Nimm mi mit Magazin - No 2
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Nimm mi mit ... SOMMER 2022
Reise rund um den Dachstein
mit Eva-Maria Nagl
Nº
02
28 Kulinarischer Kraftplatz
Die Krapfen-Königinnen
am Fuße
der Bischofsmütze
34 Sammler & Serienheld
Ferdinand Seebacher
über Bühnenalltag,
Kindheitsprägungen
& Zukunftsträume
56 Gigantisches Naturschauspiel
Hautnah am
Johanneswasserfall
in Obertauern
R
K
U
O
C
H
E
N
M
Aroma
der
Region
D
I
S. 62
P
I
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H
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AUSGABE Nº 02
SOMMER 2022
Österreich: 5,50 €
… in deine
Welt, ich zeig
dir meine!
Reise rund um den Dachstein
mit Eva-Maria Nagl
Nimm mi mit …
Nº 02
Vorwort
Foto © Waltraud Dorn
Brennnesseln kitzeln meine Haut, Bauernkrapfen verwöhnen
meinen Gaumen. Das flauschige Alpen-Wollgras
wackelt sanft in der Melodie des Windes, als wollte es zum
Abschied winken. Dabei erinnert mich das weiße Blütenkleid
eher an einen Neuanfang. Es hat etwas Sanftes, etwas
Strahlendes und doch Spielerisches an sich. Wie ein junges
Mädchen tanzt es auf der Wiese vor sich hin. Ganz unbekümmert.
Egal, was all die anderen Gräser und Blumen
dazu sagen. Es lässt sich einfach treiben, von der sanften
Sommerbrise. Es lässt sich einfach küssen, von den warmen
Sonnenstrahlen. Es lässt alles einfach fließen. Es lässt
alles einfach geschehen. Es akzeptiert das Außen, so wie
es ist. Es hat aufgehört, dagegen anzukämpfen. Und tanzt
einfach weiter. So wie es ist. Im Einklang mit sich selbst.
Aber vielleicht handelt es sich doch um einen Abschied?
Einen Abschied von der Außenwelt. Von allen negativen
Einflüssen. Vielleicht ist es gleichzeitig ein Neuanfang? Ein
Neuanfang im Inneren. Mit positiver Haltung. Mit Achtsamkeit.
Mit dem Bewusstsein, dass der freudige Tanz in
die Zukunft richtig, wichtig und der einzig wahre Weg ist.
Sanft, strahlend & spielerisch
auf Gedankenreise!
Ich wünsche euch viel Freude
beim Lesen, einen unbekümmerten
Sommer und die
Leichtigkeit, einfach mal auf
der Blumenwiese zu tanzen.
Egal, was alle anderen sagen.
Eva-Maria Nagl
Herausgeberin
Was das Alpen-Wollgras mit diesem Magazin zu tun hat?
Es hat mich soeben mitgenommen auf eine Reise in eine
andere Welt. Auf eine Gedankenreise in meinem Kopf,
wo Fantasie wieder alles ins Fließen bringt. Auch, wenn
es manchmal so scheint, als bringen die äußeren Einflüsse
eine stockende Starre. Die einfache Schönheit der Blume
hat mich mühelos berührt. Tief drinnen. So, wie es die
Menschen tun, die mich mitnehmen in ihre Welt und von
Leidenschaften, Traditionen und Emotionen erzählen. Ich
schätze, was Menschen mit mir teilen und deshalb möchte
ich diese Geschenke in einer Reise um den Dachstein verewigen,
weil sie es wert sind, bis in alle Ewigkeit erzählt
zu werden. NIMM MI MIT ist für mich ein Herzensprojekt,
da diese Tätigkeit zu meiner großen Leidenschaft geworden
ist. Und nun teile ich mit meinen Lesern, was mit
mir geteilt wurde. Ich nehme Leser dorthin mit, wohin ich
mitgenommen wurde. Und ich hoffe, dass sich die Leser
ganz unbekümmert auf die Geschichten einlassen werden.
Sich bei der Lektüre treiben lassen können. Einfach mal
die Außenwelt vergessen und nach innen tanzen. Einfach
alles so sein lassen, wie es gerade ist. Im Einklang mit sich
selbst. Weil ein Neufang mit mehr Bewusstsein und Achtsamkeit
für sich selbst immer der einzig wahre Weg ist.
3
Nº 02
Bestimmt
Bestimmung
Spielerische Leichtigkeit. Ein Feuer der Leidenschaft. Einmal
entzündet – niemals gelöscht. Jeder Schritt fühlt sich
an, wie barfuß am weichen Meeressand. Jeder Handgriff
geht einfach von der Hand und man hat alles im Griff.
Begegnungen mit Menschen zeichnen ein Mosaik der
größten Perfektion, als wäre es schon immer so bestimmt
gewesen. Wege kreuzen sich und Kreuzungen bewegen
sich auf den eigentlichen Plan zu, als wäre es Bestimmung.
Wenn sich alles leicht und natürlich anfühlt, ist es
bestimmt Bestimmung. Und das alles, obwohl es vorher
turbulent war. Von oben nach unten geschleudert. Von
rechts nach links gewackelt. Ein Gefühl, wie barfuß am
kalten Boden eines sinkenden Schiffes, mitten am Meer,
mitten im erbarmungslos kalten Sturm. Ohne Segel. Ohne
Sicht. Ohne Steuermann. Wie ein Kapitän, der mit seinem
Schiff untergeht, um am Meeresgrund endlich Frieden
zu finden. Vermutlich ist auch dieses Kapitel bestimmt.
Vielleicht bereitet uns das Leben so auf unsere Bestimmung
vor. Ganz bestimmt ist vieles unsere Bestimmung. Auch,
wenn wir dies zunächst nicht verstehen und nicht erkennen.
Und wer schließlich seine Bestimmung gefunden hat,
der darf vertrauen, dass alles seinen Lauf nehmen wird
und irgendwann in spielerische Leichtigkeit mündet. So,
wie jeder Fluss im ruhigen Meer, das zuvor noch turbulent
war. Genau dort, wo wir dann am weichen Sand barfuß
spazieren, um dem großen Plan zu folgen. Im Vertrauen.
Wie ein Kapitän, der die Segel setzt, um volle Fahrt voraus
auf ruhigen Gewässern dem Horizont seiner Bestimmung
entgegen zu segeln.
6
Ausflugstipp
Käsekunst &
Donnerwetter
11
Herzenssache
Eine Frau.
Eine Idee.
Eine Tasche.
16
Naturverbundenheit
Landwirtschaft mit
Leidenschaft
22
Handwerk
Fantasie,
die Holzform
annimmt
Was auch immer euer Feuer entfacht, lasst die
Leidenschaft nicht erlöschen. Vertraut jedem Kapitel
– denn ihr kennt den Kapitän. ☺
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen
und personenbezogenen Hauptwörtern die männliche Form
verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung
grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform
hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.
40
4
Nimm mi mit …
Nº 02
46
Tierliebe
Passionierte
Pferdeflüsterei
Inhalt
34
52
Kräutertipp
Lieblich, Lila,
Lavendel!
56
Naturspektakel
Vom Wassertropfen
zum Naturspektakel
27
Geschenktipps
Nimm mi mit &
gib mi her
28
Hochgenuss
Die Krapfen-
Königinnen
62
Rezepte
Das Aroma der
Region
68
Entschleunigung
Gumpentaler
Gebirgsgewässer
74
34
Titelstory
Sammler, Schauspieler
& Serienheld
Erfolgsstory
Martini Sportswear:
Mehr als eine Marke
78
40
Bergwelt
Im Herzen
unvergessen & in den
Bergen verewigt
Berufung
Pflegende Seifenkunst &
bewährtes Salbensortiment
82 Impressum
5
Ausflugstipp
Käsekunst & Donnerwetter
6
Nimm mi mit …
Nº 02
Käsekunst &
Donnerwetter
Hüttenwirt Herbert freut sich seit
vielen Jahren über Gäste, die regionale
Erzeugnisse schätzen. Der sympathische
Ramsauer ist für seinen guten
Käse bekannt. Über die Historie einer
Alm am Fuße des Dachsteins, bröselige
Spezialitäten, Blitz und Donner, sowie
perfektes Stressmanagement.
←
Hüttenwirt
Herbert Walcher
Letzte Wolkenfelder tanzen sanft über die
grauen Felsen und verschwinden allmählich
am Horizont. In einigen Einkerbungen
am Boden hat sich Regenwasser gesammelt.
Das Wasser im Holzbrunntrog plätschert
seelenruhig vor sich hin und schimmert im
Sonnenlicht mit den kleinen Pfützen um
die Wette. Dahinter erzählen Hunderte von
Holzschindeln eine spannende Geschichte.
Seit 1939 schmücken sie die Fassade einer
besonderen Hütte am Fuße des majestätischen
Dachsteins. Sie haben viele Schneestürme,
milde Almsommer und besinnliche
Herbsttage miterlebt. Sie haben viele
Besucher kommen und gehen gesehen. Sie
haben viele Wanderer auf eine Zeitreise in
längst vergangene Tage geschickt. „Es ist
der urige Charakter der Hütte, der vielen
Gästen so gut gefällt“, erklärt Herbert
Walcher. Er nimmt einen Bissen von einem
Brot mit Butter und krümeligem, gelbgrauem,
teilweise etwas grünlichem Belag.
„Und natürlich kommen ganz viele, um
unseren Käse zu genießen“, so der Hüttenwirt,
der selbst gerade ein original Steirerkasbrot
verzehrt. Dabei ist diese Mischung
aus Magerkäse und Sauermilchkäse eine
Steirische Spezialität, die nicht jedermanns
Sache ist. „Der Ennstaler Steirerkas wurde
bereits im Mittelalter produziert und ist
seit dem 17. Jahrhundert als Grundnahrungsmittel
für Knechte und Kumpel belegt.
Bei uns in der Region ein typisches bäuerliches
Produkt“, erläutert der Ramsauer
ausführlich. Der intensive Geschmack dieses
Mürbkäses entsteht bei der Reifung. Er
wird handgebröselt, gedarrt und gestampft
und erst dann verzehrt, wenn er seine typische
klumpig-bröselige Konsistenz und ein
marmoriertes Aussehen aufweist. →
7
Ausflugstipp
Käsekunst & Donnerwetter
←
Die eigene Käserei
war eine goldrichtige
Entscheidung.
Unter den verschiedenen
Sorten ist
für jeden Geschmack
etwas dabei.
↓
Der Hüttenwirt verfügt über ein großes
Wissen rund um die Käseherstellung –
immerhin betreibt er selbst seit rund
20 Jahren eine Käserei in unmittelbarer
Nähe zur Walcheralmhütte. „Ich habe
mich für diese Schiene entschieden, um
ein gewisses Alleinstellungsmerkmal zu
haben. Außerdem ist es schön, den Gästen
eigenen Käse auftischen zu können“, so
der Käser, der sich über die derzeitige
Entwicklung freut: „Zum Glück legen die
Konsumenten wieder mehr Wert auf
regionale und hochwertige Nahrung.“
Steirerkas, Steuerbücher & Co
Beim Blick in die Käsevitrine läuft einem
sofort das Wasser im Mund zusammen:
Vom Steirerkas, über Bergkäse bis hin zur
Dachstein-Prinzessin oder diversen Frischkäsesorten
ist für jeden Geschmack etwas
dabei. Daneben gibt es selbstgemachte
Butter, Speck vom eigenen Vieh, frischen
Apfel- und Topfenstrudel, Pofesen, Krapfen
und einige warme Gerichte. Verständlich,
warum so viele Wanderer seit Jahren bei
Herbert einkehren. Er ist seit 1999 auf der
Alm. Vorher startete Leo Jäger vom Kohleck
in Neuberg erstmalig die Bewirtschaftung
auf der Walcheralm. Davor waren
Sennerinnen und Senner mit Vieh auf der
Alm, produzierten etwas Steirerkas oder
lieferten die Milch ab.
Herbert erzählt: „Die Geschichte rund um
die Alm ist doch sehr spannend. Sie wurde
1850 von Eisenerzern herausgekauft und ist
jetzt eine Gemeinschaftsalm, die zu einem
Drittel dem Glöshof und zu zwei Drittel
dem Walcherhof dazugehörig ist. Der Walcherhof
selbst wiederum wurde 1290 das
erste Mal erwähnt und gehörte laut Steuerbüchern
ehemals zur Erzabtei St. Peter in
8
Nimm mi mit …
Nº 02
←
Der originale Kupfer-
Kaskessel in der Hütte
erinnert an frühere
Zeiten.
»ICH HABE MICH FÜR DIESE SCHIENE
ENTSCHIEDEN, UM EIN GEWISSES
ALLEINSTELLUNGSMERKMAL ZU
HABEN. AUSSERDEM IST ES SCHÖN,
DEN GÄSTEN EIGENEN KÄSE AUF
TISCHEN ZU KÖNNEN.«
Herbert Walcher
Salzburg.“ Mindestens genauso spannend
ist das Innere der Walcheralm: Gleich links
vom Eingang hängt ein alter Kaskessel aus
Kupfer, so, wie man ihn früher auf fast
jeder Alm vorfand. Ein paar Meter weiter
eröffnet sich ein großer Raum mit vielen
Sitzgelegenheiten. Beim näheren Betrachten
erkennt man, dass hier einst ein Stall
war. Herbert: „Ursprünglich gab es hier
zwei Kuhställe. Ein zweiter Bauer ist von
der Hachau aus mit seinen Milchkühen zugefahren
und war auf Weidezinsbasis quasi
eingemietet. Was hier natürlich super ist,
da die Weide nicht steil ist und die Kühe
gutes Futter bekommen und demnach sehr
gute und hochwertige Milch liefern.“ Dass
in dieser Milch viele gute Inhaltsstoffe aus
der Almwiese und diversen Wildkräutern
enthalten sind, schmeckt man spätestens
beim Verzehr des Käses.
Tierwohl bis zum Almabtrieb
Flotten Schrittes kommt Herbert gerade
aus der Küche, wo ihm seine langjährige
Mitarbeiterin Doris ein wunderschönes
Jausenbrettel mit Käse und Speck hergerichtet
hat. Außerdem helfen ihm zwei
Hilfskräfte aus Nepal, namens Mingura →
9
Ausflugstipp
Käsekunst & Donnerwetter
→
Die Walcheralm liegt am
Fuße des Dachsteins und
ist seit jeher ein beliebtes
Ausflugsziel.
↓
Die Natur ringsum lädt
zum Verweilen und Tagträumen
ein.
»ICH HABE KEINE HEKTIK, NUR
GUTE NERVEN. ICH BIN SEIT
MEINEM 16. LEBENSJAHR IN DER
GASTRONOMIE, IRGENDWANN
LÄSST MAN DEN STRESS NICHT
MEHR AN SICH RAN. UND DAS
RATE ICH IN DER HEUTIGEN ZEIT
JEDEM ZU ERLERNEN.«
Herbert Walcher
und Andre, seit vielen Jahren sowohl in
der Sommer- als auch in der Wintersaison.
„Auf meine Mitarbeiter kann ich mich
verlassen und ich bin sehr stolz, dass wir
so ein gutes und eingespieltes Team sind.
Hoffentlich bleibt das noch lange so“, meint
der Wirt, währenddessen er die Brettljause
auf die sonnige Terrasse trägt. Dort nimmt
er selbst kurz Rast und beobachtet das
Wetter. „Ich liebe es, wenn ein Gewitter
daherkommt. Blitz und Donner taugen mir.
Wenn es so richtig tuscht, bin ich jedes Mal
davon beeindruckt, welche Kraft in unserer
Natur steckt“, beschreibt Herbert das eindrucksvolle
Wettergeschehen in den Bergen.
Für ihn ist es außerdem sehr wichtig, alle
Tiere beim feierlichen Almabtrieb auf den
Walcherhof zurückbringen zu können.
„Wenn es dem Vieh gut geht, geht es auch
mir gut“, meint der sichtlich ausgeglichene
68-Jährige und fügt abschließend hinzu:
„Ich habe keine Hektik, nur gute Nerven.
Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr in der
Gastronomie, irgendwann lässt man den
Stress nicht mehr an sich ran. Und das
rate ich in der heutigen Zeit jedem zu erlernen.
Denn im Grunde macht man sich
den Stress nur selber, was einfach deppert
ist“, Herbert lacht, nimmt das leere Jausenbrettel
seines Gastes entgegen und macht
sich erneut auf den Weg in die Küche. ☺
10
·
T
·
Titelstory
Ferdinand Seebacher
T
E
L
I
Sammler,
S
T
O
R
Y
Schauspieler
& Serienheld
F E R D I N A N D S E E B A C H E R
Ein Tausendsassa, der gerne ohne Jammerei
auskommt und sich am liebsten beim Schwam -
merlsuchen den gewissen Adrenalin-Kick
holt: Schauspieler Ferdinand Seebacher ist
trotz des großen Erfolges in einer Fernsehserie
völlig am Boden geblieben und für jeden Spaß
zu haben. Während eines Drehs hoch oben in
den Bergen erzählt er von seiner Liebe zur
Natur, vom Bühnenalltag, Zukunftsträumen
und Kindheitsprägungen. →
34
Nimm mi mit …
Nº 02
35
Titelstory
Ferdinand Seebacher
»MAN DARF NICHT ALLES UND
SCHON GAR NICHT SICH SELBST
ZU ERNST NEHMEN. DAFÜR IST
DAS LEBEN UND UNSERE ZEIT
HIER AUF ERDEN VIEL ZU KURZ.«
Ferdinand Seebacher
↑
Ferdinand ist nach
wie vor sehr naturverbunden.
Jede einzelne Spitze der Gebirgskette
scheint den blitzblauen Himmel in kleine
Dreiecke zu schneiden. Gleichzeitig fügt
sich das Gestein sanft in die karge Landschaft
rund um den See ein. Diese wiederum
schafft den Übergang in graues Gestrüpp,
über moosiges Grün hin zu feuerrot
leuchtendem Geflecht. Wenn der Blick darüber
hinweg schweift, so fällt man gedanklich
in einen tief dunkelblauen Tümpel, der
still schweigend in der Landschaft ruht.
Irgendwie scheint sich jedes einzelne Element
der Naturkulisse sanft ineinander zu
fügen, wie ein Mosaik, das nach allen Seiten
hin Vollkommenheit ausstrahlt. Dabei
strahlt auch die Sonne an diesem Julitag
mit beachtlicher Wärme auf die Gegend
rund um die urige Almhütte herab. Sie
wärmt nicht nur die grasenden Kühe und
die stolz trabenden Pferde, sondern auch
die Heidelbeeren hoch oben im Gestrüpp.
Mitten drin ist eine flinke Figur zu erkennen,
die von Strauch zu Strauch huscht
und sich kleidungsmäßig gut getarnt in die
Landschaft einfügt. „Mogst a?“, meint Ferdi
und blickt kurz unter seiner Kappe hervor.
Er streckt mir seine Hand voller Beeren
entgegen. „De schmeckn herrlich noch Dahoam“,
so der gebürtige Schladminger, der
gerade so wie hier mitten in unberührter
Natur besonders gut Energie tanken kann.
Nicht selten ist er auch beruflich im Freien
und in den Bergen unterwegs. So wie
heute. Es steht nämlich ein Dreh für die
Serie „Die Bergretter“ im Almgebiet der
kleinen Gemeinde Forstau am Plan. Dabei
könnte die Location rund um die Oberhütte
am See zwischen den schroffen Bergen
der Schladminger und Radstädter Tauern
kaum schöner sein. „Sofern es Drehbuch
und Regie erlauben, kann man kurz vom
Set weg und diese traumhafte Naturidylle
genießen“, meint Ferdinand und wandert
ein paar Meter weiter. Zwischen hohen
Latschen, Beerensträuchern und Geflecht
nimmt er auf einem schroffen Felsen Platz,
um Rast zu machen und die Landschaft zu
genießen. „Siehst den kleinen See dort drüben?
Da war ich heute früh schon baden
– natürlich so, wie Gott mich schuf“, witzelt
der Schauspieler, der meist gut gelaunt ist
und immer einen flotten Spruch auf den
Lippen hat.
Recht lässig ohne Jammerei
Einen Moment lang ist Zeit, um die
Vollkommenheit der Landschaft aufzusaugen
und Energie zu tanken. Dann
36
Nimm mi mit …
Nº 02
geht es mit zügigem Schritt zurück zum
Set. Für Ferdinand ist es „recht lässig“ im
Rahmen der Dreharbeiten für „Die Bergretter“
viel in der Heimat unterwegs zu
sein und damit regelmäßige Besuche bei
Familie und Freunden leicht verbinden zu
können. „Meine Mama, aber auch meine
Oma, haben mich stark geprägt“, erzählt
der Optimist, der selten grantig ist und
Jammerei gar nicht aushält. „Entweder
man versucht die Situation zu ändern, oder
man akzeptiert sie.“ Genauso wenig kann
Ferdinand mit arroganten Leuten anfangen,
die meinen, etwas Besseres zu sein. „Da
krieg ich die Krise. Deshalb hab ich meinen
Freunden auch gesagt, sie sollen mich auf
den Boden zurückholen, sollte ich jemals
abheben.“ Davon ist der bodenständige
Typ aber meilenweit entfernt. Man hat
eher das Gefühl, er nimmt sich für jeden,
der seinen Weg kreuzt, gerne Zeit und ist
bei allen Kollegen sehr beliebt. Das war
laut seinen Erzählungen aber nicht immer
so. Zumindest wurde er zu Beginn seiner
Theaterkarriere noch von vielen Bekannten
belächelt. „Anfangs wurde ich oft nicht
ernst genommen. Erst durch den Start
bei der ZDF-Fernsehserie haben die Leute
einen direkten Zugang zu dem bekommen,
was meinen Beruf ausmacht. Sie haben ein
Gefühl dafür bekommen, dass auch hinter
der Schauspielerei beinharte Arbeit und
viel Vorbereitung steckt“, erklärt Ferdinand,
der bereits während seiner Schulzeit am
Gymnasium PdC BORG Radstadt Schauspielluft
schnuppern durfte. „Einer meiner
Lehrer war ein passionierter Theaterregisseur,
der mich in die Welt des Schauspiels
einführte und mit seiner Leidenschaft für
das Bühnenstück meine eigene Leidenschaft
entfachte.“ Es folgte ein vierjähriges
Studium an der Kunstuniversität Graz
inklusive Teilnahme an etlichen Aufführungen
am Schauspielhaus, wie auch den →
↑
Die Leidenschaft
Beeren und Pilze zu
sammeln, teilt er
mit seiner Mutter.
→
Die Oberhütte am
See in Forstau ist von
traumhafter Naturkulisse
umgeben.
←
Bildtext
37
Titelstory
Ferdinand Seebacher
↑
Gemeinsam mit
seiner Großmutter
hat Ferdinand die
Lederhose bemalt.
Salzburger Festspielen oder dem Volkstheater
Wien. 2016 trennte sich Ferdinand
während seines vierjährigen Aufenthalts in
Deutschland schließlich vom Theater und
konzentriert sich seither auf das Fernsehen
– und das mit Erfolg. Dabei war er scheinbar
immer schon gerne auf der Bühne,
auch bei Schulaufführungen. „Ich spielte
früher schon gern den Pausenclown – ja
ich steh dazu – ich bin ein echter Kasperl“,
witzelt er, lacht und ergänzt: „Man darf
nicht alles und schon gar nicht sich selbst
zu ernst nehmen. Dafür ist das Leben und
unsere Zeit hier auf Erden viel zu kurz.“
Ferdinand streicht über die Lederhose, die
er extra für die Titelbildaufnahmen angezogen
hat. Das alte Teil sticht durch besondere
Malereien hervor, da Pilze und Beeren
das Hosenende zieren. „Meine Großmutter
war Künstlerin. Gemeinsam mit ihr habe
ich diese Lederhose bemalt, darauf bin ich
schon sehr stolz“, meint Ferdi, der phasenweise
selbst den Pinsel schwingt und sich
beim Aquarellmalen kreativ austobt.
Gelbe Schmankerl & Zahnpasta
Wenn Ferdinand nicht gerade am Set ist
oder sich für einen anstehenden Dreh vorbereitet,
dann sucht er den gewissen Kick
am liebsten beim Laufen, Downhill-Biken
oder Paragliden. Er beschreibt sich selbst
als ehrgeizigen und extremen Typ, sowie
Adrenalin-Junkie. „Dabei habe ich die
Liebe zu den Bergen erst später entwickelt.
Wenn meine Mutter, die ein echter Bergfex
ist, geplant hat mit mir auf den Berg zu
wandern, um Schwammerl und Preiselbeeren
zu sammeln, dann war das frühe
Aufstehen schon etwas mühsam, doch die
Gaudi bei der Sammlerei war es am Ende
wert“, erzählt der Tausendsassa, der früher
unter Höhenangst litt und schon beim
Gondelfahren die Nerven wegschmiss. „Ich
habe einmal sogar Zahnpasta geschluckt,
um dem Schulskitag inklusive Gondelfahrt
zu entkommen.“ Später hat er sich bewusst
der Höhe ausgesetzt, bis die Angst allmählich
besser wurde. „2012 habe ich sogar
zum Klettern angefangen. Natürlich in
Wien – eh klar, wo sonst“, meint der Sportfan
mit einem Grinsen im Gesicht, „Respekt
vor der Höhe habe ich immer noch.“
Heute noch teilt Ferdinand das Hobby aus
Kinderzeiten mit seiner Mutter: „Schwammerlsuchen
ist einfach genial. Man vergisst
Raum und Zeit, ist in der Natur unterwegs
und hat im Anschluss gleich ein wunderbares
Essen am Tisch.“ Auch Freunde
und Bekannte rund um seinen aktuellen
Wohnsitz in Wien sind von den gelben
Schmankerln aus den Bergen jedes Mal
aufs Neue begeistert. „Was ich auch gerne
mache, wenn ich Zeit habe, ist im Kaffeehaus
zu sitzen, einen Eisbecher zu essen
und Passanten zu beobachten“, erzählt er
weiter. Dann nämlich kann er in Gedanken
schwelgen und über die Zukunft nachdenken:
„Beruflich gesehen möchte ich noch
etwas weiter kommen, denn Stillstand hat
keinen Sinn. Und irgendwann möchte ich
eine Familie gründen und einfach die Zeit
genießen“, philosophiert der 33-Jährige.
Rückblickend gesehen ist er mit seinem
Werdegang jetzt schon sehr zufrieden: „So
wie der Weg war, war er gut.“ Und welchen
Tipp hat der erfolgreiche Schauspieler für
alle, die ebenfalls eine berufliche Laufbahn
auf der Bühne planen? „Man braucht in
dieser Branche viel Durchhaltevermögen.
Ich rate allen, sich ein zweites berufliches
Standbein aufzubauen. Und bitte bleibt am
Boden und genießt die wesentlichen Dinge
des Lebens.“ ☺
38
Rezepte
Das Aroma der Region
Das
Aroma
der
Region
K O C H E N
R U
D
M
I
I T
P
R
C
I
E
L
H
T E I L I I
REZEPTE
Kräftigender O-Power-Suppentopf S. 64
Spinatknödel mit Schottenkäse & Butter S. 65
Bauernkrapfen mit Marmelade & Milch S. 67
62
Nimm mi mit …
Nº 02
Er zelebriert saisonale Lebensmittel,
regionale Zutaten sowie traditionelle
Zubereitungsformen und sammelt
Rezepte auf einem Roadtrip durchs
SalzburgerLand: Koch Rudi Pichler
präsentiert auch dieses Mal heimische
Kulinarik für einen genussvollen
Sommer!
Es duftet nach Schafgabe. Das Gelb der
Arnika strahlt mit der Sonne um die Wette.
Erste Brennnesseln verlocken mit ihrer Frische
zum Pflücken. Mittendrin steht Rudi
Pichler, der die Pflanzenwelt akribisch
erkundet und nach brauchbaren Zutaten
für seine kulinarischen Kreationen absucht.
Wenn der gebürtige Kleinarler auf der
Bergblumenwiese entlangspaziert, kommen
ihm etliche Rezeptideen in den Sinn.
„Wildkräuter in der Küche zu verwenden
bedeutet unvergleichlichen Genuss“, so
der junge Koch, der die Kräutervielfalt der
Region zu schätzen weiß. Auf seinem Roadtrip
durch das SalzburgerLand, welchen
er in Zusammenarbeit mit dem Salzburger-
Land Tourismus durchführt, sammelt er
Rezepte aus der Region. Er legt besonderen
Wert auf regionale Lebensmittel und saisonale
Zutaten sowie traditionelle Zubereitungsformen.
„Auf meinem Roadtrip lerne
ich interessante Persönlichkeiten kennen
und koche mit ihnen unterschiedlichste
Gerichte. Ganz oft interpretieren wir dabei
Altes neu. Es ist mir ein Anliegen, mein gesammeltes
Wissen mit anderen Menschen
zu teilen und ihnen den Wert von hochwertigen
Nahrungsmitteln bewusst zu machen“,
erklärt Rudi, der es zelebriert, dass viele
Menschen wieder gerne selbst den Kochlöffel
schwingen und die Liebe zur Regionalität
mit ihm teilen. Auf den folgenden
Seiten präsentiert uns der leidenschaftliche
Koch ein paar Rezepte zum Nachkochen.
Alle davon hat er während seines Roadtrips
durchs SalzburgerLand gesammelt:
Für die Vorspeise in Form einer kräftigenden
Suppe besuchte er Regina und Franz
Seiwald auf der Burgstallhütte in Flachauwinkl-Zauchensee.
Weiter ging es mit
einer gemeinsamen Knödel-Koch-Session
mit Familie Rohrmoser auf der Haibenalm
in St. Johann-Alpendorf. Damit auch alle
Süßmäuler auf ihren Genuss kommen, hat
Rudi sich sogar auf die Königsbergalm
in der Region Hochkönig begeben, um
Sennerin Daniela bei der Zubereitung von
Bauernkrapfen über die Schulter zu schauen.
„In diesem Sinne wünsche ich allen
Lesern gutes Gelingen, guten Appetit und
einen genussvollen Sommer“, fügt Koch
Rudi Pichler abschließend hinzu. ☺
63
Rezepte
Das Aroma der Region
Kräftigender
O-Power-Suppentopf
ZUTATEN FÜR
4 PERSONEN:
500 g Tafelspitz
250 g Knochen
500 g Wurzelgemüse
4 Zwiebeln
Wacholder, Lorbeer
Pfeffer ganz
50 g Linsen
40 g Suppennudeln
100 g Jungzwiebeln
50 g Kren gerieben
20 ml Essig
3 TL Tapioka-Mehl
ZUBEREITUNG:
Zunächst zwei Liter kaltes Wasser mit den Knochen zum Köcheln bringen.
Den entstehenden Schaum mit einem Schöpfer abschöpfen. Anschließend
den Tafelspitz einlegen und wieder zum Köcheln bringen. Zwischendurch
immer wieder den Schaum abschöpfen. Danach die Zwiebeln mit der Schale
halbieren, in einer Pfanne ohne Öl bräunen und zum Tafelspitz geben.
Die Gewürze hinzufügen und eine Stunde simmern lassen. Anschließend das
Wurzelgemüse als Ganzes einlegen und weich köcheln. Sobald das Gemüse
weich ist, aus der Suppe nehmen und in Streifen schneiden. Die Linsen und
Nudeln separat in Wasser auf Konsistenz kochen.
Der Tafelspitz ist fertig, wenn man ihn mit einer Fleischgabel nicht mehr aus
der Suppe heben kann, da er richtig weich geworden ist und von der Gabel
rutscht. Am besten man nimmt ihn nun mit einem Küchenhelfer heraus und
schneidet das Fleisch in daumenbreite Würfel. Die Suppe selbst wird in einen
weiteren Topf abgeseiht und mit dem Tapioka-Mehl leicht gebunden, wodurch
sie einen edlen Glanz bekommt. Anschließend Linsen, Nudeln, Kren, Gemüse
und das geschnittene Fleisch beimengen, mit Salz, Pfeffer und Essig abschmecken.
Die würzige, wärmende Suppe, die wieder richtig POWER gibt, ist nun
fertig. Serviert wird sie in einem Suppentopf mit geschnittener Jungzwiebel
als Garnitur.
Diese kräftigende Rindsuppe
wurde von Haubenkoch
Rudi Obauer für Regina
und Franz Seiwald auf der
Burgstall hütte in Flachauwinkl-Zauchensee
kreiert.
Sie ist perfekt zum Krafttanken
nach langen Wanderungen
oder anderen
körperlichen Betätigungen.
Foto © SalzburgerLand
Tourismus
64
Nimm mi mit …
Nº 02
Spinatknödel mit
Schottenkäse & Butter
Das Rezept für diese
Spinatknödel hat Rudi
beim Besuch der
Familie Rohrmoser
auf der Haibenalm in
St. Johann-Alpendorf
kennengelernt.
Foto © SalzburgerLand
Tourismus
ZUTATEN FÜR
4 PERSONEN:
400 g Knödelbrot
200 g Molke
200 g Spinat blanchiert
200 g Schottenkäse
3 Eier
1 Knolle Zwiebel
1 Zehe Knoblauch
200 g Butter
Wilder Thymian (Quendel)
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
ZUBEREITUNG:
Zunächst die klein gehackte Zwiebel in Butter goldbraun anrösten.
Währenddessen alle restlichen Zutaten in eine Schüssel geben, Zwiebel
hinzufügen und gut vermengen. Diese Knödelmasse nun 30 Minuten
rasten lassen und anschließend gleichmäßig runde Knödel formen.
Die fertigen Knödel in Salzwasser 10 Minuten köcheln lassen. In der
Zwischenzeit wird die Butter in der Pfanne aufgeschäumt. Die Knödel
darin mit dem wilden Thymian baden.
ANRICHTEN:
Die Knödel mit viel Butter auf den Teller geben, etwas Schotten käse darüber
bröseln und mit dem Thymian garnieren, servieren und genießen!
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Rezepte
Das Aroma der Region
Die Genuss-Entdeckungsreise im
SalzburgerLand führte Rudi ebenfalls
in die Region Hoch könig, genauer
gesagt zu Sennerin Daniela auf
der Königsbergalm, wo gemeinsam
Bauernkrapfen zubereitet wurden.
© SalzburgerLand Tourismus
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Nimm mi mit …
Nº 02
Bauernkrapfen mit
Marmelade & Milch
ZUTATEN FÜR
4 PERSONEN:
500 g Mehl
250 / 300 g Milch
2 Eier
100 g Butter
1 EL Zucker
1 EL Salz
1 Schuss Rum
20 g Hefe
300 g Butterschmalz
ZUBEREITUNG:
Alle trockenen Zutaten mit Hefe in eine Schüssel geben, Milch mit Butter und
Rum handwarm erwärmen, die Eier beimengen und über das Mehlgemisch
schütten. Anschließend wird das Ganze zu einem geschmeidigen Teig verknetet.
Den Teig eine Stunde stehen lassen, einmal zusammenschlagen und eine
weitere halbe Stunde gehen lassen. Nun wird der Teig in 70 g Stücke portioniert
und zu Kugeln geformt. Mit einem Geschirrtuch abdecken und nochmal
10 Minuten rasten lassen. Währenddessen wird das Butterschmalz auf Temperatur
gebracht. Nimmt man den Kochlöffel und taucht den Stiel in das Schmalz,
sollte es leichte Blasen werfen – dann hat es die ideale Temperatur, um die
Krapfen rauszubacken. Nun schnell die Bällchen dimmen und sie auseinanderziehen
wie eine kleine Pizza. Dadurch sollte beim Rausbacken eine Schüsselform
entstehen. Die Teiglinge beidseitig im Schmalz goldbraun herausbacken.
Angerichtet wird mit einer Marmelade nach Geschmack – und serviert wird
das süße Gericht am besten mit einem Glas Milch.
TIERGESUNDHEIT HAT
FÜR UNS VIELE NAMEN.
ZUM BEISPIEL ROSI, BELLA,
LINDA, ELFI ODER VRONI.
Nachhaltigkeit leben. Tiergesundheit schmecken.
Die Beziehung unserer Bauernfamilien zu ihren Kühen ist etwas Besonderes. Wie Rosi,
Bella, Linda, Elfi oder Vroni haben alle Tiere einen eigenen Namen und bekommen eine
individuelle Betreuung. Unsere einzigartige Tiergesundheitsinitiative beinhaltet Gesundheits-Checks,
bestes Futter, frisches Wasser und reichlich Auslauf für unsere Kühe.
milch.com
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