24.12.2012 Aufrufe

Wedekind Druckfassung 1.1\374 - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

Wedekind Druckfassung 1.1\374 - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

Wedekind Druckfassung 1.1\374 - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

nen Teil enthalten. 75 Insgesamt wurden die Maßregeln stärker den rechtsstaatlichen<br />

Prinzipien angepasst. 76 Die Maßregel des Berufsverbots § 42 l StGB a.F. wurde in<br />

den § 70 StGB umgewandelt. Die neue Fassung des § 70 StGB beruhte auf den Art.<br />

18 Nr. 35 und Nr. 36 EGStGB, wobei stark auf die §§ 101, 106 – 108 des Entwurfs<br />

von 1962 zurückgegriffen wurde. 77 Ganz im Sinne der Reformarbeiten stellte § 70<br />

StGB nun nicht mehr auf eine bestimmte Mindesthöhe der Strafe für die rechtswidrig<br />

begangene Tat ab. 78 Motiviert war dieser Verzicht dadurch, nicht nur Schuldunfähige<br />

besser erfassen zu können, sondern auch durch den Gedanken, dass es nicht auf die<br />

Schwere des Schuldvorwurfs, dagegen hauptsächlich auf die Gefährlichkeit des Tä-<br />

ters ankomme. 79<br />

Seit dem 2. StRG setzt der gegenwärtige Tatbestand des § 70 StGB 80 voraus, dass der<br />

Täter eine rechtswidrige Tat im Sinne des § 11 I Nr. 5 StGB, eine sogenannte Anlass-<br />

tat, bei Berufsausübung begangen hat. Die Begehung einer bloßen Ordnungswidrig-<br />

keit ist nicht ausreichend. 81 Die Begehungsform ist allerdings unerheblich, Vollen-<br />

dung und Versuch, Täterschaft und Teilnahme stehen gleich. Anlasstat kann auch<br />

75 Vgl. hierzu auch Hohler, NJW 1969, S. 1227 f.<br />

76 Vgl. Hassemer, JuS 1969, S. 598.<br />

77 Vgl. Hanack, in: Leipziger Kommentar, StGB, 11. Aufl. 1996, § 70, Entstehungsgeschichte; Jescheck,<br />

in: Leipziger Kommentar, StGB, 11. Aufl. 1992, Einleitung Rn. 72. Bockemühl, in: Müchener<br />

Kommentar, StGB, 2005, § 70 Rn. 1.<br />

78 Anders noch § 42 l a.F., wonach eine Verurteilung zu mindestens drei Monaten Freiheitsstrafe<br />

vorausgesetzt wurde.<br />

79 Vgl. Niederschriften, Bd. 4, 1958, S. 91 ff, 373 f; Protokolle IV, 1965, S. 840, 843; Entwurf 1962<br />

mit Begründung, S. 231; Rapsch, S. 62 ff. Hanack, in: Leipziger Kommentar, StGB, 11. Aufl.<br />

1996, § 70 Rn. 8, überzeugt das Argument des Abstellens auf die Gefährlichkeit ohne Berücksichtigung<br />

des Schuldvorwurfs, vor allem wegen des Mindestvollzugs von einem Jahr, vgl. § 70a II<br />

StGB, im Hinblick auf den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz nicht.<br />

80 Vgl. hierzu ausführlich die Kommentierungen in den einschlägigen Kommentaren: Schönke/Schöder;<br />

Leipziger Kommentar; Tröndle/Fischer; Lackner/Kühl; Münchener Kommentar. Sehr<br />

kompakt auch Sander, Überblick zum Berufsverbot nach § 70 StGB unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Rechtsprechung des BGH, in: Sonderheft für Schäfer, 2002, S. 57 ff; ferner Detter<br />

NStZ 2002, S. 132 ff. Zum Begriff des Gewerbes bzw. der Gewerbefreiheit vgl. weiterhin<br />

BVerwG GewArch. 1976, S. 293; Stollenwerk, Praxishandbuch zum Gewerberecht, 2. Aufl. 2002,<br />

Rn. 102 ff.<br />

81 Vgl. Tröndle/Fischer, StGB, 52. Aufl. 2004, § 70 Rn.2; Hanack, in: Leipziger Kommentar, StGB,<br />

11. Aufl. 1996, § 70 Rn. 7.<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!