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db-WEB 02-2022

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durch<br />

blick<br />

Autorenzeitschrift<br />

Seit 1986<br />

Nr. 2/2<strong>02</strong>2<br />

kostenlos<br />

zum Mitnehmen<br />

Informationen zur<br />

Wahl des Siegener<br />

Seniorenbeirats<br />

finden Sie auf den<br />

Seiten 11-15<br />

Die Prüfung<br />

auf dem Lande<br />

Seite 18


Inhaltsübersicht<br />

Kurz berichtet<br />

Kurz berichtet / Aus dem Seniorenbeirat4<br />

Titelgeschichte: Die Prüfung auf dem Lande18<br />

Kindersommer20<br />

Bargeldloses Einkaufen22<br />

Der Baum24<br />

Das Haus im Lavendelhain 25<br />

Stippvisite am Wellersberg 26<br />

Wasserschloss Crottorf 28<br />

Burg Münzenberg30<br />

Angemerkt31<br />

Mundart32<br />

durchblick verlost Freikarten35<br />

Als die Zeit der Dorfmusik endete 36<br />

60 Jahre Rolling Stones40<br />

75 Jahre Kantorei Siegen 42<br />

Vergnügt sparen 45<br />

Kunst gegen das Vergessen 46<br />

Fair Play – jeder Mensch zählt 47<br />

Die Portraits 48<br />

Gemischtes Doppel 50<br />

Fritzchen und das goldene Ei 51<br />

Gedächtnistraining52<br />

Die Schiefertafel 54<br />

Was fürs Leben 56<br />

Eine zähe Konversation 57<br />

Lilly58<br />

Rentneralltag59<br />

Miss Lores erster Fall60<br />

Es lebe die Vielfalt 62<br />

Erinnerungen64<br />

Die Entwicklung zum Guten 65<br />

Gemeinsame Erinnerungen 66<br />

Tagebuch des großen Schreckens 68<br />

Wiederkehrende Termine 72<br />

Das Beste kommt zum Schloss! 74<br />

Seniorenbegegnungszentrum Haus Herbstzeitlos“ 75<br />

Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 76<br />

Nach Redaktionsschluss 79<br />

Es fiel uns auf / Lösungen / 82<br />

Zu guter Letzt / Impressum82<br />

Aus der Redaktion<br />

Titelfoto:Pixabay<br />

Alle fünf Jahre wird in Siegen der Seniorenbeirat gewählt. In dieser Ausgabe<br />

widmen wir uns auf den Seiten 11-15 insbesondere der Wahl des sechsten Seniorenbeirats<br />

der Universitätsstadt. Den Redaktionsmitgliedern des durchblick ist es<br />

ein Anliegen, diese, wie auch alle anderen regionalen Interessenvertretungen älterer<br />

Menschen, immer wieder in ihrem politischen Handeln medial zu unterstützen.<br />

Eine Zusammenfassung der 25-jährigen erfolgreichen Arbeit des Siegener Seniorenbeirats<br />

ist von der <strong>db</strong>-Redaktion als Festzeitschrift erstellt worden. Dieses<br />

116-seitige Jubiläumsheft kann bei Frau Gabi Sturm, der zuständigen Mitarbeiterin<br />

der Stadt Siegen, telefonisch unter <strong>02</strong>71/440-22<strong>02</strong> bestellt werden.<br />

2/2<strong>02</strong>2 durchblick 3


Kurz berichtet<br />

Nicht akzeptabel<br />

Bundesregierung schließt Ältere aus<br />

Geschichte<br />

hautnah erlebt<br />

Kurz berichtet<br />

Digital Kompass<br />

Seit drei Jahren mit Standort in Siegen<br />

Berlin. Wer berufstätig ist, erhält eine<br />

Einmalzahlung von 300 Euro unabhängig<br />

vom Einkommen. Rentnerinnen und<br />

Rentner werden nicht entlastet. Das<br />

hat die Ampelkoalition mit ihrem Entlastungspaket<br />

beschlossen, das einen<br />

Ausgleich für steigende Energiekosten<br />

schaffen soll. Die Entscheidung, ältere<br />

Menschen nicht zu berücksichtigen, ist<br />

aus Sicht der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen<br />

vollkommen unverständlich und<br />

nicht akzeptabel. Höhere Heiz- und<br />

Stromkosten treffen Rentnerinnen und<br />

Rentner im Zweifel mehr als Beschäftigte,<br />

die tagsüber nicht zu Hause sind.<br />

„Berufstätige sollen unabhängig vom<br />

Einkommen entlastet werden, die Bezieherinnen<br />

und Bezieher von kleinen<br />

Renten nicht. Das verstehe, wer will“,<br />

kommentiert die BAGSO-Vorsitzende<br />

Tag des Ehrenamts<br />

Stadt Siegen würdigt Gemeinschaftsgeist<br />

Siegen. Die Krönchenstadt hat eine<br />

unglaublich bunte Vielfalt und große Anzahl<br />

von Vereinen, deren Vereinszweck<br />

größtenteils durch ehrenamtlich engagierte<br />

Bürgerinnen und Bürger umgesetzt<br />

wird. Ehrenamt wird in Siegen<br />

groß geschrieben und das will die Stadt<br />

zeigen, sie möchte mit diesem Tag vor<br />

allem den Vereinen ein Podium bieten,<br />

sich zu präsentieren, ihre Arbeit vorstellen<br />

zu können und um Mitglieder zu werben.<br />

Darüber hinaus möchte die Stadt<br />

Danke sagen, allen, die die Gesellschaft<br />

durch ihr ehrenamtliches Engagement<br />

bereichern. „Ehrentag“ soll am 9. Juli<br />

2<strong>02</strong>2 in der Bismarckhalle und auf dem<br />

Bismarckplatz stattfinden.<br />

Dr. Regina Görner die Entscheidung der<br />

Bundesregierung. „Gerade Menschen<br />

mit kleinen Renten sind in der aktuellen<br />

Situation auf Unterstützung angewiesen.<br />

Es ist nicht akzeptabel, sie im<br />

Entlastungspaket auszuschließen.“<br />

Zusätzliche Einmalzahlungen gibt<br />

es für Empfänger von Sozialleistungen<br />

(200 Euro) sowie Familien (100 Euro<br />

pro Kind). Zumindest Empfänger von<br />

Grundsicherung im Alter dürften also<br />

von dem Paket profitieren. Aus Sicht<br />

der BAGSO reichen jedoch Einmalzahlungen<br />

für Menschen mit niedrigen<br />

Einkünften nicht aus. Notwendig<br />

ist eine angemessene Anpassung von<br />

staatlichen Unterstützungsleistungen.<br />

Gesonderte Entlastungsmaßnahmen<br />

wurden für den Bereich der Mobilität<br />

vereinbart, jedoch nur für einen Zeitraum<br />

von drei Monaten.<br />

<strong>db</strong><br />

Ehrenamtskarte für aktiv tätig Menschen in gemeinnützigen Organisationen.<br />

Geplant sind neben Messeständen in<br />

der Bismarckhalle, eine „Blaulichtmeile“<br />

und natürlich Versorgungsstände<br />

auf dem Bismarckplatz. Darüber hinaus<br />

sollen sogenannte „Impulsseminare“,<br />

niederschwellige Informationsveranstaltungen<br />

für interessierte Ehrenamtliche<br />

angeboten werden. Eingebettet werden<br />

soll dieser Tag des Ehrenamtes in ein<br />

abwechslungsreiches Bühnenprogramm.<br />

„Natürlich haben wir auch die aktuelle<br />

Situation hinsichtlich der Pandemie bei<br />

der Planung immer im Blick und kündigen<br />

den Tag des Ehrenamts insofern<br />

vorbehaltlich der weiteren Entwicklung<br />

an“, so Pia Irle vom Bürgermeisterbüro<br />

der Stadt Siegen.<br />

<strong>db</strong><br />

Siegen. Erlebte Geschichte bereichert<br />

die Sammlung des Siegerlandmuseums.<br />

Wie haben sich die Feuersbacher<br />

in den 1950er Jahren, ohne Auto, ohne<br />

Bäcker und mit wenig Geld, versorgt?<br />

Welche Erinnerungen haben die Siegener<br />

an den Krieg? Wie hat sich die<br />

Gesamthochschule Siegen in den Siebzigern<br />

etabliert? Auf dem Zeitzeugenportal<br />

Unser Siegen, einer Internetseite<br />

des städtischen Siegerlandmuseums,<br />

teilen Menschen ihre Erinnerungen an<br />

das alltägliche Leben in der Stadt und<br />

den Stadtteilen sowie an besondere<br />

Ereignisse und Entwicklungen der Siegener<br />

Geschichte seit 1920 bis in die<br />

Gegenwart.<br />

Inzwischen haben fast 100 Zeitzeugen<br />

unterschiedlichster Couleur ihre Erlebnisse<br />

und Erfahrungen auf Unser Siegen<br />

erzählt, die allermeisten von ihnen vor<br />

der Kamera in der Kaffeestube des Oberen<br />

Schlosses. Es werden immer mehr,<br />

und somit wächst auf der Internetseite<br />

www.unser-siegen.com Stück für Stück<br />

ein Mosaik der Siegener Stadtgeschichte.<br />

„Diese Geschichtensammlung von<br />

Menschen unserer Stadt bereichert die<br />

Sammlung des Siegerlandmuseums um<br />

einen frei zugänglichen Fundus, den zu<br />

erkunden sich lohnt. Übrigens sind es<br />

mittelfristig auch Bürgerinnen und Bürger<br />

aus der Siegener Mitte, die die Zeitzeugnisse<br />

sammeln und sie redaktionell<br />

und technisch umsetzen“, sagt Astrid<br />

Schneider, Leiterin der Kulturabteilung<br />

der Universitätsstadt Siegen.<br />

Unser Siegen macht den Nutzern und<br />

Nutzerinnen mit der übersichtlichen<br />

Gliederung nach Jahrzehnt, Zeitzeuge,<br />

Stadtteil, Standort und Stichwort<br />

die Suche leicht. Auf der Internetseite<br />

www.unser-siegen.com erfährt man<br />

auch, wie man selbst Zeitzeuge oder<br />

Zeitzeugin werden kann. <br />

<strong>db</strong><br />

Zeitzeuge Ernst Göckus<br />

Siegen. Das Senec@fé Treffpunkt Neue<br />

Medien im Haus Herbstzeitlos in Siegen<br />

wurde am 1.4.2019 als Digitalkompass-<br />

Standort ausgewählt und wird seitdem<br />

von diesem Projekt unterstützt.<br />

Schulungsmaterialien, Online-Schulungen<br />

wurden während der Coronazeit<br />

angeboten und dem Senec@fé zur<br />

Verfügung gestellt. Die Mitarbeiter des<br />

Senec@fés unterstützen<br />

die Besucher in<br />

der Arbeit mit Laptop,<br />

Tablets und Smartphones,<br />

beraten bei Neuanschaffungen<br />

und<br />

richten die Geräte ein.<br />

„Seit Oktober 2<strong>02</strong>1<br />

gehören wir nun auch<br />

zum Projekt Digital-<br />

Pakt Alter“ weiß Antonie<br />

Dell zu berichten,<br />

die federführend dieses<br />

Projekt leitet.<br />

ALTERAktiv, zu dem<br />

das Senec@fé gehört,<br />

erhielt eine Förderung für die Anschaffung<br />

von eigenen Tablets, die für Schulungen<br />

verwendet werden.<br />

Das Internetcafé ist an drei Tagen in<br />

der Woche geöffnet. Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter freuen sich über<br />

alle, die sich in der digitalen Welt zurechtfinden<br />

möchten. Jeder/Jede ist<br />

eingeladen. Die fleißigen Helfer des<br />

Senec@fes, stehen nicht nur mit Rat<br />

und Tat zur Seite, „es lernt sich mit Pausen<br />

in geselliger Runde einfach leichter“<br />

so Ronny Jäger, „Senec@féler“ mit langjähriger<br />

Erfahrung.<br />

Nähere Informationen: „Senec@fé<br />

Treffpunkt Neue Medien“ im Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

E-Mail: senecafe@senioren-siegen.de<br />

<strong>02</strong>71-2503239<br />

<strong>db</strong><br />

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Kurz berichtet<br />

Ein „Erfahrungsfeld der Sinne“<br />

Feierliche Eröffnung am 12. Juni ab 16 Uhr im Kurpark Freudenberg<br />

Kurz berichtet<br />

Großsegler angelandet<br />

Modell im Siegerlandmuseum<br />

Freudenberg. Nach dem großen Erfolg<br />

des KulturFlecken-Wegs rund um Freudenberg<br />

hat der KulturFlecken Silberstern<br />

e.V. den Aufenthaltswert im Kurpark<br />

durch die Erweiterung des Weges<br />

mit einem „Erfahrungsfeld der Sinne“<br />

gesteigert. An dieser besonderen Stelle<br />

beim „Fotoblick“ sind vier Objekte zur<br />

Sinneserfahrung nach Hugo Kükelhaus<br />

(1900-1984) zu erleben. (siehe auch<br />

www.schlossfreudenberg.de/).<br />

Die unterschiedlichen Objekte sollen<br />

alle Besucher – Kinder wie Erwachsene<br />

mit und ohne Behinderung – inspirieren,<br />

sie mit den Sinnen zu erforschen.<br />

Die Stationen betreffen die Sinne Hören,<br />

Sehen und Fühlen.<br />

Die rotierende Scheibe (Sehen), der<br />

Summstein (Hören und Fühlen), das<br />

Oktoskop (Sehen) und das Tastmodell<br />

(Sehen und Fühlen) sind rund um den<br />

Fotoblick installiert worden, gleich in<br />

der Nähe des neuen Cafés.<br />

Das Tastmodell zeigt die maßstäblich<br />

stark verkleinerte, detailgetreue dreidimensionale<br />

Nachbildung des Alten<br />

Gemeinsam unterwegs!<br />

5000 Schritte Wanderungen sind wieder gestartet<br />

Fleckens in Bronze als Detailansicht.<br />

Neben dem Oktoskop für die Sehenden<br />

ermöglicht es somit eine Vorstellung<br />

des Alten Fleckens für Sehbehinderte<br />

und Blinde. Sehende haben an diesem<br />

Ort die Möglichkeit, das Original mit<br />

dem Tastmodell visuell zu vergleichen.<br />

Hauptförderer des Tastmodells ist die<br />

NRW-Stiftung, Hauptsponsor der anderen<br />

Objekte ist die Sparkasse Siegen.<br />

Auf einer Infotafel im Bürgerpark<br />

werden alle weiteren Sponsoren genannt.<br />

<br />

<strong>db</strong><br />

Siegen. Im Siegerlandmuseum im<br />

Oberen Schloss ist ein Schiff angekommen!<br />

Dank der Unterstützung durch<br />

den Förderverein des Siegerlandmuseums<br />

und des Oberen Schlosses e.V. ist<br />

es gelungen, ein detailgetreues Modell<br />

eines Handelsschiffes des 17. Jahrhunderts<br />

von einem US-amerikanischen<br />

Hersteller historischer Schiffsmodelle<br />

zu erwerben.<br />

Das Modell zeigt den typischen niederländischen<br />

Ost- bzw. Westindienfahrer,<br />

d.h. den Segelschifftyp, der als<br />

Handelsschiff zwischen Europa und<br />

den überseeischen Kolonien eingesetzt<br />

wurde. Charakteristisch für diese Handelsschiffe<br />

sind die drei Masten, eine<br />

Bewaffnung mit mehreren Geschützen<br />

und ein hohes Schanzkleid zum Erschweren<br />

von Enterversuchen.<br />

Auf einem solchen Segelschiff stach<br />

der 32-jährige Johann Moritz von Nassau-Siegen<br />

im Oktober 1636 von der<br />

Nordseeinsel Texel aus in See. Ziel der<br />

Reise war das im heutigen Brasilien gelegene<br />

Recife. Erst einige Jahre<br />

zuvor hatten die Vereinigten Niederlande<br />

im Zuge ihrer kolonialen<br />

Bestrebungen in Südamerika<br />

die Stadt und Region erobert und<br />

versuchten nun, ihren Einfluss<br />

zu festigen. Johann Moritz wurde<br />

zu diesem Zweck als Generalgouverneur<br />

nach Niederländisch-<br />

Brasilien entsandt.<br />

Der Erwerb des Schiffsmodells<br />

ist willkommener Anlass und anschaulicher<br />

Ausgangspunkt für<br />

weitere Recherchen des Siegerlandmuseums<br />

zu Johann Moritz<br />

von Nassau-Siegen. Die neuen<br />

Erkenntnisse zu dessen Leben,<br />

Wirken und Bedeutung als Generalgouverneur<br />

von 1636 bis<br />

1644 für die Kolonialgeschichte<br />

Südamerikas werden in die Neukonzeption<br />

der Dauerausstellung<br />

des Siegerlandmuseums<br />

einfließen.<br />

<br />

Dr. Karin Kolb<br />

Gemeinsam – Gesund – Genießen<br />

Neunkirchen. Erneut die „3 G’s“ zusammen<br />

erleben: Gemeinsam, gesund,<br />

genießen – mit diesen Adjektiven<br />

werden auch in diesem Jahr die sechs<br />

Touren der 5000-Schritte-Wanderung<br />

überschrieben. Seniorenberaterin und<br />

Organisatorin Bettina Großhaus-Lutz<br />

freut sich, das beliebte Wanderformat<br />

wieder anbieten zu können. Wie bereits<br />

in den vergangenen Jahren erwartet<br />

sie erneut einen regen Zuspruch.<br />

Bedingt durch die Pandemie haben<br />

viele Menschen ihre Kontakte reduziert<br />

und empfinden die fehlenden sozialen<br />

Kontakte als starken Verlust. Gerade<br />

hier bieten die 5000-Schritte-Wanderungen<br />

eine gute Möglichkeit sich ungefährdet<br />

zu unterhalten und dabei noch<br />

die Natur zu genießen. Das bedeutet:<br />

Die Strecken sind moderat und mit drei<br />

bis vier Kilometern problemlos in etwa<br />

eineinhalb Stunden zu bewältigen und<br />

auch eine lockere Unterhaltung lässt<br />

das angemessene Gehtempo zu.<br />

Bereits drei Sommer lang läuft das<br />

Angebot der 5000-Schritte-Wanderung<br />

sehr erfolgreich. Im Jahr 2<strong>02</strong>0 musste<br />

eine Corona bedingte Auszeit genommen<br />

werden. Am „Erfolgsrezept“ des<br />

Formats hat sich jedoch nichts geändert:<br />

Wie gehabt ist der Start für die<br />

Wandergruppe für morgens um 10 Uhr<br />

vorgesehen. „So können die Wanderer<br />

zuvor noch in Ruhe ein stärkendes<br />

Frühstück einnehmen und sich anschließend<br />

auf die Piste begeben“, freut<br />

sich Großhaus-Lutz, die die Touren allesamt<br />

begleiten wird.<br />

„Wer Lust auf Bewegung und Unterhaltung<br />

hat, kann sich bei uns im Seniorenbüro<br />

im Rathaus anmelden“ so<br />

Bettina Großhaus-Lutz. Telefon <strong>02</strong>735-<br />

767-200. Eine Anmeldung per E-Mail<br />

ist auch möglich: b.grosshaus-lutz@<br />

neunkirchen-siegerland.de.<br />

Im Vorgriff auf den Spätsommer<br />

weißt die Seniorenberaterin darauf hin,<br />

dass am Mittwoch, dem 14. September<br />

ab 11.00 Uhr im Otto-Reiffenrath-<br />

Haus wieder die Möglichkeit besteht,<br />

sich umfassend über die Themen Versorgung<br />

und Demenz zu informieren.<br />

Diese Veranstaltung wird pandemiebedingter<br />

Pause wieder von der Gruppe<br />

„Mach mal P.A.u.s.e.“ (Pflegende Angehörige<br />

von Menschen mit Demenz<br />

unterstützen, stärken und entlasten)<br />

durchgeführt.<br />

<strong>db</strong><br />

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Kurz berichtet<br />

Kurz berichtet<br />

Tatkräftige Unterstützung<br />

Wissenschaftlicher Beirat im Siegerlandmuseum installiert<br />

verspricht man sich, dass der Wissenschaftliche<br />

Beirat als Multiplikator und<br />

Botschafter nach außen wirkt und die<br />

Wirkung der kuratorischen Arbeit des<br />

Siegerlandmuseums sichtbar macht.<br />

Grundlage seiner Arbeit und Ausgangspunkt<br />

für die weiteren Überlegungen<br />

sollen Grundzüge der musealen Neukonzeption<br />

sein, die von einer Arbeitsgruppe<br />

unter Leitung von Astrid Schneider, Leiterin<br />

KulturSiegen, entwickelt wurden.<br />

Dieser Arbeitsgruppe gehörten die Museumsleitung,<br />

das Stadtarchiv, das Kreisarchiv<br />

und die Universität Siegen an.<br />

Die Mitglieder des neuen Wissenschaftlichen Beirats.<br />

Siegen. Zurzeit steht das Siegerlandmuseum<br />

vor dem größten Projekt seit<br />

seiner Gründung: dem Ausbau von<br />

zwei denkmalgeschützten Hochbunkern<br />

zu einer Erweiterung des Museums.<br />

Neben dieser räumlichen Erweiterung<br />

steht die Entwicklung eines neuen<br />

Museumskonzepts an. „Mit diesem soll<br />

eine wichtige Mission jedes Museums,<br />

die zeitgemäße Vermittlung von kultureller<br />

Bildung, eingelöst und zukunftsfähig<br />

gemacht werden“, so Dr. Karin<br />

Kolb, Direktorin des Museums. Dabei<br />

soll sich der Fokus zunächst vor allem<br />

auf die museale Weiterentwicklung des<br />

Standorts Oberes Schloss richten, etwa<br />

hinsichtlich der analogen und digitalen<br />

Erschließung, auch mit Blick auf das<br />

120jährige Jubiläum des Siegerlandmuseums<br />

im Jahr 2<strong>02</strong>5.<br />

Eine zentrale Aufgabe der nächsten<br />

Jahre soll sein, allen Interessierten einen<br />

vielfältigen Zugang zum Siegerlandmuseum,<br />

seiner Geschichte, seinen<br />

Beständen, seiner Bedeutung und Wirkung<br />

bis heute zu ermöglichen und die<br />

Lebendigkeit des Siegerlandmuseums<br />

auf unterschiedlichste Weise unter Beweis<br />

zu stellen. Dabei soll es auch darum<br />

gehen, international gültige Standards<br />

der Ausstellungskonzeption und<br />

der besuchsorientierten Vermittlung zu<br />

berücksichtigen.<br />

Als beratendes Gremium begleitet der<br />

Wissenschaftliche Beirat den Prozess<br />

der Entwicklung und Profilierung. Er soll<br />

mit Impulsen und Hilfestellungen maßgeblich<br />

diese Entwicklung unterstützen.<br />

Die multiperspektivische Betrachtungsweise<br />

und Diskussion von Ausstellung<br />

und Vermittlungsformen sollen der<br />

Qualitätssicherung dienen. Zugleich<br />

Die sieben Beiratsmitglieder kommen<br />

aus regionalen und überregionalen Kultur-<br />

und Bildungsinstitutionen, es sind<br />

(in alphabetischer Reihenfolge):<br />

Prof. Dr. Eva von Engelberg, Professorin<br />

für Architekturgeschichte, Universität<br />

Siegen, Dr. Ulrike Gilhaus, Leiterin<br />

LWL-Museumsamt für Westfalen,<br />

Dr. Elke Kollar, Leiterin Referat Kulturvermittlung<br />

und Leiterin Abteilung Kommunikation,<br />

Badisches Landesmuseum<br />

Karlsruhe, Dr. Folker Metzger, Referatsleiter<br />

Kulturelle Bildung, Klassik Stiftung<br />

Weimar, Dr. Carola Rupprecht, Leiterin<br />

Bildung und Vermittlung, Deutsches<br />

Hygiene-Museum Dresden, Dr. Patrick<br />

Sturm, Leiter Stadtarchiv Siegen,<br />

Peter Sziburies, Schulrat, Schulamt<br />

Kreis Siegen-Wittgenstein.<br />

Ein erstes Fazit des neuen Wissenschaftlichen<br />

Beirats lautete: „Das Siegerlandmuseum<br />

hat das Potenzial, zum<br />

Schlüssel zur Region zu werden. Als<br />

Ausgangspunkt für die Geschichten der<br />

Menschen der Region sehen wir das<br />

Museum auch als zentralen Ort, um<br />

gemeinsam wichtige Fragen der Gegenwart<br />

und Zukunft zu besprechen. Dabei<br />

gilt es insbesondere, das Siegerlandmuseum<br />

zu einem attraktiven Ort für Familien<br />

zu entwickeln.“ <br />

<strong>db</strong><br />

Online Buchung möglich<br />

Siegen. Das Siegerlandmuseum hat ein<br />

neues Online-Buchungssystem eingeführt!<br />

Seit April 2<strong>02</strong>2 können alle vom<br />

Siegerlandmuseum veranstalteten Führungen<br />

des nächsten Quartals online über<br />

die Homepage des Siegerlandmuseums<br />

www.siegerlandmuseum.de gebucht<br />

werden. Damit verbessert das beliebte<br />

Museum den Service für die Öffentlichkeit<br />

und geht einen wichtigen Schritt auf<br />

dem Weg zu einem professionellen Veranstaltungsmanagement.<br />

<br />

<strong>db</strong><br />

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Kurz berichtet<br />

Musikalische Früherziehung<br />

Ein Programm für die Enkel<br />

E-Bike Training<br />

aber altersgerecht<br />

Aus den Seniorenbeiräten<br />

Sterbehilfe Pro und Kontra<br />

Weiterentwicklung in der Palliativmedizin<br />

Wilnsdorf. Mit Spiel und Spaß musikalisches<br />

Erleben stärken, unter diesem<br />

Motto startet die Musikschule Wilnsdorf<br />

nach den Sommerferien mit neuen Kursen<br />

der Musikalischen Früherziehung.<br />

Viele der Kurse finden in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Kindergärten<br />

und Familienzentren vor Ort statt. Kinder,<br />

die im Laufe des Jahres 2<strong>02</strong>2 vier<br />

Jahre alt werden, können an der Früherziehung<br />

teilnehmen. Musikalische<br />

Früherziehung lässt Kinder Musik mit<br />

Herzen, Mund und Händen erleben,<br />

macht Spaß und motiviert. Spielerisch<br />

erfahren die Kinder in zwei Jahren den<br />

Zugang zu Rhythmus und Musik.<br />

Geschichten, Bewegung, Lieder, Tänze,<br />

Glockenspiel und Orffinstrumente regen<br />

musikalisches Gehör und Fantasie der<br />

Kinder an und ermuntern zum Mitmachen.<br />

Wer Fragen hat oder sein Kind zur<br />

Musikalischen Früherziehung anmelden<br />

möchte, kann sich ab sofort gerne an<br />

Musikschulleiterin Patricia Becker wenden,<br />

<strong>02</strong>71/3824436, per E-Mail an<br />

becker@musik-kinder.com. Außerdem<br />

hängen an vielen Kindergärten in der<br />

Gemeinde Wilnsdorf Anmeldungslisten<br />

aus, in die man sich eintragen kann.<br />

Die Kurszeiten und Veranstaltungsorte<br />

sind online unter www.wilnsdorf.<br />

de/musikschule zu finden. <strong>db</strong><br />

Siegen. „Sie möchten Ihre Fahrsicherheit<br />

auf dem E-Bike verbessern? Dann<br />

sind Sie bei dem praktischen Kurs für<br />

ältere Mitmenschen in der Stadt Siegen<br />

genau richtig“, so Volker Reichmann,<br />

Seniorenbeauftragter der Universitätsstadt.<br />

Der Kurs von der Verkehrswacht<br />

Siegerland möchte älteren Menschen<br />

mehr Sicherheit beim E-Bike Fahren<br />

vermitteln<br />

In einer praktischen Unterrichtung<br />

auf einem Parcour an der Siegerlandhalle<br />

wird das Fahren auf E-Bikes und<br />

Pedelecs geübt, Empfehlungen zur persönlichen<br />

Sicherheitsausrüstung gegeben,<br />

auf Ge– und Verbote gemäß StVO<br />

hingewiesen und Verhaltensweisen und<br />

Gefahrenquellen im Straßenverkehr<br />

besprochen.<br />

Zu dem Nachmittagtermin am 9. Juni<br />

2<strong>02</strong>2 im Atriumsaal der Siegerlandhalle<br />

kann man sich noch bis zum 30. Mai<br />

im Seniorenbüro der Stadt Siegen anmelden.<br />

<strong>02</strong>71/404-2434 oder per E-<br />

Mail: v.reichmann@siegen.de <strong>db</strong><br />

Treff<br />

für Pflegebedürftige<br />

Siegen. Gemeinsam sind wir stark, so<br />

könnte das Motto der neu gegründeten<br />

Selbsthilfegruppe für Menschen mit einem<br />

Pflegebedarf lauten.<br />

Eine Pflegebedürftigkeit beeinflusst<br />

den Alltag und die sozialen Beziehungen<br />

der Betroffenen auf tiefgreifende<br />

Art und Weise. Wer pflegebedürftig, ist<br />

hat kaum Gelegenheit, sich mit Menschen<br />

auszutauschen, die in einer ähnlichen<br />

Situation sind.<br />

Die neu gegründete Selbsthilfegruppe<br />

für Menschen mit einem Pflegebedarf<br />

bietet einen geschützten Raum, in<br />

dem sich Betroffene in vertrauensvoller<br />

Atmosphäre miteinander austauschen<br />

können. Die Gruppe wird von einer<br />

Fachkraft begleitet.<br />

Die Selbsthilfegruppe findet in Kooperation<br />

mit der Stadt Siegen statt, sie trifft<br />

sich jeden vierten Donnerstag im Monat<br />

von 15 bis 16 Uhr im Haus Herbstzeitlos,<br />

Marienborner Straße 151 in Siegen.<br />

Anmeldung und Infos: Gesundheitsregion<br />

Siegerland <strong>02</strong>71/7707580,<br />

pflegeselbsthilfe@alzheimer-siegen.de<br />

25-Jahre Seniorenbeirat Siegen<br />

Festschrift zum Jubiläum veröffentlicht<br />

Siegen. Die Initiative zu dieser Broschüre<br />

kam aus dem Vorstand sowie<br />

dem Arbeitskreis 2 – Veranstaltungen,<br />

Öffentlichkeit, Partnerschaften und Kultur.<br />

Die Mitglieder im Redaktionsteam<br />

waren Hans Amely, Brigitte Burk, Ernst<br />

Göckus, Michael Horak, Armin Maxeiner,<br />

Helmut Plate und vom durchblick<br />

Nicole Scherzberg. Leitgedanke war<br />

der Begriff „Corporate Identity“ im Sinne<br />

von Identität und Image.<br />

„Identität“ bedeutet hier verbesserte<br />

Innenschau und eingehende Selbstreflektion<br />

unter folgenden zentralen Fragestellungen:<br />

Wer sind wir? Was sind<br />

unsere Ziele? Was haben wir bisher erreicht?<br />

Was ist für die Zukunft wichtig?<br />

„Image“ bedeutet die Darstellung nach<br />

Siegen. Dr. med. Bernd Knapp, Mitglied<br />

des Seniorenbeirats, hielt in der April-<br />

Sitzung des Gremiums einen Vortrag<br />

zum Thema „Sterbehilfe“.<br />

Begrifflich unterschied Dr. Knapp zwischen<br />

„Hilfe beim Sterben“ sowie „Hilfe<br />

zum Sterben“. Die in Deutschland verbotene<br />

aktive Sterbehilfe grenzte er ab von<br />

passiver, bei welcher Abbruch oder Verzicht<br />

auf lebensverlängernde Maßnahmen<br />

erfolgen. Eine Bedeutung komme<br />

auch der indirekten Sterbehilfe zu, bei<br />

der z.B eine intensivierte Schmerztherapie<br />

zum Wohle des Patienten in Konfrontation<br />

mit möglicher Lebensverkürzung<br />

stehen kann. Der Referent legte dar, welche<br />

Rolle der Hausarzt, ein sonstiger Arzt,<br />

Selbsthilfeorganisationen und Sterbehilfevereine<br />

übernehmen können.<br />

Dr. Knapp erörterte zudem einschlägige<br />

Argumente gegen jegliche Art von<br />

Sterbehilfe. Wiederum, so Dr. Knapp,<br />

habe Sterbehilfe unter gewissen Voraussetzungen<br />

aber auch ihren Sinn. So<br />

könne es für Betroffene eine Verbesserung<br />

von Lebensqualität sein, wenn sie<br />

wüssten, dass es diese Möglichkeit als<br />

letzte Entscheidung gebe.<br />

<strong>db</strong><br />

außen: Möglichst umfassende Informationen<br />

an Zielgruppen und Entscheidungsträger,<br />

an interessierte Öffentlichkeit<br />

sowie Werbung und Anregungen<br />

usw. für künftige Seniorenbeiräte.<br />

Die erste Teamsitzung fand im Dezember<br />

2<strong>02</strong>1 statt, zu welcher schon<br />

eine Reihe vorbereitender Arbeiten erforderlich<br />

waren, insbesondere Sichtung<br />

und Auswahl von Quellenmaterialien.<br />

Die Abschlusssitzung war im März 2<strong>02</strong>2.<br />

Das Arbeitsklima kann durchgehend<br />

als förderlich und produktiv bezeichnet<br />

werden. Zur gedeihlichen Atmosphäre<br />

trug auch stets die freundliche Aufnahme<br />

im Redaktionsraum des durchblick<br />

im Haus Herbstzeitlos bei.<br />

Die Festschrift beinhaltet zahlreiche Berichte<br />

und Bil<strong>db</strong>elege über die vielfältigen<br />

Tätigkeitsbereiche in den 5 Amtsperioden.<br />

Beispielhaft seien die folgenden genannt:<br />

Gründungsphase 1997, Austauschbesuche<br />

mit den Partnerstädten Plauen, Leeds,<br />

Ypern und Zakopane, Klausurtagung<br />

zum Thema „Siegen als soziale Stadt“,<br />

Veranstaltungen zur Verkehrssicherheit,<br />

Besuch von Krankenhäusern und Pflegeheimen,<br />

Notfallausweise, Computer-,<br />

Zeitzeugen- und Fotoprojekte, sowie<br />

Veranstaltungen in den Bezirken. Wichtig<br />

war für uns als Team, der Festschrift eine<br />

persönliche Note zu geben. Dies geschah<br />

durch Grußworte, Ehemaligenbeiträge,<br />

aber auch durch Texte der Mitglieder.<br />

Die in einer Auflagenhöhe von 1.000<br />

Exemplaren erschienene Festschrift liegt<br />

in öffentlichen Einrichtungen unserer<br />

Stadt aus. <br />

eg<br />

10 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 11


Aus den Seniorenbeiräten<br />

Vorsorgevollmacht<br />

Patientenverfügung und Betreuungsverfügung<br />

Aus den Seniorenbeiräten<br />

„Wir sind aktiv“<br />

Zur Wahl des Siegener Seniorenbeirats<br />

Rechtsanwältin Simone Göckus<br />

AWO–Reisen<br />

Siegen. In der Sitzung des Siegener<br />

Seniorenbeirats am 22. Februar 2<strong>02</strong>2<br />

informierte Rechtsanwältin Simone Göckus<br />

zu den Themen Vorsorgevollmacht,<br />

Patientenverfügung und Betreuungsverfügung.<br />

Sie gab einen detaillierten<br />

Überblick über zentrale Elemente dieser<br />

einzelnen Rechtsgebiete und konkretisierte<br />

ihre Ausführungen fallbezogen<br />

anhand ausgewählter Beispiele.<br />

Die zahlreichen Rückfragen aus dem<br />

Plenum konnte sie teilnehmerbezogen<br />

und einfühlsam beantworten. Die Referentin<br />

verteilte umfangreiche Materialien<br />

zu den einzelnen Themengebieten<br />

und gab detaillierte Hinweise zu Möglichkeiten<br />

individueller Information. Für<br />

künftige Seniorenbeiratssitzungen sind<br />

weitere Themen geplant, welche in erster<br />

Linie die dritte Generation betreffen.<br />

Eine Anfrage an den Bürgermeister<br />

beinhaltet die zunehmende Vermüllung<br />

von Grünstreifen an Straßenrändern.<br />

Inwieweit kann dieser Missstand abgestellt<br />

und wie können Politik, Verwaltung<br />

und Bürger einbezogen werden?<br />

<br />

eg<br />

Was lange währt ...<br />

Siegen. Der Seniorenbeirat ist die<br />

von älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern<br />

gewählte Interessenvertretung<br />

unserer Stadt. Wahlberechtigt<br />

und wählbar sind alle Seniorinnen und<br />

Senioren, welche das 60. Lebensjahr<br />

vollendet haben. Die Amtszeit beträgt<br />

jeweils fünf Jahre. Der Seniorenbeirat<br />

besteht aus 18 Mitgliedern (Frauen<br />

und Männer) und ebenso vielen<br />

Stellvertretern, welche aus den sechs<br />

Wahlbezirken kommen. Er vermittelt<br />

Kontakte zu den jeweils zuständigen<br />

Einrichtungen und Personen im Bereich<br />

der Altenhilfe, der Gesundheit<br />

und der Sozialpolitik. Weitere Arbeitsfelder<br />

sind Stadtentwicklung, Verkehr<br />

und Sicherheit, Sport, Kultur und Bildung<br />

sowie Städtepartnerschaften.<br />

• Zwischen dem 9. Mai 2<strong>02</strong>2 und<br />

dem 6. Juni 2<strong>02</strong>2 erfolgt die<br />

Benachrichtigung der Wahlberechtigten<br />

und die Zusendung<br />

der Unterlagen zur Briefwahl.<br />

• Nach Erhalt der Briefwahlunterlagen<br />

kann sofort gewählt werden.<br />

• Am 20. Juni 2<strong>02</strong>2 ist der letzte Tag<br />

zur Abgabe der Wahlunterlagen.<br />

• Am 21. Juni 2<strong>02</strong>2 stellt der Wahl<br />

ausschuss ab 18:00 Uhr das endgültige<br />

Wahlergebnis fest.<br />

• Am 22. Juni 2<strong>02</strong>2 wird das Wahlergebnis<br />

veröffentlicht.<br />

Siegen. Reisefreudige können bei der<br />

Seniorenreise des AWO Kreisverbandes<br />

vom 11.09. – 20.09.2<strong>02</strong>2 in Prien<br />

am Chiemsee abwechslungsreiche und<br />

erholsame Urlaubstage erleben. Direkt<br />

am Ufer des Chiemsees liegt das<br />

***Superior-Hotel Luitpold am See.<br />

Informationen sind erhältlich unter<br />

<strong>02</strong>71/ 3386-167 (Monika Jung-Bieken)<br />

oder reisen@awo-siegen.de.<br />

Kreuztal. „Was lange währt wird<br />

endlich gut“, das sagen sich seit Kurzem<br />

viele ältere und mobilitätseingeschränkte<br />

Bürger und Bürgerinnen der<br />

Stadt Kreuztal.<br />

Schon seit längerer Zeit beklagten<br />

sich viele ältere und mobilitätseingeschränkte<br />

Bürger und Bürgerinnen in<br />

der Innenstadt der Stadt Kreuztal über<br />

den schlechten Zustand des Gehweges<br />

am Spielplatz Ziegeleifeld.<br />

Der Weg war uneben und fiel in Richtung<br />

Straße ab. Für Viele nicht mehr<br />

unfallfrei begehbar, vor allem für mobilitätseingeschränkte<br />

Menschen.<br />

Nach Bemühen des Seniorenbeirats<br />

und der Diakoniestation Kreuztal wurde<br />

nun dieser Gehweg wieder hergerichtet<br />

und kann von allen Bürgern und Bürgerinnen<br />

wieder gefahrenfrei gut genutzt<br />

werden. Monika Freiberg Spazierengehen macht wieder Freude.<br />

Foto: Tiefbauamt Kreuztal<br />

Der Seniorenbeirat informiert und<br />

berät Ratsuchende und wirkt mit bei<br />

der seniorengerechten Gestaltung unserer<br />

Stadt. Seine Mitglieder sind in<br />

den Fachausschüssen des Rates sowie<br />

in den einzelnen Bezirksausschüssen<br />

vertreten. Zusammen mit dem Integrationsrat<br />

setzt er sich auch für ältere<br />

Mitbürgerinnen und Mitbürger mit<br />

Migrationshintergrund ein. Das umfangreiche<br />

Programm wird von vier<br />

Arbeitskreisen mit Leben gefüllt. Aktuelle<br />

Schwerpunkte der Arbeitskreise<br />

finden Sie in der nachstehenden<br />

Übersicht.<br />

Unsere dringende Bitte an Sie, sehr<br />

geehrte Seniorinnen und Senioren,<br />

machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch.<br />

Denn: Je höher die Wahlbeteiligung,<br />

umso stärker sind die Einflussmöglichkeiten<br />

des Seniorenbeirats auf<br />

die Belange der dritten Generation.<br />

Bedenken wir auch in diesem Zusammenhang,<br />

dass der Anteil der älteren<br />

Mitbürgerinnen und Mitbürger unserer<br />

Stadt mehr und mehr zunimmt.<br />

Informieren sie sich auch über unsere<br />

umfassende Homepage: Seniorenbeirat<br />

Siegen. Darüber hinaus hat<br />

der Seniorenbeirat eine Festschrift zu<br />

seinem 25-jährigen Bestehen veröffentlicht.<br />

(Siehe auch Seite 11 in dieser<br />

Zeitschrift). Die Broschüre liegt in<br />

zahlreichen öffentlichen Einrichtungen<br />

unserer Stadt aus und kann dort<br />

eingesehen werden.<br />

eg<br />

12 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />

2/2<strong>02</strong>2 durchblick 13


Aus den Seniorenbeiräten<br />

Seniorenbeiratswahl 2<strong>02</strong>2<br />

Die presserechtliche Verantwortung dieser Doppelseite liegt<br />

beim Seniorenbeirat der Universitätsstadt Siegen<br />

Wahlberechtigt und Wählbar<br />

Aktivitäten Arbeitskreis I<br />

Soziale Einrichtungen, Gesundheit,<br />

Netzwerkarbeit, Infrastruktur und<br />

Pflege Aktivitäten<br />

1. Pflegenotstand (stationäre,<br />

ambulante und häusliche Pflege)<br />

2. Patientenverfügung<br />

3. Palliativmedizin und Hospizarbeit<br />

4. Altersarmut<br />

5. Menschen mit Migrationshintergrund<br />

6. ärztliche Ethik<br />

7. Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />

8. Notfallausweis – nicht nur für Senioren<br />

Aktivitäten Arbeitskreis II<br />

Öffentlichkeit, Kultur, Veranstaltungen,<br />

Städtepartnerschaft<br />

1. Einführung in den Umgang mit Computer<br />

und Smartphone für Senioren<br />

in Zusammenarbeit mit dem FJM-<br />

Gynasium Weidenau, Smartphone<br />

Stammtisch - Erfahrungsaustausch<br />

2. Kontaktpflege zu den Partnerstädten<br />

wie Ypern, Plauen, Leeds, Zakopane,<br />

Spandau und Rijnsburg<br />

3. Lebendige Vergangenheit –<br />

Zeitzeugenprojekte<br />

4. Sicherheit für Senioren –<br />

Zusammenarbeit mit Polizei,<br />

Feuerwehr und Verbraucherberatung<br />

5. Mitwirkung bei Seniorenveranstaltungen<br />

der Universitätsstadt Siegen<br />

6. Zusammenarbeit mit dem interkulturellen<br />

Netzwerk und Förderung<br />

der Integration älterer Menschen<br />

7. Mitwirkung beim Projekt<br />

Rudelturnen<br />

8. Vorschläge zum erhöhten Bekanntheitsgrad<br />

des Siegerlandmuseums<br />

Aktivitäten Arbeitskreis III<br />

Mobilität und Verkehr,<br />

Öffentliche Sicherheit,<br />

Ordnung und Umwelt<br />

1. Sicherheit für Senioren durch<br />

geschulte Seniorenbeauftragte in<br />

Siegen, Zusammenarbeit mit<br />

Polizei, Ordnungsamt etc.<br />

2. Verkehrssicherheitstraining<br />

für Senioren<br />

3. Informationsveranstaltungen zur<br />

Sicherheit im und am Haus, z.B.:<br />

Einbruch, Haustürgeschäfte,<br />

Enkeltrick und Telefonanrufe<br />

4. Missbrauch von Gehwegen<br />

durch zunehmenden Fahrradverkehr<br />

5. Parksituation in Siegen<br />

Aktivitäten Arbeitskreis IV<br />

Bauen und Wohnen<br />

1. Einsatz für angemessenen und<br />

bezahlbaren Wohnraum für ältere<br />

und behinderte Menschen insbesondere<br />

für die 25 % Klausel beim<br />

sozialen Wohnungsbau<br />

2. Förderung von Kontakten zwischen<br />

den Generationen in einzelnen<br />

Wohnvierteln und Anregungen für<br />

gegenseitige Unterstützung<br />

zwischen Jung und Alt<br />

3. Vermittlung der Beratung zur<br />

Einrichtung und Ausgestaltung<br />

seniorengerechter Wohnungen<br />

4. Vermehrung der Angebote von<br />

öffentlichen Toiletten, nicht nur für<br />

Senioren<br />

Wahlberechtigt und selbst auch wählbar<br />

sind die Menschen in der Universitätsstadt<br />

Siegen, die am 21. Juni 2<strong>02</strong>2<br />

das 60. Lebensjahr vollendet haben<br />

und die seit dem 21. März 2<strong>02</strong>2 ihren<br />

Hauptwohnsitz in Siegen haben. Voraussetzung<br />

ist weiterhin, dass keine Tatbestände<br />

vorliegen, die nach dem kommunalen<br />

Wahlrecht einen Ausschluss<br />

zur Folge hätten. Die Wahlberechtigen<br />

Die Kandididaten: Bezirk 1 Siegen-Geisweid<br />

Hans Amely<br />

hansamely@t-online.de<br />

<strong>02</strong>71/81417<br />

Klaus Leukel<br />

leukel.siegen@freenet.de<br />

<strong>02</strong>71/8909701<br />

Dr. Jochen Münch<br />

muench@hrz.uni-siegen.dee<br />

<strong>02</strong>71/43421<br />

Monika Jung<br />

mueffen9@gmail.com<br />

<strong>02</strong>71/7700653<br />

Guntram Römer<br />

guntram.roemer@t-online.de<br />

0171/477<strong>02</strong>78<br />

Die Kandididaten: Bezirk I1 Siegen-Weidenau<br />

Die Kandididaten: Bezirk II1 Siegen-Ost<br />

sind nur in dem Bezirk, in dem sie mit<br />

Hauptwohnsitz gemeldet sind, wählbar.<br />

Laut Wählerverzeichnis sind 28 953<br />

Wahlberechtigte aufgerufen von ihrem<br />

Wahlrecht Gebrauch zu machen.<br />

Da alle 16 sich bewerbenden Personen<br />

die formellen Voraussetzungen<br />

erfüllen, hat der Wahlausschuss die<br />

Zulassung aller 16 Wahlvorschläge bestimmt.<br />

Diese teilen sich wie folgt auf:<br />

Marion Ortmann<br />

marion.ortmann@gmx.de<br />

<strong>02</strong>71/23572886<br />

Frank Burmeister<br />

frhebu@web.de<br />

0170/4314767<br />

Armin Maxeiner<br />

maxarm@t-online.de<br />

<strong>02</strong>71/62648<br />

Maria Magdalena Müller<br />

ma-mueller-siegen@t-online.de<br />

<strong>02</strong>71/3032724<br />

Die Kandididaten: Bezirk IV Siegen-Mitte<br />

Dr. Bernd Knapp<br />

knappberndsiegen@web.de<br />

0163/8822088<br />

Bernd Zelmanowski<br />

skisauna@aol.com<br />

<strong>02</strong>71/42157<br />

Peter Schiffmann<br />

peter.schiffmann@gmx.de<br />

<strong>02</strong>71/310648<br />

Die Kandididaten: Bezirk V Siegen-West<br />

Erika Weiss<br />

homeweiss@web.de<br />

<strong>02</strong>71/316925<br />

Karl-Adolf Fries<br />

kafries57@aol.com<br />

0172/315334<br />

Olaf Koplin<br />

olafkoplin@web.de<br />

<strong>02</strong>71/310170<br />

Die Kandididaten: Bezirk VI Siegen-Süd<br />

Karin Piorkowski<br />

pakapior@gmx.de<br />

<strong>02</strong>71/310781<br />

14 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 15


KulturPur2<strong>02</strong>2<br />

Internationales Musik- und Theaterfestival<br />

Legendärer Rock und Flying Bach - zum 30. bleibt alles (anders)<br />

Dass jemand fünf Minuten nach<br />

einem verabredeten Zeitpunkt<br />

erscheint, ist allen schon untergekommen.<br />

Auch von komplett verschwitzten<br />

Terminen, die erst Monate<br />

später beim Durchblättern des Kalenders<br />

auffallen, hat der ein oder andere sicher<br />

schon gehört. Dass allerdings Jubilare<br />

ihren Geburtstag um glatte zwei Jahre<br />

verschieben, ist für die allermeisten Zeitgenossen<br />

dann doch höchst ungewöhnlich.<br />

So geschehen im Mai 2<strong>02</strong>0, als KulturPur<br />

mit viel Lametta und jeder Menge<br />

illustrer Gäste zum 30. Mal seine atmosphärischen<br />

italienischen Zelte auf der<br />

Ginsberger Heide aufschlagen wollte und<br />

die Planungen vor Festivalbeginn aus bekannten<br />

Gründen wieder einpacken und<br />

in den Schubladen verstauen musste.<br />

Nun markiert der Festival-„ReStart“ einen<br />

spürbaren Wendepunkt öffentlichen<br />

Lebens in der Region, für den während<br />

der zweijährigen „Stand by“-Zeit sogar<br />

noch ein hochkarätiger Gratulant hinzugewonnen<br />

werden konnte: Wolfgang<br />

Niedeckens BAP (4.6.) machen auf<br />

ihrer „Schließlich unendlich“-Tour Station<br />

auf der Ginsberger Heide und ga-<br />

rantieren mit ihren großen Hits wie auch<br />

den Songs des „Alles Fliesst“-Albums ein<br />

Liveerlebnis, das keine Wünsche offenlässt.<br />

Bereits zur Eröffnung verleihen<br />

die Flying Steps (1.6.) mit Bach und<br />

Breakdance dem internationalen Musikund<br />

Theaterfestival Flügel, wenn sie mit<br />

ihrer Choreographie „Flying Bach“ mit<br />

der kombinierten Energie und Dynamik<br />

aus Headspin-Artistik und „wohltemperiertem<br />

Klavier“ Grenzen überwinden.<br />

Nach einem fulminanten Freitag,<br />

der mit dem Comedy-get-together<br />

Stand up 30 (3.6.) in den Abend startet,<br />

mit Gregor Meyle (3.6.) einen soulstarken<br />

Höhepunkt erlebt und u.a. mit<br />

dem Skandal im Sperrbezirk der Spider<br />

Murphy Gang (3.6.) ausklingt, steht<br />

tags darauf ein Musik-Samstag der Superlative<br />

auf dem Programm. Zunächst<br />

rockt Alice Merton (4.6.) mit Hits wie<br />

„No Roots“, „Hit the ground running“ und<br />

„Why so serious“ den Giller, zur Primetime<br />

gibt es legendäres kölsches ‘affrocke‘ mit<br />

Wolfgang Niedeckens BAP und wenn es<br />

später tiefe dunkle Nacht wird auf dem<br />

Giller, schlagen die Dark-Rocker von<br />

Mono Inc. (4.6.) ihr „Book Of Fire“ auf.<br />

Foto: René Achenbach<br />

Auf ihrem traditionellen Programmplatz<br />

am Sonntagabend begeistert dann mit<br />

der Philharmonie Südwestfalen (5.6.)<br />

der ‘klassische‘ Publikumsmagnet des<br />

Festivals mit „Shades of Earth“ , einer<br />

Ode an die Schönheit unseres Planeten<br />

mit ihren verschiedenen Facetten, ihren<br />

Elementen und ihren Mythen, um dann<br />

in der LateNight einer Lady im hautengen<br />

Lederdress Platz zu machen: Suzi<br />

Quatro ist eine der erfolgreichsten Rockmusikerinnen<br />

der ‘70er Jahre, die neben<br />

ihren großen Hits wie „Can The Can“, „48<br />

Crash“‘, „If You Can`t Give Me Love“ oder<br />

„Stumblin In“ ihre Fans immer wieder<br />

auch mit neuen Songs begeistert.<br />

Karten für Veranstaltungen des internationalen<br />

Musik- und Theaterfestivals<br />

KulturPur sind über www.kulturpur30.de<br />

und die Sparkassen-Hotline von<br />

ProTicket Tel. 01803/742654, sowie<br />

bundesweit bei allen Vorverkaufsstellen<br />

mit dem ProTicket-System erhältlich.<br />

Weitere Informationen zu KulturPur gibt<br />

es auf www.kulturpur30.de und beim<br />

Kultur!Büro. des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />

unter Tel. <strong>02</strong>71/333-2440.<br />

<br />

Andreas Schmidt<br />

Bach und Brekdance mit den Flying Steps am 1.6. Wolfgang Niedecken mit BAP am 4.6.<br />

16 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 17


Die Prüfung<br />

auf dem Lande<br />

Die in großen Stückzahlen produzierte NSU-Quickly war für rund 500 DM zu haben.<br />

Manch einer mag die Überzeugung hegen, dass die<br />

„gute alte Zeit“ eine durch und durch liebe Zeit gewesen<br />

sei. Doch es gab auch schon damals immer<br />

wieder einmal unliebsame Begebnisse, die Aufregung und<br />

Kuddelmuddel hervorriefen. Manches endete zu guter Letzt<br />

dennoch erfreulich. Über ein entsprechendes Beispiel will<br />

ich hier berichten.<br />

Als das Szenario sich zutrug, schrieb man das Jahr 1960.<br />

Die Mächtigen in der Bundesstadt hatten Knall auf Fall verordnet,<br />

dass ab nun ein Führerschein für das Nutzen eines<br />

„Fahrrads mit Hilfsmotor“ unabdingbar sei. Diese Zumutung<br />

stieß bei den Betroffenen auf ein wahrhaft miserables Echo.<br />

Dutzendweise waren brave Landmänner aus dem Dorf, in<br />

welchem sich das Folgende zutrug, wie vom Donner gerührt.<br />

Wo immer sich zwei oder mehr trafen wurde lauthals und<br />

scharf lamentiert. Die erbitternden Ausfälle gegen „Die da<br />

oben“ waren derart beleidigend, dass sie besser verschwiegen<br />

bleiben. Eine Äußerung wie „Die da oben können doch nicht<br />

ganz richtig dicht im Kopf sein“ war noch eine der geringeren.<br />

Der mit dem meisten Grun<strong>db</strong>esitz sagte das, was alle dachten:<br />

„Ich fahre schon seit Jahren mit meiner Quickly auf die<br />

Felder. Da gibt es weder Verkehr noch irgendwelche Schilder.<br />

Wozu also jetzt eine Fahrerlaubnis?“ Der Gedanke, dass es<br />

auch in großen Städten Fahrräder mit Hilfsmotor gab und hier<br />

die Fahrerlaubnis mutmaßlich angebracht sei, kam keinem.<br />

Es gab freilich auch eine aufstrebende Berufsgruppe, die<br />

in heimliche Jubelrufe ausbrach. Es waren die Fahrschullehrer,<br />

die ohne eigenes Zutun aus der Verordnung Nutzen<br />

ziehen sollten. Dabei ging es diesen dank eines nie gekannten<br />

Bedarfs doch gar nicht so übel. Viele wollten ja in jenen<br />

Tagen einen Führerschein fürs Auto erwerben und sich dann<br />

einen vierrädrigen Untersatz zulegen.<br />

Daneben war zwei Jahre zuvor bereits die Verfügung<br />

erlassen worden, dass sogar Frauen ohne Erlaubnis des<br />

Ehemanns in die Fahrschule durften. Das stelle man sich<br />

vor! Es hieß, dass sich die Obrigkeit der damit verbundenen<br />

Gefahren durchaus bewusst sei. Die Menge der aufsässigen<br />

Damen hielt sich allerdings in engen Grenzen. Dessen ungeachtet<br />

lässt sich schlussfolgern, dass die Ausbilder fürstlich<br />

leben konnten. Jetzt winkte sogar noch eine zusätzliche Bereicherung.<br />

Und die Sektkorken knallten.<br />

Ein aus der löblichen Zunft der Maurer stammender Erdensohn<br />

namens Otto hatte vor einer Weile die dritte Gaststätte<br />

in dem kleinen Ort in Betrieb genommen. Fraglos ein<br />

Zeichen für die zunehmende Bildung der Lan<strong>db</strong>evölkerung.<br />

Nur Pfarrer Metzger sah das anders und wetterte noch stärker<br />

als zuvor während seinen Predigten über die vielen unverbesserlichen<br />

Kneipengänger.<br />

Otto, der nach einem Unfall hinkte, ließ schon bald einen<br />

ausgeprägten Geschäftssinn erkennen. Als erstes handelte er<br />

mit einem Reisebüro einen sehr erfolgreichen Vertrag aus, der<br />

das Dorf – vor allem aber sein Haus – zu einem Zielort für<br />

urlaubsreife Ruhrgebietler machte. Auch zur Fahrerlaubnis<br />

fiel dem pfiffigen Wirt etwas ein. Wozu hatte er denn einen<br />

großen Gastraum?! Und so überredete er den anfangs zweifelnden<br />

Fahrschullehrer Schmidt, die Mopedfahrer bei ihm zu<br />

unterrichten. Er wolle keinen Pfennig für die Überlassung des<br />

18 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />

Foto: Wikipedia<br />

Raums, lediglich die Zusicherung, dass er jederzeit vor und<br />

während der Unterweisungen die im Haus lagernden Getränke<br />

verkaufen könne. Und der Herr Schmidt, ein recht fülliger Herr<br />

aus der nicht allzu weit entfernten Stadt, sagte: „Abgemacht!“<br />

Die „Mund-zu-Mund-Propaganda“ des Wirts reichte aus,<br />

um alle Moped-Besitzer über die Fahrschule in seiner Herberge<br />

in Kenntnis zu setzen. Die anfängliche Aufregung hatte<br />

sich derweil gelegt, man fand sich drein in die Lage und so saßen<br />

zum angekündigten Termin zwei Dutzend Lernwillige an<br />

den Tischen des Gasthauses. Die ältesten befanden sich bereits<br />

im sechsten Lebensjahrzehnt, der Jüngste war ein Schuljunge<br />

und gerade mal sechzehn Jahre alt.<br />

Als der Fahrlehrer eintraf, setzte ein merkliches Getuschel<br />

an den Tischen ein. Niemand vermochte sich vorzustellen, wie<br />

der Dicke auf ein Moped steigen und das regelgerechte Fahren<br />

vormachen würde. Aber nach der Begrüßung teilte dieser<br />

mit, dass es für den Führerschein-Erwerb lediglich einen Fragebogen<br />

auszufüllen galt. Und sogleich ging es los mit den<br />

Verkehrszeichen und den Vorfahrtsregeln. Und schon bald<br />

merkten einige, dass gerade Letzteres ein wenig schwierig sei.<br />

Es wollte einfach nicht in die Köpfe hinein, wieso ein Ochsengespann<br />

in mancher Situation Vorfahrt vor einem Lastwagen<br />

haben sollte und warum ein Auto zu warten hatte,<br />

wenn sich von rechts ein Mopedfahrer näherte. Diese<br />

Zwickmühlen harrten bis zur letzten Stunde vor der Prüfung<br />

auf eine Lösung – leider vergeblich.<br />

Wirt Otto stand am Zapfhahn und blickte spähend umher.<br />

War abzusehen, dass binnen kurzem ein Glas geleert<br />

sei, zapfte er flink ein neues an und schickte seine Tochter<br />

Brigitte zum Umtausch. Und obwohl einige schon ein<br />

Stündchen früher als notwendig eintrafen, schien bei ihnen<br />

der Durst kaum zu löschen.<br />

Besonders am großen, runden Stammtisch sagte man häufig<br />

„Prost“. Das ging ins Geld, schließlich kostete der Schoppen<br />

dreißig Pfennige. Zufällig saßen an diesem Tisch viele<br />

beisammen, denen die Vorfahrt und ihre Regeln ein böhmisch`<br />

Dorf geblieben. Die Stimmung hatte nach dem letzten Unterrichtstag<br />

deshalb zu später Stunde den tiefsten Punkt erreicht.<br />

Just in diesem Schlamassel hatte einer einen Lichtblick. Mit<br />

Eifer legte er dar, wie man dennoch den ungeliebten Schein<br />

erlangen könne. Und sogleich probten sie mehrfach den Vorgang.<br />

So viel sei verraten: Die Stammtischler hatten dem jungen<br />

Schüler eine Hauptrolle bei der Prüfung zugedacht. Der<br />

aber war schon lange daheim und blieb ahnungslos.<br />

Des Wirtes Töchterlein Brigitte hatte als Achtjährige einmal<br />

mit ihm ein Bett geteilt. Das war bei der Schulaufführung<br />

von „Peterchens Mondfahrt“, als sie als Anneliese und er als<br />

Peter dem fünfbeinigen Herrn Sumsemann ihre Hilfe zusagten.<br />

Den sichtlich gerührten Damen unter den Besuchern<br />

hatte das anmutige Bild der Beiden im Bett ausnehmend gut<br />

gefallen. Für deren Zukunft schwante ihnen daher so allerlei.<br />

Es war also nicht zu verwundern, dass am Tage der Prüfung<br />

die Brigitte den Schulbub schon vor der Haustüre abfing<br />

und ihm zuflüsterte, dass er sich vor dem Stammtisch<br />

hüten solle. Genaueres wisse sie nicht, aber sein Name<br />

Titelgeschichte<br />

sei hier immer wieder einmal gefallen. Beim Betreten des<br />

Gastraums wurde er auch sogleich von einem der Stammtischbrüder<br />

genötigt, auf einem zusätzlich hingestellten<br />

Stuhl in ihrer Mitte Platz zu nehmen. Da die dort Sitzenden<br />

allesamt – vom Alter her – seine Väter hätten sein können,<br />

wagte er keinen Widerspruch. Brigitte brachte ihm das übliche<br />

Glas mit Coca-Cola und der Fahrlehrer verteilte die<br />

Fragebogen. Und nach den notwendigen Erläuterungen<br />

begann das Ausfüllen derselben.<br />

Dass der 16-Jährige ziemlich rasch alle Fragen beantworten<br />

würde, lag im Plan der Stammtischler. Er legte den<br />

Bleistift zur Seite und gab damit das erwartete Signal. Einer<br />

beobachtete den Fahrlehrer und nickte mit dem Kopf als<br />

dieser in eine andere Richtung blickte. Und sogleich schob<br />

jeder seinen Fragebogen zum rechten Nebenmann. Auch<br />

beim verdutzten Schuljungen war der eigene Bogen verschwunden<br />

und ein halb ausgefüllter lag vor ihm. Die ganz<br />

leichten Fragen waren beantwortet, die schwereren noch<br />

nicht. Er schaute in die Runde, sah allseits freundliches Nicken,<br />

hatte sogleich das Verfahren begriffen und schritt zur<br />

Tat. Noch neunmal wiederholte sich der Vorgang.<br />

Als der Fahrlehrer zur Abgabe drängte, lag sein eigener<br />

Bogen schon wieder vor dem Schüler. Wie bei einer gut geölten<br />

Maschine hatte ein Rädchen ins andere gegriffen. Ein<br />

Bogen nach dem anderen war vervollständigt. Keine Menschenseele<br />

hatte die Machenschaften bemerkt.<br />

Als die Stammtischbrüder nach dem Erhalt ihrer Führerscheine<br />

zur Siegesfeier aufriefen, wollte sich bei keinem ein<br />

schlechtes Gewissen einstellen. Die Biertrinker hatten es<br />

„Denen da oben“ mal so richtig gezeigt. Und in der Schule<br />

war es sowieso selbstverständlich, dass man den Banknachbarn<br />

bei der Mathe-Arbeit half – und sich freute, wenn der<br />

Lehrer hiervon nichts mitbekam.<br />

Es muss zum Schluss noch eine kurze Betrachtung zur<br />

Vorfahrt und ihre nicht von jedem kapierten Regeln gemacht<br />

werden. Die Landmänner warteten nämlich auch fortan wie<br />

schon seit eh und je brav an der Kreuzung – egal aus welcher<br />

Richtung sich ein Auto näherte. Heute lebt nur noch ein einziger<br />

der damals Beteiligten. Und dem wurde nie ein Unfall<br />

bekannt, der sich dort zugetragen.<br />

Ulli Weber<br />

2/2<strong>02</strong>2 durchblick 19


Unterhaltung<br />

Irgendwann zwischen Pfingsten und Sommerferien, in<br />

der Erinnerung immer bei schönem Wetter, quälten sich<br />

große Lastwagen den steilen Anstieg zum Spritzenhaus<br />

der Feuerwehr hoch. REWE war noch nicht erbaut. Dort<br />

stand das Feuerwehrgerätehaus neben der Schule. Über der<br />

Feuerwehr wurde der neue Kindergarten eingerichtet und<br />

unter dem Dach Wohnungen vermietet. Die alten Leute, die<br />

dort wohnten, störte der Lärm nicht. Sie waren schwerhörig.<br />

Nur die Grabesstille am Wochenende setzte ihnen zu.<br />

Die Laster wurden entladen, die Fahrgeschäfte aufgebaut.<br />

Für ein Wochenende entstand mitten im Dorf eine Vergnügungsmeile<br />

oder ein Sündenbabel – je nach Weltanschauung.<br />

Der Zugang war enger als die drei Fahrspuren heute.<br />

Eine Brücke führte über die hier noch offene Burbach.<br />

Gleich unten rechts vor Frisiersalon Schöllchen stand das<br />

Kettenkarussell. Zusammen mit der Würstchenbude vor<br />

„Wagenersch Wilhelm“ bildete es eine Art Zugangstor. So<br />

konnten auch Kinder, die sich nicht sündhaft verlustieren<br />

durften, wenigstens ein Kirmeswürstchen bekommen. Bei<br />

uns hieß das Gefährt „Schlickerkarussell“, weil man eben<br />

geschlickert (geschleudert) wurde. Dazu sang Lolita „Blaue<br />

Nacht, oh blaue Nacht am Hafen“ oder „Der weiße Mond<br />

von Maratonga“. Sie war übrigens Österreicherin. Das hörte<br />

man aber nicht raus. Mithilfe dieser Entspannungsmusik gelang<br />

es unseren unten wartenden Eltern, sich nicht vor Angst<br />

in die Hose zu machen. Sie hatten die Fahrkarte bezahlt und<br />

fürchteten nun, die geliebte Nachkommenschaft nicht wohl<br />

behalten wieder zu bekommen. Wenn sie uns weiter oben<br />

bei Schiffschaukel und Autoskooter gesehen hätten, wäre<br />

das Malheur vermutlich passiert. Aber wir waren hemmungslos<br />

auf Vergnügen gepolt und konnten uns um solche<br />

Gefühlsduseleien nicht kümmern.<br />

Sommer bedeutete große Freiheit, insbesondere Bewegungsfreiheit.<br />

Da unterschied sich Burbach nicht von<br />

anderen Gemeinden. Besonders waren Badeweiher und<br />

Kindersommer<br />

„Windersch Ella“. Badeweiher als Dauerhöhepunkt erklärt<br />

sich von selbst. Morgens wurden wir zu Hause entlassen<br />

mit Handtuch, Badeanzug und ausreichend Butterbroten.<br />

Frittenbuden wuchsen erst 10 Jahre später aus dem Boden.<br />

Dazu die warme Empfehlung der Eltern, nur ja recht<br />

gut auf uns aufzupassen. Den Kommentar: „Und vor heute<br />

Abend brauchst Du nicht wieder zu kommen.“ verkniffen<br />

sie sich. Verständlich wäre er gewesen, denn im Sommer<br />

musste Heu gewendet werden. Die Gartenernte, besonders<br />

die Er<strong>db</strong>eeren mussten eingeweckt werden. Und was der<br />

Sommer noch alles an Arbeiten mit sich brachte tat sich<br />

auch nicht von alleine. Wir waren sehr einverstanden mit<br />

dieser Methode unserer Eltern, uns aus dem Weg zu komplimentieren.<br />

Zum Helfen verhaftet zu werden wäre die<br />

unangenehmere Wahl gewesen. Also ab in den Badeweiher.<br />

Das war das Schönste! Auf unsere Sicherheit, Ordnung<br />

und Anstand achtete, in langer weißer Hose, „Bergmanns<br />

Klunk“. Wenn wir abends nach Hause kamen, waren wir<br />

sauber und müde. Gut so.<br />

Doch andere Gemeinden hatten auch ihre Löschteiche.<br />

Den Unterschied machte Windersch Ella: Biegen Sie mal<br />

an einem angenehm warmen Sommersonntag am kleinen<br />

Kreisel von der Nassauischen Straße links in die Jägerstraße<br />

ein. Es ist also Söckchenzeit und Organdikleidwetter.<br />

Sie gehen zusammen mit den Eltern – mindestens aber<br />

Papa, denn der trug immer den Geldsack bei sich. Zweite<br />

Bedingung: Papa hat die Spendierhosen an. Die Römerpassage<br />

ist noch nicht erbaut. Statt des einengenden weißen<br />

Bürogebäudes steht etwas zurückgesetzt das „Gasthaus<br />

zu Linde“ ein typischer Siegerländer Schieferbau. Vor der<br />

Haustür stehen, wie heute, zwei Linden. Winters betrieben<br />

hier eine Bäckerei mit Gastwirtschaft.<br />

Wenn dann diese ganz besonderen Sonntage kamen,<br />

stellte Windersch Ella ihren Stuhl in den Lindenschatten,<br />

postierte neben sich den Ständer für Waffelhörnchen und<br />

Foto: Wikipedia<br />

den Kübel mit Speiseeis. Nur wenige Haushalte verfügten<br />

über einen Kühlschrank, schon gar nicht über eine Gefriertruhe.<br />

Aber Windersch Ella besaß mit ihrem freundlichen<br />

Gemüt den Schlüssel zum Paradies in Form eines handlichen<br />

Portionierers. Vanille, Schokolade, Er<strong>db</strong>eere; die Kugel<br />

zu 5 Pf. (in Worten: fünf Pfennig). Traumhaft!<br />

Jungen und Mädchen konnten sich beim Spielen gegenseitig<br />

nicht brauchen. Wir spielten nach Geschlechtern getrennt.<br />

An warmen Sommerabenden beim Dilldopp schlagen<br />

wurde diese Trennung aufgehoben. Straßen waren noch<br />

gepflastert ohne Teerbelag. Aber um den Brunnen herum,<br />

in der Dorfmitte zwischen Sparkasse und der Praxis von<br />

Dr. Scholl, lagen ganz ebenmäßig verlegte Platten. Kein<br />

Autoreifen drückte hier etwas schräg. Hier versammelten<br />

wir uns mit Dilldopp und Peitsche. Wir wickelten die<br />

Peitschenschnur um unseren Dilldopp, in den zu diesem<br />

Behufe Rillen gefräst waren, damit die Schnur nicht abrutschte.<br />

Dann wurde die Peitsche ruckhaft angezogen, der<br />

Dilldopp losgelassen und so in Drehung versetzt. Besonders<br />

Geschickte verstanden es, mit drei Fingern am spitzen<br />

Ende das Spielgerät anzuschnipsen. Könner wischten den<br />

liegenden Kreisel mit einem Schwung in die Drehung auf<br />

der Metallspitze. Egal welche Technik wir nutzten, jetzt<br />

galt es, mit geschickten Peitschenhieben den Kreisel in<br />

Bewegung zu halten. So spielten wir gemeinsam, jeder für<br />

sich – individueller Unisex-Sport.<br />

Foto: Archiv Schöllchen<br />

Dilldopp schlagen, ein Spiel für warme Sommerabende.<br />

Nur wenn wir uns zu nahe kamen, waren die Jungen im<br />

Vorteil. Die durften sich eher durchsetzen. Mädchen lernten,<br />

sich zurückzuhalten. Selbst beim Spiel griff die gesellschaftliche<br />

Rollenfestlegung. Nun war das nicht immer<br />

von Nachteil. Jungen wurden auch härter rangenommen,<br />

wie unser Kindersingsang beweist:<br />

„Ed räänd digge Drobbe,<br />

de Junge muss mer klobbe,<br />

de Marercher muss mer schuen,<br />

bis hönner de digge Uhrn.“<br />

Na bitte, jede Medaille hat auch eine Kehrseite!<br />

Tilla-Ute Schöllchen<br />

20 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 21


Unterhaltung<br />

Bargeldloses Einkaufen<br />

schon 1960 möglich, im dörflichen Siegerland.<br />

Immer war da dieses Getuschel,<br />

wenn ich als Kind zum Einkaufen<br />

kam. Mit altdeutscher<br />

Schrift, von meiner Mutter sehr<br />

ordentlich untereinander geschrieben,<br />

hielt ich den Zettel in meiner<br />

kleinen Hand.<br />

Hinter der Ladentheke standen<br />

zwei Omis. Sie waren streng. Mit<br />

dicken Brillengläsern sahen sie<br />

auf mich herab. „Gib mir den Zettel!“,<br />

kam es herüber, barsch wie<br />

ein Befehl. Da stand drauf:<br />

1x Astor Zigaretten,<br />

½ Brot<br />

1x Velveta Käse<br />

¼ gute Butter<br />

¼ Wurstaufschnitt<br />

½ Liter Milch<br />

1/8 Bohnenkaffee<br />

500 Gramm Langkornreis<br />

2 Himbeerbonbons<br />

(die waren nur für mich)<br />

Ich beobachtete eine andere Theke. Da gab es Trockentücher,<br />

Waschlappen, Gästetücher, Unterwäsche, Geschenkkartons<br />

mit 4711 oder Toska Parfüm und spezielle<br />

Damenhygiene. „Hier wirst du später auch mal deine Aussteuer<br />

einkaufen“, raunte sie lehrerhaft. Es war die Frau<br />

des Ortsbürgermeisters.<br />

Mein Körbchen war inzwischen fertig, und mit einem<br />

Fingerhinweis ging ich zur Kasse. Hier saß die junge<br />

eingeheiratete Frau der Eigentümerfamilie. Sie sah mich<br />

freundlich an und nannte den zu zahlenden Betrag. „Mama<br />

meinte, Sie mögen es bitte aufschreiben“, war meine antrainierte<br />

Aussage. Mit schneller Hand öffnete sich eine<br />

Schublade. Dort lag ein dicker Notizblock. Zu den vielen<br />

Notizen und Zahlen schrieb sie auch meinen Zettel auf.<br />

Foto: Archiv Laupert<br />

Hinter mir hatte sich eine kleine Anzahl von Zuschauern<br />

gestaut. Frauen mit selbstgestrickten Jacken, blauen<br />

Arbeitsschürzen, ziemlich groben Händen, strengen Frisuren,<br />

Stallgeruch. Sie hatten volle Körbchen und sahen<br />

mich mit prüfenden Blicken an. Ich sagte freundlich „Auf<br />

Wiedersehen“ und ging hinaus. Da war es wieder, dieses<br />

mir bekannte heimliche Getuschel.<br />

Draußen schien die Sonne. Ich hüpfte und sang bis<br />

nach Hause.<br />

Zu dieser Zeit wurden Wiesenfelder, Haubergwald,<br />

Bauplätze und kleine Erbschaften zum Ausgleich von<br />

„Zetteln“ eingelöst. Es war nicht eine Bank im Spiel. Kein<br />

Finanzamt hatte Teil an diesen „bargeldlosen Geschäften.“<br />

Marion Laupert<br />

22 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 23


Unterhaltung<br />

Der Baum<br />

Ein Spaziergang im Sonnenschein durch Wiesen voller<br />

Blumen. Am Wegesrand die ersten Himbeeren – hier<br />

und da ein paar gepflückt – hmm. Gottesgaben! Heiß<br />

war es in der Sonne. Da fiel mir der kleine Bach mitten im<br />

Wald wieder ein, den ich vor Jahren einmal entdeckt hatte.<br />

Ich war mir nicht ganz sicher,<br />

ob ich ihn wohl wiederfinden<br />

würde – ungefähr wußte ich<br />

noch, wo ich suchen mußte.<br />

Brombeerranken stellten mir<br />

Stolperfallen, vorbei an einer<br />

Stelle voller Heidelbeeren, die<br />

noch nicht ganz reif waren, in<br />

den Tannenwald, wo die Nadeln<br />

in der Hitze dufteten, einen<br />

Abhang hinunter – und da unten<br />

in der Mulde floß der kleine<br />

Bach. Wie froh war ich, daß ich<br />

ihn wiederentdeckt hatte! Zuerst<br />

Hände und Gesicht gewaschen<br />

und dann mit den nackten<br />

Füßen ins Wasser – welch eine<br />

Wohltat!<br />

Ich setzte mich an das<br />

Bachufer und lauschte: Man<br />

hörte kein Auto, kein Flugzeug<br />

und erst recht keine Menschen.<br />

Nur das Geplätscher des<br />

Bächleins, das munter über<br />

die Steine sprang, das Gezwitscher<br />

der Vögel, wie der Wind<br />

in den Zweigen rauschte, das<br />

Summen der Insekten und wie<br />

der Specht klopfte. Ich sah den<br />

blauen Himmel und Gras und<br />

weiches Moos und Farnkraut,<br />

und wohin die Sonne traf, Sumpfdotterblumen und Vergissmeinnicht.<br />

Käferchen krabbelten und Schmetterlinge gaukelten<br />

über den Blumen, und die Sonne malte helle Kringel<br />

ins Wasser. Ich roch wilde Himbeeren und Tannennadeln<br />

und den süßen Duft vom Geißblatt.<br />

Als Kind habe ich immer gerne an und in Bächen gespiel,<br />

dort gab es so viel zu entdecken. Sollte ich nochmal? Na klar!<br />

Ich nahm meine Sandalen in die Hand und ab ging es bachauf.<br />

So leicht wie als Kind fiel es mir nicht mehr. Waren die<br />

Steine im Wasser früher auch so glitschig? Meine Füße waren<br />

endlich so kalt, daß ich aus dem Wasser mußte. Nachdem ich<br />

einen steilen Abhang hinaufgekrabbelt war, sah ich ihn das<br />

erste Mal. Meinen Baum!<br />

Auf einer Lichtung sah ich erst nur einen Stamm, gegen<br />

den sich die Eichen und Buchen ringsum wie Bohnenstan-<br />

gen ausnahmen. Als ich näher kam, merkte ich, daß es eigentlich<br />

zwei Bäume waren, eine Eiche und eine Buche, die<br />

so zusammengewachsen waren, daß es aussah, als kämen<br />

sie aus einem Stamm. Ich tätschelte die raue Eiche und streichelte<br />

die glatte Buche, und als ich nach oben schaute, sah<br />

ich die dicken Äste – so dick,<br />

wie die Bäume ringsum.<br />

Wenn man so etwas Großes<br />

und Erhabenes sieht, fühlt<br />

man sich ganz klein! Ich legte<br />

die Arme an den Stamm und<br />

fühlte, welche Kraft und Ruhe<br />

in dem Baum waren und spürte<br />

nach einiger Zeit, wie ein wenig<br />

davon auch in mich floß.<br />

„Baum“, dachte ich „du wirst<br />

mein Freund. Bei dir kann ich<br />

Kraft tanken und Ruhe finden.<br />

Ja, von dir kann ich etwas lernen:<br />

So muß es sein im Leben<br />

– auch und besonders in der Ehe<br />

– daß man sich so nahe kommt,<br />

daß Einer den Anderen hält<br />

und stützt und ihm Kraft gibt.“<br />

Später habe ich den Baum<br />

immer wieder auch mit meiner<br />

Familie besucht. Die Kinder<br />

nannten ihn „Unser Elefantenbaum“.<br />

Und bei jedem Besuch<br />

wurde ein Picknick gemacht<br />

und der Baum ausgiebig bewundert<br />

und gestreichelt.<br />

Das war vor über dreißig<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

Jahren. Neulich kam mir der<br />

Baum noch einmal in den Sinn<br />

und ich habe ihn besucht. Schon<br />

von Weitem sah ich den riesigen Stamm, die Bäume ringsum<br />

wirkten dagegen wie Bohnenstangen. „Mein lieber Freund,<br />

ich habe dich so lange nicht mehr besucht“ dachte ich, legte<br />

wie früher die Arme um ihn und spürte: „Irgendetwas stimmt<br />

nicht!“ Als ich nach oben blickte sah ich, daß die Eiche da,<br />

wo sie sich von der Buche trennte, abgebrochen war!<br />

Wie konnte das geschehen? „Ihr Beide zusammen wirktet<br />

doch so stark und unbesiegbar! Kann es sein, daß einer<br />

den anderen gefesselt hat? So, daß dieser dem Sturm nicht<br />

mehr nachgeben konnte und deshalb abgebrochen ist?“<br />

„Ja, alter Freund, ich habe wieder etwas von dir gelernt:<br />

Man darf nicht zu fest halten – es muß sich jeder noch bewegen<br />

können!“<br />

Und ich ging traurig nach Hause.<br />

Sigrid Kobsch<br />

Das Haus im Lavendelhain<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

Noch immer, wenn Henriette ihre Augen schließt, sieht<br />

sie es, das helle Landhaus mit den blaugrauen Fenstern.<br />

Im letzten Urlaub vor einigen Jahren, war es<br />

ihr Feriendomizil, ein helles Landhaus mit blaugrauen<br />

Fenstern, neben riesigen Lavendelfeldern gelegen. Das<br />

war ein überwältigender Anblick. Olivenbäume zierten<br />

die Wege und immer wieder begeisterte sie dieses helle<br />

Landhaus mit den blaugrauen Fenstern. „Warum gibt es<br />

bei uns nicht auch eine solche Ausstrahlung von einem<br />

Haus?“ ging es Henriette immer öfters durch den Kopf.<br />

Doch vielleicht hatte sie ja noch gar nicht danach gesucht,<br />

vielleicht liegt es irgendwo versteckt, das besondere<br />

Haus mit dem besonderen Flair.<br />

Henriette saß am Fenster in ihrem Lieblingssessel<br />

und blätterte in der Samstagszeitung. Zum Wochenende<br />

holte sie sich immer eine, um nach dem Frühstück, hier<br />

an ihrem Lieblingsplatz, den einen oder anderen Artikel<br />

zu lesen. Dieses Mal fiel ihr Blick auf eine Rubrik, die<br />

sie sonst überlesen oder gar nicht beachtet hatte. „Kleingärten<br />

– Verkauf, Verpachtung, Mietkauf“. Neun solcher<br />

Inserate stehen heute in der Zeitung. Ohne groß darüber<br />

nachzudenken, greift sie zum Telefon und wählt die<br />

erste Nummer. „Sie haben einen Garten zu verkaufen?“<br />

Aber leider sind die Angebote meist zu groß, zu klein, zu<br />

teuer, zu weit entfernt oder schon weg.<br />

Die ersten Angebote sind für Henriette völlig indiskutabel<br />

und sie will schon die Zeitung beiseite legen. Eigentlich<br />

war dies noch nie ein Thema, über das sie konkret<br />

nachgedacht hatte, doch plötzlich reizte es sie. Immer<br />

wieder taucht vor ihrem inneren Auge ein Landhaus mit<br />

blaugrauen Fenstern auf. Also wählt sie auch noch die<br />

Nummer des letzten Angebotes. „Guten Tag, Sie wollen<br />

ihren Garten abgeben?“ Eine müde Frauenstimme am<br />

anderen Ende der Leitung antwortete: „Ja, nein, eigentlich<br />

nicht, aber ich kann ihn nicht mehr bewältigen, ich<br />

muss ihn wohl abgeben.“ Es entwickelte sich ein längeres<br />

Gespräch zwischen den beiden Frauen, und am Ende<br />

des Telefonates kommt es zu einer Verabredung am frühen<br />

Nachmittag, in der Schrebergartenanlage „Lavendelhain“.<br />

Will der Name Henriette etwas sagen?<br />

Die Frau hatte ihr den Weg sehr gut beschrieben. Sie<br />

findet die Gartenkolonie auf Anhieb. Bis zu diesem Moment<br />

hatte sie nicht gewusst, dass sich hinter diesem Straßenzug<br />

eine solch große Anlage befindet. Vom Parkplatz<br />

aus geht Henriette aufmerksam und schon begeistert an<br />

den vielen buntblühenden Gärten vorbei. Es ist Sommer,<br />

die Obstbäume hängen voll mit Früchten, Sonnenblumen<br />

strahlen in ihrer schönsten Pracht und wiegen ihre<br />

großen Köpfe im Wind hin und her und unzählige Gemüsepflanzen<br />

laden zum Ernten ein. Eine schmächtige<br />

alte Frau steht plötzlich vor ihr: „Sind Sie die freundliche<br />

Dame vom Telefon?“ Sie nimmt Henriette an die Hand<br />

und führt sie zu einem kleinen Bruchsteinhäuschen mit<br />

blaugrauen Fenstern, vor dem ein Lavendelbeet leuchtet.<br />

Henriette schießen Tränen der Freude in die Augen und<br />

spontan umarmt sie die alte Frau. Ulla D’Amico<br />

24 durchblick 2/2<strong>02</strong>2


Unterhaltung<br />

Unterhaltung<br />

Stippvisite am Wellersberg<br />

Zum Flüchtlingslager am Wellersberg gibt es den<br />

empfehlenswerten Artikel von Johanna Weber:<br />

„Das Flüchtlingslager am Wellersberg in Siegen<br />

von 1946 – 1951“. Sie beschreibt anschaulich Geschichte<br />

und Zustände dieser Einrichtung.<br />

Wir befassen uns heute mit einem Einzelschicksal.<br />

Gisela Schuster, Jahrgang 1922, Mutter eines 18 Monate<br />

alten Jungen, berufstätig mit zwei verschiedenen<br />

Ausbildungen, Inhaberin des Führerscheins, arbeitete<br />

1947 unter russischer Besatzung als Lebensmittelchemikerin<br />

in der Brauerei Haselbach in Freiburg (Schlesien).<br />

Es ging ihr gut. Sie wäre gerne dort geblieben, denn sie<br />

liebte ihre Heimat.<br />

Als sie jedoch ablehnte, im Zusammenhang mit der<br />

Verlegung der Brauerei in die Ukraine mit auszuwandern,<br />

konnte sie anschließend ihre Wohnung durch die<br />

geschlossene Türe betreten. Die Türe war nämlich eingeschlagen.<br />

Zugleich teilte ihr ein Soldat auf Russisch mit,<br />

in drei Stunden würde sie abgeholt und weggebracht. In<br />

dumpfer Ahnung hatte sie schon Geldscheine und Wertgegenstände<br />

in Kleidung und blauen Samthund des Kindes<br />

eingenäht und wichtige Papiere in einer Aktentasche<br />

zusammengestellt. Die unersetzlichen steckten schon in<br />

ihrer Handtasche. Sie konnte noch ihr Kleinkind auf den<br />

Arm nehmen, die Säcke mit Kleidung und Vorrat durfte<br />

sie nicht mitnehmen. Die Aktentasche gefiel dem Soldaten<br />

so gut, dass er sie für sich beanspruchte. So wurde sie<br />

von jetzt auf gleich von einer Frau mit eigenem Einkommen<br />

und eigener Wohnung zur mittellosen Vertriebenen.<br />

Ihr Kind konnte sie bei den Eltern im O-Lager in Soest<br />

Foto: Archiv Schöllchen<br />

lassen. Sie durfte nicht bleiben und wurde nach Siegen<br />

transportiert. Da erreichte sie der nächste Schock:<br />

Die Ankömmlinge wurden „gepudert“. Man denkt an<br />

satte Säuglinge, die zufrieden brabbelnd auf dem Wickeltisch<br />

von Mama gehätschelt werden. Dieser Euphemismus<br />

verbrämt eine durchaus entwürdigende Prozedur. Die Vertriebenen<br />

stehen in Reih und Glied an, gemischt in Alter<br />

und Geschlecht. Ein Pulver wird ihnen in die Haare und<br />

unter die Wäsche vorne und hinten geblasen. Dazu wird<br />

die Bekleidung abgespreizt. Notwendig vermutlich, dezent<br />

jedoch in keiner Weise, gesund schon gar nicht.<br />

Diese Prozedur gab nur den Auftakt für eine ganze<br />

Reihe neuer Schrecken. Ein Bett wäre jetzt gut. Ein bisschen<br />

Ruhe und Intimsphäre. Pustekuchen!<br />

Zuerst wurde registriert. Auch logisch; irgendwie<br />

musste man halbwegs den Überblick über die Heerscharen<br />

behalten, die im Lande umherzogen und ständig eigene<br />

Wege suchten, um ihre Situation zu verbessern. Registrieren<br />

war nötig und hilfreich, um versprengte Familien<br />

über den Suchdienst wieder zusammenführen zu können.<br />

Registrieren bedeutete aber auch, ab sofort das Lager nur<br />

mit Erlaubnis und Passierschein verlassen zu können. Es<br />

herrschte Ausgangsverbot, eine Einschränkung der Freiheitsrechte,<br />

die heutzutage wütende Demonstrationen<br />

auslösen würde. Die Städter sahen die Lagerbewohner<br />

meist mehr als argwöhnisch und voller Vorurteile, (vgl.<br />

Johanna Weber) als „asoziale und arbeitsscheue Elemente“<br />

an.<br />

Da hatte also Gisela Schuster ihr eigenes Geld verdient,<br />

ihr Kind selbst ernährt, gearbeitet, seit sie sech-<br />

zehn war und sollte jetzt also arbeitsscheu und asozial<br />

sein. Geht’s noch?!<br />

Aber zum Streiten reicht nach den Strapazen der letzten<br />

Wochen die Kraft nicht. Ausruhen ist angesagt.<br />

Zweimal Pustekuchen! Bis zu dreißig Personen, wieder<br />

bunt gemischt, müssen sich einen Raum teilen. Geschlafen<br />

wird in dreistöckigen Betten. Stühle gibt es<br />

nicht. Man muss also entweder liegen oder stehen. Sitzen<br />

geht nicht. Nicht überall schützen Fenster gegen die<br />

Witterung. Türen? Fehlanzeige! Gemütlich… Egal wie,<br />

erst mal wird geschlafen. Morgen bei Tageslicht sieht die<br />

Welt anders aus.<br />

Noch mal Pustekuchen! Der Toilettengang gibt ihr<br />

den Rest. Die Latrinen reichen nicht annähernd, wenn<br />

hier auch abschließbare Türen bestaunt werden können.<br />

Allerdings fehlen die Rückwände. Dafür hatte das Material<br />

nicht gereicht. Nun könnte man sich damit vielleicht<br />

noch arrangieren. Allerdings steht dagegen eine weitere<br />

Komplikation. Auch die Kinder kennen diesen baulichen<br />

Mangel und die damit verbundene Lernmöglichkeit. Sie<br />

verschaffen sich Zutritt zur Baurückseite und erweitern<br />

ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu menschlichem<br />

Körperbau und seiner Funktion auf eine Weise, die<br />

ihnen sonst nicht gegeben ist.<br />

Diese Entwürdigung reichte nun endgültig aus! Da<br />

stammte Gisela Schuster aus einem Elternhaus mit zwei<br />

Klavieren und drei Schreibtischen und jetzt schauten ihr<br />

fremde Kinder beim Toilettengang zu. Hier würde sie<br />

nicht bleiben, komme was wolle.<br />

Am Aushang wurde eine Stelle angeboten. Das Stadtkrankenhaus<br />

hatte seine Chirurgische Abteilung unter<br />

Leitung von Dr. Panthel nach Burbach in die ehemaligen<br />

Reichsarbeitsdienstbaracken ausgelagert. Hier wurde<br />

eine Hauswirtschaftsleiterin gesucht. Das passte. Sie hatte<br />

eine Hauswirtschaftslehre auf dem Rittergut Schloss<br />

Lomnitz abgeschlossen. Das konnte sie!<br />

So stellte sie sich an und bekam einen Ausgangsschein<br />

für Burbach, gültig bis zum nächsten Abend. Da<br />

hatte sie sich wieder einzufinden. Die Entfernung vom<br />

Wellersberg nach Burbach betrug keine 20 Kilometer.<br />

Die Fahrt konnte aber schon mal 20 Stunden dauern,<br />

wenn kein Bus fuhr. Sie hatte Glück und schaffte es so<br />

schnell, dass sie sich in Burbach orientieren konnte und<br />

eine Bleibe im Hotel Dilthey (heute „Am Römer“) finden<br />

konnte. Also – sauberes Bett, alleine im Zimmer, sichtgeschützte<br />

Toilette, das ließ sich schon mal gut an. Im<br />

Hotel gab es ohne Bezugsscheine Bier zu trinken. Das<br />

passte zur Lebensmittelchemikerin einer Brauerei. Und<br />

der Wirt, Koch's Robert, wusste, dass man im Geschäft<br />

nebenan, bei Ebener's Albrecht vermutlich auch etwas zu<br />

essen bekam, wofür man keine Bezugsscheine brauchte.<br />

Sie bekam eine Packung Knäckebrot. Himmlisch! Herz,<br />

was begehrst Du mehr?<br />

Sauber, ausgeschlafen und fast satt erschien sie am<br />

nächsten Tag bei Dr. Panthel zum Vorstellungsgespräch.<br />

Das Schicksal hat sie geküsst an diesem Tag. Die Sekretärin<br />

war auch Schlesierin und meldete sie beim „Herrn<br />

Chefarzt“ an. Sie legte ihre Papiere vor, die sie in ihrer<br />

Handtasche gerettet hatte, erzählte von ihren Tätigkeiten,<br />

bekam die Stelle und damit ein eigenes, sauberes Bett,<br />

ein eigenes Zimmer, eigenes Einkommen.<br />

Den Wellersberg hat sie ihr Lebtag nicht mehr betreten.<br />

Sie amüsierte sich noch mit über Neunzig darüber,<br />

dass sie aus dem Flüchtlingslager am Wellersberg nie<br />

entlassen wurde. <br />

Tilla-Ute Schöllchen<br />

26 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 27


Historisches<br />

Wasserschloss Crottorf<br />

Wassergräben legen schützend ihre Arme um die<br />

meterhohen Schlossmauern, die, nahezu ein<br />

Rechteck bildend, Torturm, Vorburg und Hauptburg<br />

vor jedem Eindringling bewahren. Eine steinerne<br />

Brücke führt vom Außengelände zum bewohnbaren Torturm.<br />

Goldgelbe Tagetes (Studentenblumen) schmücken<br />

das Geländer der Zuwegung.<br />

Unverwechselbar: Wasserschloss Crottorf. Von Freudenberg<br />

kommend ist es in fünfzehnminütiger Autofahrt<br />

möglich, das bei Friesenhagen, im Tal des Wildenburger<br />

Baches gelegene, bauliche Kleinod zu finden.<br />

Handgeschmiedete Platten verstärken das mit Seilwinden<br />

verschließbare, zweigeteilte Eingangstor des Torhauses.<br />

Im linken Flügel der aus dicken Kanthölzern hergestellten<br />

Tür eine kleine, separat verschließbare Pforte, die<br />

eine Durchganghöhe von cirka 1,40 m hat. Auf der Innenseite<br />

des Turmes ein weiteres Türmonument, ein Drittes im<br />

Eingangsbereich der Hauptburg. Alle bezeugen die Wehrhaftigkeit<br />

einer Anlage, die im 16. und 17. Jahrhundert wesentliche<br />

Elemente ihrer jetzigen Ausprägung erhielt.<br />

Seit 1563 bis heute sind die Grafen und späteren Fürsten<br />

von Hatzfeld Eigentümer des Schlosses, welches gemäß<br />

einer in Latein beschrifteten Gedenktafel „ein Stück<br />

des vom Himmel gefallenen Paradieses“ darstellt.<br />

Ein aus dem Himmel gefallenes Paradies<br />

Foto:Archiv Stötzel<br />

Von einer Burg zu Crottorf ist erstmals in einer Urkunde<br />

aus dem Jahr 1326 die Rede 1) . Vermutlich handelte es sich<br />

um eine kleine unbefestigte Wohnburg, erbaut durch die Ritter<br />

von Seelbach. In deren Besitz blieb die Burg bis zum Jahr<br />

1563. Johann von Seelbach hatte vermutlich in der Mitte 16.<br />

Jahrhundert deren umfassende Erweiterung und Umgestaltung<br />

in eine wehrhafte Schlossanlage veranlasst 2) . Dessen<br />

Tochter, Katharina, heiratete 1559 Wilhelm von Hatzfeld, einen<br />

Sohn der Ritter von Hatzfeld aus dem Edertal. Als Johann<br />

von Seelbach im Jahr 1568 starb, erbte dieser Schloss Crottorf.<br />

Zunächst ein kurzer Blick auf das Geschlecht der Grafen<br />

von Hatzfeld: Auf dem Burgberg der gleichnamigen<br />

Kleinstadt befand sich der Stammsitz dieses Geschlechtes.<br />

Nach der Erbschaft von Schloss Crottorf wurde die<br />

Burg in Hatzfeld als Herrensitz aufgegeben. Im Laufe der<br />

Jahrhunderte verfielen die maßgeblichen Bauwerke. Seit<br />

einigen Jahren werden die Reste der durch verschiedene<br />

Bollwerke geschützten Burg einer Sanierung und einem<br />

begrenzten Wiederaufbau zugeführt 3) .<br />

In der Serie „Das schöne Wittgenstein“ hat im Jahr<br />

1931 der Herbertshausener Dorflehrer Hans Pez einen bemerkenswerten<br />

Beitrag über das Geschlecht der Hatzfelder<br />

veröffentlicht 4) .<br />

Zurück zum Wasserschloss Crottorf: Ein Spazierweg,<br />

schmal und für Verliebte wie geschaffen, führt am äußeren<br />

Rand des Wassergrabens entlang. Blühende Heckenrosen<br />

wirken wie ein Hofknicks auf die Besucher, so als könnte<br />

das Rad der Geschichte ins 16. Jahrhundert zurückgedreht<br />

werden. Ein Ort der Romantik, auch heute noch.<br />

Den Hauptwohnsitz haben die Grafen von Hatzfeld inzwischen<br />

auf Schloss Schönstein an der Sieg verlegt. Eine<br />

Besichtigung der Innenräume von Schloss Crottorf ist nicht<br />

möglich, da diese zu Wohnzwecken genutzt werden. Die Innenhöfe<br />

der Vorburg und Hauptburg sind begehbar, ebenso<br />

der Spazierweg, welcher außerhalb der Schloßmauern und<br />

der breiten, stets gefüllten Wassergräben, entlang führt.<br />

Neben der durch Urkunden belegbaren Geschichte ranken<br />

sich auch viele Sagen und Erzählungen um die Schlossherren<br />

von Crottorf. Die ersten drei Kreuzzüge fanden im<br />

11. und 12. Jahrhundert statt. An<br />

einem dieser Kreuzzüge soll sich<br />

auch ein Ritter aus dem Wildenburger<br />

Land beteiligt haben. Der<br />

Sage zufolge geriet er in türkische<br />

Gefangenschaft und baute in dieser<br />

eine Beziehung zu einer jungen<br />

Türkin auf, die er nach geglückter<br />

Befreiung ins Wildenburger Land<br />

führte. Seine dort wartende Ehefrau<br />

soll das Zusammenleben mit<br />

der „Zweitfrau“ toleriert haben 5) .<br />

Eine ähnliche Geschichte<br />

wird von Graf Ludwig von Gleichen<br />

berichtet, der eine Tochter<br />

des Sultans von einem Kreuzzug<br />

in seine Thüringische Heimat<br />

mitbrachte.<br />

Adolf Wurmbach weist in den „Siegerländer Sagen“<br />

auf den Kölner Bürgermeister Evert vom Pfau hin, der von<br />

dem Crottorfer Ritter an der Stelle, wo der Morsbach in<br />

die Sieg mündet, überwältigt und vor die Alternative des<br />

Todes mit dem Schwert oder dem Tragen des Todeshalsbandes<br />

gestellt wurde 6) .<br />

Der Hexenwahn machte auch vor dem Kirchspiel Friesenhagen<br />

nicht halt. Von 200 Toten durch die Hexenverfolgungen<br />

berichtet die Kirchenbroschüre „St.-Sebastianus“,<br />

die in der Friesenhagener Kirche für 2,50 Euro erworben<br />

werden kann. Ob bei diesen Opfern auch Arnold Kremer<br />

aus Friesenhagen war, der den Spitznamen „Pfalzgraf“ trug?<br />

Er war der Zauberei angeklagt, konnte aber zunächst einer<br />

Verurteilung entgehen. Am 14.03.1652 wurde er trotz<br />

Intervention des Hatzfelder Grafen hingerichtet.<br />

In der Friesenhagener Kirche sind verschiedene Angehörige<br />

der örtlichen Adelsfamilie beigesetzt. Auf dem<br />

Grabstätte von Marion Gräfin Dönhoff<br />

Foto:Archiv Stötzel<br />

Friedhof von Friesenhagen ist im oberen Bereich ein kleines<br />

Gräberfeld als Grablege des Hauses Hatzfeld hergerichtet.<br />

Dort hat auch die promovierte Journalistin Marion<br />

Gräfin Dönhoff, eine Verwandte der jetzigen Schlossherren,<br />

ihre letzte Ruhestätte gefunden. Älteren Lesern ist sie<br />

als Herausgeberin der Zeitschrift „Die Zeit“ und als politisch<br />

engagierte Schreiberin bekannt.<br />

Das Wasserschloss Crottorf lockt trotz der eingeschränkten<br />

Besichtigungsmöglichkeiten jährlich viele Besucher<br />

an. Geschichte und Geschichten berühren einander.<br />

Erhalten geblieben ist eine Anlage, die jedem Besucher<br />

das Gefühl einer erhabenen Schönheit vermittelt.<br />

Heinz Stötzel<br />

Literaturverzeichnis: 1) Friedhoff, Dr. Jens, „Schloss Crottorf“, Broschüre über die<br />

Geschichte des Wasserschlosses, 20<strong>02</strong>, Seite 3, Selbstverlag Hatzfeld. 2) ebenso, Seite 6.<br />

3) Friedhoff, Dr. Jens, in „Siegerland“ Nr. 76 Ausgabe 1/99 Seite 50 und „Burgen an der Lahn“.<br />

4) Pez, Hans, „Das schöne Wittgenstein“ Jahrgang 1931, Verlag Ernst Schmidt.<br />

5) Wurmbach, Adolf „Siegerländer Sagen“ Verlag Vorländer, 1867, Seiten 14 und 15.<br />

6) Wurmbach, Adolf, Seite 16.<br />

28 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 29


Burg Münzenberg<br />

Vor dem Hintergrund der Staufergeschichte.<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

Während der Regierungszeit Friedrichs II (des Staufers)<br />

begab es sich, dass in Norwich/England, der zweitgrößten<br />

jüdischen Gemeinde neben London, ein christlicher Knabe<br />

zu Tode kam, was sofort das Gerücht auslöste, dass es<br />

ein jüdischer Ritualmord gewesen sei. 1290 werden sämtliche<br />

Juden aus England vertrieben. Der Ritualmord von<br />

Norwich wird zur „Psychose“. Bald darauf griffen die<br />

Judenverfolgungen auf ganz Europa über. Die gebildeten<br />

Schichten distanzierten sich. Als 1235 in Fulda ein solcher<br />

Vorfall zu Ausschreitungen führt, ordnet Kaiser Friedrich II<br />

eine Untersuchung an. Sie endet mit Freispruch. Auch<br />

Papst Innozenz IV verurteilt 1249 die Anschuldigungen.<br />

Es ist wohl nicht anzunehmen, dass Friedrich II aus<br />

seinem Oktogon in Apulien – von Pfalz zu Pfalz ziehend<br />

– höchstpersönlich in Fulda sein Urteil gefällt hat, aber er<br />

wird seine Ministerialbeamten geschickt haben. Da Eberhard<br />

von Münzenberg und die ganze Familie auch in Fulda<br />

Historisches<br />

verwandtschaftliche Bindungen hatten, wird er wohl für<br />

die ganze Delegation ein spektakuläres Gastmahl auf der<br />

Münzenburg ausgerichtet haben.<br />

Philip von Falkenstein erbte die Burg, weil er eine<br />

der Schwestern von Ulrich II geheiratet hatte. Um 1260<br />

begann unter diesem neuen Burgherren wieder eine rege<br />

Bautätigkeit. Der später nach ihm benannte nördliche Palast<br />

wurde errichtet, der Küchenbau vollendet, die Ringmauer<br />

geschlossen, deren bestehende Teile erhöht und<br />

schließlich ein zweiter Bergfried im westlichen Teil der<br />

Kernburg gebaut.<br />

1296 verließen die Reichsministerialen von Falkenstein<br />

endgültig die Burg Münzenberg. 1418 starb mit dem Tod<br />

des Erzbischofs von Trier, Werner von Falkenstein, das<br />

Geschlecht derer von Falkenstein aus. Die Herren von Solms<br />

erbten die Burg Münzenberg ebenso wie deren Ländereien.<br />

Erna Homolla<br />

W<br />

er einsam ist, / der hat es gut, / weil niemand<br />

da, / der ihm was tut, so schreibt schon Wilhelm<br />

Busch und ich ergänze frei: Nicht mal das Co- /<br />

rona Virus. Trotzdem ist es notwendig, Gesellschaft zu suchen<br />

und zu genießen.<br />

Es war ein wunderschöner sonniger Vorfrühlingstag,<br />

als Hanna und Norbert mich zu einem Ausflug auf die<br />

Burg Münzenberg einluden. Sie wollten mir zeigen, wo<br />

sie immer mit ihren schulpflichtigen Kindern hingefahren<br />

waren, um einen Abenteuerspielplatz für die drei Jungens<br />

zu finden. Vielleicht würde die Burg auch für mich interessant<br />

sein, dachten sie und mein blitzartiger Gedanke<br />

war: „Nützen muss man den Augenblick, der einmal nur<br />

sich bietet.“ (Friedrich Schiller)<br />

Die seit 1162 namentlich bekannte Burg Münzenberg<br />

im hessischen Wetteraukreis ist eine der bedeutendsten aus<br />

dem Hochmittelalter stammende Burganlage Deutschlands.<br />

Wir parken auf einem Platz unterhalb der Burg. Von hier aus<br />

führt ein Fußweg steil bergan durch ein Vortor zum eigentlichen<br />

Pfortenhaus. Am Rande der mächtigen Burgmauern<br />

steht eine Bank, auf der wir uns erst einmal erschöpft niederlassen.<br />

Nachdem wir uns etwas regeneriert hatten, kauften<br />

wir uns am Pfortentor eine Eintrittskarte zur Besichtigung.<br />

Die Burg ist heute natürlich nur noch eine Ruine.<br />

Die Münzenberger gingen aus den Geschlechtern<br />

der Arnsburger und derer von Hagen hervor. Ihr 1151<br />

geborener Sohn Kuno I nannte sich bereits „von Münzenberg“.<br />

Mit seinem Namen wurde 1162 die neue<br />

Stammburg erstmals in einer Urkunde Kaiser Friedrich<br />

Barbarossas erwähnt. Der Ausbau der Burg durch Kuno I<br />

ab Mitte der 1150er Jahre und die damit einhergehende Entwicklung<br />

des gleichnamigen Ortes zu ihren Füßen konnte<br />

sicherlich nur mit Duldung Kaiser Barbarossas erfolgen und<br />

ist im Rahmen der kaiserlichen Politik zu sehen, die aus der<br />

Wetterau ein kaiserliches Reichsland machen wollte. Kuno I<br />

begleitete als königlicher Kämmerer wiederholt Kaiser Barbarossa<br />

auf dessen Italienreisen und hielt sich auch sonst<br />

häufig in seiner Nähe auf. Sein Aufstieg zum einflussreichen<br />

Herrscher über die Wetterau war unaufhaltsam. Seine Parteinahme<br />

für die Staufer brachte er im deutschen Thronstreit<br />

von 1198 deutlich zum Ausdruck, als er sich für Philipp von<br />

Schwaben, den Bruder des ein Jahr zuvor verstorbenen Kaisers<br />

Heinrich VI als dessen Nachfolger stark machte.<br />

1207 starb Kuno I. Sein einziger Sohn Ullrich II von<br />

Münzenberg blieb kinderlos, so dass mit dessen Tod<br />

1255 die männliche Linie der Reichsministerialen von<br />

Münzenberg ausstarb. Das Erbe Ullrichs II wurde unter<br />

seinen Schwestern aufgeteilt. Nur die ehelichen Kinder<br />

waren erbberechtigt. Aber Kuno I hatte mit einer Dame<br />

von niederem Adel einen Sohn gezeugt, der Eberhard hieß.<br />

Ein außereheliches Kind nannte man damals „Bastard“,<br />

solche Kinder waren nicht erbberechtigt. Durch seinen Vater<br />

aber hatte er eine gute Bildung genossen und wurde<br />

später von ihm zum Kastellan ernannt. Er war in dieser<br />

Funktion für das Leben und Wohlergehen der Menschen<br />

auf der ganzen Burg zuständig. Diese verantwortungsvolle<br />

Aufgabe erfüllte er mit Klugheit und taktischem Geschick.<br />

Die Bauern außerhalb der Burg mussten 1/3 ihres Ertrages<br />

für die Ernährung der Menschen in der Burg abgeben.<br />

Wurden sie überbelastet, bestand die Gefahr, dass sie sich<br />

„vom Acker“ machten, was Hungersnöte hätte nach sich<br />

ziehen können. In der Burg gab es nicht nur Wirtschaftsgebäude,<br />

sondern auch Werkstätten aller Art. Wachmannschaften<br />

mussten ausgebildet, Waffen und Rüstungen<br />

geschmiedet, Kleidung gewebt, Sattlerarbeiten erledigt<br />

werden und anderes mehr. Es musste gekocht, gebraten<br />

und gebacken werden, auch für Gastmahle und Banquette,<br />

wenn illustre Gäste zu Besuch kamen oder Staatsbesuche<br />

erwartet wurden. Jahrhunderte später haben Archäologen<br />

einmal herausgefunden, dass auf der Burg auch Igel und<br />

Eichhörnchen verzehrt wurden, ob als Delikatesse oder<br />

während Hungerperioden, ist nicht bekannt.<br />

Es war noch im Anfangsstadium der Pandemie, als<br />

der Minister befand, dass wir miteinander wahrscheinlich<br />

viel werden verzeihen müssen – in ein<br />

paar Monaten. Der berühmt gewordene Satz wirft freilich<br />

die eine oder andere Frage auf. Wer war mit dem „wir“ gemeint?<br />

Sie, liebe Leserin oder Sie, verehrter Leser, vermutlich<br />

nicht. Wer also dann? Und: Muss man alles verzeihen,<br />

was falsch gelaufen? Haben wir Steuerzahler nicht ein<br />

Recht darauf, dass ordnungsgemäß mit unseren Beiträgen<br />

umgegangen wird?<br />

Die Wahrheit ist, dass die Selbstbereicherung in den<br />

letzten beiden Jahren beinahe zu einer Art Volkssport wurde.<br />

Die grundlos gestellten Anträge auf die Corona-Soforthilfe<br />

waren zuhauf erfolgreich, beim Stichwort „Masken“<br />

kommt einem beinahe automatisch auch das Wort „Affären“<br />

in den Sinn. Es ging soweit, dass Apotheker freimütig<br />

bekannten: „Wir haben uns dumm und dämlich verdient.“<br />

Nicht zu vergessen die Testzentren, die wie Pilze aus dem<br />

Boden schossen. In mehr als 600 Fällen wurde hier Abrechnungsbetrug<br />

begangen. Ein Desaster! Unverzeihlich!<br />

Jedem werden zig weitere umstrittene Anordnungen<br />

einfallen. Beispiele erspare ich mir. Immerhin befand sich<br />

auch manches darunter, das tatsächlich als eher verzeihbar<br />

hingenommen werden muss. Eine derartige Pandemie und<br />

ihr wellenförmiger Verlauf ist schließlich nichts Alltägliches.<br />

Daneben erfuhr man hin und wieder von Geschehnissen,<br />

die eher dem Stichwort „originell“ zugeordnet werden<br />

können. Eines trug sich kurz vor dem Ende der strengeren<br />

Corona-Maßnahmen in einem Baumarkt im südlichen Siegerland<br />

zu.<br />

Angemerkt<br />

Eine Kassiererin, seit zig Jahren im Betrieb tätig, war<br />

von ihrem Vorgesetzten für die verantwortungsvolle Aufgabe<br />

als Prüferin der Impfpässe abgestellt worden. „Und<br />

kontrolliere auch die Persos – ohne Ausnahme!“, hatte er<br />

gesagt. Ein Kunde, ihr seit der Kindheit gut bekannt, hielt<br />

unaufgefordert sein Smartphone mit dem digitalen Impfnachweis<br />

schon bereit, durfte aber nicht passieren, weil<br />

sie auch noch seinen Personalausweis sehen müsse. „Du<br />

kennst mich doch!“ „Egal, ich muss ihn sehen!“ Nach einigem<br />

Hin und her bekam sie auch diesen gezeigt.<br />

Wieder daheim, stellte der Kunde fest, dass der gekaufte<br />

Gegenstand nicht passte. Zum Umtausch war ein erneuter<br />

Besuch des Baumarkts fällig. „Du kommst so nicht<br />

rein, ich muss zuerst<br />

deinen Impfnachweis<br />

sehen“, sagte die verantwortungsbewusste<br />

Dame hinter dem<br />

Eingang und ergänzte:<br />

„Hol auch deinen Perso<br />

aus der Tasche.“ Über<br />

den nun folgenden<br />

Meinungsaustausch<br />

wollen wir großzügig<br />

das Mäntelchen des<br />

Schweigens ausbreiten.<br />

Inzwischen sollen sich<br />

die Beiden aber schon<br />

wieder grüßen.<br />

Ulli Weber<br />

30 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 31


Mundart<br />

Mundart<br />

Våm Kärchepolizist und våm Pastuur<br />

Pastor Bruckhaus mit Konfirmanden 1962.<br />

Foto: Archiv Ückerseifer<br />

Ech will wat verzæhln dåvår, wie et ie usser Kärche<br />

zåging, wie ech Könd wår, sue ie de Vierzijer-, Foffziger-<br />

un Sechzijerjåhrn.<br />

Då gieret ierscht emå emm de „Kärchepolizist“.<br />

Dr Kärchepolizist, dat wår de Gemeindeschwester Lina.<br />

Die hatte ie dr Kärche dt Saa. Et gåv Lei, die määnten, dt<br />

Lina wäär och de Vüürgesetzte våm Pastuur Bruckhaus.<br />

Ie dr Kärche gåbet jå dumåls n strenge Sitzordnung. Die<br />

jonge Männer såßen reechts off dr linke Seite un die aale<br />

reechts off dr reechte Seite. Die aale Fraue såßen links off<br />

dr linke Seite unner dr Trappe und die jonge Fraue links<br />

off dr reechte Seite. Nur bei dæn Männern wuur emå gedauescht,<br />

weil då off dr annern Seite Hörgeräte iegebaut<br />

wuurn.<br />

Då wårn ner, die saaten, dat wäär nur gemaacht wuurn,<br />

weil die Fraue sich beschwäärt hättn, de Männer wüürn net<br />

richtich off se hüürn. Vå dæn Fraue öss sue n Embau net<br />

bekannt. Åbe såße da noch die aus dæn Dörfern, die Wallwijer,<br />

die Gelsbijer, die Lepper un die Werjendorfer. Wenn<br />

de strenge Rejeln hast, da musse die och kontrolliert wärn,<br />

sost kaast de se gleich vergæße. Un he kimmt dr Kärchpolizist<br />

ie t Spill. Schwester Lina hatte n ganz bestimmte Platz<br />

ie dr Kärche : Vå dr Kanzel aus voorn reechts å dr Ecke.<br />

Dæn hatte se sich ausgesucht. Då såß sei emmer. Enn Sunnich<br />

kåm må iemes ie de Kärche, dä dat scheins net wusste,<br />

un satte sich dåhie. Du kåm dt Lina sufort å un muuch klar,<br />

dat dat må off jeden Fall net ging. Då såß sei un niemes sost.<br />

Jå, die Person hat sich da getrollt. Wie dr „Schmidt-Kochs“<br />

Walter åfung, bött meiner Mutter ze kalbern, du ginge die<br />

och emå n Sunnich ie de Kärche. Nu ja, se kåme då rie un<br />

wulle sich n Platz suche. Du kåm dr Kärchepolizist direkt<br />

ågeschosse. Also sue net. Hää hätte då ze setze un sei hätte<br />

lå ze setze. Nu wår dr Walter emmer sue bessje a Flugauf.<br />

Wenn dää wat maache sull, wat hää net maache wull,<br />

da wuur dää sperrig. Du saate hää gää t Lina : „Mier sei<br />

zesåme kumme, mier setze zesåme un mier setze då, wuu<br />

mier setze wunn.“ Un dat muuche se da och. Suu kritte de<br />

Autorität våm Lina och schue må Risse. Abber sost hatte<br />

dt Lina ie un ömm de Kärche dt Regiment. Wenn zemm<br />

Beispill die Konfirmande, die de Glocke läut’ten, åbe ie de<br />

Kärche sich bei de Orjel schlöche,sue dat se vå åbe ie de<br />

Kärche gucke kunn, un net unne ie de Kärche kåme, wie<br />

se sulle, da kritten se och alt amå våm Lina e pår emm de<br />

Kopp. E annermå, wie Schual un Konfirmandeunnerricht<br />

im Konfirmandehaus wårn, un e poar Jonge dæn Konfirmandeunnerricht<br />

geschwänzt hatten un leber ie de Weiher<br />

gegange wårn, duu baute sich dt Lina dæn nächste Daach<br />

nå dr Schual off dr Trappe off un saate, sei hätten dæsweje<br />

etz nåzesetze. Abber aar, dää dumåls drbei wår, verzallte<br />

mier, duu hättn se dt Lina eifach ömmgerannt un wäärn<br />

åbgehaue. Na ja. Et Lina hatte abber sost Zuch ie dæm Låre.<br />

Annerschtes wår die Situation börrem Pastuur. Un hee<br />

mähne ech hauptsächlich de Pfarrer Bruckhaus. Dää hat<br />

mech jå konfirmiert. Im Kofirmandeunnericht ginge mier<br />

bei dæm übber Desche un Bänke. Då kunn dää naud gää<br />

maache. Da hat dää mier als Jong schue må leidgetå, wenn<br />

dää sue hilflos füür us stunn. Dat wår börrem Pfarrer Zöllner<br />

ganz annerschtes. Dää kåm emå rie un stallte sich dåhie<br />

un luckte nur. Un et dauerte net lang, då wår abber Ruhe<br />

im Saal, un beim Peter Bruckhaus æbe net. Nu kåm jå nå<br />

dæn zwai Jåhrn noch die Prüfung. Da musstest de waisse,<br />

wat de geliert hattest.<br />

Die Prüfung, dat wår jedesmå n Riesenevent. Då wår<br />

de Kärche proppevoll, gefehlt dt halbe Doorf, dr Vatter, de<br />

Mutter, de Omma, dr Oppa, dr Patte, de Goode, de ganz<br />

Familie æbe. Nu hätte dr Peter denke kunn : „Så, hait öss<br />

Zahltach, hait kreet ihr all dat wörrer, wat ihr mir die zwai<br />

Jåhrn ågetå håt. Abber sue wår dr Peter net. Im Gejetail :<br />

Dää muuch bött us aus, wenn mier us bött dæm reechte<br />

Årm mell’den, da wulle mier dråkumme un mier wussten<br />

och wat. Wenn mier us bött dæm linke Årm mell’den, da<br />

wusste hää, dat mier goar net dråkumme wulle, weil mier<br />

nämlich går naud wussten. Mier mell‘den us nur, dat se<br />

dehaam net saa kunne : „Jå, dau hast jå naud gemaacht !“<br />

Abber im Doorf, då wår dr Peter Bruckhaus huach ågesieh,<br />

n moralische Autorität.<br />

Dää wår jå och im Blaue Kreuz. Hää hat sich abber net<br />

dehaam verstoche. Hää ging zå de Menner ie de Kneipe år<br />

ie t Zelt beim Volksfest, satte sich bei die un trunk åbe sei<br />

Sinalco. Etz wår amå a junges Pärche, die wårn noch net<br />

sue lang bestårt un kritten sich ie de Hår. Wie et emmer<br />

heftijer wuur, du kritte die Mutter vå där jonge Frau Angst<br />

ömm ähr Könd. Du lief se raus un lief zum Pfarrhaus un<br />

rief : „Herr Pastuur, Herr Pastuur, sie musse må schwinn<br />

kumme ! Dää schliert dat noch tuat !“ Se drähte sich ömm<br />

un lief wörrer nå haam, dat se ehr Könd rettete. Abber<br />

wie t bei jonge Lei schue må sue gieaht, die hatten sich<br />

schue wörrer vertraa. Also, sei wörrer off m Absatz kehrt<br />

gemaacht un dm Pastuur entgää. Dää hatte sei schwarzes<br />

Jakett ågetå - hä ging jå emmer im schwarze Åzuch - un<br />

kåm ähr bött fliejende Rockschöße entgää. Wie se æhn såh,<br />

du rief se : „Herr Pastuur, Herr Pastuur !!! – låsse mer t<br />

noch amå!“<br />

Ulrich Schöllchen, Burbach<br />

Die Schreibweise mit den skandinavische Buchstaben å/Å und æ möchte<br />

ich gerne erklären, damit Sie, liebe Leserin und Leser, wissen, warum<br />

sie verwendet und wie sie gesprochen werden, und zwar so: Das skandinavische<br />

Å/å ist wie das offene O in der englischen Lautschrift oder die Vokalkombination<br />

oa zu verstehen und wird wegen der leichteren Lesbarkeit<br />

verwendet. Ebenso ist es mit dem Æ/æ für die Lautkombination äa. Genau<br />

lassen sich die Laute aus dem Burbacher Platt nicht nachbilden. ue bedeutet<br />

nicht ü, sondern ist ein ähnlicher Kombinationslaut wie oa und äa,<br />

etwa so gesprochen wie Ruhe ohne h.<br />

Holunder<br />

Etz bleeht hä wirrer, dr Holunder –<br />

ech schdoh drfier un sei sue frueh<br />

iwwer datt schiene Geschenk dr Nadur.<br />

Datt aale Holz bleeht zoverlässich ie<br />

weiße Dolde Joahr fier Joahr,<br />

wuvoa och mir Mensche emmer<br />

usse Notze hoa.<br />

Hä netzt als Tee un seine Saft<br />

get im Wender däen Kranke neie Kraft.<br />

Ech schdelln mich drvier<br />

un maache de Aache zo<br />

un riche däen Duft –<br />

sue ganz ie Rooh.<br />

Dä Duft sue sanft un seeß<br />

(kaar Parfümör kaa däen maache)<br />

treibt mir datt Wasser ie de Aache.<br />

Un da hiern ech e Bromme un e Summe.<br />

Biene un Hummeln sei noom seeße Duft kumme.<br />

Hollerbusch, dä Biesem wehrt –<br />

sue hoa äehn die Aale frehjer vereehrt!<br />

Ech weiß, Holunder,<br />

sue lang ech noch datt feehln kaa wie äewe,<br />

hoan ech noch Schbaß oa meinem Läewe!<br />

Bleeht – blüht, drvier – davor,<br />

netzt – nützt, Biesem – Bösem, äewe - eben.<br />

Sigrid Kobsch, Burbach<br />

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Mundart von Bruno Steuber Littfeld<br />

Noa dourwe ...<br />

Laurentiustränen<br />

Och wenn mr net rejelmöaßich eh de Kerche giert<br />

ka mr moal innehale on de Jedanke hemmelwärts<br />

rechde. Bet Gott ka mr och Platt schwätze. Zom<br />

Beischbeel:<br />

Ech si dankbar, weil ech:<br />

e Dach öwerm Kobb ha,<br />

wat azedoh ha,jeden Daach wat ze esse ha,<br />

en goore Frou ha,<br />

en jeroarene Jong ha,<br />

noch god seh ka,<br />

noch halbwechs god hörn ka,<br />

mech selwer versorje ka,<br />

etlije Hobbys noagoah ka,<br />

Platt schwätze ka,<br />

jeläjendlech Urlaub mache ka,<br />

nachts halbwechs god schloafe ka,<br />

wenn ech Nubbe ha e Glas Bier drenke ka,<br />

hi on doa domme Schbrüche klobbe ka,<br />

e Däl va dr Nadur si ka,<br />

on wenn mr doanoa es e Leedche singe ka.<br />

Dat es min Läwe, alles anger es Luxus.<br />

Danke lewer Gott, dat Du en äängfällije Sejerlänger<br />

net hängke löaßest.<br />

NODDA, worr!<br />

Nachts ömme drejj loaw ech gösdern em Gaarde<br />

et wor wourl dr zehnde August,<br />

Sternschnuppe, heß et, die köame e Masse<br />

hö vam nächtleche Hemmel jeschnuust.<br />

Et heißt, dat Sternschnuppe Glögge bränge,<br />

falls mr schwing ser wat wönscht,<br />

on net schwätzt,<br />

min veele Wönsche, on de Anzahl der Schnuppe –<br />

doa hadde ech mech wourl verschätzt.<br />

Dat Hemmelsschauspeel wor öwerwäldijend herrlich,<br />

on machde mech ennerlich froh,<br />

em Stelle doachde ech: et fählt nur ääng noch,<br />

doa baßde etz Musik vam Händel doazo.<br />

Et wüerd och verzahlt dat die Engelcher<br />

hö em Hemmel am obrume si,<br />

se botze de Sterne , us dm Abfall wern Schnuppe,<br />

verlechds es för mech ääng doabie.<br />

Ech gugge noam Hemmel,<br />

si rondsröm zefrere,<br />

on komme allmählech zor Rouh’.<br />

Dä ahl Petrus süd lächelnd<br />

dat Fonkejewimmel,<br />

on döt noch’n paar Schnuppe doazo.<br />

De Metereologen erklärn dat ganz angersch,<br />

för die es dat alles nur Dreck<br />

us dm Schwanz vam Komet, wo os Är werrer dörchroast,<br />

wä wat angerschdes säd es wourl gegg.<br />

Laurentiustränen<br />

Foto: Archiv Steuber<br />

Anmerkung der Redaktion: Nach einer telefonischer Reklamation unserer Leserin Charlotte Theis, möchten wir den Artikel „Uss Koo voa<br />

Wärjendoaf“ in der Ausgabe 1-2<strong>02</strong>2 auf Seite 26 berichtigen. Die Müllabfuhr lag in der Hand von Ewald Roth. Auf dem Bild der Haubergsabfuhr<br />

sind Robert Mudersbach und seine Tochter Charlotte Theis, geb. Mudersbach zu sehen. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.<br />

durchblick verlost Freikarten<br />

Die Geininger<br />

Mit ihrem Motto Oberkrainerklänge<br />

aus dem Oberbergischen begeistern<br />

sie seit Jahren in der heimischen Musikszene<br />

und weit darüber hinaus. Nicht nur<br />

auf großen Bühnen in Festzelten oder<br />

Konzertsälen, sondern auch nah am Publikum<br />

in privater Atmosphäre, ganz ohne<br />

elektrische Verstärkung. Wenn Klarinette<br />

und Trompete, Akkordeon, Gitarre, Bariton<br />

und Kontrabass miteinander harmonieren,<br />

dann ist er da, dieser Sound,<br />

dem man sich kaum entziehen kann.<br />

Zu Ihren Erfolgen<br />

gehörten Auftritte im<br />

Fernsehen und die<br />

Teilnahme an internationalen<br />

Festivals. Im<br />

Siegerland sind sie zu<br />

sehen und hören:<br />

Samstag,<br />

17. Sept. 20 Uhr<br />

im Heimhoftheater<br />

Burbach-Würgendorf,<br />

Heimhofstraße 7<br />

Gewinnen können Sie<br />

3 x 2 Eintrittskarten,<br />

wenn Sie bis 20. Juli eine<br />

Nachricht mit Namen, Telefonnummer<br />

und dem Vermerk<br />

Freikarten senden an:<br />

Redaktion durchblick<br />

Marienborner Str. 151<br />

57074 Siegen<br />

gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />

Die Gewinner werden telefonisch<br />

benachrichtigt.<br />

Die Tickets werden an der<br />

Abendkasse hinterlegt.<br />

Die Gewinner der letzten<br />

Verlosung:<br />

Werner Schmidtbauer<br />

Bei mir - Tour“<br />

je zwei Karten erhielten: Ida Leli,<br />

Helene Langer und Ralph Omlor<br />

34 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 35


Als die Zeit der Dorfmusik endete<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

Der Star-Club in der Hamburger Großen Freiheit 39<br />

traf das Lebensgefühl in den 60er Jahren.<br />

Leicht provokant ist der Text, der auf dem in schreiendem<br />

Orange gehaltenen Plakat steht: „Die Not<br />

hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei.“<br />

Die Vorbeigehenden werden mit der Nase darauf gestoßen,<br />

dass in der „Großen Freiheit Nr. 39“ am 13. April 1962<br />

ein besonderer Musik-Club eröffnet wird. Sechzig Jahre<br />

ist das nun schon her. Und vielleicht würde heute niemand<br />

mehr über den Star-Club sprechen, wenn nicht am Tag der<br />

Eröffnung - und auch danach noch knapp achtzig Mal –<br />

die Beatles hier gespielt hätten.<br />

„Ich bin in Liverpool aufgewachsen, aber in Hamburg<br />

bin ich erwachsen geworden.“ So äußerte sich einst John<br />

Lennon. Beginnen wir diesen Rückblick also – zeitlich geordnet<br />

– mit der Stadt an der Mersey-Mündung. Vor allem<br />

hier sind Elvis Presley, Bill Haley und ihr Rock `n` Roll viel<br />

eher bekannt als auf dem Kontinent. Und – die Jugendlichen<br />

fahren voll drauf ab. Beinahe explosionsartig gründen sich<br />

unzählige Bands, die zeigen wollen, was sie drauf haben.<br />

Freilich eifern sie in aller Regel mehr schlecht als recht den<br />

Historisches<br />

Vorbildern nach. Auch Lennon ist elektrisiert. Seine Mama<br />

hat ihm ein Banjo geschenkt und ihm einige Griffe beigebracht.<br />

Klar, dass er beim Üben ständig davon träumt, als<br />

ein Star auf der Bühne zu stehen. Und so gründet der im Jahr<br />

1940 Geborene ebenfalls im Jahr 1956 eine Schülerband.<br />

Er nennt sie nach seiner Schule – der Quarrybank School<br />

– „The Quarrymen“ (die Steinbruchmänner). Hier treten die<br />

Pennäler mit den Hits ihrer Vorbilder bei Schulfesten und<br />

danach auch bei Partys und Familienfeiern auf.<br />

Durch die Vermittlung eines Schulfreundes hat Paul<br />

McCartney (Jahrgang 1942) erste Kontakte mit dem Ensemble,<br />

dem er 1957 endgültig beitritt. Lennon drückt in<br />

seinen Erinnerungen die anfängliche Skepsis aus: „Sollte<br />

ich wirklich einen Typ nehmen, der besser ist als alle anderen?<br />

Ich entschied mich für Paul und gab damit der Band<br />

einen Push in Richtung Qualität.“<br />

Als im März 1958 McCartney seinen Freund George Harrison<br />

(Jahrgang 1943) bei den Quarrymen einführt, sind bereits<br />

drei der späteren „Fab Four“ (Fabelhafte Vier) musikalisch<br />

vereint. Das Niveau der Quarrymen wird spürbar besser.<br />

John Lennon bekennt: „Die anderen warfen oder ekelten wir<br />

nach und nach aus der Band. Nur die besten sollten bleiben.“<br />

Schließlich formiert 1959 „Chef“ Lennon mit McCartney<br />

und Harrison das Trio „Johnny and the Moondogs“.<br />

Ein Jahr später werden der Bassist Stuart Sutcliffe und der<br />

Schlagzeuger Pete Best aufgenommen. Das Quintett nennt<br />

sich kurzzeitig „The Silver Beatles“ und absolviert eine<br />

chaotische Tournee durch Schottland. Danach folgen Gastspiele<br />

im Hamburger Stadtteil St. Pauli.<br />

Am 17. August 1960 steht die Band erstmals unter dem<br />

Namen „The Beatles“ in der berüchtigten Großen Freiheit<br />

Nr. 64 auf der Bühne des „Indra“. Viele Legenden ranken<br />

sich um die folgenden Monate in dem Stripclub. Bis zu<br />

neun Stunden dauern während der Pausen der Stripperinnen<br />

ihre schlecht bezahlten Auftritte; Drogen, Sex, Alkohol und<br />

Gewalt prägen das Umfeld und bleiben nicht ohne Einfluss<br />

auf die fünf Musiker. Der früh verstorbene Stuart Sutcliffe<br />

schreibt in einem Brief: „Seit ich hier bin, ist mir eines klar<br />

geworden, ich hasse Brutalität. Es gibt so viel davon hier in<br />

dieser Gegend.“ Aber er, der sich noch in Hamburg wieder<br />

aus der Band verabschiedet, schreibt auch: „Wir haben uns<br />

seit unserer Ankunft enorm verbessert.“<br />

Ihr Niveau hat sich tatsächlich so sehr gesteigert, dass<br />

sie als Musiker 1961 erstmals auf einer Schallplatte zu hören<br />

sind. Der Sänger des in Hamburg aufgenommenen Liedes<br />

„My Bonnie“ heißt Toni Sheridan, die Band, die ihn<br />

auch auf weiteren Liedern begleitet, wird auf der Polydor-<br />

Platte als „The Beat Brothers“ bezeichnet. Sie haben sich<br />

im „Top Ten Club“ nicht nur kennen und schätzen gelernt,<br />

sondern sie nutzen zeitweise auch eine gemeinsame Wohnung.<br />

Sheridan bringt ihnen dort etliche Feinheiten beim<br />

Gitarrenspiel bei. McCartney<br />

nennt ihn noch Jahrzehnte später<br />

„My Teacher“ – mein Lehrer.<br />

Der Name „Beat Brothers“<br />

taucht übrigens vorher und auch<br />

nachher nie mehr auf. Bert Kaempfert,<br />

der Produzent, hat – entgegen<br />

dem Willen der Interpreten<br />

– hierauf bestanden. Dass es sich<br />

um die Beatles handelte, erfuhr<br />

nicht nur ich erst sehr viel später.<br />

Etwa ein Jahr vor der Aufnahme<br />

hatten wir im Englischunterricht<br />

das alte schottische Volkslied „My<br />

Bonnie lies over the ocean“ erlernt<br />

und häufig auch gesungen. Und so<br />

konnte ich zum Erstaunen meiner<br />

Mutter den Text mitschmettern,<br />

als der Song in seiner neuen Rockversion<br />

im Sender „Radio Luxemburg“<br />

erklang.<br />

Ein wichtiges Datum ist der 9.<br />

Februar 1961. Sie spielten zwar zuvor<br />

schon im weltweit berühmten<br />

Liverpooler „Cavern Club“, aber<br />

erstmals treten sie auch hier als<br />

„The Beatles“ auf und schnell beginnt<br />

ihre Popularität in ganz Großbritannien.<br />

Der Geschäftsmann<br />

Brian Epstein entdeckt sie dort<br />

und wird ihr Manager. Als Erstes<br />

verlangt er, dass sie in identischen<br />

Anzügen und Krawatten auftreten.<br />

Die Beatles maulen, wollen sich weiterhin in Blue Jeans und<br />

Lederjacken präsentieren. Letzten Endes setzt sich Epstein<br />

durch und akzeptiert im Gegenzug den Haarschnitt der Beatles.<br />

Über diese Pilzkopf-Frisur wurde in Hamburg so manches<br />

Seemannsgarn gesponnen. Vertrauen wir hier John<br />

Lennon, der rückschauend schrieb: „Jürgen trug die Haare<br />

glatt herunter gekämmt mit Fransen über der Stirn, das gefiel<br />

uns. Wir gingen zu ihm und er schnitt – hackte wäre<br />

das passende Wort – uns die Haare in diesem Stil.“ Mit<br />

„Jürgen“ ist der sein Lebtag rebellisch gesinnte Fotograf<br />

Jürgen Vollmer gemeint, der die frühen Tage der Gruppe in<br />

Hamburg mit seiner Kamera begleitete.<br />

Als die Beatles – wie eingangs erwähnt – im Star-Club<br />

auftreten, besteht ihr Repertoire nach wie vor aus den Hits<br />

von Chuck Berry, Little Richard, Buddy Holly, Elvis Presley<br />

und weiteren Rockgrößen. Sie heben sich von anderen<br />

Gruppen jedoch maßgeblich ab, weil sie die Songs phantasievoll<br />

verjüngen und variieren. Dass macht ihren Anfangserfolg<br />

aus. Dennoch wird ihnen und vor allem ihrem<br />

Manager irgendwann klar, dass sie nur mit eigenen Liedern<br />

auf Dauer bestehen können.<br />

Historisches<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

Im Februar 1964 traten die Beatles erstmals in der Ed-Sullivan-Show auf.<br />

Von links: Ringo, George, Sullivan, John und Paul<br />

Während Lennon und McCartney sich daran machen,<br />

gemeinsam einen Song auszubrüten, handelt Epstein einen<br />

Plattenvertrag aus. Zwischenzeitlich hat man den Schlagzeuger<br />

Pete Best durch Richard Starkey (Jahrgang 1940)<br />

– Künstlername: Ringo Starr – ersetzt. Manager Epstein<br />

meint, dass er besser zur Gruppe passe. Im Oktober `62<br />

ist es dann soweit: Die Platte mit dem ersten Projekt aus<br />

eigener Feder erscheint. Der Text des Liedes „Love Me<br />

Do“ ist äußerst bescheiden, die Melodie so lala. Aber – der<br />

Anfang ist gemacht. Und – mit der Qualität geht es in den<br />

folgenden Monaten und Jahren steil aufwärts.<br />

Das Tanzlokal, das meine Clique in der Regel am Wochenende<br />

aufsuchte und das man „Im Häuschen“ nannte,<br />

besaß einen Tanzboden aus dicken und verschiedenfarbigen<br />

Glasquadern. Vom Keller aus wurde der Boden angestrahlt<br />

und der gesamte Raum beleuchtet. Oberhalb des Tanzbodens<br />

hing eine etwa vierzig Zentimeter dicke Kugel, rundum<br />

mit kleinen Quadraten aus Spiegelglas belegt. Sobald<br />

die Beleuchtung des Bodens eingeschaltet wurde, begann<br />

sich die Kugel zu drehen und die farbigen Lichter wunderschön<br />

über die Wände und die Decke zu werfen.<br />

<br />

36 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 37


Historisches<br />

Historisches<br />

Aus den Lautsprechern der Musikbox erklang 1963 häufig<br />

Heidi Brühls Nachricht, dass sie Tag für Tag drei Rosen<br />

bekomme. Dazu erhielten wir immer wieder einmal die Be-<br />

Ausgehfertig 1964<br />

Foto: Archiv Weber<br />

Foto: Wikipedia<br />

lehrung von Margot Eskens, dass man ein Herz nicht kaufen<br />

könne. Vorwiegend ältere Paare drehten sich mit sanften<br />

Bewegungen zu dieser Musik auf dem Glasboden und<br />

wir schauten ihnen gelangweilt zu. Dann kam das Frühjahr<br />

1964 und nun hatte schließlich und endlich auch bei uns die<br />

„Dorfmusik“ – zwei Jahre später als beim Star-Club – zumindest<br />

vorübergehend ausgedudelt.<br />

In der Musikbox waren die Beatles-Songs „Komm gib<br />

mir deine Hand“ und „Sie liebt dich“ aufgenommen worden.<br />

In den folgenden Wochen wurde von uns jeder überflüssige<br />

Groschen geopfert, um zu dieser Musik unterhalb der sich<br />

drehenden Spiegelglaskugel zu tanzen. Das ging nicht ohne<br />

Konflikte ab. Die Älteren beschimpften uns als „Halbstarke“<br />

– sie hatten gar nicht gemerkt, dass wir inzwischen doch schon<br />

seit längerem „Teenager“ waren. Sie sprachen von geistloser<br />

Urwaldmusik und hatten sich die Meinung eines gewissen<br />

Walter U. – jenseits der Mauer hausend – zu Eigen gemacht,<br />

der diese Musik als „Dreck aus dem Westen“ bezeichnete und<br />

befand: „Mit der Monotonie des Yeah, Yeah, Yeah – und wie<br />

das alles heißt – sollte man doch Schluss machen.“<br />

In meiner Clique hatten die Beatles trotz – oder wegen<br />

– ihrer langen Haare den Spitzenplatz; sie trugen Anzüge<br />

mit Krawatte – an den Wochenenden gingen wir aus wie<br />

sie. Die Mädels ließen sich – falls die Länge es zuließ – die<br />

Haare zu einer „Hochfrisur“ stecken; ihre Kleidung war<br />

adrett – zwei Stichworte der damaligen Zeit lauteten: Pettycoat<br />

und Babydoll. Als im Sommer `64 der erste Beatles-<br />

Film mit dem Titel „Yeah! Yeah! Yeah!“ – er hieß im Original<br />

„A Hard Day`s Night“ – zur Aufführung kam, hielt<br />

ich mich gerade eine Zeitlang in München auf und sah mir<br />

– vor allem wegen der Lieder – eine der Erstaufführungen<br />

der finanziell erfolgreichen Komödie an.<br />

An dieser Stelle noch ein Wort zu den damals ebenfalls<br />

aufstrebenden Rolling Stones, die wir kaum beachteten. Sie<br />

wirkten schmuddelig und waren als Rowdies und als Drogenabhängige<br />

verschrien. Von den Auseinandersetzungen zwischen<br />

Beatles- und Stones-Anhängern erfuhren wir allenfalls<br />

aus der Zeitung. Bei uns gab es Letztere ja nicht. Als ich wenige<br />

Jahre später im Radio das Lied „Ruby Tuesday“ hörte<br />

und erfuhr, dass dies ein Stones-Titel sei, änderte sich meine<br />

Haltung. Die Interpreten einer solchen Musik können keine<br />

Rowdies sein. Ich machte meinen Frieden mit ihnen und wurde<br />

– Jahr für Jahr zunehmend – ein Bewunderer der Band.<br />

Folgendes abschließend zu diesem Thema: Star-Club-<br />

Mitgründer Horst Fascher hat inzwischen seine Memoiren<br />

geschrieben. Er erzählt hierin, wie er kurz vor einem Auftritt<br />

John Lennon, für den just in diesem Zeitraum jenseits<br />

des Kanals die Hochzeitsglocken läuteten, mit einer Hure<br />

erwischte und halbnackt auf die Bühne schickte. Am Mikrophon<br />

begrüßte dieser die Besucher schon mal mit „Heil Hitler“.<br />

Dazu habe der spätere „Gutmensch“ gerne und oft vom<br />

Balkon seiner Wohnung aus auf die Große Freiheit uriniert.<br />

Ob das Wissen hierüber damals die Haltung meiner Clique<br />

zu den Beatles beeinflusst hätte, lässt sich heute schwer sagen.<br />

Ich vermute: eher nicht – sie waren einfach zu gut.<br />

Im Jahr 1963 verkaufen die Beatles bereits Platten in Wert<br />

von 18 Millionen Dollar. Ein Jahr später sind in der amerikanischen<br />

Bestsellerlist 14 ihrer Titel gleichzeitig verzeichnet. Mit<br />

Auftritten in zahlreichen Ländern betreten sie die Weltbühne.<br />

Premierminister Wilson bezeichnet sie als „Geheimwaffe der<br />

britischen Außenhandelsbilanz“ und sie dürfen sogar vor den<br />

Mitgliedern des Königshauses auftreten. Die Queen bezeichnet<br />

sie im Anschluss als „sehr faszinierend“.<br />

Mit dem Album „Sgt. Pepper`s Lonely Hearts Club Band“<br />

vollziehen sie `67 einen Bruch mit allem, was ihre Fans von<br />

ihnen gewöhnt sind. Sie benutzen Kirchentonarten, indische<br />

Sitar-Weisen, elektronisches Rauschen; sie lassen Trompeten<br />

blasen, Geigen erklingen und Tonbänder vor und rückwärts<br />

schnurren. Ihre Auftritte vor Publikum haben sie zuvor schon<br />

eingestellt. Ihre Musik ist live nicht mehr spielbar.<br />

Am 10. April 1970 gibt Paul McCartney nach diversen<br />

Querelen seinen Austritt aus der Band bekannt. Damit endet<br />

die Beatles-Ära; die vier Künstler starten Einzelkarrieren.<br />

Beinahe zeitgleich ist auch der Star-Club am Ende. Am<br />

31. Dezember 1969 wird das Hamburger Mekka der Rockund<br />

Beat-Musik geschlossen. Legenden wie Ray Charles,<br />

Fats Domino, Jimi Hendrix, Little Richard, Chuck Berry,<br />

Brenda Lee und Jerry Lee Lewis haben hier gespielt. Dazu<br />

traten Gruppen wie Black Sabbath, Dave Dee, Dozy, Beaky,<br />

Mick & Tich, The Rattles, Bill Haley und die Liverbirds auf.<br />

Viele Künstlernamen stehen auf einer Gedenktafel, die heute<br />

an der Außenwand der Großen Freiheit Nr. 39 hängt.<br />

Unter denjenigen, die nicht mehr leben, befinden sich<br />

mit John Lennon (starb 1980 nach einem Attentat) und<br />

George Harrison (starb 2001 an Lungenkrebs) auch zwei<br />

Beatles-Musiker. Die anderen Beiden sind inzwischen bereits<br />

im neunten Lebensjahrzehnt angekommen. Aber so<br />

oft ich ihre einstigen Lieder höre, stelle ich fest, dass ihre<br />

Stimmen ewig jung bleiben und dass sie mich noch immer<br />

fröhlicher machen.<br />

Ulli Weber<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

38 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 39


60 Jahre Rolling Stones<br />

Die größte Rock & Roll Band der Welt<br />

Rolling Stones – Bandfoto<br />

Weil er mit seiner Band „Blues Incorporated“ einen<br />

vereinbarten Auftritt im Londoner „Marquee Club“<br />

absagen musste, vermittelte Alexis Korner für den<br />

Abend des 12. Juli 1962 eine Ersatzband. Diese trat dort in<br />

der Besetzung Mick Jagger (Gesang), Brian Jones (Gitarre),<br />

Keith Richards (Gitarre), Dick Taylor (Bass), Ian Stewart<br />

(Piano) und Tony Chapman (Schlagzeug) erstmals unter<br />

dem Namen „The Rollin‘ Stones“ auf. Als Vorgruppe für<br />

den Bluessänger Long John Baldry<br />

spielten sie vor etwa 100 Zuschauern<br />

fünf Coversongs. Niemand hätte<br />

dieser anfangs im Rhythm & Blues<br />

beheimateten Band eine Weltkarriere<br />

als „The Greatest Rock & Roll<br />

Band in the World“ vorhergesagt,<br />

die auch 60 Jahre später noch immer<br />

andauern würde. Namensgeber<br />

für die neue Band war laut Keith<br />

Richards der Song „Rollin’ Stone“<br />

von Muddy Waters. Richards und<br />

Jagger kannten sich schon aus der<br />

Grundschulzeit. Welchen Verlauf<br />

hätte wohl die Musikgeschichte genommen,<br />

wenn die beiden zukünftigen<br />

„Glimmer Twins“ sich nicht am 17. Oktober 1961 im<br />

Alter von 18 Jahren zufällig am Bahnhof ihrer Heimatstadt<br />

Dartford (Kent) wieder getroffen hätten?<br />

Forciert von ihrem ersten Manager feilten die Rolling<br />

Stones - auch in Abgrenzung zu den Beatles - seit 1963<br />

mit immer neuen Sex- und Drogenexzessen konsequent<br />

an ihrem Image als die „Bad Boys“ des Musikbetriebs.<br />

Am 15. September 1965 stand das Abschlusskonzert ihrer<br />

ersten Deutschland-Tour in<br />

der 22000 Menschen fassenden<br />

Berliner Wal<strong>db</strong>ühne auf dem<br />

Programm. Die für ihre laute und<br />

vulgäre Bühnenshow berüchtigten<br />

Rolling Stones hatten gerade<br />

wieder so eine „Krawallplatte“<br />

herausgebracht, diesmal mit dem<br />

unerhörten Titel „(I can’t get no)<br />

Satisfaction“. Nach Tumulten im<br />

Zuschauerraum wurde das Konzert<br />

abgebrochen. Die frustrierten<br />

Fans zerlegten anschließend<br />

das Mobiliar und lieferten sich<br />

eine Schlacht mit der Polizei.<br />

Das Konzert ging in die Rock-<br />

40 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />

Foto: Wikimedia Commons<br />

Foto: Wikipedia<br />

Geschichte ein und in den Boulevard-Zeitungen waren<br />

Schlagzeilen wie „Barbarei in Massenhysterie“, „Hölle im<br />

Hexenkessel“ oder „Gemetzel der Gammler“ zu lesen.<br />

Einen Tiefpunkt in der Geschichte der Band markierten<br />

während ihrer USA-Tournee die Ereignisse auf dem nordkalifornischen<br />

„Altamont Free Concert“ vom 6. Dezember<br />

1969. Von den etwa 300.000 Zuschauern starben vier Menschen.<br />

Der 18-jährige Meredith Hunter wurde von einem<br />

der als Ordner angeheuerten Hells Angels direkt vor der<br />

Bühne, angeblich in Notwehr, erstochen.<br />

Nach der Gründung ihres eigenen Plattenlabels „Rolling<br />

Stones Records“ wurde die inzwischen weltbekannte<br />

roten Zunge zum Markenzeichen. Dieses wurde von Mick<br />

Jaggers Wunsch inspiriert, der Hindu-Göttin Kali, der Göttin<br />

der Ermächtigung und Energie mit ihrer scharfen Zunge<br />

und den leuchtend roten Lippen, eine Hommage zu erweisen.<br />

Von John Pasche entworfen, wurde das Logo zum<br />

ersten Mal 1971 auf der Innenhülle des Albums „Sticky<br />

Fingers“ veröffentlicht.<br />

In den vergangenen 60 Jahren gab es u.a. mit Bill Wyman<br />

(Bass, 1962 – 1993), Mick Taylor (Gitarre, 1969<br />

- 1974), Ron Wood (Gitarre, seit 1975) und Steve Jordan<br />

(Schlagzeug, seit 2<strong>02</strong>1) zahlreiche Umbesetzungen in der<br />

Band. Der seit 1963 langjährige Stones-Schlagzeuger Charlie<br />

Watts war am 24. August 2<strong>02</strong>1 im Alter von 80 Jahren in<br />

London gestorben. Bereits einige Wochen danach trat die<br />

Band zur Erinnerung an den Verstorbenen wieder auf.<br />

Die Rolling Stones sind mit zahlreichen Tourneen eine<br />

der erfolgreichsten Rockbands. Sie haben weltweit mehr<br />

als 240 Millionen Tonträger verkauft und zahlreiche Auszeichnungen,<br />

darunter drei Grammys, erhalten.<br />

Am 20. Januar 2<strong>02</strong>2 erschienen aus Anlass des Band-<br />

Jubiläums zwölf Sonderbriefmarken der Royal Mail. Hierauf<br />

sind sowohl Gruppen- und Einzelporträts der Musiker<br />

als auch Aufnahmen von legendären Tourneeplakaten und<br />

Konzerten der Band - vom Londoner Hyde Park im Jahr<br />

1969 bis hin zu einem Auftritt in Düsseldorf 2017 – zu sehen.<br />

Sonderstempel „50 Jahre Rolling Stones“<br />

Foto: Archiv Lerchstein<br />

So hat sich nun auch endlich die Vermutung des Autors<br />

als zutreffend erwiesen, dass die herausgestreckte Zunge im<br />

Logo der Rolling Stones eigentlich schon immer zum Ablecken<br />

von Briefmarken gedacht war. Wilfried Lerchstein<br />

Historisches<br />

2/2<strong>02</strong>2 durchblick 41


75 jahre Kantorei Siegen – ein erfolgreicher Chor mit grosser Tradition<br />

Die Kantorei Siegen wird 75 – wer hätte das<br />

gedacht und zu hoffen gewagt, als sich<br />

in den kargen und entbehrungsreichen<br />

Nachkriegsjahren eine kleine Schar<br />

Sängerinnen und Sänger in Siegen zusammenfand,<br />

um die Kirchenmusik in<br />

der zerstörten Stadt wieder aufleben<br />

zu lassen. Kaum zwei Jahre nach<br />

Kriegsende hungerte es die durchweg<br />

jungen Enthusiasten nicht nur<br />

nach Nahrung für den Leib – das<br />

sicher nur allzu häufig auch - ,<br />

sondern auch für Seele und Geist:<br />

Sie wollten singen! Und so begann<br />

am 13. März 1947 die erste<br />

Probe des neugegründeten Chores<br />

unter der Leitung von Kantor<br />

Helmut Winter im damaligen<br />

Konfirmandenhaus in der Oberen<br />

Metzgerstraße, dem nahezu<br />

einzigen unzerstörten kirchlichen<br />

Gebäude der Stadt. Die „Evangelische<br />

Kantorei Siegen“ hatte ihre<br />

Arbeit aufgenommen.<br />

Einen Schwerpunkt ihrer Aufgaben<br />

bildete in der ersten Zeit das Unterstützen<br />

des Gemeindegesangs überall dort,<br />

wo in Siegen evangelische Gottesdienste<br />

abgehalten wurden. Es gab weder Kirchen<br />

noch Orgeln, sodass man beispielsweise zur<br />

Klavierbegleitung von Helmut Winter im ehemaligen<br />

Charlottenkino nahe der Eintracht sang. Doch<br />

auch mit der Erarbeitung von anspruchsvoller Chorliteratur<br />

wurde quasi sofort begonnen, und so konnte Ende<br />

1947 bereits zur ersten „Geistlichen Abendmusik“ in den<br />

Oraniersaal des Oberen Schlosses eingeladen werden.<br />

Im Laufe der Jahre erarbeitete sich der Chor Stück für<br />

Stück die „große“ Chorliteratur und führte z. B. Johann<br />

Sebastian Bachs Weihnachts-Oratorium 1953 zum ersten<br />

Mal auf. Bis zur Aufführung seiner Matthäus-Passion<br />

sollte es allerdings noch 17 Jahre dauern. Das spricht für<br />

einen kontinuierlichen, sorgfältigen Aufbau des Chores,<br />

der allmählich an größere Aufgaben herangeführt wurde,<br />

aber natürlich auch für die erst langsam wieder entstehenden<br />

Möglichkeiten, die großen Chor-Orchesterwerke<br />

überhaupt aufzuführen.<br />

Ein Glücksfall für die Kantorei war hierbei das großartige<br />

kulturelle Engagement der Unternehmerfamilie Weiss<br />

aus Dahlbruch, die seit 1954 die Kirchenmusik im oberen<br />

Ferndorftal förderte und die Kantorei zu Konzerten einlud.<br />

Mit der Gründung des Gebrüder-Busch-Kreises e.V.<br />

im Jahr 1961, ebenfalls unterstützt durch die Eigentümer<br />

der Siemag, erlebte die Kulturarbeit im nördlichen Siegerland<br />

einen weiteren Aufschwung und bis heute führt<br />

die Kantorei<br />

ihre Konzertprogramme häufig in Siegen und in Hilchenbach<br />

bzw. Erndtebrück auf.<br />

Ein weiteres wichtiges Stan<strong>db</strong>ein der Kantorei waren<br />

und sind die Instrumentalkonzerte, die neben den Konzerten<br />

mit Chorbeteiligung die Jahresprogramme füllen.<br />

Hier sind oftmals hochkarätige Solisten und Ensembles in<br />

der Nikolaikirche zu Gast und bieten dem Publikum ihre<br />

Kunst dar. Doch auch das Singen im Gottesdienst gehört<br />

nach wie vor zu den gerne wahrgenommenen Aufgaben<br />

des Chores, auch wenn der Kirchenchor Siegen hier den<br />

größten Teil der „Sonntagsarbeit“ leistet.<br />

Nach dem Weggang von Helmut Winter, der in schwerer<br />

Zeit eine gute Grundlage legte, übernahm 1956 Almuth Höfker,<br />

selbst Gründungsmitglied der Kantorei, nach entsprechender<br />

Ausbildung die Leitung des Chores. 1968 erfolgte<br />

ihre Anstellung als Kirchenmusikerin an der Nikolaikirche;<br />

sie nahm die Kantorei sozusagen in die Nikolai-Kirchen-<br />

gemeinde mit.<br />

In den 35 Jahren ihres Wirkens erweiterte die Kantorei<br />

ihr Repertoire kontinuierlich, die großen Chorwerke der<br />

Romantik wurden erarbeitet und auch die moderne bis<br />

modernste Chorliteratur fand Eingang in die Konzertprogramme.<br />

So vertraute der Komponist Henning Frederichs<br />

Almuth Höfker und der Kantorei 1986 die Uraufführung<br />

seiner Passionserzählung der Maria Magdalena an.<br />

Über viele Jahre hinweg konnte sich die Kantorei auf<br />

ein internes Solistenensemble stützen: Annegrete Fries,<br />

Christa Achenbach, Elmar Gränzdörffer und Hans-Peter<br />

Fries übernahmen die Soloparts nicht nur in Kantaten und<br />

Motetten, sondern durchaus auch in größeren Werken. In<br />

der „Ära Höfker“ beginnt auch die Zusammenarbeit mit<br />

dem damaligen „Siegerlandorchester“, die als „Philharmonie<br />

Südwestfalen“ bis heute der bewährte Partner der<br />

Kantorei für die großen, in der Siegerlandhalle aufgeführten<br />

Chor-Orchesterwerke ist.<br />

Foto: Kantorei<br />

Seit 1991 leitet Ute Debus die Kantorei Siegen und<br />

führt die gute Arbeit ihrer Vorgänger fort –<br />

selbstverständlich nicht ohne von Beginn<br />

an eigene Akzente zu setzen. So führte<br />

sie quasi sofort die „Kantate zum<br />

Mitsingen“ ein, die seither in schöner<br />

Regelmäßigkeit am zweiten<br />

Sonntag im September stattfindet<br />

und Gastsängern die Möglichkeit<br />

gibt, in die Kantorei hineinzuschnuppern.<br />

Mittlerweile gehören solche<br />

Chorprojekte – auch für größere<br />

Werke – zum festen Bestandteil<br />

der Kantoreiarbeit und erfreuen<br />

sich großer Beliebtheit. Nicht<br />

zuletzt durch diese Offenheit für<br />

neue Wege gelang Ute Debus<br />

der zu Beginn ihrer Amtszeit<br />

anstehende Generationenwechsel<br />

im Chor. Heute profitiert<br />

die Kantorei von ihrer Tätigkeit<br />

an der Universität Siegen, wo sie<br />

Chor und Orchester leitet, und auch<br />

ihren sonstigen vielfältigen Kontakten,<br />

z. B. mit der Blechbläserszene des<br />

Siegerlandes. Immer wieder kommt es so<br />

zu neuen, befruchtenden Kooperationen,<br />

ungewöhnliche Projekte und neue Formate<br />

können realisiert werden.<br />

Von Anfang an war Ute Debus auch die Erarbeitung<br />

zeitgenössischer Musik ein Anliegen<br />

und so kam es am 16. Dezember 1994, anlässlich des<br />

50. Jahrestages der Zerstörung Siegens, zur ersten Aufführung<br />

des Dresdner Requiems aus dem Jahr 1945 von Rudolf<br />

Mauersberger. Heute übernimmt die 1998 gegründete<br />

„capella cantabilis“, das etwa 20-köpfige Vokalensemble<br />

der Kantorei, überwiegend die Neue Chormusik, die häufig<br />

eher für eine kleine Besetzung komponiert ist. Mit der<br />

großen Kantorei bewegt sich Ute Debus trotzdem weiterhin<br />

gern auf neuen Pfaden und erarbeitete z. B. zusammen<br />

mit der Uni-Big Band Siegen das Sacred Concert von Duke<br />

Ellington oder auch immer wieder anspruchsvolle Werke<br />

der geistlichen Popularmusik. Als geschätztes Instrumentalensemble<br />

zur Begleitung in Christmette, Kantaten-Gottesdiensten<br />

bis hin zu großen Chor-Orchesterwerken steht<br />

seit vielen Jahren die Camerata Instrumentale Siegen an<br />

der Seite der Kantorei.<br />

Aus den vielfältigen weiteren Aktivitäten des Chores<br />

seien noch die zahlreichen mehrtägigen Konzertreisen<br />

erwähnt, die die Kantorei seit Beginn der 60-er Jahre an<br />

viele Orte in Deutschland, Europa und 2013 sogar bis nach<br />

Israel geführt haben. Und auch drei weitere Personen dürfen<br />

nicht unerwähnt bleiben, wenn man die Arbeit <br />

42 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />

2/2<strong>02</strong>2 durchblick 43


Kultur<br />

Unterhaltung<br />

Siegener Kirchenmusikdirektorin Ute Debus<br />

Foto: Kantorei<br />

des Chores würdigen will: Anneli und Erich Hundt<br />

als erstes Geschäftsführerpaar der Kantorei und Hannelene<br />

Reuter-Becker, die diese äußerst umfangreiche<br />

und arbeitsintensive Aufgabe bis 2015 über mehr<br />

als zwei Jahrzehnte mit großem Engagement und<br />

Geschick ausgeführt hat.<br />

2017 beging die Kantorei in kleinem Rahmen<br />

ihr 70-Jähriges und plante voller Vorfreude das große<br />

Fest zum 75. Jubiläum – doch dann kam Corona.<br />

Und auch wenn der Chor diese herausfordernden<br />

zwei Jahre recht gut überstanden hat, ist man vom<br />

normalen Proben- und Konzertbetrieb noch weit<br />

entfernt. Dankbar blicken die Sängerinnen und Sänger<br />

auf das erste Chorkonzert zurück, das sie am 20.<br />

März 2<strong>02</strong>2, quasi mit halber Besetzung und kleinem<br />

Orchester, in der Nikolaikirche durchführen konnten<br />

und das den Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten<br />

darstellte. Diese werden nun „portionsweise“ über<br />

das Jahr verteilt: Am 15. Mai gab es einen festlichen<br />

Kantatengottesdienst, ein ausgedehnteres Festwochenende<br />

soll vom 9. bis 11. 2<strong>02</strong>2 September folgen.<br />

Wie sieht die weitere Zukunft aus? Die „Freude<br />

am Singen“ ist bei den derzeit ca. 80 Sängerinnen<br />

und Sängern, die donnerstags (übrigens seit 1947<br />

unveränderter Probentag) aus dem gesamten Siegerland<br />

und darüber hinaus ins Gemeindehaus Altstadt<br />

zu den Proben kommen, ungebrochen, und nicht nur<br />

Teil einer bei Ute Debus beliebten Stimmübung. Die<br />

musikalische Qualität des Dargebotenen ist weiterhin<br />

hoch und soll es auch bleiben, doch genauso wichtig<br />

ist der Inhalt des Gesungenen: Die Kantorei Siegen<br />

verkündigt die gute Botschaft des christlichen Glaubens<br />

– und so geht man frohen Mutes in die Zukunft.<br />

Andrea Müller<br />

Foto: Wikipedia<br />

Vergnügt sparen<br />

Die amüsante Art, Opernkarten zu erwerben<br />

Als die alte Kölner Oper noch im Betrieb war, konnte<br />

man davon ausgehen, dass kurz vor Beginn der<br />

Aufführung wohl über circa 20 bis 50 Opernkarten<br />

ihren Besitzer wechselten, aus welchen Gründen auch immer.<br />

Die ursprünglichen Besitzer standen zumeist im Foyer<br />

der Oper und wedelten mit ausgestrecktem Arm, die<br />

Karten in der Hand, um sie loszuwerden.<br />

Ich fand diesen Kartenerwerb reizvoll aus folgenden<br />

Gründen: Einmal konnte man sich spontan entscheiden,<br />

eine bestimmte Oper zu besuchen und musste nicht in die<br />

Oper, weil man nun mal vor zwei Wochen die Karten gekauft<br />

hatte. Zum anderen ergaben sich beim Kartenkauf<br />

vom ursprünglichen Besitzer oft lustige Wortwechsel und<br />

Kontakte. An zwei dieser Kartenkäufe erinnere ich mich<br />

besonders gern.<br />

Altes Opernhaus<br />

in Köln<br />

Ein Karteninhaber im Foyer erklärte mir: „Ich habe<br />

eine Rollstuhlkarte zu verkaufen. Meine Frau ist Rollstuhlfahrerin,<br />

sie ist erkrankt, kann nicht kommen, ich will daher<br />

nicht in die Oper, meine Karte habe ich schon verkauft.<br />

Ich habe nur noch die Rollstuhlkarte, wenn sie die wollen?“<br />

„Na meinetwegen“, sagte ich, bezahlte die Karte und<br />

stieg die Treppen zur Platzanweiserin hoch.<br />

Der Herr kam hinter mir her. „Ich wollte mich nur vergewissern,<br />

dass es mit dem Rollstuhlplatz auch klappt“, sagte er.<br />

Darauf die Platzanweiserin im vorwurfsvollen Ton:<br />

„Aber diese Dame braucht ja gar keinen Rollstuhl!“<br />

„Ja, diese Dame nicht“, sagte der Herr. „Ja, sie müssen<br />

sich aber vorher entscheiden, mit wem Sie in die Oper gehen<br />

wollen“, sagte die Platzanweiserin.<br />

„Ich will heute gar nicht in die Oper“, sagte der Herr.<br />

Die Platzanweiserin: „Wie Sie wollen jetzt auch nicht<br />

mit dieser Dame“? Und gehen wohl mit einer Dritten zum<br />

Fußballplatz.“<br />

„Aber so lassen Sie mich doch erklären“, sagte der Herr.<br />

„Das fehlt noch, dass sie mir Ihre dummen Weibergeschichten<br />

erklären“, sagte die Platzanweiserin.<br />

Während dieser Debatte hatte ich im Flur einen bequemen<br />

Sessel erblickt, zog ihn auf den Rollstuhlplatz, Türe<br />

zu und klingeling -Vorhang auf und Oper fängt an.<br />

Mein nächster Kauf:<br />

Ein Herr bietet mir eine Opernkarte im Foyer an. Ich<br />

frage: „Was kostet sie bitte?“<br />

Er: „Keine Ahnung, denn ich habe das nicht organisiert.<br />

Was ist sie Ihnen denn Wert?“<br />

Ich: „Ja sagen wir 30 Euro?“<br />

Er: „Sie sind aber auch kein Opern-Fan!“<br />

Ich: „Wie können Sie so was sagen? Ich fahre von<br />

Siegen nach Köln-Mitte, einschließlich Parken im Opern-<br />

Parkhaus eineinhalb Stunden, sind drei Stunden hin und<br />

zurück. Also wenn das kein Einsatz ist.“<br />

Er: „Na schön, gehen wir zum Platz.“<br />

Und es war der teuerste Platz im ganzen Haus,<br />

für 30 Euro. Fabelhaft!<br />

„Sie gestatten, dass ich mich neben Sie setze. Ich bin<br />

Sachse, wie Sie vielleicht an meiner Aussprache gemerkt<br />

haben?“<br />

Ich: „Ich habe nichts gegen Sachsen. Ich bin seit über<br />

30 Jahren mit einem verheiratet!“<br />

Er: „Sie Glückliche!“<br />

Ich: „Das halte ich nun für leicht übertrieben.“<br />

Klingeling – Vorhang auf – die Aufführung beginnt.<br />

Der Stadt Köln, die seit vielen Jahren an einem neuen<br />

Opernhaus bastelt, tut sich sehr schwer mit der Fertigstellung.<br />

(Das hat sie leider gemein mit vielen Kolossalbauten<br />

heutzutage, die in Deutschland errichtet werden). Ich<br />

wünsche mir, dass zur Freude seiner Besucher der gleiche<br />

hochrangige Musikgenuß, gepaart mit rheinischem Frohsinn,<br />

in den Mauern des neuen Opernhauses walten wird.<br />

Addy Knabe<br />

44 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 45


Kultur<br />

Kunst gegen das Vergessen<br />

Jeder Mensch ist eine Perle<br />

Kultur<br />

Fair Play – Jeder Mensch zählt<br />

Ausstellung zur Woche der Brüderlichkeit<br />

Foto: Tessie Reeh<br />

Petra Georg-Achenbach vor ihrer Installation.<br />

Perlen sind bekannterweise etwas sehr Kostbares und<br />

Einzigartiges. Jeder Mensch ist eine Perle bedeutet<br />

im übertragenen Sinn, dass jeder Mensch kostbar<br />

und einzigartig ist. Unter diesem Motto hat Petra Georg-<br />

Achenbach ein außergewöhnliches Projekt ins Leben gerufen.<br />

Sie, die Künstlerin, Diplom-Designerin und Goldschmiedin<br />

möchte auf die Tragödie der Migranten im und<br />

ums Mittelmeer aufmerksam machen.<br />

Für die Künstlerin und Goldschmiedin, mit Atelier in<br />

Wilnsdorf, ist Schmuck eine Form des Ausdrucks. Die Perlen<br />

haben für sie symbolische Bedeutung. In Ihrem Projekt<br />

soll jede Perle das Einzelschicksal eines ertrunkenen<br />

Flüchtlings sichtbar machen.<br />

Den Anlass für diese Aktivität gab ihr die Arte-Fernsehdokumentation<br />

von Gustav Hofer, mit dem Titel „Italien: Das<br />

Meer – Alptraum für Geflüchtete“. Dieser Bericht erschütterte<br />

sie tief. Sie beschloss „Flagge zu zeigen“, ein Zeichen zu<br />

setzen gegen die grausame Behandlung der Menschen, die<br />

nicht das Glück hatten,die Flucht über das Mittelmeer zu<br />

überleben und vor den Toren Europas ertranken.<br />

Was konnte sie besser tun, als ihrer Berufung zu folgen,<br />

ihren Protest mit Schmuck zu kommunizieren! Sie versuchte,<br />

möglichst viele Menschen aus ihrem sozialen Umfeld zu motivieren,<br />

Perlen für eine Kunstaktion zu schenken und wollte<br />

damit alle Spender in die Kunstinstallation einschließen.<br />

Ein Netzwerk von Freunden und Bekannten wurde aktiviert,<br />

außerdem das Forum für Schmuck und Design in Bonn<br />

und die Gesellschaft für Goldschmiedekunst in Hanau. Sie<br />

gestaltete einen Flyer, aktivierte ihren ersten Instagram-Account.<br />

Das notwendige Startkapital wurde durch ein Stipendium<br />

vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW im<br />

Rahmen der Corona-Hilfen zur Verfügung gestellt.<br />

Auf ihrer Homepage legte sie im letzten Jahr ein Perlentagebuch<br />

an, das den Werdegang des Perlenprojektes dokumentiert.<br />

www.petra-georg-achenbach.de/perlentagebuch<br />

Bis Januar 2<strong>02</strong>2 hat Petra Georg-Achenbach Unmengen<br />

Perlen unterschiedlichster Art gesammelt. „Viele der<br />

mitgesandten Kommentare haben mich sehr gerührt und<br />

haben mir Mut gemacht das Projekt fertig zu stellen. Die<br />

Perlen der Installation sind Erinnerungskultur und Mahnmal<br />

zugleich und mögen vielleicht auch ein Trost sein für<br />

die Zurückgebliebenen,berichtet die Künstlerin..<br />

Im Frühjahr hatte sie, gemeinsam mit dem Kölner<br />

Künstler Grigory Berstein, eine vielbeachtete Ausstellung<br />

in der städt. Galerie Haus Seel in Siegen, über die wir auf<br />

der nächsten Seite berichten. Diese Ausstellung fand im<br />

Rahmen der Woche der Brüderlichkeit, die die Gesellschaft<br />

für christlich-jüdische Zusammenarbeit jedes Jahr durchführt,<br />

statt. Motto für dieses Jahr<br />

war: „Fair Play-jeder Mensch<br />

zählt“. Ein Leitspruch, der wie<br />

für das Perlen-Kunstprojekt geschaffen<br />

schien.<br />

Die Installation geht zunächst<br />

auf Reisen, damit das<br />

Projekt weiter Aufmerksamkeit<br />

bekommt. Was danach mit den<br />

Teilen des Kunstwerks geschieht,<br />

ist noch nicht entschieden.<br />

<br />

Ulla Schreiber<br />

Grigory Berstein und Petra Georg-<br />

Achenbach stellten gemeinsam in der<br />

städtischen Galerie Haus Seel zum<br />

diesjährigen Thema „Fair Play – Jeder Mensch<br />

zählt“ aus<br />

Der Schock der Invasion von Putins Truppen<br />

in die Ukraine vor vier Tagen war allen Anwesenden<br />

im Haus Seel an diesem Sonntagnachmittag<br />

anzumerken. Er überschattete die feierliche<br />

Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit<br />

durch Werner Stettner, dem katholischen Vorsitzenden<br />

der Gesellschaft für christlich-jüdische<br />

Zusammenarbeit. Viele der Anwesenden trugen<br />

die Farben der Ukraine gut sichtbar an ihrer<br />

Kleidung. Eröffnungsredner war Bürgermeister<br />

Mues. Grigory Berstein sprach über seine Arbeiten,<br />

aber auch über die aktuell katastrophale<br />

Situation in seiner Heimat. Philip Engelbutzeder,<br />

in die Organisation eingebunden, gab dem Publikum eine<br />

kleine Einführung zu den ausgestellten Werken. In einer<br />

Pause sorgte eine junge, internationale Streichergruppe mit<br />

Musik von Mozart für eine feierliche Atmosphäre.<br />

Was verbindet den Kölner Künstler mit ukrainisch-russischen<br />

Wurzeln mit der Wilnsdorfer Schmuck-Designerin?<br />

Beide schufen auf sehr eigene Weise Zeugnisse der Erinnerung.<br />

Er hört nicht auf, seinen jüdischen Brüdern und<br />

Schwestern, die in Nazi-Deutschland erst ihre Würde, dann<br />

in Konzentrationslagern millionenfach ihr Leben lassen<br />

mussten, seinen Tribut zu zollen. Petra Georg-Achenbach,<br />

mit christlichem Hintergrund, schuf auf ihre sehr persönliche<br />

Weise ein Mahnmal, eine mehrteilige Installation, mit<br />

der sie an das Schicksal der rund 21.000 Menschen die im<br />

Mittelmeer auf der Flucht seit 2014 ertrunken sind.<br />

Grigory Berstein wurde 1948 kurz nach dem zweiten<br />

Weltkrieg in einer jüdischen Familie in Moskau geboren.<br />

Er wählte eine Ausbildung zum Kinderbuchillustrator,<br />

machte sein Diplom an der Kunstakademie Moskau. Als<br />

er die Wahl hatte entschied er sich für ein Leben in mehr<br />

Freiheit und emigrierte 1991 nach Deutschland, wo Köln<br />

seine neue Heimat wurde. Immer setzte er sich mit dem<br />

Holocaust auseinander und beteiligte sich an vielen Ausstellungen,<br />

um das einzigartige Grauen in den Konzentrationslagern<br />

nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das<br />

Schicksal seines jüdischen Maler-Kollegen Felix Nußbaum,<br />

der trotz Flucht 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet<br />

wurde, lag ihm besonders am Herzen. Grigory Berstein<br />

zeigte im Haus Seel Menschenbilder mit dem Motto „Tell<br />

Your Story“. Im Zentrum steht seine Arbeit „Sukkot“ mit<br />

den Portraits seines „Inner circles“: 24 Menschen, denen<br />

er im Leben begegnet ist, denen er sich immer verbunden<br />

Grigory Berstein vor seinem Werk „Sukkot“.<br />

Foto: René Traut<br />

fühlt. Seine Eltern, Verwandte, die Ex-Frau und Freunde<br />

versammeln sich in dieser Galerie zum jährlichen Sukkot-<br />

Fest, zum Laubhüttenfest. Es sind sprechende Gesichter,<br />

sie lachen, zeigen Empathie, geben Geborgenheit und<br />

spenden Trost. Einfach bemalte Pappkartons, innen mit den<br />

Portraits bemalt, wurden hier zu einer halbrunden Galerie<br />

geöffnet, die sonst einen Kreis bilden mit den Gesichtern<br />

nach innen. Andere Gemälde an den Wänden geben einen<br />

Überblick über sein künstlerisches Werk, eher mystisch<br />

oder biblisch. Man sieht ein Bild mit eng gedrängten Menschen<br />

in einem Papierboot auf dem Meer. Wie der Künstler<br />

erklärte, sei dies ein Bild von der biblischen Sintflut. Ein<br />

schwankender Kahn, auch ein Symbol für unsere Zeit.<br />

Der Bezug zur aktuellen Arbeit „Jeder Mensch ist eine<br />

Perle“ von Petra Georg-Achenbach, die die andere Galerieseite<br />

bespielt, ist offensichtlich. Ihre mehrteilige Installation<br />

wurde hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit<br />

präsentiert. Die gesammelten und kostbar verpackten rund<br />

15.000 verschiedenen Perlen in 1.100 Rähmchen wurden<br />

in Vitrinen und auf Ständern arrangiert oder zu größeren<br />

Objekten zusammengesetzt - etwa der Form eines Andreaskreuzes.<br />

Fluten von blauen oder schwarzen durchscheinenden<br />

Stoffen legen sich über die Installation und<br />

erinnern so an die seit 2014 ertrunkenen Flüchtlinge im<br />

Mittelmeer.<br />

Ihre ästhetische Erinnerung an die Namenlosen steht<br />

der Arbeit von Grigory Bersteins „Sukkot“ gegenüber, die<br />

ein Plädoyer für Frieden, Liebe und Geborgenheit ist. Werte,<br />

die in unserer aktuellen Zeit immer mehr bröckeln und<br />

mit Füßen getreten werden. Wir alle sehnen uns wieder<br />

nach einem menschlichen Miteinander.<br />

Tessie Reeh<br />

46 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 47


Die Portraits<br />

Gundel Martinek<br />

Jahrgang: 1949, geboren in Büschergrund, Studium in Siegen,<br />

Beruf: Grundschullehrerin, lebt heute in Wilnsdorf.<br />

Unter dem Namen „Unperfekt Keramik“ bietet die<br />

quirlige Gundel Martinek ihre Teller, Tassen, Krüge<br />

und fast so alles, was sich mit der Töpferscheibe<br />

herstellen lässt, an. Im Lockdown der letzten zwei Jahre<br />

hatte sie genug Gelegenheit neue Ware in ihrem Wilnsdorfer<br />

Atelier zu fertigen. Alle Stücke sind Unikate, kein<br />

Teil gleicht dem anderen. Seit Corona hatte sie viermal im<br />

Jahr Gelegenheit, ihre Waren im Hofladen des Birkenhofs<br />

in Wilgersdorf auszustellen, wo wir sie besuchen. Dankbar<br />

nahm sie das Angebot an, denn sonst ist sie seit vielen<br />

Jahren auf allen möglichen Handwerkermärkten in Siegen-<br />

Wittgenstein unterwegs, was ja nun nicht möglich war.<br />

Unter den Tischen und auf den Stühlen krabbeln Bambinis<br />

und Kiddies umher, um genüsslich in den vielen aufgestellten<br />

Körben mit ach so interessanten Bechern und<br />

Tassen zu wühlen. Denn es gibt extra Geschirr für die Kleinen:<br />

mit Tiermotiven oder Engelchen bemalt und der Clou:<br />

unten in den Tassen ist jeweils ein kleines Mäuschen aus<br />

Foto: Hartmut Reeh<br />

Ton eingearbeitet, das nach<br />

dem Trinkgenuss scheinbar<br />

über den Boden huscht – welch<br />

ein Spaß! Junge Familien verbinden<br />

gern den Einkauf auf<br />

dem Biohof mit einem Besuch<br />

bei Gundel Martinek, die immer<br />

auch mit freundlichem Lachen<br />

für einen kleinen Tratsch<br />

zu haben ist. Und sie hat ein<br />

Händchen für Kinder. Denn<br />

sie war ihr Leben lang Grundschullehrerin<br />

in Siegen am<br />

Fischbacherberg. Besonders<br />

die Fächer Werken und Kunst<br />

hat sie mit Leidenschaft vermittelt,<br />

um die Kreativität der<br />

Schüler und Schülerinnen zu<br />

fördern. Ihr Herz schlägt schon<br />

seit ihrem achten Lebensjahr<br />

für die Arbeit mit Ton, als sie<br />

einem Töpfer mit Drehscheibe<br />

bei der Arbeit zuschaute. Das<br />

wollte sie auch mal machen.<br />

Und blieb diesem Hobby treu.<br />

Immer wieder besuchte sie im<br />

nahen Westerwald Töpferkurse,<br />

später auch in Italien. Vor<br />

kurzem erst war sie im Elsass,<br />

um dort Keramikwerkstätten<br />

zu besuchen, um neue Kontakte<br />

und Inspiration zu suchen.<br />

Denn seit dem Ruhestand vor<br />

acht Jahren hat sie sich voll auf ihr Hobby konzentriert,<br />

ihre Werkstatt in Wilnsdorf vergrößert, will noch umbauen,<br />

um Platz für einen Schauraum zu schaffen. Manchmal<br />

steht sie bis zu zehn Stunden am Stück in der Werkstatt<br />

und genießt diese Zeit. An ihrer Drehscheibe gibt sie auch<br />

Kurse, Platz ist für ein bis zwei Personen. Im Austausch<br />

helfen ihr die Kursteilnehmer tatkräftig auch beim Verpacken,<br />

Tragen, Verladen und Transportieren vom Keramikgeschirr,<br />

den vielen Vasen und Schalen und Krügen. Alles<br />

schwer und zerbrechlich. Umso mehr freut sich Gundel<br />

Martinek, wenn sich die Menschen für ihre Arbeit begeistern.<br />

Platt geschwatt wird bei der Beschriftung von vielen<br />

Bechern und Tassen wie „Nodda“ „Gondach“, „Lälles“<br />

oder "Schinnos". Neben Gelb und Rosa kommt 2<strong>02</strong>2 besonders<br />

auch ein sattes Oliv als Glasur gut an. Und neu im<br />

Programm sind weiße Schalen für die asiatische Küche mit<br />

einem Loch am Rand, ein Parkplatz für die Essstäbchen.<br />

Tessie Reeh<br />

Foto: Hartmut Reeh<br />

1953 geboren in Siegen, aufgewachsen im Weißtal „Unter dem Hain“, Studium<br />

an der FHS-Köln Freie Malerei und Grafik, nach Abschluss 1980 Tätigkeit als<br />

Bildender Künstler und Musiker, lebt in Köln und Siegen, verheiratet mit der<br />

Künstlerin Dorothea Jasper, ein Sohn.<br />

Schon früh steckte er sich mit dem Musikvirus an.<br />

In jungen Jahren erhielt er Geigenunterricht und<br />

spielte begeistert im Schulorchester. Denn ein musikalisches<br />

Elternhaus prägte Bielers Jugend. Der Großvater<br />

spielte Geige und die Tante war Konzertpianistin, der<br />

Vater hat gemalt. Es gab gemeinsame Hauskonzerte. „Es<br />

war immer mein Wunsch Künstler und Musiker zu sein. So<br />

gab´s für mich gar keine andere Wahl“. Früh ging er nach<br />

Köln, um Malerei und Grafik zu studieren. Als Kind seiner<br />

Zeit – der Sixties – liebte und lebte er den Beat, den Blues,<br />

die Beatles und Stones. Mal war er solo als Gitarrist und<br />

Sänger unterwegs, mal mit Band. Er gab Gastspiele z.B.<br />

im E-Werk Köln und beim SFB-Berlin.<br />

Vor 22 Jahren gründete er mit seinem Freund Peter<br />

Kräuter das Duo Airomatics. Das Konzert zum 20-jährigen<br />

Bühnenjubiläum soll nun verspätet bei Kultur Pur auf dem<br />

Rudolf Bieler<br />

Giller nachgeholt werden. Endlich<br />

wieder Bühnenluft schnuppern.<br />

Mit Blues- und Rocksongs das Publikum<br />

in die 60er und 70er Jahre<br />

mitnehmen. Licht aus, Spot an!<br />

Er ist ein Mann der lauten und<br />

manchmal leisen Töne auch als<br />

Künstler und Grafiker. Mit Textschnipseln<br />

oder Noten füllt er als Maler<br />

auch gern bruchstückhaft seine<br />

Malgründe. Begriffe aus der Musik<br />

wie Canzonetta, Scriptoblues oder<br />

Partitura wählt er als Titel für seine<br />

meist kleinformatigen Malereien<br />

oder Collagen. Begriffe wie Farbton<br />

oder Klangfarbe übersetzt er wörtlich<br />

in seinen Bildern – skurril und<br />

bunt. Die Linien scheinen zu tanzen<br />

und klingen. Eine explosive Kreativität.<br />

Ein Feuerwerk der Farben. Er<br />

lässt seiner Fantasie freien Lauf und<br />

schafft auch Arbeiten aus Fund- oder<br />

Bruchstücken, die er „freestyle“, seinen<br />

Emotionen folgend mit Werkzeug<br />

und Pinsel verändert.<br />

Seine Liebe gilt auch der geheimnisvollen<br />

Welt der Tiere: Fische,<br />

Vögel und Amphibien bevölkern<br />

seine kleinformatigen Bilder.<br />

Als Kind interessierte sich Rudolf<br />

schon für Käfer, Insekten, Salamander,<br />

Amphibien und Reptilien,<br />

die er beobachtete und teilweise in<br />

Terrarien hielt. Dieses Thema begleitet<br />

seine malerischen Arbeiten<br />

immer wieder. 1990 etwa zeigte er auf der Eröffnungsexpo<br />

des Kulturbüros Siegen-Wittgenstein gemeinsam mit<br />

seiner Ehefrau Dorothea Jasper eine Ausstellung mit dem<br />

Titel „Salamanderspaziergänge und Bienenvergnügen“.<br />

Seit den 70er Jahren blieb er seiner sehr fabulesken,<br />

skurrilen Eigenwelt der Bildersprache treu – abseits des<br />

Mainstreams. Es folgten über die Jahre viele Ausstellungen<br />

im In- und Ausland. Die letzte große Werkschau fand<br />

2<strong>02</strong>1, gemeinsam mit seiner Frau, mit dem Titel „Poetische<br />

Malerei und magische Objekte“ im Oberen Schloss in<br />

Siegen statt. Es war die letzte Ausstellung der scheidenden<br />

Leiterin Prof. Blanchebarbe. Mit diesem Titel entstand ein<br />

zauberhaftes Begleitbuch, das Blicke in die Welt der beiden<br />

Künstlerpoeten gewährt. Gefördert wurde dieses Buch<br />

durch ein Künstler-Stipendium im Rahmen der NRW-<br />

Corona-Hilfen.<br />

<br />

48 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 49


Rudolf Bieler Auszug aus Partitura I und II<br />

Mischtechnik auf Bütten 2<strong>02</strong>0. Fotos: Karsten Schmale<br />

Rudolf Bieler<br />

„Mit spontaner gestischer Handschrift wirft Bieler<br />

kleine Paradiese aufs Papier“, so eine Presssestimme<br />

zu seinem Werk. Bilder seiner Serie Partitura I und II<br />

entführen die Betrachter in seine märchenhaft mystische<br />

Welt. Auch hier sind seine fabulesken Leitfiguren,<br />

wie Schlangen, Lurche und Fische eng zusammen<br />

gedrängt und scheinen miteinander eine Party<br />

zu feiern, zu tanzen und zu genießen – unter und über<br />

Wasser. In der Fantasie des Künstlers scheint ein freidliches<br />

Miteinander in der Tierwelt leichter zu gelingen<br />

als in der realen Welt der Menschen.<br />

Weitere Informationen bei Wikipedia.<br />

Tessie Reeh<br />

Gemischtes Doppel<br />

im Siegener Museum für Gegenwartskunst<br />

Buchbesprechung<br />

Fritzchen und das goldene Ei<br />

in der Lage, mit seinen individuellen Fähigkeiten den Tieren<br />

des Waldes zu helfen. Der Lohn für sein großes Herz<br />

stellt sich dann auch ein.<br />

Das Schloss in Bad Berleburg und das Ei spielen in diesem<br />

Kinderbuch eine wichtige Rolle. Diese Objekte und die<br />

waldreiche, ursprüngliche Gegend inspirierten die Autorin<br />

zu der Geschichte und den in Druck- und Collagetechniken<br />

gestalteten Illustrationen. Das Buch ist wohl zum Vorlesen<br />

für Kinder im Vorschulalter gedacht und könnte Eltern mit<br />

ihren Kindern dazu animieren, den Waldskulpturenweg mit<br />

dem goldenen Ei einmal zu besuchen. Auch für Großeltern,<br />

die Enkel in dem entsprechenden Alter haben, könnte das<br />

Buch reizvoll sein. <br />

Horst Mahle<br />

Dreier-Paarung: Hartung, Lassnig und Tàpies (v. lks.)<br />

Bis zum 26.<strong>02</strong>.2<strong>02</strong>3 präsentiert das MGK die Ausstellung<br />

„Gemischtes Doppel“ großzügig in der 1. Etage<br />

verteilt Arbeiten der Rubenspreisträger aus der<br />

Sammlung Lambrecht-Schadeberg. Prof. Christian Spies<br />

kuratierte die Schau im Doppel mit Ines Rüttinger. Durch<br />

die Paarungen der Werke von verschiedenen Künstlern<br />

werden Parallelen und Unterschiede sichtbar. Unerwartete<br />

Ähnlichkeiten, thematisch, formal oder farblich überraschen.<br />

Oder ein gegensätzlicher Umgang wird überdeutlich. Reizvoll<br />

ist es, bei den 91 Bildern verschiedener Stilrichtungen<br />

aus einem halben Jahrhundert europäischer Malerei, Gegensätze<br />

und doch Gemeinsamkeiten aufzuspüren. Es ist ein<br />

Streifzug durch die Kunstgeschichte der Moderne von der<br />

figurativen Darstellung bis zur Abstraktion – und zurück.<br />

Fast alle „Ismen“ des 20. Jahrhunderts sind vertreten.<br />

Eine Ausnahme bei den Paarungen bildet eine Dreier-<br />

Konstellation, die Arbeiten von Hans Hartung, Maria Lassnig<br />

und Antoni Tàpies in Bezug setzen. Die Künstler lebten in<br />

Frankreich, Österreich und Spanien. Die männlichen Künstler<br />

gehen mit ihren Arbeiten abstrakt und mit Erdfarben ans<br />

Werk. In der Mitte hängt das Gemälde „Gemischtes Doppel“<br />

der Malerin Maria Lassnig, ein eher optimistischer, farbfroher<br />

Eyecatcher, ein figürliches Motiv, das der Ausstellung den<br />

Namen gab. Auffallend ist der Umgang aller drei Künstler<br />

mit dem Thema Stoff oder Bewegung. Tàpies Materialbild<br />

„Ocre i negre amb tela encolada“ von 1972 zeigt männlich,<br />

handwerklich einen auf sandigem Untergrund aufgeklebtes,<br />

weißes Tuch, ein Grabtuch? Im Hintergrund eine Art Kreuz,<br />

ein religiöses Motiv? Maria Lassnig zeigt bei ihrem figürlich<br />

gestaltetem „Paar“ (2005) Frau und Mann unter einem zarten,<br />

leichten, beschützenden Schleier. Das Ölgemälde „1956-13“<br />

von Hans Hartung, 1956 datiert, zeigt ein abstraktes, spektakuläres<br />

Bewegungsspiel von dunklen, fast tanzenden Pinselstrichen<br />

vor einem hellen, leuchtenden Hintergrund. Der<br />

Stifterin dieser Gemälde, Barbara Lambrecht-Schadeberg,<br />

lag Hans Hartung, einem Meister der informellen Malerei,<br />

besonders am Herzen und seine Werke bildeten den Grundstock<br />

ihrer umfassenden Sammlung.<br />

Die verschiedensten Paarungen füllen die Wände des Museums<br />

in der alten Post. Ein extra Raum ist dem Künstlerpaar<br />

Francis Bacon und Emil Schumacher gewidmet. Bacon zeigt<br />

verzerrte Gliedmaßen seiner Portraitierten, um innere Qualen<br />

zu visualisieren. Schumacher hingegen malt flächig abstrakte,<br />

wogende Farbflächen. Magisches Rot aber dominiert bei beiden<br />

Künstlern auf den Leinwänden und zieht<br />

so die Blicke der Betrachter auf sich.<br />

Wie verhalten sich die Arbeiten des italienischen<br />

Giorgio Morandi und des schweizerischen<br />

Niele Toroni zueinander? Oder vom<br />

britischen Lucian Freud zum deutschen Fritz<br />

Winter? Es gibt wieder viel zu entdecken<br />

beim Rundgang der Sammlung in der neuen<br />

Hängung. Weitere Informationen unter<br />

www.mgksiegen.de und Wikipedia: Sammlung<br />

Lambrecht-Schadeberg.<br />

<br />

Tessie Reeh<br />

MGK-Foto: Philipp Ottendörfer/<br />

Das Buch kostet 14,45 €. Bezug nur über Ulla Baumann,<br />

Sauerzapfstr.10, 54293 Trier kontakt@ullabaumann.de<br />

Von Günter Hermann Matthes, dem Initiator und<br />

Leiter des kleinen alternativen Kulturkellers in Bad<br />

Berleburg, wurden wir auf eine heimatbezogene<br />

Neuveröffentlichung aufmerksam gemacht. Dieses Buch<br />

„Fritzchen und das goldene Ei“ hat eine interessante Entstehungsgeschichte.<br />

Die Autorin Ulla Baumann lernte Bad<br />

Berleburg mit seinem Schloss und dem Waldskulpturenweg<br />

bei einer Reha-Maßnahme kennen. Der 23 Kilometer<br />

lange Waldskulpturenweg Wittgenstein-Sauerland führt<br />

von Bad Berleburg nach Raumland und zeigt elf Plastiken,<br />

Skulpturen und Inszenierungen von verschiedenen Künstlern,<br />

an denen Kunst und Natur zueinander finden. Eines<br />

dieser Kunstwerke ist ein sechseinhalb Meter hohes goldenes<br />

Ei mit einem Durchmesser von vier Meter von der aus<br />

Tschechien stammenden Künstlerin Magdalena Jetelova´.<br />

Im Prospekt über diesen Weg wird über das Ei ausgesagt,<br />

dass es durch seine Größe und Lichtreflexionen“ als Ausgangspunkt<br />

und Urform des Lebens in die Landschaft hinein<br />

wirkt und zu ihrem Bestandteil wird“.<br />

Dieses weithin auf freier Fläche liegende goldene Ei<br />

hat nun die Erzieherin Ulla Baumann zu dem Buch „Fritzchen<br />

und das goldene Ei“ inspiriert. Hierbei war ihr das<br />

Thema Hilfsbereitschaft wichtig. Das Huhn Fritzchen ist<br />

Foto: Wikipedia<br />

Das Goldene Ei auf dem Waldskulturenweg inspirierte<br />

die Autorin zu dem beschriebenen Buch.<br />

50 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 51


Gedächtnistraining<br />

Lösungen<br />

Seite 82<br />

Rätsel rund<br />

um Blumen<br />

Entscheiden Sie!<br />

Stimmen die folgenden<br />

Aussagen?<br />

1. Schneeglöckchen<br />

sind giftig.<br />

2. Hyazinthen können<br />

nur drei Blüten haben.<br />

3. Galantamin, ein Inhaltsstoff<br />

des Schneeglöckchens,<br />

wird als<br />

Mittel gegen Demenz<br />

eingesetzt.<br />

4. Eine Narzisse, kann<br />

bis zu zwanzig<br />

Blüten haben.<br />

5. Glockuline, ein Inhaltsstoff<br />

der Narzisse,<br />

wird als Mittel<br />

gegen Blasenentzündungen<br />

eingesetzt.<br />

6. Tulpen können sich<br />

durch Zwiebeln<br />

vermehren.<br />

7. Die Blüten der Tulpe<br />

kann man als Salatbeigabe<br />

essen.<br />

Trainingsziel:<br />

Urteilsfähigkeit<br />

Die Übungen wurden<br />

zusammengestellt von:<br />

Gedächtnistrainerin<br />

Bernadette von Plettenberg<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

Gedächtnistraining e.V.<br />

<strong>02</strong>732 / 590420<br />

bernadette@plettenberg-struwe.de<br />

Gedächtnistrainingskurse<br />

auf Anfrage<br />

Reihenfolge am Flughafen<br />

Der Urlaub steht bevor! Achtung! In welcher Reihenfolge<br />

sollten die folgenden Tätigkeiten stattfinden?<br />

Lesen Sie die Spalten von 1 A-D und entscheiden,<br />

anschließend die weiteren Zeilen. Notieren Sie die<br />

Buchstaben, die über den Spalten stehen, in einer<br />

sinnvollen Abfolge.<br />

Trainingsziel: Strukturierung, Urteilsfähigkeit<br />

Suchbild<br />

Was ist das?<br />

Trainingsziele: Konzentration<br />

Berühmte<br />

Persönlichkeiten<br />

Ordnen Sie die Namen einer Gruppe zu<br />

und finden den passenden Oberbegriff für<br />

deren Berufe.<br />

Sebastian Fitzek, Olaf Scholz, Hildegard Knef,<br />

Auguste Renoir, James Watt, Tristan Irle,<br />

Ken Follet, Robert Habeck, Helene Fischer,<br />

Henri Matisse, Albrecht Dürer, Albert<br />

Einstein, Käthe Paulus, Peter Paul Rubens,<br />

Andreas Gabalier, Hildegard Hamm-Brücher,<br />

Frank Schätzing, Philipp Reis, Paul Klee,<br />

Juliane Werding, Claudia Roth, Daniel Wolf,<br />

Rita Süssmuth, Drafi Deutscher, Gottlieb<br />

Daimler.<br />

Trainingsziel: Zusammenhänge<br />

erkennen, Urteilsfähigkeit stärken.<br />

Was fällt Ihnen ein?<br />

Unsere Sprache wird interessanter und<br />

ausdrucksstärker, wenn wir viele Eigenschaftswörter<br />

nutzen. Suchen sie zu den<br />

folgenden Begriffen Eigenschaftswörter<br />

(Adjektive). An dieser Übung kann man<br />

immer weiter überlegen und sie ergänzen.<br />

Sie werden staunen, wie viele Adjektive<br />

Sie zur Verfügung haben.<br />

Z.B. Menschen: laut, launisch, nett, fleißig,<br />

überschwänglich, herzlich, freundlich,<br />

geizig, groß usw.<br />

Sommer / Blumen / Urlaub /<br />

Kinder / Alter / Speisen / Haus /<br />

Bücher / Feder / Lieder<br />

Trainingsziel: Konzentration<br />

Hintergrundfoto: Ulrike Zöller<br />

52 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 53


Unterhaltung<br />

Unterhaltung<br />

Die Schiefertafel<br />

Rauf, runter, rauf, Pünktchen obendrauf<br />

Millionen von Schülern haben mit dem Merkspruch<br />

„Rauf, runter, rauf, Pünktchen obendrauf“<br />

das Schreiben des Buchstabens „i“ gelernt. Dies<br />

und das Schreiben anderer Buchstaben , Wörter und Sätze<br />

sowie das Erlernen des Rechnens geschah in früheren Jahrzehnten<br />

mithilfe eines Griffels und der Schiefertafel. Man<br />

nimmt an, dass der Mensch seit etwa 6000 Jahren schreibt.<br />

Wir erinnern uns etwa, dass die Bibel berichtet, dass Mose<br />

die Zehn Gebote auf zwei Steintafeln „geschrieben“ haben<br />

soll. Es gibt Jahrtausende alte in Stein gemeißelte oder<br />

auf Tontafeln geritzte Aufzeichnungen. Bekannt sind auch<br />

sehr alte Höhlenmalereien und –beschriftungen. Es war<br />

ein weiter Weg bis zu den heutigen modernen Kommunikationsmitteln,<br />

sowohl was die Form des Schreibens als<br />

auch die Hilfsmittel und Materialien betriff.<br />

Entstehung und Gewinnung<br />

des Schiefers.<br />

Geologisch gesehen sind diese Schiefer metamorphe<br />

Gesteine (d.h. die Gestalt, den Zustand wandelnd), bei denen<br />

sich unter relativ hohen Temperaturen und vor allem<br />

hohem Druck aus Tonmineralien neue Schichten bildeten.<br />

Die Mineralien wachsen dabei in der senkrecht zum wirkenden<br />

Druck befindlichen Ebene. Deshalb sind sie alle<br />

parallel zueinander ausgerichtet. Dadurch ist das Gestein<br />

so gut spaltbar. Mit dunklem Tonschiefer werden traditionell<br />

Dächer gedeckt sowie Giebel und Fassaden verkleidet.<br />

Block für Block wird der Schiefer aus dem Berg gelöst.<br />

Der Abbau geschieht heute mit modernster Technik. Der<br />

Schiefer wird untertage mit einer Diamantsäge rasterförmig<br />

eingesägt. Die so entstandenen Blöcke werden<br />

dann aus dem Berg herausgelöst. Über Tage wird er<br />

dann entsprechend bearbeitet. Bei aller Mechanisierung<br />

werden die formgebenden Bearbeitungsgänge,<br />

das Spalten und Zurichten, noch immer<br />

in Handarbeit ausgeführt, Dabei werden die<br />

Blöcke in Platten von etwa 5 Millimeter Stärke<br />

geteilt.<br />

2. Vorkommen von Schiefer<br />

In Deutschland wurde und wird teilweise<br />

heute noch Schiefer an der Mosel(Gemarkungen<br />

Mayen, Trier…)abgebaut. Die Schieferböden<br />

dort sind auch vorteilhaft für den Wuchs der<br />

Weinstöcke, da dieser die Sonneneinstrahlung<br />

reflektiert und so das Wachstum der Trauben<br />

fördert. Außerdem gibt es Schiefervorkommen<br />

in Thüringen, im Hunsrück und den Sauerländer<br />

Schiefer (Fredeburg, Brilon). Das größte<br />

bekannte Dachschiefervorkommen befindet<br />

sich in der Gegend von Bad Fredeburg. Man kann<br />

auf den Spuren des Schiefers wandeln, indem man den<br />

Wittgensteiner Schieferpfad, einen 14 Kilometer langen<br />

erlebnisreichen und naturnahen Rundwanderweg, unter<br />

die Füße nimmt. In unserer Nähe gibt es in Raumland ein<br />

Schieferschaubergwerk. Schiefervorkommen gibt es in<br />

vielen Ländern der Erde – in Europa zum Beispiel auch in<br />

Griechenland, Italien , Großbritannien.<br />

3. Die Schiefertafel in der Schule<br />

Die Entstehungszeit der Schiefertafel lässt sich heute<br />

nicht mehr genau feststellen. Es wird geschätzt, dass<br />

die ersten Tafeln schon im 14. Bzw. 15. Jahrhundert benutzt<br />

wurden. Gemäß einer Sage soll sich die Verbreitung<br />

so abgespielt haben: Ein Nürnberger Kaufmann war auf<br />

einer Geschäftsreise in Thüringen. Er fragte einen Einheimischen<br />

nach dem Weg nach Leipzig. Der Thüringer<br />

nahm einen Griffelstein und zeichnete damit auf einer<br />

Schieferplatte den Weg über den Rennsteig nach Leipzig<br />

auf. Der Kaufmann war von dieser Methode so begeistert,<br />

dass er mehrere dieser „Täfelchen“ mit dazu passenden<br />

Stiften für seine nächste Handelsreise bestellte. So soll<br />

die Verbreitung der Tafel im ganzen Land begonnen haben.<br />

In der Schule fand eine weite Verbreitung der Schiefertafel<br />

als Hilfsmittel für den Unterricht wohl erst um<br />

1800 statt. Maßgeblich dazu beigetragen hat der bekannte<br />

Pädagoge Pestalozzi. Seine Unterrichtsmethoden mit Verwendung<br />

der Schiefertafel im Unterricht wurden schnell<br />

bekannt und so erlebte die Schiefertafel den Beginn ihrer<br />

Blütezeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der ökonomische<br />

Gesichtspunkt spielte dabei auch eine wesentliche<br />

Rolle. Viele Eltern der Schüler waren arm und die einmalige<br />

Anschaffung einer Tafel war günstiger als der Kauf<br />

von Papier, das zwar seit dem 14. Jahrhundert auch schon<br />

zur Verfügung stand. Sie war zudem für den Unterricht<br />

ein einfacheres und praktischeres Schreibmaterial, vor allem<br />

für Übungszwecke. Die Redaktionskollegin Tilla-Ute<br />

Schöllchen hat in einem Beitrag in der letzten durchblick-<br />

Ausgabe über ihre Einschulung berichtet. Sie schrieb:<br />

„Die Schiefertafel, das wichtigste Utensil, verbarg sich<br />

im Inneren des Ranzens wie Fibel und Rechenbuch. Außen<br />

baumelten, an langen Häkelbändern befestigt, unsere<br />

Standeskennzeichen: Schwamm und Tafellappen“. Zum<br />

Schutz der leicht zerbrechlichen Tafel gab es einen Tafelschoner,<br />

eine Schutzhülle aus Pappe, in die die Tafel eingeschoben<br />

wurde. Als Schüler war man gezwungen, die<br />

Tafel regelmäßig zu reinigen, da sonst die Verwendung<br />

im Unterricht unmöglich gewesen wäre. Der Schiefer zur<br />

Herstellung der Griffel hat einen weicheren Härtegrad als<br />

der Tafelschiefer. Dadurch zog der Griffel eine feine Spur<br />

in die Tafel, die wegen des Materialabriebs grau wirkte.<br />

Um diese Spur wieder zu entfernen, reichte ein einfaches<br />

Abwischen mit Wasser aus.<br />

4. Das Ende der Nutzung von<br />

Tafeln im Unterricht<br />

Das Papierheft war zwar parallel zur Schiefertafel lange<br />

Zeit vorhanden, aber die Verwendung für den alltäglichen<br />

Gebrauch nur zum Üben des Schreibens zu teuer,<br />

da die Anschaffung von Papierheften im vergleichbaren<br />

Umfang mehr kostete als die einmalige Anschaffung der<br />

Schiefertafel. Papier und Federn wurden in der Schule parallel<br />

beziehungsweise erst in den höheren Klassen verwendet.<br />

Es gab eine ganze Reihe von Faktoren als Auslöser<br />

für eine Verdrängung der Schultafel zugunsten des Papiers.<br />

Die Papierproduktion wurde immer billiger, so dass der<br />

Verbrauch mehrerer Schulhefte in einem Schuljahr nicht<br />

mehr hinter dem Anschaffungspreis einer Schiefertafel zurücktreten<br />

musste. Es gab außerdem viele andere Einflüsse,<br />

wie zum Beispiel das steigende hygienische Bewusstsein<br />

der Menschen, die die schrittweise Ablösung der Tafel<br />

beeinflussten. Gegner und Befürworter der Nutzung der<br />

Schiefertafel stritten sich über Jahrzehnte . Letztlich konnten<br />

sich die“ Reformer „ durchsetzen und so wurde dieses<br />

Lernmittel während der 1960er Jahre abgeschafft.<br />

5. Neue Verwendungsmöglichkeiten<br />

Bei einem Stadt- oder Einkaufsbummel stößt man ab<br />

und zu auf eine Schiefertafel als Preisauszeichnungsschild.<br />

Restaurants oder Weinhandlungen machen damit auf Ihre<br />

Angebote aufmerksam. Auch als Merktafel<br />

in der Küche kommt sie zu Ehren. Durch<br />

ihren Verwendungszweck und die Art<br />

und Weise der Beschriftung eng verwandt<br />

ist die Wandtafel, die sich als<br />

altbewährtes Lehrmittel bis heute<br />

in den Schulklassen erhalten hat.<br />

Das Prinzip der immer wieder<br />

verwen<strong>db</strong>aren Schreibgrundlage<br />

ist nicht ganz verschwunden.<br />

Man verwendet heute<br />

Hilfsmittel, die man<br />

durchaus als die Erben<br />

der Schiefertafel bezeichnen<br />

kann. Das<br />

sind zum Beispiel<br />

Tafeln aus Plastik,<br />

die mit speziellen,<br />

leicht<br />

ablöschbaren<br />

Faserstiften<br />

beschrieben<br />

werden können.<br />

Sie gibt es als „Whiteboards“<br />

, die bei Tagungen und Bildungsveranstaltungen<br />

Verwendung finden oder auch<br />

in tragbarer Form. Bekannt ist vielleicht auch die „magische<br />

Tafel“ oder „Zaubertafel“, die zwar magnetisch funktioniert,<br />

aber das Verwendungsprinzip ist dasselbe. Müheloses<br />

Löschen der Zeichnungen und Schriften ist möglich.<br />

Horst Mahle<br />

Literaturverzeichnis:<br />

Franz Wich, „Das große Buch der Schiefertafel“, Projekte-Verlag Cornelius. Wikipedia.<br />

54 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 55


Unterhaltung<br />

Was fürs Leben<br />

Es begann mit einer Brieffreundschaft<br />

Unterhaltung<br />

Eine zähe Konversation<br />

Lieselotte und Albert besuchen die neue Nachbarin<br />

Liebe Regina,<br />

ich bin deine neue Brieffreundin, Mein Name ist<br />

Sandra Kelly. Ich bin groß und habe schwarzes Haar<br />

und braune Augen. Ich höre gerne Musik und lese viel<br />

und genieße es zu kochen und zu malen. Ich spreche<br />

kein Deutsch, aber ein bisschen Französisch und ich<br />

würde gerne Deutsch und Latein lernen. Bitte schreib<br />

bald und erzähl mir alles von dir. Ich bin 14, genauso<br />

alt wie du und mein Geburtstag ist am 25. Juni. Wann<br />

ist dein Geburtstag<br />

Hast du Geschwister? Ich habe keine……<br />

Der Anfang dieses Briefes vom 10. April 1962 war<br />

der „Beginn einer wunderbaren Freundschaft“.<br />

Zunächst versuchten wir uns gegenseitig nur<br />

schriftlich näher kennen zu lernen. Für mich war es besonders<br />

schwierig, da ich ihr ja nicht in meiner Muttersprache<br />

schreiben konnte. Den Google Übersetzer gab es noch<br />

nicht, aber eine ständige Hilfe war ein Wörterbuch. Daher<br />

bemühte ich mich noch zusätzlich meine Englischkenntnisse<br />

durch einen Fernkurs zu verbessern.<br />

Nach vier Jahren intensiver Briefkontakte ludt mich Sandra<br />

nach England ein, um uns endlich persönlich kennenzulernen.<br />

Am 31.Juli, einen Tag nach dem umstrittenen Wembley-Tor,<br />

das England zum Weltmeistertitel verhalf, machte<br />

ich mich auf die große Fahrt. Für mich war es die erste Auslandsreise,<br />

ganz alleine und somit ein großes Abenteuer. Ich<br />

wusste nicht was mich erwartet. Es überraschte mich doch,<br />

wie harmonisch wir zueinander fanden. Zunächst war die<br />

sprachliche Verständigung mit den Eltern etwas holprig, aber<br />

das legte sich sehr schnell. Nach wenigen Tagen fühlte ich<br />

mich schon heimisch und von der Familie liebevoll aufgenommen.<br />

Von nun an war ich ihre deutsche Tochter „Gina“.<br />

Sandras Eltern unternahmen mit uns Ausflüge im Vereinigten<br />

Königreich, dazu gehörten natürlich auch die Sehenswürdigkeiten<br />

in London und Umgebung. Nach diesen<br />

drei unvergesslichen Wochen verabredeten wir einen Gegenbesuch<br />

in Deutschland für das nächste Jahr.<br />

Um meiner Brieffreundin nun auch meine Umgebung<br />

zeigen zu können, entschloss ich mich ein Auto<br />

zu kaufen. Dafür war aber der noch nicht vorhandene<br />

Führerschein nötig. Unter Zeitdruck und mit Müh<br />

und Not schaffte ich es rechtzeitig. Nun stand unseren<br />

erlebnisreichen Ferien nichts mehr im Wege.<br />

In meinem petrolfarbenen VW-Käfer unternahmen wir die<br />

obligaten Fahrten zum schönen Rhein, zur Mosel, mal mit<br />

meinen Eltern, mal mit Freunden, was sich etwas kompliziert<br />

gestaltete, da zu der Zeit nur wenige Leute Englisch<br />

sprachen oder verstanden. Aber bei dem Kauderwelsch kamen<br />

dann oft lustige Ergebnisse zustande. Ein Ausflug führte<br />

uns mit meinen Kollegen von der Sparkasse nach Grafschaft<br />

und in den Keller, wo der Beerenwein ein besonderer<br />

„Geheimtipp“ war. Dieser Weingenuss beeindruckte Sandra<br />

so sehr, dass sie für ihren Vater einige Flaschen mitnahm.<br />

In besonderer Erinnerung blieb meiner englischen Freundin<br />

ein Besuch bei Freunden in Bad Homburg. Dort gab es in einem<br />

typischen hessischen Innenhof ein Plumpsklo, daneben<br />

einen Ziegenstall und einen „Äppelwoi“ Keller. So etwas<br />

kannte sie von der Insel nicht. Unsere Freundschaft vertiefte<br />

sich im Laufe der Jahre und als wir beide 1969 heirateten,<br />

wurden unsere Ehemänner mit integriert. Sie bekam zwei<br />

Töchter und ich zwei Söhne.<br />

In ganz besonderer Erinnerung blieben uns allen einige<br />

gemeinsam verbrachte Urlaube, die wir innerhalb unserer<br />

Familien abwechselnd in England oder Deutschland erleben<br />

konnten. Ob auf einem Campingplatz an der Themse<br />

in der Nähe von Windsor Castle, in der Umgebung der<br />

„Krönchen“ Stadt oder in einem Ferienhaus in Holland.<br />

Auch unsere Weihnachtsmärkte waren für „unsere Engländer“<br />

öfter eine Reise wert. Wer hätte damals gedacht,<br />

was sich aus dieser Brieffreundschaft entwickeln würde.<br />

Inzwischen zählen drei Generationen dazu. Und in diesem<br />

Jahr werden wir nun unser Diamantenes Freundschaftsjubiläum<br />

mit beiden Familien in Siegen begehen.<br />

Regina Krüger<br />

„Oh, Frau Nachbarin, mit dieser<br />

Torte haben sie sich wirklich<br />

selbst übertroffen. Die ist wirklich<br />

sehr köstlich – nicht wahr Albert?“<br />

„Enjoah, wirklich köstlich!“<br />

„Danke, aber die gibt es im Supermarkt.<br />

Tiefgefrorene Torten, in<br />

verschiedenen Sorten.“<br />

„Oh, wie interessant.“<br />

„Enjoah, Lieselotte!“<br />

„Oh, und dieser so liebevoll gedeckte<br />

Tisch mit dem glänzenden<br />

Besteck, dem feinen Porzellan<br />

und den wunderschönen Blumen.<br />

Albert, schau dir nur diesen herrlichen<br />

Blumenstrauß an.“<br />

„Enjoah, wunderschön.“<br />

„Danke, so etwas gibt es als Kombipack<br />

im Möbelhaus. Ein Sommer-<br />

Sonder-Angebot noch bis nächste<br />

Woche. Inklusive Plastik-Sonnenblumen.“<br />

„Oh, wirklich?“<br />

„Enjoah, Lieselotte!“<br />

„Oh und der Garten! Dieser fantastische<br />

Garten! Der ist einfach<br />

traumhaft – nicht wahr Albert?“<br />

„Enjoah, höchstens vier Quadratmeter,<br />

traumhaft.“<br />

„Oh, doch so groß.“<br />

„Enjoah!“<br />

„Albert, sieh dir nur das satte Grün<br />

des Rasens an.“<br />

„Enjoah, wirklich schön grün.“<br />

„Dankeschön, den gibt es für 2,99<br />

Euro pro Quadratmeter im Gartencenter.<br />

Garantiert farbecht, hundert<br />

Prozent Polyacryl, wasserabweisend<br />

und schimmelresistent.“<br />

„Oh, wirklich?“<br />

„Enjoah, Lieselotte, wenn unsere<br />

Nachbarin es so sagt!“<br />

„Oh, und die prachtvollen Rosen!<br />

Hast du jemals so prächtig<br />

blühende Rosen gesehen, Albert?“<br />

„Enjoah, hier gerade!“<br />

„Vielen vielen Dank, aber die kann<br />

man als Stecksatz im Baumarkt für<br />

4,99 Euro erwerben. Beim Kauf<br />

von 50 Stück bezahlt man nur noch<br />

die Hälfte.“<br />

„Oh, tatsächlich so günstig!“<br />

„Enjoah, Lieselotte!“<br />

„Oh, und schau nur, dieses kleine,<br />

niedliche Keramik-Hündchen hier.<br />

Sieh nur, ist das nicht wirklich<br />

naturgetreu, Albert?“<br />

„Enjoah, wirklich!“<br />

„Achtung! Das ist ‚Nero‘, unser<br />

Pinscher. Der ist echt und beißt<br />

gerne mal zu!“<br />

„Oh!“<br />

„Enjoah, Lieselotte, jetzt gehen wir<br />

nach Hause.“<br />

Ulla D’Amico<br />

1966 1967 2017<br />

3 Fotos: Archiv Krüger<br />

56 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />

2/2<strong>02</strong>2 durchblick 57


Eine quälende Versuchung.<br />

Ich bin ja doch ein bedauernswertes kleines Geschöpf.<br />

Zuweilen tue ich mir auch ganz ungeheuer leid, weil<br />

ich häufig das Gefühl habe, man ignoriert mich einfach<br />

zu oft. Dabei liebe ich meine Familie. Außerdem kann ich<br />

keinem Menschen oder irgendeinem anderem Lebewesen<br />

gram sein. Im Gegenteil, ich bemühe mich redlich allem<br />

gerecht zu werden, wenn es mir auch manchmal arg gegen<br />

den Strich geht.<br />

So wie neulich! Oh, wie hab ich mich geärgert. Niemand<br />

hatte sich wieder einmal um mich gekümmert. Ruhig<br />

und mit knurrendem Magen lag ich auf meiner Decke und<br />

beobachtete das Treiben um mich herum. Alle saßen lachend<br />

und in sich hinein stopfend am Frühstückstisch. Die<br />

frischen Brötchen dufteten, es gab sogar Rührei mit Bacon.<br />

Welch eine Schmach für mich kleines Wesen, die Geschmacksnerven<br />

zogen sich in meinem Gaumen zusammen,<br />

mein ganzes Inneres lechzte förmlich, aber man ignorierte<br />

mich. Selbst als ich mich mühsam der Küchentür näherte<br />

und jämmerlich zu winseln begann, tat man als gäbe es<br />

mich überhaupt nicht. Ich musste erst erbost reagieren und<br />

mit lautem Wuff-wuff meinem Zorn Luft machen. Selbst<br />

das dauerte eine Ewigkeit, bis sich endlich einer von dieser<br />

egoistischen Gesellschaft erhob, um mich in den Garten zu<br />

lassen. Sie, diese Zweibeiner, die sich morgens stundenlang<br />

Unterhaltung<br />

Lilly<br />

Foto: Michele Christin Nöh<br />

im Bad rumtummeln, könnten doch selbst einmal darauf<br />

kommen, dass auch ich Bedürfnisse habe. Aber nichts. Immer<br />

muss ich mich bemerkbar machen.<br />

Während sie sich drei-, viermal am Tage die Bäuche<br />

vollschlagen, speist man mich mit ein paar trockenen<br />

Brocken ab, die ich förmlich runterwürgen muss. Ein kleines<br />

Näpfchen hat man für mich übrig. Tagein, tagaus der<br />

gleiche Geschmack. Das triste Wasser ist auch in seiner<br />

Eintönigkeit nicht zu überbieten.<br />

Ich bin fast schon beleidigt, wenn sich alle Augenblicke<br />

das blöde Bimmelding meldet. Ob Männlein oder Weiblein,<br />

sie sind dann schier wie eingefangen oder aus dem<br />

Häuschen und es dauert , dauert, dauert bis sie dann zum<br />

Ende kommen. Schrecklich. Selbst wenn wir gerade auf<br />

einem kleinen Spaziergang sind, haben sie das schwarze<br />

Quatschding dabei. Dann ist es aus und vorbei mit Schnuppern<br />

und fröhlichem Springen, dann wird an der Leine gezurrt<br />

und gezogen, dass mir sogar das Pipimachen vergeht.<br />

Ich überlegte schon, ob ich es nicht einfach mal zerbeiße.<br />

Gottlob gibt es noch ein ebenso kleines Wesen in dieser<br />

Familie. Total tollpatschig und entsetzlich schreiend und<br />

oft genug regt es mich vollkommen auf. Nur aus purem<br />

Eigennutz spiele und tolle ich mit dem kleinen Zweibeiner,<br />

denn bei ihr fällt oft unverhofft ein Leckerbissen für mich<br />

ab. Aber die Sympathie beschränkt sich wirklich nur auf<br />

etwaige dargebotene Gaumenfreuden. Weitere Solidaritätsbekundungen<br />

sind mir in dieser Familie zu nervig.<br />

Aber ich wollte ja von neulich berichten, als ich zunächst<br />

noch glaubte, ich bekäme einen Heidenärger. Es<br />

verlief dann alles recht glimpflich für mich, aber der<br />

Schreck war riesengroß. Und das kam so: Es waren viele<br />

Freunde von Amelie, so heißt der kleine Zweibeiner, gekommen<br />

und alle tatschten auf mir rum. So etwas mag<br />

ich gar nicht. „Ach wie lieb“ und „ach wie süß“ und sie<br />

drückten und knuddelten mich, dass mir schon regelrecht<br />

schwindelig wurde.<br />

Auf dem Tisch im Wohnzimmer stand ein Teller mit Rosinen-<br />

und Streuselschnecken. Sofort hatte ich ihn erspäht<br />

und ganz intensiv meine Augen und die Nase darauf gerichtet.<br />

Aber die lästigen Zweibeiner ließen mich nicht zufrieden.<br />

Ich war schon vollkommen geschafft, als sie plötzlich<br />

alle laut schreiend raus in den Garten stürmten. Sonst<br />

von Natur sehr neugierig war mir jedoch diese himmlische<br />

Stille wesentlich wichtiger. Ich packte die Gelegenheit<br />

beim Schopfe. Mit meinen kurzen Beinen sprang ich flugs<br />

auf den Stuhl, dann auf den Tisch und dann schepperte es<br />

ganz fürchterlich. Ehe ich mich versah, rutschte ich ab, zog<br />

Teller, Tassen, samt Kuchenteller mit in die Tiefe. Aber<br />

ebenso schnell berappelte ich mich, schnappte in einem<br />

Gefühl des tiefsten Erschreckens nach der größten Rosinenschnecke<br />

und suchte nur noch das Weite. Ab durch die<br />

Tür in den Garten und unter die dichte Buchsbaumhecke.<br />

Mein Herz klopfte, ich war vollkommen außer mir, aber<br />

ich hatte eine Schnecke gerettet. Sie schmeckte vorzüglich<br />

und genussvoll schleckte ich noch den Zuckerguss von<br />

meinen Lefzen.<br />

Es dauerte dann auch nicht lange, als im Haus ein großes<br />

Spektakel einsetzte. Wahrscheinlich war mein kleines<br />

Missgeschick aufgefallen und es wurde nach einem Übeltäter<br />

gesucht. Ich verhielt mich still und wartete ab bis<br />

sich der größte Sturm gelegt hatte. Noch etwas ängstlich<br />

Unterhaltung<br />

schlich ich mich erst wieder rein, als die wilde Bande von<br />

kleinen Zweibeinern verschwunden war. Ich entging einer<br />

Bestrafung. Nun überlege ich schon seit einigen Tagen, ob<br />

ich nicht beginne, mit weiteren derartigen Aktionen meine<br />

Familie auf meine Bedürfnisse aufmerksamer zu machen.<br />

Zunächst versuchte ich es noch einmal mit einem Schnitzel,<br />

dass so wunderbar präsentiert auf dem Küchentisch<br />

lag. Und vielleicht kann ich meine Familie sogar noch für<br />

meine Belange abrichten.<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

Rentneralltag<br />

Morgens vor sechs ist die Welt noch in Ordnung<br />

Foto: Wikipedia<br />

Nicht nur Schulkinder, auch Frühaufsteher im Rentenalter<br />

bevölkern schon früh den Imbisswagen.<br />

Kurz vor sechs Uhr, ich bin wach. Eigentlich könnte<br />

ich ja lange schlafen, aber, na ja, nur eigentlich. Es<br />

gibt eben Eulen und Lerchen, zu den letzteren gehöre<br />

ich. Nach einer guten Nacht trinke ich jetzt erst mal im<br />

Bett gemütlich eine Tasse Kaffee, von meinem Mann liebevoll<br />

ans Bett gebracht. Sechs Uhr, Zeit für die ersten Nachrichten<br />

und schon geht’s los: Eine Schreckensnachricht jagt<br />

die nächste. Nicht schön und für den Start in den Tag etwas<br />

untauglich. Egal, ich habe trotzdem gute Laune.<br />

Um kurz nach sieben stehe ich auf, von der, wie man so<br />

sagt, senilen Bettflucht getrieben. Senil bin ich Gott sei Dank<br />

noch nicht und will es auch nicht werden; ich bin eher umtriebig<br />

und habe morgens die besten Ideen, Geistesblitze würde<br />

ich sagen. (Typischer Fall von Selbstüberschätzung). Mir fällt<br />

am Schreibtisch so viel ein, was ich machen kann, z.B. Themen<br />

für meine Radiosendungen vom Lokalreport/Bürgerfunk.<br />

Dieser Artikel ist freitags um siebenuhrfünfzehn entstanden.<br />

Ich mache mir Gedanken über dies und das, wie<br />

ich meinen Tag gestalten kann. Mein Tag hat Struktur, was<br />

andere nicht ganz so sehen. Rumbummeln ist nichts für<br />

mich. Regelmäßiger Sport ist für mich wichtig, Bewegung<br />

hält fit und gesund.<br />

Highlight der Woche: Donnerstag-Wochenmarkt. Bereits<br />

um neun Uhr ist er in Kreuztal schon sehr gut besucht.<br />

Die Kreuztaler Seniorinnen und Senioren sind sehr früh unterwegs,<br />

wie mir der Mann am Imbisswagen schmunzelnd<br />

sagt. Sie holen sich schon vor neun Uhr Hähnchenschenkel<br />

zum Frühstück! Auch ich bin früh da, um vor dem Sport<br />

um halb Zehn Reibekuchenbrot zu kaufen. Ich umrunde<br />

mehrere Gruppen, die mitten im Weg zusammenstehen, um<br />

sich über wichtige Weltprobleme und Krankheiten auszutauschen.<br />

Da ich von Natur aus sehr neugierig bin, habe ich<br />

mich, natürlich, coronakonform, in gebührendem Abstand<br />

postiert, um einiges mitzubekommen und wundere mich<br />

über so viel geballte Profikenntnisse. Mein Staunen geht in<br />

Ärger über, oh Mann, teilweise unglaubliche Ansichten. Jeder<br />

hier ist Bundeskanzler oder Chef-Fußballtrainerin, auf<br />

jeden Fall aber besser! Egal, wir leben in einer Demokratie,<br />

wo jeder das Recht auf eigene Meinungen hat, die er auch<br />

äußern kann. Natürlich darf und muss man sich auch aufregen,<br />

da bin ich keine Ausnahme.<br />

Später beim Sport unterhalte ich mich mit Freunden und<br />

habe Spaß. Was für ein schöner Tag! Ulla Schreiber<br />

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Sonjas Krimi<br />

Sonjas Krimi<br />

Miss Lores erster Fall<br />

Lore war allgemein das, was die Kinder im Dorf eine<br />

Hexe nannten. Sie braute keine Zaubertränke. Sie<br />

flog auch nicht auf einem Besen. Und wer sich die<br />

Mühe gab, sich genauer zu erinnern, wusste, dass man sie<br />

auch noch nie mit einem Raben oder einer schwarzen Katze<br />

gesehen hatte.<br />

Doch Lore unterschied sich von den Frauen im Dorf. Als<br />

es in den 1960er Jahren Mode wurde, die Haare zu einem<br />

Kurzhaarschnitt zu tragen, hatte sie sich schlicht geweigert.<br />

Und als zeitgleich ihre Eltern darauf drängten, doch auch<br />

mal zum Tanz zu gehen, um einen netten Jungen kennenzulernen,<br />

hatte sie immer häufiger die öffentliche Bücherei<br />

aufgesucht, um sich Mr. Darcy, den Grafen von Montechristo<br />

oder David Copperfield tageweise auszuleihen. Sie liebte<br />

die Klassiker um Männer, die ihre Ehre verteidigten und für<br />

das Gute kämpften. Doch als Lore eines Nachmittags die<br />

Regalreihen mit Büchern um eine ältere Dame namens Miss<br />

Marple entdeckte, vergaß sie die Ehrenvollen und wagte einen<br />

Schritt in das Leben einer Hobbydetektivin.<br />

Zwölf Romane hatte Lore in nur sechs Wochen gelesen.<br />

Zwölf Fälle gelöst, während ihr Herz dabei vom starken<br />

Englischen Tee wummerte. Dabei war ihr das Glück gegönnt,<br />

zu den Menschen zu gehören, die sich schon am<br />

Frühstückstisch in eine Geschichte hineinversetzen und<br />

sich noch weit über das Abendessen<br />

hinaus mit der Suche von Spuren und<br />

der Befragung von Verdächtigen beschäftigen<br />

konnten.<br />

Ihre Eltern atmeten auf, als ihre<br />

Tochter den letzten Miss Marple-Fall<br />

gelöst hatte, doch als Lore bei der<br />

Rückgabe der Bücher Hercule Poirot<br />

entdeckte, wie er zwischen den dunklen<br />

Brettern eines Holzregals lauerte,<br />

schwand ihre Hoffnung auf einen netten<br />

Jungen zusehends. Begraben hatten<br />

sie sie schließlich mit der Erstausstrahlung<br />

der Serie Columbo im deutschen<br />

Fernsehen. Sie wussten, dass sie gegen<br />

die Gewieftheit eines erfahrenen Ermittlers<br />

nichts ins Feld zu führen hatten<br />

und so sorgten sie schließlich dafür,<br />

dass Lore eine Anstellung im Haushalt<br />

eines älteren Herren bekam, sodass<br />

sie als Frau finanziell unabhängig sein<br />

würde. Sie erledigte die Arbeit gewissenhaft.<br />

Nur, wenn ihr Arbeitgeber hier<br />

und da ein Nickerchen machte, schloss<br />

sie die Tür zur Küche, setzte sich an<br />

Foto: Archic Dörr den Esstisch und las in einem geliehenen<br />

Kriminalroman.<br />

Die Arbeitgeber wechselten, genauso wie die Detektive<br />

im Fernsehen sich gegenseitig ablösten. Auf Columbo<br />

folgte Kojak, auf Kojak folgte Derrick. Nur Tatort mochte<br />

sie nicht. Das war ihr zu düster.<br />

Lore hatte es immer geschafft, unabhängig zu bleiben<br />

und dabei ihre Liebe für Detektiv- und Kriminalgeschichten<br />

aufrechtzuerhalten. Dass sie dabei kinder- und schließlich<br />

enkelkinderlos blieb, störte sie nicht. Auch ihre Haare<br />

trug sie bis zum heutigen Tag lang, jedoch immer zu einem<br />

ordentlichen Knoten in ihrem Nacken gebunden.<br />

Vielleicht war es der Umstand, dass sie allein in einem<br />

Fachwerkhaus mit blaulackierter Tür und roten Fensterläden<br />

lebte, oder aber es lag an den Karoröcken, die sie<br />

nie gegen lange Hosen eingetauscht hatte, doch den Ruf<br />

der Hexe wurde sie nicht mehr los. Auch daran störte sie<br />

sich nicht, doch was sie störte, waren die Jahre, die sich in<br />

Form von Gicht und Arthrose in ihren Körper gefressen<br />

hatten. Immer beschwerlicher wurde die Hausarbeit, die<br />

sie nur noch in ihrem eigenen Heim verrichtete. Scheinbar<br />

immer länger wurde der Weg zur Leihbücherei. Doch ihr<br />

Verstand, dessen kriminalistisches Gespür über Jahrzehnte<br />

hinweg ausgebildet worden war, blieb vom Alter unberührt.<br />

Und so kam es, dass sich Lore an einem Samstagvormittag<br />

ihrem ersten eigenen Kriminalfall gegenübersah:<br />

Es war ein Tag im Wonnemonat Mai. Die Vögel zwitscherten,<br />

als gelte es, die akustische Kulisse eines Heimatfilms zu<br />

erzeugen. Lore hatte Schokoladenplätzchen gebacken, die<br />

sie mitsamt dem heißen Backblech auf dem Gartentisch ihrer<br />

Terrasse zum Abkühlen ablegte. Schokoladenkekse waren<br />

seit der Entdeckung Miss Marples ihr Lieblingsgebäck und<br />

schmeckten hervorragend zu starkem englischen Tee. Doch<br />

als sie eine Dreiviertelstunde später nach draußen trat, waren<br />

die Kekse verschwunden. Nur das Backblech lag da, verziert<br />

von den verbrannten Schlieren, die sich nach Jahren unerschöpflicher<br />

Arbeit nicht mehr abspülen ließen.<br />

Lore stutzte, schaute nach links, dann nach rechts. Keine<br />

Menschenseele war zu sehen, nur das sanfte Schaukeln<br />

der Blätter der Bäume und Hecken im Wind. Als Lore<br />

näher herantrat und das Backblech inspizierte, wurde ihr<br />

klar: Sie hatte es mit einem ausgemachten Verbrechen<br />

zu tun! Alle Kekse waren verschwunden und nur wenige<br />

Krümel waren die einzigen Zeugen des soeben verübten<br />

Diebstahls. Als sie das Blech in ihre Finger nahm und näher<br />

an ihre Augen hielt, konnte sie nichts erkennen. Keine<br />

offensichtlichen Fingerabdrücke. Kein Haar, das sich für<br />

eine DNA-Probe verwenden ließ. Nichts.<br />

Mit dem leeren Blech ging sie ins Haus. An diesem<br />

Nachmittag trank sie ihren Tee zu einer Scheibe Schwarzbrot,<br />

während sie sich nicht auf ihren Kriminalroman konzentrieren<br />

konnte. Zu sehr beschäftigte sie ihr eigener Fall.<br />

Also überlegte sie, was Miss Marple tun würde. Sie ging in<br />

den Flur, zog ihre Schuhe an - die ohne Schnürsenkel, da<br />

ihr das Bücken zusehends Probleme bereitete - und verließ<br />

das Haus. Sie wusste, dass die Spurensuche in ihrem Garten<br />

keinen Erfolg haben würde, also würde sie eine Zeugenbefragung<br />

durchführen. Ihr erster wichtiger Zeuge war in<br />

dem Fall Erwin, ihr Nachbar von gegenüber. Sie klingelte<br />

und als nur wenige Sekunden später die Tür geöffnet wurde,<br />

sah sie, dass Erwin schon im Sonntagsmodus war. Mit<br />

feuchten Haaren und im samtenen Hausanzug stand er im<br />

Türrahmen, wobei seine Hamsterbacken noch gefüllt waren<br />

mit dem Käsekuchen, den seine Frau am Morgen gebacken<br />

hatte. Dass es sich dabei um Käsekuchen handelte, wusste<br />

Lore so genau, da dies das einzige Rezept war, das Erwins<br />

Frau Agathe beherrschte. Solange sie denken konnte, hatte<br />

es zu den Geburtstagsfeiern stets Käsekuchen gegeben, sodass<br />

Lore irgendwann dazu übergegangen war, einen Pflaumenkuchen<br />

beizusteuern. Sie hatte das Gefühl, die Gäste<br />

dankten es ihr im Stillen.<br />

„Tag, Erwin!“, grüßte sie ihn. „Ich habe da mal eine Frage.“<br />

Und so fragte sie ihn, ob ihm am Vormittag gegen elf<br />

etwas Ungewöhnliches aufgefallen wäre. Erwin, dessen<br />

Hamsterbacken auch ohne Kuchen ein außergewöhnliches<br />

Volumen aufwiesen, verneinte, doch als er wissen wollte,<br />

warum sie fragte, schüttelte sie den Kopf und sagte, dass alles<br />

in Ordnung wäre. Sie wusste, dass ein Detektiv wichtige<br />

Informationen vorerst für sich behielt.<br />

Das Prozedere wiederholte sie bei Rosalinde, deren Augen<br />

schärfer als die eines Adlers waren, sodass ihr in der<br />

Regel nichts entging. Passenderweise war ihr Mund ebenso<br />

scharf, was ihr vor Jahren den Beinamen „Dorfzeitung“ eingebracht<br />

hatte. Doch auch Rosalinde war nichts Ungewöhnliches<br />

am Vormittag aufgefallen.<br />

Als sie schließlich bei den Karlmanns klingelte, deren Kinder<br />

sie gleich darauf eine Treppe hinunterpoltern hörte, war<br />

das Ergebnis das gleiche. Nichts gesehen, nichts gehört, die<br />

Aussage bekräftigt durch das Kopfschütteln von drei kleinen<br />

Rabauken, deren Wangen verdächtige Grübchen aufwiesen.<br />

Als Lore mit in Falten gelegter Stirn die Straße zu ihrem<br />

Haus zurücklief, musste sie sich eingestehen, dass sich ihre<br />

Ermittlungen in einer Sackgasse befanden. Sie würde dem<br />

Täter also eine Falle stellen müssen!<br />

Eine Woche hatte Lore gewartet, bis sie ein neues Blech<br />

Schokoladenkekse backte. Nach zwanzig Minuten Backzeit<br />

öffnete sie den Ofen, nahm das Blech mithilfe eines gefütterten<br />

Topflappens heraus, ging auf die Terrasse und legte<br />

es am Tatort ab, genau da, wo sich eine Woche zuvor das<br />

Verbrechen zugetragen hatte. Als sie ins Haus zurückging,<br />

positionierte sie sich hinter dem Küchenfenster, von wo sie<br />

einen direkten Blick auf die Terrasse hatte. Leise Stimmen<br />

drangen wenige Minuten später an ihr Ohr und sie musste<br />

sich bemühen, die Wörter zu verstehen, die da aus der Hecke<br />

kamen. „Heute bist du aber dran!“, hörte sie. Und: „Das<br />

ist überhaupt keine Mutprobe, weil das gar keine richtige<br />

Hexe ist!“<br />

Mit von Arthrose gekrümmten Fingern fasste sie einen<br />

Zipfel der Gardine und spähte hinaus, um die Diebe besser<br />

erkennen zu können. Als sie die Übeltäter erspähte, bildeten<br />

sich Grübchen auf ihren Wangen. Der Fall war gelöst, doch<br />

von einer Anzeige würde sie vorläufig absehen.<br />

Seit diesem Tag backte Lore jeden Samstag zwei Backbleche<br />

Schokoladenkekse, wovon sie eines zum Abkühlen<br />

auf dem Gartentisch stellte. Und als die Temperaturen<br />

schließlich die Tage zu einem heißen Sommer werden ließen,<br />

stellte sie noch drei Gläser Limonade dazu, deren Inhalt<br />

zusammen mit den Keksen verlässlich entwendet wurde.<br />

Nur einmal gab es eine Ausnahme, nämlich als an Heiligabend<br />

ein kleines Tütchen mit buntverzierten Plätzchen auf<br />

ihrem Gartentisch stand. <br />

Sonja Dörr<br />

60 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 61


Natur<br />

Kleiber<br />

Rotkehlchen<br />

Dompfaff<br />

Spatz<br />

Blaumeise<br />

Längst habe ich ihn zu meinem<br />

klaren Favoriten im Garten erkoren:<br />

20 Gramm Vogel, wunderschön<br />

gekleidet in ein blau-orangenes<br />

Federkleid und von besonderer Gestalt<br />

– ein Kleiber. Auf der Suche nach<br />

Insekten, Larven und sonstigen Leckerbissen<br />

läuft dieses Leichtgewicht<br />

meinen alten bemoosten Gartenbaum<br />

entlang, den ich vom Küchenfenster<br />

aus im Blick habe. Dies geschieht mit<br />

einer atemberaubenden Geschwindigkeit,<br />

und zwar nicht nur aufwärts, in<br />

Richtung Baumkrone, sondern ebenso<br />

rasant und geradezu artistisch auch<br />

kopfüber Richtung Wurzel. Es macht<br />

Freude, dieses Energiebündel zu beobachten<br />

und ein Hauch von Roncalli<br />

weht durch mein Fenster.<br />

Weniger rastlos als das kleine Kletterwunder<br />

verhält sich das Rotkehlchen,<br />

das hin und wieder auftaucht, um das<br />

Unterholz nach Fressbarem abzusuchen.<br />

Wenn ich das auffallend rostrote<br />

Brustgefieder im Gartendickicht entdecke,<br />

bleibe ich sofort unbeweglich<br />

stehen und genieße für Sekunden, wie<br />

mein kleines Gegenüber die Futtersuche<br />

unterbricht und mich mit seinen<br />

großen dunklen Knopfaugen ruhig<br />

mustert – ein kurzer Augenblick voll<br />

wunderbarer Magie.<br />

Der Auffälligste und Farbenprächtigste<br />

von allen aber ist der recht kompakte<br />

Dompfaff. Mit erstaunlicher Ausdauer<br />

hockt er im Winter auf dem Rand<br />

des für ihn viel zu kleinen, hängenden<br />

Futterhäuschens, pickt ab und zu einen<br />

Kern auf, schaut dann wieder geradezu<br />

selbstvergessen ins Weite – fast so,<br />

als wolle er dem Betrachter Zeit geben,<br />

sein intensiv pinkrotes, wunderschönes<br />

Brustkleid und das schwarze Kopfhäubchen<br />

angemessen zu bewundern.<br />

Es lebe die<br />

Vielfalt!<br />

Fast alle kleinen gefiederten Gäste<br />

aus dem letzten Jahr sind meinem Garten<br />

treu geblieben. Auch die gesellige,<br />

achtköpfige Spatzensippe, die dunklen<br />

Amseln und das hübsche Blaumeisenpaar,<br />

dessen bunte Köpfchen bereits<br />

ab Januar immer mal abwechselnd aus<br />

dem Flugloch des Nistkastens lugen.<br />

Dieser Farb- und Formenreichtum,<br />

tägliches Gezwitscher, emsige Brutgeschäfte<br />

und abendliche Sommer-Hauskonzerte<br />

vom Dach sind ein Geschenk<br />

der Natur, ein Stück vom Garten Eden.<br />

Unzählige Jahre lang hat sich die Evolution<br />

richtig Mühe gegeben. Die gute<br />

Nachricht ist, dass es diese kleinen<br />

Wunder noch gibt, in meinem Garten,<br />

in anderen Gärten, überall, wo es grünt<br />

und blüht.<br />

Die schlechte Nachricht ist: Es gibt<br />

immer weniger von ihnen. Die für das<br />

ökologische Gleichgewicht unverzichtbare<br />

Artenvielfalt ist bedroht, und zwar<br />

in ganz dramatischer Weise.Was die<br />

Vogelwelt betrifft, so hat Deutschland<br />

laut NABU in nur zwölf Jahren rund<br />

12,7 Millionen heimische Brutpaare<br />

verloren, vor allem solche, die auf dem<br />

offenen Land brüten. Die Rote Liste<br />

der vom Aussterben bedrohten heimischen<br />

Vögel wird immer länger, aktuell<br />

ist bald die Hälfte von ihnen in ihrem<br />

Bestand gefährdet. Und auch in meinem<br />

kleinen Garten spiegelt sich, wie<br />

unter einem Brennglas, dieser Verlust<br />

wider. Bereits seit Jahren vermisse ich<br />

den winzigen Zaunkönig mit seinem<br />

schmetternden Gesang, ebenso den<br />

Hausrotschwanz und auch der Grünfink<br />

macht sich rar.<br />

Was ist die Ursache für diese Entwicklung?<br />

Experten gehen davon aus,<br />

dass durch ein mangelndes Nahrungsangebot<br />

an Insekten und Sämereien<br />

nicht mehr genügend Jungvögel großgezogen<br />

werden können. Als Hauptgrund<br />

und Auslöser dieses dramatisch<br />

zurückgehenden Nahrungsangebots<br />

wiederum wurde – neben einer Vielzahl<br />

anderer Einflüsse – die industrialisierte<br />

Landwirtschaft einschließlich der dort<br />

eingesetzten Chemikalien ausgemacht.<br />

Die landwirtschaftliche Intensivierung<br />

hat zum Anbau von Monokulturen in<br />

großem Stil, dem Rückgang von vorübergehend<br />

unbewirtschafteten Brachflächen<br />

und bunten Feldrainen sowie<br />

zu Massentierhaltung in Käfig und Stall<br />

geführt. Ca. 30 000 Tonnen Pestizidwirkstoffe<br />

pro Jahr tun das Übrige. Es<br />

summt und brummt nicht mehr, wenn<br />

wir an Feldern entlangspazieren. Insektenfresser<br />

ohne Insekten aber sind nicht<br />

überlebensfähig.<br />

Das Problem ist erkannt und es gibt<br />

Ansätze in der Politik, gegenzusteuern.<br />

Dass überdies wir Menschen in vielen<br />

Bereichen, wie Ernährung, Mobilität<br />

usw. grundlegend umdenken und unsere<br />

Lebensweise ändern müssen, ist kein<br />

Geheimnis mehr. Doch das scheint ein<br />

schwieriger Prozess zu sein. Dennoch:<br />

Da das Artendrama sich täglich unvermindert<br />

fortsetzt, haben wir keine Zeit<br />

zu verlieren. An nur einem einzigen<br />

Tag verschwinden etwa 150 Tier- und<br />

Pflanzenarten für immer von dieser<br />

Erde. Welch düstere Perspektive, wenn<br />

nichts geschieht!<br />

Deshalb können und sollten wir an<br />

vielen Stellschrauben drehen, jeder<br />

Einzelne, jeden Tag. Auch in unseren<br />

Gärten können wir einen Beitrag leisten,<br />

etwas für den Artenerhalt zu tun.<br />

Allerdings ist dabei ein Perspektivwechsel<br />

nötig. Vögel finden nicht<br />

unbedingt attraktiv, was wir bezüglich<br />

der Gartengestaltung schön finden. Ein<br />

Vogel pfeift sozusagen auf einen Garten<br />

mit perfekt getrimmtem Rasen und<br />

einem ökologisch wenig wertvollen<br />

Thuja-, Bambus- oder Kirschlorbeermix.<br />

Und bei dem Anblick von grauen<br />

Steinwüsten als Vorgärten fällt jeder<br />

gefiederte Freund gleich in eine tiefe<br />

Depression. Unsere Gärten könnten<br />

Gegenmodelle zu den landwirtschaftlichen<br />

Monokulturräumen werden, bunte<br />

Inseln voll ökologischer Vielfalt, die<br />

Nahrungs- und Nistmöglichkeiten bieten<br />

und zudem chemiefreie Zonen sind.<br />

Einen gedeckten Tisch für Insekten und<br />

Vögel versprechen vor allem blühende<br />

und fruchttragende heimische Hecken,<br />

Sträucher und Bäume. Esche, Holunder,<br />

Felsenbirne, Weißdorn, Pfaffenhütchen,<br />

Liguster und Berberitze sind<br />

heißbegehrt. Allein die Beeren des<br />

heimischen Wacholders werden von 43<br />

Vogelarten gefressen. Dazu noch ein<br />

Teppich mit insektenfreundlichen Blumen,<br />

unaufgeräumte Ecken, in denen<br />

Wildkräuter wie die Brennessel wachsen<br />

dürfen, Totholzhaufen als Versteckmöglichkeit<br />

und Blütenstände, die bis<br />

zum Frühjahr abgeknabbert werden<br />

können, das kommt an.<br />

Und wer dann in den wärmeren Monaten<br />

ein gut vernehmbares Gesumme<br />

und Gezwitscher im lauschigen Garten<br />

hört, der hat etwas richtig gemacht<br />

– für unseren wunderschönen blauen<br />

Planeten und ganz nebenbei auch für<br />

sich selbst. Bärbel Raabe<br />

Amsel<br />

Zaunkönig<br />

Hausrotschwanz<br />

Hausrotschwanz männl.<br />

Grünfink<br />

Wir bedanken uns bei der<br />

Naturfotografin Gudrun Neuser<br />

für die Bilder auf diesen Seiten.<br />

Gudrun bereichert zur Freude<br />

unserer Leserinnen und Leser<br />

immer wieder den durchblick<br />

mit ihren wunderbaren Fotos.<br />

Die nächste Ausstellung von<br />

Gudrun findet im Juli und<br />

August im Waldlandhaus<br />

Hohenroth an der Netphener<br />

Eisenstraße statt, dort bebildert<br />

sie die Pilzausstellung von<br />

Christa Münker aus Müsen.<br />

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Erinnerungen<br />

Wie verlässlich ist das Gedächtnis?<br />

Je älter wir werden, desto mehr verschiebt sich der Fokus<br />

weg von den großen Erlebnissen hin zu den Erinnerungen.<br />

Die Alten verfügen über den reichsten<br />

Schatz von Erfahrungen, weswegen sie in vielen Kulturen<br />

für ihre Weisheit verehrt werden.<br />

Erinnern kann ein Antidepressivum sein. Wer sich vergegenwärtigt,<br />

was er schon alles bewältigt hat, baut Ängste<br />

ab und schaut zuversichtlicher nach vorn. Altersverwirrte<br />

Menschen kann man stärken, indem man sie von früher<br />

erzählen lässt.<br />

Erinnerungen brauchen wir auch, um uns die Zukunft<br />

vorstellen zu können. Dazu spielen wir auf der Bühne unseres<br />

Bewusstseins Erinnertes nach. Aus Versatzstücken<br />

alter Erfahrungen und Eindrücke konstruieren wir erwartete<br />

Geschehnisse und sind in der Lage, sie uns bereits plastisch<br />

vorzustellen. Ohne Erinnerungen bliebe die Zukunft<br />

leer. Doch Erinnerungen sind luftige Gebilde, die sich aus<br />

Fakten und Fiktion zusammensetzen. Mark Twain witzelte<br />

dazu: „Ich habe in meinem Leben einige schreckliche Dinge<br />

durchgemacht, von denen manche sich tatsächlich ereignet<br />

haben.“ Jeder kennt das: So schrecklich, wie wir es uns vorgestellt<br />

haben, wird es selten.<br />

Das autobiografische Gedächtnis ist kein Videorekorder.<br />

Vielmehr gleicht es einem riesigen Meer von Erinnerungen.<br />

Viele von ihnen sind in der Tiefsee verborgen und nicht ohne<br />

Weiteres zugänglich. Einige Inseln ragen heraus und laden<br />

zum Verweilen ein, wir kommen immer wieder auf sie zurück.<br />

Das sind die „selbstdefinierenden Erinnerungen“. Mit ihrer<br />

Hilfe interpretieren wir die Welt. Sie geben Auskunft darüber,<br />

wer wir sind und wie wir so geworden sind. Erinnerungen<br />

Gesellschaft<br />

Foto: Wikipedia<br />

dieser Art lösen starke Gefühle<br />

aus, sie bringen uns<br />

„von Null auf Hundert“.<br />

Sie sind wie Familienmitglieder<br />

immer um uns. Sie<br />

ziehen andere, ähnliche Erinnerungen<br />

an, mit denen<br />

zusammen sie Leitmotive<br />

oder Lebensmelodien bilden.<br />

Und oft kreisen sie um<br />

selbst gesetzte, wichtige<br />

Ziele im Leben, bestimmen<br />

also unser Selbstbild und<br />

unsere Identität.<br />

Wenn wir auf das Leben<br />

zurückblicken, neigen wir<br />

auch dazu, eine kohärente<br />

Geschichte zu erzählen.<br />

Wir angeln aus dem Erinnerungsmeer<br />

das, was am<br />

roten Faden anbeißt, der an der Rute unseres heutigen Selbstbilds<br />

angeknüpft ist. Wenn wir unglücklich sind, erinnern wir<br />

uns eher an Negatives. Selbstdefinierende Glaubenssätze wie<br />

„ich bin immer schon ein Pechvogel gewesen“ können so fest<br />

im eigenen Selbstverständnis verankert sein, dass man Erinnerungen,<br />

die für das Gegenteil sprechen, nicht mehr erreicht.<br />

Erinnerungen kann man nicht vollständig trauen. Sie<br />

sind beeinflussbar. Oft verschmelzen wir mehrere Ereignisse<br />

zu einem vermeintlichen Erlebnis. Manchmal<br />

mischen wir auch Erzählungen Anderer hinein oder unterlegen<br />

eine Erinnerung mit einem Sinn, der mit dem<br />

ursprünglichen Ereignis nicht verknüpft war. Besonders<br />

anfällig dafür sind die oft erinnerten und immer wieder<br />

erzählten Repertoire-Geschichten. Sie erzählen von Erlebnissen,<br />

die man erinnert, als wäre es gestern gewesen,<br />

und die bei jedem Erzählen besser werden. Wer schon mal<br />

„Stille Post“ gespielt hat, weiß, was in solchen Fällen mit<br />

der Ursprungsbotschaft passiert.<br />

Diese Unzulänglichkeiten der Erinnerung, was ihren<br />

absoluten Wahrheitsgehalt angeht, sind andererseits auch<br />

eine Chance: „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit<br />

zu haben“, nach dieser Weisheit des Psychologen Milton<br />

Erickson wurden bereits mehrere Bücher benannt. Wenn<br />

Erinnerungen so beeinflussbar sind, kann ich alte Skripte<br />

umschreiben, die Perspektive wechseln, die Angel mit dem<br />

roten Faden anderswo auswerfen und mit besseren Erinnerungen<br />

auch die Zukunft positiv beeinflussen. Auch das sagte<br />

Erickson: „Die Ressourcen, die du brauchst, findest du in<br />

deiner eigenen Geschichte.“ Man muss nur an der richtigen<br />

Stelle angeln.<br />

Adele von Bünau<br />

Die Entwicklung zum Guten...<br />

Die Türen zum Sprechzimmer des langjährigen<br />

Hausarztes waren doppelt schallgesichert. Dahinter<br />

fand ein Vieraugengespräch statt, Vertrauen gegen<br />

Vertrauen, niemand sollte von dem Gesprächsinhalt etwas<br />

erfahren, und die Schweigepflicht hatte noch absolute Vorrangigkeit.<br />

Niemand sollte etwas von den beängstigenden<br />

Depressionen des Patienten wissen, sie waren schicksalsweisend<br />

und haben in nicht wenigen Fällen zum Selbstmord<br />

geführt. Das Problem wurde also von diesen beiden<br />

Menschen allein besprochen und ertragen. Natürlich musste<br />

dieses Gespräch auch dokumentiert werden, das Verständnis<br />

von ärztlichem Denken sollte das Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Arzt und Patient stärken. Das fordert die ärztliche<br />

Ethik, die Karteikarte wurde verschlüsselt, denn auch damals,<br />

eigentlich bis jetzt immer, gab es die Schweigepflicht.<br />

Das forderte die bisher immer noch gültige ärztliche Ethik,<br />

auf die sich beide, der Patient und der ärztliche Behandler,<br />

verlassen konnten. Alles Schnee von gestern! Steht doch<br />

heute nachlesbar alles unverschlüsselt im Internet.<br />

„Der Müller kam mir doch schon immer seltsam vor, die<br />

Flasche hat bisher nie etwas zustande gebracht!“ Also, aus<br />

mit ärztlicher Schweigepflicht, kann man alles, sogar im tiefen<br />

Russland, im Internet nachlesen, und man erfährt auch<br />

gleich welches Medikament letztendlich geholfen und welche<br />

Tablette fast unbeeinflussbare Nebenwirkungen gebracht<br />

hat. Wichtige Informationen für die Nachbarn, die Kasse und<br />

die internationale Pharmaindustrie. „Hätt´ ich doch von dem<br />

Müller nie gedacht, also doch ein armes Schwein!“<br />

Also: die Digitalisierung, ein großer Fortschritt unseres<br />

Jahrhunderts! Ein Profit für alle?! Der arme Müller bekommt<br />

keinen Fuß mehr vor die Tür. „Na, wie haste geschlafen?<br />

Schaffst nix mehr?“ Steht also alles schön im Computer, man<br />

muss nur richtig verstehen mit dem Apparat umzugehen. Eine<br />

der vielen Seiten der menschenfreundlichen Technik! Wenn<br />

ein Roboter in einem Altersheim liebevoll die alten Menschen<br />

unterhält, eventuell sogar Alarm schlägt, wenn eine alte Frau<br />

wieder mal über das Bettgitter geklettert ist oder wenn ein<br />

computergesteuerter Roboter eine sehr komplizierte Herzoperation<br />

durchführt, könnte man sogar ein wenig stolz auf<br />

die technischen Neuerungen sein, erfunden vom menschlichen<br />

Geist wegen des andauernden Mangels an qualifiziertes<br />

Gesundheit<br />

Personal. Wir haben doch wohl nicht etwa schon seit Jahren<br />

etwas falsch gemacht? Oder die Entwicklung verschlafen?<br />

Es haben sich Probleme aufgestaut. Die ärztliche Schweigepflicht<br />

ist gestrichen. Ob ich eine Depression oder eine<br />

Schizophrenie habe, können doch alle wissen, und dass ich<br />

wegen meiner Pickel im Gesicht zum Hautarzt nach Olpe<br />

verwiesen wurde, ist doch nicht schlimm. Sind ja nur knapp<br />

50km und vielleicht fährt mich sogar meine Nachbarin. Und<br />

die Termine für die Nachuntersuchungen kriegen wir auch<br />

noch geregelt. Wir haben nicht mehr genügend Ärzte für<br />

unsere kranke, alternde Gesellschaft, wir haben nicht mehr<br />

genügend Krankenschwestern und Altenpflegerinnen/Pfleger.<br />

Warum? Die jungen Philippininnen und Koreanerinnen wollen<br />

doch schnellstmöglich gleich nach Deutschland kommen<br />

und das Pflegepersonal in den Krankenhäusern und Altersheimen<br />

unterstützen. Lernen wir doch koreanisch und philippinisch!<br />

Und die ausländischen Ärzte, die hier ihre überlasteten<br />

Kollegen in den Kliniken unterstützen sollen, stehen auch<br />

schon Schlange und möchten möglichst bald die deutsche<br />

Sprachbarriere überspringen. Die medizinische Fachsprache<br />

beherrschen sie doch aus dem Effeff.<br />

Also freuen wir uns einfach, die Sonne wird schon wieder<br />

aufgehen! Haben wir doch so viele Helfer und Helferinnen,<br />

und die Krankenhäuser stehen voller Computer und<br />

Roboter, die technisch schwierigste Aufgaben einfach erledigen.<br />

Also: Kopf hoch, wir sind doch gerettet! Oder hat der<br />

Autor alles nur geträumt oder etwas falsch verstanden?!<br />

Die Problemlösung: Können wir doch aus dem Ausland<br />

holen! Die freuen sich dort, wenn sie hierherkommen<br />

dürfen, werden bei uns gut bezahlt! Und sind hier absolut<br />

Willkommen. Heute schon mal gelacht?!<br />

Aber noch einen Satz, um das zuvor Gesagte ernsthaft<br />

auf die Beine zu stellen.<br />

„Wie können wir verhindern oder befördern, dass die<br />

Medizin, die Pflege und am Ende das gesamte Gesundheitssystem<br />

durch die digitalen Technologien weitgehend<br />

frei von menschlichen Entscheidungen und Verantwortlichkeiten<br />

handelt?“<br />

Der Patient und der Arzt sollten selber noch die menschlichen<br />

Entscheidungen treffen und dafür die Verantwortung<br />

tragen.<br />

Wolfgang Bauch<br />

64 durchblick 2/2<strong>02</strong>2


Gesellschaft<br />

Gesellschaft<br />

Gemeinsame Erinnerung<br />

Käthe Kollwitz<br />

(Lithographie, 1924)<br />

Seit Anfang<br />

2<strong>02</strong>0 gerät<br />

die Welt zunehmend<br />

aus den<br />

Fugen. Mit der<br />

Bündelung von<br />

sechs katastrophalen<br />

Ereignissen<br />

und Entwicklungen<br />

(Artensterben,<br />

Klimawandel, Corona,<br />

Krieg, Hunger<br />

und Fluchtbewegungen)<br />

steht<br />

die Menschheit<br />

vor einer bedrohten<br />

Zukunft.<br />

Bei vielen älteren<br />

Menschen<br />

führt dieser Zustand<br />

dazu, dass persönliche, lange verschüttete, düstere<br />

Erinnerungen bewusst werden. Welche Ereignisse waren<br />

prägend, welche wirtschaftlichen, sozialen und politischen<br />

Hintergründe haben die eigene Vergangenheit beeinflusst?<br />

Wie haben z.B. Flucht, Vertreibung, Armut und Hilflosigkeit,<br />

aber auch erlebte Solidarität den eigenen Lebensweg<br />

beeinflusst? Wer und was hat die eigene Widerstandsfähigkeit<br />

bedroht oder gestärkt?<br />

Sich selbst wahrnehmen<br />

mit der eigenen Biografie tröstlich sein, sie kann Erklärungen<br />

bieten, Hoffnung machen und – nicht zuletzt – Dankbarkeit<br />

auslösen.<br />

Gemeinsames Schicksal<br />

Jede historische Zeit hat und hatte ihre Eigenart, ihre<br />

eigenen Bedrohungen und Herausforderungen. Die Geschichtsbücher<br />

sind voll von Details über Eroberungskriege,<br />

Flucht, Vertreibung, Auswanderung/ Aussiedlung und Migration.<br />

Sie waren prägend für alle Gemeinschaften und für<br />

jedes Individuum. Alle Religionen kennen und beschreiben<br />

entsprechende Ereignisse als Wegmarken ihrer Entwicklung<br />

(1)<br />

. Fast immer handelte es sich um die Folgen von Naturereignissen<br />

(Klima, Seuchen etc.) oder den Machtansprüchen<br />

einzelner Personen bzw. Gruppierungen mit z.B. religiösen,<br />

wirtschaftspolitischen oder ethnischen Motiven. Aber keine<br />

Zeit ist so sehr davon geprägt wie das 20. Jahrhundert. Und<br />

keine Region so sehr wie das östliche Mitteleuropa. Das<br />

„Lexikon der Vertreibungen“ verzeichnet allein hier zahlreiche<br />

staatlich organisierte und ungezählte „Spontanaktionen“<br />

(Pogrome) zum Vertreibungsgeschehen (2) .<br />

Künftige Bedrohung<br />

Migration - mit allen ungeahnten Auswirkungen und<br />

Sprengkräften wird zum beherrschenden Thema des 21.<br />

Jahrhunderts. Es sind grundlegende Veränderungen zu erwarten,<br />

die sich häufig im Zusammenwirken der o.g. Bedrohungen<br />

gegenseitig verstärken.<br />

Herausforderungen<br />

Wo besteht ein Zusammenhang mit unserer eigenen Geschichte<br />

- individuell und als Deutsche, als ältere oder junge<br />

Menschen? Neben dem physischen Kampf auf Leben und<br />

Tod ist Krieg immer auch ein Ringen um Informationen und<br />

Interpretationen – also um Wörter. Denn Begriffe prägen bewusst<br />

oder unbewusst die Sicht auf die Wirklichkeit. Daher<br />

haben Krieg führende Staaten seit jeher versucht, die eigenen<br />

Standpunkte in der Öffentlichkeit durchzusetzen. Bezeichnend<br />

ist zum Beispiel, dass das Wort „Krieg“ in Russland<br />

verboten ist, wenn der Überfall auf die Ukraine gemeint ist.<br />

Die Bereitschaft zur Wahrheitssuche, d.h. zum Erlernen<br />

und Einüben von Wahrheit und Gerechtigkeit (auch eine<br />

Besinnung auf die Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit,<br />

Tapferkeit und Maß) ist eine dauerhafte Herausforderung.<br />

Nur das erlaubt eine angemessene Beurteilung der<br />

Ereignisse und entsprechendes Handeln. Und dazu gehört<br />

die Frage nach Fluchtursachen, die wir als Bürgerinnen und<br />

Bürger beeinflussen können.<br />

Erich Kerkhoff<br />

Literaturquellen: 1.) In der Bibel z.B. die Flucht der Israeliten aus Ägypten (ca. 1300 v.Chr.),<br />

die babylon. Gefangenschaft (ca. 600 v.Chr.), die Flucht mit dem neugeborenen Jesus nach<br />

Ägypten. 2.) Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung<br />

im Europa des 20. Jahrhunderts. Detlef Brandes Holm Sundhaussen, Stefan Troebst. 3.)<br />

Medico Rundschreiben 01/22 und RomaniPhen – Romnja* Power (romnja-power.de)<br />

Flucht und Vertreibung – mehr als<br />

80 Millionen Opfer weltweit.<br />

2 Fotos: Wikipedia<br />

Biografiearbeit<br />

kann die Frage<br />

beantworten, was<br />

den Menschen<br />

geprägt hat, wie<br />

er wurde der er<br />

ist. Welche Weltanschauung<br />

hat er<br />

im Alter, z.B. bei<br />

Wahlen? Was hat<br />

sein Bildungsniveau<br />

geprägt oder<br />

sein Konsumverhalten?<br />

Gibt<br />

es Ereignisse die<br />

seinen Lebenslauf<br />

unumkehrbar beeinflusst<br />

haben?<br />

Insgesamt kann<br />

die Beschäftigung<br />

Der Europäischen Union droht angesichts der riesigen<br />

Fluchtbewegung aus der Ukraine neuer Streit über die Verteilung<br />

der Schutzsuchenden. Bezeichnend ist schon die<br />

unterschiedliche Wahrnehmung der gegenwärtigen Kriege<br />

und vor allem der Flüchtlinge. Während z.B. kein westlicher<br />

Staat den russischen Kriegseinsatz in Syrien verurteilt,<br />

wird der zerstörerische Überfall auf die Ukraine heftig<br />

sanktioniert. An den östlichen Grenzen Europas werden<br />

Flüchtlinge nach Haut-, Haar- und Augenfarbe sortiert. Vor<br />

allem in Polen gilt die äußerst großzügige Aufnahme von<br />

Geflüchteten fast ausschließlich Menschen europäischer<br />

Herkunft. Viele andere irren seit Wochen in den belarussischen<br />

Wäldern umher und verkommen dort. Mehrere Hunderttausend<br />

Ukrainer haben keine Chance in den Westen<br />

zu kommen. Es handelt sich um Menschen ohne Ausweispapiere,<br />

um Roma und andere Minderheiten ( 3) . . Für die in<br />

Polen ehrenamtlich Engagierten liegt eine Solidarisierung<br />

mit ihren ukrainischen Nachbarn nahe; es sind die Erfahrungen<br />

mit Russland, dem gemeinsamen übermächtigen<br />

Nachbarn.<br />

66 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 67


Gesellschaft<br />

Gesellschaft<br />

Tagebuch des grossen Schreckens<br />

Persönliche Wahrnehmungen aus den ersten Kriegswochen<br />

Donnerstag, 24. Februar 2<strong>02</strong>2<br />

Wer hätte das gedacht, wer hätte damit gerechnet oder es je<br />

für möglich gehalten? Es ist Krieg in der Ukraine, mitten in<br />

Europa! Gegen alle Beteuerungen Putins in den vergangenen<br />

Wochen gegenüber den besorgten westlichen Politikern,<br />

nicht in die Ukraine einmarschieren zu wollen, überfällt die<br />

russische Armee das „Brudervolk“.<br />

Nach dem ersten Schock, einem fassungslosen Luftanhalten,<br />

wird mir bei meinem ersten Gedanken klar, dass dies<br />

gerade in der Heimat meiner Schwiegertochter geschieht.<br />

Ihre Mutter und ihre Großmutter leben dort. Was für eine<br />

ungeheure Belastung für Margo, meine Schwiegertochter<br />

und meinen Sohn. So trifft dieser Angriff uns als Familie<br />

auch direkt. Ich nehme Kontakt zu Margo auf, muss erfahren,<br />

ob sie Kontakt zu ihrer Mutter hat. Was ist dort los? Was<br />

kann man hier tun? Wie kann man helfen? Und wie geht es<br />

ihr selbst in dieser Situation?<br />

Sie meldet sich zurück und schildert, dass ihre Mutter<br />

sich im Bunker gegenüber ihrem Wohnblock in Sicherheit<br />

bringen kann, die Großmutter aber in ihrer Wohnung bleiben<br />

will. Sie ist alt und krank und kann kaum noch laufen.<br />

Die Beiden leben in Charkiw, der zweitgrößten Stadt in der<br />

Ukraine, die offenbar unter besonderem Beschuss liegt. In<br />

der Straße, in der auch Margo aufgewachsen ist, mitten im<br />

Zentrum von Charkiw, sind die Explosionen der Raketenangriffe<br />

zu hören. Zu hören bei jedem Telefonat, dass sie<br />

mit der Mutter führen kann. Es ist schwierig, überhaupt eine<br />

Verbindung zu bekommen.<br />

Sonntag, 27. Februar<br />

Natürlich ist meine Schwiegertochter noch immer beinahe<br />

verrückt vor Sorge. Ich drücke meinen Wunsch und meine<br />

Hoffnung aus, dass das bald zu Ende geht. Aber Margo, die<br />

täglich auch das russische Fernsehen einschaltet, gibt mir<br />

zur Antwort, dass Putin sehr klar und deutlich sagt, was er<br />

vor hat und dass es nicht schnell zu Ende sein wird. Und sie<br />

ist zutiefst entsetzt über das, was er sonst noch an Verleumdungen<br />

und Schmähungen über die Ukraine verbreitet.<br />

Ich rate ihr, sich doch nicht vom russischen Fernsehen<br />

demoralisieren zu lassen und lieber westliche Nachrichten<br />

anzuschauen, die anderes melden. Ja, ich gebe ihr sogar die<br />

Nachricht weiter, dass in Charkiw angeblich die russische<br />

Armee aus der Stadt vertrieben wurde. Das wurde gerade<br />

gemeldet. Ist es aber auch die Wahrheit? Es ist unmöglich,<br />

all die Nachrichten auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Wie<br />

auch? Wem soll man glauben?<br />

Natürlich steht sofort die Frage im Raum, ob Mutter und<br />

Großmutter nicht sofort nach Deutschland kommen können.<br />

Hier wären sie in Sicherheit, aber das ist wohl kein Thema,<br />

weil das für die Großmutter unvorstellbar ist. Sie will nicht,<br />

vielleicht kann sie sich auch wirklich nicht mehr den Strapazen<br />

stellen, die für sie mit einer Flucht verbunden wären. Also<br />

bleibt nur die bange Hoffnung, dass die Beiden heil durch diesen<br />

Krieg kommen – wie auch immer. Und Margo? Sie lebt in<br />

der Furcht, dass sie ihre Mutter und die Großmutter vielleicht<br />

nie mehr lebend sehen wird. Es ist so schrecklich, und es ist<br />

das Schicksal so vieler Menschen dort.<br />

Dienstag, 1. März<br />

Heute, am 6. Tag der Invasion, weiß Margos Mutter nicht, wie<br />

sie sich selbst und auch ihre Mutter mit dem Notwendigsten<br />

versorgen soll. Sie kann nicht aus dem Haus wegen des ständigen<br />

Beschusses. Sie versucht sich zu schützen, indem sie<br />

sich hinter den dicken Mauern des Flurs ihrer kleinen Wohnung<br />

zum Schlafen eine Matratze hingelegt hat, weit weg von<br />

allen Fenstern. So fühlt sie sich sicherer. In den Abendnachrichten<br />

erfahre ich von einer schweren Explosion im Zentrum<br />

von Charkiw am heutigen Vormittag. Genau da, wo die Beiden<br />

leben! Ich rufe meinen Sohn an und erfahre, dass Margo<br />

ihre Mutter erreichen konnte. Sie und auch die Großmutter<br />

sind unverletzt, suchen weiter Schutz in ihren Wohnungen.<br />

Aber was zum immer größer werdenden Problem wird, ist die<br />

Versorgung mit dem Allernötigsten. Es ist kein Essen mehr<br />

da, die Vorräte sind aufgebraucht. Die Läden sind fast leer<br />

und nur noch einer ist überhaupt geöffnet, in fünf Kilometer<br />

Entfernung. Der lange Weg dorthin ist lebensgefährlich. Die<br />

Kämpfe in der Stadt halten an. Was noch zur Verfügung steht,<br />

wird für die eigenen kämpfenden Truppen benötigt. Und was<br />

bringt der nächste Tag? So viele offene Fragen.<br />

Laut den Fernsehberichten bewegt sich inzwischen ein 60<br />

km langer Konvoi von Militärfahrzeugen auf Kiew zu und ist<br />

nur noch 25 km davon entfernt. Margos Mutter ist zerrissen<br />

in einem Zwiespalt. Soll sie sich selbst in Sicherheit bringen<br />

und nach Deutschland zur Tochter auszureisen, aber die eigene<br />

Mutter alleine zurück lassen? Oder soll sie bei ihrer Mutter<br />

ausharren und sich um sie kümmern. Das Risiko für beider<br />

Leib und Leben ist hoch, der Konflikt ist schwer auszuhalten.<br />

Mittwoch, 2. März<br />

Es ist bereits der siebte Tag des Krieges. Angesprochen auf<br />

ihre Meinung zu den Feindseligkeiten in der Ukraine erklärt<br />

mir meine russischstämmige Putzhilfe, dass „die deutschen<br />

Medien nicht die Wahrheit berichten." Sie begründet ihre<br />

Aussage mit einigen in Russland verbreiteten „Wahrheiten.“<br />

Ich bin fassungslos! Da lebt diese durchaus intelligente Frau<br />

seit 20 Jahren in der demokratisch-freiheitlichen Bundesrepublik,<br />

hat einen deutschen Pass und bezieht ihre Informationen<br />

kritiklos aus dem russischen Fernsehen! Ich versuche<br />

ihr klarzumachen, dass ich das genau umgekehrt sehe. Wir<br />

haben eine heiße Diskussion. Immerhin sind wir beide ein-<br />

68 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />

deutig der Meinung, dass jetzt Verhandlungen angesagt sind.<br />

Eine Woche dauert der Krieg inzwischen, und während in<br />

Belarus Vertreter der ukrainischen und russischen Regierungen<br />

in sogenannte Verhandlungen einsteigen, erhöht Putin<br />

weiter seine Angriffe auf die großen Städte, besonders auf<br />

Charkiw. Die Lage für die Menschen dort spitzt sich immer<br />

mehr zu. Ich habe im Augenblick keine Nachricht, ob meine<br />

Schwiegertochter noch Kontakt zu ihrer Mutter hat und wie<br />

deren Situation in Charkiw aussieht.<br />

Donnerstag, 3. März<br />

Achter Tag der Kämpfe. Heute erfahre ich, dass die Mutter<br />

meiner Schwiegertochter sich jetzt doch entschlossen hat, zu<br />

fliehen und mit dem Zug nach Odessa zu fahren. Es ist Margo,<br />

der es gelungen ist, die Großmutter zu überreden, doch<br />

mitzukommen. Jetzt bleibt die Hoffnung, dass der angekündigte<br />

Zug heute auch noch fährt. Zum anderen müssen sie,<br />

laut O-Ton meiner Schwiegertochter: „...erst mal einen Kamikazefahrer<br />

finden, der den Mut hat, die beiden durch den<br />

ständigen Beschuss zum Bahnhof zu bringen.“ Die Bilder in<br />

den Medien zeigen uns, was auf den Bahnhöfen los ist. Wo<br />

noch Züge fahren, herrscht ein unbeschreibliches Gedränge<br />

von Menschen, die alle mitfahren wollen.<br />

Dann erreicht mich die beruhigende Botschaft: die<br />

86-jährige Großmutter, krank und gehbehindert, und ihre<br />

mit dem Nötigsten an Gepäck und Proviant beladene Tochter<br />

haben es bis zum Bahnhof geschafft. In sieben Stunden<br />

soll der Zug kommen. Die nächste befreiende Nachricht<br />

besagt, dass sie nun im Zug sitzen. Angespannt harre ich<br />

auf eine Botschaft, wie die Odyssee der Beiden wohl jetzt<br />

weitergeht.<br />

Freitag, 4. März<br />

Inzwischen sind sie in Odessa angekommen.<br />

Jetzt geht es weiter nach Rumänien. Dann der<br />

Schock! Margo in heller Aufregung: „Sie wollen<br />

die Oma nicht über die Grenze nach Rumänien<br />

lassen, sie hat keinen Auslandsausweis.“<br />

Wir wissen nicht, was nun geschieht, aber es<br />

muss doch eine Möglichkeit geben, sie können<br />

doch die alte Frau nicht einfach ihrem Schicksal<br />

überlassen. Es gibt eine rumänische Hotline<br />

für Flüchtlinge, die versucht Margo, jetzt zu<br />

erreichen. Das ist für heute die letzte Nachricht.<br />

Sonntag, 6. März<br />

Irgendwie scheint Margos Initiative erfolgreich<br />

gewesen zu sein. Sie sind jetzt in Bukarest, der<br />

Hauptstadt Rumäniens, angekommen. Kein<br />

Mensch scheint hier Englisch zu sprechen, die<br />

Beiden sind völlig aufgeschmissen und ratlos.<br />

In der Zwischenzeit haben Thomas und Margo<br />

übers Internet Fahrkarten für die Beiden besorgt,<br />

das war kein Problem. Aber der Transfer<br />

auf Tatjanas Handy schon! Wie kommt sie in<br />

Bukarest ins Internet? Sprachprobleme komplizieren die Suche<br />

nach Hilfe. Wir hoffen, dass sie den durchgehenden Zug<br />

von Bukarest nach Wien mit dem für sie reservierten Platz<br />

im Liegewagen auch erreichen. Wenn alles klappt, steht eine<br />

Freundin in Wien auf dem Bahnhof bereit, sie sicher zu ihrem<br />

Zug nach Frankfurt zu bringen. Und morgen erwartet sie<br />

dann ihre Familie in Frankfurt am Bahnhof.<br />

Am Abend die erlösende Nachricht: Die zwei Frauen<br />

sind im Zug von Bukarest nach Wien, Halleluja! Und morgen<br />

werden sie hier ankommen, in ihrem neuen Domizil bei<br />

Tochter und Enkeltochter, dem Schwiegersohn und dem Urenkel<br />

Jonas. Der spricht zum Glück – dank seiner Mama<br />

– auch Russisch. Große Erleichterung und Freude.<br />

Montag, 7. März<br />

Es wäre ja ein Wunder, wenn bei einer Bahnfahrt alles wirklich<br />

klappen würde! Der „durchgehend nach Wien“ fahrende<br />

Zug landet durch einen „großen Zwischenfall“ in der Nacht<br />

in Budapest. Dank ungarischer Hilfe gelingt es den beiden<br />

Frauen dann aber doch noch irgendwie, in Wien anzukommen.<br />

Dort hat die Freundin viele Stunden lang vergeblich<br />

auf die Beiden gewartet. Es gelingt ihnen, einen anderen<br />

Zug nach Frankfurt erreichen, leider müssen sie noch einmal<br />

in Würzburg umsteigen. Um weiteren Pannen aus dem<br />

Weg zu gehen, wird mein Sohn die Beiden in Würzburg<br />

abholen. Was für ein Stress! Inzwischen sind alle Beteiligten<br />

dieses Dramas mit ihren Kräften und Nerven total am<br />

Ende. Für Margo Grund für die Überlegung, am kommenden<br />

Wochenende Abstand zu nehmen und sich bei mir zu<br />

erholen. Gerne! So kann ich auch einen Beitrag leisten. Das<br />

wäre sicher hilfreich, aber ob sich das verwirklichen lässt,<br />

steht auf einem anderen Blatt. Am Abend endlich die erlösende<br />

Nachricht: sie sind angekommen! Das Selfie


Gesellschaft<br />

meines Sohnes gemeinsam mit den beiden Frauen löst bei<br />

mir spontan Tränen der Erleichterung und Dankbarkeit aus.<br />

Wie sehr dieser Krieg unser aller Leben verändern wird, davon<br />

haben wir schon jetzt einen bitteren Eindruck. Putin<br />

verschärft täglich die Angriffe auf die großen Städte der Ukraine.<br />

Heute wird berichtet, dass einer der Korridore wohl<br />

funktioniert und Menschen in den noch nicht umkämpften<br />

Teil der Westukraine ausreisen können. Über zwei Millionen<br />

Menschen haben das Land inzwischen verlassen.<br />

Mittwoch, 9. März<br />

Heute ist bei mir wieder Putztag. Natürlich erzähle ich meiner<br />

Olga, dass Margos Mutter und Großmutter inzwischen<br />

heil hier angekommen sind. Und sie erzählt mir von ihrer<br />

Schwester in Moskau, die in ihrer kleinen Wohnung inzwischen<br />

15 Menschen beherbergt. Es sind Verwandte, die aus<br />

der Ukraine geflüchtet sind und bei ihr Unterschlupf gesucht<br />

haben. Olga selbst bietet auch ihre Wohnung an für<br />

Freunde, die inzwischen aus der Ukraine nach Moldawien<br />

geflohen sind und in der Nähe ihrer Heimat bleiben wollen,<br />

solange es dort sicher ist. Allen ist die Unsicherheit der Lage<br />

bewusst. In kürzester Zeit kann sich der Konflikt ausweiten.<br />

Es herrscht Angst, auch in unserem anscheinend so sicheren<br />

Land. Putins Drohung, auch atomare Waffen einzusetzen,<br />

zeigt Wirkung, auch die Drohung, seinerseits die Gaslieferungen<br />

zu stoppen. Das setzt die Wirtschaft und die Zivilbevölkerung<br />

in Alarmbereitschaft. Schon haben die Benzin-,<br />

Gas- und Ölpreise nie gekannte Höhen erreicht.<br />

Freitag, 11. März<br />

Margos engste und beste Freundin sitzt mit ihrem 10-jährigen<br />

Sohn im Bombenhagel in Charkiw fest, weil ihre Eltern<br />

nicht zu bewegen sind, fortzugehen. Sie sind nicht einmal<br />

bereit, sich im Keller, im Bunker oder der Tiefgarage in Sicherheit<br />

zu bringen, weil es dort zu kalt ist und aus werweiß-was<br />

für Gründen. So halten sie auch ihre Tochter und<br />

ihren Enkel in der Hölle fest und stehlen ihnen eine sichere<br />

Zukunft. Eine Situation zum Verzweifeln. Vielleicht sind<br />

auch sie noch zu überreden? Margo ist häufig in Verbindung<br />

mit ihrer Freundin. Es wird viel gebetet in dieser Zeit.<br />

Sonntag, 13. März<br />

Achtzehn Tage dauert dieser Krieg schon. Die überstanden<br />

Strapazen machen sich bei unseren beiden Geflüchteten<br />

bemerkbar. Auch die Anspannung bei Margo selbst fordert<br />

ihren Preis, alle sind krank, irgendwie. Aber sie sind in Sicherheit.<br />

Und während die Familie meines Sohnes versucht,<br />

in ihrer neuen Konstellation zu einem tragbaren Rhythmus<br />

im Zusammenleben zu finden, wird die Bombardierung der<br />

ukrainischen Städte immer weiter verstärkt. Ich habe das<br />

Gefühl, die ganze Welt steht Kopf! Tausende Menschen, die<br />

täglich versuchen, über Fluchtkorridore der Hölle zu entfliehen<br />

und so viele Menschen, die ihr Bestes geben, um zu<br />

helfen. Die anfängliche Hoffnung, dieser Krieg könne bald<br />

gestoppt werden, schwindet Tag für Tag.<br />

Donnerstag, 24. März<br />

Der Krieg in der Ukraine ist nun schon seit vier Wochen Realität.<br />

Das Maß der Zerstörung und die Not der Menschen<br />

dort sind unbeschreiblich. Dieser Krieg ist auch in unserem<br />

Alltag angekommen. Die ungeheure Anzahl der Menschen,<br />

die auf der Flucht sind, suchen Zuflucht in den Nachbarländern<br />

und auch bei uns. Viele kommen bei Freunden und<br />

Verwandten unter, aber die meisten wissen nicht wohin. Die<br />

Anforderungen an die Fluchtländer sind groß, und ohne die<br />

vielen Freiwilligen wäre der Ansturm nicht zu bewältigen.<br />

Montag, 4. April<br />

Die Bilder der Kriegsverbrechen in Butscha mit den Leichen<br />

der auf offener Straße hingerichteten Zivilisten sind kaum zu<br />

ertragen. Die Kommentare in den Talkshows am Abend im<br />

Fernsehen irritierten mit ihrem Hin und Her. Auf jede Forderung<br />

nach einem totalen Embargo der Lieferungen von Gas<br />

und Öl folgen Argumente und Erklärungsversuche, warum<br />

wir uns das wegen des Zusammenbrechens der Wirtschaft<br />

und der dann drohenden Arbeitslosigkeit nicht leisten können.<br />

Man hat sie förmlich vor Augen, die Angst, dem eignen Volk<br />

Einschränkungen zuzumuten, die sowieso auf uns zukommen<br />

werden. Etwas verzögert, aber sie werden uns treffen.<br />

Nein, ich beneide die Politiker nicht, die in dieser Situation<br />

Entscheidungen treffen müssen. Laden sie „Schuld“ auf sich,<br />

so oder so? Was wollen, was können sie verantworten?<br />

Freitag, 8. April<br />

Die Nachrichten, die Margo aus der Ukraine erhält, sind<br />

immer dramatischer. Seit zwei Tagen versucht nun endlich<br />

auch ihre Freundin mit Familie Charkiw, das ständig unter<br />

Beschuss ist, zu verlassen. Sie sind mit dem Auto unterwegs<br />

in Richtung Polen. Margo versucht von hier aus, für sie Unterkünfte<br />

für unterwegs per Handy zu organisieren.<br />

Samstag, 10. April<br />

Die Familie hat den gefährlichsten Teil der Strecke unbeschadet<br />

hinter sich gebracht, sie sind an der polnischen Grenze<br />

angekommen. Eine große Herausforderung für den Vater der<br />

Freundin, der nur kurze Strecken zu fahren gewohnt ist. Inzwischen<br />

hat mein Sohn zufällig den Besitzer eines leestehenden<br />

Hauses in ihrer Nachbarschaft auf der Straße getroffen. Das<br />

Haus ist noch nicht verkauft und auch noch nicht vermietet. Es<br />

hat zwei renovierungsbedürftige Wohnungen, welche Chance!<br />

Der Mann erklärt sich bereit, das Haus für die Unterbringung<br />

von Margos Freundin mit ihrem Sohn und ihre Eltern zur Verfügung<br />

zu stellen. Was für eine großartige Fügung!<br />

Montag, 12. April<br />

Die Familie ist angekommen! Für die ersten Tage sind<br />

sie auch bei Margo und Thomas untergebracht, und dann<br />

können sie die zwei Wohnungen in dem angemieteten Haus<br />

in der Nachbarschaft beziehen. Wie sich das Leben für die<br />

sechs aus der Ukraine geflüchteten Menschen hier weiterentwickeln<br />

wird, das ist ein neues Kapitel. Anne Alhäuser<br />

70 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 71


Wiederkehrende Termine<br />

montags:<br />

11.00-12.00 Uhr Seniorengymnastik<br />

mit Anne Freudenberger, Dr.<br />

Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />

Heidenberg, <strong>02</strong>71/23418872<br />

14.00 Montagscafé des DRK–Siegen<br />

Nord e.V., 57076 Siegen-Weidenau,<br />

Schneppenkauten 1, <strong>02</strong>71-76585<br />

18.00 Lese- und Literaturkreis mit<br />

Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V<br />

Siegen, Melanchtonstr. 61, in der<br />

Bibliothek <strong>02</strong>71/7411019<br />

20.30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />

Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

Jeden 1. Montag im Monat<br />

14.00-16.00 Kreuztaler Repaircafé,<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Leipziger<br />

Str. 6 0160 / 97786115<br />

19.00 Trauergruppe der Ambulanten<br />

Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, <strong>02</strong>732/1<strong>02</strong>8<br />

20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21<br />

Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />

Jeden 2. Montag im Monat<br />

10.00 Trauercafé der Ambulanten<br />

ökumenischen Hospizhilfe Siegen<br />

e.V., „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

Marienborner Str. <strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />

15.15 Montagsgespräch des „Bund<br />

der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle<br />

Siegen, Seilereiweg 6 <strong>02</strong>71/82838<br />

18.30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />

gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

<strong>02</strong>71/404-2434<br />

Jeden 4. Montag im Monat<br />

14.30 Kaffeekränzchen: AWO-Begegnungsstätte<br />

Siegen, Rosterstr.186<br />

14.30-16.30 Spielenachmittag,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Struthstr. 4, <strong>02</strong>753/507740<br />

Letzter Montag im Monat<br />

18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />

Bronchitis „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

Marienborner Str. 151 <strong>02</strong>737/3308<br />

dienstags:<br />

Jeden 1. Dienstag im Monat<br />

15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Struthstraße 4, Information: „Aufwind<br />

Jugendhilfe GmbH“, 0172/4286150<br />

17.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,<br />

Ev. Martini-Kirchengemeinde<br />

Siegen, St. Johann Str. 7<br />

Brigitte Schmelzer <strong>02</strong>737/93470<br />

Jeden 2. Dienstag im Monat<br />

19.00 Vorwärts-Chor, „Haus Herbstzeitlos“<br />

Si., Marienborner Str. 151<br />

Jeden 3. Dienstag im Monat<br />

15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />

AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />

Information: Aufwind Jugendhilfe<br />

GmbH, Julia Trettin 0172/4286150<br />

15.30 Smartphonecafé, Digitale Themennachmittage.<br />

Stadteilbüro FES &<br />

Mehrgenerationenh. Kreuztal, Danziger<br />

Str. 2 <strong>02</strong>732/3790<br />

Jeden 4. Dienstag im Monat<br />

9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte<br />

„Rosterberg“ Siegen,<br />

Rosterstr.186 <strong>02</strong>71/3303-603<br />

Jeden letzten Dienstag im Monat<br />

14.30-16.00 Café Auszeit mit der<br />

Gruppe Lebensfreude, Otto-Reiffenrath-Haus<br />

Neunkirchen, Anmeldung <br />

<strong>02</strong>735/767-200 oder b.grosshauslutz@neunkirchen-siegerland.de.<br />

mittwochs:<br />

9.00 Ü55-Fitness, MehrGenerationenhaus,<br />

Stadtteilbüro FES & MGH Kreuztal,<br />

Danziger Str. 2 <strong>02</strong>732/3790<br />

9.00 Wandern, Nordic Walking, ab<br />

Wanderparkplatz Siegen, Rosterstraße,<br />

Günter Dickel <strong>02</strong>71/334566<br />

9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-<br />

Fries-Seniorenzentrum der AWO,<br />

Siegen, Rosterstr.186, Klaus Kuhn<br />

<strong>02</strong>71/3303-603<br />

10.00 Wanderungen, ca. 5 km des<br />

„Interkulturelles Seniorennetzwerk<br />

ab Siegerland-Center Weidenau<br />

<strong>02</strong>71/42517 Alfonso López García<br />

13.00-17.00 ALTERAktiv<br />

Fahrrad-Reparatur-Treff Selbsthilfe<br />

Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,<br />

Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,<br />

0171-8821420<br />

14.00 Hilfen für zu Hause des Diakonischen<br />

Freundeskreises Siegen-Süd,<br />

Diakonie Si.-Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />

14.00-17.00 Taschengel<strong>db</strong>örse<br />

Siegen, MehrGenerationenZentrum,<br />

Martinigemeinde Siegen, St.-Johannstraße<br />

7 <strong>02</strong>71/2346066<br />

15.30 Geselliger Kaffeenachmittag<br />

Lebendiges Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße<br />

61 <strong>02</strong>71/2316679<br />

Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />

10.00 Trauercafé Regenbogen der<br />

ambulanten Hospizhilfe, Diakonistation<br />

Kreuztal, Ernsdorfstraße 3<br />

<strong>02</strong>732/1<strong>02</strong>8<br />

14.30 Museums-Momente, Führung<br />

für Menschen mit Demenz und ihre<br />

Begleitung, „Museum für Gegenwartskunst“<br />

Siegen, Anmeldung<br />

erforderlich <strong>02</strong>71-4057710<br />

15.00 Seniorennachmittag des Heimatvereins<br />

Burbach-Niederdresselndorf,<br />

Alte Schule <strong>02</strong>73-67726<br />

15.00 Frauenzimmer, Frauencafé des<br />

DRK-Niederschelden, Mudersbach,<br />

Josefstraße 1 <strong>02</strong>71/354962<br />

17.00 Smartphonecafé, Hilfe rund<br />

um Handy Laptop und Co. Stadteilbüro<br />

FES & Mehrgenerationenh. Kreuztal,<br />

Danziger Str. 2 <strong>02</strong>732/3790<br />

19.30 Treffen der Heimatfreunde Trupach,<br />

Kapellenschule Si.-Trupbacher<br />

Str. 34 <strong>02</strong>71/371<strong>02</strong>2<br />

Jeden 2. Mittwoch im Monat<br />

13.00 Wandern mit der Seniorenhilfe<br />

Siegen e.V., „Haus Herbstzeitlos“<br />

Siegen, Gruppe Fritz/Harzer Anmeldung<br />

<strong>02</strong>71/42616<br />

Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />

14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe<br />

Runde, Christofferhaus Siegen,<br />

Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />

14.30 Wir tanzen wieder! Für<br />

Menschen mit und ohne Demenz,<br />

Tanzschule „Im Takt“, Netphen-<br />

Dreistiefenb., Dreisbachstr. 24<br />

Anm. <strong>02</strong>71/234178-17<br />

Letzter Mittwoch im Monat<br />

14.00-17.00 Seniorencafé, Mehr-<br />

Generationenhaus, Stadtteilbüro FES<br />

& MGH Kreuztal, Danziger Str. 2 <br />

<strong>02</strong>732/3790 Anmeldung erwünscht<br />

15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale<br />

Demenz im Café Auszeit<br />

Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />

donnerstags:<br />

10.00 -12.00 Seniorenwerkstatt,<br />

des „Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.<br />

Spanischsprachige Gemeinde<br />

e.V., kath. Gemeindehaus<br />

Veranstaltungen finden nur statt,<br />

wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />

Siegen, St.-Michaelstraße 3 <br />

<strong>02</strong>71/42517<br />

10-12 Uhr Diakonischer<br />

Freundeskreis Siegen-Süd,<br />

Hilfen für zu Hause, Eiserfeld,<br />

Mühlenstraße<br />

12.30 Kunstpause Öffentliche<br />

Führung durch die Wechselausstellung,<br />

Museum für Gegenwartskunst<br />

Siegen<br />

Jeden 2. Donnerstag<br />

15.00 Selbsthilfegruppe<br />

Mitten im Leben für Menschen<br />

mit Gedächtnisproblemen<br />

KSG-Senioren Wohnanlage<br />

Siegen, Weidenauer Str. 2<strong>02</strong><br />

Jeden 4. Donnerstag<br />

15.00 Trauercafé der Ambulanten<br />

ökum. Hospizhilfe<br />

Siegen e.V., „Haus Herbstzeitlos“<br />

Siegen, Marienborner Str.<br />

151 <strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />

freitags:<br />

15.30 Singkreis Lebendiges<br />

Haus e.V Siegen, Melanchtonstr.<br />

61 <strong>02</strong>71/7032846<br />

17.00 Tanzen ab der Lebensmitte<br />

auch ohne Partner,<br />

TanzZentrum Si.-Geisweid,<br />

Birlenbacher Hütte 16<br />

<strong>02</strong>71/84999<br />

18.00 Wochenschlussandacht<br />

in der Autobahnkirche<br />

Anmeldung unter: Autobahnkirche-Siegerland.de<br />

21.00 Tango Milonga, Café<br />

Basico Kreuztal, Hüttenstraße<br />

30 (vor der Eisenbahnbrücke<br />

links)<br />

Jeden 1. Freitag im Monat<br />

16.00 Reparaturtreff im Gemeindezentrum<br />

„Mittendrin“<br />

Geisweid, Koomanstr. 8<br />

Jeden 2. Freitag im Monat<br />

15.00 Wochenausklang der<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />

<strong>02</strong>71/6610335<br />

samstag s:<br />

Jeden 3. Sa. im Monat<br />

9.00-12.00 Repaircafé, Kath.<br />

Gemeindehaus Erndtebrück,<br />

Birkenweg 2 Friederike Oldeleer<br />

<strong>02</strong>759/2149560<br />

13.00 ALTERAktiv Repaircafé,<br />

Mehrgenerationenzentrum<br />

Haus der Martinigemeinde,<br />

St.-Johannstr. 7<br />

0171-8821420<br />

sonntags:<br />

16.00 Öffentliche Führung:<br />

Gemischtes Doppel Museum<br />

für Gegenwartskunst Siegen<br />

20.00 Salsa Fiesta, Café Basico<br />

Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von<br />

Siegen vor der Eisenbahnbrücke<br />

links)<br />

Jeden 1. Sonntag<br />

im Monat<br />

14.00 Johannland-Museum<br />

geöffnet, ab 15 Uhr Kaffee<br />

und Kuchen Netphen-Irmgarteichen,<br />

Glockenstr.19<br />

15.00 Führungen im Wodanstollen<br />

Heimatverein<br />

Salchendorf e.V., Neunkirchen,<br />

Arbachstr. 28 a<br />

0170 4770666<br />

15.00 Trauercafé der<br />

Ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />

Pfarrheim<br />

Heilig Kreuz Siegen, Im<br />

Kalten Born,<br />

<strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />

15.00 Führung durch die<br />

Ausstellung Gemischtes<br />

Doppel, „Museum für Gegenwartskunst“<br />

Siegen, Am<br />

Unteren Schloss 1<br />

Jeden 2. Sonntag<br />

im Monat<br />

10.00-12.00 Tausch und<br />

Plausch, Treffen der<br />

Briefmarkenfreunde Netpherland,<br />

Heimatmuseum<br />

Netphen, Lahnstr. 47<br />

<strong>02</strong>737/209527<br />

(W. Lerchstein)<br />

14.30 Sonntagscafé, Alten<br />

Linde Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />

Weißtalstr.<br />

15.00 Sonntagscafè, Heimatverein<br />

im Bürgerhaus<br />

Siegen-Niederschelden, Auf<br />

der Burg 15<br />

<strong>02</strong>71/311579<br />

Jeden 3. Sonntag<br />

im Monat<br />

14.30 Kaffeeklatsch im<br />

Heimatverein Salchendorf<br />

e.V., Haus Henrichs Neunkirchen-Salchendorf,<br />

Hindenburgplatz<br />

1<br />

Jeden 4. Sa. im Monat<br />

13.00 Klimawelten<br />

Repaircafé, Florenburg<br />

Hilchenbach, Kirchweg<br />

17 Ingrid Lagemann <br />

<strong>02</strong>733/2366<br />

2/2<strong>02</strong>2 durchblick 73


Info / Tickets:<br />

KulturSiegen.de<br />

Juni<br />

Fr 10. 21:00 World Music (Eröffnung<br />

Siegener Sommer) Rasga Rasga<br />

Sa 11. ca. 18:00 World Music:<br />

Transorient Orchestra<br />

So 12. 16:00 Sonntags um 4:<br />

Uni Big Band<br />

Mi 15. 22:15 Open Air Kino: Contra<br />

Do 16. 19:00 Philharmonie light:<br />

Schubert Oktett<br />

Fr 17. 21:00 World Music:<br />

Marion & Sobo Band & Lulo Reinhardt<br />

Sa 18. 22:15 Open Air Kino<br />

So 19. 16:00 Sonntags um 4:<br />

Fritz Busch Musikschule<br />

20:00 Poetry Highlander Slam<br />

Do 23. 22:15 Open Air Kino<br />

Fr 24. 21:00 World Music:<br />

Las Migas (Barcelona)<br />

Sa 25. 21:00 Die Echse, Figuren-<br />

Comedy mit Michael Hatzius<br />

So 26. 16:00 Sonntags um 4:<br />

Siegener Salonorchester<br />

22:15 Open Air Kino<br />

Do 30. 22:15 Open Air Kino:<br />

Eingeschlossene Gesellschaft<br />

24.6. Las Migas<br />

Das Beste kommt zum Schloss !<br />

Juli<br />

Fr 1. 21:00 Bozen Brass (Italien)<br />

Sa 2. 21:00 Älteste Boygroup der Welt<br />

Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys<br />

So 3. 16:00 Sonntags um 4: Sway<br />

22:15 Open Air Kino<br />

Do 7. 22:00 Open Air Kino:<br />

Wunderschön<br />

Fr 8. 21:00 Musik-Kabarett: Duo Lunatic<br />

Sa 9. 21:00 Ringmasters, A Cappella<br />

So 10. 16:00 Sonntags um 4:<br />

HK Jürgens (Udo Jürgens Cover-Band)<br />

22:00 Open Air Kino<br />

Do 14. 22:00 Open Air Kino<br />

Fr 15. 21:00 Impro-Show, Springmaus<br />

Sa 16. 21:00 PhilosoComedy:<br />

Peter Spielbauer<br />

So 17. 16:00 Sonntags um 4: Schatti<br />

22:00 Open Air Kino<br />

Do 21. 22:00 Open Air Kino<br />

Fr 22. 21:00 A Cappella: Gema 4 (Kuba)<br />

Sa 23. 21:00 Kabarett Kalashnikov (B)<br />

So 24. 16:00 Sonntags um 4:<br />

Rothaarsteig Alphornsolisten<br />

22:00 Open Air Kino: Contra<br />

Do 28. 21:45 Open Air Kino<br />

Fr 29. 21:00 ClownComedy: Gogol&Mäx<br />

Sa 30. 21:00 Soul, Pop & Jazz,<br />

Judith Adarkwah & Mario Mammone<br />

So 31. 16:00 Sonntags um 4:<br />

Jördis Tielsch<br />

21:45 Open Air Kino<br />

2.7. Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys<br />

August<br />

Do 4. 21:30 Open Air Kino: Liebesdings<br />

Fr 5. 21:00 WorldMusic: Gankino Circus<br />

Sa 6. 19:00 Klassik Open Air<br />

Philharmonie light: Blech5@<br />

So 7. 16:00 Sonntags um 4:<br />

Gospel-Generation & Helmut Jost<br />

21:15 Open Air Kino<br />

Do 11. 21:15 Open Air Kino<br />

Fr 12. 21:15 Open Air Kino: Sing 2<br />

Sa 13. 21:15 Open Air Kino<br />

So 14. 16:00 Sonntags um 4:<br />

Die Geininger<br />

21:15 Open Air Kino: Respekt<br />

Do 18. 21:00 Open Air Kino<br />

Fr 19. 19:00 Klassik Philharmonie<br />

light: Quattro Percussioni<br />

Sa 20. 21:00 Open Air Kino<br />

So 21. 16:00 Sonntags um 4:<br />

Herdorfer Dixieland Friends<br />

21:00 Open Air Kino: Elvis<br />

Siegener Stadtfest<br />

Freitag 26. 8. ab 18 Uhr<br />

Samstag 27.8. ab 11 Uhr<br />

Sonntag 28.8. ab 12 Uhr<br />

26.8., 18 Uhr: Stadtfest-Eröffnung<br />

mit Artistik auf dem Scheinerplatz<br />

montags<br />

Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

Seniorenbegegnungszentrum der Universitätsstadt Siegen<br />

57074 Siegen • Marienborner Straße 151<br />

www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen<br />

mittwochs<br />

09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der 09.00 - 10.30 Englisch für Senioren<br />

Stadt Siegen geöffnet<br />

VHS Kurs Z42000-3<br />

10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />

09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

Stadt Siegen geöffnet<br />

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé 09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

Computertreff<br />

Computertreff<br />

17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung 10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

dienstags<br />

10.30 - 12.00 Englisch für Senioren<br />

09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />

VHS Kurs Z42001-3<br />

Computertreff<br />

14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

Computertreff<br />

durchblick geöffnet 15.00 - 17.00 Singen mit der<br />

16.30 - 18.00 Arbeitskr. MitweltZukunft,<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

<strong>02</strong>71 / 404-2434 17.00 - 20.00 Regenbogentreff<br />

(Nur in geraden Wochen)<br />

Spielen und Klönen<br />

19.00 - 22.30 Film und Videoclub<br />

Bushaltestelle: Blumenstraße<br />

Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen: B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.<br />

Auch im Alter ist das Singen eine ideale Freizeitbeschäftigung.<br />

Der Singkreis der Seniorenhilfe Siegen e.V. ist die Gruppe für<br />

alle, die gerne Singen. Wir singen zu unserer Freude, nicht um aufzutreten,<br />

weil bei uns der Spaß im Vordergrund steht und nicht der<br />

Leistungsdruck. Wir singen einstimmige deutsche und auch internationale<br />

Volkslieder. Ein Chor im klassischen Sinne sind wir nicht.<br />

Treffpunkt ist immer mittwochs 15.00 Uhr im großen Gruppenraum,<br />

im Erdgeschoss des „Haus Herbstzeitlos“.<br />

Verwaltung:<br />

Seniorenbeauftragter <strong>02</strong>71 / 404-24 34<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Lesepaten <strong>02</strong>739 / 22 90<br />

Senec@fé <strong>02</strong>71 / 2 50 32 39<br />

durchblick - siegen e.V.<br />

Geschäftsstelle <strong>02</strong>71 / 6 16 47<br />

Redaktion 0171 / 6 20 64 13<br />

Seniorenbeirat <strong>02</strong>71 / 404-22 <strong>02</strong><br />

SeniorenServiceStelle <strong>02</strong>71 / 404-22 38<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Geschäftsstelle <strong>02</strong>71 / 6 61 03 35<br />

Gruppen<br />

Trauercafé <strong>02</strong>71 / 23 6<strong>02</strong>-67<br />

Film- und Video-Club <strong>02</strong>732 / 1 24 60<br />

Selbstverteidigung 0160 / 8 30 18 67<br />

Werkstatt <strong>02</strong>71 / 6 27 76<br />

Englischkurse <strong>02</strong>71 / 404-24 34<br />

donnerstags<br />

09.30 - 10.30 Selbstverteidigung<br />

10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe Siegen<br />

10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung<br />

12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl<br />

<strong>02</strong>71 / 404-22<strong>02</strong><br />

freitags<br />

10.00 - 11.30 Englisch für Senioren<br />

VHS Kurs ab Herbst 2<strong>02</strong>2<br />

samstags<br />

09.00 - 12.00 Wandergruppe der<br />

Seniorenhilfe Siegen Termine<br />

auf Anfrage <strong>02</strong>71 / 6 43 00<br />

Kostenlose Parkplätze am Haus<br />

Singen hält jung<br />

Die Singgruppe der Seniorenhilfe Siegen e.V. stellt sich vor<br />

Das anschließende gemeinsame Kaffeetrinken in geselliger Runde<br />

ist für die meisten von uns ein weiteres Highlight der Woche.<br />

Hier lassen sich auch neue Bekanntschaften knüpfen.<br />

Einfach vorbeikommen und mitsingen!<br />

74 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />

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1. Mittwoch<br />

17.30 KulturPur30, Flying Bach<br />

Bach trifft Breakdance, Straßenkunst<br />

trifft Konzertsaal, Zelttheater<br />

auf dem Giller<br />

3. Freitag<br />

18.00 KulturPur30, Stand up 30<br />

mit Katie Freudenschuss, Isabell<br />

Meili, Simon & Jan, Quichotte<br />

22.30 Spider Murphy Gang Skandal<br />

im Sperrbezirk, Zelttheater auf dem<br />

Giller in Hilchenbach-Lützel<br />

4. Samstag<br />

17.00 KulturPur30, Alice Merton<br />

S.I.D.E.S.<br />

19.00 BAP Schliesslich Unendlich<br />

22.30 Mono Inc The Book of Fire,<br />

Zelttheater auf dem Giller<br />

5. Sonntag<br />

19.30 KulturPur30, Philharmonie<br />

Südwestfalen Shades of Earth<br />

22.30 Suzi Quatro The Devil in me,<br />

Zelttheater auf dem Giller<br />

6. Montag<br />

17.30 KulturPur30, Bazurto All<br />

Stars, Champeta, Vallenato & Cumbia<br />

live 19.30 Mark Forster, ein außergewöhnliches<br />

Konzertereignis,<br />

Zelttheater auf dem Giller<br />

7. Dienstag<br />

20.00 Hamlet, Schauspiel & Musiktheater,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

9. Donnerstag<br />

19.30 Falscher Hase, Komödie von<br />

David Gieselmann, Bruchwerk Theater<br />

Siegen, Siegbergstraße 1<br />

20.00 Gedenkkonzert am 70 Todestag<br />

von Adolf Busch, mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Apollo-Theater<br />

10. Freitag<br />

18.00 Bad Laasphe tafelt! Die<br />

längste Schlemmertafel Wittgensteins<br />

wird erneut gedeckt. Mit Sektempfang<br />

am Altstadtbrunnen<br />

Juni<br />

KulturPur30 Zelttheater auf dem Giller: von Samstag bis Montag umfangreiches<br />

Tages- und OpenAir-Programm für die ganze Familie – umsonst und draußen!<br />

Termine der Freilichtbühne<br />

Freudenberg, Kuhlenberg 34<br />

Foto: René Achenbach<br />

11. Samstag<br />

11.00 Familienfest, mit vielen<br />

Aktivitäten, Forsthaus Hohenroth<br />

Netphen, An der Eisenstr.<br />

20.00 Für immer Tango -<br />

Werke von Astor Piazzolla, capella<br />

cantabilis, Ev. Kirche Hilchenbach,<br />

Kirchplatz 3<br />

20.00 Der zerbrochne Krug,<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

12. Sonntag<br />

16.00 KulturFlecken Silberstern<br />

e.V.: Eröffnung des Erfahrungsfeld<br />

der Sinne, Kurpark<br />

Freudenberg<br />

16.00 Sonntagnachmittag um<br />

4 im Schlossgarten Siegen<br />

17.00 Konzert der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Aus dem Wiener<br />

Wald, Turmzimmer der Ginsburg<br />

bei Hilchenbach-Lützel<br />

15. Mittwoch<br />

19.30 Einfache Leute, Schauspiel<br />

von Anna Gschnitzer,<br />

Bruchwerk Theater Siegen,<br />

Siegbergstraße 1<br />

16. Donnerstag<br />

19.00 SommerAbendTräume<br />

– Collegium vocale Siegen präsentiert<br />

ein buntes Programm,<br />

rund um die Martini Kirche,<br />

Siegen<br />

17. Freitag<br />

19.00 Historisches Siegerland: Notizen<br />

zu einer Stadt, KrönchenCenter<br />

Siegen, Anmeldung erforderlich!<br />

<strong>02</strong>71 404-3000<br />

19.30 Falscher Hase, Komödie von<br />

David Gieselmann, Bruchwerk Theater<br />

Siegen, Siegbergstraße 1<br />

19. Sonntag<br />

15.00 Konzert: 40 Jahre Uni-Big-Band<br />

Siegen, Jazzed Friends Forsthaus Hohenroth<br />

Netphen, An der Eisenstraße<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

19.30 Kabarett: René Steinberg, Doc<br />

Esser, Lachen und die beste Medizin,<br />

Bürgerhaus am Markt Bad Berleburg,<br />

Marktplatz 1a<br />

23. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

18.30 VHS-Siegen/Siegener Forum:<br />

Landhecken/Befestigungen an<br />

der Grenze des Siegerlandes zu<br />

Kurköln und Wittgenstein, Siegerlandhalle,<br />

Siegen<br />

19.30 vhs.wissen live: Welche Grenzen<br />

brauchen wir? Ethik und Politik<br />

der Migranten, Zoom-Link. Anmeldung<br />

bis 22.06. online oder schriftlich<br />

19.30 Einfache Leute, Schauspiel<br />

von Anna Gschnitzer, Bruchwerk Theater<br />

Siegen, Siegbergstraße 1<br />

20.00 Skandinavische Orgelmusik<br />

des 20. und 21. Jahrhunderts, Martinikirche<br />

Siegen, Grabenstraße 27<br />

24. Freitag<br />

15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />

Str. 151- mit Anmeldung<br />

Foto: Wikipedia<br />

25. Samstag<br />

14.00 Kammerkätzchen und Pistazienpralinen,<br />

Schauspiel-Stadtführung<br />

Anno 1883, Bad Berleburg,<br />

Treffpunkt: Torhaus des Schlosses<br />

26. Sonntag<br />

17.00 Ausstellungseröffnung Miriam<br />

Cahn, 14. Rubenspreisträgerin<br />

Museum für Gegenwartskunst Siegen<br />

Juli<br />

3. Sonntag<br />

9.00-18.00 Autofreier Sonntag<br />

Siegtal Pur, auf Autostraßen<br />

entlang der Sieg von<br />

Netphen bis Siegburg<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Siegen<br />

4. Montag<br />

19.30 49. Internationale<br />

Musikfestwoche Auf Flügeln<br />

des Gesanges, Schloss<br />

Berleburg, Goetheplatz 8<br />

5. Dienstag<br />

20.00 Julia & Romeo, frei<br />

nach William Shakespeare,<br />

tollMut-Ensemble des Bruchwerk<br />

Theaters, Schlossplatz,<br />

Unteres Schloss Siegen<br />

15.00 Akkordeonorchester Siegerland<br />

spielt im Waldlandhaus,<br />

Forsthaus Hohenroth, Netphen,<br />

An der Eisenstraße<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

19.30 Eine Nichtkammeroper von<br />

Anna Sowa [Uraufführung], Bruchwerk<br />

Theater Siegen, Siegbergstr. 1<br />

Foto: Michał Mikulski<br />

6. Mittwoch<br />

19.30 49. Internationale Musikfestwoche<br />

Das kann uns keiner nehmen,<br />

Schloss Berleburg<br />

7. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen-Hain, Marienborner<br />

Str. 151<br />

19.30 49. Internationale Musikfestwoche<br />

Fantasiestücke, Schloss<br />

Berleburg, Goetheplatz 8<br />

9. Samstag<br />

14.00 Henriettes Petitessen, Rokoko-Schauspielführung<br />

rund um<br />

das Schloss, Bad Berleburg<br />

19.30 49. Internationale Musikfestwoche<br />

Kabarett-Figura, Bürgerhaus<br />

am Markt Bad Berleburg<br />

76 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 77


10. Sonntag<br />

10.00-17.00 Tag des Ehrenamts<br />

Vereine und Initiativen aus der Stadt<br />

Siegen stellen sich vor, Bismarckhalle<br />

und Bismarckplatz Si.-Weidenau<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

18.00 49. Internationale Musikfestwoche<br />

auf Schloss Berleburg, Bach<br />

& Sons, Schlossplatz, Goetheplatz 8<br />

20.00 Julia & Romeo, frei nach William<br />

Shakespeare, tollMut-Ensemble<br />

des Bruchwerk Theaters, Schlossplatz,<br />

Unteres Schloss Siegen<br />

12. Dienstag<br />

9.00 WaldSpa-Rundgang mit Astrid<br />

Spielbrink, Wald tut einfach gut!,<br />

ab Güterweg, Siegen-Weidenau<br />

14. Donnerstag<br />

20.00 Messiaen-Abend der Universität<br />

Siegen, Martinikirche Siegen,<br />

Grabenstraße 27<br />

Freitag 12. August ist die<br />

LaBrassBanda in Kreuztal zu sehen.<br />

4. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

6.Samstag<br />

17.00 Ökumenischer Waldgottesdienst:<br />

Bruder Baum, Mitten in der<br />

Natur, Forsthaus Hohenroth Netphen,<br />

An der Eisenstr.<br />

7. Sonntag<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

17.00 Waldgottesdienst auf Hohenroth<br />

Bruder Baum, Mitten in der Natur<br />

– Ökumenisch, Forsthaus Hohenroth<br />

Netphen<br />

12. Freitag<br />

20.00 Kreuztalkultur, LaBrassBanda,<br />

Open Air, Danzn-Tour 2<strong>02</strong>2, Dreslers<br />

Park Kreuztal<br />

Juli<br />

Foto: Wikipedia<br />

Dienstag 12. Juni geht es ab 9 Uhr zum Waldspaziergang mit Astrid Spiebrink.<br />

17. Sonntag<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

21.Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

August<br />

20.00 Julia & Romeo, frei nach William<br />

Shakespeare, tollMut-Ensemble<br />

des Bruchwerk Theaters, Schlossplatz,<br />

Unteres Schloss Siegen<br />

13.Samstag<br />

11.00 Haus Herbstzeitlos - Begegnungsfest<br />

für die ganze Familie,<br />

mit buntem Programm und<br />

kulinarischen Erlebnissen. Die Gruppen<br />

stellen sich vor und laden zum<br />

Mitmachen ein. Haus Herbstzeitlos,<br />

Begenungszentrum der Universitätsstadt<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

23.Samstag<br />

14.00 Graf Casimir und der Stein der<br />

Weisen, Barocke szenische Schauspielführung<br />

Oberstadt Bad Berleburg,<br />

ab Hotel Altes Museum<br />

24. Sonntag (und 31.8.)<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten Siegen<br />

14.00 Kammerkätzchen und Pistazienpralinen,<br />

Bad-Berleburger<br />

Schauspiel-Stadtführung Anno<br />

1883, Bad Berleburg, ab Torhaus des<br />

Schlosses<br />

14. Sonntag<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

20.00 Julia & Romeo, frei nach William<br />

Shakespeare, tollMut-Ensemble<br />

des Bruchwerk Theaters, Schlossplatz,<br />

Unteres Schloss Siegen<br />

18. Donnerstag<br />

14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

21. Sonntag<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

27. Samstag<br />

11.00-23.00 Vogteifest mit Kunsthandwerkermarkt<br />

Burbach, Ginnerbach<br />

14.00 Henriettes Petitessen, Rokoko-Schauspielführung<br />

rund um<br />

das Schloss, Bad Berleburg , Goetheplatz<br />

8<br />

28. Sonntag<br />

16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />

um 4 im Schlossgarten,<br />

Oberes Schloss Siegen<br />

Natürlich hatte ich schon länger von<br />

Vater abgeschaut und erfragt, wie und<br />

wozu die verschiedenen Hebel, Schalter<br />

und Pedale zu bedienen waren. Manchmal<br />

fragte ich vor einer gemeinsamen<br />

Fahrt, wenn das Auto bereits vor der<br />

Haustür stand, ob ich schon mal den<br />

Autoschlüssel haben und das Auto aufschließen<br />

dürfe. Später habe ich dann<br />

auch schon mal den Motor angelassen.<br />

Selbst als Vater eines Tages feststellte,<br />

dass sein Wagen einige Meter „vorgerückt“<br />

war, hat es keine Standpauke<br />

gegeben, sondern nur die strikte Anweisung:<br />

„Tu das nie mehr, wenn ich<br />

nicht dabei bin!“<br />

Nach Redaktionsschluss<br />

Ordnungswidrige Fahrstunden<br />

Unser Familienauto, ein Mercedes 170 V.<br />

Sonntag 28. August von 11.00 bis 18.00 Uhr:<br />

Vogteifest mit Kunsthandwerkermarkt Burbach, Ginnerbach.<br />

Damals hatte er eine Garage in der<br />

Friedrichstraße in der Nähe seines Geschäfts,<br />

cirka zwei km von unserer Wohnung<br />

entfernt. Um nicht immer abends<br />

nach einem anstrengenden Arbeitstag<br />

sein Auto dorthin fahren und von dort zu<br />

Fuß nach Hause gehen zu müssen, hatte<br />

ihm Herr Löber erlaubt, das Auto nach<br />

Belieben auf dem Hof der Spedition Löber<br />

am oberen Ende unserer Kurzestraße<br />

abzustellen. Ich war hocherfreut und<br />

glücklich, als Vater irgendwann mir den<br />

Autoschlüssel in die Hand drückte, sich<br />

auf den Beifahrersitz setze und sagte:<br />

„Komm, fahr das Auto bei Löbers auf den<br />

Hof.“ Aber er hatte sich eine noch grö-<br />

ßere Überraschung für mich ausgedacht,<br />

als ich ihn auf einer Fahrt nach Eisern zu<br />

Kunden begleiten durfte.<br />

Die Leimbachstraße und die Eiserner<br />

Straße waren noch zweispurig und sehr<br />

eng, das Leimbachstadion noch nicht gebaut.<br />

Am Ortsausgang von Siegen klagte<br />

Vater plötzlich, ihm sei übel, und forderte<br />

mich auf, mich ans Steuer zu setzen und<br />

weiterzufahren. Etwas ängstlich und unsicher<br />

folgte ich seiner „Einladung“. Ihm<br />

fuhr sicher ein ebenso großer Schrecken<br />

in Mark und Bein wie mir, als ebenso<br />

plötzlich uns ein Polizeiauto (damals ein<br />

VW-Käfer in der typischen dunkelgrünen<br />

Farbe mit Blaulicht auf dem Dach) begegnete.<br />

Vater stammelte nur: „Fahr weiter!<br />

Mach dich groß und fahr einfach weiter!“<br />

Ich fuhr (unbehindert) weiter und merkte<br />

erst am Ortseingangsschild von Eisern,<br />

als er ganz ruhig sagte, „So, jetzt wechseln<br />

wir wieder die Plätze!“, dass er nicht<br />

wirklich von Übelkeit übermannt war.<br />

Das war meine erste Fahrstunde, bevor<br />

ich im Sommer 1958 mit Bruder Gerhard<br />

in die Fahrschule von Albert Müller, Weidenau,<br />

ging und Fahrstunden auf dem<br />

obligatorischen „Käfer“ nahm. Als mir<br />

Müllersch Albert die Bedienelemente<br />

erklären wollte und ich jedes Mal sagte<br />

„Das kenn ich schon“, sagte er: „Ja, dann<br />

fahr los.“ Nach wenigen Metern schaute<br />

er mich fragend von der Seite an und<br />

meinte: „Du fährst aber auch nicht zum<br />

ersten Mal!“ Worauf ich kurz erwiderte:<br />

„Das habe ich auch nicht gesagt.“<br />

<br />

Hans-Peter Fries<br />

78 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 79


Sparkasse Siegen wächst weiter<br />

Anhaltend schwierige Rahmenbedingungen gut im Griff<br />

Im Jahr 2<strong>02</strong>1 verzeichnete die Sparkasse<br />

Siegen ein Wachstum im Kundengeschäftsvolumen<br />

(Summe aus Einlagen,<br />

Krediten und Wertpapierbeständen) um<br />

rund 350 Mio. Euro auf nunmehr knapp<br />

8,4 Mrd. Euro. Der Kreditbestand lag<br />

zum Abschluss des Jahres bei 3,5 Mrd.<br />

Euro, das sind noch einmal 136 Mio.<br />

Euro mehr als im Vorjahr. Die Kundeneinlagen<br />

betrugen per 31.12.2<strong>02</strong>1 insgesamt<br />

3,6 Mrd. Euro. Dazu Wilfried Groos,<br />

Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />

Siegen: „Wir sind dankbar, dass unsere<br />

Kundinnen und Kunden uns erneut so<br />

großes Vertrauen ausgesprochen haben.<br />

Sie haben uns im vergangenen Jahr noch<br />

einmal mehr Geld – in Zahlen knapp<br />

190 Mio. Euro mehr – in Form von Einlagen<br />

anvertraut. Die Menschen der Region<br />

wissen, sie können sich auf ihre Sparkasse<br />

verlassen. Zugleich gibt uns dieses<br />

Vertrauen immer neuen Ansporn, unser<br />

Angebot stetig im Sinne unserer Kundinnen<br />

und Kunden weiterzuentwickeln.“<br />

Im Geschäftsgebiet der Sparkasse Siegen,<br />

das neben Siegen auch Freudenberg,<br />

Hilchenbach, Kreuztal, Netphen<br />

und Wilnsdorf umfasst, leben insgesamt<br />

rund 210.000 Menschen. Mehr als<br />

173.000 von ihnen sind Kundinnen und<br />

Kunden der Sparkasse Siegen. Insgesamt<br />

führt die Sparkasse Siegen für sie<br />

fast 140.000 Girokonten, über 90.000<br />

davon als Onlinevariante. Mehr als 800<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für<br />

die Kundinnen und Kunden im Einsatz.<br />

Pro Jahr führen die Beraterinnen und Berater<br />

über 100.000 Beratungsgespräche.<br />

Die Bilanzsumme der Sparkasse Siegen<br />

per 31.12.2<strong>02</strong>1 betrug 4,6 Mrd. Euro.<br />

Privatkundengeschäft<br />

2<strong>02</strong>1 war, was das Privatkundengeschäft<br />

angeht, ein dreifaches Rekordjahr<br />

für die Sparkasse Siegen. „Wir<br />

haben noch nie so viele private Baufinanzierungen<br />

und so viele Fondssparverträge<br />

abgeschlossen und auch mehr<br />

Anrufe unserer Kundinnen und Kunden<br />

entgegengenommen als jemals zuvor“,<br />

beschreibt Vorstandsmitglied Tillmann<br />

Reusch das vergangene Jahr.<br />

Beim regelmäßigen Fondssparen wurde<br />

mit über 11.500 Neuabschlüssen<br />

ein Bestandszuwachs von 6.500 Sparverträgen<br />

erreicht. Zusammen mit den<br />

fondsgebundenen Versicherungslösungen<br />

ist der Bestand damit auf insgesamt<br />

32.000 Verträge gewachsen.<br />

Montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr,<br />

sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des telefonischen Kundenservicecenters<br />

für finanzielle Anliegen aller Art<br />

erreichbar. Im Jahr 2<strong>02</strong>1 gingen insgesamt<br />

mehr als 450.000 Anrufe im Kundenservicecenter<br />

ein, das sind 16 Prozent<br />

mehr als 2<strong>02</strong>0.<br />

Ganz besonders freute sich die Sparkasse<br />

Siegen auch in diesem Zusammenhang<br />

über den ersten Platz im Rahmen<br />

des „7. Siegener Kundenspiegels“.<br />

In allen drei Einzelkategorien belegte<br />

die Sparkasse Siegen unter den acht<br />

getesteten Banken vor Ort den ersten<br />

Platz und schnitt neben einer hohen Zufriedenheit<br />

mit Preis und Leistung besonders<br />

gut ab bei der Bewertung von<br />

Freundlichkeit und Beratungsqualität.<br />

Die neuen S-Vita Kontomodelle beinhalten<br />

zahlreiche Mehrwerte und<br />

zusätzliche Services, zum Beispiel „S-<br />

Cashback“, im Rahmen dessen bei<br />

Bezahlvorgängen mit der Sparkassen-<br />

Card bei teilnehmenden Händlern eine<br />

Rückvergütung gezahlt wird. Auch sehr<br />

gefragt bei den Sparkassenkunden ist<br />

der „S-Trust“, die digitale Cloud mit Sicherheit<br />

in Sparkassenqualität. Darin<br />

sind wichtige private Dokumente, Urkunden<br />

und Ausweispapiere sicher hinterlegt<br />

und von überall aus erreichbar.<br />

Im Jahr 2<strong>02</strong>1 eröffnete die Sparkasse<br />

Siegen nach einiger Umbauzeit ihre neu<br />

gestaltete Filiale in Hilchenbach-Dahlbruch.<br />

In der modernen, hell gestalteten<br />

Filiale – übrigens mit Solardach<br />

– bietet die Sparkasse neben ergänzenden<br />

digitalen Möglichkeiten auch<br />

den klassischen Weg der persönlichen<br />

Beratung an. „Wir sind und bleiben auf<br />

allen Wegen erreichbar: persönlich in<br />

der Filiale, am Telefon oder per E-Mail,<br />

Chat oder Videoberatung“, unterstreicht<br />

Tillmann Reusch. Die Sparkasse Siegen<br />

betreibt über 40 Standorte für Beratung<br />

und SB-Service in Siegen, Freudenberg,<br />

Hilchenbach, Kreuztal und Netphen und<br />

unterhält damit weiterhin das dichteste<br />

Filialnetz in der Region.<br />

Digitalisierung<br />

Die meistfrequentierte Filiale der Sparkasse<br />

Siegen befindet sich im Netz: Über<br />

90.000 Kundinnen und Kunden der Sparkasse<br />

Siegen nutzen die Internetfiliale<br />

sowie das Onlinebanking. Durchschnittlich<br />

besuchen 22.000 Kundinnen und<br />

Kunden pro Tag die digitale Filiale. Allerdings<br />

läuft die „S-App“, jüngst von Stiftung<br />

Warentest ausgezeichnet als beste<br />

Banking-App Deutschlands, der Internetfiliale<br />

mit großen Schritten den Rang ab.<br />

Auch das mobile Bezahlen ist weiterhin<br />

auf dem Vormarsch. „Während der<br />

Pandemie haben viele, auch ältere Kundinnen<br />

und Kunden das kontaktlose Bezahlen<br />

für sich entdeckt, mit Karte oder<br />

auch mit Smartphone und Smartwatch.<br />

Insgesamt bezahlten unsere Kunden in<br />

2<strong>02</strong>1 fast 12 Mio. mal auf digitalem Weg<br />

ohne Bargeld und drei Viertel dieser Zahlungen<br />

werden kontaktlos abgewickelt“,<br />

beschreibt Günter Zimmermann. „Bargeld<br />

tritt dahinter deutlich zurück. Und<br />

auch im E-Commerce, dem Bezahlen im<br />

Internet, hat sich unsere neue Sparkassen-Card<br />

mit der zusätzlichen Funktion<br />

einer Debit-Karte bewährt“. Onlineüberweisungen<br />

werden ebenfalls inzwischen<br />

deutlich häufiger ausgeführt als beleghafte.<br />

Insgesamt führte die Sparkasse<br />

Siegen im vergangenen Jahr über<br />

8,2 Mio. Überweisungen aus, dabei<br />

kommt nur noch ein kleiner Teil als Papierbeleg.<br />

Die Anzahl der Bargeldabhebungen<br />

ist in den letzten zwei Jahren um<br />

fast ein Drittel zurückgegangen.<br />

Geldanlage und Wertpapiere<br />

„Tatsache ist und bleibt auch weiterhin,<br />

dass Zinsanlagen, egal ob für ein großes<br />

oder eher kleines Vermögen, keinen nennenswerteren<br />

Ertrag bringen als kurzfristige<br />

Einlagen auf einem Spar- oder dem<br />

Girokonto. Inzwischen nagt außerdem<br />

die erhöhte Inflation an der Kaufkraft des<br />

vorhandenen Vermögens“, beschreibt<br />

Vorstandsmitglied Burkhard Braach die<br />

Auswirkungen der anhaltenden Niedrigzinsphase.<br />

„Wenn das Geld also nur auf<br />

dem Konto liegen bleibt, erfährt es einen<br />

realen Wertverlust. Wir raten unseren<br />

Kundinnen und Kunden daher unbedingt<br />

dazu, dieses Geld sinnvoll zu investieren.<br />

Je nach Anlegerpräferenz in Wertpapierfonds,<br />

Immobilienfonds, Immobilien<br />

oder Versicherungslösungen.“<br />

Nachhaltigkeit<br />

Die Sparkasse Siegen hat ihr Portfolio<br />

in den Jahren 2<strong>02</strong>0 und 2<strong>02</strong>1 durch<br />

vielfältige nachhaltige Wertpapierprodukte<br />

ergänzt. „Unsere Kundinnen und<br />

Kunden greifen das Thema Nachhaltigkeit<br />

bei ihren Wertpapieranlagen immer<br />

öfter auf und auch wir sprechen es in<br />

jedem unserer Beratungsgespräche aktiv<br />

an. Ungefähr jede zweite Fondsanlage<br />

erfolgt schon heute in nachhaltigen<br />

Produkten“, beschreibt Braach. Außerdem<br />

wird das bisher sehr papierlastige<br />

Wertpapiergeschäft mit Abrechnungen,<br />

Depotauszügen und vielen notwendigen<br />

Produktunterlagen mit der Nutzung des<br />

elektronischen Postfaches deutlich umweltschonender.<br />

Wir haben interne Nachhaltigkeitsziele<br />

verankert und eine Selbstverpflichtungserklärung<br />

unterzeichnet, wonach<br />

wir im Jahr 2030 klimaneutral arbeiten<br />

wollen.<br />

Immobiliengeschäft<br />

Während der Pandemie mit Quarantäne-<br />

und Lockdownzeiten haben viele<br />

Menschen noch stärker als bisher ihre<br />

eigenen vier Wände oder den Wunsch<br />

danach in den Fokus genommen. Im ImmobilienCenter<br />

der Sparkasse Siegen erhalten<br />

sie alles aus einer Hand: von der<br />

Kaufvermittlung bis hin zur Finanzierung<br />

und Absicherung ihres Hauses oder ihrer<br />

Eigentumswohnung. Dabei wurden zwei<br />

durch Corona verstärkte Trends deutlich:<br />

Immobilien mit Garten sind in der Prioritätenliste<br />

nach oben gewandert. Und:<br />

Durch die vermehrte Nutzungsmöglichkeit<br />

von Homeoffice sind Immobilien in<br />

ländlichen Lagen mit guter Glasfaseranbindung<br />

deutlich attraktiver geworden.<br />

Versicherungsgeschäft<br />

Im Versicherungsgeschäft stieg die<br />

Nachfrage nach Absicherung, Vorsorge<br />

und Vermögensschutz weiter – wohl<br />

zum einen befördert durch die anhaltende<br />

Pandemie, zum anderen sicherlich<br />

auch beeinflusst durch die Eindrücke<br />

der Flutkatastrophe im Ahrtal, bei<br />

der viele Menschen nicht nur Hab und<br />

Gut, sondern auch ihr Leben verloren<br />

haben. Um zumindest in finanzieller<br />

Hinsicht abgesichert zu sein, empfiehlt<br />

die Sparkasse neben der klassischen<br />

Absicherung von Risiken (Hausrat, Haftpflicht,<br />

Berufsunfähigkeit, Rechtsschutz<br />

etc.) eine Vorsorge in Form von Versicherungsprodukten<br />

mit regelmäßigem,<br />

kapitalmarktnahem Sparen.<br />

Spenden, Sponsoring<br />

Zu Beginn des Jahres 2<strong>02</strong>1, als die<br />

Impfzentren gerade ihre Türen öffneten,<br />

erklärte sich die Sparkasse bereit, in<br />

Kooperation mit dem DRK Kreisverband<br />

Siegen-Wittgenstein Begleitungen und<br />

Fahrten zu den Impfungen für diejenigen<br />

Menschen bereitzustellen, die dabei auf<br />

Unterstützung und Hilfe angewiesen sein<br />

würden. Dr. Nadine Uebe-Emden: „Für<br />

viele, vorwiegend ältere und hilfsbedürftige<br />

Menschen, die allein leben, stellten<br />

die Organisation eines Impftermins und<br />

die Fahrt zum Impfzentrum ein großes<br />

Problem dar. Wir haben nach einer Möglichkeit<br />

gesucht, schnell und unbürokratisch<br />

zu helfen und haben mit dem DRK<br />

den idealen Kooperationspartner gefunden.“<br />

Die Sparkasse stellte für die umfangreichen<br />

begleitenden Maßnahmen<br />

rund um die Impftermine eine Spende in<br />

Höhe von 55.000 Euro bereit.<br />

Viele Sportveranstaltungen, kulturelle<br />

Events und Vereinsfeste konnten auch<br />

2<strong>02</strong>1 pandemiebedingt nicht stattfinden.<br />

Um den Vereinen und gemeinnützigen<br />

Einrichtungen in ihrem Geschäftsgebiet<br />

eine finanzielle Unterstützung zuteil<br />

werden zu lassen, konzipierte die Sparkasse<br />

Siegen im Jahr 2<strong>02</strong>0 die vorweihnachtliche<br />

Spendenaktion „Adventswunder“.<br />

Aufgrund der großen positiven<br />

Resonanz entschied sich die Sparkasse,<br />

die Vereine der Region 2<strong>02</strong>1 erneut<br />

aufzurufen, eine Adventskugel zu<br />

gestalten und damit an der Auslosung<br />

der Spenden teilzunehmen. Über 500<br />

wunderschön gestaltete Kugeln wurden<br />

abgegeben. Am Ende konnten sich 206<br />

Anzeige<br />

Vereine über eine Spende in Höhe von<br />

je 500 Euro freuen, es wurden 103.000<br />

Euro im Rahmen von Adventswunder<br />

vergeben. Im vergangenen Jahr stellte<br />

die Sparkasse Siegen insgesamt über<br />

4,5 Mio. Euro an Spenden, Sponsoring<br />

und Stiftungsmitteln zur Verfügung.<br />

Stiftungsgeschäft<br />

In unserem Stiftungsservice in der Villa<br />

Ruhfus in der Oranienstraße betreuen wir<br />

inzwischen 39 gemeinnützige Stiftungen<br />

mit einem Gesamtvolumen von rund 62<br />

Mio. Euro. Aufgrund der stetig wachsenden<br />

Nachfrage in Bezug auf individuelle<br />

und ganz persönliche Beratung bringt der<br />

Stiftungsservice der Sparkasse Siegen<br />

nun einen neuen Leistungskatalog mit<br />

einem erweiterten Angebotsspektrum<br />

heraus. Der Stiftungsservice vernetzt<br />

die Akteure und Akteurinnen untereinander,<br />

bringt Stifter mit Projektpartnern ins<br />

Gespräch, berät bei der Satzungserstellung<br />

und begleitet bei der Errichtung einer<br />

Stiftung. Mit der Sparkassenstiftung<br />

„Zukunft“ und der Stiftung der Sparkasse<br />

Siegen für Kunst und Kultur unterhält<br />

die Sparkasse Siegen zudem zwei eigene<br />

Stiftungen, die langfristig, dauerhaft und<br />

nachhaltig Projekte in der Region fördern.<br />

Im vergangenen Jahr wurden Spenden<br />

in Höhe von 143.000 Euro aus Stiftungsmitteln<br />

bereitgestellt.<br />

Ausblick<br />

Zum Schluss gab Wilfried Groos noch<br />

einen kurzen Ausblick: „Wenn sich nun<br />

die pandemische Lage entspannt und<br />

die damit verbunden Beeinträchtigungen<br />

sich sukzessive auflösen, wird sich die<br />

Wirtschaft insgesamt erholen. Auch die<br />

Aktienmärkte werden davon profitieren.<br />

Unsere regionalen Unternehmen haben<br />

sich als robust und resilient erwiesen, die<br />

Pandemie hat wenig zu Erschütterungen<br />

geführt. Wir sind davon überzeugt, dass<br />

wir den Strukturwandel in unserer Region<br />

sinnvoll und nachhaltig begleiten können<br />

und wir haben großes Zutrauen in<br />

die Zukunft.“<br />


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf, …<br />

…dass man der Lebensweise „hara hachi bu“ ein außergewöhnlich<br />

hohes Lebensalter verdankt. Das Dorf Ögimi<br />

im Norden der japanischen Inselgruppe Okinawa ist für die<br />

Langlebigkeit seiner Bevölkerung bekannt. Viele der Einwohner<br />

sind älter als 90, manche sogar über 100. Wissenschaftler<br />

machen dafür die traditionelle Ernährung nach dem<br />

Grundsatz „hara hachi bu“ verantwortlich, wörtlich übersetzt<br />

„acht Teile von zehn voll“. Sobald der Magen zu vier Fünfteln<br />

voll ist, wird mit dem Essen aufgehört.<br />

…dass immer mehr Menschen zwei Knochen mehr<br />

haben. Wissenschaftler des Imperial College London<br />

konnten durch die Auswertung von mehr als 21000 Studien<br />

der letzten 150 Jahre erkennen, dass ein etwa zwei<br />

Zentimeter großer Knochen am Knie heute dreimal so<br />

häufig vorkommt wie noch vor hundert Jahren. Als Grund<br />

dafür vermutet man Änderungen der Ernährung und des<br />

Wachstums. Somit haben immer mehr Menschen 208 statt<br />

206 Knochen.<br />

…dass Frauen Operationen oft besser überstehen als<br />

Männer. Nach Operationen kommt es zum Glück äußerst<br />

selten zu Komplikationen. Wird eine Behandlung auf der<br />

Intensivstation nötig, haben Frauen eine deutlich höhere<br />

Überlebenschance als Männer. Das fanden Forscher der TU<br />

München in einer Studie für Patienten zwischen 40 und 80<br />

Jahren heraus. Eine mögliche Erklärung dafür ist der gesündere<br />

Lebensstil vieler Frauen.<br />

homa<br />

Gedächtnistraining – Lösungen von Seite 00<br />

Rätsel rund um Blumen: 2 und 5 stimmen nicht. Reihenfolgen<br />

am Flughafen: 1. D – B – C – A; 2. B – C – D – A; 3.<br />

D – A – C – B; 4. B – D – A – C; 5. C – D – A – B; 6. A – D<br />

– C – B; 7. C – B – A – D. Berühmte Persönlichkeiten: 1.<br />

Gruppe Schriftsteller: (Sebastian Fitzek, Tristan Irle, Ken Follet,<br />

Frank Schätzing, Daniel Wolf). 2. Gruppe Politiker: (Olaf<br />

Scholz, Robert Habeck, Hildegard Hamm-Brücher, Claudia<br />

Roth, Rita Süssmuth). 3. Gruppe<br />

Schlagersänger: (Hildegard Knef,<br />

Helene Fischer, Andreas Gabalier,<br />

Juliane Werding, Drafi Deutscher).<br />

4. Gruppe Maler: (Auguste Renoir,<br />

Henri Matisse, Albrecht Dürer, Peter<br />

Paul Rubens, Paul Klee). 5. Gruppe<br />

Erfinder: (Käthe Paulus, James Watt,<br />

Albert Einstein, Philipp Reis, Gottlieb<br />

Daimler). Suchbild: Grille.<br />

Zu guter Letzt:<br />

Leben ist riskanter<br />

und sehr viel interessanter<br />

als alles, was du<br />

online siehst<br />

und stumm auf deinem<br />

Bildschirm liest.<br />

Lebensecht<br />

Was echt passiert im<br />

Jetzt und Hier,<br />

kommt nicht mit einem<br />

Klick zu dir.<br />

Jörn Heller<br />

aus „Nur mal so“<br />

durch<br />

blick<br />

Gemeinnützige Seniorenzeitschrift<br />

für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />

Herausgeber:<br />

durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon <strong>02</strong>71 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Ulla D'Amico, Ingrid<br />

Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP), Eva-Maria<br />

Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin), Erna Homolla, Erich Kerkhoff,<br />

Adelheid Knabe, Sigrid Kobsch, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten),<br />

Tessie Reeh, Helga Siebel-Achenbach, Tilla-Ute Schöllchen, Ulli Weber.<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg<br />

Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die<br />

veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.<br />

Lektorat:<br />

Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,<br />

Dieter Moll.<br />

Internet:<br />

Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Dr. Wolfgang Bauch, Adele von Bünau, Sonja Dörr, Prof. Hans-Peter<br />

Fries, Ernst Göckus, Bettina Großhaus-Lutz, Jörn Heller, Dr. Karin<br />

Kolb, Regina Krüger, Marion Laupert, Wilfried Lerchstein, Andrea<br />

Müller, Gudrun Neuser, Bernadette von Plettenberg, Bärbel Raabe,<br />

Hartmut Reeh, Volker Reichmann, Andreas Richter, Andreas<br />

Schmidt, Ulrich Schöllchen, Ulla Schreiber, Bruno Steuber,<br />

Heinz Stötzel.<br />

Gestaltung und Herstellung:<br />

Nicole Scherzberg, Friedhelm Eickhoff.<br />

Anzeigenanfrage:<br />

durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder <strong>02</strong>71 / 6 16 47<br />

E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de Es gilt die Preisliste 12/2015<br />

(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)<br />

Druck: rewi-Druck Wissen<br />

Erscheinungsweise:<br />

März, Juni, September, Dezember<br />

Gedruckt auf<br />

PEFC zertifiziertem<br />

Papier<br />

Verteilung:<br />

Hans Amely, Gerd Bombien, Herbert Dielmann, Nadine Gerhard,<br />

Erika Graff, Maximilian Großhaus-Lutz, Arndt Hensel, Wolfgang von<br />

Keutz, Olaf Kurz, Jörn Lagemann, Oliver Mahle, Günter Matthes-<br />

Arongagbor, Jörgen Meister (Ltg.), Marion Ortmann, Wolfgang<br />

Paesler, Karin Piotrowski, Birgit Rabanus, Christel Schmidt-Hufer,<br />

Hans-Rüdiger Schmidt, Renate Titze, Rüdiger Zimmermann und<br />

alle Redakteure<br />

Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in Sparkassen,<br />

Apotheken, Arztpraxen, Buchhandlungen und Geschäften des<br />

täglichen Bedarfs, in der City-Galerie, Läden des Siegerlandzentrums,<br />

bei unseren Anzeigenkunden, in öffentlichen Gebäuden, vielen sozialen<br />

Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in Rathäusern<br />

und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein, sowie<br />

eingeheftet in den Zeitschriftenmappen des „Lesezirkel Siegerland“.<br />

Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben<br />

jährlich 10,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und<br />

Leserbriefe zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten<br />

Beiträgen erfolgt keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />

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