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Wirtschaft in Sachsen_Sommerausgabe_2022

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Das Entscheidermagaz<strong>in</strong> vonSächsische.de<br />

Sommer<strong>2022</strong> • Schutzgebühr 2,70 Euro<br />

KARRIERE<br />

Wie manUmbrüche<br />

aktivgestaltet<br />

Jens Rothe ist erster<br />

Ostdeutscher im VW-<br />

Aufsichtsratspräsidium.<br />

Er will die Wendeerfahrungen<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Seite 05<br />

●<br />

Die Herr<strong>in</strong> der We<strong>in</strong>e<br />

DerNameSonja Schilgist längstnicht nur<br />

We<strong>in</strong>- und Sektliebhaberne<strong>in</strong> Begriff.Als<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong> des Sächsischen<br />

Staatswe<strong>in</strong>gutes Schloss Wackerbarth hat sie<br />

geme<strong>in</strong>sammit ihremTeam das erste<br />

Erlebniswe<strong>in</strong>gutEuropas entwickelt. Dabeiwollte<br />

Sonja SchilgihreIdeen vonGenussund Erleben<br />

eigentlich <strong>in</strong> Görlitzumsetzen. Weil sich das <strong>in</strong><br />

der dortigen Landskron-Brauereials schwierig<br />

Foto:Arvid Müller<br />

erwies,schickte die Geschäftsfrau ihrKonzept<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er„Stimmung zwischenVerzweiflungund<br />

Bewunderung“ an die Staatsregierung, die gerade<br />

beschlossen hatte, Schloss Wackerbarth <strong>in</strong><br />

eigener Regie zu behalten. Der Rest, so könnte<br />

man sagen, ist Geschichte. E<strong>in</strong>e überaus<br />

erfolgreichenochdazu.Sonja Schilg übergibtnun<br />

an ihrenNachfolger. In Rente geht sie, von<br />

Ruhestand ist<strong>in</strong>des nichtdie Rede. Seite 08<br />

●<br />

FINANZWESEN<br />

Mit Illum<strong>in</strong>io auf<br />

den Aktienmarkt<br />

Wie f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e Geldanlage,<br />

die den eigenen Werten entspricht?<br />

E<strong>in</strong> Dresdner Start-up hat<br />

dafür e<strong>in</strong>e App entwickelt. Seite 20<br />

INVESTITION<br />

Hochprozentigauf<br />

Wachstumskurs<br />

●<br />

Frank Leichsenr<strong>in</strong>g<br />

war Musiker und Architekt.<br />

Heute produziert<br />

erWhisky <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Dresdner Manufaktur. Seite 41<br />

●<br />

JobretterMasch<strong>in</strong>e<br />

Fachkräftemangel: <strong>Sachsen</strong> hofft aufRobotik-Offensive<br />

Von Nora Miethke<br />

L<br />

ange wollten wir ihn nicht wahrnehmen,<br />

jetzt spüren wir ihn allerorten:<br />

den Fachkräftemangel. Restaurants<br />

öffnen kürzer am Tagoderschließen<br />

ganz, weil sie ke<strong>in</strong>e Servicekräfte<br />

f<strong>in</strong>den. Urlaubsflieger heben mangels<br />

Bodenpersonal nichtab. Vonfehlenden<br />

Pflegekräften ganz zu schweigen. Aber<br />

auch <strong>in</strong> der Industrie häufen sich Klagen,<br />

man könnte mehr Umsatz machen,<br />

wennman mehr Leute hätte. Die<br />

Corona-Pandemie hat die Situation extremverschärft.<br />

Der Arbeitskräftemangel wird <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland <strong>in</strong>den nächsten Jahren<br />

noch zunehmen. Vor allem <strong>in</strong> den<br />

ländlichen Regionen wird es Unternehmen<br />

immer schwerer gel<strong>in</strong>gen, offene<br />

Stellen zu besetzen, auch deshalb, weil<br />

die Großstädte wie Dresden, Leipzig<br />

und Chemnitz mit höheren Löhnen<br />

und attraktiveren Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

locken.<br />

Zuletzt hat der sächsische Handwerkstag<br />

dieLandesregierung aufgefordert,<br />

sich mehr um die Anwerbung<br />

ausländischer Fachkräfte zukümmern.<br />

Doch das ist schwer zu organisieren.<br />

Der e<strong>in</strong>fachere Weg für Firmen wird<br />

se<strong>in</strong>, auf Roboter und Digitalisierung<br />

zu setzen. Bei diesen Worten kommt<br />

bei vielen Menschen sofort die Angst<br />

vor Jobverlusten und Stellenabbau<br />

hoch. Angesichts der Erfahrungen <strong>in</strong><br />

der Vergangenheit und unter den E<strong>in</strong>drücken<br />

der Pandemie ist das auch verständlich.<br />

Doch die Wahrheit ist <strong>in</strong>zwischen<br />

–Automatisierung kann Arbeitsplätzeretten<br />

undkörperlich belastende<br />

Jobs weniger anstrengendmachen.<br />

<strong>Sachsen</strong> hat e<strong>in</strong> hervorragendes<br />

Ökosystem im Bereich Robotik. Im<br />

Netzwerk „Robot Valley Saxony“ haben<br />

sich Start-ups, Mittelständler und Forschende<br />

zusammengefunden, die die<br />

Vison e<strong>in</strong>t, <strong>Sachsen</strong> zum führenden<br />

Standort für Robotik <strong>in</strong> Europa aufzubauen.<br />

In dieser Ausgabe stellen wir<br />

wichtige Projekteund Akteurevor.<br />

Außerdem haben wir mit Enrico<br />

Paul undJörg Beutelgesprochen,die e<strong>in</strong>e<br />

mehrfach prämierte Zeitarbeitsfirma<br />

<strong>in</strong> Bautzen führen. Sie sagen: „Jeder,<br />

derarbeiten will,ist vermittelbar.“<br />

Täglich spannende News aus der sächsischen <strong>Wirtschaft</strong> und dem<br />

nationalen<strong>Wirtschaft</strong>sgeschehenauf wirtschaft-<strong>in</strong>-sachsen.de<br />

Bett<strong>in</strong>a Hünnighausen<br />

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2 ENTSCHEIDER & KARRIERE<br />

Obermeister für<br />

E<strong>in</strong>satz geehrt<br />

Arbeitskräfte<br />

bleiben die größte<br />

Roland Ermer.<br />

Foto: A. Wirsig/HWK<br />

Roland Ermer ist neuer Ehrenpräsident<br />

des Sächsischen Handwerkstags.<br />

Der Bäckermeister<br />

aus Bernsdorf wurde damit für<br />

se<strong>in</strong>en langjährigen E<strong>in</strong>satz für<br />

das sächsische Handwerk geehrt.<br />

Er ist zugleich Landesobermeister<br />

der Bäcker<strong>in</strong>nung.(WiS)<br />

Herausforderung<br />

Der scheidende IHK-Hauptgeschäftsführer Detlef Hamann über<br />

Werte, <strong>Wirtschaft</strong> und wund geschriebene F<strong>in</strong>ger.<br />

Bundesligist mit<br />

neuer Chef<strong>in</strong><br />

Susan Endler.<br />

Susan Endler wird Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

von <strong>Sachsen</strong>s Basketball-<br />

Bundesligisten N<strong>in</strong>ers Chemnitz.<br />

Die 41-Jährige war bislang als<br />

Prokurist<strong>in</strong> und Market<strong>in</strong>gleiter<strong>in</strong><br />

bei der Chemnitzer <strong>Wirtschaft</strong>sförderungs-<br />

und Entwicklungsgesellschaft<br />

(CWE). (WiS)<br />

Ehrenpreis für<br />

Präsidenten<br />

Foto: PR<br />

Herr Hamann, Sie gehen <strong>in</strong> den<br />

Ruhestand und können es offen<br />

sagen: Was muss sich <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>s<br />

<strong>Wirtschaft</strong>spolitik dr<strong>in</strong>gend ändern?<br />

Wir erleben momentan, dass das ganze<br />

Wertesystem <strong>in</strong>frage gestellt wird, das<br />

<strong>Sachsen</strong> zu dem gemacht hat, was es<br />

heute ist. Das halte ich nicht für gut. Dazu<br />

gehört auch, dass <strong>Wirtschaft</strong>spolitik<br />

<strong>in</strong> Deutschland immer mehr zur Sozialpolitik<br />

geworden ist. Ich wünsche mir,<br />

dass Politik auch wieder für die <strong>Wirtschaft</strong><br />

gemacht wird.<br />

Arbeiten Politik und Verwaltung<br />

denn gegen die <strong>Wirtschaft</strong>?<br />

Aus vielen Gesprächen weiß ich: Unternehmer<br />

verlieren die Lust, Unternehmer<br />

zu se<strong>in</strong>. Die Politik muss sich Gedanken<br />

machen, die Freude am Unternehmertum<br />

wieder zu fördern. Stattdessen<br />

hat die Bürokratie zugenommen. In<br />

den Jahren nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

war erst e<strong>in</strong>mal mehr möglich und<br />

schneller machbar, weil die Verwaltung<br />

erst Zeit brauchte, zu voller Leistungsfähigkeit<br />

zu kommen. Die ist <strong>in</strong>zwischen<br />

komplett gegeben.<br />

Detlef Hamann gibt se<strong>in</strong> Amt als Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden ab. Archivfoto: Robert Michael<br />

Karl-He<strong>in</strong>z B<strong>in</strong>us.<br />

Foto: Anja Jungnickel<br />

Die Vere<strong>in</strong>igung der Sächsischen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> (VSW) hat Prof. Dr.<br />

Karl-He<strong>in</strong>z B<strong>in</strong>us, Präsident des<br />

Sächsischen Rechnungshofes,<br />

mit e<strong>in</strong>em Ehrenpreis ausgezeichnet<br />

und würdigt damit se<strong>in</strong><br />

Wirken für die sächsische <strong>Wirtschaft</strong><br />

und den Freistaat. (WiS)<br />

IMPRESSUM<br />

DDV <strong>Sachsen</strong> GmbH, Dresden<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Dietmann, Dirk Richter<br />

Anzeigen: Carsten Dietmann<br />

Vertriebsleitung: Nikolaus von der Hagen<br />

Technische Leitung: Volker Klaes<br />

Projektleitung: Rico Nonnewitz<br />

Kurator<strong>in</strong>: Nora Miethke<br />

Redaktion: Michael Rothe, Georg Moeritz,<br />

Nora Miethke, Jana Mundus, Peter Ufer,<br />

Sven Heitkamp, Irmela Hennig,<br />

Annett Kschieschan, Heiko Weckbrodt,<br />

Joachim Göres<br />

Schlussredaktion: Annett Kschieschan<br />

Kreation: Oberüber Karger<br />

Layout: Rita Schönberger-Gay<br />

Hausanschrift:<br />

Ostra-Allee 20, 01067 Dresden<br />

Druck: DDV Druck GmbH<br />

www.wirtschaft-<strong>in</strong>-sachsen.de<br />

kontakt@wirtschaft-<strong>in</strong>-sachsen.de<br />

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WIRTSCHAFT IN SACHSEN-<br />

Newsletter!<br />

Jeden Donnerstag aktuelle<br />

Nachrichten aus und für<br />

<strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong> sowie<br />

Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise<br />

direkt <strong>in</strong> Ihr Postfach.<br />

Tragen die Kammern nicht selbst<br />

zur Bürokratie bei, mit eigenen<br />

Regelwerken und Forderungen?<br />

Wir stehen da manchmal e<strong>in</strong> bisschen<br />

zwischen Baum und Borke. Aber wir haben<br />

viele Regeln e<strong>in</strong>zuhalten, etwa beim<br />

System der dualen Berufsausbildung mit<br />

Vorgaben vom Bundesgesetzgeber. Als<br />

IHK s<strong>in</strong>d wir gefordert, unsere Mitgliedsunternehmen<br />

vor überbordender Bürokratie<br />

zu schützen. Die Erfolge waren<br />

leider überschaubar, etwa bei der Erlaubnis<br />

für e<strong>in</strong>kaufsoffene Sonntage.<br />

Als Sie 2003 Hauptgeschäftsführer<br />

der IHK Dresden wurden, war<br />

Arbeitslosigkeit das beherrschende<br />

Thema. Haben Sie hauptsächlich<br />

Aufschwung erlebt?<br />

Es hat sich unheimlich viel geändert <strong>in</strong><br />

diesen rund 25 Jahren, die ich <strong>in</strong> diesem<br />

Haus b<strong>in</strong>. Damals haben wir Unternehmen<br />

gebeten, über Bedarf auszubilden –<br />

heute fehlen Bewerber. Vor der EU-Osterweiterung<br />

war die Angst weit verbreitet,<br />

polnische Arbeitnehmer könnten<br />

den Arbeitsmarkt fluten. Jetzt s<strong>in</strong>d wir<br />

froh über jeden, der kommt. Wir haben<br />

auch Hochwasser erlebt und die E<strong>in</strong>führung<br />

des Euro ...<br />

Was muss Ihr Nachfolger Lukas<br />

Rohleder als Erstes anpacken?<br />

Wir haben e<strong>in</strong>e spezifische Situation<br />

mit Themen wie Inflation, Rohstofflieferung<br />

oder Energieversorgungssicherheit.<br />

Da lassen sich schwer e<strong>in</strong>zelne Empfehlungen<br />

geben. Das Wichtigste für mich<br />

als IHK-Geschäftsführer ist der unmittelbare<br />

persönliche Kontakt zu möglichst<br />

vielen Unternehmern. Daraus lernt<br />

man, und gleichzeitig erdet das auch.<br />

Durften Sie Ihren Nachfolger<br />

selbst aussuchen?<br />

Ne<strong>in</strong>, es gab e<strong>in</strong>e Ausschreibung. Die<br />

Auswahl aus den 70 Bewerbern hat e<strong>in</strong>e<br />

F<strong>in</strong>dungskommission getroffen, bestehend<br />

aus dem Präsidenten, zwei Vizepräsidenten<br />

und dem Ehrenpräsidenten.<br />

Dann haben Präsidium und Vollversammlung<br />

entschieden.<br />

Spielt Parteimitgliedschaft bei<br />

diesem Posten e<strong>in</strong>e Rolle?<br />

Ne<strong>in</strong>, ich b<strong>in</strong> selbst nicht Mitglied e<strong>in</strong>er<br />

Partei, und darüber war ich die ganzen<br />

Jahre sehr froh. Parteib<strong>in</strong>dung spielt bei<br />

uns überhaupt ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Ihr Kollege Hans-Joachim Wunderlich,<br />

der zur gleichen Zeit wie<br />

Sie als IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>in</strong> Chemnitz <strong>in</strong> den Ruhestand<br />

geht, ist <strong>in</strong> der SPD.<br />

Ja, er gehörte zu den Mitgründern <strong>in</strong><br />

Plauen nach der Wende. Wir haben viele<br />

Jahre zusammengearbeitet und beide<br />

im M<strong>in</strong>isterium ke<strong>in</strong> Blatt vor den Mund<br />

genommen, wenn es etwas zu kritisieren<br />

gab. Das hätten uns unsere Mitgliedsunternehmen<br />

auch übel genommen,<br />

nur denen s<strong>in</strong>d wir verpflichtet.<br />

Hat den die Landesregierung auf<br />

Ihre Wünsche und Ratschläge gehört?<br />

Bei manchen Themen konnten wir uns<br />

die F<strong>in</strong>ger wund schreiben, bei anderen<br />

haben wir gut zusammengearbeitet. Bei<br />

Corona beispielsweise haben wir ideologiefrei<br />

und sachdienlich mit <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />

und Sozialm<strong>in</strong>isterium nach Lösungen<br />

gesucht. Als es etwa darum g<strong>in</strong>g,<br />

Pendler aus Polen und Tschechien nicht<br />

mehr nach <strong>Sachsen</strong> zur Arbeit zu lassen,<br />

haben wir Möglichkeiten mit Tests gefunden.<br />

Hat die Corona-F<strong>in</strong>anzhilfe ausreichend<br />

geholfen?<br />

Ja, <strong>in</strong>sgesamt haben die vielen Programme<br />

funktioniert. Es gab Anlaufschwierigkeiten<br />

und viele Videokonferenzen,<br />

auch mit Bundestagsabgeordneten wie<br />

Thomas de Maizière. Auch das Kurzarbeitergeld<br />

hat geholfen. Und bei den Corona-Hilfen<br />

haben auch wir Kammern<br />

manchmal mit Wünschen dazu beigetragen,<br />

dass manches noch e<strong>in</strong>mal programmiert<br />

werden musste und so etwas<br />

länger gedauert hat – aber dadurch besser<br />

wurde.<br />

Ihr Spezialgebiet ist die Tourismuswirtschaft,<br />

als langjähriger<br />

Vizepräsident im Landestourismusverband.<br />

Wird sich die Branche<br />

von Corona erholen?<br />

Momentan läuft es gut. Die Veranstaltungen<br />

häufen sich. Alle versuchen,<br />

möglichst viel <strong>in</strong> den verme<strong>in</strong>tlich sicheren<br />

Sommer h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zupressen. Aber es<br />

bleibt die Unsicherheit, wie es mit Corona<br />

weitergeht. Außerdem geht aufgrund<br />

der Inflation die Neigung zum Geldausgeben<br />

zurück. Das wirkt sich natürlich<br />

auf die Urlaubsplanung aus. Mehrere Urlaube<br />

im Jahr s<strong>in</strong>d nicht mehr dr<strong>in</strong>. Für<br />

die Gastronomie wird es nicht e<strong>in</strong>fach,<br />

die gestiegenen Preise an den Kunden<br />

weiterzugeben. Von den Arbeitskräfteproblemen<br />

ganz zu schweigen.<br />

Wie stark haben Sie die Unterschiede<br />

zwischen Dresden und<br />

der Oberlausitz zu spüren bekommen?<br />

Der ganze Kammerbezirk außerhalb<br />

Dresdens ist ländlicher Raum. Ich war<br />

nirgendwo so viel unterwegs wie <strong>in</strong> der<br />

Oberlausitz, zumal auch me<strong>in</strong>e Frau von<br />

dort stammt. Ich habe viele tolle Unternehmer-Typen<br />

<strong>in</strong> der Lausitz kennengelernt.<br />

Es hat Spaß gemacht, mit ihnen<br />

etwas aufs Gleis zu setzen. Und die <strong>Wirtschaft</strong>skraft<br />

e<strong>in</strong>es Landkreises Bautzen<br />

von Müllermilch bis Accumotive kann<br />

locker mit der Dresdner <strong>Wirtschaft</strong>skraft<br />

mithalten.<br />

Was wird die Oberlausitz stärker<br />

verändern – der Ausstieg aus der<br />

Braunkohle oder das Geld vom<br />

Staat, das zum Ausgleich dort<br />

ausgegeben werden kann?<br />

Die stärkste Veränderung kommt von<br />

der demografischen Entwicklung. Die<br />

Verfügbarkeit von Arbeitskräften wird<br />

die größte Herausforderung, die wir <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> den nächsten Jahren haben<br />

werden. Denn die angrenzenden Regionen<br />

<strong>in</strong> Polen und Tschechien, die haben<br />

wir schon geplündert.<br />

Was kann der Staat tun? Neue Unternehmen<br />

stärker anlocken?<br />

Der Staat <strong>in</strong>vestiert derzeit sehr viel. Da<br />

werden Bachläufe freigelegt für e<strong>in</strong><br />

schönes Umfeld und Kitas gebaut – gegen<br />

die habe ich auch nichts, denn e<strong>in</strong>e<br />

tolle Kita im Ort kann auch e<strong>in</strong> Argument<br />

für e<strong>in</strong>en Arbeitgeber beim Werben<br />

um Mitarbeiter se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> neu angesiedelter<br />

Großbetrieb hätte es aber<br />

schwer, viele Arbeitskräfte zu f<strong>in</strong>den.<br />

Vor allem müsste der Staat die vorhandenen<br />

Betriebe beim Wachsen unterstützen.<br />

Wenn die Unternehmer e<strong>in</strong><br />

Budget für Forschung und Entwicklung<br />

neuer Produkte zur Verfügung bekommen,<br />

dann fällt ihnen auch etwas e<strong>in</strong>,<br />

was sie damit machen können.<br />

Das Gespräch führte Georg Moeritz


ENTSCHEIDER&KARRIERE 3<br />

Mikrochipsder Zukunft s<strong>in</strong>d<br />

Chef<strong>in</strong>nen-Sache<br />

Manuela Junghähnelund WenkeWe<strong>in</strong>reichleiten e<strong>in</strong> neuesZentrum,<br />

dasHerstellernwie Inf<strong>in</strong>eon e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigartigenServicebietet.<br />

Von JanaMundus<br />

Noch fehlt ihm e<strong>in</strong> knackiger Name.<br />

E<strong>in</strong>gängig muss er se<strong>in</strong>.<br />

Aber Manuela Junghähnel und<br />

Wenke We<strong>in</strong>reich lassen sichZeit. So was<br />

will schließlich gut überlegt se<strong>in</strong>. Die<br />

Frauen leiten geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> neues<br />

Dresdner Forschungszentrum der Fraunhofer-Gesellschaft.<br />

Noch trägt es den<br />

sperrigen Arbeitstitel „Center for Advanced<br />

CMOS &Hetero<strong>in</strong>tegration Saxony“.<br />

Kl<strong>in</strong>gt kompliziert. Dabei hat das Zentrum<br />

das Ziel, es Chipherstellern weltweit<br />

e<strong>in</strong>facher zu machen. Die Wissenschaftler<strong>in</strong>nen<br />

und ihre Mitarbeiter bieten<br />

e<strong>in</strong>en Service, den Halbleiterfirmen<br />

so nirgendwo bekommen.<br />

WeltweitgefragteChips<br />

Es geht bunt zu. Die großen, runden<br />

Scheiben<strong>in</strong>den Händender beiden Frauen<br />

reflektieren das Licht, ihre blanken<br />

Oberflächen schimmern orange oder<br />

blau. Es s<strong>in</strong>d sogenannte Wafer, die<br />

Grundlage für all das s<strong>in</strong>d, was <strong>in</strong> der Mikroelektronik<br />

entsteht. Auf ihnen werden<br />

die nur wenige Millimeter großen<br />

Mikrochips hergestellt.<br />

Sie s<strong>in</strong>d weltweit gefragt, um moderne<br />

Elektroautos zubauen oder die Superrechner<br />

der Zukunft zu ers<strong>in</strong>nen. Wafer<br />

mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 300 Millimetern<br />

s<strong>in</strong>d derzeit e<strong>in</strong> wichtiger Standard<br />

fürdie Industrie. Genau dafür haben<br />

die Dresdner e<strong>in</strong>e jahrelange Expertise,<br />

diesie nunimneuen Projekt nutzen.<br />

„Wir möchten unseren Kunden dabei<br />

helfen, neue Fertigungsprozesse zu entwickeln<br />

und zutesten“, erklärt Wenke<br />

We<strong>in</strong>reich das Anliegen der Neugründung.<br />

In den Arbeitsabläufen etablierter<br />

Firmen wie etwa Inf<strong>in</strong>eon, Globalfoundries<br />

oder Bosch<br />

ist das im Tagesgeschäft<br />

nahezu<br />

unmöglich. Prozesse<br />

zu unterbrechen,<br />

kostet<br />

e<strong>in</strong>e Menge<br />

Geld. Das Zentrum<br />

will diese<br />

Lückeschließen.<br />

Zwei sächsische<br />

Fraunhofer-<br />

E<strong>in</strong>richtungen<br />

bündeln dafür<br />

ihre Kräfte: das<br />

Dresdner Fraunhofer-Institutfür<br />

Photonische Mikrosysteme<br />

IPMS mit dem Bereich CNT –Center<br />

Nanoelectronic Technologies, das Wenke<br />

We<strong>in</strong>reich leitet, und das Fraunhofer-Institut<br />

für Zuverlässigkeit und Mikro<strong>in</strong>tegration<br />

IZM mit se<strong>in</strong>em Institutsteil „All<br />

Silicon System Integration Dresden –AS-<br />

SID“ <strong>in</strong>Moritzburg. Letzteres leitet ManuelaJunghähnel.Die<br />

Halbleiter<strong>in</strong>dustrie<br />

sei e<strong>in</strong>e der größten und am stärksten<br />

wachsenden Branchen weltweit, sagt ihre<br />

Kolleg<strong>in</strong>. „Daraus ergeben sich für uns<br />

viele spannende und zugleich auch anspruchsvolle<br />

Fragestellungen für unsere<br />

Arbeit.“<br />

Wer den beiden Zentrums-Leiter<strong>in</strong>nen<br />

zuhört, der spürt schnell, wie sie für<br />

ihr Thema brennen –und das schon seit<br />

Jahren. Während Wenke We<strong>in</strong>reich nach<br />

dem Studium der Angewandten Naturwissenschaft<br />

über das Recycl<strong>in</strong>g von Solarzellen<br />

schließlich während ihrer Promotion<br />

über Dielektrische Materialien<br />

für dynamische Informationsspeicher zur<br />

<strong>Sachsen</strong> weiter voranbr<strong>in</strong>gen –und funktioniert<br />

auch erst mal ganz ohne knackigenCenter-Namen.<br />

„UnserKnowhowzubündeln,<br />

ergibtbei vielen<br />

Kundenprojekten<br />

e<strong>in</strong>fach S<strong>in</strong>n<br />

undschafft<br />

außerdem<br />

Mehrwerte.“<br />

Sie s<strong>in</strong>d die Chef<strong>in</strong>nen des neuen Forschungszentrums der Fraunhofergesellschaft <strong>in</strong> Dresden: Manuela Junghähnel und Wenke We<strong>in</strong>reich (l.).<br />

Halbleiterherstellung f<strong>in</strong>det, ist der Weg<br />

von Manuela Junghähnel zum<strong>in</strong>dest anfangs<br />

ke<strong>in</strong> klassischer.<br />

Weil sie Ende der 1980er-Jahre <strong>in</strong> der<br />

DDR ke<strong>in</strong> Abitur ablegen darf,beg<strong>in</strong>nt sie<br />

e<strong>in</strong>e Ausbildung zurElektromonteur<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Stahlwerk. „Ich habe die Anlagen<br />

überwacht, sorichtig im Schichtsystem“,<br />

sagt sie und lacht. Nach der Wende<br />

macht sie an der Abendschule ihr Abitur,<br />

promoviert später<br />

zu transparenten<br />

leitfähigen<br />

Materialien.<br />

„Während me<strong>in</strong>er<br />

Arbeit kam<br />

ich immer wieder<br />

mit Halbleitertechnologien<br />

<strong>in</strong> Berührung“,<br />

er<strong>in</strong>nert sie sich.<br />

„Ich wollte irgendwann<br />

mehr<br />

und auch mehr<br />

Verantwortung.“<br />

Bereits <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren arbeiteten die Forscher<strong>in</strong>nenund<br />

ihreGruppen wiederholt<br />

eng zusammen. E<strong>in</strong>fach ausgedrückt:<br />

Während WenkeWe<strong>in</strong>reichund ihreKollegen<br />

am Fraunhofer IPMS ergründen,<br />

wie leistungsfähige Mikrochips gebaut<br />

se<strong>in</strong> müssen, schauen Manuela Junghähnelund<br />

ihr Team,wie sich all das effektiv<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> System br<strong>in</strong>gen lässt. „Aktuelll<br />

geht derTrendraus aus derFläche h<strong>in</strong>zu<br />

dreidimensionalen Lösungen“, erklärt<br />

sie. Die Chips der Zukunft sollen besser,<br />

energie-und chemikaliensparend undzudem<br />

preiswerter <strong>in</strong> der Herstellung se<strong>in</strong>.<br />

Stück für Stück tasten sich auch die<br />

Dresdner an dieLösungen heran.<br />

Energiesparend undpreiswerter<br />

„Unser Know-how zu bündeln, ergibt bei<br />

vielen Kundenprojekten e<strong>in</strong>fach S<strong>in</strong>n<br />

undschafftaußerdem Mehrwerte“, bestätigt<br />

auch Wenke We<strong>in</strong>reich. Die Gründung<br />

des Centers sei deshalb e<strong>in</strong> logischer<br />

Schritt gewesen. Gleich <strong>in</strong> Nachbarschaft<br />

zur Chipfabrik von Globalfoundries<br />

<strong>in</strong>vestierten Bund, Land und<br />

Fraunhofer-Gesellschaft rund 140 Millionen<br />

Euro, die unter anderem e<strong>in</strong>en<br />

3.000 Quadratmeter großen Re<strong>in</strong>raum<br />

f<strong>in</strong>anzierten.<br />

E<strong>in</strong> Gebäude mit Laboren und Büros<br />

folgt bald, die ersten Großgeräte, alles<br />

Industriestandard, bauen Experten <strong>in</strong><br />

den nächsten Wochen auf. Bis 2027<br />

kommen noch e<strong>in</strong>mal knapp 40,5 Millionen<br />

Euro dazu. Dann wird auchder Re<strong>in</strong>raum<br />

nochmals um 1.000 Quadratmeter<br />

wachsen.<br />

Den Nachwuchs fördern<br />

Dass sie und ihre Teams nun zusammen<br />

die neuen Räumlichkeiten nutzen, das<br />

sei effizient und kostenbewusst. Haben<br />

die Männer e<strong>in</strong> Problem damit, dass jetzt<br />

zwei Frauen das Sagen haben? Beide<br />

schüttelnden Kopf.Dabei seienFrauen<strong>in</strong><br />

der Mikroelektronik leider immer noch<br />

e<strong>in</strong>e Seltenheit. Die weiblichen Studierenden,<br />

die sie anden Universitäten <strong>in</strong><br />

ihrem Fachbereichtreffen, kommen zum<br />

Großteil aus dem Ausland. „Da frage ich<br />

mich schon, was da eventuell im deutschen<br />

Bildungssystem falsch läuft“, sagt<br />

WenkeWe<strong>in</strong>reich nachdenklich.<br />

Die Wissenschaftler<strong>in</strong>nen setzen sich<br />

für die Förderung des Nachwuchses e<strong>in</strong> –<br />

vor allem desweiblichen. „Inden vergangenen<br />

Jahren hat sich schon etwasgetan,<br />

aber Frauen landen <strong>in</strong> unserer Branche<br />

leider immer noch recht selten <strong>in</strong>Führungspositionen.“<br />

Dabei beweisen die<br />

Center-Chef<strong>in</strong>nen: Mikroelektroniker<strong>in</strong>,<br />

Standortleiter<strong>in</strong> und Mutter –das funktioniert<br />

durchaus gutzusammen.<br />

Ihre Verantwortung ist nun erst e<strong>in</strong>mal,<br />

dass das Center e<strong>in</strong> Erfolg wird. Bisher<br />

begleiteten die beteiligten Institute<br />

bereits zahlreiche Industrieprojekte aus<br />

aller Welt, aus Deutschland, Europa, den<br />

USA oder auch Asien. Bis heute s<strong>in</strong>d sie<br />

die e<strong>in</strong>zigen beiden deutschen Forschungszentren<br />

für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dustrienahe<br />

Mikroelektronikforschung im300 Millimeter-Bereich.<br />

„Nun bieten wir den Kunden<br />

e<strong>in</strong>e gute, technische Lösung aus e<strong>in</strong>er<br />

Hand“, sagt Wenke We<strong>in</strong>reich. Das<br />

dürfte den Mikroelektronik-Standort<br />

Individuelle<br />

E<strong>in</strong>zelstücke<br />

aus regionalem<br />

Holz<br />

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4 ENTSCHEIDER&KARRIERE<br />

Lausitzer LuxusfürCamper<br />

Badstatt Geme<strong>in</strong>schaftsdusche:SteffiBergerund ihr Team liefern<br />

mobile SanitäranlagennachganzDeutschland. Die Nachfrage steigt.<br />

Neue Spitze bei<br />

Energy Saxony<br />

Von Bett<strong>in</strong>a Spiekert<br />

Urlaub im eigenen Land war und<br />

ist <strong>in</strong> Corona-Zeiten angesagt<br />

wie nie. Vor allem Camp<strong>in</strong>gplätze<br />

durften sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />

zwei Jahren <strong>in</strong> Zeiten von M<strong>in</strong>destabstand<br />

und Maske über mehr Gäste freuen.Auchfür<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Firma aus Ebendörfel<br />

zwischen Bautzen und Großpostwitz<br />

entpuppten sich die neuen Hygienevorschriften<br />

als Umsatzgenerator.Erst<br />

vor wenigen Tagen lieferte die Firma<br />

Berger Raumsysteme sechs mobile Sanitäranlagen<br />

an e<strong>in</strong>en Camp<strong>in</strong>gplatz nach<br />

Bayern. Die Ausstattung von Camp<strong>in</strong>gplätzen<br />

vor allem auch imsanitären Bereich<br />

hat sich <strong>in</strong>den vergangenen Jahren<br />

gewandelt. Statt Geme<strong>in</strong>schaftsräumen<br />

mit Duschen und Waschbecken<br />

f<strong>in</strong>den Outdoor-Fans <strong>in</strong>zwischen immer<br />

öfter E<strong>in</strong>zelkab<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den Sanitäranlagen<br />

vor. Doch auf dem Camp<strong>in</strong>gplatz<br />

Seecamp<strong>in</strong>g im bayerischen Langlau<br />

geht man noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter. Auf<br />

zwölf sogenannten Luxus-Stellplätzen<br />

gibt es nun für die Camper sogar Privatbäder–ebenjene<br />

aus Ebendörfel. In den<br />

kompakten Familienbädern, die den jeweiligen<br />

Platzmietern zur Verfügung<br />

stehen, s<strong>in</strong>d Dusche, Waschbecken und<br />

Toilette untergebracht.<br />

Der jüngste Großauftrag g<strong>in</strong>g von<br />

Ebendörfel auf drei Sattelschleppern auf<br />

Reisen, die kle<strong>in</strong>en Häuser wurden vor<br />

Ort angeschlossen und s<strong>in</strong>d sofort nutzbar.<br />

Die Doppelduschkab<strong>in</strong>en hat das<br />

Unternehmen extra für den Camp<strong>in</strong>gplatzbetreiber<br />

aus dem fränkischen<br />

Per Sattelschlepper schickt Steffi Berger sechs mobile Sanitäranlagen<br />

auf e<strong>in</strong>en Camp<strong>in</strong>gplatz <strong>in</strong> Bayern. Der Großauftrag freut die Chef<strong>in</strong><br />

von Berger Raumsysteme. Ähnliche Anlagen von der Toilette bis zum<br />

Büro vermietet das Unternehmen aus Ebendörfel. Foto: SteffenUnger<br />

Seenland entwickelt. „Mit der Corona-<br />

Pandemie haben sich vielerorts die Hygieneanforderungen<br />

verändert. Plötzlich<br />

war Abstand wichtig“, sagt Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

Steffi Berger. Auf vielen Plätzen<br />

mussten daher <strong>in</strong> den vergangenen zwei<br />

Jahren Wasch- und Duschräume gesperrt<br />

werden, daesdort e<strong>in</strong>fach zu eng<br />

zug<strong>in</strong>g. Steffi Berger ist davon überzeugt,<br />

dass Camp<strong>in</strong>gplatzbetreiber auch<br />

<strong>in</strong> den kommenden Jahren derartige<br />

Raumsysteme nachfragen werden. „Damit<br />

entfällt auch der manchmal weite<br />

Weg zu den Sanitäranlagen, den sich<br />

Camper vor allem nachts ersparen wollen“,<br />

nennt sie e<strong>in</strong>en weiteren Grund.<br />

Mit kle<strong>in</strong>en mobilen Räumen hat sich<br />

das Familienunternehmen aus Ebendörfel<br />

e<strong>in</strong>e Marktnische erobert. Vor 23 Jahren<br />

startete Steffi Berger mit ihrem Vater<br />

mit mobilen Toilettenanlagen und<br />

dem Mobilheimbau <strong>in</strong>s Geschäft. Bald<br />

stand fest, dass vor allem <strong>in</strong>dividuelle<br />

Ausstattung imInnern und der Umgebung<br />

angepasste Fassaden gefragt s<strong>in</strong>d.<br />

Die Räume haben e<strong>in</strong>en Stahlgrundrahmen<br />

und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ständerbauweise<br />

gebaut. Sie werden komplett gedämmt<br />

und s<strong>in</strong>d so auch imW<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>setzbar,<br />

erklärt Steffi Berger. 80 Prozent e<strong>in</strong>es<br />

Hauses bestehen aus Holz. Lieferschwierigkeitengebeesbislang<br />

aberke<strong>in</strong>e, alle<br />

Aufträge könne man pünktlich ausliefern.<br />

„Wir arbeiten seit Jahren mit drei<br />

Holzhändlern der Region zusammen<br />

und haben durch unsere Lagermöglichkeiten<br />

auch etwas vorsorgen können“,<br />

sagt die Geschäftsführer<strong>in</strong>. Auch bei Zubehör<br />

wie Türen undKeramik habe man<br />

sich bevorratet.<br />

Berger Raumsysteme stellt <strong>in</strong>zwischen<br />

mehr als 50 Standardprodukte<br />

her. Die reichen von der Hundehütte<br />

und kle<strong>in</strong>en Gartensauna für Privatleute<br />

über öffentliche WC-Anlagen oder Hafenmeisterbüros<br />

bis zu Aufenthalts- und<br />

Lagerräumen. Die Kunden des Familienbetriebes<br />

s<strong>in</strong>d vor allem Kommunen,<br />

Camp<strong>in</strong>gplatz- und Golfplatzbetreiber<br />

sowie Verkehrsbetriebe undVere<strong>in</strong>e.Die<br />

Kölner Verkehrsbetriebe etwa haben für<br />

ihre Fahrer 50Toilettenanlagen aus Ostsachsen<br />

angeschafft. Für den Berzdorfer<br />

See hofft das Unternehmen auf den Zuschlag<br />

für e<strong>in</strong> Hafenmeisterbüro samt<br />

Lager und Beh<strong>in</strong>derten-WC. Auch <strong>in</strong><br />

Hochwassergebieten s<strong>in</strong>d immer öfter<br />

Produkte aus Ebendörfel zuf<strong>in</strong>den, da<br />

für Festbauten oft ke<strong>in</strong>e Baugenehmigung<br />

vorliegt und die Mobilhäuser mit<br />

e<strong>in</strong>em Kran <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Stunde abtransportiert<br />

werden können, sagt Steffi<br />

Berger. Verkauft werden die Anlagen <strong>in</strong>zwischen<br />

nicht mehr nur deutschlandweit.<br />

Der Familienbetrieb vermietet se<strong>in</strong>e<br />

mobilen Häuser aber auch <strong>in</strong> der Region.<br />

Die für Auslieferung und Aufstellung<br />

notwendige Transporttechnik bis<br />

h<strong>in</strong> zum Ladekran besitzt das Unternehmen<br />

selbst, und die Chef<strong>in</strong> setzt sich dafür<br />

auch mal ans Lenkrad e<strong>in</strong>es Sattelschleppers.<br />

Frances Zedler.<br />

Foto:Georg Moeritz<br />

Dr.Frances Zedler istdie neue<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong> desVere<strong>in</strong>s<br />

Energy Saxony. Die31-jährige<br />

Wissenschaftler<strong>in</strong> hatzuvor an<br />

derTUDresden Masch<strong>in</strong>enbau<br />

studiertund am Lehrstuhl von<br />

ProfessorAntonio Hurtadoander<br />

Wasserstoffstrategiemitgearbeitet.(WiS)<br />

Chef für<strong>Sachsen</strong>s<br />

Talsperren<br />

Eckehard Bielitz.<br />

DerCoswiger Eckehard Bielitzist<br />

neuer Geschäftsführer der Landessperrrenverwaltung.<br />

Er ist<br />

damitnun zuständig für über 800<br />

Mitarbeiter,die <strong>in</strong>sgesamt 23<br />

Tr<strong>in</strong>kwassertalsperren betreuen.<br />

40 Prozentder <strong>Sachsen</strong> werden<br />

aufdiesemWeg mitRohwasser<br />

fürTr<strong>in</strong>kwasser versorgt. (WiS)<br />

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unsauch<br />

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Immer up to date<br />

se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Sachen <strong>Wirtschaft</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />

Foto:Norbert Millauer<br />

Diemitteldeutsche <strong>Wirtschaft</strong> zu Gast <strong>in</strong> Dresden<br />

beider MiRKo: lauterleben!<br />

ANZEIGE<br />

Mehr als 400Unternehmer:<strong>in</strong>nen folgten vom17. bis19. Juni <strong>2022</strong> derE<strong>in</strong>ladungder sächsischen <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren (WJ) zur Mitteldeutschen<br />

Regionalkonferenz (MiRKo) undkonnten so Dresden alsganz besondere <strong>Wirtschaft</strong>s-, Kultur-und Wissenschaftsregionerleben.<br />

Die MiRKo ist die zweitgrößte<br />

Konferenz der <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren<br />

<strong>in</strong> Deutschland und ist e<strong>in</strong>es<br />

der größten und wichtigsten<br />

Treffen junger <strong>Wirtschaft</strong>streibende<br />

und Führungskräfte aus<br />

<strong>Sachsen</strong>, <strong>Sachsen</strong>-Anhalt, Thür<strong>in</strong>gen,<br />

Brandenburg und Berl<strong>in</strong>,<br />

den angrenzenden Bundesländern<br />

sowie aus Tschechien und<br />

Polen. Jedes Jahr wird diese <strong>Wirtschaft</strong>skonferenz<br />

von e<strong>in</strong>em anderen<br />

Juniorenkreis <strong>in</strong> Mitteldeutschland<br />

ausgerichtet, wobei<br />

Organisation und Planung <strong>in</strong>kl.<br />

Durchführung und Nachbereitung<br />

komplett <strong>in</strong> denehrenamtlichen<br />

Händen der jeweiligen Mitglieder<br />

liegen.<br />

Bei der MiRKohandeltessich also<br />

um e<strong>in</strong>e Konferenz von der jungen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> für die junge <strong>Wirtschaft</strong>:<br />

Die sächsischenWJnutzten<br />

ihre Chance und präsentierten<br />

den Teilnehmenden die Dresdner<br />

<strong>Wirtschaft</strong>s-, Kultur- und Wissenschaftsregion<br />

zum Anfassen mit<br />

e<strong>in</strong>em vielfältigen Rahmenprogramm<br />

aus Keynotes, Unternehmensbesichtigungen,<br />

Workshops,<br />

Vorträgen und Freizeitaktivitäten.<br />

Nach dem offiziellen Beg<strong>in</strong>n der<br />

MiRKo und der Eröffnung durch<br />

Die MiRKo war e<strong>in</strong>e rundherumgelungene Konferenz.Davon überzeugtesich auch<strong>Sachsen</strong>s<br />

Innenm<strong>in</strong>isterArm<strong>in</strong> Schuster.<br />

Fotos:Mart<strong>in</strong>Urwalek<br />

Konferenzdirektor Sebastian Nieland<br />

und die Rektor<strong>in</strong> der Hochschule<br />

für Technik & <strong>Wirtschaft</strong><br />

Dresden Prof. Katr<strong>in</strong> Salchert, erklärteHans<br />

Piechatzek, Geschäftsführer<br />

von move:elevator, <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er<br />

Keynote, mitwelchen drei e<strong>in</strong>fachen<br />

Fragen er das Market<strong>in</strong>g<br />

auf denKopf stellt, undgab damit<br />

auchden Start für dasweitere Programm.<br />

So konnten die Teilnehmenden<br />

z.B.bei Bosch e<strong>in</strong>e virtuelle<br />

Führungunter E<strong>in</strong>satze<strong>in</strong>er<br />

AR Brille erleben, sich bei metabooks<br />

über neue Optionen und<br />

die Entwicklung von Graspapier<br />

<strong>in</strong>formieren oder aber <strong>in</strong> der Gläsernen<br />

Manufaktur e<strong>in</strong>en Blick<br />

h<strong>in</strong>ter die Kulissen werfen.<br />

Zahlreiche Workshops und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

boten die Möglichkeit, sich<br />

Wissennicht nurtheoretisch,sondern<br />

auch praktisch anzueignen<br />

und Vorträge vermittelten Impulse<br />

und Fachwissen auf höchstem<br />

Niveau.<br />

Und wer an diesem Sommerwochenende<br />

mehr Interesse daran<br />

hatte, dieStadt zu erkunden, kam<br />

dabei auch auf se<strong>in</strong>e Kosten und<br />

konnte dies bei e<strong>in</strong>er der zahlreichenFührungenmit<br />

Fokusauf unterschiedlicheThemen<br />

zu Fuß und<br />

per ConferenceBike an Land oder<br />

aber via Dampfer oder Speedboot<br />

auch zu Wasser.<br />

Den krönenden Abschluss der<br />

Konferenz feierten die Gastgeber<br />

nicht nur mit allenTeilnehmer:<strong>in</strong>nen<br />

und Sponsor:<strong>in</strong>nen, sondern<br />

auchmit demsächsischen Innenm<strong>in</strong>ister<br />

Arm<strong>in</strong> Schuster, IHK-Präsident<br />

Dr. Andreas Sperl, IHK-<br />

Hauptgeschäftsführer Lukas Rohleder,<br />

Dr. Sophia Wolter (<strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />

Dresden) und<br />

zahlreichen Vertretern von JCI<br />

und WJ, wie dem JCI Vicepresidenten<br />

Altug Türkdali und der<br />

Bundesvorsitzenden Denise<br />

Schurzmann, im historischen Ambiente<br />

des Albert<strong>in</strong>ums Dresden.<br />

Dort wurde–untermaltvon Livemusik<br />

– getanzt, genetzwerkt,<br />

Grußworte und Danksagungen<br />

gelauscht undzuguter Letzt -unter<br />

großem Applaus -auch der<br />

Staffelstab für die nächste MiRKo<br />

an das Team der <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren<br />

Gotha übergeben.<br />

„Das waren drei ereignisreiche<br />

Tage <strong>in</strong> Dresden! Das Feedback<br />

der Teilnehmenden ist toll und<br />

ichb<strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Kernteam<strong>in</strong>kl.allerhelfendenHände,unseren<br />

Unterstützer:<strong>in</strong>nen<br />

und Sponsor:<strong>in</strong>nen<br />

-wie z.B.RSM GmbH, <strong>Wirtschaft</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> und Matteo<br />

events e.K. -sehr dankbar, dass<br />

wirdiesestolle Eventhier <strong>in</strong> Dresdendurchführendkonnten!<br />

Jetzt b<strong>in</strong> ich gespannt und freue<br />

mich schon darauf, im nächsten<br />

Jahr die WJ Gotha zubesuchen<br />

und e<strong>in</strong>fachmal wieder ‚nur‘Teilnehmer<br />

bei der MiRKo zu se<strong>in</strong>!“,<br />

so Konferenzdirektor Sebastian<br />

Nieland.<br />

Die<strong>Wirtschaft</strong>sjunioren(WJ)s<strong>in</strong>d Teil des<br />

weltweiten Netzwerkes Junior Chamber International<br />

(JCI). Im deutschen Bundesgebiet zählen<br />

sieca. 10.000 Mitglieder,etwas mehr als 50 davons<strong>in</strong>d<br />

es <strong>in</strong> Dresden -alles Jungunternehmer:<strong>in</strong>nenund<br />

Führungskräfte bismax. 40 Jahre<br />

-die Junge <strong>Wirtschaft</strong>!<br />

DieMiRKo <strong>in</strong> Zahlen:<br />

p 400 Teilnehmende<br />

p 1 Welcomeparty<br />

p 2 Keynotes<br />

p 10 Workshops<br />

p 19 Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

p 14 Vorträge<br />

p 16 Unternehmensführungen<br />

p 9 Kulturprogrammpunkte<br />

p 8 Freizeitprogrammpunkte<br />

p 1 Galaabend<br />

p 1 FarewellBrunch


ENTSCHEIDER & KARRIERE 5<br />

Umbrüche geme<strong>in</strong>sam meistern<br />

Jens Rothe will se<strong>in</strong>e Wendeerfahrungen im VW-Aufsichtsrat e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Von Nora Miethke<br />

Selbst dem Nachrichtenmagaz<strong>in</strong> Der<br />

Spiegel war es im vergangenen Jahr<br />

e<strong>in</strong>e Meldung wert, als Jens Rothe<br />

als „erster Ostdeutscher“ <strong>in</strong> den Aufsichtsrat<br />

des Volkswagen-Konzerns gewählt<br />

wurde. Doch der Betriebsratschef<br />

von VW <strong>Sachsen</strong> will sich nicht mit fremden<br />

Federn schmücken. „Die allererste<br />

Ostdeutsche war Birgit Dietze von der Gewerkschaft<br />

IG Metall. Ich b<strong>in</strong> es von der<br />

betrieblichen Seite“, stellt Rothe richtig.<br />

Im Mai rückte er nun auch <strong>in</strong> das Präsidium<br />

des Aufsichtsrats auf, das höchste<br />

Entscheidungsgremium des Konzerns.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der letztes Jahr<br />

vere<strong>in</strong>barten vollen Integration von VW<br />

<strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> den VW-Konzern bis 2027, sei<br />

das Signal an die rund 10.000 VW-Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> Zwickau, Chemnitz und<br />

Dresden wie ganz <strong>Sachsen</strong> groß. „Das Signal<br />

ist, dass das nicht nur auf dem Papier<br />

steht, sondern jetzt schrittweise umgesetzt<br />

wird, unter E<strong>in</strong>beziehung der Standorte<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>“, betont Rothe.<br />

Drehscheibe wieder <strong>in</strong> Gang gesetzt<br />

Dass die Integration allerd<strong>in</strong>gs so lange<br />

dauern würde, hätte der 52-Jährige nicht<br />

gedacht. Er ist seit Januar 1991 bei VW<br />

beschäftigt. In den 1990er-Jahren gab es<br />

andere Prioritäten, etwa den wirtschaftlichen<br />

Niedergang im Osten zu bremsen<br />

und den Menschen <strong>in</strong> der Region durch<br />

Arbeitsplätze bei VW e<strong>in</strong>e Perspektive zu<br />

geben. „Da hat niemand an solche Themen<br />

gedacht.“ Dies kam erst <strong>in</strong> den letzten<br />

zehn Jahren auf die Agenda, seit VW<br />

<strong>Sachsen</strong> als Drehscheibe für die Modelle<br />

Golf und Passat an Bedeutung gewann.<br />

Aber wie kam Rothe, geboren <strong>in</strong> Zittau,<br />

aufgewachsen <strong>in</strong> Zwickau, überhaupt<br />

zu VW? „Daran war me<strong>in</strong>e damalige<br />

Freund<strong>in</strong> und jetzige Frau schuld“,<br />

sagt Rothe und lacht. Er hatte 1990 se<strong>in</strong><br />

Studium der Elektrotechnik abgebrochen,<br />

um schnell noch <strong>in</strong> Beschäftigung<br />

zu kommen, „denn niemand wusste, was<br />

Jens Rothe, Gesamtbetriebsratschef von VW <strong>Sachsen</strong>, sitzt nun auch im Präsidium des VW-Aufsichtsrats. Foto: kairospress<br />

passiert <strong>in</strong> dieser Wendezeit, werden die<br />

Abschlüsse überhaupt noch anerkannt“.<br />

Se<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> arbeitete damals bei Gelenkwelle<br />

<strong>Sachsen</strong>r<strong>in</strong>g und wünschte<br />

sich, dass sie räumlich <strong>in</strong> der gleichen<br />

Umgebung arbeiten. Also f<strong>in</strong>g Rothe 1990<br />

<strong>in</strong> der Trabantproduktion an. <strong>Sachsen</strong>r<strong>in</strong>g<br />

hatte 12.000 Beschäftigte. „Dann war<br />

ich e<strong>in</strong>er der wenigen – Dezember 1990<br />

waren noch 600 Kollegen am Standort –<br />

die übernommen wurden <strong>in</strong> die neue Gesellschaft<br />

und damit zu VW.“<br />

Sicherlich hätte er damals noch andere<br />

berufliche Träume gehabt, doch er habe<br />

nie das Verlangen gespürt, VW zu verlassen,<br />

um e<strong>in</strong>en dieser Träume zu verwirklichen.<br />

Dazu sei die Karriere bei dem<br />

Wolfsburger Autobauer zu sehr e<strong>in</strong>e „e<strong>in</strong>malige<br />

Chance“ gewesen, den Umbruch<br />

nicht nur zu erleben, sondern auch aktiv<br />

zu gestalten. Von VW als Arbeitgeber<br />

könnten Unternehmen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> lernen,<br />

dass die Beteiligung der Belegschaft<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er qualifizierten Mitbestimmung<br />

nicht zum Schaden des Unternehmens<br />

sei, so Rothe. Er höre oft die Schauergeschichten,<br />

was Betriebsräte treiben<br />

oder nicht treiben würden. „Wir wissen<br />

selbst, dass nur e<strong>in</strong> wirtschaftlich erfolgreiches<br />

Unternehmen Beschäftigung sichern<br />

und gute Entgelte zahlen kann.<br />

VW ist nicht trotz, sondern wegen der<br />

Mitbestimmung so erfolgreich“, betont<br />

Rothe, der seit 1996 Betriebsratschef bei<br />

VW <strong>Sachsen</strong> ist.<br />

Se<strong>in</strong>e Transformationserfahrungen<br />

will er nun <strong>in</strong> die Präsidiumsarbeit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Umbrüche, wie sie die deutsche<br />

Automobil<strong>in</strong>dustrie jetzt durchläuft, lassen<br />

sich nur geme<strong>in</strong>sam mit der Mannschaft<br />

bewältigen und nicht gegen sie.<br />

Menschen müssten auf solche Wandelprozesse<br />

nicht nur fachlich vorbereitet<br />

werden, sondern auch sozial und gesellschaftlich,<br />

<strong>in</strong>dem ihnen signalisiert wird,<br />

dass niemand h<strong>in</strong>ten herunterfällt. Das<br />

habe auch beim Umbau des Zwickauer<br />

Werks zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>en E-Auto-Fabrik gegolten.<br />

Sicherlich hätte man auch bei VW<br />

akzeptieren müssen, dass manch älterer<br />

Mitarbeiter sich nicht mehr auf die Weiterbildungs-Schulbank<br />

setzen wollte.<br />

Aber dank vielfältiger Programme, die dabei<br />

helfen, das Lernen wieder zu lernen,<br />

sei es gelungen, die Beschäftigten für die<br />

Elektromobilität zu qualifizieren.<br />

Wofür sich Jens Rothe im Aufsichtsratspräsidium<br />

e<strong>in</strong>setzen will, werde sich<br />

nicht groß von se<strong>in</strong>en bisherigen Aufgaben<br />

unterscheiden, kündigt er an. „Es<br />

muss weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem Konzern<br />

gleichrangiges Ziel von Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Beschäftigungssicherheit<br />

se<strong>in</strong>. Das ist die Hauptbotschaft, die es bei<br />

jedem Thema für die Zukunft zu vermitteln<br />

und auch zu verteidigen gibt“, sagt<br />

der Vater von zwei erwachsenen Söhnen.<br />

Um die Beschäftigung <strong>in</strong> Zwickau sorgt er<br />

sich nicht. Die Fertigungskapazität liegt<br />

bei 300.000 Fahrzeugen im Jahr, die perspektivisch<br />

auch ausgelastet werden würden.<br />

„Der Bedarf an Elektrofahrzeugen<br />

wird <strong>in</strong> Europa und darüber h<strong>in</strong>aus steigen.<br />

Wir werden bald gar nicht <strong>in</strong> der Lage<br />

se<strong>in</strong>, die Bedarfe von Zwickau aus alle<strong>in</strong><br />

zu bedienen. Es müssen weitere Kapazitäten<br />

aufgebaut werden“, betont er.<br />

In Wolfsburg soll künftig auch der ID.3<br />

gebaut werden, der ID.4 rollt <strong>in</strong> Emden<br />

vom Band. Damit habe Zwickau se<strong>in</strong>e alte<br />

Drehscheibenfunktion wieder <strong>in</strong> Gang<br />

setzt, heißt es. Dagegen hält er sich zur<br />

Zukunft der Gläsernen Manufaktur <strong>in</strong><br />

Dresden bedeckt. In e<strong>in</strong>er Pressemitteilung<br />

des VW-Aufsichtsrats Ende letzten<br />

Jahres stand der Satz: „Für Dresden soll<br />

e<strong>in</strong> Nachnutzungskonzept geprüft werden“.<br />

Was das bedeutet, will Rothe nicht<br />

weiter ausführen, versichert aber, dass<br />

ke<strong>in</strong> Konzept akzeptiert werde, das nicht<br />

die Beschäftigung aufrechterhält.<br />

Denn aufgrund der alternden Gesellschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> rechnet auch VW damit,<br />

künftig schwieriger Fachkräfte zu f<strong>in</strong>den.<br />

Rothe wünscht sich e<strong>in</strong>e bessere Kooperation<br />

zwischen Berufsschulen und <strong>Wirtschaft</strong>, „um<br />

junge Menschen wieder <strong>in</strong> die Unternehmen<br />

zu locken und nicht nur <strong>in</strong> die Hörsäle“.<br />

Die MAßSCHNEIDER<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sregion Mittelsachsen<br />

Frauenpower<br />

im Masch<strong>in</strong>enbau<br />

Mittelsächsische Unternehmen im Porträt:<br />

Wir sprechen mit echten Macher<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>novativen<br />

Tüftler<strong>in</strong>nen und kommunikativen Expert<strong>in</strong>nen.<br />

Denn seit Generationen meistern Frauen mit technischer<br />

Expertise und unternehmerischem Weitblick das<br />

Geschäfts- und Familienleben <strong>in</strong> der<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sregion Mittelsachsen.<br />

Mehr über Mittelsachsens starkeUnternehmer<strong>in</strong>nen lesen Sie<br />

unter www.wirtschaft-<strong>in</strong>-mittelsachsen.de<br />

und <strong>in</strong> den sozialen Netzwerken.<br />

Die VERBINDERIN<br />

Die POWERFRAU<br />

Die WEGWEISERIN<br />

www.wirtschaft-<strong>in</strong>-mittelsachsen.de


6 ENTSCHEIDER&KARRIERE<br />

DieUnternehmer<br />

Turbulente Zeiten brauchenMacher<strong>in</strong>nen undMacher mitMut,<br />

Unternehmerpreis überzeugen.<br />

DasChemnitzer E<strong>in</strong>horn<br />

In diesemJahrrückte dasUnternehmen Staffbase <strong>in</strong> denkle<strong>in</strong>enKreis der deutschen<br />

„Unicorns“ auf.Jetzt s<strong>in</strong>ddie Geschäftsführer „<strong>Sachsen</strong>s Unternehmerdes Jahres <strong>2022</strong>“.<br />

Von ChristophUlrich<br />

Die erste Geschäftsidee hatte<br />

nicht e<strong>in</strong>geschlagen. 2011 gründeten<br />

Mart<strong>in</strong> Böhr<strong>in</strong>ger (36) und<br />

Lutz Gerlach (48) mit weiteren Mitstreiterndie<br />

FirmaHojoki. Schon damalsg<strong>in</strong>g<br />

es darum, mit e<strong>in</strong>er Onl<strong>in</strong>e-Plattform die<br />

Arbeitsabläufe der Nutzer zu verbessern.<br />

Sie fanden zwar Geldgeber, aber der<br />

Traum vom Durchbruch wurde nach etwas<br />

mehr als drei Jahren begraben.<br />

Doch Böhr<strong>in</strong>ger und Gerlach, beide<br />

Absolventen der Technischen Universität<br />

Chemnitz, gaben nicht auf. Sie suchten<br />

nach e<strong>in</strong>er neuen Geschäftsidee. Da stießen<br />

sie auf den Dresdner Frank Wolf (46),<br />

e<strong>in</strong>en IT-Spezialisten, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Unternehmensberatung<br />

für Großunternehmen<br />

IntranetLösungen konzipierte. Doch<br />

von den Intranet-Portalen, mit denen die<br />

Unternehmen ihre Mitarbeiter <strong>in</strong>formieren,<br />

war Wolf letztlich nicht überzeugt.<br />

Sie hatten den großen Nachteil, dass damit<br />

nur Beschäftigte erreicht werden<br />

konnten, dieane<strong>in</strong>em PC-Arbeitsplatzsaßen.<br />

Fahrer von Lieferfahrzeugen oder<br />

Monteure auf e<strong>in</strong>er Baustelle konnten an<br />

der Kommunikation nicht teilnehmen.<br />

So wurde die Idee der „Mitarbeiter-App“<br />

für das Smartphone geboren.<br />

Die App kam zum richtigen Zeitpunkt.<br />

Die Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle,<br />

neue Märkte, Homeoffice:<br />

Die Herausforderungen für Unternehmensleitungen<br />

s<strong>in</strong>d groß. Dabei wird die<br />

Kommunikation mit den Beschäftigten<br />

immer wichtiger. „Es besteht die Notwendigkeit,<br />

e<strong>in</strong> Unternehmen schnell zu<br />

wandeln, aber esfehlen die Werkzeuge,<br />

um die Beschäftigten zuerreichen. Das<br />

ist das Kernproblem, das wir lösen“, erklärt<br />

Böhr<strong>in</strong>ger. Kommunikation sei e<strong>in</strong><br />

Wachstumsmarkt.<br />

Internationale Investoren wie Insight<br />

Ventures, Headl<strong>in</strong>e und General Atlantic<br />

wurden auf Staffbase aufmerksam. Achim<br />

Berg, Operat<strong>in</strong>g Partner von General Atlantic,<br />

e<strong>in</strong>em führenden Wachstumskapitalgeber<br />

aus New York, ist mit der Entwicklung<br />

des Chemnitzer Unternehmens<br />

zufrieden. „Das außergewöhnliche Wachstum<br />

von Staffbase zeigt, dass das Unternehmen<br />

mit se<strong>in</strong>er Mission e<strong>in</strong>en Nerv<br />

der globalen <strong>Wirtschaft</strong> getroffen hat“,<br />

sagt Berg. Es gebe <strong>in</strong> vielen Firmen das<br />

starke Bedürfnis nach e<strong>in</strong>er engeren E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

der Belegschaft <strong>in</strong> die Unternehmensziele.<br />

„Wir s<strong>in</strong>d stolz darauf, das<br />

Team von Staffbase bei der Verwirklichungdieser<br />

Aufgabe unterstützenzudürfen“,<br />

soBerg. Staffbase hat e<strong>in</strong>en rasanten<br />

Wachstumsprozess h<strong>in</strong>ter sich. Bereits<br />

von 2014 bis 2018 ist das Team auf über<br />

100 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter gewachsen.Der<br />

Umsatz stieg von rundzehn<br />

Millionen Euro imJahre 2019 auf rund 50<br />

Millionen Euro im vergangenen Jahr.<br />

Mehr als die Hälfte des Umsatzes wird außerhalb<br />

Deutschlands erwirtschaftet. Inzwischen<br />

arbeiten bei dem Chemnitzer<br />

Lutz Gerlach, Mart<strong>in</strong> Böhr<strong>in</strong>ger und Frank Wolf (v.l.) s<strong>in</strong>d<br />

die Gründer von Staffbase – und die diesjährigen „Unternehmer<br />

des Jahres <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>“.<br />

Foto: Stephan Floss<br />

Unternehmen an 16 Standorten weltweit<br />

rund 600 Beschäftigte aus 45 Nationen.<br />

Staffbase hatte früh auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />

Präsenz gesetztund bereits 2016 e<strong>in</strong> Büro<br />

<strong>in</strong> New York eröffnet. 2018 folgten Niederlassungen<br />

<strong>in</strong>London, Amsterdam und<br />

Köln. Büros gibt eszudem <strong>in</strong>Vancouver,<br />

Kelowna, München, Leipzig, Berl<strong>in</strong> und<br />

Dresden. Die Unternehmenssprache ist<br />

Englisch. Bedient werden mehr als 2.000<br />

Kunden weltweit, darunter Unternehmen<br />

wiedie Deutsche Post DHL, T-Systems, Audi<br />

und Adidas. Mittlerweile nutzen nach<br />

denAngabenvon Staffbase etwa 13 Millionen<br />

Beschäftigte die Lösungen des Chemnitzer<br />

Unternehmens für die Mitarbeiterkommunikation.<br />

Im März erhielt das<br />

Chemnitzer Software-Unternehmen weitere<br />

106 Millionen Euro von <strong>in</strong>ternationalen<br />

Kapitalgebern. Die sogenannte Serie-E-<br />

F<strong>in</strong>anzierungsrunde wurde von General<br />

Atlanticaus NewYork angeführt.Auchder<br />

New Yorker Investor Insight Partners, der<br />

bereits an der F<strong>in</strong>anzierung von Staffbase<br />

beteiligt war, hatte weitere Mittel <strong>in</strong>der<br />

neuen F<strong>in</strong>anzierungsrunde zur Verfügung<br />

gestellt. Damit rückteStaffbase <strong>in</strong> denkle<strong>in</strong>en<br />

Kreis der deutschen „Unicorns“ (E<strong>in</strong>hörner)<br />

auf. Als Unicorn wird e<strong>in</strong> Start-up-<br />

Unternehmen bezeichnet,das e<strong>in</strong>e Marktbewertung<br />

von mehr als e<strong>in</strong>er Milliarde<br />

Euro erreicht hat.<br />

E<strong>in</strong> Preisfür<strong>Sachsen</strong>s Unternehmer<br />

•„<strong>Sachsen</strong>sUnternehmer des<br />

Jahres“ wurdezum 17.Mal gekürt.<br />

• Der/dieSieger/<strong>in</strong> erhält immer<br />

„Die Träumende“ derBildhauer<strong>in</strong>MalgorzataChodakowska.<br />

• DieStatueist 40 Kilo<br />

schwer, 1,20 Meter<br />

groß,sie istke<strong>in</strong>Wanderpokal<br />

und gehört am Ende demSieger.<br />

• E<strong>in</strong>e elfköpfigeJury hatentschieden,<br />

werdie vergoldete<br />

Bronzestatuebekommt.<br />

•Gekürt wurden <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr dieStaffbaseGmbHaus<br />

Chemnitz, dieC.F.Rolle GmbH<br />

aus Grünha<strong>in</strong>ichen unddie<br />

FirmaBrotgefühle ausLeipzig.<br />

• Es galten folgende Teilnahmebed<strong>in</strong>gungen:<br />

m<strong>in</strong>d.zehn<br />

Mitarbeiter,500.000 Euro<br />

Jahresumsatz,fünf Jahream<br />

Bereits im März vergangenen Jahres<br />

hatte Staffbase <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>anzierungsrunde<br />

umgerechnet 122 Millionen Euro (145<br />

Millionen US-Dollar) von <strong>in</strong>ternationalen<br />

Kapitalgebern e<strong>in</strong>geworben. Mitdem Geld<br />

sollte das <strong>in</strong>ternationale Wachstum des<br />

Unternehmens vorangetrieben werden.<br />

E<strong>in</strong>Großteil derSumme kam auchdamals<br />

schon vom US-F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>vestor General Atlantic,<br />

der<strong>in</strong>zwischen mehr als 200 MillionenEuro<br />

<strong>in</strong> Staffbase <strong>in</strong>vestiert hat.<br />

Wenige Wochen zuvor hatten die<br />

Chemnitzer die Fusion mit dem kanadischen<br />

Unternehmen Bananatag bekannt<br />

gegeben, e<strong>in</strong>em Spezialisten für E-Mail-Lösungen<br />

zur Mitarbeiterkommunikation.<br />

Markt,eigeneAnteile am Unternehmen,das<br />

mehrheitlich<br />

<strong>in</strong> Privatbesitz se<strong>in</strong>muss, Firmensitz<br />

oder Niederlassung<br />

müssensich<strong>in</strong><strong>Sachsen</strong>bef<strong>in</strong>den.<br />

• Auszeichnungskriterienwaren:<br />

besondereunternehmerische<br />

Leistungen,z.B.Erhalt<br />

oder Schaffung vonJobs,<br />

Lehrstellen, Innovationen, Engagement.<br />

Der<strong>Wirtschaft</strong>spreis „<strong>Sachsen</strong>sUnternehmer desJahres“ iste<strong>in</strong>e Initiativevon Sächsischer Zeitung, Freier Presse,Leipziger<br />

Volkszeitung undMDR sowie vonVolkswagen<strong>Sachsen</strong>, der<strong>Wirtschaft</strong>sprüfungs- undSteuerberatungsgesellschaft<br />

PwC, derLBBWund der GesundheitskasseAOK Plus.<br />

www.unternehmerpreis.de<br />

2020 wurde zudem das Start-up für Mitarbeiterbefragungen<br />

„Teambay“ übernommen.<br />

Ende November 2021 kam das 2001<br />

<strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki (F<strong>in</strong>nland) gegründete Unternehmen<br />

Valo Solutions h<strong>in</strong>zu. Valo ist der<br />

führende Anbieter von Intranets und digitalen<br />

Arbeitsplätzen auf der Basis von Microsoft-365-Anwendungen,<br />

beispielsweise<br />

Office oder Teams. „Viele Unternehmen<br />

haben sich gewünscht, dass Staffbase und<br />

Microsoft 365 noch e<strong>in</strong>facher <strong>in</strong>tegrierbar<br />

s<strong>in</strong>d“, sagt Böhr<strong>in</strong>ger. Der Zukauf diene<br />

der nahtlosen Integration der Staffbase-<br />

Kommunikationsplattform <strong>in</strong> die Anwendungen<br />

von Microsoft.<br />

Das Wachstum durch Zukäufe gehört<br />

zur globalen Expansionsstrategie von<br />

Staffbase. Die drei Gründer haben klare<br />

Marktführerambitionen. „Die Softwarebranche<br />

ist brutal, global undschnell. Entweder<br />

ich gew<strong>in</strong>ne weltweit, oder ich b<strong>in</strong><br />

wegvom Fenster“, me<strong>in</strong>t derStaffbase-Geschäftsführer.„Wirhaben<br />

Spaß an der Herausforderung,<br />

e<strong>in</strong>en globalen Marktführer<br />

<strong>in</strong> Chemnitz aufzubauen“, ergänzt<br />

Böhr<strong>in</strong>ger mit dem H<strong>in</strong>weis, dass Staffbase<br />

nur Unternehmen übernehme, deren<br />

Kultur passt, entscheidend sei e<strong>in</strong>e ähnliche<br />

DNA. Dieist mitdrei Begriffen schnell<br />

beschrieben: Wachstum, auch das persönliche,Verantwortung<br />

tragen unde<strong>in</strong> guter<br />

Mensch se<strong>in</strong>.<br />

Für die Empathie gibt es im Unternehmen<br />

für jeden Mitarbeiter e<strong>in</strong>en bezahlten<br />

„Freiwilligentag“ für e<strong>in</strong>en sozialen<br />

E<strong>in</strong>satz. Die Firma gibt 150 Euro als Spende<br />

dazu. Für die persönliche Weiterentwicklung<br />

stehen zwei bezahlte Urlaubstage<br />

zur Verfügung, bei denen auch Fortbildungen<br />

oder Konferenzbesuche f<strong>in</strong>anziert<br />

werden. Dafürhat jederMitarbeiter e<strong>in</strong> eigenes<br />

Budget.Die Zentrale im ehemaligen<br />

Chemnitzer Wirkbauist e<strong>in</strong> riesiges Großraumbüro<br />

mit flexiblen Stellwänden, Arbeitskab<strong>in</strong>en<br />

aus Glas und Freizeitmöglichkeiten.Esgibte<strong>in</strong>en<br />

Extraraum mite<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en Indoor-Golfplatz und e<strong>in</strong>en<br />

Sportraum zumBasketballspielen.<br />

Schließlich gehört Staffbase zu den<br />

Sponsorpartnern des Chemnitzer Basketballklubs<br />

N<strong>in</strong>ers. „Die N<strong>in</strong>ers s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Aushängeschild<br />

für Chemnitz und passen deshalb<br />

gut mit uns zusammen. Es gibt dort<br />

e<strong>in</strong>e ähnliche Bodenständigkeit mit hohem<br />

Anspruch“, me<strong>in</strong>t Böhr<strong>in</strong>ger. Auch im<br />

Kulturbereichengagiert sichdas Unternehmen.<br />

Böhr<strong>in</strong>ger war e<strong>in</strong>er der „10 für<br />

Chemnitz“, die die Europäische Kulturhauptstadt2025<br />

nach Chemnitz geholthaben.<br />

Imvergangenen Jahr ist Staffbase der<br />

<strong>in</strong>ternationalen Community „Leaders für<br />

Climate Action“ beigetreten, umauch den<br />

Klimaschutz zu unterstützenund den sogenanntenCO2-Fußabdruck<br />

zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

Staffbase ist längst nicht am Ziel.<br />

Nach E<strong>in</strong>schätzung von Böhr<strong>in</strong>ger gibt es<br />

weltweit rund 50.000 Unternehmen, die<br />

zu ihren Kunden werden könnten. Da<br />

s<strong>in</strong>d 2.000 Kunden erst der Anfang. Aber<br />

das Chemnitzer Unternehmen ist dabei,<br />

e<strong>in</strong>en globalenMarktführerfür die Mitarbeiterkommunikationaufzubauen.


ENTSCHEIDER&KARRIERE 7<br />

desJahres<br />

Weitblickund Ideen. Drei vonihnen konntendie Jury bei<strong>Sachsen</strong>s<br />

Ausvielen gutenGründen.<br />

Die Bio-Pioniereaus<br />

dem Erzgebirge<br />

Mit der C.F.Rolle GmbH Mühlewirde<strong>in</strong><br />

Handwerksbetriebbester Ressourcenmanager.<br />

E<strong>in</strong>Vater undse<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der gew<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der<br />

Sonderkategorie „FokusX“.<br />

Von ChristophUlrich<br />

Der Reispilz Koji hat für Thomas<br />

Rolle, Geschäftsführer der Rolle-<br />

Mühle imerzgebirgischen Waldkirchen,<br />

e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung. Der<br />

Pilz wird im japanischen Handwerk seit<br />

500 Jahren verwendet, um die Enzymschwäche<br />

im Reiskorn auszugleichen. E<strong>in</strong>e<br />

Technik, die jedoch <strong>in</strong> Europa unbekannt<br />

war.Für denpromoviertenLebensmitteltechnologen<br />

war der Reispilz e<strong>in</strong>e<br />

Inspiration für se<strong>in</strong> Ziel, das zum Backen<br />

und zum Frischhalten benötigte Enzym<br />

Alpha-Amylase <strong>in</strong> Bioqualität herzustellen.<br />

„Nur wenn das Brot noch am zweiten<br />

Tag schmeckt, bestehen nachhaltige<br />

Wertschöpfungsketten langfristig“, ist<br />

derMühlenchef überzeugt.<br />

H<strong>in</strong>tergrund war die Erkenntnis, dass<br />

die Züchtung von Brotgetreide immer<br />

stärker auf robuste, lagerfähige Sorten<br />

ausgerichtet ist, umdas Getreide weltweit<br />

transportieren zu können. Dazu werden<br />

enzymschwache Getreidesorten benötigt.<br />

Das Problem: Brot und Backwaren halten<br />

nicht lange frisch. Industrielle Backbetriebe<br />

verwenden deshalb <strong>in</strong>dustriell hergestellte<br />

Zusätze, die imBiobereich verpönt<br />

s<strong>in</strong>d. Bereits 2019 g<strong>in</strong>g die Rolle-Mühle<br />

deshalb auf die Arbeitsgruppe Biotechnologie<br />

an der Hochschule Zittau zu, umei-<br />

ne bio-zertifizierbare Lösung zu entwickeln.<br />

Inzwischen ist das Forschungsprojekt<br />

abgeschlossen und es ist gelungen,<br />

e<strong>in</strong> ressourcenschonendes Verfahren zu<br />

entwickeln, das auf e<strong>in</strong>em Nebenprodukt<br />

<strong>in</strong> der Mehlherstellung basiert. Da das Enzym<br />

aus demselben Getreide des Landwirts<br />

erzeugt wird, aus demauch das Brot<br />

gebacken wird, kann e<strong>in</strong> zentrales Problem<br />

regionaler und transparenter Lieferketten<br />

im Biobereich gelöst werden. „Wir<br />

ermöglichen frisch haltende Gebäcke mit<br />

hundertprozentigem Ursprung, dessen Zutaten<br />

ihre Geschichte nicht verstecken,<br />

sondern zeigen können“, erklärt Thomas<br />

Rolle. Alsder heute 66-jährige Lebensmitteltechnologe<br />

als fünfte Generation <strong>in</strong> die<br />

seit 150 Jahren familiengeführte C. F. Rolle<br />

Mühle 1992 e<strong>in</strong>gestiegen war, wurde bald<br />

deutlich, dass derkle<strong>in</strong>e Betriebmit heute<br />

20 Vollzeitbeschäftigten unde<strong>in</strong>em Auszubildenden<br />

nicht gegen die großen <strong>in</strong>dustriellenMühlenankam.<br />

Verpackung aus Kleiepatentiert<br />

Thomas Rolle setzte deshalb früh auf Bioprodukte,<br />

um sich von der Masse der<br />

Mühlen zu unterscheiden. Nach und<br />

nach wurde e<strong>in</strong> Netzwerk an Bäckereien<br />

aufgebaut, aber auch anLandwirten, die<br />

Bio-Getreide liefern konnten. Die Rolle-<br />

Mühle bot Schulungen zuBio-Mehl und<br />

anderen Bio-Produkten an. Zudem wurde<br />

die Produktpalette ausgebaut, sodass die<br />

Bäckereien auch Mandeln, Ros<strong>in</strong>en, Kakao<br />

oder Rum <strong>in</strong> Bioqualität ordern können.<br />

2014 erweitert die Mühle ihr Bio-<br />

Sortiment mit der Dachmarke „Landgemacht“,<br />

ander sich auch andere sächsische<br />

Unternehmen mit Bio-Produkten beteiligen.<br />

Erstmals können Verbraucher<br />

zudem ihren Brotlaib chargengenau vom<br />

Bäcker über die Mühle bis zum Landwirt<br />

verfolgen. „Wir haben uns zue<strong>in</strong>em Spezialisten<br />

für Spezialitäten entwickelt und<br />

s<strong>in</strong>d im besten S<strong>in</strong>ne Biopionier“, sagt<br />

Müller. Damit ist heute auch die Basis geschaffen,<br />

dass se<strong>in</strong>e Tochter Anne (40)<br />

und se<strong>in</strong> Sohn Frank (36) das Geschäft<br />

übernehmen könnten. Die Familientradition<br />

der Rolle-Mühle wird so fortgesetzt.<br />

„Esmacht unsstolz,dass wir dasErbe der<br />

Vorväter erhalten konnten“, me<strong>in</strong>t Thomas<br />

Rolle. Für das Geschäft mit den Endverbrauchern<br />

ist TochterAnne Rolle-Baldauf<br />

zuständig. Die Rolle-Mühle beliefert<br />

Bioläden und den E<strong>in</strong>zelhandel, ist aber<br />

auch bei Supermarktketten wie Rewe,<br />

Kaufland, Globus oder der Biokette<br />

Denns gelistet. Auch der eigene Internetshop<br />

sorgtfür e<strong>in</strong>ensteigenden Absatz.<br />

Mühlen-Chef Thomas Rolle, der sich<br />

im Verband Evangelischer Unternehmer<br />

engagiert, ist neben der Verantwortung<br />

für se<strong>in</strong>e Mitarbeiter noch etwas anderes<br />

wichtig. „Das Bewahren der Schöpfung<br />

ist auch unser Thema“, versichert der 66-<br />

Jährige. So setzt die Mühle bei der Energiegew<strong>in</strong>nung<br />

auf Wasserkraft undSolarenergie.<br />

Das 1990 an der Zschopau errichtete<br />

Wasserkraftwerk reicht aus, um<br />

den Energiebedarf zu decken. „Unser<br />

CO2-Fußabdruck ist null“, sagt Rolle.<br />

Rund 2.000Tonnen Kohlendioxid werden<br />

jedes Jahr vermieden. Der E<strong>in</strong>satz für die<br />

Umwelt endet aber nicht bei der Energie<br />

und Bioprodukten. Vor mehr als e<strong>in</strong>em<br />

Jahrzehnt hatte die Rolle-Mühle zusammen<br />

mit Forschern der TUChemnitz e<strong>in</strong><br />

Müller mit Gewissen:<br />

Anne Rolle-<br />

Baldauf, Dr. Thomas<br />

Rolle (l.) und<br />

Frank Rolle (r.)<br />

von der C.F. Rolle<br />

GmbH Mühle <strong>in</strong><br />

Grünha<strong>in</strong>ichen<br />

gew<strong>in</strong>nen beim<br />

Unternehmerpreis<br />

<strong>in</strong> der Sonderkategorie<br />

„FokusX“.<br />

Foto:Uwe Mann<br />

Verpackungsmaterial entwickelt, das zu<br />

85 Prozent aus Kleie, den Schalen der Getreidekörner,<br />

besteht. Doch als der Erdölpreis<br />

sank, konnte das neue Material<br />

wirtschaftlichnicht mit Styropor konkurrieren.<br />

„Doch wir haben das <strong>in</strong> der<br />

Schublade, wenn sich die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

ändern“, sagt Thomas Rolle, der<br />

dasVerfahren hat patentierenlassen.<br />

„Es geht darum, die Ressourcen der<br />

Welt zu bewahren und nachhaltig nutzbar<br />

zu machen. Das Unternehmen leistet<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en, aber sehr wichtigen Beitrag<br />

für unsere große schöne Welt und<br />

für uns Menschenk<strong>in</strong>der. Denn wir Menschen<br />

brauchen die Erde, die Erde<br />

brauchtuns nicht“, sagte bei der Preisverleihung<br />

Jurymitglied Margitta Markert<br />

von der <strong>Wirtschaft</strong>sprüfungsgesellschaft<br />

KPMG. Genau deshalb habe sich die Jury<br />

entschieden, das Traditionsunternehmen<br />

C. F. Rolle GmbHMühle zum „bestenRessourcenmanager<br />

<strong>2022</strong>“ zu küren.<br />

Viel Gefühl fürBrot<br />

Mart<strong>in</strong>a Faßbenderwechselte mit über60Jahren<br />

ihren Beruf.Aus der Händler<strong>in</strong> fürLuxusmode<br />

wurde e<strong>in</strong>e Bäcker<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e ganzbesondere.<br />

Von Andreas Dunte<br />

W<br />

er beim Pitchen gew<strong>in</strong>nen will,<br />

muss überzeugen können. Und<br />

das<strong>in</strong>maximal drei M<strong>in</strong>uten. Denn mehr<br />

Zeit hat man nicht, wenn man beispielsweise<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fahrstuhl e<strong>in</strong>en möglichen<br />

Geldgeber von se<strong>in</strong>er Geschäftsidee<br />

überzeugen will. Das ist die Idee h<strong>in</strong>term<br />

Pitchen. In der Gläsernen Manufaktur <strong>in</strong><br />

Dresden will Mart<strong>in</strong>a Faßbender genau<br />

wie ihre vier Konkurrenten die Jury von<br />

„<strong>Sachsen</strong>s Unternehmer <strong>2022</strong>“ überzeugen<br />

undbestes Start-up werden. Dem Gew<strong>in</strong>ner<br />

w<strong>in</strong>ken Medialeistungen für<br />

60.000 Euro.E<strong>in</strong> Preis, der beimBekanntwerden<br />

undWachsen helfensoll.<br />

„Die Frau brennt für ihr Unternehmen“,<br />

heißt es nach dem Auftritt von<br />

Mart<strong>in</strong>a Faßbender im Publikum. Und:<br />

„Das Brot schmeckt richtig gut.“ Genau<br />

das ist es, was Mart<strong>in</strong>a Faßbender hören<br />

wollte und weshalb sie sich selbstständig<br />

gemacht hat:„Brot zu backen,das glutenund<br />

weizenfrei ist –und das schmeckt“,<br />

sagtdie Chef<strong>in</strong>des Start-ups Brotgefuehle<br />

– glutenfreie, vegane Bio-Backmanufaktur.<br />

InDresden überlässt sie nichts dem<br />

Zufall und gew<strong>in</strong>nt. Während ihres Auftritts<br />

verteilt sie Probierhäppchen. Mart<strong>in</strong>a<br />

Faßbender hat ihren Broten Namen<br />

gegeben. Auch der Brownie ist nicht e<strong>in</strong>fach<br />

e<strong>in</strong> Brownie. Er heißt He<strong>in</strong>rich. Und<br />

das Marzipangebäck Werner. Die Ü60-<br />

Jährige könnte sich eigentlich zur Ruhe<br />

setzen. Doch sie ist e<strong>in</strong>e Macher<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />

Verlust wäre es obendre<strong>in</strong>. Denn mit ihrem<br />

Geschäft ist sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Marktlücke<br />

gestoßen. Ihr Kundenkreis, sagt sie,<br />

Mart<strong>in</strong>a Faßbender <strong>in</strong> ihrem Geschäft mit e<strong>in</strong>em Tablett Laerchen, wie sie ihre<br />

Lerchen nennt.<br />

Foto:Andre Kempner<br />

wächst täglich. Der Anstoß zur Selbstständigkeit<br />

lag <strong>in</strong> ihrer eigenen Glutenunverträglichkeit,<br />

die der gebürtigen<br />

Düsseldorfer<strong>in</strong> vor e<strong>in</strong>igen Jahren besche<strong>in</strong>igt<br />

wurde. „Herkömmliches Brot<br />

führt bei mir zuMagenweh und Bauchkrämpfen.“<br />

Daraufh<strong>in</strong> krempelte sie ihr<br />

Leben um – nicht nur die Ernährung,<br />

sondern auch gleich den Beruf. Fortan<br />

führte sie nicht mehr Geschäfte für Luxusmode,<br />

sondern absolvierte e<strong>in</strong>e Prüfung<br />

fürglutenfreies Backen, bekam e<strong>in</strong>e<br />

Sondergenehmigung als Quere<strong>in</strong>steiger<strong>in</strong>,<br />

ließ sich doppelt zertifizieren –als<br />

„Bio“ undals glutenfreie Bäckereiund Patisserie.<br />

Das Ganze wird regelmäßig von<br />

Prüfern unde<strong>in</strong>em Laborüberwacht.<br />

Ihr Mann Horst Richter hat e<strong>in</strong>e Studie<br />

zur Hand. Danach liegt der Umsatz <strong>in</strong><br />

dem Marktsegment beiweltweit über5,3<br />

Milliarden Euro und soll bis 2025 auf 7,8<br />

Milliarden Euro wachsen. „Der Prozess<br />

wird durch die Umstellung auf e<strong>in</strong>e gesündere<br />

Ernährung angetrieben“, sagt er.<br />

Der Unternehmensberater hilft se<strong>in</strong>er<br />

Frau, soweit es geht, „damit sie sich ganz<br />

auf ihre Arbeit konzentrieren kann“. Als<br />

beide noch <strong>in</strong>Frankfurt am Ma<strong>in</strong> lebten,<br />

waresumgekehrt, erzählt er.2018 wechselt<br />

Horst Richter beruflich nach Leipzig.<br />

Mart<strong>in</strong>a Faßbender geht mit und beg<strong>in</strong>nt<br />

mit e<strong>in</strong>er Produktionsstätte <strong>in</strong> Leipzig-<br />

Wahren, dem folgt e<strong>in</strong> Pop-up-Store <strong>in</strong><br />

der Nikolaistraße. Aus „Mart<strong>in</strong>as Brotgefuehle“<br />

wird e<strong>in</strong>fach Brotgefuehle. Das<br />

Geschäft f<strong>in</strong>det man heute am Brühl, e<strong>in</strong>e<br />

der ältesten Straßen Leipzigs. Während<br />

Corona hat sie den Laden ganz alle<strong>in</strong>geschmissen.<br />

Kunden kommen zum Teil von weit<br />

her. „Ich werde oft gefragt, warum ich<br />

nicht auch <strong>in</strong> anderen Städten e<strong>in</strong> Geschäft<br />

eröffne. ‚So etwas will f<strong>in</strong>anziert<br />

werden‘, antworte ich dann.“ Mit e<strong>in</strong>em<br />

Investor würde sie diesen Schritt gehen.<br />

Aber auch Lizenznehmer seien willkommen.<br />

Fürdie, die nichtnachLeipzig kommen<br />

können, hat Mart<strong>in</strong>a Faßbender die<br />

Fertigbackmischungen „Fraeule<strong>in</strong>“ für<br />

denheimischen Ofen kreiert.


8 ENTSCHEIDER & KARRIERE<br />

Abschied für die Herr<strong>in</strong><br />

im „Reich der S<strong>in</strong>ne“<br />

Sonja Schilg hat mit ihrem Team auf Schloss Wackerbarth das erste Erlebniswe<strong>in</strong>gut Europas geschaffen.<br />

Jetzt geht sie <strong>in</strong> Rente, aber offenbar nicht <strong>in</strong> den Ruhestand.<br />

Von Peter Redlich<br />

Es ist so e<strong>in</strong> Tag, den die W<strong>in</strong>zer lieben.<br />

Die Thermometeranzeige pendelt<br />

knapp oberhalb der 20 Grad.<br />

Am blauen Himmel schweben sanft e<strong>in</strong><br />

paar Wölkchen. Das kräftig ausgebildete<br />

Blattwerk der We<strong>in</strong>reben schaukelt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

zarten Lüftchen. Wackerbarth-Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

Sonja Schilg hat zur Jungwe<strong>in</strong>probe<br />

e<strong>in</strong>geladen. Mehr Gäste als<br />

sonst – sowieso die We<strong>in</strong>händler, die Wirte,<br />

örtliche Bürgermeister, W<strong>in</strong>zer, die<br />

Leute vom We<strong>in</strong>bauverband. Diesmal aber<br />

auch den Architekten des We<strong>in</strong>gutes von<br />

h.e.i.z.Haus Architektur+Stadtplanung<br />

Dresden und ehemalige Vorstände der<br />

Sächsischen Aufbaubank (SAB), der alle<strong>in</strong>igen<br />

Gesellschafter<strong>in</strong> des Staatswe<strong>in</strong>gutes.<br />

Sonja Schilg hat sich noch e<strong>in</strong> wenig<br />

schicker als sonst angezogen, war beim<br />

Friseur und hat ihr Make-up noch e<strong>in</strong>mal<br />

im Spiegel überprüft. Es ist die letzte Jungwe<strong>in</strong>probe,<br />

zu der sie e<strong>in</strong>lädt. Ende Juni<br />

wird sie die noch auf dem Schreibtisch<br />

ausgebreiteten Jahresabschlüsse von 2021<br />

alle geprüft unterschrieben haben und an<br />

den Nachfolger übergeben. „Im Reich der<br />

S<strong>in</strong>ne“ – damit werben die Wackerbarth-<br />

Market<strong>in</strong>gleute und vor allem die Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

für das We<strong>in</strong>gut. Erlebniswe<strong>in</strong>gut<br />

steht am E<strong>in</strong>gang. Als Sonja<br />

Schilg 2003 mit Mitte 40 den Geschäftsführerjob<br />

übernimmt, war davon noch<br />

nichts zu spüren. Im Gegenteil. Wenige<br />

Jahre zuvor wollte der Freistaat <strong>Sachsen</strong><br />

das We<strong>in</strong>gut als unrentable Immobilie loswerden.<br />

Der Verkauf scheiterte. Niemand<br />

hatte Lust auf Steillagen mit brüchigen<br />

We<strong>in</strong>bergmauern sowie die zu DDR- und<br />

Nachwendezeiten ausgebeuteten Anlagen<br />

und maroden Gebäude.<br />

„Es war damals <strong>in</strong> mir so e<strong>in</strong>e Stimmung<br />

aus Verzweiflung und Bewunderung“,<br />

er<strong>in</strong>nert sich Sonja Schilg <strong>in</strong> der Abschiedsrede<br />

vor ihren Jungwe<strong>in</strong>probe-Gästen.<br />

Verzweiflung, weil sie als damalige<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong> der Görlitzer Landskron-Brauerei<br />

diese zu e<strong>in</strong>er Erlebnisbrauerei<br />

machen wollte, <strong>in</strong> der gefeiert,<br />

geheiratet und getagt werden kann. Wo es<br />

neben Bier noch anderes als Bücher oder<br />

DIGITALDRUCK<br />

Sonja Schilg hat das We<strong>in</strong>gut Wackerbarth geprägt. Nun übergibt sie an ihren Nachfolger.<br />

Gläser zu erwerben gibt. Doch der zu dieser<br />

Zeit 75-jährige Besitzer war skeptisch<br />

und zögerte. Also schickte die <strong>in</strong>zwischen<br />

gestandene Biermanager<strong>in</strong> ihr Konzept e<strong>in</strong>er<br />

Erlebniswelt an den zuständigen<br />

Mann <strong>in</strong> der sächsischen Regierung. Dort<br />

war gerade erst entschieden worden, Wackerbarth<br />

doch zu behalten, zu sanieren,<br />

zu <strong>in</strong>vestieren, e<strong>in</strong> modernes We<strong>in</strong>gut zu<br />

kreieren. Da passten die Ideen der Frau<br />

aus Görlitz, die zudem Leitungserfahrung<br />

mitbrachte, vortrefflich. Vom Bier zum<br />

We<strong>in</strong>? Eigentlich war die junge Sonja –<br />

1956 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bauernfamilie geboren –<br />

e<strong>in</strong>st vor der Landwirtschaft ausgerissen.<br />

Die Großeltern und die Eltern bauten <strong>in</strong><br />

ihrem großen Betrieb Gemüse und auch<br />

We<strong>in</strong> an. Sie kannte die Arbeit auf dem<br />

Land gut, auch die Wetterunbilden und<br />

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Foto: Arvid Müller<br />

schwankenden Erträge. Das wollte sie sich<br />

damals nicht aufbürden. Weit weg von der<br />

slowakischen Heimat suchte sie sich ihren<br />

Studienplatz <strong>in</strong> Dresden. Betriebswirtschaft<br />

mit der Spezialisierung Fremdenverkehr.<br />

Mit der Liebe ist sie nach Görlitz<br />

geraten und mit den Ideen vom Erlebniswe<strong>in</strong>gut<br />

schließlich <strong>in</strong> Radebeul bei Dresden<br />

gelandet. Konrad Scheerbaum, e<strong>in</strong><br />

Wackerbarthianer, der die Sektmassenproduktion<br />

zu DDR-Zeiten und die Wirren der<br />

Nachwendejahre gut kennt und heute Besucher<br />

durch das We<strong>in</strong>gut führt, er<strong>in</strong>nert<br />

sich an 2003 und die Folgejahre: „Mit Frau<br />

Schilg hatten wir wieder e<strong>in</strong> Ziel. Sie hat<br />

uns verständlich erklärt, wo es h<strong>in</strong>gehen<br />

soll. Viele haben damals aufgeatmet.“<br />

Doch 2,6 Millionen Euro Jahresumsatz<br />

stand e<strong>in</strong>e Investition von 20 Millionen Euro<br />

gegenüber. Sonja Schilg spricht <strong>in</strong> ihrer<br />

Abschiedsrede auch von Bewunderung,<br />

die sie mit bewogen habe, die große<br />

Aufgabe anzugehen. Bewunderung<br />

für den Mut der damaligen SAB-Führung,<br />

sie ihre Ideen umsetzen zu lassen.<br />

Die glückliche Verb<strong>in</strong>dung von Manufaktur,<br />

Landschaft und Architektur, die<br />

zum Erlebnis für viele Besucher werden<br />

sollte. Es brauchte Geduld und dafür<br />

wiederum Geld – für 25.000 Quadratmeter<br />

marode Trockenmauern, für e<strong>in</strong>e<br />

neue Abfüllanlage, für das Neuaufreben<br />

der vernachlässigten Terrassen, für<br />

neue We<strong>in</strong>- und Sektkreationen, die mit<br />

Qualität Preise bis um die 20 Euro je<br />

Flasche rechtfertigen.<br />

Die zierliche Frau mit der großen<br />

Energie und ihre heute 130 festen sowie<br />

etwa 80 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

<strong>in</strong> den Sommer- und Erntemonaten<br />

haben fast all das geschafft. Und<br />

überstanden: Die Jahre 2008 bis 2012,<br />

als Frost fast zweie<strong>in</strong>halb Ernten zunichte<br />

machte. Die Flut im Juni 2013,<br />

als der Tonnenkeller noch im Herbst<br />

voll Wasser stand. Das We<strong>in</strong>gut Schloss<br />

Wackerbarth hat alle We<strong>in</strong>- und Sektauszeichnungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland bekommen<br />

– vom „Deutschen Sekt<br />

Award“ als „Bester Sekterzeuger<br />

Deutschlands“ über den vierten Stern<br />

im Falstaff We<strong>in</strong>guide Deutschland bis<br />

zur Ehrung als e<strong>in</strong>e der „Unique W<strong>in</strong>eries<br />

of the World“ (vom We<strong>in</strong>fachführer<br />

V<strong>in</strong>um). Sonja Schilg selbst ist vom<br />

Gault&Millau zur Gutsverwalter<strong>in</strong> des<br />

Jahres gekürt worden, sie erhielt für ihren<br />

E<strong>in</strong>satz für das Kultur- und We<strong>in</strong>land<br />

<strong>Sachsen</strong> die sächsische Verfassungsmedaille.<br />

Doch davon macht sie<br />

ke<strong>in</strong> Gewese. Dafür geistern durch ihren<br />

Kopf immer neue E<strong>in</strong>fälle, wie das<br />

We<strong>in</strong>gut weiter vorangebracht werden<br />

kann. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist das Glühwe<strong>in</strong>-Rezept<br />

des Raugrafen von Wackerbarth,<br />

das sie mit ihrem Team ausgegraben<br />

hat. Das Getränk darf zwar<br />

nicht Glühwe<strong>in</strong> heißen, weil hiesiger<br />

We<strong>in</strong> mit Traubensaft gemixt ist, aber<br />

„Weiß und Heiß“ lassen sich die Leute<br />

zu e<strong>in</strong>em Stück Stollen auch gern<br />

schmecken. Schloss Wackerbarth ist e<strong>in</strong>e<br />

begehrte Kulisse für Hochzeiten, Tagungen<br />

und Bälle geworden. Fast<br />

200.000 Besucher hat das Gut heute im<br />

Jahr. Es ist <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> Erlebniswe<strong>in</strong>gut<br />

im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes.<br />

Das erste Europas, worauf die Wackerbarthianer<br />

zu Recht stolz s<strong>in</strong>d. Jürgen<br />

Aumüller, der erste Kellermeister, stand<br />

Sonja Schilg auf Wackerbarth die längste<br />

Zeit zur Seite und schuf immer wieder<br />

neue We<strong>in</strong>kreationen, die gerade<br />

jetzt wieder im Klimawandel gefragt<br />

s<strong>in</strong>d. Die sächsische We<strong>in</strong>bauregion ist<br />

<strong>in</strong>zwischen auf dem Temperaturniveau<br />

von Burgund und Bordeaux. Se<strong>in</strong> Urteil<br />

über die Ex-Chef<strong>in</strong>: „E<strong>in</strong>e Frau, die sehr<br />

zielorientiert ist, uns gefordert und gefördert<br />

hat, mit der man immer reden<br />

konnte, die für uns e<strong>in</strong>gestanden ist<br />

und uns den Rücken für die eigentliche<br />

Arbeit freigehalten hat.“<br />

Verzweiflung und Bewunderung<br />

Sonja Schilg spricht immer wieder vom<br />

Genuss, der <strong>in</strong> der We<strong>in</strong>kulturlandschaft<br />

<strong>Sachsen</strong>s und <strong>in</strong> ihrem Gut geboten<br />

wird. Das hat sich herumgesprochen,<br />

belegen die jüngsten Tourismusstudien.<br />

Die Mehrzahl der Besucher<br />

kommt <strong>in</strong> den Freistaat, um zu genießen.<br />

Im Marktverkauf bei Wackerbarth<br />

ist das zu spüren. Nicht selten werden<br />

Sekt und We<strong>in</strong> kistenweise <strong>in</strong> großen<br />

Autos verstaut. Die E<strong>in</strong>heimischen<br />

kommen dafür öfter, um auf den Terrassen<br />

beim Schoppen Riesl<strong>in</strong>g vom<br />

Goldenen Wagen oder Tram<strong>in</strong>er vom<br />

Paradiesberg der Livemusik vom Balkon<br />

zu lauschen. Am 1. Juli tritt der neue<br />

Geschäftsführer Andreas Stuhl <strong>in</strong> die<br />

geschäftlich großen Fußstapfen der grazilen<br />

Frau. Er br<strong>in</strong>gt Erfahrungen aus<br />

der Schokoladenherstellung mit, ist bei<br />

We<strong>in</strong> und Sekt aber e<strong>in</strong> Neul<strong>in</strong>g. Sogar<br />

<strong>Sachsen</strong>s M<strong>in</strong>isterpräsident Michael<br />

Kretschmer hat sich bei Sonja Schilg für<br />

die beherzte Aufbauarbeit bedankt. Das<br />

We<strong>in</strong>gut macht heute zehnmal so viel<br />

Umsatz wie 2002. Unterm Strich steht<br />

für 2021 e<strong>in</strong> hoher sechsstelliger Gew<strong>in</strong>n.<br />

Und Wackerbarth wird von den<br />

W<strong>in</strong>zern der Region respektvoll <strong>in</strong> vielem<br />

als Vorbild und Streiter für ihre Interessen<br />

gesehen. Das Verdienst von<br />

Sonja Schilg. „Sie ist die herausragende<br />

Gestalter<strong>in</strong> der sächsischen We<strong>in</strong>kulturlandschaft“,<br />

sagt der Radebeuler We<strong>in</strong>bauer<br />

Friedrich Aust über sie.<br />

Und jetzt vom „Reich der S<strong>in</strong>ne“ <strong>in</strong><br />

den Ruhestand? Sonja Schilg hat <strong>in</strong><br />

ihrem Radebeuler Haus junge Frauen<br />

mit K<strong>in</strong>dern aus der Ukra<strong>in</strong>e aufgenommen.<br />

Die Enkel freuen sich auf mehr<br />

Oma-Zeit. Zur Ruhe kommen möchte<br />

sie. Und denkt dennoch schon wieder<br />

weiter. Wie wäre es denn mit We<strong>in</strong>bau<br />

<strong>in</strong> der Lausitz? Auf den Böden neben<br />

den ehemaligen Tagebauen. Das<br />

brächte Arbeitsplätze und Touristen.<br />

E<strong>in</strong> paar Millionen aus den 14 Milliarden<br />

Bundeszuschuss für den sächsischen<br />

Kohleausstieg wären da s<strong>in</strong>nvoll<br />

angelegt, sagt sie. Das Konzept dafür<br />

hat sie schon im Kopf. Sonja Schilg<br />

spricht ruhig und mit Witz über fast<br />

20 Jahre ihres Lebens. Die Jungwe<strong>in</strong>proben-Gäste<br />

lauschen, klatschen, manche<br />

umarmen sie nach der Rede.<br />

Draußen steigt die Sonne höher. Es<br />

wird e<strong>in</strong> warmer Sommertag. Gut für<br />

den Wackerbarth-We<strong>in</strong>.


ANZEIGE TOPRECHTSANWÄLTE IN SACHSEN 9<br />

Vermögensnachfolge zu Lebzeiten:<br />

Steuern sparen, Streit verh<strong>in</strong>dern<br />

Jährlich werden <strong>in</strong> Deutschland<br />

–gerade <strong>in</strong> Unternehmerkreisen<br />

– Milliarden<br />

Euro vererbt. In vielen Fällen<br />

kommt esdabei auch zu<br />

Streit. Noch häufiger s<strong>in</strong>d<br />

größere Summen an Erbschaftsteuern<br />

zu zahlen.<br />

Etwaige Probleme können<br />

vermieden werden, <strong>in</strong>dem<br />

bereits frühzeitig zu Lebzeiten<br />

e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Vermögensübertragung<br />

vollzogen<br />

wird.<br />

Konflikte entstehen bei erbrechtlichen<br />

Übertragungen<br />

oftmals zwischen den<br />

Erben über die Verteilung<br />

des Nachlasses. Die spielt<br />

besonders dann e<strong>in</strong>e Rolle,<br />

wenn Unternehmensanteile<br />

oder Unternehmensbeteiligungen<br />

zu klären s<strong>in</strong>d.<br />

Statt auf die Vernunft der<br />

Beteiligten zu setzen und<br />

zu hoffen, dass e<strong>in</strong>e gütliche<br />

Erbause<strong>in</strong>andersetzung<br />

gel<strong>in</strong>gen wird, empfiehlt es<br />

sich, bereits zu Lebzeiten<br />

klare Regelungen zu schaffen.<br />

Durch Schenkungsverträge,<br />

beispielsweise mit<br />

Pflichtteilsverzichten, können<br />

die Vermögenswerte<br />

zu Lebzeiten entsprechend<br />

dem eigenen Willen verteilt<br />

werden. Hierbei ist es dann<br />

auch möglich und wichtig,<br />

die eigene Absicherung im<br />

Blick zu haben. So kann man<br />

sich beispielsweise Gegenrechte<br />

<strong>in</strong> Form von Nießbrauch,<br />

Wohnungsrechten<br />

o. ä. vorbehalten. Nicht zuletzt<br />

kann e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />

Gestaltung bei der Übertragung<br />

von VermögenswertenzuLebzeiten<br />

den Vorteil<br />

bieten, dass auch spätere<br />

Pflichtteilsansprüche<br />

gleich mit geklärt oder zum<strong>in</strong>dest<br />

reduziert werden<br />

können. Dies kann u. a. zu<br />

e<strong>in</strong>er deutlichen Besserung<br />

der Familiensituation <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Erben nach dem<br />

Erbfallführen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer vorteilhafter<br />

Effekt bei diesen Schenkungen<br />

zu Lebzeiten ist, dass<br />

die Begünstigten Vermögenswerte<br />

vor Anfall e<strong>in</strong>er<br />

Erbschaft erhalten, sodass<br />

sie über diese sogleich verfügen<br />

können. Man denke<br />

nur an die Gründung e<strong>in</strong>er<br />

Familie oder den Aufbau e<strong>in</strong>er<br />

beruflichen Existenz.<br />

Die Gestaltung der Vermögensnachfolge<br />

zu Lebzeiten<br />

bietet aber vor allen D<strong>in</strong>gen<br />

auch Steuervorteile. Steuerfreibeträge<br />

können hier wesentlich<br />

besser ausgenutzt<br />

werden und die nachfolgende<br />

Erbengeneration dadurch<br />

steuerlich entlastet werden.<br />

So haben Ehegatten aller 10<br />

Jahre e<strong>in</strong>en Freibetrag von<br />

500.000,00€und K<strong>in</strong>der aller<br />

10 Jahree<strong>in</strong>en Freibetrag von<br />

400.000,00 €.Durch gezielte<br />

Übertragungen unterAusnutzung<br />

dieser 10-Jahres-Frist<br />

ist es also möglich, größere<br />

Vermögenswerte steueroptimiert<br />

und möglichst steuerfrei<br />

zu übertragen.<br />

Um bei diesen Übertragungen<br />

ke<strong>in</strong>e Fehler zu begehen<br />

und diese sachgerecht und<br />

zielgerichtet zu planen, ist<br />

aus unserer Sicht fachkundige<br />

Beratung erforderlich,<br />

für die wir gern zur Verfügung<br />

stehen. Wir planen und<br />

erarbeiten mit Ihnen Konzepte<br />

für optimale Unternehmensnachfolgen.<br />

Aus<br />

politischen Erwägungen heraus<br />

sollte bedacht werden,<br />

dass durchausfraglich ist, ob<br />

die aktuellen hohen Steuerfreibeträge<br />

nichtschon bald<br />

Gegenstand politischer Umgestaltungen<br />

werden und<br />

ggf.erheblich s<strong>in</strong>ken.<br />

David Oertel<br />

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2020 und 2021 vom Magaz<strong>in</strong> stern zu den<br />

„Besten Anwaltskanzleien im Familienrecht“<br />

gekürt sowie seit 1993 bis 2021 <strong>in</strong>sgesamt<br />

13-mal vomMagaz<strong>in</strong> Focus als „Top-Anwälte“<br />

im Familienrecht und Erbrecht ausgezeichnet.<br />

MVZ-Gründer aufgepasst: BSGverschärft Voraussetzungen<br />

der Anstellungsgenehmigung für Gesellschafter<br />

Die Anstellung zweier Gesellschafter<br />

<strong>in</strong> dem eigenen<br />

Mediz<strong>in</strong>ischen Versorgungszentrum<br />

(MVZ) wird<br />

durch e<strong>in</strong> aktuelles Urteil<br />

des Bundessozialgerichts<br />

nun endgültig verh<strong>in</strong>dert<br />

(Urteil v. 26.01.<strong>2022</strong>, Az.: B6<br />

KA 2/21 R). Die langersehnte<br />

Urteilsveröffentlichung<br />

liegt endlich vor.<br />

Verfahren<br />

Geklagt hatte e<strong>in</strong> Nierenzentrum-MVZ,<br />

das <strong>in</strong> der<br />

Rechtsform e<strong>in</strong>er Gesellschaft<br />

bürgerlichen Rechts<br />

organisiert ist. Das Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgungszentrum<br />

besteht aus zwei Gesellschaftern,<br />

die jeweils zu<br />

50% an der Gesellschaft beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d und gleichermaßen<br />

zum Geschäftsführer<br />

bestellt s<strong>in</strong>d. Zunächst hatte<br />

der Zulassungsausschuss<br />

der KV <strong>Sachsen</strong>-Anhalt das<br />

MVZ zur vertragsärztlichen<br />

Versorgung zugelassen, die<br />

Anstellungsgenehmigungen<br />

jedoch nicht erteilt.<br />

Nach erfolglosem Widerspruch<br />

vor dem Berufungsausschuss<br />

hatte das Sozialgericht<br />

Magdeburg die<br />

Entscheidung aufgehoben<br />

und entsprechend der bislang<br />

gängigen Praxis e<strong>in</strong>en<br />

Anspruch des MVZ auf Erteilung<br />

der Anstellungsgenehmigungen<br />

bejaht. Wegen<br />

der grundsätzlichen Bedeutung<br />

der Rechtsfrage wurde<br />

die Sprungrevision zum BSG<br />

zugelassen.<br />

Entscheidung<br />

Das BSG hat nun die Entscheidung<br />

des Sozialgerichts<br />

wieder aufgehoben.<br />

Vorabdas Wichtigste:<br />

E<strong>in</strong> Arzt kann zugleich Gesellschafter<br />

und abhängig<br />

Beschäftigter e<strong>in</strong>er MVZ-<br />

Betreibergesellschaft se<strong>in</strong>.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Voraussetzungen,<br />

bleibt esbei e<strong>in</strong>em<br />

juristischen „Eskommt<br />

darauf an …“ Den Urteilsgründen<br />

s<strong>in</strong>d wesentliche<br />

Änderungen im Rahmen<br />

der Vertragsgestaltung und<br />

Antragsstellung zu entnehmen,<br />

die bei der Gründung<br />

e<strong>in</strong>es Mediz<strong>in</strong>ischen Versorgungszentrums<br />

zukünftig<br />

zu beachtens<strong>in</strong>d.<br />

In Anlehnung an die bekannte<br />

Rechtsprechung des 12.<br />

Senats wird für die Genehmigung<br />

der Anstellung im<br />

eigenen MVZ e<strong>in</strong> weisungsgebundenes<br />

Arbeitsverhältnis<br />

gefordert. Im vorliegenden<br />

Fall g<strong>in</strong>g das BSG<br />

davon aus, dass tatsächlich<br />

e<strong>in</strong> solches nicht vorlag,<br />

sondern die Ärzte als freie<br />

Vertragsärzte imMVZ tätig<br />

werden wollten. Dies sei<br />

der konkretenvertraglichen<br />

Gestaltung zu entnehmen.<br />

Problematisch waren<strong>in</strong>sbesondere:<br />

• die jeweils 50%ige<br />

Gesellschafterstellung<br />

sowie<br />

• die E<strong>in</strong>stimmigkeit bei<br />

Gesellschafterbeschlüssen<br />

Hierdurch könnte jederAngestellte<br />

durch se<strong>in</strong> Stimmenrechtals<br />

geschäftsführender<br />

Gesellschafter unliebsame<br />

Weisungen verh<strong>in</strong>dern.<br />

Bedeutung <strong>in</strong> der Praxis<br />

Das BSG hat <strong>in</strong> der umfassenden<br />

Urteilsbegründung<br />

<strong>in</strong> erheblichem Umfang Abgrenzungskriterien<br />

zwischen<br />

weisungsgebundener<br />

Beschäftigung und freier<br />

Tätigkeit als Vertragsarzt<br />

aufgezeigt. Es ist daher<br />

dr<strong>in</strong>gend zu empfehlen, sich<br />

bei der Gründung e<strong>in</strong>es Mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgungszentrums<br />

rechtlich beraten<br />

zu lassen, um etwaigen statusrechtlichen<br />

Problemen<br />

im späterenGenehmigungsverfahren<br />

vorzubeugen.<br />

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In e<strong>in</strong>er neuen Entscheidung<br />

hat der Bundesgerichtshof<br />

nun geklärt, dass auch<br />

beim K<strong>in</strong>desunterhalt und<br />

nicht nur beim Elternunterhalt<br />

und Ehegattenunterhalt<br />

grundsätzlich bis zu Höhe<br />

des Wohnvorteiles neben<br />

den Z<strong>in</strong>szahlungen zusätzlich<br />

die Tilgungsleistungen berücksichtigt<br />

werden, die der<br />

Unterhaltspflichtige für die<br />

F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>er selbstgenutzten<br />

Immobilie erbr<strong>in</strong>gt.<br />

Wasist e<strong>in</strong>Wohnwert oder e<strong>in</strong><br />

geldwerter Vorteil mietfreies<br />

Wohnen? Bewohnt e<strong>in</strong> Unterhaltspflichtiger<br />

e<strong>in</strong> selbstgenutztes<br />

Eigenheim, wird die<br />

für dieses Objekt erzielbare<br />

Kaltmiete e<strong>in</strong>kommenserhöhend<br />

se<strong>in</strong>en übrigen E<strong>in</strong>künften<br />

h<strong>in</strong>zugerechnet. Der<br />

Unterhalt ermittelt sich dann<br />

aus diesem höheren E<strong>in</strong>kommen.<br />

Von diesem Wohnwert<br />

abgezogen werden konnte<br />

bisher unstreitig der Z<strong>in</strong>santeil<br />

des Immobilienkredites.<br />

Bezüglich des Tilgungsanteiles<br />

wardies streitig, da Tilgungen<br />

e<strong>in</strong>e Vermögensmehrung<br />

darstellen und grundsätzlich<br />

e<strong>in</strong>e Vermögensbildung nicht<br />

zu Lasten des Unterhaltsberechtigten<br />

erfolgen darf.<br />

Der Bundesgerichtshof führt<br />

nun aus, dass –wenn den Tilgungen<br />

e<strong>in</strong> Wohnvorteil <strong>in</strong><br />

gleicher Höhe gegenübersteht<br />

–nichtvon e<strong>in</strong>er unterhaltsrechtlich<br />

unzulässigen<br />

Vermögensbildung auszugehen<br />

sei. Denn anderenfalls<br />

würde der Immobilieneigentümer,<br />

der noch e<strong>in</strong> Darlehen<br />

für die Immobilie f<strong>in</strong>anzieren<br />

muss, e<strong>in</strong>em lastenfrei wohnenden<br />

Eigentümer gleichgestellt,<br />

obwohl er das Wohneigentum<br />

bei wirtschaftlicher<br />

Betrachtungsweise mit se<strong>in</strong>en<br />

Tilgungsleistungen erst<br />

noch erwerben muss. Der<br />

Unterhaltspflichtige bestreite<br />

<strong>in</strong> wirtschaftlicher H<strong>in</strong>sicht<br />

die Aufwendungen für die<br />

Deckung se<strong>in</strong>er Wohnbedürfnisse<br />

aus den f<strong>in</strong>anziellen Mitteln,<br />

die ihm im notwendigen<br />

Selbstbehalt zur Verfügung<br />

stehen. Denn der oberhalb des<br />

notwendigen Selbstbehalts<br />

(derzeit: 1.160 €) liegende Teil<br />

se<strong>in</strong>es (Erwerbs)E<strong>in</strong>kommens<br />

wird durch den vom Wohnvorteil<br />

kompensierten Schuldendienst<br />

nicht berührt und<br />

kann weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> voller Höhe<br />

für den Unterhalt der m<strong>in</strong>derjährigen<br />

K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Die Verwendung der<br />

Geldmittel im Rahmen des<br />

notwendigen Selbstbehalts<br />

unterliege aber der freien<br />

Disposition des Unterhaltspflichtigen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist es <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei der Gefährdung des<br />

M<strong>in</strong>destunterhalts m<strong>in</strong>derjähriger<br />

K<strong>in</strong>der nicht generell<br />

ausgeschlossen, dem Unterhaltspflichtigen<br />

e<strong>in</strong>e Obliegenheit<br />

zur Tilgungsstreckung<br />

aufzuerlegen. Dies wird<br />

aber nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

<strong>in</strong> Betracht gezogen werden<br />

können, so etwa, wenn e<strong>in</strong>e<br />

ungewöhnlich hohe Tilgung<br />

vere<strong>in</strong>bart oder das Eigenheim<br />

bereits weitgehend abgezahltworden<br />

ist.<br />

Die Begründung des Bundesgerichtshofes<br />

passt auch zu<br />

E<strong>in</strong>künften e<strong>in</strong>es Unterhaltspflichtigen<br />

aus Vermietung<br />

und Verpachtung, wo ebenfalls<br />

bisher streitig war, ob<br />

Tilgungen auf Immobiliendarlehen<br />

den Miete<strong>in</strong>nahmen<br />

gegengerechnetwerden können.<br />

Zum<strong>in</strong>dest bis zur Höhe<br />

der E<strong>in</strong>nahmen dürfte dies<br />

nun möglich se<strong>in</strong>.<br />

Viele bisherige Unterhaltsberechnungen<br />

berücksichtigen<br />

diese neue Rechtsprechung<br />

des Bundesgerichtshofes aus<br />

dem Jahre<strong>2022</strong> nicht. S<strong>in</strong>d Sie<br />

unterhaltspflichtig und Eigentümer<br />

von Immobilien, sollten<br />

Sie daher ggf. die Unterhaltsberechnungen<br />

prüfen lassen.<br />

Katja Noltemeier<br />

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Der Gesetzgeber hat das Personengesellschaftsrecht<br />

reformiert<br />

und e<strong>in</strong> GbR-Gesellschaftsregister<br />

e<strong>in</strong>geführt. Die<br />

E<strong>in</strong>tragung existierender bzw.<br />

zu gründender GbRnach notarieller<br />

Beurkundung ist freiwillig.<br />

Die E<strong>in</strong>tragung empfiehlt sich,<br />

wenn die Gesellschaft regelmäßig<br />

am Rechtsverkehr teilnimmt.<br />

Dadurch gew<strong>in</strong>nt die<br />

GbR neben anderen Personengesellschaften<br />

an Rechtssicherheit,<br />

da sich aus dem Register<br />

Änderungen <strong>in</strong> der Gesellschafterstruktur<br />

oder der Vertretungsbefugnis<br />

ergeben. E<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>tragungspflicht besteht<br />

bezüglich der Gesellschafterliste<br />

im Handelsregister oder<br />

bei Grundbuche<strong>in</strong>trägen. Über<br />

Grundstücks- oder Geschäftsanteile,<br />

deren Inhaber die GbR<br />

ist, kann nur verfügt werden,<br />

wenn die GbRselbst im Register<br />

e<strong>in</strong>getragen ist.<br />

Weitere Änderungen des Gesellschaftsrechts<br />

der GbR erfordern<br />

es, die Neuregelungen<br />

mit der eigenen Satzung zu vergleichen,<br />

diese gegebenenfalls<br />

zu ergänzen oder anzupassen:<br />

Nunmehr ist geregelt, dass die<br />

Gesellschaft im Falle des Ausscheidens<br />

e<strong>in</strong>es Gesellschafters<br />

nicht mehr aufgelöst ist.<br />

Der Geschäftsanteil wächst den<br />

verbleibenden Gesellschaftern<br />

an, was abf<strong>in</strong>dungsrelevante<br />

Risiken birgt.<br />

Gesellschaftern kann im Gesellschaftsvertrag<br />

nun e<strong>in</strong>e<br />

Alle<strong>in</strong>geschäftsführungs- bzw.<br />

Alle<strong>in</strong>vertretungsbefugnis e<strong>in</strong>geräumt<br />

werden. Die Nachhaftung<br />

wurde auf fünf Jahre<br />

begrenzt, sodass künftig Regelungen<br />

zur Freigabe von Sicherheiten<br />

und Haftungsfreistellungen<br />

<strong>in</strong> die Gesellschaftsverträge<br />

aufgenommen werden sollten.<br />

Nach notwendiger oder zum<strong>in</strong>dest<br />

zweckdienlicher E<strong>in</strong>tragung<br />

ist die Löschung nur nach<br />

ordnungsgemäßer Liquidation<br />

der Gesellschaft möglich. Alle<br />

Gesellschaftsverträge sollten<br />

an die neuen gesetzlichen Regelungen<br />

angepasst werden. Gern<br />

unterstützen wir Sie dabei.<br />

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ENTSCHEIDER&KARRIERE 11<br />

Autosfahren niemals autonom<br />

Der DresdnerJürgen Bönn<strong>in</strong>ger legtSchwächender Technik vonAutos offen, um sie zu verbessern. Dabei<br />

kritisierterTesla genausohartwie e<strong>in</strong>st die DDR.Jetzt erhieltervon derTUdie Ehrendoktorwürde.<br />

Von Peter Ufer<br />

Tesla zeigtedeutliche Schwächen.<br />

Über 50 verkehrsgefährdende<br />

Mängel wies 2016 der Dresdner<br />

Gutachter Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger der US-<br />

Elektro-Limous<strong>in</strong>e nach. Die Aktie des<br />

Autobauers sackte nach Bekanntwerden<br />

der Problemlistekurzzeitig ab.<br />

„Das Gutachten gefiel nicht jedem,<br />

manche wollten verh<strong>in</strong>dern, dass es öffentlich<br />

wird, vor allem <strong>in</strong> den USA“,<br />

sagt der 65-Jährige. Doch sich Fahrzeuge<br />

und deren Mängel frei von politischen<br />

und unternehmerischen Interessen<br />

genau anzusehen, sie öffentlich zu<br />

diskutieren und daraus Folgen abzuleiten,<br />

gehört zum Selbstverständnis se<strong>in</strong>es<br />

Berufes. Für Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger ist<br />

dieses Pr<strong>in</strong>zip nichtverhandelbar.<br />

Als ernach dem Masch<strong>in</strong>enbau-Studium<br />

an der Technischen Universität<br />

Dresden 1982 im Kraftfahrzeugtechnischen<br />

Amt/KTA der DDR <strong>in</strong>Dresden anf<strong>in</strong>gzuarbeiten,<br />

lag dieIdee, mite<strong>in</strong>em<br />

E-Auto durch die Gegend zu fahren,<br />

noch <strong>in</strong> weiter Ferne. Doch dass e<strong>in</strong><br />

Sachverständiger unabhängig arbeiten<br />

muss, das erachtete der TU-Absolvent<br />

damals schon als dr<strong>in</strong>gend notwendig.<br />

Die Zwänge <strong>in</strong> der DDR verstärkten<br />

se<strong>in</strong> Ideal, sich als Fachmann von fremden<br />

E<strong>in</strong>flüssen zu befreien. Mit dieser<br />

Haltung bewegt sich der Ingenieur <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Dresdner Tradition.<br />

Schon 1905 hatte Professor Hermann<br />

Scheit an der damaligen Technischen<br />

Hochschule die weltweit erste eigenständige<br />

Prüfstelle für Kraftfahrzeuge<br />

gegründet. „Er war damit Vorreiter<br />

für Deutschland und Europa“, sagt Jürgen<br />

Bönn<strong>in</strong>ger. „Allerd<strong>in</strong>gs zerstörten<br />

die Nazis diese Unabhängigkeit und <strong>in</strong><br />

der DDR standen die Dresdner Sachverständigen<br />

ebenfalls unter staatlichem<br />

Druck.“Der Ingenieur setztTechnik immer<br />

<strong>in</strong>s Verhältnis zu sozialen Zuständen.Umdie<br />

Freiheit fürdie Gesellschaft<br />

und für se<strong>in</strong>en Berufsstand zu erreichen,<br />

brauchte esdie Freiheit und Leistungsfähigkeit<br />

des E<strong>in</strong>zelnen. „Die DDR<br />

jedochwar das Gegenteil vone<strong>in</strong>em auf<br />

Kooperation<br />

und Arbeitsteilung<br />

angelegten<br />

Staat“, sagt Bönn<strong>in</strong>ger.<br />

Nicht<br />

zuletzt deshalb<br />

gründete er geme<strong>in</strong>sam<br />

mit<br />

weiteren Bürgerrechtlern<br />

<strong>in</strong><br />

Dresden die Initiative<br />

Demokratische<br />

Erneuerung (IDeE) und war<br />

später Mitbegründer des Demokratischen<br />

Aufbruchs (DA) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Er wirkte<br />

mit <strong>in</strong>der Gruppe der 20, diskutierte<br />

Reformen und Visionen sozial gerechten<br />

und friedlichen Zusammenlebens.<br />

„Mit dem demokratischen Aufbruch<br />

1989 wurde neben der Forderung der<br />

Bürger nach Freiheit, Demokratie und<br />

Menschenrechten auch der Ruf der<br />

Dresdner Sachverständigen nach Unabhängigkeit<br />

von staatlicher Bevormundung<br />

laut“, sagtJürgen Bönn<strong>in</strong>ger.<br />

1990 gründete erdie DEKRA-Ost <strong>in</strong><br />

Dresdenmit,arbeitete bis2000 als stellvertretender<br />

Leiter der Technischen<br />

Prüfstelle des DEKRA e.V.und Abteilungsleiter<br />

Prüfwesen <strong>in</strong>ternational. Bis<br />

2007 leitete erals Geschäftsführer die<br />

TÜV/DEKRA-Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

arge tp 21 e. V.,Dresden.Darauf aufbauend,<br />

trieb der Dresdner den Aufbau<br />

zugunsten e<strong>in</strong>er zu gründenden Gesell-<br />

„Der Mensch ist<br />

autonomund frei.<br />

DieMasch<strong>in</strong>eist<br />

programmiert und<br />

unfrei.“<br />

Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger hat die Ehrendoktorwürde der TU Dresden erhalten.<br />

schaft für die Weiterentwicklung von<br />

Prüftechnologien und -geräten für Fahrzeugelektronik<br />

voran. Seit 2004 ist er<br />

der Gründungs-Geschäftsführer der FSD<br />

Fahrzeugsystemdaten GmbH (Dresden).<br />

Se<strong>in</strong> Unternehmen mit 230 Mitarbeitenden<br />

entwickelt <strong>in</strong>novative Prüftechnologien,<br />

um Störungen, Verschleiß,Alterung<br />

und Manipulation an Fahrzeugbauteilen<br />

und -systemen festzustellen.<br />

Seit vielen Jahren lehrt er an der HTW<br />

Dresden und an der TU Dresden sowie<br />

darüber h<strong>in</strong>aus an der Dresden International<br />

University –DIU.<br />

Se<strong>in</strong>e unbestechliche Haltung, se<strong>in</strong>e<br />

Kompetenz, se<strong>in</strong> gesellschaftliches Engagement<br />

und E<strong>in</strong>satz für Studierende,<br />

ehrte Anfang Juni genau jene Universität,<br />

an der er vor 40 Jahren se<strong>in</strong> Diplom<br />

ablegte. Der Ingenieur erhielt die Ehrendoktorwürde<br />

von Rektor<strong>in</strong><br />

Ursula Staud<strong>in</strong>ger.<br />

Sie sagt:<br />

„Seit 1900 besitzt<br />

die Technische<br />

Universität<br />

das Recht, an<br />

bemerkenswerte<br />

Persönlichkeiten<br />

den Doctor<br />

honoris causa<br />

zu verleihen. Den ersten Dr. h.c.erhielt<br />

am 24. April 1900 Friedrich Siemens.“<br />

Seit 122 Jahren bekamen 452<br />

Frauen und Männer den Titel ehrenhalber.<br />

Auch das ist e<strong>in</strong>e Tradition, <strong>in</strong> der<br />

sich Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger bewegt.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mitdem Lehrstuhlleiter<br />

fürFahrzeugtechnik, ProfessorGünther<br />

Prokop, baut er jetzt e<strong>in</strong> Institut für autonomes<br />

Fahren auf. Wobei genau an<br />

dem Punkt e<strong>in</strong>e weitere Diskussion beg<strong>in</strong>nt.<br />

Denn Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger erklärt<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Festvortrag, dass der Begriff<br />

„autonomes Fahren“ irreführend sei.<br />

„Der Mensch ist autonom und frei“,<br />

sagter. „Die Masch<strong>in</strong>e ist programmiert<br />

und unfrei.“ Natürlich könne e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e<br />

voll automatisiert se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Fahrzeug<br />

fahrerlos amVerkehr teilnehmen.<br />

Der Sachverständige weiter: „Jedoch<br />

Autonomie, Autonomes Handeln, Autonomes<br />

Denken, Autonomes Se<strong>in</strong>: Alle<br />

diese und noch viele mehr s<strong>in</strong>d<br />

FLIE<br />

G<br />

WIED E R !<br />

AMSTERDAM<br />

ISTANBUL<br />

PARIS ATHEN WIEN<br />

nahfliegen.de<br />

Foto: Matthias Rietschel<br />

menschliche Fähigkeiten. Sie s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong><br />

dem Menschen vorbehalten. Roboter und<br />

automatisierte Fahrzeuge verfügen nicht<br />

über die Fähigkeiten, sich als Wesen der<br />

Freiheit zu begreifen und aus dieser Freiheit<br />

heraus zu handeln.“ E<strong>in</strong>e solche<br />

Selbstbestimmung, Souveränität, Entscheidungs-<br />

und Handlungsfreiheit –e<strong>in</strong>e<br />

solche Autonomie sei unzertrennlich verbunden<br />

mit Vernunft und Würde, die den<br />

Menschen vorbehalten bleibe. Bönn<strong>in</strong>ger:<br />

„Auch die Objektivität der sachverständigen<br />

Beurteilung umder Unabhängigkeit<br />

willen ist an dieBed<strong>in</strong>gungder Freiheit gebunden.“<br />

Auf dieser Grundlage können<br />

die bei Bönn<strong>in</strong>ger Studierenden undspäteren<br />

Sachverständigen <strong>in</strong> ihrer Rolle als<br />

Mittler zwischen den Entwicklern von<br />

Technik und deren Anwendern e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />

Beitrag zur Verteidigung unsererdemokratischenVerfasstheitleisten.<br />

Über 30 Ziele<br />

ab Dresden oder<br />

Leipzig g/Halle<br />

NANH<br />

LONDON<br />

ZÜRICH


12 ENTSCHEIDER & KARRIERE<br />

Es darf nicht mehr<br />

ums Kle<strong>in</strong>-Kle<strong>in</strong> gehen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig spricht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er persönlichen<br />

Halbzeitbilanz über vertane Chancen, die sächsische Schuldenpolitik<br />

und die Rolle der erneuerbare Energien.<br />

Herr Dulig, wie fällt Ihre persönliche<br />

Halbzeitbilanz aus?<br />

Wir haben viel mehr geschafft als gedacht.<br />

Die Pandemie hat uns dennoch<br />

zwei Jahre geraubt, auch mir persönlich.<br />

Und nun spüren wir zudem noch die Folgen<br />

des zivilisatorischen Bruchs des russischen<br />

Angriffskriegs <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e. Wir<br />

kehren nicht zur Normalität zurück – stehen<br />

weiter vor ungeplanten Herausforderungen.<br />

Dennoch kann ich e<strong>in</strong>e gute Bilanz<br />

ziehen.<br />

Was wurde konkret erreicht?<br />

Wir haben neue Strukturen etabliert –<br />

etwa für das Zentrum für Gute Arbeit<br />

und Fachkräftesicherung <strong>in</strong> Chemnitz<br />

und haben die Digitalagentur <strong>in</strong> Dresden<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen. Der ÖPNV wurde<br />

gestärkt, das Bildungsticket wie versprochen<br />

durchgesetzt und die Fachkräfteallianz<br />

weiter ausgebaut und f<strong>in</strong>anziell<br />

ausgestattet. Das Grundproblem<br />

des Koalitionsvertrages ist, dass dort ke<strong>in</strong>e<br />

Priorisierung stattgefunden hat. Abstimmungsprozesse<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dreierkomb<strong>in</strong>ation<br />

viel komplexer geworden.<br />

Ich ziehe dennoch e<strong>in</strong> positives Fazit, bedaure<br />

aber, dass wir manchmal zu viel<br />

Zeit und Energie verlieren <strong>in</strong> der Klärung<br />

von Prozessen.<br />

Woran machen Sie das fest?<br />

Zum Beispiel am Programm „Graue Flecken“<br />

für den Breitbandausbau. Wir waren<br />

uns <strong>in</strong> den Koalitionsverhandlungen<br />

e<strong>in</strong>ig, dass der Freistaat erhebliche Summen<br />

für den Breitbandausbau stemmen<br />

muss. Wir als SPD hatten gefordert, dafür<br />

zügig die rechtlichen Grundlagen zu legen,<br />

damit die Kommunen Anträge stellen<br />

können. Wäre man unserem Vorschlag<br />

gefolgt, hätten heute die ersten<br />

Kommunen schon ihre Bescheide <strong>in</strong> der<br />

Hand. Jetzt, anderthalb Jahre später, machen<br />

wir genau dies. Wir verlieren auch<br />

wertvolle Zeit beim Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien, weil e<strong>in</strong> Koalitionspartner<br />

immer mehr Kraft dafür aufbr<strong>in</strong>gt,<br />

D<strong>in</strong>ge nicht zu tun, als zu sagen, was getan<br />

werden muss.<br />

Es war e<strong>in</strong> Fehler, im Koalitionsvertrag<br />

nicht zu priorisieren. Was<br />

s<strong>in</strong>d Ihre Prioritäten für die zweite<br />

Halbzeit?<br />

In diesen Zeiten des Wandels darf es<br />

nicht mehr um das Kle<strong>in</strong>-Kle<strong>in</strong> gehen,<br />

sondern um grundsätzliche Entscheidungen,<br />

wie der Umbau der <strong>Wirtschaft</strong> so erfolgreich<br />

gestaltet werden kann, dass die<br />

Menschen auch <strong>in</strong> zehn, zwanzig Jahren<br />

gute Arbeit haben. Wie kommen wir h<strong>in</strong><br />

zu e<strong>in</strong>er Wasserstoffwirtschaft? Zu moderner<br />

Mobilität? Was tun wir, um die Arbeit<br />

der Zukunft zu sichern, durch Ausbau<br />

von Schlüsseltechnologien und erneuerbaren<br />

Energien als Standortfaktor?<br />

Wie qualifizieren wir die Menschen? Viele<br />

haben Angst vor der Transformation,<br />

weil sie sich nicht wieder auf die Schulbank<br />

setzen wollen. Da müssen wir ran.<br />

Was wollen Sie dagegen tun? Wird<br />

es mehr Förderprogramme geben?<br />

Ja, wir werden weiterh<strong>in</strong> Weiterbildungsund<br />

Qualifizierungsprogramme aufsetzen,<br />

entweder <strong>in</strong>dividuell oder für ganze<br />

Zieht trotz Krisenlage e<strong>in</strong>e positive Hlabzeitbilanz: <strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig. Foto: Ronald Bonss<br />

Unternehmen. Doch Politik funktioniert<br />

nicht nur durch Fördermittel. Wir werden<br />

auch unsere Darlehensprogramme<br />

weiter ausbauen. Ich erwarte aber auch<br />

von den Unternehmen, dass sie nicht nur<br />

über das Fachkräfteproblem klagen, sondern<br />

sich überlegen, wie sie selbst B<strong>in</strong>dekräfte<br />

entwickeln, damit Menschen bleiben.<br />

Das Selbstbewusstse<strong>in</strong> der Arbeitnehmerschaft<br />

ist deutlich gestärkt. Im<br />

vergangenen Jahr gab es <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mit<br />

18 re<strong>in</strong> regionalen Arbeitskämpfen so<br />

viele wie <strong>in</strong> NRW. H<strong>in</strong>zu kommen 28<br />

überregionale Arbeitskämpfe, die auch <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> geführt wurden.<br />

Sie fordern im nächsten Haushalt<br />

zweistellige Millionenbeträge für<br />

die Kof<strong>in</strong>anzierung von europäischen<br />

Förderprogrammen für die<br />

Mikroelektronik. Warum ist das im<br />

S<strong>in</strong>ne der breiten Bevölkerung gut<br />

angelegtes Geld?<br />

Die Mikroelektronik ist der Treiber für den<br />

Wandel unserer <strong>Wirtschaft</strong>, weil es ohne<br />

sie ke<strong>in</strong>e Fahrzeuge, Energiewende, ke<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>satz von Künstlicher Intelligenz,<br />

ke<strong>in</strong>e Erleichterung der Arbeit geben wird<br />

– überall werden Halbleiter verbaut. Handwerker<br />

leben davon, dass sie von kle<strong>in</strong>en<br />

und mittelständischen Firmen, aber auch<br />

von der Groß<strong>in</strong>dustrie Aufträge bekommen.<br />

Und die Groß<strong>in</strong>dustrie lebt davon,<br />

dass sie konkurrenzfähig ist und bleibt.<br />

Deshalb müssen wir unsere Kompetenzen<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> der Mikroelektronik weiter<br />

ausbauen. Wenn wir das schaffen, werden<br />

wir am Ende konkurrenzfähige Unternehmen<br />

haben, egal ob groß oder kle<strong>in</strong>. Es<br />

darf ke<strong>in</strong>e Entscheidung zwischen europäischen<br />

IPCEI-Projekten oder regionale<br />

<strong>Wirtschaft</strong>shilfen geben. Beides muss<br />

kommen. Das haben auch unsere Koalitionspartner<br />

<strong>in</strong> den Haushaltsverhandlungen<br />

beschlossen. Damit sichern wir die<br />

wirtschaftliche Zukunft <strong>Sachsen</strong>s.<br />

Bei der Vorstellung der Eckpunkte<br />

des neuen Haushalts war die Rede<br />

von „zum Teil schmerzlichen Entscheidungen“.<br />

Welche Vorhaben<br />

konnten Sie nicht durchsetzen?<br />

Wir müssen aufpassen, dass wir nicht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Tilgungsfalle tappen, wenn wir jetzt<br />

straff die Corona-Kredite wieder zurückzahlen.<br />

Damit nehmen wir uns selbst die<br />

Luft zum verantwortungsvollen Haushalten.<br />

Deswegen b<strong>in</strong> ich für e<strong>in</strong>e Verfassungsänderung,<br />

die uns diesen Spielraum<br />

über e<strong>in</strong>e längere Tilgungsphase e<strong>in</strong>räumen<br />

würde. Gelder, die uns jetzt zur Verfügung<br />

stehen, sollten wir lieber zum<br />

klugen Investieren nutzen. Die strikte<br />

Schuldenbremse war und ist e<strong>in</strong> Fehler.<br />

Es gibt Situationen, gerade bei der derzeitigen<br />

Z<strong>in</strong>slage, wo Schulden s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong><br />

können, um zu <strong>in</strong>vestieren. So handelt jeder<br />

Unternehmer und jeder Häuselbauer.<br />

Führt denn der neue Haushalt zur<br />

Aufnahme zusätzlicher Schulden?<br />

Wir haben den Haushalt mit den uns zur<br />

Verfügung stehenden Geldern derzeit zuziehen<br />

können. Allerd<strong>in</strong>gs hätten uns zusätzliche<br />

Gelder deutlich mehr Investitionen<br />

für umweltfreundliche Fahrzeuge im<br />

ÖPNV, für e<strong>in</strong>e bessere technische Ausstattung<br />

unserer Schulen oder für e<strong>in</strong>e<br />

bessere f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung unserer<br />

<strong>Wirtschaft</strong> bei Investitionen <strong>in</strong> Zukunftstechnologien<br />

bedeutet.<br />

Doch die CDU ist gerade auf dem Weg,<br />

aus e<strong>in</strong>er soliden Haushaltspolitik e<strong>in</strong>e<br />

falsche Haushaltspolitik zu machen. Wir<br />

brauchen mehr Bewusstse<strong>in</strong> dafür, dass<br />

wir klug <strong>in</strong>vestieren und das Geld der<br />

Steuerzahler verantwortungsvoll e<strong>in</strong>setzen.<br />

Zum Beispiel, <strong>in</strong>dem wir aktuell Teile<br />

des Beamtenfonds für Investitionen<br />

nutzen. Der Fonds verbrennt momentan<br />

tagtäglich Geld. Bei Investitionen steckt<br />

h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> Wert h<strong>in</strong>ter der Ausgabe –<br />

der sich künftig rechnet. Ich verstehe die<br />

CDU nicht, die dogmatisch an e<strong>in</strong>er überholten<br />

Politik festhält.<br />

Gilt das auch für den Ausbau erneuerbarer<br />

Energien?<br />

Dort muss die Handbremse bei der Union<br />

endgültig gelöst werden. Da reicht e<strong>in</strong>e<br />

Aussage des M<strong>in</strong>isterpräsidenten nicht<br />

aus. Wir wissen nicht, ob die CDU-Fraktion<br />

das Gleiche me<strong>in</strong>t, wenn der M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

etwas sagt, oder umgedreht. Im<br />

Sommer kommt das neue Energiepaket<br />

der Bundesregierung. Dann s<strong>in</strong>d wir verpflichtet,<br />

Flächen für W<strong>in</strong>dkraft- und<br />

Photovoltaik-Anlagen auszuweisen.<br />

Wird sich die Handbremse nach<br />

den Landratswahlen lösen?<br />

Der Baudenzug von der Handbremse<br />

kann vom Bund schnell zerschnitten<br />

werden, weil er sagt, es ist uns egal, wie<br />

ihr es macht, aber ihr habt die zwei Prozent<br />

Fläche nachzuweisen. <strong>Sachsen</strong> war<br />

immer so stolz, Vorreiter bei so vielen<br />

Entwicklungen zu se<strong>in</strong>. Jetzt lassen wir<br />

uns vom Bund <strong>in</strong>s Muttiheft schreiben,<br />

was wir zu tun haben?<br />

Welche größeren Gesetzesvorhaben<br />

kommen <strong>in</strong> der zweiten Hälfte<br />

der Legislaturperiode?<br />

Neben der Umsetzung der neuen europäischen<br />

Förderperiode, die uns auch<br />

wieder Technologieförderung erlauben<br />

wird, wollen wir e<strong>in</strong> neues Vergabegesetz<br />

auf den Weg br<strong>in</strong>gen. Da wird e<strong>in</strong> Vergabem<strong>in</strong>destlohn<br />

dr<strong>in</strong> stehen, der nicht unterhalb<br />

der 12 Euro des gesetzlichen M<strong>in</strong>destlohnes<br />

liegen soll.<br />

<strong>Sachsen</strong> ist bei nachhaltiger Beschaffung<br />

Schlusslicht?<br />

Das Vergabegesetz soll deutlich schlanker<br />

und flexibler se<strong>in</strong>. Wir wollen der <strong>Wirtschaft</strong><br />

das Signal geben, es wird e<strong>in</strong> handhabbares,<br />

machbares Vergabegesetz, aber<br />

die Spielregeln sollen e<strong>in</strong>gehalten werden<br />

- wie etwa Tariftreue über e<strong>in</strong>en Vergabem<strong>in</strong>destlohn<br />

und Nachhaltigkeit. Die konkreten<br />

Kriterien, die das erreichen sollen,<br />

kann ich jetzt nicht nennen, da wir gerade<br />

<strong>in</strong> den Verhandlungen s<strong>in</strong>d.<br />

Wann soll der Entwurf kommen?<br />

Ich will den Gesetzesentwurf noch dieses<br />

Jahr im Landtag haben.<br />

Sie s<strong>in</strong>d auch Verkehrsm<strong>in</strong>ister.<br />

Beim Radwegeausbau klemmt es,<br />

warum?<br />

Nicht am Geld. Da haben wir auch im<br />

neuen Haushalt vorgesorgt. Die Planung<br />

e<strong>in</strong>es Radweges ist <strong>in</strong>zwischen so aufwendig<br />

wie die e<strong>in</strong>er Straße. Das b<strong>in</strong>det<br />

auch Personal. Dies beklagen wir bereits<br />

seit mehreren Jahren. Wir haben im Landesamt<br />

für Straßenbau und Verkehr zusätzliche<br />

Stellen geschaffen. Es s<strong>in</strong>d zum<br />

e<strong>in</strong>en die immer komplizierteren Verfahren,<br />

<strong>in</strong>sbesondere bei Umweltfragen,<br />

aber auch das geänderte Verständnis der<br />

Eigentümer <strong>in</strong> Grundstücksfragen. M<strong>in</strong>destens<br />

73 Projekte mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge<br />

von 135 Kilometern sollen noch <strong>in</strong> dieser<br />

Legislaturperiode fertiggestellt oder<br />

zum<strong>in</strong>dest baulich begonnen werden.<br />

Weitere 200 Projekte mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge<br />

von etwa 460 km werden parallel<br />

dazu geplant bzw. <strong>in</strong> die Planfeststellung<br />

gebracht. Zur Wahrheit gehört allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch, dass viele der Radwege, die wir aktuell<br />

planen, erst nach dem Ende der aktuellen<br />

Legislatur <strong>in</strong> die bauliche Umsetzung<br />

gelangen. Doch mit den Planungen<br />

sorgen wir vor und schaffen die Grundlagen–<br />

denn wenn nicht jetzt, wann dann.<br />

Interview: Nora Miethke


ENTSCHEIDER & KARRIERE 13<br />

Mit e<strong>in</strong>em Spanier zum<br />

Weltunternehmen<br />

Jordi Boto ist seit April der neue Pilot der Elbe Flugzeugwerke <strong>in</strong> Dresden.<br />

Der Spanier löste Andreas Sperl ab – und er hat <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> Großes vor.<br />

Von Michael Rothe<br />

Den l<strong>in</strong>dgrünen Trabbi se<strong>in</strong>es Vorgängers,<br />

viele Jahre H<strong>in</strong>gucker<br />

am Tor der Elbe Flugzeugwerke<br />

(EFW), hat der neue Chef nicht geerbt.<br />

Dafür hat Jordi Boto von Andreas Sperl<br />

e<strong>in</strong> mehr als <strong>in</strong>taktes Unternehmen übernommen.<br />

Am 1. April, aber ke<strong>in</strong> Scherz.<br />

Erst recht nicht se<strong>in</strong>e Vision.<br />

Der Spanier mit deutschem Pass wusste,<br />

was auf ihn zukommt, war er <strong>in</strong> Vorbereitung<br />

auf den Job schon gut e<strong>in</strong> Jahr<br />

vorher zu den EFW gewechselt: als Chief<br />

Operations Manager. „Nicht der glücklichste<br />

Zeitpunkt“, sagt Boto. Aber man<br />

könne es auch als Chance sehen. Getreu<br />

dem Motto: „Es kann nur besser werden.“<br />

Immerh<strong>in</strong> war der Umsatz der Flugzeugwerke<br />

2021 mit nur noch 254 Millionen<br />

Euro um fast e<strong>in</strong> Viertel gegenüber dem<br />

Vor-Corona-Jahr 2019 e<strong>in</strong>gebrochen.<br />

Die Luftfahrtbranche war mit am<br />

stärksten von der Krise betroffen. Airl<strong>in</strong>es<br />

ließen das Gros ihrer Flotte am Boden,<br />

viele plagten F<strong>in</strong>anzprobleme. Das spürte<br />

auch der Flugzeugbauer Airbus, Hauptkunde<br />

der Dresdner, der se<strong>in</strong>e Fertigung<br />

um 40 Prozent zurückfuhr. Mit Folgen<br />

für die Komponentenproduktion, die gut<br />

die Hälfte vom EFW-Geschäft ausmacht.<br />

In Dresden und bei den Töchtern Acosa<br />

und CCI Assembly <strong>in</strong> Kodersdorf werden<br />

Fußbodenplatten, Seitenverkleidungen,<br />

Trennwände, Cockpittüren, Toiletten<br />

und Schlafkojen für Crews hergestellt.<br />

Leichtbauteile von dort kommen<br />

auch <strong>in</strong> Straßenbahnen zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Über 11.000 Airbusse s<strong>in</strong>d mit Fußbodenplatten<br />

aus Dresden unterwegs. Daher ist<br />

der legendäre<br />

Spruch von<br />

<strong>Sachsen</strong>s Ex-M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

Stanislaw Tillich<br />

– wann immer<br />

man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Airbus steige, betrete<br />

man sächsischen<br />

Boden –<br />

nicht übertrieben.<br />

Ferner reparieren und warten die<br />

Flugzeugwerke neben Airbussen auch<br />

den Hubschrauber NH-90 der Bundeswehr.<br />

Und dann gibt’s noch das Recycl<strong>in</strong>gprojekt<br />

am Flugplatz Rothenburg bei<br />

Niesky. Dort werden ausgediente Flieger<br />

ausgeschlachtet, Ersatzteile aufgearbeitet<br />

und Verbundwerkstoffe wiederverwertet.<br />

Botos Managerleben ist von <strong>in</strong>dustriellen<br />

Themen geprägt. Er br<strong>in</strong>gt gut 20 Jahre<br />

globaler Erfahrung <strong>in</strong> der Luftfahrt<br />

mit. Der 53-Jährige war bei Airbus <strong>in</strong><br />

Schlüsselpositionen tätig, leitete dort mit<br />

Power8 das größte Restrukturierungsprogramm<br />

<strong>in</strong> der Branche. Zuletzt hatte er<br />

seit 2012 die PFW Aerospace Speyer aus<br />

der Fast-Pleite zum erfolgreichen Anbieter<br />

von Rohrsystemen und Tanks für die<br />

Luftfahrt geführt und ihren Verkauf an<br />

die Total-Tochter Hutch<strong>in</strong>son begleitet.<br />

Nun also die EFW, von Umsatz und<br />

Beschäftigten her vergleichbar. Doch<br />

wenn es nach dem Katalanen geht, dann<br />

werden die <strong>Sachsen</strong> die Pfälzer bald weit<br />

h<strong>in</strong>ter sich lassen. Die Dresdner seien „e<strong>in</strong>e<br />

der ältesten Garagen der Luftfahrt und<br />

hoch anerkannt“. Sie wandelten sich nun<br />

„vom Wartungs- und Komponentenge-<br />

„Verträge zu<br />

unterschreiben ist<br />

e<strong>in</strong>fach. Die große<br />

Herausforderung ist,<br />

sie auch zu erfüllen.“<br />

Jordi Boto lehnt sich weit raus: E<strong>in</strong> Unternehmen von Weltrang will er aus den Elbe Flugzeugwerken machen – und <strong>in</strong> absehbarer Zeit e<strong>in</strong>en Milliardenumsatz.<br />

schäft im Auftrag Dritter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en echten<br />

OEM“, sagt Boto. Als Erstausrüster spiele<br />

man die gleiche Rolle wie Airbus und Boe<strong>in</strong>g,<br />

liefere an der Elbe, <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur,<br />

Schanghai, Mobile (Alabama), San Antonio<br />

(Texas) gebaute Frachter „als denkender<br />

und agierender<br />

Kopf“. Alles<br />

laufe über<br />

Dresdner Konten,<br />

so der Manager.<br />

Boto peilt<br />

dieses Jahr e<strong>in</strong>en<br />

Umsatz von 500<br />

Millionen Euro<br />

an – und schielt<br />

bereits auf die<br />

Milliarde.<br />

Zwar sei der Freistaat <strong>in</strong>dustriell gut<br />

aufgestellt, sagt er, doch die Entscheidungen<br />

würden im Westen, <strong>in</strong> den USA und<br />

sonst wo getroffen. Nun böte sich ihm<br />

„die e<strong>in</strong>zigartige Möglichkeit, <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

das Headquarter e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />

von Weltrang zu etablieren“ und e<strong>in</strong>e<br />

ganze Branche mitzugestalten.<br />

2020 seien <strong>in</strong> Dresden mit Mühe drei<br />

Airbusse vom Typ A330 ausgeliefert worden,<br />

im vorigen Jahr fünf, sagt er. <strong>2022</strong><br />

sollen es zehn Masch<strong>in</strong>en se<strong>in</strong> und nächstes<br />

Jahr 14. Das sei „die größte prozentuale<br />

Steigerung e<strong>in</strong>es Flugzeugbauers <strong>in</strong><br />

den letzten 20 Jahren“. Perspektivisch<br />

s<strong>in</strong>d, alle Standorte zusammengenommen,<br />

60 Flugzeuge aller Typen geplant:<br />

A330-300, A330-200, A321 und A320.<br />

„Wir entwickeln uns rasant“,<br />

schwärmt der Katalane, aber „überzeugte<br />

Europäer“. Die Auftragsbücher seien voll.<br />

„Verträge zu unterschreiben, ist angesichts<br />

der Konjunktur e<strong>in</strong>fach. Die große<br />

Herausforderung ist, sie auch zu erfüllen.“<br />

Er wolle die Wertschöpfung erhöhen,<br />

„die Konkurrenz abschütteln, <strong>in</strong>dem<br />

wir nicht mehr nur Komponenten, sondern<br />

ganze Toiletten- und andere Systeme<br />

liefern“. So wolle man sich auch unabhängiger<br />

vom Airbus-Wohl machen.<br />

Als Kunstliebhaber hatte Ex-Chef<br />

Sperl se<strong>in</strong> Büro entsprechend gestaltet.<br />

„Ich b<strong>in</strong> eher Ingenieur“, sagt der Nachfolger.<br />

„Ich mag auch Kunst, lasse sie aber<br />

daheim.“ Nun stünden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zimmer<br />

Flugzeugmodelle und andere Luftfahrt-Trophäen.<br />

Boto, der auch als Boss<br />

von gut 2.000 Beschäftigten umgänglich<br />

und bodenständig daherkommt, nutzt<br />

se<strong>in</strong>en Amtssitz eher als sachlichen Besprechungsaum.<br />

Auch das Stehpult, an<br />

dem Sperl <strong>in</strong> Zeitungen blätterte, ist weg.<br />

Der Neue hat se<strong>in</strong>e Lektüre <strong>in</strong> der Hosentasche.<br />

Im Unternehmen spüre man e<strong>in</strong>e<br />

„Open Door Policy", Botos Tür sei fast immer<br />

offen, heißt es.<br />

Derweil wird <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e geschossen.<br />

Boto weiß, was Krieg ist, war Blauhelmsoldat<br />

und Hubschrauberpilot <strong>in</strong> Ex-<br />

Jugoslawien und Angola. Erfahrungen<br />

wie im zerstörten Mostar belasten ihn<br />

noch heute, „und das Erschreckende: Wir<br />

haben nichts gelernt“. Es gebe Gespräche,<br />

wie sich die EFW mit ihrer Expertise<br />

bei Wartung und Umrüstung <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit anderen sächsischen Standorten<br />

<strong>in</strong> die Stärkung der Luftwaffe e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

könne, sagt Boto. Details verrät er nicht.<br />

Die Perspektive für das Unternehmen<br />

steht. Und privat? „Nächstes Jahr müssen<br />

sich me<strong>in</strong>e Frau und ich die Karten neu<br />

legen“, sagt der mit e<strong>in</strong>er Westfäl<strong>in</strong> verheiratete,<br />

dreifache Vater. Se<strong>in</strong>e Ehefrau<br />

arbeitet bei Airbus im französischen Toulouse.<br />

Der große Sohn geht <strong>in</strong> Dresden<br />

zur Schule, die Töchter leben bei Oma <strong>in</strong><br />

Heidelberg, wo sich die Familie jedes Wochenende<br />

trifft. Boto nennt das „suboptimal<br />

und e<strong>in</strong>e sportliche Zeit“. Aber das<br />

sei der Preis für die erfolgreiche Karriere.<br />

Der EFW-Chef würde gern bis zur<br />

Rente an der Elbe bleiben. Doch darüber<br />

entschieden zuerst die Shareholder, sagt<br />

Boto, der sich schon als K<strong>in</strong>d fügen musste.<br />

„Vater und Großvater waren große<br />

Fans vom FC Barcelona und hatten für<br />

die Familie e<strong>in</strong> lebenslanges Sitzplatzabo“,<br />

erzählt er. So sei er zum Neidwesen<br />

vieler jedes zweite Wochenende im<br />

Camp Nou gewesen. Das Problem: „Ich<br />

hasse Fußball“, sagt der leidenschaftliche<br />

Surfer, der lange auch aktiver Fechter<br />

war. Er habe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Managerleben gelernt,<br />

loszulassen, sagt Jordi Boto. „Ich blicke<br />

nicht zurück, b<strong>in</strong> froh, <strong>in</strong> Dresden zu<br />

se<strong>in</strong>, und genieße jeden Tag.“<br />

Wichtigste Standbe<strong>in</strong>e der EFW s<strong>in</strong>d die Umrüstung von Passagier- zu Frachtmasch<strong>in</strong>en (l<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong> A330) sowie die Entwicklung und Fertigung von Faserverbundteilen für Flugzeuge<br />

und Straßenbahnen. Weitere Geschäftsfelder: Wartung und Reparatur von Airbussen und des Bundeswehr-Hubschraubers NH-90.<br />

Fotos: Christian Juppe, EFW, Matthias Rietschel


DER NEUE ASTON MARTIN DBX707 –<br />

DER LEISTUNGSSTÄRKSTE LUXUS-SUV DER WELT.<br />

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DBX707 NEFZ: Kraftstoffverbrauch,l/100km –Innerorts 18,5. Außerorts 10,7. Komb<strong>in</strong>iert 13,5.<br />

Komb<strong>in</strong>iert CO2-Emission -309g/km.Effizienzklasse: G.


PERSONAL & FÜHRUNG 15<br />

Raus aus der<br />

Führungsblase<br />

Die geme<strong>in</strong>nützige Organisation Common Purpose will Führungskräfte<br />

zusammenbr<strong>in</strong>gen. Im Fokus steht nicht Gew<strong>in</strong>nmaximierung, sondern der<br />

gesellschaftliche Mehrwert. E<strong>in</strong> Ansatz, der auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ankommt.<br />

Von Annett Kschieschan<br />

Was haben die Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Universität, der Leiter<br />

e<strong>in</strong>es Polizeireviers, e<strong>in</strong>e<br />

Pflegedirektor<strong>in</strong> und der Chef e<strong>in</strong>er Umweltorganisation<br />

geme<strong>in</strong>sam? Auf den<br />

ersten Blick nicht viel. Und auf den zweiten?<br />

Genau das wollen die Männer und<br />

Frauen <strong>in</strong> den nächsten Wochen geme<strong>in</strong>sam<br />

herausf<strong>in</strong>den. Unter dem Motto<br />

„Raus aus dem Alltag - re<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Gesellschaft“<br />

nehmen sie am aktuellen Sem<strong>in</strong>ar<br />

„Meridian“ von Common Purpose <strong>in</strong><br />

Dresden teil. Dah<strong>in</strong>ter steht e<strong>in</strong> Konzept,<br />

das so <strong>in</strong> Deutschland se<strong>in</strong>esgleichen<br />

sucht. Die e<strong>in</strong>fachste Erklärung dafür ist<br />

vielleicht, dass Common Purpose – auf<br />

Deutsch „Geme<strong>in</strong>sames Ziel“ – eigentlich<br />

aus England kommt. Julia Middleton<br />

gründete die Organisation dort bereits<br />

1989. Seit 2003 gibt es den gleichnamigen<br />

geme<strong>in</strong>nützigen Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland,<br />

seit 2010 fungiert Common Purpose<br />

hier als geme<strong>in</strong>nützige GmbH.<br />

Geme<strong>in</strong>sam Brücken bauen<br />

Sie will nicht weniger als die Gesellschaft<br />

als Ganzes verändern – sie soll vielfältiger,<br />

gerechter, offener werden. Und zwar,<br />

<strong>in</strong>dem sie bei den Männern und Frauen<br />

ansetzt, die Verantwortung tragen. Eben<br />

dem Revierleiter, der Pflegedirektor<strong>in</strong>,<br />

dem Chef der Umweltorganisation und<br />

der Uni-Geschäftsführer<strong>in</strong>.<br />

„Das funktioniert aber nicht, wenn jeder<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Blase bleibt“, weiß Barbara<br />

Sarx-Lohse, Programmdirektor<strong>in</strong> des<br />

Dresdner Standortes von Common Purpose.<br />

Der Ansatz der Sem<strong>in</strong>are ist es deshalb,<br />

die eigene Welt für andere zu öffnen<br />

und selbst neue Erfahrungen zu machen.<br />

Dieses „Erleben lassen“ endet nicht<br />

beim Austausch im Schulungsraum. Regelmäßig<br />

geht es <strong>in</strong> Unternehmen, Organisationen,<br />

Schulen, Institutionen. In<br />

Dresden stand zum Beispiel schon der Be-<br />

Netzwerke knüpfen, Brückenkompetenz entwickeln – Common Purpose ermöglicht Führungskräften den Blick über den<br />

Tellerrand.<br />

Foto: Adobestock<br />

such e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung für bee<strong>in</strong>trächtigte<br />

Jugendliche auf dem Programm. Für<br />

die meisten Teilnehmer e<strong>in</strong>e ganz neue<br />

Erfahrung. „Durch das Kennenlernen<br />

entstanden Kontakte, die später zum Beispiel<br />

auch <strong>in</strong> Praktika-Angebote für die<br />

Jugendlichen mündeten“, so Barbara<br />

Sarx-Lohse.<br />

Common Purpose will Netzwerke<br />

knüpfen – auch dort, wo es sche<strong>in</strong>bar zunächst<br />

wenige Berührungspunkte gibt.<br />

Die Entwicklung dieser „Brückenkompetenz“<br />

ist der vielleicht wichtigste Teil der<br />

Sem<strong>in</strong>are. Der Lernprozess selbst wird<br />

durch eigene und die Erfahrungen der anderen<br />

Teilnehmer <strong>in</strong> Gang gesetzt. Expertenvorträge<br />

und Motivationstra<strong>in</strong>er sucht<br />

man im Sem<strong>in</strong>arprogramm vergeblich.<br />

Für Führungskräfte <strong>in</strong> Deutschland ist<br />

das oft ungewohnt. Berufliches und soziales<br />

oder gesellschaftliches Engagement<br />

werden hierzulande meistens strikt getrennt.<br />

Die-Common Purpose-Gründer<strong>in</strong><br />

Julia Middleton kennt die Unterschiede <strong>in</strong><br />

Europa gut. „Zu viele Leute glauben, dass<br />

Demokratie nur bedeutet, Politiker zu<br />

wählen. Sie bedeutet auch, dass man sich<br />

engagieren muss – als Privatmensch, als<br />

Unternehmen, als Manager. Es geht auch<br />

darum, selbst etwas zu bewegen“, sagte<br />

sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview mit dem Wochenmagaz<strong>in</strong><br />

„Die Zeit“.<br />

Angebot für junge Leute<br />

Auch deshalb setzt Common Purpose explizit<br />

auf den Nachwuchs. Zum Beispiel<br />

mit dem Leadership-Workshop „<strong>Sachsen</strong><br />

125“. Junge <strong>Sachsen</strong> zwischen 18 und 25<br />

Jahren können sich mit eigenen Ideen<br />

für die Teilnahme bewerben. Der H<strong>in</strong>tergrund:<br />

2043 wird der Freistaat 125 Jahre<br />

alt. Menschen, die jetzt gerade erwachsen<br />

geworden s<strong>in</strong>d, sollen überlegen, wie<br />

man im Jubiläumsjahr zwischen Görlitz<br />

und Zwickau leben wird und was es<br />

braucht, um die Zukunft <strong>in</strong> der Region lebenswert<br />

für alle Menschen zu gestalten.<br />

Die Teilnehmer erwartet neben dem<br />

dreitägigen Workshop e<strong>in</strong> sechsmonatiges<br />

Mentorenprogramm. Erfahrene Macher<strong>in</strong>nen<br />

und Macher stärken den jungen<br />

Leuten bei der Persönlichkeitsentwicklung<br />

den Rücken, beraten aber ebenso<br />

bei ganz konkreten Fragen zur Umsetzung<br />

von Projekten, Social-Media-Strategien<br />

und F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten.<br />

Ganz nebenbei s<strong>in</strong>kt die Gefahr, irgendwann<br />

selbst <strong>in</strong> der Blase zu landen – jenem<br />

Kosmos, <strong>in</strong> dem es ausschließlich Menschen<br />

mit ähnlichen Erfahrungen und Interessen<br />

gibt, und der über die Jahre oft bl<strong>in</strong>d<br />

macht für die Gesellschaft als Ganzes. Letztere<br />

im Blick zu behalten, ist gerade <strong>in</strong> der<br />

aktuellen, krisengebeutelten Zeit e<strong>in</strong> anspruchsvolles<br />

Ziel. Common Purpose will<br />

es angehen – an <strong>in</strong>sgesamt acht Standorten<br />

<strong>in</strong> Deutschland. <strong>Sachsen</strong> ist mit Dresden<br />

und Leipzig gleich zweimal vertreten.<br />

Weitere Informationen zu Common<br />

Purpose gibt es hier:<br />

https://commonpurpose.org/deutschland/<br />

D<br />

Arbeitswelt im<br />

Stresstest<br />

150 Jahre Arbeitsschutz <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>: Beim<br />

Festakt <strong>in</strong> Dresden wurde diskutiert,<br />

warum er moderner werden muss.<br />

Von Nora Miethke<br />

as Königreich <strong>Sachsen</strong> erließ 1872<br />

die „Verordnung, die Fabriken- und<br />

Dampfkessel-Inspektion betreffend“. Mit<br />

dieser Verordnung wurden <strong>in</strong> den Fabriken<br />

Inspektoren e<strong>in</strong>gesetzt. Es war die<br />

Geburtsstunde der sächsischen Gewerbeaufsicht.<br />

Von dieser ersten Verordnung<br />

bis zur heutigen <strong>in</strong>ternationalen Diszipl<strong>in</strong><br />

Arbeitsschutz war es e<strong>in</strong> langer Weg.<br />

Die Arbeitswelt verändert sich durch die<br />

Digitalisierung und die ökologischen Herausforderungen<br />

enorm. Wie muss sich<br />

e<strong>in</strong> moderner Arbeitsschutz <strong>in</strong> Echtzeit<br />

wandeln, um die Beschäftigten zu schützen<br />

und e<strong>in</strong>en Beitrag zu guten und gesunden<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen zu leisten?<br />

Darum g<strong>in</strong>g es am Mittwoch auf der Festveranstaltung<br />

„150 Jahre staatlicher Arbeitsschutz“<br />

<strong>in</strong> der Gläsernen Manufaktur<br />

<strong>in</strong> Dresden. „Die Arbeitswelt ist e<strong>in</strong>em<br />

Stresstest ausgesetzt“, betonte Professor<br />

Ulrich Walwei, Vizedirektor am Institut<br />

für Arbeitsmarkt und Berufsforschung<br />

(IAB) der Bundesagentur für Arbeit.<br />

Die Gesellschaft müsse sich darauf<br />

e<strong>in</strong>stellen, dass mehrere Krisen gleichzeitig<br />

bewältigt werden müssen, und so den<br />

Wandel von Strukturen vorantreiben. Die<br />

Covid-19-Pandemie beschleunigte die Digitalisierung,<br />

der Angriffskrieg <strong>in</strong> der<br />

Ukra<strong>in</strong>e die Energiewende – mit Folgen<br />

für Arbeitsplätze und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Walwei setzte sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag<br />

vor allem mit den Veränderungen der Erwerbsformen<br />

und den Lehren aus der Corona-Pandemie<br />

ause<strong>in</strong>ander. So arbeiten<br />

immer mehr Menschen <strong>in</strong> Teilzeit, zeitlich<br />

befristet, hybrid. Andere vermarkten<br />

ihre Arbeitskraft auf Abruf über Plattformen.<br />

Auch wenn nach e<strong>in</strong>er IAB-Studie<br />

die Mehrheit der Menschen das Homeoffice<br />

<strong>in</strong> Corona-Zeiten als hilfreich und<br />

wenig belastend empf<strong>in</strong>det, warnt der<br />

Arbeitsmarktforscher vor Selbstausbeutung,<br />

Entgrenzung und dem Verschwimmen<br />

von Arbeits- und Freizeit. Zwar hätten<br />

die Arbeitgeber jegliche Vorbehalte<br />

gegenüber Homeoffice fallen lassen, doch<br />

die Folgen seien auch mehr Überstunden<br />

und weniger Karrierechancen.<br />

Dachdecker leben gefährlich. Nur e<strong>in</strong><br />

Beispiel dafür, wo Arbeitsschutz greifen<br />

muss.<br />

Foto: dpa<br />

Anders als die Dampfkessel-Inspektoren<br />

würden die Mitarbeiter der Arbeitsschutzverwaltung<br />

heute nicht mehr <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie als Kontrolleure <strong>in</strong> die Betriebe<br />

gehen und Verstöße sanktionieren,<br />

sondern würden beratend tätig se<strong>in</strong>, hieß<br />

es. Dies sollten Unternehmen stärker <strong>in</strong><br />

Anspruch nehmen, rät Professor Dirk<br />

W<strong>in</strong>demuth, Leiter des Instituts für Arbeit<br />

und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung. Er warnte<br />

jedoch, nicht den Fehler zu begehen, sich<br />

nur noch auf diese neuen Themen zu<br />

konzentrieren. Immer noch würden jährlich<br />

3.000 Menschen auf dem Arbeitsweg<br />

sterben. Verkehrssicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs gehörten<br />

auch zum Arbeitsschutz.<br />

Im Jahr 2020 – aktuellere Zahlen liegen<br />

nicht vor – verzeichnete die Landesdirektion<br />

<strong>Sachsen</strong> zehn tödliche Arbeitsunfälle<br />

am Arbeitsplatz,, weitere 98 Arbeitsunfälle<br />

wurden als schwer e<strong>in</strong>gestuft.<br />

Der sächsische DGB-Vorsitzende<br />

Markus Schlimbach fordert mehr Prävention<br />

beim Arbeitsschutz. Stress, Überoder<br />

Unterforderung sowie falsche Belastung<br />

der Muskeln und Gelenke seien wesentliche<br />

Gründe für Unfälle und Berufskrankheiten.<br />

Es gebe aber auch vermehrt<br />

Aggressionen und Gewalttaten gegen Beschäftigte,<br />

die ihre Arbeit tun, betonte<br />

Schlimbach. Er und Arbeitsm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong><br />

Dulig (SPD) s<strong>in</strong>d sich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig, dass<br />

gesundheitsförderliche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die Unternehmen zu e<strong>in</strong>em<br />

Standortfaktor bei der Fachkräftegew<strong>in</strong>nung<br />

werden.


16 PERSONAL & FÜHRUNG<br />

Soll man sich bei der Arbeit<br />

als homosexuell outen?<br />

Der Dresdner<br />

Architekt<br />

Christoph Hahn<br />

spricht<br />

über se<strong>in</strong>e<br />

Erfahrungen<br />

Von Joachim Göres<br />

Soll ich als Berufsanfänger im neuen<br />

Betrieb gleich sagen, dass ich<br />

schwul b<strong>in</strong>?“ E<strong>in</strong>e Frage, die Christoph<br />

Hahn nicht mit e<strong>in</strong>em Satz beantworten<br />

kann. Der Dresdner Architekt ist<br />

mit se<strong>in</strong>er Homosexualität bei se<strong>in</strong>en Arbeitgebern<br />

immer offen umgegangen. Inzwischen<br />

führt er als Geschäftsführer bei<br />

Hahn + Kollegen selber Gespräche mit<br />

Stellenbewerbern. „Man merkt <strong>in</strong> wenigen<br />

M<strong>in</strong>uten, ob bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>stellungsgespräch<br />

e<strong>in</strong> Pflichtprogramm abgespult<br />

wird oder ob es e<strong>in</strong> wirkliches Interesse<br />

an dem Menschen gibt“, sagt Hahn und<br />

fügt h<strong>in</strong>zu: „Ich würde me<strong>in</strong>e sexuelle<br />

Orientierung nicht demonstrativ vor mir<br />

hertragen, aber wenn ich e<strong>in</strong> Interesse an<br />

me<strong>in</strong>er Person spüre und private D<strong>in</strong>ge<br />

thematisiert werden, dann würde ich sie<br />

auch nicht verstecken.“<br />

Hahn wurde 1966 <strong>in</strong> Ilmenau geboren,<br />

hat <strong>in</strong> Weimar Anfang der 90er-Jahre<br />

Der Dresdner Architekt Christoph Hahn rät zu e<strong>in</strong>em offenen Umgang mit Homosexualität.<br />

Architektur studiert und danach <strong>in</strong> Architekturbüros<br />

<strong>in</strong> Jena und Dresden gearbeitet.<br />

Seit vielen Jahren ist er im Völkl<strong>in</strong>ger<br />

Kreis aktiv, e<strong>in</strong>em Zusammenschluss von<br />

New Work Hybrid - So motivieren Sie<br />

Mitarbeiter, nach Corona aus dem<br />

Home Office zurück <strong>in</strong>s Büro zu wollen!<br />

Viele Mitarbeiter haben es sich <strong>in</strong> den letzten 2 Jahren im<br />

Homeoffice gemütlich gemacht und wollen gar nicht zurück <strong>in</strong><br />

den „Arbeits-alt-tag“. Das kann man verstehen, denn viele<br />

Büros s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach nicht attraktiv, was zuvor gar nicht so stark<br />

auffiel. E<strong>in</strong>e gut konzipierte Arbeitswelt und e<strong>in</strong>e neue, hybride<br />

Arbeitskultur kann sowohl erheblich die Bewirtschaftungs-<br />

kosten senken sowie die Mitarbeiterb<strong>in</strong>dung und die<br />

Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter steigern. Das wirkt<br />

positiv auf die Gesundheit und die Motivation der Mitarbeiter.<br />

Visio Real Consult entwickelt hybride Arbeitswelten,<br />

www.newworkhybrid.de, die den Bedürfnissen der<br />

Mitarbeitenden und der Unternehmen entsprechen. Am<br />

Anfang steht e<strong>in</strong>e Status Quo Analyse, die anhand e<strong>in</strong>es<br />

digitalen Zwill<strong>in</strong>gs die erhaltens- und die veränderungswürdigen<br />

Bereiche onl<strong>in</strong>e begehbar macht und wie durch e<strong>in</strong>e<br />

Lupe verstärkt.<br />

Wie der Name es verspricht, wird geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Unternehmen e<strong>in</strong>e Vision entwickelt und bis zur Realisierung<br />

begleitet. Mit dem Bus<strong>in</strong>ess Village - www.bus<strong>in</strong>ess-village.de -<br />

unterstreicht Visio Real<br />

Consult bereits seit 8<br />

Jahren se<strong>in</strong>e Expertise<br />

und begleitet Unter-<br />

nehmen und ihre<br />

Mitarbeiter, KMUs sogar<br />

mit Fördermitteln, auf<br />

dem Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

gesunde Arbeitswelt für<br />

mehr Mitarbeiterzufriedenheit.<br />

Bus<strong>in</strong>ess Villlage<br />

Visio Real Consult GmbH & Co. KG<br />

Altkötzschenbroda 23a<br />

01445 Radebeul<br />

www.visioreal.de/projekte<br />

schwulen Führungskräften. Dazu zählen<br />

Unternehmer, Freiberufler, Selbstständige,<br />

Beamte, leitende Angestellte, Hochschullehrer,<br />

Berater. Bundesweit gibt es<br />

rund 20 Regionalgruppen, e<strong>in</strong>e davon ist<br />

die Dresdner Gruppe mit derzeit drei Mitgliedern.<br />

„Wir treffen uns unregelmäßig<br />

<strong>in</strong> Kneipen und sprechen darüber, was<br />

uns gerade bewegt. Es gibt ke<strong>in</strong> festes<br />

Thema“, sagt Hahn.<br />

In anderen Städten legen die Mitglieder<br />

Wert darauf, unter sich zu bleiben –<br />

die VK-Treffen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> geschützter<br />

Raum, denn nicht alle Mitglieder reden<br />

bei ihrer Arbeit über ihre sexuelle Orientierung.<br />

Hahn sieht da gewisse Unterschiede<br />

zwischen Ost- und Westdeutschland.<br />

„Der Völkl<strong>in</strong>ger Kreis wurde 1991 <strong>in</strong><br />

Hamburg gegründet, weil es im Westen<br />

bei vielen homosexuellen<br />

Männern<br />

das Gefühl<br />

der Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

bei der Arbeit<br />

gab. Diese<br />

Benachteiligung<br />

haben wir im<br />

Osten nicht so<br />

stark empfunden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wurde das<br />

Schwulse<strong>in</strong> bei<br />

uns auch nicht<br />

so offen gelebt<br />

wie im Westen“,<br />

sagt Hahn. Außer<br />

<strong>in</strong> Dresden<br />

bestehen im Osten noch VK-Gruppen <strong>in</strong><br />

Erfurt, Leipzig und Berl<strong>in</strong>.<br />

Hahn betont, dass er und se<strong>in</strong>e beiden<br />

Dresdner Mitstreiter aus dem Völkl<strong>in</strong>ger<br />

Kreis bei der Arbeit zu ihrer sexuellen<br />

Orientierung stehen. So br<strong>in</strong>gt Hahn zur<br />

Weihnachtsfeier oder zu Betriebsausflügen,<br />

zu denen auch die Partner der Mitarbeiter<br />

e<strong>in</strong>geladen s<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong>en Mann mit.<br />

Hahn weiß, dass er es durch se<strong>in</strong>e Stellung<br />

möglicherweise e<strong>in</strong>facher hat als andere<br />

schwule Männer. „Als Geschäftsführer<br />

und Gesellschafter b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

privilegierten Stellung. Aber ich habe<br />

mich auch nicht anders verhalten, als ich<br />

„Jeder soll gerne zur<br />

Arbeit kommen,<br />

durch<br />

Zugewandtheit und<br />

Ansprache. In<br />

unserem Büro gibt<br />

es e<strong>in</strong>e hohe<br />

Verweilzeit, darauf<br />

b<strong>in</strong> ich stolz.“<br />

als junger Architekt noch angestellt war“,<br />

sagt er und ergänzt: „Auch die Branche<br />

spielt e<strong>in</strong>e Rolle. Bei uns arbeiten 14 Menschen,<br />

Architekturbüros s<strong>in</strong>d meist kle<strong>in</strong><br />

und überschaubar. Da redet man mehr<br />

über private D<strong>in</strong>ge und lernt sich besser<br />

kennen als bei großen Arbeitgebern.“<br />

Nicht zuletzt als Chef ist Hahn an e<strong>in</strong>er<br />

offenen Atmosphäre <strong>in</strong>teressiert. Se<strong>in</strong><br />

Ziel: „Jeder soll gerne zur Arbeit kommen,<br />

durch Zugewandtheit und Ansprache.<br />

In unserem Büro gibt es e<strong>in</strong>e hohe<br />

Verweilzeit, darauf b<strong>in</strong> ich stolz.“<br />

Hahn betont das Positive: Von Auftraggebern<br />

habe er bislang nie abschätzige<br />

Kommentare wegen se<strong>in</strong>er Homosexualität<br />

gehört. In der evangelischen<br />

Dresdner Kirchengeme<strong>in</strong>de, <strong>in</strong> der Hahn<br />

als gewählter Kirchenvorsteher aktiv ist,<br />

werde er geschätzt.<br />

Bei Ausflügen<br />

mit se<strong>in</strong>em<br />

Mann <strong>in</strong><br />

Dresden und<br />

Umgebung, „bei<br />

denen wir als<br />

schwules Paar<br />

identifizierbar<br />

s<strong>in</strong>d“, habe er <strong>in</strong><br />

vielen Jahren<br />

nur zweimal demonstrative<br />

Ablehnung<br />

erfahren.<br />

Und doch<br />

macht er sich<br />

wegen gesellschaftlicher<br />

Entwicklungen<br />

auch Sorgen. „Es gibt die<br />

Tendenz, M<strong>in</strong>derheiten auszugrenzen.<br />

Im politischen Bereich gibt es durch die<br />

AfD ganz offene Diskrim<strong>in</strong>ierungen, die<br />

früher Entrüstungsstürme ausgelöst hätten<br />

und heute h<strong>in</strong>genommen werden.<br />

Gerade deshalb hat der Völkl<strong>in</strong>ger Kreis<br />

nach wie vor se<strong>in</strong>e Berechtigung, um<br />

Männern e<strong>in</strong> Zuhause zu geben und geme<strong>in</strong>sam<br />

etwas gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

zu tun.“<br />

VK-Vorstandsmitglied Holger Reuschl<strong>in</strong>g<br />

verweist auf Studien, wonach 20<br />

bis 60 Prozent der LGBT-Menschen bei<br />

der Arbeit ihre sexuelle Orientierung aus<br />

Foto: Tobias Ritz<br />

Angst vor Nachteilen für sich behalten.<br />

„Gerade junge und sehr gut ausgebildete<br />

Menschen, die sich im privaten Umfeld<br />

offenbart haben, scheuen das Out<strong>in</strong>g<br />

beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Beruf“, sagt Reuschl<strong>in</strong>g.<br />

„Viele fühlen sich mit diesen Fragen<br />

alle<strong>in</strong> und nehmen deswegen mit<br />

uns Kontakt auf. Unser Netzwerk hat<br />

nicht wenige ermutigt, sich zu ihrer sexuellen<br />

Orientierung zu bekennen“, betont<br />

Reuschl<strong>in</strong>g. Er hat lange für die<br />

Commerzbank gearbeitet und erst im Alter<br />

von 43 Jahren im Büro erzählt, dass er<br />

mit e<strong>in</strong>em Mann zusammenlebt. „Vorher<br />

musste ich lügen, wenn ich gefragt wurde,<br />

was ich am Wochenende gemacht habe.<br />

So e<strong>in</strong> Doppelleben kostet Kraft“, sagt<br />

der selbstständige Unternehmensberater.<br />

Mittlerweile präsentieren sich viele große<br />

Unternehmen als LGBT-freundliche Arbeitgeber<br />

– die englische Abkürzung<br />

steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und<br />

Transgender.<br />

Speziell an diese Personengruppe<br />

wenden sich Aussteller wie Deutsche<br />

Bahn, Henkel, Bertelsmann und Allianz<br />

auf der Job- und Karrieremesse sticks &<br />

stones, die im Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> stattfand.<br />

Standorte <strong>in</strong> Dresden haben unter anderem<br />

die Aussteller BNP Paribas Deutschland<br />

und die Offerista Group. Auf der<br />

sticks & stones werben Konzerne damit,<br />

dass sie beispielsweise Sanktionen für diskrim<strong>in</strong>ierendes<br />

Verhalten am Arbeitsplatz<br />

festlegen und geschlechtsspezifische<br />

Kleidungsvorschriften ablehnen.<br />

Reuschl<strong>in</strong>g freut sich über diese Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>erseits, ist bei der Bewertung<br />

aber zurückhaltend: Er sieht die Gefahr<br />

des sogenannten p<strong>in</strong>k wash<strong>in</strong>g – bei<br />

Arbeitgebern, die sich nur aus Kalkül<br />

tolerant geben, um so dr<strong>in</strong>gend gesuchte<br />

Fachkräfte und neue Kunden zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

„Heute sieht man oft homosexuelle<br />

Paare <strong>in</strong> der Werbung, das war vor fünf<br />

Jahren noch undenkbar“, so Reuschl<strong>in</strong>g.<br />

Ob es Unternehmen wirklich ernst<br />

me<strong>in</strong>en mit ihrem Engagement gegen<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung, könne man unter<br />

anderem daran sehen, ob es e<strong>in</strong> LGBT-<br />

Netzwerk für <strong>in</strong>teressierte Mitarbeiter<br />

gebe.


VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 17<br />

Kompetent für Gründer<br />

In <strong>Sachsen</strong> gibt es zahlreiche Gründerzentren. E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d bereits seit der<br />

Nachwendezeit etabliert, andere wachsen mit den Anforderungen der Industrie 4.0.<br />

Wer e<strong>in</strong> Unternehmen gründen<br />

will, braucht Ideen, Mut<br />

– und e<strong>in</strong> starkes Netzwerk.<br />

Ohne Partner ist wirtschaftlicher Erfolg<br />

nicht denkbar. Die Technologie- und<br />

Gründerzentren <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d solche<br />

Partner. Sie bieten Gründer<strong>in</strong>nen und<br />

Gründern <strong>in</strong> spe Unterstützung <strong>in</strong> vielerlei<br />

H<strong>in</strong>sicht. Ob Räume fürs Co-Work<strong>in</strong>g,<br />

Technik oder Beratung zu allen Fragen<br />

rund um die ganz praktische Seite des<br />

Unternehmertums – die Zentren s<strong>in</strong>d<br />

hochmodern ausgestattet und mit erfahrenen<br />

Expert<strong>in</strong>nen und Experten besetzt.<br />

Viele von ihnen s<strong>in</strong>d breit aufgestellt, andere<br />

haben sich auf bestimmte Branchen<br />

spezialisiert. Was alle e<strong>in</strong>t, ist die Bereitschaft,<br />

e<strong>in</strong>en eigenen, starken Beitrag<br />

zum Erfolg des „Gründerlands <strong>Sachsen</strong>“<br />

zu leisten.<br />

Natürlich warten die drei sächsischen<br />

Großstädte mit eigenen Gründerzentren<br />

auf. Das TechnologieZentrumDresden<br />

(TZD) etwa ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Initiative<br />

der hiesigen TU, der Stadtverwaltung, der<br />

Ostsächsischen Sparkasse und des Technologiezentrums<br />

Dortmund. Gegründet<br />

wurde direkt nach der politischen Wende.<br />

Es bietet vor allem kle<strong>in</strong>en und mittelständischen<br />

Unternehmen Unterstützung.<br />

Zu den Branchenschwerpunkten<br />

des TZD gehören am Standort Dresden-<br />

Nord die Mikro- und Nanoelektronik sowie<br />

die Mikrosystem- und die Umwelttechnik.<br />

Am Standort Dresden-Süd stehen<br />

vor allem die Mess- und Sensortechnik<br />

sowie Material- und Produktionstechnologien<br />

im Fokus. Dazu kommen das<br />

BioInnovationszentrum und die sogenannten<br />

Universellen Werke, die e<strong>in</strong><br />

Technikum für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />

sowie e<strong>in</strong> Start-up-Zentrum für<br />

Ausgründungen aus der TU umfassen.<br />

In Leipzig wurde mit der LGH Leipziger<br />

Gewerbehof GmbH & Co.KG 1994 e<strong>in</strong><br />

Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt der Stadt, der IHK<br />

sowie der Handwerkskammer gegründet.<br />

Ziel war, im S<strong>in</strong>ne der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />

Mietflächen für Unternehmen anbieten<br />

zu können. Das Technologie- und<br />

Gewerbezentrum „GaraGe“ ist e<strong>in</strong> Teil<br />

davon. Hier kommen neben gestandenen<br />

Unternehmern auch die Gründer<strong>in</strong>nen<br />

und Gründer von morgen zu Wort: K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendliche lernen auf orig<strong>in</strong>elle<br />

Weise technische und naturwissenschaftliche<br />

Zusammenhänge. Im Bus<strong>in</strong>ess & Innovation<br />

Centre gibt es <strong>in</strong>des Büros und<br />

Labor für Start-ups aus dem Tech-Bereich.<br />

Mehrere weitere Gewerbezentren, e<strong>in</strong><br />

Kunst- und Kreativzentrum, die Bio- und<br />

die Media-City komplettieren das breit<br />

aufgestellte Angebot.<br />

In Chemnitz macht sich das TCC –<br />

das Technologie Centrum Chemnitz<br />

(TCC) – für Unternehmer<strong>in</strong>nen und Unternehmer<br />

stark. An drei Standorten<br />

warten moderne Büro, Labor- und Produktionsflächen<br />

auf neue Ideen. Das<br />

TCC ist e<strong>in</strong>e Tochtergesellschaft der<br />

Stadt Chemnitz und der Technischen<br />

Universität der Stadt. Mit dem „Smart<br />

Systems Campus hat Chemnitz zudem<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Technologiepark. Im Fokus<br />

steht hier die enge Verb<strong>in</strong>dung von<br />

Wissenschaft, Forschung und Industrie<br />

auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik.<br />

Geme<strong>in</strong>sam Ideen weiterentwickeln, Beratung f<strong>in</strong>den, Konzepte auf den Weg br<strong>in</strong>gen – <strong>Sachsen</strong>s Gründerschmieden machen es möglich.<br />

Der Campus liegt praktisch direkt neben<br />

der TU und ebenfalls <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe zu den Fraunhofer-Instituten. Neben<br />

Start-ups erhalten hier auch etablierte<br />

Unternehmen mit <strong>in</strong>novativen Ideen<br />

beste Bed<strong>in</strong>gungen und Zugang zu tragfähigen<br />

Netzwerken. Wer nun denkt,<br />

Gründergeist f<strong>in</strong>den nur <strong>in</strong> den großen<br />

Städten passende Bed<strong>in</strong>gungen, liegt<br />

trotzdem falsch. Im Freistaat gibt es auch<br />

im ländlichen und kle<strong>in</strong>städtisch geprägten<br />

Raum Initiativen, die Unternehmern<br />

und allen, die es werden wollen, mit Rat,<br />

Tat und Expertise zur Seite stehen. E<strong>in</strong><br />

Beispiel dafür ist das Dock³ Lausitz-Kompetenz-<br />

und Gründerzentrum. Strategisch<br />

günstig gelegen im Industriepark<br />

Schwarze Pumpe bietet es Raum und<br />

Know-how für Ideen von morgen. Ebenfalls<br />

<strong>in</strong> der Lausitz ist das Technologieund<br />

Innovationszentrum der Lautech<br />

GmbH mit se<strong>in</strong>en Standorten <strong>in</strong> Hoyerswerda<br />

und Lauta angesiedelt. E<strong>in</strong> erfolgreiches<br />

TGZ gibt es seit Mitte der 90er-<br />

Jahre auch <strong>in</strong> Bautzen, e<strong>in</strong>em der wirtschaftlichen<br />

Zentren <strong>in</strong> Ostsachsen. Das<br />

Erzgebirge wartet derweil mit dem Zentrum<br />

für Innovation und Unternehmertum<br />

der Gizef GmbH <strong>in</strong> Freiberg sowie<br />

dem Gründer- und Dienstleistungszentrum<br />

Annaberg auf. In der Sächsischen<br />

Schweiz f<strong>in</strong>den Gründer und Unternehmer<br />

im Technologie- und Gewerbezentrum<br />

kompetente Ansprechpartner. Im<br />

Elbland s<strong>in</strong>d das Zentrum für Technologiestrukturenentwicklung<br />

Riesa/Großenha<strong>in</strong><br />

und die Innocations Centrum Meißen<br />

GmbH mit eigenen Räumen, Beratung<br />

und zielgenauen Angeboten für die<br />

<strong>Wirtschaft</strong> am Start.<br />

Kurzum – wer Beratung sucht, mit<br />

Gleichges<strong>in</strong>nten an Ideen tüfteln und Innovatives<br />

auch mit kle<strong>in</strong>erem Budget auf<br />

den Weg br<strong>in</strong>gen will, f<strong>in</strong>det zwischen<br />

Neiße und Pleiße reichlich Möglichkeiten.<br />

Die Gründerzentren bestehen zum<br />

Teil schon seit den Nachwendejahren. Sie<br />

haben sich als Kompetenzorte und Multiplikatoren<br />

etabliert. In den vergangenen<br />

Jahren kamen viele neue, oft spezialiserte<br />

Foto: Adobestock<br />

Innovationsschmieden dazu. In Verb<strong>in</strong>dung<br />

schaffen sie die Grundlage für e<strong>in</strong>e<br />

stabile Unternehmenskultur, die den nationalen<br />

und <strong>in</strong>ternationalen Vergleich<br />

nicht fürchten muss. (WiS)<br />

Wer Beratung sucht, mit<br />

Gleichges<strong>in</strong>nten an Ideen tüfteln<br />

und Innovatives auch mit kle<strong>in</strong>erem<br />

Budget auf den Weg br<strong>in</strong>gen will,<br />

f<strong>in</strong>det zwischen Neiße und Pleiße<br />

reichlich Möglichkeiten.


18 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

Schöne neue Arbeitswelt<br />

Nichtnur Gründersetzenverstärkt aufe<strong>in</strong>e digitaleBasis, auch die Arbeit selbst ändert<br />

sich. In <strong>Sachsen</strong> soll e<strong>in</strong>e Vernetzungs<strong>in</strong>itiative neue Möglichkeitenschaffen.<br />

Kreative arbeiten <strong>in</strong> Makerspaces,<br />

Redakteureund Entwickler <strong>in</strong> Co-<br />

Work<strong>in</strong>g-Räumen, IT-ler <strong>in</strong> Digitallaboren.<br />

Ke<strong>in</strong>e Frage, die Transformation<br />

der Arbeitswelt läuft bereits auf Hochtouren.<br />

Aber wie f<strong>in</strong>det man den passenden,<br />

<strong>in</strong>novativenArbeitsort fürsich?E<strong>in</strong>e<br />

Frage, die vor allem auch Gründer<strong>in</strong>nen<br />

und Gründer umtreibt. In den Gründerzentrenf<strong>in</strong>den<br />

sie heute oftnicht nurBeratung,<br />

sondern auch ganz konkreten<br />

Raum für die Umsetzung ihrer Ideen.<br />

Nicht selten s<strong>in</strong>d den Zentren direkt Co-<br />

Work<strong>in</strong>g-Spaces angeschlossen. Was2005<br />

<strong>in</strong> San Francisco begann, ist heute weltweit<br />

etabliert und längst ke<strong>in</strong> Phänomen<br />

der Großstädte mehr.<br />

Für die Gründenschmieden s<strong>in</strong>d die<br />

Arbeit selbst,ihreOrganisation, dieheute<br />

unabd<strong>in</strong>gbare Flexibilität und die Vernetzungsmöglichkeiten<br />

fester Bestandteil<br />

dereigenen Angebote.<br />

Gründen<strong>in</strong>Zeiten von Digitalisierung<br />

und New Work bedeutet aber auch, dass<br />

die entsprechende digitale Infrastruktur<br />

vorhanden se<strong>in</strong> muss. In <strong>Sachsen</strong> soll die<br />

neu gegründete Digitalagentur helfen.<br />

Dabei gehe es e<strong>in</strong>erseits um die Entwicklung<br />

bestehender digital orientierter Arbeitsräume<br />

undandererseits darum, Interessierten<br />

Orientierung zugeben, heißt<br />

es aus dem Sächsischen <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isterium,<br />

<strong>in</strong> dessen Auftrag die Digitalagentur<br />

unterwegs ist. „Ziel ist es, auf Basis<br />

der Anregungen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

für lokale Innovationsräume<br />

im Bereich der Digitalisierung zuerarbeiten<br />

und diese perspektivisch nachhaltig<br />

und effizient zu gestalten“, so der Anspruch.<br />

Bei e<strong>in</strong>er ersten Veranstaltung zu<br />

diesem durchaus komplexen Thema trafenimFrühjahr<br />

Vertreter<br />

sächsischer<br />

Kommunen, <strong>Wirtschaft</strong>sförderer<br />

sowie<br />

Expert<strong>in</strong>nen<br />

und Experten aus<br />

dem Bildungsbereich<br />

und der Start-<br />

Co-Work<strong>in</strong>g-Space, Digitallabor oder klassisches Büro? Viele Gründerzentren bieten auch Möglichkeiten für New-Work-Konzepte.<br />

up-Szene zusammen. Im Zentrum des<br />

Austausches standen Fragen wie die nach<br />

passenden Entstehungsorten für digitale<br />

Innovationsräume und nach den Verankerungsmöglichkeiten<br />

vor Ort. Auch<br />

Probleme bei der Gründung und dem<br />

Gründen <strong>in</strong> Zeiten vonDigitalisierung<br />

und NewWork bedeutetaber auch,<br />

dass die entsprechendedigitale<br />

Infrastruktur vorhandense<strong>in</strong>muss.<br />

Betrieb entsprechender Räume wurden<br />

diskutiert. Insgesamt über 60 Kreative<br />

aus ganz <strong>Sachsen</strong> kamen mite<strong>in</strong>ander<br />

<strong>in</strong>s Gespräch.<br />

„Der Austausch zeigte zum e<strong>in</strong>en,<br />

dass wir nicht amAnfang der Digitalisierung<br />

stehen, sondern<br />

mittendr<strong>in</strong>,<br />

zum anderen aber<br />

auch,wie vielweiteres<br />

kreatives Potenzial<br />

für Digitalisierung<br />

<strong>in</strong> unserem<br />

Freistaat nutzbar ist.<br />

Foto:Adobestock<br />

Dieses Potenzial wollen wir zusammenbr<strong>in</strong>gen<br />

und stärken –etwa auch durch<br />

Unterstützung von Netzwerken“, so Ines<br />

Fröhlich,Staatssekretär<strong>in</strong> im <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isterium.<br />

Über das breit angelegte und mehrstufige<br />

Beteiligungsverfahren wolle man<br />

ermöglichen, dass auch Ideen und Anregungen<br />

von außen Berücksichtigung f<strong>in</strong>den<br />

und möglichst viel Expertise <strong>in</strong> die<br />

Entscheidungsf<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>fließt. Dabei<br />

ist der Blick über den Tellerrand undkonkret<br />

über Landesgrenzen erwünscht. So<br />

waren auchdie Erfahrungenbei der Etablierung<br />

e<strong>in</strong>es sogenannten digitalen Knotenpunktes<br />

im ländlichen Raum <strong>in</strong><br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> Thema. Anhand der<br />

Ergebnisse der Studie „Kommunale Innovationsräume<br />

für digitale Zukunftskommunen“<br />

vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft<br />

und Organisation IAO<br />

wurde überlokale Möglichkeiten im Freistaat<br />

diskutiert. Damit <strong>in</strong> sächsischenMaker-<br />

und Work<strong>in</strong>g-Spaces künftig noch<br />

mehr kreatives Potenzial gehoben werden<br />

kann. (WiS)<br />

www.digitalagentur.sachsen.de<br />

DOPPELRIEGEL<br />

NEUER FREIRAUM FÜR IHRE IDEEN |ERWEITERUNGSBAU |TZD SÜD<br />

TechnologieZentrumDresden GmbH |Gostritzer Straße 61 |01217 Dresden |Telefon: 0351 /871 8665 |E-Mail: doppelriegel@tzdresden.de


ANZEIGE WIRFÜR SACHSEN 19<br />

So sehenSieger aus:Die Verleihungdes Gründerpreises begeisterte Bewerberund Publikum gleichermaßen.<br />

Fotos:PR/futureSAX<br />

Spotlightfür<strong>Sachsen</strong>s<br />

<strong>in</strong>novativsteGründungen<br />

futureSAX bietet Unternehmern <strong>in</strong> spe, Transferakteuren, Investoren und Visionären die perfektePlattform.Mit der<br />

Sächsischen Innovationskonferenz und der Vergabe desGründerpreisesfand jetzte<strong>in</strong> Highlightdes Jahres statt.<br />

futureSAX GmbH<br />

Anton-Graff-Straße 20<br />

01309Dresden<br />

www.futuresax.de<br />

Industrie4.0, Umweltschutz, energieeffiziente<br />

Produktion, Kultur und Medien –<br />

<strong>Sachsen</strong>s Gründer<strong>in</strong>nen und Gründer<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Bereichen zu Hause. So unterschiedlich<br />

die Branchen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>denen<br />

die Unternehmer der nächsten Generationen<br />

unterwegs s<strong>in</strong>d, so ähnlich<br />

s<strong>in</strong>d die Fragen, die am Anfang jeder<br />

Idee stehen. Was muss man vor der<br />

Gründung beachten? Wie viel Kapital<br />

brauchtman wofür? Wiesollte dieideale<br />

Socia-Media-Strategie aussehen? Welche<br />

rechtlichen Unsicherheiten müssen<br />

unbed<strong>in</strong>gt vor dem Start geklärt werden?<br />

Auf Fragen wie diese haben erfahrene<br />

Expert<strong>in</strong>nen und Experten die besten<br />

Antworten. Bei futureSAX gibt es jede<br />

Menge Impulse und Expertise. Die Innovationsplattform<br />

des Freistaates <strong>Sachsen</strong><br />

versteht sich als Anlaufstelle für<br />

rund 10.000 sachsenweite und branchenübergreifendeKontakte.<br />

Unterdem Dachder GmbH f<strong>in</strong>den angehende<br />

wissensbasierte Gründer<strong>in</strong>nen<br />

und Gründer, junge technologieorientierte<br />

Unternehmen, etablierte Firmen<br />

mit Wachstumspotenzial sowie Wissenschaftler<strong>in</strong>nen<br />

und Wissenschaftler, Innovations-<br />

und Transfer-Akteure, Kapitalgeber<br />

und <strong>in</strong>teressierte Jugendliche<br />

kompetente Ansprechpartner.<br />

Branchenübergreifend br<strong>in</strong>gt futureSAX<br />

Menschen zusammen, die <strong>in</strong> und für<br />

<strong>Sachsen</strong> etwas bewegen wollen, und<br />

macht ihre Projekte und Erfolge sichtbar.<br />

ZumBeispiel beider SächsischenInnovationskonferenz,<br />

e<strong>in</strong>em der Highlights<br />

<strong>in</strong> dersächsischen Innovationsszene.<br />

In stilvollem Ambiente trafen sich<br />

Ende Juni dazu Innovator<strong>in</strong>nen und Innovatoren<br />

<strong>in</strong> der Messe Dresden.<br />

Umrahmt von e<strong>in</strong>em bunten Bühnenprogramm<br />

unde<strong>in</strong>er begleitendenMesse<br />

g<strong>in</strong>g es dabei um Ideen und Innovationen<br />

aus den Bereichen Gründen, Unternehmen,<br />

Kapital, Transfer und Next-<br />

Gen –also den Visionen der Jugend als<br />

nächster Generation. Obauf der Bühne,<br />

beim Gründer- oder beim Alumni-Talk –<br />

der Erfahrungsaustausch und das Mite<strong>in</strong>ander<br />

standen im Mittelpunkt derKonferenz,<br />

zu der auch die Sächsische Innovationsbörse<br />

gehörte. Das Ziel hier: Forscher<strong>in</strong>nen<br />

und Forscher treffen potenziellePartner<br />

aus der<strong>Wirtschaft</strong>,umvielleicht<br />

die Basis für e<strong>in</strong>e künftige Zusammenarbeit<br />

zuschaffen. Bei der Investoren-Roadshow<br />

pitchen Gründungs- und<br />

Wachstumsunternehmen ihre Geschäftsideen.<br />

Die NextGen-Jugendlichen<br />

wiederum präsentieren ihre Ideen erstmalsvor<br />

e<strong>in</strong>em großenPublikum.<br />

Und all das <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigartigen Veranstaltungsformat.<br />

So erwartete die Besucher<strong>in</strong>der<br />

Messehalle4e<strong>in</strong> besonderes<br />

Licht- und Veranstaltungskonzept,<br />

dasdie Impulse desProgramms undder<br />

begleitenden Messe hervorheben und<br />

e<strong>in</strong>e unvergessliche Atmosphäre schaffen<br />

sollte. Beim futureSAX-Showcase<br />

zeigten die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer<br />

des diesjährigen Sächsischen<br />

Gründerpreises ihre <strong>in</strong>novativen Geschäftsideen.<br />

Drei von ihnen konnten<br />

sich wenig später über die Platzierung<br />

auf dem Treppchen freuen. E<strong>in</strong> Sonderpreis<br />

wurde nach der Auswertung e<strong>in</strong>es<br />

öffentlichen Onl<strong>in</strong>e-Vot<strong>in</strong>gs vergeben.<br />

Austausch im großenNetzwerk<br />

Die Verleihung brachte dabei auf den<br />

Punkt, was Anspruch der futureSAX<br />

GmbH ist: Wachstum von Innovationen,<br />

Gründergeist und Zukunftsorientierung.<br />

Mar<strong>in</strong>a Heimann, Geschäftsführer<strong>in</strong> von<br />

futureSAX, zeigte sich e<strong>in</strong>mal mehr begeistert<br />

von „Ideenkraft, Leidenschaft,<br />

Gründer- Unternehmer- und Forschergeist“.<br />

„<strong>Sachsen</strong>s Innovationskultur wird<br />

sichtbar, greifbar und vor allem erlebbar.<br />

Die Prämierung des Sächsischen<br />

Gründerpreises ehrt Innovationsstärke<br />

im vielfältigen Gründungsgeschehen <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong> parexcellence“,sagtsie.<br />

Und <strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong><br />

Dulig lobt die Gründerlandschaft im<br />

Freistaat. „In<strong>Sachsen</strong>kannsichInnovationsgeist<br />

frei entfalten, im urbanen wie<br />

ländlichen Raum. Das spürt man jedes<br />

Jahr auf der Sächsischen Innovationskonferenz,<br />

die #Innovationmade<strong>in</strong>Saxonysichtbar<br />

macht“, sagt er.<br />

Prämiert mit dem Sächsischen Gründerpreis<br />

<strong>2022</strong> wurde die E-VITA GmbH aus<br />

Dresden,die mit ihrer<strong>in</strong>novativen Technologie<br />

zur chemiefreien Saatgutbehandlung<br />

überzeugte. Auf Platz zwei<br />

kam die Fusion Bionic GmbH aus Dresden<br />

mit ihrer neuartigen Technologie<br />

zur Oberflächenbearbeitung sowie auf<br />

Platz drei die eCovery GmbHaus Leipzig<br />

mit ihrer Lösung für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle,<br />

passgenaue Physiotherapie.<br />

Das abwechslungsreiche Bühnenprogramm<br />

und viele Experten aus <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

Forschung, Politik und Gesellschaft<br />

machten den Abend zu etwas<br />

ganz Besonderem.<br />

futureSAX lässtGründer<strong>in</strong>nen undGründer<br />

auch nach der Startphase nicht alle<strong>in</strong>.<br />

Das eigene Alumni-Netzwerk ermöglicht<br />

<strong>in</strong>dividuelle Unterstützungen<br />

und den hilfreichen Austausch mit Unternehmen<br />

undKapitalgebenden fürdie<br />

nächsten Schritte –und schafft damit<br />

nichtselten die Basisfür weitere <strong>in</strong>novative<br />

Projekte.<br />

E<strong>in</strong> Mentor<strong>in</strong>g-Netzwerk, zahlreiche<br />

sachsenweite Veranstaltungen und e<strong>in</strong><br />

Innovationsradar, der die zukunftsträchtigsten<br />

Projekte im Freistaat bündelt,<br />

rundendas Angebot ab.<br />

Ausgezeichnet<br />

Insgesamt drei Plätze wurden beim Sächsischen Gründerpreis<br />

<strong>2022</strong> vergeben.Den viertenPreis -die Publikumswertung -konnte<br />

der Drittplatzierte, die eCovery GmbH aus Leipzig, am Ende<br />

ebenfalls mit nachHause nehmen..<br />

Spannend<br />

Dass <strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong>Sachen Gründergeist e<strong>in</strong>e Menge zubieten hat,<br />

zeigte die Veranstaltung am 23. Juni imbesonderen Ambiente.<br />

Neben der Preisverleihung bot der Tag auch e<strong>in</strong> spannendes<br />

Bühnenprogramm mitvielen Pitches undExpertengesprächen.<br />

Vernetzt<br />

Innovationskonferenz und Gründerpreisverleihung boten beste<br />

Chancen, mite<strong>in</strong>ander branchen- und forschungsübergreifend<br />

<strong>in</strong>s Gespräch zu kommen. Und wer weiß, welche Netzwerke der<br />

Zukunftdabei geknüpftwurden?


20 PERSONAL & FÜHRUNG<br />

„Jeder, der arbeiten<br />

will, ist vermittelbar“<br />

Die Chefs des Bautzener IC Teams über Strukturwandel und Fachkräftemangel.<br />

E<strong>in</strong>e Kopie der Berl<strong>in</strong>er East Side Gallery<br />

haben sie nach Bautzen geholt –<br />

die Chefs des Unternehmens IC Team.<br />

Im Hotel Moments <strong>in</strong> der Goschwitzstraße ist<br />

sie Teil der Innenhofgestaltung. E<strong>in</strong>ige der<br />

großen Bilder, die im Orig<strong>in</strong>al 1990 auf e<strong>in</strong><br />

Stück der Berl<strong>in</strong>er Mauer gemalt worden waren,<br />

s<strong>in</strong>d hier wieder entstanden. Und machen<br />

sich gut als H<strong>in</strong>tergrund für e<strong>in</strong> Foto<br />

von Enrico Paul und Jörg Beutel, die IC Team<br />

1991 gegründet haben. Längst ist aus der<br />

Personaldienste GmbH, die Zeitarbeitskräfte<br />

vermittelt, e<strong>in</strong> mit mehreren Standbe<strong>in</strong>en<br />

breit aufgestellter Mittelständler geworden.<br />

E<strong>in</strong>er, der kürzlich zum wiederholten Mal<br />

ausgezeichnet worden ist vom Zentrum für<br />

Arbeitgeberattraktivität. Unter der Überschrift<br />

„Top Job“ können sich Firmen dort anmelden<br />

für den Wettbewerb um den Titel<br />

„Bester Arbeitgeber“. Das Ergebnis für IC<br />

Team: e<strong>in</strong> deutschlandweit greifender dritter<br />

Platz <strong>in</strong> ihrer Größenklasse.<br />

Reichlich 120 <strong>in</strong>terne und etwa 1.500 externe<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter beschäftigen<br />

Enrico Paul und Jörg Beutel <strong>in</strong> ihrem<br />

Kernsegment. H<strong>in</strong>zu kommen rund 120 Leute<br />

<strong>in</strong> weiteren Bereichen wie dem Hotel. <strong>Wirtschaft</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> sprach mit den Geschäftsführern<br />

unter anderem über zufriedene Mitarbeiter,<br />

Fachkräftemangel und den Strukturwandel.<br />

Herr Paul, Herr Beutel – wie<br />

kommt man als Unternehmen für<br />

Personaldienste zu e<strong>in</strong>em Hotel?<br />

Tut sich so etwas aus der täglichen<br />

Arbeit auf?<br />

Jörg Beutel: Wenn man als Unternehmer<br />

tätig ist, bieten sich Chancen. Die Frage ist,<br />

nimmt man sie wahr? Wir s<strong>in</strong>d da offen.<br />

Meist ergibt sich so was aus Gesprächen<br />

mit Kunden, wenn wir erfahren, was sie<br />

brauchen. So s<strong>in</strong>d auch IC Team Auszugsservice<br />

und IC Team Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g – e<strong>in</strong> Unternehmen<br />

im Bereich Korrosionsschutz –<br />

entstanden. Beim Hotel war der Weg e<strong>in</strong><br />

anderer. Hier haben wir e<strong>in</strong> Defizit gesehen.<br />

Als wir das Hotel 2018 eröffnet haben,<br />

war <strong>in</strong> Bautzen 20 Jahre lang ke<strong>in</strong>s<br />

gebaut oder saniert worden. Alle hatten<br />

den Charme der 1990er- Jahre. Da haben<br />

wir für uns e<strong>in</strong>e Gelegenheit gesehen. Und<br />

uns wird von den Gästen gespiegelt, dass<br />

es gelungen ist. Unsere Themenzimmer<br />

und die Menükarte – Menüs mit We<strong>in</strong>begleitung<br />

– s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal.<br />

Das wird gern angenommen.<br />

Sie gehören zu den besten Arbeitgebern<br />

<strong>in</strong> Deutschland – ausgezeichnet<br />

vom Zentrum für Arbeitgeberattraktivität.<br />

Sie haben das<br />

Unternehmen gegründet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Zeit, als sich im Osten kaum e<strong>in</strong><br />

Arbeitgeber über Attraktivität Gedanken<br />

machen musste. Da war jeder<br />

froh, wenn er überhaupt e<strong>in</strong>en<br />

Job hatte. Waren Sie <strong>in</strong> Ihrer Branche<br />

schon damals mehr gefordert<br />

als andere?<br />

Jörg Beutel: Wir agieren auf dem zweiten<br />

Arbeitsmarkt. Dort standen wir schon<br />

immer <strong>in</strong> Konkurrenz mit großen Firmen<br />

wie Siemens, aber auch mit Familienbetrieben,<br />

die teilweise anders wahrgenommen<br />

werden als unsere Branche.<br />

Deswegen mussten wir von Anfang an e<strong>in</strong>e<br />

besondere Kollegialität und Zusammenarbeit<br />

bieten, um Mitarbeiter zu begeistern<br />

und zu f<strong>in</strong>den.<br />

Enrico Paul: Anfang der 1990er-Jahre,<br />

kurz nach dem Mauerfall, war die Situati-<br />

Enrico Paul (l.) und Jörg Beutel s<strong>in</strong>d Geschäftsführer des IC Team Bautzen, ihre Firma wurde als e<strong>in</strong>er der besten Arbeitgeber<br />

Deutschlands ausgezeichnet. Hier stehen sie vor der Kopie der East Side Galery im Hof des Hotels „Moments“<br />

<strong>in</strong> Bautzen, das auch zur Firmengruppe gehört. Foto: Uwe Soeder<br />

on schon anders, mit dieser sehr hohen<br />

Arbeitslosigkeit. Das hat sich aber grundlegend<br />

geändert. Wir haben über die Jahre<br />

viel getan, um attraktiv zu se<strong>in</strong>. Dabei<br />

geht es nicht nur um Geld, sondern darum,<br />

dass den Angestellten die Arbeit<br />

Spaß macht, sie sich weiterentwickeln<br />

können und e<strong>in</strong>e Beschäftigung <strong>in</strong> Heimatnähe<br />

haben.<br />

Es gibt Studien, die zum Ergebnis<br />

kommen: Viele deutsche Arbeitnehmer<br />

s<strong>in</strong>d nicht zufrieden mit<br />

ihrem Job. Was machen Sie anders?<br />

Jörg Beutel: Wir geben unseren Mitarbeitern<br />

die Möglichkeit, sich zu entfalten.<br />

Dazu gehört, dass sie ihr Privatleben mit<br />

geschäftlichen Prozessen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />

br<strong>in</strong>gen können. Dabei geht es um Zeit,<br />

Ort und Pensum. Wir passen Schichten<br />

so an, dass sie für Eltern machbar s<strong>in</strong>d.<br />

Homeoffice war bei uns schon vor Corona<br />

möglich. Und beim Pensum heißt das,<br />

die gesundheitliche Situation oder den familiären<br />

Stress der Angestellten im Blick<br />

zu haben und darauf zu reagieren. Wir<br />

haben Gleitzeit, Arbeitsbeg<strong>in</strong>n und Pausen<br />

können flexibel gestaltet werden. Bei<br />

uns kommt e<strong>in</strong> Masseur <strong>in</strong>s Haus; es gibt<br />

Früchte für die Mitarbeiter. Jedes Büro<br />

hat e<strong>in</strong>e eigene Küche, die Kollegen können<br />

dort kochen. Wir haben Partnerschaften<br />

mit Krankenkassen, vor allem<br />

mit der AOK, für den Bereich betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement. Da geht<br />

es unter anderem um Ernährungsberatung,<br />

um Gesprächsmöglichkeiten bei<br />

Stress oder auch um Gesunderhaltung<br />

durch Bewegung.<br />

Das betrifft die Kollegen <strong>in</strong> den<br />

Büros – wie ist es mit denen, die<br />

bei anderen Unternehmen im Rahmen<br />

von Zeitarbeit und Ähnlichem<br />

tätig s<strong>in</strong>d?<br />

Jörg Beutel: Auch sie haben die Möglichkeit,<br />

an den Sem<strong>in</strong>aren zur Gesundheitsvorsorge<br />

teilzunehmen und werden<br />

dafür freigestellt. In der Produktion am<br />

Band ist Homeoffice schwer möglich;<br />

aber <strong>in</strong> unseren Büros nehmen sich die<br />

Disponenten viel Zeit für Gespräche.<br />

Und wir sorgen dafür, dass die Mitarbeiter<br />

<strong>in</strong> der Nähe ihrer Wohnorte arbeiten<br />

können.<br />

Enrico Paul: Außerdem stehen wir <strong>in</strong><br />

engem Kontakt zu unseren Kunden und<br />

besuchen unsere Mitarbeiter im Kundene<strong>in</strong>satz<br />

vor Ort. Auch bei unseren<br />

Ansprechpartnern vor Ort hat <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren e<strong>in</strong> Umdenken e<strong>in</strong>gesetzt<br />

und viele geben ihr Bestes, um<br />

unsere Mitarbeiter möglichst gut zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren.<br />

Und was erwarten oder suchen Sie<br />

im Gegenzug über das vielleicht<br />

Selbstverständliche h<strong>in</strong>aus?<br />

Jörg Beutel: Wir suchen Leute, denen ihre<br />

Arbeit Spaß macht, die für sich e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Selbstständigkeit und e<strong>in</strong>en Freiraum<br />

beanspruchen. Wenn dabei Fehler<br />

passieren, fangen wir das auf. Es ist uns<br />

lieber, wenn die Teams und Mitarbeiter<br />

selbst kreativ tätig werden, anstatt nur<br />

auf die nächste Anweisung zu warten.<br />

Enrico Paul: Wir erleben positiv, dass <strong>in</strong><br />

den Teams Freundschaften entstehen.<br />

Neue Kollegen werden mit e<strong>in</strong>em geschmückten<br />

Arbeitsplatz und e<strong>in</strong>er Willkommensparty<br />

begrüßt. In der Verwaltung<br />

wird zusammen gekocht. So etwas<br />

passiert, ohne dass wir etwas anweisen.<br />

Sie haben das Unternehmen 1991<br />

<strong>in</strong> Bayern gegründet und s<strong>in</strong>d<br />

dann <strong>in</strong> die Oberlausitz zurückgekommen.<br />

Weil Sie den Umbruch<br />

mitgestalten wollten?<br />

Enrico Paul: Wir wollten den Mitarbeitern<br />

lange Fahrwege beispielsweise nach<br />

Bayern oder Frankfurt am Ma<strong>in</strong> ersparen<br />

und dafür sorgen, dass sie <strong>in</strong> der näheren<br />

Umgebung e<strong>in</strong>e Tätigkeit f<strong>in</strong>den.<br />

Jörg Beutel: Es war damals noch nicht so<br />

abzusehen – aber langfristig hat sich gezeigt,<br />

dass die Bereitschaft, überregional<br />

zu arbeiten, spürbar abgenommen hat,<br />

denn <strong>in</strong>zwischen s<strong>in</strong>d Angebote vor Ort<br />

da. Unser Schritt damals hat sich als richtig<br />

erwiesen.<br />

Die Entwicklung lief sicher nicht<br />

von null auf über 1.700 Mitarbeiter?<br />

Jörg Beutel: Das lief kont<strong>in</strong>uierlich; wir<br />

haben uns dem Bedarf unserer Kunden<br />

angepasst. Wir s<strong>in</strong>d so gewachsen, dass<br />

wir ihnen <strong>in</strong>zwischen beispielsweise die<br />

Personalplanung abnehmen und Mehrschichtsysteme<br />

abdecken können.<br />

Enrico Paul: Um nah dran se<strong>in</strong> zu können<br />

am Kunden, haben wir viele Büros<br />

vor Ort <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Städten. Und wir bauen<br />

das auf, was nötig ist – zum Beispiel e<strong>in</strong>en<br />

Fahrdienst für die Mitarbeiter, wenn<br />

der öffentliche Nahverkehr fehlt oder<br />

Mitarbeiter nicht selbst fahren können.<br />

Sie haben <strong>in</strong> den 1990er-Jahren<br />

den Umbruch miterlebt und mitgestaltet.<br />

Jetzt steckt (nicht nur)<br />

die Region auf mehreren Ebenen<br />

wieder im Wandel. Wie können Sie<br />

da helfen?<br />

Enrico Paul: Die großen Themen s<strong>in</strong>d die<br />

Digitalisierung und der Fachkräftemangel.<br />

Da geht es zunehmend um den E<strong>in</strong>satz<br />

von ausländischen Arbeitskräften;<br />

die Bereitschaft <strong>in</strong> den Unternehmen dafür<br />

ist deutlich gewachsen. Wir arbeiten<br />

heute mit Menschen aus 46 Nationen. In<br />

unseren Büros setzen wir darum schon<br />

seit Längerem auf Mehrsprachigkeit bei<br />

den Angestellten. Es gibt beispielsweise<br />

polnische oder tschechische Mitarbeiter.<br />

Sie s<strong>in</strong>d sprachlich und kulturell näher<br />

dran an den Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />

aus diesen Ländern. Unsere Mitarbeiter<br />

an den Standorten beschäftigen sich<br />

ganztägig mit der Gew<strong>in</strong>nung und Betreuung<br />

von Mitarbeitern und deren Disposition.<br />

Hier<strong>in</strong> liegt unsere Kernkompetenz<br />

und diese wird jedes Jahr von über<br />

600 Kunden, vom Handwerker, über den<br />

Mittelstand bis zum Großkonzern genutzt,<br />

welche sich dadurch ihre eigene<br />

Flexibilität am Markt erhalten. Gleichzeitig<br />

aber haben unsere Mitarbeiter <strong>in</strong> uns<br />

e<strong>in</strong>en zuverlässigen Arbeitgeber für viele<br />

Jahre. Dar<strong>in</strong> liegt unser Nutzen als Unternehmen.<br />

Jörg Beutel: Über die Zeitarbeit haben<br />

beide Seiten die Möglichkeit, <strong>in</strong> dem<br />

Bereich Erfahrungen zu sammeln. Viele<br />

Firmen s<strong>in</strong>d positiv überrascht und behalten<br />

ausländische Mitarbeiter auch<br />

langfristig.<br />

Welche Fachkräfte fehlen besonders?<br />

Jörg Beutel: Es wird <strong>in</strong> jedem Bereich gesucht.<br />

Man muss sich nur mal umschauen,<br />

<strong>in</strong> Geschäften, <strong>in</strong> Restaurants – fast<br />

überall hängt e<strong>in</strong> Aushang, auf dem<br />

steht: „Wir stellen e<strong>in</strong>“. Da geht es nicht<br />

nur um Fachleute, sondern generell um<br />

Arbeitskräfte. Jeder, der arbeiten möchte,<br />

ist vermittelbar. Es wird jeder gebraucht.<br />

E<strong>in</strong> Grund für den Fachkräftemangel<br />

ist, dass viele junge Menschen<br />

die Region verlassen. Was ist da zu<br />

tun?<br />

Enrico Paul: Wir haben hier wenige attraktive<br />

Studienmöglichkeiten. Junge<br />

Leute gehen nach Dresden, Leipzig, Berl<strong>in</strong><br />

und kommen kaum wieder. Es ist <strong>in</strong><br />

Bautzen spürbar, dass die Stadt ke<strong>in</strong>e Uni<br />

hat – anders als etwa Jena oder Greifswald.<br />

Es gibt die Idee, im Oberlausitzer<br />

Seen-Gebiet e<strong>in</strong>e Fachhochschule anzusiedeln.<br />

Wenn das gel<strong>in</strong>gt, mit e<strong>in</strong>em modernen<br />

Campus und <strong>in</strong>teressanten Studiengängen,<br />

würde das sehr helfen. Das gilt<br />

auch für die Berufsausbildung. Wenn sich<br />

junge Leute für Berufe <strong>in</strong>teressieren, die<br />

sie hier nicht lernen können, s<strong>in</strong>d sie genauso<br />

weg wie die Studenten.<br />

Haben Sie e<strong>in</strong>e Empfehlung an Firmen,<br />

die jetzt den Wandel packen<br />

müssen?<br />

Jörg Beutel: Den Geschäftsführern fehlt<br />

die Zeit, um sich mal zurückzulehnen<br />

und neutral auf das eigene Geschäft zu<br />

schauen. Aber es ist wichtig, das zu<br />

tun. Innehalten, die verschiedenen Bereiche<br />

bewerten. Prüfen, ob D<strong>in</strong>ge nicht<br />

anders möglich s<strong>in</strong>d – und damit auch<br />

erfolgreicher.<br />

Das Gespräch führte: Irmela Hennig


GELD &MÄRKTE 21<br />

Wird <strong>Sachsen</strong> zur<br />

Zebra-Wiege?<br />

Start-up-Investoren halten ostdeutschenGeme<strong>in</strong>schaftss<strong>in</strong>n füre<strong>in</strong>enStandortvorteil.<br />

Von HeikoWeckbrodt<br />

<strong>Sachsen</strong> gel<strong>in</strong>gt es immer besser,<br />

se<strong>in</strong>e starke Forschungslandschaft<br />

<strong>in</strong> jobträchtige Firmenausgründungen<br />

umzumünzen und für diese<br />

„Start-ups“ auch Risikokapitalgeber zu<br />

f<strong>in</strong>den. Und die besondere Mentalität<br />

vieler ostdeutscher Gründer<strong>in</strong>nen und<br />

Gründer, denen wirtschaftlicher Erfolg<br />

und gesellschaftlicher Nutzen gleichermaßen<br />

wichtig s<strong>in</strong>d, erweist sich zunehmend<br />

als Standortvorteil. Denn diese<br />

Denkweise kommtden jüngsten„Zebra“-<br />

und „Purpose“-Trends <strong>in</strong> der Geldgeberszene<br />

entgegen. Dashaben Risikokapitalisten<br />

und Gründer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Dresdenwährend<br />

e<strong>in</strong>er Bundes-„Pitchnight“<br />

e<strong>in</strong>geschätzt, bei der sich zehn junge<br />

Unternehmen vor Investoren präsentieren<br />

durften. Allerd<strong>in</strong>gs sehen sie auch<br />

Defizite. So appellierten sie während<br />

der „Pitchnight“ im Kraftwerk Mitte an<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident Michael Kretschmer<br />

(CDU), Risikobereitschaft, Unternehmergeist,<br />

Toleranz und Diversität <strong>in</strong><br />

den Lehrplänen der sächsischen Schulen<br />

fest zu verankern, um das Gründungsgeschehenanzukurbeln.<br />

Stattnur auf <strong>Sachsen</strong> mehr auf<br />

Mitteldeutschland setzen<br />

Außerdem könne der Freistaat wirtschaftlich<br />

mehr erreichen, wenn er<br />

künftig stärker mit se<strong>in</strong>en Nachbarn<br />

kooperiere. „Wir müssen weg kommen<br />

vom Denken <strong>in</strong> den Kategorien ,<strong>Sachsen</strong>‘,<br />

,Thür<strong>in</strong>gen‘ und ‚<strong>Sachsen</strong>-Anhalt‘<br />

und h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em mitteldeutschen<br />

Selbstverständnis“, fordert etwa Gründer<strong>in</strong><br />

Constanze Buchheim von der Ostberl<strong>in</strong>er<br />

Personalberatungsagentur „Ipotentials“.<br />

Mit Blick auf die Intel-Ansiedlung<br />

<strong>in</strong>Magdeburg, die e<strong>in</strong>e Brücke<br />

zwischen den Mikroelektronik-StandortenDresden<br />

undErfurt schlagen dürfte,<br />

ist dieser Vorschlag e<strong>in</strong>es mitteldeutschen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sbündnisses alles andere<br />

als abwegig. Denn der <strong>Wirtschaft</strong>sraum<br />

zwischen Erfurt und Görlitz<br />

braucht zweifellos mehr „kritische Masse“,<br />

damit sich Ansiedlungen, Ausgründungen<br />

und andere Unternehmensgenesen<br />

verstetigen. Das gilt auch für die<br />

Forschungskraft: Die TU Dresden als<br />

e<strong>in</strong>zige ostdeutsche Exzellenzuniversität,<br />

die schon viele Start-ups hervorgebracht<br />

hat, stehtdaauf derHaben-Seite.<br />

Doch das reicht noch längst nicht aus,<br />

um sich im <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb<br />

zubehaupten. „So etwas wie die<br />

Exzellenzuni Dresden brauchen wir<br />

doppelt oder dreimal so groß“,wünscht<br />

sich M<strong>in</strong>isterpräsidentKretschmer.<br />

Dabei war die starke <strong>in</strong>genieurwissenschaftliche<br />

Ausrichtung von Dresden<br />

<strong>in</strong> der Vergangenheit e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong><br />

Erfolgsmodell, andererseits aber auch<br />

e<strong>in</strong> Quell für e<strong>in</strong> Dilemma: Die Uni sowie<br />

die vielen Institute von Fraunhofer,<br />

Leibniz, Helmholtz &Co. gründen zwar<br />

mehr undmehr Unternehmen mit teils<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Technologieschwerpunkten<br />

aus. Aber diese Hightech-Start-ups<br />

haben <strong>in</strong>der Startphase für ihren Anlagenpark<br />

eben oft e<strong>in</strong>en weit höheren<br />

Kapitalbedarf als beispielsweise e<strong>in</strong>e<br />

App-Schmiede <strong>in</strong>der Gründermetropole<br />

Berl<strong>in</strong>. H<strong>in</strong>zu kommt: „Für technisch<br />

orientierte Startu-ps istese<strong>in</strong>e besondere<br />

Herausforderung, ihre komplexe<br />

Technologie leicht verständlich rüberzubr<strong>in</strong>gen“,<br />

weiß Investor<strong>in</strong> und „Amorelie“-Gründer<strong>in</strong><br />

Lea-Sophie Cramer<br />

vom Beirat „Junge Digitale <strong>Wirtschaft</strong>“<br />

der Bundesregierung. Künftig werde die<br />

Ampel <strong>in</strong>Berl<strong>in</strong> eben solche Ausgründungen<br />

aus Unis und Hochschulen im<br />

Zuge e<strong>in</strong>er neuen Start-up-Strategie<br />

stärker fördern, verspricht derweil die<br />

Bundes-Start-up-Beauftragte Anna<br />

Christmann. „Das wird gerade auchden<br />

starken Unis <strong>in</strong> Dresden und Leipzig<br />

entgegenkommen“, me<strong>in</strong>t sie. Geplant<br />

sei unter anderem, den Technologietransfer<br />

akademischer Forschungsergebnisse<br />

<strong>in</strong> die wirtschaftliche Praxis zu<br />

unterstützen und die Lizenzgebühr-Lasten<br />

junger Ausgründungenzum<strong>in</strong>dern.<br />

Zudem will Christmann spezialisierte<br />

Dachfonds ausbauen, die Start-up-Beteiligungen<br />

auch für Pensionsfonds und<br />

andere Investoren attraktiver machen,<br />

die bisher umRisikokapitalanlagen e<strong>in</strong>en<br />

großen Bogengeschlagen haben.<br />

Mittlerweile haben aber ohneh<strong>in</strong><br />

schon e<strong>in</strong>ige Vorzeige-Unternehmen<br />

wie der Logistiksensoren-Spezialist<br />

„Packwise“ oder die Robotikfirma<br />

„Wandelbots“ aus Dresden bewiesen,<br />

dass technisch orientierte TU-Ausgründungen<br />

den richtigen Ton<strong>in</strong>Verhandlungen<br />

mit Geldgebern aus Europa und<br />

Übersee anzuschlagen wissen: InSumme<br />

hat Wandelbots seit se<strong>in</strong>er Gründung<br />

2017 bereits über 123 Millionen<br />

US-Dollar (115 Millionen Euro) Wagniskapital<br />

(„Venture Capital“, kurz: VC)<br />

e<strong>in</strong>gesammelt. Das aufs e<strong>in</strong>fache Anlernen<br />

von Robotern spezialisierte Unternehmen<br />

sei heute <strong>in</strong>der komfortablen<br />

Situation, sich se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anziers aussuchen<br />

zu können, erzählte Mitgründer<strong>in</strong><br />

Maria Piechnick. Inder ganzen sächsischen<br />

Start-up-Szene herrsche <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>e „große Aufbruchstimmung“.<br />

Unternehmergeist schon bei<br />

Schülern wecken<br />

Um daraus e<strong>in</strong>e dauerhafte Entwicklung<br />

zumachen, wünscht sich Piechnick<br />

„mehr Entrepreneurship schon <strong>in</strong><br />

der Schule, e<strong>in</strong>en zügigen Breitbandausbau<br />

und e<strong>in</strong>e bessere Infrastruktur<br />

im Osten“. M<strong>in</strong>destens ebenso wichtig<br />

sei das Signal <strong>in</strong> die Welt, dass Vielfalt,<br />

also Diversität, im Freistaat gern gesehen<br />

ist. „Da sehe ich leider noch Defizite.“<br />

Dennganzgenerell gew<strong>in</strong>nen „weiche“<br />

Standortfaktoren bei Investoren-<br />

Entscheidungen an Gewicht –sowohl<br />

fürAnsiedlungenwie auchfür VC-Beteiligungen:<br />

„Die ostdeutsche Denkweise,<br />

Individuum und Geme<strong>in</strong>schaft gleich<br />

wichtig zu nehmen, iste<strong>in</strong> Standortvorteil“,<br />

ist zum Beispiel „I-potentials“-Mitgründer<strong>in</strong><br />

Buchheim überzeugt. Denn<br />

längst nicht mehr für jeden Gründer<br />

Zwei Frauen mit klarer<br />

Me<strong>in</strong>ung zur Start-up-<br />

Kultur: Packwise-Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

Gesche<br />

Weger und Anna Christmann,<br />

die Bundes-<br />

Start-up-Beauftragte<br />

(o.).<br />

Foto:PR<br />

Ichwill:<br />

Etwaszum Leben<br />

erwecken!<br />

Gew<strong>in</strong>ner<strong>in</strong><br />

desSächsischen<br />

Gründer<strong>in</strong>nenpreises<br />

2021!<br />

www.s-firmenkunden.de<br />

Jaquel<strong>in</strong>e Hausotte,<br />

JH Ste<strong>in</strong>gestaltung GmbH<br />

und Investor zählt alle<strong>in</strong> der schnelle Profit<br />

–auch der gesellschaftliche Zweck und<br />

Nutzen, neudeutsch „Purpose“ genannt,<br />

gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> wachsendes Gewicht für unternehmerische<br />

Entscheidungen. „Wir<br />

wollen e<strong>in</strong>e <strong>Wirtschaft</strong>, die Profit und Purpose<br />

gleichermaßen verfolgt“, argumentiert<br />

Evgeni Kouris von der Berl<strong>in</strong>er Initiative<br />

„New Mittelstand“. Damit me<strong>in</strong>t er<br />

vor allem e<strong>in</strong> „Tier“, das statt der viel zitierten<br />

„E<strong>in</strong>horn“-Start-up mit ihren milliardenschweren<br />

F<strong>in</strong>anzierungsrunden neuerd<strong>in</strong>gs<br />

durch die VC- und Start-up-Szene<br />

geistert: das Zebra. Mit se<strong>in</strong>en weißen und<br />

schwarzen Streifen repräsentiert es e<strong>in</strong>e<br />

b<strong>in</strong>äre Gründer-Motivation, gleichermaßen<br />

Wertschöpfiung zu generieren und<br />

dabei Guteszutun –sei es nunfür dieUmwelt,<br />

den Weltfrieden oder für e<strong>in</strong> Plus an<br />

Lebensqualität zu sorgen. Daher ist dasZebra<br />

zum Synonym für junge Unternehmen<br />

geworden, die dem „Purpose“-Trend<br />

folgen. Ihnen gehört die Zukunft, ist Evgeni<br />

Kouris überzeugt:„Zebras s<strong>in</strong>dder neue<br />

Mittelstand.“ Mittlerweile s<strong>in</strong>d manche Investoren<br />

scharf auf die gestreiften Exoten:<br />

„Wir präferieren nachhaltige Unternehmen“,<br />

sagt etwa Bett<strong>in</strong>e Schmitz vom Berl<strong>in</strong>er<br />

Beteiligungsunternehmen „Auxxo“,<br />

dasvorzugsweise Zebras unterweiblich-diverser<br />

Führung kof<strong>in</strong>anziert. „Was wir<br />

wirklich brauchen, s<strong>in</strong>d Geschäftsmodelle<br />

mite<strong>in</strong>em gesellschaftlichen Nutzen.“<br />

S-Firmenkunden kann:<br />

Existenzgründung!<br />

Wirhaben Jaquel<strong>in</strong>eHausottesVision<br />

f<strong>in</strong>anziertund s<strong>in</strong>d ihrstarker Partner<br />

<strong>in</strong> allenF<strong>in</strong>anzfragen.


22 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

Kreativ<strong>in</strong>der Krise<br />

Nichtzuletzt die wachsende Logistik-und Verpackungsbranchesorgt dafür, dass der<br />

Industrie- undHallenbaugefragt ist. Hohe Materialpreise s<strong>in</strong>d aber auchhier Thema.<br />

Wer <strong>in</strong> die <strong>Wirtschaft</strong> <strong>in</strong>vestiert,<br />

<strong>in</strong>vestiert heute oft<br />

auch<strong>in</strong>e<strong>in</strong>e neueArt desIndustrie-<br />

und Hallenbaus. Funktionalität<br />

und Effizienz s<strong>in</strong>d dabei ebenso wichtig<br />

wie Nachhaltigkeit und die optimale Vorbereitung<br />

auf die Anforderungen der Industrie<br />

4.0. Digitalisierung und Robotik<br />

s<strong>in</strong>d längst auch <strong>in</strong><strong>Sachsen</strong> Teil moderner<br />

Arbeitswelten.<br />

Ob Produktionshallen oder Ausstellungsräume,obBüros,<br />

Messeflächen oder<br />

Lager für die Land- oder Bauwirtschaft –<br />

derIndustrie- undHallenbau istbreit aufgestellt<br />

und verfügt über reichlich Erfahrung<br />

und ausgezeichnete Expertise. Individuelle<br />

Problemlösungen, angepasst an<br />

die Wünsche der Kunden, s<strong>in</strong>d dabei<br />

selbstverständlich. Weil die <strong>Wirtschaft</strong><br />

der Zukunft auch ganz handfeste bauliche<br />

Lösungen braucht.<br />

Lieferengpässe undhohePreise<br />

Und gerade deshalb müssen sich auchdie<br />

Unternehmen im Industrie- und Hallenbau<br />

mit den aktuellen Krisenlagen ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />

Nach der Pandemie sorgt<br />

nun vor allem der Krieg <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e<br />

vielerorts für Lieferschwierigkeiten und<br />

hohe Preise. Zwar konnte speziell die<br />

Bauwirtschaft im ersten Corona-Jahr<br />

noch von gut gefüllten Auftragsbüchern<br />

undLagernprofitieren,sodassdie Investitionen<br />

hier laut dem Statistischen Bundesamt<br />

2020 sogar leicht um knapp zwei<br />

Prozent stiegen. Doch nicht jede Branche<br />

kam ohne E<strong>in</strong>schnitte durch diese angespannte<br />

Zeit. Stahlbauunternehmen hatten<br />

bei e<strong>in</strong>er Umfrage zuihrer Lage <strong>in</strong><br />

den vergangenen beiden Jahren mehr-<br />

Vorallem für die Logistikbranche entstanden <strong>in</strong> den vergangenen Jahren viele neue Hallen.<br />

Design<br />

heitlich angegeben, dass ihre Auftragslage<br />

gleich geblieben war oder sich leicht<br />

verbessert hatte. Laut dem „bauforumstahl“<br />

lag die Gesamtproduktion im konstruktiven<br />

Stahlbau 2020 bei 1,73 Millionen<br />

Tonnen. Der Bau von Stahlhallen<br />

hatte e<strong>in</strong>en Anteil von knapp 34 Prozent<br />

an derGesamtproduktion.<br />

Bau Service<br />

Foto:Adobestock<br />

Das ist e<strong>in</strong>e durchaus beachtliche<br />

Zahl, wenn man bedenkt, dass Stahl <strong>in</strong><br />

vielen weiteren Arbeits- und <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen<br />

zum E<strong>in</strong>satz kommt. Hier<br />

macht sich allerd<strong>in</strong>gs die aktuelle Marktlage<br />

deutlich bemerkbar. Die Preise für<br />

Stahlprofile und Betonstahl etwa hatten<br />

sich zwischen Sommer 2020 und 2021<br />

fast verdoppelt. Das kann konkret bedeuten,<br />

dass e<strong>in</strong> Hallenbauer nun für e<strong>in</strong>en<br />

Träger reichlich tausend Euro ausgeben<br />

musste. Kosten, die sich nicht so e<strong>in</strong>fach<br />

an den Endkunden weitergeben lassen.<br />

Nicht zuletzt, weil zwischen dem Abschluss<br />

des entsprechenden Vertrags und<br />

dem Baubeg<strong>in</strong>n gut und gerne mehrere<br />

Monate liegen können. In dieserZeits<strong>in</strong>d<br />

weitere Preisschwankungen wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />

Klar ist: Die bisherigen Höchstpreise<br />

aus dem F<strong>in</strong>anzkrisenjahr 2008 wurden<br />

<strong>in</strong>zwischenübertroffen.Das hatauch mit<br />

Veränderungen auf den Absatzmärkten<br />

zu tun. Jahrelang hatte die europäische<br />

Stahl<strong>in</strong>dustrie über die asiatische Konkurrenz<br />

geklagt. Billigimporte aus dem Ausland<br />

machten es hiesigen Herstellern<br />

schwer, ihre Produkte an den Kunden zu<br />

br<strong>in</strong>gen-unteranderem auch im Bereich<br />

des Industrie- und Hallenbaus. Inzwischen<br />

sprechen Vertreter des größten europäischen<br />

Stahlherstellers Thyssenkrupp<br />

von e<strong>in</strong>em Stahlengpass <strong>in</strong> Europa.<br />

Auch dasließ diePreise entsprechend<br />

steigen. Dennoch hofft die Stahl<strong>in</strong>dustrie<br />

als wichtigster Partner des Industrie- und<br />

Hallenbaus auf e<strong>in</strong>e Beruhigung derLage.<br />

Mut macht die E<strong>in</strong>schätzung des renommierten<br />

Duisburger Stahlhändlers Klöckner<br />

&Co. Das Unternehmen sieht nach<br />

e<strong>in</strong>em Bericht der Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Zeitung (FAZ) „e<strong>in</strong> Plateau bei den<br />

derzeit hohen Stahlpreisen“. Man erwarte<br />

<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>en „deutlichen“ Anstieg des<br />

Umsatzes im Vergleich zum Vorquartal<br />

bei gleichzeitig stabiler bis leicht steigender<br />

Absatzentwicklung.<br />

Immer mehrBestellungen<br />

Die Hallenbauer selbst sehen steigende<br />

Nachfragen, zum Beispiel aus der Logistikbranche<br />

und der Verpackungs<strong>in</strong>dustrie.<br />

Sie galten schon vor Corona als<br />

Wachstumsmarkt. Die Pandemie, <strong>in</strong> der<br />

immer mehr Menschen selbst Produkte<br />

des täglichen Bedarfs onl<strong>in</strong>e bestellen,<br />

hat der Branche e<strong>in</strong>en weiteren Schub<br />

gegeben. Dabei ist klar: Wer viel Ware<br />

versenden will, muss diese lagern. Und:<br />

Er braucht auchPlatz für das nun<strong>in</strong>noch<br />

größerem Umfang benötigte Verpackungsmaterial.<br />

Der Neubau entsprechender<br />

Hallen ließ dementsprechend<br />

nicht lange auf sich warten. Dabei müssen<br />

die Erbauer die besonderen Bedürfnisse<br />

der jeweiligen Kunden imBlick haben.<br />

Das gilt natürlich nicht nur für die<br />

Verpackungs<strong>in</strong>dustrie. Generell spielen<br />

heute vor allem auch Fragen der Nachhaltigkeit<br />

und e<strong>in</strong>es effizienten Energiekonzeptes<br />

e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Schnellbau, Satteldachhalle, nKalthallenoderisolierte<br />

Hallen –die Möglichkeiten<br />

s<strong>in</strong>d breit gefächert. Die Unternehmen<br />

setzen deshalb auf <strong>in</strong>tensive Beratung<br />

und detaillierte Planungen –auch<br />

undgerade <strong>in</strong> Krisenzeiten.<br />

GOLDBECK Ost GmbH, Niederlassung <strong>Sachsen</strong><br />

Hamburger R<strong>in</strong>g 1, 01665 Klipphausen<br />

Tel. +49 35204 673-0, dresden-sachsen@goldbeck.de<br />

build<strong>in</strong>g exellence<br />

goldbeck.de<br />

Ob Produktionshallenoder<br />

Ausstellungsräume, ob Büros,<br />

Messeflächen oder Lager fürdie<br />

Land- oderBauwirtschaft – der<br />

Industrie- und Hallenbauist breit<br />

aufgestellt und verfügt über<br />

reichlichErfahrung.


VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 23<br />

Alles öko - oder was?<br />

Wer heute baut, tut gut daran, <strong>in</strong> Nachhaltigkeit zu <strong>in</strong>vestieren. Die Möglichkeiten dafür<br />

s<strong>in</strong>d breit gefächert – auch und gerade bei Betriebsgebäuden.<br />

Wer heute baut, kommt um<br />

das Thema Nachhaltigkeit<br />

nicht herum. Das ergibt<br />

auch S<strong>in</strong>n, denn ohne ressourcenschonende<br />

(Bau-)Konzepte lässt sich die Zukunft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vom Klimawandel zunehmend<br />

geprägten Welt nicht gestalten.<br />

Das gilt auch für den Hallenbau. Wollen<br />

Unternehmen klimaneutral bauen, muss<br />

e<strong>in</strong>e Menge beachtet werden. Inzwischen<br />

ist es sogar möglich, den CO2-Abdruck e<strong>in</strong>er<br />

Werk-, Büro- oder Lagerhalle vorab zu<br />

berechnen.<br />

Will man e<strong>in</strong>schätzen, wie nachhaltig<br />

e<strong>in</strong> Gebäude se<strong>in</strong> wird, gilt es, drei Phasen<br />

zu berücksichtigen: den Bau, den Betrieb<br />

und den späteren Rückbau beziehungsweise<br />

Abriss. Welche Materialien<br />

kommen zum E<strong>in</strong>satz? Wie lange s<strong>in</strong>d<br />

diese im Durchschnitt haltbar? Das s<strong>in</strong>d<br />

nur e<strong>in</strong>ige der Fragen, die bereits bei der<br />

Planung e<strong>in</strong>er neuen Halle geklärt werden<br />

sollten. Bauherren und Planer f<strong>in</strong>den<br />

hier bei der Deutschen Gesellschaft für<br />

Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) viele Informationen.<br />

Der 2007 gegründete Vere<strong>in</strong><br />

gilt nach eigenen Angaben als Europas<br />

größtes Netzwerk für nachhaltiges<br />

Bauen und <strong>in</strong>formiert auf e<strong>in</strong>em eigenen<br />

Onl<strong>in</strong>e-Navigator über die verschiedenen<br />

Möglichkeiten, darunter auch über<br />

Durchschnitts-Energiewerte von Bauteilen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus zertifiziert die DGNB<br />

auch nachhaltig errichtete Gebäude.<br />

Dachbegrünungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Möglichkeit, nachhaltige Hallenbauprojekte umzusetzen.<br />

Foto: Adobestock<br />

Harte und weiche Faktoren<br />

Dass das Thema gegenwärtig <strong>in</strong>tensiv bei<br />

Planern und Bauunternehmen diskutiert<br />

wird, liegt auch daran, dass Nachhaltigkeit<br />

am Bau <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> eigenes<br />

Marktfeld ist. Fachleute gehen davon<br />

aus, dass, sich der Gebäudebestand weltweit<br />

bis 2050 verdoppeln wird. Fehlen<br />

nachhaltige Konzepte, ist das nicht umsetzbar,<br />

ohne Umwelt und Klima massiv<br />

<strong>in</strong> Mitleidenschaft zu ziehen. E<strong>in</strong>e Studie<br />

des Marktforschungsunternehmens Bau-<br />

InfoConsult verweist auf die hohe Bedeutung,<br />

die dem Thema Nachhaltigkeit <strong>in</strong><br />

diesem Sektor zukommt und auch künftig<br />

zukommen wird. E<strong>in</strong> wichtiger Punkt<br />

ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die sogenannte<br />

„Graue Energie“. Darunter versteht<br />

man die Energie, die für Herstellung,<br />

Transport, Lagerung, Verkauf und<br />

Entsorgung anfällt. E<strong>in</strong>kalkuliert werden<br />

auch alle Vorprodukte bis h<strong>in</strong> zur Rohstoffgew<strong>in</strong>nung<br />

und sämtliche Produktionsprozesse.<br />

Alles zusammen ergibt den<br />

ökologischen Fußabdruck des geplanten<br />

Gebäudes.<br />

Das stellt Planer natürlich auch vor<br />

Herausforderungen. So gilt zum Beispiel,<br />

vorab die Energieaufwendungen für <strong>in</strong>fragekommende<br />

Rohstoffe und Materialien<br />

zu berechnen. Holz hat e<strong>in</strong>e bessere<br />

CO2-Bilanz als beispielsweise Stahl, weil<br />

es sich um e<strong>in</strong>en nachwachsenden Rohstoff<br />

handelt. Stahl hat andererseits e<strong>in</strong>e<br />

bessere CO2-Bilanz als Beton. Experten<br />

empfehlen, nach Möglichkeit auch auf<br />

recycelte Materialien zurückzugreifen.<br />

Doch die Auswahl der geeigneten<br />

Baustoffe ist nur e<strong>in</strong> Teil der Lösung. Ohne<br />

e<strong>in</strong> durchdachtes Energiekonzept<br />

kommt heute ke<strong>in</strong> Neubau aus. Das gilt<br />

für das private E<strong>in</strong>familienhaus genauso<br />

wie für die Produktions-, Büro- oder Veranstaltungshalle.<br />

Möglichkeiten gibt es<br />

heute viele. Photovoltaikanlagen gehören<br />

ebenso dazu wie Hallenheizungen mit<br />

der Möglichkeit der Wärmerückgew<strong>in</strong>nung.<br />

Eng damit verbunden ist die Frage<br />

nach e<strong>in</strong>em Beleuchtungskonzept. So lassen<br />

sich heute zum Beispiel präsenzabhängige<br />

Lichtsteuerungen <strong>in</strong>stallieren,<br />

mit denen nach Expertenschätzungen bis<br />

zu 40 Prozent des Energieverbrauchs<br />

während des Betriebs e<strong>in</strong>gespart werden<br />

können.<br />

Baustoffe, Bauprozesse, Energiegew<strong>in</strong>nung<br />

– all das bezeichnet man als „harte<br />

Faktoren“ <strong>in</strong> der Planung e<strong>in</strong>es nachhaltigen<br />

Neubaus. E<strong>in</strong>e wachsende Bedeutung<br />

kommt aber auch den sogenannten „weichen<br />

Faktoren“ zu. Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d Effekte,<br />

die sich nicht unmittelbar <strong>in</strong> Zahlen und<br />

Zertifikaten niederschlagen, die aber dennoch<br />

wichtig s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Beispiel dafür s<strong>in</strong>d<br />

Grünanlagen, die nachweislich positive<br />

Auswirkungen auf die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter haben, die später <strong>in</strong> dem<br />

jeweiligen Gebäude arbeiten. E<strong>in</strong> großes<br />

Problem <strong>in</strong> den Industriestaaten ist die<br />

zunehmende Flächenversiegelung, die –<br />

wenn sich die Prognose zur Verdopplung<br />

des weltweiten Gebäudebestandes <strong>in</strong> den<br />

nächsten 30 Jahren bewahrheitet – weiter<br />

deutlich zunehmen wird.<br />

Um hier gegenzusteuern, kann e<strong>in</strong><br />

bewusst ausgewähltes Grünflächenkonzept<br />

helfen. Wildblumenwiesen, Insektenhotels,<br />

kle<strong>in</strong>e Teichanlagen und Totholzflächen<br />

machen e<strong>in</strong> Firmengelände<br />

nicht nur ansprechender und lebendiger,<br />

sie leisten aktiv e<strong>in</strong>en Beitrag zu Renaturierung<br />

und Erhalt der Artenvielfalt. Ausreichend<br />

Platz, begrünte Sitzecken, Unterstände<br />

für Fahrräder mit e<strong>in</strong>er Ladestation<br />

für E-Bikes können zusätzlich dazu<br />

beitragen, dass Arbeitgeber und Arbeitsort<br />

attraktiv für die Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

wird. Auch das gehört zum<br />

nachhaltigen Bauen. (WiS)<br />

Jeder hatTalente und Stärken –<br />

WIR FÜCHSE bauen.<br />

FUCHS Bau ist e<strong>in</strong> modernes, mittelständisches Bauunternehmen <strong>in</strong>Ha<strong>in</strong>ichen (<strong>Sachsen</strong>).<br />

Mit dem Know-how von über 160 Mitarbeitern s<strong>in</strong>d wir leistungsstark <strong>in</strong>folgenden Bau-Segmenten:<br />

Hoch- und Industriebau<br />

Schlüsselfertig-Systembau<br />

Ingenieur- und Tiefbau<br />

Bauwerks<strong>in</strong>standsetzung<br />

Viele Informationen rund um die Möglichkeiten<br />

des nachhaltigen Bauens, Zertifizierungen<br />

und Fördermodalitäten<br />

gibt es hier: www.dgnb-navigator.de<br />

Fachleute gehen davon aus, dass<br />

sich der Gebäudebestand weltweit<br />

bis 2050 verdoppeln wird. Fehlen<br />

nachhaltige Konzepte ist, das nicht<br />

umsetzbar, ohne Umwelt und Klima<br />

massiv <strong>in</strong> Mitleidenschaft zu ziehen.<br />

WIR FÜCHSE engagierenuns im Industriebau und im Gewerbebau, für Städte und Geme<strong>in</strong>den sowie für<br />

Investoren. Dabei setzen wir auf unsere tiefe Wertschöpfung. Sie beg<strong>in</strong>nt bei den Erdarbeiten, erstreckt<br />

sich über den Rohbau, die verschiedenen Ausbaugewerkebis h<strong>in</strong> zu Außenanlagen und Tiefbauleistungen.<br />

Sämtliche Projekte bieten wir so <strong>in</strong> allen Ausbaustufen an –vom Rohbau, über den erweiterten Rohbau<br />

„dicht und zu“ bis h<strong>in</strong> zum schlüsselfertigen Systembau. Oder Sie nutzen e<strong>in</strong>fach unseren Komplett-Service:<br />

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www.fuchs-bauen.de


24 GELD & MÄRKTE<br />

Von Nora Miethke<br />

Auf Partnersuche<br />

Sächsische <strong>Wirtschaft</strong>sdelegation <strong>in</strong> Großbritannien unterwegs.<br />

Mart<strong>in</strong> Dulig wollte eigentlich<br />

gleich nach dem Ausstieg<br />

der Briten aus der<br />

Europäischen Union auf die Insel reisen,<br />

um für den <strong>Wirtschaft</strong>sstandort<br />

<strong>Sachsen</strong> zu werben. Denn da glaubten<br />

viele, dass es Unternehmen und<br />

Banken nun <strong>in</strong> Scharen auf das Festland<br />

ziehen würde, um die Vorzüge<br />

des europäischen B<strong>in</strong>nenmarktes<br />

weiter genießen zu können. Dann<br />

kam Corona und die Reise musste<br />

mehrfach verschoben werden.<br />

Im Mai dieses Jahres fand sie endlich<br />

statt. Die Themen waren noch<br />

die gleichen wie vor zwei Jahren,<br />

aber die Sichtweise hatte sich geändert.<br />

Jetzt g<strong>in</strong>g es den <strong>Sachsen</strong> nicht<br />

mehr vorrangig um Standortwerbung,<br />

sondern darum, Kooperationspartner<br />

zu f<strong>in</strong>den für die Herausforderungen<br />

der Zukunft. Bei der fünftägigen<br />

Delegationsreise lag der Fokus<br />

klar auf Energie, speziell auf<br />

Wasserstofftechnologien. <strong>Sachsen</strong><br />

hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030<br />

e<strong>in</strong>e Wasserstoffwirtschaft entlang<br />

der gesamten Wertschöpfungskette<br />

aufzubauen. Auch <strong>in</strong> Großbritannien<br />

kommt man an dem Thema<br />

nicht vorbei. Das Land will bis 2050<br />

klimaneutral werden.<br />

Deshalb entstehen auf der Insel<br />

derzeit viele Energieparks, <strong>in</strong> denen<br />

an Lösungen experimentiert wird<br />

wie etwa im Innovationszentrum<br />

„Tyseley Energy Park“ <strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham.<br />

Die Industriestadt <strong>in</strong> den<br />

Midlands, die Großbritanniens Energiehauptstadt<br />

werden will, betreibt<br />

seit 2021 e<strong>in</strong>e Flotte von 20 Wasserstoffbussen,<br />

die im Tyseley Energy<br />

Park betankt werden. Die Anschaffung<br />

124 weiterer, öffentlich geförderter<br />

Wasserstoffbusse ist vorgesehen.<br />

Das Zentrum engagiert<br />

sich für die Bereitstellung von kohlenstoffarmen<br />

Energie-, Transport-,<br />

Wärme-, Abfall- und Recycl<strong>in</strong>glösungen.<br />

Stadtverwaltung, Universität<br />

und zahlreiche Unternehmen aus<br />

Birm<strong>in</strong>gham s<strong>in</strong>d angetreten, um zu<br />

zeigen, wie sich das Henne-Ei-Problem<br />

der Energiewende lösen lässt.<br />

<strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig (SPD) vor dem Big Ben <strong>in</strong> London.<br />

Muss erst das Angebot klimafreundlicher<br />

Heizsysteme und Antriebsarten<br />

geschaffen oder erst die Nachfrage<br />

der Verbraucher geweckt werden?<br />

„Beides muss gleichzeitig getan<br />

werden“, sagt David Boardman,<br />

Vize-Direktor vom Birm<strong>in</strong>gham<br />

Energie<strong>in</strong>stitut.<br />

Er vergleicht es mit den Olympischen<br />

Spielen <strong>in</strong> London 2012. „Alles<br />

musste zum gleichen Zeitpunkt<br />

fertig werden. Wir hatten nicht<br />

die Fachkräfte und F<strong>in</strong>anzierung<br />

Drittgrößter Exportmarkt<br />

• Das Vere<strong>in</strong>igte Königreich<br />

ist seit 2012 <strong>Sachsen</strong>s<br />

drittwichtigster Exportpartner<br />

(nach Ch<strong>in</strong>a und<br />

den USA).<br />

• Im Jahr 2021 exportierten<br />

sächsische Firmen Waren<br />

dafür. Jetzt ist es wieder so“, so<br />

Boardman. Bis 2050 müssen 23 Millionen<br />

Haushalte im Vere<strong>in</strong>igten<br />

Königreich dekarbonisiert werden,<br />

damit das Land se<strong>in</strong>e Klimaschutzziele<br />

erreicht.<br />

In Loughborough <strong>in</strong> der Grafschaft<br />

Leicestershire <strong>in</strong>formierten<br />

sich die <strong>Sachsen</strong> bei „Intelligent<br />

Energy (IE)“ über den E<strong>in</strong>satz von<br />

Brennstoffzellenprodukten mit Protonenaustauschmembran<br />

(PEM). Das<br />

Unternehmen ist auf diesem Gebiet<br />

im Wert von rund 2,7 Milliarden<br />

Euro nach Großbritannien,<br />

e<strong>in</strong> Drittel mehr<br />

als im Jahr 2020.<br />

• Zwei Drittel der Ausfuhren<br />

s<strong>in</strong>d Autos, Wohnmobile<br />

und Fahrzeugteile.<br />

Foto: Krist<strong>in</strong> Schmidt<br />

weltweit führend und verfügt über<br />

Niederlassungen und Vertretungen<br />

<strong>in</strong> den USA, Japan, Korea und Ch<strong>in</strong>a.<br />

Sächsischer Partner ist der Automobilzulieferer<br />

FES <strong>in</strong> Zwickau.<br />

Dulig warb bei Intelligent Energy<br />

um e<strong>in</strong>e Firmenansiedlung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>:<br />

„Wir wissen, dass e<strong>in</strong> neuer<br />

Standort <strong>in</strong> Deutschland gesucht<br />

wird. <strong>Sachsen</strong> hat den Briten viel zu<br />

bieten“, versprach der M<strong>in</strong>ister. Er<br />

lud das Unternehmen zu e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Austausch nach <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>.<br />

Letzte Station war Ed<strong>in</strong>burgh.<br />

Schottland will zum Exporteur von<br />

grünem Wasserstoff werden. Im<br />

Nordosten entlang der Küste sollen<br />

Cluster für W<strong>in</strong>dkraft und Wasserstoff<br />

entstehen. Kate Forbes, M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

für <strong>Wirtschaft</strong> und F<strong>in</strong>anzen,<br />

machte im Gespräch mit Dulig klar:<br />

„Wir s<strong>in</strong>d sehr an technischer Zusammenarbeit<br />

und Expertise <strong>in</strong>teressiert,<br />

haben aber auch eigene Forschungsergebnisse<br />

und Technologien<br />

anzubieten.“<br />

Talente<br />

bündeln<br />

Bahn-Experte Arnd<br />

Stephan von der TU<br />

Dresden über die<br />

Chancen der<br />

Kooperation mit<br />

Birm<strong>in</strong>gham.<br />

Die Universität Birm<strong>in</strong>gham und die<br />

Verkehrswissenschaftliche Fakultät<br />

„Friedrich List“ haben e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />

geschlossen. Mit<br />

welchem Ziel?<br />

Wir wollen <strong>in</strong> den Wettbewerb der Ideen<br />

e<strong>in</strong>treten. Denn unsere geme<strong>in</strong>same Aufgabe<br />

ist: Wir müssen die Eisenbahn zukunftsfähig<br />

und modern machen. Da s<strong>in</strong>d alle<br />

transnationalen Ideen gefragt und die müssen<br />

auf e<strong>in</strong> Fundament gestellt werden, <strong>in</strong><br />

dem man sich zur Kooperation verpflichtet.<br />

Wir haben vere<strong>in</strong>bart, dass wir zusammenarbeiten<br />

<strong>in</strong> der Forschung und <strong>in</strong> der Ausbildung,<br />

geme<strong>in</strong>sam an europäischen Forschungs<strong>in</strong>itiativen<br />

teilnehmen und so das<br />

Know-how von beiden Seiten <strong>in</strong> künftige<br />

Projekte e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den können.<br />

Was hat Birm<strong>in</strong>gham, was Dresden<br />

nicht hat?<br />

Talente. Die TU Dresden hat auch Talente,<br />

aber andere. Wir wollen ausloten, wer hat<br />

welche Talente, Ideen, Werkzeuge und Methoden<br />

und wie können wir sie gegenseitig<br />

nutzen, um geme<strong>in</strong>sam anzutreten. Die<br />

Welt ist groß. Nur e<strong>in</strong> Beispiel: Birm<strong>in</strong>gham<br />

ist stark <strong>in</strong> Indien engagiert, die TU Dresden<br />

<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a. Das <strong>in</strong>dische Eisenbahnnetz ist britisch<br />

geprägt und das ch<strong>in</strong>esische Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetz<br />

ist deutsch geprägt. Das<br />

Birm<strong>in</strong>gham Centre for Railway Research<br />

and Education (BCRRE) ist schon Partner unseres<br />

mitteldeutschen Bahntechnik-Clusters<br />

Rail.S. Auf der Reise haben wir weitere Kooperationsansätze<br />

etwa <strong>in</strong> der Cybersicherheit<br />

ausgelotet.<br />

Auf das bestehende Netz mehr Kapazität<br />

br<strong>in</strong>gen, ist e<strong>in</strong> weiteres Ziel.<br />

Warum ist das wichtig?<br />

Die Betriebsregeln der Eisenbahn werden<br />

dom<strong>in</strong>iert von menschlichen Handlungen<br />

überall im Netz. Das können wir uns künftig<br />

nicht mehr leisten. Es stößt auf Grenzen der<br />

Leistungsfähigkeit der Schienen<strong>in</strong>frastruktur.<br />

Wir müssen mit Digitalisierung und<br />

Harmonisierung mehr Durchsatz ermöglichen.<br />

Das ist e<strong>in</strong>e ganz große Aufgabe.<br />

Durch schnelleren Informationsaustausch<br />

gibt es die Chance zur Verdichtung und dazu,<br />

mehr Verkehr stattf<strong>in</strong>den zu lassen.<br />

E<br />

Transcampus wächst<br />

Partnerschaft zwischen TU Dresden und K<strong>in</strong>gs College soll<br />

ausgebaut werden.<br />

<strong>in</strong> Bereich, <strong>in</strong> dem <strong>Sachsen</strong> trotz Brexit großes<br />

Interesse an Kooperationen hat, ist Life<br />

Sciences ( Bio- und Gesundheitswissenschaften).<br />

Hier kooperiert die Technische Universität (TU)<br />

Dresden im Rahmen der “Transcampus“-Initiative<br />

schon seit 2015 erfolgreich mit dem K<strong>in</strong>g’s College<br />

London. Dah<strong>in</strong>ter verbirgt sich e<strong>in</strong>e transnationale<br />

strategische Partnerschaft zweier Exzellenz-<br />

Universitäten mit geme<strong>in</strong>samen Dekanen, Professoren<br />

und Verwaltungsstrukturen. Aus der Zusammenarbeit<br />

ist zum Beispiel das britisch-sächsische<br />

Start-up Innate Repair hervorgegangen, das<br />

neue Therapien gegen Krebserkrankungen entwickelt.<br />

Die britische Botschafter<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland,<br />

Jill Gallard, hatte bei e<strong>in</strong>em Vortrag im sächsischen<br />

Industrieclub Transcampus als Role Model<br />

für bilaterale Beziehungen gewürdigt.<br />

Diese Kooperation soll <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />

vertieft werden. Ursprünglich im Bereich Mediz<strong>in</strong><br />

vom Diabetes-Experten Professor Stefan R. Bornste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>itiiert und vorangetrieben, beteiligen sich<br />

jetzt auch weitere Fakultäten etwa für Materialforschung<br />

oder Kommunikationsnetze an den geme<strong>in</strong>samen<br />

Forschungsprojekten und Doktoranden-Programmen.<br />

Ziel ist es, die Hochschulstandorte <strong>in</strong> Dresden<br />

und London attraktiver zu machen für junge Wissenschaftstalente,<br />

aber auch schneller Lösungen<br />

zu f<strong>in</strong>den für Herausforderungen unserer Zeit wie<br />

Therapien gegen Long Covid, Diabetes oder Krebs.<br />

Die Dekane des Transcampus hoffen auf politische<br />

Unterstützung bei der Bildung e<strong>in</strong>es <strong>Wirtschaft</strong>sbeirates,<br />

um die Verwertung der Forschungsergebnisse<br />

durch Ausgründungen zu beschleunigen.<br />

Der Freistaat will <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> der<br />

Biotechnologie noch stärker den Transfer der Forschungsarbeit<br />

unterstützen, damit die Ergebnisse<br />

auch <strong>in</strong>dustriell genutzt werden. Denn Ziel ist es,<br />

Professor Stefan R. Bornste<strong>in</strong> und<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig <strong>in</strong><br />

London im Gespräch. Foto: Krist<strong>in</strong> Schmidt<br />

Arbeitsplätze zu schaffen und zum besseren<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den der Menschen beizutragen, betonte<br />

Professor Bornste<strong>in</strong> bei der Präsentation <strong>in</strong> London<br />

im Rahmen der sächsischen Delegationsreise<br />

im Mai. (SZ/nm)<br />

Wird die Eisenbahn <strong>in</strong> zehn Jahren<br />

noch die von heute se<strong>in</strong>?<br />

Ja und ne<strong>in</strong>. Moderne Eisenbahn hat zwei<br />

Attribute: viel und schnell. Sie muss viel<br />

transportieren können und sie muss schnell<br />

se<strong>in</strong>, schneller als andere Verkehrsträger.<br />

Und dafür bleibt sie auf jeden Fall elektrisch.<br />

Was ist e<strong>in</strong>e konkrete Idee, die Sie mit<br />

Partnern angehen wollen?<br />

Wir haben schon e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Projekt<br />

mit den Partnern aus Birm<strong>in</strong>gham gemacht<br />

im Bereich der alternativen Antriebstechnik<br />

für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. E<strong>in</strong>e britische F<strong>in</strong>anzierungsfirma<br />

wollte e<strong>in</strong>e Flotte f<strong>in</strong>anzieren<br />

und sich deshalb über die Antriebstechnologien<br />

für Wasserstoff- und Batteriefahrzeuge<br />

<strong>in</strong>formieren. Solche Themen kommen überall<br />

auf der Welt vor. Da hat jeder Partner se<strong>in</strong>e<br />

Stärken und auch se<strong>in</strong>e eigenen Werkzeuge.<br />

Wir ergänzen uns. Und wir werden<br />

künftig überall Kapazitätsprobleme haben,<br />

weil zu wenige Leute verfügbar s<strong>in</strong>d. Deshalb<br />

muss man die Talente bündeln und das<br />

wollen wir hier tun.<br />

Das Gespräch führte Nora Miethke<br />

https://rail-s.de


ANZEIGE WIRFÜR SACHSEN 25<br />

Mike Hermsdorf,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

Platz fürIdeen,Präzision und passgenaue Umsetzungen –e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Produktion beiHICONFORM<strong>in</strong>Freital.<br />

TraditionwirdInnovation<br />

HICONFORM <strong>in</strong> Freital punktet nicht nurmit jahrzehntelanger Erfahrung,sondern auchmit e<strong>in</strong>er<br />

eigens entwickelten Software für<strong>in</strong>dustrienaheUnternehmen, Werkzeugbauerund Gießereien.<br />

Für höchstes technisches Niveau gepaart<br />

mit m<strong>in</strong>imaler Fehlertoleranz bei<br />

der Modellherstellung steht die Firma<br />

HICONFORM schon seit Jahrzehnten. In<br />

den unterschiedlichsten Bereichen des<br />

Modell- undFormenbaus sehensich die<br />

Mitarbeiter der Freitaler Genossenschaft<br />

als Problemlöser. Mit breitem<br />

Know-How gewappnet für die Herausforderungen<br />

derKunden.<br />

Handwerkund High-Tech<br />

Im Gießereimodellbau kennen sich die<br />

Experten aus Freital bestens aus: und<br />

dasseitmehrals 70 Jahren. Durch diese<br />

Erfahrung und das modellbautechnischeKnow-how<br />

könnensie die Kunden<br />

schon zuBeg<strong>in</strong>n der Prozesskette unterstützen.<br />

Von der Beratung, über die<br />

Konstruktion bis h<strong>in</strong> zur f<strong>in</strong>alen Produktlösung<br />

werden Modelle für das<br />

Handform- und Masch<strong>in</strong>enformverfahren<br />

aus Holz, Kunststoff oder Metall gefertigt.<br />

Dabei werden Handwerk und High-<br />

Tech durchden E<strong>in</strong>satz moderner Fertigungstechnik<br />

verbunden. „So fertigen<br />

wir mit höchstenAnforderungenandie<br />

Genauigkeit –prozesssicher und kosteneffizient“,<br />

erklärt Mike Hermsdorf,<br />

Vorstandsvorsitzender von HICON-<br />

FORM. Auf den 2.000 Quadratmetern<br />

Produktionsfläche können Gießereimodellemit<br />

Größen von biszuvierMetern<br />

hergestellt werden, auf den CNC-Fräsmasch<strong>in</strong>en<br />

werden Bauteilgrößen bis<br />

zu 3,6Metern Länge verarbeitet.<br />

Der Name verrät es: Bei HICONFORMerhalten<br />

die Kunden auch passgenaue<br />

Formen für Leichtbauanwendungen<br />

aus glas- und kohlefaserverstärkten<br />

Kunststoffen sowie für Beton- und<br />

Schamottebauteile. Werkstoffe dafür<br />

s<strong>in</strong>d Kunststoffe, Alum<strong>in</strong>ium oder Stahl.<br />

Dabei können negative und positive<br />

Formbauteile produziert werden. Zusammen<br />

mit den Kunden können die<br />

Freitaler auch Prototypen entwickeln.<br />

Dabei kann der Entwicklungsprozess<br />

auf Wunsch beratend und konstruktiv<br />

von Anfang an begleitet werden.<br />

Dieselbe passgenaue Beratung wird<br />

auch für Musterbauelemente angeboten.<br />

„In der Designentwicklung können<br />

frühe Muster für e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />

Entwicklungsprozess entscheidend<br />

se<strong>in</strong>. Deshalb liefern wir auch dort neben<br />

technischer Unterstützung und<br />

umfassendem Materialverständnis e<strong>in</strong>en<br />

exzellenten Service zur Entwicklung<br />

und Umsetzung.“ Auch unter dem<br />

eigenen Dach wird getüftelt und weiterentwickelt.<br />

Und so entstand e<strong>in</strong>e<br />

selbst entwickelte Software für <strong>in</strong>dustrienahe<br />

Unternehmen, Werkzeugbauer<br />

und Gießereien. „Die grundlegende<br />

Aufgabe der Software RPC ist die automatisierte<br />

Rohteilableitung und -herstellung<br />

auf Grundlage e<strong>in</strong>es CAD-Fertigteiles.<br />

Als Fertigteil bezeichnen wir<br />

den Teil des Modells oder des Kernkastens,<br />

welcher auf unseren CNC-Masch<strong>in</strong>en<br />

gefräst werden soll“, erklärt der<br />

Vorstandsvorsitzende.<br />

Allesaus e<strong>in</strong>erHand<br />

RPCerzeugtdabeikonturnaheRohteile,<br />

welchesowohlmassivals auch hohl mit<br />

Verstärkungen <strong>in</strong> verschiedenen Auslegungen<br />

produziert werden. Als Ergebnis<br />

entsteht e<strong>in</strong> virtuelles Rohteil, mit<br />

dem die NCDaten generiert werden.<br />

Mittels Nest<strong>in</strong>g entstehen die gefrästen<br />

E<strong>in</strong>zelschichten zum Verkleben des<br />

physischenRohteils.<br />

Die Kundenprofitierenvon denmodernen<br />

CNC-Masch<strong>in</strong>en technisch und<br />

HICONFORM<br />

Altburgk41<br />

01705Freital<br />

Telefon:0351 6491122<br />

Mail: <strong>in</strong>fo@hiconform.de<br />

www.hiconform.de<br />

Fotos:HICONFORM<br />

wirtschaftlich. HICONFORM kann somit<br />

Aufträge aus e<strong>in</strong>em breiten Spektrum<br />

vonKunden erfüllen. Das Unternehmen<br />

verstehtsich alsProblemlöserr.<br />

„CNC Nest<strong>in</strong>g bietet zum Beispiel e<strong>in</strong>e<br />

flexible Alternative zur Plattenaufteilsäge,<br />

die nur rechteckige Teile zuschneidenkann,<br />

das System arbeitet dazu äußerst<br />

effizient und genau“, so Mike<br />

Hermsdorf weiter. Solche CNC-Masch<strong>in</strong>en<br />

ermöglichen nicht nur die Herstellung<br />

von verschachtelten Teilen <strong>in</strong>fast<br />

jeder gewünschten freien Form, sondern<br />

führen etwa auch alle Bohr- und<br />

Fräsarbeiten aus.<br />

Zusammenarbeit mit derTU<br />

HICONFORM heißtauch,<strong>in</strong>Kooperation<br />

mit Forschungs<strong>in</strong>stituten zu arbeiten.<br />

„Wir wollen dabei unseren eigenen Horizont<br />

erweitern und neue Wege denken.<br />

Davon profitieren natürlich all unsere<br />

Kunden“, sagt Hermsdorf. Sowird<br />

auch die Zusammenarbeit mit der TU<br />

Dresden weitergeführt. „Der Ausbau<br />

unserer regionalen Vernetzung über<br />

Branchengrenzen h<strong>in</strong>aus hilft uns, unsere<br />

Kompetenzen nachhaltig weiterentwickelnund<br />

zu schärfen.“<br />

Zusammen mit dem Institut für Massivbau<br />

der TUgab es bereits den ersten<br />

Praxise<strong>in</strong>satz: e<strong>in</strong>e Carbonbeton-Brücke<br />

für das Deutsche Museum München.<br />

Carbonbeton gilt als e<strong>in</strong>er der Megatrendsder<br />

künftigen Baupraxis.<br />

Warum kümmernSie sich<br />

um Ihre CO2-Bilanz?<br />

E<strong>in</strong>e der wichtigsten Aufgaben<br />

unserer Zeit ist es, den Klimawandel<br />

zustoppen und zugleich allen<br />

Menschen e<strong>in</strong>e lebenswerte Zukunft<br />

zuermöglichen. Als produzierendes<br />

Unternehmen haben<br />

wirnicht nure<strong>in</strong>en Beitrag an den<br />

Emissionen undden verbrauchten<br />

Ressourcen, wir haben zugleich<br />

Handlungsspielräume, um diese<br />

zu erfassen, zu reduzieren undbewusst<br />

zu kontrollieren. Das liegt<br />

bereits <strong>in</strong> unserer DNA, denn als<br />

e<strong>in</strong>getragene Genossenschaft<br />

s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>e demokratische Unternehmensform<br />

und handeln<br />

dem Genossenschaftsmodell folgend<br />

geme<strong>in</strong>schaftlich imS<strong>in</strong>ne<br />

unserer unternehmerischen und<br />

gesellschaftlichen Verantwortung.<br />

Wiefunktioniertdas?<br />

2021 haben wir uns <strong>in</strong>tensiv mit<br />

unserer CO2-Bilanz beschäftigt<br />

und über alle Geschäftsbereiche<br />

errechnet, wie viel CO2 wir emittieren.<br />

Dabei haben wir auf den<br />

CO2-Rechner von KlimAktiv gesetzt:<br />

KlimAktiv unterstütztUnternehmen<br />

wie Privatpersonen, ihre<br />

Dienstleistungen reichen vom<br />

CO2-Fußabdruck bis h<strong>in</strong>zum CO2-<br />

Handpr<strong>in</strong>t sowie bei der Entwicklung<br />

von unternehmerischen Klimastrategien.<br />

Die Bilanzierungssysteme<br />

helfen bei der Erstellung<br />

dereigenen CO2-Bilanz.<br />

WelcheZiele haben Sie<br />

für die Zukunft?<br />

Durch die Entwicklung unserer<br />

Automatisierungslösung RPC und<br />

der damit verbundenen Optimierung<br />

unseres Ressourcene<strong>in</strong>satzes<br />

haben wir den ersten wichtigen<br />

Schritt <strong>in</strong> Richtung Zukunft gemacht.<br />

Mit der CO2-Bilanzierung<br />

gehen wir den nächsten. Dabei<br />

wollen wir nicht nur Transparenz<br />

fürunsere Mitarbeiter undPartner<br />

erzeugen, sondern stellen unsere<br />

Daten –und unser Wissen –unseren<br />

Auftraggebern zurVerfügung,<br />

damit sie diese für ihre eigene Bilanz<br />

erfassen können. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

suchen wirden Austausch zu<br />

Unternehmen und Institutionen,<br />

um geme<strong>in</strong>sam die Herausforderungen<br />

der Zukunft anzugehen<br />

und vone<strong>in</strong>anderzulernen.<br />

Mobiliar alsH<strong>in</strong>gucker<br />

Vielfalt <strong>in</strong>Struktur und Verarbeitung -die moderne Technik bei<br />

HICONFORMmacht es möglich. Die Formgebung dieser orig<strong>in</strong>ellen<br />

Sitzbank erfolgte durch dasFreitalerUnternehmen.<br />

Modelle nach Kundenwunsch<br />

Die Gießereimodelle s<strong>in</strong>d bis <strong>in</strong>s Detail auf die Bedürfnisse der<br />

Kunden abgestimmt. HICONFORMversteht sich alsProblemlöser<br />

-auch füraußergewöhnliche Fragen.<br />

Die passendeFormfür jedes Produkt<br />

Das Kürzel RIM steht für das Niederdruck-Spritzgussverfahren,<br />

das bei der Produktion von Kunststoffformteilen zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommt. E<strong>in</strong>eForm kann zu Beispiel so aussehen.


26 GELD &MÄRKTE<br />

Verhaltene Hoffnung<br />

Die aktuelle Krisenlage dämpft auch dieErwartungender sächsischen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Von Annett Kschieschan<br />

Die Pandemie ist nicht vorbei,<br />

der Krieg <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e ebenso<br />

wenig.Die weltweite Krisenlage<br />

schlägt sich weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>den wirtschaftlichen<br />

Kennziffern nieder. Zwar<br />

bewerten viele sächsische Unternehmer<br />

ihre aktuelle Situation als gut. Materialund<br />

Lieferengpässe, Personalnot und<br />

die rasant steigenden Preise dämpfen<br />

aberdie Geschäftserwartungen.<br />

Viel zu tunim<br />

Verarbeitenden Gewerbe<br />

Unter Auftragsmangel leidet das<br />

verarbeitende Gewerbe nicht.<br />

Doch was nützen gut gefüllte Auftragsbücher,<br />

wenn das nötige Material im<br />

weltweiten Conta<strong>in</strong>erstau festhängt?<br />

Unter anderem imMasch<strong>in</strong>en- und Anlagenbau<br />

sowie <strong>in</strong>der Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />

können Produkte nicht fertiggestelltwerden,<br />

weil Komponenten fehlen. Die Folge:Auchdie<br />

Kundenbrauchen Geduld.<br />

Skepsis im<br />

Dienstleistungssektor<br />

Die gute Nachricht zuerst: Die<br />

sogenannten Nachholeffekteaus<br />

den Lockdown-Phasen der vergangenen<br />

beiden Jahre haben vor allem <strong>in</strong> der Gastronomie<br />

und imReisegeschäft für e<strong>in</strong>e<br />

gute Auftragslage gesorgt. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

schauen viele Unternehmer<strong>in</strong>nen und<br />

Unternehmer eher skeptisch <strong>in</strong> die Zukunft.<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e Unsicherheit<br />

drückt auf dieStimmung.<br />

<strong>Sachsen</strong>-Barometer<br />

Beschäftigung<br />

+3,3 +3,5<br />

+3,2<br />

+2,7* +3,4* –20<br />

+2,2<br />

+1,8 +2,2<br />

+0,6 +0,8 +0,7<br />

+0,2<br />

–0,2 –4,1<br />

–4,4<br />

BIP-Wachstumsrate <strong>in</strong> Prozent<br />

2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 <strong>2022</strong><br />

Quellen: Ifo-Institut Dresden, Creditreform Dresden<br />

Kauflauneund<br />

Lieferengpässe<br />

Im Handel zeigt sich ebenfalls<br />

e<strong>in</strong> differenziertes Bild. E<strong>in</strong>zelhändler<br />

freuen sich über die Kauflaune<br />

der Kunden. Auch hier wirkt der Nachholeffekt.<br />

Vor allem der Großhandel aber<br />

leidet unterden Lieferengpässen.<br />

Geschäftsklima<br />

Stimmungs<strong>in</strong>dikator<br />

Salden ausFirmenurteilen<br />

zum Geschäftsklima und<br />

Beschäftigungserwartungen<br />

SZ-Grafik: Gernot Grunwald<br />

+30<br />

+25<br />

+20<br />

+15<br />

+10<br />

Volle Auftragsbücher und<br />

fehlendes Material<br />

Ähnlich geht es der Baubranche.<br />

Hier konstatiert man e<strong>in</strong>erseits<br />

zahlreiche Aufträge, sorgt sich aber andererseits<br />

um die Erfüllbarkeit der Kundenwünsche.<br />

Denn die Lieferengpässe schlagenauchhier<br />

zu Buche.<br />

Unter anderem mit Blick auf steigende<br />

F<strong>in</strong>anzierungskosten schaut die Branche<br />

nun gespannt auf die Entwicklung<br />

der kommenden Monate. „Viele Unternehmer<br />

stehen mit denMaterial- undLieferengpässen,<br />

Personalmangel und durch<br />

dierasantsteigenden Preise vor enormen<br />

Herausforderungen. Jetzt ist die Stunde<br />

des Unternehmers, mit Organisationstalent<br />

undKreativität dieSituationzumeistern.<br />

Unsere Handlungsempfehlungen<br />

s<strong>in</strong>d: Konsequente Kostenweitergabe an<br />

die Kunden, Lieferanten diversifizieren,<br />

verbleibendes Zeitfenster für Prolongation<br />

günstiger Kredite nutzen, Cash für<br />

neue Risiken aufbauen und Eigenkapital<br />

stärken“, br<strong>in</strong>gt es Thomas Schulz, Prokurist<br />

bei Creditreform Dresden AumüllerKG,<br />

aufden Punkt.<br />

+5<br />

0<br />

–5<br />

–10<br />

–15<br />

*Prognose<br />

Insolvenzrisiko<strong>in</strong><br />

Europa steigt<br />

Die Angst vore<strong>in</strong>er Insolvenzwelle wird<br />

seit Beg<strong>in</strong>n der Pandemie diskutiert. Inzwischen<br />

steht fest: Die politischen<br />

Maßnahmen zur Stärkung der <strong>Wirtschaft</strong><br />

<strong>in</strong> der Krise haben offenbar Wirkung<br />

gezeigt. Sowurden <strong>in</strong> Westeuropa<br />

im vergangenen Jahr <strong>in</strong>sgesamt110.451<br />

Unternehmens<strong>in</strong>solvenzen registriert.<br />

Das waren 5,1 Prozent weniger als im<br />

Vorjahr. Nichtsdestotrotz hielt der wirtschaftliche<br />

Ausnahmezustand auch<br />

2021 an. „Die Pandemie bremste <strong>in</strong>vielen<br />

Bereichen die Geschäftsentwicklung.<br />

Gleichzeitig halfen zahlreiche<br />

Hilfsmaßnahmen der Regierungen, die<br />

Folgen abzufedern und aufzuschieben“,<br />

sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der<br />

Creditreform <strong>Wirtschaft</strong>sforschung <strong>in</strong><br />

Neuss. „Die aktuellen Insolvenzzahlen<br />

spiegeln damit die wahre wirtschaftliche<br />

Situation vieler <strong>Wirtschaft</strong>sbereiche nur<br />

unzureichend“, ergänzt Gerhard We<strong>in</strong>hofer,<br />

Geschäftsführervon Creditreform Österreich.<br />

Im Vergleich zum letzten Jahr<br />

vor der Corona-Krise liegt die Zahl der<br />

Unternehmens<strong>in</strong>solvenzen <strong>in</strong> Europa damit<br />

das zweite Jahr <strong>in</strong> Folge um rund<br />

50.000 Fälle niedriger.„Je längerdie staatlichen<br />

Subventionen für die Unternehmen<br />

anhalten, desto wahrsche<strong>in</strong>licher<br />

wird dasEntstehenvon Zombieunternehmen,<br />

die nur noch unter diesen speziellen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen überleben können“,<br />

warnt Hantzsch. Veränderungen wie beispielsweise<br />

e<strong>in</strong>e Z<strong>in</strong>swende und e<strong>in</strong> Auslaufen<br />

der Hilfsmaßnahmen könnten<br />

demnach den Druck auf die Unternehmensstabilität<br />

erheblich verschärfen. E<strong>in</strong>e<br />

(Nachhol-)Insolvenzwelle werde dann<br />

wahrsche<strong>in</strong>licher.<br />

Das europäische Bild ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

durchaus differenziert zu betrachten.<br />

Während etwa Dänemark, F<strong>in</strong>nland,<br />

Griechenland, Großbritannien, Italien<br />

und die Schweiz bereits e<strong>in</strong>en Anstieg<br />

der Insolvenzzahlen verzeichnen, nahmen<br />

die Insolvenzmeldungen zum Beispiel<br />

<strong>in</strong>Deutschland, Frankreich und den<br />

Niederlanden ab. In Osteuropa –betrachtet<br />

wurden zwölf Länder –stieg die Zahl<br />

der Insolvenzen dagegen im Vorjahr um<br />

5,9 Prozent. Die Bilanzen der Unternehmen<br />

<strong>in</strong> Westeuropa zeigen <strong>in</strong>zwischen<br />

die Aus- und Nachwirkungen der Krisenjahre.<br />

„Werse<strong>in</strong> Geschäftsmodell <strong>in</strong> der<br />

Krise angepasst hat und das schöpferische<br />

Potenzial des Strukturwandels nutzen<br />

konnte, hat auch mehr Gew<strong>in</strong>ne realisieren<br />

können“, betont Hantzsch. Insgesamt<br />

sieht er aber europaweit e<strong>in</strong> gestiegenes<br />

Insolvenzpotenzial.<br />

Das<strong>Sachsen</strong>barometer,der <strong>Wirtschaft</strong>s<strong>in</strong>dikatorder<br />

„<strong>Wirtschaft</strong><strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>“,ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Kooperation<br />

mitder Dresdner Niederlassung<br />

desIfo Instituts-Leibniz-Institut<br />

für<strong>Wirtschaft</strong>sforschung an der<br />

UniversitätMünchen e.V. und der<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sauskunftei Creditreform<br />

Dresden.<br />

www.ifo-dresden.de<br />

www.dresdencreditreform.de<br />

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GELD &MÄRKTE 27<br />

KI im Aktien-Dschungel<br />

Technomathematikerder TU gründenmit „Illum<strong>in</strong>o“ e<strong>in</strong>App-Unternehmen, das<br />

Kle<strong>in</strong>anlegern beim werteorientierten Investierenhelfensoll.<br />

Von Heiko Weckbrodt<br />

Wer mit Aktien handelt, tut<br />

dies meist, um damitGew<strong>in</strong>ne<br />

zu erzielen. Doch <strong>in</strong>Zeiten<br />

von Klimademos und Diversitäts-Debatten<br />

spielen für manche Kle<strong>in</strong>anleger<br />

eben auch ganz andere Motivee<strong>in</strong>eRolle.<br />

Davon s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest Dennis Wenzel,<br />

Philipp Strietzel, Assad Majid und Robert<br />

Bauervon derTUDresden fest überzeugt.<br />

Die vier Mathestudenten und angehenden<br />

Doktoren haben deshalb „Illum<strong>in</strong>o“<br />

gegründet. Sie haben e<strong>in</strong>e iPhone-App<br />

entwickelt, die bei der werteorientierten<br />

Geldanlage hilft. Dabei s<strong>in</strong>d „Werte“ im<br />

ethischen wie im pekuniären S<strong>in</strong>ne geme<strong>in</strong>t:<br />

Der Laie bekommt hier e<strong>in</strong>erseits<br />

gew<strong>in</strong>nträchtige Anlagetipps von e<strong>in</strong>er<br />

Künstlichen Intelligenz (KI), aber auch<br />

H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen darüber, was<br />

das <strong>in</strong>s Auge gefasste Unternehmen für<br />

Umweltschutz, Frauenpower und den sozialen<br />

Ausgleich tut. „Dah<strong>in</strong>ter steht<br />

doch die Frage: Wie f<strong>in</strong>de ich die Aktie,<br />

die wirklich zu mir passt?“, erklärt Technomathematiker<br />

und Illum<strong>in</strong>o-MitgründerDennis<br />

Wenzel.<br />

Die Ursprungsidee dafür entstand bei<br />

e<strong>in</strong>em Sem<strong>in</strong>ar: „Da g<strong>in</strong>g es um algorithmisches<br />

Investment und automatisierte<br />

Aktienanalysen“, erzählt Wenzel. „Wir<br />

haben uns gedacht: Das sollte allen zugänglich<br />

se<strong>in</strong>.“ Gedacht, getan: Das Mathe-Quartett<br />

quartierte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

bunten Conta<strong>in</strong>er auf dem Uni-Campus<br />

e<strong>in</strong> –und e<strong>in</strong> Name für das Gründungsprojekt<br />

fand sich auch rasch: „Illum<strong>in</strong>o“<br />

ist Late<strong>in</strong> und bedeutet „Ich erleuchte“.<br />

Denn mit modernen KI-Technologien<br />

wollen die jungen Mathematiker vor allem<br />

für Kle<strong>in</strong>anleger mehr Licht <strong>in</strong> den<br />

Aktien-Dschungel br<strong>in</strong>gen. Zwar nutzen<br />

Bankerund andere Börsenprofisdie computergestützte<br />

automatische Analyse von<br />

F<strong>in</strong>anzmarktdaten bereits seit Jahren.<br />

Viele von ihnen haben mittlerweile Karrieren<br />

als „Roboterjournalisten“ e<strong>in</strong>geschlagen.<br />

Sprich: E<strong>in</strong> wesentlicher Teil<br />

der Börsennachrichten, die im Netz zirkulieren,<br />

wird durch KIs verfasst. Die<br />

Dresdner Gründer wollen die Technologien,die<br />

die Datenund komplexe Zusammenhänge<br />

für menschliches Fassungsvermögen<br />

aufbereiten, nun aber für breitereNutzerkreise<br />

zugänglich machen.<br />

Weltverbesserung per<br />

App-Investment<br />

Dabei berücksichtigen die neuronalen<br />

Netze von Illum<strong>in</strong>o, die imH<strong>in</strong>tergrund<br />

der App werkeln, verschiedene Anlageziele:<br />

Zum Beispiel wollen sich manche<br />

Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>vestoren e<strong>in</strong>e passive E<strong>in</strong>kommensquelle<br />

per Dividende sichern. Risikofreudigere<br />

Zeitgenossen h<strong>in</strong>gegen<br />

möchten schnell zocken und schnell viel<br />

Kohle machen. Was die Dresdner App<br />

von vielen Anlage-Portalen im Internet<br />

vor allem unterscheidet, ist e<strong>in</strong> zusätzlicher<br />

Fokus auf Nachhaltigkeit: „Wer die<br />

Welt verbessern will, kann das auch<br />

durch Investitionen <strong>in</strong> besonders ausgewählte<br />

Aktien tun“, betont Dennis Wenzel.<br />

Und eben dieseAnlagetipps filtert die<br />

App der Dresdner aus e<strong>in</strong>em Fundus von<br />

über 2.000 börsennotierten Unternehmen<br />

heraus. Dabeilernt dervirtuelle Börsenguru<br />

ständig dazu, wertet bereits veröffentlichte<br />

Quartalsberichte und Pressemeldungen<br />

aus, zapft aber auch Quellen<br />

Das Illum<strong>in</strong>o-Team beim Börsentag <strong>in</strong> Dresden.<br />

Foto:Heiko Weckbrodt<br />

an, die normalerweise kaum öffentlich<br />

zugänglich s<strong>in</strong>d. Aus der Verknüpfung<br />

dieser und weiterer Daten prophezeit die<br />

Künstliche Intelligenz dann mögliche<br />

Kursentwicklungen. „Wir geben der KI<br />

auch viele nicht renditebezogene Informationen“,<br />

sagt Philipp Strietzel. „Dadurch<br />

kann sie helfen, Aktien von genau<br />

den Unternehmen zu f<strong>in</strong>den, die den eigenen<br />

Werten am besten entsprechen.“<br />

Für die e<strong>in</strong>en mag da„Frauenpower“ e<strong>in</strong><br />

wichtiges Kaufargument se<strong>in</strong> oder Diversität<br />

imManagement. Speziell für solche<br />

werteorientierten Anleger berechnet die<br />

KI aus CO2-Bilanzen, Umweltschutz-Berichten,<br />

Frauenquoten, Diversitäts-Rapports<br />

und anderen Daten e<strong>in</strong>en Index für<br />

die Bemühungen des jeweiligen Unternehmens,<br />

die Welt zu e<strong>in</strong>em besseren<br />

Ort zu machen. Um <strong>in</strong>sbesondere den<br />

Öko-Fokus hübsch zuveranschaulichen,<br />

blendet die App zujeder Aktie e<strong>in</strong> Thermometer<br />

e<strong>in</strong>. Das zeigt an, umwie viel<br />

Grad Celsius sich der Planet Erde rechnerisch<br />

<strong>in</strong> den nächsten Jahren erwärmen<br />

würde, wenn alle Betriebe weltweit so<br />

wirtschaften würden wiedas <strong>in</strong>sAugegefassteUnternehmen.<br />

Beim jüngsten Börsentag <strong>in</strong> Dresden<br />

hat das Quartett diese neue App fürs<br />

werteorientierte Investieren mit KI-Hilfe<br />

erstmals vorgestellt. Sie soll zunächst für<br />

Apple-Telefone verfügbar se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Android-Version<br />

soll folgen. Perspektivisch<br />

wollen die Illum<strong>in</strong>o-Gründer durch Abo-<br />

Modelle E<strong>in</strong>nahmen mit ihrem Programm<br />

generieren. „Aber fürs Erste wird<br />

die App kostenlos se<strong>in</strong>“, verspricht Dennis<br />

Wenzel. Die Dresdner Technomathematikers<strong>in</strong>d<br />

im Übrigen nicht dieErsten,<br />

die die Zeichen des aktuellen Zeitgeistes<br />

erkannt haben. Zwarspielen solche Argumente<br />

wie umweltfreundliches und<br />

nachhaltiges <strong>Wirtschaft</strong>en nur selten e<strong>in</strong>e<br />

ganz dom<strong>in</strong>ante Rolle für Investoren.<br />

Dennoch gew<strong>in</strong>nen derartige Kriterien<br />

an Gewicht. Portale wie F<strong>in</strong>green, Scalable.Capital<br />

oder Ökoworld beispielsweise<br />

werben <strong>in</strong> der Bundesrepublik gezielt für<br />

Geldanlagen <strong>in</strong>solche Unternehmungen.<br />

Zudem stellt die Agentur „Susta<strong>in</strong>alytics“<br />

im Auftrag der Deutschen Börse seit zwei<br />

Jahren e<strong>in</strong>en eigenen Aktien-Index für<br />

öko-orientierte Anleger auf: Der „DAX50<br />

ESG“ listet die 50stärksten börsennotierten<br />

Unternehmen, die gewisse M<strong>in</strong>deststandards<br />

<strong>in</strong> puncto Umweltschutz, Soziales<br />

und Unternehmensführung (englisch:<br />

Environment, Social, Governance =<br />

ESG) e<strong>in</strong>halten. WerWaffen oder Zigaretten<br />

herstellt, mit dem Militär handelt,<br />

Kohle fördert oder etwas mit Atomkraft<br />

zu tun hat, fliegt aus der deutschen ESG-<br />

Liste schon <strong>in</strong>der Vorauswahl heraus.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist es für viele Kle<strong>in</strong>anleger<br />

schwierig zu durchschauen, wie genau<br />

solche Empfehlungen zustande kommen,<br />

auf welche Informationen sie sich<br />

stützen und wie solide sie s<strong>in</strong>d. Diese Lücke<br />

will das Dresdner Gründerteam mit<br />

se<strong>in</strong>er App unteranderem ausfüllen.<br />

WeitereInfos unter:illum<strong>in</strong>o.ai<br />

In Schwarze Pumpe kann derStrukturwandel<br />

tatkräftigmitgestaltetwerden<br />

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30 JahreASG Spremberg: Vonder Altstadtsansierungsgesellschaft zum<strong>Wirtschaft</strong>sförderer<br />

In diesem Jahr feiert die ASG<br />

Spremberg ihren 30. Geburtstag.<br />

Als kommunale Gesellschaft der<br />

brandenburgischen Stadt Spremberg<br />

und der sächsischen Geme<strong>in</strong>de<br />

Spreetal ist sie länderübergreifend<br />

tätig. Es werden<br />

Unternehmen betreut, zu Fördermitteln<br />

beraten, Gewerbe- und<br />

Industrieflächen vermittelt und<br />

die Standortentwicklung <strong>in</strong>klusive<br />

Fachkräfte-Akquise gefördert.<br />

In den 30Jahren ihres Bestehens<br />

hatdie ASGdie <strong>Wirtschaft</strong>sregion<br />

Spremberg/Spreetal geprägt.<br />

Heute liegt ihr Hauptaugenmerk<br />

auf dem Industriepark Schwarze<br />

Pumpe (ISP) und der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung.<br />

Im ISP ist die Gesellschaft<br />

für das Management und<br />

die Entwicklung verantwortlich<br />

und betreibt das Gründerzentrum<br />

Dock3 Lausitz. Petra Axel:<br />

„Die wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Transformation, die<br />

Energiewende und der Strukturwandel<br />

s<strong>in</strong>d im <strong>in</strong>dustriellenZentrum<br />

desISP tagtäglich live zu erleben.<br />

Bei uns kann das alles tatkräftigmitgestaltetwerden.“<br />

Aktuell ist die ASG ander Entwicklung<br />

verschiedener Strukturwandelprojekte<br />

beteiligt. Denn<br />

Der Industriepark Schwarze<br />

Pumpe ist heute überregionalbekannt.<br />

Foto:Drohnen Expertise<br />

mit den Beschlüssen der Bundesregierung<br />

zum Kohleausstieg<br />

steht der ISP vor se<strong>in</strong>em zweiten<br />

Umbruch.<br />

Die Aufgaben des Industrieparkmanagements<br />

der ASG fokussieren<br />

sich auch perspektivisch auf<br />

die flächenmäßige Entwicklung<br />

des Industrieparks, um Investoren<br />

erfolgreichanzusiedeln.<br />

Im Jahr 2000 arbeiteten im ISP circa<br />

2.800 Beschäftigte. Heute arbeiten<br />

im ISP etwa 5.500 Menschen.<br />

Die ASG setzte Infrastrukturmaßnahmen<br />

um, parallel liefen<br />

die Altlastensanierung und<br />

Abrissmaßnahmen sowie derBau<br />

dererstenAbwasseranlage.<br />

Mit der Ansiedlung der Papierfabrik<br />

Hamburger-Riegerwurde die<br />

ASG mit der Aufgabe der Entwicklung<br />

und Erschließung des<br />

brandenburgischen Teils des Industrieparks<br />

Schwarze betraut.<br />

PetraAxel steht<br />

alsKaufmännische<br />

Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>sammit<br />

dem Technischen<br />

Geschäftsführer<br />

Roland Pe<strong>in</strong>e<br />

an derSpitze<br />

derASG.<br />

Foto:ASG/Jurtz<br />

2007 schlossen die Geme<strong>in</strong>de<br />

Spreetal und die ASG dann e<strong>in</strong>en<br />

Treuhändervertrag zur <strong>in</strong>frastrukturellen<br />

Erschließung für den<br />

sächsischen Teil des Industrieparks.<br />

Damit wurde der ISP zu e<strong>in</strong>em<strong>Wirtschaft</strong>sstandort,<br />

dervon<br />

der Grenze zwischen zwei Bundesländern<br />

durchzogen wird –<br />

deutschlandweit e<strong>in</strong>malig.<br />

Das Kompetenzzentrum Dock³<br />

Lausitz startete 2020.<br />

Seit 2000 wurden über 330 Mio.<br />

Euro Förder- und Eigenmittel <strong>in</strong><br />

die <strong>in</strong>frastrukturelle Entwicklung<br />

des Industrieparks Schwarze<br />

Pumpe durch die ASG bewirtschaftet<br />

und <strong>in</strong>vestiert.<br />

www.asg-spremberg.de<br />

www.dock3-lausitz.de<br />

WerdeTeil des Teams der<br />

ASG!<br />

Gesuchtwerden u.a.<br />

(m/w/d)Fachkraft<br />

Abwassertechnik,<br />

Bau<strong>in</strong>genieur, Mitarbeiter<br />

Liegenschaften,<br />

Fach<strong>in</strong>formatiker,<br />

Anlagenmechaniker.<br />

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karriere.


Fasz<strong>in</strong>ation der S<strong>in</strong>ne.<br />

Der neue Cont<strong>in</strong>ental GT Speed.<br />

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NEFZ-Fahrzyklus des Cont<strong>in</strong>ental GT Speed (W12):<br />

Kraftst<br />

offverbrauch (Benz<strong>in</strong>), l/100km–<strong>in</strong>ner<br />

orts 19,5, außerorts 9,9, komb<strong>in</strong>iert 13,5.<br />

CO₂-Emissionensionen komb<strong>in</strong>iert – 308 g/km. Effizienzklasse: se: G.<br />

Der Name „Bentle<br />

y“ und das geflüggelte e „B“ s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>getrageneene Markenzeichen.<br />

© 2021 Bentle<br />

y Motors Limited. Gezeigteses Modell: Cont<strong>in</strong>ental GT Speed.<br />

BENTLEY<br />

DRESDEN


ROBOTIK & DIGITALISIERUNG 29<br />

E<strong>in</strong> Robo-Hund im<br />

Streifendienst<br />

Weil selbst bei Sicherheitsfirmen das Personal knapp wird, arbeitet die junge<br />

Firma Security Robotics an Systemen, die Wachleute im E<strong>in</strong>satz unterstützen.<br />

Ihr Aushängeschild ist Spot, e<strong>in</strong> Roboter auf vier Be<strong>in</strong>en.<br />

Von Sven Heitkamp<br />

Aleksej Tokarev hat nicht viel Zeit.<br />

Vor se<strong>in</strong>er Bürotür sitzen schon<br />

die nächsten Bewerber für e<strong>in</strong>e<br />

se<strong>in</strong>er freien Stellen. Se<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es junges<br />

Tech-Unternehmen Security Robotics, gegründet<br />

Anfang 2021, zählt bereits acht<br />

Leute, fünf von ihnen <strong>in</strong> Leipzig, drei <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>. Und es soll weiter wachsen. Ende<br />

Mai haben sie den ersten Roboterhund<br />

und e<strong>in</strong>en fahrenden Begleiter mit 360-<br />

Grad-Kamera <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> Dienst<br />

gestellt, sie bewachen nun vollautomatisch<br />

e<strong>in</strong> Logistikzentrum <strong>in</strong> Erfurt. Selbst<br />

Thür<strong>in</strong>gens <strong>Wirtschaft</strong>s- und Digitalm<strong>in</strong>ister<br />

Wolfgang Tiefensee (SPD) kam<br />

zum Auftakt vorbei. Und das soll erst der<br />

Anfang se<strong>in</strong>.<br />

„Wir s<strong>in</strong>d noch sehr im Aufbau“, sagt<br />

Tokarev. Doch mehrere große Unternehmen<br />

verschiedener Branchen, unter ihnen<br />

Autokonzerne, Logistiker und die<br />

Deutsche Bahn, würden sich bereits mit<br />

den Sicherheitssystemen an konkreten<br />

Beispielen wie etwa Gleisanlagen beschäftigen,<br />

um ihren Nutzen zu testen.<br />

„Wir haben erwartet, dass es so schnell<br />

gehen würde, denn Studien zeigen, dass<br />

der Bedarf an solcher Technik groß ist“,<br />

erzählt der Co-Gründer des Software- und<br />

Hardware-Spezialisten.<br />

Security Robotics bietet Wachschutzkonzepte<br />

an, bei denen ihr elektronischer<br />

Vierbe<strong>in</strong>er zusammen mit autonomen<br />

Fahrzeugen und Drohnen über Firmengelände<br />

patrouilliert. Das Rad neu erfunden<br />

haben die IT- und Sicherheitsspezialisten<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht. Ihr Roboterhund<br />

wurde 2019 von der amerikanischen<br />

Robotikfirma Boston Dynamics<br />

präsentiert und auf den Markt gebracht.<br />

Doch „Spot“ bietet von Haus aus nur e<strong>in</strong>e<br />

Plattform mit e<strong>in</strong>igen Basisfunktionen:<br />

Er ist zwar e<strong>in</strong> wendiger, mobiler Roboter,<br />

der mit fünf Stundenkilometern<br />

Streife laufen und sich im Gelände bewegen,<br />

14 Kilo Ausrüstung tragen und Daten<br />

erfassen kann. Aber erst Security Robotics<br />

und andere Unternehmen <strong>in</strong> Euro-<br />

Aleksej Tokarev mit Spot, dem Roboterhund.<br />

pa br<strong>in</strong>gen der Masch<strong>in</strong>e auf vier Be<strong>in</strong>en<br />

bei, autonome Missionen auszuführen<br />

und richtige Wachdienstaufgaben zu<br />

übernehmen. Dafür müssen dann ke<strong>in</strong>e<br />

Wachleute mehr lange Kontrollgänge absolvieren.<br />

Spot wurde vor allem entwickelt, um<br />

dorth<strong>in</strong> zu gehen, wo andere Roboter<br />

nicht h<strong>in</strong>kommen. Anders als fahrende<br />

Vehikel meistert er auch Stufen und<br />

Treppen, Gleise und unebenes oder gefährliches<br />

Terra<strong>in</strong>. Wenn se<strong>in</strong>e hochauflösenden<br />

Kameraaugen, Wärmebildkameras<br />

und Lidar-Sensoren mithilfe Künstlicher<br />

Intelligenz etwas Ungewöhnliches<br />

feststellen, <strong>in</strong>formiert er die Leitstelle<br />

Foto: Anja Jungnickel<br />

und andere Kollegen. Mit der nötigen<br />

Programmierung kann er unter anderem<br />

offene Türen, fehlende Feuerlöscher oder<br />

ungebetene Personen erkennen. Auch<br />

ungewohnte Gerüche und Gase soll er<br />

bald detektieren können. Nur aufhalten<br />

darf er niemanden, geschweige denn<br />

Waffen e<strong>in</strong>setzen.<br />

Der 37-jährige Firmen<strong>in</strong>haber Tokarev<br />

stammt ursprünglich aus Sibirien. Als<br />

er 19 Jahre alt ist, ziehen se<strong>in</strong>e Eltern mit<br />

ihm nach Deutschland. „Me<strong>in</strong>e Mutter ist<br />

Russlanddeutsche“, erzählt er. Bis zum<br />

Umzug hat der junge Mann die ersten Semester<br />

Schifffahrts-Elektronik <strong>in</strong> Omsk<br />

absolviert. Bald darauf studiert er Informatik<br />

an der Berufsakademie <strong>in</strong> Leipzig<br />

und jobbt nebenbei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sicherheitsfirma.<br />

Nach dem Studium fängt er bei<br />

der Firma BitCtrl als Entwickler an. Nebenher<br />

betreut er andere Projekte – unter<br />

anderem für das bundesweite Sicherheitsunternehmen<br />

Ciborius Group. Dabei<br />

lernt er auch Spot kennen, den Robotik-<br />

Hund aus den USA. „Anfangs habe ich<br />

ihn bei mir im Keller programmiert“, erzählt<br />

Tokarev. „Aber bald wurde uns klar,<br />

dass Spot nicht nur die Ciborius Group<br />

<strong>in</strong>teressiert, sondern viele andere Unternehmen<br />

der Branche.“<br />

Aus dem kle<strong>in</strong>en Forschungsprojekt<br />

wird e<strong>in</strong> eigenständiges Unternehmen:<br />

Security Robotics. Technikchef ist Aleksej<br />

Tokarev, kaufmännische Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

wird Kathar<strong>in</strong>a Ciborius. Das Unternehmen<br />

ist heute e<strong>in</strong> wichtiger Partner<br />

und Kunde der Leipziger, die Firma betreut<br />

auch das erste Pilotprojekt <strong>in</strong> Erfurt.<br />

„Mit den steigenden Auftragsvolumen<br />

der Branche steigt auch der Personalbedarf“,<br />

sagt Projektleiter Adrian Fischer<br />

von der Ciborius-Gruppe. Doch Personal<br />

sei eben knapp. „Da mussten wir gegensteuern.“<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hat der Robo-Hund<br />

mit se<strong>in</strong>en 32 Kilo Eigengewicht plus Aufbauten,<br />

mit se<strong>in</strong>er aufwendigen Be<strong>in</strong>mechanik<br />

und se<strong>in</strong>en wenigen Akku-Plätzen<br />

bisher nur e<strong>in</strong>e Laufzeit von 60 bis 90 M<strong>in</strong>uten.<br />

Danach muss er für zwei Stunden<br />

an e<strong>in</strong>e Ladestation. Von dort könne er<br />

aber wichtige Areale im Blick behalten,<br />

betont Tokarev. In Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>er<br />

Drohne und dem radgetriebenen Argus<br />

sei e<strong>in</strong>e Rundumbewachung absolut<br />

möglich. Der Argus hält sogar zehn bis<br />

zwölf Stunden durch und verfügt neben<br />

Kameras auch über e<strong>in</strong>e Gegensprechanlage,<br />

um Menschen im Gelände anzusprechen.<br />

Durch kluge Algorithmen und<br />

Vernetzung könne e<strong>in</strong> ganzes Rudel von<br />

Sicherheitsrobotern geme<strong>in</strong>sam patrouillieren<br />

und sich als Team selbstständig organisieren.<br />

In voller Ausstattung kostet e<strong>in</strong> Roboterhund<br />

bis zu 120.000 Euro oder bis<br />

zu 12.000 Euro Miete im Monat. Dies sei<br />

aber gemessen an den Personalkosten,<br />

die er e<strong>in</strong>spart, e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>ge Investition,<br />

sagt Tokarev. Wichtig ist ihm dabei<br />

e<strong>in</strong>e andere Feststellung: „Die Roboter<br />

rationalisieren ke<strong>in</strong>e Arbeitsplätze weg<br />

– im Gegenteil. Wir schaffen bessere<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen für die vorhandenen<br />

Kollegen.“ Indem die Technik e<strong>in</strong>fachste<br />

Tätigkeiten übernimmt, würden Jobs<br />

im Sicherheitsservice umso <strong>in</strong>teressanter.<br />

„Statt nachts durch die Kälte zu laufen,<br />

werden die Mitarbeiter umgeschult<br />

und lernen, <strong>in</strong> der Leitstelle Roboter<br />

zu verstehen“, sagt Tokarev. Er weiß,<br />

wovon er spricht. Er ist heute selbst<br />

Dozent für Digitaltechnik an der Berufsakademie.<br />

Sächsische Hubs jetzt<br />

auf EU-Ebene vernetzt<br />

Start-ups<br />

gekürt<br />

<strong>Sachsen</strong> punkten mit<br />

smarten Werkstoffen<br />

Sächsische Unternehmen und Verwaltungen<br />

können sich künftig bei der<br />

Digitalisierung ihrer Angebote und<br />

Arbeitsprozesse durch das European<br />

Digital Innovation Hub Saxony (EDIH<br />

Saxony) unterstützen lassen. Die EU-<br />

Kommission hat e<strong>in</strong>en entsprechenden<br />

Antrag jetzt positiv beschieden.<br />

Darüber <strong>in</strong>formiert das Sächsische<br />

M<strong>in</strong>isterium für Regionalentwicklung.<br />

Dem Konsortium gehören neben<br />

dem simul*InnovationHub des<br />

Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Regionalentwicklung<br />

auch der Smart Systems<br />

Hub Dresden, der Smart Infrastructure<br />

Hub Leipzig sowie als Koord<strong>in</strong>ator<br />

das InfAI-Institut für Angewandte Informatik,<br />

das <strong>in</strong> beiden Städten aktiv<br />

ist, an. Die EU fördert das Vorhaben<br />

für zunächst drei Jahre und mit rund<br />

2,3 Mio. Euro. Der EDIH Saxony soll<br />

sowohl Start-ups als auch etablierte<br />

Unternehmen vor allem bei der E<strong>in</strong>führung<br />

digitaler Technologien wie<br />

Internet der D<strong>in</strong>ge (IoT), Big Data oder<br />

5G-Konnektivität unterstützen.<br />

Gleichzeitig will man die sächsischen<br />

Möglichkeiten auf diesem Gebiet europaweit<br />

sichtbar machen. „Der European<br />

Digital Innovation Hub Saxony<br />

bündelt die Kompetenzen von vier<br />

sächsischen Institutionen und hat<br />

sich dadurch erfolgreich <strong>in</strong> Brüssel beworben“,<br />

begrüßt Thomas Schmidt,<br />

M<strong>in</strong>ister für Regionalentwicklung, die<br />

Entscheidung. Das Innovation Hub<br />

werde konkrete Mehrwerte für die<br />

Regionen br<strong>in</strong>gen. (WiS)<br />

Der diesjährige Start-up Award der Stadt<br />

Dresden <strong>in</strong> Kooperation mit dem Fachmagaz<strong>in</strong><br />

connect geht an die PowerON<br />

GmbH und Semron GmbH aus Dresden.<br />

Sie erhalten nun umfangreiche Unterstützung<br />

unter anderem im Bereich Werbung<br />

und Social Media. Die PowerON<br />

GmbH bietet <strong>in</strong>telligente Soft-Sensor- und<br />

Aktuatorlösungen für die Robotik. Die<br />

Semron GmbH entwickelt e<strong>in</strong>en Halbleiter-Chip,<br />

der e<strong>in</strong>en neuen Ansatz <strong>in</strong> der<br />

Datenverarbeitung perfektioniert. „Unsere<br />

Innovationsförderung ermöglichte<br />

Semron <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er frühen Phase der Unternehmensgründung<br />

die Herstellung e<strong>in</strong>es<br />

Demonstrators und beschleunigte so entscheidend<br />

die Entwicklung des jungen<br />

Unternehmens“, so Robert Franke, Leiter<br />

der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung Dresden. (WiS)<br />

Kleidung kann viel mehr als wärmen<br />

und gut aussehen. Auch Metalle und<br />

viele andere Baustoffe s<strong>in</strong>d weitaus<br />

vielfältiger nutzbar, als der Laie me<strong>in</strong>t.<br />

Wie breit gefächert die Möglichkeiten<br />

<strong>in</strong>zwischen tatsächlich s<strong>in</strong>d, war Ende<br />

Juni Thema bei der ersten Innovationskonferenz<br />

„smart³ Zukunftsimpulse“<br />

<strong>in</strong> Dresden. Auf E<strong>in</strong>ladung des<br />

Vere<strong>in</strong>s smart³ trafen sich Entwickler<br />

und Produzenten sogenannter Funktions-<br />

und programmierbarer Werkstoffe<br />

auf Schloss Albrechtsberg. Sie<br />

stellten eigene Innovationen vor und<br />

hatten reichlich Gelegenheit, sich mit<br />

anderen Machern zu vernetzen. Mit<br />

der Verleihung der Zukunftsimpulse-<br />

Awards wurden darüber h<strong>in</strong>aus besonders<br />

herausragende Unternehmen<br />

und Projekte gewürdigt. In der<br />

Kategorie „Wichtiger Arbeitgeber <strong>in</strong><br />

der Region“ zeichneten die Organisatoren<br />

mit der Scherdel Marienberg<br />

GmbH auch e<strong>in</strong> sächsisches Unternehmen<br />

aus. Der <strong>in</strong> vierter Generation<br />

<strong>in</strong>habergeführte Metallbau-<br />

Betrieb ist e<strong>in</strong> sogenannter Hidden<br />

Champion. Fast tausend der weltweit<br />

5.900 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

arbeiten im Erzgebirge – Tendenz<br />

steigend.<br />

In den Kategorien Junge Talente,<br />

Technologie & Innovation sowie Besonderes<br />

Engagement im smart³-Netzwerk<br />

wurden die Ingpuls GmbH, Festo<br />

und ETO Magnetics geehrt. (WiS)<br />

www.smarthoch3.de


30 ROBOTIK&DIGITALISIERUNG<br />

<strong>Sachsen</strong>s<br />

Robotik-Offensive<br />

Dieenge Vernetzung vonHochschulen, Hightech-Unternehmenund Start-ups<br />

soll<strong>Sachsen</strong> zu e<strong>in</strong>emführenden Robotik-Standort <strong>in</strong> Europa machen.<br />

Von Nora Miethke<br />

Das dänische Odense gilt als europäisches<br />

Cobot-Mekka. Und<br />

Deutschland? Mit dem Netzwerk<br />

Robot Valley Saxony gibt nun auch<br />

<strong>Sachsen</strong> Gas, um sich als führender deutscher<br />

und sogar europäischer Robotik-<br />

Standort zupositionieren. Die Chancen<br />

s<strong>in</strong>dgut, dass dies gel<strong>in</strong>gt. Laut Netzwerkmanager<br />

Thomas Schulz führt der Verband<br />

der deutschen Masch<strong>in</strong>en- und Anlagenbauer<br />

(VDMA)<strong>Sachsen</strong> schonneben<br />

Bayern und Baden-Württemberg als e<strong>in</strong>en<br />

der drei deutschen Robotik-Hotspots.<br />

Auf dem ersten Robotik-Festival im vergangenen<br />

Jahr bestätigten <strong>in</strong>ternationale<br />

Experten den <strong>Sachsen</strong>, dass sie sich nicht<br />

verstecken müssten, was Forschung und<br />

Kompetenzen angeht. Nach eigenen Angaben<br />

arbeiten derzeit 337 etablierte Unternehmen<br />

und 27Start-ups an und mit<br />

Robotik- und Automatisierungslösungen.<br />

41 Wissenschaftse<strong>in</strong>richtungen forschen<br />

explizit zu Robotik. Bekannte Namen<br />

s<strong>in</strong>dWandelbots, Waku Robotics oder PowerOn.<br />

Der Kompetenzatlas auf der Internetseite:<br />

www.robotik-<strong>in</strong>-sachsen.de/<br />

#map zeigt sehr gut, wie regional breit<br />

dieExpertise gestreut ist. Die Chemnitzer<br />

Region als Herz des sächsischen Masch<strong>in</strong>en-<br />

und Anlagenbaus br<strong>in</strong>gt laut der<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sförderung <strong>Sachsen</strong> vor allem<br />

Produktionstechnik e<strong>in</strong>. Dresden bieteals<br />

Keimzelle von„Silicon Saxony“ dieBed<strong>in</strong>gungen,<br />

um hochzuverlässige Chips,<br />

VonForschung bis Anwendung: Sosieht de Robotik-Kompetenz-Karte für <strong>Sachsen</strong> aus<br />

Software und Plattformtechnologien für<br />

neuartige Roboter herzustellen. Und <strong>in</strong><br />

Leipzig stecke das Potenziel für Anwendungenvor<br />

allem <strong>in</strong> der Automobil<strong>in</strong>dustrierundumPorscheund<br />

BMW sowie im<br />

Bereich Live Sciences. „<strong>Sachsen</strong> kann zu<br />

e<strong>in</strong>em führenden Standort der Robotik-<br />

Technologien <strong>in</strong>Europa werden, weil wir<br />

hier die perfekte Mischung aus erfahrenen<br />

Hightech-Unternehmen und hoch<strong>in</strong>novativen<br />

Start-ups, exzellenten Hochschulen,<br />

Instituten und geme<strong>in</strong>nützigen<br />

F&E-E<strong>in</strong>richtungen haben“, schwärmt<br />

Thomas Horn, Geschäftsführer der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<strong>Sachsen</strong>.<br />

Nur die f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung der<br />

Unternehmen und das verfügbare Risikokapital<br />

für Gründer s<strong>in</strong>d nicht vergleichbar<br />

mit denen <strong>in</strong> Süddeutschland, von<br />

Amerika und Asien ganz zu schweigen.<br />

Quelle:RobotValley Saxony<br />

„Aber wir haben gute Chancen, andem<br />

enormen Marktwachstum zu partizipieren,<br />

wenn wir schnell und aktiv weitermachen“,<br />

ist sich Thomas Schulz, CEO<br />

von Robot Valley Saxony sicher.<br />

Denn die Pandemie und die daraus<br />

resultierenden Lieferengpässe, aber auch<br />

der Fachkräftemangel veranlassen viele<br />

Unternehmen, <strong>in</strong> Robotik und Automatisierung<br />

zu<strong>in</strong>vestieren. Deutschland<br />

ist schon jetzt <strong>in</strong>Europa das Land mit<br />

der höchsten Roboterdichte. Insgesamt<br />

s<strong>in</strong>d derzeit über 230.000 Industrieroboter<br />

im E<strong>in</strong>satz. Weltweit kauft Ch<strong>in</strong>a<br />

mit Abstand die meisten Roboter. Als<br />

die fünf weltweit automatisiertesten<br />

Ländern gelten Südkorea, S<strong>in</strong>gapur, Japan,<br />

Deutschland und Schweden. Nach<br />

E<strong>in</strong>schätzung der Internationalen Robotik-Vere<strong>in</strong>igung<br />

(IFR) nimmt der E<strong>in</strong>satz<br />

von Robotern sowohl <strong>in</strong> traditionellen<br />

als auch <strong>in</strong> ganz neuen Branchen an<br />

Fahrt auf –vor allem <strong>in</strong>Unternehmen,<br />

die auf Servicekräfte angewiesen s<strong>in</strong>d<br />

wie <strong>in</strong> der Gastronomie, im E<strong>in</strong>zelhandel,<br />

aber auch im Baugewerbe, <strong>in</strong>der Landwirtschaft<br />

und <strong>in</strong> der Logistikbranche.<br />

Im vergangenen Jahr s<strong>in</strong>d die Roboterverkäufe<br />

<strong>in</strong> Europa um 15 Prozent gestiegen.<br />

Für Schulz ist Robotik e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Schlüssel, umdem Fachkräftemangel <strong>in</strong><br />

Mittelstand und Handwerk <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zu<br />

begegnen.<br />

Doch dazu muss das Ökosystem weiter<br />

wachsen und sich noch besser vernetzen.<br />

Die sächsischen Hochschulen sollen<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Cluster und<br />

der Industrie für e<strong>in</strong>e zeitgemäße Ausbildung<br />

sorgen, damit sich<strong>Sachsen</strong> auchals<br />

Hochschulstandort für Robotik-Experten<br />

<strong>in</strong>ternational positionieren kann. Und es<br />

gibt offenbar auch e<strong>in</strong> starkes Interesse<br />

von e<strong>in</strong>em der vier großen Roboterhersteller,sich<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>anzusiedeln.Mehr<br />

dürfe mannochnicht verraten.<br />

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Thomas Schulz,<br />

CEORobotValley<br />

So sahesbeim Robotics Festival 2021 aus.<br />

Robotikals Chance für<strong>Sachsen</strong><br />

Im September treffensichbeim RoboticsFestivaldie Experten aus<strong>Wirtschaft</strong> und Forschung.<br />

StellenSie sich vor,Sie haben e<strong>in</strong>Ticket<br />

für e<strong>in</strong>e Messe oder Konferenz gekauft<br />

und stehen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Halle, die eher wie<br />

der Veranstaltungsort e<strong>in</strong>er Vernissage<br />

wirkt. „Während Sie gerade entspannt<br />

mit Maria Piechnick, der Gründer<strong>in</strong> von<br />

Wandelbots reden, stehen nebenIhnen<br />

Anders Beck, Vice President, Strategy<br />

and Innovation bei Universal Robots<br />

und Ralf W<strong>in</strong>kelmann, Manag<strong>in</strong>g Director<br />

FANUC Deutschland und hören aufmerksam<br />

zu.E<strong>in</strong> paar Meter weiter sitzt<br />

Stanford-Professor Oussama Khatib,<br />

dessen Bücher bei Ihnen im Regal stehen.“<br />

So beschreibt Thomas Schulz die<br />

Atmosphäre vom Robotics Festival im<br />

vergangenen Jahr. Der <strong>Wirtschaft</strong>s<strong>in</strong>genieur<br />

und Geschäftsführer des Robot<br />

Valley Saxony wirbt für die Vernetzung<br />

der Akteure und das geme<strong>in</strong>same Ziel:<br />

<strong>Sachsen</strong>zum europäischen Hotspotder<br />

Robotik machen.<br />

GelungenePremiere2021<br />

Premiere hatte das Festival 2021. Die<br />

Hygieneauflagen ließen 350 Besucher<br />

zu und die waren auch da: Entscheider<br />

aus Industrie, führende Wissenschaftler<br />

und 30 ausgewählte Start-ups aus über<br />

100 Bewerbungen. „Wir wollen die Vernetzungder<br />

europäischen Robotiklandschaft<br />

massiv vorantreiben und haben<br />

deshalb wieder e<strong>in</strong>mal Neuland betreten.<br />

Ziel war und ist es, dass sich die<br />

führenden Köpfe aus Industrie und Robotikbranchen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er modernen Atmosphäre<br />

mit den führenden <strong>in</strong>ternationalen<br />

Forschern über die Zukunft<br />

austauschen können“, so Schulz. Niesei<br />

das sowichtig wie heute, denn <strong>in</strong> den<br />

nächsten fünf Jahren werde sich der<br />

Markt für <strong>in</strong>dustrielle Robotik verdoppeln,<br />

für Robotikanwendungen, also<br />

auch die Konsumentenrobotik sogarbis<br />

zu verzehnfachen. „Hier müssen wir die<br />

sächsischen Kompetenzen <strong>in</strong>s Schaufenster<br />

und auf die <strong>in</strong>ternationale Bühne<br />

stellen, wenn wirvornmit dabei se<strong>in</strong><br />

wollen, denn Asien und Amerika schlafen<br />

nicht.“ Spitzentechnologien von<br />

Startups wieWandelbots und Poweron,<br />

führende Forschung <strong>in</strong>Projekten wie<br />

CeTi und 6GLife sowie die Kompetenz<br />

von über 300 mittelständischen Unternehmen<br />

<strong>in</strong> ganz <strong>Sachsen</strong>, die Anwendungen<br />

für und um die Robotik entwickeln,<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mächtiges Pfund.<br />

Die technischen Grundlagen der Robotik<br />

wurden zwar schon <strong>in</strong> den 50er Jahren<br />

gelegt, erste Industrieroboter s<strong>in</strong>d<br />

seit Ende der 60er Jahre im E<strong>in</strong>satz. Die<br />

Technologie hat sich aber seitdemständig<br />

und dynamisch weiterentwickelt –<br />

undsie tut es gerade jetztmit höchster<br />

Intensität. „Nicht Menschen ersetzen,<br />

sondern Lücken<br />

schließen. Automatisierung<br />

ist<br />

ke<strong>in</strong> Trend oder<br />

Hype“, macht<br />

Schulz klar. Dem<br />

Fachkräftemangel<br />

Robotics Festival <strong>2022</strong><br />

13.bis 15.September, Leipzig<br />

www.robotics-festival.de<br />

und e<strong>in</strong>er alternden Belegschaft müsse<br />

man begegnen, Automatisierung kann<br />

Mittelstand und Handwerk helfen und<br />

retten.<br />

„Der Bäcker, der ke<strong>in</strong>e Hilfsarbeiter f<strong>in</strong>det,<br />

kann e<strong>in</strong>fache und sich wiederholende<br />

Aufgaben auch von e<strong>in</strong>em Roboter<br />

erfüllen lassen.“ Die Preise für e<strong>in</strong>fache<br />

und auch gebrauchte Roboter fallen,<br />

und mit neuen Techniken wie dem<br />

Teach<strong>in</strong>g von Wandelbots ist auch das<br />

Anlernen des Roboters durch „Vormachen“<br />

nun Stand derTechnik.Handwerker<br />

werden demnächst von ExoskelettenbeimHeben<br />

schwerer Lastenunterstützt,<br />

und bald werden ihnen auf der<br />

Baustelle die Werkbank samt Werkzeugkiste<br />

e<strong>in</strong>fach folgen, so dass Wege<br />

verkürzt und Lasten erleichtert werden.<br />

E<strong>in</strong>e Krankenschwester sollte dann<br />

nicht mehr Pillen portionieren und Akten<br />

oder Medikamente von Anach B<br />

tragen oder Regale e<strong>in</strong>räumen.<br />

Durch Automatisierung kann Pflegepersonal<br />

entlastet werdenund sich aufdas<br />

Wesentliche konzentrieren –den Menschen.Langewar<br />

es so, dass Roboter e<strong>in</strong>en<br />

Zweck und e<strong>in</strong>e Aufgabe hatten.<br />

Etwa: „Hebe dies nach dort.“ Nun werden<br />

Roboter agil<br />

und durch neue<br />

Software schnell<br />

auf neue Aufgaben<br />

anpassbar.Sie<br />

werden günstiger<br />

undsomit auch für<br />

Foto: PR<br />

den Handwerker <strong>in</strong>teressant. E<strong>in</strong>fache<br />

Lösungen gibt es bereits heute zum<br />

Preis e<strong>in</strong>es guten e-Bikes. Dadurch entstehen<br />

neue Märkte. Der Roboter wird<br />

zum Kollegen. Forscher wollen beispielsweise<br />

im Projekt SmaRTHI darüber<br />

nachdenken, Roboter zur Plattform zu<br />

machen.<br />

Das heißt, der Handwerker hat e<strong>in</strong>en<br />

Roboter und nutzt ihn so selbstverständlichwie<br />

e<strong>in</strong>en Akkuschrauber. Der<br />

Tischler zeigt dem Roboter e<strong>in</strong>mal, wie<br />

mane<strong>in</strong> Fenster baut, der Roboterbaut<br />

diese dann 24/7 nach.<br />

Festivalauf Tour<br />

Das Robotics Festival ist das Event für<br />

Entscheider aus Robotikbrancheund Industrie,<br />

die wissen wollen, woh<strong>in</strong> sich<br />

derMarkt und dieAnwendungen <strong>in</strong> den<br />

kommenden fünf bis zehn Jahren entwickeln<br />

undwelche Herausforderungen<br />

aufdie Branche warten..<br />

„In <strong>Sachsen</strong> haben wir enorme Kompetenzen<br />

<strong>in</strong> Mittelstand, der Forschung<br />

und auch <strong>in</strong> Start-ups und diese wollen<br />

wir beim Festival sichtbar machen.“.<br />

Deshalbwirddas Robotics Festival auch<br />

auf Wanderschaft geschickt: dieses Jahr<br />

<strong>in</strong> Leipzig, dann erneut <strong>in</strong> Dresden und<br />

2024 <strong>in</strong> Chemnitz. „Robotik istfür <strong>Sachsen</strong><br />

e<strong>in</strong>e Chance, wie esdas Internet<br />

e<strong>in</strong>st war. Wir haben e<strong>in</strong>em hervorragenden<br />

Nährboden geschaffen und<br />

müssen jetzt mit hoher Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

vorangehen.“<br />

Warum haben Sie das Robotics<br />

Festival etabliert?<br />

Wir ahnten, dass es <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>en<br />

guten Nährboden aus Forschung,<br />

Industrie und Anwendung<br />

im Bereich der Robotik gibt.<br />

Doch s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> wirklich<br />

so gut? Mit dem Festival 2021<br />

wollten wirunser Ökosystem auch<br />

e<strong>in</strong>mal benchmarken und zudem<br />

die Sichtbarkeit der sächsischen<br />

Kompetenzträger <strong>in</strong>ternationalerhöhen.<br />

Nach dem ersten Festival<br />

und zahlreichen Gesprächen wissen<br />

wir: Das Robot Valley Saxony<br />

kann<strong>in</strong>Europaganzvornmitspielen<br />

und hatgute Chancen der europäische<br />

Robotik Hotspot zu<br />

werden, wenn wir zügig und effektivweitermachen.<br />

Was wünschen Sie sich für<br />

dasdiesjährige Festival?<br />

E<strong>in</strong>e feste Verankerung im Kalender<br />

der Entscheider imRobotik-<br />

Bus<strong>in</strong>ess. Unser Konzept ist bisher<br />

e<strong>in</strong>zigartig. Es gibt die Messen, auf<br />

denensichdie Industrie trifft,und<br />

Konferenzen, auf denen Forscher*<strong>in</strong>nen<br />

mite<strong>in</strong>ander sprechen.<br />

Das Robotics Festival aber<br />

vernetzt die führenden Köpfe aus<br />

Industrie und Wissenschaft aktiv,<br />

ergänzt wird das Ganze mit den<br />

hellsten Köpfen aus der Startup-<br />

Szene. Das alles f<strong>in</strong>det <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em<br />

bewusst familiären, dafür aber<br />

umso hochkarätiger besetzten<br />

Rahmen statt.<br />

Wo sehenSie dasEvent<br />

<strong>in</strong> der Zukunft?<br />

Wir arbeiten darauf h<strong>in</strong>, dass bei<br />

uns das Who-is-Who der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Robotik-Szene auf die<br />

Kompetenzträger*<strong>in</strong>nen aus dem<br />

Freistaat trifft, auf Augenhöhe<br />

und mit den besten Ideen im Gepäck.<br />

Mit dem Robotics Festival<br />

br<strong>in</strong>gen wir jetzt und <strong>in</strong>Zukunft<br />

sächsische Innovator*<strong>in</strong>nen auf<br />

die Weltbühne. Wir br<strong>in</strong>gen Menschen<br />

zusammen, die sich sonst<br />

vielleichtnie getroffenhätten und<br />

das so effektiv wiemöglich.Unsere<br />

Mission fußt <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> –relevant<br />

ist sie aber fürdie globaleZukunft<br />

e<strong>in</strong>er der wichtigsten Technologien<br />

der kommenden Jahrzehnte.<br />

HilfeimHandwerk<br />

Robotikkannsowohl Mittelstandals auch Handwerk unterstützen,<strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>fache Tätigkeiten automatisiert<br />

werden.<br />

<strong>Wirtschaft</strong>und Forschung<br />

Kennenlernen, fachsimpeln und verb<strong>in</strong>den: Beim Robotics Festivalhaben Austausch undVernetzung<br />

derBesucher Priorität<br />

Fotos: AdobeStock(l<strong>in</strong>ks), PR


32 ROBOTIK & DIGITALISIERUNG<br />

Reich mir mal die<br />

Schraube, Blecheimer!<br />

Roboter galten lange als Domäne<br />

von Automobilwerken. Doch<br />

mehr und mehr diffundieren die<br />

künstlichen Helfer <strong>in</strong> die gesamte Gesellschaft<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, sei es nun als nimmermüde<br />

Staubsaugteufel, als Operationsroboter<br />

für Chirurgen oder fliegende Augen<br />

<strong>in</strong> der Landwirtschaft. Um diesen Modernisierungsprozess<br />

auch im Handwerk zu<br />

forcieren, tun sich Institute und Hightech-Unternehmen<br />

aus <strong>Sachsen</strong> zusammen.<br />

Für das Verbundprojekt „Smarte<br />

Robotik für Handwerk und Industrie“,<br />

kurz „Smarthi“, bemühen sie sich derzeit<br />

um 45 Millionen Euro Fördergelder vom<br />

Bundesforschungsm<strong>in</strong>isterium. Das Konsortium<br />

hat es <strong>in</strong>s F<strong>in</strong>ale der Initiative<br />

„Clusters4Future“ geschafft. Mit e<strong>in</strong>er<br />

Entscheidung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> rechnen die Projektpartner<br />

im Herbst, denn Projektstart<br />

soll im Januar 2023 se<strong>in</strong>.<br />

Als wissenschaftliche Partner s<strong>in</strong>d die<br />

Technischen Universitäten Dresden und<br />

Chemnitz, das Fraunhofer-Institut für<br />

Werkzeugmasch<strong>in</strong>en und Umformtechnik<br />

(IWU) sowie die Hochschule für Technik<br />

und <strong>Wirtschaft</strong> (HTW) Dresden an<br />

Bord, außerdem rund 30 Unternehmen<br />

und <strong>Wirtschaft</strong>sorganisationen. „Geme<strong>in</strong>sam<br />

wollen wir e<strong>in</strong> weltweit e<strong>in</strong>zigartiges<br />

Cluster schaffen, das nachhaltige<br />

Wertschöpfung hier <strong>in</strong> der Region sichert“,<br />

betont Frank Peters vom Lehrstuhl<br />

für „Robotik und Mensch-Technik-<br />

Interaktion“ der TU Chemnitz. Die Partner<br />

gehen davon, dass Smarthi auch für<br />

viele neue Jobs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> sorgen könnte:<br />

durch Ausgründungen, Neuansiedlungen<br />

und e<strong>in</strong>e bessere Wettbewerbsfähigkeit<br />

der existierenden Unternehmen.<br />

Treiber für den „Smarthi“-Verbund<br />

s<strong>in</strong>d zwei Ideen.<br />

Erstens: „Die Zukunft<br />

der Arbeit<br />

gehört hybriden<br />

Teams aus Menschen<br />

und Robotern“,<br />

erklärt<br />

Das sächsische Konsortium „Smarthi“ will Robotern den Weg <strong>in</strong><br />

Handwerk und Kle<strong>in</strong>betriebe ebnen.<br />

Von Heiko Weckbrodt<br />

HTW-Professor<br />

Dirk Reichelt e<strong>in</strong>es<br />

der Grundkonzepte.<br />

„In diesen soziotechnischen<br />

Systemen fügen sich Teams aus Mensch<br />

und Masch<strong>in</strong>e ad hoc zusammen und lösen<br />

sich auch wieder vone<strong>in</strong>ander.“ Zweitens<br />

wollen die Smarthi-Partner e<strong>in</strong>e besonders<br />

flexible und effiziente Produktionsweise<br />

etablieren. Dazu gehören „per<br />

Knopfdruck“ umrüstbare Robotersysteme,<br />

die b<strong>in</strong>nen Kurzem nahezu jedes<br />

Produkt herstellen können. „Im <strong>in</strong>dustriellen<br />

Kontext wird an der Vision Stückzahl<br />

1 <strong>in</strong> der Serie gearbeitet, hier spielen<br />

EKAMAS:<br />

Hier kommen die schon<br />

erwähnten Kontextanalysen<br />

<strong>in</strong>s Spiel: Wenn<br />

Mensch und Roboter<br />

Hand <strong>in</strong> Hand an e<strong>in</strong>em<br />

Werkstück arbeiten,<br />

muss die Masch<strong>in</strong>e auch<br />

<strong>in</strong> natürlicher Sprache<br />

formulierte Befehle des<br />

Menschen verstehen<br />

können.<br />

„Der Roboter geht<br />

dem Handwerker zur<br />

Hand und verstärkt<br />

dessen Fähigkeiten.“<br />

Die HTW Dresden experimentiert bereits mit den verschiedenen Steuermöglichkeiten für kollaborative<br />

Roboter. Foto: Peter Sebb HTW Dresden<br />

Roboter e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Gleichzeitig<br />

gew<strong>in</strong>nt das Remanufactur<strong>in</strong>g immer<br />

mehr an Bedeutung“, unterstreicht<br />

IWU-Leiter Steffen Ihlenfeldt. „Geme<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d beiden Anwendungen die Notwendigkeit,<br />

auf die kognitiven Fähigkeiten<br />

des Menschen zu bauen und synergetisch<br />

zu kooperieren.“ Diese Konzepte könnten<br />

gen Asien verlagerte Wertschöpfung<br />

nach Europa zurückholen und für resiliente<br />

Zuliefernetze sorgen – als Antwort<br />

auf die schweren globalen Lieferketten-<br />

Störungen. Damit sich Roboter aber derart<br />

breit <strong>in</strong> die<br />

ganze Gesellschaft<br />

<strong>in</strong>tegrieren,<br />

müssen sie<br />

viel e<strong>in</strong>facher zu<br />

bedienen se<strong>in</strong>.<br />

Dabei stehen<br />

nicht nur Datenbrillen<br />

und sensorgespickte<br />

„Vormach“-Systeme à la „Wandelbots“<br />

zur Debatte. Die Smarthi-Ingenieure<br />

wollen auch austesten, ob und mit welcher<br />

Genauigkeit sich Roboter per Gedankenkontrolle<br />

unterrichten und steuern<br />

lassen.<br />

All dies zielt auf e<strong>in</strong>e ehrgeizige Zukunftsvision:<br />

In Anlehnung an den<br />

Wunsch von Facebook-Gründer Marc Zuckerberg,<br />

Mensch und Masch<strong>in</strong>e, reale<br />

und virtuelle Welten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Metaversum“<br />

zu verschmelzen, möchten die<br />

MoKoRo:<br />

Dah<strong>in</strong>ter stecken „Modulare, kognitive,<br />

mobile Wartungsroboter mit Rekonfigurationsmöglichkeit“.<br />

Diese künftigen<br />

Roboter werden imstande se<strong>in</strong>, sich<br />

selbst umzubauen. Dabei geht es nicht<br />

alle<strong>in</strong> darum, dass sich Roboter selbst<br />

oder ane<strong>in</strong>ander neues Werkzeug auf<br />

ihre Arme aufschrauben, sondern auch<br />

darum, den Arm selbst zu verlängern<br />

oder zu verkürzen, die eigene Hardware<br />

je nach Aufgabe zu modifizieren.<br />

Statt aus blankem oder lackiertem<br />

Stahl wie heute werden viele Roboter<br />

<strong>in</strong> Zukunft auch aus ganz anderen<br />

Materialien bestehen: Kunststoffarme<br />

zum Beispiel können die<br />

Verletzungsrisiken senken, die von<br />

kollaborativen Robotern (Kobots)<br />

ausgehen, die direkt mit Menschen<br />

zusammenarbeiten. Auch Robotermuskeln,<br />

wie sie PowerOn <strong>in</strong> Dresden<br />

entwickelt, stehen zur Debatte.<br />

SiLei:<br />

Smarthi-Partner e<strong>in</strong> eigenes „Metaversum<br />

der Roboter und Handwerker“ erschaffen<br />

. „Dort wird der Tischler und der<br />

Bäcker ebenso zu Hause se<strong>in</strong> wie der Industrieanwender<br />

aus dem Mittelstand“,<br />

skizziert Frank Fitzek vom Telekom-Lehrstuhl<br />

für Kommunikationsnetze der TU<br />

Dresden diese hybride Welt. „Der Roboter<br />

geht dem Handwerker zur Hand, verstärkt<br />

dessen Fähigkeiten und passt sich<br />

schnell an, wenn er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen<br />

Werkstatt e<strong>in</strong>gesetzt wird.“<br />

Dass sich die Projektpartner stark auf<br />

besonders flexible Robotersysteme fokussieren,<br />

hat gute Gründe: Bisher lohnen<br />

sich Roboter vor allem für Fabriken, die<br />

massenhaft immer wieder das gleiche<br />

oder ähnliche Produkte herstellen wie etwa<br />

Autos. Im Handwerk h<strong>in</strong>gegen und <strong>in</strong><br />

vielen kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Industriebetrieben<br />

unterscheiden sich<br />

Werkhallen, Werkstätten, Produkt-Lose<br />

und Arbeitsschritte teils drastisch. Zudem<br />

gibt es dort oft nicht genug Platz, um<br />

Mensch, Masch<strong>in</strong>e und Roboter durch<br />

Schutzzäune zu trennen. Und nicht zuletzt<br />

scheuen viele Unternehmer die hohen<br />

Anschaffungs- und Schulungskosten<br />

für komplexe Robotiklösungen, wenn<br />

Menschen dieselbe Arbeit doch clever<br />

und selbstständig zu oft ger<strong>in</strong>geren Kosten<br />

erledigen können.<br />

Von daher bedarf es e<strong>in</strong>er neuen Generation<br />

von Robotern, die sich flexibel<br />

<strong>in</strong> neuen Arbeitsumgebungen zurechtf<strong>in</strong>den,<br />

sich rasch und ohne Programmierkenntnisse<br />

anlernen lassen und auf<br />

kle<strong>in</strong>stem Raum mit Menschen zusammenarbeiten,<br />

ohne sie zu verletzen.<br />

In der Tischlerei der Zukunft könnten<br />

beispielsweise fest <strong>in</strong>stallierte Roboter<br />

stehen, denen mobile Roboterhunde zur<br />

Seite stehen. Der Tischler selbst trägt e<strong>in</strong>e<br />

AR-Brille. Mit e<strong>in</strong>em Bl<strong>in</strong>zeln befiehlt<br />

er dem Roboterhund, dem Standroboter<br />

e<strong>in</strong>e Fräse, e<strong>in</strong>en Bohrer oder gar e<strong>in</strong>en<br />

kompletten neuen Fünf-Achs-Arm anzuschrauben,<br />

damit der dann am gewünschten<br />

Tisch oder Stuhl weiterarbeiten<br />

kann. Der Handwerker steuert mit<br />

se<strong>in</strong>en Handbewegungen und Augenbefehlen<br />

an der AR-Brille direkt die Bewegungen<br />

des neu gerüsteten Roboterarms,<br />

der ihm gewissermaßen wie e<strong>in</strong>e stählerne<br />

Erweiterung des eigenen Körpers die<br />

Kraft gibt, selbst zentnerschwere Werkzeuge<br />

wie grazile Skalpelle zu führen.<br />

Vieles mag uns trivial ersche<strong>in</strong>en,<br />

denn Menschen beherrschen all diese<br />

komplexen und flexiblen Arbeitsweisen<br />

mühelos. Doch für heutige Roboter s<strong>in</strong>d<br />

dafür noch e<strong>in</strong>ige Evolutionssprünge nötig.<br />

Die Herausforderungen dah<strong>in</strong>ter haben<br />

die Smarthi-Konsortialpartner <strong>in</strong> sieben<br />

Teilprojekte zerlegt, die wir hier<br />

kurz vorstellen.<br />

Weitere Informationen zum Verbund,<br />

se<strong>in</strong>en Plänen und den beteiligten Partnern<br />

gibt es hier im Netz: smarthi.de<br />

E<strong>in</strong>e menschenähnliche „Haut“ wiederum<br />

könnte die Akzeptanz von<br />

Robotern auch jenseits der großen<br />

Werkhallen verbessern – und ganz<br />

„nebenbei“ den Kollisionsschutz<br />

verbessern. Denn die TU Chemnitz<br />

entwickelt bereits e<strong>in</strong>e Roboterhaut,<br />

<strong>in</strong> die nach dem Vorbild der<br />

Natur kle<strong>in</strong>e Sensorhaare e<strong>in</strong>gebettet<br />

s<strong>in</strong>d, die die Richtung e<strong>in</strong>er nahenden<br />

Berührung „erahnen“.<br />

HybFlexPPS:<br />

Hybride Teams aus Menschen<br />

und Roboter brauchen neue<br />

Planungs-Software für die Produktion.<br />

HybFlexPPS soll dem<br />

Handwerker oder Meister <strong>in</strong> der<br />

Fabrikhalle e<strong>in</strong> Werkzeug <strong>in</strong> die<br />

Hand geben, das die geeigneten<br />

Roboter, benötigten Ressourcen<br />

und damit realisierbaren<br />

Aufträge automatisiert plant<br />

und managt. Dazu gehört eben<br />

auch die Organisation von hybriden<br />

Teams, die sich ad hoc<br />

bilden und sich nach gelöster<br />

Aufgabe wieder anderen D<strong>in</strong>gen<br />

zuwenden.<br />

MIMEROS:<br />

Hier erforschen und erproben<br />

die Ingenieure neue Schnittstellen<br />

zwischen Mensch und<br />

Masch<strong>in</strong>e. Das können zum Beispiel<br />

mit Bewegungs- und Beschleunigungssensoren<br />

ausgestattete<br />

Datenhandschuhe und<br />

-stifte se<strong>in</strong>, wie sie etwa Wandelbots<br />

und Mimetik <strong>in</strong> Dresden<br />

entwickeln. Auch mit Sprachsteuerung<br />

und sogar Gedankensteuerung<br />

per Elektroenzephalogramm-Technik<br />

beschäftigen<br />

sich die Forscher. Und um<br />

Roboter aus der Ferne zu steuern,<br />

könnten die Nutzer Datenbrillen<br />

aufsetzen, die Virtuelle<br />

Realitäten (VR) zeigen. Geht es<br />

dagegen beispielsweise darum,<br />

<strong>in</strong> der Werkstatt den Blick des<br />

Menschen auf se<strong>in</strong>e reale Umgebung<br />

mit der Wärmebild-<br />

Sicht des Roboters zu verschmelzen,<br />

würden sich eher<br />

Datenbrillen für Augmentierte<br />

Realitäten (AR) anbieten.<br />

CE4.0:<br />

Wenn Mensch und Roboter zusammenarbeiten,<br />

birgt das Risiken<br />

- vor allem für den Menschen.<br />

Daher dürfen Roboterarbeitsplätze<br />

<strong>in</strong> Deutschland nur<br />

nach e<strong>in</strong>er Risikobewertung <strong>in</strong><br />

Betrieb genommen werden. Das<br />

Teilprojekt CE4.0 zielt daher darauf,<br />

diese Sicherheitsanalysen<br />

stark zu automatisieren. Die<br />

Forscher wollen hier den Anwender,<br />

also zum Beispiel den<br />

Handwerker dazu befähigen,<br />

solche Sicherheitsnachweise<br />

weitgehend selbst vorzubereiten.<br />

MuRoKo:<br />

Die Multi-Agent-Koord<strong>in</strong>ation<br />

zielt darauf, die Bewegung<br />

mehrerer Roboter und/oder<br />

Menschen – die <strong>in</strong> der Fachsprache<br />

oft vere<strong>in</strong>facht als „Agenten“<br />

bezeichnet werden – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Werkhalle zu koord<strong>in</strong>ieren.<br />

Solch e<strong>in</strong> System muss Zusammenstöße<br />

verh<strong>in</strong>dern und dennoch<br />

e<strong>in</strong> hohes Arbeitstempo<br />

erlauben. Zwar gibt es auch<br />

heute schon Fabriken, <strong>in</strong> denen<br />

mehrere Roboterarme auf<br />

engstem Raum kooperieren –<br />

doch bisher funktioniert das<br />

nur mit hohem Vorbereitungsaufwand<br />

und auf wenige konkrete<br />

E<strong>in</strong>satzfälle zugeschnitten.<br />

Diesen Aufwand soll MuRo-<br />

Ko drastisch senken.


VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 33<br />

Wie sicher ist das Netz?<br />

Cyber-Security ist e<strong>in</strong>es der Top-Themen <strong>in</strong> der <strong>Wirtschaft</strong>. Moderne KI-Prozesse können<br />

helfen, lösen aber nicht alle Probleme. Experten raten zuerst zu e<strong>in</strong>er klaren Analyse.<br />

Wer Digitalisierung will,<br />

kommt um das Thema Cybersicherheit<br />

nicht herum.<br />

Dieser Fakt ist nicht neu, er hat <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Monaten aber erneut an<br />

Brisanz gewonnen. Das hat zum e<strong>in</strong>en<br />

mit den aktuellen Krisen zu tun, die das<br />

Sicherheitsgefühl wirtschaftlich und politisch<br />

<strong>in</strong>s Wanken gebracht haben. Und es<br />

basiert zum anderen auf Untersuchungsergebnissen,<br />

die trotz e<strong>in</strong>er ungebrochen<br />

hohen Dunkelziffer bei den gemeldeten<br />

Fällen durchaus alarmierend s<strong>in</strong>d. Die<br />

Zahl der Cyberangriffe auf Unternehmen<br />

oder Behörden hat auch <strong>2022</strong> zugenommen<br />

– und sie wächst stetig weiter.<br />

Der globale f<strong>in</strong>anzielle Schaden durch<br />

Cyberattacken ist immens. Der Softwarehersteller<br />

McAfee hatte ihn zuletzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Studie geme<strong>in</strong>sam mit dem Center<br />

for Strategic and International Studies<br />

(CSIS) auf 1000 Milliarden Dollar beziffert.<br />

Das sei fast doppelt so viel wie noch<br />

im Jahr 2018. Vor allem <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en und<br />

mittelständischen Unternehmen wird<br />

diese Entwicklung mit Sorge gesehen.<br />

Denn viele Betriebe auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d<br />

zum Beispiel Bestandteil komplizierter<br />

Lieferketten und stehen daher potenziell<br />

auch im Fokus von Cyberkrim<strong>in</strong>ellen.<br />

IT-Experten kennen die Verunsicherung<br />

beim Thema Sicherheit im Netz gut.<br />

„Digitalisierung geht e<strong>in</strong>her mit Veränderungen<br />

<strong>in</strong> unserer bisherigen Lebensweise,<br />

unserem Handeln und erfordert e<strong>in</strong>e<br />

neue Ebene im Umgang mit anderen“,<br />

weiß Matthias Hundt, CEO des Unternehmens<br />

<strong>Sachsen</strong> Digital Consult<strong>in</strong>g. Er erlebt<br />

häufig, dass sich die Ebenen <strong>in</strong> der<br />

Debatte vermischen. „E<strong>in</strong> Grundbauste<strong>in</strong><br />

Vor der Problemlösung steht die Analyse. Das gilt auch beim Thema Cybersicherheit.<br />

von Digitalisierung ist die IT-Sicherheit.<br />

Und e<strong>in</strong> elementarer Bestandteil der IT-Sicherheit<br />

ist der Umgang mit sensiblen<br />

Daten und davon wiederum ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Teil die Verarbeitung und Speicherung<br />

von personenbezogenen Daten, bekannt<br />

als Datenschutz und DSGVO. Ohne<br />

dieses Basiswissen und die damit verbundenen<br />

Zusammenhänge kann Datenschutz<br />

schnell mit IT-Sicherheit verwechselt<br />

werden“, so der Experte.<br />

Klar ist auch: Wer <strong>in</strong> Sachen Digitalisierung<br />

und den entsprechenden Sicherheitsfragen<br />

up to date se<strong>in</strong> will, muss<br />

schnell se<strong>in</strong>. In <strong>Sachsen</strong> haben sich nicht<br />

nur IT-Unternehmen auf das Thema spezialisiert.<br />

So betreiben etwa die Hochschule<br />

Zittau/Görlitz und das Fraunhofer-<br />

Institut <strong>in</strong> Ilmenau e<strong>in</strong> „Lernlabor Cybersicherheit“.<br />

Die Mitarbeiter machen Gefährdungs-,<br />

Risiko- und Sicherheitsanalysen<br />

für Firmen und bieten Weiterbildungen<br />

an. Zunehmend müsse nach Ansicht<br />

von Experten aber auch immer wieder<br />

neu <strong>in</strong> die Schulung der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter selbst <strong>in</strong>vestiert werden.<br />

Wirklich sichere Passwörter am Arbeitsrechner<br />

und Vorsicht bei unbekannten<br />

Foto: Adobestock<br />

Mail-Absendern s<strong>in</strong>d auch <strong>2022</strong> durchaus<br />

noch nicht überall Standard.<br />

Matthias Hundt ist sich <strong>in</strong>des sicher:<br />

„Das Bundesland, das die Komplexität des<br />

Themas zuerst erfasst und anpackt, wird<br />

<strong>in</strong> Zukunft die führende Position e<strong>in</strong>nehmen“.<br />

So könne das Ziel nicht die digitale<br />

Transformation se<strong>in</strong>, da diese e<strong>in</strong>e Folge<br />

der Digitalisierung sei. Der IT-Fachmann<br />

plädiert dafür, Ursache und Wirkung im<br />

richtigen Verhältnis zue<strong>in</strong>ander zu betrachten.<br />

Andernfalls würden die Bemühungen<br />

um die IT-Sicherheit <strong>in</strong>s Leere<br />

laufen und Deutschland im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich weiterh<strong>in</strong> eher schlechte<br />

Karten haben. „Unsere große Stärke ist<br />

der funktionsgegliederte Föderalismus.<br />

Das bedeutet: Für alle Anforderungen<br />

gibt es e<strong>in</strong>e Funktionsbehörde. Jede Behörde<br />

hat ihre eigenen Zuständigkeiten,<br />

Prozesse und Zeitabläufe und untersteht<br />

e<strong>in</strong>em bestimmten politischen Ressort.<br />

Digitalisierung und IT-Sicherheit greifen<br />

dagegen <strong>in</strong> alle Ressorts und Funktionsbehörden<br />

e<strong>in</strong>. Dadurch nagt diese Thematik<br />

an der Zuständigkeitsfrage, der<br />

letzten Bastion der politischen Arbeit.<br />

Und genauso verkommen Digitalisierung,<br />

IT-Sicherheit und Datenschutz nur<br />

zu Worthülsen ohne umsetzbares Ziel“,<br />

so Matthias Hundt.<br />

Es bleibt also noch e<strong>in</strong>e Menge zu tun.<br />

Viele Unternehmen, Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />

und Initiativen haben das längst<br />

erkannt und arbeiten <strong>in</strong>tensiv an den Lösungen<br />

der aktuellen Probleme. Denn die<br />

Zukunft – das gilt für <strong>Sachsen</strong> ebenso wie<br />

für die ganze Welt – wird digital se<strong>in</strong>.<br />

„Das Bundesland, das die<br />

Komplexität des Themas zuerst<br />

erfasst und anpackt, wird <strong>in</strong> Zukunft<br />

die führende Position e<strong>in</strong>nehmen.“<br />

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34 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

Schutz ist Team-Arbeit<br />

DieZahlder Cyber-Angriffeauf Unternehmen steigt.Die Täterwerdenimmer<br />

professioneller. E<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> zurLösung können Security OperationCenterse<strong>in</strong>.<br />

Und plötzlich geht nichts mehr.<br />

Alle E-Mails laufen <strong>in</strong>s Leere. Das<br />

CRM ist verschwunden, die Kundendaten<br />

abgeräumt. Der Zugriff auf die<br />

Firmenkonten –gesperrt. Die längst digitalisierte<br />

Produktion steht still. So <strong>in</strong> etwa<br />

sieht eraus, der Super-Gau für Unternehmen<br />

im Jahr <strong>2022</strong>. E<strong>in</strong>Blick <strong>in</strong> dieaktuellen<br />

Statistiken zeigt: Das Worst-Case-Szenario<br />

wird <strong>in</strong>zwischen erschreckend oft<br />

Realität. DieZahlder Cyberangriffe steigt.<br />

Betroffen s<strong>in</strong>d längst nicht mehr nur die<br />

Global Player. „Immer häufiger stehen<br />

auch kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen<br />

im Fokus der Täter“, sagt Christian<br />

Müller. Als Technology Consultant<br />

bei der SHD System-Haus-Dresden GmbH<br />

erlebt erganz konkret, welche Auswirkungen<br />

e<strong>in</strong>e Cyber-Attacke haben kann.<br />

Das Unternehmen berät und begleitet<br />

Firmen<strong>in</strong><strong>Sachsen</strong> undganzDeutschland<br />

bei der Umsetzung ihrer Sicherheitskonzepte.<br />

Gerade deshalb weiß der Experte:<br />

Cybersicherheit ist Team-Arbeit. Sie ist<br />

nur zum Teil automatisierbar. „Es<br />

braucht Mitarbeiter, die etwa die Warnungen,<br />

die über e<strong>in</strong> Sicherheitssystem<br />

e<strong>in</strong>laufen, auf ihre Relevanz prüfen“,<br />

nennt Christian Müller e<strong>in</strong> Beispiel.<br />

Selbstgrößere Betriebemit eigener IT-Abteilung<br />

stoßen hier bisweilen an ihre<br />

Grenzen.Nicht zuletzt, weil die Angreifer<br />

immer professioneller werden. Oft wird<br />

erst nach Wochen<br />

oder Monaten deutlich,<br />

dass e<strong>in</strong>Unternehmen<br />

Opfer e<strong>in</strong>er<br />

Cyber-Attacke<br />

geworden ist. Die<br />

Taktik, Schadsoft-<br />

IT-Sicherheit <strong>in</strong>Unternehmen braucht neben technischen Lösungen vor allem auch Personal-Power.<br />

ware <strong>in</strong>s <strong>in</strong>terne System e<strong>in</strong>zuschleusen,<br />

deren Auswirkungen erst nach e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Zeit sichtbar werden, ist bei den<br />

Angreifern beliebt. Wird die Attacke bemerkt,<br />

ist es oft zuspät. Dann s<strong>in</strong>d die<br />

wichtigsten Firmendaten meistens bereits<br />

verschlüsselt worden. Im nächsten<br />

Der Versuch, sich aufdiesem Weg<strong>in</strong><br />

Firmensystemezuhacken,wirdauch<br />

alsSocial Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g bezeichnet.<br />

Schritt erreicht den Betrieb dann oft e<strong>in</strong>e<br />

Lösegeldforderung. Selbst wenn es hier<br />

e<strong>in</strong>e hohe Dunkelziffer gibt, steht fest:<br />

Auch diese Fälle haben <strong>in</strong>den vergangenen<br />

Jahren deutlichzugenommen.<br />

Wer sich mit der Komplexität des<br />

Themas beschäftigt, merkt schnell: Mit<br />

e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen<br />

Foto:Adobestock<br />

Back-up ist heute<br />

ke<strong>in</strong> Unternehmen<br />

mehr auf der sicheren<br />

Seite. E<strong>in</strong>e Lösung<br />

können Security<br />

Operation Center<br />

(SOC) se<strong>in</strong>. Sie umfassen sowohl ausgebildetes<br />

Personal als auch entsprechende<br />

Technik und Prozesse zur Wahrung<br />

der IT-Sicherheit des Unternehmens. Sie<br />

können auf die Gegebenheiten der jeweiligen<br />

Betriebe oder Branchen angepasst<br />

werden. Gilt es vor allem, sensible Kundendaten<br />

zu schützen? Droht Werksspionage?<br />

Steht e<strong>in</strong>e Firma vielleicht im Fokus<br />

politisch motivierter Täter? All diese<br />

Fragen und der Stand der jeweiligen Sicherheitstechnik<br />

werden analysiert, bevor<br />

e<strong>in</strong> SOC zum E<strong>in</strong>satz kommt. Die<br />

Analyse erfolgt zum Beispiel durch sogenannte<br />

Penetration Tests. Dabei überprüfen<br />

IT-Experten die Sicherheit des Unternehmens<br />

durch e<strong>in</strong>en simulierten Cyberangriff<br />

auf das <strong>in</strong>terne Netzwerk. „Danach<br />

weiß man <strong>in</strong> der Regel sehr gut, wo<br />

noch <strong>in</strong>vestiert werden muss“, soChristian<br />

Müller. Ziel des SOC sei e<strong>in</strong>e frühzeitige<br />

Angriffserkennung und das E<strong>in</strong>leiten<br />

von Gegenmaßnahmen zur Schadensm<strong>in</strong>imierung.<br />

Er und se<strong>in</strong>e Kollegen wissen aber<br />

auch:Die technische Komponenteist nur<br />

e<strong>in</strong>e Seite. Die andereist dermenschliche<br />

Faktor.Viele Cyberattacken beg<strong>in</strong>nenmit<br />

e<strong>in</strong>er Mail an e<strong>in</strong>en Mitarbeiter oder e<strong>in</strong>er<br />

persönlichen Nachricht auf Social-<br />

Media-Kanälen. Wenn der verme<strong>in</strong>tliche<br />

Geschäftsführer e<strong>in</strong>e Überweisung vom<br />

Firmenkonto veranlasst oder die Kolleg<strong>in</strong><br />

vor dem Urlaubsantritt noch schnell e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Unterlage übergeben will,<br />

weckt das oft ke<strong>in</strong> Misstrauen. Vorallem,<br />

weil die sogenannten Phish<strong>in</strong>g-Nachrichten<br />

heute oft sehr professionell und tatsächlich<br />

täuschendechtse<strong>in</strong>können. Der<br />

Versuch, sich auf diesem Weg <strong>in</strong> Firmensysteme<br />

zu hacken, wird auch als Social<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g bezeichnet. Ergänzend zu<br />

den Möglichkeiten der Security Operation<br />

Center bleibt die entsprechende Schulung<br />

der Mitarbeiter deshalb e<strong>in</strong>er der<br />

wichtigsten Punkte, wenn es um Cybersecurity<br />

geht. Hundertprozentige Sicherheit<br />

–und auchdas zeigt dieEntwicklung<br />

deutlich – gibt es nicht. „Die Security<br />

Operation Center aber können das Risiko<br />

e<strong>in</strong>es folgenschweren Angriffs aus dem<br />

Netz m<strong>in</strong>imieren“, so Christian Müller.<br />

Damit der Super-Gau möglichst nicht<br />

Realität wird.<br />

DIGITALISIERUNG BRAUCHT SICHERHEIT<br />

Wie Unternehmen sich besser vor Cyberangriffen und Ransomware schützen können.<br />

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Die Fakten im letzten BSI-Bericht von 2021 belegen,<br />

dass die Bedrohung durch Cyber-Krim<strong>in</strong>elle für die digitale<br />

Gesellschaft und die vernetzte Arbeitswelt weiter<br />

ansteigen. Das LKA <strong>Sachsen</strong> berichtet sogar von<br />

e<strong>in</strong>er enormen Schadensumme<br />

von 8Mrd. Euro für sächsische<br />

Unternehmen im Jahr 2021.<br />

Krim<strong>in</strong>elle Strukturen verlagern<br />

ihre Aktivitäten weiter <strong>in</strong> das<br />

Internet. Es ist nicht die Frage<br />

ob es zu e<strong>in</strong>em IT-Sicherheitsvorfall<br />

kommt, sondern wann.<br />

Die Lösung von INFOTECH<br />

lautet daher: „Geme<strong>in</strong>sam gegen die Bedrohung<br />

antreten“.<br />

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IT-Sicherheit iste<strong>in</strong> umfassendes Thema, welches immer<br />

mehr Raum braucht. „Die Verantwortung liegt hier<br />

bei der Geschäftsführung“, so Kristian Szücs, zertifizierter<br />

ITQSicherheitsberater. Die IT-Abteilung alle<strong>in</strong>,<br />

mit ihren gestandenen IT-Fachkräften kommt schnell<br />

an ihre Grenzen. IT-Sicherheit ist mehr als Bits und<br />

Bytes. Organisatorische Maßnahmen gehören genauso<br />

dazu, wie die Sensibilisierung der Mitarbeiter im<br />

Umgang mit der IT. Und so entsteht die Frage: „Habe<br />

ich genug getan? Wie gut s<strong>in</strong>d wir aufgestellt und was<br />

passiert im Fall e<strong>in</strong>es Falles?“<br />

„170.000 Fälle von Cyberangriffen<br />

im Jahr 2021“<br />

„8 Milliarden EURO Schaden für<br />

sächsische Unternehmen pro Jahr“<br />

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auf diese Fragen Antworten<br />

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Themenbereichen wird imÜbrigen auch von<br />

Cyberversicherungen empfohlen.<br />

Quelle: LKA <strong>Sachsen</strong><br />

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und das ganzeUnternehmen vorsolchen Attacken<br />

geschützt ist. Denn verschlüsselte Daten und e<strong>in</strong>e<br />

folgende Erpressung s<strong>in</strong>d derzeit das größte Risiko.<br />

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IT-Sicherheitsschulungen für Mitarbeiter sensibilisieren<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Stolperfallen im täglichen<br />

Umgang mit der IT. Denn wie schnell ist der E-Mail-<br />

Anhang geöffnet oder e<strong>in</strong> verseuchter L<strong>in</strong>k angeklickt.<br />

Gestohlene Identitäten zu erkennen ist zudem<br />

gar nicht soe<strong>in</strong>fach. So werden 90 M<strong>in</strong>uten zu e<strong>in</strong>er<br />

s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong>vestierten Zeit.<br />

Und sollten doch alle Sicherheitsbarrieren fallen, dann<br />

hilft nur noch e<strong>in</strong>e wiederherstellbare Datensicherung.<br />

Auch hier haben die Angreifer dazu gelernt und<br />

verschlüsseln das Backup bei e<strong>in</strong>em erfolgreichen Angriff<br />

gleich mit. Dagegen kann man sich nur mit e<strong>in</strong>em<br />

passenden Sicherungskonzept, ergänzt um e<strong>in</strong>en<br />

nichtüberschreibbaren Sicherungsspeicher schützen.<br />

INFOTECH bietet hier die passenden Lösungen<br />

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ersten Anruf bereits lösen können. Wir können Sie begleiten,<br />

beraten und Ihnen das Konzept andie Hand<br />

geben, mit dem Sie Ihren Weg zue<strong>in</strong>er nachhaltigen<br />

IT-Sicherheit gestalten.“ so Kristian Szücs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

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VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 35<br />

Ke<strong>in</strong> Betrieb ist sicher<br />

DasLandeskrim<strong>in</strong>alamtbetreibte<strong>in</strong>ezentraleAnsprechstelle fürCyberkrim<strong>in</strong>alität.<br />

Unternehmenf<strong>in</strong>den dortschnell Hilfe. Die Hotl<strong>in</strong>ekl<strong>in</strong>geltheute öfter alsjezuvor.<br />

Esgibt Fälle, da staunen selbst erfahrene<br />

Krim<strong>in</strong>alisten. Etwa,<br />

wenn sich e<strong>in</strong> Landwirtschaftsbetriebmeldet,<br />

weil Hacker<strong>in</strong>s Firmennetzwerk<br />

e<strong>in</strong>gedrungen s<strong>in</strong>d und dabei unter<br />

anderem das Melk-Karussell lahmgelegt<br />

haben. Mal eben Hunderte Kühe per<br />

Hand melken? Darauf s<strong>in</strong>dmoderneTierzuchtbetriebe<br />

schon re<strong>in</strong> personell nicht<br />

mehr ausgerichtet. In diesem Fall ließ<br />

sich das Karussell relativ schnell wieder<br />

<strong>in</strong> Gang setzen. „Aber es gibt auch Cyber-<br />

Attacken, die Unternehmen mehrere<br />

Wochen nahezu handlungsunfähig machen“,<br />

weiß Marcel Christoph vom Landeskrim<strong>in</strong>alamt<br />

<strong>Sachsen</strong>. Er und se<strong>in</strong>e<br />

Kollegen beobachten e<strong>in</strong>e gefährliche<br />

Entwicklung. Im Gegensatz zu den meisten<br />

anderen Straftaten steigen die Fallzahlen<br />

imBereich der Cyberkrim<strong>in</strong>alität<br />

stetig an. Das war auch imvergangenen<br />

Jahr so. Wenn man bedenkt, dass nur e<strong>in</strong><br />

Bruchteil der Attacken angezeigt wird,<br />

zeigt das die Dimension der Gefahr. Und:<br />

Hackerangriffe s<strong>in</strong>d längst nicht mehr<br />

nurdas Problem großer Konzerne. Mittelständler<br />

mit wenigen Hundert Beschäftigten<br />

s<strong>in</strong>d ebenso betroffen wie der kle<strong>in</strong>e<br />

Kfz-Betrieb oder der Friseursalon von<br />

nebenan. „Man muss es leider so sagen:<br />

Ke<strong>in</strong> Unternehmen ist sicher, wenn es<br />

um Cyberkrim<strong>in</strong>alität geht“, so Marcel<br />

Christoph.<br />

Das Landeskrim<strong>in</strong>alamt hat e<strong>in</strong>e eigene<br />

„Zentrale Ansprechstelle Cybercrime“<br />

e<strong>in</strong>gerichtet. Hier f<strong>in</strong>den Unternehmer,<br />

aber auch Behörden und Verbände aus<br />

dem Freistaat im Fall des Falles Hilfe. E<strong>in</strong><br />

Angebot, das vor allem e<strong>in</strong>e möglichst<br />

schnelle Strafverfolgung möglich ma-<br />

Die Hacker werden immer professioneller, die Zahl der Cyberattacken steigt -auch <strong>in</strong><strong>Sachsen</strong>.<br />

chen soll. Denn die Schäden e<strong>in</strong>er Cyber-<br />

Attacke können immens se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Großteil<br />

der Angriffe wird über die sogenannte<br />

Ransomware gesteuert. Dah<strong>in</strong>ter verbergen<br />

sich Schadprogramme, dieden eigenenZugriff<br />

auf Datenund Systeme e<strong>in</strong>schränken<br />

oder unterb<strong>in</strong>den. Etwa zwei<br />

Wochen dauert es nach der Erfahrung<br />

der Experten im Durchschnitt, bis e<strong>in</strong><br />

Unternehmen nach e<strong>in</strong>em erfolgreichen<br />

Hackerangriff wieder voll arbeitsfähig ist.<br />

„Wenn e<strong>in</strong> Back-up vorhanden war. Ansonsten<br />

dauert es noch länger“, so Marcel<br />

Christoph. Er weiß:Noch immer istnicht<br />

Foto:Adobestock<br />

jeder Betrieb auf den Ernstfall vorbereitet.<br />

Auch, weil gerade Kle<strong>in</strong>unternehmer<br />

denken, eswerde sie schon nicht treffen.<br />

„Unsere Erfahrung zeigt etwas anderes“,<br />

so der Experte. Er rät deshalb jedem Firmen<strong>in</strong>haber<br />

beziehungsweise Selbstständigen,<br />

sich mit dem Thema Cybersicherheit<br />

zu beschäftigen.Das LKAselbst ist regelmäßig<br />

auf E<strong>in</strong>ladung verschiedener<br />

Firmen, Verbände und Institutionen im<br />

Freistaat unterwegs. Spezialisten <strong>in</strong> Sachen<br />

Internetkrim<strong>in</strong>alität zeigen bei Vorträgen<br />

Risiken auf und raten zur Vorsorge.<br />

Umdie müssen sich die Unternehmen<br />

dann freilich selbst kümmern. Die<br />

Investition <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kompetentes IT-Team<br />

oder externe Dienstleister kann helfen,<br />

im Zweifel hohe Summen e<strong>in</strong>zusparen.<br />

Denn auch dasist e<strong>in</strong>eFolge der höheren<br />

Fallzahlen im Bereich Cybercrime: Immer<br />

häufiger sehen sich angegriffene Firmen<br />

mit Lösegeldforderungen konfrontiert.<br />

Die bewegen sich zunehmend im<br />

hohen fünfstelligen oder gar im sechsstelligen<br />

Bereich.<br />

Die Ermittler wissen –nicht wenige<br />

Firmen gehen auf die Forderungen e<strong>in</strong>.<br />

Häufig, weil Back-upsfehlen oder ausder<br />

Angst heraus, etwa durch den Verlust<br />

sensibler Kundendaten e<strong>in</strong>en irreparablenImageschadenzuerleiden.<br />

Dass das Problem an Brisanz verliert,<br />

ist nicht zuerwarten. Im Gegenteil: Die<br />

Zuspitzung der weltweiten Krisenlage<br />

durch den Krieg <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e hat etwa<br />

das Risiko politisch motivierter Hackerangriffe<br />

erhöht. Im Fokus der Täter stehen<br />

zunehmend E<strong>in</strong>richtungen der sogenannten<br />

kritischen Infrastruktur wie etwa<br />

Krankenhäuser, Stromversorger und<br />

Behörden sowie deren Zulieferer. Die<br />

Aufklärungsquote der Angriffe s<strong>in</strong>kt. Das<br />

habe vor allem mit der Professionalisierung<br />

der Täter zu tun, bestätigt Marcel<br />

Christoph. Längst f<strong>in</strong>det auf dem Schattenmarkt<br />

der Szene die gleiche Arbeitsteilungstattwie<br />

<strong>in</strong> regulären<strong>Wirtschaft</strong>skreisläufen:<br />

Es gibt Anbieter, Vermittler,<br />

Spezialisten und Kooperationen über<br />

Grenzen h<strong>in</strong>weg. H<strong>in</strong>ter den Attacken<br />

auf Firmennetzwerke steht e<strong>in</strong> milliardenschwerer<br />

Markt. Vorsorge –da s<strong>in</strong>d<br />

sich alle Experten e<strong>in</strong>ig –ist das M<strong>in</strong>deste,<br />

was Unternehmentun können. Besser<br />

heute als morgen.<br />

Die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime<br />

ist im Landeskrim<strong>in</strong>alamtangesiedelt.<br />

Die Mitarbeiter s<strong>in</strong>d Ansprechpartnerfür<br />

Unternehmen, Verbände undBehörden.<br />

Sie nehmen Meldungen zu Sicherheitsvorfällenmit<br />

Cybercrime-H<strong>in</strong>tergrund<br />

entgegen undleitenentsprechende Sofortmaßnahmen<br />

e<strong>in</strong>, um Betroffene zu<br />

unterstützen. Sie beratenauchzum<br />

weiteren Vorgehen.<br />

Kontakt:03518553226,zac.lka@polizei.sachsen.de,<br />

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Alle sprechen vonDigitalisierung,aber<br />

jeder me<strong>in</strong>t etwas anderes. Das ist besonders<br />

beim Zusammenspiel von Digitalisierung<br />

und Schulen der Fall. Die<br />

Anforderungen der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

unterscheiden sich grundlegend<br />

von Behörden, Unternehmen<br />

oder privaten Haushalten. Und trotzdem<br />

werden sie oft mite<strong>in</strong>ander verglichen.<br />

Das ist wie der Vergleich mit<br />

Äpfeln und Birnen. Er h<strong>in</strong>kt.<br />

Bei der Digitalisierung von Schulen<br />

s<strong>in</strong>d die Herausforderungen komplex.<br />

Es entstehen Fragen über mögliche<br />

Handlungsoptionen und konkrete<br />

Umsetzungen von zielorientierten<br />

Konzepten.<br />

Im Jahr 1995 entwickelte ich me<strong>in</strong><br />

erstes <strong>in</strong>teraktives Lernsystem an den<br />

Unis Dresden und Bamberg. Das Ziel<br />

war damals wie heute das gleiche:<br />

Studentenmit digitalen Lernprozessen<br />

waren im Gegensatz zu denen mit<br />

analogen Lernsystemen besser aufgestellt,<br />

schneller und erfolgreicher <strong>in</strong><br />

den Prüfungen. Natürlich eignen sich<br />

nicht alle Themen für re<strong>in</strong>es digitales<br />

Lernen und es ist ke<strong>in</strong> Allheilmittel für<br />

praxisorientiertes Lernen. Sieht man<br />

die Digitalisierung jedoch als Unterstützung<br />

und Mittel zum Zweck, s<strong>in</strong>d<br />

die Erfolge und Vorteile nicht zuignorieren.<br />

Dem Grundsatz folgend „Technik folgt<br />

der Pädagogik“ beschäftigen sich bei<br />

der <strong>Sachsen</strong> Digital Consult<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Dresden<br />

<strong>in</strong>zwischen 17 Mitarbeiter mit der<br />

Umsetzung der Digitalisierung von<br />

Schulen im gesamtenBundesgebiet.<br />

Warum ist diese Thematik so brisant?<br />

Matthias Hundt,CEO – Jana Gadow, COO<br />

Digitalisierung geht mit e<strong>in</strong>er Umstellung<br />

unserer Lebensweise, des<br />

Handelns und e<strong>in</strong>er neuen Art des<br />

sozialen Mite<strong>in</strong>anders e<strong>in</strong>her.<br />

Dabei kommt esauf die E<strong>in</strong>ordnung<br />

und Gruppierung an. E<strong>in</strong> Grundbauste<strong>in</strong><br />

von Digitalisierung ist die IT-<br />

Sicherheit.E<strong>in</strong> elementarer Bestandteil<br />

der IT-Sicherheit ist der Umgang mit<br />

Daten. E<strong>in</strong> wichtiger Teil beim Umgang<br />

mit Daten ist die Verarbeitung und<br />

Über dieAutoren<br />

•Matthias Hundt und Jana Gadow<br />

s<strong>in</strong>d die Geschäftsleitung der<br />

<strong>Sachsen</strong> DigitalConsult<strong>in</strong>g und<br />

der FibreHold<strong>in</strong>g und beschäftigen<br />

sich beruflich schon seit 30<br />

Jahren mit den Themen Digitalisierung,Softwareentwicklung<br />

und IT-Sicherheit.<br />

Speicherung von personenbezogenen<br />

Daten, auch bekannt als Datenschutz<br />

oder <strong>in</strong>zwischen umgangssprachlich<br />

als DSGVO. Diese Zusammenhänge<br />

wurden uns nie vermittelt und so wird<br />

Datenschutz auch oft mit IT-Sicherheit<br />

verwechselt.<br />

Wir müssen uns vier grundlegenden<br />

Herausforderungen an Schulen stellen:<br />

technische Anforderungen, IT-Sicherheit,DSGVO<br />

und Gesundheitsrelevanz.<br />

•Die <strong>Sachsen</strong> DigitalConsult<strong>in</strong>g<br />

beschäftigt sich hauptsächlich<br />

mit dem Thema DigitalPaktSchule<br />

und ist bis jetzt bundesweit<br />

der e<strong>in</strong>zige Gesamtdienstleister<br />

für dieses Thema.<br />

•Die FibreHold<strong>in</strong>g beschäftigt<br />

sich mit dem Orchestrieren von<br />

Breitbandausbau für Kommunen.<br />

Betrachten wir e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> durchschnittliches<br />

Gymnasium mit circa<br />

1.000 Schülern.<br />

Wir reden jetzt nicht von Berufsschulzentrenoder<br />

noch komplexerenSchulformen,<br />

aufgrund ihrer Anforderungen.<br />

Alle digitalen Medien wie PC, Monitor,<br />

Active Boards, <strong>in</strong>teraktive Tafel, Notebook,<br />

Laptop, Tablet, Smartphone,<br />

Beamer, Dokumentenkamera, Bildund<br />

Tonsysteme, Drucker, Scanner,<br />

Server, Router, Switches und Robotics-<br />

Systeme s<strong>in</strong>d als PC mit eigenständigem<br />

Betriebssystem zu verstehen.<br />

Jede E<strong>in</strong>heit benötigt <strong>in</strong>dividuellen<br />

Support und hat spezielle Wartungsanforderungen,<br />

eigene Lieferantenund<br />

unterschiedliche Sicherheitsstandards.<br />

Außerdem kommen viele Geräte, beispielsweise<br />

die schulischen Endgeräte<br />

der Pädagogen und der Schüler sowie<br />

die privaten Endgeräteder Schüler,sowohl<br />

im Schulnetz als auch im Homeofficezum<br />

E<strong>in</strong>satz. Würdeman nundie<br />

Sicherheitsauflagen e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />

Verwaltung oder e<strong>in</strong>es <strong>Wirtschaft</strong>sunternehmens<br />

auf diese Geräte projizieren,<br />

wären gut 90 Prozent der<br />

schulischen Anwendungen unbrauchbar.<br />

Das bedeutet <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong> Sicherheitsmanagement<br />

für gut 5.000 bis<br />

10.000 Geräte mit den unterschiedlichsten<br />

Betriebssystemen und allen<br />

erdenklichen Updateständen –annur<br />

e<strong>in</strong>er Schule<strong>in</strong>richtung! E<strong>in</strong> technischer<br />

Gemüseladen. Und die Gewährleistung<br />

der IT-Sicherheit und die Umsetzung<br />

der DSGVO s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Herausforderung<br />

und verlangen <strong>in</strong>novativeAnsätzeund<br />

Umsetzungsstrategien.<br />

Leider kollidiert diese mit den althergebrachten<br />

Strukturen, Ressourcen<br />

und Denkweisen e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />

Verwaltung.<br />

Für die erfolgreiche Zukunft unserer<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendlichen s<strong>in</strong>d Lehrerfortbildung,<br />

Wartung, Betrieb und<br />

Support der neuen Medien die größte<br />

Herausforderung Deutschlands im digitalen<br />

Schulzeitalter.<br />

Unternehmen, die sich der Unterstützung<br />

und der zielführenden Umsetzung<br />

dieser Problematik annehmen,<br />

s<strong>in</strong>d heutekompetente Partnerfür alle<br />

Schulträger und deren Mitarbeiter.<br />

SDC<strong>Sachsen</strong><br />

DigitalConsult<strong>in</strong>g GmbH<br />

Tel.: +49 351320 46 350<br />

Fax: +49351 32046315<br />

<strong>Sachsen</strong>DC.de


36 ANZEIGE<br />

Cybersicher im Unternehmen<br />

Cyberkrim<strong>in</strong>alität hat sich <strong>in</strong> kürzester Zeit zu e<strong>in</strong>em der größten Risiken für Unternehmen entwickelt.<br />

Vorsorge und Schutz vor Cyberangriffen s<strong>in</strong>d für jedes Unternehmen das Gebot der Stunde.<br />

In den letzten Jahren sorgten verschiedene<br />

Cyberattacken immer wieder für<br />

Aufsehen. So wurden unter anderem die<br />

Passwörter von fast 1.000 Politikern,<br />

Künstlern, Journalisten und anderen Prom<strong>in</strong>enten<br />

gehackt und deren Daten<br />

über Twitter veröffentlicht. Der Datendieb:<br />

e<strong>in</strong> 20-jähriger Schüler mit - nach<br />

Expertene<strong>in</strong>schätzungen - „durchschnittlichen“<br />

Computerkenntnissen.<br />

Der Diebstahl von Prom<strong>in</strong>entendaten<br />

sorgte für reichlich medialen Wirbel. Der<br />

wirtschaftliche Schaden hielt sich zwar<br />

<strong>in</strong> Grenzen. Reputation und Ansehen der<br />

Betroffenen aber waren deutlich gefährdet,<br />

die Veröffentlichung von Familienfotos,<br />

Kreditkarten<strong>in</strong>fos, privaten Chats<br />

und partei<strong>in</strong>ternen Dokumenten m<strong>in</strong>destens<br />

unangenehm.<br />

E<strong>in</strong>fallstor E-Mail<br />

Dr. Mirko Mehnert<br />

Mitglied des Vorstandes der Sparkassen-Versicherung<br />

<strong>Sachsen</strong>, verantwortet<br />

im Unternehmen Schadenversicherungen<br />

und IT.<br />

Der Erfolg dieser und anderer Cyberattacken<br />

zeigt: Trotz aller Warnungen wird<br />

es Hackern oft leicht gemacht, Daten<br />

auszuspähen. Mangelndes Risikobewusstse<strong>in</strong>,<br />

mangelndes technisches Verständnis<br />

und menschliche Schwächen<br />

sorgen für Sicherheitslücken, die Cyberkrim<strong>in</strong>elle<br />

kennen und nutzen. Nicht nur<br />

im privaten Umfeld. E<strong>in</strong> Beispiel: Cyberkrim<strong>in</strong>elle<br />

<strong>in</strong>fizieren E-Mails von Unternehmen<br />

mit Schadsoftware, weil sie wissen,<br />

dass der elektronische Poste<strong>in</strong>gang<br />

meist schnell überflogen und schnell geöffnet<br />

wird. Etwa 60 Prozent aller Cyberattacken<br />

f<strong>in</strong>den darüber ihren Weg <strong>in</strong><br />

die Unternehmen. Mit verheerender<br />

Wirkung: Der IT-Branchenverband Bitkom<br />

beziffert die durch Datendiebstahl,<br />

Sabotage und Spionage <strong>in</strong> den letzten<br />

zwei Jahren <strong>in</strong> Deutschland verursachten<br />

Schäden auf 55 Milliarden Euro.<br />

Cyberattacken zielen dabei nicht nur auf<br />

die globalen Player. E<strong>in</strong>e repräsentative<br />

Forsa-Umfrage zu Cyberrisiken bei Entscheidern<br />

kle<strong>in</strong>er und mittelständischer<br />

Unternehmen im Auftrag des Gesamtverbandes<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

fand heraus, dass 30<br />

Prozent der Unternehmen bereits von<br />

Cyberangriffen betroffen waren und 43<br />

Prozent davon ihren Betrieb daraufh<strong>in</strong><br />

zeitweise stilllegen mussten.<br />

Cybersicherheit und Cyberschutz s<strong>in</strong>d<br />

deshalb für jedes Unternehmen - unabhängig<br />

von der Größe - das Gebot der<br />

Stunde und beg<strong>in</strong>nen weit vor dem Hacker-Angriff.<br />

E<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag<br />

leisten dabei Cyberversicherungen wie<br />

der Sparkassen-Cyber-Schutz, der nicht<br />

nur bei Schäden nach e<strong>in</strong>er Attacke hilft,<br />

sondern Unternehmen mit umfangreichem<br />

Experten-Know-how bei der Prävention<br />

unterstützt. Wie das konkret<br />

aussieht und warum Cybersicherheit gerade<br />

jetzt hochaktuell ist, erklärt Dr. Mirko<br />

Mehnert vom Vorstand der Sparkassen-Versicherung<br />

<strong>Sachsen</strong> im Interview.<br />

Sicherer mit<br />

Sparkassen-Cyber-Schutz<br />

Herr Dr. Mehnert, Cyberattacken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

aller Munde, die Cyberversicherung<br />

aber noch nicht. Woran liegt das?<br />

Die Cyberversicherung ist <strong>in</strong> unserer<br />

Branche noch immer e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />

neues Angebot und deshalb auch bei<br />

vielen Unternehmern noch nicht bekannt<br />

genug. Wir s<strong>in</strong>d aber dabei, dies<br />

zu ändern.<br />

Weil das Cyberrisiko nicht zu<br />

unterschätzen ist?<br />

Richtig. Für Unternehmen ist es neben<br />

dem Risiko e<strong>in</strong>er Betriebsunterbrechung<br />

zur größten Gefahr geworden.<br />

Wird die Gefahr unterschätzt, weil sie<br />

„nur“ virtuell daherkommt?<br />

Genau deshalb ist sie schwieriger zu fassen.<br />

E<strong>in</strong>en „normalen“ E<strong>in</strong>bruch kann<br />

man sich vorstellen und verschließt deshalb<br />

Türen und Fenster. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong><br />

Datensysteme ist schwerer vorstellbar.<br />

Aber Sicherheitsmaßnahmen s<strong>in</strong>d hier<br />

genauso notwendig, nicht selten sogar<br />

existenziell.<br />

Setzt Ihre Cyberversicherung, der<br />

Sparkassen-Cyber-Schutz, deshalb<br />

bereits bei der Prävention an?<br />

Unsere Cyberversicherung leistet viel<br />

mehr als das, was man von herkömmlichen<br />

Versicherungen kennt. Sie hilft<br />

nicht nur bei Schäden nach e<strong>in</strong>em Hackerangriff.<br />

Sie hilft zuerst e<strong>in</strong>mal Unternehmen,<br />

ihre Systeme sicherer zu machen.<br />

Wir möchten damit vor allem kle<strong>in</strong>e<br />

und mittelständische Unternehmen<br />

unterstützen, die nicht über eigene spezialisierte<br />

IT-Bereiche verfügen.<br />

Quick-Check: Ist Ihr Unternehmen cybersicher?<br />

❏ ja<br />

❏ ne<strong>in</strong><br />

❏ ja<br />

❏ ne<strong>in</strong><br />

❏ ja<br />

❏ ne<strong>in</strong><br />

❏ ja<br />

❏ ne<strong>in</strong><br />

Machen Sie für Ihr Unternehmen e<strong>in</strong>en kurzen Check:<br />

S<strong>in</strong>d die wichtigsten Unternehmensdaten<br />

m<strong>in</strong>destens durch<br />

e<strong>in</strong>e wöchentliche Datensicherung<br />

vor Verlust geschützt?<br />

Ist die Datensicherung<br />

physisch getrennt von den<br />

gesicherten Systemen<br />

aufbewahrt?<br />

Wird durch regelmäßige Tests<br />

sichergestellt, dass Datensicherung<br />

und -wiederherstellung<br />

funktionieren?<br />

S<strong>in</strong>d für alle Nutzer von <strong>in</strong>formationsverarbeitenden<br />

Systemen<br />

benutzerbezogene Zugänge mit<br />

Passwort e<strong>in</strong>gerichtet?<br />

❏ ja<br />

❏ ne<strong>in</strong><br />

❏ ja<br />

❏ ne<strong>in</strong><br />

❏ ja<br />

❏ ne<strong>in</strong><br />

❏ ja<br />

❏ ne<strong>in</strong><br />

S<strong>in</strong>d adm<strong>in</strong>istrative Zugänge ausschließlich<br />

Adm<strong>in</strong>istratoren und diesen<br />

ausschließlich für adm<strong>in</strong>istrative<br />

Tätigkeiten vorbehalten?<br />

S<strong>in</strong>d über das Internet erreichbare<br />

oder mobile Geräte mit zusätzlichem<br />

Schutz vor unberechtigten Zugriffen<br />

geschützt?<br />

S<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>formationsverarbeitenden<br />

Systeme gegen Schadsoftware geschützt<br />

und wird dieser Schutz automatisch auf<br />

dem aktuellen Stand gehalten?<br />

S<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>formationsverarbeitenden<br />

Systeme selbst auf dem aktuellen<br />

Stand und werden Sicherheitsupdates<br />

automatisch oder zeitnah <strong>in</strong>stalliert.<br />

Ihr schneller Weg zu mehr Cybersicherheit: cyber@sv-sachsen.de · Kontakt: wir-versichern-sachsen.de<br />

Sie bieten dazu unter anderem e<strong>in</strong>en<br />

Cyber- und Datenschutz-Führersche<strong>in</strong><br />

an. Was verbirgt sich dah<strong>in</strong>ter?<br />

Cybersicherheit hat m<strong>in</strong>destens zwei<br />

Seiten - die technisch-organisatorische<br />

und die menschliche - und funktioniert<br />

nur im Zusammenspiel. Umfragen belegen<br />

aber, dass 42 Prozent der Mitarbeiter<br />

ke<strong>in</strong> ausreichendes Bewusstse<strong>in</strong> für<br />

IT-Sicherheit haben. Im Präventionsbauste<strong>in</strong><br />

unseres Cyber-Schutzes ist deshalb<br />

e<strong>in</strong> Mitarbeitertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit Zertifikat <strong>in</strong>tegriert.<br />

Was passiert, wenn es trotz<br />

Vorsichtsmaßnahmen zum<br />

Hackerangriff gekommen ist?<br />

Als Versicherung übernehmen wir die<br />

Kosten für die Schäden, die durch Datendiebstahl<br />

und dadurch bed<strong>in</strong>gte Unterbrechung<br />

des Geschäftsbetriebs entstanden<br />

s<strong>in</strong>d. Wir kommen auch für<br />

Schadenersatzforderungen von Dritten<br />

auf, die diese zum Beispiel wegen Datenmiss-brauch<br />

oder Lieferverzug geltend<br />

machen, und wehren analog e<strong>in</strong>er<br />

Haftpflichtversicherung unberechtigte<br />

Forderungen ab.<br />

Hilft der Cyber-Schutz auch, Schäden für<br />

betroffene Unternehmen so ger<strong>in</strong>g wie<br />

möglich zu halten?<br />

Ja. Wenn Daten ausgespäht oder gekapert<br />

wurden, kommt es darauf an,<br />

schnell die Ursachen zu klären, Schäden,<br />

zum Beispiel durch weitere Verbreitung<br />

von Schadsoftware, zu verh<strong>in</strong>dern, die<br />

Daten schnell wiederherzustellen und<br />

die Systeme wieder zum Laufen zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Hier unterstützen wir mit Knowhow,<br />

vermitteln IT-Forensik-Experten<br />

und bezahlen diese auch. Dazu können<br />

auf Unternehmer nach e<strong>in</strong>er Cyberattacke<br />

noch Meldepflichten zukommen.<br />

Kunden, Geschäftspartner und gegebenenfalls<br />

die Öffentlichkeit müssen <strong>in</strong>formiert<br />

werden.<br />

Kann die Versicherung auch hier<br />

unterstützen?<br />

Auch hier gehen die Leistungen unseres<br />

Sparkassen-Cyber-Schutzes weit über<br />

das bekannte Maß e<strong>in</strong>er üblichen Versicherung<br />

h<strong>in</strong>aus. Aus der Erfahrung, dass<br />

e<strong>in</strong>e Cyberattacke im Ernstfall nicht mit<br />

der Wiederherstellung der Daten erledigt<br />

ist, haben wir <strong>in</strong> das Leistungspaket<br />

die Rechtsberatung durch Fachanwälte<br />

für IT- und Datenschutzrecht genauso<br />

mit aufgenommen wie die Unterstützung<br />

durch Kommunikationsexperten.<br />

Im Ernstfall kümmern wir uns auch um<br />

die Information von Kunden und Geschäftspartnern<br />

und halten so Unternehmern<br />

den Rücken frei, damit sie sich<br />

ganz auf die Wiederherstellung ihres Geschäftsbetriebes<br />

konzentrieren können.


ROBOTIK & DIGITALISIERUNG 37<br />

<strong>Sachsen</strong>s Mekka der<br />

Blockcha<strong>in</strong>-<strong>Wirtschaft</strong><br />

Die mittelsächsische Hochschulstadt Mittweida baut systematisch e<strong>in</strong> ganzes<br />

Ökosystem r<strong>in</strong>gs um die geblockten digitalen Wertketten auf.<br />

Von Heiko Weckbrodt<br />

Dresden hat se<strong>in</strong>e Mikroelektronik,<br />

Chemnitz se<strong>in</strong>en Werkzeugmasch<strong>in</strong>enbau<br />

– und Mittweida<br />

se<strong>in</strong>e Blockcha<strong>in</strong>: Hier war 2015<br />

mit „Slock.it“ e<strong>in</strong>es der ersten erfolgreichen<br />

ostdeutschen Unternehmungen der<br />

sogenannten „Web3“-Ökonomie entstanden<br />

und mittlerweile baut die vergleichsweise<br />

kle<strong>in</strong>e Hochschulstadt <strong>in</strong> Mittelsachsen<br />

e<strong>in</strong> ganzes Ökosystem rund um<br />

die manipulationssicher verknüpften Ketten<br />

aus digitalen Werten auf. „Wir gehen<br />

hier etwas ganz Neues an“, betont Professor<br />

Andreas Ittner von der Hochschule<br />

Mittweida. Er gehört zu den Architekten<br />

der „Blockcha<strong>in</strong>-Schaufensterregion Mittweida“,<br />

die Partner aus der regionalen<br />

Szene zusammenbr<strong>in</strong>gt, um praktische,<br />

lukrative E<strong>in</strong>satzbeispiele für die Blockcha<strong>in</strong><br />

zu generieren.<br />

„Wir wollen damit zeigen, dass Mittweida<br />

auf e<strong>in</strong>e neue, moderne Technologie<br />

setzt und damit e<strong>in</strong> ganzes Ökosystem<br />

von der Forschung über die Ausbildung<br />

bis h<strong>in</strong> zu Ansiedlungen und Ausgründungen<br />

generiert.“<br />

„Die Blockcha<strong>in</strong> ist gekommen,<br />

um zu bleiben“<br />

Zugleich wendet sich der Professor gegen<br />

all jene Pessimisten, die Blockcha<strong>in</strong>s<br />

auf spekulationsträchtige Kryptowährungen<br />

wie „Bitco<strong>in</strong>“ reduzieren und dar<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e nur vorübergehende Modeersche<strong>in</strong>ung<br />

sehen: In se<strong>in</strong>en Augen kann<br />

diese noch junge digitale Technologie<br />

der Saatkristall für neue Wertschöpfungsketten<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> und darüber h<strong>in</strong>aus<br />

se<strong>in</strong>. „Die Blockcha<strong>in</strong> ist gekommen, um<br />

zu bleiben“, ist der Experte für „Informatik<br />

und verteilte Informationssysteme“<br />

überzeugt.<br />

Um zu verstehen, warum die Blockcha<strong>in</strong><br />

mehr ist als nur der 1.000. Versuch,<br />

e<strong>in</strong>e unknackbare Verschlüsselungstechnik<br />

zu entwickeln, lohnt e<strong>in</strong>e kurze Zeitreise<br />

zurück <strong>in</strong> die Zeit nach der Jahrtausendwende.<br />

Die<br />

Dot-com-Spekulationsblase<br />

war<br />

eben erst geplatzt<br />

und unverdrossene<br />

Visionäre<br />

g<strong>in</strong>gen<br />

daran, solidere<br />

Geschäftsmodelle<br />

im weltweiten<br />

Netz zu stricken. Allerd<strong>in</strong>gs blieb das<br />

Internet e<strong>in</strong> Netz der Kopien: Die Schöpfer<br />

des World Wide Webs folgten<br />

dem Gedanken, dass die „Information<br />

frei ist“ und das Internet dem Austausch<br />

von Gedanken, Forschungsergebnissen,<br />

Texten und digitalen Objekten dient.<br />

Von daher gab es für sie auch ke<strong>in</strong>en<br />

Grund, zwischen Orig<strong>in</strong>al und Kopie zu<br />

unterscheiden.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel: Zwar könnte man anhand<br />

von Zeitstempeln versuchen, das<br />

„Orig<strong>in</strong>al“ e<strong>in</strong>es zigfach onl<strong>in</strong>e geteilten<br />

Bildes zu identifizieren. Doch der Versuch<br />

ist müßig, denn solche e<strong>in</strong>gebetteten<br />

Datei<strong>in</strong>formationen s<strong>in</strong>d leicht manipulierbar<br />

und e<strong>in</strong>e Datei ist so gut wie die<br />

andere. Dasselbe gilt für virtuelle Kunstwerke,<br />

digitales Geld oder andere werthaltige<br />

Güter der Onl<strong>in</strong>e-Welt: Wer sollte<br />

Geld für e<strong>in</strong> digitales Artefakt ausgeben,<br />

wenn e<strong>in</strong>e Kopie ganz leicht gezogen und<br />

„Der Arbeitsmarkt<br />

für Blockcha<strong>in</strong>-<br />

Experten ist wie<br />

leer gefegt.“<br />

„Mit e<strong>in</strong>er blockcha<strong>in</strong>-basierten Identitätsverwaltung im Internet könnten wir <strong>in</strong> Zukunft die Hoheit über unsere persönlichen Informationen zurückgew<strong>in</strong>nen“, so die<br />

Vision von Informatik-Professor Andreas Ittner. Foto:Hochschule Mittweida<br />

ununterscheidbar vom verme<strong>in</strong>tlichen<br />

Orig<strong>in</strong>al ist? Dann kam e<strong>in</strong> Mensch, der<br />

bis heute nur unter dem Pseudonym Satoshi<br />

Nakamoto bekannt ist. Er skizzierte<br />

2008 das Konzept für die Kryptowährung<br />

„Bitco<strong>in</strong>“. Die Grundidee basierte auf<br />

Konzepten, die die Kryptoszene seit den<br />

1990ern nach und nach entwickelt hatte:<br />

Nicht mehr e<strong>in</strong>e zentrale Instanz wie e<strong>in</strong>e<br />

Notenbank oder e<strong>in</strong> Schlüssel-Rechner<br />

sollte überprüfen, ob etwas „echt“ und<br />

unmanipuliert ist. Vielmehr bauen die<br />

zugriffsberechtigten Nutzer der „Blockcha<strong>in</strong>“<br />

e<strong>in</strong>e dezentrale Kette aus fest zusammengeschmiedeten,<br />

geblockten<br />

digitalen<br />

Gliedern im<br />

Netz auf. Diese<br />

Ane<strong>in</strong>anderreihung<br />

ist e<strong>in</strong>erseits<br />

stark verschlüsselt,<br />

andererseits<br />

ist jeder<br />

Manipulationsversuch an älteren Gliedern<br />

sofort für jeden Nutzer sichtbar. Erzeugen<br />

lassen sich solche E<strong>in</strong>heiten – wie<br />

eben zum Beispiel E<strong>in</strong>heiten des Kryptogeldes<br />

„Bitco<strong>in</strong>“ - nur durch erhebliche<br />

Beiträge zur Verschlüsselung <strong>in</strong> Form von<br />

Rechenleistung.<br />

„2013 habe ich das erste Mal von Bitco<strong>in</strong>s<br />

und Blockcha<strong>in</strong>s gehört und musste<br />

das mehrmals lesen, bevor ich das Konzept<br />

richtig verstanden hatte“, erzählt<br />

Prof. Ittner. „Aber als es bei mir ,Klick‘ gemacht<br />

hatte, habe ich gedacht: ,Wenn<br />

das funktioniert, kann das e<strong>in</strong>e ganz große<br />

Sache werden‘“. Ab 2014 baute er die<br />

Blockcha<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Vorlesungen e<strong>in</strong>,<br />

2015 gründete sich das Blockcha<strong>in</strong>-Unternehmen<br />

„Slock.it“ <strong>in</strong> Mittweida und 2017<br />

entstand das „Blockcha<strong>in</strong> Competence<br />

Center Mittweida“. Nur e<strong>in</strong> Jahr später<br />

bot die Hochschule den ersten Blockcha<strong>in</strong>-Masterstudiengang<br />

<strong>in</strong> Deutschland<br />

an. In ganz Europa gab es damals nur<br />

noch auf Malta etwas Vergleichbares.<br />

Seither ist die Zahl der jungen Männer<br />

und Frauen, die <strong>in</strong> Mittweida e<strong>in</strong> Blockcha<strong>in</strong>-Studium<br />

beg<strong>in</strong>nen, immer weiter<br />

gestiegen. Für das W<strong>in</strong>tersemester<br />

<strong>2022</strong>/23 haben sich bisher über 100 angehende<br />

Akademiker beworben. Denn die<br />

Berufsaussichten für die Absolventen<br />

s<strong>in</strong>d rosig. „Der Arbeitsmarkt für Blockcha<strong>in</strong>-Experten<br />

ist wie leer gefegt“, betont<br />

Schaufenster-Koord<strong>in</strong>ator Dr. Volker<br />

Wannack von der Hochschule Mittweida.<br />

Um diesen akademischen Vorsprung<br />

<strong>in</strong> Wertschöpfung, Jobs und gesellschaftlichen<br />

Mehrwert für die Region zu verwandeln,<br />

taten sich 2019 die Hochschule,<br />

die Stadt und die Volksbank Mittweida<br />

zum Verbundprojekt „Blockcha<strong>in</strong>-Schaufensterregion<br />

Mittweida“ zusammen. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit 133 Partnern wollen sie<br />

hier bis 2025 rund e<strong>in</strong> Dutzend praktische<br />

E<strong>in</strong>satzbeispiele für die Blockcha<strong>in</strong>-<br />

Technologien schaffen. Rund zehn Millionen<br />

Euro Zuschuss werden bis dah<strong>in</strong><br />

vom Bundesforschungsm<strong>in</strong>isterium nach<br />

Mittweida fließen.<br />

Digitale Zeugnisse mit<br />

„Frisier“-Schutz<br />

Im Teilprojekt „Echt“ beispielsweise testen<br />

die mittelsächsischen Forscher geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Dresdner Informationstechnologie-Beratungsfirma<br />

„Quadrio“<br />

e<strong>in</strong> System, das fälschungssichere digitale<br />

Zeugnisse per Blockcha<strong>in</strong> ausstellt. „Zwar<br />

bewerben sich Absolventen auch heute<br />

schon mit digitalen Kopien ihrer Studienabschlusszeugnisse<br />

– aber die kann man<br />

theoretisch mit Photoshop durchaus frisieren“,<br />

erklärt Andreas Ittner. Tatsächlich<br />

s<strong>in</strong>d bisher <strong>in</strong> Deutschland immer<br />

wieder Fälle bekannt geworden, <strong>in</strong> denen<br />

Hochstapler mit gefälschten Zeugnissen<br />

teils jahrelang als Arzt, Anwalt oder Banker<br />

gearbeitet haben, bevor der Schw<strong>in</strong>del<br />

aufflog. „Mit unserer Blockcha<strong>in</strong>-Lösung<br />

können dagegen alle Seiten die<br />

Echtheit und Gültigkeit des e<strong>in</strong>gereichten<br />

digitalen Zeugnisses sofort überprüfen.<br />

Außerdem lassen sich damit auch<br />

nur ausgewählte Daten freigeben, zum<br />

Beispiel nur die Noten, die fürs Unternehmen<br />

relevant s<strong>in</strong>d.“ Die Hochschule Mittweida<br />

teste das neue digitale Zeugnis derzeit<br />

zunächst <strong>in</strong>tern, der <strong>Wirtschaft</strong>spartner<br />

„Quadrio“ biete das System aber <strong>in</strong>zwischen<br />

bereits Kommunen und anderen<br />

Kunden an – beispielsweise für digitale<br />

Gesundheitszeugnisse oder Schweißerpässe.<br />

Das Projekt „eVot<strong>in</strong>g“ wiederum<br />

zielt auf digitale Wahlen. Die Blockcha<strong>in</strong>-<br />

Technologie soll dabei unerkannte Manipulationen<br />

ausschließen, andererseits<br />

auch beweisen, dass jede Stimme gezählt<br />

wurde. Damit dürften sich auch Debatten<br />

wie nach den jüngsten Präsidentenwahlen<br />

<strong>in</strong> den USA weitgehend erledigen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

wollen die Mittweidaer nicht<br />

gleich mit der Präsidentschaftsliga e<strong>in</strong>steigen,<br />

sondern damit erst mal „kle<strong>in</strong>ere“<br />

Wahlen für Studiengremien, Beiräte<br />

oder dergleichen absichern.<br />

„CSI“ wiederum hat nichts mit e<strong>in</strong>er<br />

bekannten Krimiserie zu tun, sondern<br />

steht für e<strong>in</strong> neuartiges blockcha<strong>in</strong>-basiertes<br />

Absicherungssystem. Anders als e<strong>in</strong>e<br />

klassische „Versicherung“ begründet<br />

e<strong>in</strong>e „Absicherung“ ke<strong>in</strong>en Rechtsanspruch,<br />

mag aber zum Beispiel durchaus<br />

gewisse überschaubare Risiken etwas abfedern.<br />

„Das kann zum Beispiel e<strong>in</strong>e Absicherung<br />

gegen Zugausfälle oder gegen<br />

wetterbed<strong>in</strong>gte Umsatzausfälle bei<br />

Schaustellern und Gastronomen se<strong>in</strong>“,<br />

erklärt Andreas Ittner. „Im Vergleich zur<br />

klassischen Versicherung mit all ihrem<br />

bürokratischen Aufwand kann die Blockcha<strong>in</strong><br />

für e<strong>in</strong>e schlanke, preiswerte und<br />

dezentrale Lösung sorgen.“<br />

Noch stecken die meisten Teilprojekte<br />

für das Blockcha<strong>in</strong>-Schaufenster <strong>in</strong> den<br />

K<strong>in</strong>derschuhen. Viele Akteure aus der Region<br />

s<strong>in</strong>d noch zögerlich, sich auf die<br />

neuen, durchgängig digitalen Technologieketten<br />

e<strong>in</strong>zulassen. Die Initiatoren sehen<br />

aber großes Potenzial. Sie möchten<br />

unter anderem digitale Plattformen für<br />

die wachsende Wasserstoffwirtschaft sowie<br />

Blockcha<strong>in</strong>s für komplette Produktionsnetzwerke<br />

knüpfen.<br />

Und auch für den Endnutzer bergen<br />

die Blockketten neue Chancen: „Mit e<strong>in</strong>er<br />

blockcha<strong>in</strong>-basierten Identitätsverwaltung<br />

im Internet könnten wir <strong>in</strong> Zukunft<br />

die Hoheit über unsere persönlichen<br />

Informationen zurückgew<strong>in</strong>nen<br />

und sie den großen Datenkraken entreißen“,<br />

me<strong>in</strong>t Andreas Ittner. „Wir könnten<br />

dann selbst entscheiden, welche unserer<br />

Daten wir wem freigeben und was<br />

wir dafür haben wollen, etwa Gratis-Versand<br />

im Onl<strong>in</strong>e-Shop, e<strong>in</strong>en Rabatt oder<br />

e<strong>in</strong>e Zugabe.“<br />

Dann sei es die Wahl des Konsumenten,<br />

ob er zum Beispiel dem Lebensmittel-Händler<br />

die per Blockcha<strong>in</strong> vom Kraftfahrzeugbundesamt<br />

bestätigte Information<br />

gibt, dass er e<strong>in</strong>en Mercedes fährt. Für<br />

den Händler ist solch e<strong>in</strong>e Information e<strong>in</strong>iges<br />

wert, denn sie ist garantiert echt<br />

und er kann daraus e<strong>in</strong>e gewisse Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

ableiten, dass der Onl<strong>in</strong>e-<br />

Besucher womöglich mehr aus dem Bio-<br />

Sortiment kaufen würde, erläutert der Informatik-Professor.<br />

„Wenn ich will, kann<br />

ich dann eben diese Information verkaufen<br />

und me<strong>in</strong>e Daten selbst monetarisieren,<br />

statt dies den großen Plattformen zu<br />

überlassen.“<br />

Weitere Informationen zur Blockcha<strong>in</strong>-<br />

Schaufensterregion Mittweida gibt es<br />

hier im Netz: blockcha<strong>in</strong>-mittweida.com<br />

Infos zum Blockcha<strong>in</strong>-Studium <strong>in</strong> Mittweida:<br />

cb.hs-mittweida.de/studienangebote-der-fakultaet/blockcha<strong>in</strong>-distributed-ledger-technologies-dlt


38 ROBOTIK&DIGITALISIERUNG<br />

„Mama-Hotel fürUnternehmen“<br />

FirmenkönnenabsofortArbeitsplätze<br />

<strong>in</strong> Dresdens Co-Innovation Campus buchen.<br />

Von Nora Miethke<br />

Dresden ist um e<strong>in</strong>en Ort reicher,<br />

an dem sich Kreative und Gründerteams<br />

treffen, vernetzen, zusammenarbeiten<br />

können. Ende Juni eröffnete<br />

derCo-Innovation Campus gegenüber<br />

vom Bahnhof Dresden-Neustadt. Ursprünglich<br />

wurde dasGebäude <strong>in</strong> der Antonstraße<br />

25 als Hotel gebaut. Deshalb<br />

bezeichnet Mart<strong>in</strong> Fiedler den Co-Innovation<br />

Campus gern als „Mama-Hotel für<br />

Unternehmen“. Er und se<strong>in</strong>e Firma Ljnk<br />

betreiben das Gebäude geme<strong>in</strong>sam mit<br />

dem Smart Systems Hub.<br />

Unternehmen können Arbeitsplätze<br />

buchen, 62 gibt es <strong>in</strong>sgesamt. Mobiliar,<br />

Internetanschluss, Strom –alles wird geliefert,<br />

bis auf Essen und Tr<strong>in</strong>ken. Darum<br />

muss sich selbst gekümmert werden.<br />

Aber der Co-Innovation Campus ist nicht<br />

e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong> Start-up-Inkubator oder<br />

e<strong>in</strong> Cowork<strong>in</strong>g Space. „Das Besondere ist,<br />

dass alle Unternehmen hier imgleichen<br />

Technologieumfeld unterwegs s<strong>in</strong>d, und<br />

zwar Technologien für das Internet der<br />

D<strong>in</strong>ge (IoT )entwickeln“, erklärt Michael<br />

Kaiser, Geschäftsführer des Smart Systems<br />

Hub.<br />

Das Internet of Th<strong>in</strong>gs (IoT) ist die Bezeichnung<br />

für das Netzwerk physischer<br />

Objekte („Th<strong>in</strong>gs“), die mit Sensoren,<br />

Software und anderer Technik ausgestattet<br />

s<strong>in</strong>d, um diese mit anderen Geräten<br />

und Systemen über das Internet zu vernetzen,<br />

sodass zwischen den Geräten Daten<br />

ausgetauscht werden können. Die Palette<br />

reicht von normalen Haushaltsgegenständen<br />

bis h<strong>in</strong> zu anspruchsvollen<br />

Industriewerkzeugen.<br />

Starteten das neue Projekt geme<strong>in</strong>sam amklassischen roten Band: Johanna Hübner, Kommunikationsverantwortliche<br />

bei Smart Systems Hub, Itexia-CEO Patrick Boden, Christoph Schwer, Senior Manager KPMG, Smart Systems Hub-CEO<br />

Michael Kaiser, die Packwise-Geschäftsführer<strong>in</strong> Gesche Weger, L<strong>in</strong>k-Chef Mart<strong>in</strong> Fiedler und Philipp Hasenpusch, Socia-<br />

Media-Profi bei Smart SystemsHub (v. l.).<br />

Foto:PR<br />

Kaiser hatte bereits vor fünf Jahren<br />

die Idee zu diesem Campus. Das Internet<br />

derD<strong>in</strong>gesei so komplex, dass e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zelnes<br />

Unternehmen alle<strong>in</strong> die Systeme<br />

nicht entwickeln kann. Auf dem Campus<br />

<strong>in</strong> Dresden sollen Systemgeber, die e<strong>in</strong>e<br />

Lösung für konkrete Problemstellungen<br />

suchen, Start-ups f<strong>in</strong>den, die das geme<strong>in</strong>sam<br />

entwickeln, ohne das schon klar ist,<br />

wie e<strong>in</strong>e Lösung aussehen kann. Auf e<strong>in</strong>er<br />

Etage ist e<strong>in</strong> IoT-Lab untergebracht,<br />

wo experimentiertwerden kann.<br />

E<strong>in</strong> konkretes Beispiel: Der Chiphersteller<br />

Globalfoundries brauchte e<strong>in</strong> System<br />

für die Zustandsüberwachung und<br />

vorausschauende Wartung von Re<strong>in</strong>stwasserventilen.<br />

Auf dem Co-Innovation<br />

Campus fanden sich fünf Partner zusammen,<br />

darunter Inf<strong>in</strong>eon und T-Systems<br />

MMS, um<strong>in</strong>e<strong>in</strong>em „Innovationsspr<strong>in</strong>t“<br />

geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Lösung zu f<strong>in</strong>den. H<strong>in</strong>ter<br />

dem Begriff „Innovationsspr<strong>in</strong>t“ verbirgt<br />

sich e<strong>in</strong> dreimonatiges, moderiertes<br />

Co-Innovationsformat im geschützten<br />

Raum, anderen Ende e<strong>in</strong>e erste Systemlösung<br />

vorliegen soll. Dar<strong>in</strong> sieht Kaiser<br />

das Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal, denn das Internet<br />

der D<strong>in</strong>ge sei so komplex, dass<br />

ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Unternehmen alle<strong>in</strong> Anwendungen<br />

entwickeln kann. Esmüssten<br />

also die richtigen Partner gefunden<br />

werden, die das Risiko e<strong>in</strong>gehen, zusammenzuarbeiten,<br />

ohne zu wissen, wie die<br />

Lösung am Ende aussehen wird, und<br />

eventuell auch zu scheitern. Neben der<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit ist die E<strong>in</strong>beziehung<br />

von Start-ups und Studierenden <strong>in</strong> den<br />

Prozess e<strong>in</strong>e weitere Besonderheit. E<strong>in</strong><br />

Kreativ-Coach soll dafür sorgen, dass alle<br />

Beteiligten auf Augenhöhe mite<strong>in</strong>ander<br />

diskutieren können. So sollen Werksstudenten<br />

ermutigt werden, ihre Ideen auszusprechen,<br />

die sonst oft frühzeitig unterdrückt<br />

werden. E<strong>in</strong>en Platzfür <strong>in</strong>novatives<br />

Denken geben, e<strong>in</strong>en Fluchtpunkt<br />

aus festgefahrenen Strukturen im Alltag,<br />

das will der Co-Innovation Campus se<strong>in</strong>.<br />

Im Fall von Globalfoundries zeigte der Innovationsprozess<br />

schon mal Erfolg. Das<br />

entwickelte Überwachungs- und Wartungssystem<br />

soll an allen Standorten des<br />

Chipherstellers e<strong>in</strong>gesetzt werden. E<strong>in</strong><br />

anderesFormatist der Th<strong>in</strong>(gk)athon, wo<br />

Unternehmen konkrete Probleme <strong>in</strong> die<br />

Runde geben. Programmierer und Elektronikspezialisten<br />

können <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em dreibis<br />

viertägigen Denk- und Entwicklungsmarathon<br />

an Lösungskonzepten tüfteln.<br />

So lobte zum Beispiel Zeiss Digital Innovation<br />

e<strong>in</strong>en Th<strong>in</strong>(gk)athon –den Namen<br />

hatsich der Smart Systems Hubschützen<br />

lassen–zur Überwachung der Spaltmaße<br />

<strong>in</strong> der Automobilproduktion aus.<br />

Das s<strong>in</strong>d nur zwei Veranstaltungsformate.<br />

Michael Kaiser und se<strong>in</strong>e Mitstreiter<br />

wieMitstreiter<strong>in</strong>nenhabennoch viele<br />

Ideen im Kopf, wie der Co-Innovation-<br />

Campus wachsen kann –nicht nur <strong>in</strong>haltlich,<br />

auchräumlich.<br />

www.smart-systems-hub.de<br />

DerneueKollege ausCoswig<br />

Personalprobleme?Der Robo Operator® vonIPbedient selbstständig Masch<strong>in</strong>en. Werihn testen möchte,kann ihnmieten.<br />

ANZEIGE<br />

Fachkräftemangel hört auf, e<strong>in</strong><br />

Problem zu se<strong>in</strong>, wenn Unternehmen<br />

das Potenzial der Automatisierung<br />

erkennen. Auch die<br />

Industrie-Partner (IP) Gruppe aus<br />

Coswig stand vor den Herausforderungen,<br />

die das stetig kle<strong>in</strong>er<br />

werdende Reservoir qualifizierter<br />

Arbeitskräfte mit sich br<strong>in</strong>gt.<br />

„Es wurde immer schwieriger,<br />

Personal fürunsere Masch<strong>in</strong>en zu<br />

f<strong>in</strong>den“, sagt IP-Geschäftsführer<br />

Ralf Hock. Die Not machte erf<strong>in</strong>derisch,<br />

und so schuf sich IP<br />

selbstden ersten neuen Mitarbeiter:<br />

den Robo Operator®. Dieser<br />

„Kollege“ ist ke<strong>in</strong>e Produktionsmasch<strong>in</strong>e,<br />

sondern e<strong>in</strong> vielseitig<br />

e<strong>in</strong>setzbarer<br />

automatisierter<br />

Masch<strong>in</strong>enbediener<br />

fürCNC-<br />

Masch<strong>in</strong>en oder<br />

andere Montageautomaten.<br />

Er tutdas,was<br />

sonst e<strong>in</strong>Facharbeiterleistet:<br />

Masch<strong>in</strong>entür<br />

öffnen, Werkstücke<strong>in</strong>legen,<br />

Türschließen,<br />

Programm<br />

starten und überwachen, fertiges<br />

Werkstück entnehmen und ablegen.<br />

Zusätzlich ist der Robo<br />

Operator® <strong>in</strong> der Lage, Vor- oder<br />

Nacharbeiten<br />

wie das Entgraten,<br />

Re<strong>in</strong>igen<br />

oder Messen<br />

des Werkstücks durchzuführen.<br />

Das bearbeitete Material<br />

kannMetall, Kunststoff, Holz oder<br />

Keramik se<strong>in</strong>.<br />

„Unser Robo Operator® bedient<br />

Masch<strong>in</strong>en, die eigentlich nicht<br />

für e<strong>in</strong>e Automatisierung ausgelegt<br />

s<strong>in</strong>d, genauso wie e<strong>in</strong><br />

Facharbeiter“,erläutert Ralf Hock.<br />

Da der Roboter nur vor die entsprechende<br />

Masch<strong>in</strong>e geschoben<br />

wird, kann er nahtlos im Wechsel<br />

mit Menschen arbeiten. Probleme<br />

mit der Übernahme von<br />

Schichten, für die Personal fehlt,<br />

oder mit dem Abfedern von<br />

Kapazitätsspitzen gehören damit<br />

der Vergangenheit an. Das e<strong>in</strong>gebaute<br />

Werkstückpuffersystem<br />

(biszu600 Teile)ermöglicht dem<br />

Foto:Industrie-Partner GmbH/Mart<strong>in</strong> Förster<br />

Robo Operator®, auch übere<strong>in</strong>en<br />

langen Zeitraum ermüdungsfrei<br />

und gleichbleibend präzise zu<br />

arbeiten. Dadurch kann jede<br />

Masch<strong>in</strong>e immer maximal ausgelastet<br />

arbeiten, auch an Wochenenden.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Vorteil des<br />

Robo Operator®: Dank se<strong>in</strong>er<br />

hervorragenden Auffassungsgabe<br />

merkt er sich die ihm bekannten<br />

Masch<strong>in</strong>en und braucht bei<br />

e<strong>in</strong>em Wechsel ke<strong>in</strong>e erneute<br />

E<strong>in</strong>richtung.<br />

Unternehmen, die an den vielfältigen<br />

Talenten des Robo Operator®<br />

<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, können ihn auf<br />

Anfrage live bei IP im E<strong>in</strong>satz<br />

sehen. E<strong>in</strong>enVorgeschmack bieten<br />

dieVideosh<strong>in</strong>terdem QR-Code neben<br />

diesem Text.Bei Kauf<strong>in</strong>teresse<br />

kann man den Robo Operator®<br />

sogar bei sich zur Probe arbeiten<br />

lassen – oder man mietet ihn<br />

e<strong>in</strong>fach kurzfristig, umEngpässe<br />

zu überbrücken, die durch Krankheit,<br />

Elternzeit, Urlaube oder<br />

Großaufträgeentstehen.<br />

Anfragen zumRobo Operator®<br />

bittetelefonisch<br />

unter 03523 831-0<br />

oder perE-Mail<br />

an <strong>in</strong>fo@ipequipmentrental.de<br />

Industrie-Partner<br />

IP EquipmentRental<br />

GmbH<br />

An derWalze 11<br />

01640Coswig<br />

www.ip-equipmentrental.de


ROBOTIK & DIGITALISIERUNG 39<br />

Vodafone zieht <strong>in</strong>s<br />

Dresdner Ostragehege<br />

Vodafone baut <strong>in</strong> Dresden e<strong>in</strong> Kompetenzzentrum für die Mobilfunk-Zukunft. Was dort<br />

passieren soll, sagt Michael Jungwirth, Geschäftsführer von Vodafone Deutschland.<br />

Herr Jungwirth, Vodafone hat vor<br />

e<strong>in</strong>em Jahr angekündigt, <strong>in</strong> Dresden<br />

e<strong>in</strong> Kompetenzzentrum für<br />

Forschung, Entwicklung und Innovation<br />

aufzubauen. Wie ist der<br />

aktuelle Stand?<br />

Heute haben wir den Mietvertrag für e<strong>in</strong>en<br />

Standort im Ostragehege unterschrieben.<br />

Wir beziehen dort zwei Gebäude<br />

mit e<strong>in</strong>er Fläche von 2.700 Quadratmetern,<br />

e<strong>in</strong>en Neubau und e<strong>in</strong>en sanierten<br />

Altbau. Im Oktober starten die<br />

Bauarbeiten, 2024 soll der Neubau fertiggestellt<br />

se<strong>in</strong>. Wir schaffen <strong>in</strong> Dresden 200<br />

neue Stellen, 58 haben wir bereits ausgeschrieben.<br />

Acht Mitarbeiter s<strong>in</strong>d sogar<br />

schon e<strong>in</strong>gestellt.<br />

War die Verfügbarkeit guter Fachkräfte<br />

und die Ausbildung an den<br />

sächsischen Hochschulen der ausschlaggebende<br />

Grund, dass Dresden<br />

sich im <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb<br />

durchsetzen konnte?<br />

Das ist tatsächlich e<strong>in</strong>er der Hauptgründe.<br />

Es gibt aber noch weitere Faktoren. Dresden<br />

ist e<strong>in</strong> Hochtechnologiestandort mit<br />

schon bestehenden Clusterstrukturen <strong>in</strong><br />

den Bereichen Mikroelektronik und Robotik.<br />

Zudem arbeiten wir eng mit dem<br />

Branchennetzwerk Silicon Saxony e.V. zusammen.<br />

Und wir haben 1994 den Vodafone<br />

Lehrstuhl an der TU Dresden unter Leitung<br />

von Professor Gerhard Fettweis gegründet.<br />

Dort wird schon seit vielen Jahren<br />

erfolgreich Mobilfunk-Grundlagenforschung<br />

betrieben. Und letztlich ist die Ansiedlung<br />

unseres Innovationszentrums im<br />

Ostragehege das Ergebnis e<strong>in</strong>er sehr konstruktiven<br />

und zielführenden Zusammenarbeit<br />

mit Staatsregierung, Landeshauptstadt<br />

und Silicon Saxony.<br />

Sie beschreiben die Stärken des<br />

Ökosystems. Wie wird der Vodafone-Hub<br />

wiederum das Ökosystem<br />

bereichern?<br />

Dresden und <strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Spitzenforschung<br />

sehr weit vorn. Hier wird an<br />

5G, aber auch schon an 6G geforscht.<br />

Aber vor allem gibt es <strong>in</strong> Dresden e<strong>in</strong>e<br />

Halbleiterproduktion. Wenn Mikrochips<br />

<strong>in</strong> völlig abgeschotteten Räumen produziert<br />

werden, kann die Ansteuerung von<br />

Masch<strong>in</strong>en mittels 5G <strong>in</strong> Echtzeit e<strong>in</strong>en<br />

Effizienzvorsprung bedeuten. Fehlerquellen<br />

können so reduziert und die Chipproduktion<br />

<strong>in</strong>sgesamt verbessert werden.<br />

Aber auch die Hersteller von Robotertechnik<br />

profitieren von unserer Arbeit.<br />

Inwiefern?<br />

Bei vielen der heutigen Industrieroboter<br />

läuft das Update-Verfahren noch über<br />

USB-Sticks. In Zukunft wird das über 5G<br />

und 6G wesentlich besser funktionieren,<br />

die Sicherheit von Robotersystemen erhöhen<br />

und den E<strong>in</strong>satz von Robotern vor<br />

allem flexibler machen. Von unseren 5G-<br />

Anwendungen profitieren viele der <strong>in</strong><br />

Dresden ansässigen Tech-Unternehmen.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Beispiel aus der Mediz<strong>in</strong>:<br />

Wir sprechen zurzeit mit allen Unikl<strong>in</strong>iken<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> über 5G-Netze und Anwendungsszenarien.<br />

So werden <strong>in</strong> Zukunft<br />

beispielsweise autonom gesteuerte<br />

Drohnen Medikamente aus dem Lager an<br />

die Stationen liefern.<br />

Mit welchen Partnern aus der<br />

Halbleiter<strong>in</strong>dustrie und Robotik<br />

arbeiten sie zusammen?<br />

Michael Jungwirth ist Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone Deutschland und Director Public Policy & External<br />

Affairs. Der gebürtige Österreicher ist seit über 19 Jahren <strong>in</strong> der Telekommunikationsbranche tätig. Foto: PR<br />

Mit Professor Fettweis haben wir vor Ort<br />

jemanden mit vielen Kontakten, und mit<br />

e<strong>in</strong>igen der <strong>in</strong> Dresden ansässigen Tech-<br />

Unternehmen arbeiten wir auf <strong>in</strong>ternationaler<br />

Ebene projektbezogen zusammen.<br />

Während die Universität vor allem<br />

Grundlagenforschung betreibt, steht <strong>in</strong><br />

unserem Innovationszentrum der Co-<br />

Creation-Ansatz im Fokus. Wir br<strong>in</strong>gen<br />

die Partner aus der Industrie mit unseren<br />

5G-Spezialisten zusammen und entwickeln<br />

geme<strong>in</strong>sam Anwendungen für die<br />

Praxis. Im Idealfall br<strong>in</strong>gen wir unsere Lösungen<br />

schnell zur Marktreife.<br />

Vodafone hat im März den Ausbau<br />

mit e<strong>in</strong>er komplett eigenständigen<br />

5G-Infrastruktur gestartet.<br />

Wie kommt der Ausbau <strong>in</strong> Dresden<br />

und <strong>Sachsen</strong> voran?<br />

Sehr gut. Wir machen Tempo beim 5G-<br />

Ausbau. Deutschlandweit wollen wir 60<br />

Millionen Haushalte mit 5G+ – und damit<br />

dem modernsten 5G-Netz Europas – bis<br />

2023 abdecken. Und dann perspektivisch<br />

bis 2025 den Rest Deutschlands. In Dresden<br />

haben wir schon heute e<strong>in</strong>e 5G-Flächenversorgung<br />

von 50 Prozent. An mehreren<br />

Standorten ist 5G+ verfügbar – zum<br />

Beispiel <strong>in</strong> der Nähe des Bahnhofs. In<br />

<strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d von den <strong>in</strong>sgesamt 1.600<br />

Mobilfunkstandorten fast die Hälfte mit<br />

5G-Technologie ausgerüstet. Alle<strong>in</strong> für die<br />

nächsten Wochen haben wir <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

63 5G-Baumaßnahmen, darunter Neubauten<br />

und Erweiterungen, geplant.<br />

Was br<strong>in</strong>gt 5G+ für Privatkunden?<br />

5G+ ist das Echtzeitnetz. Dieses Netz leitet<br />

Daten so schnell wie das menschliche<br />

Nervensystem, also ohne Verzögerung.<br />

Zudem können wir mit 5G+ zehnmal<br />

mehr Menschen und Masch<strong>in</strong>en über<br />

Sensoren vernetzen als bisher. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Vorteil: Wir können Industriekunden<br />

mit der Slic<strong>in</strong>g-Technologie im Bedarfsfall<br />

e<strong>in</strong>e exklusive Fahrbahn auf der Datenautobahn<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Welche speziellen Eigenschaften<br />

von 5G s<strong>in</strong>d für Vodafone darüber<br />

h<strong>in</strong>aus noch besonders wichtig?<br />

Die Energieeffizienz. Das 5G+-Netz verbraucht<br />

etwa 20 Prozent weniger Strom.<br />

Deshalb wollen wir unser Netz schnell<br />

ausrollen. Denn wir möchten bis 2025<br />

klimaneutral se<strong>in</strong>. Für die Endverbraucher<br />

bedeutet 5G, dass sie ihr Smartphone<br />

länger nutzen können, da das Smartphone<br />

seltener aufgeladen werden muss.<br />

Privatkunden haben außer e<strong>in</strong>er<br />

längeren Akkuzeit ke<strong>in</strong>e Vorteile?<br />

Doch. 5G+ ist für Privatkunden etwa im<br />

Bereich Mobile Gam<strong>in</strong>g <strong>in</strong>teressant. Ich<br />

b<strong>in</strong> persönlich ke<strong>in</strong> Gamer. Freunde haben<br />

mir aber gesagt, mit 5G+ s<strong>in</strong>d die Reaktionszeiten<br />

bei e<strong>in</strong>igen Spielen besser.<br />

Oder denken Sie an das neue Metaverse<br />

von Facebook. Wenn Sie sich <strong>in</strong> virtuellen<br />

Welten ruckelfrei bewegen und mit<br />

anderen <strong>in</strong>teragieren möchten, brauchen<br />

Sie e<strong>in</strong> sehr schnelles Netz.<br />

Wofür nutzen Sie dann 5G+<br />

persönlich?<br />

5G+ ist e<strong>in</strong> Echtzeit-Netz und e<strong>in</strong> Game-<br />

Changer für die Industrie. Ich habe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Kl<strong>in</strong>ikum e<strong>in</strong>e mobile Ultraschall-<br />

Anwendung ausprobiert, mit der sich das<br />

Live-Bild über das 5G-Netz an andere Orte<br />

übertragen lässt. Stellen Sie sich vor, Sie<br />

s<strong>in</strong>d Notfallsanitäter draußen im E<strong>in</strong>satz<br />

und können geme<strong>in</strong>sam mit Spezialisten<br />

<strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik schon die richtige Diagnose<br />

treffen. Das erspart Patienten unnötige<br />

Umwege, Sie können sofort <strong>in</strong> das richtige<br />

Krankenhaus gebracht werden. Das<br />

war für mich bee<strong>in</strong>druckend.<br />

In dem Kompetenzzentrum<br />

soll auch an OpenRan geforscht<br />

werden. Was ist darunter zu<br />

verstehen?<br />

Mobilfunk <strong>in</strong> Deutschland ist heute wie<br />

Lego und Playmobil <strong>in</strong> unseren K<strong>in</strong>derzimmern.<br />

Auch im Mobilfunk fehlt heute<br />

das e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungsstück, dass es uns<br />

möglich macht, an e<strong>in</strong>er Station Bauste<strong>in</strong>e<br />

von unterschiedlichen Technologie-<br />

Herstellern zusammenzubr<strong>in</strong>gen. Ist e<strong>in</strong><br />

Teil der Technik an e<strong>in</strong>em Mobilfunkmast<br />

von e<strong>in</strong>em Hersteller, dann muss<br />

auch e<strong>in</strong> Großteil der restlichen Technik<br />

von eben diesem se<strong>in</strong>. Die e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d zwischen den Herstellern<br />

nicht kompatibel. Bei OpenRan wird das<br />

entkoppelt. Die Technologien können<br />

von unterschiedlichen Ausrüstern kommen<br />

und werden über e<strong>in</strong>e standardisierte<br />

Schnittstelle k<strong>in</strong>derleicht zusammengesteckt.<br />

Dadurch kann Open RAN auch<br />

den Wettbewerb um die beste Technik <strong>in</strong><br />

den Mobilfunk-Stationen stärken. Ich halte<br />

das <strong>in</strong>dustriepolitisch für e<strong>in</strong>e Mega-<br />

Chance, <strong>in</strong> Europa <strong>in</strong> der Mobilfunk<strong>in</strong>dustrie<br />

etwas Neues und Erfolgreiches zu<br />

schaffen.<br />

E<strong>in</strong>e Studie des Barkhausen<strong>in</strong>stituts<br />

kam zum Ergebnis, dass<br />

OpenRan-Mobilfunknetze sicherheitstechnisch<br />

nicht ausgereift<br />

s<strong>in</strong>d. Welche Rolle spielt Datensicherheit<br />

als Themenfeld?<br />

OpenRan steckt noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen.<br />

Deshalb spielen auch Sicherheitsaspekte<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle und wir nehmen<br />

solche Studien ernst. Zudem befasst sich<br />

e<strong>in</strong> Expertengremium der OpenRan-Allianz<br />

speziell mit dem Thema Sicherheit.<br />

Der große Vorteil von OpenRan ist ja,<br />

dass es ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit von e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>zigen Anbieter gibt. Offene Schnittstellen<br />

s<strong>in</strong>d viel transparenter als die von<br />

geschlossenen Systemen. Dies erleichtert<br />

die Anpassung an Sicherheitsstandards<br />

und macht e<strong>in</strong> agileres Herangehen möglich.<br />

Es s<strong>in</strong>d aber eher die Standards, die<br />

uns noch fehlen. Aber Datensicherheit<br />

wird auch e<strong>in</strong> absoluter Schwerpunkt<br />

werden <strong>in</strong> dem Innovationszentrum. Es<br />

gibt e<strong>in</strong> vom Bund gefördertes Forschungsprogramm,<br />

an dem wir beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d. Aber wir werden nicht nur dieses<br />

Thema vorantreiben. Der Arbeitsschwerpunkt<br />

ist klar def<strong>in</strong>iert, aber breit gefächert:<br />

Der Fokus liegt auf Zukunftstechnologien<br />

wie 5G und 6G und damit verbundenen<br />

Anwendungen <strong>in</strong> den Bereichen<br />

digitale Gesundheit, vernetzte Mobilität<br />

und <strong>in</strong>dustrielle Produktion. Zudem<br />

sollen die neuen Vodafone-Mitarbeiter<br />

<strong>in</strong> Dresden an zukunftsweisenden<br />

Technologien arbeiten. Dazu gehören erweiterte<br />

Realitäten (AR/XR), Cyber Security<br />

und Data Science.<br />

Für welche Anwendungen braucht<br />

man 6G? Wo sieht Vodafone jetzt<br />

schon die technischen Grenzen<br />

von 5G?<br />

6G wird zum Beispiel bei Exoskeletten<br />

anwendbar se<strong>in</strong> oder Pflegeroboter beim<br />

Fühlen und Greifen unterstützen. Auch<br />

künstliche Intelligenz <strong>in</strong> der Netztechnik<br />

wird bei 6G e<strong>in</strong>e große Rolle spielen. 6G<br />

ist e<strong>in</strong> riesiges, fast grenzenloses Innovationsfeld.<br />

Wann werden wir diese 6G-Anwendungen<br />

erleben, <strong>in</strong> zehn Jahren<br />

oder eher?<br />

Wir stehen noch am Anfang der Entwicklung.<br />

Normalerweise kommt e<strong>in</strong>e neue<br />

Mobilfunkgeneration alle zehn Jahre heraus.<br />

Mit 5G s<strong>in</strong>d wir 2019 gestartet, dann<br />

wäre 2029/2030 e<strong>in</strong> möglicher Startschuss<br />

für das 6G-Netz Aber lassen Sie<br />

uns erst mal unser 5G-Netz vollständig<br />

ausbauen. Und parallel an 6G-Anwendungen<br />

arbeiten.<br />

Wenn es bei 6G um die Interaktion<br />

von Mensch und Masch<strong>in</strong>e geht,<br />

welches Mitarbeiterprofil für<br />

Dresden suchen Sie?<br />

Wir suchen eher technische Berufe. Softwarearchitekten,<br />

Cloud-Ingenieure, Virtual<br />

Reality-Experten, Data Scientists.<br />

Aber da wir e<strong>in</strong>en Fokus auf Gesundheitsanwendungen<br />

legen, suchen wir auch<br />

Produktentwickler, die im Bereich Health<br />

Care Erfahrung haben. Bis 2024/2025<br />

wollen wir unser Dresdener Team von<br />

200 Leuten zusammen haben.<br />

Zum Schluss die leidige Frage nach<br />

dem Genehmigungsprozess für<br />

neue Funkmasten. Wird er schneller<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>?<br />

Wir stehen vor der Herausforderung,<br />

Deutschland zu digitalisieren. Voraussetzung<br />

s<strong>in</strong>d schnelle Gigabit-Netze im Boden<br />

und <strong>in</strong> der Luft. Für den Ausbau<br />

braucht es unter anderem schnelle Genehmigungsverfahren.<br />

Ich wünsche mir daher,<br />

dass sich die rechtlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für den Ausbau weiter verbessern. Die<br />

Neufassung der sächsischen Bauordnung<br />

ist e<strong>in</strong> erster richtiger Schritt. So können<br />

wir nun Antennen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhe von unter<br />

15 Metern genehmigungsfrei bauen.<br />

Aber Verbesserungspotenzial zur Beschleunigung<br />

der Standortsuche- und Genehmigungsprozesse<br />

beim Aufbau von<br />

Mobilfunksendeanlagen gibt es immer –<br />

<strong>in</strong> jedem Bundesland.<br />

Das Gespräch führte: Nora Miethke


40 ANZEIGE<br />

Den TracePen und die Teach<strong>in</strong>g-App – mehr braucht es nicht, um mit Wandelbots <strong>in</strong> die Robotik e<strong>in</strong>zusteigen.<br />

Fotos: Wandelbots<br />

Wandelbots:<br />

Robots<br />

for the People<br />

Aus e<strong>in</strong>em Dresdner Start-up wurde e<strong>in</strong> Unternehmen, das <strong>in</strong>ternational<br />

Maßstäbe für die Zukunft setzt - und Robotik für jeden greifbar macht.<br />

Mensch und Masch<strong>in</strong>e - das ist weder<br />

Widerspruch noch potenzieller Konflikt.<br />

Die Robotik gilt als e<strong>in</strong>e der zukunftsträchtigsten<br />

Technologien überhaupt.<br />

<strong>Sachsen</strong> hat mit der Marke „Robot Valley“<br />

und der damit verbundenen Kompetenz<br />

e<strong>in</strong>en starken Standortfaktor aufgebaut.<br />

Der Fokus auf hochmoderne Automatisierungsprozesse<br />

kommt nicht von ungefähr.<br />

Die Arbeitswelt verändert sich<br />

gerade so rasant wie seit Jahrzehnten<br />

nicht. Die Industrie 4.0 gilt als die vierte<br />

<strong>in</strong>dustrielle Revolution.<br />

Die Digitalisierung<br />

bestimmt<br />

bereits<br />

heute nahezu<br />

alle Produktionsprozesse.<br />

Im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich<br />

gehört Deutschland<br />

mit se<strong>in</strong>er<br />

hohen Roboterdichte<br />

zu den<br />

Um Roboter ohne<br />

Programmierung zu<br />

teachen, brauchen<br />

Unternehmen nur<br />

die No-Code-Lösung<br />

„Wandelbots<br />

Teach<strong>in</strong>g“ mit e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>tuitiven,<br />

e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Bedienoberfläche.<br />

größten Industrie-4.0-Märkten<br />

der Welt. Zu diesem<br />

Schluss<br />

kommt etwa die<br />

Studie „Der<br />

deutsche<br />

Industrial-IoT-Markt<br />

2017–<strong>2022</strong>. Zahlen und Fakten“ des eco<br />

Verbands der Internetwirtschaft und des<br />

Marktforschungsunternehmens Arthur<br />

D. Little.<br />

Der Freistaat ist ganz vorn mit dabei.<br />

Das „Robot Valley“ ist längst mehr als e<strong>in</strong><br />

gängiger Werbebegriff. Schätzungsweise<br />

bis zu 300 Akteure – von Forschungs<strong>in</strong>stituten<br />

über Start-ups bis h<strong>in</strong> zu renommierten<br />

Unternehmen – s<strong>in</strong>d zwischen<br />

Görlitz und Zwickau mit Robotik-<br />

Lösungen beschäftigt.<br />

Und das Beste daran: Die Zukunft hat<br />

längst begonnen. Und das nicht nur <strong>in</strong><br />

Laboren und den Forschungsabteilungen<br />

der Global Player. Wenn heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

traditionellen Metallbaubetrieb im<br />

sächsischen Elbland e<strong>in</strong> Roboter beim<br />

Schweißen zum E<strong>in</strong>satz kommt, zeigt<br />

das auch, dass Tradition und hochmoderne<br />

KI längst ke<strong>in</strong> Widerspruch mehr<br />

s<strong>in</strong>d. Das Robotik-Festival, das <strong>in</strong> diesem<br />

Sommer zum zweiten Mal <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

stattf<strong>in</strong>det, hat<br />

die gebündelte<br />

sächsische Kompetenz<br />

<strong>in</strong>zwischen<br />

auch <strong>in</strong>ternational<br />

bekannt<br />

gemacht.<br />

Das liegt nicht<br />

zuletzt an e<strong>in</strong>er<br />

ganz besonderen<br />

sächsischen<br />

Erfolgsgeschichte,<br />

die <strong>in</strong> Dresden<br />

gestartet<br />

ist: Die des Unternehmens<br />

Wandelbots.<br />

Das e<strong>in</strong>stige<br />

Start-up ist <strong>in</strong>zwischen<br />

auf dem Weg zum Global Player<br />

und konnte zu Jahresbeg<strong>in</strong>n 84 Millionen<br />

US-Dollar für weitere Investitionen<br />

<strong>in</strong> Produkte und Plattformen sowie die<br />

Expansion auf neue Märkte e<strong>in</strong>werben.<br />

Der Clou der Wandelbots-Geschäftsidee:<br />

Robotik soll allen Interessierten zugänglich<br />

gemacht werden – durch e<strong>in</strong>fach<br />

nutzbare Softwarelösungen mit e<strong>in</strong>heitlicher<br />

Bedienoberfläche. Die Wandelbots-Gründer<br />

wollen, dass jeder Mensch<br />

<strong>in</strong> der Lage ist, Roboter zu nutzen. Das<br />

Motto „Robots for the People“ br<strong>in</strong>gt<br />

diesen Anspruch auf den Punkt. Normalerweise<br />

ist die Umsetzung von Robotik-<br />

Prozessen hochkomplex. Bis e<strong>in</strong> Roboter<br />

e<strong>in</strong>satzbereit ist, müssen erfahrene Entwickler<br />

jeden e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsschritt<br />

programmieren – hohe Kosten und fehlendes<br />

Fachpersonal h<strong>in</strong>dern aktuell die<br />

Beschleunigung der Automatisierung.<br />

Genau hier setzt Wandelbots mit se<strong>in</strong>er<br />

„Robots for the People“ – Mission an. Dafür<br />

bietet das Unternehmen die e<strong>in</strong>fach<br />

nutzbare No-Code-Lösung „Wandelbots<br />

Teach<strong>in</strong>g“. Sie ermöglicht e<strong>in</strong>e programmierfreie<br />

und e<strong>in</strong>heitliche Bedienung aller<br />

Industrieroboter für Produktionen bis<br />

Losgröße 1. Um die Roboter entsprechend<br />

teachen zu können, brauchen Unternehmen<br />

nur die Software von Wandelbots<br />

zusammen mit dem <strong>in</strong>telligenten<br />

E<strong>in</strong>gabegerät, dem TracePen.<br />

In drei Schritten können<br />

Roboter dann e<strong>in</strong>satzfähig<br />

gemacht werden:<br />

Der gewünschte Roboterpfad, zum<br />

Beispiel e<strong>in</strong>e neue Schweißbahn, wird<br />

mit TracePen <strong>in</strong> der Hand abgefahren<br />

und gleichzeitig von der Software aufgezeichnet.<br />

Der TracePen funktioniert wie<br />

e<strong>in</strong>e Computermaus für Industrieroboter.<br />

In wenigen Sekunden kann damit<br />

e<strong>in</strong> neuer Roboterprozess demonstriert<br />

und aufgezeichnet werden. Durch verschiedene<br />

TracePen-Aufsätze, beispielsweise<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Schweißpistole,<br />

fühlt sich das Arbeiten damit an wie mit<br />

e<strong>in</strong>em manuellen Werkzeug.<br />

Mithilfe der Wandelbots-Teach<strong>in</strong>g-<br />

App wird der erfasste Roboterpfad nun<br />

bearbeitet und getestet. Die <strong>in</strong>tuitive<br />

Benutzeroberfläche funktioniert für alle<br />

Roboter gleich. Selbst komplexe Roboterprozesse<br />

lassen sich damit ohne Programmierkenntnisse<br />

erstellen und bearbeiten.<br />

Der neue Roboterprozess kann nun<br />

ausgeführt und auf weitere Roboter<br />

übertragen werden. Den hochkomplexen,<br />

herstellerspezifischen Roboter-<br />

Code generiert die Software vollautomatisch<br />

im H<strong>in</strong>tergrund – natürlich immer<br />

entsprechend der aktuellen Sicherheitsanforderungen.<br />

Die Vorteile dieser Lösung für Unternehmen<br />

s<strong>in</strong>d vielfältig: Nicht nur können<br />

75 Prozent für Roboterprogrammierkosten<br />

e<strong>in</strong>gespart werden, die Software<br />

erlaubt auch e<strong>in</strong>e Beschleunigung der<br />

Automatisierung von Firmen und flexibles<br />

Arbeiten mit unterschiedlichen Robotertypen.<br />

Außerdem können Mitarbeitende<br />

mit verschiedenster Qualifikation<br />

– selbst ohne Programmierkenntnisse<br />

– mit Robotern arbeiten. Dabei ist<br />

der Schulungsaufwand m<strong>in</strong>imal.<br />

Derzeit werden Roboter von Universal<br />

Robots und Yaskawa bei renommierten<br />

Unternehmen wie BMW, Bayer, VW,<br />

Fraunhofer, Schaeffler, Rotop und Vitesco<br />

mit der Wandelbots-Technologie e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Und Wandelbots wächst weiter. Aktuell<br />

beschäftigt das Unternehmen, das 2017<br />

als Ausgründung der TU Dresden an den<br />

Start g<strong>in</strong>g, über 140 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeiter. Schon vor diesem<br />

Schritt hatte das Gründerteam den Innovationswettbewerb<br />

des Roboterherstellers<br />

KUKA gewonnen. Inzwischen wurde<br />

Wandelbots mehrfach ausgezeichnet,<br />

unter anderem mit dem German Startup<br />

Award und dem sächsischen Gründerpreis.<br />

Der nächste große Schritt h<strong>in</strong><br />

zu e<strong>in</strong>er Welt, <strong>in</strong> der die Robotik e<strong>in</strong>heitlich<br />

und e<strong>in</strong>fach nutzbar für jede und jeden<br />

wird, ist - neben der Weiterentwicklung<br />

von Wandelbots Teach<strong>in</strong>g – die<br />

Etablierung e<strong>in</strong>er Wandelbots Developer<br />

Plattform.<br />

Das nächste Kapitel der sächsischen Erfolgsgeschichte<br />

wird bereits geschrieben.<br />

Wandelbots GmbH<br />

Tiergartenstraße 38<br />

01219 Dresden<br />

contact@wandelbots.com<br />

www.wandelbots.com


LEBEN & STIL 41<br />

Der Whiskynaut<br />

vom Dresdner Hafen<br />

Der Architekt und Ex-Musiker Frank Leichsenr<strong>in</strong>g<br />

sorgt hochprozentig für Aufsehen.<br />

Von Michael Rothe<br />

Bei Frank Leichsenr<strong>in</strong>g sche<strong>in</strong>t<br />

nichts unmöglich. Selbst der weltweit<br />

erste Weltraumflug zum<br />

Whisky-Tast<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Schwerelosigkeit.<br />

Der Start der Mission „Hell<strong>in</strong>ger 42<br />

Spacelift“ war für den 1. April im<br />

Dresdner Alberthafen angekündigt. Dort<br />

steht jetzt Deutschlands größte Whisky-<br />

Manufaktur – sagen ihre Protagonisten.<br />

Und noch hat niemand widersprochen.<br />

„Whiskys, gebrannt nach schottischem<br />

Vorbild, vollendet mit sächsischer<br />

Perfektion“, verspricht die Website „S<strong>in</strong>gle<br />

Malt Whiskys, die mit ihrem Charakter<br />

und mit ihrem Geschmack die Seele<br />

<strong>Sachsen</strong>s widerspiegeln“. Jahrelang waren<br />

Leichsenr<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong> Kumpel Thomas<br />

Michalski mit der Schnapsidee<br />

schwanger gegangen, hatten sich bei<br />

Skatabenden <strong>in</strong> Dresdens Neustadt durch<br />

alle Whiskysorten gearbeitet und dann<br />

den folgenschweren Entschluss gefasst.<br />

Nach anderthalb Jahren Bauzeit war<br />

es so weit, am 7. April g<strong>in</strong>g ihre Dresdner<br />

Whisky Manufaktur mit e<strong>in</strong>er großen Fete<br />

offiziell an den Start. Mit dabei: Mart<strong>in</strong><br />

Brambach. Der Manufakturchef hatte<br />

den Schauspieler, e<strong>in</strong>en erklärten Liebhaber<br />

jenes „Lebenswassers“, bei e<strong>in</strong>em Tatort-Dreh<br />

<strong>in</strong> Dresden als Markenbotschafter<br />

angeheuert: mit e<strong>in</strong>er vor die Hoteltür<br />

gestellten Flasche „Hell<strong>in</strong>ger 42“.<br />

Die Bezeichnung steht für den Mädchennamen<br />

von Leichsenr<strong>in</strong>gs Mutter,<br />

und die Ziffer ist <strong>in</strong>spiriert vom mehrfach<br />

verfilmten Kultroman „Per Anhalter<br />

durch die Galaxis“. Demnach ist 42 die –<br />

für viele unbefriedigende – „Antwort auf<br />

die Frage nach dem Leben, dem Universum<br />

und dem ganzen Rest“.<br />

Nach wochenlangem Probebrennen<br />

läuft seit Mai die Produktion – ausschließlich<br />

auf Gerste-<br />

Basis. Aber frühestens<br />

<strong>in</strong> drei,<br />

vier Jahren kann<br />

der Vogtländer<br />

se<strong>in</strong>en eigenen<br />

S<strong>in</strong>gle Malt verkaufen.<br />

Erst<br />

nach dieser Lagerzeit<br />

darf sich<br />

Whisky auch so nennen. Bis dah<strong>in</strong> bietet<br />

der 62-Jährige fünf Sorten Schottland-Import<br />

an.<br />

Das Besucherzentrum war schon Monate<br />

vor dem Start fertig, auch das e<strong>in</strong>zigartige<br />

Musikstudio, das schon Leute wie<br />

„Ich will e<strong>in</strong>e<br />

Erlebniswelt rund<br />

um das spirituelle<br />

Getränk basteln.“<br />

der Musiker und Kabarettist Hugo Egon<br />

Balder genutzt haben. In der Brennerei<br />

mit sieben glänzenden Tanks wurden 4,5<br />

Kilometer Edelstahlrohr verlegt. Im renovierten<br />

und umgebauten Gemäuer der<br />

e<strong>in</strong>stigen Elblachsräucherei von He<strong>in</strong><br />

Mück sollen mal<br />

15 Jobs entstehen<br />

– und pro<br />

Jahr e<strong>in</strong>e Million<br />

Flaschen<br />

Schnaps.<br />

Die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />

<strong>Sachsen</strong><br />

GmbH war<br />

Geburtshelfer<br />

bei dem Projekt. „Wir haben die Ansiedlung<br />

begleitet und Herrn Leichsenr<strong>in</strong>g<br />

beraten“, sagt Geschäftsführer Thomas<br />

Horn. Der Manufakturchef beziffert die<br />

Investitionssumme <strong>in</strong>klusive Immobilienkauf<br />

mit sechs Millionen Euro. Von<br />

<strong>Sachsen</strong>s Aufbaubank gibt’s e<strong>in</strong>en Förderbescheid<br />

über 2,4 Millionen Euro für<br />

Jobs, Fässer und Verbrauchsmaterial. Das<br />

hilft, und dennoch sorgt sich der Geschäftsführer<br />

wegen der <strong>in</strong>folge des<br />

Ukra<strong>in</strong>ekriegs explodierenden Getreidepreise.<br />

Nichts für Schweden?<br />

Was wie e<strong>in</strong>e Kampfansage an<br />

die Konkurrenz kl<strong>in</strong>gt, ist der Name<br />

e<strong>in</strong>es Whiskys und Ortsteil<br />

von Grünbach <strong>in</strong> Leichsenr<strong>in</strong>gs<br />

Heimat. Als 1632, im Dreißigjährigen<br />

Krieg, schwedische Reiter<br />

durchs Vogtland zogen, wollten<br />

sie wissen, wie sie nach Schöneck<br />

kämen und fragten e<strong>in</strong>e alte<br />

Frau. Der schwante nichts Gutes.<br />

Erst als man sie bedrohte und ihr<br />

Haus anzündete, wies sie den<br />

Soldaten mit dem Ausruf „Sieht<br />

eich four!“ e<strong>in</strong>en Weg, der sie direkt<br />

<strong>in</strong>s Moor führte – wo sie versanken.<br />

Auf der Whiskyflasche<br />

steht deshalb scherzhaft: „Für<br />

Schweden nicht geeignet.“ (mr)<br />

Noch verkauft<br />

Frank Leichsenr<strong>in</strong>g<br />

nur Whisky<br />

aus Schottland.<br />

Aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Manufaktur paart<br />

sich bereits die<br />

Tradition der<br />

selbst ernannten<br />

Erf<strong>in</strong>der – was<br />

die Iren bestreiten<br />

– mit sächsischer<br />

Handwerkskunst.<br />

Der Firmenchef wartet nicht, bis se<strong>in</strong>e<br />

Spirituose reif ist. Vom Schreibtisch<br />

mit Blick auf das Hafenbecken denkt er<br />

schon weiter. Der Vater e<strong>in</strong>es Sohnes<br />

plant e<strong>in</strong>en Multifunktionssaal für rund<br />

120 Gäste gleich neben der Brennerei.<br />

Klassik--Konzerte könnten dort stattf<strong>in</strong>den,<br />

Kabarett-Veranstaltungen oder Firmenfeiern.<br />

Der Bauantrag läuft. „Ich will<br />

e<strong>in</strong>e Erlebniswelt rund um dieses spirituelle<br />

Getränk basteln, e<strong>in</strong>en Treffpunkt<br />

für <strong>in</strong>teressante Leute“, sagt er. Whisky<br />

sei „e<strong>in</strong> hervorragendes Schmiermittel“.<br />

Im „ersten Leben“ hatte der gebürtige<br />

Rodewischer nach Abi und Armeezeit Architektur<br />

studiert, später als Berufsmusiker<br />

„alles gespielt, was Saiten hat“ und<br />

auch als Architekt mit Bau und Sanierung<br />

von Wohnungen gutes Geld verdient.<br />

„Doch als es auf die 60 zug<strong>in</strong>g,<br />

wollte ich noch mal was Neues wagen“,<br />

sagt er. Der Standort im Hafen und am Elberadweg<br />

sei für das Abenteuer ideal.<br />

„April, April!“ endet die Nachricht von<br />

der spektakulären Weltraummission. Das<br />

hochprozentige Projekt des Whiskynauten<br />

ist <strong>in</strong>des ernst zu nehmen, se<strong>in</strong> Höhenflug<br />

hat gerade erst begonnen. Bei<br />

Leichsenr<strong>in</strong>g sche<strong>in</strong>t nichts unmöglich.<br />

Tatort Alberthafen: Beim offiziellen Start der Dresdner Whisky Manufaktur im April drehte mit Frank Leichsenr<strong>in</strong>g auch der TV-Kommissar Mart<strong>in</strong> Brambach (r.) als Markenbotschafter am Rad. Fotos: Christian Juppe


42 WIR FÜR SACHSEN ANZEIGE<br />

E<strong>in</strong> starkes Team <strong>in</strong> puncto Sicherheit.<br />

Fotos:PR/Michael Schmidt<br />

E<strong>in</strong>e festeGröße<strong>in</strong>der Sicherheit<br />

Konzerte,Sportveranstaltungen, Messen,Volksfeste,Behörden, Unternehmen - überall dort, wo Menschen<br />

aufe<strong>in</strong>andertreffen,ist auchdas Team von „Ihre Wache“ nichtweitentfernt. MithellemGeist und wachen<br />

Augen s<strong>in</strong>ddie Mitarbeiterdes Dresdner Wach -und Sicherheitsdienstleisters mitten im Geschehen,<br />

gleichzeitig aber auch professionellimH<strong>in</strong>tergrund. Unddas schon seit über26Jahren.<br />

„Ihre Wache“ist <strong>in</strong> Dresden und Umland<br />

e<strong>in</strong>e feste Größe <strong>in</strong> der Veranstaltungsund<br />

Eventlandschaft. Als GbR gegründet,<br />

hatdas heutige Unternehmense<strong>in</strong>e<br />

Wurzeln <strong>in</strong> Riesa. Schnellstieg dieNachfrage.<br />

Deshalb wurde 2006 zur GmbH<br />

umfirmiert und der Sitz nach Dresden<br />

verlegt.<br />

Die geschulten Mitarbeiter empfangen<br />

seitdem Konzertbesucher, unterstützen<br />

die Abläufe <strong>in</strong> Behörden und sorgen für<br />

Sicherheit bei emotionalen Sportveranstaltungen.<br />

Dabei bietet das Team das<br />

Gesamtpaket im Bereich Veranstaltungssicherheit<br />

an. Von der Schwachstellenanalyse<br />

über die Konzeptionierung<br />

bis h<strong>in</strong> zur aktiven Absicherung.<br />

Der Wachschutz bildet die zweite Spezialisierung<br />

des Dresdner Wach- und Sicherheitsdienstleisters.<br />

Die langjährige Erfahrung und Expertise<br />

der 280-köpfigen Mannschaft ist gefragt.<br />

Es liegt auf der Hand, dass die<br />

Dresdner ihren eigenen Nachwuchs zur<br />

Fachkraftfür Schutz undSicherheit(IHK)<br />

ausbilden. Momentan s<strong>in</strong>d esdrei Auszubildende,<br />

die von den altenHasen lernen<br />

und gleichzeitig neuen W<strong>in</strong>d <strong>in</strong>die<br />

Branche br<strong>in</strong>gen. Im August startet das<br />

zweite Ausbildungsjahr. Jederzeit willkommen<br />

s<strong>in</strong>d auch Quere<strong>in</strong>steiger jeden<br />

IHRE WACHEGmbH<br />

Hermann-Mende-Straße 1<br />

01099 Dresden<br />

<strong>in</strong>fo@ihrewache.de<br />

+49351 810857 60<br />

www.ihrewache.de<br />

Geschlechts und jeder Herkunft. E<strong>in</strong>zige<br />

Voraussetzung: Die Bewerber müssen<br />

m<strong>in</strong>destens18Jahre altse<strong>in</strong>und Interesse<br />

an e<strong>in</strong>er langfristigen Zusammenarbeit<br />

haben.<br />

„Uns ist e<strong>in</strong>e nachhaltige B<strong>in</strong>dung wichtig.<br />

Wir möchten den Weg von Anfang<br />

an geme<strong>in</strong>sammit unserenMitarbeitern<br />

gehenund auchden Raum bieten,eigene<br />

Ideen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen“, sagt Geschäftsführer<br />

Maik Schleehahn. „Dabei bemühen<br />

wiruns diepersönlichen Lebensumstände<br />

<strong>in</strong> der Ausgestaltung desArbeitsalltages<br />

zu berücksichtigen. ImGegensatz<br />

zu Konzernstrukturen s<strong>in</strong>d wir flexibel<br />

und vergeben <strong>in</strong> derRegelke<strong>in</strong>e objektbezogenen<br />

Arbeitsverträge.“ Den<br />

Weg geme<strong>in</strong>sam gehen heißt auch, die<br />

Karriereziele der Mitarbeiter zu unterstützen.<br />

Denn nach oben gibt es <strong>in</strong> der<br />

Sicherheitsbranche viel Luft. Soist nach<br />

derAus- oder Weiterbildung zurgeprüftenSchutz-<br />

undSicherheitskraftder Aufstieg<br />

zum Geprüften Meister für Schutz<br />

und Sicherheit möglich, der zugleich<br />

auchdie Zugangsvoraussetzungfür den<br />

Geprüften Technischen Betriebswirt ist.<br />

Bei „Ihre Wache“ kann sich jeder Mitarbeiter<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bereich <strong>in</strong>dividuell beweisen<br />

und von Anfang an e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Die Mitarbeiter werden regelmäßig geschult<br />

und nehmen an Lehrgängen teil.<br />

Dazu gehören neben Erste-Hilfe-Kursen,<br />

Brandschutz- und Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

vor allem das <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Grundlagentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sowie Deeskalationskurse.<br />

Neben e<strong>in</strong>em bestimmten Maß anBeobachtungsgabe,<br />

Menschenkenntnis<br />

und F<strong>in</strong>gerspitzengefühl im Umgang<br />

mit den unterschiedlichsten Personen,<br />

ist esdie Fähigkeit <strong>in</strong> Notsituation angemessen<br />

handeln zukönnen, die das<br />

professionelle Team auszeichnet.<br />

Sie s<strong>in</strong>d die Ersten, die die Gäste am<br />

E<strong>in</strong>lass begrüßen, die während des<br />

Events die sichere Atmosphäre wahren<br />

und zum Schluss e<strong>in</strong>e gute Heimreise<br />

wünschen. Und dennoch –richtig auffallen<br />

würde ihre Anwesenheit erst,<br />

wenn sie fehlen.<br />

Quere<strong>in</strong>steiger Steve (24):<br />

SteveBulander liebtSport -und<br />

Herausforderungen. Der gebürtige<br />

Radebeuler ist bei „Ihre<br />

Wache“ im Bereich der Personalplanung<br />

im E<strong>in</strong>satz und<br />

muss nicht selten s<strong>in</strong>nbildlich<br />

Tetris spielen, um alle Dienste zu<br />

besetzen.Was er tagtäglich mitBravour<br />

meistert, war nicht immer se<strong>in</strong><br />

Arbeitsfeld. Nach der Schulehat der 24-Jährige<br />

zunächst e<strong>in</strong>e Lehre zum KFZ-Mechatroniker absolviert.<br />

Frühzeitig begann er, nebenberuflich für „Ihre Wache“ zuarbeiten.<br />

Egal obamE<strong>in</strong>lass, Parkplatz oder Backstage: „Ich habe besonders<br />

aufgrund der Abwechslung immer mehr Spaß andem<br />

Job gefunden.“ 2020 wechselte er Vollzeit zu „Ihre Wache“. Seitdem<br />

unterstützt er nicht nur bei Veranstaltungen, sondern<br />

nimmt immer mehr auch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle imadm<strong>in</strong>istrativen<br />

Bereich e<strong>in</strong>. „Es war die absolut richtige Entscheidung. Ich sehe<br />

me<strong>in</strong>e Zukunft <strong>in</strong>der Branche, will mit dem Unternehmen weiterwachsen.<br />

Obwohl wir schon e<strong>in</strong>e gewisse Größe erreicht haben,<br />

gehtesbei unssehrfamiliär zu.“<br />

Neul<strong>in</strong>gCel<strong>in</strong>e(24):<br />

Cel<strong>in</strong>eGoldackersGeschichteist<br />

spannend. Ursprünglich hat die<br />

gebürtige Baden-Württemberger<strong>in</strong><br />

ihren Handelsfachwirt<br />

abgelegt. Der Liebe wegen zog<br />

sie nach Dresden und startete<br />

im letzten Jahr –mittlerweile als<br />

Alle<strong>in</strong>erziehende –mit e<strong>in</strong>er Ausbildung<br />

zur „Fachkraft für Schutz und<br />

Sicherheit“. „Nur imBüro zusitzen, das war<br />

mir zu langweilig. Ich arbeitegern mitMenschen. In der Branche<br />

gibt es viele E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten, die man auf den ersten Blick<br />

gar nicht erwartet.“<br />

Während der Ausbildung ist sie immer sechs Wochen im Unternehmen<br />

und jeweils zwei Wochen <strong>in</strong>der Berufsschule <strong>in</strong> Freital.<br />

„Für mich als Mama ist e<strong>in</strong>e gewisse Flexibilität sehr viel Wert.<br />

Die Kollegen versuchen immer, Lösungen zu f<strong>in</strong>den, so dass ich<br />

oft auch mama-freundliche Schichten zugeteilt bekomme.“<br />

Der Plan der 24-Jährigen ist auf sechs Jahre ausgelegt. Nach der<br />

Ausbildung will sie Erfahrung sammeln und dann den Meister<br />

machen.<br />

„Alter Hase“Frank(39):<br />

Frank Friedrichweißgenau,was<br />

er will. Als E<strong>in</strong>satzkoord<strong>in</strong>ator<br />

und Standortverantwortlicher<br />

gibt er die Richtung im Bereich<br />

der Sicherheitsdienstleistungen<br />

und desObjektschutzes im Asylsektor<br />

vor. „Zu me<strong>in</strong>em Aufgabenbereich<br />

gehört e<strong>in</strong> riesiges<br />

Spektrum“, berichtet der 39-Jährige,<br />

den <strong>in</strong> der Branche eigentlich jeder kennt.<br />

Schon seit 15Jahren ist erfür „Ihre Wache“ im E<strong>in</strong>satz. Aus dem<br />

gelernten Tierwirt wurdenicht nure<strong>in</strong> Mitarbeiter, sondernüber<br />

entsprechende Weiterbildungen e<strong>in</strong>e gestandene Führungspersönlichkeit.<br />

„Ich lebe me<strong>in</strong>en Job zu 100 Prozent –auch, weil ich<br />

schon viel erlebt habe. Wichtig ist immer, dass man sich auf die<br />

Kollegen verlassen kann. Loyalitätund Zusammenhalts<strong>in</strong>d unersetzlich.<br />

Und die Identifikation mit der Arbeit.“ Unterstützung<br />

spürte er auchimJahr 2017.Nache<strong>in</strong>em Herz<strong>in</strong>farktschaffte „Ihre<br />

Wache“ fürden verdientenMitarbeiterkurzerhand e<strong>in</strong>en neuen<br />

Posten. Laptop undSchreibblock s<strong>in</strong>d seither se<strong>in</strong>e ständigen<br />

Begleiter.


LEBEN&STIL 43<br />

Nucao stellt die Schoko-<br />

Branche aufden Kopf<br />

Bio, vegan, fair undmit wenig Zucker:Nucao-Riegel, dieaus e<strong>in</strong>erDresdnerTestküche<br />

stammen, habenDeutschlands Bioläden, Supermärkteund Drogerien erobert.<br />

Von Sven Heitkamp<br />

Christian Fenner kann sich noch<br />

gut er<strong>in</strong>nern, wiesie 2016 <strong>in</strong> ihrer<br />

Dresdner WG-Küche auf dem<br />

Weißen Hirsch die ersten Rezepturen für<br />

ihre Bio-Riegel ausprobiert haben: Erund<br />

se<strong>in</strong>e zwei Mitgründer Mathias Tholey<br />

und Thomas Stoffels <strong>in</strong> weißen Kitteln,<br />

mit Haarnetzen und schoko-verklebten<br />

Kartons <strong>in</strong> der Hand. Bio und vegan sollten<br />

ihre Energieriegel se<strong>in</strong>, mit deutlich<br />

weniger Zuckerals <strong>in</strong> derBrancheüblich,<br />

mit fair gehandelten Öko-Rohstoffen –<br />

und e<strong>in</strong> echter Booster für Körper und<br />

Konzentrationsfähigkeit statt e<strong>in</strong>es<br />

marktüblichen Dickmachers.<br />

Die Idee hatten sie schon imStudium<br />

<strong>in</strong> Aachen geboren. Nun, nach ihrem<br />

Masterabschluss als <strong>Wirtschaft</strong>s<strong>in</strong>genieure,<br />

legten sie <strong>in</strong>Dresden los: mit e<strong>in</strong>em<br />

Schokoladen-Selbstmachset, Hanfsamen<br />

undKokosblütenzucker.Wenigspäterzogendie<br />

Gründer <strong>in</strong> ihre erste Manufaktur<br />

samtLadenlokal <strong>in</strong> Dresden-Pieschen und<br />

starteten e<strong>in</strong>e Crowdfund<strong>in</strong>g-Kampagne<br />

bei Startnext. Mit Erfolg: Ende 2016 kamen<br />

ihre Nucao-Schokoriegel auf den<br />

Markt.<br />

Neben Riegeln jetzt auchTafeln<br />

Sechs Jahre später ist aus dem kle<strong>in</strong>en<br />

grünen Food-Start-up e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational<br />

aktives Unternehmen für Schoko- und<br />

Prote<strong>in</strong>-Snacks geworden, die alle<strong>in</strong><br />

deutschlandweit <strong>in</strong>rund 10.000 Märkten<br />

erhältlich s<strong>in</strong>d: the nu company. Die Mitarbeiterzahl<br />

ist auf fast 100 geklettert.<br />

Der Umsatz auf 14 Millionen Euro im vorigen<br />

Jahr gestiegen. Und alles ist öko:<br />

Der Kakao stammt ausperuanischen Bauernkooperativen.<br />

Alle Nucao-<br />

Produkte werden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

plastikfreien,<br />

kompostierbaren<br />

Verpackung<br />

aus Zellulose<br />

und Papier verkauft,<br />

bedruckt<br />

mit Bio-Farben.<br />

Der Ladenpreis<br />

beträgt 1,95 Euro.<br />

Vom Umsatz<br />

„Wirsehen uns als<br />

Gründer e<strong>in</strong>erneuen<br />

Generation. Unsere<br />

Richtschnur iste<strong>in</strong><br />

wertegetriebenes,<br />

nachhaltiges<br />

Unternehmertum.“<br />

Die Gründer der nu company: Thomas Stoffels, Christian Fenner und Mathias Tholey (v.l.n.r.).<br />

hat die Nu-Company <strong>in</strong>zwischen rund elf<br />

Millionen Bäume <strong>in</strong>Aufforstungsprojekten<br />

<strong>in</strong>Madagaskar, Nepal und Mosambik<br />

gepflanzt. Darunter seien vor allem Mangroven-Bäume,<br />

die fast viermal soviele<br />

CO2-Emissionen b<strong>in</strong>den wie andere<br />

Baumarten.<br />

Jetzt sitzt ChristianFenner<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

offenen,<br />

bunten Großraumbüro<br />

<strong>in</strong><br />

Leipzig und<br />

schreibt das<br />

nächste große<br />

Kapitel der Nu-<br />

Geschichte. In<br />

diesen Tagen<br />

kommen neben<br />

den bisherigen<br />

Riegeln auch Nucao-Schokoladentafeln<br />

<strong>in</strong>s Sortiment: sechs unterschiedliche<br />

Sorten, natürlich Bio-Schokolade, vegan,<br />

fair gehandelt und plastikfrei verpackt.<br />

Ladenpreis: 2,49 Euro. Und nachhaltig<br />

seien ihreSchoko-Tafeln ebenfalls, betont<br />

der 31-Jährige. „Mit jeder verkauften Tafel<br />

unterstützen wir e<strong>in</strong> frauengeführtes<br />

Aufforstungsprojekt <strong>in</strong> Nepal.“ Vorallem<br />

aber sollen sie nun breitere Käuferkreise<br />

erreichen als bisher: mit etwas mehr Zucker,<br />

aber immer noch deutlich mehr als<br />

50 ProzentKakaoanteil,jenachSorte,außer<br />

<strong>in</strong> der neuen weißen Schokolade.<br />

„Wir haben uns bei unserem Wachstum<br />

zuletzt selbst e<strong>in</strong> Be<strong>in</strong> gestellt“, sagt Fenner.<br />

„Es hilft nicht soviel, wenn e<strong>in</strong> Unternehmen<br />

für Klimafreundlichkeit e<strong>in</strong>steht,<br />

aber sich das Produkt nur <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en Nische verkauft.“ Gewachsen seien<br />

die Nucao-Riegel vor allem durch Erstkäufer,<br />

viele Kunden hätten die Produkte<br />

dann aber nicht wieder gekauft. Deshalb<br />

wolle die Nu-Company nun populärere<br />

Geschmacksrichtungen anbieten – mit<br />

mehrGenuss undmehr Schmelz.<br />

Damit solle die Idee e<strong>in</strong> Stück weit<br />

aus der eigenen Öko-Blase herauswachsen,<br />

umauch im Massenmarkt positive<br />

Veränderungen mit umweltbewusstem<br />

Konsum herbeizuführen. „Wir werden<br />

uns <strong>in</strong>Zukunft stärker als nachhaltiger<br />

Schokoladen-Anbieter präsentieren und<br />

konventionellen Marken e<strong>in</strong>en Marktanteilabtrotzen“,sagtFenner.<br />

Bisher istdas junge Unternehmen vor<br />

allem von größeren Investoren aus den<br />

Bereichen Nachhaltigkeit undLebensmittel<br />

f<strong>in</strong>anziert und schreibt planmäßig<br />

noch ke<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>ne. Doch das soll <strong>in</strong><br />

Foto:PR<br />

den kommenden Jahren anders werden.<br />

Zu den illustren Geldgebern der Nu-Companygehören<br />

unter anderemder frühere<br />

Formel-1-Weltmeister und heutige Unternehmer<br />

Nico Rosberg sowie Develey-<br />

Chef Michael Durach, zu dessen Konzern<br />

auch Bautzner Senf gehört. Ine<strong>in</strong>er sogenannten<br />

Series-A-F<strong>in</strong>anzierungsrunde<br />

sammelte die Nu-Company voriges Jahr<br />

alle<strong>in</strong> 14 Millionen Euro e<strong>in</strong>.<br />

In e<strong>in</strong>er ersten großen F<strong>in</strong>anzierungsrunde<br />

2020 waren es bereits 3,7 Millionen<br />

Euro. „Wir sehen uns als Gründer e<strong>in</strong>er<br />

neuen Generation“, sagt Christian<br />

Fenner. „Unsere Richtschnur ist e<strong>in</strong> wertegetriebenes,<br />

nachhaltiges Unternehmertum.“<br />

Die Nucao-Riegel sollen nun<br />

den Beweis antreten, dass es möglich ist,<br />

die Lebensmittelbranche auf den Kopf zu<br />

stellen.


44 LEBEN & STIL<br />

Die Kunst, den<br />

Wert zu steigern<br />

Um ke<strong>in</strong> Geld zu verlieren, <strong>in</strong>vestieren viele Menschen zurzeit <strong>in</strong> Sachwerte. Die sollten<br />

aber auch schön se<strong>in</strong>. Das me<strong>in</strong>t der Bautzener Goldschmied Lothar Lange.<br />

Von Peter Ufer<br />

Zeitmasch<strong>in</strong>en gehören zum Traum<br />

der Menschen: Aus dem Gestern<br />

starten und im Morgen landen.<br />

Der Überschlag der Zeiten und Kulturen<br />

– was für e<strong>in</strong> Gedanke. Was unmöglich<br />

sche<strong>in</strong>t, fasst Lothar Lange <strong>in</strong> Schmuck.<br />

Er überträgt Altes <strong>in</strong> Neues, schafft so<br />

fasz<strong>in</strong>ierende Gegenstände der Gegenwart.<br />

Moderne Interpretationen der Geschichte.<br />

Die Gegenwart verschafft dem Goldschmiedemeister<br />

gerade viel Arbeit. „Momentan<br />

ist bei mir mit mehrmonatigen<br />

Wartezeiten zu rechnen“, sagt Lange. Das<br />

sei weniger den gestörten Lieferketten<br />

anzurechnen, sondern dem Wunsch der<br />

Kundschaft, <strong>in</strong> Sachwerte zu <strong>in</strong>vestieren.<br />

Während Geld immer weniger wert wird,<br />

steigt das Bedürfnis nach Beständigkeit,<br />

nach e<strong>in</strong>em schönen Wertgegenstand,<br />

der die Zeiten überdauert und im Idealfall<br />

später sogar Gew<strong>in</strong>n br<strong>in</strong>gt. Der 60-<br />

Jährige liefert dafür <strong>in</strong>dividuelle Angebote.<br />

Er fahndet im Internet oder renommierten<br />

Auktionshäusern nach antiken<br />

Münzen, Kle<strong>in</strong>bronzen oder Meteoriten,<br />

um ihnen e<strong>in</strong>en zeitlosen Rahmen zu geben.<br />

E<strong>in</strong>e griechische Silbermünze fasste<br />

er beispielsweise <strong>in</strong> Acryl und hochkarätiges<br />

Gold. Es gibt nichts Gleiches, der<br />

Schmuck ist e<strong>in</strong>malig. Geschichte wiederholt<br />

sich hier nicht, sie wird mit dem<br />

Jetzt komb<strong>in</strong>iert und erhält e<strong>in</strong>e andere<br />

Qualität.<br />

1988 gründete Lothar Lange <strong>in</strong> Bautzen<br />

se<strong>in</strong>e Schmuckmanufaktur, er bearbeite<br />

schlicht Metall. „Ich setze Archaisches<br />

mit Modernem zusammen, reduziere<br />

dabei die D<strong>in</strong>ge aufs Wesentlich.“,<br />

sagt der Goldschmiedemeister. Er nennt<br />

se<strong>in</strong>en Stil bauhauslastig. Klare L<strong>in</strong>ien,<br />

nachvollziehbare Strukturen, wertige Materialien.<br />

Schmuck aus Gold, Silber und<br />

Plat<strong>in</strong> stellt er <strong>in</strong> den Vitr<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er<br />

Werkstatt aus. Das wirkt wie e<strong>in</strong>e Exposition<br />

se<strong>in</strong>er Arbeiten, aber es ist letztlich<br />

e<strong>in</strong> Laden für jeden, der sich mit Geschmack<br />

schmücken will.<br />

Jeder kann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Atelier sehen,<br />

was Lange schafft. An se<strong>in</strong>er Werkbank<br />

lötet er, schleift, ziseliert, poliert, f<strong>in</strong>iert.<br />

E<strong>in</strong> Armreifen aus Silber entsteht durch<br />

das Biegen und Verlöten e<strong>in</strong>es Bleches,<br />

nach und nach bekommt er se<strong>in</strong>e Form,<br />

e<strong>in</strong> paar Tausend Hammerschläge – jeder<br />

genau da, wo er h<strong>in</strong>gehört. Dann wird<br />

der Deckel aufgelötet, wieder gefeilt und<br />

geschliffen. Aber nicht blank, nicht glatt<br />

1988 hat Lothar Lange se<strong>in</strong>e Schmuckmanufaktur <strong>in</strong> Bautzen gegründet. Seitdem hat er viel erlebt. Fotos: Thomas Kretschel<br />

geleckt, sondern Lange belässt Spuren<br />

se<strong>in</strong>er Werkzeuge. Der Zauber liegt im<br />

sche<strong>in</strong>bar Unfertigen, <strong>in</strong> vermuteter Zerbrechlichkeit.<br />

Wer e<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>g möchte, erzählt Lange<br />

zunächst se<strong>in</strong>e Wünsche, se<strong>in</strong>e Geschichten.<br />

So erarbeitete er auch e<strong>in</strong>en<br />

Bischofsr<strong>in</strong>g. Der Geistliche kam zu ihm,<br />

gab ihm die goldenen Traur<strong>in</strong>ge se<strong>in</strong>er<br />

Eltern, denn das Erbe sollte neben dem<br />

heiligen Kreuz <strong>in</strong> dem neuen Schmuck<br />

mit verarbeitet werden. Wieder komb<strong>in</strong>ierte<br />

der Goldschmied Geschichte mit<br />

Gegenwart. Der Bautzener denkt <strong>in</strong> Generationen<br />

und weiß, dass er längst verschwunden<br />

se<strong>in</strong> wird, wenn se<strong>in</strong>e Stücke<br />

weiter leben, bei wem auch immer. Er<br />

schafft Schönheit für den Augenblick und<br />

für das Familienerbe. So gesehen ist er<br />

Kosmetiker und Anlageberater <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Person.<br />

Mag se<strong>in</strong>, dass diese Art zu arbeiten<br />

sich stark mit Bautzen verb<strong>in</strong>det. Langes<br />

Werkstatt bef<strong>in</strong>det sich auf dem Plateau<br />

über dem Spreetal, unweit der Ortenburg.<br />

Tausend Jahre alte Fundamente tragen<br />

die Mauern der Häuser <strong>in</strong> diesem Teil<br />

der Stadt. Die Gassen mit ihren auf das<br />

Plateau gepflanzten Häusern, die Kirchen,<br />

die Burg wirken wie e<strong>in</strong> Freilichtmuseum<br />

e<strong>in</strong>es mittelalterlichen Stadtensembles.<br />

Das ist die Umgebung für Langes<br />

Inspiration. Se<strong>in</strong> bestimmt das Bewusstse<strong>in</strong>,<br />

aber das wirkt zugleich immer<br />

zurück. Anlässlich der Jahrtausendfeier<br />

der Stadt verhalf der Goldschmiedemeister<br />

dem Oberbürgermeister der Stadt zu<br />

e<strong>in</strong>er Amtskette. Und es wundert nicht,<br />

dass sich auch hier Vergangenheit mit<br />

dem Heute paart. In die Kette fügte Lange<br />

Lausitzer Granit,<br />

der die Region<br />

prägt wie Sandste<strong>in</strong><br />

die Sächsische<br />

Schweiz.<br />

Neben R<strong>in</strong>gen,<br />

Broschen<br />

und Ketten entstehen<br />

<strong>in</strong> der<br />

Manufaktur<br />

auch Leuchter<br />

oder Silberdosen.<br />

In deren Deckel<br />

treibt der<br />

Bautzener Gesichter,<br />

antike Damen wachsen aus dem<br />

Metall und bilden e<strong>in</strong> Relief. Die Schachteln<br />

gibt es kle<strong>in</strong> und etwas größer für<br />

„Ich setze<br />

Archaisches mit<br />

Modernem<br />

zusammen,<br />

reduziere dabei die<br />

D<strong>in</strong>ge aufs<br />

Wesentliche.“<br />

die Pillen im Alter oder zur Aufbewahrung<br />

des Schmucks. In jeder der Arbeiten<br />

steckt stunden- oder tagelanges Werken.<br />

Lange macht Kunststücke, Unikate, die<br />

ihren Wert aus der Idee, dem Material,<br />

der Handarbeit und dem Auge des Betrachters<br />

addieren.<br />

Für 100 Euro bekommen Kunden hier<br />

nichts zu kaufen, aber Liebhaberei ist sowieso<br />

nicht <strong>in</strong> Preisen anzugeben. Weit<br />

über 2.000 Unikate schuf Lange so <strong>in</strong> den<br />

vergangenen 33<br />

Jahren.<br />

Wenn er allerd<strong>in</strong>gs<br />

mal nicht<br />

mit der Lupe vor<br />

den Augen an<br />

se<strong>in</strong>er Werkbank<br />

sitzt, treibt<br />

er Ausgleichskunst.<br />

Dann<br />

fährt er <strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />

Atelier im Bad<br />

Muskauer Park,<br />

nimmt sich Holz<br />

vor, um es <strong>in</strong><br />

Stücke zu hauen, um diesen Formen zu<br />

geben und sie anzustreichen. Auch wenn<br />

er da mit ganz anderem Material arbeitet,<br />

tut er im Grunde das, was er auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Goldschmiede hervorbr<strong>in</strong>gt. Das Holz<br />

ist gewachsen, trägt Jahresr<strong>in</strong>ge, muss<br />

trocknen, ist von gestern, aber beständig<br />

bis <strong>in</strong> ferne Tage. So krümmt sich e<strong>in</strong><br />

grob behauener Kirschstamm blau bemalt<br />

aus e<strong>in</strong>em Alum<strong>in</strong>iumsockel. „Das<br />

ist Frau Krause, die macht blau“, sagt Lothar<br />

Lange. Und neben ihr steht e<strong>in</strong>e andere<br />

Gestalt, „Der heilige Dreikönig – <strong>in</strong><br />

Personalunion“, sagt der Künstler. Heitere<br />

Figuren als Stammbäume gut gewachsenen<br />

Humors.<br />

Lange lässt sich nicht so leicht festlegen,<br />

er genießt es, selbstständig zu se<strong>in</strong>.<br />

Wie e<strong>in</strong> Frosch, der vom Wasser aufs<br />

Land und vom Land <strong>in</strong>s Wasser spr<strong>in</strong>gt,<br />

der auf dem Brunnenrand sitzt, um die<br />

goldene Kugel aus der Tiefe zu holen und<br />

zum Pr<strong>in</strong>zen zu werden. Das jedenfalls<br />

erzählt das Manufaktur-Logo. E<strong>in</strong> grüner<br />

Frosch mit goldener Krone. Der wandelt<br />

durch die Zeiten, vom Märchen <strong>in</strong> die<br />

Realität, und br<strong>in</strong>gt von überallher schöne<br />

D<strong>in</strong>ge mit, die ihren Wert nicht verlieren<br />

werden.<br />

Kontakt onl<strong>in</strong>e über<br />

www.goldschmiede-lange.de<br />

Handwerkskunst ist das E<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> geschulter Blick fürs Details das Andere: In se<strong>in</strong>er Manufaktur schafft Lothar Lange viel Besonderes im Kle<strong>in</strong>en.


VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 45<br />

Perle mitPotenzial<br />

Alsdrittgrößte sächsischeStadthatte es Chemnitzneben Dresden undLeipzig nicht<br />

immerleicht, eigene Akzente zu setzen.Dabeihat sie vielzubieten.<br />

Wer an sächsische Metropolen<br />

denkt, hat meistens zuerst<br />

die Landeshauptstadt Dresden<br />

mit ihrer wechselvollen Geschichte,<br />

demreichen Kulturangebot undder barocken<br />

Architektur im Fokus. Der zweite<br />

Gedanke gilt oft Leipzig, der pulsierenden<br />

Universitätsstadt, die vor allem auch<br />

junge Leute begeistert. Und Chemnitz?<br />

Als drittgrößte Stadt im Freistaat hat es<br />

Chemnitz bisweilen schwer, sich neben<br />

den beiden Metropolen im Osten und<br />

Norden zu behaupten. ZuUnrecht, denn<br />

Chemnitz kann e<strong>in</strong>e Menge. Das hat<br />

auch die Jury im Wettbewerb um dieKulturhauptstadt<br />

Europas erkannt und<br />

Chemnitz geme<strong>in</strong>sam mit dem slowenischen<br />

Nova Gorica den Titel für 2025 zuerkannt.<br />

Davor stand e<strong>in</strong>e Werbekampagne,<br />

die genau jene verme<strong>in</strong>tliche „Unsichtbarkeit“<br />

der Stadt <strong>in</strong> den Fokus gerückt<br />

hatte. „C the Unseen“ lautete das<br />

Motto, mit dem Chemnitz <strong>in</strong> den Wettstreit<br />

e<strong>in</strong>gestiegenwar.<br />

Die Botschaft dah<strong>in</strong>ter: In Wirklichkeit<br />

gibt es e<strong>in</strong>e Menge <strong>in</strong> Chemnitz zu<br />

sehen.Die Stadt istbesonders reich an Industriekultur.<br />

Nicht umsonst hat hier<br />

auch der noch junge Landesverband Industriekultur<br />

se<strong>in</strong>en Sitz. Zahlreiche Museenund<br />

technische Denkmäler erzählen<br />

von der wirtschaftlichen Geschichte der<br />

Stadt und ihrer Umgebung. Dabei liegt<br />

der Fokus aber nicht nur auf Vergangenem.<br />

So macht sich unter anderem die<br />

Initiative Kreatives <strong>Sachsen</strong> mit vielen<br />

Partnern für modernes und kreatives Arbeiten<br />

stark. „Maker, Bus<strong>in</strong>ess & Arts<br />

MBA25“ ist der Titel e<strong>in</strong>es der <strong>in</strong>sgesamt<br />

vier sogenannten Flagship-Vorhaben, die<br />

im S<strong>in</strong>ne der Kulturhauptstadt umgesetzt<br />

werden. Das Team von Kreatives <strong>Sachsen</strong><br />

vernetzt dabei Akteure aus <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

Kunst und Kultur und bietet perspektivisch<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt acht „Makerhubs“<br />

Raum für Austausch und Ideen, unter anderem<br />

zu den Schwerpunkten Nachwuchsförderung,<br />

Cross-Innovation, Kul<strong>in</strong>arik<br />

undtextiles Arbeiten.<br />

Mit der Kampagne „Chemnitz -Stadt<br />

der Moderne“ zeigt die Stadt nicht erst<br />

seit derKulturhauptstadt-Bewerbungihre<br />

Zukunftsfähigkeit. Die wiederum hängt<br />

von den Menschen ab, die das moderne<br />

Chemnitz repräsentieren. Für sie hat die<br />

Stadt bereits 2014 e<strong>in</strong> eigenes Kommunikationskonzept<br />

auf den Weg gebracht,<br />

dasdas Lebensgefühl der Bewohner<strong>in</strong>nen<br />

Chemnitz hat viel zu bieten –wirtschaftlich, kulturell und zunehmend auch imForschungsbereich.<br />

und Bewohner <strong>in</strong> den Blickpunkt rückte.<br />

Nach dem Motto „Die Stadt b<strong>in</strong> ich“ zeigten<br />

sie, warum sie gerne <strong>in</strong> Chemnitz leben.<br />

Lebens- und liebenswert ist die Stadt<br />

nicht zuletzt auch, weil es <strong>in</strong> und um<br />

Chemnitz sehr viel grüner ist, als man es<br />

von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dustriell geprägten Standort<br />

erwarten würde. Mehr als 3.000 Hektar<br />

Wald gehören unmittelbar zum Stadtgebiet.<br />

Auf jeden E<strong>in</strong>wohner kommen statistisch<br />

über 60 Quadratmeter Grünfläche.<br />

Bekannt s<strong>in</strong>d vor allem der Küchwaldpark,<br />

die Schlossteichanlagen und<br />

derStadtpark.<br />

Den Nachwuchs im Fokus<br />

Flanieren und die Seele baumeln lassen –<br />

dasgeht <strong>in</strong> Chemnitz gut. DieStadt istfamilienfreundlich,<br />

bietet aber auch den<br />

zahlreichen Student<strong>in</strong>nen und Studenten,<br />

die an der hiesigen TU oder an e<strong>in</strong>em<br />

der zahlreichen Forschungs<strong>in</strong>stitute<br />

lernen, beste Bed<strong>in</strong>gungen. Wissenschaft<br />

und <strong>Wirtschaft</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Chemnitz eng<br />

mite<strong>in</strong>ander verbunden. Vor allem im<br />

Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugbau, <strong>in</strong> der Mikroelektronik<br />

sowie der Textil- und<br />

Foto:Adobestock<br />

Werkstoff<strong>in</strong>dustrie f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> Chemnitz<br />

gebündelteExpertise.<br />

Rund 18.500 Industrie- und Handwerksbetriebe<br />

gibt es <strong>in</strong> der Stadt. Als<br />

moderner <strong>Wirtschaft</strong>sstandort greiftman<br />

hier die lange Tradition der Stadt auf –<br />

Chemnitz galt im 19. Jahrhundert als<br />

„sächsisches Manchester“ –und verb<strong>in</strong>det<br />

sich mit dem Anspruch e<strong>in</strong>es modernen<br />

Lebens- und Arbeitsortes für alle Generationen<br />

und für Menschen aus aller<br />

Welt. Die rund 10.000 Studierenden der<br />

Technischen Universität und der verschiedenen<br />

Institute kommen aus etwa<br />

100 Ländern. Damit belegt Chemnitz bezogen<br />

auf den Anteil der ausländischen<br />

Studierenden bundesweit e<strong>in</strong>en Spitzenplatz<br />

unterden staatlichen Universitäten.<br />

Nicht zuletzt die Lage macht Chemnitz<br />

begehrt. Das europäische Luftdrehkreuz<br />

von DHL <strong>in</strong> Leipzig br<strong>in</strong>gt vor allemUnternehmen<br />

logistische Vorteile.E<strong>in</strong>e<br />

gute Verkehrsanb<strong>in</strong>dung macht sowohl<br />

andere Großstädte als auch zwei <strong>in</strong>ternationale<br />

Flughäfen leicht erreichbar.<br />

Vergleichsweise günstige Mieten locken<br />

Häuslebauer vorwiegend aus dem UmlandnachChemnitz.<br />

Schwimmbäder, e<strong>in</strong><br />

Eisstadion undmehrals 200 Sportvere<strong>in</strong>e<br />

bieten auch <strong>in</strong> der Freizeit viele Möglichkeiten,<br />

aktiv zuse<strong>in</strong>. Und, dass sich die<br />

Kultur nicht verstecken muss, sollte spätestens<br />

nach der erfolgreichen Bewerbung<br />

für den „Kulturhauptstadt“-Titel<br />

klar se<strong>in</strong>. Über 90Millionen Euro fließen<br />

über das Programm <strong>in</strong> Stadtentwicklung,<br />

Gehen Sie bei der<br />

Mitarbeitergew<strong>in</strong>nung<br />

schon „andere Wege“?<br />

Infrastruktur und Tourismus. Chemnitz<br />

hat viel zu bieten –und das macht die<br />

Stadt auch für Fachkräfte aus dem Ausland<strong>in</strong>teressant.<br />

Damit sie gut <strong>in</strong> Chemnitz ankommen<br />

können, engagiert sich unter anderem<br />

das Bildungswerk der Sächsischen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> (bsw). Unter dem Motto „Gehen<br />

Sie schon andere Wege?“ bieten die<br />

Mitarbeiter zum Beispiel am 12. Juli e<strong>in</strong>en<br />

Workshop zum Thema „Integration<br />

und Berufsanerkennung ausländischer<br />

Mitarbeiter und Azubis“ an. Personalverantwortliche<br />

aus Chemnitzer Unternehmen<br />

lernen dabei alle Möglichkeiten zur<br />

Gew<strong>in</strong>nung von Mitarbeitern aus dem<br />

Ausland kennen und erfahren im Gespräch<br />

mit den Experten, worauf esbesonders<br />

zu achten gilt. Das Bildungswerk<br />

engagiert sich schon seit 2020 unter anderem<br />

imRahmen der Fachkräfteallianz<br />

im „Projekt zur beruflichen Integration<br />

von Ausländern <strong>in</strong> Chemnitz“. Innerhalb<br />

der ersten Hälfte der Projektlaufzeit wurden<br />

nach Angaben des bsw über 50Prozent<br />

der Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung oder<strong>in</strong>e<strong>in</strong> sozialversicherungspflichtiges<br />

Beschäftigungsverhältnis<br />

vermittelt. 2021 startete darüber<br />

h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> weiteres Projekt im Rahmen<br />

der Fachkräfteallianz mit dem Ziel<br />

der gezielten Akquise und Gew<strong>in</strong>nung<br />

von Azubis und Fachkräften aus dem<br />

Ausland. Vielfalt, die dem <strong>Wirtschaft</strong>sstandort<br />

Chemnitz genauso gut zu Gesicht<br />

steht wieder Kulturhauptstadt.<br />

www.chemnitz.de;www.chemnitz 2025.de;<br />

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nach DIN ENISO 9001:2015.<br />

über zuverlässige Netzwerke zur Gew<strong>in</strong>nung von<br />

Azubis und Fachkräften verfügen.<br />

zur Anerkennung <strong>in</strong>ternationaler Berufsabschlüsse<br />

beraten.<br />

zielgerichtet qualifizieren und ausbilden.<br />

Unterstützung bei der Integration geben.<br />

über <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenzen und Wissen<br />

verfügen.<br />

Diese Maßnahme wird mitf<strong>in</strong>anziert mit<br />

Steuermitteln auf Grundlage des von den<br />

Abgeordneten des Sächsischen Landtags<br />

beschlossenen Haushaltes.<br />

bsw-Technikum Chemnitz<br />

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46 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

DieEnergie derZukunft<br />

Mitdem Hydrogen Innovation Center gehört Chemnitzzuden Orten<strong>in</strong>Deutschland, an<br />

denenanwasserstoffbasierten Technologien geforschtwird. E<strong>in</strong>e großeChance.<br />

Ganz vorn mit dabei se<strong>in</strong> –das ist<br />

<strong>in</strong> diesen Zeiten besonders wichtig,<br />

denn die Welt verändert sich<br />

rasant und mit ihr auch die Prioritäten.<br />

Zum Beispiel, wenn es um die Energie<br />

der Zukunft geht. Und hier spielt der<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sstandort Chemnitz tatsächlich<br />

ganz vorn mit –bei der Entwicklung<br />

von wasserstoffbasierten Technologien.<br />

Nicht umsonst stehthier das HIC, dasHydrogen<br />

Innovation Center.<br />

Bis 2025 soll es als <strong>in</strong>dustrielle Forschungs-,<br />

Test- und Zertifizierungse<strong>in</strong>richtung<br />

ausgebaut werden. Das HIC ist<br />

e<strong>in</strong>er von vier Standorten des Innovations-<br />

und Technologiezentrums für Wasserstoff.<br />

Nach eigenen Angaben soll es<br />

„e<strong>in</strong>e Brücke zwischen der wissenschaftlichen<br />

Forschung, dem Transfer h<strong>in</strong> zu<br />

disruptiven Wasserstoff-Technologien<br />

und e<strong>in</strong>er breiten <strong>in</strong>dustriellen Wertschöpfung<br />

durch die Zuliefer<strong>in</strong>dustrie<br />

schlagen“. Und warum <strong>in</strong>Chemnitz? Die<br />

Antwort hat viel mit e<strong>in</strong>er Prämisse des<br />

Sächsischen <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isteriums zu<br />

tun. Hier hat man früh auf das Thema<br />

„Wasserstoff“ gesetzt und sich entsprechendaufgestellt.<br />

„<strong>Sachsen</strong> will beim E<strong>in</strong>satz von Wasserstoff<br />

ander Spitze mitfahren. Wir setzen<br />

schon seit Jahren verstärkt auf diese<br />

Technologie, auch wenn andere uns für<br />

unsere Ambitionen lange belächelt haben.<br />

Inder Elektromobilität hat <strong>Sachsen</strong><br />

bereits bewiesen, dass es se<strong>in</strong>e Potenziale<br />

nutzen kann. Innerhalb Europas ist <strong>Sachsen</strong><br />

der top Produktionsstandort von<br />

Elektroautos. Dah<strong>in</strong> soll sich auch das<br />

Thema Wasserstoff entwickeln“, hatte<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig bereits<br />

Zu den Möglichkeiten der wasserstoffbasierten Technologie wird <strong>in</strong> Chemnitz auf hohem Niveau geforscht.<br />

im vergangenen Jahr betont. Da konnte<br />

die Wasserstoff-Strategie der <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>en<br />

großen Erfolg verbuchen. Der damalige<br />

Bundesverkehrsm<strong>in</strong>ister Andreas<br />

Scheuer gab bekannt, dass Chemnitz e<strong>in</strong><br />

Standort des Innovations- und Technologiezentrums<br />

Wasserstoffunter dem Dach<br />

des Deutschen Zentrums Mobilität der<br />

Zukunft wird. Das HIC gehörte zu den F<strong>in</strong>alisten<br />

der entsprechenden Ausschreibung.<br />

Das Center ist <strong>in</strong>novativ und dennoch<br />

fest <strong>in</strong> der Region verankert. H<strong>in</strong>ter<br />

Foto:Adobestock<br />

ihm steht e<strong>in</strong> breites Bündnis aus Wissenschaftlern,großensowie<br />

auchkle<strong>in</strong>en<br />

und mittelständischen Unternehmen. Es<br />

vere<strong>in</strong> Start-ups und Branchen-Riesen,<br />

Verbände, Initiativen und nicht zuletzt<br />

die Landes- und Kommunalpolitik, die <strong>in</strong><br />

den wasserstoffbasierten Technologien<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Basis für die Zukunftsfähigkeit<br />

der hiesigen <strong>Wirtschaft</strong> sieht. Als<br />

hoch spezialisierter Entwicklungsstandort<br />

wird auch Chemnitz selbst se<strong>in</strong> Profil<br />

schärfen. Unternehmen aus ganz<br />

Deutschland sollen etwa im HIC die Möglichkeit<br />

bekommen, ihre Innovationen<br />

zu testen, entsprechend zertifizieren zu<br />

lassen und damit vielleicht weltweit bedeutsame<br />

Innovationen auf den Wegzu<br />

br<strong>in</strong>gen.<br />

Das alles erfordert natürlich auch erhebliche<br />

Investitionen. So braucht das<br />

HIC für die Umsetzung se<strong>in</strong>er ambitionierten<br />

Projekte bis 2027 <strong>in</strong>sgesamt 125<br />

Millionen Euro. Die aufwendige Konzeptionwird<br />

von dem Industriecluster HZwo<br />

e.V. koord<strong>in</strong>iert. Die gute Anb<strong>in</strong>dung an<br />

die universitäre und logistische Infrastruktur<br />

<strong>in</strong> Chemnitz will Synergieeffekte<br />

nutzbar machen.<br />

<strong>Sachsen</strong> schaut nach Chemnitz –und<br />

das durchaus zu Recht. „Für den Hightech-<br />

und Innovationsstandort <strong>Sachsen</strong>,<br />

für ganz Ostdeutschland, besteht bei der<br />

Wasserstofftechnologie die große Chance<br />

auf e<strong>in</strong>en Vorsprung Ost. Deshalb hat das<br />

sächsische <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isterium das<br />

HIC-Projekt von Anfang an unterstützt<br />

und wird es weiter <strong>in</strong>tensiv begleiten.<br />

Das HIC ist europaweit e<strong>in</strong>malig“, so M<strong>in</strong>ister<br />

Dulig <strong>in</strong>Bezug auf den Zuschlag<br />

für Chemnitz als Standort des Bundes-<br />

Wasserstoffzentrums.<br />

Das dürfte perspektivisch neue Firmen<br />

nach Chemnitz locken unddie Stadt<br />

<strong>in</strong>sgesamt und auch über deutsche Grenzen<br />

h<strong>in</strong>weg attraktiv für Forscher, Studenten<br />

undGründermachen.<br />

Von der Technologie über Komponenten, <strong>in</strong>telligente Systeme bis h<strong>in</strong> zum<br />

anwendungsspezifischen Gesamtsystem<br />

Fraunhofer ENAS stellt sich <strong>in</strong>haltlich und organisatorisch entlang der Wertschöpfungskette von<br />

<strong>in</strong>telligenten Systemen auf!<br />

Das Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS ist der Spezialist und Entwicklungspartner im<br />

Bereich Smart Systems und deren Integration für unterschiedlichste Anwendungen. Inden drei Bus<strong>in</strong>ess Units<br />

»Process, Device and Packag<strong>in</strong>g Tec<br />

hnologies«, »Intelligent Sensor and Actuator Systems« sowie »Systems<br />

and Applications« adressieren wir Themen von der Tec<br />

hnologieentwicklung bis zur Komponente, vom<br />

System-on-Chip, System-<strong>in</strong>-a-Package bis h<strong>in</strong> zum System-of-Systems. Wir entwickeln für und mit unseren<br />

Kunden E<strong>in</strong>zelkomponenten, die entsprechenden Tec<br />

hnologien für deren Fertigung, Systemkonzepte sowie<br />

System<strong>in</strong>tegrationstechnologien bis zum Tec<br />

hnologietransfer. Das schließt auch die übergreifenden Themen<br />

Zuverlässigkeit und künstliche Intelligenz e<strong>in</strong>.<br />

Unsere bisherige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Groß<strong>in</strong>dustrie, KMUs, Start-ups, Forschungspartnern<br />

und Netzwerken setzen wir konsequent zu beiderseitigem Nutzen fort.<br />

»Um unsere Partner aus der Industrie bei marktfähigen Innovationen zu unterstützen, konzentrieren wir uns<br />

<strong>in</strong>haltlich neben der Tec<br />

hnologieentwicklung sowie <strong>in</strong>telligenten Sensor- und Aktorsystemen verstärkt auf den<br />

Aufbau von Applikationsdemonstratoren als Tei<br />

le<strong>in</strong>er vorgelagerten Produktentwicklung.«,betont Prof. Harald<br />

Kuhn, Leiter des Fraunhofer ENAS.<br />

Anwendungsdomänen des Fraunhofer ENAS<br />

Halbleiter<strong>in</strong>dustrie, Mikrosystemtechnik, Systemanbieter<br />

Masch<strong>in</strong>enbau, Robotik, Mobilität<br />

Mediz<strong>in</strong> und mediz<strong>in</strong>ische Applikationen<br />

Energie <strong>in</strong>klusive Wasserstofftechnologien<br />

Wir freuen uns auf Ihre Anfragen unter<br />

Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS<br />

Telefon +49 371 45001-0<br />

<strong>in</strong>fo@enas.fraunhofer.de<br />

www.enas.fraunhofer.de


ANZEIGE WIRFÜR SACHSEN 47<br />

Zahlen &Fakten<br />

DerNamensgeber derSIS Carl Hahnwar e<strong>in</strong>st Top-Manager beiVW: Die Zukunft von K<strong>in</strong>dern undJugendlichen liegtihm besonders am Herzen. DergebürtigeChemnitzer<br />

engagiert sich aktiv fürneueWege <strong>in</strong> derBildung.<br />

Foto: Wolf Lux<br />

Bildung istder Schlüssel<br />

Die Saxony International School -CarlHahngGmbH (SIS) eröffnet ihre 17.Bildungse<strong>in</strong>richtung.<br />

Geschäftsführer RüdigerSchool über e<strong>in</strong>e sächsische Erfolgsgeschichte.<br />

HerrSchool, <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

eröffnet die SaxonyInternational<br />

School -Carl Hahn gGmbH<br />

(SIS) e<strong>in</strong>e neue Grundschule <strong>in</strong><br />

Frankenberg. Warumgerade<br />

dort?<br />

Dafür gibt es zwei Gründe. Zum e<strong>in</strong>en<br />

betreiben wir bereits e<strong>in</strong>e bil<strong>in</strong>guale<br />

K<strong>in</strong>dertagesstätte <strong>in</strong> Frankenberg. Da<br />

bietet sich e<strong>in</strong>e Grundschule, die das<br />

Konzept der Zweisprachigkeit fortsetzt,<br />

natürlich an. Zum anderen ist Frankenberg<br />

e<strong>in</strong>e prosperierende Kommune, <strong>in</strong><br />

der dasThema Bildung sehr hohe Priorität<br />

hat. Manhat sich dort ganz klarentschieden,<br />

auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Infrastruktur zu <strong>in</strong>vestieren. Beste Bed<strong>in</strong>gungen<br />

also,e<strong>in</strong>eneueBildungse<strong>in</strong>richtungzuschaffen.<br />

Wenn es um Bildung geht,<br />

wird gerndas Credodes<br />

lebenslangen Lernens<br />

ausgerufen. Wie vermittelt<br />

dieSIS diesen Anspruch?<br />

Indem wir e<strong>in</strong> breites Bildungsangebot<br />

machen, dass Schülern die Grundlage<br />

fürebendieses lebenslange Lernen vermittelt.<br />

Wenn K<strong>in</strong>der zum Beispiel<br />

schon <strong>in</strong>der Kita erste Kontakte mit e<strong>in</strong>er<br />

Fremdsprache haben, wollen sie <strong>in</strong><br />

der Regel mehr und weiter lernen. Sie<br />

erkennen früh eigene Potenziale. Diese<br />

LustanBildungzufördern,ist Teilunserer<br />

Arbeit.Wir wollen aber auchJugendlichen<br />

diese Möglichkeit geben, bei denen<br />

derberühmteKnoten vielleichterst<br />

später platzt. Deshalbhabenwir <strong>in</strong> Geitha<strong>in</strong><br />

unser Berufliches Gymnasium gegründet,<br />

auf demman auchnach e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en Umweg noch se<strong>in</strong> Abitur machenkann.<br />

Die Grundschule<strong>in</strong>Frankenberg<br />

istschon die17. Schule,die die<br />

Saxony International School -Carl<br />

Hahn gGmbH(SIS) aufden Weg<br />

br<strong>in</strong>gt.Man kann also vone<strong>in</strong>em<br />

Erfolgskonzept sprechen...<br />

Wir haben tatsächlich <strong>in</strong>zwischen neben<br />

den 19 K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />

fünf Grundschulen, fünf Oberschulen,<br />

fünf klassische und e<strong>in</strong> berufliches<br />

Gymnasium. Die Nachfrage danach ist<br />

ganz klarvorhanden.<br />

RüdigerSchool<br />

Geschäftsführer SIS&GGB<br />

Weil Eltern heute mehr Wert<br />

aufMehrsprachigkeit unde<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>ternationalausgerichtete<br />

Schulbildunglegen?<br />

Nun, dieEltern sehen natürlichdas, was<br />

jeder sieht: Dass die moderne Welt nur<br />

<strong>in</strong> globalen Zusammenhängen zu verstehen<br />

ist. Wer dafür gerüstet se<strong>in</strong> will,<br />

muss andere Kulturen verstehen und<br />

sich nicht zuletzt verständigen können.<br />

MitDeutschalle<strong>in</strong> kommtman da nicht<br />

Saxony International School -Carl Hahn gGmbH<br />

GGB Gesellschaft zurganzheitlichen Bildung gGmbH<br />

<strong>Sachsen</strong><br />

Rudolf-Breitscheid-Straße2,08371 Glauchau<br />

Telefon:03763 7773 351<br />

www.saxony-<strong>in</strong>ternational-school.de, www.ggb-sachsen.de<br />

weit. Vielen Eltern ist das bewusst. Sie<br />

suchen die bestmögliche E<strong>in</strong>richtung,<br />

um ihr K<strong>in</strong>d auf die Herausforderungen<br />

der Zukunft vorzubereiten. Wir können<br />

mit unseren freien Schulen e<strong>in</strong>e breite<br />

Basis dafür bieten. Nicht zuletzt, weil<br />

wir Lehrkräfte aus 35Ländern haben,<br />

die sozusagen den Blick über den Tellerrandvon<br />

Haus aus mitbr<strong>in</strong>gen.<br />

Der vielbeklagteLehrermangel<br />

istke<strong>in</strong>Problem fürdie<br />

E<strong>in</strong>richtungen der SIS?<br />

Wirhaben ke<strong>in</strong>en Lehrermangel. Im Gegenteil,<br />

die Nachfrage <strong>in</strong>teressierter<br />

Lehrkräfte istsehr gut.<br />

Siekönnten also weiter<br />

expandieren?<br />

Wirtun das, was wirambesten können,<br />

<strong>in</strong> denE<strong>in</strong>richtungen,die wirbereits betreiben.<br />

Wir sprechen also nirgendwo<br />

vor, um neue Schulen oder Tagesstätten<br />

zugründen. In der Regel ist es so,<br />

dass zum Beispiel Kommunen auf uns<br />

zukommen, weil sie der Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d,<br />

dass e<strong>in</strong>e bil<strong>in</strong>guale Bildungse<strong>in</strong>richtung<br />

e<strong>in</strong>e lohnende Investition <strong>in</strong> die<br />

Zukunft und damit e<strong>in</strong> Standortfaktor<br />

ist. FürGespräches<strong>in</strong>dwir immer offen.<br />

Gespräch: AnnettKschieschan<br />

Ganztagsangeboteund<br />

digitale Curricula<br />

Bildung braucht Freiheit – und<br />

passgenaue Förderung. Die Saxony<br />

International School setzt auf<br />

moderneLehr- undLernkonzepte.<br />

Dazu gehören Klassenzimmer <strong>in</strong><br />

der Natur ebenso wiee<strong>in</strong>eerprobte<br />

digitale Infrastruktur-und e<strong>in</strong><br />

breit aufgestelltes Ganztagsangebot.<br />

Dabeiwerden die Eltern stets<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Das <strong>in</strong>tensive Mite<strong>in</strong>ander<br />

zwischen Eltern- und<br />

Schülerschaft, Bildungsträger und<br />

Schulleitungen, Partnern, Unternehmern,<br />

Kommunen und Förderern<br />

ist Teil des Leitbildes. Förderunterricht,<br />

etwa im Bereich LRS,<br />

weltweite Schulpartnerschaften<br />

und Austauschprogramme, Wettbewerbe<br />

und nicht zuletzt e<strong>in</strong><br />

frisch gekochtes Mittagessen aus<br />

der Region komplettieren das Angebot.<br />

Heute gehören 19 Fremdsprachenk<strong>in</strong>dertagesstätten<br />

und<br />

-horte sowiebald17<strong>in</strong>ternationale<br />

Grund-, Oberschulen und Gymnasien<br />

mit zusammen rund 4.500<br />

K<strong>in</strong>dern undJugendlichen zu dem<br />

Bildungsunternehmen.<br />

Bil<strong>in</strong>gualer Unterrichtmit<br />

Muttersprachlern<br />

Die bil<strong>in</strong>guale Ausbildung ist das<br />

Herzstück an der Saxony International<br />

School.Muttersprachler aus<br />

über 30 Nationen und den verschiedensten<br />

Kulturkreisen bereiten<br />

die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

auf die Anforderungen des <strong>in</strong>ternationalen<br />

wie auch des regionalen<br />

Arbeitsmarktes vor. Sprachkompetenz<br />

iste<strong>in</strong> entscheidender<br />

Schlüssel dafür. Sie ist neben der<br />

Medien-, Sozial- und <strong>Wirtschaft</strong>skompetenz<br />

sowie e<strong>in</strong>er sehr guten<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildung e<strong>in</strong>e von<br />

fünf Säulen, auf denen der UnterrichtandenE<strong>in</strong>richtungen<br />

derSaxony<br />

International School basiert.<br />

Sonderpreis bei <strong>Sachsen</strong>s<br />

Unternehmer des Jahres<br />

Was gut ist, spricht sich herum –<br />

und kannauch bei Wettbewerben<br />

punkten. Die Saxony International<br />

School hat <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

zahlreiche Auszeichnungen, Zertifizierungen<br />

und Gütesiegel erhalten.<br />

Im vergangenen Jahr kam der<br />

Sonderpreis „Fokus X - Bester<br />

Chancenmanager“ im Rahmen<br />

des Wettbewerbs um <strong>Sachsen</strong>s<br />

Unternehmer des Jahres dazu. E<strong>in</strong>e<br />

Anerkennung für das starke<br />

Engagement während des Homeschool<strong>in</strong>gs<br />

und die Absicherung<br />

des Distanzunterrichts zu jeder<br />

Zeit derPandemie.<br />

Nachhaltigkeit schonimK<strong>in</strong>dergarten<br />

Lernen hat nicht nur etwas mit Schulbüchern zu tun. Zum Bildungskonzept<br />

der Saxony International School - Carl Hahn<br />

gGmbH gehört mehr. Schon <strong>in</strong> denKitas erfahrendie K<strong>in</strong>der zum<br />

Beispiel, dass Honig nicht e<strong>in</strong>fachaus demSupermarkt kommt.<br />

Gobal orientierte Bildung mitdigitalem Kern<br />

Digitale und fächerübergreifende Bildungsangebote s<strong>in</strong>d Kernstückder<br />

Lernphilosophie. Genau wiegrüneKlassenzimmer, Austauschprogramme<br />

und lokale Initiativen machen sie den Unterrichtabwechslungsreich.<br />

Ganztagsangebote fürfastjedesTalent<br />

Klar, können auch die Kle<strong>in</strong>en am Mikro schon ganz groß se<strong>in</strong>.<br />

Die vielfältigen Ganztagsangebote geben den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

dieMöglichkeit,neueTalente zu entdecken undInteressen<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Fotos: SIS


48 LEBEN & STIL<br />

Wo e<strong>in</strong>st der Adel<br />

Urlaub machte<br />

E<strong>in</strong>e Ex-Hotelmanager<strong>in</strong> steigt aus und entdeckt mit Vaters Schiff die Langsamkeit.<br />

Und sie zeigt Kroatien-Touristen ihr Wien am Meer: Opatija.<br />

Von Michael Rothe<br />

Lili hat es eilig. Gleich kommen ihre<br />

Gäste. Die hatte sie gerade noch<br />

durch das beschauliche Seebad Lovran<br />

<strong>in</strong> der Kvarner Bucht begleitet. Dann<br />

war Liliana Stipanić <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en Hafen<br />

des Lorbeer-Städtchens vorausgeeilt, um<br />

mit Ehemann Roni das Mittagessen auf<br />

der „Tornado Blue“ zuzubereiten.<br />

Das 14 Meter lange Holzschiff hatte<br />

Jahrzehnte unter dem Namen „Jesus &<br />

Maria“ Sand transportiert und Lilis Vater<br />

hatte es nach dem Kauf 1984 zum Fischkutter<br />

umgebaut. Nachdem er und Roni,<br />

e<strong>in</strong> gelernter Masch<strong>in</strong>enbautechniker,<br />

gut anderthalb Jahre lang erneut Hand<br />

angelegt und e<strong>in</strong>e Kab<strong>in</strong>e mit M<strong>in</strong>iküche<br />

aufgesetzt haben, er<strong>in</strong>nert nichts mehr<br />

an die vorherigen Leben – bis auf den orig<strong>in</strong>alen<br />

Kompass von 1898. Seit 15 Jahren<br />

tuckern Lili und Roni nun mit bis zu<br />

zwölf Passagieren die heimatliche Küste<br />

entlang – ke<strong>in</strong>e Trips aus zahllosen Kroatien-Katalogen.<br />

Nicht umsonst heißt Lilis<br />

Reiseagentur „Riviera Secrets“.<br />

Mal geht’s mit der Kraft des gebraucht<br />

gekauften Lkw-Motors <strong>in</strong>s nahe Rijeka,<br />

das se<strong>in</strong>en Titel „Europäische Kulturhauptstadt<br />

2020“ wegen der Pandemie<br />

gar nicht richtig feiern konnte. Mal zum<br />

Champagner-Baden <strong>in</strong> versteckte Buchten<br />

an der Opatija Riviera, zu komb<strong>in</strong>ierten<br />

Wanderausflügen oder unterm Sternenhimmel<br />

nur die Küste entlang. E<strong>in</strong><br />

Drei-Gänge-Menü ist <strong>in</strong>klusive: fangfrisch<br />

gegrillter Fisch aus der Adria, Ćevapčići,<br />

Thunfisch-Mousse, selbst gemachte Marmelade<br />

und Kroštule, süße kroatische<br />

Krapfen. Und „Pyjama-Salat“ – der so<br />

heißt, weil Lili ihn frühmorgens im<br />

Schlafanzug aus<br />

dem eigenen<br />

Garten holt –<br />

wie fast alles, das<br />

Roni à la m<strong>in</strong>ute<br />

fabriziert. Der<br />

Mann ist Kapitän,<br />

Fischer,<br />

Smutje – e<strong>in</strong><br />

Tausendsassa.<br />

Während der 45-Jährige steuert, lässt<br />

se<strong>in</strong>e Frau für Gäste die K.-u.-K.-Zeit lebendig<br />

werden: beim Villen-Gucken vom<br />

Meer aus. Wegen der rund 120 herrschaftlichen<br />

Bauten <strong>in</strong> der Art von Jugendstil<br />

und Historismus, Belle Epoque-<br />

Grandhotels und prächtiger Parks auf gerade<br />

15 Kilometern und voll von Zeugnissen<br />

der österreichisch-ungarischen Monarchie<br />

wird der Küstenabschnitt auch<br />

„das Wien am Meer“ genannt.<br />

Mit der 1844 von e<strong>in</strong>em Kaufmann<br />

aus Rijeka erbauten Villa Angiol<strong>in</strong>a und<br />

ihrem e<strong>in</strong>zigartigen Park exotischer<br />

Pflanzen hat alles begonnen. Dutzende<br />

Pensionen, Sommerhäuser, Sanatorien<br />

und Badeanstalten folgten – und 1884<br />

mit dem „Quarnero“, heute „Kvarner“,<br />

das erste Hotel. Fünf Jahre später wurde<br />

Abbazia, so der italienische Name, auch<br />

wegen se<strong>in</strong>es milden Klimas, der heilsamen<br />

Meeresbrise und der verschwenderischen<br />

subtropischen Natur offiziell „Curort“<br />

und e<strong>in</strong>s der attraktivsten Reiseziele<br />

des Habsburger Adels und gekrönter<br />

Häupter aus ganz Europa. Auch Literaten<br />

wie Anton Tschechow, Stefan Zweig und<br />

James Joyce, Künstler<strong>in</strong>nen wie Isadora<br />

Duncan und Wissenschaftler wie Albert<br />

„Nur was nach 1969<br />

gebaut wurde, darf<br />

abgerissen werden.“<br />

E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> waren da, wo Leo Sternbach zur<br />

Erf<strong>in</strong>dung des Valiums <strong>in</strong>spiriert wurde.<br />

Es gibt belegte Begegnungen wie die<br />

von Kaiser Franz Joseph I. mit König Oskar<br />

II. von Schweden und Norwegen oder<br />

mit Kaiser Wilhelm II. Und es gibt Gerüchte<br />

über heimliche Treffen und Techtel<br />

etwa des Kaisers<br />

mit Schauspieler<strong>in</strong><br />

Kathar<strong>in</strong>a<br />

Schratt.<br />

Lili kennt sie alle,<br />

die Geschichten<br />

um Adlige,<br />

die sich <strong>in</strong> diese<br />

Region verliebt<br />

Das an der Uferpromenade gelegene Adria-Relax-Resort Miramar<br />

(r.) geht zurück auf die 1897 erbaute „Villa Meyne“ und<br />

ist mit Küche und Wellnessoase e<strong>in</strong>e Top-Adresse von Opatija.<br />

haben, als Österreich noch an der Adria<br />

lag. Aber auch wenn es Tourismus-Vermarkter<br />

von heute lieber anders sähen:<br />

Elisabeth von Österreich-Ungarn, kurz Sisi,<br />

war nur e<strong>in</strong>mal kurz zu Besuch: mit e<strong>in</strong>er<br />

Jacht von Triest und per Kutsche weiter<br />

nach Rijeka. „Vielleicht hat sie ja dort<br />

mit dem Grafen Gyula Andrássy ...“ –<br />

aber ne<strong>in</strong>, das stehe nirgends, unterbricht<br />

Lili ihren romantischen Ausflug.<br />

E<strong>in</strong>e von 1889 bis 1911 erbaute Küstenpromenade<br />

führt vorbei an vielen architektonischen<br />

Zeugen jener Zeit. Der<br />

zwölf Kilometer lange „Lungomare“, der<br />

Volosko über Opatija mit dem Lorbeerörtchen<br />

Lovran verb<strong>in</strong>det, gilt als schönste<br />

Meerespromenade an der Adria.<br />

Maßgeblich für den Aufschwung des<br />

Fischerdorfs zum mondänen Kurort war<br />

der Bau der Bahnstrecke zwischen Wien<br />

und Rijeka, das ke<strong>in</strong>e halbe Stunde von<br />

Opatija entfernt ist. Heute hat die „Perle<br />

der Adria“ bei 11.000 E<strong>in</strong>wohnern 9.000<br />

Gästebetten. Das Angebot reicht vom<br />

Camp<strong>in</strong>gplatz <strong>in</strong> Ičići und preisgünstigen<br />

Familienhotels bis h<strong>in</strong> zum exklusiven<br />

„Ikador“, wo das teuerste Appartement<br />

5.000 Euro kostet – pro Tag. „Da traue ich<br />

mich kaum re<strong>in</strong>“, sagt die e<strong>in</strong>heimische<br />

Touristenführer<strong>in</strong> Lili. Ke<strong>in</strong> Vergleich<br />

mehr zu sozialistischen Zeiten, als ihre<br />

Mutter <strong>in</strong> der Küche nächtigte, weil sie<br />

das Schlafzimmer an Tschechen oder Ungarn<br />

vermietet hatte. Dennoch zieht <strong>in</strong><br />

der Saison mancher <strong>in</strong> den Wohnwagen,<br />

um mit se<strong>in</strong>er Wohnung Geld zu verdienen.<br />

Und nicht wenige haben ihr Haus <strong>in</strong><br />

der Stadt teuer verkauft und sich weiter<br />

oben im H<strong>in</strong>terland von Kastav auf billigem<br />

Grund e<strong>in</strong>e neue Bleibe gesucht.<br />

Bei den Immobilien am Wasser haben<br />

vor allem Russen und Ukra<strong>in</strong>er zugeschlagen,<br />

aber auch Deutsche, Schweizer,<br />

Italiener. Wenige Häuser s<strong>in</strong>d noch zu haben.<br />

Die Villen stehen unter Denkmalschutz,<br />

e<strong>in</strong>igen unbewohnten droht dennoch<br />

der Verfall. „Nur was nach 1969 gebaut<br />

wurde, darf abgerissen werden“, erklärt<br />

Lili. Dort entstünden Pensionen und<br />

Ferienwohnungen. Heute knüpft die Region<br />

mit modernen Gesundheitszentren<br />

an alte Traditionen an. Neu s<strong>in</strong>d mediz<strong>in</strong>isch<br />

begleitete Post-Covid-Programme.<br />

Liebhaber von Natur und Meer kommen<br />

ebenso auf ihre Kosten wie Leute mit<br />

Hang zum F<strong>in</strong> de Siècle.<br />

Auch Jugoslawiens Ex-Staatschef Josip<br />

Broz Tito habe Villen <strong>in</strong> Opatija besessen,<br />

wie andere e<strong>in</strong>flussreiche Politiker, die<br />

enteignete Häuser teils billig erworben<br />

hätten, erzählt Lili. Die Frau, die <strong>in</strong> Rijeka<br />

<strong>in</strong>ternationale <strong>Wirtschaft</strong> studiert hat,<br />

kennt jede und jeden. Welcher Russe<br />

oder Albaner sich wo mit e<strong>in</strong>er Jacht niedergelassen<br />

hat. Wer, wann, wo, mit<br />

wem oder auch wie viel? Eigentlich<br />

könnte sie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Erpresserbüro aufmachen.<br />

Doch so lebt sie mit ihrem<br />

E<strong>in</strong> Hauch von K.u.K.<br />

• Nach dem Bau der Bahnl<strong>in</strong>ie Wien–Triest mit Abzweig<br />

nach Fiume (Rijeka) war das e<strong>in</strong>stige Fischerdorf<br />

Abbazia ab 1873 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tagesreise erreichbar.<br />

• In der Folge residierten die K.u.K.-Monarchie und<br />

Adlige aus anderen Ländern an Österreichs Riviera.<br />

• Mancher dachte: „Warum nicht selbst e<strong>in</strong> Domizil<br />

errichten“, wie die „Villa Meyne“, das heutige Adria-<br />

Relax-Resort Miramar (3 ÜN <strong>in</strong>kl. HP ab 405 € p. P.).<br />

• Es gibt 9.000 Gästebetten, 4.000 davon <strong>in</strong> Hotels.<br />

• Von Dresden braucht man mit dem Auto via München<br />

oder Tschechien rund zehn, mit der Bahn gut<br />

14 Stunden. Der nächste Flughafen ist Triest. (mr)<br />

Lili und Roni Stipanić<br />

schippern<br />

seit 15 Jahren mit<br />

der Tornado Blue<br />

vor Opatijas Küste.<br />

In Lovran (h<strong>in</strong>ten)<br />

endet der<br />

Lungomare, e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>zigartige, zwölf<br />

Kilometer lange<br />

Uferpromenade<br />

mit Villen aus der<br />

K.u.K.-Zeit.<br />

Fotos: M. Rothe (2)<br />

Mann von der Tornado Blue und zeigt exklusiv<br />

Gästen des Adria-Relax-Resorts Miramar<br />

ihre Heimat. In jenem Edelhotel<br />

war sie viele Jahre Vizedirektor<strong>in</strong>.<br />

Was reizt jemanden, e<strong>in</strong>en Topjob <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em gut gehenden Hotel für so e<strong>in</strong><br />

Abenteuer aufzugeben? „Die Freiheit“,<br />

sagt Lili. „An der Luft und se<strong>in</strong> eigener<br />

Herr zu se<strong>in</strong>.“ Sie sei die treibende Kraft<br />

gewesen für den Neuanfang des Paares.<br />

Es sei immer so: „Ich b<strong>in</strong> zum Organisieren<br />

und Motivieren, aber er macht alles.“<br />

Roni gr<strong>in</strong>st um die Ecke. Der Technikexperte<br />

hat Kochen gelernt und punktet<br />

mit der Umsetzung von Schwiegermutters<br />

Rezepten auch bei ihr. „Wir haben es<br />

nicht bereut“, sagt Lili. „Versuche de<strong>in</strong> Leben<br />

mit etwas zu verbr<strong>in</strong>gen, das dir<br />

wirklich Spaß macht“, er<strong>in</strong>nert sie sich<br />

an Worte ihres Vaters – und übt sich nun<br />

<strong>in</strong> der Kunst der Langsamkeit. Wenn man<br />

nicht viel brauche, komme man h<strong>in</strong>, „wir<br />

müssen nicht schnell reich werden“.<br />

Die Ex-Manager<strong>in</strong> gehört zu jenen,<br />

die Jugoslawien nachtrauern. Damals hätten<br />

alle e<strong>in</strong>en Job gehabt, seien den im<br />

Land gebauten Zastava gefahren und genügsam<br />

gewesen. „Es gab nicht die Gier<br />

von heute“, klagt sie. Sie und Roni seien<br />

mit dieser Sicht „nur <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Ausnahme,<br />

als dass wir nicht <strong>in</strong>s Ausland abgehauen<br />

s<strong>in</strong>d“, so die 49-Jährige. Schon<br />

400.000 junge Leute seien ausgewandert.<br />

Und wie lange wollen die beiden noch<br />

mit Touristen schippern? „Solange wir<br />

auf das Schiff spr<strong>in</strong>gen können“, witzelt<br />

die Frohnatur. Hat sie die Hoffnung, dass<br />

die gerade pubertierende Tochter mal ihr<br />

maritimes Erbe übernimmt? Der schwere<br />

Job sei nichts für e<strong>in</strong>e Frau, sagt Lili, während<br />

sie die Teller mit gegrilltem Fisch<br />

dekoriert. Sie hofft auf e<strong>in</strong>en Schwiegersohn.<br />

Doch damit hat sie es nicht so eilig.<br />

Die Recherche wurde unterstützt durch<br />

das Adria-Relax-Resort Miramar.


LEBEN & STIL 49<br />

LEHMANNS KEULE<br />

Gute Besserung für Alle<br />

E<strong>in</strong> satirisches Placebo<br />

Endlich mal was Neues!<br />

Ne<strong>in</strong>, ich me<strong>in</strong>e nicht das<br />

Separatistenfleisch… Moment,<br />

ne<strong>in</strong>… Separatorenfleisch<br />

heißt das – also diese breiartige<br />

Masse aus Tierkörperresten, <strong>in</strong> der<br />

so ziemlich alles verwurstet wird,<br />

was sich durch die Lochscheibe<br />

pressen lässt… ne<strong>in</strong>, diesen Lebensmittelskandal,<br />

über den man<br />

sich mal wieder so wunderbar aufregen<br />

kann und der von all den<br />

täglich variantenreich neu garnierten<br />

Dauerkatastrophen ablenken<br />

möchte, me<strong>in</strong>e ich nicht. Mir geht<br />

es um das virulente Taubenasthma!<br />

Das ist ganz neu und von mir erfunden.<br />

Denn ich war als gewitzter<br />

Kabarettist schon e<strong>in</strong> wenig vor<br />

den Kopf gestoßen, als im Mai<br />

plötzlich die Affenpocken um die<br />

Ecke kamen. Denn auf so e<strong>in</strong>en irrs<strong>in</strong>nigen<br />

Namen muss man erstmal<br />

kommen. Deswegen will die<br />

WHO die Affenpocken jetzt ja auch<br />

umbenennen, denn der Begriff<br />

könne auf e<strong>in</strong>e Herkunft aus Afrika<br />

h<strong>in</strong>deuten. Was faktisch gar<br />

nicht so weit hergeholt ist, denn<br />

seit der Ausrottung der echten Pocken<br />

<strong>in</strong> den 70er-Jahren beobachtet<br />

man <strong>in</strong> West- und Zentralafrika<br />

immer wieder sporadische Epidemien.<br />

Wie die WHO wiederum auf<br />

die Idee kommt, der Begriff sei gegenüber<br />

Afrika diskrim<strong>in</strong>ierend, ist<br />

kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen. Kann das<br />

Kabarettist Erik Lehmann<br />

bedeuten, dass man bei der WHO<br />

Affen und Afrika grundsätzlich<br />

gleichsetzt? Das wäre ja schon wieder<br />

rassistisch. Und fachlich zudem<br />

falsch. Denn die meisten Affen gibt<br />

es <strong>in</strong> Asien. Dort leben (Stand 2021)<br />

rund 59,3 Prozent der Weltbevölkerung.<br />

Und der Mensch, mit se<strong>in</strong>er<br />

weltweiten Individuenzahl von<br />

rund 7,84 Milliarden, ist nun mal<br />

die verbreitetste Affenart des Planeten.<br />

Und da ist Afrika mit e<strong>in</strong>er<br />

Quote von 17,5 Prozent weit abgeschlagen.<br />

Aber sei`s drum. Übrigens:<br />

Das Affenpocken-Virus wurde<br />

1958 <strong>in</strong> Dänemark erstmals <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Versuchsanstalt nachgewiesen.<br />

An Affen – daher der Name.<br />

Aber egal, welchem Tier (oder Mitmensch)<br />

man derzeit begegnet, alle<br />

s<strong>in</strong>d sie krank. Die Fledermäuse<br />

haben Corona, die Vögel Grippe,<br />

die Schwe<strong>in</strong>e die Pest und die Bienen<br />

das Krüppelflügelvirus. Und<br />

jetzt eben auch noch die Affen mit<br />

ihren Pusteln.<br />

Zum Glück s<strong>in</strong>d mir <strong>in</strong> letzter<br />

Zeit noch ke<strong>in</strong>e Affen begegnet.<br />

Also noch ke<strong>in</strong>e Affen im S<strong>in</strong>ne<br />

von Primaten. Obwohl, Ende Mai<br />

war Vatertag, also Männertag, also<br />

Herrentag und da war so e<strong>in</strong>iges<br />

unterwegs… aber gut. Sollte auf<br />

me<strong>in</strong>en ausgedehnten Waldspaziergängen<br />

aber demnächst e<strong>in</strong><br />

Bonobo aus dem Unterholz huschen<br />

oder sich e<strong>in</strong> Orang Utan<br />

von Fichte zu Fichte hangeln, werde<br />

ich schnellstmöglich das Weite<br />

suchen.<br />

Aber man muss ja nicht gleich<br />

flüchten. Zumal das auch gar nicht<br />

so e<strong>in</strong>fach ist.<br />

Die Afrikanische Schwe<strong>in</strong>epest,<br />

oder wie wir alten Late<strong>in</strong>er sagen:<br />

die Pestis Africana Suum, hausiert<br />

derzeit <strong>in</strong> unseren Gefilden. Und es<br />

wurde Vorsorge getroffen: E<strong>in</strong> monumentales<br />

Bollwerk, der Schutzzaun<br />

gegen das <strong>in</strong>fizierte Schwarzwild,<br />

durchzieht nun unsere Gegend.<br />

Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e sogenannte<br />

Restriktionszone. Nach 30 Jahren<br />

Freiheit also wieder e<strong>in</strong>gezäunt.<br />

Wir s<strong>in</strong>d wieder Zone! Schon über<br />

80 Kilometer Maschendrahtgeflecht<br />

wurde gezogen, damit <strong>in</strong>fizierte<br />

Wildschwe<strong>in</strong>e nicht <strong>in</strong> bisher<br />

seuchenfreie Gebiete weiterwandern<br />

können. Dieser Zaun ist<br />

sozusagen die FFP2-Maske fürs<br />

Wildschwe<strong>in</strong>. Und – Achtung,<br />

jetzt kommt so e<strong>in</strong> Hauch James-<br />

Bond-Feel<strong>in</strong>g auf – die Task-Force<br />

Tierseuchenbekämpfung hat bei<br />

Der Autor<br />

der sogenannten Fallwildsuche<br />

nach verendeten Tieren unter E<strong>in</strong>satz<br />

von Drohnen und Kadaversuchhunden<br />

sowie der gezielten<br />

tierseuchenrechtlichen Tötung zu<br />

e<strong>in</strong>er drastischen Bestandsreduzierung<br />

bei Wildschwe<strong>in</strong>en geführt.<br />

Um Schwe<strong>in</strong>e zu schützen, wurden<br />

Schwe<strong>in</strong>e getötet. Na, wenn<br />

sich diese Methode zur Seuchenbekämpfung<br />

erst mal rumspricht:<br />

Gute Nacht! Aber den Zaun, den<br />

gibt´s jetzt trotzdem! Weil das Virus<br />

hochresistent ist. Und Impfungen<br />

haben fast ke<strong>in</strong>e Antikörperbildung<br />

bei behandelten Schwe<strong>in</strong>en<br />

hervorgebracht, sodass diese<br />

bei erneuter Infektion wieder erkrankten.<br />

Corona lässt grüßen.<br />

Und deshalb nun der Quarantäne-<br />

Zaun. Aber als Ossi weiß man, dass<br />

Zäune <strong>in</strong> Ausnahmefällen trotzdem<br />

überw<strong>in</strong>dbar s<strong>in</strong>d. Denn der<br />

Teufel lässt immer e<strong>in</strong>e Lücke. Und<br />

deshalb sollten wir uns alle schon<br />

mal darauf e<strong>in</strong>stellen, dass das Grillen<br />

demnächst verboten wird, weil<br />

die Holzkohle zur Stromerzeugung<br />

<strong>in</strong> den wieder hochgefahrenen<br />

Kohlekraftwerken benötigt wird<br />

und wir uns schnellstmöglich auf<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Wochentag für<br />

den unvermeidlichen Veggieday e<strong>in</strong>igen<br />

sollten.<br />

Apropos Gegrilltes: Ende April<br />

wurde nach zweijähriger Pandemie-Pause<br />

endlich wieder die Walpurgisnacht<br />

gefeiert. Der Gang<br />

zwischen zwei Walpurgisfeuern<br />

soll der Tradition nach re<strong>in</strong>igend<br />

wirken und Seuchen fernhalten.<br />

Die Äbtiss<strong>in</strong> Walpurga gilt als die<br />

Schutzheilige gegen Pest, Husten<br />

und Tollwut. Wie praktisch! Und<br />

ihr zu Ehren wurden am 30. April<br />

endlich wieder die Feuer entfacht,<br />

mit denen man böse Geister vertreiben<br />

wollte. Hätten wir mal lieber<br />

noch e<strong>in</strong>en Affentanz ums<br />

Feuer veranstaltet. Denn so richtig<br />

gewirkt hat es ja offensichtlich<br />

nicht.<br />

• Erik Lehmann, Jahrgang<br />

1984, ist Kabarettist,<br />

Autor und Imker<br />

• In der Zeit zwischen 2008<br />

und 2017 war er Ensemblemitglied<br />

des Dresdner<br />

Kabaretts „Herkuleskeule“<br />

• www.knabarett.de<br />

• www.uwes-landhonig.de<br />

Foto: Robert Jentzsch<br />

Mit den Besten von heute<br />

gibt es die Lösungen von morgen.<br />

Moderner Gerüstbau ist Hightech. Vermessung mit Drohnen oder 3D-Planung ist bereits unser Alltag. Mit bestens ausgebildeten Fachleuten<br />

realisieren wir Schutzkonstruktionen für Bau- oder Produktionsanlagen. Mehr Infosgibt‘sunter: www.spezialgeruestbau.de


50 LEBEN & STIL<br />

Wie sich <strong>Sachsen</strong><br />

zu Chefs machen<br />

Tausende Unternehmer <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> brauchen bald Nachfolger. E<strong>in</strong> Banker, e<strong>in</strong><br />

Handwerkersohn und e<strong>in</strong> Tischlermeister haben diese Chance genutzt.<br />

Von Georg Moeritz<br />

Wenn e<strong>in</strong> sächsischer Bankangestellter<br />

e<strong>in</strong>en Betrieb kaufen<br />

will, braucht er erst mal<br />

Geld. Uwe Kunath war Volksbank-Angestellter<br />

<strong>in</strong> Pulsnitz, als er von der Chance<br />

zur Selbstständigkeit erfuhr: Batex <strong>in</strong><br />

Großröhrsdorf stand zum Verkauf, e<strong>in</strong>er<br />

der letzten sächsischen Textilbetriebe mit<br />

eigenen Näher<strong>in</strong>nen. Der damalige Besitzer<br />

Horst Bräuer hatte mit fast 80 Jahren<br />

noch ke<strong>in</strong>en passenden Käufer für se<strong>in</strong>en<br />

Betrieb mit 20 Beschäftigten gefunden. Interessenten<br />

gab es schon, wie meistens bei<br />

sächsischen Industriebetrieben, und mit<br />

e<strong>in</strong>em war Bräuer auch schon fast e<strong>in</strong>ig –<br />

doch die Verhandlung platzte doch noch.<br />

Das war die Chance für Uwe Kunath<br />

und se<strong>in</strong>en Kollegen Sven Nicolaus. Die<br />

beiden Bankangestellten fragten sich<br />

schon länger, ob sie im Leben etwas Neues<br />

anfangen sollten. „Me<strong>in</strong> Chef sagte mir, er<br />

würde mich nicht gehen lassen“, sagt Kunath.<br />

Er hatte damals sieben Monate Kündigungsfrist.<br />

Doch der Handel kam zustande:<br />

Die beiden Banker wurden mit Batex-<br />

Besitzer Bräuer e<strong>in</strong>ig, verließen die Volksbank<br />

und fragten bei mehreren Banken<br />

nach e<strong>in</strong>em Kredit. Nun s<strong>in</strong>d sie Schuldner<br />

der Kreissparkasse.<br />

Die Bürgschaftsbank <strong>Sachsen</strong> (BBS) unterstützte<br />

das Geschäft, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>en Teil<br />

des Risikos übernahm. Bei 70 Firmennachfolgen<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> halfen solche Bürgschaf-<br />

Bei Batex <strong>in</strong> Großröhrsdorf werden Schutzwesten hergestellt. Das Unternehmen hat Nachfolger gefunden,<br />

ten im vorigen Jahr, sagt BBS-Geschäftsführer<br />

Markus H. Michalow. Nun s<strong>in</strong>d Kunath<br />

und Nicolaus seit anderthalb Jahren Chefs<br />

des Unternehmens Batex Technische Textilien<br />

GmbH und kennen sich aus mit Geweben,<br />

Nähten und Reißverschlusslängen.<br />

Der Betrieb ist erhalten geblieben, die 20<br />

Beschäftigten und zwei Auszubildende gibt<br />

Hammer Jobs.Hammer Feierabend.<br />

Hammer uns verdient.<br />

[ Haben wir ]<br />

es weiterh<strong>in</strong>. Beim Gang durch die Halle<br />

scherzt Kunath mit e<strong>in</strong>er der acht Frauen<br />

an Nähmasch<strong>in</strong>en, ob sie nicht doch e<strong>in</strong><br />

paar Jahre länger arbeiten wollen. Ende Juni<br />

besuchte <strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister<br />

Mart<strong>in</strong> Dulig (SPD) den Betrieb, um auf gelungene<br />

Beispiele für Unternehmensnachfolgen<br />

aufmerksam zu machen.<br />

erzgebirge-gedachtgemacht.de<br />

beschlossenen Haushaltes.<br />

Foto: dpa<br />

In <strong>Sachsen</strong> stehen nämlich Tausende<br />

Handwerker und andere Firmenchefs<br />

<strong>in</strong> den nächsten Jahren vor der<br />

Aufgabe, Nachfolger oder Käufer zu f<strong>in</strong>den.<br />

Die Gründer der Wendezeit kommen<br />

<strong>in</strong>s Rentenalter. Mehr als 7.600<br />

sächsische Unternehmer stehen bis<br />

2026 nach Berechnungen des Bonner<br />

Instituts für Mittelstandsforschung vor<br />

der Übergabe – oder drehen zum letzten<br />

Mal den Schlüssel um.<br />

Laut M<strong>in</strong>ister Dulig ist es „e<strong>in</strong>e Illusion“,<br />

dass alle Betriebe übernommen<br />

werden. <strong>Sachsen</strong> habe die höchste<br />

Handwerkerdichte. Viele Betriebe seien<br />

zu kle<strong>in</strong>, er wünsche sich Übernahmen<br />

„mit Wachstumsperspektive“. Doch etwa<br />

jeder fünfte Inhaber plant fest die<br />

Stilllegung – die meisten von ihnen haben<br />

allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Angestellten.<br />

Neu-Unternehmer Uwe Kunath will<br />

ke<strong>in</strong> großes Wachstum versprechen. Er<br />

nutzt das Gespräch mit dem M<strong>in</strong>ister,<br />

um über die nächste Ausschreibung des<br />

Landes zu sprechen – Batex beliefert<br />

unter anderem Polizeibehörden mit<br />

Schutzwesten. Alles sei maßgeschneidert,<br />

betont der Chef und zeigt Stichschutz-Material<br />

und Lieferzettel. Fertig<br />

zum Ausliefern liegt Berufsbekleidung<br />

für die Staatsanwaltschaft Leipzig bereit,<br />

für die Vollstreckungsbehörde <strong>in</strong><br />

Pirna und für die Polizei <strong>in</strong> Offenbach.<br />

Auch BASF ordert Overalls <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />

E<strong>in</strong>en Teil der Aufträge lässt Batex allerd<strong>in</strong>gs<br />

<strong>in</strong> Polen und Bulgarien erledigen.<br />

Dem M<strong>in</strong>ister sagt Kunath, dass er den<br />

Näher<strong>in</strong>nen gerne mehr als M<strong>in</strong>destlohnniveau<br />

zahlen würde, doch das sei<br />

nicht möglich. Da er sie nicht mit f<strong>in</strong>anziellen<br />

Anreizen halten könne, bemühe<br />

er sich, „dass die Arbeit Spaß macht“.<br />

Kunath hat gerade e<strong>in</strong>e Fachmesse<br />

besucht und berichtet von e<strong>in</strong>em Neukunden<br />

<strong>in</strong> den USA. Er erwägt, e<strong>in</strong>e Produktionsmasch<strong>in</strong>e<br />

mit Laser und e<strong>in</strong>e<br />

Solaranlage anzuschaffen, doch dafür<br />

wären Umbauten nötig. Ob er e<strong>in</strong>en<br />

vorhandenen Kunden behalten wird,<br />

weiß er noch nicht: Die PCK-Raff<strong>in</strong>erie<br />

<strong>in</strong> Schwedt hat vor wenigen Tagen<br />

Schutzkleidung aus Großröhrsdorf bekommen,<br />

also der Betrieb <strong>in</strong> russischem<br />

Besitz, dem das Öl auszugehen<br />

droht. Schlaflose Nächte hat Kunath <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er neuen Rolle als Unternehmer<br />

nach eigenen Angaben noch nicht gehabt.<br />

Es habe auch ke<strong>in</strong> Mitarbeiter gekündigt,<br />

sagt er. Mit se<strong>in</strong>em Firmenkauf<br />

sche<strong>in</strong>t er zufrieden zu se<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

betont Kunath auch: „Alle<strong>in</strong>e hätte<br />

ich es nicht gemacht.“<br />

M<strong>in</strong>ister Dulig weiß, dass nicht jeder<br />

sich die Chef-Rolle zutraut. In <strong>Sachsen</strong><br />

fehle es „grundsätzlich an gründungswilligem<br />

Nachwuchs“. Das sei auch e<strong>in</strong>e<br />

kulturelle Frage: „Wir erziehen K<strong>in</strong>der<br />

nicht dazu, <strong>in</strong>s Risiko zu gehen.“<br />

Oft werde e<strong>in</strong> sicherer Job bevorzugt.<br />

Dabei gebe es geförderte Beratungen,<br />

Bürgschaften, Förderkredite und Investitionszuschüsse.<br />

Bei der Nachfolgersuche haben es<br />

produzierende Unternehmer leichter<br />

als Händler oder Gastwirte, sagt Grit Fischer,<br />

Leiter<strong>in</strong> des Referats <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />

<strong>in</strong> der Industrie- und Handelskammer<br />

Dresden (IHK). E<strong>in</strong> Modegeschäft<br />

mit e<strong>in</strong>er 60-jährigen Inhaber<strong>in</strong><br />

habe meistens Stammkund<strong>in</strong>nen<br />

im gleichen Alter – e<strong>in</strong> solcher Kundenstamm<br />

sei für e<strong>in</strong>e junge Nachfolger<strong>in</strong><br />

nicht viel wert. Erstes Abschätzen e<strong>in</strong>es<br />

Firmenkaufs ermöglichen die Kammern<br />

über Chiffre-Anzeigen und mit<br />

der Internetplattform nexxt-change.org.<br />

Darüber hat auch Hans Lehmann<br />

se<strong>in</strong>e Firma gefunden. Der 33-Jährige<br />

aus Burkau wusste schon als K<strong>in</strong>d, dass<br />

er Unternehmer werden möchte. Die<br />

Eltern s<strong>in</strong>d selbstständige Töpfer <strong>in</strong> der<br />

Oberlausitz und haben ihm „die Selbstständigkeit<br />

vorgelebt“. Er machte allerd<strong>in</strong>gs<br />

se<strong>in</strong> Hobby Elektrotechnik zum<br />

Beruf, wurde Ingenieur an der FH und<br />

holte den Betriebswirt nach. Nun fühlt<br />

er sich gerüstet, für 30 Mitarbeiter Verantwortung<br />

zu übernehmen: Lehmann<br />

hat die Mehrheitsanteile am Unternehmen<br />

Elnic <strong>in</strong> Dresden GmbH erworben,<br />

das Energie- und Automatisierungstechnik<br />

herstellt. Beim vorherigen<br />

Geschäftsführer hat er im Vergleich<br />

mit anderen Bewerbern die<br />

meisten Punkte gemacht. Während Kunath<br />

und Lehmann Firmen übernahmen,<br />

die sie zuvor kaum kannten, erlebte<br />

Robert Palowsky e<strong>in</strong>e jahrelange<br />

E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Handwerksbetrieb.<br />

Denn Tischlermeister Gerd Grunert<br />

im Bannewitzer Ortsteil Rippien<br />

wollte die Übergabe se<strong>in</strong>es Betriebes <strong>in</strong><br />

gute Hände gründlich vorbereiten –<br />

und begann sicherheitshalber schon<br />

fünf Jahre zuvor. So lange führte Grunert<br />

Gespräche mit Robert Palowsky,<br />

der als Tischlermeister und Verkäufer<br />

bei e<strong>in</strong>er Fensterbaufirma arbeitet und<br />

dessen Familie er lange kannte. Drei<br />

Jahre vor der Übergabe kam der Nachfolger<br />

<strong>in</strong> die Tischlerei, die kaum Werbung<br />

nötig hat und viele Fensterläden<br />

für Villen herstellt. Palowsky habe „alle<br />

Stationen durchlaufen“, berichtet der<br />

Ex-Chef und bekennt trotzdem, dass<br />

ihm die Übergabe schwergefallen sei.<br />

„Das erste Jahr war für mich e<strong>in</strong> bissel<br />

schlimm.“ Schließlich habe er se<strong>in</strong>en<br />

Betrieb 1988 gegründet und länger als<br />

30 Jahre geführt. „Am Anfang denkt<br />

man immer, der Nachfolger macht alles<br />

falsch.“ Doch der kann damit umgehen,<br />

ist nun Chef e<strong>in</strong>es Handwerksbetriebs<br />

mit sechs Mitarbeitern und zwei<br />

Auszubildenden und sagt beruhigt<br />

über se<strong>in</strong>en Vorgänger: „Ich frage ihn<br />

gerne um Rat, aber er hat mir nichts<br />

mehr zu sagen.“<br />

www.nexxt-change.org


LEBEN & STIL 51<br />

Die Cuba-Libre-Wurst<br />

In Pirnas Bratwurstmanufaktur<br />

kann sich jeder<br />

se<strong>in</strong> persönliches<br />

Grillgut kreieren<br />

lassen. Domenic<br />

Naumann, der<br />

junge Filialleiter,<br />

mag Experimente.<br />

Se<strong>in</strong>e neuste<br />

Kreation: die Cuba-Libre-Bratwurst.<br />

Rum und<br />

Cola, Orange und<br />

Limette <strong>in</strong> der<br />

Wurst? Ja, das funktioniert, sagt<br />

er. Die Wurst, die kurz vor Himmelfahrt<br />

fertig wurde, sei weggegangen<br />

wie warme Semmeln.<br />

Bratwurst<br />

aus<br />

Pirna<br />

„E<strong>in</strong>fach schön,<br />

wenn es der Kunde<br />

annimmt.“<br />

Der kann <strong>in</strong> der<br />

Manufaktur der<br />

Dürrröhrsdorfer<br />

Fleisch- und<br />

Wurstwaren<br />

GmbH bestellen,<br />

was er am liebsten<br />

auf den Grill<br />

legen will. Er bestimmt<br />

Fleischart,<br />

die Größe der<br />

Würste, Zutaten,<br />

Gewürze. Selber herstellen geht<br />

zwar nicht, die Idee kommt dennoch<br />

an – Sommer ist schließlich<br />

Grillzeit. (JS). Foto: M. Förster<br />

Ideen<br />

für den<br />

großen<br />

Genuss<br />

Grafik: stock.adobe.com<br />

Schafbert und Chakalaka<br />

Unweit von Löbau<br />

liegt die kle<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>de Lawalde,<br />

e<strong>in</strong>e Postkartenidylle.<br />

Hier,<br />

<strong>in</strong> ihrem Heimatort,<br />

hat sich Lisanne<br />

Gladasch<br />

e<strong>in</strong>en ganz besonderen<br />

Lebenstraum<br />

erfüllt. Die<br />

28-Jährige hat<br />

kürzlich e<strong>in</strong>e<br />

Dorfkäserei eröffnet.<br />

Dort verkauft<br />

die junge Frau ihren selbst hergestellten<br />

Käse aus Schafsmilch.<br />

Wer diesen e<strong>in</strong>mal probiert hat,<br />

der kommt meist wieder. Das<br />

Käse<br />

aus<br />

Lawalde<br />

Sortiment reicht<br />

von Frischkäse<br />

wie dem Chakalaka<br />

über Hirtenund<br />

Fetakäse,<br />

Rauchtaler bis<br />

h<strong>in</strong> zu Schnittkäse<br />

mit Bockshornklee,<br />

Bärlauch<br />

oder naturell. Besonderer<br />

Beliebtheit<br />

erfreuen sich<br />

der Schafbert, e<strong>in</strong><br />

außergewöhnlich<br />

milder und cremiger<br />

Camembert. Die Kunden<br />

s<strong>in</strong>d begeistert, und die junge<br />

Frau hat noch viele Pläne.<br />

(AT).<br />

Foto: Rafael Sampedro<br />

Liebesperlen auch vegan<br />

Der Görlitzer<br />

Süßwarenhersteller<br />

Ho<strong>in</strong>kis baut<br />

an und aus. Nötig<br />

s<strong>in</strong>d die neuen<br />

Produktionskapazitäten<br />

unter anderem<br />

für zwei<br />

neue Produkte.<br />

Die Palette an Liebesperlen,<br />

bunten<br />

Dragees und<br />

Dekorzucker<br />

wird bald von Liebesperlen<br />

als Bio-<br />

Produkt und <strong>in</strong> veganer Ausführung<br />

erweitert. Die Zertifizierung<br />

erhielt die Fabrik bereits.<br />

Im Handel s<strong>in</strong>d die Produkte<br />

Liebesperlen<br />

aus<br />

Görlitz<br />

noch nicht zu f<strong>in</strong>den,<br />

spätestens<br />

Ende des Sommers<br />

sollen sie <strong>in</strong><br />

Supermärkten zu<br />

kaufen se<strong>in</strong>. Für<br />

Geschäftsführer<br />

Mathias Ho<strong>in</strong>kis<br />

ist der Trend<br />

nach veganen<br />

und Bio-Produkten<br />

e<strong>in</strong> Riesenthema,<br />

obwohl er<br />

vor Jahren nicht<br />

daran glaubte.<br />

„Die Nachfrage nach solchen<br />

Produkten steigt kräftig, wir<br />

stellen uns dieser Herausforderung“,<br />

sagt er. (GL) Foto: Paul Glaser<br />

Man muss das Rad nicht<br />

neu erf<strong>in</strong>den, um<br />

kul<strong>in</strong>arisch zu<br />

begeistern. Sieben<br />

Unternehmen aus<br />

<strong>Sachsen</strong> zeigen, wie es<br />

geht – mit süßen Perlen,<br />

edlem We<strong>in</strong>brand und<br />

Käse mit Charakter.<br />

Fe<strong>in</strong>es Tröpfchen<br />

Es ist e<strong>in</strong> ganz besonderes<br />

Tröpfchen<br />

mit erlesenen<br />

Zutaten, das<br />

die Wilthener<br />

We<strong>in</strong>brenner fürs<br />

Jubiläumsjahr<br />

neu aufgelegt haben.<br />

Der Cordial<br />

Medoc hat e<strong>in</strong>e<br />

lange Tradition,<br />

gehörte bis zur<br />

Mitte der 1970er-<br />

Jahre zum Sortiment<br />

des damals<br />

volkseigenen Betriebes und feiert<br />

nun dank 800. Geburtstag<br />

der Stadt Wilthen und 180. Firmenjubiläum<br />

e<strong>in</strong>e Renaissance.<br />

We<strong>in</strong>brand<br />

aus<br />

Wilthen<br />

Genau 2.000 Flaschen<br />

des Edellikörs<br />

wurden für<br />

die Neuauflage<br />

abgefüllt. Besonders<br />

s<strong>in</strong>d auch<br />

das Etikett sowie<br />

die Form der<br />

eckigen Flasche.<br />

Beides s<strong>in</strong>d Rem<strong>in</strong>iszenzen<br />

an die<br />

Geschichte der<br />

We<strong>in</strong>brennerei<br />

und die Geschichte<br />

der Stadt des<br />

We<strong>in</strong>brandes. „Bis jetzt war die<br />

Resonanz dazu sehr positiv“,<br />

freut sich Geschäftsführer Lutz<br />

Schürer. (BS)<br />

Foto: Uwe Soeder<br />

Retter der Biere<br />

Das neue alte Brot<br />

E<strong>in</strong> Stück Provence<br />

Tilo Jänichen aus<br />

dem sächsischen<br />

Frohburg arbeitet<br />

als Steuerberater<br />

<strong>in</strong> Leipzig, se<strong>in</strong>er<br />

Begeisterung für<br />

ungewöhnliches<br />

Bier frönt er im<br />

Nebenerwerb.<br />

Branchenkennern<br />

dürfte er als<br />

e<strong>in</strong>er der Wiederentdecker<br />

der<br />

Leipziger Gosetradition<br />

bekannt<br />

Bier<br />

aus<br />

Frohburg<br />

se<strong>in</strong>. Gose gilt als e<strong>in</strong>er der ältesten<br />

deutschen Bierstile. Die säuerliche<br />

Geschmacksnote ist hierzulande<br />

wenig bekannt, <strong>in</strong> Italien<br />

ist ihr e<strong>in</strong><br />

ganzes Festival<br />

gewidmet. Jänichen<br />

stellte dort<br />

se<strong>in</strong>e Lichtenha<strong>in</strong>er<br />

Weisse vor.<br />

Das Bier bestach<br />

mit e<strong>in</strong>er leichten<br />

Rauchnote.<br />

„Die stammt vom<br />

geräucherten<br />

Malz, welches das<br />

Bier vollmundiger<br />

ersche<strong>in</strong>en<br />

lässt, als es ist“,<br />

erklärt Jänichen, dem auch <strong>in</strong><br />

schwierigen Zeiten die Bier-Ideen<br />

bislang noch niemals ausgegangen<br />

s<strong>in</strong>d. (AR) Foto: A. Jungnickel<br />

Es s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong><br />

paar Worte, aber<br />

für Bäcker Marlon<br />

Gnauck bedeuten<br />

sie viel:<br />

„Ihr Brot<br />

schmeckt wie <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit“,<br />

me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong><br />

Kunde. Ke<strong>in</strong><br />

Wunder, denn<br />

Gnauck hat se<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Bäckerei <strong>in</strong><br />

Ottendorf-Okrilla<br />

umgestellt: weg<br />

von Fertigbackmischungen, weg<br />

von Geschmacksverstärkern,<br />

chemisch modifizierten Stärken<br />

oder Mehlen. Der 40-Jährige ist<br />

Brot<br />

aus<br />

Ottendorf-Okrilla<br />

e<strong>in</strong>er von ganz<br />

wenigen Bäckern<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, die<br />

für ihre Brote alte<br />

Getreidesorten<br />

verwenden. Studien<br />

besche<strong>in</strong>igen<br />

Sorten wie<br />

dem Pommerschen<br />

Dickkopfweizen<br />

e<strong>in</strong>e hohe<br />

Bekömmlichkeit<br />

und ernährungsphysiologische<br />

Qualität. Marlon<br />

Gnauck hat das viele neue Kunden<br />

gebracht – und die Gewissheit,<br />

auf dem richtigen Weg zu<br />

se<strong>in</strong>. (KS)<br />

Foto: Ronald Bonss<br />

Vor zwei Jahren<br />

hat sich die Agrargenossenschaft<br />

See e<strong>in</strong><br />

Stück französische<br />

Provence auf<br />

ihre Felder geholt.<br />

Seit vergangenem<br />

Jahr wird<br />

der Lavendel zu<br />

eigenen Produkten<br />

verarbeitet –<br />

und <strong>in</strong>zwischen<br />

Lavendelkorb<br />

aus<br />

See<br />

auch <strong>in</strong> vielerlei<br />

Form verkauft. So<br />

kommen zu dem Blick über das<br />

Lavendelfeld im Internet nun<br />

auch die Produkte dazu, die die<br />

Genossenschaft <strong>in</strong> ihrem eigenen<br />

Onl<strong>in</strong>e-Shop<br />

anbietet. Dazu<br />

zählen Duftöle,<br />

Duftsäckchen,<br />

Raumspray,<br />

Wurst mit Lavendelgeschmack<br />

und e<strong>in</strong> Lavendelpräsentkorb,<br />

der<br />

alle diese Produkte<br />

enthält. Hergestellt<br />

werden die<br />

Dufterzeugnisse<br />

am Betriebssitz <strong>in</strong><br />

See. Nur die Lavendel-Salami<br />

ist e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftserzeugnis<br />

mit der Viereichener<br />

Fleisch- und Wurstwaren<br />

GmbH. (SG) Foto: André Schulze

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