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durch<br />
blick<br />
Autorenzeitschrift<br />
Seit 1986<br />
Nr. 2/2<strong>02</strong>2<br />
kostenlos<br />
zum Mitnehmen<br />
Informationen zur<br />
Wahl des Siegener<br />
Seniorenbeirats<br />
finden Sie auf den<br />
Seiten 11-15<br />
Die Prüfung<br />
auf dem Lande<br />
Seite 18
Inhaltsübersicht<br />
Kurz berichtet<br />
Kurz berichtet / Aus dem Seniorenbeirat4<br />
Titelgeschichte: Die Prüfung auf dem Lande18<br />
Kindersommer20<br />
Bargeldloses Einkaufen22<br />
Der Baum24<br />
Das Haus im Lavendelhain 25<br />
Stippvisite am Wellersberg 26<br />
Wasserschloss Crottorf 28<br />
Burg Münzenberg30<br />
Angemerkt31<br />
Mundart32<br />
durchblick verlost Freikarten35<br />
Als die Zeit der Dorfmusik endete 36<br />
60 Jahre Rolling Stones40<br />
75 Jahre Kantorei Siegen 42<br />
Vergnügt sparen 45<br />
Kunst gegen das Vergessen 46<br />
Fair Play – jeder Mensch zählt 47<br />
Die Portraits 48<br />
Gemischtes Doppel 50<br />
Fritzchen und das goldene Ei 51<br />
Gedächtnistraining52<br />
Die Schiefertafel 54<br />
Was fürs Leben 56<br />
Eine zähe Konversation 57<br />
Lilly58<br />
Rentneralltag59<br />
Miss Lores erster Fall60<br />
Es lebe die Vielfalt 62<br />
Erinnerungen64<br />
Die Entwicklung zum Guten 65<br />
Gemeinsame Erinnerungen 66<br />
Tagebuch des großen Schreckens 68<br />
Wiederkehrende Termine 72<br />
Das Beste kommt zum Schloss! 74<br />
Seniorenbegegnungszentrum Haus Herbstzeitlos“ 75<br />
Veranstaltungen in Siegen-Wittgenstein 76<br />
Nach Redaktionsschluss 79<br />
Es fiel uns auf / Lösungen / 82<br />
Zu guter Letzt / Impressum82<br />
Aus der Redaktion<br />
Titelfoto:Pixabay<br />
Alle fünf Jahre wird in Siegen der Seniorenbeirat gewählt. In dieser Ausgabe<br />
widmen wir uns auf den Seiten 11-15 insbesondere der Wahl des sechsten Seniorenbeirats<br />
der Universitätsstadt. Den Redaktionsmitgliedern des durchblick ist es<br />
ein Anliegen, diese, wie auch alle anderen regionalen Interessenvertretungen älterer<br />
Menschen, immer wieder in ihrem politischen Handeln medial zu unterstützen.<br />
Eine Zusammenfassung der 25-jährigen erfolgreichen Arbeit des Siegener Seniorenbeirats<br />
ist von der <strong>db</strong>-Redaktion als Festzeitschrift erstellt worden. Dieses<br />
116-seitige Jubiläumsheft kann bei Frau Gabi Sturm, der zuständigen Mitarbeiterin<br />
der Stadt Siegen, telefonisch unter <strong>02</strong>71/440-22<strong>02</strong> bestellt werden.<br />
2/2<strong>02</strong>2 durchblick 3
Kurz berichtet<br />
Nicht akzeptabel<br />
Bundesregierung schließt Ältere aus<br />
Geschichte<br />
hautnah erlebt<br />
Kurz berichtet<br />
Digital Kompass<br />
Seit drei Jahren mit Standort in Siegen<br />
Berlin. Wer berufstätig ist, erhält eine<br />
Einmalzahlung von 300 Euro unabhängig<br />
vom Einkommen. Rentnerinnen und<br />
Rentner werden nicht entlastet. Das<br />
hat die Ampelkoalition mit ihrem Entlastungspaket<br />
beschlossen, das einen<br />
Ausgleich für steigende Energiekosten<br />
schaffen soll. Die Entscheidung, ältere<br />
Menschen nicht zu berücksichtigen, ist<br />
aus Sicht der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Seniorenorganisationen<br />
vollkommen unverständlich und<br />
nicht akzeptabel. Höhere Heiz- und<br />
Stromkosten treffen Rentnerinnen und<br />
Rentner im Zweifel mehr als Beschäftigte,<br />
die tagsüber nicht zu Hause sind.<br />
„Berufstätige sollen unabhängig vom<br />
Einkommen entlastet werden, die Bezieherinnen<br />
und Bezieher von kleinen<br />
Renten nicht. Das verstehe, wer will“,<br />
kommentiert die BAGSO-Vorsitzende<br />
Tag des Ehrenamts<br />
Stadt Siegen würdigt Gemeinschaftsgeist<br />
Siegen. Die Krönchenstadt hat eine<br />
unglaublich bunte Vielfalt und große Anzahl<br />
von Vereinen, deren Vereinszweck<br />
größtenteils durch ehrenamtlich engagierte<br />
Bürgerinnen und Bürger umgesetzt<br />
wird. Ehrenamt wird in Siegen<br />
groß geschrieben und das will die Stadt<br />
zeigen, sie möchte mit diesem Tag vor<br />
allem den Vereinen ein Podium bieten,<br />
sich zu präsentieren, ihre Arbeit vorstellen<br />
zu können und um Mitglieder zu werben.<br />
Darüber hinaus möchte die Stadt<br />
Danke sagen, allen, die die Gesellschaft<br />
durch ihr ehrenamtliches Engagement<br />
bereichern. „Ehrentag“ soll am 9. Juli<br />
2<strong>02</strong>2 in der Bismarckhalle und auf dem<br />
Bismarckplatz stattfinden.<br />
Dr. Regina Görner die Entscheidung der<br />
Bundesregierung. „Gerade Menschen<br />
mit kleinen Renten sind in der aktuellen<br />
Situation auf Unterstützung angewiesen.<br />
Es ist nicht akzeptabel, sie im<br />
Entlastungspaket auszuschließen.“<br />
Zusätzliche Einmalzahlungen gibt<br />
es für Empfänger von Sozialleistungen<br />
(200 Euro) sowie Familien (100 Euro<br />
pro Kind). Zumindest Empfänger von<br />
Grundsicherung im Alter dürften also<br />
von dem Paket profitieren. Aus Sicht<br />
der BAGSO reichen jedoch Einmalzahlungen<br />
für Menschen mit niedrigen<br />
Einkünften nicht aus. Notwendig<br />
ist eine angemessene Anpassung von<br />
staatlichen Unterstützungsleistungen.<br />
Gesonderte Entlastungsmaßnahmen<br />
wurden für den Bereich der Mobilität<br />
vereinbart, jedoch nur für einen Zeitraum<br />
von drei Monaten.<br />
<strong>db</strong><br />
Ehrenamtskarte für aktiv tätig Menschen in gemeinnützigen Organisationen.<br />
Geplant sind neben Messeständen in<br />
der Bismarckhalle, eine „Blaulichtmeile“<br />
und natürlich Versorgungsstände<br />
auf dem Bismarckplatz. Darüber hinaus<br />
sollen sogenannte „Impulsseminare“,<br />
niederschwellige Informationsveranstaltungen<br />
für interessierte Ehrenamtliche<br />
angeboten werden. Eingebettet werden<br />
soll dieser Tag des Ehrenamtes in ein<br />
abwechslungsreiches Bühnenprogramm.<br />
„Natürlich haben wir auch die aktuelle<br />
Situation hinsichtlich der Pandemie bei<br />
der Planung immer im Blick und kündigen<br />
den Tag des Ehrenamts insofern<br />
vorbehaltlich der weiteren Entwicklung<br />
an“, so Pia Irle vom Bürgermeisterbüro<br />
der Stadt Siegen.<br />
<strong>db</strong><br />
Siegen. Erlebte Geschichte bereichert<br />
die Sammlung des Siegerlandmuseums.<br />
Wie haben sich die Feuersbacher<br />
in den 1950er Jahren, ohne Auto, ohne<br />
Bäcker und mit wenig Geld, versorgt?<br />
Welche Erinnerungen haben die Siegener<br />
an den Krieg? Wie hat sich die<br />
Gesamthochschule Siegen in den Siebzigern<br />
etabliert? Auf dem Zeitzeugenportal<br />
Unser Siegen, einer Internetseite<br />
des städtischen Siegerlandmuseums,<br />
teilen Menschen ihre Erinnerungen an<br />
das alltägliche Leben in der Stadt und<br />
den Stadtteilen sowie an besondere<br />
Ereignisse und Entwicklungen der Siegener<br />
Geschichte seit 1920 bis in die<br />
Gegenwart.<br />
Inzwischen haben fast 100 Zeitzeugen<br />
unterschiedlichster Couleur ihre Erlebnisse<br />
und Erfahrungen auf Unser Siegen<br />
erzählt, die allermeisten von ihnen vor<br />
der Kamera in der Kaffeestube des Oberen<br />
Schlosses. Es werden immer mehr,<br />
und somit wächst auf der Internetseite<br />
www.unser-siegen.com Stück für Stück<br />
ein Mosaik der Siegener Stadtgeschichte.<br />
„Diese Geschichtensammlung von<br />
Menschen unserer Stadt bereichert die<br />
Sammlung des Siegerlandmuseums um<br />
einen frei zugänglichen Fundus, den zu<br />
erkunden sich lohnt. Übrigens sind es<br />
mittelfristig auch Bürgerinnen und Bürger<br />
aus der Siegener Mitte, die die Zeitzeugnisse<br />
sammeln und sie redaktionell<br />
und technisch umsetzen“, sagt Astrid<br />
Schneider, Leiterin der Kulturabteilung<br />
der Universitätsstadt Siegen.<br />
Unser Siegen macht den Nutzern und<br />
Nutzerinnen mit der übersichtlichen<br />
Gliederung nach Jahrzehnt, Zeitzeuge,<br />
Stadtteil, Standort und Stichwort<br />
die Suche leicht. Auf der Internetseite<br />
www.unser-siegen.com erfährt man<br />
auch, wie man selbst Zeitzeuge oder<br />
Zeitzeugin werden kann. <br />
<strong>db</strong><br />
Zeitzeuge Ernst Göckus<br />
Siegen. Das Senec@fé Treffpunkt Neue<br />
Medien im Haus Herbstzeitlos in Siegen<br />
wurde am 1.4.2019 als Digitalkompass-<br />
Standort ausgewählt und wird seitdem<br />
von diesem Projekt unterstützt.<br />
Schulungsmaterialien, Online-Schulungen<br />
wurden während der Coronazeit<br />
angeboten und dem Senec@fé zur<br />
Verfügung gestellt. Die Mitarbeiter des<br />
Senec@fés unterstützen<br />
die Besucher in<br />
der Arbeit mit Laptop,<br />
Tablets und Smartphones,<br />
beraten bei Neuanschaffungen<br />
und<br />
richten die Geräte ein.<br />
„Seit Oktober 2<strong>02</strong>1<br />
gehören wir nun auch<br />
zum Projekt Digital-<br />
Pakt Alter“ weiß Antonie<br />
Dell zu berichten,<br />
die federführend dieses<br />
Projekt leitet.<br />
ALTERAktiv, zu dem<br />
das Senec@fé gehört,<br />
erhielt eine Förderung für die Anschaffung<br />
von eigenen Tablets, die für Schulungen<br />
verwendet werden.<br />
Das Internetcafé ist an drei Tagen in<br />
der Woche geöffnet. Die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter freuen sich über<br />
alle, die sich in der digitalen Welt zurechtfinden<br />
möchten. Jeder/Jede ist<br />
eingeladen. Die fleißigen Helfer des<br />
Senec@fes, stehen nicht nur mit Rat<br />
und Tat zur Seite, „es lernt sich mit Pausen<br />
in geselliger Runde einfach leichter“<br />
so Ronny Jäger, „Senec@féler“ mit langjähriger<br />
Erfahrung.<br />
Nähere Informationen: „Senec@fé<br />
Treffpunkt Neue Medien“ im Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
E-Mail: senecafe@senioren-siegen.de<br />
<strong>02</strong>71-2503239<br />
<strong>db</strong><br />
4 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 5
Kurz berichtet<br />
Ein „Erfahrungsfeld der Sinne“<br />
Feierliche Eröffnung am 12. Juni ab 16 Uhr im Kurpark Freudenberg<br />
Kurz berichtet<br />
Großsegler angelandet<br />
Modell im Siegerlandmuseum<br />
Freudenberg. Nach dem großen Erfolg<br />
des KulturFlecken-Wegs rund um Freudenberg<br />
hat der KulturFlecken Silberstern<br />
e.V. den Aufenthaltswert im Kurpark<br />
durch die Erweiterung des Weges<br />
mit einem „Erfahrungsfeld der Sinne“<br />
gesteigert. An dieser besonderen Stelle<br />
beim „Fotoblick“ sind vier Objekte zur<br />
Sinneserfahrung nach Hugo Kükelhaus<br />
(1900-1984) zu erleben. (siehe auch<br />
www.schlossfreudenberg.de/).<br />
Die unterschiedlichen Objekte sollen<br />
alle Besucher – Kinder wie Erwachsene<br />
mit und ohne Behinderung – inspirieren,<br />
sie mit den Sinnen zu erforschen.<br />
Die Stationen betreffen die Sinne Hören,<br />
Sehen und Fühlen.<br />
Die rotierende Scheibe (Sehen), der<br />
Summstein (Hören und Fühlen), das<br />
Oktoskop (Sehen) und das Tastmodell<br />
(Sehen und Fühlen) sind rund um den<br />
Fotoblick installiert worden, gleich in<br />
der Nähe des neuen Cafés.<br />
Das Tastmodell zeigt die maßstäblich<br />
stark verkleinerte, detailgetreue dreidimensionale<br />
Nachbildung des Alten<br />
Gemeinsam unterwegs!<br />
5000 Schritte Wanderungen sind wieder gestartet<br />
Fleckens in Bronze als Detailansicht.<br />
Neben dem Oktoskop für die Sehenden<br />
ermöglicht es somit eine Vorstellung<br />
des Alten Fleckens für Sehbehinderte<br />
und Blinde. Sehende haben an diesem<br />
Ort die Möglichkeit, das Original mit<br />
dem Tastmodell visuell zu vergleichen.<br />
Hauptförderer des Tastmodells ist die<br />
NRW-Stiftung, Hauptsponsor der anderen<br />
Objekte ist die Sparkasse Siegen.<br />
Auf einer Infotafel im Bürgerpark<br />
werden alle weiteren Sponsoren genannt.<br />
<br />
<strong>db</strong><br />
Siegen. Im Siegerlandmuseum im<br />
Oberen Schloss ist ein Schiff angekommen!<br />
Dank der Unterstützung durch<br />
den Förderverein des Siegerlandmuseums<br />
und des Oberen Schlosses e.V. ist<br />
es gelungen, ein detailgetreues Modell<br />
eines Handelsschiffes des 17. Jahrhunderts<br />
von einem US-amerikanischen<br />
Hersteller historischer Schiffsmodelle<br />
zu erwerben.<br />
Das Modell zeigt den typischen niederländischen<br />
Ost- bzw. Westindienfahrer,<br />
d.h. den Segelschifftyp, der als<br />
Handelsschiff zwischen Europa und<br />
den überseeischen Kolonien eingesetzt<br />
wurde. Charakteristisch für diese Handelsschiffe<br />
sind die drei Masten, eine<br />
Bewaffnung mit mehreren Geschützen<br />
und ein hohes Schanzkleid zum Erschweren<br />
von Enterversuchen.<br />
Auf einem solchen Segelschiff stach<br />
der 32-jährige Johann Moritz von Nassau-Siegen<br />
im Oktober 1636 von der<br />
Nordseeinsel Texel aus in See. Ziel der<br />
Reise war das im heutigen Brasilien gelegene<br />
Recife. Erst einige Jahre<br />
zuvor hatten die Vereinigten Niederlande<br />
im Zuge ihrer kolonialen<br />
Bestrebungen in Südamerika<br />
die Stadt und Region erobert und<br />
versuchten nun, ihren Einfluss<br />
zu festigen. Johann Moritz wurde<br />
zu diesem Zweck als Generalgouverneur<br />
nach Niederländisch-<br />
Brasilien entsandt.<br />
Der Erwerb des Schiffsmodells<br />
ist willkommener Anlass und anschaulicher<br />
Ausgangspunkt für<br />
weitere Recherchen des Siegerlandmuseums<br />
zu Johann Moritz<br />
von Nassau-Siegen. Die neuen<br />
Erkenntnisse zu dessen Leben,<br />
Wirken und Bedeutung als Generalgouverneur<br />
von 1636 bis<br />
1644 für die Kolonialgeschichte<br />
Südamerikas werden in die Neukonzeption<br />
der Dauerausstellung<br />
des Siegerlandmuseums<br />
einfließen.<br />
<br />
Dr. Karin Kolb<br />
Gemeinsam – Gesund – Genießen<br />
Neunkirchen. Erneut die „3 G’s“ zusammen<br />
erleben: Gemeinsam, gesund,<br />
genießen – mit diesen Adjektiven<br />
werden auch in diesem Jahr die sechs<br />
Touren der 5000-Schritte-Wanderung<br />
überschrieben. Seniorenberaterin und<br />
Organisatorin Bettina Großhaus-Lutz<br />
freut sich, das beliebte Wanderformat<br />
wieder anbieten zu können. Wie bereits<br />
in den vergangenen Jahren erwartet<br />
sie erneut einen regen Zuspruch.<br />
Bedingt durch die Pandemie haben<br />
viele Menschen ihre Kontakte reduziert<br />
und empfinden die fehlenden sozialen<br />
Kontakte als starken Verlust. Gerade<br />
hier bieten die 5000-Schritte-Wanderungen<br />
eine gute Möglichkeit sich ungefährdet<br />
zu unterhalten und dabei noch<br />
die Natur zu genießen. Das bedeutet:<br />
Die Strecken sind moderat und mit drei<br />
bis vier Kilometern problemlos in etwa<br />
eineinhalb Stunden zu bewältigen und<br />
auch eine lockere Unterhaltung lässt<br />
das angemessene Gehtempo zu.<br />
Bereits drei Sommer lang läuft das<br />
Angebot der 5000-Schritte-Wanderung<br />
sehr erfolgreich. Im Jahr 2<strong>02</strong>0 musste<br />
eine Corona bedingte Auszeit genommen<br />
werden. Am „Erfolgsrezept“ des<br />
Formats hat sich jedoch nichts geändert:<br />
Wie gehabt ist der Start für die<br />
Wandergruppe für morgens um 10 Uhr<br />
vorgesehen. „So können die Wanderer<br />
zuvor noch in Ruhe ein stärkendes<br />
Frühstück einnehmen und sich anschließend<br />
auf die Piste begeben“, freut<br />
sich Großhaus-Lutz, die die Touren allesamt<br />
begleiten wird.<br />
„Wer Lust auf Bewegung und Unterhaltung<br />
hat, kann sich bei uns im Seniorenbüro<br />
im Rathaus anmelden“ so<br />
Bettina Großhaus-Lutz. Telefon <strong>02</strong>735-<br />
767-200. Eine Anmeldung per E-Mail<br />
ist auch möglich: b.grosshaus-lutz@<br />
neunkirchen-siegerland.de.<br />
Im Vorgriff auf den Spätsommer<br />
weißt die Seniorenberaterin darauf hin,<br />
dass am Mittwoch, dem 14. September<br />
ab 11.00 Uhr im Otto-Reiffenrath-<br />
Haus wieder die Möglichkeit besteht,<br />
sich umfassend über die Themen Versorgung<br />
und Demenz zu informieren.<br />
Diese Veranstaltung wird pandemiebedingter<br />
Pause wieder von der Gruppe<br />
„Mach mal P.A.u.s.e.“ (Pflegende Angehörige<br />
von Menschen mit Demenz<br />
unterstützen, stärken und entlasten)<br />
durchgeführt.<br />
<strong>db</strong><br />
6 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 7
Kurz berichtet<br />
Kurz berichtet<br />
Tatkräftige Unterstützung<br />
Wissenschaftlicher Beirat im Siegerlandmuseum installiert<br />
verspricht man sich, dass der Wissenschaftliche<br />
Beirat als Multiplikator und<br />
Botschafter nach außen wirkt und die<br />
Wirkung der kuratorischen Arbeit des<br />
Siegerlandmuseums sichtbar macht.<br />
Grundlage seiner Arbeit und Ausgangspunkt<br />
für die weiteren Überlegungen<br />
sollen Grundzüge der musealen Neukonzeption<br />
sein, die von einer Arbeitsgruppe<br />
unter Leitung von Astrid Schneider, Leiterin<br />
KulturSiegen, entwickelt wurden.<br />
Dieser Arbeitsgruppe gehörten die Museumsleitung,<br />
das Stadtarchiv, das Kreisarchiv<br />
und die Universität Siegen an.<br />
Die Mitglieder des neuen Wissenschaftlichen Beirats.<br />
Siegen. Zurzeit steht das Siegerlandmuseum<br />
vor dem größten Projekt seit<br />
seiner Gründung: dem Ausbau von<br />
zwei denkmalgeschützten Hochbunkern<br />
zu einer Erweiterung des Museums.<br />
Neben dieser räumlichen Erweiterung<br />
steht die Entwicklung eines neuen<br />
Museumskonzepts an. „Mit diesem soll<br />
eine wichtige Mission jedes Museums,<br />
die zeitgemäße Vermittlung von kultureller<br />
Bildung, eingelöst und zukunftsfähig<br />
gemacht werden“, so Dr. Karin<br />
Kolb, Direktorin des Museums. Dabei<br />
soll sich der Fokus zunächst vor allem<br />
auf die museale Weiterentwicklung des<br />
Standorts Oberes Schloss richten, etwa<br />
hinsichtlich der analogen und digitalen<br />
Erschließung, auch mit Blick auf das<br />
120jährige Jubiläum des Siegerlandmuseums<br />
im Jahr 2<strong>02</strong>5.<br />
Eine zentrale Aufgabe der nächsten<br />
Jahre soll sein, allen Interessierten einen<br />
vielfältigen Zugang zum Siegerlandmuseum,<br />
seiner Geschichte, seinen<br />
Beständen, seiner Bedeutung und Wirkung<br />
bis heute zu ermöglichen und die<br />
Lebendigkeit des Siegerlandmuseums<br />
auf unterschiedlichste Weise unter Beweis<br />
zu stellen. Dabei soll es auch darum<br />
gehen, international gültige Standards<br />
der Ausstellungskonzeption und<br />
der besuchsorientierten Vermittlung zu<br />
berücksichtigen.<br />
Als beratendes Gremium begleitet der<br />
Wissenschaftliche Beirat den Prozess<br />
der Entwicklung und Profilierung. Er soll<br />
mit Impulsen und Hilfestellungen maßgeblich<br />
diese Entwicklung unterstützen.<br />
Die multiperspektivische Betrachtungsweise<br />
und Diskussion von Ausstellung<br />
und Vermittlungsformen sollen der<br />
Qualitätssicherung dienen. Zugleich<br />
Die sieben Beiratsmitglieder kommen<br />
aus regionalen und überregionalen Kultur-<br />
und Bildungsinstitutionen, es sind<br />
(in alphabetischer Reihenfolge):<br />
Prof. Dr. Eva von Engelberg, Professorin<br />
für Architekturgeschichte, Universität<br />
Siegen, Dr. Ulrike Gilhaus, Leiterin<br />
LWL-Museumsamt für Westfalen,<br />
Dr. Elke Kollar, Leiterin Referat Kulturvermittlung<br />
und Leiterin Abteilung Kommunikation,<br />
Badisches Landesmuseum<br />
Karlsruhe, Dr. Folker Metzger, Referatsleiter<br />
Kulturelle Bildung, Klassik Stiftung<br />
Weimar, Dr. Carola Rupprecht, Leiterin<br />
Bildung und Vermittlung, Deutsches<br />
Hygiene-Museum Dresden, Dr. Patrick<br />
Sturm, Leiter Stadtarchiv Siegen,<br />
Peter Sziburies, Schulrat, Schulamt<br />
Kreis Siegen-Wittgenstein.<br />
Ein erstes Fazit des neuen Wissenschaftlichen<br />
Beirats lautete: „Das Siegerlandmuseum<br />
hat das Potenzial, zum<br />
Schlüssel zur Region zu werden. Als<br />
Ausgangspunkt für die Geschichten der<br />
Menschen der Region sehen wir das<br />
Museum auch als zentralen Ort, um<br />
gemeinsam wichtige Fragen der Gegenwart<br />
und Zukunft zu besprechen. Dabei<br />
gilt es insbesondere, das Siegerlandmuseum<br />
zu einem attraktiven Ort für Familien<br />
zu entwickeln.“ <br />
<strong>db</strong><br />
Online Buchung möglich<br />
Siegen. Das Siegerlandmuseum hat ein<br />
neues Online-Buchungssystem eingeführt!<br />
Seit April 2<strong>02</strong>2 können alle vom<br />
Siegerlandmuseum veranstalteten Führungen<br />
des nächsten Quartals online über<br />
die Homepage des Siegerlandmuseums<br />
www.siegerlandmuseum.de gebucht<br />
werden. Damit verbessert das beliebte<br />
Museum den Service für die Öffentlichkeit<br />
und geht einen wichtigen Schritt auf<br />
dem Weg zu einem professionellen Veranstaltungsmanagement.<br />
<br />
<strong>db</strong><br />
8 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 9
Kurz berichtet<br />
Musikalische Früherziehung<br />
Ein Programm für die Enkel<br />
E-Bike Training<br />
aber altersgerecht<br />
Aus den Seniorenbeiräten<br />
Sterbehilfe Pro und Kontra<br />
Weiterentwicklung in der Palliativmedizin<br />
Wilnsdorf. Mit Spiel und Spaß musikalisches<br />
Erleben stärken, unter diesem<br />
Motto startet die Musikschule Wilnsdorf<br />
nach den Sommerferien mit neuen Kursen<br />
der Musikalischen Früherziehung.<br />
Viele der Kurse finden in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Kindergärten<br />
und Familienzentren vor Ort statt. Kinder,<br />
die im Laufe des Jahres 2<strong>02</strong>2 vier<br />
Jahre alt werden, können an der Früherziehung<br />
teilnehmen. Musikalische<br />
Früherziehung lässt Kinder Musik mit<br />
Herzen, Mund und Händen erleben,<br />
macht Spaß und motiviert. Spielerisch<br />
erfahren die Kinder in zwei Jahren den<br />
Zugang zu Rhythmus und Musik.<br />
Geschichten, Bewegung, Lieder, Tänze,<br />
Glockenspiel und Orffinstrumente regen<br />
musikalisches Gehör und Fantasie der<br />
Kinder an und ermuntern zum Mitmachen.<br />
Wer Fragen hat oder sein Kind zur<br />
Musikalischen Früherziehung anmelden<br />
möchte, kann sich ab sofort gerne an<br />
Musikschulleiterin Patricia Becker wenden,<br />
<strong>02</strong>71/3824436, per E-Mail an<br />
becker@musik-kinder.com. Außerdem<br />
hängen an vielen Kindergärten in der<br />
Gemeinde Wilnsdorf Anmeldungslisten<br />
aus, in die man sich eintragen kann.<br />
Die Kurszeiten und Veranstaltungsorte<br />
sind online unter www.wilnsdorf.<br />
de/musikschule zu finden. <strong>db</strong><br />
Siegen. „Sie möchten Ihre Fahrsicherheit<br />
auf dem E-Bike verbessern? Dann<br />
sind Sie bei dem praktischen Kurs für<br />
ältere Mitmenschen in der Stadt Siegen<br />
genau richtig“, so Volker Reichmann,<br />
Seniorenbeauftragter der Universitätsstadt.<br />
Der Kurs von der Verkehrswacht<br />
Siegerland möchte älteren Menschen<br />
mehr Sicherheit beim E-Bike Fahren<br />
vermitteln<br />
In einer praktischen Unterrichtung<br />
auf einem Parcour an der Siegerlandhalle<br />
wird das Fahren auf E-Bikes und<br />
Pedelecs geübt, Empfehlungen zur persönlichen<br />
Sicherheitsausrüstung gegeben,<br />
auf Ge– und Verbote gemäß StVO<br />
hingewiesen und Verhaltensweisen und<br />
Gefahrenquellen im Straßenverkehr<br />
besprochen.<br />
Zu dem Nachmittagtermin am 9. Juni<br />
2<strong>02</strong>2 im Atriumsaal der Siegerlandhalle<br />
kann man sich noch bis zum 30. Mai<br />
im Seniorenbüro der Stadt Siegen anmelden.<br />
<strong>02</strong>71/404-2434 oder per E-<br />
Mail: v.reichmann@siegen.de <strong>db</strong><br />
Treff<br />
für Pflegebedürftige<br />
Siegen. Gemeinsam sind wir stark, so<br />
könnte das Motto der neu gegründeten<br />
Selbsthilfegruppe für Menschen mit einem<br />
Pflegebedarf lauten.<br />
Eine Pflegebedürftigkeit beeinflusst<br />
den Alltag und die sozialen Beziehungen<br />
der Betroffenen auf tiefgreifende<br />
Art und Weise. Wer pflegebedürftig, ist<br />
hat kaum Gelegenheit, sich mit Menschen<br />
auszutauschen, die in einer ähnlichen<br />
Situation sind.<br />
Die neu gegründete Selbsthilfegruppe<br />
für Menschen mit einem Pflegebedarf<br />
bietet einen geschützten Raum, in<br />
dem sich Betroffene in vertrauensvoller<br />
Atmosphäre miteinander austauschen<br />
können. Die Gruppe wird von einer<br />
Fachkraft begleitet.<br />
Die Selbsthilfegruppe findet in Kooperation<br />
mit der Stadt Siegen statt, sie trifft<br />
sich jeden vierten Donnerstag im Monat<br />
von 15 bis 16 Uhr im Haus Herbstzeitlos,<br />
Marienborner Straße 151 in Siegen.<br />
Anmeldung und Infos: Gesundheitsregion<br />
Siegerland <strong>02</strong>71/7707580,<br />
pflegeselbsthilfe@alzheimer-siegen.de<br />
25-Jahre Seniorenbeirat Siegen<br />
Festschrift zum Jubiläum veröffentlicht<br />
Siegen. Die Initiative zu dieser Broschüre<br />
kam aus dem Vorstand sowie<br />
dem Arbeitskreis 2 – Veranstaltungen,<br />
Öffentlichkeit, Partnerschaften und Kultur.<br />
Die Mitglieder im Redaktionsteam<br />
waren Hans Amely, Brigitte Burk, Ernst<br />
Göckus, Michael Horak, Armin Maxeiner,<br />
Helmut Plate und vom durchblick<br />
Nicole Scherzberg. Leitgedanke war<br />
der Begriff „Corporate Identity“ im Sinne<br />
von Identität und Image.<br />
„Identität“ bedeutet hier verbesserte<br />
Innenschau und eingehende Selbstreflektion<br />
unter folgenden zentralen Fragestellungen:<br />
Wer sind wir? Was sind<br />
unsere Ziele? Was haben wir bisher erreicht?<br />
Was ist für die Zukunft wichtig?<br />
„Image“ bedeutet die Darstellung nach<br />
Siegen. Dr. med. Bernd Knapp, Mitglied<br />
des Seniorenbeirats, hielt in der April-<br />
Sitzung des Gremiums einen Vortrag<br />
zum Thema „Sterbehilfe“.<br />
Begrifflich unterschied Dr. Knapp zwischen<br />
„Hilfe beim Sterben“ sowie „Hilfe<br />
zum Sterben“. Die in Deutschland verbotene<br />
aktive Sterbehilfe grenzte er ab von<br />
passiver, bei welcher Abbruch oder Verzicht<br />
auf lebensverlängernde Maßnahmen<br />
erfolgen. Eine Bedeutung komme<br />
auch der indirekten Sterbehilfe zu, bei<br />
der z.B eine intensivierte Schmerztherapie<br />
zum Wohle des Patienten in Konfrontation<br />
mit möglicher Lebensverkürzung<br />
stehen kann. Der Referent legte dar, welche<br />
Rolle der Hausarzt, ein sonstiger Arzt,<br />
Selbsthilfeorganisationen und Sterbehilfevereine<br />
übernehmen können.<br />
Dr. Knapp erörterte zudem einschlägige<br />
Argumente gegen jegliche Art von<br />
Sterbehilfe. Wiederum, so Dr. Knapp,<br />
habe Sterbehilfe unter gewissen Voraussetzungen<br />
aber auch ihren Sinn. So<br />
könne es für Betroffene eine Verbesserung<br />
von Lebensqualität sein, wenn sie<br />
wüssten, dass es diese Möglichkeit als<br />
letzte Entscheidung gebe.<br />
<strong>db</strong><br />
außen: Möglichst umfassende Informationen<br />
an Zielgruppen und Entscheidungsträger,<br />
an interessierte Öffentlichkeit<br />
sowie Werbung und Anregungen<br />
usw. für künftige Seniorenbeiräte.<br />
Die erste Teamsitzung fand im Dezember<br />
2<strong>02</strong>1 statt, zu welcher schon<br />
eine Reihe vorbereitender Arbeiten erforderlich<br />
waren, insbesondere Sichtung<br />
und Auswahl von Quellenmaterialien.<br />
Die Abschlusssitzung war im März 2<strong>02</strong>2.<br />
Das Arbeitsklima kann durchgehend<br />
als förderlich und produktiv bezeichnet<br />
werden. Zur gedeihlichen Atmosphäre<br />
trug auch stets die freundliche Aufnahme<br />
im Redaktionsraum des durchblick<br />
im Haus Herbstzeitlos bei.<br />
Die Festschrift beinhaltet zahlreiche Berichte<br />
und Bil<strong>db</strong>elege über die vielfältigen<br />
Tätigkeitsbereiche in den 5 Amtsperioden.<br />
Beispielhaft seien die folgenden genannt:<br />
Gründungsphase 1997, Austauschbesuche<br />
mit den Partnerstädten Plauen, Leeds,<br />
Ypern und Zakopane, Klausurtagung<br />
zum Thema „Siegen als soziale Stadt“,<br />
Veranstaltungen zur Verkehrssicherheit,<br />
Besuch von Krankenhäusern und Pflegeheimen,<br />
Notfallausweise, Computer-,<br />
Zeitzeugen- und Fotoprojekte, sowie<br />
Veranstaltungen in den Bezirken. Wichtig<br />
war für uns als Team, der Festschrift eine<br />
persönliche Note zu geben. Dies geschah<br />
durch Grußworte, Ehemaligenbeiträge,<br />
aber auch durch Texte der Mitglieder.<br />
Die in einer Auflagenhöhe von 1.000<br />
Exemplaren erschienene Festschrift liegt<br />
in öffentlichen Einrichtungen unserer<br />
Stadt aus. <br />
eg<br />
10 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 11
Aus den Seniorenbeiräten<br />
Vorsorgevollmacht<br />
Patientenverfügung und Betreuungsverfügung<br />
Aus den Seniorenbeiräten<br />
„Wir sind aktiv“<br />
Zur Wahl des Siegener Seniorenbeirats<br />
Rechtsanwältin Simone Göckus<br />
AWO–Reisen<br />
Siegen. In der Sitzung des Siegener<br />
Seniorenbeirats am 22. Februar 2<strong>02</strong>2<br />
informierte Rechtsanwältin Simone Göckus<br />
zu den Themen Vorsorgevollmacht,<br />
Patientenverfügung und Betreuungsverfügung.<br />
Sie gab einen detaillierten<br />
Überblick über zentrale Elemente dieser<br />
einzelnen Rechtsgebiete und konkretisierte<br />
ihre Ausführungen fallbezogen<br />
anhand ausgewählter Beispiele.<br />
Die zahlreichen Rückfragen aus dem<br />
Plenum konnte sie teilnehmerbezogen<br />
und einfühlsam beantworten. Die Referentin<br />
verteilte umfangreiche Materialien<br />
zu den einzelnen Themengebieten<br />
und gab detaillierte Hinweise zu Möglichkeiten<br />
individueller Information. Für<br />
künftige Seniorenbeiratssitzungen sind<br />
weitere Themen geplant, welche in erster<br />
Linie die dritte Generation betreffen.<br />
Eine Anfrage an den Bürgermeister<br />
beinhaltet die zunehmende Vermüllung<br />
von Grünstreifen an Straßenrändern.<br />
Inwieweit kann dieser Missstand abgestellt<br />
und wie können Politik, Verwaltung<br />
und Bürger einbezogen werden?<br />
<br />
eg<br />
Was lange währt ...<br />
Siegen. Der Seniorenbeirat ist die<br />
von älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern<br />
gewählte Interessenvertretung<br />
unserer Stadt. Wahlberechtigt<br />
und wählbar sind alle Seniorinnen und<br />
Senioren, welche das 60. Lebensjahr<br />
vollendet haben. Die Amtszeit beträgt<br />
jeweils fünf Jahre. Der Seniorenbeirat<br />
besteht aus 18 Mitgliedern (Frauen<br />
und Männer) und ebenso vielen<br />
Stellvertretern, welche aus den sechs<br />
Wahlbezirken kommen. Er vermittelt<br />
Kontakte zu den jeweils zuständigen<br />
Einrichtungen und Personen im Bereich<br />
der Altenhilfe, der Gesundheit<br />
und der Sozialpolitik. Weitere Arbeitsfelder<br />
sind Stadtentwicklung, Verkehr<br />
und Sicherheit, Sport, Kultur und Bildung<br />
sowie Städtepartnerschaften.<br />
• Zwischen dem 9. Mai 2<strong>02</strong>2 und<br />
dem 6. Juni 2<strong>02</strong>2 erfolgt die<br />
Benachrichtigung der Wahlberechtigten<br />
und die Zusendung<br />
der Unterlagen zur Briefwahl.<br />
• Nach Erhalt der Briefwahlunterlagen<br />
kann sofort gewählt werden.<br />
• Am 20. Juni 2<strong>02</strong>2 ist der letzte Tag<br />
zur Abgabe der Wahlunterlagen.<br />
• Am 21. Juni 2<strong>02</strong>2 stellt der Wahl<br />
ausschuss ab 18:00 Uhr das endgültige<br />
Wahlergebnis fest.<br />
• Am 22. Juni 2<strong>02</strong>2 wird das Wahlergebnis<br />
veröffentlicht.<br />
Siegen. Reisefreudige können bei der<br />
Seniorenreise des AWO Kreisverbandes<br />
vom 11.09. – 20.09.2<strong>02</strong>2 in Prien<br />
am Chiemsee abwechslungsreiche und<br />
erholsame Urlaubstage erleben. Direkt<br />
am Ufer des Chiemsees liegt das<br />
***Superior-Hotel Luitpold am See.<br />
Informationen sind erhältlich unter<br />
<strong>02</strong>71/ 3386-167 (Monika Jung-Bieken)<br />
oder reisen@awo-siegen.de.<br />
Kreuztal. „Was lange währt wird<br />
endlich gut“, das sagen sich seit Kurzem<br />
viele ältere und mobilitätseingeschränkte<br />
Bürger und Bürgerinnen der<br />
Stadt Kreuztal.<br />
Schon seit längerer Zeit beklagten<br />
sich viele ältere und mobilitätseingeschränkte<br />
Bürger und Bürgerinnen in<br />
der Innenstadt der Stadt Kreuztal über<br />
den schlechten Zustand des Gehweges<br />
am Spielplatz Ziegeleifeld.<br />
Der Weg war uneben und fiel in Richtung<br />
Straße ab. Für Viele nicht mehr<br />
unfallfrei begehbar, vor allem für mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen.<br />
Nach Bemühen des Seniorenbeirats<br />
und der Diakoniestation Kreuztal wurde<br />
nun dieser Gehweg wieder hergerichtet<br />
und kann von allen Bürgern und Bürgerinnen<br />
wieder gefahrenfrei gut genutzt<br />
werden. Monika Freiberg Spazierengehen macht wieder Freude.<br />
Foto: Tiefbauamt Kreuztal<br />
Der Seniorenbeirat informiert und<br />
berät Ratsuchende und wirkt mit bei<br />
der seniorengerechten Gestaltung unserer<br />
Stadt. Seine Mitglieder sind in<br />
den Fachausschüssen des Rates sowie<br />
in den einzelnen Bezirksausschüssen<br />
vertreten. Zusammen mit dem Integrationsrat<br />
setzt er sich auch für ältere<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger mit<br />
Migrationshintergrund ein. Das umfangreiche<br />
Programm wird von vier<br />
Arbeitskreisen mit Leben gefüllt. Aktuelle<br />
Schwerpunkte der Arbeitskreise<br />
finden Sie in der nachstehenden<br />
Übersicht.<br />
Unsere dringende Bitte an Sie, sehr<br />
geehrte Seniorinnen und Senioren,<br />
machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch.<br />
Denn: Je höher die Wahlbeteiligung,<br />
umso stärker sind die Einflussmöglichkeiten<br />
des Seniorenbeirats auf<br />
die Belange der dritten Generation.<br />
Bedenken wir auch in diesem Zusammenhang,<br />
dass der Anteil der älteren<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger unserer<br />
Stadt mehr und mehr zunimmt.<br />
Informieren sie sich auch über unsere<br />
umfassende Homepage: Seniorenbeirat<br />
Siegen. Darüber hinaus hat<br />
der Seniorenbeirat eine Festschrift zu<br />
seinem 25-jährigen Bestehen veröffentlicht.<br />
(Siehe auch Seite 11 in dieser<br />
Zeitschrift). Die Broschüre liegt in<br />
zahlreichen öffentlichen Einrichtungen<br />
unserer Stadt aus und kann dort<br />
eingesehen werden.<br />
eg<br />
12 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />
2/2<strong>02</strong>2 durchblick 13
Aus den Seniorenbeiräten<br />
Seniorenbeiratswahl 2<strong>02</strong>2<br />
Die presserechtliche Verantwortung dieser Doppelseite liegt<br />
beim Seniorenbeirat der Universitätsstadt Siegen<br />
Wahlberechtigt und Wählbar<br />
Aktivitäten Arbeitskreis I<br />
Soziale Einrichtungen, Gesundheit,<br />
Netzwerkarbeit, Infrastruktur und<br />
Pflege Aktivitäten<br />
1. Pflegenotstand (stationäre,<br />
ambulante und häusliche Pflege)<br />
2. Patientenverfügung<br />
3. Palliativmedizin und Hospizarbeit<br />
4. Altersarmut<br />
5. Menschen mit Migrationshintergrund<br />
6. ärztliche Ethik<br />
7. Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />
8. Notfallausweis – nicht nur für Senioren<br />
Aktivitäten Arbeitskreis II<br />
Öffentlichkeit, Kultur, Veranstaltungen,<br />
Städtepartnerschaft<br />
1. Einführung in den Umgang mit Computer<br />
und Smartphone für Senioren<br />
in Zusammenarbeit mit dem FJM-<br />
Gynasium Weidenau, Smartphone<br />
Stammtisch - Erfahrungsaustausch<br />
2. Kontaktpflege zu den Partnerstädten<br />
wie Ypern, Plauen, Leeds, Zakopane,<br />
Spandau und Rijnsburg<br />
3. Lebendige Vergangenheit –<br />
Zeitzeugenprojekte<br />
4. Sicherheit für Senioren –<br />
Zusammenarbeit mit Polizei,<br />
Feuerwehr und Verbraucherberatung<br />
5. Mitwirkung bei Seniorenveranstaltungen<br />
der Universitätsstadt Siegen<br />
6. Zusammenarbeit mit dem interkulturellen<br />
Netzwerk und Förderung<br />
der Integration älterer Menschen<br />
7. Mitwirkung beim Projekt<br />
Rudelturnen<br />
8. Vorschläge zum erhöhten Bekanntheitsgrad<br />
des Siegerlandmuseums<br />
Aktivitäten Arbeitskreis III<br />
Mobilität und Verkehr,<br />
Öffentliche Sicherheit,<br />
Ordnung und Umwelt<br />
1. Sicherheit für Senioren durch<br />
geschulte Seniorenbeauftragte in<br />
Siegen, Zusammenarbeit mit<br />
Polizei, Ordnungsamt etc.<br />
2. Verkehrssicherheitstraining<br />
für Senioren<br />
3. Informationsveranstaltungen zur<br />
Sicherheit im und am Haus, z.B.:<br />
Einbruch, Haustürgeschäfte,<br />
Enkeltrick und Telefonanrufe<br />
4. Missbrauch von Gehwegen<br />
durch zunehmenden Fahrradverkehr<br />
5. Parksituation in Siegen<br />
Aktivitäten Arbeitskreis IV<br />
Bauen und Wohnen<br />
1. Einsatz für angemessenen und<br />
bezahlbaren Wohnraum für ältere<br />
und behinderte Menschen insbesondere<br />
für die 25 % Klausel beim<br />
sozialen Wohnungsbau<br />
2. Förderung von Kontakten zwischen<br />
den Generationen in einzelnen<br />
Wohnvierteln und Anregungen für<br />
gegenseitige Unterstützung<br />
zwischen Jung und Alt<br />
3. Vermittlung der Beratung zur<br />
Einrichtung und Ausgestaltung<br />
seniorengerechter Wohnungen<br />
4. Vermehrung der Angebote von<br />
öffentlichen Toiletten, nicht nur für<br />
Senioren<br />
Wahlberechtigt und selbst auch wählbar<br />
sind die Menschen in der Universitätsstadt<br />
Siegen, die am 21. Juni 2<strong>02</strong>2<br />
das 60. Lebensjahr vollendet haben<br />
und die seit dem 21. März 2<strong>02</strong>2 ihren<br />
Hauptwohnsitz in Siegen haben. Voraussetzung<br />
ist weiterhin, dass keine Tatbestände<br />
vorliegen, die nach dem kommunalen<br />
Wahlrecht einen Ausschluss<br />
zur Folge hätten. Die Wahlberechtigen<br />
Die Kandididaten: Bezirk 1 Siegen-Geisweid<br />
Hans Amely<br />
hansamely@t-online.de<br />
<strong>02</strong>71/81417<br />
Klaus Leukel<br />
leukel.siegen@freenet.de<br />
<strong>02</strong>71/8909701<br />
Dr. Jochen Münch<br />
muench@hrz.uni-siegen.dee<br />
<strong>02</strong>71/43421<br />
Monika Jung<br />
mueffen9@gmail.com<br />
<strong>02</strong>71/7700653<br />
Guntram Römer<br />
guntram.roemer@t-online.de<br />
0171/477<strong>02</strong>78<br />
Die Kandididaten: Bezirk I1 Siegen-Weidenau<br />
Die Kandididaten: Bezirk II1 Siegen-Ost<br />
sind nur in dem Bezirk, in dem sie mit<br />
Hauptwohnsitz gemeldet sind, wählbar.<br />
Laut Wählerverzeichnis sind 28 953<br />
Wahlberechtigte aufgerufen von ihrem<br />
Wahlrecht Gebrauch zu machen.<br />
Da alle 16 sich bewerbenden Personen<br />
die formellen Voraussetzungen<br />
erfüllen, hat der Wahlausschuss die<br />
Zulassung aller 16 Wahlvorschläge bestimmt.<br />
Diese teilen sich wie folgt auf:<br />
Marion Ortmann<br />
marion.ortmann@gmx.de<br />
<strong>02</strong>71/23572886<br />
Frank Burmeister<br />
frhebu@web.de<br />
0170/4314767<br />
Armin Maxeiner<br />
maxarm@t-online.de<br />
<strong>02</strong>71/62648<br />
Maria Magdalena Müller<br />
ma-mueller-siegen@t-online.de<br />
<strong>02</strong>71/3032724<br />
Die Kandididaten: Bezirk IV Siegen-Mitte<br />
Dr. Bernd Knapp<br />
knappberndsiegen@web.de<br />
0163/8822088<br />
Bernd Zelmanowski<br />
skisauna@aol.com<br />
<strong>02</strong>71/42157<br />
Peter Schiffmann<br />
peter.schiffmann@gmx.de<br />
<strong>02</strong>71/310648<br />
Die Kandididaten: Bezirk V Siegen-West<br />
Erika Weiss<br />
homeweiss@web.de<br />
<strong>02</strong>71/316925<br />
Karl-Adolf Fries<br />
kafries57@aol.com<br />
0172/315334<br />
Olaf Koplin<br />
olafkoplin@web.de<br />
<strong>02</strong>71/310170<br />
Die Kandididaten: Bezirk VI Siegen-Süd<br />
Karin Piorkowski<br />
pakapior@gmx.de<br />
<strong>02</strong>71/310781<br />
14 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 15
KulturPur2<strong>02</strong>2<br />
Internationales Musik- und Theaterfestival<br />
Legendärer Rock und Flying Bach - zum 30. bleibt alles (anders)<br />
Dass jemand fünf Minuten nach<br />
einem verabredeten Zeitpunkt<br />
erscheint, ist allen schon untergekommen.<br />
Auch von komplett verschwitzten<br />
Terminen, die erst Monate<br />
später beim Durchblättern des Kalenders<br />
auffallen, hat der ein oder andere sicher<br />
schon gehört. Dass allerdings Jubilare<br />
ihren Geburtstag um glatte zwei Jahre<br />
verschieben, ist für die allermeisten Zeitgenossen<br />
dann doch höchst ungewöhnlich.<br />
So geschehen im Mai 2<strong>02</strong>0, als KulturPur<br />
mit viel Lametta und jeder Menge<br />
illustrer Gäste zum 30. Mal seine atmosphärischen<br />
italienischen Zelte auf der<br />
Ginsberger Heide aufschlagen wollte und<br />
die Planungen vor Festivalbeginn aus bekannten<br />
Gründen wieder einpacken und<br />
in den Schubladen verstauen musste.<br />
Nun markiert der Festival-„ReStart“ einen<br />
spürbaren Wendepunkt öffentlichen<br />
Lebens in der Region, für den während<br />
der zweijährigen „Stand by“-Zeit sogar<br />
noch ein hochkarätiger Gratulant hinzugewonnen<br />
werden konnte: Wolfgang<br />
Niedeckens BAP (4.6.) machen auf<br />
ihrer „Schließlich unendlich“-Tour Station<br />
auf der Ginsberger Heide und ga-<br />
rantieren mit ihren großen Hits wie auch<br />
den Songs des „Alles Fliesst“-Albums ein<br />
Liveerlebnis, das keine Wünsche offenlässt.<br />
Bereits zur Eröffnung verleihen<br />
die Flying Steps (1.6.) mit Bach und<br />
Breakdance dem internationalen Musikund<br />
Theaterfestival Flügel, wenn sie mit<br />
ihrer Choreographie „Flying Bach“ mit<br />
der kombinierten Energie und Dynamik<br />
aus Headspin-Artistik und „wohltemperiertem<br />
Klavier“ Grenzen überwinden.<br />
Nach einem fulminanten Freitag,<br />
der mit dem Comedy-get-together<br />
Stand up 30 (3.6.) in den Abend startet,<br />
mit Gregor Meyle (3.6.) einen soulstarken<br />
Höhepunkt erlebt und u.a. mit<br />
dem Skandal im Sperrbezirk der Spider<br />
Murphy Gang (3.6.) ausklingt, steht<br />
tags darauf ein Musik-Samstag der Superlative<br />
auf dem Programm. Zunächst<br />
rockt Alice Merton (4.6.) mit Hits wie<br />
„No Roots“, „Hit the ground running“ und<br />
„Why so serious“ den Giller, zur Primetime<br />
gibt es legendäres kölsches ‘affrocke‘ mit<br />
Wolfgang Niedeckens BAP und wenn es<br />
später tiefe dunkle Nacht wird auf dem<br />
Giller, schlagen die Dark-Rocker von<br />
Mono Inc. (4.6.) ihr „Book Of Fire“ auf.<br />
Foto: René Achenbach<br />
Auf ihrem traditionellen Programmplatz<br />
am Sonntagabend begeistert dann mit<br />
der Philharmonie Südwestfalen (5.6.)<br />
der ‘klassische‘ Publikumsmagnet des<br />
Festivals mit „Shades of Earth“ , einer<br />
Ode an die Schönheit unseres Planeten<br />
mit ihren verschiedenen Facetten, ihren<br />
Elementen und ihren Mythen, um dann<br />
in der LateNight einer Lady im hautengen<br />
Lederdress Platz zu machen: Suzi<br />
Quatro ist eine der erfolgreichsten Rockmusikerinnen<br />
der ‘70er Jahre, die neben<br />
ihren großen Hits wie „Can The Can“, „48<br />
Crash“‘, „If You Can`t Give Me Love“ oder<br />
„Stumblin In“ ihre Fans immer wieder<br />
auch mit neuen Songs begeistert.<br />
Karten für Veranstaltungen des internationalen<br />
Musik- und Theaterfestivals<br />
KulturPur sind über www.kulturpur30.de<br />
und die Sparkassen-Hotline von<br />
ProTicket Tel. 01803/742654, sowie<br />
bundesweit bei allen Vorverkaufsstellen<br />
mit dem ProTicket-System erhältlich.<br />
Weitere Informationen zu KulturPur gibt<br />
es auf www.kulturpur30.de und beim<br />
Kultur!Büro. des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />
unter Tel. <strong>02</strong>71/333-2440.<br />
<br />
Andreas Schmidt<br />
Bach und Brekdance mit den Flying Steps am 1.6. Wolfgang Niedecken mit BAP am 4.6.<br />
16 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 17
Die Prüfung<br />
auf dem Lande<br />
Die in großen Stückzahlen produzierte NSU-Quickly war für rund 500 DM zu haben.<br />
Manch einer mag die Überzeugung hegen, dass die<br />
„gute alte Zeit“ eine durch und durch liebe Zeit gewesen<br />
sei. Doch es gab auch schon damals immer<br />
wieder einmal unliebsame Begebnisse, die Aufregung und<br />
Kuddelmuddel hervorriefen. Manches endete zu guter Letzt<br />
dennoch erfreulich. Über ein entsprechendes Beispiel will<br />
ich hier berichten.<br />
Als das Szenario sich zutrug, schrieb man das Jahr 1960.<br />
Die Mächtigen in der Bundesstadt hatten Knall auf Fall verordnet,<br />
dass ab nun ein Führerschein für das Nutzen eines<br />
„Fahrrads mit Hilfsmotor“ unabdingbar sei. Diese Zumutung<br />
stieß bei den Betroffenen auf ein wahrhaft miserables Echo.<br />
Dutzendweise waren brave Landmänner aus dem Dorf, in<br />
welchem sich das Folgende zutrug, wie vom Donner gerührt.<br />
Wo immer sich zwei oder mehr trafen wurde lauthals und<br />
scharf lamentiert. Die erbitternden Ausfälle gegen „Die da<br />
oben“ waren derart beleidigend, dass sie besser verschwiegen<br />
bleiben. Eine Äußerung wie „Die da oben können doch nicht<br />
ganz richtig dicht im Kopf sein“ war noch eine der geringeren.<br />
Der mit dem meisten Grun<strong>db</strong>esitz sagte das, was alle dachten:<br />
„Ich fahre schon seit Jahren mit meiner Quickly auf die<br />
Felder. Da gibt es weder Verkehr noch irgendwelche Schilder.<br />
Wozu also jetzt eine Fahrerlaubnis?“ Der Gedanke, dass es<br />
auch in großen Städten Fahrräder mit Hilfsmotor gab und hier<br />
die Fahrerlaubnis mutmaßlich angebracht sei, kam keinem.<br />
Es gab freilich auch eine aufstrebende Berufsgruppe, die<br />
in heimliche Jubelrufe ausbrach. Es waren die Fahrschullehrer,<br />
die ohne eigenes Zutun aus der Verordnung Nutzen<br />
ziehen sollten. Dabei ging es diesen dank eines nie gekannten<br />
Bedarfs doch gar nicht so übel. Viele wollten ja in jenen<br />
Tagen einen Führerschein fürs Auto erwerben und sich dann<br />
einen vierrädrigen Untersatz zulegen.<br />
Daneben war zwei Jahre zuvor bereits die Verfügung<br />
erlassen worden, dass sogar Frauen ohne Erlaubnis des<br />
Ehemanns in die Fahrschule durften. Das stelle man sich<br />
vor! Es hieß, dass sich die Obrigkeit der damit verbundenen<br />
Gefahren durchaus bewusst sei. Die Menge der aufsässigen<br />
Damen hielt sich allerdings in engen Grenzen. Dessen ungeachtet<br />
lässt sich schlussfolgern, dass die Ausbilder fürstlich<br />
leben konnten. Jetzt winkte sogar noch eine zusätzliche Bereicherung.<br />
Und die Sektkorken knallten.<br />
Ein aus der löblichen Zunft der Maurer stammender Erdensohn<br />
namens Otto hatte vor einer Weile die dritte Gaststätte<br />
in dem kleinen Ort in Betrieb genommen. Fraglos ein<br />
Zeichen für die zunehmende Bildung der Lan<strong>db</strong>evölkerung.<br />
Nur Pfarrer Metzger sah das anders und wetterte noch stärker<br />
als zuvor während seinen Predigten über die vielen unverbesserlichen<br />
Kneipengänger.<br />
Otto, der nach einem Unfall hinkte, ließ schon bald einen<br />
ausgeprägten Geschäftssinn erkennen. Als erstes handelte er<br />
mit einem Reisebüro einen sehr erfolgreichen Vertrag aus, der<br />
das Dorf – vor allem aber sein Haus – zu einem Zielort für<br />
urlaubsreife Ruhrgebietler machte. Auch zur Fahrerlaubnis<br />
fiel dem pfiffigen Wirt etwas ein. Wozu hatte er denn einen<br />
großen Gastraum?! Und so überredete er den anfangs zweifelnden<br />
Fahrschullehrer Schmidt, die Mopedfahrer bei ihm zu<br />
unterrichten. Er wolle keinen Pfennig für die Überlassung des<br />
18 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />
Foto: Wikipedia<br />
Raums, lediglich die Zusicherung, dass er jederzeit vor und<br />
während der Unterweisungen die im Haus lagernden Getränke<br />
verkaufen könne. Und der Herr Schmidt, ein recht fülliger Herr<br />
aus der nicht allzu weit entfernten Stadt, sagte: „Abgemacht!“<br />
Die „Mund-zu-Mund-Propaganda“ des Wirts reichte aus,<br />
um alle Moped-Besitzer über die Fahrschule in seiner Herberge<br />
in Kenntnis zu setzen. Die anfängliche Aufregung hatte<br />
sich derweil gelegt, man fand sich drein in die Lage und so saßen<br />
zum angekündigten Termin zwei Dutzend Lernwillige an<br />
den Tischen des Gasthauses. Die ältesten befanden sich bereits<br />
im sechsten Lebensjahrzehnt, der Jüngste war ein Schuljunge<br />
und gerade mal sechzehn Jahre alt.<br />
Als der Fahrlehrer eintraf, setzte ein merkliches Getuschel<br />
an den Tischen ein. Niemand vermochte sich vorzustellen, wie<br />
der Dicke auf ein Moped steigen und das regelgerechte Fahren<br />
vormachen würde. Aber nach der Begrüßung teilte dieser<br />
mit, dass es für den Führerschein-Erwerb lediglich einen Fragebogen<br />
auszufüllen galt. Und sogleich ging es los mit den<br />
Verkehrszeichen und den Vorfahrtsregeln. Und schon bald<br />
merkten einige, dass gerade Letzteres ein wenig schwierig sei.<br />
Es wollte einfach nicht in die Köpfe hinein, wieso ein Ochsengespann<br />
in mancher Situation Vorfahrt vor einem Lastwagen<br />
haben sollte und warum ein Auto zu warten hatte,<br />
wenn sich von rechts ein Mopedfahrer näherte. Diese<br />
Zwickmühlen harrten bis zur letzten Stunde vor der Prüfung<br />
auf eine Lösung – leider vergeblich.<br />
Wirt Otto stand am Zapfhahn und blickte spähend umher.<br />
War abzusehen, dass binnen kurzem ein Glas geleert<br />
sei, zapfte er flink ein neues an und schickte seine Tochter<br />
Brigitte zum Umtausch. Und obwohl einige schon ein<br />
Stündchen früher als notwendig eintrafen, schien bei ihnen<br />
der Durst kaum zu löschen.<br />
Besonders am großen, runden Stammtisch sagte man häufig<br />
„Prost“. Das ging ins Geld, schließlich kostete der Schoppen<br />
dreißig Pfennige. Zufällig saßen an diesem Tisch viele<br />
beisammen, denen die Vorfahrt und ihre Regeln ein böhmisch`<br />
Dorf geblieben. Die Stimmung hatte nach dem letzten Unterrichtstag<br />
deshalb zu später Stunde den tiefsten Punkt erreicht.<br />
Just in diesem Schlamassel hatte einer einen Lichtblick. Mit<br />
Eifer legte er dar, wie man dennoch den ungeliebten Schein<br />
erlangen könne. Und sogleich probten sie mehrfach den Vorgang.<br />
So viel sei verraten: Die Stammtischler hatten dem jungen<br />
Schüler eine Hauptrolle bei der Prüfung zugedacht. Der<br />
aber war schon lange daheim und blieb ahnungslos.<br />
Des Wirtes Töchterlein Brigitte hatte als Achtjährige einmal<br />
mit ihm ein Bett geteilt. Das war bei der Schulaufführung<br />
von „Peterchens Mondfahrt“, als sie als Anneliese und er als<br />
Peter dem fünfbeinigen Herrn Sumsemann ihre Hilfe zusagten.<br />
Den sichtlich gerührten Damen unter den Besuchern<br />
hatte das anmutige Bild der Beiden im Bett ausnehmend gut<br />
gefallen. Für deren Zukunft schwante ihnen daher so allerlei.<br />
Es war also nicht zu verwundern, dass am Tage der Prüfung<br />
die Brigitte den Schulbub schon vor der Haustüre abfing<br />
und ihm zuflüsterte, dass er sich vor dem Stammtisch<br />
hüten solle. Genaueres wisse sie nicht, aber sein Name<br />
Titelgeschichte<br />
sei hier immer wieder einmal gefallen. Beim Betreten des<br />
Gastraums wurde er auch sogleich von einem der Stammtischbrüder<br />
genötigt, auf einem zusätzlich hingestellten<br />
Stuhl in ihrer Mitte Platz zu nehmen. Da die dort Sitzenden<br />
allesamt – vom Alter her – seine Väter hätten sein können,<br />
wagte er keinen Widerspruch. Brigitte brachte ihm das übliche<br />
Glas mit Coca-Cola und der Fahrlehrer verteilte die<br />
Fragebogen. Und nach den notwendigen Erläuterungen<br />
begann das Ausfüllen derselben.<br />
Dass der 16-Jährige ziemlich rasch alle Fragen beantworten<br />
würde, lag im Plan der Stammtischler. Er legte den<br />
Bleistift zur Seite und gab damit das erwartete Signal. Einer<br />
beobachtete den Fahrlehrer und nickte mit dem Kopf als<br />
dieser in eine andere Richtung blickte. Und sogleich schob<br />
jeder seinen Fragebogen zum rechten Nebenmann. Auch<br />
beim verdutzten Schuljungen war der eigene Bogen verschwunden<br />
und ein halb ausgefüllter lag vor ihm. Die ganz<br />
leichten Fragen waren beantwortet, die schwereren noch<br />
nicht. Er schaute in die Runde, sah allseits freundliches Nicken,<br />
hatte sogleich das Verfahren begriffen und schritt zur<br />
Tat. Noch neunmal wiederholte sich der Vorgang.<br />
Als der Fahrlehrer zur Abgabe drängte, lag sein eigener<br />
Bogen schon wieder vor dem Schüler. Wie bei einer gut geölten<br />
Maschine hatte ein Rädchen ins andere gegriffen. Ein<br />
Bogen nach dem anderen war vervollständigt. Keine Menschenseele<br />
hatte die Machenschaften bemerkt.<br />
Als die Stammtischbrüder nach dem Erhalt ihrer Führerscheine<br />
zur Siegesfeier aufriefen, wollte sich bei keinem ein<br />
schlechtes Gewissen einstellen. Die Biertrinker hatten es<br />
„Denen da oben“ mal so richtig gezeigt. Und in der Schule<br />
war es sowieso selbstverständlich, dass man den Banknachbarn<br />
bei der Mathe-Arbeit half – und sich freute, wenn der<br />
Lehrer hiervon nichts mitbekam.<br />
Es muss zum Schluss noch eine kurze Betrachtung zur<br />
Vorfahrt und ihre nicht von jedem kapierten Regeln gemacht<br />
werden. Die Landmänner warteten nämlich auch fortan wie<br />
schon seit eh und je brav an der Kreuzung – egal aus welcher<br />
Richtung sich ein Auto näherte. Heute lebt nur noch ein einziger<br />
der damals Beteiligten. Und dem wurde nie ein Unfall<br />
bekannt, der sich dort zugetragen.<br />
Ulli Weber<br />
2/2<strong>02</strong>2 durchblick 19
Unterhaltung<br />
Irgendwann zwischen Pfingsten und Sommerferien, in<br />
der Erinnerung immer bei schönem Wetter, quälten sich<br />
große Lastwagen den steilen Anstieg zum Spritzenhaus<br />
der Feuerwehr hoch. REWE war noch nicht erbaut. Dort<br />
stand das Feuerwehrgerätehaus neben der Schule. Über der<br />
Feuerwehr wurde der neue Kindergarten eingerichtet und<br />
unter dem Dach Wohnungen vermietet. Die alten Leute, die<br />
dort wohnten, störte der Lärm nicht. Sie waren schwerhörig.<br />
Nur die Grabesstille am Wochenende setzte ihnen zu.<br />
Die Laster wurden entladen, die Fahrgeschäfte aufgebaut.<br />
Für ein Wochenende entstand mitten im Dorf eine Vergnügungsmeile<br />
oder ein Sündenbabel – je nach Weltanschauung.<br />
Der Zugang war enger als die drei Fahrspuren heute.<br />
Eine Brücke führte über die hier noch offene Burbach.<br />
Gleich unten rechts vor Frisiersalon Schöllchen stand das<br />
Kettenkarussell. Zusammen mit der Würstchenbude vor<br />
„Wagenersch Wilhelm“ bildete es eine Art Zugangstor. So<br />
konnten auch Kinder, die sich nicht sündhaft verlustieren<br />
durften, wenigstens ein Kirmeswürstchen bekommen. Bei<br />
uns hieß das Gefährt „Schlickerkarussell“, weil man eben<br />
geschlickert (geschleudert) wurde. Dazu sang Lolita „Blaue<br />
Nacht, oh blaue Nacht am Hafen“ oder „Der weiße Mond<br />
von Maratonga“. Sie war übrigens Österreicherin. Das hörte<br />
man aber nicht raus. Mithilfe dieser Entspannungsmusik gelang<br />
es unseren unten wartenden Eltern, sich nicht vor Angst<br />
in die Hose zu machen. Sie hatten die Fahrkarte bezahlt und<br />
fürchteten nun, die geliebte Nachkommenschaft nicht wohl<br />
behalten wieder zu bekommen. Wenn sie uns weiter oben<br />
bei Schiffschaukel und Autoskooter gesehen hätten, wäre<br />
das Malheur vermutlich passiert. Aber wir waren hemmungslos<br />
auf Vergnügen gepolt und konnten uns um solche<br />
Gefühlsduseleien nicht kümmern.<br />
Sommer bedeutete große Freiheit, insbesondere Bewegungsfreiheit.<br />
Da unterschied sich Burbach nicht von<br />
anderen Gemeinden. Besonders waren Badeweiher und<br />
Kindersommer<br />
„Windersch Ella“. Badeweiher als Dauerhöhepunkt erklärt<br />
sich von selbst. Morgens wurden wir zu Hause entlassen<br />
mit Handtuch, Badeanzug und ausreichend Butterbroten.<br />
Frittenbuden wuchsen erst 10 Jahre später aus dem Boden.<br />
Dazu die warme Empfehlung der Eltern, nur ja recht<br />
gut auf uns aufzupassen. Den Kommentar: „Und vor heute<br />
Abend brauchst Du nicht wieder zu kommen.“ verkniffen<br />
sie sich. Verständlich wäre er gewesen, denn im Sommer<br />
musste Heu gewendet werden. Die Gartenernte, besonders<br />
die Er<strong>db</strong>eeren mussten eingeweckt werden. Und was der<br />
Sommer noch alles an Arbeiten mit sich brachte tat sich<br />
auch nicht von alleine. Wir waren sehr einverstanden mit<br />
dieser Methode unserer Eltern, uns aus dem Weg zu komplimentieren.<br />
Zum Helfen verhaftet zu werden wäre die<br />
unangenehmere Wahl gewesen. Also ab in den Badeweiher.<br />
Das war das Schönste! Auf unsere Sicherheit, Ordnung<br />
und Anstand achtete, in langer weißer Hose, „Bergmanns<br />
Klunk“. Wenn wir abends nach Hause kamen, waren wir<br />
sauber und müde. Gut so.<br />
Doch andere Gemeinden hatten auch ihre Löschteiche.<br />
Den Unterschied machte Windersch Ella: Biegen Sie mal<br />
an einem angenehm warmen Sommersonntag am kleinen<br />
Kreisel von der Nassauischen Straße links in die Jägerstraße<br />
ein. Es ist also Söckchenzeit und Organdikleidwetter.<br />
Sie gehen zusammen mit den Eltern – mindestens aber<br />
Papa, denn der trug immer den Geldsack bei sich. Zweite<br />
Bedingung: Papa hat die Spendierhosen an. Die Römerpassage<br />
ist noch nicht erbaut. Statt des einengenden weißen<br />
Bürogebäudes steht etwas zurückgesetzt das „Gasthaus<br />
zu Linde“ ein typischer Siegerländer Schieferbau. Vor der<br />
Haustür stehen, wie heute, zwei Linden. Winters betrieben<br />
hier eine Bäckerei mit Gastwirtschaft.<br />
Wenn dann diese ganz besonderen Sonntage kamen,<br />
stellte Windersch Ella ihren Stuhl in den Lindenschatten,<br />
postierte neben sich den Ständer für Waffelhörnchen und<br />
Foto: Wikipedia<br />
den Kübel mit Speiseeis. Nur wenige Haushalte verfügten<br />
über einen Kühlschrank, schon gar nicht über eine Gefriertruhe.<br />
Aber Windersch Ella besaß mit ihrem freundlichen<br />
Gemüt den Schlüssel zum Paradies in Form eines handlichen<br />
Portionierers. Vanille, Schokolade, Er<strong>db</strong>eere; die Kugel<br />
zu 5 Pf. (in Worten: fünf Pfennig). Traumhaft!<br />
Jungen und Mädchen konnten sich beim Spielen gegenseitig<br />
nicht brauchen. Wir spielten nach Geschlechtern getrennt.<br />
An warmen Sommerabenden beim Dilldopp schlagen<br />
wurde diese Trennung aufgehoben. Straßen waren noch<br />
gepflastert ohne Teerbelag. Aber um den Brunnen herum,<br />
in der Dorfmitte zwischen Sparkasse und der Praxis von<br />
Dr. Scholl, lagen ganz ebenmäßig verlegte Platten. Kein<br />
Autoreifen drückte hier etwas schräg. Hier versammelten<br />
wir uns mit Dilldopp und Peitsche. Wir wickelten die<br />
Peitschenschnur um unseren Dilldopp, in den zu diesem<br />
Behufe Rillen gefräst waren, damit die Schnur nicht abrutschte.<br />
Dann wurde die Peitsche ruckhaft angezogen, der<br />
Dilldopp losgelassen und so in Drehung versetzt. Besonders<br />
Geschickte verstanden es, mit drei Fingern am spitzen<br />
Ende das Spielgerät anzuschnipsen. Könner wischten den<br />
liegenden Kreisel mit einem Schwung in die Drehung auf<br />
der Metallspitze. Egal welche Technik wir nutzten, jetzt<br />
galt es, mit geschickten Peitschenhieben den Kreisel in<br />
Bewegung zu halten. So spielten wir gemeinsam, jeder für<br />
sich – individueller Unisex-Sport.<br />
Foto: Archiv Schöllchen<br />
Dilldopp schlagen, ein Spiel für warme Sommerabende.<br />
Nur wenn wir uns zu nahe kamen, waren die Jungen im<br />
Vorteil. Die durften sich eher durchsetzen. Mädchen lernten,<br />
sich zurückzuhalten. Selbst beim Spiel griff die gesellschaftliche<br />
Rollenfestlegung. Nun war das nicht immer<br />
von Nachteil. Jungen wurden auch härter rangenommen,<br />
wie unser Kindersingsang beweist:<br />
„Ed räänd digge Drobbe,<br />
de Junge muss mer klobbe,<br />
de Marercher muss mer schuen,<br />
bis hönner de digge Uhrn.“<br />
Na bitte, jede Medaille hat auch eine Kehrseite!<br />
Tilla-Ute Schöllchen<br />
20 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 21
Unterhaltung<br />
Bargeldloses Einkaufen<br />
schon 1960 möglich, im dörflichen Siegerland.<br />
Immer war da dieses Getuschel,<br />
wenn ich als Kind zum Einkaufen<br />
kam. Mit altdeutscher<br />
Schrift, von meiner Mutter sehr<br />
ordentlich untereinander geschrieben,<br />
hielt ich den Zettel in meiner<br />
kleinen Hand.<br />
Hinter der Ladentheke standen<br />
zwei Omis. Sie waren streng. Mit<br />
dicken Brillengläsern sahen sie<br />
auf mich herab. „Gib mir den Zettel!“,<br />
kam es herüber, barsch wie<br />
ein Befehl. Da stand drauf:<br />
1x Astor Zigaretten,<br />
½ Brot<br />
1x Velveta Käse<br />
¼ gute Butter<br />
¼ Wurstaufschnitt<br />
½ Liter Milch<br />
1/8 Bohnenkaffee<br />
500 Gramm Langkornreis<br />
2 Himbeerbonbons<br />
(die waren nur für mich)<br />
Ich beobachtete eine andere Theke. Da gab es Trockentücher,<br />
Waschlappen, Gästetücher, Unterwäsche, Geschenkkartons<br />
mit 4711 oder Toska Parfüm und spezielle<br />
Damenhygiene. „Hier wirst du später auch mal deine Aussteuer<br />
einkaufen“, raunte sie lehrerhaft. Es war die Frau<br />
des Ortsbürgermeisters.<br />
Mein Körbchen war inzwischen fertig, und mit einem<br />
Fingerhinweis ging ich zur Kasse. Hier saß die junge<br />
eingeheiratete Frau der Eigentümerfamilie. Sie sah mich<br />
freundlich an und nannte den zu zahlenden Betrag. „Mama<br />
meinte, Sie mögen es bitte aufschreiben“, war meine antrainierte<br />
Aussage. Mit schneller Hand öffnete sich eine<br />
Schublade. Dort lag ein dicker Notizblock. Zu den vielen<br />
Notizen und Zahlen schrieb sie auch meinen Zettel auf.<br />
Foto: Archiv Laupert<br />
Hinter mir hatte sich eine kleine Anzahl von Zuschauern<br />
gestaut. Frauen mit selbstgestrickten Jacken, blauen<br />
Arbeitsschürzen, ziemlich groben Händen, strengen Frisuren,<br />
Stallgeruch. Sie hatten volle Körbchen und sahen<br />
mich mit prüfenden Blicken an. Ich sagte freundlich „Auf<br />
Wiedersehen“ und ging hinaus. Da war es wieder, dieses<br />
mir bekannte heimliche Getuschel.<br />
Draußen schien die Sonne. Ich hüpfte und sang bis<br />
nach Hause.<br />
Zu dieser Zeit wurden Wiesenfelder, Haubergwald,<br />
Bauplätze und kleine Erbschaften zum Ausgleich von<br />
„Zetteln“ eingelöst. Es war nicht eine Bank im Spiel. Kein<br />
Finanzamt hatte Teil an diesen „bargeldlosen Geschäften.“<br />
Marion Laupert<br />
22 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 23
Unterhaltung<br />
Der Baum<br />
Ein Spaziergang im Sonnenschein durch Wiesen voller<br />
Blumen. Am Wegesrand die ersten Himbeeren – hier<br />
und da ein paar gepflückt – hmm. Gottesgaben! Heiß<br />
war es in der Sonne. Da fiel mir der kleine Bach mitten im<br />
Wald wieder ein, den ich vor Jahren einmal entdeckt hatte.<br />
Ich war mir nicht ganz sicher,<br />
ob ich ihn wohl wiederfinden<br />
würde – ungefähr wußte ich<br />
noch, wo ich suchen mußte.<br />
Brombeerranken stellten mir<br />
Stolperfallen, vorbei an einer<br />
Stelle voller Heidelbeeren, die<br />
noch nicht ganz reif waren, in<br />
den Tannenwald, wo die Nadeln<br />
in der Hitze dufteten, einen<br />
Abhang hinunter – und da unten<br />
in der Mulde floß der kleine<br />
Bach. Wie froh war ich, daß ich<br />
ihn wiederentdeckt hatte! Zuerst<br />
Hände und Gesicht gewaschen<br />
und dann mit den nackten<br />
Füßen ins Wasser – welch eine<br />
Wohltat!<br />
Ich setzte mich an das<br />
Bachufer und lauschte: Man<br />
hörte kein Auto, kein Flugzeug<br />
und erst recht keine Menschen.<br />
Nur das Geplätscher des<br />
Bächleins, das munter über<br />
die Steine sprang, das Gezwitscher<br />
der Vögel, wie der Wind<br />
in den Zweigen rauschte, das<br />
Summen der Insekten und wie<br />
der Specht klopfte. Ich sah den<br />
blauen Himmel und Gras und<br />
weiches Moos und Farnkraut,<br />
und wohin die Sonne traf, Sumpfdotterblumen und Vergissmeinnicht.<br />
Käferchen krabbelten und Schmetterlinge gaukelten<br />
über den Blumen, und die Sonne malte helle Kringel<br />
ins Wasser. Ich roch wilde Himbeeren und Tannennadeln<br />
und den süßen Duft vom Geißblatt.<br />
Als Kind habe ich immer gerne an und in Bächen gespiel,<br />
dort gab es so viel zu entdecken. Sollte ich nochmal? Na klar!<br />
Ich nahm meine Sandalen in die Hand und ab ging es bachauf.<br />
So leicht wie als Kind fiel es mir nicht mehr. Waren die<br />
Steine im Wasser früher auch so glitschig? Meine Füße waren<br />
endlich so kalt, daß ich aus dem Wasser mußte. Nachdem ich<br />
einen steilen Abhang hinaufgekrabbelt war, sah ich ihn das<br />
erste Mal. Meinen Baum!<br />
Auf einer Lichtung sah ich erst nur einen Stamm, gegen<br />
den sich die Eichen und Buchen ringsum wie Bohnenstan-<br />
gen ausnahmen. Als ich näher kam, merkte ich, daß es eigentlich<br />
zwei Bäume waren, eine Eiche und eine Buche, die<br />
so zusammengewachsen waren, daß es aussah, als kämen<br />
sie aus einem Stamm. Ich tätschelte die raue Eiche und streichelte<br />
die glatte Buche, und als ich nach oben schaute, sah<br />
ich die dicken Äste – so dick,<br />
wie die Bäume ringsum.<br />
Wenn man so etwas Großes<br />
und Erhabenes sieht, fühlt<br />
man sich ganz klein! Ich legte<br />
die Arme an den Stamm und<br />
fühlte, welche Kraft und Ruhe<br />
in dem Baum waren und spürte<br />
nach einiger Zeit, wie ein wenig<br />
davon auch in mich floß.<br />
„Baum“, dachte ich „du wirst<br />
mein Freund. Bei dir kann ich<br />
Kraft tanken und Ruhe finden.<br />
Ja, von dir kann ich etwas lernen:<br />
So muß es sein im Leben<br />
– auch und besonders in der Ehe<br />
– daß man sich so nahe kommt,<br />
daß Einer den Anderen hält<br />
und stützt und ihm Kraft gibt.“<br />
Später habe ich den Baum<br />
immer wieder auch mit meiner<br />
Familie besucht. Die Kinder<br />
nannten ihn „Unser Elefantenbaum“.<br />
Und bei jedem Besuch<br />
wurde ein Picknick gemacht<br />
und der Baum ausgiebig bewundert<br />
und gestreichelt.<br />
Das war vor über dreißig<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
Jahren. Neulich kam mir der<br />
Baum noch einmal in den Sinn<br />
und ich habe ihn besucht. Schon<br />
von Weitem sah ich den riesigen Stamm, die Bäume ringsum<br />
wirkten dagegen wie Bohnenstangen. „Mein lieber Freund,<br />
ich habe dich so lange nicht mehr besucht“ dachte ich, legte<br />
wie früher die Arme um ihn und spürte: „Irgendetwas stimmt<br />
nicht!“ Als ich nach oben blickte sah ich, daß die Eiche da,<br />
wo sie sich von der Buche trennte, abgebrochen war!<br />
Wie konnte das geschehen? „Ihr Beide zusammen wirktet<br />
doch so stark und unbesiegbar! Kann es sein, daß einer<br />
den anderen gefesselt hat? So, daß dieser dem Sturm nicht<br />
mehr nachgeben konnte und deshalb abgebrochen ist?“<br />
„Ja, alter Freund, ich habe wieder etwas von dir gelernt:<br />
Man darf nicht zu fest halten – es muß sich jeder noch bewegen<br />
können!“<br />
Und ich ging traurig nach Hause.<br />
Sigrid Kobsch<br />
Das Haus im Lavendelhain<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
Noch immer, wenn Henriette ihre Augen schließt, sieht<br />
sie es, das helle Landhaus mit den blaugrauen Fenstern.<br />
Im letzten Urlaub vor einigen Jahren, war es<br />
ihr Feriendomizil, ein helles Landhaus mit blaugrauen<br />
Fenstern, neben riesigen Lavendelfeldern gelegen. Das<br />
war ein überwältigender Anblick. Olivenbäume zierten<br />
die Wege und immer wieder begeisterte sie dieses helle<br />
Landhaus mit den blaugrauen Fenstern. „Warum gibt es<br />
bei uns nicht auch eine solche Ausstrahlung von einem<br />
Haus?“ ging es Henriette immer öfters durch den Kopf.<br />
Doch vielleicht hatte sie ja noch gar nicht danach gesucht,<br />
vielleicht liegt es irgendwo versteckt, das besondere<br />
Haus mit dem besonderen Flair.<br />
Henriette saß am Fenster in ihrem Lieblingssessel<br />
und blätterte in der Samstagszeitung. Zum Wochenende<br />
holte sie sich immer eine, um nach dem Frühstück, hier<br />
an ihrem Lieblingsplatz, den einen oder anderen Artikel<br />
zu lesen. Dieses Mal fiel ihr Blick auf eine Rubrik, die<br />
sie sonst überlesen oder gar nicht beachtet hatte. „Kleingärten<br />
– Verkauf, Verpachtung, Mietkauf“. Neun solcher<br />
Inserate stehen heute in der Zeitung. Ohne groß darüber<br />
nachzudenken, greift sie zum Telefon und wählt die<br />
erste Nummer. „Sie haben einen Garten zu verkaufen?“<br />
Aber leider sind die Angebote meist zu groß, zu klein, zu<br />
teuer, zu weit entfernt oder schon weg.<br />
Die ersten Angebote sind für Henriette völlig indiskutabel<br />
und sie will schon die Zeitung beiseite legen. Eigentlich<br />
war dies noch nie ein Thema, über das sie konkret<br />
nachgedacht hatte, doch plötzlich reizte es sie. Immer<br />
wieder taucht vor ihrem inneren Auge ein Landhaus mit<br />
blaugrauen Fenstern auf. Also wählt sie auch noch die<br />
Nummer des letzten Angebotes. „Guten Tag, Sie wollen<br />
ihren Garten abgeben?“ Eine müde Frauenstimme am<br />
anderen Ende der Leitung antwortete: „Ja, nein, eigentlich<br />
nicht, aber ich kann ihn nicht mehr bewältigen, ich<br />
muss ihn wohl abgeben.“ Es entwickelte sich ein längeres<br />
Gespräch zwischen den beiden Frauen, und am Ende<br />
des Telefonates kommt es zu einer Verabredung am frühen<br />
Nachmittag, in der Schrebergartenanlage „Lavendelhain“.<br />
Will der Name Henriette etwas sagen?<br />
Die Frau hatte ihr den Weg sehr gut beschrieben. Sie<br />
findet die Gartenkolonie auf Anhieb. Bis zu diesem Moment<br />
hatte sie nicht gewusst, dass sich hinter diesem Straßenzug<br />
eine solch große Anlage befindet. Vom Parkplatz<br />
aus geht Henriette aufmerksam und schon begeistert an<br />
den vielen buntblühenden Gärten vorbei. Es ist Sommer,<br />
die Obstbäume hängen voll mit Früchten, Sonnenblumen<br />
strahlen in ihrer schönsten Pracht und wiegen ihre<br />
großen Köpfe im Wind hin und her und unzählige Gemüsepflanzen<br />
laden zum Ernten ein. Eine schmächtige<br />
alte Frau steht plötzlich vor ihr: „Sind Sie die freundliche<br />
Dame vom Telefon?“ Sie nimmt Henriette an die Hand<br />
und führt sie zu einem kleinen Bruchsteinhäuschen mit<br />
blaugrauen Fenstern, vor dem ein Lavendelbeet leuchtet.<br />
Henriette schießen Tränen der Freude in die Augen und<br />
spontan umarmt sie die alte Frau. Ulla D’Amico<br />
24 durchblick 2/2<strong>02</strong>2
Unterhaltung<br />
Unterhaltung<br />
Stippvisite am Wellersberg<br />
Zum Flüchtlingslager am Wellersberg gibt es den<br />
empfehlenswerten Artikel von Johanna Weber:<br />
„Das Flüchtlingslager am Wellersberg in Siegen<br />
von 1946 – 1951“. Sie beschreibt anschaulich Geschichte<br />
und Zustände dieser Einrichtung.<br />
Wir befassen uns heute mit einem Einzelschicksal.<br />
Gisela Schuster, Jahrgang 1922, Mutter eines 18 Monate<br />
alten Jungen, berufstätig mit zwei verschiedenen<br />
Ausbildungen, Inhaberin des Führerscheins, arbeitete<br />
1947 unter russischer Besatzung als Lebensmittelchemikerin<br />
in der Brauerei Haselbach in Freiburg (Schlesien).<br />
Es ging ihr gut. Sie wäre gerne dort geblieben, denn sie<br />
liebte ihre Heimat.<br />
Als sie jedoch ablehnte, im Zusammenhang mit der<br />
Verlegung der Brauerei in die Ukraine mit auszuwandern,<br />
konnte sie anschließend ihre Wohnung durch die<br />
geschlossene Türe betreten. Die Türe war nämlich eingeschlagen.<br />
Zugleich teilte ihr ein Soldat auf Russisch mit,<br />
in drei Stunden würde sie abgeholt und weggebracht. In<br />
dumpfer Ahnung hatte sie schon Geldscheine und Wertgegenstände<br />
in Kleidung und blauen Samthund des Kindes<br />
eingenäht und wichtige Papiere in einer Aktentasche<br />
zusammengestellt. Die unersetzlichen steckten schon in<br />
ihrer Handtasche. Sie konnte noch ihr Kleinkind auf den<br />
Arm nehmen, die Säcke mit Kleidung und Vorrat durfte<br />
sie nicht mitnehmen. Die Aktentasche gefiel dem Soldaten<br />
so gut, dass er sie für sich beanspruchte. So wurde sie<br />
von jetzt auf gleich von einer Frau mit eigenem Einkommen<br />
und eigener Wohnung zur mittellosen Vertriebenen.<br />
Ihr Kind konnte sie bei den Eltern im O-Lager in Soest<br />
Foto: Archiv Schöllchen<br />
lassen. Sie durfte nicht bleiben und wurde nach Siegen<br />
transportiert. Da erreichte sie der nächste Schock:<br />
Die Ankömmlinge wurden „gepudert“. Man denkt an<br />
satte Säuglinge, die zufrieden brabbelnd auf dem Wickeltisch<br />
von Mama gehätschelt werden. Dieser Euphemismus<br />
verbrämt eine durchaus entwürdigende Prozedur. Die Vertriebenen<br />
stehen in Reih und Glied an, gemischt in Alter<br />
und Geschlecht. Ein Pulver wird ihnen in die Haare und<br />
unter die Wäsche vorne und hinten geblasen. Dazu wird<br />
die Bekleidung abgespreizt. Notwendig vermutlich, dezent<br />
jedoch in keiner Weise, gesund schon gar nicht.<br />
Diese Prozedur gab nur den Auftakt für eine ganze<br />
Reihe neuer Schrecken. Ein Bett wäre jetzt gut. Ein bisschen<br />
Ruhe und Intimsphäre. Pustekuchen!<br />
Zuerst wurde registriert. Auch logisch; irgendwie<br />
musste man halbwegs den Überblick über die Heerscharen<br />
behalten, die im Lande umherzogen und ständig eigene<br />
Wege suchten, um ihre Situation zu verbessern. Registrieren<br />
war nötig und hilfreich, um versprengte Familien<br />
über den Suchdienst wieder zusammenführen zu können.<br />
Registrieren bedeutete aber auch, ab sofort das Lager nur<br />
mit Erlaubnis und Passierschein verlassen zu können. Es<br />
herrschte Ausgangsverbot, eine Einschränkung der Freiheitsrechte,<br />
die heutzutage wütende Demonstrationen<br />
auslösen würde. Die Städter sahen die Lagerbewohner<br />
meist mehr als argwöhnisch und voller Vorurteile, (vgl.<br />
Johanna Weber) als „asoziale und arbeitsscheue Elemente“<br />
an.<br />
Da hatte also Gisela Schuster ihr eigenes Geld verdient,<br />
ihr Kind selbst ernährt, gearbeitet, seit sie sech-<br />
zehn war und sollte jetzt also arbeitsscheu und asozial<br />
sein. Geht’s noch?!<br />
Aber zum Streiten reicht nach den Strapazen der letzten<br />
Wochen die Kraft nicht. Ausruhen ist angesagt.<br />
Zweimal Pustekuchen! Bis zu dreißig Personen, wieder<br />
bunt gemischt, müssen sich einen Raum teilen. Geschlafen<br />
wird in dreistöckigen Betten. Stühle gibt es<br />
nicht. Man muss also entweder liegen oder stehen. Sitzen<br />
geht nicht. Nicht überall schützen Fenster gegen die<br />
Witterung. Türen? Fehlanzeige! Gemütlich… Egal wie,<br />
erst mal wird geschlafen. Morgen bei Tageslicht sieht die<br />
Welt anders aus.<br />
Noch mal Pustekuchen! Der Toilettengang gibt ihr<br />
den Rest. Die Latrinen reichen nicht annähernd, wenn<br />
hier auch abschließbare Türen bestaunt werden können.<br />
Allerdings fehlen die Rückwände. Dafür hatte das Material<br />
nicht gereicht. Nun könnte man sich damit vielleicht<br />
noch arrangieren. Allerdings steht dagegen eine weitere<br />
Komplikation. Auch die Kinder kennen diesen baulichen<br />
Mangel und die damit verbundene Lernmöglichkeit. Sie<br />
verschaffen sich Zutritt zur Baurückseite und erweitern<br />
ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu menschlichem<br />
Körperbau und seiner Funktion auf eine Weise, die<br />
ihnen sonst nicht gegeben ist.<br />
Diese Entwürdigung reichte nun endgültig aus! Da<br />
stammte Gisela Schuster aus einem Elternhaus mit zwei<br />
Klavieren und drei Schreibtischen und jetzt schauten ihr<br />
fremde Kinder beim Toilettengang zu. Hier würde sie<br />
nicht bleiben, komme was wolle.<br />
Am Aushang wurde eine Stelle angeboten. Das Stadtkrankenhaus<br />
hatte seine Chirurgische Abteilung unter<br />
Leitung von Dr. Panthel nach Burbach in die ehemaligen<br />
Reichsarbeitsdienstbaracken ausgelagert. Hier wurde<br />
eine Hauswirtschaftsleiterin gesucht. Das passte. Sie hatte<br />
eine Hauswirtschaftslehre auf dem Rittergut Schloss<br />
Lomnitz abgeschlossen. Das konnte sie!<br />
So stellte sie sich an und bekam einen Ausgangsschein<br />
für Burbach, gültig bis zum nächsten Abend. Da<br />
hatte sie sich wieder einzufinden. Die Entfernung vom<br />
Wellersberg nach Burbach betrug keine 20 Kilometer.<br />
Die Fahrt konnte aber schon mal 20 Stunden dauern,<br />
wenn kein Bus fuhr. Sie hatte Glück und schaffte es so<br />
schnell, dass sie sich in Burbach orientieren konnte und<br />
eine Bleibe im Hotel Dilthey (heute „Am Römer“) finden<br />
konnte. Also – sauberes Bett, alleine im Zimmer, sichtgeschützte<br />
Toilette, das ließ sich schon mal gut an. Im<br />
Hotel gab es ohne Bezugsscheine Bier zu trinken. Das<br />
passte zur Lebensmittelchemikerin einer Brauerei. Und<br />
der Wirt, Koch's Robert, wusste, dass man im Geschäft<br />
nebenan, bei Ebener's Albrecht vermutlich auch etwas zu<br />
essen bekam, wofür man keine Bezugsscheine brauchte.<br />
Sie bekam eine Packung Knäckebrot. Himmlisch! Herz,<br />
was begehrst Du mehr?<br />
Sauber, ausgeschlafen und fast satt erschien sie am<br />
nächsten Tag bei Dr. Panthel zum Vorstellungsgespräch.<br />
Das Schicksal hat sie geküsst an diesem Tag. Die Sekretärin<br />
war auch Schlesierin und meldete sie beim „Herrn<br />
Chefarzt“ an. Sie legte ihre Papiere vor, die sie in ihrer<br />
Handtasche gerettet hatte, erzählte von ihren Tätigkeiten,<br />
bekam die Stelle und damit ein eigenes, sauberes Bett,<br />
ein eigenes Zimmer, eigenes Einkommen.<br />
Den Wellersberg hat sie ihr Lebtag nicht mehr betreten.<br />
Sie amüsierte sich noch mit über Neunzig darüber,<br />
dass sie aus dem Flüchtlingslager am Wellersberg nie<br />
entlassen wurde. <br />
Tilla-Ute Schöllchen<br />
26 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 27
Historisches<br />
Wasserschloss Crottorf<br />
Wassergräben legen schützend ihre Arme um die<br />
meterhohen Schlossmauern, die, nahezu ein<br />
Rechteck bildend, Torturm, Vorburg und Hauptburg<br />
vor jedem Eindringling bewahren. Eine steinerne<br />
Brücke führt vom Außengelände zum bewohnbaren Torturm.<br />
Goldgelbe Tagetes (Studentenblumen) schmücken<br />
das Geländer der Zuwegung.<br />
Unverwechselbar: Wasserschloss Crottorf. Von Freudenberg<br />
kommend ist es in fünfzehnminütiger Autofahrt<br />
möglich, das bei Friesenhagen, im Tal des Wildenburger<br />
Baches gelegene, bauliche Kleinod zu finden.<br />
Handgeschmiedete Platten verstärken das mit Seilwinden<br />
verschließbare, zweigeteilte Eingangstor des Torhauses.<br />
Im linken Flügel der aus dicken Kanthölzern hergestellten<br />
Tür eine kleine, separat verschließbare Pforte, die<br />
eine Durchganghöhe von cirka 1,40 m hat. Auf der Innenseite<br />
des Turmes ein weiteres Türmonument, ein Drittes im<br />
Eingangsbereich der Hauptburg. Alle bezeugen die Wehrhaftigkeit<br />
einer Anlage, die im 16. und 17. Jahrhundert wesentliche<br />
Elemente ihrer jetzigen Ausprägung erhielt.<br />
Seit 1563 bis heute sind die Grafen und späteren Fürsten<br />
von Hatzfeld Eigentümer des Schlosses, welches gemäß<br />
einer in Latein beschrifteten Gedenktafel „ein Stück<br />
des vom Himmel gefallenen Paradieses“ darstellt.<br />
Ein aus dem Himmel gefallenes Paradies<br />
Foto:Archiv Stötzel<br />
Von einer Burg zu Crottorf ist erstmals in einer Urkunde<br />
aus dem Jahr 1326 die Rede 1) . Vermutlich handelte es sich<br />
um eine kleine unbefestigte Wohnburg, erbaut durch die Ritter<br />
von Seelbach. In deren Besitz blieb die Burg bis zum Jahr<br />
1563. Johann von Seelbach hatte vermutlich in der Mitte 16.<br />
Jahrhundert deren umfassende Erweiterung und Umgestaltung<br />
in eine wehrhafte Schlossanlage veranlasst 2) . Dessen<br />
Tochter, Katharina, heiratete 1559 Wilhelm von Hatzfeld, einen<br />
Sohn der Ritter von Hatzfeld aus dem Edertal. Als Johann<br />
von Seelbach im Jahr 1568 starb, erbte dieser Schloss Crottorf.<br />
Zunächst ein kurzer Blick auf das Geschlecht der Grafen<br />
von Hatzfeld: Auf dem Burgberg der gleichnamigen<br />
Kleinstadt befand sich der Stammsitz dieses Geschlechtes.<br />
Nach der Erbschaft von Schloss Crottorf wurde die<br />
Burg in Hatzfeld als Herrensitz aufgegeben. Im Laufe der<br />
Jahrhunderte verfielen die maßgeblichen Bauwerke. Seit<br />
einigen Jahren werden die Reste der durch verschiedene<br />
Bollwerke geschützten Burg einer Sanierung und einem<br />
begrenzten Wiederaufbau zugeführt 3) .<br />
In der Serie „Das schöne Wittgenstein“ hat im Jahr<br />
1931 der Herbertshausener Dorflehrer Hans Pez einen bemerkenswerten<br />
Beitrag über das Geschlecht der Hatzfelder<br />
veröffentlicht 4) .<br />
Zurück zum Wasserschloss Crottorf: Ein Spazierweg,<br />
schmal und für Verliebte wie geschaffen, führt am äußeren<br />
Rand des Wassergrabens entlang. Blühende Heckenrosen<br />
wirken wie ein Hofknicks auf die Besucher, so als könnte<br />
das Rad der Geschichte ins 16. Jahrhundert zurückgedreht<br />
werden. Ein Ort der Romantik, auch heute noch.<br />
Den Hauptwohnsitz haben die Grafen von Hatzfeld inzwischen<br />
auf Schloss Schönstein an der Sieg verlegt. Eine<br />
Besichtigung der Innenräume von Schloss Crottorf ist nicht<br />
möglich, da diese zu Wohnzwecken genutzt werden. Die Innenhöfe<br />
der Vorburg und Hauptburg sind begehbar, ebenso<br />
der Spazierweg, welcher außerhalb der Schloßmauern und<br />
der breiten, stets gefüllten Wassergräben, entlang führt.<br />
Neben der durch Urkunden belegbaren Geschichte ranken<br />
sich auch viele Sagen und Erzählungen um die Schlossherren<br />
von Crottorf. Die ersten drei Kreuzzüge fanden im<br />
11. und 12. Jahrhundert statt. An<br />
einem dieser Kreuzzüge soll sich<br />
auch ein Ritter aus dem Wildenburger<br />
Land beteiligt haben. Der<br />
Sage zufolge geriet er in türkische<br />
Gefangenschaft und baute in dieser<br />
eine Beziehung zu einer jungen<br />
Türkin auf, die er nach geglückter<br />
Befreiung ins Wildenburger Land<br />
führte. Seine dort wartende Ehefrau<br />
soll das Zusammenleben mit<br />
der „Zweitfrau“ toleriert haben 5) .<br />
Eine ähnliche Geschichte<br />
wird von Graf Ludwig von Gleichen<br />
berichtet, der eine Tochter<br />
des Sultans von einem Kreuzzug<br />
in seine Thüringische Heimat<br />
mitbrachte.<br />
Adolf Wurmbach weist in den „Siegerländer Sagen“<br />
auf den Kölner Bürgermeister Evert vom Pfau hin, der von<br />
dem Crottorfer Ritter an der Stelle, wo der Morsbach in<br />
die Sieg mündet, überwältigt und vor die Alternative des<br />
Todes mit dem Schwert oder dem Tragen des Todeshalsbandes<br />
gestellt wurde 6) .<br />
Der Hexenwahn machte auch vor dem Kirchspiel Friesenhagen<br />
nicht halt. Von 200 Toten durch die Hexenverfolgungen<br />
berichtet die Kirchenbroschüre „St.-Sebastianus“,<br />
die in der Friesenhagener Kirche für 2,50 Euro erworben<br />
werden kann. Ob bei diesen Opfern auch Arnold Kremer<br />
aus Friesenhagen war, der den Spitznamen „Pfalzgraf“ trug?<br />
Er war der Zauberei angeklagt, konnte aber zunächst einer<br />
Verurteilung entgehen. Am 14.03.1652 wurde er trotz<br />
Intervention des Hatzfelder Grafen hingerichtet.<br />
In der Friesenhagener Kirche sind verschiedene Angehörige<br />
der örtlichen Adelsfamilie beigesetzt. Auf dem<br />
Grabstätte von Marion Gräfin Dönhoff<br />
Foto:Archiv Stötzel<br />
Friedhof von Friesenhagen ist im oberen Bereich ein kleines<br />
Gräberfeld als Grablege des Hauses Hatzfeld hergerichtet.<br />
Dort hat auch die promovierte Journalistin Marion<br />
Gräfin Dönhoff, eine Verwandte der jetzigen Schlossherren,<br />
ihre letzte Ruhestätte gefunden. Älteren Lesern ist sie<br />
als Herausgeberin der Zeitschrift „Die Zeit“ und als politisch<br />
engagierte Schreiberin bekannt.<br />
Das Wasserschloss Crottorf lockt trotz der eingeschränkten<br />
Besichtigungsmöglichkeiten jährlich viele Besucher<br />
an. Geschichte und Geschichten berühren einander.<br />
Erhalten geblieben ist eine Anlage, die jedem Besucher<br />
das Gefühl einer erhabenen Schönheit vermittelt.<br />
Heinz Stötzel<br />
Literaturverzeichnis: 1) Friedhoff, Dr. Jens, „Schloss Crottorf“, Broschüre über die<br />
Geschichte des Wasserschlosses, 20<strong>02</strong>, Seite 3, Selbstverlag Hatzfeld. 2) ebenso, Seite 6.<br />
3) Friedhoff, Dr. Jens, in „Siegerland“ Nr. 76 Ausgabe 1/99 Seite 50 und „Burgen an der Lahn“.<br />
4) Pez, Hans, „Das schöne Wittgenstein“ Jahrgang 1931, Verlag Ernst Schmidt.<br />
5) Wurmbach, Adolf „Siegerländer Sagen“ Verlag Vorländer, 1867, Seiten 14 und 15.<br />
6) Wurmbach, Adolf, Seite 16.<br />
28 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 29
Burg Münzenberg<br />
Vor dem Hintergrund der Staufergeschichte.<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
Während der Regierungszeit Friedrichs II (des Staufers)<br />
begab es sich, dass in Norwich/England, der zweitgrößten<br />
jüdischen Gemeinde neben London, ein christlicher Knabe<br />
zu Tode kam, was sofort das Gerücht auslöste, dass es<br />
ein jüdischer Ritualmord gewesen sei. 1290 werden sämtliche<br />
Juden aus England vertrieben. Der Ritualmord von<br />
Norwich wird zur „Psychose“. Bald darauf griffen die<br />
Judenverfolgungen auf ganz Europa über. Die gebildeten<br />
Schichten distanzierten sich. Als 1235 in Fulda ein solcher<br />
Vorfall zu Ausschreitungen führt, ordnet Kaiser Friedrich II<br />
eine Untersuchung an. Sie endet mit Freispruch. Auch<br />
Papst Innozenz IV verurteilt 1249 die Anschuldigungen.<br />
Es ist wohl nicht anzunehmen, dass Friedrich II aus<br />
seinem Oktogon in Apulien – von Pfalz zu Pfalz ziehend<br />
– höchstpersönlich in Fulda sein Urteil gefällt hat, aber er<br />
wird seine Ministerialbeamten geschickt haben. Da Eberhard<br />
von Münzenberg und die ganze Familie auch in Fulda<br />
Historisches<br />
verwandtschaftliche Bindungen hatten, wird er wohl für<br />
die ganze Delegation ein spektakuläres Gastmahl auf der<br />
Münzenburg ausgerichtet haben.<br />
Philip von Falkenstein erbte die Burg, weil er eine<br />
der Schwestern von Ulrich II geheiratet hatte. Um 1260<br />
begann unter diesem neuen Burgherren wieder eine rege<br />
Bautätigkeit. Der später nach ihm benannte nördliche Palast<br />
wurde errichtet, der Küchenbau vollendet, die Ringmauer<br />
geschlossen, deren bestehende Teile erhöht und<br />
schließlich ein zweiter Bergfried im westlichen Teil der<br />
Kernburg gebaut.<br />
1296 verließen die Reichsministerialen von Falkenstein<br />
endgültig die Burg Münzenberg. 1418 starb mit dem Tod<br />
des Erzbischofs von Trier, Werner von Falkenstein, das<br />
Geschlecht derer von Falkenstein aus. Die Herren von Solms<br />
erbten die Burg Münzenberg ebenso wie deren Ländereien.<br />
Erna Homolla<br />
W<br />
er einsam ist, / der hat es gut, / weil niemand<br />
da, / der ihm was tut, so schreibt schon Wilhelm<br />
Busch und ich ergänze frei: Nicht mal das Co- /<br />
rona Virus. Trotzdem ist es notwendig, Gesellschaft zu suchen<br />
und zu genießen.<br />
Es war ein wunderschöner sonniger Vorfrühlingstag,<br />
als Hanna und Norbert mich zu einem Ausflug auf die<br />
Burg Münzenberg einluden. Sie wollten mir zeigen, wo<br />
sie immer mit ihren schulpflichtigen Kindern hingefahren<br />
waren, um einen Abenteuerspielplatz für die drei Jungens<br />
zu finden. Vielleicht würde die Burg auch für mich interessant<br />
sein, dachten sie und mein blitzartiger Gedanke<br />
war: „Nützen muss man den Augenblick, der einmal nur<br />
sich bietet.“ (Friedrich Schiller)<br />
Die seit 1162 namentlich bekannte Burg Münzenberg<br />
im hessischen Wetteraukreis ist eine der bedeutendsten aus<br />
dem Hochmittelalter stammende Burganlage Deutschlands.<br />
Wir parken auf einem Platz unterhalb der Burg. Von hier aus<br />
führt ein Fußweg steil bergan durch ein Vortor zum eigentlichen<br />
Pfortenhaus. Am Rande der mächtigen Burgmauern<br />
steht eine Bank, auf der wir uns erst einmal erschöpft niederlassen.<br />
Nachdem wir uns etwas regeneriert hatten, kauften<br />
wir uns am Pfortentor eine Eintrittskarte zur Besichtigung.<br />
Die Burg ist heute natürlich nur noch eine Ruine.<br />
Die Münzenberger gingen aus den Geschlechtern<br />
der Arnsburger und derer von Hagen hervor. Ihr 1151<br />
geborener Sohn Kuno I nannte sich bereits „von Münzenberg“.<br />
Mit seinem Namen wurde 1162 die neue<br />
Stammburg erstmals in einer Urkunde Kaiser Friedrich<br />
Barbarossas erwähnt. Der Ausbau der Burg durch Kuno I<br />
ab Mitte der 1150er Jahre und die damit einhergehende Entwicklung<br />
des gleichnamigen Ortes zu ihren Füßen konnte<br />
sicherlich nur mit Duldung Kaiser Barbarossas erfolgen und<br />
ist im Rahmen der kaiserlichen Politik zu sehen, die aus der<br />
Wetterau ein kaiserliches Reichsland machen wollte. Kuno I<br />
begleitete als königlicher Kämmerer wiederholt Kaiser Barbarossa<br />
auf dessen Italienreisen und hielt sich auch sonst<br />
häufig in seiner Nähe auf. Sein Aufstieg zum einflussreichen<br />
Herrscher über die Wetterau war unaufhaltsam. Seine Parteinahme<br />
für die Staufer brachte er im deutschen Thronstreit<br />
von 1198 deutlich zum Ausdruck, als er sich für Philipp von<br />
Schwaben, den Bruder des ein Jahr zuvor verstorbenen Kaisers<br />
Heinrich VI als dessen Nachfolger stark machte.<br />
1207 starb Kuno I. Sein einziger Sohn Ullrich II von<br />
Münzenberg blieb kinderlos, so dass mit dessen Tod<br />
1255 die männliche Linie der Reichsministerialen von<br />
Münzenberg ausstarb. Das Erbe Ullrichs II wurde unter<br />
seinen Schwestern aufgeteilt. Nur die ehelichen Kinder<br />
waren erbberechtigt. Aber Kuno I hatte mit einer Dame<br />
von niederem Adel einen Sohn gezeugt, der Eberhard hieß.<br />
Ein außereheliches Kind nannte man damals „Bastard“,<br />
solche Kinder waren nicht erbberechtigt. Durch seinen Vater<br />
aber hatte er eine gute Bildung genossen und wurde<br />
später von ihm zum Kastellan ernannt. Er war in dieser<br />
Funktion für das Leben und Wohlergehen der Menschen<br />
auf der ganzen Burg zuständig. Diese verantwortungsvolle<br />
Aufgabe erfüllte er mit Klugheit und taktischem Geschick.<br />
Die Bauern außerhalb der Burg mussten 1/3 ihres Ertrages<br />
für die Ernährung der Menschen in der Burg abgeben.<br />
Wurden sie überbelastet, bestand die Gefahr, dass sie sich<br />
„vom Acker“ machten, was Hungersnöte hätte nach sich<br />
ziehen können. In der Burg gab es nicht nur Wirtschaftsgebäude,<br />
sondern auch Werkstätten aller Art. Wachmannschaften<br />
mussten ausgebildet, Waffen und Rüstungen<br />
geschmiedet, Kleidung gewebt, Sattlerarbeiten erledigt<br />
werden und anderes mehr. Es musste gekocht, gebraten<br />
und gebacken werden, auch für Gastmahle und Banquette,<br />
wenn illustre Gäste zu Besuch kamen oder Staatsbesuche<br />
erwartet wurden. Jahrhunderte später haben Archäologen<br />
einmal herausgefunden, dass auf der Burg auch Igel und<br />
Eichhörnchen verzehrt wurden, ob als Delikatesse oder<br />
während Hungerperioden, ist nicht bekannt.<br />
Es war noch im Anfangsstadium der Pandemie, als<br />
der Minister befand, dass wir miteinander wahrscheinlich<br />
viel werden verzeihen müssen – in ein<br />
paar Monaten. Der berühmt gewordene Satz wirft freilich<br />
die eine oder andere Frage auf. Wer war mit dem „wir“ gemeint?<br />
Sie, liebe Leserin oder Sie, verehrter Leser, vermutlich<br />
nicht. Wer also dann? Und: Muss man alles verzeihen,<br />
was falsch gelaufen? Haben wir Steuerzahler nicht ein<br />
Recht darauf, dass ordnungsgemäß mit unseren Beiträgen<br />
umgegangen wird?<br />
Die Wahrheit ist, dass die Selbstbereicherung in den<br />
letzten beiden Jahren beinahe zu einer Art Volkssport wurde.<br />
Die grundlos gestellten Anträge auf die Corona-Soforthilfe<br />
waren zuhauf erfolgreich, beim Stichwort „Masken“<br />
kommt einem beinahe automatisch auch das Wort „Affären“<br />
in den Sinn. Es ging soweit, dass Apotheker freimütig<br />
bekannten: „Wir haben uns dumm und dämlich verdient.“<br />
Nicht zu vergessen die Testzentren, die wie Pilze aus dem<br />
Boden schossen. In mehr als 600 Fällen wurde hier Abrechnungsbetrug<br />
begangen. Ein Desaster! Unverzeihlich!<br />
Jedem werden zig weitere umstrittene Anordnungen<br />
einfallen. Beispiele erspare ich mir. Immerhin befand sich<br />
auch manches darunter, das tatsächlich als eher verzeihbar<br />
hingenommen werden muss. Eine derartige Pandemie und<br />
ihr wellenförmiger Verlauf ist schließlich nichts Alltägliches.<br />
Daneben erfuhr man hin und wieder von Geschehnissen,<br />
die eher dem Stichwort „originell“ zugeordnet werden<br />
können. Eines trug sich kurz vor dem Ende der strengeren<br />
Corona-Maßnahmen in einem Baumarkt im südlichen Siegerland<br />
zu.<br />
Angemerkt<br />
Eine Kassiererin, seit zig Jahren im Betrieb tätig, war<br />
von ihrem Vorgesetzten für die verantwortungsvolle Aufgabe<br />
als Prüferin der Impfpässe abgestellt worden. „Und<br />
kontrolliere auch die Persos – ohne Ausnahme!“, hatte er<br />
gesagt. Ein Kunde, ihr seit der Kindheit gut bekannt, hielt<br />
unaufgefordert sein Smartphone mit dem digitalen Impfnachweis<br />
schon bereit, durfte aber nicht passieren, weil<br />
sie auch noch seinen Personalausweis sehen müsse. „Du<br />
kennst mich doch!“ „Egal, ich muss ihn sehen!“ Nach einigem<br />
Hin und her bekam sie auch diesen gezeigt.<br />
Wieder daheim, stellte der Kunde fest, dass der gekaufte<br />
Gegenstand nicht passte. Zum Umtausch war ein erneuter<br />
Besuch des Baumarkts fällig. „Du kommst so nicht<br />
rein, ich muss zuerst<br />
deinen Impfnachweis<br />
sehen“, sagte die verantwortungsbewusste<br />
Dame hinter dem<br />
Eingang und ergänzte:<br />
„Hol auch deinen Perso<br />
aus der Tasche.“ Über<br />
den nun folgenden<br />
Meinungsaustausch<br />
wollen wir großzügig<br />
das Mäntelchen des<br />
Schweigens ausbreiten.<br />
Inzwischen sollen sich<br />
die Beiden aber schon<br />
wieder grüßen.<br />
Ulli Weber<br />
30 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 31
Mundart<br />
Mundart<br />
Våm Kärchepolizist und våm Pastuur<br />
Pastor Bruckhaus mit Konfirmanden 1962.<br />
Foto: Archiv Ückerseifer<br />
Ech will wat verzæhln dåvår, wie et ie usser Kärche<br />
zåging, wie ech Könd wår, sue ie de Vierzijer-, Foffziger-<br />
un Sechzijerjåhrn.<br />
Då gieret ierscht emå emm de „Kärchepolizist“.<br />
Dr Kärchepolizist, dat wår de Gemeindeschwester Lina.<br />
Die hatte ie dr Kärche dt Saa. Et gåv Lei, die määnten, dt<br />
Lina wäär och de Vüürgesetzte våm Pastuur Bruckhaus.<br />
Ie dr Kärche gåbet jå dumåls n strenge Sitzordnung. Die<br />
jonge Männer såßen reechts off dr linke Seite un die aale<br />
reechts off dr reechte Seite. Die aale Fraue såßen links off<br />
dr linke Seite unner dr Trappe und die jonge Fraue links<br />
off dr reechte Seite. Nur bei dæn Männern wuur emå gedauescht,<br />
weil då off dr annern Seite Hörgeräte iegebaut<br />
wuurn.<br />
Då wårn ner, die saaten, dat wäär nur gemaacht wuurn,<br />
weil die Fraue sich beschwäärt hättn, de Männer wüürn net<br />
richtich off se hüürn. Vå dæn Fraue öss sue n Embau net<br />
bekannt. Åbe såße da noch die aus dæn Dörfern, die Wallwijer,<br />
die Gelsbijer, die Lepper un die Werjendorfer. Wenn<br />
de strenge Rejeln hast, da musse die och kontrolliert wärn,<br />
sost kaast de se gleich vergæße. Un he kimmt dr Kärchpolizist<br />
ie t Spill. Schwester Lina hatte n ganz bestimmte Platz<br />
ie dr Kärche : Vå dr Kanzel aus voorn reechts å dr Ecke.<br />
Dæn hatte se sich ausgesucht. Då såß sei emmer. Enn Sunnich<br />
kåm må iemes ie de Kärche, dä dat scheins net wusste,<br />
un satte sich dåhie. Du kåm dt Lina sufort å un muuch klar,<br />
dat dat må off jeden Fall net ging. Då såß sei un niemes sost.<br />
Jå, die Person hat sich da getrollt. Wie dr „Schmidt-Kochs“<br />
Walter åfung, bött meiner Mutter ze kalbern, du ginge die<br />
och emå n Sunnich ie de Kärche. Nu ja, se kåme då rie un<br />
wulle sich n Platz suche. Du kåm dr Kärchepolizist direkt<br />
ågeschosse. Also sue net. Hää hätte då ze setze un sei hätte<br />
lå ze setze. Nu wår dr Walter emmer sue bessje a Flugauf.<br />
Wenn dää wat maache sull, wat hää net maache wull,<br />
da wuur dää sperrig. Du saate hää gää t Lina : „Mier sei<br />
zesåme kumme, mier setze zesåme un mier setze då, wuu<br />
mier setze wunn.“ Un dat muuche se da och. Suu kritte de<br />
Autorität våm Lina och schue må Risse. Abber sost hatte<br />
dt Lina ie un ömm de Kärche dt Regiment. Wenn zemm<br />
Beispill die Konfirmande, die de Glocke läut’ten, åbe ie de<br />
Kärche sich bei de Orjel schlöche,sue dat se vå åbe ie de<br />
Kärche gucke kunn, un net unne ie de Kärche kåme, wie<br />
se sulle, da kritten se och alt amå våm Lina e pår emm de<br />
Kopp. E annermå, wie Schual un Konfirmandeunnerricht<br />
im Konfirmandehaus wårn, un e poar Jonge dæn Konfirmandeunnerricht<br />
geschwänzt hatten un leber ie de Weiher<br />
gegange wårn, duu baute sich dt Lina dæn nächste Daach<br />
nå dr Schual off dr Trappe off un saate, sei hätten dæsweje<br />
etz nåzesetze. Abber aar, dää dumåls drbei wår, verzallte<br />
mier, duu hättn se dt Lina eifach ömmgerannt un wäärn<br />
åbgehaue. Na ja. Et Lina hatte abber sost Zuch ie dæm Låre.<br />
Annerschtes wår die Situation börrem Pastuur. Un hee<br />
mähne ech hauptsächlich de Pfarrer Bruckhaus. Dää hat<br />
mech jå konfirmiert. Im Kofirmandeunnericht ginge mier<br />
bei dæm übber Desche un Bänke. Då kunn dää naud gää<br />
maache. Da hat dää mier als Jong schue må leidgetå, wenn<br />
dää sue hilflos füür us stunn. Dat wår börrem Pfarrer Zöllner<br />
ganz annerschtes. Dää kåm emå rie un stallte sich dåhie<br />
un luckte nur. Un et dauerte net lang, då wår abber Ruhe<br />
im Saal, un beim Peter Bruckhaus æbe net. Nu kåm jå nå<br />
dæn zwai Jåhrn noch die Prüfung. Da musstest de waisse,<br />
wat de geliert hattest.<br />
Die Prüfung, dat wår jedesmå n Riesenevent. Då wår<br />
de Kärche proppevoll, gefehlt dt halbe Doorf, dr Vatter, de<br />
Mutter, de Omma, dr Oppa, dr Patte, de Goode, de ganz<br />
Familie æbe. Nu hätte dr Peter denke kunn : „Så, hait öss<br />
Zahltach, hait kreet ihr all dat wörrer, wat ihr mir die zwai<br />
Jåhrn ågetå håt. Abber sue wår dr Peter net. Im Gejetail :<br />
Dää muuch bött us aus, wenn mier us bött dæm reechte<br />
Årm mell’den, da wulle mier dråkumme un mier wussten<br />
och wat. Wenn mier us bött dæm linke Årm mell’den, da<br />
wusste hää, dat mier goar net dråkumme wulle, weil mier<br />
nämlich går naud wussten. Mier mell‘den us nur, dat se<br />
dehaam net saa kunne : „Jå, dau hast jå naud gemaacht !“<br />
Abber im Doorf, då wår dr Peter Bruckhaus huach ågesieh,<br />
n moralische Autorität.<br />
Dää wår jå och im Blaue Kreuz. Hää hat sich abber net<br />
dehaam verstoche. Hää ging zå de Menner ie de Kneipe år<br />
ie t Zelt beim Volksfest, satte sich bei die un trunk åbe sei<br />
Sinalco. Etz wår amå a junges Pärche, die wårn noch net<br />
sue lang bestårt un kritten sich ie de Hår. Wie et emmer<br />
heftijer wuur, du kritte die Mutter vå där jonge Frau Angst<br />
ömm ähr Könd. Du lief se raus un lief zum Pfarrhaus un<br />
rief : „Herr Pastuur, Herr Pastuur, sie musse må schwinn<br />
kumme ! Dää schliert dat noch tuat !“ Se drähte sich ömm<br />
un lief wörrer nå haam, dat se ehr Könd rettete. Abber<br />
wie t bei jonge Lei schue må sue gieaht, die hatten sich<br />
schue wörrer vertraa. Also, sei wörrer off m Absatz kehrt<br />
gemaacht un dm Pastuur entgää. Dää hatte sei schwarzes<br />
Jakett ågetå - hä ging jå emmer im schwarze Åzuch - un<br />
kåm ähr bött fliejende Rockschöße entgää. Wie se æhn såh,<br />
du rief se : „Herr Pastuur, Herr Pastuur !!! – låsse mer t<br />
noch amå!“<br />
Ulrich Schöllchen, Burbach<br />
Die Schreibweise mit den skandinavische Buchstaben å/Å und æ möchte<br />
ich gerne erklären, damit Sie, liebe Leserin und Leser, wissen, warum<br />
sie verwendet und wie sie gesprochen werden, und zwar so: Das skandinavische<br />
Å/å ist wie das offene O in der englischen Lautschrift oder die Vokalkombination<br />
oa zu verstehen und wird wegen der leichteren Lesbarkeit<br />
verwendet. Ebenso ist es mit dem Æ/æ für die Lautkombination äa. Genau<br />
lassen sich die Laute aus dem Burbacher Platt nicht nachbilden. ue bedeutet<br />
nicht ü, sondern ist ein ähnlicher Kombinationslaut wie oa und äa,<br />
etwa so gesprochen wie Ruhe ohne h.<br />
Holunder<br />
Etz bleeht hä wirrer, dr Holunder –<br />
ech schdoh drfier un sei sue frueh<br />
iwwer datt schiene Geschenk dr Nadur.<br />
Datt aale Holz bleeht zoverlässich ie<br />
weiße Dolde Joahr fier Joahr,<br />
wuvoa och mir Mensche emmer<br />
usse Notze hoa.<br />
Hä netzt als Tee un seine Saft<br />
get im Wender däen Kranke neie Kraft.<br />
Ech schdelln mich drvier<br />
un maache de Aache zo<br />
un riche däen Duft –<br />
sue ganz ie Rooh.<br />
Dä Duft sue sanft un seeß<br />
(kaar Parfümör kaa däen maache)<br />
treibt mir datt Wasser ie de Aache.<br />
Un da hiern ech e Bromme un e Summe.<br />
Biene un Hummeln sei noom seeße Duft kumme.<br />
Hollerbusch, dä Biesem wehrt –<br />
sue hoa äehn die Aale frehjer vereehrt!<br />
Ech weiß, Holunder,<br />
sue lang ech noch datt feehln kaa wie äewe,<br />
hoan ech noch Schbaß oa meinem Läewe!<br />
Bleeht – blüht, drvier – davor,<br />
netzt – nützt, Biesem – Bösem, äewe - eben.<br />
Sigrid Kobsch, Burbach<br />
32 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 33
Mundart von Bruno Steuber Littfeld<br />
Noa dourwe ...<br />
Laurentiustränen<br />
Och wenn mr net rejelmöaßich eh de Kerche giert<br />
ka mr moal innehale on de Jedanke hemmelwärts<br />
rechde. Bet Gott ka mr och Platt schwätze. Zom<br />
Beischbeel:<br />
Ech si dankbar, weil ech:<br />
e Dach öwerm Kobb ha,<br />
wat azedoh ha,jeden Daach wat ze esse ha,<br />
en goore Frou ha,<br />
en jeroarene Jong ha,<br />
noch god seh ka,<br />
noch halbwechs god hörn ka,<br />
mech selwer versorje ka,<br />
etlije Hobbys noagoah ka,<br />
Platt schwätze ka,<br />
jeläjendlech Urlaub mache ka,<br />
nachts halbwechs god schloafe ka,<br />
wenn ech Nubbe ha e Glas Bier drenke ka,<br />
hi on doa domme Schbrüche klobbe ka,<br />
e Däl va dr Nadur si ka,<br />
on wenn mr doanoa es e Leedche singe ka.<br />
Dat es min Läwe, alles anger es Luxus.<br />
Danke lewer Gott, dat Du en äängfällije Sejerlänger<br />
net hängke löaßest.<br />
NODDA, worr!<br />
Nachts ömme drejj loaw ech gösdern em Gaarde<br />
et wor wourl dr zehnde August,<br />
Sternschnuppe, heß et, die köame e Masse<br />
hö vam nächtleche Hemmel jeschnuust.<br />
Et heißt, dat Sternschnuppe Glögge bränge,<br />
falls mr schwing ser wat wönscht,<br />
on net schwätzt,<br />
min veele Wönsche, on de Anzahl der Schnuppe –<br />
doa hadde ech mech wourl verschätzt.<br />
Dat Hemmelsschauspeel wor öwerwäldijend herrlich,<br />
on machde mech ennerlich froh,<br />
em Stelle doachde ech: et fählt nur ääng noch,<br />
doa baßde etz Musik vam Händel doazo.<br />
Et wüerd och verzahlt dat die Engelcher<br />
hö em Hemmel am obrume si,<br />
se botze de Sterne , us dm Abfall wern Schnuppe,<br />
verlechds es för mech ääng doabie.<br />
Ech gugge noam Hemmel,<br />
si rondsröm zefrere,<br />
on komme allmählech zor Rouh’.<br />
Dä ahl Petrus süd lächelnd<br />
dat Fonkejewimmel,<br />
on döt noch’n paar Schnuppe doazo.<br />
De Metereologen erklärn dat ganz angersch,<br />
för die es dat alles nur Dreck<br />
us dm Schwanz vam Komet, wo os Är werrer dörchroast,<br />
wä wat angerschdes säd es wourl gegg.<br />
Laurentiustränen<br />
Foto: Archiv Steuber<br />
Anmerkung der Redaktion: Nach einer telefonischer Reklamation unserer Leserin Charlotte Theis, möchten wir den Artikel „Uss Koo voa<br />
Wärjendoaf“ in der Ausgabe 1-2<strong>02</strong>2 auf Seite 26 berichtigen. Die Müllabfuhr lag in der Hand von Ewald Roth. Auf dem Bild der Haubergsabfuhr<br />
sind Robert Mudersbach und seine Tochter Charlotte Theis, geb. Mudersbach zu sehen. Wir bitten, das Versehen zu entschuldigen.<br />
durchblick verlost Freikarten<br />
Die Geininger<br />
Mit ihrem Motto Oberkrainerklänge<br />
aus dem Oberbergischen begeistern<br />
sie seit Jahren in der heimischen Musikszene<br />
und weit darüber hinaus. Nicht nur<br />
auf großen Bühnen in Festzelten oder<br />
Konzertsälen, sondern auch nah am Publikum<br />
in privater Atmosphäre, ganz ohne<br />
elektrische Verstärkung. Wenn Klarinette<br />
und Trompete, Akkordeon, Gitarre, Bariton<br />
und Kontrabass miteinander harmonieren,<br />
dann ist er da, dieser Sound,<br />
dem man sich kaum entziehen kann.<br />
Zu Ihren Erfolgen<br />
gehörten Auftritte im<br />
Fernsehen und die<br />
Teilnahme an internationalen<br />
Festivals. Im<br />
Siegerland sind sie zu<br />
sehen und hören:<br />
Samstag,<br />
17. Sept. 20 Uhr<br />
im Heimhoftheater<br />
Burbach-Würgendorf,<br />
Heimhofstraße 7<br />
Gewinnen können Sie<br />
3 x 2 Eintrittskarten,<br />
wenn Sie bis 20. Juli eine<br />
Nachricht mit Namen, Telefonnummer<br />
und dem Vermerk<br />
Freikarten senden an:<br />
Redaktion durchblick<br />
Marienborner Str. 151<br />
57074 Siegen<br />
gewinnspiel@durchblick-siegen.de<br />
Die Gewinner werden telefonisch<br />
benachrichtigt.<br />
Die Tickets werden an der<br />
Abendkasse hinterlegt.<br />
Die Gewinner der letzten<br />
Verlosung:<br />
Werner Schmidtbauer<br />
Bei mir - Tour“<br />
je zwei Karten erhielten: Ida Leli,<br />
Helene Langer und Ralph Omlor<br />
34 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 35
Als die Zeit der Dorfmusik endete<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
Der Star-Club in der Hamburger Großen Freiheit 39<br />
traf das Lebensgefühl in den 60er Jahren.<br />
Leicht provokant ist der Text, der auf dem in schreiendem<br />
Orange gehaltenen Plakat steht: „Die Not<br />
hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei.“<br />
Die Vorbeigehenden werden mit der Nase darauf gestoßen,<br />
dass in der „Großen Freiheit Nr. 39“ am 13. April 1962<br />
ein besonderer Musik-Club eröffnet wird. Sechzig Jahre<br />
ist das nun schon her. Und vielleicht würde heute niemand<br />
mehr über den Star-Club sprechen, wenn nicht am Tag der<br />
Eröffnung - und auch danach noch knapp achtzig Mal –<br />
die Beatles hier gespielt hätten.<br />
„Ich bin in Liverpool aufgewachsen, aber in Hamburg<br />
bin ich erwachsen geworden.“ So äußerte sich einst John<br />
Lennon. Beginnen wir diesen Rückblick also – zeitlich geordnet<br />
– mit der Stadt an der Mersey-Mündung. Vor allem<br />
hier sind Elvis Presley, Bill Haley und ihr Rock `n` Roll viel<br />
eher bekannt als auf dem Kontinent. Und – die Jugendlichen<br />
fahren voll drauf ab. Beinahe explosionsartig gründen sich<br />
unzählige Bands, die zeigen wollen, was sie drauf haben.<br />
Freilich eifern sie in aller Regel mehr schlecht als recht den<br />
Historisches<br />
Vorbildern nach. Auch Lennon ist elektrisiert. Seine Mama<br />
hat ihm ein Banjo geschenkt und ihm einige Griffe beigebracht.<br />
Klar, dass er beim Üben ständig davon träumt, als<br />
ein Star auf der Bühne zu stehen. Und so gründet der im Jahr<br />
1940 Geborene ebenfalls im Jahr 1956 eine Schülerband.<br />
Er nennt sie nach seiner Schule – der Quarrybank School<br />
– „The Quarrymen“ (die Steinbruchmänner). Hier treten die<br />
Pennäler mit den Hits ihrer Vorbilder bei Schulfesten und<br />
danach auch bei Partys und Familienfeiern auf.<br />
Durch die Vermittlung eines Schulfreundes hat Paul<br />
McCartney (Jahrgang 1942) erste Kontakte mit dem Ensemble,<br />
dem er 1957 endgültig beitritt. Lennon drückt in<br />
seinen Erinnerungen die anfängliche Skepsis aus: „Sollte<br />
ich wirklich einen Typ nehmen, der besser ist als alle anderen?<br />
Ich entschied mich für Paul und gab damit der Band<br />
einen Push in Richtung Qualität.“<br />
Als im März 1958 McCartney seinen Freund George Harrison<br />
(Jahrgang 1943) bei den Quarrymen einführt, sind bereits<br />
drei der späteren „Fab Four“ (Fabelhafte Vier) musikalisch<br />
vereint. Das Niveau der Quarrymen wird spürbar besser.<br />
John Lennon bekennt: „Die anderen warfen oder ekelten wir<br />
nach und nach aus der Band. Nur die besten sollten bleiben.“<br />
Schließlich formiert 1959 „Chef“ Lennon mit McCartney<br />
und Harrison das Trio „Johnny and the Moondogs“.<br />
Ein Jahr später werden der Bassist Stuart Sutcliffe und der<br />
Schlagzeuger Pete Best aufgenommen. Das Quintett nennt<br />
sich kurzzeitig „The Silver Beatles“ und absolviert eine<br />
chaotische Tournee durch Schottland. Danach folgen Gastspiele<br />
im Hamburger Stadtteil St. Pauli.<br />
Am 17. August 1960 steht die Band erstmals unter dem<br />
Namen „The Beatles“ in der berüchtigten Großen Freiheit<br />
Nr. 64 auf der Bühne des „Indra“. Viele Legenden ranken<br />
sich um die folgenden Monate in dem Stripclub. Bis zu<br />
neun Stunden dauern während der Pausen der Stripperinnen<br />
ihre schlecht bezahlten Auftritte; Drogen, Sex, Alkohol und<br />
Gewalt prägen das Umfeld und bleiben nicht ohne Einfluss<br />
auf die fünf Musiker. Der früh verstorbene Stuart Sutcliffe<br />
schreibt in einem Brief: „Seit ich hier bin, ist mir eines klar<br />
geworden, ich hasse Brutalität. Es gibt so viel davon hier in<br />
dieser Gegend.“ Aber er, der sich noch in Hamburg wieder<br />
aus der Band verabschiedet, schreibt auch: „Wir haben uns<br />
seit unserer Ankunft enorm verbessert.“<br />
Ihr Niveau hat sich tatsächlich so sehr gesteigert, dass<br />
sie als Musiker 1961 erstmals auf einer Schallplatte zu hören<br />
sind. Der Sänger des in Hamburg aufgenommenen Liedes<br />
„My Bonnie“ heißt Toni Sheridan, die Band, die ihn<br />
auch auf weiteren Liedern begleitet, wird auf der Polydor-<br />
Platte als „The Beat Brothers“ bezeichnet. Sie haben sich<br />
im „Top Ten Club“ nicht nur kennen und schätzen gelernt,<br />
sondern sie nutzen zeitweise auch eine gemeinsame Wohnung.<br />
Sheridan bringt ihnen dort etliche Feinheiten beim<br />
Gitarrenspiel bei. McCartney<br />
nennt ihn noch Jahrzehnte später<br />
„My Teacher“ – mein Lehrer.<br />
Der Name „Beat Brothers“<br />
taucht übrigens vorher und auch<br />
nachher nie mehr auf. Bert Kaempfert,<br />
der Produzent, hat – entgegen<br />
dem Willen der Interpreten<br />
– hierauf bestanden. Dass es sich<br />
um die Beatles handelte, erfuhr<br />
nicht nur ich erst sehr viel später.<br />
Etwa ein Jahr vor der Aufnahme<br />
hatten wir im Englischunterricht<br />
das alte schottische Volkslied „My<br />
Bonnie lies over the ocean“ erlernt<br />
und häufig auch gesungen. Und so<br />
konnte ich zum Erstaunen meiner<br />
Mutter den Text mitschmettern,<br />
als der Song in seiner neuen Rockversion<br />
im Sender „Radio Luxemburg“<br />
erklang.<br />
Ein wichtiges Datum ist der 9.<br />
Februar 1961. Sie spielten zwar zuvor<br />
schon im weltweit berühmten<br />
Liverpooler „Cavern Club“, aber<br />
erstmals treten sie auch hier als<br />
„The Beatles“ auf und schnell beginnt<br />
ihre Popularität in ganz Großbritannien.<br />
Der Geschäftsmann<br />
Brian Epstein entdeckt sie dort<br />
und wird ihr Manager. Als Erstes<br />
verlangt er, dass sie in identischen<br />
Anzügen und Krawatten auftreten.<br />
Die Beatles maulen, wollen sich weiterhin in Blue Jeans und<br />
Lederjacken präsentieren. Letzten Endes setzt sich Epstein<br />
durch und akzeptiert im Gegenzug den Haarschnitt der Beatles.<br />
Über diese Pilzkopf-Frisur wurde in Hamburg so manches<br />
Seemannsgarn gesponnen. Vertrauen wir hier John<br />
Lennon, der rückschauend schrieb: „Jürgen trug die Haare<br />
glatt herunter gekämmt mit Fransen über der Stirn, das gefiel<br />
uns. Wir gingen zu ihm und er schnitt – hackte wäre<br />
das passende Wort – uns die Haare in diesem Stil.“ Mit<br />
„Jürgen“ ist der sein Lebtag rebellisch gesinnte Fotograf<br />
Jürgen Vollmer gemeint, der die frühen Tage der Gruppe in<br />
Hamburg mit seiner Kamera begleitete.<br />
Als die Beatles – wie eingangs erwähnt – im Star-Club<br />
auftreten, besteht ihr Repertoire nach wie vor aus den Hits<br />
von Chuck Berry, Little Richard, Buddy Holly, Elvis Presley<br />
und weiteren Rockgrößen. Sie heben sich von anderen<br />
Gruppen jedoch maßgeblich ab, weil sie die Songs phantasievoll<br />
verjüngen und variieren. Dass macht ihren Anfangserfolg<br />
aus. Dennoch wird ihnen und vor allem ihrem<br />
Manager irgendwann klar, dass sie nur mit eigenen Liedern<br />
auf Dauer bestehen können.<br />
Historisches<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
Im Februar 1964 traten die Beatles erstmals in der Ed-Sullivan-Show auf.<br />
Von links: Ringo, George, Sullivan, John und Paul<br />
Während Lennon und McCartney sich daran machen,<br />
gemeinsam einen Song auszubrüten, handelt Epstein einen<br />
Plattenvertrag aus. Zwischenzeitlich hat man den Schlagzeuger<br />
Pete Best durch Richard Starkey (Jahrgang 1940)<br />
– Künstlername: Ringo Starr – ersetzt. Manager Epstein<br />
meint, dass er besser zur Gruppe passe. Im Oktober `62<br />
ist es dann soweit: Die Platte mit dem ersten Projekt aus<br />
eigener Feder erscheint. Der Text des Liedes „Love Me<br />
Do“ ist äußerst bescheiden, die Melodie so lala. Aber – der<br />
Anfang ist gemacht. Und – mit der Qualität geht es in den<br />
folgenden Monaten und Jahren steil aufwärts.<br />
Das Tanzlokal, das meine Clique in der Regel am Wochenende<br />
aufsuchte und das man „Im Häuschen“ nannte,<br />
besaß einen Tanzboden aus dicken und verschiedenfarbigen<br />
Glasquadern. Vom Keller aus wurde der Boden angestrahlt<br />
und der gesamte Raum beleuchtet. Oberhalb des Tanzbodens<br />
hing eine etwa vierzig Zentimeter dicke Kugel, rundum<br />
mit kleinen Quadraten aus Spiegelglas belegt. Sobald<br />
die Beleuchtung des Bodens eingeschaltet wurde, begann<br />
sich die Kugel zu drehen und die farbigen Lichter wunderschön<br />
über die Wände und die Decke zu werfen.<br />
<br />
36 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 37
Historisches<br />
Historisches<br />
Aus den Lautsprechern der Musikbox erklang 1963 häufig<br />
Heidi Brühls Nachricht, dass sie Tag für Tag drei Rosen<br />
bekomme. Dazu erhielten wir immer wieder einmal die Be-<br />
Ausgehfertig 1964<br />
Foto: Archiv Weber<br />
Foto: Wikipedia<br />
lehrung von Margot Eskens, dass man ein Herz nicht kaufen<br />
könne. Vorwiegend ältere Paare drehten sich mit sanften<br />
Bewegungen zu dieser Musik auf dem Glasboden und<br />
wir schauten ihnen gelangweilt zu. Dann kam das Frühjahr<br />
1964 und nun hatte schließlich und endlich auch bei uns die<br />
„Dorfmusik“ – zwei Jahre später als beim Star-Club – zumindest<br />
vorübergehend ausgedudelt.<br />
In der Musikbox waren die Beatles-Songs „Komm gib<br />
mir deine Hand“ und „Sie liebt dich“ aufgenommen worden.<br />
In den folgenden Wochen wurde von uns jeder überflüssige<br />
Groschen geopfert, um zu dieser Musik unterhalb der sich<br />
drehenden Spiegelglaskugel zu tanzen. Das ging nicht ohne<br />
Konflikte ab. Die Älteren beschimpften uns als „Halbstarke“<br />
– sie hatten gar nicht gemerkt, dass wir inzwischen doch schon<br />
seit längerem „Teenager“ waren. Sie sprachen von geistloser<br />
Urwaldmusik und hatten sich die Meinung eines gewissen<br />
Walter U. – jenseits der Mauer hausend – zu Eigen gemacht,<br />
der diese Musik als „Dreck aus dem Westen“ bezeichnete und<br />
befand: „Mit der Monotonie des Yeah, Yeah, Yeah – und wie<br />
das alles heißt – sollte man doch Schluss machen.“<br />
In meiner Clique hatten die Beatles trotz – oder wegen<br />
– ihrer langen Haare den Spitzenplatz; sie trugen Anzüge<br />
mit Krawatte – an den Wochenenden gingen wir aus wie<br />
sie. Die Mädels ließen sich – falls die Länge es zuließ – die<br />
Haare zu einer „Hochfrisur“ stecken; ihre Kleidung war<br />
adrett – zwei Stichworte der damaligen Zeit lauteten: Pettycoat<br />
und Babydoll. Als im Sommer `64 der erste Beatles-<br />
Film mit dem Titel „Yeah! Yeah! Yeah!“ – er hieß im Original<br />
„A Hard Day`s Night“ – zur Aufführung kam, hielt<br />
ich mich gerade eine Zeitlang in München auf und sah mir<br />
– vor allem wegen der Lieder – eine der Erstaufführungen<br />
der finanziell erfolgreichen Komödie an.<br />
An dieser Stelle noch ein Wort zu den damals ebenfalls<br />
aufstrebenden Rolling Stones, die wir kaum beachteten. Sie<br />
wirkten schmuddelig und waren als Rowdies und als Drogenabhängige<br />
verschrien. Von den Auseinandersetzungen zwischen<br />
Beatles- und Stones-Anhängern erfuhren wir allenfalls<br />
aus der Zeitung. Bei uns gab es Letztere ja nicht. Als ich wenige<br />
Jahre später im Radio das Lied „Ruby Tuesday“ hörte<br />
und erfuhr, dass dies ein Stones-Titel sei, änderte sich meine<br />
Haltung. Die Interpreten einer solchen Musik können keine<br />
Rowdies sein. Ich machte meinen Frieden mit ihnen und wurde<br />
– Jahr für Jahr zunehmend – ein Bewunderer der Band.<br />
Folgendes abschließend zu diesem Thema: Star-Club-<br />
Mitgründer Horst Fascher hat inzwischen seine Memoiren<br />
geschrieben. Er erzählt hierin, wie er kurz vor einem Auftritt<br />
John Lennon, für den just in diesem Zeitraum jenseits<br />
des Kanals die Hochzeitsglocken läuteten, mit einer Hure<br />
erwischte und halbnackt auf die Bühne schickte. Am Mikrophon<br />
begrüßte dieser die Besucher schon mal mit „Heil Hitler“.<br />
Dazu habe der spätere „Gutmensch“ gerne und oft vom<br />
Balkon seiner Wohnung aus auf die Große Freiheit uriniert.<br />
Ob das Wissen hierüber damals die Haltung meiner Clique<br />
zu den Beatles beeinflusst hätte, lässt sich heute schwer sagen.<br />
Ich vermute: eher nicht – sie waren einfach zu gut.<br />
Im Jahr 1963 verkaufen die Beatles bereits Platten in Wert<br />
von 18 Millionen Dollar. Ein Jahr später sind in der amerikanischen<br />
Bestsellerlist 14 ihrer Titel gleichzeitig verzeichnet. Mit<br />
Auftritten in zahlreichen Ländern betreten sie die Weltbühne.<br />
Premierminister Wilson bezeichnet sie als „Geheimwaffe der<br />
britischen Außenhandelsbilanz“ und sie dürfen sogar vor den<br />
Mitgliedern des Königshauses auftreten. Die Queen bezeichnet<br />
sie im Anschluss als „sehr faszinierend“.<br />
Mit dem Album „Sgt. Pepper`s Lonely Hearts Club Band“<br />
vollziehen sie `67 einen Bruch mit allem, was ihre Fans von<br />
ihnen gewöhnt sind. Sie benutzen Kirchentonarten, indische<br />
Sitar-Weisen, elektronisches Rauschen; sie lassen Trompeten<br />
blasen, Geigen erklingen und Tonbänder vor und rückwärts<br />
schnurren. Ihre Auftritte vor Publikum haben sie zuvor schon<br />
eingestellt. Ihre Musik ist live nicht mehr spielbar.<br />
Am 10. April 1970 gibt Paul McCartney nach diversen<br />
Querelen seinen Austritt aus der Band bekannt. Damit endet<br />
die Beatles-Ära; die vier Künstler starten Einzelkarrieren.<br />
Beinahe zeitgleich ist auch der Star-Club am Ende. Am<br />
31. Dezember 1969 wird das Hamburger Mekka der Rockund<br />
Beat-Musik geschlossen. Legenden wie Ray Charles,<br />
Fats Domino, Jimi Hendrix, Little Richard, Chuck Berry,<br />
Brenda Lee und Jerry Lee Lewis haben hier gespielt. Dazu<br />
traten Gruppen wie Black Sabbath, Dave Dee, Dozy, Beaky,<br />
Mick & Tich, The Rattles, Bill Haley und die Liverbirds auf.<br />
Viele Künstlernamen stehen auf einer Gedenktafel, die heute<br />
an der Außenwand der Großen Freiheit Nr. 39 hängt.<br />
Unter denjenigen, die nicht mehr leben, befinden sich<br />
mit John Lennon (starb 1980 nach einem Attentat) und<br />
George Harrison (starb 2001 an Lungenkrebs) auch zwei<br />
Beatles-Musiker. Die anderen Beiden sind inzwischen bereits<br />
im neunten Lebensjahrzehnt angekommen. Aber so<br />
oft ich ihre einstigen Lieder höre, stelle ich fest, dass ihre<br />
Stimmen ewig jung bleiben und dass sie mich noch immer<br />
fröhlicher machen.<br />
Ulli Weber<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
38 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 39
60 Jahre Rolling Stones<br />
Die größte Rock & Roll Band der Welt<br />
Rolling Stones – Bandfoto<br />
Weil er mit seiner Band „Blues Incorporated“ einen<br />
vereinbarten Auftritt im Londoner „Marquee Club“<br />
absagen musste, vermittelte Alexis Korner für den<br />
Abend des 12. Juli 1962 eine Ersatzband. Diese trat dort in<br />
der Besetzung Mick Jagger (Gesang), Brian Jones (Gitarre),<br />
Keith Richards (Gitarre), Dick Taylor (Bass), Ian Stewart<br />
(Piano) und Tony Chapman (Schlagzeug) erstmals unter<br />
dem Namen „The Rollin‘ Stones“ auf. Als Vorgruppe für<br />
den Bluessänger Long John Baldry<br />
spielten sie vor etwa 100 Zuschauern<br />
fünf Coversongs. Niemand hätte<br />
dieser anfangs im Rhythm & Blues<br />
beheimateten Band eine Weltkarriere<br />
als „The Greatest Rock & Roll<br />
Band in the World“ vorhergesagt,<br />
die auch 60 Jahre später noch immer<br />
andauern würde. Namensgeber<br />
für die neue Band war laut Keith<br />
Richards der Song „Rollin’ Stone“<br />
von Muddy Waters. Richards und<br />
Jagger kannten sich schon aus der<br />
Grundschulzeit. Welchen Verlauf<br />
hätte wohl die Musikgeschichte genommen,<br />
wenn die beiden zukünftigen<br />
„Glimmer Twins“ sich nicht am 17. Oktober 1961 im<br />
Alter von 18 Jahren zufällig am Bahnhof ihrer Heimatstadt<br />
Dartford (Kent) wieder getroffen hätten?<br />
Forciert von ihrem ersten Manager feilten die Rolling<br />
Stones - auch in Abgrenzung zu den Beatles - seit 1963<br />
mit immer neuen Sex- und Drogenexzessen konsequent<br />
an ihrem Image als die „Bad Boys“ des Musikbetriebs.<br />
Am 15. September 1965 stand das Abschlusskonzert ihrer<br />
ersten Deutschland-Tour in<br />
der 22000 Menschen fassenden<br />
Berliner Wal<strong>db</strong>ühne auf dem<br />
Programm. Die für ihre laute und<br />
vulgäre Bühnenshow berüchtigten<br />
Rolling Stones hatten gerade<br />
wieder so eine „Krawallplatte“<br />
herausgebracht, diesmal mit dem<br />
unerhörten Titel „(I can’t get no)<br />
Satisfaction“. Nach Tumulten im<br />
Zuschauerraum wurde das Konzert<br />
abgebrochen. Die frustrierten<br />
Fans zerlegten anschließend<br />
das Mobiliar und lieferten sich<br />
eine Schlacht mit der Polizei.<br />
Das Konzert ging in die Rock-<br />
40 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />
Foto: Wikimedia Commons<br />
Foto: Wikipedia<br />
Geschichte ein und in den Boulevard-Zeitungen waren<br />
Schlagzeilen wie „Barbarei in Massenhysterie“, „Hölle im<br />
Hexenkessel“ oder „Gemetzel der Gammler“ zu lesen.<br />
Einen Tiefpunkt in der Geschichte der Band markierten<br />
während ihrer USA-Tournee die Ereignisse auf dem nordkalifornischen<br />
„Altamont Free Concert“ vom 6. Dezember<br />
1969. Von den etwa 300.000 Zuschauern starben vier Menschen.<br />
Der 18-jährige Meredith Hunter wurde von einem<br />
der als Ordner angeheuerten Hells Angels direkt vor der<br />
Bühne, angeblich in Notwehr, erstochen.<br />
Nach der Gründung ihres eigenen Plattenlabels „Rolling<br />
Stones Records“ wurde die inzwischen weltbekannte<br />
roten Zunge zum Markenzeichen. Dieses wurde von Mick<br />
Jaggers Wunsch inspiriert, der Hindu-Göttin Kali, der Göttin<br />
der Ermächtigung und Energie mit ihrer scharfen Zunge<br />
und den leuchtend roten Lippen, eine Hommage zu erweisen.<br />
Von John Pasche entworfen, wurde das Logo zum<br />
ersten Mal 1971 auf der Innenhülle des Albums „Sticky<br />
Fingers“ veröffentlicht.<br />
In den vergangenen 60 Jahren gab es u.a. mit Bill Wyman<br />
(Bass, 1962 – 1993), Mick Taylor (Gitarre, 1969<br />
- 1974), Ron Wood (Gitarre, seit 1975) und Steve Jordan<br />
(Schlagzeug, seit 2<strong>02</strong>1) zahlreiche Umbesetzungen in der<br />
Band. Der seit 1963 langjährige Stones-Schlagzeuger Charlie<br />
Watts war am 24. August 2<strong>02</strong>1 im Alter von 80 Jahren in<br />
London gestorben. Bereits einige Wochen danach trat die<br />
Band zur Erinnerung an den Verstorbenen wieder auf.<br />
Die Rolling Stones sind mit zahlreichen Tourneen eine<br />
der erfolgreichsten Rockbands. Sie haben weltweit mehr<br />
als 240 Millionen Tonträger verkauft und zahlreiche Auszeichnungen,<br />
darunter drei Grammys, erhalten.<br />
Am 20. Januar 2<strong>02</strong>2 erschienen aus Anlass des Band-<br />
Jubiläums zwölf Sonderbriefmarken der Royal Mail. Hierauf<br />
sind sowohl Gruppen- und Einzelporträts der Musiker<br />
als auch Aufnahmen von legendären Tourneeplakaten und<br />
Konzerten der Band - vom Londoner Hyde Park im Jahr<br />
1969 bis hin zu einem Auftritt in Düsseldorf 2017 – zu sehen.<br />
Sonderstempel „50 Jahre Rolling Stones“<br />
Foto: Archiv Lerchstein<br />
So hat sich nun auch endlich die Vermutung des Autors<br />
als zutreffend erwiesen, dass die herausgestreckte Zunge im<br />
Logo der Rolling Stones eigentlich schon immer zum Ablecken<br />
von Briefmarken gedacht war. Wilfried Lerchstein<br />
Historisches<br />
2/2<strong>02</strong>2 durchblick 41
75 jahre Kantorei Siegen – ein erfolgreicher Chor mit grosser Tradition<br />
Die Kantorei Siegen wird 75 – wer hätte das<br />
gedacht und zu hoffen gewagt, als sich<br />
in den kargen und entbehrungsreichen<br />
Nachkriegsjahren eine kleine Schar<br />
Sängerinnen und Sänger in Siegen zusammenfand,<br />
um die Kirchenmusik in<br />
der zerstörten Stadt wieder aufleben<br />
zu lassen. Kaum zwei Jahre nach<br />
Kriegsende hungerte es die durchweg<br />
jungen Enthusiasten nicht nur<br />
nach Nahrung für den Leib – das<br />
sicher nur allzu häufig auch - ,<br />
sondern auch für Seele und Geist:<br />
Sie wollten singen! Und so begann<br />
am 13. März 1947 die erste<br />
Probe des neugegründeten Chores<br />
unter der Leitung von Kantor<br />
Helmut Winter im damaligen<br />
Konfirmandenhaus in der Oberen<br />
Metzgerstraße, dem nahezu<br />
einzigen unzerstörten kirchlichen<br />
Gebäude der Stadt. Die „Evangelische<br />
Kantorei Siegen“ hatte ihre<br />
Arbeit aufgenommen.<br />
Einen Schwerpunkt ihrer Aufgaben<br />
bildete in der ersten Zeit das Unterstützen<br />
des Gemeindegesangs überall dort,<br />
wo in Siegen evangelische Gottesdienste<br />
abgehalten wurden. Es gab weder Kirchen<br />
noch Orgeln, sodass man beispielsweise zur<br />
Klavierbegleitung von Helmut Winter im ehemaligen<br />
Charlottenkino nahe der Eintracht sang. Doch<br />
auch mit der Erarbeitung von anspruchsvoller Chorliteratur<br />
wurde quasi sofort begonnen, und so konnte Ende<br />
1947 bereits zur ersten „Geistlichen Abendmusik“ in den<br />
Oraniersaal des Oberen Schlosses eingeladen werden.<br />
Im Laufe der Jahre erarbeitete sich der Chor Stück für<br />
Stück die „große“ Chorliteratur und führte z. B. Johann<br />
Sebastian Bachs Weihnachts-Oratorium 1953 zum ersten<br />
Mal auf. Bis zur Aufführung seiner Matthäus-Passion<br />
sollte es allerdings noch 17 Jahre dauern. Das spricht für<br />
einen kontinuierlichen, sorgfältigen Aufbau des Chores,<br />
der allmählich an größere Aufgaben herangeführt wurde,<br />
aber natürlich auch für die erst langsam wieder entstehenden<br />
Möglichkeiten, die großen Chor-Orchesterwerke<br />
überhaupt aufzuführen.<br />
Ein Glücksfall für die Kantorei war hierbei das großartige<br />
kulturelle Engagement der Unternehmerfamilie Weiss<br />
aus Dahlbruch, die seit 1954 die Kirchenmusik im oberen<br />
Ferndorftal förderte und die Kantorei zu Konzerten einlud.<br />
Mit der Gründung des Gebrüder-Busch-Kreises e.V.<br />
im Jahr 1961, ebenfalls unterstützt durch die Eigentümer<br />
der Siemag, erlebte die Kulturarbeit im nördlichen Siegerland<br />
einen weiteren Aufschwung und bis heute führt<br />
die Kantorei<br />
ihre Konzertprogramme häufig in Siegen und in Hilchenbach<br />
bzw. Erndtebrück auf.<br />
Ein weiteres wichtiges Stan<strong>db</strong>ein der Kantorei waren<br />
und sind die Instrumentalkonzerte, die neben den Konzerten<br />
mit Chorbeteiligung die Jahresprogramme füllen.<br />
Hier sind oftmals hochkarätige Solisten und Ensembles in<br />
der Nikolaikirche zu Gast und bieten dem Publikum ihre<br />
Kunst dar. Doch auch das Singen im Gottesdienst gehört<br />
nach wie vor zu den gerne wahrgenommenen Aufgaben<br />
des Chores, auch wenn der Kirchenchor Siegen hier den<br />
größten Teil der „Sonntagsarbeit“ leistet.<br />
Nach dem Weggang von Helmut Winter, der in schwerer<br />
Zeit eine gute Grundlage legte, übernahm 1956 Almuth Höfker,<br />
selbst Gründungsmitglied der Kantorei, nach entsprechender<br />
Ausbildung die Leitung des Chores. 1968 erfolgte<br />
ihre Anstellung als Kirchenmusikerin an der Nikolaikirche;<br />
sie nahm die Kantorei sozusagen in die Nikolai-Kirchen-<br />
gemeinde mit.<br />
In den 35 Jahren ihres Wirkens erweiterte die Kantorei<br />
ihr Repertoire kontinuierlich, die großen Chorwerke der<br />
Romantik wurden erarbeitet und auch die moderne bis<br />
modernste Chorliteratur fand Eingang in die Konzertprogramme.<br />
So vertraute der Komponist Henning Frederichs<br />
Almuth Höfker und der Kantorei 1986 die Uraufführung<br />
seiner Passionserzählung der Maria Magdalena an.<br />
Über viele Jahre hinweg konnte sich die Kantorei auf<br />
ein internes Solistenensemble stützen: Annegrete Fries,<br />
Christa Achenbach, Elmar Gränzdörffer und Hans-Peter<br />
Fries übernahmen die Soloparts nicht nur in Kantaten und<br />
Motetten, sondern durchaus auch in größeren Werken. In<br />
der „Ära Höfker“ beginnt auch die Zusammenarbeit mit<br />
dem damaligen „Siegerlandorchester“, die als „Philharmonie<br />
Südwestfalen“ bis heute der bewährte Partner der<br />
Kantorei für die großen, in der Siegerlandhalle aufgeführten<br />
Chor-Orchesterwerke ist.<br />
Foto: Kantorei<br />
Seit 1991 leitet Ute Debus die Kantorei Siegen und<br />
führt die gute Arbeit ihrer Vorgänger fort –<br />
selbstverständlich nicht ohne von Beginn<br />
an eigene Akzente zu setzen. So führte<br />
sie quasi sofort die „Kantate zum<br />
Mitsingen“ ein, die seither in schöner<br />
Regelmäßigkeit am zweiten<br />
Sonntag im September stattfindet<br />
und Gastsängern die Möglichkeit<br />
gibt, in die Kantorei hineinzuschnuppern.<br />
Mittlerweile gehören solche<br />
Chorprojekte – auch für größere<br />
Werke – zum festen Bestandteil<br />
der Kantoreiarbeit und erfreuen<br />
sich großer Beliebtheit. Nicht<br />
zuletzt durch diese Offenheit für<br />
neue Wege gelang Ute Debus<br />
der zu Beginn ihrer Amtszeit<br />
anstehende Generationenwechsel<br />
im Chor. Heute profitiert<br />
die Kantorei von ihrer Tätigkeit<br />
an der Universität Siegen, wo sie<br />
Chor und Orchester leitet, und auch<br />
ihren sonstigen vielfältigen Kontakten,<br />
z. B. mit der Blechbläserszene des<br />
Siegerlandes. Immer wieder kommt es so<br />
zu neuen, befruchtenden Kooperationen,<br />
ungewöhnliche Projekte und neue Formate<br />
können realisiert werden.<br />
Von Anfang an war Ute Debus auch die Erarbeitung<br />
zeitgenössischer Musik ein Anliegen<br />
und so kam es am 16. Dezember 1994, anlässlich des<br />
50. Jahrestages der Zerstörung Siegens, zur ersten Aufführung<br />
des Dresdner Requiems aus dem Jahr 1945 von Rudolf<br />
Mauersberger. Heute übernimmt die 1998 gegründete<br />
„capella cantabilis“, das etwa 20-köpfige Vokalensemble<br />
der Kantorei, überwiegend die Neue Chormusik, die häufig<br />
eher für eine kleine Besetzung komponiert ist. Mit der<br />
großen Kantorei bewegt sich Ute Debus trotzdem weiterhin<br />
gern auf neuen Pfaden und erarbeitete z. B. zusammen<br />
mit der Uni-Big Band Siegen das Sacred Concert von Duke<br />
Ellington oder auch immer wieder anspruchsvolle Werke<br />
der geistlichen Popularmusik. Als geschätztes Instrumentalensemble<br />
zur Begleitung in Christmette, Kantaten-Gottesdiensten<br />
bis hin zu großen Chor-Orchesterwerken steht<br />
seit vielen Jahren die Camerata Instrumentale Siegen an<br />
der Seite der Kantorei.<br />
Aus den vielfältigen weiteren Aktivitäten des Chores<br />
seien noch die zahlreichen mehrtägigen Konzertreisen<br />
erwähnt, die die Kantorei seit Beginn der 60-er Jahre an<br />
viele Orte in Deutschland, Europa und 2013 sogar bis nach<br />
Israel geführt haben. Und auch drei weitere Personen dürfen<br />
nicht unerwähnt bleiben, wenn man die Arbeit <br />
42 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />
2/2<strong>02</strong>2 durchblick 43
Kultur<br />
Unterhaltung<br />
Siegener Kirchenmusikdirektorin Ute Debus<br />
Foto: Kantorei<br />
des Chores würdigen will: Anneli und Erich Hundt<br />
als erstes Geschäftsführerpaar der Kantorei und Hannelene<br />
Reuter-Becker, die diese äußerst umfangreiche<br />
und arbeitsintensive Aufgabe bis 2015 über mehr<br />
als zwei Jahrzehnte mit großem Engagement und<br />
Geschick ausgeführt hat.<br />
2017 beging die Kantorei in kleinem Rahmen<br />
ihr 70-Jähriges und plante voller Vorfreude das große<br />
Fest zum 75. Jubiläum – doch dann kam Corona.<br />
Und auch wenn der Chor diese herausfordernden<br />
zwei Jahre recht gut überstanden hat, ist man vom<br />
normalen Proben- und Konzertbetrieb noch weit<br />
entfernt. Dankbar blicken die Sängerinnen und Sänger<br />
auf das erste Chorkonzert zurück, das sie am 20.<br />
März 2<strong>02</strong>2, quasi mit halber Besetzung und kleinem<br />
Orchester, in der Nikolaikirche durchführen konnten<br />
und das den Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten<br />
darstellte. Diese werden nun „portionsweise“ über<br />
das Jahr verteilt: Am 15. Mai gab es einen festlichen<br />
Kantatengottesdienst, ein ausgedehnteres Festwochenende<br />
soll vom 9. bis 11. 2<strong>02</strong>2 September folgen.<br />
Wie sieht die weitere Zukunft aus? Die „Freude<br />
am Singen“ ist bei den derzeit ca. 80 Sängerinnen<br />
und Sängern, die donnerstags (übrigens seit 1947<br />
unveränderter Probentag) aus dem gesamten Siegerland<br />
und darüber hinaus ins Gemeindehaus Altstadt<br />
zu den Proben kommen, ungebrochen, und nicht nur<br />
Teil einer bei Ute Debus beliebten Stimmübung. Die<br />
musikalische Qualität des Dargebotenen ist weiterhin<br />
hoch und soll es auch bleiben, doch genauso wichtig<br />
ist der Inhalt des Gesungenen: Die Kantorei Siegen<br />
verkündigt die gute Botschaft des christlichen Glaubens<br />
– und so geht man frohen Mutes in die Zukunft.<br />
Andrea Müller<br />
Foto: Wikipedia<br />
Vergnügt sparen<br />
Die amüsante Art, Opernkarten zu erwerben<br />
Als die alte Kölner Oper noch im Betrieb war, konnte<br />
man davon ausgehen, dass kurz vor Beginn der<br />
Aufführung wohl über circa 20 bis 50 Opernkarten<br />
ihren Besitzer wechselten, aus welchen Gründen auch immer.<br />
Die ursprünglichen Besitzer standen zumeist im Foyer<br />
der Oper und wedelten mit ausgestrecktem Arm, die<br />
Karten in der Hand, um sie loszuwerden.<br />
Ich fand diesen Kartenerwerb reizvoll aus folgenden<br />
Gründen: Einmal konnte man sich spontan entscheiden,<br />
eine bestimmte Oper zu besuchen und musste nicht in die<br />
Oper, weil man nun mal vor zwei Wochen die Karten gekauft<br />
hatte. Zum anderen ergaben sich beim Kartenkauf<br />
vom ursprünglichen Besitzer oft lustige Wortwechsel und<br />
Kontakte. An zwei dieser Kartenkäufe erinnere ich mich<br />
besonders gern.<br />
Altes Opernhaus<br />
in Köln<br />
Ein Karteninhaber im Foyer erklärte mir: „Ich habe<br />
eine Rollstuhlkarte zu verkaufen. Meine Frau ist Rollstuhlfahrerin,<br />
sie ist erkrankt, kann nicht kommen, ich will daher<br />
nicht in die Oper, meine Karte habe ich schon verkauft.<br />
Ich habe nur noch die Rollstuhlkarte, wenn sie die wollen?“<br />
„Na meinetwegen“, sagte ich, bezahlte die Karte und<br />
stieg die Treppen zur Platzanweiserin hoch.<br />
Der Herr kam hinter mir her. „Ich wollte mich nur vergewissern,<br />
dass es mit dem Rollstuhlplatz auch klappt“, sagte er.<br />
Darauf die Platzanweiserin im vorwurfsvollen Ton:<br />
„Aber diese Dame braucht ja gar keinen Rollstuhl!“<br />
„Ja, diese Dame nicht“, sagte der Herr. „Ja, sie müssen<br />
sich aber vorher entscheiden, mit wem Sie in die Oper gehen<br />
wollen“, sagte die Platzanweiserin.<br />
„Ich will heute gar nicht in die Oper“, sagte der Herr.<br />
Die Platzanweiserin: „Wie Sie wollen jetzt auch nicht<br />
mit dieser Dame“? Und gehen wohl mit einer Dritten zum<br />
Fußballplatz.“<br />
„Aber so lassen Sie mich doch erklären“, sagte der Herr.<br />
„Das fehlt noch, dass sie mir Ihre dummen Weibergeschichten<br />
erklären“, sagte die Platzanweiserin.<br />
Während dieser Debatte hatte ich im Flur einen bequemen<br />
Sessel erblickt, zog ihn auf den Rollstuhlplatz, Türe<br />
zu und klingeling -Vorhang auf und Oper fängt an.<br />
Mein nächster Kauf:<br />
Ein Herr bietet mir eine Opernkarte im Foyer an. Ich<br />
frage: „Was kostet sie bitte?“<br />
Er: „Keine Ahnung, denn ich habe das nicht organisiert.<br />
Was ist sie Ihnen denn Wert?“<br />
Ich: „Ja sagen wir 30 Euro?“<br />
Er: „Sie sind aber auch kein Opern-Fan!“<br />
Ich: „Wie können Sie so was sagen? Ich fahre von<br />
Siegen nach Köln-Mitte, einschließlich Parken im Opern-<br />
Parkhaus eineinhalb Stunden, sind drei Stunden hin und<br />
zurück. Also wenn das kein Einsatz ist.“<br />
Er: „Na schön, gehen wir zum Platz.“<br />
Und es war der teuerste Platz im ganzen Haus,<br />
für 30 Euro. Fabelhaft!<br />
„Sie gestatten, dass ich mich neben Sie setze. Ich bin<br />
Sachse, wie Sie vielleicht an meiner Aussprache gemerkt<br />
haben?“<br />
Ich: „Ich habe nichts gegen Sachsen. Ich bin seit über<br />
30 Jahren mit einem verheiratet!“<br />
Er: „Sie Glückliche!“<br />
Ich: „Das halte ich nun für leicht übertrieben.“<br />
Klingeling – Vorhang auf – die Aufführung beginnt.<br />
Der Stadt Köln, die seit vielen Jahren an einem neuen<br />
Opernhaus bastelt, tut sich sehr schwer mit der Fertigstellung.<br />
(Das hat sie leider gemein mit vielen Kolossalbauten<br />
heutzutage, die in Deutschland errichtet werden). Ich<br />
wünsche mir, dass zur Freude seiner Besucher der gleiche<br />
hochrangige Musikgenuß, gepaart mit rheinischem Frohsinn,<br />
in den Mauern des neuen Opernhauses walten wird.<br />
Addy Knabe<br />
44 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 45
Kultur<br />
Kunst gegen das Vergessen<br />
Jeder Mensch ist eine Perle<br />
Kultur<br />
Fair Play – Jeder Mensch zählt<br />
Ausstellung zur Woche der Brüderlichkeit<br />
Foto: Tessie Reeh<br />
Petra Georg-Achenbach vor ihrer Installation.<br />
Perlen sind bekannterweise etwas sehr Kostbares und<br />
Einzigartiges. Jeder Mensch ist eine Perle bedeutet<br />
im übertragenen Sinn, dass jeder Mensch kostbar<br />
und einzigartig ist. Unter diesem Motto hat Petra Georg-<br />
Achenbach ein außergewöhnliches Projekt ins Leben gerufen.<br />
Sie, die Künstlerin, Diplom-Designerin und Goldschmiedin<br />
möchte auf die Tragödie der Migranten im und<br />
ums Mittelmeer aufmerksam machen.<br />
Für die Künstlerin und Goldschmiedin, mit Atelier in<br />
Wilnsdorf, ist Schmuck eine Form des Ausdrucks. Die Perlen<br />
haben für sie symbolische Bedeutung. In Ihrem Projekt<br />
soll jede Perle das Einzelschicksal eines ertrunkenen<br />
Flüchtlings sichtbar machen.<br />
Den Anlass für diese Aktivität gab ihr die Arte-Fernsehdokumentation<br />
von Gustav Hofer, mit dem Titel „Italien: Das<br />
Meer – Alptraum für Geflüchtete“. Dieser Bericht erschütterte<br />
sie tief. Sie beschloss „Flagge zu zeigen“, ein Zeichen zu<br />
setzen gegen die grausame Behandlung der Menschen, die<br />
nicht das Glück hatten,die Flucht über das Mittelmeer zu<br />
überleben und vor den Toren Europas ertranken.<br />
Was konnte sie besser tun, als ihrer Berufung zu folgen,<br />
ihren Protest mit Schmuck zu kommunizieren! Sie versuchte,<br />
möglichst viele Menschen aus ihrem sozialen Umfeld zu motivieren,<br />
Perlen für eine Kunstaktion zu schenken und wollte<br />
damit alle Spender in die Kunstinstallation einschließen.<br />
Ein Netzwerk von Freunden und Bekannten wurde aktiviert,<br />
außerdem das Forum für Schmuck und Design in Bonn<br />
und die Gesellschaft für Goldschmiedekunst in Hanau. Sie<br />
gestaltete einen Flyer, aktivierte ihren ersten Instagram-Account.<br />
Das notwendige Startkapital wurde durch ein Stipendium<br />
vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW im<br />
Rahmen der Corona-Hilfen zur Verfügung gestellt.<br />
Auf ihrer Homepage legte sie im letzten Jahr ein Perlentagebuch<br />
an, das den Werdegang des Perlenprojektes dokumentiert.<br />
www.petra-georg-achenbach.de/perlentagebuch<br />
Bis Januar 2<strong>02</strong>2 hat Petra Georg-Achenbach Unmengen<br />
Perlen unterschiedlichster Art gesammelt. „Viele der<br />
mitgesandten Kommentare haben mich sehr gerührt und<br />
haben mir Mut gemacht das Projekt fertig zu stellen. Die<br />
Perlen der Installation sind Erinnerungskultur und Mahnmal<br />
zugleich und mögen vielleicht auch ein Trost sein für<br />
die Zurückgebliebenen,berichtet die Künstlerin..<br />
Im Frühjahr hatte sie, gemeinsam mit dem Kölner<br />
Künstler Grigory Berstein, eine vielbeachtete Ausstellung<br />
in der städt. Galerie Haus Seel in Siegen, über die wir auf<br />
der nächsten Seite berichten. Diese Ausstellung fand im<br />
Rahmen der Woche der Brüderlichkeit, die die Gesellschaft<br />
für christlich-jüdische Zusammenarbeit jedes Jahr durchführt,<br />
statt. Motto für dieses Jahr<br />
war: „Fair Play-jeder Mensch<br />
zählt“. Ein Leitspruch, der wie<br />
für das Perlen-Kunstprojekt geschaffen<br />
schien.<br />
Die Installation geht zunächst<br />
auf Reisen, damit das<br />
Projekt weiter Aufmerksamkeit<br />
bekommt. Was danach mit den<br />
Teilen des Kunstwerks geschieht,<br />
ist noch nicht entschieden.<br />
<br />
Ulla Schreiber<br />
Grigory Berstein und Petra Georg-<br />
Achenbach stellten gemeinsam in der<br />
städtischen Galerie Haus Seel zum<br />
diesjährigen Thema „Fair Play – Jeder Mensch<br />
zählt“ aus<br />
Der Schock der Invasion von Putins Truppen<br />
in die Ukraine vor vier Tagen war allen Anwesenden<br />
im Haus Seel an diesem Sonntagnachmittag<br />
anzumerken. Er überschattete die feierliche<br />
Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit<br />
durch Werner Stettner, dem katholischen Vorsitzenden<br />
der Gesellschaft für christlich-jüdische<br />
Zusammenarbeit. Viele der Anwesenden trugen<br />
die Farben der Ukraine gut sichtbar an ihrer<br />
Kleidung. Eröffnungsredner war Bürgermeister<br />
Mues. Grigory Berstein sprach über seine Arbeiten,<br />
aber auch über die aktuell katastrophale<br />
Situation in seiner Heimat. Philip Engelbutzeder,<br />
in die Organisation eingebunden, gab dem Publikum eine<br />
kleine Einführung zu den ausgestellten Werken. In einer<br />
Pause sorgte eine junge, internationale Streichergruppe mit<br />
Musik von Mozart für eine feierliche Atmosphäre.<br />
Was verbindet den Kölner Künstler mit ukrainisch-russischen<br />
Wurzeln mit der Wilnsdorfer Schmuck-Designerin?<br />
Beide schufen auf sehr eigene Weise Zeugnisse der Erinnerung.<br />
Er hört nicht auf, seinen jüdischen Brüdern und<br />
Schwestern, die in Nazi-Deutschland erst ihre Würde, dann<br />
in Konzentrationslagern millionenfach ihr Leben lassen<br />
mussten, seinen Tribut zu zollen. Petra Georg-Achenbach,<br />
mit christlichem Hintergrund, schuf auf ihre sehr persönliche<br />
Weise ein Mahnmal, eine mehrteilige Installation, mit<br />
der sie an das Schicksal der rund 21.000 Menschen die im<br />
Mittelmeer auf der Flucht seit 2014 ertrunken sind.<br />
Grigory Berstein wurde 1948 kurz nach dem zweiten<br />
Weltkrieg in einer jüdischen Familie in Moskau geboren.<br />
Er wählte eine Ausbildung zum Kinderbuchillustrator,<br />
machte sein Diplom an der Kunstakademie Moskau. Als<br />
er die Wahl hatte entschied er sich für ein Leben in mehr<br />
Freiheit und emigrierte 1991 nach Deutschland, wo Köln<br />
seine neue Heimat wurde. Immer setzte er sich mit dem<br />
Holocaust auseinander und beteiligte sich an vielen Ausstellungen,<br />
um das einzigartige Grauen in den Konzentrationslagern<br />
nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das<br />
Schicksal seines jüdischen Maler-Kollegen Felix Nußbaum,<br />
der trotz Flucht 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet<br />
wurde, lag ihm besonders am Herzen. Grigory Berstein<br />
zeigte im Haus Seel Menschenbilder mit dem Motto „Tell<br />
Your Story“. Im Zentrum steht seine Arbeit „Sukkot“ mit<br />
den Portraits seines „Inner circles“: 24 Menschen, denen<br />
er im Leben begegnet ist, denen er sich immer verbunden<br />
Grigory Berstein vor seinem Werk „Sukkot“.<br />
Foto: René Traut<br />
fühlt. Seine Eltern, Verwandte, die Ex-Frau und Freunde<br />
versammeln sich in dieser Galerie zum jährlichen Sukkot-<br />
Fest, zum Laubhüttenfest. Es sind sprechende Gesichter,<br />
sie lachen, zeigen Empathie, geben Geborgenheit und<br />
spenden Trost. Einfach bemalte Pappkartons, innen mit den<br />
Portraits bemalt, wurden hier zu einer halbrunden Galerie<br />
geöffnet, die sonst einen Kreis bilden mit den Gesichtern<br />
nach innen. Andere Gemälde an den Wänden geben einen<br />
Überblick über sein künstlerisches Werk, eher mystisch<br />
oder biblisch. Man sieht ein Bild mit eng gedrängten Menschen<br />
in einem Papierboot auf dem Meer. Wie der Künstler<br />
erklärte, sei dies ein Bild von der biblischen Sintflut. Ein<br />
schwankender Kahn, auch ein Symbol für unsere Zeit.<br />
Der Bezug zur aktuellen Arbeit „Jeder Mensch ist eine<br />
Perle“ von Petra Georg-Achenbach, die die andere Galerieseite<br />
bespielt, ist offensichtlich. Ihre mehrteilige Installation<br />
wurde hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit<br />
präsentiert. Die gesammelten und kostbar verpackten rund<br />
15.000 verschiedenen Perlen in 1.100 Rähmchen wurden<br />
in Vitrinen und auf Ständern arrangiert oder zu größeren<br />
Objekten zusammengesetzt - etwa der Form eines Andreaskreuzes.<br />
Fluten von blauen oder schwarzen durchscheinenden<br />
Stoffen legen sich über die Installation und<br />
erinnern so an die seit 2014 ertrunkenen Flüchtlinge im<br />
Mittelmeer.<br />
Ihre ästhetische Erinnerung an die Namenlosen steht<br />
der Arbeit von Grigory Bersteins „Sukkot“ gegenüber, die<br />
ein Plädoyer für Frieden, Liebe und Geborgenheit ist. Werte,<br />
die in unserer aktuellen Zeit immer mehr bröckeln und<br />
mit Füßen getreten werden. Wir alle sehnen uns wieder<br />
nach einem menschlichen Miteinander.<br />
Tessie Reeh<br />
46 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 47
Die Portraits<br />
Gundel Martinek<br />
Jahrgang: 1949, geboren in Büschergrund, Studium in Siegen,<br />
Beruf: Grundschullehrerin, lebt heute in Wilnsdorf.<br />
Unter dem Namen „Unperfekt Keramik“ bietet die<br />
quirlige Gundel Martinek ihre Teller, Tassen, Krüge<br />
und fast so alles, was sich mit der Töpferscheibe<br />
herstellen lässt, an. Im Lockdown der letzten zwei Jahre<br />
hatte sie genug Gelegenheit neue Ware in ihrem Wilnsdorfer<br />
Atelier zu fertigen. Alle Stücke sind Unikate, kein<br />
Teil gleicht dem anderen. Seit Corona hatte sie viermal im<br />
Jahr Gelegenheit, ihre Waren im Hofladen des Birkenhofs<br />
in Wilgersdorf auszustellen, wo wir sie besuchen. Dankbar<br />
nahm sie das Angebot an, denn sonst ist sie seit vielen<br />
Jahren auf allen möglichen Handwerkermärkten in Siegen-<br />
Wittgenstein unterwegs, was ja nun nicht möglich war.<br />
Unter den Tischen und auf den Stühlen krabbeln Bambinis<br />
und Kiddies umher, um genüsslich in den vielen aufgestellten<br />
Körben mit ach so interessanten Bechern und<br />
Tassen zu wühlen. Denn es gibt extra Geschirr für die Kleinen:<br />
mit Tiermotiven oder Engelchen bemalt und der Clou:<br />
unten in den Tassen ist jeweils ein kleines Mäuschen aus<br />
Foto: Hartmut Reeh<br />
Ton eingearbeitet, das nach<br />
dem Trinkgenuss scheinbar<br />
über den Boden huscht – welch<br />
ein Spaß! Junge Familien verbinden<br />
gern den Einkauf auf<br />
dem Biohof mit einem Besuch<br />
bei Gundel Martinek, die immer<br />
auch mit freundlichem Lachen<br />
für einen kleinen Tratsch<br />
zu haben ist. Und sie hat ein<br />
Händchen für Kinder. Denn<br />
sie war ihr Leben lang Grundschullehrerin<br />
in Siegen am<br />
Fischbacherberg. Besonders<br />
die Fächer Werken und Kunst<br />
hat sie mit Leidenschaft vermittelt,<br />
um die Kreativität der<br />
Schüler und Schülerinnen zu<br />
fördern. Ihr Herz schlägt schon<br />
seit ihrem achten Lebensjahr<br />
für die Arbeit mit Ton, als sie<br />
einem Töpfer mit Drehscheibe<br />
bei der Arbeit zuschaute. Das<br />
wollte sie auch mal machen.<br />
Und blieb diesem Hobby treu.<br />
Immer wieder besuchte sie im<br />
nahen Westerwald Töpferkurse,<br />
später auch in Italien. Vor<br />
kurzem erst war sie im Elsass,<br />
um dort Keramikwerkstätten<br />
zu besuchen, um neue Kontakte<br />
und Inspiration zu suchen.<br />
Denn seit dem Ruhestand vor<br />
acht Jahren hat sie sich voll auf ihr Hobby konzentriert,<br />
ihre Werkstatt in Wilnsdorf vergrößert, will noch umbauen,<br />
um Platz für einen Schauraum zu schaffen. Manchmal<br />
steht sie bis zu zehn Stunden am Stück in der Werkstatt<br />
und genießt diese Zeit. An ihrer Drehscheibe gibt sie auch<br />
Kurse, Platz ist für ein bis zwei Personen. Im Austausch<br />
helfen ihr die Kursteilnehmer tatkräftig auch beim Verpacken,<br />
Tragen, Verladen und Transportieren vom Keramikgeschirr,<br />
den vielen Vasen und Schalen und Krügen. Alles<br />
schwer und zerbrechlich. Umso mehr freut sich Gundel<br />
Martinek, wenn sich die Menschen für ihre Arbeit begeistern.<br />
Platt geschwatt wird bei der Beschriftung von vielen<br />
Bechern und Tassen wie „Nodda“ „Gondach“, „Lälles“<br />
oder "Schinnos". Neben Gelb und Rosa kommt 2<strong>02</strong>2 besonders<br />
auch ein sattes Oliv als Glasur gut an. Und neu im<br />
Programm sind weiße Schalen für die asiatische Küche mit<br />
einem Loch am Rand, ein Parkplatz für die Essstäbchen.<br />
Tessie Reeh<br />
Foto: Hartmut Reeh<br />
1953 geboren in Siegen, aufgewachsen im Weißtal „Unter dem Hain“, Studium<br />
an der FHS-Köln Freie Malerei und Grafik, nach Abschluss 1980 Tätigkeit als<br />
Bildender Künstler und Musiker, lebt in Köln und Siegen, verheiratet mit der<br />
Künstlerin Dorothea Jasper, ein Sohn.<br />
Schon früh steckte er sich mit dem Musikvirus an.<br />
In jungen Jahren erhielt er Geigenunterricht und<br />
spielte begeistert im Schulorchester. Denn ein musikalisches<br />
Elternhaus prägte Bielers Jugend. Der Großvater<br />
spielte Geige und die Tante war Konzertpianistin, der<br />
Vater hat gemalt. Es gab gemeinsame Hauskonzerte. „Es<br />
war immer mein Wunsch Künstler und Musiker zu sein. So<br />
gab´s für mich gar keine andere Wahl“. Früh ging er nach<br />
Köln, um Malerei und Grafik zu studieren. Als Kind seiner<br />
Zeit – der Sixties – liebte und lebte er den Beat, den Blues,<br />
die Beatles und Stones. Mal war er solo als Gitarrist und<br />
Sänger unterwegs, mal mit Band. Er gab Gastspiele z.B.<br />
im E-Werk Köln und beim SFB-Berlin.<br />
Vor 22 Jahren gründete er mit seinem Freund Peter<br />
Kräuter das Duo Airomatics. Das Konzert zum 20-jährigen<br />
Bühnenjubiläum soll nun verspätet bei Kultur Pur auf dem<br />
Rudolf Bieler<br />
Giller nachgeholt werden. Endlich<br />
wieder Bühnenluft schnuppern.<br />
Mit Blues- und Rocksongs das Publikum<br />
in die 60er und 70er Jahre<br />
mitnehmen. Licht aus, Spot an!<br />
Er ist ein Mann der lauten und<br />
manchmal leisen Töne auch als<br />
Künstler und Grafiker. Mit Textschnipseln<br />
oder Noten füllt er als Maler<br />
auch gern bruchstückhaft seine<br />
Malgründe. Begriffe aus der Musik<br />
wie Canzonetta, Scriptoblues oder<br />
Partitura wählt er als Titel für seine<br />
meist kleinformatigen Malereien<br />
oder Collagen. Begriffe wie Farbton<br />
oder Klangfarbe übersetzt er wörtlich<br />
in seinen Bildern – skurril und<br />
bunt. Die Linien scheinen zu tanzen<br />
und klingen. Eine explosive Kreativität.<br />
Ein Feuerwerk der Farben. Er<br />
lässt seiner Fantasie freien Lauf und<br />
schafft auch Arbeiten aus Fund- oder<br />
Bruchstücken, die er „freestyle“, seinen<br />
Emotionen folgend mit Werkzeug<br />
und Pinsel verändert.<br />
Seine Liebe gilt auch der geheimnisvollen<br />
Welt der Tiere: Fische,<br />
Vögel und Amphibien bevölkern<br />
seine kleinformatigen Bilder.<br />
Als Kind interessierte sich Rudolf<br />
schon für Käfer, Insekten, Salamander,<br />
Amphibien und Reptilien,<br />
die er beobachtete und teilweise in<br />
Terrarien hielt. Dieses Thema begleitet<br />
seine malerischen Arbeiten<br />
immer wieder. 1990 etwa zeigte er auf der Eröffnungsexpo<br />
des Kulturbüros Siegen-Wittgenstein gemeinsam mit<br />
seiner Ehefrau Dorothea Jasper eine Ausstellung mit dem<br />
Titel „Salamanderspaziergänge und Bienenvergnügen“.<br />
Seit den 70er Jahren blieb er seiner sehr fabulesken,<br />
skurrilen Eigenwelt der Bildersprache treu – abseits des<br />
Mainstreams. Es folgten über die Jahre viele Ausstellungen<br />
im In- und Ausland. Die letzte große Werkschau fand<br />
2<strong>02</strong>1, gemeinsam mit seiner Frau, mit dem Titel „Poetische<br />
Malerei und magische Objekte“ im Oberen Schloss in<br />
Siegen statt. Es war die letzte Ausstellung der scheidenden<br />
Leiterin Prof. Blanchebarbe. Mit diesem Titel entstand ein<br />
zauberhaftes Begleitbuch, das Blicke in die Welt der beiden<br />
Künstlerpoeten gewährt. Gefördert wurde dieses Buch<br />
durch ein Künstler-Stipendium im Rahmen der NRW-<br />
Corona-Hilfen.<br />
<br />
48 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 49
Rudolf Bieler Auszug aus Partitura I und II<br />
Mischtechnik auf Bütten 2<strong>02</strong>0. Fotos: Karsten Schmale<br />
Rudolf Bieler<br />
„Mit spontaner gestischer Handschrift wirft Bieler<br />
kleine Paradiese aufs Papier“, so eine Presssestimme<br />
zu seinem Werk. Bilder seiner Serie Partitura I und II<br />
entführen die Betrachter in seine märchenhaft mystische<br />
Welt. Auch hier sind seine fabulesken Leitfiguren,<br />
wie Schlangen, Lurche und Fische eng zusammen<br />
gedrängt und scheinen miteinander eine Party<br />
zu feiern, zu tanzen und zu genießen – unter und über<br />
Wasser. In der Fantasie des Künstlers scheint ein freidliches<br />
Miteinander in der Tierwelt leichter zu gelingen<br />
als in der realen Welt der Menschen.<br />
Weitere Informationen bei Wikipedia.<br />
Tessie Reeh<br />
Gemischtes Doppel<br />
im Siegener Museum für Gegenwartskunst<br />
Buchbesprechung<br />
Fritzchen und das goldene Ei<br />
in der Lage, mit seinen individuellen Fähigkeiten den Tieren<br />
des Waldes zu helfen. Der Lohn für sein großes Herz<br />
stellt sich dann auch ein.<br />
Das Schloss in Bad Berleburg und das Ei spielen in diesem<br />
Kinderbuch eine wichtige Rolle. Diese Objekte und die<br />
waldreiche, ursprüngliche Gegend inspirierten die Autorin<br />
zu der Geschichte und den in Druck- und Collagetechniken<br />
gestalteten Illustrationen. Das Buch ist wohl zum Vorlesen<br />
für Kinder im Vorschulalter gedacht und könnte Eltern mit<br />
ihren Kindern dazu animieren, den Waldskulpturenweg mit<br />
dem goldenen Ei einmal zu besuchen. Auch für Großeltern,<br />
die Enkel in dem entsprechenden Alter haben, könnte das<br />
Buch reizvoll sein. <br />
Horst Mahle<br />
Dreier-Paarung: Hartung, Lassnig und Tàpies (v. lks.)<br />
Bis zum 26.<strong>02</strong>.2<strong>02</strong>3 präsentiert das MGK die Ausstellung<br />
„Gemischtes Doppel“ großzügig in der 1. Etage<br />
verteilt Arbeiten der Rubenspreisträger aus der<br />
Sammlung Lambrecht-Schadeberg. Prof. Christian Spies<br />
kuratierte die Schau im Doppel mit Ines Rüttinger. Durch<br />
die Paarungen der Werke von verschiedenen Künstlern<br />
werden Parallelen und Unterschiede sichtbar. Unerwartete<br />
Ähnlichkeiten, thematisch, formal oder farblich überraschen.<br />
Oder ein gegensätzlicher Umgang wird überdeutlich. Reizvoll<br />
ist es, bei den 91 Bildern verschiedener Stilrichtungen<br />
aus einem halben Jahrhundert europäischer Malerei, Gegensätze<br />
und doch Gemeinsamkeiten aufzuspüren. Es ist ein<br />
Streifzug durch die Kunstgeschichte der Moderne von der<br />
figurativen Darstellung bis zur Abstraktion – und zurück.<br />
Fast alle „Ismen“ des 20. Jahrhunderts sind vertreten.<br />
Eine Ausnahme bei den Paarungen bildet eine Dreier-<br />
Konstellation, die Arbeiten von Hans Hartung, Maria Lassnig<br />
und Antoni Tàpies in Bezug setzen. Die Künstler lebten in<br />
Frankreich, Österreich und Spanien. Die männlichen Künstler<br />
gehen mit ihren Arbeiten abstrakt und mit Erdfarben ans<br />
Werk. In der Mitte hängt das Gemälde „Gemischtes Doppel“<br />
der Malerin Maria Lassnig, ein eher optimistischer, farbfroher<br />
Eyecatcher, ein figürliches Motiv, das der Ausstellung den<br />
Namen gab. Auffallend ist der Umgang aller drei Künstler<br />
mit dem Thema Stoff oder Bewegung. Tàpies Materialbild<br />
„Ocre i negre amb tela encolada“ von 1972 zeigt männlich,<br />
handwerklich einen auf sandigem Untergrund aufgeklebtes,<br />
weißes Tuch, ein Grabtuch? Im Hintergrund eine Art Kreuz,<br />
ein religiöses Motiv? Maria Lassnig zeigt bei ihrem figürlich<br />
gestaltetem „Paar“ (2005) Frau und Mann unter einem zarten,<br />
leichten, beschützenden Schleier. Das Ölgemälde „1956-13“<br />
von Hans Hartung, 1956 datiert, zeigt ein abstraktes, spektakuläres<br />
Bewegungsspiel von dunklen, fast tanzenden Pinselstrichen<br />
vor einem hellen, leuchtenden Hintergrund. Der<br />
Stifterin dieser Gemälde, Barbara Lambrecht-Schadeberg,<br />
lag Hans Hartung, einem Meister der informellen Malerei,<br />
besonders am Herzen und seine Werke bildeten den Grundstock<br />
ihrer umfassenden Sammlung.<br />
Die verschiedensten Paarungen füllen die Wände des Museums<br />
in der alten Post. Ein extra Raum ist dem Künstlerpaar<br />
Francis Bacon und Emil Schumacher gewidmet. Bacon zeigt<br />
verzerrte Gliedmaßen seiner Portraitierten, um innere Qualen<br />
zu visualisieren. Schumacher hingegen malt flächig abstrakte,<br />
wogende Farbflächen. Magisches Rot aber dominiert bei beiden<br />
Künstlern auf den Leinwänden und zieht<br />
so die Blicke der Betrachter auf sich.<br />
Wie verhalten sich die Arbeiten des italienischen<br />
Giorgio Morandi und des schweizerischen<br />
Niele Toroni zueinander? Oder vom<br />
britischen Lucian Freud zum deutschen Fritz<br />
Winter? Es gibt wieder viel zu entdecken<br />
beim Rundgang der Sammlung in der neuen<br />
Hängung. Weitere Informationen unter<br />
www.mgksiegen.de und Wikipedia: Sammlung<br />
Lambrecht-Schadeberg.<br />
<br />
Tessie Reeh<br />
MGK-Foto: Philipp Ottendörfer/<br />
Das Buch kostet 14,45 €. Bezug nur über Ulla Baumann,<br />
Sauerzapfstr.10, 54293 Trier kontakt@ullabaumann.de<br />
Von Günter Hermann Matthes, dem Initiator und<br />
Leiter des kleinen alternativen Kulturkellers in Bad<br />
Berleburg, wurden wir auf eine heimatbezogene<br />
Neuveröffentlichung aufmerksam gemacht. Dieses Buch<br />
„Fritzchen und das goldene Ei“ hat eine interessante Entstehungsgeschichte.<br />
Die Autorin Ulla Baumann lernte Bad<br />
Berleburg mit seinem Schloss und dem Waldskulpturenweg<br />
bei einer Reha-Maßnahme kennen. Der 23 Kilometer<br />
lange Waldskulpturenweg Wittgenstein-Sauerland führt<br />
von Bad Berleburg nach Raumland und zeigt elf Plastiken,<br />
Skulpturen und Inszenierungen von verschiedenen Künstlern,<br />
an denen Kunst und Natur zueinander finden. Eines<br />
dieser Kunstwerke ist ein sechseinhalb Meter hohes goldenes<br />
Ei mit einem Durchmesser von vier Meter von der aus<br />
Tschechien stammenden Künstlerin Magdalena Jetelova´.<br />
Im Prospekt über diesen Weg wird über das Ei ausgesagt,<br />
dass es durch seine Größe und Lichtreflexionen“ als Ausgangspunkt<br />
und Urform des Lebens in die Landschaft hinein<br />
wirkt und zu ihrem Bestandteil wird“.<br />
Dieses weithin auf freier Fläche liegende goldene Ei<br />
hat nun die Erzieherin Ulla Baumann zu dem Buch „Fritzchen<br />
und das goldene Ei“ inspiriert. Hierbei war ihr das<br />
Thema Hilfsbereitschaft wichtig. Das Huhn Fritzchen ist<br />
Foto: Wikipedia<br />
Das Goldene Ei auf dem Waldskulturenweg inspirierte<br />
die Autorin zu dem beschriebenen Buch.<br />
50 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 51
Gedächtnistraining<br />
Lösungen<br />
Seite 82<br />
Rätsel rund<br />
um Blumen<br />
Entscheiden Sie!<br />
Stimmen die folgenden<br />
Aussagen?<br />
1. Schneeglöckchen<br />
sind giftig.<br />
2. Hyazinthen können<br />
nur drei Blüten haben.<br />
3. Galantamin, ein Inhaltsstoff<br />
des Schneeglöckchens,<br />
wird als<br />
Mittel gegen Demenz<br />
eingesetzt.<br />
4. Eine Narzisse, kann<br />
bis zu zwanzig<br />
Blüten haben.<br />
5. Glockuline, ein Inhaltsstoff<br />
der Narzisse,<br />
wird als Mittel<br />
gegen Blasenentzündungen<br />
eingesetzt.<br />
6. Tulpen können sich<br />
durch Zwiebeln<br />
vermehren.<br />
7. Die Blüten der Tulpe<br />
kann man als Salatbeigabe<br />
essen.<br />
Trainingsziel:<br />
Urteilsfähigkeit<br />
Die Übungen wurden<br />
zusammengestellt von:<br />
Gedächtnistrainerin<br />
Bernadette von Plettenberg<br />
Mitglied im Bundesverband<br />
Gedächtnistraining e.V.<br />
<strong>02</strong>732 / 590420<br />
bernadette@plettenberg-struwe.de<br />
Gedächtnistrainingskurse<br />
auf Anfrage<br />
Reihenfolge am Flughafen<br />
Der Urlaub steht bevor! Achtung! In welcher Reihenfolge<br />
sollten die folgenden Tätigkeiten stattfinden?<br />
Lesen Sie die Spalten von 1 A-D und entscheiden,<br />
anschließend die weiteren Zeilen. Notieren Sie die<br />
Buchstaben, die über den Spalten stehen, in einer<br />
sinnvollen Abfolge.<br />
Trainingsziel: Strukturierung, Urteilsfähigkeit<br />
Suchbild<br />
Was ist das?<br />
Trainingsziele: Konzentration<br />
Berühmte<br />
Persönlichkeiten<br />
Ordnen Sie die Namen einer Gruppe zu<br />
und finden den passenden Oberbegriff für<br />
deren Berufe.<br />
Sebastian Fitzek, Olaf Scholz, Hildegard Knef,<br />
Auguste Renoir, James Watt, Tristan Irle,<br />
Ken Follet, Robert Habeck, Helene Fischer,<br />
Henri Matisse, Albrecht Dürer, Albert<br />
Einstein, Käthe Paulus, Peter Paul Rubens,<br />
Andreas Gabalier, Hildegard Hamm-Brücher,<br />
Frank Schätzing, Philipp Reis, Paul Klee,<br />
Juliane Werding, Claudia Roth, Daniel Wolf,<br />
Rita Süssmuth, Drafi Deutscher, Gottlieb<br />
Daimler.<br />
Trainingsziel: Zusammenhänge<br />
erkennen, Urteilsfähigkeit stärken.<br />
Was fällt Ihnen ein?<br />
Unsere Sprache wird interessanter und<br />
ausdrucksstärker, wenn wir viele Eigenschaftswörter<br />
nutzen. Suchen sie zu den<br />
folgenden Begriffen Eigenschaftswörter<br />
(Adjektive). An dieser Übung kann man<br />
immer weiter überlegen und sie ergänzen.<br />
Sie werden staunen, wie viele Adjektive<br />
Sie zur Verfügung haben.<br />
Z.B. Menschen: laut, launisch, nett, fleißig,<br />
überschwänglich, herzlich, freundlich,<br />
geizig, groß usw.<br />
Sommer / Blumen / Urlaub /<br />
Kinder / Alter / Speisen / Haus /<br />
Bücher / Feder / Lieder<br />
Trainingsziel: Konzentration<br />
Hintergrundfoto: Ulrike Zöller<br />
52 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 53
Unterhaltung<br />
Unterhaltung<br />
Die Schiefertafel<br />
Rauf, runter, rauf, Pünktchen obendrauf<br />
Millionen von Schülern haben mit dem Merkspruch<br />
„Rauf, runter, rauf, Pünktchen obendrauf“<br />
das Schreiben des Buchstabens „i“ gelernt. Dies<br />
und das Schreiben anderer Buchstaben , Wörter und Sätze<br />
sowie das Erlernen des Rechnens geschah in früheren Jahrzehnten<br />
mithilfe eines Griffels und der Schiefertafel. Man<br />
nimmt an, dass der Mensch seit etwa 6000 Jahren schreibt.<br />
Wir erinnern uns etwa, dass die Bibel berichtet, dass Mose<br />
die Zehn Gebote auf zwei Steintafeln „geschrieben“ haben<br />
soll. Es gibt Jahrtausende alte in Stein gemeißelte oder<br />
auf Tontafeln geritzte Aufzeichnungen. Bekannt sind auch<br />
sehr alte Höhlenmalereien und –beschriftungen. Es war<br />
ein weiter Weg bis zu den heutigen modernen Kommunikationsmitteln,<br />
sowohl was die Form des Schreibens als<br />
auch die Hilfsmittel und Materialien betriff.<br />
Entstehung und Gewinnung<br />
des Schiefers.<br />
Geologisch gesehen sind diese Schiefer metamorphe<br />
Gesteine (d.h. die Gestalt, den Zustand wandelnd), bei denen<br />
sich unter relativ hohen Temperaturen und vor allem<br />
hohem Druck aus Tonmineralien neue Schichten bildeten.<br />
Die Mineralien wachsen dabei in der senkrecht zum wirkenden<br />
Druck befindlichen Ebene. Deshalb sind sie alle<br />
parallel zueinander ausgerichtet. Dadurch ist das Gestein<br />
so gut spaltbar. Mit dunklem Tonschiefer werden traditionell<br />
Dächer gedeckt sowie Giebel und Fassaden verkleidet.<br />
Block für Block wird der Schiefer aus dem Berg gelöst.<br />
Der Abbau geschieht heute mit modernster Technik. Der<br />
Schiefer wird untertage mit einer Diamantsäge rasterförmig<br />
eingesägt. Die so entstandenen Blöcke werden<br />
dann aus dem Berg herausgelöst. Über Tage wird er<br />
dann entsprechend bearbeitet. Bei aller Mechanisierung<br />
werden die formgebenden Bearbeitungsgänge,<br />
das Spalten und Zurichten, noch immer<br />
in Handarbeit ausgeführt, Dabei werden die<br />
Blöcke in Platten von etwa 5 Millimeter Stärke<br />
geteilt.<br />
2. Vorkommen von Schiefer<br />
In Deutschland wurde und wird teilweise<br />
heute noch Schiefer an der Mosel(Gemarkungen<br />
Mayen, Trier…)abgebaut. Die Schieferböden<br />
dort sind auch vorteilhaft für den Wuchs der<br />
Weinstöcke, da dieser die Sonneneinstrahlung<br />
reflektiert und so das Wachstum der Trauben<br />
fördert. Außerdem gibt es Schiefervorkommen<br />
in Thüringen, im Hunsrück und den Sauerländer<br />
Schiefer (Fredeburg, Brilon). Das größte<br />
bekannte Dachschiefervorkommen befindet<br />
sich in der Gegend von Bad Fredeburg. Man kann<br />
auf den Spuren des Schiefers wandeln, indem man den<br />
Wittgensteiner Schieferpfad, einen 14 Kilometer langen<br />
erlebnisreichen und naturnahen Rundwanderweg, unter<br />
die Füße nimmt. In unserer Nähe gibt es in Raumland ein<br />
Schieferschaubergwerk. Schiefervorkommen gibt es in<br />
vielen Ländern der Erde – in Europa zum Beispiel auch in<br />
Griechenland, Italien , Großbritannien.<br />
3. Die Schiefertafel in der Schule<br />
Die Entstehungszeit der Schiefertafel lässt sich heute<br />
nicht mehr genau feststellen. Es wird geschätzt, dass<br />
die ersten Tafeln schon im 14. Bzw. 15. Jahrhundert benutzt<br />
wurden. Gemäß einer Sage soll sich die Verbreitung<br />
so abgespielt haben: Ein Nürnberger Kaufmann war auf<br />
einer Geschäftsreise in Thüringen. Er fragte einen Einheimischen<br />
nach dem Weg nach Leipzig. Der Thüringer<br />
nahm einen Griffelstein und zeichnete damit auf einer<br />
Schieferplatte den Weg über den Rennsteig nach Leipzig<br />
auf. Der Kaufmann war von dieser Methode so begeistert,<br />
dass er mehrere dieser „Täfelchen“ mit dazu passenden<br />
Stiften für seine nächste Handelsreise bestellte. So soll<br />
die Verbreitung der Tafel im ganzen Land begonnen haben.<br />
In der Schule fand eine weite Verbreitung der Schiefertafel<br />
als Hilfsmittel für den Unterricht wohl erst um<br />
1800 statt. Maßgeblich dazu beigetragen hat der bekannte<br />
Pädagoge Pestalozzi. Seine Unterrichtsmethoden mit Verwendung<br />
der Schiefertafel im Unterricht wurden schnell<br />
bekannt und so erlebte die Schiefertafel den Beginn ihrer<br />
Blütezeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der ökonomische<br />
Gesichtspunkt spielte dabei auch eine wesentliche<br />
Rolle. Viele Eltern der Schüler waren arm und die einmalige<br />
Anschaffung einer Tafel war günstiger als der Kauf<br />
von Papier, das zwar seit dem 14. Jahrhundert auch schon<br />
zur Verfügung stand. Sie war zudem für den Unterricht<br />
ein einfacheres und praktischeres Schreibmaterial, vor allem<br />
für Übungszwecke. Die Redaktionskollegin Tilla-Ute<br />
Schöllchen hat in einem Beitrag in der letzten durchblick-<br />
Ausgabe über ihre Einschulung berichtet. Sie schrieb:<br />
„Die Schiefertafel, das wichtigste Utensil, verbarg sich<br />
im Inneren des Ranzens wie Fibel und Rechenbuch. Außen<br />
baumelten, an langen Häkelbändern befestigt, unsere<br />
Standeskennzeichen: Schwamm und Tafellappen“. Zum<br />
Schutz der leicht zerbrechlichen Tafel gab es einen Tafelschoner,<br />
eine Schutzhülle aus Pappe, in die die Tafel eingeschoben<br />
wurde. Als Schüler war man gezwungen, die<br />
Tafel regelmäßig zu reinigen, da sonst die Verwendung<br />
im Unterricht unmöglich gewesen wäre. Der Schiefer zur<br />
Herstellung der Griffel hat einen weicheren Härtegrad als<br />
der Tafelschiefer. Dadurch zog der Griffel eine feine Spur<br />
in die Tafel, die wegen des Materialabriebs grau wirkte.<br />
Um diese Spur wieder zu entfernen, reichte ein einfaches<br />
Abwischen mit Wasser aus.<br />
4. Das Ende der Nutzung von<br />
Tafeln im Unterricht<br />
Das Papierheft war zwar parallel zur Schiefertafel lange<br />
Zeit vorhanden, aber die Verwendung für den alltäglichen<br />
Gebrauch nur zum Üben des Schreibens zu teuer,<br />
da die Anschaffung von Papierheften im vergleichbaren<br />
Umfang mehr kostete als die einmalige Anschaffung der<br />
Schiefertafel. Papier und Federn wurden in der Schule parallel<br />
beziehungsweise erst in den höheren Klassen verwendet.<br />
Es gab eine ganze Reihe von Faktoren als Auslöser<br />
für eine Verdrängung der Schultafel zugunsten des Papiers.<br />
Die Papierproduktion wurde immer billiger, so dass der<br />
Verbrauch mehrerer Schulhefte in einem Schuljahr nicht<br />
mehr hinter dem Anschaffungspreis einer Schiefertafel zurücktreten<br />
musste. Es gab außerdem viele andere Einflüsse,<br />
wie zum Beispiel das steigende hygienische Bewusstsein<br />
der Menschen, die die schrittweise Ablösung der Tafel<br />
beeinflussten. Gegner und Befürworter der Nutzung der<br />
Schiefertafel stritten sich über Jahrzehnte . Letztlich konnten<br />
sich die“ Reformer „ durchsetzen und so wurde dieses<br />
Lernmittel während der 1960er Jahre abgeschafft.<br />
5. Neue Verwendungsmöglichkeiten<br />
Bei einem Stadt- oder Einkaufsbummel stößt man ab<br />
und zu auf eine Schiefertafel als Preisauszeichnungsschild.<br />
Restaurants oder Weinhandlungen machen damit auf Ihre<br />
Angebote aufmerksam. Auch als Merktafel<br />
in der Küche kommt sie zu Ehren. Durch<br />
ihren Verwendungszweck und die Art<br />
und Weise der Beschriftung eng verwandt<br />
ist die Wandtafel, die sich als<br />
altbewährtes Lehrmittel bis heute<br />
in den Schulklassen erhalten hat.<br />
Das Prinzip der immer wieder<br />
verwen<strong>db</strong>aren Schreibgrundlage<br />
ist nicht ganz verschwunden.<br />
Man verwendet heute<br />
Hilfsmittel, die man<br />
durchaus als die Erben<br />
der Schiefertafel bezeichnen<br />
kann. Das<br />
sind zum Beispiel<br />
Tafeln aus Plastik,<br />
die mit speziellen,<br />
leicht<br />
ablöschbaren<br />
Faserstiften<br />
beschrieben<br />
werden können.<br />
Sie gibt es als „Whiteboards“<br />
, die bei Tagungen und Bildungsveranstaltungen<br />
Verwendung finden oder auch<br />
in tragbarer Form. Bekannt ist vielleicht auch die „magische<br />
Tafel“ oder „Zaubertafel“, die zwar magnetisch funktioniert,<br />
aber das Verwendungsprinzip ist dasselbe. Müheloses<br />
Löschen der Zeichnungen und Schriften ist möglich.<br />
Horst Mahle<br />
Literaturverzeichnis:<br />
Franz Wich, „Das große Buch der Schiefertafel“, Projekte-Verlag Cornelius. Wikipedia.<br />
54 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 55
Unterhaltung<br />
Was fürs Leben<br />
Es begann mit einer Brieffreundschaft<br />
Unterhaltung<br />
Eine zähe Konversation<br />
Lieselotte und Albert besuchen die neue Nachbarin<br />
Liebe Regina,<br />
ich bin deine neue Brieffreundin, Mein Name ist<br />
Sandra Kelly. Ich bin groß und habe schwarzes Haar<br />
und braune Augen. Ich höre gerne Musik und lese viel<br />
und genieße es zu kochen und zu malen. Ich spreche<br />
kein Deutsch, aber ein bisschen Französisch und ich<br />
würde gerne Deutsch und Latein lernen. Bitte schreib<br />
bald und erzähl mir alles von dir. Ich bin 14, genauso<br />
alt wie du und mein Geburtstag ist am 25. Juni. Wann<br />
ist dein Geburtstag<br />
Hast du Geschwister? Ich habe keine……<br />
Der Anfang dieses Briefes vom 10. April 1962 war<br />
der „Beginn einer wunderbaren Freundschaft“.<br />
Zunächst versuchten wir uns gegenseitig nur<br />
schriftlich näher kennen zu lernen. Für mich war es besonders<br />
schwierig, da ich ihr ja nicht in meiner Muttersprache<br />
schreiben konnte. Den Google Übersetzer gab es noch<br />
nicht, aber eine ständige Hilfe war ein Wörterbuch. Daher<br />
bemühte ich mich noch zusätzlich meine Englischkenntnisse<br />
durch einen Fernkurs zu verbessern.<br />
Nach vier Jahren intensiver Briefkontakte ludt mich Sandra<br />
nach England ein, um uns endlich persönlich kennenzulernen.<br />
Am 31.Juli, einen Tag nach dem umstrittenen Wembley-Tor,<br />
das England zum Weltmeistertitel verhalf, machte<br />
ich mich auf die große Fahrt. Für mich war es die erste Auslandsreise,<br />
ganz alleine und somit ein großes Abenteuer. Ich<br />
wusste nicht was mich erwartet. Es überraschte mich doch,<br />
wie harmonisch wir zueinander fanden. Zunächst war die<br />
sprachliche Verständigung mit den Eltern etwas holprig, aber<br />
das legte sich sehr schnell. Nach wenigen Tagen fühlte ich<br />
mich schon heimisch und von der Familie liebevoll aufgenommen.<br />
Von nun an war ich ihre deutsche Tochter „Gina“.<br />
Sandras Eltern unternahmen mit uns Ausflüge im Vereinigten<br />
Königreich, dazu gehörten natürlich auch die Sehenswürdigkeiten<br />
in London und Umgebung. Nach diesen<br />
drei unvergesslichen Wochen verabredeten wir einen Gegenbesuch<br />
in Deutschland für das nächste Jahr.<br />
Um meiner Brieffreundin nun auch meine Umgebung<br />
zeigen zu können, entschloss ich mich ein Auto<br />
zu kaufen. Dafür war aber der noch nicht vorhandene<br />
Führerschein nötig. Unter Zeitdruck und mit Müh<br />
und Not schaffte ich es rechtzeitig. Nun stand unseren<br />
erlebnisreichen Ferien nichts mehr im Wege.<br />
In meinem petrolfarbenen VW-Käfer unternahmen wir die<br />
obligaten Fahrten zum schönen Rhein, zur Mosel, mal mit<br />
meinen Eltern, mal mit Freunden, was sich etwas kompliziert<br />
gestaltete, da zu der Zeit nur wenige Leute Englisch<br />
sprachen oder verstanden. Aber bei dem Kauderwelsch kamen<br />
dann oft lustige Ergebnisse zustande. Ein Ausflug führte<br />
uns mit meinen Kollegen von der Sparkasse nach Grafschaft<br />
und in den Keller, wo der Beerenwein ein besonderer<br />
„Geheimtipp“ war. Dieser Weingenuss beeindruckte Sandra<br />
so sehr, dass sie für ihren Vater einige Flaschen mitnahm.<br />
In besonderer Erinnerung blieb meiner englischen Freundin<br />
ein Besuch bei Freunden in Bad Homburg. Dort gab es in einem<br />
typischen hessischen Innenhof ein Plumpsklo, daneben<br />
einen Ziegenstall und einen „Äppelwoi“ Keller. So etwas<br />
kannte sie von der Insel nicht. Unsere Freundschaft vertiefte<br />
sich im Laufe der Jahre und als wir beide 1969 heirateten,<br />
wurden unsere Ehemänner mit integriert. Sie bekam zwei<br />
Töchter und ich zwei Söhne.<br />
In ganz besonderer Erinnerung blieben uns allen einige<br />
gemeinsam verbrachte Urlaube, die wir innerhalb unserer<br />
Familien abwechselnd in England oder Deutschland erleben<br />
konnten. Ob auf einem Campingplatz an der Themse<br />
in der Nähe von Windsor Castle, in der Umgebung der<br />
„Krönchen“ Stadt oder in einem Ferienhaus in Holland.<br />
Auch unsere Weihnachtsmärkte waren für „unsere Engländer“<br />
öfter eine Reise wert. Wer hätte damals gedacht,<br />
was sich aus dieser Brieffreundschaft entwickeln würde.<br />
Inzwischen zählen drei Generationen dazu. Und in diesem<br />
Jahr werden wir nun unser Diamantenes Freundschaftsjubiläum<br />
mit beiden Familien in Siegen begehen.<br />
Regina Krüger<br />
„Oh, Frau Nachbarin, mit dieser<br />
Torte haben sie sich wirklich<br />
selbst übertroffen. Die ist wirklich<br />
sehr köstlich – nicht wahr Albert?“<br />
„Enjoah, wirklich köstlich!“<br />
„Danke, aber die gibt es im Supermarkt.<br />
Tiefgefrorene Torten, in<br />
verschiedenen Sorten.“<br />
„Oh, wie interessant.“<br />
„Enjoah, Lieselotte!“<br />
„Oh, und dieser so liebevoll gedeckte<br />
Tisch mit dem glänzenden<br />
Besteck, dem feinen Porzellan<br />
und den wunderschönen Blumen.<br />
Albert, schau dir nur diesen herrlichen<br />
Blumenstrauß an.“<br />
„Enjoah, wunderschön.“<br />
„Danke, so etwas gibt es als Kombipack<br />
im Möbelhaus. Ein Sommer-<br />
Sonder-Angebot noch bis nächste<br />
Woche. Inklusive Plastik-Sonnenblumen.“<br />
„Oh, wirklich?“<br />
„Enjoah, Lieselotte!“<br />
„Oh und der Garten! Dieser fantastische<br />
Garten! Der ist einfach<br />
traumhaft – nicht wahr Albert?“<br />
„Enjoah, höchstens vier Quadratmeter,<br />
traumhaft.“<br />
„Oh, doch so groß.“<br />
„Enjoah!“<br />
„Albert, sieh dir nur das satte Grün<br />
des Rasens an.“<br />
„Enjoah, wirklich schön grün.“<br />
„Dankeschön, den gibt es für 2,99<br />
Euro pro Quadratmeter im Gartencenter.<br />
Garantiert farbecht, hundert<br />
Prozent Polyacryl, wasserabweisend<br />
und schimmelresistent.“<br />
„Oh, wirklich?“<br />
„Enjoah, Lieselotte, wenn unsere<br />
Nachbarin es so sagt!“<br />
„Oh, und die prachtvollen Rosen!<br />
Hast du jemals so prächtig<br />
blühende Rosen gesehen, Albert?“<br />
„Enjoah, hier gerade!“<br />
„Vielen vielen Dank, aber die kann<br />
man als Stecksatz im Baumarkt für<br />
4,99 Euro erwerben. Beim Kauf<br />
von 50 Stück bezahlt man nur noch<br />
die Hälfte.“<br />
„Oh, tatsächlich so günstig!“<br />
„Enjoah, Lieselotte!“<br />
„Oh, und schau nur, dieses kleine,<br />
niedliche Keramik-Hündchen hier.<br />
Sieh nur, ist das nicht wirklich<br />
naturgetreu, Albert?“<br />
„Enjoah, wirklich!“<br />
„Achtung! Das ist ‚Nero‘, unser<br />
Pinscher. Der ist echt und beißt<br />
gerne mal zu!“<br />
„Oh!“<br />
„Enjoah, Lieselotte, jetzt gehen wir<br />
nach Hause.“<br />
Ulla D’Amico<br />
1966 1967 2017<br />
3 Fotos: Archiv Krüger<br />
56 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />
2/2<strong>02</strong>2 durchblick 57
Eine quälende Versuchung.<br />
Ich bin ja doch ein bedauernswertes kleines Geschöpf.<br />
Zuweilen tue ich mir auch ganz ungeheuer leid, weil<br />
ich häufig das Gefühl habe, man ignoriert mich einfach<br />
zu oft. Dabei liebe ich meine Familie. Außerdem kann ich<br />
keinem Menschen oder irgendeinem anderem Lebewesen<br />
gram sein. Im Gegenteil, ich bemühe mich redlich allem<br />
gerecht zu werden, wenn es mir auch manchmal arg gegen<br />
den Strich geht.<br />
So wie neulich! Oh, wie hab ich mich geärgert. Niemand<br />
hatte sich wieder einmal um mich gekümmert. Ruhig<br />
und mit knurrendem Magen lag ich auf meiner Decke und<br />
beobachtete das Treiben um mich herum. Alle saßen lachend<br />
und in sich hinein stopfend am Frühstückstisch. Die<br />
frischen Brötchen dufteten, es gab sogar Rührei mit Bacon.<br />
Welch eine Schmach für mich kleines Wesen, die Geschmacksnerven<br />
zogen sich in meinem Gaumen zusammen,<br />
mein ganzes Inneres lechzte förmlich, aber man ignorierte<br />
mich. Selbst als ich mich mühsam der Küchentür näherte<br />
und jämmerlich zu winseln begann, tat man als gäbe es<br />
mich überhaupt nicht. Ich musste erst erbost reagieren und<br />
mit lautem Wuff-wuff meinem Zorn Luft machen. Selbst<br />
das dauerte eine Ewigkeit, bis sich endlich einer von dieser<br />
egoistischen Gesellschaft erhob, um mich in den Garten zu<br />
lassen. Sie, diese Zweibeiner, die sich morgens stundenlang<br />
Unterhaltung<br />
Lilly<br />
Foto: Michele Christin Nöh<br />
im Bad rumtummeln, könnten doch selbst einmal darauf<br />
kommen, dass auch ich Bedürfnisse habe. Aber nichts. Immer<br />
muss ich mich bemerkbar machen.<br />
Während sie sich drei-, viermal am Tage die Bäuche<br />
vollschlagen, speist man mich mit ein paar trockenen<br />
Brocken ab, die ich förmlich runterwürgen muss. Ein kleines<br />
Näpfchen hat man für mich übrig. Tagein, tagaus der<br />
gleiche Geschmack. Das triste Wasser ist auch in seiner<br />
Eintönigkeit nicht zu überbieten.<br />
Ich bin fast schon beleidigt, wenn sich alle Augenblicke<br />
das blöde Bimmelding meldet. Ob Männlein oder Weiblein,<br />
sie sind dann schier wie eingefangen oder aus dem<br />
Häuschen und es dauert , dauert, dauert bis sie dann zum<br />
Ende kommen. Schrecklich. Selbst wenn wir gerade auf<br />
einem kleinen Spaziergang sind, haben sie das schwarze<br />
Quatschding dabei. Dann ist es aus und vorbei mit Schnuppern<br />
und fröhlichem Springen, dann wird an der Leine gezurrt<br />
und gezogen, dass mir sogar das Pipimachen vergeht.<br />
Ich überlegte schon, ob ich es nicht einfach mal zerbeiße.<br />
Gottlob gibt es noch ein ebenso kleines Wesen in dieser<br />
Familie. Total tollpatschig und entsetzlich schreiend und<br />
oft genug regt es mich vollkommen auf. Nur aus purem<br />
Eigennutz spiele und tolle ich mit dem kleinen Zweibeiner,<br />
denn bei ihr fällt oft unverhofft ein Leckerbissen für mich<br />
ab. Aber die Sympathie beschränkt sich wirklich nur auf<br />
etwaige dargebotene Gaumenfreuden. Weitere Solidaritätsbekundungen<br />
sind mir in dieser Familie zu nervig.<br />
Aber ich wollte ja von neulich berichten, als ich zunächst<br />
noch glaubte, ich bekäme einen Heidenärger. Es<br />
verlief dann alles recht glimpflich für mich, aber der<br />
Schreck war riesengroß. Und das kam so: Es waren viele<br />
Freunde von Amelie, so heißt der kleine Zweibeiner, gekommen<br />
und alle tatschten auf mir rum. So etwas mag<br />
ich gar nicht. „Ach wie lieb“ und „ach wie süß“ und sie<br />
drückten und knuddelten mich, dass mir schon regelrecht<br />
schwindelig wurde.<br />
Auf dem Tisch im Wohnzimmer stand ein Teller mit Rosinen-<br />
und Streuselschnecken. Sofort hatte ich ihn erspäht<br />
und ganz intensiv meine Augen und die Nase darauf gerichtet.<br />
Aber die lästigen Zweibeiner ließen mich nicht zufrieden.<br />
Ich war schon vollkommen geschafft, als sie plötzlich<br />
alle laut schreiend raus in den Garten stürmten. Sonst<br />
von Natur sehr neugierig war mir jedoch diese himmlische<br />
Stille wesentlich wichtiger. Ich packte die Gelegenheit<br />
beim Schopfe. Mit meinen kurzen Beinen sprang ich flugs<br />
auf den Stuhl, dann auf den Tisch und dann schepperte es<br />
ganz fürchterlich. Ehe ich mich versah, rutschte ich ab, zog<br />
Teller, Tassen, samt Kuchenteller mit in die Tiefe. Aber<br />
ebenso schnell berappelte ich mich, schnappte in einem<br />
Gefühl des tiefsten Erschreckens nach der größten Rosinenschnecke<br />
und suchte nur noch das Weite. Ab durch die<br />
Tür in den Garten und unter die dichte Buchsbaumhecke.<br />
Mein Herz klopfte, ich war vollkommen außer mir, aber<br />
ich hatte eine Schnecke gerettet. Sie schmeckte vorzüglich<br />
und genussvoll schleckte ich noch den Zuckerguss von<br />
meinen Lefzen.<br />
Es dauerte dann auch nicht lange, als im Haus ein großes<br />
Spektakel einsetzte. Wahrscheinlich war mein kleines<br />
Missgeschick aufgefallen und es wurde nach einem Übeltäter<br />
gesucht. Ich verhielt mich still und wartete ab bis<br />
sich der größte Sturm gelegt hatte. Noch etwas ängstlich<br />
Unterhaltung<br />
schlich ich mich erst wieder rein, als die wilde Bande von<br />
kleinen Zweibeinern verschwunden war. Ich entging einer<br />
Bestrafung. Nun überlege ich schon seit einigen Tagen, ob<br />
ich nicht beginne, mit weiteren derartigen Aktionen meine<br />
Familie auf meine Bedürfnisse aufmerksamer zu machen.<br />
Zunächst versuchte ich es noch einmal mit einem Schnitzel,<br />
dass so wunderbar präsentiert auf dem Küchentisch<br />
lag. Und vielleicht kann ich meine Familie sogar noch für<br />
meine Belange abrichten.<br />
Eva-Maria Herrmann<br />
Rentneralltag<br />
Morgens vor sechs ist die Welt noch in Ordnung<br />
Foto: Wikipedia<br />
Nicht nur Schulkinder, auch Frühaufsteher im Rentenalter<br />
bevölkern schon früh den Imbisswagen.<br />
Kurz vor sechs Uhr, ich bin wach. Eigentlich könnte<br />
ich ja lange schlafen, aber, na ja, nur eigentlich. Es<br />
gibt eben Eulen und Lerchen, zu den letzteren gehöre<br />
ich. Nach einer guten Nacht trinke ich jetzt erst mal im<br />
Bett gemütlich eine Tasse Kaffee, von meinem Mann liebevoll<br />
ans Bett gebracht. Sechs Uhr, Zeit für die ersten Nachrichten<br />
und schon geht’s los: Eine Schreckensnachricht jagt<br />
die nächste. Nicht schön und für den Start in den Tag etwas<br />
untauglich. Egal, ich habe trotzdem gute Laune.<br />
Um kurz nach sieben stehe ich auf, von der, wie man so<br />
sagt, senilen Bettflucht getrieben. Senil bin ich Gott sei Dank<br />
noch nicht und will es auch nicht werden; ich bin eher umtriebig<br />
und habe morgens die besten Ideen, Geistesblitze würde<br />
ich sagen. (Typischer Fall von Selbstüberschätzung). Mir fällt<br />
am Schreibtisch so viel ein, was ich machen kann, z.B. Themen<br />
für meine Radiosendungen vom Lokalreport/Bürgerfunk.<br />
Dieser Artikel ist freitags um siebenuhrfünfzehn entstanden.<br />
Ich mache mir Gedanken über dies und das, wie<br />
ich meinen Tag gestalten kann. Mein Tag hat Struktur, was<br />
andere nicht ganz so sehen. Rumbummeln ist nichts für<br />
mich. Regelmäßiger Sport ist für mich wichtig, Bewegung<br />
hält fit und gesund.<br />
Highlight der Woche: Donnerstag-Wochenmarkt. Bereits<br />
um neun Uhr ist er in Kreuztal schon sehr gut besucht.<br />
Die Kreuztaler Seniorinnen und Senioren sind sehr früh unterwegs,<br />
wie mir der Mann am Imbisswagen schmunzelnd<br />
sagt. Sie holen sich schon vor neun Uhr Hähnchenschenkel<br />
zum Frühstück! Auch ich bin früh da, um vor dem Sport<br />
um halb Zehn Reibekuchenbrot zu kaufen. Ich umrunde<br />
mehrere Gruppen, die mitten im Weg zusammenstehen, um<br />
sich über wichtige Weltprobleme und Krankheiten auszutauschen.<br />
Da ich von Natur aus sehr neugierig bin, habe ich<br />
mich, natürlich, coronakonform, in gebührendem Abstand<br />
postiert, um einiges mitzubekommen und wundere mich<br />
über so viel geballte Profikenntnisse. Mein Staunen geht in<br />
Ärger über, oh Mann, teilweise unglaubliche Ansichten. Jeder<br />
hier ist Bundeskanzler oder Chef-Fußballtrainerin, auf<br />
jeden Fall aber besser! Egal, wir leben in einer Demokratie,<br />
wo jeder das Recht auf eigene Meinungen hat, die er auch<br />
äußern kann. Natürlich darf und muss man sich auch aufregen,<br />
da bin ich keine Ausnahme.<br />
Später beim Sport unterhalte ich mich mit Freunden und<br />
habe Spaß. Was für ein schöner Tag! Ulla Schreiber<br />
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Sonjas Krimi<br />
Sonjas Krimi<br />
Miss Lores erster Fall<br />
Lore war allgemein das, was die Kinder im Dorf eine<br />
Hexe nannten. Sie braute keine Zaubertränke. Sie<br />
flog auch nicht auf einem Besen. Und wer sich die<br />
Mühe gab, sich genauer zu erinnern, wusste, dass man sie<br />
auch noch nie mit einem Raben oder einer schwarzen Katze<br />
gesehen hatte.<br />
Doch Lore unterschied sich von den Frauen im Dorf. Als<br />
es in den 1960er Jahren Mode wurde, die Haare zu einem<br />
Kurzhaarschnitt zu tragen, hatte sie sich schlicht geweigert.<br />
Und als zeitgleich ihre Eltern darauf drängten, doch auch<br />
mal zum Tanz zu gehen, um einen netten Jungen kennenzulernen,<br />
hatte sie immer häufiger die öffentliche Bücherei<br />
aufgesucht, um sich Mr. Darcy, den Grafen von Montechristo<br />
oder David Copperfield tageweise auszuleihen. Sie liebte<br />
die Klassiker um Männer, die ihre Ehre verteidigten und für<br />
das Gute kämpften. Doch als Lore eines Nachmittags die<br />
Regalreihen mit Büchern um eine ältere Dame namens Miss<br />
Marple entdeckte, vergaß sie die Ehrenvollen und wagte einen<br />
Schritt in das Leben einer Hobbydetektivin.<br />
Zwölf Romane hatte Lore in nur sechs Wochen gelesen.<br />
Zwölf Fälle gelöst, während ihr Herz dabei vom starken<br />
Englischen Tee wummerte. Dabei war ihr das Glück gegönnt,<br />
zu den Menschen zu gehören, die sich schon am<br />
Frühstückstisch in eine Geschichte hineinversetzen und<br />
sich noch weit über das Abendessen<br />
hinaus mit der Suche von Spuren und<br />
der Befragung von Verdächtigen beschäftigen<br />
konnten.<br />
Ihre Eltern atmeten auf, als ihre<br />
Tochter den letzten Miss Marple-Fall<br />
gelöst hatte, doch als Lore bei der<br />
Rückgabe der Bücher Hercule Poirot<br />
entdeckte, wie er zwischen den dunklen<br />
Brettern eines Holzregals lauerte,<br />
schwand ihre Hoffnung auf einen netten<br />
Jungen zusehends. Begraben hatten<br />
sie sie schließlich mit der Erstausstrahlung<br />
der Serie Columbo im deutschen<br />
Fernsehen. Sie wussten, dass sie gegen<br />
die Gewieftheit eines erfahrenen Ermittlers<br />
nichts ins Feld zu führen hatten<br />
und so sorgten sie schließlich dafür,<br />
dass Lore eine Anstellung im Haushalt<br />
eines älteren Herren bekam, sodass<br />
sie als Frau finanziell unabhängig sein<br />
würde. Sie erledigte die Arbeit gewissenhaft.<br />
Nur, wenn ihr Arbeitgeber hier<br />
und da ein Nickerchen machte, schloss<br />
sie die Tür zur Küche, setzte sich an<br />
Foto: Archic Dörr den Esstisch und las in einem geliehenen<br />
Kriminalroman.<br />
Die Arbeitgeber wechselten, genauso wie die Detektive<br />
im Fernsehen sich gegenseitig ablösten. Auf Columbo<br />
folgte Kojak, auf Kojak folgte Derrick. Nur Tatort mochte<br />
sie nicht. Das war ihr zu düster.<br />
Lore hatte es immer geschafft, unabhängig zu bleiben<br />
und dabei ihre Liebe für Detektiv- und Kriminalgeschichten<br />
aufrechtzuerhalten. Dass sie dabei kinder- und schließlich<br />
enkelkinderlos blieb, störte sie nicht. Auch ihre Haare<br />
trug sie bis zum heutigen Tag lang, jedoch immer zu einem<br />
ordentlichen Knoten in ihrem Nacken gebunden.<br />
Vielleicht war es der Umstand, dass sie allein in einem<br />
Fachwerkhaus mit blaulackierter Tür und roten Fensterläden<br />
lebte, oder aber es lag an den Karoröcken, die sie<br />
nie gegen lange Hosen eingetauscht hatte, doch den Ruf<br />
der Hexe wurde sie nicht mehr los. Auch daran störte sie<br />
sich nicht, doch was sie störte, waren die Jahre, die sich in<br />
Form von Gicht und Arthrose in ihren Körper gefressen<br />
hatten. Immer beschwerlicher wurde die Hausarbeit, die<br />
sie nur noch in ihrem eigenen Heim verrichtete. Scheinbar<br />
immer länger wurde der Weg zur Leihbücherei. Doch ihr<br />
Verstand, dessen kriminalistisches Gespür über Jahrzehnte<br />
hinweg ausgebildet worden war, blieb vom Alter unberührt.<br />
Und so kam es, dass sich Lore an einem Samstagvormittag<br />
ihrem ersten eigenen Kriminalfall gegenübersah:<br />
Es war ein Tag im Wonnemonat Mai. Die Vögel zwitscherten,<br />
als gelte es, die akustische Kulisse eines Heimatfilms zu<br />
erzeugen. Lore hatte Schokoladenplätzchen gebacken, die<br />
sie mitsamt dem heißen Backblech auf dem Gartentisch ihrer<br />
Terrasse zum Abkühlen ablegte. Schokoladenkekse waren<br />
seit der Entdeckung Miss Marples ihr Lieblingsgebäck und<br />
schmeckten hervorragend zu starkem englischen Tee. Doch<br />
als sie eine Dreiviertelstunde später nach draußen trat, waren<br />
die Kekse verschwunden. Nur das Backblech lag da, verziert<br />
von den verbrannten Schlieren, die sich nach Jahren unerschöpflicher<br />
Arbeit nicht mehr abspülen ließen.<br />
Lore stutzte, schaute nach links, dann nach rechts. Keine<br />
Menschenseele war zu sehen, nur das sanfte Schaukeln<br />
der Blätter der Bäume und Hecken im Wind. Als Lore<br />
näher herantrat und das Backblech inspizierte, wurde ihr<br />
klar: Sie hatte es mit einem ausgemachten Verbrechen<br />
zu tun! Alle Kekse waren verschwunden und nur wenige<br />
Krümel waren die einzigen Zeugen des soeben verübten<br />
Diebstahls. Als sie das Blech in ihre Finger nahm und näher<br />
an ihre Augen hielt, konnte sie nichts erkennen. Keine<br />
offensichtlichen Fingerabdrücke. Kein Haar, das sich für<br />
eine DNA-Probe verwenden ließ. Nichts.<br />
Mit dem leeren Blech ging sie ins Haus. An diesem<br />
Nachmittag trank sie ihren Tee zu einer Scheibe Schwarzbrot,<br />
während sie sich nicht auf ihren Kriminalroman konzentrieren<br />
konnte. Zu sehr beschäftigte sie ihr eigener Fall.<br />
Also überlegte sie, was Miss Marple tun würde. Sie ging in<br />
den Flur, zog ihre Schuhe an - die ohne Schnürsenkel, da<br />
ihr das Bücken zusehends Probleme bereitete - und verließ<br />
das Haus. Sie wusste, dass die Spurensuche in ihrem Garten<br />
keinen Erfolg haben würde, also würde sie eine Zeugenbefragung<br />
durchführen. Ihr erster wichtiger Zeuge war in<br />
dem Fall Erwin, ihr Nachbar von gegenüber. Sie klingelte<br />
und als nur wenige Sekunden später die Tür geöffnet wurde,<br />
sah sie, dass Erwin schon im Sonntagsmodus war. Mit<br />
feuchten Haaren und im samtenen Hausanzug stand er im<br />
Türrahmen, wobei seine Hamsterbacken noch gefüllt waren<br />
mit dem Käsekuchen, den seine Frau am Morgen gebacken<br />
hatte. Dass es sich dabei um Käsekuchen handelte, wusste<br />
Lore so genau, da dies das einzige Rezept war, das Erwins<br />
Frau Agathe beherrschte. Solange sie denken konnte, hatte<br />
es zu den Geburtstagsfeiern stets Käsekuchen gegeben, sodass<br />
Lore irgendwann dazu übergegangen war, einen Pflaumenkuchen<br />
beizusteuern. Sie hatte das Gefühl, die Gäste<br />
dankten es ihr im Stillen.<br />
„Tag, Erwin!“, grüßte sie ihn. „Ich habe da mal eine Frage.“<br />
Und so fragte sie ihn, ob ihm am Vormittag gegen elf<br />
etwas Ungewöhnliches aufgefallen wäre. Erwin, dessen<br />
Hamsterbacken auch ohne Kuchen ein außergewöhnliches<br />
Volumen aufwiesen, verneinte, doch als er wissen wollte,<br />
warum sie fragte, schüttelte sie den Kopf und sagte, dass alles<br />
in Ordnung wäre. Sie wusste, dass ein Detektiv wichtige<br />
Informationen vorerst für sich behielt.<br />
Das Prozedere wiederholte sie bei Rosalinde, deren Augen<br />
schärfer als die eines Adlers waren, sodass ihr in der<br />
Regel nichts entging. Passenderweise war ihr Mund ebenso<br />
scharf, was ihr vor Jahren den Beinamen „Dorfzeitung“ eingebracht<br />
hatte. Doch auch Rosalinde war nichts Ungewöhnliches<br />
am Vormittag aufgefallen.<br />
Als sie schließlich bei den Karlmanns klingelte, deren Kinder<br />
sie gleich darauf eine Treppe hinunterpoltern hörte, war<br />
das Ergebnis das gleiche. Nichts gesehen, nichts gehört, die<br />
Aussage bekräftigt durch das Kopfschütteln von drei kleinen<br />
Rabauken, deren Wangen verdächtige Grübchen aufwiesen.<br />
Als Lore mit in Falten gelegter Stirn die Straße zu ihrem<br />
Haus zurücklief, musste sie sich eingestehen, dass sich ihre<br />
Ermittlungen in einer Sackgasse befanden. Sie würde dem<br />
Täter also eine Falle stellen müssen!<br />
Eine Woche hatte Lore gewartet, bis sie ein neues Blech<br />
Schokoladenkekse backte. Nach zwanzig Minuten Backzeit<br />
öffnete sie den Ofen, nahm das Blech mithilfe eines gefütterten<br />
Topflappens heraus, ging auf die Terrasse und legte<br />
es am Tatort ab, genau da, wo sich eine Woche zuvor das<br />
Verbrechen zugetragen hatte. Als sie ins Haus zurückging,<br />
positionierte sie sich hinter dem Küchenfenster, von wo sie<br />
einen direkten Blick auf die Terrasse hatte. Leise Stimmen<br />
drangen wenige Minuten später an ihr Ohr und sie musste<br />
sich bemühen, die Wörter zu verstehen, die da aus der Hecke<br />
kamen. „Heute bist du aber dran!“, hörte sie. Und: „Das<br />
ist überhaupt keine Mutprobe, weil das gar keine richtige<br />
Hexe ist!“<br />
Mit von Arthrose gekrümmten Fingern fasste sie einen<br />
Zipfel der Gardine und spähte hinaus, um die Diebe besser<br />
erkennen zu können. Als sie die Übeltäter erspähte, bildeten<br />
sich Grübchen auf ihren Wangen. Der Fall war gelöst, doch<br />
von einer Anzeige würde sie vorläufig absehen.<br />
Seit diesem Tag backte Lore jeden Samstag zwei Backbleche<br />
Schokoladenkekse, wovon sie eines zum Abkühlen<br />
auf dem Gartentisch stellte. Und als die Temperaturen<br />
schließlich die Tage zu einem heißen Sommer werden ließen,<br />
stellte sie noch drei Gläser Limonade dazu, deren Inhalt<br />
zusammen mit den Keksen verlässlich entwendet wurde.<br />
Nur einmal gab es eine Ausnahme, nämlich als an Heiligabend<br />
ein kleines Tütchen mit buntverzierten Plätzchen auf<br />
ihrem Gartentisch stand. <br />
Sonja Dörr<br />
60 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 61
Natur<br />
Kleiber<br />
Rotkehlchen<br />
Dompfaff<br />
Spatz<br />
Blaumeise<br />
Längst habe ich ihn zu meinem<br />
klaren Favoriten im Garten erkoren:<br />
20 Gramm Vogel, wunderschön<br />
gekleidet in ein blau-orangenes<br />
Federkleid und von besonderer Gestalt<br />
– ein Kleiber. Auf der Suche nach<br />
Insekten, Larven und sonstigen Leckerbissen<br />
läuft dieses Leichtgewicht<br />
meinen alten bemoosten Gartenbaum<br />
entlang, den ich vom Küchenfenster<br />
aus im Blick habe. Dies geschieht mit<br />
einer atemberaubenden Geschwindigkeit,<br />
und zwar nicht nur aufwärts, in<br />
Richtung Baumkrone, sondern ebenso<br />
rasant und geradezu artistisch auch<br />
kopfüber Richtung Wurzel. Es macht<br />
Freude, dieses Energiebündel zu beobachten<br />
und ein Hauch von Roncalli<br />
weht durch mein Fenster.<br />
Weniger rastlos als das kleine Kletterwunder<br />
verhält sich das Rotkehlchen,<br />
das hin und wieder auftaucht, um das<br />
Unterholz nach Fressbarem abzusuchen.<br />
Wenn ich das auffallend rostrote<br />
Brustgefieder im Gartendickicht entdecke,<br />
bleibe ich sofort unbeweglich<br />
stehen und genieße für Sekunden, wie<br />
mein kleines Gegenüber die Futtersuche<br />
unterbricht und mich mit seinen<br />
großen dunklen Knopfaugen ruhig<br />
mustert – ein kurzer Augenblick voll<br />
wunderbarer Magie.<br />
Der Auffälligste und Farbenprächtigste<br />
von allen aber ist der recht kompakte<br />
Dompfaff. Mit erstaunlicher Ausdauer<br />
hockt er im Winter auf dem Rand<br />
des für ihn viel zu kleinen, hängenden<br />
Futterhäuschens, pickt ab und zu einen<br />
Kern auf, schaut dann wieder geradezu<br />
selbstvergessen ins Weite – fast so,<br />
als wolle er dem Betrachter Zeit geben,<br />
sein intensiv pinkrotes, wunderschönes<br />
Brustkleid und das schwarze Kopfhäubchen<br />
angemessen zu bewundern.<br />
Es lebe die<br />
Vielfalt!<br />
Fast alle kleinen gefiederten Gäste<br />
aus dem letzten Jahr sind meinem Garten<br />
treu geblieben. Auch die gesellige,<br />
achtköpfige Spatzensippe, die dunklen<br />
Amseln und das hübsche Blaumeisenpaar,<br />
dessen bunte Köpfchen bereits<br />
ab Januar immer mal abwechselnd aus<br />
dem Flugloch des Nistkastens lugen.<br />
Dieser Farb- und Formenreichtum,<br />
tägliches Gezwitscher, emsige Brutgeschäfte<br />
und abendliche Sommer-Hauskonzerte<br />
vom Dach sind ein Geschenk<br />
der Natur, ein Stück vom Garten Eden.<br />
Unzählige Jahre lang hat sich die Evolution<br />
richtig Mühe gegeben. Die gute<br />
Nachricht ist, dass es diese kleinen<br />
Wunder noch gibt, in meinem Garten,<br />
in anderen Gärten, überall, wo es grünt<br />
und blüht.<br />
Die schlechte Nachricht ist: Es gibt<br />
immer weniger von ihnen. Die für das<br />
ökologische Gleichgewicht unverzichtbare<br />
Artenvielfalt ist bedroht, und zwar<br />
in ganz dramatischer Weise.Was die<br />
Vogelwelt betrifft, so hat Deutschland<br />
laut NABU in nur zwölf Jahren rund<br />
12,7 Millionen heimische Brutpaare<br />
verloren, vor allem solche, die auf dem<br />
offenen Land brüten. Die Rote Liste<br />
der vom Aussterben bedrohten heimischen<br />
Vögel wird immer länger, aktuell<br />
ist bald die Hälfte von ihnen in ihrem<br />
Bestand gefährdet. Und auch in meinem<br />
kleinen Garten spiegelt sich, wie<br />
unter einem Brennglas, dieser Verlust<br />
wider. Bereits seit Jahren vermisse ich<br />
den winzigen Zaunkönig mit seinem<br />
schmetternden Gesang, ebenso den<br />
Hausrotschwanz und auch der Grünfink<br />
macht sich rar.<br />
Was ist die Ursache für diese Entwicklung?<br />
Experten gehen davon aus,<br />
dass durch ein mangelndes Nahrungsangebot<br />
an Insekten und Sämereien<br />
nicht mehr genügend Jungvögel großgezogen<br />
werden können. Als Hauptgrund<br />
und Auslöser dieses dramatisch<br />
zurückgehenden Nahrungsangebots<br />
wiederum wurde – neben einer Vielzahl<br />
anderer Einflüsse – die industrialisierte<br />
Landwirtschaft einschließlich der dort<br />
eingesetzten Chemikalien ausgemacht.<br />
Die landwirtschaftliche Intensivierung<br />
hat zum Anbau von Monokulturen in<br />
großem Stil, dem Rückgang von vorübergehend<br />
unbewirtschafteten Brachflächen<br />
und bunten Feldrainen sowie<br />
zu Massentierhaltung in Käfig und Stall<br />
geführt. Ca. 30 000 Tonnen Pestizidwirkstoffe<br />
pro Jahr tun das Übrige. Es<br />
summt und brummt nicht mehr, wenn<br />
wir an Feldern entlangspazieren. Insektenfresser<br />
ohne Insekten aber sind nicht<br />
überlebensfähig.<br />
Das Problem ist erkannt und es gibt<br />
Ansätze in der Politik, gegenzusteuern.<br />
Dass überdies wir Menschen in vielen<br />
Bereichen, wie Ernährung, Mobilität<br />
usw. grundlegend umdenken und unsere<br />
Lebensweise ändern müssen, ist kein<br />
Geheimnis mehr. Doch das scheint ein<br />
schwieriger Prozess zu sein. Dennoch:<br />
Da das Artendrama sich täglich unvermindert<br />
fortsetzt, haben wir keine Zeit<br />
zu verlieren. An nur einem einzigen<br />
Tag verschwinden etwa 150 Tier- und<br />
Pflanzenarten für immer von dieser<br />
Erde. Welch düstere Perspektive, wenn<br />
nichts geschieht!<br />
Deshalb können und sollten wir an<br />
vielen Stellschrauben drehen, jeder<br />
Einzelne, jeden Tag. Auch in unseren<br />
Gärten können wir einen Beitrag leisten,<br />
etwas für den Artenerhalt zu tun.<br />
Allerdings ist dabei ein Perspektivwechsel<br />
nötig. Vögel finden nicht<br />
unbedingt attraktiv, was wir bezüglich<br />
der Gartengestaltung schön finden. Ein<br />
Vogel pfeift sozusagen auf einen Garten<br />
mit perfekt getrimmtem Rasen und<br />
einem ökologisch wenig wertvollen<br />
Thuja-, Bambus- oder Kirschlorbeermix.<br />
Und bei dem Anblick von grauen<br />
Steinwüsten als Vorgärten fällt jeder<br />
gefiederte Freund gleich in eine tiefe<br />
Depression. Unsere Gärten könnten<br />
Gegenmodelle zu den landwirtschaftlichen<br />
Monokulturräumen werden, bunte<br />
Inseln voll ökologischer Vielfalt, die<br />
Nahrungs- und Nistmöglichkeiten bieten<br />
und zudem chemiefreie Zonen sind.<br />
Einen gedeckten Tisch für Insekten und<br />
Vögel versprechen vor allem blühende<br />
und fruchttragende heimische Hecken,<br />
Sträucher und Bäume. Esche, Holunder,<br />
Felsenbirne, Weißdorn, Pfaffenhütchen,<br />
Liguster und Berberitze sind<br />
heißbegehrt. Allein die Beeren des<br />
heimischen Wacholders werden von 43<br />
Vogelarten gefressen. Dazu noch ein<br />
Teppich mit insektenfreundlichen Blumen,<br />
unaufgeräumte Ecken, in denen<br />
Wildkräuter wie die Brennessel wachsen<br />
dürfen, Totholzhaufen als Versteckmöglichkeit<br />
und Blütenstände, die bis<br />
zum Frühjahr abgeknabbert werden<br />
können, das kommt an.<br />
Und wer dann in den wärmeren Monaten<br />
ein gut vernehmbares Gesumme<br />
und Gezwitscher im lauschigen Garten<br />
hört, der hat etwas richtig gemacht<br />
– für unseren wunderschönen blauen<br />
Planeten und ganz nebenbei auch für<br />
sich selbst. Bärbel Raabe<br />
Amsel<br />
Zaunkönig<br />
Hausrotschwanz<br />
Hausrotschwanz männl.<br />
Grünfink<br />
Wir bedanken uns bei der<br />
Naturfotografin Gudrun Neuser<br />
für die Bilder auf diesen Seiten.<br />
Gudrun bereichert zur Freude<br />
unserer Leserinnen und Leser<br />
immer wieder den durchblick<br />
mit ihren wunderbaren Fotos.<br />
Die nächste Ausstellung von<br />
Gudrun findet im Juli und<br />
August im Waldlandhaus<br />
Hohenroth an der Netphener<br />
Eisenstraße statt, dort bebildert<br />
sie die Pilzausstellung von<br />
Christa Münker aus Müsen.<br />
62 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 63
Erinnerungen<br />
Wie verlässlich ist das Gedächtnis?<br />
Je älter wir werden, desto mehr verschiebt sich der Fokus<br />
weg von den großen Erlebnissen hin zu den Erinnerungen.<br />
Die Alten verfügen über den reichsten<br />
Schatz von Erfahrungen, weswegen sie in vielen Kulturen<br />
für ihre Weisheit verehrt werden.<br />
Erinnern kann ein Antidepressivum sein. Wer sich vergegenwärtigt,<br />
was er schon alles bewältigt hat, baut Ängste<br />
ab und schaut zuversichtlicher nach vorn. Altersverwirrte<br />
Menschen kann man stärken, indem man sie von früher<br />
erzählen lässt.<br />
Erinnerungen brauchen wir auch, um uns die Zukunft<br />
vorstellen zu können. Dazu spielen wir auf der Bühne unseres<br />
Bewusstseins Erinnertes nach. Aus Versatzstücken<br />
alter Erfahrungen und Eindrücke konstruieren wir erwartete<br />
Geschehnisse und sind in der Lage, sie uns bereits plastisch<br />
vorzustellen. Ohne Erinnerungen bliebe die Zukunft<br />
leer. Doch Erinnerungen sind luftige Gebilde, die sich aus<br />
Fakten und Fiktion zusammensetzen. Mark Twain witzelte<br />
dazu: „Ich habe in meinem Leben einige schreckliche Dinge<br />
durchgemacht, von denen manche sich tatsächlich ereignet<br />
haben.“ Jeder kennt das: So schrecklich, wie wir es uns vorgestellt<br />
haben, wird es selten.<br />
Das autobiografische Gedächtnis ist kein Videorekorder.<br />
Vielmehr gleicht es einem riesigen Meer von Erinnerungen.<br />
Viele von ihnen sind in der Tiefsee verborgen und nicht ohne<br />
Weiteres zugänglich. Einige Inseln ragen heraus und laden<br />
zum Verweilen ein, wir kommen immer wieder auf sie zurück.<br />
Das sind die „selbstdefinierenden Erinnerungen“. Mit ihrer<br />
Hilfe interpretieren wir die Welt. Sie geben Auskunft darüber,<br />
wer wir sind und wie wir so geworden sind. Erinnerungen<br />
Gesellschaft<br />
Foto: Wikipedia<br />
dieser Art lösen starke Gefühle<br />
aus, sie bringen uns<br />
„von Null auf Hundert“.<br />
Sie sind wie Familienmitglieder<br />
immer um uns. Sie<br />
ziehen andere, ähnliche Erinnerungen<br />
an, mit denen<br />
zusammen sie Leitmotive<br />
oder Lebensmelodien bilden.<br />
Und oft kreisen sie um<br />
selbst gesetzte, wichtige<br />
Ziele im Leben, bestimmen<br />
also unser Selbstbild und<br />
unsere Identität.<br />
Wenn wir auf das Leben<br />
zurückblicken, neigen wir<br />
auch dazu, eine kohärente<br />
Geschichte zu erzählen.<br />
Wir angeln aus dem Erinnerungsmeer<br />
das, was am<br />
roten Faden anbeißt, der an der Rute unseres heutigen Selbstbilds<br />
angeknüpft ist. Wenn wir unglücklich sind, erinnern wir<br />
uns eher an Negatives. Selbstdefinierende Glaubenssätze wie<br />
„ich bin immer schon ein Pechvogel gewesen“ können so fest<br />
im eigenen Selbstverständnis verankert sein, dass man Erinnerungen,<br />
die für das Gegenteil sprechen, nicht mehr erreicht.<br />
Erinnerungen kann man nicht vollständig trauen. Sie<br />
sind beeinflussbar. Oft verschmelzen wir mehrere Ereignisse<br />
zu einem vermeintlichen Erlebnis. Manchmal<br />
mischen wir auch Erzählungen Anderer hinein oder unterlegen<br />
eine Erinnerung mit einem Sinn, der mit dem<br />
ursprünglichen Ereignis nicht verknüpft war. Besonders<br />
anfällig dafür sind die oft erinnerten und immer wieder<br />
erzählten Repertoire-Geschichten. Sie erzählen von Erlebnissen,<br />
die man erinnert, als wäre es gestern gewesen,<br />
und die bei jedem Erzählen besser werden. Wer schon mal<br />
„Stille Post“ gespielt hat, weiß, was in solchen Fällen mit<br />
der Ursprungsbotschaft passiert.<br />
Diese Unzulänglichkeiten der Erinnerung, was ihren<br />
absoluten Wahrheitsgehalt angeht, sind andererseits auch<br />
eine Chance: „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit<br />
zu haben“, nach dieser Weisheit des Psychologen Milton<br />
Erickson wurden bereits mehrere Bücher benannt. Wenn<br />
Erinnerungen so beeinflussbar sind, kann ich alte Skripte<br />
umschreiben, die Perspektive wechseln, die Angel mit dem<br />
roten Faden anderswo auswerfen und mit besseren Erinnerungen<br />
auch die Zukunft positiv beeinflussen. Auch das sagte<br />
Erickson: „Die Ressourcen, die du brauchst, findest du in<br />
deiner eigenen Geschichte.“ Man muss nur an der richtigen<br />
Stelle angeln.<br />
Adele von Bünau<br />
Die Entwicklung zum Guten...<br />
Die Türen zum Sprechzimmer des langjährigen<br />
Hausarztes waren doppelt schallgesichert. Dahinter<br />
fand ein Vieraugengespräch statt, Vertrauen gegen<br />
Vertrauen, niemand sollte von dem Gesprächsinhalt etwas<br />
erfahren, und die Schweigepflicht hatte noch absolute Vorrangigkeit.<br />
Niemand sollte etwas von den beängstigenden<br />
Depressionen des Patienten wissen, sie waren schicksalsweisend<br />
und haben in nicht wenigen Fällen zum Selbstmord<br />
geführt. Das Problem wurde also von diesen beiden<br />
Menschen allein besprochen und ertragen. Natürlich musste<br />
dieses Gespräch auch dokumentiert werden, das Verständnis<br />
von ärztlichem Denken sollte das Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Arzt und Patient stärken. Das fordert die ärztliche<br />
Ethik, die Karteikarte wurde verschlüsselt, denn auch damals,<br />
eigentlich bis jetzt immer, gab es die Schweigepflicht.<br />
Das forderte die bisher immer noch gültige ärztliche Ethik,<br />
auf die sich beide, der Patient und der ärztliche Behandler,<br />
verlassen konnten. Alles Schnee von gestern! Steht doch<br />
heute nachlesbar alles unverschlüsselt im Internet.<br />
„Der Müller kam mir doch schon immer seltsam vor, die<br />
Flasche hat bisher nie etwas zustande gebracht!“ Also, aus<br />
mit ärztlicher Schweigepflicht, kann man alles, sogar im tiefen<br />
Russland, im Internet nachlesen, und man erfährt auch<br />
gleich welches Medikament letztendlich geholfen und welche<br />
Tablette fast unbeeinflussbare Nebenwirkungen gebracht<br />
hat. Wichtige Informationen für die Nachbarn, die Kasse und<br />
die internationale Pharmaindustrie. „Hätt´ ich doch von dem<br />
Müller nie gedacht, also doch ein armes Schwein!“<br />
Also: die Digitalisierung, ein großer Fortschritt unseres<br />
Jahrhunderts! Ein Profit für alle?! Der arme Müller bekommt<br />
keinen Fuß mehr vor die Tür. „Na, wie haste geschlafen?<br />
Schaffst nix mehr?“ Steht also alles schön im Computer, man<br />
muss nur richtig verstehen mit dem Apparat umzugehen. Eine<br />
der vielen Seiten der menschenfreundlichen Technik! Wenn<br />
ein Roboter in einem Altersheim liebevoll die alten Menschen<br />
unterhält, eventuell sogar Alarm schlägt, wenn eine alte Frau<br />
wieder mal über das Bettgitter geklettert ist oder wenn ein<br />
computergesteuerter Roboter eine sehr komplizierte Herzoperation<br />
durchführt, könnte man sogar ein wenig stolz auf<br />
die technischen Neuerungen sein, erfunden vom menschlichen<br />
Geist wegen des andauernden Mangels an qualifiziertes<br />
Gesundheit<br />
Personal. Wir haben doch wohl nicht etwa schon seit Jahren<br />
etwas falsch gemacht? Oder die Entwicklung verschlafen?<br />
Es haben sich Probleme aufgestaut. Die ärztliche Schweigepflicht<br />
ist gestrichen. Ob ich eine Depression oder eine<br />
Schizophrenie habe, können doch alle wissen, und dass ich<br />
wegen meiner Pickel im Gesicht zum Hautarzt nach Olpe<br />
verwiesen wurde, ist doch nicht schlimm. Sind ja nur knapp<br />
50km und vielleicht fährt mich sogar meine Nachbarin. Und<br />
die Termine für die Nachuntersuchungen kriegen wir auch<br />
noch geregelt. Wir haben nicht mehr genügend Ärzte für<br />
unsere kranke, alternde Gesellschaft, wir haben nicht mehr<br />
genügend Krankenschwestern und Altenpflegerinnen/Pfleger.<br />
Warum? Die jungen Philippininnen und Koreanerinnen wollen<br />
doch schnellstmöglich gleich nach Deutschland kommen<br />
und das Pflegepersonal in den Krankenhäusern und Altersheimen<br />
unterstützen. Lernen wir doch koreanisch und philippinisch!<br />
Und die ausländischen Ärzte, die hier ihre überlasteten<br />
Kollegen in den Kliniken unterstützen sollen, stehen auch<br />
schon Schlange und möchten möglichst bald die deutsche<br />
Sprachbarriere überspringen. Die medizinische Fachsprache<br />
beherrschen sie doch aus dem Effeff.<br />
Also freuen wir uns einfach, die Sonne wird schon wieder<br />
aufgehen! Haben wir doch so viele Helfer und Helferinnen,<br />
und die Krankenhäuser stehen voller Computer und<br />
Roboter, die technisch schwierigste Aufgaben einfach erledigen.<br />
Also: Kopf hoch, wir sind doch gerettet! Oder hat der<br />
Autor alles nur geträumt oder etwas falsch verstanden?!<br />
Die Problemlösung: Können wir doch aus dem Ausland<br />
holen! Die freuen sich dort, wenn sie hierherkommen<br />
dürfen, werden bei uns gut bezahlt! Und sind hier absolut<br />
Willkommen. Heute schon mal gelacht?!<br />
Aber noch einen Satz, um das zuvor Gesagte ernsthaft<br />
auf die Beine zu stellen.<br />
„Wie können wir verhindern oder befördern, dass die<br />
Medizin, die Pflege und am Ende das gesamte Gesundheitssystem<br />
durch die digitalen Technologien weitgehend<br />
frei von menschlichen Entscheidungen und Verantwortlichkeiten<br />
handelt?“<br />
Der Patient und der Arzt sollten selber noch die menschlichen<br />
Entscheidungen treffen und dafür die Verantwortung<br />
tragen.<br />
Wolfgang Bauch<br />
64 durchblick 2/2<strong>02</strong>2
Gesellschaft<br />
Gesellschaft<br />
Gemeinsame Erinnerung<br />
Käthe Kollwitz<br />
(Lithographie, 1924)<br />
Seit Anfang<br />
2<strong>02</strong>0 gerät<br />
die Welt zunehmend<br />
aus den<br />
Fugen. Mit der<br />
Bündelung von<br />
sechs katastrophalen<br />
Ereignissen<br />
und Entwicklungen<br />
(Artensterben,<br />
Klimawandel, Corona,<br />
Krieg, Hunger<br />
und Fluchtbewegungen)<br />
steht<br />
die Menschheit<br />
vor einer bedrohten<br />
Zukunft.<br />
Bei vielen älteren<br />
Menschen<br />
führt dieser Zustand<br />
dazu, dass persönliche, lange verschüttete, düstere<br />
Erinnerungen bewusst werden. Welche Ereignisse waren<br />
prägend, welche wirtschaftlichen, sozialen und politischen<br />
Hintergründe haben die eigene Vergangenheit beeinflusst?<br />
Wie haben z.B. Flucht, Vertreibung, Armut und Hilflosigkeit,<br />
aber auch erlebte Solidarität den eigenen Lebensweg<br />
beeinflusst? Wer und was hat die eigene Widerstandsfähigkeit<br />
bedroht oder gestärkt?<br />
Sich selbst wahrnehmen<br />
mit der eigenen Biografie tröstlich sein, sie kann Erklärungen<br />
bieten, Hoffnung machen und – nicht zuletzt – Dankbarkeit<br />
auslösen.<br />
Gemeinsames Schicksal<br />
Jede historische Zeit hat und hatte ihre Eigenart, ihre<br />
eigenen Bedrohungen und Herausforderungen. Die Geschichtsbücher<br />
sind voll von Details über Eroberungskriege,<br />
Flucht, Vertreibung, Auswanderung/ Aussiedlung und Migration.<br />
Sie waren prägend für alle Gemeinschaften und für<br />
jedes Individuum. Alle Religionen kennen und beschreiben<br />
entsprechende Ereignisse als Wegmarken ihrer Entwicklung<br />
(1)<br />
. Fast immer handelte es sich um die Folgen von Naturereignissen<br />
(Klima, Seuchen etc.) oder den Machtansprüchen<br />
einzelner Personen bzw. Gruppierungen mit z.B. religiösen,<br />
wirtschaftspolitischen oder ethnischen Motiven. Aber keine<br />
Zeit ist so sehr davon geprägt wie das 20. Jahrhundert. Und<br />
keine Region so sehr wie das östliche Mitteleuropa. Das<br />
„Lexikon der Vertreibungen“ verzeichnet allein hier zahlreiche<br />
staatlich organisierte und ungezählte „Spontanaktionen“<br />
(Pogrome) zum Vertreibungsgeschehen (2) .<br />
Künftige Bedrohung<br />
Migration - mit allen ungeahnten Auswirkungen und<br />
Sprengkräften wird zum beherrschenden Thema des 21.<br />
Jahrhunderts. Es sind grundlegende Veränderungen zu erwarten,<br />
die sich häufig im Zusammenwirken der o.g. Bedrohungen<br />
gegenseitig verstärken.<br />
Herausforderungen<br />
Wo besteht ein Zusammenhang mit unserer eigenen Geschichte<br />
- individuell und als Deutsche, als ältere oder junge<br />
Menschen? Neben dem physischen Kampf auf Leben und<br />
Tod ist Krieg immer auch ein Ringen um Informationen und<br />
Interpretationen – also um Wörter. Denn Begriffe prägen bewusst<br />
oder unbewusst die Sicht auf die Wirklichkeit. Daher<br />
haben Krieg führende Staaten seit jeher versucht, die eigenen<br />
Standpunkte in der Öffentlichkeit durchzusetzen. Bezeichnend<br />
ist zum Beispiel, dass das Wort „Krieg“ in Russland<br />
verboten ist, wenn der Überfall auf die Ukraine gemeint ist.<br />
Die Bereitschaft zur Wahrheitssuche, d.h. zum Erlernen<br />
und Einüben von Wahrheit und Gerechtigkeit (auch eine<br />
Besinnung auf die Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit,<br />
Tapferkeit und Maß) ist eine dauerhafte Herausforderung.<br />
Nur das erlaubt eine angemessene Beurteilung der<br />
Ereignisse und entsprechendes Handeln. Und dazu gehört<br />
die Frage nach Fluchtursachen, die wir als Bürgerinnen und<br />
Bürger beeinflussen können.<br />
Erich Kerkhoff<br />
Literaturquellen: 1.) In der Bibel z.B. die Flucht der Israeliten aus Ägypten (ca. 1300 v.Chr.),<br />
die babylon. Gefangenschaft (ca. 600 v.Chr.), die Flucht mit dem neugeborenen Jesus nach<br />
Ägypten. 2.) Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung<br />
im Europa des 20. Jahrhunderts. Detlef Brandes Holm Sundhaussen, Stefan Troebst. 3.)<br />
Medico Rundschreiben 01/22 und RomaniPhen – Romnja* Power (romnja-power.de)<br />
Flucht und Vertreibung – mehr als<br />
80 Millionen Opfer weltweit.<br />
2 Fotos: Wikipedia<br />
Biografiearbeit<br />
kann die Frage<br />
beantworten, was<br />
den Menschen<br />
geprägt hat, wie<br />
er wurde der er<br />
ist. Welche Weltanschauung<br />
hat er<br />
im Alter, z.B. bei<br />
Wahlen? Was hat<br />
sein Bildungsniveau<br />
geprägt oder<br />
sein Konsumverhalten?<br />
Gibt<br />
es Ereignisse die<br />
seinen Lebenslauf<br />
unumkehrbar beeinflusst<br />
haben?<br />
Insgesamt kann<br />
die Beschäftigung<br />
Der Europäischen Union droht angesichts der riesigen<br />
Fluchtbewegung aus der Ukraine neuer Streit über die Verteilung<br />
der Schutzsuchenden. Bezeichnend ist schon die<br />
unterschiedliche Wahrnehmung der gegenwärtigen Kriege<br />
und vor allem der Flüchtlinge. Während z.B. kein westlicher<br />
Staat den russischen Kriegseinsatz in Syrien verurteilt,<br />
wird der zerstörerische Überfall auf die Ukraine heftig<br />
sanktioniert. An den östlichen Grenzen Europas werden<br />
Flüchtlinge nach Haut-, Haar- und Augenfarbe sortiert. Vor<br />
allem in Polen gilt die äußerst großzügige Aufnahme von<br />
Geflüchteten fast ausschließlich Menschen europäischer<br />
Herkunft. Viele andere irren seit Wochen in den belarussischen<br />
Wäldern umher und verkommen dort. Mehrere Hunderttausend<br />
Ukrainer haben keine Chance in den Westen<br />
zu kommen. Es handelt sich um Menschen ohne Ausweispapiere,<br />
um Roma und andere Minderheiten ( 3) . . Für die in<br />
Polen ehrenamtlich Engagierten liegt eine Solidarisierung<br />
mit ihren ukrainischen Nachbarn nahe; es sind die Erfahrungen<br />
mit Russland, dem gemeinsamen übermächtigen<br />
Nachbarn.<br />
66 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 67
Gesellschaft<br />
Gesellschaft<br />
Tagebuch des grossen Schreckens<br />
Persönliche Wahrnehmungen aus den ersten Kriegswochen<br />
Donnerstag, 24. Februar 2<strong>02</strong>2<br />
Wer hätte das gedacht, wer hätte damit gerechnet oder es je<br />
für möglich gehalten? Es ist Krieg in der Ukraine, mitten in<br />
Europa! Gegen alle Beteuerungen Putins in den vergangenen<br />
Wochen gegenüber den besorgten westlichen Politikern,<br />
nicht in die Ukraine einmarschieren zu wollen, überfällt die<br />
russische Armee das „Brudervolk“.<br />
Nach dem ersten Schock, einem fassungslosen Luftanhalten,<br />
wird mir bei meinem ersten Gedanken klar, dass dies<br />
gerade in der Heimat meiner Schwiegertochter geschieht.<br />
Ihre Mutter und ihre Großmutter leben dort. Was für eine<br />
ungeheure Belastung für Margo, meine Schwiegertochter<br />
und meinen Sohn. So trifft dieser Angriff uns als Familie<br />
auch direkt. Ich nehme Kontakt zu Margo auf, muss erfahren,<br />
ob sie Kontakt zu ihrer Mutter hat. Was ist dort los? Was<br />
kann man hier tun? Wie kann man helfen? Und wie geht es<br />
ihr selbst in dieser Situation?<br />
Sie meldet sich zurück und schildert, dass ihre Mutter<br />
sich im Bunker gegenüber ihrem Wohnblock in Sicherheit<br />
bringen kann, die Großmutter aber in ihrer Wohnung bleiben<br />
will. Sie ist alt und krank und kann kaum noch laufen.<br />
Die Beiden leben in Charkiw, der zweitgrößten Stadt in der<br />
Ukraine, die offenbar unter besonderem Beschuss liegt. In<br />
der Straße, in der auch Margo aufgewachsen ist, mitten im<br />
Zentrum von Charkiw, sind die Explosionen der Raketenangriffe<br />
zu hören. Zu hören bei jedem Telefonat, dass sie<br />
mit der Mutter führen kann. Es ist schwierig, überhaupt eine<br />
Verbindung zu bekommen.<br />
Sonntag, 27. Februar<br />
Natürlich ist meine Schwiegertochter noch immer beinahe<br />
verrückt vor Sorge. Ich drücke meinen Wunsch und meine<br />
Hoffnung aus, dass das bald zu Ende geht. Aber Margo, die<br />
täglich auch das russische Fernsehen einschaltet, gibt mir<br />
zur Antwort, dass Putin sehr klar und deutlich sagt, was er<br />
vor hat und dass es nicht schnell zu Ende sein wird. Und sie<br />
ist zutiefst entsetzt über das, was er sonst noch an Verleumdungen<br />
und Schmähungen über die Ukraine verbreitet.<br />
Ich rate ihr, sich doch nicht vom russischen Fernsehen<br />
demoralisieren zu lassen und lieber westliche Nachrichten<br />
anzuschauen, die anderes melden. Ja, ich gebe ihr sogar die<br />
Nachricht weiter, dass in Charkiw angeblich die russische<br />
Armee aus der Stadt vertrieben wurde. Das wurde gerade<br />
gemeldet. Ist es aber auch die Wahrheit? Es ist unmöglich,<br />
all die Nachrichten auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Wie<br />
auch? Wem soll man glauben?<br />
Natürlich steht sofort die Frage im Raum, ob Mutter und<br />
Großmutter nicht sofort nach Deutschland kommen können.<br />
Hier wären sie in Sicherheit, aber das ist wohl kein Thema,<br />
weil das für die Großmutter unvorstellbar ist. Sie will nicht,<br />
vielleicht kann sie sich auch wirklich nicht mehr den Strapazen<br />
stellen, die für sie mit einer Flucht verbunden wären. Also<br />
bleibt nur die bange Hoffnung, dass die Beiden heil durch diesen<br />
Krieg kommen – wie auch immer. Und Margo? Sie lebt in<br />
der Furcht, dass sie ihre Mutter und die Großmutter vielleicht<br />
nie mehr lebend sehen wird. Es ist so schrecklich, und es ist<br />
das Schicksal so vieler Menschen dort.<br />
Dienstag, 1. März<br />
Heute, am 6. Tag der Invasion, weiß Margos Mutter nicht, wie<br />
sie sich selbst und auch ihre Mutter mit dem Notwendigsten<br />
versorgen soll. Sie kann nicht aus dem Haus wegen des ständigen<br />
Beschusses. Sie versucht sich zu schützen, indem sie<br />
sich hinter den dicken Mauern des Flurs ihrer kleinen Wohnung<br />
zum Schlafen eine Matratze hingelegt hat, weit weg von<br />
allen Fenstern. So fühlt sie sich sicherer. In den Abendnachrichten<br />
erfahre ich von einer schweren Explosion im Zentrum<br />
von Charkiw am heutigen Vormittag. Genau da, wo die Beiden<br />
leben! Ich rufe meinen Sohn an und erfahre, dass Margo<br />
ihre Mutter erreichen konnte. Sie und auch die Großmutter<br />
sind unverletzt, suchen weiter Schutz in ihren Wohnungen.<br />
Aber was zum immer größer werdenden Problem wird, ist die<br />
Versorgung mit dem Allernötigsten. Es ist kein Essen mehr<br />
da, die Vorräte sind aufgebraucht. Die Läden sind fast leer<br />
und nur noch einer ist überhaupt geöffnet, in fünf Kilometer<br />
Entfernung. Der lange Weg dorthin ist lebensgefährlich. Die<br />
Kämpfe in der Stadt halten an. Was noch zur Verfügung steht,<br />
wird für die eigenen kämpfenden Truppen benötigt. Und was<br />
bringt der nächste Tag? So viele offene Fragen.<br />
Laut den Fernsehberichten bewegt sich inzwischen ein 60<br />
km langer Konvoi von Militärfahrzeugen auf Kiew zu und ist<br />
nur noch 25 km davon entfernt. Margos Mutter ist zerrissen<br />
in einem Zwiespalt. Soll sie sich selbst in Sicherheit bringen<br />
und nach Deutschland zur Tochter auszureisen, aber die eigene<br />
Mutter alleine zurück lassen? Oder soll sie bei ihrer Mutter<br />
ausharren und sich um sie kümmern. Das Risiko für beider<br />
Leib und Leben ist hoch, der Konflikt ist schwer auszuhalten.<br />
Mittwoch, 2. März<br />
Es ist bereits der siebte Tag des Krieges. Angesprochen auf<br />
ihre Meinung zu den Feindseligkeiten in der Ukraine erklärt<br />
mir meine russischstämmige Putzhilfe, dass „die deutschen<br />
Medien nicht die Wahrheit berichten." Sie begründet ihre<br />
Aussage mit einigen in Russland verbreiteten „Wahrheiten.“<br />
Ich bin fassungslos! Da lebt diese durchaus intelligente Frau<br />
seit 20 Jahren in der demokratisch-freiheitlichen Bundesrepublik,<br />
hat einen deutschen Pass und bezieht ihre Informationen<br />
kritiklos aus dem russischen Fernsehen! Ich versuche<br />
ihr klarzumachen, dass ich das genau umgekehrt sehe. Wir<br />
haben eine heiße Diskussion. Immerhin sind wir beide ein-<br />
68 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />
deutig der Meinung, dass jetzt Verhandlungen angesagt sind.<br />
Eine Woche dauert der Krieg inzwischen, und während in<br />
Belarus Vertreter der ukrainischen und russischen Regierungen<br />
in sogenannte Verhandlungen einsteigen, erhöht Putin<br />
weiter seine Angriffe auf die großen Städte, besonders auf<br />
Charkiw. Die Lage für die Menschen dort spitzt sich immer<br />
mehr zu. Ich habe im Augenblick keine Nachricht, ob meine<br />
Schwiegertochter noch Kontakt zu ihrer Mutter hat und wie<br />
deren Situation in Charkiw aussieht.<br />
Donnerstag, 3. März<br />
Achter Tag der Kämpfe. Heute erfahre ich, dass die Mutter<br />
meiner Schwiegertochter sich jetzt doch entschlossen hat, zu<br />
fliehen und mit dem Zug nach Odessa zu fahren. Es ist Margo,<br />
der es gelungen ist, die Großmutter zu überreden, doch<br />
mitzukommen. Jetzt bleibt die Hoffnung, dass der angekündigte<br />
Zug heute auch noch fährt. Zum anderen müssen sie,<br />
laut O-Ton meiner Schwiegertochter: „...erst mal einen Kamikazefahrer<br />
finden, der den Mut hat, die beiden durch den<br />
ständigen Beschuss zum Bahnhof zu bringen.“ Die Bilder in<br />
den Medien zeigen uns, was auf den Bahnhöfen los ist. Wo<br />
noch Züge fahren, herrscht ein unbeschreibliches Gedränge<br />
von Menschen, die alle mitfahren wollen.<br />
Dann erreicht mich die beruhigende Botschaft: die<br />
86-jährige Großmutter, krank und gehbehindert, und ihre<br />
mit dem Nötigsten an Gepäck und Proviant beladene Tochter<br />
haben es bis zum Bahnhof geschafft. In sieben Stunden<br />
soll der Zug kommen. Die nächste befreiende Nachricht<br />
besagt, dass sie nun im Zug sitzen. Angespannt harre ich<br />
auf eine Botschaft, wie die Odyssee der Beiden wohl jetzt<br />
weitergeht.<br />
Freitag, 4. März<br />
Inzwischen sind sie in Odessa angekommen.<br />
Jetzt geht es weiter nach Rumänien. Dann der<br />
Schock! Margo in heller Aufregung: „Sie wollen<br />
die Oma nicht über die Grenze nach Rumänien<br />
lassen, sie hat keinen Auslandsausweis.“<br />
Wir wissen nicht, was nun geschieht, aber es<br />
muss doch eine Möglichkeit geben, sie können<br />
doch die alte Frau nicht einfach ihrem Schicksal<br />
überlassen. Es gibt eine rumänische Hotline<br />
für Flüchtlinge, die versucht Margo, jetzt zu<br />
erreichen. Das ist für heute die letzte Nachricht.<br />
Sonntag, 6. März<br />
Irgendwie scheint Margos Initiative erfolgreich<br />
gewesen zu sein. Sie sind jetzt in Bukarest, der<br />
Hauptstadt Rumäniens, angekommen. Kein<br />
Mensch scheint hier Englisch zu sprechen, die<br />
Beiden sind völlig aufgeschmissen und ratlos.<br />
In der Zwischenzeit haben Thomas und Margo<br />
übers Internet Fahrkarten für die Beiden besorgt,<br />
das war kein Problem. Aber der Transfer<br />
auf Tatjanas Handy schon! Wie kommt sie in<br />
Bukarest ins Internet? Sprachprobleme komplizieren die Suche<br />
nach Hilfe. Wir hoffen, dass sie den durchgehenden Zug<br />
von Bukarest nach Wien mit dem für sie reservierten Platz<br />
im Liegewagen auch erreichen. Wenn alles klappt, steht eine<br />
Freundin in Wien auf dem Bahnhof bereit, sie sicher zu ihrem<br />
Zug nach Frankfurt zu bringen. Und morgen erwartet sie<br />
dann ihre Familie in Frankfurt am Bahnhof.<br />
Am Abend die erlösende Nachricht: Die zwei Frauen<br />
sind im Zug von Bukarest nach Wien, Halleluja! Und morgen<br />
werden sie hier ankommen, in ihrem neuen Domizil bei<br />
Tochter und Enkeltochter, dem Schwiegersohn und dem Urenkel<br />
Jonas. Der spricht zum Glück – dank seiner Mama<br />
– auch Russisch. Große Erleichterung und Freude.<br />
Montag, 7. März<br />
Es wäre ja ein Wunder, wenn bei einer Bahnfahrt alles wirklich<br />
klappen würde! Der „durchgehend nach Wien“ fahrende<br />
Zug landet durch einen „großen Zwischenfall“ in der Nacht<br />
in Budapest. Dank ungarischer Hilfe gelingt es den beiden<br />
Frauen dann aber doch noch irgendwie, in Wien anzukommen.<br />
Dort hat die Freundin viele Stunden lang vergeblich<br />
auf die Beiden gewartet. Es gelingt ihnen, einen anderen<br />
Zug nach Frankfurt erreichen, leider müssen sie noch einmal<br />
in Würzburg umsteigen. Um weiteren Pannen aus dem<br />
Weg zu gehen, wird mein Sohn die Beiden in Würzburg<br />
abholen. Was für ein Stress! Inzwischen sind alle Beteiligten<br />
dieses Dramas mit ihren Kräften und Nerven total am<br />
Ende. Für Margo Grund für die Überlegung, am kommenden<br />
Wochenende Abstand zu nehmen und sich bei mir zu<br />
erholen. Gerne! So kann ich auch einen Beitrag leisten. Das<br />
wäre sicher hilfreich, aber ob sich das verwirklichen lässt,<br />
steht auf einem anderen Blatt. Am Abend endlich die erlösende<br />
Nachricht: sie sind angekommen! Das Selfie
Gesellschaft<br />
meines Sohnes gemeinsam mit den beiden Frauen löst bei<br />
mir spontan Tränen der Erleichterung und Dankbarkeit aus.<br />
Wie sehr dieser Krieg unser aller Leben verändern wird, davon<br />
haben wir schon jetzt einen bitteren Eindruck. Putin<br />
verschärft täglich die Angriffe auf die großen Städte der Ukraine.<br />
Heute wird berichtet, dass einer der Korridore wohl<br />
funktioniert und Menschen in den noch nicht umkämpften<br />
Teil der Westukraine ausreisen können. Über zwei Millionen<br />
Menschen haben das Land inzwischen verlassen.<br />
Mittwoch, 9. März<br />
Heute ist bei mir wieder Putztag. Natürlich erzähle ich meiner<br />
Olga, dass Margos Mutter und Großmutter inzwischen<br />
heil hier angekommen sind. Und sie erzählt mir von ihrer<br />
Schwester in Moskau, die in ihrer kleinen Wohnung inzwischen<br />
15 Menschen beherbergt. Es sind Verwandte, die aus<br />
der Ukraine geflüchtet sind und bei ihr Unterschlupf gesucht<br />
haben. Olga selbst bietet auch ihre Wohnung an für<br />
Freunde, die inzwischen aus der Ukraine nach Moldawien<br />
geflohen sind und in der Nähe ihrer Heimat bleiben wollen,<br />
solange es dort sicher ist. Allen ist die Unsicherheit der Lage<br />
bewusst. In kürzester Zeit kann sich der Konflikt ausweiten.<br />
Es herrscht Angst, auch in unserem anscheinend so sicheren<br />
Land. Putins Drohung, auch atomare Waffen einzusetzen,<br />
zeigt Wirkung, auch die Drohung, seinerseits die Gaslieferungen<br />
zu stoppen. Das setzt die Wirtschaft und die Zivilbevölkerung<br />
in Alarmbereitschaft. Schon haben die Benzin-,<br />
Gas- und Ölpreise nie gekannte Höhen erreicht.<br />
Freitag, 11. März<br />
Margos engste und beste Freundin sitzt mit ihrem 10-jährigen<br />
Sohn im Bombenhagel in Charkiw fest, weil ihre Eltern<br />
nicht zu bewegen sind, fortzugehen. Sie sind nicht einmal<br />
bereit, sich im Keller, im Bunker oder der Tiefgarage in Sicherheit<br />
zu bringen, weil es dort zu kalt ist und aus werweiß-was<br />
für Gründen. So halten sie auch ihre Tochter und<br />
ihren Enkel in der Hölle fest und stehlen ihnen eine sichere<br />
Zukunft. Eine Situation zum Verzweifeln. Vielleicht sind<br />
auch sie noch zu überreden? Margo ist häufig in Verbindung<br />
mit ihrer Freundin. Es wird viel gebetet in dieser Zeit.<br />
Sonntag, 13. März<br />
Achtzehn Tage dauert dieser Krieg schon. Die überstanden<br />
Strapazen machen sich bei unseren beiden Geflüchteten<br />
bemerkbar. Auch die Anspannung bei Margo selbst fordert<br />
ihren Preis, alle sind krank, irgendwie. Aber sie sind in Sicherheit.<br />
Und während die Familie meines Sohnes versucht,<br />
in ihrer neuen Konstellation zu einem tragbaren Rhythmus<br />
im Zusammenleben zu finden, wird die Bombardierung der<br />
ukrainischen Städte immer weiter verstärkt. Ich habe das<br />
Gefühl, die ganze Welt steht Kopf! Tausende Menschen, die<br />
täglich versuchen, über Fluchtkorridore der Hölle zu entfliehen<br />
und so viele Menschen, die ihr Bestes geben, um zu<br />
helfen. Die anfängliche Hoffnung, dieser Krieg könne bald<br />
gestoppt werden, schwindet Tag für Tag.<br />
Donnerstag, 24. März<br />
Der Krieg in der Ukraine ist nun schon seit vier Wochen Realität.<br />
Das Maß der Zerstörung und die Not der Menschen<br />
dort sind unbeschreiblich. Dieser Krieg ist auch in unserem<br />
Alltag angekommen. Die ungeheure Anzahl der Menschen,<br />
die auf der Flucht sind, suchen Zuflucht in den Nachbarländern<br />
und auch bei uns. Viele kommen bei Freunden und<br />
Verwandten unter, aber die meisten wissen nicht wohin. Die<br />
Anforderungen an die Fluchtländer sind groß, und ohne die<br />
vielen Freiwilligen wäre der Ansturm nicht zu bewältigen.<br />
Montag, 4. April<br />
Die Bilder der Kriegsverbrechen in Butscha mit den Leichen<br />
der auf offener Straße hingerichteten Zivilisten sind kaum zu<br />
ertragen. Die Kommentare in den Talkshows am Abend im<br />
Fernsehen irritierten mit ihrem Hin und Her. Auf jede Forderung<br />
nach einem totalen Embargo der Lieferungen von Gas<br />
und Öl folgen Argumente und Erklärungsversuche, warum<br />
wir uns das wegen des Zusammenbrechens der Wirtschaft<br />
und der dann drohenden Arbeitslosigkeit nicht leisten können.<br />
Man hat sie förmlich vor Augen, die Angst, dem eignen Volk<br />
Einschränkungen zuzumuten, die sowieso auf uns zukommen<br />
werden. Etwas verzögert, aber sie werden uns treffen.<br />
Nein, ich beneide die Politiker nicht, die in dieser Situation<br />
Entscheidungen treffen müssen. Laden sie „Schuld“ auf sich,<br />
so oder so? Was wollen, was können sie verantworten?<br />
Freitag, 8. April<br />
Die Nachrichten, die Margo aus der Ukraine erhält, sind<br />
immer dramatischer. Seit zwei Tagen versucht nun endlich<br />
auch ihre Freundin mit Familie Charkiw, das ständig unter<br />
Beschuss ist, zu verlassen. Sie sind mit dem Auto unterwegs<br />
in Richtung Polen. Margo versucht von hier aus, für sie Unterkünfte<br />
für unterwegs per Handy zu organisieren.<br />
Samstag, 10. April<br />
Die Familie hat den gefährlichsten Teil der Strecke unbeschadet<br />
hinter sich gebracht, sie sind an der polnischen Grenze<br />
angekommen. Eine große Herausforderung für den Vater der<br />
Freundin, der nur kurze Strecken zu fahren gewohnt ist. Inzwischen<br />
hat mein Sohn zufällig den Besitzer eines leestehenden<br />
Hauses in ihrer Nachbarschaft auf der Straße getroffen. Das<br />
Haus ist noch nicht verkauft und auch noch nicht vermietet. Es<br />
hat zwei renovierungsbedürftige Wohnungen, welche Chance!<br />
Der Mann erklärt sich bereit, das Haus für die Unterbringung<br />
von Margos Freundin mit ihrem Sohn und ihre Eltern zur Verfügung<br />
zu stellen. Was für eine großartige Fügung!<br />
Montag, 12. April<br />
Die Familie ist angekommen! Für die ersten Tage sind<br />
sie auch bei Margo und Thomas untergebracht, und dann<br />
können sie die zwei Wohnungen in dem angemieteten Haus<br />
in der Nachbarschaft beziehen. Wie sich das Leben für die<br />
sechs aus der Ukraine geflüchteten Menschen hier weiterentwickeln<br />
wird, das ist ein neues Kapitel. Anne Alhäuser<br />
70 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 71
Wiederkehrende Termine<br />
montags:<br />
11.00-12.00 Uhr Seniorengymnastik<br />
mit Anne Freudenberger, Dr.<br />
Ernst-Schuppener-Haus, Stadtteilbüro<br />
Heidenberg, <strong>02</strong>71/23418872<br />
14.00 Montagscafé des DRK–Siegen<br />
Nord e.V., 57076 Siegen-Weidenau,<br />
Schneppenkauten 1, <strong>02</strong>71-76585<br />
18.00 Lese- und Literaturkreis mit<br />
Gustav Rinder, Lebendiges Haus e.V<br />
Siegen, Melanchtonstr. 61, in der<br />
Bibliothek <strong>02</strong>71/7411019<br />
20.30 Tangosalon: Milonga, Tango<br />
Argentino – Gefühle tanzen, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />
Jeden 1. Montag im Monat<br />
14.00-16.00 Kreuztaler Repaircafé,<br />
Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Leipziger<br />
Str. 6 0160 / 97786115<br />
19.00 Trauergruppe der Ambulanten<br />
Hospizhilfe, Stiftung Diakoniestation<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr. 3, <strong>02</strong>732/1<strong>02</strong>8<br />
20.00 Tango Schnupperkurs (bis 21<br />
Uhr), anschließend Tangosalon, Kulturhaus<br />
Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.18<br />
Jeden 2. Montag im Monat<br />
10.00 Trauercafé der Ambulanten<br />
ökumenischen Hospizhilfe Siegen<br />
e.V., „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
Marienborner Str. <strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />
15.15 Montagsgespräch des „Bund<br />
der Vertriebenen“ – Geschäftsstelle<br />
Siegen, Seilereiweg 6 <strong>02</strong>71/82838<br />
18.30 „Anders Altern“ Gruppe für<br />
gleichgeschlechtlich Lebende und Liebende,<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
<strong>02</strong>71/404-2434<br />
Jeden 4. Montag im Monat<br />
14.30 Kaffeekränzchen: AWO-Begegnungsstätte<br />
Siegen, Rosterstr.186<br />
14.30-16.30 Spielenachmittag,<br />
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />
Struthstr. 4, <strong>02</strong>753/507740<br />
Letzter Montag im Monat<br />
18.30 Selbsthilfegruppe Asthma und<br />
Bronchitis „Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
Marienborner Str. 151 <strong>02</strong>737/3308<br />
dienstags:<br />
Jeden 1. Dienstag im Monat<br />
15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />
Struthstraße 4, Information: „Aufwind<br />
Jugendhilfe GmbH“, 0172/4286150<br />
17.00 Treffen der SHG für Hörgeschädigte,<br />
Ev. Martini-Kirchengemeinde<br />
Siegen, St. Johann Str. 7<br />
Brigitte Schmelzer <strong>02</strong>737/93470<br />
Jeden 2. Dienstag im Monat<br />
19.00 Vorwärts-Chor, „Haus Herbstzeitlos“<br />
Si., Marienborner Str. 151<br />
Jeden 3. Dienstag im Monat<br />
15.30-17.00 Smartphone-Treff,<br />
AWO Seniorenzentrum Erndtebrück,<br />
Information: Aufwind Jugendhilfe<br />
GmbH, Julia Trettin 0172/4286150<br />
15.30 Smartphonecafé, Digitale Themennachmittage.<br />
Stadteilbüro FES &<br />
Mehrgenerationenh. Kreuztal, Danziger<br />
Str. 2 <strong>02</strong>732/3790<br />
Jeden 4. Dienstag im Monat<br />
9.00 Smartphonkurs, AWO-Begegnungsstätte<br />
„Rosterberg“ Siegen,<br />
Rosterstr.186 <strong>02</strong>71/3303-603<br />
Jeden letzten Dienstag im Monat<br />
14.30-16.00 Café Auszeit mit der<br />
Gruppe Lebensfreude, Otto-Reiffenrath-Haus<br />
Neunkirchen, Anmeldung <br />
<strong>02</strong>735/767-200 oder b.grosshauslutz@neunkirchen-siegerland.de.<br />
mittwochs:<br />
9.00 Ü55-Fitness, MehrGenerationenhaus,<br />
Stadtteilbüro FES & MGH Kreuztal,<br />
Danziger Str. 2 <strong>02</strong>732/3790<br />
9.00 Wandern, Nordic Walking, ab<br />
Wanderparkplatz Siegen, Rosterstraße,<br />
Günter Dickel <strong>02</strong>71/334566<br />
9.30 Bewegt ÄLTER werden, Fritz-<br />
Fries-Seniorenzentrum der AWO,<br />
Siegen, Rosterstr.186, Klaus Kuhn<br />
<strong>02</strong>71/3303-603<br />
10.00 Wanderungen, ca. 5 km des<br />
„Interkulturelles Seniorennetzwerk<br />
ab Siegerland-Center Weidenau<br />
<strong>02</strong>71/42517 Alfonso López García<br />
13.00-17.00 ALTERAktiv<br />
Fahrrad-Reparatur-Treff Selbsthilfe<br />
Werkstatt Siegen, Sandstraße 20,<br />
Innenhof, Info: Klaus Reifenrath,<br />
0171-8821420<br />
14.00 Hilfen für zu Hause des Diakonischen<br />
Freundeskreises Siegen-Süd,<br />
Diakonie Si.-Eiserfeld, Mühlenstr. 7<br />
14.00-17.00 Taschengel<strong>db</strong>örse<br />
Siegen, MehrGenerationenZentrum,<br />
Martinigemeinde Siegen, St.-Johannstraße<br />
7 <strong>02</strong>71/2346066<br />
15.30 Geselliger Kaffeenachmittag<br />
Lebendiges Haus e.V Siegen, Melanchtonstraße<br />
61 <strong>02</strong>71/2316679<br />
Jeden 1. Mittwoch im Monat<br />
10.00 Trauercafé Regenbogen der<br />
ambulanten Hospizhilfe, Diakonistation<br />
Kreuztal, Ernsdorfstraße 3<br />
<strong>02</strong>732/1<strong>02</strong>8<br />
14.30 Museums-Momente, Führung<br />
für Menschen mit Demenz und ihre<br />
Begleitung, „Museum für Gegenwartskunst“<br />
Siegen, Anmeldung<br />
erforderlich <strong>02</strong>71-4057710<br />
15.00 Seniorennachmittag des Heimatvereins<br />
Burbach-Niederdresselndorf,<br />
Alte Schule <strong>02</strong>73-67726<br />
15.00 Frauenzimmer, Frauencafé des<br />
DRK-Niederschelden, Mudersbach,<br />
Josefstraße 1 <strong>02</strong>71/354962<br />
17.00 Smartphonecafé, Hilfe rund<br />
um Handy Laptop und Co. Stadteilbüro<br />
FES & Mehrgenerationenh. Kreuztal,<br />
Danziger Str. 2 <strong>02</strong>732/3790<br />
19.30 Treffen der Heimatfreunde Trupach,<br />
Kapellenschule Si.-Trupbacher<br />
Str. 34 <strong>02</strong>71/371<strong>02</strong>2<br />
Jeden 2. Mittwoch im Monat<br />
13.00 Wandern mit der Seniorenhilfe<br />
Siegen e.V., „Haus Herbstzeitlos“<br />
Siegen, Gruppe Fritz/Harzer Anmeldung<br />
<strong>02</strong>71/42616<br />
Jeden 3. Mittwoch im Monat<br />
14.30 VDK-Siegen-Treff; Frohe<br />
Runde, Christofferhaus Siegen,<br />
Friedrich-Wilhelm-Str. 118<br />
14.30 Wir tanzen wieder! Für<br />
Menschen mit und ohne Demenz,<br />
Tanzschule „Im Takt“, Netphen-<br />
Dreistiefenb., Dreisbachstr. 24<br />
Anm. <strong>02</strong>71/234178-17<br />
Letzter Mittwoch im Monat<br />
14.00-17.00 Seniorencafé, Mehr-<br />
Generationenhaus, Stadtteilbüro FES<br />
& MGH Kreuztal, Danziger Str. 2 <br />
<strong>02</strong>732/3790 Anmeldung erwünscht<br />
15.00-16.30 Selbsthilfegruppe Frontotemporale<br />
Demenz im Café Auszeit<br />
Kreuztal, Ernsdorfstr. 5<br />
donnerstags:<br />
10.00 -12.00 Seniorenwerkstatt,<br />
des „Interkulturellen Seniorennetzwerkes“.<br />
Spanischsprachige Gemeinde<br />
e.V., kath. Gemeindehaus<br />
Veranstaltungen finden nur statt,<br />
wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />
Siegen, St.-Michaelstraße 3 <br />
<strong>02</strong>71/42517<br />
10-12 Uhr Diakonischer<br />
Freundeskreis Siegen-Süd,<br />
Hilfen für zu Hause, Eiserfeld,<br />
Mühlenstraße<br />
12.30 Kunstpause Öffentliche<br />
Führung durch die Wechselausstellung,<br />
Museum für Gegenwartskunst<br />
Siegen<br />
Jeden 2. Donnerstag<br />
15.00 Selbsthilfegruppe<br />
Mitten im Leben für Menschen<br />
mit Gedächtnisproblemen<br />
KSG-Senioren Wohnanlage<br />
Siegen, Weidenauer Str. 2<strong>02</strong><br />
Jeden 4. Donnerstag<br />
15.00 Trauercafé der Ambulanten<br />
ökum. Hospizhilfe<br />
Siegen e.V., „Haus Herbstzeitlos“<br />
Siegen, Marienborner Str.<br />
151 <strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />
freitags:<br />
15.30 Singkreis Lebendiges<br />
Haus e.V Siegen, Melanchtonstr.<br />
61 <strong>02</strong>71/7032846<br />
17.00 Tanzen ab der Lebensmitte<br />
auch ohne Partner,<br />
TanzZentrum Si.-Geisweid,<br />
Birlenbacher Hütte 16<br />
<strong>02</strong>71/84999<br />
18.00 Wochenschlussandacht<br />
in der Autobahnkirche<br />
Anmeldung unter: Autobahnkirche-Siegerland.de<br />
21.00 Tango Milonga, Café<br />
Basico Kreuztal, Hüttenstraße<br />
30 (vor der Eisenbahnbrücke<br />
links)<br />
Jeden 1. Freitag im Monat<br />
16.00 Reparaturtreff im Gemeindezentrum<br />
„Mittendrin“<br />
Geisweid, Koomanstr. 8<br />
Jeden 2. Freitag im Monat<br />
15.00 Wochenausklang der<br />
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
„Haus Herbstzeitlos“ Siegen,<br />
<strong>02</strong>71/6610335<br />
samstag s:<br />
Jeden 3. Sa. im Monat<br />
9.00-12.00 Repaircafé, Kath.<br />
Gemeindehaus Erndtebrück,<br />
Birkenweg 2 Friederike Oldeleer<br />
<strong>02</strong>759/2149560<br />
13.00 ALTERAktiv Repaircafé,<br />
Mehrgenerationenzentrum<br />
Haus der Martinigemeinde,<br />
St.-Johannstr. 7<br />
0171-8821420<br />
sonntags:<br />
16.00 Öffentliche Führung:<br />
Gemischtes Doppel Museum<br />
für Gegenwartskunst Siegen<br />
20.00 Salsa Fiesta, Café Basico<br />
Kreuztal, Hüttenstraße 30 (von<br />
Siegen vor der Eisenbahnbrücke<br />
links)<br />
Jeden 1. Sonntag<br />
im Monat<br />
14.00 Johannland-Museum<br />
geöffnet, ab 15 Uhr Kaffee<br />
und Kuchen Netphen-Irmgarteichen,<br />
Glockenstr.19<br />
15.00 Führungen im Wodanstollen<br />
Heimatverein<br />
Salchendorf e.V., Neunkirchen,<br />
Arbachstr. 28 a<br />
0170 4770666<br />
15.00 Trauercafé der<br />
Ambulanten ökumenischen<br />
Hospizhilfe Siegen e.V.,<br />
Pfarrheim<br />
Heilig Kreuz Siegen, Im<br />
Kalten Born,<br />
<strong>02</strong>71/236<strong>02</strong>-67<br />
15.00 Führung durch die<br />
Ausstellung Gemischtes<br />
Doppel, „Museum für Gegenwartskunst“<br />
Siegen, Am<br />
Unteren Schloss 1<br />
Jeden 2. Sonntag<br />
im Monat<br />
10.00-12.00 Tausch und<br />
Plausch, Treffen der<br />
Briefmarkenfreunde Netpherland,<br />
Heimatmuseum<br />
Netphen, Lahnstr. 47<br />
<strong>02</strong>737/209527<br />
(W. Lerchstein)<br />
14.30 Sonntagscafé, Alten<br />
Linde Wilnsdorf-Niederdielfen,<br />
Weißtalstr.<br />
15.00 Sonntagscafè, Heimatverein<br />
im Bürgerhaus<br />
Siegen-Niederschelden, Auf<br />
der Burg 15<br />
<strong>02</strong>71/311579<br />
Jeden 3. Sonntag<br />
im Monat<br />
14.30 Kaffeeklatsch im<br />
Heimatverein Salchendorf<br />
e.V., Haus Henrichs Neunkirchen-Salchendorf,<br />
Hindenburgplatz<br />
1<br />
Jeden 4. Sa. im Monat<br />
13.00 Klimawelten<br />
Repaircafé, Florenburg<br />
Hilchenbach, Kirchweg<br />
17 Ingrid Lagemann <br />
<strong>02</strong>733/2366<br />
2/2<strong>02</strong>2 durchblick 73
Info / Tickets:<br />
KulturSiegen.de<br />
Juni<br />
Fr 10. 21:00 World Music (Eröffnung<br />
Siegener Sommer) Rasga Rasga<br />
Sa 11. ca. 18:00 World Music:<br />
Transorient Orchestra<br />
So 12. 16:00 Sonntags um 4:<br />
Uni Big Band<br />
Mi 15. 22:15 Open Air Kino: Contra<br />
Do 16. 19:00 Philharmonie light:<br />
Schubert Oktett<br />
Fr 17. 21:00 World Music:<br />
Marion & Sobo Band & Lulo Reinhardt<br />
Sa 18. 22:15 Open Air Kino<br />
So 19. 16:00 Sonntags um 4:<br />
Fritz Busch Musikschule<br />
20:00 Poetry Highlander Slam<br />
Do 23. 22:15 Open Air Kino<br />
Fr 24. 21:00 World Music:<br />
Las Migas (Barcelona)<br />
Sa 25. 21:00 Die Echse, Figuren-<br />
Comedy mit Michael Hatzius<br />
So 26. 16:00 Sonntags um 4:<br />
Siegener Salonorchester<br />
22:15 Open Air Kino<br />
Do 30. 22:15 Open Air Kino:<br />
Eingeschlossene Gesellschaft<br />
24.6. Las Migas<br />
Das Beste kommt zum Schloss !<br />
Juli<br />
Fr 1. 21:00 Bozen Brass (Italien)<br />
Sa 2. 21:00 Älteste Boygroup der Welt<br />
Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys<br />
So 3. 16:00 Sonntags um 4: Sway<br />
22:15 Open Air Kino<br />
Do 7. 22:00 Open Air Kino:<br />
Wunderschön<br />
Fr 8. 21:00 Musik-Kabarett: Duo Lunatic<br />
Sa 9. 21:00 Ringmasters, A Cappella<br />
So 10. 16:00 Sonntags um 4:<br />
HK Jürgens (Udo Jürgens Cover-Band)<br />
22:00 Open Air Kino<br />
Do 14. 22:00 Open Air Kino<br />
Fr 15. 21:00 Impro-Show, Springmaus<br />
Sa 16. 21:00 PhilosoComedy:<br />
Peter Spielbauer<br />
So 17. 16:00 Sonntags um 4: Schatti<br />
22:00 Open Air Kino<br />
Do 21. 22:00 Open Air Kino<br />
Fr 22. 21:00 A Cappella: Gema 4 (Kuba)<br />
Sa 23. 21:00 Kabarett Kalashnikov (B)<br />
So 24. 16:00 Sonntags um 4:<br />
Rothaarsteig Alphornsolisten<br />
22:00 Open Air Kino: Contra<br />
Do 28. 21:45 Open Air Kino<br />
Fr 29. 21:00 ClownComedy: Gogol&Mäx<br />
Sa 30. 21:00 Soul, Pop & Jazz,<br />
Judith Adarkwah & Mario Mammone<br />
So 31. 16:00 Sonntags um 4:<br />
Jördis Tielsch<br />
21:45 Open Air Kino<br />
2.7. Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys<br />
August<br />
Do 4. 21:30 Open Air Kino: Liebesdings<br />
Fr 5. 21:00 WorldMusic: Gankino Circus<br />
Sa 6. 19:00 Klassik Open Air<br />
Philharmonie light: Blech5@<br />
So 7. 16:00 Sonntags um 4:<br />
Gospel-Generation & Helmut Jost<br />
21:15 Open Air Kino<br />
Do 11. 21:15 Open Air Kino<br />
Fr 12. 21:15 Open Air Kino: Sing 2<br />
Sa 13. 21:15 Open Air Kino<br />
So 14. 16:00 Sonntags um 4:<br />
Die Geininger<br />
21:15 Open Air Kino: Respekt<br />
Do 18. 21:00 Open Air Kino<br />
Fr 19. 19:00 Klassik Philharmonie<br />
light: Quattro Percussioni<br />
Sa 20. 21:00 Open Air Kino<br />
So 21. 16:00 Sonntags um 4:<br />
Herdorfer Dixieland Friends<br />
21:00 Open Air Kino: Elvis<br />
Siegener Stadtfest<br />
Freitag 26. 8. ab 18 Uhr<br />
Samstag 27.8. ab 11 Uhr<br />
Sonntag 28.8. ab 12 Uhr<br />
26.8., 18 Uhr: Stadtfest-Eröffnung<br />
mit Artistik auf dem Scheinerplatz<br />
montags<br />
Veranstaltungen finden nur statt, wenn behördliche Beschränkungen das zulassen.<br />
Haus Herbstzeitlos<br />
Seniorenbegegnungszentrum der Universitätsstadt Siegen<br />
57074 Siegen • Marienborner Straße 151<br />
www.unser-quartier.de/haus-herbstzeitlos-siegen<br />
mittwochs<br />
09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der 09.00 - 10.30 Englisch für Senioren<br />
Stadt Siegen geöffnet<br />
VHS Kurs Z42000-3<br />
10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />
09.00 - 12.00 SeniorenServiceStelle der<br />
Seniorenhilfe Siegen<br />
Stadt Siegen geöffnet<br />
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé 09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
Computertreff<br />
Computertreff<br />
17.00 - 18.00 Tai Chi unter Anleitung 10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
dienstags<br />
10.30 - 12.00 Englisch für Senioren<br />
09.00 - 12.00 ALTERAktiv-Senec@fé,<br />
VHS Kurs Z42001-3<br />
Computertreff<br />
14.00 - 18.00 ALTERAktiv-Senec@fé<br />
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
Computertreff<br />
durchblick geöffnet 15.00 - 17.00 Singen mit der<br />
16.30 - 18.00 Arbeitskr. MitweltZukunft,<br />
Seniorenhilfe Siegen<br />
<strong>02</strong>71 / 404-2434 17.00 - 20.00 Regenbogentreff<br />
(Nur in geraden Wochen)<br />
Spielen und Klönen<br />
19.00 - 22.30 Film und Videoclub<br />
Bushaltestelle: Blumenstraße<br />
Busse ab zentraler Omnibusbahnhof Siegen: B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109.<br />
Auch im Alter ist das Singen eine ideale Freizeitbeschäftigung.<br />
Der Singkreis der Seniorenhilfe Siegen e.V. ist die Gruppe für<br />
alle, die gerne Singen. Wir singen zu unserer Freude, nicht um aufzutreten,<br />
weil bei uns der Spaß im Vordergrund steht und nicht der<br />
Leistungsdruck. Wir singen einstimmige deutsche und auch internationale<br />
Volkslieder. Ein Chor im klassischen Sinne sind wir nicht.<br />
Treffpunkt ist immer mittwochs 15.00 Uhr im großen Gruppenraum,<br />
im Erdgeschoss des „Haus Herbstzeitlos“.<br />
Verwaltung:<br />
Seniorenbeauftragter <strong>02</strong>71 / 404-24 34<br />
ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />
Lesepaten <strong>02</strong>739 / 22 90<br />
Senec@fé <strong>02</strong>71 / 2 50 32 39<br />
durchblick - siegen e.V.<br />
Geschäftsstelle <strong>02</strong>71 / 6 16 47<br />
Redaktion 0171 / 6 20 64 13<br />
Seniorenbeirat <strong>02</strong>71 / 404-22 <strong>02</strong><br />
SeniorenServiceStelle <strong>02</strong>71 / 404-22 38<br />
Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />
Geschäftsstelle <strong>02</strong>71 / 6 61 03 35<br />
Gruppen<br />
Trauercafé <strong>02</strong>71 / 23 6<strong>02</strong>-67<br />
Film- und Video-Club <strong>02</strong>732 / 1 24 60<br />
Selbstverteidigung 0160 / 8 30 18 67<br />
Werkstatt <strong>02</strong>71 / 6 27 76<br />
Englischkurse <strong>02</strong>71 / 404-24 34<br />
donnerstags<br />
09.30 - 10.30 Selbstverteidigung<br />
10.00 - 12.00 Sprechstunde der<br />
Seniorenhilfe Siegen<br />
10.00 - 12.00 Redaktionsbüro des<br />
durchblick geöffnet<br />
11.00 - 12.00 Yoga unter Anleitung<br />
12.15 - 13.15 Yoga auf dem Stuhl<br />
<strong>02</strong>71 / 404-22<strong>02</strong><br />
freitags<br />
10.00 - 11.30 Englisch für Senioren<br />
VHS Kurs ab Herbst 2<strong>02</strong>2<br />
samstags<br />
09.00 - 12.00 Wandergruppe der<br />
Seniorenhilfe Siegen Termine<br />
auf Anfrage <strong>02</strong>71 / 6 43 00<br />
Kostenlose Parkplätze am Haus<br />
Singen hält jung<br />
Die Singgruppe der Seniorenhilfe Siegen e.V. stellt sich vor<br />
Das anschließende gemeinsame Kaffeetrinken in geselliger Runde<br />
ist für die meisten von uns ein weiteres Highlight der Woche.<br />
Hier lassen sich auch neue Bekanntschaften knüpfen.<br />
Einfach vorbeikommen und mitsingen!<br />
74 durchblick 2/2<strong>02</strong>2<br />
2/2<strong>02</strong>2 durchblick 75
1. Mittwoch<br />
17.30 KulturPur30, Flying Bach<br />
Bach trifft Breakdance, Straßenkunst<br />
trifft Konzertsaal, Zelttheater<br />
auf dem Giller<br />
3. Freitag<br />
18.00 KulturPur30, Stand up 30<br />
mit Katie Freudenschuss, Isabell<br />
Meili, Simon & Jan, Quichotte<br />
22.30 Spider Murphy Gang Skandal<br />
im Sperrbezirk, Zelttheater auf dem<br />
Giller in Hilchenbach-Lützel<br />
4. Samstag<br />
17.00 KulturPur30, Alice Merton<br />
S.I.D.E.S.<br />
19.00 BAP Schliesslich Unendlich<br />
22.30 Mono Inc The Book of Fire,<br />
Zelttheater auf dem Giller<br />
5. Sonntag<br />
19.30 KulturPur30, Philharmonie<br />
Südwestfalen Shades of Earth<br />
22.30 Suzi Quatro The Devil in me,<br />
Zelttheater auf dem Giller<br />
6. Montag<br />
17.30 KulturPur30, Bazurto All<br />
Stars, Champeta, Vallenato & Cumbia<br />
live 19.30 Mark Forster, ein außergewöhnliches<br />
Konzertereignis,<br />
Zelttheater auf dem Giller<br />
7. Dienstag<br />
20.00 Hamlet, Schauspiel & Musiktheater,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
9. Donnerstag<br />
19.30 Falscher Hase, Komödie von<br />
David Gieselmann, Bruchwerk Theater<br />
Siegen, Siegbergstraße 1<br />
20.00 Gedenkkonzert am 70 Todestag<br />
von Adolf Busch, mit der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Apollo-Theater<br />
10. Freitag<br />
18.00 Bad Laasphe tafelt! Die<br />
längste Schlemmertafel Wittgensteins<br />
wird erneut gedeckt. Mit Sektempfang<br />
am Altstadtbrunnen<br />
Juni<br />
KulturPur30 Zelttheater auf dem Giller: von Samstag bis Montag umfangreiches<br />
Tages- und OpenAir-Programm für die ganze Familie – umsonst und draußen!<br />
Termine der Freilichtbühne<br />
Freudenberg, Kuhlenberg 34<br />
Foto: René Achenbach<br />
11. Samstag<br />
11.00 Familienfest, mit vielen<br />
Aktivitäten, Forsthaus Hohenroth<br />
Netphen, An der Eisenstr.<br />
20.00 Für immer Tango -<br />
Werke von Astor Piazzolla, capella<br />
cantabilis, Ev. Kirche Hilchenbach,<br />
Kirchplatz 3<br />
20.00 Der zerbrochne Krug,<br />
Apollo-Theater Siegen<br />
12. Sonntag<br />
16.00 KulturFlecken Silberstern<br />
e.V.: Eröffnung des Erfahrungsfeld<br />
der Sinne, Kurpark<br />
Freudenberg<br />
16.00 Sonntagnachmittag um<br />
4 im Schlossgarten Siegen<br />
17.00 Konzert der Philharmonie<br />
Südwestfalen, Aus dem Wiener<br />
Wald, Turmzimmer der Ginsburg<br />
bei Hilchenbach-Lützel<br />
15. Mittwoch<br />
19.30 Einfache Leute, Schauspiel<br />
von Anna Gschnitzer,<br />
Bruchwerk Theater Siegen,<br />
Siegbergstraße 1<br />
16. Donnerstag<br />
19.00 SommerAbendTräume<br />
– Collegium vocale Siegen präsentiert<br />
ein buntes Programm,<br />
rund um die Martini Kirche,<br />
Siegen<br />
17. Freitag<br />
19.00 Historisches Siegerland: Notizen<br />
zu einer Stadt, KrönchenCenter<br />
Siegen, Anmeldung erforderlich!<br />
<strong>02</strong>71 404-3000<br />
19.30 Falscher Hase, Komödie von<br />
David Gieselmann, Bruchwerk Theater<br />
Siegen, Siegbergstraße 1<br />
19. Sonntag<br />
15.00 Konzert: 40 Jahre Uni-Big-Band<br />
Siegen, Jazzed Friends Forsthaus Hohenroth<br />
Netphen, An der Eisenstraße<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
19.30 Kabarett: René Steinberg, Doc<br />
Esser, Lachen und die beste Medizin,<br />
Bürgerhaus am Markt Bad Berleburg,<br />
Marktplatz 1a<br />
23. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
18.30 VHS-Siegen/Siegener Forum:<br />
Landhecken/Befestigungen an<br />
der Grenze des Siegerlandes zu<br />
Kurköln und Wittgenstein, Siegerlandhalle,<br />
Siegen<br />
19.30 vhs.wissen live: Welche Grenzen<br />
brauchen wir? Ethik und Politik<br />
der Migranten, Zoom-Link. Anmeldung<br />
bis 22.06. online oder schriftlich<br />
19.30 Einfache Leute, Schauspiel<br />
von Anna Gschnitzer, Bruchwerk Theater<br />
Siegen, Siegbergstraße 1<br />
20.00 Skandinavische Orgelmusik<br />
des 20. und 21. Jahrhunderts, Martinikirche<br />
Siegen, Grabenstraße 27<br />
24. Freitag<br />
15.00 Wochenausklang der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum<br />
Haus Herbstzeitlos Siegen, Marienborner<br />
Str. 151- mit Anmeldung<br />
Foto: Wikipedia<br />
25. Samstag<br />
14.00 Kammerkätzchen und Pistazienpralinen,<br />
Schauspiel-Stadtführung<br />
Anno 1883, Bad Berleburg,<br />
Treffpunkt: Torhaus des Schlosses<br />
26. Sonntag<br />
17.00 Ausstellungseröffnung Miriam<br />
Cahn, 14. Rubenspreisträgerin<br />
Museum für Gegenwartskunst Siegen<br />
Juli<br />
3. Sonntag<br />
9.00-18.00 Autofreier Sonntag<br />
Siegtal Pur, auf Autostraßen<br />
entlang der Sieg von<br />
Netphen bis Siegburg<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Siegen<br />
4. Montag<br />
19.30 49. Internationale<br />
Musikfestwoche Auf Flügeln<br />
des Gesanges, Schloss<br />
Berleburg, Goetheplatz 8<br />
5. Dienstag<br />
20.00 Julia & Romeo, frei<br />
nach William Shakespeare,<br />
tollMut-Ensemble des Bruchwerk<br />
Theaters, Schlossplatz,<br />
Unteres Schloss Siegen<br />
15.00 Akkordeonorchester Siegerland<br />
spielt im Waldlandhaus,<br />
Forsthaus Hohenroth, Netphen,<br />
An der Eisenstraße<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
19.30 Eine Nichtkammeroper von<br />
Anna Sowa [Uraufführung], Bruchwerk<br />
Theater Siegen, Siegbergstr. 1<br />
Foto: Michał Mikulski<br />
6. Mittwoch<br />
19.30 49. Internationale Musikfestwoche<br />
Das kann uns keiner nehmen,<br />
Schloss Berleburg<br />
7. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus<br />
Herbstzeitlos Siegen-Hain, Marienborner<br />
Str. 151<br />
19.30 49. Internationale Musikfestwoche<br />
Fantasiestücke, Schloss<br />
Berleburg, Goetheplatz 8<br />
9. Samstag<br />
14.00 Henriettes Petitessen, Rokoko-Schauspielführung<br />
rund um<br />
das Schloss, Bad Berleburg<br />
19.30 49. Internationale Musikfestwoche<br />
Kabarett-Figura, Bürgerhaus<br />
am Markt Bad Berleburg<br />
76 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 77
10. Sonntag<br />
10.00-17.00 Tag des Ehrenamts<br />
Vereine und Initiativen aus der Stadt<br />
Siegen stellen sich vor, Bismarckhalle<br />
und Bismarckplatz Si.-Weidenau<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
18.00 49. Internationale Musikfestwoche<br />
auf Schloss Berleburg, Bach<br />
& Sons, Schlossplatz, Goetheplatz 8<br />
20.00 Julia & Romeo, frei nach William<br />
Shakespeare, tollMut-Ensemble<br />
des Bruchwerk Theaters, Schlossplatz,<br />
Unteres Schloss Siegen<br />
12. Dienstag<br />
9.00 WaldSpa-Rundgang mit Astrid<br />
Spielbrink, Wald tut einfach gut!,<br />
ab Güterweg, Siegen-Weidenau<br />
14. Donnerstag<br />
20.00 Messiaen-Abend der Universität<br />
Siegen, Martinikirche Siegen,<br />
Grabenstraße 27<br />
Freitag 12. August ist die<br />
LaBrassBanda in Kreuztal zu sehen.<br />
4. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
6.Samstag<br />
17.00 Ökumenischer Waldgottesdienst:<br />
Bruder Baum, Mitten in der<br />
Natur, Forsthaus Hohenroth Netphen,<br />
An der Eisenstr.<br />
7. Sonntag<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
17.00 Waldgottesdienst auf Hohenroth<br />
Bruder Baum, Mitten in der Natur<br />
– Ökumenisch, Forsthaus Hohenroth<br />
Netphen<br />
12. Freitag<br />
20.00 Kreuztalkultur, LaBrassBanda,<br />
Open Air, Danzn-Tour 2<strong>02</strong>2, Dreslers<br />
Park Kreuztal<br />
Juli<br />
Foto: Wikipedia<br />
Dienstag 12. Juni geht es ab 9 Uhr zum Waldspaziergang mit Astrid Spiebrink.<br />
17. Sonntag<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
21.Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
August<br />
20.00 Julia & Romeo, frei nach William<br />
Shakespeare, tollMut-Ensemble<br />
des Bruchwerk Theaters, Schlossplatz,<br />
Unteres Schloss Siegen<br />
13.Samstag<br />
11.00 Haus Herbstzeitlos - Begegnungsfest<br />
für die ganze Familie,<br />
mit buntem Programm und<br />
kulinarischen Erlebnissen. Die Gruppen<br />
stellen sich vor und laden zum<br />
Mitmachen ein. Haus Herbstzeitlos,<br />
Begenungszentrum der Universitätsstadt<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
23.Samstag<br />
14.00 Graf Casimir und der Stein der<br />
Weisen, Barocke szenische Schauspielführung<br />
Oberstadt Bad Berleburg,<br />
ab Hotel Altes Museum<br />
24. Sonntag (und 31.8.)<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten Siegen<br />
14.00 Kammerkätzchen und Pistazienpralinen,<br />
Bad-Berleburger<br />
Schauspiel-Stadtführung Anno<br />
1883, Bad Berleburg, ab Torhaus des<br />
Schlosses<br />
14. Sonntag<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
20.00 Julia & Romeo, frei nach William<br />
Shakespeare, tollMut-Ensemble<br />
des Bruchwerk Theaters, Schlossplatz,<br />
Unteres Schloss Siegen<br />
18. Donnerstag<br />
14.30 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />
Begegnungszentrum Haus Herbstzeitlos<br />
Siegen, Marienborner Str. 151<br />
21. Sonntag<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
27. Samstag<br />
11.00-23.00 Vogteifest mit Kunsthandwerkermarkt<br />
Burbach, Ginnerbach<br />
14.00 Henriettes Petitessen, Rokoko-Schauspielführung<br />
rund um<br />
das Schloss, Bad Berleburg , Goetheplatz<br />
8<br />
28. Sonntag<br />
16.00 Konzertreihe: Sonntagnachmittag<br />
um 4 im Schlossgarten,<br />
Oberes Schloss Siegen<br />
Natürlich hatte ich schon länger von<br />
Vater abgeschaut und erfragt, wie und<br />
wozu die verschiedenen Hebel, Schalter<br />
und Pedale zu bedienen waren. Manchmal<br />
fragte ich vor einer gemeinsamen<br />
Fahrt, wenn das Auto bereits vor der<br />
Haustür stand, ob ich schon mal den<br />
Autoschlüssel haben und das Auto aufschließen<br />
dürfe. Später habe ich dann<br />
auch schon mal den Motor angelassen.<br />
Selbst als Vater eines Tages feststellte,<br />
dass sein Wagen einige Meter „vorgerückt“<br />
war, hat es keine Standpauke<br />
gegeben, sondern nur die strikte Anweisung:<br />
„Tu das nie mehr, wenn ich<br />
nicht dabei bin!“<br />
Nach Redaktionsschluss<br />
Ordnungswidrige Fahrstunden<br />
Unser Familienauto, ein Mercedes 170 V.<br />
Sonntag 28. August von 11.00 bis 18.00 Uhr:<br />
Vogteifest mit Kunsthandwerkermarkt Burbach, Ginnerbach.<br />
Damals hatte er eine Garage in der<br />
Friedrichstraße in der Nähe seines Geschäfts,<br />
cirka zwei km von unserer Wohnung<br />
entfernt. Um nicht immer abends<br />
nach einem anstrengenden Arbeitstag<br />
sein Auto dorthin fahren und von dort zu<br />
Fuß nach Hause gehen zu müssen, hatte<br />
ihm Herr Löber erlaubt, das Auto nach<br />
Belieben auf dem Hof der Spedition Löber<br />
am oberen Ende unserer Kurzestraße<br />
abzustellen. Ich war hocherfreut und<br />
glücklich, als Vater irgendwann mir den<br />
Autoschlüssel in die Hand drückte, sich<br />
auf den Beifahrersitz setze und sagte:<br />
„Komm, fahr das Auto bei Löbers auf den<br />
Hof.“ Aber er hatte sich eine noch grö-<br />
ßere Überraschung für mich ausgedacht,<br />
als ich ihn auf einer Fahrt nach Eisern zu<br />
Kunden begleiten durfte.<br />
Die Leimbachstraße und die Eiserner<br />
Straße waren noch zweispurig und sehr<br />
eng, das Leimbachstadion noch nicht gebaut.<br />
Am Ortsausgang von Siegen klagte<br />
Vater plötzlich, ihm sei übel, und forderte<br />
mich auf, mich ans Steuer zu setzen und<br />
weiterzufahren. Etwas ängstlich und unsicher<br />
folgte ich seiner „Einladung“. Ihm<br />
fuhr sicher ein ebenso großer Schrecken<br />
in Mark und Bein wie mir, als ebenso<br />
plötzlich uns ein Polizeiauto (damals ein<br />
VW-Käfer in der typischen dunkelgrünen<br />
Farbe mit Blaulicht auf dem Dach) begegnete.<br />
Vater stammelte nur: „Fahr weiter!<br />
Mach dich groß und fahr einfach weiter!“<br />
Ich fuhr (unbehindert) weiter und merkte<br />
erst am Ortseingangsschild von Eisern,<br />
als er ganz ruhig sagte, „So, jetzt wechseln<br />
wir wieder die Plätze!“, dass er nicht<br />
wirklich von Übelkeit übermannt war.<br />
Das war meine erste Fahrstunde, bevor<br />
ich im Sommer 1958 mit Bruder Gerhard<br />
in die Fahrschule von Albert Müller, Weidenau,<br />
ging und Fahrstunden auf dem<br />
obligatorischen „Käfer“ nahm. Als mir<br />
Müllersch Albert die Bedienelemente<br />
erklären wollte und ich jedes Mal sagte<br />
„Das kenn ich schon“, sagte er: „Ja, dann<br />
fahr los.“ Nach wenigen Metern schaute<br />
er mich fragend von der Seite an und<br />
meinte: „Du fährst aber auch nicht zum<br />
ersten Mal!“ Worauf ich kurz erwiderte:<br />
„Das habe ich auch nicht gesagt.“<br />
<br />
Hans-Peter Fries<br />
78 durchblick 2/2<strong>02</strong>2 2/2<strong>02</strong>2 durchblick 79
Sparkasse Siegen wächst weiter<br />
Anhaltend schwierige Rahmenbedingungen gut im Griff<br />
Im Jahr 2<strong>02</strong>1 verzeichnete die Sparkasse<br />
Siegen ein Wachstum im Kundengeschäftsvolumen<br />
(Summe aus Einlagen,<br />
Krediten und Wertpapierbeständen) um<br />
rund 350 Mio. Euro auf nunmehr knapp<br />
8,4 Mrd. Euro. Der Kreditbestand lag<br />
zum Abschluss des Jahres bei 3,5 Mrd.<br />
Euro, das sind noch einmal 136 Mio.<br />
Euro mehr als im Vorjahr. Die Kundeneinlagen<br />
betrugen per 31.12.2<strong>02</strong>1 insgesamt<br />
3,6 Mrd. Euro. Dazu Wilfried Groos,<br />
Vorstandsvorsitzender der Sparkasse<br />
Siegen: „Wir sind dankbar, dass unsere<br />
Kundinnen und Kunden uns erneut so<br />
großes Vertrauen ausgesprochen haben.<br />
Sie haben uns im vergangenen Jahr noch<br />
einmal mehr Geld – in Zahlen knapp<br />
190 Mio. Euro mehr – in Form von Einlagen<br />
anvertraut. Die Menschen der Region<br />
wissen, sie können sich auf ihre Sparkasse<br />
verlassen. Zugleich gibt uns dieses<br />
Vertrauen immer neuen Ansporn, unser<br />
Angebot stetig im Sinne unserer Kundinnen<br />
und Kunden weiterzuentwickeln.“<br />
Im Geschäftsgebiet der Sparkasse Siegen,<br />
das neben Siegen auch Freudenberg,<br />
Hilchenbach, Kreuztal, Netphen<br />
und Wilnsdorf umfasst, leben insgesamt<br />
rund 210.000 Menschen. Mehr als<br />
173.000 von ihnen sind Kundinnen und<br />
Kunden der Sparkasse Siegen. Insgesamt<br />
führt die Sparkasse Siegen für sie<br />
fast 140.000 Girokonten, über 90.000<br />
davon als Onlinevariante. Mehr als 800<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für<br />
die Kundinnen und Kunden im Einsatz.<br />
Pro Jahr führen die Beraterinnen und Berater<br />
über 100.000 Beratungsgespräche.<br />
Die Bilanzsumme der Sparkasse Siegen<br />
per 31.12.2<strong>02</strong>1 betrug 4,6 Mrd. Euro.<br />
Privatkundengeschäft<br />
2<strong>02</strong>1 war, was das Privatkundengeschäft<br />
angeht, ein dreifaches Rekordjahr<br />
für die Sparkasse Siegen. „Wir<br />
haben noch nie so viele private Baufinanzierungen<br />
und so viele Fondssparverträge<br />
abgeschlossen und auch mehr<br />
Anrufe unserer Kundinnen und Kunden<br />
entgegengenommen als jemals zuvor“,<br />
beschreibt Vorstandsmitglied Tillmann<br />
Reusch das vergangene Jahr.<br />
Beim regelmäßigen Fondssparen wurde<br />
mit über 11.500 Neuabschlüssen<br />
ein Bestandszuwachs von 6.500 Sparverträgen<br />
erreicht. Zusammen mit den<br />
fondsgebundenen Versicherungslösungen<br />
ist der Bestand damit auf insgesamt<br />
32.000 Verträge gewachsen.<br />
Montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr,<br />
sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des telefonischen Kundenservicecenters<br />
für finanzielle Anliegen aller Art<br />
erreichbar. Im Jahr 2<strong>02</strong>1 gingen insgesamt<br />
mehr als 450.000 Anrufe im Kundenservicecenter<br />
ein, das sind 16 Prozent<br />
mehr als 2<strong>02</strong>0.<br />
Ganz besonders freute sich die Sparkasse<br />
Siegen auch in diesem Zusammenhang<br />
über den ersten Platz im Rahmen<br />
des „7. Siegener Kundenspiegels“.<br />
In allen drei Einzelkategorien belegte<br />
die Sparkasse Siegen unter den acht<br />
getesteten Banken vor Ort den ersten<br />
Platz und schnitt neben einer hohen Zufriedenheit<br />
mit Preis und Leistung besonders<br />
gut ab bei der Bewertung von<br />
Freundlichkeit und Beratungsqualität.<br />
Die neuen S-Vita Kontomodelle beinhalten<br />
zahlreiche Mehrwerte und<br />
zusätzliche Services, zum Beispiel „S-<br />
Cashback“, im Rahmen dessen bei<br />
Bezahlvorgängen mit der Sparkassen-<br />
Card bei teilnehmenden Händlern eine<br />
Rückvergütung gezahlt wird. Auch sehr<br />
gefragt bei den Sparkassenkunden ist<br />
der „S-Trust“, die digitale Cloud mit Sicherheit<br />
in Sparkassenqualität. Darin<br />
sind wichtige private Dokumente, Urkunden<br />
und Ausweispapiere sicher hinterlegt<br />
und von überall aus erreichbar.<br />
Im Jahr 2<strong>02</strong>1 eröffnete die Sparkasse<br />
Siegen nach einiger Umbauzeit ihre neu<br />
gestaltete Filiale in Hilchenbach-Dahlbruch.<br />
In der modernen, hell gestalteten<br />
Filiale – übrigens mit Solardach<br />
– bietet die Sparkasse neben ergänzenden<br />
digitalen Möglichkeiten auch<br />
den klassischen Weg der persönlichen<br />
Beratung an. „Wir sind und bleiben auf<br />
allen Wegen erreichbar: persönlich in<br />
der Filiale, am Telefon oder per E-Mail,<br />
Chat oder Videoberatung“, unterstreicht<br />
Tillmann Reusch. Die Sparkasse Siegen<br />
betreibt über 40 Standorte für Beratung<br />
und SB-Service in Siegen, Freudenberg,<br />
Hilchenbach, Kreuztal und Netphen und<br />
unterhält damit weiterhin das dichteste<br />
Filialnetz in der Region.<br />
Digitalisierung<br />
Die meistfrequentierte Filiale der Sparkasse<br />
Siegen befindet sich im Netz: Über<br />
90.000 Kundinnen und Kunden der Sparkasse<br />
Siegen nutzen die Internetfiliale<br />
sowie das Onlinebanking. Durchschnittlich<br />
besuchen 22.000 Kundinnen und<br />
Kunden pro Tag die digitale Filiale. Allerdings<br />
läuft die „S-App“, jüngst von Stiftung<br />
Warentest ausgezeichnet als beste<br />
Banking-App Deutschlands, der Internetfiliale<br />
mit großen Schritten den Rang ab.<br />
Auch das mobile Bezahlen ist weiterhin<br />
auf dem Vormarsch. „Während der<br />
Pandemie haben viele, auch ältere Kundinnen<br />
und Kunden das kontaktlose Bezahlen<br />
für sich entdeckt, mit Karte oder<br />
auch mit Smartphone und Smartwatch.<br />
Insgesamt bezahlten unsere Kunden in<br />
2<strong>02</strong>1 fast 12 Mio. mal auf digitalem Weg<br />
ohne Bargeld und drei Viertel dieser Zahlungen<br />
werden kontaktlos abgewickelt“,<br />
beschreibt Günter Zimmermann. „Bargeld<br />
tritt dahinter deutlich zurück. Und<br />
auch im E-Commerce, dem Bezahlen im<br />
Internet, hat sich unsere neue Sparkassen-Card<br />
mit der zusätzlichen Funktion<br />
einer Debit-Karte bewährt“. Onlineüberweisungen<br />
werden ebenfalls inzwischen<br />
deutlich häufiger ausgeführt als beleghafte.<br />
Insgesamt führte die Sparkasse<br />
Siegen im vergangenen Jahr über<br />
8,2 Mio. Überweisungen aus, dabei<br />
kommt nur noch ein kleiner Teil als Papierbeleg.<br />
Die Anzahl der Bargeldabhebungen<br />
ist in den letzten zwei Jahren um<br />
fast ein Drittel zurückgegangen.<br />
Geldanlage und Wertpapiere<br />
„Tatsache ist und bleibt auch weiterhin,<br />
dass Zinsanlagen, egal ob für ein großes<br />
oder eher kleines Vermögen, keinen nennenswerteren<br />
Ertrag bringen als kurzfristige<br />
Einlagen auf einem Spar- oder dem<br />
Girokonto. Inzwischen nagt außerdem<br />
die erhöhte Inflation an der Kaufkraft des<br />
vorhandenen Vermögens“, beschreibt<br />
Vorstandsmitglied Burkhard Braach die<br />
Auswirkungen der anhaltenden Niedrigzinsphase.<br />
„Wenn das Geld also nur auf<br />
dem Konto liegen bleibt, erfährt es einen<br />
realen Wertverlust. Wir raten unseren<br />
Kundinnen und Kunden daher unbedingt<br />
dazu, dieses Geld sinnvoll zu investieren.<br />
Je nach Anlegerpräferenz in Wertpapierfonds,<br />
Immobilienfonds, Immobilien<br />
oder Versicherungslösungen.“<br />
Nachhaltigkeit<br />
Die Sparkasse Siegen hat ihr Portfolio<br />
in den Jahren 2<strong>02</strong>0 und 2<strong>02</strong>1 durch<br />
vielfältige nachhaltige Wertpapierprodukte<br />
ergänzt. „Unsere Kundinnen und<br />
Kunden greifen das Thema Nachhaltigkeit<br />
bei ihren Wertpapieranlagen immer<br />
öfter auf und auch wir sprechen es in<br />
jedem unserer Beratungsgespräche aktiv<br />
an. Ungefähr jede zweite Fondsanlage<br />
erfolgt schon heute in nachhaltigen<br />
Produkten“, beschreibt Braach. Außerdem<br />
wird das bisher sehr papierlastige<br />
Wertpapiergeschäft mit Abrechnungen,<br />
Depotauszügen und vielen notwendigen<br />
Produktunterlagen mit der Nutzung des<br />
elektronischen Postfaches deutlich umweltschonender.<br />
Wir haben interne Nachhaltigkeitsziele<br />
verankert und eine Selbstverpflichtungserklärung<br />
unterzeichnet, wonach<br />
wir im Jahr 2030 klimaneutral arbeiten<br />
wollen.<br />
Immobiliengeschäft<br />
Während der Pandemie mit Quarantäne-<br />
und Lockdownzeiten haben viele<br />
Menschen noch stärker als bisher ihre<br />
eigenen vier Wände oder den Wunsch<br />
danach in den Fokus genommen. Im ImmobilienCenter<br />
der Sparkasse Siegen erhalten<br />
sie alles aus einer Hand: von der<br />
Kaufvermittlung bis hin zur Finanzierung<br />
und Absicherung ihres Hauses oder ihrer<br />
Eigentumswohnung. Dabei wurden zwei<br />
durch Corona verstärkte Trends deutlich:<br />
Immobilien mit Garten sind in der Prioritätenliste<br />
nach oben gewandert. Und:<br />
Durch die vermehrte Nutzungsmöglichkeit<br />
von Homeoffice sind Immobilien in<br />
ländlichen Lagen mit guter Glasfaseranbindung<br />
deutlich attraktiver geworden.<br />
Versicherungsgeschäft<br />
Im Versicherungsgeschäft stieg die<br />
Nachfrage nach Absicherung, Vorsorge<br />
und Vermögensschutz weiter – wohl<br />
zum einen befördert durch die anhaltende<br />
Pandemie, zum anderen sicherlich<br />
auch beeinflusst durch die Eindrücke<br />
der Flutkatastrophe im Ahrtal, bei<br />
der viele Menschen nicht nur Hab und<br />
Gut, sondern auch ihr Leben verloren<br />
haben. Um zumindest in finanzieller<br />
Hinsicht abgesichert zu sein, empfiehlt<br />
die Sparkasse neben der klassischen<br />
Absicherung von Risiken (Hausrat, Haftpflicht,<br />
Berufsunfähigkeit, Rechtsschutz<br />
etc.) eine Vorsorge in Form von Versicherungsprodukten<br />
mit regelmäßigem,<br />
kapitalmarktnahem Sparen.<br />
Spenden, Sponsoring<br />
Zu Beginn des Jahres 2<strong>02</strong>1, als die<br />
Impfzentren gerade ihre Türen öffneten,<br />
erklärte sich die Sparkasse bereit, in<br />
Kooperation mit dem DRK Kreisverband<br />
Siegen-Wittgenstein Begleitungen und<br />
Fahrten zu den Impfungen für diejenigen<br />
Menschen bereitzustellen, die dabei auf<br />
Unterstützung und Hilfe angewiesen sein<br />
würden. Dr. Nadine Uebe-Emden: „Für<br />
viele, vorwiegend ältere und hilfsbedürftige<br />
Menschen, die allein leben, stellten<br />
die Organisation eines Impftermins und<br />
die Fahrt zum Impfzentrum ein großes<br />
Problem dar. Wir haben nach einer Möglichkeit<br />
gesucht, schnell und unbürokratisch<br />
zu helfen und haben mit dem DRK<br />
den idealen Kooperationspartner gefunden.“<br />
Die Sparkasse stellte für die umfangreichen<br />
begleitenden Maßnahmen<br />
rund um die Impftermine eine Spende in<br />
Höhe von 55.000 Euro bereit.<br />
Viele Sportveranstaltungen, kulturelle<br />
Events und Vereinsfeste konnten auch<br />
2<strong>02</strong>1 pandemiebedingt nicht stattfinden.<br />
Um den Vereinen und gemeinnützigen<br />
Einrichtungen in ihrem Geschäftsgebiet<br />
eine finanzielle Unterstützung zuteil<br />
werden zu lassen, konzipierte die Sparkasse<br />
Siegen im Jahr 2<strong>02</strong>0 die vorweihnachtliche<br />
Spendenaktion „Adventswunder“.<br />
Aufgrund der großen positiven<br />
Resonanz entschied sich die Sparkasse,<br />
die Vereine der Region 2<strong>02</strong>1 erneut<br />
aufzurufen, eine Adventskugel zu<br />
gestalten und damit an der Auslosung<br />
der Spenden teilzunehmen. Über 500<br />
wunderschön gestaltete Kugeln wurden<br />
abgegeben. Am Ende konnten sich 206<br />
Anzeige<br />
Vereine über eine Spende in Höhe von<br />
je 500 Euro freuen, es wurden 103.000<br />
Euro im Rahmen von Adventswunder<br />
vergeben. Im vergangenen Jahr stellte<br />
die Sparkasse Siegen insgesamt über<br />
4,5 Mio. Euro an Spenden, Sponsoring<br />
und Stiftungsmitteln zur Verfügung.<br />
Stiftungsgeschäft<br />
In unserem Stiftungsservice in der Villa<br />
Ruhfus in der Oranienstraße betreuen wir<br />
inzwischen 39 gemeinnützige Stiftungen<br />
mit einem Gesamtvolumen von rund 62<br />
Mio. Euro. Aufgrund der stetig wachsenden<br />
Nachfrage in Bezug auf individuelle<br />
und ganz persönliche Beratung bringt der<br />
Stiftungsservice der Sparkasse Siegen<br />
nun einen neuen Leistungskatalog mit<br />
einem erweiterten Angebotsspektrum<br />
heraus. Der Stiftungsservice vernetzt<br />
die Akteure und Akteurinnen untereinander,<br />
bringt Stifter mit Projektpartnern ins<br />
Gespräch, berät bei der Satzungserstellung<br />
und begleitet bei der Errichtung einer<br />
Stiftung. Mit der Sparkassenstiftung<br />
„Zukunft“ und der Stiftung der Sparkasse<br />
Siegen für Kunst und Kultur unterhält<br />
die Sparkasse Siegen zudem zwei eigene<br />
Stiftungen, die langfristig, dauerhaft und<br />
nachhaltig Projekte in der Region fördern.<br />
Im vergangenen Jahr wurden Spenden<br />
in Höhe von 143.000 Euro aus Stiftungsmitteln<br />
bereitgestellt.<br />
Ausblick<br />
Zum Schluss gab Wilfried Groos noch<br />
einen kurzen Ausblick: „Wenn sich nun<br />
die pandemische Lage entspannt und<br />
die damit verbunden Beeinträchtigungen<br />
sich sukzessive auflösen, wird sich die<br />
Wirtschaft insgesamt erholen. Auch die<br />
Aktienmärkte werden davon profitieren.<br />
Unsere regionalen Unternehmen haben<br />
sich als robust und resilient erwiesen, die<br />
Pandemie hat wenig zu Erschütterungen<br />
geführt. Wir sind davon überzeugt, dass<br />
wir den Strukturwandel in unserer Region<br />
sinnvoll und nachhaltig begleiten können<br />
und wir haben großes Zutrauen in<br />
die Zukunft.“<br />
•
Unterhaltung / Impressum<br />
Es fiel uns auf, …<br />
…dass man der Lebensweise „hara hachi bu“ ein außergewöhnlich<br />
hohes Lebensalter verdankt. Das Dorf Ögimi<br />
im Norden der japanischen Inselgruppe Okinawa ist für die<br />
Langlebigkeit seiner Bevölkerung bekannt. Viele der Einwohner<br />
sind älter als 90, manche sogar über 100. Wissenschaftler<br />
machen dafür die traditionelle Ernährung nach dem<br />
Grundsatz „hara hachi bu“ verantwortlich, wörtlich übersetzt<br />
„acht Teile von zehn voll“. Sobald der Magen zu vier Fünfteln<br />
voll ist, wird mit dem Essen aufgehört.<br />
…dass immer mehr Menschen zwei Knochen mehr<br />
haben. Wissenschaftler des Imperial College London<br />
konnten durch die Auswertung von mehr als 21000 Studien<br />
der letzten 150 Jahre erkennen, dass ein etwa zwei<br />
Zentimeter großer Knochen am Knie heute dreimal so<br />
häufig vorkommt wie noch vor hundert Jahren. Als Grund<br />
dafür vermutet man Änderungen der Ernährung und des<br />
Wachstums. Somit haben immer mehr Menschen 208 statt<br />
206 Knochen.<br />
…dass Frauen Operationen oft besser überstehen als<br />
Männer. Nach Operationen kommt es zum Glück äußerst<br />
selten zu Komplikationen. Wird eine Behandlung auf der<br />
Intensivstation nötig, haben Frauen eine deutlich höhere<br />
Überlebenschance als Männer. Das fanden Forscher der TU<br />
München in einer Studie für Patienten zwischen 40 und 80<br />
Jahren heraus. Eine mögliche Erklärung dafür ist der gesündere<br />
Lebensstil vieler Frauen.<br />
homa<br />
Gedächtnistraining – Lösungen von Seite 00<br />
Rätsel rund um Blumen: 2 und 5 stimmen nicht. Reihenfolgen<br />
am Flughafen: 1. D – B – C – A; 2. B – C – D – A; 3.<br />
D – A – C – B; 4. B – D – A – C; 5. C – D – A – B; 6. A – D<br />
– C – B; 7. C – B – A – D. Berühmte Persönlichkeiten: 1.<br />
Gruppe Schriftsteller: (Sebastian Fitzek, Tristan Irle, Ken Follet,<br />
Frank Schätzing, Daniel Wolf). 2. Gruppe Politiker: (Olaf<br />
Scholz, Robert Habeck, Hildegard Hamm-Brücher, Claudia<br />
Roth, Rita Süssmuth). 3. Gruppe<br />
Schlagersänger: (Hildegard Knef,<br />
Helene Fischer, Andreas Gabalier,<br />
Juliane Werding, Drafi Deutscher).<br />
4. Gruppe Maler: (Auguste Renoir,<br />
Henri Matisse, Albrecht Dürer, Peter<br />
Paul Rubens, Paul Klee). 5. Gruppe<br />
Erfinder: (Käthe Paulus, James Watt,<br />
Albert Einstein, Philipp Reis, Gottlieb<br />
Daimler). Suchbild: Grille.<br />
Zu guter Letzt:<br />
Leben ist riskanter<br />
und sehr viel interessanter<br />
als alles, was du<br />
online siehst<br />
und stumm auf deinem<br />
Bildschirm liest.<br />
Lebensecht<br />
Was echt passiert im<br />
Jetzt und Hier,<br />
kommt nicht mit einem<br />
Klick zu dir.<br />
Jörn Heller<br />
aus „Nur mal so“<br />
durch<br />
blick<br />
Gemeinnützige Seniorenzeitschrift<br />
für Siegen und Siegen-Wittgenstein<br />
Herausgeber:<br />
durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />
Telefon <strong>02</strong>71 / 6 16 47, Mobil: 0171 / 6 20 64 13<br />
E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />
Internet: www.durchblick-siegen.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
1. und 3. Dienstag im Monat auch von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Redaktion:<br />
Anne Alhäuser, Hans Amely (Seniorenbeirat), Ulla D'Amico, Ingrid<br />
Drabe (Veranstaltungen), Friedhelm Eickhoff (ViSdP), Eva-Maria<br />
Herrmann (stellv. Redaktionsleiterin), Erna Homolla, Erich Kerkhoff,<br />
Adelheid Knabe, Sigrid Kobsch, Horst Mahle, Rita Petri (Nachrichten),<br />
Tessie Reeh, Helga Siebel-Achenbach, Tilla-Ute Schöllchen, Ulli Weber.<br />
Bildredaktion:<br />
Thomas Benauer, Rita Petri (Ltg.), Tessie Reeh, Nicole Scherzberg<br />
Bildnachweise: Sofern am Objekt nicht angegeben, stammen die<br />
veröffentlichten Bilder von den Autoren, bzw. den Veranstaltern.<br />
Lektorat:<br />
Anne Eickhoff, Gertrud Hein-Eickhoff, Horst Mahle, Jörgen Meister,<br />
Dieter Moll.<br />
Internet:<br />
Thomas Benauer, Thomas Greiner, Nicole Scherzberg.<br />
An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />
Dr. Wolfgang Bauch, Adele von Bünau, Sonja Dörr, Prof. Hans-Peter<br />
Fries, Ernst Göckus, Bettina Großhaus-Lutz, Jörn Heller, Dr. Karin<br />
Kolb, Regina Krüger, Marion Laupert, Wilfried Lerchstein, Andrea<br />
Müller, Gudrun Neuser, Bernadette von Plettenberg, Bärbel Raabe,<br />
Hartmut Reeh, Volker Reichmann, Andreas Richter, Andreas<br />
Schmidt, Ulrich Schöllchen, Ulla Schreiber, Bruno Steuber,<br />
Heinz Stötzel.<br />
Gestaltung und Herstellung:<br />
Nicole Scherzberg, Friedhelm Eickhoff.<br />
Anzeigenanfrage:<br />
durchblick-siegen e.V. Telefon 0171 / 6 20 64 13 oder <strong>02</strong>71 / 6 16 47<br />
E-Mail: anzeigen@durchblick-siegen.de Es gilt die Preisliste 12/2015<br />
(www.durchblick-siegen.de/Mediadaten)<br />
Druck: rewi-Druck Wissen<br />
Erscheinungsweise:<br />
März, Juni, September, Dezember<br />
Gedruckt auf<br />
PEFC zertifiziertem<br />
Papier<br />
Verteilung:<br />
Hans Amely, Gerd Bombien, Herbert Dielmann, Nadine Gerhard,<br />
Erika Graff, Maximilian Großhaus-Lutz, Arndt Hensel, Wolfgang von<br />
Keutz, Olaf Kurz, Jörn Lagemann, Oliver Mahle, Günter Matthes-<br />
Arongagbor, Jörgen Meister (Ltg.), Marion Ortmann, Wolfgang<br />
Paesler, Karin Piotrowski, Birgit Rabanus, Christel Schmidt-Hufer,<br />
Hans-Rüdiger Schmidt, Renate Titze, Rüdiger Zimmermann und<br />
alle Redakteure<br />
Der durchblick liegt im gesamten Kreisgebiet kostenlos aus: in Sparkassen,<br />
Apotheken, Arztpraxen, Buchhandlungen und Geschäften des<br />
täglichen Bedarfs, in der City-Galerie, Läden des Siegerlandzentrums,<br />
bei unseren Anzeigenkunden, in öffentlichen Gebäuden, vielen sozialen<br />
Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in Rathäusern<br />
und Senioren-Service-Stellen des Kreises Siegen-Wittgenstein, sowie<br />
eingeheftet in den Zeitschriftenmappen des „Lesezirkel Siegerland“.<br />
Der durchblick ist kostenlos. Für die Postzustellung werden für vier Ausgaben<br />
jährlich 10,00 € ins Inland bzw. 16,00 € ins Ausland berechnet.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge und<br />
Leserbriefe zu kürzen. Bei Nichtveröffentlichung von unverlangt eingesandten<br />
Beiträgen erfolgt keine Benachrichtigung. Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />
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