22.06.2022 Aufrufe

Brennpunkt Gesundheit & Soziales

Das Infomagazin des Sozialmedizinischen Zentrums Oberwallis informiert über aktuelle Themen aus den Bereichen Soziales und Gesundheit und erscheint ab 2023 halbjährlich.

Das Infomagazin des Sozialmedizinischen Zentrums Oberwallis informiert über aktuelle Themen aus den Bereichen Soziales und Gesundheit und erscheint ab 2023 halbjährlich.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

<strong>Brennpunkt</strong><br />

<strong>Gesundheit</strong> & <strong>Soziales</strong><br />

Infomagazin des SMZO – Juni 2022<br />

Seite 6<br />

Berufsperspektive Spitex:<br />

Ausbildung mit Betriebsanstellung<br />

Seite 8<br />

Mobbing in der Schule<br />

Seite 11<br />

2. Ehemaligenanlass<br />

des SMZO<br />

www.smzo.ch


Editorial<br />

2<br />

Editorial<br />

Geschätzte Leserin,<br />

geschätzter Leser,<br />

Schon Vincent van Gogh hat gesagt, dass Wandlung genauso notwendig<br />

sei wie die Erneuerung der Blätter im Frühling. Ganz im Zeichen<br />

des Wandels stand vor zehn Jahren auch die Fusion der sieben Sozialmedizinischen<br />

Zentren, aus der das heutige SMZO hervorgegangen<br />

ist. Ein Projekt, das nach anfänglichem Widerstand rasch auf eine breit<br />

abgestützte Zustimmung stiess. Wie gross die Einigkeit aller beteiligten<br />

Akteure war, kann dem Protokoll der Gründungsversammlung vom<br />

Herbst 2011 entnommen werden: nach kaum mehr als 75 Minuten war<br />

der neue Verein unter Dach und Fach.<br />

Seitdem ist viel Wasser den Rotten hinuntergeflossen – mögliche Befürchtungen<br />

aber, dass es aufgrund der neu geschaffenen Strukturen<br />

zu einer Kostenexplosion kommen könne, haben sich genauso wenig<br />

bewahrheitet wie ein möglicher Zweifel daran, dass der neu geschaffene<br />

«Koloss» träge und genauso schwer zu steuern sein werde wie<br />

ein Riesentanker auf See.<br />

Ganz im Gegenteil. Nicht zuletzt ist der Qualitätsanspruch des SMZO<br />

auch nach zehn Jahren der Treiber für fortlaufende Innovation und<br />

Optimierung. Und Garant dafür, dass die betroffene Oberwalliser<br />

Bevölkerung in herausfordernden Lebenssituationen eine bestmögliche<br />

Versorgung im Bereich <strong>Soziales</strong> und Pflege erhält, dank derer<br />

sie in ihrem gewohnten Umfeld wohnen bleiben kann. So wurden beispielsweise<br />

neue, attraktive Ausbildungsmodelle geschaffen. Dank<br />

der Einführung des elektronischen Pflegedossiers Carefolio@Home<br />

konnten die Prozesse bei der Spitex schlanker und Arbeitsplätze noch<br />

zielführender ausgestaltet werden. Und mit einem ausgeklügelten<br />

Weiterbildungsangebot wird die fortlaufende Kompetenzwahrung<br />

und -entwicklung bei den Mitarbeitenden sichergestellt. Angebote<br />

wie das Family Coaching & Beratung als niederschwelliger Ableger<br />

der Sozialpädagogischen Familienbegleitung Oberwallis wurden geschaffen.<br />

Und im selben Atemzug sei natürlich auch die Schulsozialarbeit<br />

Oberwallis genannt. An das SMZO angehängt und zu 100 % von<br />

den beteiligten Gemeinden finanziert, wurde sie ebenfalls vor zehn<br />

Jahren in Brig-Glis, Visp und Naters ins Leben gerufen. Bereits jetzt<br />

in 19 und ab September dann sogar in insgesamt 23 Oberwalliser Gemeinden<br />

tätig, darf sie berechtigt als Erfolgsgeschichte bezeichnet<br />

werden.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Alles auf einen Blick<br />

2 Editorial<br />

3 10 Jahre SMZO<br />

5 Staatsrat Franz Ruppen<br />

5 Wichtige Neuerungen bei der IV<br />

6 Berufsbilder bei der Spitex<br />

8 SPOTnat<br />

8 Schulsozialarbeit: Mobbing<br />

beenden<br />

9 Vier Gemeinden – ein Team<br />

9 Family Coaching & Beratung<br />

10 Wohnen im Alter im Fieschertal<br />

10 Facts & Figures Spitex 2021<br />

11 Unsere Lesetipps für Sie<br />

11 Ein Wiedersehen im Zeichen<br />

des Wandel(n)s<br />

12 Veranstaltungstipps<br />

Und genauso hoffen wir natürlich auch, dass dieses Magazin, von dem<br />

Sie jetzt gerade die Erstausgabe in den Händen halten, zu einer Erfolgsgeschichte<br />

wird. Es löst das bisherige SMZO Sendeformat «<strong>Brennpunkt</strong><br />

<strong>Gesundheit</strong> & <strong>Soziales</strong>» (mit 36 produzierten Sendungen) auf TV<br />

Oberwallis ab. Das neue Magazin ist Teil des Informations- und Aufklärungsauftrages,<br />

welcher für das SMZO im kantonalen Leistungsauftrag<br />

verankert ist, und wir wünschen Ihnen fortan, ab 2023 halbjährlich,<br />

eine unterhaltsame und vor allem informative Lektüre.<br />

Michael Lochmatter-Bringhen<br />

Präsident SMZO


Leitartikel<br />

3<br />

Im Herbst 2011 fielen die strategischen Grundsatzentscheide zur Gründung des SMZO<br />

10 Jahre SMZO<br />

Ziele mehrheitlich erreicht; die Herausforderungen<br />

bleiben dieselben<br />

Die Perspektiven im (ambulanten) Oberwalliser Pflegebereich<br />

waren vor zehn Jahren wenig rosig. Auf Basis des damals vom<br />

Kanton neu erteilten Leistungsauftrages, welcher neben einer<br />

neuen Strategie auch neue, von den damals noch sieben Zentren<br />

abzudeckende Dienstleistungen beinhaltete, wurde ein Anstieg<br />

der Kosten um nicht weniger als 50 % binnen drei Jahren<br />

befürchtet. Vor dem Hintergrund, dass die Kostenentwicklung<br />

die öffentliche Hand bereits in der Vergangenheit immer mehr<br />

belastet hatte – in der Zeit von 1991 bis 2011 hatten sich die<br />

Ausgaben verzehnfacht, und in den letzten fünf Jahren vor der<br />

Fusion musste eine markante Kostensteigerung von 50 % hingenommen<br />

werden – erkannten die Oberwalliser Gemeinden,<br />

dass es dringend eine gemeinsame Strategie braucht, mit der<br />

man den zukünftigen Herausforderungen gemeinsam erfolgreich<br />

begegnen könne. In der Folge wurden verschiedenste<br />

Szenarien für Lösungsansätze durchgespielt. Allein, man kam<br />

bei allen Varianten stets sehr schnell immer wieder zu derselben<br />

Erkenntnis: so verzettelt wie bis anhin – mit sieben Sozialmedizinischen<br />

Zentren (SMZ) unterschiedlichster Grösse –<br />

wäre man zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Entweder,<br />

weil man die kantonalen Leistungsvorgaben nicht würde erfüllen<br />

können, oder weil die gegebenen Mitarbeiterstrukturen<br />

trotz allfälliger zukünftiger Optimierungen dies nicht hergeben<br />

würden. Nicht zuletzt, weil bereits damals schon bekannt<br />

war, dass die demografische Entwicklung auch im Wallis über<br />

kurz oder lang zu einem Fachkräftemangel führen wird.<br />

So einigte man sich in der interkommunalen Strategie auf<br />

fünf wesentliche Ziele, welche mit einer Fusion verfolgt werden<br />

sollten. Einerseits wollte man – analog den regionalen<br />

Strukturen in einzelnen Regionen im Unterwallis – einen einzigen<br />

starken Partner im Pflege-, <strong>Gesundheit</strong>s- und Sozialbereich<br />

im Oberwallis etablieren. Darüber hinaus sollten die<br />

Führungsstrukturen optimiert werden. Hierzu zählten insbesondere<br />

die Bereiche Finanzen und Controlling, Personalmanagement<br />

aber auch IT Infrastruktur – allesamt Bereiche, die<br />

von kleineren Ablegern der SMZ mit nur einer Handvoll Mitarbeitenden<br />

nie hätten erbracht werden können. Darüber hinaus


Leitartikel<br />

4<br />

«Wir profitieren von<br />

dem, was unsere<br />

Entscheidungsträger<br />

vor mehr als zehn<br />

Jahren initiiert hatten.»<br />

Willy Loretan, Geschäftsleiter SMZO<br />

sollte ein neues, grosses Oberwalliser Sozialmedizinisches<br />

Zentrum auch endlich das notwendige Gehör finden – sowohl<br />

bei der Politik, bei der Walliser Vereinigung der Sozialmedizinischen<br />

Zentren und natürlich auch als Gegengewicht zu den<br />

Unterwalliser Zentren. Neben diesen elementaren Rahmenbedingungen<br />

ging es aber natürlich auch um die Sicherstellung<br />

einer einheitlichen Versorgungsqualität der Oberwalliser Bevölkerung<br />

– vom Obergoms über die Seitentäler bis hinunter<br />

nach Varen sollte jeder Bedürftige die qualitativ gleichwertige<br />

Dienstleistung erhalten können. Zu guter Letzt galt ein Hauptaugenmerk<br />

natürlich im Wissen der eingangs geschilderten<br />

Kostenentwicklung auch den Finanzen. Es war offensichtlich,<br />

dass in diesem Ressort, in dem Menschen mit Kompetenz<br />

und Leidenschaft für Menschen in herausfordernden Situationen<br />

arbeiten, damit Letztere so selbstbestimmt und eigenständig<br />

wie möglich in den eigenen vier Wänden leben können,<br />

in Zukunft wohl kaum mit niedrigeren Kosten gerechnet,<br />

geschweige denn gearbeitet werden könnte. Aber man wollte<br />

zumindest versuchen, dass man mit vereinten Kräften die<br />

Kostensteigerung möglichst stark abflachen kann.<br />

Heute, zehn Jahre nach der Fusion kann rückblickend festgehalten<br />

werden, dass diese Ziele nicht zuletzt nur dank des Zusammenschlusses<br />

mehrheitlich erreicht worden sind.<br />

So ist heute dank Leistungsverträgen für alle Gemeinden sichergestellt,<br />

dass die erbrachten Dienstleistungen von einheitlicher<br />

Güte sind, und auch die Anforderungen des Kantons<br />

konnten bis dato erfüllt und abgedeckt werden. Die<br />

Anstellungsbedingungen für die Mitarbeitenden konnten<br />

vereinheitlicht werden, und auch die Betreuung der Oberwalliser<br />

Bevölkerung stellt sich heute als signifikant verbesserte<br />

Dienstleistung dar. Für die Oberwalliser Gemeinden konnten<br />

zudem spezifische Angebote geschaffen werden, wie beispielsweise<br />

die Gewährleistung der Berufsbeistandschaft<br />

für alle Gemeinden, die Ausweitung der Schulsozialarbeit auf<br />

zahlreiche Oberwalliser Regionen oder auch der Ausbau von<br />

Zusatzleistungen in der Spitex. Hierzu gehören insbesondere<br />

der Betreuungs- und Entlastungsdienst, die Ansprechstelle für<br />

betreuende Angehörige oder die Pflegeverrichtungen vor Ort<br />

aber auch das Leisten von Sondereinsätzen wie zuletzt in der<br />

COVID-19-Pandemie. In dieser Zeit unterstützte das SMZO<br />

Hausarztpraxen bei der Durchführung von PCR Tests und gewährleistete,<br />

dass im kantonalen Impfzentrum in Brig ausreichend<br />

Personalressourcen vorhanden waren.<br />

die Rolle des Pilot-SMZ, so zum Beispiel bei der Einführung<br />

des elektronischen Pflegedossiers Carefolio@home. Und hinsichtlich<br />

der Kostenentwicklung ist tatsächlich eingetreten,<br />

was vor der Fusion als Ziel ausgegeben worden war. Eine Stabilisierung<br />

der Ausgaben konnte erreicht werden – so war zwischen<br />

2011 und 2021 nur noch ein vergleichsweise moderater<br />

Anstieg von 6,5 % der Kosten zu verzeichnen.<br />

Gleichwohl mag es verwundern, wenn die Herausforderungen,<br />

denen sich das Sozialmedizinische Zentrum Oberwallis auch<br />

aktuell und in naher Zukunft gegenübersieht, praktisch immer<br />

noch dieselben sind. Was unter dem vorab Aufgezeigten aber<br />

eben ganz und gar nicht heisst, dass in den vergangenen zehn<br />

Jahren nicht erfolgreich gearbeitet wurde. Vielmehr ändern<br />

sich die jeweiligen Rahmenbedingungen, die nicht nur für sich<br />

allein Auswirkungen haben, sondern sich auch noch wechselseitig<br />

beeinflussen und in der Folge das SMZO heutzutage vor<br />

immer neue Aufgaben stellen. Als Beispiel sei an dieser Stelle<br />

nur die demografische Entwicklung mit der Tendenz zur beschleunigten<br />

Alterung insbesondere in den Rand- und Berggebieten<br />

erwähnt – so geht die kantonale Langzeitpflegeplanung<br />

für das Oberwallis aktuell von einem Anteil von 8,6 % der<br />

über 80-Jährigen bis ins Jahr 2030 aus. Im Jahr 2010 lag dieser<br />

Wert noch bei rund 4,4 % und somit bei der Hälfte. Nicht<br />

nur, dass immer mehr Menschen im Alter immer länger zu<br />

Hause wohnen bleiben und damit ein generell erhöhter Bedarf<br />

an Pflegefachkräften erforderlich wird. Die Betreuung und<br />

Versorgung in Rand- und Bergebieten impliziert unausweichlich<br />

auch ein Vielfaches Mehr an längeren Wegzeiten, die sich<br />

in der effektiven Arbeitszeiteffizienz niederschlagen: Je mehr<br />

das Pflegepersonal fahren muss, umso weniger Menschen<br />

können versorgt werden. D.h., dass SMZO benötigt deutlich<br />

mehr Pflegekräfte, die auf dem Arbeitsmarkt ohnehin schon<br />

mit zunehmenden Aufwand gesucht werden.<br />

Aber den grundsätzlichen Erfolg der Fusion vor zehn Jahren<br />

stellt heute niemand mehr in Frage. Mit dem Entscheid des<br />

Kantons ist seit Juli 2021 sogar gesetzlich festgeschrieben,<br />

dass es im Wallis nur noch fünf regionale Sozialmedizinische<br />

Zentren, und darunter eines im Oberwallis geben darf.<br />

Damit untermauert er den Staatsratsbeschluss vom 27. Oktober<br />

2011 nachhaltig und erteilt in Anlehnung an den Artikel<br />

im Walliser Boten vom 15. September 2011 «Grünes Licht für<br />

SMZO» auch weiterhin grünes Licht für die Zukunft des SMZO.<br />

Auch auf kantonaler Ebene ist nun eine bessere Interessenvertretung<br />

sichergestellt. Das Oberwallis tritt geeint auf, übernimmt<br />

Verantwortung und das eine oder andere Mal auch


Kurz gefragt, kurz gesagt …<br />

5<br />

Staatsrat Franz Ruppen<br />

Herr Staatsrat Ruppen,<br />

Sie waren 12 Jahre<br />

als Gemeinderat verantwortlich<br />

für das Soziale<br />

in Ihrer Gemeinde<br />

Naters. Heute sind Sie<br />

als Staatsrat in Sitten<br />

für das «Baudepartement»<br />

verantwortlich.<br />

Wie haben sie sich eingelebt?<br />

Ich habe mich sehr<br />

gut eingelebt. Die Zeit<br />

vergeht schnell; ich<br />

bin jetzt bereits mehr<br />

als ein Jahr im Amt.<br />

Meine Zeit in der Exekutive<br />

und als Gemeindepräsident von Naters hat mir geholfen,<br />

mich rasch in den neuen Aufgaben meines Departements<br />

zurechtzufinden. Es gibt viel zu tun in meinem Departement:<br />

Strassen und Öffentlicher Verkehr, Bau der Autobahn im Oberwallis,<br />

Rhonekorrektur, Naturgefahren, Sanierung der belasteten<br />

Standorte, Raumplanung, etc. Es ist ein spannendes, aber<br />

arbeitsintensives Departement.<br />

Wie haben Sie das <strong>Gesundheit</strong>s- und Sozialwesen als Vorsteher<br />

des Ressorts <strong>Gesundheit</strong> und <strong>Soziales</strong> in Naters sowie als<br />

langjähriges Vorstandsmitglied SMZO wahrgenommen?<br />

Manche Leute denken, das «Ressort <strong>Soziales</strong>» sei ein einfaches<br />

Ressort und relativ leicht zu führen. Das Gegenteil ist<br />

der Fall: es war ein intensives Ressort, vor allem auch von<br />

der menschlichen Seite her betrachtet. Ich habe viele Einzelschicksale<br />

gesehen, die mich betroffen gemacht haben. Ich<br />

bin überzeugt, dass mein juristischer Hintergrund für mich ein<br />

grosser Vorteil war, sowohl als Ressortvorsteher als auch als<br />

Vorstandsmitglied des SMZO.<br />

Ausgaben im <strong>Gesundheit</strong>s- und vor allem im Sozialwesen werden<br />

stets kritisch angesehen – «Braucht es das? Sollte nicht<br />

Selbstverantwortung gelten? Ist nicht jeder seines eigenes<br />

Glückes Schmied?»; was entgegnen Sie solchen Voten?<br />

Natürlich gilt vorerst – auch im Sozialwesen – der Grundsatz<br />

der Eigenverantwortung. Der Staat hilft subsidiär. Aber nicht<br />

jeder ist privilegiert. Darum braucht es entsprechende Unterstützung.<br />

Und eines ist auch klar: es braucht ein funktionierendes<br />

<strong>Gesundheit</strong>s- und Sozialwesen. Das hat gerade auch<br />

die Corona-Pandemie gezeigt. Ich bin 2013 selbst an Krebs<br />

erkrankt und habe damals Dienstleistungen der SPITEX in Anspruch<br />

genommen. Bis heute bin ich dankbar dafür! Die Mitarbeitenden<br />

haben einen tollen Job gemacht.<br />

Was ist schwieriger: die Autobahn A9 fertigstellen oder in<br />

einem Gemeinderat das oft unpopuläre Ressort <strong>Soziales</strong> vertreten?<br />

Beides ist mit grossen Herausforderungen und auch mit Schwierigkeiten<br />

verbunden und beides wird von aussen manchmal<br />

nicht richtig wahrgenommen. Entscheide oder Entwicklungen<br />

werden nicht immer direkt verstanden, weil Aussenstehenden<br />

oft nicht alle Details bekannt sind. Aber der Bau der Autobahn<br />

A9 im Oberwallis geht voran. Am 23. September 2022 können<br />

wir die Nordröhre des Tunnels Visp eröffnen!<br />

Die Schweizer Konferenz für Sozialhilfe SKOS geht als Auswirkung<br />

der Corona-Pandemie von einer zeitlich verzögerten,<br />

aber empfindlichen gesamtschweizerischen Steigerung der<br />

Ausgaben in der Sozialhilfe aus. Wie beurteilen Sie dies?<br />

Bis jetzt wurden die Sozialhilfeausgaben durch die Corona-Pandemie<br />

kaum beeinflusst. Ob es zeitlich verzögert tatsächlich zu<br />

einer solchen Corona-bedingten Steigerung in der Sozialhilfe<br />

kommt, ist schwierig zu sagen. Wichtig ist eine positive wirtschaftliche<br />

Entwicklung. Wenn die Wirtschaft floriert, werden Arbeitsplätze<br />

geschaffen. Und eine gute Arbeitsmarktlage erleichtert<br />

die berufliche Integration von Menschen in der Sozialhilfe.<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch Herr Staatsrat.<br />

Gut zu wissen<br />

Wichtige<br />

Neuerungen<br />

bei der IV<br />

Am 1.1.2022 trat die Weiterentwicklung<br />

der IV und somit auch das stufenlose<br />

Rentensystem in Kraft<br />

Das neue, stufenlose Rentensystem gilt für alle Neurentner ab<br />

dem 1.1.2022. Bereits laufende Renten werden nach dem neuen<br />

System berechnet, wenn sich bei einer Revision der Invaliditätsgrad<br />

um mindestens fünf Prozentpunkte ändert. Die Renten von<br />

unter dreissigjährigen Versicherten werden innerhalb von zehn<br />

Jahren ins stufenlose System überführt. Für Versicherte über 55<br />

Jahre wird der Besitzstand garantiert. Die Höhe des Anspruchs<br />

auf eine Invalidenrente wird neu in prozentualen Anteilen an einer<br />

ganzen Rente festgelegt und nicht mehr in Abstufungen von Viertelsrenten.<br />

Wie bisher werden Renten ab einem Invaliditätsgrad<br />

von 40 Prozent gewährt. Der Anspruch auf eine ganze Rente entsteht<br />

ab einem Invaliditätsgrad von 70 Prozent. Bei einem Invaliditätsgrad<br />

von 50 bis 69 Prozent entspricht der prozentuale Anteil<br />

neu genau dem Invaliditätsgrad. Für die Invaliditätsgrade von 40<br />

bis 49 Prozent liegt die Rente zwischen 25 und 47,5 Prozent.<br />

www.soziale-sicherheit-chss.ch.


Perspektiven<br />

6<br />

Berufsbilder bei der Spitex<br />

Diplomierte Pflegefachperson mit Herz und Leidenschaft<br />

Es ist erst kurz nach sieben Uhr morgens, als Jenny Bovet<br />

vom Spitexteam Leuk-Steg bereits bei ihrer ersten Kundin<br />

eintrifft. Sie ist im dritten Ausbildungsjahr zur diplomierten<br />

Pflegefachfrau HF und wird im Sommer mit ihrer Diplomarbeit<br />

abschliessen. Dabei handelt es sich alles andere als<br />

um eine konventionelle Ausbildung, denn die 32-jährige ist die<br />

erste Auszubildende im Oberwallis, welche bei der Spitex das<br />

Modell «Ausbildung mit Betriebsanstellung» absolviert haben<br />

wird. Das heisst, das SMZO hat sich verpflichtet, sie nach Beendigung<br />

der Ausbildung ab September für mindestens zwei<br />

weitere Jahre bei der Spitex Oberwallis anzustellen.<br />

Dass ihr das Helfen von Menschen Spass und Freude bereitet,<br />

hat die gelernte Detailhandelskauffrau zum ersten Mal festgestellt,<br />

als sie in Leukerbad noch im Detailhandel tätig war.<br />

«Von der Rheumaklinik kamen immer wieder hilfsbedürftige<br />

Patienten zu uns in den Sportgeschäft, für die ich mich dann<br />

in meiner Freizeit engagiert habe», so Jenny Bovet. Ihr habe<br />

die Möglichkeit, Menschen besser und mehr helfen zu können,<br />

im klassischen Verkauf einfach gefehlt. Deswegen entschied<br />

sie sich eines Tages dafür, unter anderem ein Schnupperpraktikum<br />

in der Höhenklinik in Montana zu absolvieren.<br />

Anschliessend ging alles recht schnell. Der Job im Detailhandel<br />

wurde kurzerhand an den Nagel gehängt und die erste<br />

Ausbildung zur Fachfrau <strong>Gesundheit</strong> FaGe in Angriff genommen.<br />

Sie war von der zweijährigen Ausbildung so begeistert,<br />

dass sie sich entschied, auch noch das Diplom oben drauf zu<br />

setzen und bewarb sich vor drei Jahren mit einer Spontanbewerbung<br />

beim SMZO. «Es hat auf Anhieb geklappt, und ich<br />

habe diesen Schritt keine Sekunde lang bereut», sagt Jenny,<br />

die in ihrer Freizeit eine passionierte Netzball-Spielerin ist und<br />

zum Ausgleich zum Arbeitsalltag gerne auf ihrer Alpe in der<br />

Natur Kraft tankt.<br />

Neben ihrem Spitex-Rucksack braucht Jenny Bovet für ihre<br />

Einsätze bei den Kunden lediglich noch ihr neues Arbeitsgerät,<br />

das Tablet. Jeder Spitex Mitarbeitende verfügt über solch<br />

ein Gerät mit integrierter Telefonfunktion, über welches unter<br />

anderem die Einsatzpläne und Kundendaten abgerufen aber<br />

auch die erfolgten Pflegeeinsätze erfasst werden können. Mit<br />

der Einführung dieser Geräte wurde der gesamte organisatorische<br />

Ablauf und administrative Aufwand weiter minimiert,<br />

was wiederum der Pflegezeit am Kunden zu Gute kommt. So<br />

hat sich die angehende diplomierte Pflegefachfrau HF heute<br />

Morgen, bevor sie ihre Wohnung verliess, binnen weniger<br />

Minuten über ihre heutigen Termine und das erforderliche<br />

Material informieren können, ohne dafür extra noch am Spitex-Standort<br />

vorbeifahren zu müssen. Neben diversen Verbandswechseln<br />

stehen heute auch noch einige Kunden mit<br />

Duschen und Haare waschen sowie Medikamente richten auf<br />

dem Programm. Bei ihrer ersten Kundin handelt es sich um<br />

eine rüstige Dame, die sich bereits vor geraumer Weile das<br />

linke Schienbein verletzt hatte. Die offene Wunde heilt auch<br />

aufgrund der schlechten Durchblutung nur sehr schwer ab<br />

und verlangt eine regelmässige Wundversorgung.


7<br />

Bei der Personaleinsatzplanung der Spitex wird versucht,<br />

darauf zu achten, dass die Spitex Kunden nicht permanent<br />

jemand Neues bei sich zu Hause begrüssen müssen. Jenny<br />

Bovet und ihre Kundin kennen sich inzwischen also schon<br />

recht gut, und während sie die Wunde reinigt und den neuen<br />

Verband anlegt, wird sich über das ein oder andere aktuelle<br />

Thema ausgetauscht. «Natürlich sind wir stets darauf bedacht,<br />

unseren Kunden gegenüber die gebührende Distanz<br />

zu wahren. Aber wenn man jemanden über eine längere Zeit<br />

betreut, dann entsteht natürlich ein gewisses Vertrauensverhältnis,<br />

und man tauscht sich auch mal über die Familie oder<br />

so aus», so die Auszubildende.<br />

Nach einer guten Dreiviertelstunde ist der erste Einsatz für die<br />

angehende diplomierte Pflegefachfrau HF abgeschlossen.<br />

Sie nimmt auf ihrem Tablet im elektronischen Pflegedossier<br />

Carefolio@Home noch schnell die notwendigen Eintragungen<br />

vor und meldet sich geschwind vorab bei ihrem nächsten Kunden<br />

telefonisch an. Neben der Hilfe, die sie mit ihrem Fachwissen<br />

betroffenen Menschen zukommen lassen kann, gefällt ihr<br />

vor allem auch die Vielfalt und Abwechslung in ihrem Beruf.<br />

«Ich bin sehr gerne unterwegs, und es gibt Einsatztage, da<br />

fahre ich morgens bei Sonnenaufgang ins Lötschental, dann<br />

bin ich tagsüber in Leukerbad und abends wieder unten im<br />

Rhonetal. Mich reizt an dieser Arbeit ganz besonders, dass<br />

ich bei den Kunden in verschiedene Welten eintauchen kann,<br />

wo ich es mit vielen verschiedenen Wundarten zu tun habe,<br />

die eine entsprechende Kompetenz und Produktkenntnis erfordern,<br />

und wo ich eigenständig Entscheidungen treffen<br />

muss», meint die angehende diplomierte Pflegefachfrau HF<br />

noch mit einem Blick auf die Uhr. Und schon sitzt sie wieder<br />

im Auto, damit der nächste Kunde nicht unnötig lange warten<br />

muss.<br />

Mehr Informationen<br />

Scannen Sie den QR Code und schauen<br />

Sie sich die Videodokumentation<br />

über den Beruf der Dipl. Pflegefachperson<br />

HF an.


Hinter dem Horizont<br />

8<br />

SPOTnat<br />

Eine Studie gibt aufschlussreiche nationale Einblicke in<br />

die Versorgungsqualität und deren Einflussfaktoren im<br />

Schweizer Spitexbereich<br />

SPOTnat steht für Spitex Koordination und Qualität. Hinter der<br />

Abkürzung verbirgt sich nichts Geringeres als eine fünf Jahre<br />

dauernde Feldstudie, deren nationale Ergebnisse ganz konkret<br />

erlauben, Handlungsfelder und Ansatzpunkte auf verschiedenen<br />

Ebenen zur Qualitätsverbesserung zu erkennen und abzuleiten.<br />

Unter anderem von der Universität Basel ins Leben gerufen,<br />

hatten das Walliser <strong>Gesundheit</strong>sdepartement und die Walliser<br />

Vereinigung der Sozialmedizinischen Zentren sofort erkannt,<br />

welche Chance sich für die fünf Walliser Sozialmedizinischen<br />

Zentren durch deren gesamthafte Beteiligung ergibt. «Unter<br />

der Federführung des Projektteams der Uni Basel wurden<br />

unsere Erwartungen an diesen Benchmark um ein Vielfaches<br />

übertroffen, und die hervorragenden Analysen stellen für uns<br />

alle eine wahre Goldmine dar. Nicht nur, um unsere Zentren<br />

und deren Dienstleistungen hinsichtlich der Qualität sondern<br />

auch hinsichtlich der Mitarbeiter- sowie natürlich der Kundenzufriedenheit<br />

essentiell steigern zu können», so eine sichtlich<br />

zufriedene Valérie Vouillamoz, Generalsekretärin der Walliser<br />

Vereinigung der Sozialmedizinischen Zentren.<br />

So wurde im Rahmen eines ersten Workshops auf kantonaler<br />

Ebene unter Anleitung des Projektteams ein vertiefter Einblick<br />

in die Benchmarkergebnisse gegeben. Die Teilnehmer konnten<br />

mit Handlungsempfehlungen unter anderem zu den Bereichen<br />

interne und externe Kommunikation, die Koordination der Pflegeleistungen<br />

sowie das Einbeziehen der Kunden und deren<br />

Angehörige in den Pflege- und Betreuungsablauf wieder in ihr<br />

jeweiliges Zentrum zurückkehren. Nun ist es an jeder Region,<br />

die für sie relevanten Massnahmen zu definieren, zu priorisieren,<br />

umzusetzen und deren Erfolg zu messen.<br />

Aktuelles<br />

Schulsozialarbeit: Mobbing beenden<br />

Wo Menschen sich begegnen, kann es zu Missverständnissen,<br />

Konflikten und Ausgrenzung kommen. Wird ein Kind systematisch,<br />

über einen längeren Zeitraum und ohne ersichtlichen<br />

Grund von einer Gruppe ausgegrenzt, handelt es sich<br />

womöglich um Mobbing. Besteht der Verdacht, dass ein Kind<br />

soziale Schwierigkeiten hat, gilt es genau hinzuschauen und<br />

aktiv zu werden. Dann braucht es das Gespräch mit der Klassenlehrperson.<br />

Ist es bloss ein Konflikt oder braucht das Kind<br />

Hilfe von aussen?<br />

Streiten ist gesund und wichtig. Wenn Kinder miteinander<br />

Ärger bekommen, braucht es in der Regel keine Interventionen<br />

seitens der Erwachsenen. Die Kinder müssen lernen, die<br />

Steine allein aus dem Weg zu räumen. Werden jedoch Grenzen<br />

überschritten, müssen Erwachsene eingreifen. Mobbing<br />

ist ein komplexes gruppendynamisches Phänomen, bei dem<br />

alle Kinder einer Gruppe oder Klasse beteiligt sind. Die Kinder<br />

schaffen es sehr häufig nicht von allein, eine solche Situation<br />

zu erkennen und einen Ausstieg zu finden. Dabei gibt es viele<br />

gute Methoden, um Mobbingsituationen zu entschärfen und<br />

schliesslich ganz aufzulösen.<br />

Die Schulsozialarbeit unterstützt derzeit im Auftrag von 19 Gemeinden<br />

(ab September 2022 Erweiterung auf insgesamt 23<br />

Gemeinden) in rund 30 Oberwalliser Schulhäusern bei Bedarf<br />

Schüler sowie deren Eltern und Lehrpersonen bei diesem und<br />

vielen weiteren Themen. Kontaktaufnahme und Informationen:<br />

www.schulsozialarbeit-oberwallis.ch


SMZO vor Ort<br />

9<br />

Vier Gemeinden – ein Team<br />

1983 gegründet, stellen heute 12 Mitarbeitende<br />

im Saastal nicht nur die Pflegeleistungen sicher<br />

Vom Alters- und Pflegeheim Saas-Grund aus, stellt Regula Zurbriggen,<br />

welche im Sommer auf die nach 39 Jahren im aktiven<br />

Spitexdienst ausscheidende Adelheid Charvet folgt, und ein<br />

Team von zehn Mitarbeitenden sowie eine HF Schülerin die<br />

Pflege von rund bis zu 40 Kunden in allen vier Gemeinden des<br />

Saastals sicher. Sie übernehmen vorwiegend die Beratung, Behandlungs-<br />

und Grundpflege sowie Leistungen im Bereich Hauswirtschaft<br />

und Betreuung. In der Zusammenarbeit mit Partnern<br />

wie den Ärzten, der Apotheke, der Physiotherapie und weitern<br />

externen Diensten wie dem Mobilen Palliative Dienst, der Stoma<br />

Beratung oder der Diabetes Beratung, begleiten die Spitex Angestellten<br />

die Kunden und deren Angehörige in herausfordernden<br />

Situationen in ihrem Krankheits- und Genesungsprozess.<br />

Neben diesem Grundangebot werden aber auch immer wieder<br />

<strong>Gesundheit</strong>sprojekte für die im Saastal ansässige Bevölkerung<br />

initiiert, z. B: zu aktuellen Themen wie «Demenz der lange Abschied»,<br />

«Demenz – was nun?», Validation oder «Die Patientenverfügung».<br />

Aktuelles<br />

Family Coaching & Beratung<br />

Schnell. Einfach. Kompetent.<br />

Ob Stress in der Schule, Probleme im Umgang mit den heranwachsenden<br />

Kindern, die Trennung der Eltern oder andere<br />

belastende Faktoren. Die Einflüsse, welche das harmonische<br />

Familienleben aus der Bahn werfen können, sind vielfältig. Und<br />

nicht selten schaffen es die Beteiligten nicht mehr aus eigener<br />

Kraft aus der Negativspirale wieder herauszukommen. Hier<br />

setzt Family Coaching & Beratung mit seinem niederschwelligen<br />

Angebot für Eltern an, welche von sich aus Unterstützung<br />

suchen. Die Teamleiterin Sabine Fux weiss, worauf es<br />

ankommt. «Es geht darum schnell und unkompliziert zu handeln»,<br />

so die Sozialpädagogin und fährt fort «das heisst, wir<br />

beantworten Anfragen binnen 24 Stunden. Und die Erfahrung<br />

hat gezeigt, dass in der Regel schon ein bis fünf Sitzungen reichen,<br />

um einen anderen Zugang und Lösungen für die herausfordernden<br />

Situationen zu finden.» Die Sitzungen können – je<br />

nach Wunsch – im Büro oder bei der Familie daheim – stattfinden.<br />

Ausserdem erfolgt keine Aktenführung, und die Betroffenen<br />

definieren selber die Themen, den Umfang und die Ziele.<br />

www.familyberatung.ch<br />

Mehr Informationen<br />

Erfahren Sie im Beitrag mehr über das<br />

von offiziellen Partnerinstitutionen<br />

im Wallis anerkannte Angebot Family<br />

Coaching & Beratung.


Feldstecher<br />

Zahlenspiegel 10<br />

Wohnen im Alter<br />

im Fieschertal<br />

Selbstbestimmt leben –<br />

für mehr Lebensqualität<br />

Facts & Figures<br />

Spitex 2021<br />

165 000<br />

Klientenbesuche &<br />

-konsultationen<br />

Zu Hause wohnen bis ins hohe Lebensalter oder bis zum Lebensende<br />

ist der Wunsch der meisten Menschen. Nicht immer<br />

sind ältere Wohnungen und Häuser jedoch so gebaut oder eingerichtet,<br />

dass der Verbleib auch bei zunehmendem Alter und<br />

allfälliger Pflege- und Betreuungsbedürftigkeit möglich ist. Der<br />

Schritt vom Wohnen zu Hause ins Alters- und Pflegeheim ist<br />

derart gross, dass dieser meist erst im Notfall vollzogen wird.<br />

Zunehmend besteht deshalb der Bedarf nach einem innovativen<br />

Zwischenschritt. «Wohnen mit Service» ist eine Form<br />

des betreuten Wohnens, die für ältere Menschen in den vergangenen<br />

Jahren immer bedeutender geworden ist. Der Boom<br />

des betreuten Wohnens hat aber auch einen gesellschaftspolitischen<br />

Ursprung: Wie 2021 die Studie «Gute Betreuung im<br />

Alter – Kosten und Finanzierung» von Pro Senectute Schweiz<br />

aufzeigte, werden immer mehr Menschen älter und brauchen<br />

damit länger Betreuungsleistungen. Zudem können ältere<br />

Menschen nicht immer auf die Betreuung durch Angehörige<br />

zurückgreifen. Dies führt zum Beispiel zu einer Zunahme von<br />

Einsamkeit im Alter, die sich stark auf die psychische und physische<br />

<strong>Gesundheit</strong> auswirkt. Betreute Wohnformen sind darum<br />

auch ethisch notwendig.<br />

Die Wohngenossenschaft Fieschertal Rissla hat die Zeichen<br />

der Zeit erkannt und mit ihrem Angebot «Wohnen mit Service»<br />

eine barrierefreie Wohnform geschaffen, die es ermöglicht,<br />

sowohl das Leben selbstbestimmt zu gestalten, als auch zur<br />

rechten Zeit über nötige Hilfsangebote verfügen zu können.<br />

So können die Bewohnerinnen und Bewohner in der eigenen<br />

Wohnung leben, je nach Bedarf aber auch begleitende Serviceangebote<br />

oder Pflegeleistungen nutzen.<br />

Die beiden Neubauten der Wohngenossenschaft im Fieschertal<br />

wurden mit ihren insgesamt 11 Wohnungen (sechs 2,5 und<br />

fünf 3,5 Zimmer Wohnungen) unter Berücksichtigung des LEA<br />

Labels erbaut. LEA steht für «Living Every Age» (= Leben in<br />

jedem Alter) und beruht auf bestehenden Normen, Planungsrichtlinien<br />

und Merkblättern für eine altersgerechte Wohnraumgestaltung.<br />

Zur altersgerechten Wohnraumgestaltung<br />

gehört nicht nur ein stufenloser Zugang zu allen Räumen in<br />

Wohnung und Gebäude, sondern eine Vielzahl von Details, die<br />

erst dann wirklich zum Tragen kommen, wenn die körperlichen<br />

Einschränkungen zunehmen. www.rissla.ch<br />

236 600<br />

erbrachte<br />

Pflegeleistungen<br />

627 300<br />

gefahrene Kilometer<br />

(ca. 16 Erdumrundungen)<br />

1800<br />

Spitex-Kunden<br />

betreut<br />

45 000<br />

Mahlzeiten verteilt<br />

durch 135 Helfer<br />

4900<br />

Mütter- & Väterberatungen


Originalarbeit<br />

Präv <strong>Gesundheit</strong>sf<br />

https://doi.org/10.1007/s11553-021-00930-0<br />

Eingegangen: 2. September 2021<br />

Angenommen: 21. Dezember 2021<br />

© Der/die Autor(en) 2022<br />

„Standing ovation“ – seit der<br />

COVID-19-Pandemie wird Pflegenden<br />

applaudiert, um ihnen<br />

Wertschätzung entgegenzubringen.<br />

Vor der Pandemie jedoch war in Verbindung<br />

mit der Pflege eher von<br />

geringer Entlohnung und schlechten<br />

Arbeitsbedingungen die Rede.<br />

Besonders in Bezug auf den Fachkräftemangel<br />

stellt ein gutes Image des<br />

Pflegeberufes aber einen zentralen<br />

Faktor dar.<br />

Hintergrund und Fragestellung<br />

Über die Jahre hat sich das Image von<br />

Pflegefachpersonen zwar modernisiert<br />

[19], global wird den Pflegefachpersonen<br />

aber immer noch ein stereotypisches<br />

und geringschätziges Image zugeschrieben<br />

[6, 11]. In einer Schweizer Studie<br />

wurde aufgezeigt, dass Pflegefachpersonen<br />

Stereotypen, welche anhand von<br />

Klischees vorliegen, verinnerlicht haben<br />

und teils selbst anwenden, um jemandem<br />

ihren Beruf zu erläutern [16]. Die<br />

Art und Weise, wie sich Pflegende selbst<br />

sehen, wird laut Fletcher (2007; [4]) als<br />

Selbstimage bezeichnet. Ein negatives<br />

Selbstimage fördert und stärkt die Bildung<br />

eines schlechten Images in der<br />

Gesellschaft [11].<br />

Ein schlechtes oder stereotypisches<br />

Selbstimage stellt für den Pflegeberuf ein<br />

großes Problem dar. Um dem drohenden<br />

Personalmangel entgegenzuwirken, ist<br />

Auftraggeber<br />

BernUniversityofAppliedSciences<br />

2 Bern University of Applied Sciences, Bern, Schweiz<br />

ein gutes Image für die Pflege unabdingbar.<br />

Das Ziel der Studie war, Daten zum<br />

gegenwärtigen Selbstimage wie auch einerEinschätzungzumöffentlichenImage<br />

von diplomierten Pflegefachpersonen in<br />

der Schweiz zu generieren. Zudem sollten<br />

institutionsspezifische Unterschiede<br />

betrachtetwerden.ZusammenhangsanalysenzwischensoziodemografischenAn-<br />

gaben der Teilnehmenden (Ausbildung,<br />

Arbeitspensum, Berufserfahrung, Alter<br />

und Geschlecht) und deren Eigenwahrnehmung<br />

des Images vervollständigten<br />

die Untersuchung.<br />

Methode<br />

Um das Forschungsvorhaben zu realisieren,<br />

wurden eine quantitative multizentrische<br />

Querschnittsstudie und ein qualitatives<br />

Design gewählt.<br />

Eingeschlossen wurden Pflegefachpersonen,<br />

die mindestens 18 Jahre alt<br />

waren. Die Studienteilnehmenden mussten<br />

über ein Pflegediplom verfügen und<br />

in einer Oberwalliser <strong>Gesundheit</strong>sinstitution<br />

arbeiten. Sie mussten über<br />

genügend Deutschkenntnisse verfügen,<br />

um die Umfrage verstehen und ausfüllen<br />

zu können.<br />

Die quantitative Erhebung erfolgte<br />

über einen Umfragelink, den alle diplomierten<br />

Pflegefachpersonen im Oberwallis<br />

erhielten. Es wurde die Umfragesoftware<br />

SoSci Survey (SoSci Survey<br />

GmbH, Deutschland) genutzt. Neben<br />

der Erhebung von soziodemografischen<br />

Daten wurde das Image mit der Porter<br />

Nursing Image Scale (PNIS) erhoben,<br />

welche in englischer Sprache vorlag und<br />

inAnlehnungandieRichtlinienvonWild<br />

et al. [20] übersetzt wurde (. Abb. 1).<br />

Die Teilnehmenden wurden angewiesen,<br />

die Skala in Bezug auf ihr Selbstimage<br />

und darauf zu bewerten, wie sich die<br />

Öffentlichkeit Pflegefachpersonen vorstellt.<br />

Anhand der siebenstufigen Likert-<br />

Skala werden Aussagen zu 30 bipolaren<br />

Adjektivpaaren gemacht. Diese werden<br />

in drei Faktoren (interpersonelle Macht,<br />

zwischenmenschliche Beziehungen, intrapersonelle<br />

Fähigkeiten) eingeteilt. Die<br />

englische Skala gilt als reliabel und valide<br />

[15]. Bei der deutschen PNIS zeigte sich<br />

beim Faktor 3 (intrapersonelle Fähigkeiten)<br />

eine fragwürdige Reliabilität (Selbstimage<br />

Cronbachs α = 0,550; öffentliches<br />

Image Cronbachs α = 0,584). Die interne<br />

Konsistenz bei beiden Skalen für die<br />

restlichen Faktoren ist akzeptabel bis<br />

exzellent (Cronbachs α = 0,788–0,904).<br />

Die statistischen Analysen erfolgten<br />

mittels Statistical Package for Social<br />

Sciences (SPSS, IBM, Stanford, CA,<br />

USA). Anhand deskriptiver Statistik<br />

wurden das Selbstimage, die Vorstellung<br />

des gesellschaftlichen Images sowie soziodemografische<br />

Aspekte beschrieben.<br />

Unterschiede sowie Zusammenhänge<br />

wurden deskriptiv und schließend ergründet.<br />

Für die Datenanalyse wurde<br />

ein Konfidenzniveau von 95% gewählt.<br />

P-Werte (p) < 0,05 galten als signifikant.<br />

Zur Untersuchung, ob eine Diskrepanz<br />

zwischen Selbst- und gesellschaftlichem<br />

Image vorliegt, wurden Mittelwertsvergleiche<br />

durchgeführt. Der nichtpara-<br />

Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

Lesenswert<br />

Rückspiegel<br />

11<br />

Unsere<br />

Lesetipps für Sie<br />

Prof. Dr. Lothaer Seiwert und<br />

Silvia Sperling<br />

Die Intervallwoche – arbeitest<br />

du noch oder lebst du schon?<br />

Der Ansatz von Bestsellerautor Lothar Seiwert und der<br />

Wirtschaftsjournalistin Silvia Sperling ist ebenso visionär<br />

wie umsetzbar: Wer radikal auf den eigenen Biorhythmus<br />

umstellt, ist gesünder, arbeitet produktiver, lebt länger<br />

und ist glücklicher.<br />

ISBN: 978-3-426-67598-4<br />

Annette Kast-Zahn<br />

Jedes Kind kann Regeln lernen<br />

Ständiges Theater an der Supermarktkasse, Ärger auf<br />

dem Spielplatz und jeden Morgen Trödelei beim Anziehen?<br />

Der GU Ratgeber Jedes Kind kann Regeln lernen<br />

räumt endlich auf mit den nervenzerreissenden Machtkämpfen<br />

zwischen Eltern und Kind.<br />

Ein Wiedersehen<br />

im Zeichen des<br />

Wandel(n)s<br />

Zufriedene Teilnehmer am<br />

2. Ehemaligenanlass des SMZO<br />

Evelyn Julier-Abgottspon 1,2 · Sarah Brunner-Pfaffen1,2 · Christian Eissler 1<br />

1 Spitalzentrum Oberwallis/Sozialmedizinisches Zentrum Oberwallis, Brig, Schweiz<br />

Selbstimage und öffentliches<br />

Image des Pflegeberufs: eine<br />

quantitative und qualitative<br />

Querschnittsstudie<br />

ISBN: 978-3-8338-3616-9<br />

Evelyn Julier-Abgottspon, MScN //<br />

Sarah Brunner-Pfaffen, MScN // Christian Eissler<br />

Selbstimage und öffentliches<br />

Image des Pflegeberufs:<br />

eine quantitative und qualitative<br />

Querschnittsstudie<br />

Die quantitative und qualitative Querschnittsstudie zeigt<br />

auf, dass es in der Lehre und in der Praxis neue Strategien<br />

braucht, damit sowohl das Selbstimage als auch das öffentliche<br />

Image der Pflegeberufe gestärkt und verbessert<br />

werden kann.<br />

Download-Link: https://rdcu.be/cI4Ea<br />

Nach der Erstauflage im Jahr 2019 und der durch die Pandemie<br />

bedingten Zwangspause konnte das SMZO seine ehemaligen<br />

Mitarbeitenden Ende Mai im World Nature Forum in<br />

Naters zum 2. Ehemaligenanlass willkommen heissen. Dem<br />

offiziellen Programm ging mit drei geführten Wanderungen in<br />

den Regionen Salgesch, Visp und Natischerberg ein Aktivangebot<br />

voraus, welches rege genutzt wurde.<br />

Guter Dinge fanden sich die Teilnehmenden am späteren<br />

Nachmittag im WNF in Naters wieder ein, wo das 10jährige<br />

Jubiläum des SMZO im Rahmen eines Podiumsgespräches<br />

unter dem Titel «Abusitz» von rro-Moderatorin Monja Burgener<br />

geleitet wurde. Paul Burgener, von 2014 bis 2021 Präsident<br />

des SMZO, Hausarzt Dr. René Blumenthal, langjähriges Vorstandsmitglied<br />

beim SMZO, Matthias Eggel, während über<br />

einem Jahrzehnt Ressortverantwortlicher «Alter, <strong>Gesundheit</strong><br />

und <strong>Soziales</strong>» in der Stadtgemeinde Brig-Glis und letzter Präsident<br />

des SMRZ Brig – östlich Raron – Goms und Helena<br />

Mooser Theler, <strong>Gesundheit</strong>spolitikerin im Grossen Rat, langjährige<br />

Gemeinderätin Visp und damalige Präsidentin des<br />

SMRZ Visp, warfen einen, mitunter amüsant-unterhaltsamen<br />

Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, bevor der Abend<br />

für alle Anwesenden mit einem Stehbuffet-Empfang gesellig<br />

ausklang.


12<br />

Veranstaltungstipps<br />

03. September 2022<br />

Nationaler Spitextag<br />

Am Nationalen Spitextag sensibilisieren<br />

alle Schweizer Spitexorganisationen die<br />

Bevölkerung in diesem Jahr zum Thema<br />

«Die Spitex – modern und systemrelevant».<br />

Informationen zur Aktion der Spitex<br />

Oberwallis ab Sommer unter:<br />

www.smzo.ch<br />

21. September bis 21. Dezember 2022<br />

Welt-Alzheimertag,<br />

Eine lebenswerte Stadt<br />

für Alle<br />

Der Welt-Alzheimer Tag ist der Auftakt<br />

zu einem dreimonatigen Programm<br />

mit verschiedensten Aktionen und Veranstaltungen<br />

rund um das Thema Demenz.<br />

Organisiert von der Gemeinde<br />

Visp «Eine einladende Stadt für Alle»<br />

und Alzheimer Valais Wallis. Alle Infos<br />

zum Programm ab Sommer auf:<br />

www.alzheimer-schweiz.ch/wallis<br />

17. Oktober 2022<br />

Internationaler Tag zur<br />

Beseitigung der Armut<br />

Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe<br />

SKOS bezeichnet «Armut als relatives<br />

Phänomen die Unterversorgung<br />

in wichtigen Lebensbereichen wie Wohnen,<br />

Ernährung, <strong>Gesundheit</strong>, Bildung, Arbeit<br />

und sozialen Kontakten.» Alljährlich<br />

wird auch im Oberwallis am Aktionstag<br />

auf das Thema aufmerksam gemacht.<br />

Nähere Infos ab Herbst auf:<br />

www.smzo.ch<br />

10. November 2022<br />

Zukunftstag<br />

Der Zukunftstag will – wie sein Name<br />

sagt – die Zukunft gestalten. Mädchen<br />

und Jungen wechseln die Seiten; dadurch<br />

lernen sie untypische Arbeitsfelder<br />

und Lebensbereiche kennen und<br />

machen Erfahrungen fürs Leben. Der<br />

Nationale Zukunftstag fördert damit<br />

frühzeitig die Gleichstellung von Frau<br />

und Mann bei der Berufswahl und bei<br />

der Lebensplanung.<br />

www.zukunftstag.ch<br />

20. November 2022<br />

Internationaler Tag<br />

der Kinderrechte<br />

Der Tag wird in über 145 Staaten der<br />

Welt begangen, um auf die besonderen<br />

Bedürfnisse der Kinder und speziell auf<br />

die Kinderrechte aufmerksam zu machen.<br />

Die Schulsozialarbeit Oberwallis<br />

wird in mehreren Oberwalliser Schulhäusern<br />

Aktivitäten durchführen und<br />

die Kinder auf kreative Art und Weise an<br />

verschiedene Kinderrechte heranführen,<br />

welche in der UNO-Kinderrechtskonvention<br />

enthalten sind.<br />

www.schulsozialarbeit-oberwallis.ch<br />

Impressum<br />

Sozialmedizinisches Zentrum Oberwallis<br />

Nordstrasse 30 | 3900 Brig<br />

Gestaltung: pomino.ch<br />

Druck: Valmedia<br />

Brig, Juni 2022<br />

Der Einfachheit halber wurde für Kunden<br />

und Klienten überall der männliche Begriff<br />

verwendet. Die weibliche Form ist aber<br />

überall mit gemeint und eingeschlossen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!