HIM Magazine No.6
Da sind wir also wieder. Wieder ein Sommer. Wieder startet der Pride. Wieder feiern wir im Monat Juni uns und die Community. Zusammenstehen, zusammenhalten, vereint unter dem Banner des Regenbogens. In diesem Jahr wehen unsere bunten Flaggen, das Symbol unserer Community, hoch offiziell erstmals von den Bundesgebäuden der Bundesregierung – der fast ebenso bunten Ampel-Koalition sei Dank. Eine Vorliebe zu Farbenspielen verbindet uns also.
Da sind wir also wieder. Wieder ein Sommer. Wieder startet der Pride. Wieder feiern wir im Monat Juni uns und die Community. Zusammenstehen, zusammenhalten, vereint unter dem Banner des Regenbogens. In diesem Jahr wehen unsere bunten Flaggen, das Symbol unserer Community, hoch offiziell erstmals von den Bundesgebäuden der Bundesregierung – der fast ebenso bunten Ampel-Koalition sei Dank. Eine Vorliebe zu Farbenspielen verbindet uns also.
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DIE LESBISCHE KETZERIN
Von Männern mit Vaginen und Frauen mit Penissen
Wer regelmäßiger Leser oder Leserin meiner
Kolumne ist, wird bereits wissen, dass ich lesbisch
bin. Alle anderen wissen es jetzt. Ich erwähne
das deswegen so explizit, weil die lesbische Frau
heute innerhalb der Community zusammen mit den
schwulen Jungs immer öfter und mit viel Schmackes
angegriffen wird. Nun bin ich für jede Diskussion zu
haben, da darf es auch gerne einmal verbal intensiv
und ausdauernd zur Sache gehen – ähnlich wie beim
Sex, wenn er denn gut sein soll. Keine Angst, Jungs
und Männer, ich erkläre euch jetzt nicht, was Tribadie
bedeutet. Ihr wisst, Google ist euer Freund.
SCHLUCKEN MUSS ICH ALLERDINGS IN LETZ-
TER ZEIT IMMER WIEDER, wenn ich digital oder
aber auch gerne inzwischen im real life erlebe, wie
Schwule und Lesben mit wüsten Beschimpfungen angegriffen
werden – und zwar von anderen Mitgliedern
unserer bunten Gurkentruppe. Warum? Sobald eine
Lesbe die simple Tatsache äußert, dass sie nur auf
Frauen und nicht auf „Frauen mit Penis“, also transund
nicht-binäre Frauen ohne operativen Eingriff,
steht, ist es um sie geschehen. Die Intensität der Empörung
gleicht einer meterhohen Flutwelle, die auch
Roland Emmerich in einem seiner Zerstörungsblockbuster
nicht besser hinbekommen hätte. Natürlich
geht es den Jungs genauso,
wenn sie es wagen, zu
sagen, dass sie so einen
männlichen Schwanz
schon recht ansprechend
finden und daher zumeist
weniger auf trans-Jungs
mit Vagina abfahren. Ich
muss erleben, wie Freunde
und Freundinnen von
mir, die seit mehr als zwei
Jahrzehnten für queere
Rechte kämpfen und sich
auf Demos bereits vor
vielen Jahren blutige Nasen
und blau geschlagene
Körperteile für unsere
Sache geholt haben, jetzt
als rechts außen, queerfeindlich
und Abschaum
beschimpft werden – an
einem guten Tag. Anderenfalls
wünscht man
ihnen gleich die Pest an den Hals, spricht ihnen das
lesbische Dasein ab und falls möglich, sucht man digital
nach ihrem Arbeitsplatz oder Freundeskreis, um
sie dort in Misskredit zu bringen.
Wie ist es so weit gekommen? Noch absurder wird
es dann, wenn sich Lesben anhören lassen müssen,
sie seien “oberflächliche Fotzen“, wenn sie darauf bestehen,
dass ihre Lebenspartnerin eine Vagina hat.
Man liebe ja schließlich nicht ein Körperteil, sondern
einen Menschen. Mit der gleichen Begründung könnte
man auch direkt die gesamte Homosexualität zur
Seite wischen. Vielleicht sollte ich demnächst in einer
Bar mal einen fremden Schwulen ganz direkt ansprechen:
„Hey, schwuler Junge, ja, du stehst auf Boys,
aber ich bitte dich, man verknallt sich doch in einen
Menschen und nicht in einen Penis. Also, wie wäre
es mit uns zwei? Ich hab auch tolle Dildos zu Hause.“
Eigentlich, natürlich, ist das alles zum Lachen,
so absurd, überdreht und schlicht durchgeknallt ist
es. Eigentlich. Wenn jene Menschen, die genau diese
Meinung lautstark überall in die Gegend hinaus
schreien und tippen, nicht medial als neue Leitlinie
in puncto Diversität aufgebaut werden – abseits von
Biologie oder der Gesinnung der Mehrheit innerhalb
wie außerhalb der Community.
HOMOSEXUALITÄT BEDEUTET, ich fühle mich sexuell
und emotional zu einem Menschen des gleichen