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Allergien und Atemwege

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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />

ALLERGIEN UND<br />

ATEMWEGE<br />

Lesen Sie mehr auf www.ges<strong>und</strong>er-koerper.info<br />

NICHT VERPASSEN:<br />

Lebensmittelallergien<br />

Welche Symptome<br />

dafür sprechen, erklärt<br />

Dr. Yvonne Braun.<br />

Seite 6<br />

Leben mit Asthma<br />

Olympiasiegerin<br />

Sandra Völker im Interview.<br />

Seite 12<br />

„Sorgenfrei zu<br />

essen, war lange eine<br />

Herausforderung“<br />

Blogger Frank Leichtle spricht über<br />

sein glutenfreies Leben.<br />

ATMEN SIE DURCH ...<br />

MIT ZERTIFIZIERTEN<br />

ATEMTHERAPEUT*INNEN<br />

ATEM – Der Berufsverband e. V. | Möckernstraße 67 | 10965 Berlin | www.bvatem.de


2<br />

Lesen Sie mehr auf ges<strong>und</strong>er-koerper.info<br />

VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />

INHALT IN DIESER AUSGABE<br />

Gulaim Steinrötter<br />

„Einmal tief durchatmen“<br />

ist für viele<br />

Menschen (k)eine<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

Zeit, die Perspektive<br />

zu wechseln <strong>und</strong><br />

unserer Lunge mehr<br />

Aufmerksamkeit zu<br />

schenken.<br />

<strong>Allergien</strong> <strong>und</strong> <strong>Atemwege</strong>:<br />

Verdopplung der Betroffenen<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

08<br />

R<strong>und</strong> 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland (24 Millionen<br />

Menschen) sind von mindestens einer Allergie betroffen.<br />

Die Häufigkeit allergischer Erkrankungen hat sich in den letzten<br />

20 Jahren fast verdoppelt.<br />

Leben mit Neurodermitis<br />

Laura spricht im Interview über ihr Leben<br />

zwischen Kratzen, Niesen <strong>und</strong> Hoffnung.<br />

15<br />

Aus der Puste<br />

Alles Wichtige über Ursachen, Symptome,<br />

Diagnosen <strong>und</strong> Therapien der COPD.<br />

Industry Development Manager Healthcare: Gulaim<br />

Steinrötter Geschäftsführung: Richard Båge (CEO),<br />

Philipp Colaço (Managing Director), Franziska Manske<br />

(Head of Editorial & Production), Henriette Schröder (Sales<br />

Director) Designer: Ute Knuppe Mediaplanet-Kontakt:<br />

redaktion.de@mediaplanet.com Coverbild: Privat<br />

Alle Artikel mit der Kennung „in Zusammenarbeit mit“<br />

sind keine neutrale Mediaplanet-Redaktion.<br />

facebook.com/MediaplanetStories<br />

@Mediaplanet_germany<br />

Please recycle<br />

Sonja Lämmel<br />

Diplom-Oecotrophologin,<br />

Deutscher Allergie<strong>und</strong><br />

Asthmab<strong>und</strong><br />

Hauptauslöser sind die Gräserpollen,<br />

gefolgt von Baumpollen<br />

(Birke, Erle, Hasel)<br />

<strong>und</strong> Ambrosiapollen. Auch<br />

Hausstaubmilben, Schimmelpilze<br />

<strong>und</strong> Nahrungsmittelallergien stehen<br />

auf den ersten Rängen. Aus einem<br />

harmlosen Heuschnupfen kann leicht<br />

ein allergisches Asthma werden. Der<br />

Deutsche Allergie- <strong>und</strong> Asthmab<strong>und</strong><br />

e. V. hat sich zur Aufgabe gemacht, die<br />

Betroffenen individuell zu beraten <strong>und</strong><br />

die Öffentlichkeit über <strong>Allergien</strong> <strong>und</strong><br />

Asthma aufzuklären. Denn eine Allergie<br />

ist keine Bagatellerkrankung. Anlässlich<br />

des 125-jährigen Bestehens des DAAB<br />

haben wir die Kampagne 125 Bäume für<br />

den DAAB gestartet. 125 Bäume werden<br />

gepflanzt. Denn gerade eine saubere Luft<br />

ist für Menschen mit Atemwegserkrankungen<br />

enorm wichtig.<br />

e. V. (DAAB) Gerade eine saubere Luft<br />

ist für Menschen mit<br />

Atemwegserkrankungen<br />

enorm wichtig.<br />

Informieren Sie<br />

sich regelmäßig<br />

über neue<br />

Erkenntnisse zu<br />

<strong>Allergien</strong> <strong>und</strong><br />

Asthma unter:<br />

daab.de<br />

Den Krankheitsbildern gemeinsam ist,<br />

dass sie individuell sehr unterschiedlich<br />

auftreten, sei es in puncto Ursachen,<br />

Ausprägung oder der Therapien, die helfen.<br />

Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat<br />

die Zahl der Allergiker <strong>und</strong> speziell der<br />

Menschen mit Atemwegserkrankungen<br />

wie Asthma, COPD oder Bronchitis weiter<br />

zugenommen, ohne dass die Gründe<br />

hierfür letztendlich geklärt wären.<br />

Die Behandlung allergischer Reaktionen<br />

ist stark vom Auslöser abhängig. Neue<br />

Therapieansätze entwickeln sich<br />

langsam <strong>und</strong> andere werden weiterentwickelt.<br />

Die einzige ursächliche Therapie<br />

ist die Hyposensibilisierung, die nicht<br />

neu ist, aber die Extrakte, die zum<br />

Einsatz kommen, werden immer<br />

weiterentwickelt <strong>und</strong> spezifischer auf<br />

den jeweiligen Auslöser angepasst.<br />

Dadurch erhöht sich die Chance, dass die<br />

Therapie anschlägt <strong>und</strong> ein Etagenwechsel<br />

verhindert werden kann. Neue<br />

Applikationsformen der Hyposensibilisierung<br />

steigern die Akzeptanz in der<br />

Bevölkerung. So sind für Pollen <strong>und</strong><br />

Hausstaubmilben mittlerweile auch<br />

Tabletten im Einsatz, die der Patient zu<br />

Hause einnehmen kann.<br />

POLLEN<br />

Etwa 15 Prozent der<br />

Bevölkerung leiden unter<br />

der Pollenallergie. Ausgelöst<br />

werden die allergischen<br />

Beschwerden hauptsächlich<br />

durch Pollen von Bäumen,<br />

Sträuchern, Gräsern <strong>und</strong><br />

Kräutern.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

HAUSSTAUB-<br />

MILBEN<br />

Am wohlsten fühlen sich<br />

die kleinen Tierchen<br />

überall dort, wo es warm<br />

<strong>und</strong> feucht ist: vor allem<br />

im Schlafbereich. Bis zu<br />

10.000 Milben pro Gramm<br />

Hausstaub leben in Kopfkissen,<br />

Bettdecke <strong>und</strong><br />

Matratze.<br />

TIERHAARE<br />

Der Körper reagiert nicht<br />

nur auf die Tierhaare selbst,<br />

sondern auf Proteine, auf<br />

Hautschuppen oder auf<br />

Reste von Schweiß, Talg,<br />

Speichel, Kot oder Urin, die an<br />

den Haaren haften.<br />

SCHIMMEL<br />

Wenn der Schimmel<br />

erst einmal in den Wänden<br />

sitzt, können einige<br />

Schimmelpilze bis zu<br />

20 Millionen Sporen pro<br />

Minute bilden. Diese sind<br />

es auch, die allergische<br />

Reaktionen hervorrufen.


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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit ALK-ABELLÓ ARZNEIMITTEL GMBH entstanden.<br />

#BeatYourAllergy –<br />

Eine Kampagne von<br />

allergiecheck.de<br />

PHOTO: NAME SURNAME<br />

FOTO: ANGELINA VERNETTI<br />

Bye-bye, Pollenallergie!<br />

Mehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland sind an einer Allergie erkrankt.<br />

Viele leiden im Stillen, verharmlosen ihre Beschwerden oder wissen von ihrer<br />

Krankheit schlicht nicht. Das möchten wir ändern! In unseren Patientenstorys<br />

erzählen Menschen mit <strong>Allergien</strong> ihre persönliche Erfolgsgeschichte <strong>und</strong> wie eine<br />

Allergie-Immuntherapie ihnen geholfen hat.<br />

Text Therese Reimers<br />

Das Video zum<br />

Interview <strong>und</strong><br />

weitere Infos zu<br />

#BeatYourAllergy<br />

finden Sie unter:<br />

allergiecheck.de/<br />

luft-<strong>und</strong>-lunge<br />

Als Bloggerin berichtet<br />

Nina M. normalerweise<br />

mit viel Humor aus ihrem<br />

Familienalltag. Für die<br />

von allergiecheck.de initiierte<br />

Kampagne #Beat-<br />

YourAllergy blickt die Berlinerin zurück<br />

auf die Zeit, in der ihr die Pollenallergie<br />

das Leben schwer gemacht hat. Wie eine<br />

Allergie-Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung<br />

genannt, der Naturliebhaberin<br />

ihre Freiheiten zurückgegeben hat,<br />

erzählt sie uns im Interview.<br />

Wie <strong>und</strong> wann hat sich die Allergie bei<br />

dir bemerkbar gemacht?<br />

Ich bin auf dem Land groß geworden.<br />

Hinter unserem Haus begannen die<br />

Felder <strong>und</strong> ich bin immer mit unserem<br />

H<strong>und</strong> Gassi gegangen. Irgendwann habe<br />

ich dann gespürt, dass mir auf diesen<br />

Gassigängen immer die Augen <strong>und</strong> der<br />

Bevor ich die<br />

Hyposensibilisierung<br />

durchgeführt habe, war<br />

die Natur mein Feind.<br />

Hals gejuckt haben. Da war ich so zehn<br />

oder elf Jahre, da ging das los <strong>und</strong> dann<br />

wurde es eigentlich Jahr um Jahr stärker.<br />

Warum hast du dich für eine Hyposensibilisierung<br />

entschieden?<br />

Bevor ich die Hyposensibilisierung<br />

durchgeführt habe, war die Natur mein<br />

Feind. Es wird grün, die Bäume blühen,<br />

<strong>und</strong> dann habe ich eigentlich Angst<br />

bekommen, weil ich wusste, es wird mir<br />

schlecht gehen. Sich länger in der Natur<br />

aufzuhalten, war für mich keine Freude,<br />

sondern eher lästig, weil ich dann anfing<br />

zu leiden <strong>und</strong> mich am Ende wirklich<br />

krank gefühlt habe. Ich hatte Augentropfen,<br />

Nasentropfen, <strong>und</strong> das hat ganz<br />

schnell nichts mehr gebracht <strong>und</strong> es<br />

wurde immer schlimmer. Das Schöne ist,<br />

dass ich nach der Hyposensibilisierung<br />

die Natur jetzt auch st<strong>und</strong>enlang genießen<br />

kann, was ich vorher nicht konnte.<br />

Was rätst du anderen Menschen mit<br />

<strong>Allergien</strong>?<br />

Also ich glaube, ein erfolgreicher Umgang<br />

mit der Allergie ist, zunächst einmal zu<br />

einer Allergologin oder einem Allergologen<br />

zu gehen. Man sollte wissen, was da<br />

passiert im Körper <strong>und</strong> was auch passieren<br />

kann, wenn man das nicht behandelt,<br />

<strong>und</strong> das Ganze nicht einfach so abtun. Ich<br />

würde jedem raten, eine Hyposensibilisierung<br />

zu probieren.


4<br />

Lesen Sie mehr auf ges<strong>und</strong>er-koerper.info<br />

<strong>Allergien</strong><br />

in Städten<br />

Menschen in Städten sind deutlich häufiger sensibilisiert gegen Pollen von<br />

Bäumen (Hasel, Erle, Birke, Esche) <strong>und</strong> Gräsern, aber auch gegen Tierhaare <strong>und</strong><br />

Hausstaubmilben. In Kleinstädten beziehungsweise auf Dörfern findet sich bei allen<br />

genannten Allergenen eine geringere Häufigkeit, auch von <strong>Allergien</strong> selbst.<br />

Text Karl-Christian Bergmann<br />

Ausführliche<br />

Informationen zu<br />

Pollen <strong>und</strong> <strong>Allergien</strong><br />

werden auf der<br />

Website der<br />

Stiftung Deutscher<br />

Polleninformationsdienst<br />

vermittelt.<br />

Von dort kann man<br />

auch eine ausgezeichnete<br />

wöchentliche<br />

Pollenflugvorhersage<br />

kostenlos<br />

per Mail erhalten,<br />

die mit ärztlichen<br />

Hinweisen verb<strong>und</strong>en<br />

wird.<br />

pollenstiftung.de<br />

Von einer Allergie spricht man,<br />

wenn nicht nur Antikörper im<br />

Blut oder in der Haut (nachweisbar<br />

durch einen Allergietest)<br />

vorliegen, sondern auch Symptome<br />

auftreten, wenn man mit dem Allergen<br />

in Kontakt kommt. Interessant ist, dass<br />

Sensibilisierungen <strong>und</strong> <strong>Allergien</strong> häufiger<br />

bei Personen auftreten, die einen<br />

höheren sozioökonomischen Status haben.<br />

Es ist unklar, woher diese Differenz<br />

kommt; sie ist möglicherweise bedingt<br />

durch ein höheres Hygienemaß beziehungsweise<br />

geringeren Kontakt mit<br />

Bakterien, insbesondere in der Kindheit.<br />

In der Stadt ist auch die Kombination<br />

eingeatmeter Allergene in Verbindung<br />

mit einer schlechteren Luftqualität von<br />

Bedeutung. Wenn in einer Stadt bei<br />

einer bestimmten Anzahl von Birkenpollen,<br />

zum Beispiel 100 Pollen/m³ Luft,<br />

gleichzeitig ein höherer Feinstaubgehalt<br />

vorliegt, so sind die empf<strong>und</strong>enen Beschwerden<br />

größer als an einem anderen<br />

Tag mit der gleichen Pollenmenge, aber<br />

geringerer Luftverschmutzung. Das<br />

bedeutet, dass Apotheken in den Großstädten<br />

von Allergikern häufiger dann<br />

besucht werden, wenn neben den Pollen<br />

in der Luft gleichzeitig mehr Feinstaub<br />

vorliegt.<br />

In Verbindung mit der Luftqualität<br />

wird oft gefragt, ob die Anzahl an<br />

Allergikern in den Großstädten durch<br />

die häufiger schlechte Luftqualität<br />

verursacht wird. Hierzu gibt es keine<br />

eindeutigen Daten. Sicher ist zunächst,<br />

dass die auftretenden Beschwerden bei<br />

Personen, die bereits eine chronische<br />

Atemwegserkrankung in Form von<br />

ANZEIGE<br />

Prof. Dr. med.<br />

Karl-Christian<br />

Bergmann<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der Stiftung<br />

Deutscher Polleninformationsdienst<br />

3<br />

Fakten<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Asthma, COPD oder eine allergische<br />

Rhinitis haben, bei einer schlechteren<br />

Luftqualität höher sind als an Tagen mit<br />

besserer Luft. Ob aber eine schlechtere<br />

Luftqualität auch zur Entwicklung neuer<br />

<strong>Allergien</strong> führt, ist bisher nicht sicher<br />

belegt. Insgesamt ist feststellbar, dass<br />

sich in Deutschland die Häufigkeit von<br />

Heuschnupfen auf einem hohen Plateau<br />

befindet beziehungsweise nicht mehr<br />

signifikant ansteigt, wie es in früheren<br />

Jahrzehnten der Fall war.<br />

Die Stadt ist mit ihrem besonderen<br />

Milieu, zum Beispiel dem Auftreten<br />

von Hitzeinseln, auch geeignet, neuen<br />

pollenproduzierenden Pflanzen einen<br />

geeigneten Lebensraum zu geben.<br />

Dazu gehört auch der neu im Blick der<br />

Allergologen befindliche Götterbaum,<br />

der allergieauslösende Pollen freisetzt.<br />

Der Götterbaum stammt aus Asien <strong>und</strong><br />

wurde aus Freude an neuen Gewächsen<br />

auch in Deutschland gepflanzt, wo er<br />

sich gegenwärtig besonders in Städten<br />

ausbreitet. Die EU hat den Baum auf die<br />

Liste derjenigen Pflanzen gesetzt, die<br />

nicht gehandelt <strong>und</strong> nicht im öffentlichen<br />

Raum gepflanzt werden dürfen.<br />

Unsere eigene Arbeitsgruppe hat den<br />

Nachweis von Götterbaumpollen in<br />

Berlin <strong>und</strong> auch die klinische Bedeutung<br />

der Pollen bereits dokumentiert.<br />

Ein anderes Beispiel für ein städtespezifisches<br />

Allergieproblem ist die frühe<br />

Freisetzung von Pollen der Purpurerle.<br />

Sie ist eine Kreuzung aus einer sibirischen<br />

<strong>und</strong> der europäischen Erle <strong>und</strong><br />

besonders kälteresistent. Nicht bedacht<br />

dabei wurde, dass diese Erlenart sehr<br />

früh ihre Pollen abgibt, teilweise schon<br />

im Dezember. Dadurch kann es schon<br />

zum Heuschnupfen vor Weihnachten<br />

kommen, was sich niemand wirklich<br />

wünscht.<br />

Bei der Bepflanzung von Städten, die<br />

allseits gewünscht wird, sollte man also<br />

bei der Auswahl der Bäume eine allergikerfre<strong>und</strong>liche<br />

Bepflanzung beachten.<br />

Eine ganz besondere „Art“ von<br />

Bäumen in Städten ist der von einem<br />

Berliner Unternehmen entwickelte City<br />

Tree. Dabei handelt es sich nicht um<br />

einen Baum, sondern um ein mit Moos<br />

bepflanztes Gestell, das in der Lage ist,<br />

die Luftqualität der Umgebung bedeutend<br />

zu verbessern. Ein Baum also, der<br />

keine <strong>Allergien</strong> auslöst, sondern für alle<br />

ges<strong>und</strong>heitsfördernd ist.<br />

zur<br />

Nasenspülung<br />

in der Pollensaison:<br />

• Die befeuchtende <strong>und</strong> reinigende Wirkung einer schonenden<br />

Nasenspülung lindert die Symptome des allergischen<br />

Schnupfens. Häufiger am Tag angewandt, befreit<br />

die Nasenspülung von Pollen <strong>und</strong> anderen Allergenen, so<br />

dass diese sich auf der Nasenschleimhaut erst gar nicht<br />

entfalten können.<br />

• Auch in Zusammenhang mit Corona ist eine Nasenspülung<br />

sinnvoll. Zwar schützt sie nicht vollends vor einer<br />

Infektion, aber sie verflüssigt das festsitzende Nasensekret,<br />

so dass die Flimmerhärchen das Sekret zusammen<br />

mit den Krankheitserregern besser abtransportieren<br />

können <strong>und</strong> die Virenlast sinken kann.<br />

• Gerade für Allergiker ist es empfehlenswert ein Produkt<br />

ohne Konservierungsstoffe zu verwenden, um so anderen<br />

Allergenauslösern aus dem Weg zu gehen.


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MAN(N) ISST<br />

GLUTENFREI<br />

Frank Leichtle bekam erst mit 47 Jahren die<br />

Diagnosen Glutensensitivität, Laktoseintoleranz,<br />

Fructoseintoleranz <strong>und</strong> Sorbitintoleranz. Was das<br />

für sein Leben bedeutete <strong>und</strong> warum er mit seinem<br />

Foodblog andere inspirieren möchte, erzählt der<br />

sympathische Hobbykoch im Interview.<br />

Text Paul Howe<br />

Wie kam es zur Diagnose Ihrer Intoleranzen?<br />

Dass ich Lebensmittelunverträglichkeiten<br />

habe, ist mir schon im Alter von<br />

ca. 18 Jahren klar gewesen, es gab aber<br />

keinen Arzt, der herausfand, um welche<br />

es sich handeln könnte. Erst 2014, als ich<br />

47 Jahre alt war, wurden die Unverträglichkeiten<br />

diagnostiziert. Zuvor ging es<br />

mir immer schlechter. Ich hatte täglich<br />

Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, sehr<br />

oft Durchfall, starke Blähungen, Übelkeit,<br />

war ständig müde, oft unkonzentriert,<br />

hatte depressive Verstimmungen,<br />

oft ein Benommenheitsgefühl, war sehr<br />

anfällig für Infekte, hatte Knochenschmerzen<br />

<strong>und</strong> Schwellungen der<br />

Fingergelenke. Eine Orthopädin schickte<br />

mich dann erneut zu einem Gastroenterologen,<br />

der erstmals umfassende<br />

Untersuchungen vornahm. Alle Mediziner<br />

davor hatten meine Beschwerden nie<br />

ernst genommen. Er führte eine Stuhl<strong>und</strong><br />

Blutuntersuchung durch. Zusätzlich<br />

führte er Atemtests für Laktose, Fructose<br />

<strong>und</strong> Sorbit durch, die alle positiv waren.<br />

Wie sind Sie mit der Diagnose umgegangen<br />

<strong>und</strong> wie sahen die folgenden<br />

Monate aus?<br />

Zuerst einmal war ich tatsächlich froh,<br />

endlich eine Diagnose für meine Beschwerden<br />

zu erhalten. Die Hoffnung,<br />

endlich etwas dagegen tun zu können<br />

– <strong>und</strong> auf Linderung meiner Beschwerden–,<br />

überwog zuerst. Das hat sich aber<br />

schnell geändert, als mir das eigentliche<br />

Ausmaß auf mein Leben <strong>und</strong> meine<br />

Ernährung bewusst wurde. Ich war ein<br />

paar Tage am Boden zerstört <strong>und</strong> wusste<br />

nicht, was ich überhaupt noch essen soll.<br />

Dann aber hatte mich schnell der Ehrgeiz<br />

gepackt <strong>und</strong> ich habe die Chance ergriffen,<br />

durch eine den Unverträglichkeiten<br />

angepasste Ernährung endlich wieder<br />

eine höhere Lebensqualität zu erzielen.<br />

Ich habe alles gelesen, was ich über<br />

Unverträglichkeiten an Literatur finden<br />

konnte. Ich habe unseren Haushalt<br />

komplett auf glutenfreie Produkte umgestellt,<br />

zusätzlich die Küchenschränke,<br />

Küchengeräte <strong>und</strong> das Geschirr gründlich<br />

gereinigt, um Kontaminationen mit<br />

Gluten zu vermeiden. Ich stand st<strong>und</strong>enlang<br />

im Supermarkt, drehte jede Packung<br />

um <strong>und</strong> studierte die Zutatenlisten, um<br />

mir einen Überblick zu verschaffen, was<br />

ich von meinem Speiseplan streichen<br />

musste. Im nächsten Schritt musste<br />

ich Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e, also alle, bei<br />

denen ich zukünftig zum Essen eingeladen<br />

sein würde, einweihen <strong>und</strong> darüber<br />

aufklären, was zu beachten sei. Das war<br />

gar nicht so einfach, obwohl mir großes<br />

Verständnis entgegengebracht wurde.<br />

Trotzdem muss ich noch immer die<br />

Augen offen halten, wenn ich zum Essen<br />

eingeladen bin. Es bedarf immer etwas<br />

Organisation im Voraus, damit auch ich<br />

unbeschadet am Essen teilnehmen kann.<br />

Wie entstand die Idee, Ihre Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Rezepte mit anderen in<br />

einem Blog zu teilen?<br />

Die Idee, mit meinem Foodblog – Man(n)<br />

isst glutenfrei – zu starten, kam mir<br />

relativ bald nach meinen Diagnosen. Da<br />

ich mich schon seit meiner Jugend sehr<br />

für das Kochen <strong>und</strong> Backen interessiert<br />

habe <strong>und</strong> mich diese Leidenschaft im<br />

Laufe meines Lebens nie losließ, hatte<br />

ich sehr viel Erfahrung darin gesammelt,<br />

die mir jetzt zugute kam. Mein Ziel war<br />

es, einen Weg zu finden, mich genussreich<br />

trotz der Unverträglichkeiten zu<br />

ernähren. Ich wollte nicht akzeptieren,<br />

dass es ohne glutenhaltige Produkte<br />

nicht möglich ist, schmackhafte Brote<br />

<strong>und</strong> Kuchen zuzubereiten. Mir ging es<br />

aber nicht darum, nur wieder einen Muffin<br />

essen zu können, sondern um den<br />

Genuss dabei. Und diese Reise hin zum<br />

vollen Genuss trotz Unverträglichkeiten<br />

wollte ich gerne mit anderen teilen.<br />

Ich wollte leckere Rezepte mit schönen<br />

Fotos, die den Betrachter zum Nachmachen<br />

verführen, kombinieren. Und das<br />

ist mir gelungen. Ich zeige mit meinem<br />

Blog, dass sich der Aufwand lohnt <strong>und</strong><br />

ein Leben mit Unverträglichkeiten zwar<br />

ein Verzicht auf bestimmte Lebensmittel<br />

FOTO: PRIVAT<br />

PHOTO: NAME SURNAME<br />

bedeutet, das aber nicht heißt, dass der<br />

Genuss dabei auf der Strecke bleiben<br />

muss.<br />

Haben Sie einen besonderen Tipp<br />

(oder gar mehr) für Menschen, die<br />

sich auch gerade mit Nahrungsmittelintoleranzen<br />

auseinandersetzen<br />

müssen?<br />

Mein erster Tipp wäre, sich die Zeit zu<br />

nehmen, sich mit seinen Unverträglichkeiten<br />

nach der Diagnose auseinanderzusetzen,<br />

sich die Zeit zu geben, sich<br />

erst einmal an den Gedanken zu<br />

gewöhnen, <strong>und</strong> auch die Frustration<br />

darüber erst einmal zuzulassen. Das ist<br />

völlig normal. Doch dann sollte man die<br />

Diagnose als Chance auf ein besseres<br />

<strong>und</strong> beschwerdefreieres Leben sehen<br />

<strong>und</strong> nicht nur als Einschränkung, wenn<br />

sie das natürlich auch immer wieder<br />

mal sein wird. Dann rate ich Menschen<br />

mit Unverträglichkeiten, ganz offen<br />

damit umzugehen. Familie, Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> enge Kollegen müssen informiert<br />

<strong>und</strong> auch geschult werden, damit es<br />

nicht zu Missverständnissen oder<br />

Konflikten kommt. Wenn ich meine<br />

Familie besuche oder von Fre<strong>und</strong>en<br />

eingeladen werde, ist es selbstverständlich,<br />

sich vorher auszutauschen, was es<br />

zu Essen gibt, welche Vorsichtsmaßnahmen<br />

wegen Kontaminationen getroffen<br />

werden müssen, ob ich vielleicht etwas<br />

selbst mitbringen muss oder in welchem<br />

Restaurant wir uns verabreden können.<br />

Ein weiterer Tipp wäre, sich intensiv mit<br />

dem Thema Ernährung mit Unverträglichkeiten<br />

auseinanderzusetzen, alle<br />

Quellen wie Bücher, Zeitschriften <strong>und</strong><br />

Blogs zu nutzen, um sich möglichst viel<br />

Wissen anzueignen <strong>und</strong> um geeignete<br />

Rezepte zu finden. Der Anschluss an<br />

eine Selbsthilfegruppe kann sehr<br />

hilfreich sein, wenn Austausch mit<br />

Betroffenen gesucht wird, gerade auch<br />

für Eltern, die ein Kind mit Unverträglichkeiten<br />

haben.


6<br />

Lesen Sie mehr auf ges<strong>und</strong>er-koerper.info<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Lebensmittelallergien <strong>und</strong><br />

Unverträglichkeiten:<br />

Hören Sie auf Ihren Körper<br />

Dr. Yvonne Braun ist selbstständige Ernährungsberaterin mit Schwerpunkt<br />

Nahrungsmittelallergien <strong>und</strong> -unverträglichkeiten <strong>und</strong> klärt im Interview auf,<br />

was Lebensmittelallergien sind, wie man herausfinden kann, ob man eine<br />

Allergie hat <strong>und</strong> wie gefährlich Nüsse für ihre Tochter sind.<br />

Dr. Yvonne Braun<br />

Diplom-Oecotrophologin<br />

(Schwerpunkt<br />

Nahrungsmittelallergien<br />

<strong>und</strong> -unverträglichkeiten)<br />

Text<br />

Paul Howe<br />

Eine Lebensmittelallergie<br />

ist<br />

eine Fehlleitung des<br />

Immunsystems.<br />

Der Körper reagiert<br />

auf harmlose Stoffe<br />

mit einer Abwehrreaktion.<br />

Wann treten in der Regel Lebensmittelallergien<br />

<strong>und</strong> Unverträglichkeiten<br />

auf?<br />

Bei den Lebensmittelallergien<br />

unterscheiden wir<br />

zwischen den primären<br />

Lebensmittelallergien<br />

<strong>und</strong> den Kreuzallergien<br />

aufgr<strong>und</strong> einer Birkenpollenallergie.<br />

Primäre<br />

Lebensmittelallergien<br />

gegen Hühnerei, Kuhmilch,<br />

Nüsse etc. entwickeln<br />

sich oft im Säuglings-<br />

oder Kleinkindalter.<br />

Die Birkenpollen-assoziierten<br />

Lebensmittelallergien entwickeln<br />

sich bei älteren Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen.<br />

Unverträglichkeiten sind eher ein<br />

Thema der Erwachsenen. Mit<br />

steigendem Alter nimmt die<br />

Häufigkeit der diagnostizierten<br />

Unverträglichkeiten zu.<br />

Ist es ratsam, diese<br />

Lebensmittel im Kindesalter<br />

zu meiden, um einer<br />

Allergie vorzubeugen?<br />

Nein. Wir wissen heute ganz<br />

klar aus Studien: Ein vorsorgliches<br />

Meiden von potenten Allergenen<br />

schützt nicht vor <strong>Allergien</strong>. Bei<br />

ges<strong>und</strong>en Kindern sollten alle Lebensmittel<br />

in kindgerechter Form mit der<br />

Beikost eingeführt werden.<br />

Eine<br />

Unverträglichkeit ist<br />

meist ein Enzymdefekt.<br />

Zum Beispiel bei der Laktoseintoleranz<br />

arbeitet<br />

das Enzym, das für die<br />

Spaltung von Laktose<br />

zuständig ist, nicht mehr<br />

ausreichend.<br />

Welche Symptome deuten auf eine<br />

Allergie/Unverträglichkeit hin?<br />

Bei Unverträglichkeiten<br />

sehe ich oftmals Magen-<br />

Darm-Probleme, wie<br />

Bauchschmerzen,<br />

Durchfall, Blähungen<br />

etc.<br />

Typische Symptome<br />

bei <strong>Allergien</strong> sind<br />

neben Magen-Darm-<br />

Beschwerden auch<br />

Hautreaktionen<br />

(Quaddelbildung, Juckreiz,<br />

Rötung) oder ein<br />

Kratzen/Jucken im Hals.<br />

Anaphylaxien, also schwere<br />

Symptomatiken wie Herz-Kreislauf-<br />

Beschwerden, pfeifende Atmung oder<br />

Atemnot, treten eher bei primären Nahrungsmittelallergien<br />

auf.<br />

Wie sollte man im Ernstfall bei einem<br />

anaphylaktischen Schock reagieren?<br />

Menschen, die ein Anaphylaxierisiko<br />

haben, tragen ein Notfallset immer<br />

bei sich. Dies enthält einen Adrenalin-<br />

Pen, der innerhalb von Minuten zur<br />

Besserung der Symptomatik führt.<br />

Die Anleitung zur Anwendung des<br />

Pens findet man immer im Notfallset.<br />

Reagiert ein Kind nach Verzehr eines<br />

(neuen) Lebensmittels zum ersten Mal<br />

mit schwerer Symptomatik, sollten die<br />

Eltern den Notarzt rufen.<br />

Müssen Betroffene per se Produkte<br />

mit dem Hinweis „Kann Spuren von<br />

Nüssen enthalten“ meiden?<br />

Nein, das kommt tatsächlich darauf an,<br />

welche Art der Allergie vorliegt. Deswegen<br />

ist die f<strong>und</strong>ierte Diagnose bei Lebensmittelallergien<br />

auch so wichtig. Menschen<br />

mit einer primären Nussallergie <strong>und</strong><br />

einem Anaphylaxierisiko wird jedoch<br />

dazu geraten, diese Produkte zu meiden.<br />

Sie sind nicht nur Ernährungsberaterin,<br />

sondern auch Mutter von einem<br />

Kind mit einer Nussallergie. Was<br />

sind die täglichen Herausforderungen?<br />

Haben Sie Tipps für betroffene<br />

Familien?<br />

Die tägliche Herausforderung für mich<br />

als Mama einer Allergikerin ist,<br />

meinem Kind ein<br />

weitgehend normales<br />

Leben zu ermöglichen.<br />

Daher ist<br />

unser Leitspruch:<br />

Unser<br />

Kind darf alles<br />

– außer Nüsse<br />

essen! Unser<br />

Familienleben<br />

mit der Allergie<br />

<strong>und</strong> viele<br />

Alltagstipps <strong>und</strong><br />

-tricks dazu teile<br />

ich auf Instagram:<br />

@dr.yvonne.braun.<br />

Setzt sich das<br />

Immunsystem mit<br />

einem Allergen auseinander,<br />

bildet es IgE-Antikörper.<br />

Diese sind im Blut nachweisbar.<br />

Dann spricht man aber<br />

noch nicht von einer Allergie.<br />

Diese liegt erst vor, wenn<br />

nach Verzehr des Lebensmittels<br />

auch allergische<br />

Symptome auftreten.<br />

@dr.yvonne.braun


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7<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Viatris-Gruppe Deutschland entstanden.<br />

Anaphylaxie:<br />

Schnelles Eingreifen kann Leben retten<br />

R<strong>und</strong> 30 Millionen Menschen in Deutschland gelten als Allergiker – das ist im Schnitt r<strong>und</strong> jeder Dritte.<br />

Aktuelle Studien gehen davon aus, dass ca. 0,45 Prozent der Gesamtbevölkerung von anaphylaktischen<br />

Reaktionen betroffen sind, von denen etwa zehn Prozent in Schule <strong>und</strong> Kindergarten stattfinden. 1 Wie kann<br />

geholfen werden <strong>und</strong> wann dürfen Außenstehende aus rechtlicher Sicht helfen?<br />

Text Miriam Rauh<br />

Markus<br />

Ambrosius<br />

Sträter Rechtsanwälte<br />

PartmbB,<br />

Bonn<br />

Ein Schultag wie jeder andere:<br />

In der Pause wird getobt <strong>und</strong><br />

gespielt <strong>und</strong> manchmal auch<br />

das mitgebrachte Essen von zu<br />

Hause geteilt. Für viele Kinder<br />

ganz normal, für andere kann Essenteilen<br />

lebensbedrohlich sein. Mitunter reichen<br />

Spuren eines Allergens, um schwere allergische<br />

Reaktionen auszulösen, bis hin zum<br />

anaphylaktischen Schock. Sieht man dem<br />

Pausenbrot an, ob ein Sesamkorn darin<br />

ist? Und was, außer Kakao <strong>und</strong> Zucker, ist<br />

eigentlich in der Schokocreme?<br />

Kinder, bei denen bereits eine Allergie<br />

mit einer Neigung zu Anaphylaxie diagnostiziert<br />

wurde, haben oft ein Notfallset<br />

mit einem Adrenalin-Autoinjektor (AAI)<br />

bei sich. Damit kann die Behandlung einer<br />

anaphylaktischen Reaktion in der Regel<br />

gut <strong>und</strong> zeitnah bereits vor dem Eintreffen<br />

medizinischer Hilfe eingeleitet werden.<br />

Betroffene benötigen hier aber meist Hilfe<br />

von Außenstehenden, denn selbst wenn<br />

man die Adrenalingabe mit dem AAI geübt<br />

hat, ist ein Notfall ungewohnt <strong>und</strong> auch<br />

beängstigend. Dem Bedürfnis nach Unterstützung<br />

steht jedoch vielfach die Furcht<br />

von Lehrern, Erziehern oder Passanten<br />

gegenüber, rechtlich für die Medikamentengabe<br />

belangt zu werden.<br />

Die rechtliche Lage<br />

Angst vor juristischen Konsequenzen ist<br />

meist unbegründet. Es gibt eine Reihe<br />

gesetzlicher Regelungen, die Ersthelfer<br />

rechtlich absichern, sodass sehr wohl die<br />

Möglichkeit besteht, Notfallmedikamente<br />

zu verabreichen. Im Falle eines Schadens<br />

träte die gesetzliche Unfallversicherung<br />

ein. „Darüber hinaus können Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrer sowie Betreuerinnen <strong>und</strong> Betreuer<br />

sogar verpflichtet sein, Erste Hilfe<br />

zu leisten“, so Rechtsanwalt Markus Ambrosius,<br />

Partner bei Sträter Rechtsanwälte.<br />

Das gilt auch für den Einsatz von AAI.<br />

Der Umstand, dass ein Kind einen AAI bei<br />

sich trägt, lässt den Rückschluss zu, dass<br />

bereits ein Anaphylaxierisiko festgestellt<br />

wurde. Der AAI wurde dann als Notfallmedikament<br />

verordnet, damit sich kostbare<br />

Zeit, zum Beispiel bis zum Eintreffen eines<br />

Notarztes, überbrücken lässt. Beherztes<br />

Eingreifen, mit der Anwendung des AAI,<br />

kann dann lebensrettend sein. Allerdings,<br />

so Ambrosius, sollten Ersthelfer sich vorab<br />

mit dessen Funktionsweise <strong>und</strong> auch mit<br />

dem Notfallplan vertraut machen, um eine<br />

schwere Reaktion erkennen zu können.<br />

Was löst Anaphylaxien aus?<br />

Die häufigsten Auslöser von Anaphylaxien<br />

in Europa sind Insektengifte, Nahrungsmittel<br />

<strong>und</strong> auch Medikamente. Die jeweilige<br />

Häufigkeit ist altersbedingt. So überwiegen<br />

Wespen- <strong>und</strong> Bienengift bei Erwachsenen,<br />

Nüsse bei Schul- <strong>und</strong> tierisches Eiweiß aus<br />

Milch <strong>und</strong> Hühnereiern bei Kleinkindern.<br />

RELATIVER ANTEIL DER HÄUFIGSTEN AUSLÖSERGRUPPEN<br />

in Bezug auf das Alter der gemeldeten Patienten im Anaphylaxie-Register, Stand 03/2017 (n = 8046)<br />

Prozent (95-%-Konfidenzintervall)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Insektengifte<br />

Nahrungsmittel<br />

Studien kommen zu dem Ergebnis, dass<br />

etwa acht bis zehn von 100.000 Menschen<br />

jedes Jahr eine lebensbedrohliche<br />

Anaphylaxie erleiden. 4 Das bedeutet für<br />

eine Stadt wie Berlin mehr als 300 Fälle<br />

pro Jahr. Und die Verbreitung solcher<br />

Unverträglichkeitsreaktionen nimmt zu.<br />

Adrenalin-Autoinjektor (AAI) in<br />

öffentlichen Einrichtungen?<br />

Besonders tückisch daran ist, dass nicht<br />

alle Betroffenen wissen, dass sie eine<br />

Neigung zur Anaphylaxie haben. Nur zu<br />

oft wird dies erst beim Auftreten einer<br />

akuten Reaktion geklärt. Auch wird,<br />

selbst bei vorliegender Indikation für die<br />

Verordnung eines AAIs, nicht immer ein<br />

AAI verschrieben. Die Hürden sind hoch.<br />

Wie kann man also den Kindern – <strong>und</strong><br />

auch Erwachsenen – helfen, die noch<br />

keine Notfallmedikation bei sich haben?<br />

Die Behandlungsmöglichkeit ist klar<br />

<strong>und</strong> denkbar simpel. Adrenalin kann<br />

mittels AAI rasch intramuskulär appliziert<br />

werden. Es ist möglich, einen<br />

anaphylaktischen Schock durch zeitnahe<br />

Gabe von Adrenalin mittels eines<br />

Medikamente<br />

Erwachsene<br />

Sonstige<br />

Adrenalin-Autoinjektors abzuwenden.<br />

Läge es da nicht nahe, AAIs in Schulen,<br />

Kindergärten, Restaurants <strong>und</strong> öffentlichen<br />

Einrichtungen zu hinterlegen? Auch<br />

am Arbeitsplatz oder in Betriebskantinen<br />

könnte dies sehr sinnvoll sein, ähnlich wie<br />

es für Defibrillatoren bereits seit Langem<br />

gang <strong>und</strong> gäbe ist.<br />

Deutschland im europäischen Vergleich<br />

Was hierzulande noch nicht ist, kann werden.<br />

Tragische Ereignisse mit Todesfällen<br />

von jungen Menschen haben in anderen<br />

europäischen Staaten bereits weitergehende<br />

Schritte zur Prävention ausgelöst.<br />

So gibt es etwa in Irland schon seit 2015<br />

die „Emergency Medicines Legislation“.<br />

Sie ermöglicht Einrichtungen wie Schulen<br />

oder Unternehmen, bestimmte verschreibungspflichtige<br />

Notfallmedikamente zu<br />

beschaffen, bereitzuhalten <strong>und</strong> in Notfällen<br />

zu verabreichen. Voraussetzungen<br />

hierfür sind eine entsprechende Meldung<br />

gegenüber der Arzneimittelbehörde <strong>und</strong><br />

die Benennung einer geschulten, verantwortlichen<br />

Person. Zahlreiche bekannte<br />

Unternehmen haben bereits von dieser<br />

Möglichkeit Gebrauch gemacht, so zum<br />

Beispiel die Dublin City University oder<br />

Facebook Ireland Ltd. 7<br />

Ist also die Lösung schon in Sicht?<br />

Letztlich wird es darauf ankommen, viele<br />

Beteiligte zum Helfen zu motivieren. Das<br />

sind zum Beispiel Lehrer <strong>und</strong> Erzieher in<br />

Schulen <strong>und</strong> Kindergärten, die sich<br />

informieren sollten, welche Vorerkrankungen<br />

<strong>und</strong> einhergehende Risiken es bei<br />

ihren betreuten Kindern gibt. Gut wäre, sie<br />

entsprechend in Erster Hilfe zu schulen.<br />

Kinder/Jugendliche<br />

Unbekannt<br />

Quelle: Adaptiert nach Worm M, Francuzik W, Renaudin JM, Bilò MB, Cardona V, Scherer Hofmeier K et al. Factors increasing the risk for a<br />

severe reaction in anaphylaxis: An analysis of data from The European Anaphylaxis Registry. Allergy 2018;73:1322–30.<br />

Relativer Anteil der häufigsten Auslösergruppen in Bezug auf das Alter der gemeldeten Patienten im Anaphylaxie-Register. 5<br />

Laut einer weiteren Erhebung von Lee et al. aus dem Jahr 2014 waren im Zeitraum 2001 bis 2010 42 von 100.000 Personen<br />

von Anaphylaxie betroffen. Der jährliche Zuwachs beträgt 4,3 Prozent – bei nahrungsmittelinduzierter Anaphylaxie sogar<br />

9,8 Prozent. Insbesondere bei Kindern sind hohe Anstiege zu verzeichnen. In dieser Gruppe ist die Rate zwischen 2001 <strong>und</strong><br />

2012 von 41 Notfallaufnahmen je 100.000 auf 72 je 100.000 gestiegen. 6<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer<br />

sowie Betreuerinnen<br />

<strong>und</strong> Betreuer können<br />

sogar verpflichtet sein,<br />

Erste Hilfe zu leisten.<br />

Was ist eine<br />

Anaphylaxie?<br />

Eine Anaphylaxie<br />

ist die Maximalvariante<br />

der<br />

allergischen<br />

Sofortreaktion,<br />

die als akute<br />

systemische<br />

Reaktion den<br />

gesamten Organismus<br />

erfassen<br />

kann <strong>und</strong> je nach<br />

Schweregrad mit<br />

unterschiedlichen<br />

Symptomen<br />

einhergeht. Die<br />

Erscheinungen<br />

setzen rasch ein<br />

<strong>und</strong> können sich<br />

bis zum (allergischen)<br />

Schock<br />

entwickeln. Damit<br />

ist eine Anaphylaxie<br />

eine potenziell<br />

lebensbedrohliche<br />

Erkrankung. 2,3<br />

Quellen: [1] European Centre for Allergy Research Fo<strong>und</strong>ation (Stiftung ECARF). Anaphylaxie: https://www.ecarf.org/info-portal/erkrankungen/anaphylaxie [letzter Zugriff: 15.03.2022]. [2] Ring J, Brockow K. Anaphylaxie <strong>und</strong> anaphylaktischer Schock. Notfall<br />

Rettungsmedizin. 2006;9:529-534. [3] Ring J, Brockow K. Anaphylaxie-Leitlinie: Update 2021. Allergo Journal. 2021;30:3. [4] Ring J, Klimek L, Worm M. Adrenalin in der Akutbehandlung der Anaphylaxie. Deutsches Ärzteblatt International. 2018;115: 528-34.<br />

[5] Worm M, Francuzik W, Renaudin JM, Bilò MB, Cardona V, Scherer Hofmeier K et al. Factors increasing the risk for a severe reaction in anaphylaxis: An analysis of data from The European Anaphylaxis Registry. Allergy 2018;73:1322–30. [6] Lee S, Hess PE,<br />

Lohse C et al. Trends, characteristics, and incidence of anaphylaxis in 2001-2010: A population-based study. Journal of Allergy and Clinical Immunology. 2017;139(1):182-88. [7] Health Products Regulatory Authority (HPRA). About the Emergency Medicines<br />

Legislation: https://www.hpra.ie/homepage/medicines/emergency-medicines/about-emergency-medicines [letzter Zugriff: 15.03.2022].


8<br />

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Sie möchten mehr<br />

über Laura erfahren?<br />

Verfolgen Sie ihren<br />

inspirierenden Weg<br />

auf Instagram:<br />

@kratzen_bis_<br />

es_blutet<br />

Kratzen, Niesen<br />

<strong>und</strong> Hoffnung<br />

FOTOS: JONAS KLIEGEL<br />

Laura ist 26 Jahre alt <strong>und</strong> hat Neurodermitis. Begleitet wird die Hauterkrankung von<br />

einer chronischen induzierbaren Nesselsucht sowie <strong>Allergien</strong>. Im Interview spricht sie<br />

über ihr Leben zwischen Kratzen, Niesen <strong>und</strong> Hoffnung.<br />

ATOPIERISIKO<br />

Das Risiko für Neugeborene, eine Atopie zu entwickeln, ist abhängig von der Atopiebelastung in der Familie.


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9<br />

Text Benjamin Pank<br />

Was war der Auslöser für die Neurodermitis?<br />

Meine Neurodermitis habe ich bereits<br />

mit einem halben Jahr bekommen.<br />

Einen Auslöser gab es nicht.<br />

Welche Faktoren spielen eine erhebliche<br />

Rolle für einen Schub?<br />

Schübe kommen <strong>und</strong> gehen. Heute<br />

sind sie bei mir anders als früher. Der<br />

schlimmste Trigger ist bei mir Stress.<br />

Aber auch wenig Schlaf, Pollen, zu viel<br />

Zucker, zu viel Alkohol verschlechtern<br />

meine Haut. Wenn von diesen Faktoren<br />

zu viele auf einmal auf mir lasten, wird<br />

meine Haut besonders schlimm. Leider<br />

dauert es dann auch wieder länger, bis<br />

sich die Haut erholt hat, wenn ich dann<br />

diese Trigger wieder verringern konnte.<br />

Auch heute gehe ich sehr<br />

offen mit der Erkrankung<br />

um <strong>und</strong> bekomme viel<br />

Verständnis. Nur einen<br />

Winter lang musste<br />

ich viele abgeneigte<br />

Blicke ertragen. Da habe<br />

ich versucht, ohne<br />

Medikamente den Schub<br />

zu überstehen.<br />

Kinder mit Neurodermitis haben ein<br />

erhöhtes Risiko, später weitere allergische<br />

Erkrankungen zu entwickeln.<br />

War das bei dir auch der Fall?<br />

Meine <strong>Allergien</strong> haben sich im Laufe<br />

der letzten vier bis fünf Jahre gebildet<br />

<strong>und</strong> sind mit der Zeit stärker geworden:<br />

Besonders Katzenhaare, Hausstaub <strong>und</strong><br />

die Frühblüher machen mir zu schaffen.<br />

Meistens habe ich eine laufende Nase,<br />

juckende Augen <strong>und</strong> meine Haut wird<br />

dann meistens auch schlechter.<br />

Nesselsucht hatte ich das erste Mal vor<br />

sechs Jahren, es hielt zwei oder drei<br />

Jahre an. Immer beim Sport kamen nach<br />

zehn bis 15 Minuten die Quaddeln <strong>und</strong><br />

blieben 30 bis 60 Minuten.<br />

Heute kommen die Quaddeln sehr<br />

selten, sind nicht stark ausgeprägt <strong>und</strong><br />

verschwinden schnell, das kann aber<br />

auch am Medikament liegen.<br />

Welche Ratschläge hast du für<br />

„Frischerkrankte“?<br />

Mir hat es geholfen, mir viel Wissen über<br />

die Erkrankung anzueignen <strong>und</strong> die Erkrankung<br />

zu akzeptieren. Ich habe lange<br />

nach einem guten Arzt gesucht. Es ist<br />

wichtig, einen Arzt zu finden, der die Erkrankung<br />

ernst nimmt <strong>und</strong> die individuellen<br />

Symptome betrachtet. Einfach nur<br />

Kortison verschreiben hilft niemandem<br />

mit Neurodermitis weiter. Denn heute<br />

gibt es nicht nur Kortison. Da Neurodermitis<br />

in Schüben verläuft <strong>und</strong> durch<br />

Trigger verstärkt wird, sollte man seine<br />

Trigger herausfinden. Es dauert lange,<br />

aber es lohnt sich. Und jeder Mensch<br />

ist anders. So auch der Umgang mit der<br />

Erkrankung. Nur weil dem einen etwas<br />

hilft, muss es nicht automatisch dem<br />

anderen helfen.<br />

Was musst du bei deiner täglichen<br />

Hautpflege <strong>und</strong> im Bereich Make-up<br />

beachten? pH-Neutralität? Nebenwirkungen?<br />

Ich habe mich schon in meiner Jugend<br />

nicht viel geschminkt. Das lag aber eher<br />

daran, dass ich lieber länger schlafen<br />

wollte. Doch für Treffen mit Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Partys habe ich gerne Make-up<br />

getragen. Ich musste auch auf keine<br />

Inhaltsstoffe achten. Heute ist das leider<br />

anders, denn ich habe mein Make-up<br />

entsorgt. Die Ekzeme treten jetzt auch<br />

im Gesicht auf. Egal welche Inhaltsstoffe<br />

das Make-up hätte, es würde die Haut<br />

zusätzlich massiv reizen. Das ist es mir<br />

nicht mehr wert. Denn mein Umfeld<br />

ist eher verw<strong>und</strong>ert, wenn ich dann<br />

doch mal dezentes Make-up auftrage.<br />

Deshalb fühlt es sich sehr befreiend an,<br />

dass mein Umfeld sich an mein Erscheinungsbild<br />

gewöhnt hat.<br />

Es ist sehr wichtig für meine Haut,<br />

sie mit ausreichend Feuchtigkeit <strong>und</strong><br />

Fett einzucremen. Da meine Haut sich<br />

schnell an Salben gewöhnt <strong>und</strong> so die<br />

Wirkung nachlässt, wechsle ich häufig<br />

die Cremes <strong>und</strong> probiere viel aus.<br />

Welche Reaktionen musstest du in der<br />

Öffentlichkeit einstecken? Hast du<br />

Mobbing erlitten? Wie ist es heute?<br />

Ich hatte eine wirklich tolle Kindheit.<br />

Trotz Ekzem an Hals <strong>und</strong> Ellenbeugen<br />

wurde ich nicht gemobbt. Auch heute<br />

gehe ich sehr offen mit der Erkrankung<br />

um <strong>und</strong> bekomme viel Verständnis.<br />

Nur einen Winter lang musste ich viele<br />

abgeneigte Blicke ertragen. Da habe ich<br />

versucht, ohne Medikamente den Schub<br />

zu überstehen, wodurch meine Haut extrem<br />

schlimm wurde. Zusätzlich kämpfte<br />

mein Körper so sehr mit der Entzündung,<br />

dass ich auch bei Temperaturen<br />

um null Grad mit T-Shirt unterwegs war,<br />

weil mein Körper quasi am Brennen war.<br />

Diese Situation konnten viele Menschen<br />

nicht nachvollziehen.<br />

Welches Mittelmaß eignet sich für<br />

dich am besten, um die Neurodermitis<br />

im Zaum zu halten?<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Schwere meiner Neurodermitis<br />

nehme ich an einer klinischen<br />

Studie für ein neues Medikament teil.<br />

Dieses Medikament hilft mir sehr gut.<br />

Parallel achte ich darauf, mein Stresslevel<br />

niedrig zu halten. Dabei hat es mir<br />

beispielsweise geholfen, meine Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />

zu reduzieren.<br />

5<br />

FAKTEN ZU<br />

NEURODERMITIS<br />

• Neurodermitis gehört zur Gruppe der Atopien. Darunter versteht man die<br />

Neigung zu einer verstärkten allergischen Reaktion auf normalerweise harmlose<br />

Substanzen oder Reize der Umwelt. Neben der Neurodermitis gehören auch allergischer<br />

Heuschnupfen <strong>und</strong> allergisches Asthma zu den möglichen Ausprägungen<br />

einer Atopie.<br />

• Die Neurodermitis ist eine nicht ansteckende Erkrankung.<br />

• Sie betrifft nicht nur die Haut, sondern kann sich auch auf andere Organe<br />

auswirken.<br />

• Die Ursachen sind nicht abschließend geklärt, aber eine Fehlleitung des<br />

Immunsystems <strong>und</strong> genetische Faktoren scheinen eine große Rolle zu spielen.<br />

• Die Erkrankung verläuft schubweise <strong>und</strong> wird häufig durch bestimmte<br />

Trigger ausgelöst.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK


10<br />

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FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Wie gut ist die Luft,<br />

die wir atmen?<br />

Ohne Luft um uns herum können wir nicht leben. Wir atmen sie ständig <strong>und</strong> mit<br />

ihr auch darin enthaltene Schadstoffe. Die bekanntesten <strong>und</strong> für die Ges<strong>und</strong>heit<br />

am relevantesten sind Feinstaubpartikel (PM10, PM2.5, ultrafeine Partikel),<br />

Stickstoffdioxid (NO2) <strong>und</strong> Ozon (O3). Die Hauptquellen von Luftschadstoffen sind der<br />

Verkehr, die Industrie, die Energieerzeugung <strong>und</strong> der Hausbrand.<br />

Text Dr. Myriam Tobollik<br />

Feinstaubpartikel lösen Entzündungen<br />

<strong>und</strong> Stress in menschlichen<br />

Zellen aus, die zu akuten<br />

<strong>und</strong> chronischen Ges<strong>und</strong>heitsschäden<br />

führen können. Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />

hat festgestellt,<br />

dass derzeit keine Feinstaubkonzentration<br />

benennbar ist, unterhalb derer eine<br />

schädigende Wirkung ausgeschlossen<br />

werden kann. Akute, über St<strong>und</strong>en oder<br />

wenige Tage anhaltende Belastungen<br />

können zu Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen<br />

<strong>und</strong> zu vermehrten<br />

Krankenhauseinweisungen, meist<br />

aufgr<strong>und</strong> von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

führen. Chronische Belastungen<br />

über einen Zeitraum von Monaten<br />

<strong>und</strong> Jahren können sich auf die <strong>Atemwege</strong>,<br />

das Herz-Kreislauf-System, den<br />

Stoffwechsel <strong>und</strong> das Nervensystem<br />

auswirken. Damit kann Feinstaub mitverantwortlich<br />

sein für Erkrankungen<br />

wie zum Beispiel Asthma bronchiale,<br />

Arteriosklerose, Diabetes mellitus Typ 2<br />

oder Demenz, <strong>und</strong> eine erhöhte chronische<br />

Feinstaubbelastung führt zu einer<br />

erhöhten Gesamtsterblichkeit. Insbesondere<br />

für Menschen mit vorgeschädigten<br />

<strong>Atemwege</strong>n <strong>und</strong> für ältere Personen,<br />

aber auch für Kinder mit ihren in der<br />

Entwicklung befindlichen <strong>Atemwege</strong>n<br />

ist das Risiko ges<strong>und</strong>heitlicher Schäden<br />

durch Feinstaub erhöht.<br />

Stickstoffdioxid als Reizgas kann bei<br />

hohen Konzentrationen insbesondere<br />

zu obstruktiven, das heißt die <strong>Atemwege</strong><br />

verengenden Atemwegserkrankungen<br />

wie Asthma bronchiale führen oder<br />

bestehende Atemwegserkrankungen verschlimmern.<br />

So kann Stickstoffdioxid die<br />

Wirkung von Allergenen auf allergisches<br />

Asthma verstärken. Hohe Stickstoffdioxidkonzentrationen<br />

führen zu vermehrten<br />

Krankenhauseinweisungen. Eine längerfristige<br />

Belastung kann zu einer erhöhten<br />

Gesamtsterblichkeit führen. Menschen<br />

mit Asthma sowie Kinder <strong>und</strong> ältere<br />

Menschen sind im Allgemeinen einem<br />

größeren Risiko für die ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Auswirkungen von Stickstoffdioxid ausgesetzt.<br />

Die ges<strong>und</strong>heitlichen Wirkungen<br />

von Ozon bestehen in einer verminderten<br />

Lungenfunktion, Atemwegsbeschwerden<br />

<strong>und</strong> der Gefahr der Ausbildung einer<br />

chronisch obstruktiven Lungenerkrankung.<br />

Bei körperlicher Anstrengung<br />

unter erhöhten Ozonkonzentrationen<br />

können sich diese Wirkungen verstärken.<br />

Empfindliche oder Personen mit vorgeschädigten<br />

<strong>Atemwege</strong>n wie zum Beispiel<br />

Personen, die an Asthma bronchiale<br />

leiden, sind besonders anfällig.<br />

Belastungssituation in Deutschland<br />

Die Konzentrationen von Feinstaub,<br />

Stickstoffdioxid <strong>und</strong> Ozon sind in den<br />

letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich<br />

zurückgegangen. Dennoch<br />

liegen die derzeitigen Konzentrationen<br />

größtenteils über den aktuellen Empfehlungen<br />

der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation.<br />

Diese hat im Jahr 2021 ihre<br />

Richtwerte zum Schutz der menschlichen<br />

Ges<strong>und</strong>heit aktualisiert. So soll der<br />

Jahresmittelwert für Feinstaub (PM2.5)<br />

5 μg/m³ nicht überschreiten. Dies war<br />

jedoch bei 99 Prozent der Messstationen<br />

in Deutschland im Jahr 2020 der Fall.<br />

Gleiches gilt für den Tagesmittelrichtwert<br />

von 15 μg/m³. Im Fall von Stickstoffdioxid<br />

überschritten im Jahr 2020 83<br />

Prozent der Messstationen den aktuellen<br />

Jahresmittelrichtwert von 10 μg/m³.<br />

Den Tagesmittelrichtwert von 25 μg/m³<br />

überschritten 76 Prozent der Stationen.<br />

Bei Ozon lagen im Jahr 2020 fast alle<br />

Messwerte über den aktuellen lang- <strong>und</strong><br />

kurzfristigen Richtwerten der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation.<br />

Wie gut ist also die Luft, die wir<br />

atmen?<br />

Fazit: Die Luft, die wir in Deutschland<br />

atmen, ist in den letzten Jahren wesentlich<br />

besser geworden im Hinblick auf die<br />

Belastung mit Luftschadstoffen. Im<br />

Sinne des vorbeugenden Ges<strong>und</strong>heitsschutzes<br />

sollte die Belastung weiter<br />

reduziert werden.<br />

Dr. Myriam<br />

Tobollik<br />

Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftlerin<br />

beim<br />

Umweltb<strong>und</strong>esamt


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Aktuelle Diagnostikmöglichkeiten<br />

beim kindlichen Asthma<br />

Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter, fast jedes zehnte Kind<br />

ist davon betroffen. Es handelt sich hierbei um eine Erkrankung der <strong>Atemwege</strong>, bei der sich<br />

Bronchien anfallsweise verengen <strong>und</strong> es zu Episoden von erschwerter Atmung <strong>und</strong> Atemnot kommt.<br />

Diese sind oft begleitet von trockenem Reizhusten <strong>und</strong> einer „pfeifenden“ Ausatmung.<br />

Text Prof. Dr. med.<br />

Christiane Lex<br />

Viele Eltern fragen sich, ob ihr<br />

Kind bei wiederkehrendem<br />

Husten an einem Asthma<br />

bronchiale leidet. Leider ist<br />

diese Frage oft nicht einfach<br />

zu beantworten. Es gibt nämlich kein<br />

diagnostisches Kriterium, das allein<br />

ausreicht, um eine Asthmadiagnose<br />

bestätigen oder widerlegen zu können.<br />

Zentral für die Diagnosestellung sind<br />

das Vorhandensein typischer subjektiver<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Beschwerden <strong>und</strong> der Nachweis einer<br />

variablen Atemwegsverengung mithilfe<br />

von objektiven Lungenfunktionstests.<br />

Der optimale Zeitpunkt für eine Lungenfunktionsuntersuchung<br />

ist allerdings recht<br />

schwierig zu finden: Im beschwerdefreien<br />

Intervall sind die Bef<strong>und</strong>e im Kindes- <strong>und</strong><br />

Jugendalter meist normal. Im akuten symptomatischen<br />

Zustand hingegen steht oft<br />

kein Lungenfunktionstest zur Verfügung<br />

oder die Kinder sind manchmal zu krank,<br />

um überhaupt eine entsprechende Diagnostik<br />

durchführen zu können. Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Problematik fällt die Diagnosestellung<br />

eines Asthmas bronchiale oft falsch<br />

negativ oder falsch positiv aus.<br />

Vor Kurzem wurde erstmals von einem<br />

Gremium europäischer Experten ein<br />

komplexer Algorithmus zur Diagnosestellung<br />

eines kindlichen Asthmas<br />

bronchiale veröffentlicht. Dieser enthält<br />

die Durchführung mehrerer objektiver<br />

Tests, von denen zwei für eine korrekte<br />

Asthmadiagnose positiv sein sollen.<br />

Basistests sind hierbei die „Spirometrie“,<br />

der „Reversibilitätstest“ <strong>und</strong> der „FeNO-<br />

Test“. Bei der Spirometrie soll das Kind<br />

tief einatmen <strong>und</strong> dann so fest <strong>und</strong> so viel<br />

wie möglich ausatmen. Das Gerät misst<br />

dann, wie viel Luft insgesamt <strong>und</strong> wie<br />

viel davon in der ersten Sek<strong>und</strong>e dieses<br />

Tests ausgeatmet werden kann. Wenn die<br />

Spirometrie auf ein Asthma hindeutet,<br />

ist ein „Reversibilitätstest“ der nächste<br />

Schritt zur Diagnosestellung. Bei diesem<br />

Test wird ein Asthmamedikament, zum<br />

Beispiel Salbutamol, verabreicht, um<br />

zu bewirken, dass die <strong>Atemwege</strong> wieder<br />

„aufgehen“ <strong>und</strong> die Atmung wieder einfacher<br />

ist. Nach der Inhalation wird die<br />

Lungenfunktionsmessung wiederholt.<br />

Wenn das Kind diesmal deutlich bessere<br />

Werte hat, ist das ein Beweis dafür, dass<br />

die Medikation die <strong>Atemwege</strong> geöffnet hat<br />

<strong>und</strong> ein Asthma bronchiale vorliegt. Sollte<br />

dieser Beweis nicht gelingen, kann der<br />

„FeNO-Test“ eingesetzt werden. Mittels<br />

eines Messgerätes wird die Menge des<br />

Stickstoffmonoxids (FeNO) in der ausgeatmeten<br />

Luft des Kindes gemessen. Dieser<br />

Wert steigt bei Entzündungsprozessen in<br />

den Bronchien an.<br />

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle<br />

Kinder in der Lage sind, diese Tests technisch<br />

einwandfrei <strong>und</strong> richtig durchzuführen.<br />

Sollten die Ergebnisse dieser Tests<br />

nicht schlüssig sein, ist eine Reihe weiterer<br />

Tests möglich, um Kinder mit dauerhaften<br />

Beschwerden zu untersuchen. Besonders<br />

häufig werden dann Provokationstests,<br />

zum Beispiel unter Belastung, angewandt.<br />

Wichtig ist es auch, die Tests bei unsicherer<br />

Diagnose zu wiederholen, da die<br />

Symptome <strong>und</strong> natürlich auch die Tests zu<br />

verschiedenen Zeitpunkten sehr unterschiedlich<br />

sind. Als mögliche Hilfsmittel<br />

können hier die neuen Smartphone-Spirometer<br />

dienen, die zu Hause, zum Beispiel<br />

auch unter Belastung, von den Kindern<br />

selbstständig angewendet werden können.<br />

Ob diese technischen Neuheiten tatsächlich<br />

sinnvoll sind, muss allerdings noch in<br />

Studien untersucht werden.<br />

Wenn die Diagnose schließlich richtig<br />

gestellt wird, bedeutet dies, dass wirkungsvolle<br />

Asthmamedikamente Kindern<br />

nicht unnötig vorenthalten werden. Im<br />

Umkehrschluss können Kindern so auch<br />

unnötige Medikamente mit potenziellen<br />

Nebenwirkungen erspart bleiben.<br />

Prof. Dr. med.<br />

Christiane Lex<br />

Leiterin des<br />

Bereiches Kinderpneumologie/<br />

-allergologie,<br />

Universitätsmedizin<br />

Göttingen<br />

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Wie Sie den Schweregrad der Atemwegsentzündung<br />

jetzt ganz einfach<br />

selbst messen – mit dem weltweit<br />

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12<br />

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„Immer das<br />

große Ganze<br />

sehen“<br />

FOTO: ANGELA PFEIFFER<br />

Sandra Völker hat über 50 internationale Medaillen<br />

bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften<br />

<strong>und</strong> Europameisterschaften gewonnen. Im Interview<br />

spricht die Weltklasseschwimmerin über den<br />

ersten Schock, als sie von ihrer Asthmadiagnose<br />

erfuhr, <strong>und</strong> erklärt, warum es immer wichtig ist,<br />

zweigleisig zu fahren.<br />

Text Benjamin Pank<br />

Im Olympiajahr 2000 wurde bei Ihnen<br />

Asthma festgestellt. Wie kam es zur<br />

Diagnose? Hatten Sie (plötzlich) Probleme<br />

mit der Atmung?<br />

Ich hatte schon vorher Probleme. Unter<br />

Belastung habe ich kaum Luft bekommen,<br />

ich hatte das Gefühl, mein Hals<br />

macht zu. Aus diesem Gr<strong>und</strong> dachte ich<br />

anfangs auch, dass es etwas mit dem<br />

Hals zu tun hat. Asthma hatte ich gar<br />

nicht auf dem Schirm. Ich habe meinem<br />

Physiotherapeuten davon erzählt <strong>und</strong><br />

der hat mir einen Termin im Krankenhaus<br />

gemacht. Dort wurden verschiedene<br />

Tests gemacht, doch ohne Diagnose.<br />

Erst einige Monate später habe ich durch<br />

einen Histamintest die Diagnose Asthma<br />

erhalten.<br />

Was waren Ihre ersten Gedanken <strong>und</strong><br />

Sorgen?<br />

Das war hart für mich. Als ich die<br />

Diagnose hörte, war für mich klar, dass<br />

meine Karriere vorbei ist. Damals war<br />

es ja auch noch so, dass Asthmatiker<br />

quasi nicht als lebensfähig galten. Das<br />

hat sich zum Glück geändert. Und auch<br />

ich habe meine Meinung geändert <strong>und</strong><br />

angefangen, mich mit der Krankheit<br />

auseinanderzusetzen. Das war auch<br />

mein Rettungsanker, denn ich habe<br />

begonnen, die Diagnose zu akzeptieren<br />

<strong>und</strong> sie in etwas Gutes umzuwandeln.<br />

Ich habe Asthma zu meinem Thema<br />

gemacht.<br />

... <strong>und</strong> eine Stiftung für asthma- <strong>und</strong><br />

allergiekranke Kinder gegründet.<br />

Ja, denn Trainer <strong>und</strong> Lehrer sollen eine<br />

entsprechende Ausbildung erhalten,<br />

damit sie lernen, wie man mit kleinen<br />

Asthmapatienten umgeht. Ich möchte<br />

als Leistungssportlerin beispielhaft<br />

dokumentieren, dass Sport auch von<br />

Asthmakranken bei richtiger Therapie<br />

betrieben werden kann.<br />

Aufgeben kam für Sie nie infrage. Ein<br />

Jahr nach der Diagnose (2001) wurden<br />

Sie Weltmeisterin. Wie war das<br />

Gefühl, trotz Asthma solche Erfolge<br />

zu erzielen?<br />

Eigentlich genauso wie davor (lacht). Ich<br />

bin vor der Diagnose den Weltrekord über<br />

50 Meter Rücken geschwommen, ohne zu<br />

wissen, dass ich Asthma habe. Und danach<br />

deutschen Rekord über 50 Meter Freistil<br />

mit dem Wissen, Asthmatikerin zu sein.<br />

Wie ging es nach Ihrer sportlichen<br />

Karriere weiter?<br />

Ich habe mich immer mehr mit der Erkrankung<br />

auseinandergesetzt <strong>und</strong> bin<br />

auf die Suche nach dem Warum gegangen.<br />

Dadurch habe ich gelernt, dass es<br />

wichtig ist, Medikamente zu nehmen,<br />

aber auch die Komplementärmedizin<br />

nicht außer Acht zu lassen. Also Atemtherapie<br />

plus Medikamente, Akupunktur<br />

plus Medikamente usw. Ich weiß,<br />

dass beide Lager das nicht gern hören.<br />

Doch für mich ist das die Lösung für ein<br />

gutes Leben – trotz Asthma. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> würde ich auch jedem Betroffenen<br />

empfehlen, immer zweigleisig zu<br />

fahren <strong>und</strong> sich nie mit dem Istzustand<br />

abzufinden. Also sich immer zu fragen:<br />

Wie kann ich noch besser zurechtkommen?<br />

Wie stärke ich mich noch mehr?<br />

Heute arbeiten Sie unter anderem<br />

als Speaker, Coach <strong>und</strong> Motivator.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Das ist aus meiner Leistungssportkarriere<br />

<strong>und</strong> meinen persönlichen Lebensumständen<br />

entstanden. Ich kenne sowohl<br />

Licht als auch Schatten. Anfangs habe<br />

ich nur Schwimmtraining gegeben, doch<br />

es war viel mehr. Die Menschen haben<br />

immer auch ihre persönlichen Themen<br />

mitgebracht. So hat das angefangen.<br />

Heute begleite ich Menschen dabei, den<br />

nächsten Schritt im Leben zu gehen.<br />

LUNGENFUNKTION:<br />

Der „Ein-Minuten-Aufsteh-Test“<br />

Text Marina Oppermann, Deutscher Allergie- <strong>und</strong> Asthmab<strong>und</strong> e. V. (DAAB)<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Haben Sie häufiger Probleme mit Ihren <strong>Atemwege</strong>n?<br />

Beispielsweise durch <strong>Allergien</strong>, kaltfeuchte<br />

Luft oder bei körperlicher Belastung?<br />

Dann machen Sie doch einmal folgenden Test:<br />

Es wird ein sicher an der Wand stehender Stuhl<br />

mit einer Sitzhöhe von etwa 48 Zentimetern<br />

ohne Armlehnen benötigt. Ohne Hilfe der Arme<br />

müssen Sie nun versuchen, innerhalb einer<br />

Minute so oft wie möglich aufzustehen. Beim<br />

Aufstehen darauf achten, dass die Kniegelenke<br />

vollständig gestreckt werden. Dann setzen Sie<br />

sich wieder hin <strong>und</strong> stehen erneut ohne die Hilfe<br />

der Arme auf.<br />

Dieser Test kann einen Hinweis auf den Zustand<br />

der Lungenfunktion geben. In Studien schaffen<br />

Patienten zwischen 15 <strong>und</strong> 20 Wiederholungen<br />

pro Minute. Ist der Wert besser, w<strong>und</strong>erbar. Bei<br />

Werten unter 15 sollten Sie Rücksprache mit dem<br />

Hausarzt halten.<br />

Dieser Test sollte natürlich nicht von<br />

Menschen ausgeführt werden, die sich bei<br />

so einer Übung unsicher fühlen, gebrechlich<br />

sind, Probleme mit den Kniegelenken<br />

oder der Oberschenkelmuskulatur sowie<br />

neurologische Erkrankungen haben oder<br />

zu diesem Zeitpunkt unter einer nicht gut<br />

kontrollierten Atemwegserkrankung<br />

leiden.<br />

Bei Atemwegserkrankungen wie einem<br />

Asthma soll eine optimale Einstellung<br />

der Medikamente für eine gute Kontrolle<br />

des Asthmas sorgen. Bedarfsmedikamente<br />

zur Erweiterung der Bronchien<br />

sollen am besten gar nicht beziehungsweise<br />

nicht sehr häufig eingesetzt werden müssen.<br />

Quelle: Ein-Minuten-Aufsteh-Test, Taschenbuch „Luft nach oben“ von<br />

Dr. Michael Barczok, Bastei Lübbe AG, ISBN 978-3-7857-2631-0


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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit SANOFI entstanden.<br />

Mehr Informationen <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten gemeinsam<br />

aktiv zu werden:<br />

asthma-aktivisten.de<br />

@Asthma_Aktivisten<br />

Häufigkeit der Bedarfsmedikation lässt<br />

sich schnell <strong>und</strong> einfach überprüfen,<br />

ob das Asthma möglicherweise unkontrolliert<br />

ist. Das Ergebnis bietet eine<br />

gute Ausgangsbasis für das Gespräch<br />

mit der Lungenfachärztin oder dem<br />

Lungenfacharzt. So besteht die Möglichkeit,<br />

die Therapie an die Situation<br />

des Betroffenen anzupassen.<br />

Leben mit<br />

schwerem Asthma:<br />

Gemeinsam<br />

aktiv werden<br />

Reizhusten, Atemnot <strong>und</strong> eingeschränkte<br />

Ausdauer begleiten Menschen mit Asthma oft.<br />

„Ich fühlte mich wie eine Batterie, die vorher voll<br />

war <strong>und</strong> sich schlagartig entladen hat. Ich dachte<br />

oft, ich mache für meine Frau <strong>und</strong> meinen Sohn<br />

alles kaputt. Ich konnte zeitweise nichts machen<br />

<strong>und</strong> Urlaub war nicht möglich“, so erging es<br />

Wolfgang mit seiner Asthma-Erkrankung. Doch<br />

sich damit abzufinden, war keine Option. Es kam<br />

der Punkt, da wollte er mehr. „So kann es nicht<br />

weitergehen. Das kann doch nicht alles (gewesen)<br />

sein – dazu bist du noch zu jung. Du willst doch<br />

noch mal etwas unternehmen können.“<br />

Wer die Gelegenheit<br />

ergreift <strong>und</strong><br />

Dinge anpackt,<br />

kann sie verändern<br />

– ob privat,<br />

im Job oder in der<br />

herausfordernden Situation mit einer<br />

chronischen Atemwegserkrankung,<br />

wie schweres Asthma. Laut Umfrage*<br />

versteckt fast die Hälfte (46 Prozent)<br />

aller Betroffenen mit unkontrolliertem<br />

Asthma die eigene Krankheit, um nicht<br />

als „anders“ wahrgenommen zu werden.**<br />

„Es ist eben einfach so“, denken<br />

viele Menschen mit schwerem Asthma.<br />

Es ist Zeit für Veränderung!<br />

Häufig geht die Asthma-Erkrankung<br />

mit Einschränkungen im Alltag einher.<br />

Der Lieblingssport kann nicht<br />

mehr weiterbetrieben werden, Urlaube<br />

müssen gut vorbereitet sein oder auch<br />

das einfache Treppensteigen kann<br />

zur Herausforderung werden. Aber<br />

das muss nicht sein. Die Initiative<br />

„Asthma-Aktivisten“ von Sanofi will zu<br />

neuem Mut, Optimismus <strong>und</strong> Selbstbewusstsein<br />

inspirieren, um das eigene<br />

Leben wieder in die Hand zu nehmen,<br />

statt sich von der Krankheit kontrollieren<br />

zu lassen. Deswegen engagiert sich<br />

die Initiative für ein klares Ja zu einem<br />

aktiven Leben mit Asthma.<br />

Der Startschuss:<br />

Asthma-Status überprüfen<br />

Die Ersteinschätzung des Asthma-Status<br />

mithilfe des Asthma-Selbsttests ist<br />

dabei ein erster Schritt für einen positiven<br />

Veränderungsprozess. Das Ergebnis<br />

gibt einen Hinweis darauf, ob die<br />

Erkrankung möglicherweise nicht gut<br />

kontrolliert ist. Untersuchungen zeigen,<br />

dass die Mehrheit der Menschen<br />

mit Asthma ihre Asthma-Kontrolle<br />

subjektiv nicht richtig einschätzen<br />

können. Sie geben an, dass ihr Asthma<br />

gut kontrolliert sei, obwohl dies nicht<br />

immer der Fall ist. Das kann unterschiedliche<br />

Gründe haben. Manchmal<br />

werden Situationen, in denen<br />

Asthma-Auslöser befürchtet werden,<br />

vermieden. Das kann der Spaziergang<br />

mit Fre<strong>und</strong>en sein oder sportliche<br />

Aktivitäten, die nicht mehr regelmäßig<br />

ausgeübt werden. Symptome der Asthma-Erkrankung,<br />

wie Kurzatmigkeit,<br />

Husten <strong>und</strong> Engegefühl in der Brust,<br />

werden hingenommen, ohne mit der<br />

behandelnden Lungenfachärztin oder<br />

dem behandelnden Lungenfacharzt<br />

darüber zu sprechen.<br />

Mit nur vier Fragen zu Beschwerden,<br />

Schlaf, Einschränkungen im Alltag <strong>und</strong><br />

Hier geht’s zum<br />

Test: QR-Code<br />

scannen <strong>und</strong> die<br />

Herausforderung<br />

annehmen: Nur wer<br />

seinen Asthma-<br />

Status kennt, kann<br />

ihn auch verändern.<br />

Offenheit im Arztgespräch lohnt<br />

Für eine passgenaue Behandlungsoption<br />

ist eine aktive Rolle der Betroffenen<br />

im Arztgespräch erforderlich. Fragen<br />

sollten gestellt, Beschwerden <strong>und</strong><br />

Einschränkungen besprochen sowie<br />

Sorgen <strong>und</strong> Ängste mitgeteilt werden.<br />

Ein Asthma-Tagebuch beispielsweise<br />

kann helfen, den Krankheitsverlauf<br />

besser zu verstehen. Es können unter<br />

anderem Symptome, Häufigkeit des<br />

Bedarfsmedikaments sowie Auslöser<br />

(zum Beispiel Pollen, Lebensmittel etc.)<br />

festgehalten werden. Auch dafür bieten<br />

die Asthma-Aktivisten Unterstützung<br />

mit einer Vorlage für ein Tagebuch.<br />

Zudem geben Betroffene wie auch eine<br />

Lungenfachärztin hilfreiche Tipps für<br />

ein erfolgreiches Arztgespräch. Für<br />

Wolfgang, der schon lange mit der Asthma-Erkrankung<br />

lebt, hat die aktivere<br />

Rolle im Arztgespräch viel verändert.<br />

Durch eine Therapieanpassung hat sich<br />

vieles zum Positiven entwickelt: „Ich<br />

habe mein altes Leben zurück. Letztes<br />

Jahr bin ich zum ersten Mal wieder fünf<br />

Kilometer gelaufen.“ Es lohnt sich, aktiv<br />

zu werden – nicht nur im Arztgespräch.<br />

Bewusster leben – leichter atmen<br />

Wie schon mit kleinen Veränderungen<br />

das Leben mit Asthma erleichtert<br />

werden kann, wird auf der Website<br />

Asthma-Aktivisten.de auf vielfältige<br />

Weise beschrieben. Neben Informationen<br />

zum Arztgespräch gibt es mehr<br />

r<strong>und</strong> um das Leben mit Asthma, wie<br />

beispielsweise auch Sport. Denn<br />

regelmäßiger Sport kann die körperliche<br />

Belastbarkeit verbessern.<br />

„Asthma <strong>und</strong> Sport – das passt<br />

zusammen <strong>und</strong> kann weitere positive<br />

Effekte für Menschen mit Asthma<br />

haben. Mit gut eingestelltem Asthma<br />

<strong>und</strong> langsamen Belastungssteigerungen<br />

ist Bewegung das Beste, was jeder<br />

für sich <strong>und</strong> seinen Körper unterstützend<br />

tun kann“, so der Sportexperte<br />

Dr. Rainer Glöckl. Er erläutert auf der<br />

Website auch, wie der innere Schweineh<strong>und</strong><br />

überw<strong>und</strong>en werden kann, <strong>und</strong><br />

verrät sein persönliches Erfolgsrezept,<br />

um dauerhaft dranzubleiben.<br />

* Umfrage unter 306 Teilnehmern (51 Prozent<br />

Männer, 49 Prozent Frauen) mit unkontrolliertem<br />

Asthma, wie schwerwiegend der Einfluss der<br />

Erkrankung auf den Alltag ist. Auftraggeber der<br />

Befragung ist Sanofi.<br />

** Die Frage wurde von 144 Teilnehmern beantwortet.<br />

MAT-DE-2200914-1.0-03/2022


14<br />

Lesen Sie mehr auf ges<strong>und</strong>er-koerper.info<br />

Die schwere Infektionskrankheit<br />

Tuberkulose<br />

Vor zwei Jahren erhielt die Tuberkulose- <strong>und</strong> Lepraärztin Dr. Christine Schmotzer das B<strong>und</strong>esverdienstkreuz.<br />

Im Interview spricht sie über die Erkrankung Tuberkulose (TB) <strong>und</strong> darüber,<br />

warum Armut <strong>und</strong> TB eine unheilvolle Wechselwirkung haben.<br />

Text<br />

Jenifer Gabel<br />

Hallo Frau Dr. Schmotzer, Grüße nach<br />

Pakistan, wo TB noch eine große Rolle<br />

spielt. Was ist Tuberkulose <strong>und</strong> um<br />

was für eine Krankheit handelt es sich<br />

dabei?<br />

Das ist ein Bakterium, ein Erreger,<br />

der sich sehr leicht verbreitet <strong>und</strong> die<br />

Menschen befällt, normalerweise als<br />

Tröpfcheninfektion. Mit TB steckt man<br />

sich immer von anderen Menschen,<br />

gelegentlich auch mal von Tieren an.<br />

In einem Land, in dem es viele TB-Patienten<br />

gibt, die nicht oder nicht richtig<br />

behandelt werden, hat im Prinzip jeder<br />

Mensch ein Risiko, dass er sich auch an<br />

Tuberkulose ansteckt.<br />

Was ist der Hintergr<strong>und</strong> dazu, dass<br />

nicht ausreichend Behandlungen<br />

durchgeführt werden?<br />

Das hat verschiedene Gründe. Einmal ist<br />

es so, dass der Zugang zur Ges<strong>und</strong>heitsversorgung,<br />

zum Beispiel in den Dörfern,<br />

fehlt. Wo ist der nächste Ges<strong>und</strong>heitsposten?<br />

Wo kann man zum Beispiel<br />

die nötigen Labortests machen? Für<br />

die Tuberkulose muss man ja Auswurf<br />

5<br />

FAKTEN ZU TUBERKULOSE<br />

• Tuberkulose ist eine ansteckende Lungenerkrankung,<br />

die durch Bakterien verursacht wird.<br />

• Weltweit erkranken jährlich etwa neun Millionen Menschen,<br />

1,5 Millionen versterben daran.<br />

• In Deutschland ist die Erkrankung mit etwa 4.200 gemeldeten<br />

Fällen (2020) eher selten.<br />

• Unbehandelt führt die Erkrankung in sieben von zehn Fällen<br />

zum Tod.<br />

• Durch Antibiotika ist die Erkrankung aber gut therapierbar, vorausgesetzt,<br />

die Medikamente werden zuverlässig eingenommen.<br />

untersuchen. Ein klassisches Beispiel ist<br />

im Sommer, in der Monsunzeit, wenn<br />

es also regnet, wenn es Überschwemmungen<br />

gibt, dass dann in bestimmten<br />

Dörfern entschieden wird, solange das<br />

Wasser nicht weg ist, können wir nicht<br />

in die Stadt zum Arzt fahren. Hinzu<br />

kommt, dass viele Menschen Prioritäten<br />

setzen müssen: Wofür gebe ich mein<br />

Geld aus? Und es ist natürlich klar in<br />

einer Familie, dass die Versorgung mit<br />

Lebensmitteln das allerwichtigste ist,<br />

jeder muss was essen.<br />

Da sieht man eben, dass Armut <strong>und</strong><br />

Tuberkulose eine sehr unheilvolle<br />

Wechselbeziehung miteinander<br />

eingehen. Es gibt aber ja noch mehr<br />

tückische Herausforderungen im<br />

Umfeld der Tuberkulose, ein Begriff<br />

ist das Stichwort Medikamentenresistenzen.<br />

Was steckt dahinter?<br />

Ja, es ist leider so, dass Tuberkulose<br />

nicht isoliert vorkommt. Sondern die<br />

Tuberkulose hat so klassische Verbindungen,<br />

einmal zu anderen Krankheiten<br />

<strong>und</strong> dann natürlich die Frage der<br />

Antibiotikaresistenzen. Vielleicht zuerst<br />

zu den anderen Krankheiten. Es sind vor<br />

allem zwei, die im Zusammenhang mit<br />

Tuberkulose eine große Rolle spielen:<br />

Diabetes <strong>und</strong> HIV. Jemand, der zuckerkrank<br />

<strong>und</strong>/oder HIV-positiv ist, hat ein<br />

wesentlich höheres Risiko, an Tuberkulose<br />

zu erkranken, weil die Abwehr des<br />

Körpers geschwächt ist <strong>und</strong> damit der<br />

Tuberkuloseerreger aktiv werden kann.<br />

Das bringt uns zu dem anderen Thema.<br />

Man hört ja heutzutage überall, es ist ein<br />

Problem weltweit, dass es bei den<br />

Infektionskrankheiten immer mehr<br />

Resistenzen gegen viele Antibiotika gibt.<br />

FOTO: BERND HARTUNG<br />

Mit Tuberkulose steckt man<br />

sich immer von anderen<br />

Menschen, gelegentlich auch<br />

mal von Tieren an.<br />

Das ist bei manchen Krankheiten kein<br />

großes Problem, weil es eben noch viele<br />

andere Antibiotika auf dem Markt gibt.<br />

Bei Tuberkulose ist das ein echtes<br />

Problem, weil es sowieso nur sehr<br />

wenige Antibiotika gibt, die überhaupt<br />

gegen den Tuberkuloseerreger wirken.<br />

Derzeit gibt es r<strong>und</strong> 15.000 Fälle im<br />

Land, die sich so eine multiresistente<br />

Tuberkulose holen.<br />

Audiopedia:<br />

So ermöglicht die DAHW Frauen den Zugang zu wertvollem Wissen, das Leben retten kann<br />

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Eine soziale <strong>und</strong> politische Teilhabe bedarf des Zugangs<br />

zu Informationen. Auch im Bereich der Ges<strong>und</strong>heitsprävention<br />

<strong>und</strong> -aufklärung sind sie essenziell.<br />

Eine Open-Source-Plattform für hörbares Lernen eröffnet<br />

hier neue Möglichkeiten. Auch für Tuberkulose<br />

entstehen durch den Einsatz innovativer Informations<strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnologien neue Chancen.<br />

„Gerade in den abgelegenen Regionen des Globalen Südens<br />

ist das Wissen über die Krankheit Tuberkulose immer noch nicht<br />

ausreichend vorhanden“, erklärt Carolin Gunesch, die bei der<br />

DAHW Deutsche Lepra- <strong>und</strong> Tuberkulosehilfe für Spezialprojekte<br />

<strong>und</strong> Innovationen zuständig ist. „Die DAHW war ganz gezielt<br />

auf der Suche nach Tools, um die soziale <strong>und</strong> verhaltensverändernden<br />

Kommunikation zu verbessern. Denn die Frage, wie<br />

man (über)lebenswichtiges Ges<strong>und</strong>heitswissen trotz vielschichtiger<br />

Barrieren zu marginalisierten, größtenteils nicht alphabetisierten<br />

Bevölkerungsgruppen bringen kann, beschäftigt uns<br />

schon seit vielen Jahren. So stießen wir auf Audiopedia.“<br />

Digitale Wege zu mehr Ges<strong>und</strong>heit<br />

Audiopedia ist ein weltweites Online-Projekt von URUDI, das<br />

angepasste Audio-Inhalte zur Verfügung stellt. Insbesondere<br />

Frauen <strong>und</strong> Mädchen, im Globalen Süden werden mit gr<strong>und</strong>legendem<br />

Wissen versorgt. Die Informationen zu Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Ernährung richten sich in der Regel an Frauen, da sie traditionell<br />

die Verantwortung in den Familien tragen. Doch etwa 500 Millionen<br />

Frauen weltweit sind Analphabetinnen.<br />

Hörbares Lernen<br />

Eingebettet in ein musikalisches Rahmenprogramm erreichen<br />

die Menschen die Audio-Botschaften durch zwei Komponenten:<br />

zum einen die Audiodateien in der jeweiligen lokalen Sprache,<br />

zum anderen die dafür notwendigen<br />

autarken Abspielgeräte.<br />

So werden die klar verständlichen,<br />

qualitativ hochwertigen Botschaften<br />

zu Tuberkulose auf solarbetriebene<br />

Audioplayer aufgespielt <strong>und</strong> den Menschen<br />

vor Ort für zwei bis drei Tage<br />

zur Verfügung gestellt, wie z.B. im<br />

DAHW-Projekt in Uganda.<br />

Durch den Einsatz dieser Hilfsmittel<br />

erhalten gerade diejenigen Zugriff auf<br />

Ges<strong>und</strong>heitswissen, die der Gefahr der<br />

armutsassoziierten Tuberkulose besonders<br />

ausgesetzt sind. Und für die Beantwortung<br />

vertiefender Fragen, erste<br />

Untersuchungen sind Ges<strong>und</strong>heitsmitarbeiter:innen<br />

der DAHW vor Ort, um<br />

bei Erkennen von Symptomen die Patient:innen<br />

an ein Krankenhaus oder<br />

eine Ges<strong>und</strong>heitsstation zu überweisen.<br />

Nur wer Übertragungswege, Symptome<br />

<strong>und</strong> Präventionsmaßnahmen<br />

kennt, kann sich <strong>und</strong> andere schützen. Eine frühzeitige Diagnose<br />

<strong>und</strong> Behandlung verhindert schwere Verläufe oder kann den Tod<br />

verhindern <strong>und</strong> Leben retten!<br />

Weitere Informationen unter: www.dahw.de/tuberkulose<br />

Uganda, im DAHW-Projekt in der West Nile Region: Die Frauen sitzen im Kreis, lachen<br />

<strong>und</strong> wiegen ihre Körper. In der Hand halten sie ein Gerät, wie man es von Audio-Führungen<br />

im Museum kennt. Populäre rhythmische Musik wird unterbrochen von gesprochenen<br />

Nachrichten, die die Frauen aufhorchen lassen. Pötzlich ist es still. Konzentriert wird der<br />

Stimme gelauscht. Es geht um Tuberkulose, die Übertragungswege <strong>und</strong> Symptome.<br />

Foto: Sabine Ludwig / DAHW


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ILLUSTRATION: SHUTTERSTOCK<br />

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z.B. Inhalation mit Ambroxol <strong>und</strong><br />

Überwachung der Sauerstoffsättigung<br />

im Blut mit dem Pulsoxymeter OXY310<br />

Infos: https://www.oxycare-gmbh.de/Krankheiten/<br />

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Aus der Puste<br />

Die COPD (chronic obstructive pulmonary disease) ist eine<br />

chronisch fortschreitende Erkrankung der Lunge. Sie ist durch<br />

entzündete <strong>und</strong> dauerhaft verengte <strong>Atemwege</strong> gekennzeichnet.<br />

Typische COPD-Symptome sind Husten mit Auswurf <strong>und</strong><br />

Atemnot bei Belastung, später auch in Ruhe. Das größte Risiko<br />

für COPD haben Raucher <strong>und</strong> Passivraucher. Alles Wichtige<br />

über Ursachen, Symptome, Diagnose <strong>und</strong> Therapie der COPD-<br />

Krankheit erfahren Sie hier.<br />

Text Paul Howe<br />

Eine Hauptursache für die<br />

Entstehung <strong>und</strong> das Fortschreiten<br />

der COPD ist<br />

Zigarettenrauch. Zu den<br />

weiteren Risikofaktoren<br />

gehören die Belastung der<br />

Lunge mit Schadstoffen aus<br />

der Luft, daheim oder am Arbeitsplatz, sowie<br />

Infektionen der <strong>Atemwege</strong>. Auch erbliche<br />

Faktoren können eine Rolle spielen. Oft wird<br />

eine COPD mit Alpha-1, einer seltenen Erberkrankung,<br />

deren Ursache ein Gendefekt ist,<br />

verwechselt.<br />

Symptome einer COPD<br />

Bei der COPD gibt es eine AHA-Symptomkombination:<br />

Hat der Betroffene Atemnot,<br />

Husten <strong>und</strong> Auswurf, ist das ein erstes Indiz.<br />

Allerdings könnte das auch für Asthma<br />

sprechen. Eine Lungenfunktionsmessung<br />

gibt dann weitere Klarheit. Mögliche Begleiterkrankungen<br />

der COPD sind Herz-Kreislauf-<br />

Beschwerden.<br />

Diagnostik der COPD<br />

Eine COPD wird durch die Bewertung der<br />

Symptome <strong>und</strong> eine Spirometrieuntersuchung<br />

diagnostiziert. Damit wird die Lungenfunktion<br />

gemessen, auch wie tief eine<br />

Person einatmen kann <strong>und</strong> wie schnell die<br />

Luft in <strong>und</strong> aus der Lunge strömt.<br />

Therapiemöglichkeiten bei COPD<br />

Die erste entscheidende Maßnahme ist ein<br />

Rauchstopp. Entscheidend ist außerdem<br />

Bewegungstraining. Jeder trainierte Muskel<br />

verbraucht weniger Sauerstoff, <strong>und</strong> folglich<br />

muss weniger Atemluft durch die Lunge<br />

gezogen werden. Es gibt deshalb längst den<br />

sogenannten „Lungensport“. Der wird<br />

natürlich gern vernachlässigt, weil der Patient<br />

aktiv werden muss. Medikamentös sind ein<br />

Beta-2-Sympathomimetikum (LABA) <strong>und</strong> ein<br />

Muskarinrezeptor-Antagonist (LAMA)<br />

einsetzbar. Beide öffnen die Bronchien. LABA<br />

simuliert den Prozess ähnlich wie bei Adrenalin,<br />

das die Bronchien weitet, wenn etwa ein<br />

Tier unter Angriff plötzlich flüchten muss.<br />

LAMA wiederum bremst den Vagus, der im<br />

natürlichen Zustand eigentlich die Bronchien<br />

verengt. Oft verordnet der Arzt eine Kombination<br />

aus beidem. Bei Schüben kann der Arzt<br />

zudem Entzündungshemmer verschreiben,<br />

die sonst nur bei Asthma eingenommen<br />

werden. Es handelt sich hier um dem Kortison<br />

ähnliche Substanzen, die in geringer Menge<br />

inhaliert werden. Hinzu kommt ein weiteres<br />

Medikament, das nicht auf Kortison basiert.<br />

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