Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausgabe #27 Juni-Juli 2022
zwei wie pech und schwefel
Halestorm
Handwerker
Helden
© Doris Himmelbauer
Vinyl CDs Merch & More
Brain-Strom
LOST
IN SPACE
Liebe Leserinnen und Leser!
Das kommt davon, wenn die Redaktion vor Ideen
geradezu übersprudelt - und nur eine gewisse
Seitenanzahl verfügbar ist - und so stand diese
Ausgabe des Stark!Strom-Magazins schnell vor
einem zugegebermaßen Luxusproblem, nämlich
Platz schaffen für Interviews mit HECKSPOILER
und HALESTORM, Buchbesprechung, Live-Bilder,
Live-Berichte, zum Beispiel vom diesjährigen
INFERNO Festival, Vorschauen auf das Masters
Of Rock, Gitarren-Helden, Underground-Ikonen,
allerhand Spannendes aus heimischen Gefilden,
Assoziationen mit der ominösen Nummer dieser
Ausgabe, Betrachtungen über Handwerkliches
und und und ...
LIVE IM
DI 07.06.
DO 14.07.
MO 18.07.
+
SALZBURG
Mich persönlich erinnert das an diverse Urlaubsreisen,
wo dieses eine fatale Gepäcks stück partout
einfach nicht mehr in den Koffer raum hineinwill,
aber unverzichtbar ist und deshalb unbedingt
mitmuss.
Also anschnallen und viel Spaß bei der Lesereise
durch Heft 27 wünscht euch
Schallmooser Hauptstraße 46, 5020 Salzburg, www.rockhouse.at
ERöfFnung
3.6..2022
ab 09:00 uhr
Claudia Jusits, Herausgeberin
PS: Save the Date:
Unser Stark!Strom-Sommerfest wird
am 12. August bei NICE GUYS steigen,
mit BLACK TAPE SUICIDE, CHRISTIN,
ANDREAS HAJDUSIC - und da kommt
noch mehr ...
schau vorbei
Pfarrgasse 8 4600 Wels
+43 664 188 54 11 andi@electriceye-wels.at
www.electriceye-wels.at ElectricEyeWels
öffnungszeiten
Dienstag – Samstag
09:00 – 18:00 Uhr
Home
of
Hard
rock
Stark! und gratis:
Unser Mag liegt in vielen
Clubs und Stores gratis auf (eine Liste
findet ihr unter www.starkstrom.live),
wird euch aber auch gerne ins Haus
geschickt (+ Versandspesen),
bei Interesse einfach Mail an
strom@starkstrom.live
Facebook/StarkStromMag
Instagram/starkstrom_magazin
www.starkstrom.live
Zwei-Strom
© Doris Himmerlbauer
A: Ganz im Gegenteil, wir wachsen als Band immer
mehr zusammen und je größer das Interesse an T: Wir haben von Anfang an probiert, nur zu zweit auszukommen,
weil wir uns wirklich gut verstanden haben
HECKSPOILER wird, desto motivierter sind wir und
wir werden sehen, wo uns das alles hinführt.
und wir haben auch die Songs so geschrieben und ar-
4 5
rangiert. Ich habe erst mit HECKSPOILER
begonnen, Bass mit einem Plek zu spielen,
nehme dann den Octaver (Effekt-Pedal,
Anm.) dazu, um alles noch heavier klingen
zu lassen.
A: Wir haben relativ bald erkannt, dass die
„Fett’n“, also ein echt schwerer Sound, zu
zweit funktioniert, darauf wurde auch das
Riffing am Bass abgestimmt und in Summe
gesehen ist das Zusammenspiel auf diese
Weise in vielerlei Hinsicht extrem easy! Für
uns ist das jedenfalls sehr angenehm.
Was gibt es über das neue Album „Tokyo Drift“
(VÖ 10. 6. 2022, Noise Appeal Records) zu sagen?
kommen ja vom Land -, dass die Ortskerne langsam
„verranzen“, die Jugend in die Städte zieht und alles nur
mehr verbaut und zugebaut wird mit Kreisverkehren
und Supermärkten, das zerstört auf lange Sicht jegliche
Jugend-Subkultur.
T: Die „Revoluzzer“, die sich gegen diese Entwicklung
querstellen, geben ebenso irgendwann auf und ziehen
Richtung Städte. Viele Vereine existieren mittlerweile
auch nicht mehr, es bleibt den Jugendlichen eigentlich
nur die Wahl zwischen Freiwilliger Feuerwehr und
Fußballverein. Es wäre an sich an der Zeit, bei uns die
„School of Rock“ aufzumachen (lacht).
Apropos Zeit, was wird oder soll die nächste Zeit für
HECKSPOILER bringen - wie sehen eure Zukunftspläne aus?
A: Im Prinzip sind wir immer am Schreiben
und Komponieren, und so entstand „Tokyo
Drift“ nahtlos zum Vorgänger. Es gibt sicher
Bands, die sich dann drei Wochen lang einschließen,
das ganze Songwriting durchballern
und dann ins Studio gehen - das ist bei
uns nicht der Fall, wir sind durchgehend im
Songwriting-Prozess!
Recordet haben wir schlussendlich in einer Art
„Knusperhäuschen“ mit viel Gegend rundherum,
dort haben wir uns regelrecht verschanzt
und von 25. Dezember bis 2 Jänner alles am Stück
eingeballert, natürlich ist das wie jedes Album
gewissermaßen eine Momentaufnahme - wir
waren allerdings besser vorbereitet als beim letzten
Mal.
A: Wir werden so viele Shows wie nur möglich spielen
und zwar im In- und Ausland, am 10. Juni, und das
ist natürlich ein ganz besonderes Highlight, kommt
das neue Album und im Anschluss spielen wir einige
Release-Shows, am 15. 6. im B72, 16. 6. Rockhouse
Salzburg, 17. 6. ppc Graz und als Abschluss dieser
Viererkette am 18. 6. in der Stadtwerkstatt Linz. Danach
geht’s zehn Tage auf Deutschland-Tour, wir werden
da zum Beispiel in Berlin, Frankfurt, Hamburg sein -
trotz Mundart-Gesang, das muss man dazusagen,
schaut die Buchungslage auch beim deutschsprachigen
Nachbarn nicht schlecht aus. Und, durch einen
Gig-Austausch mit den befreundeten YOUR MUM, ebenfalls
ein Duo und musikalisch durchaus auf unserer
Schiene und so kommen wir im Herbst dieses Jahres
bis Nottingham, Brighton, Southampton und sogar
London!
Anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung von Album Nummer zwei, „Tokyo Drift“ standen Andi und Thomas
von HECKSPOILER Rede und Antwort und das auf höchst unterhaltsame, aber auch informative Weise!
Die Frage aller Fragen: Wie hat alles begonnen?
Andi: Thomas und ich haben einander 2015 bei einer
Jamsession, kennengelernt, wir haben einander aber
vom Sehen gekannt, haben dann Telefonnummern
ausgetauscht, einander getroffen, weitergejamt und
je länger wir miteinander gespielt haben, desto besser
hat uns diese Duo-Situation, also auf Schlagzeug und
Bass reduziert, gefallen, zu den Stimmen natürlich, da
wollten wir unbedingt mehr daraus machen.
Thomas: Im Prinzip war es nur eine Frage der Zeit,
bis wir einander über den Weg laufen, denn bei uns
zu Hause (oberösterreichischer Zentralraum, Anm.)
gibt’s nicht so viele, die so drauf sind wie wir beide.
A: Ja, es war eine glückliche Fügung und das ist auch
schon sieben Jahre her, das heißt, wir als Duo sind im
verflixten siebenten Jahr!
T:...aber wir hassen einander noch nicht (beide lachen)!
T: Ich persönlich bin sehr stolz auf unsere „Fan-Bubble“,
das sind alles starke und coole Leute, die nicht müde
werden, uns zu feiern, live unsere Texte mitsingen, das
ist einfach großartig!
A: - die „HECKI-Jugend“ (beide lachen)!
Wie kam es zur Namensfindung?
T: Der beste Name überhaupt (lacht)!
A: Geradezu international - kennt jeder, aber im Ernst,
wir haben immer Rockmusik gemacht, die man gerne
während der Autofahrt hört, auf der Landstraße glühen
und Musik hören, das kennt jeder und so sind wir diverse
Fahrzeugteile durchgegangen und beim HECKSPOILER
gelandet, was uns sehr passend schien, ist es doch das
quasi Prestigeteil an einem Fahrzeug, wenn man sich für
Tuning interessiert, also das auffälligste Teil.
Und es gab nie das Bedürfnis, eure Zweierbesetzung aufzustocken?
Wie war der Entstehungsprozess und wie ist das mit dem
bandeigenen Humor?
T: Neunzig Prozent des Material war bereits fertiggestellt,
wir haben uns aber auch mehr Gedanken gemacht,
als beim letzten Album („Synthetic Athletic“,
2020) und sind trotz der relativ kurzen Zeitspanne viel
mehr ins Details gegangen, trotzdem geht es bei uns,
auch bei den Texten darum, sich nicht allzu ernst zu
nehmen, alles ein wenig lockerer zu sehen. Immer nur
mit dem erhobenen Zeigefinger ganz streng auf etwas
hinzuweisen - ich denke, da hört einem dann irgendwann
niemand mehr zu. Wenn man auch ernstere
Themen a bissl mit’m Schmäh packt, geht das auch
einfacher ins Ohr.
A: Vorausgesetzt, man mag unseren Humor, sind wir
sehr humorige Menschen, aber eine totale „Klamauk-
Band“ sind wir definitiv nicht. Wir sitzen auch nicht
gramgebeugt im Proberaum und machen depressiv-melancholische
„Schrammel-Musik“ (ein Glück!
Anm.), es ist eher, sagen wir, fünfzig-fünfzig ernsthafte
Themen und Schmäh, mit einem lachenden
und einem weinenden Auge sozusagen, so viel zur
Doppelbödigkeit.
Welche Themen interessieren euch da besonders?
A: Natürlich interessiert uns, was auf der Welt gerade so
los ist und wie es uns damit geht, ich muss dazu sagen,
die Texte entstehen bei uns ganz zum Schluss, und damit
hadern wir künstlerisch auch am meisten. Der Text
von „Tokyo Drift“, dem Opener des neuen, gleichnamigen
Albums behandelt zum Beispiel das Problem - wir
Da wünschen wir auf jeden Fall viel Glück, ebenso mit „Tokyo
Drift“, habt ihr noch etwas, dass ihr unseren Stark!Strom-
Leserinnen und Lesern mitgeben möchtet?
A: Hauptsächlich unser neues Album (beide lachen),
und ja, kommt auf nicht nur unsere Konzerte, seid’s
dabei, die ganze Club- und Venuelandschaft neu zu
beleben
T: Auch, wenn’s daham gmiatlich is’ - weg’n dem
Arschtritt warat’s!
Das ist mal ein würdiges Schlusswort! Danke für eure Zeit
und dieses Interview!
Claudia
www.facebook.com/heckspoiler
City-Strom
© Barbara Wirl
CIL CITY
ZUSAMMEN SIND WIR AM ALLERSTÄRKSTEN!
CIL CITY feierten dieses Jahr mit einer brandneuen Single einen tollen Einstand.
Das Quintett ist weit mehr als nur eine Band. Lest selbst:
6
Ihr habt heuer mit „Crossing The Line“ eine richtig starke,
neue Nummer rausgebracht. Gefeatured von Rudi
Schwarzer von ANNISOKAY als Shouter. Wovon handelt
der Song?
Conny: Von einem Menschen, in den man ursprünglich
viel Vertrauen gesetzt hat und von diesem
enttäuscht worden ist. Keine Wertschätzung, kein
Respekt. Da kommt man rasch auch in Selbstzweifel.
Die Erkenntnis daraus ist, dass man selbst Grenzen
setzt und zu sich steht. Musikalisch wollten wir da
auch neue Grenzen kennenlernen und so sind wir auf
Rudi Schwarzer gestoßen. Der hat das dann echt super
gemacht. Wir haben an dem Song länger geschrieben,
weil er jeden Einzelnen von uns sehr bewegt, wir das
Potenzial gesehen haben und alles rausholen wollten.
Hal: Es ist im Song auch eine gewisse Entwicklung da.
Am Anfang steht noch der verwundete und verletzte
Charakter. Er entwickelt sich bis zum Ende hin, wo er
weiß, das ist sein Standpunkt, das will er.
Deniz: Ich hatte zum Beispiel unzählige Momente, in
denen ich eins zu eins den Text drüberlegen könnte.
Er ist zu gewissem Grad auch eine Verarbeitung
von Emotionen und deshalb habe ich auch so viele
Emotionen reingesteckt. Live spüre ich das besonders!
Mike: Es gibt kein besseres Kompliment für einen
Songwriter, wenn er hört, dass man eigene Erfahrungen
in seinen Texten wiederfindet. Wir alle ticken
sehr unterschiedlich, können aber gemeinsam
alles ansprechen. Das hilft super beim Songwriting.
H: Es wäre ja auch komisch und weird, wenn in einer
Band alle gleich wären. Ich habe mir gerade eine Band
vorgestellt, wo alle wie Lars Ulrich sind (alle lachen).
Mike, du bist nun auch seit knapp einem Jahr festes Mitglied
von CIL CITY. Wie hat sich denn die Dynamik bei euch als
Band verändert?
M: Wir haben sehr schnell, sehr tiefe Freundschaften
geschlossen. Allein, dass wir beim ersten Treffen
schon gemeinsam am Songwriting gearbeitet haben,
spricht für sich.
D: Mike ist einfach ein Perfect Match!
H: Und wir sind auch sehr froh, dass er sich bei seinem
ersten Auftritt nicht den Fuß gebrochen hat.
Was ist denn da passiert?
M: Das war auf einer Raststation auf dem Weg zum
Auftritt in der Nähe von Graz. Beim Aussteigen aus
dem Auto mit dem Haxn einfach umgeknickt. Das
ist dann extrem angeschwollen. Während des Gigs
ging‘s aber einigermaßen.
Die Rolle des Zusammenhalts fällt mir bei euch immer
wieder aufs Neue ein. Wie meistert ihr das so großartig?
H: Es ist tatsächlich so passiert und wir haben gemerkt,
dass es das absolut Richtige für uns ist. Wir
sind nicht nur leiwand miteinander, wir sind einfach
leiwand.
D: Eine Band ist wie eine Beziehung, das wissen wir
alle. ABER, wir pflegen sie eben auch, fahren gemeinsam
auf Urlaub und haben einander einfach lieb!
www.cilcity.com
Patrick
Addicted to Rock,
die Radiorockshow
Jeden Freitag ab 18 Uhr
auf radio 88.6 live aus dem
Addicted to Rock am Getreidemarkt.
radio886.at
Strom-schlag
Foto: Brett Sayles/Pexels
THAT’S HOW WE ROLL
Man kennt das. Da geht man unbedarft irgendwo am Gehsteig, Spazierweg
oder Zebrastreifen, plötzlich - Srrrrrrr! Oha! Is it a bird? Is it a plane? Nein!
Es ist Otto Normalösterreicher auf seinem E-Roller. Oder E-Scooter. Oder
sonst irgendeinem E-Dingsbums, welches mit Geschwindigkeiten jenseits
der 50 km/h durch die Weltgeschichte surrt. Nun mag ja die Klimabilanz
dieser Fahrzeuge besser sein, als würde man etwa mit dem Auto fahren
(über die „Nachhaltigkeit“ von Akkus rede ich hier mal nicht) - ich sehe
das Problem eher im naiven Umgang mit diesen Geschossen.
Ich selbst bin stolzer Besitzer zweier gesunder Beine und weiß, dass das
menschliche Skelett evolutionär so entwickelt ist, dass man damit relativ
schön und entspannt gehen und laufen kann. Und hier sehe ich die Krux:
Hätte die Evolution (und, ja - nett, dass Sie fragen: Ich bin überzeugter
Darwinist!) es für nötig gehalten, dass uns statt Füßen Räder wachsen,
dann hätten wir diese längst unten dran. Aber wir haben eben einen
Gehapparat. Ich zum Beispiel gehe gerne und viel. Gerade in Städten aber
sehe ich unberuhigend viele Menschen nur noch herumrollen. Allein,
zu zweit, ohne Regeln, ohne Schutz, sich einfach nichts scheißend, wie
es halt Homo Österreichensis so gerne macht. Da ich neben dem Gehen
aber auch gerne Motorrad fahre, weiß ich: Selbst mit Lichtern und einem
200kg-Bock ist man im Straßenverkehr oft unsichtbar. Und dann
surrt plötzlich Herr Normalösterreicher mit 50 km/h (ja, manche dieser
E-Dinger gehen wie Sau!) zwischen dir und dem LKW hindurch. Solange
nichts passiert, fein. Aber wehe! Schuldige sind dann schnell gefunden,
und es sind sicher nicht die Roller-Fahrer.
Mein abgrundtiefer Hass gegen diesen Trend mag vielleicht etwas übertrieben
sein. Aber solange es keine klaren Regeln gibt (und die gibt es
leider nicht, und selbst wenn, schert es die Betroffenen einen feuchten
Dreck), solange sich die „Fahrer“ dieser Auswüchse des Verkehrs-Purgatoriums
in einer Art „Ich-darf-das!“-Sonderstellung befinden und solange
damit noch mehr ahnungslose Verkehrsteilnehmer die Großstadtstraßen
fluten, wird sich daran auch nichts ändern - nicht mal mit der Verkehrsnovelle,
die den Bruchpiloten und Regelverweigerern nun noch Tür und
Tor in den sicheren Unfall öffnet. Ich hoffe, ihr denkt an meine
Worte, wenn es wegen dieser unsäglichen Dinger wieder
mal Tote und Verletzte gibt. Die wären nämlich vermeidbar.
Wenn man weiß, wie es ... ähm ... man geht!
Fahrt vorsichtig und geht niemandem auf den Sack!
Euer Mike
oeticket.com
tickets@panevent.at – Tel. 02682/65065
2022
schlossparkfestival.com
!/LovelyDaysFestival
30. JUNI 2022
GASOMETER WIEN
TICKETS BEI OETICKET.COM
DEEP PURPLE
URIAH HEEP
JOHN CALE
THE SWEET
THE DOORS ALIVE
Sa. 09. Juli 2022
Schlosspark
Esterházy
Eisenstadt
GEKAUFTE
TICKETS
bleiben gültig!
MONTI BETON & JOHANN K. ( HANS
RUDI TREIBER & BAND
KRANKL)
Medieninhaber: Barracuda Music GmbH, 1090 Wien • Hersteller: Print Alliance HAV Produktions GmbH, 2540 Bad Vöslau
Strom-Kult
DU KOMMST NUR REIN,
WENN DU ZU FRÜH GEHST
Künstler*innen, die jung sterben, umgibt eine Aura des Unvollendeten.
Eine Besonderheit ist der Club 27.
Wir haben die 27. Ausgabe von Stark!Strom genutzt, um diesem Mythos nachzugehen.
Aber keine Angst, wir haben nicht vor, dem Club beizutreten.
CLUB
27
Jeder Club hat Auswahlkriterien, die erfüllt werden müssen,
wenn man aufgenommen werden will. In manchen
Klubs füllen diese Kriterien einige A4-Seiten, andere
haben ganz einfache Beitrittsbedingungen. Beim Club
27 sind es zwei Zeilen: Man muss sterben, wenn man 27
Jahre alt ist und man sollte es im Bereich der Musik zu
einer gewissen Berühmtheit gebracht haben.
Sucht man im Internet nach dem Club 27, findet man
unzählige Seiten. In 0,65 Sekunden kommt Google auf
4.500.000.000 Treffer. Alleine auf Spotify finden sich mehr
als 30 Songs, die den Club im Titel tragen. Was macht den
Mythos aus? Und wer hat die Ehre, in den erlauchten Kreis
aufgenommen zu werden? Klickt man sich durch die Seiten,
bekommt man den Eindruck, der Club 27 ist eine Mischung
aus EU und Neuem Testament. Es gibt Gründungsmitglieder,
alle heiligen Zeiten kommt eines dazu, aber es gibt auch
einen großen Kreis an Jüngern, die gerne dazu gehören
würden, aber laut Literatur nicht über den Status des assoziierten
Mitglieds hinauskommen.
Begründet haben den Club 27 Brian Jones, Janis Joplin, Jimi
Hendrix und Jim Morrison Ende der sechziger, Anfang der
siebziger Jahre. 1994 stieß Kurt Cobain dazu, 2011 wurde
Amy Winehouse aufgenommen. Alles charismatische
Persönlichkeiten, die ein zwar überschaubares, aber durchaus
einzigartiges Lebenswerk hinterlassen haben.
Dieser Mythos ist so stark, dass sich in der Rockmusik
eine gewisse Todessehnsucht wahrnehmen lässt.
Explizit drücken es Roger Daltry von The Who im Song
„My Generation“ (I hope I die before I get old) und Neil
Young in seinem Song „Hey Hey, My My” (It´s better to
burn out than to fade away) aus.
Ein Grund für die Entstehung des Mythos rund um den
Club 27 sind Erzählungen, die sich rund um die nicht
ganz geklärten Todesumstände von Brian Jones, Jimi
Hendrix, Jim Morrison, Janis Joplin und Kurt Cobain
ranken. War es eine Überdosis Heroin oder ein banaler
Herzinfarkt, der das Leben des Doors-Sängers beendete?
Oder war es vielleicht sogar ein Fluch? Starb doch
Morrisons Freundin drei Jahre nach ihm. Sie wurde
ebenfalls nur 27 Jahre alt. Wurde Brian Jones Opfer eines
Unfalls, eines Suizids oder wurde er von Mick Jagger
umgebracht? Und wer hat Kurt Cobain am Gewissen?
Die Liste der Verschwörungserzählungen ließe sich sehr
lange fortsetzen.
Blickt man auf jene sechs Musiker*innen, die den Mythos
Club 27 begründeten (Brain Jones, Janis Joplin, Jimi
Hendrix, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse)
entdeckt man einige Gemeinsamkeiten. Alle sechs sind
an ihrer Sensibilität, an der Gesellschaft, an ihrer Sucht
und auch an ihrer Kunst zerbrochen.
Die sechs sind aber nicht die einzigen Musiker*innen, die
im Alter von 27 Jahren gestorben sind. Im Internet finden
sich Listen, die bis zu sechzig Namen enthalten. Die
Liste reicht vom 1892 verstorbenen Pianisten, Dirigenten
und Komponisten Alexandre Levy bis zu Rapper Fredo
Santana, der 2018 an einer Leberzirrhose verstarb.
Dazwischen finden sich so berühmte Namen wie zu
Beispiel der des Bluesgitarristen Robert Johnson, der
angeblich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben
soll. Auch Gary Thain von Uriah Heep und Helmut Köllen,
Bassist der deutschen Rockband Triumvirat, erlebten
ihren 28. Geburtstag nicht.
Schaut man über den Tellerrand der Musik auf andere
Kunstsparten, tauchen Namen von Künstlern auf, die
durchaus dem legendären Club zuordenbar wären. Der
große Lyriker Georg Trakl zum Beispiel. Oder die Maler
August Macke und Jean-Michel Basquiat. Sie erfüllen ein
wichtiges Eintrittskriterium: Trotz ihrer jungen Jahre
schufen sie Kunstwerke, die stilprägend waren.
Künstler*innen, die jung gestorben sind, umgibt der
Mythos, dass ihr Schaffen unvollendet ist. Welche Filme
hätte James Dean noch drehen, welches Gedicht Georg
Trakl schreiben, welchen Song hätte Janis Joplin noch
aufnehmen können?
Sie stehen für eine Generation von Musiker*innen, die
neue Wege gesucht hat. Eine Generation, die auf der Basis
von Blues, Country und Rock´n´Roll etwas Neues erschaffen
wollte. Janis Joplin zerschmetterte mit ihrer kraftvollen
Stimme die Songs aus Blues und Country, extrahierte
die Emotionen für sich und stellte sie exhibitionistisch
dem Publikum zur Verfügung. Ein Exhibitionismus, der
sich auch bei Jim Morrison findet.
Jimi Hendrix interpretierte mit seiner kaum nachvollziehbaren
Gitarrentechnik den Rock´n´Roll und den
Blues neu. Er übernahm Lead- und Rhythmusgitarre in
Personalunion, jagte alles durch die damals modernsten
Effektgeräte, ging hart an die persönlichen Grenzen und
darüber hinaus. Er schuf Musik, die kraftvoll, sensibel
und zerbrechlich zugleich war.
Jones, Joplin und Co. katapultierten sich mit ihrer Arbeit
und ihrem Talent an die Spitze einer musikalischen
Revolution, der sie mit ihrem frühen Tod ewige Jugend
verliehen. Benjamin von Stuckrad-Barré fasst es in seinem
Song „Club 27“, der von Thees Uhlmann interpretiert
wird, so zusammen: „Du kommst nur rein, wenn du zu
früh gehst.“ Und „Tränen, Mythos und Musik ist das, was
irdisch übrig blieb.“
10 11
Christian Orou
Hale-Strom
Halestorm
TOTAL METAPHORISCH
HALESTORMs lang erwarteter jüngster Silberling „Back From The Dead“ liegt bereits zur allgemeinen Begutachtung vor.
Grund genug für Stark!Strom-Redakteurin Kinga, Gitarrist Joe Hottinger mal näher heranzuzoomen.
Hallo Joe, wie geht es dir mit dem Release von „Back From
The Dead“?
Joe: Oh mein Gott, ich konnte es echt kaum erwarten.
Wir hatten ja zwei Songs als Singles rausgebracht
und als „The Steeple“ rauskam, habe ich endlich
mal wieder gespürt, warum es „Release“ heißt. Die
Leute können es endlich hören, es ist nicht mehr nur
„Unseres“. Das fühlt sich echt wie eine „Loslösung“
bzw. ein „Release“ an. Ich fühle mich frei und es macht
einfach so viel Spaß, endlich wieder Pressearbeit zu
machen und mit euch zu quatschen und Feedback
zu bekommen.
Bleiben wir gleich beim Song „The Steeple“. Im Text heißt es:
„It’s been a long road outta hell up to the steeple. For this is
my church and these are my people“ (steeple = Kirchturm,
Anm.). Seid ihr echt so religiös oder ist das eher metaphorisch
gemeint.?
Das klingt echt toll. Nach all den Jahren, in denen ihr schon
Musik macht und unterwegs seid, könnte man denken,
dass ihr es gewohnt seid, aber es scheint so, als wärst du
echt begeistert, was Konzerte und Liveshows betrifft, das
ist echt schön!
J: Anfang Mai fangen wir endlich wieder an zu touren.
Es gibt einfach kein besseres Gefühl auf der Welt. Es ist
so, als würdest du von einer Klippe springen. Du spielst
einfach. Du weißt nicht, wie es aufhört oder wo es hinführt,
aber du weißt, du versuchst zu fliegen. Das ist
Musik leben und erleben. Es gibt keine Vergangenheit
und keine Zukunft, nur das Hier und Jetzt. Ich krieg‘
schon eine Gänsehaut, wenn ich nur darüber rede.
Wie ist das neue Album entstanden? Ihr habt ja schon vor
der Pandemie angefangen, daran zu arbeiten. Hattet ihr
den Titel „Back From The Dead“ da schon oder kam der
erst später?
nichts weitergegangen ist. Lzzy hat sich dann mit
unserem alten Freund Scott zusammengetan, mit
dem sie schon „I Miss The Misery“ geschrieben hat,
und innerhalb von einer Stunde war das Konzept von
„Back From the Dead“ fertig gestellt. Sie haben uns
dann ein Demo vorgespielt und wir haben es sofort
geliebt und dachten nur: „Wow, das ist so erfrischend.
Es klingt toll“.
Ich hab‘ deinen Instagram-Account mal durchgecheckt.
Du bist ja nicht nur Musiker und Gitarrist, sondern auch
leidenschaftlicher Fotograf. Deine Bilder sind echt toll. Da
sind auch viele von Lzzy dabei. Es scheint so, als wärt ihr
sehr glücklich, wenn ihr zusammen seid.
J: Weißt du, wir sind jetzt 19 Jahre zusammen (und 20
in der Band). Es ist einfach wunderschön, wenn du
das, was du liebst, mit einer Person, die du liebst, teilen
kannst. Sie ist meine Muse - in so vielen Belangen.
Kameras und Gitarren, davon kann ich nicht genug
bekommen. Und Lzzy macht einfach alles mit. Wenn
ich sage „Uh, da ist grad so ein tolles Licht, bitte stell
dich da rüber, ich möchte dich fotografieren!“ Dann
macht sie einfach sofort mit. Großartig!
Ich habe ein Bild von euch im Auto gesehen und darunter
stand: „Ich könnte für immer unterwegs sein. Solange ich
genug Koffein, Snacks und die richtige Begleitung habe.“
Welche Snacks müssen im Tourbus oder im Auto von Joe
Hottinger immer dabei sein?
J: Haha, gute Frage! Kommt auf die Situation an. Aber
was einfach immer geht, sind richtig klassische, salzige
Chips und ein Bier (natürlich nicht, wenn ich fahre!)
Viel Koffein muss dabei sein und Süßigkeiten! Für
den Fall, dass man müde wird, der Kaffee nicht mehr
hilft und man einen kleinen Zuckerpush braucht!
Nächstes Jahr - 2023 - bist du 20 Jahre bei der Band. Wie
hast du dich verändert über die letzten zwei Jahrzehnte?
Wie hast du dich weiterentwickelt?
J: Oh Mann…Ist es nicht so, dass sich die Zellen des
menschlichen Körpers alle sieben Jahre erneuern und
man dann quasi ein komplett anderer Mensch ist?
Du bist dann buchstäblich eine andere Person und
das wären bei mir jetzt mittlerweile drei Joes (lacht)!
Ich erinnere mich an den Anfang, als wir uns dazu
entschieden haben, dass wir unser Geld mit Musik
verdienen wollen. Wir haben damals alle Bars in einem
Umkreis von 50 Meilen notiert und versucht
herauszufinden, ob sie Live-Musik haben. Wenn ja,
haben wir die zuständige Person ausfindig gemacht,
unser Demo hergezeigt und innerhalb von ein paar
Wochen hatten wir fünf bis sechs Auftritte die Woche.
Wir haben teilweise vierstündige Akustik-Shows gespielt
für 75 Dollar und wir dachten uns nur „Hell
Yeah!“ (Kinga: „Wir sind reich!“, lacht)
Wir konnten davon leben. Schwierig wurde es dann, als
wir einen Label-Vertrag bekamen, immerhin mussten
wir dann ein ganzes Album schreiben! Wir hatten keine
Zeit, Shows zu spielen und mussten von 20 Dollar
am Tag leben. Wie auch immer, das ist nun 20 Jahre
her und ich mache noch immer dasselbe, aber auf
einem völlig anderen Level. Wir müssen die Welt nicht
mehr wissen lassen, wer wir sind, wir wollen ihr den
Beweis dafür liefern, dass wir noch zu Recht hier sind!
Ihr habt viele Tourdaten bekannt gegeben und werdet sehr
viel unterwegs sein (auch in Europa) - da bleibt nicht viel
Zeit zum Atmen. Was kann man sich von einer HALESTORM-
Live-Show erwarten?
Joe: Unsere Devise ist: Die Leute müssen „Whooo“
schreien. Wenn wir live spielen, gibt es kein Playback.
Es gibt nur uns und wie wir unsere Songs interpretieren.
Du siehst und hörst vier Menschen, die ihre
Musik spielen. Wir spielen unsere Songs und improvisieren
viel dabei, durchmischen sie und stellen sie
auf den Kopf. So versuchen wir, das Ganze interessant
zu machen, nicht nur für das Publikum, sondern auch
für uns. Jede Show ist eine einzigartige, kleine Reise.
Manchmal besser, manchmal schlechter. Aber das ist
ja das Schöne daran.
Das klingt mega. Ich kann es kaum erwarten, HALESTORM
live zu erleben (z.B. am 28.11., Stadthalle mit ALTER BRIDGE
und MAMMOTH, Anm.). Danke für das Gespräch, jetzt hole
ich mir erst mal ein paar richtig gute, classic, salty Chips.
www.halestormrocks.com
Kinga
© Warner Music
12
J: Ja, total metaphorisch. Es geht vielmehr um die
Rockshow. Die Bühne ist genau dort, wo wir sein wollen,
wo ich sein will. Dabei ist mir auch egal, ob es
nur die Bar um die Ecke ist oder ein riesiges Stadion.
Und um zurück zu „The Steeple“ zu kommen: Ihr
seid unsere Leute, die Rockshow ist unsere „Kirche“,
unser Heiligtum, unsere heilige Stätte. Und das ist
der wunderbare Ort, an dem wir zusammenkommen
und unsere Energie mit euch austauschen wollen.
J: Wir haben im Februar 2020 angefangen mit der
Band zu brainstormen, dann kam der März und ja,
komische Dinge fingen an zu passieren, wie wir alle
wissen. Nach neun Monaten Warten und Nichtstun
sind wir im Dezember 2020 wieder ins Studio gegangen,
um einfach wieder irgendwas zu tun und ein
paar Songs auszuprobieren, die wir über die letzten
Monate geschrieben hatten. Dann kam eine Phase, in
der wir uns nur im Kreis gedreht haben und einfach
13
Schwefel-Strom
eridu kreator oranssi xenoblight
Alle Fotos © Celia Woitas
OSTERFEST EXTREM
IM BANN DES INFERNOS
Zu den üblichen Ostertraditionen – seien es der Gang in die Kirche oder der Brauch des Eierbemalens –
bietet das viertägige Inferno Metal Festival in Oslo eine extreme Alternative.
Kaum ein Abenteuer beginnt mit einer geplanten
Reise: Daher grämt es mich nicht, dass der Viertages-
Festival-Ausflug zunächst mit einer fälschlicherweise
ins Osloer Umland führenden Zugfahrt beginnt.
Während hie und da bereits Frühlingssonnenstrahlen
die Menschen aus dem Schlaf holen, hängt über dem
Süden Norwegens am Donnerstagmorgen noch ein
grauer Schleier. Bis zu den ersten Konzerten an diesem
Nachmittag ist zum Glück noch Zeit und so kann man
die ungewollt lange Zugreise dafür nutzen, sich auf
ein erstes Festival nach viel zu langer Zwangspause
einzustellen.
Eben weil sich meine Aufmerksamkeit für Blast Beats
und Tremolo Picking etwas in Grenzen hält, gestalten
sich meine Festival-Wege häufig um bekannte
Größen des Black Metal herum, hin zu stilistischen
Ausreißern. So bleiben Augen und Ohren daher gleich
beim ersten Act der Hauptbühne hängen. Wenn man
DJERV-Frontfrau Agnete Kjølsrud abseits der Bühne
sieht, so würde man die Sängerin, die eine sehr
warmherzige Art ausstrahlt, wahrscheinlich eher als
Theaterdarstellerin identifizieren. Die Varieté-hafte
Schminke, die ihr Antlitz schmückt, wirkt aus der
Nähe gewissermaßen übertrieben, verliert im Live-
Geschehen aber sogleich ihre hyperbolische Wirkung.
Der weiße Handschuh, die Gestik und die Zigarre
hauchen dem hier allerhöchstens angeschwärzten
Rock und Heavy Metal mit schrillem Gesang eine
altwürdige Ästhetik ein.
über deren Bedeutung man sich schnell mal zu viele
Gedanken machen kann - künstlerisch ins Bild
fügen. An die Enge und das Gedränge von Menschen
muss ich mich erst wieder gewöhnen und so verirre
ich mich an diesem Abend noch selten in die
Kellergemäuer. Nicht zuletzt auch, weil die Klänge hier
ab und an etwas verschwimmen, und so beispielsweise
die atmosphärischen, wundervollen Momente
von SYLVAINE leicht verschluckt werden. Dennoch
hält man gerne inne und lauscht den teils seelenzerreißenden
Shouts zwischen den Klargesängen der
elfenhaften Norwegerin, deren silberblondes Haar in
langen Wellen über die Schultern fällt.
Nachdem HAMFERD mit eindringlich melodischem
Death Doom am Freitag die Hauptbühne eröffnen,
nutze ich die Gelegenheit, im Anschluss einen Blick auf
die Kunstwerke sowie Merch- und Tonträgerauswahl
zu werfen, die in den hinteren Räumen des Gebäudes
zu finden sind. Ein Festival-Tattoo darf es dort auch
sein, für jeden, der eine weitere garantiert bleibende
Erinnerung möchte.
paaren sich ihre aggressiven, rohen Shouts mit angenehm
durchtriebenem Gitarrenspiel.
ERIDU als ersten Act am letzten Festival-Tag zu verpassen,
wäre zwar absolut möglich, aber auch fatal im
Blick auf die Highlight-Liste gewesen. Die noch recht
frische Gruppe ist in München beheimatet und verbindet
Death Metal mit einer orientalische Note. Live
kommt das Ganze in sehr energiegeladenem Melodic
Death Metal zum „Erblühen“. Mit einer Bauchtänzerin
zum Ende der Show auf der Bühne unterstreichen
ERIDU noch einmal das morgenländische Element in
ihrer Musik und bilden den wohl frischesten Auftritt
des Festivals, obgleich sich auch mit ORANSSI PAZUZU
direkt im Anschuss ein angenehmer Ausreißer anbahnt.
Die finnische Psychedelic Metal-Gruppe versteht
sich darauf, Spannung mit anschwellenden
elektronischen Klängen zu erzeugen. Absolut mutig,
ausgerechnet beim Inferno ein besonders elektronisches
Set zum Besten zu geben.
Ganz anders machen das KREATOR. Als die Band die
Bühne betritt, freuen sich sowohl der Pyro-Zuständige
Das Inferno Metal Festival findet in diesem Jahr zum
Im Keller starten GNIDA am Samstag das Geschehen als auch die Meute. Die zu später Spielzeit volle Hütte
20. Mal statt. Die zwei Hauptlocations befinden sich
und tragen fraglos dieses Jahr den Preis für den widerlichsten
reißen die Thrasher ab: mit feurigen Einlagen und
hier im gleichen Gebäude, der Rockefeller Music Hall,
Bandnamen davon. Im Polnischen be-
Papierschlangen, die quer durch den Saal geschossen
was die Wege auf ein Minimum beschränkt. Auch die
zeichnet „Gnida“ die Eier der Kopflaus. Passender werden und zum Teil an der Decke hängenbleiben -
ans Festival geknüpfte Music Conference findet bereits
kann man seine Grindcore-Band vermutlich kaum vermutlich für immer. Das letzte Festival-Set spielt
am Mittwoch und Donnerstag im nahegelege-
Weit eindeutiger im Black Metal verankert können
benennen. Daher Hut - oder besser gleich Haar - ab! dann im Anschluss die Black Metal-Truppe TAAKE.
nen Hotel statt und bietet einige Diskussionen und mich später aber auch KAMPFAR in ihren Bann ziehen.
XENOBLIGHT sind, was ihren Namen betrifft, zwar Trotz mittlerweile sehr müder Glieder lohnt es sich, die
Beiträge zu unterschiedlichsten - natürlich stets der Ein großartiger Sound und dazu eine Bühnenpräsenz,
weniger einprägsam, das macht der Auftritt aber Banjo-Einlage als Show-Highlight noch abzuwarten
Musik und dem Metal zugewandten - Themen. Beim bei der alles bestens ins Bild passt und dennoch nichts
in jedem Fall wett. Dass Musik und Emotionen eng und anschließend nach unendlich vielen und überraschend
Inferno trifft man vor allem auf Bands, die im Extreme erzwungen durchdacht wirkt. Viel mehr hat man das
miteinander verbunden sind, ist nicht nur schön zu
abwechslungsreichen Eindrücken ein (vorerst)
Metal beheimatet sind. Die Unternehmung meinerseits
Gefühl, Profis bei der Arbeit zuzusehen, sodass sich
hören und zu fühlen, sondern auch, wie im Fall von letztes Mal unterm Osloer Himmel zu entschlummern.
- die normalerweise kaum derlei Subgenres frönt selbst die schwarzen Lackhandschuhe und die vorm
XENOBLIGHT direkt im Gesicht von Sängerin Marika
- wirkt daher zunächst als nahezu töricht. Oder? Gemächt des Sängers baumelnde Norwegen-Flagge -
Hyldmar abzulesen. Mit ausdrucksstarker Mimik www.infernofestival.net
Celia Woitas
14 15
Schwefel-Strom, die zweite
Seiten-Strom, die zweite
WIKINGER
IN DER KRAMPUSGRUPPE
Als Auftakt zur Serie „KünstlerInnen im Selbstporträt“ eröffnet einer der tatkräftigsten Supporter
der österreichischen Metal-Szene, Mario „Ragnar“ Glöckl, diesen Reigen in his own words:
Fangen wir mal ganz von vorne an.
Ich habe vor einigen Jahren angefangen, Gedichte
zu schreiben und auch einiges davon veröffentlicht.
Darauf folgte meine Website und mein erstes Buch
im Self Publishing.
Was hat das ganze mit Metal zu tun, fragt ihr euch?
Ich höre als Inspiration gerne depressiven Black
Metal, daher handeln meine Gedichte von Krieg,
Depression, Suizid, Liebeskummer, aber es gibt auch
ein Kinderbuch aus meiner Feder, das von einem
Wikingerjungen handelt, der mit einem Drachen
Freundschaft schließt.
Aus der Vorliebe für Wikinger entstand auch mein
Künstlername „Ragnar“.
Abgesehen vom Schreiben mache ich gerne „Darkart“-
Fotos auf Instagram, also wie für einen Metaller üblich,
interessiere ich mich für düstere Sachen und ja,
meine Lieblingsband ist definitiv BELPHEGOR!
So sind auch die Covers für meine beiden Sampler
entstanden, denn ich mache nun seit ein paar Jahren
Werbung für österreichische Metalbands. Mittlerweile
habe ich 6000 Follower und kann sagen, dass meine
Seite „metal_xes“ die größte Austrian-Metal-Seite auf
Instagram ist.
Die erwähnten Sampler sind einerseits der Austrian
Black Metal-Sampler mit neun österreichischen Black
Metal-Bands, die das dunkle Herz höher schlagen lassen
und nach dem ersten Sampler, dachte ich mir, wenn
ich schon einen Black Metal-Sampler gemacht habe,
muss auch einer über Death Metal her. Gesagt, getan.
Das Cover mag kontroversiell sein, aber mal ganz ehrlich,
einen Death Metal-Sampler ohne blutiges Cover -
wie langweilig ist das denn? Ich kann schließlich kein
Einhorn zeigen, das über einen Regenbogen tanzt.
Ich habe dem Online-Radiosender „4400-Ironcity“ beide
Sampler geschickt, in der Hoffnung, dass sie gespielt
werden, aber nein - ich wurde eingeladen, gleich selbst
eine Show zu machen. Ja klar, dachte ich mir, und so
spiele ich nun jeden Donnerstag und Freitag von 20 -
21 Uhr heimische Metalbands. Parallel dazu schreibe
ich auch für das Online-Magazin „Soundmagnet“, zum
Beispiel über heimische Female Fronted Metalbands.
Zu guter Letzt: Für die Band MYSTIC CIRCLE durfte ich
zu dem Song „The Curse of the Wolf Demon“ einen
Trailer drehen.
Wie ich zu dieser gottlosen Ehre kam? Über eine
„Krampus gruppe“, die ich fotografiere und deren
Wolfskostüm! So bin ich seit dem Dreh mit MYSTIC
CIRCLE in Kontakt!
MUSIK
DURCH DIE LINSE
Das ist der treffende Titel eines wunderschön gestalteten Bildbandes
der beiden Linzer Fotografen Christoph Leeb und Andreas
Wörister (beide auch auf subtext.at journalistisch aktiv), der einen
repräsentativen Überblick über die letzten zehn Jahre an Konzertereignissen
vorwiegend in der Stahlstadt, aber auch in Wels und
Steyr, bietet.
Subkulturelle Konzerte im eher kleinen Rahmen (u.a. Kapu, Stadtwerkstatt,
Ann & Pat) finden darin genauso Platz, wie Bilderstrecken
von größeren Events im Posthof, beim Linzfest oder den
SBÄM-Festivals im Welser Schl8hof.
Bücher von mir gibt’s
in jeder Online-Buchhandlung
Fotos auf FB oder Insta:
www.facebook.com/marioragnar.glockl
Instagram: ragnarmario / metal_xes
Die Kolumnen findet ihr auf
Soundmagnet/Kolumne
www.soundmagnet.eu
Sampler und T-Shirts
sind bei mir erhältlich
Dass beide Protagonisten ihre journalistische Tätigkeit bzw. das
Fotografieren „nur“ als Hobby betreiben, tut der Qualität der Fotos
übrigens keinen Abbruch, da diese wirklich hochprofessionell in
Szene gesetzt wurden und die Autoren sich sogar die Mühe gemacht
haben, die Geschichte der jeweiligen Locations penibel zu
recherchieren und festzuhalten: So erfährt man u.a., dass die Kapu
nicht nur von einer Band namens NIRVANA anno 1989 bespielt
wurde, sondern auch von damals (Anfang der 90er) noch gänzlich
unbekannten Acts wie GREEN DAY oder OFFSPRING.
Auch der 2018 viel zu früh verstorbene Szeneaktivist und Musiker
(u.a. Texta) Harald „Huckey“ Renner erfährt im Buch seine verdiente
Würdigung.
16
© sunnyshotmedown
Meine Radiosendung:
laut.fm/4400-ironcity,
jeden Donnerstag und Freitag
von 20 - 21Uhr!
Support the Underground!
Mario „Ragnar“ Glöckl
Fazit: Absolut empfehlenswerter Bildband und nicht nur für Musikfans
aus Linz und Umgebung von Interesse. Bestellmöglichkeit
im Onlineshop der Kulturplattform OÖ unter:
www.kupf.at
Thomas Hutterer
Wien-Strom
IRGENDWIEN
Breitestaufgestellte Kunst führt zu großem Ganzen
Schubladisieren, Massentauglichkeit suchen oder sie generell pauschal verorten.
Das alles funktioniert bei IRGENDWIEN nicht. Und das ist gut so. Vor der CD-Veröffentlichung von
„Collagen gegen das Nichts“ (VÖ: 10.6.) trafen wir die Band in ihrem Proberaum zum Talk.
© Privat
Worauf darf sich jemand einstellen, der IRGENDWIEN und
euer Album erstmals hört?
Haider: Am ehesten auf eine Art Punk-Schiene mit
starkem Gitarrensound und vielen verschiedenen
musikalischen Aspekten. Man erkennt dann wohl
einen Stil, aber keinen vorgesetzten. Manche unserer
Refrains sind ziemlich eingängig, was sehr wichtig
ist, denn es unterscheidet uns vom Art Rock, der ja
ohne dem auskommt.
Trotzdem sind wir, denke ich, nicht massentauglich,
doch das wollen wir auch nicht sein. Wir wollen das
spielen, was wir spielen möchten. Das Spiel mit großer
Vielfalt im Musikalischen und sehr tragenden Texten,
bei denen die Zuhörer überlegen dürfen, was ernst
gemeint und was Satire ist.
Welche Musik hat es euch persönlich besonders angetan?
H: Ich bin ein Kind der 80er-Jahre und das ist auch
musikalisch die Zeit, die mir bis heute am meisten
taugt. Auch unser Schlagzeuger Martin mag diese
Dekade sehr gerne. Unsere beiden von der Saiten-
Fraktion sind Fans der 70er-Jahre. Moriz, der Gitarrist
geht noch etwas mehr zurück in die Mitte der 60er,
wo Psychedelic angesagt war und später dem Prog
Rock gewichen ist. Wir schließen wenig aus und sind
breit aufgestellt.
Wie sehen bei euch die besonderen Rollen der einzelnen
Mitglieder aus?
H: Martin ist unser Animations-Mann, Moriz hat
während der Album-Produktion seine Fähigkeit
als Lektor unter Beweis gestellt, Stephan ist derje-
18
nige, der sehr gut vernetzt ist und uns mit Venues
connected.
Martin: Haider ist unser Hauptorganisator. Zum
Beispiel alles, was über Studios und Recording passiert,
läuft über ihn. Er ist einfach unser Bandleader.
Und der Prophet und Meister… (alle lachen)
Andere Bands haben einen Bonus-Track am Album, ihr
einen Malus-Track. Wie kam es dazu?
H: Unser Mastermind puncto Sound, Christian
Tschinkel, hat uns auf die Idee gebracht, den Song, mit
dem Titel „Malus-Track“, der unsere Verarbeitung der
vielen Lockdowns behandelt, mit auf die CD zu bringen.
Welchen Stellenwert hat die Vielfalt von Kunst in eurem
Schaffen?
H: Einen ganz hohen. Jeder von uns hat seine
Spezialitäten in der visuellen Kunst. Wir sehen uns
als Kunstformation und wollen mit dem, was wir
machen, ein großes Ganzes schaffen. Vom Booklet,
bis zu den Animationen in den Videos, wollen wir
ein poetisches IRGENDWIEN-Universum erschaffen.
Moriz: Bei uns ist auch selbstverständlich viel
Intuition dabei. Wir haben ein Ziel und schauen, wie
das alles mit unseren musikalischen Inputs funktioniert.
Und das hat es auch dann immer. Wir wissen,
was wir wollen, wie wir da hingelangen, zeigt sich
dann. Anders könnten wir es auch nicht.
www.facebook.com/irgendwien
Patrick
Strom-Master
Wie hat das mit dem Masters of Rock angefangen, wie bist
du zum Veranstalter geworden?
Essen. Da wirkte es so, als wäre er auf einem Food
Festival gewesen.
7. - 10. 7. 2022, R. Jelínek’s distillery, VIZOVICE
Lange zwei Jahre gab es kaum ein Festival ohne große Einschränkungen. Doch heuer startet endlich das große
Comeback. Das gilt auch für das Masters of Rock, das mit 50.000 erwarteten Besuchern zu den größten Open-Air-Events
in Tschechien gehört. Wir sprachen mit dem Gründer und Veranstalter Jiri „George“ Daron. Er erzählt uns, worauf es ihm
bei Festivals ankommt, was das Publikum anders im Vergleicht zu anderen Festivals macht und wieso manche Reviews
von seinem Festival eher an ein Food-Festival erinnern.
© Lukas Urbanik
Wir haben vor 25 Jahren als Company vereinzelt
begonnen, Konzerte mit verschiedenen Künstlern
zu buchen. Nach und nach starteten wir auch mit
Rockshows. Vor 23 Jahren bin ich dann zum Roskilde
Festival nach Dänemark gefahren und war wirklich
beeindruckt. Es war auch das erste Mal für mich, dass
ich auf so einem großen Open-Air-Event war. Von da
an dachte ich mir, es wäre schon wichtig und gut, so
etwas auch bei uns in Tschechien zu haben. Vor allem
für die Metal-Musik. Ein, zwei Jahre später hatte ich
ein Meeting, wie wir ein Festival aufziehen könnten.
Die Distillery wartete förmlich auf uns. So hatten
wir schon eine Location. Als Nächstes überlegten wir
uns einen Namen. Ich habe zu der Zeit viel Tennis
geschaut und ja, beim Tennis sind auch die Masters
Tournaments sehr wichtig. Somit wurde das Festival
zum Masters of Rock.
Wie ist eigentlich deine Gefühlslage, wenn du dir klarmachst,
dass das Festival endlich wieder stattfinden kann?
Die letzten beiden Jahre waren für alle, die Musik
machen, sicher besonders schwer. Wir konnten kein
Masters of Rock machen. Es gab zu viele Restriktionen
mit Masken oder Zertifikaten. Immerhin konnten wir
letztes Jahr das Rock Castle mit 5.000 Zusehern und
mit Maskenpflicht machen. Das war einzigartig und
doch auch sehr spannend für alle Beteiligten und
auch für die Fans. Jetzt können wir endlich wieder
große Festivals machen. Am Masters of Rock sind
50.000 Besucher angesagt. Das ist schon beindruckend.
Das sind sicher viele darunter, die für 2019 Tickets hatten.
Richtig, einige der Zuseher haben seit über zwei Jahren
ihre Tickets behalten und werden jetzt kommen. Was
auch eine gewisse Herausforderung ist, vor allem für
Promoter. Die Preise für die Mitarbeitenden und für
die Organisation sind gestiegen und sie verdienen
auch, gerecht bezahlt zu werden. Da mussten wir den
Eintritt anpassen. Trotz dieser Herausforderungen
freuen wir uns alle riesig, dass das Festival endlich
wieder steigen kann.
Wie wichtig findest du den Faktor Komfort auf Festivals
für Gäste?
Bei uns ist das Catering ein wichtiger Punkt und
auch die Frage, was wir da besser machen können. Da
schauen wir auch auf Nachhaltigkeit, Stichwort wiederverwendbare
Becher oder Ähnliches. Wir wollen
immer viele verschiedene Möglichkeiten anbieten.
Auf den Festivals in Deutschland, bei denen ich war,
hat es nicht so viel Auswahl gegeben. Ich kann mich
auch erinnern, wie jemand vom Rock Hard Festival
zu uns kam, um ein Review zu schreiben. Die meisten
Fotos, die da entstanden, waren nicht von den Bands
oder den Stages, sondern tatsächlich von unserem
Was ist für dich bei der Orga eines Festivals schwieriger:
Ein starkes Line-up zu bieten oder eine Location zu finden?
Definitiv die Location, die ist am wichtigsten. Alle
erfolgreichen Festivals haben einen besonderen und
einzigartigen Platz, an den man sich gerne erinnert
und den alle, die dort sind, lieben. Der zweite Step ist
dann natürlich, ein großartiges Line-up zu haben
und die Frage, wie viel Budget dir da zur Verfügung
steht. (lacht)
Wenn man JUDAS PRIEST am Line-up hat, dann ist das
Budget durchaus vorhanden...
Stimmt. Ich muss ja gestehen, dass wir die letzten 13
Jahre versucht haben, diese Legenden zu Masters of
Rock zu bekommen. Da ist aber immer irgendetwas
dazwischengekommen. Für mich war es immer ein
großes Ziel. Besonders cool ist ja, dass wir unser 25.
Jubiläum feiern und JUDAS PRIEST ihr 50-jähriges
Bestehen zelebrieren. Für diese Show bekommen
wir extra eine größere Stage aus Deutschland angeliefert.
Da dürfen sich die Zuschauer auf einiges
gefasst machen.
Was sagst du zu der Aussage von manchen „True-Metalern“,
auf Festivals wie dem Masters of Rock soll nur „härtere“
Musik gespielt werden?
Ehrlich, bei uns gibt es immer Experimente, wen wir
bei der Bandauswahl dazunehmen könnten. Natürlich
liegt der Fokus auf Metal. Wir möchten aber verschiedene
Richtungen bringen. Das Coole ist auch, dass
gerade diese Vielfalt bei den Fans vom Masters of Rock
besonders gut ankommt. Zum Beispiel habe ich vor
vielen Jahren eine tschechische Ska-Band gehabt. Die
haben dann ihre Setlist so angepasst, dass sie bekannte
Metal-Songs auf ihr Genre umgeschrieben haben.
Ich habe mit den Artists das Jahr darauf geplaudert
und sie waren von der Resonanz schwer begeistert.
Gibt es für dich auch sogenannte Dauerbrenner, die in
Vizovice am Festival einfach dazugehören?
Besonderen Stellenwert hat bei uns die Band FLERET
als Festival-Opener. Die Truppe kommt selbst aus
Vizovice und spielt tschechische Folkmusik. Das ist jedes
Mal ein Erlebnis. Abschließend möchte ich die jedes
Mal stattfindenden Shows mit Live-Orchester hervorheben.
Da gab es auch schon Shows mit SABATON
zum Beispiel und dieses Jahr spielt die Symphonic
Metalband VISIONS OF ATLANTIS mit Orchester. Ich
kann dir sagen: Die Masters of Rock-Audience findet
solche besonderen Shows, die nicht typisch heavy
Musik sind, wirklich toll.
www.mastersofrock.cz
Patrick
20 21
Strom-District
DISTRICT 19
BOOKING AUS LEIDENSCHAFT
Roman Hödl veranstaltet gemeinsam mit Moritz Wagner (Ton Music Productions & Metalticket.AT) unter anderem das
Vienna Metal Meeting und diverse Club Shows in Österreich. Der gebürtige Oberösterreicher, aufgewachsen in den
Niederlanden und seit 2013 in Wien beheimatet, ist ein bescheidener Mensch. Wie er anlässlich eines schönen Samstagnachmittags
in seinen gemütlichen DISTRICT-19-Büroräumlichkeiten dem Stark!Strom versicherte, brauche er lediglich
einen Internetanschluss, ein Notebook und - einen Flughafen.
Das sei ausreichend, um unermüdlich
nach Bands zu suchen, die
gut aufgestellt sind und eine gute
Fanbase haben, dementsprechend
Fans zur Show bringen und nicht
nur die liebe Verwandtschaft.
Professionalisierung sei hier das
Zauberwort, denn Bands, die arbeitswillig
sind, sich anstrengen
und Leute ziehen, die bucht man
gerne, so Roman, der sich selbst
in verschiedensten Bands als
Musiker ausprobiert hat.
Schnell wird klar, es ist die Leidenschaft
für das Genre und das
Promoten desselben, die ihn antreiben.
Zudem hat mein sympathischer
Gesprächspartner
auch das berühmte Händchen
dafür, denn schon früh ergab
sich für ihn die Möglichkeit, eine
Europatournee der Kultband
PUNGENT STENCH zu organisieren
und - auf Anhieb gelang die
schwarze Null. Ein Grund mehr
für Roman, dabeizubleiben und
aus der offensichtlichen Berufung
einen Beruf zu machen. Ein Beruf,
der ihm mittlerweile einiges an
Reputation eingebracht hat. Bands
wie ARCHGOAT, ASPHYX oder
HARAKIRI FOR THE SKY finden sich
in seinem Rooster, aber auch mit
Legenden wie DEATH ANGEL oder
OBITUARY hat er bereits erfolgreich
zusammengearbeitet.
Es ist aber auch ein Beruf, so erzählt
er, der ihm die letzten zwei Jahre
pandemiebedingt viel abverlangt
hat. Es waren zwar immer wieder
Konzerte möglich, zumal sich die
Spielwiese von District 19 über den
gesamten Globus erstreckt - mit
Schwerpunkt Europa, andererseits
war es ein Ding der Unmöglichkeit,
© Privat
© Valeriya Filatova
Moritz Wagner
Roman Hödl
während der letzten zwei Jahre
eine zusammenhängende Tour
durch ganz Europa auf die Beine
zu stellen. Auch aktuell gilt es, einen
Wermutstropfen zu verkraften,
bedauert Roman, denn das
gemeinsame, mit Kompagnon
Moritz (Wagner) geplante Festival
HELL AWAITS in Wiesen, wo auch
noch Christian Dörr als Partner dabei
war, musste für 2022 abgesagt
werden. Aber da ist laut Roman
noch einiges in der Pipeline, zum
Beispiel die Tourneen von SAMAEL
und DIABOLICAL, die am diesjährigen
Vienna Metal Meeting endet
und die Nightliner Tour von
VECTOR, CRYPTOSIS, COMANIAC
und ALGEBRA beginnt danach.
Mit dem Vienna Metal Meeting
kommt erneut Moritz ins Spiel
(dessen Anwesenheit aus terminlichen
Gründen leider nicht möglich
war), dieser ist der Chef von TON
Music Productions und konzentriert
sich als Promotor auf den österreichischen
Markt. Gemeinsam
ziehen die beiden im oft vernachlässigten
Mittel segment von 500
bis 3000 Gästen Veranstaltungen
an Land. Das seit 2017 bestehende
VMM ist eines davon. 2022 findet
es von 7. - 8. Oktober statt und wird
den gewohnt harten Klängen auf
zwei Bühnen einen würdigen
Rahmen geben.
Ich verlasse Romans Büro mit einem
guten Gefühl. Bei all den Problemen,
die die Musikszene durch die Pandemie
und aktuell durch den Krieg
in der Ukraine nahezu unvorbereitet
getroffen haben, ist es sehr gut
zu wissen, dass es Menschen wie
Roman und Moritz gibt. Die beiden
wissen, was sie tun, arbeiten professionell
und fair, sind aber trotzdem
im Herzen Fans geblieben und geben
der Metalmusik ihr wichtigstes
Lebenselixier - Gigs, Gigs, Gigs!
www.dictrict-19.com
www.viennametalmeeting.com
Bernhard
22
Craft-Strom
Zukunfts-Strom
24
THE CRAFTMEN´S JOB
ODER ELVIS, DAS STILLE ÖRTCHEN UND DIE WHISKEY BAR
Till Philippi, Besuchern des von ihm und Angelika Duchkowitsch ins Leben gerufenen
Vinyl & Music Festivals auch bekannt als „der Mann mit dem Hut“, lüftet diesen erstmals
im Stark!Strom-Magazin - aus Verehrung vor dem Handwerk.
Die nun folgenden Zeilen sind ein Plädoyer
für echte Handarbeit, den Craftsmen´s
Job sozusagen. Ob Einzelanfertigung,
Kleinserie, Wiederinstandsetzung, Upcycling,
die Palette der Craftsmen umfasst
neue wie ausgespielte Instrumente,
liebevolle Plattenboxen ebenso wie ungewöhnliche
Lautsprecher.
Falls es eines Beweises bedurfte, dass
österreichischen Gitarrenbauer wahre
Könner sind, dem sei gesagt, selbst
Gitarren des King finden ihren Weg in
heimische Gefilde. Um wieder gespielt zu
werden! Aber der Reihe nach, denn die
Geschichte, wie eine Originalgitarre von
ELVIS den Weg zu MADA GUITARS in Wien
fand, fängt nämlich kurioserweise bei der
MA 48, also quasi am Mistplatz, an.
Rund 500 vor dem endgültigen Aus stehende
Gitarren hat Adam (a.k.a MADA
Guitars) seit 2015 für die MA 48 und ihren
Leiter, einen passionierten Gitarristen
und Elvis-Fan, wieder instand gesetzt, darunter
auch das ein oder andere Stück aus
dessen eigener Gitarren-Sammlung. Kein
Wunder also, dass er auch herangezogen
wurde, als es 2019 galt, Instrumente für
eine Ehrung einzustellen, bei der Dennis
JALE mit den original ELVIS-Musikern
auftrat.
„Graz hat‘s“, besser, hat auch einen, einen
„Guitar Hero“, nämlich den virtuosen
Instrumentenbauer, DANIEL FURIAN,
ein wahrer „Craftsman“ und Meister seines
Fachs. Unter dem Namen 13 Custom
Instruments fertigt er akustische und
elektrische Einzelstücke - Gitarren
und Bässe sowieso, aber auch Violinen,
Gamben und sogar eine Barockzister.
Daniel selbst spielt Bass beim steirischen
Trio COMA SYSTEM. Kurz gesagt, wenn er
spielt, wird headgebangt, wenn er arbeitet,
fallen Späne!
Apropos, Rockstars, vor allem die, die
höllisch rocken, sollen ja schon das ein
oder andere Mal d‘rum gebeten haben, um
den „way to the next whiskey bar …”. Nun,
jetzt hätten sie die Möglichkeit, das traute
Heim mit einer ebensolchen aufzumöbeln
- noch dazu gebaut aus einem nicht
mehr spielbaren Klavier. Auf Upcycling
von ausgedienten Musikalien hat sich
ALEXANDER LANG vulgo KLANGKUNST im
Allgäu spezialisiert. Die handgefertigten
Stücke erregen Aufmerksamkeit und offenbaren
Musikaffinität.
Selbst für das „Stille Örtchen“ gibt es dekorative
Upcycling-Teile von Klangkunst.
Garantiert nicht „für‘n Oarsch“!
Zum Ende des ersten Teils von „The
Craftsman‘s Job“ noch Werbung in eigener
Sache, in einer handsiebgedruckten
Vinyl & Music-Tasche (by Atelier
Kalaus) sieht jeder Einkauf besser aus!
Natürlich, wie alles am Marktplatz, direkt
vom Produzenten/der Produzentin!
Also, „raunz net, kauf“. Natürlich vom
Craftsman deines Vertrauens. Da es deren
viele gibt, Fortsetzung versprochen!
www.vinyl-music.shop
Till Philippi
© Privat
AYMZ
BLICK NACH VORNE
AYMZ kann was und das ist jede Menge interessanter, spannender Musik.
Stark!Strom-Redakteur Patrick hatte die Ehre und Freude, zu einem Gespräch zu bitten.
AYMZ, verrate uns- , was für dich persönlich der größte
Unterschied zwischen deiner früheren Kunstfigur, AMY
WALD, und der jetzigen ist?
Für mich lässt AYMZ viel mehr Freiheiten, alleine
schon durch meine Gender-Identität. AMY WALD war
auch sehr fokussiert auf mich, bei AYMZ sind die
Möglichkeiten jedoch viel größer, es ist auch nicht
einfach mein eigenes Projekt, sondern viel mehr: Es
sind auch die Leute, die dabei sind, die das Konzert
und die Musik hören, einfach alle, die meine musikalische
Reise über die Jahre mitgeprägt haben.
Wenn du zurückblickst, was waren für deine Laufbahn
besonders wichtige Meilensteine?
Ein prägender Moment war, als ich an einer megaschönen
Promenade im Norden Deutschlands
spielte und mit meiner Akustikgitarre gegen die
Luftballon-Artisten und die Flügelspieler unterging.
Ich war etwas verzweifelt. Da kam einer der Musiker zu
mir und sprach mich an: „Was ich als Straßenmusiker
lernen musste: gezählt wird erst am Sonntag, bis dahin
geht es um den Spaß.“ Diese Aussage hat meinen
Blick komplett geändert und mich bis heute geprägt.
Alles kann und wird besser werden.
Und jetzt ein Blick nach vorne: Was sind denn die nächsten
Aims von AYMZ?
Auf jeden Fall das Album. Natürlich bin ich momentan
dafür viel im Studio. Wir sind ja auch gerade in einem
Studiokomplex (GAB Music Factory), wo ich meine
Vorproduktionen mache und meine Song-Skizzen
mitnehme. Zuerst arbeite ich mit Georg (Gabler), dann
kommt der Domi (Wendl) dazu und wir schauen dann
gemeinsam, was davon Potenzial hat. Es geht darum,
eine Richtung zu finden, die ersten Songs zeigen da
schon, wohin die Reise gehen könnte. Darauf konzentriere
und fokussiere ich mich aktuell sehr stark.
Was kannst du schon verraten, welche musikalischen
Unterschiede es geben wird?
Es ist thematisch schwerer, nicht unbedingt eingängig
und etwas melancholischer. Ich bewege mich auch
in einer anderen Tonlage. Da wird´s dann rauer und
für mich so eine Spur ehrlicher.
Wie sieht´s mit Touren aus?
Zuerst Im August mit YAENNIVER und im Oktober
dann die eigene. YAENNIVER ist ein Vollprofi durch
die vielen Jahre mit Jennifer Rostock, da kann ich
viel lernen. Und danach gleich als Headliner, wo ich
selbst von Ort zu Ort reise und die Leute wegen mir
kommen und mich sehen wollen. Das fällt mir oft
schwer zu realisieren. Ich freue mich total, das neue
Projekt endlich live zu zeigen. Ich liebe es, auf Bühnen
zu stehen, auf denen ich noch nie zuvor war. Genauso
aber auch Stages, wie das Rockhouse, mit dem ich
selbst viel verbinde, wie den letzten AMY WALD-Gig.
Dort wollte ich als Kind früher immer spielen. Und
jetzt endete da ein Teil meines Werdeganges, wie auch
ein neuer beginnt. Einfach cool.
www.facebook.com/aymzoffzial
Patrick
© Elias Hartmann
25
Frank-Strom
MALA FRANK
WENN ES ECHT IST, KOMMT ES BEI MIR AN
Stark!Strom-Redakteur Patrick ist von dieser Soul Voice sehr
angetan, aber auch JÄGERMEISTER Bernhard Wagner legte uns
diese Ausnahmekünstlerin dringlich ans Herz, weshalb ein
Interview geradezu zwingend war, denn MALA FRANK ist
zweifellos eine der herausragendsten heimischen
KünstlerInnen der Gegenwart.
Und damit ist Patrick am Wort:
JÄGERMEISTER ROCKGARAGE beim NOVA ROCK 2019
DIE SÜSSE QUAL DER WAHL
Strom-Jäger
Inmitten des pannonischen Mega-Events findet
sich auch heuer wieder das legendäre Jägermeister-
Hirschrevier, das seit Bestehen eine Faszination
ausübt, der man/frau sich schwer entziehen kann -
und auch nicht soll - das ist gar keine Frage für
passionierte Jägermeister und -meisterinnen!
Erwartungsgemäß wird sich auch heuer wieder
eine interessierte Zuhörerschaft in angemessener
Rudelstärke im Hirschrevier einfinden, um
bereits am Mittwoch zum Auftakt mit TRASHBAX
ordentlich vorzuglühen.
© Mala Frank
Der Donnerstag bringt Gediegenes von HORST
und TUXEDOO, bevor die JÄGERMEISTER
BLASKAPELLE wohl den Rang des Platzhirschen
beanspruchen wird. Diesen werden ihnen die
fabelhaften EAZY absehbar streitig machen,
die das freitägliche Programm nach den nicht
minder fabelhaften TRAITORS TO THE CROWN
UND MATHO & VIENNA DANCEHALL ORCHESTRA
beschließen.
Für alle, die dich noch nicht kennen: Wer ist MALA FRANK?
Wenn es möglich wäre, mich mit einer kurzen Antwort
auf diese Frage zu definieren, wäre ich im falschen
Beruf. Ich bin MALA FRANK. Ich denke, was das für
andere bedeutet, müssen sie selbst herausfinden.
Was möchtest du, kommerziell als auch bei deinem
Publikum, in Zukunft noch erreichen?
Mir immer treu zu bleiben und nie das Bewusstsein
dafür zu verlieren, was für mich oberste Priorität
hat. Meinen Standard nicht nur zu halten, sondern
mich künstlerisch herauszufordern. Wir leben in einer
Zeit, in der Provokation oder Einfachheit oft über
Anspruchsvollem oder Talent stehen. Wir sind überflutet
von Möchtegern-Rappern, deren Songs ein fünfjähriges
Kind beim Frühstück schreiben könnte. Ich
möchte genau die Wirkung erzeugen, die bestimmte
Songs und Künstler seit meiner Kindheit auf mich
haben. Mir und meinen Zuhörern zuliebe.
Mein Debütalbum. Aktuell läuft gerade der Entscheidungsprozess
bei mir, welche meiner Songs
auf das Album sollen und für diese arbeite ich die
Arrangements aus.
Was braucht ein Musiker oder auch eine Show, damit du
denkst: Wow, bei dem bleibe ich dran - da gehe ich nochmal hin?
Relativ simpel… An erster Stelle bin ich Text-affin.
Ich will glauben können, was du mir in einem Song
erzählst. Auch komödiantische Musik weiß ich zu
schätzen. Authentizität braucht es. Der Inhalt, das
Gefühl im Gesang, die Instrumente, die die Geschichte
unterstreichen… Am besten kann ich es so erklären:
Ich merke, ob es echt ist. Und nur dann kommt es
bei mir an. Ich hab‘ mal einen Gig gespielt, bei dem
eine Gruppe RAMMSTEIN-Fans, die gerade von deren
Konzert kam, vor meiner Bühne gelandet ist. Ich hab‘
beinhart „I Want It That Way“ von den BACKSTREET
BOYS performed und ALLE haben lauthals mitgesungen,
als ich das Mic ins Publikum gehalten habe.
Am Samstag rappelt‘s dann wieder ordentlich
im Revier, dafür werden CHRISTINA KOSIK & DIE
GANGBAND verlässlich sorgen, bevor CIL CITY ihr
gewohntes Party-Feuerwerk zünden.
Mit AMELYI gibt es am Sonntag einen hochqualitativen
Ausklang in der sicheren Gewissheit,
dass es sich auch dieses Jahr gelohnt hat, der
Rockgarage einen Besuch abgestattet und im
Hirschrevier seine Spuren gezogen zu haben.
In diesem Sinne: Die (Party-)Jagd ist eröffnet!
www.jaegermusic.at
www.novarock.at
Du schreibst deine Songs ja völlig alleine - wie entstand
deine neueste Single „Bevor sich einer weh tut“ - ist das
autobiografisch?
„Bevor sich einer weh tut“ habe ich erst vor Kurzem
geschrieben. Ich habe schon vieles herumliegen, aber
oft produziere ich dann kurzerhand das neueste Werk.
Ich lasse in all meine Songs echte Erfahrungen einfließen
- seien es meine eigenen oder etwas, das ich
miterlebt habe.
Gibt es schon kleine Teasing-Infos, was in nächster Zeit bei
dir am Plan steht?
Was ist für dich musikalisch das absolute „No-Go“ und das
absolute „Must-Do“?
„No-Go“: Techno. Und „Must Do“, naja: JOHN MAYER!
(lacht herzhaft)
Welche der „Big 4“ im Metal magst du am liebsten? IRON
MAIDEN, METALLICA, BLACK SABBATH oder JUDAS PRIEST?
(Wahrscheinlich) BLACK SABBATH. Das trifft am ehesten
zu? (lacht)
www.malafrank.com
Patrick
26 27
Alle Fotos © Jägermeister
Strom-Ikone
Paul Speckmann kennt man in der Szene. Der US-
Amerikaner und Wegbereiter des Death Metal der ersten
Stunde und seit Jahren Wahltscheche hat mit Master
eine wesentliche Stoßrichtung in das Metal-Subgenre
vorgegeben, wenn er nicht mit Master gespielt hat,
dann mit Abomination, Funeral Bitch, Death Strike und
eben Speckmann Projekt. Erst letztes Monat ist unter
letzterer Flagge mit „Fiends of Emptiness“ ein neues
Album veröffentlicht worden - das, nach 30 Jahren
Pause. Knackige Riffs mit punkiger Attidüde, dazu
Speckmanns unverwechselbares Röhren und spannende
Hooks bringen den Death Metal der Anfangstage
wieder in die heutige Zeit. Wie es dazu kam und was er
von überkandidelten Produktionen hält, erzählt das
Urgestein im Interview mit Charles Strom.
Nach 30 Jahren hast du ein neues Album unter der Flagge
„Speckmann Project“ veröffentlicht. Wie kam es dazu, dieses
Projekt wieder aufleben zu lassen?
Der Hintergrund war nicht, das „Speckmann Project“
wieder zum Leben zu erwecken, sondern viel mehr
das Projekt Johannson & Speckmann weiterzuführen.
Ich habe mit Rogga Johannson viele Kollaborationen
gehabt, leider sind die von der Öffentlichkeit mehr
oder weniger unbemerkt geblieben. Das, obwohl
Rogga ein hervorragendes Gespür für Songwriting
hat und exzellente Alben schreibt. Also haben wir
diesmal die Zusammenarbeit unter dem Bandnamen
„Speckmann Project“ fortgeführt, um noch mehr potenzielle
Zuhörer zu erreichen. Die Idee dahinter war,
dass mehr Menschen auf die hervorragenden Songs
Roggas aufmerksam werden.
Das Album „Fiends of Emptiness“ kann man durchaus als
starkes Statement für rotzigen, ungeschliffenen Oldschool
Death Metal bezeichnen. Was macht den Reiz aus, sich auf
die Anfänge des Subgenres zu besinnen?
Wir wollten ein rohes, ungeschliffenes und dreckiges
Metal-Album machen, weil ein solches viel mehr Spaß
macht, live zu spielen. Damals, zu den Anfangstagen
des Death Metals, gab es keine Computer oder ähnliches.
Da haben die Alben so geklungen, wie als wenn
sie live gespielt würden. Genau das macht den Spirit
des Death Metal für mich aber aus.
Bedeutet das im Umkehrschluss, dass sauber produzierter
und geschliffener Death Metal, wie er zurzeit oft promotet
wird und die Plattenregale füllt, an Spirit verloren hat?
aber spielen wir sehr gerne live und lassen uns von
der Energie der Crowd inspirieren.
Apropos Livespielen: Sind wieder Auftritte geplant?
Ja, wir absolvieren gerade mit Master eine Tour durch
Spanien und Portugal. Wir planen im Sommer, acht
oder neun Festivals zu spielen, hoffen aber natürlich
auf mehr und das 2023 das Problem mit der Pandemie
gelöst ist und die Situation mit Livekonzerten besser
läuft. Wir wollen eine größere Tour, vielleicht sogar als
Co-Headliner. In Österreich sind derzeit noch keine
Konzerte geplant. Wir würden gerne in Österreich
spielen, derzeit hat uns aber noch niemand gebucht.
Vielleicht hilft ja das Interview, dass wir wieder die
österreichischen Fans mit jeder Menge Death Metal
versorgen können.
Man hört im aktuellen Speckmann Projekt-Album deutlich
verschiedene Einflüsse heraus, die Riffs haben deutliche
Anleihen aus klassischem Rock, Heavy Metal und Punk.
Welche Bands inspirieren dich?
Meine musikalischen Wurzeln liegen bei Rainbow,
Deep Purple, Judas Priest, Thin Lizzy, also Rock und
Heavy Metal. Ich schätze aber auch Punkbands wie
GBH oder Discharge. Wenn ich Songs schreibe, lasse
ich alles einfach nur laufen, gehe mit dem Flow.
Manchmal schreibe ich am Tag fünf Songs, manchmal
drei. Dass sich der Stil meiner Musik über die Jahre
kaum verändert hat, liegt daran, dass wir einen besonderen
Style haben. Motörhead oder Bolt Thrower
haben sich auch nicht von Album von Album verändert,
sie sind besser geworden.
Viele Death Metal-Bands von damals sind mittlerweile
auch erfolgreich außerhalb der Szene bekannt geworden,
leider ist euch dieser Status bislang verwehrt geblieben,
dennoch gilt etwa Master als Wegbereiter des Death Metal.
Was bedeutet für dich Erfolg?
Erfolg ist für mich, dass ich das machen kann, was
ich machen will, es ist ein Gemütszustand. Viele
Leute kaufen meine Alben und mein Merchandise,
stellen Fragen, supporten mich. Ich kann von der
Musik leben, wenn ich keine Songs schreibe, gehe
ich Schwammerl suchen im Wald oder promote
Merchandise-Artikel. Ich muss mir von niemandem
meinen Tagesablauf planen lassen, ich kann mich
frei und unabhängig bewegen.
Paul Speckmann
DEATH METAL MUSS DRECKIG SEIN
Ich denke schon. Diese glattproduzierten Bands verlieren
meiner Meinung nach die Spuren des Heavy Metal,
den Spirit des Unangepassten, Rotzigen und gegen
das Establishment Ankämpfende. Mit Computern,
Samples, Triggern und ähnlichen Spielereien ist es
sehr schwer, ein Album entsprechend live rüberzubringen.
Oft weiß man aufgrund der vielen eingesetzten
elektronischen Tools bei einer Liveshow gar nicht
mehr, ob die Stücke tatsächlich live gespielt werden.
Es klingt maschinell und langweilig. Die Musik ohne
Computer ist viel ehrlicher. Könntest Du dir vorstellen,
dass etwa Jimi Hendrix mit was weiß ich was für
Effekten gespielt hätte? Nein. Er hat viel improvisiert
und einfach ehrlich vom Herzen weg gespielt. So ähnlich
ist es auch beim Oldschool Death Metal. Vor allem
Du hast das letzte Wort. Was möchtest Du unseren
Leserinnen und Lesern sagen?
Supportet eure lokalen Bands. Jeder hat einmal
klein und lokal angefangen und vielleicht wenig
Unterstützung bekommen. Aber sie machen coole,
ehrliche Shows, auch wenn sie vielleicht nur für 50
Menschen spielen. Die lokalen Acts sind diejenigen,
die den Spirit des Heavy Metal am Leben erhalten.
Danke für das Gespräch!
Nach 30 Jahren bringt die Death Metal-Ikone des Undergrounds, Paul Speckmann,
ein neues Album unter dem Banner „Speckmann Project“ heraus.
https://www.facebook.com/Speckmetal
Charles Strom im Interview über die Beweggründe
des Master-Gründers und warum Death Metal eine dreckige Angelegenheit sein sollte.
Charles
28 29
Bühnen-Strom
ENDLICH WIEDER LIVE!
30
nervosa
liquid steel
victorius
ensiferum
Nervosa +
Burning Witches +
Warfect +
Systemhouse 33
22.03.2022
Rockhouse-Bar,
Salzburg
Ein Metal-Abend
ganz in Frauenhand!
Küenring +
Liquid Steel +
Venator
13.04.2022
Rockhouse-Bar,
Salzburg
Oldschool Heavy Metal
vom Feinsten!
Serenity +
Masters Of Ceremony +
Victorius +
Dragony
16.04.2022
Komma,
Wörgl
Symphonic Metal
Alliance Tour -
Einhörner, Einhörner
überall!
Dark Tranquillity +
Ensiferum +
Deserted Fear +
Vinegar Hill
19.04.2022
Rockhouse,
Salzburg
Massiv starkes
Bandpaket vor großer
Publikumskulisse!
Fotos © Anthalerero - mehr Fotos auf www.anthalerero.at
Saiten-Strom
LAUDATIO
für die
STROMGITARRE
Die Zeiten für Gitarrenfreaks sind gut,
denn aktuell sorgen vier der ganz Großen unter den Saitenkünstlern für Verzückung:
© Tina Korhonen
32
MICHAEL SCHENKER GROUP -
Universal
(Atomic Fire Records)
In den letzten 15 Jahren scheint MICHAEL
SCHENKER ein gewaltiger Kreativitätsschub
widerfahren zu sein. Dennoch kam es eher
unerwartet, dass auf dem im Vorjahr veröffentlichten
„Immortal“ nach langen Jahren
wieder das berühmte MSG-Logo abgebildet
war. Der Überraschung nicht genug, erscheint
demnächst mit „Universal“ (Atomic
Fire Records) bereits das nächste Album der
MICHAEL SCHENKER GROUP.
Der Meister war beim anberaumten Interview-Termin
zwar generell sehr entspannt,
die Euphorie ob des neuen Drehers war ihm
aber sehr wohl anzumerken:
Bei den Aufnahmen für „Immortal“ hat
dir die Pandemie ganz schön zu schaffen
gemacht. Das war dieses Mal kein Thema
mehr, oder?
Nein, zum Glück nicht mehr. Bloß Konzerte
gab es schon lange nicht.
Hast du deshalb so schnell ein neues Album
veröffentlichen können?
Ja und Nein. Natürlich hatte ich mehr Zeit
zur Verfügung, das Song writing selbst war
davon aber nicht betroffen. Ich bin im
Prinzip nämlich permanent am Schreiben
und Komponieren. Das ist mein Leben, und
im Moment läuft es einfach perfekt!
Der schon zuletzt als neuer MSG-Frontmann
vorgestellte Ronnie Romero hat nun
endlich „sein“ Album erhalten. Für mich
der logische nächste Schritt in der Band-
Geschichte. Für dich auch?
Ja, er hat es sich in der Tat verdient. Was
für ein Drama beim letzten Mal! Entweder
steckte Ronnie in Spanien fest und durfte
nicht ausreisen oder es war generell alles
dicht. Schade für uns alle, denn der Kerl ist
einfach unglaublich gut!
Der Albumtitel suggeriert abermals etwas
Einzigartiges und Gewaltiges. Soll
„Universal“ als Fortsetzung von „Immortal“
verstanden werden?
Daran habe ich ehrlich gesagt gar nicht gedacht.
Es klingt einfach cool und ist leicht zu
merken. Allerdings war der ursprüngliche
Titel etwas länger. Die Jungs von unserem
Label haben uns aber davon überzeugt, dass
„Universal“ perfekt ist.
Hast Du denn eine bestimmte Erwartung
an das Album?
Wenn es ähnlich gut läuft wie „Immortal“,
wäre das natürlich super. Wir haben es damit
bis in die Top 10 der Album-Charts geschafft.
Viel wichtiger ist es mir aber, endlich wieder
auf Tournee gehen zu können. Hoffentlich
bleibt die Lage, wie sie im Moment ist.
Dann klappt das auch wieder! Einzig die für
Sommer gebuchten Gigs in Russland haben
wir abgesagt.
https://michaelschenkerhimself.com
AXEL RUDI PELL - Lost XXIII
(Steamhammer / SPV)
Eines gleich vorweg: Die römische Ziffer
„XXIII“ steht zwar in der Tat für „23“, hat aber
in diesem Fall nichts mit Jahreszahlen zu tun,
sondern symbolisiert den 23. Buchstaben im
Alphabet, das „W“. Dieses soll konkret als
Abkürzung für „World“ verstanden werden,
weshalb man den Titel also auch als „Lost
World“ verstehen kann. Neben der klangtechnisch
wie immer prominent in Szene
gesetzten Gitarre des Bandchefs, ist es erneut
Frontsympath Johnny Gioeli, der für
Akzente sorgt. Mit seiner markanten Stimme
weiß er sowohl treibende Rocktracks wie
„Survive“ als auch stampfende Mid-Tempo-
Brecher der Kategorie „No Compromise“
und Balladen (akuter Emotionsüberschuss-
Alarm besteht bei „Gone With The Wind“!)
gleichermaßen imposant zu intonieren.
Was für ein Gespann!
www.axel-rudi-pell.de
JOE SATRIANI -
The Elephants Of Mars
(earMusic / Edel)
Wie fast alle anderen Musiker, nutzte auch
dieser Saitenhexer die Tourneepause,
um sich im Studio kreativ auszutoben.
Gemeinsam (wenn auch eigentlich jeder
für sich, im privaten Home-Studio) mit seiner
Tour-Band hat JOE SATRIANI sein 19.
Studioalbum „The Elephants Of Mars“ eingespielt.
Mit diesem möchte er den Zuhörer
nicht nur auf eine musikalische Reise mitnehmen,
sondern zudem auch unter Beweis
stellen, dass ein Instrumental-Album keinesfalls
etwas mit Selbstdarstellung oder gar mit
einer Spieltechnik-Veranstaltung, Stichwort
„Frickel-Orgie“ zu tun hat.
Ergo: Kopfhörer rauf und ab geht die Reise
ins Stromgitarrenuniversum. Wo auch immer
das in euren Kopfkinos auch liegen mag…
www.satriani.com
STEVE VAI - Inviolate
(Favored Nations /
Mascot Label Group / Rough Trade)
Der US-Amerikaner wird nicht grundlos
als „Hexer“ an der Gitarre bezeichnet.
Doch wenn man sein neues Arbeitsgerät
namens „Hydra“, das er selbst bei seinem
„Werkzeuglieferanten“ Ibanez in Auftrag gegeben
hat, betrachtet, kann einem der Kerl
trotzdem leidtun. Schließlich bedarf es dem
Augenschein nach zumindest einiger Hände
mehr, um dieses Monstrum einigermaßen
zu beherrschen.
Generell lässt sich festhalten, dass Steve
sein Arbeitsgerät keineswegs allein ins
Rampenlicht stellt, sondern vielmehr den
Song an sich. So kommt etwa „Zeus In
Chains“ (Nein, nicht der Bruder von Alice)
mit verqueren ZAPPA-esken Klangkaskaden
ebenso aus den Boxen wie mit PINK
FLOYDschem Tiefgang. Der Mann weiß
schließlich, wie vielschichtig ROCK ist, und
noch viel mehr, wie weit man als Künstler
an seinem Instrument gehen kann (oder
besser gesagt: DARF!), damit das Rocken
auch wirklich funktioniert!
www.vai.com
Walter
Strom-Schmiede
34
TRÜFFELSCHWEINCHEN of
UNGESTÜMES METAL-GEBRÄU
Seid gegrüßt! Es ist mir wie immer ein Fest, euch von meinen aktuellen „Funden“ zu berichten:
Im Gedenken an das unvergessene
WARLORD/LORDIAN GUARD-Oberhaupt
erscheint exakt ein Jahr nach dessen
Tod der auch optisch fein aufgemachte
Tribute-Sampler „A CRACK IN THE SKY -
A TRIBUTE TO WILLIAM J. TSAMIS“
(Pitch Black Records / ZYX Music), an dem
sich insgesamt 16 Formationen beteiligen
durften. Auch wenn der US-Amerikaner
Zeit seines Lebens niemals den gebührenden
Erfolg für seine Arbeit einfahren konnte,
ist sein Einfluss ungebrochen.
Danke für die Musik, Mr. Tsamis!
Zwischen 1984 und 1991 galten CHILD
SAINT als Garant für umjubelte wie
energiereiche Live-Shows. Leider ist die
Truppe damit aber kaum über das Orange
County hinausgekommen, und auch
ihre selbstbetitelte 12‘‘-EP blieb einem
überschaubaren Kreis vorbehalten. Auf
„Anthology“ (Lost Realm Records) gibt es
nun das Gesamtwerk der seit 2017 wieder
aktiven US-Metal-Truppe in kompakter
Form (2 CDs, eine DVD sowie ein fettes
Booklet) zu hören.
Ähnlich umfangreich ist auch „Tear Down
The Walls“ (Lost Realm Records) von den
in Europa nicht gänzlich unbekannten Las
Vegas-Power-Thrashern MERSINARY
ausgefallen. Neben einem, alle regulären
Studioveröffentlichungen umfassenden
Silberling, enthält das Package nämlich
auch eine Live-CD, auf der die rohe, ungestüme
Urgewalt des Quintetts perfekt
festgehalten werden konnte.
Unter jeglichem Radar sind dagegen
TRIGGER ZONE geblieben, obwohl
sie 1990 auf dem legendären „Heavy
Artillery“-Sampler vertreten waren. Das rare
92er Demo der Ohio-Boys wurde nun unter
dem Titel „The Good, The Bad And The Ugly“
(Lost Realm Records) zusammen mit einigen
später aufgenommenen Tracks erstmals auf
CD veröffentlicht, und liefert eine amtliche
Dosis Groove/Power/Thrash ins Haus.
Auch wenn man MORTAL SIN
nachsagte, die „australische Antwort“
auf METALLICA gewesen zu sein, blieb
die Formation aus Sydney stets ein
Geheimtipp. An der Durchschlagskraft
und Klasse ihrer ersten beiden Scheiben
„Mayhemic Destruction“ und „Face Of
Despair“ kann es definitiv nicht gelegen
haben, wie auf den remasterten (Vinylbzw.
CD-)Neuauflagen von Dissonance
Productions nachzuvollziehen ist.
Ein ähnliches Schicksal haben auch
XENTRIX erlitten, quasi deren
Pendant aus dem UK. Auch deren ersten
drei Scheiben „Shattered Existence“, „For
Whose Advantage?“ und „Kin“, wurden neu
als Remaster aufgelegt, wobei CherryRed
Records auch noch reichlich Bonus-
Material spendiert haben.
Thrash Metal wird selbstredend aber auch
von jungen Formationen immer noch auf
edle Weise dargeboten. Beispielsweise von
CHEMICIDE aus Costa Rica. Deren
viertes Langeisen „Common Sense“
(RipRide Records / Ragnarök Records)
bietet harsches, aber dennoch technisch
überaus niveauvolles Spiel im Stil der
Altvorderen aus der Bay Area, das durch
vereinzelte Hardcore- und Punk-Einschübe
akzentuiert wird.
Abwechslungsreichen Thrash bieten auch
die Kanadier:Innen HYPERIA. Deren,
in Eigenregie veröffentlichter, zweiter
Dreher „Silhouettes Of Horror“ weiß zwar
auch mit düsterer Atmosphäre zu beeindrucken,
ist aber dennoch von temporei-
chen Dampfhämmern geprägt. Gelungen
ist der Truppe unter anderem ein cooles
'Gimme, Gimme, Gimme'-Cover, lediglich
an die mitunter recht schrille Stimme von
Frontlady Marlee Ryley muss man sich
gewöhnen.
Das trifft auch auf den Vortrag von
Petrus Andersson zu, der auf dem dritten
Langeisen der Schweden ARMORY mitunter
etwas schräg ins Mikro röhrt. Da die
Band aber auch auf „Mercurion“ (Dying
Victims Productions) ihr kraftstrotzendes
Metal-Gebräu mit einer Spielfreude serviert,
die regelrecht ansteckend ist, fällt
das nicht weiter ins Gewicht.
Mit ähnlichem Elan geht der OÖ-Fünfer
VENATOR ans Werk, weshalb „Echoes
From The Gutter“ (Dying Victims
Productions) auch auf Anhieb mitreißt.
Vorausgesetzt natürlich, man kann sich
an einer eher gemäßigten, vorwiegend an
den frühen 80ern orientierten Gangart ergötzen,
und hat generell ein ausgeprägtes
Faible für traditionelle, NWOBHM-Sounds.
Doch wer bitte, hat das nicht?
Eben! Deshalb dürften all jene, die sich von
den Linzern angesprochen fühlen, auch an
HARBINGER ihre Freude haben. Der
Michigan-Fünfer setzt auf eine Melange aus
US-Metal und NWOBHM-Sounds und weiß
auf dem um zwei „Bonüsse“ erweiterten,
neu aufgelegten 2009er Dreher „Doom On
You“ (Dying Victims Productions) erstmals
auch als Vinyl zu gefallen.
Das lässt sich auch für die Tracks der etwas
irritierend benannten CHURCH
OF MENTAL ENLIGHTMENT
aus Leipzig festhalten. Ihr aktueller Dreher
„The Truth“ (Niffa Records) erweist sich als
amtlich rockender Popo-Treter mit heftiger
70er Schlagseite, der von den Granden des
Blues ebenso inspiriert wurde, wie von
der ersten Punk-Garde. Lässig, dass fettes
Schweine-Georgel zusätzlich für Flair sorgt.
Wem es dagegen eher nach psychedelisch
angelegtem Space Rock mit Grungeund
SABBATH-Einsprengsel gelüstet,
der ist bei SPIRAL DRIVE an der
richtigen Adresse. „Visions In Bloom“
(StoneFree Records) lässt sich durchaus
als musikgewordener (kostengünstiger,
und ökologisch unbedenklicher….)
„Weltraumausflug“ betrachten. Unterstützt
wurde das Mannheimer Trio dafür unter
anderem von MOTHER’S CAKE-Yves und
Ben McLeod (ALL THEM WITCHES).
Auflegen, reinkippen und abheben!
Auf einen spannenden Trip nehmen
uns auch die Berliner SAMAVAYO
mit. Sänger/Gitarrist Behrang Alavi und
seine Kollegen geleiten uns auf „Payan“
(persisch für „Ende“) zwar lediglich im
Titelsong und dem Cover „Talagh“ in
den Iran, das siebente (!) Langeisen des
Trios stellt sich in Summe aber dennoch
als echte „Entdeckungsreise“ heraus. Von
Stoner-Lässigkeiten ('Afghan Sky') bis hin
zu Ur-Punk-Schoten („The Mission“, mit
IGGY-Referenz) wird eine ebenso breite,
wie kompetent intonierte Klangpalette
geboten. Cool!
„Deny Reality“ könnte „Schweinchen-
Kollegen“ bekannt vorkommen, hatte
doch die frühere Band der beiden
SORROWFUL WINDS-Protagonisten
Michael und Tasos Iosifidis diesen Namen.
Vom knallharten Thrash dieser Tage ist auf
dem vierten Dreher seit dem „windigen“
Neustart aber nur noch wenig übrig, stattdessen
prägt edler Prog/Power Metal seit
den 90ern das Klangbild.
Das Cover lässt es zwar bereits erahnen, wie
sehr die Bielefelder COBRAKILL tatsächlich
mit der 80er Metal-Szene verbunden
sind, machen aber erst die acht Tracks
von „Cobratör“ (Iron Oxide Records) klar.
Musikalisch (und optisch) irgendwo zwischen
LIZZY BORDEN, frühen CRÜE und
W.A.S.P. anzusiedeln, liefert der Fünfer ein
ambitioniertes und vor Spielfreude regelrecht
überschäumendes Werk.
In dieser Ära fühlen sich auch ihre
Labelkolleg:Innen RAVE IN FIRE
pudelwohl. Frontlady Selene liefert auf
„Sons Of A Lie“ einen sympathisch naturbelassenen
Auftritt, und punktet mit ihrer
„sopranbefreiten“ Stimme. Ebenso positiv
fällt auf, dass die Formation gar nicht so
überdreht klingt, wie es das doch sehr
schillernd-schrille Artwork erwarten hat
lassen.
by Walter
© Privat
35
Stark!Strom empfiehlt:
live on stage
36
Für alle entsprechend gekennzeichneten Veranstaltungen
einfach Mail mit jeweiligem Betreff
(Wunsch-Event oder CD) Namen und Postanschrift
an claudia@starkstrom.live, viel Glück!
HECKSPOILER
15.06.2022 - Wien, B72
FINGERLYXX
17.06.2022 - Wien, Szene
FROAS FRIEDENS FEST
18.06.2022 - Froasla Hof, Kirchbach
MUSICJUNKY BOOKINGS 4-JAHRESFEIER
01.07.-02.07.2022 - Wien, Café Carina
BUNT CUNNIES, DAN GANOVE, MANIC DAYS u.v.a.
TOTAL THRASH -
THE TEUTONIC STORY (FILM)
09.06.2022, 20.30 Uhr, Wien, Filmcasino
BEARTOOTH & SILVERSTEIN & LOATHE
17.06.2022 - Graz, Orpheum
ALICE COOPER
28.06.2022 – Wien, Stadthalle
BLACK RAINBOW FESTIVAL
23.07.2022 - Seedcamp/Kautzen
BOOGIE HAMMER, EWIG FROST, LIQUID STEEL u.v.a.
CRADLE OF FILTH
13.10.2022 - Wien, Simm City
HALESTORM
& ALTER BRIDGE & MAMMOTH
28.11.2022 - Wien, Stadthalle
www.facebook.com/Heckspoiler
www.facebook.com/Fingerlyxx
www.facebook.com/froaslisgenialitaeten
www.cafe-carina.at
verlosung:
2 x 2 karten
https://www.filmcasino.at/film/total-thrash
www.beartoothband.com
www.stadthalle.com
www.facebook.com/blackrainbowfestival
www.simmcity.at
VERLOSUNG: HALESTORM-CD
„Back From The Dead“
www.stadthalle.com
festivals
MASTERS OF ROCK
07.-10.7. 2022 – Vizovice
JUDAS PRIEST, HEAVEN SHALL BURN, NIGHTWISH, FLERET u.v.a.
AREA 53
14.-16.7.2022 - Leoben
BLIND GUARDIAN, ACCEPT, TESTAMENT, WARKINGS u.v.a.
METAL ON THE HILL
12.-13.08.2022 - Graz, Schlossberg
CRADLE OF FILTH, FEUERSCHWANZ, LACUNA COIL u.v.a.
KALTENBACH OPEN AIR
18.-20.08.2022 - Spital am Semmering
SODOM, SUFFOCATION, SEPTICFLESH, PRIMORDIAL u.v.a.
METAL ESCALATION
26.-27.8. 2022 - Schloss Stuppach/NÖ
BURNING WITCHES; BELPHEGOR; SILIUS u.v.a.
VIENNA METAL MEETING
07.-08.10.2022 - Arena Wien
SAMAEL, ASPHYX, GAAHLS WYRD, HARAKIRI FOR THE SKY u.v.a
Stark!Strom empfiehlt:
verlosung:
1 x 2 Festival-Tickets
www.mastersofrock.cz
www.bandmeetsband.at
www.metal-on-the-hill.com
www.kaltenbach-openair.at
verlosung:
1 x 2 Festival-Tickets
www.metal-escalation.at
www.viennametalmeeting.com
Soundgarden
Summer 22
Live-Konzerte unter freiem Himmel
AB 25. JUNI - WATCH OUT!
Programm: www.planet.tt
Strom-kreis
ALEXISONFIRE
Otherness (Dine Alone Records)
Kanadischer Post-Hardcore - interessant.
Zumal ALEXISONFIRE in ihrer Heimat schon
etliche Platinauszeichnungen abgeräumt haben
und die schmeißt man einem auch in
Kanada nicht so einfach hinterher.
„Otherness“ (VÖ 24. Juni 2022) jedenfalls ist die jüngste
Veröffentlichung seit beinahe zehn Jahren, also darf die Spannung
durchaus steigen. Unbedingter Anspiel-Tipp mit unmittelbarem
Sucht-Faktor: „Sweet Dreams Of Otherness“! Die „gesunde“ Härte
ist nach wie vor ein Grundelement ihres Schaffens, den Punk haben
sie sowieso nie aufgegeben, dazugekommen sind noch ausgefeiltere
Songstrukturen und der beinahe traumwandlerisch sichere Griff
zum einzig richtigen Chorus.
www.facebook.com/AOFofficial
Claudia
ANN WILSON
Fierce Bliss (Silver Lining Music)
Es ist der exakt 2.481. Stern auf der berühmten
Ruhmesmeile, auf dem Ann Wilsons
Name steht. Und da davon ausgegangen
werden darf, dass eine derartige Ehrung
nicht leichtfertig vergeben wird, kann die
so Geehrte gut und gerne als bedeutende Künstlerin gesehen werden.
Und das sehr zu Recht, denn die US-amerikanische Sängerin
und Künstlerin hat´s nach wie vor drauf, hervorragende Songs
zu schreiben. Eigenkompositionen mischen sich da harmonisch
mit Coverversionen von QUEEN oder ROBIN TROWER, und - Ann
Wilson kann das alles perfekt singen!
www.annwilson.com
Stefanie
ASTRONOID
Radiant Bloom (3Dot Recordings))
Die als verträumt verschrienen US-Boys von
ASTRONOID setzen sich mit Vorliebe zwischen
alle Stühle und fühlen sich dort ausgesprochen
wohl und bleiben mit „Radiant
Bloom“ stoisch bei ihrer Auffassung des
Metal, der dann doch das eine oder andere verstörende Bild evoziert
- denn diese Band klingt, als hätten RUSH die MARDUK
zum Frühstück verputzt oder als hätte jemand dem Black Metal
eine rosa Pudelhaube übergezogen, der sich dann mit heftigen
Doublebass-Attacken zur Wehr zu setzen versucht. Hier ist nichts,
wie es sein soll. Andererseits ist es nie schlecht, lieb gewonnene
Hörgewohnheiten mal außen vor zu lassen und sich in das
ASTRONOID-Universum fallen zu lassen. Es zahlt sich aus!
https://www.facebook.com/astronoidband Claudia
AWOLNATION
My Echo, My Shadow, My Covers and
Me (Better Noise)
In erster Linie fließen die Erlöse dieses
Albums an die JED-Foundation, einer
New Yorker Non-Profit-Organisation, die
Jugendliche und junge Erwachsene in psychischen
Krisensituation unterstützt. In zweiter Linie merkt
man dem Album an, wie groß die Freude bei AWOLNATIONs
Chefdenker Aaron Bruno war, Mitglieder von INCUBUS, NOTHING
BUT THIEVES, RISE AGAINST, HANSON und etliche mehr um
sich zu versammeln und Lieblingssongs zu zocken. So viel sei
verraten, es warten einige gelungene Überraschungen auf die
Hörer denn „My Echo, My Shadow, My Covers and Me“ ist mit
viel Herzblut gemacht und hat auch für den Verstand einiges
parat - eine überzeugende Mischung!
www.awolnationmusic.com
Jay
Call It Even
Nova (Eigenprod.)
Die Wiener Modern Rock-Band CALL IT
EVEN kann seit 2017 ihren nunmehr zweiten
Full-Length-Output vorweisen und kredenzt,
was man von ihnen bislang gewohnt
ist: Alternative Rock/Metal mit stark elektronischer
Schlagseite. Produziert wurden die 9 Songs von niemand
Geringerem als Mike Wolff, der ja auch die Sounds von anderen
Bands wie KONTRUST oder PAIN IS kreiert, weshalb man hier
absolut internationale Qualität geliefert bekommt.
Musikalisch schwingen die Songs zwischen Fun Rock „Karma“ und
atmosphärisch „Limits“. An CALL IT EVEN wird man in den nächsten
Jahren wohl genauso wenig vorbeikommen wie an anderen
Szenegrößen wie ALL FACES DOWN oder VERTILIZAR.
https://www.callitevenofficial.com
Stefan
CLASSLESS ACT
Welcome To The Show
(Better Noise Music)
So eine nette Einladung nimmt man natürlich
gerne an und nicht anders erging es
da Vince Neil und Justin Hawkins, die bei
ihren eigenen Formationen MÖTLEY CRÜE
beziehungsweise THE DARKNESS gehörig für Furore gesorgt haben
und nach wie vor sorgen. Nichts anderes haben CLASSLESS ACT
im Sinn, stellen sie doch bereits im gleichnamigen Titeltrack, wo
Vince Neil gastieren darf, klar, dass selbst wenn jemand auf die
Idee kommen sollte, ihnen jegliche Klasse abzusprechen, dieser
recht schnell eines Besseren belehrt wird, denn „Welcome To The
Show“ hat jede Menge Klasse und geht rockig-frech nach vorn. Für
ein Debüt ist die Scheibe jedenfalls schon ganz schon ausgereift,
aber da geht sicher noch mehr!
www.classlessact.com/
Claudia
DEFECTED DECAY
Troops Of Abomination
(Silent Watcher Records)
Düster, brutal-, ERSTKLASSIG. DEFECTED
DECAY sind aus dem Underground zurück
und bringen uns ein wenig Old School,
ein bisschen Death Metal, und extrem viel
Talent mit. Mit ihrem neuesten Album „Troops Of Abomination“
setzen sie neue Maßstäbe und jagen uns durch 10 Songs, die
in deinen Gehörgängen bleiben und Türen öffnen, von denen
du keine Ahnung hattest. Nicht umsonst ist Dan Swanö von
Dirk Padtberg, Daniel Funke und Thomas Schmitz begeistert.
Dieser spezielle Sound und die brutal gute Stimme erwecken
den Teufel selbst. Veröffentlicht wird das Meisterwerk am 15.07.
Wenn das nicht eure Dämonen heraufbeschwört, weiß ich auch
nicht. Absoluter Lieblingssong von „Troops Of Abomination“:
„Siege of Death.“
Defected Decay (bandcamp.com)
Denise
DIRTY HONEY
Dirty Honey (EP/LP, Dirt Records)
Dass sie in Los Angeles zu Hause sind, hört
man DIRTY HONEY im positiven Sinn an,
die Kompositionen so wie ihr Sound sind
wiedererkennbar höchst professionell und
dirty zugleich, ohne behäbig zu wirken. Das
könnte bei einem altehrwürdigen Genre, wie dem klassischen
Hard Rock schon mal passieren, dieser Stolperfalle weichen DIRTY
HONEY jedoch geschickt aus. Das selbstbewusst selbstbetitelte
Album soll der Band vornehmlich in Europa den Weg ebnen, denn
zu Hause gelten sie bereits als eine der besten aufstrebenden Rock/
Hard Rock-Bands, was eine ausverkaufte Headliner-Tournee letztes
Jahr eindeutig unter Beweis stellt.
www.dirtyhoney.com
Claudia
FATAL ERROR
Saviors (Eigenprod.)
Es ist kein fataler Fehler, sich dieser bayerischen
Metalcore/Hardcore-Band mit
Neugier zuzuwenden und zweifellos gibt es
da eine Affinität zu „The Walking Dead“, in
dieser Serie sind die „Saviors“ ja brutale
Überlebenskünstler, die durch eine feindliche Umwelt wüten.
FATAL ERROR sind da in einer vergleichsweise besseren Position,
denn trotz durchgehend giftgrünen Artworks finden die beherzt
aufspielenden Rosenheimer eine zumindest so heile Welt vor, dass
sie die Möglichkeit haben, ihren laut Eigendefinition „Bavarian
Schubcore“ unter die Leute zu bringen.
„Saviors“ ist ein rundum spannendes Album und daher dringend
empfehlenswert. Fatalismus hin oder her - hier heißt’s zugreifen!
www.facebook.com/fatalerrorhc
Claudia
HARROWIST / MOSSADEQ /
THOSAR / JUSTICE LOST
Murska Zadruga
(Split, Grazil Records)
Audio-Kassetten, so gehasst sie immer
waren, sind gemeinsam mit dem guten
alten Vinyl heute irgendwie eine Nabelschnur in die graue
Metal-Vorzeit. So haut uns jetzt auch Grazil Records diesen
rein steirischen (Weiz & Graz) Vierer-Split-Sampler auf schickem
Magnetband um die Öhrchen. HARROWIST fetzen kurz und
bündig Metal Core-lastigen Hardcore à la EARTHTONE 9 vom
Leder, THOSAR beschleunigen ihren Sludge-Puls ein wenig
weg vom Doom-Core, garniert mit mächtigen Bass-Läufen. Die
mysteriösen, „experimentellen Hard-Rocker“ (Eigendefinition)
von MOSSADEQ sind dann eher in der dunkleren Progressiv-
Ecke zuhause, irgendwo zwischen Post-Death und Dark Drone
- „Одеса“ (Odessa) ist dann auch mehr Klangkulisse als Lied.
Und schließlich sorgen die Jungs von JUSTICE LOST mit kern(öl)
IN APHELION
Moribund
(Edged Circle Productions)
Man nehme ein letale Dosis CRYPTOSIS,
gebe dazu eine ordentliche Portion
NECROPHOBIC und fertig sind IN APHELION.
Im Einzelnen geht es hier um Schlagwerker
Marco Prij von den Erstgenannten und NECROPHOBICs
Sebastian Ramstedt, in dieser Formation schwer beschäftigt mit
Gesang, Leadgitarre und Bass, und doch findet er Zeit, sich mit
Bandkollegen Johan Bergebäck die irrsten Gitarrenduelle zu liefern.
Darüber hinaus schreit sich Ramstedt die vorzugsweise schwarze
Seele derartig aus dem Leib, dass hier keinerlei Fragen offenbleiben.
Aphelion ist der Punkt, an dem die Erde am weitesten von
der Sonne entfernt ist, demnach ist die düstere und unheilvolle
Grundstimmung nur folgerichtig.
Totgeweiht? Möglich. Sterbend? Keinesfalls.
www.facebook.com/inaphelion
igem Thrash für ein Happy End.
www.facebook.com/grazilRecords
Mike
38 39
Claudia
KADAVERMARCH
Into Oblivion (Last Mile Records)
Dass die Band Potenzial hat, zeigt sie vor
allem mit den Songs „1000 Yard Stare“
und „Flowering Death“ eindrucksvoll.
Musikalisch und auch stimmlich lässt sich
die Band perfekt in den modernen Stoner
Doom einordnen. In relativ komprimierter Form (kein Song ist
länger als 7 Minuten) formen die Dänen 9 Songs, die Lust auf
kommendes Material machen. Dem Produzenten gehört ein Lob
ausgesprochen, der Sound ist perfekt auf die Band zugeschnitten,
die noch dazu ein ganz bestimmtes Alleinstellungsmerkmal besitzt,
und zwar ein Gesangsduett. Ken Holst und Andreas Benthien
geben den Songs zusätzlich zu dem allgemein fetzigen Sound den
psychodelischen 70s-Vibe - einfach top!
https://www.facebook.com/kadavermarch Philipp
LAMBDA
Vere Modus (Eigenprod.)
„Vere Modus“ wurde am 25.02.2022
veröffentlicht und beinhaltet sieben
Instrumentalnummern, die alle unterschiedliche
Stimmungen beim Hörer erzeugen. Die
Musik der tschechischen Band eignet sich gut
für längere Autofahrten und bringt einen zum Nachdenken. Der erste
Song „Chaos“ fängt relativ ruhig an und steigert sich langsam zu
einer rockigen Instrumentalnummer. Song #2 geht ähnlich weiter,
gefällt mit seinem rockigen Riffs und melodischen Solos. „Hémerá“
und „Mons“ sind schöne 4-Minuten Nummern, die mit ihrer Melodie
und Instrumentierung gefallen. Die letzten Nummern „Lignum“,
„Terra“ und „Vita“ beenden das starke Instrumentalalbum.
https://www.facebook.com/lambdacz Mike Ramone
MANIC DAYS
Crash EP (Manic Days Records)
Die 5 Songs starke Debüt EP der Wiener
Alternative/Punkrock-Band zeigt bereits ihr
Stärken auf und gefällt mit seinen Facetten.
Der erste Song „Crash“ mit rockigen Gitarren
Strom-kreis
und melodischem Gesang von Nico ist jedenfalls ein fulminanter
Opener. Song #2 „Somebody“ geht schwungvoll weiter und sollte
öfters auf 88.6 gespielt werden. “After Me“ erinnert mich teilweise
an Stone Temple Pilots bzw. gute Rockmusik aus den 90ern/
Anfang 2000. Der vierte Song „Someone Licked Oscar Wilde“ ist die
Midtempo-Nummer, die den Stimmungsbogen weiterspannt und
sicher live die Feuerzeuge zücken lässt. Der letzte Song „No Sleep“
schließt die sehr gelungene Debüt-EP von MANIC DAYS perfekt ab.
Rock is not Dead!
https://www.facebook.com/manic.days Mike Ramone
MARILLION
An Hour Before It’s Dark
(earMusic / Edel)
An Relevanz haben MARILLION jedenfalls
nichts eingebüßt, weshalb auch ihr aktuelles
Album nach sechsjähriger Studioalben-
Auszeit gleichermaßen zeitlos wie aktuell
erscheint.
Das trifft nicht nur auf den teilweise fast minimalistisch angelegten
Edel-Prog der Herren zu, sondern erneut auch auf die Texte. In
diesen geht es - aus leider aktuellem Anlass – vorwiegend um die
Klimakrise (‚Reprogram The Gene‘) und die Corona-Pandemie
(‚Murder Machines‘). Schon das simple wie effektive Cover macht
deutlich, dass wir zwar in „grauen“ Zeiten leben, es zum Glück aber
immer noch Hoffnung gibt. Als Gute-Laune-Album geht der Dreher
aber dennoch nicht durch, obwohl die Bonus-DVD unter anderem
eine durchaus unterhaltsame Doku zur Entstehung enthält.
https://www.marillion.com/
Walter
MENSCH ODER TIER
Schachmatt
(Rauschgift Rosie Records)
Seit 2021 lärmen MENSCH ODER TIER auf
diversen Konzerten in Wien und Umgebung.
Mit „Schachmatt“ bringen sie endlich ihr
Debütalbum auf Rauschgift Rosie Records
raus. Der erste Song „Mensch oder Tier“ stimmt gleich super
auf das 10 Songs starke Album ein. Song Nummer drei „Dreh
die Scheibe“ läuft bei mir bereits auf Dauerschleife und ist ein
richtiger Ohrwurm. „Was soll ich tun?“ ist ein ebenso starker Song
und textlich die Meisterleistung auf „Schachmatt“.
MENSCH ODER TIER forever!
https://www.facebook.com/menschtierband Mike Ramone
MONUMENTS
In Stasis? (Century Media Records)
Unbeirrt traben Monuments mit ihrem
neuem Studioalbum „In Stasis“ weiter auf
altbekannten Pfaden, und beschäftigen sich
in ihrem vierten Werk mit dem Machtkampf
in einem selbst. Mit im Gepäck, der „neue“
Leadsänger Andy Cizek. Wir dürfen uns aber auch über ein paar alte
Bekannte freuen, die nun wieder mit an Bord sind. Mike Malyan,
seines Zeichens der alte Schlagzeuger der Band, ist ebenfalls wieder
retour. Und auch Neema Askari, das Urviech am Gesang, und
früherer Frontman der Band ist wieder da, wenn auch nur für eine
Nummer - im Opener „No One Will Teach You“ gibt er gleich mal
ordentlich Stoff. Das Line-up mag sich in den vergangenen Jahren
öfters verändert haben, nicht aber die Qualität der Musik, denn bei
jedem Durchlauf gibt’s was Neues zu entdecken.
https://www.thisismonuments.co/
Tschyssl
MORBID ABOMINATION
Perceptional Decay
(Grazil Records)
Neues (oder Altes?) aus dem REEK OF
DEATH/ SEDUCED/TORTURED SOULS-
Umfeld: Freunden des gepflegten Gerumpels
mit abgründig gurgelnder Vokalakrobatik,
blitzschnellbolzender Blastbeats und Slo-Mo-Kreissägen-Gitarren
sei hiermit MORBID ABOMINATIONs erster Longplayer ans Herz
(und in die Eingeweide) gelegt. Manchmal dominiert für meinen
bescheidenen Geschmack zwar ein wenig zu viel Gegurgel die
Szenerie (ein paar fiese, brutale Screams hie und da lockern das
Geschehen jedoch auf), aber dank des überdurchschnittlich hohen
Songwriting-Niveaus kann man hier getrost ein Auge zudrücken.
www.facebook.com/EnterTheNothingness Mike
NATTEHIMMEL
The Night Sky Beckons
(Demo, Hammerheart Records)
Bei diesem rudimentären Drei-Track-Demo
handelt es sich um niemand geringeren als
die ehemaligen IN THE WOODS…-Schergen
X Botteri und C.M. Botteri und den britischen
Tausendsassa James „Mr. Fog“ Fogarty (EWIGKEIT, JALDABOATH
und etwa drölfzig andere Bands), die hier einen Retro-Kaltstart
versuchen und trotz dezentem, gewolltem 16-Spur-Tape-Sound
(Old School FTW!) scheppert der Fünftracker doch recht melodisch
und strukturiert aus den Boxen. Breitflächige Keyboards runden
die paar vorhandenen Death-Black-Kanten ein wenig ab, und
STRANGE NEW DAWN-Kesselrührer Sven Rothe beklöppelt die
Szenerie songdienlich und unprätentiös. „The Night Sky Beckons“
ist ein kräftiges (Underground-) Lebenszeichen von Musikern, die
es nochmal wissen wollen – erhaben, bedrohlich, schön!
www.facebook.com/NattehimmelOfficial
Mike
NECRONOMICON
The Final Chapter
(El Puerto Records)
Nach dem ersten Durchhören des neuen
Albums lässt sich NECRONOMICON am ehesten
mit DESTRUCTION vergleichen, nicht
nur musikalisch, sondern auch stimmlich.
Old School Thrash Metal ohne Kompromisse, genau so, wie
man ihn gern hat (auch wenn der Verfasser erst 2002 zur Welt
kam, Zwinker, Zwinker). Ebenso produktionstechnisch muss
man Lobeshymnen aussprechen, hier ist wirklich alles gelungen.
NECRONOMICON beglücken uns mit 12 starken Songs, von denen
man als Genrefan nicht genug haben kann. Das Album bietet eigentlich
alles, was ein Metaller-Herz erfüllt. Zu guter Letzt möchte
ich noch meinen absoluten Lieblingssong hervorheben: „Burning
Fury“, so und nicht anders gehört es gemacht, yeah!
https://wwwfacebook.com/necronomiconofficial Philipp
NOISE TRANSMISSION
dis-con-nec-ted (Grazil Records)
Mit der Grazer Postrockband NOISE
TRANSMISSION kann man entspannt die
Apokalypse auf sich zukommen lassen.
Mit ihren düsteren industrial/ambienten
Soundkulissen sorgen sie für den idealen
Soundtrack für einen Spaziergang durch die Ruinen zerstörter
und verlassener Großstädte. „dis-con-nec-ted“ schöpft seine
Kraft aus der Ruhe und der Reduktion. Industrialsamples, Noise,
Melodiebögen, Schreigesang, Klavier, progressives Metalriffing
und sanfter Flüstergesang fließen ineinander und ergeben ein
eigenständiges und kurzweiliges Gesamtkunstwerk, das dich fesselt
und du nicht willst, dass man dir diese Fesseln wieder abnimmt.
https://www.facebook.com/noisetransmission Gino
SPHERIC
UNIVERSE EXPERIENCE
Back Home (Uprising! Records)
Abgespacte Arrangements, abrupte
Rhythmen- wie auch Stimmungswechsel,
Songlängen von teils über sechs Minuten.
„Back Home“, das neuesten Album der Franzosen von SPHERIC
UNIVERSE EXPERIENCE bedient sich aus diesem Baukasten.
Mitunter verirrt sich auch der eine oder andere Power-Metal
Moment in die Songs, was den doch mitunter komplexen
Strukturen eine gewisse Leichtigkeit zurückgibt. Und wohl auch
Fans aus anderen Genres abzuholen weiß. Dieses Spiel mit den
Erwartungen zieht sich gekonnt durch das Album. Und doch ist
das Gesamterlebnis rund. Ein Wechselspiel verschiedener Genres,
das toll aufgeht!
www.facebook.com/SphericUniverseExperience
40 41
Patrick
TANK
Don’t Walk Away (EP) //
Filth Hounds Of Hades //
Power Of The Hunter //
This Means War //
Honour & Blood (Re-Releases)
(High Roller Records / Soulfood)
Obwohl immer noch aktiv und das sogar in zwei Inkarnationen,
geht seit geraumer Zeit leider nicht mehr wirklich viel bei dieser
legendären britischen Band. Schade, aber leider auch nachvollziehbar.
Schließlich hat sich Sänger / Bassist Algy Ward mit seinem
letzten Werk „Sturmpanzer“ musikalisch selbst ins Abseits befördert,
während die von seinen Ex-Kollegen Mick Tucker und Cliff
Evans angeführte Formation nicht zuletzt durch Frontmänner wie
David Readman in für Bandverhältnisse eigentlich zu melodiösen
Gefilden unterwegs ist.
Der Ruhm der Vergangenheit bleibt aber trotz allem unangetastet.
Zu Recht, denn in der ersten Hälfte der 80er Jahre waren die
Engländer nicht nur überaus produktiv, sondern inspirierten mit
ihrer herbfrischen Gangart, in der neben heftigen NWOBHM-
Zutaten und jeder Menge an rotzigen MOTÖRHEAD-Sounds, auch
eine amtliche Dosis britischer Punk zu finden war, unzählige,
aufstrebende Bands. Fragt man etwa Tom Angelripper nach seinen
Helden, fällt garantiert auch dieser Name.
Die ersten fünf Veröffentlichungen (zwischen 1981 und 1984
erschienen) werden nun sowohl auf CD (inkl. Poster) als auch
als limitierte, verschiedenfarbige Vinyl-Editionen neu aufgelegt.
Essentieller kann „Nachhilfeunterricht“ nicht gestaltet werden!
https://www.tankofficial.com/
Walter
VINEGAR HILL
Earhbound (RecordJet)
Herr- und Frauschaften, ich bin völlig angetan
von diesem vielseitigen Album der steirischen
Melodic-Schwermetaller, die heuer
übrigens ihr fünfzehnjähriges Bandjubiläum
feiern. Während der etwas mehr als 64
Minuten glänzen die Fünf sowohl instrumental als auch gesanglich
– zudem klingen Mix und Master tadellos – und lassen mich mit
einem Staunen sowie wortwörtlich heruntergeklappten Unterkiefer
zurück. Entgegen der Meinung einer Moderatorin eines großen
österreichischen Radiosenders – kleiner Hinweis: Ihr aktueller
Nachname ist vom Englischen ins Deutsche mit „Stein“ zu übersetzen
– gibt es in Österreich halt doch mehr als „nur“ „irgendwelche
solche Bands“ – und die Steirer spielen in meinen Augen und
Ohren definitiv ganz vorne mit.
www.vinegarhill.at
WINDWAKER
Love Language (Fearless Records)
Passend zum Wonnemonat Mai, nämlich
genau am 6., veröffentlichen die Australier
WINDWAKER ihr Debüt „Love Language“ - da
ist der Name durchaus Programm, schließlich
gehört auch die Lust zur Liebe dazu,
genauso wie Kummer und sonstige allfällige Seelenschmerzen.
Der musikalische Überbegriff, den sich WINDWAKER mit großer
Begeisterung selbst verpassen, ist Heavy Metal. So einfach kann
das sein, soll aber nicht über die technische Versiertheit und den
Ideenreichtum der Band hinwegtäuschen, denn beides ist auf „Love
Language“ hinlänglich vertreten und berechtigt, was die weitere
Zukunft von WINDWAKER betrifft, zu den optimistischsten Hoffnungen.
Liebe kann so schön sein!
www.windwakerband.com
Claudia
Facebook/StarkStromMag
Instagram/starkstrom_magazin
Flo
Schwarz!Strom Zeitstrom ewig junge meisterwerke
Klangkultur für Hörer.
42
GERALD CLAYTON
„Bells On Sand“ (Blue Note/Universal)
Die Neigungsgruppe zur Spontanerkennung
musikalischer Inhalte anhand des Coverdesigns
dürfte hier grandios scheitern. Das Interpretationsspektrum
wird in jenem Fall zwischen Eckpunkten
wie Trance und Artrock pendeln - tatsächlich ertönt
poetischer, introspektiver zeitgemäßer Jazz, basierend
auf grazil-swingender Ästhetik. Pianist Gerald
Clayton formt melancholische Unaufgeregtheit,
verfeinert mit subtiler Melodik. Eine Sinnlichkeits-
Therapie.
ELEMENTO DESERTO
„La Hora Maldita“
(Mai Lei Bel/www.vinyl-music.shop)
Wer an Schwerkraftschrauben des Pragmatismus
dreht, gerät oft rasch aus der Balance. Doch Mut
zum Risiko gilt als Motor für Evolution. Elemento
Desorto fertigen jedenfalls keinen linientreuen psychedelisch
orientierten Wüstenrock, sondern eine
unorthodoxe Mixtur, offen nach vielen Seiten. Eine
gekonnt kantige, spannende Exkursion auf weißem
Vinyl mit raffinierter Hüllengestaltung. Dieses
Deserto könnte noch zu einer Hauptmahlzeit
avancieren.
FENNYMORE
„Bad Relations“
(hs productions/www.vinyl-music.shop)
Es war eine Dürreperiode für Kräfte der
Beharrung. Denn die Szene investierte in
eine wirksame Entwicklungshilfe zugunsten
des Höhenflugs progressiver
Rockkultur. Fennymore, 1976 in
Tirol gegründet, setzten ebenso
auf stilistische Fortbewegung.
Ihre 1980 entstandene und jetzt veröffentlichte
Platte liefert eigenwillige, eigenständige und
energiegeladene Klänge auf einer LP, die in jeder
Faser authentisches Retroflair ausstrahlt. Für alle
Perlentaucher.
KAIPA
„Urskog“ (InsideOut Music/Sony)
Sollte sich dieser Tag so anfühlen, als ob du mit
löchrigen Schuhen in einer kalten Regenpfütze
stehst, dann ist jene Tonvorlage deine Ausstiegsluke.
Kaipa bestätigen sich mit jener Doppel-LP als
Experten für Feelgood-Prog, der mit eleganter
Leichtigkeit positive Atmosphäre versprüht. Eine
stimmige Feinmechanik der Emotionen bildet die
Basis für epische Songs im Breitwandformat. Gute
Pressqualität, eine grüne Auflage und alle Schuhe
sind wieder trocken.
PATTERN-SEEKING ANIMALS
„Only Passing Through“(InsideOut
Music/Sony)
Die Fakultät für zoologische Erkenntnistheorie
vermittelt neues Wissen. Tiere suchen nicht
nur Gesellschaft oder Futter, sondern gleichfalls
Muster und Strukturen. Pattern-Seeking
Animals, Aufsteiger in der Liga für bekömmlichen
Ohrwurm-Prog, liefern weiteres reichhaltiges
Seelenfutter. Ein latent verspieltes Epos mit starken
Kompositionen und filigranen Arrangements,
bestens geeignet für ein überaus sorgsam hergestelltes
Doppel-Album.
Nicht verpassen.
Vinyl only
by Christian Prenger
PRIMAL FEAR
„Primal Fear“ (Atomic Fire/Warner)
Erstbegegnungszonen sind dynamische
Räumlichkeiten. Die Akzeptanz-Optionen pendeln
zwischen Applaus und Ablehnung, zwischen
Andocken und Abschalten. Primal Fear
haben mit ihrem erstklassigen Debut nachhaltige
Verbindungen zur Community etabliert.
Das höchst vitale Power Metal-Highlíght ohne
Trendstoff-Emission erscheint nun als Deluxe
Edition. Drei Bonustracks und drei Farben
veredeln ein feines Sammlerobjekt mit Primal-
Prädikat.
SLAEGT
„Goddess“ (Century Media/Sony)
Jene Göttin positioniert sich als Antithese zu allen
digitalen Abschleifmaschinen, die Produktionen
heute in sterile Gleichklangschablonen pressen.
Slaegt forcieren Black Heavy Metal mit erfreulich
rauem Undergroundsound und Old School-
Charisma, zusätzlich ein gutes Stück entfernt von
Genre-Dogmen. Jene kompetente und vielseitige
Scheibe, erhältlich in Schwarz, Rot, Silber sowie
Gold, verwendet Energie statt elektronische
Studio-Tarnpolitur.
Special:
Komplexitätskonstruktion
Das Tor zum Universum von Tool öffnet sich nicht durch Eingabe gängiger
Mainstream-Codes. Wer Zugang finden will, muss den Genre-Limitierungssperrbalken
entriegeln zum Empfang innovativer Signale. Jene Konstrukteure von progressivalternativen
Metalmonumenten haben mit dem aktuellen Werk „Fear Inoculum“
ihre nächste Komplexitäts-Dimension erreicht. Der Beleg wartet in jener aufwendigen
Ultra-Deluxe-Auflage, bestehend aus fünf 180 Gramm Single Sided Schallplatten.
Extravagant? Anders? Tool.
Der Beitrag bestand aus Interview-
Fetzen mit Rob Halford, dazu wurden
kurze, aber prägnante Stellen aus dem
Album gespielt, etwa der Refrain des
göttlichen Titelsongs oder der mächtige
Beginn von „All Guns Blazing“, ihr wisst
schon, „Twisting the strangle grip won't
give no mercy (mercy!)“… und das war´s,
danke, der 16-jährige Andi Appel drehte
durch. Selbstverständlich wurde das
Ganze auf Kassette aufgenommen und
tausendmal vor- und zurückgespielt:
„Twisting…“, Rewind, „Twisting…“.
Priest-Fan war ich sowieso schon länger,
und diese neue Platte (Vinyl sagte
damals kein Mensch, warum auch, man
sagt auch nicht Holz, wenn man sich auf
einen Sessel setzt) musste ich haben,
und zwar sofort. Blöderweise gab´s in
meinem 150-Seelen-Heimatdorf keinen
Plattenladen, auch nicht im näheren
oder weiteren Umfeld, weswegen meine
Freunde und ich immer nach Wien
ins Heavy Records fuhren, dem Quasi-
Vorläufer des Why Not, dem besten
Geschäft aller Zeiten. Leider konnte
ich an diesem bzw. dem nächsten Tag
nicht nach Wien fahren, weil irgendwas
in Schule anstand, ich besuchte grad –
mehr oder weniger regelmäßig – die
dritte Klasse Handelsschule, außerdem
war wieder mal die Kohle knapp.
Und wenn du „ins Heavy“ fährst, um
dir „Painkiller“ zu kaufen, dann gehst
du mit fünf weiteren LPs, drei Patches
und zwei T-Shirts raus, und weiter zum
Rocktiger, in den Army Shop und, ähm,
zu McDonalds, wir hatten sowas ja nicht
am Land.
Also rief ich einfach im Heavy Records
an, um mir das Teil mit der Post schicken
zu lassen. „Ist grad aus, sollte aber
am Montag wieder da sein“, wurde mir
gesagt und das folgende Wochenende
überlebte ich nur mit viel Alkohol. Was
jetzt aber keinen großen Unterschied
zu allen anderen Wochenenden damals
ausmachte. Am Montag hatte
ich offiziell früher Schulschluss, weil
ein Lehrer krank war, um zu Mittag,
wenn üblicherweise der Herr Postler
seine Runde bei uns drehte, zuhause
zu sein. Tatsächlich war ich klarerweise
gar nicht in der Schule, sondern
JUDAS PRIEST
Painkiller (1990)
Erstmals aufmerksam wurde ich auf diese Platte, heute kaum vorstellbar, auf Ö3. Es gab jeden Abend den „Treffpunkt
Ö3“, dank welchem auch Dominic Heinzl samt seiner „Kuschelecke“ traurige Berühmtheit erlangte. Kurz, aber doch
stellte zudem ein gewisser Harald Huto – Grüß Sie! – News aus dem Heavy Sektor vor, unter anderem „Painkiller“.
im Kaffeehaus, danach fuhr ich mit
der Puch Cobra in den Wald, um am
Discman Musik zu hören und ein halbes
Packerl Marlboro zu rauchen. Wieder
daheim traf ich unseren Briefträger, der
aber komischerweise keine Lieferung
für mich hatte: „Wenn´sas am Montag
wegschicken, wirst du´s frühestens am
Dienstag bekommen“. Klang logisch,
stellte dennoch kein Argument für einen
des rationellen Denkens aktuell
nicht mächtigen Metal Freak dar.
Als die Platte am Dienstag trotzdem
nicht dabei war, rief ich natürlich umgehend
im Heavy an. „Wir haben sie
erst heute bekommen, geht aber sofort
raus“. „Wird gut sein, sonst scheppert´s,
verdammt nochmal!“, sag… dachte ich
und antwortete „Super, vielen Dank,
auf Wiederhören“. Das Spiel wiederholte
sich mittwochs, weswegen ich am
Donnerstag überhaupt gleich zuhause
blieb, weil jetzt müsste das verdammte
Packl ja wohl dabei sein. So lümmelte
mein 16-jähriges Ich abwechselnd in
meinem Zimmer, in der Küche oder
am Klo herum, konnte sich nicht einmal
beim „Ganze Woche“-Lesen auf
den Text konzentrieren, aber unser
Postler, der mittlerweile leider verstorbene
Peppi, kam und kam nicht daher.
Ergo schwang ich mich aufs Fahrrad
und suchte unsere Durchzugstrasse,
die Hauptstrasse, links hintaus und
rechts hintaus, mehr gibt´s nimma,
nach dem Josef ab, ohne Erfolg, also:
Wirtshaus!
Dort gabs noch die klassischen „Runden“,
wo die Mittagspause haltenden
Straßenarbeiter mit den Landwirten,
dem LKW-Fahrer, dem Postler, dem
Milchmann, dem Kieberer oder den
Leuten, die auch offiziell nix hackelten,
gemütlich Bauernschnapsten
und dabei zwei, drei, vier Achterl konsumierten,
bevor sie mit dem Trinken
anfingen, und wenn die Mittagspause
zwei Stunden länger dauerte, dann dauerte
sie halt zwei Stunden länger, who
fuckin´ cares? Ganz ehrlich und ohne
jede Ironie: Ich vermisse diese Zeit, diese
Unbeschwertheit. Dass sie anschließend
noch Moped, Auto, Traktor oder LKW fuhren,
ist freilich eine andere Geschichte.
An(d)yway, der Herr Peppi hatte wieder
keinen Longplayer für mich dabei,
demzufolge knallte ich mir ein Frust-
Seiterl rein, und ein zweites, this is the
Painkiller!
To make a unnötig long story short: Am
Freitag kam er, der Schmerztöter. Ich
wartete vor dem Haus auf den Pepsch,
und er winkte schon von Weitem mit
dem Karton, mit dem ich nun glückselig
die Straße hinauf heimtänzelte,
sodass die Nachbarn wohl einmal mehr
kurz davor waren, die Rettung oder die
Gendarmerie (hier versteckt sich übrigens
das Wort „Darm“, ist mir grad aufgefallen)
zu rufen. Ehrfürchtig wurde
das Cover Artwork bestaunt, bist du
deppat, dann die Scheibe, das schwarze
Gold, herausgezogen, mit aller gebotenen
Vorsicht auf unseren Plattenspieler
gelegt, die Nadel gesenkt, einmal noch
durchgeatmet, und dann setzt Scott
Travis ein. Der Rest ist Geschichte.
Klein Andi hüpfte wie verrückt durchs
Wohnzimmer, sprang vom Sofa auf den
Tisch und wieder zurück, schüttelte die
Rübe, schwang die Eiserne Faust und
nach dem letzten Ton des finalen „One
Shot At Glory“ herrschte eine fast schon
andächtige Stille.
An diesem Freitag schien die Sonne
stärker denn je auf das nördliche
Weinviertel. Die Uhr hielt ihre Zeiger
an, wie einen guten Freund: bleib doch
noch hier, und mit Tränen der Freude
drehte ich die Platte wieder und wieder
um. „Twisting the strangle grip won't
give no mercy (mercy!)“…
Danke Heavy Records. Danke Peppi.
Danke Judas Priest!
Andi
PS: Später am Tag läutete das Telefon,
aber ich konnte nicht abheben, ich
hörte „Painkiller“. Also ging mein Papa
ran, der grad von der Arbeit heimkam.
Beim Abendessen fragte er mich, wie´s
denn heute in der Schule war und ich
erzählte irgendwelchen Blödsinn.
„Interessant“, meinte er, „da hat mir euer
Klassenvorstand vorhin am Telefon aber
was anderes erzählt…“.
Ihr wollt auch eine alte Lieblingsplatte, einen Klassiker, eine vergesse Perle im „Zeitstrom“
wieder vor den Vorhang zaubern? Einfach Mail an strom@starkstrom.live , danke.
www.judaspriest.com
43
Schluss-Akkord
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gute Idee, gelungene Umsetzung: GORDON McMICHAEL las aus
seinem wunderbaren „Live In Front Of An Imaginary Audience“-
Tourbuch, wobei sowohl die Figuren (vom Gschaftlhuber-Manager
über den Punk-Zeugler bis zur Irish-Folk-Cellistin samt Flachmann)
als auch die Episoden zwischen Graz und Atlanta „live“ noch an
Schmäh und Charme gewannen.
Alternierend plauderte ECLIPTICA-Gitarrero VAN ALEN ebenfalls aus
dem (Reise-)Nähkästchen und sorgte mit seinen „String Theory“-
Songs mit viel Feeling für den musikalischen Part eines tollen Abends,
der durch via Laptop eingespielte Bilder stimmig abgerundet wurde -
und nach Fortsetzung schreit.
www.facebook.com/vanalenrock
www.facebook.com/gordonmcmichael1
Andi
Read & Roll
12.03.2022 – Wien, Aera
stark! und gratis:
Unser Mag liegt in vielen Clubs und
Stores gratis auf (eine Liste findet ihr
unter www.starkstrom.live),
wird euch aber auch gerne ins Haus
geschickt (+ Versandspesen),
bei Interesse einfach Mail an
strom@starkstrom.live
Laut und finster:
stark!strom auf insta!
Instagram/starkstrom_magazin
Stark!strom auch im
sozialen netz
Facebook/StarkStromMag
IMPRESSUM /
Offenlegung gem. Gesetz:
Stark!Strom – das neue
österreichische Rock & Metal Magazin
Medieninhaber:
Stark!Strom, Claudia Jusits,
Baumgasse 50/1/14, 1030 Wien,
claudia@starkstrom.live,
+43 664 510 94 18, ATU 77669346
Herausgeberin: Claudia Jusits
Chefredaktion:
Mike Seidinger & Claudia Jusits
Redaktion: Anita Petzold, Claudia Jusits,
Christine Cizek, Walter Scheurer,
Willi Winter, Christian Prenger,
Manfred „wahnfred“ Wadsack, Christian
König, Matej Lastro, Manuel Dauböck,
Mansn, Doris Gapp, Florian Meingast,
Patrick Meerwald, Anna Otto, Gabriel
Niederberger, Charles Steiner,
Thomas Hutterer, Stefan Mair, Christian
Orou, Bernhard Weber, Celia Woitas,
Kinga Wölger, Andi Appel
Lektorat: Claudia Jusits
FOTOS: Falls nicht anders angegeben,
handelt es sich um uns zur Verfügung
gestelltes Promotionmaterial der Künstler
und Firmen.
Art-Direction, Layouts & Designs:
Stephan „Jeff“ Ohorn
Druck: Print Alliance HAV Produktions
GmbH, 2540 Bad Vöslau,
Druckhausstraße 1, www.printalliance.at
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Homepage: www.starkstrom.live
Facebook/StarkStromMag
Instagram/starkstrom_magazin
46
Alle Fotos © Felix Mitterer
STARK!STROM #28
ERSCHEINT AM 29. 07. 2022
Lebe deine Liebe!
In der Regenbogenhauptstadt Wien kannst du deine Lebens- und Liebesentwürfe
frei von Diskriminierung leben. Die Stadt unterstützt alle von Diskriminierung
betroffenen homo-, bi-, transsexuellen und intergeschlechtlichen Wiener*innen
und bietet Aufklärungsarbeit. Du erhältst anonyme und kostenlose Beratung bei
der Wiener Antidiskriminierungsstelle (WASt).
Hol dir jetzt Beratung!
wien.gv.at/queer
X
Mittwoch
20:30 Trashbax
Freitag
14:00 Matho & Vienna
Dancehall Orchestra
15:30 Traitors to the Crown
17:00 Eazy
Sonntag
13:00 Ameliy
Donnerstag
14:00 Horst
15:30 Tuxedoo
17:00 Jägermeister
Blaskapelle
Samstag
13:30 Christina Kosik
& die Gangband
15:00 Cil City
SCHau Vorbei im
Hirschrevier!
EISKALTER GENUSS AB 18 PLUS. VERANTWORTUNGSVOLL.AT
Jägermeister Österreich • Jaegermeister.at • Jagermeister_At