Aktuell Obwalden | KW16 | 21. April 2022
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Noch ahnte niemand,
was in den kommenden
Stunden passiert: Politiker
und Behörden auf dem
Wegzur Landsgemeinde
auf dem Landenbergam
25. April 1982.
Bild: Staatsarchiv OW,
Fotograf unbekannt
das Volk, das sich im Landsgemeindering
versammelt hat, murrt. Ein Bürger verlangt:
«Abstimmen!», so dass es nicht zu einer stillen
Wahl kommt. Zweimal wird mit offenem
Handmehr abgestimmt –beide Male lässt
sich kein eindeutiges Resultat eruieren. Es
muss ausgezählt werden. Mit 960 Nein gegen
840 Ja schafft JostDillier die Wahl nicht.
Die Schweiz ist perplex: Zum ersten Mal in
der Geschichte der Eidgenossenschaft wird
ein Ständeratspräsident während seiner
Amtszeit abgewählt.
Die Kommentatoren sind sich einig: Die
Nichtwiederwahl Dilliers hat nichts mit dessen
Wirken in Bern zu tun, sondern mit der
Abneigung gegen seine Ämterkumulation
und seine Person in der Heimat. So schreibt
der «Tages-Anzeiger»: «Der ungekrönte König
von Obwalden ist den Obwaldnern zu
mächtig geworden.» Das «Luzerner Tagblatt»
bringt das Geschehen martialisch auf
den Punkt: «Das Obwaldner Stimmvolk hat
das ‹Richtschwert› selber in die Hand genommen.»
Die NZZ, die selber in Rechtsverfahren
mit Dillier verstrickt war, spricht den
Bürgern ein Kompliment aus: «Der Obwaldner
Stimmbürger zeigt auch immer wieder
ein feines Gespür, wenn sich bei einer Personviel
Macht zusammenballt.»
VonMoos: «undankbar und ungerecht»
Doch nicht überall ernten die Obwaldner Lob
für ihren Aufstand gegen einen, der ihnen zu
mächtig geworden ist. Ein Leserbriefschreiber
meint in den «Luzerner Neusten Nachrichten»
warnend, mit diesem «Dolchstoss»
würden sie für lange Zeit fähige Männer vor
dem Einstieg in die Politik abschrecken. Alt
Bundesrat Ludwig von Moos würdigt den
Abgewählten im «Obwaldner Volksblatt»
als Staatsmann erster Güte. Er schreibt, die
Obwaldner nähmen es in Kauf, «viele Kreise
der Eidgenossen zu brüskieren». Der Kanton
habe sich gegenüber seinem in Bern
äusserst geschätzten Standesvertreter «als
undankbar undungerecht erwiesen».
Doch alles Lamentieren nützt nichts.
Jost Dillier gibt schliesslich seinen Verzicht
auf eine Kandidatur bekannt. Ganz aus den
Schlagzeilen verschwindet er jedoch nicht.
Anfang Februar 1983 berichtet der «Sonntags-Blick»,
dass der ehemalige Ständeratspräsident
wieder inBern wirkt. An zwei bis
drei Tagen pro Woche arbeitet er als Teil-