08.06.2022 Aufrufe

vsao Journal Nr. 3 - Juni 2022

Underground - Ratten, Tunnel, Dunkelmänner Politik - Arbeitsbedingungen: Etappenziele erreicht Gynäkologie - Infektionen in der Schwangerschaft Urologie - Metabolische Abklärung von Nierensteinen

Underground - Ratten, Tunnel, Dunkelmänner
Politik - Arbeitsbedingungen: Etappenziele erreicht
Gynäkologie - Infektionen in der Schwangerschaft
Urologie - Metabolische Abklärung von Nierensteinen

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vsao

Nr. 3, Juni 2022

Journal

Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte

Underground

Ratten, Tunnel,

Dunkelmänner

Seite 24

Politik

Arbeitsbedingungen:

Etappenziele erreicht

Seite 8

Gynäkologie

Infektionen in der

Schwangerschaft

Seite 40

Urologie

Metabolische Abklärung

von Nierensteinen

Seite 43


Lange Wartezeiten gehören

nicht zu unserer Praxis.

Rechtsschutz für Ärzte und

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Inhalt

Underground

Ratten, Tunnel, Dunkelmänner

Coverbild: Stephan Schmitz

Editorial

5 Das Verborgene heben

Politik

6 Vernetzen und abgrenzen

8 Arbeits bedingungen: Es geht voran!

10 «Immer mehr Junge werden gehen»

13 Auf den Punkt gebracht

Weiterbildung /

Arbeitsbedingungen

15 SIWF-Award: Besonderes Engagement

für die Weiterbildung

vsao

18 Neues aus den Sektionen

22 vsao-Inside

23 vsao-Rechtsberatung

Fokus: Underground

24 Generationen projekt für unsere Zeit

27 Der Untergrund des anonymen

Internets

30 Freie Wahl oder Vorbestimmung?

32 Der Waldweg über dem Keltengrab

34 Leben im Untergrund

37 Der Psyche auf den Grund gehen

Perspektiven

40 Aktuelles aus der Geburtshilfe:

Infektionen in der Schwangerschaft

Schwanger in der Pandemie

43 Aus der «Therapeutischen Umschau» –

Übersichtsarbeit: Metabolische

Abklärung von Nierensteinen – Leave

no stone unturned

49 Im Einsatz in Niger

mediservice

50 Briefkasten

51 Schützen Sie Ihre berufliche und

wirtschaftliche Zukunft

52 Schlaf: die Pause für Geist und Körper

54 Kochen für Gaumen und Gesundheit

Süsser Genuss für den Frühsommer

Medpension

57 Wir lassen unsere Versicherten

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58 Impressum

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vsao

Journal

Nr. 2, April 2022

Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte

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Seite 18

Publikation2022

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Seite 32

Allergene

Die Gesichter der

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Seite 36

Politik

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Seite 6

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Editorial

Das Verborgene

heben

Catherine Aeschbacher

Chefredaktorin vsao Journal

Nach intensiver Lektüre einschlägiger Kinderbücher zogen

meine Freundin Elisabeth und ich an einem schulfreien

Mittwochnachmittag los, um einen Schatz zu finden.

Ausgerüstet mit Schaufeln aus dem Sandkasten und

Plastiksäcken zum Abtransport des Schatzes gruben wir im Wald an

einer beliebigen Stelle – und wurden fündig. Statt Goldmünzen oder

Ähnlichem stiessen wir auf Knochen, eine Unmenge von Knochen.

Die Säcke reichten nur für einen Bruchteil des Schatzes, den wir stolz

nach Hause schleppten. Von den Eltern wurden die Fundstücke als

Skelettteile eines grossen Tiers identifiziert. Sicherheitshalber wurde

dennoch die Polizei beigezogen. Voller Stolz führten wir die Beamten

zur Fundstelle. Die polizeiliche Untersuchung ergab, dass wohl ein

Bauer illegal tote Rinder entsorgt hatte, mutmasslich während eines

Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche. So prosaisch endete unsere

Schatzsuche: kein Gold, keine kindlichen Heldentaten, rein gar nichts,

was auch nur annähernd an die Geschichten in unseren Büchern

heranreichte.

Die Faszination für das, was unsichtbar unter unseren Füssen liegt,

ist jedoch geblieben. Graben lohnt sich durchaus, wenn auch nicht an

einer beliebigen Stelle. Dies zeigt der Beitrag zu den Keltengräbern

in unserem Schwerpunkt. Grabungen von ganz anderem Umfang plant

Cargo sous terrain. Ein riesiges Tunnelsystem soll dereinst unterirdische

Warentransporte ermöglichen und so Strassen und Umwelt

entlasten. Spatenstich für die erste Teilstrecke zwischen Härkingen

und Zürich ist 2026; fünf Jahre später soll der Betrieb aufgenommen

werden. Andere Tunnelsysteme bestehen längst, beispielsweise die

Kanalisation. Was es mit den Ratten auf sich hat, die diese künstlichen

Höhlen bewohnen, ist ebenfalls im Fokus nachzulesen. Weiter begeben

wir uns auf Grabungen ganz anderer Art: Wir steigen in die Tiefe

des Darknets hinab, loten die kriminelle Persönlichkeit aus und fragen

schliesslich, ob die Psychoanalyse nach Freud, diese seelische Tiefenbohrung,

noch zeitgemäss sei.

Wer Verstösse gegen das Arbeitsgesetz sucht, muss nicht tief graben.

Die Missstände sind deutlich sichtbar. Folglich hat der Zentralvorstand

des vsao an seiner Frühjahrssitzung grünes Licht gegeben, um

Massnahmen für die Durchsetzung des Arbeitsgesetzes und der ärztlichen

Weiterbildung zu konkretisieren. Genaueres dazu und zu weiteren

Beschlüssen des Zentralvorstandes finden sich im Politikteil.

vsao /asmac Journal 3/22 5


Politik

Vernetzen und abgrenzen

Gemeinsam kommt man weiter. Dieser Grundsatz prägte viele Geschäfte,

die an der diesjährigen Frühjahrssitzung des Zentralvorstands des vsao

diskutiert wurden. Aber hin und wieder ging es auch um Grenzziehungen und

die Abklärung von Zuständigkeiten. An der Delegiertenversammlung

von mediservice vsao-asmac wurde erstmals ein Medizinstudent in den

Vorstand gewählt.

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin vsao Journal. Bild: Severin Nowacki.

Schritt für Schritt zurück in die Normalität: Erstmals fand die Frühjahrssitzung des Zentralvorstands wieder vor Ort

statt, wenn auch mit reduzierter Teilnehmerzahl. Einzelne ZV-Delegierte und Gäste waren online zugeschaltet.

Gewisse Dinge ändern sich

kaum, das liegt in der Natur

der Sache. So muss der Zentralvorstand

(ZV), das höchste

Gremium des vsao, an seiner Frühjahrssitzung

jeweils die Rechnung der Organisation

abnehmen. Was auch an der jüngsten

Zusammenkunft geschah. Ein wenig

aufregendes Geschäft, da die Zahlen stabil

sind und der Verband auf einem sicheren

finanziellen Fundament ruht.

Andere Dinge verändern sich nur sehr

langsam, beispielsweise die Arbeitszeiten

und -bedingungen in den Kliniken und

Spitälern. Ob das auch in der Natur der Sache

liegt, bleibe dahingestellt. Auf jeden

Fall beschäftigt das Arbeitsgesetz sämtliche

Gremien des vsao kontinuierlich, so

auch den ZV. Marcel Marti, Leiter Politik

und Kommunikation vsao, orientierte

folglich über die Anträge der Arbeitsgruppe

«Arbeitsgesetz und ärztliche Weiterbildung»

zum weiteren Vorgehen. Diese

hat die Massnahmen für die Erreichung

einer 42-Stunden-Woche plus strukturierte

Weiter- bzw. Fortbildung sowie die

Durchsetzung des Arbeitsgesetzes und

der ärztlichen Weiterbildung weiter konkretisiert.

Dass die angestrebte Arbeitszeitsenkung

eine durchaus realistische

Vorgabe ist, zeigen diverse Kliniken und

Spitäler, die bereits auf dieser Basis funktionieren.

Verschiedene Einzelmassnahmen

(Meldestelle, elektronische Zeiterfassung,

Stärkung der Visitationen etc.) sind

schon umgesetzt oder in Arbeit. Damit die

Sache an Fahrt gewinnt, spannt der vsao

in gewissen Bereichen wenn möglich mit

anderen Organisationen zusammen,

bspw. mit dem SIWF oder H+. Eine bessere

Vernetzung, insbesondere was die Bekanntmachung

und Sensibilisierung angeht,

ist jedoch auch mit den Sektionen

nötig. Der ZV hat alle Vorschläge einstimmig

gutgeheissen. (Weitere Ausführungen

dazu finden sich im Artikel auf S. 8.)

Es bewegt sich doch

Die vorgängig beschriebenen Probleme bei

der Umsetzung von regulären Arbeitszeiten

inklusive der obligatorischen Weiterbzw.

Fortbildung werden von Arbeitgeberseite

mit sehr unterschiedlicher Entschlossenheit

angegangen. Bisweilen kommt die

Initiative aber sogar von deren Seite. Schon

2016 kam das Luzerner Kantonsspital

(LUKS) auf den vsao zu, um Unterstützung

6

3/22 vsao /asmac Journal


Politik

Bild: zvg

bei der Dienstplanung zu erhalten. Die Leitung

empfahl allen Kliniken, dieses Angebot

in Anspruch zu nehmen, legte sämtliche

Unterlagen offen und unterstützt die

Anstrengungen der Dienstplanberatung

bis heute kontinuierlich. Obgleich das

LUKS noch kein Musterspital ohne Fehl

und Tadel ist, erhält es für seine Anstrengungen

und seine konstruktive Haltung

die vsao Spitalrose 2021. Der ZV unterstützte

damit die Nomination der Sektion

Zentralschweiz. Die Preisverleihung findet

voraussichtlich im Sommer statt.

Wo gehöre ich hin?

Eigentlich ist die Sache ziemlich klar:

a) Wer Mitglied der FMH sein will, muss

Mitglied einer Basisorganisation sein.

b) Basisorganisation aller Ärztinnen und

Ärzte in Weiterbildung ist der vsao. c) Wer

selbstständig in einer Praxis arbeitet, muss

Mitglied der kantonalen Ärztegesellschaft

sein, kann aber natürlich zusätzlich weiterhin

Mitglied des vsao bleiben. So weit,

so gut. Was aber geschieht mit Ärztinnen

und Ärzten, die in einer Praxis angestellt

sind? Nach Meinung der Ärztegesellschaft

Zürich sollten sie alle Mitglied einer kantonalen

Ärztegesellschaft sein. Eine FMH-

Arbeitsgruppe «Mitgliedschaft – Basisorganisation»

hat zuhanden der Ärztekammer

einen entsprechenden Antrag auf

Statutenänderung eingebracht. Die Diskussion

des ZV zeigte klar, dass in Praxen

angestellte Ärztinnen und Ärzte, solange

sie in Weiterbildung sind, ausschliesslich

dem vsao als Basisorganisation angehören

sollten. Die «und/oder»-Formulierung im

Antrag der Arbeitsgruppe stiess auf deutliche

Ablehnung. Der ZV entschied in der

Folge, an der Ärztekammer einen Gegenvorschlag

einzubringen.

Grenzverschiebungen beschäftigen

auch die Sektionen. Im Kanton Graubünden

binden sich gewisse periphere Spitäler

in anderen Kantonen näher ans Kantonsspital

Chur. Diese Zusammenarbeit

stellt die bisherige Sektionszugehörigkeit

in Frage: Wer soll künftig die Kolleginnen

und Kollegen vertreten, die zwar im Kanton

St. Gallen oder Glarus arbeiten, jedoch

mehr oder weniger direkt dem Kantonsspital

Chur unterstellt sind? Glücklicherweise

stehen die Sektionen untereinander

nicht in Konkurrenz, so dass am ZV sehr

viel von Vernetzen, aber nicht von Abgrenzen

die Rede war. Zum Beispiel in der

Romandie, wo die Sektionen näher zusammenrücken,

um Fragen der Zulassungssteuerung

gemeinsam anzugehen.

Oder im Thurgau, wo man auf die Erfahrungen

der andern Kantone zählt, wenn es

darum geht, den Mitgliedern Verhandlungserfolge

zu vermitteln.

Das Beste kommt zum Schluss

Selbst wenn Verbesserungen bisweilen

Zeit brauchen, manchmal treten sie ein.

So sind nun genügend Kantone dem Konkordat

zur Finanzierung der ärztlichen

Weiterbildung beigetreten, sodass das

Modell umgesetzt werden kann. In einem

zweiten Schritt geht es nun darum zu kontrollieren,

wohin die Geldströme fliessen

und ob sie zweckmässig, sprich: für die

Weiterbildung eingesetzt werden. Dieses

Geschäft liegt in den Händen des SIWF.

Eine weitere erfreuliche Nachricht betrifft

ebenfalls die Weiterbildung: Neu sind

in der Weiterbildungsordnung vier Stunden

strukturierte Weiterbildung pro Woche

festgeschrieben. Bis Ende des Jahres

sollten die Weiterbildungsprogramme entsprechend

angepasst sein. Zumindest auf

dem Papier ist dieser Anspruch verankert,

ob er eingehalten wird, steht indes auf

einem anderen Blatt. Die Sektionen sind

gewiss interessiert zu wissen, ob ihre Mitglieder

die vorgeschriebene Weiterbildung

erhalten.

Ob eine Kampagne wirkt, lässt sich an

den Zahlen ablesen. Und ein um 50 Prozent

grösserer Mitgliederzuwachs gegenüber

der gleichen Zeitspanne im Vorjahr

spricht eine recht deutliche Sprache. Die

Mitgliederkampagne des vsao läuft offensichtlich

in die richtige Richtung. Und sie

läuft weiter: Die Sektionen haben verschiedenste

Mittel erhalten, um potentielle

Mitglieder auf den vsao aufmerksam zu

machen. Wichtigstes Mittel aber bleiben

die Mund-zu-Mund-Propaganda und der

direkte Kontakt.

Verjüngung im Vorstand

Das vergangene Jahr sei ebenso wie das

erste Corona-Jahr für alle sehr anspruchsvoll

gewesen, stellte mediservice-Präsident

Daniel Schröpfer zu Beginn der Delegiertenversammlung

von mediservice vsaoasmac

fest. Dennoch sei es der Dienstleistungsorganisation

gelungen, alle Aufgaben

vollumfänglich zu erfüllen. Auch neue Projekte

wie die «Sprechstunde Arzt», ein Online-Seminarangebot

für Fragen rund um

den Einstieg in die Praxis, konnten aufgegleist

und laufende Projekte, beispielsweise

die französische Version des Praxis-Ordners,

in die Produktion gegeben werden.

Für mediservice ging an dieser Delegiertenversammlung

die Legislatur zu

Ende. Erfreulicherweise stellten sich alle

Vorstandmitglieder erneut zur Wahl. Ihre

Bestätigung erfolgte einstimmig. Ebenso

in seinem Amt bestätigt wurde Daniel

Schröpfer als Präsident. Ein Sitz wurde

neu besetzt, wobei es zu einer Premiere

kam: Mit Luca Müller (s. Kasten) wurde

erstmals ein Medizinstudent in das Führungsgremium

berufen. Durch diese Wahl

seien nun alle Stadien der ärztlichen Berufslaufbahn

im Vorstand vertreten, betonte

Geschäftsführer Marc Schällebaum.

Getreu dem Lebensphasenmodell von

mediservice, welches passende Dienstleistungen

und Beratungen für alle beruflichen

und privaten Etappen anbieten

will, vom Studium bis zur Pensionierung.

Schwarz statt rot

In unsicheren Zeiten muss vorsichtig budgetiert

werden. Umso schöner, wenn der

Jahresabschluss anstelle einer roten eine

schwarze Zahl aufweist. Johannes Thalhammer,

Finanzchef von mediservice,

konnte eine entsprechend erfolgreiche

Jahresrechnung präsentieren. Mit Blick

auf das «vsao Journal» sei die Erhöhung

des Mitgliederbeitrags um fünf Franken

jedoch gerechtfertigt gewesen, führte

Thalhammer aus. Der Mitgliederbeitrag

fliesst bekanntlich vollumfänglich in die

Produktion der Zeitschrift. Die kontinuierlich

sinkenden Werbeeinnahmen,

welche den gesamten Printbereich betreffen,

tangieren leider auch das «vsao Journal».

Ende des vergangenen Jahres schied

Sophie Yammine nach 15 Jahren aus dem

Redaktionsteam aus, um neben Klinik,

Forschung und Lehre etwas mehr Zeit für

ihre Familie zu haben. Mit Sophie verliert

das «Journal» eine höchst engagierte,

kluge und inspirierende Redaktorin. An

dieser Stelle danken wir Sophie für ihren

grossen Einsatz und die Freude, die die

Zusammenarbeit mit ihr gebracht hat.

Neu im Vorstand von

mediservice vsao-asmac

Luca Müller

Seit 2020 Studium

der Medizin an der

Universität Bern

Mitarbeit in der

Medizin informatik

am Inselspital Bern

Mitarbeit in einer

Hausarztpraxis

vsao /asmac Journal 3/22 7


Politik

Arbeitsbedingungen:

Es geht voran!

Die Wochenarbeitszeit der vsao-Mitglieder soll künftig

42 Stunden betragen – plus strukturierte Weiter- bzw. Fortbildung.

Auf dem Weg zum Ziel sind nun erste Meilensteine

gesetzt – und erreicht.

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao

Junge Ärztinnen und Ärzte arbeiten noch immer viel zu lange. Der vsao packt das Problem auf mehreren Ebenen gleichzeitig an.

Eigentlich möchte sich im Verband

keine/r mehr damit beschäftigen

müssen. Doch die

prekäre Situation macht es unvermeidbar,

dass die Arbeitsbedingungen

im Zentralvorstand weiterhin das Hauptthema

sind. So auch an der letzten Sitzung

(siehe den Bericht auf Seite 6).

«Diesmal ging es darum, die Massnahmen

zu konkretisieren, die wir Ende November

für tiefere Arbeitszeiten und die

Durchsetzung des Arbeitsgesetzes und

der ärztlichen Weiterbildung beschlossen

hatten», sagt Vizepräsidentin Nora Bienz.

Sie leitet zugleich die vsao-interne Arbeitsgruppe,

welche zum Thema Vorschläge

entwickelt und den Sektionen zur

Beschlussfassung unterbreitet.

Melden statt schweigen

Der Zentralvorstand nahm erfreut zur

Kenntnis, dass verschiedene Massnahmen

vor der Umsetzung stehen. Inzwischen bereits

realisiert ist die neue Online-Meldestelle

auf der Website des Dachverbands.

Sowohl Mitglieder als auch Nichtmitglieder

können mit einem einfachen Formular

Verstösse gegen das Arbeitsrecht und/oder

die Vereinbarungen zur ärztlichen Weiterbildung

mitteilen. «Denn nur wenn man

Missstände nicht mehr einfach (er)duldet,

sondern meldet, kann sich etwas ändern»,

betont Bienz. «Und je mehr zu reden begin-

Bild: natali_mis/Adobe Stock

8

3/22 vsao /asmac Journal


Politik

nen, umso mehr Gewicht erhalten ihre

Stimmen.» Nach einer Mitteilung klärt das

Zentralsekretariat jeweils mit der meldenden

Person und der zuständigen Sektion

die nächsten Schritte. Ohne Zustimmung

der/des Betroffenen werden keine Informationen,

die Rückschlüsse zulassen, intern

oder an Dritte weitergeleitet.

Einen zweiten wichtigen Baustein,

welcher immer mehr Konturen annimmt,

nennt vsao-Präsident Angelo Barrile:

«Ärztinnen und Ärzte müssen ihre Arbeitszeiten

wahrheitsgetreu und nachvollziehbar

elektronisch erfassen können.

Was heute noch keineswegs überall Standard

ist, aber ebenfalls eine wichtige Voraussetzung

für die Arbeitszeitreduktion.»

Deshalb plane man eine Erhebung bei allen

Kliniken/Spitälern in der Schweiz.

«Wir wollen die heutige Situation bei der

Zeiterfassung flächendeckend klären, einschliesslich

der Steuerungs-, Kontrollund

Korrekturmöglichkeiten durch die

Mitarbeitenden und/oder Vorgesetzten.»

Aufgrund der Ergebnisse werde man dann

im Verband und mit den zuständigen

Bundes- bzw. kantonalen Behörden das

weitere Vorgehen prüfen.

Gute Beispiele gesucht

Das Endziel bezüglich Senkung der Arbeitszeiten

sind für Assistenzärztinnen

und -ärzte 42 Stunden wöchentliche

Dienstleistung an der Patientin/am Patienten

plus 4 Stunden strukturierte Weiterbildung.

Bei Oberärztinnen und -ärzte

kommt zu den 42 Stunden die Fortbildung

hinzu, was im Minimum 10 Arbeitstagen

/ 80 Credits pro Jahr entspricht. Wie

will man dies erreichen, Angelo Barrile?

«Die Spitäler sollen die Arbeitszeiten wie

die meisten anderen Arbeitgeber nicht

mehr an der gesetzlichen Obergrenze planen,

sondern deutlich darunter. Was sich

unter anderem durch eine Entlastung der

Ärzteschaft von unnötiger Bürokratie sowie

die Verbesserung von Planung und

Abläufen erreichen lässt.»

Der vsao prüfe derzeit, welche Kliniken

und Spitäler aktuell eine wöchentliche

Sollarbeitszeit von unter 50 Stunden

haben. «Wir suchen Beispiele, wie die Arbeitszeiten

für die Assistenz- und Oberärztinnen

und -ärzte schon gezielt reduziert

oder Massnahmen zur Verbesserung

von Angebot und Nutzung der Weiterbildung

ergriffen worden sind», führt der

Verbandspräsident aus. Solche guten Beispiele

wolle man nutzen, um im Dialog

mit den Klinik- bzw. Spitalverantwortlichen

die schlechten anzupacken.

4 Stunden in jedem Programm

Bleibt die Durchsetzung der ärztlichen

Weiterbildung, welche durch Corona –

oder zumindest damit begründet – vielfach

zusätzlich gelitten hat. Gemäss einer

vsao-Umfrage Ende letztes Jahr werden

die Vorgaben bei jeder zweiten Person

nicht eingehalten. «Das Angebot und die

Möglichkeiten, es zu nutzen, klaffen (zu)

oft auseinander – mit Folgen für die Zufriedenheit»,

erläutert Patrizia Kündig,

Ressortleiterin Weiterbildung. Daher steht

zum einen im Vordergrund, die Rechte der

jungen Ärztinnen und Ärzte gemäss Weiterbildungsprogramm,

-konzept und -vertrag

einzufordern. «Einen Etappensieg

können wir bereits vorweisen: Jede Weiterbildungsstätte

muss in ihrem Weiterbildungskonzept

bestätigen, dass sie Assistenzärztinnen

und -ärzten pro Woche

mindestens 4 Stunden strukturierte Weiterbildung

anbietet. Jetzt setzen wir uns

dafür ein, dass diese Vorgabe Eingang in

alle Weiterbildungsprogramme findet.»

Darüber hinaus soll die strukturierte Weiterbildung

bei der Zeiterfassung separat

ausgewiesen und nicht durch Arbeitszeit

ersetzt werden können.

Zum andern braucht es die Förderung

von Weiterbildungsangeboten. Etwa

durch die Stärkung der Visitationen. «Von

unserer Seite leisten wir unseren Beitrag

durch mehr vsao-Visitatorentreffen, zusätzliche

Schulungen, mehr verbandsinterne

Kommunikation sowie eine Checkliste

zu den für uns wichtigen Positionen,

Botschaften und Zielen», berichtet Kündig.

Die jährliche Umfrage des Schweizerischen

Instituts für ärztliche Weiter- und

Fortbildung (SIWF) bei den Assistenzärztinnen

und -ärzten sei weiterzuentwickeln,

um unabhängigere und zuverlässigere

Bewertungen zu erhalten. «Und

schliesslich setzen wir auf den Ausbau von

regionalen und nationalen Online-Angeboten

im Rahmen von Weiterbildungsverbänden.

Davon profitieren insbesondere

kleinere Kliniken und Spitäler mit begrenzten

eigenen Ressourcen. Pilotprojekte

und die Sammlung bzw. Verbreitung

vorbildlicher Lösungen leisten dabei Unterstützung.»

Die Erkenntnis, dass gute Weiterbildung

nicht nur geschuldet ist, sondern

sich lohnt, muss aber bei den Leitungen

der Spitäler und Weiterbildungsstätten

noch mehr wachsen. Die Vorteile liegen

auf der Hand: gute Assistenzärztinnen

und -ärzte, einfachere Rekrutierung / genügend

Nachwuchs, weniger Wechsel –

und damit für alle weniger Probleme!

Mehr zum Thema unter

vsao.ch/arbeitsbedingungen/

arbeitsrecht bzw. /meldestelle

Köpfe

@vsaoasmac

Yvonne Stadler

Vor wenigen Wochen

hat Yvonne Stadler-

Niederer im vsao-Zentralsekretariat

die

Leitung der Abteilung

Recht übernommen.

Die Anwältin ist Partnerin

in einem Berner Advokaturbüro

und Notariat. Bei den Fachgebieten

Arbeits- und Gesundheitsrecht sowie

Weiterbildung im Gesundheitswesen

verfügt sie auch über Erfahrungen als

Dozentin. Sie löst Sarina Keller ab,

welche bis Ende April für den vsao tätig

war.

Patrizia Kündig

Seit Juni 2018 Co-Vizepräsidentin

des vsao,

ist aus zeitlichen

Gründen per Ende Mai

zurückgetreten. Sie

bleibt jedoch Mitglied

des Geschäftsausschusses

und Leiterin des Verbandsressorts

für die ärztliche Weiterbildung.

Angelo Barrile als Präsident und Nora

Bienz als zweite Co-Vizepräsidentin

führen ihre Aufgaben weiter.

Bilder: zvg

vsao /asmac Journal 3/22 9


Politik

«Immer mehr

Junge werden

gehen»

Fabian Vogt und Marius Elkuch sind Assistenzärzte im Raum Basel.

Sie gehören zur Aktionsgruppe für eine 42-Stunden-Woche und engagieren

sich auch im vsao dafür. Die Gründe.

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer vsao

«Eine weitere Arbeitszeitreduktion lässt sich unter anderem

durch eine bessere (IT-)Infrastruktur erreichen und rechnet sich»,

ist Fabian Vogt überzeugt.

Marius Elkuch hinterfragt die heutige Weiterbildung:

«In der Realität verpufft der Grossteil der Zeit für

administrative Arbeiten.»

Fabian und Marius, wann war für Euch

klar: So kann es mit den Arbeitszeiten

nicht weitergehen?

Fabian Vogt: Während des Studiums spielte

ich in mehreren Orchestern, engagierte

mich in der Jugendarbeit, machte Sport

und traf trotz Nebenjob viele Freunde.

Jetzt hingegen hat fast nur noch die Arbeit

Platz in meinem Leben. Nach zwölf Stunden

Dienst plus Arbeitsweg reichts gerade

noch zum Essen und Schlafen – obschon

ich mich ja noch aufs Facharztexamen vorbereiten,

Fachliteratur lesen und eine Präsentation

machen sollte …

Ich kann zwar diesen Takt aktuell

halten, bezweifle aber, ob mir das auch

längerfristig gelingt und ich dabei glücklich

bin. Vor allem, wenn ich an Momente

denke, in welchen ich wegen des Prestissimo-Tempos

im Spital übermüdet und unkonzentriert

Patientinnen und Patienten

behandeln muss, und sehe, wie Kollegen

mit dunklen Augenringen Unterstützung

suchende Mitarbeitende aus Erschöpfung

abweisen müssen. Anstatt in einer bereichernden

Arbeitsumgebung findet man

sich als Assistenzärztin/-arzt täglich da

Bilder: zvg

10

3/22 vsao /asmac Journal


Politik

capo in einem monotonen Laufrad wieder,

wo man dann noch um jede Minute der

automatisch abgezogenen Pausen- und

Überzeit mit dem Arbeitgeber ringen

muss und sich nicht wertgeschätzt fühlt.

Dadurch ist mir klar geworden: Es muss

sich etwas ändern.

Marius Elkuch: Bei mir sind es ebenfalls

meine Erfahrungen insgesamt und

nicht ein einzelnes Ereignis. Einerseits die

täglich hohen Arbeitsbelastungen, häufig

mit gekürzten oder ausgefallenen Mittagspausen,

die teils exzessiven Arbeitszeiten,

zum Beispiel einmal 100 Stunden Nachtdienste

in einem Siebnerblock. Andererseits

habe ich gute Ärztinnen und Ärzte

kennengelernt, die bereits in jungen Jahren

in einem Burnout gelandet oder aus

dem Beruf ausgestiegen sind – primär aufgrund

der Arbeitsbedingungen. Was wiederum

den Ärztemangel und die Arbeitssituation

verschärft.

Zudem wird die Dienstplanung an der

gesetzlichen Höchstgrenze von 50 Wochenstunden

oft damit begründet, man gewährleiste

so die ärztliche Weiterbildung. In der

Realität verpufft der Grossteil der Zeit jedoch

für administrative Arbeiten. Dementsprechend

hinterfrage ich die Effektivität

der heutigen Weiterbildung. Überarbeitung

und Erschöpfung sind sicherlich

nicht förderlich für eine gründliche und

gute Medizin. Es geht mir deshalb nicht

nur um eine Arbeitszeitreduktion, sondern

auch um eine nachhaltige und qualitativ

bessere medizinische Versorgung in der

Schweiz.

Wie kam es zur Gründung der Aktionsgruppe

für eine 42-Stunden-Woche?

Fabian Vogt: Den Stein ins Rollen gebracht

hat Bettina Flury Bodenmann, eine Assistenzärztin

aus Basel. Sie fragte im Frühjahr

2020 einige Kollegen, wer sich eine

42-Stunden-Woche als zeitgemässes und

vernünftiges Arbeitsmodell vorstellen

könnte. Auf ihre E-Mail, die sich rasch verbreitete,

haben sich damals hunderte Ärztinnen

und Ärzte aus der ganzen Schweiz

gemeldet. Dieses unerwartet grosse Echo

führte dazu, dass wir uns als kleine Gruppe

von Assistenz- und Oberärztinnen und

-ärzten zusammentaten, um das Thema

weiterzuverfolgen. Als primären Ansprechpartner

haben wir den Kontakt zum vsao

gesucht, da er für unser Anliegen die nötigen

Kenntnisse und Ressourcen hat. Mittlerweile

gibt es von unserer Gruppe einen

Newsletter, mit dem wir über 1800 Unterstützerinnen

und Unterstützer erreichen.

Warum gerade 42 Stunden?

Marius Elkuch: Üblicherweise arbeitet

man hierzulande bei einem Vollzeitpensum

38,5 bis 42,5 Stunden pro Woche.

Wir sehen daher 42 Stunden plus strukturierte

Weiter- bzw. Fortbildung als angemessenen

Rahmen, der Spielraum für arbeitsintensivere

Wochen ermöglicht oder

kleineren Spitälern mit saisonaler Belastung

bis zu 50 Wochenstunden.

Wo seht Ihr die Hauptgründe für die

Probleme bei den Arbeitszeiten?

Marius Elkuch: Der eine liegt im ideologisch-kulturellen

Bereich. In vielen Spitälern

gibt es weiterhin althergebrachte

hierarchische Strukturen und Wertvorstellungen,

die Veränderungen erschweren.

Wir hören häufig Sätze wie «Früher

mussten wir sogar noch …». Damit werden

die heutigen Bedürfnisse und Anliegen

nicht ernst genommen. Zugleich haben

sich die Arbeitsbedingungen massiv geändert.

Die Arbeitsbelastung vor beispielsweise

20 Jahren, als man noch regel mässig

24- bis 48-Stunden-Dienste absolvieren

musste, aber nachts oftmals schlafen

konnte, lässt sich nicht mit den heute häufig

durchgearbeiteten Nachtdiensten vergleichen.

Fabian Vogt: Hinzu kommt der strukturelle

Bereich. Der massive Anstieg an administrativen

Aufgaben wird meist auf die

Ärzteschaft überwälzt. Diese Bürokratisierung

liegt nicht nur an komplexeren Fällen

mit spezifischeren Diagnostiken und Therapien,

sondern auch an der zunehmenden

rechtlichen Absicherung. In Kombination

mit überholten IT-Lösungen verpufft

enorm viel Arbeitszeit ohne direkten Nutzen,

weder für die Patienten noch für die

Behandelnden. Hier fehlt es vielerorts am

Umdenken und an Innovation. Dabei haben

wir ja gute Beispiele von fortschrittlicheren

Spitälern, die Case-Managerinnen

zur Entlastung des medizinischen Personals

einsetzen. Der generelle Spardruck im

Gesundheitswesen erschwert indes Investitionen,

führt zu einem Personalabbau

und wird auf die verbleibenden Mitarbeitenden

abgewälzt.

Was antwortet Ihr Spitälern, die sagen:

«42 Stunden – unmöglich!»?

Fabian Vogt: Was plötzlich alles möglich

ist, haben wir in der Corona-Pandemie gesehen.

In anderen Ländern gibt es längst

solche Arbeitszeitmodelle. Und auch in

der Schweiz kennen wir Spitäler, die aus

eigenem Antrieb mit einer 46-Stunden-

Woche planen. Eine weitere Arbeitszeitreduktion

lässt sich unter anderem durch

eine bessere (IT-)Infrastruktur erreichen

und rechnet sich: durch höhere Produktivität

und Motivation der Angestellten

sowie weniger Behandlungsfehler und

krankheitsbedingte Ausfälle.

Wie erklärt Ihr Arbeitskolleginnen

und -kollegen, dass es für flächendeckend

tiefere Arbeitszeiten Geduld

braucht?

Marius Elkuch: Dies liegt unserer Meinung

nach unter anderem am Schweizer

Föderalismus, der noch nie bekannt war

für rasche Veränderungen. Die Spitäler

sind kantonal bzw. regional organisiert,

wodurch es für jedes Spital und jede Region

einzeln Aufklärungsarbeit und Verhandlungen

braucht.

Was passiert, wenn sich die Arbeitssituation

der jungen Ärztinnen und

Ärzte nicht verbessert?

Fabian Vogt: Unmittelbar leidet die Qualität

der Medizin darunter. Mittelbar werden

immer mehr junge Ärztinnen und

Ärzte der klinischen Tätigkeit den Rücken

kehren. Da sich in den umliegenden Ländern

die Arbeitssituation eher besser entwickelt

als in der Schweiz, wird es zunehmend

schwieriger, ausländisches Personal

zu rekrutieren. Dies verbunden mit der

wachsenden und alternden Bevölkerung

wird die Engpässe der medizinischen Versorgung

zusätzlich verschärfen.

@vsaoasmac

vsao /asmac Journal 3/22 11


Ihre Bedürfnisse

im Mittelpunkt

Visitationen

Bewertungen, Löhne, Arbeitszeiten,

Kitas, Jobs - und noch viel

mehr: Medicus ist das umfassende

Portal für Ihre Karriere. Dort

finden Sie die optimal zu Ihnen

passende Stelle!

Die Spitäler und vsao-Sektionen

bieten Ihnen wichtige Informationen

zu den Arbeitsbedingungen. Den

wichtigsten Beitrag leisten jedoch

Sie: Bewerten Sie anonym Ihren

bisherigen Arbeitgeber. Damit

helfen Sie anderen – und profitieren

selber von deren Erfahrungen.

www.medicus.ch

Wie gut ist die Weiterbildung in

den Kliniken? Dieser Frage gehen

die Visitationen auf den Grund. Zu

den Expertenteams gehört immer

jemand vom vsao. Die Besuche vor

Ort dienen dazu, Verbesserungsmöglichkeiten

zu erkennen. Denn

Sie als unser Mitglied sollen von

einer hohen Weiterbildungsqualität

profitieren.

Falls Sie selber Visitationen

begleiten möchten: eine E-Mail

an ribeaud@vsao.ch, und Sie

erfahren mehr!

www.vsao.ch/visitationen

Feedback-

Pool

Für Sie als Mitglied ist sie zentral:

die Weiterbildung. Deshalb fühlen

wir unserer Basis mit Umfragen

regelmässig den Puls dazu. Dank

dieses Feedback-Pools können wir

unsere Verbandsarbeit gezielt auf

Ihre Anliegen ausrichten.

Wollen Sie mitmachen? Dann

schreiben Sie an ribeaud@vsao.ch.

www.vsao.ch/studien-undumfragen

Arztberuf

und Familie

• Wie bringe ich Familie, Freizeit und

Beruf unter einen Hut?

• Wie steige ich nach der Babypause

wieder ein?

• Wie meistere ich die täglichen

Herausforderungen?

Antworten auf solche Fragen erhalten Sie

als vsao-Mitglied bei unserem kostenlosen

Coaching. Die Beratung erfolgt telefonisch

durch die Fachstelle UND.

044 462 71 23

info@und-online.ch

www.vsao.ch/telefoncoaching


Politik

Ändert die Widerspruchslösung

etwas?

Bild: zvg

Am 15. Mai hat das Stimmvolk das revidierte Transplantationsgesetz

angenommen. Neu soll die Ablehnung

einer Spende zu Lebzeiten festgehalten werden.

Liegt kein dokumentierter Wille vor, geht man

grundsätzlich von einer Zustimmung aus.

Im Vorfeld der Abstimmung haben die Gegner diesen

Paradigmenwechsel scharf kritisiert. Die Angehörigen werden

aber auch bei der neuen Regelung immer miteinbezogen,

um den mutmasslichen Willen zu eruieren, und können unter

dessen Berücksichtigung eine Spende weiterhin ablehnen.

Gibt es keinen dokumentierten Willen und keine Angehörigen,

die man fragen kann, ist eine Organentnahme nach

wie vor nicht erlaubt. Im Vergleich zur bisherigen

Praxis ändert sich faktisch also kaum

etwas. Ziel bleibt, dem Willen der verstorbenen

Person zu entsprechen.

Die Gesetzesänderung ist demnach

nicht bahnbrechend. Aber wie

so oft hat eine Volksinitiative einen

indirekten Gegenvorschlag bewirkt

und dieser wiederum ein Referendum

nach sich gezogen. Das hoffentlich

zu einem breiten Diskurs

über ein bisher wenig diskutiertes

Thema in der Schweizer Bevölkerung

führt. Die entscheidende Frage

ist also nicht, ob Sie Ja oder Nein gestimmt,

sondern aufgrund des Urnengangs

für sich selbst eine Antwort gefunden

und darüber gesprochen haben.

Sind sich ihre liebsten und wichtigsten Menschen

im engen Umfeld im Klaren darüber, dass Sie Ihre

Organe spenden würden?

Oder haben Sie mit ihnen darüber gesprochen, dass Sie das

nicht tun möchten?

Wissen Sie, ob Ihre Angehörigen eine Organspende befürworten?

Für mich als (Intensiv-)Medizinerin ist es eine gewisse

Selbstverständlichkeit, meine Organe nicht mit ins Grab zu

nehmen – so selbstverständlich, dass ich es lange versäumt

habe, meine Eltern, meine Geschwister und meinen Freund

nach ihrer Haltung zu fragen. Das haben diese Abstimmung und

dieser Artikel geändert … und ich wurde von meinen Nächsten

in vielerlei Hinsicht überrascht.

Für meine Mutter nämlich sollte der Sterbeprozess möglichst

ungestört ablaufen. Entgegen meiner Annahme lehnt sie

eine Organentnahme ab, weil sie befürchtet, dass damit etwas

Entscheidendes verloren gehen und die letzte Ruhe gestört

werden könnte.

Auf den

Punkt

gebracht

Mein Freund steht der Organspende ebenfalls skeptisch

gegenüber. Er wünscht sich einen offeneren Umgang mit dem

Sterben und der Endlichkeit des Lebens. Als Ziel sieht er nicht

das Überleben mit einem fremden Organ, sondern die Vergänglichkeit

des eigenen Seins anzunehmen. Er kritisiert sowohl

unsere Gesellschaft als auch die Schulmedizin für die immer

weitere Verschiebung der Machbarkeitsgrenze.

Meine Stiefmutter lehnt eine Organspende entschieden

ab und möchte selbst auch keinesfalls ein fremdes Organ

bekommen.

Mein Vater hingegen würde spenden. Nur stört ihn

am Paradigmenwechsel, dass der Bürger jetzt

gegenüber dem Staat sein Recht einfordern

muss. Besser wäre für ihn das Prinzip

Selbstverantwortung: Wer kein Organ

spenden will, soll auch keines erhalten.

Das findet er konsequent.

Mein Stiefvater und meine

Brüder schliesslich wären grundsätzlich

bereit, ihre Organe zu

spenden, haben sich aber bisher

kaum damit auseinandergesetzt.

So spiegelt sich in meinem

engsten Familienkreis das ganze

Spektrum der Diskussion. Einen

Organspendeausweis hat jedoch

in unserer Familie bisher niemand

ausser ich. Und genau das ist das

Problem der Transplantationsmedizin

und bleibt es weiterhin, wenn wir nicht über

Organspenden sprechen und unseren Willen

nirgendwo festhalten.

Das wird sich nach dieser Abstimmung vielleicht ändern.

Es fragt sich allerdings, wie lange der Effekt anhält.

Nora Bienz,

Vizepräsidentin vsao

vsao /asmac Journal 2/22 3/22 13


MedEd

SYMPOSIUM

SIWF/ISFM

Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung

Institut suisse pour la formation médicale postgraduée et continue

Weiterbildung / Arbeitsbedingungen

9. MedEd-SYMPOSIUM

2022

Mit Simultanübersetzung

Avec traduction

simultanée

Perspektiven der ärztlichen Bildung

Perspectives de la formation médicale

Save the Date

28. September 2022

Casino, Bern

Das MedEd-Symposium ist im Rahmen der erweiterten Fortbildung

in allen Fachgebieten mit 7 Credits anerkannt (SIWF-approved).

Le Symposium MedEd donne droit à 7 crédits dans toutes les disciplines

dans le cadre de la formation continue élargie (ISFM-approved).

Anmeldung/Inscription: www.congress-info.ch/meded2022

14

3/22 vsao /asmac Journal


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen

SIWF-Award

Besonderes Engagement für

die Weiterbildung

PD Dr. med. et MME Monika Brodmann Maeder, Präsidentin des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF

Dr. med. Raphael Stolz, Vizepräsident des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF

Das SIWF sorgt für kompetente Ärztinnen und Ärzte.

Hat sich eine frühere

Weiterbildnerin oder ein

früherer Weiterbildner

exemplarisch für Ihre

Weiterbildung eingesetzt? Haben Sie

dank der hohen didaktischen Kompetenz

einer Weiterbildnerin oder

eines Weiterbildners speziell erfreuliche

Fortschritte in Bezug auf Kenntnisse

und Fähigkeiten machen können?

Dann nominieren Sie diese

engagierten Weiterbildungsverantwortlichen

für den SIWF-Award für

besonderes Engagement in der

Weiterbildung!

Auch dieses Jahr können sowohl

Einzelpersonen als auch verantwortliche

Teams einer Weiterbildungsstätte

nominiert werden.

Wir freuen uns, bereits zum neunten Mal

die Ausschreibung für den SIWF-Award

veröffentlichen zu können. Die zahlreichen

Nominationen und das positive

Echo haben uns gezeigt, dass eine solche

Auszeichnung sinnvoll ist und ihren

Zweck erfüllt. Die Verleihung ist deshalb

fester Bestandteil der SIWF-Agenda geworden.

Entscheidende Grundlage für eine

optimale Vermittlung von Können und

Wissen ist das Engagement der Kaderärztinnen

und Kaderärzte. Diese Aufgabe

lässt sich nur beschränkt durch Pflichtenhefte

definieren, viel wichtiger sind persönliches

Engagement und Begeisterung.

Die Belastungen in der medizinischen

Arbeitswelt sind vielfältig und die zeitlichen

sowie finanziellen Ressourcen werden

stets knapper, umso mehr sollten besonders

aktive und motivierte Weiterbildnerinnen

und Weiterbildner auch Anerkennung

erhalten. Das SIWF bietet aus

diesem Grund Assistenzärztinnen und

Assistenzärzten die Möglichkeit, das ausserordentliche

Engagement solcher Weiterbildungsverantwortlichen

explizit zu

würdigen, ohne aber eine Rangliste erstellen

zu wollen.

Nominierung durch Assistenzärztinnen

und Assistenzärzte

Für den SIWF-Award können Personen

nominiert werden, welche zurzeit in der

ärztlichen Weiterbildung aktiv tätig sind.

Im Fokus stehen Kaderärztinnen und

Kaderärzte, welche sich persönlich für

die Weiterbildung von angehenden

Fachärztinnen und Fachärzten einsetzen

und besonders kompetent und initiativ

Bild: zvg

vsao /asmac Journal 3/22 15


Weiterbildung / Arbeitsbedingungen

bei der Weitergabe von Kenntnissen und

Fertigkeiten sind. Auch dieses Jahr können

verantwortliche Teams einer Weiterbildungsstätte

nominiert werden. Nominationsberechtigt

sind Ärztinnen und

Ärzte, die sich zurzeit in der Weiterbildung

zu einem Facharzttitel befinden

oder vor weniger als einem Jahr den

Facharzttitel erworben haben. Eine Nomination

ist dann gültig, wenn sie durch

zwei Personen gemeinsam erfolgt. Sie soll

die persönliche Wertschätzung für die

wahrgenommene Weiterbildungsqualität

und für das Engagement der Weiterbildungsverantwortlichen

ausdrücken. Damit

aufgrund des Nominationsprozesses

keine Vorteile oder Konflikte am Arbeitsplatz

entstehen können, dürfen nur Weiterbildungsverantwortliche

oder Teams

nominiert werden, bei welchen die Nominierenden

aktuell nicht mehr angestellt

sind. Die Namen der nominierenden Personen

werden nicht veröffentlicht und

den Nominierten auch nicht mitgeteilt.

Es wird keine «Rangliste» der Nominierten

erstellt.

Jetzt Nomination einreichen!

Um jemanden zu nominieren, können Sie

bis am 31. Juli 2022 auf der SIWF-Website

(www.siwf.ch SIWF-Projekte SIWF-

Award) das Online-Formular ausfüllen.

Die SIWF-Geschäftsleitung überprüft,

ob die Nominierung formell korrekt ist

und entscheidet abschliessend über die

Gültigkeit der einzelnen Nominationen.

Alle korrekt Nominierten erhalten als

Würdigung ihres Engagements in der

Weiterbildung eine Anerkennungsurkunde,

ein Präsent und eine kostenlose

Einladung zum MedEd-Symposium am

28. September 2022 in Bern. Sie werden

(nach Rückfrage) auf der SIWF-Website

(www.siwf.ch) aufgeführt und am MedEd-

Symposium namentlich genannt.

Korrespondenz

Schweizerisches Institut für ärztliche

Weiter- und Fortbildung SIWF

Postfach

3000 Bern 16

Tel. 031 503 06 00

info@siwf.ch

Jetzt Weiterbildungsverantwortliche

nominieren!

Der SIWF-Award gibt die Möglichkeit,

besonders engagierten und kompetenten

ärztlichen Weiterbildungsverantwortlichen

und auch Teams eine

Anerkennung auszudrücken. Hat eine

ehemalige Weiterbildnerin oder ein

ehemaliger Weiterbildner bei Ihnen

einen bleibenden Eindruck hinterlassen?

Dann nominieren Sie sie oder ihn

für den SIWF-Award.

Füllen Sie auf der SIWF-Website

(www.siwf.ch SIWF-Projekte SIWF

Award) das Onlineformular aus.

Einsendeschluss: 31. Juli 2022

Weitere Informationen finden Sie auf

www.siwf.ch. Wenn Sie Fragen haben,

erreichen Sie uns unter info@siwf.ch

oder 031 503 06 00.

Kriterien für eine gültige Nomination

– Nominierende: Ärztinnen und Ärzte, die

sich zurzeit in der Weiterbildung zu

einem Facharzttitel befinden oder vor

weniger als einem Jahr den Facharzttitel

erworben haben.

– Nomination muss gemeinsam durch

zwei Personen erfolgen.

– Nominierende dürfen aktuell nicht mehr

bei der oder dem zu nominierenden Weiterbildungsverantwortlichen

angestellt

sein.

– Die zu nominierende Person muss aktuell

in der Weiterbildung tätig sein.

16

3/22 vsao /asmac Journal


Lachen und Träume für

unsere Kinder im Spital

Foto: Pierre-Yves Massot. Anzeige offeriert.

Jede Woche erhalten die Kinder im Spital Besuch

von den Traumdoktoren.

Ihre Spende schenkt Lachen.

PC 10-61645-5

Herzlichen Dank.


vsao

Neues aus

den Sektionen

Bern

Endlich ein freudiges

Wiedersehen!

An der Mitgliederversammlung im Berner

Generationenhaus haben sich rund 50 Mitglieder

zu einem freudigen Austausch und

zur legendären Tombola getroffen – dies

nach einer Corona-bedingten Pause. Der

statutarische Teil ging reibungslos über die

Bühne, so dass genug Zeit für das Zusammensein

blieb.

Anne Meister, Benjamin Hess und

Gerlinde Heil sind nach langjährigem

Engagement aus dem Vorstand zurückgetreten

und gebührend verabschiedet

worden. Wir bedanken uns bei ihnen ganz

herzlich für ihr unermüdliches Wirken

und die vielen nachhaltigen Inputs.

Ein- und Austritte halten sich im Vorstand

erfreulicherweise seit Jahren die

Waage. Wir konnten wiederum drei neue

Vorstandsmitglieder gewinnen. Anna

Messmer engagiert sich insbesondere im

Fakultätskollegium und nimmt Einsitz im

erweiterten Vorstand. Die angehende

Haus ärztin Rahel Gasser bringt sich im

Kernvorstand ein und übernimmt unseren

Sitz in der Ärztegesellschaft des Kantons

Bern (BEKAG). Und Manuel Luca Vestner,

langjähriger Präsident der Sektion Graubünden,

kommt mit viel vsao-Erfahrung

ebenfalls in den Kernvorstand und setzt

sich nun erfreulicherweise in Bern ein.

Das Co-Präsidium mit Nora Bienz und

Marius Grädel-Suter wurde für ein weiteres

Jahr im Amt bestätigt. Verstärkung erhalten

die beiden von Vizepräsidentin

Anzeige

Es gibt auch ein Leben neben

dem Beruf. Für eine gesunde

Work-Life-Balance braucht es

ein fortschrittliches Arbeitsgesetz,

optimierte Dienstplanungen,

mehr Teilzeitarbeit

und weniger Admini stration.

Für eine bessere Vereinbarkeit

von Beruf, Freizeit und

Familie!

Der VSAO Bern setzt sich für

mehr Teilzeitstellen ein.

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Mitmachen

und gewinnen!

Hauptpreis: Wellness-

Wochenende mit

2 Übernachtungen im

Hotel Simmenhof in Lenk

«Nur mit Teilzeitarbeit habe ich genügend Zeit für alles, was mir auch neben der Arbeit noch wichtig ist. Ich fordere deshalb eine Wochenarbeitszeit

von 18 42 Stunden. Für alle, auch für die Ärztinnen und Ärzte» Die Assistenzärztin Dr. med. Mirjam Arn ist auch Gleitschirmpilotin

3/22 vsao /asmac Journal


vsao

v. l. n. r.: Svenja Ravioli, Nora Bienz und Marius Grädel-Suter

Svenja Ravioli. Nora Bienz hat bereits angekündigt,

dass dies ihr letztes Amtsjahr

sein wird.

Ende Mai startet unsere Kampagne

2022. Wir werden für das Thema Teilzeit­

Arbeit sensibilisieren und spannende

Menschen und deren Work-Life-Balance

porträtieren. Die beiden Vorabversionen

der Filme, die an der Mitgliederversammlung

zu sehen waren, haben Begeisterung

ausgelöst und lassen erahnen, dass die

Kampagne der Höhepunkt des laufenden

Jahres sein wird.

Janine Junker, Geschäftsführerin VSAO Bern

Graubünden

Die Sektion ins Bild gesetzt

Nachdem die Kontakte während der

Pandemie mit den peripheren Regionalspitälern

praktisch eingeschlafen waren,

haben wir sie letzten Herbst wieder aufgenommen.

Da die Besuche immer recht

aufwendig waren, haben wir hier eine zeitgerechte

und pandemiekonforme Lösung

gefunden. Wir haben ein kurzes Vorstellungsfilmchen

gedreht, welches wir regelmässig

an die Regionalspitäler verschicken

und das dann unter den Assistenz- und

Oberärzten publik gemacht werden soll.

So hoffen wir, unsere Sektion noch besser

bekannt zu machen und immer wieder

in Erinnerung zu rufen. Schaut Euch das

Porträt auf der Website an!

(vsao-gr.ch/vsao-gr-video/)

In vielen Spitälern und Kliniken im

Kanton haben wir neue «Erstansprechpartner»,

früher «Spitalvertreter», gefunden.

Diese werden helfen, unseren Bekanntheitsgrad

in ihrer Klinik zu steigern.

Die Mitgliederversammlung fand am

9. März 2022 als Hybridveranstaltung statt.

Trotz Kopplung der Mitgliederversammlung

an einen spannenden Vortrag von

Frau Prof. B. Liebig über «Vereinbarkeit

von Beruf- und Privatleben für Ärztinnen

und Ärzte» war die Teilnehmerzahl wie bereits

in anderen Jahren eher bescheiden.

Erfreulicherweise konnten wir Carmen

Graf neu in den Vorstand wählen. Sie

konnte uns schon als Gast an Vorstandssitzungen

kennenlernen.

In den kommenden kantonalen Wahlen

kandidiert Kollege Prof. Dr. med. Roger

von Moos für die Wahl in den Grossen

Rat. Mit dem Politcoaching des vsao

Schweiz haben wir ihn in seinem politischen

Engagement unterstützt. Zusätzlich

haben wir ihn in einem Leserbrief

in der Lokalzeitung zur Wahl empfohlen.

Roger von Moos will sich für eine gute

Fort- und Weiterbildung der jungen Ärztinnen

und Ärzte einsetzen, und sein

Credo lautet: «Wer nicht mitbestimmen

kann, über den wird bestimmt.» Es ist

wichtig, dass die Ärzteschaft im kantonalen

Parlament Gehör findet. So sind wir

gespannt über den Ausgang am 15. Mai

2022.

Derzeit sind unsere Vorstandsaktivitäten

von denen des vsao Schweiz geprägt.

Wir arbeiten an einem guten Gelingen

des vsao-Mobil-Besuches und versuchen

die Mitgliederkampagne kantonsweit bekannt

zu machen. Mitte Mai finden ausserdem

Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband

über die Revision des

Lohnsystems und die Verbesserung der

Arbeitsbedingungen statt. Unser Fokus

liegt dabei auf der Förderung von Vereinbarkeit

von Ärzteberuf und Privatleben

und der Schaffung einer vereinbarkeitsfreundlicheren

Arbeitskultur in den Bündner

Spitälern und Gesundheitszentren.

Stefanie Herzog, Sektion Graubünden

vsao /asmac Journal 3/22 19


vsao

Zürich

Relaunch Mitgliederplattform

doc-doc

Die exklusiv für vsao-Mitglieder geschaffene

Plattform doc-doc wird schon von

zahlreichen Mitgliedern genutzt. Nun

steht sie Dir in einer revidierten, entschlackten

und optimierten Version zur

Verfügung.

Auf doc-doc findest Du aktuelle Beiträge

rund um Deinen Berufsalltag und

Deine Weiterbildung, Neuigkeiten des vsao

und aus der Gesundheitspolitik oder den

täglichen Medienspiegel mit aus gewählten

Medienberichten rund um die Themen

Ärzteschaft und Spitäler. Neben spannenden

Veranstaltungshinweisen kannst Du

Dich zudem im virtuellen Pausenraum im

geschützten Rahmen mit Deinen Berufskolleginnen

und -kollegen oder mit dem

vsao als Vertreter Deiner Anliegen austauschen.

Du kannst auch jederzeit selbst Beiträge

posten, an Umfragen teilnehmen und

damit die Verbandstätigkeit massgeblich

mitprägen.

Registriere Dich also gleich heute

noch unter www.doc-doc.ch! Bitte beachte

dabei, dass Du dies nur noch mit Deiner

beim vsao hinterlegten E-Mail-Adresse

(d. h. der Adresse, auf der Du auch unseren

Newsletter erhältst) tun kannst. Aus diesem

Grund musst Du Dich eventuell nochmals

neu registrieren. Nur so können wir

die Exklusivität dieser Plattform und den

Austausch im geschützten Rahmen garantieren.

Falls Du schon registriert bist, solltest

Du Dich vergewissern, dass Du die

beim vsao hinterlegte E-Mail-Adresse verwendest.

Wenn nicht, bitten wir Dich,

Dich nochmals neu zu registrieren.

Als Medizinstudierende/r hast Du übrigens

freien Zugang zu doc-doc. Du kannst

Dich dort mit Deinen Kommilitoninnen

und Kommilitonen austauschen und findest

Antworten auf Deine Fragen rund um

Studium und Berufseinstieg.

Bei Fragen zu doc-doc oder Problemen

bei der Registrierung stehen wir Dir

gerne unter kommunikation@vsao-zh.ch

zur Verfügung.

Dominique Iseppi,

Kommunikationsassistentin, VSAO Zürich

Termin der Mitgliederversammlung

Am Donnerstag, 16. Juni 2022,

ab 18.15 Uhr findet die jährliche

Mitgliederversammlung unserer

Sektion im Zunfthaus zur Meisen

statt. Neben der Besprechung

unserer Traktanden, dem Austausch

mit Kolleginnen und Kollegen und

einem Flying Dinner werden wir

dieses Jahr künstlerisch mit einer

exklusiven Vernissage und einem

Klavierkonzert verwöhnt. Es lohnt

sich also, mit dabei zu sein!

Wer sich noch kurzfristig anmelden

möchte, kann dies via info@vsao-zh.ch

tun.

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Engagiert, motiviert, kompetent.

So sind wir beim Rotkreuzdienst SRK.

Wollen auch Sie Ihre fachlichen Qualifikationen und Ihr Engagement

beim Rotkreuzdienst einbringen?

Informieren Sie sich beim Schweizerischen Roten Kreuz:

Rotkreuzdienst SRK, 058 400 41 70

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20

3/22 vsao /asmac Journal


Unser Beratungspartnernetz

für Treuhand, Versicherungen, Vorsorge

Schweizweit in Ihrer Nähe

BERATUNGSSTELLEN für Versicherungs-, Vorsorge- und Finanzberatung

• Allcons AG 4153 Reinach • Assidu 2800 Delémont, 6903 Lugano • BTAG Versicherungsbroker AG 3084 Wabern

• UFS Insurance Broker AG 8810 Horgen • VM-F Frank insurance brokers GmbH 9300 Wittenbach • Vorsorge

Wirz 4058 Basel

TREUHANDPARTNER für Finanzbuchhaltung, Steueroptimierung, Wirtschaftsberatung

• Axios Fiduciaire Sàrl 1920 Martigny • B+A Treuhand AG 6330 Cham • Brügger Treuhand AG 3097 Liebefeld/Bern

• contrust finance ag 6004 Luzern • Fiduciaire Leitenberg & Associés SA 2301 La Chaux-de-Fonds

• GMTC Treuhand & Consulting AG 9014 St. Gallen • KONTOMED Ärztetreuhand AG 8808 Pfäffikon • LLK Treuhand

AG 4052 Basel • Mehr-Treuhand AG 8034 Zürich • Quadis Treuhand AG 3952 Susten • Sprunger Partner AG

3006 Bern • W&P AG Treuhand Steuern Wirtschaftsprüfung 7001 Chur

Alle Beratungspartner finden Sie auch online oder rufen Sie uns an.

Für unsere Mitglieder ist ein einstündiges Erstgespräch zur gezielten Bedürfnisabklärung kostenlos.

mediservice vsao-asmac

Telefon 031 350 44 22

info@mediservice-vsao.ch

www.mediservice-vsao.ch


vsao

vsao-Inside

Clara Ehrenzeller

Wohnort: St. Gallen

Beim vsao seit: Februar 2020

Der vsao für Dich in Kürze:

Engagiert, vernetzend und Selbstverständlichkeiten

hinterfragend

Kennst Du jemanden, der Kaffee

als Kunst und Hobby bezeichnet?

Nein?

Eine Einladung bei Clara Ehrenzeller

wäre die beste – und genussvollste! – Art,

dies zu ändern. Denn für die Medizinstudentin

ist das schwarze Gebräu nicht

einfach ein tägliches Muss, das man

gedankenlos in Unmengen runterkippt.

Vielmehr liebt sie es, ausgiebig am

perfekten Espresso herumzutüfteln.

Und das hört natürlich wie alles,

was man immer weiter verbessern will,

nie auf …

Was hat das mit dem vsao zu tun?

Für die 22-Jährige einiges. «Auch unser

Verband hinterfragt Selbstverständliches,

das scheinbar einfach ist, wie es ist.»

Im Gesundheitswesen werde immer noch

vieles so gehandhabt wie seit jeher.

«Doch reicht das als Rechtfertigung?

Für mich nimmt der vsao die Rolle des

Hinterfragenden ein, um genau an jenen

Knackpunkten anzusetzen, welche die

jüngere Ärztegeneration nicht mehr

einfach hinnimmt.» Clara Ehrenzeller

denkt dabei vor allem an die Arbeitsbedingungen.

Ihre Vision: «Ich wünsche

mir ein Spital, in dem die verschiedenen

Professionen Hand in Hand effizient

zusammenarbeiten, in dem durch gelungene

Teamarbeit eine flache Hierarchie

entsteht, und in dem statt von Bürokratie

von Freizeit die Rede ist.»

Um dieses Ziel zu erreichen, engagiert

sie sich seit Ende November 2021

im Geschäftsausschuss des vsao. Dort

vertritt sie die swimsa, die Stimme der

Medizinstudierenden, und sieht sich als

Vermittlerin zwischen den beiden Organisationen.

«Durch mein Mandat erhalte

ich einen Einblick in die Gesundheitspolitik,

wie ich ihn zuvor nie hatte und er

im Studium auch kaum möglich ist.

Wenn ich dann jeweils einen wertvollen

Input geben kann, der die Diskussion

weiterbringt, freue ich mich.»

Aber klar, erste Priorität hat immer

(noch) das Studium. Gerade jetzt, im

Hinblick auf den baldigen Bachelor an

der ETH Zürich. Im Herbst dann die Fortsetzung

in Lugano. «So möchte ich die

Tessiner Mentalität und Ansichten aufnehmen

und beispielsweise im Geschäftsausschuss

vertreten.» Sie könne sich

vorstellen, sich später in ein medizinisches

Gebiet «rund um den Kopf» zu

vertiefen. Diesen lüftet sie im Übrigen

nicht nur, wenn sie ihrer Leidenschaft

für den koffeinhaltigen Energiespender

frönt: «Daneben fliesst meine Energie

in den Sport – am liebsten draussen in

der Natur – , um anschliessend bei

poli tischen und gesellschaftlichen Diskussionen

wieder voll dabei zu sein.»

Bild: zvg

22

3/22 vsao /asmac Journal


vsao

vsao-Rechtsberatung

Gesamtarbeitsverträge

und Arbeitsgesetz

Es besteht häufig Unklarheit

über die rechtliche Tragweite

von Gesamtarbeitsverträgen

(nachstehend GAV) und derjenigen

des Arbeitsgesetzes und seiner

Verordnungen. Es ist daher wichtig, diese

zu definieren und deren Hauptunterschiede

zu erläutern.

1. Gesamtarbeitsvertrag (GAV)

Der GAV ist ein Vertrag zwischen einem

oder mehreren Arbeitgeberverbänden

und/oder einem oder mehreren Arbeitgebern

einerseits und einem oder mehreren

Arbeitnehmerverbänden andererseits.

Dieser Vertrag regelt ihre Beziehungen

und die individuellen Arbeitsverträge, die

von ihren Mitgliedern (oder von ihnen

selbst, wenn es sich um einzelne Arbeitgeber

handelt) abgeschlossen werden.

Der GAV regelt die Arbeitsverhältnisse

unter Berücksichtigung der Besonderheiten

der Branche und der Berufe. In der

Regel räumen sie gegenüber dem Obligationenrecht,

den Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmern zusätzliche Rechte ein,

insbesondere indem sie Mindestlöhne

und eine Begrenzung der Arbeitszeit

vorsehen. Der Geltungsbereich eines GAV

ist beschränkt und im GAV definiert. Ein

GAV kann beispielsweise nur auf Assistenzärztinnen

und Oberärztinnen und

-ärzte anwendbar sein. Die anderen

Berufe sind also davon ausgenommen.

2. Arbeitsgesetz und Verordnungen

Das Arbeitsgesetz, das Teil des öffentlichen

Bundesrechts ist, hat zum Ziel, die

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

vor Beeinträchtigungen, die mit dem

Arbeitsplatz verbunden sind, zu schützen.

Einerseits enthält es Vorschriften

über den allgemeinen Gesundheitsschutz,

anderseits Vorschriften über

Arbeits- und Ruhezeiten. Es bildet somit

die Grundlage für den Schutz der Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmer in der

Schweiz. Grundsätzlich ist das Arbeitsgesetz

auf alle privaten Unternehmen

anwendbar, mit Ausnahme der öffentlichen

Verwaltung. Es gibt aber eine Reihe

von Ausnahmen. Die Ärzte in Weiterbildung

unterstehen seit 2005 den Bestimmungen

des Arbeitsgesetzes, einschliesslich

derjenigen, die in öffentlichen

Spitälern arbeiten.

Fünf Verordnungen ergänzen das

Arbeitsgesetz. ArGV 1 und 2 beinhalten

insbesondere Bestimmungen für die

Ärzte in Weiterbildung und die Arbeit im

Spital.

Die Bestimmungen des Arbeitsgesetzes

und seiner Verordnungen sind

zwingend. Das bedeutet, dass Abweichungen

zuungunsten der Arbeitnehmer

nicht erlaubt sind, auch wenn die

Vertrags- oder GAV-Parteien diesen

zustimmen. Falls eine abweichende

Vereinbarung abgeschlossen wird, ist

diese rechtlich unwirksam und niemand

wird sich im Streitfall darauf berufen

können.

3. Situation im Spital betreffend

die Ärzte in Weiterbildung

Da ein GAV eine Zusammenfassung der

Regeln des Arbeitsgesetzes enthalten

kann, muss zwischen der Zusammenfassung

der bundesrechtlichen Bestimmungen

und den Inhalten, die die Sozialpartner

verhandeln können, unterschieden

werden. Dazu gehören beispielsweise:

Verbindliche Vorschriften des

Arbeitsgesetzes

– Schutz der schwangeren Frauen und

stillenden Mütter

– Überzeit (Stunden > 50 Stunden)

– Ruhezeit

– Anzahl freie Sonntage pro Monat

– Definition des Pikettdienstes

– …

Regeln, die Gegenstand von Verhandlungen

sein können

– Lohn

– Arbeitszeit (< 50 Stunden)

– Bezahlung der Aus- oder Weiterbildung

– Definition der Funktionen

– …

Es ist sehr wichtig, diese Unterschiede zu

kennen, um sinnlose Diskussionen über

Probleme, die vom vsao nicht beeinflusst

werden können, zu vermeiden.

Patrick Mangold,

Sektionsjurist für die Kantone

Jura und Waadt

Bild: zvg

vsao /asmac Journal 3/22 23


Fokus

Generationenprojekt

für unsere

Zeit

Mit Cargo sous terrain erhält die Schweiz ab 2031 ein privat finanziertes

und automatisiertes Gesamtlogistiksystem, das für pünktliche

Warenlieferungen sorgt sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft

und die hohe Lebensqualität der Schweizer Bevölkerung nachhaltig

gewährleistet.

Patrik Aellig, Leiter Kommunikation Cargo sous terrain

Derzeit noch Zukunftsmusik, aber schon bald wird gegraben: Das Generationenprojekt Cargo sous terrain verlegt einen Teil des Warentransports

unter den Boden.

Bilder: zvg

24

3/22 vsao /asmac Journal


Die globalen Entwicklungen

stellen unsere Gesellschaften

vor bisher ungekannte Herausforderungen.

Es gibt den

Klimawandel und die gemeinsamen Bestrebungen

der Weltgemeinschaft, diesen

abzuwenden und zu meistern. Allen ist

klar, dass die Ressourcen der Erde nicht

weiterhin unbegrenzt zur Verfügung stehen.

Auch darüber hinaus sind in den

letzten Jahren Sicherheiten durcheinandergeraten,

wie Pandemie und Kriege

schmerzhaft zeigen. Neben diesen globalen

Herausforderungen sind wir auch mit

lokalen konfrontiert, die nicht weniger

drängend sind und nach Lösungen verlangen.

Eines der aktuellsten Themen sind

die Verkehrsprobleme im Siedlungsgebiet.

Diese zeigen sich heute besonders

akut in den Städten. Wenn die Beanspruchung

der Verkehrswege und die durch sie

ausgelösten Belastungen ungebremst weitergehen,

gefährdet dies die Umwelt und

die Lebensqualität der Menschen. In letzter

Konsequenz lässt sich auch die Versorgungssicherheit

nicht mehr aufrechterhalten.

Während wir alle als Konsumentinnen

und Konsumenten rund um die

Uhr Waren des täglichen Bedarfs beziehen

wollen, sind wir immer weniger bereit,

die damit verbundenen Schattenseiten zu

tragen. Diese Widersprüche lassen sich

nicht mit sturem Festhalten am Bisherigen

auflösen, sondern nur durch echte

Innovation.

LOGISTIKKETTE Die Funktionsweise HEUTE des Gesamtlogistiksystems CST

nationales

Verteilzentrum

Emissionsfreie und klimaschonende

Logistik

Eine solche Innovation ist Cargo sous

terrain (CST). CST stellt einen emissionsfreien

und klimaschonenden Lieferverkehr

sicher und wird als nachhaltiges

Gesamtlogistiksystem ein wichtiger Teil

des Schweizer Logistikalltags und der Versorgung

von Handel, Industrie und Bevölkerung

werden. CST transportiert und

verteilt kleinteilige Güter laufend und zuverlässig

auf den jeweils am besten dafür

geeigneten Kanälen. Das Rückgrat des

Systems bildet ein im Vollausbau 490 Kilometer

langes Tunnelsystem von Genf

bis St. Gallen und von Basel nach Luzern,

mit einem zusätzlichen Ast, der Bern mit

Thun verbindet.

Für die öffentliche Hand entstehen

durch CST keine finanziellen Lasten. Der

entscheidende Erfolgsfaktor von CST ist,

dass eine breite Gruppe von Firmen und

anderen privaten Akteuren sich gemeinschaftlich

dazu entschlossen hat, Lösungen

für die Zukunft zu entwickeln. Dies

geschieht im Rahmen von «kollaborativer

Innovation» unter dem Dach der CST AG.

Diese bietet den entscheidenden Vorteil,

dass zwischen den städtischen Zentren ab

2031 ein eigenes, unterirdisches Trassee

für Gütertransporte entsteht. Das ist eine

dringend benötigte Innovation angesichts

der zunehmenden Überlastung der oberirdischen

Infrastrukturen.

regionales

Verteilzentrum

Fokus

Mehrwerte der Logistikkette mit CST

An den Hubs, den Zugangspunkten, welche in bestehenden Logistikzentren liegen,

nimmt CST die Güter aller verfügbaren Verkehrsträger oberirdisch entgegen (Strasse,

Schiene, Wasser, Luftfracht). Sie werden vollautomatisch über Lifte ins Tunnelsystem

eingespeist und dort von selbstfahrenden Fahrzeugen an den gewünschten Ort bewegt.

Am Bestimmungsort übernimmt CST nach dem automatischen Entlad die oberirdische

Feinverteilung mit eigenen, elektrobetriebenen Citylogistik-Fahrzeugen bis zu den

Empfängern, etwa Läden oder Industrie. Das Merkmal von CST ist der kontinuierliche

Transportfluss in kleinen Einheiten. Die Hubs sind in mehreren Stockwerken angeordnet

und dadurch platzsparend konzipiert. Dank der vorgängigen Aufreihung der Güter

im Tunnel kann die Feinverteilung in den Städten hocheffizient und ohne Leerfahrten

TRANSPORT

Feinverteilung

erfolgen, auf dem Rückweg nimmt CST Recyclinggüter mit.

LOGISTIKKETTE MIT CST

nationales

Verteilzentrum

Kommissionierung

Bereitstellung

Verlad

Kommissionierung

Direktanbindung

Mehrwerte

• Effizientere Abläufe

in den Verteilzentren

• Reduktion des Platzbedarfs

bei der Bereitstellung

• Brechen von Spitzen und dadurch

Entlastung Kommissionierung

• Schnellere Durchlaufzeiten

• Ermöglicht höhere Frequenz

kleinteiliger Sendungen

MANUELL

TRANSPORT | SORTIERUNG | PUFFERUNG | BÜNDELUNG

AUTOMATISCH

Mehrwerte

• Kontinuierlicher kleinteiliger

Transport

• Pufferung, Sortierung und Bündelung

von Transporteinheiten für optimale

Feinverteilung

• Zeitpunkte der Kommissionierung und

Auslieferung können entkoppelt werden

• Voll integriert vom Versender bis in

die Feinverteilung in der Stadt

• Reduktion Strassenverkehr, Lärmund

CO 2

-Emissionen

Entladung

Umschlag

Beladen

CITY

HUB

CST schafft für alle über die gesamte Logistikkette Mehrwerte und Kosteneinsparungen

Beladen

gebündelte

Feinverteilung

Mehrwerte

• Transport von kleinen Losgrössen zum

gewünschten Zeitpunkt verfügbar

• Optimierte Nutzung bestehender Flotten

und Infrastrukturen

• Wesensgerechter Fahrzeugeinsatz

• Reduktion des Platzbedarfs in den City-

Hubs gegenüber heutigen Verteilzentren

• Reduktion des CO 2

Footprints

Alle Beteiligten werden bei der

Realisierung einbezogen

Innovativ ist auch das Modell der privaten

Finanzierung von CST, das komplett ohne

Mittel der öffentlichen Hand realisiert

wird. Das bedeutet nicht, dass sich private

Interessen einfach gegenüber den öffentlichen

durchsetzen werden. Zum einen

sind die Aktionäre von CST gewillt, einen

Beitrag an die Zukunft im Dienste der Allgemeinheit

zu leisten. Zum anderen stellen

verschiedene klar geregelte Verfahren

sicher, dass die Interessen und Bedürfnisse

der Allgemeinheit bei der Realisierung

berücksichtigt werden – das betrifft die

Themen Raumplanung, Umwelt, Naturund

Heimatschutz. Kantone und Gemeinden

werden mit jeweils massgeschneiderten,

bewährten Verfahren einbezogen.

Ende 2021 haben beide Parlamentskammern

die gesetzliche Grundlage verabschiedet,

welche für die Realisierung

des unterirdischen Güterversorgungssystems

inklusive oberirdischer Feinverteilung

notwendig ist. Die Schaffung dieser

vsao /asmac Journal 3/22 25


Das Journal des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte

Nr. 3, Juni 2021

Seite 27

Kardiologie

Neue Therapien für die

kardiale Amyloidose

Seite 36

Hämatologie

Neoplasien ohne

Chemotherapie behandeln?

Seite 39

Politik

Arbeitszeiten müssen sinken

Seite 6

Fokus

gesetzlichen Grundlage war in dieser Dimension

ein Novum für die Schweiz. Am

Ende entstand ein Bundesgesetz, das den

ausschliesslich privat finanzierten, wirtschaftlichen

Betrieb von CST ermöglicht

und gleichzeitig die Interessen der Allgemeinheit

sichert.

CST ist mehr als ein Tunnel

Parallel zum Gesetzgebungsprozess hat

CST die eigene Projektentwicklung vorangetrieben.

Mit dem positiven Parlamentsentscheid

stellen die Investoren von CST

100 Millionen Franken für die Detailplanung

der ersten Teilstrecke von Härkingen-Niederbipp

bis Zürich zur Verfügung.

Bis 2025 wird die Planung der ersten Teilstrecke

von Härkingen-Niederbipp nach

Zürich abgeschlossen sein. 2026 beginnt

der Bau der ersten Teilstrecke, welche

2031 in Betrieb geht.

Gütertransporte haben einen wesentlichen

Einfluss auf den Verkehrsfluss

und machen einen wesentlichen Teil des

Verkehrsaufkommens in den Ballungsräumen

aus. Das oberirdische Citylo gistik-

System von CST knüpft nahtlos an den

gebündelten Tunnelzugang in den Städten

an. Es entlastet dank intelligenter

Steuerung und Tourenplanung die Städte:

Der Lieferverkehr wird um bis zu 30 Prozent

reduziert und die Lärmemissionen

um 50 Prozent. Auch bei der Entwicklung

der Citylogistik pflegt CST die kollaborative

Innovation unter Partnern, in Kombination

mit Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Mit konkreten Schritten Richtung

Operabilität konkretisiert CST lange

vor dem Bau des Tunnels sein Vorhaben,

als nachhaltiges Gesamtlogistiksystem

ein wichtiger Teil des Schweizer Logistikalltags

zu werden.

Wie eingangs geschildert, sind die

Nachhaltigkeitsaspekte entscheidend für

das Gelingen von Innovationen. Das ausschliesslich

mit erneuerbarer Energie betriebene

System CST ist bei einer Gesamtbetrachtung

ökologisch signifikant besser

als der konventionelle Transport. Gegenüber

heutigen Strassentransporten resultieren

bis zu 80 Prozent CO 2

-Einsparung

pro transportierte Tonne Güter. Das erste

Teilstück von Härkingen nach Zürich

spart jährlich 40000 Tonnen CO 2

-Äquivalente

ein. Das sind handfeste Vorteile, welche

CST mit der Erweiterung des Systems

auf die ganze Schweiz bis 2045 noch ausbauen

und verstärken kann.

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3/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Der Untergrund

des anonymen

Internets

Der verborgene Teil des Internets, den man im Allgemeinen

Darknet nennt, sei ein Tummelplatz für kriminelle Machenschaften,

heisst es. Und fast jeder hat Geschichten gehört, nach denen

im Darknet Drogen, Menschen oder sogar Morde gehandelt werden.

Dieser Artikel soll Licht ins Dunkel bringen.

Yves Kraft, Branch Manager Bern, Oneconsult AG

Nicht per se illegal: Das Darknet ist bietet eine Plattform für illegale Aktivitäten, aber auch eine Möglichkeit, bspw. Informationen zu verbreiten,

die andernfalls der Zensur autoritären Systemen zum Opfern fallen würden.

Bild: Adobe Stock

vsao /asmac Journal 3/22 27


Fokus

Das Internet hat sich in vielerlei

Hinsicht verändert, seit es

in den 1990er Jahren erstmals

öffentlich zugänglich wurde.

Eine der umstrittensten Entwicklungen

ist das Wachstum des sogenannten Dark

Web. Das ist ein Teil des Internets, der

nicht mit einem normalen Browser zugänglich

ist.

Das Clear Web ist der leicht zugängliche

Teil des Internets und nur ein kleines

Fragment des gesamten Netzes. Etwa 90%

des Internets bezeichnet man als sogenanntes

Deep Web. Dort befinden sich etwa

Firmendatenbanken, Streaming-Server

sowie Online-Speicher. Grundsätzlich

steht das Deep Web allen offen. Diese Inhalte

sind jedoch nur für berechtigte Personen

oder Systeme zugänglich, um z.B.

Unternehmensgeheimnisse zu schützen,

und sind gar nicht erst durch Suchmaschinen

auffindbar. Das Darknet ist ein vergleichsweise

kleines Teilstück des Deep

Web und ist ausschliesslich durch ein sogenanntes

Anonymisierungsnetzwerk erreichbar.

Tätigkeitsfelder im Darknet

Darknets im Allgemeinen können aus verschiedenen

Gründen genutzt werden, zum

Beispiel:

––

Besserer Schutz der Persönlichkeitsrechte

der Bürger vor gezielter und massenhafter

Überwachung

––

Computerkriminalität (Handel von Kreditkarten,

Nutzerkonten, Schadsoftware,

Denial of Service usw.)

––

Schutz von Dissidenten vor politischen

Repressalien

––

Filesharing (Copyright-geschützte Filme

und Musik, gestohlene persönliche Daten,

Pornografie, vertrauliche Dateien,

illegale oder gefälschte Software usw.)

––

Verkauf von verbotenen Waren auf Darknet-Märkten

(Drogen, Medikamente, gefälschte

Papiere, usw.)

––

Whistleblowing und Weitergabe von

Nachrichten

––

Kauf oder Verkauf unerlaubter oder illegaler

Waren oder Dienstleistungen

––

Umgehung von Netzzensur und Inhaltsfiltersystemen

oder Umgehung restriktiver

Firewall-Richtlinien

Anonym unterwegs

Webseiten des Darknets sind nicht mit

den üblichen Suchmaschinen oder Browsern

auffindbar. Tor ist das populärste Beispiel

für ein Darknet, das oft fälschlicherweise

mit dem Darknet im Allgemeinen

gleichgesetzt wird. Neben Tor gibt es aber

Beispielangebote (Verkäufer: bigpharmaswiss) rezeptpflichtiger Medikamente mit Versand aus der

Schweiz (Origin: Switzerland) sehen folgendermassen aus.

Zudem wurden Angebote gefunden, bei denen Medikamente von Pharmafirmen aus der Schweiz

als Beispiele angegeben werden. Bei diesem Anbieter, der als Druckservice getarnt ist (Zitat:

«Natürlich steht es euch frei, was auf das Rezept gedruckt werden soll, ich biete lediglich einen

Druckservice. Gerne drucke ich euch auch Grusskarten!»), können beliebige Rezepte ausgestellt

werden.

Bilder: zvg

28

3/22 vsao /asmac Journal


Fokus

auch noch zahlreiche weitere Netzwerke.

Namentlich sind dies beispielsweise ano­

Net, BitTorrent, GNUnet, OpenBazaar,

Riffle oder Secure Scuttlebutt. Jedes dieser

Netze hat eigene Topologien oder eigene

Protokolle und dienen unterschiedlichen

Verwendungszwecken (Anonymisierung,

Filesharing, dezentrale Marktplätze

usw.)

Das Tor-Projekt (früher als The Onion

Router bekannt) bietet eine Anonymisierungssoftware,

die kostenlos heruntergeladen

werden kann. Tor

umhüllt die Nachricht des

Absenders vereinfacht gesagt

mit Verschlüsselungsschichten

– ähnlich wie die

Schichten einer Zwiebel,

daher auch der Name des

Systems (Onion-Netzwerk).

Suchanfragen oder

Nachrichten, die über den

Tor-Browser gesendet werden, gehen

nicht direkt an das gewünschte Ziel. Stattdessen

werden sie über «Knoten» weitergeleitet,

das sind andere Computer, die

von Tor-Nutzern betrieben werden. An jedem

Knotenpunkt wird eine Verschlüsselungsschicht

entfernt, und die Nachricht

wird dann an den nächsten Knoten weitergeleitet.

Jeder Knoten kennt die Identität

des vorherigen und des nächsten Knotens,

aber nicht die der anderen in der Kette.

Daher ist es äusserst schwierig, den gesamten

Weg einer Nachricht zu verfolgen

oder herauszufinden, wo sie begonnen

hat und wer sie gesendet hat und wo sie

endet. Aus diesem Grund ist es für Strafver

folgungsbehörden sehr schwierig,

Onion- Services aufzuspüren und damit

die Quelle und das Ziel der Kommunikation

zu identifizieren.

Apotheken in der digitalen Unterwelt

Bei den im Darknet angebotenen Arzneimitteln

handelt es sich häufig um rezeptpflichtige

Lifestylepräparate, wie beispielsweise

Potenzmittel oder Hormonpräparate.

Häufig wird Ware vom Originalhersteller

angepriesen, totale «Fakes» sind

eher selten. Da bei den entsprechenden

Cybermarktplätzen auch Käuferbewertungen

zu finden sind, ist der Verkauf von

Placebos nur von kurzfristigem Erfolg gekrönt.

«Natürlich steht es euch frei,

was auf das Rezept gedruckt werden

soll, ich biete lediglich einen

Druckservice. Gerne drucke ich

euch auch Grusskarten!»

Alphabay, zurzeit einer der grössten

dieser illegalen Webshops, listet insgesamt

um die 50000 Produktangebote verschiedener

Händler auf. Etwa die Hälfte

davon fällt in die Gruppe «Drugs and Chemicals».

Dazu wiederum gehören zwei Unterkategorien

mit Medikamenten:

«Prescription» sind verschreibungspflichtige

Medikamente (983 Angebote),

«Benzos» sind Benzodiazepine, welche als

Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingesetzt

werden (1244 Angebote).

Gründe, warum Leute sich auf eigene

Faust mit Medikamenten versorgen, gibt

es viele. Einerseits könnte die Scham, mit

Fremden über persönliche Probleme zu

reden, eine Rolle spielen. Anderseits

könnten auch als negativ empfundene Erfahrungen

mit Ärzten der Auslöser sein.

Zusammengefasst lässt

sich sagen, dass man mit

wenig Aufwand und wenig

technischem Wissen ins

Darknet gelangen kann.

Unter Berücksichtigung der

leichten Geschwindigkeitseinbussen

wird mit der Nutzung

von Anonymisierungsdiensten

über VPN

oder Tor generell die Anonymität im Internet

besser gewährleistet. Denn auch Webseiten

im Clear Web sind grundsätzlich

durch den Tor-Browser erreichbar.

Die Türe zum dunklen Netz zu öffnen,

ist nicht illegal. Es gilt jedoch zu beachten:

Was ausserhalb des Internets illegal ist,

bleibt es auch im Internet – egal ob Clear

Web oder Darknet.

Ist es illegal, sich im Darknet zu

bewegen?

Um es einfach auszudrücken: Nein, es ist

nicht illegal, auf das Darknet zuzugreifen,

es ist aber durchaus ein Sicherheitsrisiko.

Die Nutzung von Tor oder der Besuch des

Dark Web sind nicht per se illegal. Auf der

Netzwerkseite ist das Darknet im Unternehmen

eher eine Grauzone. Die Nutzung

des Darknets bedeutet in der Regel, dass

Sie versuchen, eine Tätigkeit auszuüben,

die Sie sonst in der Öffentlichkeit nicht

ausüben könnten. Es ist natürlich verboten,

illegale Handlungen anonym auszuführen,

wie z.B. den Zugang zu Bildern

von Kindesmissbrauch zu verschaffen, die

Förderung des Terrorismus oder den Verkauf

illegaler Gegenstände wie Waffen.

vsao /asmac Journal 3/22 29


Fokus

Freie Wahl oder

Vorbestimmung?

Bei notorischen Gewalttätern stellt sich oft die Frage, ob diese aus

freien Stücken handeln oder ob sie an einer psychischen Erkrankung

oder unter einer abnormen Hirnstruktur leiden. In den meisten

Fällen zeigt sich, dass letztere Annahmen nicht zutreffen. Sogenannte

Psychopathen weisen zwar Persönlichkeitsstörungen auf,

haben aber auch einen freien Willen.

Prof. Philippe Delacrausaz, Chefarzt, Direktor des Instituts für Gerichtspsychiatrie, DP-CHUV

In Büchern und Filmen faszinieren Psychopathen und versetzen uns zugleich in Angst und Schrecken. Worauf die Persönlichkeitsstörungen gründen,

welche zu solchen Taten führen, ist unklar. Entsprechend wenig können in der Regel psychiatrische Therapien helfen.

Seit 2014 gibt es in der Schweiz

den Schwerpunkttitel in forensischer

Psychiatrie und Psychotherapie.

Damit können Psychiater

und Psychotherapeuten ihre spezifischen

Kenntnisse und Kompetenzen im Bereich

der Beurteilung und Behandlung von Personen

mit einer delinquenten Lebensgeschichte

nachweisen. Ärzte, die in diesem

Bereich arbeiten, befinden sich damit an

der Schnittstelle von Recht, Kriminologie

und Soziologie. Sie befassen sich intensiv

mit dem Strafvollzug und haben die Möglichkeit,

die vorbestimmenden Faktoren

einer kriminellen Laufbahn zu analysieren.

Jene Faktoren also, die eine kriminelle

Karriere beeinflussen, aber auch die Wege

aus dieser heraus, wobei der letzte Aspekt

heutzutage unter dem englischen Begriff

«Desistance» bekannt ist.

Ringen um die Schuldfähigkeit

Das Gesetz geht davon aus, dass jeder

Mensch mit einem freien Willen ausgestattet

ist und setzt damit auch seine strafrechtliche

Verantwortlichkeit voraus, die

übrigens nie bewiesen werden muss. Für

den forensischen Psychiater hingegen ist

die Realität komplexer und es gilt, zahlreiche

Vorbestimmungen zu berücksichtigen.

Dabei beschäftigt er sich nicht mit

Bild: Adobe Stock

30

3/22 vsao /asmac Journal


Fokus

sozialen Determinismen (das ist nicht sein

Fachgebiet), sondern konzentriert sich

auf biologische und psychologische Vorbestimmungen,

vor allem aber auf pathologische

Determinismen. Im Rahmen von

strafrechtlichen Gutachten besteht seine

Aufgabe darin, zu beurteilen, inwiefern

diese pathologischen Determinismen den

freien Willen beeinträchtigt und somit zu

einer verminderten Schuldfähigkeit oder

sogar zu einer Schuldunfähigkeit geführt

haben.

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts

hatte Dr. John Harlow im berühmten Fall

von Phineas Gage in den USA gezeigt, dass

man nach einem Schädel-Hirn-Trauma

(ein Brecheisen hatte Gage nach einer Explosion

auf einer Baustelle den Schädel

durchschlagen) unter Umständen keine

neurologischen Schäden davontragen

wird, jedoch eine Persönlichkeitsveränderung

mit Verhaltensstörungen (bspw. mit

einer Tendenz zu Gewaltausbrüchen) auftreten

kann. Gewisse Aspekte des biologischen

Determinismus werden bis heute

dank der Fortschritte bei der Bildgebung

des Gehirns, insbesondere der funktionellen

Bildgebung, immer wieder auf diese

Weise vorgebracht. So kommt es in den

Gerichtssälen vor, dass Anwälte Gehirnscans

vorlegen, um die Abnormität der

Gehirnstrukturen eines bestimmten Mandanten

zu zeigen. Diese Abnormität soll

die Schuldunfähigkeit belegen und zu deren

Anerkennung führen.

Mit dem Aufkommen der Psychoanalyse

im 20. Jahrhundert hat man auch

ein besseres Verständnis für die Rolle

unbewusster Mechanismen entwickelt,

die bei unseren Entscheidungen und

Handlungen eine Rolle spielen und in

manchen Fällen bestimmte Straftaten erklären

können.

Psychische Erkrankung ist selten

Ursache

Für den forensischen Psychiater besteht

die Hauptfrage darin, ob das Vorhandensein

einer psychischen Störung möglicherweise

eine Rolle bei der Begehung

der Straftat gespielt hat. Die breite Datengrundlage

in der Fachliteratur zeigt jedoch,

dass entgegen der Wahrnehmung

in der Öffentlichkeit die Begehung einer

Gewalttat statistisch nicht mit der psychischen

Erkrankung korreliert. Man beobachtet

insbesondere, dass weniger als

10 Prozent der psychiatrischen Patienten

eine Gewalttat begehen. In diesen Fällen

beobachtet man sehr häufig andere Faktoren,

die man auch bei fehlender psychischer

Erkrankung finden kann, wie z.B.

den Konsum von psychoaktiven Substanzen

wie Alkohol oder illegalen Drogen.

Die Frage nach der wiederholten Begehung

von strafbaren Handlungen, mit

oder ohne Gewaltanwendung, die schlussendlich

eine kriminelle «Karriere» kennzeichnet,

und nach deren Ausgangspunkt

ist schwierig zu beantworten. Insbesondere

auch die Frage, welche Rolle die «freie

Wahl» in solchen Lebensläufen spielt und

nach dem Vorhandensein einer psychiatrischen

Störung.

Die Psychopathie

In den 1940er Jahren wurde das Konzept

der «Psychopathie» entwickelt, um die

Bedeutung der «hartgesottenen Kriminellen»

zu erfassen, die weder durch strafrechtliche

Sanktionen noch durch Wiedereingliederungsversuche

auf den «rechten

Weg» zurückgebracht werden können.

Dieses Konzept wurde nie in die international

anerkannten psychiatrischen Klassifikationen

wie bspw. die ICD der Weltgesundheitsorganisation

(WHO) oder das

DSM der American Psychiatric Association

(APA) aufgenommen. Es ist aber

durch fiktionale Darstellungen (Filme und

Fernsehserien), sehr populär geworden.

Mit diesem Konzept verbindet man

teilweise auch die Diagnose der dissozialen

Persönlichkeitsstörung, die nach

ICD-10 als eine Persönlichkeitsstörung

beschrieben wird, die durch folgende Elemente

gekennzeichnet ist:

––

eine kalte Gleichgültigkeit gegenüber

den Gefühlen anderer,

––

eine offensichtliche und anhaltende

verantwortungslose Haltung,

––

eine Missachtung sozialer Normen, Regeln

und Zwänge,

––

eine Unfähigkeit, Beziehungen dauerhaft

aufrechtzuerhalten, obwohl es keine

Schwierigkeiten beim Aufbau von

Beziehungen gibt.

Dazu kommen:

––

eine sehr geringe Frustrationstoleranz

und eine niedrige Schwelle für die Entladung

von Aggressionen, einschliesslich

Gewalt,

––

eine Unfähigkeit, Schuldgefühle zu

empfinden oder aus Erfahrungen zu

lernen, insbesondere nach Sanktionen,

––

eine deutliche Tendenz, anderen die

Schuld zu geben

––

oder plausible Rechtfertigungen für ein

Verhalten zu liefern, das zu einem Konflikt

zwischen der Person und der Gesellschaft

führt.

Schuldfähig und therapieresistent

Wie man sieht, beschreibt dieses Bild lediglich

Modalitäten des Seins und Verhaltens.

So überrascht es nicht, dass Studien

zeigen, dass ein erheblicher Anteil der

Inhaftierten diese Erscheinungsformen

der dissozialen Persönlichkeitsstörung

aufweisen. Die Schuldfähigkeit dieser Personen

wird allgemein als voll und ganz

angenommen, und sie gelten darüber hinaus

als wenig oder gar nicht zugänglich für

irgendeine Form von Therapie.

In Situationen, in denen eine Person

wegen Gewalttaten vor Gericht steht und

insbesondere wenn es sich um wiederholte

Verbrechen oder Vergehen handelt,

müsste daher die Frage gestellt werden, ob

eine psychische Erkrankung vorliegt, die

gegebenenfalls mit einer geeigneten Therapie

behandelt werden kann. In den

meisten Fällen ist dies jedoch nicht der

Fall, und die Ätiologie dieser Verhaltensweisen

muss in anderen Bereichen als in

demjenigen der psychiatrischen Pathologie

gesucht werden.

vsao /asmac Journal 3/22 31


Fokus

Der Waldweg über

dem Keltengrab

Vor mehr als 2000 Jahren wurden Angehörige der keltischen Elite

aufwändig bestattet. Ihre auf Anhöhen gelegenen Hügelgräber

waren markante Punkte in der Landschaft. Der archäologische Dienst des

Kantons Berns erforscht derzeit ein solches Gräberfeld.

Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin vsao Journal, Bilder: Severin Nowacki

Ein Wald, eine Kiesgrube – dieser

Fleck im Berner Seeland ist

nichts Besonderes. Das Besondere

befindet sich unter den

Zeltplanen. Es handelt sich um Grabhügel

aus der Epoche der frühen Kelten, von ca.

800 bis 450 vor Chr. Seit 2019 führt hier

der archäologische Dienst des Kantons

Bern eine sogenannte Rettungsgrabung

durch. Da die Kiesgrube erweitert werden

soll, müssen die Hügel wissenschaftlich

dokumentiert und die Funde aus den Gräbern

geborgen werden. Bevor die Bagger

alles untergraben, um an die unter den

Grabhügeln liegende Kiesschicht zu kommen,

werden die Hügel Schicht für

Schicht abgetragen, wie Alexandra Winkler,

Archäologin und Projektleiterin dieser

Grabung, erklärt.

Gebildete Laien

Wie aber weiss man, wo man suchen

muss? Im Fall der Keltengräber ist das

nicht ganz so schwierig, wenigstens was

den dominantesten Grabhügel angeht.

Mit einem Durchmesser von mehr als

20 Metern und einer Höhe von heute noch

gegen drei Metern erregte das kreisrunde

Gebilde bereits im 19. Jahrhundert das Interesse

der ersten «Archäologen». Diese

Pioniere waren gebildete Laien, welche

den Hügel von oben öffneten, um zur in

der Mitte gelegenen Grabkammer vorzustossen

und die Gegenstände zu bergen.

Sie konservierten ihre Funde und erstellten

auch eine kleine Dokumentation. Weder

Vorgehen noch Auswertung sind mit

den heutigen Methoden vergleichbar,

aber bereits damals waren diese in ganz

Europa verbreiteten Grabhügel bekannt

und konnten der richtigen Epoche zugeordnet

werden.

Heutzutage werden sämtliche Funde

(auch Altfunde) auf einer archäologischen

Karte eingetragen. Diese wird in allen

Kantonen geführt und laufend ergänzt.

Wird ein Baugesuch eingereicht, muss der

archäologische Dienst vorab überprüfen,

ob in diesem Gebiet etwas von Interesse

sein könnte. Im konkreten Fall wurden

nebst dem bereits bekannten Grab noch

weitere Hügel mit verschiedenen Gräbern

entdeckt. Nicht alle waren von denselben

Dimensionen wie das «Hauptgrab», sondern

über die Jahrtausende teilweise von

der Erosion mehr oder weniger abgetragen

worden. So fand das Team um Alexandra

Winkler sogar eine Grabstätte unter

einem gut begangenen Waldweg.

Für den Tod planen

Die Dimensionen der Grabhügel lassen erahnen,

wie gross der Aufwand gewesen

sein muss, um diese letzten Ruhestätten

zu erstellen. Das Material musste im Umland

abgetragen und wohl in Körben zur

Anhöhe transportiert werden. Dabei kam

es zu massiven Erdbewegungen. Die Steine,

welche die Abgrenzung markierten,

wurden vom Ufer der Aare evtl. mithilfe

von Rindern oder Pferden ebenfalls auf

die Anhöhe geschleppt. Insgesamt eine

Masse von drei bis vier Tonnen Gestein.

Da die Anhöhe zur damaligen Zeit mit

ziemlicher Sicherheit nicht bewaldet war,

waren die Gräber weithin sichtbar und

verliehen den Bestatteten wohl über den

Tod hinaus Bedeutung und Grösse.

Als wichtigste Erkenntnis dieser Grabung

erachtet Winkler die Tatsache, dass

der Bau in Etappen stattfand. Die Hügel

wurden mit Pausen von mehreren Wochen

bis Monaten erbaut. Das lässt zwei

Schlüsse zu: Zum einen waren die am Bau

beschäftigten Menschen nicht immer abkömmlich.

Es waren wohl Bauern und

Handwerker, die den Bau nebst ihren üblichen

Tätigkeiten errichteten. Zum andern

haben die «Stammesführer» bereits zu

Lebzeiten mit dem Bau ihrer Gräber begonnen,

darin den Pharaonen nicht ganz

unähnlich. Solche aufwändigen Bauwerke

wurden nur für ausgewählte Personen errichtet,

woraus auch Schlüsse zum Aufbau

der damaligen Gesellschaft gezogen werden

können.

Gräber ohne Tote

Öffnet man die Grabkammer, ist alles organische

Material verschwunden. Weder

das Holz, das die Kammer ausgekleidet

hat, noch die Bestatteten haben im sauren

Waldboden überdauern können. Da abgesehen

von winzigen Knochensplittern keine

Spuren mehr zu finden sind, lassen sich

keine Aussagen zu den Menschen selbst

machen. DNA-Analysen, welche unter anderem

Auskunft über Verwandtschaftsverhältnisse

geben könnten, sind ausgeschlossen.

Sicher ist einzig, dass die auf

diese Weise zur Ruhe gelegten Personen

32

3/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Bagger, Schaufeln und Staubsauer kommen zum Einsatz, wenn die Hügel schichtweise

abgetragen werden. Dabei wird jeder Schritt dokumentiert.

einer Oberschicht angehört haben müssen.

Das zeigen auch die Beigaben, welche

die Zeit besser überdauert haben, etwa Behälter

aus Keramik oder Metall. In andern

Grabhügeln in der Schweiz und im Ausland

wurden sogar Pferdewagen aus Holz

und Metall entdeckt oder Importgegenstände

aus dem Mittelmeerraum, was

nicht nur die Grösse der Grabstätten nochmals

verdeutlicht, sondern ebenso die Bedeutung

der Toten.

Doch nicht nur «Nützliches» wurde

den Verstorbenen mitgegeben, sondern

auch Schönes, vor allem Schmuck. Leider

sind insbesondere Gegenstände aus Bronze

sehr stark angegriffen und zerfallen mit

der Zeit praktisch zu Staub, wenn sie nicht

behandelt werden. Entsprechend schwierig

sind sie zu bergen, und ebenso komplex

sind Konservation und Restauration.

Das bislang schönste Stück, welches Alexandra

Winkler bergen konnte, ist jedoch

recht resistent gegenüber dem Zahn der

Zeit: Der Ohrring aus Gold, fein ziseliert

mit geometrischen Mustern, glänzt nach

der Reinigung genauso wie vor mehr als

2000 Jahren.

Planen, graben, dokumentieren

Die Feldarbeit prägt gemeinhin das Bild

der Archäologie. Bevor aber die erste Baggerschaufel

Erde abgetragen wird, muss

ein Projekt geplant, ein Budget und ein

Zeitplan erstellt und das Ganze bewilligt

werden. Wenn die Arbeit an der Fundstelle

abgeschlossen ist, werden Dokumentation

und Funde ausgewertet und in einer

Publikation dargestellt. Im vorliegenden

Fall wird die Ausgrabung selbst noch einige

Jahre andauern. Eine Ausnahme, wie

Alexandra Winkler betont, der schieren

Grösse und der Vielzahl der Gräber geschuldet.

Entsprechend umfangreich

wird die Publikation ausfallen. All die

Analysen der Funde brauchen Zeit. Am

Ende steht ein Werk, das vor allem der

Wissenschaft zur Verfügung steht. Für das

breite Publikum gibt es häufig Führungen

sowie ein breites Panel an Öffentlichkeitsanlässen.

Die Funde werden konserviert

und in der Regel archiviert. Alexandra

Winkler hätte Freude, wenn zumindest

der Ohrring nicht in einem Archiv verschwinden

würde, sondern Platz in der

Vitrine eines Museums fände.

Um das Keramikgefäss, welches dem Toten

beigegeben wurde, zu bergen, braucht es

ausgeprägtes Fingerspitzengefühl.

vsao /asmac Journal 3/22 33


Fokus

Leben im

Untergrund

Man sieht sie selten, doch man weiss, sie sind da. Ratten erregen meist

Abscheu, gelten als Schädlinge und Krankheitsüberträger.

Seit langem begleiten Ratten die Menschen, besiedeln die Städte,

auch die Kanalisation. In diesen künstlichen Höhlen führen

sie ein geselliges Leben.

Marcus Schmidt und Gabi Müller, Stadt Zürich, Umwelt- und Gesundheitsschutz,

Schädlingsprävention und -beratung

Die Wanderratte (Rattus norvegicus)

ist ein bedeutender Hygieneschädling,

kann Krankheiten

übertragen und durch

ihren Nagetrieb grosse Materialschäden

anrichten. Sie ist uns in der Forschung

aber auch sehr nützlich, denn an ihr wird

die Wirkung von Medikamenten, Pflegeprodukten

und Giften getestet. Da sie unter

anderem in der Kanalisation lebt,

kann ihr plötzliches Auftreten in einem

Quartier ein Anzeichen für eine defekte

Abwasserleitung sein.

Je mehr Essensreste oder Vogelfutter

eine Ratte vorfindet, desto mehr Nachwuchs

produziert sie. Die Fachstelle

Schädlingsprävention kontrolliert mehrmals

pro Jahr Stellen, wo Ratten regelmässig

auftreten. Deshalb gibt es in Zürich im

Vergleich zu anderen Städten relativ wenig

Ratten. Die Regel, wonach in Grossstädten

eine Ratte pro Person lebt, ist ein Märchen

und entbehrt jeder wissenschaftlichen

Grundlage. Da Wanderratten vor allem im

Untergrund leben, ist eine Schätzung der

Anzahl ohne grössere wissenschaftliche

Studien, bei denen Ratten gefangen, markiert,

wieder freigelassen und wieder gefangen

werden, nicht seriös.

Ohne Schwanz ist die Wanderratte 19

bis 27 cm lang, und vor allem die Männchen

können mit bis zu 500 Gramm eine

stattliche Grösse erreichen. Der fast körperlange

Schwanz ist unbehaart. Ihr Rücken

ist graubraun, der Bauch weisslich

grau gefärbt.

Ursprünglich stammt die Wanderratte

aus Sibirien und der Mongolei. Durch den

Handel verschleppt, tauchte sie Anfang

19. Jahrhundert in der Schweiz auf. Dies

war zugleich der Beginn der Industrialisierung

und des Ausbaus der Kanalisationen.

Heute ist sie im ganzen Mittelland und in

den tief liegenden Teilen der Alpentäler,

vor allem entlang von Fluss- und Seeufern

sowie in der Kanalisation, verbreitet.

Vor dem Auftreten der Wanderratte

war in Europa die Hausratte (Rattus rattus)

weit verbreitet. Sie stammt ursprünglich

aus der wärmeren Himalayaregion und

wurde schon sehr früh mit den Handelsschiffen

auf der ganzen Welt verschleppt.

Sie kann gut klettern und hält sich in kälteren

Regionen vor allem in den oberen

Stockwerken von Gebäuden auf. Durch das

enge Zusammenleben von Mensch, Tier

Auf der Suche nach Nahrung bietet die Stadt viele Möglichkeiten. Einen Abfallcontainer anzunagen,

gehört dazu.

34

3/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Intelligent, vorsichtig und gesellig: Ratten leben in Familienverbänden, erkennen sich am Geruch und verständigen sich durch Laute.

Bilder: zvg

und Hausratte wurde im Mittelalter der Erreger

der Pest, Yersinia pestis, durch Flöhe

von den Hausratten auf die Menschen

übertragen. Heute ist die Hausratte in der

Schweiz sehr selten und vor allem noch in

der Landwirtschaft anzutreffen. In

Deutschland ist sie beispielsweise auf der

Roten Liste als vom Aussterben bedrohte

Art aufgeführt.

Gesellig und familiär

Die Wanderratte ist ein Kulturfolger und

lebt überall, wo sich Menschen ansiedeln.

Als Allesfresser ernährt sie sich von Getreide

und anderen pflanzlichen und tierischen

Produkten. Je nach Wassergehalt

des Futters braucht eine Ratte täglich 30

bis 60 Milliliter Wasser. Deshalb siedeln

sich Wanderratten gerne in der Nähe von

Gewässern oder in der Kanalisation an.

Hier ernähren sie sich vor allem von über

die Toilette entsorgten Nahrungsresten.

Sie können ihr ganzes Leben in diesem

künstlichen Höhlensystem verbringen.

Bei Öffnungen im Abwassersystem können

sie an die Oberfläche gelangen.

Die Wanderratte ist vorwiegend dämmerungs-

und nachtaktiv, kann sich aber

bei entsprechender Fütterung auch tagsüber

zeigen. Sie läuft gern entlang von

Mauern, Gebüschen und allem, was ihr

Schutz bietet. In der Vegetation bewegt sie

sich immer auf denselben Wegen. Sie ist

gesellig und lebt in Gruppen im Familienverband.

Das Revier einer Gruppe wird gegen

Fremde verteidigt. Die Tiere einer

Gruppe erkennen sich am Geruch. Regelmässig

genutzte Wege werden mit Urin

markiert. Zur Kommunikation untereinander

verständigen sich Ratten auch akustisch.

Gehör, Tast- und Geschmackssinn

sind gut ausgebildet.

Die Weibchen werden nach 50 bis 60

Tagen geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit

von etwa 22 Tagen werden durchschnittlich

sieben bis acht Junge geboren. Diese

sind anfangs noch unbehaart, blind, hilflos

und werden drei Wochen lang gesäugt.

Deshalb bleiben sie für einige Wochen im

Nest, welches das Weibchen an einem sicheren

und trockenen Ort für sie anlegt.

Ein Weibchen kann pro Jahr vier bis sieben

Mal Junge haben. Das wird durch Populationsdichte,

Nahrungsangebot und Temperatur

beeinflusst. Im Freiland werden

Ratten sechs bis zwölf Monate alt, in Gefangenschaft

bis zu drei Jahren.

Risiko für Gesundheit und Material

Die Wanderratte hat bei der Nahrungssuche

und zur Erschliessung neuer Nistmöglichkeiten

einen grossen Aktionsradius.

Dabei kommt sie auf dem Weg durch die

Kanalisation, durch Abfalleimer, über

Kompostplätze, durchs Gebüsch und andere

Orte mit gesundheitsschädigenden

Keimen in Kontakt und kann diese verschleppen.

Beispiele dafür sind Salmonellen

(Durchfallerkrankungen), Leptospiren

(Weil’sche Krankheit), Hantaviren und Toxoplasmen.

In Europa sind bei Ratten momentan

27 Krankheitserreger bekannt.

Aufgrund der potentiell möglichen Krankheitsübertragung

sind Ratten in der Lebensmittelproduktion

für Mensch und

Haustiere ein erhebliches Risiko. Beim

Eindringen in Vorratslager verschmutzen

sie die gelagerten Nahrungsmittel mit ihrem

Kot und Urin. Eine Ratte frisst täglich

etwa 20–30 Gramm trockenes Futter.

Durch ihren angeborenen Nagetrieb können

sie gravierende Schäden an Möbeln,

Verkabelungen und elektrischen Geräten

anrichten. Beim Benagen von Kabelisolationen

können Kurzschlüsse und Brände

entstehen.

Ein Rattenbefall im Freien ist an faustgrossen

Löchern in der Erde und deutlichen

Laufspuren in der Vegetation zu erkennen.

Rattenkot ist häufig an geschützten

Stellen wie z.B. unter Schränken, in

dunklen Ecken aber auch auf den Laufwegen

der Wand entlang zu finden. An Türen,

Wänden und Verkleidungen findet man oft

deutliche Nagespuren.

Das Eindringen von Ratten und Mäusen

in Keller kann durch engmaschige

Vergitterung (Maschenweite höchstens

5 mm) oder Schliessen der Kellerfenster

vermieden werden. Türen und andere Öffnungen

müssen dicht schliessen. Abfallund

Sperrmüllansammlungen im Keller,

anderen Lagerräumen oder im Hinterhof

sind zu vermeiden, weil sie Futterquellen

und Verstecke für die Ratten bieten. Regelmässiges

Ausbringen von Vogelfutter

lockt Ratten und Mäuse an. Gemäss der

Vogelwarte Sempach ist das Füttern von

vsao /asmac Journal 3/22 35


Fokus

Vögeln nur im Winter und nur bei gefrorenem

Boden sinnvoll. Bei Abfallcontainern

muss der Bodenablauf und Deckel geschlossen

sein, um die Ratten vom Abfall

fernzu halten.

Ratten sind Hygiene- und Materialschädlinge.

Im Kanton Zürich sorgen, gestützt

auf § 1, 17 und 18 der Verordnung

über allgemeine und Wohnhygiene vom

20. März 1967, die Gemeinden auf öffentlichem

Grund für die Nagerbekämpfung.

In der Stadt Zürich ist die Fachstelle

Schädlingsprävention dafür zuständig

(s. Kasten).

Für die Bekämpfung eines grösseren

Rattenbefalls muss eine professionelle

Schädlingsbekämpfungsfirma beigezogen

werden. Diese verwenden zur Nagerbekämpfung

hauptsächlich Köder mit Antikoagulantien.

Diese Köder können abhängig

von Dosis und Wirkstoff auch für andere

Säugetiere und Vögel tödlich sein.

Links

Link zu Merkblatt über Ratten:

www.stadt-zuerich.ch/content/dam/stzh/gud/Deutsch/UGZ/gesundheitsschutz/

schaedlingsberatung/dokumente/schaedlinge/mb_spb_ratten.pdf

Link zu FAQ über Nagetiere:

www.stadt-zuerich.ch/gud/de/index/gesundheitsschutz/schaedlingspraevention/

faq/nagetiere.html

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36

3/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Der Psyche auf

den Grund gehen

Jahrelang mehrmals pro Woche auf einer Couch liegen,

um Unbewusstes an die Oberfläche zu holen. So stellt man sich

gemeinhin die klassische Psychoanalyse vor. Seit ihrer

Entstehung hat sie sich allerdings vielfältig weiterentwickelt. Dazu hat

auch der Dialog mit angrenzenden Disziplinen wie bspw. den

Neurowissenschaften beigetragen. Ist die von Freud entwickelte

«seelische Tiefenbohrung» noch aktuell?

Dr. phil. Johannes Simon Vetter, Dr. phil. Laura Maria Wade-Bohleber, Prof. Dr. med. Heinz Böker

Vor mehr als hundert Jahren

provozierte Sigmund Freud

seine Zeitgenossen: Ein

Mensch entscheidet nicht

allein bewusst, es gibt nicht nur den

freien Willen, sondern auch das unser

Handeln und Erleben erheblich beeinflussende

Unbewusste. Die psychoanalytische

Herangehensweise beschäftigt

sich mit ebenjenem Unbewussten, den

verdrängten Erfahrungen, dem «Untergrund»

der Psyche. Sie entlarvt die Illusion,

dass wir rational und durch unser

Bewusstsein dominiert sind, und beschäftigt

sich mit unseren inneren Widersprüchen,

geht dem Verborgenen nach.

Freud entwickelte die Psychoanalyse

als Theorie über das Zusammenwirken

des Bewussten und Unbewussten mit

Bezug auf Entwicklung, Struktur und

Funktion der menschlichen Psyche. Der

Begriff Psychoanalyse bezeichnet sowohl

eine Methode zur Untersuchung zugrundeliegender

Vorgänge und psychischer

Störungen als auch ein therapeutisches

Verfahren sowie die psychoanalytische

Herangehensweise, die u. a. auch gesellschaftliche

und kulturelle Phänomene

erforscht.

Bis in die Gegenwart sind psychoanalytische

Therapieformen Gegenstand von

Weiterentwicklung und Anpassung in Klinik

und Wissenschaft und durch einen

theoretischen, methodischen und therapeutischen

Pluralismus geprägt. Als Teil

der psychiatrisch-psychotherapeutischen

Behandlungspraxis können sie eine Vielfalt

an Störungsbildern wirksam behandeln.

Verschiedene Behandlungsformen

psychoanalytischen Ursprungs

Die (klassische) Psychoanalyse wendet

sich dem Zusammenwirken von bewussten

und unbewussten psychischen Prozessen

mittels freier Assoziationen und

Deutungen zu. Über einen längeren Zeitraum

mit mehreren Sitzungen pro Woche

und auf der Couch liegend werden unbewusste

Konflikte und erworbene Entwicklungsschwierigkeiten,

die sich im Leben

des Patienten, aber auch in der Beziehung

zum Analytiker mittels Übertragung (Projektion

unbewusster Repräsentanzen von

verdrängten bzw. verinnerlichten Erfahrungen)

und Gegenübertragung (reaktive

Empfindung des Behandlers auf die Übertragungsangebote

des Patienten) abbilden,

aufgearbeitet.

Den weitaus grösseren Teil des psychoanalytischen

Behandlungsspektrums

machen andere Formen (zeitlich verkürzt,

zumeist im Sitzen und ein- bis zweimal

pro Woche) aus, nämlich die Tiefenpsychologisch

fundierte bzw. Psychodynamische

/ Psychoanalytische Psychotherapie

[1]. Fokussiert wird dabei auf das Zusammenspiel

der Symptomatik und Persönlichkeitsfaktoren

der Patienten, die unbewusste

Psychodynamik aktuell wirksamer

neurotischer Konflikte und struktureller

Störungen unter Beachtung von

Übertragung, Gegenübertragung und Widerstand

(bspw. zum Verständnis der

Symptombildung). Der therapeutische

Prozess ist durch Begrenzung des Behandlungszieles,

ein vorwiegend konfliktzentriertes

Vorgehen und Einschränkung

regressiver Prozesse geprägt.

Darüber hinaus kommen Kurz- oder

Fokaltherapien sowie niederfrequente

Behandlungen in einer längerfristigen,

Halt gewährenden therapeutischen Beziehung

zum Einsatz.

Wissenschaftlich und mehrdimensional

Jahrzehntelang hatte die Psychoanalyse

Nachholbedarf hinsichtlich wissenschaftlicher

Untersuchungen. Mittlerweile zeigen

viele Studien und Metaanalysen die

Wirksamkeit in der Behandlung psychischer

Störungen [2–6].

vsao /asmac Journal 3/22 37


Fokus

Die Psychoanalyse hat im Laufe der Zeit verschiedenste Formen ausgebildet, und ist als Therapieform nach wie vor aktuell. Die legendäre Couch,

hier das Original im Sigmund Freud Museum in London, prägt aber immer noch die allgemeine Vorstellung davon.

Von aussen betrachtet mag häufig das

Vorurteil fallen, in psychoanalytisch angelegten

Therapien gehe es hauptsächlich

um Sexualität. Tatsächlich wurden viele

vom ausgehenden 19. Jahrhundert geprägte

Theorien überholt, aber es gab

schon zu Freuds Lebzeiten andere Entwicklungen,

die bspw. auf das Beziehungserleben

und die Objektbeziehungstheorie

(zu nennen sind etwa Alfred Adler

und Melanie Klein) fokussierten, so dass

bis heute zwischenmenschliche Beziehungsmuster

im Zentrum stehen. Gleichzeitig

bleibt die psychoanalytische Theorie

eine der wenigen, die auch das Instinkthafte,

Triebhafte des Menschen und

seine ganz individuelle Konfliktdynamik

zu verstehen versucht.

Man mag auch die Vorstellung haben,

dass die psychoanalytische Herangehensweise

zu viel Staub des «Untergrunds»

aufwirbeln und folglich zu sehr in der Vergangenheit

wühlen würde. Tatsächlich

sind die aktuellen Beziehungen zentraler

Inhalt psychoanalytischer Behandlungen,

auch wenn diese Beziehungsmuster

massgeblich durch frühe Bindungserfahrungen

geprägt sind, und ein Verständnis

aktueller Schwierigkeiten immer auch

über die Einbettung dieser in die individuelle

Lebensgeschichte erarbeitet wird.

Der individuelle Zugang in der

Behandlung

Im Vergleich zu vielen anderen therapeutischen

Verfahren fokussieren psychoanalytische

Ansätze weniger auf eine

Symptomreduktion: Symptome sollen in

ihrem Zusammenhang mit der spezifischen

innerpsychischen Konstellation eines

Menschen verstanden werden. Behandelt

werden Individuen, nicht Symptome

oder Diagnosen. Das lässt sich weniger

messen und quantifizieren, dient aber

vielleicht eben jener Aufarbeitung des

«Untergrunds». So können persönliche

Handlungs- und Erfahrungsspielräume

erweitert und neue Verhaltens- und Erlebensweisen

in Beziehungen und im Alltag

ermöglicht werden. Heute ergeben sich

darüber hinaus Verknüpfungen zu neurowissenschaftlichen

Erkenntnissen, die

die Bedeutung unbewussten Geschehens

hervorheben [1].

Im Gesundheitssystem und in der

Wissenschaft leben wir in auf Effizienz,

Schnelligkeit und Wirksamkeit getrimmten

Zeiten. Mit dieser Entwicklung halten

auch psychoanalytische Verfahren mit:

So wurden Kurzzeitverfahren entwickelt,

deren Wirksamkeit ebenfalls gut belegt

sind [7–9]. Gleichzeitig bleibt die Psychoanalyse

als Langzeitbehandlung eine

wichtige Möglichkeit, schwere, beispielsweise

auch chronifizierte psychische Erkrankungen

wirksam zu behandeln.

Bild: © 2018 Freud Museum London.

38

3/22 vsao /asmac Journal


Fokus

Ziel psychoanalytischer Verfahren

sind u. a. eine bessere Selbsterkenntnis

und Reflexion sowie die Unterstützung

beim Nachreifen von Beziehungserfahrungen.

Dieses tiefere Verständnis kostet

Zeit und Einsatz, was interessanterweise

auch genau den Erwartungen der Allgemeinheit

an Psychotherapie entspricht,

wie eine aktuelle Studie zeigen konnte

[10]. Die Behandlungseffekte halten bestenfalls

über das Therapieende an und

verbessern sich über die Zeit [11, 12], um so

zur Senkung von Gesundheitskosten beizutragen

[13, 14].

Tieferliegende Zusammenhänge

zu verstehen versuchen

Abschliessend lässt sich also festhalten,

dass psychoanalytische Verfahren weiterhin

– in der Schweiz und weltweit – zu den

Standardverfahren der Behandlung psychischer

Erkrankungen gehören. Sie sind

wirksam und kosteneffizient. In diesen

Verfahren wird ein Verständnis der aktuellen

Symptomatik – gemeinsam mit dem

Patienten – durch Einbettung in die individuelle

innerpsychische Konstellation

und Lebensgeschichte erarbeitet. Wenn

man dies als «seelische Tiefenbohrung»

bezeichnen möchte, ist diese also auch

heute noch aktuell.

Zur besseren Lesbarkeit wird die männliche

Form verwendet, die weibliche Form ist allerdings

jeweils mitgemeint.

Literatur

[1] Boeker, H.

Psychodynamic psychiatry

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Arch. Neurol. Psychiatry

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doi:10.4414/sanp.2020.03140.

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[8] Driessen, E. et al.

The efficacy of short-term

psychodynamic psychotherapy

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(2015).

[9] Leichsenring, F.,

Rabung, S. & Leibing, E.

The efficacy of short-term

psychodynamic psychotherapy

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disorders: a meta-analysis.

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[10] Delboy, S. &

Michaels, L. Going Beneath

the Surface: What People

Want from Therapy.

Psychoanal. Inq. 41, 603–623

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Pragmatic randomized

controlled trial of long-term

psychoanalytic psychotherapy

for treatment-resistant

depression: the Tavistock

Adult Depression Study

(TADS). World Psychiatry 14,

312–321 (2015).

[12] Klug, G. et al.

Insight and Outcome in

Long-Term Psychotherapies

of Depression. Z. Psychosom.

Med. Psychother. 68, 54–73

(2022).

[13] Yonatan-Leus, R.,

Strauss, A. Y. & Cooper-Kazaz,

R. Psychodynamic psychotherapy

is associated with

sustained reduction in health

care utilization and cost.

Clin. Psychol. Psychother. 28,

642–655 (2021).

[14] de Maat, S.,

Philipszoon, F., Schoevers, R.,

Dekker, J. & De Jonghe, F.

Costs and benefits of

long­ term psychoanalytic

therapy: changes in health

care use and work impairment.

Harv. Rev. Psychiatry

15, 289–300 (2007).

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vsao /asmac Journal 3/22 39


Perspektiven

Aktuelles aus der Geburtshilfe: Infektionen in der Schwangerschaft

Schwanger in der

Pandemie

Obgleich die Schwangerschaft eine veränderte Immunantwort auslöst,

um das heranwachsende Kind zu schützen, erhöht sie auch die Gefahr von

Infektionen. So verdoppelte sich das Risiko für Schwangere für

SARS-CoV-2-bedingte Komplikationen. Impfen und Schutzmassnahmen

sind deshalb auch zum jetzigen Zeitpunkt noch angebracht.

Prof. Dr. Dr. med. Martin Müller, Leitender Arzt Geburtshilfe, Universitätsklinik für Frauenheilkunde,

Inselspital, Bern

Eine Schwangerschaft ist komplex.

Wir begleiten und behandeln

mindestens zwei Individuen

(Mutter und Kind/er) und

diese verändern und entwickeln sich

stets. Bei Infektionen in der Schwangerschaft

müssen wir somit deren Einfluss

auf die Mutter und das Kind sowie den

Zeitpunkt des Auftretens (die Schwangerschaftswoche)

betrachten. Der Zugang

zum Fetus kann über eine Reihe von unterschiedlichen

Übertragungswegen erreicht

werden, wobei wir grundsätzlich

Aszension und hämatogene/transplazentare

Disseminationen unterscheiden (Abbildung

1).

Angepasstes Management bei CMV

und Covid-19

Die Schwangerschaft selbst führt auch zu

einer veränderten Immunantwort, die zusammen

mit der Plazenta für den Schutz

des Fetus verantwortlich ist. Umgekehrt

kann eine Schwangerschaft die Exazerbation

einer Infektion, die Reaktivierung einer

latenten Infektion oder auch eine aszendierende

Infektion begünstigen. In der

Abbildung 1 sind Übertragungswege und

für die Schwangerschaft relevante Erreger

zusammengefasst. Da in den letzten zwei

Jahren unser Management bei Zytomegalie

(CMV) und Covid-19-Infektionen in der

Uterus

Plazenta

Bakterien/Protozoen

Toxoplasmose gondii

Listeria monocytogenes

Borelliose

Treponema pallidum

Viren

Röteln

CMV

HBV

Parvo-B19

HIV

VZV

COVID-19

hämatogene und tranzplazentare Dissemination

Abbildung 1. (adaptiert aus [1] und [2]): Übertragungswege und potenzielle Erreger relevant in der

Schwangerschaft.

Zervix

Bakterien/Protozoen

A-Streptokokken

B-Streptokokken

Neisseria gonorrhoea

Chlamydia trachomatis

Treponema pallidum

Gardnerella vaginalis

Trichomonas vaginalis

Viren

CMV

HBV

HSV-2

HIV

Aszension

Vagina

Schwangerschaft angepasst wurde, werde

ich mich auf diese beiden Erreger konzentrieren.

Ein Infekt kann eine Schwangerschaft

direkt oder auch indirekt schädigen. Bei

einer direkten Schädigung führt der Erreger

zu einer Entwicklungsstörung, die in

einer Embryopathie oder Fetopathie mündet.

Ein Beispiel ist eine CMV-Infektion in

der Frühschwangerschaft. Im Vergleich

werden indirekte Schädigungen durch

Veränderungen des Umfelds ausgelöst.

Ein Beispiel ist die diffuse Störung der

Myelinisierung oder Bronochopulmonale

Dysplasie (Abbildung 2) infolge einer

SARS-CoV-2-bedingten Frühgeburt.

Grafiken: zvg

40

3/22 vsao /asmac Journal


Bild: Adobe Stock

nekrotisierende

Enterokolitis

Atemnotsyndrom

Bronchopulmonale Dysplasie

Infektion des

choriodezidualen Raums

Abbildung 2. (adaptiert aus [2]): Infektionen in der Schwangerschaft und neonatale Morbidität.

Plazenta

Uterus

Infektion der Nabelschnur

Zervix

Infektion des Fruchtwassers

transiente Hypothyreose

Frühgeborenen-Retinopathie

Vagina

diffuse Störung

der Myelinisierung

Wir haben bis jetzt in der Schweiz keinen

Konsens über die Sinnhaftigkeit der

einzelnen Untersuchungen zur Prävention

von Infektionen gefunden. Es herrscht

Konsens, dass die meisten Untersuchungen

im ersten Trimester durchgeführt werden,

da in diesem Zeitraum die direkte

Schädigung häufiger vorkommt und genügend

Zeit für eine Prophylaxe oder Therapie

vorliegt [3]. Die häufigsten Erreger mit

kongenitaler Infektion sind in der Tabelle 1

zusammengefasst, wobei das Management

bei einer in der Frühschwangerschaft erworbenen

mütterlichen CMV-Infektion

kürzlich angepasst wurde. Eine randomisierte,

doppelblinde, gegen Placebo kontrollierte

Studie zeigte eine signifikante

Reduktion der fetalen CMV-Infekte nach

einer primären Behandlung mit dem Virostatikum

Valacyclovir [4]. Eine weitere

Studie hat die Wirksamkeit im Jahr darauf

unterstrichen [5]. Aus diesem Grund hat

die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie

und Geburtshilfe (SGGG) im Expertenbrief

Nr. 73 die Empfehlung zur spezialisierten

Betreuung und Aufklärung

über diese potenzielle Behandlungsoption

ausgesprochen [6]. Dieser Paradigmenwechsel

erlaubt uns, bei dringendem Verdacht

auf Frühinfektion eine Therapie mit

Valacyclovir einzuleiten. Eine invasive Abklärung

(PCR und Viruslast im Fruchtwasser,

ggf. fetale Blutentnahme) sollte frühestens

acht Wochen nach vermuteter Primärinfektion,

im Idealfall nach der 18–20

SSW, angeboten werden. Wir sollten dabei

das Interventionsrisiko gegenüber der

Konsequenz des Resultats abwägen.

Jede Schwangerschaft an sich führt zu

einer kardiopulmonalen Anpassung und

zu einer veränderten mütterlichen Immunantwort,

die zusammen mit der Plazenta

für die Entwicklung und den Schutz des

Fetus verantwortlich sind. Umgekehrt

kann eine Schwangerschaft eine Reaktivierung

einer latenten Infektion, eine Aszension

oder auch Exazerbation einer In -

fek tion wie mit SARS-CoV-2 begünstigen.

vsao /asmac Journal 3/22 41


Perspektiven

Durch die Covid-19-Pandemie rückten somit

die Schwangerschaftsvorsorge und die

mütterliche Morbidität in den Fokus. Die

Schwangerschaft verdoppelt das Risiko für

SARS-CoV-2-bedingte Komplikationen,

wie die Aufnahme auf die Intensivstation,

Notwendigkeit einer Intubation oder Mortalität.

Somit haben ~10 Prozent unserer

Schwangeren schwere Schwangerschaftskomplikationen

entwickelt und ~3 Prozent

der Kinder sind postpartal positiv getestet

worden [7]. Eine Therapie mit monoklonalen

Antikörpern nach dem ersten Trimester

wurde kürzlich zugelassen, und die

Therapiekriterien sind gleich wie bei der

nichtschwangeren Bevölkerung. Nicht zuletzt

bleibt die weitere Schwangerschaftsvorsorge

nach einer Infektion wichtig, um

eine intrauterine Wachstumsretardierung

zu entdecken [8].

Impfen und Schutzmassnahmen

einhalten

Nun ist die Covid-19-Pandemie laut BAG

vorbei – aber nicht für alle. Wir empfehlen

unseren schwangeren Patientinnen weiterhin

spezielle Schutzmassnahmen: Gesichtsmaske

(idealerweise FFP2-Maske)

bei Kontakten im beruflichen und privaten

Umfeld, Händehygiene und wenn möglich

Arbeiten im Homeoffice. Die Impfung ist

und bleibt die wichtigste Massnahme. Alle

Schwangeren sollten nach dem ersten Trimester

geimpft werden, um den besten

Schutz vor schwerer Infektion (sowohl

für die schwangere Frau wie auch für

das ungeborene Kind) zu erreichen [9].

Wir empfehlen eine Selbsttestung bei

Krankheitssymptomen einer möglichen

Covid-19- Erkrankung und bei positivem

Test die Selbstisolation. Die kontinuierliche

Aufrechterhaltung der Schwangerschaftsvorsorge

und Behandlung der

SARS-CoV-2-Infektionen sind nur dank

einer interdisziplinären und interprofessionellen

Zusammenarbeit möglich.

Tabelle 1. (adaptiert aus [1]): Die häufigsten Erreger der kongenitalen Infektionen und ihre

Auswirkung in der Schwangerschaft

Erreger mit

kongenitaler

Infektion

Literatur

Plazentare

Infektion

[1] Mylonas I., Friese

K. Infektionen in der

Schwangerschaft und bei

der Geburt. In: Schneider H.,

Husslein P. W., Schneider K.

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Springer Reference Medizin.

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fcimb.2021.709309 (2021).

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Update 2020 Was ist sinnvoll,

was unnötig? Gynäkologie.

doi:https://www.rosenfluh.ch/

gynaekologie-2020-03/

vorsorgeuntersuchungen- inder-fruehschwangerschaft

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Frühgeburt

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congenital cytomegalovirus

infection with valacyclovir

following maternal primary

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Ultrasound in obstetrics &

gynecology: the official

journal of the International

Society of Ultrasound in

Obstetrics and Gynecology 58,

576–581, doi:10.1002/

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B., Iff S., Tercanli S., Surbek D.

(ed Kommission Qualitätssicherung)

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Präpartale

Infektion

des Fetus

CMV +++ +++ +++ +++

HBV – + + –

HCV – – + –

HIV ? + +++ –

HSV ? + + ?

Listeriose +++ +++ +++ +++

Masern ? + + ?

Mumps ? – + –

Parvovirus B19 +++ ++ +++ +++

Röteln +++ – +++ +++

Syphilis (Lues) +++ +++ +++ +++

Toxoplasmose +++ +++ +++ +++

VZV ? ++ +++ +++

Präpartale

Infektion

mit fetalen

Symptomen

? = fraglich, − = kein Zusammenhang, + bis +++ = schwacher bis sehr starker Zusammenhang

[7] Vouga, M. et al.

Maternal outcomes and risk

factors for COVID-19 severity

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42

3/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Aus der «Therapeutischen Umschau»* – Übersichtsarbeit

Metabolische

Abklärung von

Nierensteinen

Leave no stone unturned

Olivier Bonny 1,2 und Piet Bosshard 3

Jeder Nierenstein sollte

abgeklärt werden

Jeder Abgang eines Nierensteines ist für

die Patienten mit grossem Stress und

Trauma verbunden. Oft ist ein invasiver

Eingriff notwendig, was zusätzliche Einschränkungen

und Kosten verursacht.

Wenn zu spät erkannt oder durch eine Infektion

kompliziert, kann der Abgang eines

Nierensteins gar lebensbedrohlich

sein. 2010 starben weltweit etwa 19 000

Menschen an Urolithiasis (10 500 Männer

und 8500 Frauen) [1]. Ein Nierensteinabgang

wird allzu oft als eine vernachlässigbare

Episode angesehen, da oft nur

einmal durchlebt. Eine Urolithiasis sollte

jedoch nicht nur als ein Schmerzproblem

und als behandlungsbedürftige Harnleiterobstruktion

gesehen werden, sondern

als eine wichtige Warnung, dass zugrundeliegende

Prozesse im Zusammenhang

mit dem Lebensstil, der Nahrungsaufnahme,

dem Metabolismus oder der Nierenfunktion

gestört sein können. Es sollten

daher alle sinnvollen und angemessenen

Massnahmen ergriffen werden, um den

* Der Artikel erschien ursprünglich in der

«Therapeutischen Umschau» (2021), 78(5),

235–240. mediservice vsao-Mitglieder können

die «Therapeutische Umschau» zu äusserst

günstigen Konditionen abonnieren. Details s.

unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.

1

Abteilung Nephrologie und Hypertonie, CHUV,

Lausanne

2

Département des Sciences Biomédicales,

Université de Lausanne

3

Abteilung Urologie, CHUV, Lausanne

Mechanismus der Steinbildung abzuklären.

Darüber hinaus müssen bei allen Nierensteinbildern,

die aufgrund einer ersten

Steinepisode in medizinischer Kontrolle

sind, die damit verbundenen Risiken

identifiziert werden. Insbesondere sollten

kardiovaskuläre Risikofaktoren, Osteoporose,

Übergewicht und metabolisches

Syndrom gesucht, abgeklärt und behandelt

werden. Darüber hinaus müssen

Darmerkrankungen, einschliesslich aller

Formen der Malabsorption und einiger

seltener metabolischer oder hormoneller

Störungen sowie renale Tubulopathien

identifiziert werden. Urolithiasis ist keine

Diagnose an sich und ihre Ursachen müssen

in allen Fällen intensiv gesucht und

behandelt werden.

Die Nierensteinbildung ist ein komplexer

Prozess, der von der Sättigung der

im Urin vorhandenen Salze bestimmt

wird. Sobald das Löslichkeitsprodukt

eines Salzes überschritten wird, entsteht

eine Übersättigung, welche zur Bildung

von Mikrokristallen im Urin führt. Der

Niederschlag solcher Kristalle in den Nierentubuli

oder in der Papille (so genannte

Randall’sche Plaques) führt im Laufe der

Zeit zu relevanter Steinbildung und Steinwachstum.

Der gesamte Prozess kann bei

ungünstigem Milieu des Urins schnell

vonstattengehen (wie z. B. bei unbehandelter

schwerer Cystinurie, chronischer

Niereninfektion mit Struvitbildung), verläuft

aber bei den meisten Kalzium oxalat-

Steinen in der Regel langsam, mit einem

symptomfreien Intervall von etwa 3 bis 5

Jahren. Es ist daher von entscheidender

Bedeutung, ein gutes Verständnis des gesamten

Prozesses bei jedem Steinbildner

zu erlangen. So kann eine angemessene

und personalisierte Prävention erfolgen,

welche letztlich die Anzahl der wiederkehrenden

Koliken und Steinabgängen verringern

sollte.

Die metabolische Abklärung wird von

den beiden grossen urologischen Fachgesellschaften,

der European Association of

Urology (EAU) [2] und der American Urological

Association (AUA) [3], empfohlen,

wird aber regelmässig durch pragmatischere

Ansätze in Frage gestellt [4, 5].

Hier werden wir einige Schlüsselfragen

zur metabolischen Abklärung von Nierensteinbildnern

behandeln: Wer sollte von

einer solchen Abklärung profitieren?

Wann sollte die metabolische Abklärung

statt finden? Welche Art von Abklärung

sollte durchgeführt werden? Wie sind

die Ergebnisse zu interpretieren? Ist eine

Abklärung sinnvoll? Und wie häufig sollte

die Abklärung durchgeführt werden?

Bevor eine metabolische Abklärung

durchgeführt wird, ist es wichtig, die Patienten

daran zu erinnern, dass die verbleibende

Steinlast das Ergebnis der

Prophylaxe über mehrere Monate / Jahre

hinweg beeinflusst. Wenn die Patienten

Restkonkremente aufweisen, werden die

Untersuchungen und die Behandlung nur

eine mässige Wirkung auf diese bereits

vorhandenen Steine haben. Weiter können

die verbleibenden Steine Nierenkoliken

verursachen, selbst wenn vorbeugen­

vsao /asmac Journal 3/22 43


Perspektiven

de Massnahmen getroffen wurden. Wenn

also eine Nierenkolik in den folgenden

Wochen / Monaten nach Beginn der metabolischen

Auswertung und der Prophylaxe

auftritt, ist dies höchstwahrscheinlich

auf bereits vorhandene Steine zurückzuführen

und nicht auf ein Versagen der

vorbeugenden Massnahmen, die der Patient

gerade erst begonnen hat.

Wer sollte eine metabolische

Abklärung erhalten?

Nach einem Steinabgang sollte jeder Patient

eine metabolische Abklärung erhalten.

Es werden zwei Arten der metabolischen

Abklärung unterschieden: eine

einfache und eine umfassende (Abbildung

1A / B). Die einfache metabolische

Abklärung sollte nach unkomplizierter

und erstmaliger Urolithiasis erfolgen sofern

die Patienten keine Komorbiditäten

oder Risikofaktoren aufweisen und nach

urologischer Therapie steinfrei sind. Das

Ziel der Abklärung ist es, schwer behandelbare

Erkrankungen wie Hyperkalzämie,

Hyperurikämie, Niereninsuffizienz

oder chronische Harnwegsinfekte

zu identifizieren. Sollten die Patienten jedoch

an rezidivierender Urolithiasis leiden,

eine erhebliche residuelle Steinlast

aufweisen, Risikofaktoren oder Begleiterscheinungen

aufweisen, wird eine umfassende

metabolische Abklärung basierend

auf einem 24 h-Sammelurin empfohlen.

a) Erster Stein Rezidivierende

Urolithiasis

Keine residuelle Steinlast

Ohne Risiko

Faktoren

Einfache

Steinabklärung

b) Risiko Faktoren:

• Positive Familienanamnese für Urolithiasis

• Osteoporose, Fraktur

• Darmkrankheiten (Morbus Crohn, Malabsorption,

Gastric Bypass, …)

• Gicht, Metabolisches Syndrom

• Cystinurie und nicht-Calzium/ Oxalat Steinen

• Chronische Harnwegsinfekte

• Einzelniere

• Nephrocalzinose, residuelle Steinlast

Nein

Einfache

Abklärung

Mit

Risiko

Faktoren

Vollständige

Steinabklärung

Ja

Vollständige

Abklärung

Abbildung 1A / B. Metabolische Abklärung eines

Steinbildners: wie man sich für eine einfache

oder umfassende Abklärung entscheidet.

Wann soll die Abklärung

stattfinden?

Die metabolische Abklärung sollte frühestens

einen Monat nach spontanem Steinabgang

oder nach einer urolog ischen

Operation oder nach Doppel-J-(Pigtail)-

Katheter entfernung erfolgen. Dies ermöglicht

es den Nieren und dem Patienten,

sich vollständig von der Steinepisode zu

erholen und erneut einen stabilen Zustand

zu erreichen. Der Patient sollte sich

zum Zeitpunkt der Abklärung wieder in

seinem gewohnten Zustand befinden.

Welche Abklärungen sollen

durchgeführt werden?

Die einfache Abklärung umfasst eine Bestimmung

des Gesamt-Kalziums, des Kreatinins

und der Harnsäure im Serum. Das

Ziel ist es, die wichtigsten behandelbaren

Erkrankungen wie einen primären Hyperparathyreoidismus

und andere Ursachen

von Hyperkalzämie, Niereninsuffizienz

oder Hyperurikämie zu identifizieren.

Urin wird auf Dichte, pH, Natrium, Kalium,

Kalzium, Kreatinin und Harnsäure

untersucht. Im Falle einer Leukozyturie

sollte eine Urinkultur angelegt werden.

Eine umfassende Abklärung basiert

auf einem 24 h-Sammelurin, wobei eine

genaue Instruktion der Patienten ausschlaggebend

für eine korrekte Durchführung

und somit aussagekräftige Abklärung

ist. Ungefähr 20 bis 60 % der

24 h-Sammelurine sind aufgrund einer

inkorrekten Durchführung nicht verwertbar.

Die wichtigsten Punkte der Pa tienteninstruktion

sind in Kasten 1 zusammengefasst.

In Abbildung 2 finden Sie

eine Anleitung zur 24 h-Urinsammlung,

welche dem Patienten abgegeben werden

kann.

Die Auswertung des 24 h-Sammelurins

gibt Aufschluss über die Nährstoffe,

welche die Patienten während der Sammelperiode

zu sich genommen haben,

sowie über den Metabolismus des steinbildenden

Patienten.

Das Rationale für die Analyse der verschiedenen

Urinparameter ist in Tabelle 1

dargestellt. Sofern die Patienten sich in

einem Steadystate befinden (nach Obstruktion

und Steinentfernung), reflektieren

die gemessenen Parameter die enterale

Aufnahme zugeführter Mikronährstoffe

während der Sammelperiode. Dies erlaubt

eine Beurteilung des Ernährungsmusters

des Steinbildners. Zum Beispiel kann die

Natriumeinnahme durch die Messung des

24 h-Sammelurins genau abgeschätzt werden.

Natrium wird praktisch vollständig

Abbildung 2. Schema zur Anleitung für die

Gewinnung des 24 h-Sammelurins.

• Der Urin sollte während genau 24

Stunden gesammelt werden.

• Nur bei korrekter Durchführung der

Urinkollektion sind die Daten und

deren Interpretation verwertbar.

• Ob der Urin korrekt gesammelt

wurde, wird von ihrem behandelnden

Arzt überprüft.

• Die Untersuchung des 24 h-Sammelurins

kostet ca. CHF 400. Diese

Investition lohnt sich lediglich, wenn

die Kollektion korrekt durchgeführt

wird.

• Ändern Sie Ihr Verhalten, Ihre Essund

Trink gewohnheiten während

der Sammelzeit nicht.

• Beginnen Sie mit der Sammlung des

24 h-Urins, wenn Sie aufwachen,

indem Sie Ihren gesamten Blaseninhalt

in die Toilette entleeren (der

Urin von der Nacht ist ausserhalb der

Sammelzeit). Notieren Sie sich den

Zeitpunkt, an dem Sie Ihre Blase

entleeren: dies ist der Anfang der

Sammelzeit (z. B. 07:20 Uhr). Sammeln

Sie von diesem Zeitpunkt an

den gesamten tagsüber und in der

darauffolgenden Nacht entleerten

Urin. Entleeren Sie ihre Blase genau

24 Stunden später zum letzten Mal in

den Sammelcontainer (also um 07:20

Uhr am Folgetag).

Kasten 1. Anweisungen zur Gewinnung eines

optimalen 24 h-Sammelurins.

vom Darm resorbiert und weder im Körper

gespeichert noch in anderen Organen verloren,

so dass die Natriumausscheidung

im 24 h-Sammelurin dessen Einnahme

entspricht. Kalium ist ein Marker für den

Verzehr von Gemüse und Obst. Der Harnstoff

im 24 h-Sammelurin wird als Surrogat

für die Proteinaufnahme verwendet.

Sulfat ist ein Marker für Proteine tierischen

Ursprungs. Ebenso stellt das Urinvolumen

einen guten Marker für die Flüssigkeitsaufnahme

im Steadystate dar (d. h.

ohne Schwitzen oder Durchfall).

Minimale Bestimmungen im 24 h-Urin

Zur Beurteilung des Steinbildungsrisikos

sollten mindestens Urinvolumen, Kreati­

44

3/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Wichtige 24 h-Sammelurin Parameter

Urin-Volumen

Rationale

Hilft bei der Bestimmung des gesamten eingenommenen Flüssigkeitsvolumens

Empfehlung: > 2 L Urin / 24 h

Kreatinin Beurteilung, ob der 24h-Sammelurin vollständig ist. Empfehlung, siehe [10]

Natrium

Kalzium

Oxalat

Citrat

Harnsäure

Harnstoff

Hilfe bei der Bestimmung der gesamten Natriumeinnahme

Empfehlung: Einnahme von 5 – 6 g NaCl pro Tag

Hinweis ob eine Hyperkalziurie vorliegt

Hinweis ob eine Hyperoxalurie vorliegt

Hinweis ob eine Hypocitraturie vorliegt

Hinweis ob eine Hyperuricosurie vorliegt

Hinweis, wie viel Protein konsumiert wird

Empfehlung: 0.8 g / kg Körpergewicht / 24 h

Zusätzlich verwendete Parameter

Urin pH-Wert

Kalium

Magnesium

Phosphat

Chlorid

Sulfat

Ammonium

Bestimmung des Säuregrades des Urins als wichtigem Parameter des Urin-Milieus

hinsichtlich der Kristallisierung steinbildender Salze

Bestimmung des Früchte- und Gemüsekonsums

Bestimmung von Hemmstoffen der Steinbildung

Bestimmung, ob ein renaler Phosphatverlust vorliegt

Bestimmung des Fleisch- und Milchproduktekonsums

Abklärung von Durchfall / Malabsorption

Bestimmung des Fleischkonsums

Beurteilung des Säure- / Basenstatus

Tabelle 1. Rationale und Bedeutung einzelner Parameter des 24h-Urins.

nin (zur Beurteilung der Vollständigkeit

der Sammlung), Natrium, Calcium, Oxalat,

Citrat, Harnsäure, Harnstoff und pH-

Wert quantifiziert werden. Weitere Informationen

können in spezifischeren Fällen

oder zur Berechnung einer allfälligen

Übersättigung durch Messung von Kalium,

Magnesium, Phosphat, Chlorid, Sulfat

und Ammonium gewonnen werden.

Eine Proteinurie oder Mikroalbuminurie

geben einen Anhalt für eine mögliche glomeruläre

Schädigung. Ein Screening auf

Cystin sollte einmalig durchgeführt werden,

insbesondere wenn keine Steinanalyse

vorliegt.

Abbildung 3. Kristallurie, mikroskopische Untersuchung (400×) an frischem Urin. A. Beispiel von

typischen Cystinkristallen, die bei einem Patienten mit Cystinurie und einer Harnwegsinfektion

beobachtet wurden. B. Calciumoxalat-Dihydrat-Kristalle.

Erweiterte Abklärung mittels

24 h-Urinsammlung

In besonderen Fällen ist eine umfassendere

Abklärung erforderlich. Wenn ein

Patient mit alkalischem Urin-pH und einer

Steinzusammensetzung aus Apatit

(ein Salz vom Kalziumphosphat-Typ, das

bei alkalischem Urin-pH ausfällt) vorliegt,

sollte eine distale renal-tubuläre

Azidose gesucht werden. Dieser Zustand

tritt auf, wenn der distale Teil der Nierentu

buli nicht in der Lage ist, den Urin anzusäuern.

Dies kann auf schwere genetische

Erkrankungen zurückzuführen sein. Bedingt

wird sie durch Muta tionen in den

Genen, welche für Teile der Protonenpumpe

kodieren, oder durch zirkulie rende

Antikörper, z. B. beim Sjögren-Syndrom.

Die Störung kann aber auch bei Patienten

mit nur leichten Verän derungen in den

für die Protonenpumpe kodierenden Genen

vorkommen. Dies führt zu einem

leicht alkalischen pH-Wert des Urins [6].

In diesem Fall kann nur ein Belastungstest

die Störung aufdecken. Dieser erfolgt

entweder mittels Furosemid-Fludrocortison-

Test oder dem Ammoniumchlorid-

Belastungstest [7]. Dabei wird die Fähigkeit

der Niere zur Ausscheidung von

Protonen untersucht. Diese Tests sollten

in einer auf Abklärung von Urolithiasis

spezia lisierten Institution durchgeführt

werden.

Bei Patienten, die eine Hyperkalziurie

aufweisen, kann eine weitere Charakterisierung

der Kalzium-Ausscheidung vorgenommen

werden. Dies ist aber in der Regel

vsao /asmac Journal 3/22 45


Perspektiven

nicht notwendig [8]. Bei Patienten mit Hyperkalziurie,

rezidivierender Urolithiasis

und somit erhöhtem Osteoporose- und

Frakturrisiko empfiehlt sich zudem die

Durchführung einer Osteodensitometrie.

Dabei ist zu beachten, dass die Osteodensitometrie

von Krankenkassen nicht vergütet

wird, sofern sie nur im Zusammenhang

mit einer Hyperkalziurie und rezidivierender

Urolithiasis erfolgt.

Eine Steinanalyse hinsichtlich der Zusammensetzung

sollte mindestens einmal

erfolgen. Wiederholte Analysen sind sinnvoll,

da sich die Zusammensetzung der

Steine im Laufe der Zeit verändern kann.

Ein Urinsediment ist Bestandteil einer

metabolischen Abklärung. Das Vorhandensein

von Kristallen im Urin sediment

gibt Aufschluss über die vorliegende Störung

des Metabolismus, welcher zur Steinbildung

führen könnte (z. B. im Falle einer

Cystinurie mit typischen hexagonalen

Kristallen im Urin, Abbildung 3), über die

Prognose und das Rezidivrisiko, sowie zur

Kontrolle der Einhaltung von Diät- und

Medikamenteninterventionen [9]. Die Abklärung

einer Kristallurie sollte am besten

im Morgenurin erfolgen.

Wie sind die Ergebnisse

zu interpretieren?

Es wird oft der Eindruck erweckt, dass

der 24 h-Sammelurin schwierig zu interpretieren

ist. Dies ist richtig und falsch

zugleich. Einige Parameter sind leicht zu

interpretieren, wobei andere einiges an

Erfahrung voraussetzen. In Kombination

können die Messwerte auf das Risiko einer

Salzausfällung hin beurteilt werden, indem

das Löslichkeitsprodukt berechnet

wird. Diese Indizes sind eine Hilfe bei der

Überwachung des Therapieerfolges oder

des Managements der Patienten im Verlauf.

Als Prädiktor des langfristigen Rezidivrisikos

eines bestimmten Patienten

sind die Indizes jedoch nie validiert worden.

Darüber hinaus deutet die grosse

Zahl der mathematischen Berechnungen

des Löslichkeitsproduktes (Equil2, JESS,

Tiselius index, BONN risk index, Robertson

Risk Factor Algorithm, Lithorisk, …)

darauf hin, dass es nach wie vor schwierig

ist, diese als Mass für die Prognose und das

Langzeitrisiko zu verwenden.

Der erste Schritt bei der Interpretation

der metabo lischen Abklärung eines Steinbildners

ist die Überprüfung der Vollständigkeit

der Urinsammlung. Die 24 h-Kreatinin-Clearance

wird als Marker für die Vollständigkeit

der Sammlung verwendet. Der

Wert sollte von einer Sammlung zur anderen

nicht variieren (ausser wenn der Patient

im Vergleich zum Gesamtkörpergewicht

signifikant an Muskelmasse verliert

oder zunimmt). Die Variationsbreite der

24 h-Kreatinin-Clearance pro Kilogramm

Körpergewicht der Schweizer Bevölkerung

wurde untersucht und kann somit auch zur

Beurteilung bei Steinbildnern herangezogen

werden [10].

Das Urinvolumen ist der zweite Parameter,

der leicht zu interpretieren ist. Das

über 24 Stunden vollständig gesammelte

Urinvolumen ist ein genauer Marker für

die Flüssigkeitsmenge, die während desselben

Zeitraums eingenommen wurde,

sofern keine anderweitigen Verluste vorliegen.

Eine in Italien durchgeführte,

longitudinale randomisierte kontrollierte

Studie zeigte, dass bei einem Urinvolumen

von > 2 L / Tag das Risiko eines Steinrezidivs

nach 5 Jahren erheblich reduziert

ist [11]. Aus diesem Grund wird den Patienten

empfohlen, ausreichend und regelmässig

zu trinken, um mindestens 2 L

Urin pro Tag auszuscheiden. Wichtig ist,

nicht Empfehlungen zur Gesamtmenge

der zu trinkenden Flüssigkeit zu machen,

sondern die Aufmerksamkeit des Patienten

auf das Urinvolumen zu lenken. Es

sollte ein verdünnter, klarer Urin über

den ganzen Tag angestrebt werden. Die

Urinfarbe kann vom Patienten selber gut

beobachtet und gesteuert werden. Wenn

das Urinvolumen trotz der wiederholten

Empfehlung, tagsüber mehr Wasser zu

trinken, kontinuierlich niedrig ist, sollten

zugrundeliegende Ursachen für eine niedrige

Aufnahme oder eine Urininkontinenz

gesucht werden.

Die übrigen Urinparameter werden in

der Regel nicht durch einen Cut-off definiert,

da das Risiko der Steinbildung in einem

linearen Verhältnis zu der jeweiligen

Variablen steht. Hyperkalziurie zum Beispiel

wird oft als > 7,5 mmol/24 h für Männer

und > 6,25 mmol / 24 h für Frauen oder

> 0,1 mmol / Kg Körpergewicht / 24 h definiert.

Allerdings ist eine Kalziurie von bis

zu 3,75 mmol / Tag bereits mit einem erhöhten

Risiko der Steinbildung asso ziiert

[12] und sollte zusammen mit anderen

lithogenen Risikofaktoren interpretiert

werden. Darüber hinaus ist nicht nur die

Ausscheidungsrate von Kalzium pro 24 h

von Bedeutung, sondern auch dessen Konzentration

im Urin. Ist die Kalzium-Konzentration

höher als 3,125 mmol / L, liegt

eine relevante Erhöhung des Steinbildungsrisikos

vor. Hilfe bei der Interpretation

der Befunde kann der mit Nephrolithiasis

vertraute Nephrologe geben.

Wann wird eine metabolische

Abklärung durchgeführt und

was bringt sie?

Fachgesellschaften (EAU und AUA) empfehlen

eine metabolische Beurteilung

nach dem ersten Nierensteinabgang. Studien

haben jedoch gezeigt, dass nur bei

7 % der Erststeinbildner mit erhöhtem

Rezidivrisiko und nur bei 13 % der Zweitsteinbildner

eine metabolische Abklärung

durchgeführt wird [13, 14]. Dieser Anteil ist

sehr gering und es sollten alle Anstrengungen

unternommen werden, um diesen

zu erhöhen. Grosse Erhebungen über die

Praxis urologischer und nephrologischer

Zentren in Europa bezüglich der metabolischen

Abklärung von Steinpatienten

zeigten, dass dies zwischen den Zentren

unterschiedlich gehandhabt wird [15, 16].

Ein standardisiertes Vorgehen wäre erstrebenswert.

Im Jahr 2019 wurde eine

Konsensus-Konferenz dazu durchgeführt,

aber auch Forschungsprojekte vorgeschlagen,

um bestehende Wissens-Lücken zu

schliessen [17].

Die Relevanz der metabolischen Abklärung

wurde nur in einer einzigen prospektiven

Studie untersucht, in der eine

umfassende Abklärung (24 h-Sammelurin

und Blutentnahmen) mit einem minimalen

metabolischen Screen ing verglichen

wurde. 242 Kalziumoxalat-Steinbildnern

wurden identische Ernährungsempfehlungen

abgegeben und 3 Jahre lang in den

beiden Interventionsarmen beobachtet.

Patienten, die einer umfassenden Abklärung

unterzogen wurden, hatten im Vergleich

zu denjenigen mit einem minimalen

metabolischen Screening weniger Rezidive

[18].

Kürzlich haben Song et al. die Aufzeichnungen

von 130 489 Patienten, welche

zwischen 2007 und 2013 in Spitälern der

Veterans Health Administration in den

USA betreut wurden, analysiert [14]. Sie

verglichen Patienten, bei denen eine metabolische

Abklärung mit 24 h-Sammelurin

durchgeführt worden war (nur 13 % aller

Steinbildner), mit solchen ohne metabolische

Aufarbeitung (87 %). Patienten, die

von einer metabolischen Abklärung mit

24 h-Sammelurin profitiert hatten, wurden

im Vergleich zur Population ohne 24 h-

Sammelurinsammlung häufiger mit einer

medikamentösen Prophylaxe behandelt:

Mehr Thiazide bei Hyperkalziurie, mehr

Allopurinol bei Hyperurikosurie und mehr

Citrat bei Hypocitraturie. Darüber hinaus

passten die behandelnden Ärzte die Therapie

auf der Grund lage der 24 h-Urinsammlung

an, indem sie die Verschreibung von

46

3/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Medikamenten erhöhten, von denen angenommen

wurde, dass sie das Risiko einer

Urolithiasis verringern. Da jedoch die

Mehrheit der Patienten in dieser grossen

Kohorte von Steinbildnern nicht von einer

metabolischen Abklärung profitierten, blieben

die meisten Patienten, die einen Nutzen

aus einer gezielten Therapie hätten ziehen

können, unbehandelt.

Kürzlich wurde ein Aufruf zu pragmatischer

und empir ischer Therapie bei allen

Steinbildnern gemacht [5]. Wenn es jedoch

für alle Steinbildner geeignete allgemeine

Empfehlungen gibt, sollte eine personalisierte

Behandlung und die Nachsorge

der Patienten auf individuellen metabolischen

Markern basieren.

Wie häufig sollte eine metabolische

Abklärung erfolgen?

Die metabolische Abklärung sollte bei der

ersten Konsultation nach Überweisung

des Patienten durchgeführt werden. Nach

3 Monaten empfiehlt sich eine Wiederholung,

um die Einhaltung der Ernährungsumstellung

oder die Wirksamkeit der Therapie

zu überprüfen. Anschliessend wird

eine jährliche metabolische Abklärung

empfohlen. Allerdings hatten nur 16 % der

Steinbildner mit Anomalien beim ersten

24 h-Sammelurin eine Nachuntersuchung

nach 6 Monaten. Dabei ist ein wesentlicher

Teil der fehlenden Nachsorge auf den

Zuweiser zurückzuführen und nicht auf

den Patienten [19].

Zusammenfassung

Nach dem Abgang eines Nierensteins müssen Patienten sorgfältig untersucht werden,

um die zugrundeliegende Ursache der Steinbildung zu ermitteln. Dies erlaubt die Einleitung

von Präventivmassnahmen und einer gezielten Behandlung. Allgemeine Empfehlungen

können allen Nierensteinbildnern angeboten werden. Eine individualisierte

Beratung inklusive einer Nachsorge mit Anpassung der Therapie im Verlauf bedarf

jedoch einer fundierten Diagnostik und Beurteilung. Die metabolische Abklärung für

wiederkehrende Steinbildner basiert auf der Analyse eines 24 h-Sammelurins. Dies

ermöglicht eine umfassende Beurteilung der Ernährung des Patienten und die Identifikation

behandelbarer metabolischer Erkrankungen und von renalen Tubulopathien.

Zusätzliche spezifische Untersuchungen können einen Urinansäuerungstest (bei Verdacht

auf partielle distal renal-tubuläre Azidose), die Abklärung einer Hyperkalziurie

oder eine Osteodensitometrie umfassen. Stoffwechseluntersuchungen müssen im Laufe

der Zeit wiederholt werden und dienen als Wegweiser für therapeutische Interventionen,

sowohl diätetischer als auch medikamentöser Art.

Abstract: Metabolic investigation of stone formers

Once a kidney stone has passed, patients must be carefully evaluated in order to identify

the underlying cause of the disease and to guide preventive measures and treatment.

General recommendations can be offered to all kidney stone formers, but personalized

counseling and follow-up adaptations need to be guided by in-depth assessment.

Metabolic evaluation for recurrent stone formers is based on 24 h urine collection.

This allows a comprehensive understanding of the dietary habits of the patient and

helps identifying treatable metabolic diseases and renal tubulopathies. Additional

specific assessments may include urine acidification test (in case of suspected partial

renal distal tubular acidosis), characterization of hypercalciuria or osteodensitometry.

Metabolic evaluation often needs to be repeated over time to guide therapeutic

interventions, both dietetic and drug-related.

Fazit

Expertenmeinungen und vorläufige Studienergebnisse

deuten darauf hin, dass

eine metabolische Abklärung bei allen

Steinbildnern durchgeführt werden sollte.

Diese trägt zur besseren Klärung der

Ursachen und Risikofaktoren der Urolithiasis

sowie zur Identifizierung von assoziierten

Krankheiten bei jungen Erwachsenen

bei. Darüber hinaus bildet die

metabolische Abklärung die Grundlage

für ein personalisiertes Ernährungs- und

Behandlungs management. Ein Überblick

des Managements der metabolischen

Bewertung von Steinbildnern in der

Praxis zeigt eine grosse Heterogenität

zwischen verschiedenen Zentren. Wünschenswert

wäre daher ein standardisiertes

Vorgehen basierend auf evidenzbasierten

Grundlagen.

Danksagung

Die Autoren danken den Mitgliedern der Swiss

Kidney Stone Cohort, einer vom Schweizerischen

Nationalfonds geförderten Initiative des NCCR

Kidney.CH.

Prof. Dr. med. Dr. phil. nat. Olivier Bonny

Abteilung Nephrologie

Department Innere Medizin

Freiburger Spital HFR

Ch. Des Pensionnats 2–6

1708 Fribourg

Olivier.Bonny@h-fr.ch

vsao /asmac Journal 3/22 47


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of 24-hour urine collection in

high risk stone formers. J Urol.

2014;191:376 – 80.

[14] Song S, Thomas IC,

Ganesan C, Sohlberg EM, Chertow

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Hour Urine Testing and Prescriptions

for Urinary Stone

Disease-Related Medications in

Veterans. Clin J Am Soc Nephrol.

2019;14:1773 – 80.

[15] Ferraro PM, Arrabal-Polo

MA, Capasso G, Croppi E, Cupisti

A, Ernandez T, et al. A preliminary

survey of practice patterns across

several European kidney stone centers

and a call for action in developing

shared practice. Urolithiasis.

2019;47:219 – 24.

[16] Ferraro PM, Unwin R,

Bonny O, Gambaro G. Practice

patterns of kidney stone management

across European and

non-European centers: an in-depth

investigation from the European

Renal Stone Network (ERSN). J

Nephrol. 2020 Sep 12. https://doi.

org/10.1007/s40620-020-00854-6

[17] Williams JC Jr., Gambaro

G, Rodgers A, Asplin J, Bonny

O, Costa-Bauzá A, et al. Urine and

stone analysis for the investigation

of the renal stone former: a

consensus conference. Urolithiasis.

2021;49:1 – 16.

[18] Kocvara R, Plasgura

P, Petrík A, Louzenský G,

Bartonícková K, Dvorácek J. A

prospective study of nonmedical

prophylaxis after a first kidney

stone. BJU Int. 1999;84:393 – 8.

[19] Dauw CA, Alruwaily

AF, Bierlein MJ, Asplin JR, Ghani

KR, Wolf JS Jr., et al. Provider

variation in the quality of metabolic

stone management. J Urol.

2015;193:885 – 90.

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Als mediservice vsao-Mitglied gehören Sie zu einer privilegierten Gruppe:

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48

3/22 vsao /asmac Journal


Perspektiven

Im Einsatz in Niger

La danse des femmes

Julia Brandenberger (MD PhD, MIH, pediatric emergency department, Hospital for Sick Children Toronto / Inselspital Bern)

Bild: zvg

Die Mittagshitze liegt schwer

über den Zelten, der Sand

glüht bei 45° C, es liegt eine

Ruhe über dem Krankenhaus.

Man ahnt nicht, dass in all den

Zelten 160 kleine Patienten sind, zudem

160 Mütter und wahrscheinlich um die

160 Geschwister. Still liegen die Frauen

mit ihren Kindern in einem Bett, warten

auf die Therapien, auf die Verteilung der

Milch, auf die Visite und letztlich auf die

Genesung. Kein Streiten, kein Drängen,

kein Fordern nach einem besseren Bett,

einer besseren Nahrung, einer Erklärung

der Therapie.

Die Entscheidung der Frauen, in das

Krankenhaus zu gehen, ist unheimlich

komplex. Oft müssen sie zuhause ihren

Mann oder die Schwiegermutter um Erlaubnis

bitten, den Haushalt verlassen

zu dürfen, und um das Geld für den Transport.

Diese zögern, ihr Einverständnis

zu geben: Schliesslich ist es Aufgabe der

Ehefrau, für den gesamten Haushalt

zu sorgen. In den Dörfern bedeutet das:

täglich Wasser und Feuerholz holen,

Lebensmittel besorgen, die Nahrung zubereiten,

den Wünschen der Kinder,

des Mannes, der Schwiegereltern entgegenkommen.

Der Mann bringt Geld

nach Hause, der Rest – insbesondere die

Kinder – ist Frauensache. Viele Frauen

gehen mit ihren kranken Kindern zuerst

zum «Marabou», dem lokalen Heiler.

Wenn dieser nicht helfen kann und die

mütterliche Sorge überhandnimmt, besorgen

sie von irgendwoher Geld, machen

sich zu Fuss, auf Ochsenkarren, in überfüllten

Autos auf den Weg bis zu uns – mit

oder ohne Einverständnis des Mannes.

In der Regel werden die Mädchen

mit ca. 14 Jahren verheiratet und bringen

durchschnittlich 7,5 Kinder zur Welt. Nahezu

keine unserer Patientenmütter kann

lesen und schreiben. Die frühe Heirat und

die fehlenden Bildungsmöglichkeiten für

Mädchen bedingen die hohe Geburtenrate

Der Spitalaufenthalt für das kranke Kind muss erkämpft werden. Trotz widrigen Bedingungen aber

strahlen die Mütter.

und die Abhängigkeit der Familie vom

Einkommen des Mannes. Dies ist ein

Grund, weshalb die Zahl der unterernährten

Kinder im Niger so hoch bleibt. Doch

die Rolle der Frauen scheint tief verankert

in der Gesellschaft zu sein. Selbst meine

einheimische Kollegin hat sich ihren

Wunsch, Medizin zu studieren, nur um

den Preis einer Scheidung von ihrem

Mann erfüllen können. Je häufiger ich

während der Visite von Bett zu Bett gehe,

Einblicke in Geschichte der Kinder bekomme

und die Mütter erleben darf, umso

mehr wächst meine Hochachtung für sie.

Einmal im Monat spielt die Band

unseres Health-Promoters im Krankenhaus.

Die Mütter und ihre Kinder kommen

aus den Zelten. Es bildet sich ein grosser

Kreis, in seiner Mitte beginnen die Ersten

zu tanzen. Krankenschwestern und auch

wir kommen dazu und werden mit Zurufen

und freudigem Lachen begrüsst.

Viele Gesichter strahlen, die Babys auf den

Rücken der Mütter beobachten uns neugierig,

die grösseren Kinder beginnen

kichernd mitzutanzen. Einmal darf ein

Moment ganz ihnen gehören. Es gibt

nichts Schöneres, nichts Friedlicheres als

diesen Tanz der Frauen.

Médecins sans frontières

Seit 50 Jahren leistet MSF dort medizinische

Hilfe, wo Menschenleben

bedroht sind. Vor allem bewaffnete Konflikte,

aber auch Epidemien, Pandemien

und Naturkatastrophen oder die Ausgrenzung

vom Gesundheitswesen sind

Gründe für Einsätze.

Weitere Informationen: www.msf.ch

vsao /asmac Journal 3/22 49


mediservice

Briefkasten

Ladestation im

Mietshaus

Ich plane ein E-Auto zu kaufen.

Habe ich als Mieterin Anspruch

auf eine Ladestation?

Was muss ich als Stockwer k-

eigentümer bei der Installation

einer Wallbox beachten?

Wenn Sie zur Miete wohnen, haben Sie

in der Schweiz kein Recht darauf, dass

Ihre Vermieterschaft den Stellplatz mit

einer Wallbox ausrüstet. Es sei denn,

eine Ladestation wurde Ihnen im Mietvertrag

zugesichert.

Wenn Ihr Vermieter keine Wallbox

in der Tiefgarage installieren möchte

und die Installation einer Ladestation

verbietet, dürfen Sie – allein oder zusammen

mit anderen Mieterinnen und

Mietern – die Wallbox nicht auf eigene

Kosten errichten.

Nach Art. 260a OR ist eine Änderung

am Mietobjekt nur mit schriftlicher

Zustimmung der Vermieterschaft

zulässig.

Wenn Sie eine Ladestation einbauen

lassen und die Vermieterin damit einverstanden

ist, schuldet sie Ihnen am

Ende der Mietdauer eine Entschädigung

für den allfälligen Mehrwert. Wir empfehlen,

die konkrete Höhe der Entschädigung

vor der Installation schriftlich zu

vereinbaren.

Ist Ihre Vermieterin bereit, den

Einbau der Wallbox auf eigene Kosten

vorzunehmen, könnte sie das zu einer

Mietzinserhöhung berechtigen, da es

sich grundsätzlich um eine wertvermehrende

Investition handelt.

Wenn mehrere Mietparteien eine

gemeinsame Wallbox installieren lassen

möchten, können die hierfür anfallenden

Kosten aufgeteilt werden. Wollen künftige

Mieterinnen und Mieter Strom an der

Ladestation «tanken», so ist es angemessen,

wenn auch diese einen Beitrag an die

angefallenen Installationskosten leisten.

Ladestation installieren bei

Stockwerkeigentum

Sie besitzen Stockwerkeigentum und

planen, ein E-Auto zu kaufen? Dann

sollten Sie beim Einbau einer Ladestation

folgende Punkte beachten:

– Die Eigentümerversammlung entscheidet

über den Einbau einer Ladestation.

Es sei denn, dass diese auf einer abgetrennten

Parkbox erstellt werden soll.

– Einen Einzelanschluss müssen Sie

selbst bezahlen. Wenn sich die Miteigentümerschaft

auch nicht an den

Kosten für die Grundinstallation

beteiligen will, bezahlen Sie sowohl

den Grundausbau als auch den Endausbau

– sprich die Wallbox auf Ihrem

Parkplatz.

– Will sich die Miteigentümerschaft

die Ausbauoption sichern, braucht es

eine «smarte» Infrastruktur fürs Laden:

In der Gemeinschaftsgarage wird

eine Grundinstallation montiert, die

anderen Stockwerkeigentümerinnen

und -eigentümer können ihre Wallbox

danach anschliessen.

– In jedem Fall ist es wichtig, dass der

Strombezug separat abgerechnet

werden kann. Wenn im gleichen

Gebäude mehrere Ladestationen in

Betrieb sind, kann eine intelligente

Stromversorgung – auch Lade- oder

Lastmanagement genannt – Sinn

machen.

– Wenn die Ladestation im Stockwerkeigentum

erstellt worden ist, können

künftige Eigentümerinnen und Eigentümer

dazu verpflichtet werden, sich

nachträglich an den Erstellungskosten

zu beteiligen, falls auch sie ihr E-Fahrzeug

in der Einstellhalle aufladen

möchten.

AXA-ARAG

bietet mediservice-Mitgliedern

eine Rechtsschutzversicherung zu

vorteilhaften Konditionen an.

Haben Sie Fragen? Wenden Sie sich

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Lea Baumann Hahn

Leiterin Market Management

bei der AXA-ARAG

Bild: zvg

50

3/22 vsao /asmac Journal


mediservice

Schützen Sie

Ihre berufliche und wirtschaftliche

Zukunft

Der Weg bis zum Facharzttitel ist lang und verlangt Fleiss,

Ehrgeiz und viel Durchhaltewillen. Die Studierenden müssen

sich während der Ausbildungszeit mit knappen finanziellen

Mitteln begnügen. Umso wichtiger ist es, dass sie sich schon während

der anschliessenden Assistenzzeit mit der Sicherung ihrer

zukünftigen finanziellen Existenz befassen.

Rafael Girbés, innova Versicherungen AG

Schaden- oder Summenversicherung? Bei einem eintretenden Schadenfall gilt:

Schadenversicherung

Zielgruppe: Assistenz- und Oberärzte,

angestellte Spitalärzte

Die Auszahlung erfolgt aufgrund

des Nachweises der AHV-Abrechnung

der vergangenen 12 Monate und der

entstandenen Betriebskosten.

Dabei spielt auch die Existenzsicherung

der Assistenzärztin

oder des Assistenzarztes

bei Arbeitsunfähigkeit durch

Krankheit oder Unfall eine wichtige

Rolle. In der Regel wechselt der Arzt während

der Assistenzzeit innert Jahresfrist

sowohl den Arbeitgeber als auch den

Arbeitsort. Die Spitäler als Arbeitgeber unterstehen

dem jeweiligen kantonalen Besoldungsreglement.

Diese Reglemente sind

unterschiedlich ausgestaltet und sehen

eine Lohnfortzahlungsfrist bei Krankheit

und Unfall von 90 bis 730 Tagen vor. Fällt

ein Assistenzarzt durch Krankheit oder

Unfall aus, so endet sein Anspruch auf

Lohnfortzahlung möglicherweise mit dem

Ablauf des befristeten Arbeitsvertrages. So

können finanzielle Engpässe entstehen,

welche auch die Berufslaufbahn des Arztes

gefährden können.

Schliessen Sie diese Versicherungslücke

mit dem Abschluss einer Lohnausfallversicherung

und schützen Sie sich: Die

Lohnausfallversicherung garantiert, dass

das Einkommen des Arztes in den ersten

zwei Jahren einer Arbeitsunfähigkeit gesichert

ist. Die jeweilige Lohnfortzahlung

(Taggelder) wird in Form einer Schadenversicherung

ausgerichtet.

Nach der erfolgreichen Assistenzzeit

stehen dem Arzt viele Möglichkeiten offen.

Eröffnet er später eine eigene Praxis, so besteht

die Möglichkeit, die Lohnausfallversicherung

den neuen Gegebenheiten anzupassen.

So ist es wichtig, dass er zusätzlich

zu seinem Einkommen auch die anfallenden

Betriebskosten der Praxis wie

Miete, Telefon, Leasing etc. versichert. Die

Lohnfortzahlung des Praxisinhabers ist als

Schaden- oder als Summenversicherung

möglich. In seiner Funktion als Arbeitgeber

kann der Praxisinhaber auch eine

Lohnausfallversicherung für seine Mitarbeiter

abschliessen und damit die Lohnfortzahlungspflicht

finanziell absichern.

mediservice vsao-asmac empfiehlt

seinen Mitgliedern den Abschluss einer

Lohnausfallversicherung. Die Taggeldzahlungen

gleichen den krankheits- oder unfallbedingten

Lohn- und Betriebsausfall

der Ärzte aus – und sichern ihre Existenz

von der Weiterbildungszeit bis zum Ende

der Berufslaufbahn.

Summenversicherung

Zielgruppe: Praxisinhaber

Es wird der versicherte Lohn (Summe)

ausbezahlt. Ein Nachweis der AHV oder

der entstandenen Betriebskosten ist nicht

notwendig.

Es wird der versicherte Lohn (Summe)

ausbezahlt. Ein Nachweis der AHV oder

der entstandenen Betriebskosten ist nicht

notwendig.

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mediservice vsao-asmac und die

innova Versicherungen arbeiten seit

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Ihr Mehrwert als Mitglied bei mediservice

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und ein optimaler Versicherungsschutz

während der gesamten Berufslaufbahn

– sei es als angestellter Arzt

oder als selbstständiger Praxis inhaber!

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vsao /asmac Journal 3/22 51


mediservice

Schlaf:

die Pause für Geist

und Körper

Mehr als ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend.

Schlafen ist ganz banal gesagt «ausruhen». Man kann das mit einem Motor

vergleichen: Läuft der Motor unentwegt, wird er zu heiss und geht

irgendwann kaputt. Die Maschine ist erschöpft. So ist es auch beim Menschen.

Sowohl unser Gehirn als auch unser Körper braucht Pausen,

und das schaffen wir mit dem Schlafen.

Urs Kiener, Kinder- und Jugendpsychologe

52

3/22 vsao /asmac Journal


mediservice

Im Schlaf entspannen wir unsere

Muskeln, wir schliessen die Augen

und unterbrechen die Denktätigkeit.

Die überschüssigen Gedanken,

also die Hitze beim Motor, finden in

Form eines Traums ihre natürliche Entladung.

Wir gehen im Schlaf nicht komplett

offline − der Körper arbeitet weiter, aber

in reduzierter Form. Unser Gehirn und

unser Nervensystem brauchen unendlich

viel Energie. Im Schlaf formiert sich das

Nervensystem neu.

Die vier Schlafphasen

Wir wissen, dass wir vier verschiedene

Schlafphasen haben, die biologisch vorgegeben

sind: der leichte Schlaf, der mitteltiefe

Schlaf, der Tiefschlaf und der Traumschlaf.

Diese vier Phasen wechseln sich im

Schlafverlauf ab. Der Traumschlaf ist die

einzige Phase, in der der Muskeltonus völlig

fehlt − wir können nicht stehen, nichts

festhalten und uns nicht bewegen. Wäre es

nicht so, würden wir unsere Träume ausleben.

Das passiert beim Schlafwandeln.

Der Traum taucht dann eigentlich in der

falschen Phase auf, in der der Muskeltonus

aktiv ist.

Bilder: Getty Images/dragana991; Adobe Stock

Die innere Uhr des Menschen

Der Mensch folgt einem Wach-Müde­

Rhythmus. Während ungefähr 24 Stunden

wechseln wir im Takt von ca. 90 bis 100

Minuten innerhalb dieses sogenannten

«zirkadianen Rhythmus». Das ist unsere

innere Uhr, die uns zwischen hoher Aufmerksamkeit

und Unaufmerksamkeit

wechseln lässt. Im Schlaf bestimmt dieser

Rhythmus den Traum- und Nicht-Traum-

Schlaf. Schon diese zehn Minuten Abweichung

im zirkadianen Rhythmus können

einen grossen Unterschied machen.

Rhythmus ändert sich mit

dem Alter

Die Schlaflänge verändert sich im Laufe

unseres Lebens stark. Brauchen Säuglinge

im ersten Lebensjahr zwischen 12 und 16

Stunden Schlaf pro Tag, so reduziert sich

dieser Schlafbedarf mit der Zeit. Kinder

zwischen 6 und 12 Jahren benötigen noch

9 bis 12 Stunden Schlaf, Teenager noch

einmal ein bis zwei Stunden weniger. Erwachsene

brauchen im Schnitt etwa 7,5

Stunden Schlaf pro Nacht. Bei älteren

Menschen hat man häufig den Eindruck,

sie schlafen weniger. Aber das ist meist gar

nicht der Fall. Der Tiefschlaf wird im Alter

fragmentierter, er nimmt also ab. Oft gehen

ältere Menschen früher schlafen, weil

sie vom Tag erschöpft sind. Logischerweise

stehen sie dann auch früher auf. Mittags

werden sie wieder müde und machen ein

Nickerchen. Aber auch dieses Nickerchen

zählt zum gesamten Schlafbedarf dazu. In

der Summe kommen ältere Menschen

nicht unbedingt auf weniger Schlaf. Sie

haben einfach einen anderen Rhythmus.

Schlafmangel beeinflusst unseren

Alltag

Schlafmangel hat vielfältige Konsequenzen.

Nach einer schlechten Nacht sind wir

unkonzentriert und sozial unerträglich.

Man sagt, dass eine schlaflose Nacht einem

Alkoholpegel von 0,8 Promille entspricht

− Sie sollten also nicht mit dem

Auto fahren, wenn Sie keinen Schlaf bekommen.

Das kann schnell gefährlich

werden und schliesslich gefährden Sie damit

nicht nur sich selbst. Wir wissen mittlerweile

auch, dass viele Krankheiten mit

zu wenig Schlaf einhergehen. Personen,

die zu wenig schlafen, werden krank. Sie

neigen zu Herzinfarkten, Schlaganfällen,

Diabetes und Übergewicht.

Schlafmangel kompensieren

Ein Schlafmanko nachholen funktioniert.

Jeder von uns kennt sicher die eine oder

andere schlaflose Nacht, nach der man

sich mühsam durch den Tag schleppte.

Meistens holt man in der nächsten Nacht

sein Schlafdefizit auf. Wir verfügen über

eine Art Schlafgedächtnis, das uns nach

einer schlechten Nacht tiefer, besser und

länger schlafen lässt. Auch mit dem Ausschlafen

an den Wochenenden kompensieren

wir Defizite der vorangegangenen

Woche. Auf Vorrat Schlafen geht leider

nicht. Das wäre der Traum! Der Schlaf hat

leider keinen Tank, den man vor einer Partynacht,

einer beruflichen Herausforderung

oder einem Langstreckenflug befüllen

kann.

Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung

der CONCORDIA aus deren Kundenmagazin CARE

übernommen und leicht gekürzt.

vsao /asmac Journal 3/22 53


mediservice

Kochen für Gaumen und Gesundheit

Süsser Genuss

für den

Frühsommer

Martina Novak, Fachspezialistin SWICA Unternehmenskommunikation

54

3/22 vsao /asmac Journal


mediservice

Quark-Mousse, Haferflocken-Knusper und

Rhabarber-Erdbeer-Konfitüre

Rezept für 4 Personen / Zubereitungszeit: 2 Stunden

Zutaten

Quark-Mousse

250 g Quark halbfett

56 g Puderzucker

25 g Honig

105 g Vollrahm 35 %

5 g Blattgelatine

Haferflocken-Knusper

60 g Butter

25 g Puderzucker

25 g Haferflocken

30 g Honig

70 g Weissmehl

0,5 g Backpulver

2 g Salz

Rhabarber-Erdbeer-Konfitüre

150 g Rhabarber

150 g Erdbeeren

130 g Gelierzucker 2:1

1/ 4 Vanilleschote

Für den Haferflocken-Knusper

Weiche Butter, Zucker, Honig, Salz

und Haferflocken gut mischen.

Mehl und Backpulver hinzufügen

und weiter vermischen.

Etwa eine halbe Stunde bei Raumtemperatur

stehen lassen.

Die Masse zwischen zwei Blatt Backpapier

etwa 0,8 mm dick auswallen.

15 Minuten bei 160° C backen.

Mit einem runden Ausstecher oder einem

Glas Scheiben von 7 cm Durchmesser aus

der gebackenen Masse stechen.

Für die Rhabarber-Erdbeer-Konfitüre

Die Erdbeeren und den Rhabarber

waschen und abtrocknen.

In grobe Würfel schneiden, mit dem

Gelierzucker und der Vanilleschote

mischen und alles zusammen bei geringer

Hitze ca. 15–20 Minuten kochen. Am

Schluss abseihen und abkühlen lassen.

Mehrfache

Prämien rabatte

Als Mitglied von mediservice vsaoasmac

profitieren Sie bei SWICA dank

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Und so wirds gemacht

Für die Quark-Mousse

Rahm aufschlagen und auf die Seite

stellen.

Gelatine in kaltem Wasser einweichen.

Quark, Puderzucker und Honig mischen.

Die Hälfte der Masse erwärmen und die

Gelatine hinzufügen, den Rest der Masse

hineingiessen und gut mischen.

Den Schlagrahm sorgfältig einarbeiten.

1 Stunde lang kühl stellen.

Tipp

Rhabarber kann durch Himbeeren

ersetzt werden.

Anrichten

Sobald die Mousse abgekühlt ist, füllen

Sie sie in einen Spritzbeutel.

Ein Teil des Rhabarbers kann zur Dekoration

verwendet werden, indem mit

einem Sparschäler Scheiben geschnitten

werden, aus denen Rollen oder Würfel

entstehen.

Die Gesundheitsorganisation SWICA ist Sponsorin der Schweizer Kochnationalmannschaft,

aus deren Repertoire dieses Rezept stammt.

Zusatzversicherungen künden?

Bilder: zvg; Adobe Stock

Falls Sie über eine Zusatzversicherung zu

Ihrer Krankenkasse verfügen (Krankenpflegeversicherung

/Spital halbprivat bzw.

privat) und mit einem Wechsel liebäugeln,

müssen Sie die Kündigungsfristen beachten.

Im Gegensatz zur Grundversicherung

gelten andere, längere Fristen. In der Regel

betragen diese Fristen drei bis sechs Monate.

Zunehmend werden jedoch längere

Vertragsdauern (mehrjährig) vereinbart.

Daher sollte man rechtzeitig eine Überprüfung

seiner Zusatzversicherung vornehmen.

Eine Kündigung ist unter Einhaltung

der vertraglich vereinbarten Frist jederzeit

möglich.

Im Gegensatz zur Grundversicherung

sind die Leistungen in der Zusatzversicherung

von Krankenkasse zu Krankenkasse

verschieden. In der Zusatzversicherung

können die Krankenkassen die Prämie

risikogerecht, d.h. abgestuft nach Alter

und Geschlecht, gestalten. Entsprechend

dürfen Vorbehalte angebracht werden

oder es kann eine Ablehnung erfolgen.

Daher sollte man auf keinen Fall die bestehende

Zusatzversicherung künden, ohne

dass eine Aufnahmebestätigung des künftigen

Versicherers vorliegt.

Wir arbeiten mit zahlreichen Krankenversicherer

zusammen und können Ihnen

dank unsern Kollektivverträgen vorteilhafte

Angebote unterbreiten. Für Auskünfte

wenden Sie sich bitte an mediservice

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vsao /asmac Journal 3/22 55


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Wir lassen unsere

Versicherten am Erfolg

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Medpension vsao blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 zurück.

So verzinsten wir die gesamten Sparguthaben der aktiv Versicherten mit

6 Prozent.

Heinz Wullschläger, Geschäftsführer

Das erste Geschäftsjahr unter

neuem Namen ist bereits

Geschichte. Der neue Auftritt

fand am Markt sehr guten

Anklang und Resonanz. Die beeindruckenden

Wachstumszahlen zeugen

davon.

Medpension setzte ihren Wachstumskurs

weiter fort und präsentierte 2021 erneut

erfreuliche Kennzahlen. Mittlerweile

legt die Stiftung 4,63 Milliarden Franken für

die berufliche Vorsorge ihrer Kunden an.

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sich dabei vermehrt mit der Nachhaltigkeit

(ESG) der Anlagen. Eine bewährte Anlagestrategie,

ein klar definierter Anlageprozess

und kurze Entscheidungswege

zeichnen die Arbeit des Ausschusses aus.

Daraus resultierte im Jahr 2021 eine hervorragende

Performance von 9,07 Prozent.

Dank diesem Ergebnis profitierten

unsere Versicherten – im achten Jahr in

Folge – von einer überdurchschnittlich hohen

Verzinsung von 6 Prozent (BVG-Mindestzins

1%). Entsprechend dem Anlageerfolg

hat sich auch der Deckungsgrad per

31.12.2021 aufgebaut. Dieser beträgt neu

121,5 Prozent gegenüber 118,0 Prozent im

Vorjahr. Per Ende 2021 schenkten uns 10635

Personen ihr Vertrauen. Das Verhältnis von

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vsao /asmac Journal 3/22 57


Impressum

Kontaktadressen der Sektionen

Nr. 3 • 41. Jahrgang • Juni 2022

Herausgeber/Verlag

AG

VSAO Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20

mediservice vsao-asmac

Bollwerk 10, Postfach, 3001 Bern

Telefon 031 350 44 88

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch

www.vsao.ch, www.asmac.ch

Im Auftrag des vsao

Redaktion

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),

Kerstin Jost, Fabian Kraxner, Bianca Molnar,

Léo Pavlopoulos, Lukas Staub, Anna Wang

Geschäfts ausschuss vsao

Angelo Barrile (Präsident), Nora Bienz

(Vizepräsidentin), Severin Baerlocher,

Christoph Bosshard (Gast), Marius Grädel,

Patrizia Kündig, Helen Manser, Richard

Mansky, Gert Printzen, Svenja Ravioli,

Patrizia Rölli, Martin Sailer, Miodrag Savic

(Gast), Jana Siroka, Clara Ehrenzeller

(swimsa)

Druck, Herstellung und Versand

Stämpfli AG, Kommunikationsunternehmen,

Wölflistrasse 1, 3001 Bern

Telefon +41 31 300 66 66

info@staempfli.com, www.staempfli.com

BL/BS

VSAO Sektion beider Basel, Geschäftsleiterin und Sekretariat:

lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin, Hauptstrasse 104,

4102 Binningen, Tel. 061 421 05 95, Fax 061 421 25 60,

sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch

BE VSAO Sektion Bern, Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Tel. 031 381 39 39,

info@vsao-bern.ch, www.vsao-bern.ch

FR

ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler,

Wattenwylweg 21, 3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12,

info@gkaufmann.ch

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch

GR

JU

NE

VSAO Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 081 256 55 55, info@vsao-gr.ch,

www.vsao-gr.ch

ASMAC Jura, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,

marie.maulini@h-ju.ch

ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist,

Rue du Musée 6, Postfach 2247, 2001 Neuenburg,

Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch

SG/AI/AR VSAO Sektion St. Gallen-Appenzell, Bettina Surber, Oberer Graben 44,

9000 St. Gallen, Tel. 071 228 41 11, Fax 071 228 41 12,

Surber@anwaelte44.ch

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Titelillustration

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SO

TI

TG

VSAO Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20

ASMAC Ticino, Via Cantonale 8-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,

segretariato@asmact.ch

VSAO Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20

Auflagen

Druckauflage: 21 800 Expl.

WEMF/KS-Beglaubigung 2021: 21 778 Expl.

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.

Für vsao-Mitglieder im Jahresbeitrag

inbegriffen.

ISSN 1422-2086

Ausgabe Nr. 4/2022 erscheint im

August 2022. Thema: Spuren

© 2022 by vsao, 3001 Bern

Printed in Switzerland

VD

VS

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)

VSAO Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,

Tel. 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20

ZH/SH

VSAO ZH/SH, RA lic. iur. Susanne Hasse,

Geschäftsführerin, Nordstrasse 15, 8006 Zürich, Tel. 044 941 46 78,

susanne.hasse@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch

Publikation2022

FOKUSSIERT

KOMPETENT

TRANSPARENT

Gütesiegel Q-Publikation

des Verbandes Schweizer Medien

58

3/22 vsao /asmac Journal


ALLGEMEINE

INNERE MEDIZIN

16. – 19.11.2022, Zürich

32 h

INNERE MEDIZIN

21. – 25.06.2022, Zürich

39 Credits SGAIM

06. – 10.12.2022, Zürich

40 h

hAusArZt

Fortbildungstage

08. – 09.09.2022, Bern

08. – 09.09.2022, Basel

23. – 24.09.2022, luzern

14 h

AllergologIe

14. – 15.11.2022, Zürich 13 h

AnästhesIologIe

und IntensIvmedIZIn

14. – 15.06.2022, Zürich

16 Credits SSAPM

12 Credits SGNOR

12 Credits SGI

dIABetes

03. – 05.11.2022, Zürich

21 Credits SGAIM

18 Credits SVDE

21 Credits SSED SGED

gynäkologIe

24. – 26.11.2022, Zürich 24 h

kArdIologIe

04. – 05.11.2022, Zürich 14 h

nephrologIe

24. – 25.06.2022, Zürich

14 Credits SGN

pädIAtrIe

24. – 26.10.2022, Zürich 24 h

psychIAtrIe und

psychotherApIe

16. – 18.06.2022, Zürich

8 Credits WBV

21 Credits SGPP

24 Credits ASP

24 Credits SAPPM

24. – 26.11.2022, livestream

aus Zürich

psychologIe

23. – 26.11.2022, livestream

aus Zürich

rheumAtologIe

24. – 25.06.2022, Zürich

15 Credits SGR

12 Credits SGAIM

21 h

28 h

Update Refresher

Information / Anmeldung

Tel.: 041 567 29 80

info@fomf.ch

www.fomf.ch

– Teilnahme vor Ort oder via livestream

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