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Fachmagazin FUNDUS

Das Fachmagazin FUNDUS richtet sich an hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte und ist das offizielle Organ des Bundesverbandes hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.V.

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4/2021

27. Jahrgang

FUNDUS

Offizielles Organ des Bundesverbandes hauswirtschaftlicher Berufe MdH e.V.

SCHWERPUNKT

Nachhaltige Ernährung

PRAXISWISSEN

Weihnachten in Neuseeland


EIN STARKES NETZWERK FÜR SIE

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Gisela Würzer, gw@verbandmdh.de


EDITORIAL

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die gute Nachricht ist: Viel mehr Menschen interessieren sich seit

Beginn der Corona-Pandemie für gesunde Ernährung! Welche

Ernährungstrends auf dem Vormarsch sind und wie stark die

Nachfrage nach Comfort-Food gestiegen ist, wird im Beitrag auf

Seite 10/11 dargestellt.

Unsere Redakteurin Bianca Schuster hat im Schwerpunktthema

Ernährung umfangreiche Informationen zur Ernährung von Kindern

und älteren Menschen zusammengestellt. Neuland war für mich

persönlich, wie groß der Einfluss von Food-Influencern auf die

Kaufentscheidungen von Kindern und Jugendlichen ist. Doch wenn

wir ganz ehrlich sind: Ganz immun ist niemand von uns gegenüber

den Werbebotschaften aus dem Netz und dem Fernsehen. Umso

wichtiger, sich als Verbraucher gut über eine wertvolle Ernährung

zu informieren.

Nicht nur informieren, sondern lautstark darauf aufmerksam machen

wollen wir auf eine Forderung aus Baden-Württemberg. In dem

Bundesland, in dem „Trommeln für die Hauswirtschaft“ zum Programm

gemacht wurde, steht die Weiterführung des 2019 ins Leben

gerufenen Kompetenzzentrums Hauswirtschaft auf dem Spiel. Nicht

nur die Weiterführung in Baden-Württemberg, sondern die flächendeckende

Einführung in allen Bundesländern sollte eine Forderung

für die laufenden Koalitionsverhandlungen der neuen Bundesregierung

sein.

Immer wieder erzählen Kolleginnen und Kollegen, wie es ihnen in

ihren Einrichtungen gelungen ist, knifflige Situationen zu lösen und

so manche „Kuh vom Eis“ zu holen. Das gelingt meistens, weil Hauswirtschaftsleitungen

gut vernetzt sind und ihr Haus in- und

auswändig kennen. Wir freuen uns sehr, wenn Sie diese Erfahrungen

mit uns teilen. Wenn Sie diesen Schatz an Erfahrungen quasi mit

uns heben. Den Aufruf finden Sie auf Seite 42.

Dieser FUNDUS erreicht Sie in der Vorweihnachtszeit. Üblicherweise

ist das eine Hoch-Zeit in vielen Betrieben. In diesem Jahr werden

Weihnachtsfeiern und Adventsmärkte kaum stattfinden.

Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen allen eine

gelungene Adventszeit und erholsame Weihnachtstage im privaten

und beruflichen Umfeld. Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut

ins neue Jahr 2022.

Claudia Forster-Bard

Vorstand Bundesverband

Wir im Internet

www.bundesverband-hauswirtschaft.de

https://www.facebook.com/HauswirtschaftMdh

E-Mail an die Redaktion

fundus@bundesverband-hauswirtschaft.de

© Forster-Bard

Ihre

FUNDUS 4 2021 3


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© Oleksandr Briagin / iStock / Getty Images

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© Prostock-Studio / iStock / Getty Images © artiemedvedev / iStock / Getty Images Plus © KatarzynaBialasiewicz / iStock / Getty Images

4 FUNDUS 4 2021


© Prostock-Studio / alysantwanet / iStock / Getty Images

INFO-SPOTS

Editorial3

Deutschlandweit

für Sie da 46

Impressum

Kristallkugel

Zum Schluss 47

Schwerpunkt

MEHR PFLANZLICHES AUF DEN TELLER 6

SCHWERPUNKT

6 Mehr Pflanzliches auf den Teller

10 Corona hat Ernährung verändert

12 Den „Esstisch“ bedarfsgerecht gestalten

14 Wunsch und Wirklichkeit

16 Liebe geht durch den Magen

18 Wege zu nachhaltigen Ernährungssystemen

19 Biografiearbeit Hauswirtschaft

20 Food-Influencer

22 Nahrungsmittelallergie in Kita und Schule

23 Rezepte

23 Fleisch-Ersatz. Wer braucht denn so was?

BERUF & AUSBILDUNG

24 Gesund und gut versorgt in Baden-Württemberg

28 Alltagskompetenz in Schulen erwerben

NETZWERK

30 dgh feiert 70-jähriges Jubiläum

31 Vorstand der Deutschen Gesellschaft für

Hauswirtschaft e. V. im Amt bestätigt

32 Nachwuchspreis der dgh verliehen

33 19. rhw-Hygieneforum

VERBAND INTERN

40 Digitale Kompetenzen erweitert

40 Terminhinweis

41 „Alles hat seine Zeit“

42 Erfahrungs-Schatz

42 Weiterbildung in Hessen

43 Gesucht und gefunden

43 Ein besonderer HW-Lehrgang ist abgeschlossen

BÜCHER & MEDIEN

44 Das Ernährungsgefühl

44 Food Code

44 Das geniale Familienkochbuch – vegetarisch

45 Hülsenfrüchte Kochbuch

45 Die Küchenkartei

45 Bildwörterbuch Reinigung und Housekeeping

45 Stoffwechsel-Fit: Schutzfaktor Ernährung

PRAXISWISSEN

34 Im Land der langen weißen Wolke

39 Der Mensch lebt nicht vom Brot allein …

Praxiswissen

WEIHNACHTEN IN NEUSEELAND 34

FUNDUS 4 2021 5


SCHWERpunkt

Nachhaltige Ernährung

MEHR PFLANZLICHES

AUF DEN TELLER

Bewusste Verbraucher plagt immer häufiger das schlechte Gewissen beim Genuss von

Käse oder Fleisch. Ist der Verzehr tierischer Lebensmittel mit Blick auf die planetaren

Grenzen und die globale Ernährungssicherheit noch vertretbar? Werden wir uns in

Zukunft alle vegetarisch oder vegan ernähren (müssen)?

6 FUNDUS 4 2021


Pflanzen direkt als Nahrung zu nutzen, ist

sehr viel effizienter, als sie an Tiere zu verfüttern

und dann tierische Lebensmittel zu

essen. Je höher also der Anteil tierischer Produkte

in unserer Kost, desto größer sind unweigerlich

die Verluste von Energie und Protein im System.

Im globalen Durchschnitt gehen etwa 87 Prozent

der Energie und 82 Prozent des Proteins bei der

Erzeugung tierischer Lebensmittel verloren.

Ressourcenverluste durch Umwandeln

Diese Umwandlungsverluste sind die eigentliche

Ursache dafür, dass tierische Lebensmittel im

Vergleich zu pflanzlichen wesentlich mehr Ressourcen

benötigen. Um ein Kilogramm Fleisch,

Milch oder Eier zu erzeugen, muss ein Vielfaches

an Futtermitteln eingesetzt werden. Für deren

Anbau sind große Flächen nötig, reichlich Düngeund

Pflanzenschutzmittel, in trockenen Regionen

künstliche Bewässerung, außerdem fossile Energie

für die Herstellung von Kunstdünger, den Betrieb

von Bewässerungsanlagen oder als Treibstoff für

Landmaschinen. In der Folge sind auch die Emissionen

von Problemstoffen pro Kilogramm

tierisches Lebensmittel sehr viel höher, etwa

Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder die

Freisetzung von Treibhausgasen. Darüber hinaus

sind Arzneimittelrückstände und Nitrat im

Grundwasser ein bekanntes Problem in Regionen,

in denen sehr viele Tiere auf begrenztem

Raum gehalten werden.

Weltweit dienen rund drei Viertel der landwirtschaftlich

genutzten Flächen der Erzeugung

tierischer Lebensmittel. Dabei liefern sie weltweit

lediglich 18 Prozent der Kalorien und 37 Prozent

des Proteins für die menschliche Ernährung. Die

Naturschutzorganisation World Wide Fund For

Nature (WWF) beziffert den Flächenbedarf für

Agrarprodukte eines deutschen Durchschnittsbürgers

pro Jahr auf rund 2700 Quadratmeter

(m 2 ). Von dieser Fläche dienen 89 Prozent tatsächlich

der Erzeugung von Lebensmitteln. Auf der

restlichen Fläche wachsen Pflanzen für industrielle

Rohstoffe und Bioenergie.

Hoher Flächenbedarf für tierische

Lebensmittel

Bei insgesamt 16,8 Millionen Hektar Acker- und

Grünland in Deutschland steht jedem Einwohner

eine Fläche von etwa 2000 m² zu. Für unsere

Ernährung nehmen wir aber rund 400 m² mehr

in Anspruch sowie für weitere Agrarprodukte

zusätzlich 300 m². Diese zusätzlichen Flächen von

über 5,5 Millionen Hektar nur für die deutsche

Bevölkerung liegen folglich im Ausland, man

spricht deshalb auch von virtuellem Landhandel.

Auf den meisten virtuell importierten Flächen

wächst Soja – auf rund 2,6 Millionen Hektar,

überwiegend in Brasilien, Argentinien, USA und

Paraguay. Der Handel mit Soja hat in den letzten

Jahrzehnten zu drastisch expandierenden Anbauflächen

vor allem in Südamerika geführt. Dort

zerstören Unternehmen der Agrarindustrie großflächig

Ökosysteme, wie den Amazonas-Regenwald

oder die Cerrado-Region, eine der artenreichsten

Savannenlandschaften der Erde. Das setzt große

Mengen Treibhausgase frei und führt dazu, dass

die Artenvielfalt rapide abnimmt.

Knapp 80 Prozent der weltweiten Sojaernte

landen in Form von Sojamehl im Tierfutter,

insbesondere für die Schweine- und Geflügelmast.

Das heißt, weniger als 20 Prozent dienen

der menschlichen Ernährung, meist in Form von

Sojaöl, etwa als Bestandteil von Margarine oder

Backwaren. Nur ein Bruchteil findet sich in

Produkten wie Tofu oder Sojadrinks. Diese Mengenverhältnisse

sind vielen Fleischessern nicht

bewusst, die Tofu-Liebhabern fälschlicherweise

vorwerfen, durch ihre Ernährungsgewohnheiten

den Regenwald zu gefährden.

Zu viele Treibhausgase freigesetzt

Unsere Ernährung setzt Treibhausgase in der

Größenordnung von etwa zwei Tonnen CO2-

Äquivalenten pro Kopf und Jahr frei. Der Großteil

von 69 Prozent geht laut WWF auf das Konto

tierischer Lebensmittel. Auf Fleisch und Fleischerzeugnisse

entfallen 41 Prozent und auf Milch und

Milchprodukte rund 24 Prozent der Treibhausgase,

auf Eier und Fisch weitere 4 Prozent.

Hinzukommen noch indirekte Emissionen durch

Landnutzungsänderungen wie Entwaldung von

rund 0,5 Tonnen pro Kopf und Jahr. Langfristig

dürfte jeder Erdbewohner pro Jahr mit allem, was

er tut, lediglich zwei Tonnen CO2-Äquivalente

pro Jahr emittieren, um das Klima stabil zu

halten. In Deutschland liegen wir allein mit

unserer Ernährung bereits deutlich darüber.

Modellrechnungen legen nahe, dass durch die

Emissionen des globalen Ernährungssystems das

1,5-Grad-Ziel verfehlt würde, selbst wenn die

Freisetzung sämtlicher Treibhausgase aus fossilen

Quellen sofort gestoppt würde.

Veränderungen sind zwingend nötig

Es müssen also dringend Veränderungen

angestoßen werden. Die dabei diskutierten Lösungsansätze

bewegen sich zwischen zwei Extremen:

Manche sehen die weltweit steigende Nachfrage

nach tierischen Produkten als gegeben an und

suchen die Lösung in einer effizienteren Tierproduktion,

um die Emissionen pro Einheit zu

verringern. Andere kehren den tierischen Produkten

ganz den Rücken und leben vegan. Die

Corona-Krise legt nahe, dass in der intensiven

Tierproduktion nicht die Zukunft liegen kann. Der

Mensch begünstigt durch Massentierhaltung sowie

die großflächige Umgestaltung von Landschaften

und Ökosystemen, beispielsweise für den Futtermittelanbau,

die Entstehung von Zoonosen – also

80 % der weltweiten

Sojaernte landen

als Sojamehl im

Tierfutter.

20 % dienen der

menschlichen

Ernährung direkt.

FUNDUS 4 2021 7


SCHWERpunkt

© Olha Rohulya/iStock/Getty Images

Rinder und andere Wiederkäuer

besitzen im Gegensatz

zu Schweinen und Geflügel

die besondere Fähigkeit, für

uns Menschen unverdauliches

Gras in hochwertige Proteine

umzuwandeln.

von Tieren auf den Menschen übertragbare Infektionskrankheiten.

Welche dramatischen Folgen

Zoonosen weltweit haben können, sollte durch das

Corona-Virus inzwischen allen bewusst sein.

Problematisch ist auch der weitverbreitete Einsatz

von Antibiotika in der Massentierhaltung. Antibiotikaresistente

Krankheitserreger stellen eine

wachsende Gesundheitsgefahr dar. Eine Untersuchung

von 165 Hähnchenfleischproben der

größten drei EU-Geflügelfleischkonzerne zeigte

kürzlich, dass jede zweite Probe mit antibiotikaresistenten

Keimen belastet ist. Nehmen

Menschen bei der Zubereitung oder beim Verzehr

von Fleisch solche resistenten Erreger auf, kann

dies zu schweren Infektionen führen, die mit

Antibiotika nicht mehr therapierbar sind.

Is(s)t die Zukunft am besten vegan?

Im Jahr 2020 lebten in Deutschland schätzungsweise

zwischen 1,1 und 2,6 Millionen Veganer,

Tendenz steigend. Die Akzeptanz in der Gesellschaft

wächst, ebenso die Erkenntnis, dass eine

vegane Ernährung – richtig umgesetzt – nahezu

alle Nährstoffe und gesundheitliche Vorteile

bieten kann. Berechnungen zufolge könnte eine

vegane Ernährung gegenüber der Durchschnittskost

in Deutschland sowohl etwa die Hälfte des

Flächenverbrauchs als auch der Treibhausgase

einsparen. Allerdings sind im ökologischen

Landbau Nutztiere ein wichtiger Bestandteil der

Kreislaufwirtschaft. Im Idealfall erhalten die

Tiere, deren Zahl an die betriebseigene Fläche

gekoppelt ist, auf dem eigenen Hof erzeugte

Futtermittel und ihre Ausscheidungen dienen auf

den betriebseigenen Feldern als Dünger. So entstehen

mehr oder weniger geschlossene,

nachhaltig wirtschaftende Systeme. Eine wachsende

Zahl an Betrieben zeigt allerdings, dass

auch ein bio-veganer Landbau möglich ist. Die

Bodenfruchtbarkeit wird hier mit pflanzlichem

Kompost, Gründüngung, Zwischenfrüchten,

Untersaaten und Mulchen verbessert. Zur Gewinnung

von Kompostmaterial dient gemähtes

Grünland. Weltweit betrachtet, werden Tiere

allerdings auch in Zukunft ihren Platz in der

Landwirtschaft einnehmen. Den Wiederkäuern

kommt hierbei eine besondere Rolle zu.

Wiederkäuer: ineffiziente Klimakiller?

Rindfleisch, Milch, Käse und Butter schneiden in

Studien hinsichtlich der Umweltwirkungen meist

besonders schlecht ab. Diese vorherrschende Sichtweise

greift jedoch zu kurz. Denn Rinder und

andere Wiederkäuer wie Schafe oder Ziegen

besitzen im Gegensatz zu Schweinen und Geflügel

die besondere Fähigkeit, für uns Menschen unverdauliches

Gras in hochwertige Proteine

umzuwandeln. Dies geschieht mithilfe unzähliger

Mikroorganismen im Pansen der Tiere. Als Nebenprodukt

entsteht dabei Methan, das von den Tieren

abgegeben wird. Methan ist 21-mal klimawirksamer

als Kohlendioxid – wodurch sich die

schlechte Klimabilanz von Rinderprodukten vordergründig

erklären lässt. In den meisten Studien

werden allerdings nur die Emissionen erfasst, nicht

die Bindung von CO2 durch Pflanzen und Böden.

Jede zusätzliche Tonne Humus im Boden entlastet

die Atmosphäre um 1,8 Tonnen CO2, denn

Humus besteht zu über 50 Prozent aus Kohlenstoff.

Beim Humusaufbau wiederum kommt den

Wiederkäuern als Grasern eine Schlüsselrolle zu:

Beweidung löst bei Gräsern einen Wachstumsimpuls

aus, wodurch die Fotosynthese verstärkt und

Kohlenstoff aus der Atmosphäre gebunden wird.

8 FUNDUS 4 2021


Dabei bilden Gräser besonders viele Feinwurzeln,

durch deren Verrottung Humus entsteht, der die

Bodenfruchtbarkeit verbessert. Dies ist auch

angesichts von zunehmenden Dürreperioden und

Starkregenereignissen wichtig, denn humusreiche

Böden können Wasser besser aufnehmen und

speichern. So spielt Grasland bei der Speicherung

von Kohlenstoff weltweit eine vergleichbar

wichtige Rolle wie Wälder.

Mehr Grasland als Ackerflächen

Nur rund 30 Prozent der globalen Agrarflächen

bestehen aus Ackerland. Die übrigen 70 Prozent

sind Dauergrünland, das nur durch Beweidung

für die Nahrungserzeugung genutzt werden

kann, beispielsweise Küsten in Norddeutschland

oder Bergregionen in der Schweiz. Auch für den

nachhaltigen Ackerbau sind Rinder von Bedeutung,

denn sie verwerten zum Beispiel

Klee-Gras-Gemische, die in Fruchtfolgen die

Fruchtbarkeit von Äckern steigern. Weiterhin

fallen in der Lebensmittelerzeugung Nebenprodukte

wie Presskuchen oder Zuckerrübenschnitzel

an, die als Futtermittel sinnvolle Verwendung

finden können.

Rinder im Stall, die große Mengen Kraftfutter

erhalten, sind tatsächlich Klimakiller. Rindfleisch

vom Speiseplan zu streichen und durch

Schweine- oder Geflügelfleisch zu ersetzen, würde

jedoch die Nahrungskonkurrenz zwischen

Mensch und Nutztier verstärken und das Klimaproblem

nicht lösen. Dagegen wirkt die

Erzeugung von Rindfleisch und Milch auf Basis

nachhaltiger Grünlandbewirtschaftung dem

Klimawandel entgegen, fördert die Biodiversität

und liefert einen wichtigen Beitrag zur globalen

Nahrungsversorgung – aber naturgemäß

geringere Erträge.

Welche Mengen sind nachhaltig?

Im Jahr 2019 veröffentlichte die EAT-Lancet-

Kommission einen umfangreichen Bericht. Die

Wissenschaftler zeigen darin auf, dass in Zukunft

bis zu zehn Milliarden Menschen bedarfsdeckend

und gesunderhaltend ernährt werden können,

ohne gleichzeitig den Planeten und damit unsere

Lebensgrundlagen zu zerstören. Dafür müssten

sich aber sowohl unsere Ernährungsgewohnheiten

als auch die globale Lebensmittelproduktion

grundlegend verändern und Lebensmittelverluste

weitgehend reduziert werden.

Die Kommission veröffentlichte dazu konkrete

Empfehlungen: die sogenannte Planetary Health

Diet (siehe UGBforum 1/20). Hauptbestandteile

einer klimaschonenden und gesunden Ernährung

sind demnach drei Portionen Vollkorngetreide,

insgesamt fünf Portionen Gemüse und Obst, eine

bis zwei Portionen Hülsenfrüchte und Nüsse pro

Tag sowie ungesättigte Pflanzenfette. Ergänzt

werden kann der nachhaltige Speiseplan mit

kleinen Mengen tierischer Lebensmittel: ein bis

zwei Portionen Milchprodukte pro Tag sowie

wöchentlich je ein bis zwei Portionen Ei, Fisch

und Geflügel, plus eine kleine Portion rotes

Fleisch. Aber auch eine vegetarische oder vegane

Umsetzung ist möglich. Damit entsprechen die

Empfehlungen der Planetary Health Diet im

Wesentlichen der Vollwert-Ernährung.

Der deutsche Durchschnittsesser ist von diesen

Empfehlungen allerdings weit entfernt. Der Verzehr

von Hülsenfrüchten in Deutschland müsste

sich beispielsweise von 0,5 kg auf knapp 20 kg pro

Kopf und Jahr erhöhen, der Verzehr von Fleisch

auf ein Viertel reduzieren. Viele Verbraucher

müssten also ihre Ernährungsgewohnheiten

deutlich verändern. Dann aber lasse sich, so die

EAT-Lancet-Kommission, eine Win-Win-Situation

gestalten – gesunde Menschen auf einem

gesunden Planeten. Ein „Weiter so!“ hieße

dagegen mehr fehlernährte Menschen auf einem

zunehmend zerstörten Planeten.

Mit Vollwert-Ernährung auf dem richtigen

Weg

In Zukunft alle Menschen auf nachhaltige Weise

mit ausreichend Nahrung zu versorgen, ist eine

große Herausforderung. Eine Vielzahl wissenschaftlicher

Publikationen weist darauf hin, dass

veränderte Essgewohnheiten mit wesentlich

weniger tierischen Produkten den größten Effekt

haben. Die propagierte pflanzenbasierte Ernährung

muss jedoch nicht vegan sein, sondern kann

auf Wunsch geringe Anteile an tierischen Lebensmitteln

enthalten. Die Vollwert-Ernährung weist

hier bereits seit 40 Jahren einen zukunftsfähigen

Weg. Jeder Vollwert-Köstler, ob vegan oder nicht,

trägt bereits heute dazu bei, eine nachhaltige

Ernährung weltweit zu sichern.

Maike Nestle

Zur Person

Maike Nestle, Jg. 1981, studierte

an der Universität Gießen

Ernährungswissenschaften.

Während ihres Studiums

absolvierte sie beim UGB ein

Praktikum und war anschließend

als Referentin auf Seminaren

und Symposien der UGB-

Akademie tätig. Inzwischen

arbeitet sie freiberuflich als

Autorin.

FUNDUS 4 2021 9


SCHWERpunkt

© Prostock-Studio / iStock / Getty Images

CORONA HAT ERNÄHRUNG

VERÄNDERT

Die Corona-Pandemie zeigt eine Zunahme widersprüchlichen

Verhaltens: Auf der einen Seite neigen viele Konsumentinnen aufgrund

der psychisch belastenden Situation dazu, zu viel zu essen.

Auf der anderen Seite interessieren sich

viele Menschen vermehrt für gesunde

Ernährung und für die Nachverfolgbarkeit

von Lebensmitteln. Die Nachfrage nach

Ernährungsberatung und -therapie ist dadurch

im Jahr 2020 stark angestiegen. Prof. Dr. Anja

Carlsohn von der HAW Hamburg beobachtet

eine Verstärkung der Extreme. So gelinge es

Personen mit hoher Ernährungskompetenz und

persönlichen Ressourcen weiterhin, eine bedarfsgerechte,

ausgewogene und nachhaltige

Ernährung umzusetzen. „Andere werden durch

finanzielle Einbußen oder extreme zeitliche

Mehrbelastung in Beruf und häuslicher Tätigkeit

– man denke an Kinderbetreuung oder Angehörigenpflege

– in Situationen gedrängt, wo eine

gesundheitsförderliche und nachhaltige Ernährung

in den Hintergrund der persönlichen

Prioritäten rückt.“ Drei maßgebliche Entwicklungen

beobachten die befragten Expertinnen

im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie:

1. Zunahme des Verzehrs

von Comfort Food

„Comfort Food“ wurde als Begriff 1966 das erste Mal

in den USA genutzt, um Mahlzeiten zu beschreiben,

die Erwachsene essen, wenn sie unter Stress stehen

und nach Sicherheit und Geborgenheit suchen.

Dieses Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit

vermittelt die sogenannte „Seelennahrung“ oder

„Soul Food“, die mit angenehmen Gefühlen aus der

Kindheit oder schönen Zeiten verbunden ist. In der

Corona-Pandemie beobachten unsere Expertinnen

dieses Ernährungsverhalten häufiger. Die psychisch

belastende Situation im vergangenen Jahr, die in

vielen Fällen mit Geldsorgen verbunden ist, führte

zu einer starken Zunahme des Essens aus Frust,

Langeweile oder emotionalen Ausnahmezuständen.

„Die Situation stresst und belastet viele Klientinnen.

Viele finden im Essen ein Ventil für diese Emotionen“,

erklärt Juliane Isbrecht von I-Balance

Achtsame Gesundheitsförderung. Food Dive

10 FUNDUS 4 2021


berichtet, dass Hersteller großer Lebensmittelmarken

während des ersten Lockdowns in den USA die

gestiegene Nachfrage nach Comfort Food kaum

bedienen konnten. Der Verzehr von Comfort Food

hatte sich in der zweiten Pandemie-Welle noch verstärkt,

wie die Ernährungswissenschaftlerin Susanne

Lindenthal bei ihren Klientinnen beobachtet hat.

Esther Nelle, Ernährungstherapeutin, bemerkt einen

Rückgang der körperlichen Aktivität und der Motivation,

etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Es

„Gemeinsame Mahlzeiten im Familienkreis etablieren sich wieder.“

sei eine gewisse Trägheit durch fehlende Arbeitsstrukturen

und Arbeitswege entstanden. Ergänzend

konstatiert Caroline Ackermann vom Studio für

Ernährungsberatung DR. AMBROSIUS: „Viele Patientinnen

klagen darüber, dass sie zugenommen

haben, und interessieren sich jetzt für gesunde Ernährung.“

Einen sogenannten Kohlen hydrat-Overload

beobachtet Birgit Blumenschein, Gründerin und

Inhaberin von blumenschein – Diät- und Ernährungstherapie.

„Die Patientinnen essen vermehrt Brot,

Nudeln und Kartoffeln“, erklärt sie. Viele tränken

zudem vermehrt Alkohol. Laut der Ernährungstherapeutin

Misava Macamo ist das Home-Office gar

zum „Triggerfaktor für Ess störungen“ geworden.

2. Gesteigertes Interesse an der

Optimierung der Gesundheit

Durch den Rückgang der beruflich veranlassten

Reisen und das vermehrte Arbeiten von zu Hause

haben viele Menschen auch mehr Zeit, selbst zu

kochen. Damit ist die Lust gestiegen, sich über Ernährung

weiterzubilden. Gleiches gilt für den Willen zum

Experimentieren in der Küche: So haben viele Konsumentinnen

angefangen, Brot zu backen oder zu

fermentieren. Die Diätologin Petra Eberharter beobachtet,

dass Tipps zur Zubereitung schneller und

ausgewogener Speisen im Home-Office deutlich mehr

nachgefragt werden. „Die Schnelligkeit einer Mahlzeitenzubereitung

gewinnt an Bedeutung“, sagt auch

Kerstin Eickhoff von KD Ernährungskonzepte.

Außerdem führt die Rückbesinnung auf die häusliche

Küche dazu, dass gemeinsame Mahlzeiten im Familienkreis

wieder stärker etabliert werden und einen

alten, neuen Stellenwert erlangen. Konsumentinnen

suchen daher Unterstützung bei Ernährungsberaterinnen

zum Thema gesunde Ernährung im

Home-Office: Gefragt sind Tipps zu Einkauf, Zubereitung

und Aufbewahrung von Lebensmitteln. Ein

Wermutstropfen ist, dass sich in Bezug auf die heimische

Essenszubereitung alte Rollenbilder wieder zu

manifestieren scheinen. „Zwar essen Familien wieder

öfters gemeinsam, was positiv ist“, sagt Verena

Dickson, die Gründerin von KinderNutrition. „Allerdings

sind Mütter oft noch gestresster als vor der

Pandemie. Es ist vermehrt ein ‚Eltern-Burnout‘ zu

beobachten.“ Die Ernährungswissenschaftlerin und

Influencerin Lisa Nentwich, Dinkel und Beeren,

beobachtet bei ihren Followern ein gesteigertes Interesse

an Lebensmitteln, die gut fürs Immunsystem

sind. Dies geht einher mit einem stark gestiegenen

Interesse für Nahrungsergänzungsmittel, wie Prof.

Dr. Martin Smollich von der Universität Lübeck

beobachtet. „Das besondere Interesse der Konsumentinnen

am Thema Ernährung und Immunsystem hat

gleichzeitig zu vielen Falschaussagen bezüglich der

Beeinflussung des Immunsystems durch Ernährung

geführt“, ergänzt der Sportwissenschaftler Dominik

Machner.

3. Gesteigertes Interesse an der Herkunft

und Nachverfolgbarkeit der Lebensmittel

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass Verbraucherinnen

wieder mehr kochen. Zudem achten viele

Menschen mehr denn je darauf, sich und ihrem

Immunsystem etwas Gutes zu tun. Als Resultat dieser

zwei Entwicklungen wird vermehrt darauf geachtet,

was im eigenen Kochtopf landet. Regionale, saisonale

und mit Bio-Siegeln ausgestattete Lebensmittel

boomen. So erhoffen sich Konsumentinnen, ihrem

Körper etwas Gutes zu tun. Gleichzeitig sind Verbraucherinnen

nicht mehr nur stille Konsumentinnen

des Imbisses um die Ecke. Vielmehr verlangen sie

Rechenschaft darüber, wo das Tier, das sie verzehren,

herkommt und wie es behandelt wurde. Verbraucher

innen sind sensibilisiert und einmal mehr gelangt

auch das Tierwohl in den Fokus. Abschließend ein

Blick auf die Gemeinschaftsverpflegung und die

Folgen der Corona-Pandemie für den Sektor: In

Deutschland versorgen die Anbieterinnen der

Gemeinschaftsverpflegung täglich rund 17 Millionen

Menschen – das sind 21 Prozent der deutschen

Be völkerung. Der Ökotrophologe Holger Pefferle,

verantwortlich für den Bereich Fachberatung für die

Gemeinschaftsverpflegung bei der Deutschen Gesellschaft

für Ernährung (DGE), berät Großküchen bei

der Umsetzung der Empfehlungen. Er beobachtet,

dass durch die Etablierung von mobiler Arbeit die

Profitabilität vieler Essensanbieter nicht mehr

gegeben sei. Dies habe sich bereits vor der Pandemie

vielerorts angekündigt – nun sei es ein ernstes Problem.

„Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, dass

Mitarbeiterinnen der Gemeinschaftsverpflegung teils

unter prekären Arbeitsbedingungen arbeiten.

Die Gemeinschaftsverpflegung muss mehr Wertschätzung

erfahren – auch finanziell“, so Ökotrophologin

Anna Rechenberger von Speiseräume F+B GmbH.

„Das Home-Office ist

zum Triggerfaktor

für Essstörungen

geworden.“

Ernährungstherapeutin

Misava Macamo

FUNDUS 4 2021 11


SCHWERpunkt

Wir bitten zu Tisch

DEN „ESSTISCH“

BEDARFSGERECHT GESTALTEN

Bei der Verpflegung von pflegebedürftigen Menschen können wir

uns kein totes/zerkochtes Essen leisten, so Herbert Thill. Doch

wie gelingt uns eine optimale Nährstoffversorgung dieser

Personen gruppe?

„Bei der

Speisenzubereitung

ist unsere

Fachkompetenz und

Kreativität gefragt.“

Herbert Thill

Mithilfe eines Lebensmittelkorbes

können wertvolle Erkenntnisse über die

Essbiografie gewonnen werden

Vom Leberwurstersatz aus Kidneybohnen

und Räuchertofu habe ich Ihnen bereits

in der FUNDUS Ausgabe 02/2021

berichtet. Um die Patienten vor Mangelernährung

zu bewahren bzw. wie dieser Teufelskreis durchbrochen

werden kann, hierzu referiert Herr Thill

und gibt für die Gemeinschaftsverpflegung viele

weitere praxisnahe Tipps und Umsetzungsmöglichkeiten.

Das Alter bringt uns viele bedingte körperliche

Veränderungen. So verändern sich Geschmack

und Geruch, das wirkt sich auf den Appetit aus.

Das Durstgefühl, die Muskel- und Knochenmasse

(= der Energiebedarf) sowie die Verdauungsleistung

und Nährstoffaufnahme nehmen im

Alter ab, dagegen steigt der Körperfettanteil und

Probleme mit der Verdauung, wie Verstopfungen,

nehmen zu.

Rituale wie das gemeinsame Tischdecken können

hingegen helfen, das bevorstehende Essen stärker

ins Bewusstsein zu holen. Auch eine ruhige und

entspannte Atmosphäre ist am Esstisch wichtig.

Werden die Speisen in kleinen Portionen,

appetitlich und farbenfroh angerichtet, steigert

© goir / iStock / Getty Images

dies die Lust am Essen. Auch sollten Beschwerden

wie zum Beispiel Schmerzen beim Schlucken

beseitigt werden und bei Bewegungseinschränkungen

entsprechende Hilfsmittel zum Essen

angeboten werden. Dies kann der Teller mit

Randerhöhung oder biegsames Besteck sein,

welches hier bereits Erleichterung und somit

wieder die Freude am Essen schafft.

„Die Nacht wird zum Ramadan“

Für die Verdauung sind fünf bis sechs kleine Mahlzeiten

über Tag und Nacht verteilt besser als drei

Hauptmahlzeiten binnen zehn Stunden der Tageszeit.

Für eine optimale Nährstoffversorgung sollte

das Frühstück zum Start in den Tag bereits das

Nonplusultra darstellen. Wie wäre es da mit einem

frischgepressten Saft oder Obst oder auch Obstmus

im Joghurt?

Um die Trinkmenge zu steigern, gibt es viele

Möglichkeiten. Selbstverständlich sollten

Getränke zu jeder Mahlzeit und Zwischenmahlzeit

angeboten werden. Dabei wäre von Vorteil,

dass Geschmacksvorlieben der Patienten berücksichtigt

werden und ansprechende Trinkstationen

mit geeigneten Gefäßen angeboten werden.

Farblose Getränke inspirieren Bewohner nicht

und regen nicht zum Trinken an. Früchtetees sind

hier ein günstigeres und besseres Angebot als

irgendwelche Saftkonzentrate.

Um den Appetit anzuregen, ist es hilfreich mit

Kräutern und (gerösteten) Gewürzen (Schnittlauch,

Ingwer oder Zimt) sowie mit Konsistenzen

und Zubereitungsarten zu experimentieren.

Haben Sie dabei schon einmal an einen Aperitif

oder bittere Tees wie zum Beispiel Wermut oder

Löwenzahn gedacht? Bei der Speisenzubereitung

lohnt sich immer die Wahl von saisonalen und

regionalen Lebensmitteln, am besten in Bio-

Qualität, da diese einen intensiveren

Eigengeschmack haben und mehr Nährstoffe

enthalten. Selbstverständlich müssen diese

Lebensmittel schonend zubereitet werden, denn

zur Gesunderhaltung der pflegebedürftigen

Menschen können wir uns kein totes und zerkochtes

Essen leisten. Ebenso ist es wichtig, dass

sich Patienten regelmäßig draußen aufhalten

können, denn Bewegung bzw. ein Aufenthalt an

der frischen Luft steigert den Appetit.

12 FUNDUS 4 2021


Um möglichst viele Nährstoffe anzubieten,

können wir, wie bereits erwähnt, schon zum

Frühstück frisch gepresste Obst- und/oder

Gemüsesäfte und zu jeder Brotmahlzeit Gemüse

oder Obst zum Beispiel als Gemüsesticks oder

Aufstrich anbieten. Bei warmen Mahlzeiten

lassen sich Dressings und Saucen mit Gemüsepürees

anreichern. Abrundende Desserts, wie

in etwa der Pudding mit Fruchtpüree, lassen

sich dadurch aufwerten, dass Hirsemehl anstatt

Speisestärke als Bindemittel verwendet wird.

Farbenfrohe Smoothies lassen sich durch die

Zugabe von gepufftem Amaranth oder Quinoa

anreichern.

Bei der Speisenzubereitung ist unsere Fachkompetenz

und Kreativität gefragt, die gängigen

Rezepte nährstoffwertvoller umzugestalten,

vielleicht auch zu veganisieren (denken Sie dabei

an den Leberwurstersatz für Oma). Wie wäre es

denn damit, bei den nächsten Frikadellen bis zu

40 Prozent des Hackfleisches durch gekochten

Grünkernschrot zu ersetzen? Oder das Paniermehl

durch geschrotetes Vollkorntoast mit

Parmesan zu substituieren und die Lebensmittel

zukünftig „blank“ darin zu wenden und

anschließend in Olivenöl zu braten? Wie wäre

es am Nachmittag mit Buchweizenwaffeln oder

einem veganen Möhrenkuchen? Werden die

Gebäcke direkt auf der Station zubereitet oder

der Kuchen zum Abkühlen dort aufgestellt, regt

der Duft den Speichelfluss und somit auch den

Appetit an. All diese Vorschläge sind auch in

der Gemeinschaftsverpflegung möglich und auf

lange Sicht zudem auch noch günstiger als

etwaige Erscheinungen von Mangelernährung,

welchen mit teuren Trinkersatznahrungen

begegnet werden muss.

Um den Ernährungsstatuts des Patienten zu

erfassen, ist die Pflegefachkraft nicht unbedingt

die geeignete Fachkraft. Hier zahlt sich immer der

Einsatz eines Ökotrophologen aus. Dabei sollten

auch möglichst viele Ess-Informationen über die

zu versorgende Person gesammelt werden, z.B. von

Angehörigen, Freunden etc. Beachten Sie, diese

können durch eine demenzielle Erkrankung verändert

sein. Auch durch Beobachtung lassen sich

viele wertvolle Informationen sammeln. Stellen

Sie dazu doch einmal einen Lebensmittelkorb auf

der Station auf und beobachten Sie, wofür sich der

Patient interessiert. Die Erfassung der Essbiografie

erfordert enorm viel Feingefühl und Zeit.

Gewohnheiten und Ablehnungen von früher

haben einen starken Einfluss auf das Essverhalten.

Wird der Salat nicht in einem extra Schälchen

serviert, wird er nicht gegessen oder manchen

Menschen vergeht der Appetit bei bestimmten

Lebensmittelkombinationen oder Zubereitungsarten.

Manchmal sind es schon zerbrochene

Kekse, die auf dem Teller liegen bleiben, einfach

nur weil sie zerbrochen sind.

© Herbert Thill

Eat while walking

Für Patienten, die in eine Mangelernährung

geraten sind, sollten kleine Mahlzeiten/Snacks,

Fingerfood, Smoothies mit einer hohen Nährstoffdichte

ständig zur Verfügung stehen. Durch

das Präsentieren der hochkalorischen, farbenfrohen

Speisen in einem Kühlschrank mit

Glastüre kann ich diese zum Essen verführen. Vor

allem für an Demenz erkrankte Menschen mit

starkem Bewegungsdrang macht ein solches

Angebot Sinn. Die einzelnen Speisen einer Mahlzeit

können so für „unterwegs“ mitgegeben

werden. Ein Körbchen am Rollator könnte hier

als Picknickkorb dienen oder die Kittelschürze

mit Taschen zum Mitnehmen trockener Speisen.

Dabei sind eine regelmäßige Kontrolle der Speisen

sowie ein gutes Hygienekonzept sehr wichtig.

Fazit

Wenn wir die Mahlzeiten nicht nur als reine

Nahrungsaufnahme ansehen wollen, sondern als

soziale Teilhabe, Struktur und Selbstbestimmung

der Patienten, müssen wir an den richtigen Stellen

investieren. Highlights aus diesem Artikel wären

hier vor allem der Einsatz eines Ökotrophologen

und Angebote von geschmackvollen, ansprechenden

und qualitativ hochwertigen Speisen.

Diese sind abgestimmt auf die Bedürfnisse und

Wünsche der Patienten. Des Weiteren darf es

nicht an gut geschultem Personal wie dem Kochund

Küchenpersonal mangeln, dann gelingt es

uns, die von uns betreuten Menschen mit allen

wichtigen Nährstoffen ausreichend zu versorgen.

Bianca Schuster

Zur Person

Herbert Thill ist Küchenmeister/

Heimkoch, Gourmet,

Vollwertküchenmeister UGB

und Smoothfood-Experte

„Gewürze wie

Ingwer und Zimt

können den Appetit

anregen.“

FUNDUS 4 2021 13


SCHWERpunkt

Gesunde Ernährung im Alter

WUNSCH UND

WIRKLICHKEIT

Verständlicherweise möchten die meisten Menschen so lange wie

möglich in den eigenen vier Wänden wohnen und sich selbst

versorgen. Wir sollten jedoch nicht vergessen, vor welchen

Schwieri gkeiten sie dabei stehen, wenn sie sich gesund und vollwertig

ernähren wollen. Unsere Autorin Patricia Adams hat die

Veränder ungen in der Lebenswelt älterer Menschen beobachtet.

In der Beschreibung der Gründe, warum

sich alte Menschen häufig einseitig

ernähren, erhalten meines Erachtens die

Mobilitäts- und Sinneseinschränkungen zu

wenig Aufmerksamkeit. Ich denke, dass

Lebensmittelindustrie und Handel ganz erheblich

zu einer Verbesserung der Situation

beitragen und dabei auch ihre Umsätze

erhöhen können.

Erfahrungen und Beobachtungen zu

Mobilitäts- und Sinneseinschränkung im

Alter in Bezug auf Ernährung – Chancen

für Industrie und Handel

Als gesunder, fitter Verbraucher nutze ich mehrere

Einkaufsquellen (Geschäfte, Märkte, Erzeuger), um

meine Nahrung zusammenzustellen. Ich nehme das

Auto, um schwere Sachen zu transportieren oder

lasse sie mir liefern. Während des Einkaufs erlebe

ich das große Sortiment und kaufe gewisse Dinge

evtl. spontan. Was mir nicht schmeckt, isst vielleicht

ein Familienmitglied auf. Wenn ich mich nicht

entscheiden kann, nehme ich eben zwei, drei

Die Einschränkungen

in der Mobilität und

der Sinneswahrnehmung

erhalten

zu wenig

Aufmerksamkeit.

Patricia Adams

14 FUNDUS 4 2021


verschiedene Artikel und probiere sie. Manchmal

gehe ich einfach bummeln und werde dabei zum

Konsum angeregt. Ich sehe etwas im Fernsehen oder

entdecke neue Produkte oder Ernährungstrends in

den Medien. Ich fahre gezielt los, um sie einzukaufen

und zu probieren. Ich erlebe im Urlaub, auf

Reisen und im Restaurant neue Speisen.

Mit schwindender Mobilität verkleinert sich mein

Aktionsradius. Der Einkauf kostet mich mehr Kraft,

ich wünsche mir eine Möglichkeit zum Ausruhen

im Geschäft. Ich besuche nur noch wenige Läden,

in denen ich schnell und bequem meinen Einkauf

erledigen kann. Ich nehme nur noch die Artikel,

die ich ohne Bücken und Strecken erreichen kann.

Ich möchte kleine Mengen kaufen, die ich nicht

schwer schleppen muss und die ich in angemessener

Zeit verzehren kann. Ich habe weder Geduld noch

Kraft, etwas zu probieren. Ich kann manche Etiketten

nicht mehr lesen und viele Packungen nicht

öffnen. Getränke kaufe ich nicht mehr in der

schweren Kiste, sondern flaschenweise. Ich wähle

Speisen, die nicht viel Kochaufwand erfordern. Ich

vergesse, was ich früher alles mochte. Nachdem die

Artikel im Auto verstaut sind, ruhe ich mich auf der

Rückbank aus. Dabei schlafe ich kurz ein.

Wenn ich beim Einkauf Assistenz benötige, muss

ich mit der Geduld meines Helfers behutsam

Beim gemeinsamen Kochen

treten die Einschränkungen in

den Hintergrund

© KatarzynaBialasiewicz / iStock / Getty Images

umgehen. Es muss schnell gehen. Was nicht auf

der Liste steht, vergesse ich. Ich halte mich am

Einkaufswagen fest, um Kraft zu sparen. Ich

ermüde schnell. Ich möchte meinen Helfer entlohnen.

Alles strengt mich an. Ich habe keine

Gesellschaft beim Essen. Ich möchte nicht jedes

Mal drei Töpfe abwaschen, das ist zu aufwändig.

Ich verzichte auf Kräuter, Nüsse oder Sprossen,

denn sie setzen sich zwischen Gebiss und Zahnfleisch

fest. Das tut weh und das Gebiss zu

reinigen bedeutet wieder eine Anstrengung.

Wenn jemand für mich einkaufen geht, beschränke

ich mich auf das Allernötigste. Ich schreibe nur auf

die Liste, was ich immer schon gekauft habe und

woran ich mich gerade erinnere. Eine Lebensmittelbestellung

im Internet ist mir viel zu unbequem

und unsicher. Ich kann die Artikel nicht korrekt

bezeichnen (welche Marke, Packungsgröße, Sorte)

und habe Sorge, dass ich etwas Falsches bekomme.

Ich muss zu Hause sein, wenn geliefert wird. Wenn

ich im Rollstuhl sitze, ist der Weg vom Teller zum

Mund sehr weit, ich muss die Arme anheben und

ausstrecken. Die Arme tun mir weh und ich habe

kein Geschick im Zerkleinern der Speisen. Da esse

ich lieber Eintopf oder Brei.

Esse ich in der Gemeinschaft, habe ich Sorge, mich

zu bekleckern oder das Gebiss zu verlieren. Das

wäre mir peinlich und ich möchte das auch nicht

bei meinen Tischnachbarn sehen. Nach dem Essen

muss ich dringend auf die Toilette und die Warteschlange

vor dem Aufzug ist lang. Da verzichte ich

lieber aufs Dessert, um die Erste zu sein.

Diese Aspekte beobachte ich seit 20 Jahren im

Umgang mit alten Menschen und hoffe, dass

Industrie und Handel daraus ihre Konsequenzen

ziehen. Sie können nicht nur ihre Umsätze verbessern,

sondern auch zur besseren Ernährung

alter Menschen beitragen.

Appell an die Industrie

Ich möchte die Lebensmittelindustrie aufrufen,

Waren so zu verpacken, dass man sie eindeutig

identifizieren kann (große, kontrastreiche Schrift).

Zum Nachempfinden eine verunreinigte Sonnenbrille

aufsetzen. Aus Verbrauchersicht sind kleine

Gebinde notwendig, die sich zudem einfach öffnen

lassen sollen. Dies kann man ganz einfach mit

dicken Arbeitshandschuhen simulieren.

Auch der Handel kann einiges tun, um die Aufenthaltsqualität

für Senioren zu verbessern und

den Absatz von geeigneten, neuen Produkten zu

fördern. Seniorengerechte Waren in Griffhöhe

präsentieren, Ruheplätze im Markt anbieten.

Geeignete Zeiten reservieren (z.B. Dienstag über

Mittag mit Verkostung), ehrenamtliche Einkaufshelfer

beschäftigen. Wie immer werden auch

andere gesellschaftliche Gruppen von diesen

Angeboten profitieren. Z.B. Singles, Migranten

oder Behinderte.

Patricia Adams

Das verändert sich:

„Ich kann manche

Etiketten nicht

mehr lesen und

viele Packungen

nicht öffnen.“

FUNDUS 4 2021 15


SCHWERpunkt

© O_Lypa / alysantwanet / Tuckraider / iStock / Getty Images

LIEBE GEHT DURCH

DEN MAGEN

Das Thema Ernährung begleitet uns ab unserem ersten Lebenstag,

dabei startet optimalerweise nach der Muttermilch für einen

Säugling die Einführung in die Beikost. Edith Gätjen referiert zum

Thema „Beikost in Beziehung – familienorientiert, nachhaltig und

vollwertig.“

Appetit entsteht

durch Anregen der

Sinne wie dem

Riechen, Sehen

oder Fühlen.

Dabei geht sie auch auf die vielen Vorteile

der Selbstherstellung von Beikost ein.

Diese sind ökologisch wie ökonomisch

durch den geringeren Verarbeitungsgrad,

weniger Verpackung und kürzere Transportwege

zu sehen. Durch die Selbstherstellung

kann man bis zu 60 Prozent der Kosten sparen.

Auch gesundheitlich bietet die selbsthergestellte

Beikost gegenüber der industriellen

Nahrung einige Vorteile wie der hohe Frischegrad,

das Fehlen künstlicher Aromen und

Vitamine, Salze, Süßungsmittel und Bindemittel!

Bei der Lebensmittelauswahl sollte

dabei auf regionale und saisonale Produkte

sowie Bio-Qualität geachtet werden.

Hunger und Appetit entstehen bei uns allen nicht

erst im Mund oder Magen, sondern schon vorher

durch das Ansprechen unserer Sinne wie dem

Riechen, Sehen und Fühlen. So sind für mich

persönlich die von Frau Gätjen vorgestellten

Argumente für die Selbstherstellung beim Setting

Familie am ausschlaggebendsten. Die Kinder

können durch das Kocherlebnis die Küche als

sinnlichen Lernort kennen lernen und so bereits

geschmacklich an die Familienküche herangeführt

werden.

„Lieber Einfalt mit Freude am Essen

als Vielfalt“

Üblicherweise erhält ein Baby als ersten Brei eine

Mittagsmahlzeit aus Gemüsemus und Öl. Frau

Gätjen berichtet darüber, wie wir die Kleinen

bereits mit dieser einen Mahlzeit überfordern

können. Dieses Problem ist der heutigen Zeit

geschuldet, da wir im Supermarkt vor einer

breiten Auswahl an Gläschen mit verschiedenen

Geschmäckern stehen. Sollte das Baby eines

davon nicht annehmen, muss dies nicht auf einer

grundlegenden Ablehnung basieren, sondern das

16 FUNDUS 4 2021


Baby ist momentan nicht aufnahmebereit. In

diesem Moment sind andere Dinge für dieses

kleine Wesen wichtiger. Wir Eltern sind aber

sofort verunsichert und testen gleich die nächste

Geschmacksrichtung. Bei der Einführung von

Beikost sollte für uns jedoch der Beginn der Liebe

zum Essen im Vordergrund stehen. Erst wenn das

Kind das Pastinakenmus gerne isst, biete ich ihm

einen neuen Geschmack an, allerdings immer

zusammen mit dem vertrauten Geschmack der

Pastinake. Sobald es gut funktioniert, kommen

Kartoffeln hinzu. Getreide wie Haferflocken oder

Hülsenfrüchte – beispielsweise rote Linsen –

bereichern den Brei, wenn das Löffeln zur

Gewohnheit geworden ist.

Frau Gätjen stellt in all ihren Seminaren immer

alltagstaugliche und praxisnahe Ideen vor, wie

z.B. einen Beikostfahrplan, welchen wir uns als

Anregungen für den Familienalltag oder Betrieb

mitnehmen und ausprobieren können. Anbei

erhalten Sie zwei Rezeptideen, welche Sie gerne

einmal mit Ihren Kindern versuchen können.

Weitere Anregungen können Sie auch in Frau

Gätjens Familienkochbuch finden (siehe

Buchrezension). (Gemüse-Kartoffel-Mus und

Apfel-Mandel-Fäustlinge)

„Kinder sind lernende Esser“

Weiterbildung: vegane und

vegetarische Ernährung für Kinder

Die Nachfrage nach Beratung zu Fragen

einer vegetarischen oder veganen

Ernährung von Kindern ist groß. So

haben bereits über 300 Fachkräfte

die Weiterbildung zur „Fachberaterin

für Säuglings- und Kinderernährung“

bei Edith Gätjen an der UGB-Akademie

absolviert. Neben dieser zertifizierten

Weiterbildung bietet die UGB-Dozentin

noch weitere Fortbildungen etwa zur

vegetarischen Küche in Kita und Grundschule

oder zur veganen Küchenpraxis

an. Alle Seminare mit Edith Gätjen und

weitere Infos zu ihren Seminaren an der

UGB-Akademie gibt es unter:

www.ugb.de/gaetjen

Sie als Versorgungs- und Begleitpersonen in

Krippen und Kindertageseinrichtungen tragen

eine besondere Verantwortung. In der FUNDUS

Ausgabe 02/2021 haben wir bereits über die Essbeziehungen

berichtet, welche wir unser Leben lang

eingehen. Bei der Begleitung von Kindern ist hier

eine besondere Empathie geboten. Die Küche und

Hauswirtschaft tragen dabei die Verantwortung,

für ein vollwertiges, farbenfrohes, appetitanregendes

und haptisch attraktives Speisenangebot

zu sorgen. Die Pädagoginnen haben die Verantwortung

für die Atmosphäre und die Beziehung,

für den Kontakt und die Kommunikation am

Esstisch. Durch eine gute Zusammenarbeit, Kommunikation

und Transparenz aller Parteien kann

es den Kindern gelingen, selbstbestimmt, vollwertig

und genussvoll zu essen.

Bianca Schuster

Zur Person

Edith Gätjen – Ökotrophologin,

langjährige UGB-Dozentin,

Buchautorin und

vierfache Mutter

Schon davon gehört?! PLASMIDOME

Auf der ganzen Welt beobachten Wissenschaftler eine steigende Zahl an

Krebsneuerkrankungen. Hierbei zeichnet sich auch ein Zusammenhang mit

dem Konsum von Milch- und Fleischprodukten vom europäischen Rind ab.

Erst im vergangenen Jahr entdeckten Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums

(DKFZ) in Heidelberg eine neue Erregerart in Rindfleisch

und Kuhmilch – auch Plasmidome oder Bovine Meat and Milk Factors (BMMFs)

genannt.

Die Forscher gehen davon aus, dass die Erreger, welche weder Bakterien noch

Viren sind, indirekt krebserregend sind. Eine Infektion erfolgt wahrscheinlich

schon im Säuglingsalter, da das Immunsystem bei den Kleinsten noch nicht

stabil ist und somit keinen vollständigen Schutz vor vielen Infektionen bietet.

Im Erwachsenenalter könnten diese Erreger dann chronische Entzündungen

verursachen, welche zu einem erhöhten Risiko führen, an Krebs, insbesondere

Dickdarm- und möglicherweise auch Brust- und Prostatakrebs, zu

erkranken.

Wie bedeutsam die Bovine Meat and Milk Factors für die Entstehung von

Tumoren sind, lässt sich bisher kaum abschätzen. Klar ist jedoch, dass es viele

weitere Faktoren gibt. Doch mit dem Wissen um die BMMFs bieten sich

Präventionsmöglichkeiten. So rät der ehemalige Vorstandsvorsitzende des

Deutschen Krebsforschungszentrums dazu, sicherheitshalber in der Beikost

auf Rindfleisch und Kuhmilch bis zum Ende des ersten Lebensjahres zu verzichten.

Zudem rät er allen Müttern ihre Kinder möglichst lange zu stillen.

Aufgrund des natürlichen Gehalts an bestimmten Zuckern bietet dies den

besten Schutz für Babys. Erst nach etwa einem Lebensjahr sind die Abwehrkräfte

stark genug, um Plasmidome abzuwehren.

Die Zeit der Beikost ließe sich auch ohne Rindfleisch und Kuhmilch, sogar rein

pflanzenbasiert (sprich vegan) gestalten, vorausgesetzt dass eine Gabe von

Vitamin B12 erfolgt und weiter gestillt wird. Damit die Kinder mit wichtigen

Fettsäuren und Jod versorgt werden, sei die Zugabe von Fisch (fetter

Hochseefisch, z.B. Wildlachs) beziehungsweise Lamm und Wild sinnvoll.

???

FUNDUS 4 2021 17


SCHWERpunkt

Der Nationale Dialog für den UN Food Systems Summit 2021

WEGE ZU NACHHALTIGEN

ERNÄHRUNGSSYSTEMEN

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres,

hatte alle Staaten der Welt eingeladen, den Food Systems Summit

(UN FSS) aktiv mitzugestalten, der im September 2021 in New

York stattfand.

Politische

Maßnahmen

stärken eine

ökologische und

sozialverträgliche

Landwirtschaft

– das ist mehr als

CO2 reduzieren

Das Ziel des Gipfels ist es, einen Schlüsselbeitrag

zur Erreichung der

Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development

Goals, kurz SDGs) zu leisten und einen

wichtigen Impuls für die Transformation des

Welternährungssystems zu geben. Alle Akteure

der Ernährungssysteme waren aufgerufen,

mithilfe weltweiter Nationaler Dialoge Initiativen

und Lösungsansätze zu identifizieren, die

zu den Zielen des UN FSS aktiv beitragen

können.

In Deutschland hat das Bundesministerium für

Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom 8.

bis 10. Juni 2021 den Nationalen Dialog zum

Thema „Wege zu nachhaltigen Ernährungssystemen“

durchgeführt. Bei der digitalen

Veranstaltung flossen die Ergebnisse aktuell auf

nationaler Ebene laufender Dialoge und Verhandlungen

mit ein. Insgesamt gab es fünf

Themenfelder (siehe unten).

Ernährung der Zukunft – mehr

pflanzenbasiert

Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) war für

die Planung und Koordinierung des Workshops zum

Themenfeld Nr. 5 Ernährung der Zukunft – mehr

pflanzenbasiert zuständig. Der Workshop startete

mit zwei wissenschaftlichen Vorträgen. In diesen

klärten Professor Bernhard Watzl, DGE-Vizepräsident

und Leiter des Instituts für Physiologie und

Biochemie der Ernährung im Max Rubner-Institut,

und Professorin Britta Renner, DGE-Vizepräsidentin

und stellvertretende Vorsitzende des Wissenschaftlichen

Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und

gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE),

zunächst über die natur- und gesellschaftswissenschaftlichen

Grundlagen auf.

Die Ergebnisse aus Themenfeld 5

Folgende Handlungsfelder und Hebel sind entscheidend

für ein nachhaltiges Ernährungssystem,

das mehr pflanzenbasiert ist:

© BZFE Michaela Ruhfus

Graphic Recording zu Themenfeld 5: Ernährung der Zukunft - mehr pflanzenbasiert Quelle: Michaela Ruhfus im Auftrag des BMEL - Das Graphic Recording enthält

nur die Beiträge und Meinungen der Teilnehmenden aus Themenfeld 5, die visuell von der Künstlerin interpretiert wurden.

18 FUNDUS 4 2021


Verträglichkeit von nachhaltigen Ernährungsweisen.

Eine Ernährungspolitik muss integriert,

ambitioniert und evidenzbasiert sein, sowohl

global als auch national und regional. Die erstellte

nationale Ernährungsstrategie muss außerdem

von kommunalen Ernährungsstrategien begleitet

werden.

• Die Klima- und Ernährungskrise wird angemessen

bearbeitet. Dafür gibt es eine

ressortübergreifende Einheit. Sie entwickelt

eine Ernährungsstrategie, die alle gesellschaftlichen

Gruppen einbezieht, Maßnahmen

einfordert und die Fortschritte überprüft.

• Die nationale Ernährungsstrategie enthält klare

Ziele und einen Aktionsplan.

• Politische Maßnahmen stärken eine ökologische,

standortgerechte und sozialverträgliche

Landwirtschaft – das ist mehr als CO 2 reduzieren.

• Handel und Verarbeitung leisten ihren Beitrag

und arbeiten mehr dezentral. Es wird mehr in

Kreisläufen gedacht und gearbeitet. Das Stichwort

heißt „Circular Society“. Es gibt

gemeinwohlorientierte Zertifizierungen.

Die kulturelle Praxis der Ernährung muss berücksichtigt

werden, denn unsere Ernährungsstile

bestehen aus festen Routinen, die sich nicht einfach

verändern lassen. Wichtig ist auch die soziale

Weitere Themenfelder des

Nationalen Dialogs „Wege zu nachhaltigen

Ernährungssystemen“

Die weiteren der insgesamt fünf Themenfelder

der Auftaktveranstaltung für den Nationalen

Dialog „Wege zu nachhaltigen Ernährungssystemen“

waren folgende:

1. Kosten und Nutzen einer umwelt- und sozialverträglichen

Produktion

2. Anforderungen an eine nachhaltige landwirtschaftliche

Lebensmittelerzeugung

3. Nachhaltige Ernährungssysteme in Stadt und

Land: Anforderungen an die Infrastrukturen

4. Ernährungswirtschaft der Zukunft

Der Nationale Dialog des Bundesministeriums

für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) soll

den Beginn eines längerfristigen Prozesses markieren,

der über den UN Food Systems Summit

hinaus fortgeführt werden soll. So sollen die

Ergebnisse verstetigt werden, Aktivitäten abgestimmt

und umgesetzt sowie die Ziele

weiterverfolgt werden.

Martina Schäfer

Biografiearbeit HAUSWIRTSCHAFT

Ein Stück Alltag in der Betreuungssituation erhalten

Alltag ist täglich wiederkehrend und erst

wenn er verändert wird oder wegzufallen

droht, fehlt uns der Alltag. Alltag ist

außerdem in großem Maße Hauswirtschaft:

Essen, Reinigung, Wäsche, Atmosphäre

und Umgebungsgestaltung prägen unsere

täglichen Abläufe. In Einrichtungen für

Menschen mit Hilfebedarf sind hauswirtschaftliche

Leistungen elementare

Bestandteile des Alltags und haben unmittelbare

Wirkung auf die Zufriedenheit und

das Wohlbefinden von Bewohnerinnen und

Bewohnern. Sie geben dem Tag Struktur und

können situationsbezogen den täglich oft

wechselnden Anforderungen angepasst

werden. Wenn wir im Alter, bei Krankheit

oder einer Behinderung Hilfe benötigen, ist

es wichtig, dass unser Alltag nicht zu viele

Veränderungen erfährt und dass Helfende

darüber nachdenken, wie sie gewohnten

Alltag durch eine bewohnerorientierte Hauswirtschaft

zurückgeben können. Besonders

bei alten Menschen ist es nötig zu erfassen,

wie ihr Alltag ausgesehen hat, bevor sie in

eine soziale Einrichtung umgezogen sind.

Damit lässt sich einerseits das Verhalten alter

Menschen besser verstehen und andererseits

wird es erst dadurch möglich, ihnen ein

Stück ihres Alltags auch in einer Betreuungssituation

wiederzugeben. Zu diesem Zweck

wurde der vorliegende hauswirtschaftliche

Fragebogen entwickelt, der Anhaltspunkte

sammeln soll darüber, wie jemand seinen

Alltag bisher erlebt hat. Hierbei ist es nicht

so bedeutsam, wann genau – was – wie erlebt

wurde, sondern eher, was Mann oder Frau

für „normal“ hält.

Individuell können sich Vorstellungen

und Wünsche ändern. Einordnung in die

bestehende Dokumentation: Der hauswirtschaftliche

Biografiefragebogen ist nur ein

Teil der Sammlung von Daten über

Bewohner und Bewohnerinnen. Der Fragebogen

enthält z.B. keine Abfragen zu

Vorlieben oder Abneigungen bzw. zu Unverträglichkeiten

von Essen, da dies in die

gängigen Fragebögen bereits einbezogen ist.

Es gibt Stammdaten und ggf. Hauswirtschafts-

und Pflegeanamnesebögen, die in

eine bestehende Dokumentation eingepflegt

werden. Ob und wie die hier gewonnenen

Einsichten auch in diese Dokumentation

eingeordnet werden, muss je nach Gegebenheit

im Hause geregelt werden.

?? ?

Der Fragebogen

als kostenloser

Download unter:

https://www.dghev.de/

fileadmin/user_upload/HW_

Biografie_Fragebogen.pdf

FUNDUS 4 2021 19


SCHWERpunkt

© artiemedvedev / Kseniia Gorova / yugoro / iStock / Getty Images Plus

FOOD-INFLUENCER

Lebensmittelkonzerne nutzen bekannte Social-Media-Stars, um

zuckrige Getränke, fettige Snacks und Süßwaren gezielt an

Kinder zu vermarkten. Das ist das Ergebnis einer umfassenden

Recherche der Verbraucherorganisation foodwatch.

„Mit Hilfe von

Influencern senden

die Unternehmen ihre

Werbebotschaften an

den Eltern vorbei

direkt ins

Kinderzimmer.“

Luise Molling

von foodwatch

Im Auftrag von Konzernen wie Coca-Cola,

McDonald’s und Mondelez sowie deutschen

Familienunternehmen wie Coppenrath & Wiese

oder Haribo bewerben junge Influencerinnen und

Influencer ungesunde Produkte auf Youtube, Tiktok

oder Instagram – und erreichen damit Millionen

junge Fans. foodwatch kritisierte, dass die Industrie

mit dem Online-Marketing an der elterlichen

Kontrolle vorbei Fehlernährung und Fettleibigkeit

bei Kindern und Jugendlichen fördert. Für die

Recherche hat foodwatch im Jahr 2020 über einen

Zeitraum von mehreren Wochen tausende Posts,

Storys und Videos bekannter Social-Media-Stars

untersucht und zahlreiche Belege für entsprechende

Werbung dokumentiert.

„Die Lebensmittelindustrie macht mit übergriffigen

Marketingmethoden Geschäfte auf Kosten

der Kindergesundheit. Mit Hilfe von Influencern

senden die Unternehmen ihre Werbebotschaften

an den Eltern vorbei direkt ins Kinderzimmer und

auf die Handys junger Menschen“, erklärte Luise

Molling von foodwatch. Die Verbraucherorganisation

forderte die zuständige Bundesernährungsministerin

Klöckner auf, dem Kindermarketing für

ungesunde Produkte – sei es in sozialen Medien,

im Fernsehen oder im Supermarkt – endlich einen

Riegel vorzuschieben. „Coca-Cola, McDonald’s

& Co. sabotieren die Bemühungen vieler Eltern,

ihre Kinder für eine gesunde Ernährung zu begeistern.

Jeder fünfte Todesfall in Deutschland ist auf

ungesunde Ernährung zurückzuführen und trotzdem

lässt Ministerin Klöckner den Junkfood-Konzernen

freie Hand – das geht so nicht weiter!“

Influencer sind für Kinder und Jugendliche

heutzutage die größten Idole und zugleich die

besten Freunde, genießen hohe Glaubwürdig-

20 FUNDUS 4 2021


keit und haben einen großen Einfluss auf deren

Kauf entscheidungen. Eine Studie der Marktforschungsagentur

M-Science kommt etwa zu

dem Ergebnis, dass sich 11- bis 15-Jährige ihren

Online-Stars „bedingungslos hingeben“ und den

Aussagen „vollstes Vertrauen“ entgegenbringen.

Lebensmittelunternehmen machen sich diesen

Einfluss zunutze und beauftragen die Social-Media-

Stars, Werbung für ihre ungesunden Lebensmittel

zu machen. Drei Beispiele aus dem foodwatch-

Report:

• Viktoria und Sarina: Das insbesondere bei

jungen Mädchen beliebte Duo hat bei Instagram,

Tiktok und Youtube jeweils weit über eine Million

Fans und präsentiert sich in einer rosa Glitzerwelt

mit Hunden und Pferden. Viktoria und Sarina

werben auf ihren Kanälen unter anderem für Coca-

Cola, McDonald‘s und ihren Keksteig zum Löffeln.

In Kooperation mit Coppenrath & Wiese bewerben

sie eine eigene Torte – allein das Promovideo auf

Tiktok wurde fast eine halbe Million Mal angesehen

und zählt mehr als 100.000 Likes.

• Simon Desue: Der 29-Jährige gehört mit

4,3 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten zu

den reichweitenstärksten Youtubern Deutschlands

und protzt in seinen Videos mit Villen und Luxusautos.

Werbung macht er unter anderem für

McDonald‘s und Haribo. Ein Werbevideo für

McDonald‘s unter der Überschrift #IssmirWurst-

gelten etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen

als übergewichtig und sechs Prozent sogar

als fettleibig – ihnen drohen im späteren

Lebensverlauf Krankheiten wie Typ-2-Diabetes,

Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen.

„Kinder und Jugendliche entwickeln schon früh

Ernährungsgewohnheiten, die ihre Gesundheit

lebenslang beeinflussen“, sagte Prof. Dr. Berthold

Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit

an der Kinderklinik der Universität München.

„Wir Kinder- und Jugendärzte fordern seit langer

Zeit, die an Kinder und Jugendliche gerichtete

Werbung – darunter auch die subtile und oft schwer

durchschaubare Werbung über soziale Medien – zu

beschränken. Denn die allermeisten Produkte sind

unausgewogen und fördern ernährungsbedingte

Krankheiten wie Typ-2-Diabetes.“

Zur Verbesserung der Situation empfiehlt das

Robert Koch-Institut unter anderem, dass die

Bewerbung von „ernährungsphysiologisch oft

fragwürdigen Kinderlebensmitteln verringert und

kontrolliert“ wird. Auch der Wissenschaftliche

Beirat des Bundesernährungsministeriums empfiehlt

in seinem Gutachten vom Juni 2020 ein

„Verbot von an Kinder gerichtete Werbung für

Produkte mit hohem Zuckeranteil“. Selbstverpflichtungen

seien nicht geeignet, um den Verzehr von

Junkfood zu verringern.

Im Gegensatz zu Ländern wie Norwegen, Schweden

oder Großbritannien gibt es in Deutschland

Die 21-jährige Julia Beautx

wirbt für Milka

Dagibee

© foodwatch

© foodwatch

Influencer sind für Kinder die grössten Idole

und geniessen hohe Glaubwürdigkeit.

Der Influencer

Simon Desue

© foodwatch

Challenge wurde auf Tiktok mehr als eine halbe

Million Mal angeschaut und zählt 80.000 Likes.

• Julia Beautx: Die 21-jährige Julia Beautx ist vor

allem für Lifestyle- und Beautyvideos bekannt und

gehört mit 2,2 Millionen Abonnentinnen und

Abonnenten auf Youtube und 3,3 Millionen

Followern auf Tiktok zu den reichweitenstärksten

In fluencerinnen. Sie warb bereits für Coca-Cola

oder auch für Ivy Bears-Gummibärchen. Zusammen

mit dem Youtuber Jonas Ems war sie das Gesicht

der Mondelez-Schokoladenmarke Milka: Ihre

gemeinsamen Instagram-Posts bekamen hunderttausende

Likes, ihr Youtube-Werbevideo wurde

mehr als 200.000 Mal angesehen.

Fehlernährung ist bei Kindern und Jugendlichen

weit verbreitet. Daten des Robert Koch-Instituts

zufolge verzehren Kinder im Alter von sechs bis

elf Jahren im Schnitt nicht einmal halb so viel

Obst und Gemüse, aber mehr als doppelt so viele

Süßwaren oder Snacks wie empfohlen. Aktuell

keinerlei gesetzliche Beschränkung des Kindermarketings

für unausgewogene Lebensmittel. Auch

der sogenannte EU-Pledge, eine seit 2007 bestehende

freiwillige Selbstverpflichtung zum „verantwortungsvollen

Kindermarketing“, die von den

weltgrößten Unternehmen der Lebensmittelindustrie

und der Werbewirtschaft initiiert wurde,

erweist sich in der Praxis als völlig ungeeignet, um

an Kinder gerichtete Werbung für unausgewogene

Lebensmittel zu verhindern. Selbiges gilt für die

Verhaltensregeln des Deutschen Werberats.

Quelle foodwatch

© foodwatch

Viktoria und Sarina

werben für Keksteig

zum Löffeln

FUNDUS 4 2021 21


SCHWERpunkt

NAHRUNGSMITTELALLERGIE

IN KITA UND SCHULE

Im Durchschnitt werden 2,5 Mio. Kinder in Kitas und ca. 8,5 Mio.

Kinder und Jugendliche in Schulen betreut. Immer mehr Kinder

leiden unter Lebensmittel-Unverträglichkeiten.

Für Kinder

wurde ein Allergie-

Lernland geschaffen, das

ihnen spielerisch Themen

wie Nahrungsmittelallergien,

Neurodermitis, Asthma

und Pollenallergie

vermittelt und dazu noch

einen Wissensbereich für

Eltern, Schul- und

Kita-Personal bietet.

www.alleleland.de

Man geht von 450.000 Kindern mit

Nahrungsmittelallergien aus. So sind eine

gute Aufklärung, konsequente Allergenvermeidung

und ein Notfallmanagement an allen

Aktivitäten des Kita- oder Schul-Lebens besonders

wichtig. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund

hat hierzu folgende Tipps zusammengestellt.

Aufklärung und Kooperation

Allergien sind ernst zu nehmende Erkrankungen,

die im Notfall je nach Symptomen schnelles Handeln

erfordern. Je nach Schweregrad der Reaktion

kann die Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes zu

lang sein, so dass das Kind auf lebenserhaltende

Erste- Hilfe-Maßnahmen seitens des Kita-/Schuloder

Hort-Personals angewiesen ist. Schwere Reaktionen

sind selten, da der Fokus auf dem Meiden des

Auslösers liegt. Eine Medikamentengabe im Notfall

ist das Sicherheitsnetz, welches nur dann zum Einsatz

kommt, wenn ein versehentlicher Kontakt mit

dem Allergieauslöser stattfindet.

Auch wenn es sich um ein sehr emotionales

Thema handelt, sollten Eltern ruhig und neutral

reagieren. Eltern sollten im Dialog Verständnis

zeigen für mögliche Bedenken des Betreuungspersonals.

Meist sind Unwissenheit und Angst

© www.alleleland.de/

die größten Stolpersteine für eine adäquate

Betreuung ihres Kindes. Gezielte Information

und praktische Hilfestellungen sind zielführend.

Formulare beibringen

Der Allergiepass dient als Attest des Arztes über

das Vorliegen der Allergie. Zusätzlich sollte eine

Handlungsanweisung für den Notfall mit entsprechenden

Hinweisen zur Medikamentengabe

beiliegen (Vordrucke für Anaphylaxien beim

DAAB). Mit der Ermächtigungsbescheinigung

wird die Personensorge zur Medikamentengabe

auf Erzieher/Lehrer übertragen; sie hält fest, wer

in Sachen Notfallmanagement geschult ist. Beides

kann beim Deutschen Allergie- und Asthmabund

(DAAB) angefordert werden.

Zuständigkeit der Eltern

• Kita/Schule über die Allergie des Kindes

informieren.

• Schriftliche Unterlagen und klar gekennzeichnete

Medikamente zur Verfügung stellen.

• Zur Verfügung stehen sollten ein Behandlungsplan

und bei einer Anaphylaxie ein spezieller

Anaphylaxie-Notfallplan, der mit einem Foto

des Kindes versehen sein sollte.

• Medikamente nach Ablauf der Haltbarkeit oder

nach Gebrauch austauschen.

• Mit allen Beteiligten Verhalten im Notfall üben.

• Informationen über Notfallkontakte zur

Verfügung stellen.

• Das Kind altersgemäß im Selbstmanagement

seiner Allergie selber schulen, z.B. dass es weiß,

wie und wann es Betreuungspersonen mitteilt,

wenn allergische Beschwerden auftreten.

Zuständigkeit der Kita/Schule

• Es muss sichergestellt werden, dass die Allergieauslöser

in Mahlzeiten sowie Projekten nicht

verwendet werden.

• Kinder mit Lebensmittelallergien integrieren:

Die Allergie darf kein Ausschlusskriterium für

Aktivitäten im Rahmen der Einrichtung sein.

• Mitarbeiter der Einrichtung, die mit dem Kind

in Kontakt stehen, sollten über die Allergie aufgeklärt

sein, die Symptome einer anaphylaktischen

Reaktion erkennen und wissen, was im

Notfall zu tun ist.

• Maßnahmen des Notfallmanagements anhand

des Notfallplans einüben.

Quelle: DAAB

Martina Schäfer

22 FUNDUS 4 2021


Apfel-Mandel-Fäustlinge

ZUTATEN FÜR 10 – 12 STÜCK

50 g Haferflocken

60 ml Mandeldrink oder Wasser

2 Datteln

170 g pürierter Apfel

1 EL Mandelmus

25 g Dinkelvollkorngrieß

Die Haferflocken für mind. 1 Stunde

im Mandeldrink einweichen. Den

Backofen auf 160 °C vorheizen. Ein

Backblech mit Backpapier vorbereiten.

Die Datteln sehr fein würfeln. Die

Datteln mit den restlichen Zutaten

unter die Haferflocken rühren. Mit

einem Teelöffel ca. 10 – 12 Häufchen

auf das vorbereitete Backblech setzen.

Diese Häufchen in eine längliche Form

bringen und für ca. 20 Minuten

backen. Diese Fäustlinge halten sich für

4 – 5 Tage im Kühlschrank, lassen sich

aber auch einfrieren.

Dieses und weitere Rezepte sind im Kochbuch „Lotta lernt essen“ von Edith Gätjen zu finden.

Dattel-Zimtsterne (vegan)

© alysantwanet / Epine_art / Natle / iStock / Getty Images Plus

ZUTATEN

8 getrocknete Datteln (entkernt)

120 ml Wasser (kochend)

200 g gemahlene Haselnüsse

200 g gemahlene Mandeln

2 EL Zimt

1 EL Orangenschale

Ggf. etwas Tonkabohne gerieben

250 g Puderzucker

1 – 2 EL Wasser

Die Datteln mit Wasser übergießen

und für 10 – 15 Minuten einweichen

lassen und anschließend mit dem

Wasser pürieren. Die trockenen

Zutaten mischen und dann das Dattelpüree

unterrühren. Zu einem leicht

klebrigen Teig verarbeiten und für 1 – 2

Stunden kaltstellen. Ein Backrost mit

Backfolie vorbereiten, Backofen auf

180 °C Umluft vorheizen. Den Teig auf

einer Backmatte ca. 1 cm dick ausrollen,

gelingt am besten mit einem

Nudelholz aus Plastik oder Marmor

(sonst eine Frischhaltefolie dazwischenlegen).

Kleine Sterne ausstechen und auf die

vorbereitete Backmatte setzen (Winkelpalette

ist hier sehr hilfreich!). Einen

sehr dickflüssigen Puderzuckerguss

ohne Klümpchen herstellen. Die Sterne

für ca. 5 Minuten backen und noch

heiß mit der Puderzuckerglasur

be streichen. Trocknen lassen und

anschließend in einer Dose aufbewahren.

Nach 24 Std. sind sie

durchgezogen, saftig und lecker!

Fleisch-Ersatz. Wer braucht denn so was?

Ich möchte zum Thema Fleisch-ERSATZ eine Anregung geben:

Ersatz klingt für mich so nach zweiter Wahl, nach Minderwertigkeit,

nach Verzicht, nach Notlage. Für mich gibt es keinen

Ersatz für ein gutes Stück Fleisch aus artgerechter Tierhaltung.

Aber es gibt noch viel mehr Proteinquellen für die

menschliche Ernährung als Fleisch von Rind, Schwein, Huhn

oder Fisch.

Wenn ich mich recht erinnere, liefert keines der bekannten

Nahrungsmittel alle acht essentiellen Aminosäuren auf einmal.

Sondern es bedarf immer einer Kombination aus mehreren

Quellen, um eine gesunde, vollwertige Ernährung sicherzustellen.

Viele Generationen vor uns haben Bohnen, Erbsen,

Linsen, Nüsse, Samen und Getreide kombiniert. Die ägyptischen

Pyramiden sind hauptsächlich mit der Kraft aus Bohnen

und Zwiebeln errichtet worden.

In vielen Teilen der Erde werden selbstverständlich Insekten,

Reptilien, Algen, Pilze und anderes gegessen, um den Eiweißbedarf

zu decken. Ich würde also lieber von Vielfalt, Bereicherung,

Abwechslung, Neuem sprechen als von Ersatz. Unsere

gewohnten Speisepläne erfahren gerade eine enorme Erweiterung

durch uns bisher unbekannte und wiederentdeckte

Produkte. Das sollten wir feiern und genießen. Wenn wir dabei

Tieren und Umwelt etwas Gutes tun, umso besser!

„Schnitzel“, „Burger“ oder „Klößchen“ werden häufig in aufwändigen

Portionspackungen aus Kunststoff angeboten. Es

entsteht viel Abfall. Dabei ist Selbermachen nicht schwer.

Wenn man schon Grünkern oder Linsen einweicht und gart,

macht es wirklich kaum einen Unterschied, ob man 6 oder 16

Teile anfertigt und die Überproduktion für kommende Mahlzeiten

einfriert.

Was ich jedoch noch in keinem Buch nachlesen konnte, ist die

Frage: Kann ich Getreide und Hülsenfrüchte einfach mahlen,

einweichen und quellen lassen, bevor ich sie weiterverarbeite,

und mir so das lästige Vorkochen sparen? Ich verwende

nämlich gern industrielle Falafel-Mischungen. Die kann ich

nach dem Einweichen in der Pfanne zu Crumble braten und

über den Salat streuen oder zum Binden von Suppen verwenden.

Wenn jemand hierzu belastbare Aussagen machen kann,

würde ich mich darüber sehr freuen.

Patricia Adams

FUNDUS 4 2021 23


BERUF&ausbildung

GESUND UND GUT VERSORGT

IN BADEN-WÜRTTEMBERG

Mit dem Innovations- und Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Baden-

Württemberg gibt es seit dem 1. September 2020 projektartig eine

eigene Institution für die Belange der Hauswirtschaft: Maßnahmen zum

Berufsmarketing, Schulungen für hauswirtschaftliche Fach- und

Führungskräfte und die innovative Weiterentwicklung fachlicher Themen

und Standards.

Arbeit. Der Paradigmenwechsel von „satt

und sauber“ hin zu Alltagsorientierung,

Normalität, Selbstbestimmung, Wohnen

und Teilhabe betrifft insbesondere die

Arbeit in der Hauswirtschaft. Hauswirtschaftliche

Kompetenzen können

den Fachkräftemangel in Pflege und

Pädagogik (Ganztagsbetreuung von

zuletzt in der Hauswirtschaft, im Gegensatz

zur Pflege, nicht gestiegen, sondern

hat sich in den vergangenen zehn Jahren

halbiert. Im ambulanten Bereich kann

bereits heute die Nachfrage nach haushaltsnahen

Dienstleistungen nicht erfüllt

werden, weil Fachkräfte fehlen. Die

Entwicklung von Quartieren verstärkt

Über 40 Akteure haben sich für die Notwendigkeit eines

Kompetenzzentrums ausgesprochen.

Das Innovations- und Kompetenzzentrum

Hauswirtschaft

unterstützt damit die praktische

Hauswirtschaft vor Ort mit Beratung

und Ideen und macht ihre Anliegen

sichtbar. Derzeit kämpft das Kompetenzzentrum,

angesiedelt beim Diakonischen

Werk Württemberg, um seine langfristige

Etablierung. Dieses Vorhaben wird

in der Landesoffensive „Gesund und gut

versorgt in Baden-Württemberg“ von

über 40 Akteuren mitgetragen.

Hauswirtschaft hat einen eklatanten

Wandel vollzogen und ist heute

gemeinsam mit der Pflege ein bedeutender

Faktor in allen Feldern der sozialen

Kita-Kindern und Grundschüler/innen)

sinnvoll entschärfen. Mit steigender

Pflegebedürftigkeit in der Bevölkerung

ist nicht nur eine Verdoppelung der

Pflegefachkräfte notwendig, sondern

die Aufgaben im Bereich Hauswirtschaft

steigen gleichermaßen. Die Aus- und

Weiterbildung von Fachkräften ist aber

diesen Trend weiter und auch in Kitas

und Schulen werden hauswirtschaftliche

Kräfte zunehmend gebraucht, was eine

Verschärfung der Personalkonkurrenz

in Pflegeeinrichtungen zur Folge haben

wird.

Die herausragenden Leistungen der

Hauswirtschaft in den vergangenen 1,5

Jahren der Corona-Pandemie sind

un widersprochen und zeigen, dass eine

flexible Organisation und qualifizierte

Hygiene auch in Zukunft unerlässlich

sind.

Aus Sorge und Verantwortung für

diesen wichtigen Bereich hat die Diakonie

Württemberg seit vielen Jahren

den Arbeitsbereich Hauswirtschaft

ausgeweitet und ein Kompetenzzentrum

aufgebaut, das eine Stärkung

und Weiterentwicklung der Hauswirtschaft

fokussiert und vorantreibt.

Meilensteine waren hierbei die Projekte

„oikos – Ausbildungsoffensive Hauswirtschaft“,

„oikos-plus“ sowie zuletzt das

„Innovations- und Kompetenzzentrum

Hauswirtschaft Baden-Württemberg“

(IKH). Dieses wird im Rahmen des

24 FUNDUS 4 2021


„Forums Gesundheitsstandort BW“

unterstützt durch das Ministerium für

Soziales, Gesundheit und Integration

aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg.

Die Projektförderung endet

zum 31.12.2021, weshalb sich derzeit

zahlreiche Unterstützende für eine

Fortführung einsetzen.

Ziele und Aufgaben des

Kompetenzzentrums

Der demographische Wandel und das

Bedürfnis der Menschen nach selbstbestimmtem

Leben in der Häuslichkeit

bis ins hohe Alter, auch in ambulant

betreuten Wohnformen, machen die

Hauswirtschaft zunehmend zu einer

Schlüsseldisziplin für eine bedarfsgerechte

und qualitativ hochwertige

Versorgung und Betreuung von Menschen

mit Hilfe-, Unterstützungs- und

Pflegebedarf. Entsprechend wächst der

Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal,

bei dem bereits heute ein deutlicher

Mangel besteht. Laut aktueller Bundes-

Pflegestatistik (2017) arbeitet jede/r

sechste Beschäftigte von stationären

Pflegeeinrichtungen im Bereich Hauswirtschaft

(ambulant jede/r achte

Beschäftigte). Aus-, Fort- und Weiterbildung

müssten deshalb im ganzen

Land forciert werden.

Das Innovations- und Kompetenzzentrum

Hauswirtschaft Baden- Württemberg hat

die Aufgabe, die Fachkraftgewinnung

und Personalentwicklung im Bereich

Hauswirtschaft voranzutreiben. Dies

geschieht in vier Aktivitätsbereichen:

Netzwerken, Ausbildung, Schulungen

und Innovation (siehe Abbildung).

Das Image der Hauswirtschaft wird

Unsere Aktivitätsfelder

INNOVATION

Hauswirtschaft im Quartier

Haushaltsnahe Dienstleistung

Neue Zielgruppen und

Qualifizierungsansätze

Hauswirtschaft in Kitas

SCHULUNGEN

Für Führungskräfte

Für interkulturelle Teams

Für Berufsberater/innen

Für Ausbilder/innen

Für Ausbildungsbotschafter/innen

Für haushaltsnahe Dienstleister

durch zahlreiche Maßnahmen gestärkt,

Auszubildende werden vermittelt und

Ausbildende durch Beratung und

Information weitergebildet. Die Mitarbeiterinnen

des Innovations- und

Kompetenzzentrums tragen hauswirtschaftliche

Belange in Bereiche, wo sie

schon lange nicht mehr beachtet worden

sind, wie z. B. die Hochschullehre oder

Gremien der Liga der freien Wohlfahrtspflege.

Zu den konkreten Angeboten und

Veranstaltungen des Innovations- und

Kompetenzzentrums gehören u. a.

• digitale Berufsinformationsveranstaltungen

auf Ausbildungsmessen sowie

für Berufsberater/innen und Beauftragte

für Chancengleichheit der

Arbeitsagenturen und Jobcenter in

Baden-Württemberg

GESUND UND

GUT VERSORGT

IN BADEN-

WÜRTTEMBERG

NETZWERKEN

Akteure Gesundheitswesen BW

Zuständige Stelle

Runder Tisch Hauswirtschaft

Kompetenzzentren

Landesoffensive

AUSBILDUNG HAUSWIRTSCHAFT

Beratung für Betriebe

Ausbildungs- und Berufsmarketing

Ausbildung plus Sprache

Vermittlung von Hospitationen

und Praktikumsplätzen

Quereinstieg

• Workshops für Führungskräfte der

Hauswirtschaft in sozialen Einrichtungen

• Schulungsangebot Ausbildungsbotschafter

für Auszubildende

in Kooperation mit der Initiative

„Ausbildungsbotschafter“ in Baden-

Württemberg

• Akquise und Vermittlung von

Auszubildenden mit erhöhtem Sprachförderbedarf

• Expertennachmittage zur Vernetzung,

Information und Weiterbildung von

Ausbilder/innen der Hauswirtschaft

und Lehrkräften aus den Berufsschulen

(in Kooperation mit der LAG

Hauswirtschaft Baden-Württemberg)

• Mitarbeit in der LAG Hauswirtschaft

Baden-Württemberg und im

Deutschen Hauswirtschaftsrat als

Beitrag zur aktiven Lobbyarbeit für die

Hauswirtschaft in Land und Bund

• Publikationen und Arbeitsmaterialien

zu unterschiedlichen Themen, z. B.

Daten und Fakten zur Hauswirtschaft

in Baden-Württemberg, Quereinstieg

in die Hauswirtschaft oder

Qualitätsstandards für haushaltsnahe

Dienstleistungen

Alle Informationen und Materialien

stehen kostenlos zur Verfügung auf der

Homepage des Projektes unter www.

innovation-kompetenz-hauswirtschaft.de.

Landesoffensive „Gesund und

gut versorgt“

Durch die Unterzeichnung der Landesoffensive

„Gesund und gut versorgt in

Baden-Württemberg – zukunftsfähige

FUNDUS 4 2021 25


BERUF&ausbildung

Versorgung und Betreuung durch

professionelle Hauswirtschaft sicherstellen“

haben sich inzwischen über

40 Akteure für die Notwendigkeit professioneller

Hauswirtschaft sowie die

strukturelle Stärkung durch ein Kompetenzzentrum

ausgesprochen. Zu den

Unterstützenden gehören Wohlfahrtsverbände,

der Sozialverband VdK, die

Regionaldirektion Baden-Württemberg

der Bundesagentur für Arbeit, Landesseniorenrat

und Landesfamilienrat

sowie zahlreiche soziale Einrichtungen,

Berufs- und Interessenverbände, Krankenkassen,

Krankenhausverbände oder

Vertretungen von Hochschulen und

Bildungseinrichtungen.

Durch die Landesoffensive wird deutlich,

dass hauswirtschaftliche Betreuung und

Versorgung und hauswirtschaftliche

Kompetenzen für alle Bevölkerungsgruppen

„von der Wiege bis zur Bahre“

bedeutsam sind. So müssten Kinder in

Kitas und Schulen gesund ernährt werden

und wichtige Alltagskompetenzen

vermittelt bekommen. Berufstätige

Eltern brauchen im Haushalt oftmals

Entlast ung. Auch sollen Pflegebedürftige

mit fachkundiger Unterstützung möglichst

lange zuhause wohnen können.

Wer in einer Einrichtung lebt, möchte

z. B. an der Essenszubereitung oder

an Alltagstätigkeiten beteiligt werden.

Darüber hinaus ermöglicht eine angemessene

Versorgung und Betreuung

durch Hauswirtschaft zahlreichen

Menschen Arbeit und Beschäftigung im

krisensicheren Sektor der Gesundheitsund

Sozialwirtschaft.

Qualifizierung in der Hauswirtschaft

fordern die Unterzeichnenden auf allen

Ebenen, von der betrieblichen bis zur

akademischen Ausbildung an Hochschulen,

die fachliche Weiterentwicklung

in Theorie und Praxis die Entwicklung

von langfristig tragbaren Strukturen zur

Vernetzung, Forschung und Entwicklung.

Einige der Unterstützerinnen und Unterstützer

haben sich im Rahmen einer am

2. November gestarteten Kampagne des

Diakonischen Werks Württemberg über

Twitter mit Statements zu Wort

gemeldet, warum Hauswirtschaft einerseits

und das Innovations- und

Ursula Schukraft

Projektleitung, Innovations- und

Kompetenzzentrum Hauswirtschaft

Baden-Württemberg

© Schukraft

Kompetenzzentrum andererseits wichtig

für Sie und Ihre Arbeit sind (Beispiele:

siehe Abbildung). Als ein Vertreter von

sozialen Einrichtungen sagt etwa Pfarrer

Frank Stefan, Vorstand der Diakonie

Kork: „Hauswirtschaft ist wichtig für die

Diakonie Kork, weil sie die fundamentalen

Grundlagen für gelingendes Leben

und Teilhabemöglichkeiten legt.“ Auch

André Peters, Vorstand der Diakonie

Baden, beschreibt den Wert der Hauswirtschaft

so: „Hauswirtschaft ist

wichtig, weil Liebe durch den Magen

geht und es sich nach zuhause anfühlt,

wenn man vom Boden essen könnte.“

Kaspar Pfister, Gründer und Geschäftsführer

der bundesweiten BeneVit-Gruppe,

kann den Nutzen professioneller Hauswirtschaft

mit einer imposanten Zahl

belegen, denn sie habe „einen erheblichen

Anteil daran, dass pro Jahr bis zu

20 Prozent der Bewohner im Pflegegrad

zurückgestuft werden können.“

Alle sprechen sich damit auch für

eine feste Etablierung eines Kompetenzzentrums

Hauswirtschaft in

Baden-Württemberg aus, die angesichts

der eingangs beschriebenen Entwicklungen

im Feld der Hauswirtschaft und

aller sozialen Dienste dringend vonnöten

ist.

Ursula Schukraft

Dr. Mareike Bröcheler

Dr. Mareike Bröcheler

Referentin, Innovations- und

Kompetenzzentrum Hauswirtschaft

Baden-Württemberg

© Bröcheler

26 FUNDUS 4 2021


DAS BESTE EQUIPMENT

FÜR SAUBERKEIT UND

HYGIENE.

Das Kärcher-System mit individuell kombinierbaren und perfekt

aufeinander abgestimmten Komponenten bietet Voraussetzungen

für eine wirtschaftliche und effektive Reinigung, bei der auch

Faktoren wie Hygienevorschriften, Arbeitssicherheit oder Umweltverträglichkeit

berücksichtigt sind. kaercher.de


BERUF&ausbildung

ALLTAGSKOMPETENZ IN

SCHULEN ERWERBEN

Ein kompakter Fahrplan für den Unterricht im Bereich Haushalts- und

Alltagskompetenz mit Arbeits- und Ideenblättern – der Hauswirtschafts-

Führerschein bietet ein Komplettpaket für Lehrkräfte aus der

Hauswirtschaft in Niedersachsen.

Alle zwölf Module des Materials sind

nach dem gleichen Schema aufgebaut:

Neben Basisinformationen erhalten

Lehrkräfte Materialien, wie Arbeits- und

Lösungsblätter, Ideen für Interaktionen

und Gespräche, Merkblätter bzw. Handouts,

Praxisbeispiele und Präsentationen.

Die einzelnen Module sind

in sich abgeschlossen und

können unabhängig voneinander

oder nachein ander

eingesetzt werden. Der

HauswirtschaftsFührerschein

bietet Pädagoginnen

damit ein Komplettpaket,

das je nach Schülergruppe

erweitert werden sollte

und auf die Interessen

der Lernenden eingeht.

Außerdem liegt ein

Vorschlag für ein Teilnahmezertifikat

für die Schülerinnen

und Schüler bei. Die zwölf Module

beschäftigen sich mit folgenden Themen:

Seit Juni 2021 gibt es in

Niedersachsen den HauswirtschaftsFührerschein

als Download

– anhand von zwölf Modulen können

hauswirtschaftliche Lehrkräfte damit

Haushalts- und Alltagskompetenzen in

ihren Unterricht holen. Hinter dem

Material steht echte Fachexpertise: Die

Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft

Niedersachsen e.V. hat die zwölf

Module unter der Projektleitung von

Prof. Dr. Elisabeth Leicht-Eckardt

gemeinsam mit mehr als 30 Fachleuten

aus der Praxis entwickelt. Finanziell

gefördert wurde dieses Projekt durch das

Niedersächsische Ministerium für

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Der HauswirtschaftsFührerschein ist für

Lehrkräfte entwickelt und dient als Basismaterial

im Unterricht zur Vermittlung

haushaltsbezogener Kompetenzen in den

Bereichen

• Stärkung von Alltagskompetenzen

• Ernährungs- und Verbraucherbildung

• Berufsorientierung

Das Material zeichnet sich durch alltagsnahe

Beispiele aus, die den Unterricht für

Lernende besonders interessant machen.

Die Zielgruppe sind Schüler und Schülerinnen

sowie junge Erwachsene, die sich

im Übergang von Schule und Beruf

befinden. In den Schuljahren vor dem

Schulabschluss passiert für die Schülerinnen

und Schüler häufig sehr viel.

Themen, die Jugendliche bewegen

Ernährung, Nachhaltigkeit, die eigenen

Finanzen und auch die erste Wohnung

sind Themen, die die Generation Z

bewegen. Das zeigen Erhebungen wie die

SHELL-Jugendstudie 2019 oder die

McDonalds Ausbildungsstudie 2019:

Eigenständigkeit und Umweltschutz sind

für die Jugendlichen von Relevanz.

Außerdem wünschen sich viele junge

Menschen bereits in der Schulzeit mehr

rund um Alltagskompetenzen wie

Finanzwissen oder den Umgang mit

Werkzeugen zu erlernen. Und auch

Ernährung ist von Bedeutung für die

junge Zielgruppe, wie eine Erhebung der

Universität Göttingen zeigt: 90 Prozent

der 14–29-Jährigen haben demnach ein

großes Interesse an Ernährung.

So ist das Material aufgebaut

1. Lebensmittel: Einkauf und

Lagerung

2. Auskommen mit dem Einkommen

3. Verträge im Haushalt

4. Haushaltsmanagement

5. Nachhaltigkeit im Haushalt

6. Ernährung: bedarfs- und

bedürfnisgerecht

7. Hygiene im Haushalt

8. Prüf- und Gütesiegel

9. Wäschepflege

10. Wohnungsreinigung

11. Hauswirtschaftliche Betreuung

12. Hauswirtschaft in Dienstleistungsbetrieben

Auf der Website des ZEHN gibt es einen

Einblick in das erste Modul „Lebensmittel:

Einkauf und Lagerung“.

Schrittweise Einführung in die

Schulen

Da das Material für Lehrkräfte mit hauswirtschaftlichem

Hintergrundwissen

ausgerichtet ist, versendet das ZEHN den

HauswirtschaftsFührerschein bisher nur

an BBS-Lehrkräfte in Niedersachsen.

Dort wird dieses Material in einer ersten

Testphase in der Berufseinstiegsschule

eingesetzt. Im kommenden Jahr sollen

Fortbildungen für Lehrkräfte der

allgemeinbildenden Schulen ohne fachlichen,

hauswirtschaftlichen

Hintergrund angeboten werden.

Diese Fortbildung

berechtigt die

Pädagoginnen

dann, das Material

einzusetzen. Nach

dieser Pilotphase

soll das Material

Die einzelnen Module

können unabhängig

voneinander eingesetzt

werden

28 FUNDUS 4 2021


Der HauswirtschaftsFührerschein

bereitet auf das Leben vor

auch Fachlehrerinnen

aus

anderen Bundesländern

zur Verfügung

stehen.

Kein Material für die Ausbildung

Auch wenn der Name Hauswirtschafts-

Führerschein den Anschein erweckt, das

Material könnte zur Berufsausbildung in

der Hauswirtschaft beitragen, muss hier

eindeutig getrennt werden zwischen der

professionellen Berufsausbildung und

den Haushalts- und Alltagskompetenzen

für jedermann/-frau. „Die Module enthalten

Basiswissen für Menschen mit

wenigen Vorkenntnissen. Sie vermitteln

Kompetenzen des

alltäglichen Lebens,

die jeder von uns im

eigenen Haushalt braucht.

Um junge Menschen auf das

‚Leben vorzubereiten, eignet

sich der Einsatz besonders gut in

Schulen“, erklärt Angrit Bade, die

im ZEHN als Fachreferentin für

Hauswirtschaft tätig ist und den HauswirtschaftsFührerschein

koordiniert.

Starkes öffentliches Interesse

am HauswirtschaftsFührerschein

Seit der offiziellen Veröffentlichung des

HauswirtschaftsFührerscheins im Juni

2021 ist das Interesse an dem Material

riesig: Zeitungen, TV- und Radiosender

haben das Thema aufgegriffen. Auch das

Interesse aus der hauswirtschaftlichen

Fachbranche ist durchweg positiv.

„Besonders freut mich die hohe Anzahl

an Download-Anfragen“, sagt Angrit

Über das ZEHN

Das Zentrum für Ernährung und

Hauswirtschaft Niedersachsen

wurde im Oktober 2019 in Niedersachsen

gegründet. Informationen

über das ZEHN unter www.zehnniedersachsen.de.

Neben Ernährung und Hauswirtschaft

gehören Lebensmittelwertschätzung

und Alltagskompetenzen

zu den Schwerpunktthemen

des ZEHN. Letzteres vermittelt das

ZEHN nicht nur über den HauswirtschaftsFührerschein,

sondern auch

über Instagram und Facebook

(zehn_niedersachsen).

Bade. „Dadurch wird besonders deutlich,

wie wichtig dieses Thema in den verschiedenen

Settings ist und passendes

Material gebraucht wird.“

Angrit Bade

Fachreferentin Hauswirtschaft

Anzeige

„ Miele MOVE “

behält Wäschereimaschinen im Blick

Welche Waschmaschinen sind eingeschaltet? Wann werden

sie fertig sein? Wie hoch ist der Verbrauch? Fragen wie

diese beantwortet das neue Portal „Miele MOVE“ live. Auf

dem PC und mobilen Endgeräten vereinfacht es viele

Arbeitsprozesse.

Die neue, digitale Lösung ist für die aktuelle Wäschereimaschinen-Generation

„The New Benchmark Machines“

verfügbar. Anwender können Prozessdaten sammeln,

archivieren und somit Prozesse dokumentieren – so lässt sich

auch nachweisen, ob Desinfektionsprogramme planmäßig

beendet worden sind. Die Daten können für die Auswertung

und Archivierung exportiert und gespeichert werden.

Relevante Nachrichten gehen auf Wunsch über das Portal auf

mobilen Endgeräten ein, beispielsweise sobald Waschmaschinen

oder Trockner entladen werden können. Somit wird mancher

Weg in weit entfernte Räume überflüssig. Ebenfalls praktisch:

Über die Verknüpfung mit dem Miele Professional Shop können

Verbrauchsmaterialien leicht nachbestellt werden.

Weil alle Informationen an einem Ort vorhanden sind, lassen

sich auch eventuelle Probleme schneller lösen. Fehlermeldungen

können an den Kontakt im Service übermittelt werden, ohne

dass dafür ein Anruf nötig wäre. Für die Mitarbeiterinnen und

Eine digitale Lösung, die viele Arbeitsprozesse vereinfacht: das neue

Portal „Miele MOVE“. Auf Wunsch schickt es relevante Nachrichten an

mobile Endgeräte oder den PC – etwa, wenn Waschmaschinen und Trockner

entladen werden können.

Mitarbeiter ist die Ursache dank der gesendeten Daten sofort

erkennbar und kann behoben werden – entweder durch Fachpersonal

oder in „leichteren Fällen“ durch telefonische Anleitung

zur Selbsthilfe.

Weitere Informationen: www.miele.de/mielemove

© Miele

FUNDUS 4 2021 29


NETZwerk

© dgh

dgh-Jahrestagung 2021

DGH FEIERT

70-JÄHRIGES JUBILÄUM

110 Teilnehmende trafen sich anlässlich der ersten Präsenzveranstaltung

seit langem in Hannover zur diesjährigen Jahrestagung. Auch die

Inhalte der neun Workshops hatten ein thematisches Ziel: Haushaltswissenschaftliche

Perspektiven für das Leben 2050.

Unter dem Motto „Leben 2050. Haushaltswissenschaftliche

Perspektiven“

wurde am 23. September 2021 die

Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für

Hauswirtschaft (dgh) in Hannover eröffnet.

Im Rahmen der zweitägigen Fachveranstaltung

feierte die dgh zugleich ihr 70-jähriges

Bestehen. Die Schirmherrschaft hatte

Barbara Otte-Kinast, Niedersächsische

Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft

und Verbraucherschutz.

Vor rund 110 Gästen, darunter zahlreiche

Vertreterinnen und Vertreter aus Politik,

Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft,

hat Prof. Dr. Angelika Sennlaub,

Vorstandsvorsitzende der Deutschen

Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V., in

ihrer Eröffnungsansprache die Bedeutung

der Fachgesellschaft hervorgehoben: „70

Jahre dgh – das sind 70 Jahre Kompetenz.

Kompetenz, die vor allem in unseren Fachausschüssen

und Beiräten steckt. Sie sind

das Herz der dgh. 1951 gegründet, gilt die

dgh heute als führende Fachgesellschaft für

Hauswirtschaft und Haushaltswissenschaften

in Deutschland. Sie ist kompetente

Ansprechpartnerin auf politischer Ebene

und steht für den Diskurs zwischen

Wissenschaft und Praxis.“

Einen lebendigen Austausch zwischen

Politik und Wissenschaft bot auch der

Eröffnungsdialog: Hier haben Prof. Dr.

Angelika Sennlaub und Prof. Dr. Ludwig

Theuvsen, Staatssekretär im Ministerium

für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,

zum Thema „Leben 2021.

Zur aktuellen Bedeutung von Hauswirtschaft

und Haushaltswissenschaft im Jahr

2021“ diskutiert.

Im Vortrag „Elektrizität in jedem Gerät –

Zur Geschichte von Energiekonsum und

Arbeit im Haushalt“ hat Dr. Sophie Gerber,

Kuratorin Technisches Museum Wien, die

Teilnehmenden auf eine Zeitreise geschickt:

in die Anfangsjahre der Elektrifizierung

und Technisierung (west-)deutscher Haushalte.

Unter dem Eindruck der

fortschreitenden Digitalisierung – und

großer gesellschaftlicher Herausforderungen

wie der Ressourcenknappheit – sind

hierbei zugleich vielfältige Anregungen

und Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt

worden.

Neun Workshops

Das „Leben 2050. Haushaltswissenschaftliche

Perspektiven“, Herausforderungen

und Chancen, das gemeinsame multiprofessionelle

Zusammentragen von

wissenschaftlichen Erkenntnissen, Fachwissen

und Erfahrung, aber auch

Forderungen für die Zukunft – all dies war

Gegenstand der nachfolgenden Workshops.

In den insgesamt neun Workshops

wurden verschiedene Themenkomplexe

gemeinsam bearbeitet und in zwei von

Prof. Dr. Stephanie Hagspihl, Prodekanin

Hochschule Fulda, moderierten Podiumsdiskussionen

präsentiert.

30 FUNDUS 4 2021


Hier die Themen der Workshops:

• Age-friendly Homes and Communities –

Contribution of Personal and Household

Services

• Budgetberatung für Familien: Was brauchen

und was kosten Kinder?

• Tech-Talk Hauswirtschaft 2050:

Innovation, Automatisierung und

Digitalisierung

• Der Alltag von morgen beginnt heute!

– Reflexionen und Perspektiven für

professionelles hauswirtschaftliches

Handeln in der Zukunft

• Leben 2050: Einfluss gesellschaftlicher

Transformationen auf Privathaushalte –

wissenschaftlicher Diskurs und

Forschungsperspektiven

• Gutes Leben und Wohnen für jedes

Alter – mit Unterstützung durch

„Geprüfte Fachhauswirtschafter/innen“

• Durch Teilqualifizierung Fachkräfte

gewinnen – Rückblick, Einblick, Ausblick

• Nachhaltigkeit: Haushaltswissenschaft

2050!

• Wohnen: die vergessene Größe in der

Alltagsgestaltung

Begleitet wurden die Workshops von der

Postersession „Leben 2050“: einer Aktion,

bei der das „Junge Forum“ der dgh – ein

Zusammenschluss von jungen, engagierten

Nachwuchswissenschaftlerinnen und

-wissenschaftlern aus dem Bereich der

Ökotrophologie, Haushaltswissenschaften

und verwandter Studiengänge – bereits im

Vorfeld der Jahrestagung zu einem „Call

for Papers“ aufgerufen hatte. Präsentiert

wurden dabei aktuelle Praxis- oder

Forschungsprojekte, Studien- oder

Abschlussarbeiten.

Nachwuchspreis

Der Förderung des wissenschaftlichen

Nachwuchses als Zukunftsträger gilt innerhalb

der dgh von jeher ein besonderes

Augenmerk. Mit Spannung wurde daher

auch die Vergabe des „dgh-Nachwuchspreises

2021“ erwartet. Die Auszeichnung

wurde im Rahmen eines Festakts am ersten

Tagungsabend verliehen. Gemeinsam mit

der Helga-Brenn-Stiftung vergibt die Deutsche

Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V.

die Auszeichnung – in den Kategorien:

Bachelor, Master und Promotion – für

herausragende Abschlussarbeiten in der

Ökotrophologie, in Haushaltswissenschaften

und verwandten Studiengängen.

Neuer Beirat gegründet

Neben der Wahl des Vorstandes hat die

Mitgliederversammlung die Gründung des

Beirats „Nachhaltigkeit“ beschlossen. Der

Beirat „Nachhaltigkeit“ wird von den dgh-

Mitgliedern Prof. Dr. Uwe Großmann und

Prof. Dr. Melanie Speck koordiniert und

soll in der dgh fachausschussübergreifend

die interdisziplinäre Zusammenarbeit rund

um den Themenkomplex „Nachhaltigkeit

und Nachhaltigkeitstransformation“

fördern und bündeln. Im Mittelpunkt

steht dabei die Idee, quantitative und

qualitative Maßnahmen sowie Ziele mit

den Herausforderungen, die zukünftig an

die Haushaltswissenschaft und Hauswirtschaft

gestellt werden, zu verzahnen und

gemeinsam ökologische, soziale, gesundheitsorientierte

und ökonomisch tragbare

Lösungen zu finden. Diese Lösungen sollen

einen gesellschaftlichen Beitrag für die

Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitstransformation

im Sinne der Sustainable

Development Goals (SDGs) leisten. Mit

dem Beirat „Nachhaltigkeit“ will die dgh

die interdisziplinäre Zusammenarbeit und

den interdisziplinären Austausch noch

stärker fördern. Zu den Kernaufgaben

des neu gegründeten Organs zählen dabei

insbesondere eine zukunftsfähige Positionierung

der dgh sowie die Ausarbeitung einer

eigenen „dgh-Nachhaltigkeitsstrategie“.

70 Jahre dgh

Gefeiert wurden auch 70 Jahre dgh – das

sind sieben Jahrzehnte des Austauschs

zwischen Wissenschaft und Praxis. Dieses

Jubiläum wurde am Abend in der Innenstadt

von Hannover festlich begangen.

Nähere Informationen zu den Inhalten der

Workshops unter www.dghev.de.

Martina Schäfer

VORSTAND DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT

FÜR HAUSWIRTSCHAFT E. V. IM AMT BESTÄTIGT

Die Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft

e. V. (dgh) hat am 23. September 2021 in Hannover turnusgemäß

den Vorstand ihrer Fachgesellschaft gewählt. Dabei sind alle amtierenden

dgh-Vorstandsmitglieder in ihrem Amt bestätigt worden. Zugleich hat

die Mitgliederversammlung mit Prof. Dr. Birgit Peuker ein neues

Mitglied in den Vorstand berufen.

Sie übernimmt das Amt des Stellvertretenden Vorstandsmitglieds von

Dr. Inge Maier-Ruppert, die dieses Amt – in Personalunion mit dem

Amt des Rechnungsführenden Vorstandsmitglieds – seit September

2013 begleitet hatte.

Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. setzt

sich demnach wie folgt zusammen: Prof. Dr. Angelika Sennlaub (Vorsitzende),

Prof. Dr. Birgit Peuker (Stellvertretendes Vorstandsmitglied),

Martina Schäfer (Stellvertretendes Vorstandsmitglied), Prof. Dr. Sascha

Skorupka (Stellvertretendes Vorstandsmitglied), Dr. Inge Maier-Ruppert

(Rechnungsführendes Vorstandsmitglied) sowie Petra Wehmeier

(Geschäftsführendes Vorstandsmitglied).

Der dgh-Vorstand mit (v. l.): Sascha Skorupka, Birgit Peuker,

Angelika Sennlaub, Agnes Loose (Geschäftsstelle), Martina

Schäfer, Inge Maier-Ruppert. Es fehlt Petra Wehmeier.

© dgh

FUNDUS 4 2021 31


NETZwerk

Ausgezeichnet!

NACHWUCHSPREIS DER DGH

VERLIEHEN

Die Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (dgh) hat gemeinsam

mit der Helga-Brenn-Stiftung den „dgh-Nachwuchspreis 2021“ an fünf

Nachwuchswissenschaftlerinnen für herausragende Abschlussarbeiten

verliehen.

Der stellvertretende Vorsitzende der

Helga Brenn Stiftung, Dr. Wolfgang

Brenn, sagt anlässlich der

Preisverleihung: „Ich freue mich, heute

exzellente junge Wissenschaftlerinnen für

ihre zukunftsweisenden Arbeiten mit

dem dgh Nachwuchspreis 2021 auszeichnen

zu können. Mit ihren

Abschlussarbeiten haben die Preisträgerinnen

Themen von hoher

gesellschaftlicher Relevanz aufgegriffen,

sie haben innovative Denkanstöße und

Handlungsempfehlungen gegeben und

einen wertvollen Beitrag zur haushaltswissenschaftlichen

Forschung geleistet.“

Von allen eingereichten Arbeiten sind

fünf Abschlussarbeiten mit dem „dgh-

Nachwuchspreis 2021“ prämiert worden:

eine Dissertation, eine Masterarbeit sowie

drei Bachelorarbeiten. Ausgezeichnet

wurden in der

Kategorie Dissertation:

Dr. Elke Moormann für ihre Dissertation

an der Universität Paderborn zum

Thema: „Nachhaltigkeitsmanagement

hauswirtschaftlicher Dienstleistungen.

Managementtheoretische Untersuchung

in sozialen Einrichtungen“

Kategorie Masterarbeit:

Anna Gnielka für ihre Masterarbeit an

der Hochschule Niederrhein zum Thema:

„Der Einfluss des Konsumenten auf die

Ökobilanz von Nudeln innerhalb der

Bereiche Zubereitung, letzte Meile und

Verpackung“

Kategorie Bachelorarbeit:

Victoria Hebald für ihre Bachelorarbeit

an der Universität Bonn zum Thema:

„Untersuchung soziodemografischer

Unterschiede im Verbraucherverhalten

bei der Nutzung von Kühlschränken

in Deutschland“

Angelina Heumüller für ihre Bachelorarbeit

an der Hochschule Fulda zum

Thema: „Anwendung von Verpflegungskonzepten

für Menschen mit Demenz in

der Praxis. Eine Untersuchung am Beispiel

stationärer Einrichtungen der Altenhilfe

in Fulda“

Janine Kettler für ihre Bachelorarbeit an

der Fachhochschule Münster zum Thema:

„#StopTheSpread: Konzeption eines

Escape Rooms zu Basishygienemaßnahmen

hauswirtschaftlicher Mitarbeiter“

Der „dgh-Nachwuchspreis“ wird, seit

Januar 2020 gemeinsam mit der Helga-

Brenn-Stiftung, jährlich für herausragende

wissenschaftliche Abschlussarbeiten an

Hochschulen und Universitäten vergeben.

Die eingereichten Arbeiten müssen aus

den Studien- und Forschungsbereichen

der Ökotrophologie oder verwandter

Disziplinen stammen. Die Arbeiten

werden mit entsprechender Begründung

der betreuenden Professorinnen und

Professoren vorgeschlagen. Die Begutachtung

der Arbeiten erfolgt durch jeweils

zwei Begutachtende von anderen Hochschulen

oder Universitäten sowie durch

den dgh-Vorstand.

Die Abstracts der mit dem „dgh-Nachwuchspreis

2021“ ausgezeichneten

Arbeiten werden in Kürze im Online-

Journal HAUSWIRTSCHAFT UND

WISSENSCHAFT veröffentlicht.

Die ausgezeichneten Preisträgerinnen Janine Kettler, Victoria Hebald und Angelina Heumüller

(v. l.) mit Dr. Wolfgang Brenn, Christine Küster und Elisabeth Leicht-Eckardt (v. l.), Koordinatorinnen

des Nachwuchspreises

© Mathias Eckardt

32 FUNDUS 4 2021


Online-Event mit vielen Tipps für und aus der Praxis

19. RHW-HYGIENEFORUM

Robert Baumann von der Fachzeitschrift rhw-management bewies mit

dem Programm zum Hygieneforum am 28. Oktober 2021 mal wieder ein

gutes Händchen. Die Vielfalt der Themen und der Praxisbezug kamen

bei den über 80 Teilnehmern sehr gut an.

Den Anfang machte Martina

Feulner (H wie Hauswirtschaft –

Pellworm) mit dem Thema: „Neue

DIN-Normen und Leitlinien 2022. Über

die Hürden der Anerkennung zur Professionalisierung.“

Mit ihrer Prämisse „Es ist

wichtig, dass eine Profession die Normen

und Leitlinien aktiv mitgestaltet, die in

den Betrieben umzusetzen sind“, traf sie

den Kern der Problematik. Anhand einer

Zusammenstellung verschiedener Regelwerke,

in denen fachliche Anforderungen

an die Praxis formuliert sind, konnte sie

die Mitarbeit z.B. bei den DIN-Normen

zur Lebensmittelhygiene, Krankenhausreinigung

und haushaltsnahen

Dienstleistungen sowie verschiedenen

Branchenleitlinien, dem Expertenstandard

Pflege und der S1-Leitlinie zur

Lebensqualität und sozialen Teilhabe

aufführen. Es waren u.a. auch die

Experten der Deutschen Gesellschaft für

Hauswirtschaft (dgh), die sich hier mit

ihrem Wissen und ihrer Expertise

einbringen konnten. Regelwerke unterstützen

im beruflichen Alltag das

Sichtbarmachen der hohen Fachlichkeit

der Hauswirtschaft. M. Feulner arbeitet

aktuell an der Leitlinie „Wenn in sozialen

Einrichtungen und Diensten gekocht

wird“, die derzeit in der letzten Abstimmungsphase

ist und hoffentlich Anfang

2022 erscheinen wird. Zu den aktuellen

Neuerungen dieser Leitlinie gehören u.a.

die Notfallversorgung und Infektionsschutzmaßnahmen

für Mitarbeiterinnen

und Nutzerinnen.

Im nächsten Beitrag wies Rose Mück

(Hyco Consult Mück – Cuxhaven) auf die

Zielsetzungen von Arbeitsanweisungen

bei Wäsche und Co hin. Anhand vieler

guter Beispiele ging sie auf die Gliederung,

den Ablauf, die Formulierung und

die Darstellungsform von Arbeitsanweisungen

ein. Vor allem die Verwendung

von Piktogrammen und Bildern, nach

Möglichkeit sogar aus der eigenen Ein-

richtung, erleichtern die Akzeptanz und

ersparen viele Worte. Mit dem Untertitel

ihres Vortrags „klingen manchmal

komisch – sind aber so“ zeigte sie alternative

und derart motivierende

Möglichkeiten auf, dass auch die Verfasserin

dieses Berichts einen neuen Anlauf

bei der nächsten Wäschekonferenz im

Betrieb in Angriff nimmt.

Was Hygienebeauftragten 2021 unter

den Nägeln brennt – aktuelle Fragen im

Zusammenhang mit Corona, das war

das Thema von Dr. Dieter Bödeker.

Einzig der deutliche Rückgang von

gastrointestinalen Infektionen während

der Pandemiedauer kann als positiver

Effekt gesehen werden. Zu den weiteren

Inhalten seines Vortrags zählten, wie der

Schutz von Geimpften zu deuten ist,

welche aktuellen Vorgaben es zum

Mund- und Nasen-Schutz gibt, welche

Schwachstellen das 3G-Prinzip und die

Testhäufigkeit in den stationären Einrichtungen

aufweisen und welche

Unsicherheiten hinsichtlich einer

Coronaimpfung bestehen.

Mit Spannung wurden die Referate

zweier Praktikerinnen erwartet, die mit

dem Titel: „Das haben wir konkret aus

der Pandemie gelernt“ ihre ganz persönlichen

Erfahrungen mitteilten. Die

beiden hauswirtschaftlichen Führungskräfte

Christina Uhl und Barbara

Baumann haben da unterschiedliche

Erfahrungen gemacht. In der Diakonie

in Bruckberg leben in mehreren Häusern

über 500 Bewohner mit einer

geistigen Beeinträchtigung. Dank detaillierter

Maßnahmen zu Beginn und

während der Pandemie konnte das

Infektionsgeschehen im Rahmen

gehalten werden. Eine enge Zusammenarbeit

mit allen Berufsgruppen in der

Einrichtung und die Unterstützung der

Einrichtungsleitung waren weitere wichtige

Erfolgspunkte. Zu den größten

Lernprozessen in dieser schwierigen Zeit

waren nicht nur die guten Netzwerke in

den Einrichtungen, sondern auch die

genaue Planung der beratenden Begehungen

mit den Behörden. Hier sollten

immer auch eine Hygieneärztin und

eine Hy gienefachkraft anwesend sein,

um Unklarheiten vor Ort erst gar nicht

entstehen zu lassen. Eine psychosoziale

Begleitung der Mitarbeiter in Form

einer Krisenintervention gehörte ebenfalls

zu den wichtigsten Ergebnissen.

Robert Baumann dankte an dieser Stelle

den Kolleginnen für ihre Offenheit und

ihr Engagement, die anstehenden Probleme

und Krisen zu meistern.

Bislang gab es keinen einheitlichen

Reinigungsstandard für deutsche Krankenhäuser,

sondern nur Empfehlungen

der Kommission für Krankenhaushygiene

und Infektionsprävention

(KRINKO). Das änderte sich mit der im

September 2021 erschienenen DIN-

Norm 13063. Prof. Benjamin Eilts von

der Hochschule Albstadt-Sigmaringen

beschrieb die wichtigen Schritte zur

hygienischen Reinigung und die neue

DIN 13063. In der DIN sind sowohl die

Eigenreinigung als auch die Fremdreinigung

beschrieben. Wichtige

Vereinbarungen zur Struktur-, Ergebnisund

Prozessqualität zwischen

Leistungserbringer und Leistungsempfänger

schaffen eine wichtige rechtliche

Absicherung. Seine praxisnahen Ausführungen

zu den einzelnen Bereichen

ließen zum Teil vermuten, dass er nicht

in einer Hochschule die Tage verbringt,

sondern mitten im Krankenhaus für die

Reinigung zuständig ist. Mit dieser

Norm werden endlich die notwendigen

Prozesse gut abgebildet, die nicht nur

als Chance für eine gelingende Hygiene,

sondern auch im Hinblick auf die Patientensicherheit

zu sehen sind.

Somit war der Bogen zum ersten Vortrag

gespannt und die Teilnehmer können

nun mit vielen Praxistipps, Praxiserfahrungen

und der Kenntnis über

unterschiedliche Gesetzgebungen in

ihrem beruflichen Alltag die Vielschichtigkeit

der Hauswirtschaft präsentieren.

Martina Schäfer

FUNDUS 4 2021 33


PRAXISwissen

© Oleksandr Briagin / iStock / Getty Images

Weihnachten in Neuseeland

IM LAND DER

LANGEN WEISSEN WOLKE

Sie erinnern sich? Vor einem Jahr gab es einen Bericht über Weihnachten

in den USA. In diesem Jahr berichten wir aus einem für uns noch weiter

entfernten Land: Neuseeland. – Da Wetter und Sonnenstand zur Weihnachtszeit

dort dem unseren entgegengesetzt sind, sind Tradition und

Brauchtum auch andere. Doch lesen und schauen Sie selbst ...

N

euseeland liegt auf der Südhalbkugel,

auf der zu Weihnachten

sommerliche Temperaturen

herrschen, jedoch in Deutschland findet

Weihnachten in der kalten Jahreshälfte

statt. Dieser große Unterschied der Jahreszeit

und damit verbunden das Wetter wirkt

sich enorm auf die Gestaltung des Weihnachtsfests

aus. Deswegen wird

Weihnachten nicht mit Glühwein und

Plätzchen im trauten Heim verbracht,

sondern eher mit der Familie am Strand

beim Picknick. Statt auf leise rieselnden

Schnee hoffen die Kiwis im Dezember auf

Strandwetter an weißen Sandstränden.

Das bedeutet sommerliche Kleidung statt

dicker Wintermantel, Surfen statt Schnee

schippen und laue Nächte draußen statt

kalte Winterabende auf dem Sofa.

Aus diesem Grund wirkt Weihnachten in

Neuseeland besonders skurril auf uns

Europäer, es fühlt sich „verdreht“ an, da

alle Feste wie Weihnachten und Ostern in

einer anderen Jahreszeit stattfinden,

„Down Under“ oder am anderen Ende der

Welt, wie es so schön gesagt wird.

Aotearoa

nannten die Maori Neuseeland, die als

Ureinwohner um 750 mit der Besiedlung

der beiden Inseln im Südpazifik begannen.

Aotearoa setzt sich aus drei

Wörtern „Ao“, „tea“ und „roa“

zusammen. Das erste Wort hat die

Bedeutung: Wolke, Erde/Welt, das

zweite Wort bedeutet: weiß und das

dritte steht für: lang oder groß/hoch.

Die gebräuchlichste Übersetzung dieser

drei aneinandergereihten Wörter ist:

Das Land der langen weißen Wolke.

34 FUNDUS 4 2021


Bedingt durch die warmen Temperaturen

und die hellen Nächte, ist es ein Fest mit

einer fröhlichen Note, die ganz im Widerspruch

zur „deutschen Besinnlichkeit“

steht. Die Dekorationen sind meist bunt

und humorvoll, Father Christmas trägt

durchaus auch rote Badehosen mit

weißem Fellrand. Trotz der warmen

Außentemperaturen wird in Neuseeland

die winterliche Symbolik eines Pelz

tragenden und Schlitten fahrenden Weihnachtsmanns

gepflegt. An den Scheiben

der Supermärkte hängen Schneeflocken

und mit Glitzerspray wird versucht, den

Frost vorzutäuschen. Im Einzelhandel

schmücken und verkleiden sich die Verkäufer/innen

mit Santa-Claus-Mützen

und weihnachtlichen Ohrringen, und aus

den Lautsprechern der Supermärkte

schallen Songs wie: „Let it snow, let it

snow ...“

Der Dezember ist der Ferienmonat

Christmas-Pudding

© robertsre / iStock / Getty Images

Bei den Temperaturen bleiben

die Rentiere im Stall und Santa Claus

packt das Surfbrett aus

Der Dezember ist der erste Sommermonat,

in dem viele Weihnachtsfeiern von

Schulen, Vereinen und Betrieben stattfinden,

oft als Freiluftveranstaltungen in

Form von Grillfesten und Picknicks. Es ist

eine Partyzeit, in der man sich über das

warme Wetter freut, den Garten bestellt,

der Bauer das erste Heu einbringt.

Gleichzeitig mit Weihnachten werden

auch die beginnenden sechswöchigen

Sommerferien vorbereitet. Die Schüler

haben von Mitte Dezember bis Anfang

Februar Sommerferien und die meisten

Unternehmen schließen über Weihnachten

und Neujahr mindestens zwei

Wochen. Daher ist die Weihnachtszeit für

viele Neuseeländer die Hauptreisezeit, wo

sie ihren Jahresurlaub genießen. Oft verbringen

sie die Ferien in ihrem lokalen

Ferienhaus, bekannt als „bach“, oder sie

fliegen ins große Nachbarland Australien.

Viele Familien bleiben auch zu Hause und

genießen die Sonne, den Strand und das

Schwimmen im Meer.

Weihnachtsparaden statt

Weihnachtsmärkte

© pixabay

Weihnachtsmärkte sind in Neuseeland

nicht bekannt, stattdessen gibt es die

neuseeländischen Weihnachtsparaden.

Christmas Parades sind wie Karnevalsumzüge,

nur wird „Merry Christmas“ statt

„Kölle Alaaf“ gerufen. Sie erinnern uns an

unsere Rosenmontags-Umzüge. Die zahlreichen

Santa Parades finden meist schon

Ende November in allen größeren Städten

Neuseelands statt und begeistern Groß

und Klein mit farbenfroh geschmückten

Umzugswagen und traditionellen

Marschkapellen. Viele freiwillige Helfer,

Schulklassen und Vereine nehmen an dem

Umzug teil, besonders beliebt sind Themen

wie Comicfiguren, Superhelden und Filmfiguren

für die Gruppen. Das Highlight

der Parade für die Kinder ist Santa Claus

mit seinem Rentiergespann.

Oft nach der Parade treffen sich die Teilnehmer

und Zuschauer auf einer Wiese,

wo die Party mit Bühnenprogramm und

Fressbuden weitergeht. – Der Ursprung

der Weihnachtsparaden war, die Ankunft

von Santa Claus in den Kaufhäusern

anzukündigen und den Weihnachtsvorverkauf

einzuläuten. Die Menschen

sollten in den Einzelhandel gelockt

werden, dementsprechend kommerziell

waren schon die ersten Paraden im Jahr

1913 gestaltet.

Carols by Candlelight

In vielen größeren Städten Neuseelands

wird zu „Weihnachtslieder bei Kerzenschein“

Carols by Candlelight eingeladen,

wo gemeinsam Weihnachtslieder

gesungen werden. Viele Familien

kommen, ausgerüstet mit Picknicks,

Decken und Mückenspray, um den Abend

im Freien mit Weihnachtslieder-Singen

CHRISTMAS Parades sind wie Karnevalsumzüge,

nur wird „Merry CHRISTMAS“

statt „Kölle Alaaf“ gerufen.

zu verbringen. Schulkassen und Vereine

runden das Programm mit ihren weihnachtlichen

Darbietungen ab. Diese

Veranstaltungen finden in großen

Parks im Zentrum der Städte statt und

werden in den Tagen vor Weihnachten

ausgerichtet, in der Regel treten auch

prominente Künstler des Landes auf. Der

Erlös aus den Aufführungen kommt in

der Regel Wohltätigkeits-Organisationen

zugute.

Weihnachtsbräuche

Das englische Commonwealth, die Vereinigung

der ehemaligen englischen

Kolonien, prägt bis heute viele festliche

Weihnachtstraditionen in Neuseeland,

deshalb wird Weihnachten weitgehend

nach englischen Vorbildern gefeiert. Die

Maori, die neuseeländischen Ureinwohner,

gehören heute überwiegend christlichen

Kirchen an und übernahmen

FUNDUS 4 2021 35


PRAXISwissen

daher etliche europäische Weihnachtsbräuche.

Eine auf das Weihnachtsfest

vorbereitende Adventszeit mit

Adventskranz und Adventskalender ist

in Neuseeland unüblich. Weihnachtsplätzchen

und Lebkuchen gibt es nicht,

dafür schokolierte Marshmallow-Weihnachtsmänner

und Christmas Mince

Pies. Dies sind kleine Törtchen mit

Früchten, Marmelade und Gewürzen.

Statt Glühwein gibt es bei den warmen

Temperaturen eher kühle Getränke.

Die Deutschen vermissen oft die

adventliche Atmosphäre und die ganze

gewohnte ausgestaltete Festkultur

in der Vorweihnachtszeit zur Einstimmung

auf das Weihnachtsfest. Die

Weihnachtsstimmung in Neuseeland

ist eben nicht wie gewohnt besinnlichfeierlich-gemütlich,

sondern beschwingt

und ausgelassen. Weihnachten ist ein

Familienfest, die Familienmitglieder

kommen aus dem ganzen Land und

häufig aus Übersee zusammen, um

Weihnachten zu feiern. Nach dem Fest

im Familienkreis finden oft fröhliche

Partys mit Freunden statt, wo der Mittelpunkt

der Feier der Grill mit einem

gemütlichen Barbecue im Garten ist.

Der Weihnachtsbaum (eine Kiefer) wird

in neuseeländischen Familien lange

vor dem eigentlichen Fest aufgestellt

und wird in traditioneller Weise mit

Christbaumschmuck und Leckereien

geschmückt. In den meisten Familien

wird eine Weihnachts-Grußkarten-

Girlande im Wohnzimmer aufgehängt,

die sich langsam im Dezember auffüllt.

Neuseeländischer

Weihnachtsbaum

Der allerschönste Weihnachtsbaum

und das typische Weihnachtssymbol

des Landes ist der wunderschöne

Pohutukawa-Baum, der Eisenholzbaum.

Daher heißt es: Erst

wenn der Pohutukawa erblüht ist,

beginnt die Weihnachtszeit, was

ihm den Titel neuseeländischer

Weihnachtsbaum eingebracht hat.

Pünktlich zum Weihnachtsfest

erstrahlen die Blüten des Pohutukawa-Baums

in leuchtendem Rot.

Dieser Anblick ist zu einem nationalen

Symbol der Weihnachtszeit

geworden, das sich auch auf vielen

Weihnachtskarten wiederfindet.

Der immergrüne Baum steht ab

Mitte Dezember bis Mitte Januar in

voller Blüte.

Pohutukawa-Baum

Die Tage zwischen dem 24. und

26. Dezember

„Christmas Eve“, der 24. Dezember – viele

Neuseeländer besuchen eine abendliche

Weihnachtsmesse. Die von den

christlichen Kirchen, insbesondere der

anglikanischen, presbyterianischen und

katholischen Kirche, angebotenen Mitternachtsmessen

ziehen etwa ein Viertel der

Neuseeländer an. Um den geschätzten

Weihnachtsmann Santa Claus freundlich

zu stimmen, stellen die Kinder am Abend

ein Glas Milch und Kekse für ihn bereit.

Am 25. Dezember zelebrieren die Neuseeländer

„Christmas Day“, dies ist der

wichtigste Festtag an Weihnachten. Über

Nacht schlüpft Santa Claus hier durch den

Schornstein in die Häuser und legt die

Geschenke unter den Baum oder steckt

sie in die vorbereiteten Strümpfe, die

sogenannten „Christmas Stockings“. Am

Morgen dieses Tages finden die Kinder

ihre Geschenke unterm Weihnachtsbaum.

Dieser Tag gehört der Familie, die

zum Weihnachtsfestschmaus oder einem

weihnachtlichen Barbecue zusammenkommt,

und oft wird der restliche Tag am

Strand verbracht.

Weihnachtslieder werden natürlich auch

gesungen, in der Kirche und zu Hause. Für

die neuseeländische Weihnacht wurden

typisch westliche Weihnachtslieder extra

adaptiert, damit sie zur warmen und

sonnigen Atmosphäre passen. Vor allem

werden englische und irische Weihnachtslieder

gesungen. – Die Weihnachtsansprache

der englischen Königin, des Staatsoberhaupts

Neuseelands, wird traditionell

(jedoch mit rückläufiger Beteiligung) am

Bildschirm verfolgt.

Der zweite Weihnachtsfeiertag „Boxing

Day“ am 26. Dezember hat sich in Neuseeland

zu einem der umsatzstärksten

Verkaufstage entwickelt, dann haben alle

Geschäfte geöffnet und locken am verkaufsoffenen

Feiertag mit großzügigen

Rabatten an, was zu einem Ansturm auf

die Einzelhandelsgeschäfte führt.

Festtagsessen

Der Klassiker am 1. Weihnachtstag ist in

Neuseeland der Weihnachtsschinken

„Christmas Ham“. Dieser wird entweder

kalt mit Brot serviert oder gern auch

frisch geräuchert als Beilage zu Kartoffeln

und Gemüse. Gerne werden auch Truthahn

oder Lammfleisch zum Fest

zubereitet.

Im Erdofen werden traditionell

Fleisch und Gemüse gegart

© BrianScantlebury / iStock / Getty Images © FatSprat / iStock / Getty Images

36 FUNDUS 4 2021


Die Chistmas Crackers dürfen beim

Weihnachtsfest nicht fehlen

Das Highlight des Festessens ist die heiß

begehrte Süßspeise Pavlova, die niemals

an Weihnachten fehlen darf. Es ist eine

mit Obst und Sahne gefüllte Torte aus

Baiser. Die mächtige Sahne-Baiser-Torte,

die nach einer russischen Ballerina

benannt ist, gehört zu den Nationalgerichten

Neuseelands und wird zu

Weihnachten reich mit Früchten garniert

serviert. Ein weiteres gerne zubereitetes

traditionelles Weihnachtsdessert sind die

Dessert-Klassiker Christmas-Pudding und

Mince Pies, die als Nachtisch sehr beliebt

sind.

Die neuseeländischen Ureinwohner – die

Maori – haben einen speziellen Weihnachtsbrauch.

Viele Maori-Familien

bereiten das Weihnachtsessen als sogenanntes

„Hangi“ in einem Erdloch zu.

„Hangi“ heißt in der Sprache der Maori

Erdofen. Der Ablauf ist folgendermaßen:

Kräftige Männer heben eine tiefe Grube

im Erdboden aus und legen große Steine

hinein, idealerweise vulkanisches Gestein,

da sie die Hitze am besten halten. Dann

schichten sie einen gigantischen Scheiterhaufen

in der Grube auf und fackeln ihn

ab. Die Frauen verpacken Fleisch und

Gemüse: Die heilige Trilogie der Maori-

Küche besteht aus Kürbis, Kumara und

Kartoffeln in schweren Stahlkörben,

früher wurde es in Säcken, die aus Flachs

geflochten waren, gelegt. Wenn das Feuer

Ein Hangi ist eine Art zu kochen –

doch mehr noch eine Gelegenheit zum

geselligen Zusammensein.

heruntergebrannt ist, werden die Körbe

auf die glühend heißen Steine gestapelt.

Das Fleisch kommt nach unten, das

Gemüse darauf. Wasser dazu und ganz

schnell die Grube wieder mit Erde

zuschaufeln, so dass der entstehende

Dampf darinbleibt und um die Hitze der

Steine zu bewahren. Dann heißt es

warten, warten, warten. Abhängig von

der zu kochenden Menge bleiben die

Hangi-Speisen für etwa drei bis vier

Stunden unter der Erde.

Das Resultat dieses langen Kochprozesses

sind saftiges, weiches Fleisch und

schmackhaftes Gemüse, jeweils mit einer

ganz leicht rauchigen, erdigen Note. Das

heruntergebrannte Holz räuchert Fleisch

© Nicola Katie / iStock / Getty Images

und Gemüse leicht, das Fett des auf die

heißen Steine tropfenden Fleisches steuert

Röstaromen bei und sogar die Art der

Erde, in der das Hangi gegart wird, soll

einen Einfluss auf den Geschmack haben.

Bei einem Hangi handelt es sich nicht nur

um eine Kochmethode, sondern auch um

eine Gelegenheit zum geselligen Beisammensein

der Familie und Freunde.

Christmas Crackers – die Knallbonbons

aus England

Ein fester Bestandteil des neuseeländischen

Weihnachtsfestes sind die

„Christmas Crackers“. Christmas Crackers

klingt beim ersten Hinhören

eindeutig nach knusprigem Weihnachtsgebäck.

Doch weit gefehlt. Die „Crackers“

sind am ehesten vergleichbar mit unseren

Knallbonbons. Die Knallbonbons mit

weihnachtlicher Verzierung in Rot und

Grün gehören zu jeder Festtags-Tischdekoration

in Neuseeland. Die Tradition der

Knallbonbons geht auf die viktorianische

Zeit in England zurück und ist auch bei

den Erwachsenen sehr beliebt.

Weihnachtlich verpackt und verziert,

enthalten die Christmas Crackers meist

eine bunte Papierkrone, ein Papierzettelchen

mit einem Witz oder einer

Scherzfrage darauf und einem lustigen

Gegenstand. Geknallt wird meist nach

dem Festessen des ersten Weihnachtsfeiertages.

Dann wird an jeden

Anwesenden ein Christmas Cracker verteilt.

Zusammen mit seinem

Tischnachbarn zieht man an den Enden

des Crackers und mit einem Knall, der

durch den enthaltenen Zündstreifen

entsteht, entladen sich unter allgemeinem

Jubel die im Inneren des Knallbonbons

versteckten Kleinigkeiten. Die bunten

Christmas Crackers gehören zum Fest

dazu, ohne Crackers wäre es vermutlich

ungefähr so wie deutsches Weihnachten

ohne Marzipan und Pfefferkuchen.

Christmas Crackers sind ein schöner

Brauch für ein fröhliches Fest.

Ingrid Schwieger

stammt aus

Deutschland

und lebt seit

vielen Jahren mit

ihrer Familie in

Wellington

© NCKorte

FUNDUS 4 2021 37


PRAXISwissen

Pavlova

©nedjelly / iStock / Getty Images

Eine Pavlova macht nicht nur optisch viel her, sie ist nicht zu mächtig und

lässt trotzdem die Herzen aller Süßmäuler höherschlagen. Für eine

Pavlova muss zuerst die Torte aus Baisermasse hergestellt

werden. Leicht wie eine Feder, außen knusprig, innen luftig und noch

etwas weich, so ist sie perfekt! Hier ein paar kleine Tipps, die beachtet

werden sollten:

• Die Eiweiße sollten vor dem Steifschlagen Zimmertemperatur haben.

• Fügen Sie die anderen Zutaten nicht auf einmal zum Eischnee hinzu,

sondern lassen Sie sie ganz langsam einrieseln, dass der Schnee nicht

zusammenfällt.

• Öffnen Sie den Ofen nicht, während die Pavlova backt.

• Lassen Sie die Pavlova komplett im Ofen auskühlen und legen Sie sie

auch erst dann auf eine Servierplatte.

ZUTATEN FÜR 4 PORTIONEN:

4 Eiweiß

(soll zimmerwarm sein )

200 g Staubzucker

1 Vanilleschote

(oder Vanillezucker)

1 TL Essig

2 TL Maisstärke

FÜR DIE FÜLLUNG:

200 ml Schlagobers

(aufgeschlagen)

Früchte nach Wahl:

z. B. Erdbeeren, Himbeeren,

Ribisel oder auch exotische

Früchte wie Kiwi

ZUBEREITUNG

• Zunächst die zimmerwarmen Eier trennen. Stellen Sie sicher,

dass Ihr Rührbehälter und die Mixstäbe sehr sauber und auf

jeden Fall ohne Fettspuren sind. Im Eiklar dürfen keine Reste

des Eidotters sein. So wird Ihr Eischnee besonders schön.

• Das Eiklar fest schlagen, wenn sich das Eiklar bereits etwas

weiß färbt, nach und nach löffelweise den Zucker hinzufügen.

• Den Eischnee so lange schlagen, bis sich feste Spitzen bilden

und ein schöner glänzender Schnee entsteht. Der Zucker soll

sich dann gänzlich aufgelöst haben. Machen Sie die Probe,

indem Sie etwas Schnee zwischen den Fingerkuppen verstreichen

– wenn Sie keine Brösel spüren, ist die Masse fertig

geschlagen.

• Aus der Vanilleschote das Vanillemark herausschaben und in

die Eischneemasse einmixen.

• Die Maisstärke über die Masse sieben und den Essig hinzufügen.

Beides gut unterheben.

• Auf einem Backpapier die Baisermasse in einem Kreis auftragen

und schön verstreichen. Machen Sie in der Mitte eine Mulde

– hier kommen dann später das Schlagobers und die Früchte

hinein. Sie können auch zwei etwas dünnere (etwas weniger

hohe) Kreise auftragen und später die Torte so zweilagig

machen.

• Im auf ca. 130 °C vorgeheizten Backrohr die Pavlova nun ca.

60 Minuten backen. Die Torte soll außen eine cremige Farbe

annehmen und feste Konsistenz haben. Innen ist eine Pavlova

aber noch schaumig weich. Wichtig ist, dass nach der Backzeit

die Torte im Backrohr völlig auskühlt. Öffnen Sie nicht die

Backrohrtür, da die Pavlova sonst zusammenfällt.

• Nach dem völligen Auskühlen den Tortenboden auf einen

Servierteller setzen. Das Schlagobers fest schlagen und auf die

Tortenmulde auftragen.

• Die Pavlova danach mit Früchten Ihrer Wahl belegen. Wenn

Sie zwei Tortenböden gemacht haben, auf einen das Schlagobers

auftragen, den zweiten Boden aufsetzen und auf diesen

wieder Schlagobers auftragen. Dann mit den Früchten

abschließen.

• Die letzten Arbeitsschritte immer kurz vor dem Servieren

durchführen, da die Baisertorte durch die Auflage sehr schnell

feucht und damit matschig wird.

• Dieses Pavlova-Rezept ist eine perfekte Sommertorte, die man

wunderbar mit frischen Früchten zubereiten kann. Probieren

Sie auch eine Auflage mit Eis!

38 FUNDUS 4 2021


Der Mensch lebt nicht

vom Brot allein …

„Tue deinem Leib Gutes,

damit deine Seele Lust hat,

darin zu wohnen.“

Hl. Theresa von Avila

„Meist beginnt man

nicht seine Gesundheit

zu erhalten, sondern das,

was davon übrig geblieben ist.“

Deutsches Sprichwort

„Eher soll man darauf achten,

mit wem man isst und trinkt,

als was man isst und trinkt.“

Lucius Annaeus Seneca

„Wenn man auf seinen

Körper achtet, geht es auch

seinem Kopf besser.“

Jil Sander

„Wer meint, keine Zeit

für gesunde Ernährung zu haben,

wird früher oder später Zeit

für Krankheiten finden müssen.“

Edward Stanley

„Wenn ein Mann für dich kocht

und der Salat enthält mehr

als drei Zutaten, meint er es ernst.“

Penelope Cruz

„Solange Kakao auf

Bäumen wächst,

ist Schokolade für

mich Obst.“

Unbekannt

„Essen ist eine höchst

ungerechte Sache: Jeder

Bissen bleibt höchstens

zwei Minuten im Mund,

zwei Stunden im Magen,

aber drei Monate an

den Hüften.“

Christian Dior

„Der Arzt der Zukunft

wird den menschlichen

Körper nicht mehr mit

Medikamenten behandeln,

sondern Krankheiten

durch Ernährung

heilen und verhindern.“

Thomas Edison

„Ich habe meine

Ernährung umgestellt!

Die Chips stehen jetzt

rechts vom Fernseher.“

Unbekannt

Auswahl und Zusammenstellung Norbert C. Korte

FUNDUS 4 2021 39

s Plus


VERBANDintern

© MdH

DIGITALE KOMPETENZEN ERWEITERT

Deutschland hat in den letzten Monaten

enorm aufgerüstet im Bereich der Digitalisierung.

Doch mit der Anschaffung von

Geräten und dem Einbau digitaler Tafeln

in den Schulen ist es nicht getan. Um die

Hardware und dazugehörigen Programme

sinnvoll nutzen zu können,

nahmen 20 hauswirtschaftliche Fachkräfte

an der Fortbildung „Digitalisierung“

des Bundesverbandes teil.

Das Ziel war, Mitglieder in Prüfungsausschüssen,

aber auch Ausbilder und

Lehrkräfte im Umgang mit digitalen

Tools zu schulen. Denn der Rahmenlehrplan

der Neuordnung gibt an, dass junge

Menschen im verantwortungsbewussten

und eigenverantwortlichen Umgang mit

zukunftsorientierten Technologien,

Gespannte Konzentration bei der Erstellung des

Stop-Motion-Videos

digital vernetzten Medien sowie Datenund

Informationssystemen geschult

werden sollen. Das setzt voraus, dass die

Ausbilder fit sind in der Vermittlung

dieser Kompetenzen und dass die Mitglieder

in Prüfungsausschüssen in der

Lage sein müssen, den Einsatz von digitalen

Medien zu beurteilen und zu

bewerten.

Die Referentin Claudia Forster-Bard gab

einen Überblick zu Werkzeugen im digitalen

Büro und zur Erstellung von

Unterrichtsmaterialien. Wie digitale

Zusammenarbeit funktioniert, erprobten

die Teilnehmer unmittelbar mit dem

Trello-Board. Mit diesem Arbeitsmanagement-Tool

wurden die Arbeitsergebnisse

gespeichert, Vorlagen hinterlegt und

Die beiden Referentinnen (von links)

Bianca Schuster und Claudia Forster-Bard

Literaturlisten ergänzt. Die Ausbilderin

Marga Schmitt zeigt sich begeistert:

„Damit können wir auch sehr gut unser

Sommerfest planen, ohne dass Listen hin

und her geschickt werden müssen.“

Neben Einblicken in Speichermedien

und Datensicherheit wurde der praktische

Einsatz großgeschrieben. Die

Teilnehmer erstellten unter fachkundiger

Anleitung der Referentin Bianca Schuster

ein Stop-Motion-Video, eine Variante des

klassischen Zeichentrickfilms. Die

Arbeitsgruppen liefen zu ungeahnter

Kreativität auf in der Erstellung des Drehbuchs

und der Requisiten. Da wurde

gemalt, gefaltet und schon mal ein

Papierkorb als Handyhalter zweckentfremdet.

Mit dem Programm Learning Snacks

wurde unter anderem eine Geräteanleitung

für eine Küchenmaschine erstellt.

Mit dieser Methode gelingt es sehr gut,

die Schüler und Schülerinnen zu aktivieren

und für das Thema zu interessieren.

Die ein oder andere Tücke wurde auch

erkannt: Wenn zum Beispiel Begriffe in

eine richtige Reihenfolge zu bringen sind,

müssen die richtigen Lösungen eindeutig

sein. Insgesamt eine sehr konstruktive

Fortbildung, von der sich alle Teilnehmer

eine Wiederholung wünschen. Sowohl

um das Thema noch mehr Kollegen und

Kolleginnen näherzubringen als auch zur

Erweiterung ihrer Kenntnisse.

Red/cfb

Netzwerktreffen Bundesverband

Die nächste Online-Sitzung mit den Landesverbänden findet

am Mittwoch, 19. Januar 2022 ab 18 h statt. Auf der Tagesordnung

stehen die Vorbereitungen zur DJHW in Bremen, Planung

der Delegiertenversammlung und der Jubiläumsveranstaltung

am 14. Mai 2022 und die Besetzung des Vorstandes. Im

Anschluss findet ein Netzwerktreffen für alle Mitglieder statt.

Der Link wird im Vorfeld von Helga Zerb an die Landesverbände

verschickt.

Netzwerktreffen am Mittwoch, 19. Januar 2022 ab 19 h

Der Bedarf, sich ein Netzwerk aufzubauen, sich mit anderen

auszutauschen, zu hören, wie Abläufe in anderen Einrichtungen

gehandhabt werden, ist riesengroß. Der

Bundesverband lädt herzlich alle Mitglieder in den Landesverbänden

und im Bundesverband zu einem Austausch per

zoom ein. Sie möchten gerne teilnehmen? Senden Sie eine

kurze Nachricht an Helga Zerb hz@verbandmdh.de.

Die Zugangsdaten finden Sie ab Anfang Januar auch auf

der Homepage bundesverband-hauswirtschaft.de.

40 FUNDUS 4 2021


Liebe Mitglieder,

es ist jetzt Zeit für den Landesverband

Hauswirtschaftlicher Berufe MdH

Schleswig-Holstein und Hamburg e.V.

allen Mitgliedern, Freunden und Wegbegleitern

„Tschüss“ zu sagen.

Der Landesverband MdH Schleswig-

Holstein und Hamburg e.V. löste sich zum

31.10.2021 auf. Wir bedanken uns für Ihre

treue Mitgliedschaft und für die vielen

netten Gespräche und Kontakte. Der

Austausch mit Kolleginnen während der

„ALLES HAT SEINE Zeit“ (PREDIGER

vielen inspirierenden Fortbildungen und

Veranstaltungen wird uns in wertvoller

Erinnerung bleiben. Auch in Zukunft soll

die Hauswirtschaft im hohen Norden

sichtbar sein. Gestalten Sie die Zukunft

der Hauswirtschaft mit und treten Sie

dem Bundesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH e.V. bei.

Durch das Fachmagazin „FUNDUS“

werden Sie gut über hauswirtschaftliche

Belange informiert sein und spannende

3,1)

Fortbildungsangebote nutzen können. Im

Arbeitskreis berufliche Bildung haben Sie

außerdem die Möglichkeit, die Ausbildung

der Hauswirtschaft mitzugestalten.

Wir freuen uns auf eine Begegnung im

Bundesverband MdH e. V. und wünschen

Ihnen gutes Gelingen bei Ihren Aufgaben.

Mit herzlichen Grüßen

Hilke Krause-Gerdt

Landesvorsitzende MdH SH/HH

µ

Bundesverband

hauswirtschaftlicher

Berufe MdH e.V.

Liebe hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte,

liebe Ausbilder,

Theley, November 2021

liebe Lehrenden in Schulen und Hochschulen,

liebe Mitglieder des Landesverbandes Schleswig-Holstein/Hamburg

Wir können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken: In der guten und konstruktiven Zusammenarbeit

auf Bundes- und Landesebene hat der Landesverband eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Regelmäßig

fanden Landeswettbewerbe statt und die Auszubildenden nahmen an den deutschen Juniorenmeisterschaften

teil. Die Entsendung von Juroren, Teilnahme an den Sitzungen des Arbeitskreises Berufliche Bildung auf

Bundesebene, Durchführung von Fortbildungen und Prüferschulungen gehörten ganz selbstverständlich zur

aktiven Verbandsarbeit dazu.

Der Landesverband war Ausrichter mehrerer Bundesleistungswettbewerbe, heute deutsche Juniorenmeisterschaften

Hauswirtschaft: 1993 in Rendsburg, 1999 in Neumünster, 2009 in Schleswig, die DJHW 2019 in

Lübeck musste leider kurz vor der Durchführung wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Last but not least wurde der Bundesverband von 2001 bis 2007 von Margarete Albrecht aus Neumünster geleitet.

Die Mitglieder aus Schleswig-Holstein/Hamburg sind bisher gut vernetzt und sehr engagiert. Das soll auch in

Zukunft so bleiben. Einige Kolleginnen und Kollegen sind schon in den Bundesverband eingetreten und können

eine Landesgruppe des Bundesverbandes bilden. Diese wird vom Bundesverband organisatorisch unterstützt.

Zum Abschluss möchte ich Ihnen von Herzen „Danke“ sagen für Ihr großes Engagement zur Förderung der

Hauswirtschaft in Schleswig-Holstein/Hamburg!

Freundliche Grüße

Ihre Anmeldung als Mitglied im Bundesverband ist ganz einfach möglich auf unserer Homepage:

https://www.bundesverband-hauswirtschaft.de/mitglied-werden

Haben Sie Fragen? Setzen Sie sich gerne mit Claudia Forster-Bard in Verbindung:

unter 0152 069 72 800 oder kontakt@bundesverband-hauswirtschaft.de.

FUNDUS 4 2021 41


VERBANDintern

ERFAHRUNGS-Schatz

Nicht verzagen, Hauswirtschaft fragen.

In dieser neuen Reihe möchten wir Sie,

liebe Leserinnen, fragen, wie Sie berufliche

Herausforderungen gemeistert haben. Wie

oft kam es vor, dass Sie aus dem Stand ein

Problem lösen, einen Ausfall kompensieren,

eine Aufgabe erfüllen mussten? Dann

waren Sie bestimmt froh über eine gute

Ausbildung, zusätzlich erworbenes Fachwissen,

klare Strukturen und ein

zuverlässiges Netzwerk. Oft merkten Sie

© Zdenek Sasek / iStock / Getty Images

erst hinterher, was für ein großer Berg das

nun wieder war. Vielleicht meldete sich der

Körper und verlangte erst mal eine große

Mütze Schlaf.

An dieser Stelle möchten wir Ihre Leistung

noch einmal würdigen und sie jungen

Kolleginnen als wertvollen Schatz zur

Verfügung stellen.

Folgende Aspekte dienen als Leitfaden:

• Welche Aufgabe stand plötzlich vor

Ihnen? (z.B. der unangemeldete Reisebus,

Erdbeerschwemme)

• Wie hat Ihnen Ihre Ausbildung bei der

Bewältigung genützt? (z.B. Grundlagenwissen,

Vorbilder)

• Über welche Fortbildung waren Sie in

dem Moment froh? (z.B. Seminare, fachlicher

Austausch)

• Wen konnten Sie um Rat fragen und um

Hilfe bitten? (z.B. eigenes Netzwerk,

externe Berater)

• Welche betrieblichen Strukturen haben

Ihnen geholfen? (z.B. Pläne, Verfahrensanweisungen)

• Welche Schlussfolgerungen haben Sie

gezogen? (z.B. Auswertung, Maßnahmen)

• Wie haben Sie das Ende der Krise gefeiert?

(z.B. Lob von den Bewohnern, Eis für alle)

Bitte denken Sie nicht: „Ach, im Nachhinein

war mein Problem gar nicht so groß.“

Es zählt der Moment des Schreckens (z.B.

EHEC, Rinderwahn, Corona, Wasserrohrbruch,

Stromausfall usw.) und wie Sie

damit umgegangen sind. In aller Regel

hängt das Wohlbefinden von Menschen von

der Hauswirtschaft ab. Sie wollen versorgt

werden, egal was passiert. Wir lassen unsere

Schutzbefohlenen nicht im Stich. Und

deshalb ist Hauswirtschaft systemrelevant.

Wer, wenn nicht wir selber, soll das Loblied

auf die Hauswirtschaft singen?

Patricia Adams

Wir freuen uns, über Ihr Erlebnis berichten zu dürfen. Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wenn Sie einen Beitrag für

die Schatzkiste haben: fundus@bundesverband-hauswirtschaft.de

© Martina Krug

Monika Haspel (links) war Mitglied im Novellierungsausschuss

zur Neuordnung. Die hessische Vorsitzende Martina Krug

(rechts) bedankt sich für die gelungene Fortbildung.

WEITERBILDUNG IN

HESSEN

Am 11. Oktober fand die Schulung: Neuordnung Hauswirtschaft Zwischenprüfung

– Abschlussprüfung des Landesverbandes Hessen in

Herborn statt.

Endlich wieder in Präsenz trafen sich die 19 Teilnehmerinnen aus den

hessischen Regionen sowie aus dem angrenzenden Thüringen, um sich

bei Monika Haspel über die Veränderungen im Ausbildungsberuf

Hauswirtschafter*in zu informieren.

Monika Haspel hat selbst schon in Bayern die Abschlussprüfung nach

der Neuordnung abgenommen und konnte hier mit Praxiswissen viele

offene Fragen beantworten.

Regen Diskussionsbedarf hatten auch die unterschiedlichen Prüfungsausschüsse

zu Fragen wie: Wie sehen die neuen Bögen aus? Wer erstellt die

Prüfungsfragen? Wie laufen die Prüfungen der Projekte ab? Hierzu gibt

es noch einigen Klärungsbedarf mit den zuständigen Stellen der IHK und

dadurch hoffentlich eine landesweit einheitlich ähnliche Regelung.

Martina Krug,

Vorsitzende Landesverband Hessen

42 FUNDUS 4 2021


GESUCHT UND GEFUNDEN

Die Auszubildenden aus Hessen haben es drauf! Fünf

Auszubildende im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr

haben sich der Herausforderung gestellt und eine komplexe

Ausarbeitung als Bewerbung für den Landesentscheid

erarbeitet.

Die Jury war beeindruckt von dem hohen Maß an Kreativität

und dem professionellen Einsatz digitaler Methoden.

Konkret sollten die Auszubildenden sich mit der Gestaltung

einer Feier in ihrem Betrieb auseinandersetzen, ein Menü

anhand eines Warenkorbes planen, Kosten kalkulieren und

uns davon überzeugen, wieso genau sie die richtigen Teilnehmer

für Bremen sind, um Hessen zu vertreten. Die

Vorsitzende Martina Krug berichtet: „Wir sind sehr froh,

dass wir den Landesentscheid auf digitalem Weg ausgetragen

haben. So konnten wir faire Wettbewerbsbedingungen

schaffen, ohne gesundheitliche Risiken für Auszubildende

oder die Jury einzugehen.“

Den Landesentscheid für sich entschieden haben Anna

Bußmann aus Kassel und Saskia Wenz aus Eltville am

Rhein. Wir freuen uns jetzt schon auf Bremen!

EIN besonderer HW-LEHRGANG IST

ABGESCHLOSSEN

Im Frühjahr 2021 trat der HW-Lehrgang

nach §45.2 aus Kempten zur Prüfung an

und es konnten trotz besonderer

Umstände durch Corona zuletzt alle

angetretenen Teilnehmerinnen das

Zeugnis und die Urkunde der Hauswirtschafterin

überreicht bekommen. Bereits

im September 2019 startete der Lehrgang

für die elf Teilnehmerinnen mit Präsenzunterricht

1-mal pro Woche, doch bereits

im Frühjahr 2020 musste der Unterricht

für mehrere Wochen ausgesetzt werden

und die Teilnehmerinnen mussten sich

die Lehrgangsinhalte anhand elektronisch

übermittelter Arbeitsaufträge

eigenständig aneignen. Ab dem Sommer

2020 konnte dann zwar wieder Unterricht

in Präsenz, aber mit entsprechenden

Abständen und Masken durchgeführt

werden, was eine besondere Herausforderung

für die Teilnehmerinnen und

Dozentinnen war. Dass diese Art des

Unterrichtes nicht zu schlechteren Ergebnissen

führte, zeigte sich an der

Freisprechungsfeier im Juli, die unter

besonderen Auflagen mit großen

Abständen auf der Freilichtbühne in

Altusried, nahe Kempten, abgehalten

wurde. Drei der Teilnehmerinnen

erhielten Auszeichnungen aufgrund

besonders guter Leistungen unter allen

Absolvent/innen der Ober- und Unterallgäuer

Prüfungen.

© Ulrike Kluge

Mit dem besten Ergebnis Sandra Naumann (Bildmitte)

sowie Karin Simunic (links) und Claudia Hippold (rechts)

Die Lehrgangsteilnehmerinnen posierten nach der Gratulation zur bestandenen Prüfung (Zeugnisse und

Urkunden waren aufgrund der Winterprüfung bereits postalisch zugestellt) auf der Spielfläche der

Freilichtbühne mit ihrer Lehrgangsleitung (v.l. Efpraxia Vasila, Doris Zeller, Olga Timofeew, Karin Simunic,

Tatjana Moor, Sandra Naumann, Claudia Al Ahmad, Lehrgangsleitung Ulrike Kluge und Claudia Hippold)

FUNDUS 4 2021 43


BÜCHER&medien

Das Ernährungsgefühl

Wie Emotionen unser Essverhalten beeinflussen

Mit achtsamer Ernährung zu körperlicher

und seelischer Gesundheit

Wie das gelingen kann? Wer sich achtsam

ernährt, der konzentriert sich nicht auf Regeln,

chemische Nahrungsergänzungen oder hungert

nach Steinzeitmethode. Im Vordergrund

stehen stattdessen die Lust, die Gemeinschaft

und die Sättigung, die Essen verspricht. Den

gesündesten und langlebigsten Menschen der

Welt ist eines gemeinsam: Sie erkennen den

Wert und die Freude, die in einer Mahlzeit

stecken.

Warum essen wir, obwohl wir nicht hungrig sind? Warum nehmen wir

zu, obwohl wir hungern? Warum lässt uns unser Körper im Stich,

obwohl wir die neuesten Ernährungsregeln befolgen?

Die sieben Arten des Hungers zu verstehen, ist entscheidend für eine

Ernährung im Einklang mit den Bedürfnissen unseres Körpers. – Mit

überraschenden Erkenntnissen aus Forschung und Medizin wird

leicht und gut verständlich beschrieben, wie eng unser Essverhalten

mit unseren Gefühlen verknüpft ist. Und wie wir körperlich und

seelisch gesunden, wenn wir auf unser Ernährungsgefühl hören. Ein

Kapitel ist nicht umsonst überschrieben: KÖNNEN WIR UNS

GLÜCKLICH ESSEN? UND WENN JA – WIE?

Nach der Lektüre dieses Buches werden viele spüren: Es ist leichter

als gedacht!

rezensiert von: red/nck

Das Ernährungsgefühl

Wie Emotionen unser Essverhalten beeinflussen

Melanie Mühl

Paperback, 176 Seiten

Hanser blau, München 2021

ISBN 978-3-446-26605-6, 14,00 €

Food Code

Die digitale Revolution ist auf unseren Tellern

angekommen

Wie Technologie unsere Lebensmittelwelt

auf den Kopf stellt und wir

„trotzdem“ die Kontrolle über unser

Essen behalten. Die Verzahnung von

Digitalisierung und Handwerk und

Industrie bei den Lebensmitteln schreitet

schnell voran. Doch es redet

niemand darüber. Das ist nicht unproblematisch,

denn „digital“ heißt immer

auch: Datenerfassung. Diese Datenflut

läuft meist bei digitalen Monopolisten zusammen.

Nun haben zwei Autoren begonnen darüber zu „reden“,

besser darüber zu schreiben: In neun Kapiteln gehen sie

Schritt für Schritt von „Am Tisch“ über „In der Küche“

und „Auf dem Acker“ zur „Lebensmittelproduktion“ und

dem „Einkaufswagen“ bis zu „Handel und Logistik“ und

zeigen uns schließlich „den Weg in eine genießbare

Zukunft“.

Dieses Buch will Konsumentinnen den Prozess der Digitalisierung

und Technologisierung aufzeigen, damit sie ihn

selbstbewusst, kritisch verfolgen und beeinflussen können.

Denn es gehe darum, eine vielfältige, gesunde Esskultur

zu erhalten – eine Esskultur, die nicht einfach algorithmenhörig

einem gewissen Mainstream folgt.

rezensiert von: red/nck

Food Code

Wie wir in der digitalen Welt die Kontrolle über unser

Essen behalten

Olaf Deininger und Hendrik Haase, geb., 263 Seiten

Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2021

ISBN 978-3-95614-433-2, 25,00 €

Schwerpunktthema

Das geniale Familienkochbuch – vegetarisch

Ihr Wochenplaner: saisonal einkaufen, entspannt kochen, vergnügt essen

Wie Frau Gätjen im Vorwort treffend beschreibt,

ist dies kein „Fleischessenhasser“-Buch, sondern

ein „Gemüseessenliebhaber“-Buch, welches

einen jeden dazu einlädt, sich vegetarisch und

vollwertig, also tierfreundlich, nachhaltig und

gesund zu ernähren. Inhaltlich gliedert sich das

Kochbuch in einen kurzen, aber sehr informativen

Theorieteil, gefolgt von vegetarischen

Rezeptanregungen für das Frühstück und

Abendessen. Die warmen Speisenvorschläge

sind nachfolgend nach den Jahreszeiten gegliedert,

so gelingt das saisonale und regionale

Kochen ganz von allein und das meist, ohne

Stunden in der Küche verbringen zu müssen.

Es gibt für jede Kalenderwoche sechs Rezeptideen

und passend dazu eine Einkaufsliste. Zu

Beginn jeder Woche wird zudem ein saisonales

Obst oder Gemüse mit einem kleinen Steckbrief

vorgestellt. Zusätzlich sind wunderbare

Extras in den Monatskapiteln zu finden wie:

Keimen für Einsteiger, Winterkuchen, Brunch

u.v.m. Ein farbenfrohes Kochbuch, gefüllt mit

schmackhaften, ausgewogenen und nährstoffreichen

vegetarischen Rezepten, welche sich

auch einfach vegan umwandeln lassen. Hierzu

gibt es unterstützend das Kapitel der Veganen-

Tausch-Börse.

rezensiert von: red/bs

Das geniale Familienkochbuch

– vegetarisch

Edith Gätjen,

Prof. Dr. Markus Keller,

232 Seiten, Taschenbuch,

TRIAS Verlag, 2. Auflage 2020

ISBN 978-3-432-11089-9,

19,99 €

44 FUNDUS 4 2021


Schwerpunktthema Ernährung

Hülsenfrüchte Kochbuch

Nach einer kurzen Einführung über die

gesundheitlichen Vorteile, die Verträglichkeit

und Verwendung von

Hülsenfrüchten in der heimischen

Küche erwarten die Leserin 111 Rezepte

aus aller Herren Länder. Mal mit Fleisch

oder Fisch, mal ohne. Rotbarsch asiatischer

Art mit Mango-Linsen, Kichari

mit Blumenkohl und Karotten, Chakalaka

oder Vanillereis mit Erbsen machen

neugierig. Die Zutaten sind leicht

erhältlich, die Zubereitung erfordert

keine Meisterqualitäten. Ganz unkompliziert

werden auch mal Kichererbsen

oder Tomaten aus der Dose verwendet

und zu köstlichen Gerichten kombiniert.

Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die

sich klimafreundlicher ernähren wollen.

Die Aufmachung ist sehr schlicht und

ohne Bilder, dafür ist das Buch sehr

erschwinglich.

rezensiert von red/pa

Hülsenfrüchte Kochbuch

Cooking Academy, 146 Seiten,

Broschur, Instyle Supply and

Control Limited, Great Britain, 2019

ISBN 9781076297969, 9,95 €

Schule und Beruf

Die Küchenkartei

Eine überaus praktische Anleitung

für die Küchen-Basics. In

fünf Kapiteln werden die wichtigsten

Fakten zu Sauberkeit,

Arbeitsgeräten, Arbeitstechniken,

ausgewählten Lebensmitteln und

einige Extras gezeigt. Kurze Texte

und anschauliche Fotos machen

Lust aufs Ausprobieren. Die strapazierfähigen

Karteikarten sind

einzeln entnehmbar, sodass

mehrere Personen gleichzeitig mit dem Werk arbeiten können.

Ein wertvolles Hilfsmittel in allgemeinbildenden

Schulen sowie im ersten Ausbildungsjahr.

rezensiert von red/pa

Die Küchenkartei

Susanne Grünwald, Larissa Kessner u.a.,

50 Seiten, DIN-A5-Ringordner

BZfE, BLE 2019, ILN 426-017-9080920, 15,00 €

Von der Redaktion empfohlen

Bildwörterbuch Reinigung und

Housekeeping

Ein Wörterbuch im Taschenformat für

Mitarbeiterinnen mit geringen Deutsch-

Kenntnissen. Gegenstände und

Situationen im hauswirtschaftlichen

Alltag sind auf aussagekräftigen Fotos

dargestellt. Darunter steht der Fachbegriff

in Deutsch und Englisch. In die

dritte Zeile kann die Mitarbeiterin den

Begriff in ihrer Muttersprache eintragen.

Es empfiehlt sich, zusammen mit den

Mitarbeiterinnen Seite für Seite durchzuarbeiten

und zu ergänzen. Auf diese Weise verbessert sich die

Sprache ganz allmählich und das Arbeiten macht mehr Spaß.

rezensiert von red/pa

Bildwörterbuch Reinigung und Housekeeping

Fachbegriffe Deutsch – Englisch – Muttersprache, ohne Autor,

109 Seiten, Broschur, Verlag Handwerk und Technik, ohne

Jahr, ISBN 978-3-582-07702-8, 9,95 €

Seminartipp

Stoffwechsel-Fit: Schutzfaktor Ernährung

Immunsystem stärken, Energiestoffwechsel optimieren, Gewicht

reduzieren. Klar, wer weiß nicht, dass Vitamine, Mineral- und

Ballaststoffe wichtig sind. Aber wer kennt die faszinierenden

Zusammenhänge zwischen einem Zuviel und Zuwenig an Nährstoffen

genau oder weiß, wann Supplemente wirklich sinnvoll

sind? Das Seminar, das von der UGB-Akademie online und in

Präsenz angeboten wird, liefert die Hintergründe, wie wir uns

mit naturbelassenen Lebensmitteln und einer pflanzenbetonten

Ernährung optimal versorgen. Programm + Anmeldung:

www.ugb.de/stoffwechsel-fit

FUNDUS 4 2021 45


VERBANDintern

DER MdH IST DEUTSCHLANDWEIT FÜR SIE DA:

Bayern

Landesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH Bayern e.V.

Vorsitzende: Margarete Engel

Geschäftsstelle:

Monika Faßnacht, Am Pickelhof 11,

91220 Schnaittach-Hammersdorf,

Tel. 09152 928710, Fax 09152 927809,

E-Mail: info@mdh-bayern.de,

www.mdh-bayern.de

Rheinland-Pfalz

Landesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH Rheinland-Pfalz e.V.

Vorsitzende und Geschäftsstelle:

Beate Schreiber, Seekatzstraße 32,

67549 Worms, Tel. 06241 58522,

Fax 03212 1093883,

E-Mail: rp@verband-mdh.de,

www.verbandmdh-rlp.de

Baden-Württemberg

Landesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH Baden-Württemberg e.V.

Vorsitzende und Geschäftsstelle:

Ingrid Maier, Stuttgarter Straße 2,

71083 Herrenberg, Tel. 07032 2293240,

E-Mail: ba-wue@verband-mdh.de,

www.mdh-ba-wue.de

Saarland

Verband für hauswirtschaftliche

Berufe Saar e.V.

Vorsitzende und Geschäftsstelle:

Ulrike Becker, Bahnhofstraße 42,

66629 Freisen, Tel. 06855 3544854,

E-Mail: saarl@verband-mdh.de

Deutschlandweit

Bundesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH e.V.

Vorsitzende und Geschäftsstelle:

Claudia Forster-Bard,

Zur Herl 15, 66636 Theley,

Tel. 06853 856 2381, Fax 03222 986 3224,

E-Mail: cfb@verbandmdh.de,

www.bundesverband-hauswirtschaft.de

Hessen

Landesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH Hessen e.V.

Vorsitzende und Geschäftsstelle:

Martina Krug, Pfarrstraße 2,

36275 Kirchheim, Tel. 0171 2134149,

E-Mail: hess@verband-mdh.de,

www.hauswirtschaft-landesverband-hessen.de

Niedersachsen

Landesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH Niedersachsen e.V.

Vorsitzende und Geschäftsstelle:

Tabea Sackmann, Iddensener Dorfstraße 6,

21224 Rosengarten, Tel. 0157 38225687,

E-Mail: vorsitz@bvmdh-niedersachsen.de,

www.bvmdh-niedersachsen.de

Sachsen

Landesverband hauswirtschaftlicher Berufe

MdH Sachsen e.V.

Vorsitzende und Geschäftsstelle:

Silvia Böttcher, Schützenstraße 24,

07552 Gera, Tel. 0151 50547225,

E-Mail: sa@verband-mdh.de

Thüringen

Landesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH Thüringen e.V.

Vorsitzende und Geschäftsstelle:

Ute Thurnes, Georg-Schumann-Straße 314,

99765 Görsbach, Tel. 0174 1884055,

E-Mail: thueringen@verband-mdh.de

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¨

JETZT Bücher BESTELLEN UND Wissen ERWERBEN!

Kommt bald

Alle Publikationen können Sie in unserem Onlineshop www.bundesverband-hauswirtschaft.de beziehen.

46 FUNDUS 2&3 2020


Zum Schluss

Kristallkugel

© Dave Coverly

FUNDUS 1-2022 erscheint am

10. März 2022

• Der Bundesverband

feiert 40-jähriges Bestehen

• Schulporträt

Inge-Katz-Schule Bremen

• Aus den Landesverbänden

Termine und Informationen

Herausgeber:

Bundesverband hauswirtschaftlicher

Berufe MdH e.V.

Geschäftsstelle:

Zur Herl 15, 66636 Theley

www.bundesverband-hauswirtschaft.de

Redaktionsbüro:

Claudia Forster-Bard

Zur Herl 15, 66636 Theley

Tel.: 06853 85 62 381

Redaktionsteam:

Patricia Adams –

patricia.adams@bundesverband-hauswirtschaft.de

Claudia Forster-Bard – cfb@verbandmdh.de

Norbert C. Korte – info@institut-spektrum.de

Martina Schäfer – martina88356@gmail.com

Bianca Schuster –

bs@bundesverband-hauswirtschaft.de

Gisela Würzer – gw@verbandmdh.de

Helga Zerb – hz@verbandmdh.de

Betreuung Anzeigenkunden:

Gisela Würzer – gw@verbandmdh.de

Tel.: 06232 497 110

Grafik:

Christina Brück, Christian Kellert

Adress- oder Kontoänderung:

Bitte per Mail an hz@verbandmdh.de

Abo-Service und Einzelheftbestellung:

FUNDUS Aboservice, In den Röderwiesen 1A,

35423 Lich, Tel.: 06404 5369 AB,

Fax: 03222 9863 224,

E-Mail: abo@verband-mdh.de

Impressum

Wir halten es für angemessen in

einer Zeitschrift, die sich überwiegend

an Frauen wendet und von Frauen

gelesen wird, die weibliche Schriftform

zu wählen.

Erscheinungsweise:

Vierteljährlich gedruckt, Bezugspreis

für Neuabos: 31,00 €/Jahr inkl. Versand

und gesetzl. MwSt., Schüler/Studenten/

Auszubildende 21,00 €/Jahr (Bestätigung

beilegen und voraussichtliches Ende der

Ausbildung/des Studiums angeben).

Bestellungen beim Abo-Service (s. o.).

Mitglieder des MdH erhalten FUNDUS im

Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Namentlich gezeichnete Beiträge geben

die persönliche Meinung des Verfassers

wieder, sie muss nicht mit der Meinung

der Redaktion übereinstimmen. Die

Redaktion behält sich das Kürzen und

Redigieren von Manuskripten und

Leserbriefen vor.

Die Redaktion übernimmt keine Haftung

für unverlangt eingesandte Manuskripte,

Fotos und Illustrationen. Nachdruck, auch

in Auszügen, nur mit schriftlicher Genehmigung

des Herausgebers. Dies gilt auch

für die Aufnahme in elektronische Datenbanken

und Vervielfältigungen auf CD-

ROM, im Web etc. Für den Einsatz im

Unterricht können Sie beim Abo-Service

unsere Klassensätze anfordern. Sofern

Sie Artikel aus FUNDUS in Ihren internen

elektronischen Pressespiegel übernehmen

wollen, erhalten Sie die erforderlichen

Rechte unter www.pressemonitor.de oder

unter Tel.: 030 28 49 30, PMG Presse-

Monitor GmbH. FUNDUS darf nur mit

Genehmigung des Herausgebers in

Lesezirkeln geführt werden. Der Export

von FUNDUS und der Vertrieb im Ausland

sind nur mit Genehmigung des Herausgebers

statthaft. Adressen- oder Konto-

Änderung? Per E-Mail mitteilen unter

abo@verband-mdh.de.

Beachten Sie, dass Zeitschriften vom

Nachsendeauftrag der Deutschen Post

ausgenommen sind.

Druck:

AC medienhaus GmbH

Ostring 13, 65205 Wiesbaden

Titelbild: AlexRaths / iStock / Getty Images

Termin nächste Ausgabe:

Redaktionsschluss 20.01.2022

FUNDUS 4 2021 47


FORTbildung

µ

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Einladung zur Fachtagung

„Mit Resilienz den Alltag meistern“

Im Rahmen der deutschen Juniorenmeisterschaft Hauswirtschaft am 19.03.2022 in Bremen

Seminarort:

Inhalt:

Referenten:

Schirmherrschaft:

Inge Katz Schule

Berufsbildende Schule für Sozialpädagogik und Hauswirtschaft

Delmestraße 141b

28199 Bremen

Was brauchen Führungskräfte, Einrichtungen und Persönlichkeiten um gut

durch Krisen zu kommen? Was braucht es an persönlichen Ressourcen um den

Anforderungen des Alltags gerecht zu werden?

Experten aus den Bereichen Bildung, Coaching und der Praxis zeigen

vielfältige Methoden auf.

Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, Bremen

Kosten: Tagungsgebühr € 120,–,

Für Mitglieder des MdH und des Berufsverbandes Hauswirtschaft 90,–€

Anmeldungen unter www.bundesverband-hauswirtschaft und

https://eveeno.com/128904767

Ort:

2. Deutscher Hauswirtschaftskongress

Hauswirtschaft: relevant.nachhaltig.sicher

Schirmherrschaft:

am 2. und 3. Mai 2022 im Tagungshaus Schloss Herrenhausen Hannover

Barbara Otte-Kinast Niedersächsische Ministerin für Ernährung,

Landwirtschaft und Verbraucherschutz

in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Niedersachsen e.V.

Alle Informationen zum Kongress ab sofort unter www.hauswirtschaftskongress.de

48 FUNDUS 4 2021

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