Wirtschaftsstandort Österreich
Was macht den Wirtschaftsstandort Österreich aus? Seine Unternehmen und besonders die Bauwirtschaft halten auch in Krisenzeiten den Motor am Laufen. Wer regionale Produkte konsumiert und seinen Urlaub auch einmal in Österreich verbringt stärkt außerdem den Standort.
Was macht den Wirtschaftsstandort Österreich aus?
Seine Unternehmen und besonders die Bauwirtschaft halten auch in Krisenzeiten den Motor am Laufen.
Wer regionale Produkte konsumiert und seinen Urlaub auch einmal in Österreich verbringt stärkt außerdem den Standort.
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EINE THEMENZEITUNG VON MEDIAPLANET
Ein umfassender Ratgeber rund um Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
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Wirtschaftsstandort
ÖSTERREICH
MADE IN
AUSTRIA
Das Themenspecial im Innenteil
Ab Seite 12
mehr dazu
FOTO: SHUTTERSTOCK
Österreichs
Bauwirtschaft
Die österreichische Bauwirtschaft ist eine wichtige Säule
des Wirtschaftsstandorts. In diesem Themenspecial
widmen wir uns den neuesten Trends in Sachen
Digitalisierung & Nachhaltigkeit in der Baubranche.
ÖIAV
Standortbestimmung beim
digitalen Bauen
IG Lebenszyklus Bau
Das Ende der Flächenversiegelung
Wie wir Boden zurückgewinnen können
Land schafft Leben
Hannes Royer über die Wichtigkeit
regionaler Erzeugnisse
2 | Lesen Sie mehr unter zukunftindustrie.info
IN DIESER AUSGABE
VORWORT
04
Digitalisierungsexperte
Dr. Steffen Robbi
Neue Ansätze für den Bau mit dem
digitalen Gebäudepass und einer
neuen Herangehensweise an den
gesamten Bauprozess
FOTO: LEO HAGEN
Leitbetriebe sehen
Krisen als Chance
und stärken ihre
Resilienz
FOTO: ZVG
Senior Project Manager: Alexander Meiners
Project Manager: Bettina Paar, BA
Business Developer: Kerstin Köckenbauer
Senior Business Developer: Florian Rohm, BA
Lektorat: Sophie Müller, MA
Layout: Juraj Príkopa, Daniela Fruhwirth
Managing Director: Bob Roemké
Medieninhaber: Mediaplanet GmbH · Bösendorferstraße
4/23 · 1010 Wien · ATU 64759844 · FN 322799f FG Wien
Impressum:mediaplanet.com/at/impressum/
Distribution: Der Standard Verlagsgesellschaft m.b.H.
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Kontakt bei Mediaplanet
Tel: +43 1 236 34380
E-Mail: hello-austria@mediaplanet.com
ET: 30.06.2022
Bleiben Sie in Kontakt:
Mediaplanet Austria
@austriamediaplanet
10
BIM Experte Ing. Mag. Alfred
Waschl
Tesla als Vorbild für die
Immobilienbranche und wie Mensch,
Umwelt und Gesellschaft von der
Digitalisierung profitieren
12
Hannes Royer
Der Obmann von „Land schafft
Leben“ spricht über die Vorteile von
regionalen Lebensmitteln
@DerUnternehmensratgeber
FOTO: MONIKA RINTERSBACHER
FOTO: LAND SCHAFFT LEBEN
Monica
Rintersbacher
Geschäftsführerin
Leitbetriebe Austria
Die heimische Wirtschaft steht unter Druck,
die Coronakrise und die aktuelle geopolitische
Lage stellen unsere Unternehmen vor große
Herausforderungen. Diese sind bislang besser als in
vielen anderen Ländern gemeistert worden.
Europaweit liegt der Wirtschaftsstandort
Österreich,
was Wachstum
und Krisenmanagement
betrifft, im Mittelfeld. Jedoch
zeichnet er sich durch hohe
Stabilität, Planbarkeit und eine
hohe Industriedichte aus. Unsere
Industrie weist eine hohe Exportstärke
auf, denn die Exportfinanzierung
ermöglicht in Österreich
auch mittelständischen Unternehmen,
über die Grenzen hinaus zu
verkaufen.
Auch in puncto Forschung und
Entwicklung sind wir gut unterwegs.
Die Forschungsprämie
macht Österreich als Standort
auch für internationale Unternehmen
attraktiv und innovationsstark.
Hinzu kommen die
Rechtssicherheit und der ideale
Zugang zu den mittel- und osteuropäischen
Märkten – durch
das Drehkreuz im Flugverkehr
und in der Logistik. Österreich
ist mittlerweile Standort für rund
380 Osteuropa-Headquarters, was
für internationale Unternehmen
einen großen Vorteil bei ihren
CEE-Geschäften darstellt. Erwähnenswert
ist außerdem das rasante
Tempo, in dem die Digitalisierung
bei uns voranschreitet.
Nichtsdestotrotz ist nicht
absehbar, ob es leichter für unsere
Betriebe wird, ganz im Gegenteil.
Die steigenden Energiekosten,
der Arbeitskräftemangel sowie die
Ungewissheit, wie es mit der Coronapandemie
weitergeht, erfordern
Resilienz. In vielen Gesprächen
mit unseren Leitbetrieben habe
ich bemerkt, dass unsere Unternehmen
im Moment verstärkt
daran arbeiten, diese Resilienz zu
stärken. Die Stimmung ist dabei
grundsätzlich positiv, denn jede
Krise birgt auch Chancen und
den Wunsch nach Veränderungen.
Unsere Wirtschaft hat fünf
zentrale Forderungen: Senkung
der Steuern zur Entlastung der
Unternehmen, Förderung von
Forschung und Innovationen,
Umbau des Energiesystems, Flexibilisierung
des Arbeitsmarktes
sowie stringente Bekämpfung der
Pandemie. Das bestätigen sowohl
unsere Leitbetriebe als auch die
jüngste Deloitte-Studie dazu.
In herausfordernden Zeiten
werden oft die besten Ideen,
Entwicklungen und Innovationen
geboren und es kommt zu
Veränderungen, die Impulsgeber
für die Zukunft sein können. Mit
der Stärke der „Leitbetriebe
Austria“ und unserem einzigartigen
Wissenstransfer werden wir
gestärkt aus jeder Krise hervorgehen.
MEDIAPLANET | 3
Entgeltliche Einschaltung
FOTO: EPOSA
„PRÄZISE ARBEITEN,
WO DAS BAGGERN
SCHWIERIG IST“
Christian Klug
Abteilungsleiter
Geoinformation und
Vermessung
Ganz genau auf
dem Bau – mit den
Daten von EPOSA
Kostengünstiger und weniger zeitaufwändig bauen —
das wird mit Hilfe aus dem All möglich: Mit präzisen
GPS-Daten lassen sich viele Abläufe optimieren.
FOTO: ARKUS WACHE/LICHTSTARK.COM
EPOSA bietet allen
Empfängerinnen und
Empfängern von
Satellitensignalen
Korrekturdaten, um sich auf
wenige Zentimeter genau in
Echtzeit positionieren zu können.
Das ergibt eine hochpräzise
Position für statische Anwendungen,
aber auch für bewegte
Empfänger:innen — wie zum
Beispiel Bagger. Deshalb ist eine
typische Anwenderin für dieses
System die Bauwirtschaft. „Bei
Grabungen wissen die Maschinenführer
häufig nicht genau, wie tief
sie hineingreifen“, moniert
Kundenbetreuer Christian Klug.
„Wenn aber EPOSA zum Einsatz
kommt, kann der Bagger exakt auf
einer bestimmten Ebene arbeiten
und bekommt angezeigt, wo er die
richtige Tiefe erreicht hat und wo
er noch baggern muss. So kann
man das Gelände deutlich exakter
und in viel kürzerer Zeit herstellen.“
Und das spart Personal- sowie
Materialkosten. Auch deshalb hat
sich das System in den letzten zehn
Jahren durchgesetzt. Vor allem auf
größeren Baustellen und beim
Autobahnbau kommt es schon sehr
stark zum Einsatz. Jedoch nutzen
kleinere Unternehmen EPOSA
ebenfalls vermehrt. Schließlich
sind die Anschaffungskosten für
das System — das nicht nur für
Grabungen, sondern auch für das
Transportwesen nutzbar ist –
zuletzt deutlich gesunken. Die
Wege der Fahrzeuge, die zwischen
den Baustellen hin- und herfahren
oder zwischen Schottergruben und
Materiallagern unterwegs sind,
werden so optimiert. Laut Klug ist
es sogar denkbar, dass die Fahrzeuge
ihre Wege mithilfe von EPOSA
bald ganz selbständig zurücklegen.
Derzeit testest ein Kunde einen
autonomen Bagger. Klug erzählt:
„Das wird in ein paar Jahren auf
großen Baustellen wohl die Realität
sein. Monotone Arbeit wird dann
allein von Maschinen erledigt.“
FOTO: FELBERMAYR (SLASH)LACKNER
Hans Wolfsteiner
Bereichsleiter
Wasserbau bei
Flebermayr
Wie lange nutzt die Felbermayr
GmbH EPOSA bereits?
Wir setzen das System schon seit
etwas mehr als zehn Jahren ein.
Im Bereich der österreichischen
Donau, denke ich, waren wir sogar
die Ersten. Somit sind wir regelrechte
Pioniere in dem Feld. Wir
haben seitdem mehrere Schwimmbagger
im Einsatz, die EPOSA dazu
nutzen, um GPS-Ungenauigkeiten
zu minimieren und so unter Wasser
bis auf zehn Zentimeter genau zu
baggern.
Warum haben Sie überhaupt zu
diesem System gegriffen?
Die Anforderungen an Unterwassergrabungen
wurden immer
genauer. Früher arbeitete man
mehr oder weniger mit Peilung
oder mit Markierungen auf den
Baggergeräten selbst. Die Wassertiefe
musste man dann noch
rechnerisch bestimmen. EPOSA
hilft uns, auf Wasserschwankungen
reagieren und lagegenau unter
Wasser arbeiten zu können, wo die
Sicht für den Gerätefahrer gleich
null ist. Er muss sich deshalb wirklich
darauf verlassen können, dass
die Anzeigen und die Korrekturen
richtig sind.
Somit nimmt Ihnen EPOSA
viel Arbeit ab?
Genau. Wir müssen die durch den
Wasserstand bedingten Schwankungen
nicht mehr selbst errechnen
und uns auch nicht mehr auf
die Positionen am Wasser mit
Messgeräten einschießen.
Stattdessen ist es unseren Baggermaschinen
möglich, mithilfe dieser
Korrekturdaten Lagen und Höhen
möglichst genau zu bearbeiten
— und das ohne großen zeitlichen
Aufwand. EPOSA ist daher ein sehr
gutes Tool, das uns ermöglicht,
dort präzise zu arbeiten, wo das
Baggern schwierig ist. Wir nutzen
es in unserer Arbeit täglich – bei
uns gibt es keine Baustelle im
Wasserbau, wo EPOSA nicht zum
Einsatz kommt.
L
u
X
4 | Lesen Sie mehr unter zukunftindustrie.info
INSIGHT
Digitalisierung – treibende
Kraft der Nachhaltigkeit
Planung mittels digitaler Werkzeuge und partizipativer Ansätze,
Rückwärtsdenken von Immobilien sowie lernende Gebäude sind der Weg
in die Klimaneutralität.
Dr. Steffen Robbi
Gründer Digital
Findet Stadt
FOTO: LEO HAGEN
Das Ziel früherer Bauvorhaben
war schlicht die Fertigstellung
gut nutzbarer Bauwerke.
Allenfalls bedachte man auch
noch die potenzielle Vererbbarkeit an
Nachkommen mit. Auch heute ist der
Gedanke, den eigenen Kindern etwas
hinterlassen zu können, oft ein wichtiger
Faktor bei der Anschaffung und Errichtung
von Immobilien. Doch das Erbe an
unsere Kinder muss in unseren modernen
Zeiten – insbesondere angesichts der
Thematik des Klimaschutzes – weitergedacht
werden, als nur bis zur Hinterlassenschaft
von materiellen Gütern; und
zwar so weit, dass selbst der Rückbau
eines Gebäudes und die Nachnutzbarkeit
seiner Bestandteile vorauszusehen sind.
Intelligente Planung
Am Anfang steht nach wie vor die Planung
– auch hier befinden wir uns mitten
in einem Paradigmenwechsel. Nachhaltige
Gebäude müssen bereits intelligent
geplant werden. Mittels digitaler Tools
lässt sich im Planungsprozess darstellen,
welche Kubaturen und Materialien sich
am positivsten auf die Energiebilanz
auswirken und wieviel Gebäudetechnik
notwendig ist. Um fundierte Planungsentscheidungen
treffen zu können,
müssen unzählige Daten gesammelt,
miteinander verknüpft, analysiert und
verständlich aufbereitet werden. Hier
werden intelligente Planungswerkzeuge
wie Gebäudesimulationen und digitale
Gebäudemodelle benötigt.
Neue Leistungsabfolgen
Im „neuen“ Planungsprozess ist daher
Partizipation gefragt. Schon zu Beginn
muss errechnet werden, wieviel einzelne
Gestaltungselemente über die
Dauer eines Gebäudelebenszyklus
kosten werden. Das bedeutet, dass
technische Details bereits in einer frühen
Entwicklungsphase definiert werden
müssen. Hierfür braucht es künftig
weitere Personen am Planungstisch, wie
Bautechniker:innen und -physiker:innen.
Zumal mit der EU-Taxonomie ein Regelwerk
einzuhalten ist, das auf Lebenszyklusanalysen
ausgerichtet ist – mit dem
Ziel der Energie- und Ressourcenschonung.
Entwickler:innen und Planer:innen
werden damit verpflichtet, entsprechende
Nachweise über die relevanten Kriterien
über den gesamten Lebenszyklus zu
erbringen. Zusätzlich zur Anforderung,
einen möglichst geringen Energiebedarf
darzustellen, werden nun auch die Aufgaben
der Energieversorgung für Heizen
und Kühlen (ohne fossile Brennstoffe)
und der Einsatz kreislauffähiger Produkte
und Baustoffe schon in der Entwicklungsphase
zu lösen sein. Der Einsatz digitaler
Werkzeuge liegt darin, Lösungsmöglichkeiten
aufzuzeigen, indem sie dazu in
der Lage sind, außerordentlich viele
Daten miteinander zu verknüpfen und
tausende Berechnungen gegenüberzustellen
– um am Ende die beste Variante
herauszufiltern.
Weg von fossiler Energie
Neue Betreibermodelle, wie zum Beispiel
Energiegemeinschaften, können dann im
Betrieb helfen. Der gemeinsame Einkauf,
die eigene Produktion und eine durch
intelligente Systeme automatisierte
Verteilung selbsterzeugter Energie sind
zukunftsweisende Lösungen für alle
Arten von Immobilienprojekten. Die
Anforderungen solcher Gemeinschaften
können sehr oft auch im Bestand nachgerüstet
werden. Damit der Bausektor klimaneutral
werden kann, muss jedenfalls
rasch der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen
und der weitestgehende Einsatz von
Sekundärmaterialien gelingen. Digital
gesteuerte Gemeinschaften zu bilden
ist nur ein Beispiel – die Möglichkeiten
zur Optimierung und Steigerung der
Wertschöpfung beim Planen, Bauen
und Betreiben mittels Digitalisierung
sind noch lange nicht ausgeschöpft.
Rohstoff- und Baupreissteigerungen,
die EU-Taxonomie sowie die laufende
Entwicklung neuer Technologien sorgen
aktuell für eine neue Dynamik in den
Innovationsprozessen.
Digitaler materieller Gebäudepass
Damit ein Bauwerk nach verrichteten
Diensten bestmöglich in seine wiederverwendbaren
Bestandteile zerlegt werden
kann, ist es nötig, am Tag X valide
Informationen über Materialität und
Verbauten zu besitzen. Im Laufe eines
Lebenszyklus unterliegen die meisten
Gebäude Veränderungen wie Umbauten
und Ergänzungen. Dies hat Auswirkungen
auf die Nachnutzung und die Art und
Weise, wie mit der Immobilie am Ende
verfahren werden muss. Daher wird
derzeit in verschiedenen Projektgruppen
am „digitalen materiellen Gebäudepass“
gearbeitet. Das Führen eines solchen
Ausweises wird über kurz oder lang zum
geforderten Standard werden. Der
digitale Zwilling dient somit nicht nur
verbesserten Planungsentscheidungen
und der transparenten Bauwerksdokumentation,
sondern stellt auch die
Grundlage für eine funktionierende
Kreislaufwirtschaft dar. Im Gebäudepass
werden die enthaltenen Baustoffe und
Bauteile dokumentiert und entsprechend
von ökologischen Kriterien bewertet.
Steffen Robbi ist Geschäftsführer von Digital
Findet Stadt, Österreichs größter Plattform
für digitale Innovationen in der Bau- und Immobilienwirtschaft.
Als Bindeglied zwischen
Forschung und Wirtschaft unterstützt die
Plattform Digitalisierungsvorhaben mit Ressourcen
und Know-how und macht damit die
Branche fit für die neuen Herausforderungen
des Klima- und Umweltschutzes.
MEDIAPLANET | 5
Standortbestimmung
beim digitalen Bauen
Um herauszufinden, wie weit die österreichische Bauwirtschaft in Sachen
Digitalisierung ist und wie sie schneller vorankommen könnte, haben wir ÖIAV
Präsident Univ.-Prof. DI Dr. techn. Gerald Goger um ein Interview gebeten.
Text
Redaktion
Es gibt nun Standards durch die
EU-Taxonomie, doch wie stark ist
die digitale Zusammenarbeit der
Stakeholder:innen auf dem Bau
aktuell? Ist Österreich auf dem
richtigen Weg und im richtigen
Tempo?
Grundsätzlich kann diese Frage
nur projektbezogen beantwortet
werden. Es gibt vereinzelte Pilotprojekte,
bei denen eine digitale
Zusammenarbeit der Stakeholder
gepflegt wird. Einen Trend hin zu
einer durchgängig digitalen Kooperation
auf Baustellen ist derzeit
jedoch nicht erkennbar. Es werden
mit solchen Pilotprojekten wertvolle
Anstöße in die richtige Richtung
getätigt, ja. Begleitet werden diese
Pilotprojekte von wissenschaftlichen
Forschungsprojekten –
hierbei möchte ich ganz besonders
auf die Initiativen des Merkmalservices
im ÖBV hinweisen, wo gerade
wertvolle digitale Instrumente für
den Datenaustausch der Stakeholder
untereinander entwickelt
werden. Die Richtung stimmt
also. Dennoch sollte das Tempo
maßgeblich erhöht werden. Hier
sehe ich vor allem die Auftraggeber
in der Verantwortung, klare Vorgaben
zu machen.
Wo sehen Sie die größten Hindernisse,
um ein komplett digitalisiertes
Projekt von der Planung
bis zur Erhaltung zum Branchenstandard
werden zu lassen?
Die größten Hindernisse sehe ich
in der traditionellen Abwicklung
von Bauprojekten. Die bloße
Begleitung derzeitiger Abwicklungsmodelle
mit digitalen
Werkzeugen wird nicht zum Erfolg
führen. Es braucht einen konkreten
Wandel hin zu neuen Vertragsformen,
die kooperative und partnerschaftliche
Projektabwicklungen
möglich machen. Darüber hinaus
wird es notwendig sein, die bisherigen
Prozesse der AVA (Angebot,
Vertrag und Abrechnung) kritisch
zu analysieren. Einen wesentlichen
Beitrag zu einer Verbesserung des
Branchenstandards würde die
Aufhebung der starren Grenze
zwischen Planung und Ausführung
bewirken. Je früher die ausführenden
Unternehmen mit an Bord
geholt werden würden, umso eher
könnte deren Expertise in die
Planung miteinbezogen werden.
Oft können Gesetze und die
staatliche Einflussnahme zu
kontraproduktiven Resultaten
führen, Stichwort Baumüll-Outsourcing
außerhalb des Landes
anstelle von Recycling vor Ort.
Wo sehen Sie die passenden
Hebel, um die Nachhaltigkeitsund
Digitalisierungsvorgaben zu
erreichen?
Einen wesentlichen Hebel sehe ich
der Initiative des ÖIAV mit der
Implementierung des Ressort für
öffentliche Auftraggeber. Dort
diskutieren öffentliche Auftraggeber
auf Bundes- und Landesebene
anstehende Problemstellungen der
Branche aus Sicht der Auftraggeberschaft.
In diesem Gremium
können aus meiner Sicht wesentliche
Weichenstellungen in
Richtung einer digitalen Projektabwicklung
gestellt werden.
FOTO: KLAUS RANGER
Univ.-Prof. DI Dr.
techn. Gerald
Goger
Präsident des
Österreichischen
Ingenieur- und
Architektenvereins
BAUMANAGEMENTSOFTWARE | AVA | BAUDATEN
ABK. Software, die begeistert.
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6 | Lesen Sie mehr unter zukunftindustrie.info
Fünf
Thesen zur
Zukunft
des Bauens
FOTO: VALUEONE
EU-Taxonomie
Die EU-Taxonomie wird die
Digitalisierung von Gebäuden
beschleunigen. Die beweisbaren
Daten, die für einen Taxonomie-
Bericht nötig sind, können
nur mittels digitaler Erfassung
wirtschaftlich sinnvoll beschafft
werden.
Biodiversität
Die Biodiversitätsverordnung der EU wird den
Flächenverbrauch in Österreich eindämmen.
Wertvolle Gebäude können nur mehr auf
bereits versiegeltem Grund entstehen,
Verdichtung ist das Gebot der Zukunft.
Modulbau
Industriell vorgefertigte Module bestimmen
die Baustelle der Zukunft. Damit wird es uns
gelingen, Bauzeiten zu verkürzen, Abfall
auf Baustellen zu vermeiden und den CO 2
-
Fußabdruck von Neubauten zu reduzieren.
Mag. Peter Engert
Geschäftsführer der
Österreichischen
Gesellschaft für
Nachhaltige
Immobilienwirtschaft
Kreislaufwirtschaft
An Kreislaufwirtschaft denken – das ist das
neue Muss bei der Planung von Neubauten.
Funktionierende Materialplattformen
informieren Planer:innen darüber, was wo,
wann und in welcher Qualität verfügbar ist.
Gebäudeästhetik
Wir haben erkannt, dass Gebäude lange
bestehen müssen, um die Umwelt zu
schonen. Daher wird die Ästhetik neben
der Funktionalität wieder ein wichtiger
Bestandteil unserer Baukultur.
7. SOLID BIM Konferenz
20.09.2022
www.solidkonferenz.at
Bau und Betrieb von
Gesundheitseinrichtungen
05.-06.07.2022
www.imh.at/krankenhaustechnik
Building Information Modeling
(BIM)
05.-06.07.2022
www.imh.at/bim-konferenz
Mängel am Bau
18.-19.10.2022
www.imh.at/bau-maengel
Bauprozesse erfolgreich
digitalisieren
18.-19.10.2022
www.imh.at/bau-digital
MEDIAPLANET | 7
Entgeltliche Einschaltung
FOTO: VALETTA
ZIP-Fenstermarkise
für kühle Nächte
Schutz vor Sonneneinstrahlung ist tagsüber unverzichtbar, wenn in Wohnung oder Haus auf
heiße Tage kühle Nächte folgen sollen. Eine neue Produktlinie von VALETTA kombiniert
Sonnen- und Insektenschutz und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe.
Tageslicht regelt den
natürlichen Tag-
Nacht-Rhythmus des
Menschen, steigert die
Konzentration und fördert einen
besseren Schlaf. Dennoch darf bei
der Planung eines neuen Bauprojekts
der richtige Sonnenschutz
nicht fehlen.
Ein starkes Duo für alle Fenster
Für die außen angebrachte
Beschattung großer Flächen sorgen
beispielsweise Fenstermarkisen.
Sie halten die Sonnenstrahlen
bereits außen von den Fensterflächen
ab und lassen die Hitze
erst gar nicht ans Fenster. Der
ZIP-SOLIDSCREEN von VALETTA
ist dafür die ideale Lösung – auch,
weil er voriges Jahr um eine zusätzliche
Lösung erweitert wurde. Die
senkrechte Fenstermarkise kann
nun mit einem separat bedienbaren
Insektenschutz kombiniert
werden. So ist man untertags vor
Sonneneinstrahlung und abends
vor unerwünschten Plagegeistern
gut geschützt. Sollte bei der Planung
der Insektenschutz noch kein
Thema sein, kann auch später noch
problemlos nachgerüstet werden.
Denn die ZIP-Fenstermarkise hat
standardmäßig eine Vorrichtung
für den Insektenschutz integriert.
Tag und Nacht im Einsatz
Bei der neuen ZIP-Fenstermarkise
konnte das heimische Traditionsunternehmen
auf seine jahrelange
Expertise in der Entwicklung von
Sonnenschutzlösungen zurückgreifen,
um eine innovative Lösung
zu finden.
Das Thema ist für Endverbraucher:innen
– also Bewohner:innen
eines Hauses oder Wohnung – und
für Architekt:innen und Planer:innen
interessant. „Auf der Suche
nach einem geeigneten Sonnenschutz
sind wir auf die erweiterte
Funktion der Produktlinie gestoßen,
die wir für unsere Bauprojekte
vornehmlich in Wassernähe
einsetzen, aber nicht nur. Es lohnt
sich im Grunde überall, die zwei
Funktionen zu kombinieren“, lautet
die Empfehlung einer Architektin
aus Wien. Ein passender Sonnenschutz
sorgt rund um die Uhr für
Wohlbefinden zu Hause.
„Es war uns wichtig, ein
Produkt auf den Markt
zu bringen, das vielseitig
nutzbar ist. Es kann sowohl
für den privaten Haus- und
sozialen Wohnbau, als auch
in der Sanierung eingesetzt
werden. Die Anforderungen
des Marktes sind dynamisch,
weswegen wir sehr stolz
darauf sind, als erstes
österreichisches Unternehmen
eine ganzeinheitliche
Produktfamilie anbieten zu
können“
FOTO
: VA L E T TA
Georg Klotzner
Verkaufsleitung/Projekt bei
VALETTA Sonnenschutztechnik
8 | Lesen Sie mehr unter zukunftindustrie.info
FOTO: SHUTTERSTOCK
Das Ende
der Flächenversiegelung
Wie wir Boden zurückgewinnen können
MEDIAPLANET | 9
Die Vorstandsmitglieder der IG Lebenszyklus Bau,
Christoph Müller-Thiede (M.O.O.CON) und Dominik Philipp
(Dietrich|Untertrifaller), erarbeiten Ideen für eine neue,
umsetzbare Bodenordnung
Die Parabel von Tolstois
Wieviel Erde braucht
der Mensch, in der der
Bauer Pachom an seiner
Besessenheit nach mehr Landbesitz
schließlich zugrunde geht,
ist nach wie vor relevant – wie die
ungleichmäßige Versiegelung von
Flächen zeigt. Solange wir uneingeschränkt
bauen, laufen wir Gefahr,
uns geradezu in Grund und Boden
zu versiegeln. Die Arbeitsgruppe
Zukunftsfähige Raum- und Quartiersentwicklung
der IG Lebenszyklus
Bau erarbeitet konkrete
Gegenmaßnahmen.
Was aber ist Bodenversiegelung?
Boden- oder Flächenversiegelung
deckt den Boden luft- und wasserdicht
ab, wodurch Regenwasser
nicht oder nur erschwert versickern
kann, was wiederum den
Gasaustausch des Bodens mit der
Erdatmosphäre hemmt. Nicht nur
Gebäude oder Straßen brauchen
versiegelten Boden, sondern auch
unbebaute Flächen, die teilweise
mit Beton, Asphalt, Pflastersteinen
oder wassergebundenen Decken
befestigt sind. Regenwasser kann
so weniger gut eindringen und
die Grundwasservorräte auffüllen.
Außerdem steigt das Risiko
für Überschwemmungen, da bei
starken Regenfällen die Kanalisation
die Wassermassen nicht fassen
kann. Versiegelte Böden können
darüber hinaus kein Wasser verdunsten
lassen, tragen im Sommer
daher nicht zur Kühlung der Luft
bei und beeinträchtigen somit die
natürliche Bodenfruchtbarkeit.
Grund und Boden sind unsere
einzigen nicht erneuerbaren
Ressourcen
Die Lage in Österreich ist besonders
sensibel, da nur 37 % unserer
Landesoberfläche Dauersiedlungsraum
und für Landwirtschaft und
als Wohnraum nutzbar sind. 18 %
davon haben wir für Gebäude und
Infrastruktur verbraucht, wovon
etwa 40 % versiegelt sind. Es verlangt
also dringenden Handlungsbedarf,
denn von allen Ressourcen,
die uns beim Bauen zur Verfügung
stehen, sind Grund und Boden die
einzigen nicht erneuerbaren.
Österreich braucht eine neue
Bodenordnung
Ein Lösungsansatz ist, politische
Entscheidungsträger:innen hinsichtlich
der Flächenwidmungsund
Bebauungsplanungen in
die Pflicht zu nehmen, um eine
sofortige Reform aller in Österreich
gültigen Bauordnungen und Stellplatzverordnungen
einzufordern
und das seit Jahrzehnten ungelöste
Thema einer neuen Bodenordnung
umzusetzen. Grund und Boden
als Ware und somit als spekulative
„commodity“ endlich aus dem
Markt zu nehmen ist schon lange
eine Forderung. Wirft man einen
Blick auf die Preisentwicklung von
Bauland, so sieht man, dass sein
Wert in den letzten vier Jahren in
Österreich im Schnitt um 11,5 %
pro Jahr gestiegen ist, während die
Inflation bis 2021 bei 2,5 % lag. Diese
Wertsteigerung führt zu einer hohen
Nachfrage österreichischer Grundstücke,
was wiederum zu deren
Verknappung führt, die schließlich
exorbitant hohe Grundstückspreise
zur Folge hat. Die IG Lebenszyklus
Bau fordert daher, dass es keinen
leistungslosen Profit des bloßen
Grundeigentums geben darf.
Ortskerne beleben, statt neue
Flächen erschließen
Die Arbeitsgruppe Zukunftsfähige
Raum- und Quartiersentwicklung
unter der Leitung von Christoph
Müller-Thiede und Dominik
Philipp setzt die Diskussion sogar
noch früher an, nämlich bei der
Vermeidung von Neubauten
bzw. der drastischen Reduktion
des Neubauvolumens sowie der
Vermeidung von Neuversiegelung
durch die Aktivierung des Leerstands
in Österreichs Ortskernen.
Durch die Leerstandsaktivierung
gelingt es nicht nur, keine neuen
Flächen zu versiegeln, sondern
auch die bereits vorhandene Infrastruktur
zu nutzen. Verdoppelt
wird dieser positive Effekt durch
die gleichzeitige Erhöhung der
Dichte von bestehenden Quartieren.
Mithilfe der richtigen multifunktionalen
Programmierung der
Ortskerne, mit den Themen Wohnen,
Arbeit, Freizeit, Einkaufen
und ärztliche Versorgung, werden
lebendige und atmosphärisch
hochwertige Umgebungen geschaffen
und die Mobilität reduziert.
Entsiegeln statt Neuversiegeln
Das Ziel ist eine Netto-Neuversiegelung
gleich null. Das bedeutet,
dass jeder Quadratmeter, der versiegelt
wird, an anderer Stelle entsiegelt
werden muss. Das ist weder
einfach noch günstig, aber der
Rückgewinn ist möglich. Für dieses
Vorhaben wird es jedoch politische
Anreizsysteme oder Handlungsempfehlungen
geben müssen. Die
Infrastruktur für neu gewidmete
Einfamilienhausgebiete (inklusive
Straßen, Kanäle, Leitungen etc.)
sollte in Zukunft nicht mehr durch
die Allgemeinheit getragen werden,
sondern durch die Bauwerber:innen
selbst. Diese sollten auch
einen Mobilitätsbeitrag zahlen,
wenn sie Gebäude in Gebieten
entwickeln, die vom öffentlichen
Nahverkehr mangelhaft erschlossen
sind. Die Bürgermeister:innen
und Landeshauptleute müssen
über Förderungen und Anreizmodelle
zur Programmierung multifunktionaler
Quartiere und Dörfer
nachdenken.
So kann einiges möglich werden
– aber wir müssen jetzt damit
beginnen!
FOTO: LEO HAGEN/IG LEBENSZYKLUS BAU
Christoph
Müller-Thiede
Vorstandsmitglied
der IG Lebenszyklus
Bau
FOTO: LEO HAGEN/IG LEBENSZYKLUS BAU
Dominik Philipp
Vorstandsmitglied
der IG Lebenszyklus
Bau
10 | Lesen Sie mehr unter zukunftindustrie.info
FOTO: SO/VIENNA | ABACAPRESS DIDIER DELMAS
Immobilienwirtschaft
bietet moderne
Jobformate
Mensch, Umwelt
und Gesellschaft
profitieren von der
Digitalisierung. Man
kann davon ausgehen, dass in der
Immobilienbranche viele Entscheidungen
und Prozesse dem Beispiel
von Tesla folgen werden:
a) 15 % der Tesla-Kund:innen
geben die technischen Innovationen
von Tesla als Kaufgrund
an (bei deutschen Automarken
ist der Betrag deutlich darunter
im einstelligen Bereich). In
der Immobilienbranche ist der
virtuelle Rundgang durch das
noch nicht errichtete Gebäude
schon heute eine wesentliches
Verkaufsargument.
b) Permanente Updates werden via
Internet in das Auto geschickt.
Auch Immobilieneigentümer:innen
werden Produkt- und
Verbrauchsdaten tagesaktuell
verwerten wollen.
c) Der Plan des Tesla-Chefs, Elon
Musk, sieht auch den Einstieg
in das Energiegeschäft vor. Das
wird auch in der Immobilienbranche
mit den vielen Flächen
für Photovoltaik passieren.
Rein politisch zeigen die letzten
Wochen, wie anfällig Europa
vor allem hinsichtlich kritischer
Infrastruktur – Krankenhäuser,
staatliche Verwaltung, Netz, Speicher
etc. – ist. Mit Cyberattacken
werden diese verbauten Werte zu
Angriffszielen. Deshalb muss die
Digitalisierung unserer Immobilien
eine Schlüsselstellung in unserem
Wirtschaftsraum einnehmen.
Ökologisch wird Europa und
damit die Immobilienwirtschaft
die eigene Transformation zur klimaneutralen
Wirtschaft markant
beschleunigen.
In diesem Biotop gibt es
unglaublich viele neue Jobprofile:
Dateningenieur:in, Simulationsspezialist:in,
ESG-Konsulent:in,
Energie-Auditierung, Carbon Risk
Real Estate Monitoring usw.
Immobilien werden vom Abriss
her erdacht
Ein reines ESG-Washing wird
dem Grundgedanken der Nachhaltigkeit
nicht dienen und auch
von der Gemeinschaft nicht mehr
akzeptiert werden. Ein Blick in
die Niederlande, wo sich am
Immobilienmarkt schon gravierende
Änderungen zeigen, lohnt
sich. Zum Beispiel wurden dort
bereits Energielabels eingeführt.
Entspricht ein Gebäude nicht den
Anforderungen, darf es ab Jänner
2023 nicht mehr als Büro genutzt
werden. Wir sind in Österreich
noch nicht soweit, aber „Stranded
FOTO: ZVG
Ing. Mag. Alfred
Waschl
Geschäftsführer
buildingSMART
Austria
MEDIAPLANET | 11
Assets“ werden ein Thema werden.
Die Immobilienbranche wird diese
Herausforderung anzunehmen
haben, da sie einerseits für 40 %
des Energieverbrauchs und 36 %
der CO 2
-Emissionen verantwortlich
zeichnet, und andererseits die
Betriebskosten der Immobilien
über den gesamten Lebenszyklus
mindestens das Siebenfache der
einmaligen Investitionskosten
betragen.
Argument „Lage, Lage, Lage“
verliert an Gewicht
Die Attraktivität einer Immobilie
wird nicht mehr nur vom Stichwort
„Lage, Lage, Lage“ und von Renditevorgaben
bestimmt werden,
sondern auch von der Erfüllung
der ESG-Kriterien:
Environment (E), Social (S) und
Governance (G). Diese Aspekte
werden künftig viel deutlicher den
Wert einer Anlage (Bürohaus, Einfamilienhaus,
Schule, Kindergarten,
Museum etc.) mitbestimmen.
Das E haben schon viel am
Radar, da Klimaschutz, Energieoptimierung,
Dämmung und
Nachhaltigkeit schon lange – auch
wegen des Pariser Klimaschutzabkommens
– im Fokus stehen. Das
S für Soziales und das G für gute
Unternehmensführung werden
gerade jetzt in die aktuellen Aufgabenstellungen
eingebunden.
Das heißt, dass auch Arbeitsschutz,
Arbeitsrecht, Inklusion,
Diskriminierung, Geldwäsche,
Korruption, Frauenquote, Whistleblowing,
Lieferkettensorgfalt usw.
herausragende Bedeutung für die
Zukunftsdiskussion erhalten. Und
damit ist auch klar, dass dafür
ein völlig anderer Personalstamm
bzw. eine völlig andere Qualität
der Wissensdichte gefragt sind.
Dieser „Mainstream“ ist nicht mehr
aufzuhalten. Man könnte es auch
so ausdrücken: Geld wird nur noch
in Anlageobjekte fließen, die ESG
konform sind; also in Objekte, die
alle genannten Themen abdecken.
ESG wird alle Gewerke und Lebensbereiche
treffen.
ESG ist keine proprietäre Vorschrift,
sondern darunter befinden
sich für alle drei Buchstaben,
zum Teil seit sehr langer Zeit,
Gesetze und Vorschriften. Dabei
gilt es jetzt, diese Gesetze und
Vorschriften transparent einzuhalten
und Strukturen aufzubauen,
die deren Einhaltung mittelfristig
gewährleisten.
Bei der Zufügung weiterer Gesetze
ist professionelles Augenmaß
gefragt. Denn noch mehr Regeln
engen den Investitionsfreiraum
markant ein und lassen die
Renditen sinken. Nachhaltigkeit zu
gewährleisten setzt aber Gewinn
voraus. Ohne Gewinn ist Nachhaltigkeit
oder Kreislaufwirtschaft
nicht zu finanzieren.
Die neue Generation im Immobilienmanagement
denkt europäisch.
Und in Europa geht es mehr denn
je darum, Demokratie, Digitalisierung
und Dekarbonisierung zu
einer neuen Politik (Unternehmenspolitik
und Staatspolitik) zu
verbinden. Freiheit, Klimaschutz
und Hightech sind untrennbar.
Genau hier müssen Europa und die
neue Managementriege der Immobilienbranche
aufrüsten. Dafür gibt
es unendlich viele neue, hochinteressante
und flexible Berufsbilder
(siehe oben).
Kaum eine andere, volkswirtschaftlich
wichtige, Branche
eröffnet ähnliche Berufschancen
wie die Immobilienbranche. Hier
können junge Menschen ihrer
Perspektive Raum geben und ihr
Allroundwissen (Big Data, BIM,
Kreislaufwirtschaft, Drohnen,
Cyber Security, Data Engineering,
Virtuell Reality, AI, Augmented
Reality etc.) erfolgreich einsetzen.
FOTO: SHUTTERSTOCK
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INSIGHT
MADE IN
AUSTRIA
FOTO: LAND SCHAFFT LEBEN
Regionale Lebensmittel
gehen uns alle an
Wer regional und saisonal konsumiert, bekommt nicht nur hochwertige
Lebensmittel, sondern tut auch etwas für die heimische Wirtschaft und
den Lebensraum. Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft
Leben, im Gespräch über die Vorteile österreichischer Lebensmittel,
die weit über den Tellerrand hinausgehen.
Hannes Royer
Obmann "Land
schafft Leben"
FOTO: LAND SCHAFFT LEBEN
Mit Ausbruch der Coronapandemie
hat Regionalität im Lebensmittelbereich
einen neuen
Stellenwert bekommen. Die
Menschen wollten die heimische
Landwirtschaft bewusst unterstützen,
bei nahegelegenen Betrieben
einzukaufen war plötzlich
„in“. Sehen Sie eine langfristige
Entwicklung in diese Richtung?
Hannes Royer: Ja, durchaus.
Immer mehr Menschen wollen
wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen
und wie diese produziert
worden sind. Regionalität und
Saisonalität gewinnen dabei definitiv
an Bedeutung, auch wenn die
starke Inflation aktuell viele dazu
zwingt, sich beim Einkauf wieder
mehr am Preis der Produkte als
an deren Qualität zu orientieren.
Hier ziehen heimische Produkte
häufig den Kürzeren, denn unsere
kleinstrukturierte Landwirtschaft
wird niemals so billig produzieren
können wie etwa Deutschland oder
Spanien, die am Weltmarkt agieren.
Die Preisführerschaft können
österreichische Lebensmittel bis
auf wenige Ausnahmen also kaum
übernehmen, dafür aber definitiv
die Qualitätsführerschaft.
Was haben österreichische
Lebensmittel Produkten aus
anderen Ländern voraus?
Royer: Ich möchte nicht sagen,
dass importierte Lebensmittel
grundsätzlich schlechter sind als
österreichische, und natürlich hat
auch jedes Land seine Spezialitäten,
die bei uns gar nicht produziert
werden. Deshalb betreiben
wir Handel – und das ist auch gut
so. Doch was wir in Österreich
selbst produzieren, sollten wir
auch konsumieren. Wir haben in
vielen Bereichen der Lebensmittelproduktion
ein sehr hohes Niveau,
wenn es zum Beispiel um soziale
und ökologische Standards geht.
Diese Standards können wir als
Konsumentinnen und Konsumenten
fördern, indem wir zu heimischen
Lebensmitteln greifen. Oder
eben nicht, wenn wir die billigere
Alternative aus dem Ausland ins
Wagerl legen.
Fleisch ist ein gutes Beispiel
dafür: Österreichisches Fleisch
muss nicht hunderte Kilometer
weit transportiert werden, die
Nutztiere werden unter Bedingungen
gehalten, die den hiesigen
gesetzlichen Rahmenbedingungen
entsprechen und meistens habe ich
auch noch die Auswahl zwischen
konventioneller, Bio- und vielleicht
sogar Weidehaltung. Warum
sollte ich mir dann noch ein
MEDIAPLANET | 13
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Entgeltliche Einschaltung
argentinisches Filet kaufen, über
dessen Weg bis in meinen Kühlschrank
ich so gut wie nichts weiß?
Welche Bedeutung haben österreichische
Lebensmittel für die
österreichische Wirtschaft und
die Menschen, die hier leben?
Royer: Eine enorme Bedeutung,
der viel zu wenig Aufmerksamkeit
geschenkt wird. Die Landwirtschaft
versorgt uns nicht nur mit
Lebensmitteln und schafft Arbeitsplätze,
sondern pflegt und erhält
auch unseren Lebensraum. Es sind
schließlich die Bäuerinnen und
Bauern beziehungsweise ihre Nutztiere,
die unser Grünland pflegen,
unsere Almen erhalten und sich
um unsere Wälder kümmern. Wäre
das nicht der Fall, würde die österreichische
Landschaft größtenteils
verwalden. Das wäre insofern fatal,
als dass wir dann einen unserer
wichtigsten Wirtschaftszweige
verlieren würden: den Tourismus.
Menschen verbringen ihren Urlaub
hier, weil sie unsere wunderschöne
Kulturlandschaft schätzen.
Diese gäbe es ohne unsere
Landwirtschaft in ihrer jetzigen
Form nicht. Die Bäuerinnen und
Bauern können ihre Arbeit aber
nur so lange fortsetzen, wie ihnen
auch ihre Produkte abgenommen
werden. Sich dessen bewusster zu
werden und regionale Produkte zu
kaufen, ist vor allem auch in der
Gastronomie wichtig. Schließlich
ist diese zu einem Gutteil vom
Tourismus im Land abhängig.
Sollte der Lebensmittelbereich
in Anbetracht dieser großen
gesamtgesellschaftlichen Bedeutung
nicht viel mehr reguliert
werden – zum Beispiel mit einem
bestimmten Anteil regionaler
Produkte am Gesamtsortiment
der Supermärkte? Oder anders
gefragt: Wieviel Eigenverantwortung
kann man den Menschen
zumuten, all das Genannte
beim Einkauf mitzudenken?
Royer: Ich halte es für sehr wichtig,
den Menschen die Verantwortung
für ihr Tun zu überlassen. Denn
nur, wenn jede und jeder Einzelne
versteht, wie sich ihr oder sein
Konsum auf andere Menschen, auf
Tiere und auf die Umwelt auswirkt,
können wir uns als Gesellschaft in
eine positive Richtung entwickeln.
Eine Bevormundung durch Gesetze
halte ich zumindest langfristig für
wenig zielführend, aber natürlich
geht es auch nicht gänzlich ohne
gesetzliche Rahmenbedingungen.
Im Lebensmittelbereich ist hier ein
ganz großer Punkt die Kennzeichnung
der Produkte. Denn eine
bewusste Konsumentscheidung
kann ich nur dann treffen, wenn
ich weiß, woher ein Produkt
kommt und unter welchen
Bedingungen es hergestellt wurde
– und hier hinken wir in Österreich
noch stark hinterher. Es gibt also
noch viel Spielraum, in dem die
Gesetzgebung die Konsumentinnen
und Konsumenten dabei
unterstützen kann, bewusster
einzukaufen. Den Griff ins Regal
machen am Ende des Tages aber
immer noch die Konsumentinnen
und Konsumenten selbst, und das
hoffentlich immer häufiger zu
Lebensmitteln, die ihren Werten
entsprechend produziert worden
sind.
Käse aus der Region, für die Region
Die von Alma geförderte Dreistufenlandwirtschaft zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. ALMA und
die Käseherstellung tragen wesentlich zum Erhalt dieses Weltkulturerbes bei. So hat die saisonale
Wanderung der Rinder Vorteile für Mensch, Natur und Kulinarik.
Oft sind es die einfachen
Dinge, die uns richtig
guttun: im Wald tief
durchatmen, in der
Wiese die Sonne genießen, in einen
klaren Bergsee eintauchen oder auf
einer Berghütte mit Blick ins Tal
eine Scheibe Käse genießen – nah
am Ursprung, ohne Glanz und Glitzer,
einfach ehrlich und natürlich.
Genau da ist auch der Vorarlberger
Käsehersteller ALMA zuhause.
Unbestritten sind Innovation und
Erfinder:innengeist die treibenden
Kräfte der Menschheit. Bei all dem
Fortschrittsglauben hat die Menschheit
in den vergangenen Jahrzehnten
aber wieder verstärkt gelernt
sich auf das zu beziehen, was sie
schon seit jeher kann. Kulturtechniken
unserer Vorfahren haben
sich als resilient und nachhaltig
erwiesen. Dementsprechend wurde
die – auch im Vorarlberger Bregenzerwald
von ALMA erfolgreich
geförderte– Dreistufenlandwirtschaft
2011 von der UNESCO zum
Immateriellen Kulturerbe erklärt.
Doch wie sieht diese Dreistufenlandwirtschaft
nun aus?
Im Frühjahr wandern die Familien
mit ihrem Vieh auf niedrig gelegene
Alpen, Anfang Juli auf die Alpe.
Im September kehren sie dann
zurück zu ihren Heimathöfen, wo
sie den Winter verbringen. Dieser
seit Generationen gelebte Kreislauf
ermöglicht es, die Tiere möglichst
natürlich zu ernähren, auf künstliche
Futtermittel zu verzichten
und so die Heumilch zu melken,
aus der die Vorarlberger-Käsesorten
gewonnen werden. So wird etwa
ALMA Alpkäse nur in den in den
Bergen hergestellt. Auf diese Art
prägt man die heimische Kulturlandschaft
und beugt einerseits
Verbuschung und Verkrautung von
Alpwiesen und Berghängen und
andererseits durch den Tritt der
Tiere auch Lawinen und Muren vor.
Von der Qualität der Milchprodukte
profitieren alle: die Familien,
die von der Herstellung leben,
ebenso wie die vielen anderen
Menschen, die von der Wertschöpfung
in der Region und den
Fest-Traditionen, wie dem
Alpabtrieb, profitieren. Und nicht
zuletzt freuen sich Käseliebhaber:innen
in ganz Europa, die den
speziellen Geschmack des
Vorarlberger Käse besonders zu
schätzen wissen. Wir bei ALMA
sind stolz, daran Anteil zu haben.
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EXPERTISE
FOTO: UNSPLASH
Wie weit muss
der Urlaub entfernt sein?
„Wohin geht’s auf Urlaub?“ ist eine häufig gestellte Frage, in der Familie wie auch unter
Freund:innen und im Bekanntenkreis. Schön und erholsam soll er sein. Und zu erzählen
will man auch etwas haben – doch dafür muss man nicht zwangsläufig in die Ferne.
Text
Philipp Jauernik
Urlaub zuhause. Es gab
eine Zeit, in der man
sich dafür beinahe
geschämt hat, sobald
man dies im Kreis der Freundinnen
und Freunde erzählt hat. In den
Generationen des Wirtschaftswunders
galt ein Geist des „Schneller-
Höher-Weiter“. Die Motorisierung
nahm zu, Bahnstrecken wurden
von Kriegsschäden befreit, Sprit
war preiswert und verfügbar. Wer
etwas auf sich hielt, verbrachte
den Urlaub im Ausland – wobei
nicht selten das Überschreiten der
Staatsgrenze bereits das Ziel an
sich war. Galt es doch als per se
entscheidend, etwa in Italien am
Meer und nicht an einem heimischen
See gewesen zu sein. Nur
damit konnte man im zuhause
dann schön angeben. Die Auslandsreise
war ein Statussymbol.
Dies wurde paradoxerweise mit
dem Ölschock der 1970er nochmals
verschärft. Fernreisen waren wieder
schwieriger zu finanzieren. Wer
sie dennoch antreten konnte, war
wohl wirklich „Upperclass“.
Nun ist aber bereits seit vielen
Jahren ein Umdenken zu bemerken.
Wer die heimischen Berge,
Täler, Wälder und Seen kennt,
der weiß, dass sie eine malerische
Naturkulisse bieten, die in der
Tat ihresgleichen sucht. Sommerhitze
ist heute nicht mehr das
frühere „Schwitzen am Strand“,
sondern längst auch „Baden im
See“, „Wandern im Gebirge“ oder
„Ausspannen auf der Almhütte“.
Braungebrannt wird man so
oder so, wenn man das möchte
– nur, dass eine Reise innerhalb
Österreichs näher, nachhaltiger,
ökologischer und auch günstiger
sowie stressfreier ist. Der Urlaubsstandort
Österreich zeichnet sich
durch durchwegs gute Verkehrsanbindungen
mit der Bahn sowie
hohe Qualitätsstandards aus. Dazu
kommt die Schonung der Umwelt
durch den Verzicht auf Fernreisen
– und ein Erhalt der Kaufkraft vor
Ort.
Wer dabei gerne aktiv ist, kann
sowohl in den Alpinregionen als
auch im Osten und Südosten des
Landes wandern, mountainbiken
oder paragleiten. Die Bundesländer
haben für Mountainbiker:innen
eine eigene Website ins Leben
gerufen, die die schönsten
Radrouten empfiehlt. Und nicht
zuletzt sei auf den kulturellen
Aspekt hingewiesen: Bregenzer
und Salzburger Festspiele, Jazzfest
Wien, styriarte, Mörbischer
Seefestspiele. Sie alle bieten nur
einen Auszug, zumal sich Österreich
sowieso für den Städtetourismus
eignet. Auch abseits von Wien
und Salzburg gibt es viele Juwelen
zu entdecken: Krems, Gurk, Lienz,
Innsbruck; um nur einig Beispiele
zu nennen. Oft sind es Städte, die
neben alten Stiften stehen – die
wiederum auch exzellente
Weingüter haben. Eine Verkostung
in Admont, Klosterneuburg oder
Göttweig rundet einen Österreichurlaub
doch so richtig ab. Zeit
wird’s also …
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