florieren! - 50 Jahre florieren
Gegründet 1972 als „Blumen-Einzelhandel“, feiert „florieren!“ in diesem Jahr 50. Geburtstag. Wir danken unseren Abonnentinnen und Abonnenten ganz herzlich für ihre Treue! Vielen Dank auch für all die Glückwünsche und das Lob! Nun machen wir einfach voller Elan weiter. Der Rückblick auf die Geschichte der Zeitschrift ist ein Rückblick auf 50 Jahre Branchenentwicklung. „Gestalten mit Blumen“ ist der Kern des Berufs, aber es sind vielfältige Aufgaben und Herausforderungen dazugekommen. Wir schauen deshalb zwar zurück, vor allem aber nach vorne. Denn zur Aufgabe einer Fachzeitschrift gehört es, Wege in die Zukunft aufzuzeigen und zu beleuchten.
Gegründet 1972 als „Blumen-Einzelhandel“, feiert „florieren!“ in diesem Jahr 50. Geburtstag. Wir danken unseren Abonnentinnen und Abonnenten ganz herzlich für ihre Treue! Vielen Dank auch für all die Glückwünsche und das Lob! Nun machen wir einfach voller Elan weiter. Der Rückblick auf die Geschichte der Zeitschrift ist ein Rückblick auf 50 Jahre Branchenentwicklung. „Gestalten mit Blumen“ ist der Kern des Berufs, aber es sind vielfältige Aufgaben und Herausforderungen dazugekommen.
Wir schauen deshalb zwar zurück, vor allem aber nach vorne. Denn zur Aufgabe einer Fachzeitschrift gehört es, Wege in die Zukunft aufzuzeigen und zu beleuchten.
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Fachverband Deutscher Floristen:<br />
„Herzliche Glückwünsche an <strong>florieren</strong>!.<br />
Wir danken für fünf Jahrzehnte<br />
Information, Inspiration und Motivation<br />
unserer Branche und freuen<br />
uns, heute und in der Zukunft<br />
dieses fachkundige Magazin an der<br />
Seite der Floristinnen und Floristen<br />
zu wissen!“<br />
Foto: Rüdiger Schulze<br />
BLICK ZURÜCK UND NACH VORNE<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
Gegründet 1972 als „Blumen-Einzelhandel“, feiert „<strong>florieren</strong>!“ in diesem Jahr<br />
<strong>50</strong>. Geburtstag. Wir danken unseren Abonnentinnen und Abonnenten ganz<br />
herzlich für ihre Treue! Vielen Dank auch für all die Glückwünsche und das<br />
Lob! Nun machen wir einfach voller Elan weiter.<br />
Der Rückblick auf die Geschichte der Zeitschrift ist ein Rückblick auf<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> Branchenentwicklung. „Gestalten mit Blumen“ ist der Kern des<br />
Berufs, aber es sind vielfältige Aufgaben und Herausforderungen dazugekommen.<br />
Wir schauen deshalb zwar zurück, vor allem aber nach vorne.<br />
Denn zur Aufgabe einer Fachzeitschrift gehört es, Wege in die Zukunft<br />
aufzuzeigen und zu beleuchten.<br />
Diesen großartigen<br />
Strauß gestaltete<br />
Me lina Mayer bei ihrer<br />
Meisterprüfung in<br />
Stuttgart 2017.<br />
Edith Strupf<br />
Heike Damke-Holtz:<br />
„Herzlichen Glückwunsch an ‚<strong>florieren</strong>!<br />
– Inspiration und Marketing<br />
für den grünen Fachhandel‘. <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Information – fachkompetent, einfühlsam,<br />
menschlich, selbstbewusst,<br />
kritisch, sachlich, vielfältig,<br />
strukturiert, zeitgemäß, besonders,<br />
international. Das Fachmagazin<br />
hat mich mein Berufsleben lang<br />
intensiv begleitet, noch heute freue<br />
ich mich über jedes neue Heft im<br />
Briefkasten. Vielen Dank dafür und<br />
eine erfolgreiche Zukunft mit vielen<br />
positiven Berichterstattungen!“<br />
Gabriele Haufe:<br />
„Der Verlag Eugen Ulmer hat sicherlich<br />
gut überlegt, als er vor <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
die Fachzeitschrift ‚Blumen-Einzelhandel‘<br />
auf den Markt brachte. Die<br />
Redaktion ist wie am ersten Tag mit<br />
Herz und Verstand bei der Sache.<br />
All die Erfahrungen, Eindrücke und<br />
Nützlichkeiten, die besonderen<br />
Momente, wenn Bild und Text einem<br />
aus der Seele sprechen, bereichern<br />
immer wieder aufs Neue. Begeisterungsfähigkeit<br />
ist eine der Hauptursachen<br />
für den Erfolg, meinte Dale<br />
Carnegie. Ihre Begeisterung für<br />
Floristen und für Floristik spürt man<br />
und wir alle profitieren davon.<br />
Vielen herzlichen Dank verbunden<br />
mit den besten Wünschen!“<br />
3 0x-2020 <strong>florieren</strong>!
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
VON 1972 BIS 2022<br />
Immer am Puls der Zeit<br />
DAS ERSCHEINUNGSBILD<br />
1972 Auf der Titelseite waren über<br />
eine lange Zeit mal Blumen oder<br />
Pflanzen, mal Floristik, aber auch<br />
Einrichtungen oder Kunsthandwerk<br />
abgebildet. Im Innenteil waren<br />
wenig Fotos zu sehen und nur wenige<br />
Seiten konnten in Farbe gedruckt<br />
werden. Ab 1982 wurde der Farbanteil<br />
dann aber erweitert.<br />
Im Januar 1972 ist die erste Ausgabe von „<strong>florieren</strong>!“ erschienen, damals<br />
unter dem Namen „Blumen-Einzelhandel“. „Wir wollen informieren und<br />
Problemlösungen anbieten“, hieß es damals – so ist es bis heute geblieben.<br />
Sehr schnell aber kam anspruchsvolle und inspirierende Floristik dazu.<br />
In der Entwicklung der Zeitschrift spiegelt sich wider, dass der individuelle<br />
und handwerkliche Aspekt zur Profilierung von Florist(inn)en immer<br />
wichtiger geworden ist. Jetzt feiern wir <strong>50</strong>. Geburtstag. Edith Strupf<br />
1992 wurde ein neues Layout eingeführt<br />
und der Name „Blumen-<br />
Einzelhandel“ wurde um „Floristik<br />
international“ ergänzt. Die Titelseite<br />
wurde komplett farbig, insgesamt<br />
wurde die Zeitschrift bunter,<br />
bildreicher und übersichtlicher.<br />
1972<br />
1999 Nach weiteren sieben <strong>Jahre</strong>n<br />
wurde das Layout erneut modernisiert:<br />
Ab Juli 1999 war das Magazin<br />
komplett in Farbe.<br />
2007 + 2017 Seit 2007 heißt die<br />
Zeitschrift „<strong>florieren</strong>!“. Der Name<br />
steht einerseits für Floristik, andererseits<br />
für den wirtschaftlichen Erfolg<br />
von Blumengeschäften. Die Bilder<br />
wurden größer, das Layout insgesamt<br />
großzügiger. Seither gibt es immer<br />
wieder neue Serien und kleinere<br />
Anpassungen, zuletzt wurden 2017<br />
noch mal größere Veränderungen<br />
eingeführt – immer mit dem Ziel,<br />
die Zeitschrift noch lesefreundlicher<br />
zu machen und Inhalte nicht nur<br />
über Text, sondern über Bilder zu<br />
vermitteln.<br />
1972<br />
Die Zeitschrift „Blumen-Einzelhandel“<br />
wurde für Blumengeschäfte<br />
und Einzelhandelsgärtnereien in<br />
einer Zeit auf den Weg gebracht, in der<br />
viele Gärtnereien begannen, ihre Produkte<br />
selbst zu vermarkten. Entsprechend<br />
rückten neue Fragen in den Vordergrund<br />
– zum Sortiment, zur Einrichtung und Warenpräsentation,<br />
zur Verkaufsförderung,<br />
zur Gestaltung von zum Beispiel „modischen<br />
Brautsträußen“, zu neuen Dienstleistungen.<br />
Dazu kamen Betriebsberichte<br />
unter dem Motto „So macht’s der Nachbar“,<br />
Berichte über Veranstaltungen, Wettbewerbe<br />
und Marktentwicklungen.<br />
Die Vermarktungsthemen, die bei der<br />
Gründung der Zeitschrift im Vordergrund<br />
standen, wurden schnell um Gestaltung<br />
und Blumenkunst erweitert – auf Wunsch<br />
der Leser/-innen und weil sich abzeichnete,<br />
dass sich Floristen mit individuellen<br />
Gestaltungsideen profilieren können und<br />
1992<br />
müssen. Mit dem zunehmenden Angebot<br />
von Bundware und 08/15-Sträußen im<br />
Systemhandel hat der handwerkliche Aspekt<br />
in den letzten <strong>Jahre</strong>n sogar noch an<br />
Bedeutung gewonnen.<br />
Inspiration für den Alltag<br />
Es ist faszinierend, wie Blumen auf immer<br />
neue Art und Weise kombiniert, verarbeitet<br />
und in Szene gesetzt werden können.<br />
Weil von Werkstücken, die den Alltag prägen,<br />
meist wenig Inspiration ausgeht, zeigen<br />
wir vorwiegend ungewöhnliche und<br />
fantasievolle Farb- und Werkstoffkombinationen<br />
sowie Techniken. Zumindest<br />
Teile davon fließen ganz unbewusst in den<br />
Alltag ein – auch das zeigt sich beim<br />
Durchblättern alter Ausgaben. Ob Wellness,<br />
Cocooning, „wie gepflückt“, Bohemian,<br />
Vintage oder der Trockenblumen-<br />
Hype, alle Trends werden in der Floristik<br />
1999<br />
1972<br />
1982<br />
1992
Foto: Floristik Lorenz/Alea Horst<br />
aufgegriffen und interpretiert. Wie in der<br />
Mode lassen sich eben auch die Kunden<br />
im Blumengeschäft von Trends und neuen<br />
Ideen begeistern. Inzwischen bestimmen<br />
die sozialen Medien zunehmend, was die<br />
Kunden wünschen. Auch darauf müssen<br />
Antworten gefunden werden.<br />
Aufgeschlossen für Neues<br />
An den betriebswirtschaftlichen Themen<br />
über die <strong>Jahre</strong> ist ablesbar, wie gravierend<br />
sich die Handelslandschaft und das Verbraucherverhalten,<br />
aber auch die ganzen<br />
Abläufe im Blumengeschäft verändert haben.<br />
Im August 1976 zum Beispiel wurde<br />
Blume 2000 und das Selbstbedienungsprinzip<br />
vorgestellt. Bereits 1982 erschien<br />
ein Beitrag über EDV im Blumengeschäft,<br />
seit 1987 wird nach Gegenmitteln zur Billigkonkurrenz<br />
im Lebensmitteleinzelhandel<br />
gesucht, um verkaufsfördernde Ausstellungen<br />
(im Advent) geht es seit 1982,<br />
um Schaufenstergestaltung seit 1987.<br />
Immer mehr Beiträge widmeten sich der<br />
Marketing-Aussage, dass der Köder dem<br />
Fisch schmecken muss und nicht dem<br />
Angler. Seither lässt uns die Frage, wie wir<br />
unsere Zielgruppen am besten erreichen<br />
können, nicht mehr los. Zur Warenpräsentation<br />
und dem Erlebniseinkauf kam die<br />
Präsenz im Internet dazu, zuletzt die<br />
Chancen, die die sozialen Medien bieten.<br />
Die Notwendigkeit von Websites wird in<br />
„<strong>florieren</strong>!“ seit mindestens 2004 thematisiert.<br />
Immer mehr Blumengeschäfte richteten<br />
eine eigene Website ein, doch erst<br />
seit der Coronakrise gewinnen die digitalen<br />
Aktivitäten an Schwung. Seither aber<br />
geht es sehr schnell.<br />
Diesen Schwung gilt es zu nutzen. In der<br />
Krise ist die Wertschätzung für Blumen<br />
und Pflanzen gestiegen, dazu kommt das<br />
Bedürfnis nach echten Kontakten und Er-<br />
2022<br />
BRAUTSCHMUCK IM<br />
WANDEL<br />
Hochzeitsfloristik ist für viele Floristen<br />
ein wichtiges Standbein – und<br />
unterliegt ständig dem Wandel.<br />
Bereits 2015 beteiligte sich Uta Lorenz<br />
mit ihrem Team an einem Fotoshooting<br />
unter dem Motto „Bohemian<br />
Wedding“ – der Beitrag darüber ist im<br />
März 2016 in „<strong>florieren</strong>!“ erschienen.<br />
WEBSITE MIT ARCHIV UND<br />
SOZIALE MEDIEN<br />
Unser Magazin wurde längst um<br />
di gitale Informationen erweitert.<br />
Seit vielen <strong>Jahre</strong>n informieren wir auf<br />
unserer Website und über einen Newsletter<br />
über Branchennachrichten.<br />
Auf www.<strong>florieren</strong>-online.de haben<br />
Abonnenten auch Zugriff auf alle Beiträge<br />
vergangener Ausgaben. Auch<br />
auf Facebook und Instagram sind wir<br />
aktiv – mit 6.270 beziehungsweise<br />
über 11.000 Followern. Mit tiefergreifenden<br />
Informationen und Erklärungen<br />
und Einschätzungen aber bleiben<br />
unsere gedruckten Ausgaben das<br />
Herzstück von „<strong>florieren</strong>!“.<br />
2007<br />
2002<br />
2012<br />
2017<br />
2022<br />
<strong>florieren</strong>! 04-2022<br />
31
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>! 3<br />
1<br />
2<br />
4<br />
Fotos: Meisterschule Hannover (1), Evelyn Grossmann (2), , Jens Gramberg-Madel (4)<br />
3<br />
Fotos: Katrin Klawitter (5), Peter J. Kierzkowski (3, 6, 7)<br />
5<br />
6 7<br />
INTERNET, RECYCLING ...<br />
1 Bereits in der Meisterprüfung 2011<br />
der Justus-von-Liebig-Schule in<br />
Hannover waren internettaugliche<br />
Werkstücke gefordert.<br />
2 Unter dem Motto „Wiederverwenden<br />
statt Wegwerfen“ zeigte Sonja<br />
Strehle in der Februar-Ausgabe 2008<br />
Recycling-Ideen.<br />
3 Bei Wettbewerben wie der Deutschen<br />
Meisterschaft (DMF) zeigen<br />
Floristen Fantasie und handwerkliches<br />
Können. Die Werkstücke haben<br />
nicht den Anspruch, alltagstauglich<br />
zu sein, und doch lassen sich Ideen<br />
übertragen. 2018 gewann Michael<br />
Liebrich die DMF. 2020 musste der<br />
Wettbewerb coronabedingt verschoben<br />
werden – nun ist die Austragung<br />
im August 2022 in Berlin geplant.<br />
lebnissen. Und seit Langem haben Dienstleistungen<br />
eine zentrale Bedeutung bei<br />
der Profilierung. Aber auch hier ist Flexibilität<br />
und ständiges Nachjustieren gefragt.<br />
Im Bereich Bestattungskultur und<br />
Grabpflege werden die Aufträge seit vielen<br />
<strong>Jahre</strong>n „kleiner“, für Hochzeits- und<br />
Eventfloristik bedeutete die Coronapandemie<br />
einen großen Einschnitt. Auch die<br />
Zusammensetzung des Sortiments muss<br />
immer wieder hinterfragt werden. Den<br />
großen Vorteil eines ständig wechselnden<br />
und lebendigen Angebots aber kann der<br />
grünen Branche niemand nehmen.<br />
In einer Welt, in der Fachgeschäfte aller<br />
Branchen von Supermärkten, Discountern<br />
und vom Online-Handel bedroht werden,<br />
mussten aber auch viele Floristen ihre Geschäfte<br />
schließen. Andererseits werden<br />
auch immer wieder neue Geschäfte eröffnet<br />
und Konzepte ausprobiert. Immer wieder<br />
beweisen Floristen, wie wandlungsund<br />
anpassungsfähig sie sind. Möglich ist<br />
das durch Kreativität, Mut und Begeisterung<br />
für Blumen und Gestaltung. Als<br />
Florist/-in wird man vielleicht nicht reich,<br />
aber der Beruf ist facettenreich – im Gegensatz<br />
zu vielen Büroberufen, die weder<br />
Abwechslung noch Freiräume erlauben.<br />
Zuletzt wurden wieder mehr Ausbildungsverträge<br />
abgeschlossen, aber für die Zukunft<br />
der Branche bewegen sich die Zahlen<br />
auf einem viel zu niedrigem Niveau.<br />
Der Fachkräftemangel, den wir seit über<br />
zehn <strong>Jahre</strong>n regelmäßig thematisieren,<br />
zwingt inzwischen Geschäfte, Aufträge<br />
abzulehnen, die Öffnungszeiten zu reduzieren<br />
oder ganz zu schließen. Dass auch<br />
32 04-2022 <strong>florieren</strong>!
FLORISTIKSCHULE<br />
TRAUER<br />
BLUME & HANDWERK<br />
RECYCLING<br />
E-MOBILITÄT<br />
INTERNET<br />
HOCHZEIT<br />
in anderen Branchen Fachkräftemangel<br />
herrscht, ist ein schwacher Trost. Es gibt<br />
verschiedene Ansätze, wie der Breuf attraktiver<br />
werden kann, und aktuell wird<br />
an einer neuen Ausbildungsverordnung<br />
gearbeitet. Erfreulich ist auch das Interesse<br />
von Quereinsteigern am Beruf. Das<br />
Thema wird uns weiter beschäftigen.<br />
Umweltthemen seit 1973<br />
Das gilt auch für das Thema Umweltschutz,<br />
das uns fast schon seit den Anfängen<br />
„verfolgt“. Bereits 1973 forderte der<br />
damalige Chefredakteur Gerd Heinrichs<br />
eine Versuchsanstalt, die Materialien vergleichend<br />
einsetzt und ihre Eigenschaften<br />
neutral bewertet. Um „umweltfreundliche<br />
Binderei“ ging es dann im April-Heft 1987,<br />
um kompostierfreundliche Materialien in<br />
der Trauerbinderei im September 1987,<br />
um Recycling-Verpackungen aus Floristenhand<br />
im November 1991.<br />
Dann wurden ökologische Themen durch<br />
andere Strömungen verdrängt, doch seit<br />
nahezu 15 <strong>Jahre</strong>n gehört „Natur“ zu den<br />
Megatrends, immer häufiger tauchte das<br />
Wort „nachhaltig“ in den Trendprognosen<br />
auf. Inzwischen herrscht weitgehend Einigkeit,<br />
dass die Anstrengungen zum Klimaschutz<br />
verstärkt werden müssen. Daran<br />
hat die Coronakrise nichts geändert.<br />
Wie es „nach Corona“ weitergeht, ist ungewiss.<br />
Die Wertschätzung für Blumen<br />
und Pflanzen ist hoch, aber die Branche<br />
steht vor vielen Herausforderungen, und<br />
der Krieg in der Ukraine bringt neue Unsicherheiten.<br />
Wir fühlen uns bei der Zusammensetzung<br />
unserer Zeitschrift weiterhin<br />
unseren bisherigen Zielen verpflichtet:<br />
Wir wollen Gestaltungsvielfalt zeigen,<br />
unabhängig informieren, aktuelle Themen<br />
aufgreifen und beleuchten und den Erfahrungsaustauch<br />
fördern.<br />
Wir glauben an die Zukunft der Branche.<br />
Es ist immer wieder beeindruckend, wie<br />
Chancen ergriffen und neue Konzepte umgesetzt<br />
werden – kreativ und sympathisch,<br />
mit Flexibilität, persönlicher Handschrift<br />
und mit viel Engagement. n<br />
4 In der Floristikschule 2013 beleuchtete<br />
Jens Gramberg-Madel den Megatrend<br />
Natur. Die Floristikschule<br />
erscheint seit 1986 mit wechselnden<br />
Themen. Im ersten Jahr standen<br />
Gestaltung, Schriftverkehr und Fachrechnen<br />
auf dem Programm.<br />
5 Für die Ausgabe 6/2013 organisierte<br />
Fachjournalistin Katrin Klawitter eine<br />
Testfahrt mit dem Elektrofahrzeug<br />
„Mega E-Worker“. Sie begleitete Tom<br />
Schnorr von „Milles Fleurs“ in Hannover<br />
auf einer eintägigen Probefahrt.<br />
6 Die Bestattungskultur verändert<br />
sich, der Trend zu Urnenbestattungen<br />
ist ungebrochen. In der Mai-Ausgabe<br />
2010 zeigten wir Urnenschmuck der<br />
Straubinger Meisterprüfung 2009.<br />
7 Bereits seit 2011 sponsert Fleura-<br />
Metz die Serie Blume & Handwerk,<br />
in der erfolgreiche Nachwuchsfloristen<br />
und ihre Arbeit vorgestellt werden.<br />
Hier sehen Sie einen Strauß von Felix<br />
Geiling-Rasmus aus dem Jahr 2012.<br />
Danke für die Zusammenarbeit!<br />
HERZLICHEN<br />
GLÜCKWUNSCH<br />
& DANKE!<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>! – das bedeutet <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> aktuelle Themen,<br />
kreative Ideen und praxisgerechte Lösungen aus<br />
der Branche für die Branche. Darum sagen wir im Namen<br />
unserer Mitgliedsbetriebe und Mitarbeiter*innen: Herzlichen<br />
Glückwunsch und Danke für unzählige interessante,<br />
kreative und geschätzte Beiträge, die uns und die Branche<br />
seit einem halben Jahrhundert begleiten und bewegen.<br />
Wir freuen uns schon jetzt auf die nächsten <strong>50</strong> gemeinsamen<br />
<strong>Jahre</strong>!<br />
Landgard, Ihre vermarktende Erzeugergenossenschaft<br />
im Gartenbau<br />
www.landgard.de
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
DEN LESERN VERPFLICHTET<br />
Glaubwürdigkeit als<br />
höchstes Gut<br />
Zeitschriften und Zeitungen sind der Aktualität verpflichtet. Jede neue Ausgabe<br />
lässt die letzte alt aussehen. Und während früher Zeitschriften noch<br />
in Leinenbänden aufgebunden wurden und als Nachschlagewerke im Raum<br />
standen, gibt es heute perfekte digitale Archive. Wenn eine Zeitschrift<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> alt wird, lohnt es sich dann, in die Vergangenheit zu blicken? Ein<br />
Fachverleger meinte einmal, man solle bei Jubiläen nicht den Blick in den<br />
Rückspiegel werfen, sondern nach vorne schauen. Dann allerdings vergibt<br />
man die Chance, aus der Vergangenheit zu lernen. Matthias Ulmer<br />
Foto: Verlag Eugen Ulmer/Barbara Sommer<br />
Matthias Ulmer leitet als Geschäftsführer<br />
und persönlich haftender<br />
Gesellschafter in 5. Generation den<br />
1868 gegründeten Verlag Eugen Ulmer<br />
in Stuttgart. Über 1<strong>50</strong> Mitarbeiter produzieren<br />
25 Zeitschriften und zahlreiche<br />
digitale Medien. Im Verlag sind<br />
etwa 1.600 Bücher rund um Gartenbau<br />
und Landwirtschaft für Profis in<br />
diesen Branchen sowie für Freunde<br />
von Natur, Tieren, Gärten und Pflanzen<br />
lieferbar (www.ulmer.de).<br />
Wir werden in diesen Tagen des<br />
Ukraine-Kriegs daran erinnert,<br />
dass Europa sehr viel mehr ist,<br />
als wir lange gesehen haben. Wir werden,<br />
nimmt man zum Beispiel die Stadt Odessa,<br />
an Geschichten erinnert, die vermuten<br />
lassen, dass Odessa im Herzen Europas<br />
liegt. Mit Isaak Babel und Joseph Roth<br />
können wir uns erlesen, was uns jahrzehntelang<br />
unbekannt geblieben ist. Das Wissen<br />
um die Herkunft der Dinge lässt uns<br />
erst die Gegenwart verstehen und die Zukunft<br />
planbar machen. Das gilt für das<br />
Volk und die Kultur der Ukraine genauso<br />
wie für eine Fachzeitschrift.<br />
Als „Blumen-Einzelhandel“ erstmals erschien,<br />
war die Bundesrepublik in einem<br />
großen Veränderungsprozess, den man<br />
heute die „Ökologische Wende“ nennt. Es<br />
klingt absurd, wenn man behauptet, dass<br />
es dabei schon um die Digitalisierung<br />
ging, ich halte das aber für wesentlich. Der<br />
Club of Rome brachte 1972 sein Gutachten<br />
„Die Grenzen des Wachstums“ heraus, das<br />
zu einem Meilenstein der Ökologie wurde.<br />
„Die Welt ist unübersichtlich<br />
geworden, Informationen<br />
zweifelhaft, Bilder trügerisch.“<br />
Möglich wurde es durch die Entwicklung<br />
von Datenbanken und die Vernetzung<br />
weltweiter Wirtschafts- und Klimadaten.<br />
Wissenschaftler lieferten Konjunktur-,<br />
Bevölkerungs-, Bildungs-, Verkehrs- und<br />
Klimaprognosen für die Politik – es muss<br />
eine große Hoffnung gewesen sein, dass<br />
sich Politik auf wissenschaftliche Expertise<br />
gründen kann und nicht mehr auf<br />
Ideologie und Lobbyismus.<br />
Wenn alles über Daten ermittelt wird, hat<br />
das aber auch Schattenseiten. Schon seit<br />
der Industrialisierung kommt in Gegenbewegungen<br />
die Befürchtung zum Ausdruck,<br />
dass Kreativität und Werte verloren gehen.<br />
Als Ergebnis des gesellschaftlichen Prozesses,<br />
der die Menschlichkeit wieder in den<br />
Mittelpunkt stellen will, ist es kein Wunder,<br />
dass wir heute eine stark von ökologischen<br />
Ideen geprägte Regierung haben.<br />
Floristik zwischen Kunst,<br />
Handwerk und Kommerz<br />
Als Magda Storz und Gerd Heinrichs die<br />
Zeitschrift Blumen-Einzelhandel 1971<br />
konzipierten, erklomm die Floristik gerade<br />
ein neues Level. Aus einer handwerklichen<br />
Dienstleistung wurde Kunsthandwerk.<br />
In den folgenden <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n hat die<br />
Floristik viele Entwicklungen mitgemacht,<br />
das Pendel zwischen Kunst, Handwerk<br />
und Kommerz war ständig in Bewegung.<br />
Die Chance, eine Brücke zwischen Natur<br />
und Ich zu schlagen, im Binden schöpferisch<br />
zu handeln und in der Dankbarkeit<br />
des Kunden Bestätigung und Ausgleich zu<br />
finden, das macht den Beruf trotz aller<br />
Widrigkeiten für die nächste Generation<br />
sicher wieder zu einem Trendberuf.<br />
Die Digitalisierung führte nicht nur zum<br />
Beherrschungs- und Controlling-Wahn, sie<br />
brachte ihre eigene Gegenbewegung her-<br />
34 04-2022 <strong>florieren</strong>!
BLUMENBÜRO HOLLAND<br />
GRATULIERT ZU<strong>50</strong><br />
JAHREN FLORIEREN!<br />
Bilder von der Trendkollektion Frühling/Sommer 2022<br />
WWW.BLUMENBUERO.DE
1<br />
2<br />
3<br />
5<br />
vor. Ziel war, die Medien zu demokratisieren<br />
– heute kann jeder die Medien für<br />
seine Botschaften nutzen. Die Welt ist<br />
dadurch unübersichtlich geworden, Informationen<br />
zweifelhaft, Bilder trügerisch.<br />
Einer Nachricht kann man nicht mehr<br />
einfach glauben, man muss sie hinterfragen.<br />
Dadurch hat sich die Rolle der Medien<br />
verändert. Ihre Glaubwürdigkeit ist ihr<br />
höchstes Gut geworden. Als Leser muss<br />
man vertrauen können. Medien müssen<br />
beweisen, dass sie Werte haben, dass sie<br />
an unserer Seite sind. Sie müssen unsere<br />
Sprache sprechen, unsere Probleme kennen,<br />
Orientierung bieten. Wenn ein Verlag<br />
seine Seiten mit beliebigen Informationen<br />
füllt, dann wird er schnell das Vertrauen<br />
der Leser und der Anzeigenkunden verlieren.<br />
Auch Anzeigenkunden wollen ihre<br />
Botschaft dort sehen, wo Vertrauen durch<br />
Werte und Lesernähe entsteht. All das<br />
führt zu einer neuen Ernsthaftigkeit oder<br />
Wahrhaftigkeit: im Handwerk der Floristen,<br />
in der Beziehung zu den Kunden, in<br />
der Berichterstattung und in der Verantwortung,<br />
die wir alle für unser Tun und<br />
unsere Umwelt haben.<br />
„Verantwortung und Ehrlichkeit<br />
bekommen den Vorzug.<br />
Das macht mich optimistisch<br />
für die nächste Zukunft.“<br />
Es ist der gleiche Geist, der durch Krisen<br />
wie den Krieg gegen die Ukraine erkennbar<br />
wird. Die Menschen werden geeint<br />
durch fundamentale Werte, die uns verbinden.<br />
Durch den unbedingten Willen,<br />
für eine bessere Welt einzustehen. Verantwortung<br />
und Ehrlichkeit bekommen den<br />
Vorzug. Das macht mich optimistisch für<br />
die nächste Zukunft. So schwierig die Probleme<br />
der Gegenwart sind, es ist eine Generation<br />
angetreten, die die Dinge in die<br />
Hand nehmen will, um eine bessere Welt<br />
zu schaffen. Gab es für Journalisten und<br />
Fachredakteure je eine bessere Zeit? Wir<br />
haben viel zu tun, auch in der Floristik.<br />
Wir freuen uns darauf, das mit unseren<br />
Lesern und der Branche anzugehen. n<br />
Blick in die Redaktion<br />
Das <strong>florieren</strong>!-Team<br />
Aus Anlass des Jubiläums wollen wir Ihnen unser Team vorstellen. Und<br />
wir wollen uns ganz herzlich für die Glückwünsche bedanken, die uns zum<br />
<strong>50</strong>. Geburtstag von „<strong>florieren</strong>!“ erreicht haben. Auch über das damit verbundene<br />
Lob haben wir uns riesig gefreut.<br />
7<br />
Da wir wegen der<br />
Corona-Pandemie<br />
viel im Homeoffice<br />
arbeiten und nie alle<br />
gemeinsam im Verlag<br />
sind – und Silvia Conrady<br />
ihr Büro sowieso in Düsseldorf hat, war<br />
ein Gruppenfoto nur in kleiner Besetzung<br />
möglich (v.l.n.r.): Heidy Hetper, Edith<br />
Strupf, Grit Landwehr und Michael Finkbeiner<br />
– mit einem Geschenk des Kerzenherstellers<br />
Cerabella aus Barcelona. Weil<br />
erst Blumen einen Geburtstag perfekt<br />
machen, werden die Kerzen für unsere<br />
Juli-Ausgabe von Floristik Lorenz mit Blumen<br />
kombiniert. Cerabella wurde übrigens<br />
1862 gegründet, feiert also schon<br />
seinen 160. Geburtstag.<br />
1 Diplom-Designerin Silvia Conrady hat<br />
das Layout von „<strong>florieren</strong>!“ 2007 konzipiert<br />
und über die letzten 15 <strong>Jahre</strong> weiterentwickelt.<br />
Sie sorgt immer wieder für<br />
Wow-Effekte in unserem Magazin und<br />
dafür, dass Fotos, die auf den ersten Blick<br />
gar nicht zusammenpassen, zur Einheit<br />
verschmelzen.<br />
2 Heidy Hetper ist freiberuflich für<br />
„<strong>florieren</strong>!“ unterwegs. Sie besucht regelmäßig<br />
Messen, beobachtet Trends und<br />
ist immer auf der Suche nach ungewöhnlichen<br />
Produkten, mit denen sich Blumengeschäfte<br />
profilieren können.<br />
4<br />
3 + 4 Seit 1999 laufen alle Fäden in der<br />
Redaktion bei Edith Strupf zusammen.<br />
Unterstützt wird sie von Grit Landwehr<br />
hauptsächlich in Sachen Facebook und<br />
Instagram. Ohne unsere zum Teil langjährigen<br />
Autor(inn)en allerdings wären<br />
wir aufgeschmissen. Vielen Dank an alle,<br />
die mit ihrem Fachwissen zur Aktualität,<br />
Inspiration und Qualität beitragen!<br />
5 + 8 Michael Finkbeiner hat als Bildbearbeitungsprofi<br />
über viele <strong>Jahre</strong> maßgeblich<br />
zur hohen optischen Qualität des<br />
Magazins beigetragen – seit Ende 2021 ist<br />
er in Rente, hilft aber hin und wieder noch<br />
aus. Als seine Nachfolgerin ist Carolin<br />
Scheu jetzt dafür zuständig, dass alle Beiträge<br />
optimal bearbeitet und rechtzeitig<br />
an die Druckerei übermittelt werden.<br />
6 Christina Heinkel ist Ansprechpartnerin<br />
für alle Fragen rund um das Anzeigenmanagement<br />
im Magazin und auf www.<br />
<strong>florieren</strong>-online.de<br />
7Kirsten Unshelm übernimmt als Assistentin<br />
viele Büroaufgaben und das<br />
Korrekturles en, was bedeutet, dass sie<br />
nicht nur Rechtschreibfehler ausmerzt,<br />
sondern nachhakt, wenn etwas unverständlich<br />
oder merkwürdig<br />
klingt. Sie<br />
ist unter anderem<br />
Ansprechpartnerin<br />
für<br />
unsere Terminmeldungen.<br />
8<br />
6<br />
Fotos: Julia Wildförster (1), Claudia von Freyberg (Teambild), privat (6), Sarah Janzen (7, 8)
seit über 125 <strong>Jahre</strong>n Partner der Grünen Branche<br />
Ernst Strecker GmbH &Co. KG<br />
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Floristen- &Dekorationsbedarf<br />
Brunnenfeldstrasse 45-47 •71272 Renningen<br />
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<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
GESTERN UND HEUTE<br />
Frohe Ostern!<br />
Auch traditionelle Feste unterliegen dem Wandel, aber bei Dekorationen für das Osterfest im Familienkreis denkt<br />
man ganz selbstverständlich an den Osterhasen, das Osternest und die Suche nach Ostereiern. Und natürlich<br />
gehören Frühlingsblüher dazu, und hier und da noch ein österliches Accessoire. Wie unterschiedlich der Frühling und<br />
Ostern in der Floristik aufgegriffen werden können, zeigen wir hier anhand von Werkstücken, die in „<strong>florieren</strong>!“-Ausgaben<br />
der <strong>Jahre</strong> 2004 bis 2019 erschienen sind. In unserem Archiv auf www.<strong>florieren</strong>-online.de finden Sie auch dieses<br />
Mal alle Beiträge zum Nachlesen, aus denen die Fotos stammen. Edith Strupf<br />
Foto: Thorsten Meiner<br />
1 2<br />
1 In „<strong>florieren</strong>!“ Nr. 3/2004 stellte Kathrein Kuhnert „Nestideen zum Osterfest“ vor,<br />
die bei einem Treffen der Dresdner Werkabendgruppe entstanden sind. Beim „Nest“<br />
von Simone Bisold bilden Korkenzieher-Hasel einen spielerischen Rahmen für pastellfarbene<br />
Blüten. Sie können den Beitrag mit dem Webcode flo6187 nachlesen.<br />
2 In „<strong>florieren</strong>!“ Nr. 4/2019 präsentierte Steffen Teuscher zeitgemäße Straußformen<br />
(Webcode flo6188), die zuvor bei seinem Seminar auf dem Blumengroßmarkt Nordbayern<br />
entstanden sind, darunter dieser langstielige Strauß mit Tulpen. Der Floristmeister<br />
stellt fest, dass der rasanten Entwicklung in der Technik und der Digitalisierung<br />
die Sehnsucht nach unberührter Natürlichkeit gegenübersteht und erinnert an<br />
die ursprünglichen Werte des Straußes. Dazu gehört die Bindestelle, die viel mehr ist<br />
als eine technische Notwendigkeit – sie steht für handwerkliches Können.<br />
Foto: BGN/Fotografie Mauer
3 In Themen denken und floristisch<br />
arbeiten, das erleichtert ein<br />
klares Bild in der Warenpräsen -<br />
ta tion. Ostern zum Beispiel könnte<br />
unter das Motto „Ei und Federn“<br />
gestellt werden („<strong>florieren</strong>!“ Nr.<br />
3/2007, Webcode flo6190). Mit<br />
diesem floralen Ei aus Gräsern<br />
erinnern wir daran, dass wir<br />
„<strong>florieren</strong>!“ 2007 in Kooperation<br />
mit Bloom’s neu konzipiert haben.<br />
Wie das oft bei Kooperationen<br />
ist, haben wir später wieder einen<br />
eigenen Weg eingeschlagen.<br />
3<br />
Foto: Bloom’s<br />
Unsere Geschenkpapierabroller<br />
ermöglichen schnelles, sicheres<br />
und dekoratives Verpacken.<br />
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<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
Foto: Ulrich Stelzer<br />
4<br />
5<br />
Foto: Peter J. Kierzkowski
Foto: Know How Bildungszentrum für Gestaltung<br />
6<br />
4 Frühlings- und Osterfloristik von<br />
Ulrich Stelzer haben wir unter anderem<br />
in „<strong>florieren</strong>!“ Nr. 2/2015 vorgestellt<br />
(Webcode flo6191). „Im Frühling<br />
werden die Farben kräftiger, das Grün<br />
intensiver und Duft verzaubert die<br />
Luft“, freut sich der Floristmeister.<br />
5 Stefan Göttle, der Vizemeister der<br />
Floristen 2012, gestaltete in unserer<br />
Serie „Blume & Handwerk“ für „<strong>florieren</strong>!“<br />
Nr. 4/2014 Frühlingsfloristik<br />
(Webcode flo6192). Bei diesem Werkstück<br />
unterstreichen Blüten in Weiß,<br />
Gelb, Orange und hellem Grün die<br />
frisch e, frühlingshafte Wirkung des<br />
Mooses. Die Blumen sind nicht<br />
gesteckt, sondern in einer Glasschale<br />
arrangiert.<br />
6 „Das Hasenfest ist eine kurze<br />
neckisch e Sache“, schrieb Nicole von<br />
Boletzky in „<strong>florieren</strong>! Nr. 3/2004<br />
(Webcode flo6186). Ihre Empfehlung<br />
für die Osterfloristik: Formen, die<br />
formal unbeschwert wirken nach dem<br />
Motto „Wir sollten uns diesen Spaß<br />
nicht nehmen lassen“.
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
AUS ERFAHRUNG LERNEN?<br />
Blick in die Zukunft<br />
Aus Anlass des „<strong>florieren</strong>!“-Jubiläums haben wir Autorinnen und Autoren<br />
sowie Branchenkenner um einen Blick in die Zukunft gebeten, und zwar<br />
unter Berücksichtigung der Vergangenheit, denn aus Erfahrungen kann man<br />
ja bekanntlich lernen. Die Antworten sind unterschiedlich und doch wird<br />
klar: Die Themen Nachhaltigkeit, Saisonalität und Regionalität sowie der<br />
Fachkräftemangel werden uns in der nächsten Zukunft beschäftigen. Und<br />
weil die Zukunft unberechenbar bleibt, ist es wichtig, mit Flexibilität auf<br />
veränderte Bedingungen zu reagieren.<br />
Foto: Steffi Rost<br />
Der Berater Rupert Fey, beyond-flora,<br />
Bargfeld-Stegen, regt unter dem Motto<br />
„Impulse“ seit Januar 2022 in jeder<br />
Ausgabe von „<strong>florieren</strong>!“ dazu an, den<br />
eigenen Weg zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.<br />
Die eigene Vision hat Zukunft<br />
„Die Zukunft wird unendlich vielfältig<br />
und bunt“, sagt Rupert Fey und fährt<br />
fort: „Und sie ist schon unter uns.<br />
Kaum sichtbar, oft als kleiner Sprössling<br />
oder in einer extremen Variante.“<br />
Seine Empfehlung: „Wer eine gute<br />
Zukunft will, muss seine Version aktiv<br />
gestalten und anstreben.“<br />
Eine der beliebtesten Dauerbrenner-<br />
Fragen für Berater lautet: Wie sieht<br />
die Zukunft aus? Es gibt viele Möglichkeiten,<br />
völlig falsch zu liegen. Warum tun wir<br />
uns so schwer, die Zukunft vorherzusagen?<br />
Wegen der vielfätigen äußeren Umstände<br />
und Faktoren? Sicher auch. Sicher<br />
aber auch, weil wir selbst häufig keine<br />
Idee haben, wie denn die Zukunft aussehen<br />
kann. Eine „gute Zukunft“ selbst gestalten,<br />
das klappt viel besser als viele<br />
meinen, ist aber häufig harte Arbeit. Wenn<br />
die eigene Vision von Zukunft zumindest<br />
den großen Megatrends nicht zuwiderläuft,<br />
ist vieles möglich. Ein (eher schon<br />
alter) Megatrend ist beispielsweise „Nachhaltigkeit“<br />
in allen Facetten.<br />
Was schon da ist? Bio-Gartenbaubetriebe,<br />
Initiativen, die ohne Pflanzenschutz und<br />
mit erneuerbaren Energien produzieren,<br />
zum Beispiel die Zero-Initiative der Plus-<br />
Plants-Gruppe. Oder die Slowflower-Bewegung,<br />
der eine Floristik mit Blumen aus<br />
der Region und ohne Steckschaum vorschwebt.<br />
Da ist die Zukunft. Fraglich ist<br />
das Tempo, in dem die Kunden den Wandel<br />
annehmen, und wann solche Konzepte<br />
den Massenmarkt erreichen. Das passiert<br />
übrigens fast immer mit Abstrichen. Weil<br />
es nur dann konsumiger und mengentauglich<br />
wird. Eine Zuspitzung der Klimadiskussion<br />
und der Energiebeschaffung kann<br />
und wird hier stark beschleunigen.<br />
Was kann nun die etablierte Branche tun?<br />
Für viele regionale Gärtner kam der Trend<br />
15 bis 20 <strong>Jahre</strong> zu spät. Sie sind im Muss<br />
zur rationellen Produktion (leider) untergegangen.<br />
Für die anderen kommen gute<br />
Zeiten, wenn die Regionalität gut bespielt<br />
wird und die Betriebskosten gut balanciert<br />
sind. Für Floristik und Einzelhandel wird<br />
die Kunst der Ausrichtung auf die neuen<br />
Zielgruppen der Knackpunkt.<br />
Was bedeutet das für Produkte und Saisonalität?<br />
Sicher ein Zurück zu der Logik,<br />
dass es eben nicht jedes Produkt „jahrrund“<br />
gibt. Was eine große Chance ist. Die<br />
Produkte Spargel und Erdbeeren zum Beispiel<br />
wären sicher nicht so beliebt, wenn<br />
sie immer verfügbar wären. Überhaupt<br />
wird die „eigene Ernte“ in jeder Hinsicht<br />
gewinnen.<br />
Nachhaltigkeit kommt, das Tempo ist unsicher,<br />
aber das Ziel sicher. Und damit<br />
wären wir wieder am Anfang. Also die<br />
eigene Vision der Zukunft entwickeln und<br />
umsetzen. Das hat definitiv Zukunft! n<br />
42 04-2022 <strong>florieren</strong>!
Chancen ergreifen und<br />
individuell nutzen<br />
Wie wird sie aussehen, die Zukunft<br />
der Floristen? Werden sich die klassischen<br />
Fachgeschäfte am Markt<br />
behaupten können? „Diese Fragen lassen<br />
sich spontan nicht beantworten“,<br />
so Heike Damke-Holtz. Außer Frage<br />
stehe allerdings, dass sich die Welt im<br />
Wandel befinde und sich dadurch faszinierende<br />
Chancen bieten.<br />
Die Pandemie war für Floristen eine<br />
Herausforderung. Schnellstmöglich<br />
mussten neue Wege gefunden und beschritten<br />
werden. Erfolgreich und mit großem<br />
öffentlichem Interesse haben sich die<br />
Floristen behauptet und sind überwiegend<br />
positiv durch die schwierigen Zeiten<br />
gekommen. Innovation, Kraft und Unternehmergeist<br />
sind vorhanden – dieser<br />
Schwung lässt sich in der Zukunft nutzen.<br />
Ein wichtiger Baustein wird die Ausbildung<br />
sein, nur damit lässt sich das Alleinstellungsmerkmal<br />
der Floristen aufrechterhalten.<br />
Die Ausbildungsinhalte lassen<br />
sich durch nichts kompensieren. Zwar<br />
sind Teile der Verordnung veraltet, aber<br />
daran wird gearbeitet. An dieser Stelle ein<br />
Appell an alle Ausbilder/-innen: Integrieren<br />
Sie die Ausbildung als festen Bestandteil<br />
in die betrieblichen Abläufe! Sie bildet<br />
einen Mehrwert und sichert langfristig die<br />
Vollständigkeit fachkompetenter Teams.<br />
Die Projektgruppe und der Ausbildungsausschuss<br />
des FDF-Bundesverbands sind<br />
aktiv dabei, das Berufsbild der Floristen<br />
neu zu ordnen. Handlungskompetenz,<br />
Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Digitalisierung,<br />
soziale Verantwortung, Serviceorientierung<br />
und ökonomische Themen<br />
bilden dabei wichtige Schwerpunkte. Ziel<br />
ist, Bewährtes mit Neuem zu verknüpfen<br />
und zukunftstauglich zu gestalten.<br />
Die Perspektiven zeitgemäß tätiger Floristen<br />
sind vielfältig. Auch in Zukunft wird<br />
das gut geführte Fachgeschäft eine wichtige<br />
Rolle einnehmen. Kunden mögen die<br />
Atmosphäre in Blumengeschäften, sie lieben<br />
es, Pflanzen wahrzunehmen und ihren<br />
Duft zu atmen. Gleichzeitig aber werden<br />
Geschäftsauftritte neu interpretiert:<br />
zielgruppenorientiert und spezialisiert<br />
und in Verbindung mit Social Media. Informationen<br />
und Bestellungen laufen zunehmend<br />
auch über das Internet.<br />
Weitere Chancen bieten das wachsende<br />
Umweltbewusstsein der Kunden und die<br />
Fragen nach Nachhaltigkeit und sozialer<br />
Verantwortung. Diese Themen sind uns<br />
Floristen Herzensangelegenheiten, wir<br />
können sie mit Leichtigkeit bedienen. Indem<br />
wir Einkaufsquellen und Produkte<br />
überdenken, regionale und saisonale Angebote<br />
nutzen, Anbaumethoden, Transportwege<br />
und Verpackungseigenschaften<br />
prüfen. Und indem wir Gewohnheiten<br />
hinterfragen: Wie lassen sich betriebliche<br />
Ressourcen besser nutzen? Wie Arbeitsabläufe<br />
effektiver und umweltschonender<br />
gestalten und zugleich das Zeitmanagement<br />
optimieren? Das bietet neben den<br />
positiven Effekten für Umwelt, Natur und<br />
Teamzufriedenheit auch enorme betriebswirtschaftliche<br />
Vorteile.<br />
Foto: Jörg Klampäckel<br />
Heike Damke-Holtz bietet Seminare<br />
für Floristen und innerbetriebliche<br />
Schulungen an. Sie ist Fachbuchautorin<br />
und engagiert sich für die Ausbildung.<br />
Im Ausbildungsausschuss<br />
des FDF arbeitet sie an der neuen<br />
Ausbildungsv erordnung mit.<br />
Der Wunsch nach Natürlichkeit, Saisonalität<br />
und Regionalität wird noch<br />
an Bedeutung gewinnen. „Die Arbeitsweise<br />
von Nicolaus Peters geht genau<br />
in diese Richtung“, sagt Heike Damke-<br />
Holtz. Sein Strauß ist ohne Grün mit<br />
Ocimum gebunden. „Den baue ich<br />
beetweise an, um im Winter und Frühling<br />
einen perfekten Gerüstbildner zu<br />
haben“, erklärt der Floristmeister.<br />
„Alle Floralien sind entsprechend ihrer<br />
natürlichen Wuchsform eingesetzt“,<br />
freut sich Heike Damke-Holtz. „Jedes<br />
Pflanzenteil kann sich frei entfalten.<br />
Spannung entsteht durch Kontraste<br />
in Bewegungen, Farben und Texturen.<br />
Hinzu kommt die hohe Wertigkeit der<br />
Werkstücke durch die sichtbar handwerklich<br />
gute Arbeit.“<br />
Floristik-Unternehmen, die auch in Zukunft<br />
funktionieren wollen, brauchen klar<br />
definierte Ziele und Konzepte, eine aussagekräftige<br />
Präsenz am Standort und im<br />
Internet, kompetente, motivierte Teams,<br />
zielgruppenorientierte Produkt- und Serviceangebote<br />
und soziale Verantwortungsbereiche.<br />
Das gilt für klassische Fachgeschäfte,<br />
Filialen, Freelancer und Systemfloristen<br />
gleichermaßen. <br />
n c<br />
Foto: Nicolaus Peters<br />
<strong>florieren</strong>! 04-2022<br />
43
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
Foto: Blumenhaus Wein<br />
Franz-Josef Wein führt mit seiner<br />
Schwester und seinem Neffen das<br />
Blumenhaus Wein in Saarlouis und ist<br />
Leiter der Meisterschule an der Akademie<br />
für Naturgestaltung in Zwettl.<br />
Die Wertschätzung steigt<br />
„Tradition ist nicht die Anbetung der<br />
Asche, sondern die Weitergabe des<br />
Feuers“, zitiert Franz-Josef Wein den<br />
französischen Historiker und Politiker<br />
Jean Jaurès (1859-1914). Er blickt optimistisch<br />
in die Zukunft, aber räumt<br />
ein: „Noch nie war es so schwierig,<br />
eine Prognose für den ganzen Berufsstand<br />
abzugeben wie gerade jetzt.“<br />
Der Blick in die Zukunft gleicht einem<br />
Blick in die Kristallkugel. Alleine in<br />
den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n, speziell den letzten<br />
zwei <strong>Jahre</strong>n, ist alles dermaßen in<br />
Bewegung geraten, dass eine einheitliche<br />
Entwicklung für mich nicht zu erkennen<br />
ist. Sicher erscheint mir nur, dass einfach<br />
alles möglich ist. Vieles davon finde ich<br />
persönlich wünschens- und erstrebenswert,<br />
anderes halte ich für unsinnig oder<br />
sogar höchst gefährlich. Dass sich die verschiedenen<br />
Strömungen sogar widersprechen,<br />
lässt erkennen, wie schizophren die<br />
Situation ist. Das betrifft sowohl die Gesellschaft<br />
als auch unsere Branche.<br />
Es gibt ein klares Bekenntnis zur Natur,<br />
die Bedeutung von ökologischen und<br />
nachhaltigen Aspekten wächst. Es gibt<br />
aber auch die gegenteilige Entwicklung.<br />
Ein eindeutiges Abwenden von der Natur<br />
zeigt sich in Gestaltungen voller Künstlichkeit<br />
und dem Wunsch, Floralien zu verändern,<br />
bevor man sie verarbeitet. Dazu<br />
gehört das leidige Thema Färben.<br />
Manche Floristen streben beim Gestalten<br />
nach noch mehr Inhalt und drücken das<br />
bemerkenswert aus. Dabei steht die individuelle<br />
Entwicklung des Einzelnen im<br />
Vordergrund, wodurch Diversität entsteht,<br />
die fundiert ist. Andere folgen jeder Strömung,<br />
die allgemein formuliert ist und<br />
divers wirkt, aber Einheitsbrei ist. Die Beeinflussung<br />
durch die sozialen Medien<br />
zeigt das auf eindrückliche Weise. Hochkarätigem<br />
Handwerk als Grundlage der<br />
floralen Gestaltung steht katastrophaler<br />
Pfusch gegenüber. Gekonnt ungekünstelt<br />
wirkende Gestaltungen markieren den<br />
einen Pol, Dilettantismus mit schrecklichen<br />
Auswüchsen den anderen.<br />
Bei so vielen Variablen ist der Blick in die<br />
Zukunft mehr als ungewiss, aber wir bewegen<br />
uns, wie so viele, am Scheideweg.<br />
Wenn ich einen Zukunftswunsch an die<br />
Branche richten darf, ist es der Wunsch<br />
nach noch mehr Wahrhaftigkeit beim Gestalten,<br />
größte Rücksichtnahme gegenüber<br />
der Natur, Gestaltung auf der Grundlage<br />
von solidem Handwerk, das Fördern<br />
von Individualität bei den Gestalterinnen<br />
und Gestaltern und natürlich Mut, die Zukunft<br />
zu bestehen. Ich bin grundsätzlich<br />
ein eher optimistischer Mensch und ich<br />
sehe den Wert unserer Arbeit steigen. Das<br />
Bewusstsein dafür wird bei unseren Kunden<br />
wachsen, wir müssen wagen, manchmal<br />
die Grenzen überschreiten, dabei uns<br />
selbst treu bleiben. Das ist jedes Mitglied<br />
der Branche der gesamten Branche schuldig.<br />
Geben wir das Feuer weiter an die<br />
Zukunft und lassen wir alles weg, was<br />
dieses Feuer nicht nährt. <br />
n<br />
Fachkräftemangel als größte<br />
Herausforderung<br />
Gabriele Haufe blickt auf den strukturellen<br />
Wandel, der immer wieder zu<br />
Anpassungen und einer neuen Orientierung<br />
zwingt. Weil die Chancen,<br />
die sich bieten, hohe Fachkompetenz<br />
erfordern, hängt die Zukunft der<br />
Branche eng mit dem Thema Ausund<br />
Weiterbildung zusammen.<br />
Beerdigungen mit 15 Kränzen, Sarg-<br />
Innenschmuck und einem Bukett, das<br />
direkt auf dem Sarg gefertigt wird. Hochzeiten<br />
mit 200 Gästen und Vorbereitungen<br />
für Muttertag bis morgens um vier. Blumen<br />
gab’s nur beim Floristen oder in der<br />
Endverkaufsgärtnerei. Diese und weitere<br />
klassische Geschäftsfelder der Floristen<br />
sind seit vielen <strong>Jahre</strong>n im strukturellen<br />
Wandel. Heute gibt es Baumbestattung<br />
statt Reihengrab und Elopement statt<br />
Hochzeit in der Turnhalle.<br />
War ein Florist früher Allrounder, muss er<br />
heute das Unternehmensprofil deutlich<br />
schärfen. Das Abwägen möglicher Spezialisierungen,<br />
der Ausbau von Kernkompetenzen,<br />
Kooperationen oder Allianzen<br />
können zudem zu Verknüpfungen und<br />
Mehrwert für alle Beteiligten führen. Neue<br />
Möglichkeiten eröffnen sich auch durch<br />
die Digitalisierung, Online-Angebote sowie<br />
das veränderte Verbraucherverhalten.<br />
Verbraucher heute schätzen hohe Beratungs-<br />
und Dienstleistungskompetenz,<br />
aber auch eigene Online-Angebote.<br />
Ebenso wächst die Nachfrage nach nachhaltig<br />
produzierten, regionalen und sozialverträglich<br />
verarbeiteten Blumen und<br />
Pflanzen sowie hochwertiger handwerklicher<br />
Floristik stetig. Die Sehnsucht nach<br />
Natur und heiler Welt hat Einzug in den<br />
Blumenladen gehalten.<br />
Durch den demografischen Wandel und<br />
Imageprobleme hat nicht nur die grüne<br />
Branche heutzutage mit dem Mangel an<br />
nachkommenden Fachkräften zu kämp-<br />
Gabriele Haufe verweist auf Dale Carnegie<br />
(1888-1955), der Begeisterungsfähigkeit<br />
als eine Hauptursache für<br />
Erfolg sah. Die Fachlehrerin ist überzeugt<br />
davon, dass sich diese Aussage<br />
aus der Vergangenheit auf die<br />
Zukunft übertragen lässt.<br />
fen. Drei Berufsschulklassen in einem<br />
Lehrjahr sind längst Geschichte. Nicht nur<br />
Schulen sterben, sondern auch Betriebe<br />
können ihren Ladenbetrieb mangels Mitarbeiter<br />
nicht mehr aufrechterhalten. Dabei<br />
sind hohe fachliche Kompetenz durch<br />
eine fundierte Aus- und Weiterbildung<br />
Foto: Edith Strupf<br />
44 04-2022 <strong>florieren</strong>!
Foto: Rieke Viertel<br />
doch die wichtigsten Faktoren, um sich<br />
abzugrenzen und zu positionieren, um<br />
den Beruf in die Zukunft zu tragen.<br />
Daher stellt der Fachkräftemangel aus<br />
meiner Sicht die größte Herausforderung<br />
dar. Aus diesem Grund wollen Recruiting-<br />
Strategien, die Unternehmenskultur, die<br />
Attraktivität der Arbeitsplätze, die Benefits<br />
und Besonderheiten heute gut überlegt<br />
und sinnreich kommuniziert sein. n<br />
Steffen Teuscher führt zusammen mit<br />
seiner Frau Diana Stretz-Teuscher seit<br />
August 2016 das Geschäft „Blattgold<br />
Landau“, inzwischen an einem neuen<br />
Standort mit mehr Verkaufsfläche.<br />
Plötzlich ein zeitgemäßes Bild<br />
„In Zeiten, die nach Entwicklung und<br />
Veränderung rufen, sollten wir den<br />
Blick nach vorne richten, ohne dabei<br />
jedoch unsere Historie zu vergessen“,<br />
sagt Steffen Teuscher. Er blickt zurück<br />
auf seine <strong>Jahre</strong> als Fachlicher Leiter<br />
der Meisterschule Straubing, denn<br />
darin liegt auch ein wichtiger Grundstein<br />
seiner Sicht auf die Zukunft.<br />
Gemeinsam mit einem Team motivierter<br />
Lehrkräfte durfte ich an der Floristmeisterschule<br />
in Straubing junge, ambitionierte<br />
Kolleg(inn)en auf ihrem beruflichen<br />
Weg begleiten. Ich war im direkten<br />
Austausch mit Menschen, die in ihre Zukunft<br />
investierten und daran glaubten,<br />
dass es einen guten Weg dorthin gibt. Das<br />
war eine wundervolle Aufgabe!<br />
Nach den zurückliegenden <strong>Jahre</strong>n in der<br />
Coronapandemie, glaube ich (und viele<br />
andere) sogar noch viel stärker an die Zukunft.<br />
In dieser Zeit ist unglaublich viel<br />
passiert, was die Wahrnehmung unseres<br />
Berufs gestärkt hat. Denken wir nur an<br />
unsere verstärkte Online-Präsenz! Junge<br />
Kolleginnen und Kollegen gehen vorbildlich<br />
mit dem Medium um und sprechen<br />
darüber neue Zielgruppen an. Die Schaufenster<br />
der Geschäfte, der Bindetisch der<br />
Werkstätten oder inspirierende Gespräche<br />
gehen ins Netz und erreichen mehrere<br />
tausend Menschen. Auch die Vernetzung<br />
zwischen Floristen, Stylisten, Bloggern<br />
und Fotografen funktioniert bestens. <strong>Jahre</strong>lang<br />
hatten wir nach Wegen gesucht,<br />
plötzlich hat unser Beruf ein zeitgemäßes<br />
Bild. Wir können den Kollegen dankbar<br />
sein, dass sie sich die Zeit dafür freischaufeln,<br />
denn letztendlich können wir alle<br />
davon profitieren. Und noch viel besser:<br />
Wir alle können mitmachen.<br />
Aber bitte mit Überlegung und Bedacht,<br />
denn nicht jeder Post, nicht jede Story bewirken<br />
Gutes. Bilder und Videos vom Einkauf<br />
auf dem Großmarkt, bei Bedarfshändlern,<br />
von der Einkaufstour durch<br />
Holland oder von Messen beobachte ich<br />
skeptisch. Denn dadurch informieren wir<br />
Verbraucher über unsere Bezugsquellen.<br />
Hier ist Vorsicht geboten! Der sinnvolle<br />
Auftritt im Netz erfordert Zeit und Überlegungen.<br />
Eine weitere positive und lange vernachlässigte<br />
Entwicklung ist der Zusammenhalt,<br />
der über Social-Media-Kanäle entsteht.<br />
Betriebe verlinken und erwähnen<br />
sich gegenseitig und generieren somit<br />
Zielgruppen. Gleichzeitig findet ein Austausch<br />
untereinander statt. Und wenn es<br />
nur ein Like ist – er führt die Branche auf<br />
neuen Wegen zusammen und gibt ein gutes<br />
Zukunftsgefühl. <br />
n<br />
Lebendige Gestaltung<br />
als Kulturgut<br />
Wenn man nicht im „Das wird immer<br />
schon so gemacht“ verharren oder<br />
ohne viel eigene Meinung allen Aktualitäten<br />
folgen will, braucht man ein<br />
eigenes Standing, so Ursula Wegener,<br />
denn in unserer Berufswelt ändern<br />
sich Ansichten, Formen, Farben und<br />
Materialien rasch.<br />
Gestalterische Aufregungen früherer<br />
<strong>Jahre</strong> muten heute zu Unrecht ein<br />
wenig überholt an, denn die Themen dieser<br />
Auseinandersetzungen wurden nicht<br />
nur ziemlich kontrovers diskutiert, sondern<br />
sie brachten vor allem wichtige Anstöße<br />
für Veränderungen. Und heute?<br />
Aufregungen? Nein. Auseinandersetzungen?<br />
Nein. Auf einen Trendzug möchte<br />
man schon aufspringen, ihn vielleicht beeinflussen,<br />
gar anführen? Gleichwie, alles<br />
was ihn hervorruft und unterstützt, findet<br />
Beachtung. Wir Floristen leben von Ver-<br />
<strong>florieren</strong>! 04-2022<br />
45
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
Foto: M. Laukemann<br />
kauf, und Beachtung ist dafür essenziell.<br />
Dabei werden Gedanken zu Umwelt und<br />
Natur wichtiger und allgemeiner Konsens.<br />
Das kommt uns entgegen, denn wir haben<br />
den großen Vorteil, mit natürlichen und<br />
attraktiven Ausgangswerkstoffen umzugehen.<br />
Der Empfindung, dass Blumen und<br />
Pflanzen schön sind, verschließt sich nahezu<br />
niemand. Wie wir sie wahrnehmen,<br />
das ist persönlich und individuell. Infolgedessen<br />
muss auch nicht über jedes Trendstöckchen<br />
gesprungen werden. Die digitale<br />
Bilderfülle darf nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass es durchaus auf eigenen<br />
Einfalls- und Ideenreichtum ankommt.<br />
Ursula Wegener regt immer wieder<br />
dazu an, die vielseitigen <strong>Jahre</strong>szeiten<br />
floristisch einzufangen. Und zu neuen<br />
Betrachtungsweisen. Sie ist Stammautorin<br />
von „<strong>florieren</strong>!“ und leitet die<br />
FDF-Meisterschule in Gelsenkirchen.<br />
Natürlich gibt es überall Veränderungen.<br />
Manche Blumen werden kaum noch angebaut,<br />
weil sie aus der Mode sind, Themen<br />
wirken altbacken ... und plötzlich sind sie<br />
wieder „must have“ der Saison. Auch manche<br />
Gestaltungsansichten erweisen sich<br />
im Nachhinein nicht so schlüssig, wie man<br />
sie mal erfahren und verinnerlicht hat.<br />
Man merkt, dass es viel inspirierender ist,<br />
sie zu hinterfragen und sich anderen Wegen<br />
zuzuwenden. Der Reiz des Lebendigen<br />
liegt im sich Hin- und Abwenden.<br />
Zudem führen gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />
Entwicklungen zu vielfachen<br />
Fragen: Hat Natur eine Werteskala? Ist<br />
nur die vollendete Blume schön oder muss<br />
man den Wachstumsprozess inklusive Vergänglichkeit<br />
betrachten? Muss in der Gestaltung<br />
eine etablierte Ordnung eingehalten<br />
werden?<br />
Antworten sollten sich nicht nur aus wirtschaftlicher,<br />
sondern genauso aus kreativer<br />
Sicht ergeben. Das Wichtigste dabei ist<br />
eine zweckfreie Sicht auf Natur, Blumen<br />
und Wachstumsprozesse. Kreativität muss<br />
Raum finden, ohne zuerst an Wirtschaftlichkeit<br />
zu denken, denn sie sorgt für Vitalität,<br />
neue Betrachtungsweisen und<br />
Entfaltung. Es geht um lebendige Gestaltung<br />
als Kulturgut inmitten der gesellschaftlichen<br />
Entwicklung.<br />
Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Up- und<br />
Recycling sind je nach Gewichtung große<br />
Herausforderungen und dennoch widerspruchbehaftet.<br />
Wenn der Natur nichts<br />
entnommen wird, schädigt man sie auch<br />
nicht. Wenn die Pflanze, hochgepuscht,<br />
nur kurz ansehnlich bleibt, schmeißt man<br />
sie weg. Die Fragen nach dem Respekt vor<br />
natürlichen Ressourcen, nach der Akzeptanz<br />
für von weit her importierten Blumen<br />
und Pflanzen könnten bedeutsam werden<br />
– eventuell ist ein Blumencargo eines Tages<br />
um die halbe Welt nicht mehr möglich.<br />
Mit seinem Einkauf kann man regionale<br />
und saisonale Blumen und Pflanzen berücksichtigen<br />
und somit auch dem heimischen<br />
Gartenbau den Rücken stärken.<br />
Vielleicht ist mancher Kunde offen nicht<br />
nur für gut gelungene Werkstücke, sondern<br />
für das Atmosphärische des Mittwinters,<br />
des beginnenden Sommers, für den<br />
Zauber der ersten Maiglöckchen …<br />
Auch dem „Gewöhnlichen“, dem Unscheinbar-Einfachen<br />
kann man interessante<br />
Aspekte entlocken und eine strahlende<br />
Bühne bereiten. Man kann sich Kreisläufe<br />
genauer ansehen und daraus folgend die<br />
ästhetische Seite von Wachstumsprozessen<br />
gestalterisch umsetzen. Hieraus kann<br />
sich mit mehr saisonalen Blumen, ökologisch<br />
akzeptablen Hilfsmitteln, auch ungewohnten<br />
Farben, Texturen und einem<br />
Blick auf Dauerhaftigkeit das Angebot<br />
bereichern. Arbeiten erweitern sich zu<br />
Displays und für Innenraumgestaltung.<br />
Je nach Gegebenheit und Profil entwickeln<br />
sich unterschiedliche Styles, Konzepte,<br />
„Blumenplätze“: eine ambitionierte<br />
Blumenkultur mit viel Handwerk. Sie<br />
kann reduziert sein, warm, kühl, üppigdekorativ,<br />
ganz einfach, ein wenig dekadent,<br />
ländlich. Die Inhalte und Stile werden<br />
variiert, wechseln und verbinden sich<br />
mit interessanten Einrichtungskomponenten.<br />
<br />
n<br />
Fachwissen zur Bewältigung<br />
von Herausforderungen<br />
„Na klar, wir sind dank der neuen<br />
Medien auf große bunte Bilder und<br />
den Informationskonsum von kleinen,<br />
verdaulichen Texthäppchen geprägt“,<br />
so Fachjournalistin Katrin Klawitter,<br />
aber Fachzeitschriften mit wirklich<br />
„handfestem“ Wissen sind durch neue<br />
Medien nur in Teilen zu ersetzen.<br />
Wie oft haben wir alle schnell, praktisch<br />
und häufig recht kritiklos nebenbei<br />
konsumiert? Aber spätestens seit<br />
der Coronakrise und dem aktuell schrecklichen<br />
Kriegsgeschehen in der Ukraine<br />
schauen wir wieder bewusst und genauer<br />
hin, suchen seriöses, vertiefendes Wissen,<br />
Hintergründe, Meinungshilfen. Das ist in<br />
der Floristik und im Gartenbau nicht anders.<br />
Irgendwann dürstet es uns nach neuem,<br />
fundiertem und inspirierendem Fachwissen.<br />
Das ist in Zeiten von qualitäts- und<br />
umweltbewussten Kunden ein wesentliches<br />
Gut und Profilierungsmerkmal. Deshalb<br />
sind sie auch so wichtig für die Branche:<br />
unsere Fachzeitschriften.<br />
„Fachzeitschriften sind schwer ersetzbar“,<br />
sagt Katrin Klawitter.<br />
Wir alle blicken in eine Zukunft voller Herausforderungen<br />
– das ist spannend, aber<br />
ohne Fundament nicht nachhaltig und<br />
erfolgreich zu bewerkstelligen. Deshalb<br />
mein Appell und Wunsch, den ich der „<strong>florieren</strong>!“<br />
mit einem dicken Glückwunsch<br />
zum Geburtstag sende – und damit gleichzeitig<br />
allen unseren Fachmedien: dass<br />
unsere Fachzeitschriftenwelt in einer blühenden<br />
Zukunft weiter wertgeschätzt,<br />
unterstützt, erhalten und intensiv und in<br />
Ruhe gelesen wird. Manchmal braucht<br />
man eben eine digitale Auszeit. n<br />
Foto: privat<br />
46 04-2022 <strong>florieren</strong>!
Menschen vertrauen<br />
auf Menschen<br />
Erwin Germann wird nicht müde,<br />
da rauf hinzuweisen, wie wichtig das<br />
Image „attraktiver Arbeitgeber“ für<br />
Unternehmen ist. Auch bei seinem<br />
Blick in die Zukunft beleuchtet er<br />
sein Kernthema „Personal“ oder neudeutsch<br />
„Human Resources“.<br />
Vor <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n mussten wir um Ausbildungsplätze<br />
kämpfen. Aufnahmeprüfungen<br />
in den Trendberufen waren Standard,<br />
und die Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe<br />
konnten sich die Besten<br />
aussuchen. Im Gegensatz dazu leiden wir<br />
heute unter Fachkräftemangel. Die Arbeitnehmer<br />
sind heute der bestimmende<br />
Faktor. Wichtig für mich als nachhaltiger<br />
Personalentwickler sind immer die Menschen,<br />
ihre Einstellungen zur Arbeit und<br />
die Art und Weise, sich für die Belange der<br />
Betriebe einzusetzen.<br />
Auch das Engagement von Mitarbeitern<br />
und Führungskräften hat sich enorm verändert.<br />
Die aktuellen Ergebnisse der Gal-<br />
lup-Studie sprechen eine deutliche Sprache:<br />
Nur noch 17 % der Arbeitnehmer<br />
haben eine emotionale Bindung zu ihrem<br />
Unternehmen.<br />
Um die Herausforderungen der Zukunft<br />
meistern zu können, brauchen wir heute<br />
Persönlichkeiten mit anderen Fähigkeiten.<br />
Die Transformation beginnt in den Köpfen<br />
der Entscheider und Entscheiderinnen,<br />
die neue Entwicklungen und Formen von<br />
Arbeit zulassen.<br />
Unabhängig von allen fortschrittlichen<br />
Entwicklungen bin ich überzeugt, dass<br />
Menschen auch in 100 <strong>Jahre</strong>n noch Anlässe<br />
feiern werden. Dafür benötigen sie<br />
die funktionierenden Strukturen des Blumenfachhandels.<br />
Sicherlich wird es dann<br />
Menschen geben, die diese Entscheidungen<br />
gemeinsam mit Avataren abstimmen<br />
werden, doch die meisten Menschen werden<br />
auf Menschen vertrauen, die mit<br />
Verstand und Herz an ihrer Seite stehen<br />
und genau wissen, worauf es ankommt.<br />
Das kann in dieser Form kein Konfigurator<br />
erfüllen. <br />
n c<br />
Erwin Germann ist Experte für Vermarktung<br />
und Personalentwicklung<br />
und Inhaber von „Germann Vertrieb<br />
und Personal“ in Nürnberg.<br />
FLORIEREN-ONLINE.DE<br />
Den Beitrag „Hausaufgaben für den<br />
Fachhandel“ von Erwin Germann in<br />
„<strong>florieren</strong>!“ Nr. 9/2018 können Sie<br />
mit dem Webcode flo6193 nachlesen,<br />
den Beitrag „Was macht Erfolg<br />
aus?“ von Andreas Zitzmann in der<br />
gleichen Ausgabe mit dem Webcode<br />
flo 6146.<br />
Foto: Germann Vertrieb & Personal
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
Foto: BGI<br />
Flexibilität als Erfolgsbasis<br />
Nach Einschätzung des Verbands<br />
des Deutschen Blumen- Groß- und<br />
Importhandels (BGI) ist ein mehr<br />
ganzheitlicher Blick auf die Branche<br />
und die gesellschaftliche Entwicklung<br />
für die zukünftige Positionierung<br />
und den Erfolg der Unternehmen<br />
unabdingbar.<br />
Verbraucher zeigten in der Coronakrise<br />
großes Interesse an Blumen und<br />
Pflanzen, aber Blumengeschäfte konnten<br />
weniger als der System- und Onlinehandel<br />
profitieren. Fachhändler, die sich durch<br />
aktive Kundenkommunikation über alle<br />
zur Verfügung stehenden Kanäle sowie<br />
Flexibilität in der Selbstorganisation auszeichneten,<br />
haben die Krise jedoch gut<br />
gemeistert.<br />
Auch der Blumen- und Pflanzengroßhandel<br />
hat sich flexibel auf die Bedürfnisse<br />
seiner Kunden eingestellt, Organisationsstrukturen<br />
angepasst, Lieferantenbeziehungen<br />
genutzt und Lieferketten aufrechterhalten.<br />
Perspektivisch ist davon auszugehen,<br />
dass Produktsourcing – auch aus<br />
regionalem Anbau – und eine angemessene<br />
Preisfindung in den nächsten <strong>Jahre</strong>n<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
Der Handel stellt sich den veränderten<br />
Konsumentenwünschen nach mehr Nachhaltigkeit,<br />
mehr Naturnähe, mehr regionalen<br />
und vor allem sozial verantwortlich<br />
angebauten, unbelasteten Produkten. Da<br />
die Pandemie neue Kundengruppen erschlossen<br />
hat, wird sich der Trend zu pflegeleichten<br />
Pflanzen und Convenience-<br />
Angeboten verstärken. Entsprechende<br />
Konzepte mit passendem Zubehör werden<br />
an Bedeutung gewinnen. Torf- und<br />
Im Herbst 2021 verabschiedete die<br />
BGI-Mitgliederversammlung den<br />
Wechsel vom Präsidialsystem zu<br />
einem Vorstandsteam an der Spitze<br />
des Verbandes. Eine strukturelle Neuaufstellung,<br />
die den breitgefächerten<br />
Anforderungen an eine moderne<br />
Verbandsführung gerecht wird.<br />
Plastik reduktion sowie Transparenz in der<br />
Kette werden zur Selbstverständlichkeit.<br />
Darüber hinaus sind Personal- und Fachkräftemangel,<br />
Logistikkosten und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />
Treiber<br />
für Veränderungen.<br />
Aktuell in der Diskussion ist darüber hinaus<br />
eine Neupositionierung im Verhältnis<br />
zwischen Groß- und Einzelhandel, bei der<br />
Kooperationsmöglichkeiten im Fokus stehen.<br />
Vertrauen, Partnerschaft und Verbindlichkeit<br />
sind dabei die Schlüsselbegriffe.<br />
Einzelhändler wünschen sich, dass<br />
der Großhandel stärker an den Verbraucher<br />
denkt und entsprechende Konzepte<br />
anbietet. Großhändler wünschen sich den<br />
direkten Zugang zu Verbraucherwünschen<br />
aus der Praxis. Insbesondere in einer<br />
Phase, in der der Ausbau von Onlineshops<br />
an Fahrt gewinnt, sind Digitalisierung<br />
und Datensammlung die Basis für<br />
Marktprognosen.<br />
Der Blick auf die Anforderungen an die<br />
Marktteilnehmer hat sich durch die Pandemie<br />
geschärft. Es sieht so aus, als wäre<br />
die Schlüsselfunktion, die die grüne Branche<br />
in einem stärkeren Fokus auf Naturnähe,<br />
CO 2 - und Wasserbilanzen einnehmen<br />
kann, in den Köpfen der Verbraucher<br />
und der meisten Branchenprotagonisten<br />
angekommen. <br />
n<br />
Auf Trends bestens vorbereitet<br />
Strecker, Großhandel für Floristenund<br />
Dekorationsbedarf, Renningen,<br />
ist seit über 125 <strong>Jahre</strong>n Partner der<br />
grünen Branche. Armin und Bernd<br />
Strecker sehen ihr Unternehmen für<br />
die Zukunft gerüstet und sind überzeugt,<br />
dass die Nachfrage nach Blumenschmuck<br />
weiter hoch sein wird.<br />
Das Thema Nachhaltigkeit ist in der<br />
Mitte unserer Gesellschaft angekommen<br />
und wichtiger denn je. Die grüne<br />
Branche legt daher einen besonderen Fokus<br />
auf dieses Thema. Die Nachfrage nach<br />
kompostierbaren Bändern, ökologischen<br />
Papieren und anderen fairen Produkten<br />
wächst rasant. Auf diese Nachfrage sind<br />
wir gut vorbereitet, da uns verantwortliches<br />
Handeln wichtig ist.<br />
Insgesamt reagiert unser trendsicheres<br />
Einkaufsteam sehr früh auf Trends, wie<br />
zum Beispiel die steigende Nachfrage nach<br />
Trockenblumen. 2017 waren wir deutschlandweit<br />
einer der ersten Großhändler mit<br />
einem solch breiten Trockensortiment.<br />
Allgemein sehen wir, dass fast alles einmal<br />
wieder kommen wird. Da wir seit über 125<br />
<strong>Jahre</strong>n als zuverlässiger Partner der<br />
Florist(inn)en agieren, sind wir auch auf<br />
kommende Trends bestens vorbereitet.<br />
Dazu gehört auch, dass sich der Verkauf<br />
Armin und Bernd Strecker sind stolz,<br />
ein Teil der Branche zu sein.<br />
Foto: Strecker<br />
48 04-2022 <strong>florieren</strong>!
Foto: Bloom’s<br />
unseres Sortiments immer mehr in die<br />
digitale Welt verlagert. Kund(inn)en lassen<br />
sich in den sozialen Medien inspirieren<br />
und haben ihre Wunschartikel ein paar<br />
Mausklicks später im digitalen Warenkorb.<br />
Der Bereich wird stetig ausgebaut,<br />
modernisiert und an die Wünsche der<br />
Kund(inn)en angepasst.<br />
Wir glauben zwar, dass die Zahl der Blumenfachgeschäfte<br />
weiter abnimmt, aber<br />
das wird sich als Chance für verbleibende<br />
Florist(inn)en erweisen, denn die Nachfrage<br />
nach handwerklicher Kompetenz<br />
und Floristik für verschiedene Anlässe<br />
wird weiter sehr hoch sein. Verbraucher<br />
sind nach wie vor daran interessiert,<br />
Hochzeiten, Jubiläen und Co. mit hochwertigen<br />
Werkstücken zu dekorieren. Blumensträuße<br />
sind für viele das Geschenk<br />
schlechthin. Die grüne Branche wird sich<br />
weiter wandeln und verändern und wir<br />
sind stolz, ein Teil davon zu sein. n<br />
Konzentration auf das<br />
Wesentliche<br />
Floristen haben viele Möglichkeiten,<br />
sich zu profilieren, doch dafür sind<br />
Fachkräfte nötig. Ausbildung hat deshalb<br />
für Bloomways-Geschäftsführer<br />
Martin Stein und Martin Emde vom<br />
Landgard Deko & Floristikbedarf strategische<br />
Bedeutung.<br />
Ein Erfolgsgeheimnis heute und in Zukunft<br />
ist sicherlich die Konzentration<br />
auf das Wesentliche: die Beschaffung von<br />
hochwertigen Waren, die mit handwerklichem<br />
Geschick und Kreativität verarbeitet<br />
und dann parallel stationär und<br />
online angeboten werden, begleitet durch<br />
flankierende Serviceleistungen wie einen<br />
Lieferdienst. Der Einsatz von Konzeptthemen<br />
zur Verkaufsförderung trägt zusätzlich<br />
zu einer Aufwertung der Produkte bei.<br />
Zusammen mit einer fundierten Beratung<br />
und einer ansprechenden Ladengestaltung<br />
mit Wohlfühlatmosphäre für die<br />
Kunden entstehen so wichtige Alleinstellungsmerkmale.<br />
Für all dies braucht es jedoch Fachkräfte,<br />
die aktuell in der grünen Branche rar sind.<br />
Daher hat die Ausbildung von Mitarbeitenden<br />
und Fachkräften eine strategische<br />
Bedeutung für die Zukunft der Branche.<br />
Ein möglicher Weg für die Zukunft kann<br />
daher der Zukauf von Halb- und Fertigwaren<br />
insbesondere im Preiseinstiegssegment<br />
sein. So gewinnt der Fachhandel Zeit<br />
Martin Stein (rechts) ist Bloomwaysund<br />
Freiraum für hochwertige Kreationen<br />
Geschäftsführer, Martin Emde (links)<br />
– und wir vorsorgen ihn natürlich gerne leitet den Bereich Deko & Floristikbedarf<br />
beim mit allem, was er dafür benötigt. n c<br />
Landgard-Fachhandel.<br />
Zur Verkaufsförderung<br />
bietet<br />
Landgard Konzeptthemen<br />
inklusive<br />
Werbematerial an<br />
– für Ostern zum<br />
Beispiel „Hermann<br />
Hase“, für Muttertag<br />
„Super Mom“.<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> –<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
shop<br />
now!<br />
Web-shoppen<br />
oder einkaufen in unseren<br />
Abholmärkten Zentrale<br />
Landshut-Altdorf 6.000m 2<br />
und im Blumengroßmarkt<br />
München<br />
Foto: Landgard/Ines Escherich<br />
Kollektion<br />
Frühling • Sommer • Basics<br />
www.kwoka.com<br />
KATALOG<br />
2022<br />
Zentrale und Abholmarkt<br />
Landshut /Altdorf<br />
Opalstraße 40, 84032 Altdorf<br />
Tel +49 (0)871 93313-0<br />
Fax +49 (0)871 93313-11 49<br />
hello@kwoka.com<br />
<strong>florieren</strong>! 04-2022
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />
Foto: FDF<br />
Klaus Götz ist seit September 2021<br />
Präsident des FDF Bundesverbands.<br />
Die Stärke der Branche ist die<br />
Individualität der Floristen<br />
Eine Strategie für den garantierten<br />
Erfolg gibt es nicht, stellt der Fachverband<br />
Deutscher Floristen (FDF) fest.<br />
Aber die Bandbreite bei Angebot, Ausrichtung<br />
und Dienstleistung ermöglicht<br />
passgenaue Konzepte ganz nach<br />
den Stärken und Vorlieben der Unternehmerpersönlichkeiten.<br />
Ein Blick in die Zukunft unserer Branche<br />
kommt dem Blick in die berühmte<br />
Glaskugel gleich. Auch beim FDF wären<br />
wir froh, wenn wir unseren Mitgliedern<br />
einen Schlüssel zum sicheren Erfolg anbieten<br />
könnten. So einfach ist es jedoch<br />
nicht! Wir unterstützen und begleiten<br />
FDF-Floristen auf ihrem Weg, aber es gibt<br />
keine Strategie, die den Erfolg garantiert.<br />
Man kann jedoch für die Gegenwart und<br />
die Zukunft bekräftigen: Die Stärke unserer<br />
Branche liegt in ihrer Beweglichkeit,<br />
Individualität und Kreativität. Hinzu kommen<br />
Gestaltungskompetenz, Qualität des<br />
Angebots, Trends, Interieur, hochwertige<br />
Accessoires und floraler Bedarf sowie das<br />
Spektrum der floralen Dienstleistungen.<br />
Unsere Fachgeschäfte zeichnet eine phänomenale<br />
Bandbreite aus – bei Angebot,<br />
Ausrichtung und Dienstleistung.<br />
Floristik-Unternehmer/-innen müssen<br />
sich entscheiden, ob sie ihren Schwerpunkt<br />
auf das klassische Blumenfachgeschäft<br />
legen, sich als Event-Florist spezialisieren<br />
oder als Auftragsflorist ohne Laden<br />
arbeiten. Mit diesen individuellen<br />
Spezialisierungen unterscheiden sich<br />
Florist(inn)en eindeutig von den Angeboten<br />
des Systemhandels und werden vom<br />
Kunden geschätzt. Darüber hinaus spielen<br />
ein kundenorientiertes Marketing – schon<br />
jetzt mehr und mehr über die sozialen<br />
Netzwerke – sowie solide betriebswirtschaftliche<br />
Kalkulationen und ein gutes<br />
Einkaufsmanagement grundlegende Rollen<br />
für den Erfolg. In diesem Konzert der<br />
Möglichkeiten muss jeder Florist seine<br />
Position finden – abhängig von Standort,<br />
Kundenstruktur, Kaufkraft und den eigenen<br />
Möglichkeiten. Es gibt allerdings eine<br />
Faustregel, die für alle gilt: Nur das, was<br />
ich aus meiner persönlichen Überzeugung<br />
heraus leiste, praktiziere und anbiete,<br />
wird von Erfolg gekrönt sein. n<br />
Heidy Hetper ist für „<strong>florieren</strong>!“ immer<br />
auf der Suche nach Produkten, die zu<br />
Blumen und Pflanzen – oder den Vorlieben<br />
der Inhaber – passen.<br />
Der eigene Stil prägt<br />
das Sortiment<br />
Heidy Hetper freut sich, dass es keine<br />
Trendvorschriften mehr gibt. Jeder<br />
kann wählen, ob und welche Trends<br />
er wie umsetzen will. Das ist nicht<br />
immer einfach, eröffnet aber Chancen<br />
für individuelle Konzepte.<br />
Die letzten zwei <strong>Jahre</strong> haben unsere<br />
Branche, unseren Alltag und unsere<br />
Familien gebeutelt – kein Zweifel. Aber<br />
beim Blick auf die letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> habe<br />
ich das Gefühl, dass sich doch vieles ganz<br />
wunderbar entwickelt hat. Die Einrichtungstrends<br />
sind vielfältiger und individueller,<br />
vieles ist ungezwungener und spontaner.<br />
Vorbei sind die Zeiten, in denen<br />
alle Sträuße „für eine Dame“ rote Rosen<br />
enthalten mussten. Luftige Sträuße, Blumenstrauß-Abos<br />
und die Freude, sich<br />
selbst zwischendurch ein paar Blüten zu<br />
kaufen, sind gang und gäbe.<br />
Beim Blick auf meine redaktionelle Arbeit<br />
freue ich mich auch über mehr Diversität<br />
Foto: privat<br />
FRAGE AN DEN<br />
VERLEGER<br />
2021 ist die Gartenbau-Zeitschrift<br />
DEGA im Verlag Eugen<br />
Ulmer im 75. Jahrgang<br />
erschienen. Im Interview<br />
zum Jubiläum wurde Matthias<br />
Ulmer gefragt, welchen<br />
Betriebstyp er vor sich sieht,<br />
wenn er ein Unternehmen in<br />
der grünen Branche starten<br />
würde. Darauf Matthias<br />
Ulmer: „Ich sehe eine Staudengärtnerei<br />
mit Floristikabteilung,<br />
kleinem Gartencenter,<br />
Kaffeebetrieb, Veranstaltungsprogramm<br />
und<br />
Obstgärten zum Selberpflücken.<br />
Und natürlich würden<br />
die Mitarbeiter viel bei ihren<br />
Kunden sein, um sie bei Gartengestaltung<br />
und Bepflanzungsplanung<br />
zu unterstützen.<br />
Und zwischen Obstgarten<br />
und Kaffee ist eine<br />
Bücher- und Leseecke zum<br />
Verweilen und Träumen.“<br />
bei den Trends. Keiner „muss“ heute Frösche<br />
oder Eulen ordern, sondern der eigene<br />
Stil prägt das Sortiment. Die Mischung<br />
ist individuell und wird erst durch die<br />
Inszenierung glaubwürdig. Alles, was sich<br />
als Concept-Store bezeichnet, ist ja irgendwie<br />
auch das, was viele Floristinnen und<br />
Floristen seit vielen <strong>Jahre</strong>n leidenschaftlich<br />
gerne und gut machen: Verkaufen was<br />
gefällt. Hochwertige Kerzen und Vasen,<br />
Grußkarten und Servietten werden zusammen<br />
mit Blumen und Zimmerpflanzen<br />
präsentiert, und wenn Kochbücher oder<br />
Modeschmuck im Programm sind, bietet<br />
das Raum für Gespräche und Umsatz.<br />
Auch auf den Messen tummeln sich immer<br />
mehr Kreative und kleine Labels mit neuen<br />
Ideen und mutigen Konzepten. Dass<br />
wir heute kritischer als vor <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n auf<br />
die Herkunft unserer Waren, auf Materialien<br />
und Herstellungsmethoden schauen,<br />
ist dabei sicherlich das Wichtigste überhaupt.<br />
Es gilt weiterhin mit dem, was wir<br />
„gut“ finden, kreativ umzugehen. n<br />
<strong>50</strong> 04-2022 <strong>florieren</strong>!
MARGINPAR GRATULIERT FLORIEREN<br />
ZU IHREM <strong>50</strong>. GEBURTSTAG!<br />
GESCHENK!<br />
EIN GEBURTSTAG IST NICHT KOMPLETT OHNE GESCHENKE, UND DESHALB VERLOSEN<br />
WIR UNTER DEN ABONNENTEN UNSERES DEUTSCHEN NEWSLETTERS 5 BESONDERE<br />
MARGINPAR-BLUMENKÄSTEN.*<br />
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*Wir werden die Gewinner im Mai<br />
persönlich benachrichtigen.<br />
Kredit: Dmitry Turcan<br />
MARGINPAR.COM