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20220609_i-Presse

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presse<br />

MAGAZIN ZUR DIGITALISIERUNG DER WIRTSCHAFT<br />

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presse<br />

JUNI 2022<br />

MAGAZIN ZUR DIGITALISIERUNG DER WIRTSCHAFT<br />

KÜNSTLICHE<br />

INTELLIGENZ:<br />

WIE AUS DATEN<br />

WISSEN WIRD<br />

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INHALT<br />

Wirtschaft im Umbruch<br />

04 Die Kunst, Wissen zu schaffen: Die Verwendung externen<br />

Wissens und die Nutzbarmachung internen Know-hows.<br />

10 Implizites Wissen: Vom Können im Kopf zum Wissen im<br />

Unternehmen; Management eines Transfers.<br />

18 Dokumentenmanagementsysteme: Wie sich Wissen<br />

entlang des Dokumentenlebenszyklus generieren lässt.<br />

26 Künstliche Intelligenz. Wie KI Daten verknüpft und dabei<br />

hilft, aus Datenfriedhöfen Wissensfelder zu machen.<br />

Unternehmen im Wandel<br />

34 Die Österreichische Nationalbibliothek: Blick hinter die<br />

Kulissen eines virtuellen Raums in der digitalen Welt.<br />

42 Chief Digital Officer: Wer darüber in leitender Funktion<br />

wacht, dass im Unternehmen kein Wissen verloren geht.<br />

48 Wissen, made in Austria: Heimische Start-ups und Softwareschmieden<br />

im Bereich des Wissensmanagements.<br />

Haben Sie sich schon einmal die Frage<br />

gestellt, was Sie alles wissen? Was persönlich<br />

ein wenig philosophisch klingen mag,<br />

kann für Unternehmen erfolgskritisch sein.<br />

Denn durch den Wechsel von der Industriezur<br />

Informations- und Wissensgesellschaft<br />

hat die Bedeutung von Wissen eine neue<br />

Dimension erreicht. Wissensmanagement<br />

ist heute durch die enorme Datenflut und<br />

die sich ständig im Wandel befindliche Welt<br />

zur hochkomplexen Aufgabe geworden.<br />

Wissen gilt als eine essenzielle Währung.<br />

Allein: Viel gespeichertes Wissen stellt<br />

noch keine ausreichende Hilfestellung dar.<br />

Um von den Daten profitieren zu können,<br />

muss zuerst das erfolgskritische Wissen<br />

identifiziert werden und danach rasch und<br />

einfach abrufbar sein. Dafür stehen vielfältige<br />

digitale Lösungen und Tools zur<br />

Verfügung, die wir in dieser Ausgabe der<br />

i-presse unter die Lupe genommen haben.<br />

Wir haben uns auch angeschaut, ob es<br />

technologische Methoden gibt, um implizites<br />

Wissen, das ja auf Handeln und Erfahrung<br />

beruht und normalerweise durch<br />

Interaktion weitergegeben wird, digital<br />

gesichert und transferiert werden kann.<br />

Und natürlich finden Sie praktische Umsetzungsbeispiele<br />

aus der Unternehmenswelt.<br />

Viel Vergnügen beim Lesen!<br />

54 Medizin digital: Mit enormen Datenmengen und der Hilfe<br />

von KI auf dem Weg zur Präzisionsmedizin.<br />

Digitale Zukunft<br />

GettyImages_eoneren; Portrai Editorial: Nathan Murrell<br />

60 Interview Sandra Becker: Renaissance des Wissensmanagements<br />

im Zeitalter der Wissensökonomie.<br />

64 Natural Language Processing: Nachfrage nach dem<br />

gesprochenen Wort, Sprache als Schlüssel zum Wissen.<br />

EVA KOMAREK<br />

Chefredakteurin<br />

Medieninhaber, Herausgeber und Redaktion: „Die <strong>Presse</strong>“ Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030 Wien, Hainburger Straße 33, FN 218199g/Handelsgericht Wien, ATU 54093001, Komplementär:<br />

„Die <strong>Presse</strong>“ Verlags-Gesellschaft m.b.H., FN 216077k/Handelsgericht Wien, Tel.: +43/(0)1/514 14-0, Geschäftsführung: Mag. Herwig Langanger, Rainer Nowak, Herausgeber: Rainer<br />

Nowak, Chefredaktion: Eva Komarek, Art Direction: Matthias Eberhart, Grafik: Peter Jaunig, Thomas Kiener, Bildbearbeitung: Christian Stutzig, Fotoredaktion: Alexandra Eizinger,<br />

Produktion: Stephan Flisnik Hersteller: Druck Styria GmbH & Co KG, Herstellungsort: St. Pölten, Anzeigen: Tel.: +43/(0)1/514 14-535, E-Mail: anzeigenleitung@diepresse.com<br />

3


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Die<br />

Kunst,<br />

Wissen zu<br />

schaffen<br />

Wenn Unternehmen es verstehen, sich Wissen von außen<br />

zunutze zu machen und jenes ihrer Mitarbeiter<br />

freizusetzen, sind große Sprünge möglich.<br />

von Fabian Graber<br />

mysugar_ Susanne Einzenberger<br />

4


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Christian Hattinger, Head of<br />

Digital Agility Center bei Roche<br />

Diabetes Care.<br />

Es begann mit einer Brotbackmaschine.<br />

Im Jahr 1985 kämpften Mitarbeiter des<br />

japanischen Haushaltsgeräte-Herstellers<br />

Matsushita Electric Company in Osaka<br />

damit, dass ihre Neuentwicklung die<br />

Kruste zu knusprig machte, während das<br />

Brotinnere noch roh blieb. Sie ließen<br />

professionelle Bäcker nach einer Lösung<br />

suchen und fertigten sogar Röntgenaufnahmen<br />

an. Doch man kam dem Problem<br />

einfach nicht auf die Schliche. Dann<br />

hatte die Softwareentwicklerin Ikuko<br />

Tanaka eine Idee: Ein Hotel war bekannt<br />

für das beste Brot in der ganzen Stadt.<br />

Also schaute sie dem dortigen Chefbäcker<br />

für mehrere Monate über die<br />

Schulter und erkannte eine besondere<br />

Technik beim Kneten – die sie dann mit<br />

den Matsushita-Ingenieuren in das<br />

Design der Brotmaschine einfließen ließ.<br />

Der Trick funktionierte und das neue<br />

Gerät verkaufte sich wie warme<br />

Semmeln. Matsushita heißt heute<br />

Panasonic und gehört zu den japanischen<br />

Unternehmen, die in den 1970erund<br />

1980er-Jahren für einen enormen<br />

Innovationsschub sorgten und Branchen<br />

wie die Autoindustrie und Unterhaltungselektronik<br />

auf den Kopf stellten.<br />

Die Konkurrenz wurde nicht nur von<br />

den neuen Produktionsmethoden und<br />

der knallharten Effizienz überrumpelt,<br />

sondern auch von der Kreativität, mit<br />

der die Unternehmen auf neue Ideen<br />

kamen und Probleme lösten. Kurz: Wie<br />

sie sich das Wissen innerhalb der Firma<br />

und in der Außenwelt zu Nutzen<br />

machten. Tanakas Ansatz beim<br />

Teigkneten machte Schule – und in diese<br />

Zeit fällt auch die Geburtsstunde des<br />

modernen Wissensmanagements.<br />

Von Krisen geprägt. „In einer<br />

Wirtschaft, in der die einzige Gewissheit<br />

die Ungewissheit ist, ist Wissen die<br />

einzige sichere Quelle für einen dauerhaften<br />

Wettbewerbsvorteil“, schrieb der<br />

japanische Universitätsprofessor Ikujiro<br />

Nonaka in einem Aufsatz für „Harvard<br />

Business Review“. Gemeinsam mit<br />

Hirotaka Takeuchi veröffentlichte er im<br />

Jahr 1995 das Buch „Das Wissen schaffende<br />

Unternehmen“ und identifizierte<br />

einen entscheidenden Erfolgsfaktor,<br />

nämlich dass sich japanische Firmen<br />

unter widrigen Umständen – Weltkriegswirren,<br />

Kriege in Korea und Vietnam,<br />

Wirtschaftskrisen – nach oben kämpfen<br />

mussten und dabei sehr stark auf das<br />

bereits vorhandene Wissen in ihrer<br />

Umgebung zurückgriffen. Aber mehr<br />

noch: Sie verstanden es, dieses Wissen<br />

innerhalb des Unternehmens zu teilen<br />

und daraus Neuerungen zu entwickeln.<br />

Die Autoren unterscheiden dabei<br />

zwischen zwei Arten von Wissen: explizites<br />

Wissen, das leicht greifbar und klar<br />

kommunizierbar ist, also etwa die Spezifikationen<br />

einer Brotbackmaschine.<br />

Wichtiger aber ist das implizite Wissen<br />

von Menschen, wie eben die spezielle<br />

Knettechnik des Bäckers, das stets sehr<br />

persönliche Züge hat und oft versteckt<br />

ist. „Das persönliche Wissen anderen zur<br />

Verfügung zu stellen, ist die zentrale<br />

Tätigkeit des Wissen schaffenden Unter-<br />

nehmens. Das findet kontinuierlich und<br />

auf allen Ebenen der Organisation statt“,<br />

so Nonaka in dem Aufsatz.<br />

Seit dem Aufstieg der japanischen<br />

Technologiekonzerne hat der Innovationsdruck<br />

nicht nachgelassen, der technologische<br />

Wandel ist rasant und Unternehmen<br />

sind mehr denn je gefordert,<br />

kreative Lösungen für komplexe Probleme<br />

zu finden. Und auch die Ungewissheit<br />

ist wieder groß, in Zeiten der Coronavirus-Pandemie<br />

und des Krieges in<br />

Europa. Kein Wunder also, dass Wissensmanagement<br />

bei Unternehmen eine<br />

Renaissance erlebt (siehe Interview<br />

Seite 10) und alle Register gezogen werden,<br />

um dem starken wirtschaftlichen<br />

Druck standzuhalten.<br />

Wissen im Mittelpunkt. Gerade aufstrebende<br />

Unternehmen und deren Investoren<br />

setzen von Anfang an auf Prinzipien,<br />

auf die modernes Wissensmanagement<br />

aufbaut: Kooperation, Offenheit,<br />

flache Hierarchien. Ein Beispiel dafür ist<br />

das in Wien ansässige Gesundheitstechnik-Unternehmen<br />

mySugr, das 2012<br />

gegründet wurde und seit 2017 zum<br />

Pharmakonzern Roche gehört. Es ist auf<br />

Diabetes spezialisiert und bietet<br />

Menschen mit Diabetes etwa eine App<br />

und Beratung an, um den Alltag mit der<br />

Erkrankung zu erleichtern. Schon<br />

aufgrund der Produkte spielt explizites<br />

Wissen eine große Rolle für das Unternehmen,<br />

weil der Umgang mit Diabetes<br />

sehr viel Wissen und daher Daten erfordert<br />

und laufend Studien durchgeführt<br />

werden, sagt Christian Hattinger, Global<br />

Head of Digital Agility Center bei Roche<br />

Diabetes Care. In vielen Bereichen sei<br />

das Management von Wissen im Unternehmen<br />

durch regulatorische Standards<br />

getrieben, weil es bei Medizinprodukten<br />

klare Richtlinien in Bezug auf unter<br />

anderem Transparenz und Nachvollziehbarkeit<br />

gebe, so der Manager.<br />

Auch in Bezug auf den Datenschutz habe<br />

sich in den letzten Jahren viel getan und<br />

besonders die EU-Verordnung dazu hätte<br />

großen Einfluss auf das Handeln des<br />

Unternehmens im Alltag, so Hattinger.<br />

„Man darf nach Zustimmung bei der<br />

Registrierung nur die Infos verwenden,<br />

die man für die Produktentwicklung<br />

braucht. Für alles andere muss man<br />

weitere explizite Zustimmungen der<br />

Nutzer einholen“, sagt der Manager. Das<br />

5


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

ERFAHRUNG ALS WESENTLICHE WISSENSQUELLE<br />

persönliche Erfahrung / Arbeitserfahrung Berufsausbildung Bildung<br />

Woher kommt Ihr arbeitsplatzbezogenes Wissen?<br />

51 25 24<br />

Wie wichtig sind diese Quellen für Ihre tägliche Arbeit?<br />

sei gerade für mySugr ausschlaggebend,<br />

weil man stark auf den Kontakt mit den<br />

Nutzern setze und die Daten der<br />

Community einen wichtigen Beitrag zur<br />

Entwicklung und Anpassung von<br />

Produkten leiste.<br />

Interaktion ermöglichen. Großer Wert<br />

wird bei mySugr auf das Wissen der<br />

Mitarbeiter und den offenen Austausch<br />

gelegt, der eben die impliziten und<br />

nicht so leicht greifbaren Erkenntnisse<br />

an die Oberfläche befördern kann. Stellvertretend<br />

für diesen Zugang ist ein<br />

wöchentliches sogenanntes „Show &<br />

Tell“ – ein Gesprächsformat, bei dem<br />

das gesamte Unternehmen zusammenkommt<br />

und Mitarbeiter und Teams<br />

Updates und Erfahrungen teilen. „Jede<br />

und jeder hat die Bühne. Der Ablauf ist<br />

sehr informell und es geht darum,<br />

sichtbar zu machen, was in der Firma<br />

los ist. Diese Form der Transparenz ist<br />

uns sehr wichtig“, so Hattinger. Die<br />

Meetings werden zwar aufgezeichnet –<br />

und werden seit dem Beginn der<br />

Coronapandemie virtuell abgehalten –<br />

aber nicht aufbereitet, schließlich gehe<br />

es vor allem um den Austausch. „Wir<br />

haben das von Anfang an gelebt, das<br />

Show & Tell gab es bereits, als wir zehn<br />

Leute waren. Seither gab es auch schon<br />

auch mal ein Streitgespräch vor allen,<br />

mittlerweile mehr als 150 Teilnehmenden.<br />

Es geht darum, die Angst zu<br />

verlieren und seine Meinung zu sagen.“<br />

Eine weitere Säule, die das Teilen von<br />

Wissen und das Arbeiten im Allgemeinen<br />

möglichst frei gestalten soll, ist<br />

die Struktur bei mySugr – die auf<br />

54 24 22<br />

Welche dieser Quellen ist in einer Organisation am schwierigsten aufzubauen und zu ersetzen?<br />

Quelle: panopto.com / Umfrage unter Arbeitnehmern in den USA<br />

81 11 8<br />

sogenannten „agilen Teams“ aufbaut.<br />

Das sind autonome Einheiten von bis<br />

zu neun Mitarbeitern, innerhalb derer<br />

es große Kollaboration und Transparenz<br />

gibt und für alle Entscheidungen<br />

das Vier-Augen-Prinzip herrscht. Die<br />

Resultate des Teams stehen über individueller<br />

Leistung, so Hattinger. „Alle im<br />

Unternehmen sind Spezialisten –<br />

sogenannte Wissensarbeiter. Die<br />

Aufgabe der Manager ist es nicht<br />

vorzugeben, wie Mitarbeiter ihre Arbeit<br />

machen müssen. Vielmehr geht es<br />

darum, die Mitarbeiter in ihrer<br />

Entwicklung zu fördern und eine<br />

Sicherheit herzustellen, sodass man<br />

Probleme anspricht und herausfinden<br />

kann, wie man an die richtigen Informationen<br />

herankommt.“ Dabei sei es<br />

sehr wichtig, kontinuierlich Feedback<br />

zu geben und diesen Prozess zu<br />

trainieren, sagt der Leiter der Agile-<br />

Coaches bei mySugr.<br />

EINZIGARTIGKEIT DES<br />

WISSENS VON MITARBEITERN<br />

Standardwissen<br />

einzigartiges Wissen<br />

58 % 42<br />

Angaben in %<br />

Grenzen des Home-Office. Auch dieser<br />

Ansatz ist mit großen Herausforderungen<br />

verbunden und laut Hattinger<br />

sind diese durch die Coronapandemie<br />

nicht kleiner geworden. „Wir haben<br />

international mehrere Standorte mit<br />

verschiedenen Zeitzonen und Kulturen.<br />

Durch das virtuelle Arbeiten funktionieren<br />

manche Meeting-Formate nicht<br />

mehr so gut, weil die Barriere größer<br />

ist, auf andere Leute im Unternehmen<br />

zuzugehen und sie etwas zu fragen. Im<br />

Büro ist das einfacher. Wir verändern<br />

unser Büro ständig und wollen es<br />

attraktiv halten, damit man gern<br />

hingeht. Wir passen Meeting-Formate<br />

an, damit wir der veränderten Situation<br />

gerecht werden“, so Hattinger.<br />

Natürlich spielt auch Software eine<br />

große Rolle für das Wissensmanagement<br />

und die Produktentwicklung bei<br />

mySugr. Entscheidungen werden zum<br />

Beispiel in einem Wiki über ein<br />

Programm namens Confluence<br />

dokumentiert, Google Drive dient für<br />

die Ablage von Dokumenten und<br />

Programmierer arbeiten auf der kollaborativen<br />

Coding-Plattform GitHub.<br />

Beim Einsatz von Software gebe es aber<br />

eine goldene Regel: „Nie mehr als fünf<br />

Tools in der Firma haben, mit denen 80<br />

Prozent des Wissens und der Prozesse<br />

abgedeckt werden können.“<br />

Mehr Zeit für Ärzte. Wie der technologische<br />

Fortschritt und gerade neue<br />

Software den Umgang mit Wissen<br />

innerhalb von Organisationen beeinflusst,<br />

zeigt sich in einer anderen Ecke<br />

des Gesundheitsbereichs. Der Venture-<br />

Capital-Fonds Calm/Storm mit Sitz in<br />

Wien, der sich auf Investments im<br />

Gesundheitswesen spezialisiert, hat<br />

etwa vor Kurzem ein Start-up mitfinanziert,<br />

das Ärzte bei Patientengesprächen<br />

unterstützt und durch den Einsatz von<br />

Software mit künstlicher Intelligenz<br />

(KI) automatisch eine Anamnese<br />

vorschlägt. Die Dokumentation sei nach<br />

wie vor ein großes Problem in der<br />

Medizin und liege noch immer weitgehend<br />

in den Händen der Ärzte, die etwa<br />

44 Prozent ihrer Arbeitszeit damit<br />

verbringen, heißt es auf der Webseite<br />

von Calm/Storm. Das Start-up – dessen<br />

Name noch unter Verschluss ist – stelle<br />

6


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

WELTWEIT ERZEUGTES UND KOPIERTES DATENVOLUMEN<br />

in Zettabyte, gerundet<br />

181<br />

SPEICHERKAPAZITÄT<br />

weltweit, in Zettabyte<br />

16<br />

147<br />

14<br />

120<br />

97<br />

12<br />

79<br />

10<br />

64<br />

8<br />

41<br />

33<br />

26<br />

13<br />

16 18<br />

2 5 7 9<br />

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024<br />

Quelle: International Data Corporation; 1 Zettabyte = 10 21 Byte = 1 Mrd. TeraByte<br />

Prognose<br />

2025<br />

6<br />

4<br />

2020 2021 2022 2023 2024<br />

Prognose<br />

2025<br />

„Schon aufgrund<br />

der Produkte spielt<br />

explizites Wissen<br />

eine große Rolle für<br />

das Unternehmen,<br />

weil der Umgang<br />

mit Diabetes sehr<br />

viel Wissen und daher<br />

Daten erfordert<br />

und laufend Studien<br />

durchgeführt werden.“<br />

CHRISTIAN<br />

HATTINGER<br />

Global Head of Digital Agility Center,<br />

Roche Diabetes Care.<br />

eine KI-gestützte Softwarelösung zur<br />

Verfügung, die die Kommunikation<br />

zwischen Arzt und Patient zusammenfasst<br />

und strukturiert. „Bei den Daten<br />

im Gesundheitsbereich wird noch sehr<br />

viel handschriftlich gemacht, das wird<br />

jetzt zunehmend digitalisiert und in<br />

diesem Schritt sind die Schriftsätze an<br />

der Reihe“, sagt Calm/Storm-<br />

Mitgründer und Managing Partner<br />

Lucanus Polagnoli. Bei der Digitalisierung<br />

von Daten und Wissen sei noch<br />

viel möglich im Gesundheitsbereich,<br />

wenngleich es noch viel Skepsis gebe,<br />

so Polagnoli. „Der Computer kann viele<br />

Erkenntnisse liefern, auf die wir noch<br />

nicht gekommen sind. Man muss sich<br />

fragen, welche Zugänge wir zu Daten<br />

haben und wie sie sich zusammenfügen<br />

lassen. Da gibt es viel Wissen bei Versicherungen,<br />

bei Ärzten und in den<br />

Krankenhäusern. Gesundheit hat eine<br />

große ökonomische Komponente und<br />

da ließe sich viel Wert schaffen, wenn<br />

man die Daten und das Wissen<br />

verknüpfen würde.“ Auch innerhalb des<br />

Unternehmens kommen bei Calm/<br />

Storm zunehmend digitale Tools zum<br />

Einsatz, um angesichts der Flut an<br />

Informationen und Wissen, die tagtäglich<br />

auf die Investoren einprasselt, den<br />

Überblick zu behalten. Man bekomme<br />

jedes Jahr Tausende Anfragen von Startups,<br />

die auf der Suche nach Investoren<br />

sind, und auch das eigene Portfolio<br />

steige kontinuierlich an – und damit der<br />

administrative Aufwand. „Unser System<br />

greift jedes E-Mail auf, speichert jede<br />

Interaktion, erinnert uns an Termine.<br />

Die Software kann bereits eingreifen –<br />

aber nur, wenn wir ihr auch die<br />

richtigen Daten zum Arbeiten geben.<br />

Die Beste Datenbank scheitert am<br />

mangelhaften Input der Menschen. Ich<br />

glaube, hier kann KI bald mehr helfen,<br />

insbesondere wenn sie durch ‚Zuhören‘<br />

Einträge vorschlägt und nicht darauf<br />

angewiesen ist, dass Menschen selbst<br />

sorgfältig alles eintragen“, so Polagnoli.<br />

Der unternehmerische Faktor. Dass<br />

Wissensmanagement gerade bei Startups<br />

und in der innovationsgetriebenen<br />

Risikokapital-Branche so im Fokus<br />

steht, ist kein Zufall. Bereits der japanische<br />

Autor Nonaka hat dem unternehmerischen<br />

Denken in seiner Abhandlung<br />

über wissensschaffende Firmen als<br />

Schlüsselfaktor identifiziert: „Die Erfindung<br />

neuen Wissens ist keine spezialisierte<br />

Tätigkeit. Es ist eine Verhaltensweise,<br />

ja eine Daseinsform, in der jeder<br />

ein Wissensarbeiter und demnach ein<br />

Unternehmer ist.“ Ob man nun eine<br />

Volkskrankheit wie Diabetes bekämpft<br />

oder nur kleinere Brötchen bäckt.<br />

7


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Mehr vom Selben bringt<br />

nichts Neues<br />

Neues Wissen entsteht dann, wenn Gegensätze aufeinandertreffen, sagt<br />

Alexander Kaiser, Leiter des Bereichs Knowledge Management an der WU Wien.<br />

von Fabian Graber<br />

Herr Professor Kaiser, was ist Wissen eigentlich?<br />

Alexander Kaiser: Es gibt viele Definitionen. Ich verwende<br />

eine, die schon aus den 1960er-Jahren stammt, aber immer noch<br />

gültig ist. Demnach wird Wissen als „capacity to act“, also als<br />

Handlungsfähigkeit definiert. Erst durch Wissen ist ein Mensch<br />

oder eine Organisation in der Lage, zu handeln. Das ist für mich<br />

faszinierend und stimmig. Es geht nicht um besseres Wissen,<br />

sondern um passenderes Wissen, mit dem wir bessere<br />

Entscheidungen treffen können. Dieses Dreieck zwischen<br />

Lernen, Wissen und Entscheiden definiert das Wissensmanagement.<br />

Durch Entscheidungen und Erfahrungen wird wieder<br />

neues Wissen generiert, das ist der Kreislauf.<br />

Wie kann man Wissen von Daten abgrenzen?<br />

Das wird sehr oft vermischt, obwohl es einen großen Unterschied<br />

zwischen Daten, Informationen und Wissen gibt. Wenn<br />

wir über Wissensmanagement sprechen, dann sollte man sich<br />

bewusst sein, dass Datenverarbeitung, Big-Data-Analyse und<br />

Informationsverarbeitung total wichtig sind. Das<br />

Wissensmanagement baut auf Daten und Informationen<br />

auf. Nicht aus jedem Datensatz<br />

entsteht automatisch auch Wissen – es hat einen<br />

starken kontextuellen und subjektiven Bezug.<br />

Wie entsteht Wissen?<br />

Einerseits entsteht Wissen durch Lernen. Ein<br />

tiefergehender Ansatz wäre es, zu sagen: Neues<br />

Wissen entsteht, wenn man Gegensätze bewusst<br />

aneinanderfügt. Desto besser konträre Positionen<br />

miteinander ins Gespräch kommen und dabei<br />

begleitet und moderiert werden, umso wertvoller<br />

ist das neue Wissen, das dabei entsteht. Erst wenn<br />

sich aus der These und der Antithese eine<br />

Synthese ergibt, entsteht etwas Neues. Mehr vom<br />

Selben bringt nichts Neues. Das sollte in der<br />

Unternehmenskultur und der Zusammensetzung<br />

von Teams verankert sein, nämlich schon konträre<br />

Persönlichkeiten miteinander agieren zu lassen.<br />

Wir lernen natürlich aus der Vergangenheit. Aber<br />

beim Wissensmanagement geht es auch darum,<br />

aus der Zukunft zu lernen. Indem ich mich in die<br />

Zukunft hineinversetze und über diese imaginativen<br />

Szenarien Erkenntnisse für die Gegenwart<br />

erhalte. Das hat nichts mit Esoterik zu tun, das<br />

Alexander<br />

Kaiser<br />

Alexander Kaiser leitet die<br />

Abteilung für Wissensmanagement<br />

an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien<br />

und ist stellvertretender<br />

Leiter des Instituts für<br />

Data, Process and Knowledge<br />

Management. Er hat<br />

Betriebsinformatik an der<br />

Universität Wien studiert, ist<br />

zertifizierter systemischer<br />

Coach und der CEO von<br />

WaVe – Zentrum für Wachstum<br />

und Veränderung.<br />

basiert auf neurowissenschaftlicher Forschung. Peter Drucker<br />

[der Managementexperte, Anm.] hatte schon vor 60 Jahren<br />

sinngemäß gesagt: Wir können die Zukunft nicht vorhersehen,<br />

aber wir können sie gestalten. Das ist eine ganz neue und<br />

wichtige Facette des Wissensmanagements.<br />

Welche Rolle spielt Technologie beim Wissensmanagement?<br />

Technologie hat aus meiner Sicht eine unterstützende, aber keine<br />

ursächliche Rolle. Wissen entsteht nicht durch Technologie,<br />

sondern durch den Menschen und die Organisation. Es besteht<br />

immer aus implizitem und explizitem Wissen. Die Technologie<br />

ist gut für den expliziten Teil. Aber das Problem ist: Wir können<br />

nicht davon ausgehen, dass man nur mit dem Expliziten arbeitet.<br />

Um das implizite Wissen nutzbar zu machen, braucht es den<br />

Menschen. Dazu braucht es Kultur und da ist die Technologie<br />

allein nicht sinnvoll anwendbar. Algorithmen sind zwar<br />

großartig, dienen letztendlich aber vorrangig der Verarbeitung<br />

von Daten. Und das ist wieder das Explizite. Man kann sich eine<br />

wichtige Funktion von Wissensmanagement wie<br />

eine Pumpe vorstellen, die das Implizite sukzessive<br />

an die Oberfläche befördert.<br />

Ist das eine gute Nachricht für die Menschen, dass<br />

wir neben der Technologie weiter Bedeutung haben<br />

werden?<br />

Manche haben ja Angst, dass die künstliche<br />

Intelligenz den Menschen ersetzt. Sie ist ein guter<br />

Verbündeter, aber der Mensch bleibt immer noch<br />

am Schalthebel. Weil dieser große Teil des impliziten<br />

Wissens enorm wichtig ist. Wir können viel<br />

aus dem asiatischen Raum lernen. Da geht es stark<br />

darum, die drei Bereiche Kopf, Bauch und Herz zu<br />

verbinden. Der Kopf hält das Explizite und die<br />

Ratio. Der Bauch ist das, was man landläufig unter<br />

Intuition versteht. Wenn ich mit Managern rede,<br />

wird mir oft gesagt: Die wichtigsten Entscheidungen<br />

des Lebens haben sie nicht auf Basis der expliziten<br />

Dinge getroffen, sondern wegen eines Bauchgefühls.<br />

Das ist eine neue und wichtige Ressource<br />

im Wissensmanagement, Menschen und Organisationen<br />

zu unterstützen, das Wissen von beiden<br />

Quellen – Kopf und Bauch – zu nutzen. Das ist<br />

nicht so leicht und braucht gute Methoden. Wir<br />

haben dazu passende Werkzeuge entwickelt.<br />

beigestellt<br />

8


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Unternehmen<br />

mit Datendrang.<br />

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10<br />

WIRTSCHAFT IM UMBRUCH


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Vom Können im<br />

Kopf zum Wissen im<br />

Unternehmen<br />

Implizites Wissen gilt in Organisationen als wertvoller<br />

Schatz. Um ihn zu heben, müssen subjektive<br />

Erfahrungen Einzelner zu Gruppenwissen mutieren.<br />

von Christian Lenoble<br />

GettyImages_iMrSquid<br />

D<br />

ihren<br />

ie Welt des Internets scheint alle Informationen<br />

zur Verfügung zu stellen, die<br />

denkbar sind. Es gibt wohl kein Thema<br />

mehr, das nicht bis ins letzte Detail<br />

bereits durchleuchtet und auf einem<br />

digitalen Kanal publik gemacht wurde.<br />

Dass das Netz dennoch nicht „allwissend“<br />

ist, liegt an der Problematik der<br />

Weitergabe von Erfahrungswissen.<br />

Denn während Fachwissen sich in<br />

schriftlicher und bildlicher Form bestens<br />

übersetzen lässt, sind Erfahrung<br />

und Bauchgefühl nicht ganz so einfach<br />

vermittelbar. Von Bedeutung ist diese<br />

Problematik insbesondere innerhalb<br />

von Unternehmen, wenn es darum<br />

geht, für einen direkten Wissenstransfer<br />

bei Positionswechsel, Altersausstieg,<br />

Fluktuation oder Organisationsänderung<br />

zu sorgen.<br />

„Das Wissen und Können einer Person<br />

oder Organisation, was sich aus deren<br />

Erfahrungen, Erinnerungen und aus<br />

Überzeugungen generiert und ihr<br />

individuelles Können abbildet, ist im<br />

Internet nicht zu finden – es steckt im<br />

Kopf des Menschen“, sagt Silvia<br />

Schorta, Mitglied der Gesellschaft für<br />

Wissensmanagement (GfWM). Das<br />

sogenannte implizite Wissen zu erfassen<br />

und zu dokumentieren, stelle eine<br />

besondere Herausforderung an das<br />

Wissensmanagement dar. „Einerseits<br />

bedarf es spezieller Methoden, um diesen<br />

Erfahrungsschatz zu heben und<br />

sichtbar zu machen. Andererseits spielen<br />

die persönlichen Einstellungen des<br />

Wissensträgers und seine Bereitschaft<br />

zur Wissensweitergabe eine tragende<br />

Rolle“, erklärt Schorta, die Unternehmen<br />

in der digitalen Transformation<br />

und der Wissensarbeit unterstützt,<br />

Wissenstransfers coacht und Kulturveränderungen<br />

begleitet.<br />

Wissen via Video. Zur Er- und Vermittlung<br />

impliziten Wissens bedarf es<br />

laut Experten Kommunikation und Dialog.<br />

Zu den einfachen und zugleich<br />

besonders zielführenden Methoden<br />

zählen Screencasts. Die Rede ist von<br />

Videoaufzeichnung des Bildschirms,<br />

um die Abläufe am PC, Laptop oder<br />

Smartphone wiederzugeben. Mitgeschnitten<br />

bzw. aufgezeichnet wird<br />

dabei jede ausgeführte Aktion. Man<br />

sieht, wo der Mauszeiger hingeht, wo<br />

11


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

etwas eingegeben wird, und zumeist<br />

gibt es eine Audiospur mit begleitenden<br />

Erklärungen.<br />

Zum Einsatz kommen Screencasts<br />

vor allem als Software-Tutorials und<br />

Schulungen, zur Dokumentation und<br />

Lösung technischer Probleme, für die<br />

Präsentation von Projekten, Produkten,<br />

Funktionen und Neuheiten oder<br />

zur Veranschaulichung von Arbeitsprozessen.<br />

Immer beliebter ist auch<br />

deren Verwendung im Bildungsbereich:<br />

„Schüler können in ihrem individuellem<br />

Lerntempo die Erklärvideos<br />

ansehen. Ein Idealfall von selbstgesteuertem<br />

Lernen und schnellem Wissenszuwachs<br />

auf Schülerseite bei<br />

gleichzeitiger Entlastung für Lehrer“,<br />

betont André Kollenberg, Techniklehrer<br />

und Koordinator für die berufliche<br />

Orientierung in Nordrhein-Westfalen.<br />

„Screencasts lassen sich immer wieder<br />

verwenden und bieten Freiraum im<br />

aktuellen Unterrichtsgeschehen. Ein<br />

weiterer immens großer Vorteil ist,<br />

dass sich Screencasts sowohl für den<br />

Präsenz- als auch für den Distanzunterricht<br />

eignen.“<br />

Kompakt und komfortabel. Die<br />

generellen Atouts von Screencasts liegen<br />

auf der Hand: Manche Vorgänge,<br />

die nur schwer in Textform verständlich<br />

erklärbar sind, lassen sich in einem<br />

Video in wenigen Minuten darlegen.<br />

„Der Wissensempfänger erhält einfach,<br />

kompakt und anschaulich Wissen. Veröffentlicht<br />

werden können die Screencasts<br />

im firmeneigenen Intranet und<br />

anderen Speicher- und Ablagemedien<br />

sowie, bei größeren und nicht vertraulichen<br />

Empfängerkreisen, auch über<br />

Video-Publikationsplattformen“, so die<br />

Wissensmanagerin Schorta. Was für<br />

Screencasts spricht, ist zudem der<br />

geringe technische Aufwand. Im<br />

Grunde reicht ein Bildschirm, idealerweise<br />

ein Mikrofon für die Aufzeichnung<br />

der Audiokommentare und eine<br />

der zahlreichen kostenfreien Screencast-Softwares.<br />

Und selbst mit clever<br />

gemachten Web-Apps lässt sich die<br />

Aufgabe schnell und komfortabel erledigen<br />

– am Beispiel von Snipclip, Len-<br />

soo Create, Explain Everything u. a. m.<br />

Notwendig sind dann weder ein Programm<br />

noch die Installation eines Addons<br />

noch eine Nutzerregistrierung. Die<br />

Tools laufen in der Regel plattformunabhängig<br />

direkt im Desktop-Webbrowser,<br />

zeichnen entweder ein Fenster<br />

oder den gesamten Desktop auf,<br />

blenden auf Wunsch ein Webcam-Fenster<br />

ein, nehmen Mikrofonton mit auf<br />

und erlauben das Hinzufügen von<br />

Zeichnungen, PDFs usw.<br />

Das Erzählen von Geschichten. Zu<br />

den bekanntesten Methoden, vor allem<br />

implizites Wissen weiterzugeben, zählt<br />

Storytelling. „Storytelling beruht auf<br />

dem Konzept, dass Menschen den<br />

anschaulich aufbereiteten Inhalt einer<br />

Geschichte leichter annehmen als trockene<br />

Fakten und Zahlen. Die Adressaten<br />

der Geschichte können sowohl<br />

beim Lesen als auch beim Zuhören eine<br />

Geschichte mit eigenen Erfahrungen<br />

1600<br />

öffentliche semantische<br />

Wikis sind<br />

bei Unternehmen<br />

weltweit im Einsatz.<br />

Zu den prominentesten<br />

Nutzern<br />

zählen u. a.<br />

Pfizer, das US<br />

Verteidigungsministerium<br />

oder<br />

die NASA.<br />

vergleichen“, erklärt Dieter Weitz,<br />

Inhaber der Unternehmensberatung<br />

wissensentwicklung.at. Im Bereich von<br />

Unternehmenskommunikation gehe es<br />

im Grundprinzip darum, eine wahre<br />

Begebenheit, die zu einem unerwartet<br />

positiven oder negativen Projektergebnis<br />

geführt hat, in einem mehrstufigen<br />

Prozess zu entwickeln und zu verbreiten.<br />

„Durch diese Technik können der<br />

Wissenstransfer gefördert und Veränderungsprozesse<br />

innerhalb einer Organisation<br />

erleichtert werden“, so Weitz.<br />

Dass das „Geschichtenerzählen“ mit<br />

seiner langen Tradition in den letzten<br />

Jahren eine wahre Renaissance erlebt,<br />

liegt an den Möglichkeiten der Digitalisierung.<br />

Neu ist im digitalen Zeitalter,<br />

dass das Publikum die Story nicht nur<br />

durch Zuhören, Lesen oder Anschauen<br />

konsumiert, sondern als Prosumer<br />

aktiv in die Umsetzung der Geschichte<br />

miteingebunden werden kann, sei es<br />

auf News-Portalen, Streaming-Plattformen<br />

oder in der Virtual Reality.<br />

Story listening. „Generell lässt sich<br />

sagen: Das Wissen einer Organisation<br />

ist – auch über Identität, Sinn und<br />

Werte hinaus – zum großen Teil narrativ<br />

kodiert“, sagt Niels van Hoek, Mitgründer<br />

des Münchner Coaching-Büros<br />

„Start a new story“. Das trifft vor allem<br />

auf das implizite Wissen zu, das von<br />

den Erfahrungen einer Person abhängt<br />

und in ihrem Handeln liegt. „Oft ist<br />

dieses Wissen auch für die Person<br />

selbst eher diffus vorhanden und wird<br />

erst durch das genaue Erzählen<br />

bewusst“, so van Hoek, der zugleich<br />

vor den Gefahren eines einseitig von<br />

oben inszenierten Storytellings warnt:<br />

„Natürlich gibt es auch in einer ,idealen‘<br />

Organisation eine KIuft zwischen<br />

offizieller und inoffizieller Kommunikation.<br />

Wenn Unternehmensleitung<br />

und Marketing aber völlig andere<br />

Geschichten erzählen, als die, die sich<br />

aus dem konkreten Erleben der Stakeholder<br />

speisen, wird es problematisch.“<br />

Dann nämlich würden Glaubwürdigkeit<br />

und Reputation sowie Motivation und<br />

Leistung sinken, und es werde schwer,<br />

Mitarbeitende für Veränderung zu<br />

12


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

gewinnen. Spätestens hier wird laut<br />

dem systemischen Coach und Werbetexter<br />

van Hoek deutlich, warum Storytelling<br />

nur ein Element narrativer<br />

Arbeit in Unternehmen sein sollte:<br />

„Mindestens genauso wichtig ist Storylistening:<br />

das Hören bzw. Wahrnehmen<br />

der Geschichten, die im Unternehmen<br />

und außerhalb davon kursieren und in<br />

denen sich ausdrückt, wie sinnvoll Mitarbeitende<br />

ihre Arbeit und das Unternehmen<br />

finden. Welche Werte sie<br />

leben. Wie sie die Identität des Unternehmens<br />

wahrnehmen. Und welches<br />

Erfahrungswissen sie teilen.“<br />

Aus Erfahrung klug. Dem Prinzip,<br />

dass jeder Fehler ein wertvoller Lehrmeister<br />

sein kann, folgt die Idee der<br />

Lessons Learned. Die vom US-Militär<br />

in den 1970er-Jahren entwickelte<br />

Methodik, die damals Einzelerfahrungen<br />

der Truppenmitglieder für Kameraden<br />

zugänglich machen sollte, wird<br />

mittlerweile bei sämtlichen unternehmensrelevanten<br />

Projekten, Aufgaben<br />

oder Prozessen angewandt. Langfristiger<br />

Wissensaufbau und Weiterentwicklung<br />

sollen durch Erkenntnisse aus<br />

gemachten Erfahrungen generiert werden.<br />

Das erworbene Wissen wird in der<br />

Folge idealerweise so abstrahiert, dass<br />

es sich auf ähnliche Projekte und Prozesse<br />

übertragen lässt.<br />

Lessons-Learned-Workshops finden<br />

in agilen Projekten, bei denen in kurzen<br />

Abständen (Teil-)Ergebnisse geliefert<br />

und schnelle Feedbacks von Stakeholdern<br />

eingeholt werden, nicht bloß<br />

am Ende der Projekte statt. „Regelmäßige<br />

Reviews der Zusammenarbeit im<br />

Team sind bereits in den Prozessen<br />

vorgesehen, beispielsweise als Sprint-<br />

Retrospektiven im Scrum“, erläutert<br />

Alexander Blumenau, Geschäftsführer<br />

der Interactive Teaching and Training<br />

Platform, ittp. Scrum steht für den<br />

weltweit gebräuchlichsten Ansatz zur<br />

Umsetzung agiler Projekte und basiert<br />

auf dem Scrum Guide. Dieser stellt als<br />

Rahmenwerk eine Reihe von Rollen,<br />

Events, Artefakten und Regeln zur Verfügung,<br />

die vom Team mit den eigenen<br />

Methoden ausgestaltet werden können.<br />

Das Wissen einer<br />

Organisation ist –<br />

über Identität, Sinn<br />

und Werte hinaus –<br />

zum großen Teil<br />

narrativ kodiert.<br />

Oft ist dieses<br />

Wissen auch für<br />

die Person selbst<br />

eher diffus vorhanden<br />

und wird erst<br />

durch Erzählen<br />

bewusst.<br />

NIELS VAN HOEK<br />

Mitgründer des Münchner Coaching-<br />

Büros „Start a new story“<br />

„Scrum basiert auf der Theorie empirischer<br />

Prozesssteuerung. Die Grundidee:<br />

Statt alles von vornherein zu planen,<br />

wird ein Projekt in wiederkehrenden<br />

Iterationen, sogenannten Sprints,<br />

abgewickelt. In jeder dieser Iterationen<br />

werden Erkenntnisse gewonnen und im<br />

nächsten Zyklus verwertet“, so Blumenau.<br />

Die Scrum-Grundlagen werden<br />

von den drei Säulen Transparenz<br />

(transparency – alle Information für<br />

alle sichtbar), Überprüfung (inspection<br />

– regelmäßige Kontrolle der Dokumente,<br />

Arbeitsfortschritte und Prozesse)<br />

und Anpassung (adaption –<br />

Kurskorrekturen) gebildet.<br />

Bank für Daten. Zu den größten Herausforderungen<br />

von Lessons Learned<br />

zählt es, die Lektionen so zu erfassen,<br />

dass sie für zukünftige Projekte auch<br />

nutzbar abgerufen werden können. Um<br />

sie in strukturierter Form zur Verfügung<br />

zu stellen, haben sich im Zeitalter<br />

der Digitalisierung vor allem gemeinsame<br />

Datenablagen oder Datenbanken<br />

etabliert. Ziel ist es, Erfahrungen, Templates<br />

oder Projektpläne, die als Blaupause<br />

für andere Projekte dienen sollen,<br />

strukturiert zu dokumentieren.<br />

Moderne Lessons-Learned-Datenbanken<br />

und -Software unterstützen<br />

Unternehmen bei der Erfassung, Speicherung<br />

und Verwaltung experimenteller<br />

Kenntnisse aus Projekten, Ereignissen<br />

oder Vorgängen mit einer Vielzahl<br />

an Funktionen. Berichterstattungstools<br />

erleichtern die Informationseingabe,<br />

Kategorisierungs- und Such-Tools das<br />

Sortieren und Filtern von Einträgen,<br />

Datenexporttools die Umwandlung in<br />

gängige Dateitypen. Zumeist liegen rollenbasierte<br />

Systeme zugrunde, die<br />

unterschiedliche Funktionen für Administratoren,<br />

allgemeine Nutzer oder<br />

Prüfer anbieten.<br />

„Speicherung, Datenqualität und<br />

einfacher Abruf: Das sind die drei<br />

funktionalen Schlüsselelemente eines<br />

digitalen Lessons-Learned-Systems“,<br />

bringt es Bill Brown, Gründer des USamerikanischen<br />

Projektmanagementspezialisten<br />

Secutor Solutions, auf den<br />

Punkt. Der Speichermechanismus<br />

13


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

sollte leicht zugänglich sein und die<br />

Flexibilität bieten, Daten einzugeben,<br />

die den Kontext, eine Beschreibung des<br />

Gelernten und unterstützende Informationen<br />

wie Bilder und Dokumente<br />

liefern. Um sicherzustellen, dass die<br />

eingegebenen Informationen korrekt<br />

sind und mit den Unternehmensrichtlinien<br />

und -verfahren übereinstimmen,<br />

braucht es einen validen Überprüfungsprozess.<br />

Und schließlich<br />

sollten die eingegebenen Informationen<br />

leicht abrufbar sein,<br />

was in der Regel durch robuste<br />

Suchmechanismen erreicht<br />

wird. „Wenn auch nur eines dieser<br />

Elemente nicht in ausreichender<br />

Qualität vorhanden<br />

ist, wird das System nicht<br />

dazu führen, dass die Idee<br />

von Lessons Learned, also<br />

der Wissenstransfer, funktioniert“,<br />

so Brown.<br />

Wiki – hawaiisch für<br />

„schnell“ .Das verlockende<br />

Konzept von Wissensplattformen<br />

lautet, Wissen in<br />

unbegrenzter Menge so zu<br />

hinterlegen, dass es für alle<br />

immer und überall verfügbar ist.<br />

Typische Funktionalitäten, die für<br />

Unternehmensanwendungen gedacht<br />

sind, bieten sogenannte Enterprise<br />

Wikis, die erstmals bereits Mitte der<br />

1990er-Jahre zur Produktverwaltung in<br />

IT-Projekten eingesetzt wurden. Im<br />

Fokus steht, Wissen unter Mitarbeitern<br />

zu teilen und implizites Wissen des<br />

Einzelnen zu explizitem Gruppen- oder<br />

Unternehmenswissen zu formen. In<br />

den letzten Jahren setzen sich vermehrt<br />

semantische Wikis durch. Deren<br />

Wissensbasis ist in der Regel in einer<br />

formalen Sprache eingearbeitet, sodass<br />

Maschinen es automatisch verarbeiten<br />

und Algorithmen – Stichwort künstliche<br />

Intelligenz – neues Wissen aus den<br />

vorhandenen Fakten ableiten können.<br />

Die Vorteile einer Wissensplattform<br />

werden so mit den Möglichkeiten einer<br />

Datenbank kombiniert.<br />

Zu den etabliertesten semantischen<br />

Wikis zählt Semantic MediaWiki, eine<br />

bereits 2005 erschienene freie Open-<br />

Source-Softwareerweiterung zu Media-<br />

Wiki, jener Wikisoftware, die auch von<br />

der Wikipedia genutzt wird. Semantic<br />

MediaWiki nutzt Informationen derart,<br />

dass Artikel sich auf Anfrage hin selbst<br />

aktualisieren und stets konsistent mit<br />

den Detailartikeln sind. Alle semantischen<br />

Informationen können auch<br />

direkt in freien Formaten heruntergeladen,<br />

abgespeichert und leicht in externen<br />

Programmen wiederverwendet<br />

werden. Der Datenaustausch ermöglicht<br />

zudem die Kombination von<br />

Informationen aus verschiedenen<br />

Quellen, zum Beispiel um Zugriff auf<br />

die vereinten Inhalte mehrerer Wikis<br />

zu erhalten. Semantic MediaWiki wird<br />

gegenwärtig nicht nur auf gut 1600<br />

öffentlichen Wikis eingesetzt, sondern<br />

auch von Organisationen intern<br />

benutzt. Zu den prominentesten zählen<br />

unter anderem Pfizer, das US Verteidigungsministerium<br />

oder die NASA.<br />

Best Practice Wiener Wohnen. Welche<br />

Dienste semantische Wikis der neuesten<br />

Bauart leisten können, zeigt sich<br />

beispielhaft bei Europas größter kommunaler<br />

Hausverwaltung, „Wiener<br />

Wohnen“. 2017 hat die Dienststelle des<br />

Magistrats der Stadt Wien, die rund<br />

220.000 Gemeindewohnungen in<br />

1800 Wohnhausanlagen verwaltet,<br />

saniert und bewirtschaftet, ihr<br />

Organisationshandbuch sowie<br />

das komplette Prozess- und<br />

Dokumentenmanagement in<br />

eine Wiki-Plattform überführt.<br />

„Das BlueSpice-3-Wiki der Hallo<br />

Welt! einzuführen, war ein bisschen<br />

wie aufräumen“, erinnert<br />

sich Dietmar Milkovits,<br />

Dezernatsleiter für Qualitätsmanagement.<br />

„Die<br />

große Herausforderung<br />

war es, die Masse an Informationen<br />

für unsere Mitarbeiter<br />

klar, verständlich<br />

und transparent aufzubereiten.“<br />

Nachdem 2018 auch das<br />

hauseigene Intranet vom sogenannten<br />

Mitarbeiteranleitungssystem<br />

(MAAS) abgelöst wurde, gilt seither:<br />

„Wenn ich was brauche, schaue ich<br />

ins MAAS.“<br />

„Ein Wiki ist mehr als nur irgendein<br />

Hype. Das ist etwas Stabiles, das sich<br />

ausbauen und an zukünftige Herausforderungen<br />

anpassen lässt“, sagt Milkovits,<br />

dessen Dezernat das MAAS federführend<br />

betreut und als Betreiber der<br />

Plattform fungiert. Entsprechend den<br />

neun Stabsstellen im Unternehmen<br />

wurden mit dem Wiki auch neun<br />

Redaktionen eingeführt, die dafür sorgen,<br />

dass die Inhalte auf dem aktuellsten<br />

Stand bleiben und immer weiter<br />

vernetzt werden. Theoretisch haben<br />

inklusive Außendienstmitarbeitern<br />

rund 2500 Beschäftigte Zugriff auf die<br />

Plattform. Für sie alle wird laut Milkovits<br />

fundiertes Wissen aktuell und<br />

transparent aufbereitet, verbunden mit<br />

einem entsprechenden Wissenstransfer<br />

zwischen den unterschiedlichen Unternehmensbereichen<br />

und langfristigen<br />

Auswirkungen auf die Unternehmenskultur:<br />

„Das ist ein Wert, den sie in<br />

Zahlen gar nicht ausdrücken können.“<br />

14


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WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Wer Wissen als Ressource versteht,<br />

ist auf dem Erfolgsweg<br />

Was heißt es, implizites Wissen zu explizieren? Welche Methoden stehen dafür<br />

zur Verfügung und welche Grundhaltung benötigen Unternehmen, um Wissen<br />

derart zu generieren? Ein Gespräch mit Wissensmanager Dieter Weitz.<br />

von Christian Lenoble<br />

Der in Wien geborene und 2005 verstorbene Ökonom Peter<br />

Drucker, einer der Pioniere der modernen Managementlehre,<br />

beschreibt Wissen als die bedeutendste Ressource der modernen<br />

Wirtschaft. Teilen Sie diese Meinung?<br />

Dieter Weitz: Absolut. Wissensentwicklung hat eine enorme<br />

Bedeutung, auch oder vor allem in einer Zeit der Flut an<br />

unverdauten Informationen. Auf Unternehmensebene, sprich<br />

im Rahmen des organisationalen Wissensmanagements, geht<br />

es um die bessere Nutzung von Wissen, dessen Verteilung<br />

innerhalb der Organisation sowie um die Vermeidung von<br />

Wissensverlust – zum Beispiel wenn Schlüsselarbeitskräfte<br />

eine Organisation verlassen.<br />

Es geht also darum, Wissenspotenziale aufzuspüren und zu<br />

entwickeln. Das ist ein facettenreiches Gebiet, zu dem<br />

Aspekte wie Firmenkultur, Dokumentation, Controlling oder<br />

Wissensbewertung zählen. Es gibt übrigens in jeder Organisation<br />

Potenziale, die auf der Steigerung von organisationalem<br />

Wissen beruhen und der Organisation einen bedeutenden<br />

Vorteil gegenüber dem Mitbewerb ermöglichen.<br />

Was ist das Besondere an implizitem Wissen im Unternehmenskontext?<br />

Wissen und Erfahrungen sind an Personen gebunden und<br />

sind in hohem Maß nur implizit vorhanden. Das bedeutet,<br />

dass sich die Träger des Wissens oft selbst gar nicht bewusst<br />

sind, dass sie wertvolles Wissen haben. Daraus folgt auch,<br />

dass sie dieses Wissen nicht dem Unternehmen zur Verfügung<br />

stellen können.<br />

Wissen ist demnach vorhanden, muss aber transferiert werden.<br />

Welche Methoden eignen sich für diesen Prozess?<br />

Die Palette an Techniken und Methoden ist sehr breit gefächert.<br />

Das reicht von Manöverkritikworkshops und Best<br />

Practice Sharing im Projektbereich über Coaching und Mentoring<br />

bis hin zu Expert Debriefing, narrativem Wissenstransfer<br />

oder Triadengesprächen, die häufig in Nachfolgesituationen<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Gemein ist den meisten Methoden, implizites Wissen zu<br />

explizieren und Erfahrungen von Projekt zu Projekt und von<br />

Generation zu Generation zu transportieren. Eine der Herausforderungen<br />

des Wissensmanagements besteht darin, die<br />

Dieter Weitz, Inhaber der<br />

Unternehmensberatung<br />

wissensentwicklung.at,<br />

der Computerschule Klosterneuburg<br />

und Teil der<br />

Unternehmensnachfolge-<br />

Dieter Weitz<br />

Beratergruppe Folge5.<br />

Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

liegen im Wissensmanagement,<br />

in der<br />

Organisationsentwicklung<br />

und IT-Beratung.<br />

geeigneten Methoden für jedes Unternehmen und jede<br />

besondere Situation herauszuarbeiten.<br />

Braucht es für das Gelingen dieses Prozesses eine besondere<br />

Unternehmenskultur?<br />

Es braucht jedenfalls die Erkenntnis, dass Wissenstransfer<br />

große Bedeutung hat, und die Bereitschaft der Unternehmensverantwortlichen,<br />

Wissensmanagement strategisch zu<br />

verankern. Wissensmanagement benötigt gerade in der Einführungsphase,<br />

aber auch danach, eine starke Management-<br />

Unterstützung, weil es um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

innerhalb der Organisation geht, der gesteuert<br />

werden muss.<br />

Dementsprechend ist so ein Prozess nicht wirklich für<br />

Unternehmen geeignet, die Veränderungen skeptisch gegenüberstehen<br />

und die eher einen autoritären Führungsstil pflegen.<br />

Schließlich geht es um Teamentwicklung und gemeinsames<br />

Entwickeln auf allen Ebenen.<br />

beigestellt<br />

16


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des gesamten Dokumentlebenszyklus. Das ist nicht nur effizient,<br />

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18


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Teamübergreifende, effektive Zusammenarbeit<br />

im Unternehmen – so lautet<br />

die zentrale Zielsetzung moderner<br />

Dokumentenmanagement-Systeme,<br />

kurz DMS. Dokumente, Informationen<br />

und Inhalte sollen möglichst ohne Reibungsverlust<br />

geteilt werden. Systeme,<br />

die den Zugriff orts- und zeitunabhängig<br />

ermöglichen, sind die Basis für die<br />

innerbetriebliche Sharing-Community.<br />

Funktionalitäten wie Wikis, Blogs, Diskussionsforen<br />

und Newsfeeds tragen<br />

dabei zum Aufbau eines kommunikativen<br />

Netzwerks bei, das nicht nur die<br />

Projektarbeit effizient gestaltet. Es geht<br />

auch um das Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />

um tägliches Teambuilding und<br />

im Grunde um die Transformation von<br />

brachliegendem Wissen zu kollektivem<br />

Wissen. Unternehmen wollen damit<br />

zugleich ihre Attraktivität für Mitarbeiter<br />

– Stichwort Employer Branding –<br />

stärken und dafür sorgen, dass informiertes<br />

und motiviertes Personal<br />

Eigenkreativität entwickelt. Kommen<br />

ins System integrierte Business-Intelligence-Funktionen<br />

bei der Auswertung<br />

der zur gemeinsamen Verfügung<br />

gestellten Daten zur Anwendung, wird<br />

im Idealfall ein Ganzes geschaffen, das<br />

mehr ist als die Summe der Einzelteile.<br />

Kurzum: DMS versprechen im Zeitalter<br />

der Digitalisierung Wissensmanagement<br />

„at its best“.<br />

Nachholbedarf. Soweit zur Theorie.<br />

Die Praxis zeigt allerdings, dass DMS<br />

zwar einerseits als Wundermittel<br />

gehandelt werden, de facto aber noch<br />

relativ wenig zum Einsatz kommen. Zu<br />

diesem Schluss kam jedenfalls eine<br />

groß angelegte Studie der International<br />

Data Corporation (IDC), die rund 1500<br />

Führungskräfte internationaler Unternehmen<br />

zur Nutzung von digitalem<br />

Dokumentenmanagement befragte.<br />

Demnach verbringen die Befragten bis<br />

zu 30 Prozent ihrer Zeit mit der Suche<br />

von Dokumenten und Informationen,<br />

wobei neun Prozent dabei niemals fündig<br />

werden. Die Kosten, die Unternehmen<br />

durch die verringerte Produktivität<br />

entstehen, werden von IDC im<br />

Schnitt auf 3500 Dollar pro Jahr und<br />

Mitarbeiter geschätzt. Die Verteilung<br />

von vorhandenen Datenmengen, die<br />

innerbetrieblich genutzt bzw. ungenutzt<br />

sind, wird mit 30 zu 70 beziffert.<br />

Zwei Drittel der Befragten beklagten<br />

beim Informationsfluss in ihren Unternehmen<br />

zudem eine unzureichende<br />

Datensicherheit.<br />

Die Diskrepanz zwischen Potenzial<br />

und Einsatz von DMS scheint nach wie<br />

vor groß zu sein. „Ein Grund dafür<br />

könnte mangelnde Aufklärungsarbeit<br />

sein, die die Vorteile eines durchdachten<br />

DMS highlightet“, mutmaßt Katharina<br />

Kampen vom Entwickler für<br />

Office-Lösungen, Empower. Das weltweit<br />

operierende Unternehmen mit<br />

Standorten in Köln, New York, Paris,<br />

London und Zürich hat gemeinsam mit<br />

Nielsen eine B2B-Office-Studie vom<br />

Marktforschungsinstitut GfK durchführen<br />

lassen, die unter anderem den positiven<br />

Impact von Dokumentenmanagement-Tools<br />

auf die Unternehmenseffizienz<br />

hervorheben.<br />

Effizienz. Die Studie zeigte zunächst<br />

zum Beispiel auf, dass Mitarbeiter, die<br />

hauptsächlich am Computer tätig sind,<br />

rund 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mit<br />

dem Formatieren von Office-Dokumenten<br />

verbringen. Firmen, die nach wie<br />

vor auf ein analoges statt digitales<br />

Dokumentenmanagement setzen, verschwenden<br />

schätzungsweise bis zu<br />

60 Prozent der Arbeitszeit ihrer Office-<br />

Mitarbeiter. Dazu kommt, dass das tagtägliche<br />

Ausdrucken, Kopieren, Verteilen<br />

und Archivieren von Papier 20 bis<br />

45 Prozent der Gehaltskosten bzw. zwischen<br />

fünf bis 15 Prozent des Unternehmensumsatzes<br />

verschlingen.<br />

Mit einem up to date DMS könnte<br />

laut Kampen auf all den genannten Ebenen<br />

Abhilfe geschaffen werden. Bei der<br />

zeitaufwendigen Suche nach Dokumenten<br />

greifen Vorlagenbibliotheken und<br />

zahlreiche Produktivitätswerkzeuge der<br />

Software. In das bestehende IT-System<br />

eingebettete DMS erleichtern zudem<br />

die Administration um ein Vielfaches.<br />

„Besonders bei international agieren-<br />

19


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

den Unternehmen werden Insellösungen<br />

abgeschafft. Wo zuvor Dokumente<br />

in verschiedenen Sprachen an verschiedenen<br />

Standorten erstellt wurden, können<br />

Administratoren diese zentral über<br />

eine Benutzeroberfläche in kürzester<br />

Zeit einheitlich bereitstellen, verwalten<br />

und aktualisieren“, so Kampen. Cloudbasierte<br />

Dokumentenmanagement-Software<br />

ermöglicht die zeitgleiche und<br />

standortunabhängige Zusammenarbeit<br />

in Teams, die an verschiedenen Projekten<br />

arbeiten. „Last but not least garantiert<br />

ein DMS, dass das Corporate<br />

Design eines Unternehmens in jedem<br />

Word-Dokument, jeder Excel-Tabelle,<br />

Powerpoint-Präsentation und E-Mail-<br />

Signatur einheitlich kommuniziert<br />

wird. Etwaige Anpassungen können<br />

zentral von den Administratoren und/<br />

oder im Team vorgenommen und mit<br />

wenigen Klicks unternehmensweit<br />

implementiert werden“, betont Kampen<br />

dem Zusatzbenefit eines einheitlichen<br />

Markenauftritts dank DMS.<br />

In DMS zu investieren, amortisiert<br />

sich laut Experten jedenfalls innerhalb<br />

kürzester Zeit. Letztendlich führen alle<br />

Arten von digitalen Werkzeugen, die<br />

dem Wissensaustausch und -management<br />

dienen, zu einem „new way of<br />

work“ – wie man ihn etwa beim Energie-,<br />

Mobilitäts- und Kommunikationsdienstleister<br />

Salzburg AG eingeschlagen<br />

hat. Dort wird u. a. mit Teams, der<br />

Wiki-Software Confluence, der Webanwendung<br />

zum operativen Projektmanagement<br />

Jira oder dem Microsoft-<br />

Dienst zur Verwaltung für Software-<br />

Entwicklungsprojekte Github gearbeitet,<br />

und zudem auf crossfunktionale<br />

Produktteams gesetzt: „So ein Team<br />

besteht aus Rollen wie Product Owner,<br />

Innovation Manager, Data & Cloud<br />

Engineer, Scrum Master etc. Hier können<br />

die Talente ihr Können kombinieren<br />

und Wissen austauschen, um Produkte<br />

vielfältig zu gestalten“, so Kristijan<br />

Jarc, Leiter der Salzburg AG Business<br />

Unit Digital Solutions.<br />

KI-gestützt. Alle unternehmensweiten<br />

Daten und Dokumente zentral in einem<br />

System zu managen und automatisch<br />

mit Metadaten klassifizieren zu können,<br />

um Inhalte so einfach wie in einer<br />

Suchmaschine zu finden – dieses Konzept<br />

verfolgt man beispielsweise bei<br />

der DMSFactory. Die deutsche Gesellschaft<br />

für integrierte DMS analysiert<br />

mit der Vision eines papierlosen Büros<br />

den Markt der Softwareanbieter aus<br />

den Bereichen Enterprise-Content-<br />

Management, Dokumentenerfassung<br />

und Prozessautomatisierung. Als Beispiel<br />

für eine Plattform für (künstlich)<br />

intelligentes Dokumentenmanagement<br />

dient M-Files. „Mit so einem DMS<br />

suchen Sie nur noch nach dem Was und<br />

nicht mehr nach dem Wo. Die Klassifizierung<br />

der abgelegten Dokumente<br />

wird durch den Einsatz von künstlicher<br />

Intelligenz unterstützt. Die KI identifiziert<br />

die beinhalteten Informationen<br />

und schlägt die passenden Metadaten<br />

für die Einordnung des Dokumentes<br />

vor“, erläutert DMSFactory Geschäftsführer<br />

Manfred Forst.<br />

Ermöglicht wird die Verwaltung aller<br />

Daten aus den angeschlossenen Systemen<br />

durch den sogenannten Intelligent<br />

Metadata Layer (IML). Damit braucht<br />

es nur noch eine einzige Anwendung,<br />

um auf alle unternehmensweiten Daten<br />

und Dokumente zuzugreifen. Die Notwendigkeit<br />

einer Datenmigration entfällt,<br />

da M-Files über verschiedene<br />

Konnektoren auf die Daten in vorhandenen<br />

Netzwerkordnern und Systemen<br />

wie SharePoint oder den Google Workspace<br />

zugreift. „In M-Files lassen sich<br />

alle erdenklichen Prozesse in Form von<br />

Die eIDAS-Verordnung<br />

der EU gibt<br />

den Signaturverfahren<br />

ein festes Regelwerk<br />

und vereinheitlicht<br />

diese EUweit.<br />

Ein wesentlicher<br />

Schritt zum<br />

papierlosen Büro.<br />

Workflows automatisieren. Die verantwortlichen<br />

Nutzer können über anstehende<br />

Aufgaben und ihre Fristen per<br />

E-Mail benachrichtigt werden und verpassen<br />

damit keine Deadlines mehr.<br />

Sämtliche Bearbeitungsschritte eines<br />

Prozesses werden im Versionsverlauf<br />

aufgezeichnet, sodass jeder im<br />

Anschluss alles nachvollziehen kann“,<br />

so Forst. Als typischer Vertreter einer<br />

zeitgemäßen DMS-Lösung ist M-Files<br />

auf jedem Gerät verfügbar und Daten<br />

können sowohl online als auch offline<br />

bearbeitet werden. Das gemeinsame<br />

Bearbeiten von Dokumenten gestaltet<br />

sich intern und extern unkompliziert.<br />

Korrekturen und Kommentare werden<br />

an einem Ort gesammelt. Die Zugriffsrechte<br />

können über Nutzergruppen,<br />

Eigenschaften oder individuell vergeben<br />

werden. Die Plattform kann als Service<br />

in die eigene Serverinfrastruktur<br />

integriert werden (On-Premises), ist als<br />

Cloud-Lösung verfügbar oder lässt sich<br />

als Hybrid konfigurieren.<br />

Stichwort „agil“. Im Frühjahr 2022 hat<br />

die DMSFactory ihr Angebot um<br />

JobRouter, eine Low-Code-Plattform für<br />

die Digitalisierung sämtlicher<br />

Geschäftsprozesse, erweitert. Die webbasierte<br />

Plattform kann sowohl On-Premises<br />

als auch in der Cloud betrieben<br />

und in 19 verschiedenen Sprachen<br />

genutzt werden, unabhängig von der<br />

Branche und der Unternehmensgröße.<br />

„Im Gegensatz zu den dokumentenzentrierten<br />

Enterprise-Content-Management-Systemen<br />

ist unser Lösungsansatz<br />

prozesszentriert. Das bedeutet, dass der<br />

Fokus unserer Digitalisierungsplattform<br />

auf dem Prozess liegt, dem wiederum<br />

ein Dokument angehängt werden<br />

kann“, erklärt CEO Axel Ensinger. Ins<br />

Spiel kommt hier der Begriff des agilen<br />

Dokumentenmanagements. „Mit einer<br />

isolierten Lösung für das Dokumentenmanagement<br />

stoßen Unternehmen<br />

immer wieder an Grenzen, sehen sich<br />

mit manuellen Nacharbeiten oder<br />

einem unklaren Prozessstatus konfrontiert.<br />

Agiles Dokumentenmanagement<br />

sprengt diese Silos und vernetzt Prozesse<br />

mit Daten und Dokumenten, wo<br />

diese benötigt werden.“ JobRouter<br />

decke alle Teilgebiete agiler DMS ab,<br />

vom Input-Management über die Verarbeitung,<br />

Verwaltung und Archivie-<br />

20


WERBUNG<br />

Mit Expertise aus dem<br />

Datenschutz-Labyrinth<br />

Im Spannungsfeld zwischen Datenschutz und<br />

Digitalisierungspotenzial verwandelt die UBIT<br />

Ratlosigkeit in Lösungsbewusstsein.<br />

Foto: David Visnjic<br />

Mathias Past steht als Unternehmer, als Vertreter betroffener<br />

Betriebe und als Obmann der Fachgruppe Unternehmensberatung,<br />

Informationstechnologie und Buchhaltung (UBIT)<br />

der Wirtschaftskammer Niederösterreich an der vordersten<br />

Front des Spannungsfeldes zwischen dem Digitalisierungspotential<br />

einerseits und dem Datenschutz andererseits. Mit<br />

der richtungsweisenden Entscheidung der Österreichischen<br />

Datenschutzbehörde rund um das Analysetool Google<br />

Analytics zu Jahresbeginn wurde dieses Tauziehen um eine<br />

Facette komplexer.<br />

<strong>Presse</strong>: Herr Past, hat Sie die Entscheidung der österreichische<br />

Datenschutzbehörde (DSB) überrascht? Immerhin richtet sie<br />

sich nicht bloß gegen die Geschäftspraktiken eines weltweiten<br />

Konzerns sondern gegen den tausendfachen Einsatz dieses<br />

und weiterer Analyse-Tools durch heimische Unternehmen.<br />

Past: Richtig, bis zuletzt wurden derartige Tools auf Websites<br />

eingesetzt, um zum Beispiel Seitenbesuche zu analysieren<br />

und Kampagnen zu steuern. Der Haken daran: Mit<br />

dem Einsatz ist der Datentransfer in Regionen mit niedrigen<br />

Datenschutz-Standards wie in die USA verbunden. Die Zeiten<br />

des rechtsfreien Raums im Internet sind zwar angesichts<br />

seiner immensen Bedeutung vorbei. Dennoch besteht weiterhin<br />

Klärungsbedarf, zumal wir in Europa ein völlig anderes<br />

Verständnis vom Wert von Daten haben als in Asien oder in<br />

Amerika. Mit der EU-Datenschutzverordnung wurde ein EUweiter<br />

Standard geschaffen. Mit den USA gibt es noch kein<br />

solches, gemeinsames Verständnis. Gemeinsame Regeln<br />

sind Zukunftsmusik und Konflikte an solchen internationalen<br />

Schnittstellen unausweichlich.<br />

Auf wessen Seite sehen Sie nun den Handlungsbedarf, zumal<br />

die Entscheidung vor allem den Einsatz der Tools als rechtswidrig<br />

einstuft?<br />

Angesichts eines dominanten Marktanteils von Google<br />

Analytics trifft die Entscheidung viele Branchen und Betriebe<br />

hart. Wir erkennen derzeit in vielen Bereichen, wie fatal<br />

Abhängigkeiten vom Ausland sein können und wie wichtig<br />

Datensouveränität und Datenhoheit für österreichische<br />

Unternehmen sind. Statt den Kopf in den Sand zu stecken,<br />

müssen wir diese Souveränität nun wieder in die Betriebe<br />

und nach Österreich holen. Die Kompetenz dafür findet<br />

man bei Niederösterreichs Unternehmensberatungs- und<br />

IT-Expert*innen. Datenschutz ist ein elementarer Baustein in<br />

jedem Digitalisierungsprojekt, das von unseren Berater*innen<br />

An vorderster<br />

Front. UBIT NÖ-<br />

Obmann Mathias<br />

Past vermittelt in<br />

dem immer komplexer<br />

werdenden<br />

Themenbereich.<br />

begleitet wird. Österreichs Mittelstand zeichnet sich durch<br />

seine Resilienz aus und es liegt an unseren Digitalisierungsexpert*innen,<br />

mitzuhelfen, damit diese Resilienz weiterhin<br />

bestehen bleibt und sogar ausgebaut wird.<br />

Welche Rolle kann die Fachgruppe UBIT NÖ in dieser kritischen<br />

Phase spielen?<br />

Als Interessenvertretung bilden wir die Klammer zwischen<br />

langfristigen Marktentwicklungen, Trends, Innovationen oder<br />

auch Krisen und Herausforderungen auf der einen Seite<br />

und den Expert*innen sowie deren Kunden andererseits.<br />

Unsere Aufgabe als UBIT NÖ liegt im Angebot zeitnaher und<br />

spezifischer Höherqualifizierung an unsere Mitglieder, sowie<br />

entsprechender Zertifizierungen, mit denen die Qualifikation<br />

von Beratungs- und Lösungsanbieter*innen für Kunden<br />

transparent wird. Parallel dazu verwandeln wir mit hochkarätigen<br />

Informationsveranstaltungen und Webinaren die<br />

Ratlosigkeit, die solche Entwicklungen bei Betrieben hinterlassen,<br />

in Lösungsbewusstsein. Das Feedback zu unserer<br />

Online-Veranstaltung „Aus für Tracking mittels Google-Analytics?“<br />

kurz nach der DSB-Entscheidung mit mehr als 1700<br />

Teilnehmer*innen hat das eindrücklich bewiesen.<br />

Fakten & Hintergründe<br />

Anfang 2022 hat die österreichische Datenschutzbehörde einer Musterbeschwerde<br />

von noyb stattgegeben. Der Entscheidung zufolge verstößt<br />

die Nutzung von Google Analytics auf Grund des ungeschützten<br />

Transfers von Daten in die USA gegen die EU-DSGVO.<br />

Expert*innen im Gespräch<br />

Weitere Informationen und die Expert*innendiskussion zum Nachhören:<br />

www.ubit.at/noe/googleanalytics<br />

21


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

rung von Dokumenten bis hin zum Output-Management.<br />

Jeder Prozess mit<br />

allen Schritten, Dokumenten und Aktionen<br />

wird zudem im revisionssicheren<br />

Archiv dokumentiert, sodass Unternehmen<br />

zertifizierbare Prozesse erhalten.<br />

Ist die Kernaufgabe des agilen DMS –<br />

Dokumente gemeinsam erstellen,<br />

bearbeiten und revisionssicher speichern<br />

– erfüllt, kann ein Schritt weiter<br />

gegangen werden, indem elektronische<br />

Signaturprozesse in die digitale Dokumentenarbeit<br />

integriert werden. „Die<br />

eIDAS-Verordnung der EU zu den Themen<br />

,Elektronische Identifizierung‘ und<br />

,Elektronische Vertrauensdienste‘ gibt<br />

den Signaturverfahren nun ein festes<br />

Regelwerk und vereinheitlicht diese<br />

EU-weit. Damit werden elektronisch<br />

signierte Dokumente vor Gericht in den<br />

meisten Fällen anerkannt. Dem papierlosen<br />

Büro steht also nichts mehr im<br />

Wege“, so Ensinger.<br />

Cloudbasierte Plattform. Die zunehmende<br />

Bedeutung verbindlicher,<br />

rechtsgültiger digitaler Signaturen<br />

streicht auch Andreas Dangl,<br />

Geschäftsführer Fabasoft Austria, hervor:<br />

„Neben der Sicherheit, dass ein<br />

Dokument nicht manipuliert wurde,<br />

bietet digitales Unterzeichnen über<br />

mobile, in einer Cloud verbundenen<br />

Endgeräte eine Reihe von Vorteilen:<br />

geografische und zeitliche Flexibilität,<br />

volle Transparenz und Nachvollziehbarkeit<br />

über den gesamten Signiervorgang,<br />

ein sicherer Austausch von sensiblen<br />

Dokumenten sowie die revisionssichere<br />

Archivierung.“ Das 1988<br />

gegründete Unternehmen Fabasoft mit<br />

Sitz in Linz zählt zu den führenden<br />

Software-Manufakturen Europas, wenn<br />

Dokumente erstellen,<br />

bearbeiten<br />

und revisionssicher<br />

speichern.<br />

es um das digitale Management von<br />

Dokumenten, Akten und Geschäftsprozessen<br />

geht. Eine zentrale Rolle kommt<br />

dabei der hauseigenen Fabasoft Business<br />

Process Cloud zu. Sie ermöglicht<br />

es, dass die Zusammenarbeit zwischen<br />

Abteilungen im Unternehmen selbst<br />

sowie zwischen Unternehmen, ihren<br />

Partnern und Lieferanten sich grenzenund<br />

nahtlos, aber auch länder- oder<br />

kontinentübergreifend vollzieht.<br />

Für Letzteres steht beispielhaft eine<br />

Zusammenarbeit der Siemens Mobility<br />

Gesellschaft, zuständig für das internationale<br />

Mobilitätsgeschäft des Siemens-<br />

Konzerns, mit einer kanadischen Eisenbahngesellschaft.<br />

2018 hatte Siemens<br />

Mobility den Auftrag aus Kanada<br />

bekommen, 32 Züge einer neuen Zug-<br />

Generation zu entwickeln, die ab 2022<br />

auf der Hauptstrecke von Quebec nach<br />

Windsor unterwegs sein sollen. Als<br />

Plattform zum Austausch von technischen<br />

Projektdaten und -dokumenten<br />

wurde mit Fabasoft Approve das cloudbasierte<br />

Standardprodukt der Linzer<br />

Softwareschmiede gewählt. „Informationen,<br />

die über die verschiedensten<br />

Kommunikationswege ausgetauscht<br />

werden, steigen mit der Dauer von großen<br />

Projekten exponentiell an. Dabei<br />

den Überblick zu behalten, keine anstehenden<br />

Fristen zu übersehen und dafür<br />

zu sorgen, dass jeder Beteiligte am selben<br />

und aktuellsten Informationsstand<br />

ist, stellt eine Mammutaufgabe dar“,<br />

erklärt Martin Diemt, Head of Project<br />

Operation Functions, Siemens Mobility.<br />

Um den hoch komplexen, in einem<br />

Kreislauf zwischen Siemens Mobility<br />

und der Bahngesellschaft ablaufenden<br />

Begutachtungs-, Prüf- und Kommentarprozess<br />

so reibungslos wie möglich<br />

durchführen zu können, wurde von<br />

Anfang an auf digitale Geschäftsprozesse<br />

und cloudbasierte Workflows<br />

gesetzt. Das Ziel: ein effizienter<br />

Arbeitsablauf, bei dem der Austausch,<br />

die Bearbeitung und die Abnahme von<br />

Hunderttausenden vertraglich verpflichtenden<br />

Dokumenten in den Bereichen<br />

Design, Planung, Bewilligung oder<br />

Zertifizierung effizient vonstattengeht.<br />

Mobile Kommunikation. Wie bedeutend<br />

das Thema der mobilen Bearbeitung<br />

von Dokumenten über eine Cloud-<br />

Infrastruktur ist, zeigt sich ebenfalls im<br />

Anlagenbau, am Beispiel von Siemens<br />

Energy. Das Unternehmen liefert u. a.<br />

schlüsselfertige, fossile Kraftwerkslösungen.<br />

Der Aufwand für die Projektabwicklung<br />

und die Organisation der<br />

dafür benötigten Daten und Dokumente<br />

ist beträchtlich. Er eignet sich somit<br />

ideal, um die Dokumentationsmanagement-Prozesse<br />

in die Cloud zu verlagern<br />

und Bearbeitungen sowohl vom<br />

stationären Arbeitsplatz aus als auch<br />

mobil zu ermöglichen. Der mobile Einsatz<br />

ist vor allem in Sachen Qualitätskontrolle<br />

eine Schlüsselanforderung. So<br />

müssen zum Beispiel alle Anschlusspunkte<br />

von elektrotechnischen Bauverbindungen<br />

– sogenannte Isometrien,<br />

von denen es pro Kraftwerk Zigtausende<br />

gibt – kontrolliert und dokumentiert<br />

werden. Die frühere Praxis, bei der<br />

Hunderte Prüfer im Kraftwerk fotografiert<br />

und händisch auf Zetteln dokumentiert<br />

haben – was schlussendlich als<br />

Papierberg in eigenen Baucontainern<br />

landete – erwies sich als denkbar ineffizient.<br />

Im Hinblick auf eine zeitnahe,<br />

klare und strukturierte Abarbeitung der<br />

gesammelten Informationen im Rahmen<br />

der Prüfprozesse wird nunmehr<br />

digitalisiert in der Cloud vorgegangen.<br />

Mit einer mobilen App können Sachbearbeiter<br />

und Prüfer am iPad und iPhone<br />

auf Daten in der Cloud zurückgreifen.<br />

„Durchlaufzeiten von Informationen<br />

wurden damit bei gleichzeitig erhöhter<br />

Datenqualität und -verfügbarkeit drastisch<br />

verringert. Die Option, auf der<br />

Baustelle vor Ort einfach und rechtsverbindlich<br />

auf mobilen Endgeräten<br />

digital signieren zu können – auch offline<br />

– sorgt zusätzlich für eine enorme<br />

Prozessvereinfachung und -beschleunigung“,<br />

so Dangl.<br />

GettyImages_Golero<br />

22


WERBUNG<br />

Die Signatur-Box von A-Trust<br />

Foto: beigestellt<br />

Die sichere Lösung, um die Potenziale<br />

digitalisierter Arbeitswelten voll auszuschöpfen.<br />

Viele Unternehmen haben schon damit begonnen, ihre<br />

manuellen Arbeitsprozesse in digitale Workflows umzuwandeln.<br />

Auf dieser Reise zur erfolgreichen Digitalisierung<br />

müssen sie sich jedoch auf Lösungen verlassen können, die<br />

sowohl Vertraulichkeit und Integrität wie auch eine komfortable<br />

Umsetzung ihrer Geschäftsprozesse im Cyberspace<br />

garantieren.<br />

Der Vertrauensdiensteanbieter A-Trust hat als österreichischer<br />

Marktführer im Bereich qualifizierter elektronischer<br />

Signaturen (QES) eine große Palette an digitalen Signaturlösungen<br />

entwickelt. Die bekannteste ist die von aktuell mehr<br />

als drei Millionen User:innen verwendete Handy-Signatur<br />

(ID Austria), die zugleich eine äußerst praktikable Basis für<br />

einfach in den Unternehmensalltag zu implementierende und<br />

integrierende Business-Produkte von A-Trust darstellt – wie<br />

die Signatur-Box.<br />

Effizienter Workflow für Kosteneffizienz. So können mit<br />

der Signatur-Box vor allem auch jene Unternehmen die<br />

Potenziale digitalisierter Arbeitswelten voll ausschöpfen, die<br />

strikten Compliance-Richtlinien unterliegen und den ständig<br />

wechselnden Rahmenbedingungen eines sich immer schneller<br />

drehenden Kommunikations- und Arbeitsumfelds auch<br />

mit oft großen, meist mobil und auch international agierenden<br />

Teams gerecht werden müssen.<br />

Die Signatur-Box hilft, Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten,<br />

die diesen Rahmenbedingungen unterliegen: Dokumente<br />

können jederzeit und vollkommen flexibel von überall<br />

her rechtsgültig unterschrieben werden. Das ermöglicht eine<br />

schnelle Umsetzung von wichtigen Projekten und spart beispielsweise<br />

beim Abschluss von Verträgen wertvolle Zeit. So<br />

können neue Kapazitäten für den Arbeitsalltag geschaffen<br />

Markus Vesely, Geschäftsführer<br />

A-Trust GmbH: „Mit der Signatur-<br />

Box hat A-Trust ein effizientes<br />

Werkzeug entwickelt, das auch den<br />

höchsten Sicherheits- und Usability-<br />

Anforderungen gerecht wird, um<br />

Unternehmen auf ihrem Weg zu einer<br />

erfolgreichen digitalen Transformation<br />

zu unterstützen.“<br />

sowie Material und monetäre Ressourcen durch die Digitalisierung<br />

von Unterschriftenworkflows geschont werden.<br />

Rechtssicherheit und Datenschutz garantiert. Die qualifizierte<br />

elektronische Signatur der Signatur-Box ist der klassischen<br />

händischen Signatur europaweit rechtlich gleichgestellt,<br />

durch die Zwei-Faktor-Authentifizierung jedoch wesentlich<br />

besser vor Missbrauch geschützt. Alle Daten werden unter<br />

Einhaltung strengster Datenschutzrichtlinien im österreichischen<br />

Hochsicherheitsrechenzentrum von A-Trust gespeichert<br />

und dabei marketingtechnisch nicht ausgewertet – für<br />

Datensouveränität ist also gesorgt.<br />

Das Fazit von A-Trust-Geschäftsführer Markus Vesely: „Die<br />

Digitalisierung macht vor keiner Branche halt. Wer sich<br />

jetzt intensiv mit diesem Thema befasst und auf digitale<br />

Prozessoptimierung setzt, sichert sich bereits heute einen<br />

wichtigen Vorsprung auf dem eigenen Markt, noch bevor<br />

diese zum Maßstab wird. Mit der Signatur-Box hat A-Trust<br />

ein effizientes Werkzeug entwickelt, das auch den höchsten<br />

Sicherheits- und Usability-Anforderungen gerecht wird, um<br />

Unternehmen auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen digitalen<br />

Transformation zu unterstützen.“<br />

23


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Gründe für ein System zum<br />

Dokumentenmanagement<br />

Was kann ein DMS im Vergleich zu einem CMS und wo liegen die größten<br />

Vorteile, die Unternehmen aus DMS ziehen können? Antworten von Katharina<br />

Kampen vom Unternehmen Empower.<br />

von Christian Lenoble<br />

Frau Kampen, oftmals werden Content-Management- und<br />

Dokumentenmanagementsysteme in einem Atemzug genannt.<br />

Wo liegen die Unterschiede zwischen CMS und DMS?<br />

Katharina Kampen: Ein CMS verwaltet strukturierte und<br />

unstrukturierte Daten. Ein DMS arbeitet am besten mit strukturierten<br />

Daten und Dokumenten, wie zum Beispiel PDF-<br />

Dateien, Word-Dokumente und Powerpoint-Präsentationen.<br />

Es kann diese Dateien digitalisieren und sie über den gesamten<br />

Lebenszyklus der Inhalte verfolgen. Ein DMS unterstützt<br />

ein Unternehmen dabei, digitale Dokumente zu erstellen, zu<br />

bearbeiten und zentral zu speichern. Zudem lassen sich die<br />

elektronischen Daten in einem DMS klassifizieren und schützen.<br />

Es unterstützt und erleichtert die Zusammenarbeit,<br />

reduziert Bottlenecks und steigert somit den Workflow. Eine<br />

Dokumentenmanagement-Software ist die Paradelösung,<br />

wenn es hauptsächlich darum geht, Daten langfristig zu<br />

erhalten und zu sichern, diese gemäß dem Corporate Design<br />

einheitlich und unternehmensweit zur Verfügung zu stellen<br />

und ein gemeinschaftliches Bearbeiten der Dokumente zu<br />

ermöglichen. Sind die Inhalte für die Nutzung im Internet<br />

gedacht – und haben sie somit einen zeitlich begrenzten Charakter<br />

–, dann bieten sich eher CMS-Lösungen an.<br />

Katharina Kampen<br />

Klar ist, dass ein DMS Nutzern bei der Dokumentenbearbeitung<br />

Zeit spart. Wo liegen andere große Pluspunkte von DMS?<br />

Core-digitales Dokumentenmanagement erleichtert die<br />

Administration. Ein ausgeklügeltes DMS lässt sich einfach in<br />

das bestehende IT-System einbetten. Dort reduziert es den<br />

administrativen Aufwand um ein Vielfaches. So werden<br />

besonders bei international agierenden Unternehmen Insellösungen<br />

abgeschafft. Wo zuvor Dokumente in verschiedenen<br />

Sprachen an verschiedenen Standorten erstellt wurden,<br />

können Administratoren diese zentral über eine Benutzeroberfläche<br />

in kürzester Zeit einheitlich bereitstellen, verwalten<br />

und aktualisieren. Der Arbeitsaufwand wird demnach<br />

besonders für den IT-Bereich reduziert und die Ausfallsicherheit<br />

des IT-Systems erhöht. Dokumentenmanagement-<br />

Software erleichtert zudem das Miteinander. Die Zeiten, in<br />

denen sich unser beruflicher Wirkungsradius allein auf die<br />

Arbeitsstelle beschränkte, sind nicht erst seit der Coronapandemie<br />

vorüber. Das Arbeiten vom Home-Office aus wird<br />

gewiss ein fester Bestandteil unseres Berufsalltags. Last but<br />

not least garantiert ein DMS, dass das Corporate Design<br />

Ihres Unternehmens in jedem Word-Dokument, jeder Excel-<br />

Tabelle, Powerpoint-Präsentation und E-Mail-Signatur einheitlich<br />

kommuniziert wird. Etwaige Anpassungen können<br />

zentral von den Administratoren und/oder im Team vorgenommen<br />

und mit wenigen Klicks unternehmensweit implementiert<br />

werden.<br />

Katharina Kampen ist<br />

Fellow Consultant bei<br />

Empower, einem weltweit<br />

führenden Unternehmen<br />

bei der Entwicklung von<br />

Office-Lösungen.<br />

Das 2005 gegründete<br />

Unternehmen mit rund 100<br />

festen Mitarbeitern betreut<br />

seine Kunden von Standorten<br />

in Köln, New York,<br />

Paris, London und Zürich.<br />

Welche Rolle spielt dabei die Cloud?<br />

Eine cloudbasierte Dokumentenmanagement-Software<br />

ermöglicht den direkten Zugriff auf die relevanten Dokumente,<br />

was die Zusammenarbeit erheblich vereinfacht. So<br />

können Sie zeitgleich und standortunabhängig mit Ihrem<br />

Team an verschiedenen Projekten arbeiten. Das ist bei den<br />

Arbeitsprozessen von heute und morgen wahrscheinlich<br />

einer der zentralsten Atouts.<br />

24


WERBUNG<br />

Wie fühlt sich die Customer Journey mit einer<br />

VCam an? Daran arbeiten die Expert:innen der<br />

Digital Solution von der Salzburg AG.<br />

Der Leiter der Innovation-Abteilung, Kristijan<br />

Jarc, und Salzburg AG CEO Leonhard Schitter<br />

beim Launch der Energiegemeinschaften bei der<br />

Messe Salz21.<br />

Vom Landesenergieversorger<br />

zur Green-Tech-Company<br />

Foto: beigestellt<br />

Intelligent, effizient, vernetzt: Die Salzburg AG<br />

setzt mit „Internet of Energy“ neue Maßstäbe.<br />

Klimawandel, Energieunabhängigkeit und Versorgungsicherheit<br />

– das alles sind derzeit Themen, die viele Menschen<br />

in Österreich intensiv beschäftigen. Wie kann man Energie<br />

effizienter nutzen? Wo lässt sich Energie einsparen und kann<br />

ich mein eigenes kleines Solarkraftwerk bauen? Fragen,<br />

die nicht nur ob der geopolitischen Lage zu Recht gestellt<br />

werden, sondern vor allem eine jüngere Generation stark<br />

bewegen.<br />

Neue Strategie. Darauf hat die Salzburg AG bereits 2020<br />

reagiert und sich strategisch neu aufgestellt: Der Landesenergieversorger,<br />

der in Salzburg auch massiv den Breitbandausbau<br />

und die Dekarbonisierung vorantreibt, hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, als Green-Tech-Company zu agieren. Dazu<br />

wurden die Abteilung „Digital Solutions“ neu ausgerichtet<br />

und Expert:innen aus der ganzen Welt eingestellt. Leiter<br />

der Business Unit ist Kristijan Jarc, der selbst als Digitalisierungsexperte<br />

international Erfahrung sammeln konnte<br />

und nun sein gesamtes Know-how einbringt. Sein Team ist<br />

ebenso international; gesprochen wird Englisch und gearbeitet<br />

wird nach in agilen Methoden. „Ein diverses Team mit<br />

Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit verschiedenen<br />

Arbeitsbiografien ist definitiv innovativer und kreativer“,<br />

ist Kristijan Jarc überzeugt. Derzeit arbeiten er und seine<br />

45 Kolleg:innen intensiv an Produkten, die Nutzer:innen ein<br />

ganzes Energie-Ökosystem bieten können, das sogenannte<br />

Internet of Energy. Dies passt genau in die strategische Aus-<br />

richtung der Salzburg AG: „Es geht darum, dass wir zum<br />

einen unabhängige und erneuerbare Energiequellen weiter<br />

ausbauen. Zum anderen, dass wir den Menschen dabei helfen,<br />

diese Energie intelligent, effizient und vernetzt nutzen zu<br />

können“, erklärt Salzburg AG CEO Leonhard Schitter.<br />

Das Team um Jarc konnte für die Salzburg AG jetzt ein<br />

neues Produkt an den Start bringen: ENOX Share - eine<br />

digitale Plattform für Energiegemeinschaften, die es ermöglicht,<br />

Bürger:innen aktiv an der Energiewende mitwirken zu<br />

lassen. Energiegemeinschaften sind das perfekte Instrument<br />

dafür: Durch sie wird die Erzeugung von grüner Energie aus<br />

der Region für die Region gefördert. „Mit ENOX Share ist<br />

es uns gelungen, eine digitale und skalierbare Plattform zu<br />

entwickeln, die unseren Kund:innen eine Lösung aus einer<br />

Hand bietet: Von der Gründung, der Inbetriebnahme bis hin<br />

zum Betrieb und Abrechnung von Energiegemeinschaften<br />

sind wir als kompetenter Partner immer an ihrer Seite“,<br />

erklärt Jarc.<br />

Pilotprojekt läuft. Eine erste Energiegemeinschaft in Hallwang<br />

bei Salzburg ist bereits als Pilotprojekt in Betrieb. Die<br />

Druckerei Roser hat sich mit benachbarten Haushalten zu<br />

einer Energiegemeinschaft zusammengeschlossen. Der<br />

erzeugte PV-Strom aus zwei unabhängigen Gebäuden wird<br />

am Wochenende von der Nachbarschaft genutzt. Über<br />

ein Dashboard können alle Teilnehmer:innen die aktuellen<br />

Verbräuche und Energieflüsse einsehen. Ab Anfang Juli ist<br />

ENOX Share für alle Kund:innen verfügbar.<br />

Alle Infos auf:<br />

Energy Communities Platform & IoE (greencommunity.at)<br />

25


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Wie aus<br />

Daten<br />

Wissen wird<br />

Mit künstlicher Intelligenz<br />

wird die Welt der Daten im<br />

Bereich des Wissensmanagements<br />

neu erfunden. Wie KI dabei hilft,<br />

jene Verknüpfungen herzustellen,<br />

die aus Datenfriedhöfen lebendige<br />

Wissensfelder machen.<br />

von Christian Lenoble<br />

GettyImages_Sylverarts<br />

26


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Die Präfixe Mega und Giga sind in Zusammenhang<br />

mit Bytes in den gemeinen<br />

Sprachgebrauch übergegangen, von Tera,<br />

Peta und Exa ist immer wieder mal zu<br />

hören. Dabei steht das dritte Jahrtausend<br />

unserer Zeitrechnung bereits im Zeichen<br />

von Zetta. 2002 wurde erstmals bei der<br />

Gesamtsumme aller geschaffenen und<br />

gespeicherten Daten die Trilliarde, eine 1<br />

mit 21 folgenden Nullen, überschritten.<br />

Das entspricht in etwa dem Informationsspeicherplatz<br />

von 33 Millionen<br />

menschlichen Gehirnen. 2020 wurden<br />

laut dem Statistikportal statista.com 64<br />

Zettabytes an Daten generiert. Wie<br />

exponentiell der Verlauf ist, zeigt der<br />

Umstand, dass 90 Prozent der weltweiten<br />

Informationen innerhalb von bloß<br />

zwei Jahren (2019 und 2020) erstellt wurden.<br />

Und damit steht die Menschheit<br />

datenvolumentechnisch offenbar erst am<br />

Anfang einer überwältigenden Entwicklung.<br />

Mehrwert fürs Geschäft. Bei dem Versuch,<br />

den Umfang der Information zu<br />

nutzen, sind die Fähigkeiten der menschlichen<br />

Verarbeitung längst ins Hintertreffen<br />

geraten. Auch einfache Datenbanksysteme,<br />

in dem Informationen<br />

gekennzeichnet und in digitalen Bibliotheken<br />

gespeichert werden, sind keine<br />

zeitgemäße Antwort auf die Frage, wie<br />

aus Daten praktikables Wissen geschaffen<br />

wird. „Man kann sich dieses altbackene<br />

Speicherkonzept in etwa vorstellen<br />

wie einen fleißigen Bibliothekar, der<br />

Bücher akribisch in alphabetischer Reihenfolge<br />

in die Regale stellt“, sagt Alison<br />

Vanzetta, Digitalberaterin bei Cloudflight,<br />

einem deutschen Full-Service-<br />

Anbieter im Bereich der industriellen<br />

digitalen Transformation. Die in Datenbanken<br />

gespeicherten Informationen<br />

erfüllen jedoch wie die Bücher in der<br />

Bibliothek nur teilweise ihren Zweck.<br />

Wenn Bücher nicht gelesen werden –<br />

und das Wissen nicht geteilt oder<br />

genutzt wird –, bleiben sie eine unberührte<br />

Ressource. „Es sind neue Technologien<br />

wie die künstliche Intelligenz, die<br />

veraltete Daten in Wissen verwandeln<br />

und Werkzeuge entwickeln, mit denen<br />

riesige Informationsmengen schnell<br />

transformiert werden können“, so Vanzetta.<br />

KI führe uns zu jenen Methoden,<br />

die digitales Kapital erschließen und ihm<br />

eine neue Bedeutung geben – mit dem<br />

Ziel, auf Unternehmensebene aus Daten<br />

Geschäftswert zu lukrieren.<br />

Bilderkennung im Einsatz. Zu den aktuell<br />

relevantesten KI-Methoden zählt die<br />

Mustererkennung. Dabei geht es darum,<br />

aus großen, unstrukturierten Datenmengen<br />

sinnvolle Informationen herauszufiltern,<br />

indem Regelmäßigkeiten und Ähnlichkeiten<br />

maschinell erfasst werden.<br />

Maschinen sortieren dazu die Daten in<br />

Klassen mit Merkmalen, die innerhalb<br />

dieser Kategorien identisch sind und<br />

außerhalb nicht auftreten. Eine besondere<br />

Rolle kommt im Rahmen der Musteridentifikation<br />

der Bilderkennung zu.<br />

Die technische Funktionsweise: Bilder<br />

werden in Pixel zerlegt, indem man Tausende<br />

Merkmale aus einem Bild extrahiert.<br />

Diese Bestandteile mit Beschriftungen<br />

werden zum Trainieren des<br />

Modells verwendet. Dabei werden die<br />

Bilder in ein Netzwerk eingefügt. Vorliegende<br />

Bilder kommen in die Eingabe-<br />

31<br />

Prozent von 80<br />

untersuchten europäischen<br />

Städten haben<br />

bereits eine<br />

Urbane Datenplattform<br />

in Betrieb<br />

genommen; 25<br />

Prozent sind in der<br />

Umsetzungsphase.<br />

Umfrage der Erasmus<br />

Universität Rotterdam aus 2021<br />

seite und die Labels in die Ausgabeseite.<br />

Ziel ist es, das Netz so zu trainieren, dass<br />

die Bilder der Eingabeseite mit den<br />

Labels der Ausgabeseite übereinstimmen.<br />

„Mit der richtigen Bilderkennungssoftware<br />

lassen sich sämtliche<br />

Geschäftsprozesse automatisieren,<br />

wodurch sich die Produktivität eines<br />

Unternehmens erhöht“, sagt Laurenz<br />

Wuttke, Geschäftsführer des KI-Spezialisten<br />

Datasolut und Autor des Buchs<br />

„Praxisleitfaden für Künstliche Intelligenz<br />

in Marketing und Vertrieb“. Die<br />

Bereiche, in denen die Bilderkennung<br />

Anwendung findet, sind laut Wuttke<br />

vielfältiger Natur.<br />

Von Bankomat bis autonomes Fahren.<br />

Versicherungen etwa nutzen die KI-<br />

Technik zur selbstständigen Interpretation<br />

und Bewertung von Schadensbildern<br />

und der daraus folgenden Prognose<br />

von Reparaturkosten. Banken setzen auf<br />

Bilderkennung zur Gesichtserkennung,<br />

um die Identität der Kunden zu überprüfen,<br />

beispielsweise beim Abheben von<br />

Bargeld an Bankomaten. Onlinehändler<br />

wie Amazon, Ebay oder Zalando nutzen<br />

die automatisierte Bilderkennung zur<br />

Produktsuche für Kunden, die im<br />

Onlineshop lediglich ein Foto des<br />

gewünschten Produkts hochladen müssen.<br />

In der Medizin kommen die Techniken<br />

auf KI-Basis zur Erkennung und Diagnose<br />

von Krankheitsbildern zum Einsatz,<br />

indem zum Beispiel Röntgenbilder<br />

eines Patienten auf Auffälligkeiten analysiert<br />

werden. Im Zukunftsfeld autonomes<br />

Fahren dienen die Technologien<br />

dem Auto, das die Umwelt in Echtzeit<br />

wahrnimmt und analysiert. Werden<br />

Autos, Fußgänger oder Fahrradfahrer<br />

erkannt und deren Bewegungsmuster<br />

vorberechnet, ermöglicht dies das richtige<br />

autonome Reagieren des Fahrzeugs.<br />

Auch im Bildungswesen sind neuronale<br />

Netzwerke und Bilderkennungssoftware<br />

gefragt, beispielsweise wenn es im<br />

Online-Unterricht darum geht, das Interesse<br />

von Schülern zu identifizieren und<br />

Reaktionen zu deuten. Wuttkes Fazit:<br />

„Der Funktionsumfang von Bilderkennung<br />

und Computer Vision wird immer<br />

größer und auf weitreichende Bereiche<br />

unseres Alltags- und Geschäftslebens<br />

einen Einfluss haben. Dieser KI-Bereich<br />

ist mit Sicherheit noch lang nicht am<br />

27


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

Zenit angekommen, sodass in den nächsten<br />

Jahren mit zahlreichen interessanten<br />

Neuerungen zu rechnen ist.“<br />

Verarbeitung von Sprache. Eine andere<br />

Form der KI, die den Dialog zwischen<br />

Menschen und Maschinen ermöglicht<br />

und somit nutzbares Wissen generiert,<br />

ist Natural Language Processing, kurz<br />

NLP. Auf NLP bauen eine Vielzahl an<br />

Diensten und Funktionen, die im Alltag<br />

bereits bestens vertraut sind. Die Palette<br />

reicht von Übersetzungsprogrammen<br />

von einer Sprache in eine andere, Rechtschreibkorrektur-Systemen<br />

und Suchvervollständigungen<br />

bei Suchmaschinen bis<br />

hin zu digitalen Sprachassistenten. Auch<br />

die überall auf dem Vormarsch befindlichen<br />

Chatbots, Callbots und anderen<br />

Messaging-Bots beziehen das Verständnis<br />

für ihre Aufgaben aus der NLPbasierten<br />

Informationsverarbeitung.<br />

NLP-Algorithmen erlauben es, menschliche<br />

Sprache zu verarbeiten, zu verstehen<br />

und wiederzugeben und befähigen<br />

die virtuellen Gesprächsagenten, schriftlich<br />

wie mündlich zu kommunizieren.<br />

„Die aktuell vielversprechendsten<br />

Modelle bzw. State-of-the-Art-Ergebnisse<br />

für Aufgaben aus dem NLP-<br />

Bereich werden mit Deep-Learning-<br />

Algorithmen erzielt, die eine komplexere<br />

Modellierung erlauben als herkömmliche<br />

Machine-Learning-Modelle“,<br />

sagt Sandra Wartner, Data Scientist<br />

beim Linzer Forschungs- und Entwicklungsunternehmen<br />

RISC Software.<br />

„Deep Learning wurde von der Funktionsweise<br />

des menschlichen Gehirns<br />

inspiriert und setzt vielschichtige<br />

neuronale Netze ein. Durch die hochgradig<br />

verknüpften Strukturen wird<br />

,tiefgehendes Lernen‘ ermöglicht, das<br />

gerade für das komplexe Konstrukt der<br />

Sprache essenziell ist.“<br />

NLP-Use-Cases. Dass künftig immer<br />

mehr Unternehmen aus unterschiedlichen<br />

Branchen auf NLP-Lösungen setzen<br />

werden, um Textformen besser managen<br />

und nutzen zu können, steht für Wartner<br />

außer Zweifel. An beispielhaften Use<br />

Cases herrscht kein Mangel, etwa wenn<br />

es für Controller um die automatisierte<br />

Dokumentenklassifikation oder in der<br />

Warenannahme um die Extraktion von<br />

Informationen aus Dokumenten wie<br />

Rechnungen oder Lieferscheinen geht.<br />

Im Bereich Costumer Support können<br />

Onlineversandhändler die Reaktionszeiten<br />

des Kundenservice durch die automatisierte<br />

Verarbeitung und Beantwortung<br />

von Kundenanfragen verkürzen.<br />

Marketern wird durch die maschinelle<br />

Bewertung von Kundenfeedback dabei<br />

geholfen, auf Social Media einen Überblick<br />

über die Reaktionen in Bezug auf<br />

neue Werbemaßnahmen zu bekommen.<br />

Als Anwendungsgebiet der Zukunft gilt<br />

auch die Unterstützung in der klinischen<br />

Dokumentation und Organisation, etwa<br />

wenn Ärzte die wichtigsten Informationen<br />

aus umfangreichen Anamnesen von<br />

Patienten zusammengefasst haben wollen,<br />

um einen Gesamtblick auf die<br />

Krankheitsgeschichte zu bekommen.<br />

„Der Fortschritt im NLP-Bereich ist<br />

nicht aufzuhalten und stellt kontinuierlich<br />

neue und bessere Lösungen für ein<br />

breites Spektrum an Problemen bereit.<br />

Spannend bleibt auf alle Fälle, welche<br />

weiteren Durchbrüche die kommenden<br />

Jahre mit sich bringen werden – klar<br />

ist, sie werden kommen“, lautet das<br />

Fazit der Data Scientist.<br />

Personalisierter Nachrichtendienst.<br />

Wie ein KI-gestütztes System, das NLP<br />

verwendet, den Konsum von Nachrichten<br />

zu einem individuellen Erlebnis<br />

umgestalten kann, zeigt das österreichische<br />

Start-up Newsadoo, das von der<br />

Jury der renommierten MTL Tech<br />

Awards 2020 in Montreal als eines der<br />

weltweit 27 besten Technologieprojekte<br />

ausgewählt wurde. Die App Newsadoo<br />

aus Oberösterreich stellt die Leser und<br />

ihre Interessen in den Vordergrund und<br />

generiert aus verschiedenen Medienquellen<br />

personalisierte Tageszeitungen,<br />

die auf die Interessen der Leser maßgeschneidert<br />

werden. „Der User kann seine<br />

ganz persönliche digitale Tageszeitung<br />

mit wenigen Klicks erstellen, indem er<br />

seine Lieblingsquellen auswählt, sich mit<br />

der Funktion Topics einen Themenpool<br />

erstellt und über bestimmte Ereignisse<br />

von unterschiedlichen Medien informieren<br />

lässt“, erläutert Gründer David<br />

Böhm. Die Philosophie dahinter: „Aus<br />

unserer Sicht ist die Zukunft der<br />

Medienlandschaft einfach und klar: Wir<br />

brauchen einen eigenen, digitalen, europäischen<br />

<strong>Presse</strong>-Grosso. Einen, der sich<br />

weniger nach den Bedürfnissen der Verlage<br />

richtet und mehr nach denen der<br />

User.“<br />

Technologisch betrachtet kommen<br />

Algorithmen zur Anwendung, die täglich<br />

ca. 650.000 Einzelparameter<br />

abgleichen und mittels KI aus Qualitätsmedien<br />

die relevanten News für die<br />

jeweilige Person herausfiltert. Im<br />

Detail: Um aus Tausenden von Websites<br />

und anderen elektronischen<br />

Medienkanälen Updates zu sammeln<br />

und deren Aufnahme in den Newsadoo-Nachrichtenpool<br />

sicherzustellen,<br />

wurden Push-und-Pull-Mechanismen<br />

entwickelt. In der Folge kommen Algorithmen<br />

zur Informationsextraktion<br />

zum Einsatz, um Themen-Tags, Orte,<br />

Stimmungen und mehr zu erfassen. Für<br />

die automatische Zuordnung zu Nachrichtenkategorien<br />

werden die Artikel in<br />

maschinenverständliche Vektordarstellungen<br />

umgewandelt und Machine-<br />

Learning-Modelle angewandt. Damit<br />

GettyImages_Sylverarts<br />

28


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

User sich nicht durch repetitive Inhalte<br />

durcharbeiten müssen, werden inhaltlich<br />

ähnliche Artikel mittels Natural-Language-Processing-Vergleichen<br />

gruppiert<br />

und gebündelt.<br />

Plattform für Daten. Um auf Unternehmensebene<br />

das enorme Datenvolumen<br />

aus heterogenen Quellen künftig noch<br />

besser und bereichsübergreifend nutzen<br />

zu können, werden in Zukunft auch<br />

intelligente Datenplattformen wertvolle<br />

Dienste leisten. Die Vision lautet, alle<br />

Datenströme eines Unternehmens über<br />

eine virtuelle Plattform laufen zu lassen.<br />

Wenn Daten aus den unterschiedlichsten<br />

betrieblichen Bereichen für das gesamte<br />

Unternehmen zusammengeführt werden<br />

und zur Verfügung stehen können,<br />

würde dies einen enormen Gewinn an<br />

Prozessgeschwindigkeit und Wissen<br />

bedeuten, insbesondere bei fundamentalen<br />

Modernisierungsprojekten.<br />

Der Weg zur ganzheitlichen Datenstrategie<br />

ist durchaus steinig, wie Benedikt<br />

Sturm, Mitgründer von Optalio,<br />

D-A-CH-Spezialist für KI-basierte Produktionsoptimierung<br />

in der verarbeitenden<br />

Industrie, betont: „Häufig sind gleich<br />

mehrere Hürden zu überwinden. Von<br />

der Nutzbarmachung von Maschinendaten<br />

über die Erhebung und Konsolidierung<br />

bis hin zur KI-gestützten Analyse<br />

und Visualisierung – und das alles stets<br />

unter dem Aspekt der Datensicherheit.“<br />

Notwendig sei daher ein echter Ende-zu-<br />

Ende-Ansatz. „Eine der größten Herausforderungen<br />

in der Digitalisierung industrieller<br />

Anwendungen besteht in der<br />

Lücke zwischen analogen Produktionsanlagen,<br />

der sogenannten Operational<br />

Technology, und der Information Technology.<br />

Selbst wenn Maschinen und<br />

Anlagen über passende Anschlüsse verfügen,<br />

reicht es in den meisten Fällen<br />

nicht, sie einfach nur an ein IT-Netzwerk<br />

anzuschließen“, so Sturm. Der Grund:<br />

Sie sprechen nicht dieselbe Sprache, was<br />

in unterschiedlichen Zielen – etwa<br />

Datenzuverlässigkeit vs. Datensicherheit<br />

– zum Ausdruck kommt. „Für einen<br />

sicheren Datenaustausch zwischen diesen<br />

beiden Welten braucht es daher<br />

einen präzisen Bauplan“, erläutert<br />

Sturm. Zunächst gelte es, aus dem Sammelsurium<br />

aus Maschinen-, Betriebs-,<br />

Zustands- und Prozessdaten die relevanten<br />

Daten zu identifizieren, optimal<br />

aufzubereiten und in einer zentralen<br />

Datenplattform zu speichern. Währenddessen<br />

kann die Plattform zur Datenanalyse<br />

bereits andocken und die proprietäre<br />

KI mit der Analyse beginnen, um<br />

aus den zugeführten Daten neue<br />

Erkenntnisse zu gewinnen, die zu effizienteren<br />

Produktionsabläufen führen.<br />

Data in the City. Eine Unzahl an Daten<br />

mit zahllosen Ursprüngen so zu managen,<br />

dass Mehrwert und Wissen entsteht,<br />

zählt auch auf kommunaler Ebene<br />

zu den größten Herausforderungen der<br />

Jetztzeit. Die Merkmale einer zukunftsfähigen<br />

und lebenswerten Stadt – ob<br />

saubere Luft, vernetzte Mobilität, nutzerorientierte<br />

Verwaltungsleistungen,<br />

integrierte erneuerbaren Energien oder<br />

schnelle Reaktionen auf Krisen – werden<br />

nur mit digitalen Lösungen möglich.<br />

Das Kernstück einer kommunalen<br />

IKT-Infrastruktur bilden urbane Datenplattformen.<br />

Die Rede ist dabei von zentralen<br />

Anlaufstellen für Daten aus verschiedenen<br />

Quellen (Behörden-, Internet-of-Things-,<br />

Mobilitäts- und Energiedaten,<br />

offene Daten, kommerzielle<br />

Daten, . . .), um darauf aufbauend<br />

Dienste im Sinne einer Smart City zu<br />

erstellen. „Dabei zeigt sich: Je mehr<br />

digitale Leistungen umgesetzt werden,<br />

desto größer wird der Bedarf nach einer<br />

offenen Datenplattform, um Datensätze<br />

aus unterschiedlichen Systemen zu<br />

aggregieren, harmonisieren und integ-<br />

Eine Unzahl an<br />

Daten mit zahllosen<br />

Ursprüngen so zu<br />

managen, dass<br />

Mehrwert und Wissen<br />

entsteht, zählt<br />

auf kommunaler<br />

Ebene zu den größten<br />

Herausforderungen<br />

der Jetztzeit.<br />

rieren“, sagt Nikolay Tcholtchev, Gruppenleiter<br />

Quality Engineering für<br />

Urbane IKT am Fraunhofer Institut für<br />

Offene Kommunikationssysteme<br />

(Fokus). Gefragt sind laut Tcholtchev<br />

zunehmend Open-Source-Plattformen,<br />

die den Kommunen Datensouveränität<br />

garantieren, während die Weiterentwicklung<br />

und der Austausch über Best<br />

Practices gewährleistet werden. Die<br />

politische Gestaltungsautonomie soll<br />

auch aufgrund der demokratischen<br />

Rechenschaftspflicht bei der Stadt bleiben<br />

und nicht weltweit agierenden IT-<br />

Giganten ohne Kontrolle überlassen<br />

werden.<br />

„Smarter Together“. Fakt ist: Immer<br />

mehr europäische Städte implementieren<br />

und bieten urbane Datenplattformen<br />

an oder befinden sich in der Phase<br />

der Umsetzung. Eine Umfrage der Erasmus<br />

Universität Rotterdam (2021), die<br />

80 europäische Städte umfasste, ergab,<br />

dass 44 Prozent der Städte die Möglichkeit<br />

für den Aufbau einer urbanen<br />

Datenplattform evaluiert haben, 25 Prozent<br />

in der Umsetzungsphase sind und<br />

31 Prozent bereits eine urbane Datenplattform<br />

in Betrieb genommen haben.<br />

Zur letzten Gruppe gehört Wien. In der<br />

Bundeshauptstadt hat man im Rahmen<br />

des gemeinsamen EU-Projekts „Smarter<br />

Together“ der Städte Lyon, München<br />

und Wien zum Thema Smart City Daten<br />

aus Verkehr, Gebäuden und Umweltdaten<br />

erhoben und diese auf der Urban-<br />

Data-Plattform smartdata.wien zur Verfügung<br />

gestellt. Die visualisierten Daten<br />

stehen für die Bevölkerung, die Wirtschaft<br />

und die Wissenschaft zur Nutzung<br />

bereit und können direkt abgefragt<br />

werden. Für Unternehmen wurde<br />

zudem eine gemeinsame Plattform zur<br />

Datenerfassung und zum Datenaustausch<br />

zwischen öffentlichen und privaten<br />

Partnern geschaffen.<br />

Der erwartete Output ist die Realisierung<br />

von Projekten unter aktiver Miteinbeziehung<br />

der Stadtbewohner, insbesondere<br />

im Bereich ökologischer Energie-<br />

und Verkehrsthematiken. Zu den<br />

zentralen Aufgaben von Smarter Together<br />

gehört es zudem, Forschungsergebnisse<br />

und Know-how an internationale<br />

Projekt- und Kooperationspartner weiter<br />

zu vermitteln – ein Wissenstransfer<br />

auf der Basis vernetzter Daten.<br />

29


WIRTSCHAFT IM UMBRUCH<br />

KI-Technologie hat<br />

Marktreife erreicht<br />

Warum viele Unternehmen gleich in doppelter Hinsicht vom Einsatz von<br />

künstlicher Intelligenz profitieren werden, erklärt im Interview Bernhard<br />

Niedermayer, Head of Emerging Technologies bei Cloudflight.<br />

von Christian Lenoble<br />

KI ist in aller Munde, schafft es aber selten bis in die Anwendung<br />

der Unternehmenswelt. Warum soll sich das 2022 ändern?<br />

Bernhard Niedermayer: Weil sich langsam Standards etablieren<br />

und sich neue, konkrete Einsatzmöglichkeiten ergeben.<br />

Die Investitionen in KI-Unternehmen haben sich im vergangenen<br />

Jahr weltweit verdoppelt. Dieser Trend wird auch im<br />

Jahr 2022 weitergehen, die Investments werden weiter wachsen.<br />

Viele KI-Anwendungen, wie etwa automatische Bildbearbeitung,<br />

Vorhersagetechniken und Entscheidungssysteme,<br />

haben das Experimentier- und Prototypen-Stadium verlassen.<br />

Es gibt mittlerweile etablierte Technologien mit einem Ökosystem,<br />

das auf standardisierten Frameworks, Modellen und<br />

Plattformen aufsetzt. Kurz gesagt: KI-Technologie hat am<br />

Markt und in verschiedenen Ökosystemen eine gewisse Reife<br />

erreicht. Dadurch lassen sich KI-Anwendungen in relativ kurzer<br />

Zeit kostengünstig entwickeln und anschließend produktiv<br />

einsetzen. Wir dürfen also in naher Zukunft viele interessante<br />

Business-Implementierungen erwarten.<br />

Welche Technologien stehen in der Poleposition?<br />

Zum Beispiel Natural Language Processing. Natürliche Sprache<br />

– auch in geschriebener Form – dient überall im<br />

Geschäftsleben dem Austausch von Informationen. Dies<br />

beinhaltet Dateien, Lieferscheine und Rechnungen, Finanztransaktionen,<br />

E-Mails, Kundenkommentare, Präsentationen,<br />

Nachrichten, Fachbeiträge und vieles mehr. Unternehmen<br />

werden im Jahr 2022 verstärkt KI dafür einsetzen, um diese<br />

Informationen und die darunterliegende Kommunikation auszuwerten<br />

und daraus resultierende Aktionen zu automatisieren.<br />

Diese automatische Verarbeitung von Sprache bietet<br />

enorme Optimierungspotenziale von Geschäftsprozessen.<br />

Auch Computer Vision ist auf dem Vormarsch. Videokameras<br />

sind mittlerweile preisgünstige „Universalsensoren“, die mit<br />

dahinterliegender KI vielfältige Aufgaben übernehmen. So<br />

kann KI nicht nur Objekte und Personen erkennen, sondern<br />

auch Stimmungen in Gesichtern erfassen und Szenen bewerten.<br />

Kameras können in Produktionsanlagen die Fertigungsqualität<br />

ermitteln und Objekte vermessen. Ein besonderer<br />

Vorteil dabei: Kamerabasierte KI-Anwendungen lassen sich<br />

durch Software-Updates mit neuen Funktionen ausrüsten.<br />

Ganz neue Anwendungsmöglichkeiten bietet KI zudem in<br />

Situationen, die von Tausenden Faktoren abhängen und für<br />

Menschen nicht mehr überschaubar sind. Dazu gehören die<br />

maschinelle Entscheidungsfindung, etwa in der Kreditvergabe<br />

und Risikobewertung, das Finden von neuen Wirkstoffen und<br />

Molekülen in der Medizin oder Strategien für effektive Statik<br />

im Bauwesen sowie Energiemanagement.<br />

Mit welchen Argumenten kann man Unternehmen den Einsatz<br />

von KI schmackhaft machen?<br />

Indem man Unternehmen klar macht, dass sie beim KI-Einsatz<br />

in doppelter Hinsicht profitieren. Zum einen ermöglicht<br />

KI ganz neue Geschäftsmodelle, die Umsatz und Gewinn steigern<br />

können. Andererseits führt die Suche nach Einsatzmöglichkeiten<br />

von KI im eigenen Unternehmen zu einer neuen<br />

Bewertung von Geschäfts- und Entscheidungsprozessen. Häufig<br />

mündet das in zahlreichen Prozessoptimierungen und in<br />

einer umfangreichen Automatisierung. Unternehmen sind<br />

damit widerstandsfähiger und Mitbewerbern einen Schritt<br />

voraus. Dynamik kommt dadurch hinzu, dass mit der Babyboomer-Generation<br />

nun besonders geburtenstarke Jahrgänge<br />

ins Rentenalter kommen und Unternehmen viele etablierte<br />

Experten verloren gehen. Die breite Einführung von KI bietet<br />

jedenfalls in vielen Bereichen enorme Chancen – sei es, dass<br />

anspruchsvollere Aufgaben erledigt werden können oder dass<br />

komplett neue Arbeitsplätze geschaffen werden, die es vorher<br />

so noch gar nicht gegeben hat. Und je häufiger KI eingesetzt<br />

wird, umso geringer werden die Berührungsängste und umso<br />

schneller sind die Vorteile nutzbar.<br />

Infos zu Cloudflight<br />

Cloudflight ist ein Full-Service-Anbieter<br />

im Bereich<br />

der industriellen digitalen<br />

Transformation, mit Fokus<br />

auf KI, Cloud Native,<br />

Embedded-Software-Entwicklung,<br />

Human-Machine<br />

Interface Design, kognitive<br />

Systeme und Headless-<br />

E-Commerce-Lösungen.<br />

Cloudflight unterstützt<br />

Unternehmen bei der<br />

Professionalisierung<br />

ihrer digitalen Prozesse,<br />

Produkte, Services und<br />

Geschäftsmodelle.<br />

30


WERBUNG<br />

Technik trifft Innovation<br />

Foto: Credits: © FH Salzburg/Neumayr & © FH Salzburg/Back<br />

Studium an der FH Salzburg: Komplexes<br />

Know-how für die digitale Transformation.<br />

Ohne sie wäre unser Alltag nahezu undenkbar: Komplexe<br />

IT-Systeme und Informationstechnologien prägen die Welt<br />

von heute. Diese Systeme zu verstehen und zu entwickeln,<br />

bedeutet, die Zukunft aktiv mitzugestalten. Dazu braucht<br />

es nicht nur profundes technisches Wissen, sondern auch<br />

Kreativität und Innovationsgeist. Die IT-Studiengänge der FH<br />

Salzburg bieten mit topaktuellen Inhalten und vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

dafür die beste Basis.<br />

Digitalisierung verstehen und umsetzen. Im Bachelor Wirtschaftsinformatik<br />

& Digitale Transformation lernen Studierende,<br />

technisches und wirtschaftliches Know-how optimal<br />

zur Entwicklung professioneller IT-Produkte und -Dienstleistungen<br />

zu kombinieren. Sie erlernen dafür die fundierte<br />

Anwendung von Softwareengineering & -development und<br />

erhalten Kompetenzen im Digital Business Management.<br />

„Durch die fortschreitende Digitalisierung, IoT, M2M-Applikationen<br />

und Industrie 4.0 ergibt sich ein zunehmender Bedarf<br />

an wirtschaftskompetenten Informatiker*innen, die als wesentliche<br />

Schnittstelle fungieren. Wir bieten mit unserem Studium<br />

eine bedarfsgerechte Abstimmung zwischen technischen und<br />

wirtschaftlichen Themen“, erklärt Manfred Mayr, wissenschaftlicher<br />

Leiter des Studiengangs.<br />

Designing Digital Economy. Im Wirtschaftsinformatik-Master<br />

entwickeln Studierende nachhaltige Konzepte und Ideen, um<br />

Potenziale der Digitalisierung für Unternehmen zu erschließen.<br />

In ihrer Position – an der Schnittstelle zwischen IT und<br />

Management – sollen sie in Unternehmen neue Geschäftsmodelle<br />

entwickeln und diese vor allem mit Blick auf mögliche<br />

Auswirkungen auf Mensch, Gesellschaft und Umwelt<br />

umsetzen. Schwerpunkte sind neben Data Literacy und<br />

Methoden der Artificial Intelligence, nachhaltige und regionale<br />

Wertschöpfungsmodelle, proaktives Change-Management<br />

und die Reflexion von unternehmerischer Verantwortung. Eine<br />

individuelle Schwerpunktsetzung ermöglichen drei Spezialisierungen:<br />

Networking, Security und Privacy; Digitale Transformation<br />

in Operations und Supply Chain Management und<br />

New Technologies for Applied Artificial Intelligence.<br />

IT-Spezialisten mit Führungskompetenz. Das Studium „Informationstechnik<br />

& System-Management“ vermittelt Wissen<br />

und Fähigkeiten aus dem gesamten Bereich der Informationstechnologie.<br />

In den zukunftsorientierten Vertiefungsrichtungen<br />

Mechatronik, Medieninformatik & Bildverarbeitung und Netzwerk-<br />

& Kommunikationstechnik können Studierende schon<br />

im Bachelorstudium individuell Schwerpunkte setzen. Im darauf<br />

aufbauenden Masterstudium steht die wissenschaftliche<br />

Vertiefung im Vordergrund. Studierende können ihr Studium<br />

nach ihren individuellen Wünschen durch die Wahl von Spezialisierungen<br />

noch stärker selbst gestalten: Durch ein Major-/<br />

Minor-Konzept können sie sich über vier Semester intensiv<br />

einer Spezialisierung widmen oder ihre Kompetenzen in zwei<br />

Spezialisierungen über jeweils zwei Semester schärfen. Dabei<br />

können die Student*innen zwischen den drei Spezialisierungen<br />

Networking, Security & Privacy, Data Science & Analytics<br />

und Smart Systems & Robotics wählen. Das praxisnahe,<br />

marktorientierte Ausbildungskonzept rüstet Studierende für<br />

die Herausforderungen des modernen Arbeitsmarktes und für<br />

leitende Positionen in Entwicklung und Management. Sowohl<br />

der Bachelor- als auch der Masterstudiengang werden im<br />

Vollzeitmodus oder berufsbegleitend angeboten.<br />

Die technischen Studiengänge der FH Salzburg:<br />

✦ Wirtschaftsinformatik & Digitale Transformation (BA)<br />

✦ Business Informatics (MA)<br />

✦ Informationstechnik & System-Management (BA/MA)*<br />

✦ MultiMediaTechnology (BA/MA)<br />

✦ Applied Image and Signal Processing (MA)<br />

✦ Human-Computer Interaction (MA)<br />

✦ Holztechnologie & Holzbau/Holzwirtschaft (BA/MA)<br />

✦ Smart Building und Smart Buildings in Smart Cities (BA/MA)*<br />

BA: Bachelor/MA: Master/*auch berufsbegleitend möglich<br />

www.fh-salzburg.ac.at<br />

31


WERBUNG<br />

MicroLearnings: Schlüssel<br />

zur lernenden Organisation<br />

Lern-App-Spezialist KnowledgeFox steht für nachweislich<br />

wirksame, nachhaltige Wissensvermittlung und motiviert<br />

Anwender:innen mit interaktiven Lernerlebnissen.<br />

Mit der KnowledgeFox-App<br />

am Smartphone lässt sich<br />

das Lernen einfach in den<br />

Alltag integrieren. Die Vorteile:<br />

kleine Einheiten, individuell<br />

angepasste Wiederholungen<br />

und ein unterhaltsames,<br />

interaktives Lernerlebnis.<br />

„MicroLearning“, die gezielte, digitale Wissensvermittlung auf<br />

Basis fundierter neurowissenschaftlicher Erkenntnisse, ist das<br />

Spezialgebiet der KnowledgeFox GmbH. Die Trainings-App stellt<br />

die Motivation der Nutzer:innen in den Mittelpunkt und überzeugt<br />

durch das Zusammenspiel perfekt aufeinander abgestimmter<br />

Bausteine – insbesondere die Aufteilung in kleine Einheiten und<br />

individuell angepasste Wiederholungen – mit einem unterhaltsamen,<br />

interaktiven Lernerlebnis. Das Resultat: Begeisterte<br />

Mitarbeiter:innen, die Weiterbildung gern in ihren (Arbeits-)Alltag<br />

integrieren. KnowlegeFox-CEO Gregor Cholewa erklärt, wie<br />

Betriebe den wachsenden Schulungsbedarf auf digitalem Wege<br />

abdecken und warum erfolgreiches Lernen „Tun“ voraussetzt.<br />

Sie beschäftigen sich seit mehr als 20 Jahren intensiv mit<br />

digitalem Lernen. Was begeistert Sie daran?<br />

KnowledgeFox entstand als Spin-off aus einem Forschungsinstitut.<br />

Schon bevor das erste iPhone 2007 auf den Markt kam, galt<br />

unser Fokus der wissenschaftlichen Untersuchung von mobilem<br />

Lernen und seinen Potenzialen. Aus unseren Studienergebnissen<br />

entwickelten wir die auf wesentlichen Aspekten der Lernpsychologie<br />

und Gehirnforschung basierende Methodik des Microlearnings<br />

und waren 2004 die Ersten weltweit, die zu diesem Thema<br />

publizierten.<br />

Seit rund 15 Jahren setzen wir diese Erkenntnisse in den<br />

zukunftsweisenden Produkten von KnowlegeFox in der Praxis<br />

um. Damals wie heute ist es unsere Mission, den Wissenserwerb<br />

in Organisationen – unabhängig vom Fachbereich oder der<br />

Branche – einfach und wirksam zu gestalten. Unsere langjährige,<br />

umfassende Erfahrung sowie unsere kontinuierlichen Forschungen<br />

erweisen sich hierbei als überaus hilfreich. Mehr als 300.000<br />

Anwender:innen auf vier Kontinenten und 23 Ländern bestätigen<br />

den Erfolg.<br />

Fotocredits: Eva-Katalin:E+:via Getty Images / KnowledgeFox<br />

32


WERBUNG<br />

Welche Veränderungen konnten Sie bei der Wissensvermittlung<br />

in den vergangenen Jahren feststellen und welche Rolle spielt<br />

MicroLearning dabei?<br />

Die Art und Weise, Know-how aufzubauen und weiterzugeben,<br />

befindet sich im Wandel. Die Ursachen liegen einerseits im<br />

rasanten Fortschritt und den sich ständig ändernden Rahmenbedingungen<br />

in allen Wirtschaftszweigen, die lebenslanges Lernen<br />

erfordern. Andererseits ergibt sich durch Pensionierungswellen<br />

und verstärkte Mitarbeiterfluktuation eine Dynamik des Arbeitsmarktes<br />

mit laufendem Schulungsbedarf. Spätestens seit dem<br />

Eintritt der „Digital Natives“ ins Berufsleben sind wir endgültig<br />

in der „digitalen Lernwelt“ angekommen. Die junge Generation<br />

sieht den Gebrauch von Smartphone & Co. als Selbstverständlichkeit<br />

– und dem müssen Betriebe entsprechen. Mit unserer<br />

KnowledgeFox-App im Branding der jeweiligen Firma steht dafür<br />

ein adäquates Tool zur Verfügung. Die Besonderheit von MicroLearning<br />

ist das didaktische Zusammenspiel unterschiedlicher, exakt<br />

aufeinander abgestimmter Bausteine. Dazu gehören kleine Einheiten<br />

mit Fragen, welche auf die folgende Auflösung und Erklärung<br />

neugierig machen. Der erprobte smarte Lernalgorithmus passt<br />

Wiederholungen dem individuellen Wissensstand und Lerntempo<br />

der User an. Interaktive Elemente und die flexible Nutzung selbst<br />

auf mobilen Endgeräten runden das wissenschaftlich fundierte<br />

Gesamtkonzept ab.<br />

Stichwort „Digital Natives“: Wie holen Sie weniger digitalaffine<br />

Mitarbeitende ab? Und wie trägt MicroLearning zu einer effektiven<br />

Ausbildung der gesamten Belegschaft bei?<br />

Durch die einfache, intuitive Handhabung der App gelingt es<br />

sofort, auch „Digital Immigrants“ einzubeziehen und zu begeistern.<br />

Das ist entscheidend, denn internes Wissen wächst und verändert<br />

sich mit rasender Geschwindigkeit – das Personal benötigt daher<br />

einen niederschwelligen Zugang zu relevanten und aktuellen Lerninhalten.<br />

MicroLearning unterstützt bei der raschen Kommunikation, Vermittlung<br />

und Verinnerlichung der neuen Informationen. So lassen<br />

sich beispielsweise Pre- bzw. Onboarding, die Ausbildung von<br />

Fach- und Führungskräften oder Schulungen des Vertriebs sowie<br />

externer Partner erfolgreich digitalisieren. Darüber hinaus fördert<br />

es das für die nachhaltige Festigung von Know-how nötige Engagement,<br />

denn: „Um etwas zu lernen, muss man auch etwas tun.“<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.knowledgefox.net<br />

Gregor Cholewa<br />

erforschte als<br />

einer der Ersten<br />

die Methodik des<br />

MicroLearnings<br />

und gründete 2012<br />

die KnowledgeFox<br />

GmbH.<br />

Etwas fürs Lernen zu tun, ist ein interessanter Ansatz. Was<br />

genau verstehen Sie darunter, und wie motiviert ein Betrieb<br />

seine Mitarbeitenden, die Bildungsangebote zu nutzen?<br />

Eine moderne Lernkultur erfordert die Selbstorganisation der<br />

Beschäftigten, die für ihre Fortbildung weitgehend eigenverantwortlich<br />

sind. Sie verwenden Smartphone, Tablet oder das<br />

Web, um die kurzen Einheiten ortsungebunden zu absolvieren,<br />

zu wiederholen, bei Bedarf zu unterbrechen und später fortzusetzen<br />

– und bestimmen damit ihr Tempo selbst. Zudem sorgen<br />

smarte Features, etwa Erinnerungen oder die Quiz-Funktion<br />

„KnowledgeMatch“, mit der sich Teammitglieder gegenseitig<br />

zum „Foxen“ herausfordern, für die regelmäßige Nutzung und<br />

zufriedene Anwender:innen. Die integrierten Analyse-Tools bieten<br />

einen Überblick über das vorhandene Kursangebot, machen den<br />

Wissenszuwachs messbar und tragen so ebenfalls zur Motivation<br />

bei. Unsere Methodik gilt als „Enabler“, da sie den Mitarbeitendedie<br />

notwendige Flexibilität bei der Erweiterung ihres Know-hows<br />

nachweislich gewährt und sie zum „Tun“ motiviert. Das betrifft<br />

nicht nur das Konsumieren der Inhalte, sondern auch deren<br />

Erstellung.<br />

Wie entstehen die Lerninhalte bei KnowledgeFox, und wie<br />

lange dauert dieser Prozess?<br />

Wie schon erwähnt, lautet die oberste Prämisse bei KnowledgeFox<br />

„Einfachheit“: Von der Integration in die existierende<br />

IT-Landschaft über die Content-Erstellung bis hin zur End User<br />

Experience. Mit unserer webbasierten „Rapid Authoring“-Oberfläche,<br />

einem intuitiv bedienbaren Redaktionssystem, ermöglichen<br />

wir eine schnelle und komfortable Generierung der MicroLearning-Kurse.<br />

Mitarbeiter:innen aus allen Unternehmensbereichen<br />

erlangen bei unseren Content-Partys in wenigen Minuten die<br />

Kompetenz, in der klaren, didaktisch wirksamen Struktur Wissensbausteine<br />

selbst zu erzeugen. Für häufig gefragte Themen<br />

wie Datenschutz, Cybersicherheit oder effektives Delegieren<br />

stehen außerdem Kurs-Templates bereit, die sich out of the box<br />

verwenden oder rasch adaptieren lassen, was zu noch mehr<br />

Unabhängigkeit bei der Content-Erstellung führt. So kann das<br />

„Foxen“ in nur wenigen Tagen beginnen.<br />

33


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Österreichische Nationalbibliothek/Hloch<br />

34


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Die Bibliothek<br />

als virtueller Raum<br />

in der digitalen Welt<br />

Die Österreichische Nationalbibliothek ist längst<br />

keine klassische Bibliothek mehr. Ein Blick hinter<br />

die Kulissen des digitalen Vorzeigeprojekts.<br />

von Theresa Sophie Breitsching<br />

Die Österreichische Nationalbibliothek<br />

zählt mit ihren wertvollen Beständen<br />

nicht nur zu einer Hüterin der Vergangenheit,<br />

inmitten des digitalen Wandels<br />

ist sie vor allem zu einem Leuchtturmprojekt<br />

für Österreichs Digitalisierung<br />

avanciert und beweist, dass die gestartete<br />

Transformation zum digitalen Wissenszentrum<br />

längst keine Zukunftsmusik<br />

mehr ist. Fast zwei Millionen Ausgaben<br />

historischer Zeitungen, über<br />

eine halbe Million historischer Bücher<br />

und insgesamt weit über eine Viertelmilliarde<br />

Seiten Text wurden in den<br />

letzten Jahren digitalisiert und die analogen<br />

Bestände der Nationalbibliothek<br />

ins digitale Zeitalter übertragen. Jährlich<br />

werden rund drei Millionen Seiten<br />

der Bestände digitalisiert.<br />

Mit der digitalen Bibliothek können<br />

Nutzer auf wertvolle Papyri oder historische<br />

Buchseiten per Klick zugreifen<br />

und zeiteffizient arbeiten. Und während<br />

pro Jahr Hunderttausend Besucher<br />

in den historischen Gemäuern vor<br />

Ort gezählt werden, lädt inzwischen<br />

auch der digitale Raum zum Verweilen<br />

ein. Denn das Haus hat mit Online-<br />

Ausstellungen und digitalen Nachbauten<br />

der Räumlichkeiten die Bibliothek<br />

virtuell erlebbar gemacht.<br />

Die erst im Herbst präsentierte<br />

Vision für 2035 lässt schnell den digitalen<br />

Fokus erkennen. Das Leitmotiv<br />

„Wir öffnen Räume“ versteht dabei das<br />

Öffnen der Räume der Österreichischen<br />

Nationalbibliothek im klassischen<br />

und virtuellen Sinn, die Grenze<br />

zwischen analog und digital wird<br />

immer mehr verschwimmen. Der analoge<br />

Bereich soll trotzdem nicht in den<br />

Hintergrund rücken: „Die analoge Bibliothek<br />

und die digitale Bibliothek<br />

ergänzen einander. Das ergibt sich<br />

allein durch die enge Zusammenarbeit,<br />

wie zum Beispiel beim Digitalisieren<br />

der Bücher – auch wenn die digitale<br />

Bibliothek eine eigene Einheit ist. Es<br />

gibt keinen Schwerpunkt in eine Richtung.<br />

Das eine ohne das andere, das<br />

funktioniert heutzutage nicht. Man<br />

braucht beides“, erklärt Michaela Mayr,<br />

Leiterin der digitalen Bibliothek. Rund<br />

35 Mitarbeiter arbeiten hier an unterschiedlichen<br />

Projekten. Zusätzlich zum<br />

Digitalteam hat die Nationalbibliothek<br />

auch eine eigene IT Abteilung, zu der<br />

es viele Schnittstellen gibt.<br />

Schutzdigitalisierung. Die Digitalisierung<br />

umfasst mehrere Bereiche. Zum<br />

einen den historischen Buchbestand,<br />

35


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

der nicht nur Druckwerke umfasst,<br />

sondern auch schutzbedürftige, historische<br />

Handschriften oder auch Papyri.<br />

Bei diesen Werken gibt es keine bereits<br />

existierenden PDFs oder digitalen Versionen.<br />

Bei der Schutzdigitalisierung<br />

geht es um die Bestandssicherheit. Die<br />

gefährdeten Objekte werden unter<br />

hohen Vorsichtsmaßnahmen digitalisiert<br />

– daran arbeitet ein eigenes Team<br />

in Räumlichkeiten mit speziellen Scannern<br />

in enger Abstimmung mit den<br />

zuständigen Sammlungen.<br />

Es finden aber auch Massendigitalisierungen<br />

statt, die an Dienstleister<br />

ausgelagert werden. Hierunter fallen<br />

etwa Zeitungen und Zeitschriften für<br />

„anno“, das hauseigene Zeitschriften-<br />

Portal. Außerdem digitalisiert die<br />

Nationalbibliothek auch Kundenaufträge<br />

- „Digitalisierung on demand“ -<br />

wenn bestimmte Digisate aus der hauseigenen<br />

Sammlung etwa zu Forschungszwecken<br />

benötigt werden, die<br />

noch nicht digitalisiert sind oder aus<br />

Urheberrechtsgründen noch nicht<br />

online sind; dabei tritt die Österreichische<br />

Nationalbibliothek allerdings<br />

nicht als klassischer Dienstleister auf.<br />

Gesetzliche Hürden. Die aktuellen<br />

gesetzlichen Bestimmungen legen der<br />

Digitalisierungsoffensive der Nationalbibliothek<br />

einige Hürden in den Weg.<br />

Gesetzlich ist man etwa nicht in der<br />

Lage, ein Druck-PDF zu bekommen. In<br />

Österreich gibt es eine Pflichtablieferung,<br />

das heißt, dass alles, was publiziert<br />

wird, abgeliefert werden muss.<br />

„Vieles erscheint von Haus aus nur<br />

noch digital. Es ist aber momentan so,<br />

dass, wenn es beide Varianten gibt –<br />

gedruckt und digital – die gedruckte<br />

Version Vorrang hat und dann dürfen<br />

wir die digitale Ausgabe nicht sammeln<br />

bzw. muss diese auch nicht abgeliefert<br />

werden“, so Mayr. Druck-PDFs können<br />

daher nicht bezogen werden und die<br />

analoge Ausgabe müsste dann erst eingescannt<br />

werden, um in die digitale<br />

Bibliothek zu kommen.<br />

Es habe auch immer wieder Gesetzesnovellen<br />

gegeben, in denen digitale<br />

Medien aber erst langsam und nicht<br />

vollständig einbezogen wurden. Die<br />

Österreichische Nationalbibliothek kann<br />

etwa sogenannte „born digital“-Dokumente<br />

aus dem Web sammeln, PDF-<br />

Michaela Mayr, Leiterin der digitalen<br />

Bibliothek.<br />

Ein digital verwahrtes<br />

Buch kann – im<br />

Gegensatz zum<br />

analogen Buch –<br />

nicht einfach abgespeichert<br />

und zehn<br />

Jahre verwahrt werden<br />

– hier wird ein<br />

langwieriger,<br />

ressourcenintensiver<br />

Prozess<br />

ausgelöst.<br />

MICHAELA<br />

MAYR<br />

Leiterin der digitalen Bibliothek der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek<br />

Dokumente, die auf Websites zum<br />

Download angeboten werden – wie beispielsweise<br />

Rechnungshof-Dokumente,<br />

die dann archiviert werden. Auch<br />

Österreichische Webseiten dürfen seit<br />

2009 archiviert werden. „Wir crawlen<br />

die gesamte .at-Domain. Was aber<br />

E-Books oder Podcasts betrifft, gibt es<br />

leider eine Lücke im Gesetz.“ Publikationen<br />

auf inzwischen sehr populären<br />

E-Book-Plattformen dürfen von der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek<br />

nicht gesammelt werden. „Hier werden<br />

sich große Sammlungslücken auftun,<br />

da in dieser Form viel publiziert wird.“<br />

Eine Gesetzesnovelle ist zwar bereits<br />

seit Jahren in Diskussion, aber bisher<br />

nicht umgesetzt worden. Sollte sie<br />

irgendwann doch kommen, ist man<br />

darauf vorbereitet. „Wir setzen hier auf<br />

bestehenden Workflows auf. Die Webarchivierung<br />

und Sammlung von<br />

Online-Publikationen war für uns<br />

damals neu, auch für unsere Abläufe,<br />

da brauchte es Zeit, um ein solches<br />

Projekt umzusetzen. Darauf können<br />

wir nun aufbauen, Synergien nutzen<br />

und ebenfalls existierende Workflows.“<br />

Natürlich werde es in der Dokumentation<br />

immer auch Lücken geben –<br />

etwa, wenn man an den Social-Media-<br />

Bereich denkt, wofür man unendliche<br />

Kapazitäten benötigen würde und eine<br />

lückenlose Aufzeichnung nicht umsetzbar<br />

sei.<br />

Im Visionspapier ist die Archivierung<br />

von digitalen Kommunikationsformen<br />

wie öffentlicher Social-Media-<br />

Kanäle mit Schwerpunkt Politik, Kultur<br />

und Wissenschaft ebenfalls festgehalten.<br />

Es soll sichergestellt werden, dass<br />

auch wesentliche Inhalte auf schnelllebigen<br />

Plattformen gespeichert werden,<br />

um späteren Generationen zur<br />

Verfügung zu stehen und gesellschaftspolitisch<br />

wertvolle Diskussionen der<br />

diversen Kanäle im Internet abbilden<br />

zu können. „Es gibt bestimmte Bereiche,<br />

da ist das absolute Ziel, wenige<br />

Lücken zu haben. Aber bei der Webarchivierung<br />

ist das kein realistisches<br />

Ziel und es geht eher darum, die<br />

wesentlichen Dinge zu dokumentieren.“<br />

Während der analoge Bereich der<br />

Sammlung der Nationalbibliothek zum<br />

Teil in speziellen Tiefspeichern verwahrt<br />

ist, muss man in der digitalen<br />

Foto: ÖNB; ÖNB_Klaus Pichler<br />

36


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Ein Blick ins<br />

Archiv der Österreichischen<br />

Nationalbibliothek.<br />

Bibliothek immer auch die ressourcenintensive<br />

Betreuung mitdenken. Ein<br />

abgelegtes, sicher verwahrtes Buch<br />

muss nicht ständig betreut werden –<br />

die digitale Ausgabe hingegen löst<br />

einen Prozess aus. Man braucht Hardund<br />

Software, man braucht Server- und<br />

Speicherkapazitäten und Personal.<br />

Problem Langzeitspeicherung. Ein großes<br />

Thema für die Österreichische<br />

Nationalbibliothek ist die digitale<br />

Langzeitarchivierung. Das Projekt, ein<br />

digitales Langzeitarchiv, das momentan<br />

in Entwicklung ist, soll das sogenannte<br />

Preservation Planning, die Risikoanalyse<br />

und das Monitoring erleichtern.<br />

„Wie muss ich mit diesen Daten umgehen,<br />

damit diese langfristig erhalten<br />

bleiben? Unser Ziel ist es, die gesammelten<br />

Daten so lang wie möglich – im<br />

besten Falle ewig – zugänglich zu halten“<br />

– parallel zu den analogen Sammlungen.<br />

Hier setzt man auf eine Fremdsoftware,<br />

die auf die Erfordernisse der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek<br />

maßgeschneidert wurde. Die Zugänge<br />

zu den digitalen Portalen etwa wurden<br />

selbst entwickelt. Auch für Open-<br />

Source-Software, die frei zugänglich ist<br />

und auf welcher die maßgeschneiderte<br />

Software aufgebaut werden kann, ist<br />

man grundsätzlich offen – je nachdem,<br />

was für das konkrete Projekt sinnvoll<br />

erscheint.<br />

Nicht zuletzt ist auch das Thema<br />

Cyber Security nicht wegzudenken.<br />

„Wir haben in der Österreichischen<br />

Nationalbibliothek ein erhöhtes Sicherheitsbewusstsein<br />

durch unsere wertvollen<br />

Bestände. Daher ist man daran<br />

gewöhnt, dass es auch im digitalen<br />

Bereich immer mehr wird. IT-Security<br />

kann niemand mehr ausklammern, das<br />

ist nichts Bibliotheksspezifisches“, so<br />

Mayr.<br />

Schnittstelle zur Forschung. Auch<br />

zukünftig wird das Arbeiten mit Daten<br />

einen noch größeren Stellenwert eingeräumt<br />

bekommen. Hier soll sich die<br />

Österreichische Nationalbibliothek vor<br />

allem als Schnittstelle zur Forschung<br />

positionieren. Ein Teil der Daten wird<br />

bereits im Rahmen der eigenen Open<br />

Data Initiative zur Verfügung gestellt<br />

und soll weiter ausgebaut werden.<br />

Vor einigen Jahren wurden die ÖNB<br />

Labs gegründet, die der Forschung<br />

oder kreativen Köpfen Daten oder<br />

Werkzeuge zur Verfügung stellen sollen.<br />

Dort kann man die digitalen<br />

Bestände und Metadaten zum Forschen<br />

und Experimentieren verwenden. Ausgewählte<br />

Datensets werden dafür für<br />

die Labs eigens aufbereitet. Damit soll<br />

gesammeltes, digital aufbereitetes Kulturgut<br />

vermehrt genutzt werden.<br />

Auf der Website der ÖNB Labs findet<br />

man sehr schnell zu den bereitgestellten<br />

Datensets, wie zum Beispiel zu<br />

„Webarchiv Österreich“. Seit 1. März<br />

2009 wird der „österreichische Webspace“<br />

archiviert. Enthalten ist die<br />

gesamte .at-Domain, inklusive .ac.at<br />

und .gv.at, sowie die Domains .wien<br />

und .tirol. Des Weiteren fließen auch<br />

einige Webseiten ein, die für Österreich<br />

thematisch relevant sind. Das<br />

angebotene Datenset beinhaltet etwa<br />

Metadaten der zwei Millionen gecrawlten<br />

Webseiten. Per Link kommt man zu<br />

Beispielen der Verwendung der Metadaten,<br />

auf denen man wiederum aufbauen<br />

und weitere, eigene Anwendungen<br />

programmieren kann. Der Aspekt<br />

der Kollaboration steht hier im Fokus,<br />

da Nutzer ihre entwickelten Programme<br />

durchaus wieder teilen sollen,<br />

damit wiederum andere mit den Beispielen<br />

weiterarbeiten können.<br />

Das Datenset zu „Historische<br />

Ansichtskarten“ von 1893 bis 1925 bietet<br />

Daten zu 34.800 gescannten Vorderseiten,<br />

die per Public Domain frei zur<br />

Verwendung stehen und die man per<br />

Klick downloaden kann. In Zukunft sollen<br />

– soweit es rechtlich möglich ist –<br />

weitere Datenschnittstellen zur Verfü-<br />

37


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

In den ehrwürdigen<br />

Mauern<br />

lagern Bücher<br />

und Schriften,<br />

die nun auch digital<br />

zugänglich<br />

sind.<br />

gung gestellt werden und eine ganz<br />

neue Art der Nutzung der Bestände der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek<br />

ermöglicht werden.<br />

Oft weiß man bei Open Data nicht,<br />

wer die Daten herunterlädt oder welches<br />

Projekt damit gespeist wird. Aber:<br />

„Was mit den Daten genau passiert, ist<br />

für uns nicht wesentlich. Wir wollen<br />

hier einfach unterstützen, die Daten,<br />

die wir haben zur Verfügung stellen.<br />

Hier sehen wir uns als Service-Einrichtung.“<br />

Mit Start-ups arbeite man derzeit<br />

weniger zusammen - „obwohl wir<br />

uns freuen würden“ – vor allem bei der<br />

klassischen Forschung, wie Universitäten,<br />

Akademie der Wissenschaften<br />

oder Forschungsprojekte aus dem Ausland,<br />

stoßen die ÖNB Labs auf großes<br />

Interesse. Die Österreichische Nationalbibliothek<br />

betreibt auch selbst Forschung<br />

und nutzt ihre Datensätze für<br />

Projekte, etwa um neue Tools anzubieten.<br />

Auch ein neues Schulungszentrum<br />

wird momentan gebaut, wo Informationskompetenz<br />

vermittelt werden<br />

soll. Hier soll künftig etwa erlernt werden,<br />

was verlässliche Quellen sind, was<br />

im digitalen Zeitalter durchaus nicht<br />

immer einfach ist, aber immer wichtiger<br />

wird. Die offizielle Eröffnung wird<br />

im Herbst dieses Jahres stattfinden.<br />

200<br />

Millionen Seiten<br />

wurden im Rahmen<br />

einer Public Private<br />

Partnership mit<br />

Google digitalisiert.<br />

Der Bestand ist sogar<br />

im Volltext<br />

durchsuchbar.<br />

Kooperation mit Google. Die Österreichische<br />

Nationalbibliothek ist neuen<br />

Kooperationen gegenüber sehr aufgeschlossen.<br />

So oder so ähnlich kam es<br />

auch zur Partnerschaft mit Google vor<br />

über zehn Jahren. Über 600.000 urheberrechtsfreie<br />

Werke sind bisher digitalisiert<br />

worden und wurden damit<br />

einem weltweiten Publikum zugänglich<br />

gemacht.<br />

Die Public Private Partnership mit<br />

Google im Rahmen von Austrian<br />

Books Online sei das größte Digitalisierungsprojekt<br />

im Bereich der Massendigitalisierung<br />

der Österreichischen<br />

Nationalbibliothek. „Hier wurde<br />

in den letzten Jahren der gesamte<br />

urheberrechtsfreie Buchbestand digitalisiert<br />

und hat für uns eine wichtige<br />

Schutzfunktion erfüllt“, so Mayr. Die<br />

zu digitalisierenden Werke seien dabei<br />

nach Deutschland gebracht worden,<br />

um gescannt zu werden. „Alle Bücher<br />

sind durch die Hände von Restauratoren<br />

gegangen, bevor sie ans externe<br />

Scanzentrum geschickt wurden, wie<br />

auch noch einmal beim Zurückkommen.<br />

Die lückenlose Kontrolle lief engmaschig<br />

mit den Restaurierungsmaßnahmen<br />

und einer Überprüfung des<br />

Zustands der Bücher.“ Dabei stieß man<br />

auch auf kuriose Zeitzeugen, Fundstücke<br />

wie Briefe, Zeichnungen, Fotografien<br />

oder Visitenkarten von Adligen<br />

und sogar Entlehnscheine anderer Bibliotheken.<br />

Unter den gescannten Werken<br />

befindet sich auch der Prunksaal-<br />

Bestand und die berühmte, aus circa<br />

15.000 Druckschriften bestehende Privatbibliothek<br />

von Prinz Eugen von<br />

Savoyen, seit 2014 Teil vom Unesco-<br />

Verzeichnis „Memory of Austria“.<br />

Foto: ÖNB_Klaus Pichler<br />

38


WERBUNG<br />

Intuitive Bedienoberflächen für eine<br />

mühelose Mensch-Maschine-Interaktion<br />

Lenzes neue webbasierte Lösung<br />

für Maschinenvisualisierung vereint<br />

Anforderungen von Anwendern und OEMs.<br />

Foto: beigestellt<br />

Die Funktionsvielfalt einer Maschine ist heute wichtig für<br />

den Vertriebserfolg. Doch gewichtiger ist die Frage, ob der<br />

Anwender die zunehmende Komplexität beherrschen kann.<br />

So ist eine bedienerfreundliche Visualisierung entscheidend<br />

für die Kundenzufriedenheit – doch um sie zu erstellen,<br />

braucht der Maschinenbauer das richtige Werkzeug.<br />

Die Anforderungen an eine moderne Bedienoberfläche<br />

haben sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt.<br />

Experten sprechen von „Consumerization“ und meinen<br />

damit, dass Anwender im geschäftlichen Kontext zunehmend<br />

eine ähnliche Funktionalität voraussetzen wie im privaten<br />

Bereich. Maßgeblich sind hier die täglichen Erfahrungen<br />

bei der Nutzung von Smartphones oder Tablets. So erwarten<br />

Nutzer heute mobilen Zugriff auf die Anwendungen, eine<br />

intuitive Nutzerführung und Features wie Gestensteuerung,<br />

Multi-Touch-Funktionalität und Mehrsprachigkeit.<br />

Benutzerfreundliche Visualisierung. Für diese Klientel bietet<br />

Lenze eine Lösung, die einfach anzuwenden ist und die<br />

Basis dafür liefert, den Ansprüchen der Anwender in puncto<br />

benutzerfreundlicher Visualisierung gerecht zu werden. Die<br />

Lösung umfasst den EASY UI Designer, eine Anwendung für<br />

Windows-Rechner, die vorgefertigte Bedienelemente sowie<br />

Vorlagen für komplette Seiten enthält. Und dabei völlig frei<br />

bei Größe, Auflösung und Ausrichtung des Displays ist. Die<br />

Web-Visualisierung kann im Responsive-Design projektiert<br />

werden, das sich dem verfügbaren Bildschirm anpasst – und<br />

zudem den flexiblen Einsatz mobiler Endgeräte ermöglicht.<br />

OEM-freundliche Umsetzung. Der EASY UI Designer bringt<br />

bereits eine Reihe von Vorlagen mit, beispielsweise für<br />

die Benutzerverwaltung, das Alarmsystem oder auch die<br />

Rezeptverwaltung. Für die Entwicklung setzt Lenze auf<br />

fachkundige Unterstützung einer Spezialistin für UX-Design.<br />

Julia Jürgens, promovierte Usability-Expertin, achtet auf<br />

zeitgemäße, einfach nutzbare Elemente und Seitenvorlagen.<br />

Zugleich sind die Vorlagen so konzipiert, dass der OEM sie<br />

schnell an seine Corporate Identity und Bedürfnisse anpassen<br />

kann. Mit eigenem Logo, der zugehörigen Farbgebung<br />

sowie spezifischen Elementen in der Kopf- und Fußleiste der<br />

Oberfläche lässt sich die Maschinenvisualisierung individualisieren.<br />

Lenze bietet inzwischen eine ganze Palette an Werkzeugen,<br />

die das digitale Engineering unterstützen. Darunter<br />

den EASY System Designer (ESD), um die grundlegende<br />

„Consumerization“. Eine bedienerfreundliche Visualisierung<br />

ist heute entscheidend für die Kundenzufriedenheit.<br />

Maschinen-Topologie zu erstellen, den PLC Designer zur<br />

automatisierten Erstellung der Steuerungssoftware oder den<br />

EASY Product Finder (EPF), der die Auswahl der Komponenten<br />

vereinfacht und den Warenkorb befüllt. Langfristige<br />

Strategie des Automatisierungsherstellers Lenze ist es, diese<br />

Anwendungen zu einer Tool-Chain zu vereinen, sodass der<br />

Engineering-Prozess einer Maschine noch effizienter wird.<br />

Auf Basis der Asset Administration Shell (AAS, auch Verwaltungsschale<br />

oder digitaler Zwilling genannt) können so in<br />

Zukunft aus dem ESD heraus die nötigen Informationen für<br />

das zugehörige Visualisierungsprojekt automatisiert in den<br />

EASY UI Designer übernommen werden.<br />

Gesicht zum Kunden. Die Bedienoberfläche ist das Gesicht<br />

der Maschine gegenüber dem Kunden. Eine zeitgemäße und<br />

intuitive Visualisierung mit hoher User Experience sichert die<br />

reibungslose Mensch-Maschine-Interaktion. Sie unterstützt<br />

den Anwender dabei, die Funktionsvielfalt zu beherrschen<br />

und im Fehlerfall schnell Abhilfe schaffen zu können. Mit<br />

dem Umstieg auf Web-Technologien werden OEMs diesen<br />

Anforderungen gerecht.<br />

Doch Maschinenbauer sollten sich nicht allein damit zufriedengeben.<br />

Denn eine professionelle UX-Gestaltung und<br />

die fortschreitende Integration ins digitale Engineering, die<br />

eine höhere Effizienz in der Entwicklung ermöglicht, bieten<br />

den entscheidenden Mehrwert. Lenze unterstützt bei der<br />

Realisierung benutzerzentrierter Visualisierungslösungen.<br />

Kernelemente sind webbasierte Client-Server-Architekturen,<br />

Parametrierbarkeit der dargestellten Oberflächen und eine<br />

Bibliothek von vorbereiteten Visualisierungselementen, die<br />

nach Usability-Prinzipien gestaltet sind.<br />

39


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Beide Seiten haben von der Zusammenarbeit<br />

profitiert. Google durch den<br />

Zugang zum einzigartigen Bestand der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek<br />

und diese wiederum hätte das enorme<br />

Vorhaben aus komplett eigenen Mitteln<br />

so nicht finanzieren können, wovon<br />

wieder die Nutzer profitieren.<br />

Rechte an den Büchern hat Google<br />

dabei keine erworben, digitalisiert<br />

wurde ausschließlich der bereits urheberrechtsfreie<br />

Buchbestand der Bibliothek<br />

vom Beginn des 16. bis zur zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts. In<br />

Österreich erlischt das Urheberrecht<br />

literarischer Werke 70 Jahre nach dem<br />

Tod des Verfassers. Nur wenige Werke<br />

mit besonderem Wert oder die aufgrund<br />

von Beschaffenheit oder Größe<br />

nicht transportgeeignet waren, waren<br />

vom Projekt ausgeschlossen.<br />

In den Lesesälen der ÖNB<br />

finden Studierende Ruhe.<br />

Millionen. Ganze 200 Millionen Seiten<br />

wurden digitalisiert und zusätzlich ist<br />

der Bestand per OCR – Optical Character<br />

Recognition, optische Zeichenerkennung<br />

– nun im Volltext durchsuchbar.<br />

Damit ist es dem Leser nicht<br />

nur möglich, in Sekundenschnelle an<br />

Information zu kommen, sich Bücher<br />

im Viewer anzeigen zu lassen, sondern<br />

auch ganze Buchseiten als PDF herunterzuladen.<br />

Die Digitalisate sind<br />

dabei kostenfrei zugänglich für jeden,<br />

der Interesse an einem urheberrechtsfreien<br />

Buch aus der Sammlung der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek<br />

hat – und dies entweder direkt in der<br />

digitalen Bibliothek oder bei Google<br />

Books.<br />

Wer etwa zuvor ein Buch der<br />

200.000 Bücher aus dem Prunksaal<br />

ausheben wollte, musste dieses erst<br />

einmal vorbestellen und dann nach der<br />

Information im Buch suchen müssen –<br />

das fällt dank der Partnerschaft mit<br />

Google komplett weg.<br />

Durch die Zusammenarbeit der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek<br />

mit dem Google Cultural Institute kann<br />

man den Prunksaal überdies jederzeit<br />

per virtuellem Spaziergang online<br />

besichtigen. Ebenso wie man, wo auch<br />

immer man sich auf der Welt befindet,<br />

in der Volltextsuche den Gesamtbestand<br />

online durchsuchen kann.<br />

„Das eröffnet so viele neue Möglichkeiten,<br />

gerade im Feld der Forschung,<br />

für die wir unsere Datenbestände gern<br />

hergeben. Es geht auch zukünftig weg<br />

von der Recherche in Einzelbüchern,<br />

über Datenanalyse, teilweise per<br />

Machine-Learning-Technologie, sollen<br />

komplette Bestände untersucht werden.<br />

Hier hat das Projekt mit Google<br />

eine sehr wichtige Basis für uns<br />

geschaffen. Und wir können darauf aufbauen<br />

und mit den Daten weiterarbeiten.<br />

Das wäre sonst nicht möglich<br />

gewesen.“<br />

Auch an der Österreichischen Nationalbibliothek<br />

als Schatzmeister des<br />

Kulturguts von Österreich und damit<br />

auch Spiegel der Gesellschaft, ist die<br />

voranschreitende Digitalisierung der<br />

letzten Jahre nicht spurlos vorübergezogen.<br />

Auf der einen Seite dadurch<br />

bedingt, dass es Generationen gibt, die<br />

rein digital aufgewachsen sind, andererseits<br />

durch das Hereinbrechen der<br />

Pandemie, haben sich die Arbeitsweisen<br />

auch innerhalb der Österreichischen<br />

Nationalbibliothek verändert.<br />

Home-Office und Remote Working<br />

haben in jenen Abteilungen, in denen<br />

es möglich ist, Einzug gehalten. In der<br />

IT-Abteilung und im Digitalteam wird<br />

inzwischen teils ortsungebunden<br />

gearbeitet. Hier helfen auch digitale<br />

Tools, wie zum Beispiel Kollaborationstools<br />

von Microsoft. Aber auch im<br />

analogen Bereich versuche man sich<br />

unabhängiger aufzustellen. Neben digitalen<br />

Kontaktmöglichkeiten über Chats<br />

soll verstärkt auf hybride Formate<br />

gesetzt werden. Schulungen müssten<br />

zukünftig nicht zwangsweise vor Ort<br />

stattfinden.<br />

„Oft kommt die Frage, ob wir die<br />

Bibliothek und Lesesäle irgendwann<br />

zusperren. Das wird nicht passieren.<br />

Wir sehen, dass die analogen Räume<br />

sehr gut genutzt werden.“ Und das auch<br />

während der Coronapandemie. Wurden<br />

im Jahr 2019 die analogen Lesesäle noch<br />

von fast 200.000 Besuchern genutzt,<br />

waren es 2021 zwar nur knapp über<br />

80.000. Das Interesse an den Inhalten<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek<br />

hat dabei aber nicht nachgelassen,<br />

sondern sich verstärkt in den digitalen<br />

Bereich verlagert. Das zeigen auch die<br />

Daten zu den digitalen Abfragen in den<br />

Online-Katalogen und Datenbanken:<br />

30,1 Millionen Abfragen in den Online-<br />

Katalogen im letzten Jahr stehen zu 24,7<br />

Millionen Abfragen vor der Pandemie.<br />

„Man kann digital und analog nicht<br />

mehr trennen, es greift inzwischen ineinander.<br />

So wie sich auch die analoge<br />

und die digitale Bibliothek immer mehr<br />

vermischt. Beides ist wichtig“, so Mayr.<br />

Foto: ÖNB_Klaus Pichler<br />

40


WERBUNG<br />

Mit einem Klick<br />

können Nutzer ihre<br />

Projektdaten direkt<br />

in Eplan eView<br />

publizieren und für<br />

definierte Stakeholder<br />

zugänglich<br />

machen.<br />

Eplan eManage: Einfach Projekte in die<br />

Cloud hochladen, teilen und verwalten<br />

Foto: Eplan Software & Service GmbH & Co. KG<br />

Die digitale Transformation im Engineering<br />

schreitet voran. Im Rahmen seiner Cloud-<br />

Services bietet Eplan einen Service für die<br />

projektübergreifende Kollaboration. Mit Eplan<br />

eManage lassen sich Projekte der Eplan<br />

Plattform in die Cloud-Umgebung hochladen<br />

und dort teilen und verwalten.<br />

Innovative Cloud-Services und die Systeme der Eplan Plattform<br />

rücken mit Eplan eManage noch enger zusammen: Die<br />

cloudbasierte Software ermöglicht den einfachen Upload von<br />

Projekten aus der Eplan Plattform und dem Webbrowser in<br />

die sichere Cloud-Umgebung von ePulse.<br />

Projektübergreifende Kollaboration. Mit Eplan eManage lassen<br />

sich Projekte einfach in die Cloud hochladen, verwalten und<br />

teilen. Da das heutige Ökosystem der industriellen Automatisierung<br />

von vielen Medienbrüchen bei der Bearbeitung<br />

und Übergabe von Dokumentationen geprägt ist, liegen<br />

die Vorteile auf der Hand: Die Systeme der Eplan Plattform<br />

in Verbindung mit dem neuen Cloud-Dienst werden<br />

Steuerungs- und Schaltanlagenbauer, OEMs und Systemintegratoren<br />

sowie Betreiber von Maschinen und Anlagen<br />

vernetzen. Sie alle arbeiten in einem zentralen Projekt, das<br />

über eManage im Roundtrip-Engineering mit der Eplan<br />

Plattform synchronisiert werden kann. Klare Zugriffsrechte<br />

per Rollenverteilung sorgen für Datensicherheit und geben<br />

Flexibilität für den Zugriff auf Projekte. Anwender von Eplan<br />

Electric P8 und Eplan Pro Panel profitieren bereits jetzt von<br />

durchgängigen Prozessen: Sie können ihre Projekte bequem<br />

in die Cloud hochladen und zur weiteren Bearbeitung wieder<br />

an die Eplan Plattform übergeben.<br />

Direkte Datenübergabe an Eplan eView. Mit nur einem Klick<br />

können Nutzer ihre Projektdaten auch direkt in Eplan eView<br />

publizieren. Auf diese Weise können ganze Projekte von<br />

definierten Stakeholdern eingesehen und kommentiert<br />

werden. Damit lassen sich auch unternehmensübergreifende<br />

Review-Prozesse digital umsetzen. Und durch die zentrale<br />

übersichtliche Verfügbarkeit in der Cloud unterstützt eManage<br />

Projektbeteiligte auch bei der schnellen Suche nach<br />

bestimmten Inhalten.<br />

Synchronisierte, aktuelle Daten. Mit Eplan eManage wird das<br />

Eplan-Projekt mit allen Prozessbeteiligten synchronisiert.<br />

Änderungen im Projekt sind für alle Beteiligten ersichtlich.<br />

Die Projektdokumentation ist immer aktuell – über den<br />

gesamten Produktlebenszyklus hinweg bis in den Betrieb<br />

und Service-Szenarien.<br />

Mehr Infos unter: https://www.eplan.at/loesungen/<br />

eplan-loesungen/eplan-emanage/<br />

41


42<br />

UNTERNEHMEN IM WANDEL


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Vom Leitz-Ordner<br />

zum Enterprise<br />

Content Management<br />

Wenn Wissen im Unternehmen verloren geht, kostet das viel Geld. Um im<br />

Systemdschungel den Überblick zu behalten, braucht es einen CDO.<br />

von Theresa Sophie Breitsching<br />

GettyImages_mrPliskin<br />

ährend Dokumente heute vorwiegend<br />

digital abgespeichert werden, ist der<br />

klassische Aktenordner trotzdem noch<br />

fixer Bestandteil eines jeden Arbeitsplatzes.<br />

Die Erfindung von Louis Leitz<br />

Ende des 19. Jahrhunderts – daher auch<br />

„Leitz-Ordner“ – ließ die gleichnamige<br />

Firma mehrere Jahrzehnte hindurch<br />

einen Umsatzrekord nach dem anderen<br />

sammeln und vor allem in den 1980er-<br />

Jahren boomen. 1996 wurde der erste<br />

elektronische Leitz-Ordner für digitales<br />

Dokumentenmanagement und elektronische<br />

Archivierung entwickelt,<br />

kurz: ELO. Nur zwei Jahre später, gründete<br />

Karl Heinz Mosbach, IT-Leiter bei<br />

Leitz, die ELO Digital Office GmbH.<br />

Und das, obwohl damals niemand<br />

daran glaubte, dass sich die elektronische<br />

Dokumentenablage durchsetzen<br />

würde. Bis heute spezialisiert sich das<br />

Unternehmen auf Wissensmanagement<br />

und zählt zu den führenden Softwareunternehmen<br />

im Enterprise-Content-<br />

Management, mit über 750 Mitarbeitern,<br />

Firmensitz in Stuttgart und vierundzwanzig<br />

Standorten in Europa,<br />

Nordamerika, Asien oder Australien –<br />

Karl Heinz Mosbach ist auch heute<br />

noch an Board.<br />

„Zu Beginn arbeiteten acht Mitarbeiter<br />

bei ELO Digital Office, die an dieselbe<br />

Sache geglaubt haben. Heute<br />

31,5<br />

Milliarden US-Dollar<br />

pro Jahr verlieren allein<br />

die Top-<br />

500-Unternehmen<br />

weltweit durch unzureichenden<br />

Wissenstransfer.<br />

Studie der International<br />

Data Corporation<br />

700“, so Max Raber, Geschäftsbereichsleiter<br />

von ELO Digital Office AT. Einer<br />

der ältesten Standorte von ELO Digital<br />

Office befindet sich seit fast fünfzehn<br />

Jahren in Österreich, in Linz. Über 300<br />

IT-Entwickler arbeiten an der Software<br />

von ELO Digital Office. „Hauptaugenmerk<br />

ist es, dass die Mitarbeiter das<br />

System auch bedienen möchten und<br />

mit Wissen füllen wollen“ – ein Dokumentenmanagement-System<br />

ist nur so<br />

gut, wie es von den Mitarbeitern auch<br />

angenommen wird, ganz gleich wie viel<br />

gute Technik drin steckt. Beim Enterprise-Content-Management<br />

von ELO<br />

Digital Office dreht sich alles um das<br />

smarte Management von Dokumenten,<br />

Daten und Informationen, der virtuellen<br />

Zusammenarbeit, der Prozessoptimierung,<br />

der Volltextsuche nach Informationen<br />

im Firmennetzwerk und dem<br />

On- und Offboarding von Mitarbeitern,<br />

einer der größten Schwachstellen in<br />

Unternehmen.<br />

Und der Markt ist riesig, verlieren<br />

doch allein die Top-500-Firmen weltweit<br />

bis zu 31,5 Milliarden US-Dollar<br />

pro Jahr durch unzureichenden Wissenstransfer.<br />

Beispiele sind etwa die<br />

Pensionierung oder die Kündigung<br />

eines Mitarbeiters. Hier setzt ELO<br />

Digital Office an: Videos speichern<br />

43


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

wertvolle Informationen oder Erklärungen<br />

als generelles Firmenwissen ab<br />

und können jederzeit abgespielt werden.<br />

On- und Offboarding laufen daher<br />

parallel ab.<br />

Lob und Anerkennung. Langjähriger<br />

Kunde von ELO Digital Office AT sind<br />

etwa die Wiener Linien. Das Verkehrsunternehmen<br />

baut und betreibt das<br />

U-Bahn-Netz sowie Autobus- und Straßenbahnlinien<br />

in Wien. Mit den Business<br />

Solutions von ELO soll Wissen<br />

der Firmenwerkstatt digital aufbereitet<br />

werden. Da geht es etwa um den<br />

Betrieb von diversen Maschinen, deren<br />

Bedienung im hausinternen Onlinesystem<br />

hinterlegt werden soll. Ein neuer<br />

Mitarbeiter kann dann in der Einschulung<br />

auf die Inhalte zugreifen.<br />

Damit die Mitarbeiter angehalten<br />

werden, ihr Wissen zu teilen, setzt Max<br />

Raber auch auf Lob und Anerkennung,<br />

denn „gelebtes Wissensmanagement<br />

soll honoriert werden“. Mitarbeiter<br />

können auch direkt über die ELO Software<br />

gelobt werden – sofern diese<br />

Funktion in der Software eingebaut<br />

wird. Bisher sei diese Option von Firmen<br />

noch nicht ausgeschöpft worden.<br />

„Obwohl im Lob ein unglaubliches<br />

Potenzial steckt.“ Raber empfiehlt<br />

Unternehmen, nicht nur im Offboarding<br />

Inhalte aufzunehmen, sondern<br />

bereits beim Onboarding: „Neue Mitarbeiter<br />

sehen Dinge, die andere<br />

nicht – oder nicht mehr – sehen.“<br />

Während Verwaltungsmitarbeiter<br />

weniger digitale Berührungsängste<br />

haben, seien Werkstattmitarbeiter tendenziell<br />

eher kamerascheu. „Dann<br />

muss man sich die Zeit nehmen, zu<br />

erklären, wieso man es machen soll,<br />

wie es genau funktioniert und was es<br />

am Ende bringt.“ Man findet immer<br />

einen Weg, wenn man den Mitarbeiter<br />

ins Zentrum stellt und ihm zuhört,<br />

meint Raber.<br />

Informationsflut. Ein neunköpfiges<br />

Team in Wien arbeitet seit über einem<br />

Jahr ebenfalls an einer Lösung fürs Onund<br />

Offboarding von Mitarbeitern für<br />

Das Team von HuForce<br />

hat eine intelligente<br />

Suchmaschine entwickelt.<br />

44<br />

Prozent der 2500<br />

größten börsennotierten<br />

Unternehmen<br />

in der D-A-CH-<br />

Region haben einen<br />

CDO-Posten geschaffen,<br />

Tendenz<br />

steigend.<br />

Studie von<br />

Strategy& von PwC<br />

Kunden aus dem IT-Bereich und der<br />

Beratung. „Das Thema Wissenstransfer<br />

ist der größte Pain, den ich beim<br />

Berufseinstieg selbst erlebt habe“, so<br />

Software-Entwickler und Gründer Jan<br />

Schweiger, der mit HuForce – Human<br />

Force, menschliche Kraft – eine intelligente<br />

Suchmaschine entwickelt hat, um<br />

schnellstmöglich an Informationen im<br />

Firmennetzwerk zu kommen. „Ich war<br />

schüchtern und wusste nicht, wo was<br />

abgelegt ist oder wie ich an Infos<br />

komme, wollte aber meine Kollegen<br />

nicht aus dem Arbeitsflow reißen“. Das<br />

Onboarding kostet Firmen viel Zeit<br />

und Geld, da Mitarbeiter die Aufgabe<br />

der Einschulung zusätzlich zum täglichen<br />

Arbeitspensum übernehmen müssen.<br />

HuForce funktioniert wie eine Suchmaschine<br />

über alle verknüpften Unternehmenstools<br />

und Mitarbeiter hinweg<br />

– ob die Information in SharePoint,<br />

Google Drive, Microsoft Teams, Git-<br />

Lab, Slack oder noch im Kopf eines<br />

Kollegen steckt.<br />

„Wenn man neu im Unternehmen<br />

startet und wissen möchte, wie das<br />

Home-Office funktioniert, durchsucht<br />

HuForce das firmeninterne Wissen<br />

und liefert dir – ähnlich wie bei Google<br />

– die relevantesten Resultate“, so<br />

Schweiger. „Angenommen, es gibt die<br />

Information noch nicht, ermitteln wir<br />

Beigestellt<br />

44


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

einen geeigneten Experten aus dem<br />

Unternehmen, der die Frage beantworten<br />

kann. Wissensmanagement darf<br />

Mitarbeitern nicht zusätzlich Zeit kosten.“<br />

Dabei versteht sich HuForce nicht<br />

als Dokumentationstool, vielmehr wird<br />

bereits vorhandenes Wissen genutzt,<br />

das über die verwendeten Firmen-Tools<br />

hinweg verstreut ist. Im Durchschnitt<br />

verwende ein Mitarbeiter bis zu neun<br />

Tools im Arbeitsalltag – daher drohe<br />

auch ein immenser Zeitverlust, wenn<br />

man auf der Suche nach einer Information<br />

ist und nicht mehr weiß, wo man<br />

sie findet.<br />

„Wenn ich Wissensmanagement im<br />

Unternehmen einführen möchte, muss<br />

ich entweder auf ein zentrales Tool setzen,<br />

was viel Arbeit bedeutet – oder ich<br />

nutze die Unternehmenssuche nach<br />

bestehendem Wissen, das einfach nur<br />

auffindbar gemacht werden muss.“ Ein<br />

Vorteil von HuForce im Wettbewerb<br />

ist, dass das Unternehmen keine Daten<br />

speichert und die Suchanfrage direkt<br />

an die diversen Software-Management-<br />

Systeme stellt. Damit ist auch sichergestellt,<br />

dass ein Mitarbeiter in Share-<br />

Point, der eine Suche startet, auch nur<br />

jene Dokumente erhält, für die er auch<br />

Zugriff hat.<br />

Schweiger beobachtet ein Umdenken<br />

im Wissensmanagement. „In Österreich<br />

war das Thema eher negativ<br />

behaftet, weil es oft nicht den Wert<br />

geliefert hat, den es versprochen hat.“<br />

Gespräche mit Top-Managern bei A1<br />

oder APA-IT hätten gezeigt, dass Wissensmanagement<br />

Mitarbeitern nicht<br />

zusätzlich Zeit rauben darf und einen<br />

persönlichen Nutzen haben muss. Größere<br />

Unternehmen hätten oft schon<br />

einen dezidierten Wissensmanager,<br />

meint Schweiger. Sofern die personellen<br />

Ressourcen fehlen, müsste jemand<br />

aus dem Team diesen Aufgabenbereich<br />

dazunehmen.<br />

In Österreich setzen Firmen im Rahmen<br />

der Digitalisierung vermehrt auf<br />

einen Chief Digital Officer, der sich um<br />

die strategische Ausrichtung des<br />

Unternehmens kümmern soll. Das<br />

Christoph Strasser, Anwalt<br />

in Österreich und Inhaber<br />

der Kanzlei 42Law.<br />

In Wirklichkeit<br />

ist Digitalisierung<br />

ein Mannschaftssport.<br />

Ein CDO<br />

kann Impulse<br />

setzen und Köpfe<br />

zusammenbringen.<br />

Das Berufsbild wird<br />

sich aber weiter<br />

verändern.<br />

MICHAEL GHEZZO<br />

Gründer von confare<br />

belegt auch eine großangelegte Studie<br />

von Strategy& von PwC: So hat in<br />

Europa über ein Drittel der 2500 größten<br />

börsennotierten Unternehmen<br />

einen CDO-Posten geschaffen, in der<br />

D-A-CH-Region sind es sogar 44 Prozent<br />

– Tendenz steigend. Die Umfrage<br />

wurde kurz vor Pandemie-Beginn veröffentlicht,<br />

daher kann man davon ausgehen,<br />

dass die letzten zwei Jahre hier<br />

noch einmal für einen Boost gesorgt<br />

haben. Auch die fachlichen Anforderungen<br />

haben sich in den letzten Jahren<br />

verändert, vor allem strategisches<br />

Branchen- und IT-Know-how gewinnt<br />

an Bedeutung, während die Digitalchefs<br />

vor 2019 noch großteils aus dem<br />

Marketingbereich kamen.<br />

„Die CDO-Ebene kam anfangs dort<br />

dazu, wo es Chief Information Officer<br />

nicht geschafft haben, als Business-<br />

Treiber wahrgenommen zu werden.<br />

Eine gar nicht so neue Schnittstelle<br />

zwischen Technologie und Business,<br />

um die Digitalisierung ins Unternehmen<br />

einzugliedern“, weiß Michael<br />

Ghezzo, Gründer von confare, einer<br />

Netzwerkplattform für CIOs und Digitalentscheider,<br />

die den CIO Summit in<br />

Österreich, Deutschland und der<br />

Schweiz ausrichtet. Dieses Jahr fand<br />

der Summit zum bereits fünfzehnten<br />

Mal in Österreich statt. Fünfzehn Jahre,<br />

in denen sich viel verändert hat – vor<br />

allem die anfängliche Skepsis gegenüber<br />

der Digitalisierung ist gewichen.<br />

„Die Automatisierung, die in Wahrheit<br />

immer schon betrieben wurde, wird<br />

den Mensch wegrationalisieren vom<br />

Arbeitsmarkt, war die große Befürchtung.<br />

Und bis zu einem gewissen Grad<br />

wurden die Arbeitskräfte natürlich eingespart,<br />

aber so konnten sie effizienter<br />

in andere Dinge fließen, wo sie mehr<br />

gebraucht wurden“, meint Ghezzo.<br />

Einer für alle. „In Wirklichkeit ist die<br />

Digitalisierung ein Mannschaftssport.<br />

Ein CDO kann Impulse setzen und<br />

Köpfe zusammenbringen. Das Berufsbild<br />

wird sich aber weiter verändern.“<br />

Die Unterscheidung zwischen Chief<br />

Digital Officer und Chief Information<br />

45


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Officer ist oft auch nicht klar abgetrennt.<br />

Während ein CDO als Stratege<br />

die digitalen Agenden vorantreiben<br />

soll, ist der CIO für die konkrete<br />

Umsetzung verantwortlich. Eine Trennung<br />

ist nicht immer ganz einfach.<br />

Daher glaubt Ghezzo, dass es in<br />

Zukunft eher einen CDIO geben wird<br />

müssen. „Das kann sonst zu Konflikten<br />

führen auf Kosten eines produktiven<br />

Zusammenarbeitens. Überhaupt muss<br />

in Zukunft die Trennung zwischen IT<br />

und Business an Bedeutung verlieren,<br />

damit sich Österreichs Unternehmen<br />

klar digital positionieren können. Denn<br />

welches Unternehmen wird ohne digitale<br />

Komponente auskommen?“<br />

Ghezzo sieht bei Österreichs Unternehmen<br />

noch die große Hürde der<br />

Akzeptanz der Digitalisierung. „Für<br />

viele ist Digitalisierung damit gegessen,<br />

dass Zoom etabliert wurde und<br />

dass nun digitale Meetings abgehalten<br />

werden, statt dass man sich trifft. Das<br />

ist aber nicht ausreichend.“ Oft stünden<br />

sich Österreichs Klein- und Mittelständler<br />

auch selbst im Weg. Wenn ein<br />

Unternehmen mit etwas erfolgreich<br />

geworden ist, bedeutet das nicht<br />

zwangsweise, dass man auch in<br />

Zukunft damit erfolgreich bleibt. Vielmehr<br />

müsse man sich fragen: Was kann<br />

das Unternehmen bewusst anders<br />

machen? Um eben diesen Blick aufs<br />

Digitale immer neu zu denken, dafür<br />

braucht es eine starke Digitalstrategie<br />

– und einen CD(I)O, so Ghezzo. „Diese<br />

werden zukünftig in Unternehmen<br />

noch eine viel stärkere Vorbildrolle<br />

einnehmen. An den Digitalchefs kann<br />

und soll man sich orientieren können:<br />

Sie arbeiten anders, haben flache Hierarchien,<br />

setzen auf agile und moderne<br />

Arbeitsweisen – da können sich andere<br />

Abteilungen vieles abschauen. Letzten<br />

Endes sind sie digitale Leuchttürme<br />

fürs Unternehmen.“<br />

Max Raber, Geschäftsbereichsleiter<br />

von ELO<br />

Digital Office AT.<br />

Ein Dokumentenmanagement-System<br />

ist nur so gut,<br />

wie es von den Mitarbeitern<br />

auch angenommen<br />

wird,<br />

ganz gleich, wie viel<br />

gute Technik drin<br />

steckt.<br />

MAX RABER<br />

Geschäftsbereichsleiter<br />

ELO Digital Office AT<br />

Digitale Kanzlei. Mit dem Thema<br />

Wissensmanagement setzten sich langsam<br />

auch Berufssparten ausewinander,<br />

die zuvor wenig digital aufgestellt<br />

waren – so auch Österreichs Anwälte.<br />

In anderen Ländern ist die Digitalisierung<br />

weiter fortgeschritten. „In US-<br />

Kanzleien ist effizientes, digitales<br />

Knowledge-Management schon sehr<br />

lang üblich. In Österreich fast gar<br />

nicht“, weiß Christoph Strasser,<br />

Anwalt in Österreich und Inhaber der<br />

Kanzlei 42Law. „Persönlich arbeite ich<br />

schon seit 2008 zu 100 Prozent papierlos,<br />

unsere Kanzlei – immerhin ein<br />

Team von circa zehn Juristen – ebenfalls.<br />

Und während sich viele Branchen<br />

in der Pandemie erst an Zoom-Meetings<br />

gewöhnen mussten, haben wir<br />

schon immer – und zwar ziemlich radikal<br />

– physische Treffen durch Online-<br />

Meetings ersetzt.“ In der Kanzlei können<br />

die Mitarbeiter, abgesehen vom<br />

Cultural Onboarding in den ersten<br />

Monaten, das Strasser sehr wichtig ist,<br />

remote arbeiten. Der Anwalt führt<br />

keine herkömmliche Kanzlei, immerhin<br />

arbeitet auch ein Software-Team in<br />

Indien für ihn – nicht ohne Grund:<br />

„Jeder Anwalt muss Zeitaufzeichnungen<br />

führen, ich fand das immer furchtbar.<br />

Da ich ausschließlich digital<br />

arbeite, dachte ich mir, es muss doch<br />

möglich sein, dass irgendeine Software<br />

einfach alles mitliest und das Timesheet<br />

automatisch erstellt.“ Da es am<br />

Markt nichts Passendes gab, entwickelte<br />

er diese Software mit seinem<br />

Team selbst. Auch eine Produktivitätssoftware<br />

ist in Fertigstellung: „Wir tracken<br />

und visualisieren Workflows und<br />

die Arbeitsweise am PC und helfen<br />

Usern mit konkreten Handlungsanweisungen<br />

zu extremen Effizienzsteigerungen“,<br />

meint Strasser, der mit seinem<br />

Team durchgerechnet hat, dass<br />

ein Anwalt pro Tag bis zu 1600 Mal<br />

den Bildschirm wechselt – per Shortcut<br />

wäre man drei bis vier Mal schneller<br />

als mit der Maus und würde damit<br />

sehr viel Zeit und Geld sparen. Dass<br />

sich Verträge in Zukunft selbst schreiben<br />

werden, wird so schnell nicht passieren,<br />

durchaus könnte aber einiges<br />

automatisiert ablaufen. So würden<br />

auch andere Kanzleien langsam, aber<br />

sicher nachziehen und sich digitaler<br />

aufstellen. Effizientes Wissensmanagement<br />

ist in Österreich angekommen –<br />

in jeder Sparte.<br />

Beigestellt<br />

46


WERBUNG<br />

Vario-X. 100 Prozent dezentrale und<br />

schaltschranklose Automatisierung.<br />

Vario-X und die Tage des<br />

Schaltschranks sind gezählt<br />

Foto: beigestellt<br />

Murrelektronik erweitert sein Geschäftsmodell<br />

und bietet mit Vario-X die erste<br />

Automatisierungsplattform, die Sensorik<br />

und Aktorik schaltschranklos und dezentral<br />

ins Feld bringt. Der digitale Zwilling spart<br />

Kosten und Zeit bei Planung, Installation,<br />

Betrieb und Service.<br />

Wachsende Digitalisierung, kürzere Entwicklungszyklen,<br />

höhere Kundenanforderungen und zunehmender Fachkräftemangel<br />

– die Welt der Automatisierung wandelt sich<br />

in rasender Geschwindigkeit. Murrelektronik hat die Antwort<br />

auf all diese Anforderungen und präsentiert mit Vario-X eine<br />

modulare und hochflexible Automatisierungsplattform, mit<br />

der sich sämtliche Automatisierungsfunktionen erstmals<br />

komplett dezentral, also ohne Schaltschrank-Architektur, realisieren<br />

lassen. Vario-X bringt Sensorik und Aktorik ins direkte<br />

Maschinenumfeld und sorgt bei der nahtlosen Integration von<br />

dezentralen Servoantrieben für ein zuverlässiges Spannungs-,<br />

Signal- und Datenmanagement. Herzstück von Vario-X sind<br />

robuste, wasser- und staubdichte Gehäuse in Schutzart<br />

IP67, die die Spannungsversorgung, Steuerung, Switches,<br />

Sicherheitstechnik und IO-Module beinhalten. Sie lassen sich<br />

einfach nebeneinander in eine nicht minder robuste Backplane<br />

mit integrierten Maschinenbauprofilen einrasten. So<br />

kann die gesamte Station ohne weiteren Schutz ganz einfach<br />

an allen gängigen Profilsystemen befestigt werden und hält<br />

im Extremfall sogar Trittbelastungen stand. Ausgestattet mit<br />

einer Multicore-CPU ist Vario-X-Controller allen Anforderungen<br />

gewachsen und lässt sich als offene Steuerungsplattform in<br />

alle übergeordneten Industrial-Ethernet-Netzwerke einbinden.<br />

„Vario-X bietet 100 Prozent dezentrale, schaltschranklose<br />

Automatisierung“, sagt Andreas Chromy, Managing Director<br />

Cluster CEE bei Murrelektronik. „Unsere Automatisierungsplattform<br />

gewährleistet modulare und transparente Prozesse,<br />

eine höhere Wertschöpfung in allen Unternehmensbereichen<br />

und damit mehr Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit<br />

im Maschinen- und Anlagenbau. Allein dank des durchgängigen<br />

Installationskonzepts verkürzt Vario-X eine Maschineninstallation<br />

um rund 40 Prozent.“<br />

Digitaler Zwilling für Planung, Installation, Betrieb und Service<br />

Vario-X sind aber nicht nur Backplanes, Steuerungen, Kabel<br />

und Co. Die mit Vario-X automatisierte Anlage hat von Anfang<br />

an einen digitalen Zwilling: Ein bewegliches 1:1-Abbild<br />

der realen Anlage, das alle Funktionen und Parameter des<br />

späteren Systems beinhaltet – und das bereits in der Projektphase,<br />

bevor auch nur das erste mechanische Bauteil bestellt<br />

oder montiert wurde. Dafür kinematisiert Murrelektronik die<br />

Konstruktionsdateien von Maschinen und Anlagen in einer<br />

speziellen Software, in der dann die späteren Bewegungen<br />

und Abläufe simuliert werden können. Im digitalen Zwilling<br />

läuft dasselbe Steuerungsprogramm wie später auf der realen<br />

Maschine. Und nicht nur das: Die digitale Anlage kann per<br />

Augmented Reality (AR) auf dem Handy oder Tablet direkt<br />

in die spätere Produktionshalle „gestellt“ werden, damit<br />

alle Bewegungsabläufe in Funktion vorab virtuell betrachtet<br />

werden können. „Mit Vario-X liefern wir die Antwort auf die<br />

drängenden Fragen und Herausforderungen in der Automatisierungstechnik,<br />

wenn es um Produktions-, Anlagen- und<br />

Installationsplanung geht“, so Chromy abschließend. „Vario-X<br />

hilft dabei, ‚silogetriebene‘ Planung zu vermeiden und statische<br />

Planungsprozesse aufzubrechen. Diese konsequente<br />

Ausrichtung an Kundenbedürfnissen hat neben den agilen<br />

Entwicklungsprozessen entscheidend zur Entstehung von<br />

Vario-X beigetragen.“<br />

47


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Wissensmanagement<br />

made in Austria<br />

Österreichische Start-ups und Softwar<br />

schmieden wie SharePoint, 4conform oder<br />

Seedback läuteten auch in Österreich eine<br />

neue Ära des Wissensmanagements ein.<br />

von Theresa Sophie Breitsching<br />

48


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

GettyImages_Peopleimages; Alexander-Wieselthaler<br />

Marc Gfrerer, Geschäftsführer<br />

von 4conform, bietet digitale Mitarbeiterschulung.<br />

Das<br />

Home Office<br />

ist gekommen,<br />

um zu bleiben.<br />

Umso wichtiger<br />

ist natürlich die<br />

Möglichkeit,<br />

sich ortungebunden<br />

weiterbilden<br />

zu können.<br />

MARC GFRERER,<br />

Geschäftsführer von 4conform<br />

ie Geschichte von modernem Wissensmanagement<br />

ist eng verzahnt mit<br />

jener von SharePoint. Die Kollaborations-Software<br />

von Microsoft läutete<br />

kurz nach der 2000er-Wende eine<br />

neue Art des Arbeitens ein – und startete<br />

in vielen Firmen einen Digitalisierungsprozess,<br />

der bis heute anhält.<br />

SharePoint, ein webbasiertes Content-<br />

Management-System von Microsoft,<br />

ermöglicht interaktive Zusammenarbeit<br />

und das Teilen von unterschiedlichen<br />

Dokumententypen über verschiedene<br />

Workflow-Anwendungen und<br />

Geschäftsbereiche hinweg. Von Projektmanagement-<br />

bis Wissensmanagementplattform<br />

kann per SharePoint eine Art<br />

digitaler Zwilling vom Unternehmen<br />

erstellt und online gemanagt werden.<br />

Erst kürzlich veröffentlichte Microsoft<br />

aktuelle Zahlen: So verzeichnet Share-<br />

Point heutzutage über 200 Millionen<br />

aktive Nutzer pro Monat.<br />

Haider Shnawa hat die Anfänge von<br />

SharePoint direkt mitbekommen. Der<br />

Unternehmensgründer war nach dem<br />

WU-Studium und vor der eigenen<br />

Gründung zunächst in unterschiedlichen<br />

Positionen bei Microsoft tätig<br />

gewesen. Ab 2004 war er als Produktmanager<br />

fürs Office-System direkt an<br />

der Weiterentwicklung von Share-<br />

Point beteiligt. „Das Thema Knowledge<br />

Management war vor SharePoint sehr<br />

verstaubt. Man dachte, die Wissensmanager<br />

arbeiten irgendwo in einer Bibliothek<br />

versteckt, niemand wusste, wie<br />

deren Arbeit, ‚das Wissen managen‘,<br />

eigentlich genau aussieht“, so Shnawa<br />

rückblickend. „Damals war Knowledge<br />

Management auch noch nicht<br />

so breit aufgestellt, wie man das heute<br />

kennt.“ Zunächst ging es bei Share-<br />

Point vorwiegend darum, Dokumente<br />

abzulegen, zu taggen, mit Metadaten<br />

zu versehen. „Wesentlicher Punkt war,<br />

wie man Dinge sinnvoll beschlagworten<br />

kann, um diese schnell wiederzufinden.<br />

Ein Weg raus aus den Datenfriedhöfen.<br />

Vor allem die Suche von Dokumenten<br />

und anderen abgelegten Daten sollte<br />

vereinfacht werden, um den Arbeitsalltag<br />

zu erleichtern.<br />

„SharePoint war ein Gamechanger zu<br />

einer Zeit, als einige Unternehmen zwar<br />

erste kleine Schritte in Richtung Digitalisierung<br />

getätigt haben, die meisten<br />

jedoch immer noch per Aktenordner<br />

Dinge ablegten und unglaublich viel<br />

Papier benötigten. Außerdem wurde für<br />

jedes kleinste Detail eine Genehmigung<br />

oder Unterschrift gebraucht“, erinnert<br />

sich Shnawa.<br />

Langsam, aber sicher. „In Österreich<br />

hat es wirklich lang gedauert, bis die<br />

Digitalisierung tatsächlich Fuß fasste.<br />

Noch im Jahr 2014 gab es Diskussionen<br />

darüber, ob die Cloud denn sicher sei.<br />

Damals dachte man, dass alle IT-Admi-<br />

49


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

nistratoren arbeitslos werden. Das<br />

Gegenteil war der Fall. Fachkräfte<br />

werden auch heute noch händeringend<br />

gesucht, das hat sich seit damals sogar<br />

noch verschärft.“ SharePoint läutete<br />

auch in Österreich eine neue Ära des<br />

gelebten Wissensmanagements ein.<br />

„Das war sicherlich auch ein Stück<br />

weit Demokratisierung: Die kleinen<br />

Firmen und der Mittelstand konnten<br />

nun dieselben Tools wie Großunternehmen<br />

verwenden und ihre Firmen<br />

ähnlich modern aufsetzen – ganz ohne<br />

große Serverfarmen im Hintergrund –<br />

bahnbrechend!“, so Shnawa. Durch die<br />

Coronapandemie sei in den letzten zwei<br />

Jahren ein Digitalisierungs-Boost ausgelöst<br />

worden. „Technisch ist heutzutage<br />

nun viel mehr möglich, was davor<br />

sogar undenkbar war. Die Pandemie hat<br />

zu einem Mindchange geführt.“ Das<br />

Thema Wissensmanagement ist nun<br />

auch bei Österreichs Klein- und mittelständischen<br />

Unternehmen angekommen<br />

– wenngleich nicht unter demselben<br />

Schlagwort. „Bei KMU läuft das unter<br />

Digitalisierung oder Prozessautomatisierung,<br />

in Wahrheit steckt da viel Business<br />

und Knowledge Management drin.“<br />

Haider Shnawas Unternehmensgeschichte<br />

ist bis heute noch immer eng<br />

mit Microsoft verzahnt. Im Jahr 2008<br />

entschied sich der Betriebswirt, den<br />

Software-Konzern zu verlassen und in<br />

die Selbstständigkeit zu gehen. „Share-<br />

Point hatte gerade begonnen, auch in<br />

Österreich abzuheben – und ich wollte<br />

immer schon selbstständig arbeiten.“<br />

Die Idee: Mit eigener IT-Firma und<br />

Seedback-Gründer Gabriel Heiml<br />

und Co-Founder Sebastian Körber.<br />

Viele<br />

Unternehmen<br />

investieren<br />

wahnsinnig<br />

viel Geld<br />

ins Employer<br />

Branding und<br />

vergessen, dass<br />

eine gute<br />

Unternehmenskultur<br />

automatisch<br />

Mitarbeiter<br />

anzieht.<br />

GABRIEL HEIML,<br />

Gründer Seedback<br />

den Microsoft-Tools Firmen Lösungen<br />

im Wissensmanagement-Bereich zu<br />

verkaufen.<br />

„Ich habe mitten in der Finanzkrise<br />

gegründet und gelernt, dass es<br />

egal ist, wann man gründet. Wenn<br />

man eine gute Idee hat, dann funktioniert<br />

es auch, wenn die Rahmenbedingungen<br />

nicht super optimal sind.“ 2009,<br />

nach einem Jahr Selbstständigkeit,<br />

folgte dann die Gründung von „Share-<br />

Vision“. Heute arbeiten zwölf fixe<br />

Mitarbeiter bei SharePoint, einige Freelancer<br />

und mit Karl Lehner kam 2016<br />

ein Microsoft-Kollege als Co-Gründer<br />

an Board. Neben den Microsoft-Tools<br />

und Microsoft-Cloud-Services entwickelt<br />

das Team auch eigene Tools<br />

„on top“, wenn das Standardmodell<br />

von Microsoft nicht ausreicht oder<br />

der Kunde Anpassungen wünscht.<br />

Prozessautomatisierung. Inzwischen<br />

macht ShareVision 1,6 Millionen<br />

Euro Umsatz im Jahr. Die Österreichische<br />

Nationalbibliothek ist einer der<br />

langjährigsten Kunden und arbeitet<br />

mit ShareVision an einer Reihe von<br />

Entwicklungsprojekten. Aber auch<br />

Pharmaunternehmen wie Ratiopharm,<br />

die Universität Wien, der Tiergarten<br />

Schönbrunn, Jollydays und weitere<br />

große Firmen arbeiten mit ShareVision<br />

an Lösungen im Kollaborations-und<br />

Wissensmanagement-Bereich.<br />

„Die Ausgangsbasis ist dabei immer<br />

recht ähnlich. Bei den meisten Kunden<br />

geht es darum, Prozesse zu digitalisieren<br />

und zu vereinfachen.“ Großes<br />

aktuelles Thema in Firmen ist Automatisierung<br />

per künstlicher Intelligenz,<br />

vor allem im Zusammenarbeits- und<br />

Knowledge-Bereich.<br />

„K. I. ist weniger Zukunftsmusik<br />

in diesem Bereich, als man vielleicht<br />

glauben mag. Einiges kann man jetzt<br />

schon einsetzen“, so Shnawa. Ein<br />

Beispiel: Bekommt man eine E-Mail,<br />

wird per Textanalyse im Hintergrund<br />

der Inhalt in Sekundenbruchteilen<br />

analysiert. Findet die künstliche Intelligenz<br />

einen Projektnamen oder erkennt<br />

das betreffende Projekt, können automatisch<br />

alle relevanten Dokumente<br />

geöffnet werden. Bubbles zeigen an,<br />

Beigestellt<br />

50


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

welcher Mitarbeiter an welchen Dokumenten<br />

arbeitet, oder den Projektfortschritt.<br />

To-dos könnten sich dann quasi<br />

von allein abarbeiten.<br />

Auch das Suchen und Finden wird<br />

weiter verbessert werden: Wie findet<br />

man etwas, wonach man nicht sucht<br />

und vielleicht noch nicht weiß, dass<br />

man es gleich braucht? Gerade diese<br />

Form von Vernetzung, über Mitarbeiter<br />

hinweg, bleibt aber auch in Zukunft<br />

eine der größten Herausforderungen<br />

im Wissensmanagement-Bereich. Denn<br />

will man zu jeder Zeit alles teilen? „Das<br />

ist sicherlich ein großes Beratungsthema<br />

und zentrale Frage bei der Implementierung<br />

von Kollaborations- und<br />

Knowledge-Management-Tools – was<br />

man mit anderen teilen möchte und was<br />

privat bleibt“, so Shnawa.<br />

Aus Erfahrung landen Kollaborations-Tools<br />

oftmals beim Betriebsrat,<br />

der darin potenzielle Kontrollmöglichkeiten<br />

des Unternehmens ortet.<br />

Beispiel: Skype for Business. Darf der<br />

Arbeitgeber wissen, wann und wie lang<br />

man online bzw. offline ist? Die Coronapandemie<br />

hätte in den letzten zwei<br />

Jahren dazu geführt, hier Hürden abzubauen<br />

– „immerhin hat man gesehen,<br />

dass die Cloud und Kollaborations-<br />

Tools auch viele Vorteile haben“ –<br />

gerade in Pandemie-Zeiten.<br />

Kulturelle Probleme. Remote Working<br />

auf den Bahamas, ortsungebundene<br />

Online-Kollaboration per Login – der<br />

Grundstein zur rein digitalen Firma, wo<br />

es möglich ist, wurde gelegt und bringt<br />

neue Herausforderungen mit, denn wie<br />

sehr leidet die Firmenkultur dadurch?<br />

Neun von zehn Führungskräften<br />

beobachten Auswirkungen auf die<br />

Unternehmenskultur durch Remote<br />

Working in Österreich und Deutschland.<br />

Fast ein Drittel sieht starke<br />

Auswirkungen, wobei die Veränderungen<br />

tendenziell eher kritisch wahrgenommen<br />

werden. Gründe dafür<br />

liegen in der Reduktion persönlicher<br />

Kontakte, Nachteile in der Team-<br />

Koordination und im Nachlassen des<br />

Zusammenhalts der Mitarbeiter durch<br />

den Online-only-Austausch. Nur drei<br />

Prozent finden, das Teamwork hätte sich<br />

Haider Shnawa, Unternehmensgründer<br />

von SharePoint.<br />

Ich habe mitten<br />

in der Finanzkrise<br />

gegründet und<br />

gelernt, dass es<br />

egal ist, wann man<br />

gründet. Wenn<br />

man eine gute Idee<br />

hat, funktioniert<br />

es auch, wenn die<br />

Rahmenbedingungen<br />

nicht<br />

optimal sind.<br />

HAIDER SHNAWA,<br />

Gründer SharePoint<br />

Demoseite von SharePoint.<br />

verbessert. Das geht aus dem aktuellen<br />

Hernstein Management Report hervor,<br />

für den 1676 Führungskräfte in Österreich<br />

und Deutschland befragt wurden.<br />

Feedback statt Bällebad. Um die<br />

Unternehmenskultur zu fördern, wenn<br />

Office-Tage selten sind und damit sich<br />

Mitarbeiter positiv weiterentwickeln<br />

können, hat Betriebswirt Gabriel Heiml<br />

sein Start-up Seedback entwickelt. „In<br />

einer gesunden Unternehmenskultur<br />

können sich Mitarbeiter konstant<br />

weiterentwickeln und Unzufriedenheiten<br />

werden direkt angesprochen.<br />

Dadurch werden potenzielle Konflikte<br />

früh erkannt. Dies wirkt sich positiv<br />

auf das Arbeitsklima aus und bekämpft<br />

die Fluktuationsrate.“ Könnten Firmen<br />

also die trendig gewordenen Musthaves<br />

wie Bällebäder, Rutschen im<br />

Office und Fußballtische einsparen,<br />

um Mitarbeiter anzuziehen? „Viele<br />

Unternehmen investieren wahnsinnig<br />

viel Geld ins Employer Branding und<br />

vergessen dabei, dass eine gute Unternehmenskultur<br />

automatisch Mitarbeiter<br />

anzieht“, so Heiml. Eine Unternehmenskultur<br />

ist nur so gut, wie ihre Feedback-<br />

Kultur, ist Heiml überzeugt.<br />

Die eigens entwickelte „Kultur-<br />

Entwicklungs-Software“ lässt Firmen<br />

agile Feedback-Sessions abhalten und<br />

Mitarbeiter regelmäßig anonymes<br />

Feedback nach einem bestimmten<br />

Kriterienkatalog abgeben, einfach integriert<br />

im Arbeitsalltag. Seedback ist seit<br />

Ende letzten Jahres am Markt und zielt<br />

vor allem auf die persönliche Weiter-<br />

51


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

INFORMELLE KOMMUNIKATION BEI REMOTE WORK<br />

stimme voll und ganz zu<br />

stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme gar nicht zu<br />

keine Angabe<br />

regelmäßig Telefon und Video,<br />

nicht nur E-Mail<br />

Homeoffice: zu wenig<br />

informelle Kommunikation<br />

Mitarbeitende: von Vorgesetzten<br />

bestmöglich unterstützt<br />

Homeoffice: man wird leichter<br />

unterbrochen als am Arbeitsplatz<br />

gute Kommunikationskultur, auch wenn<br />

Teil der Mitarbeitenden zu Hause<br />

gleichzeitig E-Mail, Chat, Video, Telefon<br />

etc: persönliche Herausforderung<br />

Quelle: Hernstein Institut für Management und Leadership; Umfrage 2021 unter Führungskräften im deutschsprachigen Raum<br />

entwicklung ab. Viele Kunden sind<br />

Klein- und Mittelständische Unternehmen.<br />

Die Idee zum Produkt hatten<br />

Gabriel Heiml und Co-Founder Sebastian<br />

Körber, die in der Unternehmensberatung<br />

tätig sind, bei der Begleitung<br />

von Unternehmen im Change-Prozess.<br />

„Die größte Herausforderung für Unternehmen<br />

ist es, dranzubleiben: Erst wird<br />

motiviert in Change-Prozesse gestartet,<br />

doch dann macht es der Berufsalltag<br />

sehr schwierig, konstant dranzubleiben<br />

und am Ende bleibt vieles beim<br />

alten“ – wenn die guten Vorhaben in<br />

Vergessenheit geraten. „Wenn sich ein<br />

Mitarbeiter nicht weiterentwickelt,<br />

schauen wir zunächst, woran das liegt:<br />

Liegt es am Wollen oder Können –<br />

gerade die Haltung ist hier ein wesentlicher<br />

Faktor.“ Mitarbeiter wollen sich<br />

schließlich weiterentwickeln und über<br />

sich hinauswachsen.<br />

Spielerische Qualifikation. Mit dem<br />

Thema Mitarbeiterschulung setzt sich<br />

das Kärntner Softwareunternehmen<br />

4conform auseinander. Im April 2019<br />

gegründet, arbeiten 20 Leute im Team<br />

an mehreren Produkten und entwickeln<br />

Softwarelösungen für Kunden wie die<br />

Stadt Wien, Gebrüder Weiss, Rekord-<br />

Fenster oder Tchibo-Eduscho. Auch<br />

eine Online-Lernplattform für Unternehmen<br />

wurde kürzlich auf den Markt<br />

47 31 15 4 3<br />

29 31 23 12<br />

27 40 21 5<br />

27 26 24 19<br />

24 39 23 7<br />

12 28 29 26<br />

gebracht: „Mitarbeiter-Academy dient<br />

zur Weiterqualifizierung bestehender<br />

Mitarbeiter und zum Onboarding neuer<br />

Mitarbeiter. Dabei ist unser Service<br />

sehr flexibel und über den Quizmodus<br />

auch spielerisch aufgebaut“, so Marc<br />

Gfrerer, Geschäftsführer von 4conform.<br />

Die Inhalte sind individuell anpassbar,<br />

zwei vorgefertigte Schulungen bietet<br />

Mitarbeiter-Academy außerdem an:<br />

Zum einen eine IT-Awareness-Schulung<br />

für Mitarbeiter – welche E-Mails darf<br />

man öffnen? – und außerdem Knowhow<br />

zu Datenschutz-Themen.<br />

Eine der größten Hürden im E-Learning-Bereich<br />

für Mitarbeiter sind die<br />

Inhalte und Informationen, die bereits<br />

in der Firma existieren, zu digitalisieren<br />

- dadurch bleibt Wissen, das es<br />

eigentlich schon gibt, ungenutzt. „Viele<br />

große Firmen organisieren eine große<br />

Pflichtveranstaltung für Mitarbeiter zu<br />

Beginn, halten vielleicht noch irgendwann<br />

einen Vortrag – und das war’s.“<br />

Mit Mitarbeiter-Academy bleiben<br />

Inhalte jederzeit digital abrufbar, in<br />

und außerhalb der Firma. Angesprochen<br />

werden vor allem Kunden ab<br />

einer Größe von 100 Mitarbeitern.<br />

Damit Online-Lern-Tools auch tatsächlich<br />

genutzt werden, greift Mitarbeiter-<br />

Academy in die Trickkiste per „Gamification<br />

Ansatz“: „Es gibt eine Rangliste<br />

für teilnehmende Mitarbeiter –<br />

5<br />

7<br />

7<br />

4<br />

5<br />

so können sie untereinander bei den<br />

Schulungen in Wettbewerb treten und<br />

sich gegenseitig motivieren.“ Bisher sei<br />

das Thema E-Learning für bestehende<br />

Mitarbeiter eher stiefmütterlich behandelt<br />

worden, beobachtet Gfrerer. „Es<br />

könnte jedenfalls viel weiter sein. Der<br />

Mehrwert wird oft nicht sofort gesehen,<br />

dabei ist das Thema Mitarbeiterqualifikation<br />

super wichtig und bringt der<br />

Firma langfristig extrem viel. Trotzdem<br />

wollen viele Unternehmen dafür oft<br />

kein Geld aufwenden.“ Zu Beginn<br />

erfordert die Einführung von Online-<br />

Lernplattformen Zeit und Ressourcen,<br />

langfristig macht sich das aber bezahlt.<br />

Denn der Wissensstand der eigenen<br />

Mitarbeiter sagt viel über die Qualität<br />

des Wissensmanagements und der<br />

Konkurrenzfähigkeit aus und heute<br />

können Weiterbildungen überall stattfinden,<br />

wo es Internetzugang gibt.<br />

Remote Working Mentorship. Für<br />

das Teambuilding und damit die Firma<br />

ist es trotzdem wichtig, dass man<br />

sich – zumindest hin und wieder – in<br />

Person trifft und miteinander redet.<br />

In Zukunft glaubt Marc Gfrerer an<br />

ein Hybrid-Modell: „Das Home-Office<br />

ist gekommen, um zu bleiben. Umso<br />

wichtiger ist natürlich die Möglichkeit,<br />

sich ortsungebunden weiterbilden zu<br />

können. Am besten wird das mit einem<br />

Mentor kombiniert. Ich denke, eine<br />

Kombination aus menschlicher Komponente<br />

und der digitalen Komponente<br />

ist die Zukunft.“ Ein loyaler Mitarbeiter<br />

ist wertvoll, aber an der Bindung<br />

zum Unternehmen muss man aktiv<br />

arbeiten – sonst kann es passieren, dass<br />

der Mitarbeiter in eine Sinnkrise stürzt<br />

und im ungünstigsten Fall zur Konkurrenz<br />

abwandert. „Die Dosis macht das<br />

Gift – auch beim Home-Office“, meint<br />

Gfrerer. „Als Mensch braucht man<br />

gewisse Kontaktpunkte, menschliche<br />

Interaktion, einfachen Smalltalk“ –<br />

das können digitale Tools nicht ganz<br />

ersetzen. Denn wie soll man sich auch<br />

„zufällig“ im Flur begegnen, wenn man<br />

sich nur online austauscht?<br />

52


WERBUNG<br />

Michael Wildauer,<br />

Head of Data Science,<br />

Takeda Manufacturing<br />

Austria AG<br />

„Takeda ist bestrebt, Innovation<br />

nicht nur auf Ebene der<br />

Therapien, sondern auch bei<br />

Produktionsprozessen und<br />

-technologien voranzutreiben.<br />

Einen wichtigen Beitrag zur digitalen<br />

Transformation leistet<br />

die Data-Science-Gruppe, die<br />

mit statistischen Methoden und<br />

Modellen aus dem Machine<br />

Learning komplexe biologische<br />

Entwicklungs- und Produktionsprozesse<br />

qualitätssichernd<br />

optimiert.“<br />

Takeda Manufacturing Austria AG.<br />

Das biopharmazeutische Unternehmen Takeda hat sich darauf spezialisiert, innovative Medikamente für Menschen mit<br />

seltenen und komplexen Erkrankungen zu entwickeln und zu produzieren, die das Leben der Betroffenen nachhaltig<br />

verbessern. Takeda arbeitet in Österreich entlang der gesamten pharmazeutischen Wertschöpfungskette (Forschung<br />

und Entwicklung, (prä-)klinische Studien, Plasmaaufbringung, Arzneimittelproduktion und Vertrieb). Forschungs- und<br />

Produktionsschwerpunkte sind plasmabasierte Medikamente, Biologika und die Gen- und Zelltherapie. Die Produktionsstandorte<br />

befinden sich in Wien, Linz und Orth an der Donau.<br />

www.takeda.at<br />

53


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Medizin digital,<br />

gewusst wie<br />

Immer mehr medizinisches Know-how, immer größere Datenmengen, immer<br />

stärkere Computerleistungen – rasanter Fortschritt ist der gemeinsame Nenner.<br />

Die personalisierte Präzisionsmedizin setzt auf künstliche Intelligenz.<br />

von Christian Lenoble<br />

GettyImages_Thinkhubstudio<br />

54


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Präzisionsmedizin, personalisierte Medizin,<br />

individualisierte Medizin – es sind<br />

drei weitgehend synonym verwendete<br />

Begriffe, die für einen radikalen Wandel<br />

stehen. Gemeint ist die Abkehr vom<br />

Motto „One size fits all – ein Medikament<br />

für alle“ und die Zuwendung zu<br />

einer Sichtweise, bei der Krankheit<br />

nicht mehr als allgemeine Diagnose,<br />

sondern als völlig einzigartige Situation<br />

im Leben eines Individuums<br />

betrachtet wird. Die Präzisionsmedizin<br />

versteht sich als logische Antwort auf<br />

die Problemstellung, dass zwei Personen<br />

mit der scheinbar gleichen Diagnose<br />

auf dieselbe Behandlung sehr<br />

unterschiedlich ansprechen können.<br />

Sie will dem begegnen, indem sie individuelle<br />

Eigenschaften von Patienten in<br />

der Diagnose, Therapie und auch in<br />

der Prävention berücksichtigt.<br />

In den Fokus rückt demnach der einzelne<br />

Mensch mit seinem individuellen<br />

Erbgut, seinem spezifischen Umfeld<br />

und seiner persönlichen Lebensweise.<br />

„Präzisionsmedizin ist der wichtigste<br />

Trend der Medizin des 21. Jahrhunderts“,<br />

meint MedUni­Wien­Rektor<br />

Markus Müller. Um sie zu ermöglichen,<br />

brauche es die Zusammenarbeit von<br />

Grundlagenforschung, Genetik, Klinik<br />

– und insbesondere Informatik.<br />

Die Datenexplosion. Wie gefragt die<br />

systematische Darstellung, Speicherung,<br />

Verarbeitung und Übertragung<br />

von Informationen ist, verdeutlicht das<br />

exponentiell ansteigende Datenaufkommen<br />

im Gesundheitsbereich. Die<br />

Branche generiert laut Schätzungen der<br />

Investmentbank RBC Capital Markets<br />

aktuell etwa 30 Prozent des weltweiten<br />

Datenvolumens. Bis 2025 soll die<br />

durchschnittliche jährliche Wachstumsrate<br />

der Daten im Gesundheitswesen<br />

36 Prozent erreichen. Das bedeutet<br />

eine Verdoppelung der Datenmenge in<br />

etwas mehr als zwei Jahren.<br />

Zu den wichtigsten Treibern dieser<br />

Entwicklung zählt die digitale Vernetzung<br />

der Menschen. „Ende 2020 hatte<br />

der durchschnittliche Industriestaatenbewohner<br />

täglich mehr als 1400 Interaktionen<br />

mit digitalen Geräten, im Jahr<br />

2025 sollen es rund 5000 sein. Ein<br />

Großteil dieser Interaktionen wird sich<br />

auf das Gesundheitswesen beziehen“,<br />

sagt Greg Wiederrecht, Managing<br />

Director Healthcare bei RBC. Gesundheitstechnologie<br />

werde uns alle eines<br />

Tages im wahrsten Sinne des Wortes<br />

täglich berühren. Die Möglichkeiten<br />

für die Datenerfassung am Beispiel von<br />

Fitness­Apps oder Wearables sind<br />

quasi unbegrenzt und reichen von Ohrstöpseln,<br />

die die Körpertemperatur<br />

messen, über Socken, die die Herzfrequenz<br />

überwachen, bis hin zu Sport­<br />

BHs, die sämtliche relevante Aktivitätsdaten<br />

nicht nur sammeln, sondern auch<br />

gleich an den persönlichen Arzt oder<br />

die örtliche Gesundheitsstelle weiterleiten.<br />

Getrieben wird die Datenflut auf der<br />

anderen Seite von der Medizin selbst.<br />

Täglich werden weltweit neue Forschungsergebnisse<br />

veröffentlicht, die<br />

dazu führen, dass sich das medizinische<br />

Wissen in immer kürzeren<br />

Abständen runderneuert. Das sind<br />

grundsätzlich gute Nachrichten für die<br />

datengesteuerte Präzisionsmedizin und<br />

ihre Vision von der richtigen Behandlung<br />

für den richtigen Patienten zur<br />

richtigen Zeit. Es setzt jedoch voraus,<br />

dass der Datenschatz gehoben werden<br />

kann, indem sich aus der Datenflut ein<br />

personalisierbarer Sinn ableiten lässt.<br />

„Es geht darum, aus Big Data letztlich<br />

Smart Data zu machen – also darum,<br />

das Potenzial aus der Unmenge an<br />

Daten zu nutzen, um einer smarten<br />

Medizin den Weg zu bereiten“, bringt<br />

es David Matusiewicz, Gesundheitsexperte<br />

und Dekan der FOM Hochschule<br />

für Ökonomie und Management<br />

in Essen, Deutschland, auf den Punkt.<br />

Smart steht dabei laut Matusiewicz für<br />

eine präventive, personalisierte, prädiktive<br />

und vor allem partizipative<br />

Medizin.<br />

Smart Hospital. Wie sich die intelligente<br />

Datenverarbeitung auf Spitalsebene<br />

in die Tat umsetzen lässt, zeigen<br />

sogenannte Smart Hospitals, etwa am<br />

Beispiel der diesbezüglich preisgekrönten<br />

Universitätsmedizin Essen. Als eine<br />

der ersten Kliniken in Deutschland hat<br />

man die Labormedizin komplett digitalisiert.<br />

Neben spezialisierten Ärzten<br />

arbeitet heute ein Team von hochqualifizierten<br />

Medizininformatikern an der<br />

Auswertung von Labordaten sowie an<br />

der Entwicklung der digitalen Systeme<br />

und der Optimierung der Automatisierungsgrade.<br />

„Der Vorteil für unsere<br />

Patienten: Durch die automatisierte,<br />

effiziente und validierbare Prozessgestaltung<br />

werden Hinweise auf Erkrankungen<br />

neutral und präzise identifiziert.<br />

Gleichzeitig erhalten unsere<br />

Ärzte die bestmögliche Datenbasis zur<br />

weiteren Therapieplanung“, erklärt der<br />

ärztliche Direktor, Jochen A. Werner.<br />

Konkret erprobt werden aktuell<br />

55


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

mehrere Use Cases. Dazu gehört eine<br />

Lösung zur Automatisierung von Prozessen<br />

am Beispiel medizinischer<br />

Dokumente. „Hierbei geht es darum,<br />

aus Textdokumenten – also beispielsweise<br />

OP-Berichten – automatisiert die<br />

wichtigsten Daten herauszufiltern, um<br />

daraus semi-automatisch Arztbriefe zu<br />

erstellen“, erläutert Anke Diehl, Leiterin<br />

der Stabsstelle Digitale Transformation.<br />

Zudem wird ein Sprach- und Dialogsystem<br />

für den klinischen Einsatz<br />

entwickelt: „Dabei verfolgen wir die<br />

Idee, dass medizinisches Personal digitale<br />

Informationen per Sprachbefehl<br />

oder Gestensteuerung, also kontaktlos<br />

und steril, am Computer aufrufen<br />

kann.“ Eine KI-gestützte Gesundheitsdatenanalyse<br />

zur Diagnostikunterstützung<br />

steht ebenfalls auf der To-do-<br />

Liste der Klinik. Dabei geht es um die<br />

Analyse von Gesundheitsdaten, um<br />

Risikofaktoren zu identifizieren. „Und<br />

weil der Wissenstransfer eines unserer<br />

zentralen Anliegen ist, wird es zudem<br />

einen Showroom geben, in dem die<br />

Entwicklungen präsentiert, diskutiert<br />

und weiterentwickelt werden sollen“,<br />

so Diehl.<br />

Daten für die KI. Im Zeichen des Wissenstransfers<br />

steht auch die Arbeit der<br />

Gruppe für künstliche Intelligenz am<br />

Essener Institut für diagnostische und<br />

interventionelle Radiologie und Neuroradiologie.<br />

„Unser Team arbeitet daran,<br />

die in Datensilos verstreuten Daten aus<br />

der klinischen Arbeit gemeinsam mit<br />

weiterem Datenmaterial in eine Datenbank<br />

zu überführen und so zu vernetzen,<br />

dass sie zum Training von KI-Systemen<br />

genutzt werden können“, erzählt<br />

Institutsleiter Felix Nensa. Das „Trainingsmaterial“<br />

stammt aus der Medizin<br />

– Laborwerte, EKG-Daten, Röntgenbilder,<br />

Fieberkurven oder Arztbriefe –,<br />

aber auch aus der Krankenhauslogistik<br />

oder vom Wetteramt. KI kann in<br />

Zukunft im Idealfall vorausschauend<br />

den Zusammenhang zwischen Sonne,<br />

Motorradunfällen und benötigten Blutkonserven<br />

herstellen.<br />

Nensa sieht KI auf keinen Fall als<br />

reinen Selbstzweck. Am Ende beurteilen<br />

Ärzte die Entscheidungsprozesse<br />

und Ergebnisse, die KI eingeleitet und<br />

geliefert hat. Sie müssen die Diagnose<br />

stellen und eine Behandlung einleiten.<br />

„Wer künstliche Intelligenz als Werkzeug<br />

nutzt, muss die komplexen<br />

Zusammenhänge verstehen und im<br />

Zweifelsfall korrigierend eingreifen“,<br />

so Nensa zur menschlichen Rolle. Ein<br />

Forschungsbereich des Instituts widmet<br />

sich aus diesem Grund Methoden,<br />

KI in der Medizin für das medizinische<br />

Personal und Erkrankte verstehbar zu<br />

machen. Methoden der sogenannten<br />

erklärbaren KI (Explainable Artificial<br />

Intelligence, X-AI) sollen in Zukunft<br />

das Vertrauen in die neuen Technologien<br />

stärken.<br />

Präzisionsmedizin<br />

ist der wichtigste<br />

Teil der Medizin des<br />

21. Jahrhunderts.<br />

Dafür braucht es ein<br />

Zusammenspiel in<br />

den Bereichen<br />

Grundlagenforschung,<br />

Genetik,<br />

Klinik und<br />

Informatik.<br />

MARKUS<br />

MÜLLER<br />

Rektor MedUni Wien<br />

App zur Symptomanalyse. Auf die<br />

Kombination von KI mit einer medizinischen<br />

Wissensbasis setzen ebenfalls<br />

eine Reihe von Digital Health Startups.<br />

Zu den erfolgreichsten dieser<br />

Zunft gehört das Berliner Unternehmen<br />

Ada Health, das unter anderem<br />

eine auf KI basierende Symptomanalyse-App<br />

entwickelt hat. Die Funktionsweise<br />

ist simpel: Nutzer geben via<br />

Fragebogen allgemeine Parameter zur<br />

Person, zu bekannten Grunderkrankungen<br />

und aktuellen Krankheitssymptomen<br />

ein und bekommen von der App<br />

eine Liste mit möglichen Ursachen<br />

bzw. Krankheitsbildern geliefert sowie<br />

Vorschläge, was zu tun und wie die<br />

Krankheit einzuschätzen ist. Persönliche<br />

Gesundheitsdaten können mit Ärzten<br />

geteilt werden. In den Privatsphäre-Einstellungen<br />

lässt sich angeben,<br />

ob man von Ada zu Forschungszwecken<br />

kontaktiert werden möchte.<br />

„Wir befähigen Patienten mit unserer<br />

App dazu, ihre Gesundheit in die<br />

eigenen Hände zu nehmen. Damit tragen<br />

wir zu einer besseren Gesundheitsversorgung<br />

und Krankheitsprävention<br />

bei“, erklärt Geschäftsführer Daniel<br />

Fallscheer. Laut Firmenangaben ist die<br />

Ada-App die weltweit beliebteste App<br />

ihrer Art. Seit Markteinführung führte<br />

Ada Health rund 26 Millionen Symptomanalysen<br />

durch. Positive Resonanz<br />

gibt es auch seitens des unabhängigen<br />

deutschen Zentrums für Telematik und<br />

Telemedizin (ZTG): „Die App stellt<br />

sicherlich eine Weiterentwicklung der<br />

einfachen Symptomsuche über das allgemeine<br />

Internet dar und bietet über<br />

den Algorithmus deutlich individualisierte<br />

Informationen.“ Zugleich hält<br />

man beim ZTG fest, dass die App den<br />

Arzt keinesfalls ersetzen, sondern die<br />

ärztlichen Fertigkeiten und Kompetenzen<br />

möglicherweise ergänzen kann –<br />

etwa dann, wenn es um seltene Erkrankungen<br />

geht.<br />

Wissen aktuell. An medizinische<br />

Fachkräfte richtet sich ein anderes,<br />

weltweit im Einsatz befindliches Digitaltool,<br />

das sich dem Wissenstransfer<br />

und -management verschrieben hat.<br />

Die Rede ist vom Wissenssystem<br />

UpToDate, das evidenzbasierte klinische<br />

Entscheidungsunterstützung am<br />

Ort der Behandlung bietet. In dem<br />

medizinischen Nachschlagewerk fungieren<br />

rund 7000 Experten aus 25 Fachgebieten<br />

als Autoren und Peer<br />

Reviewers. Laut Angabe des Anbieters<br />

Wolters Kluwer werden alle vier<br />

Monate 40 bis 50 Prozent der Übersichtsarbeiten<br />

aktualisiert. Neben den<br />

Volltexten sind Abbildungen, Röntgenund<br />

CT-Bilder, Patienteninformationen,<br />

medizinische Rechenfunktionen und<br />

eine Datenbank zu Wechselwirkungen<br />

zwischen Medikamenten enthalten.<br />

56


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Laut Wolters Kluwer nutzen weltweit<br />

rund zwei Millionen Ärzte aus 190 Ländern<br />

das über Desktop oder mobil<br />

zugängliche Wissenssystem, um zeiteffizient<br />

auf evidenzbasiertes Wissen<br />

auf dem aktuellen Stand der Medizin<br />

zugreifen zu können.<br />

Wie sich das System im Spitalsalltag<br />

einsetzen lässt, zeigt sich beispielhaft in<br />

der Kinderklinik Dritter Orden Passau,<br />

wo UpToDate auf Rechnern der Visitenwagen<br />

installiert ist: „Die Visite bildet<br />

das Kernstück unserer Arbeit. Sie<br />

bringt Pflege, Ärzte und Therapeuten<br />

zusammen. Hierbei werden Analyse,<br />

Diagnostik und Therapieplan erstellt.<br />

An dieser Stelle ist fundierte Information<br />

essenziell“, erklärt Michael Zeller,<br />

Oberarzt Pädiatrie. Das Wissenssystem<br />

komme praktisch bei jeder Visite zum<br />

Einsatz. Relevante Vorteile sieht der<br />

Pädiater auch bei komplexen Differentialdiagnosen<br />

und der Wissensunterstützung<br />

von jüngeren Assistenzärzten.<br />

„Lehrbücher haben ihre Vorteile, wenn<br />

es um pathophysiologische Zusammenhänge<br />

geht. Wissenstools wie UpToDate<br />

spielen hingegen ihre Vorzüge aus,<br />

wenn aktuelles Wissen im Zentrum des<br />

Interesses steht.“<br />

Digitaler Menschenzwilling. Wie<br />

Wissen vernetzt und Big Data zu Smart<br />

Data werden, zeigt sich auf dem Weg<br />

zur personalisierten Präzisionsmedizin<br />

auch beim revolutionären Konzept des<br />

menschlichen digitalen Zwillings. Digital<br />

Twins, bislang bekannt aus den<br />

Bereichen der industriellen Fertigung<br />

und der Gebäudeplanung, stehen in der<br />

Medizin des dritten Jahrtausends für<br />

virtuelle Spiegelbilder des menschlichen<br />

Körpers. Zum Einsatz kommt bei<br />

deren Erstellung neben medizinischem<br />

Know­how und datengesteuerten<br />

Berechnungsverfahren auch künstliche<br />

Intelligenz. „Um ein allgemeines Abbild<br />

eines Patienten zu erschaffen, müssen<br />

zunächst neuronale Netzwerke mit Millionen<br />

Datensätzen trainiert werden.<br />

Erst im nächsten Schritt könnten diese<br />

Daten zu einem holistischen, menschlichen<br />

Modell zusammengesetzt werden“,<br />

erklärt man beim Medizintechnik­<br />

Hersteller Siemens Healthineers. Noch<br />

ist das vollständige, lebensbegleitende,<br />

physiologische Modell eines Patienten,<br />

das mit jedem klinischen Bild, jedem<br />

7000<br />

Experten aus 25 Fachgebieten<br />

fungieren<br />

als Autoren und Peer<br />

Reviewers im<br />

medizinischem<br />

Wissenssystem<br />

UpToDate.<br />

gemessenen Wert und jeder Untersuchung<br />

aktualisiert wird, eine Vision der<br />

Forscher. Im kleinen Maßstab und in<br />

Teilsegmenten der Medizin sind digitale<br />

Zwillinge allerdings bereits Realität.<br />

So präsentierten Ende 2021 sieben<br />

Fraunhofer­Institute im Rahmen des<br />

Leitprojekts Med²icin den ersten Prototyp<br />

eines digitalen Patientenmodells.<br />

„Mit dem Prototyp betreten wir eine<br />

neue Ära bei der Behandlung der<br />

Patienten“, ist Stefan Wesarg vom<br />

Fraunhofer­Institut für Graphische<br />

Datenverarbeitung (IGD) überzeugt.<br />

Bislang sind die Diagnose und Therapie<br />

von chronischen Erkrankungen wie<br />

Multipler Sklerose, Krebs oder Demenz<br />

äußerst komplex und kostenintensiv. Ein<br />

Grund: Patientendaten wie Anamnesegespräche,<br />

MRT­Aufnahmen, Laboruntersuchungen<br />

oder Therapieverläufe<br />

werden zwar immer besser digital<br />

erfasst und vorgehalten, liegen aber<br />

unstrukturiert und für die Behandelnden<br />

nicht immer greifbar vor. Eine<br />

sinnvolle Aufbereitung, Verknüpfung<br />

und Visualisierung der Patientendaten<br />

und ein direkter Zugriff auf aktuellste<br />

Studiendaten oder Leitlinien für die<br />

klinische Entscheidungsfindung ist im<br />

Klinikalltag laut Wesarg während der<br />

Patientenvorstellung nicht möglich.<br />

Das soll sich künftig ändern: „Beim<br />

Projekt Med²icin verbinden wir all<br />

diese Gesundheitsinformationen eines<br />

Patienten miteinander und gleichen sie<br />

mit Parametern aus Populationsstudien<br />

und Daten spezifischer Krankheitsbilder<br />

wie Diagnostik, Krankheitsverlauf,<br />

Medikation oder Therapien anderer<br />

Betroffener ab“, erläutert der Projektkoordinator.<br />

Unter Berücksichtigung<br />

klinischer Leitlinien und gesundheitsökonomischer<br />

Aspekte entsteht so ein<br />

ganzheitliches, digitales Patientenmodell<br />

– ein digitaler Zwilling.<br />

Therapie & Ökonomie. Gearbeitet<br />

wird mit dem digitalen Abbild bereits<br />

am Universitätsklinikum Frankfurt am<br />

Main, wo es am Beispiel chronisch entzündlicher<br />

Darmerkrankungen (CED)<br />

evaluiert und implementiert. Dazu liegen<br />

Daten von mehr als 600 Betroffenen<br />

mit 170 verschiedenen Parametern<br />

vor. Aktuelle Anwender in dieser Projektphase<br />

sind Mediziner im Krankenhaus<br />

in der Behandlung von Erkrankten<br />

mit komplexen Krankheitsverläufen.<br />

Im späteren Verlauf sollen auch niedergelassene<br />

Fachärzte in das Projekt eingebunden<br />

werden, ebenso wie Patienten,<br />

Forschungsinstitute oder Krankenkassen.<br />

Für die Vermarktung der<br />

Lösung wollen die Fraunhofer­Forschenden<br />

mit Life­Science­Unternehmen<br />

und Technologie­Providern in der<br />

Health IT kooperieren.<br />

Langfristig – so der weltweite Expertenplan<br />

– soll jedem Menschen sein<br />

digitales Ebenbild zur Verfügung stehen,<br />

das von vor der Geburt bis ins<br />

hohe Alter mit individualisierten<br />

Gesundheitsdaten gefüttert wird. An<br />

einem virtuellen Patienten können<br />

dann Hunderte Medikamente getestet<br />

werden – und ein Medikament, das<br />

gerade entwickelt wird, lässt sich an<br />

Tausenden von Patienten erproben. In<br />

der Zukunft werden so Behandlungsstrategien<br />

zunächst digital am Computer<br />

optimiert, um das Ansprechen und<br />

mögliche Nebenwirkungen vorherzusagen,<br />

sie prophylaktisch zu vermeiden<br />

und damit die Chancen auf die Ermittlung<br />

der am besten geeigneten Therapie<br />

zu erhöhen.<br />

Davon soll nicht nur jeder einzelne<br />

Patient profitieren, sondern – etwa im<br />

Rahmen der Virtualisierung klinischer<br />

Studien – das gesamte Gesundheitswesen.<br />

Für die Entwicklung innovativer<br />

Therapien, die bis zu ein Jahrzehnt<br />

dauert, Milliarden kostet und ein<br />

erhebliches Risiko des Scheiterns birgt,<br />

bietet das KI­Konzept eine Alternative.<br />

Auch dieser wirtschaftliche Faktor ist<br />

ein zentraler Aspekt des datengetriebenen<br />

Wissensmanagements.<br />

57


UNTERNEHMEN IM WANDEL<br />

Auf der Suche nach<br />

dem Speicherplatz<br />

Big Data und Präzisionsmedizin verändern die Zukunft des<br />

Gesundheitswesens – und benötigen dafür laut Adam Marko,<br />

Director für Life-Sciences-Lösungen beim Datenspeicher-Spezialisten<br />

Panasas, vor allem eines: geeignete Storage-Lösungen.<br />

von Christian Lenoble<br />

W<br />

er von Präzisionsmedizin spricht, muss die Rede auch auf die<br />

dahinterstehende Computertechnologie bringen. Können Sie<br />

uns den Zusammenhang der Disziplinen skizzieren?<br />

Adam Marko: In einer Zukunft, in der die Präzisionsmedizin<br />

zum Standard der Versorgung geworden ist, kennt Ihr Arzt<br />

den biologischen Bauplan Ihres Körpers zusammen mit Ihrer<br />

gesamten Krankengeschichte. Dies umfasst Ihr genetisches<br />

Profil, einzigartige Proteinsignaturen, Verhaltens- und<br />

Umweltfaktoren, alle Details aus Ihren elektronischen Krankenakten<br />

und die Informationen, die auf tragbaren medizinischen<br />

Überwachungsgeräten gespeichert sind. Dieser Datenschatz<br />

wird nicht nur von Ihrem Arzt analysiert, sondern<br />

auch von KI-Algorithmen, die diese Daten mit riesigen<br />

Datenbanken abgleichen und Erkenntnisse über Sie gewinnen<br />

können, die bisher unmöglich waren.<br />

Kurzum: Die allgemeine Präzisionsmedizin benötigt und<br />

erzeugt enorme Datenmengen – und lässt sich somit nur verwirklichen,<br />

wenn sich die Gesundheitsbranche mit den damit<br />

verbundenen intensiven Rechenanforderungen auseinandersetzt.<br />

Sind die Weichen dafür bereits gestellt?<br />

High-Performance-Computing leistet natürlich bereits seine<br />

Dienste. Ein Beispiel: Als Wissenschaftler 1990 zum ersten<br />

Mal ein ganzes Genom sequenzieren wollten, brauchten sie<br />

dafür 13 Jahre. Inzwischen haben Forscher der Stanford<br />

Medical University mit fünf Stunden und zwei Minuten den<br />

neuen Guinness-Weltrekord für die schnellste DNA-Sequenzierung<br />

aufgestellt. Weniger als drei Stunden später konnten<br />

sie mit diesen Ergebnissen eine genetische Krankheit erfolg-<br />

reich identifizieren. Dank der Fortschritte in der durch HPC<br />

unterstützten Sequenzierungstechnologie dauert also das,<br />

was früher über ein Jahrzehnt dauerte und fast drei Milliarden<br />

Dollar kostete, heute weniger als einen Arbeitstag und<br />

kostet unter Tausend Dollar.<br />

Die Anwendungen von künstlicher Intelligenz stellen HPC vor<br />

zusätzliche Herausforderungen?<br />

Natürlich. Nehmen wir etwa KI-Anwendungen, die für die<br />

diagnostische Bildgebung im Dienste der Präzisionsmedizin<br />

stehen. So nutzen Wissenschaftler beispielsweise KI zur<br />

Erkennung von Biomarkern in Bildern. Diese können Ärzten<br />

helfen, fundiertere Behandlungsentscheidungen zu treffen<br />

und unnötige Biopsien oder zu starke Bestrahlungen bei<br />

Krebspatienten zu vermeiden. Ein anderes Beispiel: Derzeit<br />

kombiniert ein Team von Wissenschaftlern des Energieministeriums<br />

und des Georgia Institute of Technology High-<br />

Performance-Computing und Deep Learning. Das Ziel ist<br />

unter anderem die Vorhersage der Strukturen und Funktionen<br />

von Tausenden von Proteinen. Die Erkenntnisse werden<br />

den Ärzten weitere wichtige Daten an die Hand geben.<br />

In beiden exemplarischen Fällen gilt: Wenn Ärzte Zugang<br />

zu all diesen Daten erhalten, können sie nicht nur Geld und<br />

Zeit sparen, sondern auch Leben retten.<br />

Was leitet sich daraus für Gesundheitsorganisationen ab?<br />

Zu erwarten ist die Einführung von Hochleistungsrechner-<br />

Infrastrukturen (HPC), die alle nötigen biomedizinischen<br />

und Gesundheitsdaten in die klinischen Arbeitsabläufe integrieren.<br />

Mit Blick auf die Datenmengen und ihr exponentielles<br />

Wachstum müssen Gesundheitsorganisationen in kosteneffiziente,<br />

einfach zu verwaltende Speicherlösungen investieren,<br />

die schnell, skalierbar und sicher sind. Um aus Big Data<br />

klinisch verwertbare Daten abzuleiten, müssen moderne<br />

Organisationen also dem Beispiel der Forscher folgen und<br />

HPC-Speicherlösungen implementieren, die der Aufgabe<br />

gewachsen sind. Eine solche Investition bedeutet eine Revolution<br />

für das Gesundheitswesen, wie wir es kennen.<br />

58


INSTITUTIONAL STRATEGIC MANAGEMENT ACCREDITATION<br />

Bewerbungsfrist<br />

26. Juni 2022<br />

Jetzt informieren!<br />

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I U M<br />

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European University


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Das ist die Renaissance des<br />

Wissensmanagements<br />

Wir sind im Zeitalter der Wissensökonomie, sagt Sandra Becker von<br />

Deloitte. Innovation und Technologie sind die wichtigsten Treiber<br />

und zwingen Unternehmen, permanent in Bewegung zu bleiben.<br />

von Fabian Graber<br />

Foto: GettyImages_piola666<br />

60


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Frau Becker, was verbindet Sie mit Wissensmanagement?<br />

Sandra Becker: Als Consultant ging es aus interner Sicht<br />

schon immer darum: Wie sichern wir eigentlich unser relevantes<br />

Wissen, was unseren Kunden hilft, sich im Markt zu<br />

positionieren? Ich habe schon in den Nullerjahren Projekte<br />

als Beraterin zum Thema Wissensmanagement gemacht. Das<br />

war noch zu Zeiten der alten, klassischen Content-Management-Systeme,<br />

als das noch eine ganz andere Definition war.<br />

Ich habe also die Brücke geschlagen von der alten Wissensmanagement-Zeit<br />

hin zu den aktuellen Themen.<br />

Was hat sich seitdem getan?<br />

Eigentlich hat sich alles geändert. Früher war das tatsächlich<br />

ein reines Ablage-Thema. Da ging es um die Dokumentation,<br />

die ist wichtig, die muss ich irgendwo speichern und dann<br />

über eine Suchmaschine oder Mail-Abfrage wiederfinden.<br />

Die Frage war: Wie kann ich das, was in den Köpfen der<br />

Leute ist oder was den Ablauf einer Maschine beschreibt,<br />

festhalten? Es wurde eben das dokumentiert, was schon stattgefunden<br />

hat. Heute ist das komplett anders. Es geht um<br />

Knowledge Capture – also das Erfassen von Wissen – bis hin<br />

zur Analyse. Nicht das bloße wiederholte Ablegen spielt eine<br />

Rolle, sondern die neuen Erkenntnisse, die man aus der Analyse<br />

ziehen kann. Daraus ergibt sich eine Wertsteigerung und<br />

das ist der springende Punkt. Wie bringe ich zwei Leute oder<br />

zwei Themen zusammen und gestalte dabei etwas Neues?<br />

Das ist ein kompletter Shift in den Paradigmen des Wissensmanagements.<br />

Wie findet diese Wertsteigerung in der Realität statt?<br />

Zuerst müssen einige Fragen beantwortet werden. Welche<br />

Art von Wissen wird gesammelt? Was ist mein Business? Wie<br />

die strategische Ausrichtung? Was brauche ich für mein<br />

Geschäft und was ist im Unternehmen vorhanden? Und<br />

heute geht es sehr stark darum: Was kommt denn von extern<br />

rein und wie gehe ich damit um? Es ist nicht nur das interne<br />

Wissen, sondern immer die Kombination mit der Außenwelt.<br />

Ein Beispiel aus der Beratung wäre, dass man ein Projekt<br />

abschließt, man hat dort etwas analysiert, Erkenntnisse<br />

gewonnen und dem Kunden einen Endbericht gegeben. Den<br />

könnte man jetzt einfach ablegen und sagen: Vielleicht findet<br />

irgendwo noch mal ein ähnliches Projekt statt und dann kann<br />

man das wieder herausholen und nutzen. In der heutigen<br />

Zeit ist es aber ganz selten, dass etwas genauso wieder stattfindet.<br />

Jetzt geht es viel stärker darum, über den Prozess zu<br />

lernen und daraus neue Werte zu entwickeln, Neues zu<br />

gestalten. Die Erkenntnisse sind dann oft allgemeiner und<br />

können auch von anderen eingesetzt werden. Da entsteht ein<br />

Mehrwert.<br />

Erkenntnisse laufen also mittlerweile sehr bald ab, weil sich<br />

alles so schnell verändert?<br />

Wir sind jetzt im Zeitalter der Wissensökonomie und alles<br />

funktioniert ein bisschen anders. Innovation und Technologie<br />

sind die wichtigsten Treiber und zwingen Unternehmen<br />

dazu, permanent in Bewegung zu bleiben. Außerdem arbeiten<br />

wir in Teilzeit, hybrid, global. Die Leute wechseln ihre<br />

Jobs viel häufiger. Es gibt zwar weiterhin die klassischen<br />

Abläufe innerhalb von Unternehmen und auch die haben<br />

noch Bedeutung. Zum Beispiel, wenn sich Kunden beschweren<br />

im Callcenter oder man ein Produktdatenblatt braucht,<br />

das ist alles noch da. Aber der Innovationsdruck ist hoch und<br />

es gibt eben noch Potenzial zum Optimieren, das ist spannend.<br />

Man muss sich immer vorwärtsbewegen.<br />

Umfragen zeigen, dass zwar viele Unternehmen das Thema<br />

Wissensmanagement als Priorität erkennen, sich aber nur<br />

wenige imstande sehen, Handlungen zu setzen. Woher kommt<br />

diese Zurückhaltung?<br />

Ja, da gibt es eine große Kluft. In einer Studie haben 70 Prozent<br />

der Unternehmen gesagt, dass Wissensmanagement<br />

wichtig ist und nur neun Prozent, dass sie sich bereit fühlen.<br />

Das Thema wurde auch 20 Jahre lang quasi ignoriert und erst<br />

jetzt wiederentdeckt. Unternehmen merken, dass etwas passiert<br />

und es ihnen entgleitet, weil sie sich so lang nicht mit<br />

dem Thema auseinandergesetzt haben. Die sehen jetzt, dass<br />

es all diese tollen neuen Technologien gibt, die ganz viel<br />

können und merken aber: Das Implementieren von solchen<br />

Technologien an sich ändert überhaupt nichts und löst auch<br />

nichts. Die Leute hatten das nicht auf dem Schirm. Das<br />

Management von Wissen wurde oft in IT-Abteilungen ausgelagert.<br />

Dabei ist es aber Teil der täglichen Arbeit. Man muss<br />

das strategisch angehen und herausarbeiten, was das „bessere“<br />

Wissen ist und wo der Schmerz sitzt. Daher wissen<br />

viele auch nicht, wo sie überhaupt anfangen sollen.<br />

Wenn man sich 20 Jahre lang nicht mit Wissensmanagement<br />

auseinandersetzt – kann man das bei dem hohen technologischen<br />

Tempo heute überhaupt noch aufholen?<br />

Da gibt es viele Missverständnisse. Manche nehmen einfach<br />

das, was sie noch aus der alten Zeit wissen und transferieren<br />

es auf eine neue Technologie. Das klappt logischerweise<br />

nicht. Nachweislich funktioniert Wissensmanagement dort<br />

gut, wo es das Management propagiert und sagt: Wir achten<br />

darauf. Wir geben euch die Zeit dafür, Wissen zu teilen. Es<br />

ist ein Unternehmenswert. Unsere Studien haben ergeben,<br />

dass Mitarbeiter in solchen Firmen die Qualität des Wissens<br />

als höher einschätzen, dass sie schneller Dinge finden und<br />

Vertrauen haben. Das ist der Faktor Mensch. Wir reden zum<br />

Großteil über das implizite Wissen, das in unser aller Köpfe<br />

steckt. Aber wann ist man auch bereit, das Wissen abzugeben,<br />

zu teilen und daraus einen Mehrwert zu generieren? Das<br />

funktioniert nur, wenn man die Sicherheit hat, dass damit gut<br />

umgegangen wird. Es geht also um die Kultur, lang bevor wir<br />

61


DIGITALE ZUKUNFT<br />

überhaupt mit der Technologie anfangen. Ob die dann künstliche<br />

Intelligenz kann oder Spracherkennung oder nur eine<br />

gute Suchmaschine ist – das ist alles gar nicht so wichtig. Ich<br />

muss mich als Mensch und Mitarbeiter erst einmal sicher<br />

fühlen.<br />

Wie funktioniert das in der Praxis?<br />

Im Consulting haben wir bei unseren Projekten zum Beispiel<br />

immer Verantwortliche, die sicherstellen, dass die richtigen<br />

Inhalte geteilt werden und die Leute ihre Expertisen ergänzen.<br />

Das ist mittlerweile Teil des ganz normalen Arbeitens.<br />

Das funktioniert aber nur, wenn es gewünscht und anerkannt<br />

wird. Dann kann man die aktuellen Technologie nehmen und<br />

da ist wirklich sehr viel möglich. Gerade mit der Analyse von<br />

Wissen in Unternehmen lassen sich strategische Schlüsse<br />

ziehen. Man kann etwa Skills identifizieren, daraus Profile<br />

erstellen und analysieren, wo es Defizite im Team gibt, wenn<br />

Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Das macht auch<br />

ersichtlich, wo sich Expertise konzentriert und wo Netzwerke<br />

entstehen. Wenn Unternehmen lernen, mit diesen<br />

Daten gut umzugehen, führt es zu einem großen Mehrwert.<br />

Und welche Voraussetzungen braucht es dafür?<br />

Mir fällt sofort der Begriff „Super Team“ ein.<br />

Das Konzept ist stark mit agilen Arbeitsmethoden<br />

verknüpft. Dabei werden immer projektbezogen<br />

oder situationsbezogen Skills<br />

kombiniert und sämtliche Hierarchien aufgelöst<br />

– wobei das nicht immer so radikal<br />

geschehen muss. Da wird Knowledge<br />

Management spannend, weil man die richtigen<br />

Leute zusammensetzt und den Austausch<br />

ermöglicht. Dann interessiert es mich natürlich,<br />

welche Ideen diese Teams kreieren und<br />

wie das Wissen zurückgespielt wird. Da geht<br />

es nicht darum, Word-Dokumente abzulegen.<br />

Wichtiger ist es, Profile zu erstellen, die auf<br />

eine Expertise schließen lassen. Wenn ich<br />

sehe, dass jemand schon drei Mal Teil von<br />

einem Super Team war zu einem bestimmten<br />

Thema, dann macht es Sinn, diese Person<br />

dazu anzusprechen. Man kann über die Zeit<br />

erkennen, wie sich jemand entwickelt und<br />

seine Expertise aufgebaut hat. Man stellt sich<br />

also die Frage: Was macht Experten überhaupt<br />

zu Experten?<br />

Es gibt zwar viele neue Technologien, aber<br />

gleichzeitig steigt die Informationsflut an. Wie<br />

können Unternehmen da Schritt halten?<br />

Da ist eine der größten Herausforderungen.<br />

Eine Studie hat gezeigt, dass fast 55 Prozent<br />

der internen Datenströme nicht genutzt werden.<br />

Natürlich kann man hinterfragen, ob<br />

man das alles verwenden muss. Für mich geht<br />

es stark darum, zu analysieren und zu verstehen,<br />

welche Informationen die neuen Technologien<br />

ausspucken. Ich kann eine Skill-<br />

Sandra Becker<br />

Sandra Becker ist Senior Manager<br />

beim Beratungsunternehmen<br />

Deloitte in Frankfurt und<br />

unterstützt vor allem Projekte<br />

mit Großkunden in ihrer Rolle<br />

als Priority Client Program Leader.<br />

Sie hat mehr als neun Jahre<br />

Beratungserfahrung als Managerin<br />

für Strategie,<br />

Vertrieb, Marketing und Wissensmanagement<br />

bei großen<br />

Unternehmen in der deutschen<br />

Automobilindustrie. Zwischen<br />

2015 und 2021 war Becker für<br />

das nationale, geschäftsübergreifende<br />

Wissensmanagement<br />

bei Deloitte in Deutschland verantwortlich.<br />

Gap-Analyse machen, untersuchen, wer wo auf Daten<br />

zugreift, welche Experten, Cluster und Netzwerke ich habe.<br />

Daraus lässt sich zum Beispiel schließen, ob das meiner<br />

Innovationskraft nutzt oder ob ich mein Recruiting umstellen<br />

muss. Beim Thema Big Data wurde bereits früh angefangen,<br />

nach außen hin zu analysieren. Bei Knowledge Management<br />

geht es wieder stärker darum, den Blick nach innen zu richten<br />

und das intern zu machen. Die Kunst ist es, das Wissen in<br />

den Kontext des jeweiligen Unternehmens zu setzen. Das ist<br />

eine neue Art zu denken. Es geht darum, herauszufinden,<br />

welche Informationen überhaupt nützlich sind – und das ist<br />

sehr individuell. Natürlich gibt es auch Gegenstimmen, die<br />

sagen: Man kippt einfach alles in ein System und der Nutzer<br />

entscheidet, was wichtig ist. Man muss eben immer wieder<br />

neu hinterfragen, was zu einem passt.<br />

In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Arbeitswelt sehr<br />

stark verändert, befeuert durch die Coronapandemie. Wie<br />

wirkt sich das auf Wissensmanagement aus?<br />

Die Pandemie ist ein Treiber, der das Thema wieder auf die<br />

Agenda gebracht hat. Man muss von dem Verwalten von<br />

Wissen weggehen und aufdecken, wo die<br />

Expertise steckt, wo sich Cluster bilden, wie<br />

Informationen fließen. Es muss nicht immer<br />

alles irgendwo dokumentiert sein. Es geht<br />

darum, dass Austausch stattfinden kann.<br />

Viele Unternehmen haben durch die Pandemie<br />

bemerkt, dass sie da riesige Defizite<br />

haben. Dass man den Austausch nicht einer<br />

kleinen, separaten IT-Abteilung überlassen<br />

kann, sondern das in die täglichen Abläufe<br />

integrieren muss. Das ist die Renaissance<br />

des Wissensmanagement.<br />

Sie haben es bereits angesprochen: Vertrauen<br />

ist beim Wissensmanagement ausschlaggebend.<br />

Wenn Mitarbeiter das Gefühl haben,<br />

dass alles gespeichert und analysiert wird,<br />

was sie von sich geben – besteht dann die<br />

Gefahr, dass die Privatsphäre und das Vertrauen<br />

auf der Strecke bleiben?<br />

Das klingt schon fast ein bisschen dystopisch!<br />

In der Theorie können natürlich<br />

Systeme zum Einsatz kommen, die E-Mails<br />

mitlesen oder Präsentationen automatisch<br />

verschlagworten. In der Realität ist das<br />

durch den Datenschutz und arbeitsrechtlich<br />

klar reguliert. Als Unternehmen würde man<br />

sich auch keinen Gefallen damit tun, das<br />

alles aufzunehmen und zu analysieren. Man<br />

muss aus den ganzen Infos etwas machen<br />

und ich glaube, man würde den Fokus verlieren,<br />

wenn es keine Prioritäten gäbe. Technologisch<br />

ist vieles möglich, aber nicht alles<br />

macht Sinn. Es geht eben darum, zu definieren,<br />

welche Informationen gesammelt und<br />

welche geteilt werden sollen. Erst dann wird<br />

es Unterstützung dafür geben.<br />

Foto: Deloitte<br />

62


WERBUNG<br />

Digitale Identität<br />

Mehr Sicherheit im Online-Business.<br />

Wir bewegen uns zunehmend in einer digitalen Welt. Dementsprechend<br />

ist die digitale Identität essenziell. So wie wir<br />

in der realen Wirklichkeit die Person eindeutig identifizieren<br />

können – ein Ausweis und der Fotoabgleich mit der Person,<br />

die vor mir steht, reichen dazu – gilt dieser Anspruch auch<br />

im Digitalen. Durch die rasche Digitalisierung, die durch die<br />

Covid-Pandemie eine Beschleunigung erfahren hat, hat die<br />

digitale Identifikation an Bedeutung gewonnen.<br />

Foto: David Visnjic<br />

Eindeutige Identitäten<br />

„Aus dem dringenden Bedarf sind viele verschiedene Identifikationsmethoden<br />

und -verfahren von verschiedenen Anbietern<br />

entstanden. Dadurch stehen wir zurzeit vor einem Vielfaltsdilemma“,<br />

sagt Christoph Mammerler, Business Development<br />

Director DACH bei CRIF. Die Beispiele sind bekannt: Es gibt<br />

Tools, die einen physischen Abgleich digital abbilden oder mittels<br />

Video-Chat, Ausweiserkennung und mittels Handykamera<br />

die „echte“ Person verifizieren. „Aus diesen sogenannten phygitalen<br />

Identifikationsverfahren haben wir uns in eine digitale<br />

Identifizierbarkeit hin entwickelt.“ Die Vision der Zukunft muss<br />

sein, dass, egal in welchen Welten wir uns bewegen, die<br />

Identität der Person eindeutig, sicher und einfach feststellbar<br />

ist. Einfach darum, da es die Online-Konsument:innen<br />

gewöhnt sind, sich frei und userfreundlich in der Online-Welt<br />

zu bewegen.<br />

„Dass sie für diese Usability oftmals einen hohen Preis zahlen<br />

– über Single-Sign-on mit meinem Social-Media-Account<br />

registriert und mein Userverhalten kennen mehr Leute, als<br />

mir lieb ist – diese Awareness ist in der Bevölkerung noch<br />

nicht da“, weiß Mammerler. Das wird aber zunehmend ein<br />

Thema und darum braucht es sichere, transparente und vor<br />

allem datensparende Wege.<br />

Die Qual der Wahl<br />

Dem Thema Sicherheit kommt entsprechend eine tragende<br />

Rolle zu. „Die Schwierigkeit ist die Qual der Auswahl. Die<br />

digitale Identität eindeutig festzustellen, bringt im Online-<br />

Business nicht nur mehr Sicherheit gegen Onlinebetrug,<br />

vielmehr bedingen manche Geschäftsprozesse die rechtskonforme<br />

Identifizierung, wenn es sich beispielsweise um<br />

den Abschluss einer Online-Versicherung oder eines Handyvertrags<br />

handelt, wie auch bei der Eröffnung eines Online-<br />

Bankkontos“, erklärt Mammerler weiter. Es gibt allerdings<br />

nicht die eine Methode, die für alle Konsument:innen die<br />

eine richtige ist. Dafür sind bereits zu viele unterschiedliche<br />

Verfahren im Umlauf und je nach Sicherheitsstufe mehr oder<br />

weniger sinnvoll bzw. notwendig.<br />

Experte. Christoph Mammerler, Business<br />

Development Director DACH bei CRIF.<br />

Alles aus einer Hand<br />

CRIF gibt dieser Vielfalt der Wege eine „Bühne“ und vereint<br />

die verschiedensten Identifikationsmöglichkeiten auf einer<br />

Plattform. „Dieser PaaS-Ansatz macht es den Unternehmen<br />

– sprich den Händler:innen und den Konsument:innen –<br />

maximal einfach und convenient: Als Identification Service<br />

Provider bietet CRIF über die Plattform die Vielzahl von Identifikationsmethoden<br />

an, die je nach Anforderung entlang der<br />

Customer Journey maßgeschneidert eingesetzt werden“, so<br />

der Experte von CRIF. „Somit bietet der/die Onlinehändler:in<br />

die notwendige Auswahl und hat mit uns den Überblick über<br />

die Must-haves der Identifikations-Branche.“ Und das über<br />

Landesgrenzen hinweg, im deutschsprachigen Raum und<br />

auch in Europa.<br />

www.crif.at<br />

63


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Stimmen werden laut<br />

Sprache ist der Schlüssel zum Wissen: Wieso das gesprochene<br />

Wort beim Knowledge Management stark gefragt ist und wie<br />

ein Supercomputer bei einer Quizshow gewann.<br />

von Fabian Graber<br />

Foto: GettyImages_mustafahacalaki<br />

64


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Die Menschheit hat viel Erfahrung darin,<br />

Wissen in schriftlicher Form aufzuzeichnen<br />

und weiterzugeben. Die<br />

sumerische Keilschrift und die ägyptischen<br />

Hieroglyphen entstanden vor<br />

über 5000 Jahren, noch lang bevor<br />

Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert<br />

den Buchdruck massentauglich machte<br />

und eine weltweite Medienrevolution<br />

auslöste. Dass es heute zum Arbeitsalltag<br />

vieler Menschen gehört, mit mehreren<br />

Hundert E-Mails pro Tag bombardiert<br />

zu werden, ist die konsequente<br />

Weiterentwicklung der menschlichen<br />

Zuneigung zur Schrift. Das gesprochene<br />

Wort hat in der Kommunikation<br />

und beim Wissensaustausch eine noch<br />

viel geringere Bedeutung – dieses<br />

Ungleichgewicht könnte aber bald der<br />

Vergangenheit angehören.<br />

Mehr Empathie möglich. Denn das<br />

Sprechen und Zuhören hat gegenüber<br />

dem reinen Text durchaus Vorteile.<br />

Eine Studie der Yale University aus<br />

dem Jahr 2017 hat etwa ergeben, dass<br />

Menschen ihre Gefühle und inneren<br />

Zustände am genausten über ihre<br />

Stimme kommunizieren können – und<br />

zwar nicht nur gegenüber der Schrift,<br />

sondern auch im Vergleich zur visuellen<br />

Verständigung, beispielsweise über<br />

die Mimik. Laut dem Autor Michael W.<br />

Kraus ist die reine Sprachkommunikation<br />

der effektivste Weg, um bei seinem<br />

Gegenüber Empathie zu erzeugen und<br />

zu vermitteln. In der Psychologie galt<br />

lange Zeit der Grundsatz, dass<br />

Gesichtsausdrücke sehr verlässlich<br />

Auskunft über die Emotionen eines<br />

Menschen geben können. Auch Technologiefirmen<br />

versuchen sich das<br />

zunutze zu machen, etwa bei Gesichtserkennungssoftware,<br />

mit der auf die<br />

Gefühlsebene von Menschen zugegriffen<br />

werden soll. In der jüngeren Vergangenheit<br />

gab es aber zunehmend Kritik<br />

von Forschern an dem sturen Fokus<br />

auf die Gesichtsmuskulatur, schließlich<br />

ist die Mimik auch stark von kulturellen<br />

Einflüssen abhängig und kann laut<br />

einem Artikel von „Nature“ im Jahr<br />

2020 je nach Kontext verschieden<br />

interpretiert werden.<br />

Seit der Durchdringung der menschlichen<br />

Kommunikation mit Textnachrichten-Apps<br />

bekommen wir das<br />

Gesicht unseres Gegenübers aber die<br />

meiste Zeit sowieso nicht mehr zu<br />

sehen. Um Emotionen trotzdem klarer<br />

ausdrücken zu können, wird stark auf<br />

Emojis zurückgegriffen, wobei die<br />

Genauigkeit laut einem Forschungspapier<br />

der Universität Ulm in Deutschland<br />

auch hier zu wünschen übrig lässt.<br />

500<br />

Millionen<br />

Podcast-Hörer wird<br />

es laut einer Prognose<br />

im Jahr 2024<br />

weltweit geben. Das<br />

ist fast eine Verdoppelung<br />

im Vergleich<br />

zu 2019.<br />

Studie der Universität Ulm<br />

Audio kehrt zurück. Dass das Hören<br />

wieder im Aufwind ist, zeigt auch die<br />

seit Jahren steigende Nutzung von Podcasts.<br />

Laut einer Prognose aus dem<br />

letzten Jahr könnte es im Jahr 2024<br />

weltweit über 500 Millionen Podcast-<br />

Hörer geben, fast eine Verdoppelung<br />

im Vergleich zu 2019. Demnach werden<br />

bald rund ein Viertel der Internetnutzer<br />

Podcasts hören, so die Untersuchung.<br />

Nachdem vor etwa einem Jahrhundert<br />

die erste Radiosendung ausgestrahlt<br />

wurde – dem Format aber später<br />

vom Fernsehen der Rang abgelaufen<br />

wurde – finden die Tonspuren wieder<br />

ihren Weg zurück ins Zentrum der<br />

Unterhaltungs- und Medienbranche.<br />

Und auch Unternehmen setzen stärker<br />

auf den Ton als Medium, nicht zuletzt<br />

bei der Vermittlung von Wissen nach<br />

innen und außen.<br />

Das österreichische Jungunternehmen<br />

Audvice setzt auf diesen Trend<br />

und bietet Firmen ein App an, über die<br />

Informationen in der Form von Sprachnachrichten<br />

effektiver mit Mitarbeitern<br />

und Kunden geteilt werden können.<br />

Die Basis für das Geschäftsmodell entwickelte<br />

die Gründerin Sophie Bolzer<br />

aber bereits in ihrer Studienzeit. „Der<br />

Druck war groß und ich habe begonnen,<br />

meine eigenen Memos zum Lernen<br />

aufzunehmen und sie mir im Auto<br />

wieder anzuhören. Das hat extrem viel<br />

gebracht“, sagt Bolzer. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass man sich Informationen<br />

merkt, würde bei 30 Prozent liegen,<br />

wenn man sie einmal durchliest. Beim<br />

zweiten Durchlesen seien es 40 Prozent,<br />

wenn man sich die Informationen<br />

wieder selbst vorspricht, schon 60 Prozent.<br />

Wenn man seine eigene Aufnahme<br />

nochmals hört, liege der Wert<br />

bei 80 Prozent, so Bolzer. Im Jahr 2019<br />

führt Audvice das erste Produkt ein,<br />

das sich vor allem an Hochschulprofessoren<br />

richtete. Auch Unternehmen<br />

zeigten Interesse und so wuchs Aud-<br />

65


DIGITALE ZUKUNFT<br />

Menschen können ihre Gefühle<br />

am genauesten über ihre Stimme<br />

kommunizieren.<br />

vice rasch über den Universitätssektor<br />

hinaus und richtete sich stärker an Firmenkunden<br />

aus, heißt es auf der Webseite<br />

des Unternehmens. Die Coronavirus-Pandemie<br />

heizte den Boom bei<br />

Audioanwendungen weiter an und<br />

Audvice sicherte sich letztes Jahr eine<br />

Finanzierung eines europäischen Venture-Capital-Fonds.<br />

Zu viele Infos. „Bei Sprache merkt<br />

man, dass es viel schneller und einfacher<br />

ist beim Erstellen von Inhalten und dass<br />

du die Möglichkeit hast, mit wenig Aufwand<br />

sehr viel Emotion und Kontext zu<br />

vermitteln. Mit Text schafft man das<br />

nicht und Videoproduktionen stehen da<br />

von den Kosten her einfach nicht im<br />

Verhältnis“, so Bolzer. Außerdem seien<br />

die Menschen oft zugemüllt von zu vielen<br />

Informationen und nach vielen Stunden<br />

vor dem Bildschirm auch nicht<br />

mehr aufnahmefähig. „Von unseren Nutzern<br />

bekommen wir die Rückmeldung,<br />

in welchen Situationen sie sich die<br />

Inhalte anhören. Selten vor dem Computer,<br />

sondern eher, wenn sie spazieren<br />

gehen, mittags kochen, Sport machen<br />

oder beim Autofahren. Mir geht das<br />

auch bei Podcasts so – am ehesten kann<br />

ich mir etwas merken, wenn ich zumindest<br />

ein bisschen Aufmerksamkeit<br />

schenken kann“, sagt die Gründerin.<br />

Beim Wissensmanagement würden<br />

Firmen oft viel Zeit und Energie in die<br />

Produktion von Inhalten stecken, die<br />

immer aktuell sein müssten, weil sich<br />

sonst die Kosten nicht rechnen, so<br />

Bolzer. Trainings für neue Mitarbeiter<br />

würden meistens über Calls stattfinden,<br />

die laufend wiederholt werden<br />

müssten und viel Zeit in Anspruch nehmen.<br />

Mit vielen Mitarbeitern im<br />

Home-Office sei die Kommunikation<br />

noch schwerer zu handhaben, weshalb<br />

laut Bolzer viele Unternehmen nun<br />

verstärkt auf Audioinhalte setzen, die<br />

flexibel konsumiert werden können.<br />

Das andere NLP. In Zukunft will<br />

Bolzer mit Audvice auch stärker auf<br />

eine Technologie namens „Natural Language<br />

Processing“ – kurz NLP – setzen,<br />

also die Verarbeitung von natürlicher<br />

Sprache. Sie ist ein Teilgebiet der<br />

künstlichen Intelligenz und befasst sich<br />

damit, Computern die Fähigkeit zu<br />

geben, Texte und das gesprochene<br />

Wort auf eine ähnliche Weise zu verstehen<br />

wie Menschen, so die Definition<br />

des US-Technologiekonzernes IBM.<br />

„In Unternehmen teilen Mitarbeiter<br />

quer durch alle Hierarchieebenen<br />

Informationen und Wissen. Da lassen<br />

sich viele Daten auswerten, nicht nur<br />

was die Nutzung angeht, sondern auch<br />

semantische Faktoren, Stimmen oder<br />

Füllwörter. Am Ende des Tages könnte<br />

man mit einem Modell sagen: Wer sind<br />

die Experten zu welchen Themen? Wo<br />

sind vielleicht noch Wissenslücken im<br />

Unternehmen vorhanden? Basierend<br />

auf dem, was wir schon von einer Person<br />

wissen, kann ein Mehrwert für das<br />

ganze Unternehmen entstehen“, sagt<br />

Bolzer. Dabei müsse man aber auch<br />

sicherstellen, die Mitarbeiter nicht zu<br />

gläsernen Menschen zu machen, die<br />

den Eindruck gewinnen könnten, dass<br />

bei jeder Unterhaltung mitgehört<br />

werde, so die Audvice-Gründerin.<br />

Schon der Datenschutz gebe hier sehr<br />

klare Regeln für Unternehmen vor.<br />

Die Wurzeln von NLP gehen bis in<br />

die 1950er-Jahre zurück und das Feld<br />

wurde stark von Entwicklungen bei<br />

IBM geprägt. Der Konzern untersuchte<br />

laut seiner Webseite bereits damals<br />

Muster für die Spracherkennung und<br />

künstliche Intelligenz und entwickelte<br />

1962 eine Maschine, die mit simplen<br />

Sprachbefehlen mathematische Rechnungen<br />

anstellen konnte. Mit dem Watson-Computersystem<br />

machte IBM das<br />

Thema Spracherkennung und künstliche<br />

Intelligenz zur konzernweiten<br />

Priorität und ließ die Maschine im Jahr<br />

2011 in einer US-Quizshow teilnehmen,<br />

die es auch gewann. Mittlerweile setzt<br />

Watson NLP etwa beim Analysieren<br />

von Webseiten und Social-Media-Plattformen<br />

ein. Ein Sprachassistent setzt<br />

wiederum auf die Verarbeitung des<br />

gesprochenen Worts.<br />

Kein voller Erfolg. IBM setzte mit<br />

Watson auch stark auf Produkte für<br />

den Gesundheitsbereich, zum Beispiel<br />

bei der Krebsbehandlung, konnte laut<br />

einem Artikel der „New York Times“<br />

vom Juli 2021 aber viele Erwartungen<br />

nicht erfüllen, was auch die Vision des<br />

Projekts – ganze Industrien zu revolutionieren<br />

und dabei hohe Gewinne<br />

abzuwerfen – ins Wanken brachte.<br />

Für das Wissensmanagement war<br />

das Projekt dennoch ein großer Schritt,<br />

gerade was die Verarbeitung von Sprache<br />

angeht: Das Netzwerk aus Rechnern,<br />

die den Watson formen, konnte<br />

laut IBM bereits vor zehn Jahren das<br />

Äquivalent einer Million Bücher pro<br />

Sekunde verarbeiten.<br />

Foto: GettyImages_mixetto<br />

66


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