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PATIENT IM MITTELPUNKT

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<strong>PATIENT</strong> <strong>IM</strong><br />

<strong>MITTELPUNKT</strong><br />

Zukunft Gesundheitsversorgung und Patientensicherheit<br />

„Wir müssen die<br />

Digitalisierung<br />

als Zugewinn<br />

sehen!“<br />

Dr. Johannes Wimmer<br />

im Interview.<br />

Seite 06<br />

NICHT<br />

VERPASSEN:<br />

Mixed Reality<br />

Digital vernetzt<br />

durch die Operation<br />

Seite 10<br />

Titelbanner Patientenportal Druck.pdf 1 02.03.22 16:37<br />

KHZG READY


2<br />

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VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />

INHALT IN DIESER AUSGABE<br />

Katja Wilksch<br />

Unser Gesundheitsdenken<br />

ist<br />

stärker denn je,<br />

warum aber fällt<br />

es uns dann so<br />

schwer, hier auch<br />

Platz für Digitalisierung<br />

zu<br />

lassen?<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

04<br />

Digital gesünder?<br />

Braucht man das? Das ist eine Frage, die oft fällt, wenn es um neue<br />

Technologien geht. Auch im Gesundheitswesen herrscht noch immer<br />

viel Skepsis gegenüber der Digitalisierung. Frei nach dem Motto:<br />

Deutschland habe doch eines der besten Gesundheitssysteme weltweit<br />

– also warum sollten wir etwas ändern müssen?<br />

360° Patientensicherheit<br />

Aktionsplan für eine bessere<br />

medizinische Versorgung<br />

08<br />

Elektronische<br />

Patientenakte<br />

Arztbesuch auf Augenhöhe<br />

Key Account Manager Health: Katja<br />

Wilksch Geschäftsführung: Richard<br />

Båge (CEO), Philipp Colaço (Managing<br />

Director), Franziska Manske (Head<br />

of Editorial & Production), Henriette<br />

Schröder (Sales Director) Designer:<br />

Ute Knuppe Mediaplanet-Kontakt:<br />

redaktion.de@mediaplanet.com<br />

Coverbild: logika600/shutterstock<br />

Alle Artikel mit der Kennung „in<br />

Zusammenarbeit mit“ sind keine<br />

neutrale Mediaplanet-Redaktion.<br />

facebook.com/MediaplanetStories<br />

@Mediaplanet_germany<br />

Please recycle<br />

Sebastian<br />

Zilch<br />

Geschäftsführer<br />

Bundesverband<br />

Gesundheits-<br />

IT – bvitg e. V.<br />

Wir alle haben in<br />

den vergangenen<br />

Monaten<br />

erlebt, dass<br />

auch unser Gesundheitssystem<br />

an seine Grenzen<br />

gelangen kann. Gerade die<br />

digitalen Versäumnisse<br />

vergangener Jahrzehnte<br />

wurden dabei mehr als<br />

ersichtlich: Oft fehlte es an<br />

verlässlichen Daten und die<br />

Politik musste ihre Entscheidungen<br />

nicht selten<br />

auf Basis von Schätzungen<br />

und Prognosen fällen.<br />

Mehr Digitalisierung war<br />

folgerichtig eine der<br />

Kernempfehlungen eines<br />

Ende Januar veröffentlichten<br />

Berichts des COVID-<br />

19-Expert*innenrats der<br />

Bundesregierung.<br />

Corona könnte dabei<br />

nicht einmal die größte<br />

Belastungsprobe gewesen<br />

sein. Landflucht, eine immer<br />

älter werdende Gesellschaft<br />

und Fachkräftemangel<br />

sind schon heute ganz<br />

reale Herausforderungen,<br />

die sich eher noch weiter<br />

verschärfen werden.<br />

Bei der Lösung kann<br />

die Digitalisierung eine<br />

Schlüsselrolle einnehmen.<br />

Digitale Anwendungen<br />

sind dabei alles andere als<br />

Science-Fiction, sondern<br />

im Gegenteil schon heute<br />

erlebbar: von der digitalen<br />

Terminvergabe über<br />

Videosprechstunden bis<br />

hin zu Apps auf Rezept, die<br />

Patientinnen und Patienten<br />

unterstützen, gesund<br />

zu werden und zu bleiben.<br />

Bald werden wir auch ganz<br />

selbstverständlich in der<br />

Arztpraxis ein elektronisches<br />

Rezept für Medikamente<br />

ausgestellt bekommen<br />

sowie auf wichtige<br />

Diagnosen und Befunde<br />

jederzeit mit einer elektronischen<br />

Patientenakte<br />

zugreifen können. Ganz<br />

zu schweigen davon, dass<br />

IT schon heute im Hintergrund<br />

für einen reibungslosen<br />

Ablauf in Gesundheitseinrichtungen<br />

sorgt und<br />

dabei hilft, medizinisches<br />

Personal zu entlasten.<br />

Die Mehrwerte sind also<br />

da, jetzt gilt es sie nur zu<br />

vermitteln und zu nutzen<br />

und weitere Potenziale<br />

zu erschließen. Damit es<br />

bei der Digitalisierung im<br />

Gesundheitswesen eines<br />

Tages nicht mehr heißt:<br />

Braucht man das? Sondern:<br />

Wie konnten wir nur ohne?


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 3<br />

Fallbeispiel: Depression Text Luke Schröder<br />

Warum eine patientenzentrierte<br />

Wahrnehmung<br />

so wichtig ist.<br />

Die Corona-Pandemie<br />

und das zunehmend<br />

unsichere Weltgeschehen<br />

stellt Menschen, die an<br />

einer Depression erkrankt<br />

sind, vor immense Herausforderungen.<br />

Denn: Unter einer<br />

Depression vergrößert sich<br />

alles Negative im Leben und<br />

wird ins Zentrum gerückt.<br />

Sorgen und Ängste scheinen<br />

ins Unüberwindbare<br />

zu wachsen.<br />

Fast 20 Prozent<br />

aller Menschen sind<br />

von einer Depression<br />

betroffen. Neun von<br />

Jede*r<br />

Fünfte<br />

erkrankt an<br />

Depression.<br />

zehn Suiziden unter<br />

jungen Erwachsenen<br />

werden mit Depression<br />

in Verbindung<br />

gebracht.<br />

Aus Angst vor Vorurteilen<br />

und Stigmatisierung<br />

vermeiden<br />

Menschen, die mit einer Depression<br />

leben, professionelle<br />

Hilfe in Anspruch zu nehmen.<br />

Depressionen betreffen aber<br />

auch das Umfeld der erkrankten<br />

Menschen wie Familie,<br />

Freunde und auch Arbeitskollegen.<br />

Auch diese gilt es<br />

zu unterstützen und<br />

ihnen langfristig mit<br />

Rat und Tat zur Seite<br />

zu stehen. Trotz der<br />

großen Zahl an Menschen,<br />

die direkt oder<br />

Zu selten<br />

wird offen über<br />

Depression<br />

gesprochen.<br />

indirekt von Depressionen<br />

betroffen sind,<br />

scheint die Depression<br />

immer noch ein<br />

Tabuthema zu sein<br />

und nicht als Krankheit<br />

wahrgenommen<br />

zu werden.<br />

Umso dringlicher scheint es,<br />

die Erkrankung weiter<br />

in den Fokus der<br />

Öffentlichkeit zu<br />

rücken und Betroffene<br />

Patient*innen<br />

in den Mittelpunkt<br />

zu stellen. Ziel sollte<br />

es sein, über die<br />

Erkrankung mit ihren<br />

möglichen „schlimmen“<br />

Konsequenzen in der Gesellschaft<br />

aufzuklären. Die Erkrankung<br />

ernst nehmen, und<br />

Die<br />

Erkrankung<br />

wird oft zu spät<br />

erkannt und<br />

damit zu spät<br />

behandelt.<br />

im zweiten Schritt die Ernsthaftigkeit<br />

der Erkrankung zu<br />

vermitteln, um so Betroffenen<br />

einen offenen Umgang zu<br />

ermöglichen, damit schnell<br />

Hilfe aufgesucht und auch<br />

eine Therapie vermittelt werden<br />

kann. Ist die Angst, von<br />

Angesicht zu Angesicht über<br />

das Leiden zu sprechen,<br />

zu groß, gibt es<br />

immer mehr Möglichkeiten,<br />

auch auf<br />

digitalem Weg<br />

Gehör zu finden,<br />

um frühzeitig und<br />

offen über Depression<br />

reden zu können. Denn nur<br />

wer sich rechtzeitig austauscht<br />

und informiert, dem<br />

kann besser und schneller<br />

geholfen werden.<br />

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„Stell dich nicht so an“<br />

hat mich nur noch mehr<br />

runtergezogen.<br />

Die Erkrankung Depression wird immer noch verharmlost, verleugnet und<br />

versteckt. Die Folgen sind fatal. Doch wir können etwas dagegen tun.<br />

Wir können uns #GemeinsamGegenDepression stellen und offen über<br />

das Thema reden. Infos, Hilfe und Andys Geschichte unter<br />

www.gemeinsam-gegen-depression.de<br />

EM-89122


4<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

360° Patientensicherheit<br />

Seit über 15 Jahren<br />

setzt sich das Aktionsbündnis<br />

Patientensicherheit<br />

als Netzwerkorganisation,<br />

gebildet<br />

aus Akteuren aus der<br />

gesamten Bandbreite<br />

des deutschen Gesundheitssystems,<br />

für die<br />

Erhöhung von Patientensicherheit<br />

ein.<br />

Das Ziel: gemeinsam<br />

für mehr Patientensicherheit!<br />

(#togetherpatientsafetyfirst.)<br />

Dabei widmet sich das<br />

Bündnis der Erforschung,<br />

Entwicklung<br />

und Verbreitung dazu<br />

geeigneter Methoden.<br />

Das Aktionsbündnis<br />

Patientensicherheit ist<br />

seit seiner Gründung<br />

Motor für dieses Thema<br />

in Deutschland.<br />

Text Aktionsbündnis Patientensicherheit<br />

Auf die WHO und<br />

deren „Globalen<br />

Aktionsplan für<br />

Patientensicherheit<br />

2021–2030“ konzentriert<br />

das Aktionsbündnis<br />

Patientensicherheit seine<br />

Kommunikation und seine<br />

Veranstaltungen im Jahr<br />

2022. Das Aktionsbündnis<br />

Patientensicherheit will als<br />

das Organ in Deutschland,<br />

das für eine Erhöhung von<br />

Patientensicherheit steht,<br />

dabei unterstützen, wenn<br />

Deutschland sich an den<br />

Dr. Ruth Hecker<br />

Vorsitzende<br />

des Aktionsbündnisses<br />

Patientensicherheit<br />

globalen Zielen messen<br />

lassen muss. Vor allem aber<br />

könnten der Aktionsplan und<br />

damit losgetretene Prozesse<br />

endlich dazu führen, das<br />

Thema Patientensicherheit<br />

in Deutschland nachhaltig<br />

umzusetzen.<br />

Erst zum vergangenen<br />

„Welttag der Patientensicherheit“<br />

betonte das Aktionsbündnis<br />

Patientensicherheit,<br />

dass die Maßnahmen in<br />

Deutschland, um Qualität der<br />

medizinischen Versorgung in<br />

Deutschland zu erhöhen,<br />

nicht ausreichten. So erläuterte<br />

die Vorsitzende des<br />

Aktionsbündnisses Patientensicherheit,<br />

Dr. Ruth Hecker,<br />

dass das schwächste Glied<br />

im Gesundheitswesen, der<br />

Patient oder die Patientin,<br />

aufgrund der Komplexität des<br />

Gesundheitswesens und im<br />

Streit der unterschiedlichen<br />

Interessengruppen um ihre<br />

jeweilige Aufmerksamkeit auf<br />

der Strecke bleibe. Und damit<br />

seine oder ihre bedarfsgerechte<br />

und sichere Versorgung.<br />

„Sicherheitskultur ist der<br />

Dreh- und Angelpunkt, auch<br />

eines der Ziele innerhalb des<br />

Globalen Aktionsplans für Patientensicherheit<br />

2021–2030<br />

und zentral für eine gute Patientenversorgung“,<br />

ist Dr. Ruth<br />

Hecker überzeugt. „Wenn<br />

wir mehr Sicherheitskultur<br />

fördern und fordern, wird das,<br />

was bei unseren Patientinnen<br />

und Patienten ankommt,<br />

besser sein.“ Und weiter: „Die<br />

Sicherheitskultur ist nicht<br />

da, wo sie sein müsste. Ich<br />

möchte, dass wir uns alle<br />

für die Patientensicherheit<br />

starkmachen und dass das<br />

Kriterium Patientensicherheit<br />

überall einen höheren<br />

Stellenwert bekommt. Dafür<br />

müssen wir ehrlich miteinander<br />

umgehen, wenn es darum<br />

geht, Bedingungen oder<br />

Fehler in der medizinischen<br />

Versorgung anzusprechen,<br />

und versuchen, Lösungen zu<br />

erarbeiten. Die Person, die<br />

Probleme anspricht, sollte<br />

dies ganz frei tun können.<br />

Es soll eine Kultur geprägt<br />

werden, in der wir bewusst<br />

mit Risiken umgehen, um<br />

so für mehr Sicherheit für<br />

Mitarbeitende und Patienten<br />

zu sorgen.“<br />

Constantin Grosch,<br />

stellvertretender Vorsitzender<br />

des Aktionsbündnisses<br />

Patientensicherheit, zeigte<br />

kürzlich auf, dass in der<br />

Planung für die nächste<br />

Legislaturperiode Patientensicherheit<br />

und Qualität<br />

im Gesundheitswesen so<br />

gut wie keine Erwähnung<br />

fanden. Auch das Thema<br />

Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />

und die Nutzen<br />

für Patient*innen seien zu<br />

wenig, betonte der Verein.<br />

Die elektronische Patientenakte<br />

etwa sei nicht einfach<br />

handhabbar und im Moment<br />

nur geeignet für „fitte und<br />

gebildete Menschen“, sagte<br />

Constantin Grosch.<br />

Im Globalen Aktionsplan<br />

für Patientensicherheit der<br />

WHO seien sieben strategische<br />

Handlungsfelder mit 35<br />

konkreten Zielen enthalten,<br />

die bis 2030 angegangen<br />

werden sollen, erklärte<br />

APS-Generalsekretär Prof.<br />

Dr. Reinhard Strametz.<br />

„Deutschland als Mitgliedsland<br />

der WHO wird<br />

in Zukunft von der Weltgemeinschaft<br />

daran gemessen<br />

werden, wie weit es auf dem<br />

Weg zu der Eliminierung<br />

vermeidbarer Schäden in der<br />

Gesundheitsversorgung gekommen<br />

ist. Wir haben neun<br />

Jahre Zeit, zu beweisen, dass<br />

Deutschland wirklich eines<br />

der besten Gesundheitssysteme<br />

der Welt hat. Und gemessen<br />

wird richtigerweise<br />

an der Patientensicherheit“,<br />

erläuterte Strametz.<br />

Neben dem Globalen Aktionsplan<br />

für Patientensicherheit<br />

der WHO sind Themen,<br />

die im besonderen Fokus für<br />

das Aktionsbündnis Patientensicherheit<br />

stehen: Infektionsprävention<br />

(Deutschland<br />

erkennt Sepsis), die<br />

Implementierung von APS-<br />

Handlungsempfehlungen<br />

oder auch Digitalisierung.<br />

APS-JAHRES-<br />

TAGUNG 2022<br />

Die 16. APS-Jahrestagung<br />

findet vom 12. bis 13. Mai<br />

statt und ist als reine<br />

Präsenzveranstaltung<br />

geplant. Das Motto lautet:<br />

„360° Patientensicherheit.<br />

Think global, act local!“<br />

Das dazugehörige Programm<br />

orientiert sich an<br />

den sieben strategischen<br />

Zielen des Globalen Aktionsplans<br />

für Patientensicherheit<br />

2021–2030 der WHO.


Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit TAKEDA PHARMA VERTRIEB GMBH & CO. KG entstanden.<br />

Für mehr Kerzen auf der<br />

Geburtstagstorte<br />

Text Nina von Reden<br />

„<br />

Mit Machine Learning<br />

und Künstlicher<br />

Intelligenz können<br />

wir Anzeichen Seltener<br />

Erkrankungen schneller erfassen<br />

und bestimmen“, sagt<br />

Heidrun Irschik-Hadjieff. Sie<br />

ist die Deutschland-Chefin<br />

von Takeda, einem der weltweit<br />

führenden forschenden<br />

biopharmazeutischen Unternehmen.<br />

„Mediziner sehen<br />

solche Krankheitsbilder vielleicht<br />

nur ein- oder zweimal<br />

in ihrem Berufsleben. Es ist<br />

herausfordernd, Symptome<br />

von rund 7.000 verschiedenen<br />

Erkrankungen im Kopf<br />

zu behalten. Eine KI kann<br />

hier unterstützen.“ Die Digitalisierung<br />

spielt für Takeda<br />

eine wichtige Rolle in der<br />

Forschung. Sie ermöglicht<br />

beispielsweise eine frühzeitige<br />

Diagnose, um rechtzeitig<br />

eine entsprechende Therapie<br />

einleiten zu können.<br />

Forschung verlängert Leben<br />

Die Statistik ist keine Freundin<br />

der Seltenen Erkrankungen:<br />

In 95 Prozent aller<br />

Fälle gibt es keine Therapie,<br />

über die Hälfte der Symptome<br />

beginnt in der Kindheit<br />

und drei von 10 betroffenen<br />

Kindern erleben ihren<br />

fünften Geburtstag nicht.<br />

„Dieser Status quo ist nicht<br />

akzeptabel. Wir müssen<br />

dafür sorgen, dass mehr<br />

Kerzen auf der Geburtstagstorte<br />

stehen“, so Heidrun<br />

Irschik-Hadjieff. Takeda<br />

sieht große Chancen im<br />

Bereich der Gentherapie, bei<br />

maßgeschneiderten Therapien<br />

und im Ausbau der<br />

Screening-Möglichkeiten.<br />

Dafür braucht es innovative<br />

und technisch fortschrittliche<br />

Lösungen, um enorme<br />

Datenmengen zu analysieren<br />

– etwa bei moderner<br />

Gensequenzierung.<br />

Mut zu ungewöhnlichen<br />

Wegen<br />

Bei den Seltenen Erkrankungen<br />

verfolgt Takeda einen<br />

patientenzentrierten und<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 5<br />

Wann ist eine Erkrankung selten? Dann wenn sie nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betrifft, so die<br />

Definition der EU. Darunter fallen über 7.000 verschiedene Krankheiten wie Gerinnungs- oder Stoffwechselstörungen.<br />

So ist die Gesamtzahl der Betroffenen in Deutschland sehr hoch: Vier Millionen Menschen – mehr<br />

als Berlin Einwohner hat. Wie die Forschung im Kampf gegen Seltene Erkrankungen hilft.<br />

EXA/DE/CORP/0152 FOTO: GETTY <strong>IM</strong>AGES<br />

Für mehr Kerzen auf der Geburtstagstorte – Takedas Initiative für Seltene Erkankungen<br />

interdisziplinären Ansatz.<br />

Die Initiative „SE! Stark<br />

Engagiert.“ soll den schwierigen<br />

Weg bis zur richtigen<br />

Diagnose und Behandlung<br />

verkürzen. Takeda will<br />

Wissen fördern und die<br />

Sensibilität für unspezifische<br />

Symptome und Muster im<br />

Krankheitsverlauf erhöhen.<br />

In einer Ideenwerkstatt<br />

entwickelten Mediziner und<br />

Psychotherapeuten, Digitalexperten,<br />

Kommunikatoren<br />

und Kreative gemeinsam mit<br />

direkt und indirekt betroffenen<br />

Menschen zukunftsweisende<br />

Ideen. Eine davon<br />

ist eine Kampagne auf der<br />

Online-Plattform TikTok.<br />

„Wir machen die Seltenen Erkrankungen<br />

sichtbarer“, sagt<br />

Heidrun Irschik-Hadjieff.<br />

„Gerade jungen Menschen<br />

sind Aufklärung und Inklusion<br />

wichtig. Wir sind aufgeschlossen<br />

für Neues und<br />

gehen selbstbewusst dorthin,<br />

wo sie sich aufhalten.“<br />

Mit seinem Engagement<br />

möchte Takeda in Wissenschaft,<br />

Wirtschaft, Politik<br />

und der Bevölkerung das<br />

richtige Klima schaffen, um<br />

Lösungen im Kampf gegen<br />

Seltene Erkrankungen zu<br />

finden.<br />

Mehr Informationen unter :<br />

takeda.de


6<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Zugewinn<br />

Digitalisierung<br />

Dr. Johannes Wimmer ist ein bekannter Mediziner<br />

mit eigenem Youtube-Kanal und Fernseharzt,<br />

dem Zuschauer vertrauen. Er hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, die Kommunikation zwischen<br />

Ärzt*innen und Patient*innen zu verbessern.<br />

Text Merima Pasic<br />

FOTO: MEDSERVATION PETER LUND<br />

Sie haben sich das Thema<br />

der bestmöglichen Arzt-Patienten-Kommunikation<br />

zur<br />

Aufgabe gemacht. Warum<br />

ist Ihnen dies im Vergleich<br />

zu manch anderen Kollegen<br />

so wichtig?<br />

Wir wissen, dass die Arzt-<br />

Patienten-Kommunikation<br />

wichtig ist für den Behandlungserfolg<br />

und die Therapieadhärenz,<br />

also ob ein<br />

Patient beispielsweise seine<br />

Medikamente nimmt oder<br />

nicht. Auch Studien belegen<br />

diesen Effekt. Ich glaube,<br />

die Bedeutung der Arzt-<br />

Patienten-Kommunikation<br />

ist mittlerweile bei vielen<br />

Ärzten angekommen, auch<br />

wenn es schon komisch<br />

klingt, dass Ärzte hier noch<br />

Nachhilfe brauchen. Selbst<br />

Akteure wie die Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen und<br />

die Ärztekammern haben<br />

die Relevanz erkannt und<br />

Leitfäden und Informationen<br />

zusammengestellt. Was mich<br />

von vielen Kolleginnen und<br />

Kollegen unterscheidet, ist,<br />

dass ich die Digitalisierung<br />

für einen riesigen Zugewinn<br />

bei der Arzt-Patienten-<br />

Kommunikation halte. Leider<br />

löst das Wort Digitalisierung<br />

bei vielen Medizinern immer<br />

noch Spasmen aus.<br />

Freuen Sie sich, wenn ein<br />

via Google informierter Patient<br />

zu Ihnen kommt, oder<br />

ist die Flut an Information<br />

ein Gräuel? Was halten Sie<br />

hier noch für gesund?<br />

Ja! Das ist doch als ein riesiger<br />

Gewinn zu sehen, der<br />

Patient interessiert sich für<br />

seine Gesundheit und schaut<br />

auch selbst, was er tun kann.<br />

Da ist ein Mensch, der Eigeninitiative<br />

zeigt, das müssen<br />

Ärzte doch unterstützen. Die<br />

Patienten können ja nun mal


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 7<br />

rein gar nichts dafür, dass<br />

im Internet so viel Schrott<br />

zu finden ist. Aber der Arzt,<br />

der den Patienten abstraft,<br />

weil er sich für seine eigene<br />

Gesundheit engagiert, ist<br />

offenbar nicht über die Denke<br />

des Halbgottes in Weiß<br />

aus der Schwarzwaldklinik<br />

hinweggekommen.<br />

Wo und vor allem wie sollte<br />

sich ein mündiger Patient<br />

denn Ihrer Meinung nach<br />

über seine Krankheit informieren?<br />

Ein großes Problem sind die<br />

vielen unseriösen Informationsangebote<br />

im Internet.<br />

Davon sollte man sich nicht<br />

beeinflussen lassen, auch<br />

wenn die dort angebotenen<br />

Infos, Lösungen und Therapien<br />

oft verführerisch klingen.<br />

Seriöse Quellen sind professionelle<br />

Fachmedien, Seiten<br />

von Patientenverbänden,<br />

aber auch geförderte Angebote,<br />

wie zum Beispiel der www.<br />

krebsinformationsdienst.de<br />

oder www.Patienten-Information.de.<br />

Foren sollte man<br />

grundsätzlich mit Vorsicht<br />

genießen, dort erstellen<br />

Laien oft echte Horror-<br />

Diagnosen. Pharma-Seiten,<br />

z. B. von Medikamenten, sollte<br />

man sehr bewusst konsumieren,<br />

und nicht vergessen,<br />

dass hier auch kommerzielle<br />

Interessen eine Rolle spielen.<br />

Welches Ziel verfolgen<br />

Sie selbst mit Ihrer Arbeit<br />

und Ihrer Onlineplattform<br />

doktorwimmer.de?<br />

Auf meiner Website schaffe<br />

ich seriöse Inhalte, die leicht<br />

verständlich sind, aber<br />

trotzdem fundiert und vertrauenswürdig.<br />

Ich erkläre<br />

die Themen ganz bewusst<br />

mit einfachen Worten und<br />

anschaulichen Beispielen,<br />

so, als würde ich tatsächlich<br />

mit meinem Gegenüber<br />

sprechen. Auf Augenhöhe,<br />

empathisch und manchmal<br />

auch mit einer Prise Humor.<br />

Medizin ist spannend und<br />

der menschliche Körper<br />

faszinierend – genau das<br />

möchte ich mit den Menschen<br />

teilen. Auf meiner<br />

Website, auf Instagram, Facebook<br />

und neuerdings auch<br />

auf der Plattform TikTok, wo<br />

ich auch junge Menschen<br />

erreichen kann.<br />

Ich als Otto Normalpatient<br />

freue mich sehr darüber,<br />

dass wir beim Thema Digitalisierung<br />

endlich aus den<br />

Puschen kommen. Worauf<br />

freuen Sie sich als Mediziner<br />

dabei besonders?<br />

Wir machen momentan größere<br />

Schritte als jemals zuvor,<br />

das ist hervorragend. Aber<br />

man sollte dann auch wirklich<br />

innovativ sein und nicht<br />

eine Online-Terminvergabe,<br />

die es für Tischreservierungen<br />

so schon seit über zehn<br />

Jahren gibt, als „hottest shit<br />

on the market“ abfeiern. Mit<br />

anderen Worten, alles, was es<br />

jetzt gibt, einfach irgendwie<br />

per Internet anzubieten,<br />

löst nicht die Probleme. Wir<br />

brauchen smarte Lösungen,<br />

die medizinisches Personal<br />

und Patienten besser zusammenbringen,<br />

statt nach dem<br />

Motto „Stellen Sie sich in<br />

drei Wochen wieder vor“, das<br />

kann drei Wochen zu spät<br />

oder komplett unnötig sein.<br />

Wenn ich als Patient aber Lösungen<br />

habe, die mich und<br />

meine Ärzte in dem Moment,<br />

wo ich sie wirklich brauche,<br />

ohne unnötig verstopfte<br />

Wartezimmer zusammenbringen,<br />

dann sind wir in der<br />

modernen Medizin angekommen.<br />

Werden verschreibbare<br />

Apps oder die elektronische<br />

Patientenakte zum<br />

Beispiel etwas beim Thema<br />

Therapietreue ändern?<br />

Es gibt Schätzungen der<br />

WHO, dass rund die Hälfte<br />

aller Medikamente, die chronisch<br />

Kranken verschrieben<br />

werden, nie eingenommen<br />

werden. Das kann ich absolut<br />

nachvollziehen, denn Sie<br />

entscheiden ja jeden Morgen<br />

am Frühstückstisch, ob<br />

Sie das Medikament nun<br />

nehmen oder nicht. Und da<br />

gibt es viele Dinge, die einen<br />

nun einmal davon abhalten,<br />

die Tablette einzunehmen.<br />

Es kann also fast nur besser<br />

werden. Tatsächlich zeigen<br />

mittlerweile viele Studien,<br />

dass digitale Tools die Adhärenz<br />

verbessern können.<br />

Können Sie verstehen,<br />

warum manche Kollegen<br />

vor den Veränderungen<br />

„Angst“ haben?<br />

Ja, klar. Vor lauter Arbeit,<br />

Dokumentationsirrsinn und<br />

Bürokratie kann ich im Alltag<br />

solche Zukunftsgedanken<br />

gar nicht fassen. Ich traue<br />

mich ja gar nicht, daran zu<br />

denken, wie es wäre, wenn<br />

ich morgens in die Klinik<br />

komme, nicht zehn Papierakten<br />

auf mich warten würden<br />

und ich nicht mit der Erkenntnis<br />

in den Tag starten<br />

müsste, dass ich das heute<br />

doch eh alles nicht schaffen<br />

werde.<br />

Ein Bild der Idealvorstellung<br />

in naher Zukunft,<br />

sagen wir 2025: Was<br />

sollte sich und kann sich<br />

bis dahin im Bereich der<br />

medizinischen Versorgung<br />

ändern?<br />

Ich hoffe, dass sich die<br />

Kommunikation verbessert.<br />

Hier liegt der größte Mehrwert<br />

in einer zielgerichteten<br />

und weniger verschwenderischen<br />

Medizin. Sowohl<br />

intern als auch extern. Mit<br />

intern meine ich die<br />

Datenbanken. Ich kann<br />

Ihnen nicht sagen, wie häufig<br />

ich einen Patienten zum<br />

Beispiel nach einer bestehenden<br />

Impfung gefragt habe<br />

und ein Schulterzucken als<br />

Antwort bekam. Ich hoffe,<br />

dass wir im Jahre 2025 nicht<br />

immer noch verzweifelt nach<br />

unseren Impfpässen suchen<br />

müssen, sondern eine<br />

zentrale und gut funktionierende<br />

Datenbank für die<br />

medizinische Vorgeschichte<br />

unserer Patienten haben. Bei<br />

der externen Kommunikation<br />

hoffe ich darauf, dass wir<br />

Mediziner eine noch klarere<br />

und verständlichere Art<br />

finden, mit unseren Patienten<br />

zu sprechen, und dann<br />

für sie da sein können, wenn<br />

sie uns wirklich brauchen.<br />

Die Kommunikation muss<br />

den Patienten einbeziehen.<br />

Aufklärung und Motivation<br />

sind grundlegender Teil<br />

einer jeden Behandlung.<br />

WEITERE<br />

INFORMATIONEN<br />

zu aktuellen Projekten und<br />

Themen von Dr. Johannes<br />

Wimmer finden Sie auf<br />

Facebook:<br />

facebook.com/doktor<br />

johanneswimmer<br />

Instagram:<br />

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8<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Souverän mit der ePA:<br />

Arztbesuche auf Augenhöhe<br />

Mit der elektronischen Patientenakte (ePA)<br />

können Versicherte wichtige medizinische<br />

Informationen unkompliziert elektronisch<br />

speichern und einsehen sowie ihren Behandelnden<br />

zugänglich machen – die bisherige Zettelwirtschaft<br />

entfällt. Damit leistet die ePA einen<br />

wichtigen Beitrag für eine moderne und bessere<br />

Patientenversorgung. Die gematik als Spezifikatorin<br />

der ePA gewährleistet die Funktionalität<br />

und Sicherheit der Anwendung.<br />

Text Lena Dimde<br />

Alle Daten einfach<br />

verfügbar und stets<br />

im Blick: Die elektronische<br />

Patientenakte (ePA)<br />

ist ein großer Schritt für die<br />

Digitalisierung des deutschen<br />

Gesundheitswesens. Bereits<br />

seit einem Jahr, seit Januar<br />

2021, müssen die gesetzlichen<br />

Krankenkassen ihren<br />

Versicherten die ePA zur<br />

Verfügung stellen. Privat<br />

Versicherten soll in Zukunft<br />

auch eine ePA zur Verfügung<br />

stehen können. Seit Mitte<br />

des letzten Jahres können<br />

Ärzt*innen, Zahnärzt*innen<br />

und Psychotherapeut*innen<br />

erstmals medizinische Daten<br />

in die ePA einstellen.<br />

Alle Gesundheitsdaten<br />

an einem Ort<br />

Die ePA bündelt künftig alle<br />

Gesundheitsdaten einer oder<br />

eines Versicherten an einem<br />

Ort. Für die Ärzt*innen<br />

bedeutet das einen Zugang<br />

zu relevanten Dokumenten,<br />

wenn die oder der Versicherte<br />

dies wünscht. Vor<br />

allem das Besorgen alter<br />

Arztbriefe und Befunde in<br />

Papierform entfällt. Diagnosen<br />

und Dokumente aus<br />

Untersuchungen anderer<br />

Fachkolleg*innen liegen<br />

direkt vor. Das macht unnötige<br />

Doppeluntersuchungen<br />

überflüssig, erhöht die<br />

Sicherheit der Behandlungen<br />

und bringt mehr Zeit für das<br />

Wesentliche: die ärztliche<br />

Versorgung. Und für die Patientin<br />

bzw. den Patienten bietet<br />

die ePA eine Möglichkeit<br />

QUELLE: GEMATIK GMBH<br />

der Rundumdokumentation<br />

der eigenen Gesundheitsinformationen.<br />

Einfache Nutzung via<br />

App oder PC<br />

Und so funktioniert es: Versicherte<br />

müssen die App ihrer<br />

Krankenkasse auf ihr Smartphone<br />

oder Tablet laden bzw.<br />

den entsprechenden Desktop-Client<br />

installieren und<br />

einen Registrierungs- und<br />

Authentisierungsprozess<br />

durchlaufen, um darüber<br />

ihre Gesundheitsdaten zu<br />

verwalten. Darüber können<br />

dann die Berechtigungen auf<br />

die Informationen innerhalb<br />

der ePA ausgesteuert werden<br />

– also welche Institution auf<br />

welche Inhalte wie lange zugreifen<br />

darf. Alternativ kann<br />

auch der Zugriff auf die ePA<br />

in der Praxis oder im Krankenhaus<br />

jederzeit mit der<br />

elektronischen Gesundheitskarte<br />

und der dazugehörigen<br />

PIN erlaubt werden. Die Verwendung<br />

der elektronischen<br />

Patientenakte ist freiwillig,<br />

sie kann jederzeit gelöscht<br />

werden.<br />

In der ePA können medizinische<br />

Dokumente wie<br />

Arztbriefe, Befunde oder<br />

Laborergebnisse erfasst<br />

werden, seit Anfang dieses<br />

Jahres auch Mutterpass,<br />

Impfpass, Zahnbonusheft<br />

und das Kinderuntersuchungsheft.<br />

Geführt wird die<br />

ePA von den Versicherten<br />

selbst: Sie entscheiden, ob<br />

sie die ePA nutzen wollen,<br />

welche Dokumente dort<br />

eingestellt werden und wer<br />

wie lange Zugriff auf ihre<br />

FOTO: GEMATIK GMBH<br />

Lena Dimde<br />

Produktmanagerin<br />

für die<br />

elektronische<br />

Patientenakte<br />

bei der gematik<br />

GmbH<br />

Gesundheitsdaten erhält.<br />

Die Datennutzung in der<br />

ePA können sie in einem<br />

Protokoll nachlesen. Ärztinnen<br />

und Ärzte können bei<br />

erteiltem Zugriff Dokumente<br />

einstellen, einsehen und<br />

lokal in ihrem Praxisverwaltungssystem<br />

abspeichern.<br />

Behandlungen auf<br />

Augenhöhe<br />

Neben der breiten Funktionalität<br />

steht die elektronische<br />

Patientenakte vor allem<br />

für einen Paradigmenwechsel<br />

im Arzt-Patienten-Verhältnis:<br />

Die Patientinnen<br />

und Patienten werden noch<br />

mehr als bisher in ihre<br />

Behandlung einbezogen. Die<br />

ePA kann dabei als Werkzeugkasten<br />

verstanden<br />

werden, der das Anamnesegespräch<br />

stützen kann und<br />

dadurch eine Behandlung<br />

auf einer breiten Informationsbasis<br />

ermöglicht.<br />

Grundlage dafür, dass eine<br />

Versicherte bzw. ein Versicherter<br />

die ihr oder ihm<br />

bereitgestellte App auch wie<br />

intendiert nutzen kann, ist<br />

eine Steigerung der digitalen<br />

Gesundheitskompetenz der<br />

bzw. des Versicherten.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

gematik.de/anwendungen/<br />

e-patientenakte


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit mementor DE GmbH entstanden.<br />

Wieder gut schlafen dank<br />

App auf Rezept – geht das?<br />

Text Dr. Noah Lorenz<br />

Dr. Noah<br />

Lorenz<br />

mementor DE<br />

GmbH<br />

Weitere<br />

Informationen:<br />

somn.io<br />

In Deutschland leiden<br />

sechs bis zehn Prozent<br />

der Erwachsenen unter<br />

chronischen Ein- und Durchschlafstörungen<br />

(Insomnie).<br />

Die empfohlene erste<br />

Behandlungsmethode bei<br />

Insomnie ist die kognitive<br />

Verhaltenstherapie (KVT-I).<br />

Obwohl die KVT-I bekanntermaßen<br />

sehr wirksam<br />

ist, erhält aktuell nur ein<br />

Bruchteil der Betroffenen<br />

diese Form der Behandlung.<br />

Grund dafür ist vor allem der<br />

Mangel an Fachpersonen,<br />

die Betroffenen die KVT-I<br />

vermitteln können.<br />

Das Leipziger Unternehmen<br />

mementor hat nun eine<br />

App als relevante Alternative<br />

entwickelt. Möglich<br />

ist das auf Grundlage des<br />

Digitale-Versorgung-Gesetz<br />

(DVG), das im Dezember<br />

2019 in Kraft getreten ist.<br />

Aufgrund der nachgewiesenen<br />

hohen Wirksamkeit<br />

links:<br />

Modulansicht<br />

der DiGA somnio<br />

rechts:<br />

Individuelle<br />

Auswertung im<br />

somnio-Schlaftagebuch<br />

FOTO: SOMNIO<br />

wurde die App somnio als<br />

digitale Gesundheitsanwendung<br />

(DiGA) vom Bundesinstitut<br />

für Arzneimittel und<br />

Medizinprodukte (BfArM)<br />

zugelassen. Als erste DiGA<br />

zur Behandlung von Ein- und<br />

Durchschlafstörungen kann<br />

somnio von allen Ärzt*innen<br />

und Psychotherapeut*innen<br />

als App auf Rezept verschrieben<br />

werden. Die Kosten von<br />

somnio werden von allen<br />

gesetzlichen und den meisten<br />

privaten Krankenkassen<br />

übernommen.<br />

somnio setzt die Inhalte<br />

der kognitiven Verhaltenstherapie<br />

bei Insomnie digital<br />

um und setzt dort an, wo die<br />

herkömmliche Versorgung<br />

an ihre Grenzen stößt. In<br />

12 aufeinander aufbauenden<br />

Modulen lernen<br />

Nutzer*innen, angeleitet von<br />

einem digitalen Schlafexperten,<br />

wirksame Methoden<br />

kennen, um Schlafstörungen<br />

nachhaltig zu reduzieren.<br />

Der Weg zur App ist einfach:<br />

Betroffene sprechen ihre<br />

Ein- und Durchschlafstörungen<br />

und somnio als Behandlungsoption<br />

beim Arzt oder<br />

Psychotherapeuten an. Die<br />

behandelnde Fachperson<br />

stellt ein Kassenrezept mit<br />

der Verordnung von somnio<br />

aus. Das Rezept wird bei der<br />

Krankenkasse eingereicht, die<br />

einen Freischaltcode generiert<br />

und diesen der versicherten<br />

Person zusendet. Nach<br />

erfolgter Registrierung mit<br />

Freischaltcode kann mit dem<br />

Programm gestartet werden.<br />

Guter Schlaf ist erlernbar.<br />

Gute Nacht!<br />

Veranstaltungstipp:<br />

DER <strong>PATIENT</strong> <strong>IM</strong> GESUNDHEITSWESEN VON MORGEN<br />

Am 2. Juni organisiert das Cluster Gesundheitswirtschaft<br />

Berlin-Brandenburg in Kooperation mit der Urania Berlin<br />

eine Veranstaltung zum Thema „Der Patient im Gesundheitswesen<br />

von morgen“. Inhaltlich soll es dabei um<br />

aktuelle Entwicklungen und künftige Perspektiven für die<br />

Hauptstadt Berlin im Bereich des Gesundheitswesens<br />

gehen. Geplant ist ein Impulsvortrag mit anschließender<br />

Podiumsdiskussion. In dieser werden Themen wie<br />

Prävention statt „Reparaturmedizin“, Vermittlung von Gesundheitskompetenz<br />

in Zeiten von „Doktor Google“ und<br />

Gesundheitsapps sowie die Vernetzung im Gesundheitswesen<br />

für eine bedarfsgerechte Versorgung eine zentrale<br />

Rolle spielen. Die Veranstaltung richtet sich sowohl an<br />

die Fachöffentlichkeit als auch an Interessierte aus der<br />

breiten Bevölkerung. Sie ist als Präsenzveranstaltung in<br />

der Urania Berlin geplant und wird am 02.06.2022 von<br />

17:30 bis 19:00 Uhr stattfinden.<br />

urania.de/der-patient-im-gesundheitswesen-vonmorgen


10<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

OP-Planung<br />

mit 3-D-Bildern<br />

Prof. Dr. med. Stephan Lang, Direktor, und<br />

Prof. Dr. med. Stefan Mattheis, stellvertretender<br />

Klinikdirektor der Klinik für Hals-Nasen-<br />

Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der<br />

Universitätsmedizin Essen, zum Einsatz von<br />

Mixed-Reality-Lösungen im klinischen Alltag.<br />

Text Prof. Dr. med. Stefan Mattheis und<br />

Prof. Dr. med. Stephan Lang<br />

Seit 2015 entwickelt<br />

sich die Universitätsmedizin<br />

Essen zum Smart<br />

Hospital, treibt<br />

seitdem die Digitalisierung<br />

erfolgreich voran. Seit etwa<br />

einem Jahr fungiert die<br />

Universitätsmedizin Essen<br />

sogar als Leitbild für die<br />

Digitalisierung von Krankenhäusern<br />

in NRW. Es<br />

Prof. Dr.<br />

med. Stefan<br />

Mattheis<br />

Stv. Direktor<br />

Klinik für HNO,<br />

Kopf- und<br />

Halschirurgie,<br />

Universitätsmedizin<br />

Essen<br />

gibt viele Beispiele dafür,<br />

wie mithilfe digitalisierter<br />

Prozesse und durch den<br />

Einsatz von künstlicher<br />

Intelligenz die Abläufe, Diagnostik,<br />

Therapie und die<br />

Versorgung der Patienten<br />

verbessert werden konnten.<br />

Ein Meilenstein ist das komplett<br />

digital ausgestattete<br />

OP-Zentrum der Kliniken<br />

für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde<br />

und Augenheilkunde.<br />

Alle Phasen einer Operation<br />

– von der Planung über<br />

die Vorbereitung bis zur<br />

Prof. Dr.<br />

med. Stephan<br />

Lang<br />

Direktor Klinik<br />

für HNO,<br />

Kopf- und<br />

Halschirurgie,<br />

Universitätsmedizin<br />

Essen<br />

Durchführung des Eingriffs<br />

– sind digital miteinander<br />

vernetzt und teilweise automatisiert.<br />

Damit eröffnen<br />

sich Möglichkeiten, die man<br />

bislang nur aus Zukunftsszenarien<br />

kannte. Das gilt zum<br />

Beispiel im Hinblick auf die<br />

Visualisierung konkreter Befunde<br />

mittels Mixed Reality.<br />

Gerade bei komplexen<br />

Tumoren der Schädelbasis,<br />

seltenen Tumoren<br />

des Nasenrachenraums<br />

oder Gefäßfehlbildungen<br />

ist eine individuelle<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit CUREOSITY GMBH entstanden.<br />

Die Zukunft der<br />

Rehabilitation<br />

Eine Sekunde kann ein Leben verändern – ob<br />

durch einen Unfall oder einen Schlaganfall können<br />

die Folgen ein Leben lang spürbar sein.


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />

Operationsplanung von<br />

großer Bedeutung. Dank<br />

fortschrittlichster Technik<br />

in den neuen Operationsräumen<br />

lässt sich diese<br />

nunmehr mit einer exzellenten<br />

Präzision durchführen:<br />

Ursprünglich zweidimensionale<br />

Schnittbilder der<br />

krankhaften Struktur, die<br />

mittels Computertomografie<br />

(CT) oder Magnetresonanztomografie<br />

(MRT) erstellt<br />

wurden, werden zunächst in<br />

dreidimensionale Sequenzen<br />

transformiert. In einem<br />

zweiten Schritt erfolgt eine<br />

3-D-Visualisierung der<br />

entsprechenden Befunde<br />

und deren Lagebeziehung<br />

zu vitalen anatomischen<br />

Strukturen durch eine auf<br />

dieses Gebiet zugeschnittene<br />

Software. Die Befunde<br />

werden jedoch nicht nur<br />

am Bildschirm beurteilt,<br />

sondern lassen sich auf<br />

hochmoderne Mixed-Reality-Brillen<br />

übertragen.<br />

Durch die Mixed-Reality-<br />

Brille betrachtet lassen sich<br />

die Bilder drehen, sodass die<br />

Möglichkeit besteht, sie von<br />

allen Seiten zu evaluieren<br />

und die spätere Operation<br />

so nah wie möglich an der<br />

Realität zu planen. Das stellt<br />

eine hilfreiche Ergänzung<br />

zur herkömmlichen OP-<br />

Planung dar. Die Technik<br />

unterstützt den Operateur<br />

dabei, im Vorfeld festzulegen,<br />

wie einzelne OP-Schritte<br />

konkret im späteren chirurgischen<br />

Eingriff erfolgen<br />

sollen. Dies unterstützt die<br />

FOTO: UNIVERSITÄTSKLINIKUM ESSEN<br />

An der Universitätsmedizin<br />

Essen kommen<br />

bei der Operationsplanung<br />

Mixed-Reality-<br />

Brillen zum Einsatz.<br />

Durchführung der Operation<br />

und kann dazu beitragen,<br />

das Operationsrisiko zu<br />

minimieren.<br />

Lösungen wie diesen<br />

gehört definitiv die Zukunft.<br />

Sie verbessern aber nicht<br />

nur die Patientenversorgung,<br />

sondern auch die<br />

Ausbildung künftiger<br />

Medizinerinnen und Mediziner.<br />

Denn die Simulation<br />

von Organwelten und die<br />

virtuelle Darstellung<br />

anatomischer Gegebenheiten<br />

ist eine hochinnovative<br />

Möglichkeit, mögliche<br />

Operationen am realitätsnahen<br />

Modell zu erlernen.<br />

Die Gründer von<br />

CUREosity haben<br />

selbst Angehörige<br />

von Schwerstbetroffenen<br />

und setzten es<br />

sich deshalb aus persönlicher<br />

Motivation zum Ziel,<br />

Therapie neu zu denken.<br />

Im herkömmlichen Setting<br />

der Rehabilitation wirkt<br />

Therapie oft ermüdend und<br />

frustrierend, sowohl für Patienten<br />

als auch Therapeuten.<br />

Es mangelt an Zeit und<br />

Ressourcen. Darum bietet<br />

CUREosity Patienten und<br />

Therapeuten ein neuartiges,<br />

klinikerprobtes und motivierendes<br />

Therapiesystem<br />

basierend auf Virtual Reality<br />

(VR), das neue Möglichkeiten<br />

innerhalb der Therapie<br />

eröffnet. Auf Knopfdruck<br />

können die Patienten in<br />

verschiedenste, faszinierende<br />

Welten eintauchen,<br />

auf den Ringen des Saturns<br />

Meteore einfangen oder mit<br />

einem Delfin interaktiv Wasserball<br />

spielen. Auf spielerische<br />

Art und Weise werden<br />

die sensomotorischen und<br />

kognitiven Fähigkeiten<br />

trainiert, die Akzeptanz<br />

sowie die Bereitschaft zur<br />

Therapie werden gefördert.<br />

Durch innovative Therapiefunktionen<br />

wie Sonifikation,<br />

Spiegeltherapie,<br />

präzises Hand- und Bewegungstracking<br />

ohne Motion<br />

Sickness, effiziente Tools<br />

zur Anpassbarkeit, Automatisierung<br />

sowie Reporting<br />

setzt CUREO den neuen<br />

Standard der VR-Therapie.<br />

Viele führende, internationale<br />

Kliniken haben CUREO<br />

FOTOS: CUREOSITY GMBH<br />

Kontaktfreie Therapie durch die Remote-Funktion zwischen dem<br />

Headset des Patienten und dem Steuertablett des Therapeuten.<br />

bereits in den Therapiealltag<br />

integriert.<br />

CUREO bietet einen<br />

neuen Ansatz in der<br />

Rehabilitation, der die<br />

Bedürfnisse von Patienten<br />

in den Mittelpunkt stellt,<br />

die Anforderungen von<br />

Therapeuten sowie Kliniken<br />

einbezieht und Therapie<br />

zum Erlebnis<br />

werden lässt<br />

Text Thomas Saur


12<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

MedTech-Innovationstransfer<br />

beschleunigen<br />

Die Welt der Medizintechnologien ist faszinierend: Kardiologische Implantate bringen<br />

schwache Herzen zurück in Rhythmus. Die Endoprothetik ermöglicht wieder schmerzfreie<br />

Bewegung für die Gelenke. Robotische Assistenzsysteme sorgen für mehr Sicherheit während<br />

einer Operation. Hygieneprodukte und Impfausrüstung helfen bei der Bekämpfung<br />

von Pandemien. Die Bandbreite an Medizintechnologien ist riesig. Zusätzlich unterstützen<br />

Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger die Patient*innen beim Einsatz<br />

von Medizintechnologien auch ambulant. Text Dr. Marc-Pierre Möll<br />

Dr. Marc-<br />

Pierre Möll<br />

Geschäftsführer<br />

und<br />

Vorstandsmitglied<br />

BVMed –<br />

Bundesverband<br />

Medizintechnologie<br />

In den letzten<br />

Jahrzehnten sind<br />

auf dem Gebiet der<br />

Medizintechnologien<br />

beeindruckende<br />

Fortschritte gemacht<br />

worden. Hinzu kommt,<br />

dass sich der Gesundheitsbegriff<br />

erweitert<br />

hat: Es geht nicht nur<br />

um lebensrettende<br />

Therapien, sondern auch<br />

um Lebensqualität. Und<br />

MedTech hilft auch chronischen<br />

Patient*innen,<br />

wie alle anderen Menschen<br />

zu leben. Kurz gesagt:<br />

Moderne Medizintechnologien<br />

verbessern<br />

unsere Lebensqualität,<br />

sie retten und erhalten<br />

Leben.<br />

Innovationstreiber brauchen<br />

Unterstützung<br />

Politik und Gesellschaft<br />

konnten sich in<br />

der Corona-Krise auf<br />

die Medizintechnik-<br />

Branche verlassen: von<br />

der intensivmedizinischen<br />

Betreuung, der<br />

ambulanten Versorgung<br />

durch Homecare-Versorger<br />

und Sanitätshäuser<br />

und der gesteigerten<br />

Produktion von Spritzen<br />

und Hygieneprodukten<br />

bis hin zu den logistischen<br />

Leistungen des<br />

medizinischen Fachund<br />

Großhandels. Jetzt<br />

müssen wir die mittelständisch<br />

geprägte<br />

Medizintechnik-Branche<br />

bei der Bewältigung<br />

ihrer Herausforderungen<br />

besser unterstützen.<br />

Der Koalitionsvertrag<br />

bietet gute Ansätze, um<br />

den Mittelstand zu stärken,<br />

Bürokratie abzubauen<br />

und Innovationen zu<br />

fördern. Dafür müssen<br />

nun die konkreten Schritte<br />

folgen, um die Versorgung<br />

der Patient*innen<br />

in Deutschland mit modernen<br />

Medizintechnologien<br />

auch in Zukunft zu<br />

sichern. Insbesondere die<br />

kleineren und mittleren<br />

Unternehmen müssen als<br />

Innovationstreiber besser<br />

unterstützt werden.<br />

Der BVMed spricht<br />

sich daher unter anderem<br />

für eine „Initiative<br />

MedTech 2030“, für eine<br />

Beschleunigung des Innovationstransfers<br />

und<br />

für eine bessere Nutzung<br />

der Gesundheitsdaten<br />

für die Forschung und<br />

Versorgung aus. Denn<br />

Deutschland braucht<br />

eine forschungsstarke,<br />

leistungsfähige, wirtschaftlich<br />

gesunde und<br />

international wettbewerbsfähige<br />

Medizintechnik-Branche!<br />

Innovationen schneller<br />

einführen<br />

Gemeinsames Ziel aller<br />

Beteiligten muss es sein,<br />

Innovationen, die medizintechnischen<br />

und ökonomischen<br />

Fortschritt<br />

bieten, schneller in<br />

den Gesundheitsmarkt<br />

einzuführen. Dabei<br />

müssen die langfristigen<br />

Einsparpotenziale<br />

durch moderne Med-<br />

Tech-Verfahren in die<br />

Überlegungen und in die<br />

Kostenübernahme für<br />

medizintechnologische<br />

Produkte einbezogen<br />

werden. Die schnellere<br />

Einführung von Innovationen<br />

hat ökonomische<br />

Vorteile: Neue Untersuchungs-<br />

und Behandlungsmethoden<br />

führen<br />

zu einer Reduzierung<br />

von Fehlzeiten, verkürzen<br />

die Genesungszeiten<br />

der Patient*innen und<br />

ermöglichen es ihnen<br />

daher, schneller wieder<br />

am gesellschaftlichen<br />

Leben teilzuhaben und<br />

an den Arbeitsplatz<br />

zurückzukehren. Dies<br />

hilft den Menschen und<br />

stellt auch einen Gewinn<br />

für die Volkswirtschaft<br />

insgesamt dar.<br />

Dieser Wert von<br />

Innovationen muss aus<br />

Sicht des BVMed stärker<br />

in den Mittelpunkt der<br />

Betrachtung gerückt<br />

werden. Der Einsatz von<br />

Innovationen der Medizintechnologie<br />

wird<br />

jedoch oft dadurch erschwert,<br />

dass die meist<br />

höheren Initialkosten<br />

isoliert betrachtet<br />

werden, nicht jedoch die<br />

Nutzen- und Kosteneffekte<br />

über den Gesamtverlauf<br />

einer Behandlung<br />

oder Krankheit.<br />

Der BVMed wirbt<br />

deshalb für eine<br />

„Gesamtbetrachtung von<br />

Behandlungsprozessen“.<br />

Das nennen wir „Valuebased<br />

Healthcare“.


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 13<br />

Digitalisierung und Patientenzentrierung –<br />

geht das Hand in Hand?<br />

Admir Kulin<br />

Geschäftsführer m.Doc GmbH<br />

In der Medizin geht<br />

es immer um die<br />

Patienten –wirklich?<br />

Patientenzentrierung ist schwer zu greifen,<br />

weil es in der Medizin ja letztendlich<br />

immer um die Menschen geht, die<br />

behandelt und idealerweise geheilt werden.<br />

Allerdings wird das Individuum<br />

dabei nur sehr selten ganzheitlich betrachtet.<br />

Ein Patientenportal kann diese<br />

Problematik lösen. Zum einen haben<br />

alle Behandler – egal ob Ärzteschaft<br />

oder Pflege – über das Patientenportal<br />

jederzeit und an jedem Ort exakt dieselben<br />

Informationen zu einem Patienten<br />

oder einer Patientin. Zum anderen werden<br />

Patientinnen und Patienten bereits<br />

vor der eigentlichen Aufnahme mit einem<br />

Patientenportal zu Hause abgeholt,<br />

mit umfassenden Informationen zu ihrer<br />

Erkrankung oder Behandlung versorgt,<br />

können in den direkten Kontakt<br />

mit den Behandlern treten und werden<br />

selbst über die Entlassung hinaus engmaschig<br />

betreut – etwa im Hinblick auf<br />

etwaige Hilfsmittel sowie ambulante<br />

oder stationäre Folgebehandlung. Das<br />

hebt die stationäre Versorgung auf eine<br />

ganz neue Stufe und legt den Fokus dahin,<br />

wo er hingehört: auf die Patientinnen<br />

und Patienten.<br />

Thomas Saur<br />

Geschäftsführer CUREosity GmbH<br />

Patientendaten<br />

als medizinisches<br />

Hilfsmittel<br />

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens<br />

ist elementar, um eine optimale<br />

Patientenversorgung zu gewährleisten.<br />

In Deutschland und Europa gibt es großartige<br />

technische Möglichkeiten und<br />

Kompetenzen, die durch das Fehlen von<br />

flächendeckenden Standards für eine<br />

einheitliche Teleinformatikinfrastruktur<br />

und Datenübertragung ausgebremst<br />

werden. Für Patienten hingegen ist Zeit<br />

das höchste Gut und der Patient sollte bei<br />

allen Debatten im Mittelpunkt stehen.<br />

Mit einem pragmatischen Vorgehen<br />

und einer Einigung auf landes-/europaweite<br />

Standards könnte der vermeintliche<br />

Widerspruch zwischen Patientendatensicherheit<br />

und Digitalisierung gelöst<br />

werden. So sollten Patientendaten<br />

nicht als Ware gesehen werden, sondern<br />

als medizinisches Hilfsmittel,<br />

welches zu einer optimalen Versorgung<br />

beiträgt. Dafür arbeiten wir kontinuierlich<br />

mit Kliniken, Therapeuten und Patienten<br />

zusammen, um maßgeschneiderte<br />

CUREO-Lösungen z.B. für den<br />

Export von Therapiedaten und die Anbindung<br />

an das Krankenhausinformationssystem<br />

anbieten zu können.<br />

Andreas Gerber<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

Janssen-Cilag Deutschland<br />

Das Potenzial<br />

der Digitalisierung<br />

für mehr Patientenzentrierung<br />

ist enorm<br />

Jeder Patient soll die Chance haben, von<br />

Anfang an die im Einzelfall am besten<br />

geeignete Therapie zu erhalten – ohne<br />

Zeitverlust und unnötiges Ausprobieren<br />

unterschiedlicher Therapieansätze. Das<br />

gemeinsame Ziel aller Akteur*innen im<br />

Gesundheitswesen muss sein, die optimalen<br />

Resultate für Betroffene zu erzielen.<br />

Die Digitalisierung ist dabei nicht<br />

mehr – und nicht weniger – als Mittel zum<br />

Zweck. Wir sind gut beraten, die Möglichkeiten<br />

der Digitalisierung zu nutzen,<br />

um Betroffene bestmöglich zu informieren<br />

und zu unterstützen, um datenbasierte<br />

Therapieentscheidungen treffen<br />

und transparent nachvollziehen zu können,<br />

wie Therapien im Versorgungsalltag<br />

wirken. Die Voraussetzungen dafür sind<br />

– neben einer realistischen Balance aus<br />

Datenschutz und erlaubter Datennutzung<br />

– eine strukturierte Erfassung von<br />

Versorgungsdaten in guter Qualität, der<br />

gleichberechtigte Zugang forschender<br />

Akteure dazu und nicht zuletzt eine IT-<br />

Infrastruktur, die die Interoperabilität von<br />

Daten und Systemen gewährleistet.


14<br />

Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

ILLUSTRATION: PROSTOCKSTUDIO/SHUTTERSTOCK<br />

Marathonlauf zum Smart Hospital<br />

Text Dr. Josef Düllings, VKD-Präsident<br />

Startlinie<br />

Die Digitalisierung der Kliniken<br />

nimmt Fahrt auf. Das<br />

Krankenhauszukunftsgesetz<br />

(KHZG) mit einer Förderung<br />

von 4,3 Milliarden Euro war<br />

der Startschuss, den auch der<br />

VKD seit Jahren gefordert<br />

hat. Während Smartphones<br />

zum Alltag gehören,<br />

sind Kliniken noch in der<br />

Basisdigitalisierung, scannen<br />

Papierakten oder bauen das<br />

WLAN aus, das es privat<br />

schon vor 20 Jahren gab.<br />

Start in Zeitlupe<br />

Nach Verabschiedung<br />

des KHZG im September<br />

2020 haben viele Kliniken<br />

sofort losgelegt und ihre<br />

Projekte priorisiert. Frist<br />

zur Einreichung beim Land<br />

war September 2021. Unter<br />

anderem geht es um<br />

• digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation<br />

möglichst ohne Medienbrüche<br />

mit Bereitstellung<br />

just in time auch für andere<br />

Leistungserbringer in der<br />

Klinik,<br />

• digitale, klinische Entscheidungsunterstützung<br />

im Behandlungsprozess,<br />

• Arrivalboards: Daten des<br />

Rettungsdienstes sollen vor<br />

der Patientenaufnahme im<br />

Schockraum der Kliniken verfügbar<br />

sein. Freie Kapazitäten<br />

der Kliniken sollen digital<br />

transparent gemacht werden.<br />

• Erhöhung der Patientensicherheit<br />

durch digitales<br />

Medikationsmanagement,<br />

• Ausbau telemedizinischer<br />

Anwendungen für Patienten.<br />

Nach Weiterleitung der Projekte<br />

vom Land zum Bund<br />

kann dieser jetzt abschließend<br />

entscheiden. Danach<br />

müssen die Projekte ausgeschrieben<br />

und mit Kooperationspartnern<br />

vereinbart<br />

werden. Dies dürfte sich bis<br />

Ende 2022 hinziehen. Wenn<br />

alles gut läuft, können die<br />

Kliniken im ersten Halbjahr<br />

2023 starten. Damit sind<br />

zwei Jahre verstrichen.<br />

Marathonlauf mit<br />

Sturzgefahr<br />

Ab 2025 drohen den Kliniken<br />

allerdings schon Strafzahlungen<br />

von bis zu zwei Prozent<br />

ihrer Erlöse, wenn sie die IT-<br />

Standards des KHZG nicht<br />

einhalten. Dabei werden nicht<br />

alle Kliniken ihre Projekte<br />

gefördert bekommen. Zwei<br />

Prozent sind schon ein<br />

Absturz, da die Klinikfinanzierung<br />

ohnehin auf Kante<br />

genäht ist. Insbesondere wird<br />

die gesetzliche Zuständigkeit<br />

der Länder zur Zahlung der<br />

Investitionskosten nicht<br />

eingehalten. Die Lücke hat<br />

sich allein in den letzten zehn<br />

Jahren um weitere 40 Milliarden<br />

Euro vergrößert.<br />

Dr. Josef Düllings<br />

Präsident des VKD –<br />

Verband der Krankenhausdirektoren<br />

Deutschlands e. V.<br />

Wie viel Zukunft bleibt?<br />

Man kennt das aus der Vernachlässigung<br />

von Schulen,<br />

Bundeswehr oder Deutscher<br />

Bahn. Die Deutsche Bahn<br />

darf bis 2030 allerdings über<br />

80 Milliarden Euro in die<br />

Sanierung ihres Netzwerks<br />

und 40 Milliarden Euro unter<br />

FOTO: VKD/LOPATA<br />

anderem in die Digitalisierung<br />

investieren (RND<br />

27.09.2019). Ähnliche Summen<br />

kennt man für die Krankenhausversorgung<br />

der Bevölkerung<br />

nicht. Dabei sagen wir<br />

immer: Gesundheit ist das<br />

höchste Gut. Aber man ist ja<br />

schon mit Applaus zufrieden.<br />

Die Verknappung auf dem<br />

Fachkräftemarkt durch die<br />

massiv gestiegene Nachfrage<br />

wird zu vermehrten<br />

Abwerbungen der ohnehin<br />

raren IT- und Technikexperten<br />

im Krankenhausumfeld<br />

führen. Erschwerend kommt<br />

hinzu, dass der Markt der<br />

klinischen Lösungsanbieter<br />

sehr begrenzt ist. Hier muss<br />

mit Ressourcenengpässen<br />

und Nichteinhaltung von<br />

Terminen auch bei Auftragnehmern<br />

gerechnet werden.<br />

Als VKD appellieren wir an<br />

den Gesetzgeber, die Fristen<br />

zu strecken und die bestehenden<br />

Handlungszwänge<br />

der Praxis zu berücksichtigen.<br />

Zudem setzt eine nachhaltige<br />

Digitalisierung nach<br />

internationalen Vergleichen<br />

eine weitere Förderung von<br />

rund zwei Milliarden Euro<br />

pro Jahr über die nächsten<br />

fünf Jahre voraus.


Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 15<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit MEDFLEX GMBH entstanden.<br />

Sicher chatten mit dem Arzt Text Miriam Barbara Rauh<br />

Weniger Telefonanrufe<br />

in der Praxis,<br />

weniger Faxen,<br />

trotzdem enger in Kontakt<br />

– was passiert, wenn Ärzte<br />

und Patienten über einen<br />

Messenger kommunizieren,<br />

erklären die Gründer von<br />

medflex Martin Drees und<br />

Felix Rademacher.<br />

Was war der Auslöser<br />

für Sie, medflex zu entwickeln?<br />

Rademacher: In der Medizin<br />

wird oft noch kommuniziert<br />

wie vor 50 Jahren, viel<br />

läuft über Telefon und Fax<br />

weil moderne, sichere Lösungen<br />

für Ärzte fehlen. Das<br />

ist wenig effizient für beide<br />

Seiten: Patienten hängen<br />

ewig in der Warteschleife, das<br />

Praxisteam leidet unter dem<br />

Dauer-Telefonklingeln und<br />

weiß morgens nie, wie voll<br />

die Praxis heute werden wird.<br />

Um eigene Befunde zu erhalten,<br />

müssen Patienten in die<br />

Praxis kommen oder einen<br />

frankierten Rückumschlag<br />

schicken – das muss einfach<br />

besser laufen, finden wir.<br />

Und dann haben Sie<br />

medflex entwickelt?<br />

Drees: Ja, und unsere<br />

internen Umfragen zeigen:<br />

83 Prozent der Patienten,<br />

die medflex nutzen, rufen<br />

weniger in der Arztpraxis<br />

an. 81 Prozent finden, dass<br />

sie ihren Arzt dank medflex<br />

besser erreichen können.<br />

Terminanfragen, das<br />

Ausfüllen von Anamnesebögen,<br />

die Übermittlung<br />

von Befunden, Nachfragen<br />

zur Medikamenteneinnahme<br />

oder Rückfragen zu bestehenden<br />

Beschwerden<br />

nach dem Praxisbesuch<br />

lassen sich schneller und<br />

effizienter über unseren<br />

datensicheren Messenger<br />

klären. Im Schnitt sparen<br />

Praxen sogar 2,5 Minuten,<br />

wenn Sie Anfragen per<br />

Messenger statt per Telefon<br />

beantworten. Da kommt<br />

im Laufe des Tages einiges<br />

zusammen.<br />

Was ist Ihre Vision für ein<br />

modernes Gesundheitswesen?<br />

Drees: Dass Ärzte weniger<br />

Zeit mit administrativen<br />

FOTO: MEDFLEX GMBH<br />

Aufgaben verbringen und<br />

mehr für die Behandlung<br />

haben. Mit medflex können<br />

sich Ärzte mit Kollegen<br />

digital vernetzen und<br />

Befunde, Laborwerte oder<br />

Röntgenbilder austauschen<br />

und per Chat besprechen.<br />

Und sie können diese<br />

Dokumente dem Patienten<br />

digital senden, ohne Fax<br />

und Porto. Mit medflex<br />

sparen Ärzte und Patienten<br />

Zeit und Wege und bleiben<br />

dennoch enger in Kontakt<br />

–z. B. durch kurze Textnachrichten<br />

zum Genesungsverlauf.<br />

Oft hört der Arzt nach<br />

dem Praxisbesuch nichts<br />

mehr vom Patienten. Oder<br />

per Telenachsorge über<br />

unsere Videosprechstunde,<br />

z. B. nach einer Klinikentlassung<br />

für Patienten, die<br />

zeitnah keinen Facharzt zur<br />

Weiterbehandlung finden,<br />

was zum immer größeren<br />

Problem wird.<br />

Mehr Informationen zum<br />

Programm unter: medflex.de<br />

Hinweis: Patienten können sich nur auf<br />

Einladung ihres Arztes registrieren<br />

Veranstaltungstipp:<br />

DIGITALE TRANSFORMATION IN KRANKENHÄUSERN<br />

Vom 18.05. bis 19.05.2022 findet der Kongress Krankenhausführung<br />

und digitale Transformation im Parkhotel<br />

Bad Kreuznach statt. Verantwortlich für die Organisation<br />

ist das Eco System ENTSCHEIDERFABRIK, das seit<br />

2006 mit Krankenhausentscheidern die Chancen der<br />

digitalen Transformation umsetzt. Auf dem Kongress<br />

werden Digitalisierungs- und Schwerpunktthemen in<br />

Vorträgen und Workshops behandelt. Dabei stehen am<br />

ersten Kongresstag die fünf Digitalisierungsthemen von<br />

2021, deren Ergebnisse und acht Workshops zu daraus<br />

resultierenden Schwerpunktthemen im Vordergrund. Am<br />

zweiten Kongresstag finden vier deutschsprachige und<br />

eine internationale Session statt, an denen unter anderem<br />

amerikanische Partnerkliniken teilnehmen. Begleitet wird<br />

der Kongress von einer Industrieausstellung und Abendveranstaltungen.<br />

Weitere Informationen finden Sie hier:<br />

entscheiderfabrik.com/kh-fuehrung-digitale-transformation-2022


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