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Gastro 2022-1

Das Fach- und Verbandsmagazin von GastroGraubünden

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<strong>Gastro</strong><br />

Das Fach- und Verbandsmagazin von <strong>Gastro</strong>Graubünden Juni'22<br />

Einzelverkaufspreis CHF 6.-<br />

Kreative Regionalität<br />

Ustria Posta Veglia in Schluein<br />

–<br />

Jungtalente<br />

sorgen für Aufsehen


Der digitale Marketplace<br />

für <strong>Gastro</strong>nomie<br />

Integrale Marketplace vernetzt Anbieter und <strong>Gastro</strong>nomen<br />

effizient und einfach. Tausende Produkte, modulare Services,<br />

dynamische Prozesse: alles auf einer digitalen Plattform.<br />

integrale.ch


Weiterbilden,<br />

weiterkommen<br />

EDITORIAL<br />

Lebenslanges Lernen ist mir wichtig. Als ich vor viereinhalb Jahren<br />

Geschäftsführer von <strong>Gastro</strong>Graubünden wurde, wusste ich viel über<br />

Tourismus, Regionalentwicklung und Management. Hotellerie und<br />

<strong>Gastro</strong>nomie kannte ich aus Gästesicht, nicht aber deren Komplexität.<br />

Um die Branche und vor allem unsere Mitglieder noch besser zu<br />

verstehen, bilde ich mich berufsbegleitend zum <strong>Gastro</strong>-Betriebsleiter<br />

weiter. Im September steht die eidgenössische Prüfung an.<br />

Beim Durchlesen des aktuellen «<strong>Gastro</strong>» fällt mir auf, was ich schon<br />

alles gelernt habe. Wie gute Führung mit Arbeitgeberattraktivität<br />

zusammenhängt und wie man einen Betrieb gewinnbringend<br />

organisiert. Auch wurde mir bestätigt, wie wichtig die Positionierung<br />

für den Erfolg ist, wie komplex das Arbeitsrecht, der L-GAV und<br />

die Hygienevorschriften sind. Hinzu kommt, dass diese Themen eng<br />

miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen.<br />

Gut zu wissen, dass wir als Verband gemeinsam unterwegs sind.<br />

Gerade die DV in Davos hat gezeigt, wie wichtig Netzwerk und<br />

Austausch sind. Wie inspirierend und motivierend. Beides soll auch<br />

dieses Heft sein und Sie auf neue Ideen bringen.<br />

Vielleicht sehen wir uns bald an einer Weiterbildung?<br />

Zunächst wünsche ich Ihnen aber eine vergnügliche Lektüre<br />

und einen erfolgreichen Sommer.<br />

MARC TISCHHAUSER<br />

Geschäftsführer <strong>Gastro</strong>Graubünden


MAGAZIN 1I<strong>2022</strong><br />

Inhalt<br />

24<br />

Riccardo Wolf von der Ustria Posta Veglia in Schluein ist ein umtriebiger<br />

und kreativer Koch. Die enge Zusammenarbeit mit regionalen Bauern<br />

ist für ihn selbstverständlich. Mit grosser Passion für seinen Beruf setzt<br />

der Oberländer zudem viele verrückte Ideen um.<br />

16<br />

Das traditionsreiche Berghuus Radons<br />

wurde 2020 sorgfältig zur feinen<br />

Luxus-Herberge umgebaut. Wilde Bergwelt<br />

trifft auf Exklusives und Authentisches.<br />

Gäste aus Nah und Fern lieben es.<br />

20<br />

Der Boom zur vegetarischen und<br />

veganen Küche lässt die Konkurrenz<br />

von Rolf Hiltl und seinen Restaurants<br />

ansteigen. Der Vegi-Pionier über<br />

Pläne, Trends und Vorurteile.<br />

4<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


GASTROGRAUBÜNDEN<br />

Aktivitäten | News und Infos 6<br />

Tourismusallianz | Effektives Netzwerk 23<br />

DV Davos | Rückblick und Impressionen 41<br />

—<br />

RECHT & POLITIK<br />

Kaffeepause | Hotelière Tamara Henderson 9<br />

—<br />

PERSONELLES & WACHSTUM<br />

Jungtalente | Ambitioniert und aufstrebend 10<br />

Talentpool | Erfolgreich Personal fördern 32<br />

—<br />

BETRIEB & ENTWICKLUNG<br />

Berghuus Radons | Luxus auf 2000 Metern 16<br />

Junggastronomen | Über Erfolg und Neid 28<br />

Finanzierung | Stiftung kauft Hotel 38<br />

—<br />

AUS & WEITERBILDUNG<br />

Instagram | Tipps zur Plattform 15<br />

Kurse | Überblick August bis Dezember <strong>2022</strong> 43<br />

—<br />

SPEIS & TRANK<br />

Grüne Welle | Rolf Hiltl im Gespräch 20<br />

Nose to Tail | Beispiel eines Kleinbetriebs 24<br />

Weintourismus | Für Laien und Profis 35<br />

—<br />

DIES & DAS<br />

Informiert | News aus der Branche 44<br />

<strong>Gastro</strong><br />

Das Fach- und Verbandsmagazin von<br />

<strong>Gastro</strong>Graubünden. Die Zeitschrift für<br />

<strong>Gastro</strong>nomen, <strong>Gastro</strong>nominnen, Hoteliers,<br />

Hotelière, Lernende und Interessierte.<br />

Auflage<br />

1700 Exemplare<br />

Erscheinungsweise<br />

2x jährlich<br />

Herausgeber<br />

<strong>Gastro</strong>Grau bünden, Loëstrasse 161,<br />

7000 Chur, Tel. 081 354 96 96,<br />

www.gastrogr.ch, info@gastrogr.ch<br />

Projektleitung/Redaktion<br />

Pepperminz, Natalia Godglück, 7130 Ilanz,<br />

ng@pepperminz.ch, pepperminz.ch<br />

Layout<br />

LehmannVisual, 7015 Tamins,<br />

info@lehmann-visual.ch, lehmann-visual.ch<br />

Druck/Vertrieb<br />

Druckerei Landquart, 7302 Landquart<br />

Abonnemente<br />

Sie können <strong>Gastro</strong> auch abonnieren,<br />

kaufen und verschenken:<br />

Ein Jahresabonnement kos tet Fr. 12.–,<br />

Ausland Fr. 17.–, Einzelverkaufs preis Fr. 6.–<br />

Für <strong>Gastro</strong>Grau bün den-Mitglieder kostenlos<br />

Abo-Bestellungen<br />

<strong>Gastro</strong>Graubünden, Te l. 081 354 96 96,<br />

info@gastrogr.ch<br />

Papier<br />

Munken Kristall<br />

Titelbild<br />

Küchenchef Riccardo Wolf wählt einen Yak aus.<br />

Foto: Daniel Thuli<br />

IMPRESSUM<br />

5<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG<br />

GASTROGRAUBÜNDEN<br />

Aktiv in die Zukunft<br />

<strong>Gastro</strong>Graubünden gehört zu den führenden<br />

Branchenverbänden der Schweiz. Mit zahlreichen<br />

Projekten, Kampagnen und Weiterbildungskursen<br />

unterstützt er seine Mitglieder. Hier eine Auswahl.<br />

Erfolgreiche «<strong>Gastro</strong><br />

Story» geht weiter<br />

Bereits seit drei Jahren sensibilisiert die Nachwuchskampagne<br />

«<strong>Gastro</strong> Story» aktuelle und zukünftige Lernende, deren Eltern<br />

und Umfeld. Dabei wird nicht auf klassische Werbung gesetzt,<br />

sondern per Video kurze Geschichten erzählt, die zeigen, wie abwechslungsreich<br />

die Berufe in Hotellerie und <strong>Gastro</strong>nomie sind.<br />

Der Erfolg kann sich sehen lassen: Gemäss aktueller Statistik des<br />

Bündner Amtes für Berufsbildung sind die Lehrabbrüche in den<br />

letzten Jahren nochmals deutlich gesunken. Mit dem neuen Ansatz,<br />

den Nachwuchs in seiner eigenen Sprache und auf seinen<br />

Kanälen gezielt zu informieren, ist <strong>Gastro</strong>Graubünden auf dem<br />

richtigen Weg. Zur Fortsetzung der digitalen Kampagne gibts dieses<br />

Jahr zwei zusätzliche Highlights. Die «<strong>Gastro</strong> Story» ist prominent<br />

bei der Aktion «Graubünden grilliert» dabei. Hierfür hat<br />

die Kochklasse im zweiten Lehrjahr der Gewerblichen Berufsschule<br />

Chur Grillrezepte kreiert, die mit Videos online auf grillieren.somedia.ch<br />

publiziert werden. Gleichzeitig ist die Kampagne<br />

auch in der Printausgabe der «Südostschweiz» präsent und zeigt<br />

so einer breiten Öffentlichkeit die Kreativität der Lernenden. Im<br />

Herbst wird die Kampagne zudem auf Plakate ausgeweitet.<br />

www.gastrostory.ch<br />

6<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Forum für Lernende<br />

will Zukunft gestalten<br />

Das jährlich stattfindende Forum für Lernende findet neu am<br />

21. September in der Lenzerheide statt. Ursprünglich war es auf<br />

den 26. Januar geplant, musste aber wegen Corona verschoben<br />

werden. Heuer lautet das Motto «Create our Future». Im Zentrum<br />

stehen Massnahmen für mehr Klimaschutz in Hotellerie, <strong>Gastro</strong>nomie<br />

und Tourismus. Auf die Bündner Branchenlernenden warten<br />

spannende, interaktive Klimaworkshops mit Myclimate. Von<br />

Profis erhalten sie wichtige Infos zum Klimaschutz und wertvolle<br />

Tipps, wie sie das Gelernte in ihrem Alltag und ihrer Arbeit integrieren<br />

können. Auf dem Programm stehen auch sportliche und<br />

kreative Aktivitäten. Anmelden kann man sich unter:<br />

www.gastrogr.ch/forum-fuer-lernende<br />

Beziehungen zur Politik<br />

Der traditionelle Grossratsanlass findet heuer am 6. Dezember<br />

statt. In der Alphütta Chur beim Theaterplatz treffen Gross-, Regierungs-,<br />

National- und Ständeräte auf Vorstandsmitglieder und<br />

Sektionspräsidenten von <strong>Gastro</strong>Graubünden. Beziehungen sollen<br />

gestärkt und das Verständnis füreinander gefördert werden.<br />

Flurin Caviezel, mehrfach ausgezeichneter Bündner Musiker<br />

und Kabarettist, wird das Publikum während des Apéros mit viel<br />

Charme und Schalk unterhalten. Beim anschliessenden Stehlunch<br />

können Gedanken zwanglos ausgetauscht und Networking<br />

betrieben werden. Interessierte Hoteliers und <strong>Gastro</strong>nomen sind<br />

willkommen.<br />

Veganer Workshop<br />

mit Lauren Wildbolz<br />

Die Trendsetterin und Kochbuchautorin Lauren Wildbolz weiss,<br />

was im veganen Bereich Genuss ist. 2008 gründete sie in Zürich<br />

die «Vegan Kitchen & Bakery», das erste vegane Restaurant der<br />

Schweiz, seit 2012 betreibt sie ein exklusives Vegan-Catering. Für<br />

ihre rein pflanzlich-basierten Kochkünste ist Wildbolz über die<br />

Landesgrenzen hinaus bekannt. Am 30. November führt sie bei<br />

<strong>Gastro</strong>Graubünden in Chur einen Workshop durch und lehrt<br />

Küchenchefs, Köchinnen und Interessierte, wie sie ohne grossen<br />

Aufwand ihre Gäste mit veganen Gerichten verwöhnen können.<br />

Wildbolz, bei der sogar Spitzenköche Inspiration holen, gibt auch<br />

Tipps, wie <strong>Gastro</strong>nomen ihre Speisekarte anpassen können. Die<br />

Teilnehmerzahl ist auf 12 beschränkt.<br />

www.gastrogr.ch<br />

7<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Erfrischend süffig.<br />

Calanda Original<br />

Löscht jeden Durst:<br />

Unser erfrischend süffiges Lager mit feinen Malznoten.<br />

Gebraut mit reinem Wasser aus den Bündner Bergen. Viva!


Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG<br />

Kaffeepause<br />

mit Hotelière Tamara Henderson<br />

RECHT & POLITIK<br />

«Was beschäftigt Sie zurzeit am meisten?<br />

Uns fehlen Fach- und Hilfskräfte. Im<br />

Winter beschäftige ich normalerweise<br />

acht Personen, heuer bewirtete ich die<br />

Gäste mit halber Mannschaft. Es fehlte<br />

eine Vollzeitkraft im Service, eine für die<br />

Zimmer und ein Koch. Und weil mein Küchenchef<br />

nach Deutschland zurückkehrt,<br />

schliesse ich im Sommer unser Restaurant<br />

und biete nur noch Zimmer und<br />

Frühstück an.<br />

Was hat Sie zuletzt auf die Palme gebracht?<br />

Als temperamentvoller Mensch geht<br />

mein Puls schnell hoch. Zum Beispiel wegen<br />

politischer Entscheidungen zu Corona<br />

oder wenn meine Mitarbeiter im Stress<br />

grobe Fehler machen. Aber ich hole mich<br />

auch rasch wieder auf den Boden zurück,<br />

weil ich meine Energie lieber im Betrieb<br />

einsetze und den Gästen eine aufmerksame<br />

Gastgeberin sein will.<br />

Was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?<br />

Die teilweise Verwöhntheit jüngerer<br />

Generationen. Als Gäste verlangen sie viel<br />

Dienstleistung, bezahlen wollen sie aber<br />

am liebsten nichts. Diese Geiz-ist-geil-<br />

Mentalität, gepaart mit schnoddrigem<br />

Ton gegenüber Angestellten, macht mir<br />

Mühe. Eine fordernde Haltung findet<br />

man auch bei jungen Mitarbeitern. Sie<br />

verlangen einen hohen Lohn und einen<br />

Titel, sind sich aber zu schade für einfache<br />

Reinigungsarbeiten.<br />

Taten statt Worte. Wie und wo leben Sie<br />

das?<br />

Ich bin meinen Mitarbeitern jeden<br />

Tag ein Vorbild. Ich packe mit an und<br />

unterstütze sie, auch bei nicht attraktiven<br />

Aufgaben wie Zimmer oder WC putzen.<br />

Hilfsbereitschaft hat bei mir einen grossen<br />

Stellenwert – nicht nur im Betrieb.<br />

Dafür braucht es offene Augen und einen<br />

wachen Geist.<br />

Was könnten die Bündner Gastgeber<br />

besser machen?<br />

Viele machen ihren Job wirklich gut<br />

und mit Herzblut. Aber bei gemeinsamen<br />

Aktivitäten und Kooperationen hat es<br />

noch Luft nach oben. Wieso nicht zusammen<br />

im Ort mal einen Event oder ein<br />

Herbstfest durchführen? Vor 30 Jahren<br />

gab es im Kurpark Davos eine Wirte-<br />

Olympiade. Auf den Fotos lachen die<br />

<strong>Gastro</strong>nomen um die Wette und hatten<br />

viel Spass zusammen.<br />

Welche Rückmeldung eines Gastes<br />

bleibt Ihnen unvergessen?<br />

Bei uns sind auch Haustiere willkommen,<br />

was immer wieder zu lustigen Situ-<br />

9<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong><br />

Zur Person<br />

—<br />

Tamara Henderson (42) ist im Davoser<br />

Hotelbetrieb ihrer Eltern aufgewachsen,<br />

den sie 2014 als Pächterin übernommen<br />

hat. Sie studierte in Chur Tourismus<br />

und Hospitality Management<br />

und arbeitete fünf Jahre bei <strong>Gastro</strong>-<br />

Suisse. Von 2011 bis 2018 war sie im<br />

Vorstand von <strong>Gastro</strong>Graubünden, präsidiert<br />

seit 2017 Hotel <strong>Gastro</strong> Davos<br />

und engagiert sich in weiteren Verbänden.<br />

Das Chalet-Hotel Larix existiert<br />

seit 1887. Der familiäre Dreisternebetrieb<br />

hat 20 Zimmer, ein Restaurant<br />

und beschäftigt sechs Personen.<br />

—<br />

www.hotel-larix.ch<br />

ationen führt. Einmal rief uns ein Gast<br />

aus dem Glarnerland an, in seiner Reisetasche<br />

sei mein schwarzer Kater Gismo<br />

aufgetaucht. Das Pärchen kehrte umgehend<br />

zurück und übernachtete nochmals<br />

eine Nacht bei uns.<br />

Was haben die Bündner <strong>Gastro</strong>nomen<br />

und Hoteliers von Ihnen?<br />

Ich engagiere mich in verschiedenen<br />

Organisationen für die Anliegen von Hotels<br />

und Restaurants. Ich kommuniziere<br />

mit vielen Hoteliers direkt, weiss, wo der<br />

Schuh drückt und bringe die Themen auf<br />

den Tisch. Ich bin gut vernetzt und spreche<br />

ehrlich und transparent auch über<br />

Dinge, die nicht gut laufen. Seit diesem<br />

Jahr bin ich zudem politisch aktiv und<br />

mag es, bei Herausforderungen gemeinsame<br />

Lösungen zu finden.<br />

»


Text FRANZISKA HIDBER Foto DANI AMMANN / JENNIFER ENDOM / LYAN VAN FURTH<br />

PERSONELLES & WACHSTUM<br />

Zwei Jungtalente<br />

machen von sich reden<br />

Sie sind erst 25 und sorgen mit kreativen Kompositionen<br />

für Aufsehen: Sabrina Blum, Chef-Patissière im<br />

Restaurant «7123 Silver» in Vals, und Niklas Oberhofer,<br />

Küchenchef im «Epoca by Tristan Brandt» im Waldhaus<br />

Flims. Was treibt die beiden an?<br />

Der Aufstieg war<br />

steil – aber hart<br />

Mit 25 Jahren 16 GaultMillau-Punkte:<br />

Das hat vor ihm keiner geschafft. Niklas<br />

Oberhofer, «Newcomer of the year», brennt<br />

für seinen Beruf. Der Küchenchef ist kreativ<br />

bis zur Provokation, hat Geschmacksschubladen<br />

im Kopf und eine Mission.<br />

Im Restaurant «Epoca by Tristan Brandt»<br />

im Flimser Hotel Waldhaus. Niklas<br />

Oberhofer lehnt sich entspannt zurück:<br />

«Manchmal kann ich es nicht fassen, wie<br />

schnell alles gegangen ist», sagt er, und<br />

sein Sprechtempo passt zur rasanten Karriere.<br />

«Alles» ist die Umschreibung für 16<br />

GaultMillau-Punkte als Jüngster der Geschichte,<br />

«Newcomer of the Year», 1. Rang<br />

in der TV-Sendung «Beef-Club» auf Sat1<br />

Schweiz.<br />

Dass er Sternekoch werden will, wusste<br />

Niklas Oberhofer bereits als Kind: «Das<br />

kann man sogar in einem Steckbrief in<br />

meiner alten Schule nachlesen.» Die Schule,<br />

sie war seine Sache nicht. Aber das Kochen!<br />

Bereits mit sieben, acht Jahren bereitete<br />

er für die Familie den Salat zu oder<br />

das Dessert, später ganze Menüs, ohne<br />

Rezept notabene. Vorbilder gab es genug:<br />

die Mama, der Papa, die hervorragend ko-<br />

Niklas Oberhofer, 25, ist seit Anfang 2021 Küchenchef im Restaurant<br />

«Epoca bei Tristan Brandt» im Hotel Waldhaus in Flims.<br />

Seine Kochlaufbahn startete er im Lumperhof Ravensburg. In<br />

diversen Betrieben Deutschlands hatte er verschiede Positionen<br />

inne: Commis de Cuisine, Chef de Partie, Küchenchef und F&B<br />

Manager. Nebenbei bildetete er sich al staatlich geprüfter Diplom-Hotelbetriebswirt<br />

weiter. Seine bisher sieben Asienreisen<br />

prägen seine Kochsprache.<br />

10<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Kunstvolle Kreation aus<br />

Perlhuhn, Federkohl,<br />

Bergkartoffel Corne de<br />

gatte und Yuzu.<br />

chen, alle beide. Und die Oma mit ihrer<br />

bodenständigen, aber präzisen Küche, eine<br />

«Meisterin des Abschmeckens».<br />

Schon in der Jugendzeit bildeten sich<br />

in Niklas Kopf «Schubladen für den Geschmack»,<br />

wie er es nennt. «Wenn zum<br />

Beispiel Staudensellerie gefragt ist, öffnen<br />

sich in meinem Hirn sofort die richtigen<br />

Schubladen, und ich kann abrufen, was<br />

punkto Geschmack und Konsistenz damit<br />

harmonisieren wird.»<br />

Provokatives Geschmackserlebenis<br />

Wobei er mehr auf überraschende Kontraste<br />

denn auf Harmonie setzt. Hingebungsvoll<br />

sucht er nach frischen Zutaten<br />

aus Graubünden, spürt stets neue Produzenten<br />

auf und verbindet die regionalen<br />

Produkte mit französischem Handwerk<br />

sowie asiatischen Einflüssen – beide Länder<br />

haben seine Kochsprache geprägt. Er<br />

lacht: «Ich weiss, es klingt irre», und erzählt<br />

von den Bergackerbohnen aus dem<br />

Albulatal, aus denen er Miso kreiert. Mit<br />

seinen Kombinationen will er ein unvergessliches<br />

Geschmackserlebnis bieten,<br />

«manchmal nahe an der Provokation. Der<br />

Gast soll etwas mitnehmen.» Ohne sein<br />

Team und seinen Chef Tristan Brandt,<br />

der ihm Motivator, Inspirator und Unterstützer<br />

sei, könnte er seine Kreativität niemals<br />

so ausleben, betont der ausgebildete<br />

Hotelbetriebswirt.<br />

Vorfreude und Nervenkitzel<br />

Der Moment, wenn er nach dem Essen<br />

von Tisch zu Tisch geht und sich ausgiebig<br />

mit seinen Gästen unterhält, ist für<br />

ihn einer der besten des Tages: «Wer bekommt<br />

in seinem Beruf schon so viel direkte<br />

Anerkennung für sein Resultat?» Er<br />

mag aber auch den Adrenalinkick, bevor<br />

es losgeht, die Vorfreude, gepaart mit Nervenkitzel.<br />

So kreativ er im Erfinden neuer<br />

Kombinationen ist, so penibel setzt er bei<br />

den Abläufen auf Routine: Den Lappen<br />

platziert er immer unten rechts am Brett,<br />

das Messer liegt exakt am selben Ort. Als<br />

«Rohdiamant» sei er mal bezeichnet worden,<br />

erinnert er sich. «Inzwischen wurde<br />

ich geschliffen – aber dieser Prozess ist nie<br />

zu Ende. Ich will noch viel besser werden.»<br />

Manchmal schleicht er sich kurz vom Service<br />

weg und schaut sich seine Auszeichnungen<br />

an, noch immer erstaunt. Ein<br />

Überflieger sei er keinesfalls: «Auch ich<br />

musste viel einstecken, oft kämpfen – und<br />

bin auf die Schnauze gefallen. Mein Aufstieg<br />

war steil – aber hart. Ich glaube<br />

nicht, dass ich in einer anderen Branche<br />

so schnell so erfolgreich geworden wäre.»<br />

Damit spielt er auf seine lukrativen Verträge<br />

als Werbebotschafter an. Als Botschafter<br />

für seinen Beruf hat er neulich<br />

seine alte Schule besucht. Das sei seine<br />

liebste Mission: jungen Menschen zu sagen,<br />

wie toll, kreativ und voller Chancen<br />

der Kochberuf ist.<br />

Mit salziger Note<br />

auf Erfolgskurs<br />

Salzbretzel-Eis mit Blaubeeren oder ein<br />

Kartoffel-Birnen-Dessert mit süssem Senf:<br />

Mit ihren Kompositionen sorgt Chef-Patissière<br />

Sabrina Blum im Restaurant «7132<br />

Silver» in Vals für Furore. Erfüllung im Beruf<br />

ist ihr wichtiger als ein früher Feierabend.<br />

«Nein, ich bin nicht so eine Süsse», sagt<br />

Sabrina Blum. Wie bitte? Und schon lacht<br />

sie herzlich über die Verblüffung. Immerhin<br />

ist sie als Chef-Patissière im Team von<br />

Mitja Birlo, GaultMillau-Koch des Jahres,<br />

für Süsses zuständig. Aber Sabrina wäre<br />

nicht Sabrina, würde sie Desserts nicht<br />

neu definieren und eine salzige Note hin-<br />

Fortsetzung Seite 13<br />

11<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Die grosse Bio-Auswahl<br />

für Ihre Küche<br />

transgourmet.ch/natura


Jungtalente<br />

einbringen: «Zu süsse Speisen schmecken<br />

dumpf und beliebig, die Süsse übertönt<br />

alles». Sie aber strebe das Gegenteil an:<br />

«Ich möchte mit meinen Desserts in Erinnerung<br />

bleiben. Damit die Gäste, wenn<br />

sie irgendwann wieder nach Vals kommen,<br />

sagen: ‘Ah genau, hier oben haben<br />

wir doch dieses Salzbretzel-Eis mit Blaubeeren<br />

gegessen’.»<br />

An diesem sonnigen Mittwochnachmittag<br />

hat sie frei – auch das 7132 Silver<br />

hat die Vier-Tage-Woche eingeführt. Dass<br />

sie trotzdem aufkreuzt, ist nicht aussergewöhnlich:<br />

Die kreative Innerschweizerin<br />

nutzt die Ruhe und den Platz in der<br />

Küche für das Tüfteln an neuen Kreationen:<br />

«Ohne Zeitdruck gerate ich regelrecht<br />

in Flow – und wenn ich aufschaue,<br />

ist es plötzlich Abend.»<br />

Zwei relevante Meinungen<br />

Ist sie mit der Basis zufrieden, lädt sie das<br />

Team zur Degustation. Sie schätzt die<br />

Rückmeldungen ihrer Kollegen und ihres<br />

Chefs Mitja Birlo. «Manchmal bringt<br />

er ein Gewürz oder eine neue geschmackliche<br />

Komponente ins Spiel und verleiht<br />

so der Komposition den letzten Schliff.<br />

Er sagt gerne: Wenn es um Desserts geht,<br />

sind zwei Meinungen relevant: deine und<br />

meine.»<br />

Sie lacht und erzählt von jenem<br />

Abend, als sie erstmals und entsprechend<br />

nervös ihr Kartoffel-Birnen-Dessert mit<br />

süssem Senf servierte. «Die Gäste aber<br />

zeigten sich experimentierfreudig und<br />

angetan, fanden es ‘cool’, ‘interessant’,<br />

‘spannend’.» Momente wie diese erfüllen<br />

und motivieren die erfolgreiche Berufsfrau.<br />

Dafür steht sie auch gerne mal bis<br />

Mitternacht in der Küche. Einen Bürojob<br />

machen und um fünf Uhr Feierabend?<br />

Nie und immer.<br />

Bereits im Pfadilager war Sabrina zuverlässig<br />

im Küchenzelt anzutreffen. Kochen<br />

lernen wollte sie, seit sie denken<br />

kann. Die Kochlehre war nur die logische<br />

Konsequenz. Nicht alle zeigten sich von<br />

ihren Plänen begeistert. Es gab Stimmen,<br />

die ihr rieten, «doch besser zu studieren».<br />

Im zweiten Lehrjahr entdeckte sie die Patisserie<br />

für sich und hängte nach dem<br />

Lehrabschluss die verkürzte Ausbildung<br />

zum Konditor-Confiseur EFZ an. Von ihrem<br />

Erstberuf profitiere sie bis heute: «Ich<br />

kenne die Abläufe und den Zeitdruck in<br />

der Küche und im Service aus eigener Erfahrung.»<br />

Allein unter Männern<br />

Heu-Parfait mit reduzierter Molkesauce auf gepulvertem Sauerampfer,<br />

dekoriert mit einem Kakaochip und gehobelten Arvenzapfen.<br />

Im «Silver» ist Sabrina die einzige Frau in<br />

einem Männerteam – eine Herausforderung?<br />

Sie winkt ab. Klar, es brauche ein<br />

dickes Fell, aber sie könne mindestens so<br />

laut ausrufen wie ihre Kollegen oder mal<br />

auf den Tisch hauen. Im Übrigen halte sie<br />

den «rauen Umgangston» für ein Klischee:<br />

«Es kommt immer auf die Leute an.»<br />

Für ihr Team und ihren Chef, der ihr<br />

so viel freie Hand lässt und auf flache Hierarchien<br />

setzt, bricht sie eine Lanze: «Ich<br />

könnte mir keinen besseren Arbeitsort<br />

vorstellen.» Dennoch hegt sie im Hinterkopf<br />

den Traum vom eigenen Bistro. Eines,<br />

in dem man gemütlich «käffele» und<br />

abends einen Apéro geniessen kann. Wie<br />

in Italien. Sabrina Blum ist gerade auf<br />

dem Sprung in die Ferien nach Sizilien,<br />

wo sie die Augen weit offen halten wird<br />

nach klassischen Desserts, die sie neu interpretieren<br />

könnte – weniger süss und<br />

überraschend anders.<br />

Sabrina Blum, 25, hat die Ausbildung<br />

zum Koch EFZ im Seehotel Waldstätterhof<br />

in Brunnen absolviert und anschliessend<br />

in der Konditorei von Rotz<br />

in Cham die Lehre zum Konditor-Confiseur<br />

EFZ abgeschlossen. Lehr- und<br />

Wanderjahre unter anderem als Commis<br />

Patissière im Palace Gstaad, als<br />

Chef-Patissière im Swiss Diamond<br />

Hotel Lugano und als Chef de Partie<br />

im Claridge’s London. Seit Dezember<br />

2020 ist sie als Chef-Patissière im<br />

Team von Mitja Birlo, 18 GaultMillau-<br />

Punkte und Koch des Jahres <strong>2022</strong>.<br />

13<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


ÖKOLOGISCH REIN.<br />

www.steinfels-swiss.ch/mayabox_de<br />

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Text NATALIA GODGLÜCK Foto ADOBE STOCK<br />

Mit Instagram neue<br />

Gäste gewinnen<br />

Die Social-Media-Plattform hat in der Schweiz<br />

rund 4 Mio. Nutzerinnen und Nutzer. Fabian Reichle<br />

von der Agentur «Stammgast» weiss, wie man sie<br />

sinnvoll nutzt und was die grössten Fehler sind.<br />

AUS & WEITERBILDUNG<br />

«Für viele ist Instagram vor<br />

allem eine Bilderplattform.<br />

Was verstehen Sie darunter?<br />

Wie jede andere Social-Media-Plattform<br />

ist Instagram ein<br />

Ort für Geschichten. Oder in<br />

Neudeutsch: Storytelling. Das<br />

Visuelle steht im Vordergrund<br />

und Videos haben einen hohen<br />

Stellenwert. Menschen erzählen aus dem<br />

Hier und Jetzt über Dinge, die sie beschäftigen.<br />

Aus Marketingsicht kann es eine<br />

wichtige Werbeplattform sein.<br />

Für welchen Betrieb macht die Plattform<br />

Sinn?<br />

Die Grösse spielt keine Rolle. Wenn<br />

die kleine Dorfbeiz tolle Inhalte findet,<br />

kann daraus eine schöne Geschichte werden.<br />

Erkennt das grosse Fünf-Sterne-Hotel<br />

keinen Nutzen für sich, sollte es sich<br />

die Abwesenheit erlauben. Ein Auftritt ist<br />

mit Aufwand und Kosten verbunden, da<br />

sollte man schon überzeugt sein.<br />

Wie kann ein Betrieb über Instagram<br />

Gäste und Touristen gewinnen?<br />

Hotellerie und <strong>Gastro</strong>nomie funktionieren<br />

wie der Tourismus: Sehnsucht wecken.<br />

Man zeigt den Gästen, was sie erwartet<br />

– und zwar das Exklusive. Die einzigartige<br />

Aussicht etwa, der ausgezeichnete<br />

Service, die Erlebnisse in der Region<br />

oder ein Blick hinter die Kulissen. Darüber<br />

hinaus darf das Soziale nicht vergessen<br />

gehen. Will heissen, Interaktionen<br />

suchen und den Dialog fördern.<br />

Was sind die grössten Fehler, die ein Betrieb<br />

auf der Plattform machen kann?<br />

Keinen Plan haben – oder zu viele Pläne.<br />

Ohne Strategie, Kommunikationsziele<br />

oder Redaktionsplan wird Instagram<br />

nicht funktionieren.<br />

Wie professionell müssen die Bilder und<br />

Videos sein?<br />

Waren Schnappschüsse früher okay,<br />

wird heute eine gewisse Ästhetik erwartet.<br />

Mit schöner Bildkomposition, stimmigem<br />

Licht und dergleichen. Wichtig ist:<br />

Egal, ob die Bilder vom Fotografen oder<br />

semiprofessionell mit dem Smartphone<br />

gemacht werden, die Bildsprache sollte<br />

definiert sein und einen Wiedererkennungswert<br />

haben.<br />

Dürfen die Posts persönlich sein?<br />

Das hängt von der Strategie ab. Entscheidet<br />

man sich Menschen zu zeigen,<br />

sollte geklärt sein, wie nahe man rangeht.<br />

Besonders auch mit den Mitarbeitenden.<br />

Wir sind Menschen und schauen<br />

gerne, was andere tun. Wir gehen zwar in<br />

ein Gasthaus, aber es ist die Gastgeberin,<br />

die uns empfängt, der Koch, der uns ein<br />

Menü auf den Teller zaubert und<br />

das Putzpersonal, das mein Zimmer<br />

blitzblank aufräumt.<br />

Reicht die Präsenz Facebook<br />

nicht aus?<br />

Wenn sich die eigene Kundschaft<br />

ausschliesslich dort herumtummelt,<br />

reicht das völlig. Man muss nicht auf jeder<br />

Plattform unterwegs sein. Wer aber<br />

seit längerem keine Standortbestimmung<br />

mehr gemacht hat, dem rate ich dringend,<br />

dies nachzuholen.<br />

»<br />

Instagram Kurs<br />

—<br />

Mit Instagram gezielt den Betrieb bewerben?<br />

Kursteilnehmer erstellen und<br />

optimieren ihre Unternehmensseite,<br />

lernen Funktionen der Plattform kennen,<br />

erfahren Tipps und Tricks und vieles<br />

mehr. Der nächste Kurs findet am<br />

30.8.<strong>2022</strong> in Chur bei <strong>Gastro</strong>Graubünden<br />

statt. Anmeldeschluss ist der<br />

20. August.<br />

—<br />

www.gastrogr.ch<br />

15<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG<br />

BETRIEB & ENTWICKLUNG<br />

16<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Einzigartiges Bijoux<br />

auf 2000 Metern<br />

Wer Gast im «Berghuus» war, wird wohl bald<br />

zurückkehren. Fadri Arpagaus ist ein Wirt wie aus<br />

dem Bilderbuch. Der 38-jährige Bündner bekochte<br />

zuvor Milliardäre und Königsfamilien, jetzt verwöhnt<br />

er alle, die sich auf den Weg nach Radons machen.<br />

Die schmale, holprige Bergstrasse führt<br />

immer weiter hoch. Vorbei an Föhren und<br />

Kiefern – links eine imposante Bergkette.<br />

Gerade als man denkt, hier oben kommt<br />

gar nichts mehr, taucht plötzlich eine intakte<br />

Maiensäss-Siedlung auf. Wir sind<br />

in Radons, einer Hochebene auf knapp<br />

2000 Metern Höhe, umgeben von markanten<br />

Felsen. Pioniere haben hier 1939<br />

ein stolzes Berggasthaus errichtet. Seit<br />

Ende 2020 heisst der neue Gastgeber Fadri<br />

Arpagaus. Ein Bär von einem Mann.<br />

Im Sommer empfängt er wandernde und<br />

bikende Tagesausflügler, im Winter Skifahrer<br />

und Tourengänger und übers Jahr<br />

ruhesuchende Geniesser mit einem Sinn<br />

für Ästhetik. Fadri, «über 2000 Metern<br />

sind wir alle per du», erzählt von Unternehmern,<br />

Adligen und Superreichen aus<br />

allen Ecken der Welt, die ihn hier schon<br />

besucht haben. Verwöhnt und schwer zufriedenzustellen?<br />

Fadri winkt ab. «Es sind<br />

äussert angenehme und dankbare Gäste.<br />

Die grösste Herausforderung ist es jeweils,<br />

für ihren Privatjet oder Heli einen Landeplatz<br />

zu finden», sagt er lachend. Trotzdem<br />

weiss der 38-Jährige sehr genau, was Etikette<br />

heisst und wie man anspruchsvolle<br />

Gäste kulinarisch glücklich macht. Immerhin<br />

hat er schon für die Königsfamilien<br />

in England und Spanien Gerichte bekocht<br />

und in Thailand mit 14 Gängen eine<br />

chinesische Hochzeitsgesellschaft mit<br />

10'000 Gästen verzaubert.<br />

Ort der vielen Gegensätze<br />

sen: seine Savogniner Wurzeln. Die vorherigen<br />

Besitzer des Berggasthauses, die<br />

Savoldellis, waren gute Freunde der Familie.<br />

«Als Sechsjähriger durfte ich hier<br />

in der Küche helfen und mit dem grossen<br />

Kochlöffel Polenta rühren.» Und als<br />

Gianni Savoldelli nach 40 Jahren den Betrieb<br />

abgeben wollte, kontaktierte er seine<br />

damalige Küchenhilfe, die nach Jahren<br />

des Herumreisens bereit für diese Aufgabe<br />

war.<br />

Im «Berghuus» treffen viele Gegensätze<br />

aufeinander. Luxus auf unberührte Bergwelt,<br />

Exklusives auf Bodenständiges sowie<br />

Superreiche auf Schafhirten. Und so gemütlich<br />

der Wirt auch wirkt, so zielstrebig<br />

ist er: top will er werden; seinen Gästen<br />

ein perfektes Hideway bieten; den 38 Mitarbeitenden<br />

ein toller Arbeitgeber sein;<br />

und vor allem will er stets die <strong>Gastro</strong>nomie<br />

verbessern. «Mit einem heimischen<br />

Bauern wurde ich jetzt sogar Rinderzüchter»,<br />

schmunzelt er. Das Wagyu-Braun-<br />

Kochen gelernt hat der Bündner bei Kurt<br />

Röösli im Nobelhotel Waldhaus Sils Maria.<br />

Später machte er als Sous- und Küchenchef<br />

in Luxushäusern in Zürich,<br />

Genf, Bangkok und Kanada auf sich aufmerksam.<br />

In den vergangen zehn Jahren<br />

wuchs sein Netzwerk gewaltig, als er als<br />

Privatkoch mit Milliardärsfamilien in Europa<br />

und den USA unterwegs war – in ihren<br />

Ferienhäusern und auf ihren Yachten.<br />

Auf seine fröhliche Art erzählt der Vielgereiste<br />

unzählige Anekdoten und Geschichten<br />

und hat dabei etwas nie verges- Fortsetzung Seite 19<br />

17<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


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swiss ist eine spezielle Kreuzung, dessen<br />

Fleisch es nur im «Berghuus» gibt. Weitere<br />

Delikatessen, die er aber nur im Herbst<br />

auftischt, sind Murmeltierleber und Wild,<br />

geschossen von Brüdern und Onkeln. Von<br />

den Langusten und Jakobsmuscheln, mit<br />

denen er seine Gäste zu Beginn beglücken<br />

wollte, kam er rasch weg. Regionales ist<br />

gefragt. Im Winter währschafte Bündner<br />

Spezialitäten wie Capuns, Pizokel, geschmorte<br />

Kalbshaxen und Ochsenbäckli.<br />

Im Sommer sind die Gerichte leichter, wie<br />

etwa die frische Albula-Forelle. Der absolute<br />

Renner sind jedoch «Grossmutters<br />

Raviauls». Der Küchenchef erzählt<br />

lachend, wie er diese im Winter in der<br />

Hochsaison mit seinem Team jeweils bis<br />

morgens um 2 Uhr produzierte. Bis zu<br />

800 Gäste wollten an sonnigen Wochenenden<br />

auf der Terrasse und drinnen verpflegt<br />

werden. «Manchmal stand ich bis<br />

zu 18 Stunden in der Küche. Aber das sind<br />

die Tage, welche die Jahresrechnung attraktiver<br />

machen», sagt Fadri und grinst.<br />

Gasthaus in der «Financial Times»<br />

Einen achtstelligen Betrag hat der Umbau<br />

vom einstigen 2-Sterne-Betrieb mit Kajütenbetten<br />

zum heutigen Boutique-Hotel<br />

mit Gourmetküche, Sauna und Weinkeller<br />

gekostet. Bis auf die Arvenstube wurde<br />

praktisch alles herausgerissen, die rund<br />

80-jährige Geschichte des Hauses dabei<br />

aber nicht zerstört, sondern architektonisch<br />

respektvoll und ästhetisch hervorgehoben.<br />

Man erkennt die Handschrift<br />

von Urs Mundwiler, dem Architekten des<br />

Maiensässhotel Guarda Val in der Lenzerheide.<br />

Beim Einrichten lautete das Motto:<br />

«Weniger ist mehr». Ein Bett aus Massivholz<br />

mit Baldachin prägt das Schlafgemach,<br />

den Flachbild-TV sieht nur, wer die<br />

hölzernen Fenstertüren öffnet. Die Rezeption<br />

im Parterre besteht aus einem holzigen<br />

Stehtisch mit Laptop darauf und die<br />

Lounge gegenüber beeindruckt mit einem<br />

grossen Kamin und fellummantelten Sesseln,<br />

die zum Verweilen einladen. Alles ist<br />

sehr gemütlich und gediegen, Atmosphäre<br />

statt Alpen-Chic.<br />

Mit der Bilanz nach 1,5 Jahren ist der<br />

Wirt «mehr als zufrieden». Corona brachte<br />

viele Natursuchende ins «Berghuus». Führungskräfte,<br />

Unternehmer und Verwaltungsräte<br />

entdeckten bald, dass sich der<br />

Zufluchtsort für Seminare und Strategie-Workshops<br />

eignet. Hinzu kam, dass<br />

das Boutiquehotel bereits ein halbes<br />

Jahr nach der Eröffnung unter den Trouvaillen<br />

in «Karl Wilds Hotelrating» 2021<br />

auftauchte. Und ein paar Monate später<br />

in der Online-Ausgabe der «Financial<br />

Times». «Etwa sieben Seiten lang und mit<br />

ganz vielen tollen Bildern», schwärmt Fadri.<br />

Zustande gekommen war der Beitrag<br />

durch einen Gast, der bei der Wirtschaftszeitung<br />

«ziemlich weit oben arbeitet» und<br />

nach seiner Heimkehr sogleich einen<br />

Journalisten rüberschickte. «Dieses Haus<br />

macht etwas mit den Gästen», sagt Fadri<br />

und berichtet von einem italienischen<br />

Unternehmer, den er im Winter wegen hohem<br />

Schnee unten im Dörfchen Tigignas<br />

mit dem Schneetöff abholte. «Mit rotem<br />

Kopf fluchte er lauthals über den abgelegenen<br />

Ort und den Schnee und überhaupt.<br />

Doch kaum im Haus angekommen, war er<br />

ein komplett verwandelter Mensch.»<br />

Buchungen bis ins nächste Jahr<br />

Im Wissen, dass die Gäste zwischen zwei<br />

und zehn Tagen bleiben, erstaunt es nicht,<br />

dass die 12 Zimmer an den Wochenenden<br />

bis ins Jahr 2023 fast ausgebucht sind. Im<br />

Winter verlangt Fadri bis zu 800 Franken<br />

pro Zimmer inklusive Frühstück, in der<br />

Zwischensaison kann man unter der Woche<br />

für 300 Franken nächtigen – ausser es<br />

findet gerade ein Managerseminar statt.<br />

Die Preise sind ein Bereich, in dem der<br />

Gastgeber noch «bisschen herumschrauben<br />

und optimieren möchte». «Der Aufwand<br />

ist enorm!» Alle Lebensmittel und<br />

Getränke müssen hochgefahren, der Abfall<br />

runtergebracht und die Bettwäsche<br />

nach Savognin zum Waschen geliefert<br />

werden. Im Winter ist die Strecke von Tigignas<br />

bis Radons nur mit dem Schneetöff<br />

befahrbar, der allein 40'000 Franken<br />

kostete. Zudem stammen die Lebensmittel<br />

von besten Produzenten im Val Surses<br />

und sind daher Topqualität. Wenn Leute<br />

von «Preisen wie in Zürich» reden, erklärt<br />

der Gastgeber mit viel Geduld, wie gross<br />

der Aufwand für alles ist. Der Küchenchef<br />

nimmt sich generell gerne Zeit für seine<br />

Gäste. Und hat man eine Stunde Fadri gesprochen,<br />

hat man das Gefühl, man kenne<br />

ihn schon ein halbes Leben lang.<br />

Ab diesem Sommer hat der Umtriebige<br />

Unterstützung von seinem langjährigen<br />

Weggefährten Jörg Wegmann, einem<br />

gestandenen Gourmetkoch aus Luzern,<br />

«mit gleichem Drive wie ich». Auch Wegmann<br />

war als Privatkoch von Milliardärsfamilien<br />

in der ganzen Welt unterwegs.<br />

Gemeinsam wollen sie das «Berghuus»<br />

und die Kulinarik auf ein nächstes Level<br />

anheben, den Weinkeller ausbauen und<br />

die Marke «Berghuus» verstärken. Ein<br />

kleiner Shop mit hochwertigen Produkten<br />

wie Flachmann, Feldtasse und anderem<br />

existiert bereits, nun soll das Sortiment<br />

gezielt erweitert werden. «Eine der<br />

besten Confiseurinnen der Schweiz fertigt<br />

exklusive Schoggi für mich an.» Apropos<br />

Süsses: Am Nachmittag laden jeweils<br />

zwei bis drei Sorten frische Kuchen zum<br />

Kaffee ein. Zugegeben, von diesem schönen<br />

Fleckchen Erde und dem fröhlichen<br />

Gastgeber Abschied zu nehmen, fällt nicht<br />

leicht. Deshalb: A revair!<br />

www.berghuus.ch<br />

19<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Text NATALIA GODGLÜCK Foto RENÉ RUIS / MARIUS GRIEDER<br />

SPEIS & TRANK<br />

«Veganer Fisch wird<br />

ein grosses Thema»<br />

Steigender Vegi-Boom und wachsende<br />

Konkurrenz: Rolf Hiltl freut sich über die grüne<br />

Welle, räumt mit Vorurteilen auf und mag es<br />

nicht, dass Essen zunehmend politisch wird.<br />

20<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Vegetarischer<br />

Hackbraten an<br />

Morchelsauce mit<br />

Beilagen.<br />

«<br />

Bei Hiltl gibts Züri-Geschnetzeltes,<br />

Ghackets mit Hörnli und pflanzliche<br />

Würste. Weshalb sehen viele Gerichte<br />

wie Fleisch aus und schmecken sogar<br />

so?<br />

Das hat mit kulinarischer Tradition<br />

zu tun. Die Forschung sagt, Geschmäcker<br />

werden bis zu sieben Generationen weitergegeben.<br />

Entscheidet sich jemand, auf<br />

Fleisch oder alles Tierische zu verzichten,<br />

muss sich der Geschmackssinn nicht verändern.<br />

Würste, Hamburger und Spaghetti<br />

Bolognese mag man immer noch.<br />

In Lausanne tischen wir im Tibits vegetarische<br />

Waadtländer Saucissons auf, die<br />

sehr beliebt sind.<br />

In Zürich haben Sie ein kleines Vegi-<br />

Universum. Wann eröffnen Sie das erste<br />

Vegi-Restaurant in Graubünden?<br />

Vor 15 Jahren drängten uns Studentinnen<br />

aus Chur, unbedingt in die Alpenstadt<br />

zu kommen. Doch das Resultat einer<br />

Studie war damals ernüchternd. Mittlerweile<br />

haben wir viele Anfragen aus<br />

Skigebieten wie Laax, St. Moritz, Zermatt<br />

und anderen, aber das saisonale Geschäft<br />

interessiert uns nicht – oder noch<br />

nicht. Künftig wollen wir jedoch auch kleinere<br />

Städte wie Chur erschliessen, so in<br />

fünf Jahren.<br />

Wie ermutigen Sie alpine Gebiete, mehr<br />

Veganes auf die Karte zu setzen?<br />

Man muss nicht pflanzlich kochen,<br />

wenn kein Gast das verlangt. Was ich<br />

aber nicht vermute. Allein unter den 15-<br />

bis 20-Jährigen gibts viel mehr Vegetarier<br />

– und das nicht nur in den Städten.<br />

Will ein Wirt die nächste Generation erreichen,<br />

muss er sich diesbezüglich bewegen.<br />

Die Kochlehre ist immer noch klassisch<br />

und fleischlastig. Viele Köche sind<br />

der Vegiküche zunächst abgeneigt. Besuchen<br />

sie aber ein Hiltl-Buffet und sehen<br />

die schönen Frauen, wirkt das oft motivierend<br />

(lacht).<br />

Ein Vorurteil ist immer noch, dass<br />

pflanzliche Küche nicht sättigt.<br />

In unserer Akademie schulen wir seit<br />

einigen Jahren alle 300 Küchenchefs der<br />

SV Group auf vegane Gerichte. In ihren<br />

Mitarbeiterrestaurants machen sie damit<br />

problemlos auch Bauarbeiter satt.<br />

Aktuell sind wir an einem Projekt mit<br />

der Schweizer Armee, wo Veganer immer<br />

noch ausgemustert werden. In der Kaserne<br />

Walenstadt servierten wir ein Züri-<br />

Geschnetzteltes mit Rösti, sagten aber<br />

niemandem, dass es vegan ist. Die Soldaten<br />

fanden es superfein und revidierten<br />

ihre Vorurteile.<br />

Ihr Buffet ist zu 80 Prozent vegan. Wo<br />

wollen Sie hin?<br />

Die vegane Küche kann sehr weit gehen.<br />

Vor einem Jahr eröffneten wir unser<br />

erstes rein pflanzliches Restaurant/Bistro<br />

in Kemptthal beim Hauptsitz von Planted<br />

Foods. In unserem Entwicklungsteam<br />

tüfteln bis zu vier Personen an veganen<br />

Speisen. Kürzlich überraschten sie mich<br />

mit einer veganen Cremeschnitte, die ich<br />

nicht als solche erkannte. So gehts auch<br />

vielen Gästen, denen unser Eiersalat<br />

schmeckt. Die Eier sind aus Seidentofu<br />

mit etwas Schwefelsalz. In den nächsten<br />

zehn Jahren wird veganer Fisch ein grosses<br />

Thema, denn die Artenvielfalt und<br />

Ökosysteme im Meer gehen kaputt. Ein<br />

anderes Thema sind internationale<br />

Speisen aus möglichst regionalen Zutaten.<br />

Für Guacamole etwa verwenden wir<br />

Schweizer Erbsen.<br />

Was sagen Sie dazu, dass Essen zunehmend<br />

politischer wird?<br />

Als Flexitarier werde ich manchmal<br />

als Verräter angesehen. Meine Botschaft<br />

lautet: Take it easy. Das Leben ist bereits<br />

genug anspruchsvoll. Ein friedliches Nebeneinander<br />

zwischen Fleischessern und<br />

Veganern ist nur möglich, wenn man offen<br />

und nett zueinander ist.<br />

Mit der grünen Welle wächst auch die<br />

Konkurrenz. Beunruhigt Sie das?<br />

Im Gegenteil! In der Hiltl-Akademie<br />

teilen wir unser Wissen und bilden die<br />

Mitbewerber gleich selbst aus. Je mehr<br />

auf Pflanzliches umsteigen, desto besser<br />

geht es der Natur. Vor allem junge <strong>Gastro</strong>nomen<br />

machen einen sehr guten Job<br />

mit viel Herzblut. Natürlich gibt es auch<br />

solche, die mit Greenwashing bloss viel<br />

Geld verdienen wollen. Aber lange wird<br />

das nicht dauern. Die Kundschaft ist<br />

wach und kritisch.<br />

Was tun Sie, um ein attraktiver Arbeitgeber<br />

zu sein?<br />

Unser Motto <strong>2022</strong> lautet wie im Vorjahr:<br />

«You can do it». Wir befähigen unsere<br />

Mitarbeitenden, bilden sie weiter und<br />

fördern Talente. Wir bezahlen vernünftige<br />

Löhne, bieten zusätzlich ein attraktives<br />

Gesamtpaket, ein angenehmes Arbeitsklima<br />

und Team-Events. Auch die Vier-Tage-Woche<br />

und Teilzeitarbeit sind möglich.<br />

Dass wir wertschätzend mit Mitarbeitenden<br />

umgehen, hat sich herumgesprochen.<br />

Und bei Vegetariern und Veganern haben<br />

wir sowieso gute Karten, weshalb wir den<br />

Fachkräftemangel weniger stark spüren.<br />

Letztes Jahr kehrten Sie dem operativen<br />

Geschäft den Rücken. Weshalb?<br />

Ich war 30 Jahre mit Vollgas unterwegs,<br />

das merkt man. Zudem ist mein Vater<br />

mit 63 gestorben. Die Leitung abzugeben,<br />

ist nicht ganz einfach. Ich gebe<br />

mir aber Mühe, mich bei den drei Co-Geschäftsführern<br />

wenig einzumischen. Vor<br />

dem Generationenwechsel führten wir<br />

einige Workshops durch. Entstanden ist<br />

ein revidiertes Leitbild, dass meine Werte<br />

und Philosophien beinhaltet. Als Verwaltungsratspräsident<br />

verantworte ich immer<br />

noch die Strategie, habe aber viel<br />

Zeit, mich mit spannenden Menschen<br />

und jungen Start Ups auszutauschen.<br />

»<br />

Zur Person<br />

—<br />

Rolf Hiltl (56) ist gelernter Koch und führte in vierter Generation<br />

30 Jahre das weltweit älteste vegetarische Restaurant (1898<br />

eröffnet). Der Familienbetrieb umfasst in Zürich sechs Restaurants<br />

und beschäftigt 250 Mitarbeitende aus 80 Nationen. Der<br />

<strong>Gastro</strong>-Unternehmer ist zudem Mitgründer, Mitbesitzer (50%)<br />

und Verwaltungsrat von Tibits, das in der Schweiz 12 Filialen und<br />

in Deutschland ein Restaurant am Alnatura Hauptsitz betreibt.<br />

21<br />

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Text NATALIA GODGLÜCK Foto GRAUBÜNDEN FERIEN<br />

Tourismusallianz<br />

neu lanciert<br />

GASTROGRAUBÜNDEN<br />

Die Branchenverbände <strong>Gastro</strong>Graubünden,<br />

Hotelleriesuisse Graubünden und Bergbahnen Graubünden<br />

haben sich neu zur Tourismusallianz Graubünden vereint.<br />

Die IG Tourismus Graubünden wird aufgelöst.<br />

In der Tourismusbranche gibt es Themen,<br />

die alle Leistungsträger beschäftigen. Dazu<br />

gehören etwa der Umgang mit der Coronapandemie,<br />

der Fachkräftemangel, die<br />

Digitalisierung oder erschwerende Rahmenbedingungen.<br />

Die drei Bündner Branchenverbände<br />

<strong>Gastro</strong>Graubünden, Hotelleriesuisse<br />

Graubünden und Bergbahnen<br />

Graubünden haben sich zur Tourismusallianz<br />

Graubünden (TA) vereint. Die Allianz<br />

will touristische Herausforderungen<br />

gemeinsam und branchenübergreifend<br />

angehen und diese jeweils themenspezifisch<br />

und ad-hoc bearbeiten.<br />

Netzwerke werden bedeutender<br />

Die Organisation der Tourismusallianz<br />

übernimmt <strong>Gastro</strong>Graubünden. Er ist<br />

gleichzeitig auch Anlaufstelle für Partner,<br />

Dritte sowie Medien. «Wie in der Privatwirtschaft<br />

gewinnt auch im Tourismus<br />

das Denken und Handeln in Netzwerken<br />

zunehmend an Bedeutung», sagt Marc<br />

Tischhauser, Geschäftsführer von GGR.<br />

«Der Vorteil solcher Netzwerke ist, sie sind<br />

agil, beliebig zusammenstellbar und effizient.»<br />

Je nach Thema und Projekt will die<br />

TA weitere Branchenorganisationen, Wirtschaftsverbände,<br />

Tourismusorganisationen,<br />

die RhB, den Kanton oder Dritte<br />

einbinden. Marc Tischhauser betont,<br />

dass touristische Leistungsträger jederzeit<br />

herzlich eingeladen sind, sich mit<br />

Fakten und Meinungen in die neue Allianz<br />

einzubringen.<br />

Drei Partner mit klaren Zielen<br />

Die drei Bündner Branchenpartner pflegen<br />

gemeinsam einen Themenkatalog, in<br />

dem sie tourismuspolitisch Relevantes<br />

aufnehmen, priorisieren und bearbeiten<br />

– wie aktuell den Fachkräftemangel. «Um<br />

wirksame Lösungen zu finden, braucht es<br />

das Zusammenspiel verschiedener Kompetenzen<br />

und Netzwerke. Mal mündet das<br />

in ein Pilotprojekt, mal in Verhandlungen<br />

oder auch mal in eine Studie», erklärt<br />

Tischhauser. Ein weiteres Ziel der Allianz<br />

ist das touristische Lobbying, bestehend<br />

aus der Koordination des 40-köpfigen<br />

Tourismusclubs des Grossen Rates und<br />

regelmässigen Treffen mit der Bündner<br />

Regierung. Ferner werden die drei Bündner<br />

Branchenpartner in gemeinsamen<br />

Vernehmlassungen zu branchenübergreifenden<br />

touristischen Themen die Interessen<br />

ihrer Mitglieder vertreten.<br />

Auflösung ITG<br />

—<br />

Die IG Tourismus Graubünden (ITG)<br />

wird per Ende Juni <strong>2022</strong> aufgelöst. Sie<br />

betrieb politisches Tourismuslobbying,<br />

gründete den Tourismusclub des Grossen<br />

Rates, koordinierte Interessenvertreter<br />

und setzte diverse Akzente in<br />

der Tourismuspolitik. Die ITG bestand<br />

knapp 30 Jahre.<br />

23<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Text ROLAND FALK Foto ZVG<br />

SPEIS & TRANK<br />

Kreative Regionalität<br />

im Kleinbetrieb<br />

Trotz Auszeichnungen kocht Riccardo Wolf von<br />

der Posta Veglia in Schluein vor allem für seine<br />

Gäste. Um ihnen das Beste aufzutischen, arbeitet<br />

der 32-Jährige eng mit regionalen Bauern und<br />

verarbeitet die Tiere Nose to Tail.<br />

Weitum beliebt ist er, der Wolf in der Surselva.<br />

Zumindest jener, der Riccardo heisst<br />

und in Schluein seit November 2018 fantasievoll<br />

ein Restaurant führt, «in dem ich<br />

mit meinem Miniteam alles anders machen<br />

will als alle andern». Riccardo Wolf,<br />

32, ist Küchenchef und Geschäftsführer<br />

der «Ustria Posta Veglia», in der er mit<br />

modern interpretierter französischer Küche<br />

und seinem schier grenzenlosen Ideenreichtum<br />

Gäste aus nah und fern begeistert.<br />

«Spannend und kulinarisch top»<br />

soll sein, was er auftischen lässt von seiner<br />

«Mumma» Claudia und zwei Servicefrauen.<br />

Nichts ist kopiert, was er mit dem<br />

portugiesischen Hilfskoch Nelson in der<br />

klitzekleinen Küche auf vier Herdplatten<br />

zustande bringt. Diesbezüglich hält<br />

er sich an ein Zitat des Schauspielers<br />

Marlon Brando: «Nur wer seinen eigenen<br />

Weg geht, kann von niemandem überholt<br />

werden».<br />

Was Wolf besonders auszeichnet: Regionalität<br />

ist für ihn keine trendige Leerformel.<br />

Er lebt den Begriff. Schweinefleisch<br />

etwa bekommt er eine halbe Stunde<br />

vom Lokal entfernt auf der Alp Nadéls<br />

und die drei asiatischen Yaks, die er jährlich<br />

verarbeitet, weiden beim Züchter Lucas<br />

Arpagaus in Zignau. «Ich weiss von jedem<br />

Tier, wie es gefüttert und gepflegt<br />

wurde». Der Metzger ist nur fünf Minuten<br />

vom Biohof entfernt – Stressfahrten bleiben<br />

den Zottelwesen also erspart. Ein bisschen<br />

dehnt Wolf den Begriff «regional» in<br />

Sachen Fisch, «weil wir da etwas weit vom<br />

Schuss sind»: Äschen, Forellen und Felchen<br />

stammen gelegentlich aus dem Walen-<br />

oder Zugersee und dem Lago Maggiore.<br />

Doch meist gibts Saiblinge aus Cumbels<br />

im Val Lumnezia oder Fänge von befreundeten<br />

Anglern in der Surselva. «Ein<br />

Fischgericht steht immer auf der Karte».<br />

Von Schnörrli bis Kalbsherz<br />

Verblüffend ist, wie effizient der findige<br />

Kreateur nicht nur drei Tonnen Grünzeug<br />

jährlich in Delikates einbringt, sondern<br />

ebenso viel Fleisch – Letzteres wenn immer<br />

möglich Nose to Tail. In der Ustria<br />

Posta Veglia bekommt man fast jederzeit<br />

Kalbsmilken, Kutteln, Leberli oder Markbeine,<br />

«und einmal zelebrierten wir auch<br />

schon Kalbsherz». Selbst die Schnörrli<br />

und Schwänzli von Schweinen verwertet<br />

Wolf in seinen Menüs. «In der Regel nutze<br />

ich vier Fünftel von jedem Tier», sagt der<br />

<strong>Gastro</strong>nom, dessen Lokal für den Gault-<br />

Millau zu den 850 besten von über 22 000<br />

im Land zählt.<br />

Gewürdigt wird Wolfs Konzept vom<br />

GaultMillau mit 13 und vom Guide bleu<br />

mit sechs Punkten. Und im Guide Michelin<br />

ist die Ustria mit einem «Bib Gourman»<br />

bedacht, einer Auszeichnung für<br />

hochstehende innovative und regionale<br />

Küche mit bestem Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

«Diese Wertschätzung erhielten<br />

bisher nur 170 Schweizer Restaurants».<br />

Trotz Hochachtung bleibt Wolf bescheiden.<br />

Er koche, sagt er, vor allem für seine<br />

Gäste: «Die Tester kommen einmal im<br />

Jahr, alle andern meist mehrmals oder<br />

sogar regelmässig». Egal, für wen er am<br />

Herd steht – der Zeitaufwand ist immens.<br />

«Wenn ich an einem Tag 12 Stunden arbeite,<br />

ist es ein kurzer Tag».<br />

Wolfs Betrieb ist einer, in dem man<br />

sich im Nu wohl fühlt. Im Parterrebereich<br />

mit viel hellem Holz ebenso wie im geräumigen,<br />

ein paar Stufen höher gelegenen<br />

Saal. Oder im lauschigen Garten. «Insgesamt<br />

finden bei uns 60 Gäste Platz». Und<br />

denen wird einiges geboten. Nicht bloss<br />

Augen- und Gaumenschmäuse mit speziellen<br />

Zutaten wie getrüffeltem Kartoffelpürée<br />

oder Champagner-Sauerkraut, sondern<br />

auch Diverses im Bereich Events. Im<br />

Januar steht in Wolfs Agenda jeweils ein<br />

Wochenende mit Sea Food, «auf den ich<br />

sonst verzichte». Den Sommer über veranstaltet<br />

der Genussexperte Barbecues<br />

und im Herbst darf man sich in Irish<br />

Nights bei Guinness-Bier, Spezialitäten<br />

und Musik fühlen wie die Inselstars Bono<br />

und Sinéd O’Connor. Den 1. August hat<br />

der gewitzte Wolf längst zum «Burger Day»<br />

erklärt. Und zu Jagdzeiten gehört die Zu-<br />

24<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Küchenchef Riccardo Wolf bereitet<br />

seine Gerichte mit viel Fantasie zu.<br />

Zum Beispiel marinierte Spargeln mit<br />

gebeiztem Lumnezia Seibling, Belper<br />

Knolle, Senf und Eigelb.<br />

bereitung von Wild «zu meinen Steckenpferden».<br />

Wolfs Engagement brachte seine<br />

Ustria bei «Best of Swiss <strong>Gastro</strong>» im<br />

vergangenen Jahr auf Platz drei der Kategorie<br />

Activity.<br />

Team teilt verrückte Ideen<br />

Was immer der Oberländer angeht, tut er<br />

mit Herz und Seele. Eine Alternative zum<br />

Berufswunsch Koch hatte er nie. «Schon<br />

als Kind gabs für mich nur das Pröbeln<br />

am Herd – oder Filme mit Bud Spencer<br />

gucken». Für vieles offen ist er, einer, der<br />

immer wieder bereit ist, alles Gelernte<br />

über den Haufen zu werfen und Dinge,<br />

die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen,<br />

zu mundenden Überraschungen<br />

zu vereinen. Zum Glück ziehen seine Hilfen<br />

da mit. «Sie akzeptieren nicht nur meine<br />

Verrücktheiten, sondern teilen diese<br />

auch», liest man auf der Website des Restaurants.<br />

Wolf weiss, was er mit seinem<br />

Team hat. «Seit der Pandemie findet man<br />

gutes Personal schwerer als Gäste». Düster<br />

blickt er dennoch nicht in die Zukunft,<br />

denn «ich bin durch und durch Optimist».<br />

Gottseidank, sagt er, gebe es seine<br />

Partnerin Cornelia, die ihm den Rücken<br />

freihält. Und da ist seit einem Jahr auch<br />

Gian Salvatore, sein Sonnenschein, für<br />

den er leider oft «uhuere wenig» Musse<br />

hat. Genauso wie für einen Schluck Wein<br />

zwischendurch, obwohl er 32 verschiedene<br />

im Keller hat. Einen Jeninser Pinot<br />

Gris etwa oder einen «Fläscher Completer»,<br />

die älteste Rebsorte Graubündens.<br />

Nichts ist Routine, ständig ändert Wolf<br />

die Karte mit vier, fünf Hauptgerichten,<br />

«höchstens Suppen mache ich zweimal<br />

die gleiche». Was nie ändert, sind seine<br />

Zulieferer, denen hält er die Treue, «das<br />

sind verlässliche Freunde». Sie tragen in<br />

der Ustria Posta Veglia zu dem bei, was<br />

einst Auguste Escoffier formulierte, ein<br />

Meisterkoch mit Weltruf: «Eine gute Küche<br />

ist das Fundament allen Glücks».<br />

www.postaveglia-schluein.ch<br />

25<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


PUBLIREPORTAGE<br />

Cottinelli Weinbau<br />

Seit der Gründungsidee von Johann Baptista<br />

Cottinelli im Jahr 1868, ist das Bemühen um<br />

höchste Qualität unser Leitmotiv.<br />

26<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


1864: Aus Italien kommt ein Mann nach<br />

Chur. Johann Baptista Cottinelli, geboren<br />

1833, beschliesst im Alter von 31<br />

Jahren in die Schweiz zu gehen. Sehr<br />

bald hat er die Idee, sein Heimweh nach<br />

italienischen Produkten in eine Geschäftsmöglichkeit<br />

umzuwandeln. Man<br />

schreibt das Jahr 1868, als er Cottinelli<br />

gründet, ein Kolonialwarenlädeli im Herzen<br />

von Chur mit südländischem Flair<br />

und italienischen Produkten.<br />

Unsere neuen Sommerweine<br />

Nach und nach nimmt der Wein immer<br />

mehr Platz in den Regalen ein, auch<br />

wenn wir noch weit entfernt sind von<br />

der Kelterung des ersten Blauburgunders<br />

der Marke Cottinelli, die 1948 erfolgen<br />

wird. Ein Blauburgunder, eine Rebsorte,<br />

die die Geschichte dieser Kellerei<br />

und der ganzen Region prägen wird.<br />

Eine lange Geschichte, die 1994 die Übernahme<br />

des Weinhauses durch Plozza<br />

SA und 2017 die Entstehung der Plozza<br />

Wine Group erlebt. Dies führt zu einer<br />

tiefgreifenden Entscheidung, zum Abschied<br />

Cottinellis vom Verkauf ausländischer<br />

Weine, um sich voll und ganz der<br />

Produktion der grossen Weine aus der<br />

Bündner Herrschaft und dem Rheintal<br />

widmen zu können.<br />

Heute kann Cottinelli auf eineinhalb<br />

Jahrhunderte Erfahrung mit zahlreichen<br />

Neuerungen im Rebberg und im Weinkeller<br />

zurückblicken. Beigetragen dazu<br />

haben die vielen Mitarbeiter, zwischen<br />

Rebzeilen und Eichenfässern, frühmorgens,<br />

wenn der Grünschnitt beginnt, bis<br />

zu den nicht enden wollenden Tagen der<br />

Weinlese. Ein grosser Arbeitseinsatz,<br />

der uns heute mehr als 20 Sorten beschert,<br />

jede mit besonderen Emotionen,<br />

doch allen gemeinsam sind ein entschlossener<br />

Charakter und angenehme<br />

Trinkbarkeit.<br />

27<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Text NATALIA GODGLÜCK Foto NATALIA GODGLÜCK / ZVG<br />

BETRIEB & ENTWICKLUNG<br />

Jung, innovativ und<br />

auf der Überholspur<br />

In Graubünden gibts eine Handvoll Junggastronomen,<br />

die erfolgreich mehrere Betriebe führen. Wir sprachen<br />

mit dem Engadiner Roberto Giovanoli und Churs<br />

Aushängeschild Toni Curdin Foppa über Vorteile, Ziele,<br />

Work-Life-Balance und den Umgang mit Neid.<br />

Das Tischgespräch war ursprünglich geplant<br />

mit vier Bündner Jungunternehmern.<br />

Mit den Vielbeschäftigten einen<br />

gemeinsamen Termin zu finden, entpuppte<br />

sich als Herausforderung. Eine Woche<br />

vor dem Treffen entschuldigte sich Dominik<br />

Huber aus Flims aus Zeitgründen. Also<br />

ein Dreiergespräch. Doch just an jenem<br />

Tag legte eine Grippe Tim Disch flach, den<br />

Geschäftsführer von «1x anders». Übrig<br />

blieben Toni Curdin Foppa und Roberto<br />

Giovanoli, die sich im Churer Restaurant<br />

Da Noi zum ersten Mal persönlich trafen.<br />

«Was ist aktuell eure grösste Herausforderung?<br />

Roberto Giovanoli (RG): Gutes Personal<br />

zu finden. Das ist wirklich ein grosser<br />

Energiefresser. Ein anderes Problem ist<br />

der Neid. Manche Leute wollen mich ausbremsen<br />

und gönnen mir meinen Erfolg<br />

nicht. Aber sie haben keine Ahnung, wie<br />

viel es dazu gebraucht hat. Für meinen<br />

ersten Betrieb habe ich meine ganzen Ersparnisse<br />

aufgewendet. Im ersten Jahr<br />

stand mir das Wasser bis zum Hals, Lohn<br />

gabs keinen, dafür grossen Verzicht. Andere<br />

bemerkten blöd, ah, der Papi hat gesponsert.<br />

Auf dumme Sprüche reagiere<br />

ich heute mit Gleichgültigkeit.<br />

Toni Curdin Foppa (TCF): Ich kann<br />

mich nur anschliessen. Die Leute mögen<br />

es nicht, wenn man jung und erfolgreich<br />

ist. Ich machte mal eine Erbschaft und<br />

investierte alles Geld in meinen ersten<br />

Betrieb. Mein Konto war im Minus, ich<br />

gab Vollgas und steckte all meine Zeit<br />

und Energie ins «Da Noi». Dafür wurde<br />

ich belächelt und mit blöden Kommentaren<br />

eingedeckt. Anfangs hat mich das<br />

schon verletzt.<br />

Warum führt ihr mehrere Betriebe?<br />

TCF: Geplant war das nicht. Als mein<br />

erster Betrieb gut lief, kamen neue Ideen<br />

dazu. Ein einziges Restaurant zu führen,<br />

ist einfach. Bei zwei Betrieben wird es<br />

schon schwieriger, alles im Griff zu haben.<br />

Ich habe zunächst ein funktionierendes<br />

System aufgebaut, viele Abläufe digitalisiert<br />

und die Finanzen sichergestellt – erst<br />

dann kam ein weiterer Betrieb dazu.<br />

RG: Spätestens, wenn ein Betrieb rund<br />

läuft, wird es mir langweilig. Ich brauche<br />

Herausforderungen, also entwickle ich<br />

neue Projekte. Übrigens: Auf dumme<br />

Ideen komme ich meistens im Ausgang.<br />

TCF: Dito. Und nach einer dummen<br />

Idee im Ausgang hat man plötzlich ein<br />

neues Restaurant. (lacht).<br />

«Auf dumme Ideen<br />

komme ich meistens<br />

im Ausgang»<br />

Roberto Giovanoli<br />

Werden euch Restaurants auch angeboten?<br />

TCF: Ich werde mehrmals im Monat<br />

gefragt, ob ich diesen oder jenen Betrieb<br />

übernehmen möchte. Aber 99 Prozent der<br />

Betriebe passen nicht. Sie stehen im Tal,<br />

oben auf dem Berg oder in irgendeinem<br />

Dorf. Eine Erweiterung muss Sinn machen.<br />

RG: Mittlerweile wird an fast jeder Sitzung<br />

von irgendwem irgendein Betrieb<br />

an mich herangetragen. Es gibt nicht viele<br />

<strong>Gastro</strong>nomen, die zahlen können.<br />

Welche Ziele verfolgt ihr?<br />

TCF: Ehrlich gesagt – keine Ahnung.<br />

In Chur bin ich jetzt schon mit Abstand<br />

der grösste <strong>Gastro</strong>nom. Meine Absicht ist<br />

aber, weder viele Betriebe zu besitzen,<br />

noch massenhaft Umsatz oder Gewinn<br />

zu machen. Es geht mir auch nicht um<br />

Anerkennung. Aber wenn etwas Spannendes<br />

kommt und mein Team ebenfalls<br />

begeistert ist, machen wir das. Es muss<br />

vor allem Spass machen.<br />

RG: Ich möchte, dass mein Unternehmen<br />

aufgeht und das System funktioniert.<br />

Und das irgendwann auch ohne<br />

mich. Mir gefällt es zudem, neue Arbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

Was ist der Vorteil, mehrerer Betriebe<br />

zu führen?<br />

TCF: Der Einkauf. Seit ich viel Umsatz<br />

mache, kann ich festlegen, welchen Preis<br />

ich den Lieferanten bezahle und ob ich<br />

28<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Roberto Giovanoli<br />

Der gelernte Koch ist Inhaber und Geschäftsführer<br />

der Plan-B Kitchen AG.<br />

Mit 26 eröffnete er sein erstes Restaurant,<br />

den Pier 34. In fünf Betrieben mit<br />

total 320 Innen- und 200 Aussenplätzen<br />

beschäftigt er 45 Mitarbeitende.<br />

Im Jahr macht Giovanoli rund 5 Mio.<br />

Franken Umsatz und investierte allein<br />

in seine fünf Foodtrucks rund 1 Mio.<br />

Zurzeit baut der Oberengadiner das<br />

Catering weiter aus.<br />

—<br />

www.plan-b.kitchen<br />

Toni Curdin Foppa<br />

Der gelernte Koch eröffnete 2018 mit<br />

dem «Da Noi» sein erstes Restaurant<br />

in Chur. Heute hat er in der Alpenstadt<br />

vier Betriebe mit 250 Innen- und 300<br />

Aussenplätze. Von seinen 42 Mitarbeitenden<br />

sind 4 Lernende. Der Umsatz<br />

beträgt 5 Mio. Franken, investiert hat<br />

der Churer bislang rund 2 Mio.<br />

—<br />

www.foppagastro.ch<br />

Fortsetzung Seite 31<br />

29<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Einzige unabhängige<br />

Bündner Quelle<br />

Seit einigen Jahren sind Passugger –<br />

seit 1896 – und Allegra die einzigen<br />

unabhängigen und inhabergeführten<br />

Mineralwasserquellen Graubündens.<br />

Mit der Gründung der Allegra<br />

Passugger Mineralquellen AG wurden<br />

die Traditionsquellen im Jahr<br />

2005 wieder in einheimische Hände<br />

zurückgeführt. Unsere Kunden<br />

und Konsumenten schätzen diese<br />

Authentizität. Deshalb finden immer<br />

mehr Menschen, dass Passugger<br />

und Allegra genau die richtigen<br />

Mineralwässer für sie sind. Sei es<br />

in der gepflegten <strong>Gastro</strong>nomie,<br />

im Büro oder zu Hause.<br />

Mehr vom Original –<br />

Neu mit 27 cl<br />

Vor gut 10 Jahren haben wir unsere Design-Flaschen<br />

PASSUGGER und ALLEGRA 77 cl lanciert. Später folgte<br />

die kleinere 47 cl Special Edition. Diese charakteristischen<br />

Glasflaschen stellen für die gepflegte <strong>Gastro</strong>nomie<br />

die ideale Grösse dar. Entworfen hat sie der<br />

renommierte Bündner Architekt Valerio Olgiati, der<br />

bereits unsere elegante PET-Flasche gestaltet hat.<br />

Das Resultat – eine nicht alltägliche Design-Flasche,<br />

welche ästhetisch anspruchsvoll ist und zu Diskussionen<br />

anregt. Eine Mineralwasserflasche, die sowohl<br />

klassisch als auch trend- und designorientierte Menschen<br />

anspricht. Eine eben, die in Erinnerung bleibt.<br />

Weil wir uns immer wieder neu inspirieren lassen,<br />

haben wir nun das kleine Pendant im 27 cl- Format<br />

entwickelt, welches uns grosse Freude macht. Kunst<br />

an einer Mineralwasserflasche, die uns fasziniert.<br />

Allegra Passugger<br />

Mineralquellen AG<br />

CH-7062 Passugg<br />

T +41 81 256 50 50<br />

F +41 81 256 50 40<br />

info@passugger.ch<br />

www.passugger.ch


Junggastronomen<br />

zehn oder sogar zwanzig Prozent Rabatt<br />

erhalte. Entweder akzeptiert ein Lieferant<br />

unser Angebot oder wir sind weg. Als Einzelbetrieb<br />

wurden nicht mal meine Reklamationen<br />

ernst genommen.<br />

RG: Als grösseres Unternehmen wird<br />

man komplett anders behandelt. Kauft<br />

man Masse ein, kann man seine Händler<br />

wirklich aussuchen und den Preis definieren.<br />

Die Macht ist enorm. Und mit günstigeren<br />

Einkäufen spart man pures Geld.<br />

TCF: Weitere Vorteile sind Synergien,<br />

die man nutzen und Systeme, die man<br />

adaptieren kann. Dazu gehören etwa das<br />

Kassen-, Lager- und Einkaufsystem oder<br />

das Reservationssystem. Aber auch Abläufe<br />

in der Küche oder im Service sind<br />

auf andere Restaurants übertragbar. So<br />

wird es immer einfacher, ein neues Restaurant<br />

dazu zu nehmen.<br />

RG: Bei mehreren Betrieben ist man<br />

weniger abhängig vom Einzelnen. Das<br />

mag böse klingen, aber wenn ein Mitarbeiter<br />

nicht mitspielt und ständig Forderungen<br />

stellt, sage ich tschüss.<br />

Lassen sich Lücken einfacher schliessen,<br />

wenn man mehr Personal hat?<br />

TCF: Jein. In jedem Betrieb ist das<br />

Personal fix eingeteilt. Und obwohl meine<br />

Restaurants die gleichen Systeme und Abläufe<br />

haben, kennt sich der Chef de Service<br />

eines Betriebs nicht problemlos in einem<br />

anderen aus. Auch mit den Köchen<br />

ist es nicht so einfach. Den Sushi-Koch<br />

etwa kann ich nicht in einem anderen<br />

Restaurant Mediterranes zubereiten lassen.<br />

Anders ist es bei Basismitarbeitern.<br />

Leute in der Reinigung, im Büro oder im<br />

Service sind einfacher zu verschieben.<br />

Und einen Vorteil habe ich auch, wenn wir<br />

in einem Betrieb eine grosse Gästegruppe<br />

haben. Da ziehe ich irgendwo einen Mitarbeiter<br />

ab.<br />

RG: Bei mir ist es genau gleich.<br />

Stehen eure Betriebe in Konkurrenz zueinander?<br />

Beide: Nein!<br />

TCF: Ist ein Restaurant ausgebucht,<br />

schickst du den Gast zu einem anderen.<br />

RG: Dieser Vorteil zahlt sich insbesondere<br />

bei Gruppen aus (lacht).<br />

Was sind die Nachteile mehrerer Betriebe?<br />

RG: Man trägt ein viel grösseres Risiko,<br />

was man besonders in Krisen spürt.<br />

Bei Corona haben wir das hautnah erlebt.<br />

Auch die Verantwortung für die Mitarbeitenden<br />

ist immens und man muss gut<br />

mit Druck umgehen können. Aber das ist<br />

Gewöhnungssache. Als Optimist glaube<br />

ich sowieso, dass es immer und für alles<br />

eine Lösung gibt.<br />

TCF: Es ist ein grosser Unterschied,<br />

ob man nur eine Miete bezahlen muss<br />

oder fünf. Hohe Ausgaben beunruhigen<br />

mich gewöhnlich nicht, aber bei Corona<br />

wurde ich schon nervös.<br />

Ihr seid beide ausgebildete Köche. War<br />

immer klar, dass ihr euch selbstständig<br />

machen wollt?<br />

RG: Das hat sich so ergeben. Ich wurde<br />

mit 21 Geschäftsführer und Küchenchef<br />

im Gletscher-Hotel Morteratsch, weil<br />

jemand sah, dass ich Biss hatte. Einige<br />

Kollegen aber hatten grosse Mühe, sich<br />

vom jüngsten Mitarbeiter etwas sagen zu<br />

lassen. Da musste ich zunächst mal aufräumen.<br />

Ich stellte mir schon früh die<br />

Frage, ob ich mein Leben lang am Herd<br />

bleiben oder hinausgehen und etwas<br />

riskieren will. Mit 26 war ich soweit. Für<br />

mich ist das Schönste, selbst entscheiden<br />

zu können und sich bei niemandem rechtfertigen<br />

zu müssen.<br />

TCF: Für mich war bereits in der Lehre<br />

klar, dass ich nicht immer Angestellter<br />

sein wollte. Ich mag es nicht, einen Vorgesetzten<br />

zu haben. (lacht). Ob ich in der<br />

<strong>Gastro</strong>nomie bleibe, war zunächst aber<br />

unklar. Meine erste Firma, die ich aufgebaut<br />

hatte, war ein Taxiunternehmen.<br />

Manche Wirte kommen bereits mit einem<br />

Betrieb an ihre Grenzen. Ist Work-<br />

Life-Balance ein Thema bei euch?<br />

RG: Energie hat man oder hat man<br />

nicht. Meine Arbeit macht mir Freude<br />

und ich gebe ständig Vollgas. Ohne Familie<br />

und Kinder habe ich zudem nichts<br />

zu verlieren. Ich will ein Vorbild sein für<br />

meine Mitarbeiter. Wahrscheinlich habe<br />

ich mit 50 nicht mehr die gleiche Energie,<br />

muss dann aber auch nicht mehr so viel<br />

arbeiten.<br />

«Ich verzichte auf vieles,<br />

gebe immer Vollgas»<br />

Toni Curdin Foppa<br />

TCF: Mit Work-Life-Balance beschäftige<br />

ich mich nicht. Will ich ein paar Tage<br />

weg, mache ich das einfach. Der einzige<br />

Betrieb, den ich leiten muss, ist das Büro.<br />

Dazu brauche ich Mail und Telefon, was<br />

ich auch mit an den Strand nehmen<br />

kann. Wichtig ist, loszulassen und zu delegieren.<br />

Will man alles selbst tun, geht<br />

man kaputt und läuft in ein Burnout.<br />

RG: Ich lasse nie richtig los, will aber,<br />

dass meine Leute mit dem System umgehen<br />

können und selbst Entscheidungen<br />

treffen. Den Chef anzurufen ist immer<br />

einfach.<br />

TCF: Ich verzichte auf vieles, gebe immer<br />

Vollgas, will aber auch ein Leben neben<br />

der <strong>Gastro</strong>nomie. Deshalb mache ich<br />

meine Betriebsleiter zu Unternehmern<br />

und gebe stückweise Verantwortung ab.<br />

Sie erhalten Gewinnbeteiligung und tragen<br />

so das Risiko mit.<br />

»<br />

Toni Curdin Foppa schaut auf sein Handy<br />

und entschuldigt sich abrupt. In wenigen<br />

Minuten startet ein Online-Meeting, bei<br />

dem er dringend dabei sein muss.<br />

31<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Text NATALIA GODGLÜCK Foto MAYK WENDT / TINA STURZENEGGER<br />

PERSONELLES & WACHSTUM<br />

Mit Talentpool gezielt<br />

Mitarbeitende fördern<br />

In der Belvedere Hotel Familie in Scuol spielen<br />

Aus- und Weiterbildung schon lange eine wichtige<br />

Rolle. Erfolgsgeschichten bestätigen das. Seit Kurzem<br />

hat das Unternehmen ein professionalisiertes<br />

Entwicklungsinstrument im Einsatz<br />

«Nie hätte ich gedacht, dass sich mein<br />

Traum so schnell erfüllen würde», sagt die<br />

23-jährige Ladina Nägeli. Seit vergangenem<br />

September leitet sie das Hotel Belvair<br />

in Scuol. Der 3-Sterne-Superior-Betrieb<br />

hat 33 Zimmer, zwei Restaurants, 20<br />

Mitarbeitende und gehört zur Belvedere<br />

Hotel Familie. Hier liess sich die Zürcher<br />

Oberländerin zur Kauffrau ausbilden und<br />

war vom Hotelambiente derart angetan,<br />

dass sie quasi «an der Rezeption hängen<br />

blieb». Die junge Frau bildete sich weiter,<br />

war drei Jahre später Chef de Réception,<br />

bewarb sich auf die ausgeschriebene Gastgeber-Stelle<br />

– und voilà!<br />

Erfreuliche Erfolgsgeschichten<br />

René Stoye, Leiter der Belvedere-Familie<br />

Scuol, erinnert sich: «Ladina war von Anfang<br />

an engagiert und äusserst interessiert.»<br />

Sie fiel auf als eine, die stets mehr<br />

als das Soll erfüllte, die motiviert, lösungsorientiert<br />

und sehr zuvorkommend war.<br />

Nägeli ist kein Einzelfall bei der Hotelgruppe.<br />

Da gibt es etwa Hossein, den ehemaligen<br />

Flüchtling aus Afghanistan. Er<br />

begann seine Arbeit an der Spüle und heute,<br />

sieben Jahre später, ist er fast selbstständig<br />

als Gardmanager im Gourmetrestaurant<br />

Guardaval beschäftigt. Auch der<br />

Portugiese Manuel hat im Gault-Millau-<br />

Restaurant mit 15 Punkten Karriere gemacht.<br />

Drei Jahre wirkte er als Casserolier,<br />

fiel stets positiv auf, erhielt zunehmend<br />

komplexere Aufgaben und mehr<br />

Verantwortung. «Wir schulten ihn, lernten<br />

ihn neue Rezepte und Manuel arbeitete<br />

sich hoch bis zum Chef Patissier»,<br />

erzählt Stoye voller Freude. Auch der CEO<br />

hat grosse Teile seiner Karriere dem Unternehmen<br />

zu verdanken. Der gebürtige<br />

Deutsche stieg 2013 als Küchenchef im<br />

«Guardaval» ein, erkochte die 15 GM-<br />

Punkte, war gastronomischer Leiter und<br />

später Direktor des gleichnamigen Boutique-Hotels.<br />

Seit 2021 ist der 44-Jährige<br />

in Scuol Standortleiter von drei Hotels,<br />

vier Restaurants und rund 140 Mitarbeitenden.<br />

Ladina: Vom KV-Stift<br />

zur Hoteldirektorin<br />

Auch Quereinsteiger und Ältere<br />

«Professionelles Personal ist unser Kapital»,<br />

sagt Stoye. Dass dies mehr als leere<br />

Worte sind, zeigt der im Mai <strong>2022</strong> eingeführte<br />

Talentpool. Die Idee dazu entstand<br />

bei einer Führungsklausur in Zürich.<br />

«Fachkräfte sind generell schwierig zu finden,<br />

insbesondere und im abgelegenen<br />

Unterengadin». Gefördert wurden die Mitarbeitenden<br />

des Unternehmens bislang<br />

«nach Bauchgefühl». Mit dem neuen Entwicklungsinstrument<br />

funktioniert es so:<br />

32<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Manuel: Vom<br />

Casserolier zum<br />

Chef Patissier<br />

tan findet ein Wettrüsten um Mitarbeiter<br />

statt. Es ist abstrus, wie viel manche<br />

Häuser für manche Positionen bezahlen,<br />

damit sie ihren Betrieb nicht schliessen<br />

müssen». Stoye erzählt von einer Rezeptionistin,<br />

der ein anderer Betrieb 1000 Franken<br />

mehr Lohn für eine vergleichbare Position<br />

angeboten hat. Auch ein Chef de<br />

Partie erhielt ein solch lukratives Angebot.<br />

«Wir können da nicht immer mitziehen,<br />

versuchen aber, ein attraktives Gesamtpaket<br />

anzubieten.»<br />

Qualität oben halten<br />

auf der «Talentliste» stehen stets rund<br />

zehn Mitarbeitende, von denen jeweils<br />

drei pro Jahr in eine höhere Position oder<br />

Funktion gebracht werden. «Diese Leute<br />

fördern wir überdurchschnittlich und zeigen<br />

ihnen längerfristige Perspektiven in<br />

unserem Unternehmen auf», erklärt der<br />

Chef. Die Förderlinge werden von ihren<br />

Vorgesetzten vorgeschlagen, von der Personalabteilung<br />

oder auch den Direktoren.<br />

Damit das Kader Talente und Potenzial<br />

überhaupt erst erkennt, wird es entsprechend<br />

geschult. Beim Talentpool setzt das<br />

Unternehmen auf Transparenz. Die Liste<br />

mit Namen der zehn Förderlinge wird<br />

prominent in allen Abteilungen aufgehängt,<br />

um andere Mitarbeiter ebenfalls<br />

anzuspornen. Auch Quereinsteiger werden<br />

bei der Belvedere-Familie gefördert<br />

sowie Mitarbeiter über 50.<br />

Wettrüsten und abwerben<br />

Nebst dem Talentpool setzt das Unternehmen<br />

auf themenspezifische Schulungen.<br />

Aufgabe jeder Abteilung ist es, sechsmal<br />

pro Jahr die Angestellten intern weiterzubilden.<br />

Im Service kann das beispielsweise<br />

im Bereich Heissgetränke oder Wein<br />

sein, an der Rezeption im Umgang mit Reklamationen<br />

oder Kompetenz am Telefon.<br />

Pro Mitarbeiter und Jahr budgetiert<br />

das Unternehmen 450 Franken Weiterbildungskosten.<br />

Und für externe Schulungen<br />

nochmals 20’000 Franken. Dass so gut<br />

ausgebildetes Personal auch bei anderen<br />

begehrt ist, liegt auf der Hand. «Momen-<br />

René: Vom<br />

Küchenchef zum<br />

Standortleiter<br />

Leute schulen, um Leistung und Qualität<br />

hochzuhalten, ist das eine. Ihnen nützliche<br />

Arbeitsinstrumente in die Hand zu<br />

geben, das andere. «Informationen müssen<br />

digital und schnell zur Hand sein.<br />

Physische Ordner liest niemand mehr»,<br />

weiss René Stoye. Deshalb hat die Belvedere-Familie<br />

mit dem Hotelkit ein internes<br />

Tool eingeführt, das zahlreiche Informationen<br />

bietet und auch auf dem Handy abrufbar<br />

ist. Künftig sollen dort alle Arbeitsläufe<br />

zur Verfügung stehen. Für eine gute<br />

Zusammenarbeit und vor allem für glückliche<br />

Gäste. «Wir möchten die schöne und<br />

traditionelle Hotellerie so lang wie möglich<br />

erhalten und herausragende Gastgeber<br />

sein», sagt der CEO. Diese ist auch in<br />

der DNA von Ladina Nägeli schon drin.<br />

Die junge Chefin will ihren Mitarbeitenden<br />

ebenfalls viel Rüstzeug mit auf den<br />

Weg geben, Talente fördern und in Position<br />

bringen. «Wenn man sieht, wie Menschen<br />

bei der Arbeit aufblühen, macht das<br />

grosse Freude».<br />

33<br />

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Text NATALIA GODGLÜCK Foto DOLORES RUPA / ZVG<br />

Streifzüge durch<br />

die Bünder Reben<br />

SPEIS & TRANK<br />

Der Maienfelder Gian Carlo Casparis baut den<br />

Weintourismus in der Bündner Herrschaft auf. Jährlich<br />

organisiert er an die 70 Touren – für Laien und Profis.<br />

Auf der Jagd nach Raritäten besuchten ihn auch<br />

schon <strong>Gastro</strong>nomen aus New York.<br />

Gleich sechsmal in jüngerer Vergangenheit<br />

ging der Weltmeistertitel für Pinot<br />

Noir in die Bündner Herrschaft. Der Blauburgunder<br />

spielt hier die Hauptrolle. «Er<br />

ist ein raffinierter und komplexer Wein<br />

– und das aus einer einzigen Traubensorte»,<br />

sagt Weinkenner Gian Carlo Casparis.<br />

Ältere Generationen haben vor allem<br />

saure Erinnerungen an den roten<br />

Tropfen und ihm deshalb den Rücken gekehrt.<br />

Dabei hat sich der Bünder Pinot<br />

Noir in den letzten 25 Jahren zu einem<br />

modernen, eleganten Wein entwickelt.<br />

«Mit Struktur, Säure und Kanten. Und er<br />

wird von Jahr zu Jahr besser dank den<br />

gut geschulten Winzern und dem etwas<br />

wärmeren Klima.»<br />

Ehemaliger Wein der Mönche<br />

Im Bündner Rheintal findet man auf kleinem<br />

Raum eine überraschende Vielfalt<br />

an Rebsorten. Über 40 sind es zwischen<br />

Bonaduz und Fläsch. Allein aus der Burgunder-Familie<br />

werden Pinot Noir, Pinot<br />

Blanc und Pinot Gris gekeltert. An den<br />

warmen Mauern wachsen Merlot und Syrah.<br />

«Bis ins 16. Jahrhundert gab es hier<br />

vor allem Weissweine. Aber französische<br />

Truppen änderte das», sagt der Weintouristiker.<br />

Heute macht der Rotwein rund<br />

75 Prozent aus, davon sind 95 Prozent<br />

Pinot Noir. Das Verhältnis ist aber 7 Rotwein-<br />

zu 35 Weissweinsorten. Zu Letzteren<br />

gehören Chardonnay, Riesling-Silvaner,<br />

Gewürztraminer und Completer, die älteste<br />

heimische Rebsorte Graubündens.<br />

«Der Name leitet sich vom lateinischen<br />

Namen Completa ab, dem abendlichen<br />

Gebet der Mönche», weiss Casparis. Zuvor<br />

wurde der aromatische Wein von den Ordensbrüdern<br />

und Domherren des Bistums<br />

Chur zur Stärkung geschlürft. Weil<br />

Fortsetzung Seite 37<br />

35<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


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aber die markante Säure des<br />

Completers nicht mehr dem<br />

Geschmack der Weintrinker<br />

entsprach, wäre die autochthone<br />

Sorte im letzten Jahrhundert<br />

fast ausgestorben. Aus alten Rebstöcken<br />

selektionierte man einen<br />

Stock, der sich auszeichnete durch regelmässig<br />

frühere Reife und geringeren<br />

Säuregehalt. Ein Grossteil der in den letzten<br />

20 Jahren gepflanzten Completer-Reben<br />

dürften von ihm abstammen.<br />

Raritäten und Geschichten<br />

Gian Carlo Gasparis führt<br />

die Gäste auf seinen<br />

Weintouren auf Felder<br />

und in Keller.<br />

Schaumweine im Aufschwung<br />

Die Bündner Herrschaft ist die Heimat des<br />

44-Jährigen. Der Maienfelder verbrachte<br />

als Schuljunge viel Zeit in den Reben, verdiente<br />

während der Ernte sein erstes Sackgeld<br />

und erhielt fundierte Einblicke in<br />

die Arbeit der Winzer. Dass es bis zum<br />

fertigen Wein in der Flasche «wahnsinnig<br />

viel Arbeit» braucht, erkannte er bald.<br />

«Rund 80 Prozent des Aufwandes fällt in<br />

den Weinbergen an», präzisiert er. Und<br />

Qualität steht immer vor Quantität. Beim<br />

Spaziergang durch die Weinberge erzählt<br />

Casparis von bis zu 60-jährigen Rebstöcken<br />

und vom Terroir, also dem Zusammenspiel<br />

der kalkreichen Böden, dem<br />

milden Klima, den Reben und den Menschen.<br />

Je nach Kelterung entstehen traditionelle,<br />

fruchtige Landweine oder farbintensive<br />

und gehaltvolle Bündner Rotweine.<br />

«Seit ein paar Jahren gibt es auch<br />

hervorragende Schaumweine», merkt der<br />

Weinkenner an.<br />

Das Wissen über seine Heimat teilt der gelernte<br />

Hotel- und Weinfachmann gerne.<br />

Nachdem er mehrere Jahre im Ausland<br />

tätig war, organisiert er seit 2013 Weintouren<br />

im Burgund der Schweiz. Bis zu 70<br />

Touren sind es übers ganze Jahr verteilt,<br />

mal zu Fuss, mal mit dem E-Bike oder<br />

bequem mit dem Minibus. «Zunehmend<br />

mehr Leute wollen den Wein von der Rebe<br />

bis ins Glas erleben», sagt der Touristiker.<br />

Auf der Suche nach authentischen Produkten<br />

mit Identität nehmen auch <strong>Gastro</strong>nomen<br />

den Weg in die Bündner Herrschaft<br />

auf sich. Zu Casparis jüngstem<br />

Highlight gehört der Besuch eines New<br />

Yorker Restaurantbesitzers, der mit Küchenchef<br />

und Restaurantleiter auf eine<br />

Weintour kam. «Sie suchten nach Raritäten<br />

und Geschichten und waren hell begeistert<br />

von der Region», sagt Casparis<br />

stolz. Er ist überzeugt, dass alle <strong>Gastro</strong>nomen,<br />

Sommeliers und Service-Fachkräfte,<br />

die vor Ort waren, den Wein viel besser<br />

verstehen und verkaufen können. «Sie<br />

haben ein Erlebnis und eine Beziehung<br />

zum Produkt und zu den Winzern, die sie<br />

kennenlernen. Das gibt ganz andere Geschichten<br />

zu erzählen.»<br />

Thematische Weintouren<br />

So vielseitig wie die Weine sind auch die<br />

rund 70 Winzerinnen und Winzer der<br />

Herrschaft. Casparis arbeitet für seine<br />

Touren etwa mit 25 zusammen und<br />

stimmt den Ausflug auf Wunsch thematisch<br />

ab. Interessiert sich jemand für Geschichte,<br />

erzählt er, dass das Schloss Salenegg<br />

in Maienfeld das älteste urkundlich<br />

erwähnte Weingut Europas ist. Bereits<br />

1068 wurden hier Weine gekeltert, heute<br />

produziert das Weingut auch hochklassigen<br />

Essig und verschiedene Öle. «Der Gast<br />

entscheidet, was er erleben will». Für fortgeschrittene<br />

Weinkenner zieht Gian Carlo<br />

Casparis auch mal Önologen, Geologen<br />

und Winzer bei, bietet Querdegustationen<br />

verschiedener Jahrgänge oder Sensorik-<br />

Seminare an. Unterwegs oder am Schluss<br />

jeder Weintour werden auch Weinkeller<br />

besucht und das Ergebnis der naturnahen,<br />

aufwendigen Bewirtschaftung darf<br />

verkostet werden. «Spätestens hier wird<br />

jedem Gast klar, weshalb die heimischen<br />

Tropfen ihren Preis haben. Aber sie sind<br />

ihn auch wert.»<br />

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37<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG<br />

BETRIEB & ENTWICKLUNG<br />

Die Erfolgsgeschichte<br />

beginnt erst<br />

Nicht immer finden in die Jahre gekommene<br />

Gasthäuser neue Besitzer. Zur Freude Vieler aber<br />

bleibt das historische Hotel Piz Mitgel in Savognin<br />

erhalten – dank Initianten und deren Stiftung.<br />

«Der Betrieb ist wunderbar gestartet»,<br />

freut sich Michael Gehring, neuer Gastgeber<br />

vom Hotel Piz Mitgel. «Touristen,<br />

Ein- und Zweitheimische schätzen vor allem<br />

unsere kreativ-regionale <strong>Gastro</strong>nomie».<br />

Das hellgelbe Gasthaus an der Stradung<br />

31 in Savognin prägt das Ortsbild<br />

seit 1868. Früher hielten hier Postkutschen<br />

mit wohlhabenden Familien, die<br />

unterwegs zum Julierpass waren. Heute<br />

ist das denkmalgeschützte Haus ein<br />

Liebhaberobjekt, ein Hotel mit Geschichten,<br />

Wandmalereien, Bildern bekannter<br />

Künstler und vielem mehr. Und obwohl<br />

Leidenschaftliche Gastgeber:<br />

Michael und Marlies Gehring.<br />

die Region um Savognin in den letzten<br />

Jahren dank den Origen-Aufführungen<br />

einen starken touristischen Aufschwung<br />

erlebt, fanden die langjährigen Besitzer<br />

und Betreiber des Hotels keinen Käufer.<br />

Zu unterschiedlich waren die Preisvorstellungen<br />

von Seppi Waldegg (75), seit 60<br />

Jahren im Familienbetrieb, und potenziellen<br />

Interessenten. Die Gesundheit drängte<br />

ihn zum Rückzug. Was nun?<br />

Initianten finden Gastgeber<br />

Für Eveline Saupper und Luzi Thomann,<br />

beide im Verwaltungsrat von Savognin<br />

Tourismus, war klar: Dieses geschichtsträchtige<br />

Haus muss für die Nachwelt<br />

erhalten bleiben. Zudem hatte die<br />

Region ohnehin zu wenig attraktive Betten,<br />

weshalb Origen-Besucher lieber in<br />

St. Moritz oder in der Lenzerheide nächtigten.<br />

Als die Initianten Saupper, Thomann und<br />

Bruno Weber, der dritte im Bunde, Anfang<br />

2021 die erfahrenen Hoteliers Michael<br />

und Marlies Gehring kennenlernten, war<br />

das Zu- und Glücksfall in einem. Das Ehepaar<br />

bewies bereits mit dem «Alpina» in<br />

Tschiertschen, dass sie ein Hotel zum<br />

Blühen bringen können, zudem waren sie<br />

äussert angetan vom Projekt Piz Mitgel<br />

und den engagierten Initianten. Man traf<br />

sich zu Gesprächen mit den Waldeggs und<br />

entwarf parallel dazu Businesspläne. Für<br />

den Hauskauf waren 2,1 Mio. Franken erforderlich,<br />

mit den notwendigen Renovationen<br />

zusammen 5 Millionen.<br />

«Bevor wir die Stiftung gründeten,<br />

wollten wir sicher sein, dass wir finanzielle<br />

Unterstützer finden», sagt Eveline<br />

Saupper, Vize-Präsidentin der Stiftung<br />

Piz Mitgel Val Surses. Als private Spender<br />

und die Gemeinde Savognin 1,5 Mio. Franken<br />

zusicherten, stand dem Vorhaben<br />

nichts mehr im Weg. Am 21. März 2021<br />

wurde die Stiftung zum Hauskauf gegründet,<br />

einen Monat später die Betreiberfirma<br />

Hotel Piz Mitgel Management AG, die<br />

das Hotel pachtet und betreibt. Die Hypothek<br />

auf dem «Piz Mitgel» wurde übernommen<br />

und auf 500'000 Franken aufgestockt.<br />

Stärker wollte der Stiftungsrat<br />

das Haus nicht belasten, «zu hoch wäre<br />

das Risiko bei steigenden Zinsen».<br />

Historisches möglichst erhalten<br />

Die Renovation begann gleich nach<br />

der Wintersaison 20/21 und wurde von<br />

der Stiftung intensiv begleitet. Ziel war es,<br />

möglichst viel vom historischen Haus zu<br />

erhalten und gleichzeitig heutigen Ansprüchen<br />

gerecht zu werden. Hochwertige<br />

Materialien waren den neuen Besitzern<br />

genauso wichtig wie der Einbezug regionaler<br />

Handwerker. «Ausserdem haben wir<br />

alle bisherigen Mitarbeiter übernommen<br />

und ihre Löhne weitergezahlt», fügt Saupper<br />

an. Statt in der Küche, im Service, in<br />

den Zimmern oder im Büro zu werkeln,<br />

38<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Bei der Renovation tauchten im Restaurant<br />

La Posta überraschend Wandmalereien<br />

von Ludwig Demarmels auf. Bequem schlafen<br />

im Segantini-Zimmer (unten).<br />

Hotel Piz Mitgel<br />

—<br />

Das 3-Sterne-Superior-Hotel hat 29<br />

Zimmer mit 58 Betten, 2 Restaurants<br />

mit regionaler Küche, eine Smokerlounge<br />

sowie einen Jugendstilsaal für<br />

rauschende Feste oder kulturelle Anlässe.<br />

Zu den Schätzen gehören Wandmalereien<br />

von Ludwig Demarmels,<br />

zahlreiche Bilder der Maler Alois Carigiet<br />

und Giovanni Segantini sowie historisches<br />

Mobiliar.<br />

—<br />

www.pizmitgel.ch<br />

wurden diese zu tatkräftigen Hilfshandwerkern,<br />

die Möbel schleppten und Teppich-<br />

und Holzböden herausrissen. Zu<br />

den grössten Ausgabenposten gehörten<br />

die neue Küche mit Lüftungsanlage und<br />

Kanalisation (800'000 Franken) sowie die<br />

Heizung und Warmwasseraufbereitung,<br />

die vom Stall hinter dem Hotel ins Haus<br />

gezügelt wurden (240’000 Franken). Die<br />

Zimmer erhielten schall- und feuerdichte<br />

Türen und neue Betten, manche auch<br />

neue Badezimmer und neues Mobiliar.<br />

«Von einigen Firmen wurden wir sogar<br />

beschenkt», sagt Saupper und erzählt von<br />

offerierten Linoleumböden, Wasserleitungen<br />

und Rabatten auf elektronische<br />

Türschlösser.<br />

Wichtige Steuerbefreiung<br />

Um die nötigen 5 Mio. Franken aufzutreiben,<br />

schrieb die Stiftung Ein- und Zweitheimische<br />

an, Leute aus dem persönlichen<br />

Netzwerk und solche, die mit der<br />

Region verbunden sind. Auch Stiftungen<br />

wurden angefragt. «Für sie, wie auch für<br />

private Spender, war es wichtig, dass die<br />

Stiftung Piz Mitgel Val Surses steuerbefreit<br />

ist. Grössere Summen schenkten die<br />

«Schweizer Berghilfe», «Pro Patria» sowie<br />

die Göhnerstiftung. Private spendeten<br />

Beträge von 20 bis 200'000 Franken. Bis<br />

April <strong>2022</strong> kamen 3,2 Mio. zusammen.<br />

Stossend findet Saupper, dass der Kanton<br />

Graubünden trotz diverser Tourismus-<br />

töpfe keinen Rappen gegeben hat. «Berater<br />

hätten wir umsonst erhalten, die aber<br />

brauchten wir nicht».<br />

Knapp 2 Mio. fehlen noch<br />

Das Ziel, das renovierte Hotel auf die Wintersaison<br />

2021/22 zu eröffnen, wurde erreicht.<br />

Statt etappenweise wie geplant,<br />

wurden die 29 Zimmer in einem Guss<br />

renoviert, um «unseren Gästen Baulärm<br />

und -schmutz zu ersparen». Die Spenden<br />

dafür sind zwar noch nicht zusammen,<br />

aber die Finanzierungslücke konnte mit<br />

einem zinslosen Darlehen gesichert und<br />

«alle Handwerker jederzeit bezahlt werden».<br />

Aktuell fehlen noch 1,8 Mio. Franken,<br />

für die weitere Stiftungen und potenzielle<br />

Spender angegangen werden.<br />

Zurzeit erhält die gelbe Fassade des «Piz<br />

Mitgel» ein Facelifting. Sobald weitere Finanzen<br />

gesichert sind, wird der Garten<br />

neu gestaltet und eine Bar realisiert. Dazu<br />

die VR-Präsidentin: «Gelder zu sammeln<br />

ist viel aufwendiger als gedacht. Aber trotz<br />

aller Mühe – mit dem neuen Hotel Piz<br />

Mitgel sind wir mehr als zufrieden».<br />

39<br />

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Text NATALIA GODGLÜCK Foto MATTIAS NUTT<br />

Tolle Stimmung<br />

und viel Bestätigung<br />

Mitte März trafen sich die Delegierten von<br />

<strong>Gastro</strong>Graubünden in Davos. Der Verband bilanzierte<br />

die letzten zwei Coronajahre und skizzierte in einem<br />

Branchentalk Lösungen gegen den Fachkräftemangel.<br />

GASTROGRAUBÜNDEN<br />

Mit vielen positiven Eindrücken blickt<br />

<strong>Gastro</strong>Graubünden auf die 108. Delegiertenversammlung<br />

(DV) in Davos zurück.<br />

Nebst dem formellen Teil hörten die rund<br />

120 Gäste spannende Inputs und genossen<br />

Austausch und Wiedersehen vor herrlicher<br />

Winterkulisse. Im Fokus des Branchentalks<br />

stand der Fachkräftemangel.<br />

Fazit: Das Problem kann nur gelöst werden,<br />

wenn es auf drei Ebenen angegangen<br />

wird; auf Betriebs- und Verbandsebene<br />

sowie bei den Rahmenbedingungen. Auf<br />

dem Podium lobte die Luzerner Unternehmerin<br />

Simone Müller-Staubli (Schatz<br />

AG) den Bündner <strong>Gastro</strong>verband für seine<br />

Arbeit und rühmte ihn sogar als Vorreiter<br />

in der Schweiz. Marc Tischhauser, Geschäftsführer<br />

von <strong>Gastro</strong>Graubünden,<br />

freute sich über das Kompliment von aussen,<br />

erhielt aber auch von zahlreichen<br />

Mitgliedern Bestätigung: «Wir sind mit<br />

den richtigen Themen auf dem richtigen<br />

Weg.» Besprochen wurde die Idee für ein<br />

Pilotprojekt im Bereich Jahresarbeitszeit,<br />

das nun mit den Branchenpartnern Bergbahnen<br />

Graubünden und Hotelleriesuisse<br />

Graubünden skizziert werden soll.<br />

Am zweiten Tag präsentierten sich die<br />

sechs Regierungsratskandidaten den<br />

Gästen an einem Wahlpodium. Für Franz<br />

Sepp Caluori, Präsident von <strong>Gastro</strong>Graubünden,<br />

war die DV ein voller Erfolg: «Die<br />

Stimmung war super und das Wir-Gefühl<br />

unter den <strong>Gastro</strong>nomen, Verbandsmitgliedern<br />

und Partnern richtig spürbar. Zudem<br />

sah ich viele neue Gesichter, darunter<br />

vermehrt junge <strong>Gastro</strong>nomen.»<br />

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August Tageskurs für Ausbildner Restaurant 22.08.<strong>2022</strong><br />

Google My Business – werden Sie gefunden 23.08.<strong>2022</strong><br />

Instagram für Hotels & Restaurants 30.08.<strong>2022</strong><br />

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September Reklamationen sind ein Fest 05.09.<strong>2022</strong><br />

Einstiegskurs – TOP-Ausbildungsbetrieb (Stufe 1) 15.09.<strong>2022</strong><br />

Oktober<br />

Mit Hilfe des Ausbildungsberichts nachhaltig ausbilden<br />

TOP-Ausbildungsbetrieb (Stufe 2) 24.10.<strong>2022</strong><br />

Progesso Service/Küche – Kurs 1 24.10.<strong>2022</strong> – 04.11.<strong>2022</strong><br />

November Grundkurs Arbeitsrecht/ Rechtskunde/ Lohnabrechnung (G1-Modul 4) 01.11.<strong>2022</strong> – 10.11.<strong>2022</strong><br />

L-GAV/Rechtskunde 3.5 Tageskurs 01.11.<strong>2022</strong> – 04.11.<strong>2022</strong><br />

Lohnabrechnung/Sozialversicherungen 3-Tages-Kurs 08.11.<strong>2022</strong> – 10.11.<strong>2022</strong><br />

Grundkurs: Verkauf/Service (G1-Modul 5) 22.11.<strong>2022</strong> – 29.11.<strong>2022</strong><br />

2-tägiger Service-Grundkurs 29.11.<strong>2022</strong> – 30.11.<strong>2022</strong><br />

Vegane Inspiration mit Lauren Wildbolz 30.11.<strong>2022</strong><br />

Dezember Reklamationen sind ein Fest 01.12.<strong>2022</strong>


Text ROLAND FALK Foto ZVG<br />

DIES & DAS<br />

Neue Pächterinnen<br />

auf der Alp Grüm<br />

Lea Hürlimann und Aurelia Stirnimann bewirtschaften seit Juni<br />

das Casa Alpina Belvedere auf der Alp Grüm. Die rustikal charmante<br />

Bergpension auf 2189 Meter Höhe hat ein Restaurant und<br />

zehn Zimmer. «Eine Oase ist es, in der man im Hier und jetzt<br />

Energie tanken kann», sagen die Pächterinnen, welche sich nach<br />

dem Tourismusstudium in Chur und absolvierter Hotelfachschule<br />

in Lausanne schon in diversen Betrieben der Hotellerie und<br />

<strong>Gastro</strong>nomie gearbeitet haben. Lea Hürlimann ist zudem Autorin<br />

des Kochbuchs «Nani», in dem Rezepte für Bündner Spezialitäten<br />

zu finden sind. Solche gibts auch im Casa, wo nur regionale Produkte<br />

verarbeitet werden. Das Berghaus ist nebst Kulinarik und<br />

idyllischem Rückzugsort auch eine Plattform für unterschiedlichste<br />

Kunst. Geöffnet ist es bis zum 8. Oktober. Kleiner Tipp: Bis<br />

Ende September werden die Gäste vom bekannten Pop-Up Aplati<br />

bekocht, den Schwestern Camille und Céline Rohn aus Bern.<br />

«Swisstainable Veggie<br />

Day» Aktionstag<br />

www.belvedere-alpgruem.ch<br />

Am internationalen Weltvegetariertag vom 1. Oktober wollen<br />

Schweiz Tourismus, <strong>Gastro</strong>Suisse und Hotelleriesuisse einen Meilenstein<br />

für nachhaltige <strong>Gastro</strong>nomie setzen. Landesweit begeistern<br />

an diesem Tag Wirte vom einfachen Bergbeizer bis zum<br />

Spitzengastronom ihre Gäste mit attraktiven vegetarischen Gerichten<br />

– oder stellen sogar ganz auf fleischlos um. Die Organisatoren<br />

freuen sich über möglichst viele Teilnehmenden an dieser<br />

einzigartigen, schweizweiten Aktion. Anmeldeschluss ist der<br />

30. Juni. Weitere Infos sind abrufbar unter<br />

www.stnet.ch/de/swisstainable-veggie-day<br />

Neue Gesichter bei<br />

Chur Tourismus<br />

Seit 1. Juni ist Marc-Andrea Barandun, 39, Geschäftsführer von<br />

Chur Tourismus. Der Nachfolger von Leonie Liesch war bis Ende<br />

März Direktor von Bergün Filisur Tourismus und Geschäftsführer<br />

des Bahnmuseums Albula. Zudem kennt sich der Bündner<br />

bestens in der Hotellerie aus. Auch beim Vorstand gibts Änderungen.<br />

An der 119. Generalversammlung Anfang Mai wurden die<br />

Unternehmerin Sandra Adank als Co-Präsidentin gewählt und<br />

der FH-Professor Andrea Schocher als Co-Präsident. Den Vorstand<br />

bilden der wiedergewählte Manfred Kürschner und neu<br />

der Hotelier Jago Leyssens sowie Victor Zindel, Regionalmanager<br />

der Region Plessur.<br />

44<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


SAC senkt seinen<br />

CO 2 -Ausstoss<br />

Der Schweizer Alpenclub (SAC) will seinen CO 2 -Ausstoss gemäss<br />

Beschluss des Zentralverbands bis 2040 auf netto Null bringen<br />

und so einen Beitrag gegen die Klimakrise leisten. Die Strategie<br />

der 111 Sektionen mit 170 000 Mitgliedern umfasst zehn Stossrichtungen.<br />

Unter anderem will der SAC, dass 50 Prozent der bewarteten<br />

Berghütten bis 2030 klimaneutral betrieben werden.<br />

Einige Sektionen organisieren bereits heute Hütten-Trägete, bei<br />

denen die Gäste Esswaren selber hochtragen. Als grösster Bergsportverband<br />

will der SAC, der sich für die Gletscher-Initiative<br />

einsetzt, auch 2040 ein attraktives und Emissionen minderndes<br />

Aktivprogramm anbieten.<br />

Gasthaus Belfort:<br />

originelle Pächtersuche<br />

Während 40 Jahren bewirteten Markus und Emma Beer mit viel<br />

Herzblut Gäste im Hotel-Restaurant Belfort in Alvaneu. Seit Ende<br />

Januar 2021 ist das einzige Gasthaus im Dorf geschlossen und den<br />

rund 350 Einwohnern fehlt der Ort, an dem sie sich zu Taufen,<br />

Hochzeiten, Geburtstagen, einem Lottomatch oder einer Stubeta<br />

treffen können. Die Interessengemeinschaft «Feuer und Flamme<br />

fürs Belfort» machte sich am 22. April für ihre Dorfbeiz stark.<br />

«Wir sind die Gäste, wo bleibt der Wirt?» formulierten sie mit<br />

grossen Buchstabentafeln ihren Wunsch. Die Bilder lösten eine<br />

grosse Medienresonanz aus.<br />

www.belfort.ch<br />

Erstes Voice-Hotel der<br />

Schweiz in Chur<br />

Festival der Künste im<br />

«Waldhaus Flims»<br />

Erstmals werden im 5-Sterne-Hotel Waldhaus Flims Gaumen,<br />

Augen und Ohren zugleich verwöhnt. Am 27. und 28. August organisiert<br />

Niklas Oberhofer, Küchenchef des «Epoca by Tristan<br />

Brandt», mit seinem Patron Tristan Brandt ein Festival, an dem<br />

11 Sterneköche aus der Schweiz und ein Patissier teilnehmen. Dabei<br />

sind auch die Maler Arian Nitsche sowie Dimitri Horta und<br />

die DJ Tanja La Croix. Gestartet wird am ersten Tag mit einem<br />

Chef-Dinner der Sterneköche Oberhofer, Dominik Sato und Nico<br />

Burkhardt, zu dem nur 100 Gäste zugelassen werden. «Wir möchten<br />

Künstlern eine Plattform bieten, sich und ihre Kunst einem<br />

genussfreudigen Publikum zu präsentieren», sagt Niklas Oberhofer,<br />

der als Entdeckung des Jahres kürzlich mit 16 Gault-Millau-Punkten<br />

ausgezeichnet wurde. Informationen zu Tickets und<br />

Arrangements gibts unter<br />

Das 4-Sterne-Hotel Stern in Chur hat Ende April als erstes<br />

Schweizer Hotel seine Zimmer mit intelligenten Sprachassistenten<br />

ausgestattet. Gelungen ist die Innovation mit dem Unternehmen<br />

Speed U Up im Rahmen eines Pilotprojekts. Auf Zuruf liefern<br />

die Assistenten Unterschiedlichstes wie Informationen zu<br />

Wetter, Nachrichten, TV-Programmen – und künftig soll auch<br />

das Frühstück bestellt werden können. Geplant ist zudem eine<br />

Ausweitung auf Events und Ausflüge. «Wir möchten den Aufenthalt<br />

unserer Hotelbesucher so angenehm wie möglich gestalten.<br />

Dazu zählt es auch, auf die neuen digitalen Bedürfnisse zu reagieren<br />

und unseren Gästen einen Mehrwert zu bieten. Das ist<br />

genau der Zukunftsweg, den wir gehen wollen», sagt Adrian K.<br />

Müller, Eigentümer und Besitzer des Hotel Stern.<br />

www.waldhaus-flims.ch/de/resort<br />

45<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>


Kundenliebe<br />

geht bei uns durch<br />

den Magen.


Saisonkräfte einfach und<br />

unkompliziert versichert<br />

Temporäre Angestellte sind nicht nur in <strong>Gastro</strong>- und<br />

Hotelleriebetrieben unverzichtbar, sondern auch auf dem<br />

Feld. Gisler Churer Spargeln und Steinobst kann jeweils auch<br />

auf Erntehelferinnen und -helfer aus dem Ausland zählen.<br />

Krankenversichert sind sie bei ÖKK.<br />

PUBLIREPORTAGE<br />

Gisler Churer Spargeln und Steinobst<br />

ist ein Drei-Personen-Unternehmen.<br />

Ganzjährig im Betrieb arbeiten Betriebsleiterin<br />

Gabriela Gisler, Vater Hanspeter<br />

und Mutter Cecile. Während sich Gabriela<br />

vor allem um die Personalplanung,<br />

Administration und den Verkauf kümmert,<br />

ist ihr Vater auf dem Feld tätig<br />

und ihre Mutter in der Verarbeitung. Sie<br />

stellt aus den Früchten Konfitüren und<br />

Sirup her, dörrt sie, friert sie ein und hilft,<br />

wenn nötig, im Hofladen.<br />

Während der Spargelsaison im Frühling<br />

und der Steinobsternte im Sommer<br />

wächst die Anzahl Mitarbeitende aber<br />

um das Vielfache an, auf rund 24 Personen.<br />

Die temporären Mitarbeitenden<br />

ernten auf dem Feld Spargeln und Obst,<br />

machen sie bereit für den Verkauf und<br />

stehen im Hofladen oder auf dem Wochenmarkt<br />

hinter der Theke. Der Betrieb<br />

erntet jährlich bis zu 25 Tonnen<br />

Spargeln und rund 23 Tonnen Aprikosen,<br />

Zwetschgen, Pfirsiche, Nektarinen und<br />

Mirabellen, sowie Himbeeren.<br />

«Es ist unkompliziert<br />

und ich kann sicher sein,<br />

dass die Person korrekt<br />

versichert ist»<br />

GABRIELA GISLER<br />

Der Grossteil der Erntehelferinnen und<br />

-helfer stammt aus Polen. Das habe<br />

sich so ergeben, sagt Betriebsleiterin<br />

Gabriela Gisler. «Durch einen Kontakt<br />

kam ein Pole für ein Jahr zu uns. Er erzählte<br />

daheim Familienmitgliedern und<br />

Bekannten von der Arbeit in der Schweiz<br />

und so wollten immer mehr bei uns arbeiten.<br />

Viele unserer Saisonkräfte kommen<br />

daher aus demselben Dorf, einige<br />

davon arbeiten bereits seit über zehn<br />

Jahren auf unseren Feldern.»<br />

Wer aus dem Ausland stammt und in<br />

der Schweiz arbeitet, muss hierzulande<br />

krankenversichert sein. Gislers setzen<br />

dabei seit über zehn Jahren auf ÖKK<br />

KOLLEKTIV PRO, das ihnen viel Zeit und<br />

Aufwand erspart. «Ich schreibe ÖKK ein<br />

Mail mit dem Namen und Geburtsdatum<br />

der Person, erhalte die Police zugeschickt<br />

und das war’s», sagt die Betriebsleiterin.<br />

«Es ist unkompliziert und<br />

ich kann sicher sein, dass die Person kor-<br />

rekt versichert ist.» Als weiteren grossen<br />

Vorteil nennt sie die taggenaue Berechnung<br />

der Prämien. Schliesslich ist<br />

die Ernte wetterabhängig und beginnt in<br />

der Regel nicht am ersten Tag eines Monats.<br />

«Bei ÖKK sind meine temporären<br />

Mitarbeitenden genau für die Anzahl Tage<br />

versichert, an denen sie auch bei uns<br />

arbeiten. Diese Flexibilität schätze ich<br />

sehr.» So geht es nicht nur Gabriela Gisler.<br />

Rund 700 Unternehmen in der ganzen<br />

Schweiz setzen auf ÖKK KOLLEK-<br />

TIV PRO – gut 400 davon sind Beherbergungs-<br />

und <strong>Gastro</strong>nomiebetriebe.<br />

ÖKK KOLLEKTIV PRO –<br />

auch für Ihren Betrieb<br />

interessant?<br />

–<br />

Für weitere Informationen oder eine<br />

persönliche Beratung sind wir gerne<br />

für Sie da. Wir freuen uns auf Ihre<br />

Kontaktaufnahme.<br />

–<br />

0800 822 022<br />

unternehmenskunden@oekk.ch<br />

47<br />

GASTRO 1|<strong>2022</strong>

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