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Frühling 2021

Achtsamkeit heilt.

Achtsamkeit in

der Familie

Besser als Wellness : Waldbaden

stärkt unseren Körper

Heilpflanzen

bei Stress



Liebe Leserinnen

und Leser

Ein neuer erblühender Frühling

und Sommer steht uns bevor. Wir

hoffen mit dieser Zeitungsausgabe

von una können wir euch ein Stück

den stressigen Alltag erleichtern.

Wir zeigen euch wie man mit mehr

Achtsamkeit im Alltag ruhe findet.

Die Arbeit und die Familie strapazieren des

öfteren unsere Nerven, daher widmet sich diese

Ausgabe der Selbstliebe. Wir wollen verdeutlichen,

dass es selbst in stressigen Zeiten wichtig

ist, sich Zeit für sich zu nehmen. Wir zeigen dir

passend dazu Kräuter und Hausmittel, die für

mehr Ruhe im täglichen Leben sorgen sollen.

Außerdem werden noch andere Mittel und Wege

vorgestellt, wie du mehr Platz für dich schaffen

kannst. Also mach es dir gemütlich und schmöker

ein bisschen durch diese Ausgabe.

3


Inhalt

Die Welt und ich

Achtsamkeit in der Familie 7

„Sich vom Leid anderer überwältigen zu

lassen hilft niemandem“ 12

Emotionsforscher Barnow über den Umgang

mit Katastrophennachrichten, die Akzeptanz

unangenehmer Gefühle und Mitgefühl, welches

nicht belastet.

Ein Date mit dir selbst 18

Die goldenen Regeln des Ausmisten 23

4


Kräuterwissen

Heilpflanzen bei Stress 28

Mädesüß, das pflanzliche Aspirin 32

Das Rosengewächs fasziniert im Frühsommer

mit zarten Blütenrispen und süßem, mandelartigem

Duft. Seine Heilkraft ist lange bekannt.

Lavendel 36

Besser als Wellness : Waldbaden

stärkt unseren Körper 39

Der Natur entgegen 44

Urlaub auf vier Rädern liegt im Trend.

Wie sehr man auf dem Weg in die Natur

derselben schadet, liegt im Detail.

Rezepte

Hausmittel bei Migräne 48

Lavendelblüten-Tee 49

Lavendelblüten-Ölauszug 49

Waldudler 50

Brennnesselsuppe 51

Waldspinat mit Kartoffeln 52

Veranstaltungen der Saison

5


6


Achtsamkeit in

der Familie

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge

hinzunehmen, die ich nicht ändern

kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich

ändern kann, und die Weisheit, das

eine vom anderen zu unterscheiden.“

(R. Niebuhr)

Das Gedicht veranschaulicht, welche Grundhaltung

mit Achtsamkeit geübt werden kann. Bei

der Achtsamkeit geht es darum, die Aufmerksamkeit

auf die gegenwärtigen Erfahrungen zu

richten, ohne diese zu bewerten. Die aktuellen

Umstänge kann schnell dazu führen, mit den

Einschränkungen und Gegebenheiten zu hadern

und die Verbindung zu sich oder den Familienmitgliedern

zu verlieren. Die Herausforderungen

in den Familien sind extrem groß. Dies kann zu

Stresssymptomen führen. Umso wichtiger ist es,

den Blick immer wieder nach innen zu richten,

sich zu zentrieren und präsent zu bleiben. Aus

der Forschung wissen wir, dass das Üben von

Achtsamkeit : den Stress lindert, das psychische

Wohlbefinden fördert, Angst- und depressivem

Erleben entgegenwirkt. Zudem zeigen Studien

eine Verbesserung der Immunfunktion durch

Achtsamkeit – was aktuell nicht schadet. Kinder

und Jugendliche können auf vielfältige Weise

profitieren : Das Üben von Achtsamkeit führt zu

einer Verbesserung zentraler Denkleistungen,

wie Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis,

welche für schulisches Lernen wichtig sind.

7


Achtsamer Umgang mit sich selbst

Wenn es besonders stressig wird, vergessen wir oft,

uns um uns selbst zu kümmern. Es geht jetzt nicht

darum, weitere „Übungen“ zu machen und sich

dafür extra Zeit zu nehmen, denn diese fehlt den

Familien aktuell an allen Ecken und Enden. Es geht

vielmehr darum, die Dinge, die wir sowieso tun,

in einer bewussteren Haltung auszuführen : wie

das Duschen oder Zähneputzen am Morgen (und

dabei nicht bereits den Tag innerlich zu planen).

Gönnen Sie sich den ersten Kaffee oder Tee am

Morgen in Ruhe – vielleicht sogar, bevor der Rest

der Familie wach ist. Es kann hilfreich sein, sich ein

paar Minuten alleine in der Natur (im Garten, oder

auch nur auf dem Balkon) aufzuhalten. Wenn Sie

eine „Praxis“ für sich haben (z. B. Yoga, Meditation

oder auch Joggen, Musizieren, Malen), achten Sie

aktuell besonders darauf, diese in Ihren Tagesablauf

einzuplanen. Schaffen Sie sich bewusst Freiräume,

auch wenn es aktuell in der Familie wenig davon

gibt. Seien Sie freundlich mit sich selbst, wenn es

mal nicht so gut läuft und es in der Familie „kracht“.

Gerade in herausfordernden Zeiten ist es wichtig,

sich Fehler zu verzeihen und gütig zu sich und den

anderen zu sein.

8


Achtsamer Umgang mit den Kindern

Kinder sind Meister der Achtsamkeit, wenn sie

zum Beispiel spielen, basteln, singen, malen. Wir

können die Kinder darin unterstützen, indem

wir Ihnen diese Räume ganz bewusst schaffen.

Die Natur ist ebenfalls ein wunderbarer Ort, um

gemeinsam mit den Kindern zu üben, präsent

zu sein, z. B. indem wir den Vögeln lauschen,

Blumen bewundern, Steine befühlen oder den

Regen auf dem Gesicht spüren. Kinder springen

in der Regel sofort drauf an, wenn wir ihre Sinne

wecken – ganz besonders in der Natur. Auch

das gemeinsame Essen kann als Achtsamkeitsübung

dienen, indem wir uns ohne Medien,

ohne Ablenkung mit allen Sinnen dem Essen

widmen („Wie sieht das Essen aus ? Wie riecht

es ? Wie genau schmeckt es ? Wie fühlt es sich im

Mund an ?“). Zudem gibt es viele kleine Glücksmomente

des Alltags – das gemeinsame Lachen,

die Sonnenstrahlen oder das gemalte Bild. Es

geht auch darum, diese Momente – bei allem

Schweren und Anstrengenden – wahrzunehmen

und wertzuschätzen. Je nach Alter der Kinder ist

es auch möglich am Abend zu reflektieren, was an

dem Tag schön war, oder wofür man dankbar ist.

Achtsames Kommunizieren

Wenn Sie sich mit Ihren Familienmitgliedern

austauschen, achten Sie drauf, dies nicht immer

zwischen Tür und Angel zu tun. Es ist wichtig,

dass es immer mal wieder Momente am Tag gibt,

wo Sie dem Anderen wirklich zuhören, ohne

innerlich bereits woanders zu sein. Besonders für

Kinder ist es zentral, dass ihnen aktiv zugehört

wird – also mit Neugierde, ohne zu bewerten und

auch ohne direkt auf das Gesagte zu reagieren.

Bei Schulkindern kann es besonders hilfreich

sein, die Hausaufgaben in Ruhe zu besprechen

und auch immer wieder mal zu hören, wie es

denn gerade läuft. Achten Sie auch darauf, das

Thema Corona entsprechend zu kommunizieren,

und ihrem Kind dabei möglichst Vertrauen und

Sicherheit entgegenzubringen.

9


Fazit : Achtsamkeit im Alltag nutzen

• Morgenübung im Bett: Sammeln Sie sich am

Morgen noch im Bett, z. B. räkeln und strecken

Sie sich oder atmen 3 x tief durch.

• Nutzen Sie die Essenszeiten mit der Familie:

Essen Sie mit allen Sinnen, ohne Medien.

• Nutzen Sie Ihren Körper als Anker: bewusst

duschen oder Zähne putzen.

• Nutzen Sie Ihren Atem als Anker: z. B. bevor

Sie den Computer hochfahren ein paar tiefe

Atemzüge nehmen.

• Nutzen Sie Warte-Situationen als Übung

zur Sammlung: z. B. wenn das Anziehen Ihres

Kindes länger dauert oder während einer

Schlange im Supermarkt.

• Nutzen Sie den Weg zur Arbeit / zum Einkaufen

zur Sammlung. „Wie genau fühlt sich

das Laufen an ? Was begegnet mir Schönes auf

dem Weg ?“

• Gehen Sie mit den Kindern nach draußen :

Steine, Blumen oder Regen spüren oder

lauschen, was alles in der Natur zu hören ist

• Reflektieren Sie vor dem Einschlafen (evtl.

mit den Kindern) : „Was war heute schön ?

Wofür bin ich dankbar ?“

10


11


„Sich vom Leid anderer

überwältigen zu lassen

hilft niemandem“

Sven Barnow über den Umgang mit

Katastrophennachrichten, die Akzeptanz

unangenehmer Gefühle und Mitgefühl,

das nicht belastet.

12


Professor Barnow, lassen Sie sich persönlich

leicht von den Gefühlen anderer

Menschen anstecken ?

Ein Beispiel : Mir saß vor einiger Zeit in einem

Cafe ein Mann gegenüber, der eigentlich nichts

Besonderes tat. Trotzdem überfiel mich, während

ich ihn beobachtete, eine gewisse Traurigkeit.

Ich spürte, dass es ihm nicht gutging. In so einem

Moment hat es natürlich keinen Sinn, sich in das

Gefühl zu stark hineinzubegeben. Es geht mehr

darum, diese emotionale Ansteckung wahrzunehmen

und zu verstehen, was da emotional in

einem abläuft. Aber dann sollte man einen Schritt

zurücktreten und überlegen : Ist das jetzt mein

Part ? Anschließend kann man seine Aufmerksamkeit

auch wieder woanders hinlenken.

In letzter Zeit waren wir von beunruhigenden

Nachrichten umzingelt.

Wir sollten praktizieren, was in der Verhaltenstherapie

„Stimuluskontrolle“ genannt wird : Wie

viel lasse ich von außen an mich ran ? Muss ich

jede News lesen ? News-Apps sind nicht nur

darauf ausgelegt, uns zu informieren, sondern

vor allem darauf, uns zu emotionalisieren. Viele

unterschätzen das. Wir gieren nach vielen neuen

Informationen, weil das den Alltag auflockert.

Aber wenn man sich mit etwas mehr Achtsamkeit

begegnet, merkt man vielleicht : Eigentlich tut

mir das nicht gut und trotzdem tue ich es immer

wieder. Man kann sich dieser Emotionalisierung

entziehen indem man etwa den Mailclient und

die News auf dem Handy ausstellt, so dass man

nicht alle zehn Minuten News checkt, sondern

sich auf bestimmte Tageszeiten beschränkt.

Und wenn ich nun doch beunruhigt bin ?

Wichtig ist, negative Gefühle nicht gleich zu

unterdrücken. Wenn ich dazu neige, weil ich

glaube, sie nicht aushalten zu können, dann bin

ich immer in der Abwehr. Negative Gefühle gehören

genauso zum Leben wie Freude, Glück und

Zufriedenheit. Es ist hilfreich, zu akzeptieren,

dass ich auch mal ängstlich oder traurig bin oder

dass mir manchmal nichts zu gelingen scheint.

Dass ich auch mal dramatisiere und mich dann

wieder zurücknehme. Standessen sollte man

sie, sofern es die Situation erlaubt erst einmal

wahrnehmen und akzeptieren. Die Stoiker haben

uns beispielsweise empfohlen, zwischen einer

Emotion und der Reaktion immer eine zeitliche

Lücke zu lassen. Das verhindert, dass wir zu

schnell und spontan reagieren und uns Gefühle

wie Wut, Ärger und Angst zu stark lenken.

Hilft es, positiv zu denken ?

Die meisten Menschen glauben, dass es ihnen

helfe, wenn sie sich beispielsweise sagen, dass

alles schon irgendwie gut wird : Das schaffst du

schon ! Allerdings haben solche Parolen eher

selten den gewünschten Effekt oder nur kurzfristig.

Eine wirksamere Methode zur Emotionsregulation

ist die Neubewertung. Ein Beispiel :

Wenn ich mit jemandem zu tun habe, der sehr

13


cholerisch ist, und es gibt immer wieder Ärger

mit dieser Person, dann hilft es nichts, wenn

ich das herunterspiele und denke : „So schlimm

ist es ja nun auch wieder nicht.“ Hilfreicher ist,

wenn ich mich in denjenigen hineinversetze und

verstehe, dass er selbst ja am meisten unter sich

leidet. Denn niemand ist glücklich, während er

sich ärgert oder voller Zorn ist. Es geht also um

einen Perspektivwechsel. Dann wird es weniger

persönlich und ich lenke meine Aufmerksamkeit

auf andere Informationen, die ich bisher nicht

bedacht habe. Dann kann ich das Verhalten auch

besser akzeptieren.

Sie raten zur Akzeptanz.

Was kennzeichnet diese Haltung ?

Viele meinen, Unglück passiere nur anderen

Leuten, aber nicht ihnen selbst. Krebs oder einen

schweren Verlauf bei einer Coronainfektion

kriegen immer nur die anderen. Wenn ich so eine

Haltung einnehme, bin ich natürlich geschockt,

wenn es dann doch passiert. Akzeptanz bedeutet,

dass ich auch negative Gefühle und das damit

verbundene Leiden annehmen kann. Die Gefühle

gehen dadurch nicht weg und es geht mir

auch nicht gleich besser. Aber ich sage nicht

mehr, es darf nicht sein : Warum gerade ich ? Das

ist der erste Schritt zu einer akzeptierenden

inneren Haltung, die – wie eine Studie unserer

Arbeitsgruppe gezeigt hat – gerade im höheren

Lebensalter psychische Probleme abpuffert.

Eine weitere Strategie : Problemlösen.

Was unterscheidet es vom Grübeln ?

Beim Grübeln kreist man immer wieder um

ähnliche Gedanken, ohne zu einer Lösung zu

kommen. Das ist eine Endlosschleife. Man

grübelt über die Vergangenheit und die Zukunft

nach, dabei fokussiert man auf mögliche Gefahren

: Es könnte dies, es könnte jenes passieren.

Handeln wird dadurch unmöglich. Dagegen

greift der Problemlösungsprozess die Emotion

auf und fokussiert dann auf Lösungsmöglichkeiten,

die man konkret angehen kann.

14


Wie können wir trotz des großen Leids in

der Welt unsere Empathie bewahren ?

Es gibt Empathie, die uns stresst, wir können

uns in diesem Fall vom Leid anderer Menschen

nicht abgrenzen. Das hilft jedoch niemandem,

auch den Betroffenen nicht. Wenn ich mir

plastisch vorstelle, was die Menschen in einem

Krisengebiet durchmachen, ohne dass es eine

Lösung gibt, kann ich mich nur hilflos fühlen.

Die Welt erscheint mir dann als schlecht und

ich kann so wenig tun. Aber es gibt auch eine

Empathie, die mich nicht belastet. Das ist

vergleichbar mit dem Konzept des Mitgefühls

im Buddhismus. Damit ist eine akzeptierende,

empathische Grundhaltung gemeint : Wir sehen

das Leid der anderen und fühlen dies auch, aber

das bedeutet nicht, dass wir uns von diesen Gefühlen

anstecken lassen. Dadurch stumpfen wir

nicht ab, werden aber auch nicht emotional überwältigt.

Anschließend kann ich mir überlegen,

was ich tun kann, um dieses Leid in der Welt

abzumildern. Das kann auch etwas Kleines sein :

Ich strenge mich im Beruf an, ich bin freundlich

zu Leuten. Man kann versuchen, etwas Gutes in

die Welt hineinzutragen indem man selbst kein

Leid verursacht.

15


16


Mach Platz

für dich !

17


Ein Date mit dir selbst

Besonders in hektischen Zeiten ist es oft schwer, die Verbindung mit dir selbst zu pflegen. Wie schnell

schaltet man in den Automatik-Modus und funktioniert nur noch. Eigene Bedürfnisse werden zurück

gestellt und Signale des Körpers und der Seele nach Ruhe und Erholung ignoriert. Wenn du das lange

genug tust, läufst du irgendwann ein wenig wie ein Zombie durchs Leben. So ein Zustand führt in

vielen Fällen zum Burnout, wenn er lange genug andauert. Das Gefühl, die Verbindung zu dir selbst

und deinem Leben verloren zu haben, lässt dich nämlich über kurz oder lang depressiv werden. Aber

so weit muss es ja nicht kommen ! Du kannst tatsächlich ganz einfach dafür sorgen, dass du mit dir

selbst gut verbunden bleibst.

Ein Date mit dir selbst

Wichtig ist nur, dass diese Zeit ganz allein dir

gehört. Und damit meine ich auch kein Facebook

oder andere Social Media. Kein Fernseher, der

dich von dir selbst ablenkt. Und auch beim Lesen

bin ich pingelig. Bücher und Artikel können

natürlich etwas in dir anstoßen und dich weiter

bringen. Bei diesem Date mit dir selbst geht es

mir um etwas Anderes. Es geht um das, was du

denkst und fühlst. Es geht darum, wie es dir

geht und was dich beschäftigt. Darum, was du

für Wünsche und Träume hast und was dich

vielleicht auch gerade in deinem Leben stört. Es

geht eben einfach nur um dich. Bei einem Date

mit einem anderen Menschen würdest du dich ja

auch nur für dein Gegenüber interessieren und

nicht lesen, oder ? Und genau darum geht es : In

dieser speziellen Ich-Zeit interessierst du dich

bewusst mal nur für dich selbst ! Ein paar Minuten

am Tag oder vielleicht eine halbe Stunde ist

schon einmal ein guter Anfang. Du kannst damit

tun, was sich gerade gut anfühlt. Und wenn das

einfach nur da sitzen und nichts tun ist, dann

mach genau das. Ideen über Effektivität haben

hier nämlich nichts verloren.

18


Eine Seite im Journal schreiben

Tagebuch schreiben oder auch Journaling, wie es

heute gerne genannt wird, ist eine sehr gute Gelegenheit,

deinen inneren Status zu reflektieren.

Schnapp dir einfach ein leeres Notizbuch oder

ein eigens dafür angeschafftes schönes Buch mit

leeren Seiten und schreibe eine halbe Stunde

lang auf, was dir in den Sinn kommt. Oder du

nimmst dir vor, jeden Tag eine Seite mit den

Gedanken des Tages zu füllen. Es ist nicht nötig,

dabei den guten alten „Liebes Tagebuch“-Stil zu

nutzen, aber natürlich kannst du das tun, wenn

es sich für dich richtig anfühlt. Wenn du einfach

aufschreibst, was dir gerade durch den Kopf

spukt, erfährst du eine Menge über dich selbst.

Was dich gerade beschäftigt hat so einen festen

Ort in deinem Tagesablauf und wird von dir

wahrgenommen. Wenn du das zu einer täglichen

Routine ausbaust, wirst du dich mit der Zeit

richtig gut kennen lernen. Aber auch wenn du nur

ab und zu deine Gedanken schriftlich festhältst,

wirst du Entwicklungen und immer wieder

kehrende Themen, die vielleicht mehr Aufmerksamkeit

in deinem Leben verdienen, leichter

ausmachen können. Der Kopf ist danach frei und

kann sich mit anderen Dingen befassen.

19


Atmen

Bewusstes Atmen kann ungemein entspannend

sein, aber nicht nur das allein. Wenn du deine

Gedanken ganz auf deinen Atem konzentrierst,

huschen sie nicht einfach mit dir davon und du

bleibst im Hier und Jetzt. Der Atem ist sozusagen

dein Anker und dein Kopf wird klar und frei

von Sorgen für eine Weile. Kein Auswerten der

Vergangenheit und keine Planung für die Zukunft.

Einfach nur im Augenblick existieren und

atmen. Einige Zeit so bewusst zu atmen kann ein

wunderbarer Auftakt für deine Zeit mit dir selbst

sein. Es mag dir am Anfang vielleicht schwer

fallen, nur zu atmen und an nichts anderes zu

denken. Konzentriere dich einfach auf die Dinge,

die du beim Atmen spüren kannst : Fühle, wie

die Luft beim Einatmen kühl in deine Nase

einströmt und beim Ausatmen warm deinen

Körper verlässt. Spüre, wie sich deine Rippen

beim Einatmen dehnen und wieder entspannen.

Wie sich dein Bauch erst hebt und dann senkt.

Und versuche dabei nicht, in einem bestimmten

Rhythmus zu atmen. Lass deinen Atem einfach

nur kommen und gehen. Manchen Menschen

hilft es auch, wenn sie beim Einatmen bewusst

„Ein“ denken und beim Ausatmen dann „Aus“.

Oder du kannst auch deine Atemzüge gedank-

lich mitzählen. Vermutlich werden dir dabei

andere Gedanken kommen, die dich wieder von

deinem Atem weg führen. Dann nimm ruhig

wahr, worum sie sich drehen. Und kehre wieder

mit deiner Aufmerksamkeit zu deinem Atem

zurück. Immer und immer wieder. Irgendwann

versteht dein Kopf dann, dass jetzt nicht die Zeit

ist, über die Vergangenheit oder das Morgen

nachzudenken. Hast du eine Weile so bewusst

geatmet, wirst du mit einer tiefen inneren Ruhe

belohnt und kannst dich noch viel besser dir

selbst widmen.

Träumen

Tagträume verunsichern viele Menschen. Wenn

sie sich dabei ertappen, dass sie minutenlang vor

sich hin gestarrt haben und mit den Gedanken

irgendwo waren, wo es schön ist oder sie sich

am Ziel ihrer Wünsche sahen. Dann stellt sich

schnell ein schlechtes Gewissen ein, weil man

ja Zeit vergeudet hat mit „nichts“ tun. Stimmt

nicht. Träumen ist nicht nichts tun. Träume

bringen dich nämlich weiter. Sie zeigen dir, was

du dir wünschst und wo du dich gerne sehen

20


würdest. Sie malen Bilder von deinem idealen

Leben oder zeigen dir Ziele, die zu erreichen du

dir im tiefsten Inneren wünschst. Du kannst

deine Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen

viel klarer erkennen, wenn du dir Zeit nimmst,

einfach mal vor dich hin zu träumen. Vielleicht

gibt es Bilder, die immer wieder auftauchen und

denen du dann auch wirklich nachgehen willst.

Dankbar sein

Manche nutzen ihr Tagebuch dafür : Das

Dankbarkeits‐Journal. Dabei werden jeden Tag

die Ereignisse, kleinen Dinge des Lebens und

Momente notiert, für die man dankbar ist. Besonders

wenn du gerade eine eher pessimistische

Phase hast, ist das eine sehr gute Übung. Sie

öffnet den Blick wieder für die schönen Seiten

des Lebens. Und wenn du das regelmäßig machst,

bessert sich deine Stimmung tatsächlich enorm.

Am besten funktioniert das, wenn du im Vorfeld

eine Anzahl festlegst. Zum Beispiel kannst du

das Ganze mit „5 Dinge, für die ich dankbar bin“

überschreiben. Es erfordert an manchen Tagen

schon wirklich intensives Nachdenken, bis

einem einfällt, was einem alles so Gutes begegnet

am Tag. Und ja – es sind vor allem die kleinen

Dinge, die hier zählen. Vielleicht hat dir jemand

21


geholfen oder dich einfach nur angelächelt. Oder

du hattest einen ruhigen und entspannten Tag

ohne Katastrophen. All dies sind Dinge, für die

du dankbar sein kannst. Wenn sich deine Liste

dann mehr und mehr füllt, wirst du merken, dass

du schon beginnst, die Welt mit etwas offeneren

Augen zu sehen. Und je öfter du diese kleine

Übung machst, umso mehr wirst du die schönen

Dinge in deinem Leben auch entdecken.

Die Wohlfühl-Liste hervor holen

Manchmal möchte man einfach nur auftanken.

Ich habe mir für diesen Fall extra eine kleine

Liste mit Dingen, die mir gut tun, erstellt. Dinge,

von denen ich weiß, dass sie mir Kraft geben

oder mich kolossal entspannen. Das kann ein

heißes Bad sein und mich danach so richtig

von Kopf bis Fuß pflegen. Oder eine bestimmte

Teesorte genüsslich und in Ruhe bei Kerzenlicht

trinken. Mir etwas richtig leckeres kochen oder

mit meiner Katze auf dem Bauch auf dem Sofa

liegen und träumen. Ich denke, du kennst auch

ein paar Dinge, von denen du weißt, dass sie

dir so richtig gut tun. Manchmal fallen sie dir

aber nicht gut ein, wenn du gerade gestresst bist

oder zu viel im Kopf hast. Schreib sie dir deshalb

einfach auf eine Liste und hole sie dann hervor,

wenn du es dir bei deinem Date mit dir selbst

einfach nur richtig gut gehen lassen willst. Und

dann tu von diesen Dingen, wonach dir gerade

ist. Mach deine Zeit mit dir zu etwas Besonderem.

Ich hoffe, es war etwas für dich dabei, das dir

Lust zum Ausprobieren gemacht hat. Vielleicht

sind dir beim Lesen auch völlig andere Ideen für

deine Me-Time gekommen. Dann probiere sie

einfach mal aus. Schau, wie es dir damit geht. Es

gibt natürlich kein Richtig und kein Falsch dabei.

Das ist schließlich deine ganz persönliche Zeit.

Wichtig ist eigentlich nur eines : Dass du eine

gute Zeit mit dir selbst hast !

22


Die goldenen Regeln

des Ausmisten

Von Zeit zu Zeit kommen wir alle an

einen Punkt, an dem wir ausmisten

müssen. Mit diesen simplen Regeln ist

das Ausmisten nicht mehr länger eine

lästige Aufgabe. Im Gegenteil – Man

freut sich fast schon darauf, wenn mal

sich mal wieder eine neue Ecke, oder

eine neue Schublade vornehmen kann.

23


Niemals unter Zeitdruck ausmisten

Wenn du vernünftig ausmisten willst, dann

nimm dir Zeit dafür und setze dich auf gar keinen

Fall unter Zeitdruck. Für das Entrümpeln und

ganz besonders auch für die Entscheidung, was

bleiben darf und was gehen muss, brauchst du

deine volle Konzentration und Ruhe. Lege das

Ausmisten daher am besten auf einen Tag, an

dem du absolut keine Termine hast und an dem

es völlig egal ist, ob du eine Stunde mehr oder

weniger brauchst. So hast du die nötige Zeit und

Ruhe, um dich zu konzentrieren.

Keine Musik hören

In vielen Ratgebern heißt es, dass Hausarbeit jeglicher

Art mit Musik viel leichter von der Hand

geht. Und es stimmt : Mit Musik ist vieles schöner.

Zum Ausmisten solltest du aber trotzdem keine

Musik hören. Und auch keine Hörbücher und

keine Podcasts. Ohne Musik kannst du dich sehr

viel besser konzentieren und ich selbst bilde mir

ein, dass ich ohne Musik sehr viel leichter fühle,

welche Gegenstände weg können und welche

nicht. Also, keine Musik beim Ausmisten.

Unbedingt alleine ausmisten

Zu zweit machen viele Dinge mehr Spaß. Ausmisten

und Entrümpeln gehört definitiv nicht

dazu. Es gibt wirklich kaum etwas Schlimmeres,

als eine Sache zu zweit auszumisten. Wenn du

dir eine zweite (oder dritte, oder vierte) Person

dazu holst, werde ihr euch früher oder später

gegenseitig im Weg stehen, euch gegenseitig

ablenken und im schlimmsten Fall habt ihr

am Ende auch noch einen Handfesten streit

darüber, was weg kann und was nicht. Versuche

daher wirklich alleine auszumisten. Du wirst

sehr viel schneller voran kommen und klarere

Entscheidungen treffen können.

Nicht zu viel vornehmen

Auch wenn du am Anfang noch voller Tatendrang

bist, denk immer daran : richtiges Ausmisten ist

anstrengend. Nach einiger Zeit wirst du ohne

Zweifel an einen Punkt kommen, an dem du zu

erschöpft bist, um weiter zu machen. Da wäre

es doch super, wenn du schon eigentlich schon

so gut wie fertig wärst und nicht noch die halbe

Bude vor dir hast. Nimm dir also kleine Steps vor

und nicht gleich die komplette Wohnung auf

einmal. Eine Unterteilung nach Zimmern wäre

beispielsweise sinnvoll.

Ähnliche Dinge aussortieren

Miste nicht querbeet aus, sondern mach dir im

Vorfeld einen Plan, was du ausmisten willst. Entweder

du nimmst dir einen Raum komplett vor

oder du mistet wohnungsübergreifende Dinge

aus (z. B. alle gelesenen Zeitschriften, alle Winterklamotte,

alle alten CDs etc.). Damit vermeidest

du, dass du dich zwischendrin verzettelst und

ein noch größeres Chaos anrichtest. Außerdem

siehst du so schneller Ergebnisse und bleibst

eher am Ball.

24


Nichts ausmisten, was nicht dir gehört

Ein persönlicher Besitz steht über allem. Ob ein

Gegenstand weg kann oder bleiben darf entscheidet

einzig und allein der Besitzer. Vergreife

dich niemals an Dingen, die dir nicht gehören.

Im Zweifelsfall packe solche Dinge Beiseite und

frag den Besitzer, was damit passieren soll. Es sei

denn du hast Lust auf einen richtig bösen Streit.

25


Entscheidungen treffen

Zugegeben, oft ist es schwer, sich für oder gegen

etwas zu entscheiden. Zum Glück gibt es ein paar

ganz einfache Faustregeln an die du dich halten

kannst, wenn es darum geht, einen Gegenstand

auszusortieren oder zu behalten.

Aussortieren :

• Wenn der Gegenstand kaputt ist. Das gilt

auch für Klamotten die zu klein sind oder

Löcher haben !

• Wenn du gar nicht mehr wusstest, dass du

den Gegenstand hast und nicht mega happy

darüber bist, ihn wieder gefunden zu haben.

• Wenn du den Gegenstand doppelt hast, was

oft in der Küche der Fall ist.

• Wenn du den Gegenstand doof findest und

ihn nur hast, weil er ein Geschenk war.

Behalten :

• Wenn es dich glücklich macht, den Gegenstand

zu besitzen und dein Herz daran hängt.

• Wenn dir der Gegenstand gar nicht selbst

gehört. In dem Fall einfach dem Besitzer

zurück geben.

• Wenn es sich um einen Gebrauchsgegenstand

handelt, der regelmäßig in Benutzung ist

26


Aussortierte Dinge entsorgen

Ausmisten ist die eine Sache – die ausgemisteten

Gegenstände danach aber auch wirklich zu entsorgen

eine ganz Andere. Lasse die Dinge nicht

zu lange irgendwo rumstehen. Was ausgemistet

wurde, kommt schnellstmöglich weg.

Was kaputt ist oder definitiv nicht mehr weitergegeben

werden kann, landet im Müll. Für

alles andere kannst du, neue Besitzer zu finden.

Entweder du verkaufst die Sachen über Ebay,

Second Hand Laden, Flohmarkt etc., verschenkst

sie. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass du die

Sachen an eine wohltätige Organisation spendest.

27


Heilpflanzen

bei Stress

Entspannen, durchatmen und zur Ruhe

kommen – das fällt vielen Menschen

schwer. Die Heilpflanzenexpertin Stella

Reimers weiß, welche Kräuter bei der

Stressbewältigung helfen können.

28


„Stress ist zu einem Bestandteil unseres Alltags

geworden. Solange er nur kurzzeitig auftritt, gibt

es keinen Grund zur Beunruhigung“, erklärt die

Pflanzenexpertin Stella Reimers, die in Kisdorf

(Schleswig-Holstein) als Heilpraktikerin für

Psychotherapie arbeitet. Für unsere Urahnen war

Stress sogar überlebensnotwendig, weil er in

einer bedrohlichen Situation Energien für die

Flucht oder einen Kampf bereitstellte : Der Herzschlag

erhöht sich, der Sauerstoffumsatz. steigt,

Fettreserven werden verfügbar gemacht, das

Schmerzempfinden sinkt und das Immunsystem

arbeitet nur noch auf Sparflamme.

Auf die Dauer macht Stress jedoch krank. Wer

permanent unter Druck steht und nicht mehr zur

Ruhe kommt, gefährdet sowohl seine körperliche

als auch seine seelische Gesundheit. Die Folgen

sind vielfältig und hängen von der individuellen

Konstitution ab : Sie reichen von Bluthochdruck,

Kopfschmerzen, Migräne, Verspannungen,

Magenschmerzen, Verdauungsproblemen, Schlafstörungen

und Krankheitsanfälligkeit bis hin

zu dem sogenannten Burnout-Syndrom, Niedergeschlagenheit,

Ängsten und Depressionen.

Gut für das Wohlbefinden

„Es gibt eine ganze Reihe von Heilkräutern, die in

hektischen Phasen die geistige und körperliche

Erholung unterstützen und Symptome wie

Nervosität, Gereiztheit, Migräne oder mangelnde

Konzentrationsfähigkeit mildern. Das beseitigt

zwar nicht die Ursachen für den Stress, verschafft

aber etwas Abstand. Und letztendlich eine etwas

entspanntere Haltung natürlich auch wesentlich

dabei, mit Stresssituationen besser umzugehen“,

erläutert die Physiotherapeutin. Viele dieser

„Anti-Stress-Kräuter“ finden wir im Kräuterpark

Stolpe an der Holsteinischen Schweiz, wo Stella

Reimers verschiedene Kurse für interessierte

Laien gibt und in fortlaufenden Wochenendseminaren

zukünftige Heilpflanzenexpertinnen

ausbildet. Im Apothekengarten weisen Beetstecker

den Weg zu Lavendel und Melisse – den

Klassikern unter den Heilkräutern, die bei

Anspannung, Stress und Nervosität unterstützen.

Johanniskraut und Rose haben sich ebenfalls

als stabilisierende und harmonisierende Helfer

bewährt. „Manchmal tun bei Stress aber auch

belebende Heilkräuter gut – beispielsweise,

wenn dadurch bedingt Erschöpfung, Antriebsschwäche

oder mangelnde Konzentrationsfähig-

29


keit auftreten. Dann stehen solche Pflanzen im

Vordergrund“, erklärt die Sozialpädagogin, als

sie Rosmarin und Eisenkraut entdeckt.

Herzstärkender Weißdorn

Viele Menschen bekommen Kopfschmerzen oder

Migräne, wenn sie ständig unter Druck stehen.

Linderung kann eine beruhigende und krampflösende

Tinktur verschaffen, die mit Lavendel

und Mutterkraut angesetzt wird. Letzteres stand

schon im Mittelalter in hohem Ansehen und

wächst heute noch in vielen Gärten – aber seine

Heilkräfte sind in Vergessenheit geraten. Auch

den Weißdorn hat man vor Hunderten von Jahren

schon sehr geschätzt. Die herzstärkende Wirkung

dieses Heilstrauchs wurde in zahlreichen

Studien untersucht und ist heute wissenschaftlich

anerkannt. Seine Inhaltsstoffe verbessern die

Durchblutung des Herzens, das bei zu viel Stress

besonders angegriffen ist. Darüber hinaus hat er

einen leicht beruhigenden Nebeneffekt und wird

als Zutat für nervenstärkende, ausgleichende

und entspannende Teemischungen empfohlen.

„Wer so eine Tasse Tee zwischen Tür und Angel

hinunterstürzt und dabei schon wieder die

nächsten Termine im Kopf hat, profitiert sicher

nicht von ihrer harmonisierenden Wirkung“,

meint die Kräuterfrau. „Viel besser ist es, sich

ganz bewusst eine kleine Auszeit zu nehmen,

den Tee in Ruhe zu genießen und dabei an etwas

Schönes zu denken. Man sollte sich sogar noch

mehr solcher Wohlfühlrituale gönnen und damit

dem Stress entgegenwirken : Ein vitalisierendes

Fußbad, eine entspannende Gesichtsmaske oder

eine erfrischende Massage helfen dabei, Körper

und Seele in Balance zu halten.“

Abstand zum Alltag zu gewinnen – das gelingt

hervorragend in der Badewanne. Im warmen

Wasser können verschiedene Heilpflanzen als

Zusätze ihre beruhigenden, stärkenden und

ausgleichenden Eigenschaften entfalten. Rose,

Lavendel und Co. Wirken dabei nicht nur über

die Haut sondern auch über den Geruchssinn.

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Ausgewählte Ätherische Öle

Stella Reimers : „Düfte haben über das limbische

System einen unmittelbaren Zugang zu unserer

Gefühlswelt und beeinflussen unser Wohlbefinden

auf direktem Weg. Die ätherischen Öle

von ausgewählten Heilpflanzen, die man in

der Aromatherapie in Bädern, Hautölen oder

Duftlampen zum Einsatz bringt, spielen deshalb

eine wichtige Rolle bei der Stressbewältigung.

Das sind vor allem Blütenöle wie Lavendel,

Jasmin, Neroli, Rose oder Rosengeranie, die eine

entspannende und stabilisierende Wirkung

haben. Oder die ätherischen Öle von Grapefruit,

Mandarine und anderen Zitrusfrüchten, die

vitalisierende Eigenschaften besitzen und

fröhlich machen.

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Mädesüß, das

pflanzliche Aspirin

Das Rosengewächs fasziniert im Frühsommer

mit zarten Blütenrispen und

süßem, mandelartigem Duft. Seine

Heilkraft ist von alters her bekannt.

Das Rosengewächs bezauberte schon in der Frühzeit

unsere Vorfahren, die Kelten. Die keltischen

Druiden sprachen der Pflanze Zauberkräfte zu

und räucherten mit dem Kraut, um böse Geister

und Krankheitsdämonen zu vertreiben. Ob sie

das Gewächs auch medizinisch nutzten, ist nicht

bekannt. Die vielen Namen des Echten Mädesüß

lassen jedoch darauf schließen, dass die Staude

von alters her geschätzt wurde und in der Volksmedizin

vielfältig Verwendung fand.

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Nomen ist Omen

Bienenkraut, Beinkraut, Krampfkraut, Spierstaude,

Wiesenkönigin, Wiesensüß : Die Namen verraten

Eigenschaften der mehrjährigen Pflanze. Da

sie gewaltig wachsen kann – einige Exemplare

bringen es auf zwei Meter Höhe Ð, ist sie wahrlich

eine „Wiesenkönigin“, die andere Gräser und

Kräuter überragt. Am liebsten wächst Mädesüß

zusammen mit Sumpf-Schachtelhalm am Ufer

von Flussläufen. Auch auf feuchten Wiesen und

an Wegrändern fallen im Sommer die hellen

Blütenstände auf, die bei Berührung betörend

nach Honig und Mandel duften. Imker rieben

früher neue Bienenkörbe mit dem duftenden

„Bienenkraut“ ein, damit die Insekten sie besser

annahmen. Der Name „Krampfkraut“ verweist

auf die Bedeutung von Mädesüß in der Kräutermedizin.

So schrieb Nicholas Culpeper, ein

Arzt des 17. Jahrhunderts, dass die Pflanze „all

jenen, die von Koliken gepeinigt werden, schnell

hilft, wenn sei in Wein gekocht und der Sud

auf den Bauch gerieben wird“. Und der heutige

Name Mädesüß ? Die Assoziation der hübschen

Pflanzen mit süßen Mädchen mag naheliegen,

zutreffend ist sie nicht. Viel mehr verweist

der Begriff auf eine kulinarische Tradition der

Germanen, die ihren Honigwein mit den Blüten

von Filipendula ulmaria aromatisierten. Neben

der „Met-Süße“ könnte der Pflanzenname

auch mit der „Mahdsüße“ zusammenhängen,

denn beim Mähen von Wiesenkräutern entsteht

ein süßlicher Duft. Für diese Herkunft

spricht der englische Name von Mädesüß :

meadow sweet („Wiesensüß“).

Schmerzlinderung

Theophrast von Eresos, ein griechischer Naturforscher

und Schüler des Aristoteles, erwähnte

Mädesüß unter der Bezeichnung „Spiraea“, vom

griechischen speira, was Winde, Windung heißt.

Heute findet man das Wort im Produktnamen

Aspirin wieder : Tatsächlich wurde aus dem

ätherischen Öl der „Spierstaude“ 1838 erstmals

Salicylsäure, ein entzündungshemmender Wirkstoff,

isoliert. 1899 gelang die Synthetisierung

der Acetylsalicylsäure (ASS). Im selben Jahr noch

nahm man den Markennamen Aspirin in die

Warenzeichenrolle des Kaiserlichen Patentamts

auf. In den duftenden Blüten von Mädesüß befindet

sich der Hauptanteil des ätherischen Öls.

Zerreibt man sie, setzen sie einen Geruch nach

Salicylaldehyd frei, den man von Rheumasalben

her kennt.

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Gut gegen Grippe

Aufgrund ihrer schmerzlindernden und

schweißtreibenden Wirkung empfehlen Naturheilärzte

einen Aufguss der Mädesüßblüten als

sanftes Schmerz- und Fiebermittel bei grippalen

Infekten und Grippe. Sogar bei „echter“ Grippe,

der Influenza, kann der Tee lindernd wirken. Er

senkt nicht nur das Fieber, sondern erleichtert

die Schmerzen und hilft sogar beim Abschwellen

der Schleimhäute. Gleiches gilt für Schmerzen

im Magen‐Darm-Bereich, wie sie z. B. bei Durchfallerkrankungen

oder Reizdarm auftreten. Im

Gegensatz zum synthetisch hergestellten Aspirin,

das in hoher Dosierung Magengeschwüre verursachen

kann, schützt das pflanzliche Aspirin

mit einem breiten Spektrum an Wirkstoffen

die Schleimhäute im Verdauungstrakt – unter

anderem mit ätherischen Ölen (mit ca. 75 %

Salicylaldehyd), Flavonoiden, Phenylglykosiden

und Gerbstoffen. Wer einen empfindlichen

Magen hat, ist mit der Einnahme eines „Tees von

Filipendula ulmariae flos daher gut beraten.

Vorausgesetzt, es besteht keine Salicylatüberempfindlichkeit.

In diesem Fall heißt es : Hände

weg von Mädesüß !

Die entgiftende und harntreibende Kraft der

Pflanze, wichtig bei der Behandlung von Ödemen

oder einer Ausscheidungsschwäche der Harnsäure

durch die Nieren. Es wurde übrigens auch

von der wissenschaftlichen Medizin anerkannt.

Bei der reinen Schmerzbehandlung gibt sie dem

höher dosierten Industrieprodukt den Vorzug.

Artikel von Carola Feddersen

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Lavendel

Der liebliche Duft vertreibt Ängste, verbessert

die Laune und sorgt für wohlige

Entspannung. Seine vielseitige Heil kraft

harmonisiert dabei den Körper.

Von Juni bis August verwandelt der Lavendel

Landstriche in ein violettes Blumenmeer. In den

duftenden Blüten befinden sich die wirksamen

Inhaltsstoffe. Allen voran das ätherische Öl, mit

seinen Hauptwirkstoffen Linalylacetat und

Linalool, und daneben finden sich noch Gerbstoffe

und Flavonoide im blühenden Kraut.

Angstlösend und beruhigend

Genutzt wird der Lavendel schon seit dem

Altertum, damals vor allem als Badezusatz.

Später erkannte man seine vielfältige Heilkraft,

Hildegard von Bingen setzte ihn nicht nur

wegen seines Dufts gegen Läuse ein, sondern

empfahl die in Wein gekochten Blüten bei

Leberschmerzen, Lungenkrankheiten und für

einen reinen „Verstand“. Heute findet man

Lavendel, besonders das ätherische Öl, meist

als angstlösendes und beruhigendes Mittel

Verwendung. Zudem wirken die Blüten krampflösend

und durchblutungsfördernd, weswegen

sie bei Nervosität, Schlafstörungen und Kopfschmerzen

sowie bei einem Blähbauch, nervösen

Magen-Darm-Problemen, Gallenleiden und

Regelschmerzen eingesetzt werden. Daneben

ist auch die reinigende Wirkung des Lavendels

bemerkenswert, die Inhaltsstoffe hemmen

Bakterien, Pilze und sogar Viren und vertreiben

Parasiten. Die Lavendelblüten werden innerlich

und äußerlich angewendet : als ätherisches Öl mit

Wasser oder Öl verdünnt – als Teezubereitung,

Ölauszug oder Tinktur.

Bewährt auch bei Rheuma

Zur Herstellung der Tinktur werden die Blüten

mit der fünffachen Menge Alkohol einen Monat

lang angesetzt. Zur Beruhigung der Nerven und

der Verdauung nimmt man dreimal täglich zehn

Tropfen in etwas Wasser ein. Außerdem hat sich

der Lavendel-Ölauszug oder eine unverdünnte

Tinktur als Einreibung bei Gelenkschmerzen

bewährt. Zudem beruhigt sich auch eine unreine

Haut schnell, wenn sie täglich mit Tee oder

verdünnter Tinktur gereinigt und anschließend

mit dem Ölauszug gepflegt wird.

Der Name geht auf das lateinische Wort „lavare“

für „waschen“ zurück, da der Lavendel damals

gern für Waschungen und Bäder genutzt wurde.

Der echte Lavendel (Lavandula angustifolia)

ist auch hierzulande winterhart. Im Sommer

können die Blüten geerntet werden.

Artikel von Dr. Alexandra Magnussen

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Besser als Wellness:

Waldbaden stärkt unseren Körper

Unter Buchen, Lärchen und Fichten tanke ich Kraft. Am besten lässt sich die

überaus wohltuende Wirkung des „Waldbadens“ erfahren, wenn man einmal

ganz für sich allein unterwegs ist

Wenn ich mich in der Natur bewege, ich Tiere

und Pflanzen um mich habe, den Himmel über

mir spüre und den Erdboden unter mir : Dann

geht es mir gut. Oft genügt es bereits, einfach

draußen zu sein, wo es grün ist. Meine Frau und

ich haben einen großen Garten, in dem wir Gemüse

anbauen. Für mich wirkt die Beschäftigung

dort wie ein Anti-Stress-Programm. Inmitten

der Natur stellt sich bei mir fast augenblicklich

Freude und Ruhe ein. Vor allem dann, wenn ich

allein unterwegs bin. Dann genieße ich das Wetter,

Wind und Wolken. Und oft kommen mir in

der Natur großartige Gedanken und Ideen, weil

ich keine bestimmte Aufgabe abarbeite. Diese

Zweckfreiheit regt die Kreativität ungemein an,

wie Hirnforscher herausgefunden haben. Gerät

man beispielsweise in eine Lebenskrise und

denkt über eine grundlegende Veränderung in

seinem Leben nach, etwa über einen Jobwechsel,

dann kann die Atmosphäre des Waldes die Gedanken

beflügeln – und einen geradezu spüren

lassen, wie der Kontakt zur Natur, einen stärkt.

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Duftstoffe für unser Immunsystem

Viele Untersuchungen zeigen, dass die Natur

eine heilsame Wirkung auf uns hat – auf die

Stimmung wie auf den Körper. Waldspaziergänge

entfalten messbare Effekte. Sobald wir einen

Forst betreten, schlägt unser Herz ruhiger, der

Blutdruck sinkt und im Körper zirkulieren

weniger Stresshormone.

Die Blätter entfalten ihre Heilkraft allein schon,

wenn wir sie ansehen : Das Grün wirkt offenbar

beruhigend auf Körper und Psyche. Neuere Forschungen

belegen gar, dass bestimmte Duftstoffe,

die die Bäume ausdünsten, unser Immunsystem

stärken. So steigt nach Aufenthalten im Wald

die Anzahl wichtiger Abwehrzellen messbar an.

Nicht zufällig verbreitet sich auch in Deutschland

seit einigen Jahren der aus dem asiatischen

Raum stammende Trend des „Shinrin-Yoku“.

Meist findet dieses „Waldbaden“ unter Anleitung

eines Experten statt ; dabei werden Aufenthalte

in der Natur mit verschiedenen Übungen verknüpft

– etwa mit Meditation, dem Training von

Achtsamkeit oder sanfter Bewegung wie Qigong.

Lernen, sich im Wald zu entspannen

Vor allem aber geht es darum, alles langsam

auszuführen. Kein festgelegtes Ziel zu verfolgen.

Das klingt banal, aber manchmal sind ja diese

Dinge die schwierigsten und wirkungsvollsten.

Ich begrüße diese Entwicklung sehr. Denn viele

Menschen trauen sich nicht, einfach in den Wald

zu gehen, ohne Ziel, ohne Plan. Und gerade für

diejenigen, die sich vielleicht noch nicht sicher

in der Wildnis fühlen, ist es ungemein hilfreich,

an die Hand genommen zu werden. Denn das ist

heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Die

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meisten von uns organiseren ihren Aufenthalt in

der Natur ähnlich wie ihren Alltag oder den Job :

mit festgelegten To‐do‐Punkten. Wenn Sie sich

beispielsweise vornehmen, wandern zu gehen,

starten Sie morgens um acht, erreichen mittags

ein anvisiertes Gasthaus und kommen abends

wieder am Parkplatz an. Kaum einer nimmt sich

für den Tag, sagen wir : 300 Meter vor, weil es einfach

so schön ist, und kehrt dann wieder heim.

Oft geht es nur um schieres Tempo : darum, viel

Strecke zu hinterlassen. Im Prinzip spricht gegen

so ein Naturerleben nichts – Wandern entspannt

ja auch, man verbringt Zeit im Freien, sieht viel.

Jedoch wird der Wald auf diese Weise mehr oder

minder zur Kulisse reduziert.

Beim Waldbaden drehen wir die Geschwindigkeit

runter. Wir lernen, vom Gas zu gehen, legen

unsere Ziele beiseite. Wir lassen den Moment

bestimmen, was der nächste Augenblick bringt.

Das funktioniert meiner Erfahrung nach am

besten, wenn einer sich ganz allein in die Natur

wagt. Oft lenken sich zwei dadurch ab, dass sie

miteinander reden und so die Aufmerksamkeit

für die Natur schmälern. Das Alleinsein im

Wald dagegen lädt zu einer besonderen Art der

Reflexion ein.

Ich rate jedem, einfach mal eine Isomatte mit in

den Wald zu nehmen und sich mindestens eine

Stunde unter einen Baum zu legen. Es ist nichts

anderes als eine Form des Waldbadens, kostenlos.

Man liegt eine Stunde oder auch länger auf dem

Boden. Wer sich vor ein wenig Schmutz auf

der Kleidung nicht scheut, kann auch auf die

Isomatte verzichten.

Es ist interessant, wie sich die Wahrnehmung in

einer solchen Natur-Auszeit verändert. Manch

einer wird es derart heimelig finden, dass er nach

15 Minuten einschläft – was natürlich völlig in

Ordnung ist. Ein anderer verliert sich nach einer

Weile vielleicht mit dem Blick im Geäst über sich,

taucht beobachtend ein in das leichte Wogen der

Baumkronen. Wer wach bleibt, wird sicher erleben,

wie sich die verschiedenen Sinne anregen

lassen. Wie fühlt sich das Moos unter meinen

Händen an ? Was knackt dort in der Ferne ? Ist

es angenehm, wie der Wind meine Wangen

umschmeichelt ? Vielleicht fällt zwischendurch

etwas Nieselregen. Auch das sollte man mal

erleben – und versuchen, einen leichten Schauer

auszuhalten. Es ist ja nicht gefährlich.

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Oft sind wir von Reizen im schnelllebigen

Alltag überfordert, in der Natur

arbeiten die Sinne anders : entspannter

Das Gehirn beginnt bei einer solchen Ruhezeit

im Wald schon bald anders zu arbeiten. Es wird

sonst ständig mit Informationen aus unseren

Sinnesorganen gespeist. Und die funktionieren

nun einmal ganz anders in der Natur, auf eine

Weise, die uns beruhigt. Allein der Sehsinn :

Der ist natürlicherweise auf mittlere bis große

Distanzen eingestellt. Viele von uns arbeiten

heutzutage am Monitor oder schauen mehr oder

minder ständig auf ihr Smartphone. Für das

Auge ist das eine unnatürliche Belastung. Stress.

Unter anderem auch ein Grund für den hohen

Anteil an Kurzsichtigen in der Bevölkerung. Oder

die Nase. Weit verbreitet in der Bevölkerung ist

das Gerücht, wir Menschen hätten im Vergleich

zu den meisten Tieren ein eher schlechtes Riechorgan.

Das ist schlicht falsch : Es fehlt uns nur an

Übung. Denn im Alltag brauchen wir die Nase

kaum. Das bedeutet nicht, dass wir in der Natur

automatisch besser riechen – aber man kann

das Riechen nirgendwo besser schulen als im

Wald. Daher sage ich bei meinen Führungen oft :

Nehmen Sie bitte einmal einen ganz tiefen Zug

Luft und versuchen Sie die einzelnen Aromen zu

erschnuppern : trockene Nadeln ? Abgestorbenes

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Holz ? Blütenduft ? Die Natur gibt einen Schatz

frei. Wer eine Stunde lang unter einem Baum

liegt, der wird nach einiger Zeit ganz sicher

bewusst vielfältige Düfte wahrnehmen – erdige,

würzige oder harzige Noten. Natürlich wird

er stärker als im Alltag auf Geräusche der Umgebung

und die Temperatur achten.

All das beruhigt, mehr noch : Es beglückt. Durch

das Öffnen aller Sinne, durch die achtsame

Wahrnehmung der Umwelt – kann das ist meine

eigene Erfahrung – die Natur ihren vielleicht

wichtigsten Schatz preisgeben : die Einsicht, dass

nichts im Leben statisch ist, dass sich alles stets

im Wandel befindet. Jeder Zustand hat seine

Zeit, dauert nicht ewig an. Das bedeutet schließlich

: Wir können uns und dem Geschehen um

uns gelassener begegnen. Und auf diese Weise

geradezu körperlich spüren, wie der bewusste

Kontakt zum Wald uns stärkt und ermutigt.

Artikel von Peter Wohlleben

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Der Natur entgegen

Urlaub auf vier Rädern liegt im Trend. Wie sehr man auf dem Weg in die Natur

derselben schadet, liegt im Detail. Reisen in der Pandemie ? Das Geschäft mit

Reisemobilen lief 2020 gut.

Laut der European Caravan Federation, dem

Dachverband der europäischen Freizeitfahrzeugindustrie,

verzeichnete Deutschland von Januar

bis September letzten Jahres einen Anstieg an

Neuzulassungen von 15,3 Prozent, in Österreich

waren es 11,8 Prozent. Zu Reisemobilen zählen

Kastenwägen wie Campingbusse oder Campervans

sowie teil- und vollintegrierte Wohnmobile.

Für LiebhaberInnen verkörpern Reisemobile

das Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und die

Möglichkeit, dem nächsten Baum, See oder Meer

besonders nah zu sein und so „naturverbunden“

zu urlauben. Besonders ökologisch ist dies Art

des Reisens allerdings nicht.

Laut dem deutschen Öko-Institut e. V. ist der

Tourismus weltweit für fünf Prozent aller

Treibhausgasemissionen verantwortlich. Knapp

drei Viertel der Emissionen entstehen dabei

durch die An- und Abreise. Das Institut für

Energie- und Umweltforschung Heidelberg

(Ifeu) hat sich anhand mehrerer Beispielreisen

mit dem Emissionsausstoß der Wohnungen

auf vier Rädern auseinandergesetzt und gibt

an, dass bei einem Besetzungsgrad von zwei

Personen die Emissionen pro Personenkilometer

nur rund zehn Prozent unter denen eines

durchschnittlichen europäischen Fluges liegen.

Dabei unterscheiden sich die unterschiedlichen

Fahrzeugvarianten nur wenig, da größere Reisemobile

zwar einen höheren Innerortsverbrauch,

durch ihre geringere Fahrtgeschwindigkeit aber

einen niedrigeren Autobahnverbrauch haben als

Kastenwägen. Das Ifeu rechnet bei Kastenwägen

mit einem Innerortsverbrauch von 12,3 Litern

Diesel auf 100 Kilometer und mit 14,4 Litern bei

vollintegrierten Reisemobilen.

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Elektro‐Camper seien noch keine Möglichkeit,

diese hohen Reise‐Emissionen zu umgehen,

sagt Fabian Bergk, Verkehrsingenieur beim Ifeu

und gemeinsam mit vier weiteren KollegInnen

Autor der Vergleichsstudie zur Klimabilanz von

Campingreisen. „Im Moment tut sich im Bereich

der Wohnwägen und Reisemobile zwar einiges,

das ist aber noch nicht alltagstauglich“ sagt er.

2000 KILOMETER

Bis dahin wäre es eine Möglichkeit, die mit den

Reisemobilen zurückgelegten Distanzen zu

beschränken, laut den Ifeu-Berechnungen am

besten auf 2000 Kilometer. „Der Gleichgewichtspunkt,

ab dem die Mehremissionen der Anreise

durch die Reisemobile so hoch sind, dass diese

durch die geringeren Vor-Ort-Emissionen nicht

mehr ausgeglichen werden können, liegt bei

einer durchschnittlichen zwei– bis dreiwöchigen

Reise ungefähr bei einer Reisedistanz von 2000

Kilometern“, erklärt Fabian Bergk.

In diesem Rahmen liegt mit ca. 1500 Kilometern

für Hin– und Rückfahrt beispielsweise eine Reise

von Wien nach Split Kroatien.Roadtrip ja, aber

bitte mit Camper vor Ort !

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Bei einem dreiwöchigen Roadtrip mit zwei

Personen und ungefähr 3300 zurückgelegten

Kilometern fallen knapp 1,5 Tonnen CO 2‐Äquivalente

an. Das Ifeu rechnete in seinem Beispiel

mit einer Reise ab Frankfurt am Main über

Kopenhagen nach Göteborg, Oslo, Bergen und

wieder zurück. Ab Wien vergleichbar mit einer

Italienrundreise bis nach Taranto in Süditalien

und wieder zurück. „Wäre man zu zweit

unterwegs und würde den Camper erst in Kiel

mieten und mit öffentlichen Verkehrsmitteln

dorthin anreisen, könnte man 400 Kilogramm

an Emissionen einsparen“, so Bergk. Bei der

Italienreise mit zwei Personen hätte eine Anreise

mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis Venedig

denselben Effekt.

Sharing is caring

Laut den Berechnungen des Ifeu stehen sich

Reisemobile über drei Viertel ihrer Lebensdauer

ungenutzt die Reifen platt, Grund genug, sie

zu teilen ! Die beiden Internetplattformen

Yescapada und Paul Camper bieten in insgesamt

acht europäischen Ländern zusammen über

18. 000 Fahrzeuge an. Genug Auswahl also, um

den Camper zu finden, der die eigenen Bedürfnisse

am besten abdeckt. Der Vorgang ist

unkompliziert, über die Plattformen wird der

Kontakt zwischen VermieterIn und MieterIn hergestellt,

wenn beide die Anfrage bestätigen, geht

es los, mit Versicherungsschutz und Kaution.

Die Kosten liegen meist, je nach Saison und

Fahrzeug, zwischen 50 und 100 Euro oder mehr

pro Tag. Das klingt erst mal teuer, verglichen

mit den reinen Anschaffungskosten eines neuen

Campingbusses, die schnell über 35. 000 Euro liegen,

ist man vergleichsweise günstig unterwegs.

Laut dem Caravaning‐Industrie‐Verband lag der

Durchschnittspreis für ein Reisemobil 2020 bei

knapp 74. 000 Euro. Dazu kommen noch die

jährlichen Kosten für Versicherung, Kfz-Steuer,

Wartung und Reparaturen sowie für die Hauptuntersuchung

beziehungsweise wiederkehrende

Begutachtung, die in Österreich teilweise alle

zwei Jahre, je nach Alter des Fahrzeugs, jedes Jahr

durchgeführt werden muss.

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Take it slowly

„Menschen, die einen Camper kaufen, sind eine

zahlungskräftige Klientel, die durchaus auch

bereit wäre, Geld für Fernreisen auszugeben“, so

Bergk. Man müsse sich fragen, wie die Menschen

sonst verreisen würden. Statt hoher Reisezahlen

mit dem Flugzeug oder Kreuzfahrtschiff sei der

Camper-Trend positiv zu bewerten. „Dennoch

sind wir mit Emissionen in der Größenordnung

von einer halben Tonne pro Person und Reise

immer noch auf einem viel zu hohen Standard.“

Es gilt : je länger die Reisedauer und je kürzer die

zurückgelegte Distanz, desto besser. Und unterwegs

: Take it slowly ! Schon eine Reduzierung

um 20 km/h kann die Emissionen der gesamten

Reise um sechs Prozent senken. Mit etwas

Planung wird der nächste Campingurlaub nicht

nur naturverbunden, sondern auch ökologischer.

Vor-Ort-Emissionen

Eine Campingplatzübernachtung verursacht

ca. ein Drittel der Emissionen einer Hotelübernachtung.

Reise‐Emissionen

Bei der Beispielreise Wien–Split entstehen mit

einem Camper auf dem Campingplatz weniger

Emissionen als vergleichsweise mit Pkw und

Hotelaufenthalten. Bei einem Roadtrip mit über

2 000 Kilometern Distanz wären jedoch Pkw und

Hotelübernachtungen emissionsärmer.

Artikel von Leonie Stieber

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Hausmittel bei

stressbedingter

Migräne

Zutaten :

Lavendel, Mutterkraut, 40 % Alkohol

Zubereitung :

Ein Weckglas zur Hälfte mit Lavendelblüten und

zur anderen Hälfte mit Mutterkraut füllen, bis

das Glas zu etwa dreiviertel gefüllt ist. Dann mit

Alkohol aufgießen – die Kräuter müssen darin

schwimmen. vier Wochen an einem kühlen,

dunklen Platz ruhen lassen, etwa einmal täglich

umrühren oder schütteln. Danach abseihen und

in eine dunkle Flasche füllen. An einem kühlen

und dunklen Ort ist die Tinktur 1–2 Jahre haltbar.

Anwendung :

Bei beginnender Migräne (sog. Aura) 1 EL einnehmen,

nach 1–2 Stunden erneut einen Esslöffel

einnehmen. Unbedingt ruhen und Bildschirmtätigkeit

meiden. Mutterkraut und Lavendel

wirken beide schmerzlindernd. Darüber hinaus

hat Lavendel auch einen beruhigenden und

krampflösenden Einfluss. Mutterkraut reguliert

den Hormonhaushalt. Die Tinktur hilft bei

stressbedingter und bei hormoneller Migräne,

allerdings kaum bei allergiebedingter Migräne.

Achtung :

Mutterkraut sollte nicht regelmäßig über einen

längeren Zeitraum eingenommen werden.

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Lavendelblüten-Ölauszug

Der Ölauszug ist für eine schöne Haut und für

eine entspannende Massage geeignet.

Zutaten

in der Mittagssonne gesammelte Lavendelblüten,

Öl (z. B. Olivenöl, Mandelöl)

Lavendelblüten-Tee

Zur Beruhigung der Nerven und

des Verdauungssystems.

Zutaten

2 Teelöffel Lavendelblüten

Zubereitung

Die Lavendelblüten in einer Tasse

kochendem Wasser übergießen.

Zehn Minuten abgedeckt ziehen

lassen und danach abseihen.

Zubereitung

Die Blüten locker in ein Schraubdeckelglas füllen

und mit dem Öl auffüllen, so dass alle Blüten

vollständig bedeckt sind. Bei Zimmertemperatur

4–6 Wochen ziehen lassen und täglich schwenken.

Durch ein feines Sieb in eine Flasche, am

besten mit einem Dosierspender, abfüllen.

Anwendung :

Sanft in die Haut einmassieren.

Anwendung :

Dreimal täglich eine Tasse

trinken.

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Waldudler

Mit viermal so viel Vitamin C als in

Zitronen und 13–mal mehr Mineralstoffe

als im hochgelobten Grünkohl kann der

Waldudler Körperfunktionen ankurbeln

und zugleich den Durst löschen.

Zutaten :

1 Bund Gierschblätter

1,5 l Apfelsaft

1 unbehandelte Zitrone

Zubereitung :

Die frischen Gierschblätter kurz unter fließendem

Wasser waschen, trockenschütteln und

mit einer Schnur an den Stängeln bündeln. Die

Blätter etwas quetschen und dann kopfüber

in eine Glaskaraffe mit Apfelsaft hängen. Die

Zitrone in Scheiben schneiden und beifügen.

Es dauert mindestens 3 Stunden, bis das Aroma

und die Wirkstoffe des Gierschws in den Saft

übergegangen sind.

Im Mineralwasser aufgegossen ist diese Limonade

ein herrlicher Durstlöscher. Wahlweise

können zum Giersch in kleinen Mengen auch

noch andere Kräuter hinzugefügt werden wie

beispielsweise Brennnessel, blühender Frauenmantel,

Pfefferminze etc.

Anstatt des Apfelsaftes kann natürlich auch

Wasser oder Birnensaft verwendet werden.

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Brennnesselsuppe

Neben Mineralstoffen wie Eisen, Magnesium und Kalium ist

sie besonders reich an Vitamin C. Das grüne Gartenkraut

enthält zudem gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe,

etwa das Chlorophyll.

Zutaten

Junge Brennnesselblätter

1 Zwiebel

1 Knoblauchzehe

2 Kartoffeln

2 große Karotten

1 l Gemüsebrühe

Zubereitung

Die Brenneselblätter werden mit einem Handschuh

von den Stängeln gezupft und kurz unter

fließendem Wasser abgewaschen und zum

Abtropfen in ein Sieb gelassen. Währenddessen

schneidet man die Zwiebel und den Knoblauch

klein und schwitzt diese in pflanzlichem Öl bei

mittlerer Temperatur an. Anschließend werden

die Brennnesselblätter hinzugefügt. Mit Gemüsebrühe

übergießen und 20 Minuten auf mittlere

Temperatur köcheln lassen. Danach pürieren

und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Fertig ist

die schnelle und gesunde Brennnesselsuppe !

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Falls dir dieses Bild zu radikal ist kannst du

dich beim Sammeln mit dicken Baumwollhandschuhen

vor Hautirritationen schützen. Achte

darauf, nur an sauberen Stellen in der Natur zu

sammeln und ausschließlich die oberen (fünf )

Blattpaare zu verwenden – im unteren Bereich

der Pflanze ist der Stickstoffgehalt zu hoch.

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Waldspinat mit

Kartoffeln

Ein vitalisierender Genuss mit vielen

Mineralstoffen – besonders Eisen – und

wertvollen Spurenelementen.

Zutaten :

2 Handvoll Giersch

1 Handvoll Brennnesselspitzen und

Schlüsselblumenblätter

2 Knoblauchzehen

250 ml Schlagobers

Ca. 100ml Wasser

1–2 EL Maisstärke

1 EL Olivenöl

Suppenwürze

Salz

Pfeffer

1 Prise Muskatnuss, frisch gerieben

Kartoffeln

Zubereitung :

Die Kartoffeln mundgerecht schneiden und auf

ein Backblech legen. Mit pflanzlichen Öl, Salz,

Pfeffer und eventuell getrocknetem Rosmarin

bestreuen. Danach das Blech in den Ofen für

20 Minuten (180 Grad) schieben.

Die frischen Kräuter waschen, abtropfen lassen

und klein schneiden. Den Knoblauch fein hacken

und in einem beschichteten Topf in Olivenöl

bei geringer Hitze andünsten. Anschließend die

Kräuter beimischen und gut durchrühren.

Die Gewürze ebenso kurz anschwitzen lassen

und alles mit Schlagobers und ca. 100 ml Wasser

aufgießen. Den Spinat bei mittlerer Temperatur

für ca. 15 Minuten kochen lassen und dann mit

dem Mixstab fein pürieren.

Kaltes Wasser und Maisstärke mit dem Schneebesen

verrühren und unter den heißen Spinat

heben. Nochmals kurz aufkochen lassen, bis er

leicht anzudicken beginnt. Die Konsistenz kann

mit Wasser oder neuerlich angerührter Stärke

variiert werden. Bei größeren Kräutermengen

kann auf die Zugabe von Stärke komplett

verzichtet werden.

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Veranstaltungen

der Saison 2021

Unser Treffen findet jeden zweiten

Donnerstag um 18 Uhr statt.

Buchvorstellung

6. März 2021, Samstag

von Kräuterhexe Hilde. Die Anmledefrist ist am

1. März 2021.

Suppenwandertag

22. Mai 2021, Samstag

Wir werden verschiedenste Pflanzen suchen und

daraus schmackhafte Suppen zaubern. Insgesamt

werden wir mindestens 3 Suppen zubereiten. Die

Anmeldefrist ist am Montag dem 17. Mai 2021.

Kräuterbündel binden lernen

11. Juni 2021, Freitag

Wir binden gemeinsam unsere gesammelten

Pflanzen zu Kräuterbündeln. Und probieren neue

Bindetechniken aus. Achtung : Die Pflanzen sind

schon gepflückt mitzubringen sowie manche

Bänder, da wir nicht alle Farben vorrätig haben.

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Kinder Nachmittag

17. Juli 2021, Samstag

Mandala Legen mit Materialien aus der Natur.

Wir bitten um Freiwillige, die diesen Nachmittag

betreuen würden. Jeder ist Willkommen.

Waldbaden

21. August 2021, Samstag

Wir werden mit einem Fachkundigen in den

Wald gehen und im Wald baden gehen. Anmeldeschluss

ist am 9. August 2021.

Gemeinsames Verarbeiten

18. September 2021, Samstag

Wir setzen uns zusammen, nehmen essen mit

und verarbeiten unsere getrockneten Pflanzen.

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Das nächsten Heft

erscheint am 12. Oktober 2021

Titelthema

Erholung im Schlaf

Die Macht einer erholsamen Nacht

Vermutlich denken Sie nicht über die Gründe

nach, warum Sie jede Nacht schlafen müssen,

und schieben das Zubettgehen gelegentlich

hinaus, um andere wichtige Dinge zu tun. Dabei

hat die Schlafdauer erheblichen Einfluss auf Ihre

körperliche und geistige Gesundheit.

Tipps für den perfekten Schlaf

In diesem Artikel wurden die 17 besten Tipps für

einen besseren Schlaf zusammengefasst. Viele

dieser Tipps sind mit wissenschaftlichen Studien

belegt und wenn du alle Tipps umsetzt, dann

hast du den besten Schlaf deines Lebens.

Traumdeutung mit Kräutern

Neueste Erkenntnisse unterstützen das, was seit

Jahrhunderten schon bekannt ist. Weihrauch

wirkt als psychoaktive Droge. Der Duftstoff aus

dem Harz von Boswellia-Bäumen psychoaktiv

wirksam ist, wurde schon länger vermutet.

Weitere Informationen zu neuen

Ausgaben erhältst du auf unserer Website:

unakraeuterverein.at



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