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moneyeditorial
EDITORIAL
Reden wir über Inflation
Inflation, Inflation, Inflation. Das Thema verfolgt uns inzwischen schon. Worüber reden
die Leute in der Schlange vor der Kasse im Biergarten? Inflation. Im Zug: über 9-Euro-
Ticket und Inflation. Im Fitnesscenter: über die steigenden Preise. Was ist der heißeste
Nachrichtenstoff? Inflation. Wie am Montag vergangener Woche: Erst melden deutsche
Bundesländer ihre Daten (NRW: plus 8,1 Prozent), ihre Zahlen werden europaweit genauestens
verfolgt. Dann folgt im Lauf des Tages die Zahl für Deutschland, die erste Schnellschätzung:
Um 8,7 Prozent hat sich die Lebenshaltung im Mai 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat
nach EU-Berechnungsmethode verteuert, um 7,9 Prozent nach klassischer
bundesrepublikanischer Kalkulation. Am Dienstag folgte dann der Wert für die Euro-
Zone (8,1 Prozent, neuer Rekord). Inzwischen rechnet die Bundesbank schon mit einer Jahresrate
von sieben Prozent. Die vorübergehend geringeren Energiesteuern für Benzin und
Diesel könnten die deutsche Inflationsrate für Juni unter sieben Prozent drücken, im September
dürfte sie aber wieder drüberspringen, schätzt der Ökonom Stefan Schneider von
der Deutschen Bank.
Der frühere US-Notenbankgouverneur Alan Blinder hat sinngemäß gesagt: „Preisstabilität
ist dann, wenn die Leute aufgehört haben, über Inflation zu reden.“ Das wird immer
häufiger umgedreht: Inflation ist dann, wenn die Leute ständig darüber sprechen.
Das permanente Reden über Inflation bleibt nicht ohne Folgen für die Erwartungen. Der
Ökonom Jim Reid von der Deutschen Bank macht einmal im Monat eine Umfrage, zuletzt
haben 560 Teilnehmer rund um den Globus geantwortet. Ein Ergebnis: Die Inflationserwartungen
steigen weiter. Das kann man leicht an sich selbst beobachten, die sich häufenden
Erfahrungen steigender Preise im Alltag und das viele Sprechen darüber verstärken
sich gegenseitig. Und genau diese Erwartungen können selbsterfüllend werden, wissen
Ökonomen. Deswegen fürchten Zentralbanken nichts mehr als die Ent-Ankerung der
Inflationserwartungen. Nur haben sie sich viel zu lange an die Hoffnung geklammert, die
Preissteigerungen seien nur vorübergehend – vor allem die Europäische Zentralbank.
Was machen Arbeitnehmer, die hohe Inflation spüren, diese auch für die Zukunft erwarten
und überall lesen können, dass Unternehmen ihre Leute heute selbst in Krisenzeiten unbedingt
zu halten versuchen – der Fachkräftemangel und die Demografie lassen grüßen. Sie
reden nicht nur mit dem Kollegen über Inflation, sondern auch mit dem Kollegen von der Gewerkschaft
über Inflationsausgleich. Damit beginnt sich die Lohn-Preis-Spirale, berühmtberüchtigt
seit den 70er-Jahren, zu drehen. Nur ein paar Expertenstimmen: Es dürfte der
„künftige Lohndruck durch die anstehenden Tarifverhandlungen und Mindestlohnerhöhungen
in diesem Jahr zunehmen“, schreibt Warburg Research. „Wir sehen ja schon, wie sich der
Preisschock – ursprünglich ausgelöst von den Energiepreisen – durch das ganze Wirtschaftssystem
frisst. Da wird es für die Gewerkschaften extrem schwer sein, Lohnabschlüsse zu
akzeptieren, die keinen Kostendruck im Sinne einer Lohn-Preis-Spirale erzeugen“,
so der frühere Wirtschaftsweise Peter Bofinger. „Überraschend gute Arbeitsmarktdaten
deuten darauf hin, dass auch in Deutschland die gefürchtete Lohn-Preis-
Spirale nun bald Fahrt aufnehmen könnte“, urteilt Friedrich Heinemann
vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. „Die inflationären
Prozesse sind dabei, sich zu verstetigen.“
Ich fürchte, wir werden noch sehr lange über Inflation reden.
Ihr
FRANK MERTGEN
stellv. Chefredakteur
FOCUS-MONEY
Aus aktuellem Anlass!
Lesen Sie FOCUS-MONEY bequem zu Hause
Liebe Leserinnen und Leser,
die Inflation steigt auf lange nicht mehr erreichte Werte, in
Amerika wie in Europa. Bange blicken die Börsianer auf die
Notenbanken: Kommt die Zinswende doch schneller als bereits
erwartet? Wie geht es weiter mit den Aktienkursen, wenn die expansive
Geldpolitik an ihre Grenzen stößt? Mein Tipp: Sie erfahren
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FOCUS-MONEY 24/2022
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3
moneyinhalt
8. JUNI 2022 www.money.de
17
Schillernde Chancen
Bei ausgesuchten Minenaktien
können Anleger gleich mehrfach
profitieren: Neben Top-Kurschancen
winken dicke Erfolgsprämien.
Wer sie zudem in Goldzertifikaten
anlegt, baut sich einen schönen
Geldschatz auf.
FOCUS-MONEY
sagt, wie die
Strategie im Detail
funktioniert
moneykompakt
98 Andis Börsenbarometer:
Hauptsache, flüssig – warum die
Cashflow-Analyse so wichtig ist
moneytitel
6 Wetterfest durch die Krise:
Mit den Top-Strategien für
schlechte Börsenzeiten
10 Core-Satellite: Der Bauplan für
ein unschlagbares Depot
14 Dividendenfonds: Als Risikopuffer,
Inflationsschutz und Kursgewinnbringer
jetzt erste Wahl
17 Goldminen: Ausschüttungen in
Gold bieten Extra-Renditen. Dazu:
Bis zu 103 Prozent Kurschance
20 Krisendepot: Der beste Aktienschutz
gegen Stagflation
24 Zertifikate: Mit Discountern alle
drei Monate 1000 Euro kassieren
26 ETFs: Mit fünf pfiffigen Fonds
durch den Börsensturm
14
„Jetzt ist Inflationsschutz das Gebot der Stunde –
und genau das leisten Dividendenaktien“
JOHN BAILER, MANAGER DES BNY MELLON US-EQUITY INCOME FUND
4 Titelfotos: Adobe Stock
FOCUS-MONEY 24/2022
moneymarkets
moneyservice
30 Stresstest 2022: Vier Aktien mit
starker Zwischenbilanz – Vorwerk,
Nagarro, Vossloh und Dürr
34 Siemens Energy: Aktie vor
kräftigem „Offshore“-Schub
37 Kolumne: Wie lange sich die
Firmengewinne noch von der
Wirtschaft abkoppeln
38 Hit & Shit: Siemens mit größtem
Auftrag der Geschichte – Mangel
an Fachkräften weitet sich aus
44 Fresenius Medical Care: Wer
jetzt einsteigt, kauft noch günstig
46 Batterien: Bald fällt der Startschuss
im Megamarkt für Recycling
– Top-Profiteure sind Li-Cycle,
Neometals, Aurubis und BASF
49 Musterdepots: Alle Depots legen
zu – Jaensch profitiert vom Öl
50 Interview: J.P.-Morgan-Expertin
Beatrix Vogel über die neue Rolle
der Frauen in Sachen Geldanlage
52 Big Tech: Von Amazon bis Nvidia
– welche Tech-Schwergewichte
ein klarer Kauf bleiben
56 Wasser: Zwei Aktien für dicke
Gewinne und ein gutes Gewissen
58 Mobilität: Mit Platin den Elektro-
Boom absichern
moneydigital
40 Highlights: Lebers Schnäppchentipps,
Frauen-Power an der Börse
und Sachwerte-Shopping per App
41 Analyse: Mercedes-Benz im
Windschatten von LVMH
62 Chartsignal: SDax könnte
Doppelboden ausbilden
62 Börsenwissen: Die Besonderheit
von Eltifs
dswanlegerschutz
63 Aufsichtsräte im Umbruch: Kritik
am Stühlewechsel
64 Steuerberater: Die Experten im
großen Test für 2022
76 Studie: FOCUS-MONEY kürt die
fairsten Cyberversicherer
moneyanalyse
81 Fonds
82 Deutsche Aktien
90 Internationale Aktien
96 ETFs
97 Zertifikate
moneyrubriken
3 Editorial
80 Leserbriefe – Impressum
98 Termine
64
Die Besten der Besten
MONEY fühlt u. a. den Experten für
Sanierung, Nachfolge-, Vermögens- und
Unternehmensberatung auf den Zahn.
Ergebnis: Die Top-Steuerberater 2022
52
Alles auf AnFAANG!
Fallen mit Amazon und Meta die
letzten Hightech-Bastionen dem
Börsensturm zum Opfer?
FOCUS-MONEY macht den
großen Tech-Check: Welche
Technologie-Dickschiffe ein Kauf
bleiben – und bei wem es weiter
bergab gehen dürfte
41
Strategie
mit Stern?
Um profitabler zu werden,
poliert der Premium-Hersteller
Mercedes-Benz sein Luxusimage auf
– nach dem Vorbild des französischen
Edelkonzerns LVMH. Mit Erfolg? Die Analyse
FOCUS-MONEY-TEST 2022
FOCUS-MONEY 24/2022
Fotos: N. Connolly, Depositphotos, Mercedes-Benz 5
moneytitel
Nervenspiel Börse – Erleichterung und Schock wechseln
sich derzeit ab! Gefühlt haben Aktionäre jeden Tag ein
Endspiel. Um jetzt die richtigen Match-Pläne zu haben,
hält FOCUS-MONEY sein großes Strategie-Repertoire bereit
TITEL
STRATEGIEN FÜR
6
Fotos: iStock, VectorStock Composing: FOCUS-MONEY
FOCUS-MONEY 24/2022
von MARC BÄCHLE
Klopp, Nagelsmann, Guardiola – wer am Aktienmarkt
handelt, darf sich wie die großen Trainer
fühlen. Schließlich stellen auch Anleger eine
Mannschaft in ihrem Depot zusammen. Sie
wählen Aktien für ihren „Kader“ aus, von denen
sie Performance erwarten, und schmeißen
bisweilen Positionen aus dem Portfolio, wenn die Leistung
nicht stimmt. Doch während sich die Fußball-Übungsleiter
mittlerweile in die Sommerpause verabschiedet haben,
sind die privaten und institutionellen Portfolio-Teamchefs
nach wie vor gefordert. Schließlich kommen heiße Monate
auf die Anleger zu, und das dürfte nicht nur an den steigenden
Temperaturen liegen.
Die Inflationsraten auf Extremniveau, die beginnende
Götterdämmerung der lockeren Geldpolitik, die andauernden
Versorgungsschwierigkeiten durch gestörte Lieferketten
(siehe Grafik unten) sowie eine in Summe allmählich
am Horizont drohende Rezession in den USA
und Europa. Nach einem leichten Spiel für Investoren
sieht das in den nächsten Wochen beim besten Willen
nicht aus, wirken die weltweiten Herausforderungen
doch stark auf die Börsen ein. Wobei: Die hiesigen Marktteilnehmer
scheinen derzeit entspannter zu sein als
in den Monaten davor, wie am Volatilitäts-Index
Mangelware als Indextreiber
Der Chip-Mangel und die Null-Covid-Politik in China, Werkbank
der Welt, hinterlassen Spuren in der Weltwirtschaft.
Seit Anfang 2020 gibt es massive Lieferschwierigkeiten.
Globaler Lieferkettenindex (NY-Fed)
4
3
2
1
0
2012 13 14 15 16 17 18 19 20 21 2022
Quelle: Federeal Reserve Bank of New York
–1
ERFOLGSHUNGRIGE
FOCUS-MONEY 24/2022
7
moneymarkets
BATTERIEN/RECYCLING
30 Prozent Wachstum sichern!
AUS ALT MACH NEU:
Recycling verhilft
Altbatterien zu einem
zweiten Leben und ist
gut für die CO 2-Bilanz
Bald haben die ersten E-Autos ausgedient – der Startschuss zu einem Multi-Milliarden-Dollar-Markt:
Batterierecycling. MONEY stellt vier Top-Profiteure vor, die noch günstig zu haben sind
von JENS MASUHR
Boom bei Batterien
Mit dem Aufbruch in die E-Ära wächst auch die
Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien im Euro-
Raum kräftig – auf 861 Gigawattstunden 2030.
Nachfrage nach Lithium-Ionen-
Batterien in der Euro-Zone
in Gigawattstunden,
ab 2023 Prognose
41
2019 2021 2023 2025 2028 2030
Quellen: Avicenne, Fraunhofer, Roland Berger
861
600
400
200
0
JB hat eine Vision. „Wenn man von einer Zukunft ausgeht,
in der praktisch die gesamte Transportlogistik voll elektrifiziert
sein wird, werden wir kaum noch neue Rohstoffe
abbauen müssen.“ Der Recyclinganteil von Metallen, die
in Lithium-Ionen-Batterien verwendet werden, läge dann bei
95 bis 98 Prozent. „Wir werden dies hundertmal machen können,
bevor wir neue Materialien benötigen.“ Das sagt nicht
irgendwer. Das behauptet Jeffrey Brian Straubel – von allen
nur JB genannt.
Revolution mit Ansage. Der heute 46-Jährige war 17 Jahre
lang der Denker und Macher im Schatten von Elon Musk und
seinerzeit verantwortlich für die Batterietechnik im Tesla
Roadster. Jetzt will der ehemalige Technikchef und Stanford-
Absolvent mit seiner Firma Redwood Materials das Batterierecycling
revolutionieren. Millionen von Autobatterien sowie Akkus
aus Handys, Tablets und Laptops stehen vor ihrem zweiten
Leben. Allein den US-Markt schätzen Experten auf etwa 25 Milliarden
Dollar Umsatz. Dort bringen die ersten (2017 verkauf-
46 Illustrationen: VectorStock
Composing: FOCUS-MONEY
FOCUS-MONEY 24/2022
ten) E-Fahrzeuge am Ende ihres Lebenszyklus rund 250 000
Tonnen an Altbatterien auf die Waage. Weltweit sind es eine Million.
Und das ist erst der Anfang. Der Unternehmensberater Deloitte
erwartet einen Absatzschub bei Elektroautos von vier Millionen
(2021) auf 31Millionen Fahrzeuge 2030. Tendenz:
rasant steigend. Was allerdings mitwächst, sind die Zweifel an
einer letztlich sauberen Umweltbilanz der Stromkisten. Denn
die Herstellung der Batterien ist extrem CO 2-intensiv. Rund 90
Prozent des Weltmarkts für Lithium-Ionen-Batterien (LI-Batterien)
2025 gehen auf die Kappe von Elektro- und Hybridfahrzeugen.
Dabei entstehen etwa 30 Prozent der Treibhausgasemissionen
beim Abbau und der Veredelung von Rohstoffen,
die für die Batterieherstellung verwendet werden. Obendrein
stellt sich die Frage, was eigentlich mit der Batterie passiert,
wenn dem Auto die letzte Stunde geschlagen hat.
Recyceln wird zum Muss. Die Recyclingindustrie liefert
die Lösung – gestützt durch politische Regularien wie die Abfallrahmenrichtlinie
der EU. Darin sind Recyclingquoten für
Lithium bis 2030 von 70 Prozent, für Kobalt, Nickel und Kupfer
von 95 Prozent festgelegt. Zudem sind Batteriehersteller
nach EU-Recht dazu verpflichtet, ihre Altbatterien zurückzunehmen,
sobald sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht
haben. Die Sorge, dass die Akkus in vielen Ländern auf Deponien
oder im Hochofen landen, ist dabei unbegründet. „Es
gibt weltweit sehr strenge Vorschriften“, weiß Paul Anderson,
Hauptforscher für das Projekt zum Recycling von Lithium-Ionen-Batterien
der Faraday Institution. Der Experte
wird deutlich: „Wir müssen sie recyceln. Es gibt kaum eine
andere Möglichkeit, als die Batterien wiederaufzubereiten.“
Wer kann, dem winkt ein schönes Zusatzgeschäft: Denn beim
Ausbau verfügen die Batterien noch über rund 80 Prozent ihres
Leistungsvermögens – zu wenig für die Anforderungen
im Elektroauto, aber mehr als genug für den Einsatz in anderen
Bereichen, etwa als Energiespeicher in Windturbinen.
Wirtschaftlich attraktiv ist für die großen Autobauer und
Batteriespezialisten ein zweiter Aspekt. Denn mit dem Recycling
in unmittelbarer Nachbarschaft der Produktion werden
teure Transportwege zu den Zulieferern überflüssig. Die
Abhängigkeit von Importen sinkt – beides, das zeigt die aktuelle
Corona-Pandemie, ist bares Geld wert. „In industrieller
Hinsicht geht es darum, im Hinblick auf die für den globalen
Klimaschutz angestrebte Dekarbonisierung ganze
Roh stoff ströme in die geschlossene Kreislaufwirtschaft von
Produktionsprozessen einzubinden“, erklärt Pieter Busscher,
Portfolio-Manager bei der niederländischen Fondsgesellschaft
Robeco. Ein Vorteil übrigens, der sich auch in den
Geldbörsen der Kunden bemerkbar macht. Denn zusammen
mit den fallenden Preisen für LI-Batterien (rund 90 Prozent
in den vergangenen zehn Jahren) dürften sich Einsparungen
durch optimierte Lieferketten auch in den Verkaufspreisen
der Strommobile ausdrücken – was wiederum die Nachfrage
nach E-Autos (und Batterien) ankurbelt.
Fazit: Die hohe Batterienachfrage in den kommenden Jahren
wird zu einem Boom im Recyclinggeschäft führen. Laut
einer aktuellen Untersuchung des Fraunhofer-Instituts stehen
bis 2030 etwa 230 000 Tonnen, zehn Jahre später bereits
1,5 Millionen Tonnen an Altbatterien für eine Second-Life-
Verwendung an. Vorhanden oder geplant sind bis dato aber
gerade mal Kapazitäten für 33 000 Tonnen pro Jahr. Um alle
Altbatterien verarbeiten zu können, müssten die Kapazitäten
in den nächsten Jahren also um mindestens 30 Prozent
pro Jahr wachsen!
Boom nicht eingepreist. Für Anleger, die nach einem
übergeordneten, bislang kaum eingepreisten Boomtrend
innerhalb der Autobranche suchen, genau das Richtige. Wer
den Kauf von Einzeltiteln scheut, greift auf ETF-Anlagen
wie den iShares Electric Vehicles and Driving Technology
(WKN: A2N9FP) zurück. Für alle anderen hat FOCUS-
MONEY vier Einzelwerte mit Top-Potenzial ausgesucht –
den Kupferkonzern Aurubis, den Chemieriesen BASF, Li-
Cycle aus Kanada und die australische Neometals (siehe
Kästen unten und Seite 48).
AURUBIS
Neuer Rekord – neues Wachstum
Das Unternehmen: Kerngeschäft von Aurubis ist die Herstellung von reinem
Kupfer aus Kupfererz und Kupferschrott und die Weiterverarbeitung zu Blechen,
Rohren und Kabeln für die Auto-, Elektro- und Bauindustrie.
Die Zahlen: Das Geschäftsjahr 2020/21 markierte das erfolgreichste Jahr
der Firmengeschichte. Der operative Gewinn stieg um 60 Prozent (1. Quartal:
plus 85 (!) Prozent). Der Nettocashflow belief sich auf 812 Millionen Euro.
Die Vision: Mit der neu ausgerichteten Strategie „Metals for Progress. Driving
Sustainable Growth“ setzt das Management im Recyclingbereich weiter auf
Wachstum und investiert kräftig. Da die komplexen Materialien bislang überwiegend
nach Asien exportiert oder einfach deponiert wurden, wird vor allem
für die USA die Rohstoffsicherung ihrer Wirtschaft mittels Recycling zur strategischen
Frage – und Aurubis zum dringend benötigten Abnehmer.
FOCUS-MONEY 24/2022
Quellen: Marketscreener, Onvista, Finanzen.net
Aurubis
Kurs der Aurubis-Aktie in Euro
2017 18 19 20 21 2022
WKN/ISIN
676650/DE0006766504
Umsatz 2022/23e 17,8/17,1 Mrd. €
Gewinn je Aktie 2022/23e 9,68/7,11 €
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2022/23e 9,0/12,2
Kursziel/Stoppkurs 99,00/72,00 €
Risiko ■■■■■ Kurspotenzial 14,0 %
90
70
50
30
47
e = erwartet, Stand: 27.5.2022
moneyservice
STUDIE
FAlRlässliche Hilfe
bei IT-Attacken
Das Risiko für Unternehmen, Opfer von Cyberkriminellen zu
werden, nimmt weiter zu. Hier versprechen Cyberpolicen
präventiv und für den Ernstfall Unterstützung. Eine Studie zeigt,
wie fair die Anbieter aus Sicht ihrer Kunden dabei agieren
von Peter Lindemann
Cybersecurity – das Thema ist in den deutschen Chefetagen
inzwischen fest verankert. Rund 4,6 Millionen
Euro hat jedes Unternehmen vergangenes Jahr im
Durchschnitt investiert, um Attacken aus dem Netz abzuwehren,
Sicherheitslücken zu schließen oder die eigenen
Mitarbeiter für den sensiblen Umgang mit Daten zu schulen.
Der Anteil der Cybersecurity-Ausgaben innerhalb des
IT-Budgets liegt nun schon bei einem Fünftel. 2019 waren
es gerade einmal zwölf Prozent, wie aus einer Marktuntersuchung
des Spezialversicherers Hiscox hervorgeht.
Die Unternehmen schärfen aus gutem Grund ihre Aufmerksamkeit
für Cybersicherheit. Die Zahl der Attacken
steigt rasant: Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das
Jahr 2021 verzeichnet im Phänomenbereich Cybercrime
146 363 Delikte, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) kürzlich
mit. Der Anstieg um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr
markiert einen neuen Höchststand erfasster Cyberstraftaten.
Diese Entwicklung spiegele die zunehmende
Verlagerung von Kriminalität in den digitalen Raum wider,
der eine Vielzahl neuer Tatgelegenheiten schaffe. Nach Einschätzung
des BKA hat zuletzt auch der Angriffskrieg Russlands
die hohe Bandbreite von Cyberattacken aufgezeigt, die
durchaus das Potenzial hätten, als weiterer Katalysator für
Cybercrime zu dienen.
Kräftiger Anstieg der Schadenssumme. Keine guten Aussichten
für Privatpersonen und Unternehmen: Schon heute
sind die Cybercrime-Schäden in Deutschland gewaltig – und
haben sich nach Berechnungen des Branchenverbands Bitkom
seit 2019 auf 223,5 Milliarden Euro im vergangenen
Jahr mehr als verdoppelt. Zu den wichtigsten Werkzeugen
von Cyberkriminellen gehören gestohlene Identitäten und
Kontodaten. Sie sind gewissermaßen der Rohstoff für die
Planung und Durchführung weiterer Straftaten. Besonders
stark zugenommen hat der Einsatz von Schadprogrammen,
die zur digitalen Erpressung von Unternehmen verwendet
werden. Im Bereich dieser sogenannten Ransomware belief
sich, so Bitkom, der jährliche Schaden zuletzt auf 24,3 Milliarden
Euro – fast 400 Prozent Plus gegenüber 2019. Ande-
76 Foto: Adobe Stock
FOCUS-MONEY 24/2022