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Salzburger Trachten

Ein Spiegelbild der vielfältigen regionalen Salzburger Trachtenlandschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Mit enthüllenden Betrachtungen einer alteuropäischen Bekleidungskultur und der sich daraus entwickelnden rund 200-jährigen Trachtengeschichte im Alpenraum sowie 98 detaillierten Abbildungen und Beschreibungen von „echten“ Salzburger Dirndln und Festtrachten. Hans Köhl (Autor)

Ein Spiegelbild der vielfältigen regionalen Salzburger Trachtenlandschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Mit enthüllenden Betrachtungen einer alteuropäischen Bekleidungskultur und der sich daraus entwickelnden rund 200-jährigen Trachtengeschichte im Alpenraum sowie 98 detaillierten Abbildungen und Beschreibungen von „echten“ Salzburger Dirndln und Festtrachten.
Hans Köhl (Autor)

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GESCHICHTE

DAS EMPIRE – EINE KURZE BEFREIUNG

1789–1820

Es ist nur eine kurze Mode-Epoche des ersten französischen

Kaiserreichs (1804–1814), in der die weiblichen

Körper von Reifrock, Schnürbrust und Korsett befreit

werden. Das Unterkleid (franz. Chemise) wandelt sich demnach

zum Chemisenkleid in griechischem Schnitt der antiken

Mode. Es ist schlicht, einfach, aus fließendem Baumwoll-Mousselin

in einem Stück geschnitten und mit hoher

Taille den Körper umspielend. Dazu trägt man flache

Schuhe ähnlich den heutigen Ballerinas. Bei tieferen Temperaturen

empfiehlt sich ein weicher Kaschmirschal oder

ein modischer Spenzer, welcher dem Namen nach einem

englischen Lord Spencer zugeschrieben wird. Dieser befreienden

Mode folgt nach der Krönung Napoleons 1805

jedoch bald wieder eine Gegenbewegung. Zur Stützung

der wegen erdrückender »Baumwolldruck-Konkurrenz«

darniederliegenden

französischen Seidenindustrie

ver ordnet er der europäischen

Hofmode kurzerhand,

wieder Seide zu tragen.

Mit der Schäfermode »à

la tyrolienne« werden von der höfischen

Mode erstmals Anleihen an

ländlich-bäuerlicher Kleidung genommen.

Die Hofdamen kleiden

sich mit verschnürten Miedern

und Strohhüten und führen

blumengeschmückte Lämmer

durch künstlich angelegte

Dörfer am Rande ihrer Schlossgärten.

Bei den Bürgern und

Abge ord neten wird der Anzug

aus schwar zem Tuch mit langer

Hose, Gilet, Gehrock, Frack,

Jackett, Sakko oder Cutaway

nach englischer Mode (Londoner

Schneiderkunst) zu deren

Ehrenkleid. Eine neue, bürgerlich

strukturierte Gesellschaft

entsteht.

ENDE DER KLEIDERORDNUNGEN

Erste Hälfte 19. Jh.

Die Französische Revolu tion (1789–1799) und die Zeit

der Aufklärung beenden die Kostümgeschichte der alteuropäischen

Gesellschaftsordnung und somit auch deren

Kleiderordnung. Die frivole Maskerade einer ihrem Ende

zustrebenden, lebensfremden höfischen Gesellschaft steht

im Widerspruch zum neuen Tenor »Freiheit, Gleichheit,

Brüderlichkeit«. Mit diesem gesellschaftlichen Umbruch

ändert sich auch die Kleidung, sie wird generell praktischer

und bequemer. Waren die in Taille geschnittenen und am

Rücken geschnürten Mieder des Rokoko, welche zum Schnüren

eine Kammerzofe voraussetzten, noch den höheren Gesellschaftsschichten

vorbehalten, kommen um 1770 neue,

weiche, am Vorderteil geschnürte Mieder mit »Miederstecker«

und »Miederhaken« in Mode. Das Taillenmieder wird

zum kurzen Brustmieder, dem soge nann ten »Wulstmieder«,

weil am unteren Miederende ein dicker

Wulst aus Leinen mit Werg ausgestopft, angenäht

wird. Dieser Wulst dient zum Tragen von Rock und

Schürze. An dieser bequemen Mode finden auch bei

uns bürgerliche und bäuerliche Schichten Gefallen,

wie der vielfältige Bestand an his -

torischen Kurzmiedern im Salzburg

Museum belegt.

Die sogenannte Kuenburg’sche Kostümund

Trachtenbildersammlung, entstanden

von ca. 1782 bis 1790, gibt anhand

von ursprünglich 400 Bildern (Gouachen),

von denen noch rund 200 erhalten

sind, ein letztes umfassendes, detailgetreues

Zeitdokument von den sozial

abgestuften Standestrachten im

Fürsterzbistum Salzburg. Erzbischof

und Präfekt finden sich darin ebenso

wie Edelknabe, Hoftrompeter, Minis -

trant, Hunds aus peitscher, Kaufmannstochter,

Stubenmädchen (wahrscheinlich

Abbildung 6: Damen im Chemisenkleid

mit Kaschmirschals, Frankreich, 1802–1814,

M. A. Racinet, Le Costume historique

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