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moneyeditorial
EDITORIAL
Notenbanken
in Panik
FRANK MERTGEN
stellv. Chefredakteur
FOCUS-MONEY
Aus aktuellem Anlass!
Lesen Sie FOCUS-MONEY bequem zu Hause
Liebe Leserinnen und Leser,
die Inflation steigt auf lange nicht mehr erreichte Werte, in
Amerika wie in Europa. Bange blicken die Börsianer auf die
Notenbanken: Wird die verschärfte Geldpolitik eine Rezession
auslösen und die Gewinnschätzungen für die Unternehmen unter
Druck bringen? Mein Tipp: Sie erfahren alles Wichtige in FOCUS-
MONEY. Den portofreien Kombi-Bezug (Print und Digital) für 1 Jahr erhalten
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Eine „Krise könnte wieder aufleben, die derzeit kaum jemand auf dem Schirm hat:
die Euro-Schuldenkrise“ – das habe ich hier vor fünf Wochen geschrieben. Der
Fall ist noch schneller eingetreten als erwartet. „Das ist ganz klar die Rückkehr
der Euro-Krise“, sagte am Donnerstag vergangener Woche Ifo-Chef Clemens Fuest.
Kaum hatte die Europäische Zentralbank (EZB) am 10. Juni das Aus für das Anleihen-Kaufprogramm
PEPP offiziell gemacht, begannen die Renditen der Staatsanleihen
des mit 157 Prozent seiner Wirtschaftsleistung verschuldeten Italien durch die
Decke zu gehen und stiegen rasch über vier Prozent. Auch der Abstand der zehnjährigen
Italien-Rendite gegenüber den zehnjährigen Bundesanleihen, der berüchtigte
Spread, weitete sich weiter aus. Nicht einmal eine Woche nach der Ankündigung des
Endes der PEPP-Käufe und der Nullzinspolitik bei ihrer regulären Sitzung musste die
EZB in Panik am Mittwoch vergangener Woche ein Notfalltreffen anberaumen.
Dabei versuchen die Zentralbanken doch immer, Ruhe und Souveränität auszustrahlen,
mit der Wunsch-Botschaft: Wir haben alles im Griff. Hat die Europäische
Zentralbank aber nicht. Weder bei der Inflation, der sie mit winzigen Zinsschritten
hinterherhechelt, noch bei der neuen Schuldenkrise. Letztlich läuft es auf die Entwicklung
eines neuen Krisen-Tools hinaus, das nach einem Vorschlag der Société
Générale mit 750 Milliarden Euro ausgestattet werden könnte – allein mit dem Ziel,
die „Fragmentierung“ der Geldpolitik in Europa durch (zu) große Zinsunterschiede
zu verhindern. So nebulös das alles sein mag, es hat erst einmal beruhigend gewirkt.
Aber wie lange? Sicher ist schon mal, dass das neue Krisen-Tool wieder beim Bundesverfassungsgericht
landen wird.
Beunruhigend ist zudem, dass auch bei der US-Notenbank Fed Inflationspanik
ausgebrochen ist, nachdem sie die Zügel lange hatte schleifen lassen. Das kommt im
größten Leitzins-Sprung seit 28 Jahren um gleich 0,75 Prozentpunkte zum Ausdruck.
„Insgesamt scheinen die US-Notenbanker fest entschlossen, ihre Glaubwürdigkeit
wiederherzustellen, und zwar insbesondere in Bezug auf ihre Fähigkeit, die
noch zu hohe Inflation in den Griff zu bekommen“, analysiert die DWS. „Mit Blick
auf die Zukunft muss die US-Notenbank diese Härte nun jedoch umsetzen – selbst
wenn das Ergebnis eine Rezession sein sollte. Die Risiken dafür sind jetzt eindeutig
noch weiter gestiegen.“ Dazu kommt, dass die Berechenbarkeit („forward guidance“)
der Federal Reserve in Trümmern liegt, wie UBS-Chefökonom Paul Donovan feststellt,
da die Fed selbst zuvor nicht von dem Riesenschritt gesprochen hatte:
„Fed-Chef Powell suggerierte nun, die nächste Zinserhöhung könne 0,50
oder 0,75 Prozentpunkte ausmachen – aber da er die Guidance nach Belieben
ändert, warum nicht 0,0 oder 1,0 Prozent?“, ätzt Donovan.
Wie man es besser machen kann, zeigen die Schweizer. Sie erhöhten
den Leitzins stärker als erwartet um 0,5 Prozentpunkte (erste Anhebung
seit 2007), obwohl die Inflationsrate dort mit 2,9 Prozent nicht
so bedrohlich ausfällt wie in den USA und der Euro-Zone. Der Franken
wertete auf – was die Inflation dämpft, im Gegensatz zum
schwachen Euro, der für zusätzliche importierte Inflation sorgt.
Ihr
4 FOCUS-MONEY 26/2022
moneyinhalt
22. JUNI 2022 www.money.de
14
Rechtzeitig
bestellen
Die Brotpreise
steigen. Das leert den
Geldbeutel, der aber
auch wieder gefüllt
werden kann. Wie
Anleger in das
globale Agribusiness
investieren
64
Alarmstimmung!
Bauherren, aufgepasst! Seit
die Hypothekenzinsen steigen,
herrscht am Immobilienmarkt
Alarmstimmung. Was berücksichtigt
werden sollte
Hypothekenzinsen in Deutschland nach Laufzeit
in Prozent
moneykompakt
8 Brennpunkt: Was die Saisonalität
Anlegern verrät
98 Andis Börsenbarometer: Viele
Indizes befinden sich bereits im
Bärenmarkt. Und jetzt?
60
Wo noch 10 Prozent
Zinskupon locken
Wenn weder Bulle noch Bär sich
durchsetzen kann, kommt die
Stunde der Aktienanleihen. Wo
zweistellige Zinsen locken
15 Jahre
5 Jahre
20 Jahre
2020 2021 2022
3
2
1
0
Quelle: FMH-Finanzberatung
moneytitel
10 Inflation: Der Warenkorb in der
Nahaufnahme. Und wie Sie mit
soliden Dividendenzahlern
steigenden Preisen trotzen
14 Nahrungsmittel: Die globale
Krise und die Chance, mit Investments
sich und der Welt etwas
Gutes zu tun
20 Deutsche Agraraktien: Sie sind
begehrt wie lange nicht. Aktien mit
Potenzial von K+S bis Südzucker
23 Internationale Agraraktien:
Getreideanbau, Düngemittel –
sechs Papiere für ein Depot
26 New Food: Grüne Nahrungsquellen
mit üppigem Kurspotenzial
30 Interview: Investor Olaf Koch über
die Billionen-Chance Food-Tech
32 Nahrungsmittel-ETFs: Welche
Papiere mit neuen Technologien
punkten wollen
35 Holzaktien: Schon einmal über
Holz nachgedacht? Wir schon
38 Female Finance Award: Die
hochkarätige Jury und die neun
Nominierten in drei Kategorien
6 Titel: Illustration: Adobe Stock
Inhalt: Fotos: iStock, Depositphotos (2), Th. Wieland
FOCUS-MONEY 26/2022
40
„Die Zeiten der einfach zu
erzielenden Gewinne sind vorbei“
HARALD PREISSLER, AUFSICHTSRAT DER
FONDSGESELLSCHAFT BANTLEON
Dieser Text
zeigt evtl. Probleme
beim
Text an
NIE WAR
STILLE
LAUTER.
moneymarkets
40 Interview: Harald Preißler über
die großen Anlagetrends und die
Folgen für die langfristigen
Anlagerenditen
45 Hit & Shit: Chemikalienhändler
Brenntag hebt die Prognose an,
Bitcoin & Co. unter Dauerdruck
46 Energieaktien: Wer kann die
steigenden Preise weitergeben?
Tipp: Fängt mit Energie an
49 Musterdepots: Frank Fischer
kauft bei Agfa-Gevaert nach
50 Müll: Die Abfallberge
werden größer. Das Potenzial
von Müll-Aktien auch?
53 Kolumne: Ken Fishers Tipps in
Zeiten wankender Börsen
60 Aktienanleihen: Wo noch wirklich
hohe Zinsen drin sind
moneydigital
17 Chartsignal: Der Food+Beverage-
Sektor des Stoxx-600 im Check
17 Börsenwissen: Was sind eigentlich
Credit Default Swaps?
54 Social Trends: Über niedrige
KGVs und Drohnenlieferdienst
55 Aktienanalyse: Der E-Auto-Bauer
BYD unter der Lupe
dswanlegerschutz
63 Übernahmen: VIB-Aktionäre
zahlen die Zeche für einen
Kaufversuch
63 ETF-Sparpläne: DSW-Mann Marc
Tüngler rät, ETF-Sparpläne jetzt
unbedingt durchzuhalten
moneyservice
64 Baukredite: Die Ära des billigen
Baugelds nimmt ein Ende. Die
Top-Anbieter bei Hypothekendarlehen
68 Studie: Welche Unternehmen
von Kunden weiterempfohlen
werden
moneyanalyse
81 Fonds
82 Deutsche Aktien
90 Internationale Aktien
96 ETFs
97 Zertifikate
moneyrubriken
4 Editorial
80 Leserbriefe – Impressum
98 Termine
Ford Mustang Mach-E GT
18 Pure Performance
Leistungswerte, die den Puls
in die Höhe treiben.
18 Starke Reichweite
Alltag, Ausflug, Urlaub –
so muss E-Mobilität sein.
18 Schnelles Laden
Die Schnellladeoption gehört
hier zur Serienausstattung.
19 Großer Komfort
Bis zu 1.420 l Stauraum und Platz für
5 Erwachsene sprechen für sich.
19 Maximale Individualität
Dank personalisiertem Profil passt
er sich immer Ihren Wünschen an.
19 Optimale Konnektivität
Ford Power-Up Software Updates
halten alles up to date.
46
Scharf nachdenken . . .
. . . und die Lösung finden: Besondere Gewinner
des Energie-Booms wie ein Betreiber von
Gaspipelines
Verbrauchswerte nach § 2 Nrn. 5, 6, 6a Pkw-EnVKV
in der jeweils geltenden Fassung: n. v.*
Verbrauchswerte nach WLTP: Strom verbrauch:
20,0 kWh/100 km (kombiniert); CO 2
-Emissionen im
Fahr betrieb: 0 g/km (kombiniert).
* n. v. = Daten nicht verfügbar. Der Gesetzgeber arbeitet an einer Novellierung
der Pkw-EnVKV und empfiehlt in der Zwischenzeit für Fahrzeuge,
die nicht mehr auf Grundlage des Neuen Europäischen Fahrzyklus
(NEFZ) homologiert werden können, die Angabe der realitätsnäheren
WLTP-Werte. Diese sind in der nachfolgenden Zeile zu finden.
FOCUS-MONEY 26/2022
moneytitel
Super E5
1,73 Euro*
2,19 Euro**
Teuerung:
26,6 %
*Preis Januar 2022; **Preis Mai 2022
INFLATION
Das beste Rezept
gegen die steigende
Inflation? Superrobuste
Dividendenbringer mit
Renditegarantie.
Drei Favoriten
Ihre Partnerin oder Ihr Partner möchte mal wieder
so richtig luxuriös von Ihnen ausgeführt werden?
Dann hat FOCUS-MONEY den ultimativen Tipp für
Sie: ein Date-Abend an der Zapfsäule. Eine volle
Tankfüllung später und Sie zahlen garantiert mehr
als für das teuerste Pasta-Gericht beim Edel-Italiener.
Was seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs an den
Tankstellen abgeht, fand erst jüngst seinen absoluten
Höhepunkt mit dem Start des Tankrabatts, der
sich schon heute als Megaflop herausstellt.
Aber nicht nur an der Tankstelle, auch im Supermarkt
gleichen die Preise immer mehr denen eines
Käfer-Delikatessenmarkts aus dem Jahr 2021. Ganze
7,9 Prozent betrug die Inflationsrate im Mai in
Deutschland. Für das Gesamtjahr rechnen die Experten
mit sieben Prozent. Doch was heißt das eigentlich
genau für uns Bürger? Laut Statistischem Bundesamt
betragen die durchschnittlichen monatlichen
DIVID-ENDE DER
von SINAN KRIEGER
Hackfleisch halb/halb 500 g
2,88 Euro*
4,44 Euro**
Teuerung:
54,2 %
Butter 250 g
2,39 Euro*
2,69 Euro**
Teuerung:
12,6 %
10 Fotos: Can Stock Photo, Depositphotos (2)
FOCUS-MONEY 26/2022
privaten Konsumausgaben eines deutschen Haushalts
2507 Euro (Ausgaben fürs Wohnen eingeschlossen).
Aufs Jahr gerechnet, entspricht dies 30 084
Euro. Bei sieben Prozent Inflation und gleichem Konsumverhalten
steigt dieser Betrag auf 32 189 Euro.
Also um 2105 Euro. Oder anders ausgedrückt: ziemlich
genau um den durchschnittlichen monatlichen
Nettolohn eines Arbeitnehmers in der Bundesrepublik.
Ein 13. Monatsgehalt an Extrakosten.
Gegen den Frust. FOCUS-MONEY hat sich deshalb
die Frage gestellt, wie Sie dieses Finanzloch am effektivsten
und vor allem zuverlässigsten stopfen
können, und ist auf eine simple wie bewährte Methode
gestoßen: superstabile Dividendenwerte.
Doch wodurch zeichnen sich diese Werte im Detail
aus? Dazu hat FOCUS-MONEY ein hartes Auswahlverfahren
angewandt. Erstens kamen in die engere
Auswahl dabei lediglich Unternehmen, die seit mindestens
25 Jahren ihre Dividenden kontinuierlich
steigern – sogenannte Dividenden-Aristokraten.
Zweitens war, um eine möglichst unmittelbare Teuer-Schock-Bremse
zu gewährleisten, eine aktuelle
Dividendenrendite von mindestens vier Prozent
Pflicht. Drittens mussten alle Aktien „fair bewertet“
sein. Heißt konkret: Es wurden nur jene Aktien berücksichtigt,
die signifikant unter ihrem KGV-
Durchschnitt der letzten fünf Jahre rangieren. Dies
spricht nämlich für zusätzliches Renditepotenzial
durch Kurssteigerungen. Das Ergebnis – drei superrobuste
und spendierfreudige Dividenden-Aristokraten
mit Kursfantasie aus den Staaten: Leggett &
Die Zeit für
Experimente
ist vorbei.
Es geht um
jeden Prozentpunkt
Rendite. Am
besten durch
Dividenden“
SINAN KRIEGER,
REDAKTEUR
FOCUS-MONEY
Platt, 3M und Walgreens Boots Alliance. Die durchschnittliche
Dividendenrendite dieser drei Aktien?
4,33 Prozent! Heißt für Sie: Bei einem Gesamt-Investment
von 48 615 Euro, verteilt auf die drei Aktien,
würden Sie allein mit der Dividendenrendite
die zusätzlichen Kosten von 2105 Euro einfahren.
Zusätzlich sorgt die aktuell günstige Bewertung dieser
Aktien dafür, dass Sie durch etwaige Kursgewinne
nicht nur die Inflation ausgleichen können, sondern
sogar noch deutlich mehr Renditepotenzial
haben. FOCUS-MONEY hat sich die drei Top-Werte
aus den USA genauer angesehen. Lesen Sie, warum
genau diese Werte ausgerechnet jetzt besonders
spannend sind. Was die Analysten sagen und wieso
die Aktien mit höchster Wahrscheinlichkeit auch in
Zukunft mit chronisch steigenden Ausschüttungen
glänzen werden, sodass Sie sich mühelos ein Dividendendepot
aufbauen können, das bereits in wenigen
Jahren eine reale Dividendenrendite von über
zehn Prozent aufweisen kann – basierend auf dem
Einstandskurs.
Schließlich ist nur derjenige frustriert, der gegen
die Inflation nichts tut. Sie hingegen müssen auf die
gute Butter im Kühlregal nicht verzichten.
TEUERUNG
Tempo Taschentücher
1,89 Euro*
1,99 Euro**
Teuerung:
5,3 %
Krustenbrot 1 kg
1,29 Euro*
1,49 Euro**
Teuerung:
15,5 %
FOCUS-MONEY 26/2022
Fotos: Depositphotos 11
moneytitel
TITEL
Kimme und Korn
Ukraine-Krieg und Missernten verknappen Agrarrohstoffe
weltweit. Die Getreidepreise explodieren. Die Gewinne
landen im globalen Agribusiness. Wie Anleger clever
ins große ABCD des Welthandels investieren
ERNTE-GESCHWADER
Mähdrescher im Einsatz auf
einer der riesigen Farmen in
Mato Grosso, Brasilien
8.3.2022:
+103 %
GERSTE
+67
5.4.2022:
+75 %
%
REIS
Landwirt schafft mehr Wert
Weizen-Weltmarktpreis (Kurve) und
Erzeugerpreise für Agrarrohstoffe in
Deutschland (Kreise) nach Steigerung
seit Juni 2021
16.8.2021:
+21 %
1.11.2021:
+42 %
15.2.2022:
+28 %
+30
+40
%
Entwicklung des
Weizenpreises
seit 18.6.2021 SCHWEINE-/
RINDFLEISCH
+15
%
HOLZ
–44
%
14 Foto: iStock
FOCUS-MONEY 26/2022
%
RAPS
HAFER
+119
%
von GREGOR DOLAK und DIRK REICHMANN
17.5.2022:
+110 %
WEIZEN
10.6.2022:
+88 %
%
MAIS
+67
+70
Quellen: Bloomberg, Raiffeisen
Der globale Agrarmarkt steht kopf. Die Landwirte
bleiben mit beiden Füßen auf ihrem
Heimatboden. Ob der nun in der Ukraine, in
Brasilien, den USA das weite Land bedeckt. Oder in
Oberbayern. Biobauer Peter Eberl steht auf dem Riegerhof
in Straßlach, südlich von München. Einem
Vorzeige-, seinem Familienbetrieb, von dem er
Milch an die Biomolkerei Scheitz nach Andechs
liefert. Hühner staksen über die Wiesen.
„Was sich da am Weltmarkt abspielt, ist sehr
weit weg“, findet Eberl, ein hemdsärmliger
Kerl mit breitem Kreuz und Schiebermütze
auf dem Kopf.
Dass weltweit die Preise für Getreide,
Mais, Reis, Kartoffeln, Sojabohnen und viele
andere Feldfrüchte explodieren – für Eberl
ist das wirklich um Welten entfernt. Auf seinen
15 Hektar Grün- und Ackerland wachsen Gras
und Futtergetreide, mit dem er seine 80 Kühe
versorgt. „Ich bin froh, dass ich kein Futter zukaufen
muss“, sagt er. Denn auch das hat sich in diesem
Jahr um mehr als 60 Prozent verteuert.
In weiter Ferne so nah: Seit die russische Armee
die Ukraine verwüstet, schon die letztjährige Ernte
des Top-Weizenproduzenten kaum auf den Weltmarkt
gelangen kann, haussiert der Agrarmarkt.
Auch der Klimawandel spielt eine preistreibende Rolle.
Missernten in Nordamerika, Europa, auch Russland
2021 infolge von Extremwettern verknappen
die Güter und lassen die Preise rasant klettern. Die
wachsende Bevölkerung in China oder Indien nötigt
ihre Regierungen zum massiven Import von
Grundnahrungsmitteln. Obwohl beide Länder ohnehin
zu den größten Produzenten der Welt zählen.
Der Hunger der einen geht zulasten anderer. Besonders
die ärmeren Länder in Afrika und Asien
treiben auf eine Ernährungskrise zu. Die Lage euphorisch
zu sehen, auch das liegt dem Ökobauern
Eberl fern. Dabei lassen wachsende Weltmarktpreise
eigentlich auch die Erzeugerpreise der Kollegen
auf den umliegenden Höfen steigen. „Die meisten
haben ihre Lieferverträge doch schon Anfang des
Jahres abgeschlossen. Da war in der Ukraine noch
kein Krieg“, sagt er. Bedeutet: „Der große Preissprung
ist nicht mit drin.“
Abzulesen ist das an der Differenz zwischen dem
Weizenpreis, der an den Warenterminmärkten bezahlt
wird, und dem Erlös, den deutsche Bauern erzielen:
18 Prozent derzeit (siehe Grafiken links).
Im Vergleich zu 2021 sind die Erzeugerpreise jedoch
tatsächlich gestiegen, für den Milchviehhalter
Eberl beispielsweise der Biomilchpreis. Auf 52,50
ROGGEN
+73
%
Cent je Kilo in Bayern. Allerdings gehen auch die
Kosten vieler Landwirte in die Höhe: Sprit, Saatgut,
Dünger. „Da ist weniger Gewinn drin.“
Für Anleger, die in den Agrarmarkt einsteigen
wollen, stellen sich also Fragen: Wo bleiben die 20
bis 40 Prozent mehr? Bei wem landen die Gewinne
im großen Geschäft mit dem Essen?
Die Profite gedeihen vornehmlich im sogenannten
Agribusiness. Hier liegen die Chancen
für Investments, die eben auch in der
Krise stecken: Gewinne kassieren jene international
agierenden Konzerne, die von
der Versorgung der Landwirtschaft mit allen
nötigen Produktionsgütern bis zur weltweiten
Vermarktung der Produkte ganze
Wertschöpfungsketten abbilden. Globale Import-Export-Konzerne
aus den USA wie Archer
Daniels Midland (ADM), Bunge, Cargill und die niederländische
Dreyfus Company.
Nach ihren Anfangsbuchstaben nennen Branchenkenner
die Big-Four das „ABCD des Welthandels“.
Sie kaufen große Teile der Ernten, der Fleischproduktion
in Nord- und Südamerika, verschiffen die
Ware um den Globus, nehmen die hohen Handelsspannen
mit. Bis das Brot beim Bäcker und Burger
im Restaurant teurer werden. Neben Öl und Gas treiben
gerade Agrar-Preissteigerungen die Inflation.
Aktionäre sehen’s gelassener als andere Verbraucher.
ADM und Bunge sind an der Börse notiert, Umsätze
und Aktienkurse laufen auf Höchstniveau.
Trotz erheblicher Transportprobleme wegen der rissigen
Lieferketten auf See und der Kostensteigerung
beim Schiffsdiesel. Aber auch deutsche Firmen haben
Anteil am Hochlauf in der Agrarwirtschaft (ab
Seite 20). Etwa die Saatgutsparte des Chemiekonzerns
Bayer, der mit der US-Übernahme von Monsanto
auch ins Herbizidgeschäft eingestiegen ist.
Börsenplus seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar:
25 Prozent. Oder der deutsche Düngerspezialist
K+S, dessen Aktie trotz zwischenzeitlichem Auf und
Ab noch immer 14 Prozent im Plus liegt. Die Baywa,
die in Süddeutschland Bauern beliefert und deren Erzeugnisse
handelt, legte sogar 33 Prozent zu.
Eine Frage der Ähre. An Investments in solche
Aktiengesellschaften ist nichts Verwerfliches. Sie
treiben legale Geschäfte, ob der Weizenpreis hoch
oder der Reispreis niedrig ist. Eine moralische Komponente
dagegen besitzt die direkte Spekulation auf
Agrarrohstoffe. Denn sie wirkt selbst preistreibend
(siehe nächste Seite).
Bauern wie dem Straßlacher Eberl erscheint das
Geschehen auf den Weltmärkten außer Reich-
FOCUS-MONEY 26/2022%
15
AKTIENANALYSE
Sie wählen, wir analysieren! Der FOCUS-MONEY YouTube-Kanal „Mission Money“
stellt jede Woche drei Aktien zur Wahl – und Sie entscheiden, welche wir genauer
unter die Lupe nehmen.
Sie haben abgestimmt:
BYD 52,2 % | Tesla 28,4 % | Nio 19,4 %
WKN: A0M4W9 ISIN: CNE100000296
Hier geht es zur Abstimmung auf mission-money.de
Mario Lochner, Mission Money
BUILT YOUR DREAMS (BYD)
Der VW-Schreck
im Aktiencheck
Während die Märkte abrutschen, zieht die
Aktie des E-Auto-Bauers BYD nach oben.
FOCUS-MONEY klärt, ob sich jetzt noch ein
Einstieg beim Tesla-Jäger lohnt
von MARC BÄCHLE
Aus und vorbei! Ab 2035 werden in der EU keine Benziner und Diesel
mehr zugelassen. Zumindest wenn es nach dem EU-Parlamentsbeschluss
vom 8. Juni geht. Zwar muss sich dem noch der
Ministerrat der 27 EU-Mitgliedsstaaten anschließen. Das gilt allerdings,
trotz wohl vereinzelter Aufschreie mit Verweis auf Arbeitsplätze, eher als
Formsache. Schließlich hat der Verbrenner auf absehbare Zeit auch in anderen
Teilen der Welt wie z. B. in Kalifornien (Verbot ab 2035), Großbritannien
(2040) oder China (2060) ausgedient. Die Nachfolge ist geregelt:
Der Elektroantrieb soll’s richten. Deshalb sorgen jetzt bereits die E-Auto-
Hersteller für Furore – auch an der Börse. Einer davon ist der Konzern BYD.
Mit einer Marktkapitalisierung von über 120 Milliarden Euro stürmten
die Chinesen vergangene Woche auf Rang drei unter den wertvollsten
Autokonzernen der Welt und verdrängten Volkswagen auf Platz vier.
TECHNISCHE ANALYSE
Gegen den Strom
Auf den Covid-Schreck im Frühjahr 2020 mit einem Kurssturz
von mehr als einem Drittel und einem Tiefstand von
4,10 Euro folgte bei der BYD-Aktie ein steiler Aufstieg. Das
Besondere: Entgegen den wankenden und tiefroten
Märkten hält der Aufwärtstrend immer noch an, die Aktie
notierte am 10. Juni 2022 auf einem zwischenzeitlichen
Rekordhoch von über 38 Euro. Die aktuell gute Form bestätigt
auch der MACD-Indikator. Dessen Wert liegt seit
Mitte Mai im Plus. Rückenwind gibt ebenfalls die 38-Tage-Linie,
die das 200er-Pendant Anfang Juni nach oben
kreuzte und auch für einen Kauf spricht.
BYD
Aktienkurs in Euro
Moving Average Convergence Divergence (MACD)
2021
JAN
Signallinie
200-Tage-Linie
2022
JAN
1990 95 2000 05 10 15 2020
JUN
30
20
10
2
1
0
–1
–2
Quelle: Bloomberg
FOCUS-MONEY 26/2022
Foto: iStock 55