Das Geld liegt auf der Straße - Die SATLOG Methode -
KUNDEN.PROFITABEL.BELIEFERN Die Wege zu mehr Effizenz im Fuhrpark
KUNDEN.PROFITABEL.BELIEFERN
Die Wege zu mehr Effizenz im Fuhrpark
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Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter
Fachartikel zum Thema
Effizienzsteigerung im Fuhrpark
(ab einem LKW)
Dr. Jürgen Stausberg, Weinheim
Das Geld liegt auf der Straße
Kontrolle des Fuhrparks mit Telematik
Telematikeinsatz im Fuhrpark der Mühle
Was bei der Auswahlentscheidung zu beachten ist
Sind die Fuhrparkkosten pro Kunde
bekannt?
Digitaler Fuhrpark
Nutzen von Telematik-Systemen an die Beteiligten richtig kommunizieren
Lkw-Fuhrpark: Truck-Tablet auch zur
Unfallvermeidung
Messwerte, Zielwerte und Prämien
Wie kann man Fahrer motivieren?
SATLOG GmbH
Kurpfalzstr. 35
D-69469 Weinheim
Tel.: +49 6201 592413
info@satlog.de
www.satlog.de
Fuhrparkkontrolle
Das Geld liegt auf der Straße*)
Kontrolle des Fuhrparks mit Telematik
Wenn man die Abläufe in einem Mühlenbetrieb betrachtet,
ist vieles hoch automatisiert und erfolgt im Rahmen einer
Prozesskontrolle, von der sich andere Branchen „eine Scheibe
abschneiden“ können. Der Betrieb hat im Regelfall stets genaue
Informationen darüber, welcher Anteil des Rohertrages zwischen
dem Einkaufspreis (z. B. 180 Euro/t) und dem Verkaufspreis
des Getreides (z. B. 300 Euro/t) für Produktion und Lagerung
anzusetzen ist. Dabei fließen die Abschreibungen der
Mahlaggregate ebenso mit ein wie die Gehälter des Personals.
Bezüglich des Transportes jedoch verschwimmen die Kostenbetrachtungen
häufig. Wichtig scheint einzig und allein zu sein,
was am Monats- oder Jahresende unter dem Strich übrig bleibt.
Um wie viel genau das Ergebnis besser sein könnte, weiß der
Unternehmer zwar nicht konkret, er hat aber möglicherweise
ein vages Gefühl, dass die Lkw immer sehr lange (möglicherweise
zu lange) unterwegs sind, dass die eine oder andere Tour besser
ausgelastet sein könnte oder auch kürzere Wegstrecken
möglich wären.
Von dem britischen Wissenschaftler William Thomson, auch bekannt
als Lord Kelvin, stammt folgendes Zitat aus dem Jahr
1891: „Wenn Sie messen können, worüber Sie reden, und es
dann in Zahlen ausdrücken, dann wissen Sie etwas darüber. Anderenfalls
ist Ihr Wissen sehr dürftig und unbefriedigend. (…)
Erst wenn sich Ihr Wissen auf Messungen und Zahlen stützt,
können Sie sich davon befreien, aus dem Bauch heraus zu entscheiden,
zu raten oder nur marginale Verbesserungen zu erreichen.“
[1]
Das unterstreicht, wie wichtig es ist, die Rahmentouren permanent
zu überprüfen und zu optimieren. Auch sollte jeder Kunde
darüber informiert werden, welche Mehrkosten seine Sonderwünsche
verursachen. Der Paketzusteller UPS ist da schon einen
Schritt weiter: Sonderleistungen (z. B. Express oder Zustellung
bis 8.00 Uhr morgens) sind möglich, kosten aber eine gesonderte
Gebühr.
Ein anderes Beispiel aus der Lebensmittelbranche: Der Fahrer
kam abends mit mehr als einer Stunde Verspätung in sein Dispositionsbüro.
Auf Nachfrage, wieso er sich so lange beim Kunden
aufgehalten habe (was damals noch auf der Tachoscheibe ablesbar
war), stellte sich heraus, dass dieser ihn gebeten hatte,
Sonderarbeiten zu verrichten: Der Fahrer musste Ware in Regale
einräumen – eine Leistung, die niemals vereinbart und auch
nicht im Preis einkalkuliert war. Das Ergebnis: Der Fahrer bekam
ein ordentliches Trinkgeld, der Chef blieb auf den Kosten sitzen.
Überprüfung der Rahmentouren
Angenommen, ein Lkw fährt eine Strecke von 300 km und benötigt
dafür etwa 5 Stunden. Er hat 20 t geladen, das Abladen
beansprucht insgesamt 2 Stunden. Die Lkw-Fixkosten und die
Fahrerkosten liegen bei 30 Euro/h, die variablen Lkw-Kosten bei
0,60 Euro/km. Die Tour kostet demnach:
stundenbezogene Kosten 7 x 30 Euro = 210 Euro
kilometerbezogene Kosten 300 x 0,60 Euro = 180 Euro
Gesamtkosten
= 390 Euro
Gesamtkosten/t bei 20 t Ladung 390 Euro/20 = 19,50 Euro
Das ergibt bei dem im Beispielsfall zur Verfügung stehenden
Rohertrag von 120 Euro einen Anteil von rund 16,5%.
Mühlenfahrzeuge fahren vielfach immer die gleichen Rahmentouren.
Die Absprachen zu den Zeitfenstern stammen häufig
noch aus der Zeit, als der Kontrakt geschlossen wurde; etwaige
zwischenzeitliche Veränderungen, etwa durch neu gebaute
Straßen oder aktuelle Stauzeiten, bleiben dabei unberücksichtigt.
Auch beim Kunden kann sich einiges geändert haben, ohne
dass dies kommuniziert wurde.
Hier ein beliebtes Beispiel für eine Touren-Neuplanung in der
Getränkebranche: Der Außendienst eines Fachgroßhändlers
hatte vor vielen Jahren ein Gasthaus beworben und gefragt,
wann die Lieferung erfolgen sollte. Montags ab 10.00 Uhr, lautete
die Antwort, denn vorher müsse regelmäßig noch der Hund
ausgeführt werden. So wurden jahrelang Touren mit Umwegen
gefahren, nur um genau dieses Zeitfenster einhalten zu können.
Jahre später stellte sich auf Nachfrage heraus, dass der
Hund längst tot war und die Lieferung somit schon seit Jahren
durchaus früher hätte erfolgen können.
*) Beitrag anlässlich eines Vortrages auf der 22. Mitteldeutschen Müllerei-Fachtagung
für Technologie, Qualitätsbeurteilung und Wirtschaft am 24. und 25. März
2017 in Halle an der Saale
Silofahrzeug im Einsatz
Es soll auch Fälle geben, in denen Fahrer bewusst Umwege
über Mautstrecken wählen, um zu ihrer Lieblingsgaststätte zu
gelangen, oder absichtlich in einen Stau fahren, um ihren nach
Stunden berechneten Wochenlohn etwas aufzubessern. Es gilt
also, die Kosten für den Transport exakt zu kennen, was wiederum
zu dem Zitat von Lord Kelvin von 1891 führt. Täglich
eingesparte 20 km sowie 20 min weniger Standzeit summieren
sich auf 32 Euro pro Tag bzw. auf 7680 Euro bei 240 Liefertagen
– oder im genannten Beispiel auf 8% der Lieferkosten (Hofzeiten,
Dieselverbrauchs- sowie Auslastungsoptimierung nicht
eingerechnet).
Intransparente Transportkosten
In der Produktion lässt sich exakt messen, wie hoch die Ausbringungsmenge
pro Stunde war; auch Einflussgrößen wie
Stromverbrauch, Zeit etc. sind über die Messgeräte stets genau
zur Hand. Im Transport ist das anders. Es gibt zwar Messinstrumente
in Form digitaler Tachografen, welche die Fahrerarbeitszeiten
überwachen. Sie dienen jedoch ausschließlich diesem
einen, bestimmten Zweck und ihre Daten sind nicht einfach
in andere Systeme zu überführen. Die Herausforderung besteht
darin, sehr viele unterschiedliche Informationen von verschiedenen
Stellen zusammenzuführen und auszuwerten, was manuell
jedoch nur mit großem Aufwand möglich ist.
Dazu ein weiteres Beispiel: Vor vielen Jahren wurde ein Lkw
gekauft. Dessen Anschaffungskosten sind im Anlagenbuch
vermerkt, das beim Steuerberater liegt. Die Dieselrechnungen
2
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter
Kontrolle des Fuhrparks mit Telematik
kommen einmal im Monat von einer Zentraltankstelle und es
ist schwer nachzuprüfen, ob der Fahrer tatsächlich genau an
diesem Tag die angegebene Menge getankt hat. Die Reparaturrechnungen
der externen Werkstatt werden auf einem Konto
dem Lkw einzeln zugeordnet, die Mautrechnungen hingegen
in Summe verbucht. Der Lohn des Fahrers wiederum wird in
der Lohnbuchhaltung erfasst. Nirgendwo werden die Kosten
zusammengeführt und für die einzelne Tour aufgeschlüsselt. In
weiteren Fachbeiträgen der nächsten Ausgaben dieser Fachzeitschrift
wird auf diese Thematik noch genauer eingegangen.
Die absoluten Transportkosten nützen nichts
Betrachtet man die Effizienz von Transportvorgängen, so sind
die absoluten Kosten wenig aussagekräftig. Sie müssen immer
in Relation zur Leistung gesehen werden – und diese besteht
darin, eine bestimmte Transportmenge zum Kunden zu bringen.
Beim Mehltransport ist das die Tonnage. Die Kosten
müssen also immer in Beziehung zu der ausgelieferten Menge
in t gesetzt werden; nur dann ist die Leistung vergleichbar.
Jetzt stellt sich die Frage, wie die Kosten pro Tonne ermittelt
werden. Wenn man einen Lkw an einem bestimmten Tag analysiert,
die Kosten ermittelt und dann in Relation zur Tonne
setzt (wie im eingangs genannten Beispiel), ist das noch einfach.
Komplizierter wird es aber, wenn die Kosten pro Tonne der Tour
betrachtet und anschließend noch weiter nach einzelnen Kunden
aufgesplittet werden.
Die Kosten der Lieferung werden wesentlich auch von den
internen Prozessen beeinflusst. Fehler bei der Beladung können
sich dramatisch auf die Tour auswirken, z. B. in Form fehlender
Lieferpapiere und zeitraubender Rückfragen oder Telefonate.
Nicht nur der Fahrer kostet mehr Geld, sondern auch Administration
und Verladung, wenn etwas nicht rund läuft.
Messung mit Telematikeinheit
Aber wie lassen sich all diese Vorgänge messen? Beim Arzt hilft
dabei das Blutdruckmessgerät, in der Produktion der Stromzähler
und beim externen Transport die Telematikeinheit im
Fahrzeug. Telematik ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus
Telekommunikation und Informatik. Daten des Fahrzeuges
werden dabei in einem Computer verarbeitet und über das
Mobilfunknetz vom Fahrzeug zu einem zentralen Prozessor geschickt,
der sie zu Informationen aufbereitet.
Beispiel: Ein Lkw stoppt, der Fahrer dreht den Zündschlüssel um
und schaltet das Nebenaggregat an. Die Telematikbox empfängt
ein Signal und speichert über den eingebauten GPS-Empfänger
zum gleichen Zeitpunkt die Position des Fahrzeuges.
Über die Bewegungsmelder registriert sie zudem, wenn sich die
Fahrzeugposition ändert. Während der Fahrt sammelt die Box
im Sekundentakt die GPS-Positionen und verarbeitet sie zu gefahrenen
Kilometern. Sind die Fahrzeuge ab Werk mit einer modernen
FMS-Schnittstelle ausgerüstet, überträgt die Telematikbox
auch den Dieselverbrauch. Aus externen Sensoren kann sie
auch Temperaturdaten beziehen oder den Zeitpunkt erfassen,
wann eine Klappe geöffnet bzw. geschlossen wurde.
Die Telematikbox liefert also nicht nur während der Fahrt, sondern
auch im Stand Daten über die Fahrzeugpositionen, zudem
Uhrzeiten über Stoppbeginn und -ende sowie Angaben über
gefahrene Kilometer zu einer zentralen Datenbank.
In dieser zentralen Datenbank im Rechenzentrum sind die Kunden
mit ihren Geopositionen gespeichert und es erfolgt eine
Verdichtung von Einzelereignissen (z. B. über Stoppbeginn und
-ende, Verweildauer bei einzelnen Kunden, Fahrzeiten und
Entfernungen zu einzelnen Kunden oder auch undefinierte
Stopps des Fahrers).
Solche Systeme gibt es seit mehr als 17 Jahren. Positiver Nebeneffekt
ist, dass der Disponent das Fahrzeug auf einer Landkarte
sehen und auf Nachfrage dem Kunden Auskunft geben kann,
wann die Ware ankommt.
Ein Telematiksystem leistet heutzutage aber noch viel mehr,
denn die Tablet-Technologie bietet spezielle Truck-Tablets mit
Android-Betriebssystem zu erschwinglichen Preisen. Der Fahrer
kann heute Aufträge zur Ver- und Entladung, Daten von einer
Waage oder auch Zielkoordinaten einer Kundenadresse direkt
auf seinem Tablet empfangen und auf optimalem Weg zur
Empfängeradresse navigieren. Beim Einlegen des Rückwärtsganges
wird auf dem gleichen Tablet die Rückfahrkamera aktiviert,
wodurch sich eine Ansammlung verschiedener Monitore
im Cockpit vermeiden lässt. Beim Kunden kann der Fahrer die
Liefermengen korrigieren und sich die Korrekturen direkt auf
dem Tablet unterschreiben lassen. Diese Unterschrift erhält der
Kunde wenige Sekunden später als pdf-Datei per E-Mail.
Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung: De-minimis und Cloud
Lassen sich solche digitalen Prozesse auch einführen, wenn die
Flotte nur wenige Fahrzeuge umfasst? Ist es möglich, im Extremfall
bereits mit nur einem einzigen Lkw auf diese Weise die Effizienz
zu verbessern?
Die Zauberworte heißen De-minimis (ein Förderprogramm des
Bundesamtes für Güterverkehr) und Cloud (vereinfacht: Software
zur Miete). Software wird heutzutage über die Cloud bereitgestellt.
Der Betrieb erhält Features wie Tourenoptimierung
aus der Cloud on demand (also dann, wenn sie benötigt werden),
ohne für 30000–50000 Euro eine Optimierungssoftware
kaufen zu müssen, die sich nur für größere Flotten ab 30 Lkw
rechnet.
Wie sieht das Förderprogramm konkret im Jahr 2017 aus?
Unternehmen mit mautpflichtigen Fahrzeugen stehen jeweils
2000 Euro Förderung pro Fahrzeug zu. Investieren sie für die
Telematik 2500 Euro, deckt der Förderbetrag also 80% davon ab.
Für diesen Betrag erhält der Betrieb einmalig als Kauf eine
komplette Telematikausrüstung pro Fahrzeug, die er dauerhaft
auch in den kommenden Jahren nutzen kann. Das sind ca. 50%
der 2500 Euro; der Restbetrag kann für die Nutzung der Software
als Jahresbeitrag verwendet werden. Der Eigenanteil für
den Telematikeinsatz pro Fahrzeug liegt demnach bei 500 Euro
(zuzüglich Bearbeitungskosten). Demgegenüber belaufen sich
die vorgenannten möglichen Effizienzvorteile immerhin auf
mehrere Tausend Euro im Jahr. Der Antrag ist kompliziert und
wird deshalb von vielen gescheut, lässt sich aber problemlos
durch einen Spezialisten, etwa von Weick-Consulting in Ladenburg,
durchführen. Der Aufwand reduziert sich dann auf das
Scannen der Fahrzeugscheine.
Starter-Kit zur Probe
Wie kann sich ein Betrieb einem solchen Projekt nähern, ohne
die sprichwörtliche „Katze im Sack“ zu kaufen? Die Satlog
GmbH aus Weinheim bietet Interessenten ein Starter-Kit an, das
bei gleichzeitiger De-minimis-Beantragung über das Büro Weick
nicht berechnet wird. Mit diesem Starter-Kit erhält der Unternehmer
ein komplettes Telematiksystem als Plug-and-Play-
Lösung leihweise für eine Pilotphase bereitgestellt. Der Fahrer
befestigt den Satlog-Telematikcomputer sowie ein 5-Zoll-
Truck-Tablet mit einem Saugnapf an der Windschutzscheibe. Die
Stromversorgung erfolgt im Gegensatz zu dem späteren professionellen
Festeinbau mit einer Spezialhalterung der Arat GmbH
sowie speziellen Cradle-Halterungen über den Zigarettenanzünder.
Der Betrieb erhält zudem Stammdatenbögen, um darin die
rund zehn Werte pro Lkw zu den Fahrzeugkosten und den
durchschnittlichen Fahrpersonalkosten einzutragen. Ferner
übermittelt die Firma an die Satlog GmbH einmalig die Lieferadressen
mit der Liefertag-Kennung. Satlog geocodiert diese
Adressen und verarbeitet sie zu einem Rahmenplan.
Darüber hinaus erstellt Satlog aus seinem Rechenzentrum in
Dresden mittels Oracle-Technologie für jeden Betrieb einen
persönlichen Cloud-Zugang zu jedem Fahrzeug und legt im
Hintergrund die Stammdaten an. Der Nutzer kann über den
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter 3
Fahrzeugtelematik
Webbrowser auf diese individuelle Cloud zugreifen und sieht
die Kundenpositionen auf der Karte sowie den Lkw-Standort
und die gefahrenen Wegstrecken.
Über den Route-Designer werden für jeden Liefertag die Liefermengen
pro Kunde eingegeben. Zu einem späteren Zeitpunkt
lässt sich das durch Anbinden der Daten aus der Warenwirtschaft
automatisieren. Eine solche Anbindung zur VAS-Warenwirtschaft
gibt es bereits.
Der Fahrer erhält die Aufträge auf das Truck-Tablet, navigiert
zum Kunden, korrigiert ggf. die Liefermengen und erstellt den
mit der Unterschrift versehenen elektronischen Lieferschein als
Quittung.
Die Satlog GmbH optimiert gemeinsam mit dem Unternehmer
einmalig einen Liefertag zum Kennenlernen. Ist der Pilotbetrieb
erfolgreich abgeschlossen, erhält der Betrieb die Geräte für den
Festeinbau; anderenfalls schickt er lediglich das Starter-Kit
zurück.
Mit der Satlog GmbH kann somit jedes Unternehmen den
Grundstein dazu legen, sich zukünftig auch beim externen
Transport auf handfeste Zahlen stützen zu können.
Das Satlog-Telematiksystem zeigt dem Fahrer die wichtigsten Informationen.
Literatur
1. Gygi, C., N. DeCarlo und B. Williams: Six Sigma für Dummies. – Wiley-VCH Verlag,
Weinheim (2. Auflage 2010), S. 60
2. Stausberg, J.: Fuhrparkcontrolling mit Telematik. – Books on Demand, Norderstedt
(2008)
Telematikeinsatz im Fuhrpark der Mühle:
Was bei der Auswahlentscheidung zu beachten ist
Viele Mühlenbetriebe überlegen, an welchen Stellen sie ihre
Prozesse so verbessern können, dass unter dem Strich mehr
übrig bleibt. Dann hören sie plötzlich auf Messen oder von Kollegen
das Zauberwort „Telematik“.
Der Begriff Fahrzeugtelematik
Schaut man unter Wikipedia nach, so findet man dort als erste
Erläuterung: „Telematik (zusammengesetzt aus Telekommunikation
und Informatik) ist eine Technik, welche die Bereiche
Telekommunikation und Informatik verknüpft“ [Quelle: Wikipedia].
Bezogen auf den Lkw, geht es dabei vereinfacht um die Informatik
(d. h. die Datenverarbeitung rund um den Lkw) sowie um
die Übertragung der Daten vom und zum Lkw. Das sind einerseits
technische Daten des Fahrzeuges, wie Drehzahlen und Dieselverbrauch,
andererseits Positionsdaten und Stoppzeiten des
Lkw oder auch Auftragsdaten mit Anbindung der Navigation.
Die Anfänge dieser Technik gehen zurück in die 1980er-Jahre,
als spezielle Bordcomputer die Reifenumdrehungen aufzeichneten
und damit die gefahrenen Kilometer sowie die Standzeiten
erfassten. Durch Trennung von Treibstoffleitungen und Anschluss
von Dieseldurchflussmessern, die im Winter auch schon
mal einfroren, hat man den Dieselverbrauch auf ein Fahrzeugdisplay
übertragen. Mit speziellen Datenkarten ähnlich der heutigen
Fahrerkarte oder auch mit Kabelanbindung vom Lkw zu
einer elektronischen Tankstelle wurden die Daten zur Auswertung
an die Zentrale übermittelt.
Ist dieses Verfahren nun veraltet oder nicht? Immerhin hat sich
an den Dateninhalten sowie der Nutzung dieser Informationen
gar nicht so viel geändert. Aber die Technik ist kleiner und einfacher;
die Datenübertragung mit GPRS, UMTS, LTE, Satelliten
etc. wurde revolutioniert. Auch die GPS-Position zur Standortfindung
und Identifizierung des Kundenstopps oder der
aktuellen Fahrtposition sowie der digitale Tacho mit seinen unterschiedlichen
Anbindungsmöglichkeiten sind hinzugekommen.
Heute sind solche Systeme vielfach in 30–60 Minuten eingebaut
oder können auch ohne Einbau direkt über den Zigarettenanzünder
betrieben werden. Früher dauerte der Einbau 4–8
Stunden.
Mit der Massennutzung sind auch die Preise gesunken. Je nach
Ausbaustufe beginnen sie heute bei 200–300 Euro für einfache
Systeme zuzüglich monatlicher Nutzungskosten ab ca. 20–30
Euro für Ortung etc. Umfangreichere Systeme, auf die noch eingegangen
wird, haben ein höheres Preis-Leistungs-Verhältnis.
Das Programm „De-minimis“ des Bundesamtes für Güterverkehr
fördert solche Systeme mit bis zu 2000 Euro pro Fahrzeug.
Wo liegen die Effizienzvorteile?
Der Markt ist vielschichtig und unübersichtlich. Gibt man im August
2017 bei Google das Wort Ortung ein, erhält man 1,47 Mio.
Suchergebnisse. Wie soll man da die richtige Lösung für seinen
Betrieb finden?
Wer nicht genau weiß, was die neue Technik leistet und was mit
Telematik erreicht werden kann, ist unsicher, handelt deshalb
womöglich gar nicht und verspielt damit auch den möglichen
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Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter
Telematikeinsatz im Fuhrpark der Mühle
Effizienzvorteil. Aber was ist nun das richtige Vorgehen? Dieser
Beitrag soll etwas Licht ins Dunkel bringen.
Effizienzvorteil, was ist das? Das hat etwas damit zu tun, dass
Abläufe im Hinblick auf Auftragsabwicklung, Wegstrecken,
Tourenplanung sowie Standzeiten bei Kunden schneller erfolgen
und in Bezug auf Kosten und Leistungen besser sind als vorher.
Besser als vorher? Welcher Betrieb kennt seine Transportkosten
im Hinblick auf Lohn, Abschreibungsanteil des Fahrzeuges
und gefahrene Kilometer zum einzelnen Kunden bezogen
auf die abgelieferten Mengen? Hierzu fallen Unmengen von
Daten an, die manuell gar nicht verarbeitbar sind. Aber nur
wenn man sie kennt, kann man sie auch mit den Sollwerten vergleichen
und damit herausfinden, wo die Chancen für Verbesserungen
liegen.
Bevor es daher an die Auswahl von Anbietern, Gerätetypen etc.
geht, sollte man sich die folgenden Fragen stellen:
– Wie lange dauerte die Aufenthaltszeit von Fahrer Müller auf
dem Hof nach dem Einstempeln und vor der Abfahrt bzw.
nach der Rückkehr und vor dem Ausstempeln?
– Hat der Fahrer die Ware in der Zeit abgeladen, die mit dem
Kunden vereinbart war? Wurde die geplante Standzeit eingehalten?
– Welche Strecken wurden gefahren? Wurde der kürzeste Weg
zum Kunden gewählt?
– Ist der Fahrer verbrauchsarm gefahren, so wie auf der Schulung
durch den Fahrzeughersteller trainiert?
– Wie war die Auslastung des Lkw? War die Tourenplanung korrekt?
– Wurden die richtigen Kunden beliefert? Wie hoch waren die
Kosten im Vergleich zu den kalkulierten Frachten bei einzelnen
Kunden?
– Wie oft rufen Kunden während der Tour an, um zu fragen, wo
die Ware bleibt und wann der Lkw kommt?
– Hat der Fahrer die Abfahrtskontrolle sorgfältig durchgeführt?
Sind Fotos von etwaigen Schäden sofort weitergeleitet worden?
– Fährt der Fahrer immer mit dem richtigen Reifendruck?
– Freuen sich die Kunden über weniger Papier, also den elektronischen
Liefernachweis als pdf im E-Mail-Postfach?
– Wie lassen sich Verladefehler und damit verärgerte Kunden
vermeiden?
Wenn diese wichtigen Fragen hinreichend beantwortet sind,
fällt die Auswahl eines geeigneten Telematiksystems schon wesentlich
leichter.
Welche Möglichkeiten gibt es?
Das Ziel ist, stets darüber informiert zu sein, wo sich der Fahrer
gerade befindet und wann er zurück auf dem Firmenhof ist.
Dann reicht in vielen Fällen die aktuelle Position des Fahrzeuges
mit dem Zeitstempel über eine Ortungsbox. In anderen Fällen
aber ist das Ankunftsmonitoring mit Berücksichtigung der Verkehrssituation
erforderlich; dann ist ein komplexeres Navigationssystem
notwendig.
Möchte man die digitale Unterschrift beim Kunden, wird ein
MDE-Gerät oder ein Tablet benötigt.
Bei den nachfolgend vorgestellten Variantenklassen kann es
sich nur um eine Grobeinteilung handeln, denn es gibt (siehe
die Google-Abfrage) unendlich viele verschiedene Systeme am
Markt.
Variantenklasse 1: Ortungsbasis
In dieser Klasse wird der zigarettenschachtelgroße Ortungscomputer
entweder an der Innenseite der Windschutzscheibe als
Plug-and-Play-Komponente montiert. Alternativ erfolgt eine Installation
im Sicherungskasten mit zusätzlicher Scheibenklebeoder
Dachantenne.
Abb. 1: Einfaches Ortungssystem „satlogger:m“ (auch mit Zigarettenanzünderbetrieb)
Diese Computer haben neben dem Prozessor und dem GPS-Empfänger
eine innen liegende SIM-Karte für die Datenübermittlung
an einen zentralen Server und senden Positionen, Zeitstempel
sowie per GPS ermittelte Kilometer entweder zyklisch oder
nach Ereignis (z. B. Zündung aus, Zündung an, Bewegungsstopp).
Abb. 2: Telematikbox „satlogger:F3“ für den Festeinbau mit FMS-Anschlussoption
Varientenklasse 2: FMS-Telematik
Die FMS-Schnittstelle (FMS = Flottenmanagementsystem) ist
eine standardisierte Schnittstelle zu einigen Fahrzeugdaten
schwerer Nutzfahrzeuge. Die sieben europäischen Hersteller
Daimler, MAN, Scania, Volvo, Renault Trucks, DAF Trucks und
Iveco haben sich 2002 zu einem gemeinsamen FMS-Standard zusammengeschlossen,
um so markenübergreifende Anwendungen
der Verkehrstelematik zu ermöglichen [Quelle: Wikipedia].
Es gibt einen genormten 12-poligen grünen Telematikstecker,
der entweder standardmäßig mitverbaut oder beim Fahrzeugkauf
mitbestellt wird. An ihn lassen sich dafür konzipierte Telematiksysteme
anschließen, die zusätzlich zu den Daten der Variantenklasse
1 auch Dieselverbrauch und Drehzahlen aufzeichnen
und übermitteln. Die Fahrzeughersteller haben neben der
standardisierten CAN-Schnittstelle eigene, sehr viel tiefer gehende
und vorwiegend technisch orientierte Telematikanwendungen
im Programm. Zu den FMS-Gerätetypen (die auch an
Dauerplus, Zündungsplus und Masse betrieben werden können,
dann allerdings ohne die CAN-Anbindung mit Dieselverbrauch)
ist folgendes Zubehör erhältlich:
1-Wire-Zubehör
Mit Kabelanschluss lassen sich Fahrer-ID-Schlüsselanhänger auslesen.
Es gibt spezielle Temperaturfühler, die ebenfalls per
1-Wire anschließbar sind.
RFID-Zubehör
Mit speziellen RFID-Lesegeräten lassen sich aktive RFID-Transponder
über Entfernungen von bis zu 150 m auswerten (Tür
bzw. Klappe offen/geschlossen, Container aufgeladen/abgeladen,
Temperaturen in verschiedenen Kammern). Das ist besonders
für die schnelle Nachrüstung interessant.
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter 5
Fahrzeugtelematik
Reifendruckkontrollsystem
Dieses System gibt Alarm bei Reifenunterdruck und sendet die
Information auf Displays und in die Zentrale.
Tachoanbindung (mit Adaptern)
Hierüber erfolgen das Auslesen, z. B. von Fahrer-ID, Fahrzeitund
Pausenstatus, sowie die Übermittlung von Fahrerkartenund
Massendaten.
Abb. 4: Mobiler Dokumentenscanner mit Anschlussoption an TruckTablet-Halterung
Abb. 3: 12-poliger Telematikstecker
Variantenklasse 3: Auftragsmanagement
Der Fahrer hat in diesem Fall im Cockpit eine Halterung mit
MDE-Gerät (schmal, hochkant, mit Tastatur). Solche Systeme
sind bei Paketdiensten im Einsatz und zeichnen sich durch ihre
integrierte Scanfunktion aus. Sie können optional mit einem
Bluetooth-Bondrucker gekoppelt werden, um Quittungen zu
erstellen.
Anstelle des MDE-Gerätes im Hochkantformat setzen sich heutzutage
für den rauen Einsatz konzipierte Tabletcomputer immer
mehr durch. Dabei erhält der Fahrer meist im Querformat
auf einem 7-Zoll-Bildschirm gut ablesbar alle Daten zu Aufträgen,
kann direkt aus dem Auftrag telefonieren und zum Ziel
navigieren. Die Navigation ermittelt optional für jeden Kunden
der Tour die rollierende Ankunftszeit und übermittelt diese zum
Server. Beim Kunden nimmt der Fahrer das Gerät aus der Halterung
und erzeugt dort eine elektronische Unterschrift auf einem
PDF-Lieferschein, der dann als E-Mail an den Kunden verschickt
wird. Hier kann der Fahrer dem Auftrag auch Fotos zu
eventuellen Schäden hinzufügen.
Die Aufträge kommen über die im MDE oder Tablet eingebaute
SIM-Karte oder auch über WLAN auf die Tablets. Bei SIM-Kartennutzung
hat die Disposition bereits während der Tour Ablieferquittungen
für die Weiterverarbeitung zur Rechnung zur
Verfügung.
Auch zur Variantenklasse 3 gibt es umfangreiches Zubehör:
Dokumentenscanner
Damit können Dokumente auf der Tour eingescannt und als pdf
in die Disposition geschickt werden. Die Scanner sind per Kabel
mit dem Fahrzeugcradle verbunden; Daten werden über das Tablet
verschickt.
Barcodescanner
Sie können mit Bluetooth an das Tablet angebunden werden.
Damit lassen sich vor Verladung und beim Kunden Produkte
scannen und mit den Sollmengen abgleichen. Das dient der
Sicherstellung der kompletten Lieferung.
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Abb. 5: Rückfahrkamera-Integration in Satlog-TruckTablet TT700B
Rückfahrkamera
Moderne Systeme dieser Auftragsklasse können über eine spezielle
Halterung das Bild der Rückfahrkamera des Fahrzeuges
auf dem Tablet abbilden. Damit kann ein gesonderter Rückfahrkamera-Monitor
eingespart werden und im Cockpit gibt es nur
einen zentralen Bildschirm.
Anbindung Ortungscomputer
Moderne TruckTablets können über serielle Kabelanbindung
oder Bluetooth die Daten der Ortungscomputer auswerten und
zeigen dem Fahrer dann auch die technischen Daten (Temperaturen
in den Kammern, Status von Türen/Klappen, Reifendruck
etc.) auf dem Tabletdisplay an.
Tipps zur richtigen Auswahl
Die „De-minimis“-Förderung beläuft sich im Jahr 2017 auf 80%
bzw. 2000 Euro pro Fahrzeug. Der Eigenanteil beträgt damit
500 Euro.
Die erste Empfehlung lautet, auf Modularität zu achten. Wer
mit Variante 1 klein anfangen will, sollte Wert darauf legen,
dass später auf Variante 2 und 3 hochgerüstet werden kann.
Variante 1 ist zwar preiswert und einfach, doch der Fuhrunternehmer
wird nicht jeden Tag auf die Karte schauen wollen, um
den Fahrer zu kontrollieren. Wichtig ist auch die richtige Kommunikation
mit dem Fahrer, damit dieser sich nicht überwacht
fühlt und das Vertrauensverhältnis leidet.
Bei den Varianten 2 und 3 ist dies nahezu ausgeschlossen, denn
hier wird die Telematik zum Hilfsinstrument: Sie ermöglicht eine
bessere Fahrweise sowie eine ruhigere Abwicklung und vermeidet
Rückfragen zu Adressen und Kundenstandorten. Weitere
Vorteile sind u. a. eine inte grierte Freisprecheinrichtung,
weniger Papier sowie die Möglichkeit, Dokumente zu scannen
und damit Umwege zu vermeiden, die sonst für das Abliefern
von Papieren anfallen. Die Fahrer schätzen die Lkw-Navigation
und auch die integrierte Rückfahrkamera. Die Disposition hat es
einfacher mit der Auftragsabwicklung und sieht bei Kundenrückfragen
auch die Positionen und optional die Ankunftszeiten.
Wichtig ist es, vor der Entscheidung zu Variante 3 die Anbindungsmöglichkeit
an die Warenwirtschaft von einem Spezialisten
abklären zu lassen.
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter
Logistik
Auftragsdaten müssen von der Warenwirtschaft auf das Tablet
kommen. Entweder gibt es Standardschnittstellen (z. B. für die
Mühlenindustrie von der Firma VAS), die mit modernen JSON-/
REST-Protokollen und Oracle-12c-Datenanbindung die Versorgung
vornehmen. Alternativ liegt als Minimaloption lediglich
eine Excel-Tabelle über die Aufträge vor, deren Daten dann zu
einem Auftragsserver übertragen werden. Innerhalb von 2 bis 3
Arbeitstagen ist im Regelfall auch eine exotische Warenwirtschaft
zur Auftragsdatenübermittlung umgerüstet.
Es gibt unterschiedliche Portalanwendungen für die Abwicklung
und Auswertung. Wer interessiert ist, sollte sich eine Teststellung
einrichten lassen, um so die Anwendungen kennenzulernen.
Dabei ist stets der Einfluss der unterschiedlichen Bausteine
auf die eigene betriebliche Effizienz zu beachten.
Zusammenfassung
Variante 1 erlaubt es, Fahrzeugpositionen zu kontrollieren – mit
geringerer Komplexität, aber auch eingeschränktem Nutzen.
Mit Variante 2 lassen sich Stopps, Kilometer, Dieselverbrauch,
Touren- und Lkw-Kosten sowie zeitliche Fahrzeugeinsätze bewerten.
Variante 3 ermöglicht es zusätzlich zu Variante 2, den Arbeitsfluss
zu digitalisieren und gleichzeitig die Kosten in Bezug auf
die Ablademenge im Griff zu haben. Für Effizienzvergleiche
sieht der Fuhrunternehmer die Kundenkosten pro Transporteinheit
sowie die Sollzeiten für das Abladen im Vergleich zu den
Istzeiten. Die höhere Komplexität dieser Variante wird von
Fachleuten durchaus beherrscht und bietet einen hohen effizienzsteigernden
Nutzen mit verbesserter Fahrermotivation.
Sind die Fuhrparkkosten pro Kunde bekannt?*)
Optimale Disposition und Tourenplanung
Auf der Müllerei-Fachtagung in Volkach wurde die provokante
Frage aufgeworfen: Was bleibt unterm Strich? Kennen Sie – also
insbesondere die anwesenden Müller – Ihre Logistikkosten?
Rechnet man bei der Logistik einer Mühle im Durchschnitt mit
einer Transportentfernung von 300 km und einem Einsatztag
von sieben Stunden sowie einer Ablademenge von 20 t, so betragen
die Kosten für den Fahrer und den Lkw ca. 20 Euro pro
Tonne. Erfahrungsgemäß liegen die Einbringungskosten des
Weizens bei ca. 15 Euro/t.
Vergleicht man dies mit den Produktionskosten einer Mühle, so
liegen die Logistikkosten damit mit 35 Euro höher als die Produktionskosten,
für die Werte von ca. 30 Euro bekannt sind.
Bei der Produktion ist jedoch alles bis ins Kleinste ausgereizt.
Modernste Maschinen, die in Volkach auch wieder vorgestellt
wurden, reizen die Effizienz bis ins kleinste Korn aus. Aber was
ist mit der Logistik?
Wenn der Lkw den Hof verlässt, ist quasi alles „wie eine dunkle
Wolke“. Es herrscht Unklarheit über die Ankunftszeiten: Unklar
ist, ob die Kunden der richtigen Tour und dem richtigen Wochentag
zugeordnet sind. Unklar ist auch, ob die Lieferkosten
für den Kunden im vereinbarten und vorher kalkulierten Rahmen
liegen.
Bereits 30 km Umweg oder eine halbe Stunde zusätzliche Standzeit
haben in Bezug auf die Kosten pro Tonne 12,5% Einfluss.
Doch wie kann man Licht in diese „dunkle Wolke“ bringen? Das
ist gar nicht so schwer. Man muss sich lediglich wenige Stunden
Zeit nehmen und die nicht zusammengeführten Daten aus dem
Anlagenbuch, dem Fahrzeugkonto und der Lohnbuchhaltung
zusammeführen. Im Regelfall kennt man zwar die Lohnsumme
aller Mitarbeiter, aber diese ist nicht untergliedert nach Fahrern
und Lkw – und erst recht nicht nach Touren und Kunden.
Schritt 1: Die Kosten
In einem ersten Schritt ist es daher wichtig, zu erkennen, wo die
kalkulierten Kosten liegen. Es kommt nicht darauf an, jedes Verschleißteil
des Lkw mit Artikelnummer und Einbau-Kosten systematisch
aufzulisten, sondern es reichen die jährlichen Reparaturkosten
des Lkw. Hinzu kommen die jährlichen Treibstoffkosten
sowie die Reifen und die Mautgebühren. Das sind schon die
wesentlichen Komponenten an variablen Kosten.
Ergänzt werden müssen aus dem Anlagenbuch die Anschaffungskosten
des Lkw, jährliche Steuern und Versicherungen,
kalkulatorische Zinsen etc., um damit den Fixkostenblock zu bestimmen.
Im Hinblick auf die Fahrerkosten kommt es nicht darauf an, den
Lohn jedes einzelnen Fahrers aufzulisten, sondern inklusive aller
Abb. 1: Was bleibt unterm Strich?
*) Beitrag anlässlich eines Vortrages auf der 42. Müllerei-Fachtagung für Getreide,
Qualitätsbeurteilung, Technologie und Wirtschaft des Bayerischen Müllerbundes
vom 26. bis 28. Oktober 2017 in Volkach am Main
Abb. 2: Daten aus unterschiedlichen Buchhaltungen
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter 7
Tourenplanung
Schritt 2: Die Disposition
Die mit dem hohen Know-how der Mühlenindustrie über viele
Jahrzehnte gewachsene Warenwirtschaft VAS hat auf der Fachtagung
ein auch unabhängig von der eigenen VAS-Warenwirtschaft
einsetzbares Tool vorgestellt, das die Disposition der Aufträge
erleichtert. Mit wenigen Mausklicks können entweder direkt
aus VAS (SQL) oder als Export aus beliebigen Warenwirtschaften
die Kundendaten wie Kunden-Nummer, Name, Postleitzahl,
Ort, Straße sowie das Zeitfenster so aufbereitet werden,
dass sie auf Mausklick in den neu geschaffenen TruckLoader
der Satlog GmbH importiert werden können.
In wenigen Minuten sind die Transportaufträge dem jeweiligen
Lkw zugeordnet, man sieht die Auslastung des Fahrzeuges. Eine
ausdruckbare Ladeverfügung für die Fahrer zeigt pro Artikel,
was zu laden ist. Auf Mausklick gehen per JSON/REST-Schnittstelle
die Daten direkt in die große Satlog-Oracle-Datenbank,
wo der RouteDesigner dann folgende Aufgaben übernimmt:
Zunächst erfolgt die Geokodierung der Kundenadressen, sofern
nicht schon im Stamm vorhanden. Durch die Längen- und Breitengrade
wird die Tour in der geplanten Reihenfolge auf die Karte
gebracht. Ein Mausklick und die Kilometer der Tour werden
errechnet und die Soll-Kosten der Tour werden ausgewiesen.
Da Rahmentouren hinterlegt sind, werden auch die Kunden auf
die Karte gebracht, die noch nicht bestellt haben. Die Disposition
sieht auf einen Blick, durch welche Telefonaktion die Tour
noch effizienter gestaltet werden kann.
Jeder Kunde der Tour lässt sich auf andere Touren verschieben
oder auch in der Reihenfolge ändern. Wird ein Zeitfenster verletzt,
erscheint eine Warnmeldung.
Abb. 3: Kostenflussgrößen (einmalig), alles gebündelt
Nebenkosten die Fahrerlöhne in Bezug zur Arbeitszeit der Fahrer
zu setzen.
Abb. 3 verdeutlicht die Kosteneinflussgrößen und zeigt einen
Beispiels-Kalkulationssatz, der aus den Werten pro Kilometer
und Einsatzstunde des Lkw abgeleitet werden kann.
Wenn man diese Kalkulationswerte für sich ermittelt hat, fällt es
leichter abzuschätzen, was eine Tour kostet, sofern man vom
Fahrer den Kilometerstand zu Beginn und am Ende der Tour
notieren lässt. Die Daten sind dann manuell auszuwerten. Doch
nach der Tour ist das Kind ja vielfach „schon in den Brunnen
gefallen“. Es ist entscheidend, schon vor der Tour Erkenntnisse
zu gewinnen, wie die Tour optimal laufen müsste. Und auch zu
erkennen, welcher Kunde noch nicht bestellt hat und diesen
dann im Vorfeld anzurufen, anstatt ins Zielgebiet zu fahren und
auf der Rückfahrt den Anruf zu erhalten: „Ich habe vergessen
zu bestellen, bitte schnell liefern!“ Eine Teilnehmerin der Volkacher
Tagung berichtete über einen solchen Fall aus der Praxis.
Abb. 5: Vorkalkulation beim Dispositionsvorgang
Eine Beschäftigung mit der Tour nur wenige Minuten pro Tag
kann also Auslastungen erhöhen, Umwege vermeiden und vor
allem verhindern, dass am Ende einer Tour ein Kunde anruft,
dessen Bestellung vergessen wurde.
Der Fahrer erhält die Aufträge auf seinen Fahrzeugmonitor und
sieht im Fahrzeug, ob er aufgrund von Verkehrsstaus die Zeitfenster
trifft oder nicht. Er kann dem Kunden bei Bedarf auch
eine Verspätungs-SMS senden.
Gleichzeitig hat die Disposition über den ETA-Monitor die Information
über die möglichen Verspätungen und ist auskunftsfähig,
wenn der Kunde dort anruft.
Schritt 3: Tourenoptimierung
Bisher wurde gezeigt, wie man mit Aufträgen vor der Tour umgeht.
Man schaut, ob die Sollkosten mit den Erwartungen übereinstimmen,
versucht das Fahrzeug auszulasten, keine Kunden,
die auf der Tour liegen und noch nicht bestellt haben, zu vergessen
und schiebt manuell Aufträge so hin und her, dass das Ergebnis
fahrbare Touren sind.
Die Situation kann allerdings schnell komplex werden, wenn
neue Kunden ins System kommen oder Feiertagswochen gefahren
werden müssen, bei denen eine Neuzuordnung von Kunden
Abb. 4: TruckLoader: Aufträge mit Mengen (aus Excel)
Abb. 6: RouteDesigner: Interaktives Disponieren/Optimieren mit Zeitfensteralarm
8
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter
Fuhrparkkosten pro Kunde
Abb. 7: AnkunftsMonitor
auf andere Wochentage notwendig wird, oder man gar nicht
weiß, in welche Tour ein Neukunde am besten passt. Wichtig ist
auch, dass dem Neukunden ein Zeitfenster vorgeschlagen wird,
welches sich in die bestehenden Touren gut einfügt.
Schritt 4: Fuhrparkkosten pro Kunde
Um die tatsächlichen Kosten pro Kunde zu ermitteln, müssen
die Ist-Daten der Tour aufgenommen werden. Standzeiten bei
Kunden, Fahrzeiten und Kilometer werden heute über Telematiksysteme
automatisch ohne Zutun des Fahrers ermittelt. Diese
liegen auch den Planungsdaten zugrunde. Spezielle mathematische
Algorithmen formen diese Werte zu Kostenwerten auf
einer Tour um und vergleichen diese mit vorher ermittelten Soll-
Werten. Damit ist die Basis gelegt, überhöhte Standzeiten auf
der Tour zu hinterfragen, Wegstrecken zu optimieren oder auch
die Kalkulation neu zu überdenken.
Am Ende des Vortrages in Volkach holten sich sehr viele interessierte
Besucher der Fachtagung am Satlog-Stand einen USB-
Stick ab, der alles das enthielt, was für den Start mit dem Truck-
Loader erforderlich ist. Ladeverfügungen können damit sofort
gedruckt werden. Man erhält einen Anspruch auf das Satlog-
StarterKit (30 Tage – ohne Berechnung). Dies enthält: Ermittlung
der Ist-Kosten, Aufzeichnung der Touren Plug&Play per Zigarettenanzünder-Anschluss,
Vorkalkulation der Touren mit
dem RouteDesigner und schließlich Ermittlung der Kundenkosten.
Diejenigen, die keinen Stick mehr erhielten, können diesen
bei Satlog im Nachgang anfordern. Darauf gespeichert ist auch
der Videomitschnitt des Vortrages.
Am Stand gab es auch einen besonderen Hinweis auf den Termin
8. Januar 2018. Die Satlog GmbH wickelt zusammen mit ihrem
Partner Weick Consulting auch die Antragstellung für das
Förderprogrogramm De-minimis ab, die ab dem 8. Januar 2018
beginnt. Damit werden nach aktuellem Stand auch 2018 die
Kosten, die durch Hardware und Softwarenutzung entstehen,
zu 80% gefördert. Dies sind immerhin 2000 Euro pro Lkw.
Abb. 8: Tourenoptimierung
Jetzt kommt die automatische Tourenoptimierung ins Spiel, die
aufgrund von Zeitfenstern und Transportmengen die Kunden in
richtige Reihenfolgen bringt und optimale Fahrtvorschläge unterbreitet.
Das Besondere: Es müssen für solche Rahmentourenoptimierungen
heute nicht mehr teure Softwarelösungen im
Wert von 30000 Euro und mehr installiert werden, die sich für
kleinere Fuhrparks nicht lohnen. Vielmehr kann eine Optimierung
on Demand erfolgen. Der Satlog-Server sorgt bei angeklickten
Aufträgen für die Optimierungsergebnisse und es wird
pro optimiertem Stopp abgerechnet.
Abb. 9: SATLOG Kundenergebnisrechnung … und was bleibt unterm Strich
(Euro/t)?
Digitaler Fuhrpark: Nutzen von Telematik-Systemen an
die Beteiligten richtig kommunizieren
Wenn man seit dem Jahr 2000 mit der Einführung von Telematik-Systemen
in Fuhrparks beschäftigt ist – es geht um Fahrzeugortung,
Navigation, Auftragsübermittlung, Optimierung,
Controlling – hört man so manche Kuriositäten aus der Branche.
Diese haben alle eines gemeinsam: Angst vor dem Unbekannten,
verbunden mit falscher Kommunikation.
„Das ist bei euch ja wie bei der Stasi; das kommt mir nicht in die
Fahrzeuge“, so ein Originalton. Oder: „Komisch, da brummt immer
was unter dem Cockpit.“ Auch ergeben sich ganz neue Fragen:
„Auf dem Tablet sind so komische LEDs; kannst du mir
etwa beim Frühstück zusehen?“, „Jetzt gibt es so einen Route
Optimizer. Disponiert der Computer dann alles automatisch,
und mein Arbeitsplatz ist in Gefahr?“
In diesem Beitrag wird dargestellt, was wichtig ist und wie man
sich mit dem Thema auf den verschiedenen Ebenen richtig beschäftigt.
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter 9
In der Mühle melden sich die Produktionsmitarbeiter morgens
am Arbeitszeiterfassungssystem an und abends ab und man erkennt
genau, wie viel Mehl am Tag produziert wurde. Die Leistungsmessung,
die daraus resultierende Leistungsvergütung
und das Feedback des Chefs sind aus dem industriellen Prozess
nicht mehr wegzudenken.
Im Fuhrpark war das bisher nicht möglich und wurde nicht gelebt.
Die neuen Technologien erlauben dies jedoch, sofern man
richtig mit ihnen umgeht.
Es gibt in unterschiedlichen Branchen Unternehmer, die haben
im „Bauchgefühl“, dass auf den Touren viel Zeit für zusätzliche
bezahlte Pausen, Umwege etc. verbraucht wird, was den Transport
verteuert. Sie wüssten gern, was dort passiert und bauen
deshalb heimlich Telematik-Systeme verdeckt ein, ohne dass der
Fahrer etwas davon weiß. Dieses Vorgehen zerstört jegliche Vertrauensbeziehung,
wenn die Fahrer es entdecken. Auf den
Punkt gebracht: Das ist eine falsche Herangehensweise an das
Thema Telematik-Systeme.
Front-LEDs mit einer Kamera an Tabletcomputern sind Sicherheitsfeatures
für Taxiunternehmen, wo Fahrer Bedrohungssituationen
durch Passagiere ausgesetzt sind und die Kamerafunktion
im Notfall auslösen können. Wichtig ist zu kommunizieren,
dass diese im Lieferverkehr nicht aktiviert sind und auch zugeklebt
werden können.
Grundsätzlich zeichnen die Geräte zur Fahrzeugortung die Kilometer,
Standzeiten und Positionen und somit die Fahrzeugbewegungen
auf und senden diese Daten zu einem Server. Sie
sind daher wie ein Steuergerät fest im Sicherungskasten verbaut
und dort an die Fahrzeugelektrik angeschlossen. Die externe
Antenne ist entweder an der Frontscheibe oder auch auf dem
Dach montiert.
Daran angeschlossen sind heute moderne, aus dem Fahrzeug
herausnehmbare Tablets für Navigation und Auftragsmanagement.
Abb. 1: Die Digitalisierung kommt beim
Fahrer an.
10
Vertrauensbasis schaffen
Die Information an den Fahrer
Was ist also dem Fahrer zu kommunizieren, damit er den Vorteil
erkennt, den ihm die Telematik bringt, und damit er sieht, wo
der Nutzen für das Unternehmen liegt?
Zunächst ist es wichtig, ihn an den Dispositionsarbeitsplatz zu
holen und ihm zu zeigen, dass seine Stopps und Fahrtrouten
aktuell in der Disposition sichtbar sind. Standzeiten bei Kunden
und für Pausen sowie Fahrzeiten werden aufgezeichnet und
dienen – zumindest bei der Satlog GmbH, Weinheim, – dazu,
daraus die Kosten des Transportes zu ermitteln und die Touren
zu optimieren.
Der Fahrer erhält einen RFID-Chip zum morgendlichen Anmelden.
Damit ist klar, dass die Hofzeit vor und nach der Tour erfasst
wird und somit die Abläufe bei der Verladung transparent
werden. Schon so mancher Unternehmer hat sich gewundert,
dass er das Geld nicht auf der Straße verliert, sondern durch ineffiziente
Prozesse bei der Verladung.
Diese lassen sich mithilfe
der Telematik kostenmäßig
darstellen. Einfache
Umorganisa tion, Vorladen von
Fahrzeugen etc. haben schon
so manchen Vorteil gebracht.
Gute Fahrer haben auch gar
nichts gegen die Sichtbarwerdung
der Fahrtstrecke, denn
dadurch entfallen lästige Rückfragen,
wo er so lange bleibt;
stattdessen sieht der Disponent,
dass der Lkw im Stau
steht. Auch bei Kunden mit
besonders schwierigen Abladebedingungen
und langen
Abladezeiten durch Warenverbringung
in den Keller oder in den zweiten Stock wird dadurch
eine falsche Kalkulation des Vertriebes aufgedeckt.
Der Einsatz des Tablets konfrontiert den Fahrer mit einer Bedieneroberfläche,
einem Computer im Fahrzeug. Ein 55-jähriger
Fahrer sagte neulich: „Nicht mein Ding, ich fahre seit 30 Jahren
mit Papier.“ Anschließend piepte allerdings sein Smartphone –
er hatte eine WhatsApp-Nachricht von seiner Tochter erhalten.
Es existiert eine Vielzahl derar tiger Ausreden. Deshalb ist es
wichtig, den Fahrer über Videoanleitungen und individuelle
Schulungen morgens vor der Abfahrt zu instruieren, wie die
„TourManager“-Anwendung auf dem Tablet zu bedienen ist.
Ein besonders gut geschulter Fahrer kann auch als Trainer für
seine Kollegen fungieren.
Bei den Satlog-Tablet-Lösungen lässt sich die Rückfahrkamera
anschließen, was die Fahrer sehr schätzen, denn das Rangieren
wird dadurch einfacher. Druck und Temperatur jedes Reifens
sieht der Fahrer auf dem Tablet, was ihm die Druckluftprüfung
erleichtert und hilft Dieselmehrverbrauch und Unterwegsreparaturen
zu vermeiden (vorausgesetzt, „ContiPressureCheckTM“ ist
nachgerüstet). Auch erkennt der Fahrer die voraussichtlichen
Ankunftszeiten bei den Kunden, kann darauf reagieren und evtl.
die Kundenreihenfolge ändern. Dies ist für ihn mit vielerlei Vorteilen
verbunden: Er erhält keine störenden Anrufe mehr von
der Disposition, wann er denn beim Industriekunden, der just in
time arbeitet, ankäme, denn diese hat die Informa tionen online.
Er muss auch keine Arbeitszeitnachweise und manuellen Fahrtberichte
mehr ausfüllen. Tankmengen gibt er einfach beim Tankvorgang
ein. Auch Verbesserungsvorschläge kann er dokumentieren.
Die Papierflut reduziert sich für ihn durch elektronische
Lieferscheine u. v. m. Und von großer Bedeutung: Der Chef sieht
nun seine Leistung und kann diese entsprechend honorieren,
ähnlich wie das in der Produktion schon seit Jahren der Fall ist.
All das gilt es im Vorfeld der Einführung von Telematik zu kommunizieren.
Die Information an den Disponenten
Der Disponent kennt die Kunden, steht unter Dauerstress und
sorgt dafür, dass die Fahrzeuge auf die Straße kommen. Sein
oberstes Ziel lautet: Der Kunde muss auf jeden Fall rechtzeitig
bedient werden. Wenn vergessen wurde, ihn wegen der Bestellung
anzurufen und dann eine Nachlieferung fällig wird – egal;
Hauptsache, der Kunde ist zufrieden. Neue Telematik-Lösungen
zeigen dem Disponenten auf elektronischen Karten die Standorte
der Kunden sowie die geplanten Touren. Ein elektronischer
Optimizer unterbreitet alternative Liefervorschläge, die manuell
angepasst werden können. Es müssen Zeitfenster für die
Kundenbelieferung erfasst und hinterlegt werden. Dies wirft
Abb. 2: Rote Aufträge sind nicht mehr im Zeitfenster.
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter
Kommunikation im Transport-Bereich
Fragen nach einer möglichen Gefährdung von Arbeitsplätzen in
der Disposition auf und führt auch zu Behauptungen, der Computer
mache nur „Blödsinn“.
Auch in diesem Zusammenhang ergibt sich die Herausforderung,
richtig zu kommunizieren und zu verdeutlichen, dass der
Computer eine Unterstützung darstellt. Dies geschieht, indem
er die vordefinierten Rahmentouren darstellt sowie aufzeigt,
welche Kunden noch nicht bestellt haben, aber aufgrund der
Lieferfrequenz eigentlich keine Ware mehr haben dürften und
angerufen werden sollten. Er erstellt eine Vorkalkulation und
hilft zu erkennen, wie man den Transport durch bessere Auslastung
kostengünstiger abwickeln könnte.
Der Disponent profitiert dadurch von einem viel ruhigeren Arbeitsplatz.
Er erkennt durch den ETA-Monitor (ETA = Estimated
Time of Arrival = erwartete Ankunftszeit) Störungen auf der
Tour. Sowohl auf der Karte als auch in Listenform erhält er eine
Alarmmeldung, wenn ein geplantes Zeitfenster zum Kunden
nicht eingehalten wird. Dies ermöglicht ihm, vorab zu agieren
und erspart ihm mehrere Anrufe mit der stets gleichen Frage
nach der Ankunftszeit der Ware.
Er muss auch nicht mehr mit dem Fahrer telefonieren und sich
darüber ärgern, dass der Lkw wohl gerade im Funkloch ist oder
der Fahrer nicht ans Telefon geht, sodass er nicht erfährt, wo
sich das Fahrzeug gerade befindet. Auch Arbeitszeitabrechnungen
und Fahrtberichte stehen ihm dadurch online zur Verfügung.
Mehr Ruhe in der Disposition und Konzentration auf eine
optimierte Planung sind damit möglich.
Durch mehr Informationen entwickelt sich der Disponent immer
stärker hin zu einem Fuhrparkleiter, zu einem Steuerer, der aufgrund
von Daten viel besser entscheiden kann als bisher. Optimierte
Touren kann er im „RouteDesigner“ individuell anpassen
und mit seinem Wissen anreichern. Sein Arbeitsplatz ist also
nicht bedroht, sondern erhält vielmehr einen deutlich höheren
Wert für das Unternehmen, da genau an dieser Stelle die Effizienz
des Fuhrparkes im Vorfeld der Tour gesteigert wird.
Die Information an den Controller
Controlling ist ein großer Begriff. In vielen Mühlen gibt es gar
keinen Controller; dafür aber den Buchhalter, der sich mit den
Abrechnungsdaten auskennt. Controlling bedeutet, Abweichungen
zwischen Ist- und Sollwerten zu erkennen, entsprechend
gegenzusteuern und den Verantwortlichen Hilfestellung
zu geben, die Defizite zu bereinigen. Aber wie kommen wir zu
den Sollwerten, die besonders wichtig sind?
Zunächst einmal gibt es fixe und variable Sollzeiten für das Abladen
bei den einzelnen Kunden oder Kundentypen. Damit der
ETA-Monitor für die Disposition funktioniert, müssen für das
Stehen des Fahrzeuges, abhängig von der Transportmenge, Sollwerte
hinterlegt werden. Satlog hilft hier durch die Aufnahme
der Istwerte über mehrere Wochen und die Generierung von
Vorschlägen zu Sollwerten anhand von Normalverteilungen.
Sollwerte für das Be- und Entladen auf dem Hof sind einmalig
per Zeitstudie oder Analyse von Vergangenheitsdaten zu hinterlegen.
Sollwerte für die Fahrtstrecken ermittelt die Navigation; somit
kann jetzt für jede Kundenbelieferung und jede Tour das Ist mit
dem Soll verglichen werden.
Damit können die Ist-Daten, die der Telematik-Computer aufnimmt,
mit der Kalkulation der Produkte abgeglichen werden.
Auch ist eine ABC-Reihenfolge möglich und man erkennt unrentable
Kunden, bei denen die Istkosten viel höher liegen als das
kalkulierte Soll. Und jetzt beginnt die eigentliche Arbeit: mit der
Aufforderung an die Dispo bzw. die Fuhrparkleitung, den Liefertag
oder die Lieferfrequenz zu ändern oder auch die Abladebedingungen
zu untersuchen. Wenn an den logistischen Stellschrauben
nichts mehr zu drehen ist, erhält der Vertrieb neue
„Munition“ für das Jahresgespräch, bei dem es um die Konditionen
geht.
Der Controller oder der Buchhalter muss folglich, ebenso wie
Fahrer und Disponent, gleich zu Beginn des Telematik-Projektes
mit einbezogen werden, denn er ist eine Schlüsselfigur, die
durch die wertvollen Telematik-Daten Impulse zu effizienterem
Handeln liefert.
Die Sicht des Geschäftsführers
Der Geschäftsführer gibt den Startschuss für das Telematik-Projekt
und verspricht sich Effizienzsteigerungen. Durch die Möglichkeit
der Fahrzeugortung erfolgt dies nicht automatisch.
Wichtig ist, dass die Geschäftsleitung von Anfang an systematisch
die einzelnen Arbeitsschritte bestimmt und dabei die Ziele
und Zielwerte bewusst vor Augen hat. Vor dem Start des Telematik-Projektes
müssen deshalb die Istkosten pro Tonne, Sack
oder einer anderen Transporteinheit – wenn möglich pro Lkw
oder Tour – heruntergebrochen werden. Anschließend erfolgen
der monatliche Vergleich mit dem entsprechenden Istwert und
damit auch die Erkenntnis, an welchen Stellen sich was verbessert
hat.
Von großer Bedeutung ist, dass sich die Geschäftsleitung mit
den wesentlichen logistischen Kennziffern beschäftigt und
weiß, wie diese ermittelt werden und welchen Aussagegehalt
sie haben. Beispiel: Welchen Einfluss haben die Fixkosten und
die Leerkosten, wenn der Lkw einen ganzen Tag unbeschäftigt
auf dem Hof steht? Wie wird die Produktivität gemessen etc.?
Den Fuhrpark in der Tasche: Auf dem Smartphone oder Tablet
sollte der Geschäftsführer mit wenigen Klicks sehen können, bei
welchen Kennzahlen in der vergangenen Woche „etwas aus
Abb. 3: Sollstandzeiten für Be- und Entladevorgänge festlegen
Abb. 4: Auf einen Klick den Fuhrpark im Griff
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter 11
Telematik-Systeme/Verkehrssicherheit
dem Ruder lief“. Dann gilt es, schnell und richtig zu handeln.
Es muss klar geregelt werden, wer was bei welcher Zielabweichung
zu hinterfragen oder neu zu organisieren hat bzw.
wie die Abweichung dokumentiert ist. Der Fahrer hat dazu auf
dem Tablet heutzutage alle Möglichkeiten.
Interessant ist die Frage, wo der Unternehmer mit seinem Fuhrpark
im Vergleich zu anderen steht. Und diese Frage ist schon ab
einem Lkw interessant. Auf der Müllerei-Fachtagung in Volkach
wurde angeregt, das möglich zu machen. So ermöglicht ein Vergleich
mit den Kennzahlen anderer Mühlen, z. B. über die dort
eingesetzten Lkw-Typen, ganz neue Impulse. Das kann etwa
dazu führen, ein weniger reparaturkostenintensives Fahrzeugmodell
anzuschaffen, das sich in einer anderen Mühle bewährt
hat. Dies ist nur eine von vielen möglichen neuen Erkenntnissen
durch Benchmarking.
Satlog bietet hierzu das „Opti-Kit“ an, mit dem zunächst im
Plug-and-play-Modus im eigenen Betrieb Erfahrungen gesammelt
werden können.
Mithilfe eines 60-Tage-Pilotbetriebes (ab einem Lkw) können
bereits während der Erprobungsphase für ausgewählte Touren
Optimierungen vorgenommen werden. Im ersten Monat erfolgen
die Ist-Datenerfassung (mit dem mobilen Telematik-System),
die Geocodierung der Kunden, die Ist-Kostenanalyse sowie
die Kennzahlenbildung. Im zweiten wird dann mit Unterstützung
über Webkonferenzen die Reihenfolgeoptimierung
der Rahmentouren vorgenommen. Die Abrechnung erfolgt pro
Fahrzeug, Anzahl der Stopps und Monat.
Positiver Nebeneffekt der Pilotphase: Fahrer, Disponenten, Controller
und Geschäftsführer erkennen jeweils ihren individuellen
Vorteil durch richtig kommunizierte Telematik-Einführung.
Abb. 5: Satlog-„Opti-Kit“ (mobiles
Telematik-System mit Ortungscomputer
und 5-Zoll-TruckTablet mit
Navigation und Auftragsmanagement)
Lkw-Fuhrpark: Truck-Tablet auch zur Unfallvermeidung
Anlässlich der diesjährigen 23. Mitteldeutschen Müllerei-Fachtagung
in Burgstädt/Sachsen zeigte die Satlog GmbH, Weinheim,
auf ihrem Messestand neu integrierte Sicherheits-Features,
die das Fahrerleben erleichtern und den Chef ruhiger
schlafen lassen: eine Seitenkamera für den toten Winkel beim
Abbiegen sowie ein Reifendruck-Kontrollsystem.
Höhere Sicherheit beim Abbiegen
Wenn man im Internet die Stichworte Abbiegeunfälle und toter
Winkel bei Lkw recherchiert, wird sehr schnell die Brisanz des
Themas deutlich. Bisweilen wurden Firmenchefs auf einen
schweren Abbiegeunfall mit einem ihrer Fahrzeuge erst dadurch
aufmerksam, dass dazu ein entsprechendes Video im Netz
kursierte.
Die Allianz zitiert die Bundesanstalt
für Straßenwesen und
weist darauf hin, dass nahezu
700 Radfahrer und Fußgänger
pro Jahr bei Unfällen getötet
oder verletzt werden, die auf
den toten Winkel bei rechts abbiegenden
Lkw zurückzuführen
sind [1]. Obwohl die Fahrzeuge
mit zahlreichen Außenspiegeln
ausgerüstet sind, kann der tote Winkel lediglich reduziert, nicht
aber vollkommen ausgeschlossen werden. Ausführlich wird diese
Problematik in der Broschüre „Toter Winkel bei Lkw, Bus und
Pkw“ des ADAC dargestellt, die auch online abrufbar ist [2].
Satlog zeigte in Burgstädt seine neue Integrationslösung aus
Truck-Tablet, Rückfahr- und Seitenkamera, die das Thema toter
Winkel beim Rechtsabbiegen adressiert. Der Fahrer bekommt
auf dem in das Fahrzeugcockpit integrierten Bildschirm seine
Aufträge angezeigt und navigiert zu den jeweiligen Zielen.
Beim Betätigen des rechten Blinkers wechselt das Navigationsdisplay
automatisch zum Kamerabild.
Ein spezielles Steuergerät übernimmt die Schaltlogik. Die Kamera,
die an der rechten Seite den toten Winkel erfasst, wird von
einem Hersteller produziert, der auch die Erstausrüstung von
Auflieger- und Zugfahrzeugherstellern liefert. Sie wird mit einem
Magnetfuß befestigt, sodass die Nachrüstung schnell und
einfach erfolgen kann.
Ist der Abbiegevorgang beendet, erscheint automatisch wieder
der Navigationsbildschirm. Beim Kunden angekommen, wird
mit dem Einlegen des Rückwärtsganges bei Anhängerbetrieb
die Kamera des Anhängers und bei Solobetrieb die Rückfahrkamera
des Motorwagens auf das Display geschaltet.
Das Thema Rechtsabbiegeunfälle wird aktuell vom Bundesverkehrsministerium
intensiv beleuchtet. Europaweite Regelungen
12
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter
Unfallvermeidung
Abb. 1: Darstellung des toten Winkels bei einem Lkw
Quelle: Fotolia (mit Modifikationen)
sind aber nicht so schnell umzusetzen. Einzelinitiativen sind daher
gefragt [3]. Ebenso wie die anderen Telematikkomponenten
werden auch die Kameralösungen von Satlog über das
Programm „De-minimis“ des Bundesamtes für Güterverkehr gefördert.
Den Reifendruck immer im Blick
Sicherheit beim Abbiegen, aber auch während der Fahrt soll
eine weitere von Satlog integrierte Komponente erreichen:
das „ContiPressureCheck“-Reifendruck-Kontrollsystem von
Continental. Ziel ist, dem Fahrer und der Dispo morgens bei der
Abfahrt das gute Gefühl zu geben, dass der Reifendruck des
Lkw okay ist.
Abb. 2: Seitenkamera
Einen wichtigen Impuls für die Integration dieser neuen Komponente
gaben die folgenden Erkenntnisse von Continental:
„Bei Versuchen auf unserer Teststrecke konnten wir aufzeigen,
dass bereits ein um 2 bar zu niedriger Reifendruck bei einem
voll beladenen Lkw den Kraftstoffverbrauch um 0,7 l je 100 km
ansteigen lässt. Nach unseren Auswertungen ist aktuell ein
Großteil der Lkw auf der Straße mit durchschnittlich 12% Minderdruck
unterwegs.“
Eine Reifenpanne auf der Autobahn kostet schnell zwischen
1000 und 2000 Euro, ganz zu schweigen von der Ausfallzeit und
dem Unfallrisiko für andere Verkehrsteilnehmer. Solche Pannen
werden vielfach durch hohe Reifentemperaturen als Folge von
dauerhaftem Minderdruck verursacht.
Abb. 3: Steuergerät
Aber nicht nur das Schreckensszenario Unfall durch Reifenschaden,
sondern auch das alltägliche Geschäft kann die Wirtschaftlichkeit
stark beeinflussen: Bohrt sich etwa beim Abladen ein
Nagel in den inneren Zwillingsreifen, woraufhin dieser plötzlich
unbemerkt einen Druckverlust erleidet, so wird die Last auf dem
Außenreifen zu groß, was zu zwei irreparabel beschädigten Reifen
führen kann.
„Die Vorteile der Reifendruckinformation im Nutzfahrzeug liegen
klar auf der Hand. Schon durch ein oder zwei verhinderte
Schadensfälle hat sich das Kontrollsystem amortisiert“, so Silke
Meier, Fleet Key Account Manager CPC & Solutions bei Continental.
Diese Kriterien waren der Anlass für Satlog, in die komplexe Integrationslösung
einzusteigen. Nach entsprechender Analyse
des Marktes für Reifendrucksysteme entschied sich das Unternehmen
aufgrund der sehr guten technischen Unterstützung
und der hohen Zuverlässigkeit des Systems für Continental.
Was zeichnet die Satlog-Integration aus?
Hier wird auf das Continental-eigene Display aus der Zubehörliste
verzichtet und stattdessen das Satlog-Truck-Tablet als
Anzeigeeinheit verwendet. Damit hat der Fahrer nur einen einzigen
zusätzlichen Monitor, in dem alle Funktionen integriert
sind: Rückfahrkamera, Navigation, Auftragsmanagement, elektronischer
Lieferschein, Schadensdokumentation, Temperaturmanagement
und Reifenkontrollsystem. Die serielle Schnittstelle
der speziellen Tablet-Halterung ist direkt mit der Telematikeinheit
verbunden, die wiederum die CAN-Daten aus dem
Reifendruck-Kontrollsystem von Continental interpretiert.
Auf dem Display werden Temperatur und Reifendruck in grafischer
Anordnung dargestellt. Wenn ein vorher definierter-
Schwellenwert verletzt wird, erfolgen die Aufzeichnung dieser
Grenzwertverletzung sowie ein Alarm im 15-Sekunden-Takt.
Der Fahrer sieht durch die Integration des FMS-Standards auch
seinen durchschnittlichen Dieselverbrauch pro 100 km und damit
den Erfolg, wenn er ohne Minderdruck fährt. Satlog hat den
Solldruck auch auf dem Server gespeichert, sodass die Disposition
ebenfalls von Abweichungen erfährt. Damit ist auch die
Basis für zusätzliche Fahrerprämien gelegt.
Sonderdruck aus Mühle + Mischfutter 13
Unfallvermeidung/Lkw-Fuhrpark
Alarm bei Reifendienst
Viele Fuhrunternehmen lassen ihre Flotte durch spezialisierte
Reifendienste betreuen. Dank der Satlog-Portallösung kann der
Flottenbesitzer auch eine spezielle Informationsseite an den
Reifendienst freigeben. Das System ist so konfigurierbar, dass
der Reifendienst automatisch per Mail benachrichtigt wird,
wenn z. B. bei einem Lkw ein schleichender Druckverlust erfolgt;
somit kann der Einsatz des Technikers nach Bedarf gesteuert
werden. Auch das Reifendruck-Kontrollsystem wird über
„De-minimis“ gefördert.
Mit der Integration dieser Sicherheits-Features will Satlog das
Leben der Kraftfahrer erleichtern. Gespräche mit Fahrern auf
Messen sowie die Diskussionen mit Geschäftsführern der Müllereibranche
am Messestand in Burgstädt haben bestätigt, dass
dieser Ansatz richtig und wichtig ist.
Quellen
1. https://www.allianzdeutschland.de/schon-gewusst-der-tote-winkel/id_79714556
/index
Abb. 4: Reifendruckanzeige auf dem Fahrzeug-Tablet
2. https://www.adac.de/_mmm/pdf/rv_2015_toter_winkel_1215_244315.pdf
3. https://www.derwesten.de/politik/aldi-und-edeka-setzen-abbiege-assistentenfuer-Lkw-ein-id214816941.html
Messwerte, Zielwerte und Prämien:
Wie kann man Fahrer motivieren?
„Auslieferungsfahrer gesucht!“ – an den Windschutzscheiben
und Heckklappen vieler Transportfahrzeuge kleben heutzutage
solche Schilder. Sie sind nicht nur ein Beleg für die hohe Fluktuation
von Fahrern, sondern verdeutlichen auch die Notwendigkeit,
diese durch geeignete Motivationsmaßnahmen stärker
als bisher an das Unternehmen zu binden.
Berufskraftfahrer sind oft auf sich selbst gestellt. Sie haben wenig
Kommunikation mit dem Chef, erhalten dafür aber täglich
viele Anrufe von den „Theoretikern“ in der Dispo und stehen
permanent unter Zeitdruck. Im schlimmsten Fall kommt es zum
Blackout: Der Lkw kollidiert mit einem anderen Fahrzeug und
der Fahrer landet im Krankhaus.
Wie können solche Situationen vermieden werden? Wie lässt
sich die Wertschätzung für den Fahrer, einen der wichtigsten
Beteiligten der ganzen Wertschöpfungskette im Unternehmen,
erhöhen?
Fahrer erhalten eine Einweisung für den Lkw, werden als Beifahrer
auf die Tour geschult – und sind danach vielfach allein
gelassen. Der Mitarbeiter in der Produktion sieht am Abend
ziemlich genau, was er geschafft hat, und wird z. T. auf großen
Anzeigetafeln darüber informiert, wie viele Tonnen mit welcher
Ausschussquote am jeweiligen Tag produziert wurden. Kraftfahrer
dagegen erhalten nur selten ein Feedback – allenfalls per
Telefon, wenn der Kunde fragt, wo die Ware bleibt, und die
Dispo beim Fahrer rückfragen muss.
Vor einem positiven oder negativen Feedback an den Fahrer stehen
das Messen und das gemeinsame Erarbeiten von Zielwerten
– zwei ganz wichtige Begriffe, die die Basis für erfolgreiche
Fahrermotivation bilden.
Messwerte im Fuhrpark
1891 sagte der britische Wissenschaftler William Thomson, auch
bekannt als Lord Kelvin: „Wenn Sie messen können, worüber
Sie reden, und es dann in Zahlen ausdrücken, dann wissen Sie
etwas darüber. Andernfalls ist Ihr Wissen sehr dürftig und unbefriedigend.
Erst wenn sich Ihr Wissen auf Messungen und Zahlen
14
Abb. 1: Der britische Wissenschaftler William Thomson, 1. Baron Kelvin (Fotografie
von 1906)
Bildquelle: Wikipedia
stützt, können Sie sich davon befreien, aus dem Bauch heraus zu
entscheiden, zu raten oder nur marginale Verbesserungen zu
erreichen.“ [1]
Voraussetzung sind also verlässliche Messwerte zu folgenden
Faktoren und Prozessen im Fuhrpark:
– Ladezeiten auf dem Hof
– Abfahrtszeiten vom Hof
– Auslastung des Fahrzeuges auf der Tour
– Kilometer der Tour
– Standzeit beim Kunden
– Standzeiten zur Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen
Pausen
– Erreichen der Zeitfenster des Kunden
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Messwerte, Zielwerte und Prämien
– Einhaltung der Temperaturgrenzwerte
– Erkennen unbefugten Öffnens und Schließens von Entladeklappen/-türen
– Einhaltung der Sollwerte für den Reifendruck
– Anzahl von Kleinschäden
– Sauberkeit des Fahrzeuges
– Anzahl von Verbesserungsvorschlägen
In diversen Beiträgen dieser Fachzeitschrift, insbesondere in
Heft 17/2017, wurde ausführlich auf die Messthematik mithilfe
der Telematik eingegangen.
Zielwerte im Fuhrpark
Wenn man Fuhrparkchefs danach fragt, wie hoch die Auslieferkosten
pro Kunde und Tonne in einer bestimmen Lieferregion
maximal sein dürfen, erntet man vielfach ein Schulterzucken
und den Hinweis: Wichtig ist, was am Ende übrig bleibt. Dass
dieser Endertrag in vielen Fällen höher sein könnte, wird dabei
häufig übersehen.
Interessante Ergebnisse dazu werden in dem Buch „Das Problem
der Realisierung leistungsbezogenen Verhaltens des Fahrpersonals
im werkseigenen Fuhrpark“ [2] aufgezeigt. Bereits 1975
haben Gary P. Latham und J. James Baldes [3] dargestellt, wie
sich die Auslastung von Fahrzeugen durch das Setzen hoher Ziele
von 60 auf 90% steigern ließ. In Kanada bekamen Holzfahrer
besonders große Anstecknadeln („Best Driver of the Week“)
verliehen, wenn die im Vorfeld abgestimmte Leistung erreicht
bzw. sogar überschritten wurde [2].
Angesichts von Dieselverbrauchsanalysen ist der Wettbewerb
unter den Fahrern heutzutage vielfach in den Unternehmen angekommen.
Doch die ganzheitliche Betrachtung fehlt in vielen
Fällen, obwohl sie besonders wichtig ist.
Bei der Zielsetzung muss nach Charles Lattmann [4] Folgendes
beachtet werden: Das Ziel muss vom Mitarbeiter angenommen
werden. Es muss erheblich sein und zum Gegenstand der Kommunikation
zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem werden.
Wichtig ist auch die Frage, wie sich daraus Motivationseffekte
ableiten lassen.
Nachdem die Oberziele festgelegt sind, müssen diese auf die
Ebene der Fahrer heruntergebrochen werden, etwa durch folgende
Beispielsvorgaben:
Abfahrtszeit vom Hof: 6.00 Uhr; Ladezeit pro Lkw: 20 min; Abladezeit
beim Kunden entsprechend den erreichten Zielwerten
für das fixe Abladen (Schlauch verlegen) und die variable Abladezeit
(Pumpdauer/t); Erreichen der hinterlegten Zeitfenster;
Erreichen der geplanten Sollkilometer auf der Tour; Reifendruck:
9 bar auf der Antriebsachse etc.
Dagegen steht die tatsächliche Leistung, die kommuniziert werden
muss. Wichtige Aspekte dabei sind [2; 5]:
– Die Kenntnis der Leistung beeinflusst das Lernverhalten und
den Leistungsstandard, der durch Lernen erreicht werden
kann.
– Die Kenntnis der Leistung beeinflusst die Motivation. Die bekanntesten
Phänomene der Leistungskenntnis sind Motivationssteigerungen.
– Je spezieller die Kenntnis der Leistung ist, umso schneller erfolgt
die Verbesserung und umso höher ist das Leistungslevel.
– Je später die Leistung bekannt gegeben wird, desto weniger
Einfluss hat sie auf die Leistung.
– Wenn die Kenntnis der Leistung abnimmt, fällt die Leistung.
– Aus der Kenntnis der Leistung und ihrem Vergleich mit dem
Soll oder mit der Leistung anderer entsteht eine Leistungskonkurrenz,
die erheblich zur Leistungssteigerung beiträgt.
Der angestrebte Einklang zwischen den Zielen des Unternehmens
und denen des Mitarbeiters wird daher zustande kommen,
wenn
– die Zielerreichung mit Belohnung verknüpft wird, die für den
Mitarbeiter einen Befriedigungswert hat,
– die Belohnung von der Leistungserbringung des Mitarbeiters
abhängt,
– die Erzielung der Leistung dem Mitarbeiter erreichbar erscheint
[3].
Belohnungssysteme
Ein Blick auf die heutigen Rahmenbedingungen zeigt, dass sich
an den Entlohnungsmodellen von Fuhrunternehmen in den vergangenen
Jahrzehnten nur wenig geändert hat.
Pauschallohn: Das Unternehmen will im Hinblick auf Überstundenbezahlung
keine Diskussionen und gilt vieles über den Pauschallohn
ab. Dabei wird häufig vergessen, dass Fahrer unterwegs
durchaus eine niedrige Arbeitsproduktivität haben können
und z. T. sogar Umwege fahren, um auf ihr Stundensoll zu
kommen.
Mengenprämien: Der Fahrer erhält ein Zusatzentgelt, wenn er
viele Touren abgearbeitet und viel Tonnage ausgeliefert hat.
Das Fahrpersonalgesetz und die EG-Sozialvorschriften verbieten
indes Mengenprämien, da der Fahrer dadurch zu überhöhter
Geschwindigkeit verleitet werden könnte, wodurch das Unfallrisiko
steigt.
Zeitgradprämien
Diese erlaubten Prämien richten sich allein nach der Standzeit
auf dem Hof und beim Kunden. Sie setzen die tatsächliche Be-/
Entladezeit in Relation zu fixen und variablen Sollzeiten. Erreicht
der Fahrer das Soll von 100%, wird eine Prämie gezahlt.
Angesichts der heutigen Wartezeiten an Supermärkten und Laderampen
lässt sich eine solche Prämie kaum mehr umsetzen,
denn dort lassen sich Wartezeiten und Arbeitszeiten nicht genau
abgrenzen; das wiederum macht die Prämie manipulierbar.
Prämie für wirtschaftliches Fahren
Der Dieselverbrauch kann heute über FMS sehr genau gemessen
werden. Es gibt sogar Fahrerwettbewerbe, die helfen sollen,
den Verbrauch zu senken. Problematisch sind bei dieser Prämie
die vielen Einflussfaktoren, welche die Ergebnisse verfälschen
können (z. B. Achslast, Berg-/Talfahrten, Fahrten bei Regen).
Abb. 2: Beispiel einer Zielerreichungsdarstellung auf dem Truck Tablet
(powered by highcharts)
Zielerreichungsprämien
Diese Prämen dürften wohl am sinnvollsten sein, denn sie beziehen
die mit dem Fahrer vereinbarten Ziele ein. Das können auch
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die Anzahl von Kleinschäden, die Kosten oder die Pünktlichkeit
sein. Voraussetzung: Die Ziele sind definiert, wie weiter oben
beschrieben.
Neben dem Fahrer muss auch der Disponent bzw. Fuhrparkleiter
in puncto Kostenbewusstsein und Zielsetzungen geschult werden.
Die Vorgabe des Disponenten besteht dann z. B. darin, die
gewichtsmäßige Auslastung des Fahrzeuges zu steigern, die
Touren zu optimieren sowie den Verkauf darauf hinzuweisen,
wenn Kunden der Rahmentour noch nicht bestellt haben und
die Fahrzeuge unterausgelastet sind.
Messwerte, Zielwerte und Prämien
Der Fuhrpark als Responsibility Center
Dieser angelsächsische Begriff bezeichnet einen abgrenzbaren
Verantwortungsbereich in Unternehmen, dem die selbstständige
Durchführung der ihm zugewiesenen Aufgabenkomplexe
obliegt.
Jeder Kunde leistet durch seine Bestellung einen Beitrag zum
Rohertrag des Unternehmens. Ein Teil dieses Rohertrages, z. B.
25%, wird für die Auslieferung reserviert. Das ist dann das Oberziel,
diese 25% dürfen nicht überschritten werden. Daraus abgeleitete
Teilziele sind die Kosten pro Tonne und Kunde, denn
der Fuhrpark wird nach seiner Leistung in Tonnen, Kisten, Paletten
etc. bewertet; er hat keinen Einfluss darauf, ob margenstarke
oder margenschwache Artikel geliefert werden.
Die Aufgabe des Fuhrparkleiters ist, sich bereits bei der Tourenplanung
mit genau diesem Zielwert pro Kunde auseinanderzusetzen.
Dem Fahrer wiederum obliegt es dann, die hinterlegten
Teilziele (Hofzeiten, Abladezeiten, Dieselverbrauch, Temperaturen,
Reifendruck, Zeitfenster, Fahrzeugschäden), die er selbst
beeinflussen kann, auch tatsächlich zu erreichen.
Moderne Telematiksysteme bilden die Soll-Ist-Leistung auf dem
TruckTablet ab. Am Ende des Tages, wenn der Fuhrparkleiter
längst nicht mehr im Büro ist, um mit ihm zu sprechen, geben sie
dem Fahrer ggf. ein positives Feedback zu seiner Leistung. Dies
wirkt sich in gut organisierten Firmen – abhängig vom Zielerreichungsgrad
– am Monatsende auch auf dem Lohnzettel aus,
und zwar sowohl beim Fahrer als auch beim Fuhrparkleiter. Das
wiederum kann die Mitarbeiterbindung verstärken und eine
„Sogwirkung“ auf Fahrer ausüben.
Literatur
1. Gygi, C., N. DeCarlo und B. Williams: Six Sigma für Dummies. – 2. Auflage. –
Wiley VCH-Verlag, Weinheim (2010), S. 60
2. Stausberg, J.: Das Problem der Realisierung leistungsbezogenen Verhaltens des
Fahrpersonals im werkseigenen Fuhrpark. – Verlag Books on Demand (2001)
3. Latham, G. P., and J. J. Baldes: The Practical Significance of Locke’s Theory of
Goal Setting. – Journal of Applied Psychology 60 (1975) 1, p. 122–124
4. Lattmann, C.: Führung durch Zielsetzung. – Verlag Paul Haupt, Bern/Schweiz
(1977), S. 34
5. Benston, G. J.: The Role of the Firm’s Accounting System for Motivation. – In:
Cost Accounting, A Discipline in Transition. – 2 nd Edition (1972), p. 57
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Hefte 9/2017, 17/2017, 24/2017, 5/2018, 15/2018 und 17/2018
Verlag Moritz Schäfer GmbH & Co. KG
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