faktor Sommer 2022
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18. Jahrgang Sommer 2022 8 Euro
› MEHR ALS EIN MAGAZIN
› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN
erfolgsgeschichte Birgitt Witter-Wirsam hat HolzLand-Hasselbach neu erfunden und fit gemacht für die fünfte Generation 90
Unsere Steuerberaterinnen stehen für Frauenpower
Das beste Mittel gegen Standardlösungen sind viele verschiedene
Sichtweisen. Und die größten Erfolge für unsere Mandanten erzielen
wir oft, wenn wir in gemischten Teams aus Frauen und Männern arbeiten.
Deshalb verfolgt Quattek & Partner das Ziel, mehr Frauen in
verantwortliche Positionen zu bringen.
Dass wir uns dafür als Unternehmen verändern und weiterentwickeln
müssen, liegt auf der Hand. Homeoffice und zahlreiche Teilzeitmodelle
sind heute schon Standard.
Wir arbeiten daran, das Selbstverständliche zu ermöglichen. So gehört
es bei Quattek & Partner zur täglichen Praxis, Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern die gleichen Chancen zu bieten. Nicht um eine Quote
zu erfüllen. Sondern um Potenziale auszuschöpfen. Und im Ergebnis
noch besser zu werden.
Jürgen Hollstein Dipl.-Kfm.
Steuerberater
Roland Haever Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater
Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater
Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.
Steuerberater
Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.
Wirtschaftsprüfer · Steuerberater
Miriam Engel Dipl.-Kffr.
Steuerberaterin
Lutz Becker
Rechtsanwalt
Jan Förster
Steuerberater
In Kooperation mit
Quattek & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbB · Nikolausberger Weg 49 · 37073 Göttingen · Tel. (05 51) 49 70 1-0 · www.quattek.de
60 x 240 mm
editorial
UNSER NEUER
BÜROBEDARF
KATALOG
»Braucht es diese Ausgabe
wirklich?«
FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP
Seit unserem Top-Frauen-Schwerpunkt vor einem Jahr haben wir uns wiederholt
der kritischen Frage stellen müssen: Ist es wirklich nötig, einen gesonderten Fokus
auf erfolgreiche Entscheiderinnen zu setzen? Sollten sie nicht vielmehr ein ganz
normaler, ebenbürtiger Bestandteil im faktor sein, 50 Prozent einer jeden Ausgabe für
Top-Entscheider füllen?
Selbstverständlich gibt es viele von ihnen in Südniedersachsen: Top-Frauen. Doch wer sich
die Arbeitswelt und insbesondere die Führungsriege anschaut, wird schnell feststellen, dass
hier bis heute eben keine Ausgewogenheit herrscht. Die Wahrheit ist, dass Frauen noch
immer – aller noch so guten Ansätze und Bemühungen zum Trotz – im Berufsleben einen
schwereren Stand haben als Männer. Und solange Frauen nicht überall die gleichen Chancen
und Gehälter bekommen, so lange ist es wichtig, ja, sogar notwendig, Vorbilder ins
Scheinwerfer licht zu stellen. Das machen wir – und zwar voller Überzeugung!
So lernen Sie bespielweise unsere Coverfrau Birgitt Witter-Wirsam kennen. Die IHK-Vizepräsidentin
berichtet uns, wie sie als Inhaberin eines traditions reichen Familienunternehmens
mit zahlreichen Rückschlägen umgegangen ist und wie sie ihren Sohn fit für die Nachfolge
macht. Uni-Biologin Maite Aguado erzählt von ihrer spannenden Forschung auf dem Grund
der Weltmeere und davon, wie sie als Leiterin des geplanten Biodiversitätsmuseums neue
Blickwinkel eröffnen möchte. Merle Homeier – aktuell eine der talentiertesten deutschen
Weitspringerinnen – setzt für die Leichtathletikgemeinschaft Göttingen zum großen Sprung
an, und Unternehmerin Julia Schwarz verrät, wie sie mit ihrem deutschlandweit einzigartigen
Konzept von fairer Hochzeitsmode tagtäglich für nachhaltige Momente sorgt.
Apropos nachhaltige Momente. Sie hat uns wieder! Endlich, nach langer Durststecke, ist sie
mit voller Wucht zurück: unsere Kultur. Bildgewaltig wie eh und je sind die Höhepunkte der
Region in dieser Ausgabe zu finden. Genießen Sie wunderbare visuelle Eindrücke – von der
documenta über die Gandersheimer Domfestspiele und Göttinger Händel-Festspiele bis
hin zum neuen Forum Wissen. Und natürlich sind auch wieder die einen oder anderen
erfolgreichen Männer in diesem Heft zu finden ;-) Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre
viel Vergnügen, und kommen Sie entspannt durch den Sommer.
Ihre Elena Schrader
Chefredakteurin
schrader@faktor-magazin.de
www.mehralseinmagazin.de
P
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Hier
Katalog
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DER BLICK AUF
DIE PREISE:
PASST!
Wir denken Büro neu.
an unserem Ausstellungszentrum stehen
ausreichend kostenlose Parkplätze zur Verfügung.
KARL-ARNOLD-STRASSE 4 · 37079 GÖTTINGEN
0551 50669-23 und -25
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2 |2022 3
inhalt
Schwerpunkt im Magazin:
Top-Frauen der Region im Profil
ab Seite 107
148 Voller Einsatz
Am Start. Merle Homeier von der
LG Göttingen zählt zu den besten
Weitspringerinnen Deutschlands.
Das wissen alle. Nur sie selbst
manchmal noch nicht.
unternehmen
24 Unter Volldampf
Technologieführer Piller Blowers &
Compressors aus Moringen setzt auf
konsequente Digitalisierung
42 Erfolg verpflichtet
Der Renovierungs-Discounter tedox
spendet, anstatt zu feiern
46 Die ewige Klassenfahrt
Warum sowohl Schüler als auch
die Region von Südniedersachsens
Internaten profitieren
wissen
62 „Der Zweifel ist eine Stärke“
Der neue Forum-Wissen-Chef
Christoph Bleidorn im Interview
68 Die facettenreiche Welt
des Wissens
Ein Blick in das neue Museum
am Göttinger Bahnhof
80 Die Wurmforscherin
Biologin Maite Aguado über
Godzillas Erzfeind und das geplante
Biodiversitätsmuseum
86 Auf dem richtigen Weg
Was Göttinger Ärzte schon
lange über Brüste wussten
mensch
90 Geht nicht, gibt’s nicht.
Birgitt Witter-Wirsam hat alle
Hindernisse aus dem Weg geräumt
und HolzLand Hasselbach neu
erfunden
98 Dr. Code
Der Mediziner Farshid Noorani und
sein Weg in die IT-Branche
102 Geburtsstunde auf Social Media
Hebammen geben digital ihr
Wissen weiter und sind Vorbild
für den Nachwuchs
107 Top-Frauen der Region
präsentieren sich
leben
124 Mehr Diskussionen um die
documenta, bitte
Was die documenta wirklich
möchte und wo ihre Chancen
und Risiken liegen
144 Ein weißer Traum aus Müll
Mit fairer Hochzeitsmode sorgt
Julia Schwarz für nachhaltige Momente
148 Auf dem Sprung
Wie Merle Homeier von der
LG Göttingen an der Spitze der
deutschen Weitsprungelite landet
service
3 Editorial
8 Momentaufnahmen
Besondere Augenblicke
vergangener Tage
16 Aktuelles
Neues aus der´Redaktion
20 Wenn’s passt, dann passt’s
faktor-Profil bringt Menschen
erfolgreich zusammen
153 Impressum
154 Wissensbissen
New Work – Folge 4:
Was sind Future Skills?
gezeichnet von Tanja Wehr
4 2 |2022
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA
24 Mehr als heiße Luft
Hidden Champion. Um seinen Spitzenplatz als weltweiter Technologieführer in Sachen
Hochleistungsgebläse und Kompressoren auszubauen, setzt Piller in Moringen neben
präziser Handarbeit vor allem auf die konsequente Digitalisierung.
62 Forum-Wissen-Chef
» Von manchen wird
Selbstzweifel als Schwäche
angesehen, der wissenschaftliche
Autorität untergräbt. Er ist aber
eigentlich eine Stärke – weil man
immer wieder neu prüft und so
die beste Erklärung sucht.«
FOTO: MARCO BÜHL
68 Die facettenreiche Welt des Wissens
Neues entdecken. Wie entsteht Wissen? Welche Menschen und Dinge sind daran beteiligt?
Welche Methoden kommen zum Einsatz? Das neue Forum Wissen lädt dazu ein, diesen
Fragen auf den Grund zu gehen.
80 Die Wurmforscherin
Aufgetaucht. Biologin Maite Aguado erzählt
von ihrer Forschung auf dem Grund der
Weltmeere und darüber, wie sie als Leiterin
des geplanten Biodiversitätsmuseums der
Uni neue Blickwinkel eröffnen möchte.
2 |2022 5
Unsere exklusiven Marken:
RAUMÜBERGREIFENDES KONZEPT, INTERNATIONALES DESIGN: WIE AUS EINEM GUSS WIRKT DAS INTERIOR, WENN DIE GRIFFLOSE
KÜCHE MIT ANGRENZENDEN SCHRÄNKEN IM WOHN- UND ESSZIMMER KOMBINIERT WIRD, DIE EBENFALLS MIT FRONTEN AUS
WALNUSSHOLZ GESTALTET SIND.
DIE ELEGANZ DES HOLZES
Sie ist ein architektonisches Statement: die Küche Bossa von LEICHT. Die grifflosen
Fronten in edlem Walnussfurnier sind geprägt von markanten, schmalen
und vertikal gestalteten Stäbchen. Die Küchenmöbel muten ausgesprochen
wohnlich an und spiegeln damit einen der wichtigsten aktuellen Wohntrends
wider, bei dem die Küche nahtlos in das Esszimmer und das Wohnzimmer übergeht.
Dabei wird die Küche zum stilprägenden Raum und das Interior wirkt,
wenn gewünscht, wie aus einem Guss.
Küche vereint Modernität und Midcentury-Stil
Die feine Linierung gibt dem Programm des schwäbischen Herstellers seinen
Namen – denn Bossa kommt aus dem Portugiesischen und bedeutet Höcker.
OB AUSZUG ODER SCHUBLADE: DAS INNENLEBEN DER
SCHRÄNKE IST IN DER NEUEN FARBE CARBONGRAU
GESTALTET.
Die Küche vereint eine sehr klare und moderne Wirkung und zeitlose Formensprache
mit einem angesagten Midcentury-Stil. Damit steht die Bossa ebenso
wie die Küchenmarke LEICHT für minimalistisches und zeitloses internationales
Design. Die Marke gilt als richtungsweisend für anspruchsvolle und
moderne Küchenarchitektur „Made in Germany“. Möbel Hesse präsentiert im
Markenstudio des Küchencenter No1 in Garbsen die größte Schau von LEICHT
in Norddeutschland.
Die schönsten und exklusivsten Küchen unter einem Dach erleben – diese außergewöhnliche Möglichkeit bietet sich Ihnen bei
Möbel Hesse: Im Markenstudio, zu finden direkt im Küchencenter No1, präsentieren wir Ihnen ein erweitertes Programm an
hochwertigen Markenküchen. Es wird Sie beeindrucken, wie auch Ihre neue Küche zum wahren Schatz des Hauses wird!
TELEFONISCHE TERMINVEREINBARUNG ZUR BERATUNG UNTER 0511 27978-3700
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DER MARKEN
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EINE INNENAUSSTATTUNG IM
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* Wert Holzteile ab 15.000,-.
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Aktionen oder bestehenden Aufträgen.
Gültig bis 31.8.2022
BLACK LINE
Bei der black line Küche trifft die kühle Eleganz schwarzer Flächen auf die natürliche Schönheit und Wärme edlen Naturholzes. Der großzügige Anbautisch und die
offene Gestaltung schenken dieser Küche eine wohnliche Atmosphäre.
V-ZUG
Puristisches Design, perfekt bis in Detail: Dafür stehen die Backöfen und
Steamer der Marke V-ZUG aus der Schweiz. Die Spiegelglasfronten in
Schwarz und Platinum integrieren sich nahtlos im Zusammenspiel mit den
Möbeln. Bedient werden die Geräte mit einem Circle Slider, der in der Mitte
des hochauflösenden Touch-Displays ins Glas geschliffen ist. Das Display
zeigt alle Einstellungen in einer App an – für ein Höchstmaß an Komfort.
REVOLUTIONÄR BESSER
Das BORA Professional ist die Kombination aus dem hochwertigen
Kochfeldabzug und leistungsfähigen, übertiefen Kochfeldern. Klassische
Bedienknebel und Touch-Oberflächen mit LED-Anzeige garantieren eine
einfache und intuitive Nutzung. Durch die übertiefen Kochfelder mit 54 cm
bleibt noch mehr Platz zum Kochen. Auch zwei große Töpfe finden so leicht
hintereinander Platz.
MARKENSTUDIO IM KÜCHENCENTER No1
Möbel Hesse GmbH, Robert-Hesse-Straße 3, 30827 Garbsen/Hannover, Tel. 0511 27978-3700, info@moebel-hesse.de, www.moebel-hesse.de
momentaufnahmen
8 2 |2022
momentaufnahmen
Momentaufnahmen
faktor lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & STEFAN KIMMEL
Gesamtkunstwerk
Einigen gilt sie als die beste der 42 Opern von Georg Friedrich Händel:
,Giulio Cesare in Egitto‘. Und so gingen am 22. Mai auch die diesjährigen
Internationalen Händel-Festspiele Göttingen unter der künstlerischen Leitung
von George Petrou mit einem fulminanten Knall zu Ende. Petrou brachte in
seiner Doppelrolle als Regisseur und Dirigent das Meisterwerk zurück an den
Ort, wo die Händel-Renaissance in den 1920er-Jahren begann.
In der rund viereinhalb Stunden langen Aufführung erlebten die Zuschauer im
Deutschen Theater – in Zusammenarbeit mit dem rund 30-köpfigen Göttinger
Festspielorchester und der Nederlands Reisopera – eine beeindruckende
musikalische Darbietung. Gemeinsam erzählten sie die listige Rachegeschichte
um den Anspruch Cleopatras auf den ägyptischen Thron und ihre Verführung
des römischen Herrschers Caesar. Ebenso überzeugen konnte das Bühnenbild,
das von archäologischen Funden des frühen 20. Jahrhunderts aus Ägypten
inspiriert wurde. FOTO: STEFAN KIMMEL
2 |2022 9
momentaufnahmen
Episches Schauspiel-Spektakel
Mitte Juni starteten die 63. Gandersheimer Domfestspiele – unter anderem
mit der Premiere der atemberaubenden Krimigeschichte ‚Der Name der Rose‘
von Umberto Eco über die Abgründe einer Klostergemeinschaft im Jahr 1327.
Die Geschichte erzählt von einem brisanten Geheimnis hinter dicken Klostermauern,
das wiederholt zu Todesfällen führt. Inszeniert von Marco Luca
Castelli mit überwältigenden Bildern und bewegender Livemusik von
Ferdinand von Seebach unter Beteiligung des Extra- Ensembles kam das
Publikum nach coronabedingter Zwangspause endlich wieder in den Genuss
der einzigartigen Freilichtbühnen atmosphäre vor der Bad Gandersheimer
Stiftskirche. Die Festspiele laufen noch bis zum 21. August.
10 2 |2022
momentaufnahmen
2 |2022 11
momentaufnahmen
Läuft wieder!
Die Stimmung der über 5.000 begeisterten Zuschauer
am Wegesrand und auch auf den Rennstrecken selbst konnte
kaum ausgelassener sein. Denn am 24. April war es endlich
so weit: Nach zwei Jahren Pause konnte das traditionelle
Göttinger Radrennen Tour d’Energie (TDE) wieder starten.
Rund 3.000 Fahrer traten auf den beiden 45 und 100
Kilometer umfassenden Rennstrecken hoch motiviert
in die Pedale. Neben Teilnehmern aus ganz Deutschland
gingen in diesem Jahr auch wieder rund 15 Schul- und
Firmenmannschaften an den Start und ließen
sich von der Menge tragen.
12 2 |2022
momentaufnahmen
2 |2022 13
momentaufnahmen
Ein Haus, das Zukunftsmusik spielt
Inmitten von Kunstquartier und Innenstadt öffnete Anfang
Mai das neue Göttinger Literaturhaus, das die Arbeit des
Literarischen Zentrums und des Göttinger Literaturherbstes
unter einem Dach vereint. Auf drei Etagen
soll hier geplant, organisiert, veranstaltet, gelesen und
diskutiert werden und so ein Ort der Begegnung
entstehen. Bereits am Eröffnungswochenende überzeugte
das Konzept die ersten Besucher – mit Musik, Lesungen
von Doris Dörrie und Matthias Brandt sowie inspirierenden
Reden, unter anderem des deutsch-bosnischen Autors
Saša Stanišić (Foto).
Der Festvortrag des Buchpreisträger 2019 war ein
literarischer Text und eine Weiterdichtung seines Romans
,Herkunft‘. Er sprach von persönlichen Erlebnissen in
Ex-Jugoslawien – geprägt von mächtigen Bildern und
glänzenden Zusammenführungen und von den in seinen
Erinnerungen existierenden musizierenden Häusern.
Dem Anlass angemessen, brachte er intelligent und
unterhaltsam auf den Punkt, was das Literaturhaus
Göttingen in Zukunft sein soll: „Es soll alle Tonleitern
von Dur bis Moll und genreübergreifend spielen.
Es sollte ausdrücken, was sein könnte, wie wir leben
könnten. Ein Haus, das Zukunftsmusik spielt.“
14 2 |2022
momentaufnahmen
2 |2022 15
aktuelles
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
Ab in die Zukunft
faktor geht auf Zeitreise
Eine besondere Ehre wurde dem faktor Ende März zuteil. Hier legten die
Projekt- und Quartiersentwickler EBR und das Life-Science-Unternehmen
amedes gemeinsam den Grundstein für ihr Projekt ‚InnovationsQuartier
Herbert-Quandt-Straße‘. Das dreiteilige Gebäudeensemble soll als
Kompetenzzentrum für den international tätigen medizinischen und Labor-
Dienstleister dienen und bereits 2024 auf dem fast 20.000 Quadratmeter
großen Grundstück fertiggestellt werden.
Zur Grundsteinlegung wurde eine Zeitkapsel mit zeitgenössischen
Dokumenten in die Erde gelassen – mit in der Röhre: die faktor-Ausgabe
aus dem Frühjahr 2018, dessen Cover amedes-Gründer Helmut Wagner
(Foto) ziert. Darin erzählte faktor zum damaligen 70. Geburtstag des
Laborarzts dessen ganze Erfolgs geschichte, sprach mit ihm über Gott
und darüber, warum man gerade als ‚alter‘ Marxist ein guter
Unternehmer ist. Diese Erkenntnis wird nun – dank faktor in der
Zeitkapsel – auch an künftige Generationen überliefert.
Den Artikel über Helmut Wagner zum Nachlesen finden Sie unter:
www.faktor-magazin.de/ora-et-labora
Sind Sie dabei?
Der faktorAzubi geht wieder an den Start
Die nächste Ausgabe faktorAzubi erscheint Ende August! Sie gibt einen Überblick
über die zehn beliebtesten Ausbildungsberufe Deutschlands und zeigt, mit
welchen Jobs die kommende Generation auf dem Arbeitsmarkt die Welt
verändern kann. Azubis und Studierende aus Südniedersachsen stellen eine
bunte Mischung von spannenden Ausbildungen und dualen Studiengängen
aus der Region vor und geben persönliche Einblicke in ihren Arbeitsalltag.
Dazu gibt es wieder hilfreiche Unterstützung für die erfolgreiche Bewerbung
sowie zahlreiche Tipps für die aktive Freizeitgestaltung – vom Forum Wissen
über die documenta bis hin zu den Lieblingspodcasts aus der faktor-Redaktion.
Möchten auch Sie sich den Schülern der Region als Arbeitgeber präsentieren und die
Arbeitnehmer von morgen für sich gewinnen? Dann melden sie sich gern bei
Nicole Benseler unter: Tel. 0551 30983922 oder benseler@faktor-magazin.de
16 2 |2022
aktuelles
©UNIVERSITÄT GÖTTINGEN/JAN VETTER
Die Mischung machtʼs
Was haben James Bond, Fußball und die Natur
gemein? Sie sind Teil der faktor-Events 2022.
In Sachen Veranstaltungen erwartet die Besucher in der zweiten
Jahreshälfte ein Themencocktail, der es in sich hat.
Zunächst steht am 25. August ein ganz besonders exklusiver Abend
auf dem Programm: Uni-Präsident und Physik professor Metin Tolan
(Foto) persönlich wird auf der nächsten faktor-Business-Lounge
als Speaker auf der Bühne stehen und seinen Vortrag ,Geschüttelt,
nicht gerührt: James Bond im Visier der Physik‘ halten. Um das Event
angemessen abzurunden, dürfen sich die Gäste auf das eine oder andere
Bond-Highlight im Rahmenprogramm freuen.
Auch das zweite Event des Jahres am 6. Oktober wird ein wenig aus dem Rahmen
fallen. Gemeinsam mit den Coaches von nevo wird es eine Premiere geben: die aller erste
faktor-Outdoor-Lounge. Der interaktive Vortrag von nevo ,Netzwerken in Bewegung‘
findet im Wieterwald Northeim statt.
Last but not least: Nachdem die im Juni geplante faktor-Business-Lounge mit Ex-Fußballnationalspieler
Marco Bode coronabedingt abgesagt werden musste, steht nun fest, dass es
passend zur Fußball-WM 2022 im November einen Nachholtermin geben wird – mit dem
Titel ,Matchplan – was Fußball und Unternehmen voneinander lernen können‘.
Sie möchten keines der Events verpassen? Dann tragen Sie sich einfach in unseren
kostenlosen faktor-Newsletter ein oder informieren Sie sich unter: faktorevents.de/fbl
faktor-Wein
Ein ganz besonderes Tröpfchen
Der faktor-Wein ist da! Unter dem Namen ‚Lesefreude‘ nennt
faktor nun – in Kooperation mit der Weinhandlung Bremer
aus Göttingen – einen ausgesuchten Wein sein Eigen.
Den hochwertigen Riesling vom Pfälzer Weingut Studier –
der in der Regel nur Gästen in der Redaktion und Kunden
vorbehalten ist – gibt es für aufmerksame faktor-Leser ab
und an auf unserem Instagram-Account zu gewinnen:
@faktormagazin.
Reinschauen lohnt sich!
2 |2022 17
aktuelles
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
faktor-Mittagsclub
Häppchenweise Inspiration
Einmal im Monat bietet der faktor-Mittagsclub Gelegenheit, sich in
exklusiver Runde von einem kurzen Impulsvortrag inspirieren zu lassen
und sich beim anschließenden Mittagessen im Amavi mit den anderen
Teilnehmern auszutauschen. Ziel ist es, Unternehmen persönliche
Ein blicke hinter sonst verschlossene Türen zu ermöglichen und frische
Ideen aus neuen Businessmodellen zu vermitteln.
Mittagsclub im Fellini mit Anthony Ioan (2. v. l.) und
Gerald Spahiu (2. v. r.) von Koiotech
Zu Gast im April war Haberland-Inhaberin Romina Weis. Im Alter
von 27 Jahren übernahm sie das Göttinger Umzugsunternehmen. Die
gelernte Kauffrau für Versicherung und Finanzen berichtete, wie die
Unternehmensnachfolge bei Haberland gelaufen ist und wie sie sich in
der Männerdomäne erfolgreich behauptet.
Im Mai waren CEO Anthony Ioan und Gerald Spahiu von Koiotech (Foto)
mit von der Partie – dieses Mal ausnahmsweise in fremder Location.
Die Gewinner des Gründungswettbewerbs ‚Lift-Off‘ der Uni Göttingen
2021 entwickelten eine voll automatisierte Assistenz für die Vermessung
von Kartoffeln. Im Mittagsclub im Restaurant Fellini erzählen die Gründer
von ihrer Idee und den damit verbundenen Herausforderungen.
faktor-Newsletter
Ab sofort gibt faktor-Herausgeber Marco Böhme einen
wöchent lichen Überblick über das, was ihn und die Region bewegt.
In ,Marco Böhmes faktor-Woche‘ berichtet der 47-Jährige über aktuelle
Neuigkeiten und Events wie Eröffnungen und Empfänge in Süd nie dersachsen,
über den faktor-Mittagsclub und die faktor-Business-Lounge.
Mit seinen Erfahrungen als erfolgreicher Unternehmer gibt er persönliche
Tipps für eine hochwertige Sichtbarkeit für Firmen der Region und lässt
seine Leser mit exklusiven Einblicke in die Redaktion und ersten
Eindrücken aus der nächsten Ausgabe am faktor-Alltag teilhaben.
Interessiert?
Dann melden Sie sich direkt an unter:
www.mehralseinmagazin.de
18 2 |2022
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“
Guter Rat
ist die Wurzel
Ihres Erfolges
dr. Bodenburg
Zilian
Werk
Rechtsanwalts- und Notariatskanzlei in Göttingen
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten
in allen juristischen Angelegenheiten
dr. Bodenburg
Zilian
Werk
Rechtsanwalts- Rechtsanwalts- und und Notariatskanzlei Notarkanzlei in Göttingen
Rechtsgebiete
Arbeitsrecht
Bank-, Kapital-, Gesellschaftsrecht
Erbrecht
Versicherungsrecht
Compliance
Medizinrecht
Energierecht
Immobilien-, Bau-, Mietrecht
Familienrecht
Straf- & Verkehrsrecht
Notariat
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten
Vertrags- & Zivilrecht
in allen juristischen Angelegenheiten
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“
Rechtsgebiete
SBZW Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen
Arbeitsrecht
Dr. Reinhard Bodenburg (Notar a. D.), Michael Bank-, Kapital-, Zilian Gesellschaftsrecht
(Notar), Hasso Werk
Berliner Straße 10, 37073 Göttingen · T Erbrecht elefon 0551 497070
www.sbzw.de
18.06.21 12:46
erfolgsgeschichte
Wenn’s passt,
dann passt’s!
faktor bringt zusammen, was zusammengehört:
Durch ein Firmenprofil im Magazin wurde Vertriebsspezialist Michael Paetzold auf die Coaches
von nevo aufmerksam – und so begann eine Zusammenarbeit, von der heute alle profitieren.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE LUKA GORJUP
N
Eine Karte der Persönlichkeit
Transformation mit Herz, Hirn und Hand – mit Coaches von nevo auf der Reise zu sich selbst
in externes Coaching gehört mittlerweile
zu den Grundprinzipien moderner
Unternehmensführung. Auf dem Markt
es jede Menge Ansätze und Strategien.
innovativen und neuen Weg bieten
Liebermann und Dr. Florian Besch mit
rma nevo: MapsTell, ein CoachingTool,
den Niederlanden stammt und auf
sönlichkeitstest DISG basiert, kann
personen, Teams oder ganze Unterngesetzt
werden, um Führungsverammenarbeit
und auch Firmenzuentwickeln.
UND BESCH sind zwei von
n Coaches in Deutschland, die
den. Es handelt sich um eine
tive und professionelle Art,
en und die eigene Wirkung
u begreifen, aber auch das
nschen und Kolleg*innen
en. Auf Basis eines Pereine
individuelle Land
, erstellt. Erläuterungen
rch den Coach helfen
warum man entspreuniziert.
Die Vier-Zonen-Strategie
„Wenn ich die Landkarte des anderen kenne,
ist das ein Schlüssel zur guten Zusammenarbeit”,
erklärt Liebermann. MapsTell verortet
das Verhalten von Menschen in einem der
vier Bereiche Dominanz, Initiative, Stetigkeit
und Gewissenhaftigkeit, die sich dann weiter
in insgesamt 16 verschiedene Verhaltensstile
aufschlüsseln. Auf der PersonalMap zeigt sich
die Landschaft des eigenen Verhaltens, in
der Eigenschaften wie effektiv, überwältigend,
bahnbrechend, aber auch geschwätzig oder
moderierend Städten, Bergen, Flüssen und
Gebieten zugeordnet sind. „Natürlich können
diese Karten nicht 100 Prozent unseres Verhaltens
abbilden, aber 60 bis 80 Prozent des
Tests passen“, sagt Besch. „Es ist eine Reise
zu sich selbst.“
GERADE IN ZEITEN VON pandemiebedingtem
Homeoffice werden die unterschiedlichen
Präferenzen und Bedürfnisse von Teammitgliedern
noch mehr zur Herausforderung.
MapsTell und das Coaching ermöglichen, dass
sich Teammitglieder in ihrer Unterschiedlichkeit
begegnen können und den gemeinsamen
Nutzen erkennen. Nicht umsonst heißt die
KONTAKT
nevo – Training, Coaching, Entwicklung
Am Hasengraben 3
37073 Göttingen
Tel. 0551 492 482 82
info@nevoteam.de
www.nevoteam.de
LESEZEIT: 4 MINUTEN
Manchmal braucht es – wenn der Zeitpunkt der
richtige ist – nur einen kleinen Anstoß, um
Dinge in Gang zu bringen. Für Michael
Paetzold war dies ein Beitrag in der faktor-Sommerausgabe
im vergangenen Jahr. Das Unternehmensprofil
mit dem Titel ‚Eine Karte der Persönlichkeit‘ stellte ein
neues Coaching-Tool vor, das Daniel Liebermann und
Florian Besch mit ihrer Göttinger Beratungsfirma nevo
seit einiger Zeit anbieten: ,MapsTell‘ – ein
aus den Niederlanden stammendes
Coaching-Konzept, das für Einzelpersonen,
Teams oder ganze Unternehmen
eingesetzt wird, um Führungsverhalten,
Zusammenarbeit und
auch die Firmenkultur weiterzuentwickeln.
„Ich fand diese Idee sofort spannend,
aus einem Verhaltensscan eine individuelle
Landkarte zu machen“, erzählt Paetzold
Spielerisch, kreativ und professionell
Dr. Florian Besch (l.) und Daniel Liebermann
haben mit dem CoachingTool ,MapsTell‘ den
Schlüssel für gute Zusammenarbeit.
PersonalMap auch ,die Welt der Unterschiede‘.
„Es ist gut zu wissen, wo Konflikte und
Spannungsfelder liegen, um diese ausräumen
zu können“, sagt Liebermann. Denn immer
wieder entdecken Coachees auch eigene blinde
Flecken und können mit der Erkenntnis
wachsen.
TEXT: CAROLIN SCHÄUFELE
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PROFIL
rückblickend. „Visuelles packt mich immer
sehr direkt.“ Zum damaligen Zeitpunkt befand
sich der heute 59-Jährige gerade in einer
Weiterbildung zum Erlebnispädagogen und
Outdoortrainer, nachdem er zuvor 20 Jahre im
Geschäftskundenvertrieb bei der Telekom gearbeitet
hatte. „Mit dieser Weiterbildung wollte ich
mich dem nähern, was ich immer schon gern getan
hätte: meine vertriebliche Erfahrung als Coach weiterzugeben.
Das war schon lange ein Traum von mir.“
Und so fragte sich Paetzold noch während er den Artikel
las, wie er sich wohl bei nevo einbringen könne.
DA ER FÜR DIE WEITERBILDUNG ohnehin ein Praktikum
absolvieren musste, machte Paetzold kurz entschlossen
das, was er in seinem vorherigen Job jahrelang perfektioniert
hatte: Er griff zum Hörer. Ein Telefonat, das Liebermann
noch heute in sehr guter Erinnerung hat: „Ich
habe sofort gemerkt, dass Michael richtig Lust auf das
Thema Coaching hat und sich weiterentwickeln wollte.“
So verabredeten sie sich für ein erstes persönliches Kennenlernen
in den Büroräumen im Göttinger Leineviertel.
„Als ich bei nevo ankam, ist mir als Erstes ein Schild
aufgefallen, auf dem ‚Auf Augenhöhe‘ steht“, erzählt
Paetzold. „So lief tatsächlich auch unser Gespräch ab:
ein klasse Austausch voller Wertschätzung.“ Und bereits
bei diesem ersten Aufeinandertreffen stellte sich heraus,
dass es sich anbot, über mehr als einen Praktikumsplatz zu
reden. „Schnell wurde klar, dass Michael Ahnung von Vertrieb
hat – besonders vom Telefonvertrieb mit Geschäftskunden.
Genau diese Kenntnisse haben uns damals noch
gefehlt“, berichtet Besch, der nevo vor zehn Jahren zusammen
mit Liebermann gegründet hat. Inzwischen ist
das Team bereits auf fünf feste und zwölf freie Coaches
angewachsen.
20 2 | 2022
erfolgsgeschichte
Win-win Dank faktor nehmen die nevo-Gründer Daniel Liebermann (r.) und Florian Besch (M.) mit Michael Paetzold (l.) im Team weiter Fahrt auf.
NEVO WAR ZU DIESEM ZEITPUNKT gerade ‚MapsTell‘-
Ambassador für Deutschland geworden und wollte sowohl
andere Coaches für Zertifizierungslehrgänge als
auch Unternehmen als Kunden für das neue Coaching-
Angebot gewinnen. „Ehrlich gesagt: Die erste Kontaktaufnahme
über das Telefon können wir, Florian und ich,
nicht besonders gut“, gesteht Liebermann. „Michael hat
da unheimlich Erfahrung mitgebracht.“ Und da die
Chemie stimmte, legten sie sofort los: Liebermann nahm
Paetzold zunächst zum Hospitieren zu zwei Veranstaltungen
mit – eine davon waren die faktor-Teamtage.
„Das war super“, sagt Paetzold. „Ich bin schon lange ein
Fan des Magazins und habe mich immer gefreut, wenn
ich eine Ausgabe in die Hand bekommen habe. So nah
dran zu sein, war ein unerwarteter, spannender Blick
hinter die Kulissen.“
IN DER VORBEREITUNG auf die angedachte Unterstützung
in der Telefonakquise bildeten Liebermann und
sein Kollege Besch den Neueinsteiger auch als
‚MapsTell‘-Guide aus und zertifizierten ihn bereits im
Januar dieses Jahres. Das sei als Grundlage für erfolgreiche
Telefonate unheimlich wichtig gewesen, betont
Michael Paetzold. „Das ist ein komplexes Thema, dessen
Einzigartigkeit nur schwer über eine Webseite herausgestellt
werden kann. Aber wenn Leute am Telefon zuhören,
dann kann ich ihr Interesse schnell wecken und
einen Austausch in Gang bringen“, so der Vetriebsspezialist.
„Michael macht heute den ersten Anruf, bricht für uns
das Eis und stellt den Kontakt her“, erklärt Liebermann
das gemeinsame Vorgehen. „Wir machen bei Interesse
den zweiten Call.“ Gemeinsam seien sie deutlich professioneller
geworden – und hätten schon erfolgreich neue
Kunden gewinnen können. „Er geht auch potenzielle
Kunden an, die wir gar nicht auf dem Schirm haben. Das
eröffnet uns tolle Möglichkeiten. Der Nutzen für uns ist
unheimlich groß.“
AUCH FÜR SICH SIEHT MICHAEL PAETZOLD einen
großen Nutzen: „Ich kann mich mit meiner Erfahrung
optimal einbringen. Das macht mir Freude.“ Und er
bekomme auch heute, nachdem er seine Weiter bildung
als Outdoortrainer und Erlebnispädagoge beendet habe,
immer wieder mal die Gelegenheit, Daniel Liebermann
und Florian Besch zu Coachings zu begleiten. „Es ist
ein Geben und Nehmen auf Augenhöhe. Es passt einfach.“
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24 2 |2022
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Unter Volldampf
Piller Blowers & Compressors ist ein Hidden Champion, der als
weltweiter Technologieführer Hochleistungsgebläse und Kompressoren baut.
Um diesen Spitzenplatz auszubauen, arbeiten die Moringer daran, den
Kundennutzen mit konsequenter Digitalisierung noch weiter zu steigern.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
2 |2022 25
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LESEZEIT: 10 MINUTEN
Bei der Herstellung vieler, scheinbar simpler
Produkte, die täglich durch unsere
Hände gehen, sind viele Schritte notwendig.
Bei einigen – eher unerwarteten
– hat ein Unternehmen aus Südniedersachsen
seine Finger im Spiel: Wenn
es zum Beispiel um Tomatenmark, Papier,
Kaffeepulver, das Feierabendbier oder das Salz in der
Suppe geht, werden in der Produktion Maschinen von
Piller Blowers & Compressors genutzt. Aber auch im
Reinigungsprozess unseres Abwassers kommen sie zum
Einsatz. Kurz gesagt: Die Hochleistungsgebläse und
Kompressoren aus Moringen werden in verschiedenen
Branchen gebraucht, wenn es darum geht, feste und flüssige
Stoffe zu trennen oder zu trocknen – also zum
Beispiel Milch in Milchpulver verwandelt wird. Dabei
gilt es, den im Herstellungsprozess genutzten heißen
Dampf rückzugewinnen, mit den Gebläsen und Kompressoren
zu verdichten, wieder auf eine höhere Temperatur
zu bringen und ihn letztlich erneut im Prozess verfügbar
zu machen. „Wir fertigen keine Standardprodukte,
sondern Einzelstücke, die speziell in die Produktionsanlagen
unserer Kunden eingepasst werden“, erklärt
Christoph Böhnisch die Erfolgsformel des Unternehmens,
das er seit drei Jahren zusammen mit Stephan
Merkel führt. Mit dieser Technologie wurde Piller zum
Marktführer – weltweit. Rund um den Globus gibt es
kaum ein Land, das noch nicht beliefert wurde. Die
Exportquote liegt bei mehr als 85 Prozent.
SEINE MASCHINEN HAT PILLER über Jahre hinweg stetig
verbessert: Bemerkbar macht sich das in einer deutlichen
Steigerung der Energieeffizienz, bei gleichzeitig
minimierter Abnutzung des Materials. Was zunächst für
Laien wenig spannend klingt, entpuppt sich als Technologie
mit spektakulären Effekten für die Kunden: Die
Maschinen von Piller sorgen für stabile Bedingungen im
Produktionsprozess und damit eine gleichbleibende Qualität
bei den Endprodukten. Aber vor allem reduzieren sie
den Energieeinsatz im Produk tionsprozess zum Teil drastisch.
Ist Piller gleich Piller?
Die Piller Blowers & Compressors GmbH aus Moringen
und die Piller Group GmbH in Osterode haben gemeinsame
Wurzeln, sind heute aber voneinander unabhängige
Unternehmen. Hervorgegangen sind sie aus einer
Maschinenfabrik, die 1909 von Anton Piller gegründet
wurde. Während sich das Werk in Osterode auf Elektromotoren
und Generatoren spezialisierte, wurde die
Fertigung der Ventilatoren nach Moringen verlegt.
Nach dem Verkauf der Firma an den Konzern RWE
entstanden aus den Geschäfts bereichen zwei eigenständige
Unternehmen – in Moringen die Piller
Industrieventilatoren GmbH.
Im Jahr 2001 erwarben Bernd Klostermann und
Nils Englund als gemeinsame Gesellschafter die
Ventilatorensparte von RWE – und machten sie zu
einem Global Player im Bereich Hochleistungsgebläse
und Kompressoren. 2013 wurde das Unternehmen in
Piller Blowers & Compressors GmbH umbenannt.
Seit drei Jahren leiten die heutigen Geschäftsführer
Christoph Böhnisch (l.) und Stephan Merkel (r.) die
Geschicke des Unternehmens, das inzwischen
vollständig im Besitz der Familie Klostermann ist.
26 2 |2022
unternehmen
2 |2022 27
unternehmen
» Die aktuell größte Herausforderung
im Maschinenbau ist es, digitale Services
und Lösungen zu entwickeln. «
CHRISTOPH BÖHNISCH
Denn um den noch warmen Dampf wieder aufzubereiten
und aufzuheizen, muss weniger Energie eingesetzt
werden als für die Neuproduktion derselben Menge.
„Obwohl natürlich auch unsere Maschinen Energie verbrauchen,
können Kunden die eingesetzte Energie im
Gesamtprozess um das Sechs- bis Achtfache senken“,
sagt Böhnisch. Bei einem Bio ethanolhersteller habe
Piller beispielsweise 14 Maschinen installiert. „Bereits
nach etwas über einem Jahr hatten sich die Investitionskosten
von mehr als zehn Millionen Euro über die eingesparte
Energie von etwa 35 Megawatt amortisiert“,
erläutert der 53-Jährige, in dessen Verantwortung Forschung
und Entwicklung, Produk tion, Vertrieb und
Marketing liegen.
DOCH DIE SÜDNIEDERSACHSEN sorgen nicht nur für
enorme Kostensenkung bei ihren Kunden, sondern ermöglichen
ihnen auch große Schritte auf dem Weg zur
CO 2-Neutralität. „Steigende Energiepreise sind immer
ein Argument für unsere Maschinen“, erläutert Stephan
Merkel. „Auch wenn sie das Thema CO 2-Neutralität bereits
ernst nehmen – wenn es um die Einhaltung von gesetzlichen
Vorgaben oder Verbote bestimmter Energieträger
wie Kohle geht –, melden sich Kunden bei uns.“
Piller bekomme dabei nicht nur Greenfield-Aufträge,
also die Beteiligung am völligen Neubau einer Produktionsstätte
auf der grünen Wiese, auch Brownfield-Aufträge,
die Nachrüstung bestehender Werke, würden gewonnen.
„Im vergangenen Jahr haben wir ein Auftragsplus
von 30 Prozent verzeichnet, mit 20 Prozent mehr rechnen
wir in diesem Jahr“, sagt Böhnisch.
Es läuft also offensichtlich gut für die Moringer – die
sich allerdings nicht beruhigt zurücklehnen, sondern bereits
an neuen Ideen arbeiten. „Die aktuell größte Herausforderung
im Maschinenbau ist es, digitale Services
und Lösungen zu entwickeln“, erläutert Böhnisch. Es
gehe darum, zusätzliche Dienstleistungen rund um die
Themen Betreiben, Steuern und Optimieren der Prozesse
der Kunden anzubieten. „Die Digitalisierung darf kein
Selbstzweck sein. Wir richten das an den sich verändernden
Erwartungen unserer Kunden aus“, sagt er zur wei-
28 2 |2022
unternehmen
Fokussiert bei der Sache Bei jedem Produktionsschritt führen Mitarbeiter immer wieder unterschiedlichste Kontrollen durch – sowohl per
Hand mit entsprechenden Schablonen (o.) als auch mithilfe von Maschinen (l.) –, damit alle Einzelteile später auch ihre Aufgaben erfüllen.
teren Erklärung. Immer mehr junge Entscheider seien es
heute gewohnt, Prozesse über Apps zu steuern und jederzeit
Einblicke in geschäftskritische Vorgänge zu erhalten.
„Diese Anforderungen müssen wir zukünftig als Maschinenbauer
erfüllen“, sagt Stephan Merkel ergänzend.
Der 47-Jährige ist seit sechs Jahren im Unternehmen und
kümmert sich in der Geschäftsführung um die Bereiche
IT, Finanzen und Personal – und wahrt als Schwiegersohn
des Eigentümers Bernd Klostermann die Interessen
der Inhaberfamilie. Gemeinsam mit Christoph Böhnisch
hatte er den Staffelstab in der Geschäftsführung im Jahr
2019 von Nils Englund übernommen.
IN DER MASCHINENBAUBRANCHE – in der Piller zu
Hause ist und die in weiten Teilen als nicht besonders
agil, sondern eher behäbig wahrgenommen wird – könnten
die Ausgangsvoraussetzungen für den dafür nötigen
Digitalisierungsschub unterschiedlicher nicht sein: Einige
Mittelständler setzen weiterhin ausschließlich auf
ihre traditionellen Stärken wie etwa ein hohes Fertigungs-
Know-how und überdurchschnittliche Produktqualität.
Andere haben vorausschauend erkannt, dass sie den
Kundennutzen mit digital erbrachten Dienstleistungen
enorm steigern und sich selbst neue Umsatzquellen erschließen
können – und müssen, wenn sie auch in Zukunft
ein relevanter Anbieter bleiben wollen. Dazu zählen
die Moringer. „Wir sind halbwegs früh dran“, sagt
der aus Bayern stammende Böhnisch mit beinahe norddeutsch
anmutender Zurückhaltung.
Blickt man genauer hin, sieht die Ausgangssituation
bei Piller Blowers & Compressors vielversprechend aus:
Seit einigen Jahren wurde die Digitalisierung der eigenen
Geschäftsprozesse vorangetrieben, Software hat bereits
einen festen Platz in der alltäglichen Arbeit vieler Abteilungen
gefunden. So kommen in der eigenen Forschungsund
Entwicklungsabteilung seit Jahren modernste Softund
Hardware zum Einsatz, mit denen die Gebläse und
Kompressoren schon ab einem frühen Stadium der Entwicklung
immer wieder genau analysiert werden. Dadurch
gelingt es, jedes Einzelstück Schritt für Schritt zu
verbessern und den Wirkungsgrad voll auszuschöpfen.
Damit ist bei Piller zudem eine wichtige Grundlage
gelegt, die kein Unternehmen bei geplanten Digitalisierungsvor
haben unterschätzen sollte: Die handelnden
Mitarbeiter haben verstanden, dass die digitale Transformation
kein Weg von A nach B, sondern als kontinuierliche
Optimierung der Prozesse auf Basis erhobener Daten
zu sehen ist.
2 |2022 29
unternehmen
Handarbeit Beim Schweißen der Gebläse geht es an manch schwer zugänglichen Stellen nicht ohne das Fingerspitzengefühl von Spezialisten.
Doch nicht nur in der Abteilung Forschung und Entwicklung
ist die Digitalisierung weit vorangeschritten.
Im Jahr 2018 hatte Piller damit begonnen, ein ERP-System,
also eine Software zur Steuerung aller Unternehmensprozesse,
einzuführen. „In unserer Größe waren
wir in unserer Branche eine Art Pilotkunde“, sagt Merkel
in der Rückschau. Zuerst habe man den Bereich Finanzen
umgesetzt, im Jahr 2020 dann alle anderen Unternehmensbereiche
nachgezogen. Auch diese schrittweise
Umsetzung ist ein sinnvolles Vorgehen, um Digitalisierung
erfolgreich zu machen: Immer mehr Mitarbeiter
lernen den Umgang mit dem System, ohne die Gefahr,
dass im Unternehmen nichts mehr funktioniert.
HEUTE NUTZT PILLER EIN SEHR MODERNES System.
„Ich habe zum Beispiel unsere Verkaufspipeline mit aktuellen
Infos immer im Blick“, erzählt Böhnisch begeistert.
„So weiß ich jederzeit, welche Aufträge unterschrieben
sind, welche neuen Verkaufschancen sich gerade erst ergeben
haben.“
Auch mobiles Arbeiten gehört bei Piller in einigen Bereichen
zur Normalität: Das weltweite Vertriebsteam ist
mit iPads zu Terminen bei den Kunden unterwegs, und
die IT-Abteilung konnte schon am Anfang der Pandemie
Mitarbeitern aus infrage kommenden Abteilungen die
Arbeit aus dem heimischen Büro ermöglichen. Anders
als bei vielen mittelständischen Maschinenbauern, die
für Homeoffice-Arbeitsplätze weder die technische Ausstattung
noch die entsprechende Erfahrung hatten. Auch
Stephan Merkel nutzt diese Möglichkeit, arbeitet immer
wieder tageweise aus seiner Heimatstadt Bochum, während
sein Kollege überwiegend vor Ort in Moringen zu
finden ist.
Ob bei der Anbindung der iPads an die Firmen-IT oder
für den Betrieb des ERP-Systems: Piller setzt auf einen
Cloud-Ansatz, nicht auf den Betrieb der Systeme in einem
eigenen Rechenzentrum. „Der Betrieb in der Cloud
und in den Händen von Experten ist aus unserer Sicht
viel sicherer und zuverlässiger, als wir das selbst hinbekommen
könnten“, erklärt Merkel.
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Echte Schwergewichte In der Endmontagehalle werden die einzelnen Komponenten der Gebläse und Kompressoren, die bis zu 40 Tonnen wiegen,
34 2 |2022
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zu fertigen Maschinen montiert und final geprüft.
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Standortbekenntnis Im Jahr 2016 wurde das neue Piller-Verwaltungsgebäude am Hauptsitz in Moringen eröffnet.
DIESE SEHR GUTE STARTPOSITION im Digitalisierungsrennen
wird zusätzlich durch einen weiteren Faktor
deutlich verbessert: die Produkte von Piller. „Unsere
Maschinen sind grundsätzlich mit Sensortechnik ausgestattet“,
erläutert Böhnisch. Die Sensoren liefern im
laufenden Betrieb Informationen – zum Beispiel über
die Einhaltung voreingestellter Grenzwerte – an die Produktionsleitzentralen
der Kunden. Und genau diese Sensorinformationen
können zukünftig zur Grund lage zusätzlicher
digitaler Dienstleistungen gemacht werden. Ein
interdisziplinäres Team hat in Workshops damit begonnen,
diese digitalen Services genauer zu umreißen.
Zum einen plant Piller, diese Daten über das Internet
verfügbar zu machen, auszuwerten und für kontinuierliche
Optimierungen der eingesetzten Maschinen zu
nutzen. „Natürlich wollen Kunden nicht, dass ihre Prozesse
von uns überwacht werden“, sagt Geschäftsführer
Merkel. „Wir würden unseren Kunden Maßnahmen
empfehlen, noch mehr Energie und damit Geld in ihrer
Produktion zu sparen.“ Zum anderen steht das Thema
,Predictive Maintenance‘ auf der Liste. Hierbei geht es
darum, auf Basis der gesammelten Leistungs- und Abnutzungsdaten
vorausschauende, geplante Wartungen
oder Reparaturen durchzuführen, bevor es zu einem ungeplanten
und deutlich kostspieligeren Stillstand der
Maschinen kommt.
Auf jeden Fall ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass
die Moringer mit der Aussicht auf noch größere Einsparungsmöglichkeiten
und noch kürzere Stillstandzeiten
bei ihren Kunden offene Türen einrennen.
GIBT ES IN DIESER ERFOLGSGESCHICHTE DENN so
gar keinen Wermutstropfen? Doch. Zumindest einen
kleinen: Den durch die zahlreichen neuen Aufträge ausgelösten
Personalbedarf kann das Familienunternehmen
nicht so einfach decken. „Es gelingt uns zwar immer
wieder, hoch qualifizierte Mitarbeiter für uns zu gewinnen,
allerdings bräuchten wir deutlich mehr“, sagt Merkel
unumwunden. „Wir sind vor allem bei Menschen
erfolgreich, die Verbindungen in die Region haben und
sich zurück zu ihren Wurzeln bewegen – und wenn die
Leute erstmal bei uns sind, bleiben sie“, ergänzt Böhnisch
überzeugt. Kein Wunder: Sie arbeiten dann bei einem
gesunden, stark wachsenden Technologieführer, bei
dem die Zeichen – trotz aller, auch digitaler Herausforderungen
– auf weiterem Wachstum stehen. ƒ
Daten und Fakten
zu Piller Blowers & Compressors GmbH
Weltweit
380 Mitarbeiter
Exportanteil
mehr als 85 Prozent
Gründung 1909
Tochtergesellschaften in USA, China, Singapur
Joint Ventures
in Korea, Brasilien und Indien
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Ausgezeichneter Arbeitgeber
Sarah Peters, Aufsichtsratsvorsitzende und Personalreferentin bei der Arineo GmbH, erzählt,
was Arineo für sie zu einem besonderen Arbeitgeber macht.
„Dadurch, dass wir allen
Kolleg:innen mit einem großen
Vertrauensvorschuss entgegenkommen,
den man sich nicht –
wie häufig üblich – erst einmal
erarbeiten muss, entstehen oft
kreative Ideen und Lösungen.“
SARAH PETERS
Seit mehr als drei Jahren ist der IT-Dienstleister
Arineo nun im Herzen Göttingens beheimatet.
In der Zwischenzeit ist das Unternehmen
von einem kleinen Start-up zu einer
mittelständischen Firma mit über 300 Mitarbeitenden
und 15 Standorten in Deutschland,
Österreich, Dänemark und China angewachsen
und ist weiterhin auf Wachstumskurs.
In diesem Jahr ist das Unternehmen bei der
TopJob-Unternehmensbefragung zum Arbeitgeber
des Jahres gekürt worden.
Hallo Frau Peters, Glückwunsch zur Auszeichnung
als bester Arbeitgeber 2022 bei
TopJob! Zum ersten Mal dabei und direkt
gewonnen. Wie fühlt sich das an?
Sehr gut, auch wenn ich in dem Augenblick,
als ich von diesem tollen Erfolg zum ersten
Mal hörte, einen Moment gebraucht habe, um
zu realisieren, dass wir Gewinner in unserer
Kategorie sind. Wir sind ein besonderes Unternehmen
mit einer tollen Kultur. Ich hätte
tatsächlich nicht damit gerechnet, gleich bei
der ersten Teilnahme zu gewinnen. Das bestätigt
mich darin, auf dem richtigen Weg zu sein
und diese Auszeichnung als Ansporn zu sehen,
erfolgreich an unserer Unternehmenskultur,
unserer besonderen Inhaberstruktur und
der selbst entwickelten Organisationsstruktur
weiterzuarbeiten.
Wie kann man sich die TopJob-Mitarbeitendenbefragung
vorstellen?
Es handelt sich um eine, durch die Universität
St. Gallen begleitete, wissenschaftliche Mitarbeiterbefragung
in sechs Kategorien: Führung
und Vision, Motivation und Dynamik, Kultur
und Kommunikation, Mitarbeiterentwicklung
und -perspektive, Familienorientierung und
Demografie sowie Internes Unternehmertum.
Die Befragung erfolgt online, ist anonym und
so schlank gehalten, dass sie in 15 Minuten
erledigt ist.
Bei welchen Kriterien hat Arineo besonders
gut abgeschnitten?
Grundsätzlich haben wir in allen sechs Kriterien
überdurchschnittlich gute Werte erzielt.
Herausragend sind die Bereiche Kultur und
Kommunikation, Mitarbeitendenentwicklung
und Perspektive sowie Familienorientierung
und Demografie.
Was war die Motivation hinter der TopJob-
Teilnahme von Arineo?
Uns ging es in erster Linie darum, zu sehen,
wo wir aktuell stehen und in welchen Bereichen
wir uns verbessern können – und natürlich
ging es auch darum, Arineo als attraktiven
Arbeitgeber mit hervorragenden Zukunftsaussichten
zu etablieren.
Feedback aus der Belegschaft ist viel wert.
Was macht für Sie persönlich Arineo zu
einem besonderen Arbeitgeber?
Für mich persönlich ist eine gewisse Freiheit
und Autonomie bei der Arbeit sehr wichtig.
Hier habe ich beides. Dadurch, dass wir allen
PROFIL
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Preisvergabe des
TopJob-Awards
mit Sigmar Gabriel,
Dr. Marko Weinrich und
Martin Renker (v.l.)
Kolleg:innen mit einem großen Vertrauensvorschuss
entgegenkommen, den man sich
nicht – wie häufig üblich – erst einmal erarbeiten
muss, entstehen oft kreative Ideen und
Lösungen. Ein weiterer Punkt, den ich besonders
wichtig finde, ist der Mut, einfach Dinge
auszuprobieren und daraus zu lernen. Auch
das ist in der Arbeitswelt eher unüblich.
Arineo ist seit seiner Gründung auf inzwischen
über 300 Mitarbeiter:innen gewachsen.
Ist Arineo weiterhin auf Wachstumskurs?
Unser Ziel ist ein jährliches Wachstum von
10 %. Dieses Ziel haben wir für das Kalenderjahr
2022 bereits erreicht. Das hält uns allerdings
nicht davon ab, unseren Wachstumskurs
in diesem Jahr fortzusetzen.
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Göttingen?
Nein. Auch wenn in Göttingen unsere Zentra le
ist, suchen wir deutschlandweit sowie in Österreich
und Dänemark neue tolle Kolleg:innen.
Wir haben 15 Arineo-Standorte, an denen gearbeitet
werden kann. Auch das mobile Arbeiten
ist bei uns gelebte Normalität. Wir haben viele
Kolleg:innen, die nicht primär an einem unserer
Standorte tätig sind, sondern überwiegend
aus dem Homeoffice arbeiten und dann zu
Workshops, Events oder einfach, um sich mit
Kolleg:innen persönlich auszutauschen, an
einen unserer Standorte reisen. Das ist bei
uns kein Problem, sondern sehr erwünscht.
Was für ein Arbeitsumfeld erwartet neue
Kolleg:innen bei Ihnen?
Ein sehr dynamisches Arbeitsumfeld mit vielen
Möglichkeiten der Gestaltung. Das kann
die Weiterentwicklung des Unternehmens
oder der Organisationsstruktur betreffen, aber
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Lust mitbringen, etwas zu bewegen. Das ist
neben den fachlichen Anforderungen die halbe
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Arbeitgeber mit einer spannenden Unternehmenskultur.
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jedem Format aufnehmen“, erläutert Marcus
Thiemann, Prokurist und Vertriebsleiter bei
ScanFuchs und documentus Göttingen. Mit
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Firmen ein vertrauensvoller Partner. „Vor einigen
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Auftrag, entweder zurückgebracht oder bei der
documentus GmbH Göttingen sicher archiviert.
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Marcus Thiemann erklärt: „Wir kommen persönlich
in die Unternehmen, um den Bestand
zu sichten und zu analysieren: welche Art von
Dokumenten vorhanden sind, welche aufbewahrt
werden und welche zu digitalisieren
sind. Zur Abstimmung erstellen wir für eine
Testakte einen kostenlosen Probescan.“ Die
Beratung über rechtliche Vorgaben, die bei der
Archivierung und Digitalisierung zu beachten
sind, gehört selbstverständlich dazu.
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Damit vom großen Bauplan bis zur kleinen
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Detail erkennbar bleibt, braucht es einen Scanner,
der unterschiedliche Formate übertragen
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in der korrekten Reihenfolge verarbeitet wird.
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Mit modernen Hochleistungsscannern werden
bearbeitbare Dateien erstellt, die auf Knopfdruck
auffindbar sind. So können Anwender
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nutzen – nur eben digital. ScanFuchs bietet mit
der sogenannten OCR-Technik gegenüber normalen
PDF-Dokumenten einen wesentli chen
Vorteil, denn durch OCR werden sie durchsuchbar
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unsere Software und Prozesse werden einer
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AUTOREN: CLAUDIA KLAFT & KERSTIN DUDLEY
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Erfolg
verpflichtet
Der Renovierungs-Discounter tedox aus Harste wollte
dieses Jahr sein 50-jähriges Firmenjubiläum bundesweit groß
feiern. Doch den meisten Mitarbeitern in den 120 Filialen
stand der Sinn nicht nach Partys. Stattdessen wurde
daraus – auch dank Geschäftsführer Eckart Pottebaum –
eine 200.000-Euro-Spende für die Ukraine.
INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 5 MINUTEN
Der Kriegsausbruch in der Ukraine hat bei vielen Menschen und
Unternehmen in Südniedersachsen eine enorme Spenden- und
Hilfsbereitschaft geweckt: großzügige Geldspenden, Hilfs güter,
die mit betriebseigenen LKW von Göttingen in die ukrainisch-polnische
Grenzregion gefahren wurden, offene Haustüren
für Geflüchtete. Ein besonders markantes Beispiel kommt
aus Harste – hier hat der Renovierungs- Discounter tedox seine
geplanten Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum komplett abgesagt
und den dafür vorgesehenen Betrag gespendet. Eine beachtliche
Entscheidung, wenn man bedenkt, dass tedox bundesweit 120
Filialen zählt und derzeit etwa 3.000 Mitarbeiter beschäftigt,
die zur großen Feier geladen waren.
Eckart Pottebaum hat gemeinsam mit den anderen Mitgliedern
der Geschäftsleitung die Entscheidung zur Spende wesentlich
mit vorangebracht. Der Diplom-Agraringenieur arbeitet bereits
seit 1994 bei tedox – seit 2006 als Geschäftsführer im Bereich
Verkauf, seit 2015 als Sprecher der Geschäftsführung – und
weiß sehr wohl um die gesellschaftliche Verpflichtung eines
Unternehmens mit rund 500 Millionen Euro Jahresumsatz.
Verantwortung tragen tedox-Geschäftsführer
Eckart Pottebaum steht hinter der Entscheidung
seiner Mitarbeiter und verzichtet gern auf das
obligatorische Glas Sekt zum großen Jubiläum.
42 2 | 2022
unternehmen
2 |2022 43
unternehmen
Herr Pottebaum, würden Sie sagen, es gibt so etwas wie
eine ,Spendentradition‘ bei tedox?
Natürlich gibt es die regelmäßigen Spenden für Vereine
in der Region unseres Stammsitzes Harste und auch mal
Naturalspenden wie etwa Bastelmaterial für Kindergärten.
Spendentradition – das hört sich für mich jedoch zu
groß an.
Aber es gibt bei uns durchaus ein Bewusstsein dafür,
wie es ist, direkt vom Unglück getroffen zu werden:
2013 zum Beispiel sind wir selbst Flutopfer geworden,
als wir an der Elbe im Ort Fischbeck in der Nähe von
Stendal eine komplette Filiale im Hochwasser verloren
haben. Auch unsere Mitarbeiter, die dort ihr Zuhause haben,
waren betroffen – dies auch im Nachgang, weil wir
die Filiale mittelfristig nicht mehr weiterbetreiben konnten.
Hier gab es eine große Spendenaktion der anderen
Kollegen. 2021 haben wir dann gemeinsam für die Flutopfer
in Nordrhein-Westfalen gespendet: das Unternehmen
20.000 Euro, die Inhaberfamilie Rehkopf denselben
Betrag. Auch hier haben viele Filialen auf ihr alljährliches
Sommerfest verzichtet oder ihre Trinkgeldkassen
aufgelöst, um die Beiträge zu spenden: am Ende waren
es mehr als 60.000 Euro.
Insgesamt sind wir uns unserer Verpflichtung zu Unterstützung
und Hilfeleistung also durchaus bewusst
und prüfen jeweils im konkreten Bedarfsfall unsere
Möglichkeiten.
Wie kam es dann konkret zu der Idee, die geplante
Jubiläumsfeier in diesem Jahr sausen zu lassen?
Begonnen hatte alles Anfang März, kurz nach Ausbruch
des Krieges, als wir eine Sachspende für die Ukraine geliefert
und das intern kommuniziert hatten. In diesen
Tagen begannen auch die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten
zu unserem 50. Jubiläum, die für den Juni
zeitgleich in allen Filialen vorgesehen waren. Dafür
wollten wir einen bestimmten Betrag pro Person zur
Verfügung stellen und haben die Mitarbeiter gebeten,
eine entsprechende Planung für die regionalen Feiern
vorzunehmen. Unmittelbar darauf kamen in der Verkaufsleitung
bereits die ersten Anfragen einzelner Filialen
an, ob sie das Geld unter Verzicht auf die Feier auch
spenden dürften. Es hat sich dann schnell gezeigt, dass
sehr viele Mit arbeiter eine Spende unterstützen möchten.
Meine Geschäftsführerkollegen Gregor Sperfeld in
der Verwaltung und Volker Hornberg im Einkauf haben
in ihren Bereichen denselben Eindruck gewonnen.
Viele Mitarbeiter werden sich auch auf das gemeinsame
Event gefreut haben. Gab es über den Vorschlag
kontroverse Diskussionen?
Wir haben in der Geschäftsleitung zunächst über die
Initiative unserer Mitarbeiter diskutiert, und auch bei
mir haben dabei zwei Herzen in der Brust geschlagen.
Einerseits ist ein halbes Jahrhundert Unternehmensgeschichte
ein ganz toller Anlass zu feiern. Andererseits
haben wir selbstverständlich den großen Bedarf an Unterstützung
für die Menschen in der Ukraine gesehen.
Am Ende sind wir schnell übereingekommen, dass wir
die Anregung unserer Mitarbeiter geschlossen unterstützen
wollen. Das ist letztlich auch Teil unserer Unternehmenskultur:
deren Interessen mit einzubinden. Mitarbeitern
gut zuzuhören, hat uns noch nie geschadet.
So haben wir beschlossen, die Feierlichkeiten komplett
abzusagen. Die Familie Rehkopf, als Inhaberin des
Unternehmens, hat diese Entscheidung vollumfänglich
unterstützt und den Betrag selbst noch einmal deutlich
aufgestockt. So sind wir auf insgesamt 200.000 Euro
gekommen, die wir noch im März gespendet haben. Darüber
hinaus gibt es aktuell viele Einzelinitiativen zur Unterstützung
von Kollegen, die selbst aus der Ukraine stammen
und derzeit auf verschiedenen Ebenen im Einsatz
sind.
Bei Spenden gibt es ja immer die Unsicherheit, dass man
nicht genau weiß, ob sie ankommen. Wie haben Sie sich für
eine Spendenart entschieden?
Das ist tatsächlich nicht ganz einfach, zur Auswahl stehen
in der Regel ganz kleine Organisationen bis hin zu
ganz großen, von unbekannten bis namhaften. Wir wollten
von vornherein auf ein Bündnis von namhaften Organisationen
setzen, denen wir zutrauen, dass sie die
Mittel gut und vor allem breit gefächert, aber gezielt in
der humanitären Hilfe einsetzen – sodass möglichst viele
Menschen schnell davon profitieren. Deswegen ist unsere
Spende an das ,Aktionsbündnis Katastrophenhilfe‘
gegangen, dem Caritas International, Deutsches Rotes
Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF
Deutschland angehören. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind
Hilfe für Kinder, Bereitstellung von Unterkünften, medizinische
Versorgung und Nahrungsversorgung – alles,
was sofort bei den Menschen ankommt.
Werden die 50 Jahre tedox dennoch auf andere Weise oder
zu einem anderen Zeitpunkt gewürdigt?
Natürlich wird das Jubiläum ausreichend gewürdigt: Ein
halbes Jahrhundert ist ein großer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte!
Aber wir haben uns zugunsten
der Spende verpflichtet, keine Jubiläumsfeier zu machen
– und das heißt auch keine Feier. Wir treffen uns nicht
mit der Geschäftsleitung, um heimlich zu feiern. Das
steht uns nicht an, und ich fände es auch eher beschämend.
Es wird hoffentlich in den kommenden Jahren
wieder Anlässe geben, die wir gemeinsam mit unseren
Mitarbeitern feiern können. Darauf freue ich mich.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die faktor-Initiative zur Ukraine-Krise #faktormutmacher
präsentiert die großen und kleinen Gesten der Menschen und
Betriebe aus Südniedersachsen, die allesamt dazu beitragen,
dass wir gemeinsam nicht die Hoffnung verlieren!
Mehr unter: www.faktor-magazin.de/faktormutmacher
44 2 | 2022
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46 2 | 2022
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Die ewige
Klassenfahrt
Im Holzmindener Internat Solling wurden Teile eines
,Tatort‘ gedreht, der die üblichen Vorurteile bedient.
Doch gemeinsam mit dem Pädagogium Bad Sachsa zeigen
die beiden Internate Südniedersachsens, dass der Alltag dort
ein ganz anderer ist und wie sowohl die Schüler
als auch die Region von ihnen profitieren.
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE MARCO BÜHL
2 |2022 47
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Ein großes Ganzes Im Internat Solling leben Schüler mit ihren Lehrern und Erziehern unter einem Dach. Das schafft Nähe und kurze Wege,
wenn es darum geht, bei Problemen zu helfen.
LESEZEIT: 8 MINUTEN
Ende März lief der Tatort ,Tyrannenmord‘,
gedreht unter anderem im Internat Solling.
Es geht um einen internationalen Diplomatensohn,
der aus einem Internat verschwindet.
Das Internat selbst wird nicht namentlich
erwähnt, und das ist vielleicht auch nicht das
Schlechteste. „Wir wurden als Location für den Dreh
angefragt, weil wir ein wunderbares Gelände haben“,
sagt Helga Volger, Schulleiterin des Internats Solling,
das gleichzeitig staatlich anerkanntes Gymnasium ist.
Gebäude und Areal wurden schon 1909 als Schule und
Internat für das Leben und Lernen unter einem Dach
konzipiert. „Der Dreh war ein echtes Highlight – es haben
auch relativ viele Mitarbeitende sowie Schülerinnen
und Schüler von uns als Statisten mitgewirkt“, erzählt
Volger. „Und wir waren uns durchaus bewusst, dass
wieder die alten Vorurteile bedient werden.“
DAS HARTNÄCKIGE KLISCHEE, das Internaten in
Deutschland anhaftet, stellt sich so dar: Es ist ein Ort für
mehr oder weniger dumme oder leistungsschwache
Schüler aus reichem Elternhaus, die an anderen Schulen
nicht klarkommen oder mit denen die Eltern Schwierigkeiten
haben und die deswegen ins Internat abgeschoben
werden. Ganz anders als in Großbritannien, wo es als
Auszeichnung gilt, auf ein Internat zu dürfen, schwingt
in Deutschland immer noch ein Strafaspekt mit. Auch
die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule
haben Spuren hinterlassen.
DER ,TATORT‘ PASST HIER VOLL INS BILD, und es scheint
eine normale Medienerfahrung zu sein, die an Internaten
gemacht wird. „Auch wir sind bereits einmal als
Drehort angefragt worden“, berichtet Torsten Schwark,
Schul- und Internatsleiter des Pädagogiums Bad Sachsa,
das unter seinem Dach ebenfalls ein staatlich anerkanntes
Gymnasium mit einem Internat vereint. „Wir haben
uns aber zunächst bei anderen Internaten umgehört, was
für Erfahrungen sie gemacht haben – und sie haben uns
allesamt abgeraten.“ Es komme vor, dass das Fernsehteam
etwa die Schüler mit einem Kasten Bier in einen
Park setzt, um sie dort zu interviewen. „Man sieht sein
48 2 | 2022
unternehmen
»Ein Schüler hat einmal gesagt: Internat ist wie Klassenfahrt. Man steht
morgens zusammen auf, macht tagsüber etwas zusammen, und abends
geht man gleichzeitig ins Bett.« TORSTEN SCHWARK
Internat damit gemütlich im Klischee: Die Schüler kapseln
sich ab, konsumieren Alkohol, keiner hat was im
Griff“, so Schwark. Deswegen nahm das Pädagogium
auch Abstand vom Dreh.
„Ich würde mir insgesamt wirklich mehr Berichterstattung
wünschen, die realistisch ist“, sagt Schulleiterin
Volger. „Natürlich sind die hohen Kosten der Knackpunkt
– das können sich nur wenige leisten, und das
kann man nicht wegdiskutieren.“ Aber es gäbe auch verschiedene
Stipendiensysteme. „Und von den Kosten abgesehen,
sind viele Internate hervorragende Schulen.“
DIE GRÜNDE, WARUM SCHÜLER auf ein Internat gehen,
sind ausgesprochen vielfältig. Ganz vorne stehen Kinder,
deren Eltern selbst auf einem Internat waren und die ihren
Kindern dieselben Erfahrungen gönnen wollen.
Dann sind da die Eltern, die beruflich alle paar Jahre den
Ort wechseln und das ihren Kindern nicht zumuten
möchten. Die klassischen Fälle von Halb- oder Vollwaisen
gibt es ebenfalls. Aber natürlich es gibt auch sie: die
schwierigeren Fälle. Sei es, dass die Geschwisterkons-
Traditionell sportlich Das Internat Solling wurde bereits 1909 gegründet
und verfügt über ein weitläufiges Areal mit großen Sportanlagen – darunter
Tennisplatz, Reitstall und Golfrasen.
2 |2022 49
unternehmen
Enorme Strahlkraft Sowohl Torsten Schwark, Schul- und Internatsleiter des Pädagogiums Bad Sachsa, als auch Helga Volger, Schulleiterin
des Internats Solling, wissen um die nachhaltige Wirkung von Internaten – auf Schüler, Ehemalige, aber auch auf die Region.
tellation ungünstig ist, weil etwa ein Kind behindert ist
oder Zwillinge einen dauerhaften Konkurrenzkampf
austragen. Oder Kinder, die im öffentlichen Schulsystem
nicht klarkommen, weil sie mehr Struktur brauchen.
Aufgrund der sehr guten Betreuungsrelation – hier sprechen
die Internate gern von Familiarität – kann auf die
Schüler anders eingegangen und auf Probleme schnell
reagiert werden. In Holzminden stehen den rund 200
Internatsschülern und rund 50 externen Schülern um die
50 Lehrkräfte gegenüber. Zudem gibt es auch noch die
Spezialförderung an Sport-, Musik- und Hochbegabteninternaten.
„WIR HATTEN VOR 20 JAHREN EINMAL einen Internatsschüler
aus Taiwan“, erzählt Torsten Schwark. Dieser
sollte eigentlich nach Schloss Salem gehen. „Nach einem
halben Jahr ist er jedoch wieder zu uns zurückgekommen,
weil es, wie er berichtete, dort wirklich klischeehaft
zuging – etwa, Zigaretten mit einem 100-Mark-Schein
anzuzünden. Das gibt es offensichtlich schon, wenn
Geld keine Rolle spielt.“ Aber eigentlich ist das Internatsleben
bodenständiger und durch anderes gekennzeichnet,
vor allem durch den großen Zusammenhalt der
Schüler untereinander, auch über die Jahrgangsgrenzen
hinweg. „Ein Schüler hat einmal gesagt: Internat ist wie
Klassenfahrt. Man steht morgens zusammen auf, macht
tagsüber etwas zusammen, und abends geht man gleichzeitig
ins Bett.“
DIESE ENGE VERBUNDENHEIT, nicht nur der Schüler
untereinander, sondern auch zur Schule, merkt man in
Bad Sachsa jedes Jahr zu Pfingsten, wenn der Alumniverein
K. V. Absolvia – mit über 700 Mitgliedern einer
der größten in Europa – zum Alumnitreffen lädt. Dann
brummt die Stadt vor Gästen. In Holzminden dasselbe:
jedes Jahr im Oktober, wenn das Altschülertreffen stattfindet.
„Dann ist es sehr, sehr schwierig, in Holzminden
noch ein Hotelzimmer zu bekommen“, sagt Anna Schütz,
die am Internat Solling neben dem Bereich Fundraising
auch das Alumni-Netzwerk betreut.
50 2 | 2022
unternehmen
ES WAR DIE SCHÖNSTE ZEIT MEINES LEBENS – dieser
Satz stellt die Quintessenz des Internatserlebens sehr vieler
Altschüler dar und begegnet einem immer wieder, gesprochen
und gelebt in Form von Stiftungen: Das Päda go gium
etwa erhielt von einem ehemaligen Schüler, der dort auch
seine spätere Frau kennengelernt hatte, nach dessen Tod
eine so große Schenkung, dass davon nun Stipendien für
den Internatsbesuch ausgelobt werden können. Die Entwicklung
von Internaten hat ihre Aufs und Abs, von den
hohen Schülerzahlen in den 1960er- und 1970er-Jahren,
in denen die Schüler in Sechs-Personen-Zimmern untergebracht
waren, ist man dieser Tage weit entfernt, Einer- und
Zweierzimmer sind heute die Norm. In den vergangenen
Jahren waren die Schülerzahlen zudem stabil, und auch
die Zukunftsperspektiven werden als sehr gut eingeschätzt.
Die monatlichen Kosten für einen Internatsplatz sind
sehr unterschiedlich – sie beginnen bei 300 bis 500 Euro
für staatliche oder kirchliche Internate, bewegen sich mit
1.500 bis 3.000 Euro bei Privatschulen im Normalbereich,
können aber auch darüber liegen. Doch das
Selektionsprinzip nach Wohlstand greift nur bedingt – es
gibt zahlreiche Stipendienmodelle, die etwa für sehr
begabte Schüler vergeben werden. Doch beobachtet
Schütz, die beim Internat Solling auch den Stipendienbereich
betreut, dass es vergleichsweise wenig Bewerber
darauf gibt.
MIT 200 SCHÜLERN HAT DAS INTERNAT Solling eine
mittlere Größe, das Pädagogium Bad Sachsa mit 40 Internatsschülern
gehört zu den kleineren. Bemerkenswert
ist auch die Nachfrage aus dem Ausland. In Holzminden
liegt der Schüleranteil aus dem Ausland bei
rund 17 Prozent, viele davon kommen aufgrund von
Mundpropaganda aus Südamerika. Das Pädagogium
dürfte in Sachen internationale Schülerschaft zu den
Spitzenreitern gehören – zwischen 50 und 60 Prozent
der Schüler kommen aus dem Ausland, die meisten davon
aus China, Taiwan, Korea, Russland und Norwegen.
Nach China gibt es inzwischen sogar eine enge
institutionalisierte Verbindung.
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unternehmen
Zeitlos verbunden
Wie alle Internate zeichnet auch das
Pädagogium Bad Sachsa eine sehr enge
Beziehung der Schüler untereinander aus
– auch über Jahrgangsgrenzen hinweg.
Die enge Verbundenheit zu diesem Haus
und der dort verbrachten Zeit lässt
sich auch daran erkennen, dass die
Ehemaligenvereinigung K. V. Absolvia
eine der größten in Europa ist.
UND WAS BRINGT DAS DER REGION? Ganz wesentlich
sind die Internate natürlich Schulen und damit Arbeitgeber
und Millionen-Euro-Wirtschaftsbetriebe. Holzminden
wird zwar von den Leuchttürmen Symrise und
Stiebel Eltron geprägt, doch daneben ist das Internat
Solling einer der größeren Arbeitgeber. Ebenso in Bad
Sachsa. Für die kleine Stadt mit rund 7.500 Einwohnern
ist das Pädagogium aber auch insofern noch ein Alleinstellungsmerkmal,
als dass hier untypischerweise die
gesamte Schullaufbahn bis zum Gymnasium besucht
werden kann.
Doch die Region profitiert noch in anderer Hinsicht
von den Internaten. Das Schlagwort heißt: Soft Power.
„Viele der Absolventen haben es bis zu Führungspositionen
in großen deutschen Unternehmen oder DAX-Konzernen
geschafft“, erzählt Daniel Quade, Bürgermeister
von Bad Sachsa und selbst ehemaliger Pädagogium-
Schüler. „Der Sohn von Dirk Rossmann war hier, der
Autor von TKKG – die Liste der renommierten Ehemaligen
ist lang.“ Und jedes Jahr trifft man sich wieder in
Bad Sachsa. Für die Schüler bringt das wertvolle Kontaktmöglichkeiten,
die Stadt ist damit mehr als nur ein
kleiner Fleck auf der Landkarte. „In wichtigen Kreisen
kennt man den Ort“, sagt Quade zufrieden. „Keine
PR-Kampagne kann diese Form der Vernetzung schaffen.“
ƒ
KONTAKT
Internat Solling
Einbecker Straße 1
37603 Holzminden
Tel. 05531 1287-0
info@internatsolling.de
www.internatsolling.de
Internatsgymnasium Pädagogium Bad Sachsa
Ostertal 1-5
37441 Bad Sachsa
Tel. 05523 3001-0
info@internats-gymnasium.de
www.internats-gymnasium.de
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PROFIL
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Open-Air-Ausstellung ,Alternative Antriebe‘ auf
dem Außengelände des GVZ Göttingen
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA
Das Tagungs-Team:
(v. l.) Jan Fragel (Moderator), Tobias Frerichs
(VDI Zentrum Ressourceneffizienz), Raimund Nowak,
Klaus Rüffel (GWG), Christine Kroß (GWG/LMC),
Michael Bukowski (THIMM Consulting),
Marcel Agena (KWS SAAT), Daniela Rafie Elizei
(EBR Projektentwicklung)
LogistikTAGUNG Göttingen 2022
Impulse, Ideen und praktische Umsetzungen zur ganzheitlichen Transformation von Unternehmen
Clustermanagerin Christine Kroß vom
L|MC Logistik und MobilitätsCluster
Göttingen | Südniedersachsen, einem
Branchennetzwerk unter dem Dach der GWG
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und
Stadtentwicklung Göttingen mbH, lud am
24. Mai 2022 zum Sartorius Campus nach
Göttingen. Thema der 7. LogistikTAGUNG war
das komplexe Thema ,Ressourceneffizienz‘ insbesondere
mit den Schwerpunkten Transport-,
Immobilien- und Verpackungsmanagement. Die
Teilnehmenden kamen aus dem ge samten Bundesgebiet,
um vielfältige Exper ten vorträge zu
hören sowie Impulse aus der Praxis und einen
Blick über den Tellerrand hinaus zu erhalten.
Zum Einstieg gewährte Tobias Frerichs als
Spezialist vom VDI Zentrum Ressourceneffizienz
eine Übersicht zur bedarfsgerechten Aufbereitung
von technischem Know-how und
der betrieblichen Praxis für kleine und mittlere
Unternehmen. Anschließend stellte Daniela
Rafie Elizei (EBR Projektmanagement GmbH)
im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für
Nachhaltiges Bauen sehr anschaulich praxisnahe
Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten
für Neu- oder Umbauten vor. Nachhaltigkeit
spielt im Immobilienmanagement eine entscheidende
Rolle.
Mit der provokanten Frage ,Kommt mit der
Zeitenwende auch die Antriebs- und Verkehrswende?‘
leitete Raimund Nowak seinen Impulsvortrag
ein. Dabei wurden verschiedene
Antriebsarten und die mögliche Infrastruktur
vorgestellt. Spannende Branchenkenntnisse
teilte Michael Bukowski von THIMM Consulting
mit seinem Beitrag über nachhaltige Lösungen
für Verpackungen und die Distribution
von Waren. ,Stellschraube‘ ist auch immer der
effiziente Umgang mit Ressourcen wie Energie,
Wasser, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie
der Einsatz umweltfreundlicher Materialien.
Die Vortragsreihe beendete Marcel Agena mit
den hochgesteckten Zielen der KWS SAAT.
Bis 2030 soll die Nachhaltigkeitsinitiative mit
dem besonderen Fokus auf ,Produkt Impact
und Corporate Responsibility‘ global umgesetzt
werden.
Moderiert durch Jan Fragel entstanden anregende
Diskussionen, die bei der Open-Air-
Ausstellung ,Alternative Antriebe‘ am GVZ
Göt tingen fortgesetzt wurden. Zu sehen waren
ein GöVB-Elektrobus, Mercedes-Benz-Modelle
vom Autohaus Emil Frey, ein Gas-LKW von
Naturkost Elkershausen sowie ein ,Elektrofrosch‘
der E-Bike-Family.
Die GWG fördert mit diesen Veranstaltungsformaten
den direkten Erfahrungsaustausch
der Unternehmen und wird zukünftig weitere
Angebote zu diesen und anderen Themen
anbieten. Gemeinsam im Dialog für den Wirtschaftsstandort
Göttingen.
KONTAKT
GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung
und Stadtentwicklung Göttingen mbH
L|MC Logistik und MobilitätsCluster
Göttingen | Südniedersachsen
Bahnhofsallee 1b, 37081 Göttingen
Christine Kroß
Tel. 0551 5474316
Christine.Kross@lmc-goettingen.de
www.gwg-online.de, www.lmc-goettingen.de
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Wir bewegen Nachhaltigkeit
Bis 2028 will der Logistikdienstleister ZUFALL CO₂-neutral sein. Ein ambitioniertes Ziel, das
der geschäftsführende Gesellschafter Peter Müller-Kronberg ausgerufen hat. Den Weg dorthin
bezeichnen der Firmenchef und die Mitarbeiter als ,Reise in eine nachhaltige Zukunft der Logistik‘.
„Was wir heute nachhaltig
nennen, wird morgen das neue
Normal sein“.
PETER MÜLLER-KRONBERG,
CEO ZUFALL LOGISTICS GROUP
Wie wichtig die Logistik für unsere
Wirtschaft und unser Konsumverhalten
ist, ist mit der Corona-Pandemie
deutlich geworden. Ein Stottern der Lieferketten
führt unausweichlich zu einer Schwächung
der gesamten Wirtschaft. Doch gerade, weil
die Branche wächst und ihre Bedeutung an
Sichtbarkeit gewinnt, müssen die Akteure vermehrt
Kritik einstecken: wegen mangelhafter
Arbeitsbedingungen beispielsweise oder wegen
ihres negativen Impacts auf die Umwelt.
Während Konsumenten immer mehr Wert
auf fair produzierte Produkte oder recycelte
Materialien legen und dafür höhere Preise in
Kauf nehmen, kommt von der Zahlungsbereitschaft
bisher wenig für einen klimaschonenden
Transport oder bessere Arbeitsbedingungen
bei den Logistikdienstleistern an.
„Wie jeder Logistiker stehen wir vor der Herausforderung,
eine immer größer werdende
Menge an Gütern umzuschlagen und dabei
zeitgleich Emissionen zu reduzieren“,
sagt Fir men inhaber und Geschäftsführer
Peter Müller- Kronberg zusammenfassend.
Trotzdem hat sich die ZUFALL logistics group
das Thema Nachhaltigkeit ganz groß auf die
Fahne geschrieben. Ein Weg, der für Müller-
Kronberg alternativlos ist: „Was wir heute
nach haltig nennen, wird morgen das neue
Normal sein.“
Nachhaltigkeit im Leitbild
Der vor ungefähr zwei Jahren gestartete
Transformationsprozess trägt den Namen
ZUFALL100. Damit nimmt Müller-Kronberg
das 100-jährige Firmenjubiläum seines Unternehmens
in den Blick: Bis zum runden
Geburtstag im Jahr 2028 soll die ganze Unternehmensgruppe
CO₂-neutral sein. Seitdem
arbeiten alle daran, ihre Entscheidungen und
ihr Handeln mehr und mehr auf Nachhaltigkeit
auszurichten. „Dabei betrachten wir
Nachhaltigkeit nicht nur als einen schonenden
Umgang mit ökologischen Ressourcen,
sondern als Dreiklang zwischen Wirtschaft,
Umwelt und Menschen. Alles, was wir in Sachen
Nachhaltigkeit erreichen wollen, können
wir nur dann tun, wenn wir ein finanziell
gesundes Unternehmen sind“, so Müller-Kronberg.
Der Nachhaltigkeitsanspruch bei ZUFALL
geht also über die Klimaneutralität hinaus und
ist auch im Unternehmensleitbild fest verankert.
„Wir nutzen unsere Kraft, Logistik nachhaltig
achtsam zu gestalten“, heißt es dort.
Doch was bedeutet es für ein Familienunternehmen
mit rund 2.250 Mitarbeitern und
zehn Standorten eigentlich, Logistik nachhaltig
und achtsam zu gestalten? Um das erfahrbar
zu machen, fand Mitte Mai im Göttinger
zufall.lab, der firmeneigenen Innovations- und
Ideenschmiede (siehe Kasten), eine dreitägi-
PROFIL
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Wer die Zukunft der Logistik nachhaltig gestalten will, braucht Menschen,
die sich gemeinsam auf diese Reise begeben.
„Wir brauchen Mut, neu zu denken“,
sagt Peter Müller-Kronberg. Als Ort dafür hat er
2019 das zufall.lab gegründet, die Innovationsund
Ideenschmiede von ZUFALL.
ge Zukunftsmesse für alle Mitarbeiter statt.
Die verschiedenen Nachhaltigkeitsinitiativen
bei ZUFALL sichtbar und erlebbar zu machen,
war Ziel des sogenannten TagZ[ukunft].
„Wir möchten möglichst viele Menschen
auf unserem Weg mitnehmen und sie
teilhaben lassen – und zwar über alle
Hie rarchieebenen hinweg“, betont der
Firmen inhaber. Dafür sei der gemeinsame
Austausch über Ideen, Fragen, Wünsche
und Bedürfnisse essenziell. Über 350 Mitarbeiter
aus ganz Deutschland, darunter auch
viele Azubis, waren der Einladung gefolgt
und haben die Gelegenheit genutzt, an den
verschiedenen Stationen, in Workshops und
bei Vorträgen zu erfahren, wie sich die
Logistik bereits heute nachhaltig verändert.
Päckchen packen für Influencer
Ein gelungenes Beispiel für aktive Veränderung
ist das Logistik-Start-up LOGIMATE –
eine Gründung von ZUFALL und der Göttinger
Online-Marketing-Agentur Lookfamed, die
auf Logistikdienstleistungen und -beratung
für Influencer spezialisiert ist. Bereits heute
wird bei LOGIMATE Nachhaltigkeit gelebt: Es
kommen Verpackungsmaterialien aus recycelten
oder nachwachsenden sowie ökologisch
abbaubaren Rohstoffen zum Einsatz, und
die Löhne der Mitarbeiter liegen über dem
marktüblichen Niveau. Darüber hinaus bietet
LOGIMATE auch den Beschäftigten auf der
Halle flexible Arbeitszeiten, was die Vereinbarkeit
von Familie und Beruf verbessert.
Erfolgsfaktor Digitalisierung
Ein unerlässlicher Begleiter in die nachhaltige
Zukunft der Logistik ist die Digitalisierung:
Durch die Einführung digitaler Tools und
Prozesse möchte ZUFALL Raum für Nachhaltigkeit
schaffen. Verschiedene Initiativen zur
Digitalisierung bei ZUFALL wurden auf der
Zukunftsmesse im zufall.lab vorgestellt. Bereits
heute im Einsatz ist beispielsweise eine
Plattform, mit der sich jeder Mitarbeiter selbst
Apps bauen kann, um so wiederkehrende Aufgaben
im eigenen Arbeitsalltag zu vereinfachen
oder gar zu automatisieren. Ein zweites
Beispiel ist der digitale Zwilling des Umschlaglagers
in Göttingen. Das daten basierte Abbild
wird aktuell entwickelt und soll in Zukunft
helfen, die Belegung der Lagerplätze besser
zu überwachen. In einer späteren Ausbaustufe
sollen damit sogar kritische Auslastungen
vorhergesagt werden, um beispielsweise eine
bessere Personalplanung für diese Phasen zu
ermöglichen.
Emissionen senken – vor allem im Transport
Mit Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit
ging es auf dem TagZ[ukunft] auch um den
zufall.lab
Wo die Zukunft schon heute sichtbar wird
Als eine Art Basiscamp für die Reise wurde
2019 das zufall.lab gegründet. In den
Räumlichkeiten einer ehemaligen Göttinger
Spedition befindet sich heute die Innovations-
und Ideenschmiede von ZUFALL.
„Hier können wir ganz neue Ideen entwickeln,
experimentieren und erstmal ausprobieren,
was gut geht und was man vielleicht besser
lassen sollte“, berichtet Steffen Obermann,
der das zufall.lab leitet.
Dem Unternehmen und der Logistikbranche
unkompliziert und doch gezielt Impulse für
die Zukunft zu geben – das ist die Aufgabe
von Obermann und seinen Mitarbeitern.
„Wir brauchen Mut, neu zu denken“, ist Peter
Müller-Kronberg, geschäftsführender Gesellschafter
von ZUFALL, überzeugt. Weil das
im Tagesgeschäft oft zu kurz kommt, hat er
die Zukunftswerkstatt ins Leben gerufen.
Im zufall.lab wird nicht nur intern gearbeitet.
„Wir vernetzen mit der gesamten Welt und
suchen neue Partner, um mit ihnen an der
Logistik der Zukunft zu arbeiten“, so
Obermann. Das Netzwerk umfasst
Universitäten und Forschungseinrichtungen,
etablierte Logistiker und Start-ups.
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Digitalisierung ist ein unerlässlicher Begleiter auf der Reise in die Zukunft. Auf dem TagZ[ukunft]
konnten die Mitarbeiter beispielsweise eigene Apps bauen, um zu erfahren, wie einfach es sein kann,
wiederkehrende Aufgaben aus dem eigenen Arbeitsalltag zu vereinfachen oder gar zu automatisieren.
Päckchen packen beim Logistik-Start-up
LOGIMATE, dem nachhaltigen Logistikdienstleister
für Influencer
„Nachhaltigkeit, wie wir sie
verstehen, ist ein achtsamer
Umgang mit unseren begrenzten
Ressourcen als Menschen und
ein rücksichtsvoller Blick auf
die Generationen, die nach
uns kommen.“
JULIA WIELAND, HUMAN RELATIONS
Carbon Footprint von ZUFALL. Schon heute
bezieht das Logistikunternehmen seinen
Strom vollständig aus erneuerbaren Energien,
und es gibt verschiedene Projekte, um
den Verbrauch zu reduzieren. Beispielsweise
werden Photovoltaikanlagen installiert und
alle Logistikcenter der Gruppe auf energieeffiziente
LED-Beleuchtung umgestellt – ein
Vorhaben, das demnächst abgeschlossen sein
wird. Beim Neubau eigener Immobilien setzt
ZUFALL zudem auf hohe Gebäudestandards
zur Energieeffizienz.
Trotzdem ist man bei ZUFALL kritisch –
besonders mit Blick auf den Verkehr. „Leider
geht es bei der Dekarbonisierung des
Transports viel zu langsam voran“, berichtet
Gun nar Heunisch, zuständig für ökologische
Nachhaltigkeit bei ZUFALL. Das Unternehmen
hat bereits einige Biogas-LKW in seiner
Flotte und bereitet sich aktuell mit einem
Pilot projekt auf den Einsatz von E-LKW im
Nahverkehr vor. „Aktuell gibt es noch zu
wenig serienreife Alternativen zum LKW mit
Verbrennungs motor“, so Heunisch. Diese
Herausforderung beschäftige nicht nur
ZUFALL, sondern auch viele andere Logistiker.
„Wir beteiligen uns daher aktiv an verschiedenen
Initiativen, die die Entwicklung
alternativer Antriebe und der erforderlichen
Infrastrukturen vorantreiben – zum Beispiel
für wasserstoffgetriebene Fahrzeuge“, berichtet
der Nachhaltigkeitsexperte.
Kulturwandel: lernen, verändern,
mitbestimmen
Wie bei anderen Unternehmen, so gibt es
aber auch im Traditionsunternehmen ZUFALL
immer noch etablierte Strukturen. Deswegen
ist die Transformation auch ein Kulturwandel:
„Nachhaltigkeit, wie wir sie verstehen, ist ein
achtsamer Umgang mit unseren begrenzten
Ressourcen als Menschen und ein rücksichtsvoller
Blick auf die Generationen, die nach
uns kommen. In diesem Sinne übernehmen
wir Verantwortung nicht nur für uns selbst,
sondern auch für andere – beispielsweise
für unsere Kollegen und Kunden, Dienstleister
und Subunternehmer oder unsere
Familien“, erläutert Julia Wieland, die den
Bereich Human Relations bei ZUFALL leitet.
„Damit uns das gelingt, müssen wir lernen,
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Nachhaltigkeit erleben am
TagZ[ukunft] – zum Video:
PROFIL
Mit ZUFALL100 nimmt Müller-Kronberg das 100-jährige Firmenjubiläum des Unternehmens in den Blick: Bis zum
runden Geburtstag im Jahr 2028 soll die ganze Unternehmensgruppe klimaneutral sein.
gemeinschaftlich den Weg in eine nachhaltige
Zukunft zu gehen. Wir setzen deshalb auf
eine Kultur des Zuhörens, des Vertrauens und
des Mitbestimmens“, berichtet Wieland. Es
geht auch darum, bisheriges Hierarchiedenken
zu weiten, Offenheit für Neues zu fördern
und lebenslanges Lernen zu ermöglichen. Die
Nachhaltigkeitsdimension Mensch fängt also
bei den eigenen Mitarbeitern an.
Weil Mitbestimmung wichtig ist, ist der Grundsatz
,Unternehmer*in darf hier jede*r‘ im Unternehmensleitbild
verankert. Das soll dazu
anregen, Verantwortung zu übernehmen – im
eigenen Arbeitsbereich und darüber hinaus.
Das Prinzip trägt Früchte, wie zwei Beispiele
zeigen: In der Community der ,ZUFALL100-
Mitgestalter‘ vernetzen sich Mitarbeiter aller
Standorte und aller Bereiche unabhängig von
ihrer Position, um gemeinschaftlich Ideen zuentwickeln.
Und die ,Collabo-Gang‘, eine Gemeinschaft
von Freiwilligen verschiedens ter
Unternehmensbereiche, hat es sich zur Aufgabe
gemacht, die digitale Zusammenarbeit
(engl. collaboration) zu fördern. Sie bieten beispielsweise
Sprechstunden oder Schulungen
zur Arbeit mit verschiedenen Softwaretools
an. „Es ist toll, dass wir bei ZUFALL Menschen
mit intrinsischer Motivation haben, etwas zu
verändern. Genau dem möchten wir Raum
geben“, betont Müller-Kronberg bei einer Podiumsdiskussion
auf dem TagZ[ukunft].
Reise mit klarem Ziel – aber auf neuen Wegen
Um die Transformation nach innen zu kommunizieren,
nutzt ZUFALL das Bild einer
Reise. Deren Ziel ist kein Ort, sondern ein
Zustand: die nachhaltige Zukunft der Logistik.
Teil der Reisegruppe sein, das kann bei
ZUFALL jeder. Und wie sieht die Reiseroute
aus? „Wie der Weg verläuft, das wissen wir in
manchen Bereichen heute schon besser als in
anderen. Die Erfahrungen aus den vergangenen
beiden Jahren helfen uns auf jeden Fall,
die Route immer genauer abzustecken“, sagt
Müller-Kronberg überzeugt. Sein Fazit lautet
deshalb: „Die Zukunft findet bereits jetzt statt.
Vor unserer Haustür – nicht irgendwo.“
TEXT: JULIA OCKENGA | BILDER: CHRISTIAN WOLTER
KONTAKT
Friedrich Zufall GmbH & Co. KG
Internationale Spedition
Robert-Bosch-Breite 11
37079 Göttingen
Tel. 0551 607-0
goettingen@zufall.de
www.zufall.de
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Gelebte Nachhaltigkeit
Excelitas hat in Göttingen hohe Investitionen getätigt, um seine technologische Spitzenposition im
Halbleitermarkt zu sichern. Aber das Engagement des Konzerns am Standort umfasst weit mehr.
Excelitas ist nun endgültig in Göttingen
angekommen: Das Excelitas-Logo ziert
jetzt sowohl den Hauptsitz des Unternehmens
in der Königsallee als auch den Neubau
im Science Park, der vor einem Jahr eröffnet
wurde und eine der größten Investitionen
der Konzerngeschichte darstellt. Mit den dort
geschaffenen großen Reinraumkapazitäten hat
sich das Unternehmen für den stark wachsenden
Halbleitermarkt nachhaltig aufgestellt.
EXCELITAS ist eine global agierende Hightech-Firmengruppe
mit 21 Standorten und
rund 7.500 Mitarbeitern in Nordamerika, Europa
und Asien. Die Qioptiq-Gruppe wurde
2013 übernommen, der Standort Göttingen
mit seinen inzwischen rund 430 Mitarbeitern
ist unter anderem das Zentrum für das immer
wichtiger werdende Halbleitergeschäft, für das
komplexe Belichtungsmodule für die Computerchipherstellung
entwickelt und gebaut werden.
Seit der Übernahme ist der Umsatz um
das Vier- bis Fünffache gestiegen – entsprechend
positiv sind die Zukunftsperspektiven
des Standorts.
Excelitas hat jedoch nicht nur eine technologische
Spitzenstellung, sondern will auch in
Sachen Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen,
die im eigenen Haus konsequent gelebt werden.
SEINE QIOPTIQ-STANDORTE in Deutschland
hat sich Excelitas im Jahr 2021 als klimaneutrales
Unternehmen zertifizieren lassen.
Es wurden Maßnahmen zur weitgehenden
Reduzierung der eigenen CO 2 -Emissionen
beschlossen und Projekte zum Ausgleich
der verbleibenden Treibhausgasemissionen
unterstützt. Die Projekte engagierten sich für
Wiederaufforstung in Uruguay sowie für Waldschutz
und Wasserkraft in Brasilien.
Der Maßnahmenkatalog im eigenen Haus
ist lang: Solarpaneele auf den Dachflächen,
E-Ladestationen für Firmen- und Mitarbeiterwagen,
zudem wird auf die Anschaffung ener-
gieeffizienter Maschinen und Anlagen geachtet
sowie auf den Einsatz energiesparender LEDs.
Der Katalog an Maßnahmen soll kontinuierlich
überprüft und ergänzt werden.
Auch den eigentlichen Produktionsprozess
nimmt man kritisch unter die Lupe: Auf der
einen Seite heißt das, den Einsatz giftiger
Schadstoffe zu reduzieren und die hochkomplexen
Reinraumverpackungen nicht nur einmal
zu verwenden. Zum anderen betrifft das
auch die Langlebigkeit der eigenen Produkte:
Die Möglichkeiten zur Reparatur sollen in Zukunft
deutlich erweitert werden.
BEI DEN EIGENEN MITARBEITERINNEN
UND MITARBEITERN stößt das soziale Engagement
des Unternehmens auf sehr positive
Resonanz. „Wir merken zunehmend, dass
das bei neuen Fachkräften auch ein Kriterium
bei der Wahl des Arbeitgebers ist“, so Frank
Stiebert, Standortleiter Göttingen.
TEXT: SVEN GRÜNEWALD
KONTAKT
Qioptiq Photonics GmbH & Co. KG
Königsallee 23
37081 Göttingen
www.excelitas.com
FOTO: EXCELITAS
Das neue Produktionsgebäude
im Science Park Göttingen
PROFIL
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FOTO: CHRISTOPH MISCHKE
Friderike Göring (l.) bei der Excelitas-Aufforstungsaktion im März 2022 – rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflanzten in ihrer Freizeit 1.150 Bäume.
FOTO: KRÖSING MEDIA
Friderike Göring,
seit Oktober 2021 im Unternehmen
„Als Physikerin interessiere ich mich für
komplexe optische Zusammenhänge. Ich
habe vorher in Hamburg gearbeitet – aber
Excelitas hat mich angesprochen, weil sie in
Göttingen viele optische Module und Komponenten
für die Halbleiterherstellung entwickeln
und bauen, die sehr komplexe Anforderungen
erfüllen müssen. Das fand ich
spannend.
Ich bin ja noch nicht lange hier, aber mir
ist sehr schnell aufgefallen, dass es unter
den Mitarbeitern eine ausgeprägte Kollegialität
gibt: Egal, welche Fragen auftauchen oder
an wen man sich wendet, die Hilfsbereitschaft
ist sehr hoch. Viele meiner Kollegen treffen
sich auch privat.
Ich habe auch das Gefühl, dass man sehr
an Impulsen der Mitarbeiter interessiert ist.
Ein gutes Beispiel war die Baumpflanz aktion
im März dieses Jahres – den Vorschlag hat
eine Kollegin eingebracht. Die Standort leitung
fand die Idee gut und hat dazu ein Event organisiert.
Wir sind dann mit rund 40 Kollegen
in den Wald gefahren und haben einen Hektar
Fläche aufgeforstet. Ich persönlich finde diese
Berücksichtigung von Ideen und von Nachhaltigkeitsaspekten
sehr gut – ich bin selbst Mitglied
im Nabu.“
Thomas Thöniß R&D-Leiter Göttingen
Thomas Thöniß,
seit 1996 im Unternehmen
„Als ich 1996 angefangen habe, war der Standort
Göttingen gerade auf der Suche nach einem
neuen Profil. Wir haben dieses im Halbleitermarkt
gefunden. Das mitzugestalten,
war für mich als junger Ingenieur fantastisch.
Inzwischen leite ich seit über zehn Jahren die
Entwicklungsabteilung und bin immer noch
davon begeistert, dass wir die Entwicklung
in einem Markt entscheidend mitprägen, der
sich sehr dynamisch entwickelt.
Diese besondere und wichtige Rolle von
Göttingen als hoch spezialisiertem Standort
für den Halbleitermarkt wird von der Konzernleitung
bei Excelitas sehr deutlich kommuniziert,
und wir werden als Speerspitze in einem
Hightech-Umfeld wertgeschätzt. Man denkt
vielleicht ,großer anonymer US-Konzern‘, aber
das Gegenteil ist der Fall.
In der Branche haben wir alle dasselbe Problem:
Jeder sucht nach Spezialisten. Ein modernes
Unternehmen muss heutzutage viel
tun, um attraktiv zu sein – von flexiblen Arbeitszeiten
bis hin zur Gesundheitsförderung.
Für mich stimmt hier das Gesamtpaket: Ein
Unternehmen, in dem ich nicht das Gefühl
habe, anonym zu sein, in dem man viel mitbestimmen
kann und das in einem wahnsinnig
spannenden Markt tätig ist.“
wissen
62 2 |2022
wissen
„Der Zweifel
ist eine Stärke“
Das kürzlich eröffnete Forum Wissen hat einen neuen Chef: Christoph Bleidorn.
Der Zoologe spricht im Interview darüber, wie er von Ringelwürmern zum Museum fand,
warum wissenschaftliche Erkenntnisse nicht in Stein gemeißelt sind und wie er das
Gesamtensemble am Göttinger Bahnhof mit Leben füllen will.
INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 10 MINUTEN
Der frühlingsgrüne, sonnendurchflutete Botanische
Garten der Universität Göttingen liegt gleich
um die Ecke von Christoph Bleidorns Büro. Es ist
der ideale Platz für ein entspanntes Interview. Die
Bänke waren alle besetzt, aber die Stammteile eines
abgesägten Baumes boten gemütlich Platz für
ein Gespräch über die Herausforderung, die vor
dem Zoologieprofessor liegt: Als neuer Leiter des
Gesamtensembles Forum Wissen am Bahnhof
wird es seine Aufgabe sein, das Museums- und Veranstaltungshaus
lokal und national bekannt zu
machen und zu profilieren. Einfach wird das sicher
nicht, aber der 47-Jährige strahlt die nötige Ruhe,
vor allem aber auch den Enthusiasmus aus, das
neue Wissensmuseum – das deutschlandweit erste
seiner Art – zu führen.
Herr Bleidorn, nach rund zehn Jahren Planung, Kritik,
Hoffnungen und Erwartungen war es nun endlich so weit:
Am ersten Juni-Wochenende hat das Forum Wissen, das
ursprünglich bereits 2019 starten sollte, seine Türen
geöffnet. Wie hat sich dieser Moment für Sie angefühlt?
Spannungsgeladen! In diesem Moment habe ich die
Tragweite meiner neuen Aufgabe erst wirklich begriffen.
Knapp 500 Gäste haben der Eröffnung entgegengefiebert.
Und es war fantastisch, ihre strahlenden Gesichter
beim ersten Besuch des Gebäudes zu sehen. Alle Beteiligten,
allen voran Marie Luisa Allemeyer und ihr Team der
Zentralen Kustodie, haben wirklich hervorragende Arbeit
geleistet.
Sie sind eigentlich Zoologe, forschen unter anderem
zur Evolution von Ringelwürmern – wie wird man da
Museumsleiter?
An der Fakultät für Biologie und Psychologie machen
wir uns seit rund vier Jahren über ein neues Biodiversitätsmuseum
Gedanken. Dabei war eine der Kernfragen,
wie das Museum mit dem Forum Wissen zusammen-
2 |2022 63
wissen
FOTO: UNIVERSITÄT GÖTTINGEN/MARTIN LIEBETRUTH
Die kurze Geschichte des Forum Wissen
Der Plan, mit dem Forum Wissen in Göttingen ein
Wissensmuseum neuen Typs zu schaffen, hatte 2012 mit
dem Antrag der Universität für die Exzellenzinitiative
konkrete Form angenommen. Die Uni scheiterte jedoch
mit ihrer Bewerbung, und es fehlte das Geld für das
Großprojekt, das von den Juroren aber explizit als herausragende
Idee gewürdigt wurde. Es ist zu einem hohen
Maße dem verstorbenen SPD-Bundestagsabgeordneten
Thomas Oppermann zu verdanken, der sich mehrfach für
verschiedene Finanzierungszusagen des Bundes einsetzte.
Rund 25 Millionen Euro wurden so im Laufe der Jahre
vom Bund für die Sanierung der alten Zoologie am
Bahnhof sowie für den Aufbau und den Betrieb des
Forum Wissen, aber auch des geplanten Thomas-
Oppermann- Kulturforums (voraussichtlich 2025) in
demselben Gebäude bereitgestellt – sie stellen den
absoluten Löwenanteil der Gesamtkosten dar. Als dritter
Bestandteil des Gesamtensembles wird, voraussichtlich
ebenfalls 2025, das Biodiversitätsmuseum eröffnen.
64 2 |2022
wissen
arbeiten wird – die zoologische Sammlung ist ja eine von
70 Teilsammlungen an der Universität, auf die das Forum
Wissen zurückgreift. Als ich dann angefragt wurde,
die Leitung des Forum Wissen zu übernehmen, war es
für mich nicht schwer, Entwicklungsmöglichkeiten zu
skizzieren. Ich war zudem bereits zwei Jahre als Wissenschaftler
am spanischen Zentralmuseum für die Naturwissenschaften
tätig, wo ich eine Museumsatmosphäre
erlebt habe und viele Impulse für die Planung eigener
Museumsprojekte bekommen habe.
Auch wenn jetzt zunächst ,nur‘ das Forum Wissen als
Wissensmuseum eröffnet hat, soll das Gesamtensemble
in der alten Zoologie ab 2025 auch noch das Biodiversitätsmuseum
sowie das Thomas-Oppermann-Kulturforum
umfassen. Wie verstehen Sie als Leiter dieses Ensembles
Ihre zukünftige Rolle?
Wir werden dieses Gesamtensemble in Zukunft als Forum
Wissen bezeichnen, und ich bin der wissenschaftliche
Leiter dieses Ensembles. Unter dessen Dach sind
die drei genannten Institutionen zu Hause, die jeweils
ihre eigene Leitung haben. Sie sind in ihrem Verantwortungsbereich
unabhängig, während ich versuchen werde,
die drei Einheiten und damit das Forum Wissen in Gänze
zusammenzuführen und zu vertreten. Ich habe schon
sehr früh gemerkt, dass einer der wichtigsten Aspekte
meiner Rolle die Kommunikation des Forum Wissen ist
– und zwar nach außen in Richtung Gesellschaft, aber
auch nach innen in Richtung Universität.
Wo sehen Sie die Herausforderungen in der
universitätsinternen Kommunikation?
Im Alltag diskutieren wir überall an der Universität über
Geld und Räume. Als das Gebäude der alten Zoologie
am Bahnhof für das Forum Wissen eingeplant wurde,
hat das natürlich auch zu Unmut geführt. Ein weiteres
Problem war, dass das Forum Wissen lange Zeit nur als
Power-Point-Präsentation und Excel-Tabelle existierte
und wenig gegenständlich war. Jetzt ist es viel einfacher,
Akzeptanz zu schaffen.
Wir können beispielsweise Angebote für Empfänge
oder Veranstaltungen machen, vor allem, wenn das Kulturforum
öffnet. Wir können Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern aufzeigen, dass das Forum Wissen ein
exzellenter Ort ist, um Forschung zu präsentieren. Hier
kommt auch die Interdisziplinarität ins Spiel, da sich
Geistes- und Naturwissenschaften im Forum viel besser
treffen können als im universitären Alltag. Im Grunde
erhoffe ich mir, dass wir viele Gruppen auf dem Campus
erreichen – insbesondere denke ich auch an die Studierenden.
Das Forum hat riesiges Potenzial, in die Lehre
eingebunden zu werden, indem man beispielsweise Kurse
für Wissenschaftskommunikation anbietet.
Wie werden Sie das Forum Wissen nach außen
kommunizieren? Universitätsmuseum oder auch
Wissensmuseum klingt mitunter etwas altbacken – und
ist nicht auf den ersten Blick selbsterklärend.
Das gesamte Forum Wissen ist ,ein aktiver Ort der Begegnung‘.
Genau das sind ja Museen. Es wird gern unterschätzt,
wie sehr sich Museen inzwischen neu erfunden
haben. Es sind moderne Orte, wo sich Gesellschaft
und Wissenschaft treffen können – viele Orte gibt es
dafür nicht. Deswegen müssen wir deutlich machen,
dass es nicht nur darum geht, Objekte auszustellen und
Dinge zu erklären, sondern auch um Interaktion. Wir
wollen den Besucherinnen und Besuchern Fragen stellen,
wir wollen Austausch zwischen den Gestaltern hinter
den Kulissen und dem Publikum – das können wir an
der Universität hervorragend gebrauchen.
Welche Zielgruppen haben Sie im Sinn, an die sich das
Forum Wissen richten soll?
Zum einen wollen wir natürlich die Göttinger Bürgerinnen
und Bürger ansprechen und darunter insbesondere
diejenigen, die bildungsferner sind. Dafür werden wir
spezielle Programme entwickeln müssen, wofür wir uns
eng mit der Stadt abstimmen werden. Eine weitere
Gruppe sind Menschen mit Migrationshintergrund, bei
denen wir vermutlich über die Sprache gehen müssen –
also reden wir über Programme auf Türkisch oder Arabisch.
Wir wollen explizit nicht nur diejenigen ansprechen,
die ohnehin schon offen für Museumsbesuche sind,
sondern auch aktiv die Gruppen, die normalerweise
nicht ins Museum gehen. Und dann dürfen wir natürlich
auch die Universitätsangehörigen nicht vergessen, unsere
Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Die wiederum haben Verwandte und Freunde,
die zu Besuch kommen und für die sich die Frage stellt,
wie man einen Tag in Göttingen gestaltet. Diese Zielgruppe
können wir vergleichsweise leicht erreichen.
Das Wissensmuseum in Gent, das wie das Forum Wissen
arbeitet, hat gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit
mit Künstlern gemacht. Ein Konzept mit Zukunft?
Gent hat ein fantastisches Konzept mit dem Museum of
Doubt und seiner Verbindung zur Kunst. Diesen Ansatz
werden wir definitiv auch für das Forum weiter verfolgen.
Ein schönes Beispiel wäre der Stammbaum des Lebens,
der sich immer feiner in die Arten verzweigt. Das erinnert
sehr an ein Mobile. Wir könnten ein solches Mobile von
Künstlern anfertigen lassen. Oft betrachten wir wissenschaftliche
Erkenntnisse als in Stein gemeißelt, dabei
schreiben wir die Lehrbücher immer wieder um. Teile des
Mobiles könnten entsprechend immer wieder umgehängt
werden und so die Veränderung des Wissens zeigen. Dass
Wissenschaft nicht immer geradlinig ist, werden wir auch
wunderbar im Forum Wissen zeigen können. Von manchen
wird dieser Selbstzweifel als Schwäche angesehen,
der wissenschaftliche Autorität untergräbt. Der Zweifel
ist aber eigentlich eine Stärke – weil man immer wieder
neu prüft und so die beste Erklärung sucht.
2 |2022 65
wissen
Diese Frage, wie transparent die Wissenschaft sich präsentieren
soll und damit sich der Kritik stellen, ist eine
Grundsatzfrage. Wie stehen Sie dazu?
In der Wissenschaft wird Transparenz immer wichtiger.
Früher haben wir sehr oft nur die Ergebnisse publiziert,
doch inzwischen wird mehr und mehr darauf geachtet,
dass alle Daten, die man erhoben hat, öffentlich zugänglich
sind. Dadurch können sie von anderen Forschungsgruppen
reanalysiert und angezweifelt werden. Das
heißt, wir müssen unsere Interpretationen zunehmend
dem Zweifel anderer stellen.
Es wird auch zunehmend gefragt, was wir mit den Daten
machen. Wir haben einen Sonderforschungsbereich
zum Palmölanbau in Indonesien. Darin geht es um Biodiversität,
aber auch um sozioökonomische Aspekte –
teils werden Lebensbedingungen durch den Anbau verbessert,
teils aber auch nicht, eventuell werden die Böden
ausgelaugt. Wie interpretiert man das für politische
Handlungen? Vom Schwarz-Weiß eindeutiger Informationen
sind wir inzwischen weit weg. Das soll als Kerngegenstand
des Forum Wissen erhalten bleiben.
Die Zentrale Kustodie, die in den letzten zehn Jahren das
Forum Wissen konzipiert hat und es wissenschaftlich
leiten soll, war lange Zeit unabhängig. Nun ist sie in die
SUB, die Uni-Bibliothek, eingegliedert worden. Wie viel
gestalterische Unabhängigkeit wird die Museumsleitung
künftig noch haben?
Was heißt denn unabhängig? Die Zentrale Kustodie unterstand
bislang dem Präsidenten oder der Präsidentin,
und ihre Aufgabe war immer ein Spagat. Zum einen war
sie für die Belange der einzelnen Uni-Sammlungen zuständig,
zum anderen für Aufbau und Betrieb des Forum
Wissen, das auf den Sammlungen aufbaut. Durch die
Eingliederung in die SUB soll die Kustodie in der Betreuung
der Sammlungen unterstützt werden. Gerade im Bereich
der Digitalisierung von Exponaten hat die SUB
wertvolle Kompetenzen. Für den eigentlichen Betrieb
und die Konzeption des Forum Wissen hat die Zentrale
Kustodie aber freie Hand.
Das Gesamtensemble Forum Wissen untersteht wiederum
formal dem Präsidium der Universität, aber es wird
von ihm losgekoppelt arbeiten. Wir werden auch einen
neuen externen Beirat einrichten, der das kritisch begleiten
wird.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für das
Forum Wissen?
Mein Blick geht erstmal bis Anfang 2025, wenn wir
hoffentlich wie geplant das Biodiversitätsmuseum und
das Thomas-Oppermann-Kulturforum eröffnen werden.
Das Ziel ist, dass das Forum Wissen dann mit seinen drei
Einheiten als ein Haus wahrgenommen wird. Ganz
wichtig wird es sein, dass hier immer viel Leben ist –
Sonderausstellungen, Vortragsreihen, Workshops, Bürger-
Wissenschaftsinitiativen. Und wir müssen natürlich auch
über Göttingen hinausdenken. Dazu entwickeln wir
zum Beispiel Programme für Schülerinnen und Schüler.
Wir werden auch Synergien mit den übrigen Sammlungen
der Universität herstellen, indem wir Besucher an sie
weiterleiten.
Wir lassen zudem gerade eine Machbarkeitsstudie mit
Blick auf Tourismus erstellen. Die Lage Göttingens in
der Mitte Deutschlands ist fantastisch, und das Forum
Wissen liegt direkt am Bahnhof. Können wir also zum
Beispiel auch Bahnreisende ansprechen? Warum nicht
für zwei Stunden Pause im Forum Wissen machen und
dann weiterfahren? Allein aufgrund der Lage kann man
verschiedenste Konzepte entwickeln, um unterschiedliche
Publika anzusprechen.
Die Leitung des Forum Wissen wird vermutlich
ein Vollzeitjob werden – wie wird sich das auf Ihre
wissenschaftliche Tätigkeit auswirken, und worauf
freuen Sie sich dabei am meisten?
Während ich meine Vorlesungen weiter bestreite, werde
ich wahrscheinlich nur wenig Zeit für Forschung finden.
Aber hier habe ich ja zum Glück meine Arbeitsgruppe,
welche natürlich unsere Projekte weiterhin vorantreiben
wird. Im Rahmen meiner neuen Aufgabe habe ich
bereits viele interessante Menschen aus den verschiedensten
Bereichen der Wissenschaft, der Kultur, aber
auch aus anderen Bereichen der Gesellschaft kennengelernt
– und darauf freue ich mich auch in der Zukunft.
Vielen Dank für das Gespräch!
Zur Person
Der neue Leiter des Forum Wissen, Christoph Bleidorn,
kam 1974 in Bad Oeynhausen zur Welt. Er studierte von
1995 bis 2001 Biologie an der Universität Bielefeld und
promovierte 2004 an der Freien Universität Berlin. Über
mehrere akademische Stationen hinweg habilitierte er
sich 2015 an der Zoologie der Universität Leipzig.
Anschließend ging Bleidorn als Gastwissenschaftler für
zwei Jahre an das spanische Nationalmuseum für Naturwissenschaften
in Madrid. Seinen Ruf an die Universität
Göttingen auf die Professur Evolution und Biodiversität
der Tiere erhielt er 2017.
2018 übernahm Bleidorn die Direktion des damaligen
Zoologischen Museums der Georg-August-Universität,
das zurzeit überarbeitet und voraussichtlich 2025 als
Biodiversitätsmuseum wiedereröffnet wird – unter der
Leitung von Bleidorns Ehefrau, der Uni-Professorin und
wissenschaftlichen Kuratorin Maria Teresa Aguado Molina.
Mehr zu ihr lesen Sie übrigens ab Seite 80.
66 2 |2022
Katja Keul
Tanja Köster
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Die facettenreiche
WELT des WISSENS
Wie entsteht Wissen? Welche Menschen
und Dinge sind daran beteiligt?
Welche Methoden kommen zum Einsatz?
Um diese und viele weitere Fragen geht es
im gerade eröffneten Forum Wissen am
Göttinger Bahnhof. Neues entdecken,
begreifen und unterschiedliche Perspektiven
einnehmen – ein Blick in das Museum,
das einlädt zum Dialog von Gesellschaft
und Wissenschaft.
TEXT MARGARETA VOGEL
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
68 2 |2022
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2 |2022 69
wissen
Büste einer Frau im Sonnenblumenkelch Grundlage der über 1.500 Ausstellungsstücke entlang der zwölf Räume des Wissens sind die über
70 akademischen Sammlungen der Uni – wie beispielsweise die der Gipsabgüsse antiker Skulpturen.
DAS PRINZIP DES MUSEUMS ist leicht zu überschauen.
Die Basisausstellung erstreckt sich über zwei Stockwerke
und eine Fläche von 1.400 Quadratmetern – sie führt
durch zwölf Wissensräume sowie drei Prologräume.
Jeder dieser zwölf ,Räume des Wissens‘, deren Hauptteil
sich im Obergeschoss befindet, wird mit eigenen Fragen,
Themen und Wissenspraktiken verbunden. Sie reichen
von historischen Debatten über innovative Ideen und
jüngste Entdeckungen bis hin zu aktuellen Forschungsprojekten.
Die Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen
Erkenntnisgewinn regt dazu an, Dinge aus
unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, Positionen
zu überdenken und sich in gesellschaftliche Diskussionen
einzubringen.
Aus Alt mach Neu
Für das neue Wissensmuseum wurde das 1877 fertig gestellte Gebäude
der ehemaligen Zoologie komplett umgestaltet – mit einer Ausnahme:
Für das imposante Entree wurde das alte Treppenhaus im
ursprüng lichen Zustand wieder hergestellt.
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wissen
Die drei Prologräume im Erdgeschoss greifen drei Themen
auf: Der Raum Perspektiven sensibilisiert für die
Bedeutung von Standpunkten und Sichtweisen, von denen
– in der Wissenschaft wie in der Ausstellung – jede
Erkenntnis abhängt. Praktiken lenkt mit einer raumfüllenden
Film collage den Blick auf die vielen kleinen, oft
unscheinbaren Schritte, durch die Wissen geschaffen
wird. Verknüpfungen führt in die geopolitische Dimension
des Wissenschaffens ein und verortet Göttingen im
globalen Kontext.
Neben den kulturhistorischen Exponaten spielen im
Forum Wissen mediale Formate eine tragende Rolle.
Eine durchgehende Spur produzierter Filme stellt über
Monitore und raumprägende Projektionen Praktiken
der Forschung und Lehre vor. Kurze Audio-Statements
einer Vielzahl von Akteuren inner- und außerhalb der
Universität werfen unter schiedliche Perspektiven auf
Dinge und Themen. An interaktiven Objektstationen
können Exponate digital ,eingesammelt‘, spielerisch untersucht
und bearbeitet werden.
Die Basisausstellung zeichnet sich durch ihre besondere
Dynamik aus: Auf Freiflächen, die sich über die gesamte
Ausstellung verteilen, werden im stetigen Wechsel aktuelle
Themen aus Wissenschaft und Forschung vorgestellt.
Künstlerische Interventionen finden hier einen Raum.
Flankierend finden dazu temporäre Ausstellungen statt.
FORUM WISSEN
Berliner Straße 28
37073 Göttingen
Öffnungszeiten
Di. bis So. von 10 bis 18 Uhr
Der Eintritt ist frei.
www.forum-wissen.de
SONDERAUSSTELLUNGEN
19. Juni bis 25. September
,saujana membumi‘ – Nachhaltigkeit erkunden
13. Juli bis 14. Oktober
Tiny unpredictable material objects
7. August bis 16. Oktober
Medicine & Ethics go Viral
26. Oktober bis 15. Januar 2023
Vestibül Moving Things.
Zur Materialität von Flucht und Migration
Wissen türmen
Der Raum ,Bibiliothek‘ thematisiert anhand konkreter Beispiele die Bedeutung
von Bibliotheken für die Produktion von Wissen in den Wissenschaften.
Im Mittelpunkt ein Bücherturm, der das Streben nach Universalität und Vollständigkeit
und zugleich das notwendige Scheitern dieses Strebens symbolisieren soll.
Er ist zugleich Vitrine und Ort der Beteiligung, denn im Inneren sind Besucher
dazu eingeladen, an der ,Bibliothek des Forum Wissen‘ mitzuschreiben.
72 2 |2022
wissen
Breit gefächert
Der Großteil der Exponate der Basisausstellung stammt aus dem enormen Fundus der Uni Göttingen –
wie der Pferdekopf aus dem Ostgiebel des Parthenon (o.) aus der Sammlung der Gipsabgüsse antiker
Skulpturen oder ein von Carl Friedrich Gauß entwickeltes Vizeheliotrop (u.) zum Sichtbarmachen weit
entfernter Vermessungspunkte aus dem ,Physicalischen Cabinet‘.
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wissen
74 2 |2022
wissen
Acht Stühle, viele Meinungen
Der Raum ,Salon‘ mit seinen acht schwingenden Bubble-Chairs lädt zum
Verweilen ein – und zum Diskutieren. Die Besucher können hier
über Lautsprecher Stimmen zu vier aktuellen wissenschaftlichen
Themenkomplexen aus Wissenschaft, Politik oder Aktivismus lauschen
und so jeweils eine bestimmte Perspektive einnehmen.
2 |2022 75
One World. One Family. One KAYSER.
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Ein Weltunternehmen in Familienhand – so lässt sich unser erfolgreiches Prinzip zusammenfassen.
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für das Rapid Prototyping bietet. Zusätzlich
profitieren Mieter*innen unter anderem auch
davon, dass sie sich um bau- oder sicherheitsrechtliche
Vorgaben keine Gedanken machen
müssen.
Sven Wagner, einer der beiden Geschäftsführer
der Life Science Factory, erklärt: „Wir
haben den Bedarf von gründungswilligen
Wissenschaftler*innen an geeigneten Räumen
und Laboren sowie einem leistungsfähigen
Netzwerk genau analysiert und bieten passgenaue
Lösungen an. Und wir freuen uns,
so einen Teil zu neuen Life-Science-Erfolgsgeschichten
beitragen zu können.“
Wissenschaftsstadt Göttingen
Neben der bestmöglichen Ausstattung vor
Ort hat sich die Life Science Factory zum Ziel
gesetzt, die Vernetzung innerhalb der wissenschaftlichen
Community rund um den Standort
Göttingen weiter zu fördern. So können
Start-ups bei Fragen auch auf das Netzwerk
zugreifen, etwa auf die Universitätsmedizin
Göttingen, das Start-up Niedersachsen oder
den SüdniedersachsenInnovationsCampus
SNIC.
Vor allem die Schwerpunkte Unternehmertum
und die Welt der Lebenswissenschaften
stehen hier im Vordergrund. Mit dem regelmäßig
stattfindenden AHEAD-Programm und
einem ausgerichteten Vertical bei der Bits &
Pretzels im September können zudem nun
auch deutschlandweit erstmalig Life- Science-
Start-ups von dem regionalen Ökosystem
profitieren.
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„Wirklich ist, was sich messen lässt.“ – Max Planck
Göttinger Start-up Koiotech macht die
industrielle Produktvermessung genauer.
PROFIL
In vielen Bereichen der Agrar- und Produktionsindustrie
sowie im Dienstleistungssektor erfolgt
die Abrechnung eines Produkts nach seiner
geometrischen Form. Da bislang nicht jedes Produkt
einzeln manuell vermessen werden kann,
ist die Industrie gezwungen, die Entnahme veraltet
durch Stichproben per Hand durchzuführen.
Dies führt zu einer großen Ungenauigkeit
bei der Hochrechnung auf die Gesamtmarge,
die sich auf die Bepreisung der Ware auswirkt –
zum großen Nachteil der Industrie.
DAS GÖTTINGER START-UP KOIOTECH hat es
sich zur Aufgabe gemacht, die industrielle Produktvermessung
nicht nur einfacher, sondern
auch genauer zu machen. Koiotech ersetzt dafür
die manuelle Stichprobenentnahme durch modernste
Sensoren, die die Größenvermessung
mit einer auf künstlicher Intelligenz basierenden
Software automatisiert und digitalisiert. Die Technologie
kann problemlos in bereits bestehende
Prozesse integriert werden – somit können alle
Produkte genauestens vermessen werden.
GEFÖRDERT WIRD DAS TEAM durch die
europäische Fördermaßnahme EIP AGRI und
den Hightech-Inkubator Digital GreenTech der
TU-Clausthal.
Das Team Dr. Lino Gerlach, Anthony Ioan,
Massoud Koshan, Gerald Spahiu (v. l.)
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zualler erst sicher gegen Fremdzugriff und den
eigenen Bedürfnissen gemäß stabil funktionieren.
Gleichzeitig steigt der Anspruch an die
Qualität und die Unterhaltskosten des Schließsystems.
Maximale Flexibilität, hohe Sicherheit
und minimierte Unterhaltskosten zeichnen ein
gutes Schließsystem aus. Zur Erfüllung dieser
Ansprüche ist die Auswahl von namhaften und
erfahrenen Herstellern und die Umsetzung in
der Projektierung durch einen versierten Partner
aus der Region eine Grundvoraussetzung.
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JAHR 2013 der Antrieb der STADIE GmbH in
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von der ersten Beratung über die Projektierung
und gegebenenfalls die Inbetriebnahme
begleitet. Auch die Integrierung der Briefkastenanlage
oder vorhandener Fremdanwendungen
– wie zum Beispiel die Kopiererabrechnung
– in das Schließsystem bleiben dabei nicht unberücksichtigt.
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wissen
AGUADO MT ET AL, “RAMISYLLIS KINGGHIDORAHI N. SP., A NEW BRANCHING ANNELID FROM JAPAN.” ORGANISMS DIVERSITY & EVOLUTION, 2022. DOI: 10.1007/S13127-021-00538-4
80 2 |2022
wissen
Die Wurm-
forscherin
TEXT TOBIAS KINTZEL
FOTOGRAFIE MARCO BÜHL
Biologin Maite Aguado
über ihre Forschung auf dem
Grund der Weltmeere,
ihre Begegnung mit dem
Erzfeind von Godzilla und
darüber, wie sie als Leiterin
des geplanten Biodiversitätsmuseums
der Uni Göttingen
neue Blickwinkel eröffnen
möchte
2 |2022 81
wissen
» Ich interessiere mich unheimlich für diese kleinen Lebewesen,
die aus meiner Sicht zu lange ein Schatten dasein geführt und zu
wenig Aufmerksamkeit bekommen haben. «
LESEZEIT: 8 MINUTEN
Maria Teresa Aguado Molina ist
eine wissenschaftliche Weltenbummlerin:
Ihre Forschung hat
die in Madrid geborene Biologin
unter anderem nach New York,
Sidney, London, Paris und
Amsterdam geführt – und auf den Grund des Meeres.
Doch die ganze Zeit war die spanische Hauptstadt ihr
Fixpunkt, ihre Heimatbasis. „Ich habe dort meine Wurzeln
– unser Leben dort war wunderbar eingerichtet“,
erzählt Maria Teresa Aguado Molina, genannt Maite
Aguado, rückblickend. „An der Universidad Autónoma
de Madrid hatte ich eine dauerhafte Position als Professorin,
in der ich meine Leidenschaften für die Lehre und
die Forschung kombinieren konnte.“
IHR MANN, CHRISTOPH BLEIDORN, arbeitete in der
spanischen Hauptstadt als Wissenschaftler am Nationalmuseum
für Naturwissenschaften, dem Museo Nacional
de Ciencias Naturales. Dann erhielt Bleidorn vor fünf
Jahren seinen Ruf auf die Professur für Evolution und
Biodiversität der Tiere an die Georg-August-Universität –
und sie berieten gemeinsam, wie es weitergehen sollte.
„Es war nicht einfach, sich damals mit einem zwei Jahre
alten Kind und ohne nennenswerte Deutschkenntnisse für
diesen Schritt zu entscheiden“, sagt sie, während sie sich
zurückerinnert. Zudem habe sie damals nicht allzu viel
über Deutschland, geschweige denn Göttingen, gewusst.
Sie entschieden sich dennoch für den Umzug in die
Stadt an der Leine und sind jetzt bereits seit dreieinhalb
Jahren hier. „Ich bereue die Entscheidung überhaupt
nicht.“ Obwohl Göttingen natürlich ein großer Unterschied
zu den Metropolen sei, in denen sie vorher gelebt
und bei Forschungsreisen gearbeitet hat, böte die Stadt
eine Menge. „In vielerlei Hinsicht fühlt sich Göttingen
größer an, als es ist. Es ist eine lebhafte, internatio nal
wirkende Universitätsstadt mit einer wirklich schönen
Umgebung für Biologen und Menschen, die gerne in der
Natur unterwegs sind“, sagt sie voller Überzeugung.
„Der Harz ist für Exkursionen ideal.“ Dorthin unternimmt
sie mit ihrem Mann und ihren mittlerweile zwei
Kindern am Wochenende immer wieder kleine Ausflüge.
Das sei eine willkommene Abwechslung zu ihrem herausfordernden
Beruf. „Weniger fordernd sind die Wochenenden
allerdings nicht“, gibt sie zu. „Wir haben
sehr aktive Kinder, die mit nie endender Energie durch
die Gegend laufen, singen, tanzen und Fragen stellen.“
DIESEM HERAUSFORDERNDEN BERUF geht die habilitierte
Wissenschaftlerin heute in Göttingen nach. Am
Johann-Friedrich-Blumenbach Institut für Zoologie &
Anthropologie arbeitet sie als Dozentin für Biodiversität
und wirbellose Meerestiere sowie als Kuratorin der
Zoologischen Sammlung und setzt auch ihre Forschung
in diesem Bereich fort. Außerdem hat sich für sie und
ihren Mann eine Möglichkeit der Zusammenarbeit ergeben:
Das Zoologische Museum der Universität Göttingen
soll im Jahr 2025 als Biodiversitätsmuseum wiedereröffnet
werden – in den Räumlichkeiten des Forum
Wissens in der Nähe des Bahnhofs und mit Maite Aguado
als Direktorin. Die Geschicke des Forum Wissens
wiederum leitet seit dem 1. Juni dieses Jahres ihr Mann.
„Es ist beruflich und als Paar eine wunderbare Herausforderung,
einen Ort der Wissensvermittlung, ein neues
Museum mitzugestalten und gemeinsam aufzubauen“,
erklärt die 45-Jährige mit einem strahlenden Lächeln im
Gesicht. Für sie ist das eine besondere Freude, da sie
damit auch ihre dritte Leidenschaft ausleben kann: die
Beschäftigung mit wissenschaftlichen Sammlungen und
die Zusammenstellung einer Ausstellung als Kuratorin.
82 2 |2022
wissen
Zur Person
Maria Teresa ,Maite‘ Aguado Molina wird 1976 in
Madrid geboren. Nach ihrem Biologiestudium an der
Universidad Autónoma de Madrid arbeitet sie fünf Jahre
als Biologie lehrerin und absolviert währenddessen weitere
Uni abschlüsse in Erziehungswissenschaften sowie
Evolutions biologie und Biodiversität. Danach widmet sie
sich ihrer Dissertation, die sich mit dem Thema beschäftigt,
das ihre wissenschaftliche Karriere bis heute bestimmt:
wirbellose Meerestiere, genauer Würmer.
Nach einer Anstellung als Assistenzprofessorin und
zwischenzeitlichen Forschungsaufenthalten in den USA
wird sie 2014 zur ordentlichen Professorin an der Uni in
Madrid im Bereich Biologie und Zoologie berufen.
2019 zieht sie nach Göttingen, wird Kuratorin, dann
2021 Professorin und 2022 designierte Direktorin des
Biodiversitätsmuseums der Uni und arbeitet als
Dozentin für Evolution und Biodiversität am Johann-
Friedrich-Blumenbach Institut für Zoologie & Anthropologie.
Maite Aguado lebt mit ihrem Mann Christoph Bleidorn,
dem Leiter des neuen Forum Wissen, und ihren zwei
Töchtern in Göttingen.
Übrigens: Mehr über Christoph Bleidorn und das neue
Forum Wissen lesen Sie ab Seite 62.
„ES WAR SCHON FRÜH MEIN TRAUM, Lehrerin oder
Wissenschaftlerin zu werden“, erzählt Maite Aguado.
Nach ihrem Biologiestudium arbeitete sie dann auch zunächst
für fünf Jahre als Biologielehrerin an einem Gymnasium.
Sie habe es in diesen Jahren allerdings vermisst,
Zeit für Forschung zu haben. Sie verließ die Schule,
wandte sich ihrer Doktorarbeit zu. Seit damals beschäftigt
sie sich insbesondere mit Würmern, die im Meer leben.
„Ich interessiere mich unheimlich für diese kleinen
Lebewesen, die aus meiner Sicht zu lange ein Schattendasein
geführt und zu wenig Aufmerksamkeit bekommen
haben“, erklärt sie ihre Beweggründe. Es sei wahnsinnig
spannend und immer wieder überraschend, wie
anpassungs- und überlebensfähig sie seien.
Um die Würmer zu finden, die sie erforscht, muss sie
auf den Grund der Weltmeere. Davon zeugt ein buntes
Kinderbild, das in einem Regal in ihrem Büro steht. „Ich
habe meiner Tochter von einer Tiefsee-Exkursion erzählt“,
berichtet Maite Aguado. „Sie hat mich in einem
gelben Unterseeboot beim Probennehmen gemalt, wie
sich das eine Sechsjährige in ihrer Fantasie vorstellt.“
Natürlich habe es ein gelbes U-Boot sein müssen, fügt sie
mit einem Augenzwinkern hinzu. „Sie kennt und mag
das Lied von den Beatles.“
BEI IHREN EXKURSIONEN ZUM MEERESBODEN hat
Maite Aguado nicht nur Dinge beobachtet, die an
Science-Fiction-Filme erinnern, wie zum Beispiel Würmer,
die ihren eigenen Körper für die Fortpflanzung
zerteilen. Sie hat auch in der Nähe der japanischen
Insel Sado eine völlig neue Spezies entdeckt: einen
Meeres wurm, der in Schwämmen lebt und dessen Körper
sich immer weiter in mehrere hintere Enden verzweigt.
Als Entdeckerin durfte sie, wie in der Wissenschaftswelt
üblich, den Namen für diese neue Art festlegen.
Inspiriert von den Godzilla-Filmen entschied sie
sich für Ramisyllis kingghidorahi. Benannt hat sie den
Wurm nach King Ghidorah, dem dreiköpfigen, zweischwänzigen
Erzfeind von Godzilla, dem aus vielen Filmen
bekannten Monster. „King Ghidorah ist ein sich
verzweigendes Tier, das seine verlorenen Enden regenerieren
kann. Ich fand das sehr passend“, sagt Aguado
stolz. „Meine japanischen Kollegen waren sofort hellauf
begeistert.“
2 |2022 83
wissen
Gefragt, woher sie sonst noch Inspiration bekommt,
also abgesehen von japanischen Monsterfilmen, antwortet
sie, ohne zu überlegen: „Museen begeistern mich, beruflich
und privat. Sie sind Orte, die die Fantasie anregen
und Einblicke in Bereiche des Lebens bieten können,
die einem sonst vielleicht verschlossen bleiben.“ Besonders
das American Museum of Natural History in New
York hat sie beeindruckt. In einem der größten Naturkundemuseen
der Welt hatte sie bei einem Forschungsaufenthalt
die Chance, mit der, wie sie sagt, wundervollen
Sammlung zu arbeiten. „Das war ein Meilenstein in
meiner Karriere.“ Genau wie das Naturkundemuseum
in London sei es immer einen Besuch wert. Aber auch in
deutschen Museen habe sie schon besondere Inspiration
mitgenommen. Im Humboldt-Forum in Berlin bekommen
Besucher zum Beispiel ein Armband, das dafür
sorgt, dass sie Informationen in ihrer Muttersprache erhalten,
sobald sie sich Ausstellungsstücken nähern.
„Das ist ein starker Weg, Menschen einzubeziehen“,
sagt Maite Aguado voller Begeisterung. „Sie können besser
die Details verstehen und haben das Gefühl, dass bei
der Konzeption an sie gedacht worden ist.“ An dieser
Art der Einbeziehung wolle sie auch mit ihrem Team für
das Biodiversitätsmuseum in Göttingen arbeiten. Es soll
nicht das Ziel sein, Informationen passiv zu konsumieren.
„Wir wollen auf einer emotionale Reise durch die
Wunder der Natur die ganze Vielfalt des Lebens auf unserem
Planeten zeigen. Dazu nutzen wir die zoologische
Sammlung der Universität, aber auch Multimediainstallationen“,
beschreibt die Wissenschaftlerin. „Es soll klar
werden, wie viele verschiedene Lebensräume uns Menschen
umgeben und welchen Einfluss wir auf sie haben.“
Besucher können eine aktive Rolle im Lernprozess einnehmen,
Dinge ausprobieren und Exponate anfassen.
BESONDEREN SPASS machen ihr die Tage, an denen es
ihr gelingt, ihre Studenten oder das Museumsteam für
zukünftige Projekte oder Ideen zu begeistern. „Wenn sie
sich einbringen und Verantwortung übernehmen, weil
sie sich identifizieren. Das sind die Augenblicke, die sich
großartig anfühlen.“ Auch wenn Studenten in ihren eigenen
Experimenten zu spannenden oder unerwarteten
Ergebnissen kämen, sind das Momente, die solche Tage
für die Professorin Maite Aguado erfolgreich und schön
machen. Wenn es um Museen, die Lehre oder ihre Forschungsgegenstände,
die Würmer, geht, spricht die Wissenschaftlerin
unheimlich schnell. Sie ist sich dessen bewusst.
„Kollegen oder Teammitglieder machen schon
Späße über mich, dass ich viele Informationen in recht
kurze Präsentationen packen könne“, sagt sie lachend.
„Seien Sie froh, dass wir das Interview auf Englisch führen.
In meiner Muttersprache bin ich noch schneller unterwegs.“
Englisch, die Sprache der weltweit vernetzten
Forschungsgemeinschaft, nutzt Maite Aguado häufig.
„Auch meine Studenten finden es gut, wenn ich Englisch
mit ihnen spreche. Das ist eine gute Übung für sie“, berichtet
sie aus ihrem Alltag.
Das Biodiversitätsmuseum
Das geplante Biodiversitätsmuseum wird voraussichtlich
ab 2025 den größten Teil des zweiten
Stockwerks im Gebäude des neuen Forum Wissen
einnehmen. Es soll veranschaulichen, was
Biodiversität ist, und sich auf drei übergeordnete
Themen konzentrieren: Biodiversität und
Evolution, Biodiversität und Ökosysteme sowie
Bio diversität und der Einfluss des Menschen.
Es wird einen Teil der umfassenden biologischen
Sammlungen der Universität präsentieren.
Diese umfassen mehr als 100.000 Exemplare,
die einen wissenschaftlichen sowie kulturellen
und historischen Wert haben – von Plattwürmern
über ausgestorbene Vögel bis hin
zum vollständigen Skelett eines Pottwals.
www.biodivmuseum.de
Leider sei das, vor allem außerhalb der Universität,
nicht immer möglich. Die deutsche Sprache ist auch
nach dreieinhalb Jahren immer wieder eine Herausforderung
für sie. Wahrscheinlich ist das auch einer der
Gründe, warum ihr administrative Aufgaben wenig zusagen.
„Ich verbrauche zu viel Zeit dabei, komplizierte
Dokumente auszufüllen. Das ist nicht meine liebste
Beschäftigung.“ Aber sie verbessere sich jeden Tag, so
Aguado weiter. Eine neue Sprache zu lernen, bietet aus
ihrer Sicht die Chance, über Probleme ganz neu nachzudenken
und sich in andere hineinzuversetzen. „Deshalb
wollen wir auch, dass unsere Kinder dreisprachig aufwachsen
und Deutsch, Spanisch und Englisch lernen“,
betont Maite Aguado. „Davon werden sie ihr Leben
lang profitieren, und es wird ihnen neue Blickwinkel auf
Dinge ermöglichen.“
SIE ERHOFFT SICH, solche neuen Blickwinkel auch für
die Besucher des Biodiversitätsmuseums zu ermöglichen,
wenn es im Jahr 2025 seine Türen öffnet: „Ich möchte
dort einen Ort schaffen, der Forscher und ihre Projekte
mit dem Publikum verbindet, indem ein Dialog entsteht“,
sagt die Wissenschaftlerin voller Leidenschaft.
„Vielleicht wird der Besuch ja sogar bei einigen zu einer
Art Initialzündung, ebenfalls eine wissenschaftliche Karriere
einzuschlagen.“ ƒ
84 2 |2022
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Auf dem richtigen Weg
Europäisches Gremium für Brustdiagnostik zeigt nun die Grenzen der Röntgenmammographie auf.
TEXT MARGARETA VOGEL FOTOGRAFIE MARCO BÜHL
Seit fast 20 Jahren bemühen sich die Ärzte im Diagnostischen
Brustzentrum am Göttinger Bahnhof
um die Früherkennung von Brustkrebs. Hierbei
verfolgten sie schon immer ein Konzept der individuellen
und risikoadaptierten Diagnostik. Dies bedeutet,
dass die Wahl der eingesetzten Untersuchungsverfahren
nicht bei allen Frauen gleich ist. Die Zusammensetzung
der weiblichen Brust und das persönliche Risiko für die
Entstehung von Brustkrebs spielen hierbei eine wichtige
Rolle. So reicht bei einer Frau mit sehr wenig Drüsengewebe
die alleinige Mammographie, während bei einer
anderen Frau mit sehr dichter, brustdrüsenreicher Brust
eine Mammographie nicht ausreichend ist und bevorzugt
eine MRT der Brust erfolgen sollte.
Aufgrund der Studiendaten der letzten zehn Jahre wird
dies jetzt auch von der Europäischen Gesellschaft für
Brustdiagnostik, kurz EUSOBI, so gesehen. Im März publizierten
21 renommierte Brustexperten aus verschiedenen
Ländern Europas ihre Forderungen, dass Frauen innerhalb
von Früherkennungsprogrammen darüber informiert
werden müssen, dass sie dichte Bruststrukturen
haben und die Mammographie bei ihnen nicht ausreichend
ist. Sie verweisen darauf, dass Frauen mit sehr
hoher Gewebedichte ein erhöhtes Risiko für die Entstehung
von Brustkrebs aufweisen. Zudem führt die
limitierte Aussagekraft der Mammographie bei diesen
Frauen dazu, dass Brustkrebs erst später als möglich erkannt
wird. Ihr Fazit: Frauen mit dichten Brüsten sind
mit der alleinigen Mammographie unterversorgt.
WAS ALSO TUN? Die EUSOBI verweist darauf, dass mit
der Mamma-MRT ein Verfahren zur Verfügung steht,
dass die besagten Limitationen für den Nachweis von
Brustkrebs bei Frauen mit sehr dichten Brüsten nicht
aufweist. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die
MRT in einer hochwertigen Qualität angefertigt wird.
Und die EUSOBI geht noch weiter: Die Gesellschaft verweist
darauf, dass die Mamma-MRT auch ohne ergänzende
Mammographie im Sinne einer sogenannten
Stand-alone- Technik bei Frauen mit sehr dichten Brüsten
zwischen 50 und 70 eingesetzt werden kann.
DIE ÄRZTE IM BRUSTZENTRUM GÖTTINGEN gehen
diesen Weg schon seit vielen Jahren. Dies begann bereits
2003 mit dem Konzept des sogenannten Göttinger Optipacks,
also der Kombination aus Mamma-MRT und einer
einzigen ergänzenden Mammographie pro Brust.
Damit konnte die Anzahl der Mammographien bei
Frauen mit dichten Brüsten halbiert werden. Inzwischen
wird die MRT im Brustzentrum bei vielen Frauen oftmals
nur noch alle drei bis fünf Jahre durch eine einzelne
Mammographie ergänzt.
86 2 | 2022
wissen
Brust-Experten (v.l.) Nadja Meiser, Uwe Fischer, Katharina Marten-Engelke, Friedemann Baum, Ivonne Beyer und Susanne Luftner-Nagel (nicht im Bild).
QUELLE: HTTPS://PUBMED.NCBI.NLM.NIH.GOV/35258677/
Auf die Frage, wie er die Empfehlungen der EUSOBI
national und international einschätzt, äußert sich Friedemann
Baum – einer der beiden Gründer des Brustzentrums
Göttingen – sehr positiv: „Es ist der richtige Weg,
der nun hoffentlich für alle Frauen mit sehr dichten Drüsenstrukturen
beschritten wird. Die Mammographie wird
dadurch erwartungsgemäß in noch stärkerem Maße für
Frauen mit dichten Brüsten in den Hintergrund treten.“
FÜR FRAUEN MIT DEFINIERTEM HOCHRISIKOPROFIL
werden diese Erkenntnisse schon seit vielen Jahren
umgesetzt. Stichwort ist hier Angelina Jolie, über die vor
Jahren in den Medien ausführlich berichtet wurde. Für
Hochrisikofrauen stellt die Mamma-MRT das zentrale
Untersuchungsverfahren dar, das bereits ab dem 25. Lebensjahr
leitliniengemäß zum Einsatz kommt, während
auf die Mammographie weitgehend verzichtet werden
kann.
Uwe Fischer, der andere Begründer des Brustzentrums
Göttingen, berichtet über die Erfahrungen mit der
Mamma-MRT bei Frauen mit sehr dichten Drüsenstrukturen:
„Wir finden etwa 95 Prozent aller Mamma-Karzinome
in der qualitätsgesicherten Mamma-MRT, die
restlichen fünf Prozent werden in der ergänzenden
Mammographie nachgewiesen. Entscheidend ist, dass
die ausschließlich in der MRT nachgewiesenen Karzinome
durchschnittlich sehr klein sind, sodass sie mit einer
exzellenten Langzeitprognose einhergehen.“ Und Fischer
wagt das Resumee: „Der regelmäßige Einsatz der MRT
im Rahmen der Früherkennung in Intervallen von ein
bis zwei Jahren wird zu einer drastischen Reduktion der
Sterblichkeit an Brustkrebs in einer Größenordnung unter
fünf Prozent führen.“
BLEIBT ABZUWARTEN, in welcher Form die Empfehlung
der EUSOBI in der flächendeckenden Versorgung der
Frauen in diesem Land umgesetzt wird. Ein erster wichtiger
Schritt hierbei ist sicherlich die Forderung, die Frauen
über ihren individuellen Dichtetyp zu informieren. Kurzum,
sie zu dieser Thematik schlauzumachen. ƒ
Für weitere Informationen stehen die Ärztinnen und Ärzte
des Diagnostischen Brustzentrums Göttingen
(nach Terminvereinbarung) zur Verfügung:
Tel. 0551 820740
www.brustzentrum-goettingen.de
2 |2022 87
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Dr. Martina Städtler-Schumann
Lust auf Zukunft
25 Jahre SCHUMANN: Wie ein echtes Familienunternehmen Wachstum und
Nachhaltigkeit erfolgreich verbindet.
Im Februar 1997 wurde mit der notariellen
Unterschrift der Grundstein für ein sich
stetig entwickelndes Unternehmen gelegt,
das heute als Marktführer für Credit-Management-Software
in verschiedenen Branchen gilt.
„Angefangen haben wir mit mir als Geschäftsführerin
und zwei weiteren Mitarbeitern.
Heute beschäftigen wir rund 200 Mitarbeiter
– Tendenz steigend – in Göttingen, Leipzig,
London und Porto und bedienen weltweit Unternehmen
aus Industrie, Handel, der Finanzdienstleistungs-
sowie der Versicherungsbranche“,
erklärt Geschäftsführerin Dr. Martina
Städtler-Schumann zum 25-jährigen Firmenjubiläum.
Ein echtes Familienunternehmen
„Ein Familienunternehmen basiert auf verbindenden
Werten. Bei uns sind das Eigenverantwortung,
Wertschätzung und Kritikfähigkeit
– sie bilden bei SCHUMANN die Grundlage
für Zusammenarbeit und Erfolg“, berichtet
Städtler-Schumann. Dank dieser Unternehmenskultur
von gegenseitigem Respekt und
Kommunikation auf Augenhöhe sind die
Mitarbeiter*innen dem Unternehmen eng
verbunden. Für die Weiterentwicklung des Unternehmens
habe die langfristige Sicht schon
immer die höchste Priorität gehabt. „Wir haben
immer schon mit Weitblick entschieden:
Es geht uns nicht um kurzfristige Gewinne,
sondern um nachhaltigen Erfolg.“
Klimaneutrale Software-Herstellung
Nachhaltigkeit ist dem Unternehmen wichtig.
Am Standort Göttingen wird seit diesem
Jahr klimaneutral Software entwickelt: SCHU-
MANN arbeitet mit einem externen Partner
zusammen und kompensiert alle nicht weiter
reduzier- oder vermeidbaren Emissionen.
Anlässlich des Firmenjubiläums werden
Mitarbeiter*innen von SCHUMANN im
Herbst 2500 Bäume pflanzen, zusammen
mit der regio nalen Initiative „Goepflanzt“.
Dadurch sollen die kollabierten Fichtenbestände
im südniedersächsischen Solling
durch Laubbäume wieder aufgeforstet werden.
Städtler- Schumann sagt dazu: „Seit 25 Jahren
stehen wir für nachhaltiges Wachstum – bei
uns und unseren Kunden. Auch im nächsten
Vierteljahrhundert werden wir als innovatives
und treibendes Unternehmen der Branche
Verantwortung übernehmen. Auch für kommende
Generationen.“
Hoher Personalbedarf
Der Personalbedarf des Unternehmens ist
hoch – derzeit sind über 30 Stellen vakant. Seinen
Mitarbeiter*innen bietet SCHUMANN u. a.
flexible Arbeitszeitmodelle für eine gute Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, dazu die Möglichkeit
für Remote Work und vielfältige Sportangebote.
In dem im Jahr 2021 neu bezogenen
Bürogebäude im Urbanen Quartier am GVZ
Göttingen stehen 3.200 qm zur Verfügung.
„Es bleibt spannend: Wir haben uns für die
kommenden Jahre viel vorgenommen, denn eines
ist uns über die 25 Jahre geblieben: die Lust
auf Zukunft“, freut sich Städtler-Schumann.
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Prof. Schumann GmbH
Weender Landstraße 23
37073 Göttingen
Tel. 0551 383150
info@prof-schumann.de
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Geht nicht,
gibt’s nicht.
Birgitt Witter-Wirsam hat alle Hindernisse aus dem Weg
geräumt und mit HolzLand Hasselbach ein Traditionsunternehmen
neu erfunden. Mit faktor sprach die 66-Jährige darüber, wie sie
das Lebenswerk ihres Vaters für den Neustart vernichtete,
sich nach 17 Jahren ihr Traumauto leistete und nun den Betrieb
voller Zuversicht an die fünfte Generation übergibt.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
90 2 |2022
mensch
2 |2022 91
mensch
E LESEZEIT:
8 MINUTEN
twa in der Mitte des Gesprächs blickt Birgitt Witter-
Wirsam kurz in die Ferne, legt beinahe verwundert ihre
Stirn in Falten und schüttelt den Kopf. Sie lacht kurz auf
und sagt: „Wenn ich so zurückblicke, kann ich manchmal
selbst kaum glauben, was in den letzten 30, 40 Jahren
alles passiert ist.“ Ebenfalls zu diesem Zeitpunkt
beginnen sich deutlich Eigenschaften abzuzeichnen, die
sich wie ein roter Faden durch das Arbeitsleben der heute
66-jährigen Unternehmerin ziehen: eine messerscharfe
Klarheit in ihren Vorstellungen, eine beeindruckende
Hartnäckigkeit bei der Verfolgung ihrer Ziele und ausgeprägter
Mut als Ausgangspunkt ihrer vielen Projekte.
Nicht zu verwechseln ist dieser Wagemut dabei allerdings
mit Draufgängertum: „Ich bin ein Mensch, der
Dinge gerne durchplant – und ich habe immer einen
Plan B“, sagt Witter-Wirsam. „Mit meiner Erfahrung
kann ich natürlich auch spontan sein und sehr gut einschätzen,
welche Entscheidungen ich aus dem Bauch
heraus treffen kann.“
ALL DIESE EIGENSCHAFTEN ZEIGEN SICH besonders
deutlich an einem Projekt, das sie selbst ihr ‚Meisterstück‘
nennt: den heutigen Sitz der Carl Hasselbach
GmbH & Co. KG am Flüthedamm in Rosdorf. Dort hat
sie den traditionsreichen Betrieb, dessen Geschäfte sie
heute mit ihrem Sohn Michael Wirsam gemeinsam führt,
komplett neu aufgebaut und als spezia lisierten Fachhändler
für Holz und Baustoffe, der sowohl Geschäftsals
auch Privatkunden bedient, nachhaltig etabliert.
Wenn man die Unternehmerpersönlichkeit Birgitt Witter-
Wirsam verstehen will, macht es Sinn, genauer hinzuschauen.
„Wir hatten in der Woche vor der Neueröffnung für
den finalen Umzug vom Rischenweg an den Flüthedamm
nur drei Tage geschlossen. Mein Vater hatte das
alte Gelände 1967 gekauft“, erzählt Witter-Wirsam,
während sie sich an die bewegten Zeiten zurückerinnert.
„Wir haben damals alles mitgenommen, was wir noch
gebrauchen konnten.“ Auch das große Tor vor dem heutigen
Freilager mit den Hochregalen sei ein Überbleibsel
vom angestammten Grundstück. „Wir waren sparsam
unterwegs, um die große Investition zu stemmen.“
Begonnen hatten die Bauarbeiten im April 2009, sie
dauerten bis in den Dezember. „Das war ein kalter Winter“,
berichtet Witter-Wirsam. „Wir sind am 20. Dezember
bei – 20 Grad und 20 Zentimeter Schnee umgezogen –
uns waren sogar die Hebebühnen eingefroren.“ Aufgehalten
auf dem Weg zur Neueröffnung im darauffolgenden
Januar haben sie diese widrigen Umstände nicht,
denn sie hatte bereits intensive Vorarbeit geleistet und
war angetreten, um ihren Traum zu verwirklichen: das
im Jahr 1885 gegründete Traditionsunternehmen neu zu
erfinden und für die nächste Generation und Zukunft
sicher aufzustellen.
ERSTMALS AUFGEKOMMEN WAR DIESER TRAUM,
nachdem sie die Geschäftsführung von ihrem Vater
Klaus Witter im Jahr 1989 übernommen hatte. Dabei
hätte es anders kommen können, sogar sollen: „Eigentlich
war es für meinen Vater immer klar, das ich mit
meinem Bruder seine Nachfolge antrete. 1999 ist mein
Bruder dann aber aus der Firma ausgestiegen, um sich
neuen Aufgaben zu widmen. Dass es eine Frau, oder vielmehr
seine Tochter, alleine macht, war für ihn zunächst
gar nicht vorstellbar. Es war eine andere Zeit“, erzählt die
Unternehmerin gedankenverloren. „Ich musste sogar darum
kämpfen, studieren zu dürfen.“ Als sie dann viele Jahre
später, mittlerweile in der Verantwortung für das
Unternehmen und die Mitarbeiter, ihre Idee vom Neustart
äußerte, war ihr die Unterstützung ihres Vaters sicher. „Er
hat diese Entscheidung mitgetragen, auch wenn das nicht
leicht für ihn war“, sagt Witter-Wirsam. „Denn im Grunde
genommen habe ich sein Lebenswerk am Rischenweg
für den Neustart vernichtet.“
Klaus Witter wusste damals bereits, wie zielstrebig
seine Tochter war, und er hatte in den Anfängen miterlebt,
wie sie sukzessive ihre Spuren in den Gremien der
HolzLand GmbH hinterließ. Der größten Einkaufs- und
Marketingkooperation des deutschen Holzhandels war
das Rosdorfer Unternehmen Hasselbach im Jahr 1986
beigetreten. „Ich habe unsere Interessen vertreten und
war die erste und einzige Frau in der Runde. Meinen
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Platz musste ich mir dort erst erarbeiten“, sagt sie rückblickend.
„Da ich jedoch immer meine Standpunkte vertreten
habe und mit meiner Zuverlässigkeit punkten
konnte, bin ich nie untergegangen.“ Eine spezielle Erkenntnis
habe sie dabei relativ schnell gewonnen, die sie
auch als Rat an andere Frauen weitergeben möchte, die
auf dem Weg in Führungspositionen sind: „Es ist wichtig,
den Mut zu haben, Dinge kritisch zu hinterfragen –
gerade als Frau in großen, von Männern dominierten
Runden. Es kann nichts passieren“, sagt sie mit einem
Schulterzucken. „Ich habe schnell gemerkt: Wenn ich es
nicht verstehe, haben es die anderen auch nicht verstanden.“
Und offenbar hat sie die richtigen Fragen gestellt:
Insgesamt 20 Jahre war Birgitt Witter-Wirsam im Holz-
Land-Vorstand, zwei Amts perioden lang übernahm sie
als erste Frau den Aufsichtsratsvorsitz, den sie im Jahr
2017 abgab.
DOCH ZURÜCK ZU IHREM ‚MEISTERSTÜCK‘. Vor dem
ersten Spatenstich hatte die Unternehmerin drei Jahre
gebraucht, die Idee mit Leben zu füllen. „Ich habe viel
ge netzwerkt, Leute getroffen, immer wieder von meinen
Plänen erzählt“, berichtet sie. Entstanden ist am Ende
ein Konzept für einen Gewerbekomplex, den sich ihr
Unternehmen mit Mietern teilen sollte. „Ich wollte das
Risiko verteilen.“
Zur Person
Birgitt Witter-Wirsam wird im Jahr 1956 in Göttingen
geboren. 1989 übernimmt sie von ihrem Vater Klaus Witter
die Geschäftsführung der Carl Hasselbach GmbH & Co. KG.
In den folgenden Jahren baut sie die Firma kontinuierlich
aus und erschließt zusätzliche geschäftliche Standbeine
für die Familie: 2005 kauft sie insgesamt sechs Kasernenblöcke
auf den Göttinger Zietenterrassen, gründet mit der
Göttinger Tischlerei & Holzbau GmbH im Jahr 2013 eine
eigene Tischlerei und übernimmt in demselben Jahr ein
insolventes Unternehmen aus der HolzLand-Guppe in
der Nähe von München.
Neben ihrer unternehmerischen Tätigkeit bekleidet sie
immer wieder verschiedene Ehrenämter: Insgesamt 20
Jahre war sie als erste Frau im HolzLand-Vorstand, zwei
Amtsperioden lang übernahm sie ebenfalls als erste Frau
den Aufsichtsratsvorsitz, den sie im Jahr 2017 abgab.
Noch bis zum Jahr 2024 leitet sie als Präsidentin die
Geschicke des AGV, des Arbeitgeberverbandes Mitte, und
ist darüber hinaus Vizepräsidentin der IHK Hannover.
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»Spätestens in diesen Monaten hat mein
Team gelernt, dass ein ‚Geht nicht‘ für mich
keine akzeptable Antwort ist. «
Um das Grundstück am Flüthe damm in Rosdorf erwerben
zu können, verkaufte Witter-Wirsam mit dem Segen
ihres Vaters das Altgelände und die dort angesiedelten
Gebäude. Mit einem Teil des Erlöses zahlte sie ihren Bruder
als Gesellschafter aus. „Er hatte sich schon 1999 aus
dem operativen Geschäft komplett zurückgezogen“, erzählt
Witter-Wirsam. „Im Nachhinein hat sich das als
genau richtig herausgestellt. So hatte ich die Unabhängigkeit
und den unternehmerischen Handlungs- und
Entscheidungsfreiraum, der mir bis heute wichtig ist.“
Der Rest war ihr Kapital für den Neustart, der sich auf
jede erdenkliche Art als sehr herausfordernd erwies.
„2009 WAR NICHT NUR DAS JAHR, in dem mein Vater
starb, es war auch das Jahr der Wirtschaftskrise“, sagt
sie und offenbart die Gedanken, die sie damals umtrieben.
„Ich hätte mich zur Ruhe setzen, Privatier werden
können. Denn ich hatte den Erlös vom Altgrundstück
schon auf dem Bankkonto. Ich wollte aber meine
Mit arbeiter nicht im Stich lassen, nur weil mir der Mut
und der Elan fehlen.“ So übernahm sie die Verantwortung
– für die Zukunft des Unternehmens, der Mitarbeiter
und ihrer Familien. Sie kaufte den lang anvisierten
Bauplatz von sechs verschiedenen Vorbesitzern zusammen,
erhielt nach einigem Hin und Her die Baugenehmigung
und startete mit der Umsetzung ihres Konzepts.
„Ich warf alles, was ich mir bisher erarbeitet hatte, in
einen Topf. Die Bank wollte zusätzliche Bürgschaften
sehen“, sagt sie, erneut in Erinnerungen versunken.
„Das unterscheidet uns selbstständige Unternehmer von
angestellten Vorständen. Wir gehen auch privat ins volle
Risiko.“
Sie habe über den Zeitraum vieler Monate einfach
funktioniert: Dinge abzuarbeiten, Nächte zum Tag zu
machen und immer wieder auf neue Einflussfaktoren zu
reagieren, war Normalität. „Spätestens in diesen Monaten
hat mein Team gelernt, dass ein ‚Geht nicht‘ für mich
keine akzeptable Antwort ist“, sagt Birgitt Witter-Wirsam
mit einem selbstbewussten Lächeln. „Ich frage dann immer,
ob wir es denn schon versucht haben.“ Denn sie
selbst habe die Erfahrung gemacht, dass 90 Prozent aller
Dinge, die als nicht machbar im Raum stehen, am Ende
doch machbar sind. ‚Geht nicht – gibt es nicht‘ wurde zu
ihrem Lebensmotto.
IHREN MUT UND DIE FÄHIGKEIT, sich bietende Gelegenheiten
beim Schopf zu packen, bewies die umtriebige
Geschäftsfrau bereits im Jahr 2005 beim Kauf von insgesamt
sechs Kasernenblöcken auf den Zietenterrassen.
Mit dem Plan angetreten, eine einzelne Wohnung zu
kaufen, saß sie gemeinsam mit ihrem Sohn Marcus bei
der Versteigerung auf der Bieterbank. Der Rest ist schnell
zusammengefasst: Als die Blöcke nur zusammen zur Versteigerung
kommen sollten, nutzte sie die Pause für ein
Telefonat mit der Sparkasse, an dessen Ende das gemeinsame
Geschäft stand: Sie und ihr Sohn kauften die kompletten
Blöcke. Als Fehler bezeichnet sie heute, dass sie
relativ bald vier der sechs Gebäude an eine Baugruppe
weiterverkauft habe. Um die Verwaltung und Vermietung
der verbliebenen Wohnungen kümmert sich heute
ihr Sohn Marcus.
Nachdem sie dieses zweite Standbein aufgebaut und
den Umzug auf das neue Betriebsgelände durchgezogen
hatte, war Birgitt Witter-Wirsam mit dem Umbau des
Familienunternehmens allerdings noch immer nicht
fertig. Sie gründete vor zehn Jahren zusätzlich eine
Tischlerei. „Nicht alle unsere gewerblichen Kunden waren
von diesem Schritt begeistert “, sagt sie. „Aber ohne
diese Dienstleistung wären wir heute nicht so gut aufgestellt.
Auch die Handwerksmeister der Region konnten
sich letztlich mit der neuen Situation arrangieren. Da wir
uns nicht an Ausschreibungen beteiligten, gab es auch
keinen Wettbewerb.“
RÜCKBLICKEND SEI SIE FROH, den dornenreichen Weg
gewählt zu haben. „Ich bin immer in schwierige Situationen
mittenrein“, sagt Witter-Wirsam. „Meinem Wirtschafsprüfer,
der mich seit über 40 Jahren bei meinen
Unternehmungen begleitet, bin ich besonders dankbar,
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mensch
Wahr geworden 17 Jahre stand das kleine Modellauto in ihrem Regal – bis Birgitt Witter-Wirsam ihren Traum vor einiger Zeit Realität werden ließ.
dass er mich genau darin bestärkt hat.“ Er habe ihr den
Rat gegeben, nicht vor Problemen wegzulaufen, sondern
sie konsequent und sofort anzugehen. „Man muss sich
um schwierige Angelegenheiten schnell kümmern, sonst
wachsen sie einem über den Kopf.“ Für sie gehöre dazu
auch, zeitnah aktiv zu werden, wenn Kunden in die
Insolvenz müssen. „Ich bin in solchen Fällen selber losgefahren,
um Ware wieder abzuholen oder eine andere
Sicherheit zu organisieren, bevor die Banken kamen“,
erzählt die Hasselbach-Chefin. Ihr sei es immer darum
gegangen, die Interessen ihres Betriebs zu wahren, aber
der anderen Seite trotzdem die Luft zum Atmen zu lassen,
ihre Handlungsfähigkeit zu behalten. „So kam es
auch dazu, dass ich einmal innerhalb weniger Minuten
zur Besitzerin eines Pferdes wurde.“
NACH EINEM SO BEWEGTEN LEBEN als Voll blutunternehmerin
und 40 Jahren in verantwortlichen Positionen
möchte Witter-Wirsam jetzt loslassen, den Übergang
in die Zeit nach dem Arbeitsleben Stück für
Stück vollziehen. Sie habe das Unternehmen neu aufgestellt,
zusätzliche Standbeine geschaffen, die neue
Generation in Stellung gebracht. „Ich bin überglücklich,
wie gut und erfolgreich meine Söhne unterwegs
sind. Jetzt möchte ich endlich nicht mehr sechs Tage
in der Woche arbeiten“, sagt sie offen.
An ihren Sohn Michael hat sie die Hasselbach-Führung
fast vollständig übergeben. Seine unternehmerischen
Sporen hatte er sich zunächst in München verdient,
wo er ein Unternehmen führte, das Witter-Wirsam
im Jahr 2013 gekauft hatte. „Das war eine Firma aus
der HolzLand- Gruppe, die in Schieflage geraten war.
Wir haben das Gebäude und das Grundstück aus der
Insolvenz gekauft.“ Sie könne heute von allem die Finger
lassen, was gut läuft. „Ich weiß, dass er Dinge anders
machen wird als ich. Das ist auch gut so. Genau
wie ich damals muss er heute den Mut haben, das Unternehmen
weiterzuentwickeln und unsere Familientradition
nicht als Bürde zu empfinden.“
AUF DIE FRAGE, WAS SIE IN ALL DEN JAHREN nur für
sich allein gemacht habe, hat die 66-Jährige eine erstaunliche
Antwort: „Ich habe mir einen Traum erfüllt
und mir ein Jaguar-Cabrio gekauft.“ Und auch hier hat
sie einen langen Atem bewiesen: 17 Jahre stand ihr
Traum als kleines Modellauto in ihrem Regal.
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mensch
„Was Männer über 50 können, können wir Frauen
auch“, sagt sie dazu und lächelt spitzbübisch. Für ein
echtes Hobby sei keine Zeit gewesen. Erholung habe sie
vor allem in langen Wochenenden auf ‚ihrer Insel‘ Sylt,
beim Skifahren oder in ihrem Garten gefunden. „Heute
ge nieße ich meinen festen Oma-Nachmittag mit meiner
Enkeltochter Charlotte unheimlich“, sagt sie nicht ohne
Stolz, und es kommt ein bisschen Wehmut in ihrer Stimme
auf, denn für ihren ersten Enkel Timur, der heute
zwölf Jahre alt ist, hatte sie damals leider gar keine Zeit.
Ganz zurückziehen kann und will sie sich jetzt aber
noch nicht: Vorher möchte sie noch die Geschicke des
AGV, des Arbeitgeberverbandes Mitte, neu gestalten
und ihre Amtszeit im Jahr 2024 beenden. Auch ihr Amt
als IHK-Vizepräsidentin wird sie bis zum Ende ihrer
Amtsperiode 2023 noch ausführen. Deren Vorsitz hatte
sie übernommen, nachdem sie ihre Tätigkeit bei der
HolzLand-Gruppe beendet hatte. Alle Ämter habe sie
ehrenamtlich ausgeübt. Es sei ihr immer eine Ehre gewesen.
„Ich sehe uns Unternehmer in der Pflicht, uns zu
engagieren, Veränderungen aktiv zu ermöglichen und
nicht nur zu kritisieren. Sich hinter mangelnder Zeit zu
verstecken zählt nicht.“
UND DANN IST DA JA AUCH NOCH das neueste Projekt:
Gemeinsam mit ihrem Sohn Michael hat Birgitt Witter-
Wirsam das Gelände, den ehemaligen Schlachthof, neben
dem aktuellen Firmensitz ihres ‚Meisterstücks‘ gekauft.
„Die Projektierung und die Suche nach attraktiven Mietinteressenten
mache ich noch mit. Dann ist aber wirklich
Schluss“, sagt sie und lächelt. Ob es wirklich ihr
letztes Werk wird, bleibt abzuwarten. ƒ
Zum Unternehmen
Im Jahr 1885 gründet Carl Steltzner in der Lange-Geismar-
Straße den Göttinger Kohlen- und Baumaterialhandel.
1906 erwirbt dann Carl Hasselbach die Firma, die bis heute
seinen Namen trägt, und verlagert sie in die Jüdenstraße.
1945 steigt Walter Witter bei Hasselbach ein. Sein Sohn
Klaus wird 1961 Komplementär, kauft 1967 das Unternehmen
ganz und verlegt den Betrieb aus der Innenstadt nach
Rosdorf. 1986 erfolgt der Beitritt zur HolzLand Holzhandels
GmbH, der größten Einkaufs- und Marketingkooperation
des deutschen Holzhandels. Seither tritt das Unternehmen
am Markt als HolzLand Hasselbach auf.
1989 übernimmt Klaus Witters Tochter Birgitt Witter-
Wirsam die Geschäftsführung, und Ende des Jahres 2009
erfolgt der Umzug der Firma auf das 25.000 Quadratmeter
große Grundstück am Ortseingang von Rosdorf (Am
Flüthedamm 2). HEUTE wird die Carl Hasselbach GmbH
& Co. KG gemeinsam von Birgitt Witter-Wirsam und
ihrem Sohn Michael Wirsam geführt.
Sie möchten Birgitt Witter-Wirsam noch
besser kennenlernen? Einen ganz persönlichen
Eindruck von der Hasselbach-Chefin
gewinnen Sie in unserem Interview unter:
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Dr. Code
Aus schierer Ungeduld gründete der promovierte Mediziner Farshid Noorani
vor 20 Jahren in Göttingen die Softwarefirma M.I.T. – mit einem klaren Ziel vor Augen:
seine Software für den Mittelstand als die beste am Markt zu etablieren. Mission erfüllt.
TEXT TOBIAS KINTZEL FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 4 MINUTEN
Dass ihn große Hürden und schwierige
Situationen nicht aufhalten, sondern zusätzlich
motivieren, muss an seinem ungewöhnlichen
Lebensweg liegen: Farshid
Noorani wurde 1972 in Teheran, der
Hauptstadt des Iran, geboren. Als knapp Siebenjähriger
erlebte er die Revolutionsbewegung, die 1979 zur Absetzung
von Schah Mohammad Reza Pahlavi und zur Beendigung
der Monarchie in seinem Geburtsland führte.
Nur wenig später brach der Krieg zwischen dem Irak
und Iran aus. „Auch wenn es in Teheran vergleichsweise
sicher war – meine Geschwister und ich mussten uns als
Kinder mit Krieg auseinandersetzen“, erzählt der heute
50-Jährige rückblickend. Noorani hat drei jüngere Geschwister
und einen älteren Bruder, den die Eltern kurz
vor dessen 15. Geburtstag in die USA geschickt hatten,
um ihn vor dem Militärdienst zu schützen.
Diese Herausforderung stand wenig später auch
Farshid Noorani bevor. „Da Jungen nach ihrem 15. Geburtstag
nicht mehr ausreisen durften, musste auch ich
den Iran rechtzeitig verlassen“, sagt der Unternehmer
heute. „Da ich kein Visum für Amerika bekommen
konnte, besuchte ich ab der 8. Klasse ein Internat in
Deutschland.“ In Königsfeld, in der Nähe von Villingen-
Schwenningen. Seine Familie blieb im Iran. „Die folgenden
Jahre haben mich wahnsinnig geprägt“, sagt er heute
überzeugt. „Es war nicht leicht, die neue Sprache zu
lernen und mit einer anderen Kultur umzugehen.“ Auf
sich alleine gestellt, entwickelte der 13-Jährige schon in
diesen jungen Jahren die Fähigkeit, sich intensiv mit Problemen
auseinanderzusetzen, Lösungen zu finden und
auf dem Weg dorthin zu lernen. Eine Fähigkeit, die ihn
zu dem machte, was er heute ist: erfolgreicher geschäftsführender
Gesellschafter der Softwareentwicklungsfirma
M.I.T. in Göttingen, die inzwischen auf erfolgreiche
20 Jahre zurückblicken kann.
DABEI WAR DIESER WEG ALLES ANDERE als vorgezeichnet.
Denn bis zum Abitur war in Noorani der Wunsch
gereift, Medizin zu studieren. Er wollte Arzt werden, um
anderen zu helfen. Und die ZVS, die Zentralstelle zur Vergabe
von Studienplätzen, schickte ihn nach Göttingen.
Dass er hier schließlich nach dem absolvierten Medizinstudium
die M.I.T. Maxx Software GmbH gründete und
nicht als Arzt arbeitete, war nichts anderes als ein Ergebnis
der deutschen Bürokratie und seiner Ungeduld. „Ich
konnte nicht direkt als Arzt arbeiten“, erzählt Noorani.
„Eine Aufenthaltsgenehmigung sowie eine Arbeitserlaubnis
hatte ich zwar. Es war 1998 jedoch schwierig,
ohne deutschen Pass eine Approbation zu erlangen.“
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»Wenn es Spaß macht, kommt die
Energie von alleine.«
UND SO ENTSCHLOSS SICH DER FRISCH gebackene
Mediziner, in der Wartezeit kurzerhand zu promovieren
und obendrein noch parallel Betriebswirtschaftslehre
und Wirtschaftsinformatik zu studieren. „Ich bin tatsächlich
etwas ungeduldig“, sagt er fast entschuldigend.
„Dinge müssen vorangehen. Ich kann nicht einfach abwarten
und alles auf mich zukommen lassen.“
Die zusätzlichen Studiengänge seien interessant gewesen
und hätten ihm Spaß gemacht. Er fand schnell Gefallen
daran, Unternehmensprozesse zu analysieren und in
Software zu überführen. „Ich habe damals schnell bemerkt,
dass ich auch als Nichtmediziner ganz gut unterwegs
war“, berichtet Farshid Noorani. Den Schritt in die
Selbstständigkeit mit eigener Softwarefirma bereut er bis
heute nicht, obwohl er zwischenzeitlich – am Ende
schließlich promoviert – auch als Arzt gearbeitet hat.
„Ich bin auch heute immer noch Mitglied der Ärztekammer“,
sagt er etwas überraschend. Zwar sei Medizin das
schönste Studium überhaupt, aber er habe letztlich die
Abwechslung der Routine vorgezogen. „Die Tätigkeit
als Arzt ist in der täglichen Arbeit doch weitaus routinierter,
als viele Menschen annehmen. Immer wiederkehrende
Aufgaben, Krankheitsbilder und Diagnosen
sind die Regel.“
IN SEINEM HEUTIGEN JOB überwiege die Abwechslung:
Immer wieder aufs Neue müsse er zusammen mit seinem
Team andere Probleme für Kunden lösen. Über die Jahre
ist so die von ihm ersonnene, modular aufgebaute Maxx-
Softwarereihe entstanden, mit der sich alle Unternehmensprozesse
steuern lassen. Zum Beispiel können
Warenein- und -ausgänge verfolgt, Liefertouren geplant,
die Stunden der Mitarbeiter erfasst oder Kundendaten
verwaltet werden. Firmen können die Bausteine einzeln
oder zusammen einsetzen. „Ich habe schon immer versucht,
mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen, seine
Beweggründe und vielleicht Nöte zu verstehen. Also Verständnis
aufzubringen“, erzählt Noorani von den Parallelen
zum Arztberuf. „Das hilft mir beruflich, aber auch
privat.“
Obwohl er mittlerweile mehr in der Betreuung und
Beratung der Kunden arbeite, zöge es ihn immer wieder
auch zum Programmieren. „Ich schaue schon noch regelmäßig
in den Code, also die Software, wenn meine Mitarbeiter
Bugs, also Fehler im Code, zeitnah nicht finden.“
Und damit möchte er, wenn es nach ihm geht, auch
noch 15 oder 20 Jahre weitermachen. Pläne hat er genug:
Die Maxx-Softwarereihe möchte er zur besten Lösung
für mittelständische Unternehmen machen. Außerdem
plane er, die Firma zu vergrößern und die Basis zu
schaffen, dass sie sicher für die Zukunft aufgestellt ist,
„wenn ich irgendwann dann doch ausscheide“.
MIT DEM ANSATZ, SICH IN SEINE KUNDEN hineinzuversetzen,
ist Noorani mit seinen aktuell 20 Mitarbeitern
offensichtlich auf dem richtigen Weg. „Im Bereich
des Lebensmittel- und Naturkostgroßhandels sind wir
heute einer der führenden Anbieter“, sagt er nicht ohne
Stolz. Er habe Kunden hier in Göttingen – zum Beispiel
Naturkost Elkershausen –, aber auch in ganz Deutschland.
Für die Umsetzung seiner Wachstumspläne hat der
findige Softwareunternehmer Noorani vor ein paar Jahren
bereits einen Zukunftsmarkt ausgemacht. Weltweit
stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Produkte
oder benötigten Teile so zu verschicken, dass der
Platz in den Containern oder LKW bestmöglich genutzt
wird. Zur Lösung genau dieser Aufgabe hat Noorani
eine Software entwickelt – in englischer Sprache für die
Nutzung rund um den Globus. Einige große Kunden,
wie beispielsweise der bekannte Kinderfahrradhersteller
Puky, planen bereits ihre Transporte damit.
AUF SEIN ARBEITSPENSUM ANGESPROCHEN, macht
der Unternehmer noch einmal deutlich, dass er bei der
Bewältigung immer neuer Herausforderungen keinen
Stress empfinde. „Wenn es Spaß macht, kommt die Energie
von alleine“, sagt er dazu. „Ich habe außerdem schon
so viel erlebt und gesehen in meinem Leben, dass mich
heute nichts mehr schockieren oder aus der Ruhe bringen
kann.“ Und solange die Arbeit keine Energie von
anderen Lebensbereichen abziehe, sei das für ihn völlig
in Ordnung – und er rate jedem, genau darauf zu achten.
„Für mich ist ein Tag erfüllend und erfolgreich, wenn ich
Zeit mit der Familie verbracht und die Bedürfnisse von
Kunden und Mitarbeitern unter einen Hut gebracht
habe.“ In Göttingen lebt Farshid Noorani mit seiner
Frau und seinen 12 und 13 Jahre alten Töchtern im
schönen Ostviertel. „Das überschaubare Göttingen ist
genau richtig für uns. Die Nähe zu den Schillerwiesen,
zum Wald, der große Erholungswert.“
Kann er sich vorstellen, dass seine Töchter seine Firma
übernehmen? „Es wäre optimal“, gibt er unumwunden
zu. „Aber sie sollen machen, worin sie ihre Berufung sehen.
Es darf alles sein.“ Sich in das gemachte Nest zu
setzen, wäre möglicherweise der einfachste Weg. Aber
wenn seine Töchter nach ihm kommen, ist ihnen der
vielleicht nicht herausfordernd genug. Aber das ist Zukunftsmusik:
Der programmierende Mediziner Noorani
hat selbst noch viel mit seinem Unternehmen vor. ƒ
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mensch
Geburtsstunde
auf Social Media
Die Hebammen Jasmin Czech und Julia Brömsen erreichen über ihren Instagram-Kanal @momallie
rund 40.000 Menschen, geben digital ihr Wissen weiter und sind Vorbild für den Nachwuchs.
TEXT CHRISTIAN VOGELBEIN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 4 MINUTEN
Es ist ein früher Sommermorgen, ein paar letzte
Dunstwolken ziehen über die blühenden Felder
rund um die kleine Göttinger Gemeinde Gleichen.
In einem idyllischen Wohnhaus am Hang treffen
wir auf Julia Brömsen und Jasmin Czech. Die beiden
Hebammen arbeiten bereits seit vielen Jahren zusammen,
haben sich im Kreißsaal der Klinik kennengelernt. Neben
den werden den Müttern vor Ort kümmern sie sich heute
tagtäglich um knapp 40.000 weitere Frauen, die ihnen
auf Instagram folgen und die Website von Momallie besuchen.
IN DEUTSCHLAND GIBT ES Stand 2019 rund 26.000
angemeldete Hebammen und Geburtenhelfer. De facto
viel zu wenige – denn allein im Jahr 2020 erblicken hier
rund 770.000 Babys das Licht der Welt. „Im Laufe unseres
Arbeitslebens sind uns immer wieder Frauen begegnet,
die aufgrund dieses Mangels einfach keine Hebamme
finden konnten, die sie durch die Schwangerschaft, die
Geburt und das Wochenbett begleitet“, erzählt Dreifach-
Mama Brömsen.
„Diese wenden sich dann mit ihren Fragen an Dr. Google
und bekommen die schrägsten Antworten. In den seltensten
Fällen hilft es ihnen aber wirklich weiter“, ergänzt
Czech. „Und auch Frauen, die Hebammen haben,
bemühen allzu oft das Internet, wenn sie sich die eine
oder andere Frage nicht zu fragen trauen.“ Diese Problematik
habe sich durch Corona noch einmal verstärkt,
so die 28-Jährige. „Wir wollten aber, dass alle Frauen
sicher durch die Schwangerschaft gehen. Das liegt uns
persönlich am Herzen“, erklärt Brömsen – und so kam
ihnen vor zwei Jahren dann auch die zündende Idee, einen
Blog zu erstellen und dort der breiten Masse ihr
Wissen zu unterschiedlichen Themen zur Verfügung zu
stellen. Wie der Zufall es wollte, kam nur wenig später
über eine werdende Mutter auch noch der Kontakt zu
Lookfamed zustande, einer jungen Göttinger Agentur,
die sich mit der Vermarktung von Influencern bestens
auskennt.
Schnell wurde aus dem Blog ein eigenes Start-up –
inklusive Instagram-Kanal, der die beiden Hebammen in
ihrem Alltag zeigt. Momallie war geboren: eine Mischung
aus ,mom‘ und ,normally‘.
„AM ANFANG WAR ES FÜR UNS jedoch alles andere
als normal, uns vor der Kamera zu präsentieren“, sagt
Brömsen. „Hebamme war, ist und bleibt unser Hauptberuf.
Momallie noch nebenbei zu betreiben und sich mit
dem ganzen Equipment vertraut zu machen – da waren wir
schon froh, die Agentur an unserer Seite zu haben.“ Denn
hinter Momallie stecke noch viel mehr, als ein paar kurze
Clips mit dem Handy zu drehen, so die 44-Jährige.
102 2 |2022
mensch
Findiges Start-Up Julia Brömsen (l.) und Jasmin Czech sind die Gesichter hinter Momallie und teilen im Netz ihre Hebammen-Erfahrung.
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mensch
FOTOS: MOMALLIE_OFFICIAL
Worin die beiden Hebammen die größten
Herausforderungen bei ihrer Präsentation auf
Social Media sehen und warum sie sich selbst
noch nicht als Influencerinnen bezeichnen –
das erfahren Sie in unserem Interview unter:
www.faktor-magazin.de/faktor-video
104 2 |2022
mensch
IHRE KANÄLE NUTZEN SIE, um digitale Pakete und Programme
zu verkaufen: Kurse zur Schwangerschafts- und
Geburtsvorbereitung, zu Babys erstem Jahr und zum
Wochenbett bis hin zum Rückbildungskurs inklusive
Videos zu postnatalen Yoga-Übungen. So begleiten sie
die werdenden Mütter und Familien mit Ratschlägen,
Tipps und Tricks durch die Schwangerschaft – und auch
danach. „Wir wollen die Frauen dort abholen, wo sie gerade
stehen“, erklärt Czech. Insbesondere bei Instagram
beantworten sie deshalb allwöchentlich am ,Midwife
Monday‘ anonyme Alltagsfragen. „Wir merken hier oft,
dass sich viele Frauen sehr wenig zutrauen“, erzählt
Brömsen. „Wir wollen sie ermutigen, auf ihr Bauchgefühl
zu hören, sich nicht verunsichern zu lassen.“ Das
beginnt bei einfachen Fragen zu Hilfsmitteln gegen Übelkeit
oder der Frage, was zur Geburt mit in den Kreißsaal
mitgebracht werden darf und sollte. „Wir kommen
manchmal mit dem Beantworten gar nicht hinterher, weil
es so viele sind“, sagt Czech.
Dass sie mit ihrer Arbeit eine wichtige Lücke füllen,
haben sie schnell gemerkt. „Wir haben erwartet, in den
ersten Jahren vielleicht ein paar hundert Follower zu haben.
Jetzt sind es bereits bald 40.000!“, erzählt Brömsen
begeistert. Auch bei ihrer Arbeit im Kreißsaal werden sie
inzwischen schon erkannt. „Viele freuen sich dann, weil
sie uns auf eine Art und Weise ja schon kennen – und das
ist schön.“
INZWISCHEN SIND DIE HEBAMMEN in ihre neue Rolle
hineingewachsen und schaffen die Doppelbelastung problemlos.
Dank Lookfamed haben sie eine Art Redaktionsplan
mit verschiedenen Themen und produzieren die
Videos, Bilder und Beiträge in den Räumen der Agentur
regelmäßig vor. Als Influencerinnen im wirtschaftlichen
Sinne würden sie sich selbst jedoch noch nicht beschreiben.
Zwar nehmen sie mit ihrer Arbeit auch auf das
Kaufverhalten ihrer Zielgruppe Einfluss, und es sei gut
möglich, dass der eine oder andere Anbieter von entsprechenden
Produkten bald auf die Reichweite der Hebammen
aufmerksam wird – bezahlte Partnerschaften kamen
bislang allerdings nur sehr vereinzelt zustande. „Wenn
wir über ein Produkt reden, dann nutzen wir es auch
selbst und stehen zu 100 Prozent dahinter“, erklärt
Czech entschieden. „Diese Authentizität müssen und
wollen wir uns auch bewahren.“
DOCH NICHT NUR FÜR WERDENDE MÜTTER sind die
beiden Hebammen interessant, sondern auch für werdende
Hebammen. Denn nur für wenige junge Menschen
ist dieser Ausbildungsweg im Jahr 2022 tatsächlich
attraktiv. Klar, das Wunder der Natur zu erleben, sei
ein ständiger unbezahlter Bonus, doch das Gehalt an
» Wenn wir in der näheren Zukunft
nicht nur 40.000 Frauen erreichen,
sondern 140.000 Menschen zur Seite
stehen können, dann haben wir
unser Ziel erreicht. «
sich sei kaum ein ausschlaggebender Faktor, so Czech.
„Wir Hebammen sind schon ein spezieller Typ Mensch.“
Unregelmäßige Arbeitszeiten, häufig in ständiger Bereitschaft,
abends und auch am Wochenende – und zudem
müssen Hebammen seit 2022 auch noch ein Studium
absolvieren. Über all dies informieren Czech und Brömsen
nun auf Social Media und brechen dabei absichtlich
mit Stereotypen und dem überholten Bild von Hebammen,
das sich hartnäckig in der Öffentlichkeit hält: mit
Öko-Haarschnitt, Ledertasche und Klappfahrrad.
„Auch für uns ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen“,
erklärt Brömsen. Und dieser Schritt zahlt sich aus. „Uns
haben schon viele junge Frauen geschrieben, dass sie
nun Hebammen werden wollen. Dass wir auch die erreichen,
ist natürlich großartig.“
APROPOS ZEIT: Für die Zukunft wollen die beiden mit
ihrem ,Baby‘ zusammen weiterwachsen, um noch mehr
Mütter – und auch Väter – zu erreichen. Insbe sondere
das Online-Kursangebot soll erweitert werden. „Wenn
wir in der näheren Zukunft nicht nur 40.000 Frauen
erreichen, sondern 140.000 Menschen zur Seite stehen
können, dann haben wir unser Ziel erreicht“, sagt
Czech und lächelt optimistisch. „Ich glaube, Hebamme
ist eben nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Das
muss man auch ein Stück weit leben“, sagt Brömsen.
Genau das tun sie und schaffen so mit Momallie neue
Chancen – sowohl für sich als auch für werdende Eltern.
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2|2022 105
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der Region
PROFIL
TOP-FRAUEN
Gabriella Honti, Director Non-Metal Procurement beim
Aluminiumunternehmen Novelis.
Am Standort Göttingen veredelt und behandelt Novelis
Aluminium für z.B. die Lebensmittel- und Baubranche.
Familienmensch & Führungskraft
Gabriella Honti leitet bei Novelis Europa den Einkauf und findet neben der Zeit für
ihr Team genug für die Familie und sich selbst.
108 2 |2022
Seit April 2021 ist Gabriella Honti bei
Novelis Europa, dem führenden Hersteller
von flachgewalztem Aluminium
und weltweit größten Recycler von Aluminium,
am Standort Göttingen als Director Non-
Metal Procurement angestellt und Mitglied
des Europäischen Managementteams. Gemeinsam
mit ihrer Abteilung stellt sie sicher,
dass Waren und Dienstleistungen pünktlich
und zuverlässig eintreffen. Neben der Leitung
des rund 50-köpfigen Teams geht sie ihren europaweit
anfallenden Aufgaben im Managementteam
nach – ein Fulltime-Job.
Dennoch kommen bei diesem Pensum die
Familie, der Hund und auch die Zeit für sie
selbst nicht zu kurz: „Novelis hat mir die Möglichkeit
gegeben, meinen Beruf, dem ich mit
Herzblut nachgehe, mit meiner Familie und
ihren Bedürfnissen zu vereinen, und mir die
nötigen Freiheiten eingeräumt, die man dafür
braucht. So kann ich beidem bestmöglich gerecht
werden – das ist großartig.“ Damit sie
ihre Aufgaben stets gut gelaunt und konzentriert
ausführen kann, steht privat auch regelmäßig
Sport im Kalender. „Der Sport hilft
mir nach einem Arbeitstag, den Kopf freizubekommen
und mich zu entspannen. Meine
Familie braucht eine glückliche Mama und
Ehefrau, mein Arbeitgeber beste Ergebnisse.“
Gelebte Nachhaltigkeit von der Ausbildung
bis zum Produktportfolio
Bei Novelis, das zur familiengeführten Aditya
Birla Group gehört, steht Nachhaltigkeit im
Fokus: In den letzten zehn Jahren hat Novelis
über 700 Mio. USD in Recyclingkapazitäten
investiert. Das Werk in Göttingen ist auf die
Oberflächenveredelung und -behandlung von
Aluminium spezialisiert und führend bei der
Lieferung von gewalztem Aluminium mit hohem
Recyclinganteil für die Architektur- und
Baubranche und für Verpackungslösungen in
der Lebensmittelindustrie. Neben der Produktion
weist der Standort eine Vielzahl an funktio
nalen Rollen für Novelis weltweit auf.
Auch Lehren und Lernen stehen beim Branchenführer
im Mittelpunkt: Neben Praktika
werden diverse Traineeprogramme, Ausbil-
dungen und duale Studiengänge angeboten.
„Was bei Novelis zählt, ist, was du kannst
– und nicht, wo du herkommst, wie du aussiehst
oder welches Geschlecht du hast,“ betont
Gabriella Honti. „In einem Team ist jedes
einzelne Mitglied wichtig, egal, auf welcher
Ebene man angesiedelt oder wie lange man
schon dabei ist.“ Auf jedem individuellen Berufsweg
komme es darauf an, dass man Vertrauen
in die eigenen Fähigkeiten hat, um
selbst gesteckte Ziele zu erreichen, und dass
man sich manchmal einfach trauen müsse,
einen neuen Weg einzuschlagen.
KONTAKT
Novelis Deutschland GmbH
Hannoversche Str. 1
D-37002 Göttingen
Tel. 0551 3040
https://de.novelis.com/
PROFIL
Die beiden Physikexpertinnen Prof. Dr. Andrea Koch
und Josephine Neumann am Photonenelektronenspektroskop
mit dem man mittels Röntgenstrahlung
die Oberflächenzusammensetzung von Proben
untersuchen kann
FOTO: HAWK
Gegen den Strom? Frauen in der MINT-Branche
Die Physikerin Andrea Koch, Dekanin der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit, sowie
Josephine Neumann, Doktorandin des HAWK-Studiengangs Laser- und Plasmatechnik, im Interview
Frau Koch, Frau Neumann, was genau hat für
Sie den Ausschlag gegeben, eine MINT-Laufbahn
einzuschlagen?
Andrea Koch: Ich habe nach der Grundschule
ein Mädchengymnasium besucht, wurde dort
sehr in Mathe und Physik gefördert, später belegte
ich diese Fächer im Leistungskurs. In Physik
war ich übrigens die einzige Frau. So hat sich
Schritt für Schritt der Weg ins Studium ergeben.
Josephine Neumann: Ich konnte in der Schule
in den MINT-Fächern mit wenig Aufwand viel
erreichen, denn wenn man ein Prinzip einmal
verstanden hat, kann man es in vielen verschiedenen
Zusammenhängen anwenden. Das hat
mir Spaß gemacht und in mir den Wunsch
geweckt, im MINT-Bereich zu arbeiten. Außerdem
gibt es, anders als z.B. in Deutsch oder
Geschichte, wenig Diskussionsspielraum. Das
hat mir das Gefühl vermittelt, meinen Standpunkt
sicher vertreten zu können.
Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?
Neumann: Ich habe ungeahnt viele Möglichkeiten,
mein Wissen in verschiedenen Richtungen
zu vertiefen und mich weiterzuentwickeln. Gerade
das fasziniert mich.
Koch: Ich fand es schon bei meiner Doktorarbeit
interessant, physikalische Grundlagen und naturwissenschaftliche
Forschung mit aktuellen
technischen Herausforderungen zu verbinden,
damals auf dem Gebiet der Umweltmesstechnik,
heute im Optical Engineering.
Sehen Sie auch Nachteile darin, als Frau eine
Karriere im MINT-Bereich einzuschlagen?
Koch: Mit Kindern im Beruf weiter voranzukommen
erfordert immer einen gewissen Einsatz
und Ehrgeiz. Dies ist also keine Besonderheit
der MINT-Berufe. Die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf in einem Industrieunternehmen stellte
sich im weiteren Verlauf für mich einfacher
heraus als vorgestellt.
Neumann: Manchmal fühlt man sich gerade
von älteren Vorgesetzten, die noch die klassischen
Muster im Kopf haben, weniger ernst
genommen, als das bei Kollegen meines Alters
mit gleicher Qualifikation der Fall ist. Ich habe
an der HAWK ein duales Studium absolviert,
und währenddessen musste ich genau das gerade
im Beruf immer wieder beobachten, an der
Hochschule weniger. Meist geht das nach der
ersten Zusammen arbeit vorüber. Die fachliche
Expertise überzeugt dann doch.
Welche Tipps würden Sie Frauen geben, die
überlegen, sich in Richtung MINT zu orientieren?
Koch: Ganz wichtig – in Studium und Beruf mit
Frauen vernetzen. Das kann man bei uns, unsere
Female Networking-Stammtische werden
sehr gut angenommen.
Neumann: Sich nicht von Klischees abschrecken
lassen, seinen eigenen Weg gehen. Die
Karrierechancen sind definitiv da! Man hat
sehr gute Verdienstmöglichkeiten und kann so
sehr unabhängig leben. Außerdem arbeiten gemischte
Teams produktiver. Frauen bereichern
einfach die MINT-Berufe.
KONTAKT
HAWK Hochschule für Angewandte
Wissenschaft und Kunst
Fakultät Ingenieurwissenschaften und
Gesundheit
Von-Ossietzky-Straße 99
37085 Göttingen
kontakt.fi@hawk.de
www.hawk.de/i
Instagram: @hawk_ingenieurwiss_gesundheit
2 |2022 109
PROFIL
Digitale Fachveranstaltung
30 Jahre Koordinierungsstelle Frauen & Wirtschaft
TOP-FRAUEN
Vorbilder, Vorbilder, Vorbilder
Die Koordinierungsstelle Frauen & Wirtschaft feierte jüngst ihr 30-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum wurde nicht nur
zurückgeblickt, sondern ein neues Arbeitsprogramm für die Zukunft entworfen.
Als die Koordinierungsstelle Frauen &
Wirtschaft 1991 gegründet wurde, hatte
sie den Auftrag, Berufsrückkehrerinnen
nach der Familienphase beim Wiedereinstieg
in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.
Das ursprüngliche Tätigkeitsfeld ist allerdings
über die Jahre deutlich gewachsen,
heute berät die Koordinierungsstelle Frauen
zur beruflichen Neu- oder Umorien tierung,
Existenzgründer*innen und fördert zudem
Wei terbildungen. Hinzugekommen sind weitere
inhalt liche Themen wie Vereinbarkeit von
Familie und Beruf sowie Frauen in Führung.
DAS FAZIT 30 JAHRE NACH GRÜNDUNG:
„Es gab viel zu tun, es gibt viel zu tun – die
Problemstellungen, an denen wir arbeiten, sie
sind immer noch da“, sagt Natalia Hefele, die
seit drei Jahren die Koordinierungsstelle leitet.
Deswegen wurde die Jubiläumsfeier im Februar
2022 genutzt, um gemeinsam mit Netzwerk-
und Kooperationspartner*innen eine
Bestandsaufnahme zu machen und darauf aufbauend
ein Arbeitsprogramm für die nächsten
Jahre zu entwerfen.
110 2 |2022
In fünf Fachforen wurden zu den Themen
Frauen in Führung, Wiedereinstieg nach längerer
Erwerbsunterbrechung, Frauen und Unternehmensgründung,
Berufsrückkehr nach der
Elternzeit sowie Arbeitsmarktintegration von
Migrantinnen Lösungsvorschlä ge erarbeitet.
Wenn man beispielsweise Frauen zur beruflichen
Rückkehr ermutigt, sollte die ganze
Familie mit eingebunden werden. Bei den
Elternzeitler*innen sollte man Arbeitgeber*innen
verstärkt ansprechen und ihnen Tipps geben,
wie sie Elternzeitler*innen vor, während
und nach der Elternzeit anbinden können. Zu
diesem Thema bietet die Koordinierungsstelle
schon in diesem Jahr Workshops an. Ferner
sollte dazu beigetragen werden, immer noch
bestehende Vorurteile und Ängste gegenüber
der Beschäftigung von Migrantinnen abzubauen.
ZUM THEMA FRAUEN IN FÜHRUNG haben
die Koordinierungsstelle und der überbetriebliche
Verbund ,Frau & Betrieb‘ e. V. ein Netzwerk
für den Erfahrungsaustausch ins Leben gerufen.
Ein ganz wesentliches Ergebnis war in allen
Fachforen jedoch dasselbe, nämlich, „dass wir
für jede Zielgruppe unbedingt Vorbilder und
gute positive Beispiele aus der Region brauchen“,
so Hefele. „Das wird eine große Aufgabe
für die nächste Jahre sein. Der Anfang ist
gemacht: Mit einer Broschüre und der gleichnamigen
Ausstellung ,Frauen im Handwerk
von hier!‘.
TEXT: SVEN GRÜNEWALD
KONTAKT
Koordinierungsstelle ,Frauen & Wirtschaft‘ /
Verbund ,Frau & Betrieb‘ e. V.
Stadt Göttingen
Dr. Natalia Hefele
Hiroshimaplatz 1–4
37083 Göttingen
Tel. 0551 400 2860
kostelle@goettingen.de
www.frauen-wirtschaft.de
PROFIL
Ein starkes Team Simone Klare, Laureen Albers,
Nicole Bockler (v.l.)
FOTO: BMICHAEL MEHLE
Frauen an die Macht!
Wo andere noch über Quoten diskutieren, sind die Karrieremöglichkeiten für Frauen in der
Steuerberatungskanzlei HSP STEUER Göttingen ganz real.
Als Laureen Albers im Jahr 2013 ihr
BWL-Studium abschloss und als Prüfungsassistentin
in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
den Berufseinstieg vollzog,
hätte sie sich nicht träumen lassen, dass sie
keine zehn Jahre später in leitender Position in
einer Steuerkanzlei arbeiten würde. 2016 stieß
sie auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber
auf HSP STEUER Göttingen. Neben vielen
anderen Faktoren, wie zum Beispiel der fortschrittlichen
Ausrichtung und einer branchenführenden
Rolle in der Digitalisierung, gefiel
ihr hier besonders das Versprechen, dass sich
Einsatz bezahlt machen soll. Ein Versprechen,
das von der Kanzlei gehalten wurde. Nicht nur,
dass Laureen Albers dort bei der Erlangung ihres
Titels als Steuerberaterin 2019 nach Kräften
unterstützt wurde – seit Ende 2021 ist sie
nun auch zur Prokuristin bestellt und in die
Führungsetage aufgerückt.
LAUREEN ALBERS ist bei HSP STEUER Göttingen
kein Einzelfall. Auch Simone Klare wurde
Ende 2021 zur Prokuristin bestellt und für ihren
Einsatz für die Mandanten belohnt. Simone
Klare ist ihren Weg zur Steuerberaterin über
die Ausbildung zur Steuerfachangestellten gegangen
und seit 2013 bei HSP STEUER Göttingen
beschäftigt. Für sie war besonders wichtig,
dass die Karriere und ihr umfangreicher
Arbeitseinsatz nicht zulasten des Privatlebens
gehen. Dies entspricht der Kanzleiphilosophie,
dass nur glückliche Mitarbeitende auch maximale
Leistung für die Mandanten erbringen
können. Und für dieses Glück wird eine Menge
getan.
DIE PERSPEKTIVEN von Simone Klare und
Laureen Albers sind damit aber nicht am Ende:
Partnerschaft nicht ausgeschlossen. Dies zeigen
die Steuerberaterin Andrea Hungerland
und die Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin
Christina Höch, die ebenfalls als normale
Angestellte bei HSP STEUER Göttingen angefangen
haben und nun neben den beiden Gründern,
Dr. Marco Scheuchzer und Mario Renneberg,
Geschäftsführerinnen sind.
DASS DIE VEREINBARKEIT von Beruf und
Karriere bei HSP STEUER Göttingen real gelebt
wird, bestätigt sich auch am Beispiel von
Nicole Bockler. Ihren Job als Kanzleimanagerin
kann sie als dreifache Mutter nicht deshalb erfolgreich
bestreiten, weil ihr Mann etwa Vollzeit-
Hausmann ist – der ist nämlich ebenfalls voll
berufstätig –, sondern weil sie die Flexibilität
hat, eigenständig die verantwortungsvollen
Aufgaben in der Kanzlei mit der wertvollen Zeit
für die Familie zu synchronisieren.
DAS SIND NUR DREI BEISPIELE, die zeigen,
wie modernes Arbeitsleben aussehen kann
und dass sich berufliche Karriere und privates
Glück nicht ausschließen müssen. Und bevor
ein falsches Bild entsteht: Bei HSP STEUER
Göttingen haben Männer natürlich die gleichen
Chancen wie Frauen.
KONTAKT
HSP STEUER Göttingen GmbH
Steuerberatungsgesellschaft
Stresemannstraße 28C
37079 Göttingen
Tel. 0551 8208070
goettingen@hsp-steuer.de
www.hsp-steuer.de/goettingen
2 |2022 111
PROFIL
FOTO: HEISLER WERBESTUDIOS
TOP-FRAUEN
Qualifizierte und freundliche Mitarbeiterinnen
freuen sich darauf, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.
Ein besonders emphatischer Umgang mit Patienten
und kompetente Beratung, liegen uns genauso am
Herzen, wie ein kollegiales und freundliches
Arbeitsklima.
Daniela Schroth-Papenhagen im Beratungsgespräch
mit Gregor Motzer
Strahlendes Vorbild
Zahnärztin Daniela Schroth-Papenhagen hat gerade ihre eigene Praxis eröffnet:
Mit ihrem Konzept, basierend auf Nachhaltigkeit, und dem Fokus auf ihre Patienten hofft sie nicht nur
auf Wachstum, sondern möchte auch für andere Frauen in ihrem Beruf Vorbild sein.
Die Zahnarztpraxis Mundecht wirkt
gleich beim Eintreten hell und freundlich
– Fenster lassen Licht in alle Räume.
Weiße Wände, Holzfußboden und grüne,
florale Akzente verstärken den einladenden
Eindruck. Vom Wartezimmer führt eine bodentiefe
Tür direkt auf eine Veranda, auf der Patienten
auf ihre Behandlung warten können.
Man merkt, dass die Zahnärztin Daniela
Schroth-Papenhagen ein Jahr intensive Planung
in ihre Praxis gesteckt hat, die sie am 1.
Mai am Klosterpark in Weende eröffnet hat.
Zuvor hatte sie seit ihrer Approbation im Jahr
2013, also seit der Zulassung als Ärztin, bereits
insgesamt acht Jahre in ihrem Beruf gearbeitet:
fünf als angestellte Zahnärztin, drei als Mitgesellschafterin
in einem zahnmedizinischen Versorgungszentrum
in Hann. Münden.
„SCHON ALS ANGESTELLTE wollte ich mich
weiterentwickeln“, sagt die 41-Jährige rückblickend.
„Ich habe damals das Glück gehabt,
einen Kollegen zu treffen, der ein zahnmedizinisches
Versorgungszentrum gründen wollte.“
Sie habe den Schritt in die Selbstständigkeit
dann ganz bewusst gemacht. Bereut hat sie die
112 2 |2022
Entscheidung nie, da sie als Mitgesellschafterin
viel über Unternehmertum lernen konnte.
„Ich habe dabei so viele Ideen entwickelt, dass
ich am Ende keine Wahl mehr hatte und alleine
etwas auf die Beine stellen musste“, erzählt
Schroth-Papenhagen mit einem strahlenden
Lächeln. „Die Planungen und die Vorlaufzeit
habe ich nicht als Belastung, sondern als unheimlich
motivierend empfunden.“
IHRE IDEEN HAT SIE NICHT NUR in der
Gestaltung der Räume umgesetzt. Sie legt
großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit:
Die Praxis nutzt Ökostrom,
Patienten bekommen Stoffservietten für die
Behandlung, Plastikbecher sucht man vergeblich.
Zudem fördert sie Hilfsprojekte wie
Viva con Aqua, um gesellschaftliche Verantwortung
zu übernehmen.
Wenn ihre Pläne aufgehen, soll zu den aktuell
vier Angestellten ein Zahntechniker hinzukommen,
der im eigenen Labor arbeiten wird.
Vor allem möchte sie als Vorbild dienen und
dazu beitragen, den Beruf für die nachkommende
Generation von Zahnärztinnen und
zahnmedizinischen Fachangestellten interes-
santer zu machen. „Es liegt an uns Chefs, den
jungen Kolleginnen mit spannenden, herausfordernden
Aufgaben die Chance zu geben, zu
wachsen.“
Vorbild soll auch ihre Lernbereitschaft sein:
„Ich will mit meinem Team Patienten mit modernen
Methoden immer so schonend und
verträglich behandeln können, wie ich mir das
für mich selber auch wünsche. Ohne regelmäßige
Fortbildung geht das nicht.“
KONTAKT
MUNDECHT
ZAHNMEDIZIN AM KLOSTERPARK
Daniela Schroth-Papenhagen
Weendebogen 2
37077 Göttingen
Tel. 0551 89754-54
praxis@mundecht.de
www.mundecht.de
PROFIL
Bei ZEISS in Göttingen arbeiten aktuell
ca. 350 Mitarbeitende und davon sind gut
dreiviertel Männer – eigentlich recht klassisch für
ein Produktionsbetrieb. Aus zahlreichen Studien
weiß man, dass sich erfolgreiche Unternehmen
u.a. auch durch Diversität auszeichnen und dazu
gehört es auch mehr Frauen in Führungsfunktionen
zu etablieren. Dieses Vorhaben stellt
Unternehmen und Mitarbeitende vor neue
Herausforderungen, die es zu überwinden gilt.
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA
Flexibilität ist eine Frage der Gewöhnung
Teilzeitmodelle für Führungspositionen, um Frauen mehr Anreize für den beruflichen Aufstieg zu
ermöglichen? ZEISS zeigt, dass das geht. So entstehen wichtige Vorbilder für andere Frauen.
Frauke Hartkens ist bei ZEISS in Göttingen
als Personalleitung tätig – als sie dort im
Herbst 2020 anfing, war sie auf dieser
Führungsebene am Standort die einzige Frau.
Das Besondere: Sie arbeitet in Teilzeit, 80 Prozent.
In der Unternehmenswelt ist das gleich
in doppelter Hinsicht noch eher eine Ausnahme:
„Es ist immer noch sehr selten, dass man
in Führungs positionen Teilzeitmodelle findet.
Gleichzeitig ist der Frauenanteil in Personalund
Marketing abteilungen zwar klassischerweise
hoch, aber die Leitung ist dennoch oft
Männersache“, so Hartkens Erfahrung. Zudem
seien Ausschreibungen, in denen auf Teilzeitmöglichkeiten
hingewiesen wird, oft trotzdem
nicht teilzeitgeeignet, weil der Stellenzuschnitt
nicht dafür ausgelegt sei. Teilzeit bleibt oft nur
eine Floskel.
ZEISS hat sich bewusst für einen anderen
Weg entschieden. Denn auch der Arbeitnehmermarkt
hat sich verändert, bei der Stellengestaltung
wird zunehmend mehr Flexibilität wichtig.
„Ich bin nicht die typische Karrierefrau – mir ist
meine Familie sehr wichtig“, so Hartkens. Dieser
Wunsch nach Teilzeit komme aber nicht nur
von Frauen, die sich mehr um die Familie kümmern
wollen, sondern zunehmend auch von
Männern oder Berufseinsteigern. In der Praxis
allerdings gibt es einige Hürden, denn Teilzeit
heißt dann in der Regel, vormittags zu arbeiten
und Urlaub in den Schulferienzeiten nehmen
zu wollen. In Führungspositionen wird hingegen
oft noch eine andere Präsenz erwartet – in
der Produktion werden Maschinen zudem im
Schichtmodell gefahren. Da ist es erfahrungsgemäß
sehr schwer, einen weiteren Teilzeitmitarbeiter
für den Nachmittag zu finden.
DOCH WO EIN WILLE SEI, gibt es auch einen
Weg – davon ist Frauke Hartkens überzeugt –,
auch wenn er mit Mehraufwand und der Veränderung
von alten Gewohnheiten einhergeht.
Die Pandemie hat so bereits den Weg hin zu
mehr Homeoffice geebnet. Ein Aspekt, der die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Verwaltungsbereiche
um einiges erleichtert. In der
Produktion hingegen kann das etwa heißen,
mehr Maschinen aufzustellen, in der Führung
ist es eher eine Frage der Planung und Akzeptanz.
„Wenn Meetings länger dauern, dann
weiß man inzwischen, dass man aus Rücksicht
auf die Teilzeitler eben nicht nach einem Termin
ab 14 Uhr sucht“, erklärt Hartkens. „Das
ist eine Kulturfrage und Gewöhnung. Mir ist
wichtig, dass man den Versuch wagt und so
positive Beispiele schafft.“
DER ALLTAG ZEIGT, dass es klappt. Doofe
Sprüche bekommt Frauke Hartkens keine zu
hören, wenn sie früher nach Hause geht. Erreichbar
ist sie trotzdem. „Die Frage ist auch:
Wie wird geführt. Ich gebe viel Vertrauen rein,
und meine Erfahrung ist, je mehr ich reingebe,
desto mehr bekomme ich zurück.“
KONTAKT
Carl Zeiss Göttingen
Frauke Hartkens
Königsallee 9
37081 Göttingen
Tel. 0551 5060 160
frauke.hartkens@zeiss.com
www.zeiss.de
TEXT: SVEN GRÜNEWALD
2 |2022 113
Göttingen
Natürlich arbeiten
bei uns Top-Frauen
und Super-Männer.
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PROFIL
Vanessa von Hören
FOTO: JAN HINKEL
Terrastone Classico
im Olivia Restaurant in Norwegen
Gestaltung von Wohlfühlräumen
Vanessa von Hören, stellvertretende Geschäftsführerin von Stone Esthetic, beschreibt die Verbindung von
hochwertigen und natürlichen Materialien und deren vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Ein Faible für Außergewöhnliches hatte
ich wohl schon immer. Fasziniert von
unterschiedlichen Schwingungen und
unserer Resonanz darauf, beschäftigte ich
mich im Studium zur Farbdesignerin mit dem
HPM-color ® -Farbresonanztest. Wie der Einzelne
als Individuum auf etwas reagiert, begeistert
mich nach wie vor und finde ich wichtiger, als
im Mainstream mitzuschwimmen. Wir sollten
uns öfter von etwas berühren lassen und unseren
Funken dadurch nähren.
Während der Schulzeit zog mich ein Material
in seinen Bann: ein Steinputz, dessen changierende
Farbpigmente eine besondere Tiefe
erzeugen und Natürlichkeit ausstrahlen – was
mich bis heute fasziniert. Oberflächen werden
lebendig und schaffen wie von selbst eine
stimmungsvolle Atmosphäre. Die eigenwilligen
Strukturen und Schattierungen berühren
die Sinne, das Farbspiel der Flächen stimmt
das Gemüt positiv und wirkt inspirierend.
Dieses Material – Terrastone ® – hat Seele sowie
300 Jahre Tradition und wird seit 1996 über
die Stone Esthetic GmbH vertrieben. Es kann
für alle möglichen Beschichtungen genutzt werden
und ist zudem feuchtigkeitsregulierend, diffusionsoffen,
atmungsaktiv und gibt den Räumen
ein ganz besonderes Ambiente. Fugenfreie
Gestaltung mit rein natürlichen Materialien, die
ein gesundes Raumklima erzeugen und dabei
einen enormen Wohlfühlcharakter verleihen:
Oberflächen, die berühren …
Wir sind ein kleines Unternehmen mit Manufakturcharakter.
Seit vergangenem Jahr bin ich
stellvertretende Geschäftsführerin der Stone
Esthetic GmbH und arbeite nebenberuflich als
selbstständige Farbdesignerin und Prananadi ® -
Anwenderin. Die Gestaltung von Räumen zum
Wohlfühlen – im weitesten Sinne – ist meine
Passion. Prananadi ist eine tibetische Methode
zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte und
kann dafür genutzt werden, mehr Wohlgefühl
im ,eigenen Raum‘ zu finden.
Die Ausbildung zur Aromatherapeu tin und
die Nutzung der hochwertigen ätherischen
Öle von dōTERRA ® runden mein Spektrum
ab. Ätherische Öle sind aromatische, hochpotente
natürliche Bestandteile aus Pflanzen.
In ihnen steckt die pure und volle Kraft der Natur.
dōTERRA heißt übersetzt ,ein Geschenk
der Erde‘, und das sind die Öle tatsächlich. Sie
verhelfen uns auf körper licher, emotionaler und
feinstofflicher Ebene zu mehr Wohlbefinden.
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von
hochwertigen und natürlichen Materialien,
deren Nachhaltigkeit und die Gestaltung von
Wohlfühlräumen finden sich in allen meinen
Einsatzgebieten wieder.
KONTAKT
Stone Esthetic GmbH
Vanessa von Hören
Hinterdorfstraße 2
37434 Rollshausen
Tel. 05528 205410
VanessavonHoeren@stoneesthetic.de
www.terrastone.de
2 |2022 115
PROFIL
TOP-FRAUEN
Innovatives Konzept:
interprofessionelle Medizin
Statt Kassenzulassung nun Selbstzahlerkonzept in ganzheitlicher Medizin
für Körper, Geist und Seele in Kooperation mit anderen Professionen
Zum Juli '22 gebe ich meine Kassenzulassung
zurück, da mir ca. zehn Minuten Zeit
pro Patient zu wenig sind, um meinen Patienten
genau zuzuhören, sie zu untersuchen und eine
Planung aufzustellen. Ich werde ab Oktober mit
einem innovativen Konzept für Sie da sein.
Das bedeutet mehr Zeit für Sie, da ich Medizin
ganzheitlich verstehe. Ich möchte mit
Ihnen gemeinsam Ihren Beschwerden auf
den Grund gehen und diese dann mit Ihnen
behandeln. Zudem werde ich die Zusammenarbeit
auch mit anderen Berufsgruppen stärken.
Besonders Physio-, Ergo- und Psychotherapeuten
& Seelsorger sollten sich angesprochen fühlen,
denn ohne sie funktioniert so vieles nicht.
Leider sind sie aber von diversen Bedingungen
abhängig. Es lohnt sich, dies zu verändern. Ich
habe Lust dazu, Sie auch?
VOR ALLEM FREUE ICH mich über
Patien ten mit Beckenbodenbeschwerden,
Schmerzpatien ten, die einer Abklärung zwischen
psychischer und physischer Ursache
bedürfen, gangunsichere und sturzgefährdete
Patienten. Die schönsten Momente für mich
jedoch sind die, in denen es gelingt, Patienten
in der Seele zu berühren, den Geist zu erfassen,
den Körper zu heilen!
Dr. med. Silke von der Heide Fachärztin für
Physikalische und Rehabilitative Medizin &
Physiotherapeutin, psychosom. Therapie
KONTAKT
Sie finden mich in den gewohnten Praxisräumen
Kasseler Landstr. 25b (Gebäude Promotio)
37081 Göttingen
Tel. 0551 999 0 444
www.prm-praxis.de
mail@prm-praxis.de
Einfach anders. Einfach besser.
Es gibt Immobilienmakler …
und es gibt Baum Beyer Immobilien.
116 2 |2022
Durch positive Erfahrungen und Mundpropaganda
hat sich in Göttingen
und Umgebung verbreitet, dass
Gesa Baum-Beyer auf dem Immobiliensektor
einen außergewöhnlichen, sehr persönlichen
und individuellen Rundum- Wohlfühlservice
anbietet. Jetzt, in ungewöhnlichen Zeiten, in
einem sich stets verändernden Immobilienmarkt,
zahlt es sich für die Kunden aus, eine
erfahrene, etwas andere Maklerin an ihrer Seite
zu wissen. Denn seit über 17 Jahren lebt Gesa
Baum-Beyer eine ,menschliche Immobilienkompetenz‘.
Fürsorge, Humor, Vertrauen, Seriosität,
Verlässlichkeit, Freude, Verschwiegenheit
und eine freundlich-offene Persönlichkeit
sind Charaktereigenschaften und Werte, auf
denen der Erfolg dieser Immobilienmaklerin
aufbaut. Sie ist das vermittelnde Bindeglied
zwischen Käufer und Verkäufer oder Mieter
und Vermieter. Ihr besonderes Netzwerk abseits
vom Mainstream und ihre individuelle
Professionalität mit Herz und Sachverstand
machen sie zur Garantin für den Immobilienerfolg
ihrer Auftraggeber.
Gesa Baum-Beyer
KONTAKT
Kauf • Verkauf • Miete • Vermietung • Wertermittlung
Baum Beyer Immobilien
Tel. 0551 205 25 75
www.baum-beyer.de
Immobilienvermittlung und Immobilienbewertung
DEKRA-zertifizierte Sachverständige für Immobilienbewertung D1 plus
PROFIL
Ganz oder gar nicht – also ganz!
Antje Böttner sorgt mit Hands-on-Mentalität für echte Frauenpower im
Immobilienzentrum der Sparkasse Göttingen.
Antje Böttner ist stellvertretende Abteilungsleiterin
im Immobilienzentrum
der Sparkasse Göttingen, in welchem
sie bereits seit über 20 Jahren tätig ist. Ihr beruflicher
Werdegang begann im Jahr 1985 mit
der Ausbildung bei der Sparkasse.
ZU IHREN STÄRKEN ZÄHLEN ihr umfangreiches
Fachwissen, ihre Erfahrung, ihr exzellentes
Netzwerk sowie ihre große Menschenkenntnis
und Empathie. Durch diese Eigenschaften
konnte Böttner die Großprojekte Rohnsterrassen,
Kiesseekarree, Zietenterrassen und Anna-
Quartier erfolgreich mit abschließen und für
zahlreiche Gewerbeobjekte neue Eigen tümer
finden.
Derzeit steht die Immobilienberaterin allerdings
vor großen Herausforderungen. „Neben
der Pandemie und der Kriegssituation in der
Ukraine müssen wir eine Vielzahl weiterer Herausforderungen
bewältigen. Hierzu zählen
Handwerkerengpässe, gestrichene staatliche
Förderungen, der Inflationsanstieg und nicht
zuletzt die rasant ansteigenden Finanzierungskonditionen.
Aber um den Wünschen meiner
Kunden und meinen eigenen Ansprüchen gerecht
zu werden, stelle ich mich diesen Aufgaben
immer wieder gern – gestern, heute und
morgen. Denn aus meiner langjährigen Erfahrung
heraus weiß ich, dass Immobilienberatung
nur ganz oder gar nicht funktioniert – ich
habe mich für ganz entschieden!“
Antje Böttner ist stellvertretende Abteilungsleiterin im
Immobilienzentrum der Sparkasse Göttingen.
KONTAKT
Sparkasse Göttingen
Immobilienzentrum
Groner-Tor-Str. 32
37073 Göttingen
Tel. 0551 4054712
antje.boettner@spk-goettingen.de
Gemeinsam stark
Mareike Bremer über ihre Entscheidung, Geschäftsführerin
der traditionsreichen Weinhandlung Bremer in Göttingen zu sein
In der 236-jährigen Geschichte der Weinhandlung
Bremer gab es immer ,Top-Frauen‘, die
begleitend mit Sohn oder Bruder oder vorübergehend
alleine die Geschicke der Firma geleitet
haben. Vielleicht ist das ein Geheimnis, warum
diese Familienfirma so lange Bestand hat?
Auf jeden Fall haben mein Mann Philipp und
ich vor fünf Jahren ganz bewusst entschieden,
die Geschäftsführung gemeinsam zu übernehmen.
Wir denken, dass es eine besondere Chance
ist, wenn dem Unternehmen beide Sichtweisen
und Fähig keiten zur Verfügung stehen.
IN MEINEN AUFGABEN als Zuständige für
Personal, Marketing und Veranstaltungen sind
Empathie, Kommunikation und Organisationsvermögen
gefragt – alle(s) im Blick haben, Menschen
verbinden, den Rahmen halten, Versorgung
im weitesten Sinne sicherstellen. So kann
mein Mann nach außen aktiv sein, neue Ideen
entwickeln, fokussiert unsere Ziele ansteuern.
Natürlich diskutieren wir auch – und am Ende
stellen wir immer fest: Die besten Ergebnisse
erzielen wir, wenn wir beide Standpunkte wertschätzen,
verbinden und nutzen.
DIE VON UNS ETABLIERTE Führungsebene
in unserer Firma weist übrigens ebenso ein
ausgeglichenes Verhältnis zwischen männlich
und weiblich auf. Wir kooperieren, nutzen die
jeweiligen Stärken, haben Spaß und möchten
damit auch in einer Zeit, in der es zu oft darum
geht, wer „es besser kann“, ein Zeichen setzen.
Vielfalt im Team, im Angebot, im Sortiment!
Mit Stil und Geschmack Geschäftsführerin Mareike Bremer
KONTAKT
Fr. Bremer Weinhandlung GmbH
Barfüßerstraße 10
37073 Göttingen
Tel. 0551 54017
email@weinhandlung-bremer.de
www.weinhandlung-bremer.de
2 |2022 117
PROFIL
TOP-FRAUEN
Menschen in Balance bringen
Entspannende, therapeutische Handarbeit – mit einem rundum
ganzheitlichen Ansatz in der Göttinger Osteopathie-Praxis Griffpunkt
Katrin Greunig ist passionierte Handarbeiterin.
„Mit meinen Händen erfühle ich
Spannungen und Bewegungseinschränkungen
– und versuche dann, wieder ein Gleichgewicht
herzustellen.“
Die Physiotherapeutin und Heilpraktikerin
ist seit 2020 Inhaberin der Osteopathie-Praxis
Griffpunkt in Göttingen. „Die Osteopathie betrachtet
den Menschen als Einheit aus Körper,
Geist und Seele“, erklärt sie den ganzheitlichen
Ansatz. Alles sei miteinander verbunden und
habe Einfluss aufeinander – zumal die innere
Balance von der äußeren beeinflusst werde.
MIT DIESEM WISSEN hat die gebürtige Göttingerin
ihre Berufung gefunden, zumal sie
die Arbeit mit Menschen liebt. Und schon früh
wusste, wohin „die Reise geht – denn bereits
als Kind habe ich beim Tanzen erkannt, wie
wichtig die Körperwahrnehmung ist.“ Wenn
Spannungen, Schmerz oder Stress den Körper
ihrer Patienten belasten oder gar dessen Funktionen
einschränken, kommt die erfahrene
Handarbeit von Katrin Greunig ins Spiel – nach
einer ausführlichen Anamnese und Untersuchung
sowie Zeit für Nachfragen und Tipps.
Alles für ein spannungsfreies Gleichgewicht.
Katrin Greunig
KONTAKT
GRIFFPUNKT
Bahnhofsallee 1E
37081 Göttingen
Tel. 0551 25028723
osteopathie@griffpunkt.de
www.griffpunkt.de
Die Nr. 1 bei Praxisbekleidung
aus den USA
Ines Worlitz bringt mit exklusiver Praxisbekleidung Glamour und Farbe
in Praxen und medizinische Einrichtungen in ganz Deutschland.
Praxisbekleidung kann nicht pfiffig oder auch
sexy sein? Ines Worlitz lächelt angesichts
dieses Vorurteils nur milde. Klar, seit nunmehr
fast 20 Jahren bringt sie höchst erfolgreich mit
ihren Produkten einen Hauch Glamour in Praxen
und Kliniken. „Früher musste ich in der Tat
auf amerikanische Arztserien wie Emergency
Room und Grey‘s Anatomy verweisen – mittlerweile
sprechen unser Ruf und nicht zuletzt
unsere Produkte längst für sich“, berichtet die
47-Jährige. Vom Wegbereiter zum Marktführer
– so könnte man die Erfolgsgeschichte von The
Working People und Ines Worlitz betiteln.
118 2 |2022
„Wir sind die Nummer 1 bei Praxisbekleidung aus
den USA und bieten ein komplettes Sortiment
schicker Praxisbekleidung in mehr als 40 Farben
und zahlreichen Schnitten. Auch unser
OP-Hauben-Sortiment mit über 300 Designs
ist einzigartig. Auf Wunsch besticken wir die
Bekleidung mit Logo und Namen“, berichtet
die Geschäftsfrau aus Bovenden, die sich in
ihrer Freizeit auch für die Brustkrebs-
Präventions initiative PinkRibbon engagiert.
Interessierte Praxen können auf Wunsch bei
Ines Worlitz ein Musterpaket bestellen und alle
Looks in Ruhe anprobieren.
Ines Worlitz
KONTAKT
The Working People GbR
Graseweg 24
37120 Bovenden
Tel. 05593 95196
info@working-people.de
www.working-people.de
PROFIL
Wir gemeinsam für die Region –
goetel GmbH
Noch immer ist die Breitbandversorgung
in vielen Teilen Deutschlands so gut wie
nicht existent. Als regionales Unternehmen
haben wir uns zum Ziel gesetzt, den flächendeckenden
Glasfaserausbau auch in unterversorgten
Gebieten in unserer Region Südniedersachsen
und Nordhessen voran zutreiben.
Doch dafür braucht es nicht nur Kabel, Bagger
und Computer, sondern vor allem motivierte
und engagierte Mitarbeiter.
DESWEGEN WÜRDE SICH bei der goetel
ohne Kristin Jurgeleit nichts tun. In ihrer Funktion
als Leiterin für die Bereiche Personal und
Ausbildung kümmert sie sich seit fünf Jahren
unter anderem darum, dass wir immer genau
die richtigen Menschen für die jeweiligen Aufgaben
im Unternehmen finden. Der Erfolg der
goetel gibt Kristin recht. Unsere Mitarbeiterzahl
wächst stetig an, und unsere Azubi-Übernahmerate
liegt bei 100 Prozent.
EIN FREUNDLICHES UND KOLLEGIALES
Miteinander stärkt das Betriebsklima und führt
zu einer guten Zusammenarbeit. Die Grundlage
dafür bildet die sorgfältige Bewerberauswahl
durch die Personalabteilung. Kristin Jurgeleit
prägt die Firma goetel wie keine Zweite.
Personal- und Ausbildungsleiterin Kristin Jurgeleit
hat immer ein offenes Ohr für alle Mitarbeiter
KONTAKT
goetel GmbH
Tuchmacherweg 8
37079 Göttingen
Tel. 0551 384-55555
info@goetel.de
www.goetel.de
Carina Hermann möchte das
Direktmandat in Göttingen
Die CDU-Chefin und Volljuristin kandidiert für den Niedersächsischen
Landtag, damit Göttingen wieder eine starke Stimme in Hannover hat.
FOTO: MIRKO PLHA
Ich wurde 1984 in Kassel geboren und bin
seit meinem Studium der Rechtswissenschaften
an der Georg-August-Universität fest
mit unserer Stadt verwurzelt.
ALS EHEMALIGE RICHTERIN und Staatsanwäl
tin am Göttinger Amts- und Landgericht
sowie in der Staatsanwaltschaft kenne ich die
Probleme und Herausforderungen der Menschen
unserer Stadt. Diese Erfahrungen lasse
ich seither in meine politische Arbeit einfließen.
Ich gehöre seit 2016 dem Göttinger Stadtrat
an. In meiner Funktion als Vorsitzende des
Ausschusses für Finanzen, Wirtschaft und Digitalisierung
gestalte ich die Wirtschaftspolitik
unserer Stadt aktiv mit.
GÖTTINGEN ist ein vitaler Unternehmensstandort,
dennoch gibt es noch viel größeres
Potenzial, welches wir ausschöpfen müssen!
Bei der kommenden Landtagswahl am
09. Oktober kandidiere ich nun für den Niedersächsischen
Landtag. Ich möchte die Interessen
unserer Stadt in Hannover durchsetzen
und für ein starkes Göttingen kämpfen. Dabei
liegen eine gesunde Wirtschaft, die den Klimaschutz
im Visier hat, und ein starker Mix aus
Weltkonzernen und Mittelständlern besonders
in meinem Fokus. Zudem möchte ich in Verbindung
mit den Göttinger Universitäten Ausgründungen
junger Unternehmen fördern und
so die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft
vorantreiben.
Mit Carina Hermann schickt die CDU eine junge und
erfahrene Frau ins Rennen um das Landtagsmandat.
KONTAKT
Carina Hermann
Reinhäuser Landstraße 5
37083 Göttingen
Tel. 0551 79747296
www.carina-hermann.de
info@carina-hermann.de
2 |2022 119
2022
› BUSINESS LOUNGE
Bekommen Sie Impulse &
lernen Sie interessante Kontakte kennen
FPTP METIN TOLAN: UNIVERSITÄT GÖTTINGEN/JAN VETTER FOTO MARCO BODE: NORDPHOTO
36. fBL
Uni-Präsident Metin Tolan:
„Geschüttelt, nicht
gerührt: James Bond im
Visier der Physik“
25.8.
19 - 23 Uhr
Universität Göttingen
Melden Sie sich jetzt an!
37. fBL
Outdoor-Training mit nevo:
„Netzwerken in Bewegung“
6.10.
16.30 - 20:30 Uhr
Wieterwald Northeim
38. fBL
Ex-Fußballnationalspieler
Marco Bode:
„Matchplan -
Was Fußball und Unternehmen
voneinander
lernen können“
November (zur Fußball-WM)
19 - 23 Uhr
Fun Golf Bovenden
faktorevents.de/fbl
PROFIL
Auf den TRICK kommt es an
Fakt ist: Die Welt steht niemals still und die Zeit kann niemand stoppen.
Doch wer AUSGEFUCHST ist, ist der Zukunft immer einen Schritt voraus!
Es scheint unausweichlich, dass Unternehmer
täglich mit enormen Herausforderungen
und zugleich mit echten Chancen konfrontiert
werden.
DIE DIGITALE TRANSFORMATION ist unaufhaltsam
und der Fachkräftemangel, der durch
die Corona-Pandemie nochmals verstärkt wurde,
ist überall zu spüren. Ein Wandel hat sich
vollzogen, und neue Wege der Mitarbeitergewinnung
müssen gefunden werden.
Seit 2010 entwickle ich als Gründerin und Geschäftsführerin
der Göttinger inhabergeführten
FULLSERVICE- WERBEAGENTUR FUCHSTRICK
gemeinsam mit meinem kreativen und technisch
hoch qualifizierten Team die passende
Werbestrategie für jedes Unternehmen.
WIR SIND SPEZIALISTEN für effektive Strategien
mit Stil, innovative Web- und Shopentwicklung,
clevere Suchmaschinenoptimierung,
beeindruckende Videoproduktionen und exzellente
Fotografie sowie für verlockende Werbetexte
und gerissene Kampagnen.
Wir helfen Ihnen, die Herausforderungen der
Zukunft zu bändigen.
Denn im Rudel geht’s leichter!
Nadine Gumball, Gründerin und Geschäftsführerin
KONTAKT
WERBEAGENTUR FUCHSTRICK
Emil-Nolde-Weg 6
37085 Göttingen
Tel. 0551 29176250
mail@fuchstrick.com
www.fuchstrick.com
Leicht erreicht am neuen Standort
Die Privatpraxis für HNO-Heilkunde von Dr. Ariane Julia Lüthje ist seit
September 2020 in der Herzberger Landstraße zu finden.
Mitten in der Pandemie ist die Privatpraxis
für HNO-Heilkunde von Dr. Ariane Julia
Lüthje umgezogen. Der Grund: „Wir sind jetzt
barrierefrei“, so Dr. Lüthje. Ariane Julia Lüthje,
Fachärztin für HNO sowie für Stimm-,
Sprach- und kindliche Hörstörungen, hat die
Praxis von ihrem Vater, Dr. Michael Zimmer,
übernommen. Als ausgewiesener Tinnitusexper
te bietet er nach wie vor umfangreiche Beratungsgespräche
in der Tinnitusdiagnostik an,
die diverse Therapieansätze nach sich ziehen.
AUSSER KLASSISCHER HNO macht die
Aller gologie einen großen Anteil des Praxisgeschehens
aus – gearbeitet wird sowohl mit
konventioneller Therapie wie auch mit Neuraltherapie
und naturheilkundlichen Ansätzen.
Auch kleine operative Eingriffe werden in der
Praxis durchgeführt.
EINE BESONDERHEIT ist die Ausrichtung auf
Phoniatrie, der Diagnose von Sprech- und Hörstörungen,
vor allem bei Kindern. Nur rund
300 Fachärzte gibt es dafür in Deutschland.
Hier kommt auch der Vorteil voll zum Tragen,
dass es eine Privatpraxis ist: Die Warte zeiten
sind kurz. Dr. Lüthje ist auch 24/7 für HNOund
allergologische Notfälle da. Und noch
eine Besonderheit gibt es: Sie macht auch
Hausbesuche.
Dr. Ariane Julia Lüthje und Dr. Michael Zimmer
KONTAKT
Privatpraxis HNO am Hainberg
Dr. Ariane Julia Lüthje
Herzberger Landstr. 43
37085 Göttingen
Tel. 0551 484091
info@hno-am-hainberg.de
www.hno-am-hainberg.de
2 |2022 121
IMMOBILIEN
Mit Kompetenz und Kommunikationsstärke
Marie Kristin Köberlein unterstützt Geschäftsstellenleiter Christian Merz
bei VON POLL IMMOBILIEN Göttingen
Die Vermittlung einer Immobilie ist ein sehr komplexer
und vor allem vielschichtiger Prozess. Eine professionelle
Immobilienmaklerin sollte daher über zahlreiche Fähigkeiten
und spezifisches Fachwissen aus verschiedensten
Bereichen verfügen. Genau das macht diesen Beruf
laut Marie Kristin Köberlein, ihrerseits selbstständige
Immobilienberaterin bei VON POLL IMMOBILIEN am
Standort Göttingen, so besonders: „Das Berufsbild einer
Immobilien maklerin ist sehr vielseitig. Hierbei spielt nicht
nur der direkte Kontakt zu den Kunden, sondern auch die
organisatorische Abwicklung der einzelnen Vermittlungsschritte
eine essenzielle Rolle. Es ist ein dynamisches und
spannendes Arbeitsumfeld, bei dem sowohl wirtschaftliche
als auch zwischenmenschliche Aspekte zum Tragen
kommen und in Kombination den Grundstein für einen
erfolgreichen Vertragsabschluss bilden.“
www.von-poll.com/goettingen
IMMOBILIEN
Soziale Kernkompetenzen wie Empathie und eine klare
Kommunikationsstärke, gepaart mit einem Talent für
Organisation sowie gutes Verhandlungsgeschick, gehören
zu den elementaren Fähigkeiten, die eine erfolgreiche
Immobilienmaklerin auszeichnen. Immer mit dem Ziel
vor Augen, das Interesse und die Zufriedenheit aller beteiligten
Parteien zusammenzubringen und das bestmögliche
Ergebnis für beide Seiten zu gewährleisten.
All das bringt Marie Kristin Köberlein für ihre tägliche
Arbeit im VON POLL IMMOBILIEN Shop in Göttingen
mit. Die Immobilienberaterin absolvierte 2013 erfolgreich
ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der
Georg-August -Universität in Göttingen. Der Schwerpunkt
ihres Studiums lag dabei auf den Gebieten Vertrieb und
Marketing. Danach intensivierte sie über die Jahre hinweg
ihre Kenntnisse in den Bereichen Brand Management,
Key Account Management, Öffentlichkeitsarbeit, sowie
Kunden beratung. Seit März dieses Jahres unterstützt
sie Christian Merz, Geschäftsstellenleiter bei VON POLL
IMMOBILIEN Göttingen, bei der Betreuung und Beratung
von Immobilieneigentümern und Kaufinteressenten. „Ich
freue mich sehr, mit Marie Kristin Köberlein eine so kompetente
und starke Frau für unseren Shop gewonnen zu
haben“, ergänzt Merz.
Warum sich Marie Kristin Köberlein für eine Karriere in
der Immobilienbranche entschieden hat? „Die Dynamik
innerhalb der Immobilienbranche hat mich schon immer
fasziniert. Mein Interesse gilt in erster Linie dem Menschen
selbst, also der Vernetzung der diversen Bedürfnisse
und Wünsche von Käufern, Eigentümern, Architekten,
Baufachleuten, Notaren, Banken und Behörden und wie
ich diese zu einem optimalen Resultat zusammenführen
kann. Diese Vielschichtigkeit lässt mich das während
meiner bisherigen beruflichen Laufbahn erworbene Fachwissen
gekonnt und zielführend vereinen.“ Und auch im
privaten Bereich hält die Arbeit als selbstständige Immobilienmaklerin
einige Vorteile bereit. Denn der Berufsalltag
lässt sich ebenfalls sehr gut mit dem Familienleben
vereinbaren, da Kundentermine und Bürozeiten flexibel
gestaltet werden können. „Das war mir natürlich äußerst
wichtig, um auch meinem Anspruch als Mutter gerecht
zu werden, da ich neben der Freude am Beruf auch ein
totaler Familienmensch bin“, erklärt die Mutter einer
Tochter im Grundschulalter.
Durch ihre Begeisterung für den Beruf der Immobilienmaklerin
hat Marie Kristin Köberlein das große Glück,
Leidenschaft, Freude und Erfolg im Job miteinander
verbinden zu können. Besonders reizvoll ist, dass jeder
Arbeitstag anders abläuft. Täglich kommen neue Anfragen
über die unterschiedlichsten Kanäle – sei es persönlich
im Göttinger VON POLL IMMOBILIEN Shop, via EMail,
Telefon oder auch Social Media, denn dort vermarkten
der geprüfte Immobilienfachwirt (IHK) Christian Merz und
Marie Kristin Köberlein die Immobilien zusätzlich neben
der Website und den gängigen Immobilienportalen. Des
Weiteren gestalten Vor-Ort-Termine beim Kunden, Wertermittlungen
neuer Immobilien bei einem Eigentümer,
Beratungsgespräche mit Interessenten in der Filiale oder
aber auch Notartermine den Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich.
Allem voran natürlich die vielen verschiedenen
Charaktere und Persönlichkeiten, auf die es sich immer
wieder einzustellen gilt.
Sind auch Sie auf der Suche nach einem neuen Zuhause
oder einer geeigneten Immobilie als Anlageobjekt? Dann
sind Sie bei Geschäftsstellenleiter Christian Merz und
Marie Kristin Köberlein in den besten Händen. Die beiden
beraten Sie gerne und stehen Ihnen mit ihrem Know-how
bis hin zum erfolgreichen Vertragsabschluss zur Seite.
Sie wollen Ihre Immobilie verkaufen? Auch in diesem Fall
sind die VON POLL IMMOBILIEN Experten in Göttingen
die richtigen Ansprechpartner für Sie. Die geprüften
freien Sachverständigen für Immobilienbewertung
(PersCert®, WertCert®) bieten außerdem eine kostenfreie,
unverbindliche Marktpreiseinschätzung inklusive
anschließender Ergebnisbesprechung an.
Erfahren Sie mehr bei VON POLL IMMOBILIEN Göttingen.
Christian Merz und Marie Kristin Köberlein freuen sich über
Ihre Kontaktaufnahme unter der Telefonnummer 0551-
49 97 471 0 beziehungsweise goettingen@von-poll.com
oder Sie besuchen direkt den Shop in der Theaterstraße 22
in Göttingen.
VON POLL IMMOBILIEN Shop Göttingen | Theaterstraße 22 | 37073 Göttingen | T.: 0551 - 49 97 471 0
leben
Im Fokus der Schau
Das Fridericianum ist stets das Herzstück der
documenta. In diesem Jahr hat der rumänische
Künstler Dan Perjovschi die Säulen des Museums
mit sozialen und politischen Botschaften gestaltet.
124 2 |2022
leben
Mehr Diskussionen um die
documenta, bitte !
Seit dem 18. Juni läuft die documenta fifteen in Kassel, eine der weltweit
bedeutendsten Schauen zeitgenössischer Kunst. faktor-Autorin Stefanie Waske
beleuchtet, was die documenta wirklich möchte und wo ihre Chancen
und Risiken liegen.
TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
2 |2022 125
leben
Eigentlich stände an dieser Stelle ein Interview mit der Geschäftsführerin der
documenta fifteen, Sabine Schormann, über die Frage, wie politische Themen
überhaupt zu Kunst werden und warum Gemeinschaft das zentrale Thema
der diesjährigen Kunstausstellung ist. Das Gespräch führte faktor bereits
Ende Mai – Wochen vor der Eröffnung der Schau, die alle fünf Jahre 100 Tage
lang in Kassel das Stadtbild prägt und als eine der weltweit bedeutendsten für zeitgenössische
Kunst gilt. Doch die Dinge haben sich geändert.
Schon immer war die documenta ein Synonym für kontroverse Meinungen. Doch dieses
Mal schlagen die Wellen höher. Daher hat sich faktor nicht nur wegen der erbitterten
Diskussion über Anti semitismus entschieden, den Inhalt auf diesen Seiten kurzfristig zu
ändern – um zu beleuchten, was diese documenta wirklich möchte und wo ihre Chancen
und Risiken liegen.
Das ursprüngliche Interview mit Sabine Schormann lesen Sie unter:
www.faktor-magazin.de/documenta-fifteen-interview-mit-sabine-schormann
126 2 |2022
LESEZEIT: 8 MINUTEN
PROVOKANT, eine ganz neue Perspektive
auf die Welt der Kunst – all das verspricht die documenta,
seitdem sie im Juli 1955 erstmals im Museum Fridericianum
öffnete. Damals waren die Spuren des Zweiten
Weltkrieges im stark zerstörten Kassel noch überall
sichtbar, auch im Ausstellungshaus, das mit viel Mühe
provisorisch wieder hergerichtet worden war. Mehrfach
rüttelte seitdem stürmischer Protest an den Säulen der
Kunstausstellung, teils stand sie auf der Kippe: mal
fehlte Geld, mal formierte sich Widerstand bei Künstlern
– es sei an die kleine Gegendocumenta 1968 erinnert –,
mal sorgten Skulpturen in der Stadt für Diskussionen.
MODERNE KUNST WAR UND IST IMMER ein umstrittenes
Feld. Doch kaum ist der Streit je so eskaliert wie bei
der fünfzehnten Ausgabe der Kunstschau, die seit dem
18. Juni läuft. Debattiert wird bisher kaum über die Frage,
was Kunst ist, sondern mehr, was Kunst zeigen darf.
Was als Freiheit der Kunst zu gelten hat und was nicht
zu sehen sein sollte, in einem Land, das den Holocaust
als Verantwortung für die Zukunft begreift. Bei einer
Schau, deren Gründer Arnold Bode einst dazu angetreten
war, die von den Nationalsozialisten als entartet
diffamierten Künstler bekannter zu machen. Bei einer
Ausstellung, die durch Millionen Euro Steuergelder ermöglicht
wird.
Auslöser war, dass mehrere documenta-Künstler den
Boykott gegen Israel unterstützen. Eine Gegenposition
aus Israel fehlt hingegen. Dazu kam ein Bild aus Palästina,
das den Gaza-Konflikt mit dem Angriff der nationalsozialistischen
Legion Condor auf Guernica 1937
gleichstellt. Und schließlich die Zeichnung eines Juden
mit dicker Zigarre im Mund, Raffzähnen, Schläfenlocken
und SS-Runen auf seinem Hut aus Indonesien.
Die indonesische Kuratoren-Gruppe der documenta,
ruangrupa, sah sich mehrfach von den Kritikern missverstanden.
Fand keine Antwort, die die antisemitischen
Vorwürfe verstummen ließ, wies sie zurück, entschuldigte
sich öffentlich.
ALL DIES ÜBERRASCHT – und überrascht auch nicht.
Dass antijüdische Stereotype ein weltweites Phänomen
sind, dürfte bekannt sein. Dass politische Künstlerinnen
und Künstler aus Palästina Werke gegen Israel zeigen
könnten, war erwartbar. Überraschend ist, dass all dies
im Vorhinein keine kuratorische Antwort fand. Da die
umstrittenen Werke plakativ sind, verschärfen sie die
Diskussion. In einer Zeit, in der Dialoge oftmals enden,
bevor sie beginnen – als cancle culture bezeichnet –, hätte
die documenta gewappnet sein können.
leben
Das Leitmotiv der
documenta fifteen ist
unter dem schönen
Begriff lumbung
zusammengefasst –
das Konzept setzt
auf Zusammenarbeit,
Ressourcenteilung,
Solidarität und auf
Nachhaltigkeit im Sinne
von ökologisch,
ökonomisch, sozial.
Zur documenta fifteen
Die documenta fifteen findet vom 18. Juni bis 25. September
statt und erstreckt sich über das Kasseler Stadtgebiet.
Zentrale Orte sind das Museum Fridericianum, die
documenta-Halle und das ruruHaus, der Begegnungsort
für das documenta-Motto lumbung. Tickets lassen sich
vorab im Online-Shop bestellen, das Tagesticket mit
Nutzung des ÖPNV kostet 27 Euro, 19 Euro ermäßigt.
Die regulären Öffnungszeiten sind von 10 bis 20 Uhr.
Weitere Infos unter: documenta-fifteen.de
2 |2022 127
leben
Im Blickpunkt der Kritik
Wayang kardus – Indonesisch für lebensgroße
Puppen aus recyceltem Karton – waren Teil
der Präsentation der indonesischen Gruppe
Taring Padi auf dem Friedrichsplatz. Ihr dreigeteiltes
Kunstwerk ,People’s Justiz‘ geriet
in die Kritik, da es antisemitische Stereotype
benutzt, und wurde abgehängt. Taring Padi
entschuldigte sich.
In Indonesien werden solche Puppen für
Demonstrationen eingesetzt. Ein Teil der etwa
1.000 Figuren in Kassel entstanden in
Workshops in Deutschland, Indonesien,
den Niederlanden und Australien.
128 2 |2022
leben
2 |2022 129
leben
Missstände aufzeigen
Im Hessischen Landesmuseum zeigt das Kollektiv
FAFSWAG Installationen, Screenings und eine digitale Skulptur –
dazu gehört auch ein Videospiel. Das Kollektiv gründete sich
2013 in Neuseeland und engagiert sich für dessen indigene
Bevölkerung sowie für bessere Akzeptanz von Queeren.
130 2 |2022
leben
Stark durch Kunst Das Wajukuu Art Project setzt sich für Kinder und Jugendliche in einem Teil des kenianischen Mukuru-Slums ein.
In der von Fabriken und Müllhalden geprägten Gegend will die Gruppe Kinder und Jugendliche ermutigen – mit Kunstunterricht.
Diese Installation in der documenta-Halle gehört zu den Werken von Künstlern, die dem Projekt verbunden sind.
2 |2022 131
leben
In Erinnerung bewahren
Im Fridericianum präsentieren sich künstlerische
Archive aus Algerien, Asien und den Niederlanden.
Diese versuchen, Geschichte zu dokumentieren,
die sonst oftmals nicht überliefert wird, wie
Protestkultur, Engagement für Frauenrechte oder
schwarze Emanzipationsbewegungen.
132 2 |2022
leben
Unbekannte Gesichter
Wenig bekannte regierungskritische Künstler aus Kuba zu präsentieren, ist eines der Anliegen des Instituto de Activismo Hannah Arendt
aus Havanna. Gesichter solcher Künstler sind als Masken in der documenta-Halle zu sehen. In mehreren Ausstellungen plant die
Gruppe, kaum gezeigte Werke aus Kuba vorzustellen und so eine Leerstelle in der Kunstgeschichte des Landes zu schließen.
DIE KÜNSTLERISCHE LEITUNG ruangrupa setzt vor allem auf eine große
Hoffnung: Das diesjährige kuratorische Konzept heißt auf Indonesisch
lumbung. Es nimmt historische Reisscheunen zum Vorbild, in denen überschüssige
Ernte lagert, die später die Gemeinschaft gerecht verteilt. In diesem
Geiste sollen Künstlerinnen und Künstler Werke schaffen, mit dem Ziel, die
Welt in einen besseren Ort zu verwandeln – mit weniger Ausbeutung der
Natur und des Menschen, fair gegenüber jedem Geschlecht, jeder Identität.
Das Kollektiv ruangrupa lud Gruppen ein, die ihre Philosophie teilen, sei es
in Thailand, Hongkong, Afrika, Australien, Palästina und vielen weiteren
Orten der Welt. Zusammen binden sie mit sozialen, künstlerischen und ökologischen
Projekten Menschen in ihren Heimatländern ein, in Kassel oder
wo immer sie wirken. In einer Welt der Krisen, ob Klimakrise oder Corona-
Pandemie, sind die Erwartungen an die Kunst übergroß. So fragte die Kunstzeitschrift
Weltkunst kürzlich: Kann Kunst die Welt retten? Und schrieb:
„Nein, das kann sie nicht. Und doch hat die Kunst stets Türen zu neuen
Möglichkeiten aufgestoßen.“
2 |2022 133
leben
134 2 |2022
Nutzen ausdrücklich erwünscht Die Gruppe Baan Noorg Collaborative Arts and Culture aus der thailändischen Provinz
Ratchaburi stellt der Kasseler Skate-Szene eine Halfpipe zur Verfügung. Das Bild im Hintergrund gehört zu den Arbeiten des
Kollektivs Britto Arts Trust, die sich mit den sozialen und politischen Veränderungen in Bangladesch beschäftigen.
leben
2 |2022 135
leben
Plakative Kunst
Im Hallenbad Ost zeigt das indonesische Kulturinstitut Taring Padi über 100 Kunstwerke aus den
vergangenen 22 Jahren. Die Gruppe entstand 1998 nach dem Sturz des Diktators Suharto und
thematisiert in ihrer Protestkunst die sozialen und politischen Verhältnisse in Indonesien.
136 2 |2022
leben
2 |2022 137
leben
Medialer Zauber
In der Kirche St. Kunigundis setzt sich die Gruppe
Atis Rezistans / Ghetto Biennale aus Haiti mit Vodoo
auseinander. Die multimedialen Skulpturen spiegeln
auch die Gewalt in dem von Krisen gebeutelten
Karibikstaat wider – die Skelette sind teils ,bewaffnet‘.
UNBEKANNTE TÜREN ÖFFNET DIE DOCUMENTA
ZWEIFELLOS. Bei einem Spaziergang durch den Stadtpark
Karlsaue fallen begrünte kleine weiße Kunststoffwannen
auf. Sie sind Werke der slowakischen Künstlerin
Ilona Németh. In ihrem Zukunftsgarten auf dem Wasser
wachsen Pflanzen, die die Erde von Giften reinigen können,
und solche, die sich bereits an den Klimawandel
angepasst haben. Wenige Meter weiter setzt sich die
taiwanesische Künstlerin Chang En-Man mit Riesenschnecken
auseinander. Die bis zu 30 Zentimeter großen
Kriechtiere kamen während der japanischen Besetzung
Taiwans ins Land. Sie richteten immensen Schaden an,
veränderten das Leben des indigenen Volkes Paiwan,
von der die Künstlerin mütterlicherseits abstammt – jedoch
nicht nur zum Schlechten, sondern sie wurden
auch zu einer kulinarischen Bereicherung.
WENIGE SCHRITTE WEITER schiebt sich bildmächtig die
oft aufgeblendete Seite des Recyclings in den Weg: Vor
der barocken Orangerie hat die Gruppe The Nest Collective
aus Nairobi aus Altstoffen und Elektroschrott
begehbare Kuben errichtet. Sie zeigen, was aus westlichen
abgetragenen Modeartikeln wird: Sie landen in riesigen
Mengen in Afrika, sorgen dort für ökologische
Probleme. Aber auch für kulturelle: Wie fühlt es sich an,
stets abgelegte Kleidung anderer zu tragen, weil sie so
billig sind? Neben solche Fragen treten politische wie
die des Künstlerkollektivs Instituto de Artivismo Hannah
Arendt, das sich seit 2015 für Redefreiheit und Bürgerrechte
nicht nur in Kuba einsetzt und in der documenta-Halle
zu finden ist. Eins ihrer Werke formt aus
scharfen Messern ein Herz. Viele solch prägender Eindrücke
lassen sich auf der documenta fifteen finden.
138 2 |2022
leben
2 |2022 139
leben
documenta fifteen in Göttingen
– bis zum 25. September
,printing futures‘
Im Kern der aktuellen Ausstellung im Göttinger
Kunsthaus stehen Kunstwerke aus und mit Papier.
Ziel von ,printing futures‘ ist es – ähnlich wie in
Kassel – künstlerische Prozesse gemeinsam zu
erproben und nach außen zu tragen.
www.kunsthaus-goettingen.de/printing-futures
,saujana membumi‘
In der Sonderausstellung ,saujana membumi‘ im
Forum Wissen der Uni Göttingen erkunden Wissenschaft,
Kunst und Gesellschaft gemeinsam neue Wege
der Nachhaltigkeit. Die zentrale Frage: Wie können
Umweltschutz, wirtschaftliche Erträge und Bedürfnisse
der lokalen Bevölkerung so miteinander verbunden
werden, dass sie Nachhaltigkeit fördern?
www.forum-wissen.de/ausstellungen/sonderausstellungen
Bei genauem Hinsehen sind dies bereits bekannte
Themen der Kunstschau – Globalisierung, Umwelt verschmutzung
oder Kolonialismus sind keineswegs neu.
Auch Künstlerkollektiven räumte schon die documenta
11 Platz ein. Der Unterschied zur gegenwärtigen
Schau ist, dass es dieses Mal fast ausschließlich Kollektive
sind, und europäische Künstler wenig vertreten sind.
Und, dass alle sich dem Motto Lumbung verpflichten.
IN DIESER KONZENTRATION kann die Chance eines
roten Fadens liegen, aber auch die Gefahr, dass abweichende
Positionen verschwinden. Es lohnt jedoch
genauer hinzublicken, worüber in Sachen documenta
debattiert wird. Oder noch diskutiert werden sollte: Wie
viel Weltrettung ist der Kunst zuzumuten? Was ist mit
Minderheitsmeinungen bei künstlerischen Kollektiven?
Warum sind antisemitische Stereotype aus Europa selbst
in Kulturen wie in Indonesien präsent? Über Fragen
wie diese zu sprechen, könnte die documenta fifteen
bereichern und Anstöße liefern für die Zukunft – eine
documenta 16. ƒ
Zur Geschichte der documenta
Umweltschutz oder soziale Gerechtigkeit – die Themen
der documenta fifteen sind auf der Kunstausstellung
keine Neulinge. Schon 1972 stand ein Schild vor dem
Museum Fridericianum mit „die Bäume, das Gras, die Insekten,
Menschen“. Zehn Jahre später pflanzte an dieser Stelle
Joseph Beuys eine seiner 7.000 Eichen. Alles hatte mit der
ersten documenta 1955 im noch von Kriegsspuren gezeichneten
Fridericianum begonnen – organisiert von Künstler
Arnold Bode, der die Kunst der Moderne präsentieren
wollte. Die documenta erfand sich mehrfach neu, wurde
internationaler, erweiterte den Kunstbegriff – Protest und
Unverständnis inbegriffen. Einige der Kunstwerke blieben
in Kassel, manche in Erinnerung: So brachte Christo
seinen 80 Meter langen Ballon im vierten Anlauf über der
Karlsaue zum Stehen. Überraschen, unterhalten, zum
Nachdenken anregen – all das will die documenta alle
fünf Jahre bis heute. Mehr zur Geschichte unter:
www.documenta-archiv.de
140 2 |2022
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Sie gucken bestimmt eh nur auf die Bilder und vielleicht das Zitat.
Wieso sind wir Menschen eigentlich so auf Bilder fixiert?
Oliver Becker Geschäftsführer
„Videos mit eindrücklichem
Storytelling werden einfach
gerne geschaut, sichern
Aufmerksamkeit und überzeugen
letztendlich Kunden.“
Verstehen Sie uns nicht falsch: Natürlich
kann auch das geschriebene Wort
uns in seinen Bann ziehen. Mit Bildern
machen wir es uns aber so viel leichter. Zwei
Fotos auf dieser Doppelseite sind ein guter
Anfang, aber warum nicht gleich 25 Bilder – in
einer einzigen Sekunde? Zugegeben: Wir sind
nicht gerade neutral. Wir lieben Film und können
nicht anders, als uns diesen Einstieg als
Bewegtbild vorzustellen.
[SZENE 1: INTRO, LONGTAKE] Fabian, einer
der Gründer von weTellmedia (sieht noch etwas
mehr aus wie ein typischer Filmemacher
als Mitgründer Olli) steht in unserem hippen
Büro. Im Hintergrund steht viel zu viel Kamerakram.
Das Licht fällt genau richtig in den
Raum, und feiner Staub wabert darin. Irgendwo
steht ein schickes Fahrrad – Retrostyle –
und ein flimmernder Beamer wirft einen Film
auf die Leinwand in der Ecke.
Die Kamera gleitet langsam auf Fabian zu.
Weitwinkelobjektiv, um den jungen Filmemacher
mit Zopf und Schirmkappe als Teil der
Szenerie zu zeigen und den Raum größer wirken
zu lassen, als er wirklich ist.
Eine zweite Person kommt auf Fabian zu
und drückt ihm ein Stativ in die Hand. Aus
dem Nichts reicht eine weitere Hand eine Kamera.
Wir sind mittlerweile recht nah an Fabian
und blicken ihm direkt in die Augen.
831 UNSERER KOSTBAREN 5.100 ZEICHEN,
um das zu beschreiben. Im Video hätte das
vier Sekunden gedauert. Und ich habe Ihnen
noch nicht einmal wirklich zeigen können, wie
Fabian genau aussieht, wie er Sie anblickt. Sie
können noch gar nicht einschätzen, ob er Ihnen
nun sympathisch ist oder nicht.
SEHEN SIE? Film transportiert so viele Informationen
in kürzester Zeit. Fabian steht einfach
da im Büro – macht gar nicht viel –, aber
Ihr Blick wandert direkt umher, während Sie
die ersten Sekunden des Videos sehen. Ohne,
dass es Ihnen jemand erzählt, erkennen Sie,
dass es sich um das Büro einer Videoagentur
handelt, da Kameras sowie Lichter im Hintergrund
liegen und der Beamer läuft. Zugegeben:
Das hätte man auch in einem Satz
schreiben können. Sie entdecken aber auch
vermeintlich zufällig verteilte kleine Details
(hatten wir natürlich bewusst positioniert).
AN DER WAND hängen fein säuberlich sortierte
Sticky Notes – in dieser Agentur scheint
sorgfältige Drehplanung großgeschrieben zu
werden. Die Möbel passen nicht perfekt zusammen
– bisschen unprofessionell vielleicht,
aber irgendwie auch ganz sympathisch. In der
Mitte des Raumes steht ein großes Sofa mit
Laptop darauf – ist das diese New Work? Und
natürlich das Fahrrad – sieht so richtig nach
Start-up aus, wenn der dreckige Drahtesel mit
ins Büro darf. Nicht zuletzt Fabians Schirmmütze
– so richtig alternativ und kreativ sieht
der gleich aus.
DA IST ALSO DIE FÜLLE DER INFOS auf
der einen Seite, aber auf der anderen Seite
ist etwas noch viel Wichtigeres. Film ermöglicht,
was Texte gar nicht leisten können: Sie
PROFIL
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FOTO: LUKAS CAMPEN
lesen Gestik und Mimik und können sich den
berühmten ersten Eindruck verschaffen. Am
Anfang wirkt Fabians Lächeln noch etwas unsicher.
Vermutlich ist er auch nervös vor der
Kamera. Kaum hat er die Kamera in der Hand,
wird er aber sicherer. Dieser Mann scheint
plötzlich einfach in seinem Element. Die Kamera
fasst er an, als wäre jeder Handgriff mit
dem Arbeitsgerät tausendmal geübt. Ob sie
wollen oder nicht: An dieser Stelle wissen Sie
eigentlich schon, ob Sie mit weTellmedia gut
zusammenarbeiten könnten oder nicht. Alle
Fakten sind nur Beiwerk.
HOFFENTLICH BEHALTEN SIE DIESEN
TEXT lange im Kopf. Statistisch gesehen sind
unsere Chancen aber eher schlecht. Visuelle
Informationen können Menschen einfach so
viel besser in der Erinnerung behalten – ungefähr
viermal so gut, schätzt man. Reißen
Sie sich also bitte nochmal zusammen und lesen
Sie die letzten paar Zeilen dieses Artikels
trotzdem aufmerksam.
DAS FORMAT VIDEO kann Ihnen unvergleichlich
viel Aufmerksamkeit verschaffen
und Ihre Nachricht oder Ihre Marke tief in
den Köpfen potenzieller Kund*innen verankern.
Alles, was Sie dafür unbedingt brauchen,
haben Sie in der Hosentasche. Jedes neuere
Smartphone kann fantastische Videos aufnehmen
– technisch gesehen.
VIDEOERSTELLUNG IST ZIEMLICH KOM-
PLEX, und echte Experten können das volle
Potenzial ausschöpfen. Bei weTellmedia fängt
diese Expertise weit vor dem Drücken des Auslösers
an. Als preisgekrönte Dokumentarfilmer
nehmen wir die Fakten, die Sie präsentieren
möchten, und verpacken sie in eine Geschichte.
Dokumentarisch zu erzählen, verleiht dem,
was sie sagen, echte Glaubwürdigkeit.
NATÜRLICH HABEN WIR AUCH sündhaft teure
Kameras und verbringen ganz nerdig viele
Nächte im Keller mit dem Schnitt von Videos.
Alles, damit Sie sich sicher sein können, mit
einem Recruiting-Video perfekte Angestellte zu
finden, mit einer Customer Journey Kund*innen
davon zu überzeugen, dass Sie genau der Richtige
sind, oder mit einer Brand-Awareness-Kampagne
Ihre Marke nachhaltig zu stärken.
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FRAU) IM INTRO, DAS KÖNNTEN SIE SEIN.
Das könnte einer Ihrer charismatischsten
Mitarbeiter sein oder ein Kunde, der von Ihrer
Arbeit begeistert ist. Wenden Sie sich an uns,
und wir entwerfen gemeinsam Ihre ganz eigene
Introszene.
Stets fokussiert Fabian Fess – Geschäftsführer
von weTellmedia – hat den Fokus der Kamera fest
im Blick, um jedes Bild stilvoll zu komponieren.
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KONTAKT
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(Oliver Becker & Fabian Fess GbR)
Schillerstraße 14
37083 Göttingen
Tel. 0177 873 47 65
info@wetellmedia.de
www.wetellmedia.de
leben
Ein weißer
Traum aus
Müll
Mit ihrem einzigartigen Konzept
von fairer Hochzeitsmode sorgt Julia Schwarz
in ihrer ,Boutique LIEBE‘ auf Burg Scharfenstein
für nachhaltige Momente – und schafft es
damit in ein beliebtes TV-Format.
TEXT RUPERT FABIG FOTOGRAFIE LUCA GORJUP
144 2 |2022
leben
2 |2022 145
leben
LESEZEIT: 6 MINUTEN
A
n der Wand des großen, lichtdurchfluteten
Saals auf der Burg Scharfenstein
oberhalb von Beuren im tiefsten Eichsfeld
hängt ein Bild, das optisch so gar
nicht in das Ambiente aus Romantik,
Mittelalter und Gefühlswelt passt. Es
ist ein Selbstporträt von Udo Lindenberg, unterzeichnet
vom Panikrocker selbst mit seinem markanten ,Ich
mach’ mein Ding‘. Inhaltlich wiederum trifft es voll ins
Schwarze. Denn diejenige, bei der es nur ums Weiße geht,
macht genau das: ihr Ding.
JULIA SCHWARZ IST HEUTE EIN UNIKAT in der Modebranche.
Speziell: in der Hochzeitsmodenbranche, in der
sie seit 2017 tätig ist. Denn in ihrer ,Boutique LIEBE‘
verkauft sie ausschließlich nachhaltige Bekleidung für
den womöglich schönsten Tag im Leben. Ein Konzept,
das so in Deutschland bislang einzigartig ist.
Es war ein Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit im
Privatleben, der die Katlenburgerin vor zwei Jahren zu
diesem entscheidenden Punkt brachte. „Ich war da lange
genug im Geschäft, um beurteilen zu können, dass ich
mich mit der Art und Weise nicht identifizieren kann,
wie dort gearbeitet wird“, erzählt Schwarz voller Überzeugung.
„Es lässt sich mit meinen Werten nicht vereinbaren,
wie konventionelle Brautmode produziert, verarbeitet
und vertrieben wird.“
Und so entschloss sich Schwarz, die zuvor bereits ein
Architekturstudium in Kassel sowie eine Lehre zur Bankkauffrau
in Osterode absolviert hatte, zu dem mutigen
Schritt in die Selbstständigkeit. Ihr verwegener Plan: das
Handwerk vor Ort zu stärken, indem sämt liche, aber
auch wirklich sämtliche Kleidung lokal hergestellt wird.
Und Material zu beschaffen, das zu 100 Prozent organisch
und mitunter sogar recycelt ist – selbst die Bügel
sind aus gepresstem Gras mit wiederverwer tetem Kunststoff.
Um ihre Kunden zu binden, setzte die Unternehmerin
zudem auf persönliche Nähe.
ES IST IM ÜBRIGEN IHR MANN, der, so klischeehaft und
kitschig das klingen mag, für das wohlige Gefühl sorgt,
in der LIEBE das zu finden, was außen draufsteht. Die
beiden 33-Jährigen sind seit 20 Jahren ein Paar, seit zwei
Jahren verheiratet. Und wenngleich Matthias Schwarz betont,
mit der Boutique nichts zu tun zu haben, und diese
ausschließlich in den Händen seiner „wunderbaren
Frau“ liege, ist er häufig zugegen. Und dann strahlt er,
wenn seine Julia von der Verwirklichung ihres Traums
spricht, herzt sie voller Zärtlichkeit. Ohne jegliche Ironie:
Die beiden beweisen jedem Brautpaar in spe, dass
wahre Liebe nicht illusorisch ist.
GENUG GESCHMACHTET, LIEBER GEWERKELT. Denn
eben dies stand bald auf dem Plan, nachdem das Ehepaar
sich damals auf der Panorama-Terrasse der Burg
Scharfenstein das Ja-Wort gab. Dort fanden sie heraus,
dass die Räumlichkeiten in den alten Gemäuern, in der
sich die LIEBE heute befindet, bis dato weitgehend ungenutzt
waren. Schnell war die Idee geboren.
Zusammen mit den inzwischen befreundeten Hoteliers
Martin Henning und Lisa Bonda, die das Burghotel seit
2019 führen, sowie tatkräftiger Unterstützung von Familie
und Freunden machten sich die Frischvermählten
sogleich an die Arbeit, um das Hochzeitsatelier weitgehend
in Eigenregie herzurichten.
Bereits wenige Wochen später, im Oktober 2020, eröffnete
Julia Schwarz ihre Traumfabrik. Fast so schnell,
wie ihre Kleider hergestellt werden. Da ausschließlich in
Deutschland produziert wird, dauert es nur gut acht Wochen,
bis die Braut in ihrem Kleid steckt. Die konventionelle
Industrie benötigt sechs bis zwölf Monate dafür.
Nichts wird auf Vorrat geschneidert, jedes Werk ist ein
Einzelstück, bei dem die Maße berücksichtigt werden.
Die Wiedertragbarkeit der Hochzeitsmode ist der Gründerin
eine Herzensangelegenheit. „Die schönen Stücke
sind einfach zu schade, um sie nach dem großen Tag im
Schrank verstauben zu lassen“, sagt Schwarz mit Nach-
146 2 |2022
leben
In der Traumfabrik Die ausschließlich nachhaltig produzierten Hochzeitskleider der Boutique LIEBE finden in den
alten Gemäuern auf Burg Scharfenstein ein edles und angemessenes Ambiente.
druck. „Darum stehe ich auch gern noch nach der Hochzeit
mit Rat und Tat zur Seite, wie Braut und Bräutigam
ihre Outfits alltagstauglich machen können.“ Die Kleider
könnten beispielsweise als Zweiteiler zu anderen Anlässen
weitergetragen werden.
DIE KREATIONEN sind so attraktiv wie ausgefallen. Da
wäre ein Rock, der aus recycelten PET-Flaschen und zertifizierter
Baumwolle gefertigt ist. Oder Stoffe, die aus einem
Garn sind, das wiederum aus Müll besteht, der aus
dem Meer gefischt wurde. „Ein besonders schönes Kleid
war in seinem früheren Leben drei Kilo Meeresmüll“, erzählt
Schwarz, die eng mit einer Schneiderin aus Hannover
zusammenarbeitet. Was die Kosten betrifft, räumt die
Chefin zudem einen Mythos beiseite. „Dass nachhaltige,
in Deutschland hergestellte Mode teurer ist, stimmt
schlicht nicht.“ 1.400 bis 1.800 Euro kostet im Schnitt
ein Kleid in der LIEBE, 1.500 bis 1.700 Euro anderswo.
Dabei verkommt der Kauf keineswegs zur One-Woman-
Show. Der Bräutigam kann sich in die nachhaltige Linie
des Herrenausstatters Wilvorst hüllen, die bis zum vergangenen
Jahr noch in Northeim produziert wurde.
Mittlerweile befindet sich die Fabrik in Bulgarien.
Schwarz hat sich vor Ort darüber informiert, dass auch
dort nach vertretbaren Richtlinien gefertigt wird. Noch
viel spannender für den künftigen Ringträger dürften allerdings
die Accessoires sein, die auf der Burg präsentiert
werden. Und wen wundert es, dass auch hier die Wege
wieder kurz sind?
AUS ALTEN WHISKEY-FÄSSERN, in denen der edle, auf
dem Scharfenstein gebrannte ,Nine Springs‘-Tropfen
lagerte, werden in Scharzfeld im Harz Ketten, Fliegen,
Manschettenknöpfe und Gürtel gemacht. Wer auf dem
Scharfenstein heiratet – und das machen viele der Kunden
–, kann dies also mit einem eigenen Stück Burg tun.
Sich für die Hochzeit einzudecken, ist bei Schwarz ein
echtes Happening. Zum Termin wird die Tür verschlossen,
einzig die Liebsten dürfen anwesend sein. Mit einer
Ausnahme: Denn, wenn wir schon bei den kurzen Wegen
sind, das Restaurant des Burghotels bringt auf Wunsch
Canapés für ein Picknick vorbei. Der nette Vorteil für die
Kunden, die aus ganz Deutschland kommen, liegt darin,
dass sie gleich das ganze Wochenende auf der idyllischen
Burg verbringen können. Und auch dem Alter sind keine
Grenzen gesetzt. „Kürzlich hatte ich eine 75-jährige
Dame zu Besuch, die sich zur Goldenen Hochzeit einkleiden
wollte“, erzählt die Geschäftsfrau und lächelt
versonnen. „Das war sehr rührend.“
Nach erfolgreichem Abschluss endet der Tag in der
Boutique LIEBE dann stets mit einem Glas Champagner
und atmosphärischer Musik. Auf Wunsch sicher auch
von Udo Lindenberg.
Der spezielle Ansatz von Julia Schwarz ist übrigens
schon längst kein Geheimtipp mehr – inzwischen ist sie
auch einem breiteren Publikum bekannt: Die VOX-Serie
,Zwischen Tüll und Tränen‘ hat sie bereits in mehreren
Folgen bei ihrer einfühlsamen Arbeit begleitet – zu sehen
beim Streaming dienst von RTL+ Premium. ƒ
Mehr über die Burg Scharfenstein und das Burghotel
lesen Sie in unserem Beitrag ,Ein Hauch von Schicksal‘
unter: www.faktor-magazin.de/
ein-hauch-von-schicksal-auf-der-burg-scharfenstein
2 |2022 147
leben
Auf dem
148 2 |2022
leben
Merle Homeier von der LG Göttingen zählt zu
den besten Weitspringerinnen Deutschlands.
Das wissen alle. Nur sie selbst manchmal
noch nicht. Über eine, die dabei ist, den Glauben
an sich selbst zu entwickeln
TEXT RUPERT FABIG
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA
LESEZEIT: 4 MINUTEN
In ihrem Element fühlt sich Merle Homeier überhaupt
nicht wohl. „Es nervt wirklich, das Zeug
andauernd in den Schuhen zu haben. Selbst am
Strand laufe ich mittlerweile nur noch mit spitzen
Füßen herum.“ Verdammter Sand! Und was soll
die Mama erst sagen? „Damit habe ich früher immer
das Parkett zerkratzt.“ Es ist eben nicht immer alles
einfach im Leben einer Weitspringerin. Da muss schon alles
zusammenkommen: Anlauf, Timing, Absprung, Schnelligkeit,
Sprungkraft. Und der Kopf. Noch dazu, wenn
man sich – wie Homeier – als „Kopf athletin“ bezeichnet.
Was auch wieder seine Schwierigkeiten mit sich bringt.
Sprung
DENN, WENN MAN DIE LEICHTATHLETIN der LG Göttingen
von ihrer Passion sprechen hört, liegt die Vermutung
nahe, sie sei allenfalls eine durchschnittliche Weit springerin.
Die nächste anstehende Schwelle? 6,79 Meter, die Qualifikationsnorm
für die Heim-Europameisterschaft Mitte
August in München. „Wenn alles passt, könnte ich die
eventuell schaffen“, sagt die 22-Jährige bescheiden – was
jedoch ein ziemlicher Unfug ist. Denn Homeier ist bei
Weitem keine durchschnitt liche Athletin, sondern eine der
besten Deutschlands.
Genau genommen: die zweitbeste. Unter Beweis gestellt
bei der Deutschen Hallenmeisterschaft im Februar
in Leipzig, mit 6,66 Metern. Lediglich die derzeit schier
unbezwingbare Olympiasiegerin Malaika Mihambo war
besser. Bedenkt man nun, dass die persönliche Freiluftbestweite
von Homeier bei 6,69 Metern, aufgestellt bei
der U-23-EM im vergangenen Jahr, liegt und angesichts
ihres zarten Alters eine Progression der Leistung zu erwarten
ist, sollte auch die nächste Schwelle keine allzu
große Hürde darstellen.
2 |2022 149
leben
ZUR PERSON
Merle Homeier ist aktuell eine der talentiertesten
deutschen Weitspringerinnen. Im Februar dieses
Jahres war bei der Deutschen Hallenmeisterschaft
lediglich Superstar Malaika Mihambo zu stark für die
22-Jährige, die für die Leichtathletikgemeinschaft
Göttingen startet. Nicht die erste Silbermedaille der
gebürtigen Bückeburgerin, die derzeit Allgemeine
Verwaltung am Niedersächsischen Studieninstitut für
kommunale Bildung studiert. Bereits ihr bislang
größter Erfolg, Platz zwei bei der U-23-Europameisterschaft,
wurde versilbert. Ihr nächstes großes Ziel:
die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
150 2 |2022
leben
„Ich neige dazu, mich etwas zu unterschätzen, und mache
mir zu sehr einen Kopf, obwohl ich weiß, was ich
kann“, sagt die gebürtige Bückeburgerin. Doch bislang
ist sie gut damit gefahren. Neben Silber in Leipzig nennt
sie auch die U-18- und U-20-Meistertitel die ihren sowie
Silber bei der U-23-EM in Tallinn. „Das war bislang der
beste Moment meiner Karriere: international etwas zu
gewinnen“, erzählt Homeier. Und einmal Blut an kontinentalen
Wettkämpfen geleckt, gibt sie in einem Anflug
von Selbstbewusstsein preis: „Paris ist das Ziel.“
PARIS, AUSTRAGUNGSORT DER OLYMPISCHEN SPIELE
2024. Dem ordnet die 1,81 Meter große Leistungssportlerin
alles unter. Alles? „Der Sport hat schon einen ziemlich
hohen Stellenwert. Steht mindestens auf einem Level
mit meinem Studium, da ich weiß, dass meine Karriere
begrenzt ist. Um zu arbeiten, habe ich dagegen Zeit, bis
ich 65 bin.“ Es ist eine entbehrungsreiche Zeit, die die
Studentin dafür in Kauf nimmt. Über ihr Studium der
Allgemeinen Verwaltung am Niedersächsischen Studieninstitut
für kommunale Bildung, das sie auf eine Laufbahn
in kommunalen Behörden und Unternehmen vorbereiten
soll, sagt Homeier lachend: „Dafür muss ich
mir definitiv noch einen cooleren Namen ausdenken. Er
ist nicht so trocken, wie es sich anhört.“
Sechs Trainingseinheiten pro Woche in der Aufbauphase,
zwei täglich während der Trainingslager. Dazu oft monotones
Krafttraining und Laufeinheiten. Ein Eis an einem
heißen Sommertag? Träum weiter. Das Leben einer
Weitspringerin ist, wie gesagt, nicht immer ein einfaches.
UND ALLE STRAPAZEN IN DER HOFFNUNG auf Medaillen
und im Vertrauen in Frank Reinhardt – ihren erfahrenen
Trainer von der LG Göttingen, der seinen
Schützling dreimal wöchentlich in Hannover besucht,
um intensives Techniktraining durchzuführen. Der Umstieg
vom Hang- in den Laufsprung steht gerade auf
dem Plan. „Die ganze Weltelite springt diesen Stil, also
muss ich mich umstellen.“ Im Training funktioniert es
schon ganz gut, im Wettkampf will es noch nicht so
recht klappen. „Ich denke da an so viele Sachen, da habe
ich kaum Konzentration für die Technik. Es muss irgendwann
einfach in Fleisch und Blut übergegangen
sein.“ Die Kopfathletin eben.
Die Methoden von Reinhardt hinterfragt sie nicht.
Sein Erfolg spricht für sich, hat er doch bereits mehrere
Topathleten herausgebracht wie unter anderem die erfolgreiche
Göttinger Dreispringerin Neele Eckhardt-
Noack. Er ist auch der Grund, weswegen die Studentin
bei der LG Göttingen gemeldet ist, obwohl sie in Hannover
lebt. „Und seine entspannte Art ist sehr viel wert“,
sagt Homeier. „Ich bin immer so aufgeregt, da ist eine
ruhige Seele an meiner Seite wichtig.“
»Ich neige dazu, mich etwas zu
unterschätzen, und mache mir zu sehr
einen Kopf, obwohl ich weiß,
was ich kann.«
DIE GUTE SEELE WIEDERUM, die sie zur Leichtathletik
verführt hat, war ihre Mutter, die früher die gleiche
Sportart, wenngleich auf deutlich niedrigerem Niveau,
ausgeübt hat. Und die gemeinsam mit ihrem Vater die
Konstante im Sportlerleben von Homeier ist. „Meine Eltern
sind bei fast jedem Wettkampf dabei. Daher wäre
Paris auch so nett, weil es für Familie und Freunde vergleichsweise
naheliegend ist.“
Doch bis dahin sind drei Saisons zu absolvieren.
Kräftezehrende, entbehrungsreiche, ab und an von Enttäuschungen
begleitete Saisons. Die Vergütung ist auch
überschaubar. Sponsoringverträge? Homeier muss lachen.
Adidas stellt ihr die Kleidung, ihr Studium wird
bezahlt, bei einigen Meetings gibt es solide Antrittsgagen,
und sie kann kostenlos in einer Sportler-WG im
Gebäude direkt neben ihrer Trainingsstätte, dem Erika-
Fisch-Stadion, wohnen. Aber darüber hinaus? „Ich habe
mir eben selbst ausgesucht, nicht Fußball zu spielen“,
sagt sie.
DOCH ALL DIE ANSTRENGUNGEN sind es wert. „Durch
meinen Sport habe ich Erfahrungen gesammelt, die mir
sonst verwehrt geblieben wären. Allein, wie viele Länder
ich bereits kennengelernt habe“, erzählt die Studentin.
Fast ihr kompletter Freundeskreis komme aus der
Leichtathletik. Dazu habe sich ihr Selbstvertrauen enorm
entwickelt. „Früher war ich sehr schüchtern. Der Mix
aus all dessen ist viel bedeutender als jede Party, die ich
deswegen verpasse.“
Zunächst einmal möchte Homeier aber auf den Partys
tanzen, deren Parkett ihr die Welt bedeutet: die Tartanbahn.
Für den ganz weiten Sprung fehle ihr das nötige
Selbstvertrauen, der Glaube an die Trainingsergebnisse,
und die – Achtung, schönes Wort – Brettsicherheit. Doch
dann, sagt sie ganz selbstbewusst, sei der Durchbruch in
die Weltspitze nicht unrealistisch. Da sollte der Sand
doch der geringste Gegner sein. ƒ
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