Salzburger Trachten
Ein Spiegelbild der vielfältigen regionalen Salzburger Trachtenlandschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Mit enthüllenden Betrachtungen einer alteuropäischen Bekleidungskultur und der sich daraus entwickelnden rund 200-jährigen Trachtengeschichte im Alpenraum sowie 98 detaillierten Abbildungen und Beschreibungen von „echten“ Salzburger Dirndln und Festtrachten. Hans Köhl (Autor)
Ein Spiegelbild der vielfältigen regionalen Salzburger Trachtenlandschaften zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Mit enthüllenden Betrachtungen einer alteuropäischen Bekleidungskultur und der sich daraus entwickelnden rund 200-jährigen Trachtengeschichte im Alpenraum sowie 98 detaillierten Abbildungen und Beschreibungen von „echten“ Salzburger Dirndln und Festtrachten.
Hans Köhl (Autor)
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GESCHICHTE
einem rückwärts ausladenden, auf Drahtgestell konstruierten
Bausch am Popo, der jedoch immerhin so groß sein soll,
dass man eine Kaffeetasse darauf abstellen kann. Mit zunehmender
Technisierung, wie der Erfindung des Jacquard-
Webstuhls (1805) für webgemusterte Stoffe, der Singer
Nähmaschine (1851), der mechanischen Baumwoll -
weberei (um 1850) und im Besonderen der Erfindung von
serienmäßig industriell hergestellter Fertigkleidung (franz.
Confections) müssen viele Maß- und Flickschneider ihren
Beruf aufgeben.
DEM BIEDERMEIER FOLGT
DER VEREINSMEIER
Zweite Hälfte 19. Jh.
Die Bildung der Nationalstaaten und die Bemühungen
»von oben« bringen es mit sich, dass Tracht zusehends als
Zeichen nationaler Heimatverbundenheit gesehen wird.
Dem Biedermeier folgt der »Vereinsmeier«. Erstmals gibt
es für Beamte und höhere Angestellte bezahlten Urlaub
und somit Freizeit für Vergnügungen und Ausflüge aufs
Land. Eine vorerst noch österreichisch-patriotisch geprägte
Deutschtum-Pflege manifestiert sich in Bergsteigervereinen
und Touristenclubs wie dem Alpenverein (gegr.1862) oder
dem Salzburger Geselligkeitsclub Edel weiß (gegr.1881).
Die »Edelweißer« haben eine eigene »Montur« (Tracht)
und veranstalten bereits 1882 im Salzburger Mirabellsaal
ein historisierendes Kostümfest mit Almhüttenromantik,
Tracht und ländlichem Dialekt. Diese Veranstaltung hat
sich als legendäres Edelweiß-Kränzchen bis heute erhalten.
Geselliges und gemütliches Beisammensein steht dabei im
Vordergrund. 1879 findet in Wien der vom Dekorationskünstler
Hans Makart organisierte Huldigungsfestzug zur
Silberhochzeit der Majestäten Franz Josef I. und Elisabeth
von Österreich mit »Trachten costümen aus allen Provinzen«,
so auch aus dem Kronland Salzburg, statt. Von
Trachtenerhaltungs- und Brauchtumsvereinen werden
auch in Salzburg Trachtenfestzüge im Stile des Historismus
(1891, 1905, 1909, 1911) durchgeführt. Im benachbarten
Bayern gründet der Dorf schul meister Joseph Vogl aus Bayrischzell
1883 den ersten Trachtenverein. Damit wird die
kurze Lederhose, ursprünglich einfache Arbeitskleidung
der Holz- und Bauersknechte, mit Stickerei versehen zur
Vereins- und Festkleidung. Vom erzbischöflichen Ordina -
riat in München werden die »Kurzhösler« bis 1913 allerdings
als sittenwidrig erklärt und von der Teilnahme an
kirchlichen Prozessionen ausgeschlossen.
Nach dessen Beispiel folgen in ganz Oberbayern und
Österreich Gründungen von Gebirgstrachten-Erhaltungsund
Schuhplattler-Vereinen nach bayerischem Vorbild, so
auch in Salzburg 1891 die Gründung des »Touristen-Geselligkeitsclubs
Alpinia«. Alles kleidet sich vorerst in mehr
oder minder phantasievoller Abwandlung »miesbachisch«
mit kurzer grauer Joppe und kurzer Lederhose bzw. Schnürmiedertracht
bei den Frauen. Bald darauf besinnt man sich
auch in Salzburg auf eigenständige regionale Formen.
Abbildung 13: Gebirgstrachtenerhaltungs- und Schuhplattlerverein
»Großvenediger« in Neukirchen, um 1910, Photographie
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