Fachmagazin FUNDUS
Das Fachmagazin FUNDUS richtet sich an hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte und ist das offizielle Organ des Bundesverbandes hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.V.
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4/2021
27. Jahrgang
FUNDUS
Offizielles Organ des Bundesverbandes hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.V.
SCHWERPUNKT
Nachhaltige Ernährung
PRAXISWISSEN
Weihnachten in Neuseeland
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Ihre Ansprechpartnerin im MdH:
Gisela Würzer, gw@verbandmdh.de
EDITORIAL
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die gute Nachricht ist: Viel mehr Menschen interessieren sich seit
Beginn der Corona-Pandemie für gesunde Ernährung! Welche
Ernährungstrends auf dem Vormarsch sind und wie stark die
Nachfrage nach Comfort-Food gestiegen ist, wird im Beitrag auf
Seite 10/11 dargestellt.
Unsere Redakteurin Bianca Schuster hat im Schwerpunktthema
Ernährung umfangreiche Informationen zur Ernährung von Kindern
und älteren Menschen zusammengestellt. Neuland war für mich
persönlich, wie groß der Einfluss von Food-Influencern auf die
Kaufentscheidungen von Kindern und Jugendlichen ist. Doch wenn
wir ganz ehrlich sind: Ganz immun ist niemand von uns gegenüber
den Werbebotschaften aus dem Netz und dem Fernsehen. Umso
wichtiger, sich als Verbraucher gut über eine wertvolle Ernährung
zu informieren.
Nicht nur informieren, sondern lautstark darauf aufmerksam machen
wollen wir auf eine Forderung aus Baden-Württemberg. In dem
Bundesland, in dem „Trommeln für die Hauswirtschaft“ zum Programm
gemacht wurde, steht die Weiterführung des 2019 ins Leben
gerufenen Kompetenzzentrums Hauswirtschaft auf dem Spiel. Nicht
nur die Weiterführung in Baden-Württemberg, sondern die flächendeckende
Einführung in allen Bundesländern sollte eine Forderung
für die laufenden Koalitionsverhandlungen der neuen Bundesregierung
sein.
Immer wieder erzählen Kolleginnen und Kollegen, wie es ihnen in
ihren Einrichtungen gelungen ist, knifflige Situationen zu lösen und
so manche „Kuh vom Eis“ zu holen. Das gelingt meistens, weil Hauswirtschaftsleitungen
gut vernetzt sind und ihr Haus in- und
auswändig kennen. Wir freuen uns sehr, wenn Sie diese Erfahrungen
mit uns teilen. Wenn Sie diesen Schatz an Erfahrungen quasi mit
uns heben. Den Aufruf finden Sie auf Seite 42.
Dieser FUNDUS erreicht Sie in der Vorweihnachtszeit. Üblicherweise
ist das eine Hoch-Zeit in vielen Betrieben. In diesem Jahr werden
Weihnachtsfeiern und Adventsmärkte kaum stattfinden.
Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen allen eine
gelungene Adventszeit und erholsame Weihnachtstage im privaten
und beruflichen Umfeld. Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut
ins neue Jahr 2022.
Claudia Forster-Bard
Vorstand Bundesverband
Wir im Internet
www.bundesverband-hauswirtschaft.de
https://www.facebook.com/HauswirtschaftMdh
E-Mail an die Redaktion
fundus@bundesverband-hauswirtschaft.de
© Forster-Bard
Ihre
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© Oleksandr Briagin / iStock / Getty Images
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© Prostock-Studio / alysantwanet / iStock / Getty Images
INFO-SPOTS
Editorial3
Deutschlandweit
für Sie da 46
Impressum
Kristallkugel
Zum Schluss 47
Schwerpunkt
MEHR PFLANZLICHES AUF DEN TELLER 6
SCHWERPUNKT
6 Mehr Pflanzliches auf den Teller
10 Corona hat Ernährung verändert
12 Den „Esstisch“ bedarfsgerecht gestalten
14 Wunsch und Wirklichkeit
16 Liebe geht durch den Magen
18 Wege zu nachhaltigen Ernährungssystemen
19 Biografiearbeit Hauswirtschaft
20 Food-Influencer
22 Nahrungsmittelallergie in Kita und Schule
23 Rezepte
23 Fleisch-Ersatz. Wer braucht denn so was?
BERUF & AUSBILDUNG
24 Gesund und gut versorgt in Baden-Württemberg
28 Alltagskompetenz in Schulen erwerben
NETZWERK
30 dgh feiert 70-jähriges Jubiläum
31 Vorstand der Deutschen Gesellschaft für
Hauswirtschaft e. V. im Amt bestätigt
32 Nachwuchspreis der dgh verliehen
33 19. rhw-Hygieneforum
VERBAND INTERN
40 Digitale Kompetenzen erweitert
40 Terminhinweis
41 „Alles hat seine Zeit“
42 Erfahrungs-Schatz
42 Weiterbildung in Hessen
43 Gesucht und gefunden
43 Ein besonderer HW-Lehrgang ist abgeschlossen
BÜCHER & MEDIEN
44 Das Ernährungsgefühl
44 Food Code
44 Das geniale Familienkochbuch – vegetarisch
45 Hülsenfrüchte Kochbuch
45 Die Küchenkartei
45 Bildwörterbuch Reinigung und Housekeeping
45 Stoffwechsel-Fit: Schutzfaktor Ernährung
PRAXISWISSEN
34 Im Land der langen weißen Wolke
39 Der Mensch lebt nicht vom Brot allein …
Praxiswissen
WEIHNACHTEN IN NEUSEELAND 34
FUNDUS 4 2021 5
SCHWERpunkt
Nachhaltige Ernährung
MEHR PFLANZLICHES
AUF DEN TELLER
Bewusste Verbraucher plagt immer häufiger das schlechte Gewissen beim Genuss von
Käse oder Fleisch. Ist der Verzehr tierischer Lebensmittel mit Blick auf die planetaren
Grenzen und die globale Ernährungssicherheit noch vertretbar? Werden wir uns in
Zukunft alle vegetarisch oder vegan ernähren (müssen)?
6 FUNDUS 4 2021
Pflanzen direkt als Nahrung zu nutzen, ist
sehr viel effizienter, als sie an Tiere zu verfüttern
und dann tierische Lebensmittel zu
essen. Je höher also der Anteil tierischer Produkte
in unserer Kost, desto größer sind unweigerlich
die Verluste von Energie und Protein im System.
Im globalen Durchschnitt gehen etwa 87 Prozent
der Energie und 82 Prozent des Proteins bei der
Erzeugung tierischer Lebensmittel verloren.
Ressourcenverluste durch Umwandeln
Diese Umwandlungsverluste sind die eigentliche
Ursache dafür, dass tierische Lebensmittel im
Vergleich zu pflanzlichen wesentlich mehr Ressourcen
benötigen. Um ein Kilogramm Fleisch,
Milch oder Eier zu erzeugen, muss ein Vielfaches
an Futtermitteln eingesetzt werden. Für deren
Anbau sind große Flächen nötig, reichlich Düngeund
Pflanzenschutzmittel, in trockenen Regionen
künstliche Bewässerung, außerdem fossile Energie
für die Herstellung von Kunstdünger, den Betrieb
von Bewässerungsanlagen oder als Treibstoff für
Landmaschinen. In der Folge sind auch die Emissionen
von Problemstoffen pro Kilogramm
tierisches Lebensmittel sehr viel höher, etwa
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder die
Freisetzung von Treibhausgasen. Darüber hinaus
sind Arzneimittelrückstände und Nitrat im
Grundwasser ein bekanntes Problem in Regionen,
in denen sehr viele Tiere auf begrenztem
Raum gehalten werden.
Weltweit dienen rund drei Viertel der landwirtschaftlich
genutzten Flächen der Erzeugung
tierischer Lebensmittel. Dabei liefern sie weltweit
lediglich 18 Prozent der Kalorien und 37 Prozent
des Proteins für die menschliche Ernährung. Die
Naturschutzorganisation World Wide Fund For
Nature (WWF) beziffert den Flächenbedarf für
Agrarprodukte eines deutschen Durchschnittsbürgers
pro Jahr auf rund 2700 Quadratmeter
(m 2 ). Von dieser Fläche dienen 89 Prozent tatsächlich
der Erzeugung von Lebensmitteln. Auf der
restlichen Fläche wachsen Pflanzen für industrielle
Rohstoffe und Bioenergie.
Hoher Flächenbedarf für tierische
Lebensmittel
Bei insgesamt 16,8 Millionen Hektar Acker- und
Grünland in Deutschland steht jedem Einwohner
eine Fläche von etwa 2000 m² zu. Für unsere
Ernährung nehmen wir aber rund 400 m² mehr
in Anspruch sowie für weitere Agrarprodukte
zusätzlich 300 m². Diese zusätzlichen Flächen von
über 5,5 Millionen Hektar nur für die deutsche
Bevölkerung liegen folglich im Ausland, man
spricht deshalb auch von virtuellem Landhandel.
Auf den meisten virtuell importierten Flächen
wächst Soja – auf rund 2,6 Millionen Hektar,
überwiegend in Brasilien, Argentinien, USA und
Paraguay. Der Handel mit Soja hat in den letzten
Jahrzehnten zu drastisch expandierenden Anbauflächen
vor allem in Südamerika geführt. Dort
zerstören Unternehmen der Agrarindustrie großflächig
Ökosysteme, wie den Amazonas-Regenwald
oder die Cerrado-Region, eine der artenreichsten
Savannenlandschaften der Erde. Das setzt große
Mengen Treibhausgase frei und führt dazu, dass
die Artenvielfalt rapide abnimmt.
Knapp 80 Prozent der weltweiten Sojaernte
landen in Form von Sojamehl im Tierfutter,
insbesondere für die Schweine- und Geflügelmast.
Das heißt, weniger als 20 Prozent dienen
der menschlichen Ernährung, meist in Form von
Sojaöl, etwa als Bestandteil von Margarine oder
Backwaren. Nur ein Bruchteil findet sich in
Produkten wie Tofu oder Sojadrinks. Diese Mengenverhältnisse
sind vielen Fleischessern nicht
bewusst, die Tofu-Liebhabern fälschlicherweise
vorwerfen, durch ihre Ernährungsgewohnheiten
den Regenwald zu gefährden.
Zu viele Treibhausgase freigesetzt
Unsere Ernährung setzt Treibhausgase in der
Größenordnung von etwa zwei Tonnen CO2-
Äquivalenten pro Kopf und Jahr frei. Der Großteil
von 69 Prozent geht laut WWF auf das Konto
tierischer Lebensmittel. Auf Fleisch und Fleischerzeugnisse
entfallen 41 Prozent und auf Milch und
Milchprodukte rund 24 Prozent der Treibhausgase,
auf Eier und Fisch weitere 4 Prozent.
Hinzukommen noch indirekte Emissionen durch
Landnutzungsänderungen wie Entwaldung von
rund 0,5 Tonnen pro Kopf und Jahr. Langfristig
dürfte jeder Erdbewohner pro Jahr mit allem, was
er tut, lediglich zwei Tonnen CO2-Äquivalente
pro Jahr emittieren, um das Klima stabil zu
halten. In Deutschland liegen wir allein mit
unserer Ernährung bereits deutlich darüber.
Modellrechnungen legen nahe, dass durch die
Emissionen des globalen Ernährungssystems das
1,5-Grad-Ziel verfehlt würde, selbst wenn die
Freisetzung sämtlicher Treibhausgase aus fossilen
Quellen sofort gestoppt würde.
Veränderungen sind zwingend nötig
Es müssen also dringend Veränderungen
angestoßen werden. Die dabei diskutierten Lösungsansätze
bewegen sich zwischen zwei Extremen:
Manche sehen die weltweit steigende Nachfrage
nach tierischen Produkten als gegeben an und
suchen die Lösung in einer effizienteren Tierproduktion,
um die Emissionen pro Einheit zu
verringern. Andere kehren den tierischen Produkten
ganz den Rücken und leben vegan. Die
Corona-Krise legt nahe, dass in der intensiven
Tierproduktion nicht die Zukunft liegen kann. Der
Mensch begünstigt durch Massentierhaltung sowie
die großflächige Umgestaltung von Landschaften
und Ökosystemen, beispielsweise für den Futtermittelanbau,
die Entstehung von Zoonosen – also
80 % der weltweiten
Sojaernte landen
als Sojamehl im
Tierfutter.
20 % dienen der
menschlichen
Ernährung direkt.
FUNDUS 4 2021 7
SCHWERpunkt
© Olha Rohulya/iStock/Getty Images
Rinder und andere Wiederkäuer
besitzen im Gegensatz
zu Schweinen und Geflügel
die besondere Fähigkeit, für
uns Menschen unverdauliches
Gras in hochwertige Proteine
umzuwandeln.
von Tieren auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheiten.
Welche dramatischen Folgen
Zoonosen weltweit haben können, sollte durch das
Corona-Virus inzwischen allen bewusst sein.
Problematisch ist auch der weitverbreitete Einsatz
von Antibiotika in der Massentierhaltung. Antibiotikaresistente
Krankheitserreger stellen eine
wachsende Gesundheitsgefahr dar. Eine Untersuchung
von 165 Hähnchenfleischproben der
größten drei EU-Geflügelfleischkonzerne zeigte
kürzlich, dass jede zweite Probe mit antibiotikaresistenten
Keimen belastet ist. Nehmen
Menschen bei der Zubereitung oder beim Verzehr
von Fleisch solche resistenten Erreger auf, kann
dies zu schweren Infektionen führen, die mit
Antibiotika nicht mehr therapierbar sind.
Is(s)t die Zukunft am besten vegan?
Im Jahr 2020 lebten in Deutschland schätzungsweise
zwischen 1,1 und 2,6 Millionen Veganer,
Tendenz steigend. Die Akzeptanz in der Gesellschaft
wächst, ebenso die Erkenntnis, dass eine
vegane Ernährung – richtig umgesetzt – nahezu
alle Nährstoffe und gesundheitliche Vorteile
bieten kann. Berechnungen zufolge könnte eine
vegane Ernährung gegenüber der Durchschnittskost
in Deutschland sowohl etwa die Hälfte des
Flächenverbrauchs als auch der Treibhausgase
einsparen. Allerdings sind im ökologischen
Landbau Nutztiere ein wichtiger Bestandteil der
Kreislaufwirtschaft. Im Idealfall erhalten die
Tiere, deren Zahl an die betriebseigene Fläche
gekoppelt ist, auf dem eigenen Hof erzeugte
Futtermittel und ihre Ausscheidungen dienen auf
den betriebseigenen Feldern als Dünger. So entstehen
mehr oder weniger geschlossene,
nachhaltig wirtschaftende Systeme. Eine wachsende
Zahl an Betrieben zeigt allerdings, dass
auch ein bio-veganer Landbau möglich ist. Die
Bodenfruchtbarkeit wird hier mit pflanzlichem
Kompost, Gründüngung, Zwischenfrüchten,
Untersaaten und Mulchen verbessert. Zur Gewinnung
von Kompostmaterial dient gemähtes
Grünland. Weltweit betrachtet, werden Tiere
allerdings auch in Zukunft ihren Platz in der
Landwirtschaft einnehmen. Den Wiederkäuern
kommt hierbei eine besondere Rolle zu.
Wiederkäuer: ineffiziente Klimakiller?
Rindfleisch, Milch, Käse und Butter schneiden in
Studien hinsichtlich der Umweltwirkungen meist
besonders schlecht ab. Diese vorherrschende Sichtweise
greift jedoch zu kurz. Denn Rinder und
andere Wiederkäuer wie Schafe oder Ziegen
besitzen im Gegensatz zu Schweinen und Geflügel
die besondere Fähigkeit, für uns Menschen unverdauliches
Gras in hochwertige Proteine
umzuwandeln. Dies geschieht mithilfe unzähliger
Mikroorganismen im Pansen der Tiere. Als Nebenprodukt
entsteht dabei Methan, das von den Tieren
abgegeben wird. Methan ist 21-mal klimawirksamer
als Kohlendioxid – wodurch sich die
schlechte Klimabilanz von Rinderprodukten vordergründig
erklären lässt. In den meisten Studien
werden allerdings nur die Emissionen erfasst, nicht
die Bindung von CO2 durch Pflanzen und Böden.
Jede zusätzliche Tonne Humus im Boden entlastet
die Atmosphäre um 1,8 Tonnen CO2, denn
Humus besteht zu über 50 Prozent aus Kohlenstoff.
Beim Humusaufbau wiederum kommt den
Wiederkäuern als Grasern eine Schlüsselrolle zu:
Beweidung löst bei Gräsern einen Wachstumsimpuls
aus, wodurch die Fotosynthese verstärkt und
Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden wird.
8 FUNDUS 4 2021
Dabei bilden Gräser besonders viele Feinwurzeln,
durch deren Verrottung Humus entsteht, der die
Bodenfruchtbarkeit verbessert. Dies ist auch
angesichts von zunehmenden Dürreperioden und
Starkregenereignissen wichtig, denn humusreiche
Böden können Wasser besser aufnehmen und
speichern. So spielt Grasland bei der Speicherung
von Kohlenstoff weltweit eine vergleichbar
wichtige Rolle wie Wälder.
Mehr Grasland als Ackerflächen
Nur rund 30 Prozent der globalen Agrarflächen
bestehen aus Ackerland. Die übrigen 70 Prozent
sind Dauergrünland, das nur durch Beweidung
für die Nahrungserzeugung genutzt werden
kann, beispielsweise Küsten in Norddeutschland
oder Bergregionen in der Schweiz. Auch für den
nachhaltigen Ackerbau sind Rinder von Bedeutung,
denn sie verwerten zum Beispiel
Klee-Gras-Gemische, die in Fruchtfolgen die
Fruchtbarkeit von Äckern steigern. Weiterhin
fallen in der Lebensmittelerzeugung Nebenprodukte
wie Presskuchen oder Zuckerrübenschnitzel
an, die als Futtermittel sinnvolle Verwendung
finden können.
Rinder im Stall, die große Mengen Kraftfutter
erhalten, sind tatsächlich Klimakiller. Rindfleisch
vom Speiseplan zu streichen und durch
Schweine- oder Geflügelfleisch zu ersetzen, würde
jedoch die Nahrungskonkurrenz zwischen
Mensch und Nutztier verstärken und das Klimaproblem
nicht lösen. Dagegen wirkt die
Erzeugung von Rindfleisch und Milch auf Basis
nachhaltiger Grünlandbewirtschaftung dem
Klimawandel entgegen, fördert die Biodiversität
und liefert einen wichtigen Beitrag zur globalen
Nahrungsversorgung – aber naturgemäß
geringere Erträge.
Welche Mengen sind nachhaltig?
Im Jahr 2019 veröffentlichte die EAT-Lancet-
Kommission einen umfangreichen Bericht. Die
Wissenschaftler zeigen darin auf, dass in Zukunft
bis zu zehn Milliarden Menschen bedarfsdeckend
und gesunderhaltend ernährt werden können,
ohne gleichzeitig den Planeten und damit unsere
Lebensgrundlagen zu zerstören. Dafür müssten
sich aber sowohl unsere Ernährungsgewohnheiten
als auch die globale Lebensmittelproduktion
grundlegend verändern und Lebensmittelverluste
weitgehend reduziert werden.
Die Kommission veröffentlichte dazu konkrete
Empfehlungen: die sogenannte Planetary Health
Diet (siehe UGBforum 1/20). Hauptbestandteile
einer klimaschonenden und gesunden Ernährung
sind demnach drei Portionen Vollkorngetreide,
insgesamt fünf Portionen Gemüse und Obst, eine
bis zwei Portionen Hülsenfrüchte und Nüsse pro
Tag sowie ungesättigte Pflanzenfette. Ergänzt
werden kann der nachhaltige Speiseplan mit
kleinen Mengen tierischer Lebensmittel: ein bis
zwei Portionen Milchprodukte pro Tag sowie
wöchentlich je ein bis zwei Portionen Ei, Fisch
und Geflügel, plus eine kleine Portion rotes
Fleisch. Aber auch eine vegetarische oder vegane
Umsetzung ist möglich. Damit entsprechen die
Empfehlungen der Planetary Health Diet im
Wesentlichen der Vollwert-Ernährung.
Der deutsche Durchschnittsesser ist von diesen
Empfehlungen allerdings weit entfernt. Der Verzehr
von Hülsenfrüchten in Deutschland müsste
sich beispielsweise von 0,5 kg auf knapp 20 kg pro
Kopf und Jahr erhöhen, der Verzehr von Fleisch
auf ein Viertel reduzieren. Viele Verbraucher
müssten also ihre Ernährungsgewohnheiten
deutlich verändern. Dann aber lasse sich, so die
EAT-Lancet-Kommission, eine Win-Win-Situation
gestalten – gesunde Menschen auf einem
gesunden Planeten. Ein „Weiter so!“ hieße
dagegen mehr fehlernährte Menschen auf einem
zunehmend zerstörten Planeten.
Mit Vollwert-Ernährung auf dem richtigen
Weg
In Zukunft alle Menschen auf nachhaltige Weise
mit ausreichend Nahrung zu versorgen, ist eine
große Herausforderung. Eine Vielzahl wissenschaftlicher
Publikationen weist darauf hin, dass
veränderte Essgewohnheiten mit wesentlich
weniger tierischen Produkten den größten Effekt
haben. Die propagierte pflanzenbasierte Ernährung
muss jedoch nicht vegan sein, sondern kann
auf Wunsch geringe Anteile an tierischen Lebensmitteln
enthalten. Die Vollwert-Ernährung weist
hier bereits seit 40 Jahren einen zukunftsfähigen
Weg. Jeder Vollwert-Köstler, ob vegan oder nicht,
trägt bereits heute dazu bei, eine nachhaltige
Ernährung weltweit zu sichern.
Maike Nestle
Zur Person
Maike Nestle, Jg. 1981, studierte
an der Universität Gießen
Ernährungswissenschaften.
Während ihres Studiums
absolvierte sie beim UGB ein
Praktikum und war anschließend
als Referentin auf Seminaren
und Symposien der UGB-
Akademie tätig. Inzwischen
arbeitet sie freiberuflich als
Autorin.
FUNDUS 4 2021 9
SCHWERpunkt
© Prostock-Studio / iStock / Getty Images
CORONA HAT ERNÄHRUNG
VERÄNDERT
Die Corona-Pandemie zeigt eine Zunahme widersprüchlichen
Verhaltens: Auf der einen Seite neigen viele Konsumentinnen aufgrund
der psychisch belastenden Situation dazu, zu viel zu essen.
Auf der anderen Seite interessieren sich
viele Menschen vermehrt für gesunde
Ernährung und für die Nachverfolgbarkeit
von Lebensmitteln. Die Nachfrage nach
Ernährungsberatung und -therapie ist dadurch
im Jahr 2020 stark angestiegen. Prof. Dr. Anja
Carlsohn von der HAW Hamburg beobachtet
eine Verstärkung der Extreme. So gelinge es
Personen mit hoher Ernährungskompetenz und
persönlichen Ressourcen weiterhin, eine bedarfsgerechte,
ausgewogene und nachhaltige
Ernährung umzusetzen. „Andere werden durch
finanzielle Einbußen oder extreme zeitliche
Mehrbelastung in Beruf und häuslicher Tätigkeit
– man denke an Kinderbetreuung oder Angehörigenpflege
– in Situationen gedrängt, wo eine
gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung
in den Hintergrund der persönlichen
Prioritäten rückt.“ Drei maßgebliche Entwicklungen
beobachten die befragten Expertinnen
im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie:
1. Zunahme des Verzehrs
von Comfort Food
„Comfort Food“ wurde als Begriff 1966 das erste Mal
in den USA genutzt, um Mahlzeiten zu beschreiben,
die Erwachsene essen, wenn sie unter Stress stehen
und nach Sicherheit und Geborgenheit suchen.
Dieses Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit
vermittelt die sogenannte „Seelennahrung“ oder
„Soul Food“, die mit angenehmen Gefühlen aus der
Kindheit oder schönen Zeiten verbunden ist. In der
Corona-Pandemie beobachten unsere Expertinnen
dieses Ernährungsverhalten häufiger. Die psychisch
belastende Situation im vergangenen Jahr, die in
vielen Fällen mit Geldsorgen verbunden ist, führte
zu einer starken Zunahme des Essens aus Frust,
Langeweile oder emotionalen Ausnahmezuständen.
„Die Situation stresst und belastet viele Klientinnen.
Viele finden im Essen ein Ventil für diese Emotionen“,
erklärt Juliane Isbrecht von I-Balance
Achtsame Gesundheitsförderung. Food Dive
10 FUNDUS 4 2021
berichtet, dass Hersteller großer Lebensmittelmarken
während des ersten Lockdowns in den USA die
gestiegene Nachfrage nach Comfort Food kaum
bedienen konnten. Der Verzehr von Comfort Food
hatte sich in der zweiten Pandemie-Welle noch verstärkt,
wie die Ernährungswissenschaftlerin Susanne
Lindenthal bei ihren Klientinnen beobachtet hat.
Esther Nelle, Ernährungstherapeutin, bemerkt einen
Rückgang der körperlichen Aktivität und der Motivation,
etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Es
„Gemeinsame Mahlzeiten im Familienkreis etablieren sich wieder.“
sei eine gewisse Trägheit durch fehlende Arbeitsstrukturen
und Arbeitswege entstanden. Ergänzend
konstatiert Caroline Ackermann vom Studio für
Ernährungsberatung DR. AMBROSIUS: „Viele Patientinnen
klagen darüber, dass sie zugenommen
haben, und interessieren sich jetzt für gesunde Ernährung.“
Einen sogenannten Kohlen hydrat-Overload
beobachtet Birgit Blumenschein, Gründerin und
Inhaberin von blumenschein – Diät- und Ernährungstherapie.
„Die Patientinnen essen vermehrt Brot,
Nudeln und Kartoffeln“, erklärt sie. Viele tränken
zudem vermehrt Alkohol. Laut der Ernährungstherapeutin
Misava Macamo ist das Home-Office gar
zum „Triggerfaktor für Ess störungen“ geworden.
2. Gesteigertes Interesse an der
Optimierung der Gesundheit
Durch den Rückgang der beruflich veranlassten
Reisen und das vermehrte Arbeiten von zu Hause
haben viele Menschen auch mehr Zeit, selbst zu
kochen. Damit ist die Lust gestiegen, sich über Ernährung
weiterzubilden. Gleiches gilt für den Willen zum
Experimentieren in der Küche: So haben viele Konsumentinnen
angefangen, Brot zu backen oder zu
fermentieren. Die Diätologin Petra Eberharter beobachtet,
dass Tipps zur Zubereitung schneller und
ausgewogener Speisen im Home-Office deutlich mehr
nachgefragt werden. „Die Schnelligkeit einer Mahlzeitenzubereitung
gewinnt an Bedeutung“, sagt auch
Kerstin Eickhoff von KD Ernährungskonzepte.
Außerdem führt die Rückbesinnung auf die häusliche
Küche dazu, dass gemeinsame Mahlzeiten im Familienkreis
wieder stärker etabliert werden und einen
alten, neuen Stellenwert erlangen. Konsumentinnen
suchen daher Unterstützung bei Ernährungsberaterinnen
zum Thema gesunde Ernährung im
Home-Office: Gefragt sind Tipps zu Einkauf, Zubereitung
und Aufbewahrung von Lebensmitteln. Ein
Wermutstropfen ist, dass sich in Bezug auf die heimische
Essenszubereitung alte Rollenbilder wieder zu
manifestieren scheinen. „Zwar essen Familien wieder
öfters gemeinsam, was positiv ist“, sagt Verena
Dickson, die Gründerin von KinderNutrition. „Allerdings
sind Mütter oft noch gestresster als vor der
Pandemie. Es ist vermehrt ein ‚Eltern-Burnout‘ zu
beobachten.“ Die Ernährungswissenschaftlerin und
Influencerin Lisa Nentwich, Dinkel und Beeren,
beobachtet bei ihren Followern ein gesteigertes Interesse
an Lebensmitteln, die gut fürs Immunsystem
sind. Dies geht einher mit einem stark gestiegenen
Interesse für Nahrungsergänzungsmittel, wie Prof.
Dr. Martin Smollich von der Universität Lübeck
beobachtet. „Das besondere Interesse der Konsumentinnen
am Thema Ernährung und Immunsystem hat
gleichzeitig zu vielen Falschaussagen bezüglich der
Beeinflussung des Immunsystems durch Ernährung
geführt“, ergänzt der Sportwissenschaftler Dominik
Machner.
3. Gesteigertes Interesse an der Herkunft
und Nachverfolgbarkeit der Lebensmittel
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass Verbraucherinnen
wieder mehr kochen. Zudem achten viele
Menschen mehr denn je darauf, sich und ihrem
Immunsystem etwas Gutes zu tun. Als Resultat dieser
zwei Entwicklungen wird vermehrt darauf geachtet,
was im eigenen Kochtopf landet. Regionale, saisonale
und mit Bio-Siegeln ausgestattete Lebensmittel
boomen. So erhoffen sich Konsumentinnen, ihrem
Körper etwas Gutes zu tun. Gleichzeitig sind Verbraucherinnen
nicht mehr nur stille Konsumentinnen
des Imbisses um die Ecke. Vielmehr verlangen sie
Rechenschaft darüber, wo das Tier, das sie verzehren,
herkommt und wie es behandelt wurde. Verbraucher
innen sind sensibilisiert und einmal mehr gelangt
auch das Tierwohl in den Fokus. Abschließend ein
Blick auf die Gemeinschaftsverpflegung und die
Folgen der Corona-Pandemie für den Sektor: In
Deutschland versorgen die Anbieterinnen der
Gemeinschaftsverpflegung täglich rund 17 Millionen
Menschen – das sind 21 Prozent der deutschen
Be völkerung. Der Ökotrophologe Holger Pefferle,
verantwortlich für den Bereich Fachberatung für die
Gemeinschaftsverpflegung bei der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung (DGE), berät Großküchen bei
der Umsetzung der Empfehlungen. Er beobachtet,
dass durch die Etablierung von mobiler Arbeit die
Profitabilität vieler Essensanbieter nicht mehr
gegeben sei. Dies habe sich bereits vor der Pandemie
vielerorts angekündigt – nun sei es ein ernstes Problem.
„Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, dass
Mitarbeiterinnen der Gemeinschaftsverpflegung teils
unter prekären Arbeitsbedingungen arbeiten.
Die Gemeinschaftsverpflegung muss mehr Wertschätzung
erfahren – auch finanziell“, so Ökotrophologin
Anna Rechenberger von Speiseräume F+B GmbH.
„Das Home-Office ist
zum Triggerfaktor
für Essstörungen
geworden.“
Ernährungstherapeutin
Misava Macamo
FUNDUS 4 2021 11
SCHWERpunkt
Wir bitten zu Tisch
DEN „ESSTISCH“
BEDARFSGERECHT GESTALTEN
Bei der Verpflegung von pflegebedürftigen Menschen können wir
uns kein totes/zerkochtes Essen leisten, so Herbert Thill. Doch
wie gelingt uns eine optimale Nährstoffversorgung dieser
Personen gruppe?
„Bei der
Speisenzubereitung
ist unsere
Fachkompetenz und
Kreativität gefragt.“
Herbert Thill
Mithilfe eines Lebensmittelkorbes
können wertvolle Erkenntnisse über die
Essbiografie gewonnen werden
Vom Leberwurstersatz aus Kidneybohnen
und Räuchertofu habe ich Ihnen bereits
in der FUNDUS Ausgabe 02/2021
berichtet. Um die Patienten vor Mangelernährung
zu bewahren bzw. wie dieser Teufelskreis durchbrochen
werden kann, hierzu referiert Herr Thill
und gibt für die Gemeinschaftsverpflegung viele
weitere praxisnahe Tipps und Umsetzungsmöglichkeiten.
Das Alter bringt uns viele bedingte körperliche
Veränderungen. So verändern sich Geschmack
und Geruch, das wirkt sich auf den Appetit aus.
Das Durstgefühl, die Muskel- und Knochenmasse
(= der Energiebedarf) sowie die Verdauungsleistung
und Nährstoffaufnahme nehmen im
Alter ab, dagegen steigt der Körperfettanteil und
Probleme mit der Verdauung, wie Verstopfungen,
nehmen zu.
Rituale wie das gemeinsame Tischdecken können
hingegen helfen, das bevorstehende Essen stärker
ins Bewusstsein zu holen. Auch eine ruhige und
entspannte Atmosphäre ist am Esstisch wichtig.
Werden die Speisen in kleinen Portionen,
appetitlich und farbenfroh angerichtet, steigert
© goir / iStock / Getty Images
dies die Lust am Essen. Auch sollten Beschwerden
wie zum Beispiel Schmerzen beim Schlucken
beseitigt werden und bei Bewegungseinschränkungen
entsprechende Hilfsmittel zum Essen
angeboten werden. Dies kann der Teller mit
Randerhöhung oder biegsames Besteck sein,
welches hier bereits Erleichterung und somit
wieder die Freude am Essen schafft.
„Die Nacht wird zum Ramadan“
Für die Verdauung sind fünf bis sechs kleine Mahlzeiten
über Tag und Nacht verteilt besser als drei
Hauptmahlzeiten binnen zehn Stunden der Tageszeit.
Für eine optimale Nährstoffversorgung sollte
das Frühstück zum Start in den Tag bereits das
Nonplusultra darstellen. Wie wäre es da mit einem
frischgepressten Saft oder Obst oder auch Obstmus
im Joghurt?
Um die Trinkmenge zu steigern, gibt es viele
Möglichkeiten. Selbstverständlich sollten
Getränke zu jeder Mahlzeit und Zwischenmahlzeit
angeboten werden. Dabei wäre von Vorteil,
dass Geschmacksvorlieben der Patienten berücksichtigt
werden und ansprechende Trinkstationen
mit geeigneten Gefäßen angeboten werden.
Farblose Getränke inspirieren Bewohner nicht
und regen nicht zum Trinken an. Früchtetees sind
hier ein günstigeres und besseres Angebot als
irgendwelche Saftkonzentrate.
Um den Appetit anzuregen, ist es hilfreich mit
Kräutern und (gerösteten) Gewürzen (Schnittlauch,
Ingwer oder Zimt) sowie mit Konsistenzen
und Zubereitungsarten zu experimentieren.
Haben Sie dabei schon einmal an einen Aperitif
oder bittere Tees wie zum Beispiel Wermut oder
Löwenzahn gedacht? Bei der Speisenzubereitung
lohnt sich immer die Wahl von saisonalen und
regionalen Lebensmitteln, am besten in Bio-
Qualität, da diese einen intensiveren
Eigengeschmack haben und mehr Nährstoffe
enthalten. Selbstverständlich müssen diese
Lebensmittel schonend zubereitet werden, denn
zur Gesunderhaltung der pflegebedürftigen
Menschen können wir uns kein totes und zerkochtes
Essen leisten. Ebenso ist es wichtig, dass
sich Patienten regelmäßig draußen aufhalten
können, denn Bewegung bzw. ein Aufenthalt an
der frischen Luft steigert den Appetit.
12 FUNDUS 4 2021
Um möglichst viele Nährstoffe anzubieten,
können wir, wie bereits erwähnt, schon zum
Frühstück frisch gepresste Obst- und/oder
Gemüsesäfte und zu jeder Brotmahlzeit Gemüse
oder Obst zum Beispiel als Gemüsesticks oder
Aufstrich anbieten. Bei warmen Mahlzeiten
lassen sich Dressings und Saucen mit Gemüsepürees
anreichern. Abrundende Desserts, wie
in etwa der Pudding mit Fruchtpüree, lassen
sich dadurch aufwerten, dass Hirsemehl anstatt
Speisestärke als Bindemittel verwendet wird.
Farbenfrohe Smoothies lassen sich durch die
Zugabe von gepufftem Amaranth oder Quinoa
anreichern.
Bei der Speisenzubereitung ist unsere Fachkompetenz
und Kreativität gefragt, die gängigen
Rezepte nährstoffwertvoller umzugestalten,
vielleicht auch zu veganisieren (denken Sie dabei
an den Leberwurstersatz für Oma). Wie wäre es
denn damit, bei den nächsten Frikadellen bis zu
40 Prozent des Hackfleisches durch gekochten
Grünkernschrot zu ersetzen? Oder das Paniermehl
durch geschrotetes Vollkorntoast mit
Parmesan zu substituieren und die Lebensmittel
zukünftig „blank“ darin zu wenden und
anschließend in Olivenöl zu braten? Wie wäre
es am Nachmittag mit Buchweizenwaffeln oder
einem veganen Möhrenkuchen? Werden die
Gebäcke direkt auf der Station zubereitet oder
der Kuchen zum Abkühlen dort aufgestellt, regt
der Duft den Speichelfluss und somit auch den
Appetit an. All diese Vorschläge sind auch in
der Gemeinschaftsverpflegung möglich und auf
lange Sicht zudem auch noch günstiger als
etwaige Erscheinungen von Mangelernährung,
welchen mit teuren Trinkersatznahrungen
begegnet werden muss.
Um den Ernährungsstatuts des Patienten zu
erfassen, ist die Pflegefachkraft nicht unbedingt
die geeignete Fachkraft. Hier zahlt sich immer der
Einsatz eines Ökotrophologen aus. Dabei sollten
auch möglichst viele Ess-Informationen über die
zu versorgende Person gesammelt werden, z.B. von
Angehörigen, Freunden etc. Beachten Sie, diese
können durch eine demenzielle Erkrankung verändert
sein. Auch durch Beobachtung lassen sich
viele wertvolle Informationen sammeln. Stellen
Sie dazu doch einmal einen Lebensmittelkorb auf
der Station auf und beobachten Sie, wofür sich der
Patient interessiert. Die Erfassung der Essbiografie
erfordert enorm viel Feingefühl und Zeit.
Gewohnheiten und Ablehnungen von früher
haben einen starken Einfluss auf das Essverhalten.
Wird der Salat nicht in einem extra Schälchen
serviert, wird er nicht gegessen oder manchen
Menschen vergeht der Appetit bei bestimmten
Lebensmittelkombinationen oder Zubereitungsarten.
Manchmal sind es schon zerbrochene
Kekse, die auf dem Teller liegen bleiben, einfach
nur weil sie zerbrochen sind.
© Herbert Thill
Eat while walking
Für Patienten, die in eine Mangelernährung
geraten sind, sollten kleine Mahlzeiten/Snacks,
Fingerfood, Smoothies mit einer hohen Nährstoffdichte
ständig zur Verfügung stehen. Durch
das Präsentieren der hochkalorischen, farbenfrohen
Speisen in einem Kühlschrank mit
Glastüre kann ich diese zum Essen verführen. Vor
allem für an Demenz erkrankte Menschen mit
starkem Bewegungsdrang macht ein solches
Angebot Sinn. Die einzelnen Speisen einer Mahlzeit
können so für „unterwegs“ mitgegeben
werden. Ein Körbchen am Rollator könnte hier
als Picknickkorb dienen oder die Kittelschürze
mit Taschen zum Mitnehmen trockener Speisen.
Dabei sind eine regelmäßige Kontrolle der Speisen
sowie ein gutes Hygienekonzept sehr wichtig.
Fazit
Wenn wir die Mahlzeiten nicht nur als reine
Nahrungsaufnahme ansehen wollen, sondern als
soziale Teilhabe, Struktur und Selbstbestimmung
der Patienten, müssen wir an den richtigen Stellen
investieren. Highlights aus diesem Artikel wären
hier vor allem der Einsatz eines Ökotrophologen
und Angebote von geschmackvollen, ansprechenden
und qualitativ hochwertigen Speisen.
Diese sind abgestimmt auf die Bedürfnisse und
Wünsche der Patienten. Des Weiteren darf es
nicht an gut geschultem Personal wie dem Kochund
Küchenpersonal mangeln, dann gelingt es
uns, die von uns betreuten Menschen mit allen
wichtigen Nährstoffen ausreichend zu versorgen.
Bianca Schuster
Zur Person
Herbert Thill ist Küchenmeister/
Heimkoch, Gourmet,
Vollwertküchenmeister UGB
und Smoothfood-Experte
„Gewürze wie
Ingwer und Zimt
können den Appetit
anregen.“
FUNDUS 4 2021 13
SCHWERpunkt
Gesunde Ernährung im Alter
WUNSCH UND
WIRKLICHKEIT
Verständlicherweise möchten die meisten Menschen so lange wie
möglich in den eigenen vier Wänden wohnen und sich selbst
versorgen. Wir sollten jedoch nicht vergessen, vor welchen
Schwieri gkeiten sie dabei stehen, wenn sie sich gesund und vollwertig
ernähren wollen. Unsere Autorin Patricia Adams hat die
Veränder ungen in der Lebenswelt älterer Menschen beobachtet.
In der Beschreibung der Gründe, warum
sich alte Menschen häufig einseitig
ernähren, erhalten meines Erachtens die
Mobilitäts- und Sinneseinschränkungen zu
wenig Aufmerksamkeit. Ich denke, dass
Lebensmittelindustrie und Handel ganz erheblich
zu einer Verbesserung der Situation
beitragen und dabei auch ihre Umsätze
erhöhen können.
Erfahrungen und Beobachtungen zu
Mobilitäts- und Sinneseinschränkung im
Alter in Bezug auf Ernährung – Chancen
für Industrie und Handel
Als gesunder, fitter Verbraucher nutze ich mehrere
Einkaufsquellen (Geschäfte, Märkte, Erzeuger), um
meine Nahrung zusammenzustellen. Ich nehme das
Auto, um schwere Sachen zu transportieren oder
lasse sie mir liefern. Während des Einkaufs erlebe
ich das große Sortiment und kaufe gewisse Dinge
evtl. spontan. Was mir nicht schmeckt, isst vielleicht
ein Familienmitglied auf. Wenn ich mich nicht
entscheiden kann, nehme ich eben zwei, drei
Die Einschränkungen
in der Mobilität und
der Sinneswahrnehmung
erhalten
zu wenig
Aufmerksamkeit.
Patricia Adams
14 FUNDUS 4 2021
verschiedene Artikel und probiere sie. Manchmal
gehe ich einfach bummeln und werde dabei zum
Konsum angeregt. Ich sehe etwas im Fernsehen oder
entdecke neue Produkte oder Ernährungstrends in
den Medien. Ich fahre gezielt los, um sie einzukaufen
und zu probieren. Ich erlebe im Urlaub, auf
Reisen und im Restaurant neue Speisen.
Mit schwindender Mobilität verkleinert sich mein
Aktionsradius. Der Einkauf kostet mich mehr Kraft,
ich wünsche mir eine Möglichkeit zum Ausruhen
im Geschäft. Ich besuche nur noch wenige Läden,
in denen ich schnell und bequem meinen Einkauf
erledigen kann. Ich nehme nur noch die Artikel,
die ich ohne Bücken und Strecken erreichen kann.
Ich möchte kleine Mengen kaufen, die ich nicht
schwer schleppen muss und die ich in angemessener
Zeit verzehren kann. Ich habe weder Geduld noch
Kraft, etwas zu probieren. Ich kann manche Etiketten
nicht mehr lesen und viele Packungen nicht
öffnen. Getränke kaufe ich nicht mehr in der
schweren Kiste, sondern flaschenweise. Ich wähle
Speisen, die nicht viel Kochaufwand erfordern. Ich
vergesse, was ich früher alles mochte. Nachdem die
Artikel im Auto verstaut sind, ruhe ich mich auf der
Rückbank aus. Dabei schlafe ich kurz ein.
Wenn ich beim Einkauf Assistenz benötige, muss
ich mit der Geduld meines Helfers behutsam
Beim gemeinsamen Kochen
treten die Einschränkungen in
den Hintergrund
© KatarzynaBialasiewicz / iStock / Getty Images
umgehen. Es muss schnell gehen. Was nicht auf
der Liste steht, vergesse ich. Ich halte mich am
Einkaufswagen fest, um Kraft zu sparen. Ich
ermüde schnell. Ich möchte meinen Helfer entlohnen.
Alles strengt mich an. Ich habe keine
Gesellschaft beim Essen. Ich möchte nicht jedes
Mal drei Töpfe abwaschen, das ist zu aufwändig.
Ich verzichte auf Kräuter, Nüsse oder Sprossen,
denn sie setzen sich zwischen Gebiss und Zahnfleisch
fest. Das tut weh und das Gebiss zu
reinigen bedeutet wieder eine Anstrengung.
Wenn jemand für mich einkaufen geht, beschränke
ich mich auf das Allernötigste. Ich schreibe nur auf
die Liste, was ich immer schon gekauft habe und
woran ich mich gerade erinnere. Eine Lebensmittelbestellung
im Internet ist mir viel zu unbequem
und unsicher. Ich kann die Artikel nicht korrekt
bezeichnen (welche Marke, Packungsgröße, Sorte)
und habe Sorge, dass ich etwas Falsches bekomme.
Ich muss zu Hause sein, wenn geliefert wird. Wenn
ich im Rollstuhl sitze, ist der Weg vom Teller zum
Mund sehr weit, ich muss die Arme anheben und
ausstrecken. Die Arme tun mir weh und ich habe
kein Geschick im Zerkleinern der Speisen. Da esse
ich lieber Eintopf oder Brei.
Esse ich in der Gemeinschaft, habe ich Sorge, mich
zu bekleckern oder das Gebiss zu verlieren. Das
wäre mir peinlich und ich möchte das auch nicht
bei meinen Tischnachbarn sehen. Nach dem Essen
muss ich dringend auf die Toilette und die Warteschlange
vor dem Aufzug ist lang. Da verzichte ich
lieber aufs Dessert, um die Erste zu sein.
Diese Aspekte beobachte ich seit 20 Jahren im
Umgang mit alten Menschen und hoffe, dass
Industrie und Handel daraus ihre Konsequenzen
ziehen. Sie können nicht nur ihre Umsätze verbessern,
sondern auch zur besseren Ernährung
alter Menschen beitragen.
Appell an die Industrie
Ich möchte die Lebensmittelindustrie aufrufen,
Waren so zu verpacken, dass man sie eindeutig
identifizieren kann (große, kontrastreiche Schrift).
Zum Nachempfinden eine verunreinigte Sonnenbrille
aufsetzen. Aus Verbrauchersicht sind kleine
Gebinde notwendig, die sich zudem einfach öffnen
lassen sollen. Dies kann man ganz einfach mit
dicken Arbeitshandschuhen simulieren.
Auch der Handel kann einiges tun, um die Aufenthaltsqualität
für Senioren zu verbessern und
den Absatz von geeigneten, neuen Produkten zu
fördern. Seniorengerechte Waren in Griffhöhe
präsentieren, Ruheplätze im Markt anbieten.
Geeignete Zeiten reservieren (z.B. Dienstag über
Mittag mit Verkostung), ehrenamtliche Einkaufshelfer
beschäftigen. Wie immer werden auch
andere gesellschaftliche Gruppen von diesen
Angeboten profitieren. Z.B. Singles, Migranten
oder Behinderte.
Patricia Adams
Das verändert sich:
„Ich kann manche
Etiketten nicht
mehr lesen und
viele Packungen
nicht öffnen.“
FUNDUS 4 2021 15
SCHWERpunkt
© O_Lypa / alysantwanet / Tuckraider / iStock / Getty Images
LIEBE GEHT DURCH
DEN MAGEN
Das Thema Ernährung begleitet uns ab unserem ersten Lebenstag,
dabei startet optimalerweise nach der Muttermilch für einen
Säugling die Einführung in die Beikost. Edith Gätjen referiert zum
Thema „Beikost in Beziehung – familienorientiert, nachhaltig und
vollwertig.“
Appetit entsteht
durch Anregen der
Sinne wie dem
Riechen, Sehen
oder Fühlen.
Dabei geht sie auch auf die vielen Vorteile
der Selbstherstellung von Beikost ein.
Diese sind ökologisch wie ökonomisch
durch den geringeren Verarbeitungsgrad,
weniger Verpackung und kürzere Transportwege
zu sehen. Durch die Selbstherstellung
kann man bis zu 60 Prozent der Kosten sparen.
Auch gesundheitlich bietet die selbsthergestellte
Beikost gegenüber der industriellen
Nahrung einige Vorteile wie der hohe Frischegrad,
das Fehlen künstlicher Aromen und
Vitamine, Salze, Süßungsmittel und Bindemittel!
Bei der Lebensmittelauswahl sollte
dabei auf regionale und saisonale Produkte
sowie Bio-Qualität geachtet werden.
Hunger und Appetit entstehen bei uns allen nicht
erst im Mund oder Magen, sondern schon vorher
durch das Ansprechen unserer Sinne wie dem
Riechen, Sehen und Fühlen. So sind für mich
persönlich die von Frau Gätjen vorgestellten
Argumente für die Selbstherstellung beim Setting
Familie am ausschlaggebendsten. Die Kinder
können durch das Kocherlebnis die Küche als
sinnlichen Lernort kennen lernen und so bereits
geschmacklich an die Familienküche herangeführt
werden.
„Lieber Einfalt mit Freude am Essen
als Vielfalt“
Üblicherweise erhält ein Baby als ersten Brei eine
Mittagsmahlzeit aus Gemüsemus und Öl. Frau
Gätjen berichtet darüber, wie wir die Kleinen
bereits mit dieser einen Mahlzeit überfordern
können. Dieses Problem ist der heutigen Zeit
geschuldet, da wir im Supermarkt vor einer
breiten Auswahl an Gläschen mit verschiedenen
Geschmäckern stehen. Sollte das Baby eines
davon nicht annehmen, muss dies nicht auf einer
grundlegenden Ablehnung basieren, sondern das
16 FUNDUS 4 2021
Baby ist momentan nicht aufnahmebereit. In
diesem Moment sind andere Dinge für dieses
kleine Wesen wichtiger. Wir Eltern sind aber
sofort verunsichert und testen gleich die nächste
Geschmacksrichtung. Bei der Einführung von
Beikost sollte für uns jedoch der Beginn der Liebe
zum Essen im Vordergrund stehen. Erst wenn das
Kind das Pastinakenmus gerne isst, biete ich ihm
einen neuen Geschmack an, allerdings immer
zusammen mit dem vertrauten Geschmack der
Pastinake. Sobald es gut funktioniert, kommen
Kartoffeln hinzu. Getreide wie Haferflocken oder
Hülsenfrüchte – beispielsweise rote Linsen –
bereichern den Brei, wenn das Löffeln zur
Gewohnheit geworden ist.
Frau Gätjen stellt in all ihren Seminaren immer
alltagstaugliche und praxisnahe Ideen vor, wie
z.B. einen Beikostfahrplan, welchen wir uns als
Anregungen für den Familienalltag oder Betrieb
mitnehmen und ausprobieren können. Anbei
erhalten Sie zwei Rezeptideen, welche Sie gerne
einmal mit Ihren Kindern versuchen können.
Weitere Anregungen können Sie auch in Frau
Gätjens Familienkochbuch finden (siehe
Buchrezension). (Gemüse-Kartoffel-Mus und
Apfel-Mandel-Fäustlinge)
„Kinder sind lernende Esser“
Weiterbildung: vegane und
vegetarische Ernährung für Kinder
Die Nachfrage nach Beratung zu Fragen
einer vegetarischen oder veganen
Ernährung von Kindern ist groß. So
haben bereits über 300 Fachkräfte
die Weiterbildung zur „Fachberaterin
für Säuglings- und Kinderernährung“
bei Edith Gätjen an der UGB-Akademie
absolviert. Neben dieser zertifizierten
Weiterbildung bietet die UGB-Dozentin
noch weitere Fortbildungen etwa zur
vegetarischen Küche in Kita und Grundschule
oder zur veganen Küchenpraxis
an. Alle Seminare mit Edith Gätjen und
weitere Infos zu ihren Seminaren an der
UGB-Akademie gibt es unter:
www.ugb.de/gaetjen
Sie als Versorgungs- und Begleitpersonen in
Krippen und Kindertageseinrichtungen tragen
eine besondere Verantwortung. In der FUNDUS
Ausgabe 02/2021 haben wir bereits über die Essbeziehungen
berichtet, welche wir unser Leben lang
eingehen. Bei der Begleitung von Kindern ist hier
eine besondere Empathie geboten. Die Küche und
Hauswirtschaft tragen dabei die Verantwortung,
für ein vollwertiges, farbenfrohes, appetitanregendes
und haptisch attraktives Speisenangebot
zu sorgen. Die Pädagoginnen haben die Verantwortung
für die Atmosphäre und die Beziehung,
für den Kontakt und die Kommunikation am
Esstisch. Durch eine gute Zusammenarbeit, Kommunikation
und Transparenz aller Parteien kann
es den Kindern gelingen, selbstbestimmt, vollwertig
und genussvoll zu essen.
Bianca Schuster
Zur Person
Edith Gätjen – Ökotrophologin,
langjährige UGB-Dozentin,
Buchautorin und
vierfache Mutter
Schon davon gehört?! PLASMIDOME
Auf der ganzen Welt beobachten Wissenschaftler eine steigende Zahl an
Krebsneuerkrankungen. Hierbei zeichnet sich auch ein Zusammenhang mit
dem Konsum von Milch- und Fleischprodukten vom europäischen Rind ab.
Erst im vergangenen Jahr entdeckten Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums
(DKFZ) in Heidelberg eine neue Erregerart in Rindfleisch
und Kuhmilch – auch Plasmidome oder Bovine Meat and Milk Factors (BMMFs)
genannt.
Die Forscher gehen davon aus, dass die Erreger, welche weder Bakterien noch
Viren sind, indirekt krebserregend sind. Eine Infektion erfolgt wahrscheinlich
schon im Säuglingsalter, da das Immunsystem bei den Kleinsten noch nicht
stabil ist und somit keinen vollständigen Schutz vor vielen Infektionen bietet.
Im Erwachsenenalter könnten diese Erreger dann chronische Entzündungen
verursachen, welche zu einem erhöhten Risiko führen, an Krebs, insbesondere
Dickdarm- und möglicherweise auch Brust- und Prostatakrebs, zu
erkranken.
Wie bedeutsam die Bovine Meat and Milk Factors für die Entstehung von
Tumoren sind, lässt sich bisher kaum abschätzen. Klar ist jedoch, dass es viele
weitere Faktoren gibt. Doch mit dem Wissen um die BMMFs bieten sich
Präventionsmöglichkeiten. So rät der ehemalige Vorstandsvorsitzende des
Deutschen Krebsforschungszentrums dazu, sicherheitshalber in der Beikost
auf Rindfleisch und Kuhmilch bis zum Ende des ersten Lebensjahres zu verzichten.
Zudem rät er allen Müttern ihre Kinder möglichst lange zu stillen.
Aufgrund des natürlichen Gehalts an bestimmten Zuckern bietet dies den
besten Schutz für Babys. Erst nach etwa einem Lebensjahr sind die Abwehrkräfte
stark genug, um Plasmidome abzuwehren.
Die Zeit der Beikost ließe sich auch ohne Rindfleisch und Kuhmilch, sogar rein
pflanzenbasiert (sprich vegan) gestalten, vorausgesetzt dass eine Gabe von
Vitamin B12 erfolgt und weiter gestillt wird. Damit die Kinder mit wichtigen
Fettsäuren und Jod versorgt werden, sei die Zugabe von Fisch (fetter
Hochseefisch, z.B. Wildlachs) beziehungsweise Lamm und Wild sinnvoll.
???
FUNDUS 4 2021 17
SCHWERpunkt
Der Nationale Dialog für den UN Food Systems Summit 2021
WEGE ZU NACHHALTIGEN
ERNÄHRUNGSSYSTEMEN
Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres,
hatte alle Staaten der Welt eingeladen, den Food Systems Summit
(UN FSS) aktiv mitzugestalten, der im September 2021 in New
York stattfand.
Politische
Maßnahmen
stärken eine
ökologische und
sozialverträgliche
Landwirtschaft
– das ist mehr als
CO2 reduzieren
Das Ziel des Gipfels ist es, einen Schlüsselbeitrag
zur Erreichung der
Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development
Goals, kurz SDGs) zu leisten und einen
wichtigen Impuls für die Transformation des
Welternährungssystems zu geben. Alle Akteure
der Ernährungssysteme waren aufgerufen,
mithilfe weltweiter Nationaler Dialoge Initiativen
und Lösungsansätze zu identifizieren, die
zu den Zielen des UN FSS aktiv beitragen
können.
In Deutschland hat das Bundesministerium für
Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom 8.
bis 10. Juni 2021 den Nationalen Dialog zum
Thema „Wege zu nachhaltigen Ernährungssystemen“
durchgeführt. Bei der digitalen
Veranstaltung flossen die Ergebnisse aktuell auf
nationaler Ebene laufender Dialoge und Verhandlungen
mit ein. Insgesamt gab es fünf
Themenfelder (siehe unten).
Ernährung der Zukunft – mehr
pflanzenbasiert
Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) war für
die Planung und Koordinierung des Workshops zum
Themenfeld Nr. 5 Ernährung der Zukunft – mehr
pflanzenbasiert zuständig. Der Workshop startete
mit zwei wissenschaftlichen Vorträgen. In diesen
klärten Professor Bernhard Watzl, DGE-Vizepräsident
und Leiter des Instituts für Physiologie und
Biochemie der Ernährung im Max Rubner-Institut,
und Professorin Britta Renner, DGE-Vizepräsidentin
und stellvertretende Vorsitzende des Wissenschaftlichen
Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und
gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE),
zunächst über die natur- und gesellschaftswissenschaftlichen
Grundlagen auf.
Die Ergebnisse aus Themenfeld 5
Folgende Handlungsfelder und Hebel sind entscheidend
für ein nachhaltiges Ernährungssystem,
das mehr pflanzenbasiert ist:
© BZFE Michaela Ruhfus
Graphic Recording zu Themenfeld 5: Ernährung der Zukunft - mehr pflanzenbasiert Quelle: Michaela Ruhfus im Auftrag des BMEL - Das Graphic Recording enthält
nur die Beiträge und Meinungen der Teilnehmenden aus Themenfeld 5, die visuell von der Künstlerin interpretiert wurden.
18 FUNDUS 4 2021
Verträglichkeit von nachhaltigen Ernährungsweisen.
Eine Ernährungspolitik muss integriert,
ambitioniert und evidenzbasiert sein, sowohl
global als auch national und regional. Die erstellte
nationale Ernährungsstrategie muss außerdem
von kommunalen Ernährungsstrategien begleitet
werden.
• Die Klima- und Ernährungskrise wird angemessen
bearbeitet. Dafür gibt es eine
ressortübergreifende Einheit. Sie entwickelt
eine Ernährungsstrategie, die alle gesellschaftlichen
Gruppen einbezieht, Maßnahmen
einfordert und die Fortschritte überprüft.
• Die nationale Ernährungsstrategie enthält klare
Ziele und einen Aktionsplan.
• Politische Maßnahmen stärken eine ökologische,
standortgerechte und sozialverträgliche
Landwirtschaft – das ist mehr als CO 2 reduzieren.
• Handel und Verarbeitung leisten ihren Beitrag
und arbeiten mehr dezentral. Es wird mehr in
Kreisläufen gedacht und gearbeitet. Das Stichwort
heißt „Circular Society“. Es gibt
gemeinwohlorientierte Zertifizierungen.
Die kulturelle Praxis der Ernährung muss berücksichtigt
werden, denn unsere Ernährungsstile
bestehen aus festen Routinen, die sich nicht einfach
verändern lassen. Wichtig ist auch die soziale
Weitere Themenfelder des
Nationalen Dialogs „Wege zu nachhaltigen
Ernährungssystemen“
Die weiteren der insgesamt fünf Themenfelder
der Auftaktveranstaltung für den Nationalen
Dialog „Wege zu nachhaltigen Ernährungssystemen“
waren folgende:
1. Kosten und Nutzen einer umwelt- und sozialverträglichen
Produktion
2. Anforderungen an eine nachhaltige landwirtschaftliche
Lebensmittelerzeugung
3. Nachhaltige Ernährungssysteme in Stadt und
Land: Anforderungen an die Infrastrukturen
4. Ernährungswirtschaft der Zukunft
Der Nationale Dialog des Bundesministeriums
für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) soll
den Beginn eines längerfristigen Prozesses markieren,
der über den UN Food Systems Summit
hinaus fortgeführt werden soll. So sollen die
Ergebnisse verstetigt werden, Aktivitäten abgestimmt
und umgesetzt sowie die Ziele
weiterverfolgt werden.
Martina Schäfer
Biografiearbeit HAUSWIRTSCHAFT
Ein Stück Alltag in der Betreuungssituation erhalten
Alltag ist täglich wiederkehrend und erst
wenn er verändert wird oder wegzufallen
droht, fehlt uns der Alltag. Alltag ist
außerdem in großem Maße Hauswirtschaft:
Essen, Reinigung, Wäsche, Atmosphäre
und Umgebungsgestaltung prägen unsere
täglichen Abläufe. In Einrichtungen für
Menschen mit Hilfebedarf sind hauswirtschaftliche
Leistungen elementare
Bestandteile des Alltags und haben unmittelbare
Wirkung auf die Zufriedenheit und
das Wohlbefinden von Bewohnerinnen und
Bewohnern. Sie geben dem Tag Struktur und
können situationsbezogen den täglich oft
wechselnden Anforderungen angepasst
werden. Wenn wir im Alter, bei Krankheit
oder einer Behinderung Hilfe benötigen, ist
es wichtig, dass unser Alltag nicht zu viele
Veränderungen erfährt und dass Helfende
darüber nachdenken, wie sie gewohnten
Alltag durch eine bewohnerorientierte Hauswirtschaft
zurückgeben können. Besonders
bei alten Menschen ist es nötig zu erfassen,
wie ihr Alltag ausgesehen hat, bevor sie in
eine soziale Einrichtung umgezogen sind.
Damit lässt sich einerseits das Verhalten alter
Menschen besser verstehen und andererseits
wird es erst dadurch möglich, ihnen ein
Stück ihres Alltags auch in einer Betreuungssituation
wiederzugeben. Zu diesem Zweck
wurde der vorliegende hauswirtschaftliche
Fragebogen entwickelt, der Anhaltspunkte
sammeln soll darüber, wie jemand seinen
Alltag bisher erlebt hat. Hierbei ist es nicht
so bedeutsam, wann genau – was – wie erlebt
wurde, sondern eher, was Mann oder Frau
für „normal“ hält.
Individuell können sich Vorstellungen
und Wünsche ändern. Einordnung in die
bestehende Dokumentation: Der hauswirtschaftliche
Biografiefragebogen ist nur ein
Teil der Sammlung von Daten über
Bewohner und Bewohnerinnen. Der Fragebogen
enthält z.B. keine Abfragen zu
Vorlieben oder Abneigungen bzw. zu Unverträglichkeiten
von Essen, da dies in die
gängigen Fragebögen bereits einbezogen ist.
Es gibt Stammdaten und ggf. Hauswirtschafts-
und Pflegeanamnesebögen, die in
eine bestehende Dokumentation eingepflegt
werden. Ob und wie die hier gewonnenen
Einsichten auch in diese Dokumentation
eingeordnet werden, muss je nach Gegebenheit
im Hause geregelt werden.
?? ?
Der Fragebogen
als kostenloser
Download unter:
https://www.dghev.de/
fileadmin/user_upload/HW_
Biografie_Fragebogen.pdf
FUNDUS 4 2021 19
SCHWERpunkt
© artiemedvedev / Kseniia Gorova / yugoro / iStock / Getty Images Plus
FOOD-INFLUENCER
Lebensmittelkonzerne nutzen bekannte Social-Media-Stars, um
zuckrige Getränke, fettige Snacks und Süßwaren gezielt an
Kinder zu vermarkten. Das ist das Ergebnis einer umfassenden
Recherche der Verbraucherorganisation foodwatch.
„Mit Hilfe von
Influencern senden
die Unternehmen ihre
Werbebotschaften an
den Eltern vorbei
direkt ins
Kinderzimmer.“
Luise Molling
von foodwatch
Im Auftrag von Konzernen wie Coca-Cola,
McDonald’s und Mondelez sowie deutschen
Familienunternehmen wie Coppenrath & Wiese
oder Haribo bewerben junge Influencerinnen und
Influencer ungesunde Produkte auf Youtube, Tiktok
oder Instagram – und erreichen damit Millionen
junge Fans. foodwatch kritisierte, dass die Industrie
mit dem Online-Marketing an der elterlichen
Kontrolle vorbei Fehlernährung und Fettleibigkeit
bei Kindern und Jugendlichen fördert. Für die
Recherche hat foodwatch im Jahr 2020 über einen
Zeitraum von mehreren Wochen tausende Posts,
Storys und Videos bekannter Social-Media-Stars
untersucht und zahlreiche Belege für entsprechende
Werbung dokumentiert.
„Die Lebensmittelindustrie macht mit übergriffigen
Marketingmethoden Geschäfte auf Kosten
der Kindergesundheit. Mit Hilfe von Influencern
senden die Unternehmen ihre Werbebotschaften
an den Eltern vorbei direkt ins Kinderzimmer und
auf die Handys junger Menschen“, erklärte Luise
Molling von foodwatch. Die Verbraucherorganisation
forderte die zuständige Bundesernährungsministerin
Klöckner auf, dem Kindermarketing für
ungesunde Produkte – sei es in sozialen Medien,
im Fernsehen oder im Supermarkt – endlich einen
Riegel vorzuschieben. „Coca-Cola, McDonald’s
& Co. sabotieren die Bemühungen vieler Eltern,
ihre Kinder für eine gesunde Ernährung zu begeistern.
Jeder fünfte Todesfall in Deutschland ist auf
ungesunde Ernährung zurückzuführen und trotzdem
lässt Ministerin Klöckner den Junkfood-Konzernen
freie Hand – das geht so nicht weiter!“
Influencer sind für Kinder und Jugendliche
heutzutage die größten Idole und zugleich die
besten Freunde, genießen hohe Glaubwürdig-
20 FUNDUS 4 2021
keit und haben einen großen Einfluss auf deren
Kauf entscheidungen. Eine Studie der Marktforschungsagentur
M-Science kommt etwa zu
dem Ergebnis, dass sich 11- bis 15-Jährige ihren
Online-Stars „bedingungslos hingeben“ und den
Aussagen „vollstes Vertrauen“ entgegenbringen.
Lebensmittelunternehmen machen sich diesen
Einfluss zunutze und beauftragen die Social-Media-
Stars, Werbung für ihre ungesunden Lebensmittel
zu machen. Drei Beispiele aus dem foodwatch-
Report:
• Viktoria und Sarina: Das insbesondere bei
jungen Mädchen beliebte Duo hat bei Instagram,
Tiktok und Youtube jeweils weit über eine Million
Fans und präsentiert sich in einer rosa Glitzerwelt
mit Hunden und Pferden. Viktoria und Sarina
werben auf ihren Kanälen unter anderem für Coca-
Cola, McDonald‘s und ihren Keksteig zum Löffeln.
In Kooperation mit Coppenrath & Wiese bewerben
sie eine eigene Torte – allein das Promovideo auf
Tiktok wurde fast eine halbe Million Mal angesehen
und zählt mehr als 100.000 Likes.
• Simon Desue: Der 29-Jährige gehört mit
4,3 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten zu
den reichweitenstärksten Youtubern Deutschlands
und protzt in seinen Videos mit Villen und Luxusautos.
Werbung macht er unter anderem für
McDonald‘s und Haribo. Ein Werbevideo für
McDonald‘s unter der Überschrift #IssmirWurst-
gelten etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen
als übergewichtig und sechs Prozent sogar
als fettleibig – ihnen drohen im späteren
Lebensverlauf Krankheiten wie Typ-2-Diabetes,
Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen.
„Kinder und Jugendliche entwickeln schon früh
Ernährungsgewohnheiten, die ihre Gesundheit
lebenslang beeinflussen“, sagte Prof. Dr. Berthold
Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit
an der Kinderklinik der Universität München.
„Wir Kinder- und Jugendärzte fordern seit langer
Zeit, die an Kinder und Jugendliche gerichtete
Werbung – darunter auch die subtile und oft schwer
durchschaubare Werbung über soziale Medien – zu
beschränken. Denn die allermeisten Produkte sind
unausgewogen und fördern ernährungsbedingte
Krankheiten wie Typ-2-Diabetes.“
Zur Verbesserung der Situation empfiehlt das
Robert Koch-Institut unter anderem, dass die
Bewerbung von „ernährungsphysiologisch oft
fragwürdigen Kinderlebensmitteln verringert und
kontrolliert“ wird. Auch der Wissenschaftliche
Beirat des Bundesernährungsministeriums empfiehlt
in seinem Gutachten vom Juni 2020 ein
„Verbot von an Kinder gerichtete Werbung für
Produkte mit hohem Zuckeranteil“. Selbstverpflichtungen
seien nicht geeignet, um den Verzehr von
Junkfood zu verringern.
Im Gegensatz zu Ländern wie Norwegen, Schweden
oder Großbritannien gibt es in Deutschland
Die 21-jährige Julia Beautx
wirbt für Milka
Dagibee
© foodwatch
© foodwatch
Influencer sind für Kinder die grössten Idole
und geniessen hohe Glaubwürdigkeit.
Der Influencer
Simon Desue
© foodwatch
Challenge wurde auf Tiktok mehr als eine halbe
Million Mal angeschaut und zählt 80.000 Likes.
• Julia Beautx: Die 21-jährige Julia Beautx ist vor
allem für Lifestyle- und Beautyvideos bekannt und
gehört mit 2,2 Millionen Abonnentinnen und
Abonnenten auf Youtube und 3,3 Millionen
Followern auf Tiktok zu den reichweitenstärksten
In fluencerinnen. Sie warb bereits für Coca-Cola
oder auch für Ivy Bears-Gummibärchen. Zusammen
mit dem Youtuber Jonas Ems war sie das Gesicht
der Mondelez-Schokoladenmarke Milka: Ihre
gemeinsamen Instagram-Posts bekamen hunderttausende
Likes, ihr Youtube-Werbevideo wurde
mehr als 200.000 Mal angesehen.
Fehlernährung ist bei Kindern und Jugendlichen
weit verbreitet. Daten des Robert Koch-Instituts
zufolge verzehren Kinder im Alter von sechs bis
elf Jahren im Schnitt nicht einmal halb so viel
Obst und Gemüse, aber mehr als doppelt so viele
Süßwaren oder Snacks wie empfohlen. Aktuell
keinerlei gesetzliche Beschränkung des Kindermarketings
für unausgewogene Lebensmittel. Auch
der sogenannte EU-Pledge, eine seit 2007 bestehende
freiwillige Selbstverpflichtung zum „verantwortungsvollen
Kindermarketing“, die von den
weltgrößten Unternehmen der Lebensmittelindustrie
und der Werbewirtschaft initiiert wurde,
erweist sich in der Praxis als völlig ungeeignet, um
an Kinder gerichtete Werbung für unausgewogene
Lebensmittel zu verhindern. Selbiges gilt für die
Verhaltensregeln des Deutschen Werberats.
Quelle foodwatch
© foodwatch
Viktoria und Sarina
werben für Keksteig
zum Löffeln
FUNDUS 4 2021 21
SCHWERpunkt
NAHRUNGSMITTELALLERGIE
IN KITA UND SCHULE
Im Durchschnitt werden 2,5 Mio. Kinder in Kitas und ca. 8,5 Mio.
Kinder und Jugendliche in Schulen betreut. Immer mehr Kinder
leiden unter Lebensmittel-Unverträglichkeiten.
Für Kinder
wurde ein Allergie-
Lernland geschaffen, das
ihnen spielerisch Themen
wie Nahrungsmittelallergien,
Neurodermitis, Asthma
und Pollenallergie
vermittelt und dazu noch
einen Wissensbereich für
Eltern, Schul- und
Kita-Personal bietet.
www.alleleland.de
Man geht von 450.000 Kindern mit
Nahrungsmittelallergien aus. So sind eine
gute Aufklärung, konsequente Allergenvermeidung
und ein Notfallmanagement an allen
Aktivitäten des Kita- oder Schul-Lebens besonders
wichtig. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund
hat hierzu folgende Tipps zusammengestellt.
Aufklärung und Kooperation
Allergien sind ernst zu nehmende Erkrankungen,
die im Notfall je nach Symptomen schnelles Handeln
erfordern. Je nach Schweregrad der Reaktion
kann die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes zu
lang sein, so dass das Kind auf lebenserhaltende
Erste- Hilfe-Maßnahmen seitens des Kita-/Schuloder
Hort-Personals angewiesen ist. Schwere Reaktionen
sind selten, da der Fokus auf dem Meiden des
Auslösers liegt. Eine Medikamentengabe im Notfall
ist das Sicherheitsnetz, welches nur dann zum Einsatz
kommt, wenn ein versehentlicher Kontakt mit
dem Allergieauslöser stattfindet.
Auch wenn es sich um ein sehr emotionales
Thema handelt, sollten Eltern ruhig und neutral
reagieren. Eltern sollten im Dialog Verständnis
zeigen für mögliche Bedenken des Betreuungspersonals.
Meist sind Unwissenheit und Angst
© www.alleleland.de/
die größten Stolpersteine für eine adäquate
Betreuung ihres Kindes. Gezielte Information
und praktische Hilfestellungen sind zielführend.
Formulare beibringen
Der Allergiepass dient als Attest des Arztes über
das Vorliegen der Allergie. Zusätzlich sollte eine
Handlungsanweisung für den Notfall mit entsprechenden
Hinweisen zur Medikamentengabe
beiliegen (Vordrucke für Anaphylaxien beim
DAAB). Mit der Ermächtigungsbescheinigung
wird die Personensorge zur Medikamentengabe
auf Erzieher/Lehrer übertragen; sie hält fest, wer
in Sachen Notfallmanagement geschult ist. Beides
kann beim Deutschen Allergie- und Asthmabund
(DAAB) angefordert werden.
Zuständigkeit der Eltern
• Kita/Schule über die Allergie des Kindes
informieren.
• Schriftliche Unterlagen und klar gekennzeichnete
Medikamente zur Verfügung stellen.
• Zur Verfügung stehen sollten ein Behandlungsplan
und bei einer Anaphylaxie ein spezieller
Anaphylaxie-Notfallplan, der mit einem Foto
des Kindes versehen sein sollte.
• Medikamente nach Ablauf der Haltbarkeit oder
nach Gebrauch austauschen.
• Mit allen Beteiligten Verhalten im Notfall üben.
• Informationen über Notfallkontakte zur
Verfügung stellen.
• Das Kind altersgemäß im Selbstmanagement
seiner Allergie selber schulen, z.B. dass es weiß,
wie und wann es Betreuungspersonen mitteilt,
wenn allergische Beschwerden auftreten.
Zuständigkeit der Kita/Schule
• Es muss sichergestellt werden, dass die Allergieauslöser
in Mahlzeiten sowie Projekten nicht
verwendet werden.
• Kinder mit Lebensmittelallergien integrieren:
Die Allergie darf kein Ausschlusskriterium für
Aktivitäten im Rahmen der Einrichtung sein.
• Mitarbeiter der Einrichtung, die mit dem Kind
in Kontakt stehen, sollten über die Allergie aufgeklärt
sein, die Symptome einer anaphylaktischen
Reaktion erkennen und wissen, was im
Notfall zu tun ist.
• Maßnahmen des Notfallmanagements anhand
des Notfallplans einüben.
Quelle: DAAB
Martina Schäfer
22 FUNDUS 4 2021
Apfel-Mandel-Fäustlinge
ZUTATEN FÜR 10 – 12 STÜCK
50 g Haferflocken
60 ml Mandeldrink oder Wasser
2 Datteln
170 g pürierter Apfel
1 EL Mandelmus
25 g Dinkelvollkorngrieß
Die Haferflocken für mind. 1 Stunde
im Mandeldrink einweichen. Den
Backofen auf 160 °C vorheizen. Ein
Backblech mit Backpapier vorbereiten.
Die Datteln sehr fein würfeln. Die
Datteln mit den restlichen Zutaten
unter die Haferflocken rühren. Mit
einem Teelöffel ca. 10 – 12 Häufchen
auf das vorbereitete Backblech setzen.
Diese Häufchen in eine längliche Form
bringen und für ca. 20 Minuten
backen. Diese Fäustlinge halten sich für
4 – 5 Tage im Kühlschrank, lassen sich
aber auch einfrieren.
Dieses und weitere Rezepte sind im Kochbuch „Lotta lernt essen“ von Edith Gätjen zu finden.
Dattel-Zimtsterne (vegan)
© alysantwanet / Epine_art / Natle / iStock / Getty Images Plus
ZUTATEN
8 getrocknete Datteln (entkernt)
120 ml Wasser (kochend)
200 g gemahlene Haselnüsse
200 g gemahlene Mandeln
2 EL Zimt
1 EL Orangenschale
Ggf. etwas Tonkabohne gerieben
250 g Puderzucker
1 – 2 EL Wasser
Die Datteln mit Wasser übergießen
und für 10 – 15 Minuten einweichen
lassen und anschließend mit dem
Wasser pürieren. Die trockenen
Zutaten mischen und dann das Dattelpüree
unterrühren. Zu einem leicht
klebrigen Teig verarbeiten und für 1 – 2
Stunden kaltstellen. Ein Backrost mit
Backfolie vorbereiten, Backofen auf
180 °C Umluft vorheizen. Den Teig auf
einer Backmatte ca. 1 cm dick ausrollen,
gelingt am besten mit einem
Nudelholz aus Plastik oder Marmor
(sonst eine Frischhaltefolie dazwischenlegen).
Kleine Sterne ausstechen und auf die
vorbereitete Backmatte setzen (Winkelpalette
ist hier sehr hilfreich!). Einen
sehr dickflüssigen Puderzuckerguss
ohne Klümpchen herstellen. Die Sterne
für ca. 5 Minuten backen und noch
heiß mit der Puderzuckerglasur
be streichen. Trocknen lassen und
anschließend in einer Dose aufbewahren.
Nach 24 Std. sind sie
durchgezogen, saftig und lecker!
Fleisch-Ersatz. Wer braucht denn so was?
Ich möchte zum Thema Fleisch-ERSATZ eine Anregung geben:
Ersatz klingt für mich so nach zweiter Wahl, nach Minderwertigkeit,
nach Verzicht, nach Notlage. Für mich gibt es keinen
Ersatz für ein gutes Stück Fleisch aus artgerechter Tierhaltung.
Aber es gibt noch viel mehr Proteinquellen für die
menschliche Ernährung als Fleisch von Rind, Schwein, Huhn
oder Fisch.
Wenn ich mich recht erinnere, liefert keines der bekannten
Nahrungsmittel alle acht essentiellen Aminosäuren auf einmal.
Sondern es bedarf immer einer Kombination aus mehreren
Quellen, um eine gesunde, vollwertige Ernährung sicherzustellen.
Viele Generationen vor uns haben Bohnen, Erbsen,
Linsen, Nüsse, Samen und Getreide kombiniert. Die ägyptischen
Pyramiden sind hauptsächlich mit der Kraft aus Bohnen
und Zwiebeln errichtet worden.
In vielen Teilen der Erde werden selbstverständlich Insekten,
Reptilien, Algen, Pilze und anderes gegessen, um den Eiweißbedarf
zu decken. Ich würde also lieber von Vielfalt, Bereicherung,
Abwechslung, Neuem sprechen als von Ersatz. Unsere
gewohnten Speisepläne erfahren gerade eine enorme Erweiterung
durch uns bisher unbekannte und wiederentdeckte
Produkte. Das sollten wir feiern und genießen. Wenn wir dabei
Tieren und Umwelt etwas Gutes tun, umso besser!
„Schnitzel“, „Burger“ oder „Klößchen“ werden häufig in aufwändigen
Portionspackungen aus Kunststoff angeboten. Es
entsteht viel Abfall. Dabei ist Selbermachen nicht schwer.
Wenn man schon Grünkern oder Linsen einweicht und gart,
macht es wirklich kaum einen Unterschied, ob man 6 oder 16
Teile anfertigt und die Überproduktion für kommende Mahlzeiten
einfriert.
Was ich jedoch noch in keinem Buch nachlesen konnte, ist die
Frage: Kann ich Getreide und Hülsenfrüchte einfach mahlen,
einweichen und quellen lassen, bevor ich sie weiterverarbeite,
und mir so das lästige Vorkochen sparen? Ich verwende
nämlich gern industrielle Falafel-Mischungen. Die kann ich
nach dem Einweichen in der Pfanne zu Crumble braten und
über den Salat streuen oder zum Binden von Suppen verwenden.
Wenn jemand hierzu belastbare Aussagen machen kann,
würde ich mich darüber sehr freuen.
Patricia Adams
FUNDUS 4 2021 23
BERUF&ausbildung
GESUND UND GUT VERSORGT
IN BADEN-WÜRTTEMBERG
Mit dem Innovations- und Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Baden-
Württemberg gibt es seit dem 1. September 2020 projektartig eine
eigene Institution für die Belange der Hauswirtschaft: Maßnahmen zum
Berufsmarketing, Schulungen für hauswirtschaftliche Fach- und
Führungskräfte und die innovative Weiterentwicklung fachlicher Themen
und Standards.
Arbeit. Der Paradigmenwechsel von „satt
und sauber“ hin zu Alltagsorientierung,
Normalität, Selbstbestimmung, Wohnen
und Teilhabe betrifft insbesondere die
Arbeit in der Hauswirtschaft. Hauswirtschaftliche
Kompetenzen können
den Fachkräftemangel in Pflege und
Pädagogik (Ganztagsbetreuung von
zuletzt in der Hauswirtschaft, im Gegensatz
zur Pflege, nicht gestiegen, sondern
hat sich in den vergangenen zehn Jahren
halbiert. Im ambulanten Bereich kann
bereits heute die Nachfrage nach haushaltsnahen
Dienstleistungen nicht erfüllt
werden, weil Fachkräfte fehlen. Die
Entwicklung von Quartieren verstärkt
Über 40 Akteure haben sich für die Notwendigkeit eines
Kompetenzzentrums ausgesprochen.
Das Innovations- und Kompetenzzentrum
Hauswirtschaft
unterstützt damit die praktische
Hauswirtschaft vor Ort mit Beratung
und Ideen und macht ihre Anliegen
sichtbar. Derzeit kämpft das Kompetenzzentrum,
angesiedelt beim Diakonischen
Werk Württemberg, um seine langfristige
Etablierung. Dieses Vorhaben wird
in der Landesoffensive „Gesund und gut
versorgt in Baden-Württemberg“ von
über 40 Akteuren mitgetragen.
Hauswirtschaft hat einen eklatanten
Wandel vollzogen und ist heute
gemeinsam mit der Pflege ein bedeutender
Faktor in allen Feldern der sozialen
Kita-Kindern und Grundschüler/innen)
sinnvoll entschärfen. Mit steigender
Pflegebedürftigkeit in der Bevölkerung
ist nicht nur eine Verdoppelung der
Pflegefachkräfte notwendig, sondern
die Aufgaben im Bereich Hauswirtschaft
steigen gleichermaßen. Die Aus- und
Weiterbildung von Fachkräften ist aber
diesen Trend weiter und auch in Kitas
und Schulen werden hauswirtschaftliche
Kräfte zunehmend gebraucht, was eine
Verschärfung der Personalkonkurrenz
in Pflegeeinrichtungen zur Folge haben
wird.
Die herausragenden Leistungen der
Hauswirtschaft in den vergangenen 1,5
Jahren der Corona-Pandemie sind
un widersprochen und zeigen, dass eine
flexible Organisation und qualifizierte
Hygiene auch in Zukunft unerlässlich
sind.
Aus Sorge und Verantwortung für
diesen wichtigen Bereich hat die Diakonie
Württemberg seit vielen Jahren
den Arbeitsbereich Hauswirtschaft
ausgeweitet und ein Kompetenzzentrum
aufgebaut, das eine Stärkung
und Weiterentwicklung der Hauswirtschaft
fokussiert und vorantreibt.
Meilensteine waren hierbei die Projekte
„oikos – Ausbildungsoffensive Hauswirtschaft“,
„oikos-plus“ sowie zuletzt das
„Innovations- und Kompetenzzentrum
Hauswirtschaft Baden-Württemberg“
(IKH). Dieses wird im Rahmen des
24 FUNDUS 4 2021
„Forums Gesundheitsstandort BW“
unterstützt durch das Ministerium für
Soziales, Gesundheit und Integration
aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg.
Die Projektförderung endet
zum 31.12.2021, weshalb sich derzeit
zahlreiche Unterstützende für eine
Fortführung einsetzen.
Ziele und Aufgaben des
Kompetenzzentrums
Der demographische Wandel und das
Bedürfnis der Menschen nach selbstbestimmtem
Leben in der Häuslichkeit
bis ins hohe Alter, auch in ambulant
betreuten Wohnformen, machen die
Hauswirtschaft zunehmend zu einer
Schlüsseldisziplin für eine bedarfsgerechte
und qualitativ hochwertige
Versorgung und Betreuung von Menschen
mit Hilfe-, Unterstützungs- und
Pflegebedarf. Entsprechend wächst der
Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal,
bei dem bereits heute ein deutlicher
Mangel besteht. Laut aktueller Bundes-
Pflegestatistik (2017) arbeitet jede/r
sechste Beschäftigte von stationären
Pflegeeinrichtungen im Bereich Hauswirtschaft
(ambulant jede/r achte
Beschäftigte). Aus-, Fort- und Weiterbildung
müssten deshalb im ganzen
Land forciert werden.
Das Innovations- und Kompetenzzentrum
Hauswirtschaft Baden- Württemberg hat
die Aufgabe, die Fachkraftgewinnung
und Personalentwicklung im Bereich
Hauswirtschaft voranzutreiben. Dies
geschieht in vier Aktivitätsbereichen:
Netzwerken, Ausbildung, Schulungen
und Innovation (siehe Abbildung).
Das Image der Hauswirtschaft wird
Unsere Aktivitätsfelder
INNOVATION
Hauswirtschaft im Quartier
Haushaltsnahe Dienstleistung
Neue Zielgruppen und
Qualifizierungsansätze
Hauswirtschaft in Kitas
SCHULUNGEN
Für Führungskräfte
Für interkulturelle Teams
Für Berufsberater/innen
Für Ausbilder/innen
Für Ausbildungsbotschafter/innen
Für haushaltsnahe Dienstleister
durch zahlreiche Maßnahmen gestärkt,
Auszubildende werden vermittelt und
Ausbildende durch Beratung und
Information weitergebildet. Die Mitarbeiterinnen
des Innovations- und
Kompetenzzentrums tragen hauswirtschaftliche
Belange in Bereiche, wo sie
schon lange nicht mehr beachtet worden
sind, wie z. B. die Hochschullehre oder
Gremien der Liga der freien Wohlfahrtspflege.
Zu den konkreten Angeboten und
Veranstaltungen des Innovations- und
Kompetenzzentrums gehören u. a.
• digitale Berufsinformationsveranstaltungen
auf Ausbildungsmessen sowie
für Berufsberater/innen und Beauftragte
für Chancengleichheit der
Arbeitsagenturen und Jobcenter in
Baden-Württemberg
GESUND UND
GUT VERSORGT
IN BADEN-
WÜRTTEMBERG
NETZWERKEN
Akteure Gesundheitswesen BW
Zuständige Stelle
Runder Tisch Hauswirtschaft
Kompetenzzentren
Landesoffensive
AUSBILDUNG HAUSWIRTSCHAFT
Beratung für Betriebe
Ausbildungs- und Berufsmarketing
Ausbildung plus Sprache
Vermittlung von Hospitationen
und Praktikumsplätzen
Quereinstieg
• Workshops für Führungskräfte der
Hauswirtschaft in sozialen Einrichtungen
• Schulungsangebot Ausbildungsbotschafter
für Auszubildende
in Kooperation mit der Initiative
„Ausbildungsbotschafter“ in Baden-
Württemberg
• Akquise und Vermittlung von
Auszubildenden mit erhöhtem Sprachförderbedarf
• Expertennachmittage zur Vernetzung,
Information und Weiterbildung von
Ausbilder/innen der Hauswirtschaft
und Lehrkräften aus den Berufsschulen
(in Kooperation mit der LAG
Hauswirtschaft Baden-Württemberg)
• Mitarbeit in der LAG Hauswirtschaft
Baden-Württemberg und im
Deutschen Hauswirtschaftsrat als
Beitrag zur aktiven Lobbyarbeit für die
Hauswirtschaft in Land und Bund
• Publikationen und Arbeitsmaterialien
zu unterschiedlichen Themen, z. B.
Daten und Fakten zur Hauswirtschaft
in Baden-Württemberg, Quereinstieg
in die Hauswirtschaft oder
Qualitätsstandards für haushaltsnahe
Dienstleistungen
Alle Informationen und Materialien
stehen kostenlos zur Verfügung auf der
Homepage des Projektes unter www.
innovation-kompetenz-hauswirtschaft.de.
Landesoffensive „Gesund und
gut versorgt“
Durch die Unterzeichnung der Landesoffensive
„Gesund und gut versorgt in
Baden-Württemberg – zukunftsfähige
FUNDUS 4 2021 25
BERUF&ausbildung
Versorgung und Betreuung durch
professionelle Hauswirtschaft sicherstellen“
haben sich inzwischen über
40 Akteure für die Notwendigkeit professioneller
Hauswirtschaft sowie die
strukturelle Stärkung durch ein Kompetenzzentrum
ausgesprochen. Zu den
Unterstützenden gehören Wohlfahrtsverbände,
der Sozialverband VdK, die
Regionaldirektion Baden-Württemberg
der Bundesagentur für Arbeit, Landesseniorenrat
und Landesfamilienrat
sowie zahlreiche soziale Einrichtungen,
Berufs- und Interessenverbände, Krankenkassen,
Krankenhausverbände oder
Vertretungen von Hochschulen und
Bildungseinrichtungen.
Durch die Landesoffensive wird deutlich,
dass hauswirtschaftliche Betreuung und
Versorgung und hauswirtschaftliche
Kompetenzen für alle Bevölkerungsgruppen
„von der Wiege bis zur Bahre“
bedeutsam sind. So müssten Kinder in
Kitas und Schulen gesund ernährt werden
und wichtige Alltagskompetenzen
vermittelt bekommen. Berufstätige
Eltern brauchen im Haushalt oftmals
Entlast ung. Auch sollen Pflegebedürftige
mit fachkundiger Unterstützung möglichst
lange zuhause wohnen können.
Wer in einer Einrichtung lebt, möchte
z. B. an der Essenszubereitung oder
an Alltagstätigkeiten beteiligt werden.
Darüber hinaus ermöglicht eine angemessene
Versorgung und Betreuung
durch Hauswirtschaft zahlreichen
Menschen Arbeit und Beschäftigung im
krisensicheren Sektor der Gesundheitsund
Sozialwirtschaft.
Qualifizierung in der Hauswirtschaft
fordern die Unterzeichnenden auf allen
Ebenen, von der betrieblichen bis zur
akademischen Ausbildung an Hochschulen,
die fachliche Weiterentwicklung
in Theorie und Praxis die Entwicklung
von langfristig tragbaren Strukturen zur
Vernetzung, Forschung und Entwicklung.
Einige der Unterstützerinnen und Unterstützer
haben sich im Rahmen einer am
2. November gestarteten Kampagne des
Diakonischen Werks Württemberg über
Twitter mit Statements zu Wort
gemeldet, warum Hauswirtschaft einerseits
und das Innovations- und
Ursula Schukraft
Projektleitung, Innovations- und
Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Baden-Württemberg
© Schukraft
Kompetenzzentrum andererseits wichtig
für Sie und Ihre Arbeit sind (Beispiele:
siehe Abbildung). Als ein Vertreter von
sozialen Einrichtungen sagt etwa Pfarrer
Frank Stefan, Vorstand der Diakonie
Kork: „Hauswirtschaft ist wichtig für die
Diakonie Kork, weil sie die fundamentalen
Grundlagen für gelingendes Leben
und Teilhabemöglichkeiten legt.“ Auch
André Peters, Vorstand der Diakonie
Baden, beschreibt den Wert der Hauswirtschaft
so: „Hauswirtschaft ist
wichtig, weil Liebe durch den Magen
geht und es sich nach zuhause anfühlt,
wenn man vom Boden essen könnte.“
Kaspar Pfister, Gründer und Geschäftsführer
der bundesweiten BeneVit-Gruppe,
kann den Nutzen professioneller Hauswirtschaft
mit einer imposanten Zahl
belegen, denn sie habe „einen erheblichen
Anteil daran, dass pro Jahr bis zu
20 Prozent der Bewohner im Pflegegrad
zurückgestuft werden können.“
Alle sprechen sich damit auch für
eine feste Etablierung eines Kompetenzzentrums
Hauswirtschaft in
Baden-Württemberg aus, die angesichts
der eingangs beschriebenen Entwicklungen
im Feld der Hauswirtschaft und
aller sozialen Dienste dringend vonnöten
ist.
Ursula Schukraft
Dr. Mareike Bröcheler
Dr. Mareike Bröcheler
Referentin, Innovations- und
Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Baden-Württemberg
© Bröcheler
26 FUNDUS 4 2021
DAS BESTE EQUIPMENT
FÜR SAUBERKEIT UND
HYGIENE.
Das Kärcher-System mit individuell kombinierbaren und perfekt
aufeinander abgestimmten Komponenten bietet Voraussetzungen
für eine wirtschaftliche und effektive Reinigung, bei der auch
Faktoren wie Hygienevorschriften, Arbeitssicherheit oder Umweltverträglichkeit
berücksichtigt sind. kaercher.de
BERUF&ausbildung
ALLTAGSKOMPETENZ IN
SCHULEN ERWERBEN
Ein kompakter Fahrplan für den Unterricht im Bereich Haushalts- und
Alltagskompetenz mit Arbeits- und Ideenblättern – der Hauswirtschafts-
Führerschein bietet ein Komplettpaket für Lehrkräfte aus der
Hauswirtschaft in Niedersachsen.
Alle zwölf Module des Materials sind
nach dem gleichen Schema aufgebaut:
Neben Basisinformationen erhalten
Lehrkräfte Materialien, wie Arbeits- und
Lösungsblätter, Ideen für Interaktionen
und Gespräche, Merkblätter bzw. Handouts,
Praxisbeispiele und Präsentationen.
Die einzelnen Module sind
in sich abgeschlossen und
können unabhängig voneinander
oder nachein ander
eingesetzt werden. Der
HauswirtschaftsFührerschein
bietet Pädagoginnen
damit ein Komplettpaket,
das je nach Schülergruppe
erweitert werden sollte
und auf die Interessen
der Lernenden eingeht.
Außerdem liegt ein
Vorschlag für ein Teilnahmezertifikat
für die Schülerinnen
und Schüler bei. Die zwölf Module
beschäftigen sich mit folgenden Themen:
Seit Juni 2021 gibt es in
Niedersachsen den HauswirtschaftsFührerschein
als Download
– anhand von zwölf Modulen können
hauswirtschaftliche Lehrkräfte damit
Haushalts- und Alltagskompetenzen in
ihren Unterricht holen. Hinter dem
Material steht echte Fachexpertise: Die
Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft
Niedersachsen e.V. hat die zwölf
Module unter der Projektleitung von
Prof. Dr. Elisabeth Leicht-Eckardt
gemeinsam mit mehr als 30 Fachleuten
aus der Praxis entwickelt. Finanziell
gefördert wurde dieses Projekt durch das
Niedersächsische Ministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Der HauswirtschaftsFührerschein ist für
Lehrkräfte entwickelt und dient als Basismaterial
im Unterricht zur Vermittlung
haushaltsbezogener Kompetenzen in den
Bereichen
• Stärkung von Alltagskompetenzen
• Ernährungs- und Verbraucherbildung
• Berufsorientierung
Das Material zeichnet sich durch alltagsnahe
Beispiele aus, die den Unterricht für
Lernende besonders interessant machen.
Die Zielgruppe sind Schüler und Schülerinnen
sowie junge Erwachsene, die sich
im Übergang von Schule und Beruf
befinden. In den Schuljahren vor dem
Schulabschluss passiert für die Schülerinnen
und Schüler häufig sehr viel.
Themen, die Jugendliche bewegen
Ernährung, Nachhaltigkeit, die eigenen
Finanzen und auch die erste Wohnung
sind Themen, die die Generation Z
bewegen. Das zeigen Erhebungen wie die
SHELL-Jugendstudie 2019 oder die
McDonalds Ausbildungsstudie 2019:
Eigenständigkeit und Umweltschutz sind
für die Jugendlichen von Relevanz.
Außerdem wünschen sich viele junge
Menschen bereits in der Schulzeit mehr
rund um Alltagskompetenzen wie
Finanzwissen oder den Umgang mit
Werkzeugen zu erlernen. Und auch
Ernährung ist von Bedeutung für die
junge Zielgruppe, wie eine Erhebung der
Universität Göttingen zeigt: 90 Prozent
der 14–29-Jährigen haben demnach ein
großes Interesse an Ernährung.
So ist das Material aufgebaut
1. Lebensmittel: Einkauf und
Lagerung
2. Auskommen mit dem Einkommen
3. Verträge im Haushalt
4. Haushaltsmanagement
5. Nachhaltigkeit im Haushalt
6. Ernährung: bedarfs- und
bedürfnisgerecht
7. Hygiene im Haushalt
8. Prüf- und Gütesiegel
9. Wäschepflege
10. Wohnungsreinigung
11. Hauswirtschaftliche Betreuung
12. Hauswirtschaft in Dienstleistungsbetrieben
Auf der Website des ZEHN gibt es einen
Einblick in das erste Modul „Lebensmittel:
Einkauf und Lagerung“.
Schrittweise Einführung in die
Schulen
Da das Material für Lehrkräfte mit hauswirtschaftlichem
Hintergrundwissen
ausgerichtet ist, versendet das ZEHN den
HauswirtschaftsFührerschein bisher nur
an BBS-Lehrkräfte in Niedersachsen.
Dort wird dieses Material in einer ersten
Testphase in der Berufseinstiegsschule
eingesetzt. Im kommenden Jahr sollen
Fortbildungen für Lehrkräfte der
allgemeinbildenden Schulen ohne fachlichen,
hauswirtschaftlichen
Hintergrund angeboten werden.
Diese Fortbildung
berechtigt die
Pädagoginnen
dann, das Material
einzusetzen. Nach
dieser Pilotphase
soll das Material
Die einzelnen Module
können unabhängig
voneinander eingesetzt
werden
28 FUNDUS 4 2021
Der HauswirtschaftsFührerschein
bereitet auf das Leben vor
auch Fachlehrerinnen
aus
anderen Bundesländern
zur Verfügung
stehen.
Kein Material für die Ausbildung
Auch wenn der Name Hauswirtschafts-
Führerschein den Anschein erweckt, das
Material könnte zur Berufsausbildung in
der Hauswirtschaft beitragen, muss hier
eindeutig getrennt werden zwischen der
professionellen Berufsausbildung und
den Haushalts- und Alltagskompetenzen
für jedermann/-frau. „Die Module enthalten
Basiswissen für Menschen mit
wenigen Vorkenntnissen. Sie vermitteln
Kompetenzen des
alltäglichen Lebens,
die jeder von uns im
eigenen Haushalt braucht.
Um junge Menschen auf das
‚Leben vorzubereiten, eignet
sich der Einsatz besonders gut in
Schulen“, erklärt Angrit Bade, die
im ZEHN als Fachreferentin für
Hauswirtschaft tätig ist und den HauswirtschaftsFührerschein
koordiniert.
Starkes öffentliches Interesse
am HauswirtschaftsFührerschein
Seit der offiziellen Veröffentlichung des
HauswirtschaftsFührerscheins im Juni
2021 ist das Interesse an dem Material
riesig: Zeitungen, TV- und Radiosender
haben das Thema aufgegriffen. Auch das
Interesse aus der hauswirtschaftlichen
Fachbranche ist durchweg positiv.
„Besonders freut mich die hohe Anzahl
an Download-Anfragen“, sagt Angrit
Über das ZEHN
Das Zentrum für Ernährung und
Hauswirtschaft Niedersachsen
wurde im Oktober 2019 in Niedersachsen
gegründet. Informationen
über das ZEHN unter www.zehnniedersachsen.de.
Neben Ernährung und Hauswirtschaft
gehören Lebensmittelwertschätzung
und Alltagskompetenzen
zu den Schwerpunktthemen
des ZEHN. Letzteres vermittelt das
ZEHN nicht nur über den HauswirtschaftsFührerschein,
sondern auch
über Instagram und Facebook
(zehn_niedersachsen).
Bade. „Dadurch wird besonders deutlich,
wie wichtig dieses Thema in den verschiedenen
Settings ist und passendes
Material gebraucht wird.“
Angrit Bade
Fachreferentin Hauswirtschaft
Anzeige
„ Miele MOVE “
behält Wäschereimaschinen im Blick
Welche Waschmaschinen sind eingeschaltet? Wann werden
sie fertig sein? Wie hoch ist der Verbrauch? Fragen wie
diese beantwortet das neue Portal „Miele MOVE“ live. Auf
dem PC und mobilen Endgeräten vereinfacht es viele
Arbeitsprozesse.
Die neue, digitale Lösung ist für die aktuelle Wäschereimaschinen-Generation
„The New Benchmark Machines“
verfügbar. Anwender können Prozessdaten sammeln,
archivieren und somit Prozesse dokumentieren – so lässt sich
auch nachweisen, ob Desinfektionsprogramme planmäßig
beendet worden sind. Die Daten können für die Auswertung
und Archivierung exportiert und gespeichert werden.
Relevante Nachrichten gehen auf Wunsch über das Portal auf
mobilen Endgeräten ein, beispielsweise sobald Waschmaschinen
oder Trockner entladen werden können. Somit wird mancher
Weg in weit entfernte Räume überflüssig. Ebenfalls praktisch:
Über die Verknüpfung mit dem Miele Professional Shop können
Verbrauchsmaterialien leicht nachbestellt werden.
Weil alle Informationen an einem Ort vorhanden sind, lassen
sich auch eventuelle Probleme schneller lösen. Fehlermeldungen
können an den Kontakt im Service übermittelt werden, ohne
dass dafür ein Anruf nötig wäre. Für die Mitarbeiterinnen und
Eine digitale Lösung, die viele Arbeitsprozesse vereinfacht: das neue
Portal „Miele MOVE“. Auf Wunsch schickt es relevante Nachrichten an
mobile Endgeräte oder den PC – etwa, wenn Waschmaschinen und Trockner
entladen werden können.
Mitarbeiter ist die Ursache dank der gesendeten Daten sofort
erkennbar und kann behoben werden – entweder durch Fachpersonal
oder in „leichteren Fällen“ durch telefonische Anleitung
zur Selbsthilfe.
Weitere Informationen: www.miele.de/mielemove
© Miele
FUNDUS 4 2021 29
NETZwerk
© dgh
dgh-Jahrestagung 2021
DGH FEIERT
70-JÄHRIGES JUBILÄUM
110 Teilnehmende trafen sich anlässlich der ersten Präsenzveranstaltung
seit langem in Hannover zur diesjährigen Jahrestagung. Auch die
Inhalte der neun Workshops hatten ein thematisches Ziel: Haushaltswissenschaftliche
Perspektiven für das Leben 2050.
Unter dem Motto „Leben 2050. Haushaltswissenschaftliche
Perspektiven“
wurde am 23. September 2021 die
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für
Hauswirtschaft (dgh) in Hannover eröffnet.
Im Rahmen der zweitägigen Fachveranstaltung
feierte die dgh zugleich ihr 70-jähriges
Bestehen. Die Schirmherrschaft hatte
Barbara Otte-Kinast, Niedersächsische
Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz.
Vor rund 110 Gästen, darunter zahlreiche
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik,
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft,
hat Prof. Dr. Angelika Sennlaub,
Vorstandsvorsitzende der Deutschen
Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V., in
ihrer Eröffnungsansprache die Bedeutung
der Fachgesellschaft hervorgehoben: „70
Jahre dgh – das sind 70 Jahre Kompetenz.
Kompetenz, die vor allem in unseren Fachausschüssen
und Beiräten steckt. Sie sind
das Herz der dgh. 1951 gegründet, gilt die
dgh heute als führende Fachgesellschaft für
Hauswirtschaft und Haushaltswissenschaften
in Deutschland. Sie ist kompetente
Ansprechpartnerin auf politischer Ebene
und steht für den Diskurs zwischen
Wissenschaft und Praxis.“
Einen lebendigen Austausch zwischen
Politik und Wissenschaft bot auch der
Eröffnungsdialog: Hier haben Prof. Dr.
Angelika Sennlaub und Prof. Dr. Ludwig
Theuvsen, Staatssekretär im Ministerium
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,
zum Thema „Leben 2021.
Zur aktuellen Bedeutung von Hauswirtschaft
und Haushaltswissenschaft im Jahr
2021“ diskutiert.
Im Vortrag „Elektrizität in jedem Gerät –
Zur Geschichte von Energiekonsum und
Arbeit im Haushalt“ hat Dr. Sophie Gerber,
Kuratorin Technisches Museum Wien, die
Teilnehmenden auf eine Zeitreise geschickt:
in die Anfangsjahre der Elektrifizierung
und Technisierung (west-)deutscher Haushalte.
Unter dem Eindruck der
fortschreitenden Digitalisierung – und
großer gesellschaftlicher Herausforderungen
wie der Ressourcenknappheit – sind
hierbei zugleich vielfältige Anregungen
und Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt
worden.
Neun Workshops
Das „Leben 2050. Haushaltswissenschaftliche
Perspektiven“, Herausforderungen
und Chancen, das gemeinsame multiprofessionelle
Zusammentragen von
wissenschaftlichen Erkenntnissen, Fachwissen
und Erfahrung, aber auch
Forderungen für die Zukunft – all dies war
Gegenstand der nachfolgenden Workshops.
In den insgesamt neun Workshops
wurden verschiedene Themenkomplexe
gemeinsam bearbeitet und in zwei von
Prof. Dr. Stephanie Hagspihl, Prodekanin
Hochschule Fulda, moderierten Podiumsdiskussionen
präsentiert.
30 FUNDUS 4 2021
Hier die Themen der Workshops:
• Age-friendly Homes and Communities –
Contribution of Personal and Household
Services
• Budgetberatung für Familien: Was brauchen
und was kosten Kinder?
• Tech-Talk Hauswirtschaft 2050:
Innovation, Automatisierung und
Digitalisierung
• Der Alltag von morgen beginnt heute!
– Reflexionen und Perspektiven für
professionelles hauswirtschaftliches
Handeln in der Zukunft
• Leben 2050: Einfluss gesellschaftlicher
Transformationen auf Privathaushalte –
wissenschaftlicher Diskurs und
Forschungsperspektiven
• Gutes Leben und Wohnen für jedes
Alter – mit Unterstützung durch
„Geprüfte Fachhauswirtschafter/innen“
• Durch Teilqualifizierung Fachkräfte
gewinnen – Rückblick, Einblick, Ausblick
• Nachhaltigkeit: Haushaltswissenschaft
2050!
• Wohnen: die vergessene Größe in der
Alltagsgestaltung
Begleitet wurden die Workshops von der
Postersession „Leben 2050“: einer Aktion,
bei der das „Junge Forum“ der dgh – ein
Zusammenschluss von jungen, engagierten
Nachwuchswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftlern aus dem Bereich der
Ökotrophologie, Haushaltswissenschaften
und verwandter Studiengänge – bereits im
Vorfeld der Jahrestagung zu einem „Call
for Papers“ aufgerufen hatte. Präsentiert
wurden dabei aktuelle Praxis- oder
Forschungsprojekte, Studien- oder
Abschlussarbeiten.
Nachwuchspreis
Der Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses als Zukunftsträger gilt innerhalb
der dgh von jeher ein besonderes
Augenmerk. Mit Spannung wurde daher
auch die Vergabe des „dgh-Nachwuchspreises
2021“ erwartet. Die Auszeichnung
wurde im Rahmen eines Festakts am ersten
Tagungsabend verliehen. Gemeinsam mit
der Helga-Brenn-Stiftung vergibt die Deutsche
Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V.
die Auszeichnung – in den Kategorien:
Bachelor, Master und Promotion – für
herausragende Abschlussarbeiten in der
Ökotrophologie, in Haushaltswissenschaften
und verwandten Studiengängen.
Neuer Beirat gegründet
Neben der Wahl des Vorstandes hat die
Mitgliederversammlung die Gründung des
Beirats „Nachhaltigkeit“ beschlossen. Der
Beirat „Nachhaltigkeit“ wird von den dgh-
Mitgliedern Prof. Dr. Uwe Großmann und
Prof. Dr. Melanie Speck koordiniert und
soll in der dgh fachausschussübergreifend
die interdisziplinäre Zusammenarbeit rund
um den Themenkomplex „Nachhaltigkeit
und Nachhaltigkeitstransformation“
fördern und bündeln. Im Mittelpunkt
steht dabei die Idee, quantitative und
qualitative Maßnahmen sowie Ziele mit
den Herausforderungen, die zukünftig an
die Haushaltswissenschaft und Hauswirtschaft
gestellt werden, zu verzahnen und
gemeinsam ökologische, soziale, gesundheitsorientierte
und ökonomisch tragbare
Lösungen zu finden. Diese Lösungen sollen
einen gesellschaftlichen Beitrag für die
Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitstransformation
im Sinne der Sustainable
Development Goals (SDGs) leisten. Mit
dem Beirat „Nachhaltigkeit“ will die dgh
die interdisziplinäre Zusammenarbeit und
den interdisziplinären Austausch noch
stärker fördern. Zu den Kernaufgaben
des neu gegründeten Organs zählen dabei
insbesondere eine zukunftsfähige Positionierung
der dgh sowie die Ausarbeitung einer
eigenen „dgh-Nachhaltigkeitsstrategie“.
70 Jahre dgh
Gefeiert wurden auch 70 Jahre dgh – das
sind sieben Jahrzehnte des Austauschs
zwischen Wissenschaft und Praxis. Dieses
Jubiläum wurde am Abend in der Innenstadt
von Hannover festlich begangen.
Nähere Informationen zu den Inhalten der
Workshops unter www.dghev.de.
Martina Schäfer
VORSTAND DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT
FÜR HAUSWIRTSCHAFT E. V. IM AMT BESTÄTIGT
Die Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft
e. V. (dgh) hat am 23. September 2021 in Hannover turnusgemäß
den Vorstand ihrer Fachgesellschaft gewählt. Dabei sind alle amtierenden
dgh-Vorstandsmitglieder in ihrem Amt bestätigt worden. Zugleich hat
die Mitgliederversammlung mit Prof. Dr. Birgit Peuker ein neues
Mitglied in den Vorstand berufen.
Sie übernimmt das Amt des Stellvertretenden Vorstandsmitglieds von
Dr. Inge Maier-Ruppert, die dieses Amt – in Personalunion mit dem
Amt des Rechnungsführenden Vorstandsmitglieds – seit September
2013 begleitet hatte.
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. setzt
sich demnach wie folgt zusammen: Prof. Dr. Angelika Sennlaub (Vorsitzende),
Prof. Dr. Birgit Peuker (Stellvertretendes Vorstandsmitglied),
Martina Schäfer (Stellvertretendes Vorstandsmitglied), Prof. Dr. Sascha
Skorupka (Stellvertretendes Vorstandsmitglied), Dr. Inge Maier-Ruppert
(Rechnungsführendes Vorstandsmitglied) sowie Petra Wehmeier
(Geschäftsführendes Vorstandsmitglied).
Der dgh-Vorstand mit (v. l.): Sascha Skorupka, Birgit Peuker,
Angelika Sennlaub, Agnes Loose (Geschäftsstelle), Martina
Schäfer, Inge Maier-Ruppert. Es fehlt Petra Wehmeier.
© dgh
FUNDUS 4 2021 31
NETZwerk
Ausgezeichnet!
NACHWUCHSPREIS DER DGH
VERLIEHEN
Die Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (dgh) hat gemeinsam
mit der Helga-Brenn-Stiftung den „dgh-Nachwuchspreis 2021“ an fünf
Nachwuchswissenschaftlerinnen für herausragende Abschlussarbeiten
verliehen.
Der stellvertretende Vorsitzende der
Helga Brenn Stiftung, Dr. Wolfgang
Brenn, sagt anlässlich der
Preisverleihung: „Ich freue mich, heute
exzellente junge Wissenschaftlerinnen für
ihre zukunftsweisenden Arbeiten mit
dem dgh Nachwuchspreis 2021 auszeichnen
zu können. Mit ihren
Abschlussarbeiten haben die Preisträgerinnen
Themen von hoher
gesellschaftlicher Relevanz aufgegriffen,
sie haben innovative Denkanstöße und
Handlungsempfehlungen gegeben und
einen wertvollen Beitrag zur haushaltswissenschaftlichen
Forschung geleistet.“
Von allen eingereichten Arbeiten sind
fünf Abschlussarbeiten mit dem „dgh-
Nachwuchspreis 2021“ prämiert worden:
eine Dissertation, eine Masterarbeit sowie
drei Bachelorarbeiten. Ausgezeichnet
wurden in der
Kategorie Dissertation:
Dr. Elke Moormann für ihre Dissertation
an der Universität Paderborn zum
Thema: „Nachhaltigkeitsmanagement
hauswirtschaftlicher Dienstleistungen.
Managementtheoretische Untersuchung
in sozialen Einrichtungen“
Kategorie Masterarbeit:
Anna Gnielka für ihre Masterarbeit an
der Hochschule Niederrhein zum Thema:
„Der Einfluss des Konsumenten auf die
Ökobilanz von Nudeln innerhalb der
Bereiche Zubereitung, letzte Meile und
Verpackung“
Kategorie Bachelorarbeit:
Victoria Hebald für ihre Bachelorarbeit
an der Universität Bonn zum Thema:
„Untersuchung soziodemografischer
Unterschiede im Verbraucherverhalten
bei der Nutzung von Kühlschränken
in Deutschland“
Angelina Heumüller für ihre Bachelorarbeit
an der Hochschule Fulda zum
Thema: „Anwendung von Verpflegungskonzepten
für Menschen mit Demenz in
der Praxis. Eine Untersuchung am Beispiel
stationärer Einrichtungen der Altenhilfe
in Fulda“
Janine Kettler für ihre Bachelorarbeit an
der Fachhochschule Münster zum Thema:
„#StopTheSpread: Konzeption eines
Escape Rooms zu Basishygienemaßnahmen
hauswirtschaftlicher Mitarbeiter“
Der „dgh-Nachwuchspreis“ wird, seit
Januar 2020 gemeinsam mit der Helga-
Brenn-Stiftung, jährlich für herausragende
wissenschaftliche Abschlussarbeiten an
Hochschulen und Universitäten vergeben.
Die eingereichten Arbeiten müssen aus
den Studien- und Forschungsbereichen
der Ökotrophologie oder verwandter
Disziplinen stammen. Die Arbeiten
werden mit entsprechender Begründung
der betreuenden Professorinnen und
Professoren vorgeschlagen. Die Begutachtung
der Arbeiten erfolgt durch jeweils
zwei Begutachtende von anderen Hochschulen
oder Universitäten sowie durch
den dgh-Vorstand.
Die Abstracts der mit dem „dgh-Nachwuchspreis
2021“ ausgezeichneten
Arbeiten werden in Kürze im Online-
Journal HAUSWIRTSCHAFT UND
WISSENSCHAFT veröffentlicht.
Die ausgezeichneten Preisträgerinnen Janine Kettler, Victoria Hebald und Angelina Heumüller
(v. l.) mit Dr. Wolfgang Brenn, Christine Küster und Elisabeth Leicht-Eckardt (v. l.), Koordinatorinnen
des Nachwuchspreises
© Mathias Eckardt
32 FUNDUS 4 2021
Online-Event mit vielen Tipps für und aus der Praxis
19. RHW-HYGIENEFORUM
Robert Baumann von der Fachzeitschrift rhw-management bewies mit
dem Programm zum Hygieneforum am 28. Oktober 2021 mal wieder ein
gutes Händchen. Die Vielfalt der Themen und der Praxisbezug kamen
bei den über 80 Teilnehmern sehr gut an.
Den Anfang machte Martina
Feulner (H wie Hauswirtschaft –
Pellworm) mit dem Thema: „Neue
DIN-Normen und Leitlinien 2022. Über
die Hürden der Anerkennung zur Professionalisierung.“
Mit ihrer Prämisse „Es ist
wichtig, dass eine Profession die Normen
und Leitlinien aktiv mitgestaltet, die in
den Betrieben umzusetzen sind“, traf sie
den Kern der Problematik. Anhand einer
Zusammenstellung verschiedener Regelwerke,
in denen fachliche Anforderungen
an die Praxis formuliert sind, konnte sie
die Mitarbeit z.B. bei den DIN-Normen
zur Lebensmittelhygiene, Krankenhausreinigung
und haushaltsnahen
Dienstleistungen sowie verschiedenen
Branchenleitlinien, dem Expertenstandard
Pflege und der S1-Leitlinie zur
Lebensqualität und sozialen Teilhabe
aufführen. Es waren u.a. auch die
Experten der Deutschen Gesellschaft für
Hauswirtschaft (dgh), die sich hier mit
ihrem Wissen und ihrer Expertise
einbringen konnten. Regelwerke unterstützen
im beruflichen Alltag das
Sichtbarmachen der hohen Fachlichkeit
der Hauswirtschaft. M. Feulner arbeitet
aktuell an der Leitlinie „Wenn in sozialen
Einrichtungen und Diensten gekocht
wird“, die derzeit in der letzten Abstimmungsphase
ist und hoffentlich Anfang
2022 erscheinen wird. Zu den aktuellen
Neuerungen dieser Leitlinie gehören u.a.
die Notfallversorgung und Infektionsschutzmaßnahmen
für Mitarbeiterinnen
und Nutzerinnen.
Im nächsten Beitrag wies Rose Mück
(Hyco Consult Mück – Cuxhaven) auf die
Zielsetzungen von Arbeitsanweisungen
bei Wäsche und Co hin. Anhand vieler
guter Beispiele ging sie auf die Gliederung,
den Ablauf, die Formulierung und
die Darstellungsform von Arbeitsanweisungen
ein. Vor allem die Verwendung
von Piktogrammen und Bildern, nach
Möglichkeit sogar aus der eigenen Ein-
richtung, erleichtern die Akzeptanz und
ersparen viele Worte. Mit dem Untertitel
ihres Vortrags „klingen manchmal
komisch – sind aber so“ zeigte sie alternative
und derart motivierende
Möglichkeiten auf, dass auch die Verfasserin
dieses Berichts einen neuen Anlauf
bei der nächsten Wäschekonferenz im
Betrieb in Angriff nimmt.
Was Hygienebeauftragten 2021 unter
den Nägeln brennt – aktuelle Fragen im
Zusammenhang mit Corona, das war
das Thema von Dr. Dieter Bödeker.
Einzig der deutliche Rückgang von
gastrointestinalen Infektionen während
der Pandemiedauer kann als positiver
Effekt gesehen werden. Zu den weiteren
Inhalten seines Vortrags zählten, wie der
Schutz von Geimpften zu deuten ist,
welche aktuellen Vorgaben es zum
Mund- und Nasen-Schutz gibt, welche
Schwachstellen das 3G-Prinzip und die
Testhäufigkeit in den stationären Einrichtungen
aufweisen und welche
Unsicherheiten hinsichtlich einer
Coronaimpfung bestehen.
Mit Spannung wurden die Referate
zweier Praktikerinnen erwartet, die mit
dem Titel: „Das haben wir konkret aus
der Pandemie gelernt“ ihre ganz persönlichen
Erfahrungen mitteilten. Die
beiden hauswirtschaftlichen Führungskräfte
Christina Uhl und Barbara
Baumann haben da unterschiedliche
Erfahrungen gemacht. In der Diakonie
in Bruckberg leben in mehreren Häusern
über 500 Bewohner mit einer
geistigen Beeinträchtigung. Dank detaillierter
Maßnahmen zu Beginn und
während der Pandemie konnte das
Infektionsgeschehen im Rahmen
gehalten werden. Eine enge Zusammenarbeit
mit allen Berufsgruppen in der
Einrichtung und die Unterstützung der
Einrichtungsleitung waren weitere wichtige
Erfolgspunkte. Zu den größten
Lernprozessen in dieser schwierigen Zeit
waren nicht nur die guten Netzwerke in
den Einrichtungen, sondern auch die
genaue Planung der beratenden Begehungen
mit den Behörden. Hier sollten
immer auch eine Hygieneärztin und
eine Hy gienefachkraft anwesend sein,
um Unklarheiten vor Ort erst gar nicht
entstehen zu lassen. Eine psychosoziale
Begleitung der Mitarbeiter in Form
einer Krisenintervention gehörte ebenfalls
zu den wichtigsten Ergebnissen.
Robert Baumann dankte an dieser Stelle
den Kolleginnen für ihre Offenheit und
ihr Engagement, die anstehenden Probleme
und Krisen zu meistern.
Bislang gab es keinen einheitlichen
Reinigungsstandard für deutsche Krankenhäuser,
sondern nur Empfehlungen
der Kommission für Krankenhaushygiene
und Infektionsprävention
(KRINKO). Das änderte sich mit der im
September 2021 erschienenen DIN-
Norm 13063. Prof. Benjamin Eilts von
der Hochschule Albstadt-Sigmaringen
beschrieb die wichtigen Schritte zur
hygienischen Reinigung und die neue
DIN 13063. In der DIN sind sowohl die
Eigenreinigung als auch die Fremdreinigung
beschrieben. Wichtige
Vereinbarungen zur Struktur-, Ergebnisund
Prozessqualität zwischen
Leistungserbringer und Leistungsempfänger
schaffen eine wichtige rechtliche
Absicherung. Seine praxisnahen Ausführungen
zu den einzelnen Bereichen
ließen zum Teil vermuten, dass er nicht
in einer Hochschule die Tage verbringt,
sondern mitten im Krankenhaus für die
Reinigung zuständig ist. Mit dieser
Norm werden endlich die notwendigen
Prozesse gut abgebildet, die nicht nur
als Chance für eine gelingende Hygiene,
sondern auch im Hinblick auf die Patientensicherheit
zu sehen sind.
Somit war der Bogen zum ersten Vortrag
gespannt und die Teilnehmer können
nun mit vielen Praxistipps, Praxiserfahrungen
und der Kenntnis über
unterschiedliche Gesetzgebungen in
ihrem beruflichen Alltag die Vielschichtigkeit
der Hauswirtschaft präsentieren.
Martina Schäfer
FUNDUS 4 2021 33
PRAXISwissen
© Oleksandr Briagin / iStock / Getty Images
Weihnachten in Neuseeland
IM LAND DER
LANGEN WEISSEN WOLKE
Sie erinnern sich? Vor einem Jahr gab es einen Bericht über Weihnachten
in den USA. In diesem Jahr berichten wir aus einem für uns noch weiter
entfernten Land: Neuseeland. – Da Wetter und Sonnenstand zur Weihnachtszeit
dort dem unseren entgegengesetzt sind, sind Tradition und
Brauchtum auch andere. Doch lesen und schauen Sie selbst ...
N
euseeland liegt auf der Südhalbkugel,
auf der zu Weihnachten
sommerliche Temperaturen
herrschen, jedoch in Deutschland findet
Weihnachten in der kalten Jahreshälfte
statt. Dieser große Unterschied der Jahreszeit
und damit verbunden das Wetter wirkt
sich enorm auf die Gestaltung des Weihnachtsfests
aus. Deswegen wird
Weihnachten nicht mit Glühwein und
Plätzchen im trauten Heim verbracht,
sondern eher mit der Familie am Strand
beim Picknick. Statt auf leise rieselnden
Schnee hoffen die Kiwis im Dezember auf
Strandwetter an weißen Sandstränden.
Das bedeutet sommerliche Kleidung statt
dicker Wintermantel, Surfen statt Schnee
schippen und laue Nächte draußen statt
kalte Winterabende auf dem Sofa.
Aus diesem Grund wirkt Weihnachten in
Neuseeland besonders skurril auf uns
Europäer, es fühlt sich „verdreht“ an, da
alle Feste wie Weihnachten und Ostern in
einer anderen Jahreszeit stattfinden,
„Down Under“ oder am anderen Ende der
Welt, wie es so schön gesagt wird.
Aotearoa
nannten die Maori Neuseeland, die als
Ureinwohner um 750 mit der Besiedlung
der beiden Inseln im Südpazifik begannen.
Aotearoa setzt sich aus drei
Wörtern „Ao“, „tea“ und „roa“
zusammen. Das erste Wort hat die
Bedeutung: Wolke, Erde/Welt, das
zweite Wort bedeutet: weiß und das
dritte steht für: lang oder groß/hoch.
Die gebräuchlichste Übersetzung dieser
drei aneinandergereihten Wörter ist:
Das Land der langen weißen Wolke.
34 FUNDUS 4 2021
Bedingt durch die warmen Temperaturen
und die hellen Nächte, ist es ein Fest mit
einer fröhlichen Note, die ganz im Widerspruch
zur „deutschen Besinnlichkeit“
steht. Die Dekorationen sind meist bunt
und humorvoll, Father Christmas trägt
durchaus auch rote Badehosen mit
weißem Fellrand. Trotz der warmen
Außentemperaturen wird in Neuseeland
die winterliche Symbolik eines Pelz
tragenden und Schlitten fahrenden Weihnachtsmanns
gepflegt. An den Scheiben
der Supermärkte hängen Schneeflocken
und mit Glitzerspray wird versucht, den
Frost vorzutäuschen. Im Einzelhandel
schmücken und verkleiden sich die Verkäufer/innen
mit Santa-Claus-Mützen
und weihnachtlichen Ohrringen, und aus
den Lautsprechern der Supermärkte
schallen Songs wie: „Let it snow, let it
snow ...“
Der Dezember ist der Ferienmonat
Christmas-Pudding
© robertsre / iStock / Getty Images
Bei den Temperaturen bleiben
die Rentiere im Stall und Santa Claus
packt das Surfbrett aus
Der Dezember ist der erste Sommermonat,
in dem viele Weihnachtsfeiern von
Schulen, Vereinen und Betrieben stattfinden,
oft als Freiluftveranstaltungen in
Form von Grillfesten und Picknicks. Es ist
eine Partyzeit, in der man sich über das
warme Wetter freut, den Garten bestellt,
der Bauer das erste Heu einbringt.
Gleichzeitig mit Weihnachten werden
auch die beginnenden sechswöchigen
Sommerferien vorbereitet. Die Schüler
haben von Mitte Dezember bis Anfang
Februar Sommerferien und die meisten
Unternehmen schließen über Weihnachten
und Neujahr mindestens zwei
Wochen. Daher ist die Weihnachtszeit für
viele Neuseeländer die Hauptreisezeit, wo
sie ihren Jahresurlaub genießen. Oft verbringen
sie die Ferien in ihrem lokalen
Ferienhaus, bekannt als „bach“, oder sie
fliegen ins große Nachbarland Australien.
Viele Familien bleiben auch zu Hause und
genießen die Sonne, den Strand und das
Schwimmen im Meer.
Weihnachtsparaden statt
Weihnachtsmärkte
© pixabay
Weihnachtsmärkte sind in Neuseeland
nicht bekannt, stattdessen gibt es die
neuseeländischen Weihnachtsparaden.
Christmas Parades sind wie Karnevalsumzüge,
nur wird „Merry Christmas“ statt
„Kölle Alaaf“ gerufen. Sie erinnern uns an
unsere Rosenmontags-Umzüge. Die zahlreichen
Santa Parades finden meist schon
Ende November in allen größeren Städten
Neuseelands statt und begeistern Groß
und Klein mit farbenfroh geschmückten
Umzugswagen und traditionellen
Marschkapellen. Viele freiwillige Helfer,
Schulklassen und Vereine nehmen an dem
Umzug teil, besonders beliebt sind Themen
wie Comicfiguren, Superhelden und Filmfiguren
für die Gruppen. Das Highlight
der Parade für die Kinder ist Santa Claus
mit seinem Rentiergespann.
Oft nach der Parade treffen sich die Teilnehmer
und Zuschauer auf einer Wiese,
wo die Party mit Bühnenprogramm und
Fressbuden weitergeht. – Der Ursprung
der Weihnachtsparaden war, die Ankunft
von Santa Claus in den Kaufhäusern
anzukündigen und den Weihnachtsvorverkauf
einzuläuten. Die Menschen
sollten in den Einzelhandel gelockt
werden, dementsprechend kommerziell
waren schon die ersten Paraden im Jahr
1913 gestaltet.
Carols by Candlelight
In vielen größeren Städten Neuseelands
wird zu „Weihnachtslieder bei Kerzenschein“
Carols by Candlelight eingeladen,
wo gemeinsam Weihnachtslieder
gesungen werden. Viele Familien
kommen, ausgerüstet mit Picknicks,
Decken und Mückenspray, um den Abend
im Freien mit Weihnachtslieder-Singen
CHRISTMAS Parades sind wie Karnevalsumzüge,
nur wird „Merry CHRISTMAS“
statt „Kölle Alaaf“ gerufen.
zu verbringen. Schulkassen und Vereine
runden das Programm mit ihren weihnachtlichen
Darbietungen ab. Diese
Veranstaltungen finden in großen
Parks im Zentrum der Städte statt und
werden in den Tagen vor Weihnachten
ausgerichtet, in der Regel treten auch
prominente Künstler des Landes auf. Der
Erlös aus den Aufführungen kommt in
der Regel Wohltätigkeits-Organisationen
zugute.
Weihnachtsbräuche
Das englische Commonwealth, die Vereinigung
der ehemaligen englischen
Kolonien, prägt bis heute viele festliche
Weihnachtstraditionen in Neuseeland,
deshalb wird Weihnachten weitgehend
nach englischen Vorbildern gefeiert. Die
Maori, die neuseeländischen Ureinwohner,
gehören heute überwiegend christlichen
Kirchen an und übernahmen
FUNDUS 4 2021 35
PRAXISwissen
daher etliche europäische Weihnachtsbräuche.
Eine auf das Weihnachtsfest
vorbereitende Adventszeit mit
Adventskranz und Adventskalender ist
in Neuseeland unüblich. Weihnachtsplätzchen
und Lebkuchen gibt es nicht,
dafür schokolierte Marshmallow-Weihnachtsmänner
und Christmas Mince
Pies. Dies sind kleine Törtchen mit
Früchten, Marmelade und Gewürzen.
Statt Glühwein gibt es bei den warmen
Temperaturen eher kühle Getränke.
Die Deutschen vermissen oft die
adventliche Atmosphäre und die ganze
gewohnte ausgestaltete Festkultur
in der Vorweihnachtszeit zur Einstimmung
auf das Weihnachtsfest. Die
Weihnachtsstimmung in Neuseeland
ist eben nicht wie gewohnt besinnlichfeierlich-gemütlich,
sondern beschwingt
und ausgelassen. Weihnachten ist ein
Familienfest, die Familienmitglieder
kommen aus dem ganzen Land und
häufig aus Übersee zusammen, um
Weihnachten zu feiern. Nach dem Fest
im Familienkreis finden oft fröhliche
Partys mit Freunden statt, wo der Mittelpunkt
der Feier der Grill mit einem
gemütlichen Barbecue im Garten ist.
Der Weihnachtsbaum (eine Kiefer) wird
in neuseeländischen Familien lange
vor dem eigentlichen Fest aufgestellt
und wird in traditioneller Weise mit
Christbaumschmuck und Leckereien
geschmückt. In den meisten Familien
wird eine Weihnachts-Grußkarten-
Girlande im Wohnzimmer aufgehängt,
die sich langsam im Dezember auffüllt.
Neuseeländischer
Weihnachtsbaum
Der allerschönste Weihnachtsbaum
und das typische Weihnachtssymbol
des Landes ist der wunderschöne
Pohutukawa-Baum, der Eisenholzbaum.
Daher heißt es: Erst
wenn der Pohutukawa erblüht ist,
beginnt die Weihnachtszeit, was
ihm den Titel neuseeländischer
Weihnachtsbaum eingebracht hat.
Pünktlich zum Weihnachtsfest
erstrahlen die Blüten des Pohutukawa-Baums
in leuchtendem Rot.
Dieser Anblick ist zu einem nationalen
Symbol der Weihnachtszeit
geworden, das sich auch auf vielen
Weihnachtskarten wiederfindet.
Der immergrüne Baum steht ab
Mitte Dezember bis Mitte Januar in
voller Blüte.
Pohutukawa-Baum
Die Tage zwischen dem 24. und
26. Dezember
„Christmas Eve“, der 24. Dezember – viele
Neuseeländer besuchen eine abendliche
Weihnachtsmesse. Die von den
christlichen Kirchen, insbesondere der
anglikanischen, presbyterianischen und
katholischen Kirche, angebotenen Mitternachtsmessen
ziehen etwa ein Viertel der
Neuseeländer an. Um den geschätzten
Weihnachtsmann Santa Claus freundlich
zu stimmen, stellen die Kinder am Abend
ein Glas Milch und Kekse für ihn bereit.
Am 25. Dezember zelebrieren die Neuseeländer
„Christmas Day“, dies ist der
wichtigste Festtag an Weihnachten. Über
Nacht schlüpft Santa Claus hier durch den
Schornstein in die Häuser und legt die
Geschenke unter den Baum oder steckt
sie in die vorbereiteten Strümpfe, die
sogenannten „Christmas Stockings“. Am
Morgen dieses Tages finden die Kinder
ihre Geschenke unterm Weihnachtsbaum.
Dieser Tag gehört der Familie, die
zum Weihnachtsfestschmaus oder einem
weihnachtlichen Barbecue zusammenkommt,
und oft wird der restliche Tag am
Strand verbracht.
Weihnachtslieder werden natürlich auch
gesungen, in der Kirche und zu Hause. Für
die neuseeländische Weihnacht wurden
typisch westliche Weihnachtslieder extra
adaptiert, damit sie zur warmen und
sonnigen Atmosphäre passen. Vor allem
werden englische und irische Weihnachtslieder
gesungen. – Die Weihnachtsansprache
der englischen Königin, des Staatsoberhaupts
Neuseelands, wird traditionell
(jedoch mit rückläufiger Beteiligung) am
Bildschirm verfolgt.
Der zweite Weihnachtsfeiertag „Boxing
Day“ am 26. Dezember hat sich in Neuseeland
zu einem der umsatzstärksten
Verkaufstage entwickelt, dann haben alle
Geschäfte geöffnet und locken am verkaufsoffenen
Feiertag mit großzügigen
Rabatten an, was zu einem Ansturm auf
die Einzelhandelsgeschäfte führt.
Festtagsessen
Der Klassiker am 1. Weihnachtstag ist in
Neuseeland der Weihnachtsschinken
„Christmas Ham“. Dieser wird entweder
kalt mit Brot serviert oder gern auch
frisch geräuchert als Beilage zu Kartoffeln
und Gemüse. Gerne werden auch Truthahn
oder Lammfleisch zum Fest
zubereitet.
Im Erdofen werden traditionell
Fleisch und Gemüse gegart
© BrianScantlebury / iStock / Getty Images © FatSprat / iStock / Getty Images
36 FUNDUS 4 2021
Die Chistmas Crackers dürfen beim
Weihnachtsfest nicht fehlen
Das Highlight des Festessens ist die heiß
begehrte Süßspeise Pavlova, die niemals
an Weihnachten fehlen darf. Es ist eine
mit Obst und Sahne gefüllte Torte aus
Baiser. Die mächtige Sahne-Baiser-Torte,
die nach einer russischen Ballerina
benannt ist, gehört zu den Nationalgerichten
Neuseelands und wird zu
Weihnachten reich mit Früchten garniert
serviert. Ein weiteres gerne zubereitetes
traditionelles Weihnachtsdessert sind die
Dessert-Klassiker Christmas-Pudding und
Mince Pies, die als Nachtisch sehr beliebt
sind.
Die neuseeländischen Ureinwohner – die
Maori – haben einen speziellen Weihnachtsbrauch.
Viele Maori-Familien
bereiten das Weihnachtsessen als sogenanntes
„Hangi“ in einem Erdloch zu.
„Hangi“ heißt in der Sprache der Maori
Erdofen. Der Ablauf ist folgendermaßen:
Kräftige Männer heben eine tiefe Grube
im Erdboden aus und legen große Steine
hinein, idealerweise vulkanisches Gestein,
da sie die Hitze am besten halten. Dann
schichten sie einen gigantischen Scheiterhaufen
in der Grube auf und fackeln ihn
ab. Die Frauen verpacken Fleisch und
Gemüse: Die heilige Trilogie der Maori-
Küche besteht aus Kürbis, Kumara und
Kartoffeln in schweren Stahlkörben,
früher wurde es in Säcken, die aus Flachs
geflochten waren, gelegt. Wenn das Feuer
Ein Hangi ist eine Art zu kochen –
doch mehr noch eine Gelegenheit zum
geselligen Zusammensein.
heruntergebrannt ist, werden die Körbe
auf die glühend heißen Steine gestapelt.
Das Fleisch kommt nach unten, das
Gemüse darauf. Wasser dazu und ganz
schnell die Grube wieder mit Erde
zuschaufeln, so dass der entstehende
Dampf darinbleibt und um die Hitze der
Steine zu bewahren. Dann heißt es
warten, warten, warten. Abhängig von
der zu kochenden Menge bleiben die
Hangi-Speisen für etwa drei bis vier
Stunden unter der Erde.
Das Resultat dieses langen Kochprozesses
sind saftiges, weiches Fleisch und
schmackhaftes Gemüse, jeweils mit einer
ganz leicht rauchigen, erdigen Note. Das
heruntergebrannte Holz räuchert Fleisch
© Nicola Katie / iStock / Getty Images
und Gemüse leicht, das Fett des auf die
heißen Steine tropfenden Fleisches steuert
Röstaromen bei und sogar die Art der
Erde, in der das Hangi gegart wird, soll
einen Einfluss auf den Geschmack haben.
Bei einem Hangi handelt es sich nicht nur
um eine Kochmethode, sondern auch um
eine Gelegenheit zum geselligen Beisammensein
der Familie und Freunde.
Christmas Crackers – die Knallbonbons
aus England
Ein fester Bestandteil des neuseeländischen
Weihnachtsfestes sind die
„Christmas Crackers“. Christmas Crackers
klingt beim ersten Hinhören
eindeutig nach knusprigem Weihnachtsgebäck.
Doch weit gefehlt. Die „Crackers“
sind am ehesten vergleichbar mit unseren
Knallbonbons. Die Knallbonbons mit
weihnachtlicher Verzierung in Rot und
Grün gehören zu jeder Festtags-Tischdekoration
in Neuseeland. Die Tradition der
Knallbonbons geht auf die viktorianische
Zeit in England zurück und ist auch bei
den Erwachsenen sehr beliebt.
Weihnachtlich verpackt und verziert,
enthalten die Christmas Crackers meist
eine bunte Papierkrone, ein Papierzettelchen
mit einem Witz oder einer
Scherzfrage darauf und einem lustigen
Gegenstand. Geknallt wird meist nach
dem Festessen des ersten Weihnachtsfeiertages.
Dann wird an jeden
Anwesenden ein Christmas Cracker verteilt.
Zusammen mit seinem
Tischnachbarn zieht man an den Enden
des Crackers und mit einem Knall, der
durch den enthaltenen Zündstreifen
entsteht, entladen sich unter allgemeinem
Jubel die im Inneren des Knallbonbons
versteckten Kleinigkeiten. Die bunten
Christmas Crackers gehören zum Fest
dazu, ohne Crackers wäre es vermutlich
ungefähr so wie deutsches Weihnachten
ohne Marzipan und Pfefferkuchen.
Christmas Crackers sind ein schöner
Brauch für ein fröhliches Fest.
Ingrid Schwieger
stammt aus
Deutschland
und lebt seit
vielen Jahren mit
ihrer Familie in
Wellington
© NCKorte
FUNDUS 4 2021 37
PRAXISwissen
Pavlova
©nedjelly / iStock / Getty Images
Eine Pavlova macht nicht nur optisch viel her, sie ist nicht zu mächtig und
lässt trotzdem die Herzen aller Süßmäuler höherschlagen. Für eine
Pavlova muss zuerst die Torte aus Baisermasse hergestellt
werden. Leicht wie eine Feder, außen knusprig, innen luftig und noch
etwas weich, so ist sie perfekt! Hier ein paar kleine Tipps, die beachtet
werden sollten:
• Die Eiweiße sollten vor dem Steifschlagen Zimmertemperatur haben.
• Fügen Sie die anderen Zutaten nicht auf einmal zum Eischnee hinzu,
sondern lassen Sie sie ganz langsam einrieseln, dass der Schnee nicht
zusammenfällt.
• Öffnen Sie den Ofen nicht, während die Pavlova backt.
• Lassen Sie die Pavlova komplett im Ofen auskühlen und legen Sie sie
auch erst dann auf eine Servierplatte.
ZUTATEN FÜR 4 PORTIONEN:
4 Eiweiß
(soll zimmerwarm sein )
200 g Staubzucker
1 Vanilleschote
(oder Vanillezucker)
1 TL Essig
2 TL Maisstärke
FÜR DIE FÜLLUNG:
200 ml Schlagobers
(aufgeschlagen)
Früchte nach Wahl:
z. B. Erdbeeren, Himbeeren,
Ribisel oder auch exotische
Früchte wie Kiwi
ZUBEREITUNG
• Zunächst die zimmerwarmen Eier trennen. Stellen Sie sicher,
dass Ihr Rührbehälter und die Mixstäbe sehr sauber und auf
jeden Fall ohne Fettspuren sind. Im Eiklar dürfen keine Reste
des Eidotters sein. So wird Ihr Eischnee besonders schön.
• Das Eiklar fest schlagen, wenn sich das Eiklar bereits etwas
weiß färbt, nach und nach löffelweise den Zucker hinzufügen.
• Den Eischnee so lange schlagen, bis sich feste Spitzen bilden
und ein schöner glänzender Schnee entsteht. Der Zucker soll
sich dann gänzlich aufgelöst haben. Machen Sie die Probe,
indem Sie etwas Schnee zwischen den Fingerkuppen verstreichen
– wenn Sie keine Brösel spüren, ist die Masse fertig
geschlagen.
• Aus der Vanilleschote das Vanillemark herausschaben und in
die Eischneemasse einmixen.
• Die Maisstärke über die Masse sieben und den Essig hinzufügen.
Beides gut unterheben.
• Auf einem Backpapier die Baisermasse in einem Kreis auftragen
und schön verstreichen. Machen Sie in der Mitte eine Mulde
– hier kommen dann später das Schlagobers und die Früchte
hinein. Sie können auch zwei etwas dünnere (etwas weniger
hohe) Kreise auftragen und später die Torte so zweilagig
machen.
• Im auf ca. 130 °C vorgeheizten Backrohr die Pavlova nun ca.
60 Minuten backen. Die Torte soll außen eine cremige Farbe
annehmen und feste Konsistenz haben. Innen ist eine Pavlova
aber noch schaumig weich. Wichtig ist, dass nach der Backzeit
die Torte im Backrohr völlig auskühlt. Öffnen Sie nicht die
Backrohrtür, da die Pavlova sonst zusammenfällt.
• Nach dem völligen Auskühlen den Tortenboden auf einen
Servierteller setzen. Das Schlagobers fest schlagen und auf die
Tortenmulde auftragen.
• Die Pavlova danach mit Früchten Ihrer Wahl belegen. Wenn
Sie zwei Tortenböden gemacht haben, auf einen das Schlagobers
auftragen, den zweiten Boden aufsetzen und auf diesen
wieder Schlagobers auftragen. Dann mit den Früchten
abschließen.
• Die letzten Arbeitsschritte immer kurz vor dem Servieren
durchführen, da die Baisertorte durch die Auflage sehr schnell
feucht und damit matschig wird.
• Dieses Pavlova-Rezept ist eine perfekte Sommertorte, die man
wunderbar mit frischen Früchten zubereiten kann. Probieren
Sie auch eine Auflage mit Eis!
38 FUNDUS 4 2021
Der Mensch lebt nicht
vom Brot allein …
„Tue deinem Leib Gutes,
damit deine Seele Lust hat,
darin zu wohnen.“
Hl. Theresa von Avila
„Meist beginnt man
nicht seine Gesundheit
zu erhalten, sondern das,
was davon übrig geblieben ist.“
Deutsches Sprichwort
„Eher soll man darauf achten,
mit wem man isst und trinkt,
als was man isst und trinkt.“
Lucius Annaeus Seneca
„Wenn man auf seinen
Körper achtet, geht es auch
seinem Kopf besser.“
Jil Sander
„Wer meint, keine Zeit
für gesunde Ernährung zu haben,
wird früher oder später Zeit
für Krankheiten finden müssen.“
Edward Stanley
„Wenn ein Mann für dich kocht
und der Salat enthält mehr
als drei Zutaten, meint er es ernst.“
Penelope Cruz
„Solange Kakao auf
Bäumen wächst,
ist Schokolade für
mich Obst.“
Unbekannt
„Essen ist eine höchst
ungerechte Sache: Jeder
Bissen bleibt höchstens
zwei Minuten im Mund,
zwei Stunden im Magen,
aber drei Monate an
den Hüften.“
Christian Dior
„Der Arzt der Zukunft
wird den menschlichen
Körper nicht mehr mit
Medikamenten behandeln,
sondern Krankheiten
durch Ernährung
heilen und verhindern.“
Thomas Edison
„Ich habe meine
Ernährung umgestellt!
Die Chips stehen jetzt
rechts vom Fernseher.“
Unbekannt
Auswahl und Zusammenstellung Norbert C. Korte
FUNDUS 4 2021 39
s Plus
VERBANDintern
© MdH
DIGITALE KOMPETENZEN ERWEITERT
Deutschland hat in den letzten Monaten
enorm aufgerüstet im Bereich der Digitalisierung.
Doch mit der Anschaffung von
Geräten und dem Einbau digitaler Tafeln
in den Schulen ist es nicht getan. Um die
Hardware und dazugehörigen Programme
sinnvoll nutzen zu können,
nahmen 20 hauswirtschaftliche Fachkräfte
an der Fortbildung „Digitalisierung“
des Bundesverbandes teil.
Das Ziel war, Mitglieder in Prüfungsausschüssen,
aber auch Ausbilder und
Lehrkräfte im Umgang mit digitalen
Tools zu schulen. Denn der Rahmenlehrplan
der Neuordnung gibt an, dass junge
Menschen im verantwortungsbewussten
und eigenverantwortlichen Umgang mit
zukunftsorientierten Technologien,
Gespannte Konzentration bei der Erstellung des
Stop-Motion-Videos
digital vernetzten Medien sowie Datenund
Informationssystemen geschult
werden sollen. Das setzt voraus, dass die
Ausbilder fit sind in der Vermittlung
dieser Kompetenzen und dass die Mitglieder
in Prüfungsausschüssen in der
Lage sein müssen, den Einsatz von digitalen
Medien zu beurteilen und zu
bewerten.
Die Referentin Claudia Forster-Bard gab
einen Überblick zu Werkzeugen im digitalen
Büro und zur Erstellung von
Unterrichtsmaterialien. Wie digitale
Zusammenarbeit funktioniert, erprobten
die Teilnehmer unmittelbar mit dem
Trello-Board. Mit diesem Arbeitsmanagement-Tool
wurden die Arbeitsergebnisse
gespeichert, Vorlagen hinterlegt und
Die beiden Referentinnen (von links)
Bianca Schuster und Claudia Forster-Bard
Literaturlisten ergänzt. Die Ausbilderin
Marga Schmitt zeigt sich begeistert:
„Damit können wir auch sehr gut unser
Sommerfest planen, ohne dass Listen hin
und her geschickt werden müssen.“
Neben Einblicken in Speichermedien
und Datensicherheit wurde der praktische
Einsatz großgeschrieben. Die
Teilnehmer erstellten unter fachkundiger
Anleitung der Referentin Bianca Schuster
ein Stop-Motion-Video, eine Variante des
klassischen Zeichentrickfilms. Die
Arbeitsgruppen liefen zu ungeahnter
Kreativität auf in der Erstellung des Drehbuchs
und der Requisiten. Da wurde
gemalt, gefaltet und schon mal ein
Papierkorb als Handyhalter zweckentfremdet.
Mit dem Programm Learning Snacks
wurde unter anderem eine Geräteanleitung
für eine Küchenmaschine erstellt.
Mit dieser Methode gelingt es sehr gut,
die Schüler und Schülerinnen zu aktivieren
und für das Thema zu interessieren.
Die ein oder andere Tücke wurde auch
erkannt: Wenn zum Beispiel Begriffe in
eine richtige Reihenfolge zu bringen sind,
müssen die richtigen Lösungen eindeutig
sein. Insgesamt eine sehr konstruktive
Fortbildung, von der sich alle Teilnehmer
eine Wiederholung wünschen. Sowohl
um das Thema noch mehr Kollegen und
Kolleginnen näherzubringen als auch zur
Erweiterung ihrer Kenntnisse.
Red/cfb
Netzwerktreffen Bundesverband
Die nächste Online-Sitzung mit den Landesverbänden findet
am Mittwoch, 19. Januar 2022 ab 18 h statt. Auf der Tagesordnung
stehen die Vorbereitungen zur DJHW in Bremen, Planung
der Delegiertenversammlung und der Jubiläumsveranstaltung
am 14. Mai 2022 und die Besetzung des Vorstandes. Im
Anschluss findet ein Netzwerktreffen für alle Mitglieder statt.
Der Link wird im Vorfeld von Helga Zerb an die Landesverbände
verschickt.
Netzwerktreffen am Mittwoch, 19. Januar 2022 ab 19 h
Der Bedarf, sich ein Netzwerk aufzubauen, sich mit anderen
auszutauschen, zu hören, wie Abläufe in anderen Einrichtungen
gehandhabt werden, ist riesengroß. Der
Bundesverband lädt herzlich alle Mitglieder in den Landesverbänden
und im Bundesverband zu einem Austausch per
zoom ein. Sie möchten gerne teilnehmen? Senden Sie eine
kurze Nachricht an Helga Zerb hz@verbandmdh.de.
Die Zugangsdaten finden Sie ab Anfang Januar auch auf
der Homepage bundesverband-hauswirtschaft.de.
40 FUNDUS 4 2021
Liebe Mitglieder,
es ist jetzt Zeit für den Landesverband
Hauswirtschaftlicher Berufe MdH
Schleswig-Holstein und Hamburg e.V.
allen Mitgliedern, Freunden und Wegbegleitern
„Tschüss“ zu sagen.
Der Landesverband MdH Schleswig-
Holstein und Hamburg e.V. löste sich zum
31.10.2021 auf. Wir bedanken uns für Ihre
treue Mitgliedschaft und für die vielen
netten Gespräche und Kontakte. Der
Austausch mit Kolleginnen während der
„ALLES HAT SEINE Zeit“ (PREDIGER
vielen inspirierenden Fortbildungen und
Veranstaltungen wird uns in wertvoller
Erinnerung bleiben. Auch in Zukunft soll
die Hauswirtschaft im hohen Norden
sichtbar sein. Gestalten Sie die Zukunft
der Hauswirtschaft mit und treten Sie
dem Bundesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH e.V. bei.
Durch das Fachmagazin „FUNDUS“
werden Sie gut über hauswirtschaftliche
Belange informiert sein und spannende
3,1)
Fortbildungsangebote nutzen können. Im
Arbeitskreis berufliche Bildung haben Sie
außerdem die Möglichkeit, die Ausbildung
der Hauswirtschaft mitzugestalten.
Wir freuen uns auf eine Begegnung im
Bundesverband MdH e. V. und wünschen
Ihnen gutes Gelingen bei Ihren Aufgaben.
Mit herzlichen Grüßen
Hilke Krause-Gerdt
Landesvorsitzende MdH SH/HH
µ
Bundesverband
hauswirtschaftlicher
Berufe MdH e.V.
Liebe hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte,
liebe Ausbilder,
Theley, November 2021
liebe Lehrenden in Schulen und Hochschulen,
liebe Mitglieder des Landesverbandes Schleswig-Holstein/Hamburg
Wir können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken: In der guten und konstruktiven Zusammenarbeit
auf Bundes- und Landesebene hat der Landesverband eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Regelmäßig
fanden Landeswettbewerbe statt und die Auszubildenden nahmen an den deutschen Juniorenmeisterschaften
teil. Die Entsendung von Juroren, Teilnahme an den Sitzungen des Arbeitskreises Berufliche Bildung auf
Bundesebene, Durchführung von Fortbildungen und Prüferschulungen gehörten ganz selbstverständlich zur
aktiven Verbandsarbeit dazu.
Der Landesverband war Ausrichter mehrerer Bundesleistungswettbewerbe, heute deutsche Juniorenmeisterschaften
Hauswirtschaft: 1993 in Rendsburg, 1999 in Neumünster, 2009 in Schleswig, die DJHW 2019 in
Lübeck musste leider kurz vor der Durchführung wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.
Last but not least wurde der Bundesverband von 2001 bis 2007 von Margarete Albrecht aus Neumünster geleitet.
Die Mitglieder aus Schleswig-Holstein/Hamburg sind bisher gut vernetzt und sehr engagiert. Das soll auch in
Zukunft so bleiben. Einige Kolleginnen und Kollegen sind schon in den Bundesverband eingetreten und können
eine Landesgruppe des Bundesverbandes bilden. Diese wird vom Bundesverband organisatorisch unterstützt.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen von Herzen „Danke“ sagen für Ihr großes Engagement zur Förderung der
Hauswirtschaft in Schleswig-Holstein/Hamburg!
Freundliche Grüße
Ihre Anmeldung als Mitglied im Bundesverband ist ganz einfach möglich auf unserer Homepage:
https://www.bundesverband-hauswirtschaft.de/mitglied-werden
Haben Sie Fragen? Setzen Sie sich gerne mit Claudia Forster-Bard in Verbindung:
unter 0152 069 72 800 oder kontakt@bundesverband-hauswirtschaft.de.
FUNDUS 4 2021 41
VERBANDintern
ERFAHRUNGS-Schatz
Nicht verzagen, Hauswirtschaft fragen.
In dieser neuen Reihe möchten wir Sie,
liebe Leserinnen, fragen, wie Sie berufliche
Herausforderungen gemeistert haben. Wie
oft kam es vor, dass Sie aus dem Stand ein
Problem lösen, einen Ausfall kompensieren,
eine Aufgabe erfüllen mussten? Dann
waren Sie bestimmt froh über eine gute
Ausbildung, zusätzlich erworbenes Fachwissen,
klare Strukturen und ein
zuverlässiges Netzwerk. Oft merkten Sie
© Zdenek Sasek / iStock / Getty Images
erst hinterher, was für ein großer Berg das
nun wieder war. Vielleicht meldete sich der
Körper und verlangte erst mal eine große
Mütze Schlaf.
An dieser Stelle möchten wir Ihre Leistung
noch einmal würdigen und sie jungen
Kolleginnen als wertvollen Schatz zur
Verfügung stellen.
Folgende Aspekte dienen als Leitfaden:
• Welche Aufgabe stand plötzlich vor
Ihnen? (z.B. der unangemeldete Reisebus,
Erdbeerschwemme)
• Wie hat Ihnen Ihre Ausbildung bei der
Bewältigung genützt? (z.B. Grundlagenwissen,
Vorbilder)
• Über welche Fortbildung waren Sie in
dem Moment froh? (z.B. Seminare, fachlicher
Austausch)
• Wen konnten Sie um Rat fragen und um
Hilfe bitten? (z.B. eigenes Netzwerk,
externe Berater)
• Welche betrieblichen Strukturen haben
Ihnen geholfen? (z.B. Pläne, Verfahrensanweisungen)
• Welche Schlussfolgerungen haben Sie
gezogen? (z.B. Auswertung, Maßnahmen)
• Wie haben Sie das Ende der Krise gefeiert?
(z.B. Lob von den Bewohnern, Eis für alle)
Bitte denken Sie nicht: „Ach, im Nachhinein
war mein Problem gar nicht so groß.“
Es zählt der Moment des Schreckens (z.B.
EHEC, Rinderwahn, Corona, Wasserrohrbruch,
Stromausfall usw.) und wie Sie
damit umgegangen sind. In aller Regel
hängt das Wohlbefinden von Menschen von
der Hauswirtschaft ab. Sie wollen versorgt
werden, egal was passiert. Wir lassen unsere
Schutzbefohlenen nicht im Stich. Und
deshalb ist Hauswirtschaft systemrelevant.
Wer, wenn nicht wir selber, soll das Loblied
auf die Hauswirtschaft singen?
Patricia Adams
Wir freuen uns, über Ihr Erlebnis berichten zu dürfen. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wenn Sie einen Beitrag für
die Schatzkiste haben: fundus@bundesverband-hauswirtschaft.de
© Martina Krug
Monika Haspel (links) war Mitglied im Novellierungsausschuss
zur Neuordnung. Die hessische Vorsitzende Martina Krug
(rechts) bedankt sich für die gelungene Fortbildung.
WEITERBILDUNG IN
HESSEN
Am 11. Oktober fand die Schulung: Neuordnung Hauswirtschaft Zwischenprüfung
– Abschlussprüfung des Landesverbandes Hessen in
Herborn statt.
Endlich wieder in Präsenz trafen sich die 19 Teilnehmerinnen aus den
hessischen Regionen sowie aus dem angrenzenden Thüringen, um sich
bei Monika Haspel über die Veränderungen im Ausbildungsberuf
Hauswirtschafter*in zu informieren.
Monika Haspel hat selbst schon in Bayern die Abschlussprüfung nach
der Neuordnung abgenommen und konnte hier mit Praxiswissen viele
offene Fragen beantworten.
Regen Diskussionsbedarf hatten auch die unterschiedlichen Prüfungsausschüsse
zu Fragen wie: Wie sehen die neuen Bögen aus? Wer erstellt die
Prüfungsfragen? Wie laufen die Prüfungen der Projekte ab? Hierzu gibt
es noch einigen Klärungsbedarf mit den zuständigen Stellen der IHK und
dadurch hoffentlich eine landesweit einheitlich ähnliche Regelung.
Martina Krug,
Vorsitzende Landesverband Hessen
42 FUNDUS 4 2021
GESUCHT UND GEFUNDEN
Die Auszubildenden aus Hessen haben es drauf! Fünf
Auszubildende im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr
haben sich der Herausforderung gestellt und eine komplexe
Ausarbeitung als Bewerbung für den Landesentscheid
erarbeitet.
Die Jury war beeindruckt von dem hohen Maß an Kreativität
und dem professionellen Einsatz digitaler Methoden.
Konkret sollten die Auszubildenden sich mit der Gestaltung
einer Feier in ihrem Betrieb auseinandersetzen, ein Menü
anhand eines Warenkorbes planen, Kosten kalkulieren und
uns davon überzeugen, wieso genau sie die richtigen Teilnehmer
für Bremen sind, um Hessen zu vertreten. Die
Vorsitzende Martina Krug berichtet: „Wir sind sehr froh,
dass wir den Landesentscheid auf digitalem Weg ausgetragen
haben. So konnten wir faire Wettbewerbsbedingungen
schaffen, ohne gesundheitliche Risiken für Auszubildende
oder die Jury einzugehen.“
Den Landesentscheid für sich entschieden haben Anna
Bußmann aus Kassel und Saskia Wenz aus Eltville am
Rhein. Wir freuen uns jetzt schon auf Bremen!
EIN besonderer HW-LEHRGANG IST
ABGESCHLOSSEN
Im Frühjahr 2021 trat der HW-Lehrgang
nach §45.2 aus Kempten zur Prüfung an
und es konnten trotz besonderer
Umstände durch Corona zuletzt alle
angetretenen Teilnehmerinnen das
Zeugnis und die Urkunde der Hauswirtschafterin
überreicht bekommen. Bereits
im September 2019 startete der Lehrgang
für die elf Teilnehmerinnen mit Präsenzunterricht
1-mal pro Woche, doch bereits
im Frühjahr 2020 musste der Unterricht
für mehrere Wochen ausgesetzt werden
und die Teilnehmerinnen mussten sich
die Lehrgangsinhalte anhand elektronisch
übermittelter Arbeitsaufträge
eigenständig aneignen. Ab dem Sommer
2020 konnte dann zwar wieder Unterricht
in Präsenz, aber mit entsprechenden
Abständen und Masken durchgeführt
werden, was eine besondere Herausforderung
für die Teilnehmerinnen und
Dozentinnen war. Dass diese Art des
Unterrichtes nicht zu schlechteren Ergebnissen
führte, zeigte sich an der
Freisprechungsfeier im Juli, die unter
besonderen Auflagen mit großen
Abständen auf der Freilichtbühne in
Altusried, nahe Kempten, abgehalten
wurde. Drei der Teilnehmerinnen
erhielten Auszeichnungen aufgrund
besonders guter Leistungen unter allen
Absolvent/innen der Ober- und Unterallgäuer
Prüfungen.
© Ulrike Kluge
Mit dem besten Ergebnis Sandra Naumann (Bildmitte)
sowie Karin Simunic (links) und Claudia Hippold (rechts)
Die Lehrgangsteilnehmerinnen posierten nach der Gratulation zur bestandenen Prüfung (Zeugnisse und
Urkunden waren aufgrund der Winterprüfung bereits postalisch zugestellt) auf der Spielfläche der
Freilichtbühne mit ihrer Lehrgangsleitung (v.l. Efpraxia Vasila, Doris Zeller, Olga Timofeew, Karin Simunic,
Tatjana Moor, Sandra Naumann, Claudia Al Ahmad, Lehrgangsleitung Ulrike Kluge und Claudia Hippold)
FUNDUS 4 2021 43
BÜCHER&medien
Das Ernährungsgefühl
Wie Emotionen unser Essverhalten beeinflussen
Mit achtsamer Ernährung zu körperlicher
und seelischer Gesundheit
Wie das gelingen kann? Wer sich achtsam
ernährt, der konzentriert sich nicht auf Regeln,
chemische Nahrungsergänzungen oder hungert
nach Steinzeitmethode. Im Vordergrund
stehen stattdessen die Lust, die Gemeinschaft
und die Sättigung, die Essen verspricht. Den
gesündesten und langlebigsten Menschen der
Welt ist eines gemeinsam: Sie erkennen den
Wert und die Freude, die in einer Mahlzeit
stecken.
Warum essen wir, obwohl wir nicht hungrig sind? Warum nehmen wir
zu, obwohl wir hungern? Warum lässt uns unser Körper im Stich,
obwohl wir die neuesten Ernährungsregeln befolgen?
Die sieben Arten des Hungers zu verstehen, ist entscheidend für eine
Ernährung im Einklang mit den Bedürfnissen unseres Körpers. – Mit
überraschenden Erkenntnissen aus Forschung und Medizin wird
leicht und gut verständlich beschrieben, wie eng unser Essverhalten
mit unseren Gefühlen verknüpft ist. Und wie wir körperlich und
seelisch gesunden, wenn wir auf unser Ernährungsgefühl hören. Ein
Kapitel ist nicht umsonst überschrieben: KÖNNEN WIR UNS
GLÜCKLICH ESSEN? UND WENN JA – WIE?
Nach der Lektüre dieses Buches werden viele spüren: Es ist leichter
als gedacht!
rezensiert von: red/nck
Das Ernährungsgefühl
Wie Emotionen unser Essverhalten beeinflussen
Melanie Mühl
Paperback, 176 Seiten
Hanser blau, München 2021
ISBN 978-3-446-26605-6, 14,00 €
Food Code
Die digitale Revolution ist auf unseren Tellern
angekommen
Wie Technologie unsere Lebensmittelwelt
auf den Kopf stellt und wir
„trotzdem“ die Kontrolle über unser
Essen behalten. Die Verzahnung von
Digitalisierung und Handwerk und
Industrie bei den Lebensmitteln schreitet
schnell voran. Doch es redet
niemand darüber. Das ist nicht unproblematisch,
denn „digital“ heißt immer
auch: Datenerfassung. Diese Datenflut
läuft meist bei digitalen Monopolisten zusammen.
Nun haben zwei Autoren begonnen darüber zu „reden“,
besser darüber zu schreiben: In neun Kapiteln gehen sie
Schritt für Schritt von „Am Tisch“ über „In der Küche“
und „Auf dem Acker“ zur „Lebensmittelproduktion“ und
dem „Einkaufswagen“ bis zu „Handel und Logistik“ und
zeigen uns schließlich „den Weg in eine genießbare
Zukunft“.
Dieses Buch will Konsumentinnen den Prozess der Digitalisierung
und Technologisierung aufzeigen, damit sie ihn
selbstbewusst, kritisch verfolgen und beeinflussen können.
Denn es gehe darum, eine vielfältige, gesunde Esskultur
zu erhalten – eine Esskultur, die nicht einfach algorithmenhörig
einem gewissen Mainstream folgt.
rezensiert von: red/nck
Food Code
Wie wir in der digitalen Welt die Kontrolle über unser
Essen behalten
Olaf Deininger und Hendrik Haase, geb., 263 Seiten
Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2021
ISBN 978-3-95614-433-2, 25,00 €
Schwerpunktthema
Das geniale Familienkochbuch – vegetarisch
Ihr Wochenplaner: saisonal einkaufen, entspannt kochen, vergnügt essen
Wie Frau Gätjen im Vorwort treffend beschreibt,
ist dies kein „Fleischessenhasser“-Buch, sondern
ein „Gemüseessenliebhaber“-Buch, welches
einen jeden dazu einlädt, sich vegetarisch und
vollwertig, also tierfreundlich, nachhaltig und
gesund zu ernähren. Inhaltlich gliedert sich das
Kochbuch in einen kurzen, aber sehr informativen
Theorieteil, gefolgt von vegetarischen
Rezeptanregungen für das Frühstück und
Abendessen. Die warmen Speisenvorschläge
sind nachfolgend nach den Jahreszeiten gegliedert,
so gelingt das saisonale und regionale
Kochen ganz von allein und das meist, ohne
Stunden in der Küche verbringen zu müssen.
Es gibt für jede Kalenderwoche sechs Rezeptideen
und passend dazu eine Einkaufsliste. Zu
Beginn jeder Woche wird zudem ein saisonales
Obst oder Gemüse mit einem kleinen Steckbrief
vorgestellt. Zusätzlich sind wunderbare
Extras in den Monatskapiteln zu finden wie:
Keimen für Einsteiger, Winterkuchen, Brunch
u.v.m. Ein farbenfrohes Kochbuch, gefüllt mit
schmackhaften, ausgewogenen und nährstoffreichen
vegetarischen Rezepten, welche sich
auch einfach vegan umwandeln lassen. Hierzu
gibt es unterstützend das Kapitel der Veganen-
Tausch-Börse.
rezensiert von: red/bs
Das geniale Familienkochbuch
– vegetarisch
Edith Gätjen,
Prof. Dr. Markus Keller,
232 Seiten, Taschenbuch,
TRIAS Verlag, 2. Auflage 2020
ISBN 978-3-432-11089-9,
19,99 €
44 FUNDUS 4 2021
Schwerpunktthema Ernährung
Hülsenfrüchte Kochbuch
Nach einer kurzen Einführung über die
gesundheitlichen Vorteile, die Verträglichkeit
und Verwendung von
Hülsenfrüchten in der heimischen
Küche erwarten die Leserin 111 Rezepte
aus aller Herren Länder. Mal mit Fleisch
oder Fisch, mal ohne. Rotbarsch asiatischer
Art mit Mango-Linsen, Kichari
mit Blumenkohl und Karotten, Chakalaka
oder Vanillereis mit Erbsen machen
neugierig. Die Zutaten sind leicht
erhältlich, die Zubereitung erfordert
keine Meisterqualitäten. Ganz unkompliziert
werden auch mal Kichererbsen
oder Tomaten aus der Dose verwendet
und zu köstlichen Gerichten kombiniert.
Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die
sich klimafreundlicher ernähren wollen.
Die Aufmachung ist sehr schlicht und
ohne Bilder, dafür ist das Buch sehr
erschwinglich.
rezensiert von red/pa
Hülsenfrüchte Kochbuch
Cooking Academy, 146 Seiten,
Broschur, Instyle Supply and
Control Limited, Great Britain, 2019
ISBN 9781076297969, 9,95 €
Schule und Beruf
Die Küchenkartei
Eine überaus praktische Anleitung
für die Küchen-Basics. In
fünf Kapiteln werden die wichtigsten
Fakten zu Sauberkeit,
Arbeitsgeräten, Arbeitstechniken,
ausgewählten Lebensmitteln und
einige Extras gezeigt. Kurze Texte
und anschauliche Fotos machen
Lust aufs Ausprobieren. Die strapazierfähigen
Karteikarten sind
einzeln entnehmbar, sodass
mehrere Personen gleichzeitig mit dem Werk arbeiten können.
Ein wertvolles Hilfsmittel in allgemeinbildenden
Schulen sowie im ersten Ausbildungsjahr.
rezensiert von red/pa
Die Küchenkartei
Susanne Grünwald, Larissa Kessner u.a.,
50 Seiten, DIN-A5-Ringordner
BZfE, BLE 2019, ILN 426-017-9080920, 15,00 €
Von der Redaktion empfohlen
Bildwörterbuch Reinigung und
Housekeeping
Ein Wörterbuch im Taschenformat für
Mitarbeiterinnen mit geringen Deutsch-
Kenntnissen. Gegenstände und
Situationen im hauswirtschaftlichen
Alltag sind auf aussagekräftigen Fotos
dargestellt. Darunter steht der Fachbegriff
in Deutsch und Englisch. In die
dritte Zeile kann die Mitarbeiterin den
Begriff in ihrer Muttersprache eintragen.
Es empfiehlt sich, zusammen mit den
Mitarbeiterinnen Seite für Seite durchzuarbeiten
und zu ergänzen. Auf diese Weise verbessert sich die
Sprache ganz allmählich und das Arbeiten macht mehr Spaß.
rezensiert von red/pa
Bildwörterbuch Reinigung und Housekeeping
Fachbegriffe Deutsch – Englisch – Muttersprache, ohne Autor,
109 Seiten, Broschur, Verlag Handwerk und Technik, ohne
Jahr, ISBN 978-3-582-07702-8, 9,95 €
Seminartipp
Stoffwechsel-Fit: Schutzfaktor Ernährung
Immunsystem stärken, Energiestoffwechsel optimieren, Gewicht
reduzieren. Klar, wer weiß nicht, dass Vitamine, Mineral- und
Ballaststoffe wichtig sind. Aber wer kennt die faszinierenden
Zusammenhänge zwischen einem Zuviel und Zuwenig an Nährstoffen
genau oder weiß, wann Supplemente wirklich sinnvoll
sind? Das Seminar, das von der UGB-Akademie online und in
Präsenz angeboten wird, liefert die Hintergründe, wie wir uns
mit naturbelassenen Lebensmitteln und einer pflanzenbetonten
Ernährung optimal versorgen. Programm + Anmeldung:
www.ugb.de/stoffwechsel-fit
FUNDUS 4 2021 45
VERBANDintern
DER MdH IST DEUTSCHLANDWEIT FÜR SIE DA:
Bayern
Landesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH Bayern e.V.
Vorsitzende: Margarete Engel
Geschäftsstelle:
Monika Faßnacht, Am Pickelhof 11,
91220 Schnaittach-Hammersdorf,
Tel. 09152 928710, Fax 09152 927809,
E-Mail: info@mdh-bayern.de,
www.mdh-bayern.de
Rheinland-Pfalz
Landesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH Rheinland-Pfalz e.V.
Vorsitzende und Geschäftsstelle:
Beate Schreiber, Seekatzstraße 32,
67549 Worms, Tel. 06241 58522,
Fax 03212 1093883,
E-Mail: rp@verband-mdh.de,
www.verbandmdh-rlp.de
Baden-Württemberg
Landesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH Baden-Württemberg e.V.
Vorsitzende und Geschäftsstelle:
Ingrid Maier, Stuttgarter Straße 2,
71083 Herrenberg, Tel. 07032 2293240,
E-Mail: ba-wue@verband-mdh.de,
www.mdh-ba-wue.de
Saarland
Verband für hauswirtschaftliche
Berufe Saar e.V.
Vorsitzende und Geschäftsstelle:
Ulrike Becker, Bahnhofstraße 42,
66629 Freisen, Tel. 06855 3544854,
E-Mail: saarl@verband-mdh.de
Deutschlandweit
Bundesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH e.V.
Vorsitzende und Geschäftsstelle:
Claudia Forster-Bard,
Zur Herl 15, 66636 Theley,
Tel. 06853 856 2381, Fax 03222 986 3224,
E-Mail: cfb@verbandmdh.de,
www.bundesverband-hauswirtschaft.de
Hessen
Landesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH Hessen e.V.
Vorsitzende und Geschäftsstelle:
Martina Krug, Pfarrstraße 2,
36275 Kirchheim, Tel. 0171 2134149,
E-Mail: hess@verband-mdh.de,
www.hauswirtschaft-landesverband-hessen.de
Niedersachsen
Landesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH Niedersachsen e.V.
Vorsitzende und Geschäftsstelle:
Tabea Sackmann, Iddensener Dorfstraße 6,
21224 Rosengarten, Tel. 0157 38225687,
E-Mail: vorsitz@bvmdh-niedersachsen.de,
www.bvmdh-niedersachsen.de
Sachsen
Landesverband hauswirtschaftlicher Berufe
MdH Sachsen e.V.
Vorsitzende und Geschäftsstelle:
Silvia Böttcher, Schützenstraße 24,
07552 Gera, Tel. 0151 50547225,
E-Mail: sa@verband-mdh.de
Thüringen
Landesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH Thüringen e.V.
Vorsitzende und Geschäftsstelle:
Ute Thurnes, Georg-Schumann-Straße 314,
99765 Görsbach, Tel. 0174 1884055,
E-Mail: thueringen@verband-mdh.de
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JETZT Bücher BESTELLEN UND Wissen ERWERBEN!
Kommt bald
Alle Publikationen können Sie in unserem Onlineshop www.bundesverband-hauswirtschaft.de beziehen.
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Zum Schluss
Kristallkugel
© Dave Coverly
FUNDUS 1-2022 erscheint am
10. März 2022
• Der Bundesverband
feiert 40-jähriges Bestehen
• Schulporträt
Inge-Katz-Schule Bremen
• Aus den Landesverbänden
Termine und Informationen
Herausgeber:
Bundesverband hauswirtschaftlicher
Berufe MdH e.V.
Geschäftsstelle:
Zur Herl 15, 66636 Theley
www.bundesverband-hauswirtschaft.de
Redaktionsbüro:
Claudia Forster-Bard
Zur Herl 15, 66636 Theley
Tel.: 06853 85 62 381
Redaktionsteam:
Patricia Adams –
patricia.adams@bundesverband-hauswirtschaft.de
Claudia Forster-Bard – cfb@verbandmdh.de
Norbert C. Korte – info@institut-spektrum.de
Martina Schäfer – martina88356@gmail.com
Bianca Schuster –
bs@bundesverband-hauswirtschaft.de
Gisela Würzer – gw@verbandmdh.de
Helga Zerb – hz@verbandmdh.de
Betreuung Anzeigenkunden:
Gisela Würzer – gw@verbandmdh.de
Tel.: 06232 497 110
Grafik:
Christina Brück, Christian Kellert
Adress- oder Kontoänderung:
Bitte per Mail an hz@verbandmdh.de
Abo-Service und Einzelheftbestellung:
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35423 Lich, Tel.: 06404 5369 AB,
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und gesetzl. MwSt., Schüler/Studenten/
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Namentlich gezeichnete Beiträge geben
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wieder, sie muss nicht mit der Meinung
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ausgenommen sind.
Druck:
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Ostring 13, 65205 Wiesbaden
Titelbild: AlexRaths / iStock / Getty Images
Termin nächste Ausgabe:
Redaktionsschluss 20.01.2022
FUNDUS 4 2021 47
FORTbildung
µ
¨
Einladung zur Fachtagung
„Mit Resilienz den Alltag meistern“
Im Rahmen der deutschen Juniorenmeisterschaft Hauswirtschaft am 19.03.2022 in Bremen
Seminarort:
Inhalt:
Referenten:
Schirmherrschaft:
Inge Katz Schule
Berufsbildende Schule für Sozialpädagogik und Hauswirtschaft
Delmestraße 141b
28199 Bremen
Was brauchen Führungskräfte, Einrichtungen und Persönlichkeiten um gut
durch Krisen zu kommen? Was braucht es an persönlichen Ressourcen um den
Anforderungen des Alltags gerecht zu werden?
Experten aus den Bereichen Bildung, Coaching und der Praxis zeigen
vielfältige Methoden auf.
Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, Bremen
Kosten: Tagungsgebühr € 120,–,
Für Mitglieder des MdH und des Berufsverbandes Hauswirtschaft 90,–€
Anmeldungen unter www.bundesverband-hauswirtschaft und
https://eveeno.com/128904767
Ort:
2. Deutscher Hauswirtschaftskongress
Hauswirtschaft: relevant.nachhaltig.sicher
Schirmherrschaft:
am 2. und 3. Mai 2022 im Tagungshaus Schloss Herrenhausen Hannover
Barbara Otte-Kinast Niedersächsische Ministerin für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Niedersachsen e.V.
Alle Informationen zum Kongress ab sofort unter www.hauswirtschaftskongress.de
48 FUNDUS 4 2021