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WAA Wackersdorf – Vor und hinter dem Zaun

Eine Fotodokumentation von Gerhard Götz In den 1980er-Jahren lehnte sich eine ganze Region gegen eine in Wackersdorf/Bayern geplante Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) für Kernbrennstoffe auf. Hunderttausende Menschen aus ganz Europa kamen im Lauf der Jahre zum Bauzaun der Anlage und demonstrierten für eine atomfreie Zukunft. Nach neun Jahren der Auseinandersetzung zwischen Staatsapparat und Bevölkerung wurde das Projekt in Wackersdorf 1989 noch vor Inbetriebnahme – nachdem bereits 10 Milliarden DM investiert worden waren – gestoppt. Gerhard Götz dokumentierte als nebenberuflicher Fotojournalist die Protestbewegung auf der einen Seite des Zauns für die lokale Tageszeitung. Zugleich kam er durch seine hauptberufliche Tätigkeit als Bundesgrenzschutz- Beamter auf die andere Seite, wo er Polizeikontrollen und den Baufortschritt der WAA festhalten konnte. Ab 1987 beauftragte ihn sogar die DWW (Deutsche Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf) Pressefotos zu machen. Der im September 2018 erscheinende Bildband gewährt mit über 500 Fotos aus der Zeit von 1981 bis 1990 Einblicke in die Geschehnisse vor und hinter dem Zaun der WAA Wackersdorf. Bildband mit über 500 Fotos, Landkarte, Glossar, Chronik, einem einführendem Text über die Geschichte der WAA Wackersdorf, Bildunterschriften, historischen Zeitungsberichten und einem Interview mit Gerhard Götz.

Eine Fotodokumentation von Gerhard Götz

In den 1980er-Jahren lehnte sich eine ganze Region gegen eine in Wackersdorf/Bayern geplante Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) für Kernbrennstoffe auf. Hunderttausende Menschen aus ganz Europa kamen im Lauf der Jahre zum Bauzaun der Anlage und demonstrierten für eine atomfreie Zukunft. Nach neun Jahren der Auseinandersetzung zwischen Staatsapparat und Bevölkerung wurde das Projekt in Wackersdorf 1989 noch vor Inbetriebnahme – nachdem bereits 10 Milliarden DM investiert worden waren – gestoppt.

Gerhard Götz dokumentierte als nebenberuflicher Fotojournalist die Protestbewegung auf der einen Seite des Zauns für die lokale Tageszeitung. Zugleich kam er durch seine hauptberufliche Tätigkeit als Bundesgrenzschutz- Beamter auf die andere Seite, wo er Polizeikontrollen und den Baufortschritt der WAA festhalten konnte. Ab 1987 beauftragte ihn sogar die DWW (Deutsche Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf) Pressefotos zu machen. Der im September 2018 erscheinende Bildband gewährt mit über 500 Fotos aus der Zeit von 1981 bis 1990 Einblicke in die Geschehnisse vor und hinter dem Zaun der WAA Wackersdorf.

Bildband mit über 500 Fotos, Landkarte, Glossar, Chronik,
einem einführendem Text über die Geschichte der WAA Wackersdorf,
Bildunterschriften, historischen Zeitungsberichten
und einem Interview mit Gerhard Götz.

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Eine Fotodokumentation von Gerhard Götz<br />

<strong>Vor</strong> <strong>und</strong> <strong>hinter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Zaun</strong><br />

Herausgeberin Anne Madlene Schleicher | Gestaltung & Verlag Büro Wilhelm


0000 Hier Blindtext<br />

Eine Fotodokumentation von Gerhard Götz<br />

<strong>Vor</strong> <strong>und</strong> <strong>hinter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Zaun</strong><br />

Herausgeberin<br />

Anne Madlene Schleicher<br />

Gestaltung & Verlag<br />

Büro Wilhelm<br />

2


INHALT<br />

04<br />

VORWORT<br />

08<br />

GESCHICHTE DER<br />

<strong>WAA</strong> WACKERSDORF<br />

12<br />

CHRONIK<br />

14<br />

LANDKARTE<br />

Wir bedanken uns bei allen, die dieses Projekt<br />

als Buchpartner finanziell unterstützt haben:<br />

Sparkasse im Landkreis Schwandorf<br />

Gemeinde <strong>Wackersdorf</strong><br />

Baumgärtner & Duscher Immobilien, <strong>Wackersdorf</strong><br />

Christine Wild / Cafe Lawendls, Fronberg<br />

Landkreis Schwandorf<br />

Anette & Jürgen Ruttmann, Lintach<br />

Sepp Bichler / Solarpark Fronberg<br />

Christine & Conny Kauzner / Saftgras, Schwandorf<br />

Bürgerinitiative Schwandorf<br />

Stadt Schwandorf <strong>und</strong> Stadtarchiv Schwandorf<br />

Peter Pracht, Schwandorf<br />

Norbert Rötzer, Schwandorf<br />

Stadt Burglengenfeld<br />

16<br />

FOTODOKUMENTATION<br />

1981 <strong>–</strong> 1990<br />

256<br />

INTERVIEW MIT GERHARD GÖTZ<br />

264<br />

IMPRESSUM


Begegnung am <strong>Zaun</strong>,<br />

1986<br />

DIE GESCHICHTE DER<br />

WIEDERAUFARBEITUNGSANLAGE<br />

WACKERSDORF<br />

Dr. Janine Gaumer<br />

Dafür oder dagegen? Diese Frage hat<br />

sich in den Achtzigerjahren wahrscheinlich<br />

so gut wie jeder Oberpfälzer<br />

<strong>und</strong> jede Oberpfälzerin gestellt.<br />

Die Antwort entschied darüber,<br />

welcher Seite man sich zugehörig<br />

fühlte: den <strong>WAA</strong>-Gegnerinnen <strong>und</strong><br />

-Gegnern, die sich über Jahre<br />

hinweg jeden Sonntag vor <strong>dem</strong><br />

<strong>Wackersdorf</strong>er Bauzaun einfanden,<br />

um gegen die als ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />

<strong>und</strong> umweltschädlich eingeschätzte<br />

Wiederaufarbeitungsanlage<br />

zu <strong>dem</strong>onstrieren, oder den <strong>WAA</strong>-<br />

Befürworterinnen <strong>und</strong> -Befürwortern,<br />

die <strong>dem</strong> Bau <strong>hinter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Zaun</strong><br />

wohlwollend entgegensahen, weil<br />

er Arbeitsplätze versprach für eine<br />

wirtschaftlich gebeutelte Region. <strong>Vor</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>hinter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Zaun</strong> <strong>–</strong> der Titel wie<br />

auch die Objekte dieses Fotobands<br />

verdeutlichen, dass es zwei Positionen<br />

gab, die sich bei der Frage nach<br />

<strong>dem</strong> Für <strong>und</strong> Wider der Wiederaufarbeitungsanlage<br />

unversöhnlich<br />

gegenüberstanden. Beim Konflikt in<br />

<strong>Wackersdorf</strong> ging es um weit mehr<br />

als nur um die „sachliche“ Frage,<br />

welchen Sinn <strong>und</strong> Zweck es haben<br />

könnte, die verbrauchten Brennstäbe<br />

aus Atomkraftwerken zu bearbeiten<br />

<strong>und</strong> teilweise wieder nutzbar zu<br />

machen, <strong>und</strong> wie gefährlich dies für<br />

Mensch <strong>und</strong> Umwelt sein würde.<br />

Von Anfang an standen auch <strong>dem</strong>okratische<br />

Prozesse zur Debatte:<br />

Wie sollte die Entscheidung für eine<br />

solche Anlage getroffen <strong>und</strong> wie<br />

sollte sie durchgesetzt werden?<br />

Die Anti-Atomkraft-Bewegung oder<br />

Umweltbewegung der Siebziger- <strong>und</strong><br />

Achtzigerjahre <strong>und</strong> die Eskalation<br />

der Konflikte um Brokdorf, Gorleben<br />

<strong>und</strong> <strong>Wackersdorf</strong> sind ohne diesen<br />

größeren Zusammenhang nicht<br />

denkbar.<br />

Erste Gerüchte <strong>und</strong><br />

Formierung der Gegnerschaft<br />

Die ersten Gerüchte um den Standort<br />

im Bereich Schwandorf kamen<br />

1980/81 auf. Die Bayerische Staatsregierung<br />

gestaltete den Suchprozess<br />

nach einem geeigneten Ort<br />

nicht transparent, sondern verließ<br />

sich darauf, dass die Aussicht auf<br />

über eintausend Arbeitsplätze die<br />

Akzeptanz der <strong>WAA</strong> in der Region<br />

sicherstellen würde. Diese Überlegung<br />

schien auch nicht gänzlich<br />

falsch: Für einige war dieses Argument<br />

ausschlaggebend, wie beispielsweise<br />

für den von der SPD<br />

dominierten <strong>Wackersdorf</strong>er Gemeinderat<br />

<strong>und</strong> die Gewerkschaft IG<br />

Bergbau <strong>und</strong> Energie. Beide begrüßten<br />

die Pläne angesichts der Tatsache,<br />

dass die beiden größten Arbeitgeber<br />

der Region <strong>–</strong> die Bayerische<br />

Bergbau Industrie <strong>und</strong> das Stahlwerk<br />

Maxhütte <strong>–</strong> vor <strong>dem</strong> Aus standen<br />

bzw. in einer tiefen Krise steckten.<br />

Doch einige Oberpfälzerinnen <strong>und</strong><br />

Oberpfälzer zeigten sich frühzeitig<br />

alarmiert: Der Schwandorfer Landrat<br />

Hans Schuierer wandte sich nach<br />

kurzer Zeit von den <strong>WAA</strong>-Plänen ab.<br />

Hatte er sich zwar anfangs interessiert<br />

an der Idee gezeigt, so musste<br />

das Bayerische Umweltministerium<br />

bereits im Januar 1982 feststellen,<br />

dass der Landrat „eine unentschlossene<br />

bis ablehnende Haltung“<br />

gegenüber der <strong>WAA</strong> einnahm. Auch<br />

die Bürgerinitiative Schwandorf<br />

gründete sich bereits, bevor überhaupt<br />

ein Genehmigungsantrag<br />

von der Betreibergesellschaft DWK<br />

(Deutsche Gesellschaft für die<br />

Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen)<br />

gestellt wurde.<br />

Nach<strong>dem</strong> dieser im Oktober 1982<br />

offiziell eingereicht worden war,<br />

gewann der Konflikt mit der ersten<br />

größeren Demonstration 1983 <strong>und</strong><br />

<strong>dem</strong> ersten Erörterungstermin<br />

1984 langsam an Fahrt, erhielt aber<br />

b<strong>und</strong>esweit noch vergleichsweise<br />

wenig Aufmerksamkeit. Dies änderte<br />

sich ab 1985, als die DWK sich<br />

endgültig auf den Standort <strong>Wackersdorf</strong><br />

festlegte. Auch der Konflikt<br />

zwischen der CSU-Staatsregierung<br />

<strong>und</strong> <strong>dem</strong> sozial<strong>dem</strong>okratischen<br />

Landrat Schuierer erfuhr in diesem<br />

Jahr einen ersten Höhepunkt. Aus<br />

der Befürchtung heraus, der Landrat<br />

könnte als unterste staatliche Stelle<br />

die Unterschrift unter wichtige<br />

Dokumente wie den Bebauungsplan<br />

verweigern, verabschiedete die<br />

CSU-Fraktion das sogenannte Selbsteintrittsrecht.<br />

Es versetzte die<br />

Landesregierung in die Lage, den<br />

Bebauungsplan oder ähnlich wichtige<br />

Dokumente im Zweifel selbst zu<br />

unterzeichnen <strong>und</strong> den Landrat<br />

somit zu übergehen. Das von der<br />

sozial<strong>dem</strong>okratischen Opposition<br />

<strong>und</strong> den <strong>WAA</strong>-Gegnerinnen <strong>und</strong><br />

-Gegnern schnell als „Lex Schuierer“<br />

getaufte Gesetz symbolisierte in<br />

seiner Zielrichtung, was zentraler<br />

Kern des gesamten Konflikts war: das<br />

Übergehen der Argumente vor Ort<br />

<strong>und</strong> das damit als <strong>und</strong>emokratisch<br />

empf<strong>und</strong>ene <strong>Vor</strong>gehen einer höheren<br />

staatlichen Instanz. Ironischerweise<br />

löste schließlich nicht Schuierer<br />

selbst die Anwendung der „Lex<br />

Schuierer“ aus, sondern sein Stellvertreter<br />

Dietmar Zierer. Er weigerte<br />

sich im Oktober 1985 die Baugenehmigung<br />

für die <strong>WAA</strong> zu unterschreiben,<br />

während Schuierer selbst im<br />

Krankenhaus lag.<br />

Eskalation <strong>und</strong> Ende<br />

des Konflikts<br />

Die aus <strong>dem</strong> Rückblick wichtigste<br />

Phase des Konflikts begann mit <strong>dem</strong><br />

Rodungsbeginn <strong>und</strong> der zweiwöchigen<br />

Besetzung des Bauplatzes im<br />

Dezember 1985. Nach der Räumung<br />

wurde in aller Eile ein provisorischer<br />

<strong>Zaun</strong> hochgezogen, der im Sommer<br />

1986 durch eine enorme Sicherheitsanlage<br />

abgelöst wurde: ein 2,50 m<br />

hoher, von Nato-Draht gekrönter<br />

grüner <strong>Zaun</strong> <strong>hinter</strong> einem 1,50 m<br />

tiefen <strong>und</strong> 5 m breiten betonierten<br />

Trockengraben; da<strong>hinter</strong> eine<br />

Beleuchtungsanlage <strong>und</strong> eine Ringstraße<br />

für Polizeifahrzeuge. Diese<br />

„Schutzzaunanlage“, wie es im<br />

Bebauungsplan hieß, etablierte sich<br />

schnell als Symbol der hitzigen<br />

Auseinandersetzung. Die <strong>WAA</strong>-<br />

Gegnerinnen <strong>und</strong> -Gegner umr<strong>und</strong>eten<br />

ihn jedes Wochenende. Neben<br />

den vielen Versuchen, ihm mit Sägen<br />

<strong>und</strong> Bolzenschneidern Schaden<br />

Geschichte der <strong>WAA</strong><br />

10<br />

11


1981<br />

1979 wurde der Plan<br />

für ein nukleares<br />

Entsorgungszentrum<br />

inklusive Wiederaufarbeitungsanlage<br />

im<br />

niedersächsischen<br />

Gorleben aufgegeben.<br />

Im darauf folgenden<br />

Jahr erwähnte der<br />

Bayerische Ministerpräsident<br />

Franz Josef<br />

Strauß in seiner<br />

Regierungserklärung,<br />

dass nach einem<br />

Standort für eine<br />

Wiederaufarbeitungsanlage<br />

in Bayern<br />

gesucht werde.<br />

Im Jahr 1981 verdichteten<br />

sich die Gerüchte<br />

um den Raum<br />

Schwandorf als möglichen<br />

Standort für<br />

eine Wiederaufarbeitungsanlage.<br />

Obwohl<br />

in diesem Jahr noch<br />

kein offizieller Antrag<br />

bei einer Behörde<br />

eingereicht wurde,<br />

nannte die Bayerische<br />

Regierung den<br />

Raum Schwandorf<br />

schon als einen<br />

von mehreren möglichen<br />

Standorten<br />

in Bayern. Das Thema<br />

Atomkraft <strong>und</strong> Wiederaufarbeitungsanlage<br />

wurde daraufhin<br />

in der Schwandorfer<br />

Region in ersten<br />

öffentlichen Informationsveranstaltungen<br />

<strong>und</strong> K<strong>und</strong>gebungen<br />

von <strong>WAA</strong>-<br />

Gegnergruppen<br />

verhandelt. Durch<br />

ein Gespräch zwischen<br />

<strong>dem</strong> Bayerischen<br />

Ministerpräsidenten<br />

Franz<br />

Josef Strauß <strong>und</strong><br />

<strong>dem</strong> Landrat Hans<br />

Schuierer im Oktober<br />

1981 wurde die<br />

Situation konkreter.<br />

Für Schuierer war<br />

nach <strong>dem</strong> Gespräch<br />

klar, dass Schwandorf<br />

als Standort<br />

für eine Wiederaufarbeitungsanlage<br />

sehr wahrscheinlich<br />

in Frage käme. Im<br />

Oktober gründete<br />

sich die erste Bürgerinitiative<br />

gegen<br />

die <strong>WAA</strong> in Schwandorf.<br />

Ihr folgten<br />

zahlreiche Bürgerinitiativen<br />

der umliegenden<br />

Gemeinden<br />

<strong>und</strong> Städte.<br />

Im November 1981<br />

begann auch die<br />

erste fotografische<br />

Dokumentation der<br />

<strong>WAA</strong>-Geschichte<br />

durch Gerhard Götz.<br />

18<br />

19


Diskussion der<br />

Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung<br />

im ehemaligen BBI-<br />

Saal in <strong>Wackersdorf</strong><br />

Siehe Landkarte<br />

S. 14 / 15<br />

Am Podium wägten<br />

verschiedene Teilnehmer<br />

das Für <strong>und</strong> Wider<br />

einer Wiederaufarbeitungsanlage<br />

ab.<br />

1981 Diskussion in <strong>Wackersdorf</strong>, 11. November<br />

20<br />

21


Groß<strong>dem</strong>onstration,<br />

Marktplatz Schwandorf<br />

<strong>und</strong> Baugelände<br />

Der größte Massenwiderstand<br />

der<br />

Schwandorfer Stadtgeschichte<br />

fand r<strong>und</strong><br />

zwei Wochen nach<br />

der Standortbekanntgabe<br />

statt. Am<br />

16.02. kamen 35 000<br />

Menschen aus der<br />

Stadt Schwandorf<br />

sowie mit Bus <strong>und</strong><br />

Bahn aus der weiten<br />

Region zur K<strong>und</strong>gebung<br />

auf den Marktplatz.<br />

Die Polizei<br />

hatte r<strong>und</strong> 1 000<br />

Mann im Einsatz.<br />

1985 Groß<strong>dem</strong>o in Schwandorf gegen die <strong>WAA</strong>, 16. Februar<br />

70<br />

71


1985 Groß<strong>dem</strong>o in München gegen die <strong>WAA</strong>, 12. Oktober<br />

Groß<strong>dem</strong>onstration<br />

in München<br />

An der Groß<strong>dem</strong>onstration<br />

auf<br />

<strong>dem</strong> Odeonsplatz<br />

in München nahmen<br />

45 000 Menschen<br />

teil. Landrat Hans<br />

Schuierer konnte<br />

wegen Krankheit<br />

nicht anwesend sein;<br />

seine Frau Lilo verlas<br />

für ihn das Grußwort.<br />

78<br />

79


1986<br />

Luftbild vom<br />

07.04.1986: Die<br />

gerodete Fläche<br />

des <strong>WAA</strong>-Geländes<br />

umfasste circa<br />

120 Hektar.<br />

Nach<strong>dem</strong> am 07. Januar<br />

das Hüttendorf<br />

geräumt wurde <strong>und</strong><br />

somit die bedeutsame<br />

Bauplatzbesetzung<br />

beendet war,<br />

baute die DWW/DWK<br />

einen provisorischen<br />

<strong>Zaun</strong>, der im August<br />

1986 durch eine<br />

enorme Sicherheitsanlage<br />

um das <strong>WAA</strong>-<br />

Gelände abgelöst<br />

wurde. Der <strong>Zaun</strong> entwickelte<br />

sich rasch<br />

zum Ort von Auseinandersetzungen<br />

zwischen der Polizei<br />

<strong>und</strong> den Demonstranten.<br />

Parallel dazu<br />

griff die bayerische<br />

Staatsregierung mit<br />

<strong>dem</strong> Einsatz von<br />

Wasserwerfern <strong>und</strong><br />

CS- <strong>und</strong> CN-Gas zunehmend<br />

hart durch.<br />

Durch das Reaktorunglück<br />

im ukrainischen<br />

Tschernobyl<br />

im April wurde die<br />

Anti-Atomkraftbewegung<br />

europaweit<br />

motiviert, weiterhin<br />

auf die Straßen zu<br />

gehen. In <strong>Wackersdorf</strong><br />

kam es bei den<br />

Pfingst<strong>dem</strong>onstrationen<br />

im Mai zu den<br />

schwersten Zusammenstößen.<br />

98<br />

99


1986 Beschädigungen Bauzaun, März<br />

Löcher wurden<br />

von <strong>WAA</strong>-Gegnern<br />

immer wieder in<br />

den <strong>Zaun</strong> gesägt.<br />

Um das <strong>Zaun</strong>loch vor<br />

Eindringlingen zu<br />

bewahren, stellte<br />

sich oftmals die<br />

Polizei davor.<br />

122<br />

123


1986 Pfingstausschreitungen am Bauzaun, 19. Mai<br />

„Am Pfingstmontag<br />

eskalierte die Demonstration,<br />

an der<br />

über 10 000 Menschen<br />

teilgenommen<br />

hatten. R<strong>und</strong> 1 000<br />

davon waren militante,<br />

teilweise vermummte<br />

Gegner, die<br />

sich einen offenen<br />

Kampf mit der Polizei<br />

lieferten.“<br />

(Der Neue Tag,<br />

20.05.1986)<br />

Siehe Interview<br />

S. 252 / 253<br />

132<br />

133


1986 5. Anti-<strong>WAA</strong>hnsinnsfestival in Burglengenfeld, 26. Juli<br />

Mit 100 000 Festivalgästen<br />

hatten weder<br />

Organisatoren noch<br />

Supermärkte der<br />

10 000-Einwohner-<br />

Stadt Burglengenfeld<br />

gerechnet.<br />

146<br />

147


Jedes Wochenende<br />

umr<strong>und</strong>eten die<br />

<strong>WAA</strong>-Gegner bei den<br />

sogenannten „Sonntagsspaziergängen“<br />

den r<strong>und</strong> 7 km langen<br />

<strong>Zaun</strong>.<br />

1986 Sonntagsspaziergang am Bauzaun, Herbst<br />

154<br />

155


BÜRO WILHELM VERLAG<br />

Eckhard Henscheid<br />

Aus <strong>dem</strong> Leben der Heiligen <strong>–</strong> Neue Legenden<br />

Schon wiederholt seit seiner erlösungsspekulativen<br />

Studie „Welche Tiere <strong>und</strong> warum das<br />

Himmelreich erlangen können“ (1995) ist der<br />

Verfasser als theologischer, ja religiöser <strong>und</strong><br />

religionsstiftender Forscher hervorgetreten,<br />

zuletzt mit <strong>dem</strong> gottesk<strong>und</strong>lichen Roman „Aus<br />

der Kümmerniß“ (2012). Das vorliegende hagiographische<br />

Opusculum „Neue Heiligenlegenden“<br />

erweitert diese anhaltenden Bestrebungen<br />

ins unentwegt Heilsgeschichtliche.<br />

Hardcover // 104 Seiten // 11,5 x 19 cm // 2018<br />

ISBN 978-3-943242-92-8 // 16,80 Euro<br />

Stille Örtchen der Oberpfalz<br />

Eine Fotodokumentation v. Anton Schlicksbier<br />

Mittlerweile sind die stillen Örtchen fast verschw<strong>und</strong>en,<br />

denn sie sind den Untergrabungen<br />

öffentlicher Entwässerungssysteme zum<br />

Opfer gefallen. Wäre da nicht der pensionierte<br />

Schulrektor Anton Schlicksbier aus Donaustauf,<br />

der sich seit Jahren passioniert um die<br />

Dokumentation dieser stillen Orte bemühte <strong>–</strong><br />

sie wären gewissermaßen schon auf <strong>dem</strong> Misthaufen<br />

der Dorfgeschichte gelandet: Auf 300<br />

ist seine fotografische Sammlung ostbayerischer<br />

Klohäuschen inzwischen angewachsen<br />

<strong>–</strong> weitgehend windschiefe, selbst gezimmerte<br />

Holzkonstruktionen begegnen da provisorisch<br />

aufgemauerten, unverputzten Anbauten.<br />

Hardcover // 80 Seiten // 16,4 x 23,4 cm<br />

2002 // ISBN 978-3-936721-03-4 // 18,00 €<br />

Aktuelle Architektur der Oberpfalz Band III<br />

Beispiele aktueller Baukultur<br />

Bereits 2000 wurde die erste Ausgabe von<br />

„Aktuelle Architektur in der Oberpfalz“ mit<br />

<strong>dem</strong> inzwischen legendären Satz: „<strong>Vor</strong>her war<br />

nichts, jetzt ist ein bissl was“ der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt. Gehen Sie auf Erk<strong>und</strong>ungsreise<br />

<strong>und</strong> lernen Sie die Architektur dieser Region<br />

kennen. Und darüber hinaus vielleicht auch<br />

noch die eine oder andere inspirierende<br />

Begegnung mit den engagierten Planern,<br />

glücklichen Nutzern oder zufriedenen Bauherren.<br />

<strong>Vor</strong>gestellt werden zahlreiche, weit über<br />

die regionalen Grenzen anerkannte Bauten wie<br />

das Centrum Bavaria Bohemia (Brückner <strong>und</strong><br />

Brückner Architekten, Tirschenreuth) oder<br />

das Innovationszentrum Greißelbach (Bögl <strong>und</strong><br />

Gierer Architekten, München), um nur einige<br />

der herausragenden Bauten zu nennen.<br />

Auszüge aus <strong>dem</strong> Verlagsprogramm<br />

Broschur // 144 Seiten // 21 x 28 cm // 2011<br />

ISBN 978-3-943242-04-1 // 19,80 €<br />

Alles Amberg <strong>–</strong> Kuriositäten, Geschichten<br />

<strong>und</strong> Wissenswertes aus Amberg<br />

Mit <strong>dem</strong> 2002 gegründeten „Büro Wilhelm Verlag“ erhalten<br />

außergewöhnliche Buchprojekte aus den Bereichen Architektur, Kunst,<br />

Fotografie <strong>und</strong> Literatur eine publizistische Plattform. Im Fokus steht<br />

das Besondere, Auffallende <strong>und</strong> auch gestalterisch Interessante. So<br />

w<strong>und</strong>ert es nicht, dass diese Bücher, in ihrer Aufmachung mit viel<br />

Herzblut gestaltet, kleine Schmuckstücke sind, die <strong>dem</strong> Humorvollen<br />

<strong>und</strong> Skurrilen, aber auch <strong>dem</strong> ganz Alltäglichen Raum bieten: vom<br />

illustren Band über „Stille Örtchen der Oberpfalz“ bis hin zu Eckhard<br />

Henscheids neuestem Buch „Aus <strong>dem</strong> Leben der Heiligen“.<br />

Der Büro Wilhelm Verlag wurde für seine Bücher mehrfach ausgezeichnet,<br />

u.a. von der Stiftung Buchkunst („Schönste Deutsche Bücher<br />

2017“) sowie mit <strong>dem</strong> Bayerischen Staatspreis für Kleinverlage 2018.<br />

Die durchschnittlichste? Die allerzentralste?<br />

Die festeste? Oder die liebenswerteste? Was<br />

wissen wir eigentlich wirklich über Amberg?<br />

Definitiv zu wenig. Darum haben wir Geschichten<br />

<strong>und</strong> Kuriositäten aus Amberg für dieses<br />

Buch gesammelt <strong>und</strong> aufgeschrieben: Neues<br />

<strong>und</strong> Altbekanntes, Daten <strong>und</strong> Fakten, Triviales<br />

<strong>und</strong> Informatives, Kulinarisches, Unterhaltsames<br />

<strong>und</strong> Verblüffendes. Kurz gesagt <strong>–</strong> ein<br />

Sammelsurium von A bis Z aus Nützlichem<br />

<strong>und</strong> Unnützem. In diesem Buch treffen beispielsweise<br />

der Eselsbeck, ein Topmodel <strong>und</strong><br />

Winnetou aufeinander. Der Ring-Raser, der<br />

Rausch <strong>und</strong> der Rhein-Main-Donau-Kanal<br />

füllen eine Doppelseite. Man stolpert über<br />

Begriffe wie Kraftwerk, Kreisverkehr <strong>und</strong><br />

Knödel …<br />

Herausgeber: Manfred Wilhelm<br />

Texte: Manfred Wilhelm, Dr. Matthias Schöberl<br />

<strong>und</strong> Florian Häusler<br />

Nachwort: Eckhard Henscheid<br />

Illustrationen: Eva Wünsch <strong>und</strong> Luisa Stömer<br />

Hardcover // 204 Seiten // 15,3 x 21,5 cm<br />

2018 // ISBN 978-3-943242-84-3 // 19,90 €<br />

Eugen Oker <strong>–</strong> so wos schüins mou ma soucha<br />

Gedichte im Oberpfälzischen Dialekt<br />

Peter Rühmkorf schreibt dazu: „Eine nicht<br />

unperfide Heimatkunst. Nur so, in der Tat,<br />

scheint noch möglich, was auf schlichtem<br />

Wege nicht mehr zu bewerkstelligen, eine<br />

Poesie der Bodenständigkeit, ganz vorzüglich,<br />

wirklich, <strong>und</strong> man sollte da etliches nicht nur<br />

in Anthologien, man sollte es in Schulbücher<br />

aufnehmen. Sieht man´s geschrieben, dann<br />

möchte man zunächst verzweifeln; versucht<br />

man´s freilich zu sprechen, dann stellt sich<br />

sehr bald Verständnis <strong>und</strong> überdies Genuß<br />

<strong>und</strong> Vergnügen ein. Kurzum: Die Verse gefallen<br />

mir sehr, <strong>und</strong> ich sehe sie (was die vertrackte<br />

Mischung von Dialekt <strong>und</strong> Ironie angeht) in der<br />

allerbesten Gesellschaft!“.<br />

Nachwort: Carl Amery<br />

Mit CD: Eugen Oker liest Gedichte im Oberpfälzer<br />

Dialekt<br />

Broschur // 96 Seiten // 17 x 24 cm // 2003<br />

ISBN 978-3-936721-07-2 // 25,00 €<br />

Baudokumentation 02<br />

WALTER GROPIUS - GLASWERK AMBERG<br />

Das ehemalige Thomas-Glaswerk in Amberg<br />

ist der mächtige Schlussstein, den der Bauhausgründer<br />

Walter Gropius ans Ende seiner<br />

Karriere setzte, die 1911 mit <strong>dem</strong> Bau der<br />

Schuhleistenfabrik FAGUS in Ahlfeld begonnen<br />

hatte. Während sein erster Industriebau<br />

Legende ist, gehört die Oberpfälzer Glashütte<br />

zu den beinahe vergessenen Werken, obwohl<br />

sie alle Tugenden des neuen Bauens besitzt:<br />

Die „Hütte“ ist jener „klare organische Baulaib,<br />

nackt <strong>und</strong> strahlend aus innerem Gesetz<br />

heraus ohne Lügen <strong>und</strong> Verspieltheiten“,<br />

den Gropius als Ziel <strong>und</strong> Ideal des Bauhauses<br />

propagiert hatte.<br />

Text: Ira Mazzoni // Fotos: Erich Spahn<br />

Geheftet // 48 Seiten // 11,5 x 16,5 cm // 2015<br />

ISBN 978-3-943242-59-1 // 5,00 €<br />

256<br />

257


IMPRESSUM<br />

Herausgeberin<br />

Anne Madlene Schleicher<br />

0000 Hier Blindtext<br />

Fotos<br />

Gerhard Götz<br />

Gestaltung, Satz <strong>und</strong> Lithografie<br />

Büro Wilhelm. Designagentur<br />

www.buero-wilhelm.de<br />

Chronik<br />

Dr. Janine Gaumer<br />

Bildtexte<br />

Anne Madlene Schleicher<br />

Verlag<br />

Büro Wilhelm. Verlag<br />

Lederergasse 5-7, 92224 Amberg<br />

www.buero-wilhelm.de/verlag<br />

Druck <strong>und</strong> Bindung<br />

CPI books GmbH<br />

ISBN<br />

978-3-943242-94-2<br />

Printed in Germany 2018<br />

Alle Bilder <strong>und</strong> Bildserien wurden von Gerhard Götz aufgr<strong>und</strong> persönlicher Erinnerungen <strong>und</strong><br />

von Anne Madlene Schleicher nach gründlicher Recherche zeitlich <strong>und</strong> inhaltlich zugeordnet<br />

<strong>und</strong> kommentiert. Es kann aber wegen des Zeitabstands zu den Ereignissen keine absolute Gewähr<br />

für eine inhaltliche <strong>und</strong> historische Richtigkeit gegeben werden.<br />

Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme<br />

Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Bibliothek erhältlich.<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb<br />

der engen Grenzen des Urherberrechtes ist ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers<br />

unzulässig <strong>und</strong> strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

Mikroverfilmungen <strong>und</strong> die Einspeicherung <strong>und</strong> Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

© 2018 Büro Wilhelm. Designagentur & Verlag<br />

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In den 1980er-Jahren lehnte sich eine ganze<br />

Region gegen eine in <strong>Wackersdorf</strong>/Bayern geplante Wiederaufarbeitungsanlage<br />

(<strong>WAA</strong>) für Kernbrennstoffe auf.<br />

H<strong>und</strong>erttausende Menschen aus ganz Europa kamen<br />

im Lauf der Jahre zum Bauzaun der Anlage <strong>und</strong> <strong>dem</strong>onstrierten<br />

für eine atomfreie Zukunft. Nach neun Jahren<br />

der Auseinandersetzung zwischen Staatsapparat <strong>und</strong><br />

Bevölkerung wurde das Projekt in <strong>Wackersdorf</strong> 1989 noch<br />

vor Inbetriebnahme <strong>–</strong> nach<strong>dem</strong> bereits 10 Milliarden DM<br />

investiert worden waren <strong>–</strong> gestoppt.<br />

Gerhard Götz dokumentierte als nebenberuflicher<br />

Fotojournalist die Protestbewegung auf der einen Seite des<br />

<strong>Zaun</strong>s für die lokale Tageszeitung. Zugleich kam er durch<br />

seine hauptberufliche Tätigkeit als B<strong>und</strong>esgrenzschutz-<br />

Beamter auf die andere Seite, wo er Polizeikontrollen <strong>und</strong><br />

den Baufortschritt der <strong>WAA</strong> festhalten konnte. Ab 1987<br />

beauftragte ihn sogar die DWW (Deutsche Wiederaufarbeitungsanlage<br />

<strong>Wackersdorf</strong>) Pressefotos zu machen.<br />

Der vorliegende Bildband gewährt mit über 500 Fotos<br />

aus der Zeit von 1981 bis 1990 Einblicke in die Geschehnisse<br />

vor <strong>und</strong> <strong>hinter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Zaun</strong> der <strong>WAA</strong> <strong>Wackersdorf</strong>.<br />

Mit Landkarte, Glossar, Chronik, einführen<strong>dem</strong> Text über die Geschichte der <strong>WAA</strong> <strong>Wackersdorf</strong>,<br />

Bildunterschriften, historischen Zeitungsberichten <strong>und</strong> einem Interview mit Gerhard Götz<br />

Büro Wilhelm Verlag<br />

www.buero-wilhelm.de/verlag<br />

29,90 Euro<br />

260

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