DahoamHochzeitzuKanaergänzt
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Für „Dahoam“
13 02 2022, Michael Neureiter
Hochzeit in der Kirchenkrippe
Alle drei Jahre, im laufenden „Lukasjahr“, sieht die römisch-katholische Leseordnung am „2.
Sonntag im Jahreskreis“ das Evangelium von der Hochzeit zu Kana aus dem
Johannesevangelium vor: Eine Woche nach dem Fest der Taufe Jesu beginnt er sein
öffentliches Wirken bei einem Hochzeitsfest, ganz offensichtlich mit vielen Gästen.
Wir haben den Ablauf im Ohr: die Mutter Jesu mit dem Hinweis „Sie haben keinen Wein mehr.“,
den brüsken Jesus mit „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“,
die Mutter mit „Was er euch sagt, das tut!“, und die sechs steinernen Wasserkrüge mit jeweils
ungefähr hundert Litern (im griechischen Text: jeweils zwei oder drei „Metretes“ mit je ca. 39
Litern). Jesus wird nun doch aktiv: „Füllt die Krüge mit Wasser!“ Als die Diener diese füllen,
dann daraus schöpfen und davon dem bringen, „der für das Festmahl verantwortlich ist“, hält
dieser dem Bräutigam vor: „Du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.“ (Der „architriclinos“
wurde bis zur Einheitsübersetzung der Bibel 1978 als „Speisemeister“ übersetzt.) Mit
sechshundert Litern lässt sich gut weiterfeiern.
Die Geschichte wird auch in vielen Kirchenkrippen dargestellt, das Beschriebene wird im Bild
begreiflich: Die „Simultankrippen“ stellen verschiedene Szenen aus den Kindheitsgeschichten
gleichzeitig dar – die Verkündigung des Herrn und die Herbergsuche, die Verkündigung an die
Hirten, die Anbetung der Sterndeuter, die Flucht nach Ägypten, das Haus Nazaret, die Hochzeit
zu Kana und andere. Die „Wandelkrippen“ werden mit den Ereignissen im Weihnachtsfestkreis
mehrfach „gewandelt“ und umgestellt, sie folgen den Schilderungen des Lukas- und des
Matthäusevangeliums. Hier ist die vom Johannesevangelium geschilderte Hochzeit oft die letzte
Szene.
Die
Simultankrippe
der früheren
Pfarrkirche St.
Nicola in
Oberndorf bei
Salzburg ist
heute im
Museum
Innviertler
Volkskundehaus
in Ried im
Innkreis zu
bestaunen: Sie
stammt aus der
Zeit um 1800,
vor ihr soll 1818
das Lied „Stille
Nacht“ erstmals
erklungen sein. 94 menschliche Figuren, bis zu 25 cm hoch, und 50 Tierfiguren bilden mehrere
Szenen rund um den Stall zu Betlehem. Die Szene der Hochzeit zu Kana zeigt uns u.a. die Braut
mit dem jugendlichen Jesus und dem Hochzeitslader. Dieser kommt im Johannesevangelium
nicht vor.
In der Darstellung
der Simultankrippe
von Mariapfarr mit
teils barocken
Figuren mit
Wachsköpfen ist die
Hochzeit Teil eines
bunten
Markttreibens. Sie
war bis 1930 in der
Georgskapelle
aufgestellt und
befindet sich jetzt
im Pfarr-,
Wallfahrts- und
Stille-Nacht-
Museum. Hier ist
Jesus jugendlich
und blond.
Die Wandelkrippe von St. Michael in Salzburg
gestaltet seit 2017 P. Jakob Auer von St. Peter
von Allerheiligen bis Ostern. Die Figuren
wurden von Josef Klampfer, kriegsinvalid nach
dem Ersten Weltkrieg, geschnitzt, Bruder Pius
Hochreiter von St. Peter sorgte für die
wechselnden Kulissen. Die „Hochzeit am
Friedhof“ (P. Jakob) ist im Petersfriedhof vor
der Mönchsbergwand mit den Katakomben
angesiedelt, das biblische Geschehen wird Teil
der Lebenswirklichkeit. Die Weihnachtskrippe
wird hier auch zur Fastenkrippe.
Die Bilder
Ried im Innkreis (© Museum Innviertler Volkskundehaus)
Mariapfarr (© Christa Pritz)
StMichael1 (© Michael Neureiter)
StMichael2 (© Michael Neureiter)
Arnsdorf1 © Michael Neureiter)
Arnsdorf2 (© Michael Neureiter)
In Lamprechtshausen/Arnsdorf
wird in der seit 1681
nachgewiesenen Wandelkrippe
mit 36 Menschen- und 16
Tierfiguren aus Holz für die
Hochzeit ein Festsaal aufgestellt:
Hier finden wir mit Jesus, dem
Speisemeister und dem Wirt
wieder einen Hochzeitslader mit
Schärpe und Stock. Für das
Umstellen sorgte in seiner
Arnsdorfer Zeit von 1807 bis
1829 Franz Xaver Gruber, heuer
waren es Mesner Sepp Hufnagl,
Karl Bachstein und Kustos Max
Gurtner.