LERNEN MIT ZUKUNFT MÄRZ 2022
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LEBENSRAUM: MENSCH<br />
IMPULSMAGAZIN FÜR ERWACHSENE<br />
März <strong>2022</strong><br />
TIPPS FÜR DEN FAMILIENALLTAG<br />
Mehrsprachige Kindererziehung<br />
PARADOXE INTERVENTION<br />
Die Lösung von Konflikten<br />
DIE 30-STUNDEN-WOCHE<br />
Weniger arbeiten, mehr leben
inhalt & impressum<br />
inhalt<br />
bildung<br />
Kinder wertschätzend begleiten<br />
Tipps für den Familienalltag<br />
Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!<br />
entwicklung<br />
Immer mit gutem Beispiel voran<br />
Gewaltfreie Kommunikation ist wichtig<br />
gesellschaft<br />
Werden Tierversuche bald überflüssig?<br />
Berufsbild Sexualbegleitung<br />
Die 30-Stunden-Woche<br />
Paradoxe Intervention<br />
Die Leber freut sich<br />
umwelt<br />
Ein besonderes Klassenzimmer<br />
gedanken<br />
Achten wir auf unsere Gedankenwelt<br />
Professor Abakus<br />
vielfalt<br />
Confiserie Altmann & Kühne<br />
Alaaf! Helau!<br />
Winter, Ende 1944<br />
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impressum<br />
Medieninhaber, Herausgeber & Verleger <strong>LERNEN</strong><br />
<strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong>, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade<br />
23/ Haus 13, e-mail: office@LmZukunft.at<br />
Herausgeber/Grafik: Karl H. Schrittwieser<br />
Redaktion (Bild/Text): Birgit Menke, Tina Cakara<br />
Titelseite - Foto: © parkyahh | pixabay.com<br />
Blattlinie:<br />
Mit unserer Themenvielfalt laden wir Erwachsene<br />
ein, sich für die Entwicklung unserer Lebenswelt<br />
und für künftige Generationen einzusetzen.<br />
Dazu geben wir Informationen, Gedankenimpulse<br />
und Anregungen.<br />
Die AutorInnen übernehmen selbst die<br />
Verantwortung für den Inhalt ihrer Artikel.<br />
Auflage: 4 mal im Jahr<br />
unterstützung durch<br />
www.improve.or.at<br />
IMPROVE-Bildung mit Zukunft<br />
www.improve.or.at<br />
2 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
editorial & information<br />
Aber jetzt:<br />
Wir haben allen Grund, dankbar zu sein<br />
DIE SCHATTENSEITEN DES LEBENS SIND NOTWENDIG, UM<br />
DIE SONNENSEITEN WÜRDIGEN ZU KÖNNEN (Klaus Ender)<br />
Es gibt Menschen, die können sich an dem erfreuen, was<br />
das Leben ihnen beschert. Menschen, die sich nicht darauf<br />
konzentrieren, was ihnen fehlt oder was nicht gut läuft. Sie<br />
blicken zufrieden auf ihr Leben und auf das, was ihnen wichtig<br />
ist.<br />
Sind das Ausnahmen? Werden wir nicht gesellschaftlich durch soziale Medien,<br />
Internet und auch Zeitschriften etc. darauf programmiert, die negativen Dinge zu<br />
sehen? Ist das der Grund, warum es manchmal so schwer ist zu erkennen, aus welcher<br />
Fülle die meisten von uns schöpfen können.<br />
Es sind oft die vermeintlich einfachen Dinge des Lebens, die so selbstverständlich sind.<br />
Ein frisch bezogenes Bett, ein unbeschädigtes Dach über dem Kopf, frisches Wasser aus<br />
der Leitung, genug zu essen, eine warme Dusche und besonders Frieden und die damit<br />
verbundene Freiheit.<br />
Was sind wir bereit, für den Frieden zu geben? Wieviel Verantwortung können wir als<br />
Bürger eines Landes übernehmen, wenn unser Leben droht, eine andere Bahn einzuschlagen?<br />
Ist es vielleicht sogar eine Chance, ausgetretene Pfade zu überdenken und uns<br />
gegenseitig wieder mehr wahrzunehmen und wertschätzend zu begegnen?<br />
Welchen Weg schlagen wir als Gesellschaft ein, sollten die Preise für Gas und Benzin und<br />
andere Dinge explodieren? Gehen wir auf die Straße, machen wir unserem Unmut Luft<br />
und suchen einen Schuldigen? Oder sind wir bereit, einen Preis für unseren Frieden zu<br />
zahlen, wieder näher zusammenzurücken und uns gegenseitig zu unterstützen?<br />
Dass unser Frieden sehr zerbrechlich ist, das sehen wir jetzt in der Ukraine. Für das Leid<br />
gibt es nicht die richtigen Worte, die das auszudrücken vermögen, was die Menschen dort<br />
aushalten müssen.<br />
Die Solidarität und Hilfsbereitschaft in unserer Bevölkerung ist groß und das macht Hoffnung,<br />
dass wir gemeinsam auch kommende schwierige Zeiten meistern können. Denn<br />
jetzt haben wir die Gelegenheit, unser Bewusstsein für die Bedeutung des Friedens zu<br />
stärken und zu lernen, wieder mehr die kleinen Dinge im Leben zu schätzen.<br />
Ich wünsche Ihnen ein friedvolles Osterfest und alles Gute,<br />
bleiben Sie gesund,<br />
Ihr<br />
Karl H. Schrittwieser<br />
Obmann und Herausgeber<br />
<strong>LERNEN</strong> <strong>MIT</strong> <strong>ZUKUNFT</strong><br />
Foto © Rob van der Meijden | pixabay.com<br />
3 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & bildung<br />
Achtsamkeit in der Pädagogik: :<br />
Kinder wertschätzend begleiten<br />
BEI UNSEREM TUN VERWEILEN, OHNE UNS ABLENKEN ZU LASSEN<br />
Roswitha Maderthaner BEd<br />
pädagogische Fachberaterin<br />
Dipl.Biografiearbeiterin<br />
Mira ist drei Jahre alt. Sie will in<br />
den Garten gehen, und wird von<br />
der Erzieherin dazu aufgefordert<br />
sich ihre Gummistiefel anzuziehen.<br />
Die Erzieherin lässt Mira alleine. Sie<br />
weiß, Mira kann sich die Stiefel schon selbst<br />
anziehen. Als sie nach einer Weile nach Mira<br />
sieht, liegt diese am Boden, hält einen Gummistiefel<br />
in der Hand und guckt in die Luft.<br />
Die Erzieherin betrachtet Mira, dann setzt<br />
sie sich zu dem Kind und sagt: „Mira, ich<br />
bleib jetzt bei dir und sehe dir zu, wie du dir<br />
deine Stiefel anziehst.“<br />
Mira freut sich. Sie nimmt die Stiefel und<br />
zieht sie ruck zuck an. Die Erzieherin sieht<br />
ihr dabei aufmerksam zu. Mira bemerkt, wie<br />
sie die Erzieherin betrachtet und lacht sie<br />
an.<br />
Szenen wie diese, spielen sich im Erziehungsalltag<br />
fast täglich ab. Durch Aufmerksamkeit<br />
und Achtsamkeit ist es der Erzieherin<br />
hier gelungen, dem Autonomiebestreben<br />
der Dreijährigen wie auch dem Bestreben<br />
nach Verbundenheit nachzukommen.<br />
Bindung und Autonomie sind psychische<br />
Grundbedürfnisse, die befriedigt werden<br />
müssen, damit es zu einer gesunden Entwicklung<br />
des Kindes kommt (vergl. Fabienne<br />
Becker Stoll). Darüber hinaus führt laut<br />
dem bekannten Hirnforscher Gerald Hüther,<br />
die gleichzeitige Erfahrung von Verbundenheit<br />
und Autonomie und der Verankerung<br />
dieser in unserem Gehirn zu einer Vorstellung<br />
von der Würde des Menschen. Bedenkt<br />
man, dass eine, im Grunde relativ einfache<br />
Intervention seitens der Erzieherin solche<br />
Wirkung auf die Entwicklung des Kindes haben<br />
kann, führt es einem vor Augen, welche<br />
4 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
Bedeutung die adäquate Beantwortung<br />
von Verhaltensweisen des Kindes im<br />
Erziehungsalltag hat. Wie aber kommt<br />
es zu einer solchen angemessenen,<br />
feinfühligen und professionellen Handlung<br />
gegenüber dem Kind?<br />
Am Anfang steht die Achtsamkeit.<br />
Durch völlige Präsenz der Pädagogin<br />
gegenüber der Situation, kommt es zu<br />
einer entsprechenden Aktion. Zuallererst<br />
nimmt sie wahr, was hier passiert.<br />
Sie bemerkt es nicht nur, sie nimmt<br />
wahr. Sie ist präsent, weiß, dass sie nun<br />
aufmerksam ist. Sie denkt nicht während<br />
dem Zuschauen an etwas anderes, sie<br />
ist ganz beim Kind. Und das Kind spürt<br />
diese Präsenz. Durch die achtsame Aufmerksamkeit<br />
der Erzieherin wird<br />
dem Kind Folgendes vermittelt:<br />
Du bist es wert, dass ich bei<br />
dir bin, dass was du tust ist<br />
in Ordnung, ich akzeptiere es<br />
und ich vertraue dir, dass du<br />
das schaffst, ich nehme dich<br />
als kompetent wahr. Welch ein<br />
Geschenk liegt hier für das Kind<br />
doch verborgen? Achtsamkeit<br />
und Aufmerksamkeit in die<br />
Praxis umgesetzt, wirkt direkt<br />
auf das Kind.<br />
Aufmerksamkeit in der Pädagogik<br />
nimmt an, was gerade<br />
ist, und nicht was gerade sein<br />
sollte. Sie fordert die Erziehenden<br />
im ersten Schritt dazu auf,<br />
innezuhalten, wahrzunehmen<br />
und anzuerkennen was gerade<br />
passiert, ohne zu bewerten. Erst<br />
im zweiten Schritt erfolgt die<br />
Interpretation des Geschehens<br />
und die erforderliche Interaktion.<br />
Wenn diese Interaktion darauf<br />
abzielt achtsam und ganz beim<br />
Kind zu sein, dann ist bereits ein<br />
großer Schritt in Richtung einer<br />
angemessener Entwicklungsbegleitung<br />
getan.<br />
Foto: © Ada K | pixabay.com<br />
5 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & bildung<br />
Mehrsprachige Kindererziehung:<br />
Tipps für den Familienalltag<br />
KENNST DU VIELE SPRACHEN - HAST DU VIELE SCHLÜSSEL FÜR EIN SCHLOSS<br />
(Voltaire)<br />
DI Roswitha Wurm<br />
Dipl. Lerndidaktikerin<br />
Lese- und Rechtschreibtrainerin,<br />
Kinderbuchautorin<br />
Interaktive Lesungen<br />
an Schulen buchbar unter:<br />
www.lesenmitkindern.at<br />
Juan stammt aus Spanien, Maren<br />
aus Dänemark. Beide leben seit<br />
ihrer Kindheit in Österreich. Als die<br />
beiden gemeinsam eine Familie<br />
gründen, sind sie sich einig: ihre Kinder<br />
sollen beide Sprachen und Kulturen<br />
kennen- und lieben lernen. Kann das<br />
gelingen?<br />
Wichtig ist, dass jeder Elternteil in der<br />
Kommunikation mit dem Kind konsequent<br />
bei seiner Sprache bleibt. Diese<br />
elternbezogene Sprache vermittelt dem<br />
Kind die emotionale Sicherheit, die es<br />
für den Spracherwerb und die Identitätsfindung<br />
benötigt. Juan spricht Spanisch<br />
mit den Kindern, Maren Dänisch. Im<br />
Kindergarten und in der Nachbarschaft<br />
lernen die Kinder Deutsch. Wenn<br />
Gastkinder zu Besuch sind, lockert<br />
Maren ausnahmsweise die „Eine<br />
Person eine Sprache“-Regel: „Dann<br />
spreche ich auch mit meinen Kindern<br />
Deutsch, um das Gastkind nicht<br />
auszuschließen.“<br />
„Wichtig ist, dass die Eltern sich<br />
selbst einig sind über ihre<br />
multilinguale Erziehung.<br />
Dann wird sie auch<br />
meist von der<br />
Umgebung<br />
akzeptiert“,<br />
weiß die<br />
Linguistin und<br />
Mutter zweier<br />
mehrsprachig erzogener Kinder, Mag.<br />
Zwetelina Ortega, „manchmal kommt es<br />
zu Differenzen mit den Großeltern, die<br />
die jeweilig andere Sprache des Enkelkindes<br />
oder des Schwiegerkindes nicht<br />
sprechen. Ein offenes Gespräch mit Oma<br />
und Opa hilft, um klar zu machen, dass<br />
es nicht darum geht jemanden sprachlich<br />
auszuschließen, sondern um die<br />
natürliche Kommunikation mit dem Kind.<br />
Kleinkinder sind verwirrt, wenn sie von<br />
der Mama plötzlich mit einer anderen<br />
Sprache angesprochen werden.“<br />
Meist beherrscht das Kind die Sprache,<br />
die in der Familie gesprochen wird,<br />
zunächst besser. Das ist kein Grund zur<br />
Sorge, sondern eine normale Entwicklung.<br />
Eine ausgeglichene Sprachkompetenz<br />
in zwei oder mehreren Sprachen ist<br />
sehr selten. Sobald das Kind allerdings<br />
in eine Betreuungseinrichtung kommt,<br />
verändert sich die Dominanz in Richtung<br />
Umgebungssprache.<br />
Ortega, die ein Beratungszentrum für<br />
Mehrsprachige Erziehung in Wien leitet,<br />
erklärt: „Bereits im Kleinkindalter kann<br />
man mit dem Kind über seine Mehrsprachigkeit<br />
sprechen und dem Kind Fragen<br />
stellen wie z.B. „Weißt du wie der Papa<br />
zu diesem Gegenstand sagt?“ oder „Wie<br />
nennst du das im Kindergarten?“. Und<br />
wenn das Kind die Sprachen mischt?<br />
Das gehört zur frühen zweisprachigen<br />
Entwicklung dazu. Mit der Zeit und<br />
6 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong><br />
Foto: © Felix Lichtenfeld | pixabay.com
voranschreitenden Entwicklung geht das Mischen der Sprachen zurück.“<br />
Sprache soll und darf Spaß machen. Am erfolgreichsten in der Vermittlung einer Sprache und der<br />
damit verbundenen Kultur sind Eltern, die selber Freude an ihrer Sprache und an Kommunikation<br />
haben. Die dem Kind auch den kulturellen Hintergrund der Sprache weitergeben mit Kinderbüchern,<br />
Schlafliedern, Bräuchen, Speisen und vor allem mit regelmäßigen Besuchen oder Kontakten<br />
im oder vom eigenen Herkunftsland.<br />
Bei einem einsprachig erzogenen Kind ist die Sprachentwicklung Ende der Grundschule weitgehend<br />
abgeschlossen. Nicht so bei mehrsprachig erzogenen Kindern. Wenn Mutter oder Vater die<br />
einzigen sind, die eine Sprache mit dem Kind pflegen, verliert diese Sprache (schwächere Sprache)<br />
an Attraktivität. Es ist wichtig, dass das Kind die Möglichkeit bekommt mit Gleichaltrigen in<br />
dieser Sprache zu kommunizieren.<br />
Manchmal verweigern Kinder in einer bestimmten Entwicklungsphase eine Sprache. Auch da gilt:<br />
Freude als Basis. Wenn kein großes Drama daraus gemacht wird, gibt sich diese Verweigerung<br />
manchmal von selbst. Die Sprache soll freiwillig gesprochen werden. Manchmal fällt es den Kindern<br />
einfach schwer, wenn sie aus der Schule oder dem Kindergarten kommen von Deutsch auf<br />
die Mutter- oder Vatersprache zu wechseln: „Mama, meine Zunge ist noch auf Deutsch eingestellt!“<br />
Je älter das Kind jedoch wird, desto leichter fällt meist der Wechsel von der Umgebungssprache<br />
auf die Sprache eines Elternteils.<br />
Mehrere Sprachen sprechen? „Das macht Spaß!“ oder wie Maren und Juan sagen würden: „Det<br />
er sjovt!“ und „¡Eso es divertido!“<br />
Ein Kinderbuch über Freundschaften zwischen<br />
Kindern, die unterschiedliche Herkunftssprachen<br />
haben, voller Erlebnisse<br />
und einer geheimnisvollen Flaschenpost<br />
für alle jungen Leser, geschrieben von<br />
der Kinderbuchautorin Roswitha Wurm<br />
und der Linguistin Zwetelina Ortega, farbenfroh<br />
illustriert von Carolin Meyering.<br />
Die Umami-Bande ist eine lustige Geschichte,<br />
ein Auftakt für weitere Abenteuer,<br />
voller Lebensfreude und weckt<br />
nebenbei Neugierde auf die vorhandene<br />
Sprachvielfalt. Sprache wird mit allen<br />
Sinnen gelernt.<br />
www.amiguitos.de<br />
7 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & entwicklung<br />
Leadership in Bildungseinrichtungen:<br />
Immer mit gutem Beispiel voran<br />
SELBSTREFLEXION, LOYALES HANDELN UND WERTSCHÄTZUNG SIND<br />
EINIGE ECKPFEILER<br />
Elisabeth Rechberger<br />
Unternehmensberaterin<br />
für pädag. Bildungseinrichtungen<br />
Business- und Personalcoach<br />
Elternbildnerin<br />
Elementarpädagogin<br />
www.zusammenwachsen.or.at<br />
Durch die zunehmende Komplexität<br />
und Dynamik unserer<br />
Zeit sind auch Führungskräfte<br />
im Bildungsbereich vor neue<br />
Herausforderungen gestellt. Sie sind dem<br />
ständigen Wandel ausgesetzt, der durch<br />
ökonomische und ökologische Veränderungen<br />
ausgelöst wird. Die vorhandenen<br />
Rahmenbedingungen stellen oft<br />
eine große Hürde dar, um mit der sich<br />
wandelnden Führungskultur in Einklang<br />
zu kommen und diese auch anwenden<br />
zu können.<br />
Als Leitung einer Bildungseinrichtung<br />
sind mittlerweile nicht nur Managementkompetenzen<br />
und unternehmerisches<br />
Know-How gefordert, sondern es ist<br />
auch immer wichtiger seine Leadershipkompetenzen<br />
zu entwickeln und einzusetzen.<br />
Diese Art der Führung setzt eine<br />
Auseinandersetzung mit sich selbst und<br />
seinen sozialen Kompetenzen voraus.<br />
WAS MACHT NUN EIN MANAGER/<br />
EINE MANAGERIN<br />
Ein Manager/ eine Managerin hat<br />
unter anderem die Fachkenntnisse und<br />
Kenntnis von Managementmethoden<br />
– und instrumenten. Den Alltag zu<br />
gestalten, Prozesse, Abläufe Kundenorientiert<br />
mitzugestalten, die Qualität<br />
zu sichern, Ressourcen bereitzustellen,<br />
Unterschiede, Komplexität und Konflikte<br />
managen, delegieren von Aufgaben und<br />
dazugehörigen Zuständigkeiten.<br />
WAS ZEICHNET EINE LEADERIN/<br />
EINEN LEADER AUS?<br />
Eine Leaderin/ ein Leader packt<br />
an, bewahrt, organisiert, managt,<br />
begeistert, schaut auf das Ganze,<br />
was braucht der oder die Einzelne.<br />
Entwickelt Visionen und Ziele und<br />
holt die Mitarbeiter*innen an Board,<br />
um diese auf dem gemeinsamen Weg<br />
miteinander zu erreichen. Führt aus<br />
der Mitte – Geist und Herz sind dabei<br />
verbunden. Stellt sich die Frage: „Wie<br />
gestalte ich die Struktur, dass sich der<br />
Mensch wohlfühlt?“<br />
Kompetenzen, wie Selbstwahrnehmung<br />
und Selbstmanagement,<br />
soziales Bewusstsein und Beziehungsmanagement<br />
und die Auseinandersetzung<br />
mit diesen gehören zu ihrem<br />
Selbstverständnis. Diese Kompetenzen<br />
zeigen sich in folgenden Komponenten.<br />
Selbstwahrnehmung zeigt sich durch<br />
emotionale Selbstwahrnehmung, ein<br />
realistisches Selbstbild, sich seiner<br />
eigenen Fähigkeiten bewusst zu sein<br />
und seiner eigenen Leistungsfähigkeit<br />
zu vertrauen.<br />
Menschen mit einem gutem Selbstmanagement<br />
können sich selbst<br />
kontrollieren und wissen, wie sie<br />
auftretende Emotionen regulieren und<br />
positiv einsetzen können. Agieren<br />
Foto © OpenClipart-Vectors | pixabay.comn<br />
8 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
transparent, bleiben Veränderungen<br />
gegenüber flexibel, suchen Wege sich<br />
weiter zu verbessern und zu entwickeln<br />
und erkennen und ergreifen Chancen, die<br />
sich ihnen bieten.<br />
Soziales Bewusstsein zeigt sich durch<br />
Empathie, indem Emotionen anderer<br />
wahrgenommen werden, die Sicht der<br />
anderen verstanden wird und ehrliches<br />
Interesse am Anliegen des Gegenübers<br />
besteht. Organisationsbewusstsein, wo<br />
man als Leader*in Interessensgruppen<br />
innerhalb der Organisation und „ungeschriebene<br />
Gesetze“ erkennt. Bedürfnisse<br />
von Mitarbeiter*innen und Kunden<br />
werden erkannt und erfüllt.<br />
Inspirierende Führung wird mittels einer<br />
überzeugenden Vision geführt. Andere<br />
in ihrer Entwicklung zu fördern, gelingt<br />
durch Feedback und Anleitung zur<br />
Verbesserung ihrer Fähigkeiten. Durch<br />
Anwendung eines Konfliktmanagements<br />
werden Meinungsverschiedenheiten<br />
gelöst. Ein Netz aus Beziehungen wird<br />
geknüpft und gepflegt indem Bindungen<br />
aufgebaut werden. Teamwork und Kooperation<br />
gelingt durch Zusammenarbeit<br />
und Teambuilding.<br />
Eine Führungskraft ist im<br />
weiteren Sinne in der Lage<br />
Management- und Leadershipkompetenzen<br />
erfolgreich miteinander<br />
zu vereinbaren und umzusetzen.<br />
9 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & entwicklung<br />
Der Kommunikator – Teil 7:<br />
Gewaltfreie Kommunikation ist wichtig<br />
DIE KOLUMNE FÜR ALLE, DIE ETWAS ZU SAGEN HABEN<br />
Mag. Markus Neumeyer M.A.<br />
Gründer der Werbeagentur<br />
"Bunte Feder"<br />
www.buntefeder.at<br />
Arbeitet außerdem als Texter<br />
Autor und Ghostwriter<br />
Fragen:<br />
www.maxneumeyer.at<br />
office@buntefeder.at<br />
Buchtipp<br />
Gewaltfreie Kommunikation:<br />
Eine Sprache des Lebens.<br />
Fachbuch. Marshall B.<br />
Rosenberg. 224 Seiten,<br />
neue Ausgabe 2016, erschienen<br />
im Jungfermann<br />
Verlag.<br />
ISBN: 978-3-9557-1572-4<br />
Krieg. Ein Wort, das den meisten<br />
von uns Gänsehaut beschert<br />
und ein Zustand, den außer ein<br />
paar skrupellosen Profiteuren<br />
wohl niemand braucht. Diese Zumutung<br />
menschlichen Versagens ist wieder neu<br />
aufgeflammt – diesmal sogar mitten in<br />
Europa nur wenige hundert Kilometer<br />
von der österreichischen Grenze entfernt.<br />
Ist das nötig, oder wäre das mit anderen<br />
Mitteln der Kommunikation nicht zu<br />
verhindern gewesen?<br />
Marshall B. Rosenberg war der festen<br />
Überzeugung, die Freude am einfühlsamen<br />
Geben und Nehmen würde unserem<br />
natürlichen Wesen entsprechen.<br />
Zwei Fragen dazu beschäftigten den<br />
US-amerikanischen Psychologen sein<br />
ganzes Leben lang:<br />
Was geschieht, wenn wir die Verbindung<br />
zu unserer einfühlsamen Natur verlieren<br />
und uns gewalttätig verhalten?<br />
Wie schaffen es manche Menschen,<br />
selbst unter den schwierigsten Bedingungen<br />
mit ihrem einfühlsamen Wesen<br />
in Kontakt zu bleiben?<br />
NATÜRLICHE EINFÜHLSAMKEIT<br />
Als Rosenberg begann, sich wissenschaftlich<br />
mit diesem Thema auseinanderzusetzen,<br />
war er schnell über die<br />
entscheidende Rolle der Sprache und des<br />
Gebrauchs von Wörtern erstaunt. Bereits<br />
früh hatte er einen spezifischen Zugang<br />
zur Kommunikation entdeckt – zum<br />
Sprechen und Zuhören – der Menschen<br />
dazu führt, von Herzen zu geben, wie<br />
er es nannte, indem wir mit uns selbst<br />
und anderen auf eine Weise in Kontakt<br />
kommen, die unser natürliches Einfühlungsvermögen<br />
zum Ausdruck bringt.<br />
Er nannte seine Methode „Gewaltfreie<br />
Kommunikation“ und sein gleichnamiges<br />
Buch wurde ein Weltbestseller.<br />
DIE MACHT DER WORTE<br />
Der Psychologe und international tätige<br />
Mediator erkannte, dass viele von<br />
uns ihre Art des Sprechens gar nicht<br />
als „gewalttätig“ betrachten, andere<br />
Menschen dennoch verletzen und damit<br />
Leid zufügen. Seine Kommunikationstechniken<br />
gründen auf sprachlichen und<br />
kommunikativen Fähigkeiten, die unsere<br />
Möglichkeiten erweitern sollen, selbst<br />
unter herausforderndsten Umständen<br />
menschlich zu bleiben. Ich glaube wir<br />
wissen, wer heutzutage viel von Rosenberg<br />
lernen könnte, besonders wenn wir<br />
einen Blick gen Osten werfen. Die Macht<br />
der Worte ist größer als wir denken.<br />
NEU GEDACHT UND FORMULIERT<br />
Beim Ausarbeiten der Theorie zur<br />
Gewaltfreien Kommunikation (GFK)<br />
hat Rosenberg das Rad keinesfalls neu<br />
erfunden, aber es hat es geschafft,<br />
verschiedene Ansätze miteinander zu<br />
verbinden. Seine Theorie steht in der<br />
Tradition der sogenannten klientenzentrierten<br />
Psychotherapie, die von seinem<br />
Lehrer Carl Rogers entwickelt wurde.<br />
Schon bei Rogers stand das Zuhören im<br />
Mittelpunkt. Die gewaltfreie Kommunikation<br />
ist allerdings mehr als eine reine<br />
Foto © Gert Altmann | pixabay.com<br />
10 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
Gesprächstherapie. Stark beeinflusst<br />
wurde Rosenbergs Arbeit auch von Mahatma<br />
Gandhi und seinen Überlegungen<br />
zur Gewaltfreiheit, die auf Sammlungen<br />
philosophischer Schriften des Hinduismus<br />
basieren. Andere Elemente finden<br />
sich auch in älteren Konfliktlösungstechniken,<br />
wie dem Gütekraft-Konzept von<br />
Martin Arnold, der Mediation und den<br />
Win-Win-Strategien wieder.<br />
WIR SOLLEN UNS ERINNERN<br />
Die GFK soll uns bei der Umgestaltung<br />
unseres sprachlichen Ausdrucks helfen,<br />
und unserer Art zuzuhören. Empathie,<br />
ist Rosenberg zu Folge eine wichtige<br />
Grundvoraussetzung gelingender Kommunikation.<br />
Er war der Meinung, unter<br />
freien Bedingungen würden Menschen<br />
die empathische Verbindung zu anderen<br />
suchen. Im ging es darum, uns an etwas<br />
zu erinnern, was wir bereits kennen<br />
sollten: Wie unsere Kommunikation<br />
ursprünglich gedacht war. Er wollte uns<br />
anregen, uns ehrlich und klar auszudrücken<br />
und anderen Menschen gleichzeitig<br />
unsere respektvolle und einfühlsame<br />
Aufmerksamkeit zu schenken. Rosenberg<br />
war sich sicher, die Form, in der<br />
wir miteinander kommunizieren, hat<br />
einen entscheidenden Einfluss darauf,<br />
ob wir Empathie für unser Gegenüber<br />
entwickeln und beidseitige Bedürfnisse<br />
erfüllen können. Ein spannender Ansatz!<br />
onspartner, das Anstellen von Vergleichen,<br />
das Leugnen von Verantwortung genauso,<br />
wie das Stellen von Forderungen anstatt von<br />
Bitten. Sehen wir uns die aktuelle politische<br />
Lage an und analysieren wir die vorausgegangene<br />
Kommunikation, erkennen wir<br />
schnell, dass so ziemlich alles falsch gemacht<br />
wurde, was falsch gemacht werden konnte.<br />
Von Profis am internationalen diplomatischen<br />
Parkett, sollte man eigentlich etwas<br />
anderes erwarten. Da hat wohl wer seinen<br />
Rosenberg nicht gelesen!<br />
Marshall Bertram Rosenberg (* 6. Oktober<br />
1934 in Canton, Ohio; † 7. Februar 2015 in<br />
Albuquerque, New Mexico) war ein USamerikanischer<br />
Psychologe und international<br />
tätiger Mediator. Er entwickelte das Konzept<br />
der Gewaltfreien Kommunikation (GFK),<br />
englisch Nonviolent Communication (NVC),<br />
und gründete das gemeinnützige „Center<br />
for Nonviolent Communication“. Rosenberg<br />
lebte in Albuquerque, New Mexico, USA.<br />
ZWEI ARTEN VON KOMMUNIKATION<br />
Rosenberg unterschied zwei Arten von<br />
Kommunikation, die lebensentfremdete<br />
Kommunikation und eben die gewaltfreie<br />
Kommunikation. Zur besseren<br />
Veranschaulichung sprach er auch immer<br />
wieder von der „Wolfssprache“ und der<br />
„Giraffensprache“. Unter lebensentfremdender<br />
Kommunikation verstand<br />
er Kommunikationsformen, die Verbindungen<br />
zwischen Menschen blockieren<br />
und zu psychischer oder physischer<br />
Gewalt beitragen können. Dazu gehören<br />
moralische Urteile über Kommunikati-<br />
11 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
Bis dahin gibt es leider noch eine ganze<br />
Reihe von Problemen zu lösen: Die auf<br />
den Chip aufgetragenen Zellen müssen<br />
frisch sein und leben nur kurze Zeit.<br />
Man braucht also häufig gleichzeitigen<br />
Nachschub von menschlichem Gewebe<br />
verschiedenster Organe. In den OP-Sälen<br />
fällt aber überwiegend krankes Gewebe<br />
an. Man muss also sorgfältig die wenigen<br />
gesunden Zellen, die bei einer OP mit<br />
entfernt werden, von den ganzen kranken<br />
Zellen trennen. Zudem hat jeder Patient<br />
eine andere Vorgeschichte (Raucher,<br />
Diabetiker, etc.). Die Zellen auf dem Chip<br />
haben je nach Herkunft eine andere Qualität,<br />
was die Ergebnisse solcher Chips<br />
wenig vergleichbar macht. Die Organe in<br />
unserem Körper haben mitunter direkten<br />
Kontakt und sind nicht nur über Flüssigkeiten<br />
verbunden. Substanzen können<br />
direkt von den Hautzellen in Muskelinformation<br />
& gesellschaft<br />
Organ on a Chip:<br />
Werden Tierversuche bald überflüssig?<br />
MODELL EINES LEBENDEN ORGANISMUS AUF EINEM KLEINEN<br />
PLASTIKPLÄTTCHEN<br />
Thomas Kolbe<br />
Fachwissenschaftler<br />
für Versuchstierkunde,<br />
Ao. Prof. für die<br />
Service-Plattform<br />
Biomodels Austria<br />
Veterinärmedizinische<br />
Universität Wien<br />
Die Bemühungen, Tierversuche<br />
nach Möglichkeit zu reduzieren<br />
oder gar zu ersetzen, wurden<br />
vor über 10 Jahren mit der<br />
Einführung der Europäischen Richtlinie<br />
zum Schutz von Versuchstieren intensiviert.<br />
Die niederländische Regierung<br />
beabsichtigt gar, bis 2035 alle gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Tests ohne Versuchstiere<br />
durchführen zu wollen. Bis dahin<br />
ist es aber noch ein weiter Weg. Neben<br />
der Nutzung von Zell- und Bakterienkulturen,<br />
einfacheren Organismen<br />
wie Fadenwürmern, Hühnereiern oder<br />
Süßwasserpolypen, Miniorganen in<br />
der Petrischale (Organoide, siehe LMZ<br />
August 2018) und Attrappen und Simulationen<br />
für die Ausbildung gibt es auch<br />
die Entwicklung von Testsystemen mit<br />
lebenden Zellen in kleinen Kunststoffkammern,<br />
genannt “Organ on a Chip“:<br />
Dabei werden in kleine Kunststoffplatten<br />
eine Reihe von winzigen Kammern<br />
eingearbeitet. In jede Kammer kommt<br />
eine andere Sorte Zellen (Niere, Leber,<br />
Nerven, Muskel, etc.). Durch Kanäle sind<br />
die Kammern verbunden und werden mit<br />
Nährstoffen versorgt. Dann lässt man<br />
Testsubstanzen in verschiedenen Konzentrationen<br />
durchlaufen und schaut,<br />
ob es schädliche Effekte auf bestimmte<br />
Gewebetypen gibt. Manche Substanzen<br />
sind nicht direkt schädlich, sondern erst<br />
nach Abbau in der Leber und wirken<br />
sich dann z.B. auf das Lungengewebe<br />
aus. Wenn die Kanäle in dem Chip<br />
einen Kreislauf bilden, kann man solche<br />
Effekte erkennen und braucht dafür nicht<br />
mehr am lebenden Versuchstier zu testen.<br />
Außerdem kann man mit menschlichen<br />
Zellen arbeiten und es stellt sich nicht<br />
mehr die Frage, wie gut Ergebnisse an<br />
Versuchstieren auf den Menschen übertragbar<br />
sind. Solche Testsysteme könnte<br />
man auf vielfältige Weise in der Entwicklung<br />
von Medikamenten, bei der Prüfung<br />
schädlicher Substanzen (Toxizität) bis hin<br />
zur personalisierten Medizin nutzen. Ein<br />
ausgesprochen ambitioniertes Ziel ist es,<br />
einen Human on a Chip herzustellen, also<br />
alle Organe und Gewebe eines Menschen<br />
auf einem einzigen Chip zu vereinen.<br />
12 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
zellen übertreten, dabei umgewandelt<br />
werden und dann eine Wirkung zeigen.<br />
Auch werden viele Zellen mechanisch<br />
beansprucht (Blutgefäße durch den<br />
Blutdruck, Sehnen und Knochen durch<br />
Bewegungen, Herzmuskelzellen durch<br />
den Herzschlag). Dieses zu simulieren<br />
ist schwierig, für verschiedene solcher<br />
Gewebe auf demselben Chip bisher unmöglich.<br />
Auch lässt sich die Auswirkung<br />
von Alterung oder Hormoneinflüsse nicht<br />
simulieren. Zudem ist bisher jeder Chip<br />
ein handgefertigtes Unikat und kostet<br />
zehntausende von Euro.<br />
Dennoch sollte man den Organ on a<br />
Chip nicht abschreiben: Mit Kreativität<br />
und innovativen Ideen können Forscher<br />
daraus vielleicht in den nächsten<br />
Jahrzehnten eine anwendbare Alternative<br />
zu einem Teil der aktuell noch<br />
notwendigen Tierversuche entwickeln.<br />
Schließlich hatte auch die Entwicklung<br />
von erfolgreichen mRNA-Corona-Impfstoffen<br />
(Moderna, Biontech/Pfizer) eine<br />
lange Vorgeschichte: Vor über 30 Jahren<br />
wurden die ersten Versuche<br />
dazu durchgeführt (siehe<br />
Info-Box). Die Entwicklung<br />
eines in der medizinischen<br />
Forschung anwendbaren<br />
Chips wird hoffentlich nicht<br />
so lange dauern.<br />
info<br />
EU-Richtlinie 2010/63/EU<br />
Beispiele für Organ on a Chip:<br />
doi: 10.1039/c5lc00392j<br />
doi: 10.1038/s41551-019-0406-3<br />
30 Jahre Corona-Forschung:<br />
https://doi.org/10.1016/j.nantod.2019.100766<br />
Foto © marian anbu juwan | pixabay.com<br />
13 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & gedanken<br />
Der goldene Moment:<br />
Achten wir auf unsere Gedankenwelt<br />
ZEIT, DIE WIR UNS NEHMEN, IST ZEIT, DIE UNS ETWAS GIBT. (Ernst Ferstl)<br />
Dr. Manfred Greisinger<br />
Autor, Trainer<br />
Buch-Projekt-Begleiter<br />
Vortragender<br />
Selfness-Coach<br />
ICH-Marke-Pionier<br />
27 Bücher bisher –<br />
aktuell:<br />
„NEUGEBOREN -<br />
in/aus der Krise“<br />
www.stoareich.at<br />
Foto: © Gernot Blieberger<br />
Am Sonntag ist es wieder soweit,<br />
dann sieht er sie wieder ...<br />
Dann schält sie sich heraus aus<br />
ihrem Ehe- und Familienleben<br />
und betritt mit ihm eine Zeitinsel, in der<br />
die Wirklichkeit für Stunden zum Traum<br />
wird … Ihr Mann weiß von dieser ihrer<br />
„außerehelichen Beziehung“ … Alle<br />
Beteiligten wissen davon … Und können<br />
mehr oder weniger – sehr – gut damit<br />
umgehen. Im Vordergrund stehen außergewöhnliche<br />
Glücksmomente für alle<br />
– in einer Intensität, die sie VOR dieser<br />
einzigartigen Konstellation nicht hatten<br />
… In der Ehe ist neue Lebendigkeit spürbar,<br />
der Ehemann sagt, er sei aus einer<br />
Lethargie erwacht und freue sich mit sei-<br />
Dieses 27. Buch von Manfred Greisinger ist zum<br />
Ausklang seines "Horrorjahres 2021" entstanden<br />
und will in 17 Essays alle Facetten der Krise wie<br />
auch der Heilung aufzeigen und den geneigten<br />
LeserInnen konkrete Lösungen anbieten ...<br />
NEUGEBOREN - in/aus der Krise<br />
ISBN 978-3-7108-0445-8 (Hardcover)<br />
ner Frau über ihren „doppelten“ Genuss;<br />
und der Liebhaber, wissend, dass er sie<br />
nie „ganz“ für sich beanspruchen wird<br />
können, hat seine Erkenntnis gefunden:<br />
Wenn er's auf die Ebene der "intensiven<br />
Gefühlserfahrung im Moment" bringen/<br />
belassen kann, ist das alles durchaus –<br />
vom grauen Alltag befreites – Glück …<br />
DIE ENT-EGOISIERTE LEBENSÜBUNG<br />
Auf wessen Seite sind Sie? Wen trifft<br />
Ihr Urteil am härtesten? Was, wenn Sie<br />
gar nicht urteilen und in dieser kleinen<br />
Geschichte vielleicht sogar "DIE entegoisierte<br />
Lebensübung" schlechthin<br />
sehen wollen?!?<br />
Was lehrte uns denn Covid – in seinen<br />
x-Varianten, von denen wir noch<br />
nicht sagen können, dass wir bereits<br />
alle durchlebt und durchlitten haben?!<br />
Vergiss jedwede Form von Planung. Das<br />
Virus schlägt zu, ausgerechnet dann,<br />
wenn Du Dir etwas besonders schön<br />
ausgemalt hast … Große und kleine<br />
Events wurden und werden eliminiert.<br />
Und junge Ukrainer, die wer weiß was<br />
anstrebten, liegen plötzlich mit Sturmgewehr<br />
und in Uniform im Schützengraben<br />
…<br />
Was wollen/sollen wir planen? Außer,<br />
DIESEN Tag bestmöglich zu leben … In<br />
Harmonie mit unseren ureigenen Wünschen,<br />
Sehnsüchten – in Entfaltung unserer<br />
Talente und Ressourcen. Das Leben<br />
ist zu fragil, zu kurz, zu schade, um es<br />
mit weniger als 100 Prozent Einsatz und<br />
LIEBE zu zelebrieren. Jetzt – und jetzt.<br />
Von Moment zu goldenem Moment.<br />
14 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & vielfalt<br />
Erfolgsgeschichte aus Wien:<br />
Confiserie Altmann & Kühne<br />
TRADITIONELLE LILIPUTKONFEKT-MANUFAKTUR<br />
Die Confiserie Geschichte beginnt<br />
im Sommer 1928 in Wien. Für<br />
damalige Verhältnisse eine sehr<br />
innovative Geschäftsidee. Die<br />
beiden Jungunternehmer Altmann &<br />
Kühne hatten sich auf die Herstellung<br />
von handgemachtem Miniatur-Konfekt,<br />
dem sogenannten „Liliputkonfekt“<br />
spezialisiert.<br />
Das Besondere war die Verpackung.<br />
Das Liliputkonfekt wurde in speziellen,<br />
von Großvater Emil Altmann selbst<br />
entworfenen und händisch hergestellten<br />
Schachteln und Etageren verpackt.<br />
Er war ein gelernter Goldschmied und<br />
konnte sehr gut zeichnen und das tat er<br />
mit Leidenschaft. Bis zum Jahr 1938 gab<br />
es 80 verschiedene Verpackungsunikate:<br />
Schachteln, Dosen, Kommoden und<br />
orientalisch anmutende Boxen.<br />
Damals wie heute wird jedes einzelne<br />
Liliputkonfekt nach alten Familienrezepturen<br />
in der eigenen Manufaktur in<br />
Leopoldstadt hergestellt.<br />
Das Verkaufslokal befindet sich am<br />
Graben und wurde 1932 von den österreichischen<br />
Architekten Josef Hoffmann<br />
und Oswald Härdtl gestaltet. Es ist noch<br />
immer originalgetreu erhalten und steht<br />
unter Denkmalschutz.<br />
In der Blütezeit des Erfolges, in den 30er<br />
Jahren des letzten Jahrhunderts, gab es in<br />
der Innenstadt Wiens drei Geschäfte.<br />
Als Krönung wurde im Dezember 1939<br />
ein exklusives Schokoladengeschäft in der<br />
Fifth Avenue 700 in New York eröffnet.<br />
Die New York Times führte damals regelmäßig<br />
Altmann- und Kühne-Pralinen auf<br />
ihren Ostereinkaufslisten auf.<br />
1983 wurde das Traditionsbetrieb von<br />
der Hoteliers-Familie Schick gekauft. Der<br />
Name Altmann & Kühne wurde unverändert<br />
erhalten und das Konfekt schmeckt<br />
noch wie damals verführerisch gut. Das ist<br />
eben ein Erfolgsgeschichte aus Wien.<br />
Am Graben30, 1010 Wien<br />
www.altmann-kuehne.at<br />
Dipl.Ing. Alexander Ristic<br />
Associated Press Austria<br />
Die Erfolgsgeschichte kann auch<br />
nachgelesen werden:<br />
„Confiserie Altmann & Kühne – Eine<br />
Erfolgsgeschichte aus Wien"<br />
Autorin Sylvia Festa<br />
ISBN Hardcover: 978-3-99084-767-1
information & vielfalt<br />
Es ist Faschingsmonat:<br />
Alaaf! Helau!<br />
GERMAN SCHOOL CAMPUS IM SÜDEN KALIFORNIENS FEIERT DIESES JAHR<br />
SEINE FÜNFTE FASCHINGSSAISON<br />
Ursula Schoeneich<br />
Direktorin der German<br />
School Campus in Newport<br />
Beach, CA USA<br />
www.germanschoolcampus.<br />
com<br />
Nach fast zwei Jahren Pause,<br />
aufgrund der Pandemie, sind wir<br />
wieder da! Es ist unser eigener<br />
Fasching mit lustigen Spielen,<br />
Musik, Tänzen, und einem Wettbewerb<br />
im Schoko Marshmallow- und Brezelessen.<br />
Das ist eine besondere Tradition<br />
für unsere Schule und wir feiern im Festsaal<br />
in Old World, Huntington Beach, CA.<br />
Karnevalsbegeisterung breitet sich in<br />
Deutschland aus! Europa und hier insbesondere<br />
die deutschsprachigen Länder in<br />
Europa sind seit November in Karneval-<br />
Fieber" (Karnevalsstimmung). Um genau<br />
zu sein, seit dem 11. November. Da hat<br />
der Karneval um genau 11:11 Uhr begonnen!<br />
Eine seltsame Zeit, finden Sie nicht<br />
auch? Aber genau dann beginnt offiziell<br />
die Narrenzeit.<br />
Da sich um diese Zeit normalerweise alle<br />
auf Weihnachten vorbereiten, sind die<br />
verrückten Zeichen der Fasnacht noch<br />
nicht so sichtbar. Der Fasching konzentriert<br />
sich in dieser Zeit meist auf die<br />
"Ball"-Saison (aufwendige Tanzveranstaltungen),<br />
die im Januar und Februar<br />
in schönen Veranstaltungen gipfelt. Sie<br />
haben wahrscheinlich schon vom Wiener<br />
Opernball gehört, der ein sehr berühmtes<br />
Beispiel dafür ist.<br />
FASCHING, KARNEVAL, FASTNACHT<br />
UND MEHR<br />
Fasching" hat seinen Ursprung im<br />
Mittelalter. Er steht im Zusammenhang<br />
mit dem liturgischen Kalender, der in der<br />
Vorfastenzeit, auch Fasching genannt,<br />
beginnt und am Faschingsdienstag<br />
endet. Mit dem darauffolgenden Aschermittwoch<br />
beginnt die 40-tägige Fastenzeit<br />
(Lent) bis Ostern. Man kann den<br />
Karneval aber auch als Übergangsritus<br />
betrachten, wenn man die heidnischen<br />
Bräuche berücksichtigt, die den Frühling<br />
und den Sommer einläuten sollten.<br />
Hier war das Verkleiden in fantastische<br />
Kostüme oft das Ritual, um die Wintergeister<br />
zu vertreiben.<br />
Der Karneval ist historisch als die Zeit<br />
bekannt, in der es in Ordnung war,<br />
die Regeln zu brechen, und in der ein<br />
exzessiver Lebensstil akzeptiert, ja<br />
sogar erwartet wurde! Heute gehören<br />
zum Karneval in Deutschland nicht nur<br />
aufwendige Kostümpartys, sondern auch<br />
politische Umzüge, bei denen sich die<br />
Menschen über die Regierenden im Land<br />
und darüber hinaus lustig machen. Der<br />
größte politische Karnevalsumzug findet<br />
jedes Jahr in Köln statt.<br />
Je nachdem, wo man sich in Deutschland<br />
zur Karnevalszeit aufhält, wird man den<br />
Fasching ganz unterschiedlich erleben.<br />
In vielen Bundesländern gibt es sogar<br />
unterschiedliche Namen für dasselbe saisonale<br />
Ereignis: Während der Karneval in<br />
Köln, Düsseldorf, Aachen und im übrigen<br />
Rheinland als "Karneval" bekannt ist,<br />
nennt man ihn in Bayern "Fasching".<br />
In Franken kennt man den Karneval als<br />
"Fosnat" und in Schwaben als "Fasnet"<br />
bzw. in Mainz als "Fastnacht".<br />
Fotos © German School Campus New Port Beach USA<br />
16 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
Nicht jeder ist an Fasching unterwegs, manche<br />
Menschen, Faschingsmuffel genannt, fürchten<br />
diese Zeit des Feierns und bleiben lieber zu<br />
Hause. Aber es gibt einen Teil der deutschen<br />
Bevölkerung, der sich das ganze Jahr über auf die<br />
Faschingszeit freut. Das sind die Kinder!<br />
Bevor Halloween in Deutschland gefeiert wurde,<br />
war Fasching die einzige Gelegenheit für Kinder,<br />
sich als ihre Lieblingsfigur zu verkleiden. Aber sie<br />
freuen sich nicht nur auf Prinzessinnen, Ninjas,<br />
Transformers und Co., sondern auch auf spezielle<br />
Faschingsgerichte wie Krapfen, das Donutähnliche<br />
Gebäck mit Marmelade in der Mitte. Sie<br />
werden auch 'Berliner' oder Kreppel genannt.<br />
Karneval mit der German School Campus - das<br />
gibt's nur einmal im Jahr!
information & gesellschaft<br />
Ausbildung im sozialen Umfeld:<br />
Berufsbild Sexualbegleitung<br />
MEHR ALS NUR EINE DIENSTLEISTUNG<br />
Dipl.Ing. Alexander Ristic<br />
Associated Press Austria<br />
Sehnsucht nach körperlicher Nähe<br />
hat jeder Mensch. Doch für manchen<br />
Menschen mit Behinderung<br />
oder für Menschen im hohen Alter<br />
ist es schwer, die eigene Sexualität zu<br />
leben. Darüber hinaus ist die Sexualität<br />
von Menschen mit Behinderung oft ein<br />
gesellschaftliches Tabuthema. Darüber<br />
wird nicht gesprochen.<br />
Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit<br />
Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden<br />
und Lebensqualität verbunden.<br />
Sie ist ein Zustand des körperlichen,<br />
emotionalen, mentalen und sozialen<br />
Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität;<br />
es ist nicht nur die Abwesenheit<br />
von Krankheit, Funktionsstörungen oder<br />
Gebrechen.<br />
2008 ist die UN-Behindertenrechtskonvention<br />
in Kraft getreten, wonach auch<br />
jeder Mensch mit Behinderung ein Recht<br />
auf körperliche Liebe und Sexualität hat.<br />
Damit setzt die sexuelle Gesundheit eine<br />
positive und respektvolle Haltung zu<br />
Sexualität und sexuellen Beziehungen<br />
voraus sowie die Möglichkeit, angenehme<br />
und sichere sexuelle Erfahrungen<br />
zu machen, und zwar frei von Zwang,<br />
Diskriminierung und Gewalt. Sexuelle<br />
Gesundheit lässt sich nur erlangen und<br />
erhalten, wenn die sexuellen Rechte<br />
der Menschen geachtet, geschützt und<br />
erfüllt werden.<br />
Unbefriedigte Sexualität im Alter und<br />
bei Menschen mit Beeinträchtigung, löst<br />
bei den betroffenen Personen und ihrem<br />
Umfeld einen hohen Leidensdruck aus.<br />
Die Lösung ist in vielen Ländern eine<br />
professionelle Sexualbegleitung. Das ist<br />
eine Person, die Menschen mit Behinderung<br />
hilft, die eigene Sexualität zu<br />
entdecken. Die Kosten dafür werden<br />
in Österreich allerdings nicht von der<br />
Krankenkasse übernommen, wie es zum<br />
Beispiel in den Niederlanden der Fall ist.<br />
Durch eine professionelle Sexualbegleitung<br />
/ Sexualassistenz können sexuelle<br />
Übergriffe zum Beispiel auf PflegerInnen<br />
und Grenzüberschreitungen verringert<br />
werden.<br />
Es gibt derzeit zwei qualitativ hochwertige<br />
Ausbildungsmöglichkeiten, um der<br />
Tabuisierung des Themas entgegenzuwirken<br />
und sexuelle Dienstleistungen<br />
für ältere Menschen und Menschen mit<br />
Beeinträchtigungen zu ermöglichen.<br />
Die Ausbildung zur Sexualbegleitung<br />
/ Sexualassistenz wird in Wien von<br />
SOPHIE und der Volkshilfe Wien angeboten<br />
und in der Steiermark von Lialin, der<br />
LIBIDA-Sexualbegleiterin angeboten.<br />
Die Teilnehmerinnen erlernen fundiertes<br />
theoretisches und praktisches Wissen im<br />
Umgang mit alten Menschen und Menschen<br />
mit Beeinträchtigung. Sie werden<br />
geschult alte Menschen und Menschen<br />
mit Beeinträchtigungen achtsam und<br />
professionell in ihrer Sexualität zu<br />
begleiten.<br />
Darüber hinaus erlangen sie Wissen über<br />
die rechtlichen und strukturellen Rahmenbedingungen<br />
der Sexualassistenz /<br />
Sexualbegleitung kennen.<br />
18 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
info<br />
http://www.sophie.or.at<br />
https://www.sexualbegleitunglialin.at/aktuelles<br />
Ein neues Buch zu diesem<br />
Thema von Lilian Hörner:<br />
„Berührung spüren / achtsam<br />
üben“<br />
zu beziehen direkt bei: office@<br />
sexualbegleitung-lialin.at<br />
Fotorechte: Lilian Hörner,<br />
Johannes Seidl<br />
19 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & gesellschaft<br />
Weniger arbeiten, mehr leben:<br />
Die 30-Stunden-Woche<br />
DAS ARBEITSMODELL DER <strong>ZUKUNFT</strong>?<br />
Dominika Letko<br />
Grafikerin<br />
Jede:r zweite Österreicher:in wünscht<br />
sich eine 30-Stunden-Woche, so<br />
eine Umfrage aus 2020, dem Jahr<br />
des Pandemie-Beginns. Vor allem<br />
junge Erwachsene, speziell Angehörige<br />
der Millennials und Generation Z,<br />
bevorzugen vermehrt ein Arbeitsumfeld<br />
mit mehr Flexibilität und Arbeitszeiten<br />
jenseits des Vollzeitmodells. Und das ist<br />
nicht nur auf den Perspektivenwechsel<br />
durch die Corona-Pandemie zurückzuführen.<br />
EINE RELEVANTE DISKUSSION<br />
Die Pandemie hat das Arbeitsleben mehr<br />
oder minder „reformiert“ und vor allem<br />
Aspekte wie flexible Arbeitszeiten und<br />
Homeoffice in ein völlig neues Licht<br />
gestellt. Zwar ist die 30-Stunden-Woche<br />
schon vor der Pandemie ein relevantes<br />
Thema gewesen, jedoch ist die Diskussion<br />
durch sie wieder neu entfacht. Mittlerweile<br />
steht fest, dass dieses Arbeitsmodell<br />
durchaus zukunftsträchtig ist, da<br />
es überwiegend Vorteile aufweist und<br />
mit den Wertvorstellungen der jungen<br />
Generationen resoniert.<br />
WORK-LIFE-BALANCE UND<br />
GESUNDHEIT<br />
Eine Reduktion der Arbeitszeit von 40<br />
auf 30 Stunden macht sich wesentlich<br />
erkenntlich, was die zusätzliche<br />
Freizeit anbelangt. So gewinnen die<br />
Arbeitnehmer:innen entweder in Form<br />
einer Vier-Tage-Woche einen ganzen<br />
freien Tag dazu oder sie haben bei<br />
kürzeren Schichten einer Fünf-Tage-<br />
Woche mehr von ihrem Tag. Mit mehr<br />
Zeit für Hobbys, soziale Kontakte und<br />
andere Freizeitaktivitäten verbessert<br />
sich die Work-Life-Balance erheblich.<br />
Nicht wegzudenken sind dabei positive<br />
gesundheitliche Aspekte aufgrund der<br />
reduzierten Arbeitsbelastung kombiniert<br />
mit mehr Zeit für Sport und körperliche<br />
Aktivität.<br />
MEHR PRODUKTIVITÄT<br />
Durch eine verbesserte Work-<br />
Life-Balance ergibt sich, dass die<br />
Arbeitnehmer:innen mit mehr Energie,<br />
Ausgeglichenheit und Motivation in<br />
ihr Arbeitsumfeld zurückkehren, was<br />
sich auch positiv auf ihre Produktivität<br />
auswirkt. Das zeigt sich auch in Folge<br />
der verkürzten Arbeitstage; so wird an<br />
6-Stunden-Tagen effizienter gearbeitet<br />
als an 8-Stunden-Tagen. Die Produktivität<br />
bei Menschen lässt nämlich nach 4<br />
bis 6 Stunden durchgehender Arbeitszeit<br />
stark nach, da sich nach dieser Zeitspanne<br />
die Konzentrationskraft mindert.<br />
HÖHERE KOSTEN FÜR<br />
ARBEITGEBER:INNEN<br />
Für Arbeitnehmer:innen strahlt die<br />
30-Stunden-Woche mit überwiegend<br />
positiven Folgewirkungen, für<br />
Arbeitgeber:innen ist diese jedoch mit<br />
höheren Personalkosten verbunden.<br />
Wenn mehr Menschen mit reduzierten<br />
Stunden arbeiten, steigt durch die<br />
fehlenden Stunden letztlich der Bedarf<br />
an Arbeitskraft und es müssen mehr<br />
Arbeitskräfte für denselben Arbeitsaufwand<br />
beschäftigt werden. Am Ende<br />
wächst also so der Kostenfaktor für die<br />
Arbeitgeber:innen.<br />
20 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
NUR EINE „FAULE“ UND „ARBEITSUNWILLIGE“ GENERATION?<br />
In der Diskussion finden sich die jungen Generationen oft mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie eine schwindende Arbeitsmoral<br />
hätten und „faul“ seien. Jedoch ist zu bedenken, dass diese Generationen ein anderes Selbstbewusstsein aufweisen<br />
als jene, die vor ihnen kamen. Sie haben mehr Selbstbestimmungs- und Zugangsmöglichkeiten, was ihre Ausbildung angeht,<br />
und sie haben konkrete Vorstellungen, was ihr ideales Berufsbild angeht, wodurch sie sich nicht schnell mit etwas zufriedengeben,<br />
was ihnen nicht völlig entspricht.<br />
Weiters erhalten viele junge Erwachsene bei ihren Eltern einen Einblick, wie diese mit unerfüllten beruflichen Wünschen<br />
und Stress konfrontiert sind, und möchten daher einen anderen Weg einschlagen. Sie haben ein hoch angesetztes Bild von<br />
Arbeitszufriedenheit, wo sie durchaus mitreden und mitentscheiden wollen, wodurch sie sich letztlich den Weg für mehr<br />
Freiheit und eine höhere Lebensqualität ebnen.<br />
Foto: © RoadLight | pixabay.com<br />
21 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & gedanken<br />
Verständlich und einfach erklärt:<br />
Professor Abakus<br />
Prof. Abakus ist ein aufgeweckter Junge. Er erzählt von<br />
Erlebnissen und Beobachtungen aus seiner kleinen<br />
Welt und bezieht das Verhalten Erwachsener mit ein.<br />
Verträumt, idealistisch und mit einem Augenzwinkern<br />
beschäftigt er sich mit der Welt von heute und morgen. Und<br />
da gibt es in seinen Augen einiges zu tun.<br />
• "Der Dachstuhl brennt" ist eine Geschichte über eine<br />
Haarfarbe und über Ausgrenzung<br />
Zu finden sind alle HÖR | IMPULSE auf unserer Homepage:<br />
http://magazin.LmZukunft.at/podcasts.html<br />
Aber auch auf Youtube und SoundCloud finden Sie Professor<br />
Abakus, geben Sie einfach „Professor Abakus“ ein.<br />
Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com<br />
Bild: © donations welcome | pixabay.com<br />
22 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
Schenken<br />
Sie doch heuer<br />
eine Ziege.<br />
Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude<br />
Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen<br />
im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form<br />
eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.<br />
schenkenmitsinn.at<br />
T-SHIRT<br />
DAZU SCHENKEN<br />
© iStockphoto (Antagain)
information & umwelt<br />
Hai-Schule im Haus des Meeres:<br />
Ein besonderes Klassenzimmer<br />
IN WIEN IST WIEDER SCHULBEGINN, AUCH IM HAUS DES MEERES –<br />
ALLERDINGS NUR FÜR ZWEI HAIE<br />
Direktor Dr. Michael Mitic<br />
Geschäftsführung<br />
Haus des Meeres/Wien<br />
AQUA TERRA ZOO<br />
www.haus-des-meeres.at<br />
Für die jungen Zebrahaie, die vor<br />
wenigen Wochen von ihrem Geburtsort,<br />
dem Loro Parque Aquarium<br />
in Teneriffa nach Wien gereist<br />
sind, beginnt nun die Hai-Schule. Das<br />
Klassenzimmer ist ein gut einsehbares<br />
Lernabteil im großen 360° Hai-Aquarium.<br />
In täglichen Trainingseinheiten<br />
soll dort jedes Tier lernen, nur dann zu<br />
fressen, wenn es zuvor sein individuelles<br />
Symbol - ein blaues Dreieck oder eine<br />
gelbe Scheibe - gesehen hat.<br />
Der Sinn dieses zugegebenermaßen<br />
etwas ungewöhnlichen Lehrzieles ist,<br />
dass die Tierpfleger*innen die aufgenommenen<br />
Nahrungsmengen solcherart<br />
geschulter Tiere genau überwachen können.<br />
Da die beiden Hai-Schüler Zwillinge<br />
sind, ähneln sie einander sehr in ihrer<br />
Punktmusterung, ihre Unterscheidung<br />
bei den bevorstehenden Fütterungen im<br />
Erwachsenenaquarium wäre sonst nur<br />
schwer möglich.<br />
Der irreführende Name Zebrahai - Zebras<br />
sind bekanntermaßen ja gestreift und<br />
nicht gepunktet - ist im Übrigen darauf<br />
zurückzuführen, dass die Art anhand<br />
von Jungtieren beschrieben wurde, und<br />
diese sind tatsächlich gestreift. Wenn sie<br />
ein Alter von einem Jahr erreicht haben<br />
- sie sind dann rund 75 Zentimeter<br />
lang - ändert sich jedoch ihre Zeichnung<br />
immer mehr zum reinen Punktmuster.<br />
Auf Grund dieses Punktmusters werden<br />
sie oft auch als Leopardenhaie tituliert.<br />
Zebrahaie erreichen eine Länge von drei<br />
Metern und sind häufige Bewohner von<br />
indopazifischen Korallenriffen, auch dort<br />
stehen Muscheln und Krebse ganz oben<br />
auf ihrem Speiseplan.<br />
Fotos: © Haus des Meeres<br />
24 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
INFO<br />
Books4Life ist ein Netzwerk<br />
karitativer Second-Hand-Buchläden,<br />
die sich dem Verkauf und<br />
der Aufwertung von Büchern<br />
verschrieben haben.<br />
Unsere Vision ist<br />
• Armut zu bekämpfen<br />
• Bildung zu fördern<br />
• Umwelt zu schonen und<br />
• literaturbegeisterte<br />
Menschen zu vernetzen<br />
Unser Verein besteht ausschließlich<br />
aus Freiwilligen.<br />
Somit ist es uns möglich, 90%<br />
des Umsatzes unkompliziert<br />
und direkt an unsere Spendenpartner<br />
weiterzugeben.<br />
DER SOZIALE<br />
BUCHLADEN IN WIEN<br />
BÜCHER KAUFEN<br />
& SPENDEN<br />
Die einfachste Möglichkeit, uns zu<br />
unterstützen, ist mit einem Bücherkauf!<br />
Shop: Schlösselgasse 8 / 1080 Wien<br />
Online-Shop: http://shop.b4l-wien.at<br />
Bücherspenden nehmen wir auch<br />
gern - bitte nur nach Absprache über<br />
info@b4l-wien.at!<br />
Du willst uns unterstützen? So geht‘s:<br />
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Wir basteln mit bedruckten Blättern,<br />
feilen mit euch am Poetryslam und<br />
bieten Schreiberlingen eine Bühne.<br />
Zwei der Spendenempfänger<br />
werden jährlich neu gewählt.<br />
Unsere beiden fixen Partner sind:<br />
Als aktives Mitglied engagierst<br />
du dich im Shop, im Marketing,<br />
bei Events, in der IT oder Verwaltung.<br />
Es gibt genug zu tun!<br />
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Als unterstützendes Mitglied<br />
hilfst du uns, die Miete zu<br />
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info@b4l-wien.at<br />
http://www.b4l-wien.at<br />
ANDERE VON UNSERER IDEE BEGEISTERN
information & gesellschaft<br />
Zur Lösung von Konflikten:<br />
Paradoxe Intervention<br />
WAHRER FRIEDEN KANN NUR DURCH GEISTIGEN FRIEDEN ERREICHT WERDEN<br />
(Dalai Lama)<br />
ˇ<br />
Patrick Rusch, MA<br />
Familienvater, Angestellter<br />
Milizoffizier aD<br />
der Schweizer Armee<br />
Lebt in Wien<br />
So schnell kann es gehen… 1945 und in den Jahren danach konnte sich<br />
niemand/kaum mehr jemand vorstellen, dass es in Europa je wieder Krieg<br />
geben könnte. Die Verheerungen des letzten grossen Krieges auf dem Boden<br />
Europas, der dazu noch weitere Weltgegenden in Nordafrika und Asien in<br />
Mitleidenschaft gezogen hatte, waren zu eindrücklich gewesen. Komplett zerstörte,<br />
im wahrsten Sinn des Wortes «gegroundete» Städte, Millionen Vertriebene, Getötete,<br />
Versehrte. Es schien, das wäre den Menschen in Europa, den USA und Russland<br />
eine nachhaltige Lehre gewesen, dass sich so etwas nie wieder ereignen<br />
dürfe.<br />
Seit dem 22. Februar <strong>2022</strong> ist erneut Krieg in Europa. In der<br />
Nacht auf diesen Tag marschierten Soldaten der Russischen<br />
Föderation, angeblich zum Zwecke friedenserhaltender Operationen,<br />
in den östlichen Gebieten der Ukraine ein. Mit dem Ziel,<br />
um im Neusprech von Herrn Putin zu bleiben, «die Ukraine zu entnazifizieren»,<br />
rückten die russischen Truppen alsdann weiter in westliche<br />
Räume der Ukraine vor. In Widerspruch zu ihrer angeblichen Friedensmission<br />
nutzten sie dafür schweres Gerät und starken Beschuss, also offensichtlich<br />
Gewalt. Was will man? Im Jahr <strong>2022</strong> heiligt der Zweck, der Kampf gegen den<br />
Nationalsozialismus, offenbar alle Mittel. Egal wo er geführt wird, egal mit welchem<br />
wirklichen Motiv.<br />
Am Meisten erstaunt, wie belanglos die Versuche von Einflussnahmen der<br />
Europäischen Union, schätzimativ doch die wichtigste Wirtschaftsmacht auf dem<br />
europäischen Kontinent und ein ganz wichtiger Abnehmer russischer Exporte, im<br />
Vorfeld des Einmarschs der Russischen Föderation in die Ukraine konzipiert und<br />
strukturiert waren und – vielleicht deshalb – ebenso trivial vom Herrscher im Kreml<br />
wahrgenommen und beantwortet wurden. Tatsächlich ließ er verlauten, seine<br />
Verhandlungspartner in Sachen Ukraine sehe er in den USA, nicht in der EU. Das<br />
spricht doch eine deutliche Sprache über die Wichtigkeit der EU in der globalen<br />
Politik. Aber das ist ein ganz anderes Thema.<br />
Stellt sich spätestens an diesem Punkt die Frage, was hat das mit Lernen mit<br />
Zukunft zu tun? It’s the communication, dear reader, lautet die Antwort.<br />
Wenn, frei nach Carl von Clausewitz, Krieg die Fortsetzung von Politik mit anderen<br />
Mitteln ist, dann ist die Politik vor einem Kriegsausbruch evidenterweise fortlaufende,<br />
manchmal intensivere, manchmal informellere Kommunikation. Mit Worten, mit<br />
Gesten, mit friedlichen, jedenfalls unblutigen Maßnahmen wird zwischen den<br />
Foto: © Clker-Free-Vector-images | pixabay.com<br />
26 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
Interessengruppen – links, rechts, reich, arm, dienstgebend, dienstnehmend,<br />
Impfbefürworter, Impfskeptiker, für schnelle Maßnahmen gegen den Klimawandel, für überlegtes Handeln gegen den<br />
Klimawandel, Ost, West uvam – dauernd diskutiert, verhandelt, evaluiert, welche Lösung für konkrete Herausforderungen<br />
in der Gesellschaft die richtigen seien. In einer Demokratie müssen besagte Lösungen schließlich mehrheitstauglich sein.<br />
Wer an einem gewissen Punkt erkennt, dass er seine Lösung, mit der er seine Ziele zu erreichen gedenkt, nicht auf friedlichem,<br />
jedenfalls unblutigem Weg erreichen wird, wird versucht sein, sie mit Waffengewalt durchzusetzen. Hier kommt<br />
wieder Herr von Clausewitz in Aktion.<br />
Wie verhält man sich richtig, wenn Einer, der in den politischen Prozess Involvierten glaubt, nurmehr<br />
mit Waffengewalt seine Position durchdrücken zu können? Angebracht scheint, zu erkennen, dass der,<br />
der zu Gewalt als Mittel der Wahl greift, sich verrannt hat. «Normal», oder besser gesagt «zivilisiert»,<br />
kann man mit ihm aller Voraussicht nach in diesem Stadium nicht mehr kommunizieren. Er sieht seinen<br />
Standpunkt, den will er erreichen.<br />
Komme, was wolle, koste es, was es wolle. Sanktionen, Aufrufe, Demonstrationen sind in dieser Situation<br />
nette Versuche der normalen, zivilisierten Kommunikationen. Für den Urheber der Gewalt erfolgen sie zu<br />
logisch, sind sie zu vorhersehbar. Er weiss exakt, wie er darauf reagieren muss.<br />
Womit der Initiator von Gewalt in der Regel nicht rechnet, ist, dass sein Konterpart seinerseits unlogisch<br />
kommuniziert. In der Psychologie ist ein solches Vorgehen als paradoxe Intervention bekannt. Wer sich unlogisch<br />
verhält, wird mit einer unlogischen Reaktion konfrontiert. Die Erwartungshaltung dahinter ist, dass der,<br />
der sich unlogisch verhält, sich aufgrund der unlogischen Reaktion seines Gegenübers neu orientieren muss,<br />
sich und sein Verhalten überdenkt und selbst zu einer adäquaten Lösung der Konfliktsituation, die er mit seinem<br />
Verhalten geschaffen hat, findet.<br />
Die normale, zivilisierte Kommunikation, die vorab die USA und die EU gegen Russland zelebrieren, hat eine gute Tradition.<br />
Angesichts der Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine erweist sie sich Ende Februar <strong>2022</strong><br />
als wenig wirkungsvoll. Da wäre es vielleicht klug, statt mehr vom immer Gleichen zu tun, neue Wege für<br />
die Lösung von Konflikten zu erdenken und zu gehen.<br />
Wie eine paradoxe Intervention gegen die Russische Föderation aussehen könnte? Der Einmarsch österreichischer<br />
Truppen in der Slowakei, um die Slowakei bei der Sicherung der eigenen Infrastruktur zu unterstützen?<br />
Die Invasion Schweizer Truppen in Liechtenstein, wonach die Schweiz dem Fürsten von Liechtenstein<br />
die Königswürde antragen würde, damit man als deutlich größeres Staatsgebiet sich besser gegen fremde Anmaßungen<br />
schützen könnte? Eine Entsendung deutscher Friedenstruppen nach Aserbeidschan, um den Aufbau der dortigen<br />
Zivilgesellschaft tatkräftig zu begleiten?<br />
Die Denkerinnen, Denker und Thinktanks in und um Washington D.C. und Brüssel entwickeln vermutlich bessere Ideen für<br />
eine paradoxe Intervention in Richtung Russische Föderation. Wenn hernach die Hohen Repräsentanten der USA und der<br />
EU die Maßnahme umsichtig und konsequent implementieren, steht einer adäquaten Lösung des Ukraine-Konflikts wohl<br />
nichts mehr im Wege.<br />
P.S. Dürfte auch paradoxe Kommunikation die richtige Antwort an die Russische Föderation auf strategischer Ebene sein,<br />
ist gleichzeitig doch eines dringend geboten. Gegenüber den Opfern der russischen Aggression in der Ukraine müssen<br />
unsere Botschaften logisch bleiben. Der Einmarsch von Truppen der Russischen Föderation stellt einen aggressiven Akt<br />
dar und kann auf keinen Fall akzeptiert werden. Unsere Solidarität gilt dem ukrainischen Volk, das den Invasoren furchtlos<br />
und mutig Widerstand leistet. So lange wie irgend möglich.<br />
27 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & gesellschaft<br />
Fastenzeit:<br />
Die Leber freut sich<br />
VERZICHTEN HEISST JA NUR ETWAS ZU LASSEN, UM KRAFT FÜR<br />
ETWAS ANDERES FREI ZU BEKOMMEN (Peter Lauster)<br />
Mag. a Julia<br />
Geißler-Katzmann<br />
selbstständige<br />
Ernährungswissenschafterin<br />
Kinesiologin nach Dr. med.<br />
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Vorträge und Workshops<br />
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Sie wollen mehr zum Thema<br />
Fasten lesen?<br />
Meine persönliche Buchempfehlung<br />
für Sie:<br />
„Der Jungbrunnen-Effekt“<br />
- Wie 16 Stunden Fasten Ihr<br />
Leben verändert.<br />
P. A. Straubinger, Margit Fensl<br />
und Nathalie Karré.<br />
Mit Beginn der Fastenzeit setzen<br />
wir uns häufig den Vorsatz,<br />
auf manche Dinge zu verzichten.<br />
Für viele stehen religiöse<br />
Gründe dahinter. Doch immer öfters<br />
werden auch andere Motive genannt.<br />
Das Fasten zu nutzen, um wieder mehr<br />
zu sich selbst zurück zu kommen. Inne zu<br />
halten und Dankbarkeit oder Demut nicht<br />
nur dem Essen gegenüber zu verspüren.<br />
Die kleinen Dinge des Lebens wieder<br />
schätzen zu lernen, wie vielleicht auch<br />
den Geschmack von Speisen neu und<br />
intensiver zu erleben.<br />
Dazu dient meist die Einschränkung oder<br />
der Verzicht auf liebgewonnene Süßigkeiten,<br />
fettige Snacks, Fleisch oder allzu<br />
oft genossener Alkohol.<br />
Nicht nur die Zunge und deren Geschmacksknospen<br />
profitieren vom<br />
Fasten, sondern vor allem unsere Leber.<br />
Als Hauptstoffwechselorgan freut sie sich<br />
über eine Entlastung. Sie ist zwar sehr<br />
effizient in der Selbstreinigung, doch<br />
über zuckerhaltige Nahrung, häufigen<br />
Alkoholkonsum, Medikamente, Hormone,<br />
Umweltgifte, Mikroplastik und<br />
Weichmacher aus Plastikflaschen wird sie<br />
in unserer heutigen Zeit extrem auf die<br />
Probe gestellt.<br />
Helfen wir ihr bewusst in der Fastenzeit!<br />
Zunächst sollte das Leberfasten aber für<br />
uns im Alltag realistisch durchführbar<br />
sein. Also nehmen Sie sich vielleicht nur<br />
den ein oder anderen umsetzbaren Tipp,<br />
der gut in Ihr Leben passt!<br />
EINIGE TIPPS HABE ICH HIER FÜR SIE<br />
ZUSAMMENGESCHRIEBEN:<br />
- verzichten Sie eine Zeit lang bewusst<br />
auf weißen Industriezucker! Wie Sie ihn<br />
auf Verpackungen entlarven? Schauen<br />
Sie bei den Zutatenlisten auf die<br />
Endung „–ose“. Hinter den Begriffen<br />
Glucose, Fructose, Saccharose, Maltose,<br />
Dextrose steckt Zucker und der<br />
belastet unsere Leber.<br />
- Morgens ein Glas lauwarmes Zitronenwasser<br />
auf nüchternen Magen regt<br />
den Stoffwechsel an.<br />
- das morgendliche „Ölziehen“ ist<br />
eine sehr alte, ayurvedische Tradition<br />
um den Körper bei der Entgiftung zu<br />
unterstützen. Dazu nehmen Sie einen<br />
Esslöffel eines hochwertigen „Ziehöls“<br />
(Ringana, Biogena o.a.) und ziehen das<br />
Öl rund 10 Minuten durch die Zähne<br />
bzw. spülen es im Mund hin und her.<br />
Dadurch sollen sich Giftstoffe aus dem<br />
Mundraum ins Öl lösen. Das weißliche<br />
Öl spuckt man danach in ein Taschentuch<br />
und entsorgt es im Restmüll.<br />
- von einem Leberwickel kann die Leber<br />
profitieren. Dazu tragen Sie von außen<br />
Sesam – oder Jojobaöl mit einem Tropfen<br />
hochwertigem, ätherischem Zitrusöl<br />
auf die Leber auf (sie liegt direkt unterhalb<br />
des Zwerchfells auf der rechten<br />
Körperseite, Lokalisation unterhalb des<br />
rechten Rippenbogens) und bedecken<br />
die Stelle mit einem trockenen Tuch.<br />
Dann kommt eine Wärmeflasche darauf<br />
und ein Handtuch darüber. Entspannen<br />
Sie so 30 Minuten am Sofa - es wird<br />
Ihnen richtig guttun!<br />
- den Alkohol kann man in der Fastenzeit<br />
ohnehin weglassen.<br />
- Unsere Leber liebt Bitterstoffe.<br />
Trinken Sie dazu Löwenzahnextrakt<br />
28 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
oder bittere Tees. Auch Bittersprays oder<br />
Tropfen, wie die von „Bitterliebe“ oder<br />
„Sonnenmoor“ sind in Reformhäusern<br />
erhältlich.<br />
- Saunagänge sind ebenso zur Entgiftung<br />
geeignet und unterstützen unser<br />
Immunsystem!<br />
- der Leber zuliebe öfters gekochte Speisen<br />
und warme Getränke!<br />
Verzichten Sie bewusst auf kalte Speisen<br />
oder Getränke direkt aus dem Kühlschrank.<br />
- DER entscheidende Grundstein liegt in<br />
einem höheren Gemüsekonsum und dem<br />
Gebrauch von frischen und hochwertigen,<br />
biologischen Lebensmitteln (auch<br />
bei Getreide!) um unsere Zellen erst gar<br />
nicht unnötig mit Junkfood und hochverarbeiteten<br />
Lebensmitteln zu belasten.<br />
- Bewegung tut immer gut, dem Stoffwechsel<br />
UND unserem Darmmikrobiom.<br />
So tut ein abendlicher Spaziergang im<br />
Wald gut und die ätherischen Öle der<br />
Bäume tragen zum Wohlfühlen bei.<br />
ENERGIEFASTEN<br />
In eine neue Dimension tauchen wir ein,<br />
wenn wir uns im Medien- oder Handyfasten<br />
versuchen. Soziale Netzwerke<br />
und der „schnelle Griff“ zum Handy, um<br />
„mal eben“ was zu googeln, verleiten<br />
uns dazu, viel zu lange online zu surfen<br />
oder in Stories von wildfremden Menschen<br />
hängenzubleiben. Energiefasten<br />
wird dann schnell zum Energietanken,<br />
denn die so gewonnene Zeit, kann im<br />
Wald, mit einem guten Buch oder auch<br />
mit Handarbeiten verbracht werden.<br />
Das Ankaufen von neuen Konsumgütern<br />
gut zu überdenken, oder auch Plastik zu<br />
fasten, wird neuerdings im Zusammenhang mit der Fastenzeit immer öfters<br />
genannt. Wollen wir im Sinne eines nachhaltigeren Lebensstils agieren, so<br />
sind dies auf alle Fälle Themen, die wir beachten sollten.<br />
PLASTIKFASTEN?!<br />
Ja, Sie haben richtig gelesen. Haben Sie gewusst, dass jede/r von uns im<br />
Schnitt 5 Gramm Plastik pro Woche zu sich nimmt? Das ist ungefähr das<br />
Gewicht einer Kreditkarte. Im ersten Moment musste ich da auch schwer<br />
schlucken.<br />
„Wo kommt denn all das Plastik her?“, hab´ ich mich gefragt.<br />
Laut Stuhluntersuchungen sollen 20 verschiedene Mikro-Plastikteilchen in<br />
10g Stuhl quer durch europäische Ausscheidungen gefunden worden sein.<br />
Einerseits dringt es in uns ein durch Inhalieren des Reifenabriebs zum Beispiel,<br />
andererseits essen wir Mikroplastik auch in tierischen Lebensmitteln,<br />
in Zucker, Salz und sogar im Honig mit. Mikroplastik, dass in Kosmetikartikeln<br />
(Peelings, Zahnpasten, …) steckt, oder welches aus Plastiktaschen<br />
stammt. Wirklich schockierend, wie ich finde.<br />
MEINE PERSÖNLICHEN PLASTIKSPARTIPPS:<br />
Österreichisches Trinkwasser kommt plastikfrei aus der Leitung, Pflanzenöle,<br />
Joghurts und Milch kann man vielfach in Glasverpackungen kaufen.<br />
Obst und Gemüse von Gemüsekistlanbietern kann komplett plastikfrei abgeholt<br />
und bezogen werden. Käse und Wurst, sowie Schinken werden bei<br />
Frischetheken auch bei Nachfrage in mitgebrachte Behälter verpackt.<br />
Statt dem Haarshampoo kann bewusst Haarseife und statt Duschgel eine<br />
Körperseife verwendet werden.<br />
Foto © silviarita | pixabay.com<br />
29 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & vielfalt<br />
Hannelore Grimm:<br />
Winter, Ende 1944<br />
DER GRÖSSTE SIEG WÄRE DER ÜBER DEN KRIEG<br />
Hannelore Grimm / Armin Mruck<br />
Zwei deutsche Lebenswege<br />
zwischen Diktatur und<br />
Demokratie<br />
Erinnerungen 1944 - 2000.<br />
288 Seiten mit vielen Fotos und<br />
Dokumenten. Sammlung der Zeitzeugen<br />
(79)<br />
Zeitgut Verlag, Berlin. Broschur<br />
ISBN: 978-3-86614-228-2<br />
Alle Betten sind belegt! Wir können<br />
nicht aufnehmen! - Überall werden<br />
Betten dazwischen geschoben,<br />
Nebenräume werden belegt, zuletzt<br />
die Gänge. Ich bin nicht mehr eine Schwester,<br />
die einen Namen hat, es wird gerufen,<br />
geschrien, gestöhnt<br />
„Schwester!“ Der geordnete Versorgungsablauf<br />
bricht zusammen, es geht nunmehr um<br />
die Erstversorgung der Neuen. Sie kommen<br />
fast alle mit Gasbrand, es wird amputiert,<br />
die im OP können es kaum bewältigen. Ein<br />
Verwundeter will mir etwas ins Ohr flüstern,<br />
er sagt: „Meine Mutter sagte immer,<br />
Butzerchen’ zu mir.“ Ich nenne ihn „mein<br />
Butzerchen“, er lächelt und stirbt so, wie die<br />
Verwundeten reduziert sind auf ihre Verletzungen;<br />
so sind wir auf den einen Begriff<br />
„Schwester“ reduziert. Ich fühle mich wie<br />
ein Handlanger zwischen Hölle und Himmel.<br />
Es wird immer chaotischer und dann kommt<br />
der Aufruf zur Flucht.<br />
Der letzte Zug soll uns und eine Wöchnerinnenstation<br />
aufnehmen. Wir helfen beim<br />
Transport aller Verwundeten zum Bahnhof.<br />
Dort wird der Zug von der Zivilbevölkerung<br />
belagert, jeder will die Stadt verlassen. Trotz<br />
militärischer Abschirmung geht dies nicht<br />
kampflos ab, Menschen schreien, fallen,<br />
werden zertrampelt. Nur mit aufgepflanztem<br />
Bajonett abgeschirmt gelingt uns das<br />
Einsteigen. Wütend hat die Menge einen Teil<br />
der Waggonfenster zerschlagen.<br />
Wir schreiben 1945, es ist Januar und wir<br />
haben 28° C Kälte; sieben Tage sind wir mit<br />
diesem Zug unterwegs, mehrmals unter Tief-<br />
fliegerbeschuss. In Pritzwalk laden wir<br />
die Toten aus. Wir hungern und frieren.<br />
Als wir in Bad Kleinen ankommen, steht<br />
das Rote Kreuz am Bahnsteig mit einem<br />
Kessel dampfender Erbsensuppe. Wir<br />
schlürfen diese Suppe aus Pappbechern.<br />
Ich kann nicht beschreiben, wie das<br />
schmeckt!<br />
Wir kommen nach Lübeck zum Einsatz.<br />
Gemessen an unseren Erfahrungen<br />
herrscht dort noch eine himmlische<br />
Ordnung. Es ist zwar auch eine zerbombte<br />
Stadt, es fehlt an Hilfskräften, es gibt<br />
viele Mängel, aber es funktioniert noch.<br />
Das Kriegsende ist in Sicht. Einmal<br />
werde ich zum Nachtdienst eingeteilt,<br />
muss zusätzlich noch eine neue Station<br />
übernehmen und stehe vor einem<br />
Krankenbett mit einem jungen Soldaten,<br />
dem es sehr schlecht geht. Nach der<br />
Zeit, die hinter mir liegt, gehen bei mir<br />
alle Alarmsirenen an und ich kann nur<br />
mit aller Entschiedenheit denken: „Nein,<br />
nicht schon wieder, nein!“<br />
Die letzten Ereignisse geschahen immer<br />
in einer Art kollektiver Verantwortung,<br />
jetzt habe ich plötzlich eine lastenschwere<br />
Eigenverantwortung. Der<br />
diensthabende Nachtarzt ist nicht zu<br />
erreichen und ich fühle mich in einer<br />
Ausnahmesituation. Das ist so, als ob<br />
sich dein ganzes Sein auf einen Punkt<br />
konzentriert, du entwickelst Kraft und<br />
Entschlossenheit.<br />
Der junge Soldat ist in Westpreußen<br />
Fotos: © Zeitgut-Verlag/Privatbesitz des Verfassers<br />
30 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
verwundet worden und ist auf dem Seeweg nach<br />
Lübeck gekommen. Er ist auch innerlich reduziert<br />
auf die Hoffnung, zu überleben. Die Intensität dieser<br />
menschlichen Begegnung ist ein einmaliges Erlebnis<br />
für die weitere Entwicklung.<br />
Jeder für sich ist durch eine Hölle gegangen, die weit<br />
über das seelische Fassungsvermögen eines jungen<br />
Menschen hinausgeht. Neben der bedrückenden<br />
Erkenntnisschwere gibt es auch diese Ratlosigkeit,<br />
diese Hoffnungslosigkeit, diese Mutlosigkeit. Diese<br />
Verfassung teilen wir miteinander und ich darf aktiv<br />
an seiner allmählichen Genesung teilhaben.<br />
Durch das Radio hören wir am 30. April 1945 gemeinsam:<br />
„Der Führer, heldenhaft gegen die Rotarmisten<br />
kämpfend, ist gefallen.“ Das ist wie eine<br />
Erlösung.<br />
Den Namen dieses Soldaten vergesse ich nicht, er<br />
heißt Armin Mruck.<br />
1942, mitten im Krieg, machte ich das<br />
Abitur. Nach Ableisten des Reichsarbeitsdienstes<br />
und des Kriegshilfsdienstes<br />
begann ich auf Wunsch<br />
meines Vaters eine Ausbildung zur<br />
Krankenschwester.<br />
Meinen Kriegshilfsdienst leistete ich<br />
in Posen ab, wo ich Ende 1944, als<br />
die Front im Osten näher rückte, auch<br />
Krankenschwester in einem Lazarett<br />
war.<br />
31 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
information & bildung<br />
An sich selbst arbeiten:<br />
Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!<br />
SCHWIERIGKEITEN HABEN, SCHWIERIGKEITEN MACHEN<br />
Mag. a Maria Neuberger-<br />
Schmidt<br />
Autorin und Gründerin<br />
Verein Elternwerkstatt<br />
Foto: Ingrid Perger<br />
Elternwerkstatt<br />
Mit diesem kritischen Artikel<br />
möchte ich keinesfalls verallgemeinern,<br />
sondern auf<br />
moderne Stolpersteine hinweisen:<br />
Unsere moderne Welt stellt Kinder<br />
vor allerlei Schwierigkeiten: Gestresste<br />
Eltern, gescheiterte Beziehungen, Reizüberflutung,<br />
Mangel an Annahme, Geborgenheit<br />
und Struktur, manchmal auch<br />
Gewalt und Missbrauch. In der Tretmühle<br />
realer und vermeintlicher Sachzwänge<br />
und auf der Suche nach Glück werden<br />
manche Erwachsene ungeduldig, egoistisch,<br />
gereizt und immer weniger willens<br />
und fähig, kindliche Basisbedürfnisse zu<br />
befriedigen, Geborgenheit und Halt zu<br />
schenken. Bitte nicht falsch verstehen: Es<br />
gibt auch viele wunderbare, liebenswürdige<br />
und kluge Eltern.<br />
WIE VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN<br />
ENTSTEHEN<br />
Viele Kinder bekommen von manchem zu<br />
viel, von anderem zu wenig. Das macht<br />
sie störend, bockig, unbequem und in<br />
Folge schwierig und verhaltensauffällig.<br />
Anstatt sich selbst zu hinterfragen, wird<br />
häufig die schnelle Lösung durch Kaufen<br />
oder Nachgeben gesucht. Fehlverhalten<br />
wird belohnt, also eingeübt. Oder das<br />
Kind wird mit einer Fülle von „Sei-nichtso“<br />
und „Du“-Botschaften bedacht,<br />
zurückgewiesen, geschimpft, vielleicht<br />
sogar geschlagen. Im Grunde will man<br />
bewirken, dass es sein störendes Verhalten<br />
einstellt. Doch bei solchen Reaktionen<br />
ist das Gegenteil die Folge, es wird<br />
noch schwieriger. Die Lösung wird zum<br />
Problem, ein Teufelskreis.<br />
Es wird immer so bleiben: Die Verantwortung<br />
für die Erziehung der Kinder<br />
gehört den Eltern, aber auch der<br />
ganzen Gesellschaft. Wir alle gestalten<br />
das erzieherische Umfeld, direkt oder<br />
indirekt. Jeder Erwachsene hat eine<br />
Vorbildfunktion. Nach welchen Werten<br />
wollen wir leben? Wie können wir<br />
Familien unterstützen?<br />
WERTE UND SELBSTERZIEHUNG<br />
Erziehung hat viel mit Selbsterziehung<br />
zu tun: Disziplin erwerben, Frust verkraften,<br />
auf das Gute sehen, einander<br />
annehmen und unterstützen, ehrlich<br />
und zuverlässig sein. Wir müssen an<br />
uns selber arbeiten, uns bemühen,<br />
immer wieder von vorne beginnen. Nur<br />
so können wir Defekte aufarbeiten,<br />
die möglicherweise auf unsere eigene<br />
Kindheit zurückgehen. Dann sind wir<br />
auf einem fruchtbaren Weg, der trotz<br />
Schwierigkeiten Kraft und Freude<br />
bringt. Dann erleben wir ein Gefühl<br />
von Dankbarkeit für das Leben, für die<br />
Mitmenschen, für die Schöpfung.<br />
Wenn wir einen solchen Weg gehen,<br />
können wir an den Schwierigkeiten, die<br />
wir mit unserem Leben und mit unseren<br />
Kindern haben, wachsen und reifen,<br />
uns an ihnen erfreuen und tief im Inneren<br />
glücklich und zufrieden sein.<br />
Foto: © siddarth Kasoji | pixabay.com<br />
32 | <strong>MÄRZ</strong> <strong>2022</strong>
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