28.06.2022 Aufrufe

Kaviar Geschichten

Wussten Sie schon, dass noch in den 50er Jahren kaspische Fischer Kaviar unter ihre Mahlzeiten rührten, weil der eiweißreiche Fischrogen eine billige und sättigende Komponente war? Heutzutage gehört Kaviar zu den edelsten Lebensmitteln, um das sich viele Mythen und Geschichten ranken. Christoph Moeskes, Journalist und Autor, widmet sich in seinem neuen Buch kurzweilig und informativ der Welt des Kaviars - angefangen beim Weltmarkt und Monopolen über Wilderei und Schmuggel bis hin zu Schutz und Zucht.

Wussten Sie schon, dass noch in den 50er Jahren kaspische Fischer Kaviar unter ihre Mahlzeiten rührten, weil der eiweißreiche Fischrogen eine billige und sättigende Komponente war? Heutzutage gehört Kaviar zu den edelsten Lebensmitteln, um das sich viele Mythen und Geschichten ranken. Christoph Moeskes, Journalist und Autor, widmet sich in seinem neuen Buch kurzweilig und informativ der Welt des Kaviars - angefangen beim Weltmarkt und Monopolen über Wilderei und Schmuggel bis hin zu Schutz und Zucht.

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Russland<br />

Von Zaren, Feiertagen und einem beherzten Griechen<br />

Der Stör war überall verbreitet, im Atlantik, im Pazifik, in Nord- und Ostsee,<br />

im Mittelmeer. Störmännchen und Störweibchen schwammen in<br />

der Gironde, im Po, in der Seine, im Rhein, in der Elbe, im Mississippi, in<br />

der Weichsel, im Yangtse, in der Themse, im Amur, in der Donau. Regelrecht<br />

schwindelig kann einem werden bei all den Flussnamen – und das<br />

sind längst nicht alle. Dnepr, Don und Ural (auch das ist ein Fluss), vor<br />

allem aber die Wolga gehören unbedingt dazu – allesamt russische oder<br />

zumindest zum Teil russische Ströme. Elf der 29 Störarten lebten und<br />

leben in russischen Gewässern. Rekord! Russland, so kann man mit Fug<br />

und Recht behaupten, ist Störland.<br />

Der Fisch liebt diese Gewässer, besonders die südlichen. 90 Prozent<br />

aller Störe weltweit lebten 1991 im Kaspischen und im Asowschen Meer,<br />

einem brackigen, fast abgeschlossenen Teil des Schwarzen Meeres. Von<br />

dort verschifften bereits die griechischen Kolonisten Störfleisch nach<br />

Athen. »Brackig« bedeutet nicht etwa »abgestanden, moderig«, sondern<br />

»salzarm«. Brackwasser gefällt dem Stör offenbar, muss er darin seinen<br />

Salzhaushalt doch nicht groß anpassen, wenn er zum Laichen in die<br />

Flüsse zieht. Salz- und Süßwasser haben unterschiedliche osmotische<br />

Druckverhältnisse in den Zellen zur Folge. Von Meer- auf Flusswasser<br />

umzuschalten fordert den Fischen einiges ab.<br />

Ist das Asowsche Meer ein gutes Habitat für den Stör, so ist das Kaspische<br />

Meer ein wahres Paradies: zwei- bis dreimal weniger salzig als<br />

die Ozeane und dennoch groß wie ein Meer; flach im Norden, tief im<br />

Süden; lieblich im Sommer, stürmisch im Winter. Rund 130 kleine und<br />

große Flüsse speisen das größte Binnengewässer der Welt. Sie tragen<br />

für uns fremdartige, märchenhaft anmutende Namen: Kura (Aserbaidschan),<br />

Terek (Russland) oder Sefidrud (Iran). Die große Gebieterin des<br />

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