vsao Journal Nr. 2 - April 2022
Tier - Ein ambivalentes Verhältnis Pneumologie Lufthygiene als Erfolgsfaktor Allergene - Die Gesichter der Ekzeme Politik - Qualitätsentwicklung – amtlich verfügt
Tier - Ein ambivalentes Verhältnis
Pneumologie Lufthygiene als Erfolgsfaktor
Allergene - Die Gesichter der Ekzeme
Politik - Qualitätsentwicklung – amtlich verfügt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
vsao
Nr. 2, April 2022
Journal
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Tier
Ein ambivalentes
Verhältnis
Seite 18
Pneumologie
Lufthygiene als
Erfolgsfaktor
Seite 32
Allergene
Die Gesichter der
Ekzeme
Seite 36
Politik
Qualitätsentwicklung –
amtlich verfügt
Seite 6
Individualität.
Dienstleistungen und Software, die zu Ihrer Praxis passen.
Jede Arzt- oder Therapiepraxis ist anders. Das ist gut so. Darum sind die Software- und
Dienstleistungsangebote der Ärztekasse modular aufgebaut und passen sich an Ihre
individuellen Bedürfnisse an.
Weitere Infos und Angebote auf
aerztekasse.ch
Ärztekasse – die standeseigene
Genossenschaft an Ihrer Seite
publix.ch
Inhalt
Tier
Ein ambivalentes Verhältnis
Coverbild: Stephan Schmitz
Editorial
5 Von «jöh» bis «grusig»
Politik
6 Qualität – jetzt amtlich beglaubigt
9 Auf den Punkt gebracht
Weiterbildung /
Arbeitsbedingungen
10 Teilzeit auf dem Prüfstand
vsao
12 Neues aus den Sektionen
16 vsao-Inside
17 vsao-Rechtsberatung
Perspektiven
32 Lufthygiene als Erfolgsfaktor
36 Aus der «Therapeutischen Umschau» –
Übersichtsarbeit: Die verschiedenen
Gesichter der Ekzeme
45 Im Einsatz in Kirgistan
mediservice
46 Kochen für Gaumen und Gesundheit
49 Briefkasten
50 Impressum
Fokus: Tier
18 Rätselhafte Steinwürfe
21 «Wir sind ein Team»
25 Huch – eine Spinne!
28 Warmes Herz und kühler Kopf
30 Embryonal entwicklung in Zeitlupe
Anzeige
Vertrauen
CH-3860 Meiringen
Telefon +41 33 972 81 11
www.privatklinik-meiringen.ch
Ein Unternehmen der Michel Gruppe
Ärztliche Leitung:
Prof. Dr. med. Thomas J. Müller
Wo Patienten auch Gäste sind.
vsao /asmac Journal 2/22 3
Anzeigen
ERSTE HILFE
FÜR MENSCHEN MIT
LETZTER HOFFNUNG
WWW.MSF.CH
PK 12-100-2
Wir können Ärztinnen und Ärzten einiges bieten, weil wir sie gut verstehen.
Als mediservice vsao-Mitglied gehören Sie zu einer privilegierten Gruppe:
Sie haben exklusiven Zugang zu einem Online-Stellenvermittlungsportal und
auf eine Online-Agenda mit Seminarangeboten. Als angehender Arzt können
Sie zudem exklusiv an Laufbahn-Kongressen auf höchstem Niveau teilnehmen.
www.mediservice-vsao.ch
CH-6083 Hasliberg Hohfluh
Telefon +41 33 972 55 55
www.rehaklinik-hasliberg.ch
Ein Unternehmen der Michel Gruppe
· Neue Station für internistische
und onkologische Rehabilitation
Chefarzt:
Dr. med. Salih Muminagic, MBA
Wo Patienten auch Gäste sind.
Editorial
Von «jöh»
bis «grusig»
Catherine Aeschbacher
Chefredaktorin vsao Journal
Das Quokka hat es gut. Das australische Beuteltier entzückt
die Menschheit und hat als Internetstar den offiziellen
Titel «süssestes Tier der Welt» erhalten. Die Spinne hat
es weniger gut. Wegen ihres Äusseren wird sie gefürchtet,
als abstossend empfunden und oftmals gnadenlos und qualvoll
ge tötet. Quokkas und Spinnen zeigen exemplarisch unser ambivalentes
Verhältnis zu Tieren. Oder wie es der Tierrechtsanwalt Antoine
Goetschel zu sagen pflegt: «Die Katze landet auf dem Schoss, der Fisch
auf dem Teller.» Das Interview mit ihm ist in unserem Schwerpunkt
nachzulesen.
Egal, ob wir sie süss oder abstossend finden: Tiere überraschen uns
immer wieder, je mehr wir über sie wissen. Das Reh, ein hierzulande
nicht unbedingt exotisches Tier, verfügt über eine aussergewöhnlich
lange Keimruhe, d.h., der Embryo entwickelt sich sozusagen in Zeitlupe.
Wie das geht, wird im Fokus erklärt. Noch unerklärt ist das erst
kürzlich dokumentierte Verhalten von Schimpansen: Diese suchen
Steine und werfen oder legen sie dann in hohle Bäume. Der Vorgang
erfüllt keinen nachvollziehbaren Zweck, sondern lässt sich am ehesten
als eine Art Ritual begreifen. Welche Verhaltensvielfalt Schimpansen
aufweisen, beschreibt der Forscher Hjalmar Kühl in einem weiteren
Beitrag.
Vor 15 000 Jahren, vielleicht sogar schon vor 30 000 Jahren kam es
zur ersten Annäherung zwischen Mensch und Wolf. Die daraus entstandene
Freundschaft zwischen Mensch und Hund ist die mit Abstand
älteste Beziehung zwischen Tier und Mensch. Diese Vertrautheit
bildet die Grundlage der tiergestützten Psychotherapie. Elisabeth
Frick Tanner und ihr Ehemann zählen zu den Pionieren auf diesem
Gebiet. Im Interview erzählt die Psychologin, welchen Stellenwert
Hunde in ihrer Arbeit einnehmen und welche Rolle Katzen spielen.
Schliesslich wenden wir uns noch den Spinnen zu. Eine an der Universität
Basel entwickelte App soll dank erweiterter Realität helfen,
die Arachnophobie zu mildern und so dem einen oder andern achtbeinigen
Gliederfüssler das Leben zu retten.
In der Rubrik «Politik» geht es um die Qualitätsentwicklung. Die
Verbände der Leistungserbringer müssen mit Versicherern entsprechende
Verträge abschliessen und sie dem Bundesrat unterbreiten.
Was in diesen Verträgen genau vereinbart wird, wird im Artikel zur
Gesundheitspolitik analysiert.
vsao /asmac Journal 2/22 5
Politik
Qualität – jetzt
amtlich beglaubigt
Bis 1. April 2022 mussten die Verbände der Leistungserbringer
und Versicherer dem Bundesrat Verträge über die Qualitätsentwicklung
unterbreiten. Was steckt dahinter? Wo liegen Chancen und wo Risiken?
Der vsao liefert Antworten.
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao
Der Bund will noch mehr Qualität bei den medizinischen Leistungen. Ob mit den neuen Zielen, Vorgaben und Kontrollen
ein weiteres teures Bürokratiemonster geboren wurde, muss sich noch zeigen.
Im Sommer 2019 hat das Parlament
die Änderung des Bundesgesetzes
über die Krankenversicherung
(KVG) zur Stärkung von Qualität
und Wirtschaftlichkeit verabschiedet.
Seit gut einem Jahr ist der revidierte Artikel
58 KVG nun in Kraft. Sein Ziel: eine
systematische und strukturierte Verbesserung
der Qualität der medizinischen
Leistungen. Das Vorgehen:
1. Der Bundesrat legt die strategische Ausrichtung
der nationalen Qualitätsentwicklung
mit Vierjahreszielen fest.
2. Eine eidgenössische Qualitätskommission
(EQK) setzt die zur Verfügung gestellten
finanziellen Mittel gezielt zur
Qualitätsentwicklung ein und berät die
betroffenen Akteure.
3. Die Verbände der Leistungserbringer
und der Versicherer schliessen gesamtschweizerisch
geltende Verträge zur
Qualitätsentwicklung ab.
4. Die Leistungserbringer müssen die darin
festgelegten Regeln einhalten, damit sie
zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung
tätig sein können.
Eine Stimme für die Ärzte
Unter den 15 EQK-Mitgliedern, die inzwischen
vom Bundesrat gewählt worden
sind, vertreten vier die Leistungserbringer.
Für die Ärzteschaft Einsitz hat Christoph
Bosshard, früher vsao-Präsident und
heute als Leiter des Departements Daten,
Demographie und Qualität der FMH deren
Vizepräsident.
Bosshard und seine Abteilung waren
seitens des Ärztedachverbands federführend,
um die unter Punkt 3 erwähnten
Qualitätsverträge für den praxis-ambu-
Bild: amnaj /Adobe Stock
6
2/22 vsao /asmac Journal
Politik
lanten Bereich mit santésuisse und curafutura
auszuhandeln. Für den stationären
Bereich hingegen stand der Spitalverband
H+ mit den beiden Versicherungs-Dachverbänden
im Dialog. Die Einreichung der
Verträge beim Bundesrat als Genehmigungsinstanz
musste bis 1. April 2022 erfolgen.
Sonst hätte dieser selber eingreifen
und Regelungen festlegen können.
In den Qualitätsverträgen war Folgendes
zu klären:
––
Qualitätsmessungen
––
Massnahmen zur Qualitätsentwicklung
––
Zusammenarbeit der Vertragspartner bei
der Festlegung von Verbesserungsmassnahmen
––
Überprüfung der Einhaltung der Verbesserungsmassnahmen
––
Veröffentlichung der Qualitätsmessungen
und der Verbesserungsmassnahmen
––
Sanktionen bei Verletzungen des Vertrags.
Während die FMH (und damit der vsao)
bei der Lösungserarbeitung für die Spitäler
und Spitalambulatorien nicht eingebunden
waren, gab es zum Qualitätskonzept
im praxis-ambulanten Bereich mehrfach
breit geführte Diskussionen und eine
Vernehmlassung. Das Konzept bildet einen
zentralen Baustein der Qualitätsverträge.
«Die zentralen Eckpfeiler sind die
Schaffung einer Lern- und Vertrauenskultur
sowie ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess
auf allen Ebenen», schreibt
die FMH.
Sichern nicht vergessen
In seiner letzten Stellungnahme äusserte
sich der Verband der Assistenz- und Oberärztinnen
und -ärzte nochmals vor allem
zu grundsätzlichen Punkten. «Dazu gehört,
dass die Qualitätssicherung aus unserer
Sicht genauso wichtig ist wie die
Qualitätsentwicklung», erklärt Co-Vizepräsidentin
Nora Bienz. Was unter anderem
heisst, bereits bestehende Massnahmen,
welche die Kriterien Wirksamkeit,
Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit
(WZW) erfüllen, mitzuberücksichtigen.
Zum einen, um den Aufwand bei der Erfüllung
der gesetzlichen Vorgaben in vernünftigem
Rahmen zu halten, zum andern
als Chance, bewährte Ansätze zu
fördern.
Mehr Bürokratie gehört denn für den
vsao auch zu den Hauptrisiken. Zumal das
Verhältnis von Aufwand und Ertrag vorläufig
mit einem grossen Fragezeichen zu
versehen ist. «Die ohnehin vielfach
schwierigen Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen
würden sich unter Umständen
weiter verschlechtern. Dabei sind genau
sie die Basis für eine hohe Behandlungsqualität
und Patientensicherheit»,
erläutert Bienz. «Beide Aspekte müssten
deshalb explizit bei allen Qualitätsverbesserungs-
und Qualitätsentwicklungsmassnahmen,
Fehlermeldesystemen und
Sanktionen berücksichtigt und gewichtet
werden.» Schliesslich seien junge Ärztinnen
und Ärzte zunehmend im praxis-ambulanten
Bereich angestellt und würden
einen wichtigen Teil der ärztlichen Weiterbildung
bei Arbeitgebern ausserhalb
des Spitals absolvieren. «Solche Arbeitgeber
unterliegen jedoch weniger Kontrollen,
weil es zum Beispiel keine Visitationen
gibt.» Die Forderung fand jedoch
keinen Eingang in die finale und von der
Delegiertenversammlung der FMH am
2. Februar 2022 verabschiedete Version
des Qualitätskonzepts.
Auch eine Geldfrage
Bei den Verhandlungen mit den Verbänden
der Versicherer erwiesen sich primär
die Finanzierung, der Umgang mit Daten
sowie die Veröffentlichung der Ergebnisse
und die Berichterstattung als Knacknüsse.
«Aus unserer Sicht ist eine angemessene
Abgeltung des Zusatzaufwands, der heute
nicht in Tarifpositionen abgebildet wird,
entscheidend für die Umsetzbarkeit des
Qualitätskonzepts bzw. -vertrags», sagt
Nora Bienz. Als Beispiele nennt sie die
Kosten für die Implementierungsmessung
sowie für die Umsetzung und Überprüfung
der Qualitätsverbesserungsmassnahmen.
Für die Implementierung und
Überprüfung soll es laut Konzept eine fixe
Basispauschale pro Leistungserbringer
und Jahr geben und für die Umsetzung
von Qualitätsverbesserungsmassnahmen
eine spezifische aufwandsabhängige Vergütung.
Offen bleibt freilich, ob dieses Modell
angesichts des Primats der Kostenneutralität
politisch mehrheitsfähig sein
wird. Selbst bei der erhofften Ablösung
des aktuellen ambulanten Tarifsystems
TARMED durch TARDOC.
Bezüglich der Glaubwürdigkeit der
Überprüfung in der Aussenwahrnehmung
fragt sich der vsao, wie viele Leistungserbringer
dabei erfasst sind und in welcher
Regelmässigkeit die Kontrollen stattfinden.
Nach seiner Beurteilung braucht es
beim ganzen Qualitätsentwicklungsprozess
eine gewisse Standardisierung zwischen
den Fachgesellschaften, einschliesslich
der Prüfverfahren (Stichwort Vergleichbarkeit).
Und erst recht eine Abstimmung
des Vorgehens im stationären
und im praxis-ambulanten Bereich, da die
Fachgesellschaften als zentrale Akteure
doppelt betroffen sind.
Gemäss Konzept werden die aggregierten
Ergebnisse der Qualitätsmessungen
aufgeschlüsselt nach Fachbereichen
jährlich analysiert und veröffentlicht. Die
Ergebnisse will man auf einer geeigneten
Plattform öffentlich zugänglich machen.
Ausserdem können die Leistungserbringer
freiwillig und aktiv angeben, ob sie mit
der Veröffentlichung ihrer Angaben zur
Implementierung der Massnahmen einverstanden
sind. Bienz erachtet dieses
Vorgehen als gut, weil es einen klaren Willen
zur Transparenz erkennen lasse. Ihr
Verband erwarte nun vom Bundesrat mit
der raschen Genehmigung der Verträge
ein klares Zeichen, dass noch mehr Qualität
nicht nur gefordert, «sondern mit angemessenen
administrativen und finanziellen
Rahmenbedingungen auch wirklich
gefördert und umsetzbar wird. Zeit- und
nervenraubende Papiertiger hat es im Gesundheitswesen
nämlich schon genug.»
Mehr zum Thema unter
vsao.ch/arbeitsbedingungen/
meldestelle
@vsaoasmac
Bitte melden!
Der vsao setzt neue Hebel in Bewegung,
damit Verletzungen des Arbeitsgesetzes
bzw. -vertrags stärker geahndet
werden und die Arbeitszeiten
sinken. Eine der zusätzlichen Massnahmen
ist die Schaffung einer Meldestelle.
Ab Ende April steht auf der
Website des Dachverbands ein Formular
zur Verfügung. Man kann damit
Verstösse gegen das Arbeitsrecht und/
oder die Vereinbarungen zur ärztlichen
Weiterbildung rasch und unkompliziert
melden. Was dann? «Im Normalfall
nehmen wir im Zentralsekretariat
die Mitteilung entgegen und erörtern
mit der meldenden Person und der
betroffenen Sektion die nächsten
Schritte», führt vsao-Geschäftsführer
Simon Stettler aus. «Wenn die meldende
Person allerdings nicht will, dass
ihre Information an die Sektion oder
sonst jemanden geht, können wir nicht
direkt aktiv werden. Die Meldung
fliesst dann in allgemeiner Form in
unsere Verbandsarbeit ein.»
vsao /asmac Journal 2/22 7
Ihre Bedürfnisse
im Mittelpunkt
Visitationen
Bewertungen, Löhne, Arbeitszeiten,
Kitas, Jobs - und noch viel
mehr: Medicus ist das umfassende
Portal für Ihre Karriere. Dort
finden Sie die optimal zu Ihnen
passende Stelle!
Die Spitäler und vsao-Sektionen
bieten Ihnen wichtige Informationen
zu den Arbeitsbedingungen. Den
wichtigsten Beitrag leisten jedoch
Sie: Bewerten Sie anonym Ihren
bisherigen Arbeitgeber. Damit
helfen Sie anderen – und profitieren
selber von deren Erfahrungen.
www.medicus.ch
Wie gut ist die Weiterbildung in
den Kliniken? Dieser Frage gehen
die Visitationen auf den Grund. Zu
den Expertenteams gehört immer
jemand vom vsao. Die Besuche vor
Ort dienen dazu, Verbesserungsmöglichkeiten
zu erkennen. Denn
Sie als unser Mitglied sollen von
einer hohen Weiterbildungsqualität
profitieren.
Falls Sie selber Visitationen
begleiten möchten: eine E-Mail
an ribeaud@vsao.ch, und Sie
erfahren mehr!
www.vsao.ch/visitationen
Feedback-
Pool
Für Sie als Mitglied ist sie zentral:
die Weiterbildung. Deshalb fühlen
wir unserer Basis mit Umfragen
regelmässig den Puls dazu. Dank
dieses Feedback-Pools können wir
unsere Verbandsarbeit gezielt auf
Ihre Anliegen ausrichten.
Wollen Sie mitmachen? Dann
schreiben Sie an ribeaud@vsao.ch.
www.vsao.ch/studien-undumfragen
Arztberuf
und Familie
• Wie bringe ich Familie, Freizeit und
Beruf unter einen Hut?
• Wie steige ich nach der Babypause
wieder ein?
• Wie meistere ich die täglichen
Herausforderungen?
Antworten auf solche Fragen erhalten Sie
als vsao-Mitglied bei unserem kostenlosen
Coaching. Die Beratung erfolgt telefonisch
durch die Fachstelle UND.
044 462 71 23
info@und-online.ch
www.vsao.ch/telefoncoaching
Politik
Unwissen ist Macht
«Ist doch ganz normal», so lautet der Slogan
der aktuellen Imagekampagne eines Schweizer
Finanzinstituts. Seine Botschaft: Vieles, womit
sich die Konkurrenz rühmt, ist für uns schlicht
selbstverständlich.
Oder sprechen Sie sich bei der Fachstelle UND aus. Was immer
Sie tun: Sie durchbrechen das Gesetz des Schweigens und
Erduldens. Nur so kann sich etwas ändern. Und je mehr zu
reden beginnen, umso mehr Gewicht erhalten ihre Stimmen.
Ihre Stimme.
Mir kommen bei dieser Devise allerdings nicht gleich Banknoten
oder Investitionspläne in den Sinn. Sondern – pardon,
déformation professionnelle! – Spitäler. Ich stelle mir nämlich
als Erstes vor, wie wunderbar sie sich so als Arbeitgeber profilieren
könnten. Kostproben:
«Das Arbeitsgesetz einhalten? Ist doch ganz
normal!»
«Genug Zeit für die Weiterbildung – bei
uns ganz …!»
«Beruf und Privatleben vereinbaren?
Logo, ist doch …!»
Und so weiter, und so fort.
Als Zweites fällt mir aber schnell
mal ein und auf, dass meine Ummünzung
des Slogans weitgehend
Tagträumerei ist. Denn «ist doch
ganz normal» heisst für viele unserer
Mitglieder heute noch immer ganz
anderes: Arbeitszeiten jenseits von Gut
und Böse, schlechte und schlecht nutzbare
Weiterbildungsangebote, nicht erfasste
oder nicht erlaubte Pausen.
Und so weiter, und so fort.
Ist doch nicht normal!
Und so weiter?
Das haben Sie in der Hand. Sie als Ärztin oder Arzt, wenn Ihnen
No-Gos als normal verkauft werden. Weil sein muss, was nicht
sein darf. Angeblich. Sie sind gefordert, vom Achselzucken zum
Agieren überzugehen. Melden Sie uns, Ihrem vsao, Missstände,
sei es über unsere neue Meldestelle (vgl. den Beitrag auf Seite 6)
oder über Ihre Sektion.
Auf den
Punkt
gebracht
Dafür braucht es Mut. Ihren Mut, die heissen Eisen anzusprechen.
Trotz der Befürchtung, sich daran die Finger zu verbrennen.
Diese ganz persönliche Hürde können wir nicht für Sie
überspringen. So gern wir das auch täten. Was wir aber machen:
für Sie da sein und vor Sie und hinter Ihnen stehen, wenn es
darum geht, Unrecht richtig zu benennen und
Ihnen zu Ihrem Recht zu verhelfen.
In diesem Sinn werden wir im laufenden
Jahr unsere Anstrengungen zur
Durchsetzung des Arbeitsgesetzes
und der Weiterbildung verstärken.
Ziel muss eine spürbare Reduktion
der Arbeitsbelastung sein, auf dem
Papier und im Alltag, damit Sie
sich (wieder) mehr auf die Dienstleistung
am Patienten konzentrieren
können. Zum Beispiel dank
besserer Dienstplanung, weniger
Bürokratie und Doppelspurigkeit,
vollständiger und korrekter Zeiterfassung.
Und so weiter, und so fort.
Ginge es alleine um uns, wären solche Verbesserungen
rasch an noch mehr Orten realisiert. Geht es allerdings nicht –
(zu) oft erfahren wir noch (zu) viel Widerstand und Unverständnis.
Deshalb führt der Weg zum Ziel bergauf, ist länger und
immer wieder mit Steinen übersät. Diese Hürden wollen wir
überspringen – und können es auch, Sie und der vsao zusammen.
Denn gemeinsam machen wir vieles möglich.
Sie wissen jetzt, wie.
Bild: zvg
Dafür braucht es Wissen. Wissen darüber, was Ihnen zusteht
und was erlaubt ist. Weil Unwissen Macht ist – die Macht der
andern. Auf unserer Website können Sie sich über alle arbeitsrechtlichen
und für die Weiterbildung wichtigen Fragen informieren.
Lesen Sie, was unsere Haltung ist, was wir unternehmen
und empfehlen. Holen Sie sich bei der Sektionsjuristin Rat.
Marcel Marti,
Leiter Politik und Kommunikation /
stv. Geschäftsführer vsao
vsao /asmac Journal 2/22 9
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
Teilzeit auf dem
Prüfstand
Der vsao will Teilzeitstellen fördern. Mit einem Test auf der Website kann
man feststellen, wie gut das eigene Spital für reduzierte Pensen gerüstet ist.
Erste Auswertungen zeigen: Es gibt viel Luft nach oben.
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao
Entscheidend für attraktive Arbeitsbedingungen
sind auch
Teilzeitjobs. «Bei unseren Mitgliedern
wächst die Nachfrage
seit Langem. Vielfach hinkt das Angebot
jedoch noch hinterher. Deshalb haben wir
das Heft in die Hand genommen», sagt
Sarina Keller.
Die Leiterin Recht im vsao-Zentralsekretariat
war verantwortlich für das Projekt
Förderung Teilzeit, welches letzten
Sommer seinen Abschluss fand. Die
Haupterkenntnis? «Drei Faktoren geben
den Ausschlag, um in Spitälern mehr Teilzeitarbeit
zu ermöglichen: Kultur, Struktur
und Organisation.» Für diese Themenbereiche
habe der Verband konkrete Hilfestellungen
entwickelt, gemeinsam mit der
Medizinischen Klinik des Spitalzentrums
Biel, dem Interdisziplinären Notfallzentrum
am Kantonsspital Baden sowie dem
Departement Chirurgie des Kantonsspitals
Winterthur. Zusammengefasst ist das
Ganze in einem umfassenden Leitfaden
für die Mitglieder, Sektionen und Spitalverantwortlichen.
«Er vermittelt unter anderem,
worauf es bei der Dienstplanung
mit Teilzeitpensen ankommt und was es
bei Schwangeren und Müttern zu beachten
gilt», erzählt Keller. Zusätzliche Anund
Einsichten vermitteln verschiedene
Videoclips.
Ausserdem hilft ein kleiner Test,
schnell und einfach zu eruieren, wie es
beim eigenen Arbeitgeber um die Teilzeitarbeit
bestellt ist. Mehrere Dutzend Personen
haben den Check bereits gemacht.
Rund 80 Prozent davon stammen aus der
Deutschschweiz, etwa zwei Drittel sind
Frauen, was auch dem Anteil der antwortenden
Assistenzärztinnen und -ärzte entspricht.
Gut die Hälfte arbeitet Vollzeit
und an Unispitälern. Das Durchschnittsalter
liegt bei 34 Jahren.
Förderung? Eher Fehlanzeige …
Bei den Zwischenresultaten springen diverse
Punkte ins Auge. So vertreten ebenfalls
gegen zwei Drittel der Teilnehmenden
die Ansicht, in ihrem Spital werde
Teilzeit nicht gefördert. Manche wüssten
gar nicht, dass solche Lösungen möglich
seien, verweist die Leiterin Recht des vsao
auf einen der Kommentare bei der Antwort.
Oder man werde scheel und als Problemverursacher/in
angesehen. Und jemand
schreibt: «Es gibt von 23 Assistenzärztinnen/-ärzte
im Team eine Person, die
nach monatelangen Verhandlungen ihr
Pensum auf 70 Prozent reduzieren konnte.
Natürlich hat das ganze Team diesen Prozess
mitbekommen …» Trocken auf den
Punkt bringt es die Rückmeldung «toleriert,
manchmal akzeptiert – aber nicht
ermutigt».
Um Teilzeitangebote zu fördern, müssen
mehrere Kriterien erfüllt sein. Darunter
schneiden bei der persönlichen Beurteilung
besonders folgende schlecht ab:
«Es gibt verschiedene, klar definierte Arbeitszeitmodelle»
und «Die meisten Stellen
meines Spitals werden in Teilzeit angeboten».
Was das oben skizzierte Bild
bestätigt. Erfreulicher: Die Dienstplanung
scheint individuelle Bedürfnisse vermehrt
aufzunehmen und eine Änderung des Beschäftigungsgrads
zumindest kein unüberwindbares
Hindernis zu bilden.
Sarina Keller betont indes, dass öfters Angaben
fehlen – «offenbar aus Unkenntnis
der Situation am Arbeitsort». Was sie erstaune,
da das Thema nicht erst bei der
Familienplanung aktuell werde. «Viele
jüngere Ärztinnen und Ärzte möchten
kleinere Pensen, um ihre Work-Life-Balance
zu verbessern.»
Keine Sonderbehandlung
Zum eher getrübten Eindruck passt die
häufig begrenzte Rücksichtnahme auf
Teilzeitangestellte und deren persönliche
Lebensumstände, wenn es um die Arbeitsbelastung
geht. Einiges liegt offenbar gerade
bei der regelmässigen Information
über die Einhaltung der vertraglichen
bzw. gesetzlichen Arbeitszeiten im Argen.
Deren Überprüfung findet aber zumindest
in fast 40 Prozent der Fälle statt – ein auf
den ersten Blick magerer Wert, doch der
höchste im Vergleich zu den Fragen nach
der Verteilung von Wochenend- und
Nachtdiensten sowie der Einplanung von
Bild: vsao (Titelbild Broschüre «Zeit für Beruf und Familie»
10
2/22 vsao /asmac Journal
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
eventuellen Personalausfällen, um Engpässe
zu vermeiden.
Es erstaunt somit nicht, dass die Vereinbarkeit
von Beruf und Privatleben kritisch
eingeschätzt wird. Etwas über die
Hälfte stellt dem Arbeitgeber dafür ein
schlechtes Zeugnis aus. Aus der Liste an
illustrierenden Aussagen herausgepickt:
«An Arbeitstagen ist das Arbeitsende unabsehbar.
Es bleibt keine Zeit für andere
Dinge ausser essen und schlafen zwischen
einzelnen Schichten. Oft sogar zu wenig
Schlaf.» «Beides gleichwertig ist nicht
möglich» oder gar «Ich sehe meine Familie
kaum» gehören zu den weiteren Beispielen.
Die für Veränderungen wichtigen Voraussetzungen
wie Mutter- und Vaterschaftsurlaub
plus Lohnfortzahlung oder
Unterstützung/Erleichterung bei der Kinderbetreuung
sehen zwischen 49 und 62
Prozent erfüllt.
Immerhin ist jedoch eine klare Mehrheit
der Meinung, reduzierte Pensen
liessen sich an ihrem Arbeitsort mit der
Weiterbildung vereinbaren. Als hilfreich
erweist sich dabei in erster Linie, wenn es
zeitlich klar abgegrenzte/strukturierte
Weiterbildungssequenzen gibt oder Gelegenheiten
für individuelles zeitversetztes
bzw. virtuelles Lernen.
Was nun, Sarina Keller?
«Die Erkenntnisse fliessen zum einen in
die Sektionsarbeit ein, denn unsere Sektionen
stehen permanent im Dialog mit den
Spitälern», erwidert die Leiterin Recht.
«Zum andern nehmen wir sie bei unseren
Massnahmen zur Durchsetzung des Arbeitsgesetzes
sowie zur Arbeitszeitsenkung
auf – und in ein von uns unterstütztes
Projekt der Fachhochschule Nordwestschweiz
(FHNW) zur Vereinbarkeit.»
Wobei Keller bei diesem «Wir» bald nicht
mehr dabei sein wird: Sie wechselt auf
1. Mai 2022 als Geschäftsleiterin zur Stiftung
zur Förderung der Weiterbildung in
Hausarztmedizin WHM.
Mehr zum Thema unter
vsao.ch/arztberuf-familie/foerderungteilzeit
@vsaoasmac
Die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, ist ein zentraler
Faktor, um als Arbeitgeber auf dem Stellenmarkt attraktiv
zu sein. Was (zu) viele Spitäler noch nicht gemerkt haben.
vsao /asmac Journal 2/22 11
vsao
Neues aus
den Sektionen
Bern
Lohnmassnahmen
per 1. April 2022
Die jährlichen Lohnverhandlungen mit
den GAV-Betrieben konnten kurz vor
Weihnachten abgeschlossen werden. Insbesondere
mit den regionalen Spitalzentren/psychiatrischen
Kliniken mussten wir
sehr hart verhandeln, damit das Personal
eine spürbare Lohnentwicklung erfährt.
Nach hartem Ringen konnten wir uns
auf Lohnmassnahmen von rund 1 Prozent
der GAV-Gesamtlohnsumme einigen. Wir
sind der Meinung, dass das Personal dieser
Arbeitgeberinnen in diesen sehr herausfordernden
Zeiten mehr Wertschätzung
verdient hätte, mussten unsere
Forderungen aber den wirtschaftlichen
Gegebenheiten anpassen.
Mitgliederversammlung 2022
Die beiden Resultate des Spitalzentrums
Biel (2,8 Prozent) und der Inselgruppe
AG (1,5 Prozent) setzen für uns
wichtige Zeichen, dass die Arbeit, ins besondere
in der Nacht und am Wochenende,
zusätzlich honoriert und die Arbeitsbedingungen
stetig verbessert werden
müssen.
Auf unserer Website finden Sie die
detaillierte Gesamtübersicht der Massnahmen.
Jubiläumsaktivitäten
Aufgrund der unsicheren Pandemieentwicklung
haben wir im Januar 2022 unsere
Jubiläumsaktivitäten abgesagt und
freuen uns schon jetzt, mit Ihnen dafür
2025 das 80-Jahre-Jubiläum unserer Sektion
zu feiern!
Janine Junker, Geschäftsführerin VSAO Bern
Wir freuen uns sehr, unsere Mitgliederversammlung wieder im gewohnten Rahmen durchführen
zu können, und laden Sie herzlich ein, daran teilzunehmen! Termin und Ort:
Zentralschweiz
Mitgliederversammlung
2022
Am Donnerstag, 5. Mai, findet die Mitgliederversammlung
der Sektion Zentralschweiz
statt. Wir treffen uns um 18.30 Uhr
auf dem Kulturhof Hinter Musegg in Luzern.
Es wird ein abwechslungsreiches
Programm mit einem spannenden Referat,
Zeit für Diskussionen und Austausch
sowie einem Apéro riche mit leckeren Hofprodukten
geben.
Die Einladung ist Anfang April per
E-Mail an unsere Mitglieder versandt worden.
Hast Du sie nicht erhalten, möchtest
aber gerne auch dabei sein? Dann melde
Dich so bald wie möglich per E-Mail an
(sekretariat@vsao-zentralschweiz.ch).
Wir freuen uns, Dich an der MV zu begrüssen!
Helen Manser und Mirjam Ulmi,
Co-Präsidentinnen vsao Zentralschweiz
Donnerstag, 28. April 2022, Berner Generationenhaus,
Bahnhofplatz 2, 3011 Bern
Programm:
Ab 18.30 Uhr Apéro
19.00 Uhr Mitgliederversammlung
20.00 Uhr Nachtessen und Tombola
Traktanden:
1. Protokoll der ordentlichen Mitgliederversammlung 2021
2. Jahresbericht 2021 des Präsidiums
3. Jahresrechnung 2021
4. Budget 2022
5. Mitgliederbeiträge 2023
6. Wahlen (Präsidium, Vorstand)
7. Lohnverhandlungen 2022
8. Kampagne 2022 und Social Media
9. Fragen und Diskussion
Die Einladung wird per Post verschickt und ist neben dem Jahresbericht des Präsidiums
auf unserer Website aufgeschaltet. Das Anmeldefenster (Frist bis 21. April 2022) ist ebenfalls
unter vsao-bern.ch zu finden.
12
2/22 vsao /asmac Journal
vsao
Zürich /
Schaffhausen
Vereinbarkeit und Chancengerechtigkeit
Das Sektionsressort Vereinbarkeit und
Chancengleichheit erhält eine neue Leitung.
Tabea Cincera unterhält sich mit
ihrer Vorgängerin Laura Münst über die
Herausforderungen als Ärztin, Mutter und
Vorstandsmitglied – und ihre Wünsche
betreffend Vereinbarkeit.
Laura, was hat dir bei deiner Arbeit für
den VSAO Zürich am besten gefallen?
Vor allem die Zusammenarbeit im Vorstand
mit tollen, intelligenten und engagierten
Leuten, die am gleichen Strick ziehen
– das macht Spass und war immer
wieder sehr motivierend! Dabei konnte
ich vieles über die Strukturen im Gesundheitswesen
lernen, über die Wichtigkeit
der Politik und darüber, wie viel trotz eingefahrener
Strukturen mit genügend Beharrlichkeit
und eigener Überzeugung erreicht
werden kann.
Was ist deine persönliche Vision
bezüglich der Vereinbarkeit und der
Chancengerechtigkeit bei Ärztinnen
und Ärzten? Was muss sich ändern und
wie können wir dies erreichen?
Ein grosses Thema ist die vermehrte Einführung
von Teilzeitstellen. Wichtig finde
ich nicht nur, dass solche Angebote immer
selbstverständlicher werden, sondern
auch, dass es für alle eine Option ist, in reduziertem
Pensum zu arbeiten; unabhängig
vom Geschlecht und davon, ob man
Familie hat oder die Zeit für anderes einsetzen
möchte.
Ein anderer wichtiger Punkt scheint
mir die Einführung der Elternzeit: Wenn
bei Ärzten auch davon ausgegangen werden
muss, dass sie zeitweise ausfallen,
wenn sie Väter werden, oder dass sie das
Pensum reduzieren möchten, ist dies ein
Fortschritt für beide Geschlechter und ein
wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung.
Erreichen können wir das
wohl nur, wenn wir uns gemeinsam und
beharrlich dafür einsetzen. Es braucht ein
Umdenken auf allen Ebenen. Die jungen
Ärztinnen und Ärzten müssen wagen, Veränderungen
zu fordern. Und die Vorgesetzten
können lernen, dass neue Modelle
möglich und umsetzbar sind und am Ende
für alle von Vorteil sein können.
Wie liessen sich bei dir persönlich dein
Arbeits- und dein Privatleben als
Ärztin, Mutter und Vorstandsmitglied
vereinbaren?
Das ist die Frage, die ich mir täglich neu
stelle. Es ist eine grosse Herausforderung,
gleichzeitig berufstätig und Elternteil zu
sein. Dabei den eigenen Ansprüchen zu
genügen, finde ich das Schwierigste. Früher
blieb ich so lange im Spital, bis ich alles
Nötige erledigt hatte und meistens zufrieden
war mit mir und dem Ergebnis.
Nun muss ich abends pünktlich gehen,
einerseits, um meine Tochter abzuholen,
und andererseits, da meine Arbeitszeit
wegen der Schwangerschaft aktuell auf
9 Stunden pro Tag beschränkt ist. Das
heisst, ich gebe den ganzen Tag Vollgas
und muss abends dennoch Dinge liegen
lassen, die nicht ganz so dringend sind.
Man wird bestimmt speditiver und effizienter
dadurch und lernt, Prioritäten zu
setzen. Aber es ist auch stressig und belastend
zu wissen, was eigentlich auch noch
Anzeige
Engagiert, motiviert, kompetent.
So sind wir beim Rotkreuzdienst SRK.
Wollen auch Sie Ihre fachlichen Qualifikationen und Ihr Engagement
beim Rotkreuzdienst einbringen?
Informieren Sie sich beim Schweizerischen Roten Kreuz:
Rotkreuzdienst SRK, 058 400 41 70
info@rkd-scr.ch, www.rkd-scr.ch
vsao /asmac Journal 2/22 13
vsao
anstehen würde. Gleichzeitig möchte ich
eine gute und präsente Mutter sein und
habe oft das Gefühl, dass ich mehr bei
meiner Tochter sein sollte. Ich glaube, das
ist ein Dilemma, das viele berufsstätige Eltern
kennen – das Gefühl, an allen Ecken
und Enden etwas zu wenig da zu sein.
Dennoch bin ich froh, dass ich die Chance
habe, beides zu kombinieren, und möchte
weder die Arbeit noch die Familie missen.
Die Arbeit für den VSAO Zürich finde
ich wichtig und spannend. Gerne würde
ich auch dafür mehr Zeit und Energie investieren.
Aber ich glaube, dass dies in
den nächsten Jahren und mit dem zweiten
Kind, das unterwegs ist, nicht einfacher
wird. Es scheint mir deshalb sinnvoller,
meine Position jemandem zu übergeben,
der mehr Zeit investieren kann. Ich glaube,
dass der VSAO Zürich mit dir, Tabea, eine
sehr geeignete und engagierte Nachfolgerin
gefunden hat.
Was würdest du Assistenzärztinnen
für den Berufseinstieg raten?
Dinge speziell den Frauen zu raten, finde
ich schwierig, da man sofort in Stereotype
verfällt. Es ist leider weiterhin so, dass es
für Frauen schwieriger ist, Karriere zu machen,
weil sie weniger gefördert werden,
sich weniger aufzudrängen wagen oder
das Pensum reduzieren, wenn sie Mütter
werden. Ich hoffe, dass diese Art von Fragen
der nächsten Generation nicht mehr
gestellt werden muss.
Jungen Kolleginnen und Kollegen
würde ich, unabhängig vom Geschlecht,
folgende drei Ratschläge mitgeben:
1. Egal, womit man beginnt, ob im Spital
oder sonst wo: Es ist normal, am Anfang
keine Ahnung zu haben. Ich habe die Erfahrung
gemacht, dass wir als Ärztinnen/Ärzte
hohe Ansprüche an uns selbst
haben und uns schämen, wenn wir etwas
nicht wissen. Dabei gibt es an jeder
neuen Stelle ganz viel zu lernen, was
man vorgängig nicht wissen konnte.
Eine gute Arbeitskultur sollte es zulassen,
die Lücken zu finden und gemeinsam
zu schliessen.
2. Lasst euch nicht einschüchtern. Selbstsicheres
Auftreten wird oft mit fachlichem
Können verwechselt. Mir persönlich
sind die Ärztinnen und Ärzte lieber,
die ihre eigenen Grenzen kennen und
zugeben.
3. Kinder sind nicht gut für die Karriere.
Entscheidet euch trotzdem dafür, wenn
ihr eine Familie möchtet. Es wird euch
nie jemand dafür danken, dass ihr auf
eine Familie verzichtet habt. Und es wird
sich immer ein Weg finden lassen, Arbeit
und Familie zu kombinieren, je mehr
dies zur Selbstverständlichkeit wird.
Was wünschst du dem VSAO Zürich für
die Zukunft?
Viel Biss, immer wieder neue Ideen und
natürlich viel Erfolg beim Umsetzen der
Anliegen unserer Mitglieder. Und weiterhin
viel Spass bei der Arbeit!
«Coach my Career» -
Seminar 2022
Am 14. Mai findet das beliebte «Coach
my Career»-Seminar für Medizinstudierende
ab dem 4. Studienjahr (Fokus
5. und 6. Jahr) statt. Wir geben Tipps
und Ratschläge für den Berufseinstieg
und beantworten eure Fragen dazu.
In interaktiven Workshops lernt ihr
konkrete Lösungen zu Problemen im
Klinikalltag kennen.
Mehr Informationen und Anmeldung
via vsao-zh.ch
Anmeldeschluss ist am 15. April 2022!
Dominique Iseppi,
Kommunikationsassistentin, VSAO Zürich
Anzeige
14
2/22 vsao /asmac Journal
Unser Beratungspartnernetz
für Treuhand, Versicherungen, Vorsorge
Schweizweit in Ihrer Nähe
BERATUNGSSTELLEN für Versicherungs-, Vorsorge- und Finanzberatung
• Allcons AG 4153 Reinach • Assidu 2800 Delémont, 6903 Lugano • BTAG Versicherungsbroker AG 3084 Wabern
• UFS Insurance Broker AG 8810 Horgen • VM-F Frank insurance brokers GmbH 9300 Wittenbach • Vorsorge
Wirz 4058 Basel
TREUHANDPARTNER für Finanzbuchhaltung, Steueroptimierung, Wirtschaftsberatung
• Axios Fiduciaire Sàrl 1920 Martigny • B+A Treuhand AG 6330 Cham • Brügger Treuhand AG 3097 Liebefeld/Bern
• contrust finance ag 6004 Luzern • Fiduciaire Leitenberg & Associés SA 2301 La Chaux-de-Fonds
• GMTC Treuhand & Consulting AG 9014 St. Gallen • KONTOMED Ärztetreuhand AG 8808 Pfäffikon • LLK Treuhand
AG 4052 Basel • Mehr-Treuhand AG 8034 Zürich • Quadis Treuhand AG 3952 Susten • Sprunger Partner AG
3006 Bern • W&P AG Treuhand Steuern Wirtschaftsprüfung 7001 Chur
Alle Beratungspartner finden Sie auch online oder rufen Sie uns an.
Für unsere Mitglieder ist ein einstündiges Erstgespräch zur gezielten Bedürfnisabklärung kostenlos.
mediservice vsao-asmac
Telefon 031 350 44 22
info@mediservice-vsao.ch
www.mediservice-vsao.ch
vsao
vsao-Inside
Beatrice Bleuer
Wohnort: Innerberg BE
Beim vsao seit: Oktober 2021
Der vsao für Dich in Kürze:
Kompetent, professionell, menschlich
An dieser Frau kommt im vsao
keine(r) vorbei. Also zumindest
niemand, der im Zentralsekretariat
arbeitet oder sonst
in irgendeiner Form in den Rechnungsbüchern
und Budgettabellen des Verbands
auftaucht. Denn Beatrice Bleuer ist
seit einem halben Jahr Leiterin Finanzen
und Personal.
Ihre Funktion hat es an sich, dass
man von der Trägerin in der Regel wenig
sieht und hört, wenn alles rund läuft.
Man darf die 54-Jährige also in uneingeschränkt
positivem Sinn als noch recht
unbekannt in der vsao-Welt bezeichnen.
Was zusätzlich mit ihrem 40-Prozent-
Pensum zusammenhängt: «Meist bin ich
nur dienstags im Büro. Den Rest meiner
Aufgaben erledige ich von zu Hause aus.»
Und es hat seine Bewandtnis wohl
auch ein wenig mit der Person selber.
Wer sieht, wie Beatrice Bleuer an ihrem
Schreibtisch am Berner Bollwerk jeweils
in ihre Tätigkeit vertieft ist, merkt:
Da geht jemand ganz in seinem Metier
auf und genügt sich dabei. «Buchhaltung,
Zahlen und vernetztes Denken haben
mich halt schon immer angesprochen»,
erklärt die Mutter von drei erwachsenen
Töchtern in ihrer freundlich-zurückhaltenden
und klaren Art.
Was sich in ihrer beruflichen Biographie
ohne Brüche nachzeichnen
lässt – von der Wirtschaftsmittelschule
in der Bundesstadt über Vollzeit-Buchhaltungsstellen
in der Privatwirtschaft
bis hin zur Teilzeit-Sachbearbeiterin
und -Rechnungsführerin an Schulen im
Umfeld von Bern. Der familiäre Hintergrund
deutet aber an, dass da noch mehr
ist, was das Leben der passionierten
Brotbäckerin («mit Sauerteig») aus- und
erfüllt. Eines der wichtigsten Stichworte
dazu ist unterwegs sein. Entweder hierzulande
auf mehrtägigen Bergtouren von
Hütte zu Hütte oder dann in der Ferne.
«Nach einer einjährigen Reise durch
Südostasien 1994/95 – insbesondere
durch Pakistan, Nepal und Tibet – zieht
es mich und meinen Mann noch einmal
in den Himalaya. Im Sommer wollen
wir uns mit einem Trekking im nordindischen
Ladakh einen lang gehegten
Wunsch erfüllen.» Die Liste der Hobbys
komplett machen Tennis, Schwimmen,
Fahrradfahren und Lesen.
Das letzte Stichwort führt nochmals
zum vsao zurück. Was hat Beatrice Bleuer
bei der Lektüre der Stellenanzeige bewogen,
sich zu bewerben? «Der Eindruck
eines modernen, sozialen und verantwortungsbewussten
Arbeitgebers. Nach sechs
Monaten kann ich sagen: Er stimmt!
Für mich ist unser Verband deshalb der
richtige Ort, um mein Wissen sinnvoll
einzusetzen.»
Bild: zvg
16
2/22 vsao /asmac Journal
vsao
vsao-Rechtsberatung
Teilzeitverträge:
Risiko einer indirekten
Diskriminierung von
Mann und Frau
Arbeitsverhältnisse dürfen keine
Diskriminierung zwischen
Frau und Mann beinhalten.
Dies wird durch das Bundesgesetz
über die Gleichstellung von Frau
und Mann ausdrücklich verboten (siehe
Art. 3 GIG).
Davon betroffen ist nicht nur die
direkte Diskriminierung (die bereits aus
einer schlichten Gegenüberstellung
evident wird), sondern auch die «indirekte»,
d. h. jene nachteiligen Umstände,
in denen Frau und Mann scheinbar
gleich behandelt werden, die Frau jedoch
deutlich häufiger der Diskriminierung
ausgesetzt ist.
Diese indirekte Diskriminierung
finden wir beispielsweise ganz konkret
bei Arbeitsverträgen mit jährlicher,
dienstjahrebasierter Gehaltsanpassung,
wenn der betroffenen Mitarbeiterin ein
Umstieg auf Teilzeit angeboten wird.
Häufig erfolgen die Anpassungen nicht
jährlich auf der Grundlage der prozentual
geleisteten Arbeitszeit, sondern vielmehr
auf der Basis der absolvierten Dienstjahre,
d. h., im Falle einer Halbtagsbeschäftigten
(50 %) wird diese Anpassung
(nur) alle zwei Jahre vorgenommen. Die
Konsequenzen sind evident und zeitigen
erhebliche wirtschaftliche Nachteile.
Die Praxis – sie ist in den Arbeitsverträgen
häufig nicht klar geregelt – scheint
hier ihre eigene Logik zu entwickeln:
Jährliche Anpassungen «belohnen» die
gesammelte Berufserfahrung, so dass der
zu 50 Prozent Beschäftigte für die gleiche
Erfahrung doppelt so viel Zeit benötigt
wie der Vollzeitbeschäftigte.
Nun ist es aber eine Tatsache, dass
durch diese Praxis ein potenzieller Lohnbzw.
Gehaltsanstieg weniger wahrscheinlich
wird, ohne entsprechenden Nachweis
dafür, dass Teilzeitbeschäftigung zu einer
geringeren gleichwertigen Berufserfahrung
führt. Fakt ist ausserdem, dass diese
Benachteiligung vor allem Frauen trifft,
die häufiger (hauptsächlich aus familiären
Gründen) in Teilzeit arbeiten.
Auch das Bundesgericht hat sich mit
dieser Frage befasst und festgestellt, dass
eine indirekte Diskriminierung dann
gegeben ist, wenn die Anwendung
formell neutraler Regelungen tatsächlich
Ergebnisse zeitigt, die – ohne triftigen
Grund – für Angehörige des einen
Geschlechts signifikant negativer sind als
für Angehörige des anderen. Dies – so das
Hohe Gericht – gilt insbesondere für den
Fall, dass Kriterien wie Dienstalter oder
Berufserfahrung eine zu starke Bedeutung
beigemessen wird, wodurch jene
Frauen benachteiligt werden, die ihre
berufliche Laufbahn unterbrechen/
verlangsamen, um sich der Erziehung
ihrer Kinder zu widmen (siehe BGE 142 II
49, Erwägung 6.1; BGE 124 II 409, Erwägung
9d).
Konfrontiert mit einer konkreten
Situation, bestätigte die Delegierte des
Tessiner Staatsrats im April 2021 unter
Bezugnahme auf das vorgenannte
BG-Urteil, dass bei der Berechnung der
Gehaltsanpassungen für teilzeitbeschäftigte
Krankenhausmitarbeitende eine
indirekte Diskriminierung gegeben war,
wenn besagte Anpassungen den Arbeitsanteil
zu stark berücksichtigten.
Lorenza Pedrazzini Ghisla,
Rechtsanwältin Sektion Tessin
Luigi Pedrazzini,
Rechtsanwalt Sektion Tessin
Bilder: zvg
vsao /asmac Journal 2/22 17
Fokus
Rätselhafte
Steinwürfe
Wie entstehen Verhaltensweisen bei Schimpansen? Und was bewirkt
den Verlust von Verhaltensvielfalt? Sicher ist, dass Umwelt und Mensch
das Leben unserer nahen Verwandten in hohem Masse mitbestimmen.
Aber es gibt Verhaltensweisen, die bislang unerklärlich sind.
Dr. Hjalmar Kühl, Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig.
Bild: Cedric Girard-Buttoz.
Die Forscher trauten ihren
Augen nicht, als sie mit Kamerafallen
aufgenommene
Videos aus Guinea in Westafrika
sichteten und dabei Aufnahmen
vorfanden, in denen Schimpansen grössere
Steine sammelten und sehr gezielt an
einen Baum warfen. Die Wissenschaftler
waren gerade Zeugen einer bis dato unbeschriebenen
Verhaltensweise von Schimpansen
geworden. Die am Boden liegenden
angehäuften Steine deuteten darauf
hin, dass dieses viele Fragen aufwerfende
Verhalten wohl sehr regelmässig praktiziert
wird.
Die Arbeit in Guinea war Teil eines
grossangelegten Projektes zur Erforschung
der biologischen und kulturellen Vielfalt
unserer nächsten Verwandten. Nach dieser
aufregenden Beobachtung wurde an
über 40 Standorten im gesamten Verbreitungsgebiet
der Schimpansen, von Senegal
in Westafrika bis Tansania in Ostafrika,
nach diesem und anderen Verhaltensweisen
gesucht. Schimpansengruppen, die
dieses Verhalten praktizieren, wurden jedoch
ausschliesslich in Westafrika in Savannenregionen
bzw. in Waldgebieten, die
an diese Regionen angrenzen, gefunden.
Da dieses Verbreitungsmuster ausserdem
nicht mit der Häufigkeit von Steinen zu erklären
war, wurde daraus geschlossen,
dass dieses Verhalten eine starke kulturelle
Komponente aufweisen muss und von
Generation zu Generation übertragen und
erlernt wird. Welche Bedeutung dieses
Verhalten hat, ist bisher nicht geklärt. Es
ist jedoch naheliegend, dass Kommunikation
eine wichtige Rolle dabei spielt.
Eigene Wurzeln verstehen
Dies ist nur ein Beispiel des umfangreichen
Verhaltensrepertoires der Schimpansen.
Zahlreiche andere Verhaltensweisen
wurden beschrieben, wie das Angeln
von Termiten und Ameisen, das Knacken
von Nüssen mit Holz- oder Steinhämmern
oder das Fischen von Algen. Wissenschaftler
schätzen, dass bisher nur ein kleiner
Teil der tatsächlich vorhandenen Verhaltensvielfalt
beobachtet und beschrieben
wurde, da mit praktisch jeder neuen Studie
bisher unbekannte Verhaltensweisen
entdeckt werden. Viele Verhaltensweisen
von Schimpansen sind nicht in allen Populationen
zu finden, wie das beschriebene
Steinewerfen in Westafrika. Das Verhaltensrepertoire
der verschiedenen Schimpansenpopulationen
unterscheidet sich
sehr stark voneinander. Neben der Dokumentation
neuer Verhaltensweisen ist es
daher natürlich auch sehr spannend, zu
untersuchen, welche Faktoren die Entstehung
von Verhaltensvielfalt bei unseren
nächsten Verwandten begünstigen. Neben
einem besseren Verständnis der
Schimpansenbiologie und -kultur trägt
die Beantwortung dieser Frage natürlich
auch zu einem besseren Verständnis der
menschlichen Evolution und damit unserer
eigenen Wurzeln bei.
Umwelt und Verhalten
Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt,
dass die tropische Regenwaldzone
und die Baumsavannen im äquatorialen
Afrika nicht immer die heutige Verbreitung
hatten. Vielmehr gab es einen wiederholten
Wechsel von Rückzug und Expansion
der Waldflächen und gegenläufig
dazu eine Ausdehnung und einen Rückgang
der Savannen. Dieser Wechsel ging
einher mit den Eiszeiten während des
Pleistozäns in polwärts gelegenen Gebieten.
Die Regionen, in denen Waldgebiete
bestehen blieben, werden daher auch
pleistozäne Waldrefugien genannt. Hat
die heute beobachtete Verhaltensvielfalt
möglicherweise etwas mit diesen Habitats
veränderungen zu tun? Wirken sich
wechselnde Umweltbedingungen möglicherweise
förderlich auf die Verhaltensvielfalt
aus, da dadurch ein erhöhtes Mass
an Anpassung an neue Situationen und
Herausforderungen erforderlich ist? Um
dieser Frage nachzugehen, trugen Wissenschaftler
Informationen zum Verhaltensrepertoire
von mehr als 140 Schimpansengruppen
zusammen. Als Mass für die
Stabilität der Umwelt ermittelten sie die
Distanz jeder einzelnen Schimpansengruppe
zu dem nächstgelegenen pleistozänen
Waldrefugium. Und tatsächlich:
Schimpansengruppen, die nahe oder gar
in einem Waldrefugium leben, weisen im
Durchschnitt ein bis zu 50 Prozent geringeres
Verhaltensrepertoire auf als Artgenossen,
die fernab der Waldrefugien, zumeist
in trockenen Baumsavannen, existieren.
Man kann sich leicht vorstellen,
dass das Leben in Savannen mit den dortigen
grossen saisonalen Unterschieden
ganz andere Anpassungen erforderlich
macht als das Leben in dichten Regenwäldern,
die nur durch geringfügige saisonale
Unterschiede gekennzeichnet sind. Die
Ergebnisse der Studien über den Zusammenhang
von veränderter Umwelt und
18
2/22 vsao /asmac Journal
Schimpansen verschiedener Populationen weisen unterschiedlich grosse Repertoires an
Verhaltensweisen auf, die auch von Ressourcen, von der Umwelt und vom Einfluss des Menschen
abhängen. So werden z.B. Nüsse nicht überall geknackt. Das ganze Verhaltensrepertoire der
Schimpansen ist noch längst nicht bekannt.
Verhaltensvielfalt sind natürlich auch im
Kontext der menschlichen Evolution
spannend, da sich zumindest ein Teil davon
auch in den offenen Baum- und Graslandschaften
abgespielt hat.
Einfluss des Menschen
Während diese Untersuchungen ein erster
Schritt zum besseren Verständnis der evolutionären
Entstehung von Verhaltensvielfalt
unserer nächsten Verwandten
sind, stellt sich auch die Frage, wie es um
dieses evolutionäre und kulturelle Erbe
im 21. Jahrhundert bei der gleichzeitigen
Dominanz des Menschen bestellt ist.
Welchen Einfluss haben die vielfältigen
menschlichen Aktivitäten, die Zerstörung
von Ressourcen, die Rodung und Fragmentierung
des Waldes, die Jagd, die Infrastrukturentwicklung
und der Klimawandel?
Um dieser Frage nachzugehen,
wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang
zwischen der Verhaltensvielfalt
von Schimpansen und dem kumulativen
menschlichen Einfluss gibt. Doch wie
kann nun menschlicher Einfluss gemessen
werden? Dazu gibt es das Mass des
«menschlichen Fussabdrucks». Damit
kann für jeden Punkt auf unserer Erde ermittelt
werden, wie stark menschliche Aktivitäten
die Umwelt verändert haben.
Dieser «menschliche Fussabdruck» wurde
daher auch genutzt, um zu untersuchen,
inwieweit Unterschiede im Verhaltensrepertoire
verschiedener Schimpansengruppen
erklärbar sind. Und tatsächlich,
der «menschliche Fussabdruck» hat inzwischen
nicht nur zum Rückgang und
zur Bedrohung zahlreicher Arten geführt,
er hat inzwischen auch seine Spur in der
Verhaltensvielfalt unserer nächsten Verwandten
hinterlassen, und zwar eine besonders
intensive. In den Gebieten mit
den stärksten menschlichen Einflüssen
hat sich die Verhaltensvielfalt von Schimpansen
um bis zu 90 Prozent reduziert im
Vergleich zu den Gebieten, die nahezu intakt
und unberührt sind.
Was bedeutet das nun für die Zukunft
unserer nahen Verwandten? Über die letzten
zwei Jahrzehnte wurden zahlreiche
und sehr grosse Gebiete, in denen Menschenaffen
vorkommen, unter Schutz gestellt.
Das ist sehr beispielhaft, und es geht
jetzt darum, diese Gebiete erfolgreich zu
managen und damit den Schutz von
Schimpansen und anderen grossen Menschenaffen
zu gewährleisten. Mit dem
Schutz unserer nächsten Verwandten werden
gleichzeitig zehntausende weitere Arten
geschützt. Wenn wir das schaffen, sind
wir auf einem guten Weg, das evolutionäre
und kulturelle Erbe unserer nächsten Verwandten
zu erhalten und es damit auch
zukünftigen Generationen zu ermöglichen,
weitere faszinierende Einblicke in
ihr vielfältiges Leben zu bekommen.
vsao /asmac Journal 2/22 19
Fokus
Bild: Adobe Stock
20
2/22 vsao /asmac Journal
Fokus
«Wir sind ein
Team»
Elisabeth Frick Tanner und ihr Mann zählen zu den Pionieren
der tiergestützten Psychotherapie. Aus anfänglich eher zufälligen
Beobachtungen und Erfahrungen hat sich ein wissenschaftlich
fundierter Lehrgang entwickelt, der als CAS absolviert werden kann.
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin vsao Journal
Sie setzen Tiere in der Psychotherapie
ein. Wie sind Sie dazu gekommen?
Eigentlich geschah es ganz spontan. Mein
Mann und ich haben die Praxis im Wohnhaus
und hatten immer Hunde. Diese
wollten natürlich wissen, wer da kommt
und begrüssten jeweils die Patienten. Dabei
fiel uns auf, wie stark die Menschen auf
Hunde reagieren. Die Begegnung löst
meist Freude und eine gewisse Entspannung
aus. So begangen wir zunächst aufgrund
eigener Erfahrungen und Beobachtungen,
ohne grosse wissenschaftliche
Basis, die Hunde einzubeziehen.
Bild: zVg
Heute arbeiten Sie bewusst mit Tieren.
Auf welchen theoretischen Überlegungen
basiert dieses Vorgehen?
Wir wollten, dass unser Vorgehen auch wissenschaftlich
abgestützt ist. Dass Fallbeispiele
beschrieben werden usw. Deshalb
haben wir ein Seminar des Verhaltensforschers
Dennis Turner besucht. Er ist Spezialist
für Mensch-Tier-Beziehungen. Zusammen
mit ihm haben wir vor über 20
Jahren einen ersten Kurs zu tiergestützten
Interventionen aufgebaut. Unsere Lehrgänge
richtet sich an Menschen, die einen
Grundberuf haben (Psychologen, Lehrerinnen,
Sozialarbeiterinnen, Theologen usw.)
und mit Tieren arbeiten möchten. Seit Kurzem
kann man an den Universitäten Freiburg
und Basel auch ein entsprechendes
CAS absolvieren. (www.psychologie.unibas.
ch/de/weiterbildung/cas-in-tiergestuetzter-therapie)
/ (www.heds-fr.ch/de/weiterbildung/cas-das-heds/cas-tiergestuetzte-interventionen).
Wie gehen Sie beim ersten Patientenkontakt
vor?
Bereits bei der Anmeldung weisen wir darauf
hin, dass wir Tiere in die Therapie
einbeziehen. Da werden allfällige Allergien,
aber auch Ängste usw. abgeklärt. Die
meisten Patienten reagieren sehr positiv
darauf. Viele wenden sich auch an uns,
weil sie wissen, dass Tiere da sein werden.
Ob Tiere zum Einsatz kommen, hängt
nicht so sehr vom Alter der Patienten ab,
sondern von ihrer Neigung.
Was genau ist die Rolle des Hundes
oder der Katzen?
Ich arbeite genau wie alle andern Fachleute
mit den herkömmlichen Methoden der
Psychotherapie. Die Tiere sind einfach
anwesend, können sich aber immer auch
zurückziehen. Besonders bei Kindern und
Jugendlichen wird der Hund natürlich
stärker einbezogen. Sie dürfen auch mal
ein Spiel mit ihm spielen usw. Diese Interaktion
bildet dann Bestandteil der Therapie.
Hauptsächlich aber sind Tiere Tür
vsao /asmac Journal 2/22 21
Fokus
öffner, sie bieten spontan eine Bindung
an, erlauben Körperkontakt, die Beziehung
zu ihnen ist unbelastet usw. Abgesehen
davon ist der Hund auch für die Therapeutin
eine Hilfe. Er steht an meiner
Seite und unterstützt mich. Wir sind ein
Team und können uns aufeinander verlassen.
Bei welchen Krankheitsbildern
eignen sich Tiere besonders?
Bei sehr vielen. Auffällig ist der Erfolg bei
selektivem Mutismus. Kinder, welche nur
im engsten Umfeld ungehemmt sprechen,
öffnen sich dem Hund gegenüber meist
schnell und bauen eine Beziehung zu ihm
auf. Vielfach beginnen sie zuerst mit den
Tieren zu sprechen, bevor sie zu uns Kontakt
aufnehmen. Auch bei Angststörungen
oder bei Depressionen sehen wir, dass
die Betroffenen oftmals Freude zeigen,
Vertrauen fassen, die Wärme und den Körperkontakt
geniessen. In der Regel ist
nicht das Krankheitsbild ausschlaggebend,
sondern der Patient und seine Beziehung
zu Tieren.
Und wann sehen Sie vom Einsatz
der Tiere ab?
Natürlich bei Allergien oder Phobien.
Letztere versuchen wir zu bearbeiten. Und
in Ausnahmefällen, bei schweren Bindungsstörungen,
die sich destruktiv äussern,
müssen wir die Tiere schützen. Beim
Versuch, ein Tier zu manipulieren oder zu
quälen, greifen wir sofort ein. Die Art der
Kontaktaufnahme, der Bindung macht jedoch
sehr schnell klar, wohin die Diagnose
zielt.
Haben Ihre Tiere eine spezielle
Ausbildung?
Unser Hund hat eine Bisspräventionsausbildung
und einen Wesenstest absolviert.
Er könnte auch als «Klassenhund» eingesetzt
werden, d.h., wir könnten mit ihm
Schulklassen besuchen, um den Kindern
das richtige Verhalten im Umgang mit
Hunden beizubringen. Ich selbst habe
natürlich auch eine entsprechende Ausbildung,
um speziell den Kindern zu zeigen,
was sie tun dürfen und was nicht. Die
Katzen kann man aufgrund ihres viel
selbstbestimmteren Naturells nicht ausbilden.
Sie kommen und gehen, wie es
ihnen gefällt. Auch das ist für Kinder eine
wichtige Erfahrung: Sie lernen, den Willen
eines andern Lebewesens zu respektieren
und entwickeln eine bessere Frustrationstoleranz
und Affektkontrolle.
Wie kommen Sie zu geeigneten Tieren?
Unser derzeitiger Hund, ein in jeder Hinsicht
wunderbarer Grosspudel, kommt
aus einer sehr guten Zucht und wurde absolut
artgerecht sozialisiert. Natürlich habe
ich mit ihm die Welpen- und Hundeschule
sowie die oben angesprochene
Ausbildung absolviert. Unsere zwei Katzen
sind Siam-Thai-Katzen, bekannt für
ihre «Sprechfreudigkeit». Sie sind sehr gut
sozialisiert, bestimmen aber selbst, ob sie
kommen wollen oder nicht. Wichtig ist bei
allen Tieren, dass sie keine Instrumente
sind, sondern artgerecht gehalten werden
müssen. Alle können sich jederzeit zurückziehen,
und das muss von allen respektiert
werden.
Bindung ist in der Psychotherapie
ein wichtiges Thema. Im Falle der
tiergestützten Therapie ist eine zweite
Bindung vorhanden. Wie gehen Sie
damit am Therapieende um?
Das ist unterschiedlich. Manchmal wird
die Ablösung speziell vom Tier schwierig.
Da die Kinder über einen längeren Zeitraum
kommen, entwickeln sie im Laufe
der Zeit jedoch andere Neigungen, machen
häufiger mit Kollegen ab, erhalten
evtl. ein eigenes Haustier, nehmen Reitstunden
usw. Der Stellenwert der Therapie
nimmt ab, die Bindung zur Therapeutin
wird schwächer. Da Tier und Therapeutin
oftmals als Einheit wahrgenommen werden,
löst sich die Bindung parallel. Wir gestalten
für jedes Kind und jeden Jugendlichen
einen richtigen Abschied und geben
ihnen jeweils ein Foto der Tiere mit.
Raten Sie Eltern oder auch Institutionen,
Tiere anzuschaffen?
Wenn Eltern sich mit dem Gedanken tragen,
bespreche ich das sehr genau mit
ihnen. Die Dimension des Entscheids
muss in jeder Hinsicht klar sein, bezüglich
Verantwortung, Angebundensein, finanzieller
und zeitlicher Aspekte, Wohnsituation
usw. Wir versuchen gemeinsam die
passende Tierart auszuwählen. In Institutionen
muss gewährleistet sein, dass eine
Bezugsperson vorhanden ist, die für die
Tiere langfristig zuständig ist. Das ist oftmals
schwierig zu gewährleisten. In allen
Fällen muss sichergestellt sein, dass die
Tiere artgerecht gehalten und ihre Bedürfnisse
erfüllt werden.
Zur Person
Elisabeth Frick Tanner (geb. 1955),
aufgewachsen in St. Gallen, studierte
nach der Ausbildung zur Primarlehrerin
Psychologie und Pädagogik an der
Universität Zürich und absolvierte die
Jung’sche Therapieausbildung. Seit
über 30 Jahren führt sie mit ihrem
Ehemann Robert Tanner-Frick die selbständige
psychotherapeutische Praxis
Altamira. Von 2000 bis 2019 leitete sie
zusammen mit Dennis Turner und
Robert Tanner-Frick den berufsbegleitenden
Weiterbildungskurs in tiergestützten
Interventionen. Bis heute ist
sie Dozentin für tiergestützte Psychotherapie
an mehreren Institutionen.
Veröffentlichung:
Praxis der tiergestützten
Psychotherapie, 2016.
22
2/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Bild: Adobe Stock
vsao /asmac Journal 2/22 23
Fokus
Bild: Adobe Stock
24
2/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Huch – eine
Spinne!
Wohl kaum ein anderes Tier löst so viel Angst und Abscheu aus wie
eine absolut harmlose Spinne. Wie andere Phobien lässt sich
auch die Arachnophobie behandeln. Neu sogar dank erweiterter Realität
und einer App auf dem Handy.
Anja Zimmer, Doktorandin, Abteilung für Kognitive Neurowissenschaften (DCN), Universität Basel
Eine Spinne auf der Hand – für alle, die unter Angst vor Spinnen leiden, eine Horrorvorstellung. Dank erweiterter Realität kann man sich schrittweise der
Angst nähern und sie abbauen, auch in der realen Welt.
Bilder: zVg
vsao /asmac Journal 2/22 25
Fokus
Spinnenangst plagt viele Menschen,
sie zählt denn auch zu
den häufigsten Phobien. Die
Angst vor Spinnen äussert sich
in leichtem Unbehagen, Ekelgefühlen bis
hin zu panischer Angst mit körperlichen
Symptomen. Zudem zeigen Betroffene
ein starkes Vermeidungsverhalten, was zu
Einschränkungen im Alltag und psychischer
Belastung führen kann.
Angst kennen wir alle. Es ist eine
menschliche Grundemotion, um uns vor
Gefahren zu schützen. Doch ist dies bei
Spinnen auch angebracht? Betroffene wissen
meistens, dass ihre Angst – rational
betrachtet – übertrieben ist, und doch
sind sie ihr ausgeliefert.
Die Ursachen von Arachnophobie sind
individuell sehr unterschiedlich, und es
gibt diverse Theorien zu ihrer Entstehung.
Vielleicht hatten unsere Vorfahren mit viel
gefährlicheren Spinnen zu tun, und uns
wurde diese Angst evolutionär mitgegeben.
Phobien entstehen häufig in jungen
Jahren, die Angst kann durch Beobachtung
erlernt worden sein. Oder es gab ein
traumatisches Erlebnis, das sich ins Gedächtnis
eingebrannt hat. Frauen sind
häufiger betroffen als Männer, was sicherlich
auch an der Erziehung liegen kann.
Mädchen werden eher in Schutz genommen,
Jungen zur Konfrontation animiert.
Zudem werden Spinnen in Filmen und Geschichten
gerne als angsteinflössende und
ekelerregende Monster dargestellt. Doch
Spinnen sind faszinierende Tiere und spielen
in unserem Ökosystem eine wichtige
Rolle. Nur gehören sie für uns in die Natur
und nicht in unsere Häuser.
Sich der Angst stellen
Zur Überwindung der Spinnenangst gibt
es wirksame Behandlungsverfahren wie
die Expositionstherapie. Betroffene nähern
sich therapeutisch angeleitet den
gefürchteten Tieren, um die Angst schrittweise
abzubauen. Denn bleibt man länger
in der Situation, wird die Angst von ganz
alleine abnehmen. So werden korrektive
Erfahrungen gesammelt, und man lernt,
neu mit der Angst umzugehen.
Diese Therapieform wird jedoch selten
in Anspruch genommen. Betroffene
setzen sich nur ungern echten Spinnen
aus, zudem ist die Durchführung logistisch
aufwändig. Daher wird vermehrt mit
virtueller Realität (VR) gearbeitet, mit der
sich die angsteinflössenden Situationen
simulieren lassen und die Annäherung
virtuell geübt werden kann. Doch die
VR-Brillen haben noch lange nicht alle
unsere Haushalte oder Therapiepraxen erreicht.
Was wir mittlerweile jedoch fast
alle besitzen, ist ein Smartphone. Mit der
Technologie der erweiterten Realität
(Augmented Reality, AR), die mit der VR
verwandt ist, lassen sich die virtuelle und
die reale Welt verbinden. Hier setzt die
App Phobys an.
Phobys basiert auf der Expositionstherapie
und verwendet ein realistisches
3-D-Spinnenmodell, das mit der Kamera
des Smartphones in die reale Umgebung
projiziert wird. Wie in einer Therapie kann
die schrittweise Annäherung an Spinnen
virtuell, aber eben in der realen Welt geübt
werden – auf dem Sofa, im Keller oder im
Therapieraum. Die zehn Trainingslevel
mit spielerischen Elementen nehmen
graduell an Intensität und Schwierigkeit
zu. Jedes Level endet mit einer Bewertung
von Angst und Ekel. So wird entschieden,
ob das Level wiederholt werden sollte
oder ob zum nächsten fortgeschritten
werden kann.
Phobys wurde in einer klinischen Studie
mit 66 Spinnenängstlichen untersucht,
von denen die Hälfte in Eigenregie
für zwei Wochen zu Hause mit der App
trainierte. Vor und nach der Trainingsphase
wurde der Schweregrad der Spinnenangst
durch klinische Interviews und
Fragebögen erfasst. Zudem gab es einen
Verhaltenstest mit einer echten Spinne.
Dabei näherten sich die Teilnehmenden
so weit möglich einer Spinne und bewerteten
Angst und Ekel. Die Ergebnisse der
Studie zeigten, dass ein Konfrontationstraining
mit der App die Spinnenangst reduziert
und das Verhalten in einer realen
Spinnensituation positiv verändert. Zudem
übertrugen sich diese Effekte auch
auf den Alltag.
Eigene Betroffenheit schafft
Innovation
Die Entwicklung einer solchen App verlangt
ein interdisziplinäres Team, um psychologisches
Fachwissen und App-Design
zu verbinden. Doch die Idee entwickelte
sich nicht nur aus Interesse an diesem innovativen
Forschungsfeld, sondern auch
aus Betroffenheit.
Ich litt jahrelang selbst unter Arachnophobie
und wurde dann im Masterstudium
in einem Forschungsprojekt zu VR
und Spinnenangst hart damit konfrontiert.
Also unternahm ich diverse Selbstexpositionsversuche
mit Bildern, in VR
und mit echten Spinnen. Es war anstrengend
und herausfordernd, doch es gab
auch Erfolgserlebnisse, und heute begegne
ich Spinnen fast angstfrei. Nebst dem
Interesse an der Forschung zu Apps war
dieser Abbau meiner eigenen Spinnenangst
eine grosse Motivation, in meinem
Doktorat Phobys zu entwickeln, so dass
sich auch andere Personen ihrer Spinnenangst
stellen können.
Seit September 2021 ist die App für
iOS und Android mit zwei Gratistestlevel
und dem Training für CHF 5.– erhältlich.
Seitdem liessen sich über 55 000 Downloads
verzeichnen. Etwa 20 Prozent der
interessierten Personen kaufen auch das
Training, um sich ihrer Spinnenangst zu
stellen. Das Prinzip der App birgt grosses
Potential. Es kann auch auf weitere Phobien
angewendet werden; die Pläne dafür
sind schon in Bearbeitung.
Phobys ersetzt keine Therapie und soll
bei zu starker Spinnenangst auch nicht alleine
genutzt werden. Aber die App bietet
eine niederschwellige Alternative für
Spinnenängstliche, Expositionsübungen
in Eigenregie durchführen oder auch als
Ergänzung oder Auffrischung einer Therapie.
Sie bietet Hilfe zur Selbsthilfe und
motiviert zur Auseinandersetzung mit der
Angst in der erweiterten Realität, bis Begegnungen
mit Spinnen auch in der realen
Welt leichter werden.
Mehr Informationen zu Studie und zur
App auf www.phobys.com
26
2/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Bild: Adobe Stock
vsao /asmac Journal 2/22 27
Fokus
Warmes Herz
und kühler Kopf
Antoine F. Goetschel setzt sich als Jurist seit Jahrzehnten für
den Schutz der Tiere durch das Recht ein. Seine Tätigkeit hat Spuren
in der Rechtsetzung und Rechtsprechung hinterlassen.
Heute kämpft er auf internationaler Ebene für schärfere
Bestimmungen beim Tierschutz.
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin vsao Journal
Sie beschäftigen sich als Anwalt
hauptsächlich mit dem Tier im Recht
und dem Tierschutz durch das Recht.
Wie ist es dazu gekommen?
Schon als Kind und während des Studiums
hatte ich ein starkes Gerechtigkeitsgefühl
und fühlte mich von Grundrechten und
Minderheitenschutz angezogen. Als ich
gegen Ende des Studiums die Möglichkeit
hatte, einem Freund bei dessen Buch über
das Tier im Schweizer Recht behilflich
zu sein, wurde mir klar: Dem Tier wird
im Recht nicht gerecht beigekommen. Die
Rechtsstellung ist zu schwach, und im
Vollzug braucht das Tier zusätzliche Hilfe
durch Organisationen oder Rechtsvertreter.
So widmete ich vor meiner Dissertation
über Tierschutz und Grundrechte
bereits zwei Bücher dem Tierschutzrecht
und durfte für einen darauf spezialisierten
Verein tätig sein. 1995 errichtete ich die
Stiftung für das Tier im Recht und 2016
den Verein Global Animal Law (GAL)
(www.globalanimallaw.org) mit internationaler
Strahlkraft (s. Kasten). Daneben
führe ich meine u.a. auf Erbrecht spezialisierte
Anwaltskanzlei in Zürich.
Während dreier Jahre waren Sie vom
Kanton Zürich als «Rechtsanwalt für
Tierschutz in Strafsachen» beauftragt.
Ein Amt, das auf Ihre Initiative zurückging.
Wie muss man sich Ihre Tätigkeit
vorstellen?
In rund 700 Straffällen wegen Tierquälerei
und anderer Verstösse hatte ich vollständige
Akteneinsicht, konnte an einem ordentlichen
Gang der Strafuntersuchung
mitwirken, Ergänzungsanträge stellen
und tierunfreundliche Verfügungen und
Entscheide zu Gunsten einer härteren
Bestrafung anfechten. Dabei unterstützte
ich die in Tierschutzfällen häufig wenig
bewanderten Staatsanwaltschaften, Gerichte
und Behörden mit Fachwissen und
den Präjudizien, welche ich mit der damals
von mir geführten Stiftung für das
Tier im Recht systematisch gesammelt
habe. Verschiedentlich konnte ich – als
weltweit einziger Amtsträger – Fälle wenden
und auf eine allenfalls abschreckendere
Bestrafung von Tierquälern hinwirken.
Die Strafuntersuchungsbehörden
zeigten sich offen und dankbar für die
Hilfe im Tierschutz-Strafrecht.
Gibt es einen Fall, der Ihnen besonders
in Erinnerung geblieben ist?
Der qualvoll lange gedrillte, also mit der
Fischerrute an Land gezogene Hecht ging
durch die Weltpresse. Der vom Staatsanwalt
wegen Tierquälerei gebüsste Fischer
wurde vom Gericht zwar freigesprochen.
Doch wurde der Öffentlichkeit die
Schmerz- und Stressempfindlichkeit von
Fischen bewusst. Auch erinnere ich mich
an die kaltschnäuzige Haltung eines
Schweinetransporteurs, welcher absichtlich
35 statt die zulässigen 30 Tiere geladen
hatte, weshalb im Transportstress
einige verstarben oder verletzt wurden.
Schliesslich habe er ja 30 unversehrte
Tiere abgeliefert, meinte der Transporteur
ungerührt.
Welche juristischen Spuren hat Ihre
Tätigkeit hinterlassen?
Mitwirken durfte ich am Einbringen der
«Würde der Kreatur» in die Bundesverfassung
und in die Tierschutzgesetzgebung,
womit u.a. der sexuelle Umgang mit dem
Tier ausdrücklich untersagt wurde. Während
zwölf Jahren habe ich mich mit
Gleichgesinnten letztlich erfolgreich für
die Abkehr vom Sachbegriff beim Tier
im Zivil- und Strafrecht eingesetzt. Mit
meinem «Kommentar zum Eidg. Tierschutzgesetz»
(1986) und dem seitherigen
Bild: zVg
28
2/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Schrifttum konnte ich die Rechtsprechung
tierfreundlicher beeinflussen und
zahlreiche Juristinnen und Juristen in
der Schweiz und weltweit für das Tier im
Recht begeistern. So entstand denn auch
der Verein Global Animal Law (GAL).
Die Schweiz hat ein sehr strenges
Tierschutzgesetz. Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
In der Tat leisten wir uns in der Schweiz
im Vergleich zu vielen Staaten in der EU
und weltweit einen recht hohen Tierwohlstandard.
Die Konsumentenschaft zieht
im Fleischbereich recht gut mit und gönnt
sich mehr Tierwohl und damit ebenso
einen gesünderen Lebensstil, auch durch
allmählich zunehmenden Fleisch- und
Fischverzicht. Von unserem Verein angestellte
Analysen erkennen einen – kantonal
unterschiedlich – hohen Verbesserungsbedarf
im verwaltungsrechtlichen
Vollzug des Tierschutzes gegenüber
Nutz-, Versuchs-, Wild-, Sport- und Heimtieren.
Der politische Wille, gut dotierte,
fachkundige Vollzugsbehörden einzusetzen,
ist teils gering; tierwidrige Zustände
werden dadurch in Kauf genommen. Globale
Tierschutzwidrigkeiten können nur
global gelöst werden. Die Schweiz mit ihrer
vergleichsweise sehr hohen Tieraffinität
wäre dazu prädestiniert, den globalen
Schutz der Tiere und die Tiergesundheit
noch wesentlich stärker voranzutreiben,
etwa Tiergesundheit und Tierschutz in
den Vereinten Nationen zu fordern und
einzubringen. Und als Finanzplatz drängt
es sich für die Schweiz ebenfalls auf, tierfreundliche
Finanzanlagen vorzufinanzieren
und global anzubieten. So könnte
Tierwohl als «New Swissness» neben
Uhren, Schoggi, Bergen und Banken platziert
werden.
Sprechen wir von Tierversuchen.
Wie stellen Sie sich dazu?
Juristisch gesehen sind Tierversuche in
der Schweiz meiner Beurteilung nach,
weil tierbelastend, verboten, ausser es
wird in einem aufwändigen Verfahren
ausnahmsweise eine Bewilligung erteilt,
wenn Versuche für Mensch, Tier und Umwelt
angeblich besonders wichtig sind. Ich
halte den Tierschutzaspekt in den Bewilligungsverfahren
für untervertreten. Zudem
ist die einmal erteilte Bewilligung
(ausserhalb von Zürich) nicht gerichtlich
anfechtbar, wenn es sich um weniger belastende
Versuche handelt. Schliesslich
wird der 3-R-Ansatz «Reduce, Replace and
Refine» von Wirtschaft und Hochschulen
zu wenig vehement verfolgt, und dies
weltweit. Wären die erheblichen Mittel der
letzten Jahrzehnte statt in Tierversuche
in tierfreundliche Alternativen investiert
worden mit Blick auf die Stärkung der
Gesundheit anstelle der Bekämpfung der
Krankheit, so sähen die (Spital-)Apotheken
und Drogerien anders aus.
Unser Umgang mit Tieren ist ein
hochemotionales Thema. Auf der
einen Seite stehen bisweilen fanatische
Tierschützer, auf der andern
gleichgültige «Tiernutzer». Wie treten
Sie mit all diesen Gruppen in einen
Dialog?
In der Tat ist unser Umgang mit Tieren
komplex und paradox, und auf Seiten der
Schützer wie auch der Nutzer von Tieren
teilweise ausgrenzend und menschenunfreundlich.
Bei der Auseinandersetzung
mit Tierquälereien aller Art ist es manchmal
anspruchsvoll, ruhig und überlegt zu
bleiben, weshalb ich für schrille Töne
durchaus Verständnis aufbringe. Wenn es
um rechtliche Anliegen geht im Bereich
von Rechtsetzung, Vollzug und Ausbildung,
sei’s in der Schweiz oder eben weltweit,
erscheint uns der sachbezogene Weg
erfolgversprechender zu sein. Ich habe
meine Mitarbeitenden im Verein Global
Animal Law (GAL) angehalten, mit warmem
Herzen und kühlem Kopf zu argumentieren.
Die Klimaerwärmung hat unsern
Umgang mit Natur wieder ganz oben
auf die politische Traktandenliste
gesetzt. Zunehmend mehr Menschen
ernähren sich vegetarisch oder gar
vegan. Hat auch der Tierschutz Hochkonjunktur?
Tierschutz hat derzeit meiner Wahrnehmung
nach in der Öffentlichkeit nicht gerade
Hochkonjunktur. Fleischverzicht –
bei einer prognostizierten weltweiten
dras tischen Zunahme an Fleischproduktion
– ist aus meiner Sicht nicht das Allerheilmittel,
gerade auch was den Schutz
der weiterhin zu eng gehaltenen, übermässig
gezüchteten, überlang transportierten
und unwürdig geschlachteten
sog. Nutztiere anbelangt. Von Tierwidrigkeiten
gegenüber den Heim-, Versuchs-,
Sport- und Wildtieren ganz zu schweigen.
So erstaunt nicht, dass Tierschutz in die
17 Sustainable Development Goals (SDGs)
der UNO keinen Eingang gefunden hat.
Dem will unser Verein mit seiner
UNO-Konvention zu Tiergesundheit und
Tierschutz entgegentreten. Auch fehlen
tierfreundliche Finanzanlagen praktisch
völlig, und wir prüfen nun, wie solche
glaubwürdig aussähen, und versprechen
uns eine enorme tierfreundliche Wirkung
in der tiernutzenden Wirtschaft. Allerdings
erscheint mir manchmal, potenzielle
und potente Gesprächspartner seien
für Visionen aktuell noch nicht besonders
affin.
Wenn Sie die Macht hätten, eine
einzige, sofortige Änderung herbeizuführen.
Welche wäre das?
Unsere UNO-Konvention zu Tiergesundheit
und Tierschutz (www.uncahp.org)
würde bald von der UNO angenommen
und, gepaart mit tierfreundlichen Finanzanlagen,
wuchtig umgesetzt: Dies liesse
mich und viele Tierfreundinnen, Finanzanleger
und vor allem Tiere wieder ruhig
schlafen.
Global Animal Law (GAL)
Meinem 2016 gegründeten Verein
Global Animal Law (GAL) (www.global
animallaw.org) haben sich bis jetzt 110
Rechtsprofessoren sowie Anwältinnen
und Anwälte aus dem Bereich des
Tier(schutz)rechts aus der ganzen Welt
angeschlossen. Unsere Datenbank
umfasst sämtliche nationalen Tierschutzgesetze
und weitere Bestimmungen.
Damit bieten wir Studierenden
und der Fachwelt globale Dienste beim
Rechtsvergleich. Mit unserer GAL-Matrix
regen wir Diskussion an, wie dem
Tier in den Bereichen Rechtsetzung,
Vollzug und Ausbildung geholfen
werden kann. Die von uns erarbeitete
UNO-Konvention wird von der Zielrichtung
her bereits von über 200 Tierschutzorganisationen
wie auch dem
US-amerikanischen Anwaltsverband
unterstützt. Darin fordern wir u.a.
strengere nationale Tierschutzgesetze
und deren transparente Durchsetzung
sowie Ausbildungsprogramme, u.a. zur
Förderung der Gesundheit von Tieren
und damit auch von Menschen.
vsao /asmac Journal 2/22 29
Fokus
Embryonalentwicklung
in
Zeitlupe
Als eines von wenigen Säugetieren legt der Rehembryo eine besonders
lange Keimruhe ein. Mit modernen molekularen Methoden zeigen
ETH-Forschende erstmals auf, was im Embryo während dieser Phase
tatsächlich abläuft. Und sie finden Signale, die sein Erwachen steuern.
Peter Rüegg, ETH Kommunikation 1
Gewöhnliches Tier mit aussergewöhnlicher Embryonalentwicklung: das heimische Reh (Capreolus capreolus).
1
Dieser Beitrag erschien erstmals am 27.8.2021
in den ETH-News.
Bild: Adobe Stock
30
2/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Alle kennen das Reh, in vielen
Kreuzworträtseln wird nach
ihm gefragt, man trifft es auf
der Joggingrunde oder bei einem
Spaziergang im Wald an – ein filigranes
Tier, mit seinen grossen schwarzen
Augen geradezu elegant.
So gewöhnlich das Reh in unseren
Wäldern erscheinen mag: Es weist eine Besonderheit
auf, die unter Geweihträgern
einmalig ist. Nach der Paarung und der
Befruchtung des Eis im Hochsommer nistet
sich der stecknadelkopfgrosse Embryo
nicht in der Gebärmutter ein, sondern legt
eine Keimruhe, embryonale Diapause genannt,
ein. Diese hält über vier Monate bis
Dezember an. Erst danach setzt der Embryo
seine Entwicklung in normaler Geschwindigkeit
fort und nistet sich im Uterus
ein. Im Mai bringt die Ricke nach
viereinhalb Monaten «echter» Tragzeit ein
bis drei Kitze zur Welt.
Bekannt ist das Phänomen seit mehr
als 150 Jahren. Doch der Forschung gibt
dieser ungewöhnliche Vorgang nach wie
vor Rätsel auf. Über 130 Säugetierarten
mit unterschiedlich ausgeprägter Diapause
sind bekannt. Selten dauern sie indes so
lange wie beim Reh. Bei fast keiner anderen
Art tritt statt dem vollständigen Anhalten
eine so ausgeprägte, anhaltende
Verlangsamung ein. Bei Mäusen können
Wissenschaftler die Diapause künstlich
auslösen. Nach wie vor ist aber unklar,
welche natürlichen Faktoren beim Reh die
Keimruhe steuern und den Embryo dabei
am Leben erhalten.
Mit dem Rätsel der Rehdiapause befasst
sich auch die Forschungsgruppe von
Susanne Ulbrich, Professorin für Tierphysiologie
der ETH Zürich, seit längerem. In
einer neuen Studie zeigen die Forschenden
auf, welche molekularen Vorgänge im
Embryo während seiner Keimruhe ablaufen:
Die embryonalen Zellen teilen sich
während der Diapause weiterhin, wenn
auch sehr langsam. Die Zahl der Zellen,
auch der embryonalen Stammzellen, verdoppelt
sich dabei nur alle zwei bis drei
Wochen. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift
PNAS. Daran beteiligt sind
nebst der ETH-Gruppe auch Forschende
der Universitäten Zürich und Bern sowie
deutscher und französischer Forschungseinrichtungen.
Gentranskripte und Signalmoleküle
untersucht
Um die Frage zu klären, was die Zellen des
Embryos an der normalen Teilungsgeschwindigkeit
hindert, untersuchten die
Forschenden zum einen die molekulare
Zusammensetzung der Uterusflüssigkeit.
Zum anderen nahmen sie das Transkriptom,
also die Gesamtheit aller Boten-RNA-Moleküle,
der Embryonen und
der Schleimhautzellen aus dem Uterus
genauer unter die Lupe.
In der Uterusflüssigkeit fanden die
Forschenden tatsächlich Signalstoffe, welche
die Teilungsgeschwindigkeit regulieren
könnten. Besonders auffällig war die
Aminosäure Serin. Die ETH-Forschenden
zeigten auf, dass sich gegen Ende der Diapause
die Konzentration bestimmter Aminosäuren
in der Uterusflüssigkeit ändert.
Daraufhin setzt die Rate der Zellteilung
mit normaler Geschwindigkeit ein.
Mit im Spiel ist dabei der Molekülkomplex
mTOR, der auf die Aminosäuren reagiert.
Dieser Proteinkomplex spielt bei
vielen anderen Signalwegen in Säugetierzellen
bei der Regulation des zellulären
Stoffwechsels eine entscheidende Rolle,
unter anderem auch im Zusammenhang
mit Krebserkrankungen. mTORC1 reguliert
zum Beispiel die Proteinsynthese
und somit das Zellwachstum und die Zellteilung.
Laut den neuen Erkenntnissen ist
nur die Aktivität des Molekülkomplexes
mTORC1 (aber nicht mTORC2) in den Embryonen
des Rehs während der gesamten
Diapause unterdrückt. Dies im Unterschied
zur Diapause der Maus, bei der
die Zellteilung vollständig durch die
Hemmung beider mTORC-Komplexe angehalten
wird.
Wenn gegen ihr Ende hin der Aminosäurenpegel
in der Uterusflüssigkeit deutlich
ansteigt, aktiviert dies mTORC1. Dies
wiederum setzt Stoffwechsel- und Zellzyklusgene
in Gang. Die Embryonalentwicklung
wird angetrieben. Die Forschenden
vermuten zudem, dass im Gegenzug
mTORC2 während der Diapause von Rehembryonen
nicht gehemmt wird, wodurch
die langsame kontinuierliche Zellteilung
aufrechterhalten bleiben könnte.
Ob nebst den diversen Aminosäuren
weitere Signalmoleküle involviert sind,
haben die Forschenden in dieser Studie
nicht untersucht. Ebenfalls bleibt unklar,
ob die Aminosäuren tatsächlich für die
Fortsetzung der Embryoreifung verantwortlich
sind oder ob auch der Embryo
Moleküle absondert, die auf mütterliche
Zellen und Signalwege einwirken. Es
könnte sein, dass der Embryo seine Präsenz
mit speziellen Signalmolekülen dem
Mutterorganismus anzeigt. Diese Wissenslücke
möchte Ulbrich in künftigen
Studien schliessen.
Neues Licht auf Fortpflanzungsbiologie
Die neuen Erkenntnisse werfen ein Licht
auf die Reproduktions- und Entwicklungsbiologie
im Allgemeinen. Eine der
grundlegenden Fragen ist, wie es bei Säugetieren
zu einer Schwangerschaft respektive
Trächtigkeit kommt. So können sich
beispielsweise bei Mensch und Rind Embryonen
oft nicht in der Gebärmutter
einnisten und sterben. «Dies hat mit vielschichtigen
Wechselwirkungen zwischen
Embryo und Mutter zu tun», sagt Ulbrich.
Für eine erfolgreiche Schwangerschaft
bedürfe es einer engen zeitlichen
Abstimmung. Der Embryo müsse sich
zum rich tigen Zeitpunkt durch entsprechende
(molekulare) Signale bemerkbar
machen und den Zyklus der Mutter unterbrechen.
«Diese Interaktion zwischen
Embryo und Mutter wollen wir besser
verstehen», erklärt die ETH-Professorin.
Dafür sei das Reh als Modell ideal. Dessen
Embryonalentwicklung sei derjenigen des
Rindes sehr ähnlich, laufe aber in Zeitlupe
ab. «Dadurch können wir die einzelnen
Schritte besser zeitlich auflösen und ursächliche
Zusammenhänge finden.»
Die Erkenntnisse könnten auch dazu
beitragen, die In-vitro-Fertilisation beim
Menschen so zu verbessern, dass Embryonen
nicht mehr eingefroren werden müssten.
Zudem könnte mit natürlichen Faktoren
die Geschwindigkeit der Teilung
von Zellen, einschliesslich embryonaler
Stammzellen, gesteuert werden.
Literatur
van der Weijden V. A., Bick J. T.,
Bauersachs S., Rüegg A. B., Hildebrandt T.
B., Goeritz F., Jewgenow K., Giesbertz P.,
Daniel H., Derisoud E., Chavatte-Palmer P.,
Bruckmaier R. M., Drews B., Ulbrich S. E.
(2021). Amino acids activate mTORC1 to
release roe deer embryos from decelerated
proliferation during diapause. PNAS,
publiziert 27.8.2021. DOI: 10.1073/
pnas.2100500118call_made
Rüegg A. B., Bernal S., Moser F. N.,
Rutzen I., Ulbrich S. E. (2020). Trophectoderm
and embryoblast proliferate at slow
pace in the course of embryonic diapause
in the roe deer (Capreolus capreolus)
(2020). Bioscientifica Proceedings 10
ISEDISED13 | DOI: 10.1530/biosciprocs.10.
013call_made
vsao /asmac Journal 2/22 31
Perspektiven
Aktuelles aus der Pneumologie / Umweltmedizin:
saubere Luft – mehr Gesundheit
Lufthygiene als
Erfolgsfaktor
Die neuen Luftqualitätsleitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
fordern saubere Luft. Aus Public-Health-Sicht ist jedes Mikrogramm
weniger Luftverschmutzung ein grosser Gesundheitsgewinn. Die Luftqualität
muss sich national und international weiter verbessern.
Meltem Kutlar Joss, Leiterin Dokumentationsstelle Luftverschmutzung und Gesundheit (LUDOK);
Prof. Nicole Probst-Hensch, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut,
Assoziiertes Institut der Universität Basel
Am 22. September 2021 hat die
WHO die Welt mit ihrer Vorstellung
von gesunder Luft
konfrontiert [1]. Dabei hat sie
mit dem Beitrag von Forschenden des
Schweizerischen Tropen- und Public
Health- Instituts (Swiss TPH), basierend
auf der aktuellen Evidenz aus hunderten
von epidemiologischen Studien, neue Luftgüteleitlinien
(AQG) publiziert. In systematischen
Übersichtsarbeiten zu Sterblichkeit,
Notfällen wegen Asthma oder Herzinfarkten
haben die Forschenden festgestellt,
dass die Evidenz für negative Gesundheitsfolgen
selbst bei tiefen Belastungen noch
besteht. Sie fordern daher für den Gesundheitsschutz,
die langfristige Schadstoffbelastung
mit Feinstaub (Partikel mit einem
Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder
weniger PM 2,5 ) auf 5 μg/m 3 pro Jahr zu reduzieren,
jene mit NO 2 auf 10 μg/m 3 und jene
mit Ozon auf ein Mittel von 60 μg/m 3 in
den warmen Monaten. Diese Werte sollen
gemäss den Expertinnen und Experten
eingehalten werden, um die Bevölkerung
vor schädlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung
zu schützen.
32
Tabelle. Empfohlene AQG-Werte für 2021 im Vergleich zu den Luftgüteleitlinien von 2005 [1]
Schadstoff Mittelungszeit AQG-Richtwert
2005
Luftverschmutzung und
Gesundheitsfolgen
Luftverschmutzung ist die Verunreinigung
der von uns eingeatmeten Innenund
Aussenluft durch chemische, physikalische
oder biologische Wirkstoffe mit
potenziell bedrohlichen Folgen für die
Gesundheit des Menschen und des
Ökosystems. Zu den Schadstoffen, bei denen
es die deutlichsten Belege für gesundheitliche
Bedenken gibt, zählen Feinstaub
(PM), Ozon (O ), Stickstoffdioxid (NO 2 )
und Schwefeldioxid (SO 2 ) sowie Kohlenmonoxid
(CO). Die durch Feinstaub bedingten
Gesundheitsrisiken sind für die
öffentliche Gesundheit von besonderer
Bedeutung. PM 2,5 und PM 10 können bis tief
in die Lunge vordringen, ultrafeine Partikel
können sogar in den Blutkreislauf
gelangen. Es gibt mittlerweile viele biologische
Wirkungsmechanismen, welche
AGQ-Richtwert
2021
PM 2, 5 , μg/m 3 Jahr 10 5
24 Stunden a 25 15
PM 10 , μg/m 3 Jahr 20 15
24 Stunden a 50 45
O 3 , μg/m 3 Warme Jahreszeit b – 60
8 Stunden a 100 100
NO 2 , μg/m 3 Jahr 40 10
24 Stunden a – 25
SO 2 , μg/m 3 24 Stunden a 20 40
CO, mg/m 3 24 Stunden a – 4
die beobachteten Gesundheitseffekte in
den Atemwegen, dem Herz-Kreislauf-
System und anderen Organen erklären [2].
2013 wurde Aussenluftverschmutzung
und Fein staub vom Internationalen Krebsforschungszentrum
der WHO (IARC) als
krebserregend eingestuft. Die lufthygienische
Dokumentationsstelle am Swiss TPH
hat die gesicherten Gesundheitsfolgen der
Luftschadstoffe in einer Infografik zusammengetragen
(Grafik 1 [3], https://www.
swisstph.ch/de/projects/ludok/healthef
fects/). Es gibt also mittlerweile kein Organsystem,
welches nicht von den schädlichen
Auswirkungen der Luftverschmutzung
betroffen wäre.
2/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Bild: Adobe Stock
Grafik 1. Gesicherte Gesundheitsfolgen der Luftschadstoffe (Quelle: Swiss TPH).
vsao /asmac Journal 2/22 33
Perspektiven
Luftverschmutzung stammt aus einer
Vielzahl von natürlichen und anthropogenen
(vom Menschen verursachten) Emissionsquellen.
Die wichtigsten Quellen der
anthropogenen Luftverschmutzung in
der Schweiz umfassen den motorisierten
Verkehr (NO 2 , PM), die Holzverbrennung
(PM), die Landwirtschaft (NH 3 , ein Vorläufer
von Feinstaub, PM) und die Industrie
(flüchtige organische Kohlenwasserstoffe
VOC, NO X , PM) [4].
Luftverschmutzung in der Schweiz
Nun sind Regierungen weltweit gefordert,
ihre Anstrengungen zur Reduktion der
Emissionen zu intensivieren, um die Luftbelastung
kontinuierlich zu verringern.
Die Schweiz war in den letzten 30 Jahren
sehr erfolgreich und konnte die Luftbelastung
aller regulierten Schadstoffe bis auf
Ozon unter die in der Schweiz heute geltenden
Grenzwerte reduzieren (Grafik 2
bis 4 [5]).
Massgeblich zu diesem Erfolg hat die
Schweizer SAPALDIA-Kohortenstudie beigetragen
(siehe Kasten). Sie untersucht seit
den frühen 1990er Jahren die Zusammenhänge
zwischen Luftverschmutzung und
anderen Faktoren und der Gesundheit in
der Schweizer Bevölkerung und konnte
Politikerinnen und Politiker überzeugen,
ambitionierte Ziele zu formulieren und
griffige Massnahmen zu ergreifen.
Die Herausforderung heute besteht
darin, Synergien von Klimaschutz und
Lufthygiene zu nutzen und klimaneutrale
Strategien nicht zu Lasten der Luftqualität
zu verfolgen. Die Förderung der klimaneutralen
Holzverbrennung kann ohne weitere
Massnahmen zu einer Zunahme von
Feinstaub und krebserregenden Substanzen
führen, was Erfolge der Luftreinhaltepolitik
gefährdet. Des Weiteren sollte
das Mobilitätsverständnis ganzheitlich
weitergedacht werden hin zu lebenswerten
Städten statt nur die Elektrifizierung
der Fahrzeugflotte als Lösung zu betrachten.
Denn auch Elektroautos emittieren
noch gesundheitsschädliche Nicht-Abgas-Bestandteile
durch Brems- und Reifenabrieb
[6] und verbrauchen eine grosse
Fläche.
Bedeutung der Luftverschmutzung
Die wichtigste und wirksamste Massnahme
zur Bekämpfung der luftbedingten
Krankheitslast ist die nachhaltige Verbesserung
der Luftqualität durch Verminderung
der Emissionen. Ein wichtiges Instrument
ist die Festlegung von bindenden
Luftqualitätsgrenzwerten. Die USA und
µg/m 3
30
25
20
15
10
5
0
1998
2000
2002
2004
Feinstaub PM2,5
Bern-Bollwerk Basel-Binningen Payerne
Zürich Lugano Grenzwert
2006
2008
Grafik 2. Verlauf der Jahresmittel von Feinstaub PM2,5 an repräsentativen Standorten des
NABEL-Messnetzes, verkehrsexponiert (Bern-Bollwerk), städtisch (Zürich und Lugano), vorstädtisch
(Basel-Binningen) und ländlich (Payerne). Seit 2018 ist in der Luftreinhalten-Verordnung ein
Immissionsgrenzwert für PM2,5 festgelegt.
µg/m 3
70
60
50
40
30
20
10
0
1991
1993
1995
1997
1999
2010
2012
Stickstoffdioxid (NO 2 )
Bern-Bollwerk Lausanne Härkingen
Sion
2001
Immissionsgrenzwert
2003
2005
Grafik 3. Verlauf der Jahresmittel von Stickstoffdioxid an den vier verkehrsexponierten Standorten
des NABEL-Messnetzes: städtisch (Bern-Bollwerk und Lausanne); ländlich an der Autobahn
(Härkingen und Sion).
µg/m 3
300
250
200
150
100
50
0
1991
1993
1995
2007
2009
2011
2014
2013
Ozon, max. monatlicher 98-Perzentilwert
Lugano Zürich Basel-Binningen
Dübendorf
1997
1999
2001
Immissionsgrenzwert
2003
2005
Grafik 4. Verlauf der höchsten monatlichen 98 %-Werte an den vier städtischen und vorstädtischen
Standorten des NABEL-Messnetzes: Lugano, Zürich, Basel-Binningen und Dübendorf.
2007
2009
2011
2013
2016
2015
2015
2018
2017
2017
2019
2019
2020
2021
2021
Grafiken: zvg
34
2/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Europa haben zudem gezeigt, dass Umwelt-
und damit Gesundheitsschutz mit
wirtschaftlichem Wachstum vereinbar ist
[7]. Das individuelle Risiko, durch Luftverschmutzung
zu erkranken, ist zwar klein
gegenüber anderen Faktoren wie beispielsweise
dem Lebensstil (Rauchen, Bewegung).
Da jedoch alle Personen von Jung
bis Alt ständig dieser Belastung ausgesetzt
sind, summieren sich diese Risiken zu
einem grossen Risiko auf Bevölkerungsebene.
Weltweit ist die Luftverschmutzung
der wichtigste Umweltrisikofaktor, verantwortlich
für über 6,5 Millionen vorzeitige
Todesfälle [8]. Die europäische Umweltagentur
beziffert in ihrer Gesundheitsfolgenabschätzung
für das Jahr 2018 die
Zahl der vorzeitigen Todesfälle aufgrund
der Feinstaub, NO 2 - und Ozonbelastung in
der Schweiz auf 3500, 270 sowie 350 vorzeitige
Todesfälle [9].
Saubere Luft ist ein wichtiger Faktor
für die Gesundheit. In diesem Sinne
kommt den Ärztinnen und Ärzten eine
wichtige Aufklärungsrolle auf individueller,
aber auch struktureller Ebene zu.
Einer seits können sie ihre Patienten und
Patientinnen beraten und beispielsweise
zu körperlicher Aktivität an weniger belasteten
Strassen raten oder, in Bezug auf
Lärm, zur Wahl des Schlafzimmers weg
von stark befahrenen Strassen raten. Die
Meinung der Fachleute in Gesundheitsfragen
kann ebenfalls politische Entscheidungsprozesse
beeinflussen und Massnahmen
zur Belastungsreduktion stützen.
SAPALDIA – die Quelle für Gesundheitsdaten
In der Schweizer Langzeitstudie SAPALDIA («Swiss Cohort Study on Air Pollution and
Lung and Heart Diseases in Adults»), der bislang grössten Studie, untersuchen Forschende
des Swiss TPH, wie sich die Umwelt, der Lebensstil, die sozialen Umstände und
die Gene auf die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung auswirken. Sie sammeln biologisches
Material und erheben seit 1991 Gesundheitsdaten von knapp 10 000 zufällig ausgewählten
Personen, die 1991 in Aarau, Basel, Davos, Genf, Lugano, Montana, Payerne oder
Wald lebten. In Zehn-Jahres-Abständen werden die Untersuchungen bei den gleichen
Personen wiederholt und teilweise ergänzt.
Heute sind die Teilnehmenden mehr als ein Vierteljahrhundert älter als bei Studienbeginn
und viele von ihnen haben das Rentenalter erreicht und weit überschritten. Dies
bietet die Gelegenheit, in der vierten SAPALDIA-Phase von 2014 bis 2017 die Untersuchungen
auf den Einfluss von Lebensstil, Sozial-, Umwelt- und Erbfaktoren auf die Gesundheit
des Alterns zu konzentrieren. SAPALDIA will damit wissenschaftliche Grundlagen
zur Förderung der Lebensqualität im Alter liefern und mehr Verständnis für die
zugrundeliegenden Wirkungsmechanismen erhalten bzw. entwickeln.
Prof. Dr. phil. II et PhD Nicole Probst-Hensch, MPH, ist Leiterin des Departments
Epidemiologie und Public Health am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut
Basel und leitet die SAPALDIA-Langzeitstudie.
Literatur
[1] World Health Organization (WHO).
WHO Global Air Quality Guidelines. Particulate
matter (PM2.5 and PM10), ozone, nitrogen
dioxide, sulfur dioxide and carbon monoxide.
Geneva: World Health Organization; 2021.
[2] Peters A., Nawrot T. S., Baccarelli A. A.
Hallmarks of environmental insults. Cell 2021;
184: 1455–68.
[3] Swiss Tropical and Public Health
Institute (Swiss TPH), Dokumentationsstelle
Luftverschmutzung und Gesundheit (LUDOK).
Interaktive Grafik zu den Auswirkungen der
Luftverschmutzung auf die Gesundheit. Basel:
LUDOK, Swiss TPH; 2020.
Accessed 28.1.2022:
https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/
dokumente/luft/fachinfo-daten/nabelrevue-2019.pdf.download.pdf/nabel-rueck
blick-2021.pdf
https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/fr/
dokumente/luft/fachinfo-daten/nabel-revue-
2019.pdf.download.pdf/nabel-revue-2021.pdf
[6] Timmers, V. R., Achten. Non-exhaust
PM emissions from electric vehicles. Atmospheric
Environment 2016; 134: 10–17.
[7] Greenbaum D. S. The Clean Air Act:
Substantial Success and the Challenges Ahead.
Ann Am Thorac Soc. 2018; 15(3): 296–7.
[4] Bundesamt für Umwelt (BAFU). Luft:
Fachinformationen. Accessed 5.1.2022 https://
www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/
luft/fachinformationen.html
[5] Bundesamt für Umwelt (BAFU),
Eidgenössische Materialprüfungs- und
Forschungsanstalt (Empa), NABEL Rückblick
2021, Bern: Bundesamt für Umwelt; 2021.
[8] GBD Risk Factors Collaborators. Global
burden of 87 risk factors in 204 countries and
territories, 1990–2019: a systematic analysis for
the Global Burden of Disease Study 2019.
Lancet 2020; 396: 1223–49.
[9] EEA. Air quality in Europe – 2020
report: European Environment Agency; 2020.
Anzeige
Partnervermittlung mit Charme
persönlich · seriös · kompetent
Löwenstrasse 25, 8001 Zürich
044 534 19 50
Wir freuen uns auf Ihren Anruf.
Kathrin Grüneis
vsao /asmac Journal 2/22 35
Perspektiven
Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit
Die verschiedenen
Gesichter der
Ekzeme
Antonio Cozzio und Ieva Saulite
Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Kantonsspital St. Gallen
* Der Artikel erschien ursprünglich in der
«Therapeutischen Umschau» (2019), 76(2), 55–63.
mediservice vsao-Mitglieder können die
«Therapeutische Umschau» zu äusserst
günstigen Konditionen abonnieren.
Details s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.
Der Begriff «Ekzem» umschreibt
auf den ersten Blick
eine Serie morphologisch sehr
heterogener, entzünd licher
Hautbilder, die aber einem regelhaften
zeitlichen Ablauf unterliegen und deshalb
oftmals nur unterschiedliche Stadien derselben
Krankheit bezeichnen. Die Beschränkung
des Ekzembegriffes auf «rote,
schuppende Haut» wäre irreführend, können
doch Ekzeme im Wesentlichen (fast)
alle Primär- und Sekun där efflores zenzen
auf der Haut zeigen: Erythem (makulös bis
erythrodermatisch), Vesikel (Bläschen) bis
Bullae (Blasen), Papeln bis Plaques und
Knoten (> 1 cm Durchmesser) sowie Pusteln
sind möglich als Primäreffloreszenzen,
aber auch sekundäre Morphen sind
regelhaft beim Ekzem: Krusten (eingetrocknete
Bläschenflüssigkeit) und Schuppen
(verhornte Keratinozyten), Erosionen,
Ulzerationen, Lichenifikationen, Exkoriationen,
Rhagaden sowie Vernarbungen.
Als Spätfolgen treten zudem Hypo- und
Hyper pigmentier ungen auf.
Der Begriff «Ekzem» aus dem Griechischen
ἔκζεμα umschreibt am ehesten die
akute Phase des heraufbrodelnden, aufwallenden
Ekzems mit der akuten serösen
Blasenbildung, und stellt in der deutschsprachigen
Dermatologie den typischen
Begriff dar für diese Krankheitsgruppe. Im
Englischen sowie in der (englischsprachigen)
Literatur setzt sich zunehmend der
generalisierend weitgefasste Begriff der
Dermatitis durch, der eigentlich auch andere
Entzündungen der Haut umfasst, wie
den Lichen ruber oder die Lupusdermatitis.
Im Begriff der atopischen Dermatitis
ist aber ausschliesslich das atopische Ekzem
gemeint. Der Begriff der Neurodermitis
ist veraltet, auch wenn er gerade in der
Bevölkerung verbreitet ist und manchmal
nützlich erscheint, um eine mögliche Verbindung
zwischen psychischer Verfassung
und Ekzemakti vität zu postulieren.
Nach der Pathogenese unterscheiden
wir die folgenden Ekzemgruppen:
• Atopisches Ekzem, atopische Dermatitis
(AD)
• Kontaktekzem / Kontaktdermatitis (KD)
von allergischen und vom toxischen
Typ, mit oder ohne Lichteinwirkung
(phototoxische KD, photoallergische KD)
• Seborrhoisches Ekzem
• Nummulär-mikrobielles Ekzem
• Exsikkationsekzem
• Stauungsekzem
Ekzeme können auch nach Lokalisationen
unterteilt werden (Hand- / Fuss- / Skrotal- /
Analekzem, Intertriginöses Ekzem, Kopfhautekzem
und andere). Während die
Kenntnis der pathogenetischen / ätiologischen
Unterteilung wichtig ist für gezielte
Abklärung und Diagnostik, ist das Verständnis
der lokalisationsabhängigen
Ekzeme sowie der Ekzemstadien wichtig
für eine galenisch korrekte Therapiewahl
(Galenik: Darreichungsform des Arzneimittels,
in der Haut z. B. Lösungen, Lotion,
Creme, Salben, Fettsalben).
In der Folge werden wir dem häufigen
atopischen Ekzem etwas mehr Platz einräumen,
um die Basistherapie zu erklären,
aber auch um auf das stark verbesserte
Verständnis in der Pathogenese hinzuweisen,
welches verbesserte systemische Behandlungen
zulässt, falls die hautgerichteten
Therapien versagen. Für die Juckreizbekämpfung
verweisen wir auf den
Artikel von Dr. Markus Streit in dieser Ausgabe
der Therapeutischen Umschau und
fokussieren mehr auf die Entzündungsbehandlung
der Ekzeme. Weiter geben wir
eine kurze Übersicht über kontakttoxische
und kontaktallergische Ekzeme, seborrhoische
Ekzeme und das nummulärmikrobielle
Ekzem. Nicht genauer erläutert
werden aus Platzgründen das Exsikkationsekzem
sowie das Stauungsekzem.
Das atopische Ekzem (die Juckflechte,
atopische Dermatitis,
Neurodermitis, endogenes Ekzem,
Prurigo Besnier)
Das atopische (nicht zuzuordnende, nicht
lokalisierbare) Ekzem oder die atopische
Dermatitis (AD) ist mit 10 – 15 % Prävalenz
eine der häufigsten Erkrankungen im Kindesalter,
welches sich häufig mit dem Erwachsenwerden
verliert (Prävalenz Erwachsene
ca. 3 %). Kleinkinder zeigen die
Symptome meist im ersten Lebensjahr,
36
2/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
typischerweise nach der Neonatalperiode
(ab 4. Lebensmonat). Die Vererbung ist polygenetisch,
bei einem betroffenen Elternteil
muss von einem Risiko von ca. 15 %,
bei beiden Elternteilen von bis zu 80 %
ausgegangen werden. Die beste genetische
Evidenz für eine ursächliche Mutation
besteht für das Filaggrin-Gen: Das
mutierte epitheliale Eiweiss führt zu Störungen
der Hautbarriere mit einem entsprechenden
erhöhten Wasserverlust mit
nachfolgender Hautaustrocknung. Ein
gängiges Modell postuliert, dass trockene
Haut zu Juckreiz führt mit konsekutivem
Kratzen und Mikroverletzungen, welche
die dermale Entzündung aktiviert, die
dann den Pruritus verstärkt – ein Circulus
vitiosus entsteht. Allerdings finden sich
Filaggrinmutationen nur in etwa der Hälfte
aller Patienten mit AD. Eine Substitution
mit einer gesunden Filaggrinvariante
ist (wie bei allen loss of function Mutationen)
genetisch und immunologisch
schwierig zu bewerkstelligen, und es gibt
aktuell auch keine Studienaktivitäten in
dieser Richtung.
Die zweite Stossrichtung der Forschung
befasst sich mit der Immunologie
des AD. Bereits seit Jahrzehnten war bekannt,
dass die Behandlung mit Cyclosporin
A bei organtransplantierten Patienten
auch eine gleichzeitig bestehende AD
verbesserte. Anders als die restlichen Erkrankungen
aus dem atopischen Formenkreis
(Rhinokonjunktivitis, Asthma bronchiale)
wurde bei der AD gezeigt, dass sie
nicht zwingend eine IgE-vermittelte, sondern
eine T-zelluläre Entzündung darstellt,
im Frühstadium v. a. eine Th2-gewichtete,
im weiteren Verlauf dann eine
gemischt Th1 / Th2 / Th22-aktivierte Entzündung
der Haut. Die Aufschlüsselung
der Entzündungskaskade der AD hat aktuell
die IL-4 / 13 Zytokine in den Fokus gerückt:
die Hemmung der Effekte dieser Interleukine
führt zu einem deutlichen Aktivitätsrückgang
der AD und entsprechende
Antikörper sind in Europa bereits zugelassen
und werden bald auch in der Schweiz
in den klinischen Alltag Einzug halten
(s. unten). Viele weitere zusätzliche intraund
extrazelluläre Faktoren der Entzündungskaskaden
sind in den Fokus des
Forschungs interesses gerückt, und die
nächsten Jahre werden hoffentlich weitere
Fortschritte in der Behandlung der mittelschweren
/ schweren AD mit sich bringen.
Provokationsfaktoren spielen bei der
Aktivierung der AD eine grosse Rolle.
Durch wiederholte mechanische Reizungen,
z. B. durch Feuchtarbeiten, aber auch
durch Schwitzen oder zu häufiges Duschen
/ Baden, kann eine atopische Dermatitis
bei Veranlagung getriggert werden.
Ebenfalls sind Alkohol und psychischer
Stress als mög liche Auslöser beschrieben.
Nahrungsmittel sind vor allem
im Säuglings- und Kleinkindesalter bei
einer AD- Verschlechterung zu evaluieren
(v. a. Milch, Ei, Nüsse, Fisch, Soja, Weizen),
bei Erwachsenen sind diese bedeutend
seltener. Diese leiden dafür eher unter Aeroallergenerkrankungen
durch Hausstaubmilben,
Pollen oder Tierhaare, die
neben häufigen Atemwegsproblemen
durchaus auch eine AD-Verschlechterung
auslösen können. In diesem Falle sind
Massnahmen wie Encasing oder Desensibilisierungen
somit doppelt sinnvoll. Für
eine zielgerichtete und wirtschaftliche
Aufarbeitung der allergologischen Zusammenhänge
ist eine Zusammenarbeit mit
einem Allergologiezentrum hilfreich, damit
können auch übertriebene oder wissenschaftlich
sinnlose Allergieabklärungen
(z. B. IgG Abklärungen auf Nahrungsmittel),
mit denen vielen Patienten Geld
aus den Taschen gezogen wird, vermieden
werden.
Klinische Zeichen der AD
Die Atopiestigmata erlauben die Feststellung
einer atopischen Diathese, welche bei
entsprechendem Ekzembild die Diagnose
der AD unterstützen. Zu den Atopiestigmata
gemäss Diepgen-Score gehören (mit
Punkteangaben, müssen addiert werden):
• Juckreiz beim Schwitzen 3
• Unverträglichkeit von Wolle 3
• Xerosis cutis 3
• Dermographismus albus 3
• Hertoghe Zeichen 3
• Milchschorf anamnestisch 2
• Perlèche, Cheilitis 2
• Ichthyosis, vermehrte / vertiefte
Handlinien2
• Pityriasis alba 2
• Positive FA 1
• Rhinitis1
• Konjunktivitis1
• Asthma1
• Dyshidrosis1
• Dennie-Morgan Falte 1
• Nickel Allergie 1
• Nahrungsmittelunverträglichkeit1
• Gesichtserythem1
• Lichtempfindlichkeit1
• Keratosis pilaris 1
0 – 6 Punkte Atopie unwahrscheinlich
7 – 10 Punkte Atopie möglich
> 10 Punkte Atopie wahrscheinlich
Eine IgE Erhöhung ist nicht zwingend nötig
zur Diagnose der AD: ist sie vorhanden,
sprechen wir von einer extrinsischen AD
(ca. 2 /3 aller Patienten), bei normalen IgE
Werten von einer intrinsischen atopischen
Dermatitis.
Das klinische Bild der atopischen Dermatitis
ist vielfältig, und umfasst je nach
Altersgruppe andere Prädilek tionsstellen:
Während im Säuglingsalter häufig Kopf
und Stamm betroffen sind und die Beugen
sowie Windelregion ausgespart werden,
werden im Kindes- und Jugendalter vorwiegend
beugenbetonte Ekzemherde gesehen
(Hals, Ellenbeugen, Kniebeugen,
aber auch Anogenitalregion). Im Erwachsenenalter
wiederum sind vor allem
Kopf / Hals sowie Schulterregion sowie die
Hände von der AD betroffen. Aufgrund
der speziellen Exposition im Kindesalter
(z. B. Spielen im Sand) werden bei Kindern
gerade im Sommer Knie- und Ellenbogen
stärker belastet und zeigen dann die typische
Sandbox-Dermatitis, ein mechanisch
getriggertes Ekzem (oft im Rahmen der
AD). Im Erwachsenenalter kommt es viel
häufiger als bei Kindern zu den pruriginösen
Ekzemformen mit Ausbildung von papulovesikulösen
und knotigen, ev. hämorrhagisch-exulzerierten
Herden, die
maximal therapieresistent verlaufen können
mit entsprechend hohem Leidensdruck.
Das AD folgt einem phasenhaften, regelmässigem
Verlauf der Ekzemreaktion
und deren Erkennen ist entscheidend für
die Wahl der galenischen Form der topischen
Behandlung.
Zu den akuten Stadien des Ekzems gehören
das a) ini tiale Erythem, b) die vesikulös-bullös
nässende Phase, sowie die c)
eintrocknende, krustöse Phase. Bei länger
anhaltender Entzündung kommen
schliesslich die chronischen Ekzemstadien
zur Ausprägung mit c) hyperkeratotischen,
ev. rhagadiformen Bild bis zur e)
lichenifizierten Phase. Die Einschätzung
der Entzündungsphase (s. Abbildungen)
ist wichtig zur Behandlung gemäss des
dermatologischen Grundsatzes: nässende
Läsionen feucht behandeln, trockene Läsionen
fett behandeln!
Prinzipiell baut sich die AD Behandlung
stufenweise wie folgt auf:
1. Basisbehandlung
2. antientzündliche / antimikrobielle
Lokaltherapie
3. Lichttherapie
4. Systemische Therapie
vsao /asmac Journal 2/22 37
Perspektiven
Abbildung 1. Klinische Ekzemstadien. a: Erythematöse Phase; b: Vesikulobullöse Phase; c: Krustöse Phase; d: Squamöse Phase; e: Lichenifizierte Phase.
Basisbehandlung
Die Behandlungsstufen schliessen sich
nicht gegenseitig aus, können kombiniert
werden, und aufgrund der rein morbostatischen
Effekte der Behandlungen muss
zwischen ihnen oftmals hin und her gewechselt
werden bzw. müssen sie wiederholt
angewandt werden. Nur die Basisbehandlung
soll kontinuierlich durchgeführt
werden! Das bedingt, dass sie sich
gut anfühlen muss, wenn wir vom Patienten
einfordern, dass er sie kontinuierlich
durchführt – die Basistherapie muss also
personalisiert werden! Die Beschreibung
der spezifischen Pflegeprodukte sprengt
den Rahmen dieses Reviews, und ist eine
der Kernkompetenzen des dermatologisch
tätigen Facharztes. Je nach individuellem
Empfinden des Patienten und ev.
vorliegender kontaktallergischer Komorbiditäten
können Pflegeprodukte auf
Harnstoffbasis, Glycerin-, Milchsäure-,
Vaseline-, Ceramid oder andere Basis erfolgen.
Für Harnstoff / Urea, einem natürlichen
Bestandteil des natural moisturizing
factors der Haut, liegen sehr gute Untersuchungsresultate
hinsichtlich Reduktion
des Wasserverlustes, der Trockenheit,
Rötung und Juckreiz vor, und sogar das
Hautmikrobiom soll sich unter Harnstoff
weg von den prädominanten Staphylokokken
hin zum normalisiertem, vielfältigerem
Mikrobiom entwickeln. Häufig
wird jedoch die Erfahrung gemacht, dass
gerade im Kindesalter oder bei stark xerotischer
Komponente Urea-haltige Produkte
initial nicht gut vertragen werden (stinging
effect), hier können andere Topika
eingesetzt werden. Die wichtigste Erkenntnis
jeder Basistherapie: mindestens
1 x täglich durchführen, sich Zeit nehmen,
und vor allem GENUG auftragen. Das
heisst auch für uns Ärzte: GENUG verschreiben!
Eine tägliche Ganzkörpertherapie
bei einem erwachsenen Patienten
bedingt, ein Rezept über ca. 300 gr / Woche
zu verschreiben. Leider werden diese
Mengen nur selten verschrieben, noch
seltener von den Krankenkassen übernommen,
und schliesslich auch leider von
den Patienten nicht regelmäs sig angewandt.
Dabei ist es erwiesen, dass die
Basistherapie, eine angepasste Hygiene
(nicht zu häufiges Duschen), der (zurückhaltende)
Einsatz eines Syndet als Seifenersatz,
sowie die Wahl wenig irritierender
Kleidungsstücke (Seidenunterwäsche besser
als Baumwolle, synthetische Stoffe
oder gar Wolle) bereits dazu führen, dass
häufig auf Kortikosteroide verzichtet werden
kann. Darüber hinaus mehren sich
Studienhinweise, dass die tägliche Ganzkörperbehandlung
von Risikosäuglingen
(Risiko für AD bei vorbelasteten Eltern)
mit Ölbädern oder Öl in Wasser Emulsionen
ab der 1. Lebenswoche im Sinne einer
Primärprävention zu einer singifikanten
Reduktion von Ekzemerkrankungen im
späteren Leben führt.
Antientzündliche / antimikrobielle
Lokaltherapie
Kommt es trotz sorgfältiger Basistherapie
zu einem entzündlichen Schub (lokal oder
generalisiert), so ist der Einsatz eines Klasse
II-IV topischen Kortikosteroides (TCS)
gerechtfertigt, wobei es ausserhalb des
Gesichtsbereiches (Klasse II) in der Regel
besser ist, kurz und heftig ein starkes Kortikosteroid
einzusetzen, als überlang ein
schwaches. Je nach Ekzemphase sollten
als Galenik eine Lotion, Creme oder Salbe
verwendet werden, Hersteller und Produkte
gibt es unzählige, am besten arbeiten
Grundver sorger mit einer kleinen Palette
an Produkten, die sie gut kennen. Eine
typische Verschreibung für einen Ekzemschub
beim Erwachsenen bedingt
eine ordentliche Menge an TCS: pro Prozent
befallene und zu therapierende Haut
muss pro Tag (bei Einmalanwendung) ca.
0.2 g angewandt werden. Bei 40 % KOF Befall
also 8 g / Tag, bei einer Dauer von 10
Tagen Behandlung also ca. 80 g TCS. Nach
einer Therapiedauer von typischerweise
7 – 14 Tagen (täglich) kann eine proaktive
Dauertherapie erfolgen für mindestens
2 Monate mit 1 – 2 × / Woche topische Steroidanwendung
auf die abgeheilten Herde.
Unter dieser sekundärprophylaktischen
Anwendung werden – v. a. bei sorgfältiger
Basistherapie – weniger Rezidive,
und über den längeren Verlauf gesamthaft
weniger topische Steroide auf die Haut
aufgetragen bei Patienten mit chronisch-rezidivierender,
aktiver AD und reaktiver
Steroidgabe. Die Steroidtherapie
erfolgt zusätzlich zur Basistherapie, die
Patienten müssen darauf aufmerksam gemacht
werden, dass sie > 1 h / Tag für die
Hautpflege aufwenden müssen. Bei
Nicht-Beherrschen der (ausgedehnten)
Entzündungsherde ist eine ambulante Betreuung
mittels Tuchtherapie in vielen
dermatologischen Zentren möglich und
sinnvoll. Topische Calcineurininhibitoren
(TCI) können TCS in vielen Situationen ersetzen,
auch hier sollen fettigere Galeniken
bevorzugt an trockenen Hautstellen
eingesetzt werden. Bei nicht genügender
Krankheitskontrolle kann auf TCS umgestiegen
werden.
Lichttherapie
Falls die Basistherapie und die topische
antientzündliche Therapie nicht zum gewünschten
Erfolg führen, oder aufgrund
der starken Ausprägung / Ausdehnung
nicht mehr möglich sind, kann eine Kombination
mit der Lichttherapie, in der Regel
UVB311nm, bei einer Dermatologin
oder am Spital eine deutliche Verbesserung
des Hautzustandsbildes mit sich
bringen. Zeitlich ist mit wöchentlich idealerweise
3 Sitzungen (Aufenthaltsdauer
beim Dermatologen kurz, ca. 2 – 5 Min.)
über ca. 8 – 12 Wochen zu rechnen, eine Ferienunterbrechung
ist möglich in Absprache
mit dem behandelnden Dermatologen.
Einen besonders grossen Stellenwert
hat die Lichttherapie bei den Hand- /Fussekzemen,
dort wird mit Erfolg v. a. die
Hand- / Fuss-Bade-PUVA Therapie eingesetzt
mit gleichem Rhythmus wie die
UVB311nm Therapie. Rund 2 /3 der Patienten
profitieren deutlich von der Lichttherapie
mit oft längerer Wirkungsdauer als
mit TCS. Auch hier ist die Basistherapie
(mit-)entscheidend für den langanhaltenden
Erfolg.
38
2/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Systemische Therapien
Bei den systemischen Therapien kommen
immunsuppressive Medikamente wie Cyclosporin
A (CsA), Methotrexat (MTX), Azathioprin
(AZA), und ev. Mycophenolat
Mofetil (MMF) zum Einsatz, wobei nur
CsA in-label angewendet werden darf in
der Schweiz, und dieses aufgrund der
Nephrotoxizität auch nur für relativ kurze
Zeitdauer von 6 bis höchstens 12 Monaten.
Es wird initial eine Dosis von 3 – 5 mg / kg
KG und danach ein rasches Reduzieren
auf die minimal wirksame Dosis angestrebt
unter regelmässiger Nieren-/Blutdruckparameter
und vorherigem Ausschluss
von chronischen Infektionserkrankungen.
Das Ansprechen auf CsA ist
in der Regel rasch, was von den Patienten
mit mittelschwerer bis schwerer AD sehr
geschätzt wird. Leider sind die Rezidive
nach Absetzen sehr häufig. Für die off-label
Einsätze von MTX, AZA, MMF gelten
die in dividuellen Vorsichtsmassnahmen
für die immunsup pressiven Therapien.
Zusätzlich müssen diese Patienten einen
konsequenten Sonnenschutz durchführen,
da unter Immunsuppression allgemein,
aber v. a. unter AZA, ein deutlich
erhöhtes Hautkrebsrisiko besteht. Aktuell
ist das erste Biologikum Dupilumab (Antikörper
gegen IL4-Rezeptor-alpha-Untereinheit)
in Europa für die mittelschwere /
schwere AD zugelassen, das Zulassungsverfahren
in der Schweiz ist am Laufen.
Erste Erfahrungen sind gerade für schwere
AD Formen sehr gut, und es bleibt zu
hoffen, dass das Wissen um die immunologischen
Prozesse bei der AD dazu führen
werden, dass Dupilumab nur der erste
Vertreter einer grösseren Gruppe neuer
Therapeutika für diese schwer leidenden
AD Patienten sein wird. Analog wie bei der
schweren Psoriasis könnten Antikörpertherapien
und small molecular compounds
ein neues Zeitalter in der spezifischen
immunologischen Therapie der AD
einläuten. Aktuell sind entsprechend
mehrere internationale Phase II und III
Studien zur Therapie von AD in der
Schweiz und weltweit am Laufen.
Nach wie vor ist aber leider keine Heilung
möglich, insbesondere auch nicht
mit alternativen Heilmethoden oder teils
unmöglichen Diätvorschriften. Im Gegenteil
müssen schulmedizinisch tätige Ärztinnen
und Ärzte darauf schauen, dass wir
unsere AD Patienten vor unnützen, teuren
Tests und sogar schädlichen Behandlungen
schützen. Diesbezüglich ist m. E. eine
ausführliche Schulung der Patienten bzgl.
Therapiepläne sowie eine zeitlich regelmässige
Kontrolle der AD Patienten beim
Hautarzt viel effizienter als die vom Schweregrad
abhängige rein situative Kontrolle.
Damit wird die Arzt-Patientenbeziehung
weggeführt von der Patienten- und Arzteinschätzung
«das ist eine nicht-behandelbare,
frustrierende Erkrankung» hin zur
Einschätzung «die ärztlichen Therapiepläne
und mein Verhalten beeinflussen die
Erkrankung positiv», hin also zu einem
eigentlichen Empowerment der Patienten
mit AD.
Kontaktekzem von allergischen
und vom toxischen Typ, mit oder
ohne Lichteinwirkung
Kontaktekzeme treten auf nach Kontakt
mit einer auslösenden Substanz, die meist
direkt oder aerogen mit einer Haut- oder
Schleimhautoberfläche in Berührung
kommt. Ist die Substanz per se irritierend
(z. B. starke Säuren / Basen, oder toxische
Substanzen wie 5-FU oder andere), kommt
es zu einer kontakttoxischen Schädigung
ohne primäre Involvierung des Immunsystems.
Diese Substanzen führen obligat
bei allen Menschen zu einer kontakttoxischen
Schädigung, ohne dass vorher
eine Sensibilisierungsphase erfolgen
muss; die Entzündung bleibt sehr strikte
auf die Kontaktfläche beschränkt. Ist hingegen
die Substanz nicht per se toxisch,
kann je nach individueller T-Zell-Repertoire
jedes Menschen die molekulare
Struktur der Substanz als immunologisch
«fremd» interpretiert werden und eine
Stadiengerechte Behandlung angepasst von European Dermatology Forum
EDF Guidelines 2018.
Allergen Anteil der Sensibilisierungen in %
Nickelsulfat 15,9
Duftstoff-Mix 6,5
Perubalsam 5,5
Kobaltchlorid 5,1
Methyisothiazolinon 4,5
Duftstoff-Mix II 4,2
Methylisothiazolinon 3,9
Kaliumdichromat 3,7
Kolophonium 3,4
Propolis 3,1
Thiuram Mix 2,6
Wollwachsalkohole 2,2
Tabelle 1. Häufigste kontaktallergisierende Substanzen 2016, DACH (Daten: IVDK, Informationsverbund
dermatologischer Kliniken, aus Braun Falco 2018).
vsao /asmac Journal 2/22 39
Perspektiven
(zelluläre) Immunantwort induziert werden,
eine sogenannte Typ IV Reaktion
nach Coombs. Bei dieser kontaktallergischen
Dermatitis bleibt typischerweise der
Erstkontakt kurzfristig ohne Entzündung,
erst bei Zweit- oder Mehrfachkontakt
kommt es zur entzündlichen Reaktion, die
dann klassischerweise auch über das eigentliche
Kontaktfeld hinausreicht (Streuphänomen).
Naturgemäss lässt sich eine
Kontaktallergie nicht oder nur beschränkt
voraussagen, eine kontakttoxische Reaktion
ist jedoch voraussagbar und manchmal
auch erwünscht (z. B. 5-FU Applikation
zur Behandlung von aktinischen Keratosen).
Einen Spezialfall stellen die photoallergischen
oder phototoxischen Kontaktekzeme
dar, bei welchen die jeweiligen
Substanzen erst durch photobiologische
/ -chemische Prozesse in allergisierende,
bzw. toxische Substanzen umgewandelt
werden.
Wie auch die atopische Dermatitis
durchlaufen Kontaktekzeme die typischen
Stadien des a) Erythems, der b)
vesikulös-bullös nässenden Phase, der c)
krustösen und schliesslich c) hyperkeratotischen
und d) rhagadiformen bis e) lichenifizierten
Phasen. Je nach Aspekt unterscheiden
wir deshalb das akute (a – c) vom
chronischen (d – e) Kontaktekzem. Je nach
Kontaktfläche können prinzipiell alle Körperregionen
betroffen sein, wobei Hände,
Kopf- und Gesichtshaut sowie die Anogenitalregion
überhäufig betroffen sind.
Kontakttoxische Ekzeme
Akute irritative Ekzeme sind nicht selten
Unfallereignisse (z. B. Säure- / Basenunfälle
bei der Arbeit). In den meisten Fällen
sind Hände betroffen. Die Therapie besteht
in der sofortigen Entfernung der
stark irritierenden Noxe durch langanhaltendes
Abspülen mit Wasser und danach
durch die phasengerechte topische antiphlogistische
Behandlung. Häufiger sind
aber die chronisch irritativen Kontaktekzeme
oder kumulativ-toxischen Kontaktekzeme,
bei denen subtoxisch wirksame
Substanzen, z. B. überhäufiger Wasserund
/ oder Seifenkontakt, Desinfektionsmittelgebrauch,
Tenside, Öle, Zement und
andere irritier ende Stoffe längerfristig die
Haut schädigen; bevorzugt erkranken Personen
aus Raumpflege-, Haushaltsberuf
oder Friseure und Menschen aus dem Gesundheitswesen
oder Bauindustrie an diesen
Ekzemen. Allen diesen Ek zemen gemeinsam
sind eine Überforderung der
Haut- Pufferkapazität sowie eine chronische
Schädigung des Wasserretentionsvermögens
sowie des normalen Lipidfilmes
der Haut. Kumulativ-toxische Handekzeme
sind oft Berufsdermatosen, die jedoch
bei entsprechender Aufklärung und
Verhaltensanpassung eine recht gute Abheilung
zeigen: Meiden der Kontakt noxe,
Tragen von Schutzhandschuhen (bei bestehendem
Handekzem nur naturlatexfreie
Handschuhe), phasengerechte
Entzündungsbehandlung und häufiges,
regelmässiges Rückfetten. Trotz klinisch
manchmal sehr rascher Retablierung eines
normalen Hautbildes kann die Hautbarrierefunk
tion über mehrere Wochen
und Monate gestört sein, sodass Rezidive
sehr häufig sind bei Reduktion der Hautpflege
und erneuter (beruflicher) Exposition.
Je nach Schweregrad ist die Betreuung
in einer spezialisierten dermatologischen
(Hand-) Ekzem-Berufssprechstunde
sinnvoll, da oftmals längere
Arbeitsunfähigkeiten aus den Ekzemen
resultieren, und sich im Verlauf auf der
chronisch-irritativen Schädigung ein allergisches
Ekzem aufpfropfen kann, das
durch entsprechende Tests gesucht werden
muss.
Kontaktallergische Ekzeme
Für ein kontaktallergisches Ekzem braucht
es eine ini tiale Sensibilisierungsphase, in
welcher das Immunsystem spezifische
T-Zellen aktiviert gegen eine nicht notwendigerweise
toxische Substanz. Eine
Vorschädigung der Haut, z. B. durch ein
irritatives Kontaktekzem oder aber auch
durch eine atopische Dermatitis, kann die
Penetration solcher Substanzen durch die
ansonsten sehr dichte und selektiv-permeable
Epidermisbarriere erleichtern,
weshalb irritativ-toxische und kontaktallergische
Ekzem überhäufig kombiniert
auftreten und dann die Unterscheidung
nicht immer einfach fällt. Nach der Sensibilisierung
werden beim erneuten Kontakt
mit der Substanz die spezifischen memory
T-Zellen aktiviert und induzieren in
der Haut nach minimal 4 – 8 h, eher aber
innert 24 – 48 h nach Kontakt eine ekzematöse
Kaskade mit dem typischen metachronen
Ablauf. Da sich hier immunologische,
und nicht toxisch-entzündliche
Reaktionen abspielen, ist die Reaktion
nicht unbedingt strikt auf die Kontaktstelle
limitiert: kontaktallergische Ekzeme
neigen somit zur sogenannten Streuung.
Anders als bei der Typ-I-Allergie (allergische
Rhinokonjunktivitis, Bienen- / Wespenallergie)
ist bei dieser Typ IV Reaktion
leider keine Desensibilisierung zu erreichen
durch nachträgliche z. B. perorale
Antigenexposition. Allerdings scheinen
vorgängige perorale Allergenexpositionen
einen präventiven Effekt auf spätere Kontaktallergien
zu besitzen (z. B. nickelhaltige
Zahnspangen und spätere seltenere
Nickelallergien). Interessant ist in diesem
Zusammenhang auch, dass Patienten mit
Nickel-kontaktallergischen Handekzemen
unter fortgesetztem Zigarettenabusus
(mit Nickelkontamination) einen deutlich
schlechteren Verlauf zeigen als Nichtraucher.
Kontaktallergien sind häufige Konsultationsgründe
bei den Dermatologen, die
Prävalenz von Kontaktsensibilisierungen
wird auf > 20 % der Erwachsenen geschätzt,
und eigentliche kontaktallergische
Ekzeme machen ca. 2 – 4 % aller Konsultationen
in einer dermatologischen
Keratolyse Salicylsäure Lotio decapans®
Magistralrezeptur 3 – 5 % in Olivenöl
Antientzündliche Behandlungen
Antimykotische Behandlung
Zinkpyrithion-haltige Externa
Calcineurin topisch (off label)
Selendisulfid
Lithiumsuccinat / Zinksulfat
Zinkpyrithion topisch
Azolderivate topisch
Squa-Med®, Sebo Shampoo®,
Elidel®
Ektoselen®, Selsun®
Efalith®
Squa-Med®
Meto-med®, Ketozol-Mepha®, Lur®,
Nizoral®, Terzolin®
Tabelle 2. Keratolytische Therapiestrategien, besonders bei Pityriasis capitis.
40
2/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Nässende
entzündliche
Dermatosen
flüssig
z.B alkoholische oder wässrige Eosin
0.5 – 2 % Lösung, Tannosynt Bäder
Betadine Sitzbäder, Schwarzteeumschläge
Intertriginöse
trockene
Dermatosen
Schüttelmixtur
(Lotion)
fest
Hydrogel
Emulsion
Crème
Salbe
fett
trockene
entzündliche
Dermatosen
Puder
z. B. Talkum, Zinkoxid
Fettsalbe
z. B. Fette, Öle, Wachse
Grafik. Ekzemstadiengerechte Galenikwahl gemäss «dermatologischem Dreieck».
Praxis aus. Erfreulicherweise hat der
Rückgang von Nickelgehalt in täglichen
Bedarfsgegenständen oder Schmuckstücken
dazu geführt, dass die Nickelkontaktallergieproblematik
in den letzten
Jahren regredient war in der Gesamtbevölkerung.
Die Hitliste der häufigsten sensibilisierenden
Substanzen ändern sich mit der
Zeit, weil durch die Erfassung der Substanzen
und deren ev. Sperrung im Einsatz von
Körperpflegeprodukten die Expositionsfrequenzen
sich ändern können. So sinkt
z. B. die Kontaktallergiefrequenz auf Dibromdicyanobutan
seit dessen Einsatzverbot
in Kosmetika in Europa deutlich ab.
Waschmittel werden u. E. als Kontaktallergiequelle
überschätzt, aber Kleidungsstücke
können sehr wohl, gerade bei
engem Anliegen, als Allergiequelle in Frage
kommen. Hier sind neben den bekannten
Jeans-Nickelknöpfen auch Farbstoffe,
Gummihilfstoffe, Chromate in dunklen
(Leder-)Kleidungsstücken oder in Lederschuhen
zu erwähnen. Im Schmuckbereich
sind neben dem nickel- haltigen
Modeschmuck auch Kobalt, Palladium
oder Gold als Allergen möglich – teurer
Schmuck schützt also nicht immer vor
Kontaktallergien. Im tieferen Preissegment
sind v. a. dunkle Henna-Tätowierungen,
die neben Kaffeefärbstoffen, Urin
und andere Färbstoffen häufig das hochallergene
para-Phenylendiamin (PPD) enthalten,
als Temptoos (passagere Schmucktätowierungen)
relativ häufige Kontaktallergene
in der dermatologischen Praxis,
v. a. nach Ferienaufenthalten. PPD ist
auch eines der häufigsten Kontaktallergene
im Haarfärbebereich, PPD-freie Dunkelfärbungen
sind immer noch in der
Minderzahl im Einsatz. Entsprechend leiden
Berufstätige in Haarpflegeberufen
sehr oft unter Berufsallergien.
Pflanzen können stark allergisierende
Substanzen enthalten, am bekanntesten
und häufigsten sind der Giftefeu (poison
ivy) oder Giftsumach (poison sumach).
Aber auch Ringelblumen, Mutterkraut,
Tulpen, Primeln oder Hyazinthen enthalten
relativ häufige Kontaktallergene, die
gerade im Gärtnerarbeitsbereich als Ursache
neben einer möglichen irritativ-toxischen
Ekzemursache in Betracht gezogen
werden müssen. Primin, eine Benzochinonverbindung
in der Primel, ist ein
derart starkes Kontaktallergen, dass es
auch in flüchtiger Form bei einem Sensibilisierten,
der in ein Zimmer tritt, in welchem
sich eine entsprechende Pflanze befindet,
nach wenigen Stunden eine akute
Kontaktdermatitis auslösen kann. Auch
Pflanzen- oder Naturprodukte wie Teebaumöle,
Arnika, Propolis (von Bienen),
Perubalsam und andere Stoffe können als
häufig eingesetzte Aromaduftstoffe gerade
in Naturheilprodukten eingesetzt eine
relevante Quelle für Kontaktal lergien darstellen,
die anamnestisch unbedingt erfragt
werden muss.
Methylisothiazolinon ist in vielen
Feuchttüchern für die perianale Hygiene
enthalten, die gerade bei Patienten mit
chronischer Diarrhoe häufig eingesetzt
werden; neben einer kumulativ toxischen
Perianaldermatitis ist deshalb an eine ev.
aufgepfropftes kontaktallergisches Analekzem
zu denken in dieser Situation. Da
Wollwachsalkohol oder Amerchol häufige
Grundlagen von Cremen und Salben darstellen,
und andere wichtige Kontaktallergene
wie Bufexamac, Neomycin, Benzocain,
Cinchocain, Imidazol häufig in Externaapplikationen
verordnet werden,
sind auch iatrogen unterhaltene Kontaktallergien
zu evaluieren bei hartnäckigem
Verlauf! Gerade für Bufexamac (Par-
vsao /asmac Journal 2/22 41
Perspektiven
fenac®) sehen wir häufig eine ärztlich verschriebene
Anwendung bei Analekzemen,
obwohl vor der Analregionanwendung
explizit im Compendium gewarnt wird.
Aufgrund der Vielzahl der auslösenden
Substanzen sowie der nicht selten lückenhaften
oder unklaren Patientenanamnese
und der versteckten Verbreitung
der Allergene ist die Diagnose der
Kontaktallergie oftmals eine Detektiv-Arbeit,
die stark auf einer möglichst vollständigen
Anamnese (Beruf, Freizeit, Umgebungskontakte,
je nach Lokalisation
auch Sexualanamnese, Reinigungsgewohnheiten)
beruht, deren Erhebung in
keiner Weise in Berset-gerechter Zeitspanne
erfasst werden kann, Kontaktallergiepatienten
sind keine 20-Minuten-Patienten.
Neben der Anamnese ist der Epikutantest
das wichtigste Werkzeug der
Dermatologin, dessen korrekte Durchführung,
insbesondere auch die Austestung
von Eigensubstanzen, ein grosses Know-
How voraussetzt, welches oft nur an den
dermatologischen Kliniken vorhanden ist.
Bei diesem kontrollierten Provokationstest
muss insbesondere auch eine irritative
von einer allergischen Reaktion unterschieden
werden. Nicht alle vermuteten
Kontaktallergien lassen sich auf diese
Weise feststellen, für die Proteinkontaktdermatitis
(z. B. bei Bäckerlehre) müssen
andere Testsets durchgeführt werden.
Grundsätzlich sollte aber ein Epikutantest
zur Suche einer Kontaktallergie bei therapieresistentem
Ekzem unklarer Genese
unbedingt durchgeführt werden. Für die
Patienten ist es wichtig zu wissen, dass die
Testung mehrere Tage innerhalb einer
Woche beansprucht, an denen sie im Testzentrum
ambulant untersucht werden.
Als einfacher, aber deutlich weniger aussagekräftiger
Alltagstest ist der sogenannte
ROAT nützlich (repeated open application
test), in welchem eine Substanz 1 – 2 ×
täglich für ca. eine Woche an einer bestimmten
Stelle, z. B. Unterarm, aufgetragen
wird. Der Test kann v. a. nützlich sein
zur groben Abschätzung, ob eine neu verordnete
Externabehandlung vertragen
wird. Eine mittels Epikutantest bestätigte
Kontaktallergie muss in einem Allergiepass
hinterlegt sein, dessen Abgabe mit
einem Aufklärungsgespräch verbunden
sein soll und welcher der Patientin helfen
soll, den kontaktallergischen Substanzen
auszuweichen in Beruf und täglichem Leben.
Die Besprechung berufsallergologischer
und versicherungstechnischer Fragen
sprengt den Rahmen dieses Kurzreviews
über Ekzeme. Die Beratung betroffener
Patienten in dieser Beziehung ist
jedoch die Hauptaufgabe der Berufssprechstunden
in dermatologischen Zentren.
Seborrhoisches Ekzem
Das seborrhoische Ekzem ist in der milden
Ausprägung derart häufig, dass es von vielen
Dermatologen als eine Normvariante
der Haut angeschaut wird; diese Haltung
wird sicher auch dadurch unterstützt,
dass es keine eigent liche Heilung (aber
durchaus Therapeutika mit passagerer
Wirksamkeit) gibt. Bei ca. 3 – 5 % der Bevölkerung
ist jedoch das seborrhoische
Ekzem derart ausgeprägt, dass eine Behandlung
gewünscht wird. Den ersten Alterspeak
sehen wir im Säuglingsalter in
den ersten drei Monaten im Rahmen der
Hormonumstellung nach der Geburt (mit
guter Prognose), einen zweiten bei Erwachsenen
im jungen und mittleren Alter
(20- bis 40-jährige). Unter Immunsuppression,
iatrogen oder bei einer
HIV / AIDS-Erkrankung, beobachten wir
nicht selten eine Verschlechterung des
Ekzems. Diese Assoziation ist wichtig,
und bei einer schweren Form von seborrhoischem
Ekzem sollte an die Möglichkeit
einer HIV Infektion gedacht werden. Pathogenetisch
ist die Krankheit nicht gut
verstanden, aber eine Talgdrüsenfunktionsdys
balance wird diskutiert, da das
Ekzem typischerweise im Kopfhaar- / Gesichtsbereich
sowie in der oberen Thoraxapertur
und in anderen stärker behaarten
Arealen auftritt; die Assoziation mit lipophilen
Hefepilzerregern (v. a. Candida und
Malassezia) unterstützt diese Ansicht.
Klinisch unterscheidet sich das seborrhoische
Ekzem von den anderen Ekzemformen,
in dem es nur äusserst selten
eine akut-exsudative Phase durchläuft
(praktisch nur bei der disseminierten, erythrodermatischen
Form oder bei falscher,
okklusiver Behandlung). Viel häufiger
und klassischerweise auftretend ist die
kleinschuppige, gelblich belegte trocken-fettige
Form der Hautentzündung
insbesondere in der paranasalen Gesichtsmitte,
den seitlichen Halsregionen, im
oberen Brust- und Rückenbereich, Mamillen
sowie im Anogenitalbereich (s. Abbildung
2). Die Diagnose bereitet bei der typischen
Ausprägung wenig Schwierigkeiten,
allerdings kann die Unterscheidung
zu einer nicht-pustulösen ekzematösen
Rosazea im Gesichtsbereich schwerfallen.
Auch eine stark schuppende Variante gerade
im Kopfhaarbereich kann differentialdiagnostisch
an eine Psoriasis capillitii
Abbildung 2. Seborrhoisches Ekzem.
denken lassen – tatsächlich können diese
Krankheiten überlappend auftreten, was
auch als Seborrhiasis bezeichnet wird. Die
Untersuchung des Restintegumentes, die
histologische Aufarbeitung eines Herdes,
sowie ev. die Angabe von Gelenksschmerzen
helfen zur Unterscheidung der beiden
Erkrankungen.
Therapeutisch ist zu beachten, dass
das seborrhoische Ekzem eine sogenannt
köbnerisierbare, also durch Hautreizung
verstärkt auftretende Dermatose ist. Die
Wahl falscher, zu okklusiver oder reizender
Externa kann kon traproduktiv sein.
Bewährt haben sich keratolytische, antientzündliche
und antimikrobiell wirksame
Topika in geeigneter Kombination. Die
Keratolyse/-stase kann mit Shampoos
/ Waschlösungen mit Zinkpyrithion,
Selendisulfid oder Salizylsäure erfolgen,
wobei Zinkpyrithion und Selendisulfid zusätzlich
noch eine antientzündliche und
antimikrobielle bzw. sebostatische Wirkung
entfalten und deshalb auch gerne
längerfristig angewandt werden. Die antientzündliche
Phase nach der Keratolyse
soll nicht mit topischen Steroiden durchgeführt
werden, die kurzfristig zwar lindernd
wirken können, aber im weiteren
Verlauf oftmals zu einem noch stärkeren
Ekzemschub führen. Trotz des off-label
Einsatzes sind u. E. die topischen Calcineurininhibitoren
(insbesondere Pimecrolimus-haltige
Externa) besser zur
Entzündungsreduktion geeignet; die Patienten
sollen darauf auf die Selbstkostenübernahme
hingewiesen werden. Parallel
zur antientzündlichen Therapie erfolgt
42
2/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
eine antimykotische topische Therapie
mit Azol-haltigen Lotionen und Cremen,
im Anogenitalbereich auch Cremepasten.
Eine systemische Behandlung mit
Itraconazol über 1 – 2 Wochen kann in
Kombination mit einer topischen antientzündlichen
Behandlung rasche Besserung
bringen, die durch Weiterführung der antimykotischen
topischen Behandlung unterstützt
werden soll. Bei ausgeprägter
Seborrhoe ist auch eine Niedrigdosisgabe
(5 – 20 mg / Tag) von Isotretinoin unter den
bekannten Kautelen oft längerfristig sehr
erfolgreich.
Das seborrhoische Ekzem beim Neugeborenen
ist v. a. während der Phase zu
beobachten, in welcher die residuellen
mütterlichen Hormone die infantilen
Talgdrüsen stimuliert und zu einer passageren
Seborrhoe führen kann. Sie ist typischerweise
auf die ersten drei Lebensmonate
beschränkt, kann aber auch über die
Phase aktiv sein. Der Gneis ist die als
Milchschorf bezeichnete fettig dicke
gelbliche Schuppung v. a. im vorderen
Fontanellenbereich. Durch eine Okklusion
durch Kleidung und fettige Externa
kann dieser, aber auch die seborrhoischen
Ekzemherde im Windelbereich, stark exsudativ
aktiviert werden, und selten in eine
seborrhoische desquamative Erythrodermie
übergehen. Gerade die anogenitalen
und inguinalen ekzematösen Herde,
manchmal mit Beteiligung der retroaurikulären
Zonen, sollten bei zusätzlicher
Gedeihstörung an die differentialdiagnostische
Möglichkeit der Histiozytose denken
lassen – die Biopsie kann hier Klarheit
schaffen.
Therapeutisch sollen Windeln / Kleidung
häufig gewechselt werden, gerade
bei warmer Witterung. Kopfhautschuppen
bei Termingeborenen können in
1 × / Tag maximal 2 % Salizylat / Olivenöllösung
oder in 1 × / Tag maximal 1 % Salizylat
/ Salbengrundlage über maximal drei
Tage abgelöst werden – höhere Applikationsdosen
/ Frequenzen sind wegen der
Nierenunreife und der Gefahr eines Salizylismus
bei Neugeborenen und v. a. Frühgeburten
gefährlich. Ketoconazol-haltige
Cremen sind gemäss den Herstellern bei
Säuglingen nicht untersucht worden und
deshalb wegen der un klaren möglichen
Absorption nicht empfohlen. Trotzdem
werden sie nicht selten eingesetzt für kurze
Zeit (z. B. 3 x / Woche über zwei Wochen,
off label). Hartnäckige oder schwere Ekzemvarianten
sollen durch eine pädiatrisch-dermatologisch
erfahrene Ärztin
beurteilt werden.
Nummulär-mikrobielles Ekzem
Diese Ekzemform des Erwachsenen zeichnet
sich durch eine münzartig runde Ausprägung
mit Prädilektion der Extremitäten
aus, die dem Ekzem den Namen gaben.
Der Zusatz «mikrobiell» wird manchmal
weggelassen (nummuläres Ekzem),
aber ein Staphylokokken / Streptokokken-Bakteriennachweis
gelingt oft. Die
Ursache dieser oft exsudativen Dermatose
bleibt aber nach wie vor unbekannt, eine
Sensibilisierung auf Bakterienantigene
konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Patienten mit atopischem Ekzem
können auch nummuläre Herde aufweisen,
aber das nummulär-mikrobielle Ekzem
kann auch unabhhängig von einer
atopischen Diathese auftreten. Beginn
und stärkere Ausprägung sind oft im Unterschenkelbereich,
insbesondere auf
dem Boden einer Xerosis cutis, danach
kann die Erkrankung gerne streuen auf
Stamm und insbesondere obere Extremitäten
(s. Abbildung 3). Differentialdiagnostisch
muss an eine Mykose mit möglicher
Dissemination, eine Kontaktallergie
(mit entsprechender Anamnese) sowie an
eine Parapsoriasis en plaques gedacht
werden, wobei bei dieser keine Vesikel
/ exsudative Phase zu beobachten ist.
Obwohl die Pathogenese unbekannt
bleibt, kann die Suche nach einem Infektfokus
manchmal Resultate bringen: Nasalbesiedelung,
ev. Zahnapparat, Tonsillen,
Lungen, selten Prostata.
Therapeutisch ist nach den Grundsätzen
der Ekzemstadientherapie vorzugehen,
in der exsudativen Phase sind somit
fett-feuchte Verbände oftmals rasch lindernde
Therapien gerade bei stark pruriginösen
Herden. Neben der ev. Herdsanierungen
(insbesondere nasal) können phlebologische
Massnahmen (Kompression)
im Unterschenkelbereich mit konsequenter
täglich mehrfacher Rückfettung einem
Rezidiv den Boden entziehen.
Zusammenfassend gehören Ekzeme
zu den häufigsten Konsultationsgründen
Abbildung 3. Nummulär-mikrobielles Ekzem.
einer dermatologischen Sprechstunde,
die Ursachensuche ist eine medizinische
Herausforderung erster Güte mit potentiell
grossen persönlichen und sozialen
Kosten bei drohender Arbeitsunfähigkeit.
Der Leidensdruck kann unerhört gross
sein, und es ist eine wichtige, aber auch
oft befriedigende Aufgabe der dermatologisch
tätigen Ärztin, die Patienten mit
einer stadiengerechten Ekzemtherapie
kompetent zu beraten.
Literatur beim Verfasser
Prof. Dr. Dr. Antonio Cozzio
Chefarzt / Klinikleitung
Klinik für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie Kantonsspital St. Gallen
Rorschacher Strasse 95
9000 St. Gallen
antonio.cozzio@kssg.ch
vsao /asmac Journal 2/22 43
Lachen und Träume für
unsere Kinder im Spital
Foto: Pierre-Yves Massot. Anzeige offeriert.
Jede Woche erhalten die Kinder im Spital Besuch
von den Traumdoktoren.
Ihre Spende schenkt Lachen.
PC 10-61645-5
Herzlichen Dank.
Perspektiven
Im Einsatz in Kirgistan
Neugier, Fachwissen
und eine SIM-Karte
Rebecca Meier, Physiotherapeutin Bern
Bild: zvg
Uplift ist eine Organisation, die
sich in Kirgistan um Kinder
in Heimen kümmert. Kinder
landen aus verschiedensten
Gründen im Heim: Wegen einer Behinderung,
weil die Mütter alleinerziehend
und/oder minderjährig sind usw. 94 Prozent
von ihnen sind denn auch Sozialwaisen.
Welche Beeinträchtigungen auch
immer diese Kinder haben, ob richtig
diagnostiziert oder nicht, es mangelt
ihnen vor allem an körperlichem und
emotionalem Kontakt. Die in den ersten
Lebensjahren entscheidende Zuwendung
und Liebe fehlt, so dass Entwicklungsstörungen
oder -verzögerung die Regel
und nicht die Ausnahme sind.
Ich bin Physiotherapeutin mit ein
paar Jahren Berufserfahrung, zwar nicht
in der Pädiatrie, aber ich wollte schon
immer mit Kindern arbeiten. Vor allem
jedoch bin ich flexibel in Bezug auf meine
Tätigkeit vor Ort, aber auch hinsichtlich
der Lebensumstände in einer fremden
Umgebung. So kam es, dass ich nach dem
ersten Skype-Kontakt mit der Mitbegründerin
von Uplift kurzentschlossen nach
Kirgistan reiste, um in einem Waisenhaus
Physiotherapie und Feldenkrais für
betroffene Kinder anzubieten und das
Personal weiterzubilden.
Mit einer kirgisischen SIM-Karte
ausgerüstet und mehreren Telefonnummern
einheimischer Mitarbeiterinnen
von Uplift für den 24-Std.-Support für
Übersetzungen und Organisation fühlte
ich mich sicher genug, um in die Provinz
zu reisen. In eine Region Kirgistans, die
nicht so fortschrittlich ist wie die Hauptstadt
Bischkek und in der Uplift selber
noch nicht wirklich Fuss gefasst hatte.
Zwei Monate hatten wir Zeit, um die
Heimleitung und die Mitarbeiter davon
zu überzeugen, dass regelmässige Therapien
den Zustand der Kinder verbessern.
Denn je weniger behindert die Kinder
aussehen, d.h., wenn sie nur schon laufen
können, besteht die Wahrscheinlichkeit,
dass sie adoptiert werden. Was im Sinne
aller Betroffenen wäre. Wir bekamen eine
Dolmetscherin zur Seite gestellt und
fingen sofort mit unseren Einzel- und
Gruppentherapien an. Weil es sich
schnell rumsprach, dass zwei ausländische
Therapeutinnen im Heim arbeiten,
kamen auch Familien aus umliegenden
Dörfern mit ihren Kindern zur Beratung
oder direkt zur Therapie. Ich lernte so gut
es ging Kirgisisch, um mich mit den Kindern,
den Mitarbeitern, aber auch mit
den Menschen ausserhalb des Heims
unterhalten zu können.
Unsere Patienten waren sehr motiviert,
die Mitarbeiter teilweise. Letztere –
das wurde sehr schnell klar – waren vor
allem unwissend. «Wieso können diese
Kinder nicht laufen? Sie haben ja Beine»,
bekamen wir oft zu hören. Und dass diese
Kinder vom Teufel besessen und ansteckend
seien. Folglich waren Aufklärung
und Wissensvermittlung ein wichtiger Teil
unserer Arbeit. Höflich, aber bestimmt,
teilweise fordernd und vor allem repetitiv
haben wir einiges erreichen können, so
die Montage einer Sprossenwand. Aber
auch ein Umdenken bei einem Teil der
Mitarbeiter in Bezug auf die Lagerung und
das Füttern der Kinder, das Erkennen der
Ressourcen der Kinder, ihrer Motivation
und Lernbegeisterung. Ungefähr vier
Monate nach meinem Aufenthalt habe ich
erfahren, dass man am Projekt festhalten
möchte und weitere therapeutische Angebote
prüft, da die Resultate nachhaltig
sichtbar sind. Um Konstanz zu gewährleisten,
hat Uplift eine Schulung für einheimische
Therapeuten, Heimmitarbeiter,
Uplift-Mütter und betroffene Eltern ins
Leben gerufen. Ich durfte mithelfen, den
Inhalt der Schulung zu gestalten, war
beim ersten Kurs 2019 als Instruktorin
dabei und werde voraussichtlich im Mai
2022 zu Beginn des zweiten Kurses wieder
nach Kirgistan fahren.
Weder ansteckend noch vom Teufel besessen,
sondern massiv vernachlässigt und stigmatisiert:
Kinder in kirgisischen Waisenhäusern
lernen dank Physiotherapie stehen und gehen.
Uplift
Die Organisation Uplift versucht seit
25 Jahren, auf verschiedenen Wegen das
Leben der Heimkinder in Kirgistan zu
verbessern, aber auch prophylaktisch
zu wirken. Dazu gehört Aufklärung der
Eltern schon vor der Geburt, medizinische
Hilfe, Vorsorgeuntersuchungen,
finanzielle Unterstützung, z.B. Einbezug
lokaler Mitarbeiterinnen, die sich
um die Kinder kümmern und so einen
Zusatzverdienst erzielen. Ärztinnen
und Ärzte, die einen Einsatz leisten
wollen, sind höchst willkommen.
Informationen unter:
www.uplift-aufwind.org
vsao /asmac Journal 2/22 45
mediservice
Kochen
für Gaumen und
Gesundheit
Weil Gesundheit und Genuss eng miteinander verbunden sind,
ist es naheliegend, dass die Gesundheitsorganisation SWICA
mit der Schweizer Kochnationalmannschaft als Vertreterin von
Gaumenfreuden und Kochkunst zusammenarbeitet.
Martina Novak, Fachspezialistin SWICA Unternehmenskommunikation
46
2/22 vsao /asmac Journal
mediservice
Bild: zvg
Wussten Sie, dass es auch in
der Disziplin Kochen eine
Schweizer Nationalmannschaft
und eine Junioren-Nationalmannschaft
gibt? Sie besteht
aus Kochtalenten aus dem ganzen Land –
aus zehn Mitgliedern in der «erwachsenen»
Kochnationalmannschaft und acht
Mitgliedern in der Junioren-Kochnationalmannschaft.
Diese «Kochnati» trägt
den gastronomischen Namen der Schweiz
in die Welt hinaus und beweist auch im Inland
ihr Können. «Mit der Gründung der
Kochnationalmannschaft und der Junioren-Kochnationalmannschaft
bezweckte
der Schweizer Kochverband, das Ansehen
des Kochberufs national und international
zu fördern», erklärt Reto Walther, Geschäftsführer
Schweizer Kochverband.
Viele renommierte Auszeichnungen
wurden seither eingeheimst. Zum Beispiel
an der Kocholympiade 2020 in Stuttgart
mit mehr als 2000 Köchen aus 70 Ländern:
Da holte sich die Schweizer Juniorenmannschaft
in der Gesamtwertung Bronze.
Wer Teil einer Kochnationalmannschaft
werden will, muss sich bewähren
und wird erst nach einem Auswahlverfahren
und nach einer Probezeit definitiv ins
Team aufgenommen. Die Mitglieder sind
alles in der Gastronomie tätige Fachleute
und bringen oft zwei verschiedene Ausbildungen
mit, als Koch und als Konditor.
Mit viel Leidenschaft fürs Handwerk
Aktuell bereiten sich die Kochnationalmannschaften
auf die Weltmeisterschaften,
den Culinary World Cup 2022 vor, die
im nächsten November in Luxemburg
stattfinden. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit
in namhaften Betrieben engagieren
sich die Teammitglieder in der Freizeit.
Sie müssen zahlreiche Trainingseinheiten
und Testläufe absolvieren, damit am Tag
X die Teams gut harmonieren und jeder
Handgriff sitzt. Die Trainings finden alle
sechs Wochen während mehrerer Tage
statt. Dabei entwickeln die Köchinnen
und Köche Menüs für die Wettbewerbe,
nach Vorgaben wie beispielsweise die Anzahl
Gänge oder Anzahl Gäste. Präzision
ist wie in anderen Berufen oberstes Gebot,
damit das Resultat höchsten Ansprüchen
gerecht wird.
Ausser Herzblut und kulinarischem
Können der Teilnehmer braucht die Vorbereitung
auf Grossanlässe auch Finanzhilfe.
Seit 2013 unterstützt SWICA als
Hauptsponsor die Schweizer Kochnationalmannschaft
und das Juniorenteam.
«Für SWICA als Gesundheitspartner der
Frühsommerlicher Spargelsalat mit Burrata,
Quinoa und Bärlauchmayonnaise
Menge: 4 Personen / Zeit: ca. 1 Std 30 Minuten
Zutaten
2 St. Burrata gross
Fleur de Sel
250 g Quinoa rot-weiss gemischt
20 g Aceto Balsamico Bianco
30 g Olivenöl
3 dl Rapsöl zum Frittieren
250 g Bärlauch frisch
200 g Traubenkernöl
150 g Bärlauchöl
50 g Eigelb
15 g Aceto Balsamico Bianco
Salz
Pfeffer
17 St. Grüne Spargeln
1 St. Rote Zwiebel
100 g Aceto Balsamico Bianco
100 g Zucker
100 g Wasser
Und so wirds gemacht
Burrata
Die Burrata halbieren und die Schnittfläche
mit wenig Olivenöl beträufeln, mit
Salz und Pfeffer würzen. Die vorbereiteten
Burratahälften zur Seite stellen.
Quinoa
Die Quinoa kochen, 4/5 der fertig gekochten
Quinoa herausnehmen und mit
kaltem Wasser abschrecken. 1/5 der
Quinoa weiterkochen, bis sie verkocht
ist (ca. 15 min länger kochen) danach im
Ofen bei 80° C für 30 min trocknen.
Die gekochte Quinoa mit dem Olivenöl
und dem Aceto marinieren und würzen.
Die getrocknete Quinoa im Öl bei 220° C
sehr kurz frittieren. Durch ein Sieb abgiessen,
auf Küchenpapier abtropfen und
etwas salzen.
Bärlauchmayonnaise
16 kleine Bärlauchblätter zum Garnieren
zur Seite stellen.
Das Traubenkernöl im Thermomix auf
Varoma erhitzen, den Bärlauch hinzufügen
und für 2 min auf Stufe 10 mixen.
Danach sofort die Bärlauchmasse durch
ein Passiertuch passieren und auf Eiswasser
kaltstellen.
Eigelb und Aceto mischen. Langsam das
Bärlauchöl mit einem Stabmixer einmixen.
Die Mayonnaise abschmecken mit Salz
und Pfeffer, danach in einen Spritzsack
abfüllen.
Grüner Spargel
Einen rohen Spargel mit dem Sparschäler
der kompletten Länge nach schälen,
die schönen Spargelscheiben zur Seite
stellen.
Bei den restlichen Spargeln die Enden
abschneiden, danach die Spargeln im
Salzwasser ca. 3 min knackig blanchieren.
Sofort im Eiswasser abschrecken. Auf
Küchenpapier abtropfen lassen, die
Spargelspitzen abschneiden, den Rest in
kleine runde Stücke schneiden und die
Spargelstücke unter die Quinoa mischen.
Rote Zwiebel
Aceto, Zucker und Wasser zusammen
aufkochen.
Die rote Zwiebel schälen und in kleine
Spickel schneiden. In die kochende
Flüssigkeit geben, diese mit den Zwiebelstücken
nochmals zum Kochen bringen,
danach in ein Weckglas abfüllen und
kühlstellen.
Tipp
Statt eines Passiertuchs ein Kaffeefilterpapier
verwenden.
Rote Zwiebeln halten sich im Kühlschrank
für mehrere Wochen und eignen
sich hervorragend für Salate oder für
Raclette.
Anrichten
Die Burrata in die Mitte des Tellers legen.
Den Quinoa-Spargel-Salat darauf verteilen.
Die Spargelspitzen darauf verteilen.
Mit der Bärlauchmayonnaise mehrere
Punkte daraufspritzen.
Die roten Zwiebelstücke darauf verteilen.
Die geschälten Spargelscheiben wild
darauf verteilen.
Den Quinoa-Crunch mit einem Löffel
darüberstreuen.
Mit den restlichen Bärlauchblättern
ausgarnieren.
vsao /asmac Journal 2/22 47
mediservice
Hotel & Gastro Union ist es ein grosses Anliegen,
dass der Kochverband Talente fördern
und so die Zukunft der Branche auf
hohem Niveau sichern kann», sagt Marco
Scalabrin, Leiter Key Account Services bei
SWICA.
Die Rezepte der Profis zum
Nachkochen
Auf höchstem Niveau Kochwettbewerbe
zu bestreiten, ist der Auftrag der Kochnationalmannschaft,
die Kochkunst auch
an Hobbyköchinnen und -köche weiterzugeben,
ein anderer. Dazu der Kochverband-Geschäftsführer
Reto Walther:
«Für unsere Teams ist die Gesundheit und
somit auch eine ausgewogene Ernährung
ein wichtiger Aspekt in der Ausgestaltung
der Wettkampfgerichte. Die Rezepte, die
wir für SWICA ausarbeiten, sollen dazu
beitragen, dass feine und gesunde Gerichte
zu Hause nachgekocht werden können.»
Damit Sie zu Hause Ihre Gäste stets
kulinarisch überraschen können, stellen
Ihnen mediservice und SWICA ab sofort in
jeder Ausgabe des vsao Journals ein Rezept
zur Verfügung. Überzeugen Sie sich
selbst davon, dass kulinarische Gaumenfreuden
und gesunde Ernährung perfekt
Hand in Hand gehen können. Die detailliert
beschriebenen und appetitanregend
präsentierten Gerichte aus der kalten und
warmen, vegetarischen, fleischbasierten
oder süssen Küche lassen sich mit ein bisschen
Planung – dank mitgelieferter Einkaufsliste
– auch im durchgetakteten Berufsalltag
gut nachkochen und bereichern
jeden Menüplan. Auf der vorangehenden
Seite finden Sie das April-Rezept der
Schwei zer Kochnationalmannschaft.
Mehrfache Prämienrabatte
Als Mitglied von mediservice vsao-asmac
profitieren Sie bei SWICA dank
Kollektivvertrag und BENEVITA Bonusprogramm
von attraktiven Prämienrabatten
auf Spital- und Zusatzversicherungen.
Zudem unterstützt SWICA
Ihre Aktivitäten in den Bereichen
Bewegung, Ernährung und Entspannung
mit bis zu 800 Franken pro Jahr.
www.swica.ch/de/mediservice
Anzeige
Accredited medical education program
REGISTER NOW
Swiss Masterclasses in Respiratory
and Eosinophilic Sciences 2022
The accredited advanced medical education program will offer you a comprehensive curriculum
of advanced one-day training courses in two scientific fields and provide an up-to-date overview
of the current diagnosis and management of respiratory and other eosinophil-associated conditions.
www.swiss-masterclasses.ch
Events 2022
Respiratory Science Course
Basel / St. Gallen
Eosinophilic Science Course A
Bern
Eosinophilic Science Course B
Zürich
Eosinophilic Science Course C
Lausanne
Thursday, May 05, 2022
09:30 – 16:30
Saturday, May 14, 2022
10:00 – 16:00
Saturday, August 20, 2022
10:00 – 16:00
Thursday, October 27, 2022
10:00 – 16:00
Chairs:
Basel: Prof. Dr. Michael Tamm
St. Gallen: Prof. Dr. Martin Brutsche
Chair:
Prof. Dr. Dr. Hans-Uwe Simon
Chair/Co-Chairs:
Prof. Dr. Peter Schmid-Grendelmeier/
PD Dr. Thomas Neumann,
PD Dr. Urs Steiner
Chair:
Prof. Dr. Alain Schoepfer
Course specific Accreditation
Supported by
Information & Registration
– SGAI/SSAI
– SGP/SSP
– SGAIM/SSMIG/SSGIM
– SGG/SSG
– SGDV/SSDV
Mainsponsor
Co-Sponsors
Medworld AG
6312 Steinhausen
Phone: +41 41 748 23 00
Mail: registration@medworld.ch
www.swiss-masterclasses.ch
48
220228_GSK_Masterclass_Inserat_188xx130_chair_Satzspiegel.indd 1 28.02.22 11:28
2/22 vsao /asmac Journal
mediservice
Briefkasten
Gestohlenes Paket – so
sind Sie abgesichert
Welch eine Freude: Die
langersehnte Warenlieferung
wird heute endlich
eintreffen. Doch dann ist
vom Paket weit und breit nichts zu sehen.
Offensichtlich wurde es aus dem Briefkasten,
Hauseingang oder Treppenhaus
gestohlen. Und nun?
Wenn eine bestellte Ware nicht
eintrifft, ist die Enttäuschung gross. Mit
einem Anruf beim Hersteller bzw.
Onlinehändler lässt sich eine Verzögerung
beim Versand ausschliessen. Kann
auch die Post oder ein privater Paketlieferdienst
die Zustellung bestätigen? Hat
kein hilfsbereiter Nachbar das Paket für
Sie angenommen? Dann spricht vieles für
einen Diebstahl aus Briefkasten, Hauseingang
oder Treppenhaus.
mediservice
vsao-Mitglieder profitieren
bei Zurich von
Vorzugskonditionen
Hausratversicherung zahlt bei
Paketdiebstahl
In dieser Situation lohnt sich eine
Hausratversicherung: In den allermeisten
Fällen enthält sie den Deckungsbaustein
«einfacher Diebstahl zuhause». Diese
Deckung greift auch beim Paketdiebstahl:
Die angelieferten Waren sind entsprechend
versichert und werden zum vollen
Preis ersetzt. Allerdings beträgt bei den
meisten Versicherungen der Selbstbehalt
200 Schweizer Franken. Bei Zurich fällt
nach drei Jahren ohne Schaden der
Selbstbehalt weg.
Das Paket kommt nicht an – was muss
ich tun?
Schritt 1: Rufen Sie beim Hersteller
oder beim Onlinehändler an, prüfen Sie
den Lieferstatus oder schicken Sie eine
E-Mail: Ist das Paket pünktlich abgesendet
worden? Oder hat es bei der Sendung
eine Verzögerung gegeben?
Schritt 2: Prüfen Sie anhand der
Versandnummer bei Ihrem Versanddienst
wie der Post oder dem privaten
Paketlieferdienst, ob das Paket noch
unterwegs ist oder ob die Sendung bereits
zugestellt worden ist. Falls die Zustellung
bereits fällig war, aber nicht stattgefunden
hat, können Sie einen Nachforschungsauftrag
stellen.
Schritt 3: Falls das Paket ausgeliefert
wurde, aber nicht auffindbar ist: Fragen
Sie Ihre Nachbarn, ob sie das Paket in
Empfang genommen bzw. die Zustellung
beobachtet haben.
Schritt 4: Wenn das Paket offensichtlich
gestohlen wurde, melden Sie dies
bei der Polizei und nehmen Sie Kontakt
mit Ihrer Hausratversicherung auf. Dort
erfahren Sie, ob Sie den Schaden anmelden
können.
Falls Sie den Zusatzbaustein «Elektrokasko»
in Ihrer Hausratversicherung
eingeschlossen haben, können Sie
beschädigte Elektronikgeräte dort als
Schadenfall anmelden.
Spezielle Versicherung für
Elektrogeräte
Insbesondere für elektronische Geräte
kann die Zusatzversicherung «Elektrokasko»
interessant sein: Denn Ihr neues
Smartphone kann nicht nur im Paket
gestohlen werden, sondern das Handy
kann später auch herunterfallen, irgendwo
anstossen, im Kaffee ertrinken
oder im Regen liegen bleiben. Auch
andere Schäden durch Beschädigung
oder Zerstörung sind mit der Elektrokaskoversicherung
versichert, selbst wenn
Sie sie aus Versehen selbst verursacht
haben. Im Gegensatz zur reinen Handyversicherung
sind auch Ihr Tablet,
Fernseher und PC versichert – immer mit
einem Selbstbehalt von mindestens 200
Schweizer Franken.
Bild: zvg
So schnell und einfach kommen Sie zu
ausgezeichnetem Service und attraktiven
Preisen:
zurich.ch/de/partner/login
Ihr Zugangscode: TqYy4Ucx
0800 33 88 33
Montags bis freitags, 8.00 bis 18.00 Uhr
Bitte erwähnen Sie Ihre mediservice
vsao-Mitgliedschaft.
Das Paket ist beschädigt – was nun?
Prüfen Sie nach, ob nur das Paket oder ob
auch der Inhalt beschädigt wurde.
Sie haben bis acht Tage nach der
Zustellung Zeit, um den Schaden bei
Ihrer nächsten Postfiliale zu melden.
Dazu sollten Sie das Paket samt Inhalt in
die Filiale bringen, wo der Schaden
beurteilt und ein Schadenprotokoll
erstellt wird.
Julia Lenz
Key Account Managerin
Partnerships, Zürich
Versicherungs-Gesellschaft AG
vsao /asmac Journal 2/22 49
Impressum
Kontaktadressen der Sektionen
Nr. 2 • 41. Jahrgang • April 2022
Herausgeber/Verlag
AG
VSAO Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
mediservice vsao-asmac
Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern
Telefon 031 350 44 88
journal@vsao.ch, journal@asmac.ch
www.vsao.ch, www.asmac.ch
Im Auftrag des vsao
Redaktion
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),
Kerstin Jost, Fabian Kraxner, Léo Pavlopoulos,
Lukas Staub, Anna Wang, Bianca Molnar
Geschäfts ausschuss vsao
Angelo Barrile (Präsident), Nora Bienz
(Co-Vize präsidentin), Patrizia Kündig
(Co-Vize präsidentin), Severin Baerlocher,
Christoph Bosshard (Gast), Marius Grädel,
Helen Manser, Richard Mansky, Gert
Printzen, Svenja Ravioli, Patrizia Rölli,
Martin Sailer, Miodrag Savic (Gast),
Jana Siroka, Clara Ehrenzeller (swimsa)
Druck, Herstellung und Versand
Stämpfli AG, Kommunikationsunternehmen,
Wölflistrasse 1, 3001 Bern
Telefon +41 31 300 66 66
info@staempfli.com, www.staempfli.com
BL/BS
VSAO Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:
lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,
4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,
sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch
BE VSAO Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,
info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch
FR
ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,
Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,
info@gkaufmann.ch
GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,
Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch
GR
JU
NE
VSAO Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,
RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 081 256 55 55, info@vsao-gr.ch,
www.vsao-gr.ch
ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,
marie.maulini@h-ju.ch
ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist,
Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,
Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch
SG/AI/AR VSAO Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,
9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,
Surber@anwaelte44.ch
Layout
Oliver Graf
Titelillustration
Stephan Schmitz
Inserate
Zürichsee Werbe AG, Fachmedien,
Markus Haas, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa
Telefon 044 928 56 53
E-Mail vsao@fachmedien.ch
SO
TI
TG
VSAO Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,
segretariato@asmact.ch
VSAO Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
Auflagen
Druckauflage: 21 900 Expl.
WEMF/KS-Beglaubigung 2021: 21 778 Expl.
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.
Für vsao-Mitglieder im Jahresbeitrag
inbegriffen.
ISSN 1422-2086
Ausgabe Nr. 3/2022 erscheint im
Juni 2022. Thema: Underground
© 2022 by vsao, 3001 Bern
Printed in Switzerland
VD
VS
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,
asmav@asmav.ch, www.asmav.ch
ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,
Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch
Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)
VSAO Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
ZH/SH
VSAO ZH/SH, RA lic. iur. Susanne Hasse,
Geschäftsführerin, Nordstrasse 15, 8006 Zürich, Tel. 044 941 46 78,
susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch
Publikation2022
FOKUSSIERT
KOMPETENT
TRANSPARENT
Gütesiegel Q-Publikation
des Verbandes Schweizer Medien
50
2/22 vsao /asmac Journal
ALLGEMEINE
INNERE MEDIZIN
17. – 21.05.2022, Zürich 40 h
16. – 19.11.2022, Zürich 32 h
INNERE MEDIZIN
21. – 25.06.2022, Zürich 40 h
20. – 24.09.2022, livestream
(aus Basel) 40 h
06. – 10.12.2022, Zürich 40 h
hAusArZt
Fortbildungstage
08. – 09.09.2022, Bern 14 h
08. – 09.09.2022, Basel 14 h
23. – 24.09.2022, luzern 14 h
AllergologIe
14. – 15.11.2022, Zürich 13 h
AnästhesIologIe
und IntensIvmedIZIn
14. – 15.06.2022, Zürich
16 Credits SSAPM / 12 Credits SGNOR
dermAtologIe
09. – 10.12.2022, Zürich 14 h
dIABetes
03. – 05.11.2022, Zürich 21 h
gynäkologIe
12. – 14.05.2022, Zürich 24 h
24. – 26.11.2022, Zürich 24 h
kArdIologIe
04. – 05.11.2022, Zürich 14 h
nephrologIe
24. – 25.06.2022, Zürich
14 Credits SGN
neurologIe
06. – 07.05.2022, Zürich
16 Credits SNG
ophthAlmologIe
20. – 21.05.2022, Zürich
14 Credits SOG
pädIAtrIe
24. – 26.10.2022, Zürich 21 h
pneumologIe
06. – 07.05.2022, Zürich
14 Credits SGAIM / SGP Credits angefragt
psychIAtrIe
und
psychotherApIe
16. – 18.06.2022, Zürich 21 h
27. – 29.10.2022, livestream
(aus Zürich) 21 h
psychologIe
23. – 26.11.2022, livestream
(aus Zürich) 28 h
rheumAtologIe
24. – 25.06.2022, Zürich 15 h
urologIe
13.05.2022, Zürich
6 Credits SGU
Update Refresher
Information / Anmeldung
Tel.: 041 567 29 80 | info@fomf.ch
www.fomf.ch
– Teilnahme vor Ort oder via livestream
ZERTIFIZIERT FÜR
HOHE QUALITÄT:
vsao
Journal
Nr. 1, Februar 2022
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Norm
Von Schrauben
bis Sellerie
Seite 18
Publikation2022
KOMPETENT
TRANSPARENT
Das Gütesiegel für Qualität
• Etabliert und anerkannt mit fokussierter Leserschaft
• Inhaltlich kompetent und publizistisch unabhängig
• Werbung ohne Streuverlust
Psycholeptika
Manager des eigenen
Schlafes
Seite 28
Demenz
Früherkennung in der Praxis
Seite 32
Politik
Zulassungsstopp: das Zahlenrätsel
Seite 6
www.ihrepublikation.ch
220523_VSAO_1_#DE_(01-09)_Edito-Politik.indd 1 04.02.22 07:29
WWW.Q-PUBLIKATIONEN.CH
Was ist besser
als rechtzeitig
anzukommen?
Mit 28 Zurich Help Points und
250 Partnergaragen bringen wir
Sie sicher und schnell ans Ziel.
mediservice vsao-asmac Mitglieder
profitieren von Sonderkonditionen.
Prämie berechnen:
zurich.ch/partner
Zugangscode: TqYy4Ucx
ZH32441-2203