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LERNEN MIT ZUKUNFT MÄRZ 2022

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LEBENSRAUM: MENSCH

IMPULSMAGAZIN FÜR ERWACHSENE

März 2022

TIPPS FÜR DEN FAMILIENALLTAG

Mehrsprachige Kindererziehung

PARADOXE INTERVENTION

Die Lösung von Konflikten

DIE 30-STUNDEN-WOCHE

Weniger arbeiten, mehr leben


inhalt & impressum

inhalt

bildung

Kinder wertschätzend begleiten

Tipps für den Familienalltag

Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!

entwicklung

Immer mit gutem Beispiel voran

Gewaltfreie Kommunikation ist wichtig

gesellschaft

Werden Tierversuche bald überflüssig?

Berufsbild Sexualbegleitung

Die 30-Stunden-Woche

Paradoxe Intervention

Die Leber freut sich

umwelt

Ein besonderes Klassenzimmer

gedanken

Achten wir auf unsere Gedankenwelt

Professor Abakus

vielfalt

Confiserie Altmann & Kühne

Alaaf! Helau!

Winter, Ende 1944

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impressum

Medieninhaber, Herausgeber & Verleger LERNEN

MIT ZUKUNFT, 1220 Wien, Mühlwasserpromenade

23/ Haus 13, e-mail: office@LmZukunft.at

Herausgeber/Grafik: Karl H. Schrittwieser

Redaktion (Bild/Text): Birgit Menke, Tina Cakara

Titelseite - Foto: © parkyahh | pixabay.com

Blattlinie:

Mit unserer Themenvielfalt laden wir Erwachsene

ein, sich für die Entwicklung unserer Lebenswelt

und für künftige Generationen einzusetzen.

Dazu geben wir Informationen, Gedankenimpulse

und Anregungen.

Die AutorInnen übernehmen selbst die

Verantwortung für den Inhalt ihrer Artikel.

Auflage: 4 mal im Jahr

unterstützung durch

www.improve.or.at

IMPROVE-Bildung mit Zukunft

www.improve.or.at

2 | MÄRZ 2022


editorial & information

Aber jetzt:

Wir haben allen Grund, dankbar zu sein

DIE SCHATTENSEITEN DES LEBENS SIND NOTWENDIG, UM

DIE SONNENSEITEN WÜRDIGEN ZU KÖNNEN (Klaus Ender)

Es gibt Menschen, die können sich an dem erfreuen, was

das Leben ihnen beschert. Menschen, die sich nicht darauf

konzentrieren, was ihnen fehlt oder was nicht gut läuft. Sie

blicken zufrieden auf ihr Leben und auf das, was ihnen wichtig

ist.

Sind das Ausnahmen? Werden wir nicht gesellschaftlich durch soziale Medien,

Internet und auch Zeitschriften etc. darauf programmiert, die negativen Dinge zu

sehen? Ist das der Grund, warum es manchmal so schwer ist zu erkennen, aus welcher

Fülle die meisten von uns schöpfen können.

Es sind oft die vermeintlich einfachen Dinge des Lebens, die so selbstverständlich sind.

Ein frisch bezogenes Bett, ein unbeschädigtes Dach über dem Kopf, frisches Wasser aus

der Leitung, genug zu essen, eine warme Dusche und besonders Frieden und die damit

verbundene Freiheit.

Was sind wir bereit, für den Frieden zu geben? Wieviel Verantwortung können wir als

Bürger eines Landes übernehmen, wenn unser Leben droht, eine andere Bahn einzuschlagen?

Ist es vielleicht sogar eine Chance, ausgetretene Pfade zu überdenken und uns

gegenseitig wieder mehr wahrzunehmen und wertschätzend zu begegnen?

Welchen Weg schlagen wir als Gesellschaft ein, sollten die Preise für Gas und Benzin und

andere Dinge explodieren? Gehen wir auf die Straße, machen wir unserem Unmut Luft

und suchen einen Schuldigen? Oder sind wir bereit, einen Preis für unseren Frieden zu

zahlen, wieder näher zusammenzurücken und uns gegenseitig zu unterstützen?

Dass unser Frieden sehr zerbrechlich ist, das sehen wir jetzt in der Ukraine. Für das Leid

gibt es nicht die richtigen Worte, die das auszudrücken vermögen, was die Menschen dort

aushalten müssen.

Die Solidarität und Hilfsbereitschaft in unserer Bevölkerung ist groß und das macht Hoffnung,

dass wir gemeinsam auch kommende schwierige Zeiten meistern können. Denn

jetzt haben wir die Gelegenheit, unser Bewusstsein für die Bedeutung des Friedens zu

stärken und zu lernen, wieder mehr die kleinen Dinge im Leben zu schätzen.

Ich wünsche Ihnen ein friedvolles Osterfest und alles Gute,

bleiben Sie gesund,

Ihr

Karl H. Schrittwieser

Obmann und Herausgeber

LERNEN MIT ZUKUNFT

Foto © Rob van der Meijden | pixabay.com

3 | MÄRZ 2022


information & bildung

Achtsamkeit in der Pädagogik: :

Kinder wertschätzend begleiten

BEI UNSEREM TUN VERWEILEN, OHNE UNS ABLENKEN ZU LASSEN

Roswitha Maderthaner BEd

pädagogische Fachberaterin

Dipl.Biografiearbeiterin

Mira ist drei Jahre alt. Sie will in

den Garten gehen, und wird von

der Erzieherin dazu aufgefordert

sich ihre Gummistiefel anzuziehen.

Die Erzieherin lässt Mira alleine. Sie

weiß, Mira kann sich die Stiefel schon selbst

anziehen. Als sie nach einer Weile nach Mira

sieht, liegt diese am Boden, hält einen Gummistiefel

in der Hand und guckt in die Luft.

Die Erzieherin betrachtet Mira, dann setzt

sie sich zu dem Kind und sagt: „Mira, ich

bleib jetzt bei dir und sehe dir zu, wie du dir

deine Stiefel anziehst.“

Mira freut sich. Sie nimmt die Stiefel und

zieht sie ruck zuck an. Die Erzieherin sieht

ihr dabei aufmerksam zu. Mira bemerkt, wie

sie die Erzieherin betrachtet und lacht sie

an.

Szenen wie diese, spielen sich im Erziehungsalltag

fast täglich ab. Durch Aufmerksamkeit

und Achtsamkeit ist es der Erzieherin

hier gelungen, dem Autonomiebestreben

der Dreijährigen wie auch dem Bestreben

nach Verbundenheit nachzukommen.

Bindung und Autonomie sind psychische

Grundbedürfnisse, die befriedigt werden

müssen, damit es zu einer gesunden Entwicklung

des Kindes kommt (vergl. Fabienne

Becker Stoll). Darüber hinaus führt laut

dem bekannten Hirnforscher Gerald Hüther,

die gleichzeitige Erfahrung von Verbundenheit

und Autonomie und der Verankerung

dieser in unserem Gehirn zu einer Vorstellung

von der Würde des Menschen. Bedenkt

man, dass eine, im Grunde relativ einfache

Intervention seitens der Erzieherin solche

Wirkung auf die Entwicklung des Kindes haben

kann, führt es einem vor Augen, welche

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Bedeutung die adäquate Beantwortung

von Verhaltensweisen des Kindes im

Erziehungsalltag hat. Wie aber kommt

es zu einer solchen angemessenen,

feinfühligen und professionellen Handlung

gegenüber dem Kind?

Am Anfang steht die Achtsamkeit.

Durch völlige Präsenz der Pädagogin

gegenüber der Situation, kommt es zu

einer entsprechenden Aktion. Zuallererst

nimmt sie wahr, was hier passiert.

Sie bemerkt es nicht nur, sie nimmt

wahr. Sie ist präsent, weiß, dass sie nun

aufmerksam ist. Sie denkt nicht während

dem Zuschauen an etwas anderes, sie

ist ganz beim Kind. Und das Kind spürt

diese Präsenz. Durch die achtsame Aufmerksamkeit

der Erzieherin wird

dem Kind Folgendes vermittelt:

Du bist es wert, dass ich bei

dir bin, dass was du tust ist

in Ordnung, ich akzeptiere es

und ich vertraue dir, dass du

das schaffst, ich nehme dich

als kompetent wahr. Welch ein

Geschenk liegt hier für das Kind

doch verborgen? Achtsamkeit

und Aufmerksamkeit in die

Praxis umgesetzt, wirkt direkt

auf das Kind.

Aufmerksamkeit in der Pädagogik

nimmt an, was gerade

ist, und nicht was gerade sein

sollte. Sie fordert die Erziehenden

im ersten Schritt dazu auf,

innezuhalten, wahrzunehmen

und anzuerkennen was gerade

passiert, ohne zu bewerten. Erst

im zweiten Schritt erfolgt die

Interpretation des Geschehens

und die erforderliche Interaktion.

Wenn diese Interaktion darauf

abzielt achtsam und ganz beim

Kind zu sein, dann ist bereits ein

großer Schritt in Richtung einer

angemessener Entwicklungsbegleitung

getan.

Foto: © Ada K | pixabay.com

5 | MÄRZ 2022


information & bildung

Mehrsprachige Kindererziehung:

Tipps für den Familienalltag

KENNST DU VIELE SPRACHEN - HAST DU VIELE SCHLÜSSEL FÜR EIN SCHLOSS

(Voltaire)

DI Roswitha Wurm

Dipl. Lerndidaktikerin

Lese- und Rechtschreibtrainerin,

Kinderbuchautorin

Interaktive Lesungen

an Schulen buchbar unter:

www.lesenmitkindern.at

Juan stammt aus Spanien, Maren

aus Dänemark. Beide leben seit

ihrer Kindheit in Österreich. Als die

beiden gemeinsam eine Familie

gründen, sind sie sich einig: ihre Kinder

sollen beide Sprachen und Kulturen

kennen- und lieben lernen. Kann das

gelingen?

Wichtig ist, dass jeder Elternteil in der

Kommunikation mit dem Kind konsequent

bei seiner Sprache bleibt. Diese

elternbezogene Sprache vermittelt dem

Kind die emotionale Sicherheit, die es

für den Spracherwerb und die Identitätsfindung

benötigt. Juan spricht Spanisch

mit den Kindern, Maren Dänisch. Im

Kindergarten und in der Nachbarschaft

lernen die Kinder Deutsch. Wenn

Gastkinder zu Besuch sind, lockert

Maren ausnahmsweise die „Eine

Person eine Sprache“-Regel: „Dann

spreche ich auch mit meinen Kindern

Deutsch, um das Gastkind nicht

auszuschließen.“

„Wichtig ist, dass die Eltern sich

selbst einig sind über ihre

multilinguale Erziehung.

Dann wird sie auch

meist von der

Umgebung

akzeptiert“,

weiß die

Linguistin und

Mutter zweier

mehrsprachig erzogener Kinder, Mag.

Zwetelina Ortega, „manchmal kommt es

zu Differenzen mit den Großeltern, die

die jeweilig andere Sprache des Enkelkindes

oder des Schwiegerkindes nicht

sprechen. Ein offenes Gespräch mit Oma

und Opa hilft, um klar zu machen, dass

es nicht darum geht jemanden sprachlich

auszuschließen, sondern um die

natürliche Kommunikation mit dem Kind.

Kleinkinder sind verwirrt, wenn sie von

der Mama plötzlich mit einer anderen

Sprache angesprochen werden.“

Meist beherrscht das Kind die Sprache,

die in der Familie gesprochen wird,

zunächst besser. Das ist kein Grund zur

Sorge, sondern eine normale Entwicklung.

Eine ausgeglichene Sprachkompetenz

in zwei oder mehreren Sprachen ist

sehr selten. Sobald das Kind allerdings

in eine Betreuungseinrichtung kommt,

verändert sich die Dominanz in Richtung

Umgebungssprache.

Ortega, die ein Beratungszentrum für

Mehrsprachige Erziehung in Wien leitet,

erklärt: „Bereits im Kleinkindalter kann

man mit dem Kind über seine Mehrsprachigkeit

sprechen und dem Kind Fragen

stellen wie z.B. „Weißt du wie der Papa

zu diesem Gegenstand sagt?“ oder „Wie

nennst du das im Kindergarten?“. Und

wenn das Kind die Sprachen mischt?

Das gehört zur frühen zweisprachigen

Entwicklung dazu. Mit der Zeit und

6 | MÄRZ 2022

Foto: © Felix Lichtenfeld | pixabay.com


voranschreitenden Entwicklung geht das Mischen der Sprachen zurück.“

Sprache soll und darf Spaß machen. Am erfolgreichsten in der Vermittlung einer Sprache und der

damit verbundenen Kultur sind Eltern, die selber Freude an ihrer Sprache und an Kommunikation

haben. Die dem Kind auch den kulturellen Hintergrund der Sprache weitergeben mit Kinderbüchern,

Schlafliedern, Bräuchen, Speisen und vor allem mit regelmäßigen Besuchen oder Kontakten

im oder vom eigenen Herkunftsland.

Bei einem einsprachig erzogenen Kind ist die Sprachentwicklung Ende der Grundschule weitgehend

abgeschlossen. Nicht so bei mehrsprachig erzogenen Kindern. Wenn Mutter oder Vater die

einzigen sind, die eine Sprache mit dem Kind pflegen, verliert diese Sprache (schwächere Sprache)

an Attraktivität. Es ist wichtig, dass das Kind die Möglichkeit bekommt mit Gleichaltrigen in

dieser Sprache zu kommunizieren.

Manchmal verweigern Kinder in einer bestimmten Entwicklungsphase eine Sprache. Auch da gilt:

Freude als Basis. Wenn kein großes Drama daraus gemacht wird, gibt sich diese Verweigerung

manchmal von selbst. Die Sprache soll freiwillig gesprochen werden. Manchmal fällt es den Kindern

einfach schwer, wenn sie aus der Schule oder dem Kindergarten kommen von Deutsch auf

die Mutter- oder Vatersprache zu wechseln: „Mama, meine Zunge ist noch auf Deutsch eingestellt!“

Je älter das Kind jedoch wird, desto leichter fällt meist der Wechsel von der Umgebungssprache

auf die Sprache eines Elternteils.

Mehrere Sprachen sprechen? „Das macht Spaß!“ oder wie Maren und Juan sagen würden: „Det

er sjovt!“ und „¡Eso es divertido!“

Ein Kinderbuch über Freundschaften zwischen

Kindern, die unterschiedliche Herkunftssprachen

haben, voller Erlebnisse

und einer geheimnisvollen Flaschenpost

für alle jungen Leser, geschrieben von

der Kinderbuchautorin Roswitha Wurm

und der Linguistin Zwetelina Ortega, farbenfroh

illustriert von Carolin Meyering.

Die Umami-Bande ist eine lustige Geschichte,

ein Auftakt für weitere Abenteuer,

voller Lebensfreude und weckt

nebenbei Neugierde auf die vorhandene

Sprachvielfalt. Sprache wird mit allen

Sinnen gelernt.

www.amiguitos.de

7 | MÄRZ 2022


information & entwicklung

Leadership in Bildungseinrichtungen:

Immer mit gutem Beispiel voran

SELBSTREFLEXION, LOYALES HANDELN UND WERTSCHÄTZUNG SIND

EINIGE ECKPFEILER

Elisabeth Rechberger

Unternehmensberaterin

für pädag. Bildungseinrichtungen

Business- und Personalcoach

Elternbildnerin

Elementarpädagogin

www.zusammenwachsen.or.at

Durch die zunehmende Komplexität

und Dynamik unserer

Zeit sind auch Führungskräfte

im Bildungsbereich vor neue

Herausforderungen gestellt. Sie sind dem

ständigen Wandel ausgesetzt, der durch

ökonomische und ökologische Veränderungen

ausgelöst wird. Die vorhandenen

Rahmenbedingungen stellen oft

eine große Hürde dar, um mit der sich

wandelnden Führungskultur in Einklang

zu kommen und diese auch anwenden

zu können.

Als Leitung einer Bildungseinrichtung

sind mittlerweile nicht nur Managementkompetenzen

und unternehmerisches

Know-How gefordert, sondern es ist

auch immer wichtiger seine Leadershipkompetenzen

zu entwickeln und einzusetzen.

Diese Art der Führung setzt eine

Auseinandersetzung mit sich selbst und

seinen sozialen Kompetenzen voraus.

WAS MACHT NUN EIN MANAGER/

EINE MANAGERIN

Ein Manager/ eine Managerin hat

unter anderem die Fachkenntnisse und

Kenntnis von Managementmethoden

– und instrumenten. Den Alltag zu

gestalten, Prozesse, Abläufe Kundenorientiert

mitzugestalten, die Qualität

zu sichern, Ressourcen bereitzustellen,

Unterschiede, Komplexität und Konflikte

managen, delegieren von Aufgaben und

dazugehörigen Zuständigkeiten.

WAS ZEICHNET EINE LEADERIN/

EINEN LEADER AUS?

Eine Leaderin/ ein Leader packt

an, bewahrt, organisiert, managt,

begeistert, schaut auf das Ganze,

was braucht der oder die Einzelne.

Entwickelt Visionen und Ziele und

holt die Mitarbeiter*innen an Board,

um diese auf dem gemeinsamen Weg

miteinander zu erreichen. Führt aus

der Mitte – Geist und Herz sind dabei

verbunden. Stellt sich die Frage: „Wie

gestalte ich die Struktur, dass sich der

Mensch wohlfühlt?“

Kompetenzen, wie Selbstwahrnehmung

und Selbstmanagement,

soziales Bewusstsein und Beziehungsmanagement

und die Auseinandersetzung

mit diesen gehören zu ihrem

Selbstverständnis. Diese Kompetenzen

zeigen sich in folgenden Komponenten.

Selbstwahrnehmung zeigt sich durch

emotionale Selbstwahrnehmung, ein

realistisches Selbstbild, sich seiner

eigenen Fähigkeiten bewusst zu sein

und seiner eigenen Leistungsfähigkeit

zu vertrauen.

Menschen mit einem gutem Selbstmanagement

können sich selbst

kontrollieren und wissen, wie sie

auftretende Emotionen regulieren und

positiv einsetzen können. Agieren

Foto © OpenClipart-Vectors | pixabay.comn

8 | MÄRZ 2022


transparent, bleiben Veränderungen

gegenüber flexibel, suchen Wege sich

weiter zu verbessern und zu entwickeln

und erkennen und ergreifen Chancen, die

sich ihnen bieten.

Soziales Bewusstsein zeigt sich durch

Empathie, indem Emotionen anderer

wahrgenommen werden, die Sicht der

anderen verstanden wird und ehrliches

Interesse am Anliegen des Gegenübers

besteht. Organisationsbewusstsein, wo

man als Leader*in Interessensgruppen

innerhalb der Organisation und „ungeschriebene

Gesetze“ erkennt. Bedürfnisse

von Mitarbeiter*innen und Kunden

werden erkannt und erfüllt.

Inspirierende Führung wird mittels einer

überzeugenden Vision geführt. Andere

in ihrer Entwicklung zu fördern, gelingt

durch Feedback und Anleitung zur

Verbesserung ihrer Fähigkeiten. Durch

Anwendung eines Konfliktmanagements

werden Meinungsverschiedenheiten

gelöst. Ein Netz aus Beziehungen wird

geknüpft und gepflegt indem Bindungen

aufgebaut werden. Teamwork und Kooperation

gelingt durch Zusammenarbeit

und Teambuilding.

Eine Führungskraft ist im

weiteren Sinne in der Lage

Management- und Leadershipkompetenzen

erfolgreich miteinander

zu vereinbaren und umzusetzen.

9 | MÄRZ 2022


information & entwicklung

Der Kommunikator – Teil 7:

Gewaltfreie Kommunikation ist wichtig

DIE KOLUMNE FÜR ALLE, DIE ETWAS ZU SAGEN HABEN

Mag. Markus Neumeyer M.A.

Gründer der Werbeagentur

"Bunte Feder"

www.buntefeder.at

Arbeitet außerdem als Texter

Autor und Ghostwriter

Fragen:

www.maxneumeyer.at

office@buntefeder.at

Buchtipp

Gewaltfreie Kommunikation:

Eine Sprache des Lebens.

Fachbuch. Marshall B.

Rosenberg. 224 Seiten,

neue Ausgabe 2016, erschienen

im Jungfermann

Verlag.

ISBN: 978-3-9557-1572-4

Krieg. Ein Wort, das den meisten

von uns Gänsehaut beschert

und ein Zustand, den außer ein

paar skrupellosen Profiteuren

wohl niemand braucht. Diese Zumutung

menschlichen Versagens ist wieder neu

aufgeflammt – diesmal sogar mitten in

Europa nur wenige hundert Kilometer

von der österreichischen Grenze entfernt.

Ist das nötig, oder wäre das mit anderen

Mitteln der Kommunikation nicht zu

verhindern gewesen?

Marshall B. Rosenberg war der festen

Überzeugung, die Freude am einfühlsamen

Geben und Nehmen würde unserem

natürlichen Wesen entsprechen.

Zwei Fragen dazu beschäftigten den

US-amerikanischen Psychologen sein

ganzes Leben lang:

Was geschieht, wenn wir die Verbindung

zu unserer einfühlsamen Natur verlieren

und uns gewalttätig verhalten?

Wie schaffen es manche Menschen,

selbst unter den schwierigsten Bedingungen

mit ihrem einfühlsamen Wesen

in Kontakt zu bleiben?

NATÜRLICHE EINFÜHLSAMKEIT

Als Rosenberg begann, sich wissenschaftlich

mit diesem Thema auseinanderzusetzen,

war er schnell über die

entscheidende Rolle der Sprache und des

Gebrauchs von Wörtern erstaunt. Bereits

früh hatte er einen spezifischen Zugang

zur Kommunikation entdeckt – zum

Sprechen und Zuhören – der Menschen

dazu führt, von Herzen zu geben, wie

er es nannte, indem wir mit uns selbst

und anderen auf eine Weise in Kontakt

kommen, die unser natürliches Einfühlungsvermögen

zum Ausdruck bringt.

Er nannte seine Methode „Gewaltfreie

Kommunikation“ und sein gleichnamiges

Buch wurde ein Weltbestseller.

DIE MACHT DER WORTE

Der Psychologe und international tätige

Mediator erkannte, dass viele von

uns ihre Art des Sprechens gar nicht

als „gewalttätig“ betrachten, andere

Menschen dennoch verletzen und damit

Leid zufügen. Seine Kommunikationstechniken

gründen auf sprachlichen und

kommunikativen Fähigkeiten, die unsere

Möglichkeiten erweitern sollen, selbst

unter herausforderndsten Umständen

menschlich zu bleiben. Ich glaube wir

wissen, wer heutzutage viel von Rosenberg

lernen könnte, besonders wenn wir

einen Blick gen Osten werfen. Die Macht

der Worte ist größer als wir denken.

NEU GEDACHT UND FORMULIERT

Beim Ausarbeiten der Theorie zur

Gewaltfreien Kommunikation (GFK)

hat Rosenberg das Rad keinesfalls neu

erfunden, aber es hat es geschafft,

verschiedene Ansätze miteinander zu

verbinden. Seine Theorie steht in der

Tradition der sogenannten klientenzentrierten

Psychotherapie, die von seinem

Lehrer Carl Rogers entwickelt wurde.

Schon bei Rogers stand das Zuhören im

Mittelpunkt. Die gewaltfreie Kommunikation

ist allerdings mehr als eine reine

Foto © Gert Altmann | pixabay.com

10 | MÄRZ 2022


Gesprächstherapie. Stark beeinflusst

wurde Rosenbergs Arbeit auch von Mahatma

Gandhi und seinen Überlegungen

zur Gewaltfreiheit, die auf Sammlungen

philosophischer Schriften des Hinduismus

basieren. Andere Elemente finden

sich auch in älteren Konfliktlösungstechniken,

wie dem Gütekraft-Konzept von

Martin Arnold, der Mediation und den

Win-Win-Strategien wieder.

WIR SOLLEN UNS ERINNERN

Die GFK soll uns bei der Umgestaltung

unseres sprachlichen Ausdrucks helfen,

und unserer Art zuzuhören. Empathie,

ist Rosenberg zu Folge eine wichtige

Grundvoraussetzung gelingender Kommunikation.

Er war der Meinung, unter

freien Bedingungen würden Menschen

die empathische Verbindung zu anderen

suchen. Im ging es darum, uns an etwas

zu erinnern, was wir bereits kennen

sollten: Wie unsere Kommunikation

ursprünglich gedacht war. Er wollte uns

anregen, uns ehrlich und klar auszudrücken

und anderen Menschen gleichzeitig

unsere respektvolle und einfühlsame

Aufmerksamkeit zu schenken. Rosenberg

war sich sicher, die Form, in der

wir miteinander kommunizieren, hat

einen entscheidenden Einfluss darauf,

ob wir Empathie für unser Gegenüber

entwickeln und beidseitige Bedürfnisse

erfüllen können. Ein spannender Ansatz!

onspartner, das Anstellen von Vergleichen,

das Leugnen von Verantwortung genauso,

wie das Stellen von Forderungen anstatt von

Bitten. Sehen wir uns die aktuelle politische

Lage an und analysieren wir die vorausgegangene

Kommunikation, erkennen wir

schnell, dass so ziemlich alles falsch gemacht

wurde, was falsch gemacht werden konnte.

Von Profis am internationalen diplomatischen

Parkett, sollte man eigentlich etwas

anderes erwarten. Da hat wohl wer seinen

Rosenberg nicht gelesen!

Marshall Bertram Rosenberg (* 6. Oktober

1934 in Canton, Ohio; † 7. Februar 2015 in

Albuquerque, New Mexico) war ein USamerikanischer

Psychologe und international

tätiger Mediator. Er entwickelte das Konzept

der Gewaltfreien Kommunikation (GFK),

englisch Nonviolent Communication (NVC),

und gründete das gemeinnützige „Center

for Nonviolent Communication“. Rosenberg

lebte in Albuquerque, New Mexico, USA.

ZWEI ARTEN VON KOMMUNIKATION

Rosenberg unterschied zwei Arten von

Kommunikation, die lebensentfremdete

Kommunikation und eben die gewaltfreie

Kommunikation. Zur besseren

Veranschaulichung sprach er auch immer

wieder von der „Wolfssprache“ und der

„Giraffensprache“. Unter lebensentfremdender

Kommunikation verstand

er Kommunikationsformen, die Verbindungen

zwischen Menschen blockieren

und zu psychischer oder physischer

Gewalt beitragen können. Dazu gehören

moralische Urteile über Kommunikati-

11 | MÄRZ 2022


Bis dahin gibt es leider noch eine ganze

Reihe von Problemen zu lösen: Die auf

den Chip aufgetragenen Zellen müssen

frisch sein und leben nur kurze Zeit.

Man braucht also häufig gleichzeitigen

Nachschub von menschlichem Gewebe

verschiedenster Organe. In den OP-Sälen

fällt aber überwiegend krankes Gewebe

an. Man muss also sorgfältig die wenigen

gesunden Zellen, die bei einer OP mit

entfernt werden, von den ganzen kranken

Zellen trennen. Zudem hat jeder Patient

eine andere Vorgeschichte (Raucher,

Diabetiker, etc.). Die Zellen auf dem Chip

haben je nach Herkunft eine andere Qualität,

was die Ergebnisse solcher Chips

wenig vergleichbar macht. Die Organe in

unserem Körper haben mitunter direkten

Kontakt und sind nicht nur über Flüssigkeiten

verbunden. Substanzen können

direkt von den Hautzellen in Muskelinformation

& gesellschaft

Organ on a Chip:

Werden Tierversuche bald überflüssig?

MODELL EINES LEBENDEN ORGANISMUS AUF EINEM KLEINEN

PLASTIKPLÄTTCHEN

Thomas Kolbe

Fachwissenschaftler

für Versuchstierkunde,

Ao. Prof. für die

Service-Plattform

Biomodels Austria

Veterinärmedizinische

Universität Wien

Die Bemühungen, Tierversuche

nach Möglichkeit zu reduzieren

oder gar zu ersetzen, wurden

vor über 10 Jahren mit der

Einführung der Europäischen Richtlinie

zum Schutz von Versuchstieren intensiviert.

Die niederländische Regierung

beabsichtigt gar, bis 2035 alle gesetzlich

vorgeschriebenen Tests ohne Versuchstiere

durchführen zu wollen. Bis dahin

ist es aber noch ein weiter Weg. Neben

der Nutzung von Zell- und Bakterienkulturen,

einfacheren Organismen

wie Fadenwürmern, Hühnereiern oder

Süßwasserpolypen, Miniorganen in

der Petrischale (Organoide, siehe LMZ

August 2018) und Attrappen und Simulationen

für die Ausbildung gibt es auch

die Entwicklung von Testsystemen mit

lebenden Zellen in kleinen Kunststoffkammern,

genannt “Organ on a Chip“:

Dabei werden in kleine Kunststoffplatten

eine Reihe von winzigen Kammern

eingearbeitet. In jede Kammer kommt

eine andere Sorte Zellen (Niere, Leber,

Nerven, Muskel, etc.). Durch Kanäle sind

die Kammern verbunden und werden mit

Nährstoffen versorgt. Dann lässt man

Testsubstanzen in verschiedenen Konzentrationen

durchlaufen und schaut,

ob es schädliche Effekte auf bestimmte

Gewebetypen gibt. Manche Substanzen

sind nicht direkt schädlich, sondern erst

nach Abbau in der Leber und wirken

sich dann z.B. auf das Lungengewebe

aus. Wenn die Kanäle in dem Chip

einen Kreislauf bilden, kann man solche

Effekte erkennen und braucht dafür nicht

mehr am lebenden Versuchstier zu testen.

Außerdem kann man mit menschlichen

Zellen arbeiten und es stellt sich nicht

mehr die Frage, wie gut Ergebnisse an

Versuchstieren auf den Menschen übertragbar

sind. Solche Testsysteme könnte

man auf vielfältige Weise in der Entwicklung

von Medikamenten, bei der Prüfung

schädlicher Substanzen (Toxizität) bis hin

zur personalisierten Medizin nutzen. Ein

ausgesprochen ambitioniertes Ziel ist es,

einen Human on a Chip herzustellen, also

alle Organe und Gewebe eines Menschen

auf einem einzigen Chip zu vereinen.

12 | MÄRZ 2022


zellen übertreten, dabei umgewandelt

werden und dann eine Wirkung zeigen.

Auch werden viele Zellen mechanisch

beansprucht (Blutgefäße durch den

Blutdruck, Sehnen und Knochen durch

Bewegungen, Herzmuskelzellen durch

den Herzschlag). Dieses zu simulieren

ist schwierig, für verschiedene solcher

Gewebe auf demselben Chip bisher unmöglich.

Auch lässt sich die Auswirkung

von Alterung oder Hormoneinflüsse nicht

simulieren. Zudem ist bisher jeder Chip

ein handgefertigtes Unikat und kostet

zehntausende von Euro.

Dennoch sollte man den Organ on a

Chip nicht abschreiben: Mit Kreativität

und innovativen Ideen können Forscher

daraus vielleicht in den nächsten

Jahrzehnten eine anwendbare Alternative

zu einem Teil der aktuell noch

notwendigen Tierversuche entwickeln.

Schließlich hatte auch die Entwicklung

von erfolgreichen mRNA-Corona-Impfstoffen

(Moderna, Biontech/Pfizer) eine

lange Vorgeschichte: Vor über 30 Jahren

wurden die ersten Versuche

dazu durchgeführt (siehe

Info-Box). Die Entwicklung

eines in der medizinischen

Forschung anwendbaren

Chips wird hoffentlich nicht

so lange dauern.

info

EU-Richtlinie 2010/63/EU

Beispiele für Organ on a Chip:

doi: 10.1039/c5lc00392j

doi: 10.1038/s41551-019-0406-3

30 Jahre Corona-Forschung:

https://doi.org/10.1016/j.nantod.2019.100766

Foto © marian anbu juwan | pixabay.com

13 | MÄRZ 2022


information & gedanken

Der goldene Moment:

Achten wir auf unsere Gedankenwelt

ZEIT, DIE WIR UNS NEHMEN, IST ZEIT, DIE UNS ETWAS GIBT. (Ernst Ferstl)

Dr. Manfred Greisinger

Autor, Trainer

Buch-Projekt-Begleiter

Vortragender

Selfness-Coach

ICH-Marke-Pionier

27 Bücher bisher –

aktuell:

„NEUGEBOREN -

in/aus der Krise“

www.stoareich.at

Foto: © Gernot Blieberger

Am Sonntag ist es wieder soweit,

dann sieht er sie wieder ...

Dann schält sie sich heraus aus

ihrem Ehe- und Familienleben

und betritt mit ihm eine Zeitinsel, in der

die Wirklichkeit für Stunden zum Traum

wird … Ihr Mann weiß von dieser ihrer

„außerehelichen Beziehung“ … Alle

Beteiligten wissen davon … Und können

mehr oder weniger – sehr – gut damit

umgehen. Im Vordergrund stehen außergewöhnliche

Glücksmomente für alle

– in einer Intensität, die sie VOR dieser

einzigartigen Konstellation nicht hatten

… In der Ehe ist neue Lebendigkeit spürbar,

der Ehemann sagt, er sei aus einer

Lethargie erwacht und freue sich mit sei-

Dieses 27. Buch von Manfred Greisinger ist zum

Ausklang seines "Horrorjahres 2021" entstanden

und will in 17 Essays alle Facetten der Krise wie

auch der Heilung aufzeigen und den geneigten

LeserInnen konkrete Lösungen anbieten ...

NEUGEBOREN - in/aus der Krise

ISBN 978-3-7108-0445-8 (Hardcover)

ner Frau über ihren „doppelten“ Genuss;

und der Liebhaber, wissend, dass er sie

nie „ganz“ für sich beanspruchen wird

können, hat seine Erkenntnis gefunden:

Wenn er's auf die Ebene der "intensiven

Gefühlserfahrung im Moment" bringen/

belassen kann, ist das alles durchaus –

vom grauen Alltag befreites – Glück …

DIE ENT-EGOISIERTE LEBENSÜBUNG

Auf wessen Seite sind Sie? Wen trifft

Ihr Urteil am härtesten? Was, wenn Sie

gar nicht urteilen und in dieser kleinen

Geschichte vielleicht sogar "DIE entegoisierte

Lebensübung" schlechthin

sehen wollen?!?

Was lehrte uns denn Covid – in seinen

x-Varianten, von denen wir noch

nicht sagen können, dass wir bereits

alle durchlebt und durchlitten haben?!

Vergiss jedwede Form von Planung. Das

Virus schlägt zu, ausgerechnet dann,

wenn Du Dir etwas besonders schön

ausgemalt hast … Große und kleine

Events wurden und werden eliminiert.

Und junge Ukrainer, die wer weiß was

anstrebten, liegen plötzlich mit Sturmgewehr

und in Uniform im Schützengraben


Was wollen/sollen wir planen? Außer,

DIESEN Tag bestmöglich zu leben … In

Harmonie mit unseren ureigenen Wünschen,

Sehnsüchten – in Entfaltung unserer

Talente und Ressourcen. Das Leben

ist zu fragil, zu kurz, zu schade, um es

mit weniger als 100 Prozent Einsatz und

LIEBE zu zelebrieren. Jetzt – und jetzt.

Von Moment zu goldenem Moment.

14 | MÄRZ 2022


information & vielfalt

Erfolgsgeschichte aus Wien:

Confiserie Altmann & Kühne

TRADITIONELLE LILIPUTKONFEKT-MANUFAKTUR

Die Confiserie Geschichte beginnt

im Sommer 1928 in Wien. Für

damalige Verhältnisse eine sehr

innovative Geschäftsidee. Die

beiden Jungunternehmer Altmann &

Kühne hatten sich auf die Herstellung

von handgemachtem Miniatur-Konfekt,

dem sogenannten „Liliputkonfekt“

spezialisiert.

Das Besondere war die Verpackung.

Das Liliputkonfekt wurde in speziellen,

von Großvater Emil Altmann selbst

entworfenen und händisch hergestellten

Schachteln und Etageren verpackt.

Er war ein gelernter Goldschmied und

konnte sehr gut zeichnen und das tat er

mit Leidenschaft. Bis zum Jahr 1938 gab

es 80 verschiedene Verpackungsunikate:

Schachteln, Dosen, Kommoden und

orientalisch anmutende Boxen.

Damals wie heute wird jedes einzelne

Liliputkonfekt nach alten Familienrezepturen

in der eigenen Manufaktur in

Leopoldstadt hergestellt.

Das Verkaufslokal befindet sich am

Graben und wurde 1932 von den österreichischen

Architekten Josef Hoffmann

und Oswald Härdtl gestaltet. Es ist noch

immer originalgetreu erhalten und steht

unter Denkmalschutz.

In der Blütezeit des Erfolges, in den 30er

Jahren des letzten Jahrhunderts, gab es in

der Innenstadt Wiens drei Geschäfte.

Als Krönung wurde im Dezember 1939

ein exklusives Schokoladengeschäft in der

Fifth Avenue 700 in New York eröffnet.

Die New York Times führte damals regelmäßig

Altmann- und Kühne-Pralinen auf

ihren Ostereinkaufslisten auf.

1983 wurde das Traditionsbetrieb von

der Hoteliers-Familie Schick gekauft. Der

Name Altmann & Kühne wurde unverändert

erhalten und das Konfekt schmeckt

noch wie damals verführerisch gut. Das ist

eben ein Erfolgsgeschichte aus Wien.

Am Graben30, 1010 Wien

www.altmann-kuehne.at

Dipl.Ing. Alexander Ristic

Associated Press Austria

Die Erfolgsgeschichte kann auch

nachgelesen werden:

„Confiserie Altmann & Kühne – Eine

Erfolgsgeschichte aus Wien"

Autorin Sylvia Festa

ISBN Hardcover: 978-3-99084-767-1


information & vielfalt

Es ist Faschingsmonat:

Alaaf! Helau!

GERMAN SCHOOL CAMPUS IM SÜDEN KALIFORNIENS FEIERT DIESES JAHR

SEINE FÜNFTE FASCHINGSSAISON

Ursula Schoeneich

Direktorin der German

School Campus in Newport

Beach, CA USA

www.germanschoolcampus.

com

Nach fast zwei Jahren Pause,

aufgrund der Pandemie, sind wir

wieder da! Es ist unser eigener

Fasching mit lustigen Spielen,

Musik, Tänzen, und einem Wettbewerb

im Schoko Marshmallow- und Brezelessen.

Das ist eine besondere Tradition

für unsere Schule und wir feiern im Festsaal

in Old World, Huntington Beach, CA.

Karnevalsbegeisterung breitet sich in

Deutschland aus! Europa und hier insbesondere

die deutschsprachigen Länder in

Europa sind seit November in Karneval-

Fieber" (Karnevalsstimmung). Um genau

zu sein, seit dem 11. November. Da hat

der Karneval um genau 11:11 Uhr begonnen!

Eine seltsame Zeit, finden Sie nicht

auch? Aber genau dann beginnt offiziell

die Narrenzeit.

Da sich um diese Zeit normalerweise alle

auf Weihnachten vorbereiten, sind die

verrückten Zeichen der Fasnacht noch

nicht so sichtbar. Der Fasching konzentriert

sich in dieser Zeit meist auf die

"Ball"-Saison (aufwendige Tanzveranstaltungen),

die im Januar und Februar

in schönen Veranstaltungen gipfelt. Sie

haben wahrscheinlich schon vom Wiener

Opernball gehört, der ein sehr berühmtes

Beispiel dafür ist.

FASCHING, KARNEVAL, FASTNACHT

UND MEHR

Fasching" hat seinen Ursprung im

Mittelalter. Er steht im Zusammenhang

mit dem liturgischen Kalender, der in der

Vorfastenzeit, auch Fasching genannt,

beginnt und am Faschingsdienstag

endet. Mit dem darauffolgenden Aschermittwoch

beginnt die 40-tägige Fastenzeit

(Lent) bis Ostern. Man kann den

Karneval aber auch als Übergangsritus

betrachten, wenn man die heidnischen

Bräuche berücksichtigt, die den Frühling

und den Sommer einläuten sollten.

Hier war das Verkleiden in fantastische

Kostüme oft das Ritual, um die Wintergeister

zu vertreiben.

Der Karneval ist historisch als die Zeit

bekannt, in der es in Ordnung war,

die Regeln zu brechen, und in der ein

exzessiver Lebensstil akzeptiert, ja

sogar erwartet wurde! Heute gehören

zum Karneval in Deutschland nicht nur

aufwendige Kostümpartys, sondern auch

politische Umzüge, bei denen sich die

Menschen über die Regierenden im Land

und darüber hinaus lustig machen. Der

größte politische Karnevalsumzug findet

jedes Jahr in Köln statt.

Je nachdem, wo man sich in Deutschland

zur Karnevalszeit aufhält, wird man den

Fasching ganz unterschiedlich erleben.

In vielen Bundesländern gibt es sogar

unterschiedliche Namen für dasselbe saisonale

Ereignis: Während der Karneval in

Köln, Düsseldorf, Aachen und im übrigen

Rheinland als "Karneval" bekannt ist,

nennt man ihn in Bayern "Fasching".

In Franken kennt man den Karneval als

"Fosnat" und in Schwaben als "Fasnet"

bzw. in Mainz als "Fastnacht".

Fotos © German School Campus New Port Beach USA

16 | MÄRZ 2022


Nicht jeder ist an Fasching unterwegs, manche

Menschen, Faschingsmuffel genannt, fürchten

diese Zeit des Feierns und bleiben lieber zu

Hause. Aber es gibt einen Teil der deutschen

Bevölkerung, der sich das ganze Jahr über auf die

Faschingszeit freut. Das sind die Kinder!

Bevor Halloween in Deutschland gefeiert wurde,

war Fasching die einzige Gelegenheit für Kinder,

sich als ihre Lieblingsfigur zu verkleiden. Aber sie

freuen sich nicht nur auf Prinzessinnen, Ninjas,

Transformers und Co., sondern auch auf spezielle

Faschingsgerichte wie Krapfen, das Donutähnliche

Gebäck mit Marmelade in der Mitte. Sie

werden auch 'Berliner' oder Kreppel genannt.

Karneval mit der German School Campus - das

gibt's nur einmal im Jahr!


information & gesellschaft

Ausbildung im sozialen Umfeld:

Berufsbild Sexualbegleitung

MEHR ALS NUR EINE DIENSTLEISTUNG

Dipl.Ing. Alexander Ristic

Associated Press Austria

Sehnsucht nach körperlicher Nähe

hat jeder Mensch. Doch für manchen

Menschen mit Behinderung

oder für Menschen im hohen Alter

ist es schwer, die eigene Sexualität zu

leben. Darüber hinaus ist die Sexualität

von Menschen mit Behinderung oft ein

gesellschaftliches Tabuthema. Darüber

wird nicht gesprochen.

Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit

Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden

und Lebensqualität verbunden.

Sie ist ein Zustand des körperlichen,

emotionalen, mentalen und sozialen

Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität;

es ist nicht nur die Abwesenheit

von Krankheit, Funktionsstörungen oder

Gebrechen.

2008 ist die UN-Behindertenrechtskonvention

in Kraft getreten, wonach auch

jeder Mensch mit Behinderung ein Recht

auf körperliche Liebe und Sexualität hat.

Damit setzt die sexuelle Gesundheit eine

positive und respektvolle Haltung zu

Sexualität und sexuellen Beziehungen

voraus sowie die Möglichkeit, angenehme

und sichere sexuelle Erfahrungen

zu machen, und zwar frei von Zwang,

Diskriminierung und Gewalt. Sexuelle

Gesundheit lässt sich nur erlangen und

erhalten, wenn die sexuellen Rechte

der Menschen geachtet, geschützt und

erfüllt werden.

Unbefriedigte Sexualität im Alter und

bei Menschen mit Beeinträchtigung, löst

bei den betroffenen Personen und ihrem

Umfeld einen hohen Leidensdruck aus.

Die Lösung ist in vielen Ländern eine

professionelle Sexualbegleitung. Das ist

eine Person, die Menschen mit Behinderung

hilft, die eigene Sexualität zu

entdecken. Die Kosten dafür werden

in Österreich allerdings nicht von der

Krankenkasse übernommen, wie es zum

Beispiel in den Niederlanden der Fall ist.

Durch eine professionelle Sexualbegleitung

/ Sexualassistenz können sexuelle

Übergriffe zum Beispiel auf PflegerInnen

und Grenzüberschreitungen verringert

werden.

Es gibt derzeit zwei qualitativ hochwertige

Ausbildungsmöglichkeiten, um der

Tabuisierung des Themas entgegenzuwirken

und sexuelle Dienstleistungen

für ältere Menschen und Menschen mit

Beeinträchtigungen zu ermöglichen.

Die Ausbildung zur Sexualbegleitung

/ Sexualassistenz wird in Wien von

SOPHIE und der Volkshilfe Wien angeboten

und in der Steiermark von Lialin, der

LIBIDA-Sexualbegleiterin angeboten.

Die Teilnehmerinnen erlernen fundiertes

theoretisches und praktisches Wissen im

Umgang mit alten Menschen und Menschen

mit Beeinträchtigung. Sie werden

geschult alte Menschen und Menschen

mit Beeinträchtigungen achtsam und

professionell in ihrer Sexualität zu

begleiten.

Darüber hinaus erlangen sie Wissen über

die rechtlichen und strukturellen Rahmenbedingungen

der Sexualassistenz /

Sexualbegleitung kennen.

18 | MÄRZ 2022


info

http://www.sophie.or.at

https://www.sexualbegleitunglialin.at/aktuelles

Ein neues Buch zu diesem

Thema von Lilian Hörner:

„Berührung spüren / achtsam

üben“

zu beziehen direkt bei: office@

sexualbegleitung-lialin.at

Fotorechte: Lilian Hörner,

Johannes Seidl

19 | MÄRZ 2022


information & gesellschaft

Weniger arbeiten, mehr leben:

Die 30-Stunden-Woche

DAS ARBEITSMODELL DER ZUKUNFT?

Dominika Letko

Grafikerin

Jede:r zweite Österreicher:in wünscht

sich eine 30-Stunden-Woche, so

eine Umfrage aus 2020, dem Jahr

des Pandemie-Beginns. Vor allem

junge Erwachsene, speziell Angehörige

der Millennials und Generation Z,

bevorzugen vermehrt ein Arbeitsumfeld

mit mehr Flexibilität und Arbeitszeiten

jenseits des Vollzeitmodells. Und das ist

nicht nur auf den Perspektivenwechsel

durch die Corona-Pandemie zurückzuführen.

EINE RELEVANTE DISKUSSION

Die Pandemie hat das Arbeitsleben mehr

oder minder „reformiert“ und vor allem

Aspekte wie flexible Arbeitszeiten und

Homeoffice in ein völlig neues Licht

gestellt. Zwar ist die 30-Stunden-Woche

schon vor der Pandemie ein relevantes

Thema gewesen, jedoch ist die Diskussion

durch sie wieder neu entfacht. Mittlerweile

steht fest, dass dieses Arbeitsmodell

durchaus zukunftsträchtig ist, da

es überwiegend Vorteile aufweist und

mit den Wertvorstellungen der jungen

Generationen resoniert.

WORK-LIFE-BALANCE UND

GESUNDHEIT

Eine Reduktion der Arbeitszeit von 40

auf 30 Stunden macht sich wesentlich

erkenntlich, was die zusätzliche

Freizeit anbelangt. So gewinnen die

Arbeitnehmer:innen entweder in Form

einer Vier-Tage-Woche einen ganzen

freien Tag dazu oder sie haben bei

kürzeren Schichten einer Fünf-Tage-

Woche mehr von ihrem Tag. Mit mehr

Zeit für Hobbys, soziale Kontakte und

andere Freizeitaktivitäten verbessert

sich die Work-Life-Balance erheblich.

Nicht wegzudenken sind dabei positive

gesundheitliche Aspekte aufgrund der

reduzierten Arbeitsbelastung kombiniert

mit mehr Zeit für Sport und körperliche

Aktivität.

MEHR PRODUKTIVITÄT

Durch eine verbesserte Work-

Life-Balance ergibt sich, dass die

Arbeitnehmer:innen mit mehr Energie,

Ausgeglichenheit und Motivation in

ihr Arbeitsumfeld zurückkehren, was

sich auch positiv auf ihre Produktivität

auswirkt. Das zeigt sich auch in Folge

der verkürzten Arbeitstage; so wird an

6-Stunden-Tagen effizienter gearbeitet

als an 8-Stunden-Tagen. Die Produktivität

bei Menschen lässt nämlich nach 4

bis 6 Stunden durchgehender Arbeitszeit

stark nach, da sich nach dieser Zeitspanne

die Konzentrationskraft mindert.

HÖHERE KOSTEN FÜR

ARBEITGEBER:INNEN

Für Arbeitnehmer:innen strahlt die

30-Stunden-Woche mit überwiegend

positiven Folgewirkungen, für

Arbeitgeber:innen ist diese jedoch mit

höheren Personalkosten verbunden.

Wenn mehr Menschen mit reduzierten

Stunden arbeiten, steigt durch die

fehlenden Stunden letztlich der Bedarf

an Arbeitskraft und es müssen mehr

Arbeitskräfte für denselben Arbeitsaufwand

beschäftigt werden. Am Ende

wächst also so der Kostenfaktor für die

Arbeitgeber:innen.

20 | MÄRZ 2022


NUR EINE „FAULE“ UND „ARBEITSUNWILLIGE“ GENERATION?

In der Diskussion finden sich die jungen Generationen oft mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie eine schwindende Arbeitsmoral

hätten und „faul“ seien. Jedoch ist zu bedenken, dass diese Generationen ein anderes Selbstbewusstsein aufweisen

als jene, die vor ihnen kamen. Sie haben mehr Selbstbestimmungs- und Zugangsmöglichkeiten, was ihre Ausbildung angeht,

und sie haben konkrete Vorstellungen, was ihr ideales Berufsbild angeht, wodurch sie sich nicht schnell mit etwas zufriedengeben,

was ihnen nicht völlig entspricht.

Weiters erhalten viele junge Erwachsene bei ihren Eltern einen Einblick, wie diese mit unerfüllten beruflichen Wünschen

und Stress konfrontiert sind, und möchten daher einen anderen Weg einschlagen. Sie haben ein hoch angesetztes Bild von

Arbeitszufriedenheit, wo sie durchaus mitreden und mitentscheiden wollen, wodurch sie sich letztlich den Weg für mehr

Freiheit und eine höhere Lebensqualität ebnen.

Foto: © RoadLight | pixabay.com

21 | MÄRZ 2022


information & gedanken

Verständlich und einfach erklärt:

Professor Abakus

Prof. Abakus ist ein aufgeweckter Junge. Er erzählt von

Erlebnissen und Beobachtungen aus seiner kleinen

Welt und bezieht das Verhalten Erwachsener mit ein.

Verträumt, idealistisch und mit einem Augenzwinkern

beschäftigt er sich mit der Welt von heute und morgen. Und

da gibt es in seinen Augen einiges zu tun.

• "Der Dachstuhl brennt" ist eine Geschichte über eine

Haarfarbe und über Ausgrenzung

Zu finden sind alle HÖR | IMPULSE auf unserer Homepage:

http://magazin.LmZukunft.at/podcasts.html

Aber auch auf Youtube und SoundCloud finden Sie Professor

Abakus, geben Sie einfach „Professor Abakus“ ein.

Foto: © Mykola Velychko - Fotolia.com

Bild: © donations welcome | pixabay.com

22 | MÄRZ 2022


Schenken

Sie doch heuer

eine Ziege.

Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude

Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen

im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form

eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.

schenkenmitsinn.at

T-SHIRT

DAZU SCHENKEN

© iStockphoto (Antagain)


information & umwelt

Hai-Schule im Haus des Meeres:

Ein besonderes Klassenzimmer

IN WIEN IST WIEDER SCHULBEGINN, AUCH IM HAUS DES MEERES –

ALLERDINGS NUR FÜR ZWEI HAIE

Direktor Dr. Michael Mitic

Geschäftsführung

Haus des Meeres/Wien

AQUA TERRA ZOO

www.haus-des-meeres.at

Für die jungen Zebrahaie, die vor

wenigen Wochen von ihrem Geburtsort,

dem Loro Parque Aquarium

in Teneriffa nach Wien gereist

sind, beginnt nun die Hai-Schule. Das

Klassenzimmer ist ein gut einsehbares

Lernabteil im großen 360° Hai-Aquarium.

In täglichen Trainingseinheiten

soll dort jedes Tier lernen, nur dann zu

fressen, wenn es zuvor sein individuelles

Symbol - ein blaues Dreieck oder eine

gelbe Scheibe - gesehen hat.

Der Sinn dieses zugegebenermaßen

etwas ungewöhnlichen Lehrzieles ist,

dass die Tierpfleger*innen die aufgenommenen

Nahrungsmengen solcherart

geschulter Tiere genau überwachen können.

Da die beiden Hai-Schüler Zwillinge

sind, ähneln sie einander sehr in ihrer

Punktmusterung, ihre Unterscheidung

bei den bevorstehenden Fütterungen im

Erwachsenenaquarium wäre sonst nur

schwer möglich.

Der irreführende Name Zebrahai - Zebras

sind bekanntermaßen ja gestreift und

nicht gepunktet - ist im Übrigen darauf

zurückzuführen, dass die Art anhand

von Jungtieren beschrieben wurde, und

diese sind tatsächlich gestreift. Wenn sie

ein Alter von einem Jahr erreicht haben

- sie sind dann rund 75 Zentimeter

lang - ändert sich jedoch ihre Zeichnung

immer mehr zum reinen Punktmuster.

Auf Grund dieses Punktmusters werden

sie oft auch als Leopardenhaie tituliert.

Zebrahaie erreichen eine Länge von drei

Metern und sind häufige Bewohner von

indopazifischen Korallenriffen, auch dort

stehen Muscheln und Krebse ganz oben

auf ihrem Speiseplan.

Fotos: © Haus des Meeres

24 | MÄRZ 2022


INFO

Books4Life ist ein Netzwerk

karitativer Second-Hand-Buchläden,

die sich dem Verkauf und

der Aufwertung von Büchern

verschrieben haben.

Unsere Vision ist

• Armut zu bekämpfen

• Bildung zu fördern

• Umwelt zu schonen und

• literaturbegeisterte

Menschen zu vernetzen

Unser Verein besteht ausschließlich

aus Freiwilligen.

Somit ist es uns möglich, 90%

des Umsatzes unkompliziert

und direkt an unsere Spendenpartner

weiterzugeben.

DER SOZIALE

BUCHLADEN IN WIEN

BÜCHER KAUFEN

& SPENDEN

Die einfachste Möglichkeit, uns zu

unterstützen, ist mit einem Bücherkauf!

Shop: Schlösselgasse 8 / 1080 Wien

Online-Shop: http://shop.b4l-wien.at

Bücherspenden nehmen wir auch

gern - bitte nur nach Absprache über

info@b4l-wien.at!

Du willst uns unterstützen? So geht‘s:

EVENTS BESUCHEN

Wir basteln mit bedruckten Blättern,

feilen mit euch am Poetryslam und

bieten Schreiberlingen eine Bühne.

Zwei der Spendenempfänger

werden jährlich neu gewählt.

Unsere beiden fixen Partner sind:

Als aktives Mitglied engagierst

du dich im Shop, im Marketing,

bei Events, in der IT oder Verwaltung.

Es gibt genug zu tun!

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hilfst du uns, die Miete zu

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Wir freuen uns auf dich!

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ANDERE VON UNSERER IDEE BEGEISTERN


information & gesellschaft

Zur Lösung von Konflikten:

Paradoxe Intervention

WAHRER FRIEDEN KANN NUR DURCH GEISTIGEN FRIEDEN ERREICHT WERDEN

(Dalai Lama)

ˇ

Patrick Rusch, MA

Familienvater, Angestellter

Milizoffizier aD

der Schweizer Armee

Lebt in Wien

So schnell kann es gehen… 1945 und in den Jahren danach konnte sich

niemand/kaum mehr jemand vorstellen, dass es in Europa je wieder Krieg

geben könnte. Die Verheerungen des letzten grossen Krieges auf dem Boden

Europas, der dazu noch weitere Weltgegenden in Nordafrika und Asien in

Mitleidenschaft gezogen hatte, waren zu eindrücklich gewesen. Komplett zerstörte,

im wahrsten Sinn des Wortes «gegroundete» Städte, Millionen Vertriebene, Getötete,

Versehrte. Es schien, das wäre den Menschen in Europa, den USA und Russland

eine nachhaltige Lehre gewesen, dass sich so etwas nie wieder ereignen

dürfe.

Seit dem 22. Februar 2022 ist erneut Krieg in Europa. In der

Nacht auf diesen Tag marschierten Soldaten der Russischen

Föderation, angeblich zum Zwecke friedenserhaltender Operationen,

in den östlichen Gebieten der Ukraine ein. Mit dem Ziel,

um im Neusprech von Herrn Putin zu bleiben, «die Ukraine zu entnazifizieren»,

rückten die russischen Truppen alsdann weiter in westliche

Räume der Ukraine vor. In Widerspruch zu ihrer angeblichen Friedensmission

nutzten sie dafür schweres Gerät und starken Beschuss, also offensichtlich

Gewalt. Was will man? Im Jahr 2022 heiligt der Zweck, der Kampf gegen den

Nationalsozialismus, offenbar alle Mittel. Egal wo er geführt wird, egal mit welchem

wirklichen Motiv.

Am Meisten erstaunt, wie belanglos die Versuche von Einflussnahmen der

Europäischen Union, schätzimativ doch die wichtigste Wirtschaftsmacht auf dem

europäischen Kontinent und ein ganz wichtiger Abnehmer russischer Exporte, im

Vorfeld des Einmarschs der Russischen Föderation in die Ukraine konzipiert und

strukturiert waren und – vielleicht deshalb – ebenso trivial vom Herrscher im Kreml

wahrgenommen und beantwortet wurden. Tatsächlich ließ er verlauten, seine

Verhandlungspartner in Sachen Ukraine sehe er in den USA, nicht in der EU. Das

spricht doch eine deutliche Sprache über die Wichtigkeit der EU in der globalen

Politik. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Stellt sich spätestens an diesem Punkt die Frage, was hat das mit Lernen mit

Zukunft zu tun? It’s the communication, dear reader, lautet die Antwort.

Wenn, frei nach Carl von Clausewitz, Krieg die Fortsetzung von Politik mit anderen

Mitteln ist, dann ist die Politik vor einem Kriegsausbruch evidenterweise fortlaufende,

manchmal intensivere, manchmal informellere Kommunikation. Mit Worten, mit

Gesten, mit friedlichen, jedenfalls unblutigen Maßnahmen wird zwischen den

Foto: © Clker-Free-Vector-images | pixabay.com

26 | MÄRZ 2022


Interessengruppen – links, rechts, reich, arm, dienstgebend, dienstnehmend,

Impfbefürworter, Impfskeptiker, für schnelle Maßnahmen gegen den Klimawandel, für überlegtes Handeln gegen den

Klimawandel, Ost, West uvam – dauernd diskutiert, verhandelt, evaluiert, welche Lösung für konkrete Herausforderungen

in der Gesellschaft die richtigen seien. In einer Demokratie müssen besagte Lösungen schließlich mehrheitstauglich sein.

Wer an einem gewissen Punkt erkennt, dass er seine Lösung, mit der er seine Ziele zu erreichen gedenkt, nicht auf friedlichem,

jedenfalls unblutigem Weg erreichen wird, wird versucht sein, sie mit Waffengewalt durchzusetzen. Hier kommt

wieder Herr von Clausewitz in Aktion.

Wie verhält man sich richtig, wenn Einer, der in den politischen Prozess Involvierten glaubt, nurmehr

mit Waffengewalt seine Position durchdrücken zu können? Angebracht scheint, zu erkennen, dass der,

der zu Gewalt als Mittel der Wahl greift, sich verrannt hat. «Normal», oder besser gesagt «zivilisiert»,

kann man mit ihm aller Voraussicht nach in diesem Stadium nicht mehr kommunizieren. Er sieht seinen

Standpunkt, den will er erreichen.

Komme, was wolle, koste es, was es wolle. Sanktionen, Aufrufe, Demonstrationen sind in dieser Situation

nette Versuche der normalen, zivilisierten Kommunikationen. Für den Urheber der Gewalt erfolgen sie zu

logisch, sind sie zu vorhersehbar. Er weiss exakt, wie er darauf reagieren muss.

Womit der Initiator von Gewalt in der Regel nicht rechnet, ist, dass sein Konterpart seinerseits unlogisch

kommuniziert. In der Psychologie ist ein solches Vorgehen als paradoxe Intervention bekannt. Wer sich unlogisch

verhält, wird mit einer unlogischen Reaktion konfrontiert. Die Erwartungshaltung dahinter ist, dass der,

der sich unlogisch verhält, sich aufgrund der unlogischen Reaktion seines Gegenübers neu orientieren muss,

sich und sein Verhalten überdenkt und selbst zu einer adäquaten Lösung der Konfliktsituation, die er mit seinem

Verhalten geschaffen hat, findet.

Die normale, zivilisierte Kommunikation, die vorab die USA und die EU gegen Russland zelebrieren, hat eine gute Tradition.

Angesichts der Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine erweist sie sich Ende Februar 2022

als wenig wirkungsvoll. Da wäre es vielleicht klug, statt mehr vom immer Gleichen zu tun, neue Wege für

die Lösung von Konflikten zu erdenken und zu gehen.

Wie eine paradoxe Intervention gegen die Russische Föderation aussehen könnte? Der Einmarsch österreichischer

Truppen in der Slowakei, um die Slowakei bei der Sicherung der eigenen Infrastruktur zu unterstützen?

Die Invasion Schweizer Truppen in Liechtenstein, wonach die Schweiz dem Fürsten von Liechtenstein

die Königswürde antragen würde, damit man als deutlich größeres Staatsgebiet sich besser gegen fremde Anmaßungen

schützen könnte? Eine Entsendung deutscher Friedenstruppen nach Aserbeidschan, um den Aufbau der dortigen

Zivilgesellschaft tatkräftig zu begleiten?

Die Denkerinnen, Denker und Thinktanks in und um Washington D.C. und Brüssel entwickeln vermutlich bessere Ideen für

eine paradoxe Intervention in Richtung Russische Föderation. Wenn hernach die Hohen Repräsentanten der USA und der

EU die Maßnahme umsichtig und konsequent implementieren, steht einer adäquaten Lösung des Ukraine-Konflikts wohl

nichts mehr im Wege.

P.S. Dürfte auch paradoxe Kommunikation die richtige Antwort an die Russische Föderation auf strategischer Ebene sein,

ist gleichzeitig doch eines dringend geboten. Gegenüber den Opfern der russischen Aggression in der Ukraine müssen

unsere Botschaften logisch bleiben. Der Einmarsch von Truppen der Russischen Föderation stellt einen aggressiven Akt

dar und kann auf keinen Fall akzeptiert werden. Unsere Solidarität gilt dem ukrainischen Volk, das den Invasoren furchtlos

und mutig Widerstand leistet. So lange wie irgend möglich.

27 | MÄRZ 2022


information & gesellschaft

Fastenzeit:

Die Leber freut sich

VERZICHTEN HEISST JA NUR ETWAS ZU LASSEN, UM KRAFT FÜR

ETWAS ANDERES FREI ZU BEKOMMEN (Peter Lauster)

Mag. a Julia

Geißler-Katzmann

selbstständige

Ernährungswissenschafterin

Kinesiologin nach Dr. med.

Klinghardt

Vorträge und Workshops

Nähere Informationen unter

www.julika.at

info

Sie wollen mehr zum Thema

Fasten lesen?

Meine persönliche Buchempfehlung

für Sie:

„Der Jungbrunnen-Effekt“

- Wie 16 Stunden Fasten Ihr

Leben verändert.

P. A. Straubinger, Margit Fensl

und Nathalie Karré.

Mit Beginn der Fastenzeit setzen

wir uns häufig den Vorsatz,

auf manche Dinge zu verzichten.

Für viele stehen religiöse

Gründe dahinter. Doch immer öfters

werden auch andere Motive genannt.

Das Fasten zu nutzen, um wieder mehr

zu sich selbst zurück zu kommen. Inne zu

halten und Dankbarkeit oder Demut nicht

nur dem Essen gegenüber zu verspüren.

Die kleinen Dinge des Lebens wieder

schätzen zu lernen, wie vielleicht auch

den Geschmack von Speisen neu und

intensiver zu erleben.

Dazu dient meist die Einschränkung oder

der Verzicht auf liebgewonnene Süßigkeiten,

fettige Snacks, Fleisch oder allzu

oft genossener Alkohol.

Nicht nur die Zunge und deren Geschmacksknospen

profitieren vom

Fasten, sondern vor allem unsere Leber.

Als Hauptstoffwechselorgan freut sie sich

über eine Entlastung. Sie ist zwar sehr

effizient in der Selbstreinigung, doch

über zuckerhaltige Nahrung, häufigen

Alkoholkonsum, Medikamente, Hormone,

Umweltgifte, Mikroplastik und

Weichmacher aus Plastikflaschen wird sie

in unserer heutigen Zeit extrem auf die

Probe gestellt.

Helfen wir ihr bewusst in der Fastenzeit!

Zunächst sollte das Leberfasten aber für

uns im Alltag realistisch durchführbar

sein. Also nehmen Sie sich vielleicht nur

den ein oder anderen umsetzbaren Tipp,

der gut in Ihr Leben passt!

EINIGE TIPPS HABE ICH HIER FÜR SIE

ZUSAMMENGESCHRIEBEN:

- verzichten Sie eine Zeit lang bewusst

auf weißen Industriezucker! Wie Sie ihn

auf Verpackungen entlarven? Schauen

Sie bei den Zutatenlisten auf die

Endung „–ose“. Hinter den Begriffen

Glucose, Fructose, Saccharose, Maltose,

Dextrose steckt Zucker und der

belastet unsere Leber.

- Morgens ein Glas lauwarmes Zitronenwasser

auf nüchternen Magen regt

den Stoffwechsel an.

- das morgendliche „Ölziehen“ ist

eine sehr alte, ayurvedische Tradition

um den Körper bei der Entgiftung zu

unterstützen. Dazu nehmen Sie einen

Esslöffel eines hochwertigen „Ziehöls“

(Ringana, Biogena o.a.) und ziehen das

Öl rund 10 Minuten durch die Zähne

bzw. spülen es im Mund hin und her.

Dadurch sollen sich Giftstoffe aus dem

Mundraum ins Öl lösen. Das weißliche

Öl spuckt man danach in ein Taschentuch

und entsorgt es im Restmüll.

- von einem Leberwickel kann die Leber

profitieren. Dazu tragen Sie von außen

Sesam – oder Jojobaöl mit einem Tropfen

hochwertigem, ätherischem Zitrusöl

auf die Leber auf (sie liegt direkt unterhalb

des Zwerchfells auf der rechten

Körperseite, Lokalisation unterhalb des

rechten Rippenbogens) und bedecken

die Stelle mit einem trockenen Tuch.

Dann kommt eine Wärmeflasche darauf

und ein Handtuch darüber. Entspannen

Sie so 30 Minuten am Sofa - es wird

Ihnen richtig guttun!

- den Alkohol kann man in der Fastenzeit

ohnehin weglassen.

- Unsere Leber liebt Bitterstoffe.

Trinken Sie dazu Löwenzahnextrakt

28 | MÄRZ 2022


oder bittere Tees. Auch Bittersprays oder

Tropfen, wie die von „Bitterliebe“ oder

„Sonnenmoor“ sind in Reformhäusern

erhältlich.

- Saunagänge sind ebenso zur Entgiftung

geeignet und unterstützen unser

Immunsystem!

- der Leber zuliebe öfters gekochte Speisen

und warme Getränke!

Verzichten Sie bewusst auf kalte Speisen

oder Getränke direkt aus dem Kühlschrank.

- DER entscheidende Grundstein liegt in

einem höheren Gemüsekonsum und dem

Gebrauch von frischen und hochwertigen,

biologischen Lebensmitteln (auch

bei Getreide!) um unsere Zellen erst gar

nicht unnötig mit Junkfood und hochverarbeiteten

Lebensmitteln zu belasten.

- Bewegung tut immer gut, dem Stoffwechsel

UND unserem Darmmikrobiom.

So tut ein abendlicher Spaziergang im

Wald gut und die ätherischen Öle der

Bäume tragen zum Wohlfühlen bei.

ENERGIEFASTEN

In eine neue Dimension tauchen wir ein,

wenn wir uns im Medien- oder Handyfasten

versuchen. Soziale Netzwerke

und der „schnelle Griff“ zum Handy, um

„mal eben“ was zu googeln, verleiten

uns dazu, viel zu lange online zu surfen

oder in Stories von wildfremden Menschen

hängenzubleiben. Energiefasten

wird dann schnell zum Energietanken,

denn die so gewonnene Zeit, kann im

Wald, mit einem guten Buch oder auch

mit Handarbeiten verbracht werden.

Das Ankaufen von neuen Konsumgütern

gut zu überdenken, oder auch Plastik zu

fasten, wird neuerdings im Zusammenhang mit der Fastenzeit immer öfters

genannt. Wollen wir im Sinne eines nachhaltigeren Lebensstils agieren, so

sind dies auf alle Fälle Themen, die wir beachten sollten.

PLASTIKFASTEN?!

Ja, Sie haben richtig gelesen. Haben Sie gewusst, dass jede/r von uns im

Schnitt 5 Gramm Plastik pro Woche zu sich nimmt? Das ist ungefähr das

Gewicht einer Kreditkarte. Im ersten Moment musste ich da auch schwer

schlucken.

„Wo kommt denn all das Plastik her?“, hab´ ich mich gefragt.

Laut Stuhluntersuchungen sollen 20 verschiedene Mikro-Plastikteilchen in

10g Stuhl quer durch europäische Ausscheidungen gefunden worden sein.

Einerseits dringt es in uns ein durch Inhalieren des Reifenabriebs zum Beispiel,

andererseits essen wir Mikroplastik auch in tierischen Lebensmitteln,

in Zucker, Salz und sogar im Honig mit. Mikroplastik, dass in Kosmetikartikeln

(Peelings, Zahnpasten, …) steckt, oder welches aus Plastiktaschen

stammt. Wirklich schockierend, wie ich finde.

MEINE PERSÖNLICHEN PLASTIKSPARTIPPS:

Österreichisches Trinkwasser kommt plastikfrei aus der Leitung, Pflanzenöle,

Joghurts und Milch kann man vielfach in Glasverpackungen kaufen.

Obst und Gemüse von Gemüsekistlanbietern kann komplett plastikfrei abgeholt

und bezogen werden. Käse und Wurst, sowie Schinken werden bei

Frischetheken auch bei Nachfrage in mitgebrachte Behälter verpackt.

Statt dem Haarshampoo kann bewusst Haarseife und statt Duschgel eine

Körperseife verwendet werden.

Foto © silviarita | pixabay.com

29 | MÄRZ 2022


information & vielfalt

Hannelore Grimm:

Winter, Ende 1944

DER GRÖSSTE SIEG WÄRE DER ÜBER DEN KRIEG

Hannelore Grimm / Armin Mruck

Zwei deutsche Lebenswege

zwischen Diktatur und

Demokratie

Erinnerungen 1944 - 2000.

288 Seiten mit vielen Fotos und

Dokumenten. Sammlung der Zeitzeugen

(79)

Zeitgut Verlag, Berlin. Broschur

ISBN: 978-3-86614-228-2

Alle Betten sind belegt! Wir können

nicht aufnehmen! - Überall werden

Betten dazwischen geschoben,

Nebenräume werden belegt, zuletzt

die Gänge. Ich bin nicht mehr eine Schwester,

die einen Namen hat, es wird gerufen,

geschrien, gestöhnt

„Schwester!“ Der geordnete Versorgungsablauf

bricht zusammen, es geht nunmehr um

die Erstversorgung der Neuen. Sie kommen

fast alle mit Gasbrand, es wird amputiert,

die im OP können es kaum bewältigen. Ein

Verwundeter will mir etwas ins Ohr flüstern,

er sagt: „Meine Mutter sagte immer,

Butzerchen’ zu mir.“ Ich nenne ihn „mein

Butzerchen“, er lächelt und stirbt so, wie die

Verwundeten reduziert sind auf ihre Verletzungen;

so sind wir auf den einen Begriff

„Schwester“ reduziert. Ich fühle mich wie

ein Handlanger zwischen Hölle und Himmel.

Es wird immer chaotischer und dann kommt

der Aufruf zur Flucht.

Der letzte Zug soll uns und eine Wöchnerinnenstation

aufnehmen. Wir helfen beim

Transport aller Verwundeten zum Bahnhof.

Dort wird der Zug von der Zivilbevölkerung

belagert, jeder will die Stadt verlassen. Trotz

militärischer Abschirmung geht dies nicht

kampflos ab, Menschen schreien, fallen,

werden zertrampelt. Nur mit aufgepflanztem

Bajonett abgeschirmt gelingt uns das

Einsteigen. Wütend hat die Menge einen Teil

der Waggonfenster zerschlagen.

Wir schreiben 1945, es ist Januar und wir

haben 28° C Kälte; sieben Tage sind wir mit

diesem Zug unterwegs, mehrmals unter Tief-

fliegerbeschuss. In Pritzwalk laden wir

die Toten aus. Wir hungern und frieren.

Als wir in Bad Kleinen ankommen, steht

das Rote Kreuz am Bahnsteig mit einem

Kessel dampfender Erbsensuppe. Wir

schlürfen diese Suppe aus Pappbechern.

Ich kann nicht beschreiben, wie das

schmeckt!

Wir kommen nach Lübeck zum Einsatz.

Gemessen an unseren Erfahrungen

herrscht dort noch eine himmlische

Ordnung. Es ist zwar auch eine zerbombte

Stadt, es fehlt an Hilfskräften, es gibt

viele Mängel, aber es funktioniert noch.

Das Kriegsende ist in Sicht. Einmal

werde ich zum Nachtdienst eingeteilt,

muss zusätzlich noch eine neue Station

übernehmen und stehe vor einem

Krankenbett mit einem jungen Soldaten,

dem es sehr schlecht geht. Nach der

Zeit, die hinter mir liegt, gehen bei mir

alle Alarmsirenen an und ich kann nur

mit aller Entschiedenheit denken: „Nein,

nicht schon wieder, nein!“

Die letzten Ereignisse geschahen immer

in einer Art kollektiver Verantwortung,

jetzt habe ich plötzlich eine lastenschwere

Eigenverantwortung. Der

diensthabende Nachtarzt ist nicht zu

erreichen und ich fühle mich in einer

Ausnahmesituation. Das ist so, als ob

sich dein ganzes Sein auf einen Punkt

konzentriert, du entwickelst Kraft und

Entschlossenheit.

Der junge Soldat ist in Westpreußen

Fotos: © Zeitgut-Verlag/Privatbesitz des Verfassers

30 | MÄRZ 2022


verwundet worden und ist auf dem Seeweg nach

Lübeck gekommen. Er ist auch innerlich reduziert

auf die Hoffnung, zu überleben. Die Intensität dieser

menschlichen Begegnung ist ein einmaliges Erlebnis

für die weitere Entwicklung.

Jeder für sich ist durch eine Hölle gegangen, die weit

über das seelische Fassungsvermögen eines jungen

Menschen hinausgeht. Neben der bedrückenden

Erkenntnisschwere gibt es auch diese Ratlosigkeit,

diese Hoffnungslosigkeit, diese Mutlosigkeit. Diese

Verfassung teilen wir miteinander und ich darf aktiv

an seiner allmählichen Genesung teilhaben.

Durch das Radio hören wir am 30. April 1945 gemeinsam:

„Der Führer, heldenhaft gegen die Rotarmisten

kämpfend, ist gefallen.“ Das ist wie eine

Erlösung.

Den Namen dieses Soldaten vergesse ich nicht, er

heißt Armin Mruck.

1942, mitten im Krieg, machte ich das

Abitur. Nach Ableisten des Reichsarbeitsdienstes

und des Kriegshilfsdienstes

begann ich auf Wunsch

meines Vaters eine Ausbildung zur

Krankenschwester.

Meinen Kriegshilfsdienst leistete ich

in Posen ab, wo ich Ende 1944, als

die Front im Osten näher rückte, auch

Krankenschwester in einem Lazarett

war.

31 | MÄRZ 2022


information & bildung

An sich selbst arbeiten:

Erziehung ist (k)ein Kinderspiel!

SCHWIERIGKEITEN HABEN, SCHWIERIGKEITEN MACHEN

Mag. a Maria Neuberger-

Schmidt

Autorin und Gründerin

Verein Elternwerkstatt

Foto: Ingrid Perger

Elternwerkstatt

Mit diesem kritischen Artikel

möchte ich keinesfalls verallgemeinern,

sondern auf

moderne Stolpersteine hinweisen:

Unsere moderne Welt stellt Kinder

vor allerlei Schwierigkeiten: Gestresste

Eltern, gescheiterte Beziehungen, Reizüberflutung,

Mangel an Annahme, Geborgenheit

und Struktur, manchmal auch

Gewalt und Missbrauch. In der Tretmühle

realer und vermeintlicher Sachzwänge

und auf der Suche nach Glück werden

manche Erwachsene ungeduldig, egoistisch,

gereizt und immer weniger willens

und fähig, kindliche Basisbedürfnisse zu

befriedigen, Geborgenheit und Halt zu

schenken. Bitte nicht falsch verstehen: Es

gibt auch viele wunderbare, liebenswürdige

und kluge Eltern.

WIE VERHALTENSAUFFÄLLIGKEITEN

ENTSTEHEN

Viele Kinder bekommen von manchem zu

viel, von anderem zu wenig. Das macht

sie störend, bockig, unbequem und in

Folge schwierig und verhaltensauffällig.

Anstatt sich selbst zu hinterfragen, wird

häufig die schnelle Lösung durch Kaufen

oder Nachgeben gesucht. Fehlverhalten

wird belohnt, also eingeübt. Oder das

Kind wird mit einer Fülle von „Sei-nichtso“

und „Du“-Botschaften bedacht,

zurückgewiesen, geschimpft, vielleicht

sogar geschlagen. Im Grunde will man

bewirken, dass es sein störendes Verhalten

einstellt. Doch bei solchen Reaktionen

ist das Gegenteil die Folge, es wird

noch schwieriger. Die Lösung wird zum

Problem, ein Teufelskreis.

Es wird immer so bleiben: Die Verantwortung

für die Erziehung der Kinder

gehört den Eltern, aber auch der

ganzen Gesellschaft. Wir alle gestalten

das erzieherische Umfeld, direkt oder

indirekt. Jeder Erwachsene hat eine

Vorbildfunktion. Nach welchen Werten

wollen wir leben? Wie können wir

Familien unterstützen?

WERTE UND SELBSTERZIEHUNG

Erziehung hat viel mit Selbsterziehung

zu tun: Disziplin erwerben, Frust verkraften,

auf das Gute sehen, einander

annehmen und unterstützen, ehrlich

und zuverlässig sein. Wir müssen an

uns selber arbeiten, uns bemühen,

immer wieder von vorne beginnen. Nur

so können wir Defekte aufarbeiten,

die möglicherweise auf unsere eigene

Kindheit zurückgehen. Dann sind wir

auf einem fruchtbaren Weg, der trotz

Schwierigkeiten Kraft und Freude

bringt. Dann erleben wir ein Gefühl

von Dankbarkeit für das Leben, für die

Mitmenschen, für die Schöpfung.

Wenn wir einen solchen Weg gehen,

können wir an den Schwierigkeiten, die

wir mit unserem Leben und mit unseren

Kindern haben, wachsen und reifen,

uns an ihnen erfreuen und tief im Inneren

glücklich und zufrieden sein.

Foto: © siddarth Kasoji | pixabay.com

32 | MÄRZ 2022


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