KIWI-Journal 17: Aufrichtig und empathisch - Über die im KIWI-Alltag praktizierte gewaltfreie Kommunikation
Aufrichtig und empathisch - Über die im KIWI-Alltag praktizierte gewaltfreie Kommunikation
Aufrichtig und empathisch - Über die im KIWI-Alltag praktizierte gewaltfreie Kommunikation
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<strong>17</strong> |<br />
Juni 2022<br />
AUFRICHTIG UND<br />
EMPATHISCH<br />
ÜBER DIE IM <strong>KIWI</strong>-ALLTAG PRAKTIZIERTE<br />
GEWALTFREIE KOMMUNIKATION
„Worte können Fenster sein oder Mauern.“<br />
– Marshall Rosenberg<br />
2
Editorial<br />
Liebe Leser*innen,<br />
mit <strong>die</strong>ser Ausgabe unseres <strong>Journal</strong>s greifen<br />
wir ein Thema auf, das zeitlos bedeutsam<br />
<strong>und</strong> gegenwärtig besonders relevant ist: Das<br />
respektvolle Miteinander auf Augenhöhe. Eine entscheidende<br />
Frage ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang, wie mir mit<strong>und</strong><br />
übereinander sprechen, denn – frei nach dem Psychologen<br />
Marshall B. Rosenberg – „Worte können Fenster oder Mauern<br />
sein“.<br />
Die COVID-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine <strong>und</strong> <strong>die</strong> globale<br />
Wirtschaftslage haben viele individuelle <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Herausforderungen mit sich gebracht <strong>und</strong> ihre Spuren<br />
auch in der sozialen <strong>Kommunikation</strong> hinterlassen. Der Ton ist<br />
schärfer geworden, <strong>die</strong> Geduldsfäden dünner. An <strong>die</strong> Stelle des<br />
Miteinanders ist vielerorts ein Gegeneinander getreten.<br />
Das bemerken auch unsere Kinder. Mit ihren feinen Sensorien<br />
lernen sie von uns Erwachsenen – selbst dann, wenn es uns<br />
möglicherweise gar nicht bewusst ist. Die Art <strong>und</strong> Weise, wie<br />
wir in Konflikten agieren, wie wir mit Menschen umgehen, <strong>die</strong><br />
eine andere Meinung vertreten: Derlei schauen sich Kinder<br />
nicht zuletzt von uns Erwachsenen ab, sei es <strong>im</strong> familiären<br />
Umfeld, in den Me<strong>die</strong>n oder eben <strong>im</strong> Kindergarten <strong>und</strong> Hort.<br />
Für Pädagog*innen bzw. <strong>die</strong> Teams in Kindergarten <strong>und</strong> Hort<br />
zählt gerade deshalb <strong>die</strong> Fähigkeit, wertschätzend <strong>und</strong> achtsam<br />
zu kommunizieren, zum gr<strong>und</strong>legenden Handwerkszeug. Wie<br />
eine solche <strong>Kommunikation</strong> beschaffen sein mag <strong>und</strong> wie sie <strong>im</strong><br />
<strong>Alltag</strong> gelingen kann, davon handeln <strong>die</strong> Beiträge <strong>im</strong> vorliegenden<br />
<strong>Journal</strong>. Wie gewohnt haben wir darauf geachtet, ausgewogen<br />
zwischen Theorie <strong>und</strong> Praxis zu vermitteln.<br />
Ein Schlüsselbeitrag ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang der Praxisartikel<br />
unserer <strong>Journal</strong>-Redaktion, geleitet von Mag.a Lisa<br />
Kneidinger, <strong>die</strong> als externe Qualitätsentwicklerin für <strong>KIWI</strong> tätig<br />
ist. Ausgangspunkt des Textes ist <strong>die</strong> provokante Frage, ob <strong>die</strong><br />
„Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong>“, jenes prägende Konzept von<br />
Rosenberg, ein allzu idealistisches Konzept sei, das in der Praxis<br />
nur unzulänglich umsetzbar ist.<br />
Dass dem nicht so ist, legen nicht nur der Praxisbeitrag, sondern<br />
auch <strong>die</strong> anderen Artikel nahe. Den „Dialog als wertvolle<br />
Ressource“ thematisiert Lisa Kneidinger in einem weiteren<br />
Beitrag, <strong>die</strong> „Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> als Projekt“ Sabrina<br />
Schönbächler, pädagogische Fachberaterin bei <strong>KIWI</strong>. Um<br />
Strukturen hinter der Elementarpädagogik<br />
geht es in zwei weiteren Texten: Martina<br />
Wolf, Referentin für Elternfachvorträge, fragt,<br />
wie es <strong>im</strong> Dreieck Eltern-Kinder-Pädagog*innen<br />
gelingen kann, den Bedürfnisse aller gerecht zu werden, während<br />
<strong>KIWI</strong>-Hort-Leiterin Tina Tschernitz <strong>die</strong> Team-<strong>Kommunikation</strong><br />
in den Blick n<strong>im</strong>mt.<br />
Wir wünschen eine anregende Lektüre <strong>und</strong> hoffen, Ihnen viele<br />
wertvolle Denk<strong>im</strong>pulse mitgeben zu können!<br />
Mag. a Gudrun Kern Thomas-Peter Gerold-Siegl, MBA<br />
Geschäftsführerin<br />
Pädagogische Leitung <br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Miteinander ins Gespräch kommen 4<br />
Ein offener Blick für <strong>die</strong> Bedürfnisse aller <br />
„Die Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> ist ja theoretisch<br />
Geschäftsführer<br />
Wirtschaftliche Leitung<br />
schön <strong>und</strong> gut – aber in der Praxis kaum umsetzbar“ 18<br />
Ich – du – wir 22<br />
<strong>Kommunikation</strong> <strong>im</strong> Fokus 30<br />
Buchrezensionen34<br />
1o<br />
3
Miteinander ins Gespräch kommen<br />
Der Dialog als wertvolle Ressource <strong>im</strong> Kindergarten <strong>und</strong> Hort<br />
Dieser Artikel beantwortet <strong>die</strong> Frage, welches Potenzial<br />
gelungene Dialoge besitzen <strong>und</strong> unterstreicht<br />
ihre Bedeutung als wertvolle Ressource <strong>im</strong> respektvollen<br />
Miteinander auf Augenhöhe.<br />
Gelingende Dialoge sind keine Zufallsprodukte,<br />
sondern können erlernt <strong>und</strong> geübt werden. In<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang spielen <strong>die</strong> dialogischen<br />
Kernfähigkeiten eine wichtige Rolle – sie werden<br />
in <strong>die</strong>sem Artikel erläutert <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Kindergarten-<br />
<strong>und</strong> Hortpraxis übertragen. Zudem kommen<br />
mit den <strong>praktizierte</strong>n Kernfähigkeiten best<strong>im</strong>mte<br />
Werthaltungen zum Ausdruck, <strong>die</strong> hier anhand der<br />
<strong>KIWI</strong>-Werte dargestellt werden.<br />
Abschließend geht es um den Gewinn durch Dialoge:<br />
Neben einer Annäherung an das Denken <strong>und</strong><br />
Fühlen der Beteiligten ist <strong>die</strong> Chance, etwas ganz<br />
Neues entstehen zu lassen – das bei gelingenden<br />
Dialogen besonders Attraktive.<br />
Mag. a Lisa Kneidinger<br />
Mag. a Lisa Kneidinger<br />
Kindergarten- <strong>und</strong> Hortpädagogin, Psychologin,<br />
Supervisorin & Coach, Konflikt- <strong>und</strong> Mobbingberaterin,<br />
bei <strong>KIWI</strong> als externe pädagogische<br />
Qualitätsentwicklerin tätig.<br />
4
Get in touch with each other<br />
Dialogue as a valuable resource in kindergarten and day care<br />
This article answers the question of what potential<br />
successful dialogues have and <strong>und</strong>erlines their<br />
<strong>im</strong>portance as a valuable resource in respectful<br />
cooperation at eye level.<br />
Successful dialogues are not accidental products,<br />
but can be learned and practised. In this context, the<br />
dialogical core skills play an <strong>im</strong>portant role - they<br />
are explained in this article and transferred to the<br />
practice of kindergarten and day care. In addition,<br />
the practiced core skills express certain values, which<br />
are presented here using the <strong>KIWI</strong> values.<br />
Finally, it is about gaining through dialogue: In addition<br />
to getting closer to the thoughts and feelings<br />
of those involved, the chance to create something<br />
completely new is particularly attractive in successful<br />
dialogues.<br />
Das menschliche Bedürfnis nach<br />
<strong>Kommunikation</strong> ist unbestritten: Bereits<br />
Säuglinge kommunizieren unmittelbar<br />
nach ihrer Geburt mit ihrer Umgebung<br />
<strong>und</strong> bauen so erste Beziehungen<br />
auf. Wenn Menschen miteinander<br />
ins Gespräch kommen, teilen sie ihre<br />
Eindrücke, Erfahrungen, Gedanken <strong>und</strong><br />
Wünsche mit bzw. erfahren, wie andere<br />
<strong>die</strong> Welt erleben. Das miteinander Reden<br />
ist für das gelingende Zusammenleben<br />
essenziell.<br />
Bewusst gestaltete Dialoge als Chance<br />
für Neues<br />
Im <strong>Alltag</strong> Erwachsener werden verschiedene<br />
Formen von Gesprächen<br />
praktiziert, etwa ein einfaches Gespräch<br />
zum Austausch von Informationen oder<br />
Diskussionen zum Klären von Standpunkten.<br />
Daneben gibt es Debatten sowie <strong>die</strong><br />
bewusst gestalteten Dialoge. Das Wort<br />
„Dialog“ stammt aus dem Griechischen<br />
<strong>und</strong> bedeutet „in Beziehung sein: „dia“<br />
(durch) <strong>und</strong> „logos“ (Wort, Rede oder<br />
sich versammeln). Der Dialog unterscheidet<br />
sich bzgl. Ziel <strong>und</strong> Erkenntnisfeld<br />
entscheidend von Diskussionen <strong>und</strong><br />
Debatten. Während es bei Letzteren um<br />
das Verteidigen einer Position geht, steht<br />
be<strong>im</strong> Dialog das Erkennen neuer Möglichkeiten<br />
<strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong>. Damit ist <strong>die</strong><br />
Debatte stark zielorientiert, der Dialog<br />
hingegen prozessorientiert.<br />
Auch wenn der Dialog auf den ersten<br />
Blick eine natürliche, einfache Art der<br />
<strong>Kommunikation</strong> zu sein scheint, ist<br />
sein Gelingen kein Automatismus (vgl.<br />
Hartkemeyer, Hartkemeyer & Dhority<br />
2001). Bei bewusst gestalteten Dialogen<br />
unterscheidet man zwischen thematischen<br />
Dialogen, <strong>die</strong> eine besondere Frage<br />
an den Anfang stellen <strong>und</strong> versuchen,<br />
<strong>die</strong>se dialogisch zu vertiefen <strong>und</strong> den<br />
generativen Dialog. Bei <strong>die</strong>sem sind <strong>die</strong><br />
besprochenen Themen nicht der eigentliche<br />
Zweck des Zusammenkommens<br />
(vgl. Hartkemeyer et al. 2022). Diese<br />
Dialoge entstehen eher zufällig, können<br />
jedoch ebenso bereichernd sein. Auch<br />
das Austauschen von schon Erzähltem<br />
<strong>und</strong> Gedachtem, bei dem das Denken<br />
in bekannten Mustern bleibt, wie <strong>die</strong>s<br />
bspw. in zufällig entstehenden Dialogen<br />
5
<strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> meist der Fall ist, unterstützt<br />
• Die erk<strong>und</strong>ende Haltung einer*eines<br />
an den vielfältigen Dialogen in <strong>KIWI</strong>-Kin-<br />
das Miteinander. Der bewusst gestaltete<br />
Lernenden verkörpern,<br />
dergärten <strong>und</strong> -Horten beteiligt sind, in<br />
Dialog bietet jedenfalls <strong>die</strong> Chance für<br />
• radikaler Respekt,<br />
deren Praxis übertragen werden können:<br />
Neues – sowohl in sozial-emotionaler als<br />
• Offenheit,<br />
<strong>die</strong> Mitarbeiter*innen an den Standorten,<br />
auch kognitiver Hinsicht.<br />
• sprich von Herzen,<br />
aber auch <strong>die</strong> Erziehungspartner*innen,<br />
Ein Dialog ist dann besonders erfolgreich,<br />
• zuhören,<br />
mit denen täglich Gespräche stattfinden.<br />
wenn <strong>die</strong> daran Beteiligten zufrieden<br />
• Verlangsamung,<br />
Im Hort ist es möglich, auch mit den<br />
daraus hervorgehen <strong>und</strong> sie darüber hin-<br />
• Annahmen <strong>und</strong> Bewertungen suspen-<br />
Kindern ausgewählte Kernfähigkeiten<br />
aus <strong>im</strong> Dialog ihnen zuvor unbekannte<br />
<strong>die</strong>ren,<br />
spielerisch zu üben <strong>und</strong> damit zu einer<br />
Gedanken <strong>und</strong> Einsichten gewinnen<br />
• produktives Plä<strong>die</strong>ren,<br />
verbesserten Dialogkultur am Standort<br />
konnten. Gleichzeitig wurde durch den<br />
• eine erk<strong>und</strong>ende Haltung üben,<br />
beizutragen.<br />
Dialog <strong>die</strong> Beziehung zwischen den<br />
• den*<strong>die</strong> Beobachter*in beobachten.<br />
Gesprächspartner*innen gestärkt.<br />
Einzelne <strong>die</strong>ser Kernfähigkeiten werden<br />
Die erk<strong>und</strong>ende Haltung einer*eines<br />
in weiterer Folge genauer dargestellt <strong>und</strong><br />
Lernenden verkörpern<br />
Dialogfähigkeit ist erlernbar<br />
mit ausgewählten <strong>KIWI</strong>-Werten in Bezie-<br />
Kinder als Lernende zeichnen sich<br />
Ob ein Dialog gelingt, ist selbstverständ-<br />
hung gesetzt. „Die Qualität eines jeden<br />
durch Neugier <strong>und</strong> Interesse aus. Sie<br />
lich von den jeweiligen Gesprächspart-<br />
Gesprächs wird weitgehend best<strong>im</strong>mt<br />
wollen ihre Mit- <strong>und</strong> Umwelt entde-<br />
ner*innen abhängig, auch der Zufall<br />
von der Haltung der Menschen, <strong>die</strong> es<br />
cken <strong>und</strong> besitzen so etwas wie den<br />
spielt eine Rolle. Die Wahrscheinlichkeit<br />
führen, von deren Annahmen, Bewer-<br />
„Anfängergeist“ – sie betrachten vieles<br />
des Gelingens eines Dialogs kann nach<br />
tungen, Schlüssen <strong>und</strong> Urteilen (Hartke-<br />
noch unvoreingenommen. Genauso<br />
Hartkemeyer et al. (2001) erhöht werden,<br />
meyer et al. 2022, S. 81).<br />
ist das bei gelingenden Dialogen der<br />
wenn <strong>die</strong> zehn Kernfähigkeiten <strong>im</strong> Dialog<br />
Darüber hinaus geht es darum, anhand<br />
Fall. „Gr<strong>und</strong>legend für den Dialog ist<br />
bekannt sind <strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> <strong>im</strong>mer wieder<br />
von Beispielen zu zeigen, wie <strong>die</strong>se<br />
eine innere Haltung von Interesse <strong>und</strong><br />
6<br />
geübt werden:<br />
Kernfähigkeiten von jenen Menschen, <strong>die</strong><br />
Neugier am Anderen“ (Hartkemeyer et
al. 2022, S. 119). Die am Dialog Beteiligten<br />
sind neugierig, wie das Gegenüber<br />
auf ihre Äußerungen reagiert <strong>und</strong> zeigen<br />
sich offen für Argumente <strong>und</strong> Gegenargumente.<br />
Sie rechnen eher damit, <strong>im</strong><br />
Dialog etwas Neues zu erfahren <strong>und</strong><br />
suchen weniger nach einer Bestätigung<br />
ihrer <strong>Über</strong>zeugungen. Im Gegenteil,<br />
sie besitzen echtes Interesse an jenen<br />
Gesprächsinhalten, <strong>die</strong> sich von ihren<br />
Vorannahmen unterscheiden. Indem sie<br />
mehr Fragen stellen als sie Antworten<br />
geben, sind sie bereit, ihre Rolle als Wissende<br />
aufzugeben <strong>und</strong> gestehen sich<br />
auch ein, in best<strong>im</strong>mten Situationen<br />
noch zu wenig zu wissen.<br />
Der mit <strong>die</strong>ser Kernfähigkeit <strong>im</strong> Dialog<br />
korrespon<strong>die</strong>rende <strong>KIWI</strong>-Wert ist<br />
<strong>die</strong> Achtsamkeit. Achtsame Menschen<br />
begegnen ihrer Umwelt aufmerksam,<br />
nehmen sie bewusst wahr <strong>und</strong> sind präsent.<br />
Auf den Kindergarten- <strong>und</strong> Hortalltag<br />
übertragen kann das bedeuten, als<br />
pädagogische Fachkraft interessiert <strong>und</strong><br />
ehrlich Eltern nach ihren Sichtweisen zu<br />
fragen oder Kinder in Entscheidungen,<br />
<strong>die</strong> sie betreffen, miteinzubeziehen. Auf<br />
<strong>die</strong>se Weise fühlen sich Menschen in<br />
Dialogen wertgeschätzt <strong>und</strong> als Personen<br />
wahrgenommen.<br />
Im Zuge <strong>die</strong>ses Prozesses können jene<br />
Annahmen hinterfragt werden, <strong>die</strong> dem<br />
jeweils eigenen Standpunkt zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />
Wenn Menschen ergründen, woher<br />
ihre <strong>Über</strong>zeugungen stammen, wird es<br />
einfacher möglich, <strong>die</strong>se zu „suspen<strong>die</strong>ren“,<br />
<strong>im</strong> Sinne von „zeitweilig aufheben“<br />
<strong>und</strong> nicht mehr als <strong>die</strong> einzig denkbare<br />
Variante zu betrachten. Im Zuge des<br />
produktiven Plä<strong>die</strong>rens „lade ich <strong>die</strong><br />
anderen ein, mit mir meinen Denkweg<br />
zu überprüfen <strong>und</strong> ihre Beobachtungen<br />
daneben zu stellen“ (Hartkemeyer et al.<br />
2022, S.133).<br />
Der mit <strong>die</strong>ser Kernfähigkeit <strong>im</strong> Dialog<br />
korrespon<strong>die</strong>rende Wert ist <strong>die</strong> Toleranz,<br />
weil neben der eigenen <strong>Über</strong>zeugung<br />
auch andere Meinungen <strong>und</strong> Standpunkte<br />
ihre Berechtigung haben. Besonders<br />
gut nachvollziehbar werden <strong>die</strong>se<br />
dialogische Kernfähigkeit <strong>und</strong> der entsprechende<br />
Wert <strong>im</strong> Austausch zwischen<br />
Kolleg*innen am Standort bspw. während<br />
einer Team- oder Planungsbesprechung:<br />
„Unsere Sichtweisen in Bezug auf <strong>die</strong>ses<br />
Thema sind zwar gegensätzlich, allerdings<br />
können wir damit <strong>die</strong>se Sache aus<br />
mehreren Perspektiven betrachten <strong>und</strong><br />
erhalten ein vollständigeres Bild!“<br />
Verlangsamen<br />
Zum Verlangsamen als dialogische<br />
Kernfähigkeit kommt es bspw. dann,<br />
wenn Personen <strong>im</strong> Dialog nacheinander<br />
<strong>und</strong> nicht gleichzeitig oder etwa durcheinander<br />
sprechen. Damit erhalten <strong>die</strong><br />
Beteiligten <strong>im</strong> Gespräch <strong>die</strong> Gelegenheit,<br />
nachzudenken bzw. gewähren sie <strong>die</strong>se<br />
Nachdenkzeiten auch anderen, wenn<br />
sie Tempo aus den Dialogen nehmen.<br />
Dialoge werden auch dann verlangsamt,<br />
wenn es <strong>die</strong> Möglichkeit gibt, bei Unklarheiten<br />
nachzufragen <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses Nachfragen<br />
selbstverständlich ist <strong>und</strong> nicht als<br />
Zeichen von Schwäche gilt. Damit kommt<br />
echtes Interesse zum Ausdruck. Die am<br />
Dialog Beteiligten reagieren in verlangsamten<br />
Gesprächen nicht sofort mit<br />
einem Kontraargument wie bspw. mit<br />
einem „Ja, aber …!“, sondern fragen nach,<br />
wie genau das gemeint ist oder woher<br />
<strong>die</strong>ses Argument stammt. Dadurch<br />
geraten <strong>die</strong> am Dialog Beteiligten nicht<br />
in einen Rechtfertigungszwang, sondern<br />
haben genug Zeit, ihre <strong>Über</strong>legungen<br />
darzustellen.<br />
Wenn sich <strong>die</strong> am Dialog Beteiligten <strong>die</strong><br />
Zeit nehmen, um <strong>die</strong> anderen wirklich<br />
zu verstehen, um so eine gemeinsame<br />
Produktives Plä<strong>die</strong>ren<br />
Bei <strong>die</strong>ser dialogischen Kernfähigkeit<br />
geht es darum, nicht nur das Ergebnis<br />
des eigenen Denkprozesses anderen<br />
mitzuteilen, sondern auch den Weg zu<br />
<strong>die</strong>sem Ergebnis zu beschreiben. Das<br />
Adjektiv „produktiv“ in der Bezeichnung<br />
<strong>die</strong>ser Kernfähigkeit meint, den eigenen<br />
„Denkweg“ möglichst schlüssig darzustellen:<br />
„Ich bin davon ausgegangen, dass<br />
…“ – „Dabei habe ich festgestellt, dass<br />
ich mich geirrt habe <strong>und</strong> nun meine ich,<br />
dass …“. Wenn <strong>die</strong> eigenen Denkprozesse<br />
beschrieben werden, können andere<br />
daran teilhaben <strong>und</strong> ihre Sichtweisen<br />
einbringen.<br />
7
Wahrheit entstehen zu lassen, verringert<br />
sich das Tempo automatisch.<br />
Der*Die Einzelne hat durch einen verlangsamten<br />
Dialog zusätzlich den großen<br />
Vorteil, genauer ergründen zu können,<br />
welche Gefühle oder Impulse (bspw.<br />
Ärger oder Lageweile) best<strong>im</strong>mte Worte<br />
bei ihm*ihr auslösen, oder wie <strong>und</strong> wann<br />
genau <strong>die</strong>ses Muster entstanden ist <strong>und</strong><br />
kann damit eine reflexhafte, unüberlegte<br />
Reaktion vermeiden.<br />
Dialog schafft Begegnung<br />
Der mit der dialogischen Kernfähigkeit<br />
„Verlangsamung“ verb<strong>und</strong>ene Wert ist<br />
<strong>die</strong> Wertschätzung des Gegenübers.<br />
Durch das interessierte Zuhören, Nachfragen<br />
<strong>und</strong> Spiegeln zeigen <strong>die</strong> am Dialog<br />
Beteiligten, dass ihnen das Gegenüber<br />
wichtig ist. Nicht das Rechthaben oder<br />
„Gewinnen“ der Diskussion steht <strong>im</strong><br />
Vordergr<strong>und</strong>, sondern das Darauf-Einlassen,<br />
was <strong>die</strong> anderen meinen, wollen<br />
<strong>und</strong> brauchen. So können etwa in einem<br />
Beschwerdegespräch mit einem aufgeregten<br />
Elternteil durch das Verlangsamen<br />
<strong>die</strong> Emotionen beruhigt werden. Die<br />
Beteiligten können sich <strong>im</strong> Gespräch wieder<br />
auf <strong>die</strong> Inhalte <strong>und</strong> das eigentliche<br />
Thema fokussieren <strong>und</strong> sind nicht mit<br />
dem Abwehren oder Abblocken von als<br />
persönliche Angriffe erlebten Beschuldigungen<br />
beschäftigt.<br />
Wenn Menschen ehrlich den Dialog<br />
suchen, wird eine Annäherung an das<br />
Denken <strong>und</strong> Fühlen des Gegenübers<br />
möglich. Nachdem Dialoge prozesshaft<br />
sind <strong>und</strong> während des Gesprächs entstehen,<br />
können sie nicht <strong>im</strong> Detail <strong>im</strong> Voraus<br />
geplant werden. Allerdings können<br />
Menschen ihre dialogischen Kernfähigkeiten<br />
<strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> üben <strong>und</strong> damit auch in<br />
schwierigen Dialogen souverän agieren.<br />
Das wirklich Wertvolle an Dialogen ist <strong>die</strong><br />
Chance, etwas ganz Neues entstehen zu<br />
lassen. Dies wird dann möglich, wenn das<br />
dialogische Gespräch über den Austausch<br />
von Bekanntem hinausgeht. Es ist für den<br />
Dialog nicht hilfreich, wenn <strong>die</strong> Beteiligten<br />
hartnäckig an ihren Vorannahmen<br />
festhalten – mit einer defensiven Haltung<br />
gelingt das Aufeinander-Zugehen<br />
nicht. Wenn sich <strong>die</strong> am Dialog Beteiligten<br />
von ihren eigenen Gewissheiten<br />
lösen, kann etwas Unerwartetes <strong>und</strong><br />
Neues entstehen. „Eine dialogische Sicht<br />
der Welt basiert darauf, unterschiedliche<br />
individuelle Ansichten zunächst nicht<br />
abzuwehren oder zu verurteilen, sondern<br />
als Ergänzung <strong>und</strong> Bereicherung der eigenen<br />
Sichtweise zu sehen“ (Hartkemeyer<br />
et al 2022, S.82).<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise kann es gelingen, ins<br />
Gespräch zu kommen – mit Kindern,<br />
deren Eltern <strong>und</strong> selbstverständlich mit<br />
Kolleg*innen.<br />
Literaturangaben<br />
Hartkemeyer, Martina; Hartkemeyer, Johannes; Hartkemeyer, Tobias (2022). Dialogische Intelligenz. Aus dem Käfig des Gedachten in den<br />
Kosmos gemeinsamen Denkens. Frankfurt am Main: Info3-Verlagsgesellschaft Brüll & Heisterkamp AG.<br />
Hartkemeyer, Martina; Hartkemeyer, Johannes F.; L. Freeman Dhority (2001). Miteinander Denken. Das Gehe<strong>im</strong>nis des Dialogs. Stuttgart:<br />
Klett-Cotta Verlag.<br />
Henneberg, Rosy; Klein, Heike; Klein, Lothar; Vogt, Herbert (2004). Mit Kindern leben, lernen, forschen <strong>und</strong> arbeiten. Kindzentrierung in der<br />
Praxis. Seelze-Velber: Kallmeyer’sche Verlagsbuchhandlung.<br />
Isaacs, William (2011). Dialog als Kunst gemeinsam zu denken. Die neue <strong>Kommunikation</strong>skultur in Unternehmen. Gevelsberg: EHP – Verlag<br />
Andreas Kohlhage.<br />
8
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9
Martina Wolf<br />
Gründerin der Praxisgemeinschaft Kinderpraxis<br />
Augarten<br />
Entwicklungsbegleitung, Elternbildung <strong>und</strong> Beratung<br />
Zertifizierte Elternbildnerin (mit Gütesigel des Familienministeriums),<br />
ökids Kinder-, Jugendlichen- <strong>und</strong><br />
Elternberaterin, BabyCare-Beraterin i.A.u.S. Lebens<strong>und</strong><br />
Sozialberaterin in Ausbildung <strong>und</strong> unter Supervision<br />
Leiterin von Gruppen für Kinder <strong>und</strong> Erwachsene<br />
Referentin in verschiedenen Institutionen zertifizierte<br />
Bindungsanalytikerin nach Hidas <strong>und</strong> Raffai<br />
(Förderung der vorgeburtlichen Bindung zwischen<br />
Mutter/Eltern <strong>und</strong> dem ungeborenen Kind)<br />
Ein offener Blick für <strong>die</strong><br />
Bedürfnisse aller<br />
Oder wie Bildungspartnerschaft gelingt<br />
Ich bin eingeladen worden, einen Artikel zur Gewaltfreien<br />
<strong>Kommunikation</strong> zu schreiben <strong>und</strong> mich dabei<br />
auf das Dreieck der Bildungspartnerschaft zu konzentrieren:<br />
Kinder – Eltern – Pädagog*innen. Zudem<br />
soll der Text praxisnah <strong>und</strong> relevant sein. Der hier<br />
vorliegende Text ist also ein Versuch, <strong>die</strong>sem Anliegen<br />
gerecht zu werden. Dafür stelle ich den Leser*innen<br />
beispielhaft verschiedene Personen vor, <strong>und</strong> wir<br />
erhalten Einblick in deren ganz persönliches Erleben<br />
an einem ganz best<strong>im</strong>mten Tag, der für einige nicht<br />
so gut läuft wie sonst:<br />
Martina Wolf<br />
10
An open view for everyone’s needs<br />
Or how educational partnership works<br />
I have been invited to write an article on non-violent<br />
communication, focusing on the triangle of educational<br />
partnership: Children – Parents – Teachers.<br />
In addition, the text should be practical and<br />
relevant. The present text is therefore an attempt to<br />
do justice to this concern.<br />
For this purpose I introduce the readers to various<br />
people as examples and we get an insight into their<br />
very personal experiences on a very specific day,<br />
which for some does not go as well as usual:<br />
Heute ist ein besonderer Tag.<br />
Die Gruppe wird einen Ausflug machen.<br />
Nicht irgendeinen Ausflug, sondern<br />
einen sehr bedeutenden, der schon lange<br />
geplant ist <strong>und</strong> gut <strong>und</strong> mit viel Sorgfalt<br />
inhaltlich vorbereitet wurde – geht es<br />
doch um ein Outdoor-Programm für <strong>und</strong><br />
mit den Kindern zum Thema Gefühle <strong>und</strong><br />
Bedürfnisse.<br />
Die Pädagogin ist früher aufgestanden –<br />
sie möchte noch einiges an Material <strong>im</strong><br />
Kindergarten zusammenpacken bevor <strong>die</strong><br />
Kinder kommen. Und nun hat <strong>die</strong> U-Bahn<br />
eine Störung <strong>und</strong> sie kommt deutlich<br />
später <strong>im</strong> Kindergarten an. Viel später<br />
als sie wollte <strong>und</strong> als es gut wäre, um <strong>die</strong><br />
letzten Dinge, <strong>die</strong> sie noch mitnehmen<br />
wollte, in Ruhe zusammenzupacken.<br />
kümmert sich, so gut es geht, um <strong>die</strong><br />
Kinder, aber trotzdem braucht es <strong>im</strong>mer<br />
wieder auch <strong>die</strong> Unterstützung der Pädagogin.<br />
Wie soll sie nur, wo ein Streit nach<br />
dem anderen begleitet werden will, noch<br />
fertig zusammenpacken? Und sie soll<br />
geduldig bleiben <strong>und</strong> <strong>die</strong> anderen Kinder,<br />
<strong>die</strong> laufend ankommen, fre<strong>und</strong>lich begrüßen.<br />
Irgendwie ist sie sich selbst grad<br />
zu wenig <strong>und</strong> läuft hektisch zwischen<br />
Kinder begrüßen <strong>und</strong> von den Eltern<br />
übernehmen, Streit schlichten, sich mit<br />
der Betreuerin abst<strong>im</strong>men <strong>und</strong> ein paar<br />
Materialien zusammenzusuchen, <strong>die</strong> sie<br />
noch zum Ausflug mitnehmen wollte,<br />
hin <strong>und</strong> her.<br />
Ein turbulenter Start in den Kindergartentag<br />
Schon kommen auch <strong>die</strong> ersten Kinder<br />
<strong>und</strong> ausgerechnet heute sind sie unruhiger<br />
als sonst. Und das bereits in der Früh.<br />
Wild laufen <strong>die</strong> Kinder <strong>im</strong> Raum herum<br />
– das sollen sie doch nicht <strong>und</strong> ständig<br />
weint eines der Kinder <strong>und</strong> <strong>die</strong>, <strong>die</strong> glücklich<br />
sind, sind heute auch besonders laut<br />
in ihrem Ausdruck. Die Kinderbetreuerin<br />
11
machter Teig für das Stockbrot. Er rennt<br />
herum <strong>und</strong> ruft laut in den Raum: „Stockbrot<br />
am Lagerfeuer!“ In seiner Euphorie<br />
kann er nicht darauf achten, wer oder<br />
was ihm <strong>im</strong> Weg steht <strong>und</strong> so fällt erst<br />
ein Stuhl <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> kleine Mia. Zum<br />
Glück ist <strong>die</strong> Betreuerin in der Nähe <strong>und</strong><br />
tröstet sie schnell.<br />
So pulsiert der ganze Raum auf eine Art<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong>, <strong>die</strong> doch irgendwie ruhig sind,<br />
fallen heute kaum auf.<br />
So wie Gabi, sie ist auch total aufgeregt,<br />
aber bei ihr ist es so, dass sie bei Aufregung<br />
<strong>im</strong>mer ganz still wird <strong>und</strong> alleine<br />
sein möchte oder noch lieber bei ihrer<br />
Mama oder Oma oder bei ihrer Pädagogin.<br />
Nur Mama <strong>und</strong> Oma sind nicht da<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Pädagogin irgendwie auch nicht,<br />
weil <strong>die</strong> rennt heute nur herum. So sucht<br />
sich Gabi ein ruhiges Plätzchen hinten<br />
be<strong>im</strong> Heizkörper – dort ist es auch warm<br />
Schwierige Trennung vom Vater<br />
los. Und jetzt auch noch das: Franz wehrt<br />
<strong>und</strong> weil sie hinter dem einen Tisch sitzt,<br />
Dann kommt Franz <strong>und</strong> kann sich heute<br />
sich <strong>und</strong> möchte nicht <strong>im</strong> Kindergarten<br />
sieht sie auch niemand. Da sitzt sie <strong>und</strong><br />
so gar nicht von seinem Papa lösen. Er<br />
bleiben <strong>und</strong> will zu seinem Vater zurück.<br />
schaut dem wilden Treiben zu <strong>und</strong> hält<br />
klammert sich an ihn <strong>und</strong> weint. Und<br />
Wie soll er da gehen? So steht er an der<br />
sich selbst <strong>im</strong> Arm, damit das Herz nicht<br />
sie findet jetzt einfach keinen Raum in<br />
Tür <strong>und</strong> ist hin- <strong>und</strong> hergerissen <strong>und</strong><br />
so laut schlägt.<br />
sich, Franz so ruhig zu übernehmen <strong>und</strong><br />
ärgert sich über <strong>die</strong> Pädagogin, <strong>die</strong> ihn<br />
Martas Mama klingelt am Kindergar-<br />
ihm <strong>die</strong> Zeit zu geben, <strong>die</strong> er braucht,<br />
heute so gar nicht unterstützt. „Etwas<br />
ten <strong>und</strong> niemand macht auf – es ist<br />
wie sie das sonst <strong>im</strong>mer macht. „Franz,<br />
mehr Gelassenheit muss ich doch von<br />
schon 9:30. Die Gruppe ist weg. Das<br />
jetzt komm rein, Du schaffst das“, ist<br />
einer Pädagogin erwarten können – es ist<br />
Tor verschlossen. Da fällt ihr ein, dass ja<br />
das Beste, was sie gerade <strong>im</strong> Moment<br />
ja nur ein Ausflug. Die sollte mal meinen<br />
der besondere Ausflug ist. Sie ist völlig<br />
zustande bringt. Sie n<strong>im</strong>mt ihn nicht<br />
Stress haben“, denkt er.<br />
verzagt. Was sagt sie jetzt Marta, <strong>die</strong> sich<br />
auf den Arm, sondern stellt ihn auf den<br />
gefreut hatte <strong>und</strong> was noch viel schwie-<br />
Boden <strong>und</strong> möchte ihn an der Hand in<br />
Kribbeln am ganzen Körper<br />
riger ist: Was macht sie mit ihr? Sie muss<br />
den Raum begleiten. Franz weint <strong>und</strong> will<br />
Im Gruppenraum sind <strong>die</strong> Kinder regel-<br />
doch arbeiten. Und dann kommt der<br />
zu seinem Vater zurück. „Warum geht<br />
recht am Rotieren. Sie spüren, dass heute<br />
Ärger: „Warum hat sie gestern niemand<br />
der eigentlich nicht endlich“, denkt sie<br />
ein besonderer Tag ist – über <strong>die</strong>sen Aus-<br />
an <strong>die</strong>sen wichtigen Termin erinnert.<br />
genervt.<br />
flug haben sie öfter gesprochen. Im Wald<br />
Das kann ja nicht so schwer sein, alle<br />
Franz‘ Vater wiederum ist auch unruhig.<br />
wollen sie Spiele zu Gefühlen machen<br />
Eltern nochmal zu erinnern, dass jetzt<br />
Er ist später dran als sonst. Der Morgen<br />
<strong>und</strong> dazu, was alle brauchen, <strong>und</strong> sie<br />
<strong>die</strong>ser Ausflug stattfindet <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gruppe<br />
war schon schwierig – irgendwie ist er<br />
wollen Feuer <strong>und</strong> dort Stockbrot <strong>und</strong><br />
pünktlich losgehen wird.“<br />
heute ständig mit Franz zusammenge-<br />
Braterdäpfel machen. Das ist so unge-<br />
kracht. Am Ende hat er ihn sch<strong>im</strong>pfend<br />
heuer aufregend, dass sie einfach nicht<br />
Gesehen <strong>und</strong> verstanden werden – ein<br />
angezogen <strong>und</strong> weinend aus der Woh-<br />
ruhig ankommen können. Jedenfalls viele<br />
gr<strong>und</strong>legendes Bedürfnis<br />
nung getragen. Etwas, was er wirklich<br />
von ihnen.<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle beende ich <strong>die</strong>sen exem-<br />
nicht möchte. Aber grad heute ist <strong>die</strong>ser<br />
Lukas spürt ein Kribbeln am ganzen<br />
plarischen Einblick in das ganz persön-<br />
12<br />
wichtige K<strong>und</strong>entermin <strong>und</strong> er musste<br />
Körper – in seinem Rucksack ist selbstge-<br />
liche Erleben <strong>die</strong>ser hier vorgestellten
Kinder, Pädagog*innen <strong>und</strong> Eltern – zur<br />
Verdeutlichung habe ich schwierige <strong>und</strong><br />
herausfordernde Situationen gewählt.<br />
Die Liste könnte unendlich fortgesetzt<br />
werden <strong>und</strong> ein buntes Bild unterschiedlichster<br />
Erlebnisse enthalten – gute wie<br />
schwierige, treffen doch <strong>im</strong> Kindergarten<br />
viele Menschen mit ihrer individuellen<br />
Geschichte, ihrer eigenen Wahrheit <strong>und</strong><br />
ihren ganz persönlichen Bedürfnissen<br />
<strong>und</strong> Gefühlen tagtäglich aufeinander.<br />
Ein ganz gr<strong>und</strong>legendes Bedürfnis eint<br />
wohl sie alle: Gesehen <strong>und</strong> verstanden<br />
zu werden.<br />
Doch gerade in stressvollen Situationen<br />
fällt es schwer, das anderen zu geben.<br />
In Stress <strong>und</strong> Aufregung werden <strong>im</strong><br />
menschlichen Gehirn ganz andere Areale<br />
aktiviert, als bei Ruhe. Stress bündelt<br />
Energien <strong>und</strong> behindert den Blick auf<br />
andere. Stress löst Abwehrmechanismen<br />
aus – deshalb wird fast reflexartig <strong>die</strong><br />
Schuld bei anderen gesucht.<br />
Wie würden <strong>die</strong> oben genannten Szenarien,<br />
wo so viel Unruhe <strong>und</strong> Stress <strong>im</strong><br />
Raum ist, vermutlich weitergehen?<br />
Vermutlich wird <strong>die</strong> Pädagogin irgendwann<br />
vehement Ruhe von den Kindern<br />
einfordern. Vielleicht wird sie auf <strong>die</strong><br />
Betreuerin ungehalten reagieren <strong>und</strong><br />
von ihr fordern „jetzt endlich mal für<br />
Ruhe zu sorgen, damit sie heute noch<br />
wegkommen“.<br />
Vielleicht wird Franz‘ Papa <strong>die</strong> Pädagogin<br />
unwirsch ansprechen: „Können Sie<br />
mir jetzt vielleicht auch mal helfen – Sie<br />
sehen ja, dass es nicht geht?“<br />
Wahrscheinlich wird <strong>die</strong> Betreuerin Lukas<br />
zurechtweisen, weil er „mit Stühlen<br />
wirft <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kleinen umrennt“ <strong>und</strong> es<br />
ist anzunehmen, dass Lukas gekränkt<br />
reagiert, wo er doch grad voller Freude<br />
<strong>und</strong> <strong>Über</strong>mut war.<br />
Martas Mama wird möglicherweise<br />
Marta genervt ansprechen: „Die sind<br />
jetzt alle schon weg, weil du so getrödelt<br />
hast in der Früh – jetzt musst du mit in<br />
<strong>die</strong> Arbeit.“ Und vielleicht wird sie sie<br />
genervt hinter sich zum Bus ziehen <strong>und</strong><br />
zur Arbeit fahren.<br />
Mit Gewaltfreier <strong>Kommunikation</strong><br />
Dynamiken entgegenwirken<br />
Solche oder ähnliche Reaktionen sind<br />
nicht unüblich <strong>und</strong> vielleicht kommt<br />
Ihnen <strong>die</strong> eine oder andere Reaktion<br />
bekannt vor <strong>und</strong> Sie wissen, dass es am<br />
Ende allen Beteiligten nicht wirklich<br />
besser geht.<br />
Mit der Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> wird<br />
versucht, <strong>die</strong>sen Dynamiken entgegenzuwirken,<br />
auch <strong>im</strong> Stress den Blick für <strong>die</strong><br />
Bedürfnisse <strong>und</strong> Gefühle anderer offen<br />
zu lassen <strong>und</strong> auf Schuldzuweisungen zu<br />
verzichten.<br />
Wichtig bei den Bedürfnissen ist: Die<br />
eigenen <strong>im</strong> Blick zu halten <strong>und</strong> jene der<br />
anderen zu sehen. Das heißt, mit sich<br />
selbst <strong>und</strong> den anderen <strong>empathisch</strong> zu<br />
sein. Empathie hat eine ganz besondere<br />
Wirkung: Kinder wie Erwachsene<br />
fühlen sich gesehen <strong>und</strong> verstanden.<br />
Und <strong>im</strong> Konfliktfall zwischen Kindern<br />
<strong>und</strong> Erwachsenen macht eine <strong>empathisch</strong>e<br />
Haltung Erwachsene wärmer <strong>und</strong><br />
wohlwollender. Der „gute Gr<strong>und</strong>“ hinter<br />
dem Verhalten kann besser gesehen<br />
13
werden <strong>und</strong> auch wenn ein „Nein“<br />
formuliert werden soll, so kommt <strong>die</strong>ses<br />
mit einem ganz anderen Tempo über<br />
<strong>die</strong> Lippen, als üblicherweise, wenn ein<br />
Kind „gesch<strong>im</strong>pft“ wird, weil es z. B. <strong>die</strong><br />
Stühle umgeworfen hat.<br />
Und noch etwas ist wichtig: Kinder<br />
unter vier Jahren können noch keine<br />
Empathie für andere empfinden. Diese<br />
entwickelt sich erst. Das heißt, so junge<br />
Kinder sehen <strong>die</strong> Welt aus ihren Augen<br />
<strong>und</strong> sind deshalb viel egozentrischer,<br />
was Erwachsene oft irritiert – das liegt<br />
aber an ihrer Entwicklung <strong>und</strong> nicht an<br />
Erziehungsfehlern oder mangelndem<br />
Willen.<br />
Empathische Erwachsene leben damit<br />
schon jungen Kindern vor, wie das geht<br />
<strong>und</strong> welche Wirkung Empathie hat. Wer<br />
Empathie erlebt, kann selbst besser<br />
<strong>empathisch</strong> auf andere reagieren.<br />
Die vier Schritte der Gewaltfreien<br />
<strong>Kommunikation</strong><br />
Schauen wir kurz weiter in <strong>die</strong> vier<br />
Schritte der Gewaltfreien Kommuni-<br />
3. Bedürfnisse<br />
Ad Beobachtung:<br />
kation <strong>und</strong> blicken wir abschließend<br />
Gefühle weisen auf Bedürfnisse hin,<br />
Was kann hier alles beobachtet <strong>und</strong><br />
gemeinsam dorthin, wie <strong>die</strong>se Szenarien<br />
sind also so etwas wie ein Wegweiser<br />
beschrieben werden?<br />
gestaltet werden können, wenn <strong>die</strong><br />
zu unerfüllten Bedürfnissen. Von „Wie<br />
• Die Pädagogin ist später eingetroffen<br />
Erwachsenen sich der Gewaltfreien Kom-<br />
geht es mir?“ zu „Was fehlt mir? Was<br />
als geplant. Sie hat noch nicht alles<br />
munikation be<strong>die</strong>nen.<br />
brauche ich? Und was brauchst du?“<br />
zusammengepackt <strong>und</strong> sucht noch<br />
<strong>die</strong> restlichen Materialien zusammen.<br />
1. Beobachten<br />
4. Bitte<br />
Dabei wird sie häufig unterbrochen,<br />
Hier geht es um ein Beobachten <strong>und</strong><br />
Mit der Bitte werden Anliegen an<br />
weil jemand etwas von ihr braucht.<br />
urteilsfreies Beschreiben von Situatio-<br />
<strong>die</strong> andere Person formuliert <strong>und</strong><br />
• Die Betreuerin versucht, <strong>die</strong> Gruppe<br />
nen bzw. Verhalten. Des eigenen <strong>und</strong><br />
mitgeteilt, was gebraucht wird. Und<br />
zu beruhigen, schafft es nicht in allen<br />
jenem der anderen.<br />
es wird gehört, was <strong>die</strong> andere Person<br />
Situationen <strong>und</strong> holt sich <strong>die</strong> Pädago-<br />
Was sehe ich/erlebe ich? Was tue ich?<br />
braucht. So können einfacher Lösun-<br />
gin zur Hilfe.<br />
Was tust du?<br />
gen gef<strong>und</strong>en werden.<br />
• Franz hält sich an seinem Vater fest<br />
<strong>und</strong> weint. Er kann heute nicht allein<br />
2. Gefühle<br />
Das theoretische Konstrukt der GFK in<br />
in <strong>die</strong> Gruppe gehen.<br />
Dieser Schritt umfasst das Benennen<br />
der Praxis<br />
• Franz‘ Papa versucht ihn, <strong>im</strong> Kinder-<br />
der eigenen Gefühle. „Wie geht es<br />
Wie kann das nun an unserem konkre-<br />
garten abzugeben.<br />
mir in <strong>die</strong>ser Situation?“ <strong>und</strong> auch ein<br />
ten aufregenden Tag aussehen, bleiben<br />
• Lukas läuft <strong>im</strong> Raum herum <strong>und</strong> lacht<br />
Benennen der Gefühle anderer, in dem<br />
wir noch kurz be<strong>im</strong> theoretischen Kon-<br />
<strong>und</strong> ruft. Dabei wirft er einen Stuhl<br />
ich <strong>die</strong>se <strong>empathisch</strong> wahrnehme.<br />
strukt <strong>und</strong> sehen uns dann an, wie <strong>die</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> kleine Mia um.<br />
14<br />
Wie geht es mir? Wie geht es dir?<br />
<strong>Kommunikation</strong> laufen kann:<br />
• Gabi sitzt hinten be<strong>im</strong> Heizkörper <strong>und</strong>
hat <strong>die</strong> Arme um sich geschlungen.<br />
• Marta <strong>und</strong> ihre Mama stehen vor dem<br />
Kindergarten. Marta kann nicht mit<br />
zum Ausflug kommen.<br />
Ad Gefühle:<br />
Welche Gefühle könnten all <strong>die</strong>se Menschen<br />
haben?<br />
• Die Pädagogin ist ärgerlich, weil sie<br />
spät dran ist <strong>und</strong> jetzt in der sich<br />
füllenden Gruppe noch Dinge suchen<br />
<strong>und</strong> einpacken möchte <strong>und</strong> dabei<br />
recht abgelenkt ist.<br />
• Die Betreuerin fühlt sich überfordert<br />
bis ohnmächtig mit der Gruppe.<br />
• Franz hat Angst.<br />
• Franz‘ Papa fühlt sich ohnmächtig<br />
<strong>und</strong> hin- <strong>und</strong> hergerissen zwischen für<br />
Franz da zu sein <strong>und</strong> schnell zur Arbeit<br />
zum wichtigen Termin zu eilen.<br />
• Lukas freut sich auf den Ausflug <strong>und</strong><br />
ist stolz, weil er Teig für das Stockbrot<br />
mit hat. Als der Stuhl umfällt<br />
<strong>und</strong> dann auch <strong>die</strong> kleine Mia ist er<br />
erschrocken <strong>und</strong> beschämt.<br />
• Gabi ist aufgeregt wegen des Ausflugs<br />
<strong>und</strong> fühlt sich <strong>im</strong> Moment etwas<br />
allein.<br />
• Marta ist traurig, weil sie nicht be<strong>im</strong><br />
Ausflug dabei ist <strong>und</strong> weil ihre Mama<br />
gesch<strong>im</strong>pft hat.<br />
• Martas Mama hat ein schlechtes<br />
Gewissen, weil sie zu spät dran sind<br />
<strong>und</strong> weil sie mal wieder mit Marta<br />
gesch<strong>im</strong>pft hat. Und sie hat Angst,<br />
was ihre Chefin sagt, wenn sie mit<br />
Marta ins Büro kommt.<br />
Ad Bedürfnisse:<br />
Was könnten <strong>die</strong>se Menschen jetzt<br />
brauchen?<br />
• Die Pädagogin braucht kurz Ruhe,<br />
damit sie schnell fertig einpacken <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> Gruppe losfahren kann.<br />
• Die Betreuerin braucht Hilfe mit der<br />
unruhigen Gruppe <strong>und</strong> sie möchte<br />
gern damit gesehen werden, wie viel<br />
Arbeit das heute ist.<br />
• Franz braucht Trost <strong>und</strong> dass <strong>die</strong><br />
Pädagogin sieht, wie schwer es heute<br />
für ihn ist.<br />
• Franz‘ Papa braucht Unterstützung,<br />
damit er sich gut verabschieden kann.<br />
• Lukas möchte einfach los zum Ausflug.<br />
Ihm geht es gut, bis zur Sache mit dem<br />
Stuhl. Danach braucht er Trost. Er hat<br />
es nicht absichtlich gemacht.<br />
• Gabi möchte, dass jemand zu ihr<br />
kommt <strong>und</strong> fragt, wie es ihr geht.<br />
• Marta möchte getröstet werden. Und<br />
ins Büro möchte sie eigentlich nicht<br />
mit.<br />
• Martas Mama möchte auch getröstet<br />
werden, damit sie sich beruhigen kann<br />
<strong>und</strong> überlegen, was sie jetzt tun kann.<br />
Ad Bitte:<br />
Die Bitte möchte ich an <strong>die</strong>ser Stelle nicht<br />
theoretisch auflösen, sondern gleich<br />
überleiten, wie <strong>die</strong> Gespräche aussehen<br />
können, wenn <strong>die</strong> Erwachsenen <strong>die</strong><br />
Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> anwenden.<br />
15
Pädagogin zur Betreuerin:<br />
Pädagogin zu Franz:<br />
Die Pädagogin zu Gabi:<br />
„Ich habe das anders geplant gehabt <strong>und</strong><br />
„Heute ist es schwer, den Papa loszu-<br />
„Gabi, du sitzt da ganz hinten be<strong>im</strong><br />
wollte längst fertig sein, wenn <strong>die</strong> Kinder<br />
lassen. Ich sehe das. Und ich hab heute<br />
Heizkörper. War es wieder mal zu viel,<br />
ankommen. Wegen der U-Bahn-Stö-<br />
auch weniger Zeit, weil wir ja gleich zum<br />
das alles? Die Gruppe ist jetzt <strong>im</strong> Bewe-<br />
rung ist es jetzt so <strong>und</strong> ich kann mich in<br />
Ausflug wollen. Kommst du mit rein – ich<br />
gungsraum. Ich muss noch ein bisschen<br />
<strong>die</strong>ser Unruhe hier nicht konzentrieren.<br />
brauche ganz dringend deine Hilfe be<strong>im</strong><br />
was einpacken. Kannst du mir bitte<br />
Könntest du bitte mit den paar Kindern,<br />
Einpacken. Und dem Papa schicken wir<br />
helfen.“<br />
<strong>die</strong> heute so aufgeregt sind, in den<br />
dann ein Foto vom Ausflug.“<br />
Die Betreuerin zu Lukas:<br />
Bewegungsraum gehen? Die anderen<br />
Pädagogin zu Franz‘ Papa:<br />
„Du bist ganz aufgeregt <strong>im</strong> Raum gelau-<br />
können mir helfen <strong>und</strong> dann schaffen wir<br />
„Für den Franz ist es heute schwer, da zu<br />
fen <strong>und</strong> jetzt ist der Stuhl umgefallen<br />
es schnell.“<br />
bleiben. Das passiert manchmal. Und Sie<br />
<strong>und</strong> dann sogar noch Mia. Im Raum ist<br />
Betreuerin zu den Kindern:<br />
müssen schon los. Dann sagen sie ihm<br />
Laufen nicht gut. Deshalb erlauben wir es<br />
„Weil wir Ausflug haben, laufen schon<br />
das ruhig <strong>und</strong> vertrauen Sie darauf, dass<br />
nicht. Ich weiß, du hast das nicht absicht-<br />
viele von euch <strong>im</strong> Raum herum. Wir<br />
ich mich um ihn kümmern werde. Ich bin<br />
lich gemacht. Du freust dich einfach so.<br />
sehen, dass ihr aufgeregt seid, müssen<br />
heute auch angespannter, weil wir ja den<br />
Mia hat sich erschrocken – vielleicht hat<br />
aber noch ein paar Dinge einpacken.<br />
Ausflug haben, aber ich schaffe das. Und<br />
sie sich wehgetan. Gehe bitte mit in den<br />
Damit das schneller geht, gehen wir in<br />
je klarer Sie sich verabschieden, desto<br />
Bewegungsraum – dort kannst du laufen.<br />
den Bewegungsraum, wo ihr noch ein<br />
einfacher wird es für Franz. Sagen Sie ihm<br />
Und Mia bleibt hier <strong>und</strong> hilft be<strong>im</strong> Ein-<br />
bisschen rennen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Aufregungs-<br />
einfach, was Sie wahrnehmen, das hilft<br />
packen. Aber vorher tröste ich sie noch.<br />
energie loswerden könnt. Die anderen<br />
Kindern.“<br />
Hilfst du mir dabei?“<br />
helfen bitte be<strong>im</strong> Einpacken für den<br />
Franz‘ Papa zu Franz:<br />
Martas Mama zu Marta:<br />
Ausflug.“<br />
„Heute ist es schwer für uns. Und<br />
„Wir sind zu spät gekommen. Die Gruppe<br />
Franz‘ Papa zur Pädagogin:<br />
ich bin schon ganz zappelig, weil ich<br />
ist schon weg. Das ist schl<strong>im</strong>m. Ich weiß,<br />
„Franz lässt mich heute nicht los <strong>und</strong> ich<br />
schnell zu meinem Termin muss. Des-<br />
du hast dich schon auf den Ausflug<br />
weiß nicht, was ich tun soll. Ich muss<br />
halb gehe ich jetzt <strong>und</strong> weiß, dass sie<br />
gefreut. Ich bin auch ganz unglücklich<br />
längst ins Büro, weil ich einen Termin<br />
(<strong>die</strong> Pädagogin) dich ganz lieb trösten<br />
jetzt <strong>und</strong> muss erst mal überlegen, was<br />
hab. Aber so möchte ich Franz nicht da<br />
wird. N<strong>im</strong>mst Du den Teddy mit <strong>und</strong><br />
wir jetzt machen. Ich möchte dich nicht<br />
16<br />
lassen. Können Sie mir bitte helfen?“<br />
gehst bitte rein?“<br />
ins Büro mitnehmen. Setz dich bitte kurz
mit mir her <strong>und</strong> wir beruhigen uns <strong>und</strong><br />
denken nach.“<br />
Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> als Chance<br />
für Beziehung<br />
Es sind ganz feine kleine Nuancen in der<br />
<strong>Kommunikation</strong>, <strong>die</strong> hier einen großen<br />
Unterschied machen. Ich hoffe, <strong>die</strong>se sind<br />
be<strong>im</strong> Lesen spürbar, auch wenn ich hier<br />
nur kleine Einblicke in eine gelingende<br />
<strong>Kommunikation</strong> gewähren kann. Natürlich<br />
gibt es <strong>im</strong> richtigen Leben dann auch<br />
Antworten <strong>und</strong> es entstehen Dialoge.<br />
Die hier erwähnten Aussagen, sollen <strong>die</strong><br />
Haltung in der Gewaltfreien <strong>Kommunikation</strong><br />
skizzieren:<br />
Statt anderen <strong>die</strong> Schuld zu geben,<br />
ärgerlich zu reagieren, wird wertfrei<br />
benannt, was passiert. Eigene sowie <strong>die</strong><br />
Gefühle <strong>und</strong> Bedürfnisse der anderen<br />
werden wahrgenommen <strong>und</strong> Lösungen<br />
gesucht.<br />
Ging es vorher in all dem Stress allen<br />
Beteiligten noch schlechter, besteht so<br />
<strong>die</strong> Chance, dass Verbindung <strong>und</strong> Beziehung<br />
entsteht, selbst wenn <strong>die</strong> Situation<br />
stressig <strong>und</strong> unübersichtlich ist.<br />
In der Gewaltfreien <strong>Kommunikation</strong><br />
übernehmen Erwachsene <strong>die</strong> Verantwortung<br />
für sich, ihre Gefühle <strong>und</strong> ihr<br />
Verhalten <strong>und</strong> tragen <strong>die</strong> Verantwortung<br />
für das Miteinander mit den Kindern.<br />
Damit leben sie eine Vorbildfunktion,<br />
<strong>die</strong> direkt wirkt <strong>und</strong> so auch das Verhalten<br />
der Kinder untereinander positiv<br />
beeinflusst.<br />
Konflikte gehören dazu, wo Menschen<br />
miteinander leben oder arbeiten. Wohlwollen<br />
<strong>und</strong> ein Blick auf <strong>die</strong> Gefühle <strong>und</strong><br />
Bedürfnisse der anderen helfen, konstruktiv<br />
damit umzugehen <strong>und</strong> Lösungen<br />
zu finden – so gelingt Bildungspartnerschaft<br />
<strong>im</strong> Dreieck: Kinder – Institution<br />
– Eltern.<br />
Selbst an einem unruhigen <strong>und</strong> aufregenden<br />
Tag, wie jenem, den ich hier<br />
skizziert habe.<br />
<strong>17</strong>
„Die Gewaltfreie Kommunika-<br />
tion ist ja theoretisch schön<br />
<strong>und</strong> gut – aber in der Praxis<br />
kaum umsetzbar“<br />
Wie es gelingen kann, das Konzept der GFK <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> zu leben<br />
Ein Praxisbeitrag der <strong>KIWI</strong>-<strong>Journal</strong>-Redaktion<br />
18
“Theoretically, non-violent communication is all<br />
well and good – but in practice it is hardly feasible.“<br />
How the concept of NVC can be successfully <strong>im</strong>plemented in everyday life<br />
A practical contribution by the <strong>KIWI</strong> <strong>Journal</strong> editorial team<br />
Non-violent communication is a wonderful way to<br />
communicate with others – children, parents and<br />
colleagues – in everyday life in such a way that the<br />
respective counterpart is not (only) confronted with<br />
accusations, but also learns the backgro<strong>und</strong> to the<br />
current behaviour and also about how the other<br />
person wishes, how one should behave.<br />
Die Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> ist<br />
eine w<strong>und</strong>erbare Möglichkeit, um mit<br />
anderen – Kindern, Eltern <strong>und</strong> Kolleg*innen<br />
– <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> so zu kommunizieren,<br />
dass das jeweilige Gegenüber nicht (nur)<br />
mit Vorwürfen konfrontiert ist, sondern<br />
auch Hintergründe zum aktuellen Verhalten<br />
erfährt sowie auch darüber, wie sich<br />
der*<strong>die</strong> andere wünscht, wie man sich<br />
verhalten soll.<br />
Allerdings: Immer wieder stehen einer<br />
<strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> <strong>praktizierte</strong>n Gewaltfreien<br />
<strong>Kommunikation</strong> Hindernisse <strong>im</strong> Weg.<br />
Den einen ist der Aufbau „Beobachtetes<br />
mitteilen – Gefühle verbalisieren –<br />
Bedürfnisse benennen – Bitten formulieren“<br />
zu wenig praxisnah („Wenn ich<br />
das so formuliere, klingt das doch sehr<br />
künstlich. In Wirklichkeit spreche ich<br />
doch ganz anders!“). Den anderen ist<br />
nicht klar, wozu es sinnvoll sein kann, auf<br />
etwas, das man nicht will, so kompliziert<br />
zu antworten, anstelle einfach „Nein, das<br />
will ich nicht.“ zu sagen.<br />
Tatsache ist, dass jene Menschen – <strong>und</strong><br />
insbesondere Kinder –, <strong>die</strong> GFK erleben,<br />
dem Gesprochenen viel besser folgen<br />
können. Sie erfahren, was konkret den<br />
anderen stört, welche Emotionen damit<br />
verb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> was das Gegenüber<br />
eigentlich möchte. Und schließlich wird<br />
das erwünschte Verhalten, formuliert<br />
als Bitte, als Gegenteil einer Anweisung<br />
erlebt. Im Gegenteil zu einer Belehrung<br />
kann es als Einladung erfahren werden.<br />
Für <strong>die</strong> Realisierung <strong>im</strong> pädagogischen<br />
<strong>Alltag</strong> werden hier einige Tipps angeführt.<br />
Zuerst geht es um <strong>die</strong> Haltung <strong>und</strong> weniger um <strong>die</strong> Schrittabfolge der GFK.<br />
Diese für GFK notwendige Haltung zeichnet sich durch Neugier <strong>und</strong> Offenheit aus:<br />
„Was bewegt mein Gegenüber?“ „Was denkt mein Gegenüber über mich <strong>und</strong> <strong>die</strong>se Situation?“<br />
Diese neugierige Haltung bewahrt mich davor, mein Gegenüber zu beschuldigen<br />
<strong>und</strong> Vorwürfe als „Du-Botschaft“ zu formulieren.<br />
Wenn ich <strong>die</strong> Situation tatsächlich ohne zu bewerten beschreibe <strong>und</strong> damit auch nicht<br />
interpretiere, provoziere ich höchstwahrscheinlich weniger Widersprüche. Diese aufzulösen<br />
würde wiederum Energie kosten, <strong>die</strong> aber in den positiven <strong>Alltag</strong> besser investiert ist.<br />
Eine weitere lohnende Frage ist jene nach den Hintergründen meines Ärgers: Welche<br />
meiner Werte, Normen oder Weltbilder wurden durch <strong>die</strong>ses Verhalten meines Gegenübers<br />
angesprochen? Weswegen irritiert mich das?<br />
19
Zum Schluss geht es um eine konkrete Vereinbarung.<br />
(Wichtig ist hier, tatsächlich einen Schlusspunkt zu setzen.)<br />
Welche Emotionen bewegen mich wirklich?<br />
Nach der Situationsbeschreibung sollte ich laut GFK meine<br />
Gefühle verbalisieren. Hier lohnt es sich, über ein reichhaltiges<br />
Emotionsvokabular zu verfügen <strong>und</strong> auch möglichst<br />
authentisch das jeweilige Gefühl mitzuteilen.<br />
Oftmals nehmen sich Menschen in der Hektik des <strong>Alltag</strong>s<br />
nicht genug Zeit, um genau zu ergründen: „Ist es tatsächlich<br />
Wut, oder doch eher Ärger, der vielleicht schneller verfliegt?“<br />
„Wie genau bezeichne ich <strong>die</strong>ses Bauchkribbeln, das in mir<br />
gerade hochsteigt, sodass auch mein Gegenüber weiß, was ich<br />
meine?“<br />
Weswegen ist es mir wichtig, dass mein Gegenüber ihr*sein<br />
Verhalten ändert?<br />
Wenn sich Menschen darüber klar werden, dass es eigentlich nicht pr<strong>im</strong>är um<br />
das Gegenüber geht, das sein Verhalten möglichst schnell ändern muss, damit<br />
<strong>die</strong> eigene Zufriedenheit steigen kann, sondern <strong>die</strong> Sache selbst, kommen<br />
Formulierungen wie „Du sollst sofort …!“ nicht mehr so schnell über <strong>die</strong> Lippen.<br />
Damit verstehen Menschen, dass das gleiche Verhalten von jeder anderen<br />
Person den gleichen Unmut auslösen würde. Es geht als nicht so sehr um <strong>die</strong><br />
Person, sondern um deren Verhalten.<br />
Dafür notwendig: Es gibt auf meiner Seite eine klare Vorstellung von dem, wie<br />
<strong>und</strong> in welche Richtig sich <strong>die</strong> Situation verändern soll <strong>und</strong> ich bin überzeugt,<br />
mein Gegenüber kann <strong>die</strong>se Veränderung bewirken. „Was genau brauche ich,<br />
damit ich wieder ins Gleichgewicht komme?“ „Wie genau soll das veränderte<br />
Verhalten aussehen?“ „Was genau soll mein Gegenüber tun?“<br />
Wesentlich ist, dass <strong>die</strong>se Vereinbarung in <strong>die</strong> Zukunft gerichtet ist. Dies bedeutet,<br />
nicht nach den Ursachen zu fragen (bei der Suche nach Ursachen richtet<br />
man den Blick in <strong>die</strong> Vergangenheit), sondern konkret zu vereinbaren, was<br />
genau in der Zukunft sein soll oder stattfinden soll: „Ich wünsche mir von dir …,<br />
daher bitte ich dich um …!“<br />
„Welchen Beitrag kann mein Gegenüber leisten, damit sich <strong>die</strong> Situation für uns<br />
alle verbessert?“ „Anhand welcher Kriterien beurteile ich, ob <strong>die</strong> Verbesserung<br />
ausreichend ist?“<br />
20
Fact-Sheet für Eltern<br />
Wir praktizieren in unserem Kindergarten/Hort <strong>die</strong> „Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong>“ (GFK).<br />
Was ist Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> (GFK) genau?<br />
Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> ist ein Tool, um mit sich selbst <strong>und</strong> anderen <strong>empathisch</strong> zu kommunizieren. Es wurde um<br />
<strong>die</strong> Mitte des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts von Marshall Rosenberg in den USA entwickelt <strong>und</strong> findet mittlerweile weltweit<br />
Anwendung. Im Zentrum stehen vier Schritte (Situation beschreiben – Gefühle benennen – Bedürfnis formulieren –<br />
Bitten aussprechen), <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> entschleunigen <strong>und</strong> alle an der <strong>Kommunikation</strong> Beteiligten sehr<br />
ernst nehmen.<br />
Aus automatisierten Antworten oder Reaktionen entwickelt sich durch Übung eine Umgestaltung des sprachlichen Ausdrucks,<br />
d. h. konkrete Handlungen an unserem Gegenüber werden angesprochen, sodass <strong>die</strong> GFK bei einer Interaktion mit<br />
uns selbst oder mit anderen Menschen zum Einsatz kommen kann (vgl. Rosenberg, 2016, S.22).<br />
Was genau kann ich mir darunter vorstellen?<br />
Die GFK ist besonders in jenen Situationen effektiv, in denen Ärger über andere, über deren Schlampigkeiten oder Nachlässigkeiten<br />
entsteht. Anstatt vorwurfsvoll das Gegenüber zurechtzuweisen, werden einzelne Aspekte nacheinander<br />
angesprochen, sodass alle Beteiligten mehr Klarheit gewinnen können.<br />
In einem ersten Schritt werden Beobachtungen <strong>und</strong> Wahrnehmungen, also das Gesehene <strong>und</strong> das Gehörte, mitgeteilt.<br />
Dabei ist es wichtig, <strong>die</strong>s möglichst ohne Interpretationen zu tun.<br />
In einem zweiten Schritt sind <strong>die</strong> mit der Situation verb<strong>und</strong>enen Gefühl Thema: „Wie geht es mir damit?“<br />
Erst danach wird das eigene Bedürfnis angesprochen: „Was brauche ich, damit es mir wieder besser geht?“<br />
Abschließend wird eine Bitte formuliert. Dabei kommt zum Ausdruck, wie genau das vorher verbalisierte Bedürfnis vom<br />
Gegenüber erfüllt werden kann.<br />
Ist GFK nur für Erwachsene oder auch für Kinder geeignet?<br />
Es gibt eine Reihe methodischer Unterstützungsmöglichkeiten (bspw. Handpuppen, Geschichten, Bilderbücher etc.),<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Vermittlung der Gr<strong>und</strong>haltungen der GFK auch für junge Kinder nachvollziehbar machen. Mit der Methode der<br />
Giraffen- <strong>und</strong> der Wolfssprache können Kinder <strong>die</strong> Unterschiede zwischen einem einfühlsamen <strong>und</strong> einem vorwurfsvollen<br />
Gesprächsstil erkennen <strong>und</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Wirkungen auch selbst erleben.<br />
Wie passt GFK in den komplexen <strong>Alltag</strong> eines Kindergartens/Horts?<br />
Ist dafür überhaupt Zeit? Kommt da nicht anderes zu kurz?<br />
Die Teams an den Standorten haben eine ausführliche Einführung in GFK bzgl. theoretischer Hintergründe <strong>und</strong> praktischer<br />
Umsetzungsmöglichkeiten erhalten, sodass sie <strong>die</strong>ses Tool sowohl in ihre konkrete pädagogische Planung als auch<br />
in ihren gelebten <strong>Alltag</strong> einfließen lassen können.<br />
Quelle: <strong>Journal</strong> <strong>17</strong>/Juni 22, <strong>KIWI</strong> – Kinder in Wien, www.kinderinwien.at<br />
21
Ich – du – wir<br />
Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> als Projekt <strong>im</strong> Kindergarten <strong>und</strong><br />
Hort<br />
Die Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> (GFK) ist eine Haltung,<br />
um wertschätzend, gewaltfrei <strong>und</strong> einfühlsam<br />
miteinander zu kommunizieren (nach Marshall B.<br />
Rosenberg, Psychologe <strong>und</strong> Begründer des Konzepts).<br />
GFK gilt als <strong>die</strong> „Sprache des Herzens“ <strong>und</strong><br />
ist eine hilfreiche Orientierung <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong>. Es wurde<br />
dabei nichts „Neues“ entwickelt, sondern GFK baut<br />
auf dem „Wissen zu sprachlichen <strong>und</strong> kommunikativen<br />
Fähigkeiten, in schwierigen Situationen menschlich<br />
zu bleiben“ (vgl. Rosenberg, 2016, S. 18). Der<br />
Prozess der GFK beschäftigt sich <strong>im</strong>mer mit konkreten<br />
Handlungen, welche beobachtet werden können<br />
<strong>und</strong> das Wohlbefinden der Menschen (positiv oder<br />
negativ) beeinflussen.<br />
Sabrina Schönbächler, BSc<br />
Sabrina Schönbächler, BSc<br />
Kindergartenpädagogin, Entspannungstrainerin,<br />
Studium der Angewandten Psychologie, Zertifikat<br />
Deutsch als Zweitsprache, bei <strong>KIWI</strong> als pädagogische<br />
Fachberaterin tätig.<br />
22
I – you – we<br />
Non-(violent) communication as a project in kindergarten and day care<br />
Non-violent Communication (NVC) is an attitude to<br />
communicate with one another in an appreciative,<br />
non-violent and empathetic manner (according to<br />
Marshall B. Rosenberg, psychologist and fo<strong>und</strong>er<br />
of the concept). NVC is considered the “language<br />
of the heart” and is a helpful guide in everyday life.<br />
Nothing „new“ was developed, but NVC builds on the<br />
„knowledge of language and communication skills<br />
to remain human in difficult situations“ (cf. Rosenberg,<br />
2016, p.18). The process of NVC always deals<br />
with concrete actions that can be observed and affect<br />
people’s well-being (positively or negatively).<br />
„Wenn wir unseren Kindern<br />
vor leben, wie sie für sich sorgen, ohne<br />
andere zu verletzen, lernen sie alles,<br />
was sie zum Leben brauchen.“<br />
(Teschner in Gaschler; Gaschler, 2020, S. 9)<br />
liegen, weil mir Ordnung wichtig ist.<br />
Würdest du <strong>die</strong> Pinsel bitte waschen?“<br />
Im folgenden Kasten werden <strong>die</strong> mit<br />
<strong>die</strong>ser Differenzierung verb<strong>und</strong>enen<br />
unterschiedlichen Haltungen deutlich:<br />
Ein wertschätzender, respektvoller<br />
Umgang miteinander, wahrnehmen <strong>und</strong><br />
fühlen, Mitgefühl füreinander, verstehen<br />
<strong>und</strong> verstanden werden, einen gemeinsamen<br />
Weg finden, das sind wesentliche<br />
Elemente der GFK. Aus automatisierten<br />
Antworten oder Reaktionen entwickelt<br />
sich durch Übung eine Umgestaltung<br />
des sprachlichen Ausdrucks, d. h. konkrete<br />
Handlungen an unserem Gegenüber<br />
werden angesprochen, sodass<br />
<strong>die</strong> GFK bei einer Interaktion mit uns<br />
selbst oder mit anderen Menschen zum<br />
Einsatz kommen kann (vgl. Rosenberg,<br />
2016, S. 22).<br />
Ich – du – wir<br />
Zu Beginn ein Beispiel, das den Unterschied<br />
sichtbar macht: „DU räumst nie<br />
auf!“, „Ich muss mich echt <strong>im</strong>mer über<br />
deine Unordnung ärgern“ oder <strong>im</strong> Sinne<br />
der GFK: „Ich bin irritiert, dass <strong>im</strong> Gruppenraum<br />
noch <strong>die</strong> schmutzigen Pinsel<br />
ICH DU WIR<br />
(selektive)<br />
Authentizität<br />
Selbstverantwortung<br />
Empathie, Verstehen<br />
<strong>und</strong> Akzeptanz<br />
Zusammenarbeit /<br />
Kooperation,<br />
Win-Win-Lösungen,<br />
gegenseitige Wertschätzung,<br />
Partnerschaftlicher<br />
Umgang<br />
Tab. 1: Zusammenspiel (vgl. Rüther, o.J., S. 12)<br />
Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> lässt sich<br />
jederzeit <strong>im</strong> Kindergarten- <strong>und</strong> auch<br />
<strong>im</strong> Hortalltag umsetzen. Dazu braucht<br />
es kein Projekt oder spezielle Vorlagen.<br />
Wichtig ist <strong>die</strong> Etablierung der<br />
vier Schritte, welche in <strong>die</strong>sem Artikel<br />
beschrieben werden. Projekte, wie „Der<br />
Giraffentraum“ können umgesetzt werden,<br />
sie jung oder alt, welche Herkunft oder<br />
Religion sie angehörten. Im Bildungsbereich<br />
kann <strong>die</strong> Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong><br />
bereichernd sein, weil <strong>die</strong> Kinder lernen,<br />
ihre Bedürfnisse zu leben. Dadurch<br />
bereichern sie <strong>die</strong> Gemeinschaft mit<br />
ihrem Denken <strong>und</strong> Handeln <strong>und</strong> tragen<br />
zu einer Veränderung bei.<br />
aber auch eigene Ideen haben Platz.<br />
Die Verb<strong>und</strong>enheit zwischen Menschen<br />
anzuerkennen <strong>und</strong> zu stärken war eines<br />
der obersten Ziele Rosenbergs, denn er<br />
sprach dabei alle Menschen an, egal ob<br />
Konkrete Umsetzung der GFK <strong>im</strong><br />
Kindergarten <strong>und</strong> Hort<br />
Vorweg: Die vier Schritte der Gewaltfreien<br />
<strong>Kommunikation</strong> sind <strong>im</strong>mer<br />
23
gleich (vgl. Rosenberg, 2001, S. 210/<br />
Schöllmann, 2014, S. 5) <strong>und</strong> sind so für<br />
Kinder jeden Alters leicht zu erfassen.<br />
Wie in jeder anderen Sprache auch,<br />
ist es wichtig, mit den Kindern neben<br />
den Schritten auch den Wortschatz in<br />
Bezug auf Gefühle <strong>und</strong> Bedürfnisse zu<br />
erweitern:<br />
Schritt 1:<br />
Beobachtung<br />
Wahrnehmung<br />
„Was sehe ich?“<br />
„Was höre ich?“<br />
Eine Situation oder Handlung konkret,<br />
bewertungsfrei beschreiben, ähnlich als<br />
ob eine Filmszene beschrieben wird.<br />
Sprachmuster:<br />
„Wenn ich sehe, höre …<br />
„Ich habe gesehen/gehört, dass …“<br />
Schritt 2:<br />
Gefühl<br />
„Wie geht es mir?“<br />
Das Bennen der eigenen Gefühle steht<br />
hier <strong>im</strong> Mittelpunkt, <strong>die</strong> Verantwortung<br />
der eigenen Gefühle werden in Form von<br />
ICH-Botschaften ausgedrückt.<br />
Sprachmuster:<br />
„Ich fühle mich …“<br />
„Ich bin …“<br />
Schritt 3:<br />
Bedürfnis<br />
„Was brauche ich?“<br />
Formulieren der unerfüllten Bedürfnisse,<br />
ohne „du“ oder „jemand“.<br />
Sprachmuster:<br />
„Weil ich … brauche.“<br />
„Weil ich mir wünsche, …“<br />
Schritt 4:<br />
Bitte<br />
„Wie kann mein Bedürfnis<br />
erfüllt werden?<br />
Eine Bitte ist eine erfüllbare Handlung,<br />
keine Forderung <strong>und</strong> somit offen, positiv<br />
formuliert. Eine Bitte kann vom Gegenüber<br />
auch abgelehnt werden.<br />
Sprachmuster:<br />
„Ich möchte bitte, dass …“<br />
„Bist du bereit, dass …“<br />
Tab. 2: Die vier Schritte (vgl. Rosenberg, 2001, S. 210/Schöllmann, 2014, S. 5)<br />
24
Emotionale Kompetenz erwerben<br />
Damit ein Miteinander gelingen kann,<br />
ist das Erkennen von Gefühlen anderer<br />
belastende Situationen effektiv zu<br />
bewältigen (vgl. Gaschler; Gaschler,<br />
2020, S. 56–57).<br />
Projektidee für den<br />
Kindergarten<br />
Menschen eine wesentliche Voraus-<br />
Im Frühling 2004 hatten Frank <strong>und</strong> G<strong>und</strong>i<br />
setzung. Zwischen dem zweiten <strong>und</strong><br />
• Gefühle bewusst wahrnehmen,<br />
Gaschler <strong>die</strong> Idee, ein Projekt zur Einfüh-<br />
fünften Lebensjahr werden Kinder mit<br />
akzeptieren, benennen <strong>und</strong> erken-<br />
rung der Gewaltfreien <strong>Kommunikation</strong> in<br />
den ersten Gefühlen wie Freude, Trau-<br />
nen, dass nicht jede Situation <strong>die</strong><br />
Kindergärten zu entwickeln. So entstand<br />
rigkeit, Wut, <strong>Über</strong>raschung, Ekel <strong>und</strong><br />
gleichen Gefühle auslöst <strong>und</strong> lernen,<br />
das Projekt „Giraffentraum“. Auch in der<br />
Angst <strong>im</strong>mer besser vertraut. Projekte<br />
wie Gefühle auf Mitmenschen wirken<br />
Gr<strong>und</strong>schule (1–4.Klasse Pr<strong>im</strong>arstufe)<br />
zur Gewaltfreien <strong>Kommunikation</strong> bauen<br />
sowie sich in <strong>die</strong> Situation von ande-<br />
sowie in Förderklassen lässt sich das Pro-<br />
darauf auf, dass <strong>die</strong> Kinder schrittweise<br />
ren hineinversetzen;<br />
jekt umsetzen. Wichtig war ihnen auch,<br />
emotionale Kompetenzen erlangen, das<br />
• eigene Bedürfnisse <strong>und</strong> Wünsche<br />
dass nicht „fremdes“ pädagogisches<br />
heißt, dass das Kind sich nicht nur sei-<br />
zum Ausdruck bringen, steuern, aber<br />
Personal <strong>die</strong> Kinder schult, sondern das<br />
ner eigenen Gefühlen bewusst ist <strong>und</strong><br />
auch zurückstellen, Grenzen <strong>und</strong><br />
pädagogische Fachpersonal vor Ort aktiv<br />
<strong>die</strong>se ausdrücken kann, sondern <strong>die</strong>se<br />
Regeln berücksichtigen sowie andere<br />
wird. Das Projekt „Giraffentraum“ <strong>die</strong>nt<br />
Gefühle, besonders negativ behaftete,<br />
Meinungen akzeptieren <strong>und</strong> sich nicht<br />
dazu, Kindern den Umgang mit Gewalt-<br />
auch in stressigen Situationen regulie-<br />
unter Druck setzen lassen;<br />
freier <strong>Kommunikation</strong> näherzubringen<br />
ren kann (vgl. Gaschler; Gaschler, 2020,<br />
• Kontakt mit anderen aufnehmen, <strong>im</strong><br />
<strong>und</strong> wichtige Inhalte auf kindgerechtem<br />
S. 151). Das Kind lernt dabei, kompetent<br />
Zusammenleben gemeinsame Ziele<br />
Niveau zu vermitteln. Es kann dabei<br />
<strong>und</strong> verantwortungsvoll mit eigenen<br />
kooperativ erarbeiten <strong>und</strong> Konflikte<br />
schnell zum Einsatz kommen, ohne dass<br />
Gefühlen sowie mit den Gefühlen<br />
konstruktiv aushandeln sowie Kom-<br />
jedes Mal wieder ein hoher zeit- <strong>und</strong><br />
seiner Mitmenschen umzugehen <strong>und</strong><br />
promisse schließen.<br />
kostenintensiver Anpassungsaufwand<br />
25
entsteht (vgl. Gaschler; Gaschler, 2020,<br />
S. 129–130). In ihrem Buch „Ich will verstehen,<br />
was du wirklich brauchst“ zeigen<br />
sie neue Wege der <strong>Kommunikation</strong> auf<br />
<strong>und</strong> beschreiben neben der Theorie auch<br />
<strong>die</strong> praktische Umsetzung. „Den direkten<br />
Zugang zur Gewaltfreien <strong>Kommunikation</strong><br />
erfahren <strong>die</strong> Kinder durch eine<br />
Geschichte:<br />
Die Geschichte handelt dabei von einer<br />
Babygiraffe, welche <strong>im</strong> Kindergarten<br />
gef<strong>und</strong>en wird. Sie hat ihre Mama verloren<br />
<strong>und</strong> lernt mit den Kindern gemeinsam<br />
<strong>die</strong> vier Schritte der Gewaltfreien<br />
<strong>Kommunikation</strong> (Beobachtung, Gefühl,<br />
Bedürfnis, Bitte). Sie findet am Ende ihre<br />
Mama wieder, <strong>die</strong> davon erzählt, wie sie<br />
sich das tägliche Miteinander wünscht.<br />
Nach der Umsetzungsphase <strong>und</strong> dem<br />
Finden der Mama wird ein Fest gefeiert.<br />
Die ,Giraffensprache‘ erlernen <strong>die</strong><br />
Kinder dann in der Zeit der Vertiefung,<br />
somit <strong>im</strong> Nachgang der Geschichte.“<br />
Die fünf Einheiten sind dabei aufbauend<br />
zu verstehen <strong>und</strong> dauern zirka<br />
30–45 Minuten. Die Einheiten wechseln<br />
zwischen unterschiedlichen Inhalten<br />
wie Bewegung, Aufgaben <strong>im</strong> Team oder<br />
einem gemeinsamen Lied. Die Einheiten<br />
können an <strong>die</strong> Lerngeschwindigkeit der<br />
Kinder angepasst werden (vgl. Gaschler;<br />
Gaschler, 2020, S. 131–132).<br />
1.Einheit Die Babygiraffe hat sich verlaufen Beobachtungen<br />
2.Einheit Wie fühlt sich <strong>die</strong> Babygiraffe? Gefühle<br />
3.Einheit Was braucht <strong>die</strong> Babygiraffe? Bedürfnisse<br />
4.Einheit Welche Bitte hat <strong>die</strong> kleine Giraffe an uns? Bitte<br />
5.Einheit Die Mamagiraffe kommt <strong>und</strong> wir feiern ein Fest Giraffensprache<br />
Tab. 3: Projekt Giraffentraum<br />
26<br />
Beispiel der 1.Einheit: Die Babygiraffe hat<br />
sich verlaufen<br />
In der Einheit erzählt <strong>die</strong> pädagogische<br />
Fachkraft den Kindern, dass sie heute<br />
Früh eine Babygiraffe (ein Kuscheltier)<br />
gef<strong>und</strong>en hat <strong>und</strong> holt <strong>die</strong>se hervor. Die<br />
Giraffe ist ganz schüchtern <strong>und</strong> <strong>die</strong> pädagogische<br />
Fachkraft fragt <strong>die</strong> Kinder, wie<br />
es <strong>die</strong>ser Giraffe gehen könnte, da sie sich<br />
verlaufen hat. Sie fragt <strong>die</strong> Babygiraffe,<br />
ob sie denn bereits sprechen kann, <strong>die</strong>se<br />
verneint. Die Kinder begrüßen <strong>die</strong> Babygiraffe<br />
<strong>und</strong> erzählen von ihren Erlebnissen<br />
mit Giraffen, wo sie <strong>die</strong>se beispielsweise<br />
gesehen haben <strong>und</strong> welche Eigenschaften<br />
<strong>die</strong>ses Tier besonders macht. Sie<br />
beschreiben das Tier (es ist groß, hat<br />
einen langen Hals etc..) <strong>und</strong> <strong>die</strong> pädagogische<br />
Fachkraft legt das „Beobachtungssymbol“<br />
in <strong>die</strong> Mitte. (Die GFK hat vier<br />
Schritte <strong>und</strong> demnach vier Symbole für<br />
<strong>die</strong> Kinder).<br />
Als Spiel wird in <strong>die</strong>ser Einheit das es beschreiben. Am Ende der Einheit<br />
„Fotospiel“ vorgestellt. Die Kinder<br />
fragt <strong>die</strong> pädagogische Fachkraft <strong>die</strong><br />
machen mit einer <strong>im</strong>aginären Kamera Kinder, ob sie einverstanden sind, dass<br />
ein Foto ihrer Sitznachbarin, ihres<br />
<strong>die</strong> Babygiraffe vorerst bei ihnen bleiben<br />
Sitznachbarn <strong>und</strong> beschreiben das Kind. kann, bis sie ihre Mama wieder gef<strong>und</strong>en<br />
hat (vgl. Gaschler; Gaschler, 2020, S.<br />
Es kann auch eine Eigenschaftsliste des<br />
Kindes gestaltet werden <strong>und</strong> wenn das 133–135).<br />
beschriebene Kind in <strong>die</strong> Mitte kommt,<br />
kann jedes Kind ein „Foto“ machen <strong>und</strong><br />
Buchtipp:<br />
„Ich will verstehen, was du wirklich<br />
brauchst“ von Frank <strong>und</strong> G<strong>und</strong>i Gaschler,<br />
aktualisierte <strong>und</strong> erweiterte Neuausgabe,<br />
erschienen 20<strong>17</strong> <strong>im</strong> Kösel Verlag
Projektidee für den Hort<br />
Das Giraffenprojekt kann als (Kurz-)<br />
Projekt oder <strong>im</strong> Verlauf eines ganzen<br />
Hortjahres umgesetzt werden. Auch hier<br />
ist das Ziel, dass <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong> Giraffensprache<br />
erlernen. Das Projekt ist in zehn<br />
aufbauende Module gegliedert <strong>und</strong> lässt<br />
sich mit allen Schüler*innen der Pr<strong>im</strong>arstufe<br />
umsetzen. Die Giraffensprache wird<br />
dabei schnell zum festen Bestandteil des<br />
Hortalltages, durch <strong>die</strong> Einrichtung eines<br />
Gesprächsortes oder eines Giraffenkreises<br />
können <strong>Alltag</strong>ssituationen besprochen<br />
<strong>und</strong> Konflikte gelöst werden (vgl.<br />
Schöllmann, Kirchgasser, 2014, S. 7–10).<br />
Modul 1<br />
Modul 2<br />
Modul 3<br />
Modul 4<br />
Modul 5<br />
Modul 6<br />
Modul 7<br />
Modul 8<br />
Modul 9<br />
Wir lernen Giraffe <strong>und</strong> Wolf kennen.<br />
Wir werden zum Wolf <strong>und</strong> zur Giraffe.<br />
Wir lernen Giraffen- <strong>und</strong> Wolfssprache.<br />
Wir lernen, Gefühle auszudrücken.<br />
Wir reden über Gefühle.<br />
Unsere Gefühle <strong>und</strong> Bedürfnisse stehen in Verbindung.<br />
Unsere Bedürfnisse, <strong>die</strong> Schlüssel zur Konfliktlösung.<br />
Schritt für Schritt Konflikte lösen.<br />
Wir äußern Wünsche <strong>und</strong> Bitten.<br />
Rosenberg setzte in seinen Seminaren<br />
häufig zwei Handpuppen ein: <strong>die</strong> Giraffen<br />
<strong>und</strong> den Wolf. Der Wolf (<strong>und</strong> seine<br />
Wolfsprache) ist von Vorurteilen, Schubladendenken<br />
<strong>und</strong> dauerndem Rechthaben<br />
geprägt. Er agiert viel mehr mit<br />
dem Kopf, (ver-)urteilt schnell <strong>und</strong> macht<br />
Modul 10<br />
Wir sagen danke.<br />
Tab. 4: Module (Schöllmann, Kirchgasser, 2014, S. 3)<br />
andere klein oder zum Sündenbock. Die Herz mitfühlend, kraftvoll <strong>und</strong> klar<br />
Giraffe überblickt mit ihrem langen Hals kooperiert <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Verbindung mit<br />
<strong>die</strong> Situation, agiert mit ihrem großen ihrem Gegenüber spüren. Sie beobach-<br />
27
tet, teilt ihre Gefühle <strong>und</strong> Bedürfnisse in<br />
Form von Bitten mit (vgl. Leitner, 2020,<br />
S. 13–14 / vgl. Gaschler; Gaschler, 2020,<br />
S. 32).<br />
28<br />
Ein Beispiel aus Modul 3: Wir lernen Giraffen-<br />
<strong>und</strong> Wolfssprache kennen<br />
In <strong>die</strong>ser Einheit lernen <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong><br />
Wortwahl der Giraffen- <strong>und</strong> Wolfssprache<br />
kennen <strong>und</strong> können durch das Hören der<br />
Giraffen- <strong>und</strong> Wolfssätze deren Wirkung<br />
überprüfen. Das Einstiegsspiel ist das<br />
„Ohren aufwecken“. Hier sollte herausgef<strong>und</strong>en<br />
werden, wie <strong>die</strong> Giraffe <strong>und</strong><br />
der Wolf sprechen. Um gut zuhören zu<br />
können, müssen <strong>die</strong> Ohren aufgeweckt<br />
werden – beide Ohren werden mit den<br />
eigenen Handflächen sanft gerieben.<br />
Die Fingerspitzen massieren <strong>die</strong> Ohrenmuscheln<br />
(vgl. Schöllmann, Kirchgasser,<br />
2014, S. <strong>17</strong>–20).<br />
Wörter können verletzten, trennen <strong>und</strong><br />
Mauern errichten, sogfältig gewählte<br />
Worte können dazu beitragen, dass<br />
Menschen sich öffnen <strong>und</strong> besser verstehen.<br />
Kinder sind nach Rosenberg auf<br />
natürliche Weise mit ihren Gefühlen <strong>und</strong><br />
Bedürfnissen verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit laut<br />
Rosenberg „Natur-Giraffen“. (vgl. Leitner,<br />
2020, S. 13–14 / vgl. Gaschler; Gaschler,<br />
2020, S. 32).<br />
Sowohl <strong>die</strong> Giraffe als auch der Wolf<br />
sind Symbole innerhalb des Modells. Sie<br />
zeigen auf, wie Menschen miteinander<br />
sprechen können, sie sollen aber kein<br />
Ausdruck für eine „bessere“ (Giraffensprache)<br />
<strong>und</strong> „schlechte“ (Wolfssprache)<br />
<strong>Kommunikation</strong> sein. Auch sollen <strong>die</strong><br />
Tiere dabei nicht bewertet werden, nach<br />
dem Motto: „Die Giraffe ist gut, der Wolf<br />
ist böse.“. Der Wolf kann <strong>die</strong> unerfüllten<br />
Bedürfnisse der Kinder aufgreifen,<br />
beispielsweise „Du bist aber heute<br />
faul <strong>und</strong> sitzt nur herum“, mithilfe der<br />
Giraffensprache übersetzen: „Danke,<br />
dass ihr euch heute in der Ruhest<strong>und</strong>e<br />
alleine beschäftigt habt, so konnte ich in<br />
Ruhe meinen Tee trinken.“ (vgl. Gaschler; „Ich denke nach.“<br />
Gaschler, 2020, S. 34). Mit Hortkindern „Ich erkläre.“<br />
können bereits Sätze <strong>die</strong>ser Art verfasst, „Ich helfe.“<br />
gelesen <strong>und</strong> besprochen werden. Die „Ich verstehe das andere Kind.“<br />
Sätze können von der pädagogischen<br />
Fachkraft vorab verfasst werden, beispielsweise<br />
in den Wochen davor gesam-<br />
gespielt, wobei ein Kind sich sicher auf<br />
Im Anschluss wird das Standpunktspiel<br />
melt werden. In einer Partner*innenarbeit<br />
lesen sich <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong> Wolfssätze ist zirka eine Armlänge entfernt. Nun<br />
seinen Platz stellen soll, das andere Kind<br />
vor <strong>und</strong> besprechen danach, wie es dem versucht das Kind, das andere umzustoßen,<br />
<strong>die</strong>ses darf nur mit Handflächen<br />
anderen Kind dabei geht. Auch sollte<br />
reflektiert werden, wie es sich anfühlt an Handflächen gestoßen werden. Im<br />
einen „Wolfssatz“ auszusprechen. Im Kopf des Kindes darf der Satz „Ich bleibe<br />
nächsten Schritt bekommen <strong>die</strong> Kinder stabil“ gesprochen werden. Die Konzentration<br />
<strong>und</strong> den Fokus auf sich zu lenken,<br />
zu ihrem Wolfssatz den passenden Giraffensatz.<br />
Sie reflektieren gemeinsam, wie führt dazu, dass <strong>die</strong> Kinder in herausfordernden<br />
Situationen darauf zurück-<br />
es sich nun anfühlt, <strong>die</strong>sen Satz zu hören.<br />
Im Anschluss werden <strong>im</strong> Plenum <strong>die</strong> greifen <strong>und</strong> nicht allzu leicht aus dem<br />
Erfahrungen besprochen, <strong>die</strong> angestrebte Gleichgewicht gebracht werden können<br />
Erkenntnis daraus sollte sein:<br />
(vgl. Schöllmann, Kirchgasser, 2014, S.<br />
„Ich höre zu.“<br />
<strong>17</strong>–20).<br />
Buchtipp:<br />
„Respektvoll miteinander sprechen –<br />
Konflikte vorbeugen – 10 Trainingsmodule<br />
zur <strong>gewaltfreie</strong>n <strong>Kommunikation</strong> in der<br />
Gr<strong>und</strong>schule von Evelyn <strong>und</strong> Sven Schöllmann,<br />
erschienen 2014 <strong>im</strong> Verlag an der<br />
Ruhr.
Weitere Idee für Kinder-<br />
garten <strong>und</strong> Hort:<br />
Der Friedensstock<br />
Eine weitere Möglichkeit, <strong>die</strong> Gewaltfreie<br />
<strong>Kommunikation</strong> <strong>im</strong> Kindergarten <strong>und</strong><br />
Hort zu etablieren, ist der „Der Friedensstock“<br />
(entwickelt von Tassilo Peters). Der<br />
Friedensstock basiert auf den vier Schritten<br />
der Gewaltfreien <strong>Kommunikation</strong><br />
nach Marshall B. Rosenberg. Er wurde für<br />
<strong>die</strong> Altersgruppe der Drei- bis Zwölfjährigen<br />
entwickelt <strong>und</strong> ist ein Werkzeug,<br />
um in Konfliktsituationen achtsamer<br />
<strong>und</strong> liebevoller miteinander umzugehen.<br />
Zusätzlich zu den vier bekannten<br />
Schritten, gibt es noch einen 5. Schritt:<br />
Das Feiern!<br />
© Friedensstock<br />
Die Rolle der Erwachsenen <strong>im</strong> Rahmen<br />
der GFK<br />
Um <strong>die</strong> Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> <strong>im</strong><br />
Kindergarten <strong>und</strong> Hort zu verankern,<br />
braucht es auch Erwachsene, <strong>die</strong> sich<br />
ihrer Gefühle <strong>und</strong> Bedürfnisse bewusst<br />
sind. Jede*r Einzelne sollte sich regelmäßig<br />
<strong>die</strong> Frage stellen: „Was brauche ich<br />
als Erwachsene*r, damit ich den Bedürfnissen<br />
der Kinder nachgehen kann?“ Die<br />
Leitung, andere Teammitglieder sowie <strong>die</strong><br />
Fachberatung können einen wertvollen<br />
Beitrag leisten, damit Konflikte miteinander<br />
besprochen <strong>und</strong> gelöst werden.<br />
Im Team kann sowohl <strong>die</strong> Gewaltfreie<br />
<strong>Kommunikation</strong> geübt werden, als auch<br />
ein regelmäßiger Austausch zu Situationen<br />
stattfinden. Teammitglieder<br />
brauchen Zeit, um sich ihrer Lernfelder<br />
bewusst zu werden (z. B. „Wenn ich<br />
sehe, dass ein Kind schon in der Früh<br />
den dritten Wutanfall in kurzer Zeit hat,<br />
merke ich, wie in mir selbst <strong>die</strong> Wut<br />
aufsteigt …“). Die Fachberatung kann das<br />
Wissen des Teams erweitern <strong>und</strong> neue<br />
Möglichkeiten aufzeigen. Wenn <strong>die</strong> vier<br />
Schritte der GFK <strong>im</strong> pädagogischen Team<br />
fest verankert sind, gelingt nicht nur eine<br />
wertschätzende Haltung gegenüber den<br />
Kindern, sondern <strong>die</strong> Fachkräfte können<br />
sich selbst, ihre Kolleg*innen, Kinder <strong>und</strong><br />
deren Eltern besser verstehen <strong>und</strong> somit<br />
wertfreie <strong>und</strong> zugewandte Beziehungen<br />
gestalten. Die Teammitglieder sind weniger<br />
belastend <strong>und</strong> angestrengt durch das<br />
tägliche Schlichten von Konflikten, denn<br />
<strong>die</strong> Erwachsenen <strong>und</strong> Kinder agieren als<br />
wichtige Akteur*innen selbstbest<strong>im</strong>mt<br />
(vgl. Leitner, 2020, S. 21–22).<br />
Literatur<br />
Gaschler, F.; Gaschler, G. (2007). Ich will verstehen,<br />
was du wirklich brauchst. München:<br />
Kösel Verlag.<br />
Holler, I. (2003). Trainingsbuch Gewaltfreie<br />
<strong>Kommunikation</strong> – abwechslungsreiche<br />
Übungen für Selbststudium <strong>und</strong> Seminar.<br />
8., überarbeitete <strong>und</strong> erweiterte Auflage.<br />
Paderborn: Junfermann Verlag.<br />
Leitner, B. (2020). Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong><br />
in der KiTa-wertschätzende Beziehungen<br />
gestalten zu Eltern, Kindern, <strong>im</strong> Team<br />
<strong>und</strong> zu sich selbst. Paderborn: Junfermann<br />
Verlag.<br />
Rosenberg, M. (2001). Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong><br />
– eine Sprache des Lebens.<br />
12., überarbeitete <strong>und</strong> erweiterte Auflage.<br />
Paderborn: Junfermann Verlag.<br />
„Der Friedensstock“ entwickelt von Tassilo<br />
Peters: https://tassilopeters.com/friedensstock/<br />
Rüther, C. (o.J.). Skript zum Basistraining<br />
Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> (GFK) nach<br />
Marshall Rosenberg https://docplayer.<br />
org/99573-Skript-zum-basistraining-<strong>gewaltfreie</strong>-kommunikation-gfk-nach-marshall-rosenberg.html<br />
(3.11.2021)<br />
Schöllmann, E.; S. (2014). Respektvoll miteinander<br />
sprechen-Konflikte vorbeugen –<br />
10 Trainingsmodule zur <strong>gewaltfreie</strong>n <strong>Kommunikation</strong><br />
in der Gr<strong>und</strong>schule. Mülhe<strong>im</strong><br />
an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.<br />
29
Tina Tschernitz<br />
Kindergarten- <strong>und</strong> Hortpädagogin, derzeit Leitung<br />
des <strong>KIWI</strong> Horts Lange Gasse<br />
<strong>Kommunikation</strong> <strong>im</strong> Fokus<br />
Wie (Gewalt-)freie <strong>Kommunikation</strong> <strong>im</strong> Team gelingen kann –<br />
ein persönlicher Bericht<br />
Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Gewaltfreie<br />
<strong>Kommunikation</strong> taucht in mir ein gewisser<br />
Widerstand gegen <strong>die</strong> Bezeichnung „Gewalt-frei“ auf.<br />
Lernen wir nicht, dass das, was wir erreichen wollen,<br />
<strong>im</strong>mer positiv formuliert wird? In <strong>die</strong>sem Sinne soll<br />
das Wort „Gewalt“ hier bewusst in Klammer stehen<br />
<strong>und</strong> das Hauptaugenmerk auf freie <strong>Kommunikation</strong><br />
gerichtet werden. Wie bereits George Bernard Shaw<br />
sagte: „Im richtigen Ton kann man alles sagen. Im falschen<br />
Ton nichts: Das einzig Heikle daran ist, den richtigen<br />
zu finden.“ In <strong>die</strong>sem Artikel sollen daher Fragen<br />
wie „Wie kann es <strong>im</strong> Team gelingen, <strong>die</strong>sen „richtigen“<br />
Ton zu finden? Und wenn er gef<strong>und</strong>en wurde, wie<br />
kann man ihn halten?“ beantwortet werden.<br />
Tina Tschernitz<br />
30
Communication in focus<br />
How non-violent communication can succeed in a team –<br />
a personal report<br />
When dealing with the subject of non-violent<br />
communication, I feel a certain resistance to the<br />
term. Why non-violent? Don’t we learn that what we<br />
wish for, or want to achieve is always formulated in<br />
a positive way? In this sense, the word „violence“ is<br />
intentionally placed in brackets and the main focus<br />
is on free communication. As George Bernard Shaw<br />
said: “You can say anything in the right tone. Nothing<br />
in the wrong tone: The only tricky part is finding<br />
the right one.” That is what this article is about. How<br />
can a team succeed in finding the “right” tone? And<br />
when fo<strong>und</strong>, how to keep it?<br />
Paul Watzlawick traf <strong>die</strong> Aussage,<br />
Gegenüber in <strong>die</strong> Augen zu schauen. Und<br />
wahrheiten ist <strong>die</strong> Basis <strong>die</strong> Verbindung<br />
dass es „dem Menschen unmöglich sei,<br />
auch wenn es manchmal schwerfällt<br />
zueinander. Um <strong>die</strong>se aufbauen zu<br />
nicht zu kommunizieren“. Als ich <strong>die</strong>ses<br />
<strong>und</strong> weniger mit Höflichkeit als mit der<br />
können, muss ich allerdings bei mir selbst<br />
Zitat zum ersten Mal in einem Semi-<br />
Achtung des jeweils anderen zu tun hat,<br />
anfangen. Hier geht es um Achtsamkeit.<br />
nar hörte, musste ich eine Augenbraue<br />
ist der Augenkontakt eine wesentliche<br />
Wie kommuniziere ich mit mir? Was<br />
heben. Ganz verstand ich den Satz nicht.<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzung in der Kommunika-<br />
ist mir wichtig? Was sind meine Werte,<br />
Weiter erfuhr ich, dass 80 % unserer<br />
tion. Denn möchte sich nicht jede*r von<br />
meine Prinzipien? Denn nur, wenn ich ein<br />
<strong>Kommunikation</strong> nonverbal, also in Form<br />
uns gesehen <strong>und</strong> wahrgenommen fühlen?<br />
gewisses Gespür für mich selbst habe,<br />
von M<strong>im</strong>ik, Gestik <strong>und</strong> Körpersprache<br />
Damit <strong>die</strong>se sowie jede andere Art der<br />
kann ich es auch anderen gegenüber<br />
stattfindet <strong>und</strong> lediglich 20 % tatsächlich<br />
<strong>Kommunikation</strong> allerdings funktioniert,<br />
aufbringen.<br />
verbal. Das vor Augen habend, erschien<br />
braucht es Beziehung zu- <strong>und</strong> das Gespür<br />
Der <strong>Alltag</strong> <strong>im</strong> Hort ist <strong>die</strong> meiste Zeit über<br />
<strong>die</strong> Aussage schon deutlich plausibler.<br />
füreinander. Denn was das Gegenüber<br />
sehr eng getaktet. Es gibt klare Struk-<br />
Wenngleich <strong>die</strong> Herausforderung einer<br />
aus unserer Botschaft macht, liegt alleine<br />
turen <strong>und</strong> Routinen. Der Fokus liegt auf<br />
gelungenen <strong>Kommunikation</strong> mit einem<br />
bei ihm. Wir haben also nie wirklich <strong>die</strong><br />
den Kindern <strong>und</strong> deren Bedürfnissen.<br />
Mal noch ein Stück weit unerreichbarer<br />
Kontrolle darüber, wie etwas ankommt<br />
Sich Zeit für Achtsamkeit gegenüber sich<br />
schien.<br />
oder wie der Ausgang eines Gespräches<br />
selbst zu nehmen, ist dementsprechend<br />
sein wird. Das wirkt <strong>im</strong> ersten Moment<br />
eine Herausforderung <strong>und</strong> braucht einen<br />
Sehen <strong>und</strong> Wahrnehmen als Gr<strong>und</strong>vor-<br />
beängstigend. Vor allem wir Erwach-<br />
aktiven Zugang.<br />
aussetzung in der <strong>Kommunikation</strong><br />
sene verspüren durch Kontrolle oft ein<br />
In der zweiwöchentlichen Teamsitzung<br />
Die Redewendung „Blicke sagen mehr als<br />
gewisses Gefühl von Sicherheit. Sich also<br />
kommen alle Mitglieder zusammen. Sie<br />
tausend Worte“ kommt mir in den Sinn.<br />
bewusst in eine (Gesprächs-)Situation zu<br />
bietet den Rahmen für bewusstes Hinhö-<br />
In der Arbeit mit Kindern kann ich mir<br />
begeben, in der man Kontrolle teilweise<br />
ren <strong>und</strong> Hinschauen. Diese zwei St<strong>und</strong>en<br />
einen <strong>Alltag</strong> ohne „Blick-<strong>Kommunikation</strong>“<br />
abgeben muss, erfordert Mut <strong>und</strong> Selbst-<br />
sind eine kurze, intensive Zeit, in der es<br />
kaum vorstellen. Es ist schlicht unmöglich,<br />
sicherheit.<br />
um Informationsweitergabe, Planung,<br />
mit 25 Kindern zur selben Zeit individuell<br />
Beobachtung, Reflexion aber auch um<br />
verbal zu kommunizieren. Was es dazu<br />
Achtsamkeit gegenüber sich selbst <strong>und</strong><br />
gemeinsamen Austausch <strong>und</strong> Beziehung<br />
unbedingt braucht, ist Augenkontakt <strong>und</strong><br />
anderen<br />
geht. Es ist ein Balanceakt zwischen<br />
geistige Präsenz. Viele von uns lernen<br />
In einem Team mit vielen unterschiedli-<br />
Sach- <strong>und</strong> Beziehungsebene. Vor allem<br />
bereits als Kind, dass es höflich ist, dem<br />
chen Charakteren, Biografien <strong>und</strong> Lebens-<br />
in Zeiten der Pandemie kippte <strong>die</strong> Waage<br />
31
<strong>im</strong>mer öfter in Richtung Sachebene. Ich<br />
hatte das Gefühl, keine Zeit mehr für<br />
Beziehung zu haben. Keine Zeit mehr für<br />
bewusste <strong>Kommunikation</strong>, für Achtsamkeit<br />
<strong>im</strong> Umgang mit meinem Team<br />
oder mir selbst. Diese Zeit hat vieles, was<br />
davor schon <strong>im</strong>mer unter der Oberfläche<br />
gesch<strong>im</strong>mert hat, mit einem Mal ans<br />
Tageslicht <strong>und</strong> damit ins Bewusstsein<br />
gebracht. Zu viele Kinder in einer Gruppe,<br />
zu wenig Personal, zu wenig Zeit für Vorbereitung,<br />
zu wenig Anerkennung <strong>und</strong><br />
Wertschätzung in der Gesellschaft oder<br />
der Politik. Gleichzeitig kamen persönliche<br />
<strong>und</strong> berufliche Ängste dazu. Dennoch<br />
hat mich <strong>die</strong>se Zeit gerade in punkto<br />
<strong>Kommunikation</strong> sehr vieles gelehrt. In<br />
Zeiten von großen Herausforderungen<br />
müssen wir uns aller Werkzeuge be<strong>die</strong>nen,<br />
<strong>die</strong> wir haben. Ich habe gelernt: Freie<br />
<strong>Kommunikation</strong> ist Teamwork! Und wir<br />
haben alle Werkzeuge, <strong>die</strong> wir brauchen!<br />
Also zurück in <strong>die</strong> Teambesprechung.<br />
Zeit für aktives Zuhören ist lohnenswert<br />
Eine Teamsitzung mit der Frage: „Wie<br />
geht es dir?“ zu beginnen, scheint auf<br />
den ersten Blick fast ironisch. Bei näherer<br />
Betrachtung eröffnet <strong>die</strong>se Frage bei<br />
ehrlichem Interesse jedoch Türen. Was<br />
es ebenso braucht, ist <strong>die</strong> Bereitschaft,<br />
anzunehmen, was als Antwort zurückkommt.<br />
Die Aufmerksamkeit sollte<br />
bereits be<strong>im</strong> Stellen der Frage be<strong>im</strong><br />
Gegenüber liegen <strong>und</strong> auch bleiben.<br />
Im Hort Lange Gasse nehmen an der<br />
Sitzung drei Pädagoginnen <strong>und</strong> drei<br />
Betreuerinnen teil. Insgesamt sitzen<br />
sieben Personen am Tisch. Bis jede von<br />
uns <strong>die</strong> oben erwähnte Frage beantwortet<br />
hat, vergeht Zeit. Zeit ist ein rares Gut<br />
in unserem <strong>Alltag</strong>, privat wie beruflich.<br />
Bewusste <strong>Kommunikation</strong> braucht aber<br />
Zeit. Viel davon. Ich gehe davon aus, dass<br />
wir bestrebt sind, <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> wir haben,<br />
sinnvoll zu nutzen um möglichst effektiv<br />
<strong>und</strong> effizient an unsere Ziele zu kommen.<br />
Macht es also Sinn, sich so intensiv „nur“<br />
mit dem Thema <strong>Kommunikation</strong>sführung<br />
zu beschäftigen <strong>und</strong> so viel Zeit mit<br />
aktivem Zuhören zu verbringen?<br />
Auf jeden Fall! Der Nutzen daraus ist<br />
<strong>im</strong>mens! Damit wir in einem Team synergetisch<br />
zusammenarbeiten, braucht es<br />
Kooperation. Um <strong>die</strong>sen Idealzustand zu<br />
erreichen, ist das Kennen <strong>und</strong> Artikulieren<br />
der eigenen Bedürfnisse ein wesentlicher<br />
Schritt. Denn mit einem artikulierten<br />
Bedürfnis kann gearbeitet werden.<br />
Es kann erfüllt werden oder auch nicht.<br />
Aber es bietet in jedem Fall <strong>die</strong> Basis<br />
für <strong>die</strong> weiteren Ziele <strong>und</strong> macht uns<br />
handlungsfähig. Wir haben alle Herzensbedürfnisse<br />
<strong>und</strong> meist unterscheiden sie<br />
sich <strong>im</strong> Wesentlichen kaum.<br />
Bedürfnisse wahrnehmen <strong>und</strong> reagieren<br />
Zurück in der Besprechung ist es unser<br />
gemeinsames Ziel herauszufinden,<br />
was <strong>die</strong> Bedürfnisse <strong>im</strong> Team sind. Was<br />
32
genau wissen, welche „leisen Spiele“ <strong>und</strong><br />
Gegenstände in <strong>die</strong>ser Zeit verwendet<br />
werden können. So konnte eine ruhigere<br />
Atmosphäre geschaffen werden, von der<br />
alle profitieren konnten.<br />
Zusammenfassend ist der Weg der<br />
Beobachtung <strong>und</strong> der bewussten <strong>Kommunikation</strong><br />
hin zur bedürfnisorientierten<br />
Planung der Weg, den wir in Hinblick auf<br />
<strong>die</strong> Kinder <strong>und</strong> deren Bedürfnisse ganz<br />
selbstverständlich gehen. Die Qualitätsstandards<br />
bei <strong>KIWI</strong> geben uns <strong>die</strong>se<br />
Schritte vor <strong>und</strong> bieten uns Orientierung<br />
<strong>und</strong> einen sicheren Rahmen, um <strong>die</strong> Kinder<br />
bestmöglich zu begleiten <strong>und</strong> zu fördern.<br />
Damit das geleistet werden kann,<br />
müssen wir mit <strong>die</strong>ser Brille auch auf<br />
uns Erwachsene schauen. Modelle, wie<br />
das Vier-Schritte-Modell von Rosenberg,<br />
können uns ebenfalls dabei unterstützen.<br />
Wer das Modell als Denkanstoß <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>gerüst sieht <strong>und</strong> weniger als eine<br />
Checkliste <strong>im</strong> Laufe eines Gespräches,<br />
wird schnell merken, dass freie, bewusste<br />
<strong>Kommunikation</strong> genauso fließend,<br />
authentisch <strong>und</strong> spontan sein kann.<br />
Ich weiß nicht, ob jedem meiner Teambrauchen<br />
wir, um unser Bestmögliches<br />
zu geben? Was motiviert uns? Was kann<br />
jede*r dazu beitragen, um den Wunschzustand<br />
zu erreichen? Obwohl das<br />
gruppeninterne Arbeiten uns zu Beginn<br />
der Pandemie das Gefühl gab, eingeengt<br />
<strong>und</strong> eingeschränkt zu sein, entstand daraus<br />
<strong>die</strong> Motivation, Dinge zu verändern.<br />
Nach einigen Wochen hatten wir vieles<br />
bewegt.<br />
Aus den Bedürfnissen nach Routine <strong>und</strong><br />
Struktur entstand ein genauer Zeitplan<br />
der Freispiel- <strong>und</strong> Outdoor-Zeiten für<br />
jede Gruppe. Auf Gr<strong>und</strong> der Bedürfnisse<br />
nach Zugehörigkeit <strong>und</strong> sozialem<br />
Austausch planten wir „Inhouse-Hospitationen“.<br />
So konnten (an vereinbarten<br />
Tagen) alle jeweils einen Tag in einer<br />
anderen Gruppe hospitieren, um sich<br />
wieder besser zu spüren <strong>und</strong> Feedback<br />
geben zu können. Damit <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />
nach Ruhe <strong>und</strong> Entspannung etwas<br />
gestillt werden konnten, wurden andere<br />
Bereiche <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong>, wie z. B. das Mittagessen,<br />
<strong>die</strong> Jause oder <strong>die</strong> Aufgabenzeit,<br />
flexibler gestaltet. Für <strong>die</strong> Aufgabenzeit<br />
wurde ein System mit gekennzeichneten<br />
Materialien entwickelt, damit <strong>die</strong> Kinder<br />
mitglieder Rosenbergs Schritte geläufig<br />
sind. Es gibt Menschen, <strong>die</strong> auf Gr<strong>und</strong><br />
ihrer inneren Haltung, auf Gr<strong>und</strong> der<br />
Tatsache, dass sie mit dem Herzen dabei<br />
sind, alles sagen können. Sie wissen intuitiv,<br />
was der richtige Ton ist.<br />
Ist Intuition also <strong>die</strong> Antwort auf der<br />
Suche nach dem richtigen Ton? Nicht nur.<br />
Ich denke, es sind all <strong>die</strong>se verschiedene<br />
Aspekte, <strong>die</strong> letztlich dazu beitragen,<br />
dass wir uns verstehen. Immer mag es<br />
auch nicht gelingen. Meine Erkenntnis ist<br />
jedenfalls, dass es sich lohnt, <strong>im</strong>mer wieder<br />
genau hinzuhören <strong>und</strong> zu schauen.<br />
Und dass <strong>Kommunikation</strong> <strong>im</strong> Team<br />
GROSS geschrieben wird <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer Antworten<br />
bereithält, wenn man sie braucht.<br />
Quellen<br />
https://gutezitate.com/zitat/222686<br />
„Man kann nicht nicht kommunizieren“<br />
von Paul Watzlawick, Erscheinungsdatum<br />
07.12.2015<br />
Peter Jesacher, Future – Training, Beratung,<br />
Coaching<br />
33
Buchrezensionen<br />
Fachbücher<br />
Dialogische Intelligenz<br />
Aus dem Käfig des Gedachten in den Kosmos des<br />
gemeinsamen Denkens<br />
Die Autor*innen Hartkemeyer publizieren<br />
seit vielen Jahren verschiedene<br />
Fachbücher zum Thema Dialog <strong>und</strong><br />
betonen dabei stets das durch Dialoge<br />
möglich Werdende, „das Neue gemeinsam<br />
denken“.<br />
Mit <strong>die</strong>sem „Werkstattbuch“, das bereits<br />
in der vierten Auflage erschienen ist,<br />
vertiefen sie ihre bereits früher beschriebenen<br />
Gedanken: Sie sehen <strong>im</strong> Dialog<br />
<strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage demokratischen Denkens<br />
<strong>und</strong> betonen <strong>die</strong> Chancen, <strong>die</strong> echte<br />
Dialoge bieten – Stichwort „Dialogische<br />
Intelligenz“, den sie als Titel <strong>die</strong>ses<br />
Buches gewählt haben. Die Autor*innen<br />
erweitern <strong>die</strong>sen Ansatz in <strong>die</strong>sem Buch<br />
mit verschiedenen Perspektiven auf den<br />
gelingenden Dialog, ausgeführt von<br />
verschiedenen Expert*innen, wie Verena<br />
Kast oder Ruth Cohn.<br />
Martina Hartkemeyer, Johannes Hartkemeyer, Tobias Hartkemeyer | Frankfurt | Info3 Verlag 2022 | ISBN-10: 3957790336 |<br />
ISBN-13: 978-3957790330<br />
Kartenset Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong>:<br />
Empathische Impulse für den <strong>Alltag</strong><br />
Dieses Kartenset zur <strong>gewaltfreie</strong>n<br />
<strong>Kommunikation</strong> (GfK) bietet sich für all<br />
jene an, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>sätze der “GfK”<br />
bereits kennen, für den Einsatz <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong><br />
jedoch noch nach Übungsmöglichkeiten<br />
suchen. Ziel ist, <strong>die</strong> der GfK zugr<strong>und</strong>eliegende<br />
Haltung der Wertschätzung <strong>und</strong><br />
Empathie glaubwürdig umzusetzen.<br />
Die auf <strong>die</strong>sen Lernkarten aufgedruckten<br />
Schlüsselsätze eignen sich zur Auseinandersetzung<br />
in Kleingruppen <strong>im</strong><br />
Training oder in Teamsitzungen. Auf der<br />
Rückseite der Karte wird der jeweilige<br />
Schlüsselsatz erläutert.<br />
Marshall B. Rosenbergl | Paderborn | Junfermann Verlag 2018 | ISBN-10: 97839557<strong>17</strong>667 | ISBN-13: 978-39557<strong>17</strong>667<br />
34
Der Dialog<br />
Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen<br />
Buchrezensionen<br />
Fachbücher<br />
Dieses Standardwerk zum Thema<br />
„Dialog“ des Quantenphysikers <strong>und</strong><br />
Philosophen David Bohm stellt <strong>die</strong><br />
Unterschiede zwischen Diskussionen,<br />
Gesprächen <strong>und</strong> echten Dialogen dar:<br />
Es geht <strong>im</strong> Dialog nicht nur um den<br />
Austausch von Argumenten oder um<br />
das Verteidigen von Positionen, sondern<br />
um <strong>die</strong> Chance, Neues zu entdecken <strong>und</strong><br />
aufeinander zu zugehen. Damit beginnt<br />
der Dialog dort, wo Diskussionen enden.<br />
Auch wenn <strong>die</strong>ses Buch bereits länger<br />
am Markt ist, erfahren <strong>die</strong> Leser*innen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliches r<strong>und</strong> um den Dialog als<br />
<strong>Kommunikation</strong>sform oder wie es Bohm<br />
beschreibt: Der Dialog als „freier Sinnfluss,<br />
der unter uns, durch uns hindurch<br />
<strong>und</strong> zwischen uns fließt“.<br />
David Bohm | Stuttgart | Klett-Cotta 1998 | ISBN-10: 3608918574 | ISBN-13: 978-3608918571<br />
Gewaltfreie <strong>Kommunikation</strong> in der sozialen Arbeit<br />
Dieses Buch über <strong>gewaltfreie</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />
(GfK) ist von zwei deutschen Sozialpädagogen<br />
verfasst, <strong>die</strong> in Trainings<br />
zum Thema GfK mit Erwachsenen arbeiten.<br />
Es geht hier weniger um <strong>die</strong> Umsetzung<br />
der GfK in der pädagogischen<br />
Arbeit mit Kindern, sondern um Rollenmuster,<br />
Zuschreibungen, Vorurteile <strong>und</strong><br />
Bewertungen in Teams <strong>und</strong> wie mithilfe<br />
der GfK konstruktive Lösungsansätze<br />
gef<strong>und</strong>en werden können.<br />
Sören Bendler, Sören Heise | Paderborn | Verlag Vandenhoeck & Ruprecht 2018 | ISBN-10: 3525711506 | ISBN-13: 9783525711507<br />
35
Buchrezensionen<br />
Bilderbücher<br />
Wilma Wochenwurm erklärt: Du bist gut, so wie du bist!<br />
Stella, das kleine Pinguinmädchen ist so<br />
anders als <strong>die</strong> anderen Pinguine. Sie ist<br />
viel stiller, friert <strong>im</strong>mer <strong>und</strong> trägt deshalb<br />
einen dicken Pullover, Schal <strong>und</strong> Mütze.<br />
Die anderen Pinguine finden Stella seltsam<br />
<strong>und</strong> lachen, tuscheln hinter ihrem<br />
Rücken. Eines Tages trifft sie auf den Wal<br />
Trudi, der ihr zeigt, wie wichtig es ist, wie<br />
wir miteinander kommunizieren <strong>und</strong> wie<br />
wichtig Jede:r einzelne ist – schon sind<br />
<strong>die</strong> beiden auf dem Weg durch eine spannende<br />
Reise zum Südpol <strong>und</strong> sich selbst.<br />
Ein Mitmach-Buch für Kinder in Kindergarten,<br />
Kita <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schule. <strong>Über</strong><br />
Diversität <strong>und</strong> zur Stärkung des Selbstbewusstseins.<br />
Ab 5 Jahren (bis 10 Jahre, auch für Hortkinder<br />
geeignet)<br />
Susanne <strong>und</strong> Toby Bohne | BoD – Books on Demand; 1. Edition (23. September 2020) | ISBN-10: 375195774X |<br />
ISBN-13: 978-3751957748<br />
J<strong>im</strong> ist mies drauf<br />
Ein Bilderbuch über Gefühle <strong>und</strong> schlechte Laune<br />
J<strong>im</strong> ist heute besonders mies drauf,<br />
obwohl alle Tiere <strong>im</strong> Dschungel finden,<br />
dass es ein w<strong>und</strong>erschöner Tag ist, um<br />
gute Laune zu haben. J<strong>im</strong> weiß nicht so<br />
recht, wie er damit umgehen soll. Im<br />
Gespräch mit seinem Fre<strong>und</strong> Nick erfährt<br />
J<strong>im</strong>, wie man mit seinen Gefühlen <strong>und</strong><br />
Emotionen umgehen kann <strong>und</strong> welche<br />
Strategien sich gut anfühlen <strong>und</strong> wie er<br />
<strong>die</strong>se kommunizieren kann.<br />
Ein witziges Bilderbuch, das einfühlsam<br />
den Umgang mit Gefühlen beschreibt,<br />
<strong>die</strong> sich nicht so leicht erklären lassen<br />
<strong>und</strong> aufzeigt, das es Fre<strong>und</strong>e an der Seite<br />
braucht, um da wieder rauszukommen.<br />
Ab 2 Jahre<br />
36
Buchrezensionen<br />
Bilderbücher<br />
Mein Weg mit Vanessa<br />
Vanessa ist ganz neu in der Gegend <strong>und</strong><br />
kennt niemanden. Sie wirkt sehr unsicher<br />
<strong>und</strong> wird eines Tages von einer Klassenkameradin<br />
beobachtet, als ein Junge<br />
sie unfair behandelt. Die Mitschülerin<br />
überlegt, wie sie Vanessa helfen könnte,<br />
damit sie sich nicht mehr ausgeschlossen<br />
fühlt. Eine einfache Geste wird zur<br />
Lösung <strong>und</strong> schon bald sind es viele<br />
Kinder, <strong>die</strong> Vanessa beistehen. Dieses<br />
Bilderbuch kommt ganz ohne Worte aus<br />
<strong>und</strong> lässt Bilder sprechen. Die Themen<br />
Angst, Mut, Fre<strong>und</strong>schaft, Kraft <strong>und</strong><br />
Zusammenhalt werden auf berührende<br />
Weise erzählt. Die Bilder sprechen für<br />
sich <strong>und</strong> lassen <strong>die</strong> Leser*innen in eine<br />
Welt für Toleranz <strong>und</strong> Menschlichkeit<br />
eintauchen.<br />
Ab 5 Jahren (bis 13 Jahre, auch für Hortkinder<br />
geeignet)<br />
Kerascoët | Hamburg | Aladin 2018 | ISBN-10: 3848901536 | ISBN-13: 978-3848901531<br />
Das kleine WIR (ab 3 Jahre)<br />
Das kleine WIR <strong>im</strong> Kindergarten (ab 3 Jahre geeignet für den Kindergarten)<br />
Das kleine WIR kommt in <strong>die</strong> Schule (ab 5 Jahre geeignet für den Hort)<br />
In allen Büchern geht es um <strong>die</strong> Gemeinschaft<br />
<strong>und</strong> wie wir ein Teil <strong>die</strong>ser werden<br />
können. Das WIR Gefühl der Gruppe wird<br />
gestärkt, indem erklärt wird, wie sich<br />
Kinder in andere hineinfühlen können,<br />
wie mit Konflikten umgegangen wird<br />
<strong>und</strong> welche Strategien <strong>und</strong> Lösungen<br />
es dafür braucht. Es unterstützt Kinder<br />
jeder Altersstufe füreinander da zu sein,<br />
achtsam zu kommunizieren <strong>und</strong> gegen<br />
Ausgrenzung einzustehen.<br />
Daniela Kunkel | Hamburg | Carlsen Verlag 2016 | ISBN-10: 3551518742 |<br />
ISBN-13: 978-3551518743<br />
37
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Herausgeber: <strong>KIWI</strong> – Kinder in Wien, W<strong>im</strong>bergergasse 30/1, 1070 Wien, office@kinderinwien.at, Tel: 01/526 70 07<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Mag. a Gudrun Kern, Thomas-Peter Gerold-Siegl, MBA<br />
Inhaltliche Projektkoordination: Mag. a Lisa Kneidinger<br />
Organisatorische Projektkoordination <strong>und</strong> Illustration: Susanne Borth, MSc, Mag. (FH) Roman Gerold, Bakk. phil.<br />
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Fotos: Adobe Stock <strong>und</strong> <strong>KIWI</strong><br />
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<strong>KIWI</strong> Seiten: 3, 4, 6, 11, 32, 38<br />
Adobe Stock Seiten: Cover, 5, 7, 8, 10, 12, 13, 14, 15, 16, <strong>17</strong>, 18, 19, 20,<br />
21, 24, 25, 27, 28, 29, 30, 33, Back Cover<br />
Alle anderen Fotos befinden sich <strong>im</strong> urheberrechtlichen Besitz<br />
von <strong>KIWI</strong>, sofern nicht anders angeführt.<br />
ISBN: 978-3-9504424-8-9
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