vsao Journal Nr. 3 - Juni 2022
Underground - Ratten, Tunnel, Dunkelmänner Politik - Arbeitsbedingungen: Etappenziele erreicht Gynäkologie - Infektionen in der Schwangerschaft Urologie - Metabolische Abklärung von Nierensteinen
Underground - Ratten, Tunnel, Dunkelmänner
Politik - Arbeitsbedingungen: Etappenziele erreicht
Gynäkologie - Infektionen in der Schwangerschaft
Urologie - Metabolische Abklärung von Nierensteinen
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vsao
Nr. 3, Juni 2022
Journal
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Underground
Ratten, Tunnel,
Dunkelmänner
Seite 24
Politik
Arbeitsbedingungen:
Etappenziele erreicht
Seite 8
Gynäkologie
Infektionen in der
Schwangerschaft
Seite 40
Urologie
Metabolische Abklärung
von Nierensteinen
Seite 43
Lange Wartezeiten gehören
nicht zu unserer Praxis.
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Inhalt
Underground
Ratten, Tunnel, Dunkelmänner
Coverbild: Stephan Schmitz
Editorial
5 Das Verborgene heben
Politik
6 Vernetzen und abgrenzen
8 Arbeits bedingungen: Es geht voran!
10 «Immer mehr Junge werden gehen»
13 Auf den Punkt gebracht
Weiterbildung /
Arbeitsbedingungen
15 SIWF-Award: Besonderes Engagement
für die Weiterbildung
vsao
18 Neues aus den Sektionen
22 vsao-Inside
23 vsao-Rechtsberatung
Fokus: Underground
24 Generationen projekt für unsere Zeit
27 Der Untergrund des anonymen
Internets
30 Freie Wahl oder Vorbestimmung?
32 Der Waldweg über dem Keltengrab
34 Leben im Untergrund
37 Der Psyche auf den Grund gehen
Perspektiven
40 Aktuelles aus der Geburtshilfe:
Infektionen in der Schwangerschaft
Schwanger in der Pandemie
43 Aus der «Therapeutischen Umschau» –
Übersichtsarbeit: Metabolische
Abklärung von Nierensteinen – Leave
no stone unturned
49 Im Einsatz in Niger
mediservice
50 Briefkasten
51 Schützen Sie Ihre berufliche und
wirtschaftliche Zukunft
52 Schlaf: die Pause für Geist und Körper
54 Kochen für Gaumen und Gesundheit
Süsser Genuss für den Frühsommer
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57 Wir lassen unsere Versicherten
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Journal
Nr. 2, April 2022
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Tier
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Seite 18
Publikation2022
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Seite 32
Allergene
Die Gesichter der
Ekzeme
Seite 36
Politik
Qualitätsentwicklung –
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Seite 6
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Editorial
Das Verborgene
heben
Catherine Aeschbacher
Chefredaktorin vsao Journal
Nach intensiver Lektüre einschlägiger Kinderbücher zogen
meine Freundin Elisabeth und ich an einem schulfreien
Mittwochnachmittag los, um einen Schatz zu finden.
Ausgerüstet mit Schaufeln aus dem Sandkasten und
Plastiksäcken zum Abtransport des Schatzes gruben wir im Wald an
einer beliebigen Stelle – und wurden fündig. Statt Goldmünzen oder
Ähnlichem stiessen wir auf Knochen, eine Unmenge von Knochen.
Die Säcke reichten nur für einen Bruchteil des Schatzes, den wir stolz
nach Hause schleppten. Von den Eltern wurden die Fundstücke als
Skelettteile eines grossen Tiers identifiziert. Sicherheitshalber wurde
dennoch die Polizei beigezogen. Voller Stolz führten wir die Beamten
zur Fundstelle. Die polizeiliche Untersuchung ergab, dass wohl ein
Bauer illegal tote Rinder entsorgt hatte, mutmasslich während eines
Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche. So prosaisch endete unsere
Schatzsuche: kein Gold, keine kindlichen Heldentaten, rein gar nichts,
was auch nur annähernd an die Geschichten in unseren Büchern
heranreichte.
Die Faszination für das, was unsichtbar unter unseren Füssen liegt,
ist jedoch geblieben. Graben lohnt sich durchaus, wenn auch nicht an
einer beliebigen Stelle. Dies zeigt der Beitrag zu den Keltengräbern
in unserem Schwerpunkt. Grabungen von ganz anderem Umfang plant
Cargo sous terrain. Ein riesiges Tunnelsystem soll dereinst unterirdische
Warentransporte ermöglichen und so Strassen und Umwelt
entlasten. Spatenstich für die erste Teilstrecke zwischen Härkingen
und Zürich ist 2026; fünf Jahre später soll der Betrieb aufgenommen
werden. Andere Tunnelsysteme bestehen längst, beispielsweise die
Kanalisation. Was es mit den Ratten auf sich hat, die diese künstlichen
Höhlen bewohnen, ist ebenfalls im Fokus nachzulesen. Weiter begeben
wir uns auf Grabungen ganz anderer Art: Wir steigen in die Tiefe
des Darknets hinab, loten die kriminelle Persönlichkeit aus und fragen
schliesslich, ob die Psychoanalyse nach Freud, diese seelische Tiefenbohrung,
noch zeitgemäss sei.
Wer Verstösse gegen das Arbeitsgesetz sucht, muss nicht tief graben.
Die Missstände sind deutlich sichtbar. Folglich hat der Zentralvorstand
des vsao an seiner Frühjahrssitzung grünes Licht gegeben, um
Massnahmen für die Durchsetzung des Arbeitsgesetzes und der ärztlichen
Weiterbildung zu konkretisieren. Genaueres dazu und zu weiteren
Beschlüssen des Zentralvorstandes finden sich im Politikteil.
vsao /asmac Journal 3/22 5
Politik
Vernetzen und abgrenzen
Gemeinsam kommt man weiter. Dieser Grundsatz prägte viele Geschäfte,
die an der diesjährigen Frühjahrssitzung des Zentralvorstands des vsao
diskutiert wurden. Aber hin und wieder ging es auch um Grenzziehungen und
die Abklärung von Zuständigkeiten. An der Delegiertenversammlung
von mediservice vsao-asmac wurde erstmals ein Medizinstudent in den
Vorstand gewählt.
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin vsao Journal. Bild: Severin Nowacki.
Schritt für Schritt zurück in die Normalität: Erstmals fand die Frühjahrssitzung des Zentralvorstands wieder vor Ort
statt, wenn auch mit reduzierter Teilnehmerzahl. Einzelne ZV-Delegierte und Gäste waren online zugeschaltet.
Gewisse Dinge ändern sich
kaum, das liegt in der Natur
der Sache. So muss der Zentralvorstand
(ZV), das höchste
Gremium des vsao, an seiner Frühjahrssitzung
jeweils die Rechnung der Organisation
abnehmen. Was auch an der jüngsten
Zusammenkunft geschah. Ein wenig
aufregendes Geschäft, da die Zahlen stabil
sind und der Verband auf einem sicheren
finanziellen Fundament ruht.
Andere Dinge verändern sich nur sehr
langsam, beispielsweise die Arbeitszeiten
und -bedingungen in den Kliniken und
Spitälern. Ob das auch in der Natur der Sache
liegt, bleibe dahingestellt. Auf jeden
Fall beschäftigt das Arbeitsgesetz sämtliche
Gremien des vsao kontinuierlich, so
auch den ZV. Marcel Marti, Leiter Politik
und Kommunikation vsao, orientierte
folglich über die Anträge der Arbeitsgruppe
«Arbeitsgesetz und ärztliche Weiterbildung»
zum weiteren Vorgehen. Diese
hat die Massnahmen für die Erreichung
einer 42-Stunden-Woche plus strukturierte
Weiter- bzw. Fortbildung sowie die
Durchsetzung des Arbeitsgesetzes und
der ärztlichen Weiterbildung weiter konkretisiert.
Dass die angestrebte Arbeitszeitsenkung
eine durchaus realistische
Vorgabe ist, zeigen diverse Kliniken und
Spitäler, die bereits auf dieser Basis funktionieren.
Verschiedene Einzelmassnahmen
(Meldestelle, elektronische Zeiterfassung,
Stärkung der Visitationen etc.) sind
schon umgesetzt oder in Arbeit. Damit die
Sache an Fahrt gewinnt, spannt der vsao
in gewissen Bereichen wenn möglich mit
anderen Organisationen zusammen,
bspw. mit dem SIWF oder H+. Eine bessere
Vernetzung, insbesondere was die Bekanntmachung
und Sensibilisierung angeht,
ist jedoch auch mit den Sektionen
nötig. Der ZV hat alle Vorschläge einstimmig
gutgeheissen. (Weitere Ausführungen
dazu finden sich im Artikel auf S. 8.)
Es bewegt sich doch
Die vorgängig beschriebenen Probleme bei
der Umsetzung von regulären Arbeitszeiten
inklusive der obligatorischen Weiterbzw.
Fortbildung werden von Arbeitgeberseite
mit sehr unterschiedlicher Entschlossenheit
angegangen. Bisweilen kommt die
Initiative aber sogar von deren Seite. Schon
2016 kam das Luzerner Kantonsspital
(LUKS) auf den vsao zu, um Unterstützung
6
3/22 vsao /asmac Journal
Politik
Bild: zvg
bei der Dienstplanung zu erhalten. Die Leitung
empfahl allen Kliniken, dieses Angebot
in Anspruch zu nehmen, legte sämtliche
Unterlagen offen und unterstützt die
Anstrengungen der Dienstplanberatung
bis heute kontinuierlich. Obgleich das
LUKS noch kein Musterspital ohne Fehl
und Tadel ist, erhält es für seine Anstrengungen
und seine konstruktive Haltung
die vsao Spitalrose 2021. Der ZV unterstützte
damit die Nomination der Sektion
Zentralschweiz. Die Preisverleihung findet
voraussichtlich im Sommer statt.
Wo gehöre ich hin?
Eigentlich ist die Sache ziemlich klar:
a) Wer Mitglied der FMH sein will, muss
Mitglied einer Basisorganisation sein.
b) Basisorganisation aller Ärztinnen und
Ärzte in Weiterbildung ist der vsao. c) Wer
selbstständig in einer Praxis arbeitet, muss
Mitglied der kantonalen Ärztegesellschaft
sein, kann aber natürlich zusätzlich weiterhin
Mitglied des vsao bleiben. So weit,
so gut. Was aber geschieht mit Ärztinnen
und Ärzten, die in einer Praxis angestellt
sind? Nach Meinung der Ärztegesellschaft
Zürich sollten sie alle Mitglied einer kantonalen
Ärztegesellschaft sein. Eine FMH-
Arbeitsgruppe «Mitgliedschaft – Basisorganisation»
hat zuhanden der Ärztekammer
einen entsprechenden Antrag auf
Statutenänderung eingebracht. Die Diskussion
des ZV zeigte klar, dass in Praxen
angestellte Ärztinnen und Ärzte, solange
sie in Weiterbildung sind, ausschliesslich
dem vsao als Basisorganisation angehören
sollten. Die «und/oder»-Formulierung im
Antrag der Arbeitsgruppe stiess auf deutliche
Ablehnung. Der ZV entschied in der
Folge, an der Ärztekammer einen Gegenvorschlag
einzubringen.
Grenzverschiebungen beschäftigen
auch die Sektionen. Im Kanton Graubünden
binden sich gewisse periphere Spitäler
in anderen Kantonen näher ans Kantonsspital
Chur. Diese Zusammenarbeit
stellt die bisherige Sektionszugehörigkeit
in Frage: Wer soll künftig die Kolleginnen
und Kollegen vertreten, die zwar im Kanton
St. Gallen oder Glarus arbeiten, jedoch
mehr oder weniger direkt dem Kantonsspital
Chur unterstellt sind? Glücklicherweise
stehen die Sektionen untereinander
nicht in Konkurrenz, so dass am ZV sehr
viel von Vernetzen, aber nicht von Abgrenzen
die Rede war. Zum Beispiel in der
Romandie, wo die Sektionen näher zusammenrücken,
um Fragen der Zulassungssteuerung
gemeinsam anzugehen.
Oder im Thurgau, wo man auf die Erfahrungen
der andern Kantone zählt, wenn es
darum geht, den Mitgliedern Verhandlungserfolge
zu vermitteln.
Das Beste kommt zum Schluss
Selbst wenn Verbesserungen bisweilen
Zeit brauchen, manchmal treten sie ein.
So sind nun genügend Kantone dem Konkordat
zur Finanzierung der ärztlichen
Weiterbildung beigetreten, sodass das
Modell umgesetzt werden kann. In einem
zweiten Schritt geht es nun darum zu kontrollieren,
wohin die Geldströme fliessen
und ob sie zweckmässig, sprich: für die
Weiterbildung eingesetzt werden. Dieses
Geschäft liegt in den Händen des SIWF.
Eine weitere erfreuliche Nachricht betrifft
ebenfalls die Weiterbildung: Neu sind
in der Weiterbildungsordnung vier Stunden
strukturierte Weiterbildung pro Woche
festgeschrieben. Bis Ende des Jahres
sollten die Weiterbildungsprogramme entsprechend
angepasst sein. Zumindest auf
dem Papier ist dieser Anspruch verankert,
ob er eingehalten wird, steht indes auf
einem anderen Blatt. Die Sektionen sind
gewiss interessiert zu wissen, ob ihre Mitglieder
die vorgeschriebene Weiterbildung
erhalten.
Ob eine Kampagne wirkt, lässt sich an
den Zahlen ablesen. Und ein um 50 Prozent
grösserer Mitgliederzuwachs gegenüber
der gleichen Zeitspanne im Vorjahr
spricht eine recht deutliche Sprache. Die
Mitgliederkampagne des vsao läuft offensichtlich
in die richtige Richtung. Und sie
läuft weiter: Die Sektionen haben verschiedenste
Mittel erhalten, um potentielle
Mitglieder auf den vsao aufmerksam zu
machen. Wichtigstes Mittel aber bleiben
die Mund-zu-Mund-Propaganda und der
direkte Kontakt.
Verjüngung im Vorstand
Das vergangene Jahr sei ebenso wie das
erste Corona-Jahr für alle sehr anspruchsvoll
gewesen, stellte mediservice-Präsident
Daniel Schröpfer zu Beginn der Delegiertenversammlung
von mediservice vsaoasmac
fest. Dennoch sei es der Dienstleistungsorganisation
gelungen, alle Aufgaben
vollumfänglich zu erfüllen. Auch neue Projekte
wie die «Sprechstunde Arzt», ein Online-Seminarangebot
für Fragen rund um
den Einstieg in die Praxis, konnten aufgegleist
und laufende Projekte, beispielsweise
die französische Version des Praxis-Ordners,
in die Produktion gegeben werden.
Für mediservice ging an dieser Delegiertenversammlung
die Legislatur zu
Ende. Erfreulicherweise stellten sich alle
Vorstandmitglieder erneut zur Wahl. Ihre
Bestätigung erfolgte einstimmig. Ebenso
in seinem Amt bestätigt wurde Daniel
Schröpfer als Präsident. Ein Sitz wurde
neu besetzt, wobei es zu einer Premiere
kam: Mit Luca Müller (s. Kasten) wurde
erstmals ein Medizinstudent in das Führungsgremium
berufen. Durch diese Wahl
seien nun alle Stadien der ärztlichen Berufslaufbahn
im Vorstand vertreten, betonte
Geschäftsführer Marc Schällebaum.
Getreu dem Lebensphasenmodell von
mediservice, welches passende Dienstleistungen
und Beratungen für alle beruflichen
und privaten Etappen anbieten
will, vom Studium bis zur Pensionierung.
Schwarz statt rot
In unsicheren Zeiten muss vorsichtig budgetiert
werden. Umso schöner, wenn der
Jahresabschluss anstelle einer roten eine
schwarze Zahl aufweist. Johannes Thalhammer,
Finanzchef von mediservice,
konnte eine entsprechend erfolgreiche
Jahresrechnung präsentieren. Mit Blick
auf das «vsao Journal» sei die Erhöhung
des Mitgliederbeitrags um fünf Franken
jedoch gerechtfertigt gewesen, führte
Thalhammer aus. Der Mitgliederbeitrag
fliesst bekanntlich vollumfänglich in die
Produktion der Zeitschrift. Die kontinuierlich
sinkenden Werbeeinnahmen,
welche den gesamten Printbereich betreffen,
tangieren leider auch das «vsao Journal».
Ende des vergangenen Jahres schied
Sophie Yammine nach 15 Jahren aus dem
Redaktionsteam aus, um neben Klinik,
Forschung und Lehre etwas mehr Zeit für
ihre Familie zu haben. Mit Sophie verliert
das «Journal» eine höchst engagierte,
kluge und inspirierende Redaktorin. An
dieser Stelle danken wir Sophie für ihren
grossen Einsatz und die Freude, die die
Zusammenarbeit mit ihr gebracht hat.
Neu im Vorstand von
mediservice vsao-asmac
Luca Müller
Seit 2020 Studium
der Medizin an der
Universität Bern
Mitarbeit in der
Medizin informatik
am Inselspital Bern
Mitarbeit in einer
Hausarztpraxis
vsao /asmac Journal 3/22 7
Politik
Arbeitsbedingungen:
Es geht voran!
Die Wochenarbeitszeit der vsao-Mitglieder soll künftig
42 Stunden betragen – plus strukturierte Weiter- bzw. Fortbildung.
Auf dem Weg zum Ziel sind nun erste Meilensteine
gesetzt – und erreicht.
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao
Junge Ärztinnen und Ärzte arbeiten noch immer viel zu lange. Der vsao packt das Problem auf mehreren Ebenen gleichzeitig an.
Eigentlich möchte sich im Verband
keine/r mehr damit beschäftigen
müssen. Doch die
prekäre Situation macht es unvermeidbar,
dass die Arbeitsbedingungen
im Zentralvorstand weiterhin das Hauptthema
sind. So auch an der letzten Sitzung
(siehe den Bericht auf Seite 6).
«Diesmal ging es darum, die Massnahmen
zu konkretisieren, die wir Ende November
für tiefere Arbeitszeiten und die
Durchsetzung des Arbeitsgesetzes und
der ärztlichen Weiterbildung beschlossen
hatten», sagt Vizepräsidentin Nora Bienz.
Sie leitet zugleich die vsao-interne Arbeitsgruppe,
welche zum Thema Vorschläge
entwickelt und den Sektionen zur
Beschlussfassung unterbreitet.
Melden statt schweigen
Der Zentralvorstand nahm erfreut zur
Kenntnis, dass verschiedene Massnahmen
vor der Umsetzung stehen. Inzwischen bereits
realisiert ist die neue Online-Meldestelle
auf der Website des Dachverbands.
Sowohl Mitglieder als auch Nichtmitglieder
können mit einem einfachen Formular
Verstösse gegen das Arbeitsrecht und/oder
die Vereinbarungen zur ärztlichen Weiterbildung
mitteilen. «Denn nur wenn man
Missstände nicht mehr einfach (er)duldet,
sondern meldet, kann sich etwas ändern»,
betont Bienz. «Und je mehr zu reden begin-
Bild: natali_mis/Adobe Stock
8
3/22 vsao /asmac Journal
Politik
nen, umso mehr Gewicht erhalten ihre
Stimmen.» Nach einer Mitteilung klärt das
Zentralsekretariat jeweils mit der meldenden
Person und der zuständigen Sektion
die nächsten Schritte. Ohne Zustimmung
der/des Betroffenen werden keine Informationen,
die Rückschlüsse zulassen, intern
oder an Dritte weitergeleitet.
Einen zweiten wichtigen Baustein,
welcher immer mehr Konturen annimmt,
nennt vsao-Präsident Angelo Barrile:
«Ärztinnen und Ärzte müssen ihre Arbeitszeiten
wahrheitsgetreu und nachvollziehbar
elektronisch erfassen können.
Was heute noch keineswegs überall Standard
ist, aber ebenfalls eine wichtige Voraussetzung
für die Arbeitszeitreduktion.»
Deshalb plane man eine Erhebung bei allen
Kliniken/Spitälern in der Schweiz.
«Wir wollen die heutige Situation bei der
Zeiterfassung flächendeckend klären, einschliesslich
der Steuerungs-, Kontrollund
Korrekturmöglichkeiten durch die
Mitarbeitenden und/oder Vorgesetzten.»
Aufgrund der Ergebnisse werde man dann
im Verband und mit den zuständigen
Bundes- bzw. kantonalen Behörden das
weitere Vorgehen prüfen.
Gute Beispiele gesucht
Das Endziel bezüglich Senkung der Arbeitszeiten
sind für Assistenzärztinnen
und -ärzte 42 Stunden wöchentliche
Dienstleistung an der Patientin/am Patienten
plus 4 Stunden strukturierte Weiterbildung.
Bei Oberärztinnen und -ärzte
kommt zu den 42 Stunden die Fortbildung
hinzu, was im Minimum 10 Arbeitstagen
/ 80 Credits pro Jahr entspricht. Wie
will man dies erreichen, Angelo Barrile?
«Die Spitäler sollen die Arbeitszeiten wie
die meisten anderen Arbeitgeber nicht
mehr an der gesetzlichen Obergrenze planen,
sondern deutlich darunter. Was sich
unter anderem durch eine Entlastung der
Ärzteschaft von unnötiger Bürokratie sowie
die Verbesserung von Planung und
Abläufen erreichen lässt.»
Der vsao prüfe derzeit, welche Kliniken
und Spitäler aktuell eine wöchentliche
Sollarbeitszeit von unter 50 Stunden
haben. «Wir suchen Beispiele, wie die Arbeitszeiten
für die Assistenz- und Oberärztinnen
und -ärzte schon gezielt reduziert
oder Massnahmen zur Verbesserung
von Angebot und Nutzung der Weiterbildung
ergriffen worden sind», führt der
Verbandspräsident aus. Solche guten Beispiele
wolle man nutzen, um im Dialog
mit den Klinik- bzw. Spitalverantwortlichen
die schlechten anzupacken.
4 Stunden in jedem Programm
Bleibt die Durchsetzung der ärztlichen
Weiterbildung, welche durch Corona –
oder zumindest damit begründet – vielfach
zusätzlich gelitten hat. Gemäss einer
vsao-Umfrage Ende letztes Jahr werden
die Vorgaben bei jeder zweiten Person
nicht eingehalten. «Das Angebot und die
Möglichkeiten, es zu nutzen, klaffen (zu)
oft auseinander – mit Folgen für die Zufriedenheit»,
erläutert Patrizia Kündig,
Ressortleiterin Weiterbildung. Daher steht
zum einen im Vordergrund, die Rechte der
jungen Ärztinnen und Ärzte gemäss Weiterbildungsprogramm,
-konzept und -vertrag
einzufordern. «Einen Etappensieg
können wir bereits vorweisen: Jede Weiterbildungsstätte
muss in ihrem Weiterbildungskonzept
bestätigen, dass sie Assistenzärztinnen
und -ärzten pro Woche
mindestens 4 Stunden strukturierte Weiterbildung
anbietet. Jetzt setzen wir uns
dafür ein, dass diese Vorgabe Eingang in
alle Weiterbildungsprogramme findet.»
Darüber hinaus soll die strukturierte Weiterbildung
bei der Zeiterfassung separat
ausgewiesen und nicht durch Arbeitszeit
ersetzt werden können.
Zum andern braucht es die Förderung
von Weiterbildungsangeboten. Etwa
durch die Stärkung der Visitationen. «Von
unserer Seite leisten wir unseren Beitrag
durch mehr vsao-Visitatorentreffen, zusätzliche
Schulungen, mehr verbandsinterne
Kommunikation sowie eine Checkliste
zu den für uns wichtigen Positionen,
Botschaften und Zielen», berichtet Kündig.
Die jährliche Umfrage des Schweizerischen
Instituts für ärztliche Weiter- und
Fortbildung (SIWF) bei den Assistenzärztinnen
und -ärzten sei weiterzuentwickeln,
um unabhängigere und zuverlässigere
Bewertungen zu erhalten. «Und
schliesslich setzen wir auf den Ausbau von
regionalen und nationalen Online-Angeboten
im Rahmen von Weiterbildungsverbänden.
Davon profitieren insbesondere
kleinere Kliniken und Spitäler mit begrenzten
eigenen Ressourcen. Pilotprojekte
und die Sammlung bzw. Verbreitung
vorbildlicher Lösungen leisten dabei Unterstützung.»
Die Erkenntnis, dass gute Weiterbildung
nicht nur geschuldet ist, sondern
sich lohnt, muss aber bei den Leitungen
der Spitäler und Weiterbildungsstätten
noch mehr wachsen. Die Vorteile liegen
auf der Hand: gute Assistenzärztinnen
und -ärzte, einfachere Rekrutierung / genügend
Nachwuchs, weniger Wechsel –
und damit für alle weniger Probleme!
Mehr zum Thema unter
vsao.ch/arbeitsbedingungen/
arbeitsrecht bzw. /meldestelle
Köpfe
@vsaoasmac
Yvonne Stadler
Vor wenigen Wochen
hat Yvonne Stadler-
Niederer im vsao-Zentralsekretariat
die
Leitung der Abteilung
Recht übernommen.
Die Anwältin ist Partnerin
in einem Berner Advokaturbüro
und Notariat. Bei den Fachgebieten
Arbeits- und Gesundheitsrecht sowie
Weiterbildung im Gesundheitswesen
verfügt sie auch über Erfahrungen als
Dozentin. Sie löst Sarina Keller ab,
welche bis Ende April für den vsao tätig
war.
Patrizia Kündig
Seit Juni 2018 Co-Vizepräsidentin
des vsao,
ist aus zeitlichen
Gründen per Ende Mai
zurückgetreten. Sie
bleibt jedoch Mitglied
des Geschäftsausschusses
und Leiterin des Verbandsressorts
für die ärztliche Weiterbildung.
Angelo Barrile als Präsident und Nora
Bienz als zweite Co-Vizepräsidentin
führen ihre Aufgaben weiter.
Bilder: zvg
vsao /asmac Journal 3/22 9
Politik
«Immer mehr
Junge werden
gehen»
Fabian Vogt und Marius Elkuch sind Assistenzärzte im Raum Basel.
Sie gehören zur Aktionsgruppe für eine 42-Stunden-Woche und engagieren
sich auch im vsao dafür. Die Gründe.
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao
«Eine weitere Arbeitszeitreduktion lässt sich unter anderem
durch eine bessere (IT-)Infrastruktur erreichen und rechnet sich»,
ist Fabian Vogt überzeugt.
Marius Elkuch hinterfragt die heutige Weiterbildung:
«In der Realität verpufft der Grossteil der Zeit für
administrative Arbeiten.»
Fabian und Marius, wann war für Euch
klar: So kann es mit den Arbeitszeiten
nicht weitergehen?
Fabian Vogt: Während des Studiums spielte
ich in mehreren Orchestern, engagierte
mich in der Jugendarbeit, machte Sport
und traf trotz Nebenjob viele Freunde.
Jetzt hingegen hat fast nur noch die Arbeit
Platz in meinem Leben. Nach zwölf Stunden
Dienst plus Arbeitsweg reichts gerade
noch zum Essen und Schlafen – obschon
ich mich ja noch aufs Facharztexamen vorbereiten,
Fachliteratur lesen und eine Präsentation
machen sollte …
Ich kann zwar diesen Takt aktuell
halten, bezweifle aber, ob mir das auch
längerfristig gelingt und ich dabei glücklich
bin. Vor allem, wenn ich an Momente
denke, in welchen ich wegen des Prestissimo-Tempos
im Spital übermüdet und unkonzentriert
Patientinnen und Patienten
behandeln muss, und sehe, wie Kollegen
mit dunklen Augenringen Unterstützung
suchende Mitarbeitende aus Erschöpfung
abweisen müssen. Anstatt in einer bereichernden
Arbeitsumgebung findet man
sich als Assistenzärztin/-arzt täglich da
Bilder: zvg
10
3/22 vsao /asmac Journal
Politik
capo in einem monotonen Laufrad wieder,
wo man dann noch um jede Minute der
automatisch abgezogenen Pausen- und
Überzeit mit dem Arbeitgeber ringen
muss und sich nicht wertgeschätzt fühlt.
Dadurch ist mir klar geworden: Es muss
sich etwas ändern.
Marius Elkuch: Bei mir sind es ebenfalls
meine Erfahrungen insgesamt und
nicht ein einzelnes Ereignis. Einerseits die
täglich hohen Arbeitsbelastungen, häufig
mit gekürzten oder ausgefallenen Mittagspausen,
die teils exzessiven Arbeitszeiten,
zum Beispiel einmal 100 Stunden Nachtdienste
in einem Siebnerblock. Andererseits
habe ich gute Ärztinnen und Ärzte
kennengelernt, die bereits in jungen Jahren
in einem Burnout gelandet oder aus
dem Beruf ausgestiegen sind – primär aufgrund
der Arbeitsbedingungen. Was wiederum
den Ärztemangel und die Arbeitssituation
verschärft.
Zudem wird die Dienstplanung an der
gesetzlichen Höchstgrenze von 50 Wochenstunden
oft damit begründet, man gewährleiste
so die ärztliche Weiterbildung. In der
Realität verpufft der Grossteil der Zeit jedoch
für administrative Arbeiten. Dementsprechend
hinterfrage ich die Effektivität
der heutigen Weiterbildung. Überarbeitung
und Erschöpfung sind sicherlich
nicht förderlich für eine gründliche und
gute Medizin. Es geht mir deshalb nicht
nur um eine Arbeitszeitreduktion, sondern
auch um eine nachhaltige und qualitativ
bessere medizinische Versorgung in der
Schweiz.
Wie kam es zur Gründung der Aktionsgruppe
für eine 42-Stunden-Woche?
Fabian Vogt: Den Stein ins Rollen gebracht
hat Bettina Flury Bodenmann, eine Assistenzärztin
aus Basel. Sie fragte im Frühjahr
2020 einige Kollegen, wer sich eine
42-Stunden-Woche als zeitgemässes und
vernünftiges Arbeitsmodell vorstellen
könnte. Auf ihre E-Mail, die sich rasch verbreitete,
haben sich damals hunderte Ärztinnen
und Ärzte aus der ganzen Schweiz
gemeldet. Dieses unerwartet grosse Echo
führte dazu, dass wir uns als kleine Gruppe
von Assistenz- und Oberärztinnen und
-ärzten zusammentaten, um das Thema
weiterzuverfolgen. Als primären Ansprechpartner
haben wir den Kontakt zum vsao
gesucht, da er für unser Anliegen die nötigen
Kenntnisse und Ressourcen hat. Mittlerweile
gibt es von unserer Gruppe einen
Newsletter, mit dem wir über 1800 Unterstützerinnen
und Unterstützer erreichen.
Warum gerade 42 Stunden?
Marius Elkuch: Üblicherweise arbeitet
man hierzulande bei einem Vollzeitpensum
38,5 bis 42,5 Stunden pro Woche.
Wir sehen daher 42 Stunden plus strukturierte
Weiter- bzw. Fortbildung als angemessenen
Rahmen, der Spielraum für arbeitsintensivere
Wochen ermöglicht oder
kleineren Spitälern mit saisonaler Belastung
bis zu 50 Wochenstunden.
Wo seht Ihr die Hauptgründe für die
Probleme bei den Arbeitszeiten?
Marius Elkuch: Der eine liegt im ideologisch-kulturellen
Bereich. In vielen Spitälern
gibt es weiterhin althergebrachte
hierarchische Strukturen und Wertvorstellungen,
die Veränderungen erschweren.
Wir hören häufig Sätze wie «Früher
mussten wir sogar noch …». Damit werden
die heutigen Bedürfnisse und Anliegen
nicht ernst genommen. Zugleich haben
sich die Arbeitsbedingungen massiv geändert.
Die Arbeitsbelastung vor beispielsweise
20 Jahren, als man noch regel mässig
24- bis 48-Stunden-Dienste absolvieren
musste, aber nachts oftmals schlafen
konnte, lässt sich nicht mit den heute häufig
durchgearbeiteten Nachtdiensten vergleichen.
Fabian Vogt: Hinzu kommt der strukturelle
Bereich. Der massive Anstieg an administrativen
Aufgaben wird meist auf die
Ärzteschaft überwälzt. Diese Bürokratisierung
liegt nicht nur an komplexeren Fällen
mit spezifischeren Diagnostiken und Therapien,
sondern auch an der zunehmenden
rechtlichen Absicherung. In Kombination
mit überholten IT-Lösungen verpufft
enorm viel Arbeitszeit ohne direkten Nutzen,
weder für die Patienten noch für die
Behandelnden. Hier fehlt es vielerorts am
Umdenken und an Innovation. Dabei haben
wir ja gute Beispiele von fortschrittlicheren
Spitälern, die Case-Managerinnen
zur Entlastung des medizinischen Personals
einsetzen. Der generelle Spardruck im
Gesundheitswesen erschwert indes Investitionen,
führt zu einem Personalabbau
und wird auf die verbleibenden Mitarbeitenden
abgewälzt.
Was antwortet Ihr Spitälern, die sagen:
«42 Stunden – unmöglich!»?
Fabian Vogt: Was plötzlich alles möglich
ist, haben wir in der Corona-Pandemie gesehen.
In anderen Ländern gibt es längst
solche Arbeitszeitmodelle. Und auch in
der Schweiz kennen wir Spitäler, die aus
eigenem Antrieb mit einer 46-Stunden-
Woche planen. Eine weitere Arbeitszeitreduktion
lässt sich unter anderem durch
eine bessere (IT-)Infrastruktur erreichen
und rechnet sich: durch höhere Produktivität
und Motivation der Angestellten
sowie weniger Behandlungsfehler und
krankheitsbedingte Ausfälle.
Wie erklärt Ihr Arbeitskolleginnen
und -kollegen, dass es für flächendeckend
tiefere Arbeitszeiten Geduld
braucht?
Marius Elkuch: Dies liegt unserer Meinung
nach unter anderem am Schweizer
Föderalismus, der noch nie bekannt war
für rasche Veränderungen. Die Spitäler
sind kantonal bzw. regional organisiert,
wodurch es für jedes Spital und jede Region
einzeln Aufklärungsarbeit und Verhandlungen
braucht.
Was passiert, wenn sich die Arbeitssituation
der jungen Ärztinnen und
Ärzte nicht verbessert?
Fabian Vogt: Unmittelbar leidet die Qualität
der Medizin darunter. Mittelbar werden
immer mehr junge Ärztinnen und
Ärzte der klinischen Tätigkeit den Rücken
kehren. Da sich in den umliegenden Ländern
die Arbeitssituation eher besser entwickelt
als in der Schweiz, wird es zunehmend
schwieriger, ausländisches Personal
zu rekrutieren. Dies verbunden mit der
wachsenden und alternden Bevölkerung
wird die Engpässe der medizinischen Versorgung
zusätzlich verschärfen.
@vsaoasmac
vsao /asmac Journal 3/22 11
Ihre Bedürfnisse
im Mittelpunkt
Visitationen
Bewertungen, Löhne, Arbeitszeiten,
Kitas, Jobs - und noch viel
mehr: Medicus ist das umfassende
Portal für Ihre Karriere. Dort
finden Sie die optimal zu Ihnen
passende Stelle!
Die Spitäler und vsao-Sektionen
bieten Ihnen wichtige Informationen
zu den Arbeitsbedingungen. Den
wichtigsten Beitrag leisten jedoch
Sie: Bewerten Sie anonym Ihren
bisherigen Arbeitgeber. Damit
helfen Sie anderen – und profitieren
selber von deren Erfahrungen.
www.medicus.ch
Wie gut ist die Weiterbildung in
den Kliniken? Dieser Frage gehen
die Visitationen auf den Grund. Zu
den Expertenteams gehört immer
jemand vom vsao. Die Besuche vor
Ort dienen dazu, Verbesserungsmöglichkeiten
zu erkennen. Denn
Sie als unser Mitglied sollen von
einer hohen Weiterbildungsqualität
profitieren.
Falls Sie selber Visitationen
begleiten möchten: eine E-Mail
an ribeaud@vsao.ch, und Sie
erfahren mehr!
www.vsao.ch/visitationen
Feedback-
Pool
Für Sie als Mitglied ist sie zentral:
die Weiterbildung. Deshalb fühlen
wir unserer Basis mit Umfragen
regelmässig den Puls dazu. Dank
dieses Feedback-Pools können wir
unsere Verbandsarbeit gezielt auf
Ihre Anliegen ausrichten.
Wollen Sie mitmachen? Dann
schreiben Sie an ribeaud@vsao.ch.
www.vsao.ch/studien-undumfragen
Arztberuf
und Familie
• Wie bringe ich Familie, Freizeit und
Beruf unter einen Hut?
• Wie steige ich nach der Babypause
wieder ein?
• Wie meistere ich die täglichen
Herausforderungen?
Antworten auf solche Fragen erhalten Sie
als vsao-Mitglied bei unserem kostenlosen
Coaching. Die Beratung erfolgt telefonisch
durch die Fachstelle UND.
044 462 71 23
info@und-online.ch
www.vsao.ch/telefoncoaching
Politik
Ändert die Widerspruchslösung
etwas?
Bild: zvg
Am 15. Mai hat das Stimmvolk das revidierte Transplantationsgesetz
angenommen. Neu soll die Ablehnung
einer Spende zu Lebzeiten festgehalten werden.
Liegt kein dokumentierter Wille vor, geht man
grundsätzlich von einer Zustimmung aus.
Im Vorfeld der Abstimmung haben die Gegner diesen
Paradigmenwechsel scharf kritisiert. Die Angehörigen werden
aber auch bei der neuen Regelung immer miteinbezogen,
um den mutmasslichen Willen zu eruieren, und können unter
dessen Berücksichtigung eine Spende weiterhin ablehnen.
Gibt es keinen dokumentierten Willen und keine Angehörigen,
die man fragen kann, ist eine Organentnahme nach
wie vor nicht erlaubt. Im Vergleich zur bisherigen
Praxis ändert sich faktisch also kaum
etwas. Ziel bleibt, dem Willen der verstorbenen
Person zu entsprechen.
Die Gesetzesänderung ist demnach
nicht bahnbrechend. Aber wie
so oft hat eine Volksinitiative einen
indirekten Gegenvorschlag bewirkt
und dieser wiederum ein Referendum
nach sich gezogen. Das hoffentlich
zu einem breiten Diskurs
über ein bisher wenig diskutiertes
Thema in der Schweizer Bevölkerung
führt. Die entscheidende Frage
ist also nicht, ob Sie Ja oder Nein gestimmt,
sondern aufgrund des Urnengangs
für sich selbst eine Antwort gefunden
und darüber gesprochen haben.
Sind sich ihre liebsten und wichtigsten Menschen
im engen Umfeld im Klaren darüber, dass Sie Ihre
Organe spenden würden?
Oder haben Sie mit ihnen darüber gesprochen, dass Sie das
nicht tun möchten?
Wissen Sie, ob Ihre Angehörigen eine Organspende befürworten?
Für mich als (Intensiv-)Medizinerin ist es eine gewisse
Selbstverständlichkeit, meine Organe nicht mit ins Grab zu
nehmen – so selbstverständlich, dass ich es lange versäumt
habe, meine Eltern, meine Geschwister und meinen Freund
nach ihrer Haltung zu fragen. Das haben diese Abstimmung und
dieser Artikel geändert … und ich wurde von meinen Nächsten
in vielerlei Hinsicht überrascht.
Für meine Mutter nämlich sollte der Sterbeprozess möglichst
ungestört ablaufen. Entgegen meiner Annahme lehnt sie
eine Organentnahme ab, weil sie befürchtet, dass damit etwas
Entscheidendes verloren gehen und die letzte Ruhe gestört
werden könnte.
Auf den
Punkt
gebracht
Mein Freund steht der Organspende ebenfalls skeptisch
gegenüber. Er wünscht sich einen offeneren Umgang mit dem
Sterben und der Endlichkeit des Lebens. Als Ziel sieht er nicht
das Überleben mit einem fremden Organ, sondern die Vergänglichkeit
des eigenen Seins anzunehmen. Er kritisiert sowohl
unsere Gesellschaft als auch die Schulmedizin für die immer
weitere Verschiebung der Machbarkeitsgrenze.
Meine Stiefmutter lehnt eine Organspende entschieden
ab und möchte selbst auch keinesfalls ein fremdes Organ
bekommen.
Mein Vater hingegen würde spenden. Nur stört ihn
am Paradigmenwechsel, dass der Bürger jetzt
gegenüber dem Staat sein Recht einfordern
muss. Besser wäre für ihn das Prinzip
Selbstverantwortung: Wer kein Organ
spenden will, soll auch keines erhalten.
Das findet er konsequent.
Mein Stiefvater und meine
Brüder schliesslich wären grundsätzlich
bereit, ihre Organe zu
spenden, haben sich aber bisher
kaum damit auseinandergesetzt.
So spiegelt sich in meinem
engsten Familienkreis das ganze
Spektrum der Diskussion. Einen
Organspendeausweis hat jedoch
in unserer Familie bisher niemand
ausser ich. Und genau das ist das
Problem der Transplantationsmedizin
und bleibt es weiterhin, wenn wir nicht über
Organspenden sprechen und unseren Willen
nirgendwo festhalten.
Das wird sich nach dieser Abstimmung vielleicht ändern.
Es fragt sich allerdings, wie lange der Effekt anhält.
Nora Bienz,
Vizepräsidentin vsao
vsao /asmac Journal 2/22 3/22 13
MedEd
SYMPOSIUM
SIWF/ISFM
Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung
Institut suisse pour la formation médicale postgraduée et continue
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
9. MedEd-SYMPOSIUM
2022
Mit Simultanübersetzung
Avec traduction
simultanée
Perspektiven der ärztlichen Bildung
Perspectives de la formation médicale
Save the Date
28. September 2022
Casino, Bern
Das MedEd-Symposium ist im Rahmen der erweiterten Fortbildung
in allen Fachgebieten mit 7 Credits anerkannt (SIWF-approved).
Le Symposium MedEd donne droit à 7 crédits dans toutes les disciplines
dans le cadre de la formation continue élargie (ISFM-approved).
Anmeldung/Inscription: www.congress-info.ch/meded2022
14
3/22 vsao /asmac Journal
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
SIWF-Award
Besonderes Engagement für
die Weiterbildung
PD Dr. med. et MME Monika Brodmann Maeder, Präsidentin des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF
Dr. med. Raphael Stolz, Vizepräsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF
Das SIWF sorgt für kompetente Ärztinnen und Ärzte.
Hat sich eine frühere
Weiterbildnerin oder ein
früherer Weiterbildner
exemplarisch für Ihre
Weiterbildung eingesetzt? Haben Sie
dank der hohen didaktischen Kompetenz
einer Weiterbildnerin oder
eines Weiterbildners speziell erfreuliche
Fortschritte in Bezug auf Kenntnisse
und Fähigkeiten machen können?
Dann nominieren Sie diese
engagierten Weiterbildungsverantwortlichen
für den SIWF-Award für
besonderes Engagement in der
Weiterbildung!
Auch dieses Jahr können sowohl
Einzelpersonen als auch verantwortliche
Teams einer Weiterbildungsstätte
nominiert werden.
Wir freuen uns, bereits zum neunten Mal
die Ausschreibung für den SIWF-Award
veröffentlichen zu können. Die zahlreichen
Nominationen und das positive
Echo haben uns gezeigt, dass eine solche
Auszeichnung sinnvoll ist und ihren
Zweck erfüllt. Die Verleihung ist deshalb
fester Bestandteil der SIWF-Agenda geworden.
Entscheidende Grundlage für eine
optimale Vermittlung von Können und
Wissen ist das Engagement der Kaderärztinnen
und Kaderärzte. Diese Aufgabe
lässt sich nur beschränkt durch Pflichtenhefte
definieren, viel wichtiger sind persönliches
Engagement und Begeisterung.
Die Belastungen in der medizinischen
Arbeitswelt sind vielfältig und die zeitlichen
sowie finanziellen Ressourcen werden
stets knapper, umso mehr sollten besonders
aktive und motivierte Weiterbildnerinnen
und Weiterbildner auch Anerkennung
erhalten. Das SIWF bietet aus
diesem Grund Assistenzärztinnen und
Assistenzärzten die Möglichkeit, das ausserordentliche
Engagement solcher Weiterbildungsverantwortlichen
explizit zu
würdigen, ohne aber eine Rangliste erstellen
zu wollen.
Nominierung durch Assistenzärztinnen
und Assistenzärzte
Für den SIWF-Award können Personen
nominiert werden, welche zurzeit in der
ärztlichen Weiterbildung aktiv tätig sind.
Im Fokus stehen Kaderärztinnen und
Kaderärzte, welche sich persönlich für
die Weiterbildung von angehenden
Fachärztinnen und Fachärzten einsetzen
und besonders kompetent und initiativ
Bild: zvg
vsao /asmac Journal 3/22 15
Weiterbildung / Arbeitsbedingungen
bei der Weitergabe von Kenntnissen und
Fertigkeiten sind. Auch dieses Jahr können
verantwortliche Teams einer Weiterbildungsstätte
nominiert werden. Nominationsberechtigt
sind Ärztinnen und
Ärzte, die sich zurzeit in der Weiterbildung
zu einem Facharzttitel befinden
oder vor weniger als einem Jahr den
Facharzttitel erworben haben. Eine Nomination
ist dann gültig, wenn sie durch
zwei Personen gemeinsam erfolgt. Sie soll
die persönliche Wertschätzung für die
wahrgenommene Weiterbildungsqualität
und für das Engagement der Weiterbildungsverantwortlichen
ausdrücken. Damit
aufgrund des Nominationsprozesses
keine Vorteile oder Konflikte am Arbeitsplatz
entstehen können, dürfen nur Weiterbildungsverantwortliche
oder Teams
nominiert werden, bei welchen die Nominierenden
aktuell nicht mehr angestellt
sind. Die Namen der nominierenden Personen
werden nicht veröffentlicht und
den Nominierten auch nicht mitgeteilt.
Es wird keine «Rangliste» der Nominierten
erstellt.
Jetzt Nomination einreichen!
Um jemanden zu nominieren, können Sie
bis am 31. Juli 2022 auf der SIWF-Website
(www.siwf.ch SIWF-Projekte SIWF-
Award) das Online-Formular ausfüllen.
Die SIWF-Geschäftsleitung überprüft,
ob die Nominierung formell korrekt ist
und entscheidet abschliessend über die
Gültigkeit der einzelnen Nominationen.
Alle korrekt Nominierten erhalten als
Würdigung ihres Engagements in der
Weiterbildung eine Anerkennungsurkunde,
ein Präsent und eine kostenlose
Einladung zum MedEd-Symposium am
28. September 2022 in Bern. Sie werden
(nach Rückfrage) auf der SIWF-Website
(www.siwf.ch) aufgeführt und am MedEd-
Symposium namentlich genannt.
Korrespondenz
Schweizerisches Institut für ärztliche
Weiter- und Fortbildung SIWF
Postfach
3000 Bern 16
Tel. 031 503 06 00
info@siwf.ch
Jetzt Weiterbildungsverantwortliche
nominieren!
Der SIWF-Award gibt die Möglichkeit,
besonders engagierten und kompetenten
ärztlichen Weiterbildungsverantwortlichen
und auch Teams eine
Anerkennung auszudrücken. Hat eine
ehemalige Weiterbildnerin oder ein
ehemaliger Weiterbildner bei Ihnen
einen bleibenden Eindruck hinterlassen?
Dann nominieren Sie sie oder ihn
für den SIWF-Award.
Füllen Sie auf der SIWF-Website
(www.siwf.ch SIWF-Projekte SIWF
Award) das Onlineformular aus.
Einsendeschluss: 31. Juli 2022
Weitere Informationen finden Sie auf
www.siwf.ch. Wenn Sie Fragen haben,
erreichen Sie uns unter info@siwf.ch
oder 031 503 06 00.
Kriterien für eine gültige Nomination
– Nominierende: Ärztinnen und Ärzte, die
sich zurzeit in der Weiterbildung zu
einem Facharzttitel befinden oder vor
weniger als einem Jahr den Facharzttitel
erworben haben.
– Nomination muss gemeinsam durch
zwei Personen erfolgen.
– Nominierende dürfen aktuell nicht mehr
bei der oder dem zu nominierenden Weiterbildungsverantwortlichen
angestellt
sein.
– Die zu nominierende Person muss aktuell
in der Weiterbildung tätig sein.
16
3/22 vsao /asmac Journal
Lachen und Träume für
unsere Kinder im Spital
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Jede Woche erhalten die Kinder im Spital Besuch
von den Traumdoktoren.
Ihre Spende schenkt Lachen.
PC 10-61645-5
Herzlichen Dank.
vsao
Neues aus
den Sektionen
Bern
Endlich ein freudiges
Wiedersehen!
An der Mitgliederversammlung im Berner
Generationenhaus haben sich rund 50 Mitglieder
zu einem freudigen Austausch und
zur legendären Tombola getroffen – dies
nach einer Corona-bedingten Pause. Der
statutarische Teil ging reibungslos über die
Bühne, so dass genug Zeit für das Zusammensein
blieb.
Anne Meister, Benjamin Hess und
Gerlinde Heil sind nach langjährigem
Engagement aus dem Vorstand zurückgetreten
und gebührend verabschiedet
worden. Wir bedanken uns bei ihnen ganz
herzlich für ihr unermüdliches Wirken
und die vielen nachhaltigen Inputs.
Ein- und Austritte halten sich im Vorstand
erfreulicherweise seit Jahren die
Waage. Wir konnten wiederum drei neue
Vorstandsmitglieder gewinnen. Anna
Messmer engagiert sich insbesondere im
Fakultätskollegium und nimmt Einsitz im
erweiterten Vorstand. Die angehende
Haus ärztin Rahel Gasser bringt sich im
Kernvorstand ein und übernimmt unseren
Sitz in der Ärztegesellschaft des Kantons
Bern (BEKAG). Und Manuel Luca Vestner,
langjähriger Präsident der Sektion Graubünden,
kommt mit viel vsao-Erfahrung
ebenfalls in den Kernvorstand und setzt
sich nun erfreulicherweise in Bern ein.
Das Co-Präsidium mit Nora Bienz und
Marius Grädel-Suter wurde für ein weiteres
Jahr im Amt bestätigt. Verstärkung erhalten
die beiden von Vizepräsidentin
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Es gibt auch ein Leben neben
dem Beruf. Für eine gesunde
Work-Life-Balance braucht es
ein fortschrittliches Arbeitsgesetz,
optimierte Dienstplanungen,
mehr Teilzeitarbeit
und weniger Admini stration.
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von Beruf, Freizeit und
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Der VSAO Bern setzt sich für
mehr Teilzeitstellen ein.
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Hauptpreis: Wellness-
Wochenende mit
2 Übernachtungen im
Hotel Simmenhof in Lenk
«Nur mit Teilzeitarbeit habe ich genügend Zeit für alles, was mir auch neben der Arbeit noch wichtig ist. Ich fordere deshalb eine Wochenarbeitszeit
von 18 42 Stunden. Für alle, auch für die Ärztinnen und Ärzte» Die Assistenzärztin Dr. med. Mirjam Arn ist auch Gleitschirmpilotin
3/22 vsao /asmac Journal
vsao
v. l. n. r.: Svenja Ravioli, Nora Bienz und Marius Grädel-Suter
Svenja Ravioli. Nora Bienz hat bereits angekündigt,
dass dies ihr letztes Amtsjahr
sein wird.
Ende Mai startet unsere Kampagne
2022. Wir werden für das Thema Teilzeit
Arbeit sensibilisieren und spannende
Menschen und deren Work-Life-Balance
porträtieren. Die beiden Vorabversionen
der Filme, die an der Mitgliederversammlung
zu sehen waren, haben Begeisterung
ausgelöst und lassen erahnen, dass die
Kampagne der Höhepunkt des laufenden
Jahres sein wird.
Janine Junker, Geschäftsführerin VSAO Bern
Graubünden
Die Sektion ins Bild gesetzt
Nachdem die Kontakte während der
Pandemie mit den peripheren Regionalspitälern
praktisch eingeschlafen waren,
haben wir sie letzten Herbst wieder aufgenommen.
Da die Besuche immer recht
aufwendig waren, haben wir hier eine zeitgerechte
und pandemiekonforme Lösung
gefunden. Wir haben ein kurzes Vorstellungsfilmchen
gedreht, welches wir regelmässig
an die Regionalspitäler verschicken
und das dann unter den Assistenz- und
Oberärzten publik gemacht werden soll.
So hoffen wir, unsere Sektion noch besser
bekannt zu machen und immer wieder
in Erinnerung zu rufen. Schaut Euch das
Porträt auf der Website an!
(vsao-gr.ch/vsao-gr-video/)
In vielen Spitälern und Kliniken im
Kanton haben wir neue «Erstansprechpartner»,
früher «Spitalvertreter», gefunden.
Diese werden helfen, unseren Bekanntheitsgrad
in ihrer Klinik zu steigern.
Die Mitgliederversammlung fand am
9. März 2022 als Hybridveranstaltung statt.
Trotz Kopplung der Mitgliederversammlung
an einen spannenden Vortrag von
Frau Prof. B. Liebig über «Vereinbarkeit
von Beruf- und Privatleben für Ärztinnen
und Ärzte» war die Teilnehmerzahl wie bereits
in anderen Jahren eher bescheiden.
Erfreulicherweise konnten wir Carmen
Graf neu in den Vorstand wählen. Sie
konnte uns schon als Gast an Vorstandssitzungen
kennenlernen.
In den kommenden kantonalen Wahlen
kandidiert Kollege Prof. Dr. med. Roger
von Moos für die Wahl in den Grossen
Rat. Mit dem Politcoaching des vsao
Schweiz haben wir ihn in seinem politischen
Engagement unterstützt. Zusätzlich
haben wir ihn in einem Leserbrief
in der Lokalzeitung zur Wahl empfohlen.
Roger von Moos will sich für eine gute
Fort- und Weiterbildung der jungen Ärztinnen
und Ärzte einsetzen, und sein
Credo lautet: «Wer nicht mitbestimmen
kann, über den wird bestimmt.» Es ist
wichtig, dass die Ärzteschaft im kantonalen
Parlament Gehör findet. So sind wir
gespannt über den Ausgang am 15. Mai
2022.
Derzeit sind unsere Vorstandsaktivitäten
von denen des vsao Schweiz geprägt.
Wir arbeiten an einem guten Gelingen
des vsao-Mobil-Besuches und versuchen
die Mitgliederkampagne kantonsweit bekannt
zu machen. Mitte Mai finden ausserdem
Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband
über die Revision des
Lohnsystems und die Verbesserung der
Arbeitsbedingungen statt. Unser Fokus
liegt dabei auf der Förderung von Vereinbarkeit
von Ärzteberuf und Privatleben
und der Schaffung einer vereinbarkeitsfreundlicheren
Arbeitskultur in den Bündner
Spitälern und Gesundheitszentren.
Stefanie Herzog, Sektion Graubünden
vsao /asmac Journal 3/22 19
vsao
Zürich
Relaunch Mitgliederplattform
doc-doc
Die exklusiv für vsao-Mitglieder geschaffene
Plattform doc-doc wird schon von
zahlreichen Mitgliedern genutzt. Nun
steht sie Dir in einer revidierten, entschlackten
und optimierten Version zur
Verfügung.
Auf doc-doc findest Du aktuelle Beiträge
rund um Deinen Berufsalltag und
Deine Weiterbildung, Neuigkeiten des vsao
und aus der Gesundheitspolitik oder den
täglichen Medienspiegel mit aus gewählten
Medienberichten rund um die Themen
Ärzteschaft und Spitäler. Neben spannenden
Veranstaltungshinweisen kannst Du
Dich zudem im virtuellen Pausenraum im
geschützten Rahmen mit Deinen Berufskolleginnen
und -kollegen oder mit dem
vsao als Vertreter Deiner Anliegen austauschen.
Du kannst auch jederzeit selbst Beiträge
posten, an Umfragen teilnehmen und
damit die Verbandstätigkeit massgeblich
mitprägen.
Registriere Dich also gleich heute
noch unter www.doc-doc.ch! Bitte beachte
dabei, dass Du dies nur noch mit Deiner
beim vsao hinterlegten E-Mail-Adresse
(d. h. der Adresse, auf der Du auch unseren
Newsletter erhältst) tun kannst. Aus diesem
Grund musst Du Dich eventuell nochmals
neu registrieren. Nur so können wir
die Exklusivität dieser Plattform und den
Austausch im geschützten Rahmen garantieren.
Falls Du schon registriert bist, solltest
Du Dich vergewissern, dass Du die
beim vsao hinterlegte E-Mail-Adresse verwendest.
Wenn nicht, bitten wir Dich,
Dich nochmals neu zu registrieren.
Als Medizinstudierende/r hast Du übrigens
freien Zugang zu doc-doc. Du kannst
Dich dort mit Deinen Kommilitoninnen
und Kommilitonen austauschen und findest
Antworten auf Deine Fragen rund um
Studium und Berufseinstieg.
Bei Fragen zu doc-doc oder Problemen
bei der Registrierung stehen wir Dir
gerne unter kommunikation@vsao-zh.ch
zur Verfügung.
Dominique Iseppi,
Kommunikationsassistentin, VSAO Zürich
Termin der Mitgliederversammlung
Am Donnerstag, 16. Juni 2022,
ab 18.15 Uhr findet die jährliche
Mitgliederversammlung unserer
Sektion im Zunfthaus zur Meisen
statt. Neben der Besprechung
unserer Traktanden, dem Austausch
mit Kolleginnen und Kollegen und
einem Flying Dinner werden wir
dieses Jahr künstlerisch mit einer
exklusiven Vernissage und einem
Klavierkonzert verwöhnt. Es lohnt
sich also, mit dabei zu sein!
Wer sich noch kurzfristig anmelden
möchte, kann dies via info@vsao-zh.ch
tun.
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So sind wir beim Rotkreuzdienst SRK.
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20
3/22 vsao /asmac Journal
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Für unsere Mitglieder ist ein einstündiges Erstgespräch zur gezielten Bedürfnisabklärung kostenlos.
mediservice vsao-asmac
Telefon 031 350 44 22
info@mediservice-vsao.ch
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vsao
vsao-Inside
Clara Ehrenzeller
Wohnort: St. Gallen
Beim vsao seit: Februar 2020
Der vsao für Dich in Kürze:
Engagiert, vernetzend und Selbstverständlichkeiten
hinterfragend
Kennst Du jemanden, der Kaffee
als Kunst und Hobby bezeichnet?
Nein?
Eine Einladung bei Clara Ehrenzeller
wäre die beste – und genussvollste! – Art,
dies zu ändern. Denn für die Medizinstudentin
ist das schwarze Gebräu nicht
einfach ein tägliches Muss, das man
gedankenlos in Unmengen runterkippt.
Vielmehr liebt sie es, ausgiebig am
perfekten Espresso herumzutüfteln.
Und das hört natürlich wie alles,
was man immer weiter verbessern will,
nie auf …
Was hat das mit dem vsao zu tun?
Für die 22-Jährige einiges. «Auch unser
Verband hinterfragt Selbstverständliches,
das scheinbar einfach ist, wie es ist.»
Im Gesundheitswesen werde immer noch
vieles so gehandhabt wie seit jeher.
«Doch reicht das als Rechtfertigung?
Für mich nimmt der vsao die Rolle des
Hinterfragenden ein, um genau an jenen
Knackpunkten anzusetzen, welche die
jüngere Ärztegeneration nicht mehr
einfach hinnimmt.» Clara Ehrenzeller
denkt dabei vor allem an die Arbeitsbedingungen.
Ihre Vision: «Ich wünsche
mir ein Spital, in dem die verschiedenen
Professionen Hand in Hand effizient
zusammenarbeiten, in dem durch gelungene
Teamarbeit eine flache Hierarchie
entsteht, und in dem statt von Bürokratie
von Freizeit die Rede ist.»
Um dieses Ziel zu erreichen, engagiert
sie sich seit Ende November 2021
im Geschäftsausschuss des vsao. Dort
vertritt sie die swimsa, die Stimme der
Medizinstudierenden, und sieht sich als
Vermittlerin zwischen den beiden Organisationen.
«Durch mein Mandat erhalte
ich einen Einblick in die Gesundheitspolitik,
wie ich ihn zuvor nie hatte und er
im Studium auch kaum möglich ist.
Wenn ich dann jeweils einen wertvollen
Input geben kann, der die Diskussion
weiterbringt, freue ich mich.»
Aber klar, erste Priorität hat immer
(noch) das Studium. Gerade jetzt, im
Hinblick auf den baldigen Bachelor an
der ETH Zürich. Im Herbst dann die Fortsetzung
in Lugano. «So möchte ich die
Tessiner Mentalität und Ansichten aufnehmen
und beispielsweise im Geschäftsausschuss
vertreten.» Sie könne sich
vorstellen, sich später in ein medizinisches
Gebiet «rund um den Kopf» zu
vertiefen. Diesen lüftet sie im Übrigen
nicht nur, wenn sie ihrer Leidenschaft
für den koffeinhaltigen Energiespender
frönt: «Daneben fliesst meine Energie
in den Sport – am liebsten draussen in
der Natur – , um anschliessend bei
poli tischen und gesellschaftlichen Diskussionen
wieder voll dabei zu sein.»
Bild: zvg
22
3/22 vsao /asmac Journal
vsao
vsao-Rechtsberatung
Gesamtarbeitsverträge
und Arbeitsgesetz
Es besteht häufig Unklarheit
über die rechtliche Tragweite
von Gesamtarbeitsverträgen
(nachstehend GAV) und derjenigen
des Arbeitsgesetzes und seiner
Verordnungen. Es ist daher wichtig, diese
zu definieren und deren Hauptunterschiede
zu erläutern.
1. Gesamtarbeitsvertrag (GAV)
Der GAV ist ein Vertrag zwischen einem
oder mehreren Arbeitgeberverbänden
und/oder einem oder mehreren Arbeitgebern
einerseits und einem oder mehreren
Arbeitnehmerverbänden andererseits.
Dieser Vertrag regelt ihre Beziehungen
und die individuellen Arbeitsverträge, die
von ihren Mitgliedern (oder von ihnen
selbst, wenn es sich um einzelne Arbeitgeber
handelt) abgeschlossen werden.
Der GAV regelt die Arbeitsverhältnisse
unter Berücksichtigung der Besonderheiten
der Branche und der Berufe. In der
Regel räumen sie gegenüber dem Obligationenrecht,
den Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern zusätzliche Rechte ein,
insbesondere indem sie Mindestlöhne
und eine Begrenzung der Arbeitszeit
vorsehen. Der Geltungsbereich eines GAV
ist beschränkt und im GAV definiert. Ein
GAV kann beispielsweise nur auf Assistenzärztinnen
und Oberärztinnen und
-ärzte anwendbar sein. Die anderen
Berufe sind also davon ausgenommen.
2. Arbeitsgesetz und Verordnungen
Das Arbeitsgesetz, das Teil des öffentlichen
Bundesrechts ist, hat zum Ziel, die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
vor Beeinträchtigungen, die mit dem
Arbeitsplatz verbunden sind, zu schützen.
Einerseits enthält es Vorschriften
über den allgemeinen Gesundheitsschutz,
anderseits Vorschriften über
Arbeits- und Ruhezeiten. Es bildet somit
die Grundlage für den Schutz der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer in der
Schweiz. Grundsätzlich ist das Arbeitsgesetz
auf alle privaten Unternehmen
anwendbar, mit Ausnahme der öffentlichen
Verwaltung. Es gibt aber eine Reihe
von Ausnahmen. Die Ärzte in Weiterbildung
unterstehen seit 2005 den Bestimmungen
des Arbeitsgesetzes, einschliesslich
derjenigen, die in öffentlichen
Spitälern arbeiten.
Fünf Verordnungen ergänzen das
Arbeitsgesetz. ArGV 1 und 2 beinhalten
insbesondere Bestimmungen für die
Ärzte in Weiterbildung und die Arbeit im
Spital.
Die Bestimmungen des Arbeitsgesetzes
und seiner Verordnungen sind
zwingend. Das bedeutet, dass Abweichungen
zuungunsten der Arbeitnehmer
nicht erlaubt sind, auch wenn die
Vertrags- oder GAV-Parteien diesen
zustimmen. Falls eine abweichende
Vereinbarung abgeschlossen wird, ist
diese rechtlich unwirksam und niemand
wird sich im Streitfall darauf berufen
können.
3. Situation im Spital betreffend
die Ärzte in Weiterbildung
Da ein GAV eine Zusammenfassung der
Regeln des Arbeitsgesetzes enthalten
kann, muss zwischen der Zusammenfassung
der bundesrechtlichen Bestimmungen
und den Inhalten, die die Sozialpartner
verhandeln können, unterschieden
werden. Dazu gehören beispielsweise:
Verbindliche Vorschriften des
Arbeitsgesetzes
– Schutz der schwangeren Frauen und
stillenden Mütter
– Überzeit (Stunden > 50 Stunden)
– Ruhezeit
– Anzahl freie Sonntage pro Monat
– Definition des Pikettdienstes
– …
Regeln, die Gegenstand von Verhandlungen
sein können
– Lohn
– Arbeitszeit (< 50 Stunden)
– Bezahlung der Aus- oder Weiterbildung
– Definition der Funktionen
– …
Es ist sehr wichtig, diese Unterschiede zu
kennen, um sinnlose Diskussionen über
Probleme, die vom vsao nicht beeinflusst
werden können, zu vermeiden.
Patrick Mangold,
Sektionsjurist für die Kantone
Jura und Waadt
Bild: zvg
vsao /asmac Journal 3/22 23
Fokus
Generationenprojekt
für unsere
Zeit
Mit Cargo sous terrain erhält die Schweiz ab 2031 ein privat finanziertes
und automatisiertes Gesamtlogistiksystem, das für pünktliche
Warenlieferungen sorgt sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft
und die hohe Lebensqualität der Schweizer Bevölkerung nachhaltig
gewährleistet.
Patrik Aellig, Leiter Kommunikation Cargo sous terrain
Derzeit noch Zukunftsmusik, aber schon bald wird gegraben: Das Generationenprojekt Cargo sous terrain verlegt einen Teil des Warentransports
unter den Boden.
Bilder: zvg
24
3/22 vsao /asmac Journal
Die globalen Entwicklungen
stellen unsere Gesellschaften
vor bisher ungekannte Herausforderungen.
Es gibt den
Klimawandel und die gemeinsamen Bestrebungen
der Weltgemeinschaft, diesen
abzuwenden und zu meistern. Allen ist
klar, dass die Ressourcen der Erde nicht
weiterhin unbegrenzt zur Verfügung stehen.
Auch darüber hinaus sind in den
letzten Jahren Sicherheiten durcheinandergeraten,
wie Pandemie und Kriege
schmerzhaft zeigen. Neben diesen globalen
Herausforderungen sind wir auch mit
lokalen konfrontiert, die nicht weniger
drängend sind und nach Lösungen verlangen.
Eines der aktuellsten Themen sind
die Verkehrsprobleme im Siedlungsgebiet.
Diese zeigen sich heute besonders
akut in den Städten. Wenn die Beanspruchung
der Verkehrswege und die durch sie
ausgelösten Belastungen ungebremst weitergehen,
gefährdet dies die Umwelt und
die Lebensqualität der Menschen. In letzter
Konsequenz lässt sich auch die Versorgungssicherheit
nicht mehr aufrechterhalten.
Während wir alle als Konsumentinnen
und Konsumenten rund um die
Uhr Waren des täglichen Bedarfs beziehen
wollen, sind wir immer weniger bereit,
die damit verbundenen Schattenseiten zu
tragen. Diese Widersprüche lassen sich
nicht mit sturem Festhalten am Bisherigen
auflösen, sondern nur durch echte
Innovation.
LOGISTIKKETTE Die Funktionsweise HEUTE des Gesamtlogistiksystems CST
nationales
Verteilzentrum
Emissionsfreie und klimaschonende
Logistik
Eine solche Innovation ist Cargo sous
terrain (CST). CST stellt einen emissionsfreien
und klimaschonenden Lieferverkehr
sicher und wird als nachhaltiges
Gesamtlogistiksystem ein wichtiger Teil
des Schweizer Logistikalltags und der Versorgung
von Handel, Industrie und Bevölkerung
werden. CST transportiert und
verteilt kleinteilige Güter laufend und zuverlässig
auf den jeweils am besten dafür
geeigneten Kanälen. Das Rückgrat des
Systems bildet ein im Vollausbau 490 Kilometer
langes Tunnelsystem von Genf
bis St. Gallen und von Basel nach Luzern,
mit einem zusätzlichen Ast, der Bern mit
Thun verbindet.
Für die öffentliche Hand entstehen
durch CST keine finanziellen Lasten. Der
entscheidende Erfolgsfaktor von CST ist,
dass eine breite Gruppe von Firmen und
anderen privaten Akteuren sich gemeinschaftlich
dazu entschlossen hat, Lösungen
für die Zukunft zu entwickeln. Dies
geschieht im Rahmen von «kollaborativer
Innovation» unter dem Dach der CST AG.
Diese bietet den entscheidenden Vorteil,
dass zwischen den städtischen Zentren ab
2031 ein eigenes, unterirdisches Trassee
für Gütertransporte entsteht. Das ist eine
dringend benötigte Innovation angesichts
der zunehmenden Überlastung der oberirdischen
Infrastrukturen.
regionales
Verteilzentrum
Fokus
Mehrwerte der Logistikkette mit CST
An den Hubs, den Zugangspunkten, welche in bestehenden Logistikzentren liegen,
nimmt CST die Güter aller verfügbaren Verkehrsträger oberirdisch entgegen (Strasse,
Schiene, Wasser, Luftfracht). Sie werden vollautomatisch über Lifte ins Tunnelsystem
eingespeist und dort von selbstfahrenden Fahrzeugen an den gewünschten Ort bewegt.
Am Bestimmungsort übernimmt CST nach dem automatischen Entlad die oberirdische
Feinverteilung mit eigenen, elektrobetriebenen Citylogistik-Fahrzeugen bis zu den
Empfängern, etwa Läden oder Industrie. Das Merkmal von CST ist der kontinuierliche
Transportfluss in kleinen Einheiten. Die Hubs sind in mehreren Stockwerken angeordnet
und dadurch platzsparend konzipiert. Dank der vorgängigen Aufreihung der Güter
im Tunnel kann die Feinverteilung in den Städten hocheffizient und ohne Leerfahrten
TRANSPORT
Feinverteilung
erfolgen, auf dem Rückweg nimmt CST Recyclinggüter mit.
LOGISTIKKETTE MIT CST
nationales
Verteilzentrum
Kommissionierung
Bereitstellung
Verlad
Kommissionierung
Direktanbindung
Mehrwerte
• Effizientere Abläufe
in den Verteilzentren
• Reduktion des Platzbedarfs
bei der Bereitstellung
• Brechen von Spitzen und dadurch
Entlastung Kommissionierung
• Schnellere Durchlaufzeiten
• Ermöglicht höhere Frequenz
kleinteiliger Sendungen
MANUELL
TRANSPORT | SORTIERUNG | PUFFERUNG | BÜNDELUNG
AUTOMATISCH
Mehrwerte
• Kontinuierlicher kleinteiliger
Transport
• Pufferung, Sortierung und Bündelung
von Transporteinheiten für optimale
Feinverteilung
• Zeitpunkte der Kommissionierung und
Auslieferung können entkoppelt werden
• Voll integriert vom Versender bis in
die Feinverteilung in der Stadt
• Reduktion Strassenverkehr, Lärmund
CO 2
-Emissionen
Entladung
Umschlag
Beladen
CITY
HUB
CST schafft für alle über die gesamte Logistikkette Mehrwerte und Kosteneinsparungen
Beladen
gebündelte
Feinverteilung
Mehrwerte
• Transport von kleinen Losgrössen zum
gewünschten Zeitpunkt verfügbar
• Optimierte Nutzung bestehender Flotten
und Infrastrukturen
• Wesensgerechter Fahrzeugeinsatz
• Reduktion des Platzbedarfs in den City-
Hubs gegenüber heutigen Verteilzentren
• Reduktion des CO 2
Footprints
Alle Beteiligten werden bei der
Realisierung einbezogen
Innovativ ist auch das Modell der privaten
Finanzierung von CST, das komplett ohne
Mittel der öffentlichen Hand realisiert
wird. Das bedeutet nicht, dass sich private
Interessen einfach gegenüber den öffentlichen
durchsetzen werden. Zum einen
sind die Aktionäre von CST gewillt, einen
Beitrag an die Zukunft im Dienste der Allgemeinheit
zu leisten. Zum anderen stellen
verschiedene klar geregelte Verfahren
sicher, dass die Interessen und Bedürfnisse
der Allgemeinheit bei der Realisierung
berücksichtigt werden – das betrifft die
Themen Raumplanung, Umwelt, Naturund
Heimatschutz. Kantone und Gemeinden
werden mit jeweils massgeschneiderten,
bewährten Verfahren einbezogen.
Ende 2021 haben beide Parlamentskammern
die gesetzliche Grundlage verabschiedet,
welche für die Realisierung
des unterirdischen Güterversorgungssystems
inklusive oberirdischer Feinverteilung
notwendig ist. Die Schaffung dieser
vsao /asmac Journal 3/22 25
Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Nr. 3, Juni 2021
Seite 27
Kardiologie
Neue Therapien für die
kardiale Amyloidose
Seite 36
Hämatologie
Neoplasien ohne
Chemotherapie behandeln?
Seite 39
Politik
Arbeitszeiten müssen sinken
Seite 6
Fokus
gesetzlichen Grundlage war in dieser Dimension
ein Novum für die Schweiz. Am
Ende entstand ein Bundesgesetz, das den
ausschliesslich privat finanzierten, wirtschaftlichen
Betrieb von CST ermöglicht
und gleichzeitig die Interessen der Allgemeinheit
sichert.
CST ist mehr als ein Tunnel
Parallel zum Gesetzgebungsprozess hat
CST die eigene Projektentwicklung vorangetrieben.
Mit dem positiven Parlamentsentscheid
stellen die Investoren von CST
100 Millionen Franken für die Detailplanung
der ersten Teilstrecke von Härkingen-Niederbipp
bis Zürich zur Verfügung.
Bis 2025 wird die Planung der ersten Teilstrecke
von Härkingen-Niederbipp nach
Zürich abgeschlossen sein. 2026 beginnt
der Bau der ersten Teilstrecke, welche
2031 in Betrieb geht.
Gütertransporte haben einen wesentlichen
Einfluss auf den Verkehrsfluss
und machen einen wesentlichen Teil des
Verkehrsaufkommens in den Ballungsräumen
aus. Das oberirdische Citylo gistik-
System von CST knüpft nahtlos an den
gebündelten Tunnelzugang in den Städten
an. Es entlastet dank intelligenter
Steuerung und Tourenplanung die Städte:
Der Lieferverkehr wird um bis zu 30 Prozent
reduziert und die Lärmemissionen
um 50 Prozent. Auch bei der Entwicklung
der Citylogistik pflegt CST die kollaborative
Innovation unter Partnern, in Kombination
mit Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Mit konkreten Schritten Richtung
Operabilität konkretisiert CST lange
vor dem Bau des Tunnels sein Vorhaben,
als nachhaltiges Gesamtlogistiksystem
ein wichtiger Teil des Schweizer Logistikalltags
zu werden.
Wie eingangs geschildert, sind die
Nachhaltigkeitsaspekte entscheidend für
das Gelingen von Innovationen. Das ausschliesslich
mit erneuerbarer Energie betriebene
System CST ist bei einer Gesamtbetrachtung
ökologisch signifikant besser
als der konventionelle Transport. Gegenüber
heutigen Strassentransporten resultieren
bis zu 80 Prozent CO 2
-Einsparung
pro transportierte Tonne Güter. Das erste
Teilstück von Härkingen nach Zürich
spart jährlich 40000 Tonnen CO 2
-Äquivalente
ein. Das sind handfeste Vorteile, welche
CST mit der Erweiterung des Systems
auf die ganze Schweiz bis 2045 noch ausbauen
und verstärken kann.
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3/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Der Untergrund
des anonymen
Internets
Der verborgene Teil des Internets, den man im Allgemeinen
Darknet nennt, sei ein Tummelplatz für kriminelle Machenschaften,
heisst es. Und fast jeder hat Geschichten gehört, nach denen
im Darknet Drogen, Menschen oder sogar Morde gehandelt werden.
Dieser Artikel soll Licht ins Dunkel bringen.
Yves Kraft, Branch Manager Bern, Oneconsult AG
Nicht per se illegal: Das Darknet ist bietet eine Plattform für illegale Aktivitäten, aber auch eine Möglichkeit, bspw. Informationen zu verbreiten,
die andernfalls der Zensur autoritären Systemen zum Opfern fallen würden.
Bild: Adobe Stock
vsao /asmac Journal 3/22 27
Fokus
Das Internet hat sich in vielerlei
Hinsicht verändert, seit es
in den 1990er Jahren erstmals
öffentlich zugänglich wurde.
Eine der umstrittensten Entwicklungen
ist das Wachstum des sogenannten Dark
Web. Das ist ein Teil des Internets, der
nicht mit einem normalen Browser zugänglich
ist.
Das Clear Web ist der leicht zugängliche
Teil des Internets und nur ein kleines
Fragment des gesamten Netzes. Etwa 90%
des Internets bezeichnet man als sogenanntes
Deep Web. Dort befinden sich etwa
Firmendatenbanken, Streaming-Server
sowie Online-Speicher. Grundsätzlich
steht das Deep Web allen offen. Diese Inhalte
sind jedoch nur für berechtigte Personen
oder Systeme zugänglich, um z.B.
Unternehmensgeheimnisse zu schützen,
und sind gar nicht erst durch Suchmaschinen
auffindbar. Das Darknet ist ein vergleichsweise
kleines Teilstück des Deep
Web und ist ausschliesslich durch ein sogenanntes
Anonymisierungsnetzwerk erreichbar.
Tätigkeitsfelder im Darknet
Darknets im Allgemeinen können aus verschiedenen
Gründen genutzt werden, zum
Beispiel:
––
Besserer Schutz der Persönlichkeitsrechte
der Bürger vor gezielter und massenhafter
Überwachung
––
Computerkriminalität (Handel von Kreditkarten,
Nutzerkonten, Schadsoftware,
Denial of Service usw.)
––
Schutz von Dissidenten vor politischen
Repressalien
––
Filesharing (Copyright-geschützte Filme
und Musik, gestohlene persönliche Daten,
Pornografie, vertrauliche Dateien,
illegale oder gefälschte Software usw.)
––
Verkauf von verbotenen Waren auf Darknet-Märkten
(Drogen, Medikamente, gefälschte
Papiere, usw.)
––
Whistleblowing und Weitergabe von
Nachrichten
––
Kauf oder Verkauf unerlaubter oder illegaler
Waren oder Dienstleistungen
––
Umgehung von Netzzensur und Inhaltsfiltersystemen
oder Umgehung restriktiver
Firewall-Richtlinien
Anonym unterwegs
Webseiten des Darknets sind nicht mit
den üblichen Suchmaschinen oder Browsern
auffindbar. Tor ist das populärste Beispiel
für ein Darknet, das oft fälschlicherweise
mit dem Darknet im Allgemeinen
gleichgesetzt wird. Neben Tor gibt es aber
Beispielangebote (Verkäufer: bigpharmaswiss) rezeptpflichtiger Medikamente mit Versand aus der
Schweiz (Origin: Switzerland) sehen folgendermassen aus.
Zudem wurden Angebote gefunden, bei denen Medikamente von Pharmafirmen aus der Schweiz
als Beispiele angegeben werden. Bei diesem Anbieter, der als Druckservice getarnt ist (Zitat:
«Natürlich steht es euch frei, was auf das Rezept gedruckt werden soll, ich biete lediglich einen
Druckservice. Gerne drucke ich euch auch Grusskarten!»), können beliebige Rezepte ausgestellt
werden.
Bilder: zvg
28
3/22 vsao /asmac Journal
Fokus
auch noch zahlreiche weitere Netzwerke.
Namentlich sind dies beispielsweise ano
Net, BitTorrent, GNUnet, OpenBazaar,
Riffle oder Secure Scuttlebutt. Jedes dieser
Netze hat eigene Topologien oder eigene
Protokolle und dienen unterschiedlichen
Verwendungszwecken (Anonymisierung,
Filesharing, dezentrale Marktplätze
usw.)
Das Tor-Projekt (früher als The Onion
Router bekannt) bietet eine Anonymisierungssoftware,
die kostenlos heruntergeladen
werden kann. Tor
umhüllt die Nachricht des
Absenders vereinfacht gesagt
mit Verschlüsselungsschichten
– ähnlich wie die
Schichten einer Zwiebel,
daher auch der Name des
Systems (Onion-Netzwerk).
Suchanfragen oder
Nachrichten, die über den
Tor-Browser gesendet werden, gehen
nicht direkt an das gewünschte Ziel. Stattdessen
werden sie über «Knoten» weitergeleitet,
das sind andere Computer, die
von Tor-Nutzern betrieben werden. An jedem
Knotenpunkt wird eine Verschlüsselungsschicht
entfernt, und die Nachricht
wird dann an den nächsten Knoten weitergeleitet.
Jeder Knoten kennt die Identität
des vorherigen und des nächsten Knotens,
aber nicht die der anderen in der Kette.
Daher ist es äusserst schwierig, den gesamten
Weg einer Nachricht zu verfolgen
oder herauszufinden, wo sie begonnen
hat und wer sie gesendet hat und wo sie
endet. Aus diesem Grund ist es für Strafver
folgungsbehörden sehr schwierig,
Onion- Services aufzuspüren und damit
die Quelle und das Ziel der Kommunikation
zu identifizieren.
Apotheken in der digitalen Unterwelt
Bei den im Darknet angebotenen Arzneimitteln
handelt es sich häufig um rezeptpflichtige
Lifestylepräparate, wie beispielsweise
Potenzmittel oder Hormonpräparate.
Häufig wird Ware vom Originalhersteller
angepriesen, totale «Fakes» sind
eher selten. Da bei den entsprechenden
Cybermarktplätzen auch Käuferbewertungen
zu finden sind, ist der Verkauf von
Placebos nur von kurzfristigem Erfolg gekrönt.
«Natürlich steht es euch frei,
was auf das Rezept gedruckt werden
soll, ich biete lediglich einen
Druckservice. Gerne drucke ich
euch auch Grusskarten!»
Alphabay, zurzeit einer der grössten
dieser illegalen Webshops, listet insgesamt
um die 50000 Produktangebote verschiedener
Händler auf. Etwa die Hälfte
davon fällt in die Gruppe «Drugs and Chemicals».
Dazu wiederum gehören zwei Unterkategorien
mit Medikamenten:
«Prescription» sind verschreibungspflichtige
Medikamente (983 Angebote),
«Benzos» sind Benzodiazepine, welche als
Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingesetzt
werden (1244 Angebote).
Gründe, warum Leute sich auf eigene
Faust mit Medikamenten versorgen, gibt
es viele. Einerseits könnte die Scham, mit
Fremden über persönliche Probleme zu
reden, eine Rolle spielen. Anderseits
könnten auch als negativ empfundene Erfahrungen
mit Ärzten der Auslöser sein.
Zusammengefasst lässt
sich sagen, dass man mit
wenig Aufwand und wenig
technischem Wissen ins
Darknet gelangen kann.
Unter Berücksichtigung der
leichten Geschwindigkeitseinbussen
wird mit der Nutzung
von Anonymisierungsdiensten
über VPN
oder Tor generell die Anonymität im Internet
besser gewährleistet. Denn auch Webseiten
im Clear Web sind grundsätzlich
durch den Tor-Browser erreichbar.
Die Türe zum dunklen Netz zu öffnen,
ist nicht illegal. Es gilt jedoch zu beachten:
Was ausserhalb des Internets illegal ist,
bleibt es auch im Internet – egal ob Clear
Web oder Darknet.
Ist es illegal, sich im Darknet zu
bewegen?
Um es einfach auszudrücken: Nein, es ist
nicht illegal, auf das Darknet zuzugreifen,
es ist aber durchaus ein Sicherheitsrisiko.
Die Nutzung von Tor oder der Besuch des
Dark Web sind nicht per se illegal. Auf der
Netzwerkseite ist das Darknet im Unternehmen
eher eine Grauzone. Die Nutzung
des Darknets bedeutet in der Regel, dass
Sie versuchen, eine Tätigkeit auszuüben,
die Sie sonst in der Öffentlichkeit nicht
ausüben könnten. Es ist natürlich verboten,
illegale Handlungen anonym auszuführen,
wie z.B. den Zugang zu Bildern
von Kindesmissbrauch zu verschaffen, die
Förderung des Terrorismus oder den Verkauf
illegaler Gegenstände wie Waffen.
vsao /asmac Journal 3/22 29
Fokus
Freie Wahl oder
Vorbestimmung?
Bei notorischen Gewalttätern stellt sich oft die Frage, ob diese aus
freien Stücken handeln oder ob sie an einer psychischen Erkrankung
oder unter einer abnormen Hirnstruktur leiden. In den meisten
Fällen zeigt sich, dass letztere Annahmen nicht zutreffen. Sogenannte
Psychopathen weisen zwar Persönlichkeitsstörungen auf,
haben aber auch einen freien Willen.
Prof. Philippe Delacrausaz, Chefarzt, Direktor des Instituts für Gerichtspsychiatrie, DP-CHUV
In Büchern und Filmen faszinieren Psychopathen und versetzen uns zugleich in Angst und Schrecken. Worauf die Persönlichkeitsstörungen gründen,
welche zu solchen Taten führen, ist unklar. Entsprechend wenig können in der Regel psychiatrische Therapien helfen.
Seit 2014 gibt es in der Schweiz
den Schwerpunkttitel in forensischer
Psychiatrie und Psychotherapie.
Damit können Psychiater
und Psychotherapeuten ihre spezifischen
Kenntnisse und Kompetenzen im Bereich
der Beurteilung und Behandlung von Personen
mit einer delinquenten Lebensgeschichte
nachweisen. Ärzte, die in diesem
Bereich arbeiten, befinden sich damit an
der Schnittstelle von Recht, Kriminologie
und Soziologie. Sie befassen sich intensiv
mit dem Strafvollzug und haben die Möglichkeit,
die vorbestimmenden Faktoren
einer kriminellen Laufbahn zu analysieren.
Jene Faktoren also, die eine kriminelle
Karriere beeinflussen, aber auch die Wege
aus dieser heraus, wobei der letzte Aspekt
heutzutage unter dem englischen Begriff
«Desistance» bekannt ist.
Ringen um die Schuldfähigkeit
Das Gesetz geht davon aus, dass jeder
Mensch mit einem freien Willen ausgestattet
ist und setzt damit auch seine strafrechtliche
Verantwortlichkeit voraus, die
übrigens nie bewiesen werden muss. Für
den forensischen Psychiater hingegen ist
die Realität komplexer und es gilt, zahlreiche
Vorbestimmungen zu berücksichtigen.
Dabei beschäftigt er sich nicht mit
Bild: Adobe Stock
30
3/22 vsao /asmac Journal
Fokus
sozialen Determinismen (das ist nicht sein
Fachgebiet), sondern konzentriert sich
auf biologische und psychologische Vorbestimmungen,
vor allem aber auf pathologische
Determinismen. Im Rahmen von
strafrechtlichen Gutachten besteht seine
Aufgabe darin, zu beurteilen, inwiefern
diese pathologischen Determinismen den
freien Willen beeinträchtigt und somit zu
einer verminderten Schuldfähigkeit oder
sogar zu einer Schuldunfähigkeit geführt
haben.
Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts
hatte Dr. John Harlow im berühmten Fall
von Phineas Gage in den USA gezeigt, dass
man nach einem Schädel-Hirn-Trauma
(ein Brecheisen hatte Gage nach einer Explosion
auf einer Baustelle den Schädel
durchschlagen) unter Umständen keine
neurologischen Schäden davontragen
wird, jedoch eine Persönlichkeitsveränderung
mit Verhaltensstörungen (bspw. mit
einer Tendenz zu Gewaltausbrüchen) auftreten
kann. Gewisse Aspekte des biologischen
Determinismus werden bis heute
dank der Fortschritte bei der Bildgebung
des Gehirns, insbesondere der funktionellen
Bildgebung, immer wieder auf diese
Weise vorgebracht. So kommt es in den
Gerichtssälen vor, dass Anwälte Gehirnscans
vorlegen, um die Abnormität der
Gehirnstrukturen eines bestimmten Mandanten
zu zeigen. Diese Abnormität soll
die Schuldunfähigkeit belegen und zu deren
Anerkennung führen.
Mit dem Aufkommen der Psychoanalyse
im 20. Jahrhundert hat man auch
ein besseres Verständnis für die Rolle
unbewusster Mechanismen entwickelt,
die bei unseren Entscheidungen und
Handlungen eine Rolle spielen und in
manchen Fällen bestimmte Straftaten erklären
können.
Psychische Erkrankung ist selten
Ursache
Für den forensischen Psychiater besteht
die Hauptfrage darin, ob das Vorhandensein
einer psychischen Störung möglicherweise
eine Rolle bei der Begehung
der Straftat gespielt hat. Die breite Datengrundlage
in der Fachliteratur zeigt jedoch,
dass entgegen der Wahrnehmung
in der Öffentlichkeit die Begehung einer
Gewalttat statistisch nicht mit der psychischen
Erkrankung korreliert. Man beobachtet
insbesondere, dass weniger als
10 Prozent der psychiatrischen Patienten
eine Gewalttat begehen. In diesen Fällen
beobachtet man sehr häufig andere Faktoren,
die man auch bei fehlender psychischer
Erkrankung finden kann, wie z.B.
den Konsum von psychoaktiven Substanzen
wie Alkohol oder illegalen Drogen.
Die Frage nach der wiederholten Begehung
von strafbaren Handlungen, mit
oder ohne Gewaltanwendung, die schlussendlich
eine kriminelle «Karriere» kennzeichnet,
und nach deren Ausgangspunkt
ist schwierig zu beantworten. Insbesondere
auch die Frage, welche Rolle die «freie
Wahl» in solchen Lebensläufen spielt und
nach dem Vorhandensein einer psychiatrischen
Störung.
Die Psychopathie
In den 1940er Jahren wurde das Konzept
der «Psychopathie» entwickelt, um die
Bedeutung der «hartgesottenen Kriminellen»
zu erfassen, die weder durch strafrechtliche
Sanktionen noch durch Wiedereingliederungsversuche
auf den «rechten
Weg» zurückgebracht werden können.
Dieses Konzept wurde nie in die international
anerkannten psychiatrischen Klassifikationen
wie bspw. die ICD der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) oder das
DSM der American Psychiatric Association
(APA) aufgenommen. Es ist aber
durch fiktionale Darstellungen (Filme und
Fernsehserien), sehr populär geworden.
Mit diesem Konzept verbindet man
teilweise auch die Diagnose der dissozialen
Persönlichkeitsstörung, die nach
ICD-10 als eine Persönlichkeitsstörung
beschrieben wird, die durch folgende Elemente
gekennzeichnet ist:
––
eine kalte Gleichgültigkeit gegenüber
den Gefühlen anderer,
––
eine offensichtliche und anhaltende
verantwortungslose Haltung,
––
eine Missachtung sozialer Normen, Regeln
und Zwänge,
––
eine Unfähigkeit, Beziehungen dauerhaft
aufrechtzuerhalten, obwohl es keine
Schwierigkeiten beim Aufbau von
Beziehungen gibt.
Dazu kommen:
––
eine sehr geringe Frustrationstoleranz
und eine niedrige Schwelle für die Entladung
von Aggressionen, einschliesslich
Gewalt,
––
eine Unfähigkeit, Schuldgefühle zu
empfinden oder aus Erfahrungen zu
lernen, insbesondere nach Sanktionen,
––
eine deutliche Tendenz, anderen die
Schuld zu geben
––
oder plausible Rechtfertigungen für ein
Verhalten zu liefern, das zu einem Konflikt
zwischen der Person und der Gesellschaft
führt.
Schuldfähig und therapieresistent
Wie man sieht, beschreibt dieses Bild lediglich
Modalitäten des Seins und Verhaltens.
So überrascht es nicht, dass Studien
zeigen, dass ein erheblicher Anteil der
Inhaftierten diese Erscheinungsformen
der dissozialen Persönlichkeitsstörung
aufweisen. Die Schuldfähigkeit dieser Personen
wird allgemein als voll und ganz
angenommen, und sie gelten darüber hinaus
als wenig oder gar nicht zugänglich für
irgendeine Form von Therapie.
In Situationen, in denen eine Person
wegen Gewalttaten vor Gericht steht und
insbesondere wenn es sich um wiederholte
Verbrechen oder Vergehen handelt,
müsste daher die Frage gestellt werden, ob
eine psychische Erkrankung vorliegt, die
gegebenenfalls mit einer geeigneten Therapie
behandelt werden kann. In den
meisten Fällen ist dies jedoch nicht der
Fall, und die Ätiologie dieser Verhaltensweisen
muss in anderen Bereichen als in
demjenigen der psychiatrischen Pathologie
gesucht werden.
vsao /asmac Journal 3/22 31
Fokus
Der Waldweg über
dem Keltengrab
Vor mehr als 2000 Jahren wurden Angehörige der keltischen Elite
aufwändig bestattet. Ihre auf Anhöhen gelegenen Hügelgräber
waren markante Punkte in der Landschaft. Der archäologische Dienst des
Kantons Berns erforscht derzeit ein solches Gräberfeld.
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin vsao Journal, Bilder: Severin Nowacki
Ein Wald, eine Kiesgrube – dieser
Fleck im Berner Seeland ist
nichts Besonderes. Das Besondere
befindet sich unter den
Zeltplanen. Es handelt sich um Grabhügel
aus der Epoche der frühen Kelten, von ca.
800 bis 450 vor Chr. Seit 2019 führt hier
der archäologische Dienst des Kantons
Bern eine sogenannte Rettungsgrabung
durch. Da die Kiesgrube erweitert werden
soll, müssen die Hügel wissenschaftlich
dokumentiert und die Funde aus den Gräbern
geborgen werden. Bevor die Bagger
alles untergraben, um an die unter den
Grabhügeln liegende Kiesschicht zu kommen,
werden die Hügel Schicht für
Schicht abgetragen, wie Alexandra Winkler,
Archäologin und Projektleiterin dieser
Grabung, erklärt.
Gebildete Laien
Wie aber weiss man, wo man suchen
muss? Im Fall der Keltengräber ist das
nicht ganz so schwierig, wenigstens was
den dominantesten Grabhügel angeht.
Mit einem Durchmesser von mehr als
20 Metern und einer Höhe von heute noch
gegen drei Metern erregte das kreisrunde
Gebilde bereits im 19. Jahrhundert das Interesse
der ersten «Archäologen». Diese
Pioniere waren gebildete Laien, welche
den Hügel von oben öffneten, um zur in
der Mitte gelegenen Grabkammer vorzustossen
und die Gegenstände zu bergen.
Sie konservierten ihre Funde und erstellten
auch eine kleine Dokumentation. Weder
Vorgehen noch Auswertung sind mit
den heutigen Methoden vergleichbar,
aber bereits damals waren diese in ganz
Europa verbreiteten Grabhügel bekannt
und konnten der richtigen Epoche zugeordnet
werden.
Heutzutage werden sämtliche Funde
(auch Altfunde) auf einer archäologischen
Karte eingetragen. Diese wird in allen
Kantonen geführt und laufend ergänzt.
Wird ein Baugesuch eingereicht, muss der
archäologische Dienst vorab überprüfen,
ob in diesem Gebiet etwas von Interesse
sein könnte. Im konkreten Fall wurden
nebst dem bereits bekannten Grab noch
weitere Hügel mit verschiedenen Gräbern
entdeckt. Nicht alle waren von denselben
Dimensionen wie das «Hauptgrab», sondern
über die Jahrtausende teilweise von
der Erosion mehr oder weniger abgetragen
worden. So fand das Team um Alexandra
Winkler sogar eine Grabstätte unter
einem gut begangenen Waldweg.
Für den Tod planen
Die Dimensionen der Grabhügel lassen erahnen,
wie gross der Aufwand gewesen
sein muss, um diese letzten Ruhestätten
zu erstellen. Das Material musste im Umland
abgetragen und wohl in Körben zur
Anhöhe transportiert werden. Dabei kam
es zu massiven Erdbewegungen. Die Steine,
welche die Abgrenzung markierten,
wurden vom Ufer der Aare evtl. mithilfe
von Rindern oder Pferden ebenfalls auf
die Anhöhe geschleppt. Insgesamt eine
Masse von drei bis vier Tonnen Gestein.
Da die Anhöhe zur damaligen Zeit mit
ziemlicher Sicherheit nicht bewaldet war,
waren die Gräber weithin sichtbar und
verliehen den Bestatteten wohl über den
Tod hinaus Bedeutung und Grösse.
Als wichtigste Erkenntnis dieser Grabung
erachtet Winkler die Tatsache, dass
der Bau in Etappen stattfand. Die Hügel
wurden mit Pausen von mehreren Wochen
bis Monaten erbaut. Das lässt zwei
Schlüsse zu: Zum einen waren die am Bau
beschäftigten Menschen nicht immer abkömmlich.
Es waren wohl Bauern und
Handwerker, die den Bau nebst ihren üblichen
Tätigkeiten errichteten. Zum andern
haben die «Stammesführer» bereits zu
Lebzeiten mit dem Bau ihrer Gräber begonnen,
darin den Pharaonen nicht ganz
unähnlich. Solche aufwändigen Bauwerke
wurden nur für ausgewählte Personen errichtet,
woraus auch Schlüsse zum Aufbau
der damaligen Gesellschaft gezogen werden
können.
Gräber ohne Tote
Öffnet man die Grabkammer, ist alles organische
Material verschwunden. Weder
das Holz, das die Kammer ausgekleidet
hat, noch die Bestatteten haben im sauren
Waldboden überdauern können. Da abgesehen
von winzigen Knochensplittern keine
Spuren mehr zu finden sind, lassen sich
keine Aussagen zu den Menschen selbst
machen. DNA-Analysen, welche unter anderem
Auskunft über Verwandtschaftsverhältnisse
geben könnten, sind ausgeschlossen.
Sicher ist einzig, dass die auf
diese Weise zur Ruhe gelegten Personen
32
3/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Bagger, Schaufeln und Staubsauer kommen zum Einsatz, wenn die Hügel schichtweise
abgetragen werden. Dabei wird jeder Schritt dokumentiert.
einer Oberschicht angehört haben müssen.
Das zeigen auch die Beigaben, welche
die Zeit besser überdauert haben, etwa Behälter
aus Keramik oder Metall. In andern
Grabhügeln in der Schweiz und im Ausland
wurden sogar Pferdewagen aus Holz
und Metall entdeckt oder Importgegenstände
aus dem Mittelmeerraum, was
nicht nur die Grösse der Grabstätten nochmals
verdeutlicht, sondern ebenso die Bedeutung
der Toten.
Doch nicht nur «Nützliches» wurde
den Verstorbenen mitgegeben, sondern
auch Schönes, vor allem Schmuck. Leider
sind insbesondere Gegenstände aus Bronze
sehr stark angegriffen und zerfallen mit
der Zeit praktisch zu Staub, wenn sie nicht
behandelt werden. Entsprechend schwierig
sind sie zu bergen, und ebenso komplex
sind Konservation und Restauration.
Das bislang schönste Stück, welches Alexandra
Winkler bergen konnte, ist jedoch
recht resistent gegenüber dem Zahn der
Zeit: Der Ohrring aus Gold, fein ziseliert
mit geometrischen Mustern, glänzt nach
der Reinigung genauso wie vor mehr als
2000 Jahren.
Planen, graben, dokumentieren
Die Feldarbeit prägt gemeinhin das Bild
der Archäologie. Bevor aber die erste Baggerschaufel
Erde abgetragen wird, muss
ein Projekt geplant, ein Budget und ein
Zeitplan erstellt und das Ganze bewilligt
werden. Wenn die Arbeit an der Fundstelle
abgeschlossen ist, werden Dokumentation
und Funde ausgewertet und in einer
Publikation dargestellt. Im vorliegenden
Fall wird die Ausgrabung selbst noch einige
Jahre andauern. Eine Ausnahme, wie
Alexandra Winkler betont, der schieren
Grösse und der Vielzahl der Gräber geschuldet.
Entsprechend umfangreich
wird die Publikation ausfallen. All die
Analysen der Funde brauchen Zeit. Am
Ende steht ein Werk, das vor allem der
Wissenschaft zur Verfügung steht. Für das
breite Publikum gibt es häufig Führungen
sowie ein breites Panel an Öffentlichkeitsanlässen.
Die Funde werden konserviert
und in der Regel archiviert. Alexandra
Winkler hätte Freude, wenn zumindest
der Ohrring nicht in einem Archiv verschwinden
würde, sondern Platz in der
Vitrine eines Museums fände.
Um das Keramikgefäss, welches dem Toten
beigegeben wurde, zu bergen, braucht es
ausgeprägtes Fingerspitzengefühl.
vsao /asmac Journal 3/22 33
Fokus
Leben im
Untergrund
Man sieht sie selten, doch man weiss, sie sind da. Ratten erregen meist
Abscheu, gelten als Schädlinge und Krankheitsüberträger.
Seit langem begleiten Ratten die Menschen, besiedeln die Städte,
auch die Kanalisation. In diesen künstlichen Höhlen führen
sie ein geselliges Leben.
Marcus Schmidt und Gabi Müller, Stadt Zürich, Umwelt- und Gesundheitsschutz,
Schädlingsprävention und -beratung
Die Wanderratte (Rattus norvegicus)
ist ein bedeutender Hygieneschädling,
kann Krankheiten
übertragen und durch
ihren Nagetrieb grosse Materialschäden
anrichten. Sie ist uns in der Forschung
aber auch sehr nützlich, denn an ihr wird
die Wirkung von Medikamenten, Pflegeprodukten
und Giften getestet. Da sie unter
anderem in der Kanalisation lebt,
kann ihr plötzliches Auftreten in einem
Quartier ein Anzeichen für eine defekte
Abwasserleitung sein.
Je mehr Essensreste oder Vogelfutter
eine Ratte vorfindet, desto mehr Nachwuchs
produziert sie. Die Fachstelle
Schädlingsprävention kontrolliert mehrmals
pro Jahr Stellen, wo Ratten regelmässig
auftreten. Deshalb gibt es in Zürich im
Vergleich zu anderen Städten relativ wenig
Ratten. Die Regel, wonach in Grossstädten
eine Ratte pro Person lebt, ist ein Märchen
und entbehrt jeder wissenschaftlichen
Grundlage. Da Wanderratten vor allem im
Untergrund leben, ist eine Schätzung der
Anzahl ohne grössere wissenschaftliche
Studien, bei denen Ratten gefangen, markiert,
wieder freigelassen und wieder gefangen
werden, nicht seriös.
Ohne Schwanz ist die Wanderratte 19
bis 27 cm lang, und vor allem die Männchen
können mit bis zu 500 Gramm eine
stattliche Grösse erreichen. Der fast körperlange
Schwanz ist unbehaart. Ihr Rücken
ist graubraun, der Bauch weisslich
grau gefärbt.
Ursprünglich stammt die Wanderratte
aus Sibirien und der Mongolei. Durch den
Handel verschleppt, tauchte sie Anfang
19. Jahrhundert in der Schweiz auf. Dies
war zugleich der Beginn der Industrialisierung
und des Ausbaus der Kanalisationen.
Heute ist sie im ganzen Mittelland und in
den tief liegenden Teilen der Alpentäler,
vor allem entlang von Fluss- und Seeufern
sowie in der Kanalisation, verbreitet.
Vor dem Auftreten der Wanderratte
war in Europa die Hausratte (Rattus rattus)
weit verbreitet. Sie stammt ursprünglich
aus der wärmeren Himalayaregion und
wurde schon sehr früh mit den Handelsschiffen
auf der ganzen Welt verschleppt.
Sie kann gut klettern und hält sich in kälteren
Regionen vor allem in den oberen
Stockwerken von Gebäuden auf. Durch das
enge Zusammenleben von Mensch, Tier
Auf der Suche nach Nahrung bietet die Stadt viele Möglichkeiten. Einen Abfallcontainer anzunagen,
gehört dazu.
34
3/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Intelligent, vorsichtig und gesellig: Ratten leben in Familienverbänden, erkennen sich am Geruch und verständigen sich durch Laute.
Bilder: zvg
und Hausratte wurde im Mittelalter der Erreger
der Pest, Yersinia pestis, durch Flöhe
von den Hausratten auf die Menschen
übertragen. Heute ist die Hausratte in der
Schweiz sehr selten und vor allem noch in
der Landwirtschaft anzutreffen. In
Deutschland ist sie beispielsweise auf der
Roten Liste als vom Aussterben bedrohte
Art aufgeführt.
Gesellig und familiär
Die Wanderratte ist ein Kulturfolger und
lebt überall, wo sich Menschen ansiedeln.
Als Allesfresser ernährt sie sich von Getreide
und anderen pflanzlichen und tierischen
Produkten. Je nach Wassergehalt
des Futters braucht eine Ratte täglich 30
bis 60 Milliliter Wasser. Deshalb siedeln
sich Wanderratten gerne in der Nähe von
Gewässern oder in der Kanalisation an.
Hier ernähren sie sich vor allem von über
die Toilette entsorgten Nahrungsresten.
Sie können ihr ganzes Leben in diesem
künstlichen Höhlensystem verbringen.
Bei Öffnungen im Abwassersystem können
sie an die Oberfläche gelangen.
Die Wanderratte ist vorwiegend dämmerungs-
und nachtaktiv, kann sich aber
bei entsprechender Fütterung auch tagsüber
zeigen. Sie läuft gern entlang von
Mauern, Gebüschen und allem, was ihr
Schutz bietet. In der Vegetation bewegt sie
sich immer auf denselben Wegen. Sie ist
gesellig und lebt in Gruppen im Familienverband.
Das Revier einer Gruppe wird gegen
Fremde verteidigt. Die Tiere einer
Gruppe erkennen sich am Geruch. Regelmässig
genutzte Wege werden mit Urin
markiert. Zur Kommunikation untereinander
verständigen sich Ratten auch akustisch.
Gehör, Tast- und Geschmackssinn
sind gut ausgebildet.
Die Weibchen werden nach 50 bis 60
Tagen geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit
von etwa 22 Tagen werden durchschnittlich
sieben bis acht Junge geboren. Diese
sind anfangs noch unbehaart, blind, hilflos
und werden drei Wochen lang gesäugt.
Deshalb bleiben sie für einige Wochen im
Nest, welches das Weibchen an einem sicheren
und trockenen Ort für sie anlegt.
Ein Weibchen kann pro Jahr vier bis sieben
Mal Junge haben. Das wird durch Populationsdichte,
Nahrungsangebot und Temperatur
beeinflusst. Im Freiland werden
Ratten sechs bis zwölf Monate alt, in Gefangenschaft
bis zu drei Jahren.
Risiko für Gesundheit und Material
Die Wanderratte hat bei der Nahrungssuche
und zur Erschliessung neuer Nistmöglichkeiten
einen grossen Aktionsradius.
Dabei kommt sie auf dem Weg durch die
Kanalisation, durch Abfalleimer, über
Kompostplätze, durchs Gebüsch und andere
Orte mit gesundheitsschädigenden
Keimen in Kontakt und kann diese verschleppen.
Beispiele dafür sind Salmonellen
(Durchfallerkrankungen), Leptospiren
(Weil’sche Krankheit), Hantaviren und Toxoplasmen.
In Europa sind bei Ratten momentan
27 Krankheitserreger bekannt.
Aufgrund der potentiell möglichen Krankheitsübertragung
sind Ratten in der Lebensmittelproduktion
für Mensch und
Haustiere ein erhebliches Risiko. Beim
Eindringen in Vorratslager verschmutzen
sie die gelagerten Nahrungsmittel mit ihrem
Kot und Urin. Eine Ratte frisst täglich
etwa 20–30 Gramm trockenes Futter.
Durch ihren angeborenen Nagetrieb können
sie gravierende Schäden an Möbeln,
Verkabelungen und elektrischen Geräten
anrichten. Beim Benagen von Kabelisolationen
können Kurzschlüsse und Brände
entstehen.
Ein Rattenbefall im Freien ist an faustgrossen
Löchern in der Erde und deutlichen
Laufspuren in der Vegetation zu erkennen.
Rattenkot ist häufig an geschützten
Stellen wie z.B. unter Schränken, in
dunklen Ecken aber auch auf den Laufwegen
der Wand entlang zu finden. An Türen,
Wänden und Verkleidungen findet man oft
deutliche Nagespuren.
Das Eindringen von Ratten und Mäusen
in Keller kann durch engmaschige
Vergitterung (Maschenweite höchstens
5 mm) oder Schliessen der Kellerfenster
vermieden werden. Türen und andere Öffnungen
müssen dicht schliessen. Abfallund
Sperrmüllansammlungen im Keller,
anderen Lagerräumen oder im Hinterhof
sind zu vermeiden, weil sie Futterquellen
und Verstecke für die Ratten bieten. Regelmässiges
Ausbringen von Vogelfutter
lockt Ratten und Mäuse an. Gemäss der
Vogelwarte Sempach ist das Füttern von
vsao /asmac Journal 3/22 35
Fokus
Vögeln nur im Winter und nur bei gefrorenem
Boden sinnvoll. Bei Abfallcontainern
muss der Bodenablauf und Deckel geschlossen
sein, um die Ratten vom Abfall
fernzu halten.
Ratten sind Hygiene- und Materialschädlinge.
Im Kanton Zürich sorgen, gestützt
auf § 1, 17 und 18 der Verordnung
über allgemeine und Wohnhygiene vom
20. März 1967, die Gemeinden auf öffentlichem
Grund für die Nagerbekämpfung.
In der Stadt Zürich ist die Fachstelle
Schädlingsprävention dafür zuständig
(s. Kasten).
Für die Bekämpfung eines grösseren
Rattenbefalls muss eine professionelle
Schädlingsbekämpfungsfirma beigezogen
werden. Diese verwenden zur Nagerbekämpfung
hauptsächlich Köder mit Antikoagulantien.
Diese Köder können abhängig
von Dosis und Wirkstoff auch für andere
Säugetiere und Vögel tödlich sein.
Links
Link zu Merkblatt über Ratten:
www.stadt-zuerich.ch/content/dam/stzh/gud/Deutsch/UGZ/gesundheitsschutz/
schaedlingsberatung/dokumente/schaedlinge/mb_spb_ratten.pdf
Link zu FAQ über Nagetiere:
www.stadt-zuerich.ch/gud/de/index/gesundheitsschutz/schaedlingspraevention/
faq/nagetiere.html
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36
3/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Der Psyche auf
den Grund gehen
Jahrelang mehrmals pro Woche auf einer Couch liegen,
um Unbewusstes an die Oberfläche zu holen. So stellt man sich
gemeinhin die klassische Psychoanalyse vor. Seit ihrer
Entstehung hat sie sich allerdings vielfältig weiterentwickelt. Dazu hat
auch der Dialog mit angrenzenden Disziplinen wie bspw. den
Neurowissenschaften beigetragen. Ist die von Freud entwickelte
«seelische Tiefenbohrung» noch aktuell?
Dr. phil. Johannes Simon Vetter, Dr. phil. Laura Maria Wade-Bohleber, Prof. Dr. med. Heinz Böker
Vor mehr als hundert Jahren
provozierte Sigmund Freud
seine Zeitgenossen: Ein
Mensch entscheidet nicht
allein bewusst, es gibt nicht nur den
freien Willen, sondern auch das unser
Handeln und Erleben erheblich beeinflussende
Unbewusste. Die psychoanalytische
Herangehensweise beschäftigt
sich mit ebenjenem Unbewussten, den
verdrängten Erfahrungen, dem «Untergrund»
der Psyche. Sie entlarvt die Illusion,
dass wir rational und durch unser
Bewusstsein dominiert sind, und beschäftigt
sich mit unseren inneren Widersprüchen,
geht dem Verborgenen nach.
Freud entwickelte die Psychoanalyse
als Theorie über das Zusammenwirken
des Bewussten und Unbewussten mit
Bezug auf Entwicklung, Struktur und
Funktion der menschlichen Psyche. Der
Begriff Psychoanalyse bezeichnet sowohl
eine Methode zur Untersuchung zugrundeliegender
Vorgänge und psychischer
Störungen als auch ein therapeutisches
Verfahren sowie die psychoanalytische
Herangehensweise, die u. a. auch gesellschaftliche
und kulturelle Phänomene
erforscht.
Bis in die Gegenwart sind psychoanalytische
Therapieformen Gegenstand von
Weiterentwicklung und Anpassung in Klinik
und Wissenschaft und durch einen
theoretischen, methodischen und therapeutischen
Pluralismus geprägt. Als Teil
der psychiatrisch-psychotherapeutischen
Behandlungspraxis können sie eine Vielfalt
an Störungsbildern wirksam behandeln.
Verschiedene Behandlungsformen
psychoanalytischen Ursprungs
Die (klassische) Psychoanalyse wendet
sich dem Zusammenwirken von bewussten
und unbewussten psychischen Prozessen
mittels freier Assoziationen und
Deutungen zu. Über einen längeren Zeitraum
mit mehreren Sitzungen pro Woche
und auf der Couch liegend werden unbewusste
Konflikte und erworbene Entwicklungsschwierigkeiten,
die sich im Leben
des Patienten, aber auch in der Beziehung
zum Analytiker mittels Übertragung (Projektion
unbewusster Repräsentanzen von
verdrängten bzw. verinnerlichten Erfahrungen)
und Gegenübertragung (reaktive
Empfindung des Behandlers auf die Übertragungsangebote
des Patienten) abbilden,
aufgearbeitet.
Den weitaus grösseren Teil des psychoanalytischen
Behandlungsspektrums
machen andere Formen (zeitlich verkürzt,
zumeist im Sitzen und ein- bis zweimal
pro Woche) aus, nämlich die Tiefenpsychologisch
fundierte bzw. Psychodynamische
/ Psychoanalytische Psychotherapie
[1]. Fokussiert wird dabei auf das Zusammenspiel
der Symptomatik und Persönlichkeitsfaktoren
der Patienten, die unbewusste
Psychodynamik aktuell wirksamer
neurotischer Konflikte und struktureller
Störungen unter Beachtung von
Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand
(bspw. zum Verständnis der
Symptombildung). Der therapeutische
Prozess ist durch Begrenzung des Behandlungszieles,
ein vorwiegend konfliktzentriertes
Vorgehen und Einschränkung
regressiver Prozesse geprägt.
Darüber hinaus kommen Kurz- oder
Fokaltherapien sowie niederfrequente
Behandlungen in einer längerfristigen,
Halt gewährenden therapeutischen Beziehung
zum Einsatz.
Wissenschaftlich und mehrdimensional
Jahrzehntelang hatte die Psychoanalyse
Nachholbedarf hinsichtlich wissenschaftlicher
Untersuchungen. Mittlerweile zeigen
viele Studien und Metaanalysen die
Wirksamkeit in der Behandlung psychischer
Störungen [2–6].
vsao /asmac Journal 3/22 37
Fokus
Die Psychoanalyse hat im Laufe der Zeit verschiedenste Formen ausgebildet, und ist als Therapieform nach wie vor aktuell. Die legendäre Couch,
hier das Original im Sigmund Freud Museum in London, prägt aber immer noch die allgemeine Vorstellung davon.
Von aussen betrachtet mag häufig das
Vorurteil fallen, in psychoanalytisch angelegten
Therapien gehe es hauptsächlich
um Sexualität. Tatsächlich wurden viele
vom ausgehenden 19. Jahrhundert geprägte
Theorien überholt, aber es gab
schon zu Freuds Lebzeiten andere Entwicklungen,
die bspw. auf das Beziehungserleben
und die Objektbeziehungstheorie
(zu nennen sind etwa Alfred Adler
und Melanie Klein) fokussierten, so dass
bis heute zwischenmenschliche Beziehungsmuster
im Zentrum stehen. Gleichzeitig
bleibt die psychoanalytische Theorie
eine der wenigen, die auch das Instinkthafte,
Triebhafte des Menschen und
seine ganz individuelle Konfliktdynamik
zu verstehen versucht.
Man mag auch die Vorstellung haben,
dass die psychoanalytische Herangehensweise
zu viel Staub des «Untergrunds»
aufwirbeln und folglich zu sehr in der Vergangenheit
wühlen würde. Tatsächlich
sind die aktuellen Beziehungen zentraler
Inhalt psychoanalytischer Behandlungen,
auch wenn diese Beziehungsmuster
massgeblich durch frühe Bindungserfahrungen
geprägt sind, und ein Verständnis
aktueller Schwierigkeiten immer auch
über die Einbettung dieser in die individuelle
Lebensgeschichte erarbeitet wird.
Der individuelle Zugang in der
Behandlung
Im Vergleich zu vielen anderen therapeutischen
Verfahren fokussieren psychoanalytische
Ansätze weniger auf eine
Symptomreduktion: Symptome sollen in
ihrem Zusammenhang mit der spezifischen
innerpsychischen Konstellation eines
Menschen verstanden werden. Behandelt
werden Individuen, nicht Symptome
oder Diagnosen. Das lässt sich weniger
messen und quantifizieren, dient aber
vielleicht eben jener Aufarbeitung des
«Untergrunds». So können persönliche
Handlungs- und Erfahrungsspielräume
erweitert und neue Verhaltens- und Erlebensweisen
in Beziehungen und im Alltag
ermöglicht werden. Heute ergeben sich
darüber hinaus Verknüpfungen zu neurowissenschaftlichen
Erkenntnissen, die
die Bedeutung unbewussten Geschehens
hervorheben [1].
Im Gesundheitssystem und in der
Wissenschaft leben wir in auf Effizienz,
Schnelligkeit und Wirksamkeit getrimmten
Zeiten. Mit dieser Entwicklung halten
auch psychoanalytische Verfahren mit:
So wurden Kurzzeitverfahren entwickelt,
deren Wirksamkeit ebenfalls gut belegt
sind [7–9]. Gleichzeitig bleibt die Psychoanalyse
als Langzeitbehandlung eine
wichtige Möglichkeit, schwere, beispielsweise
auch chronifizierte psychische Erkrankungen
wirksam zu behandeln.
Bild: © 2018 Freud Museum London.
38
3/22 vsao /asmac Journal
Fokus
Ziel psychoanalytischer Verfahren
sind u. a. eine bessere Selbsterkenntnis
und Reflexion sowie die Unterstützung
beim Nachreifen von Beziehungserfahrungen.
Dieses tiefere Verständnis kostet
Zeit und Einsatz, was interessanterweise
auch genau den Erwartungen der Allgemeinheit
an Psychotherapie entspricht,
wie eine aktuelle Studie zeigen konnte
[10]. Die Behandlungseffekte halten bestenfalls
über das Therapieende an und
verbessern sich über die Zeit [11, 12], um so
zur Senkung von Gesundheitskosten beizutragen
[13, 14].
Tieferliegende Zusammenhänge
zu verstehen versuchen
Abschliessend lässt sich also festhalten,
dass psychoanalytische Verfahren weiterhin
– in der Schweiz und weltweit – zu den
Standardverfahren der Behandlung psychischer
Erkrankungen gehören. Sie sind
wirksam und kosteneffizient. In diesen
Verfahren wird ein Verständnis der aktuellen
Symptomatik – gemeinsam mit dem
Patienten – durch Einbettung in die individuelle
innerpsychische Konstellation
und Lebensgeschichte erarbeitet. Wenn
man dies als «seelische Tiefenbohrung»
bezeichnen möchte, ist diese also auch
heute noch aktuell.
Zur besseren Lesbarkeit wird die männliche
Form verwendet, die weibliche Form ist allerdings
jeweils mitgemeint.
Literatur
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Philipszoon, F., Schoevers, R.,
Dekker, J. & De Jonghe, F.
Costs and benefits of
long term psychoanalytic
therapy: changes in health
care use and work impairment.
Harv. Rev. Psychiatry
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vsao /asmac Journal 3/22 39
Perspektiven
Aktuelles aus der Geburtshilfe: Infektionen in der Schwangerschaft
Schwanger in der
Pandemie
Obgleich die Schwangerschaft eine veränderte Immunantwort auslöst,
um das heranwachsende Kind zu schützen, erhöht sie auch die Gefahr von
Infektionen. So verdoppelte sich das Risiko für Schwangere für
SARS-CoV-2-bedingte Komplikationen. Impfen und Schutzmassnahmen
sind deshalb auch zum jetzigen Zeitpunkt noch angebracht.
Prof. Dr. Dr. med. Martin Müller, Leitender Arzt Geburtshilfe, Universitätsklinik für Frauenheilkunde,
Inselspital, Bern
Eine Schwangerschaft ist komplex.
Wir begleiten und behandeln
mindestens zwei Individuen
(Mutter und Kind/er) und
diese verändern und entwickeln sich
stets. Bei Infektionen in der Schwangerschaft
müssen wir somit deren Einfluss
auf die Mutter und das Kind sowie den
Zeitpunkt des Auftretens (die Schwangerschaftswoche)
betrachten. Der Zugang
zum Fetus kann über eine Reihe von unterschiedlichen
Übertragungswegen erreicht
werden, wobei wir grundsätzlich
Aszension und hämatogene/transplazentare
Disseminationen unterscheiden (Abbildung
1).
Angepasstes Management bei CMV
und Covid-19
Die Schwangerschaft selbst führt auch zu
einer veränderten Immunantwort, die zusammen
mit der Plazenta für den Schutz
des Fetus verantwortlich ist. Umgekehrt
kann eine Schwangerschaft die Exazerbation
einer Infektion, die Reaktivierung einer
latenten Infektion oder auch eine aszendierende
Infektion begünstigen. In der
Abbildung 1 sind Übertragungswege und
für die Schwangerschaft relevante Erreger
zusammengefasst. Da in den letzten zwei
Jahren unser Management bei Zytomegalie
(CMV) und Covid-19-Infektionen in der
Uterus
Plazenta
Bakterien/Protozoen
Toxoplasmose gondii
Listeria monocytogenes
Borelliose
Treponema pallidum
Viren
Röteln
CMV
HBV
Parvo-B19
HIV
VZV
COVID-19
hämatogene und tranzplazentare Dissemination
Abbildung 1. (adaptiert aus [1] und [2]): Übertragungswege und potenzielle Erreger relevant in der
Schwangerschaft.
Zervix
Bakterien/Protozoen
A-Streptokokken
B-Streptokokken
Neisseria gonorrhoea
Chlamydia trachomatis
Treponema pallidum
Gardnerella vaginalis
Trichomonas vaginalis
Viren
CMV
HBV
HSV-2
HIV
Aszension
Vagina
Schwangerschaft angepasst wurde, werde
ich mich auf diese beiden Erreger konzentrieren.
Ein Infekt kann eine Schwangerschaft
direkt oder auch indirekt schädigen. Bei
einer direkten Schädigung führt der Erreger
zu einer Entwicklungsstörung, die in
einer Embryopathie oder Fetopathie mündet.
Ein Beispiel ist eine CMV-Infektion in
der Frühschwangerschaft. Im Vergleich
werden indirekte Schädigungen durch
Veränderungen des Umfelds ausgelöst.
Ein Beispiel ist die diffuse Störung der
Myelinisierung oder Bronochopulmonale
Dysplasie (Abbildung 2) infolge einer
SARS-CoV-2-bedingten Frühgeburt.
Grafiken: zvg
40
3/22 vsao /asmac Journal
Bild: Adobe Stock
nekrotisierende
Enterokolitis
Atemnotsyndrom
Bronchopulmonale Dysplasie
Infektion des
choriodezidualen Raums
Abbildung 2. (adaptiert aus [2]): Infektionen in der Schwangerschaft und neonatale Morbidität.
Plazenta
Uterus
Infektion der Nabelschnur
Zervix
Infektion des Fruchtwassers
transiente Hypothyreose
Frühgeborenen-Retinopathie
Vagina
diffuse Störung
der Myelinisierung
Wir haben bis jetzt in der Schweiz keinen
Konsens über die Sinnhaftigkeit der
einzelnen Untersuchungen zur Prävention
von Infektionen gefunden. Es herrscht
Konsens, dass die meisten Untersuchungen
im ersten Trimester durchgeführt werden,
da in diesem Zeitraum die direkte
Schädigung häufiger vorkommt und genügend
Zeit für eine Prophylaxe oder Therapie
vorliegt [3]. Die häufigsten Erreger mit
kongenitaler Infektion sind in der Tabelle 1
zusammengefasst, wobei das Management
bei einer in der Frühschwangerschaft erworbenen
mütterlichen CMV-Infektion
kürzlich angepasst wurde. Eine randomisierte,
doppelblinde, gegen Placebo kontrollierte
Studie zeigte eine signifikante
Reduktion der fetalen CMV-Infekte nach
einer primären Behandlung mit dem Virostatikum
Valacyclovir [4]. Eine weitere
Studie hat die Wirksamkeit im Jahr darauf
unterstrichen [5]. Aus diesem Grund hat
die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie
und Geburtshilfe (SGGG) im Expertenbrief
Nr. 73 die Empfehlung zur spezialisierten
Betreuung und Aufklärung
über diese potenzielle Behandlungsoption
ausgesprochen [6]. Dieser Paradigmenwechsel
erlaubt uns, bei dringendem Verdacht
auf Frühinfektion eine Therapie mit
Valacyclovir einzuleiten. Eine invasive Abklärung
(PCR und Viruslast im Fruchtwasser,
ggf. fetale Blutentnahme) sollte frühestens
acht Wochen nach vermuteter Primärinfektion,
im Idealfall nach der 18–20
SSW, angeboten werden. Wir sollten dabei
das Interventionsrisiko gegenüber der
Konsequenz des Resultats abwägen.
Jede Schwangerschaft an sich führt zu
einer kardiopulmonalen Anpassung und
zu einer veränderten mütterlichen Immunantwort,
die zusammen mit der Plazenta
für die Entwicklung und den Schutz des
Fetus verantwortlich sind. Umgekehrt
kann eine Schwangerschaft eine Reaktivierung
einer latenten Infektion, eine Aszension
oder auch Exazerbation einer In -
fek tion wie mit SARS-CoV-2 begünstigen.
vsao /asmac Journal 3/22 41
Perspektiven
Durch die Covid-19-Pandemie rückten somit
die Schwangerschaftsvorsorge und die
mütterliche Morbidität in den Fokus. Die
Schwangerschaft verdoppelt das Risiko für
SARS-CoV-2-bedingte Komplikationen,
wie die Aufnahme auf die Intensivstation,
Notwendigkeit einer Intubation oder Mortalität.
Somit haben ~10 Prozent unserer
Schwangeren schwere Schwangerschaftskomplikationen
entwickelt und ~3 Prozent
der Kinder sind postpartal positiv getestet
worden [7]. Eine Therapie mit monoklonalen
Antikörpern nach dem ersten Trimester
wurde kürzlich zugelassen, und die
Therapiekriterien sind gleich wie bei der
nichtschwangeren Bevölkerung. Nicht zuletzt
bleibt die weitere Schwangerschaftsvorsorge
nach einer Infektion wichtig, um
eine intrauterine Wachstumsretardierung
zu entdecken [8].
Impfen und Schutzmassnahmen
einhalten
Nun ist die Covid-19-Pandemie laut BAG
vorbei – aber nicht für alle. Wir empfehlen
unseren schwangeren Patientinnen weiterhin
spezielle Schutzmassnahmen: Gesichtsmaske
(idealerweise FFP2-Maske)
bei Kontakten im beruflichen und privaten
Umfeld, Händehygiene und wenn möglich
Arbeiten im Homeoffice. Die Impfung ist
und bleibt die wichtigste Massnahme. Alle
Schwangeren sollten nach dem ersten Trimester
geimpft werden, um den besten
Schutz vor schwerer Infektion (sowohl
für die schwangere Frau wie auch für
das ungeborene Kind) zu erreichen [9].
Wir empfehlen eine Selbsttestung bei
Krankheitssymptomen einer möglichen
Covid-19- Erkrankung und bei positivem
Test die Selbstisolation. Die kontinuierliche
Aufrechterhaltung der Schwangerschaftsvorsorge
und Behandlung der
SARS-CoV-2-Infektionen sind nur dank
einer interdisziplinären und interprofessionellen
Zusammenarbeit möglich.
Tabelle 1. (adaptiert aus [1]): Die häufigsten Erreger der kongenitalen Infektionen und ihre
Auswirkung in der Schwangerschaft
Erreger mit
kongenitaler
Infektion
Literatur
Plazentare
Infektion
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Präpartale
Infektion
des Fetus
CMV +++ +++ +++ +++
HBV – + + –
HCV – – + –
HIV ? + +++ –
HSV ? + + ?
Listeriose +++ +++ +++ +++
Masern ? + + ?
Mumps ? – + –
Parvovirus B19 +++ ++ +++ +++
Röteln +++ – +++ +++
Syphilis (Lues) +++ +++ +++ +++
Toxoplasmose +++ +++ +++ +++
VZV ? ++ +++ +++
Präpartale
Infektion
mit fetalen
Symptomen
? = fraglich, − = kein Zusammenhang, + bis +++ = schwacher bis sehr starker Zusammenhang
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altered metabolic scaling after
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prospective multicentric
study. Clin Microbiol Infect,
doi:10.1016/j.cmi.2022.02.003
(2022).
[9] SGGG. CORONA-
VIRUSINFEKTION COVID-19
UND SCHWANGERSCHAFT,
(31.03.2022).
42
3/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit
Metabolische
Abklärung von
Nierensteinen
Leave no stone unturned
Olivier Bonny 1,2 und Piet Bosshard 3
Jeder Nierenstein sollte
abgeklärt werden
Jeder Abgang eines Nierensteines ist für
die Patienten mit grossem Stress und
Trauma verbunden. Oft ist ein invasiver
Eingriff notwendig, was zusätzliche Einschränkungen
und Kosten verursacht.
Wenn zu spät erkannt oder durch eine Infektion
kompliziert, kann der Abgang eines
Nierensteins gar lebensbedrohlich
sein. 2010 starben weltweit etwa 19 000
Menschen an Urolithiasis (10 500 Männer
und 8500 Frauen) [1]. Ein Nierensteinabgang
wird allzu oft als eine vernachlässigbare
Episode angesehen, da oft nur
einmal durchlebt. Eine Urolithiasis sollte
jedoch nicht nur als ein Schmerzproblem
und als behandlungsbedürftige Harnleiterobstruktion
gesehen werden, sondern
als eine wichtige Warnung, dass zugrundeliegende
Prozesse im Zusammenhang
mit dem Lebensstil, der Nahrungsaufnahme,
dem Metabolismus oder der Nierenfunktion
gestört sein können. Es sollten
daher alle sinnvollen und angemessenen
Massnahmen ergriffen werden, um den
* Der Artikel erschien ursprünglich in der
«Therapeutischen Umschau» (2021), 78(5),
235–240. mediservice vsao-Mitglieder können
die «Therapeutische Umschau» zu äusserst
günstigen Konditionen abonnieren. Details s.
unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.
1
Abteilung Nephrologie und Hypertonie, CHUV,
Lausanne
2
Département des Sciences Biomédicales,
Université de Lausanne
3
Abteilung Urologie, CHUV, Lausanne
Mechanismus der Steinbildung abzuklären.
Darüber hinaus müssen bei allen Nierensteinbildern,
die aufgrund einer ersten
Steinepisode in medizinischer Kontrolle
sind, die damit verbundenen Risiken
identifiziert werden. Insbesondere sollten
kardiovaskuläre Risikofaktoren, Osteoporose,
Übergewicht und metabolisches
Syndrom gesucht, abgeklärt und behandelt
werden. Darüber hinaus müssen
Darmerkrankungen, einschliesslich aller
Formen der Malabsorption und einiger
seltener metabolischer oder hormoneller
Störungen sowie renale Tubulopathien
identifiziert werden. Urolithiasis ist keine
Diagnose an sich und ihre Ursachen müssen
in allen Fällen intensiv gesucht und
behandelt werden.
Die Nierensteinbildung ist ein komplexer
Prozess, der von der Sättigung der
im Urin vorhandenen Salze bestimmt
wird. Sobald das Löslichkeitsprodukt
eines Salzes überschritten wird, entsteht
eine Übersättigung, welche zur Bildung
von Mikrokristallen im Urin führt. Der
Niederschlag solcher Kristalle in den Nierentubuli
oder in der Papille (so genannte
Randall’sche Plaques) führt im Laufe der
Zeit zu relevanter Steinbildung und Steinwachstum.
Der gesamte Prozess kann bei
ungünstigem Milieu des Urins schnell
vonstattengehen (wie z. B. bei unbehandelter
schwerer Cystinurie, chronischer
Niereninfektion mit Struvitbildung), verläuft
aber bei den meisten Kalzium oxalat-
Steinen in der Regel langsam, mit einem
symptomfreien Intervall von etwa 3 bis 5
Jahren. Es ist daher von entscheidender
Bedeutung, ein gutes Verständnis des gesamten
Prozesses bei jedem Steinbildner
zu erlangen. So kann eine angemessene
und personalisierte Prävention erfolgen,
welche letztlich die Anzahl der wiederkehrenden
Koliken und Steinabgängen verringern
sollte.
Die metabolische Abklärung wird von
den beiden grossen urologischen Fachgesellschaften,
der European Association of
Urology (EAU) [2] und der American Urological
Association (AUA) [3], empfohlen,
wird aber regelmässig durch pragmatischere
Ansätze in Frage gestellt [4, 5].
Hier werden wir einige Schlüsselfragen
zur metabolischen Abklärung von Nierensteinbildnern
behandeln: Wer sollte von
einer solchen Abklärung profitieren?
Wann sollte die metabolische Abklärung
statt finden? Welche Art von Abklärung
sollte durchgeführt werden? Wie sind
die Ergebnisse zu interpretieren? Ist eine
Abklärung sinnvoll? Und wie häufig sollte
die Abklärung durchgeführt werden?
Bevor eine metabolische Abklärung
durchgeführt wird, ist es wichtig, die Patienten
daran zu erinnern, dass die verbleibende
Steinlast das Ergebnis der
Prophylaxe über mehrere Monate / Jahre
hinweg beeinflusst. Wenn die Patienten
Restkonkremente aufweisen, werden die
Untersuchungen und die Behandlung nur
eine mässige Wirkung auf diese bereits
vorhandenen Steine haben. Weiter können
die verbleibenden Steine Nierenkoliken
verursachen, selbst wenn vorbeugen
vsao /asmac Journal 3/22 43
Perspektiven
de Massnahmen getroffen wurden. Wenn
also eine Nierenkolik in den folgenden
Wochen / Monaten nach Beginn der metabolischen
Auswertung und der Prophylaxe
auftritt, ist dies höchstwahrscheinlich
auf bereits vorhandene Steine zurückzuführen
und nicht auf ein Versagen der
vorbeugenden Massnahmen, die der Patient
gerade erst begonnen hat.
Wer sollte eine metabolische
Abklärung erhalten?
Nach einem Steinabgang sollte jeder Patient
eine metabolische Abklärung erhalten.
Es werden zwei Arten der metabolischen
Abklärung unterschieden: eine
einfache und eine umfassende (Abbildung
1A / B). Die einfache metabolische
Abklärung sollte nach unkomplizierter
und erstmaliger Urolithiasis erfolgen sofern
die Patienten keine Komorbiditäten
oder Risikofaktoren aufweisen und nach
urologischer Therapie steinfrei sind. Das
Ziel der Abklärung ist es, schwer behandelbare
Erkrankungen wie Hyperkalzämie,
Hyperurikämie, Niereninsuffizienz
oder chronische Harnwegsinfekte
zu identifizieren. Sollten die Patienten jedoch
an rezidivierender Urolithiasis leiden,
eine erhebliche residuelle Steinlast
aufweisen, Risikofaktoren oder Begleiterscheinungen
aufweisen, wird eine umfassende
metabolische Abklärung basierend
auf einem 24 h-Sammelurin empfohlen.
a) Erster Stein Rezidivierende
Urolithiasis
Keine residuelle Steinlast
Ohne Risiko
Faktoren
Einfache
Steinabklärung
b) Risiko Faktoren:
• Positive Familienanamnese für Urolithiasis
• Osteoporose, Fraktur
• Darmkrankheiten (Morbus Crohn, Malabsorption,
Gastric Bypass, …)
• Gicht, Metabolisches Syndrom
• Cystinurie und nicht-Calzium/ Oxalat Steinen
• Chronische Harnwegsinfekte
• Einzelniere
• Nephrocalzinose, residuelle Steinlast
Nein
Einfache
Abklärung
Mit
Risiko
Faktoren
Vollständige
Steinabklärung
Ja
Vollständige
Abklärung
Abbildung 1A / B. Metabolische Abklärung eines
Steinbildners: wie man sich für eine einfache
oder umfassende Abklärung entscheidet.
Wann soll die Abklärung
stattfinden?
Die metabolische Abklärung sollte frühestens
einen Monat nach spontanem Steinabgang
oder nach einer urolog ischen
Operation oder nach Doppel-J-(Pigtail)-
Katheter entfernung erfolgen. Dies ermöglicht
es den Nieren und dem Patienten,
sich vollständig von der Steinepisode zu
erholen und erneut einen stabilen Zustand
zu erreichen. Der Patient sollte sich
zum Zeitpunkt der Abklärung wieder in
seinem gewohnten Zustand befinden.
Welche Abklärungen sollen
durchgeführt werden?
Die einfache Abklärung umfasst eine Bestimmung
des Gesamt-Kalziums, des Kreatinins
und der Harnsäure im Serum. Das
Ziel ist es, die wichtigsten behandelbaren
Erkrankungen wie einen primären Hyperparathyreoidismus
und andere Ursachen
von Hyperkalzämie, Niereninsuffizienz
oder Hyperurikämie zu identifizieren.
Urin wird auf Dichte, pH, Natrium, Kalium,
Kalzium, Kreatinin und Harnsäure
untersucht. Im Falle einer Leukozyturie
sollte eine Urinkultur angelegt werden.
Eine umfassende Abklärung basiert
auf einem 24 h-Sammelurin, wobei eine
genaue Instruktion der Patienten ausschlaggebend
für eine korrekte Durchführung
und somit aussagekräftige Abklärung
ist. Ungefähr 20 bis 60 % der
24 h-Sammelurine sind aufgrund einer
inkorrekten Durchführung nicht verwertbar.
Die wichtigsten Punkte der Pa tienteninstruktion
sind in Kasten 1 zusammengefasst.
In Abbildung 2 finden Sie
eine Anleitung zur 24 h-Urinsammlung,
welche dem Patienten abgegeben werden
kann.
Die Auswertung des 24 h-Sammelurins
gibt Aufschluss über die Nährstoffe,
welche die Patienten während der Sammelperiode
zu sich genommen haben,
sowie über den Metabolismus des steinbildenden
Patienten.
Das Rationale für die Analyse der verschiedenen
Urinparameter ist in Tabelle 1
dargestellt. Sofern die Patienten sich in
einem Steadystate befinden (nach Obstruktion
und Steinentfernung), reflektieren
die gemessenen Parameter die enterale
Aufnahme zugeführter Mikronährstoffe
während der Sammelperiode. Dies erlaubt
eine Beurteilung des Ernährungsmusters
des Steinbildners. Zum Beispiel kann die
Natriumeinnahme durch die Messung des
24 h-Sammelurins genau abgeschätzt werden.
Natrium wird praktisch vollständig
Abbildung 2. Schema zur Anleitung für die
Gewinnung des 24 h-Sammelurins.
• Der Urin sollte während genau 24
Stunden gesammelt werden.
• Nur bei korrekter Durchführung der
Urinkollektion sind die Daten und
deren Interpretation verwertbar.
• Ob der Urin korrekt gesammelt
wurde, wird von ihrem behandelnden
Arzt überprüft.
• Die Untersuchung des 24 h-Sammelurins
kostet ca. CHF 400. Diese
Investition lohnt sich lediglich, wenn
die Kollektion korrekt durchgeführt
wird.
• Ändern Sie Ihr Verhalten, Ihre Essund
Trink gewohnheiten während
der Sammelzeit nicht.
• Beginnen Sie mit der Sammlung des
24 h-Urins, wenn Sie aufwachen,
indem Sie Ihren gesamten Blaseninhalt
in die Toilette entleeren (der
Urin von der Nacht ist ausserhalb der
Sammelzeit). Notieren Sie sich den
Zeitpunkt, an dem Sie Ihre Blase
entleeren: dies ist der Anfang der
Sammelzeit (z. B. 07:20 Uhr). Sammeln
Sie von diesem Zeitpunkt an
den gesamten tagsüber und in der
darauffolgenden Nacht entleerten
Urin. Entleeren Sie ihre Blase genau
24 Stunden später zum letzten Mal in
den Sammelcontainer (also um 07:20
Uhr am Folgetag).
Kasten 1. Anweisungen zur Gewinnung eines
optimalen 24 h-Sammelurins.
vom Darm resorbiert und weder im Körper
gespeichert noch in anderen Organen verloren,
so dass die Natriumausscheidung
im 24 h-Sammelurin dessen Einnahme
entspricht. Kalium ist ein Marker für den
Verzehr von Gemüse und Obst. Der Harnstoff
im 24 h-Sammelurin wird als Surrogat
für die Proteinaufnahme verwendet.
Sulfat ist ein Marker für Proteine tierischen
Ursprungs. Ebenso stellt das Urinvolumen
einen guten Marker für die Flüssigkeitsaufnahme
im Steadystate dar (d. h.
ohne Schwitzen oder Durchfall).
Minimale Bestimmungen im 24 h-Urin
Zur Beurteilung des Steinbildungsrisikos
sollten mindestens Urinvolumen, Kreati
44
3/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Wichtige 24 h-Sammelurin Parameter
Urin-Volumen
Rationale
Hilft bei der Bestimmung des gesamten eingenommenen Flüssigkeitsvolumens
Empfehlung: > 2 L Urin / 24 h
Kreatinin Beurteilung, ob der 24h-Sammelurin vollständig ist. Empfehlung, siehe [10]
Natrium
Kalzium
Oxalat
Citrat
Harnsäure
Harnstoff
Hilfe bei der Bestimmung der gesamten Natriumeinnahme
Empfehlung: Einnahme von 5 – 6 g NaCl pro Tag
Hinweis ob eine Hyperkalziurie vorliegt
Hinweis ob eine Hyperoxalurie vorliegt
Hinweis ob eine Hypocitraturie vorliegt
Hinweis ob eine Hyperuricosurie vorliegt
Hinweis, wie viel Protein konsumiert wird
Empfehlung: 0.8 g / kg Körpergewicht / 24 h
Zusätzlich verwendete Parameter
Urin pH-Wert
Kalium
Magnesium
Phosphat
Chlorid
Sulfat
Ammonium
Bestimmung des Säuregrades des Urins als wichtigem Parameter des Urin-Milieus
hinsichtlich der Kristallisierung steinbildender Salze
Bestimmung des Früchte- und Gemüsekonsums
Bestimmung von Hemmstoffen der Steinbildung
Bestimmung, ob ein renaler Phosphatverlust vorliegt
Bestimmung des Fleisch- und Milchproduktekonsums
Abklärung von Durchfall / Malabsorption
Bestimmung des Fleischkonsums
Beurteilung des Säure- / Basenstatus
Tabelle 1. Rationale und Bedeutung einzelner Parameter des 24h-Urins.
nin (zur Beurteilung der Vollständigkeit
der Sammlung), Natrium, Calcium, Oxalat,
Citrat, Harnsäure, Harnstoff und pH-
Wert quantifiziert werden. Weitere Informationen
können in spezifischeren Fällen
oder zur Berechnung einer allfälligen
Übersättigung durch Messung von Kalium,
Magnesium, Phosphat, Chlorid, Sulfat
und Ammonium gewonnen werden.
Eine Proteinurie oder Mikroalbuminurie
geben einen Anhalt für eine mögliche glomeruläre
Schädigung. Ein Screening auf
Cystin sollte einmalig durchgeführt werden,
insbesondere wenn keine Steinanalyse
vorliegt.
Abbildung 3. Kristallurie, mikroskopische Untersuchung (400×) an frischem Urin. A. Beispiel von
typischen Cystinkristallen, die bei einem Patienten mit Cystinurie und einer Harnwegsinfektion
beobachtet wurden. B. Calciumoxalat-Dihydrat-Kristalle.
Erweiterte Abklärung mittels
24 h-Urinsammlung
In besonderen Fällen ist eine umfassendere
Abklärung erforderlich. Wenn ein
Patient mit alkalischem Urin-pH und einer
Steinzusammensetzung aus Apatit
(ein Salz vom Kalziumphosphat-Typ, das
bei alkalischem Urin-pH ausfällt) vorliegt,
sollte eine distale renal-tubuläre
Azidose gesucht werden. Dieser Zustand
tritt auf, wenn der distale Teil der Nierentu
buli nicht in der Lage ist, den Urin anzusäuern.
Dies kann auf schwere genetische
Erkrankungen zurückzuführen sein. Bedingt
wird sie durch Muta tionen in den
Genen, welche für Teile der Protonenpumpe
kodieren, oder durch zirkulie rende
Antikörper, z. B. beim Sjögren-Syndrom.
Die Störung kann aber auch bei Patienten
mit nur leichten Verän derungen in den
für die Protonenpumpe kodierenden Genen
vorkommen. Dies führt zu einem
leicht alkalischen pH-Wert des Urins [6].
In diesem Fall kann nur ein Belastungstest
die Störung aufdecken. Dieser erfolgt
entweder mittels Furosemid-Fludrocortison-
Test oder dem Ammoniumchlorid-
Belastungstest [7]. Dabei wird die Fähigkeit
der Niere zur Ausscheidung von
Protonen untersucht. Diese Tests sollten
in einer auf Abklärung von Urolithiasis
spezia lisierten Institution durchgeführt
werden.
Bei Patienten, die eine Hyperkalziurie
aufweisen, kann eine weitere Charakterisierung
der Kalzium-Ausscheidung vorgenommen
werden. Dies ist aber in der Regel
vsao /asmac Journal 3/22 45
Perspektiven
nicht notwendig [8]. Bei Patienten mit Hyperkalziurie,
rezidivierender Urolithiasis
und somit erhöhtem Osteoporose- und
Frakturrisiko empfiehlt sich zudem die
Durchführung einer Osteodensitometrie.
Dabei ist zu beachten, dass die Osteodensitometrie
von Krankenkassen nicht vergütet
wird, sofern sie nur im Zusammenhang
mit einer Hyperkalziurie und rezidivierender
Urolithiasis erfolgt.
Eine Steinanalyse hinsichtlich der Zusammensetzung
sollte mindestens einmal
erfolgen. Wiederholte Analysen sind sinnvoll,
da sich die Zusammensetzung der
Steine im Laufe der Zeit verändern kann.
Ein Urinsediment ist Bestandteil einer
metabolischen Abklärung. Das Vorhandensein
von Kristallen im Urin sediment
gibt Aufschluss über die vorliegende Störung
des Metabolismus, welcher zur Steinbildung
führen könnte (z. B. im Falle einer
Cystinurie mit typischen hexagonalen
Kristallen im Urin, Abbildung 3), über die
Prognose und das Rezidivrisiko, sowie zur
Kontrolle der Einhaltung von Diät- und
Medikamenteninterventionen [9]. Die Abklärung
einer Kristallurie sollte am besten
im Morgenurin erfolgen.
Wie sind die Ergebnisse
zu interpretieren?
Es wird oft der Eindruck erweckt, dass
der 24 h-Sammelurin schwierig zu interpretieren
ist. Dies ist richtig und falsch
zugleich. Einige Parameter sind leicht zu
interpretieren, wobei andere einiges an
Erfahrung voraussetzen. In Kombination
können die Messwerte auf das Risiko einer
Salzausfällung hin beurteilt werden, indem
das Löslichkeitsprodukt berechnet
wird. Diese Indizes sind eine Hilfe bei der
Überwachung des Therapieerfolges oder
des Managements der Patienten im Verlauf.
Als Prädiktor des langfristigen Rezidivrisikos
eines bestimmten Patienten
sind die Indizes jedoch nie validiert worden.
Darüber hinaus deutet die grosse
Zahl der mathematischen Berechnungen
des Löslichkeitsproduktes (Equil2, JESS,
Tiselius index, BONN risk index, Robertson
Risk Factor Algorithm, Lithorisk, …)
darauf hin, dass es nach wie vor schwierig
ist, diese als Mass für die Prognose und das
Langzeitrisiko zu verwenden.
Der erste Schritt bei der Interpretation
der metabo lischen Abklärung eines Steinbildners
ist die Überprüfung der Vollständigkeit
der Urinsammlung. Die 24 h-Kreatinin-Clearance
wird als Marker für die Vollständigkeit
der Sammlung verwendet. Der
Wert sollte von einer Sammlung zur anderen
nicht variieren (ausser wenn der Patient
im Vergleich zum Gesamtkörpergewicht
signifikant an Muskelmasse verliert
oder zunimmt). Die Variationsbreite der
24 h-Kreatinin-Clearance pro Kilogramm
Körpergewicht der Schweizer Bevölkerung
wurde untersucht und kann somit auch zur
Beurteilung bei Steinbildnern herangezogen
werden [10].
Das Urinvolumen ist der zweite Parameter,
der leicht zu interpretieren ist. Das
über 24 Stunden vollständig gesammelte
Urinvolumen ist ein genauer Marker für
die Flüssigkeitsmenge, die während desselben
Zeitraums eingenommen wurde,
sofern keine anderweitigen Verluste vorliegen.
Eine in Italien durchgeführte,
longitudinale randomisierte kontrollierte
Studie zeigte, dass bei einem Urinvolumen
von > 2 L / Tag das Risiko eines Steinrezidivs
nach 5 Jahren erheblich reduziert
ist [11]. Aus diesem Grund wird den Patienten
empfohlen, ausreichend und regelmässig
zu trinken, um mindestens 2 L
Urin pro Tag auszuscheiden. Wichtig ist,
nicht Empfehlungen zur Gesamtmenge
der zu trinkenden Flüssigkeit zu machen,
sondern die Aufmerksamkeit des Patienten
auf das Urinvolumen zu lenken. Es
sollte ein verdünnter, klarer Urin über
den ganzen Tag angestrebt werden. Die
Urinfarbe kann vom Patienten selber gut
beobachtet und gesteuert werden. Wenn
das Urinvolumen trotz der wiederholten
Empfehlung, tagsüber mehr Wasser zu
trinken, kontinuierlich niedrig ist, sollten
zugrundeliegende Ursachen für eine niedrige
Aufnahme oder eine Urininkontinenz
gesucht werden.
Die übrigen Urinparameter werden in
der Regel nicht durch einen Cut-off definiert,
da das Risiko der Steinbildung in einem
linearen Verhältnis zu der jeweiligen
Variablen steht. Hyperkalziurie zum Beispiel
wird oft als > 7,5 mmol/24 h für Männer
und > 6,25 mmol / 24 h für Frauen oder
> 0,1 mmol / Kg Körpergewicht / 24 h definiert.
Allerdings ist eine Kalziurie von bis
zu 3,75 mmol / Tag bereits mit einem erhöhten
Risiko der Steinbildung asso ziiert
[12] und sollte zusammen mit anderen
lithogenen Risikofaktoren interpretiert
werden. Darüber hinaus ist nicht nur die
Ausscheidungsrate von Kalzium pro 24 h
von Bedeutung, sondern auch dessen Konzentration
im Urin. Ist die Kalzium-Konzentration
höher als 3,125 mmol / L, liegt
eine relevante Erhöhung des Steinbildungsrisikos
vor. Hilfe bei der Interpretation
der Befunde kann der mit Nephrolithiasis
vertraute Nephrologe geben.
Wann wird eine metabolische
Abklärung durchgeführt und
was bringt sie?
Fachgesellschaften (EAU und AUA) empfehlen
eine metabolische Beurteilung
nach dem ersten Nierensteinabgang. Studien
haben jedoch gezeigt, dass nur bei
7 % der Erststeinbildner mit erhöhtem
Rezidivrisiko und nur bei 13 % der Zweitsteinbildner
eine metabolische Abklärung
durchgeführt wird [13, 14]. Dieser Anteil ist
sehr gering und es sollten alle Anstrengungen
unternommen werden, um diesen
zu erhöhen. Grosse Erhebungen über die
Praxis urologischer und nephrologischer
Zentren in Europa bezüglich der metabolischen
Abklärung von Steinpatienten
zeigten, dass dies zwischen den Zentren
unterschiedlich gehandhabt wird [15, 16].
Ein standardisiertes Vorgehen wäre erstrebenswert.
Im Jahr 2019 wurde eine
Konsensus-Konferenz dazu durchgeführt,
aber auch Forschungsprojekte vorgeschlagen,
um bestehende Wissens-Lücken zu
schliessen [17].
Die Relevanz der metabolischen Abklärung
wurde nur in einer einzigen prospektiven
Studie untersucht, in der eine
umfassende Abklärung (24 h-Sammelurin
und Blutentnahmen) mit einem minimalen
metabolischen Screen ing verglichen
wurde. 242 Kalziumoxalat-Steinbildnern
wurden identische Ernährungsempfehlungen
abgegeben und 3 Jahre lang in den
beiden Interventionsarmen beobachtet.
Patienten, die einer umfassenden Abklärung
unterzogen wurden, hatten im Vergleich
zu denjenigen mit einem minimalen
metabolischen Screening weniger Rezidive
[18].
Kürzlich haben Song et al. die Aufzeichnungen
von 130 489 Patienten, welche
zwischen 2007 und 2013 in Spitälern der
Veterans Health Administration in den
USA betreut wurden, analysiert [14]. Sie
verglichen Patienten, bei denen eine metabolische
Abklärung mit 24 h-Sammelurin
durchgeführt worden war (nur 13 % aller
Steinbildner), mit solchen ohne metabolische
Aufarbeitung (87 %). Patienten, die
von einer metabolischen Abklärung mit
24 h-Sammelurin profitiert hatten, wurden
im Vergleich zur Population ohne 24 h-
Sammelurinsammlung häufiger mit einer
medikamentösen Prophylaxe behandelt:
Mehr Thiazide bei Hyperkalziurie, mehr
Allopurinol bei Hyperurikosurie und mehr
Citrat bei Hypocitraturie. Darüber hinaus
passten die behandelnden Ärzte die Therapie
auf der Grund lage der 24 h-Urinsammlung
an, indem sie die Verschreibung von
46
3/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Medikamenten erhöhten, von denen angenommen
wurde, dass sie das Risiko einer
Urolithiasis verringern. Da jedoch die
Mehrheit der Patienten in dieser grossen
Kohorte von Steinbildnern nicht von einer
metabolischen Abklärung profitierten, blieben
die meisten Patienten, die einen Nutzen
aus einer gezielten Therapie hätten ziehen
können, unbehandelt.
Kürzlich wurde ein Aufruf zu pragmatischer
und empir ischer Therapie bei allen
Steinbildnern gemacht [5]. Wenn es jedoch
für alle Steinbildner geeignete allgemeine
Empfehlungen gibt, sollte eine personalisierte
Behandlung und die Nachsorge
der Patienten auf individuellen metabolischen
Markern basieren.
Wie häufig sollte eine metabolische
Abklärung erfolgen?
Die metabolische Abklärung sollte bei der
ersten Konsultation nach Überweisung
des Patienten durchgeführt werden. Nach
3 Monaten empfiehlt sich eine Wiederholung,
um die Einhaltung der Ernährungsumstellung
oder die Wirksamkeit der Therapie
zu überprüfen. Anschliessend wird
eine jährliche metabolische Abklärung
empfohlen. Allerdings hatten nur 16 % der
Steinbildner mit Anomalien beim ersten
24 h-Sammelurin eine Nachuntersuchung
nach 6 Monaten. Dabei ist ein wesentlicher
Teil der fehlenden Nachsorge auf den
Zuweiser zurückzuführen und nicht auf
den Patienten [19].
Zusammenfassung
Nach dem Abgang eines Nierensteins müssen Patienten sorgfältig untersucht werden,
um die zugrundeliegende Ursache der Steinbildung zu ermitteln. Dies erlaubt die Einleitung
von Präventivmassnahmen und einer gezielten Behandlung. Allgemeine Empfehlungen
können allen Nierensteinbildnern angeboten werden. Eine individualisierte
Beratung inklusive einer Nachsorge mit Anpassung der Therapie im Verlauf bedarf
jedoch einer fundierten Diagnostik und Beurteilung. Die metabolische Abklärung für
wiederkehrende Steinbildner basiert auf der Analyse eines 24 h-Sammelurins. Dies
ermöglicht eine umfassende Beurteilung der Ernährung des Patienten und die Identifikation
behandelbarer metabolischer Erkrankungen und von renalen Tubulopathien.
Zusätzliche spezifische Untersuchungen können einen Urinansäuerungstest (bei Verdacht
auf partielle distal renal-tubuläre Azidose), die Abklärung einer Hyperkalziurie
oder eine Osteodensitometrie umfassen. Stoffwechseluntersuchungen müssen im Laufe
der Zeit wiederholt werden und dienen als Wegweiser für therapeutische Interventionen,
sowohl diätetischer als auch medikamentöser Art.
Abstract: Metabolic investigation of stone formers
Once a kidney stone has passed, patients must be carefully evaluated in order to identify
the underlying cause of the disease and to guide preventive measures and treatment.
General recommendations can be offered to all kidney stone formers, but personalized
counseling and follow-up adaptations need to be guided by in-depth assessment.
Metabolic evaluation for recurrent stone formers is based on 24 h urine collection.
This allows a comprehensive understanding of the dietary habits of the patient and
helps identifying treatable metabolic diseases and renal tubulopathies. Additional
specific assessments may include urine acidification test (in case of suspected partial
renal distal tubular acidosis), characterization of hypercalciuria or osteodensitometry.
Metabolic evaluation often needs to be repeated over time to guide therapeutic
interventions, both dietetic and drug-related.
Fazit
Expertenmeinungen und vorläufige Studienergebnisse
deuten darauf hin, dass
eine metabolische Abklärung bei allen
Steinbildnern durchgeführt werden sollte.
Diese trägt zur besseren Klärung der
Ursachen und Risikofaktoren der Urolithiasis
sowie zur Identifizierung von assoziierten
Krankheiten bei jungen Erwachsenen
bei. Darüber hinaus bildet die
metabolische Abklärung die Grundlage
für ein personalisiertes Ernährungs- und
Behandlungs management. Ein Überblick
des Managements der metabolischen
Bewertung von Steinbildnern in der
Praxis zeigt eine grosse Heterogenität
zwischen verschiedenen Zentren. Wünschenswert
wäre daher ein standardisiertes
Vorgehen basierend auf evidenzbasierten
Grundlagen.
Danksagung
Die Autoren danken den Mitgliedern der Swiss
Kidney Stone Cohort, einer vom Schweizerischen
Nationalfonds geförderten Initiative des NCCR
Kidney.CH.
Prof. Dr. med. Dr. phil. nat. Olivier Bonny
Abteilung Nephrologie
Department Innere Medizin
Freiburger Spital HFR
Ch. Des Pensionnats 2–6
1708 Fribourg
Olivier.Bonny@h-fr.ch
vsao /asmac Journal 3/22 47
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Ganesan C, Sohlberg EM, Chertow
GM, Liao JC, et al. Twenty-Four
Hour Urine Testing and Prescriptions
for Urinary Stone
Disease-Related Medications in
Veterans. Clin J Am Soc Nephrol.
2019;14:1773 – 80.
[15] Ferraro PM, Arrabal-Polo
MA, Capasso G, Croppi E, Cupisti
A, Ernandez T, et al. A preliminary
survey of practice patterns across
several European kidney stone centers
and a call for action in developing
shared practice. Urolithiasis.
2019;47:219 – 24.
[16] Ferraro PM, Unwin R,
Bonny O, Gambaro G. Practice
patterns of kidney stone management
across European and
non-European centers: an in-depth
investigation from the European
Renal Stone Network (ERSN). J
Nephrol. 2020 Sep 12. https://doi.
org/10.1007/s40620-020-00854-6
[17] Williams JC Jr., Gambaro
G, Rodgers A, Asplin J, Bonny
O, Costa-Bauzá A, et al. Urine and
stone analysis for the investigation
of the renal stone former: a
consensus conference. Urolithiasis.
2021;49:1 – 16.
[18] Kocvara R, Plasgura
P, Petrík A, Louzenský G,
Bartonícková K, Dvorácek J. A
prospective study of nonmedical
prophylaxis after a first kidney
stone. BJU Int. 1999;84:393 – 8.
[19] Dauw CA, Alruwaily
AF, Bierlein MJ, Asplin JR, Ghani
KR, Wolf JS Jr., et al. Provider
variation in the quality of metabolic
stone management. J Urol.
2015;193:885 – 90.
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48
3/22 vsao /asmac Journal
Perspektiven
Im Einsatz in Niger
La danse des femmes
Julia Brandenberger (MD PhD, MIH, pediatric emergency department, Hospital for Sick Children Toronto / Inselspital Bern)
Bild: zvg
Die Mittagshitze liegt schwer
über den Zelten, der Sand
glüht bei 45° C, es liegt eine
Ruhe über dem Krankenhaus.
Man ahnt nicht, dass in all den
Zelten 160 kleine Patienten sind, zudem
160 Mütter und wahrscheinlich um die
160 Geschwister. Still liegen die Frauen
mit ihren Kindern in einem Bett, warten
auf die Therapien, auf die Verteilung der
Milch, auf die Visite und letztlich auf die
Genesung. Kein Streiten, kein Drängen,
kein Fordern nach einem besseren Bett,
einer besseren Nahrung, einer Erklärung
der Therapie.
Die Entscheidung der Frauen, in das
Krankenhaus zu gehen, ist unheimlich
komplex. Oft müssen sie zuhause ihren
Mann oder die Schwiegermutter um Erlaubnis
bitten, den Haushalt verlassen
zu dürfen, und um das Geld für den Transport.
Diese zögern, ihr Einverständnis
zu geben: Schliesslich ist es Aufgabe der
Ehefrau, für den gesamten Haushalt
zu sorgen. In den Dörfern bedeutet das:
täglich Wasser und Feuerholz holen,
Lebensmittel besorgen, die Nahrung zubereiten,
den Wünschen der Kinder,
des Mannes, der Schwiegereltern entgegenkommen.
Der Mann bringt Geld
nach Hause, der Rest – insbesondere die
Kinder – ist Frauensache. Viele Frauen
gehen mit ihren kranken Kindern zuerst
zum «Marabou», dem lokalen Heiler.
Wenn dieser nicht helfen kann und die
mütterliche Sorge überhandnimmt, besorgen
sie von irgendwoher Geld, machen
sich zu Fuss, auf Ochsenkarren, in überfüllten
Autos auf den Weg bis zu uns – mit
oder ohne Einverständnis des Mannes.
In der Regel werden die Mädchen
mit ca. 14 Jahren verheiratet und bringen
durchschnittlich 7,5 Kinder zur Welt. Nahezu
keine unserer Patientenmütter kann
lesen und schreiben. Die frühe Heirat und
die fehlenden Bildungsmöglichkeiten für
Mädchen bedingen die hohe Geburtenrate
Der Spitalaufenthalt für das kranke Kind muss erkämpft werden. Trotz widrigen Bedingungen aber
strahlen die Mütter.
und die Abhängigkeit der Familie vom
Einkommen des Mannes. Dies ist ein
Grund, weshalb die Zahl der unterernährten
Kinder im Niger so hoch bleibt. Doch
die Rolle der Frauen scheint tief verankert
in der Gesellschaft zu sein. Selbst meine
einheimische Kollegin hat sich ihren
Wunsch, Medizin zu studieren, nur um
den Preis einer Scheidung von ihrem
Mann erfüllen können. Je häufiger ich
während der Visite von Bett zu Bett gehe,
Einblicke in Geschichte der Kinder bekomme
und die Mütter erleben darf, umso
mehr wächst meine Hochachtung für sie.
Einmal im Monat spielt die Band
unseres Health-Promoters im Krankenhaus.
Die Mütter und ihre Kinder kommen
aus den Zelten. Es bildet sich ein grosser
Kreis, in seiner Mitte beginnen die Ersten
zu tanzen. Krankenschwestern und auch
wir kommen dazu und werden mit Zurufen
und freudigem Lachen begrüsst.
Viele Gesichter strahlen, die Babys auf den
Rücken der Mütter beobachten uns neugierig,
die grösseren Kinder beginnen
kichernd mitzutanzen. Einmal darf ein
Moment ganz ihnen gehören. Es gibt
nichts Schöneres, nichts Friedlicheres als
diesen Tanz der Frauen.
Médecins sans frontières
Seit 50 Jahren leistet MSF dort medizinische
Hilfe, wo Menschenleben
bedroht sind. Vor allem bewaffnete Konflikte,
aber auch Epidemien, Pandemien
und Naturkatastrophen oder die Ausgrenzung
vom Gesundheitswesen sind
Gründe für Einsätze.
Weitere Informationen: www.msf.ch
vsao /asmac Journal 3/22 49
mediservice
Briefkasten
Ladestation im
Mietshaus
Ich plane ein E-Auto zu kaufen.
Habe ich als Mieterin Anspruch
auf eine Ladestation?
Was muss ich als Stockwer k-
eigentümer bei der Installation
einer Wallbox beachten?
Wenn Sie zur Miete wohnen, haben Sie
in der Schweiz kein Recht darauf, dass
Ihre Vermieterschaft den Stellplatz mit
einer Wallbox ausrüstet. Es sei denn,
eine Ladestation wurde Ihnen im Mietvertrag
zugesichert.
Wenn Ihr Vermieter keine Wallbox
in der Tiefgarage installieren möchte
und die Installation einer Ladestation
verbietet, dürfen Sie – allein oder zusammen
mit anderen Mieterinnen und
Mietern – die Wallbox nicht auf eigene
Kosten errichten.
Nach Art. 260a OR ist eine Änderung
am Mietobjekt nur mit schriftlicher
Zustimmung der Vermieterschaft
zulässig.
Wenn Sie eine Ladestation einbauen
lassen und die Vermieterin damit einverstanden
ist, schuldet sie Ihnen am
Ende der Mietdauer eine Entschädigung
für den allfälligen Mehrwert. Wir empfehlen,
die konkrete Höhe der Entschädigung
vor der Installation schriftlich zu
vereinbaren.
Ist Ihre Vermieterin bereit, den
Einbau der Wallbox auf eigene Kosten
vorzunehmen, könnte sie das zu einer
Mietzinserhöhung berechtigen, da es
sich grundsätzlich um eine wertvermehrende
Investition handelt.
Wenn mehrere Mietparteien eine
gemeinsame Wallbox installieren lassen
möchten, können die hierfür anfallenden
Kosten aufgeteilt werden. Wollen künftige
Mieterinnen und Mieter Strom an der
Ladestation «tanken», so ist es angemessen,
wenn auch diese einen Beitrag an die
angefallenen Installationskosten leisten.
Ladestation installieren bei
Stockwerkeigentum
Sie besitzen Stockwerkeigentum und
planen, ein E-Auto zu kaufen? Dann
sollten Sie beim Einbau einer Ladestation
folgende Punkte beachten:
– Die Eigentümerversammlung entscheidet
über den Einbau einer Ladestation.
Es sei denn, dass diese auf einer abgetrennten
Parkbox erstellt werden soll.
– Einen Einzelanschluss müssen Sie
selbst bezahlen. Wenn sich die Miteigentümerschaft
auch nicht an den
Kosten für die Grundinstallation
beteiligen will, bezahlen Sie sowohl
den Grundausbau als auch den Endausbau
– sprich die Wallbox auf Ihrem
Parkplatz.
– Will sich die Miteigentümerschaft
die Ausbauoption sichern, braucht es
eine «smarte» Infrastruktur fürs Laden:
In der Gemeinschaftsgarage wird
eine Grundinstallation montiert, die
anderen Stockwerkeigentümerinnen
und -eigentümer können ihre Wallbox
danach anschliessen.
– In jedem Fall ist es wichtig, dass der
Strombezug separat abgerechnet
werden kann. Wenn im gleichen
Gebäude mehrere Ladestationen in
Betrieb sind, kann eine intelligente
Stromversorgung – auch Lade- oder
Lastmanagement genannt – Sinn
machen.
– Wenn die Ladestation im Stockwerkeigentum
erstellt worden ist, können
künftige Eigentümerinnen und Eigentümer
dazu verpflichtet werden, sich
nachträglich an den Erstellungskosten
zu beteiligen, falls auch sie ihr E-Fahrzeug
in der Einstellhalle aufladen
möchten.
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bietet mediservice-Mitgliedern
eine Rechtsschutzversicherung zu
vorteilhaften Konditionen an.
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Leiterin Market Management
bei der AXA-ARAG
Bild: zvg
50
3/22 vsao /asmac Journal
mediservice
Schützen Sie
Ihre berufliche und wirtschaftliche
Zukunft
Der Weg bis zum Facharzttitel ist lang und verlangt Fleiss,
Ehrgeiz und viel Durchhaltewillen. Die Studierenden müssen
sich während der Ausbildungszeit mit knappen finanziellen
Mitteln begnügen. Umso wichtiger ist es, dass sie sich schon während
der anschliessenden Assistenzzeit mit der Sicherung ihrer
zukünftigen finanziellen Existenz befassen.
Rafael Girbés, innova Versicherungen AG
Schaden- oder Summenversicherung? Bei einem eintretenden Schadenfall gilt:
Schadenversicherung
Zielgruppe: Assistenz- und Oberärzte,
angestellte Spitalärzte
Die Auszahlung erfolgt aufgrund
des Nachweises der AHV-Abrechnung
der vergangenen 12 Monate und der
entstandenen Betriebskosten.
Dabei spielt auch die Existenzsicherung
der Assistenzärztin
oder des Assistenzarztes
bei Arbeitsunfähigkeit durch
Krankheit oder Unfall eine wichtige
Rolle. In der Regel wechselt der Arzt während
der Assistenzzeit innert Jahresfrist
sowohl den Arbeitgeber als auch den
Arbeitsort. Die Spitäler als Arbeitgeber unterstehen
dem jeweiligen kantonalen Besoldungsreglement.
Diese Reglemente sind
unterschiedlich ausgestaltet und sehen
eine Lohnfortzahlungsfrist bei Krankheit
und Unfall von 90 bis 730 Tagen vor. Fällt
ein Assistenzarzt durch Krankheit oder
Unfall aus, so endet sein Anspruch auf
Lohnfortzahlung möglicherweise mit dem
Ablauf des befristeten Arbeitsvertrages. So
können finanzielle Engpässe entstehen,
welche auch die Berufslaufbahn des Arztes
gefährden können.
Schliessen Sie diese Versicherungslücke
mit dem Abschluss einer Lohnausfallversicherung
und schützen Sie sich: Die
Lohnausfallversicherung garantiert, dass
das Einkommen des Arztes in den ersten
zwei Jahren einer Arbeitsunfähigkeit gesichert
ist. Die jeweilige Lohnfortzahlung
(Taggelder) wird in Form einer Schadenversicherung
ausgerichtet.
Nach der erfolgreichen Assistenzzeit
stehen dem Arzt viele Möglichkeiten offen.
Eröffnet er später eine eigene Praxis, so besteht
die Möglichkeit, die Lohnausfallversicherung
den neuen Gegebenheiten anzupassen.
So ist es wichtig, dass er zusätzlich
zu seinem Einkommen auch die anfallenden
Betriebskosten der Praxis wie
Miete, Telefon, Leasing etc. versichert. Die
Lohnfortzahlung des Praxisinhabers ist als
Schaden- oder als Summenversicherung
möglich. In seiner Funktion als Arbeitgeber
kann der Praxisinhaber auch eine
Lohnausfallversicherung für seine Mitarbeiter
abschliessen und damit die Lohnfortzahlungspflicht
finanziell absichern.
mediservice vsao-asmac empfiehlt
seinen Mitgliedern den Abschluss einer
Lohnausfallversicherung. Die Taggeldzahlungen
gleichen den krankheits- oder unfallbedingten
Lohn- und Betriebsausfall
der Ärzte aus – und sichern ihre Existenz
von der Weiterbildungszeit bis zum Ende
der Berufslaufbahn.
Summenversicherung
Zielgruppe: Praxisinhaber
Es wird der versicherte Lohn (Summe)
ausbezahlt. Ein Nachweis der AHV oder
der entstandenen Betriebskosten ist nicht
notwendig.
Es wird der versicherte Lohn (Summe)
ausbezahlt. Ein Nachweis der AHV oder
der entstandenen Betriebskosten ist nicht
notwendig.
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mediservice vsao-asmac und die
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vsao /asmac Journal 3/22 51
mediservice
Schlaf:
die Pause für Geist
und Körper
Mehr als ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend.
Schlafen ist ganz banal gesagt «ausruhen». Man kann das mit einem Motor
vergleichen: Läuft der Motor unentwegt, wird er zu heiss und geht
irgendwann kaputt. Die Maschine ist erschöpft. So ist es auch beim Menschen.
Sowohl unser Gehirn als auch unser Körper braucht Pausen,
und das schaffen wir mit dem Schlafen.
Urs Kiener, Kinder- und Jugendpsychologe
52
3/22 vsao /asmac Journal
mediservice
Im Schlaf entspannen wir unsere
Muskeln, wir schliessen die Augen
und unterbrechen die Denktätigkeit.
Die überschüssigen Gedanken,
also die Hitze beim Motor, finden in
Form eines Traums ihre natürliche Entladung.
Wir gehen im Schlaf nicht komplett
offline − der Körper arbeitet weiter, aber
in reduzierter Form. Unser Gehirn und
unser Nervensystem brauchen unendlich
viel Energie. Im Schlaf formiert sich das
Nervensystem neu.
Die vier Schlafphasen
Wir wissen, dass wir vier verschiedene
Schlafphasen haben, die biologisch vorgegeben
sind: der leichte Schlaf, der mitteltiefe
Schlaf, der Tiefschlaf und der Traumschlaf.
Diese vier Phasen wechseln sich im
Schlafverlauf ab. Der Traumschlaf ist die
einzige Phase, in der der Muskeltonus völlig
fehlt − wir können nicht stehen, nichts
festhalten und uns nicht bewegen. Wäre es
nicht so, würden wir unsere Träume ausleben.
Das passiert beim Schlafwandeln.
Der Traum taucht dann eigentlich in der
falschen Phase auf, in der der Muskeltonus
aktiv ist.
Bilder: Getty Images/dragana991; Adobe Stock
Die innere Uhr des Menschen
Der Mensch folgt einem Wach-Müde
Rhythmus. Während ungefähr 24 Stunden
wechseln wir im Takt von ca. 90 bis 100
Minuten innerhalb dieses sogenannten
«zirkadianen Rhythmus». Das ist unsere
innere Uhr, die uns zwischen hoher Aufmerksamkeit
und Unaufmerksamkeit
wechseln lässt. Im Schlaf bestimmt dieser
Rhythmus den Traum- und Nicht-Traum-
Schlaf. Schon diese zehn Minuten Abweichung
im zirkadianen Rhythmus können
einen grossen Unterschied machen.
Rhythmus ändert sich mit
dem Alter
Die Schlaflänge verändert sich im Laufe
unseres Lebens stark. Brauchen Säuglinge
im ersten Lebensjahr zwischen 12 und 16
Stunden Schlaf pro Tag, so reduziert sich
dieser Schlafbedarf mit der Zeit. Kinder
zwischen 6 und 12 Jahren benötigen noch
9 bis 12 Stunden Schlaf, Teenager noch
einmal ein bis zwei Stunden weniger. Erwachsene
brauchen im Schnitt etwa 7,5
Stunden Schlaf pro Nacht. Bei älteren
Menschen hat man häufig den Eindruck,
sie schlafen weniger. Aber das ist meist gar
nicht der Fall. Der Tiefschlaf wird im Alter
fragmentierter, er nimmt also ab. Oft gehen
ältere Menschen früher schlafen, weil
sie vom Tag erschöpft sind. Logischerweise
stehen sie dann auch früher auf. Mittags
werden sie wieder müde und machen ein
Nickerchen. Aber auch dieses Nickerchen
zählt zum gesamten Schlafbedarf dazu. In
der Summe kommen ältere Menschen
nicht unbedingt auf weniger Schlaf. Sie
haben einfach einen anderen Rhythmus.
Schlafmangel beeinflusst unseren
Alltag
Schlafmangel hat vielfältige Konsequenzen.
Nach einer schlechten Nacht sind wir
unkonzentriert und sozial unerträglich.
Man sagt, dass eine schlaflose Nacht einem
Alkoholpegel von 0,8 Promille entspricht
− Sie sollten also nicht mit dem
Auto fahren, wenn Sie keinen Schlaf bekommen.
Das kann schnell gefährlich
werden und schliesslich gefährden Sie damit
nicht nur sich selbst. Wir wissen mittlerweile
auch, dass viele Krankheiten mit
zu wenig Schlaf einhergehen. Personen,
die zu wenig schlafen, werden krank. Sie
neigen zu Herzinfarkten, Schlaganfällen,
Diabetes und Übergewicht.
Schlafmangel kompensieren
Ein Schlafmanko nachholen funktioniert.
Jeder von uns kennt sicher die eine oder
andere schlaflose Nacht, nach der man
sich mühsam durch den Tag schleppte.
Meistens holt man in der nächsten Nacht
sein Schlafdefizit auf. Wir verfügen über
eine Art Schlafgedächtnis, das uns nach
einer schlechten Nacht tiefer, besser und
länger schlafen lässt. Auch mit dem Ausschlafen
an den Wochenenden kompensieren
wir Defizite der vorangegangenen
Woche. Auf Vorrat Schlafen geht leider
nicht. Das wäre der Traum! Der Schlaf hat
leider keinen Tank, den man vor einer Partynacht,
einer beruflichen Herausforderung
oder einem Langstreckenflug befüllen
kann.
Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung
der CONCORDIA aus deren Kundenmagazin CARE
übernommen und leicht gekürzt.
vsao /asmac Journal 3/22 53
mediservice
Kochen für Gaumen und Gesundheit
Süsser Genuss
für den
Frühsommer
Martina Novak, Fachspezialistin SWICA Unternehmenskommunikation
54
3/22 vsao /asmac Journal
mediservice
Quark-Mousse, Haferflocken-Knusper und
Rhabarber-Erdbeer-Konfitüre
Rezept für 4 Personen / Zubereitungszeit: 2 Stunden
Zutaten
Quark-Mousse
250 g Quark halbfett
56 g Puderzucker
25 g Honig
105 g Vollrahm 35 %
5 g Blattgelatine
Haferflocken-Knusper
60 g Butter
25 g Puderzucker
25 g Haferflocken
30 g Honig
70 g Weissmehl
0,5 g Backpulver
2 g Salz
Rhabarber-Erdbeer-Konfitüre
150 g Rhabarber
150 g Erdbeeren
130 g Gelierzucker 2:1
1/ 4 Vanilleschote
Für den Haferflocken-Knusper
Weiche Butter, Zucker, Honig, Salz
und Haferflocken gut mischen.
Mehl und Backpulver hinzufügen
und weiter vermischen.
Etwa eine halbe Stunde bei Raumtemperatur
stehen lassen.
Die Masse zwischen zwei Blatt Backpapier
etwa 0,8 mm dick auswallen.
15 Minuten bei 160° C backen.
Mit einem runden Ausstecher oder einem
Glas Scheiben von 7 cm Durchmesser aus
der gebackenen Masse stechen.
Für die Rhabarber-Erdbeer-Konfitüre
Die Erdbeeren und den Rhabarber
waschen und abtrocknen.
In grobe Würfel schneiden, mit dem
Gelierzucker und der Vanilleschote
mischen und alles zusammen bei geringer
Hitze ca. 15–20 Minuten kochen. Am
Schluss abseihen und abkühlen lassen.
Mehrfache
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Und so wirds gemacht
Für die Quark-Mousse
Rahm aufschlagen und auf die Seite
stellen.
Gelatine in kaltem Wasser einweichen.
Quark, Puderzucker und Honig mischen.
Die Hälfte der Masse erwärmen und die
Gelatine hinzufügen, den Rest der Masse
hineingiessen und gut mischen.
Den Schlagrahm sorgfältig einarbeiten.
1 Stunde lang kühl stellen.
Tipp
Rhabarber kann durch Himbeeren
ersetzt werden.
Anrichten
Sobald die Mousse abgekühlt ist, füllen
Sie sie in einen Spritzbeutel.
Ein Teil des Rhabarbers kann zur Dekoration
verwendet werden, indem mit
einem Sparschäler Scheiben geschnitten
werden, aus denen Rollen oder Würfel
entstehen.
Die Gesundheitsorganisation SWICA ist Sponsorin der Schweizer Kochnationalmannschaft,
aus deren Repertoire dieses Rezept stammt.
Zusatzversicherungen künden?
Bilder: zvg; Adobe Stock
Falls Sie über eine Zusatzversicherung zu
Ihrer Krankenkasse verfügen (Krankenpflegeversicherung
/Spital halbprivat bzw.
privat) und mit einem Wechsel liebäugeln,
müssen Sie die Kündigungsfristen beachten.
Im Gegensatz zur Grundversicherung
gelten andere, längere Fristen. In der Regel
betragen diese Fristen drei bis sechs Monate.
Zunehmend werden jedoch längere
Vertragsdauern (mehrjährig) vereinbart.
Daher sollte man rechtzeitig eine Überprüfung
seiner Zusatzversicherung vornehmen.
Eine Kündigung ist unter Einhaltung
der vertraglich vereinbarten Frist jederzeit
möglich.
Im Gegensatz zur Grundversicherung
sind die Leistungen in der Zusatzversicherung
von Krankenkasse zu Krankenkasse
verschieden. In der Zusatzversicherung
können die Krankenkassen die Prämie
risikogerecht, d.h. abgestuft nach Alter
und Geschlecht, gestalten. Entsprechend
dürfen Vorbehalte angebracht werden
oder es kann eine Ablehnung erfolgen.
Daher sollte man auf keinen Fall die bestehende
Zusatzversicherung künden, ohne
dass eine Aufnahmebestätigung des künftigen
Versicherers vorliegt.
Wir arbeiten mit zahlreichen Krankenversicherer
zusammen und können Ihnen
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wenden Sie sich bitte an mediservice
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vsao /asmac Journal 3/22 55
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Das erste Geschäftsjahr unter
neuem Namen ist bereits
Geschichte. Der neue Auftritt
fand am Markt sehr guten
Anklang und Resonanz. Die beeindruckenden
Wachstumszahlen zeugen
davon.
Medpension setzte ihren Wachstumskurs
weiter fort und präsentierte 2021 erneut
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Performance von 9,07 Prozent.
Dank diesem Ergebnis profitierten
unsere Versicherten – im achten Jahr in
Folge – von einer überdurchschnittlich hohen
Verzinsung von 6 Prozent (BVG-Mindestzins
1%). Entsprechend dem Anlageerfolg
hat sich auch der Deckungsgrad per
31.12.2021 aufgebaut. Dieser beträgt neu
121,5 Prozent gegenüber 118,0 Prozent im
Vorjahr. Per Ende 2021 schenkten uns 10635
Personen ihr Vertrauen. Das Verhältnis von
aktiv Versicherten zu Rentenbeziehenden
ist mit 9:1 unverändert attraktiv geblieben,
was sich ebenfalls vorteilhaft auf die künftigen
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vsao /asmac Journal 3/22 57
Impressum
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Nr. 3 • 41. Jahrgang • Juni 2022
Herausgeber/Verlag
AG
VSAO Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
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mediservice vsao-asmac
Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern
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(Vizepräsidentin), Severin Baerlocher,
Christoph Bosshard (Gast), Marius Grädel,
Patrizia Kündig, Helen Manser, Richard
Mansky, Gert Printzen, Svenja Ravioli,
Patrizia Rölli, Martin Sailer, Miodrag Savic
(Gast), Jana Siroka, Clara Ehrenzeller
(swimsa)
Druck, Herstellung und Versand
Stämpfli AG, Kommunikationsunternehmen,
Wölflistrasse 1, 3001 Bern
Telefon +41 31 300 66 66
info@staempfli.com, www.staempfli.com
BL/BS
VSAO Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:
lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,
4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,
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BE VSAO Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,
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FR
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JU
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ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,
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ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist,
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SG/AI/AR VSAO Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,
9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,
Surber@anwaelte44.ch
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VSAO Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,
segretariato@asmact.ch
VSAO Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
Auflagen
Druckauflage: 21 800 Expl.
WEMF/KS-Beglaubigung 2021: 21 778 Expl.
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.
Für vsao-Mitglieder im Jahresbeitrag
inbegriffen.
ISSN 1422-2086
Ausgabe Nr. 4/2022 erscheint im
August 2022. Thema: Spuren
© 2022 by vsao, 3001 Bern
Printed in Switzerland
VD
VS
ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,
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ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,
Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch
Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)
VSAO Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,
Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20
ZH/SH
VSAO ZH/SH, RA lic. iur. Susanne Hasse,
Geschäftsführerin, Nordstrasse 15, 8006 Zürich, Tel. 044 941 46 78,
susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch
Publikation2022
FOKUSSIERT
KOMPETENT
TRANSPARENT
Gütesiegel Q-Publikation
des Verbandes Schweizer Medien
58
3/22 vsao /asmac Journal
ALLGEMEINE
INNERE MEDIZIN
16. – 19.11.2022, Zürich
32 h
INNERE MEDIZIN
21. – 25.06.2022, Zürich
39 Credits SGAIM
06. – 10.12.2022, Zürich
40 h
hAusArZt
Fortbildungstage
08. – 09.09.2022, Bern
08. – 09.09.2022, Basel
23. – 24.09.2022, luzern
14 h
AllergologIe
14. – 15.11.2022, Zürich 13 h
AnästhesIologIe
und IntensIvmedIZIn
14. – 15.06.2022, Zürich
16 Credits SSAPM
12 Credits SGNOR
12 Credits SGI
dIABetes
03. – 05.11.2022, Zürich
21 Credits SGAIM
18 Credits SVDE
21 Credits SSED SGED
gynäkologIe
24. – 26.11.2022, Zürich 24 h
kArdIologIe
04. – 05.11.2022, Zürich 14 h
nephrologIe
24. – 25.06.2022, Zürich
14 Credits SGN
pädIAtrIe
24. – 26.10.2022, Zürich 24 h
psychIAtrIe und
psychotherApIe
16. – 18.06.2022, Zürich
8 Credits WBV
21 Credits SGPP
24 Credits ASP
24 Credits SAPPM
24. – 26.11.2022, livestream
aus Zürich
psychologIe
23. – 26.11.2022, livestream
aus Zürich
rheumAtologIe
24. – 25.06.2022, Zürich
15 Credits SGR
12 Credits SGAIM
21 h
28 h
Update Refresher
Information / Anmeldung
Tel.: 041 567 29 80
info@fomf.ch
www.fomf.ch
– Teilnahme vor Ort oder via livestream
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