Wirtschaft in Sachsen_Sommerausgabe_2022
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Das Entscheidermagaz<strong>in</strong> vonSächsische.de<br />
Sommer<strong>2022</strong> • Schutzgebühr 2,70 Euro<br />
KARRIERE<br />
Wie manUmbrüche<br />
aktivgestaltet<br />
Jens Rothe ist erster<br />
Ostdeutscher im VW-<br />
Aufsichtsratspräsidium.<br />
Er will die Wendeerfahrungen<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Seite 05<br />
●<br />
Die Herr<strong>in</strong> der We<strong>in</strong>e<br />
DerNameSonja Schilgist längstnicht nur<br />
We<strong>in</strong>- und Sektliebhaberne<strong>in</strong> Begriff.Als<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong> des Sächsischen<br />
Staatswe<strong>in</strong>gutes Schloss Wackerbarth hat sie<br />
geme<strong>in</strong>sammit ihremTeam das erste<br />
Erlebniswe<strong>in</strong>gutEuropas entwickelt. Dabeiwollte<br />
Sonja SchilgihreIdeen vonGenussund Erleben<br />
eigentlich <strong>in</strong> Görlitzumsetzen. Weil sich das <strong>in</strong><br />
der dortigen Landskron-Brauereials schwierig<br />
Foto:Arvid Müller<br />
erwies,schickte die Geschäftsfrau ihrKonzept<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er„Stimmung zwischenVerzweiflungund<br />
Bewunderung“ an die Staatsregierung, die gerade<br />
beschlossen hatte, Schloss Wackerbarth <strong>in</strong><br />
eigener Regie zu behalten. Der Rest, so könnte<br />
man sagen, ist Geschichte. E<strong>in</strong>e überaus<br />
erfolgreichenochdazu.Sonja Schilg übergibtnun<br />
an ihrenNachfolger. In Rente geht sie, von<br />
Ruhestand ist<strong>in</strong>des nichtdie Rede. Seite 08<br />
●<br />
FINANZWESEN<br />
Mit Illum<strong>in</strong>io auf<br />
den Aktienmarkt<br />
Wie f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e Geldanlage,<br />
die den eigenen Werten entspricht?<br />
E<strong>in</strong> Dresdner Start-up hat<br />
dafür e<strong>in</strong>e App entwickelt. Seite 20<br />
INVESTITION<br />
Hochprozentigauf<br />
Wachstumskurs<br />
●<br />
Frank Leichsenr<strong>in</strong>g<br />
war Musiker und Architekt.<br />
Heute produziert<br />
erWhisky <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Dresdner Manufaktur. Seite 41<br />
●<br />
JobretterMasch<strong>in</strong>e<br />
Fachkräftemangel: <strong>Sachsen</strong> hofft aufRobotik-Offensive<br />
Von Nora Miethke<br />
L<br />
ange wollten wir ihn nicht wahrnehmen,<br />
jetzt spüren wir ihn allerorten:<br />
den Fachkräftemangel. Restaurants<br />
öffnen kürzer am Tagoderschließen<br />
ganz, weil sie ke<strong>in</strong>e Servicekräfte<br />
f<strong>in</strong>den. Urlaubsflieger heben mangels<br />
Bodenpersonal nichtab. Vonfehlenden<br />
Pflegekräften ganz zu schweigen. Aber<br />
auch <strong>in</strong> der Industrie häufen sich Klagen,<br />
man könnte mehr Umsatz machen,<br />
wennman mehr Leute hätte. Die<br />
Corona-Pandemie hat die Situation extremverschärft.<br />
Der Arbeitskräftemangel wird <strong>in</strong><br />
Ostdeutschland <strong>in</strong>den nächsten Jahren<br />
noch zunehmen. Vor allem <strong>in</strong> den<br />
ländlichen Regionen wird es Unternehmen<br />
immer schwerer gel<strong>in</strong>gen, offene<br />
Stellen zu besetzen, auch deshalb, weil<br />
die Großstädte wie Dresden, Leipzig<br />
und Chemnitz mit höheren Löhnen<br />
und attraktiveren Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
locken.<br />
Zuletzt hat der sächsische Handwerkstag<br />
dieLandesregierung aufgefordert,<br />
sich mehr um die Anwerbung<br />
ausländischer Fachkräfte zukümmern.<br />
Doch das ist schwer zu organisieren.<br />
Der e<strong>in</strong>fachere Weg für Firmen wird<br />
se<strong>in</strong>, auf Roboter und Digitalisierung<br />
zu setzen. Bei diesen Worten kommt<br />
bei vielen Menschen sofort die Angst<br />
vor Jobverlusten und Stellenabbau<br />
hoch. Angesichts der Erfahrungen <strong>in</strong><br />
der Vergangenheit und unter den E<strong>in</strong>drücken<br />
der Pandemie ist das auch verständlich.<br />
Doch die Wahrheit ist <strong>in</strong>zwischen<br />
–Automatisierung kann Arbeitsplätzeretten<br />
undkörperlich belastende<br />
Jobs weniger anstrengendmachen.<br />
<strong>Sachsen</strong> hat e<strong>in</strong> hervorragendes<br />
Ökosystem im Bereich Robotik. Im<br />
Netzwerk „Robot Valley Saxony“ haben<br />
sich Start-ups, Mittelständler und Forschende<br />
zusammengefunden, die die<br />
Vison e<strong>in</strong>t, <strong>Sachsen</strong> zum führenden<br />
Standort für Robotik <strong>in</strong> Europa aufzubauen.<br />
In dieser Ausgabe stellen wir<br />
wichtige Projekteund Akteurevor.<br />
Außerdem haben wir mit Enrico<br />
Paul undJörg Beutelgesprochen,die e<strong>in</strong>e<br />
mehrfach prämierte Zeitarbeitsfirma<br />
<strong>in</strong> Bautzen führen. Sie sagen: „Jeder,<br />
derarbeiten will,ist vermittelbar.“<br />
Täglich spannende News aus der sächsischen <strong>Wirtschaft</strong> und dem<br />
nationalen<strong>Wirtschaft</strong>sgeschehenauf wirtschaft-<strong>in</strong>-sachsen.de<br />
Bett<strong>in</strong>a Hünnighausen<br />
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2 ENTSCHEIDER & KARRIERE<br />
Obermeister für<br />
E<strong>in</strong>satz geehrt<br />
Arbeitskräfte<br />
bleiben die größte<br />
Roland Ermer.<br />
Foto: A. Wirsig/HWK<br />
Roland Ermer ist neuer Ehrenpräsident<br />
des Sächsischen Handwerkstags.<br />
Der Bäckermeister<br />
aus Bernsdorf wurde damit für<br />
se<strong>in</strong>en langjährigen E<strong>in</strong>satz für<br />
das sächsische Handwerk geehrt.<br />
Er ist zugleich Landesobermeister<br />
der Bäcker<strong>in</strong>nung.(WiS)<br />
Herausforderung<br />
Der scheidende IHK-Hauptgeschäftsführer Detlef Hamann über<br />
Werte, <strong>Wirtschaft</strong> und wund geschriebene F<strong>in</strong>ger.<br />
Bundesligist mit<br />
neuer Chef<strong>in</strong><br />
Susan Endler.<br />
Susan Endler wird Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
von <strong>Sachsen</strong>s Basketball-<br />
Bundesligisten N<strong>in</strong>ers Chemnitz.<br />
Die 41-Jährige war bislang als<br />
Prokurist<strong>in</strong> und Market<strong>in</strong>gleiter<strong>in</strong><br />
bei der Chemnitzer <strong>Wirtschaft</strong>sförderungs-<br />
und Entwicklungsgesellschaft<br />
(CWE). (WiS)<br />
Ehrenpreis für<br />
Präsidenten<br />
Foto: PR<br />
Herr Hamann, Sie gehen <strong>in</strong> den<br />
Ruhestand und können es offen<br />
sagen: Was muss sich <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>s<br />
<strong>Wirtschaft</strong>spolitik dr<strong>in</strong>gend ändern?<br />
Wir erleben momentan, dass das ganze<br />
Wertesystem <strong>in</strong>frage gestellt wird, das<br />
<strong>Sachsen</strong> zu dem gemacht hat, was es<br />
heute ist. Das halte ich nicht für gut. Dazu<br />
gehört auch, dass <strong>Wirtschaft</strong>spolitik<br />
<strong>in</strong> Deutschland immer mehr zur Sozialpolitik<br />
geworden ist. Ich wünsche mir,<br />
dass Politik auch wieder für die <strong>Wirtschaft</strong><br />
gemacht wird.<br />
Arbeiten Politik und Verwaltung<br />
denn gegen die <strong>Wirtschaft</strong>?<br />
Aus vielen Gesprächen weiß ich: Unternehmer<br />
verlieren die Lust, Unternehmer<br />
zu se<strong>in</strong>. Die Politik muss sich Gedanken<br />
machen, die Freude am Unternehmertum<br />
wieder zu fördern. Stattdessen<br />
hat die Bürokratie zugenommen. In<br />
den Jahren nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />
war erst e<strong>in</strong>mal mehr möglich und<br />
schneller machbar, weil die Verwaltung<br />
erst Zeit brauchte, zu voller Leistungsfähigkeit<br />
zu kommen. Die ist <strong>in</strong>zwischen<br />
komplett gegeben.<br />
Detlef Hamann gibt se<strong>in</strong> Amt als Hauptgeschäftsführer der IHK Dresden ab. Archivfoto: Robert Michael<br />
Karl-He<strong>in</strong>z B<strong>in</strong>us.<br />
Foto: Anja Jungnickel<br />
Die Vere<strong>in</strong>igung der Sächsischen<br />
<strong>Wirtschaft</strong> (VSW) hat Prof. Dr.<br />
Karl-He<strong>in</strong>z B<strong>in</strong>us, Präsident des<br />
Sächsischen Rechnungshofes,<br />
mit e<strong>in</strong>em Ehrenpreis ausgezeichnet<br />
und würdigt damit se<strong>in</strong><br />
Wirken für die sächsische <strong>Wirtschaft</strong><br />
und den Freistaat. (WiS)<br />
IMPRESSUM<br />
DDV <strong>Sachsen</strong> GmbH, Dresden<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Dietmann, Dirk Richter<br />
Anzeigen: Carsten Dietmann<br />
Vertriebsleitung: Nikolaus von der Hagen<br />
Technische Leitung: Volker Klaes<br />
Projektleitung: Rico Nonnewitz<br />
Kurator<strong>in</strong>: Nora Miethke<br />
Redaktion: Michael Rothe, Georg Moeritz,<br />
Nora Miethke, Jana Mundus, Peter Ufer,<br />
Sven Heitkamp, Irmela Hennig,<br />
Annett Kschieschan, Heiko Weckbrodt,<br />
Joachim Göres<br />
Schlussredaktion: Annett Kschieschan<br />
Kreation: Oberüber Karger<br />
Layout: Rita Schönberger-Gay<br />
Hausanschrift:<br />
Ostra-Allee 20, 01067 Dresden<br />
Druck: DDV Druck GmbH<br />
www.wirtschaft-<strong>in</strong>-sachsen.de<br />
kontakt@wirtschaft-<strong>in</strong>-sachsen.de<br />
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WIRTSCHAFT IN SACHSEN-<br />
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Jeden Donnerstag aktuelle<br />
Nachrichten aus und für<br />
<strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong> sowie<br />
Veranstaltungsh<strong>in</strong>weise<br />
direkt <strong>in</strong> Ihr Postfach.<br />
Tragen die Kammern nicht selbst<br />
zur Bürokratie bei, mit eigenen<br />
Regelwerken und Forderungen?<br />
Wir stehen da manchmal e<strong>in</strong> bisschen<br />
zwischen Baum und Borke. Aber wir haben<br />
viele Regeln e<strong>in</strong>zuhalten, etwa beim<br />
System der dualen Berufsausbildung mit<br />
Vorgaben vom Bundesgesetzgeber. Als<br />
IHK s<strong>in</strong>d wir gefordert, unsere Mitgliedsunternehmen<br />
vor überbordender Bürokratie<br />
zu schützen. Die Erfolge waren<br />
leider überschaubar, etwa bei der Erlaubnis<br />
für e<strong>in</strong>kaufsoffene Sonntage.<br />
Als Sie 2003 Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK Dresden wurden, war<br />
Arbeitslosigkeit das beherrschende<br />
Thema. Haben Sie hauptsächlich<br />
Aufschwung erlebt?<br />
Es hat sich unheimlich viel geändert <strong>in</strong><br />
diesen rund 25 Jahren, die ich <strong>in</strong> diesem<br />
Haus b<strong>in</strong>. Damals haben wir Unternehmen<br />
gebeten, über Bedarf auszubilden –<br />
heute fehlen Bewerber. Vor der EU-Osterweiterung<br />
war die Angst weit verbreitet,<br />
polnische Arbeitnehmer könnten<br />
den Arbeitsmarkt fluten. Jetzt s<strong>in</strong>d wir<br />
froh über jeden, der kommt. Wir haben<br />
auch Hochwasser erlebt und die E<strong>in</strong>führung<br />
des Euro ...<br />
Was muss Ihr Nachfolger Lukas<br />
Rohleder als Erstes anpacken?<br />
Wir haben e<strong>in</strong>e spezifische Situation<br />
mit Themen wie Inflation, Rohstofflieferung<br />
oder Energieversorgungssicherheit.<br />
Da lassen sich schwer e<strong>in</strong>zelne Empfehlungen<br />
geben. Das Wichtigste für mich<br />
als IHK-Geschäftsführer ist der unmittelbare<br />
persönliche Kontakt zu möglichst<br />
vielen Unternehmern. Daraus lernt<br />
man, und gleichzeitig erdet das auch.<br />
Durften Sie Ihren Nachfolger<br />
selbst aussuchen?<br />
Ne<strong>in</strong>, es gab e<strong>in</strong>e Ausschreibung. Die<br />
Auswahl aus den 70 Bewerbern hat e<strong>in</strong>e<br />
F<strong>in</strong>dungskommission getroffen, bestehend<br />
aus dem Präsidenten, zwei Vizepräsidenten<br />
und dem Ehrenpräsidenten.<br />
Dann haben Präsidium und Vollversammlung<br />
entschieden.<br />
Spielt Parteimitgliedschaft bei<br />
diesem Posten e<strong>in</strong>e Rolle?<br />
Ne<strong>in</strong>, ich b<strong>in</strong> selbst nicht Mitglied e<strong>in</strong>er<br />
Partei, und darüber war ich die ganzen<br />
Jahre sehr froh. Parteib<strong>in</strong>dung spielt bei<br />
uns überhaupt ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Ihr Kollege Hans-Joachim Wunderlich,<br />
der zur gleichen Zeit wie<br />
Sie als IHK-Hauptgeschäftsführer<br />
<strong>in</strong> Chemnitz <strong>in</strong> den Ruhestand<br />
geht, ist <strong>in</strong> der SPD.<br />
Ja, er gehörte zu den Mitgründern <strong>in</strong><br />
Plauen nach der Wende. Wir haben viele<br />
Jahre zusammengearbeitet und beide<br />
im M<strong>in</strong>isterium ke<strong>in</strong> Blatt vor den Mund<br />
genommen, wenn es etwas zu kritisieren<br />
gab. Das hätten uns unsere Mitgliedsunternehmen<br />
auch übel genommen,<br />
nur denen s<strong>in</strong>d wir verpflichtet.<br />
Hat den die Landesregierung auf<br />
Ihre Wünsche und Ratschläge gehört?<br />
Bei manchen Themen konnten wir uns<br />
die F<strong>in</strong>ger wund schreiben, bei anderen<br />
haben wir gut zusammengearbeitet. Bei<br />
Corona beispielsweise haben wir ideologiefrei<br />
und sachdienlich mit <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />
und Sozialm<strong>in</strong>isterium nach Lösungen<br />
gesucht. Als es etwa darum g<strong>in</strong>g,<br />
Pendler aus Polen und Tschechien nicht<br />
mehr nach <strong>Sachsen</strong> zur Arbeit zu lassen,<br />
haben wir Möglichkeiten mit Tests gefunden.<br />
Hat die Corona-F<strong>in</strong>anzhilfe ausreichend<br />
geholfen?<br />
Ja, <strong>in</strong>sgesamt haben die vielen Programme<br />
funktioniert. Es gab Anlaufschwierigkeiten<br />
und viele Videokonferenzen,<br />
auch mit Bundestagsabgeordneten wie<br />
Thomas de Maizière. Auch das Kurzarbeitergeld<br />
hat geholfen. Und bei den Corona-Hilfen<br />
haben auch wir Kammern<br />
manchmal mit Wünschen dazu beigetragen,<br />
dass manches noch e<strong>in</strong>mal programmiert<br />
werden musste und so etwas<br />
länger gedauert hat – aber dadurch besser<br />
wurde.<br />
Ihr Spezialgebiet ist die Tourismuswirtschaft,<br />
als langjähriger<br />
Vizepräsident im Landestourismusverband.<br />
Wird sich die Branche<br />
von Corona erholen?<br />
Momentan läuft es gut. Die Veranstaltungen<br />
häufen sich. Alle versuchen,<br />
möglichst viel <strong>in</strong> den verme<strong>in</strong>tlich sicheren<br />
Sommer h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zupressen. Aber es<br />
bleibt die Unsicherheit, wie es mit Corona<br />
weitergeht. Außerdem geht aufgrund<br />
der Inflation die Neigung zum Geldausgeben<br />
zurück. Das wirkt sich natürlich<br />
auf die Urlaubsplanung aus. Mehrere Urlaube<br />
im Jahr s<strong>in</strong>d nicht mehr dr<strong>in</strong>. Für<br />
die Gastronomie wird es nicht e<strong>in</strong>fach,<br />
die gestiegenen Preise an den Kunden<br />
weiterzugeben. Von den Arbeitskräfteproblemen<br />
ganz zu schweigen.<br />
Wie stark haben Sie die Unterschiede<br />
zwischen Dresden und<br />
der Oberlausitz zu spüren bekommen?<br />
Der ganze Kammerbezirk außerhalb<br />
Dresdens ist ländlicher Raum. Ich war<br />
nirgendwo so viel unterwegs wie <strong>in</strong> der<br />
Oberlausitz, zumal auch me<strong>in</strong>e Frau von<br />
dort stammt. Ich habe viele tolle Unternehmer-Typen<br />
<strong>in</strong> der Lausitz kennengelernt.<br />
Es hat Spaß gemacht, mit ihnen<br />
etwas aufs Gleis zu setzen. Und die <strong>Wirtschaft</strong>skraft<br />
e<strong>in</strong>es Landkreises Bautzen<br />
von Müllermilch bis Accumotive kann<br />
locker mit der Dresdner <strong>Wirtschaft</strong>skraft<br />
mithalten.<br />
Was wird die Oberlausitz stärker<br />
verändern – der Ausstieg aus der<br />
Braunkohle oder das Geld vom<br />
Staat, das zum Ausgleich dort<br />
ausgegeben werden kann?<br />
Die stärkste Veränderung kommt von<br />
der demografischen Entwicklung. Die<br />
Verfügbarkeit von Arbeitskräften wird<br />
die größte Herausforderung, die wir <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> den nächsten Jahren haben<br />
werden. Denn die angrenzenden Regionen<br />
<strong>in</strong> Polen und Tschechien, die haben<br />
wir schon geplündert.<br />
Was kann der Staat tun? Neue Unternehmen<br />
stärker anlocken?<br />
Der Staat <strong>in</strong>vestiert derzeit sehr viel. Da<br />
werden Bachläufe freigelegt für e<strong>in</strong><br />
schönes Umfeld und Kitas gebaut – gegen<br />
die habe ich auch nichts, denn e<strong>in</strong>e<br />
tolle Kita im Ort kann auch e<strong>in</strong> Argument<br />
für e<strong>in</strong>en Arbeitgeber beim Werben<br />
um Mitarbeiter se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> neu angesiedelter<br />
Großbetrieb hätte es aber<br />
schwer, viele Arbeitskräfte zu f<strong>in</strong>den.<br />
Vor allem müsste der Staat die vorhandenen<br />
Betriebe beim Wachsen unterstützen.<br />
Wenn die Unternehmer e<strong>in</strong><br />
Budget für Forschung und Entwicklung<br />
neuer Produkte zur Verfügung bekommen,<br />
dann fällt ihnen auch etwas e<strong>in</strong>,<br />
was sie damit machen können.<br />
Das Gespräch führte Georg Moeritz
ENTSCHEIDER&KARRIERE 3<br />
Mikrochipsder Zukunft s<strong>in</strong>d<br />
Chef<strong>in</strong>nen-Sache<br />
Manuela Junghähnelund WenkeWe<strong>in</strong>reichleiten e<strong>in</strong> neuesZentrum,<br />
dasHerstellernwie Inf<strong>in</strong>eon e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigartigenServicebietet.<br />
Von JanaMundus<br />
Noch fehlt ihm e<strong>in</strong> knackiger Name.<br />
E<strong>in</strong>gängig muss er se<strong>in</strong>.<br />
Aber Manuela Junghähnel und<br />
Wenke We<strong>in</strong>reich lassen sichZeit. So was<br />
will schließlich gut überlegt se<strong>in</strong>. Die<br />
Frauen leiten geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> neues<br />
Dresdner Forschungszentrum der Fraunhofer-Gesellschaft.<br />
Noch trägt es den<br />
sperrigen Arbeitstitel „Center for Advanced<br />
CMOS &Hetero<strong>in</strong>tegration Saxony“.<br />
Kl<strong>in</strong>gt kompliziert. Dabei hat das Zentrum<br />
das Ziel, es Chipherstellern weltweit<br />
e<strong>in</strong>facher zu machen. Die Wissenschaftler<strong>in</strong>nen<br />
und ihre Mitarbeiter bieten<br />
e<strong>in</strong>en Service, den Halbleiterfirmen<br />
so nirgendwo bekommen.<br />
WeltweitgefragteChips<br />
Es geht bunt zu. Die großen, runden<br />
Scheiben<strong>in</strong>den Händender beiden Frauen<br />
reflektieren das Licht, ihre blanken<br />
Oberflächen schimmern orange oder<br />
blau. Es s<strong>in</strong>d sogenannte Wafer, die<br />
Grundlage für all das s<strong>in</strong>d, was <strong>in</strong> der Mikroelektronik<br />
entsteht. Auf ihnen werden<br />
die nur wenige Millimeter großen<br />
Mikrochips hergestellt.<br />
Sie s<strong>in</strong>d weltweit gefragt, um moderne<br />
Elektroautos zubauen oder die Superrechner<br />
der Zukunft zu ers<strong>in</strong>nen. Wafer<br />
mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 300 Millimetern<br />
s<strong>in</strong>d derzeit e<strong>in</strong> wichtiger Standard<br />
fürdie Industrie. Genau dafür haben<br />
die Dresdner e<strong>in</strong>e jahrelange Expertise,<br />
diesie nunimneuen Projekt nutzen.<br />
„Wir möchten unseren Kunden dabei<br />
helfen, neue Fertigungsprozesse zu entwickeln<br />
und zutesten“, erklärt Wenke<br />
We<strong>in</strong>reich das Anliegen der Neugründung.<br />
In den Arbeitsabläufen etablierter<br />
Firmen wie etwa Inf<strong>in</strong>eon, Globalfoundries<br />
oder Bosch<br />
ist das im Tagesgeschäft<br />
nahezu<br />
unmöglich. Prozesse<br />
zu unterbrechen,<br />
kostet<br />
e<strong>in</strong>e Menge<br />
Geld. Das Zentrum<br />
will diese<br />
Lückeschließen.<br />
Zwei sächsische<br />
Fraunhofer-<br />
E<strong>in</strong>richtungen<br />
bündeln dafür<br />
ihre Kräfte: das<br />
Dresdner Fraunhofer-Institutfür<br />
Photonische Mikrosysteme<br />
IPMS mit dem Bereich CNT –Center<br />
Nanoelectronic Technologies, das Wenke<br />
We<strong>in</strong>reich leitet, und das Fraunhofer-Institut<br />
für Zuverlässigkeit und Mikro<strong>in</strong>tegration<br />
IZM mit se<strong>in</strong>em Institutsteil „All<br />
Silicon System Integration Dresden –AS-<br />
SID“ <strong>in</strong>Moritzburg. Letzteres leitet ManuelaJunghähnel.Die<br />
Halbleiter<strong>in</strong>dustrie<br />
sei e<strong>in</strong>e der größten und am stärksten<br />
wachsenden Branchen weltweit, sagt ihre<br />
Kolleg<strong>in</strong>. „Daraus ergeben sich für uns<br />
viele spannende und zugleich auch anspruchsvolle<br />
Fragestellungen für unsere<br />
Arbeit.“<br />
Wer den beiden Zentrums-Leiter<strong>in</strong>nen<br />
zuhört, der spürt schnell, wie sie für<br />
ihr Thema brennen –und das schon seit<br />
Jahren. Während Wenke We<strong>in</strong>reich nach<br />
dem Studium der Angewandten Naturwissenschaft<br />
über das Recycl<strong>in</strong>g von Solarzellen<br />
schließlich während ihrer Promotion<br />
über Dielektrische Materialien<br />
für dynamische Informationsspeicher zur<br />
<strong>Sachsen</strong> weiter voranbr<strong>in</strong>gen –und funktioniert<br />
auch erst mal ganz ohne knackigenCenter-Namen.<br />
„UnserKnowhowzubündeln,<br />
ergibtbei vielen<br />
Kundenprojekten<br />
e<strong>in</strong>fach S<strong>in</strong>n<br />
undschafft<br />
außerdem<br />
Mehrwerte.“<br />
Sie s<strong>in</strong>d die Chef<strong>in</strong>nen des neuen Forschungszentrums der Fraunhofergesellschaft <strong>in</strong> Dresden: Manuela Junghähnel und Wenke We<strong>in</strong>reich (l.).<br />
Halbleiterherstellung f<strong>in</strong>det, ist der Weg<br />
von Manuela Junghähnel zum<strong>in</strong>dest anfangs<br />
ke<strong>in</strong> klassischer.<br />
Weil sie Ende der 1980er-Jahre <strong>in</strong> der<br />
DDR ke<strong>in</strong> Abitur ablegen darf,beg<strong>in</strong>nt sie<br />
e<strong>in</strong>e Ausbildung zurElektromonteur<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Stahlwerk. „Ich habe die Anlagen<br />
überwacht, sorichtig im Schichtsystem“,<br />
sagt sie und lacht. Nach der Wende<br />
macht sie an der Abendschule ihr Abitur,<br />
promoviert später<br />
zu transparenten<br />
leitfähigen<br />
Materialien.<br />
„Während me<strong>in</strong>er<br />
Arbeit kam<br />
ich immer wieder<br />
mit Halbleitertechnologien<br />
<strong>in</strong> Berührung“,<br />
er<strong>in</strong>nert sie sich.<br />
„Ich wollte irgendwann<br />
mehr<br />
und auch mehr<br />
Verantwortung.“<br />
Bereits <strong>in</strong> den<br />
vergangenen Jahren arbeiteten die Forscher<strong>in</strong>nenund<br />
ihreGruppen wiederholt<br />
eng zusammen. E<strong>in</strong>fach ausgedrückt:<br />
Während WenkeWe<strong>in</strong>reichund ihreKollegen<br />
am Fraunhofer IPMS ergründen,<br />
wie leistungsfähige Mikrochips gebaut<br />
se<strong>in</strong> müssen, schauen Manuela Junghähnelund<br />
ihr Team,wie sich all das effektiv<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> System br<strong>in</strong>gen lässt. „Aktuelll<br />
geht derTrendraus aus derFläche h<strong>in</strong>zu<br />
dreidimensionalen Lösungen“, erklärt<br />
sie. Die Chips der Zukunft sollen besser,<br />
energie-und chemikaliensparend undzudem<br />
preiswerter <strong>in</strong> der Herstellung se<strong>in</strong>.<br />
Stück für Stück tasten sich auch die<br />
Dresdner an dieLösungen heran.<br />
Energiesparend undpreiswerter<br />
„Unser Know-how zu bündeln, ergibt bei<br />
vielen Kundenprojekten e<strong>in</strong>fach S<strong>in</strong>n<br />
undschafftaußerdem Mehrwerte“, bestätigt<br />
auch Wenke We<strong>in</strong>reich. Die Gründung<br />
des Centers sei deshalb e<strong>in</strong> logischer<br />
Schritt gewesen. Gleich <strong>in</strong> Nachbarschaft<br />
zur Chipfabrik von Globalfoundries<br />
<strong>in</strong>vestierten Bund, Land und<br />
Fraunhofer-Gesellschaft rund 140 Millionen<br />
Euro, die unter anderem e<strong>in</strong>en<br />
3.000 Quadratmeter großen Re<strong>in</strong>raum<br />
f<strong>in</strong>anzierten.<br />
E<strong>in</strong> Gebäude mit Laboren und Büros<br />
folgt bald, die ersten Großgeräte, alles<br />
Industriestandard, bauen Experten <strong>in</strong><br />
den nächsten Wochen auf. Bis 2027<br />
kommen noch e<strong>in</strong>mal knapp 40,5 Millionen<br />
Euro dazu. Dann wird auchder Re<strong>in</strong>raum<br />
nochmals um 1.000 Quadratmeter<br />
wachsen.<br />
Den Nachwuchs fördern<br />
Dass sie und ihre Teams nun zusammen<br />
die neuen Räumlichkeiten nutzen, das<br />
sei effizient und kostenbewusst. Haben<br />
die Männer e<strong>in</strong> Problem damit, dass jetzt<br />
zwei Frauen das Sagen haben? Beide<br />
schüttelnden Kopf.Dabei seienFrauen<strong>in</strong><br />
der Mikroelektronik leider immer noch<br />
e<strong>in</strong>e Seltenheit. Die weiblichen Studierenden,<br />
die sie anden Universitäten <strong>in</strong><br />
ihrem Fachbereichtreffen, kommen zum<br />
Großteil aus dem Ausland. „Da frage ich<br />
mich schon, was da eventuell im deutschen<br />
Bildungssystem falsch läuft“, sagt<br />
WenkeWe<strong>in</strong>reich nachdenklich.<br />
Die Wissenschaftler<strong>in</strong>nen setzen sich<br />
für die Förderung des Nachwuchses e<strong>in</strong> –<br />
vor allem desweiblichen. „Inden vergangenen<br />
Jahren hat sich schon etwasgetan,<br />
aber Frauen landen <strong>in</strong> unserer Branche<br />
leider immer noch recht selten <strong>in</strong>Führungspositionen.“<br />
Dabei beweisen die<br />
Center-Chef<strong>in</strong>nen: Mikroelektroniker<strong>in</strong>,<br />
Standortleiter<strong>in</strong> und Mutter –das funktioniert<br />
durchaus gutzusammen.<br />
Ihre Verantwortung ist nun erst e<strong>in</strong>mal,<br />
dass das Center e<strong>in</strong> Erfolg wird. Bisher<br />
begleiteten die beteiligten Institute<br />
bereits zahlreiche Industrieprojekte aus<br />
aller Welt, aus Deutschland, Europa, den<br />
USA oder auch Asien. Bis heute s<strong>in</strong>d sie<br />
die e<strong>in</strong>zigen beiden deutschen Forschungszentren<br />
für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dustrienahe<br />
Mikroelektronikforschung im300 Millimeter-Bereich.<br />
„Nun bieten wir den Kunden<br />
e<strong>in</strong>e gute, technische Lösung aus e<strong>in</strong>er<br />
Hand“, sagt Wenke We<strong>in</strong>reich. Das<br />
dürfte den Mikroelektronik-Standort<br />
Individuelle<br />
E<strong>in</strong>zelstücke<br />
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Urlaub im eigenen Land war und<br />
ist <strong>in</strong> Corona-Zeiten angesagt<br />
wie nie. Vor allem Camp<strong>in</strong>gplätze<br />
durften sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />
zwei Jahren <strong>in</strong> Zeiten von M<strong>in</strong>destabstand<br />
und Maske über mehr Gäste freuen.Auchfür<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Firma aus Ebendörfel<br />
zwischen Bautzen und Großpostwitz<br />
entpuppten sich die neuen Hygienevorschriften<br />
als Umsatzgenerator.Erst<br />
vor wenigen Tagen lieferte die Firma<br />
Berger Raumsysteme sechs mobile Sanitäranlagen<br />
an e<strong>in</strong>en Camp<strong>in</strong>gplatz nach<br />
Bayern. Die Ausstattung von Camp<strong>in</strong>gplätzen<br />
vor allem auch imsanitären Bereich<br />
hat sich <strong>in</strong>den vergangenen Jahren<br />
gewandelt. Statt Geme<strong>in</strong>schaftsräumen<br />
mit Duschen und Waschbecken<br />
f<strong>in</strong>den Outdoor-Fans <strong>in</strong>zwischen immer<br />
öfter E<strong>in</strong>zelkab<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den Sanitäranlagen<br />
vor. Doch auf dem Camp<strong>in</strong>gplatz<br />
Seecamp<strong>in</strong>g im bayerischen Langlau<br />
geht man noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter. Auf<br />
zwölf sogenannten Luxus-Stellplätzen<br />
gibt es nun für die Camper sogar Privatbäder–ebenjene<br />
aus Ebendörfel. In den<br />
kompakten Familienbädern, die den jeweiligen<br />
Platzmietern zur Verfügung<br />
stehen, s<strong>in</strong>d Dusche, Waschbecken und<br />
Toilette untergebracht.<br />
Der jüngste Großauftrag g<strong>in</strong>g von<br />
Ebendörfel auf drei Sattelschleppern auf<br />
Reisen, die kle<strong>in</strong>en Häuser wurden vor<br />
Ort angeschlossen und s<strong>in</strong>d sofort nutzbar.<br />
Die Doppelduschkab<strong>in</strong>en hat das<br />
Unternehmen extra für den Camp<strong>in</strong>gplatzbetreiber<br />
aus dem fränkischen<br />
Per Sattelschlepper schickt Steffi Berger sechs mobile Sanitäranlagen<br />
auf e<strong>in</strong>en Camp<strong>in</strong>gplatz <strong>in</strong> Bayern. Der Großauftrag freut die Chef<strong>in</strong><br />
von Berger Raumsysteme. Ähnliche Anlagen von der Toilette bis zum<br />
Büro vermietet das Unternehmen aus Ebendörfel. Foto: SteffenUnger<br />
Seenland entwickelt. „Mit der Corona-<br />
Pandemie haben sich vielerorts die Hygieneanforderungen<br />
verändert. Plötzlich<br />
war Abstand wichtig“, sagt Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Steffi Berger. Auf vielen Plätzen<br />
mussten daher <strong>in</strong> den vergangenen zwei<br />
Jahren Wasch- und Duschräume gesperrt<br />
werden, daesdort e<strong>in</strong>fach zu eng<br />
zug<strong>in</strong>g. Steffi Berger ist davon überzeugt,<br />
dass Camp<strong>in</strong>gplatzbetreiber auch<br />
<strong>in</strong> den kommenden Jahren derartige<br />
Raumsysteme nachfragen werden. „Damit<br />
entfällt auch der manchmal weite<br />
Weg zu den Sanitäranlagen, den sich<br />
Camper vor allem nachts ersparen wollen“,<br />
nennt sie e<strong>in</strong>en weiteren Grund.<br />
Mit kle<strong>in</strong>en mobilen Räumen hat sich<br />
das Familienunternehmen aus Ebendörfel<br />
e<strong>in</strong>e Marktnische erobert. Vor 23 Jahren<br />
startete Steffi Berger mit ihrem Vater<br />
mit mobilen Toilettenanlagen und<br />
dem Mobilheimbau <strong>in</strong>s Geschäft. Bald<br />
stand fest, dass vor allem <strong>in</strong>dividuelle<br />
Ausstattung imInnern und der Umgebung<br />
angepasste Fassaden gefragt s<strong>in</strong>d.<br />
Die Räume haben e<strong>in</strong>en Stahlgrundrahmen<br />
und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ständerbauweise<br />
gebaut. Sie werden komplett gedämmt<br />
und s<strong>in</strong>d so auch imW<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>setzbar,<br />
erklärt Steffi Berger. 80 Prozent e<strong>in</strong>es<br />
Hauses bestehen aus Holz. Lieferschwierigkeitengebeesbislang<br />
aberke<strong>in</strong>e, alle<br />
Aufträge könne man pünktlich ausliefern.<br />
„Wir arbeiten seit Jahren mit drei<br />
Holzhändlern der Region zusammen<br />
und haben durch unsere Lagermöglichkeiten<br />
auch etwas vorsorgen können“,<br />
sagt die Geschäftsführer<strong>in</strong>. Auch bei Zubehör<br />
wie Türen undKeramik habe man<br />
sich bevorratet.<br />
Berger Raumsysteme stellt <strong>in</strong>zwischen<br />
mehr als 50 Standardprodukte<br />
her. Die reichen von der Hundehütte<br />
und kle<strong>in</strong>en Gartensauna für Privatleute<br />
über öffentliche WC-Anlagen oder Hafenmeisterbüros<br />
bis zu Aufenthalts- und<br />
Lagerräumen. Die Kunden des Familienbetriebes<br />
s<strong>in</strong>d vor allem Kommunen,<br />
Camp<strong>in</strong>gplatz- und Golfplatzbetreiber<br />
sowie Verkehrsbetriebe undVere<strong>in</strong>e.Die<br />
Kölner Verkehrsbetriebe etwa haben für<br />
ihre Fahrer 50Toilettenanlagen aus Ostsachsen<br />
angeschafft. Für den Berzdorfer<br />
See hofft das Unternehmen auf den Zuschlag<br />
für e<strong>in</strong> Hafenmeisterbüro samt<br />
Lager und Beh<strong>in</strong>derten-WC. Auch <strong>in</strong><br />
Hochwassergebieten s<strong>in</strong>d immer öfter<br />
Produkte aus Ebendörfel zuf<strong>in</strong>den, da<br />
für Festbauten oft ke<strong>in</strong>e Baugenehmigung<br />
vorliegt und die Mobilhäuser mit<br />
e<strong>in</strong>em Kran <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Stunde abtransportiert<br />
werden können, sagt Steffi<br />
Berger. Verkauft werden die Anlagen <strong>in</strong>zwischen<br />
nicht mehr nur deutschlandweit.<br />
Der Familienbetrieb vermietet se<strong>in</strong>e<br />
mobilen Häuser aber auch <strong>in</strong> der Region.<br />
Die für Auslieferung und Aufstellung<br />
notwendige Transporttechnik bis<br />
h<strong>in</strong> zum Ladekran besitzt das Unternehmen<br />
selbst, und die Chef<strong>in</strong> setzt sich dafür<br />
auch mal ans Lenkrad e<strong>in</strong>es Sattelschleppers.<br />
Frances Zedler.<br />
Foto:Georg Moeritz<br />
Dr.Frances Zedler istdie neue<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong> desVere<strong>in</strong>s<br />
Energy Saxony. Die31-jährige<br />
Wissenschaftler<strong>in</strong> hatzuvor an<br />
derTUDresden Masch<strong>in</strong>enbau<br />
studiertund am Lehrstuhl von<br />
ProfessorAntonio Hurtadoander<br />
Wasserstoffstrategiemitgearbeitet.(WiS)<br />
Chef für<strong>Sachsen</strong>s<br />
Talsperren<br />
Eckehard Bielitz.<br />
DerCoswiger Eckehard Bielitzist<br />
neuer Geschäftsführer der Landessperrrenverwaltung.<br />
Er ist<br />
damitnun zuständig für über 800<br />
Mitarbeiter,die <strong>in</strong>sgesamt 23<br />
Tr<strong>in</strong>kwassertalsperren betreuen.<br />
40 Prozentder <strong>Sachsen</strong> werden<br />
aufdiesemWeg mitRohwasser<br />
fürTr<strong>in</strong>kwasser versorgt. (WiS)<br />
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Immer up to date<br />
se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Sachen <strong>Wirtschaft</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />
Foto:Norbert Millauer<br />
Diemitteldeutsche <strong>Wirtschaft</strong> zu Gast <strong>in</strong> Dresden<br />
beider MiRKo: lauterleben!<br />
ANZEIGE<br />
Mehr als 400Unternehmer:<strong>in</strong>nen folgten vom17. bis19. Juni <strong>2022</strong> derE<strong>in</strong>ladungder sächsischen <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren (WJ) zur Mitteldeutschen<br />
Regionalkonferenz (MiRKo) undkonnten so Dresden alsganz besondere <strong>Wirtschaft</strong>s-, Kultur-und Wissenschaftsregionerleben.<br />
Die MiRKo ist die zweitgrößte<br />
Konferenz der <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren<br />
<strong>in</strong> Deutschland und ist e<strong>in</strong>es<br />
der größten und wichtigsten<br />
Treffen junger <strong>Wirtschaft</strong>streibende<br />
und Führungskräfte aus<br />
<strong>Sachsen</strong>, <strong>Sachsen</strong>-Anhalt, Thür<strong>in</strong>gen,<br />
Brandenburg und Berl<strong>in</strong>,<br />
den angrenzenden Bundesländern<br />
sowie aus Tschechien und<br />
Polen. Jedes Jahr wird diese <strong>Wirtschaft</strong>skonferenz<br />
von e<strong>in</strong>em anderen<br />
Juniorenkreis <strong>in</strong> Mitteldeutschland<br />
ausgerichtet, wobei<br />
Organisation und Planung <strong>in</strong>kl.<br />
Durchführung und Nachbereitung<br />
komplett <strong>in</strong> denehrenamtlichen<br />
Händen der jeweiligen Mitglieder<br />
liegen.<br />
Bei der MiRKohandeltessich also<br />
um e<strong>in</strong>e Konferenz von der jungen<br />
<strong>Wirtschaft</strong> für die junge <strong>Wirtschaft</strong>:<br />
Die sächsischenWJnutzten<br />
ihre Chance und präsentierten<br />
den Teilnehmenden die Dresdner<br />
<strong>Wirtschaft</strong>s-, Kultur- und Wissenschaftsregion<br />
zum Anfassen mit<br />
e<strong>in</strong>em vielfältigen Rahmenprogramm<br />
aus Keynotes, Unternehmensbesichtigungen,<br />
Workshops,<br />
Vorträgen und Freizeitaktivitäten.<br />
Nach dem offiziellen Beg<strong>in</strong>n der<br />
MiRKo und der Eröffnung durch<br />
Die MiRKo war e<strong>in</strong>e rundherumgelungene Konferenz.Davon überzeugtesich auch<strong>Sachsen</strong>s<br />
Innenm<strong>in</strong>isterArm<strong>in</strong> Schuster.<br />
Fotos:Mart<strong>in</strong>Urwalek<br />
Konferenzdirektor Sebastian Nieland<br />
und die Rektor<strong>in</strong> der Hochschule<br />
für Technik & <strong>Wirtschaft</strong><br />
Dresden Prof. Katr<strong>in</strong> Salchert, erklärteHans<br />
Piechatzek, Geschäftsführer<br />
von move:elevator, <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er<br />
Keynote, mitwelchen drei e<strong>in</strong>fachen<br />
Fragen er das Market<strong>in</strong>g<br />
auf denKopf stellt, undgab damit<br />
auchden Start für dasweitere Programm.<br />
So konnten die Teilnehmenden<br />
z.B.bei Bosch e<strong>in</strong>e virtuelle<br />
Führungunter E<strong>in</strong>satze<strong>in</strong>er<br />
AR Brille erleben, sich bei metabooks<br />
über neue Optionen und<br />
die Entwicklung von Graspapier<br />
<strong>in</strong>formieren oder aber <strong>in</strong> der Gläsernen<br />
Manufaktur e<strong>in</strong>en Blick<br />
h<strong>in</strong>ter die Kulissen werfen.<br />
Zahlreiche Workshops und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
boten die Möglichkeit, sich<br />
Wissennicht nurtheoretisch,sondern<br />
auch praktisch anzueignen<br />
und Vorträge vermittelten Impulse<br />
und Fachwissen auf höchstem<br />
Niveau.<br />
Und wer an diesem Sommerwochenende<br />
mehr Interesse daran<br />
hatte, dieStadt zu erkunden, kam<br />
dabei auch auf se<strong>in</strong>e Kosten und<br />
konnte dies bei e<strong>in</strong>er der zahlreichenFührungenmit<br />
Fokusauf unterschiedlicheThemen<br />
zu Fuß und<br />
per ConferenceBike an Land oder<br />
aber via Dampfer oder Speedboot<br />
auch zu Wasser.<br />
Den krönenden Abschluss der<br />
Konferenz feierten die Gastgeber<br />
nicht nur mit allenTeilnehmer:<strong>in</strong>nen<br />
und Sponsor:<strong>in</strong>nen, sondern<br />
auchmit demsächsischen Innenm<strong>in</strong>ister<br />
Arm<strong>in</strong> Schuster, IHK-Präsident<br />
Dr. Andreas Sperl, IHK-<br />
Hauptgeschäftsführer Lukas Rohleder,<br />
Dr. Sophia Wolter (<strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
Dresden) und<br />
zahlreichen Vertretern von JCI<br />
und WJ, wie dem JCI Vicepresidenten<br />
Altug Türkdali und der<br />
Bundesvorsitzenden Denise<br />
Schurzmann, im historischen Ambiente<br />
des Albert<strong>in</strong>ums Dresden.<br />
Dort wurde–untermaltvon Livemusik<br />
– getanzt, genetzwerkt,<br />
Grußworte und Danksagungen<br />
gelauscht undzuguter Letzt -unter<br />
großem Applaus -auch der<br />
Staffelstab für die nächste MiRKo<br />
an das Team der <strong>Wirtschaft</strong>sjunioren<br />
Gotha übergeben.<br />
„Das waren drei ereignisreiche<br />
Tage <strong>in</strong> Dresden! Das Feedback<br />
der Teilnehmenden ist toll und<br />
ichb<strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Kernteam<strong>in</strong>kl.allerhelfendenHände,unseren<br />
Unterstützer:<strong>in</strong>nen<br />
und Sponsor:<strong>in</strong>nen<br />
-wie z.B.RSM GmbH, <strong>Wirtschaft</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> und Matteo<br />
events e.K. -sehr dankbar, dass<br />
wirdiesestolle Eventhier <strong>in</strong> Dresdendurchführendkonnten!<br />
Jetzt b<strong>in</strong> ich gespannt und freue<br />
mich schon darauf, im nächsten<br />
Jahr die WJ Gotha zubesuchen<br />
und e<strong>in</strong>fachmal wieder ‚nur‘Teilnehmer<br />
bei der MiRKo zu se<strong>in</strong>!“,<br />
so Konferenzdirektor Sebastian<br />
Nieland.<br />
Die<strong>Wirtschaft</strong>sjunioren(WJ)s<strong>in</strong>d Teil des<br />
weltweiten Netzwerkes Junior Chamber International<br />
(JCI). Im deutschen Bundesgebiet zählen<br />
sieca. 10.000 Mitglieder,etwas mehr als 50 davons<strong>in</strong>d<br />
es <strong>in</strong> Dresden -alles Jungunternehmer:<strong>in</strong>nenund<br />
Führungskräfte bismax. 40 Jahre<br />
-die Junge <strong>Wirtschaft</strong>!<br />
DieMiRKo <strong>in</strong> Zahlen:<br />
p 400 Teilnehmende<br />
p 1 Welcomeparty<br />
p 2 Keynotes<br />
p 10 Workshops<br />
p 19 Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
p 14 Vorträge<br />
p 16 Unternehmensführungen<br />
p 9 Kulturprogrammpunkte<br />
p 8 Freizeitprogrammpunkte<br />
p 1 Galaabend<br />
p 1 FarewellBrunch
ENTSCHEIDER & KARRIERE 5<br />
Umbrüche geme<strong>in</strong>sam meistern<br />
Jens Rothe will se<strong>in</strong>e Wendeerfahrungen im VW-Aufsichtsrat e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
Von Nora Miethke<br />
Selbst dem Nachrichtenmagaz<strong>in</strong> Der<br />
Spiegel war es im vergangenen Jahr<br />
e<strong>in</strong>e Meldung wert, als Jens Rothe<br />
als „erster Ostdeutscher“ <strong>in</strong> den Aufsichtsrat<br />
des Volkswagen-Konzerns gewählt<br />
wurde. Doch der Betriebsratschef<br />
von VW <strong>Sachsen</strong> will sich nicht mit fremden<br />
Federn schmücken. „Die allererste<br />
Ostdeutsche war Birgit Dietze von der Gewerkschaft<br />
IG Metall. Ich b<strong>in</strong> es von der<br />
betrieblichen Seite“, stellt Rothe richtig.<br />
Im Mai rückte er nun auch <strong>in</strong> das Präsidium<br />
des Aufsichtsrats auf, das höchste<br />
Entscheidungsgremium des Konzerns.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der letztes Jahr<br />
vere<strong>in</strong>barten vollen Integration von VW<br />
<strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> den VW-Konzern bis 2027, sei<br />
das Signal an die rund 10.000 VW-Beschäftigten<br />
<strong>in</strong> Zwickau, Chemnitz und<br />
Dresden wie ganz <strong>Sachsen</strong> groß. „Das Signal<br />
ist, dass das nicht nur auf dem Papier<br />
steht, sondern jetzt schrittweise umgesetzt<br />
wird, unter E<strong>in</strong>beziehung der Standorte<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>“, betont Rothe.<br />
Drehscheibe wieder <strong>in</strong> Gang gesetzt<br />
Dass die Integration allerd<strong>in</strong>gs so lange<br />
dauern würde, hätte der 52-Jährige nicht<br />
gedacht. Er ist seit Januar 1991 bei VW<br />
beschäftigt. In den 1990er-Jahren gab es<br />
andere Prioritäten, etwa den wirtschaftlichen<br />
Niedergang im Osten zu bremsen<br />
und den Menschen <strong>in</strong> der Region durch<br />
Arbeitsplätze bei VW e<strong>in</strong>e Perspektive zu<br />
geben. „Da hat niemand an solche Themen<br />
gedacht.“ Dies kam erst <strong>in</strong> den letzten<br />
zehn Jahren auf die Agenda, seit VW<br />
<strong>Sachsen</strong> als Drehscheibe für die Modelle<br />
Golf und Passat an Bedeutung gewann.<br />
Aber wie kam Rothe, geboren <strong>in</strong> Zittau,<br />
aufgewachsen <strong>in</strong> Zwickau, überhaupt<br />
zu VW? „Daran war me<strong>in</strong>e damalige<br />
Freund<strong>in</strong> und jetzige Frau schuld“,<br />
sagt Rothe und lacht. Er hatte 1990 se<strong>in</strong><br />
Studium der Elektrotechnik abgebrochen,<br />
um schnell noch <strong>in</strong> Beschäftigung<br />
zu kommen, „denn niemand wusste, was<br />
Jens Rothe, Gesamtbetriebsratschef von VW <strong>Sachsen</strong>, sitzt nun auch im Präsidium des VW-Aufsichtsrats. Foto: kairospress<br />
passiert <strong>in</strong> dieser Wendezeit, werden die<br />
Abschlüsse überhaupt noch anerkannt“.<br />
Se<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> arbeitete damals bei Gelenkwelle<br />
<strong>Sachsen</strong>r<strong>in</strong>g und wünschte<br />
sich, dass sie räumlich <strong>in</strong> der gleichen<br />
Umgebung arbeiten. Also f<strong>in</strong>g Rothe 1990<br />
<strong>in</strong> der Trabantproduktion an. <strong>Sachsen</strong>r<strong>in</strong>g<br />
hatte 12.000 Beschäftigte. „Dann war<br />
ich e<strong>in</strong>er der wenigen – Dezember 1990<br />
waren noch 600 Kollegen am Standort –<br />
die übernommen wurden <strong>in</strong> die neue Gesellschaft<br />
und damit zu VW.“<br />
Sicherlich hätte er damals noch andere<br />
berufliche Träume gehabt, doch er habe<br />
nie das Verlangen gespürt, VW zu verlassen,<br />
um e<strong>in</strong>en dieser Träume zu verwirklichen.<br />
Dazu sei die Karriere bei dem<br />
Wolfsburger Autobauer zu sehr e<strong>in</strong>e „e<strong>in</strong>malige<br />
Chance“ gewesen, den Umbruch<br />
nicht nur zu erleben, sondern auch aktiv<br />
zu gestalten. Von VW als Arbeitgeber<br />
könnten Unternehmen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> lernen,<br />
dass die Beteiligung der Belegschaft<br />
<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er qualifizierten Mitbestimmung<br />
nicht zum Schaden des Unternehmens<br />
sei, so Rothe. Er höre oft die Schauergeschichten,<br />
was Betriebsräte treiben<br />
oder nicht treiben würden. „Wir wissen<br />
selbst, dass nur e<strong>in</strong> wirtschaftlich erfolgreiches<br />
Unternehmen Beschäftigung sichern<br />
und gute Entgelte zahlen kann.<br />
VW ist nicht trotz, sondern wegen der<br />
Mitbestimmung so erfolgreich“, betont<br />
Rothe, der seit 1996 Betriebsratschef bei<br />
VW <strong>Sachsen</strong> ist.<br />
Se<strong>in</strong>e Transformationserfahrungen<br />
will er nun <strong>in</strong> die Präsidiumsarbeit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
Umbrüche, wie sie die deutsche<br />
Automobil<strong>in</strong>dustrie jetzt durchläuft, lassen<br />
sich nur geme<strong>in</strong>sam mit der Mannschaft<br />
bewältigen und nicht gegen sie.<br />
Menschen müssten auf solche Wandelprozesse<br />
nicht nur fachlich vorbereitet<br />
werden, sondern auch sozial und gesellschaftlich,<br />
<strong>in</strong>dem ihnen signalisiert wird,<br />
dass niemand h<strong>in</strong>ten herunterfällt. Das<br />
habe auch beim Umbau des Zwickauer<br />
Werks zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>en E-Auto-Fabrik gegolten.<br />
Sicherlich hätte man auch bei VW<br />
akzeptieren müssen, dass manch älterer<br />
Mitarbeiter sich nicht mehr auf die Weiterbildungs-Schulbank<br />
setzen wollte.<br />
Aber dank vielfältiger Programme, die dabei<br />
helfen, das Lernen wieder zu lernen,<br />
sei es gelungen, die Beschäftigten für die<br />
Elektromobilität zu qualifizieren.<br />
Wofür sich Jens Rothe im Aufsichtsratspräsidium<br />
e<strong>in</strong>setzen will, werde sich<br />
nicht groß von se<strong>in</strong>en bisherigen Aufgaben<br />
unterscheiden, kündigt er an. „Es<br />
muss weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem Konzern<br />
gleichrangiges Ziel von Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Beschäftigungssicherheit<br />
se<strong>in</strong>. Das ist die Hauptbotschaft, die es bei<br />
jedem Thema für die Zukunft zu vermitteln<br />
und auch zu verteidigen gibt“, sagt<br />
der Vater von zwei erwachsenen Söhnen.<br />
Um die Beschäftigung <strong>in</strong> Zwickau sorgt er<br />
sich nicht. Die Fertigungskapazität liegt<br />
bei 300.000 Fahrzeugen im Jahr, die perspektivisch<br />
auch ausgelastet werden würden.<br />
„Der Bedarf an Elektrofahrzeugen<br />
wird <strong>in</strong> Europa und darüber h<strong>in</strong>aus steigen.<br />
Wir werden bald gar nicht <strong>in</strong> der Lage<br />
se<strong>in</strong>, die Bedarfe von Zwickau aus alle<strong>in</strong><br />
zu bedienen. Es müssen weitere Kapazitäten<br />
aufgebaut werden“, betont er.<br />
In Wolfsburg soll künftig auch der ID.3<br />
gebaut werden, der ID.4 rollt <strong>in</strong> Emden<br />
vom Band. Damit habe Zwickau se<strong>in</strong>e alte<br />
Drehscheibenfunktion wieder <strong>in</strong> Gang<br />
setzt, heißt es. Dagegen hält er sich zur<br />
Zukunft der Gläsernen Manufaktur <strong>in</strong><br />
Dresden bedeckt. In e<strong>in</strong>er Pressemitteilung<br />
des VW-Aufsichtsrats Ende letzten<br />
Jahres stand der Satz: „Für Dresden soll<br />
e<strong>in</strong> Nachnutzungskonzept geprüft werden“.<br />
Was das bedeutet, will Rothe nicht<br />
weiter ausführen, versichert aber, dass<br />
ke<strong>in</strong> Konzept akzeptiert werde, das nicht<br />
die Beschäftigung aufrechterhält.<br />
Denn aufgrund der alternden Gesellschaft<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> rechnet auch VW damit,<br />
künftig schwieriger Fachkräfte zu f<strong>in</strong>den.<br />
Rothe wünscht sich e<strong>in</strong>e bessere Kooperation<br />
zwischen Berufsschulen und <strong>Wirtschaft</strong>, „um<br />
junge Menschen wieder <strong>in</strong> die Unternehmen<br />
zu locken und nicht nur <strong>in</strong> die Hörsäle“.<br />
Die MAßSCHNEIDER<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sregion Mittelsachsen<br />
Frauenpower<br />
im Masch<strong>in</strong>enbau<br />
Mittelsächsische Unternehmen im Porträt:<br />
Wir sprechen mit echten Macher<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>novativen<br />
Tüftler<strong>in</strong>nen und kommunikativen Expert<strong>in</strong>nen.<br />
Denn seit Generationen meistern Frauen mit technischer<br />
Expertise und unternehmerischem Weitblick das<br />
Geschäfts- und Familienleben <strong>in</strong> der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sregion Mittelsachsen.<br />
Mehr über Mittelsachsens starkeUnternehmer<strong>in</strong>nen lesen Sie<br />
unter www.wirtschaft-<strong>in</strong>-mittelsachsen.de<br />
und <strong>in</strong> den sozialen Netzwerken.<br />
Die VERBINDERIN<br />
Die POWERFRAU<br />
Die WEGWEISERIN<br />
www.wirtschaft-<strong>in</strong>-mittelsachsen.de
6 ENTSCHEIDER&KARRIERE<br />
DieUnternehmer<br />
Turbulente Zeiten brauchenMacher<strong>in</strong>nen undMacher mitMut,<br />
Unternehmerpreis überzeugen.<br />
DasChemnitzer E<strong>in</strong>horn<br />
In diesemJahrrückte dasUnternehmen Staffbase <strong>in</strong> denkle<strong>in</strong>enKreis der deutschen<br />
„Unicorns“ auf.Jetzt s<strong>in</strong>ddie Geschäftsführer „<strong>Sachsen</strong>s Unternehmerdes Jahres <strong>2022</strong>“.<br />
Von ChristophUlrich<br />
Die erste Geschäftsidee hatte<br />
nicht e<strong>in</strong>geschlagen. 2011 gründeten<br />
Mart<strong>in</strong> Böhr<strong>in</strong>ger (36) und<br />
Lutz Gerlach (48) mit weiteren Mitstreiterndie<br />
FirmaHojoki. Schon damalsg<strong>in</strong>g<br />
es darum, mit e<strong>in</strong>er Onl<strong>in</strong>e-Plattform die<br />
Arbeitsabläufe der Nutzer zu verbessern.<br />
Sie fanden zwar Geldgeber, aber der<br />
Traum vom Durchbruch wurde nach etwas<br />
mehr als drei Jahren begraben.<br />
Doch Böhr<strong>in</strong>ger und Gerlach, beide<br />
Absolventen der Technischen Universität<br />
Chemnitz, gaben nicht auf. Sie suchten<br />
nach e<strong>in</strong>er neuen Geschäftsidee. Da stießen<br />
sie auf den Dresdner Frank Wolf (46),<br />
e<strong>in</strong>en IT-Spezialisten, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Unternehmensberatung<br />
für Großunternehmen<br />
IntranetLösungen konzipierte. Doch<br />
von den Intranet-Portalen, mit denen die<br />
Unternehmen ihre Mitarbeiter <strong>in</strong>formieren,<br />
war Wolf letztlich nicht überzeugt.<br />
Sie hatten den großen Nachteil, dass damit<br />
nur Beschäftigte erreicht werden<br />
konnten, dieane<strong>in</strong>em PC-Arbeitsplatzsaßen.<br />
Fahrer von Lieferfahrzeugen oder<br />
Monteure auf e<strong>in</strong>er Baustelle konnten an<br />
der Kommunikation nicht teilnehmen.<br />
So wurde die Idee der „Mitarbeiter-App“<br />
für das Smartphone geboren.<br />
Die App kam zum richtigen Zeitpunkt.<br />
Die Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle,<br />
neue Märkte, Homeoffice:<br />
Die Herausforderungen für Unternehmensleitungen<br />
s<strong>in</strong>d groß. Dabei wird die<br />
Kommunikation mit den Beschäftigten<br />
immer wichtiger. „Es besteht die Notwendigkeit,<br />
e<strong>in</strong> Unternehmen schnell zu<br />
wandeln, aber esfehlen die Werkzeuge,<br />
um die Beschäftigten zuerreichen. Das<br />
ist das Kernproblem, das wir lösen“, erklärt<br />
Böhr<strong>in</strong>ger. Kommunikation sei e<strong>in</strong><br />
Wachstumsmarkt.<br />
Internationale Investoren wie Insight<br />
Ventures, Headl<strong>in</strong>e und General Atlantic<br />
wurden auf Staffbase aufmerksam. Achim<br />
Berg, Operat<strong>in</strong>g Partner von General Atlantic,<br />
e<strong>in</strong>em führenden Wachstumskapitalgeber<br />
aus New York, ist mit der Entwicklung<br />
des Chemnitzer Unternehmens<br />
zufrieden. „Das außergewöhnliche Wachstum<br />
von Staffbase zeigt, dass das Unternehmen<br />
mit se<strong>in</strong>er Mission e<strong>in</strong>en Nerv<br />
der globalen <strong>Wirtschaft</strong> getroffen hat“,<br />
sagt Berg. Es gebe <strong>in</strong> vielen Firmen das<br />
starke Bedürfnis nach e<strong>in</strong>er engeren E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
der Belegschaft <strong>in</strong> die Unternehmensziele.<br />
„Wir s<strong>in</strong>d stolz darauf, das<br />
Team von Staffbase bei der Verwirklichungdieser<br />
Aufgabe unterstützenzudürfen“,<br />
soBerg. Staffbase hat e<strong>in</strong>en rasanten<br />
Wachstumsprozess h<strong>in</strong>ter sich. Bereits<br />
von 2014 bis 2018 ist das Team auf über<br />
100 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter gewachsen.Der<br />
Umsatz stieg von rundzehn<br />
Millionen Euro imJahre 2019 auf rund 50<br />
Millionen Euro im vergangenen Jahr.<br />
Mehr als die Hälfte des Umsatzes wird außerhalb<br />
Deutschlands erwirtschaftet. Inzwischen<br />
arbeiten bei dem Chemnitzer<br />
Lutz Gerlach, Mart<strong>in</strong> Böhr<strong>in</strong>ger und Frank Wolf (v.l.) s<strong>in</strong>d<br />
die Gründer von Staffbase – und die diesjährigen „Unternehmer<br />
des Jahres <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>“.<br />
Foto: Stephan Floss<br />
Unternehmen an 16 Standorten weltweit<br />
rund 600 Beschäftigte aus 45 Nationen.<br />
Staffbase hatte früh auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />
Präsenz gesetztund bereits 2016 e<strong>in</strong> Büro<br />
<strong>in</strong> New York eröffnet. 2018 folgten Niederlassungen<br />
<strong>in</strong>London, Amsterdam und<br />
Köln. Büros gibt eszudem <strong>in</strong>Vancouver,<br />
Kelowna, München, Leipzig, Berl<strong>in</strong> und<br />
Dresden. Die Unternehmenssprache ist<br />
Englisch. Bedient werden mehr als 2.000<br />
Kunden weltweit, darunter Unternehmen<br />
wiedie Deutsche Post DHL, T-Systems, Audi<br />
und Adidas. Mittlerweile nutzen nach<br />
denAngabenvon Staffbase etwa 13 Millionen<br />
Beschäftigte die Lösungen des Chemnitzer<br />
Unternehmens für die Mitarbeiterkommunikation.<br />
Im März erhielt das<br />
Chemnitzer Software-Unternehmen weitere<br />
106 Millionen Euro von <strong>in</strong>ternationalen<br />
Kapitalgebern. Die sogenannte Serie-E-<br />
F<strong>in</strong>anzierungsrunde wurde von General<br />
Atlanticaus NewYork angeführt.Auchder<br />
New Yorker Investor Insight Partners, der<br />
bereits an der F<strong>in</strong>anzierung von Staffbase<br />
beteiligt war, hatte weitere Mittel <strong>in</strong>der<br />
neuen F<strong>in</strong>anzierungsrunde zur Verfügung<br />
gestellt. Damit rückteStaffbase <strong>in</strong> denkle<strong>in</strong>en<br />
Kreis der deutschen „Unicorns“ (E<strong>in</strong>hörner)<br />
auf. Als Unicorn wird e<strong>in</strong> Start-up-<br />
Unternehmen bezeichnet,das e<strong>in</strong>e Marktbewertung<br />
von mehr als e<strong>in</strong>er Milliarde<br />
Euro erreicht hat.<br />
E<strong>in</strong> Preisfür<strong>Sachsen</strong>s Unternehmer<br />
•„<strong>Sachsen</strong>sUnternehmer des<br />
Jahres“ wurdezum 17.Mal gekürt.<br />
• Der/dieSieger/<strong>in</strong> erhält immer<br />
„Die Träumende“ derBildhauer<strong>in</strong>MalgorzataChodakowska.<br />
• DieStatueist 40 Kilo<br />
schwer, 1,20 Meter<br />
groß,sie istke<strong>in</strong>Wanderpokal<br />
und gehört am Ende demSieger.<br />
• E<strong>in</strong>e elfköpfigeJury hatentschieden,<br />
werdie vergoldete<br />
Bronzestatuebekommt.<br />
•Gekürt wurden <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr dieStaffbaseGmbHaus<br />
Chemnitz, dieC.F.Rolle GmbH<br />
aus Grünha<strong>in</strong>ichen unddie<br />
FirmaBrotgefühle ausLeipzig.<br />
• Es galten folgende Teilnahmebed<strong>in</strong>gungen:<br />
m<strong>in</strong>d.zehn<br />
Mitarbeiter,500.000 Euro<br />
Jahresumsatz,fünf Jahream<br />
Bereits im März vergangenen Jahres<br />
hatte Staffbase <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>anzierungsrunde<br />
umgerechnet 122 Millionen Euro (145<br />
Millionen US-Dollar) von <strong>in</strong>ternationalen<br />
Kapitalgebern e<strong>in</strong>geworben. Mitdem Geld<br />
sollte das <strong>in</strong>ternationale Wachstum des<br />
Unternehmens vorangetrieben werden.<br />
E<strong>in</strong>Großteil derSumme kam auchdamals<br />
schon vom US-F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>vestor General Atlantic,<br />
der<strong>in</strong>zwischen mehr als 200 MillionenEuro<br />
<strong>in</strong> Staffbase <strong>in</strong>vestiert hat.<br />
Wenige Wochen zuvor hatten die<br />
Chemnitzer die Fusion mit dem kanadischen<br />
Unternehmen Bananatag bekannt<br />
gegeben, e<strong>in</strong>em Spezialisten für E-Mail-Lösungen<br />
zur Mitarbeiterkommunikation.<br />
Markt,eigeneAnteile am Unternehmen,das<br />
mehrheitlich<br />
<strong>in</strong> Privatbesitz se<strong>in</strong>muss, Firmensitz<br />
oder Niederlassung<br />
müssensich<strong>in</strong><strong>Sachsen</strong>bef<strong>in</strong>den.<br />
• Auszeichnungskriterienwaren:<br />
besondereunternehmerische<br />
Leistungen,z.B.Erhalt<br />
oder Schaffung vonJobs,<br />
Lehrstellen, Innovationen, Engagement.<br />
Der<strong>Wirtschaft</strong>spreis „<strong>Sachsen</strong>sUnternehmer desJahres“ iste<strong>in</strong>e Initiativevon Sächsischer Zeitung, Freier Presse,Leipziger<br />
Volkszeitung undMDR sowie vonVolkswagen<strong>Sachsen</strong>, der<strong>Wirtschaft</strong>sprüfungs- undSteuerberatungsgesellschaft<br />
PwC, derLBBWund der GesundheitskasseAOK Plus.<br />
www.unternehmerpreis.de<br />
2020 wurde zudem das Start-up für Mitarbeiterbefragungen<br />
„Teambay“ übernommen.<br />
Ende November 2021 kam das 2001<br />
<strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki (F<strong>in</strong>nland) gegründete Unternehmen<br />
Valo Solutions h<strong>in</strong>zu. Valo ist der<br />
führende Anbieter von Intranets und digitalen<br />
Arbeitsplätzen auf der Basis von Microsoft-365-Anwendungen,<br />
beispielsweise<br />
Office oder Teams. „Viele Unternehmen<br />
haben sich gewünscht, dass Staffbase und<br />
Microsoft 365 noch e<strong>in</strong>facher <strong>in</strong>tegrierbar<br />
s<strong>in</strong>d“, sagt Böhr<strong>in</strong>ger. Der Zukauf diene<br />
der nahtlosen Integration der Staffbase-<br />
Kommunikationsplattform <strong>in</strong> die Anwendungen<br />
von Microsoft.<br />
Das Wachstum durch Zukäufe gehört<br />
zur globalen Expansionsstrategie von<br />
Staffbase. Die drei Gründer haben klare<br />
Marktführerambitionen. „Die Softwarebranche<br />
ist brutal, global undschnell. Entweder<br />
ich gew<strong>in</strong>ne weltweit, oder ich b<strong>in</strong><br />
wegvom Fenster“, me<strong>in</strong>t derStaffbase-Geschäftsführer.„Wirhaben<br />
Spaß an der Herausforderung,<br />
e<strong>in</strong>en globalen Marktführer<br />
<strong>in</strong> Chemnitz aufzubauen“, ergänzt<br />
Böhr<strong>in</strong>ger mit dem H<strong>in</strong>weis, dass Staffbase<br />
nur Unternehmen übernehme, deren<br />
Kultur passt, entscheidend sei e<strong>in</strong>e ähnliche<br />
DNA. Dieist mitdrei Begriffen schnell<br />
beschrieben: Wachstum, auch das persönliche,Verantwortung<br />
tragen unde<strong>in</strong> guter<br />
Mensch se<strong>in</strong>.<br />
Für die Empathie gibt es im Unternehmen<br />
für jeden Mitarbeiter e<strong>in</strong>en bezahlten<br />
„Freiwilligentag“ für e<strong>in</strong>en sozialen<br />
E<strong>in</strong>satz. Die Firma gibt 150 Euro als Spende<br />
dazu. Für die persönliche Weiterentwicklung<br />
stehen zwei bezahlte Urlaubstage<br />
zur Verfügung, bei denen auch Fortbildungen<br />
oder Konferenzbesuche f<strong>in</strong>anziert<br />
werden. Dafürhat jederMitarbeiter e<strong>in</strong> eigenes<br />
Budget.Die Zentrale im ehemaligen<br />
Chemnitzer Wirkbauist e<strong>in</strong> riesiges Großraumbüro<br />
mit flexiblen Stellwänden, Arbeitskab<strong>in</strong>en<br />
aus Glas und Freizeitmöglichkeiten.Esgibte<strong>in</strong>en<br />
Extraraum mite<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Indoor-Golfplatz und e<strong>in</strong>en<br />
Sportraum zumBasketballspielen.<br />
Schließlich gehört Staffbase zu den<br />
Sponsorpartnern des Chemnitzer Basketballklubs<br />
N<strong>in</strong>ers. „Die N<strong>in</strong>ers s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Aushängeschild<br />
für Chemnitz und passen deshalb<br />
gut mit uns zusammen. Es gibt dort<br />
e<strong>in</strong>e ähnliche Bodenständigkeit mit hohem<br />
Anspruch“, me<strong>in</strong>t Böhr<strong>in</strong>ger. Auch im<br />
Kulturbereichengagiert sichdas Unternehmen.<br />
Böhr<strong>in</strong>ger war e<strong>in</strong>er der „10 für<br />
Chemnitz“, die die Europäische Kulturhauptstadt2025<br />
nach Chemnitz geholthaben.<br />
Imvergangenen Jahr ist Staffbase der<br />
<strong>in</strong>ternationalen Community „Leaders für<br />
Climate Action“ beigetreten, umauch den<br />
Klimaschutz zu unterstützenund den sogenanntenCO2-Fußabdruck<br />
zu verr<strong>in</strong>gern.<br />
Staffbase ist längst nicht am Ziel.<br />
Nach E<strong>in</strong>schätzung von Böhr<strong>in</strong>ger gibt es<br />
weltweit rund 50.000 Unternehmen, die<br />
zu ihren Kunden werden könnten. Da<br />
s<strong>in</strong>d 2.000 Kunden erst der Anfang. Aber<br />
das Chemnitzer Unternehmen ist dabei,<br />
e<strong>in</strong>en globalenMarktführerfür die Mitarbeiterkommunikationaufzubauen.
ENTSCHEIDER&KARRIERE 7<br />
desJahres<br />
Weitblickund Ideen. Drei vonihnen konntendie Jury bei<strong>Sachsen</strong>s<br />
Ausvielen gutenGründen.<br />
Die Bio-Pioniereaus<br />
dem Erzgebirge<br />
Mit der C.F.Rolle GmbH Mühlewirde<strong>in</strong><br />
Handwerksbetriebbester Ressourcenmanager.<br />
E<strong>in</strong>Vater undse<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der gew<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der<br />
Sonderkategorie „FokusX“.<br />
Von ChristophUlrich<br />
Der Reispilz Koji hat für Thomas<br />
Rolle, Geschäftsführer der Rolle-<br />
Mühle imerzgebirgischen Waldkirchen,<br />
e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung. Der<br />
Pilz wird im japanischen Handwerk seit<br />
500 Jahren verwendet, um die Enzymschwäche<br />
im Reiskorn auszugleichen. E<strong>in</strong>e<br />
Technik, die jedoch <strong>in</strong> Europa unbekannt<br />
war.Für denpromoviertenLebensmitteltechnologen<br />
war der Reispilz e<strong>in</strong>e<br />
Inspiration für se<strong>in</strong> Ziel, das zum Backen<br />
und zum Frischhalten benötigte Enzym<br />
Alpha-Amylase <strong>in</strong> Bioqualität herzustellen.<br />
„Nur wenn das Brot noch am zweiten<br />
Tag schmeckt, bestehen nachhaltige<br />
Wertschöpfungsketten langfristig“, ist<br />
derMühlenchef überzeugt.<br />
H<strong>in</strong>tergrund war die Erkenntnis, dass<br />
die Züchtung von Brotgetreide immer<br />
stärker auf robuste, lagerfähige Sorten<br />
ausgerichtet ist, umdas Getreide weltweit<br />
transportieren zu können. Dazu werden<br />
enzymschwache Getreidesorten benötigt.<br />
Das Problem: Brot und Backwaren halten<br />
nicht lange frisch. Industrielle Backbetriebe<br />
verwenden deshalb <strong>in</strong>dustriell hergestellte<br />
Zusätze, die imBiobereich verpönt<br />
s<strong>in</strong>d. Bereits 2019 g<strong>in</strong>g die Rolle-Mühle<br />
deshalb auf die Arbeitsgruppe Biotechnologie<br />
an der Hochschule Zittau zu, umei-<br />
ne bio-zertifizierbare Lösung zu entwickeln.<br />
Inzwischen ist das Forschungsprojekt<br />
abgeschlossen und es ist gelungen,<br />
e<strong>in</strong> ressourcenschonendes Verfahren zu<br />
entwickeln, das auf e<strong>in</strong>em Nebenprodukt<br />
<strong>in</strong> der Mehlherstellung basiert. Da das Enzym<br />
aus demselben Getreide des Landwirts<br />
erzeugt wird, aus demauch das Brot<br />
gebacken wird, kann e<strong>in</strong> zentrales Problem<br />
regionaler und transparenter Lieferketten<br />
im Biobereich gelöst werden. „Wir<br />
ermöglichen frisch haltende Gebäcke mit<br />
hundertprozentigem Ursprung, dessen Zutaten<br />
ihre Geschichte nicht verstecken,<br />
sondern zeigen können“, erklärt Thomas<br />
Rolle. Alsder heute 66-jährige Lebensmitteltechnologe<br />
als fünfte Generation <strong>in</strong> die<br />
seit 150 Jahren familiengeführte C. F. Rolle<br />
Mühle 1992 e<strong>in</strong>gestiegen war, wurde bald<br />
deutlich, dass derkle<strong>in</strong>e Betriebmit heute<br />
20 Vollzeitbeschäftigten unde<strong>in</strong>em Auszubildenden<br />
nicht gegen die großen <strong>in</strong>dustriellenMühlenankam.<br />
Verpackung aus Kleiepatentiert<br />
Thomas Rolle setzte deshalb früh auf Bioprodukte,<br />
um sich von der Masse der<br />
Mühlen zu unterscheiden. Nach und<br />
nach wurde e<strong>in</strong> Netzwerk an Bäckereien<br />
aufgebaut, aber auch anLandwirten, die<br />
Bio-Getreide liefern konnten. Die Rolle-<br />
Mühle bot Schulungen zuBio-Mehl und<br />
anderen Bio-Produkten an. Zudem wurde<br />
die Produktpalette ausgebaut, sodass die<br />
Bäckereien auch Mandeln, Ros<strong>in</strong>en, Kakao<br />
oder Rum <strong>in</strong> Bioqualität ordern können.<br />
2014 erweitert die Mühle ihr Bio-<br />
Sortiment mit der Dachmarke „Landgemacht“,<br />
ander sich auch andere sächsische<br />
Unternehmen mit Bio-Produkten beteiligen.<br />
Erstmals können Verbraucher<br />
zudem ihren Brotlaib chargengenau vom<br />
Bäcker über die Mühle bis zum Landwirt<br />
verfolgen. „Wir haben uns zue<strong>in</strong>em Spezialisten<br />
für Spezialitäten entwickelt und<br />
s<strong>in</strong>d im besten S<strong>in</strong>ne Biopionier“, sagt<br />
Müller. Damit ist heute auch die Basis geschaffen,<br />
dass se<strong>in</strong>e Tochter Anne (40)<br />
und se<strong>in</strong> Sohn Frank (36) das Geschäft<br />
übernehmen könnten. Die Familientradition<br />
der Rolle-Mühle wird so fortgesetzt.<br />
„Esmacht unsstolz,dass wir dasErbe der<br />
Vorväter erhalten konnten“, me<strong>in</strong>t Thomas<br />
Rolle. Für das Geschäft mit den Endverbrauchern<br />
ist TochterAnne Rolle-Baldauf<br />
zuständig. Die Rolle-Mühle beliefert<br />
Bioläden und den E<strong>in</strong>zelhandel, ist aber<br />
auch bei Supermarktketten wie Rewe,<br />
Kaufland, Globus oder der Biokette<br />
Denns gelistet. Auch der eigene Internetshop<br />
sorgtfür e<strong>in</strong>ensteigenden Absatz.<br />
Mühlen-Chef Thomas Rolle, der sich<br />
im Verband Evangelischer Unternehmer<br />
engagiert, ist neben der Verantwortung<br />
für se<strong>in</strong>e Mitarbeiter noch etwas anderes<br />
wichtig. „Das Bewahren der Schöpfung<br />
ist auch unser Thema“, versichert der 66-<br />
Jährige. So setzt die Mühle bei der Energiegew<strong>in</strong>nung<br />
auf Wasserkraft undSolarenergie.<br />
Das 1990 an der Zschopau errichtete<br />
Wasserkraftwerk reicht aus, um<br />
den Energiebedarf zu decken. „Unser<br />
CO2-Fußabdruck ist null“, sagt Rolle.<br />
Rund 2.000Tonnen Kohlendioxid werden<br />
jedes Jahr vermieden. Der E<strong>in</strong>satz für die<br />
Umwelt endet aber nicht bei der Energie<br />
und Bioprodukten. Vor mehr als e<strong>in</strong>em<br />
Jahrzehnt hatte die Rolle-Mühle zusammen<br />
mit Forschern der TUChemnitz e<strong>in</strong><br />
Müller mit Gewissen:<br />
Anne Rolle-<br />
Baldauf, Dr. Thomas<br />
Rolle (l.) und<br />
Frank Rolle (r.)<br />
von der C.F. Rolle<br />
GmbH Mühle <strong>in</strong><br />
Grünha<strong>in</strong>ichen<br />
gew<strong>in</strong>nen beim<br />
Unternehmerpreis<br />
<strong>in</strong> der Sonderkategorie<br />
„FokusX“.<br />
Foto:Uwe Mann<br />
Verpackungsmaterial entwickelt, das zu<br />
85 Prozent aus Kleie, den Schalen der Getreidekörner,<br />
besteht. Doch als der Erdölpreis<br />
sank, konnte das neue Material<br />
wirtschaftlichnicht mit Styropor konkurrieren.<br />
„Doch wir haben das <strong>in</strong> der<br />
Schublade, wenn sich die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
ändern“, sagt Thomas Rolle, der<br />
dasVerfahren hat patentierenlassen.<br />
„Es geht darum, die Ressourcen der<br />
Welt zu bewahren und nachhaltig nutzbar<br />
zu machen. Das Unternehmen leistet<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en, aber sehr wichtigen Beitrag<br />
für unsere große schöne Welt und<br />
für uns Menschenk<strong>in</strong>der. Denn wir Menschen<br />
brauchen die Erde, die Erde<br />
brauchtuns nicht“, sagte bei der Preisverleihung<br />
Jurymitglied Margitta Markert<br />
von der <strong>Wirtschaft</strong>sprüfungsgesellschaft<br />
KPMG. Genau deshalb habe sich die Jury<br />
entschieden, das Traditionsunternehmen<br />
C. F. Rolle GmbHMühle zum „bestenRessourcenmanager<br />
<strong>2022</strong>“ zu küren.<br />
Viel Gefühl fürBrot<br />
Mart<strong>in</strong>a Faßbenderwechselte mit über60Jahren<br />
ihren Beruf.Aus der Händler<strong>in</strong> fürLuxusmode<br />
wurde e<strong>in</strong>e Bäcker<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e ganzbesondere.<br />
Von Andreas Dunte<br />
W<br />
er beim Pitchen gew<strong>in</strong>nen will,<br />
muss überzeugen können. Und<br />
das<strong>in</strong>maximal drei M<strong>in</strong>uten. Denn mehr<br />
Zeit hat man nicht, wenn man beispielsweise<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fahrstuhl e<strong>in</strong>en möglichen<br />
Geldgeber von se<strong>in</strong>er Geschäftsidee<br />
überzeugen will. Das ist die Idee h<strong>in</strong>term<br />
Pitchen. In der Gläsernen Manufaktur <strong>in</strong><br />
Dresden will Mart<strong>in</strong>a Faßbender genau<br />
wie ihre vier Konkurrenten die Jury von<br />
„<strong>Sachsen</strong>s Unternehmer <strong>2022</strong>“ überzeugen<br />
undbestes Start-up werden. Dem Gew<strong>in</strong>ner<br />
w<strong>in</strong>ken Medialeistungen für<br />
60.000 Euro.E<strong>in</strong> Preis, der beimBekanntwerden<br />
undWachsen helfensoll.<br />
„Die Frau brennt für ihr Unternehmen“,<br />
heißt es nach dem Auftritt von<br />
Mart<strong>in</strong>a Faßbender im Publikum. Und:<br />
„Das Brot schmeckt richtig gut.“ Genau<br />
das ist es, was Mart<strong>in</strong>a Faßbender hören<br />
wollte und weshalb sie sich selbstständig<br />
gemacht hat:„Brot zu backen,das glutenund<br />
weizenfrei ist –und das schmeckt“,<br />
sagtdie Chef<strong>in</strong>des Start-ups Brotgefuehle<br />
– glutenfreie, vegane Bio-Backmanufaktur.<br />
InDresden überlässt sie nichts dem<br />
Zufall und gew<strong>in</strong>nt. Während ihres Auftritts<br />
verteilt sie Probierhäppchen. Mart<strong>in</strong>a<br />
Faßbender hat ihren Broten Namen<br />
gegeben. Auch der Brownie ist nicht e<strong>in</strong>fach<br />
e<strong>in</strong> Brownie. Er heißt He<strong>in</strong>rich. Und<br />
das Marzipangebäck Werner. Die Ü60-<br />
Jährige könnte sich eigentlich zur Ruhe<br />
setzen. Doch sie ist e<strong>in</strong>e Macher<strong>in</strong>. E<strong>in</strong><br />
Verlust wäre es obendre<strong>in</strong>. Denn mit ihrem<br />
Geschäft ist sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Marktlücke<br />
gestoßen. Ihr Kundenkreis, sagt sie,<br />
Mart<strong>in</strong>a Faßbender <strong>in</strong> ihrem Geschäft mit e<strong>in</strong>em Tablett Laerchen, wie sie ihre<br />
Lerchen nennt.<br />
Foto:Andre Kempner<br />
wächst täglich. Der Anstoß zur Selbstständigkeit<br />
lag <strong>in</strong> ihrer eigenen Glutenunverträglichkeit,<br />
die der gebürtigen<br />
Düsseldorfer<strong>in</strong> vor e<strong>in</strong>igen Jahren besche<strong>in</strong>igt<br />
wurde. „Herkömmliches Brot<br />
führt bei mir zuMagenweh und Bauchkrämpfen.“<br />
Daraufh<strong>in</strong> krempelte sie ihr<br />
Leben um – nicht nur die Ernährung,<br />
sondern auch gleich den Beruf. Fortan<br />
führte sie nicht mehr Geschäfte für Luxusmode,<br />
sondern absolvierte e<strong>in</strong>e Prüfung<br />
fürglutenfreies Backen, bekam e<strong>in</strong>e<br />
Sondergenehmigung als Quere<strong>in</strong>steiger<strong>in</strong>,<br />
ließ sich doppelt zertifizieren –als<br />
„Bio“ undals glutenfreie Bäckereiund Patisserie.<br />
Das Ganze wird regelmäßig von<br />
Prüfern unde<strong>in</strong>em Laborüberwacht.<br />
Ihr Mann Horst Richter hat e<strong>in</strong>e Studie<br />
zur Hand. Danach liegt der Umsatz <strong>in</strong><br />
dem Marktsegment beiweltweit über5,3<br />
Milliarden Euro und soll bis 2025 auf 7,8<br />
Milliarden Euro wachsen. „Der Prozess<br />
wird durch die Umstellung auf e<strong>in</strong>e gesündere<br />
Ernährung angetrieben“, sagt er.<br />
Der Unternehmensberater hilft se<strong>in</strong>er<br />
Frau, soweit es geht, „damit sie sich ganz<br />
auf ihre Arbeit konzentrieren kann“. Als<br />
beide noch <strong>in</strong>Frankfurt am Ma<strong>in</strong> lebten,<br />
waresumgekehrt, erzählt er.2018 wechselt<br />
Horst Richter beruflich nach Leipzig.<br />
Mart<strong>in</strong>a Faßbender geht mit und beg<strong>in</strong>nt<br />
mit e<strong>in</strong>er Produktionsstätte <strong>in</strong> Leipzig-<br />
Wahren, dem folgt e<strong>in</strong> Pop-up-Store <strong>in</strong><br />
der Nikolaistraße. Aus „Mart<strong>in</strong>as Brotgefuehle“<br />
wird e<strong>in</strong>fach Brotgefuehle. Das<br />
Geschäft f<strong>in</strong>det man heute am Brühl, e<strong>in</strong>e<br />
der ältesten Straßen Leipzigs. Während<br />
Corona hat sie den Laden ganz alle<strong>in</strong>geschmissen.<br />
Kunden kommen zum Teil von weit<br />
her. „Ich werde oft gefragt, warum ich<br />
nicht auch <strong>in</strong> anderen Städten e<strong>in</strong> Geschäft<br />
eröffne. ‚So etwas will f<strong>in</strong>anziert<br />
werden‘, antworte ich dann.“ Mit e<strong>in</strong>em<br />
Investor würde sie diesen Schritt gehen.<br />
Aber auch Lizenznehmer seien willkommen.<br />
Fürdie, die nichtnachLeipzig kommen<br />
können, hat Mart<strong>in</strong>a Faßbender die<br />
Fertigbackmischungen „Fraeule<strong>in</strong>“ für<br />
denheimischen Ofen kreiert.
8 ENTSCHEIDER & KARRIERE<br />
Abschied für die Herr<strong>in</strong><br />
im „Reich der S<strong>in</strong>ne“<br />
Sonja Schilg hat mit ihrem Team auf Schloss Wackerbarth das erste Erlebniswe<strong>in</strong>gut Europas geschaffen.<br />
Jetzt geht sie <strong>in</strong> Rente, aber offenbar nicht <strong>in</strong> den Ruhestand.<br />
Von Peter Redlich<br />
Es ist so e<strong>in</strong> Tag, den die W<strong>in</strong>zer lieben.<br />
Die Thermometeranzeige pendelt<br />
knapp oberhalb der 20 Grad.<br />
Am blauen Himmel schweben sanft e<strong>in</strong><br />
paar Wölkchen. Das kräftig ausgebildete<br />
Blattwerk der We<strong>in</strong>reben schaukelt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
zarten Lüftchen. Wackerbarth-Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Sonja Schilg hat zur Jungwe<strong>in</strong>probe<br />
e<strong>in</strong>geladen. Mehr Gäste als<br />
sonst – sowieso die We<strong>in</strong>händler, die Wirte,<br />
örtliche Bürgermeister, W<strong>in</strong>zer, die<br />
Leute vom We<strong>in</strong>bauverband. Diesmal aber<br />
auch den Architekten des We<strong>in</strong>gutes von<br />
h.e.i.z.Haus Architektur+Stadtplanung<br />
Dresden und ehemalige Vorstände der<br />
Sächsischen Aufbaubank (SAB), der alle<strong>in</strong>igen<br />
Gesellschafter<strong>in</strong> des Staatswe<strong>in</strong>gutes.<br />
Sonja Schilg hat sich noch e<strong>in</strong> wenig<br />
schicker als sonst angezogen, war beim<br />
Friseur und hat ihr Make-up noch e<strong>in</strong>mal<br />
im Spiegel überprüft. Es ist die letzte Jungwe<strong>in</strong>probe,<br />
zu der sie e<strong>in</strong>lädt. Ende Juni<br />
wird sie die noch auf dem Schreibtisch<br />
ausgebreiteten Jahresabschlüsse von 2021<br />
alle geprüft unterschrieben haben und an<br />
den Nachfolger übergeben. „Im Reich der<br />
S<strong>in</strong>ne“ – damit werben die Wackerbarth-<br />
Market<strong>in</strong>gleute und vor allem die Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
für das We<strong>in</strong>gut. Erlebniswe<strong>in</strong>gut<br />
steht am E<strong>in</strong>gang. Als Sonja<br />
Schilg 2003 mit Mitte 40 den Geschäftsführerjob<br />
übernimmt, war davon noch<br />
nichts zu spüren. Im Gegenteil. Wenige<br />
Jahre zuvor wollte der Freistaat <strong>Sachsen</strong><br />
das We<strong>in</strong>gut als unrentable Immobilie loswerden.<br />
Der Verkauf scheiterte. Niemand<br />
hatte Lust auf Steillagen mit brüchigen<br />
We<strong>in</strong>bergmauern sowie die zu DDR- und<br />
Nachwendezeiten ausgebeuteten Anlagen<br />
und maroden Gebäude.<br />
„Es war damals <strong>in</strong> mir so e<strong>in</strong>e Stimmung<br />
aus Verzweiflung und Bewunderung“,<br />
er<strong>in</strong>nert sich Sonja Schilg <strong>in</strong> der Abschiedsrede<br />
vor ihren Jungwe<strong>in</strong>probe-Gästen.<br />
Verzweiflung, weil sie als damalige<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong> der Görlitzer Landskron-Brauerei<br />
diese zu e<strong>in</strong>er Erlebnisbrauerei<br />
machen wollte, <strong>in</strong> der gefeiert,<br />
geheiratet und getagt werden kann. Wo es<br />
neben Bier noch anderes als Bücher oder<br />
DIGITALDRUCK<br />
Sonja Schilg hat das We<strong>in</strong>gut Wackerbarth geprägt. Nun übergibt sie an ihren Nachfolger.<br />
Gläser zu erwerben gibt. Doch der zu dieser<br />
Zeit 75-jährige Besitzer war skeptisch<br />
und zögerte. Also schickte die <strong>in</strong>zwischen<br />
gestandene Biermanager<strong>in</strong> ihr Konzept e<strong>in</strong>er<br />
Erlebniswelt an den zuständigen<br />
Mann <strong>in</strong> der sächsischen Regierung. Dort<br />
war gerade erst entschieden worden, Wackerbarth<br />
doch zu behalten, zu sanieren,<br />
zu <strong>in</strong>vestieren, e<strong>in</strong> modernes We<strong>in</strong>gut zu<br />
kreieren. Da passten die Ideen der Frau<br />
aus Görlitz, die zudem Leitungserfahrung<br />
mitbrachte, vortrefflich. Vom Bier zum<br />
We<strong>in</strong>? Eigentlich war die junge Sonja –<br />
1956 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bauernfamilie geboren –<br />
e<strong>in</strong>st vor der Landwirtschaft ausgerissen.<br />
Die Großeltern und die Eltern bauten <strong>in</strong><br />
ihrem großen Betrieb Gemüse und auch<br />
We<strong>in</strong> an. Sie kannte die Arbeit auf dem<br />
Land gut, auch die Wetterunbilden und<br />
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Foto: Arvid Müller<br />
schwankenden Erträge. Das wollte sie sich<br />
damals nicht aufbürden. Weit weg von der<br />
slowakischen Heimat suchte sie sich ihren<br />
Studienplatz <strong>in</strong> Dresden. Betriebswirtschaft<br />
mit der Spezialisierung Fremdenverkehr.<br />
Mit der Liebe ist sie nach Görlitz<br />
geraten und mit den Ideen vom Erlebniswe<strong>in</strong>gut<br />
schließlich <strong>in</strong> Radebeul bei Dresden<br />
gelandet. Konrad Scheerbaum, e<strong>in</strong><br />
Wackerbarthianer, der die Sektmassenproduktion<br />
zu DDR-Zeiten und die Wirren der<br />
Nachwendejahre gut kennt und heute Besucher<br />
durch das We<strong>in</strong>gut führt, er<strong>in</strong>nert<br />
sich an 2003 und die Folgejahre: „Mit Frau<br />
Schilg hatten wir wieder e<strong>in</strong> Ziel. Sie hat<br />
uns verständlich erklärt, wo es h<strong>in</strong>gehen<br />
soll. Viele haben damals aufgeatmet.“<br />
Doch 2,6 Millionen Euro Jahresumsatz<br />
stand e<strong>in</strong>e Investition von 20 Millionen Euro<br />
gegenüber. Sonja Schilg spricht <strong>in</strong> ihrer<br />
Abschiedsrede auch von Bewunderung,<br />
die sie mit bewogen habe, die große<br />
Aufgabe anzugehen. Bewunderung<br />
für den Mut der damaligen SAB-Führung,<br />
sie ihre Ideen umsetzen zu lassen.<br />
Die glückliche Verb<strong>in</strong>dung von Manufaktur,<br />
Landschaft und Architektur, die<br />
zum Erlebnis für viele Besucher werden<br />
sollte. Es brauchte Geduld und dafür<br />
wiederum Geld – für 25.000 Quadratmeter<br />
marode Trockenmauern, für e<strong>in</strong>e<br />
neue Abfüllanlage, für das Neuaufreben<br />
der vernachlässigten Terrassen, für<br />
neue We<strong>in</strong>- und Sektkreationen, die mit<br />
Qualität Preise bis um die 20 Euro je<br />
Flasche rechtfertigen.<br />
Die zierliche Frau mit der großen<br />
Energie und ihre heute 130 festen sowie<br />
etwa 80 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />
<strong>in</strong> den Sommer- und Erntemonaten<br />
haben fast all das geschafft. Und<br />
überstanden: Die Jahre 2008 bis 2012,<br />
als Frost fast zweie<strong>in</strong>halb Ernten zunichte<br />
machte. Die Flut im Juni 2013,<br />
als der Tonnenkeller noch im Herbst<br />
voll Wasser stand. Das We<strong>in</strong>gut Schloss<br />
Wackerbarth hat alle We<strong>in</strong>- und Sektauszeichnungen<br />
<strong>in</strong> Deutschland bekommen<br />
– vom „Deutschen Sekt<br />
Award“ als „Bester Sekterzeuger<br />
Deutschlands“ über den vierten Stern<br />
im Falstaff We<strong>in</strong>guide Deutschland bis<br />
zur Ehrung als e<strong>in</strong>e der „Unique W<strong>in</strong>eries<br />
of the World“ (vom We<strong>in</strong>fachführer<br />
V<strong>in</strong>um). Sonja Schilg selbst ist vom<br />
Gault&Millau zur Gutsverwalter<strong>in</strong> des<br />
Jahres gekürt worden, sie erhielt für ihren<br />
E<strong>in</strong>satz für das Kultur- und We<strong>in</strong>land<br />
<strong>Sachsen</strong> die sächsische Verfassungsmedaille.<br />
Doch davon macht sie<br />
ke<strong>in</strong> Gewese. Dafür geistern durch ihren<br />
Kopf immer neue E<strong>in</strong>fälle, wie das<br />
We<strong>in</strong>gut weiter vorangebracht werden<br />
kann. E<strong>in</strong> Beispiel dafür ist das Glühwe<strong>in</strong>-Rezept<br />
des Raugrafen von Wackerbarth,<br />
das sie mit ihrem Team ausgegraben<br />
hat. Das Getränk darf zwar<br />
nicht Glühwe<strong>in</strong> heißen, weil hiesiger<br />
We<strong>in</strong> mit Traubensaft gemixt ist, aber<br />
„Weiß und Heiß“ lassen sich die Leute<br />
zu e<strong>in</strong>em Stück Stollen auch gern<br />
schmecken. Schloss Wackerbarth ist e<strong>in</strong>e<br />
begehrte Kulisse für Hochzeiten, Tagungen<br />
und Bälle geworden. Fast<br />
200.000 Besucher hat das Gut heute im<br />
Jahr. Es ist <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> Erlebniswe<strong>in</strong>gut<br />
im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes.<br />
Das erste Europas, worauf die Wackerbarthianer<br />
zu Recht stolz s<strong>in</strong>d. Jürgen<br />
Aumüller, der erste Kellermeister, stand<br />
Sonja Schilg auf Wackerbarth die längste<br />
Zeit zur Seite und schuf immer wieder<br />
neue We<strong>in</strong>kreationen, die gerade<br />
jetzt wieder im Klimawandel gefragt<br />
s<strong>in</strong>d. Die sächsische We<strong>in</strong>bauregion ist<br />
<strong>in</strong>zwischen auf dem Temperaturniveau<br />
von Burgund und Bordeaux. Se<strong>in</strong> Urteil<br />
über die Ex-Chef<strong>in</strong>: „E<strong>in</strong>e Frau, die sehr<br />
zielorientiert ist, uns gefordert und gefördert<br />
hat, mit der man immer reden<br />
konnte, die für uns e<strong>in</strong>gestanden ist<br />
und uns den Rücken für die eigentliche<br />
Arbeit freigehalten hat.“<br />
Verzweiflung und Bewunderung<br />
Sonja Schilg spricht immer wieder vom<br />
Genuss, der <strong>in</strong> der We<strong>in</strong>kulturlandschaft<br />
<strong>Sachsen</strong>s und <strong>in</strong> ihrem Gut geboten<br />
wird. Das hat sich herumgesprochen,<br />
belegen die jüngsten Tourismusstudien.<br />
Die Mehrzahl der Besucher<br />
kommt <strong>in</strong> den Freistaat, um zu genießen.<br />
Im Marktverkauf bei Wackerbarth<br />
ist das zu spüren. Nicht selten werden<br />
Sekt und We<strong>in</strong> kistenweise <strong>in</strong> großen<br />
Autos verstaut. Die E<strong>in</strong>heimischen<br />
kommen dafür öfter, um auf den Terrassen<br />
beim Schoppen Riesl<strong>in</strong>g vom<br />
Goldenen Wagen oder Tram<strong>in</strong>er vom<br />
Paradiesberg der Livemusik vom Balkon<br />
zu lauschen. Am 1. Juli tritt der neue<br />
Geschäftsführer Andreas Stuhl <strong>in</strong> die<br />
geschäftlich großen Fußstapfen der grazilen<br />
Frau. Er br<strong>in</strong>gt Erfahrungen aus<br />
der Schokoladenherstellung mit, ist bei<br />
We<strong>in</strong> und Sekt aber e<strong>in</strong> Neul<strong>in</strong>g. Sogar<br />
<strong>Sachsen</strong>s M<strong>in</strong>isterpräsident Michael<br />
Kretschmer hat sich bei Sonja Schilg für<br />
die beherzte Aufbauarbeit bedankt. Das<br />
We<strong>in</strong>gut macht heute zehnmal so viel<br />
Umsatz wie 2002. Unterm Strich steht<br />
für 2021 e<strong>in</strong> hoher sechsstelliger Gew<strong>in</strong>n.<br />
Und Wackerbarth wird von den<br />
W<strong>in</strong>zern der Region respektvoll <strong>in</strong> vielem<br />
als Vorbild und Streiter für ihre Interessen<br />
gesehen. Das Verdienst von<br />
Sonja Schilg. „Sie ist die herausragende<br />
Gestalter<strong>in</strong> der sächsischen We<strong>in</strong>kulturlandschaft“,<br />
sagt der Radebeuler We<strong>in</strong>bauer<br />
Friedrich Aust über sie.<br />
Und jetzt vom „Reich der S<strong>in</strong>ne“ <strong>in</strong><br />
den Ruhestand? Sonja Schilg hat <strong>in</strong><br />
ihrem Radebeuler Haus junge Frauen<br />
mit K<strong>in</strong>dern aus der Ukra<strong>in</strong>e aufgenommen.<br />
Die Enkel freuen sich auf mehr<br />
Oma-Zeit. Zur Ruhe kommen möchte<br />
sie. Und denkt dennoch schon wieder<br />
weiter. Wie wäre es denn mit We<strong>in</strong>bau<br />
<strong>in</strong> der Lausitz? Auf den Böden neben<br />
den ehemaligen Tagebauen. Das<br />
brächte Arbeitsplätze und Touristen.<br />
E<strong>in</strong> paar Millionen aus den 14 Milliarden<br />
Bundeszuschuss für den sächsischen<br />
Kohleausstieg wären da s<strong>in</strong>nvoll<br />
angelegt, sagt sie. Das Konzept dafür<br />
hat sie schon im Kopf. Sonja Schilg<br />
spricht ruhig und mit Witz über fast<br />
20 Jahre ihres Lebens. Die Jungwe<strong>in</strong>proben-Gäste<br />
lauschen, klatschen, manche<br />
umarmen sie nach der Rede.<br />
Draußen steigt die Sonne höher. Es<br />
wird e<strong>in</strong> warmer Sommertag. Gut für<br />
den Wackerbarth-We<strong>in</strong>.
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Vermögensnachfolge zu Lebzeiten:<br />
Steuern sparen, Streit verh<strong>in</strong>dern<br />
Jährlich werden <strong>in</strong> Deutschland<br />
–gerade <strong>in</strong> Unternehmerkreisen<br />
– Milliarden<br />
Euro vererbt. In vielen Fällen<br />
kommt esdabei auch zu<br />
Streit. Noch häufiger s<strong>in</strong>d<br />
größere Summen an Erbschaftsteuern<br />
zu zahlen.<br />
Etwaige Probleme können<br />
vermieden werden, <strong>in</strong>dem<br />
bereits frühzeitig zu Lebzeiten<br />
e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Vermögensübertragung<br />
vollzogen<br />
wird.<br />
Konflikte entstehen bei erbrechtlichen<br />
Übertragungen<br />
oftmals zwischen den<br />
Erben über die Verteilung<br />
des Nachlasses. Die spielt<br />
besonders dann e<strong>in</strong>e Rolle,<br />
wenn Unternehmensanteile<br />
oder Unternehmensbeteiligungen<br />
zu klären s<strong>in</strong>d.<br />
Statt auf die Vernunft der<br />
Beteiligten zu setzen und<br />
zu hoffen, dass e<strong>in</strong>e gütliche<br />
Erbause<strong>in</strong>andersetzung<br />
gel<strong>in</strong>gen wird, empfiehlt es<br />
sich, bereits zu Lebzeiten<br />
klare Regelungen zu schaffen.<br />
Durch Schenkungsverträge,<br />
beispielsweise mit<br />
Pflichtteilsverzichten, können<br />
die Vermögenswerte<br />
zu Lebzeiten entsprechend<br />
dem eigenen Willen verteilt<br />
werden. Hierbei ist es dann<br />
auch möglich und wichtig,<br />
die eigene Absicherung im<br />
Blick zu haben. So kann man<br />
sich beispielsweise Gegenrechte<br />
<strong>in</strong> Form von Nießbrauch,<br />
Wohnungsrechten<br />
o. ä. vorbehalten. Nicht zuletzt<br />
kann e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />
Gestaltung bei der Übertragung<br />
von VermögenswertenzuLebzeiten<br />
den Vorteil<br />
bieten, dass auch spätere<br />
Pflichtteilsansprüche<br />
gleich mit geklärt oder zum<strong>in</strong>dest<br />
reduziert werden<br />
können. Dies kann u. a. zu<br />
e<strong>in</strong>er deutlichen Besserung<br />
der Familiensituation <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Erben nach dem<br />
Erbfallführen.<br />
E<strong>in</strong> weiterer vorteilhafter<br />
Effekt bei diesen Schenkungen<br />
zu Lebzeiten ist, dass<br />
die Begünstigten Vermögenswerte<br />
vor Anfall e<strong>in</strong>er<br />
Erbschaft erhalten, sodass<br />
sie über diese sogleich verfügen<br />
können. Man denke<br />
nur an die Gründung e<strong>in</strong>er<br />
Familie oder den Aufbau e<strong>in</strong>er<br />
beruflichen Existenz.<br />
Die Gestaltung der Vermögensnachfolge<br />
zu Lebzeiten<br />
bietet aber vor allen D<strong>in</strong>gen<br />
auch Steuervorteile. Steuerfreibeträge<br />
können hier wesentlich<br />
besser ausgenutzt<br />
werden und die nachfolgende<br />
Erbengeneration dadurch<br />
steuerlich entlastet werden.<br />
So haben Ehegatten aller 10<br />
Jahre e<strong>in</strong>en Freibetrag von<br />
500.000,00€und K<strong>in</strong>der aller<br />
10 Jahree<strong>in</strong>en Freibetrag von<br />
400.000,00 €.Durch gezielte<br />
Übertragungen unterAusnutzung<br />
dieser 10-Jahres-Frist<br />
ist es also möglich, größere<br />
Vermögenswerte steueroptimiert<br />
und möglichst steuerfrei<br />
zu übertragen.<br />
Um bei diesen Übertragungen<br />
ke<strong>in</strong>e Fehler zu begehen<br />
und diese sachgerecht und<br />
zielgerichtet zu planen, ist<br />
aus unserer Sicht fachkundige<br />
Beratung erforderlich,<br />
für die wir gern zur Verfügung<br />
stehen. Wir planen und<br />
erarbeiten mit Ihnen Konzepte<br />
für optimale Unternehmensnachfolgen.<br />
Aus<br />
politischen Erwägungen heraus<br />
sollte bedacht werden,<br />
dass durchausfraglich ist, ob<br />
die aktuellen hohen Steuerfreibeträge<br />
nichtschon bald<br />
Gegenstand politischer Umgestaltungen<br />
werden und<br />
ggf.erheblich s<strong>in</strong>ken.<br />
David Oertel<br />
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13-mal vomMagaz<strong>in</strong> Focus als „Top-Anwälte“<br />
im Familienrecht und Erbrecht ausgezeichnet.<br />
MVZ-Gründer aufgepasst: BSGverschärft Voraussetzungen<br />
der Anstellungsgenehmigung für Gesellschafter<br />
Die Anstellung zweier Gesellschafter<br />
<strong>in</strong> dem eigenen<br />
Mediz<strong>in</strong>ischen Versorgungszentrum<br />
(MVZ) wird<br />
durch e<strong>in</strong> aktuelles Urteil<br />
des Bundessozialgerichts<br />
nun endgültig verh<strong>in</strong>dert<br />
(Urteil v. 26.01.<strong>2022</strong>, Az.: B6<br />
KA 2/21 R). Die langersehnte<br />
Urteilsveröffentlichung<br />
liegt endlich vor.<br />
Verfahren<br />
Geklagt hatte e<strong>in</strong> Nierenzentrum-MVZ,<br />
das <strong>in</strong> der<br />
Rechtsform e<strong>in</strong>er Gesellschaft<br />
bürgerlichen Rechts<br />
organisiert ist. Das Mediz<strong>in</strong>ische<br />
Versorgungszentrum<br />
besteht aus zwei Gesellschaftern,<br />
die jeweils zu<br />
50% an der Gesellschaft beteiligt<br />
s<strong>in</strong>d und gleichermaßen<br />
zum Geschäftsführer<br />
bestellt s<strong>in</strong>d. Zunächst hatte<br />
der Zulassungsausschuss<br />
der KV <strong>Sachsen</strong>-Anhalt das<br />
MVZ zur vertragsärztlichen<br />
Versorgung zugelassen, die<br />
Anstellungsgenehmigungen<br />
jedoch nicht erteilt.<br />
Nach erfolglosem Widerspruch<br />
vor dem Berufungsausschuss<br />
hatte das Sozialgericht<br />
Magdeburg die<br />
Entscheidung aufgehoben<br />
und entsprechend der bislang<br />
gängigen Praxis e<strong>in</strong>en<br />
Anspruch des MVZ auf Erteilung<br />
der Anstellungsgenehmigungen<br />
bejaht. Wegen<br />
der grundsätzlichen Bedeutung<br />
der Rechtsfrage wurde<br />
die Sprungrevision zum BSG<br />
zugelassen.<br />
Entscheidung<br />
Das BSG hat nun die Entscheidung<br />
des Sozialgerichts<br />
wieder aufgehoben.<br />
Vorabdas Wichtigste:<br />
E<strong>in</strong> Arzt kann zugleich Gesellschafter<br />
und abhängig<br />
Beschäftigter e<strong>in</strong>er MVZ-<br />
Betreibergesellschaft se<strong>in</strong>.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf die Voraussetzungen,<br />
bleibt esbei e<strong>in</strong>em<br />
juristischen „Eskommt<br />
darauf an …“ Den Urteilsgründen<br />
s<strong>in</strong>d wesentliche<br />
Änderungen im Rahmen<br />
der Vertragsgestaltung und<br />
Antragsstellung zu entnehmen,<br />
die bei der Gründung<br />
e<strong>in</strong>es Mediz<strong>in</strong>ischen Versorgungszentrums<br />
zukünftig<br />
zu beachtens<strong>in</strong>d.<br />
In Anlehnung an die bekannte<br />
Rechtsprechung des 12.<br />
Senats wird für die Genehmigung<br />
der Anstellung im<br />
eigenen MVZ e<strong>in</strong> weisungsgebundenes<br />
Arbeitsverhältnis<br />
gefordert. Im vorliegenden<br />
Fall g<strong>in</strong>g das BSG<br />
davon aus, dass tatsächlich<br />
e<strong>in</strong> solches nicht vorlag,<br />
sondern die Ärzte als freie<br />
Vertragsärzte imMVZ tätig<br />
werden wollten. Dies sei<br />
der konkretenvertraglichen<br />
Gestaltung zu entnehmen.<br />
Problematisch waren<strong>in</strong>sbesondere:<br />
• die jeweils 50%ige<br />
Gesellschafterstellung<br />
sowie<br />
• die E<strong>in</strong>stimmigkeit bei<br />
Gesellschafterbeschlüssen<br />
Hierdurch könnte jederAngestellte<br />
durch se<strong>in</strong> Stimmenrechtals<br />
geschäftsführender<br />
Gesellschafter unliebsame<br />
Weisungen verh<strong>in</strong>dern.<br />
Bedeutung <strong>in</strong> der Praxis<br />
Das BSG hat <strong>in</strong> der umfassenden<br />
Urteilsbegründung<br />
<strong>in</strong> erheblichem Umfang Abgrenzungskriterien<br />
zwischen<br />
weisungsgebundener<br />
Beschäftigung und freier<br />
Tätigkeit als Vertragsarzt<br />
aufgezeigt. Es ist daher<br />
dr<strong>in</strong>gend zu empfehlen, sich<br />
bei der Gründung e<strong>in</strong>es Mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Versorgungszentrums<br />
rechtlich beraten<br />
zu lassen, um etwaigen statusrechtlichen<br />
Problemen<br />
im späterenGenehmigungsverfahren<br />
vorzubeugen.<br />
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In e<strong>in</strong>er neuen Entscheidung<br />
hat der Bundesgerichtshof<br />
nun geklärt, dass auch<br />
beim K<strong>in</strong>desunterhalt und<br />
nicht nur beim Elternunterhalt<br />
und Ehegattenunterhalt<br />
grundsätzlich bis zu Höhe<br />
des Wohnvorteiles neben<br />
den Z<strong>in</strong>szahlungen zusätzlich<br />
die Tilgungsleistungen berücksichtigt<br />
werden, die der<br />
Unterhaltspflichtige für die<br />
F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>er selbstgenutzten<br />
Immobilie erbr<strong>in</strong>gt.<br />
Wasist e<strong>in</strong>Wohnwert oder e<strong>in</strong><br />
geldwerter Vorteil mietfreies<br />
Wohnen? Bewohnt e<strong>in</strong> Unterhaltspflichtiger<br />
e<strong>in</strong> selbstgenutztes<br />
Eigenheim, wird die<br />
für dieses Objekt erzielbare<br />
Kaltmiete e<strong>in</strong>kommenserhöhend<br />
se<strong>in</strong>en übrigen E<strong>in</strong>künften<br />
h<strong>in</strong>zugerechnet. Der<br />
Unterhalt ermittelt sich dann<br />
aus diesem höheren E<strong>in</strong>kommen.<br />
Von diesem Wohnwert<br />
abgezogen werden konnte<br />
bisher unstreitig der Z<strong>in</strong>santeil<br />
des Immobilienkredites.<br />
Bezüglich des Tilgungsanteiles<br />
wardies streitig, da Tilgungen<br />
e<strong>in</strong>e Vermögensmehrung<br />
darstellen und grundsätzlich<br />
e<strong>in</strong>e Vermögensbildung nicht<br />
zu Lasten des Unterhaltsberechtigten<br />
erfolgen darf.<br />
Der Bundesgerichtshof führt<br />
nun aus, dass –wenn den Tilgungen<br />
e<strong>in</strong> Wohnvorteil <strong>in</strong><br />
gleicher Höhe gegenübersteht<br />
–nichtvon e<strong>in</strong>er unterhaltsrechtlich<br />
unzulässigen<br />
Vermögensbildung auszugehen<br />
sei. Denn anderenfalls<br />
würde der Immobilieneigentümer,<br />
der noch e<strong>in</strong> Darlehen<br />
für die Immobilie f<strong>in</strong>anzieren<br />
muss, e<strong>in</strong>em lastenfrei wohnenden<br />
Eigentümer gleichgestellt,<br />
obwohl er das Wohneigentum<br />
bei wirtschaftlicher<br />
Betrachtungsweise mit se<strong>in</strong>en<br />
Tilgungsleistungen erst<br />
noch erwerben muss. Der<br />
Unterhaltspflichtige bestreite<br />
<strong>in</strong> wirtschaftlicher H<strong>in</strong>sicht<br />
die Aufwendungen für die<br />
Deckung se<strong>in</strong>er Wohnbedürfnisse<br />
aus den f<strong>in</strong>anziellen Mitteln,<br />
die ihm im notwendigen<br />
Selbstbehalt zur Verfügung<br />
stehen. Denn der oberhalb des<br />
notwendigen Selbstbehalts<br />
(derzeit: 1.160 €) liegende Teil<br />
se<strong>in</strong>es (Erwerbs)E<strong>in</strong>kommens<br />
wird durch den vom Wohnvorteil<br />
kompensierten Schuldendienst<br />
nicht berührt und<br />
kann weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> voller Höhe<br />
für den Unterhalt der m<strong>in</strong>derjährigen<br />
K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden. Die Verwendung der<br />
Geldmittel im Rahmen des<br />
notwendigen Selbstbehalts<br />
unterliege aber der freien<br />
Disposition des Unterhaltspflichtigen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist es <strong>in</strong>sbesondere<br />
bei der Gefährdung des<br />
M<strong>in</strong>destunterhalts m<strong>in</strong>derjähriger<br />
K<strong>in</strong>der nicht generell<br />
ausgeschlossen, dem Unterhaltspflichtigen<br />
e<strong>in</strong>e Obliegenheit<br />
zur Tilgungsstreckung<br />
aufzuerlegen. Dies wird<br />
aber nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
<strong>in</strong> Betracht gezogen werden<br />
können, so etwa, wenn e<strong>in</strong>e<br />
ungewöhnlich hohe Tilgung<br />
vere<strong>in</strong>bart oder das Eigenheim<br />
bereits weitgehend abgezahltworden<br />
ist.<br />
Die Begründung des Bundesgerichtshofes<br />
passt auch zu<br />
E<strong>in</strong>künften e<strong>in</strong>es Unterhaltspflichtigen<br />
aus Vermietung<br />
und Verpachtung, wo ebenfalls<br />
bisher streitig war, ob<br />
Tilgungen auf Immobiliendarlehen<br />
den Miete<strong>in</strong>nahmen<br />
gegengerechnetwerden können.<br />
Zum<strong>in</strong>dest bis zur Höhe<br />
der E<strong>in</strong>nahmen dürfte dies<br />
nun möglich se<strong>in</strong>.<br />
Viele bisherige Unterhaltsberechnungen<br />
berücksichtigen<br />
diese neue Rechtsprechung<br />
des Bundesgerichtshofes aus<br />
dem Jahre<strong>2022</strong> nicht. S<strong>in</strong>d Sie<br />
unterhaltspflichtig und Eigentümer<br />
von Immobilien, sollten<br />
Sie daher ggf. die Unterhaltsberechnungen<br />
prüfen lassen.<br />
Katja Noltemeier<br />
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Der Gesetzgeber hat das Personengesellschaftsrecht<br />
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und e<strong>in</strong> GbR-Gesellschaftsregister<br />
e<strong>in</strong>geführt. Die<br />
E<strong>in</strong>tragung existierender bzw.<br />
zu gründender GbRnach notarieller<br />
Beurkundung ist freiwillig.<br />
Die E<strong>in</strong>tragung empfiehlt sich,<br />
wenn die Gesellschaft regelmäßig<br />
am Rechtsverkehr teilnimmt.<br />
Dadurch gew<strong>in</strong>nt die<br />
GbR neben anderen Personengesellschaften<br />
an Rechtssicherheit,<br />
da sich aus dem Register<br />
Änderungen <strong>in</strong> der Gesellschafterstruktur<br />
oder der Vertretungsbefugnis<br />
ergeben. E<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>tragungspflicht besteht<br />
bezüglich der Gesellschafterliste<br />
im Handelsregister oder<br />
bei Grundbuche<strong>in</strong>trägen. Über<br />
Grundstücks- oder Geschäftsanteile,<br />
deren Inhaber die GbR<br />
ist, kann nur verfügt werden,<br />
wenn die GbRselbst im Register<br />
e<strong>in</strong>getragen ist.<br />
Weitere Änderungen des Gesellschaftsrechts<br />
der GbR erfordern<br />
es, die Neuregelungen<br />
mit der eigenen Satzung zu vergleichen,<br />
diese gegebenenfalls<br />
zu ergänzen oder anzupassen:<br />
Nunmehr ist geregelt, dass die<br />
Gesellschaft im Falle des Ausscheidens<br />
e<strong>in</strong>es Gesellschafters<br />
nicht mehr aufgelöst ist.<br />
Der Geschäftsanteil wächst den<br />
verbleibenden Gesellschaftern<br />
an, was abf<strong>in</strong>dungsrelevante<br />
Risiken birgt.<br />
Gesellschaftern kann im Gesellschaftsvertrag<br />
nun e<strong>in</strong>e<br />
Alle<strong>in</strong>geschäftsführungs- bzw.<br />
Alle<strong>in</strong>vertretungsbefugnis e<strong>in</strong>geräumt<br />
werden. Die Nachhaftung<br />
wurde auf fünf Jahre<br />
begrenzt, sodass künftig Regelungen<br />
zur Freigabe von Sicherheiten<br />
und Haftungsfreistellungen<br />
<strong>in</strong> die Gesellschaftsverträge<br />
aufgenommen werden sollten.<br />
Nach notwendiger oder zum<strong>in</strong>dest<br />
zweckdienlicher E<strong>in</strong>tragung<br />
ist die Löschung nur nach<br />
ordnungsgemäßer Liquidation<br />
der Gesellschaft möglich. Alle<br />
Gesellschaftsverträge sollten<br />
an die neuen gesetzlichen Regelungen<br />
angepasst werden. Gern<br />
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ENTSCHEIDER&KARRIERE 11<br />
Autosfahren niemals autonom<br />
Der DresdnerJürgen Bönn<strong>in</strong>ger legtSchwächender Technik vonAutos offen, um sie zu verbessern. Dabei<br />
kritisierterTesla genausohartwie e<strong>in</strong>st die DDR.Jetzt erhieltervon derTUdie Ehrendoktorwürde.<br />
Von Peter Ufer<br />
Tesla zeigtedeutliche Schwächen.<br />
Über 50 verkehrsgefährdende<br />
Mängel wies 2016 der Dresdner<br />
Gutachter Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger der US-<br />
Elektro-Limous<strong>in</strong>e nach. Die Aktie des<br />
Autobauers sackte nach Bekanntwerden<br />
der Problemlistekurzzeitig ab.<br />
„Das Gutachten gefiel nicht jedem,<br />
manche wollten verh<strong>in</strong>dern, dass es öffentlich<br />
wird, vor allem <strong>in</strong> den USA“,<br />
sagt der 65-Jährige. Doch sich Fahrzeuge<br />
und deren Mängel frei von politischen<br />
und unternehmerischen Interessen<br />
genau anzusehen, sie öffentlich zu<br />
diskutieren und daraus Folgen abzuleiten,<br />
gehört zum Selbstverständnis se<strong>in</strong>es<br />
Berufes. Für Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger ist<br />
dieses Pr<strong>in</strong>zip nichtverhandelbar.<br />
Als ernach dem Masch<strong>in</strong>enbau-Studium<br />
an der Technischen Universität<br />
Dresden 1982 im Kraftfahrzeugtechnischen<br />
Amt/KTA der DDR <strong>in</strong>Dresden anf<strong>in</strong>gzuarbeiten,<br />
lag dieIdee, mite<strong>in</strong>em<br />
E-Auto durch die Gegend zu fahren,<br />
noch <strong>in</strong> weiter Ferne. Doch dass e<strong>in</strong><br />
Sachverständiger unabhängig arbeiten<br />
muss, das erachtete der TU-Absolvent<br />
damals schon als dr<strong>in</strong>gend notwendig.<br />
Die Zwänge <strong>in</strong> der DDR verstärkten<br />
se<strong>in</strong> Ideal, sich als Fachmann von fremden<br />
E<strong>in</strong>flüssen zu befreien. Mit dieser<br />
Haltung bewegt sich der Ingenieur <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Dresdner Tradition.<br />
Schon 1905 hatte Professor Hermann<br />
Scheit an der damaligen Technischen<br />
Hochschule die weltweit erste eigenständige<br />
Prüfstelle für Kraftfahrzeuge<br />
gegründet. „Er war damit Vorreiter<br />
für Deutschland und Europa“, sagt Jürgen<br />
Bönn<strong>in</strong>ger. „Allerd<strong>in</strong>gs zerstörten<br />
die Nazis diese Unabhängigkeit und <strong>in</strong><br />
der DDR standen die Dresdner Sachverständigen<br />
ebenfalls unter staatlichem<br />
Druck.“Der Ingenieur setztTechnik immer<br />
<strong>in</strong>s Verhältnis zu sozialen Zuständen.Umdie<br />
Freiheit fürdie Gesellschaft<br />
und für se<strong>in</strong>en Berufsstand zu erreichen,<br />
brauchte esdie Freiheit und Leistungsfähigkeit<br />
des E<strong>in</strong>zelnen. „Die DDR<br />
jedochwar das Gegenteil vone<strong>in</strong>em auf<br />
Kooperation<br />
und Arbeitsteilung<br />
angelegten<br />
Staat“, sagt Bönn<strong>in</strong>ger.<br />
Nicht<br />
zuletzt deshalb<br />
gründete er geme<strong>in</strong>sam<br />
mit<br />
weiteren Bürgerrechtlern<br />
<strong>in</strong><br />
Dresden die Initiative<br />
Demokratische<br />
Erneuerung (IDeE) und war<br />
später Mitbegründer des Demokratischen<br />
Aufbruchs (DA) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Er wirkte<br />
mit <strong>in</strong>der Gruppe der 20, diskutierte<br />
Reformen und Visionen sozial gerechten<br />
und friedlichen Zusammenlebens.<br />
„Mit dem demokratischen Aufbruch<br />
1989 wurde neben der Forderung der<br />
Bürger nach Freiheit, Demokratie und<br />
Menschenrechten auch der Ruf der<br />
Dresdner Sachverständigen nach Unabhängigkeit<br />
von staatlicher Bevormundung<br />
laut“, sagtJürgen Bönn<strong>in</strong>ger.<br />
1990 gründete erdie DEKRA-Ost <strong>in</strong><br />
Dresdenmit,arbeitete bis2000 als stellvertretender<br />
Leiter der Technischen<br />
Prüfstelle des DEKRA e.V.und Abteilungsleiter<br />
Prüfwesen <strong>in</strong>ternational. Bis<br />
2007 leitete erals Geschäftsführer die<br />
TÜV/DEKRA-Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
arge tp 21 e. V.,Dresden.Darauf aufbauend,<br />
trieb der Dresdner den Aufbau<br />
zugunsten e<strong>in</strong>er zu gründenden Gesell-<br />
„Der Mensch ist<br />
autonomund frei.<br />
DieMasch<strong>in</strong>eist<br />
programmiert und<br />
unfrei.“<br />
Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger hat die Ehrendoktorwürde der TU Dresden erhalten.<br />
schaft für die Weiterentwicklung von<br />
Prüftechnologien und -geräten für Fahrzeugelektronik<br />
voran. Seit 2004 ist er<br />
der Gründungs-Geschäftsführer der FSD<br />
Fahrzeugsystemdaten GmbH (Dresden).<br />
Se<strong>in</strong> Unternehmen mit 230 Mitarbeitenden<br />
entwickelt <strong>in</strong>novative Prüftechnologien,<br />
um Störungen, Verschleiß,Alterung<br />
und Manipulation an Fahrzeugbauteilen<br />
und -systemen festzustellen.<br />
Seit vielen Jahren lehrt er an der HTW<br />
Dresden und an der TU Dresden sowie<br />
darüber h<strong>in</strong>aus an der Dresden International<br />
University –DIU.<br />
Se<strong>in</strong>e unbestechliche Haltung, se<strong>in</strong>e<br />
Kompetenz, se<strong>in</strong> gesellschaftliches Engagement<br />
und E<strong>in</strong>satz für Studierende,<br />
ehrte Anfang Juni genau jene Universität,<br />
an der er vor 40 Jahren se<strong>in</strong> Diplom<br />
ablegte. Der Ingenieur erhielt die Ehrendoktorwürde<br />
von Rektor<strong>in</strong><br />
Ursula Staud<strong>in</strong>ger.<br />
Sie sagt:<br />
„Seit 1900 besitzt<br />
die Technische<br />
Universität<br />
das Recht, an<br />
bemerkenswerte<br />
Persönlichkeiten<br />
den Doctor<br />
honoris causa<br />
zu verleihen. Den ersten Dr. h.c.erhielt<br />
am 24. April 1900 Friedrich Siemens.“<br />
Seit 122 Jahren bekamen 452<br />
Frauen und Männer den Titel ehrenhalber.<br />
Auch das ist e<strong>in</strong>e Tradition, <strong>in</strong> der<br />
sich Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger bewegt.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mitdem Lehrstuhlleiter<br />
fürFahrzeugtechnik, ProfessorGünther<br />
Prokop, baut er jetzt e<strong>in</strong> Institut für autonomes<br />
Fahren auf. Wobei genau an<br />
dem Punkt e<strong>in</strong>e weitere Diskussion beg<strong>in</strong>nt.<br />
Denn Jürgen Bönn<strong>in</strong>ger erklärt<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Festvortrag, dass der Begriff<br />
„autonomes Fahren“ irreführend sei.<br />
„Der Mensch ist autonom und frei“,<br />
sagter. „Die Masch<strong>in</strong>e ist programmiert<br />
und unfrei.“ Natürlich könne e<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e<br />
voll automatisiert se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Fahrzeug<br />
fahrerlos amVerkehr teilnehmen.<br />
Der Sachverständige weiter: „Jedoch<br />
Autonomie, Autonomes Handeln, Autonomes<br />
Denken, Autonomes Se<strong>in</strong>: Alle<br />
diese und noch viele mehr s<strong>in</strong>d<br />
FLIE<br />
G<br />
WIED E R !<br />
AMSTERDAM<br />
ISTANBUL<br />
PARIS ATHEN WIEN<br />
nahfliegen.de<br />
Foto: Matthias Rietschel<br />
menschliche Fähigkeiten. Sie s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong><br />
dem Menschen vorbehalten. Roboter und<br />
automatisierte Fahrzeuge verfügen nicht<br />
über die Fähigkeiten, sich als Wesen der<br />
Freiheit zu begreifen und aus dieser Freiheit<br />
heraus zu handeln.“ E<strong>in</strong>e solche<br />
Selbstbestimmung, Souveränität, Entscheidungs-<br />
und Handlungsfreiheit –e<strong>in</strong>e<br />
solche Autonomie sei unzertrennlich verbunden<br />
mit Vernunft und Würde, die den<br />
Menschen vorbehalten bleibe. Bönn<strong>in</strong>ger:<br />
„Auch die Objektivität der sachverständigen<br />
Beurteilung umder Unabhängigkeit<br />
willen ist an dieBed<strong>in</strong>gungder Freiheit gebunden.“<br />
Auf dieser Grundlage können<br />
die bei Bönn<strong>in</strong>ger Studierenden undspäteren<br />
Sachverständigen <strong>in</strong> ihrer Rolle als<br />
Mittler zwischen den Entwicklern von<br />
Technik und deren Anwendern e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />
Beitrag zur Verteidigung unsererdemokratischenVerfasstheitleisten.<br />
Über 30 Ziele<br />
ab Dresden oder<br />
Leipzig g/Halle<br />
NANH<br />
LONDON<br />
ZÜRICH
12 ENTSCHEIDER & KARRIERE<br />
Es darf nicht mehr<br />
ums Kle<strong>in</strong>-Kle<strong>in</strong> gehen<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig spricht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er persönlichen<br />
Halbzeitbilanz über vertane Chancen, die sächsische Schuldenpolitik<br />
und die Rolle der erneuerbare Energien.<br />
Herr Dulig, wie fällt Ihre persönliche<br />
Halbzeitbilanz aus?<br />
Wir haben viel mehr geschafft als gedacht.<br />
Die Pandemie hat uns dennoch<br />
zwei Jahre geraubt, auch mir persönlich.<br />
Und nun spüren wir zudem noch die Folgen<br />
des zivilisatorischen Bruchs des russischen<br />
Angriffskriegs <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e. Wir<br />
kehren nicht zur Normalität zurück – stehen<br />
weiter vor ungeplanten Herausforderungen.<br />
Dennoch kann ich e<strong>in</strong>e gute Bilanz<br />
ziehen.<br />
Was wurde konkret erreicht?<br />
Wir haben neue Strukturen etabliert –<br />
etwa für das Zentrum für Gute Arbeit<br />
und Fachkräftesicherung <strong>in</strong> Chemnitz<br />
und haben die Digitalagentur <strong>in</strong> Dresden<br />
<strong>in</strong>s Leben gerufen. Der ÖPNV wurde<br />
gestärkt, das Bildungsticket wie versprochen<br />
durchgesetzt und die Fachkräfteallianz<br />
weiter ausgebaut und f<strong>in</strong>anziell<br />
ausgestattet. Das Grundproblem<br />
des Koalitionsvertrages ist, dass dort ke<strong>in</strong>e<br />
Priorisierung stattgefunden hat. Abstimmungsprozesse<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dreierkomb<strong>in</strong>ation<br />
viel komplexer geworden.<br />
Ich ziehe dennoch e<strong>in</strong> positives Fazit, bedaure<br />
aber, dass wir manchmal zu viel<br />
Zeit und Energie verlieren <strong>in</strong> der Klärung<br />
von Prozessen.<br />
Woran machen Sie das fest?<br />
Zum Beispiel am Programm „Graue Flecken“<br />
für den Breitbandausbau. Wir waren<br />
uns <strong>in</strong> den Koalitionsverhandlungen<br />
e<strong>in</strong>ig, dass der Freistaat erhebliche Summen<br />
für den Breitbandausbau stemmen<br />
muss. Wir als SPD hatten gefordert, dafür<br />
zügig die rechtlichen Grundlagen zu legen,<br />
damit die Kommunen Anträge stellen<br />
können. Wäre man unserem Vorschlag<br />
gefolgt, hätten heute die ersten<br />
Kommunen schon ihre Bescheide <strong>in</strong> der<br />
Hand. Jetzt, anderthalb Jahre später, machen<br />
wir genau dies. Wir verlieren auch<br />
wertvolle Zeit beim Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien, weil e<strong>in</strong> Koalitionspartner<br />
immer mehr Kraft dafür aufbr<strong>in</strong>gt,<br />
D<strong>in</strong>ge nicht zu tun, als zu sagen, was getan<br />
werden muss.<br />
Es war e<strong>in</strong> Fehler, im Koalitionsvertrag<br />
nicht zu priorisieren. Was<br />
s<strong>in</strong>d Ihre Prioritäten für die zweite<br />
Halbzeit?<br />
In diesen Zeiten des Wandels darf es<br />
nicht mehr um das Kle<strong>in</strong>-Kle<strong>in</strong> gehen,<br />
sondern um grundsätzliche Entscheidungen,<br />
wie der Umbau der <strong>Wirtschaft</strong> so erfolgreich<br />
gestaltet werden kann, dass die<br />
Menschen auch <strong>in</strong> zehn, zwanzig Jahren<br />
gute Arbeit haben. Wie kommen wir h<strong>in</strong><br />
zu e<strong>in</strong>er Wasserstoffwirtschaft? Zu moderner<br />
Mobilität? Was tun wir, um die Arbeit<br />
der Zukunft zu sichern, durch Ausbau<br />
von Schlüsseltechnologien und erneuerbaren<br />
Energien als Standortfaktor?<br />
Wie qualifizieren wir die Menschen? Viele<br />
haben Angst vor der Transformation,<br />
weil sie sich nicht wieder auf die Schulbank<br />
setzen wollen. Da müssen wir ran.<br />
Was wollen Sie dagegen tun? Wird<br />
es mehr Förderprogramme geben?<br />
Ja, wir werden weiterh<strong>in</strong> Weiterbildungsund<br />
Qualifizierungsprogramme aufsetzen,<br />
entweder <strong>in</strong>dividuell oder für ganze<br />
Zieht trotz Krisenlage e<strong>in</strong>e positive Hlabzeitbilanz: <strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig. Foto: Ronald Bonss<br />
Unternehmen. Doch Politik funktioniert<br />
nicht nur durch Fördermittel. Wir werden<br />
auch unsere Darlehensprogramme<br />
weiter ausbauen. Ich erwarte aber auch<br />
von den Unternehmen, dass sie nicht nur<br />
über das Fachkräfteproblem klagen, sondern<br />
sich überlegen, wie sie selbst B<strong>in</strong>dekräfte<br />
entwickeln, damit Menschen bleiben.<br />
Das Selbstbewusstse<strong>in</strong> der Arbeitnehmerschaft<br />
ist deutlich gestärkt. Im<br />
vergangenen Jahr gab es <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> mit<br />
18 re<strong>in</strong> regionalen Arbeitskämpfen so<br />
viele wie <strong>in</strong> NRW. H<strong>in</strong>zu kommen 28<br />
überregionale Arbeitskämpfe, die auch <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> geführt wurden.<br />
Sie fordern im nächsten Haushalt<br />
zweistellige Millionenbeträge für<br />
die Kof<strong>in</strong>anzierung von europäischen<br />
Förderprogrammen für die<br />
Mikroelektronik. Warum ist das im<br />
S<strong>in</strong>ne der breiten Bevölkerung gut<br />
angelegtes Geld?<br />
Die Mikroelektronik ist der Treiber für den<br />
Wandel unserer <strong>Wirtschaft</strong>, weil es ohne<br />
sie ke<strong>in</strong>e Fahrzeuge, Energiewende, ke<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>satz von Künstlicher Intelligenz,<br />
ke<strong>in</strong>e Erleichterung der Arbeit geben wird<br />
– überall werden Halbleiter verbaut. Handwerker<br />
leben davon, dass sie von kle<strong>in</strong>en<br />
und mittelständischen Firmen, aber auch<br />
von der Groß<strong>in</strong>dustrie Aufträge bekommen.<br />
Und die Groß<strong>in</strong>dustrie lebt davon,<br />
dass sie konkurrenzfähig ist und bleibt.<br />
Deshalb müssen wir unsere Kompetenzen<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong> der Mikroelektronik weiter<br />
ausbauen. Wenn wir das schaffen, werden<br />
wir am Ende konkurrenzfähige Unternehmen<br />
haben, egal ob groß oder kle<strong>in</strong>. Es<br />
darf ke<strong>in</strong>e Entscheidung zwischen europäischen<br />
IPCEI-Projekten oder regionale<br />
<strong>Wirtschaft</strong>shilfen geben. Beides muss<br />
kommen. Das haben auch unsere Koalitionspartner<br />
<strong>in</strong> den Haushaltsverhandlungen<br />
beschlossen. Damit sichern wir die<br />
wirtschaftliche Zukunft <strong>Sachsen</strong>s.<br />
Bei der Vorstellung der Eckpunkte<br />
des neuen Haushalts war die Rede<br />
von „zum Teil schmerzlichen Entscheidungen“.<br />
Welche Vorhaben<br />
konnten Sie nicht durchsetzen?<br />
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Tilgungsfalle tappen, wenn wir jetzt<br />
straff die Corona-Kredite wieder zurückzahlen.<br />
Damit nehmen wir uns selbst die<br />
Luft zum verantwortungsvollen Haushalten.<br />
Deswegen b<strong>in</strong> ich für e<strong>in</strong>e Verfassungsänderung,<br />
die uns diesen Spielraum<br />
über e<strong>in</strong>e längere Tilgungsphase e<strong>in</strong>räumen<br />
würde. Gelder, die uns jetzt zur Verfügung<br />
stehen, sollten wir lieber zum<br />
klugen Investieren nutzen. Die strikte<br />
Schuldenbremse war und ist e<strong>in</strong> Fehler.<br />
Es gibt Situationen, gerade bei der derzeitigen<br />
Z<strong>in</strong>slage, wo Schulden s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong><br />
können, um zu <strong>in</strong>vestieren. So handelt jeder<br />
Unternehmer und jeder Häuselbauer.<br />
Führt denn der neue Haushalt zur<br />
Aufnahme zusätzlicher Schulden?<br />
Wir haben den Haushalt mit den uns zur<br />
Verfügung stehenden Geldern derzeit zuziehen<br />
können. Allerd<strong>in</strong>gs hätten uns zusätzliche<br />
Gelder deutlich mehr Investitionen<br />
für umweltfreundliche Fahrzeuge im<br />
ÖPNV, für e<strong>in</strong>e bessere technische Ausstattung<br />
unserer Schulen oder für e<strong>in</strong>e<br />
bessere f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung unserer<br />
<strong>Wirtschaft</strong> bei Investitionen <strong>in</strong> Zukunftstechnologien<br />
bedeutet.<br />
Doch die CDU ist gerade auf dem Weg,<br />
aus e<strong>in</strong>er soliden Haushaltspolitik e<strong>in</strong>e<br />
falsche Haushaltspolitik zu machen. Wir<br />
brauchen mehr Bewusstse<strong>in</strong> dafür, dass<br />
wir klug <strong>in</strong>vestieren und das Geld der<br />
Steuerzahler verantwortungsvoll e<strong>in</strong>setzen.<br />
Zum Beispiel, <strong>in</strong>dem wir aktuell Teile<br />
des Beamtenfonds für Investitionen<br />
nutzen. Der Fonds verbrennt momentan<br />
tagtäglich Geld. Bei Investitionen steckt<br />
h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> Wert h<strong>in</strong>ter der Ausgabe –<br />
der sich künftig rechnet. Ich verstehe die<br />
CDU nicht, die dogmatisch an e<strong>in</strong>er überholten<br />
Politik festhält.<br />
Gilt das auch für den Ausbau erneuerbarer<br />
Energien?<br />
Dort muss die Handbremse bei der Union<br />
endgültig gelöst werden. Da reicht e<strong>in</strong>e<br />
Aussage des M<strong>in</strong>isterpräsidenten nicht<br />
aus. Wir wissen nicht, ob die CDU-Fraktion<br />
das Gleiche me<strong>in</strong>t, wenn der M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
etwas sagt, oder umgedreht. Im<br />
Sommer kommt das neue Energiepaket<br />
der Bundesregierung. Dann s<strong>in</strong>d wir verpflichtet,<br />
Flächen für W<strong>in</strong>dkraft- und<br />
Photovoltaik-Anlagen auszuweisen.<br />
Wird sich die Handbremse nach<br />
den Landratswahlen lösen?<br />
Der Baudenzug von der Handbremse<br />
kann vom Bund schnell zerschnitten<br />
werden, weil er sagt, es ist uns egal, wie<br />
ihr es macht, aber ihr habt die zwei Prozent<br />
Fläche nachzuweisen. <strong>Sachsen</strong> war<br />
immer so stolz, Vorreiter bei so vielen<br />
Entwicklungen zu se<strong>in</strong>. Jetzt lassen wir<br />
uns vom Bund <strong>in</strong>s Muttiheft schreiben,<br />
was wir zu tun haben?<br />
Welche größeren Gesetzesvorhaben<br />
kommen <strong>in</strong> der zweiten Hälfte<br />
der Legislaturperiode?<br />
Neben der Umsetzung der neuen europäischen<br />
Förderperiode, die uns auch<br />
wieder Technologieförderung erlauben<br />
wird, wollen wir e<strong>in</strong> neues Vergabegesetz<br />
auf den Weg br<strong>in</strong>gen. Da wird e<strong>in</strong> Vergabem<strong>in</strong>destlohn<br />
dr<strong>in</strong> stehen, der nicht unterhalb<br />
der 12 Euro des gesetzlichen M<strong>in</strong>destlohnes<br />
liegen soll.<br />
<strong>Sachsen</strong> ist bei nachhaltiger Beschaffung<br />
Schlusslicht?<br />
Das Vergabegesetz soll deutlich schlanker<br />
und flexibler se<strong>in</strong>. Wir wollen der <strong>Wirtschaft</strong><br />
das Signal geben, es wird e<strong>in</strong> handhabbares,<br />
machbares Vergabegesetz, aber<br />
die Spielregeln sollen e<strong>in</strong>gehalten werden<br />
- wie etwa Tariftreue über e<strong>in</strong>en Vergabem<strong>in</strong>destlohn<br />
und Nachhaltigkeit. Die konkreten<br />
Kriterien, die das erreichen sollen,<br />
kann ich jetzt nicht nennen, da wir gerade<br />
<strong>in</strong> den Verhandlungen s<strong>in</strong>d.<br />
Wann soll der Entwurf kommen?<br />
Ich will den Gesetzesentwurf noch dieses<br />
Jahr im Landtag haben.<br />
Sie s<strong>in</strong>d auch Verkehrsm<strong>in</strong>ister.<br />
Beim Radwegeausbau klemmt es,<br />
warum?<br />
Nicht am Geld. Da haben wir auch im<br />
neuen Haushalt vorgesorgt. Die Planung<br />
e<strong>in</strong>es Radweges ist <strong>in</strong>zwischen so aufwendig<br />
wie die e<strong>in</strong>er Straße. Das b<strong>in</strong>det<br />
auch Personal. Dies beklagen wir bereits<br />
seit mehreren Jahren. Wir haben im Landesamt<br />
für Straßenbau und Verkehr zusätzliche<br />
Stellen geschaffen. Es s<strong>in</strong>d zum<br />
e<strong>in</strong>en die immer komplizierteren Verfahren,<br />
<strong>in</strong>sbesondere bei Umweltfragen,<br />
aber auch das geänderte Verständnis der<br />
Eigentümer <strong>in</strong> Grundstücksfragen. M<strong>in</strong>destens<br />
73 Projekte mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge<br />
von 135 Kilometern sollen noch <strong>in</strong> dieser<br />
Legislaturperiode fertiggestellt oder<br />
zum<strong>in</strong>dest baulich begonnen werden.<br />
Weitere 200 Projekte mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge<br />
von etwa 460 km werden parallel<br />
dazu geplant bzw. <strong>in</strong> die Planfeststellung<br />
gebracht. Zur Wahrheit gehört allerd<strong>in</strong>gs<br />
auch, dass viele der Radwege, die wir aktuell<br />
planen, erst nach dem Ende der aktuellen<br />
Legislatur <strong>in</strong> die bauliche Umsetzung<br />
gelangen. Doch mit den Planungen<br />
sorgen wir vor und schaffen die Grundlagen–<br />
denn wenn nicht jetzt, wann dann.<br />
Interview: Nora Miethke
ENTSCHEIDER & KARRIERE 13<br />
Mit e<strong>in</strong>em Spanier zum<br />
Weltunternehmen<br />
Jordi Boto ist seit April der neue Pilot der Elbe Flugzeugwerke <strong>in</strong> Dresden.<br />
Der Spanier löste Andreas Sperl ab – und er hat <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> Großes vor.<br />
Von Michael Rothe<br />
Den l<strong>in</strong>dgrünen Trabbi se<strong>in</strong>es Vorgängers,<br />
viele Jahre H<strong>in</strong>gucker<br />
am Tor der Elbe Flugzeugwerke<br />
(EFW), hat der neue Chef nicht geerbt.<br />
Dafür hat Jordi Boto von Andreas Sperl<br />
e<strong>in</strong> mehr als <strong>in</strong>taktes Unternehmen übernommen.<br />
Am 1. April, aber ke<strong>in</strong> Scherz.<br />
Erst recht nicht se<strong>in</strong>e Vision.<br />
Der Spanier mit deutschem Pass wusste,<br />
was auf ihn zukommt, war er <strong>in</strong> Vorbereitung<br />
auf den Job schon gut e<strong>in</strong> Jahr<br />
vorher zu den EFW gewechselt: als Chief<br />
Operations Manager. „Nicht der glücklichste<br />
Zeitpunkt“, sagt Boto. Aber man<br />
könne es auch als Chance sehen. Getreu<br />
dem Motto: „Es kann nur besser werden.“<br />
Immerh<strong>in</strong> war der Umsatz der Flugzeugwerke<br />
2021 mit nur noch 254 Millionen<br />
Euro um fast e<strong>in</strong> Viertel gegenüber dem<br />
Vor-Corona-Jahr 2019 e<strong>in</strong>gebrochen.<br />
Die Luftfahrtbranche war mit am<br />
stärksten von der Krise betroffen. Airl<strong>in</strong>es<br />
ließen das Gros ihrer Flotte am Boden,<br />
viele plagten F<strong>in</strong>anzprobleme. Das spürte<br />
auch der Flugzeugbauer Airbus, Hauptkunde<br />
der Dresdner, der se<strong>in</strong>e Fertigung<br />
um 40 Prozent zurückfuhr. Mit Folgen<br />
für die Komponentenproduktion, die gut<br />
die Hälfte vom EFW-Geschäft ausmacht.<br />
In Dresden und bei den Töchtern Acosa<br />
und CCI Assembly <strong>in</strong> Kodersdorf werden<br />
Fußbodenplatten, Seitenverkleidungen,<br />
Trennwände, Cockpittüren, Toiletten<br />
und Schlafkojen für Crews hergestellt.<br />
Leichtbauteile von dort kommen<br />
auch <strong>in</strong> Straßenbahnen zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Über 11.000 Airbusse s<strong>in</strong>d mit Fußbodenplatten<br />
aus Dresden unterwegs. Daher ist<br />
der legendäre<br />
Spruch von<br />
<strong>Sachsen</strong>s Ex-M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
Stanislaw Tillich<br />
– wann immer<br />
man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
Airbus steige, betrete<br />
man sächsischen<br />
Boden –<br />
nicht übertrieben.<br />
Ferner reparieren und warten die<br />
Flugzeugwerke neben Airbussen auch<br />
den Hubschrauber NH-90 der Bundeswehr.<br />
Und dann gibt’s noch das Recycl<strong>in</strong>gprojekt<br />
am Flugplatz Rothenburg bei<br />
Niesky. Dort werden ausgediente Flieger<br />
ausgeschlachtet, Ersatzteile aufgearbeitet<br />
und Verbundwerkstoffe wiederverwertet.<br />
Botos Managerleben ist von <strong>in</strong>dustriellen<br />
Themen geprägt. Er br<strong>in</strong>gt gut 20 Jahre<br />
globaler Erfahrung <strong>in</strong> der Luftfahrt<br />
mit. Der 53-Jährige war bei Airbus <strong>in</strong><br />
Schlüsselpositionen tätig, leitete dort mit<br />
Power8 das größte Restrukturierungsprogramm<br />
<strong>in</strong> der Branche. Zuletzt hatte er<br />
seit 2012 die PFW Aerospace Speyer aus<br />
der Fast-Pleite zum erfolgreichen Anbieter<br />
von Rohrsystemen und Tanks für die<br />
Luftfahrt geführt und ihren Verkauf an<br />
die Total-Tochter Hutch<strong>in</strong>son begleitet.<br />
Nun also die EFW, von Umsatz und<br />
Beschäftigten her vergleichbar. Doch<br />
wenn es nach dem Katalanen geht, dann<br />
werden die <strong>Sachsen</strong> die Pfälzer bald weit<br />
h<strong>in</strong>ter sich lassen. Die Dresdner seien „e<strong>in</strong>e<br />
der ältesten Garagen der Luftfahrt und<br />
hoch anerkannt“. Sie wandelten sich nun<br />
„vom Wartungs- und Komponentenge-<br />
„Verträge zu<br />
unterschreiben ist<br />
e<strong>in</strong>fach. Die große<br />
Herausforderung ist,<br />
sie auch zu erfüllen.“<br />
Jordi Boto lehnt sich weit raus: E<strong>in</strong> Unternehmen von Weltrang will er aus den Elbe Flugzeugwerken machen – und <strong>in</strong> absehbarer Zeit e<strong>in</strong>en Milliardenumsatz.<br />
schäft im Auftrag Dritter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en echten<br />
OEM“, sagt Boto. Als Erstausrüster spiele<br />
man die gleiche Rolle wie Airbus und Boe<strong>in</strong>g,<br />
liefere an der Elbe, <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur,<br />
Schanghai, Mobile (Alabama), San Antonio<br />
(Texas) gebaute Frachter „als denkender<br />
und agierender<br />
Kopf“. Alles<br />
laufe über<br />
Dresdner Konten,<br />
so der Manager.<br />
Boto peilt<br />
dieses Jahr e<strong>in</strong>en<br />
Umsatz von 500<br />
Millionen Euro<br />
an – und schielt<br />
bereits auf die<br />
Milliarde.<br />
Zwar sei der Freistaat <strong>in</strong>dustriell gut<br />
aufgestellt, sagt er, doch die Entscheidungen<br />
würden im Westen, <strong>in</strong> den USA und<br />
sonst wo getroffen. Nun böte sich ihm<br />
„die e<strong>in</strong>zigartige Möglichkeit, <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
das Headquarter e<strong>in</strong>es Unternehmens<br />
von Weltrang zu etablieren“ und e<strong>in</strong>e<br />
ganze Branche mitzugestalten.<br />
2020 seien <strong>in</strong> Dresden mit Mühe drei<br />
Airbusse vom Typ A330 ausgeliefert worden,<br />
im vorigen Jahr fünf, sagt er. <strong>2022</strong><br />
sollen es zehn Masch<strong>in</strong>en se<strong>in</strong> und nächstes<br />
Jahr 14. Das sei „die größte prozentuale<br />
Steigerung e<strong>in</strong>es Flugzeugbauers <strong>in</strong><br />
den letzten 20 Jahren“. Perspektivisch<br />
s<strong>in</strong>d, alle Standorte zusammengenommen,<br />
60 Flugzeuge aller Typen geplant:<br />
A330-300, A330-200, A321 und A320.<br />
„Wir entwickeln uns rasant“,<br />
schwärmt der Katalane, aber „überzeugte<br />
Europäer“. Die Auftragsbücher seien voll.<br />
„Verträge zu unterschreiben, ist angesichts<br />
der Konjunktur e<strong>in</strong>fach. Die große<br />
Herausforderung ist, sie auch zu erfüllen.“<br />
Er wolle die Wertschöpfung erhöhen,<br />
„die Konkurrenz abschütteln, <strong>in</strong>dem<br />
wir nicht mehr nur Komponenten, sondern<br />
ganze Toiletten- und andere Systeme<br />
liefern“. So wolle man sich auch unabhängiger<br />
vom Airbus-Wohl machen.<br />
Als Kunstliebhaber hatte Ex-Chef<br />
Sperl se<strong>in</strong> Büro entsprechend gestaltet.<br />
„Ich b<strong>in</strong> eher Ingenieur“, sagt der Nachfolger.<br />
„Ich mag auch Kunst, lasse sie aber<br />
daheim.“ Nun stünden <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Zimmer<br />
Flugzeugmodelle und andere Luftfahrt-Trophäen.<br />
Boto, der auch als Boss<br />
von gut 2.000 Beschäftigten umgänglich<br />
und bodenständig daherkommt, nutzt<br />
se<strong>in</strong>en Amtssitz eher als sachlichen Besprechungsaum.<br />
Auch das Stehpult, an<br />
dem Sperl <strong>in</strong> Zeitungen blätterte, ist weg.<br />
Der Neue hat se<strong>in</strong>e Lektüre <strong>in</strong> der Hosentasche.<br />
Im Unternehmen spüre man e<strong>in</strong>e<br />
„Open Door Policy", Botos Tür sei fast immer<br />
offen, heißt es.<br />
Derweil wird <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e geschossen.<br />
Boto weiß, was Krieg ist, war Blauhelmsoldat<br />
und Hubschrauberpilot <strong>in</strong> Ex-<br />
Jugoslawien und Angola. Erfahrungen<br />
wie im zerstörten Mostar belasten ihn<br />
noch heute, „und das Erschreckende: Wir<br />
haben nichts gelernt“. Es gebe Gespräche,<br />
wie sich die EFW mit ihrer Expertise<br />
bei Wartung und Umrüstung <strong>in</strong> Kooperation<br />
mit anderen sächsischen Standorten<br />
<strong>in</strong> die Stärkung der Luftwaffe e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />
könne, sagt Boto. Details verrät er nicht.<br />
Die Perspektive für das Unternehmen<br />
steht. Und privat? „Nächstes Jahr müssen<br />
sich me<strong>in</strong>e Frau und ich die Karten neu<br />
legen“, sagt der mit e<strong>in</strong>er Westfäl<strong>in</strong> verheiratete,<br />
dreifache Vater. Se<strong>in</strong>e Ehefrau<br />
arbeitet bei Airbus im französischen Toulouse.<br />
Der große Sohn geht <strong>in</strong> Dresden<br />
zur Schule, die Töchter leben bei Oma <strong>in</strong><br />
Heidelberg, wo sich die Familie jedes Wochenende<br />
trifft. Boto nennt das „suboptimal<br />
und e<strong>in</strong>e sportliche Zeit“. Aber das<br />
sei der Preis für die erfolgreiche Karriere.<br />
Der EFW-Chef würde gern bis zur<br />
Rente an der Elbe bleiben. Doch darüber<br />
entschieden zuerst die Shareholder, sagt<br />
Boto, der sich schon als K<strong>in</strong>d fügen musste.<br />
„Vater und Großvater waren große<br />
Fans vom FC Barcelona und hatten für<br />
die Familie e<strong>in</strong> lebenslanges Sitzplatzabo“,<br />
erzählt er. So sei er zum Neidwesen<br />
vieler jedes zweite Wochenende im<br />
Camp Nou gewesen. Das Problem: „Ich<br />
hasse Fußball“, sagt der leidenschaftliche<br />
Surfer, der lange auch aktiver Fechter<br />
war. Er habe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Managerleben gelernt,<br />
loszulassen, sagt Jordi Boto. „Ich blicke<br />
nicht zurück, b<strong>in</strong> froh, <strong>in</strong> Dresden zu<br />
se<strong>in</strong>, und genieße jeden Tag.“<br />
Wichtigste Standbe<strong>in</strong>e der EFW s<strong>in</strong>d die Umrüstung von Passagier- zu Frachtmasch<strong>in</strong>en (l<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong> A330) sowie die Entwicklung und Fertigung von Faserverbundteilen für Flugzeuge<br />
und Straßenbahnen. Weitere Geschäftsfelder: Wartung und Reparatur von Airbussen und des Bundeswehr-Hubschraubers NH-90.<br />
Fotos: Christian Juppe, EFW, Matthias Rietschel
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PERSONAL & FÜHRUNG 15<br />
Raus aus der<br />
Führungsblase<br />
Die geme<strong>in</strong>nützige Organisation Common Purpose will Führungskräfte<br />
zusammenbr<strong>in</strong>gen. Im Fokus steht nicht Gew<strong>in</strong>nmaximierung, sondern der<br />
gesellschaftliche Mehrwert. E<strong>in</strong> Ansatz, der auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ankommt.<br />
Von Annett Kschieschan<br />
Was haben die Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Universität, der Leiter<br />
e<strong>in</strong>es Polizeireviers, e<strong>in</strong>e<br />
Pflegedirektor<strong>in</strong> und der Chef e<strong>in</strong>er Umweltorganisation<br />
geme<strong>in</strong>sam? Auf den<br />
ersten Blick nicht viel. Und auf den zweiten?<br />
Genau das wollen die Männer und<br />
Frauen <strong>in</strong> den nächsten Wochen geme<strong>in</strong>sam<br />
herausf<strong>in</strong>den. Unter dem Motto<br />
„Raus aus dem Alltag - re<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Gesellschaft“<br />
nehmen sie am aktuellen Sem<strong>in</strong>ar<br />
„Meridian“ von Common Purpose <strong>in</strong><br />
Dresden teil. Dah<strong>in</strong>ter steht e<strong>in</strong> Konzept,<br />
das so <strong>in</strong> Deutschland se<strong>in</strong>esgleichen<br />
sucht. Die e<strong>in</strong>fachste Erklärung dafür ist<br />
vielleicht, dass Common Purpose – auf<br />
Deutsch „Geme<strong>in</strong>sames Ziel“ – eigentlich<br />
aus England kommt. Julia Middleton<br />
gründete die Organisation dort bereits<br />
1989. Seit 2003 gibt es den gleichnamigen<br />
geme<strong>in</strong>nützigen Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland,<br />
seit 2010 fungiert Common Purpose<br />
hier als geme<strong>in</strong>nützige GmbH.<br />
Geme<strong>in</strong>sam Brücken bauen<br />
Sie will nicht weniger als die Gesellschaft<br />
als Ganzes verändern – sie soll vielfältiger,<br />
gerechter, offener werden. Und zwar,<br />
<strong>in</strong>dem sie bei den Männern und Frauen<br />
ansetzt, die Verantwortung tragen. Eben<br />
dem Revierleiter, der Pflegedirektor<strong>in</strong>,<br />
dem Chef der Umweltorganisation und<br />
der Uni-Geschäftsführer<strong>in</strong>.<br />
„Das funktioniert aber nicht, wenn jeder<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Blase bleibt“, weiß Barbara<br />
Sarx-Lohse, Programmdirektor<strong>in</strong> des<br />
Dresdner Standortes von Common Purpose.<br />
Der Ansatz der Sem<strong>in</strong>are ist es deshalb,<br />
die eigene Welt für andere zu öffnen<br />
und selbst neue Erfahrungen zu machen.<br />
Dieses „Erleben lassen“ endet nicht<br />
beim Austausch im Schulungsraum. Regelmäßig<br />
geht es <strong>in</strong> Unternehmen, Organisationen,<br />
Schulen, Institutionen. In<br />
Dresden stand zum Beispiel schon der Be-<br />
Netzwerke knüpfen, Brückenkompetenz entwickeln – Common Purpose ermöglicht Führungskräften den Blick über den<br />
Tellerrand.<br />
Foto: Adobestock<br />
such e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung für bee<strong>in</strong>trächtigte<br />
Jugendliche auf dem Programm. Für<br />
die meisten Teilnehmer e<strong>in</strong>e ganz neue<br />
Erfahrung. „Durch das Kennenlernen<br />
entstanden Kontakte, die später zum Beispiel<br />
auch <strong>in</strong> Praktika-Angebote für die<br />
Jugendlichen mündeten“, so Barbara<br />
Sarx-Lohse.<br />
Common Purpose will Netzwerke<br />
knüpfen – auch dort, wo es sche<strong>in</strong>bar zunächst<br />
wenige Berührungspunkte gibt.<br />
Die Entwicklung dieser „Brückenkompetenz“<br />
ist der vielleicht wichtigste Teil der<br />
Sem<strong>in</strong>are. Der Lernprozess selbst wird<br />
durch eigene und die Erfahrungen der anderen<br />
Teilnehmer <strong>in</strong> Gang gesetzt. Expertenvorträge<br />
und Motivationstra<strong>in</strong>er sucht<br />
man im Sem<strong>in</strong>arprogramm vergeblich.<br />
Für Führungskräfte <strong>in</strong> Deutschland ist<br />
das oft ungewohnt. Berufliches und soziales<br />
oder gesellschaftliches Engagement<br />
werden hierzulande meistens strikt getrennt.<br />
Die-Common Purpose-Gründer<strong>in</strong><br />
Julia Middleton kennt die Unterschiede <strong>in</strong><br />
Europa gut. „Zu viele Leute glauben, dass<br />
Demokratie nur bedeutet, Politiker zu<br />
wählen. Sie bedeutet auch, dass man sich<br />
engagieren muss – als Privatmensch, als<br />
Unternehmen, als Manager. Es geht auch<br />
darum, selbst etwas zu bewegen“, sagte<br />
sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview mit dem Wochenmagaz<strong>in</strong><br />
„Die Zeit“.<br />
Angebot für junge Leute<br />
Auch deshalb setzt Common Purpose explizit<br />
auf den Nachwuchs. Zum Beispiel<br />
mit dem Leadership-Workshop „<strong>Sachsen</strong><br />
125“. Junge <strong>Sachsen</strong> zwischen 18 und 25<br />
Jahren können sich mit eigenen Ideen<br />
für die Teilnahme bewerben. Der H<strong>in</strong>tergrund:<br />
2043 wird der Freistaat 125 Jahre<br />
alt. Menschen, die jetzt gerade erwachsen<br />
geworden s<strong>in</strong>d, sollen überlegen, wie<br />
man im Jubiläumsjahr zwischen Görlitz<br />
und Zwickau leben wird und was es<br />
braucht, um die Zukunft <strong>in</strong> der Region lebenswert<br />
für alle Menschen zu gestalten.<br />
Die Teilnehmer erwartet neben dem<br />
dreitägigen Workshop e<strong>in</strong> sechsmonatiges<br />
Mentorenprogramm. Erfahrene Macher<strong>in</strong>nen<br />
und Macher stärken den jungen<br />
Leuten bei der Persönlichkeitsentwicklung<br />
den Rücken, beraten aber ebenso<br />
bei ganz konkreten Fragen zur Umsetzung<br />
von Projekten, Social-Media-Strategien<br />
und F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten.<br />
Ganz nebenbei s<strong>in</strong>kt die Gefahr, irgendwann<br />
selbst <strong>in</strong> der Blase zu landen – jenem<br />
Kosmos, <strong>in</strong> dem es ausschließlich Menschen<br />
mit ähnlichen Erfahrungen und Interessen<br />
gibt, und der über die Jahre oft bl<strong>in</strong>d<br />
macht für die Gesellschaft als Ganzes. Letztere<br />
im Blick zu behalten, ist gerade <strong>in</strong> der<br />
aktuellen, krisengebeutelten Zeit e<strong>in</strong> anspruchsvolles<br />
Ziel. Common Purpose will<br />
es angehen – an <strong>in</strong>sgesamt acht Standorten<br />
<strong>in</strong> Deutschland. <strong>Sachsen</strong> ist mit Dresden<br />
und Leipzig gleich zweimal vertreten.<br />
Weitere Informationen zu Common<br />
Purpose gibt es hier:<br />
https://commonpurpose.org/deutschland/<br />
D<br />
Arbeitswelt im<br />
Stresstest<br />
150 Jahre Arbeitsschutz <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>: Beim<br />
Festakt <strong>in</strong> Dresden wurde diskutiert,<br />
warum er moderner werden muss.<br />
Von Nora Miethke<br />
as Königreich <strong>Sachsen</strong> erließ 1872<br />
die „Verordnung, die Fabriken- und<br />
Dampfkessel-Inspektion betreffend“. Mit<br />
dieser Verordnung wurden <strong>in</strong> den Fabriken<br />
Inspektoren e<strong>in</strong>gesetzt. Es war die<br />
Geburtsstunde der sächsischen Gewerbeaufsicht.<br />
Von dieser ersten Verordnung<br />
bis zur heutigen <strong>in</strong>ternationalen Diszipl<strong>in</strong><br />
Arbeitsschutz war es e<strong>in</strong> langer Weg.<br />
Die Arbeitswelt verändert sich durch die<br />
Digitalisierung und die ökologischen Herausforderungen<br />
enorm. Wie muss sich<br />
e<strong>in</strong> moderner Arbeitsschutz <strong>in</strong> Echtzeit<br />
wandeln, um die Beschäftigten zu schützen<br />
und e<strong>in</strong>en Beitrag zu guten und gesunden<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen zu leisten?<br />
Darum g<strong>in</strong>g es am Mittwoch auf der Festveranstaltung<br />
„150 Jahre staatlicher Arbeitsschutz“<br />
<strong>in</strong> der Gläsernen Manufaktur<br />
<strong>in</strong> Dresden. „Die Arbeitswelt ist e<strong>in</strong>em<br />
Stresstest ausgesetzt“, betonte Professor<br />
Ulrich Walwei, Vizedirektor am Institut<br />
für Arbeitsmarkt und Berufsforschung<br />
(IAB) der Bundesagentur für Arbeit.<br />
Die Gesellschaft müsse sich darauf<br />
e<strong>in</strong>stellen, dass mehrere Krisen gleichzeitig<br />
bewältigt werden müssen, und so den<br />
Wandel von Strukturen vorantreiben. Die<br />
Covid-19-Pandemie beschleunigte die Digitalisierung,<br />
der Angriffskrieg <strong>in</strong> der<br />
Ukra<strong>in</strong>e die Energiewende – mit Folgen<br />
für Arbeitsplätze und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Walwei setzte sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag<br />
vor allem mit den Veränderungen der Erwerbsformen<br />
und den Lehren aus der Corona-Pandemie<br />
ause<strong>in</strong>ander. So arbeiten<br />
immer mehr Menschen <strong>in</strong> Teilzeit, zeitlich<br />
befristet, hybrid. Andere vermarkten<br />
ihre Arbeitskraft auf Abruf über Plattformen.<br />
Auch wenn nach e<strong>in</strong>er IAB-Studie<br />
die Mehrheit der Menschen das Homeoffice<br />
<strong>in</strong> Corona-Zeiten als hilfreich und<br />
wenig belastend empf<strong>in</strong>det, warnt der<br />
Arbeitsmarktforscher vor Selbstausbeutung,<br />
Entgrenzung und dem Verschwimmen<br />
von Arbeits- und Freizeit. Zwar hätten<br />
die Arbeitgeber jegliche Vorbehalte<br />
gegenüber Homeoffice fallen lassen, doch<br />
die Folgen seien auch mehr Überstunden<br />
und weniger Karrierechancen.<br />
Dachdecker leben gefährlich. Nur e<strong>in</strong><br />
Beispiel dafür, wo Arbeitsschutz greifen<br />
muss.<br />
Foto: dpa<br />
Anders als die Dampfkessel-Inspektoren<br />
würden die Mitarbeiter der Arbeitsschutzverwaltung<br />
heute nicht mehr <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie als Kontrolleure <strong>in</strong> die Betriebe<br />
gehen und Verstöße sanktionieren,<br />
sondern würden beratend tätig se<strong>in</strong>, hieß<br />
es. Dies sollten Unternehmen stärker <strong>in</strong><br />
Anspruch nehmen, rät Professor Dirk<br />
W<strong>in</strong>demuth, Leiter des Instituts für Arbeit<br />
und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung. Er warnte<br />
jedoch, nicht den Fehler zu begehen, sich<br />
nur noch auf diese neuen Themen zu<br />
konzentrieren. Immer noch würden jährlich<br />
3.000 Menschen auf dem Arbeitsweg<br />
sterben. Verkehrssicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs gehörten<br />
auch zum Arbeitsschutz.<br />
Im Jahr 2020 – aktuellere Zahlen liegen<br />
nicht vor – verzeichnete die Landesdirektion<br />
<strong>Sachsen</strong> zehn tödliche Arbeitsunfälle<br />
am Arbeitsplatz,, weitere 98 Arbeitsunfälle<br />
wurden als schwer e<strong>in</strong>gestuft.<br />
Der sächsische DGB-Vorsitzende<br />
Markus Schlimbach fordert mehr Prävention<br />
beim Arbeitsschutz. Stress, Überoder<br />
Unterforderung sowie falsche Belastung<br />
der Muskeln und Gelenke seien wesentliche<br />
Gründe für Unfälle und Berufskrankheiten.<br />
Es gebe aber auch vermehrt<br />
Aggressionen und Gewalttaten gegen Beschäftigte,<br />
die ihre Arbeit tun, betonte<br />
Schlimbach. Er und Arbeitsm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong><br />
Dulig (SPD) s<strong>in</strong>d sich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig, dass<br />
gesundheitsförderliche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
für die Unternehmen zu e<strong>in</strong>em<br />
Standortfaktor bei der Fachkräftegew<strong>in</strong>nung<br />
werden.
16 PERSONAL & FÜHRUNG<br />
Soll man sich bei der Arbeit<br />
als homosexuell outen?<br />
Der Dresdner<br />
Architekt<br />
Christoph Hahn<br />
spricht<br />
über se<strong>in</strong>e<br />
Erfahrungen<br />
Von Joachim Göres<br />
Soll ich als Berufsanfänger im neuen<br />
Betrieb gleich sagen, dass ich<br />
schwul b<strong>in</strong>?“ E<strong>in</strong>e Frage, die Christoph<br />
Hahn nicht mit e<strong>in</strong>em Satz beantworten<br />
kann. Der Dresdner Architekt ist<br />
mit se<strong>in</strong>er Homosexualität bei se<strong>in</strong>en Arbeitgebern<br />
immer offen umgegangen. Inzwischen<br />
führt er als Geschäftsführer bei<br />
Hahn + Kollegen selber Gespräche mit<br />
Stellenbewerbern. „Man merkt <strong>in</strong> wenigen<br />
M<strong>in</strong>uten, ob bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>stellungsgespräch<br />
e<strong>in</strong> Pflichtprogramm abgespult<br />
wird oder ob es e<strong>in</strong> wirkliches Interesse<br />
an dem Menschen gibt“, sagt Hahn und<br />
fügt h<strong>in</strong>zu: „Ich würde me<strong>in</strong>e sexuelle<br />
Orientierung nicht demonstrativ vor mir<br />
hertragen, aber wenn ich e<strong>in</strong> Interesse an<br />
me<strong>in</strong>er Person spüre und private D<strong>in</strong>ge<br />
thematisiert werden, dann würde ich sie<br />
auch nicht verstecken.“<br />
Hahn wurde 1966 <strong>in</strong> Ilmenau geboren,<br />
hat <strong>in</strong> Weimar Anfang der 90er-Jahre<br />
Der Dresdner Architekt Christoph Hahn rät zu e<strong>in</strong>em offenen Umgang mit Homosexualität.<br />
Architektur studiert und danach <strong>in</strong> Architekturbüros<br />
<strong>in</strong> Jena und Dresden gearbeitet.<br />
Seit vielen Jahren ist er im Völkl<strong>in</strong>ger<br />
Kreis aktiv, e<strong>in</strong>em Zusammenschluss von<br />
New Work Hybrid - So motivieren Sie<br />
Mitarbeiter, nach Corona aus dem<br />
Home Office zurück <strong>in</strong>s Büro zu wollen!<br />
Viele Mitarbeiter haben es sich <strong>in</strong> den letzten 2 Jahren im<br />
Homeoffice gemütlich gemacht und wollen gar nicht zurück <strong>in</strong><br />
den „Arbeits-alt-tag“. Das kann man verstehen, denn viele<br />
Büros s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach nicht attraktiv, was zuvor gar nicht so stark<br />
auffiel. E<strong>in</strong>e gut konzipierte Arbeitswelt und e<strong>in</strong>e neue, hybride<br />
Arbeitskultur kann sowohl erheblich die Bewirtschaftungs-<br />
kosten senken sowie die Mitarbeiterb<strong>in</strong>dung und die<br />
Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter steigern. Das wirkt<br />
positiv auf die Gesundheit und die Motivation der Mitarbeiter.<br />
Visio Real Consult entwickelt hybride Arbeitswelten,<br />
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Mitarbeitenden und der Unternehmen entsprechen. Am<br />
Anfang steht e<strong>in</strong>e Status Quo Analyse, die anhand e<strong>in</strong>es<br />
digitalen Zwill<strong>in</strong>gs die erhaltens- und die veränderungswürdigen<br />
Bereiche onl<strong>in</strong>e begehbar macht und wie durch e<strong>in</strong>e<br />
Lupe verstärkt.<br />
Wie der Name es verspricht, wird geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />
Unternehmen e<strong>in</strong>e Vision entwickelt und bis zur Realisierung<br />
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schwulen Führungskräften. Dazu zählen<br />
Unternehmer, Freiberufler, Selbstständige,<br />
Beamte, leitende Angestellte, Hochschullehrer,<br />
Berater. Bundesweit gibt es<br />
rund 20 Regionalgruppen, e<strong>in</strong>e davon ist<br />
die Dresdner Gruppe mit derzeit drei Mitgliedern.<br />
„Wir treffen uns unregelmäßig<br />
<strong>in</strong> Kneipen und sprechen darüber, was<br />
uns gerade bewegt. Es gibt ke<strong>in</strong> festes<br />
Thema“, sagt Hahn.<br />
In anderen Städten legen die Mitglieder<br />
Wert darauf, unter sich zu bleiben –<br />
die VK-Treffen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> geschützter<br />
Raum, denn nicht alle Mitglieder reden<br />
bei ihrer Arbeit über ihre sexuelle Orientierung.<br />
Hahn sieht da gewisse Unterschiede<br />
zwischen Ost- und Westdeutschland.<br />
„Der Völkl<strong>in</strong>ger Kreis wurde 1991 <strong>in</strong><br />
Hamburg gegründet, weil es im Westen<br />
bei vielen homosexuellen<br />
Männern<br />
das Gefühl<br />
der Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
bei der Arbeit<br />
gab. Diese<br />
Benachteiligung<br />
haben wir im<br />
Osten nicht so<br />
stark empfunden.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs<br />
wurde das<br />
Schwulse<strong>in</strong> bei<br />
uns auch nicht<br />
so offen gelebt<br />
wie im Westen“,<br />
sagt Hahn. Außer<br />
<strong>in</strong> Dresden<br />
bestehen im Osten noch VK-Gruppen <strong>in</strong><br />
Erfurt, Leipzig und Berl<strong>in</strong>.<br />
Hahn betont, dass er und se<strong>in</strong>e beiden<br />
Dresdner Mitstreiter aus dem Völkl<strong>in</strong>ger<br />
Kreis bei der Arbeit zu ihrer sexuellen<br />
Orientierung stehen. So br<strong>in</strong>gt Hahn zur<br />
Weihnachtsfeier oder zu Betriebsausflügen,<br />
zu denen auch die Partner der Mitarbeiter<br />
e<strong>in</strong>geladen s<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong>en Mann mit.<br />
Hahn weiß, dass er es durch se<strong>in</strong>e Stellung<br />
möglicherweise e<strong>in</strong>facher hat als andere<br />
schwule Männer. „Als Geschäftsführer<br />
und Gesellschafter b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
privilegierten Stellung. Aber ich habe<br />
mich auch nicht anders verhalten, als ich<br />
„Jeder soll gerne zur<br />
Arbeit kommen,<br />
durch<br />
Zugewandtheit und<br />
Ansprache. In<br />
unserem Büro gibt<br />
es e<strong>in</strong>e hohe<br />
Verweilzeit, darauf<br />
b<strong>in</strong> ich stolz.“<br />
als junger Architekt noch angestellt war“,<br />
sagt er und ergänzt: „Auch die Branche<br />
spielt e<strong>in</strong>e Rolle. Bei uns arbeiten 14 Menschen,<br />
Architekturbüros s<strong>in</strong>d meist kle<strong>in</strong><br />
und überschaubar. Da redet man mehr<br />
über private D<strong>in</strong>ge und lernt sich besser<br />
kennen als bei großen Arbeitgebern.“<br />
Nicht zuletzt als Chef ist Hahn an e<strong>in</strong>er<br />
offenen Atmosphäre <strong>in</strong>teressiert. Se<strong>in</strong><br />
Ziel: „Jeder soll gerne zur Arbeit kommen,<br />
durch Zugewandtheit und Ansprache.<br />
In unserem Büro gibt es e<strong>in</strong>e hohe<br />
Verweilzeit, darauf b<strong>in</strong> ich stolz.“<br />
Hahn betont das Positive: Von Auftraggebern<br />
habe er bislang nie abschätzige<br />
Kommentare wegen se<strong>in</strong>er Homosexualität<br />
gehört. In der evangelischen<br />
Dresdner Kirchengeme<strong>in</strong>de, <strong>in</strong> der Hahn<br />
als gewählter Kirchenvorsteher aktiv ist,<br />
werde er geschätzt.<br />
Bei Ausflügen<br />
mit se<strong>in</strong>em<br />
Mann <strong>in</strong><br />
Dresden und<br />
Umgebung, „bei<br />
denen wir als<br />
schwules Paar<br />
identifizierbar<br />
s<strong>in</strong>d“, habe er <strong>in</strong><br />
vielen Jahren<br />
nur zweimal demonstrative<br />
Ablehnung<br />
erfahren.<br />
Und doch<br />
macht er sich<br />
wegen gesellschaftlicher<br />
Entwicklungen<br />
auch Sorgen. „Es gibt die<br />
Tendenz, M<strong>in</strong>derheiten auszugrenzen.<br />
Im politischen Bereich gibt es durch die<br />
AfD ganz offene Diskrim<strong>in</strong>ierungen, die<br />
früher Entrüstungsstürme ausgelöst hätten<br />
und heute h<strong>in</strong>genommen werden.<br />
Gerade deshalb hat der Völkl<strong>in</strong>ger Kreis<br />
nach wie vor se<strong>in</strong>e Berechtigung, um<br />
Männern e<strong>in</strong> Zuhause zu geben und geme<strong>in</strong>sam<br />
etwas gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
zu tun.“<br />
VK-Vorstandsmitglied Holger Reuschl<strong>in</strong>g<br />
verweist auf Studien, wonach 20<br />
bis 60 Prozent der LGBT-Menschen bei<br />
der Arbeit ihre sexuelle Orientierung aus<br />
Foto: Tobias Ritz<br />
Angst vor Nachteilen für sich behalten.<br />
„Gerade junge und sehr gut ausgebildete<br />
Menschen, die sich im privaten Umfeld<br />
offenbart haben, scheuen das Out<strong>in</strong>g<br />
beim E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Beruf“, sagt Reuschl<strong>in</strong>g.<br />
„Viele fühlen sich mit diesen Fragen<br />
alle<strong>in</strong> und nehmen deswegen mit<br />
uns Kontakt auf. Unser Netzwerk hat<br />
nicht wenige ermutigt, sich zu ihrer sexuellen<br />
Orientierung zu bekennen“, betont<br />
Reuschl<strong>in</strong>g. Er hat lange für die<br />
Commerzbank gearbeitet und erst im Alter<br />
von 43 Jahren im Büro erzählt, dass er<br />
mit e<strong>in</strong>em Mann zusammenlebt. „Vorher<br />
musste ich lügen, wenn ich gefragt wurde,<br />
was ich am Wochenende gemacht habe.<br />
So e<strong>in</strong> Doppelleben kostet Kraft“, sagt<br />
der selbstständige Unternehmensberater.<br />
Mittlerweile präsentieren sich viele große<br />
Unternehmen als LGBT-freundliche Arbeitgeber<br />
– die englische Abkürzung<br />
steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und<br />
Transgender.<br />
Speziell an diese Personengruppe<br />
wenden sich Aussteller wie Deutsche<br />
Bahn, Henkel, Bertelsmann und Allianz<br />
auf der Job- und Karrieremesse sticks &<br />
stones, die im Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> stattfand.<br />
Standorte <strong>in</strong> Dresden haben unter anderem<br />
die Aussteller BNP Paribas Deutschland<br />
und die Offerista Group. Auf der<br />
sticks & stones werben Konzerne damit,<br />
dass sie beispielsweise Sanktionen für diskrim<strong>in</strong>ierendes<br />
Verhalten am Arbeitsplatz<br />
festlegen und geschlechtsspezifische<br />
Kleidungsvorschriften ablehnen.<br />
Reuschl<strong>in</strong>g freut sich über diese Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>erseits, ist bei der Bewertung<br />
aber zurückhaltend: Er sieht die Gefahr<br />
des sogenannten p<strong>in</strong>k wash<strong>in</strong>g – bei<br />
Arbeitgebern, die sich nur aus Kalkül<br />
tolerant geben, um so dr<strong>in</strong>gend gesuchte<br />
Fachkräfte und neue Kunden zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
„Heute sieht man oft homosexuelle<br />
Paare <strong>in</strong> der Werbung, das war vor fünf<br />
Jahren noch undenkbar“, so Reuschl<strong>in</strong>g.<br />
Ob es Unternehmen wirklich ernst<br />
me<strong>in</strong>en mit ihrem Engagement gegen<br />
Diskrim<strong>in</strong>ierung, könne man unter<br />
anderem daran sehen, ob es e<strong>in</strong> LGBT-<br />
Netzwerk für <strong>in</strong>teressierte Mitarbeiter<br />
gebe.
VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 17<br />
Kompetent für Gründer<br />
In <strong>Sachsen</strong> gibt es zahlreiche Gründerzentren. E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d bereits seit der<br />
Nachwendezeit etabliert, andere wachsen mit den Anforderungen der Industrie 4.0.<br />
Wer e<strong>in</strong> Unternehmen gründen<br />
will, braucht Ideen, Mut<br />
– und e<strong>in</strong> starkes Netzwerk.<br />
Ohne Partner ist wirtschaftlicher Erfolg<br />
nicht denkbar. Die Technologie- und<br />
Gründerzentren <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d solche<br />
Partner. Sie bieten Gründer<strong>in</strong>nen und<br />
Gründern <strong>in</strong> spe Unterstützung <strong>in</strong> vielerlei<br />
H<strong>in</strong>sicht. Ob Räume fürs Co-Work<strong>in</strong>g,<br />
Technik oder Beratung zu allen Fragen<br />
rund um die ganz praktische Seite des<br />
Unternehmertums – die Zentren s<strong>in</strong>d<br />
hochmodern ausgestattet und mit erfahrenen<br />
Expert<strong>in</strong>nen und Experten besetzt.<br />
Viele von ihnen s<strong>in</strong>d breit aufgestellt, andere<br />
haben sich auf bestimmte Branchen<br />
spezialisiert. Was alle e<strong>in</strong>t, ist die Bereitschaft,<br />
e<strong>in</strong>en eigenen, starken Beitrag<br />
zum Erfolg des „Gründerlands <strong>Sachsen</strong>“<br />
zu leisten.<br />
Natürlich warten die drei sächsischen<br />
Großstädte mit eigenen Gründerzentren<br />
auf. Das TechnologieZentrumDresden<br />
(TZD) etwa ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Initiative<br />
der hiesigen TU, der Stadtverwaltung, der<br />
Ostsächsischen Sparkasse und des Technologiezentrums<br />
Dortmund. Gegründet<br />
wurde direkt nach der politischen Wende.<br />
Es bietet vor allem kle<strong>in</strong>en und mittelständischen<br />
Unternehmen Unterstützung.<br />
Zu den Branchenschwerpunkten<br />
des TZD gehören am Standort Dresden-<br />
Nord die Mikro- und Nanoelektronik sowie<br />
die Mikrosystem- und die Umwelttechnik.<br />
Am Standort Dresden-Süd stehen<br />
vor allem die Mess- und Sensortechnik<br />
sowie Material- und Produktionstechnologien<br />
im Fokus. Dazu kommen das<br />
BioInnovationszentrum und die sogenannten<br />
Universellen Werke, die e<strong>in</strong><br />
Technikum für Leichtbau und Kunststofftechnik<br />
sowie e<strong>in</strong> Start-up-Zentrum für<br />
Ausgründungen aus der TU umfassen.<br />
In Leipzig wurde mit der LGH Leipziger<br />
Gewerbehof GmbH & Co.KG 1994 e<strong>in</strong><br />
Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt der Stadt, der IHK<br />
sowie der Handwerkskammer gegründet.<br />
Ziel war, im S<strong>in</strong>ne der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
Mietflächen für Unternehmen anbieten<br />
zu können. Das Technologie- und<br />
Gewerbezentrum „GaraGe“ ist e<strong>in</strong> Teil<br />
davon. Hier kommen neben gestandenen<br />
Unternehmern auch die Gründer<strong>in</strong>nen<br />
und Gründer von morgen zu Wort: K<strong>in</strong>der<br />
und Jugendliche lernen auf orig<strong>in</strong>elle<br />
Weise technische und naturwissenschaftliche<br />
Zusammenhänge. Im Bus<strong>in</strong>ess & Innovation<br />
Centre gibt es <strong>in</strong>des Büros und<br />
Labor für Start-ups aus dem Tech-Bereich.<br />
Mehrere weitere Gewerbezentren, e<strong>in</strong><br />
Kunst- und Kreativzentrum, die Bio- und<br />
die Media-City komplettieren das breit<br />
aufgestellte Angebot.<br />
In Chemnitz macht sich das TCC –<br />
das Technologie Centrum Chemnitz<br />
(TCC) – für Unternehmer<strong>in</strong>nen und Unternehmer<br />
stark. An drei Standorten<br />
warten moderne Büro, Labor- und Produktionsflächen<br />
auf neue Ideen. Das<br />
TCC ist e<strong>in</strong>e Tochtergesellschaft der<br />
Stadt Chemnitz und der Technischen<br />
Universität der Stadt. Mit dem „Smart<br />
Systems Campus hat Chemnitz zudem<br />
e<strong>in</strong>en eigenen Technologiepark. Im Fokus<br />
steht hier die enge Verb<strong>in</strong>dung von<br />
Wissenschaft, Forschung und Industrie<br />
auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik.<br />
Geme<strong>in</strong>sam Ideen weiterentwickeln, Beratung f<strong>in</strong>den, Konzepte auf den Weg br<strong>in</strong>gen – <strong>Sachsen</strong>s Gründerschmieden machen es möglich.<br />
Der Campus liegt praktisch direkt neben<br />
der TU und ebenfalls <strong>in</strong> unmittelbarer<br />
Nähe zu den Fraunhofer-Instituten. Neben<br />
Start-ups erhalten hier auch etablierte<br />
Unternehmen mit <strong>in</strong>novativen Ideen<br />
beste Bed<strong>in</strong>gungen und Zugang zu tragfähigen<br />
Netzwerken. Wer nun denkt,<br />
Gründergeist f<strong>in</strong>den nur <strong>in</strong> den großen<br />
Städten passende Bed<strong>in</strong>gungen, liegt<br />
trotzdem falsch. Im Freistaat gibt es auch<br />
im ländlichen und kle<strong>in</strong>städtisch geprägten<br />
Raum Initiativen, die Unternehmern<br />
und allen, die es werden wollen, mit Rat,<br />
Tat und Expertise zur Seite stehen. E<strong>in</strong><br />
Beispiel dafür ist das Dock³ Lausitz-Kompetenz-<br />
und Gründerzentrum. Strategisch<br />
günstig gelegen im Industriepark<br />
Schwarze Pumpe bietet es Raum und<br />
Know-how für Ideen von morgen. Ebenfalls<br />
<strong>in</strong> der Lausitz ist das Technologieund<br />
Innovationszentrum der Lautech<br />
GmbH mit se<strong>in</strong>en Standorten <strong>in</strong> Hoyerswerda<br />
und Lauta angesiedelt. E<strong>in</strong> erfolgreiches<br />
TGZ gibt es seit Mitte der 90er-<br />
Jahre auch <strong>in</strong> Bautzen, e<strong>in</strong>em der wirtschaftlichen<br />
Zentren <strong>in</strong> Ostsachsen. Das<br />
Erzgebirge wartet derweil mit dem Zentrum<br />
für Innovation und Unternehmertum<br />
der Gizef GmbH <strong>in</strong> Freiberg sowie<br />
dem Gründer- und Dienstleistungszentrum<br />
Annaberg auf. In der Sächsischen<br />
Schweiz f<strong>in</strong>den Gründer und Unternehmer<br />
im Technologie- und Gewerbezentrum<br />
kompetente Ansprechpartner. Im<br />
Elbland s<strong>in</strong>d das Zentrum für Technologiestrukturenentwicklung<br />
Riesa/Großenha<strong>in</strong><br />
und die Innocations Centrum Meißen<br />
GmbH mit eigenen Räumen, Beratung<br />
und zielgenauen Angeboten für die<br />
<strong>Wirtschaft</strong> am Start.<br />
Kurzum – wer Beratung sucht, mit<br />
Gleichges<strong>in</strong>nten an Ideen tüfteln und Innovatives<br />
auch mit kle<strong>in</strong>erem Budget auf<br />
den Weg br<strong>in</strong>gen will, f<strong>in</strong>det zwischen<br />
Neiße und Pleiße reichlich Möglichkeiten.<br />
Die Gründerzentren bestehen zum<br />
Teil schon seit den Nachwendejahren. Sie<br />
haben sich als Kompetenzorte und Multiplikatoren<br />
etabliert. In den vergangenen<br />
Jahren kamen viele neue, oft spezialiserte<br />
Foto: Adobestock<br />
Innovationsschmieden dazu. In Verb<strong>in</strong>dung<br />
schaffen sie die Grundlage für e<strong>in</strong>e<br />
stabile Unternehmenskultur, die den nationalen<br />
und <strong>in</strong>ternationalen Vergleich<br />
nicht fürchten muss. (WiS)<br />
Wer Beratung sucht, mit<br />
Gleichges<strong>in</strong>nten an Ideen tüfteln<br />
und Innovatives auch mit kle<strong>in</strong>erem<br />
Budget auf den Weg br<strong>in</strong>gen will,<br />
f<strong>in</strong>det zwischen Neiße und Pleiße<br />
reichlich Möglichkeiten.
18 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Schöne neue Arbeitswelt<br />
Nichtnur Gründersetzenverstärkt aufe<strong>in</strong>e digitaleBasis, auch die Arbeit selbst ändert<br />
sich. In <strong>Sachsen</strong> soll e<strong>in</strong>e Vernetzungs<strong>in</strong>itiative neue Möglichkeitenschaffen.<br />
Kreative arbeiten <strong>in</strong> Makerspaces,<br />
Redakteureund Entwickler <strong>in</strong> Co-<br />
Work<strong>in</strong>g-Räumen, IT-ler <strong>in</strong> Digitallaboren.<br />
Ke<strong>in</strong>e Frage, die Transformation<br />
der Arbeitswelt läuft bereits auf Hochtouren.<br />
Aber wie f<strong>in</strong>det man den passenden,<br />
<strong>in</strong>novativenArbeitsort fürsich?E<strong>in</strong>e<br />
Frage, die vor allem auch Gründer<strong>in</strong>nen<br />
und Gründer umtreibt. In den Gründerzentrenf<strong>in</strong>den<br />
sie heute oftnicht nurBeratung,<br />
sondern auch ganz konkreten<br />
Raum für die Umsetzung ihrer Ideen.<br />
Nicht selten s<strong>in</strong>d den Zentren direkt Co-<br />
Work<strong>in</strong>g-Spaces angeschlossen. Was2005<br />
<strong>in</strong> San Francisco begann, ist heute weltweit<br />
etabliert und längst ke<strong>in</strong> Phänomen<br />
der Großstädte mehr.<br />
Für die Gründenschmieden s<strong>in</strong>d die<br />
Arbeit selbst,ihreOrganisation, dieheute<br />
unabd<strong>in</strong>gbare Flexibilität und die Vernetzungsmöglichkeiten<br />
fester Bestandteil<br />
dereigenen Angebote.<br />
Gründen<strong>in</strong>Zeiten von Digitalisierung<br />
und New Work bedeutet aber auch, dass<br />
die entsprechende digitale Infrastruktur<br />
vorhanden se<strong>in</strong> muss. In <strong>Sachsen</strong> soll die<br />
neu gegründete Digitalagentur helfen.<br />
Dabei gehe es e<strong>in</strong>erseits um die Entwicklung<br />
bestehender digital orientierter Arbeitsräume<br />
undandererseits darum, Interessierten<br />
Orientierung zugeben, heißt<br />
es aus dem Sächsischen <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isterium,<br />
<strong>in</strong> dessen Auftrag die Digitalagentur<br />
unterwegs ist. „Ziel ist es, auf Basis<br />
der Anregungen Unterstützungsmöglichkeiten<br />
für lokale Innovationsräume<br />
im Bereich der Digitalisierung zuerarbeiten<br />
und diese perspektivisch nachhaltig<br />
und effizient zu gestalten“, so der Anspruch.<br />
Bei e<strong>in</strong>er ersten Veranstaltung zu<br />
diesem durchaus komplexen Thema trafenimFrühjahr<br />
Vertreter<br />
sächsischer<br />
Kommunen, <strong>Wirtschaft</strong>sförderer<br />
sowie<br />
Expert<strong>in</strong>nen<br />
und Experten aus<br />
dem Bildungsbereich<br />
und der Start-<br />
Co-Work<strong>in</strong>g-Space, Digitallabor oder klassisches Büro? Viele Gründerzentren bieten auch Möglichkeiten für New-Work-Konzepte.<br />
up-Szene zusammen. Im Zentrum des<br />
Austausches standen Fragen wie die nach<br />
passenden Entstehungsorten für digitale<br />
Innovationsräume und nach den Verankerungsmöglichkeiten<br />
vor Ort. Auch<br />
Probleme bei der Gründung und dem<br />
Gründen <strong>in</strong> Zeiten vonDigitalisierung<br />
und NewWork bedeutetaber auch,<br />
dass die entsprechendedigitale<br />
Infrastruktur vorhandense<strong>in</strong>muss.<br />
Betrieb entsprechender Räume wurden<br />
diskutiert. Insgesamt über 60 Kreative<br />
aus ganz <strong>Sachsen</strong> kamen mite<strong>in</strong>ander<br />
<strong>in</strong>s Gespräch.<br />
„Der Austausch zeigte zum e<strong>in</strong>en,<br />
dass wir nicht amAnfang der Digitalisierung<br />
stehen, sondern<br />
mittendr<strong>in</strong>,<br />
zum anderen aber<br />
auch,wie vielweiteres<br />
kreatives Potenzial<br />
für Digitalisierung<br />
<strong>in</strong> unserem<br />
Freistaat nutzbar ist.<br />
Foto:Adobestock<br />
Dieses Potenzial wollen wir zusammenbr<strong>in</strong>gen<br />
und stärken –etwa auch durch<br />
Unterstützung von Netzwerken“, so Ines<br />
Fröhlich,Staatssekretär<strong>in</strong> im <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isterium.<br />
Über das breit angelegte und mehrstufige<br />
Beteiligungsverfahren wolle man<br />
ermöglichen, dass auch Ideen und Anregungen<br />
von außen Berücksichtigung f<strong>in</strong>den<br />
und möglichst viel Expertise <strong>in</strong> die<br />
Entscheidungsf<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>fließt. Dabei<br />
ist der Blick über den Tellerrand undkonkret<br />
über Landesgrenzen erwünscht. So<br />
waren auchdie Erfahrungenbei der Etablierung<br />
e<strong>in</strong>es sogenannten digitalen Knotenpunktes<br />
im ländlichen Raum <strong>in</strong><br />
Schleswig-Holste<strong>in</strong> Thema. Anhand der<br />
Ergebnisse der Studie „Kommunale Innovationsräume<br />
für digitale Zukunftskommunen“<br />
vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft<br />
und Organisation IAO<br />
wurde überlokale Möglichkeiten im Freistaat<br />
diskutiert. Damit <strong>in</strong> sächsischenMaker-<br />
und Work<strong>in</strong>g-Spaces künftig noch<br />
mehr kreatives Potenzial gehoben werden<br />
kann. (WiS)<br />
www.digitalagentur.sachsen.de<br />
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So sehenSieger aus:Die Verleihungdes Gründerpreises begeisterte Bewerberund Publikum gleichermaßen.<br />
Fotos:PR/futureSAX<br />
Spotlightfür<strong>Sachsen</strong>s<br />
<strong>in</strong>novativsteGründungen<br />
futureSAX bietet Unternehmern <strong>in</strong> spe, Transferakteuren, Investoren und Visionären die perfektePlattform.Mit der<br />
Sächsischen Innovationskonferenz und der Vergabe desGründerpreisesfand jetzte<strong>in</strong> Highlightdes Jahres statt.<br />
futureSAX GmbH<br />
Anton-Graff-Straße 20<br />
01309Dresden<br />
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Industrie4.0, Umweltschutz, energieeffiziente<br />
Produktion, Kultur und Medien –<br />
<strong>Sachsen</strong>s Gründer<strong>in</strong>nen und Gründer<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Bereichen zu Hause. So unterschiedlich<br />
die Branchen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>denen<br />
die Unternehmer der nächsten Generationen<br />
unterwegs s<strong>in</strong>d, so ähnlich<br />
s<strong>in</strong>d die Fragen, die am Anfang jeder<br />
Idee stehen. Was muss man vor der<br />
Gründung beachten? Wie viel Kapital<br />
brauchtman wofür? Wiesollte dieideale<br />
Socia-Media-Strategie aussehen? Welche<br />
rechtlichen Unsicherheiten müssen<br />
unbed<strong>in</strong>gt vor dem Start geklärt werden?<br />
Auf Fragen wie diese haben erfahrene<br />
Expert<strong>in</strong>nen und Experten die besten<br />
Antworten. Bei futureSAX gibt es jede<br />
Menge Impulse und Expertise. Die Innovationsplattform<br />
des Freistaates <strong>Sachsen</strong><br />
versteht sich als Anlaufstelle für<br />
rund 10.000 sachsenweite und branchenübergreifendeKontakte.<br />
Unterdem Dachder GmbH f<strong>in</strong>den angehende<br />
wissensbasierte Gründer<strong>in</strong>nen<br />
und Gründer, junge technologieorientierte<br />
Unternehmen, etablierte Firmen<br />
mit Wachstumspotenzial sowie Wissenschaftler<strong>in</strong>nen<br />
und Wissenschaftler, Innovations-<br />
und Transfer-Akteure, Kapitalgeber<br />
und <strong>in</strong>teressierte Jugendliche<br />
kompetente Ansprechpartner.<br />
Branchenübergreifend br<strong>in</strong>gt futureSAX<br />
Menschen zusammen, die <strong>in</strong> und für<br />
<strong>Sachsen</strong> etwas bewegen wollen, und<br />
macht ihre Projekte und Erfolge sichtbar.<br />
ZumBeispiel beider SächsischenInnovationskonferenz,<br />
e<strong>in</strong>em der Highlights<br />
<strong>in</strong> dersächsischen Innovationsszene.<br />
In stilvollem Ambiente trafen sich<br />
Ende Juni dazu Innovator<strong>in</strong>nen und Innovatoren<br />
<strong>in</strong> der Messe Dresden.<br />
Umrahmt von e<strong>in</strong>em bunten Bühnenprogramm<br />
unde<strong>in</strong>er begleitendenMesse<br />
g<strong>in</strong>g es dabei um Ideen und Innovationen<br />
aus den Bereichen Gründen, Unternehmen,<br />
Kapital, Transfer und Next-<br />
Gen –also den Visionen der Jugend als<br />
nächster Generation. Obauf der Bühne,<br />
beim Gründer- oder beim Alumni-Talk –<br />
der Erfahrungsaustausch und das Mite<strong>in</strong>ander<br />
standen im Mittelpunkt derKonferenz,<br />
zu der auch die Sächsische Innovationsbörse<br />
gehörte. Das Ziel hier: Forscher<strong>in</strong>nen<br />
und Forscher treffen potenziellePartner<br />
aus der<strong>Wirtschaft</strong>,umvielleicht<br />
die Basis für e<strong>in</strong>e künftige Zusammenarbeit<br />
zuschaffen. Bei der Investoren-Roadshow<br />
pitchen Gründungs- und<br />
Wachstumsunternehmen ihre Geschäftsideen.<br />
Die NextGen-Jugendlichen<br />
wiederum präsentieren ihre Ideen erstmalsvor<br />
e<strong>in</strong>em großenPublikum.<br />
Und all das <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigartigen Veranstaltungsformat.<br />
So erwartete die Besucher<strong>in</strong>der<br />
Messehalle4e<strong>in</strong> besonderes<br />
Licht- und Veranstaltungskonzept,<br />
dasdie Impulse desProgramms undder<br />
begleitenden Messe hervorheben und<br />
e<strong>in</strong>e unvergessliche Atmosphäre schaffen<br />
sollte. Beim futureSAX-Showcase<br />
zeigten die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer<br />
des diesjährigen Sächsischen<br />
Gründerpreises ihre <strong>in</strong>novativen Geschäftsideen.<br />
Drei von ihnen konnten<br />
sich wenig später über die Platzierung<br />
auf dem Treppchen freuen. E<strong>in</strong> Sonderpreis<br />
wurde nach der Auswertung e<strong>in</strong>es<br />
öffentlichen Onl<strong>in</strong>e-Vot<strong>in</strong>gs vergeben.<br />
Austausch im großenNetzwerk<br />
Die Verleihung brachte dabei auf den<br />
Punkt, was Anspruch der futureSAX<br />
GmbH ist: Wachstum von Innovationen,<br />
Gründergeist und Zukunftsorientierung.<br />
Mar<strong>in</strong>a Heimann, Geschäftsführer<strong>in</strong> von<br />
futureSAX, zeigte sich e<strong>in</strong>mal mehr begeistert<br />
von „Ideenkraft, Leidenschaft,<br />
Gründer- Unternehmer- und Forschergeist“.<br />
„<strong>Sachsen</strong>s Innovationskultur wird<br />
sichtbar, greifbar und vor allem erlebbar.<br />
Die Prämierung des Sächsischen<br />
Gründerpreises ehrt Innovationsstärke<br />
im vielfältigen Gründungsgeschehen <strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> parexcellence“,sagtsie.<br />
Und <strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong><br />
Dulig lobt die Gründerlandschaft im<br />
Freistaat. „In<strong>Sachsen</strong>kannsichInnovationsgeist<br />
frei entfalten, im urbanen wie<br />
ländlichen Raum. Das spürt man jedes<br />
Jahr auf der Sächsischen Innovationskonferenz,<br />
die #Innovationmade<strong>in</strong>Saxonysichtbar<br />
macht“, sagt er.<br />
Prämiert mit dem Sächsischen Gründerpreis<br />
<strong>2022</strong> wurde die E-VITA GmbH aus<br />
Dresden,die mit ihrer<strong>in</strong>novativen Technologie<br />
zur chemiefreien Saatgutbehandlung<br />
überzeugte. Auf Platz zwei<br />
kam die Fusion Bionic GmbH aus Dresden<br />
mit ihrer neuartigen Technologie<br />
zur Oberflächenbearbeitung sowie auf<br />
Platz drei die eCovery GmbHaus Leipzig<br />
mit ihrer Lösung für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle,<br />
passgenaue Physiotherapie.<br />
Das abwechslungsreiche Bühnenprogramm<br />
und viele Experten aus <strong>Wirtschaft</strong>,<br />
Forschung, Politik und Gesellschaft<br />
machten den Abend zu etwas<br />
ganz Besonderem.<br />
futureSAX lässtGründer<strong>in</strong>nen undGründer<br />
auch nach der Startphase nicht alle<strong>in</strong>.<br />
Das eigene Alumni-Netzwerk ermöglicht<br />
<strong>in</strong>dividuelle Unterstützungen<br />
und den hilfreichen Austausch mit Unternehmen<br />
undKapitalgebenden fürdie<br />
nächsten Schritte –und schafft damit<br />
nichtselten die Basisfür weitere <strong>in</strong>novative<br />
Projekte.<br />
E<strong>in</strong> Mentor<strong>in</strong>g-Netzwerk, zahlreiche<br />
sachsenweite Veranstaltungen und e<strong>in</strong><br />
Innovationsradar, der die zukunftsträchtigsten<br />
Projekte im Freistaat bündelt,<br />
rundendas Angebot ab.<br />
Ausgezeichnet<br />
Insgesamt drei Plätze wurden beim Sächsischen Gründerpreis<br />
<strong>2022</strong> vergeben.Den viertenPreis -die Publikumswertung -konnte<br />
der Drittplatzierte, die eCovery GmbH aus Leipzig, am Ende<br />
ebenfalls mit nachHause nehmen..<br />
Spannend<br />
Dass <strong>Sachsen</strong> <strong>in</strong>Sachen Gründergeist e<strong>in</strong>e Menge zubieten hat,<br />
zeigte die Veranstaltung am 23. Juni imbesonderen Ambiente.<br />
Neben der Preisverleihung bot der Tag auch e<strong>in</strong> spannendes<br />
Bühnenprogramm mitvielen Pitches undExpertengesprächen.<br />
Vernetzt<br />
Innovationskonferenz und Gründerpreisverleihung boten beste<br />
Chancen, mite<strong>in</strong>ander branchen- und forschungsübergreifend<br />
<strong>in</strong>s Gespräch zu kommen. Und wer weiß, welche Netzwerke der<br />
Zukunftdabei geknüpftwurden?
20 PERSONAL & FÜHRUNG<br />
„Jeder, der arbeiten<br />
will, ist vermittelbar“<br />
Die Chefs des Bautzener IC Teams über Strukturwandel und Fachkräftemangel.<br />
E<strong>in</strong>e Kopie der Berl<strong>in</strong>er East Side Gallery<br />
haben sie nach Bautzen geholt –<br />
die Chefs des Unternehmens IC Team.<br />
Im Hotel Moments <strong>in</strong> der Goschwitzstraße ist<br />
sie Teil der Innenhofgestaltung. E<strong>in</strong>ige der<br />
großen Bilder, die im Orig<strong>in</strong>al 1990 auf e<strong>in</strong><br />
Stück der Berl<strong>in</strong>er Mauer gemalt worden waren,<br />
s<strong>in</strong>d hier wieder entstanden. Und machen<br />
sich gut als H<strong>in</strong>tergrund für e<strong>in</strong> Foto<br />
von Enrico Paul und Jörg Beutel, die IC Team<br />
1991 gegründet haben. Längst ist aus der<br />
Personaldienste GmbH, die Zeitarbeitskräfte<br />
vermittelt, e<strong>in</strong> mit mehreren Standbe<strong>in</strong>en<br />
breit aufgestellter Mittelständler geworden.<br />
E<strong>in</strong>er, der kürzlich zum wiederholten Mal<br />
ausgezeichnet worden ist vom Zentrum für<br />
Arbeitgeberattraktivität. Unter der Überschrift<br />
„Top Job“ können sich Firmen dort anmelden<br />
für den Wettbewerb um den Titel<br />
„Bester Arbeitgeber“. Das Ergebnis für IC<br />
Team: e<strong>in</strong> deutschlandweit greifender dritter<br />
Platz <strong>in</strong> ihrer Größenklasse.<br />
Reichlich 120 <strong>in</strong>terne und etwa 1.500 externe<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter beschäftigen<br />
Enrico Paul und Jörg Beutel <strong>in</strong> ihrem<br />
Kernsegment. H<strong>in</strong>zu kommen rund 120 Leute<br />
<strong>in</strong> weiteren Bereichen wie dem Hotel. <strong>Wirtschaft</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> sprach mit den Geschäftsführern<br />
unter anderem über zufriedene Mitarbeiter,<br />
Fachkräftemangel und den Strukturwandel.<br />
Herr Paul, Herr Beutel – wie<br />
kommt man als Unternehmen für<br />
Personaldienste zu e<strong>in</strong>em Hotel?<br />
Tut sich so etwas aus der täglichen<br />
Arbeit auf?<br />
Jörg Beutel: Wenn man als Unternehmer<br />
tätig ist, bieten sich Chancen. Die Frage ist,<br />
nimmt man sie wahr? Wir s<strong>in</strong>d da offen.<br />
Meist ergibt sich so was aus Gesprächen<br />
mit Kunden, wenn wir erfahren, was sie<br />
brauchen. So s<strong>in</strong>d auch IC Team Auszugsservice<br />
und IC Team Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g – e<strong>in</strong> Unternehmen<br />
im Bereich Korrosionsschutz –<br />
entstanden. Beim Hotel war der Weg e<strong>in</strong><br />
anderer. Hier haben wir e<strong>in</strong> Defizit gesehen.<br />
Als wir das Hotel 2018 eröffnet haben,<br />
war <strong>in</strong> Bautzen 20 Jahre lang ke<strong>in</strong>s<br />
gebaut oder saniert worden. Alle hatten<br />
den Charme der 1990er- Jahre. Da haben<br />
wir für uns e<strong>in</strong>e Gelegenheit gesehen. Und<br />
uns wird von den Gästen gespiegelt, dass<br />
es gelungen ist. Unsere Themenzimmer<br />
und die Menükarte – Menüs mit We<strong>in</strong>begleitung<br />
– s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal.<br />
Das wird gern angenommen.<br />
Sie gehören zu den besten Arbeitgebern<br />
<strong>in</strong> Deutschland – ausgezeichnet<br />
vom Zentrum für Arbeitgeberattraktivität.<br />
Sie haben das<br />
Unternehmen gegründet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Zeit, als sich im Osten kaum e<strong>in</strong><br />
Arbeitgeber über Attraktivität Gedanken<br />
machen musste. Da war jeder<br />
froh, wenn er überhaupt e<strong>in</strong>en<br />
Job hatte. Waren Sie <strong>in</strong> Ihrer Branche<br />
schon damals mehr gefordert<br />
als andere?<br />
Jörg Beutel: Wir agieren auf dem zweiten<br />
Arbeitsmarkt. Dort standen wir schon<br />
immer <strong>in</strong> Konkurrenz mit großen Firmen<br />
wie Siemens, aber auch mit Familienbetrieben,<br />
die teilweise anders wahrgenommen<br />
werden als unsere Branche.<br />
Deswegen mussten wir von Anfang an e<strong>in</strong>e<br />
besondere Kollegialität und Zusammenarbeit<br />
bieten, um Mitarbeiter zu begeistern<br />
und zu f<strong>in</strong>den.<br />
Enrico Paul: Anfang der 1990er-Jahre,<br />
kurz nach dem Mauerfall, war die Situati-<br />
Enrico Paul (l.) und Jörg Beutel s<strong>in</strong>d Geschäftsführer des IC Team Bautzen, ihre Firma wurde als e<strong>in</strong>er der besten Arbeitgeber<br />
Deutschlands ausgezeichnet. Hier stehen sie vor der Kopie der East Side Galery im Hof des Hotels „Moments“<br />
<strong>in</strong> Bautzen, das auch zur Firmengruppe gehört. Foto: Uwe Soeder<br />
on schon anders, mit dieser sehr hohen<br />
Arbeitslosigkeit. Das hat sich aber grundlegend<br />
geändert. Wir haben über die Jahre<br />
viel getan, um attraktiv zu se<strong>in</strong>. Dabei<br />
geht es nicht nur um Geld, sondern darum,<br />
dass den Angestellten die Arbeit<br />
Spaß macht, sie sich weiterentwickeln<br />
können und e<strong>in</strong>e Beschäftigung <strong>in</strong> Heimatnähe<br />
haben.<br />
Es gibt Studien, die zum Ergebnis<br />
kommen: Viele deutsche Arbeitnehmer<br />
s<strong>in</strong>d nicht zufrieden mit<br />
ihrem Job. Was machen Sie anders?<br />
Jörg Beutel: Wir geben unseren Mitarbeitern<br />
die Möglichkeit, sich zu entfalten.<br />
Dazu gehört, dass sie ihr Privatleben mit<br />
geschäftlichen Prozessen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang<br />
br<strong>in</strong>gen können. Dabei geht es um Zeit,<br />
Ort und Pensum. Wir passen Schichten<br />
so an, dass sie für Eltern machbar s<strong>in</strong>d.<br />
Homeoffice war bei uns schon vor Corona<br />
möglich. Und beim Pensum heißt das,<br />
die gesundheitliche Situation oder den familiären<br />
Stress der Angestellten im Blick<br />
zu haben und darauf zu reagieren. Wir<br />
haben Gleitzeit, Arbeitsbeg<strong>in</strong>n und Pausen<br />
können flexibel gestaltet werden. Bei<br />
uns kommt e<strong>in</strong> Masseur <strong>in</strong>s Haus; es gibt<br />
Früchte für die Mitarbeiter. Jedes Büro<br />
hat e<strong>in</strong>e eigene Küche, die Kollegen können<br />
dort kochen. Wir haben Partnerschaften<br />
mit Krankenkassen, vor allem<br />
mit der AOK, für den Bereich betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement. Da geht<br />
es unter anderem um Ernährungsberatung,<br />
um Gesprächsmöglichkeiten bei<br />
Stress oder auch um Gesunderhaltung<br />
durch Bewegung.<br />
Das betrifft die Kollegen <strong>in</strong> den<br />
Büros – wie ist es mit denen, die<br />
bei anderen Unternehmen im Rahmen<br />
von Zeitarbeit und Ähnlichem<br />
tätig s<strong>in</strong>d?<br />
Jörg Beutel: Auch sie haben die Möglichkeit,<br />
an den Sem<strong>in</strong>aren zur Gesundheitsvorsorge<br />
teilzunehmen und werden<br />
dafür freigestellt. In der Produktion am<br />
Band ist Homeoffice schwer möglich;<br />
aber <strong>in</strong> unseren Büros nehmen sich die<br />
Disponenten viel Zeit für Gespräche.<br />
Und wir sorgen dafür, dass die Mitarbeiter<br />
<strong>in</strong> der Nähe ihrer Wohnorte arbeiten<br />
können.<br />
Enrico Paul: Außerdem stehen wir <strong>in</strong><br />
engem Kontakt zu unseren Kunden und<br />
besuchen unsere Mitarbeiter im Kundene<strong>in</strong>satz<br />
vor Ort. Auch bei unseren<br />
Ansprechpartnern vor Ort hat <strong>in</strong> den<br />
vergangenen Jahren e<strong>in</strong> Umdenken e<strong>in</strong>gesetzt<br />
und viele geben ihr Bestes, um<br />
unsere Mitarbeiter möglichst gut zu<br />
<strong>in</strong>tegrieren.<br />
Und was erwarten oder suchen Sie<br />
im Gegenzug über das vielleicht<br />
Selbstverständliche h<strong>in</strong>aus?<br />
Jörg Beutel: Wir suchen Leute, denen ihre<br />
Arbeit Spaß macht, die für sich e<strong>in</strong>e<br />
gewisse Selbstständigkeit und e<strong>in</strong>en Freiraum<br />
beanspruchen. Wenn dabei Fehler<br />
passieren, fangen wir das auf. Es ist uns<br />
lieber, wenn die Teams und Mitarbeiter<br />
selbst kreativ tätig werden, anstatt nur<br />
auf die nächste Anweisung zu warten.<br />
Enrico Paul: Wir erleben positiv, dass <strong>in</strong><br />
den Teams Freundschaften entstehen.<br />
Neue Kollegen werden mit e<strong>in</strong>em geschmückten<br />
Arbeitsplatz und e<strong>in</strong>er Willkommensparty<br />
begrüßt. In der Verwaltung<br />
wird zusammen gekocht. So etwas<br />
passiert, ohne dass wir etwas anweisen.<br />
Sie haben das Unternehmen 1991<br />
<strong>in</strong> Bayern gegründet und s<strong>in</strong>d<br />
dann <strong>in</strong> die Oberlausitz zurückgekommen.<br />
Weil Sie den Umbruch<br />
mitgestalten wollten?<br />
Enrico Paul: Wir wollten den Mitarbeitern<br />
lange Fahrwege beispielsweise nach<br />
Bayern oder Frankfurt am Ma<strong>in</strong> ersparen<br />
und dafür sorgen, dass sie <strong>in</strong> der näheren<br />
Umgebung e<strong>in</strong>e Tätigkeit f<strong>in</strong>den.<br />
Jörg Beutel: Es war damals noch nicht so<br />
abzusehen – aber langfristig hat sich gezeigt,<br />
dass die Bereitschaft, überregional<br />
zu arbeiten, spürbar abgenommen hat,<br />
denn <strong>in</strong>zwischen s<strong>in</strong>d Angebote vor Ort<br />
da. Unser Schritt damals hat sich als richtig<br />
erwiesen.<br />
Die Entwicklung lief sicher nicht<br />
von null auf über 1.700 Mitarbeiter?<br />
Jörg Beutel: Das lief kont<strong>in</strong>uierlich; wir<br />
haben uns dem Bedarf unserer Kunden<br />
angepasst. Wir s<strong>in</strong>d so gewachsen, dass<br />
wir ihnen <strong>in</strong>zwischen beispielsweise die<br />
Personalplanung abnehmen und Mehrschichtsysteme<br />
abdecken können.<br />
Enrico Paul: Um nah dran se<strong>in</strong> zu können<br />
am Kunden, haben wir viele Büros<br />
vor Ort <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Städten. Und wir bauen<br />
das auf, was nötig ist – zum Beispiel e<strong>in</strong>en<br />
Fahrdienst für die Mitarbeiter, wenn<br />
der öffentliche Nahverkehr fehlt oder<br />
Mitarbeiter nicht selbst fahren können.<br />
Sie haben <strong>in</strong> den 1990er-Jahren<br />
den Umbruch miterlebt und mitgestaltet.<br />
Jetzt steckt (nicht nur)<br />
die Region auf mehreren Ebenen<br />
wieder im Wandel. Wie können Sie<br />
da helfen?<br />
Enrico Paul: Die großen Themen s<strong>in</strong>d die<br />
Digitalisierung und der Fachkräftemangel.<br />
Da geht es zunehmend um den E<strong>in</strong>satz<br />
von ausländischen Arbeitskräften;<br />
die Bereitschaft <strong>in</strong> den Unternehmen dafür<br />
ist deutlich gewachsen. Wir arbeiten<br />
heute mit Menschen aus 46 Nationen. In<br />
unseren Büros setzen wir darum schon<br />
seit Längerem auf Mehrsprachigkeit bei<br />
den Angestellten. Es gibt beispielsweise<br />
polnische oder tschechische Mitarbeiter.<br />
Sie s<strong>in</strong>d sprachlich und kulturell näher<br />
dran an den Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />
aus diesen Ländern. Unsere Mitarbeiter<br />
an den Standorten beschäftigen sich<br />
ganztägig mit der Gew<strong>in</strong>nung und Betreuung<br />
von Mitarbeitern und deren Disposition.<br />
Hier<strong>in</strong> liegt unsere Kernkompetenz<br />
und diese wird jedes Jahr von über<br />
600 Kunden, vom Handwerker, über den<br />
Mittelstand bis zum Großkonzern genutzt,<br />
welche sich dadurch ihre eigene<br />
Flexibilität am Markt erhalten. Gleichzeitig<br />
aber haben unsere Mitarbeiter <strong>in</strong> uns<br />
e<strong>in</strong>en zuverlässigen Arbeitgeber für viele<br />
Jahre. Dar<strong>in</strong> liegt unser Nutzen als Unternehmen.<br />
Jörg Beutel: Über die Zeitarbeit haben<br />
beide Seiten die Möglichkeit, <strong>in</strong> dem<br />
Bereich Erfahrungen zu sammeln. Viele<br />
Firmen s<strong>in</strong>d positiv überrascht und behalten<br />
ausländische Mitarbeiter auch<br />
langfristig.<br />
Welche Fachkräfte fehlen besonders?<br />
Jörg Beutel: Es wird <strong>in</strong> jedem Bereich gesucht.<br />
Man muss sich nur mal umschauen,<br />
<strong>in</strong> Geschäften, <strong>in</strong> Restaurants – fast<br />
überall hängt e<strong>in</strong> Aushang, auf dem<br />
steht: „Wir stellen e<strong>in</strong>“. Da geht es nicht<br />
nur um Fachleute, sondern generell um<br />
Arbeitskräfte. Jeder, der arbeiten möchte,<br />
ist vermittelbar. Es wird jeder gebraucht.<br />
E<strong>in</strong> Grund für den Fachkräftemangel<br />
ist, dass viele junge Menschen<br />
die Region verlassen. Was ist da zu<br />
tun?<br />
Enrico Paul: Wir haben hier wenige attraktive<br />
Studienmöglichkeiten. Junge<br />
Leute gehen nach Dresden, Leipzig, Berl<strong>in</strong><br />
und kommen kaum wieder. Es ist <strong>in</strong><br />
Bautzen spürbar, dass die Stadt ke<strong>in</strong>e Uni<br />
hat – anders als etwa Jena oder Greifswald.<br />
Es gibt die Idee, im Oberlausitzer<br />
Seen-Gebiet e<strong>in</strong>e Fachhochschule anzusiedeln.<br />
Wenn das gel<strong>in</strong>gt, mit e<strong>in</strong>em modernen<br />
Campus und <strong>in</strong>teressanten Studiengängen,<br />
würde das sehr helfen. Das gilt<br />
auch für die Berufsausbildung. Wenn sich<br />
junge Leute für Berufe <strong>in</strong>teressieren, die<br />
sie hier nicht lernen können, s<strong>in</strong>d sie genauso<br />
weg wie die Studenten.<br />
Haben Sie e<strong>in</strong>e Empfehlung an Firmen,<br />
die jetzt den Wandel packen<br />
müssen?<br />
Jörg Beutel: Den Geschäftsführern fehlt<br />
die Zeit, um sich mal zurückzulehnen<br />
und neutral auf das eigene Geschäft zu<br />
schauen. Aber es ist wichtig, das zu<br />
tun. Innehalten, die verschiedenen Bereiche<br />
bewerten. Prüfen, ob D<strong>in</strong>ge nicht<br />
anders möglich s<strong>in</strong>d – und damit auch<br />
erfolgreicher.<br />
Das Gespräch führte: Irmela Hennig
GELD &MÄRKTE 21<br />
Wird <strong>Sachsen</strong> zur<br />
Zebra-Wiege?<br />
Start-up-Investoren halten ostdeutschenGeme<strong>in</strong>schaftss<strong>in</strong>n füre<strong>in</strong>enStandortvorteil.<br />
Von HeikoWeckbrodt<br />
<strong>Sachsen</strong> gel<strong>in</strong>gt es immer besser,<br />
se<strong>in</strong>e starke Forschungslandschaft<br />
<strong>in</strong> jobträchtige Firmenausgründungen<br />
umzumünzen und für diese<br />
„Start-ups“ auch Risikokapitalgeber zu<br />
f<strong>in</strong>den. Und die besondere Mentalität<br />
vieler ostdeutscher Gründer<strong>in</strong>nen und<br />
Gründer, denen wirtschaftlicher Erfolg<br />
und gesellschaftlicher Nutzen gleichermaßen<br />
wichtig s<strong>in</strong>d, erweist sich zunehmend<br />
als Standortvorteil. Denn diese<br />
Denkweise kommtden jüngsten„Zebra“-<br />
und „Purpose“-Trends <strong>in</strong> der Geldgeberszene<br />
entgegen. Dashaben Risikokapitalisten<br />
und Gründer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Dresdenwährend<br />
e<strong>in</strong>er Bundes-„Pitchnight“<br />
e<strong>in</strong>geschätzt, bei der sich zehn junge<br />
Unternehmen vor Investoren präsentieren<br />
durften. Allerd<strong>in</strong>gs sehen sie auch<br />
Defizite. So appellierten sie während<br />
der „Pitchnight“ im Kraftwerk Mitte an<br />
M<strong>in</strong>isterpräsident Michael Kretschmer<br />
(CDU), Risikobereitschaft, Unternehmergeist,<br />
Toleranz und Diversität <strong>in</strong><br />
den Lehrplänen der sächsischen Schulen<br />
fest zu verankern, um das Gründungsgeschehenanzukurbeln.<br />
Stattnur auf <strong>Sachsen</strong> mehr auf<br />
Mitteldeutschland setzen<br />
Außerdem könne der Freistaat wirtschaftlich<br />
mehr erreichen, wenn er<br />
künftig stärker mit se<strong>in</strong>en Nachbarn<br />
kooperiere. „Wir müssen weg kommen<br />
vom Denken <strong>in</strong> den Kategorien ,<strong>Sachsen</strong>‘,<br />
,Thür<strong>in</strong>gen‘ und ‚<strong>Sachsen</strong>-Anhalt‘<br />
und h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em mitteldeutschen<br />
Selbstverständnis“, fordert etwa Gründer<strong>in</strong><br />
Constanze Buchheim von der Ostberl<strong>in</strong>er<br />
Personalberatungsagentur „Ipotentials“.<br />
Mit Blick auf die Intel-Ansiedlung<br />
<strong>in</strong>Magdeburg, die e<strong>in</strong>e Brücke<br />
zwischen den Mikroelektronik-StandortenDresden<br />
undErfurt schlagen dürfte,<br />
ist dieser Vorschlag e<strong>in</strong>es mitteldeutschen<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sbündnisses alles andere<br />
als abwegig. Denn der <strong>Wirtschaft</strong>sraum<br />
zwischen Erfurt und Görlitz<br />
braucht zweifellos mehr „kritische Masse“,<br />
damit sich Ansiedlungen, Ausgründungen<br />
und andere Unternehmensgenesen<br />
verstetigen. Das gilt auch für die<br />
Forschungskraft: Die TU Dresden als<br />
e<strong>in</strong>zige ostdeutsche Exzellenzuniversität,<br />
die schon viele Start-ups hervorgebracht<br />
hat, stehtdaauf derHaben-Seite.<br />
Doch das reicht noch längst nicht aus,<br />
um sich im <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb<br />
zubehaupten. „So etwas wie die<br />
Exzellenzuni Dresden brauchen wir<br />
doppelt oder dreimal so groß“,wünscht<br />
sich M<strong>in</strong>isterpräsidentKretschmer.<br />
Dabei war die starke <strong>in</strong>genieurwissenschaftliche<br />
Ausrichtung von Dresden<br />
<strong>in</strong> der Vergangenheit e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong><br />
Erfolgsmodell, andererseits aber auch<br />
e<strong>in</strong> Quell für e<strong>in</strong> Dilemma: Die Uni sowie<br />
die vielen Institute von Fraunhofer,<br />
Leibniz, Helmholtz &Co. gründen zwar<br />
mehr undmehr Unternehmen mit teils<br />
e<strong>in</strong>zigartigen Technologieschwerpunkten<br />
aus. Aber diese Hightech-Start-ups<br />
haben <strong>in</strong>der Startphase für ihren Anlagenpark<br />
eben oft e<strong>in</strong>en weit höheren<br />
Kapitalbedarf als beispielsweise e<strong>in</strong>e<br />
App-Schmiede <strong>in</strong>der Gründermetropole<br />
Berl<strong>in</strong>. H<strong>in</strong>zu kommt: „Für technisch<br />
orientierte Startu-ps istese<strong>in</strong>e besondere<br />
Herausforderung, ihre komplexe<br />
Technologie leicht verständlich rüberzubr<strong>in</strong>gen“,<br />
weiß Investor<strong>in</strong> und „Amorelie“-Gründer<strong>in</strong><br />
Lea-Sophie Cramer<br />
vom Beirat „Junge Digitale <strong>Wirtschaft</strong>“<br />
der Bundesregierung. Künftig werde die<br />
Ampel <strong>in</strong>Berl<strong>in</strong> eben solche Ausgründungen<br />
aus Unis und Hochschulen im<br />
Zuge e<strong>in</strong>er neuen Start-up-Strategie<br />
stärker fördern, verspricht derweil die<br />
Bundes-Start-up-Beauftragte Anna<br />
Christmann. „Das wird gerade auchden<br />
starken Unis <strong>in</strong> Dresden und Leipzig<br />
entgegenkommen“, me<strong>in</strong>t sie. Geplant<br />
sei unter anderem, den Technologietransfer<br />
akademischer Forschungsergebnisse<br />
<strong>in</strong> die wirtschaftliche Praxis zu<br />
unterstützen und die Lizenzgebühr-Lasten<br />
junger Ausgründungenzum<strong>in</strong>dern.<br />
Zudem will Christmann spezialisierte<br />
Dachfonds ausbauen, die Start-up-Beteiligungen<br />
auch für Pensionsfonds und<br />
andere Investoren attraktiver machen,<br />
die bisher umRisikokapitalanlagen e<strong>in</strong>en<br />
großen Bogengeschlagen haben.<br />
Mittlerweile haben aber ohneh<strong>in</strong><br />
schon e<strong>in</strong>ige Vorzeige-Unternehmen<br />
wie der Logistiksensoren-Spezialist<br />
„Packwise“ oder die Robotikfirma<br />
„Wandelbots“ aus Dresden bewiesen,<br />
dass technisch orientierte TU-Ausgründungen<br />
den richtigen Ton<strong>in</strong>Verhandlungen<br />
mit Geldgebern aus Europa und<br />
Übersee anzuschlagen wissen: InSumme<br />
hat Wandelbots seit se<strong>in</strong>er Gründung<br />
2017 bereits über 123 Millionen<br />
US-Dollar (115 Millionen Euro) Wagniskapital<br />
(„Venture Capital“, kurz: VC)<br />
e<strong>in</strong>gesammelt. Das aufs e<strong>in</strong>fache Anlernen<br />
von Robotern spezialisierte Unternehmen<br />
sei heute <strong>in</strong>der komfortablen<br />
Situation, sich se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anziers aussuchen<br />
zu können, erzählte Mitgründer<strong>in</strong><br />
Maria Piechnick. Inder ganzen sächsischen<br />
Start-up-Szene herrsche <strong>in</strong>zwischen<br />
e<strong>in</strong>e „große Aufbruchstimmung“.<br />
Unternehmergeist schon bei<br />
Schülern wecken<br />
Um daraus e<strong>in</strong>e dauerhafte Entwicklung<br />
zumachen, wünscht sich Piechnick<br />
„mehr Entrepreneurship schon <strong>in</strong><br />
der Schule, e<strong>in</strong>en zügigen Breitbandausbau<br />
und e<strong>in</strong>e bessere Infrastruktur<br />
im Osten“. M<strong>in</strong>destens ebenso wichtig<br />
sei das Signal <strong>in</strong> die Welt, dass Vielfalt,<br />
also Diversität, im Freistaat gern gesehen<br />
ist. „Da sehe ich leider noch Defizite.“<br />
Dennganzgenerell gew<strong>in</strong>nen „weiche“<br />
Standortfaktoren bei Investoren-<br />
Entscheidungen an Gewicht –sowohl<br />
fürAnsiedlungenwie auchfür VC-Beteiligungen:<br />
„Die ostdeutsche Denkweise,<br />
Individuum und Geme<strong>in</strong>schaft gleich<br />
wichtig zu nehmen, iste<strong>in</strong> Standortvorteil“,<br />
ist zum Beispiel „I-potentials“-Mitgründer<strong>in</strong><br />
Buchheim überzeugt. Denn<br />
längst nicht mehr für jeden Gründer<br />
Zwei Frauen mit klarer<br />
Me<strong>in</strong>ung zur Start-up-<br />
Kultur: Packwise-Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Gesche<br />
Weger und Anna Christmann,<br />
die Bundes-<br />
Start-up-Beauftragte<br />
(o.).<br />
Foto:PR<br />
Ichwill:<br />
Etwaszum Leben<br />
erwecken!<br />
Gew<strong>in</strong>ner<strong>in</strong><br />
desSächsischen<br />
Gründer<strong>in</strong>nenpreises<br />
2021!<br />
www.s-firmenkunden.de<br />
Jaquel<strong>in</strong>e Hausotte,<br />
JH Ste<strong>in</strong>gestaltung GmbH<br />
und Investor zählt alle<strong>in</strong> der schnelle Profit<br />
–auch der gesellschaftliche Zweck und<br />
Nutzen, neudeutsch „Purpose“ genannt,<br />
gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong> wachsendes Gewicht für unternehmerische<br />
Entscheidungen. „Wir<br />
wollen e<strong>in</strong>e <strong>Wirtschaft</strong>, die Profit und Purpose<br />
gleichermaßen verfolgt“, argumentiert<br />
Evgeni Kouris von der Berl<strong>in</strong>er Initiative<br />
„New Mittelstand“. Damit me<strong>in</strong>t er<br />
vor allem e<strong>in</strong> „Tier“, das statt der viel zitierten<br />
„E<strong>in</strong>horn“-Start-up mit ihren milliardenschweren<br />
F<strong>in</strong>anzierungsrunden neuerd<strong>in</strong>gs<br />
durch die VC- und Start-up-Szene<br />
geistert: das Zebra. Mit se<strong>in</strong>en weißen und<br />
schwarzen Streifen repräsentiert es e<strong>in</strong>e<br />
b<strong>in</strong>äre Gründer-Motivation, gleichermaßen<br />
Wertschöpfiung zu generieren und<br />
dabei Guteszutun –sei es nunfür dieUmwelt,<br />
den Weltfrieden oder für e<strong>in</strong> Plus an<br />
Lebensqualität zu sorgen. Daher ist dasZebra<br />
zum Synonym für junge Unternehmen<br />
geworden, die dem „Purpose“-Trend<br />
folgen. Ihnen gehört die Zukunft, ist Evgeni<br />
Kouris überzeugt:„Zebras s<strong>in</strong>dder neue<br />
Mittelstand.“ Mittlerweile s<strong>in</strong>d manche Investoren<br />
scharf auf die gestreiften Exoten:<br />
„Wir präferieren nachhaltige Unternehmen“,<br />
sagt etwa Bett<strong>in</strong>e Schmitz vom Berl<strong>in</strong>er<br />
Beteiligungsunternehmen „Auxxo“,<br />
dasvorzugsweise Zebras unterweiblich-diverser<br />
Führung kof<strong>in</strong>anziert. „Was wir<br />
wirklich brauchen, s<strong>in</strong>d Geschäftsmodelle<br />
mite<strong>in</strong>em gesellschaftlichen Nutzen.“<br />
S-Firmenkunden kann:<br />
Existenzgründung!<br />
Wirhaben Jaquel<strong>in</strong>eHausottesVision<br />
f<strong>in</strong>anziertund s<strong>in</strong>d ihrstarker Partner<br />
<strong>in</strong> allenF<strong>in</strong>anzfragen.
22 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Kreativ<strong>in</strong>der Krise<br />
Nichtzuletzt die wachsende Logistik-und Verpackungsbranchesorgt dafür, dass der<br />
Industrie- undHallenbaugefragt ist. Hohe Materialpreise s<strong>in</strong>d aber auchhier Thema.<br />
Wer <strong>in</strong> die <strong>Wirtschaft</strong> <strong>in</strong>vestiert,<br />
<strong>in</strong>vestiert heute oft<br />
auch<strong>in</strong>e<strong>in</strong>e neueArt desIndustrie-<br />
und Hallenbaus. Funktionalität<br />
und Effizienz s<strong>in</strong>d dabei ebenso wichtig<br />
wie Nachhaltigkeit und die optimale Vorbereitung<br />
auf die Anforderungen der Industrie<br />
4.0. Digitalisierung und Robotik<br />
s<strong>in</strong>d längst auch <strong>in</strong><strong>Sachsen</strong> Teil moderner<br />
Arbeitswelten.<br />
Ob Produktionshallen oder Ausstellungsräume,obBüros,<br />
Messeflächen oder<br />
Lager für die Land- oder Bauwirtschaft –<br />
derIndustrie- undHallenbau istbreit aufgestellt<br />
und verfügt über reichlich Erfahrung<br />
und ausgezeichnete Expertise. Individuelle<br />
Problemlösungen, angepasst an<br />
die Wünsche der Kunden, s<strong>in</strong>d dabei<br />
selbstverständlich. Weil die <strong>Wirtschaft</strong><br />
der Zukunft auch ganz handfeste bauliche<br />
Lösungen braucht.<br />
Lieferengpässe undhohePreise<br />
Und gerade deshalb müssen sich auchdie<br />
Unternehmen im Industrie- und Hallenbau<br />
mit den aktuellen Krisenlagen ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />
Nach der Pandemie sorgt<br />
nun vor allem der Krieg <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e<br />
vielerorts für Lieferschwierigkeiten und<br />
hohe Preise. Zwar konnte speziell die<br />
Bauwirtschaft im ersten Corona-Jahr<br />
noch von gut gefüllten Auftragsbüchern<br />
undLagernprofitieren,sodassdie Investitionen<br />
hier laut dem Statistischen Bundesamt<br />
2020 sogar leicht um knapp zwei<br />
Prozent stiegen. Doch nicht jede Branche<br />
kam ohne E<strong>in</strong>schnitte durch diese angespannte<br />
Zeit. Stahlbauunternehmen hatten<br />
bei e<strong>in</strong>er Umfrage zuihrer Lage <strong>in</strong><br />
den vergangenen beiden Jahren mehr-<br />
Vorallem für die Logistikbranche entstanden <strong>in</strong> den vergangenen Jahren viele neue Hallen.<br />
Design<br />
heitlich angegeben, dass ihre Auftragslage<br />
gleich geblieben war oder sich leicht<br />
verbessert hatte. Laut dem „bauforumstahl“<br />
lag die Gesamtproduktion im konstruktiven<br />
Stahlbau 2020 bei 1,73 Millionen<br />
Tonnen. Der Bau von Stahlhallen<br />
hatte e<strong>in</strong>en Anteil von knapp 34 Prozent<br />
an derGesamtproduktion.<br />
Bau Service<br />
Foto:Adobestock<br />
Das ist e<strong>in</strong>e durchaus beachtliche<br />
Zahl, wenn man bedenkt, dass Stahl <strong>in</strong><br />
vielen weiteren Arbeits- und <strong>Wirtschaft</strong>sbereichen<br />
zum E<strong>in</strong>satz kommt. Hier<br />
macht sich allerd<strong>in</strong>gs die aktuelle Marktlage<br />
deutlich bemerkbar. Die Preise für<br />
Stahlprofile und Betonstahl etwa hatten<br />
sich zwischen Sommer 2020 und 2021<br />
fast verdoppelt. Das kann konkret bedeuten,<br />
dass e<strong>in</strong> Hallenbauer nun für e<strong>in</strong>en<br />
Träger reichlich tausend Euro ausgeben<br />
musste. Kosten, die sich nicht so e<strong>in</strong>fach<br />
an den Endkunden weitergeben lassen.<br />
Nicht zuletzt, weil zwischen dem Abschluss<br />
des entsprechenden Vertrags und<br />
dem Baubeg<strong>in</strong>n gut und gerne mehrere<br />
Monate liegen können. In dieserZeits<strong>in</strong>d<br />
weitere Preisschwankungen wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />
Klar ist: Die bisherigen Höchstpreise<br />
aus dem F<strong>in</strong>anzkrisenjahr 2008 wurden<br />
<strong>in</strong>zwischenübertroffen.Das hatauch mit<br />
Veränderungen auf den Absatzmärkten<br />
zu tun. Jahrelang hatte die europäische<br />
Stahl<strong>in</strong>dustrie über die asiatische Konkurrenz<br />
geklagt. Billigimporte aus dem Ausland<br />
machten es hiesigen Herstellern<br />
schwer, ihre Produkte an den Kunden zu<br />
br<strong>in</strong>gen-unteranderem auch im Bereich<br />
des Industrie- und Hallenbaus. Inzwischen<br />
sprechen Vertreter des größten europäischen<br />
Stahlherstellers Thyssenkrupp<br />
von e<strong>in</strong>em Stahlengpass <strong>in</strong> Europa.<br />
Auch dasließ diePreise entsprechend<br />
steigen. Dennoch hofft die Stahl<strong>in</strong>dustrie<br />
als wichtigster Partner des Industrie- und<br />
Hallenbaus auf e<strong>in</strong>e Beruhigung derLage.<br />
Mut macht die E<strong>in</strong>schätzung des renommierten<br />
Duisburger Stahlhändlers Klöckner<br />
&Co. Das Unternehmen sieht nach<br />
e<strong>in</strong>em Bericht der Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Zeitung (FAZ) „e<strong>in</strong> Plateau bei den<br />
derzeit hohen Stahlpreisen“. Man erwarte<br />
<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>en „deutlichen“ Anstieg des<br />
Umsatzes im Vergleich zum Vorquartal<br />
bei gleichzeitig stabiler bis leicht steigender<br />
Absatzentwicklung.<br />
Immer mehrBestellungen<br />
Die Hallenbauer selbst sehen steigende<br />
Nachfragen, zum Beispiel aus der Logistikbranche<br />
und der Verpackungs<strong>in</strong>dustrie.<br />
Sie galten schon vor Corona als<br />
Wachstumsmarkt. Die Pandemie, <strong>in</strong> der<br />
immer mehr Menschen selbst Produkte<br />
des täglichen Bedarfs onl<strong>in</strong>e bestellen,<br />
hat der Branche e<strong>in</strong>en weiteren Schub<br />
gegeben. Dabei ist klar: Wer viel Ware<br />
versenden will, muss diese lagern. Und:<br />
Er braucht auchPlatz für das nun<strong>in</strong>noch<br />
größerem Umfang benötigte Verpackungsmaterial.<br />
Der Neubau entsprechender<br />
Hallen ließ dementsprechend<br />
nicht lange auf sich warten. Dabei müssen<br />
die Erbauer die besonderen Bedürfnisse<br />
der jeweiligen Kunden imBlick haben.<br />
Das gilt natürlich nicht nur für die<br />
Verpackungs<strong>in</strong>dustrie. Generell spielen<br />
heute vor allem auch Fragen der Nachhaltigkeit<br />
und e<strong>in</strong>es effizienten Energiekonzeptes<br />
e<strong>in</strong>e Rolle.<br />
Schnellbau, Satteldachhalle, nKalthallenoderisolierte<br />
Hallen –die Möglichkeiten<br />
s<strong>in</strong>d breit gefächert. Die Unternehmen<br />
setzen deshalb auf <strong>in</strong>tensive Beratung<br />
und detaillierte Planungen –auch<br />
undgerade <strong>in</strong> Krisenzeiten.<br />
GOLDBECK Ost GmbH, Niederlassung <strong>Sachsen</strong><br />
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Ob Produktionshallenoder<br />
Ausstellungsräume, ob Büros,<br />
Messeflächen oder Lager fürdie<br />
Land- oderBauwirtschaft – der<br />
Industrie- und Hallenbauist breit<br />
aufgestellt und verfügt über<br />
reichlichErfahrung.
VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 23<br />
Alles öko - oder was?<br />
Wer heute baut, tut gut daran, <strong>in</strong> Nachhaltigkeit zu <strong>in</strong>vestieren. Die Möglichkeiten dafür<br />
s<strong>in</strong>d breit gefächert – auch und gerade bei Betriebsgebäuden.<br />
Wer heute baut, kommt um<br />
das Thema Nachhaltigkeit<br />
nicht herum. Das ergibt<br />
auch S<strong>in</strong>n, denn ohne ressourcenschonende<br />
(Bau-)Konzepte lässt sich die Zukunft<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vom Klimawandel zunehmend<br />
geprägten Welt nicht gestalten.<br />
Das gilt auch für den Hallenbau. Wollen<br />
Unternehmen klimaneutral bauen, muss<br />
e<strong>in</strong>e Menge beachtet werden. Inzwischen<br />
ist es sogar möglich, den CO2-Abdruck e<strong>in</strong>er<br />
Werk-, Büro- oder Lagerhalle vorab zu<br />
berechnen.<br />
Will man e<strong>in</strong>schätzen, wie nachhaltig<br />
e<strong>in</strong> Gebäude se<strong>in</strong> wird, gilt es, drei Phasen<br />
zu berücksichtigen: den Bau, den Betrieb<br />
und den späteren Rückbau beziehungsweise<br />
Abriss. Welche Materialien<br />
kommen zum E<strong>in</strong>satz? Wie lange s<strong>in</strong>d<br />
diese im Durchschnitt haltbar? Das s<strong>in</strong>d<br />
nur e<strong>in</strong>ige der Fragen, die bereits bei der<br />
Planung e<strong>in</strong>er neuen Halle geklärt werden<br />
sollten. Bauherren und Planer f<strong>in</strong>den<br />
hier bei der Deutschen Gesellschaft für<br />
Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) viele Informationen.<br />
Der 2007 gegründete Vere<strong>in</strong><br />
gilt nach eigenen Angaben als Europas<br />
größtes Netzwerk für nachhaltiges<br />
Bauen und <strong>in</strong>formiert auf e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Onl<strong>in</strong>e-Navigator über die verschiedenen<br />
Möglichkeiten, darunter auch über<br />
Durchschnitts-Energiewerte von Bauteilen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus zertifiziert die DGNB<br />
auch nachhaltig errichtete Gebäude.<br />
Dachbegrünungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Möglichkeit, nachhaltige Hallenbauprojekte umzusetzen.<br />
Foto: Adobestock<br />
Harte und weiche Faktoren<br />
Dass das Thema gegenwärtig <strong>in</strong>tensiv bei<br />
Planern und Bauunternehmen diskutiert<br />
wird, liegt auch daran, dass Nachhaltigkeit<br />
am Bau <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong> eigenes<br />
Marktfeld ist. Fachleute gehen davon<br />
aus, dass, sich der Gebäudebestand weltweit<br />
bis 2050 verdoppeln wird. Fehlen<br />
nachhaltige Konzepte, ist das nicht umsetzbar,<br />
ohne Umwelt und Klima massiv<br />
<strong>in</strong> Mitleidenschaft zu ziehen. E<strong>in</strong>e Studie<br />
des Marktforschungsunternehmens Bau-<br />
InfoConsult verweist auf die hohe Bedeutung,<br />
die dem Thema Nachhaltigkeit <strong>in</strong><br />
diesem Sektor zukommt und auch künftig<br />
zukommen wird. E<strong>in</strong> wichtiger Punkt<br />
ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die sogenannte<br />
„Graue Energie“. Darunter versteht<br />
man die Energie, die für Herstellung,<br />
Transport, Lagerung, Verkauf und<br />
Entsorgung anfällt. E<strong>in</strong>kalkuliert werden<br />
auch alle Vorprodukte bis h<strong>in</strong> zur Rohstoffgew<strong>in</strong>nung<br />
und sämtliche Produktionsprozesse.<br />
Alles zusammen ergibt den<br />
ökologischen Fußabdruck des geplanten<br />
Gebäudes.<br />
Das stellt Planer natürlich auch vor<br />
Herausforderungen. So gilt zum Beispiel,<br />
vorab die Energieaufwendungen für <strong>in</strong>fragekommende<br />
Rohstoffe und Materialien<br />
zu berechnen. Holz hat e<strong>in</strong>e bessere<br />
CO2-Bilanz als beispielsweise Stahl, weil<br />
es sich um e<strong>in</strong>en nachwachsenden Rohstoff<br />
handelt. Stahl hat andererseits e<strong>in</strong>e<br />
bessere CO2-Bilanz als Beton. Experten<br />
empfehlen, nach Möglichkeit auch auf<br />
recycelte Materialien zurückzugreifen.<br />
Doch die Auswahl der geeigneten<br />
Baustoffe ist nur e<strong>in</strong> Teil der Lösung. Ohne<br />
e<strong>in</strong> durchdachtes Energiekonzept<br />
kommt heute ke<strong>in</strong> Neubau aus. Das gilt<br />
für das private E<strong>in</strong>familienhaus genauso<br />
wie für die Produktions-, Büro- oder Veranstaltungshalle.<br />
Möglichkeiten gibt es<br />
heute viele. Photovoltaikanlagen gehören<br />
ebenso dazu wie Hallenheizungen mit<br />
der Möglichkeit der Wärmerückgew<strong>in</strong>nung.<br />
Eng damit verbunden ist die Frage<br />
nach e<strong>in</strong>em Beleuchtungskonzept. So lassen<br />
sich heute zum Beispiel präsenzabhängige<br />
Lichtsteuerungen <strong>in</strong>stallieren,<br />
mit denen nach Expertenschätzungen bis<br />
zu 40 Prozent des Energieverbrauchs<br />
während des Betriebs e<strong>in</strong>gespart werden<br />
können.<br />
Baustoffe, Bauprozesse, Energiegew<strong>in</strong>nung<br />
– all das bezeichnet man als „harte<br />
Faktoren“ <strong>in</strong> der Planung e<strong>in</strong>es nachhaltigen<br />
Neubaus. E<strong>in</strong>e wachsende Bedeutung<br />
kommt aber auch den sogenannten „weichen<br />
Faktoren“ zu. Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d Effekte,<br />
die sich nicht unmittelbar <strong>in</strong> Zahlen und<br />
Zertifikaten niederschlagen, die aber dennoch<br />
wichtig s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Beispiel dafür s<strong>in</strong>d<br />
Grünanlagen, die nachweislich positive<br />
Auswirkungen auf die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter haben, die später <strong>in</strong> dem<br />
jeweiligen Gebäude arbeiten. E<strong>in</strong> großes<br />
Problem <strong>in</strong> den Industriestaaten ist die<br />
zunehmende Flächenversiegelung, die –<br />
wenn sich die Prognose zur Verdopplung<br />
des weltweiten Gebäudebestandes <strong>in</strong> den<br />
nächsten 30 Jahren bewahrheitet – weiter<br />
deutlich zunehmen wird.<br />
Um hier gegenzusteuern, kann e<strong>in</strong><br />
bewusst ausgewähltes Grünflächenkonzept<br />
helfen. Wildblumenwiesen, Insektenhotels,<br />
kle<strong>in</strong>e Teichanlagen und Totholzflächen<br />
machen e<strong>in</strong> Firmengelände<br />
nicht nur ansprechender und lebendiger,<br />
sie leisten aktiv e<strong>in</strong>en Beitrag zu Renaturierung<br />
und Erhalt der Artenvielfalt. Ausreichend<br />
Platz, begrünte Sitzecken, Unterstände<br />
für Fahrräder mit e<strong>in</strong>er Ladestation<br />
für E-Bikes können zusätzlich dazu<br />
beitragen, dass Arbeitgeber und Arbeitsort<br />
attraktiv für die Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
wird. Auch das gehört zum<br />
nachhaltigen Bauen. (WiS)<br />
Jeder hatTalente und Stärken –<br />
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Fachleute gehen davon aus, dass<br />
sich der Gebäudebestand weltweit<br />
bis 2050 verdoppeln wird. Fehlen<br />
nachhaltige Konzepte ist, das nicht<br />
umsetzbar, ohne Umwelt und Klima<br />
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24 GELD & MÄRKTE<br />
Von Nora Miethke<br />
Auf Partnersuche<br />
Sächsische <strong>Wirtschaft</strong>sdelegation <strong>in</strong> Großbritannien unterwegs.<br />
Mart<strong>in</strong> Dulig wollte eigentlich<br />
gleich nach dem Ausstieg<br />
der Briten aus der<br />
Europäischen Union auf die Insel reisen,<br />
um für den <strong>Wirtschaft</strong>sstandort<br />
<strong>Sachsen</strong> zu werben. Denn da glaubten<br />
viele, dass es Unternehmen und<br />
Banken nun <strong>in</strong> Scharen auf das Festland<br />
ziehen würde, um die Vorzüge<br />
des europäischen B<strong>in</strong>nenmarktes<br />
weiter genießen zu können. Dann<br />
kam Corona und die Reise musste<br />
mehrfach verschoben werden.<br />
Im Mai dieses Jahres fand sie endlich<br />
statt. Die Themen waren noch<br />
die gleichen wie vor zwei Jahren,<br />
aber die Sichtweise hatte sich geändert.<br />
Jetzt g<strong>in</strong>g es den <strong>Sachsen</strong> nicht<br />
mehr vorrangig um Standortwerbung,<br />
sondern darum, Kooperationspartner<br />
zu f<strong>in</strong>den für die Herausforderungen<br />
der Zukunft. Bei der fünftägigen<br />
Delegationsreise lag der Fokus<br />
klar auf Energie, speziell auf<br />
Wasserstofftechnologien. <strong>Sachsen</strong><br />
hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030<br />
e<strong>in</strong>e Wasserstoffwirtschaft entlang<br />
der gesamten Wertschöpfungskette<br />
aufzubauen. Auch <strong>in</strong> Großbritannien<br />
kommt man an dem Thema<br />
nicht vorbei. Das Land will bis 2050<br />
klimaneutral werden.<br />
Deshalb entstehen auf der Insel<br />
derzeit viele Energieparks, <strong>in</strong> denen<br />
an Lösungen experimentiert wird<br />
wie etwa im Innovationszentrum<br />
„Tyseley Energy Park“ <strong>in</strong> Birm<strong>in</strong>gham.<br />
Die Industriestadt <strong>in</strong> den<br />
Midlands, die Großbritanniens Energiehauptstadt<br />
werden will, betreibt<br />
seit 2021 e<strong>in</strong>e Flotte von 20 Wasserstoffbussen,<br />
die im Tyseley Energy<br />
Park betankt werden. Die Anschaffung<br />
124 weiterer, öffentlich geförderter<br />
Wasserstoffbusse ist vorgesehen.<br />
Das Zentrum engagiert<br />
sich für die Bereitstellung von kohlenstoffarmen<br />
Energie-, Transport-,<br />
Wärme-, Abfall- und Recycl<strong>in</strong>glösungen.<br />
Stadtverwaltung, Universität<br />
und zahlreiche Unternehmen aus<br />
Birm<strong>in</strong>gham s<strong>in</strong>d angetreten, um zu<br />
zeigen, wie sich das Henne-Ei-Problem<br />
der Energiewende lösen lässt.<br />
<strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig (SPD) vor dem Big Ben <strong>in</strong> London.<br />
Muss erst das Angebot klimafreundlicher<br />
Heizsysteme und Antriebsarten<br />
geschaffen oder erst die Nachfrage<br />
der Verbraucher geweckt werden?<br />
„Beides muss gleichzeitig getan<br />
werden“, sagt David Boardman,<br />
Vize-Direktor vom Birm<strong>in</strong>gham<br />
Energie<strong>in</strong>stitut.<br />
Er vergleicht es mit den Olympischen<br />
Spielen <strong>in</strong> London 2012. „Alles<br />
musste zum gleichen Zeitpunkt<br />
fertig werden. Wir hatten nicht<br />
die Fachkräfte und F<strong>in</strong>anzierung<br />
Drittgrößter Exportmarkt<br />
• Das Vere<strong>in</strong>igte Königreich<br />
ist seit 2012 <strong>Sachsen</strong>s<br />
drittwichtigster Exportpartner<br />
(nach Ch<strong>in</strong>a und<br />
den USA).<br />
• Im Jahr 2021 exportierten<br />
sächsische Firmen Waren<br />
dafür. Jetzt ist es wieder so“, so<br />
Boardman. Bis 2050 müssen 23 Millionen<br />
Haushalte im Vere<strong>in</strong>igten<br />
Königreich dekarbonisiert werden,<br />
damit das Land se<strong>in</strong>e Klimaschutzziele<br />
erreicht.<br />
In Loughborough <strong>in</strong> der Grafschaft<br />
Leicestershire <strong>in</strong>formierten<br />
sich die <strong>Sachsen</strong> bei „Intelligent<br />
Energy (IE)“ über den E<strong>in</strong>satz von<br />
Brennstoffzellenprodukten mit Protonenaustauschmembran<br />
(PEM). Das<br />
Unternehmen ist auf diesem Gebiet<br />
im Wert von rund 2,7 Milliarden<br />
Euro nach Großbritannien,<br />
e<strong>in</strong> Drittel mehr<br />
als im Jahr 2020.<br />
• Zwei Drittel der Ausfuhren<br />
s<strong>in</strong>d Autos, Wohnmobile<br />
und Fahrzeugteile.<br />
Foto: Krist<strong>in</strong> Schmidt<br />
weltweit führend und verfügt über<br />
Niederlassungen und Vertretungen<br />
<strong>in</strong> den USA, Japan, Korea und Ch<strong>in</strong>a.<br />
Sächsischer Partner ist der Automobilzulieferer<br />
FES <strong>in</strong> Zwickau.<br />
Dulig warb bei Intelligent Energy<br />
um e<strong>in</strong>e Firmenansiedlung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>:<br />
„Wir wissen, dass e<strong>in</strong> neuer<br />
Standort <strong>in</strong> Deutschland gesucht<br />
wird. <strong>Sachsen</strong> hat den Briten viel zu<br />
bieten“, versprach der M<strong>in</strong>ister. Er<br />
lud das Unternehmen zu e<strong>in</strong>em weiteren<br />
Austausch nach <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>.<br />
Letzte Station war Ed<strong>in</strong>burgh.<br />
Schottland will zum Exporteur von<br />
grünem Wasserstoff werden. Im<br />
Nordosten entlang der Küste sollen<br />
Cluster für W<strong>in</strong>dkraft und Wasserstoff<br />
entstehen. Kate Forbes, M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />
für <strong>Wirtschaft</strong> und F<strong>in</strong>anzen,<br />
machte im Gespräch mit Dulig klar:<br />
„Wir s<strong>in</strong>d sehr an technischer Zusammenarbeit<br />
und Expertise <strong>in</strong>teressiert,<br />
haben aber auch eigene Forschungsergebnisse<br />
und Technologien<br />
anzubieten.“<br />
Talente<br />
bündeln<br />
Bahn-Experte Arnd<br />
Stephan von der TU<br />
Dresden über die<br />
Chancen der<br />
Kooperation mit<br />
Birm<strong>in</strong>gham.<br />
Die Universität Birm<strong>in</strong>gham und die<br />
Verkehrswissenschaftliche Fakultät<br />
„Friedrich List“ haben e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />
geschlossen. Mit<br />
welchem Ziel?<br />
Wir wollen <strong>in</strong> den Wettbewerb der Ideen<br />
e<strong>in</strong>treten. Denn unsere geme<strong>in</strong>same Aufgabe<br />
ist: Wir müssen die Eisenbahn zukunftsfähig<br />
und modern machen. Da s<strong>in</strong>d alle<br />
transnationalen Ideen gefragt und die müssen<br />
auf e<strong>in</strong> Fundament gestellt werden, <strong>in</strong><br />
dem man sich zur Kooperation verpflichtet.<br />
Wir haben vere<strong>in</strong>bart, dass wir zusammenarbeiten<br />
<strong>in</strong> der Forschung und <strong>in</strong> der Ausbildung,<br />
geme<strong>in</strong>sam an europäischen Forschungs<strong>in</strong>itiativen<br />
teilnehmen und so das<br />
Know-how von beiden Seiten <strong>in</strong> künftige<br />
Projekte e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den können.<br />
Was hat Birm<strong>in</strong>gham, was Dresden<br />
nicht hat?<br />
Talente. Die TU Dresden hat auch Talente,<br />
aber andere. Wir wollen ausloten, wer hat<br />
welche Talente, Ideen, Werkzeuge und Methoden<br />
und wie können wir sie gegenseitig<br />
nutzen, um geme<strong>in</strong>sam anzutreten. Die<br />
Welt ist groß. Nur e<strong>in</strong> Beispiel: Birm<strong>in</strong>gham<br />
ist stark <strong>in</strong> Indien engagiert, die TU Dresden<br />
<strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a. Das <strong>in</strong>dische Eisenbahnnetz ist britisch<br />
geprägt und das ch<strong>in</strong>esische Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsnetz<br />
ist deutsch geprägt. Das<br />
Birm<strong>in</strong>gham Centre for Railway Research<br />
and Education (BCRRE) ist schon Partner unseres<br />
mitteldeutschen Bahntechnik-Clusters<br />
Rail.S. Auf der Reise haben wir weitere Kooperationsansätze<br />
etwa <strong>in</strong> der Cybersicherheit<br />
ausgelotet.<br />
Auf das bestehende Netz mehr Kapazität<br />
br<strong>in</strong>gen, ist e<strong>in</strong> weiteres Ziel.<br />
Warum ist das wichtig?<br />
Die Betriebsregeln der Eisenbahn werden<br />
dom<strong>in</strong>iert von menschlichen Handlungen<br />
überall im Netz. Das können wir uns künftig<br />
nicht mehr leisten. Es stößt auf Grenzen der<br />
Leistungsfähigkeit der Schienen<strong>in</strong>frastruktur.<br />
Wir müssen mit Digitalisierung und<br />
Harmonisierung mehr Durchsatz ermöglichen.<br />
Das ist e<strong>in</strong>e ganz große Aufgabe.<br />
Durch schnelleren Informationsaustausch<br />
gibt es die Chance zur Verdichtung und dazu,<br />
mehr Verkehr stattf<strong>in</strong>den zu lassen.<br />
E<br />
Transcampus wächst<br />
Partnerschaft zwischen TU Dresden und K<strong>in</strong>gs College soll<br />
ausgebaut werden.<br />
<strong>in</strong> Bereich, <strong>in</strong> dem <strong>Sachsen</strong> trotz Brexit großes<br />
Interesse an Kooperationen hat, ist Life<br />
Sciences ( Bio- und Gesundheitswissenschaften).<br />
Hier kooperiert die Technische Universität (TU)<br />
Dresden im Rahmen der “Transcampus“-Initiative<br />
schon seit 2015 erfolgreich mit dem K<strong>in</strong>g’s College<br />
London. Dah<strong>in</strong>ter verbirgt sich e<strong>in</strong>e transnationale<br />
strategische Partnerschaft zweier Exzellenz-<br />
Universitäten mit geme<strong>in</strong>samen Dekanen, Professoren<br />
und Verwaltungsstrukturen. Aus der Zusammenarbeit<br />
ist zum Beispiel das britisch-sächsische<br />
Start-up Innate Repair hervorgegangen, das<br />
neue Therapien gegen Krebserkrankungen entwickelt.<br />
Die britische Botschafter<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland,<br />
Jill Gallard, hatte bei e<strong>in</strong>em Vortrag im sächsischen<br />
Industrieclub Transcampus als Role Model<br />
für bilaterale Beziehungen gewürdigt.<br />
Diese Kooperation soll <strong>in</strong> den nächsten Jahren<br />
vertieft werden. Ursprünglich im Bereich Mediz<strong>in</strong><br />
vom Diabetes-Experten Professor Stefan R. Bornste<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>itiiert und vorangetrieben, beteiligen sich<br />
jetzt auch weitere Fakultäten etwa für Materialforschung<br />
oder Kommunikationsnetze an den geme<strong>in</strong>samen<br />
Forschungsprojekten und Doktoranden-Programmen.<br />
Ziel ist es, die Hochschulstandorte <strong>in</strong> Dresden<br />
und London attraktiver zu machen für junge Wissenschaftstalente,<br />
aber auch schneller Lösungen<br />
zu f<strong>in</strong>den für Herausforderungen unserer Zeit wie<br />
Therapien gegen Long Covid, Diabetes oder Krebs.<br />
Die Dekane des Transcampus hoffen auf politische<br />
Unterstützung bei der Bildung e<strong>in</strong>es <strong>Wirtschaft</strong>sbeirates,<br />
um die Verwertung der Forschungsergebnisse<br />
durch Ausgründungen zu beschleunigen.<br />
Der Freistaat will <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> der<br />
Biotechnologie noch stärker den Transfer der Forschungsarbeit<br />
unterstützen, damit die Ergebnisse<br />
auch <strong>in</strong>dustriell genutzt werden. Denn Ziel ist es,<br />
Professor Stefan R. Bornste<strong>in</strong> und<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig <strong>in</strong><br />
London im Gespräch. Foto: Krist<strong>in</strong> Schmidt<br />
Arbeitsplätze zu schaffen und zum besseren<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den der Menschen beizutragen, betonte<br />
Professor Bornste<strong>in</strong> bei der Präsentation <strong>in</strong> London<br />
im Rahmen der sächsischen Delegationsreise<br />
im Mai. (SZ/nm)<br />
Wird die Eisenbahn <strong>in</strong> zehn Jahren<br />
noch die von heute se<strong>in</strong>?<br />
Ja und ne<strong>in</strong>. Moderne Eisenbahn hat zwei<br />
Attribute: viel und schnell. Sie muss viel<br />
transportieren können und sie muss schnell<br />
se<strong>in</strong>, schneller als andere Verkehrsträger.<br />
Und dafür bleibt sie auf jeden Fall elektrisch.<br />
Was ist e<strong>in</strong>e konkrete Idee, die Sie mit<br />
Partnern angehen wollen?<br />
Wir haben schon e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Projekt<br />
mit den Partnern aus Birm<strong>in</strong>gham gemacht<br />
im Bereich der alternativen Antriebstechnik<br />
für Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz. E<strong>in</strong>e britische F<strong>in</strong>anzierungsfirma<br />
wollte e<strong>in</strong>e Flotte f<strong>in</strong>anzieren<br />
und sich deshalb über die Antriebstechnologien<br />
für Wasserstoff- und Batteriefahrzeuge<br />
<strong>in</strong>formieren. Solche Themen kommen überall<br />
auf der Welt vor. Da hat jeder Partner se<strong>in</strong>e<br />
Stärken und auch se<strong>in</strong>e eigenen Werkzeuge.<br />
Wir ergänzen uns. Und wir werden<br />
künftig überall Kapazitätsprobleme haben,<br />
weil zu wenige Leute verfügbar s<strong>in</strong>d. Deshalb<br />
muss man die Talente bündeln und das<br />
wollen wir hier tun.<br />
Das Gespräch führte Nora Miethke<br />
https://rail-s.de
ANZEIGE WIRFÜR SACHSEN 25<br />
Mike Hermsdorf,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Platz fürIdeen,Präzision und passgenaue Umsetzungen –e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> die Produktion beiHICONFORM<strong>in</strong>Freital.<br />
TraditionwirdInnovation<br />
HICONFORM <strong>in</strong> Freital punktet nicht nurmit jahrzehntelanger Erfahrung,sondern auchmit e<strong>in</strong>er<br />
eigens entwickelten Software für<strong>in</strong>dustrienaheUnternehmen, Werkzeugbauerund Gießereien.<br />
Für höchstes technisches Niveau gepaart<br />
mit m<strong>in</strong>imaler Fehlertoleranz bei<br />
der Modellherstellung steht die Firma<br />
HICONFORM schon seit Jahrzehnten. In<br />
den unterschiedlichsten Bereichen des<br />
Modell- undFormenbaus sehensich die<br />
Mitarbeiter der Freitaler Genossenschaft<br />
als Problemlöser. Mit breitem<br />
Know-How gewappnet für die Herausforderungen<br />
derKunden.<br />
Handwerkund High-Tech<br />
Im Gießereimodellbau kennen sich die<br />
Experten aus Freital bestens aus: und<br />
dasseitmehrals 70 Jahren. Durch diese<br />
Erfahrung und das modellbautechnischeKnow-how<br />
könnensie die Kunden<br />
schon zuBeg<strong>in</strong>n der Prozesskette unterstützen.<br />
Von der Beratung, über die<br />
Konstruktion bis h<strong>in</strong> zur f<strong>in</strong>alen Produktlösung<br />
werden Modelle für das<br />
Handform- und Masch<strong>in</strong>enformverfahren<br />
aus Holz, Kunststoff oder Metall gefertigt.<br />
Dabei werden Handwerk und High-<br />
Tech durchden E<strong>in</strong>satz moderner Fertigungstechnik<br />
verbunden. „So fertigen<br />
wir mit höchstenAnforderungenandie<br />
Genauigkeit –prozesssicher und kosteneffizient“,<br />
erklärt Mike Hermsdorf,<br />
Vorstandsvorsitzender von HICON-<br />
FORM. Auf den 2.000 Quadratmetern<br />
Produktionsfläche können Gießereimodellemit<br />
Größen von biszuvierMetern<br />
hergestellt werden, auf den CNC-Fräsmasch<strong>in</strong>en<br />
werden Bauteilgrößen bis<br />
zu 3,6Metern Länge verarbeitet.<br />
Der Name verrät es: Bei HICONFORMerhalten<br />
die Kunden auch passgenaue<br />
Formen für Leichtbauanwendungen<br />
aus glas- und kohlefaserverstärkten<br />
Kunststoffen sowie für Beton- und<br />
Schamottebauteile. Werkstoffe dafür<br />
s<strong>in</strong>d Kunststoffe, Alum<strong>in</strong>ium oder Stahl.<br />
Dabei können negative und positive<br />
Formbauteile produziert werden. Zusammen<br />
mit den Kunden können die<br />
Freitaler auch Prototypen entwickeln.<br />
Dabei kann der Entwicklungsprozess<br />
auf Wunsch beratend und konstruktiv<br />
von Anfang an begleitet werden.<br />
Dieselbe passgenaue Beratung wird<br />
auch für Musterbauelemente angeboten.<br />
„In der Designentwicklung können<br />
frühe Muster für e<strong>in</strong>en erfolgreichen<br />
Entwicklungsprozess entscheidend<br />
se<strong>in</strong>. Deshalb liefern wir auch dort neben<br />
technischer Unterstützung und<br />
umfassendem Materialverständnis e<strong>in</strong>en<br />
exzellenten Service zur Entwicklung<br />
und Umsetzung.“ Auch unter dem<br />
eigenen Dach wird getüftelt und weiterentwickelt.<br />
Und so entstand e<strong>in</strong>e<br />
selbst entwickelte Software für <strong>in</strong>dustrienahe<br />
Unternehmen, Werkzeugbauer<br />
und Gießereien. „Die grundlegende<br />
Aufgabe der Software RPC ist die automatisierte<br />
Rohteilableitung und -herstellung<br />
auf Grundlage e<strong>in</strong>es CAD-Fertigteiles.<br />
Als Fertigteil bezeichnen wir<br />
den Teil des Modells oder des Kernkastens,<br />
welcher auf unseren CNC-Masch<strong>in</strong>en<br />
gefräst werden soll“, erklärt der<br />
Vorstandsvorsitzende.<br />
Allesaus e<strong>in</strong>erHand<br />
RPCerzeugtdabeikonturnaheRohteile,<br />
welchesowohlmassivals auch hohl mit<br />
Verstärkungen <strong>in</strong> verschiedenen Auslegungen<br />
produziert werden. Als Ergebnis<br />
entsteht e<strong>in</strong> virtuelles Rohteil, mit<br />
dem die NCDaten generiert werden.<br />
Mittels Nest<strong>in</strong>g entstehen die gefrästen<br />
E<strong>in</strong>zelschichten zum Verkleben des<br />
physischenRohteils.<br />
Die Kundenprofitierenvon denmodernen<br />
CNC-Masch<strong>in</strong>en technisch und<br />
HICONFORM<br />
Altburgk41<br />
01705Freital<br />
Telefon:0351 6491122<br />
Mail: <strong>in</strong>fo@hiconform.de<br />
www.hiconform.de<br />
Fotos:HICONFORM<br />
wirtschaftlich. HICONFORM kann somit<br />
Aufträge aus e<strong>in</strong>em breiten Spektrum<br />
vonKunden erfüllen. Das Unternehmen<br />
verstehtsich alsProblemlöserr.<br />
„CNC Nest<strong>in</strong>g bietet zum Beispiel e<strong>in</strong>e<br />
flexible Alternative zur Plattenaufteilsäge,<br />
die nur rechteckige Teile zuschneidenkann,<br />
das System arbeitet dazu äußerst<br />
effizient und genau“, so Mike<br />
Hermsdorf weiter. Solche CNC-Masch<strong>in</strong>en<br />
ermöglichen nicht nur die Herstellung<br />
von verschachtelten Teilen <strong>in</strong>fast<br />
jeder gewünschten freien Form, sondern<br />
führen etwa auch alle Bohr- und<br />
Fräsarbeiten aus.<br />
Zusammenarbeit mit derTU<br />
HICONFORM heißtauch,<strong>in</strong>Kooperation<br />
mit Forschungs<strong>in</strong>stituten zu arbeiten.<br />
„Wir wollen dabei unseren eigenen Horizont<br />
erweitern und neue Wege denken.<br />
Davon profitieren natürlich all unsere<br />
Kunden“, sagt Hermsdorf. Sowird<br />
auch die Zusammenarbeit mit der TU<br />
Dresden weitergeführt. „Der Ausbau<br />
unserer regionalen Vernetzung über<br />
Branchengrenzen h<strong>in</strong>aus hilft uns, unsere<br />
Kompetenzen nachhaltig weiterentwickelnund<br />
zu schärfen.“<br />
Zusammen mit dem Institut für Massivbau<br />
der TUgab es bereits den ersten<br />
Praxise<strong>in</strong>satz: e<strong>in</strong>e Carbonbeton-Brücke<br />
für das Deutsche Museum München.<br />
Carbonbeton gilt als e<strong>in</strong>er der Megatrendsder<br />
künftigen Baupraxis.<br />
Warum kümmernSie sich<br />
um Ihre CO2-Bilanz?<br />
E<strong>in</strong>e der wichtigsten Aufgaben<br />
unserer Zeit ist es, den Klimawandel<br />
zustoppen und zugleich allen<br />
Menschen e<strong>in</strong>e lebenswerte Zukunft<br />
zuermöglichen. Als produzierendes<br />
Unternehmen haben<br />
wirnicht nure<strong>in</strong>en Beitrag an den<br />
Emissionen undden verbrauchten<br />
Ressourcen, wir haben zugleich<br />
Handlungsspielräume, um diese<br />
zu erfassen, zu reduzieren undbewusst<br />
zu kontrollieren. Das liegt<br />
bereits <strong>in</strong> unserer DNA, denn als<br />
e<strong>in</strong>getragene Genossenschaft<br />
s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>e demokratische Unternehmensform<br />
und handeln<br />
dem Genossenschaftsmodell folgend<br />
geme<strong>in</strong>schaftlich imS<strong>in</strong>ne<br />
unserer unternehmerischen und<br />
gesellschaftlichen Verantwortung.<br />
Wiefunktioniertdas?<br />
2021 haben wir uns <strong>in</strong>tensiv mit<br />
unserer CO2-Bilanz beschäftigt<br />
und über alle Geschäftsbereiche<br />
errechnet, wie viel CO2 wir emittieren.<br />
Dabei haben wir auf den<br />
CO2-Rechner von KlimAktiv gesetzt:<br />
KlimAktiv unterstütztUnternehmen<br />
wie Privatpersonen, ihre<br />
Dienstleistungen reichen vom<br />
CO2-Fußabdruck bis h<strong>in</strong>zum CO2-<br />
Handpr<strong>in</strong>t sowie bei der Entwicklung<br />
von unternehmerischen Klimastrategien.<br />
Die Bilanzierungssysteme<br />
helfen bei der Erstellung<br />
dereigenen CO2-Bilanz.<br />
WelcheZiele haben Sie<br />
für die Zukunft?<br />
Durch die Entwicklung unserer<br />
Automatisierungslösung RPC und<br />
der damit verbundenen Optimierung<br />
unseres Ressourcene<strong>in</strong>satzes<br />
haben wir den ersten wichtigen<br />
Schritt <strong>in</strong> Richtung Zukunft gemacht.<br />
Mit der CO2-Bilanzierung<br />
gehen wir den nächsten. Dabei<br />
wollen wir nicht nur Transparenz<br />
fürunsere Mitarbeiter undPartner<br />
erzeugen, sondern stellen unsere<br />
Daten –und unser Wissen –unseren<br />
Auftraggebern zurVerfügung,<br />
damit sie diese für ihre eigene Bilanz<br />
erfassen können. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
suchen wirden Austausch zu<br />
Unternehmen und Institutionen,<br />
um geme<strong>in</strong>sam die Herausforderungen<br />
der Zukunft anzugehen<br />
und vone<strong>in</strong>anderzulernen.<br />
Mobiliar alsH<strong>in</strong>gucker<br />
Vielfalt <strong>in</strong>Struktur und Verarbeitung -die moderne Technik bei<br />
HICONFORMmacht es möglich. Die Formgebung dieser orig<strong>in</strong>ellen<br />
Sitzbank erfolgte durch dasFreitalerUnternehmen.<br />
Modelle nach Kundenwunsch<br />
Die Gießereimodelle s<strong>in</strong>d bis <strong>in</strong>s Detail auf die Bedürfnisse der<br />
Kunden abgestimmt. HICONFORMversteht sich alsProblemlöser<br />
-auch füraußergewöhnliche Fragen.<br />
Die passendeFormfür jedes Produkt<br />
Das Kürzel RIM steht für das Niederdruck-Spritzgussverfahren,<br />
das bei der Produktion von Kunststoffformteilen zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommt. E<strong>in</strong>eForm kann zu Beispiel so aussehen.
26 GELD &MÄRKTE<br />
Verhaltene Hoffnung<br />
Die aktuelle Krisenlage dämpft auch dieErwartungender sächsischen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />
Von Annett Kschieschan<br />
Die Pandemie ist nicht vorbei,<br />
der Krieg <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e ebenso<br />
wenig.Die weltweite Krisenlage<br />
schlägt sich weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>den wirtschaftlichen<br />
Kennziffern nieder. Zwar<br />
bewerten viele sächsische Unternehmer<br />
ihre aktuelle Situation als gut. Materialund<br />
Lieferengpässe, Personalnot und<br />
die rasant steigenden Preise dämpfen<br />
aberdie Geschäftserwartungen.<br />
Viel zu tunim<br />
Verarbeitenden Gewerbe<br />
Unter Auftragsmangel leidet das<br />
verarbeitende Gewerbe nicht.<br />
Doch was nützen gut gefüllte Auftragsbücher,<br />
wenn das nötige Material im<br />
weltweiten Conta<strong>in</strong>erstau festhängt?<br />
Unter anderem imMasch<strong>in</strong>en- und Anlagenbau<br />
sowie <strong>in</strong>der Automobil<strong>in</strong>dustrie<br />
können Produkte nicht fertiggestelltwerden,<br />
weil Komponenten fehlen. Die Folge:Auchdie<br />
Kundenbrauchen Geduld.<br />
Skepsis im<br />
Dienstleistungssektor<br />
Die gute Nachricht zuerst: Die<br />
sogenannten Nachholeffekteaus<br />
den Lockdown-Phasen der vergangenen<br />
beiden Jahre haben vor allem <strong>in</strong> der Gastronomie<br />
und imReisegeschäft für e<strong>in</strong>e<br />
gute Auftragslage gesorgt. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
schauen viele Unternehmer<strong>in</strong>nen und<br />
Unternehmer eher skeptisch <strong>in</strong> die Zukunft.<br />
Die allgeme<strong>in</strong>e Unsicherheit<br />
drückt auf dieStimmung.<br />
<strong>Sachsen</strong>-Barometer<br />
Beschäftigung<br />
+3,3 +3,5<br />
+3,2<br />
+2,7* +3,4* –20<br />
+2,2<br />
+1,8 +2,2<br />
+0,6 +0,8 +0,7<br />
+0,2<br />
–0,2 –4,1<br />
–4,4<br />
BIP-Wachstumsrate <strong>in</strong> Prozent<br />
2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 <strong>2022</strong><br />
Quellen: Ifo-Institut Dresden, Creditreform Dresden<br />
Kauflauneund<br />
Lieferengpässe<br />
Im Handel zeigt sich ebenfalls<br />
e<strong>in</strong> differenziertes Bild. E<strong>in</strong>zelhändler<br />
freuen sich über die Kauflaune<br />
der Kunden. Auch hier wirkt der Nachholeffekt.<br />
Vor allem der Großhandel aber<br />
leidet unterden Lieferengpässen.<br />
Geschäftsklima<br />
Stimmungs<strong>in</strong>dikator<br />
Salden ausFirmenurteilen<br />
zum Geschäftsklima und<br />
Beschäftigungserwartungen<br />
SZ-Grafik: Gernot Grunwald<br />
+30<br />
+25<br />
+20<br />
+15<br />
+10<br />
Volle Auftragsbücher und<br />
fehlendes Material<br />
Ähnlich geht es der Baubranche.<br />
Hier konstatiert man e<strong>in</strong>erseits<br />
zahlreiche Aufträge, sorgt sich aber andererseits<br />
um die Erfüllbarkeit der Kundenwünsche.<br />
Denn die Lieferengpässe schlagenauchhier<br />
zu Buche.<br />
Unter anderem mit Blick auf steigende<br />
F<strong>in</strong>anzierungskosten schaut die Branche<br />
nun gespannt auf die Entwicklung<br />
der kommenden Monate. „Viele Unternehmer<br />
stehen mit denMaterial- undLieferengpässen,<br />
Personalmangel und durch<br />
dierasantsteigenden Preise vor enormen<br />
Herausforderungen. Jetzt ist die Stunde<br />
des Unternehmers, mit Organisationstalent<br />
undKreativität dieSituationzumeistern.<br />
Unsere Handlungsempfehlungen<br />
s<strong>in</strong>d: Konsequente Kostenweitergabe an<br />
die Kunden, Lieferanten diversifizieren,<br />
verbleibendes Zeitfenster für Prolongation<br />
günstiger Kredite nutzen, Cash für<br />
neue Risiken aufbauen und Eigenkapital<br />
stärken“, br<strong>in</strong>gt es Thomas Schulz, Prokurist<br />
bei Creditreform Dresden AumüllerKG,<br />
aufden Punkt.<br />
+5<br />
0<br />
–5<br />
–10<br />
–15<br />
*Prognose<br />
Insolvenzrisiko<strong>in</strong><br />
Europa steigt<br />
Die Angst vore<strong>in</strong>er Insolvenzwelle wird<br />
seit Beg<strong>in</strong>n der Pandemie diskutiert. Inzwischen<br />
steht fest: Die politischen<br />
Maßnahmen zur Stärkung der <strong>Wirtschaft</strong><br />
<strong>in</strong> der Krise haben offenbar Wirkung<br />
gezeigt. Sowurden <strong>in</strong> Westeuropa<br />
im vergangenen Jahr <strong>in</strong>sgesamt110.451<br />
Unternehmens<strong>in</strong>solvenzen registriert.<br />
Das waren 5,1 Prozent weniger als im<br />
Vorjahr. Nichtsdestotrotz hielt der wirtschaftliche<br />
Ausnahmezustand auch<br />
2021 an. „Die Pandemie bremste <strong>in</strong>vielen<br />
Bereichen die Geschäftsentwicklung.<br />
Gleichzeitig halfen zahlreiche<br />
Hilfsmaßnahmen der Regierungen, die<br />
Folgen abzufedern und aufzuschieben“,<br />
sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der<br />
Creditreform <strong>Wirtschaft</strong>sforschung <strong>in</strong><br />
Neuss. „Die aktuellen Insolvenzzahlen<br />
spiegeln damit die wahre wirtschaftliche<br />
Situation vieler <strong>Wirtschaft</strong>sbereiche nur<br />
unzureichend“, ergänzt Gerhard We<strong>in</strong>hofer,<br />
Geschäftsführervon Creditreform Österreich.<br />
Im Vergleich zum letzten Jahr<br />
vor der Corona-Krise liegt die Zahl der<br />
Unternehmens<strong>in</strong>solvenzen <strong>in</strong> Europa damit<br />
das zweite Jahr <strong>in</strong> Folge um rund<br />
50.000 Fälle niedriger.„Je längerdie staatlichen<br />
Subventionen für die Unternehmen<br />
anhalten, desto wahrsche<strong>in</strong>licher<br />
wird dasEntstehenvon Zombieunternehmen,<br />
die nur noch unter diesen speziellen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen überleben können“,<br />
warnt Hantzsch. Veränderungen wie beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e Z<strong>in</strong>swende und e<strong>in</strong> Auslaufen<br />
der Hilfsmaßnahmen könnten<br />
demnach den Druck auf die Unternehmensstabilität<br />
erheblich verschärfen. E<strong>in</strong>e<br />
(Nachhol-)Insolvenzwelle werde dann<br />
wahrsche<strong>in</strong>licher.<br />
Das europäische Bild ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
durchaus differenziert zu betrachten.<br />
Während etwa Dänemark, F<strong>in</strong>nland,<br />
Griechenland, Großbritannien, Italien<br />
und die Schweiz bereits e<strong>in</strong>en Anstieg<br />
der Insolvenzzahlen verzeichnen, nahmen<br />
die Insolvenzmeldungen zum Beispiel<br />
<strong>in</strong>Deutschland, Frankreich und den<br />
Niederlanden ab. In Osteuropa –betrachtet<br />
wurden zwölf Länder –stieg die Zahl<br />
der Insolvenzen dagegen im Vorjahr um<br />
5,9 Prozent. Die Bilanzen der Unternehmen<br />
<strong>in</strong> Westeuropa zeigen <strong>in</strong>zwischen<br />
die Aus- und Nachwirkungen der Krisenjahre.<br />
„Werse<strong>in</strong> Geschäftsmodell <strong>in</strong> der<br />
Krise angepasst hat und das schöpferische<br />
Potenzial des Strukturwandels nutzen<br />
konnte, hat auch mehr Gew<strong>in</strong>ne realisieren<br />
können“, betont Hantzsch. Insgesamt<br />
sieht er aber europaweit e<strong>in</strong> gestiegenes<br />
Insolvenzpotenzial.<br />
Das<strong>Sachsen</strong>barometer,der <strong>Wirtschaft</strong>s<strong>in</strong>dikatorder<br />
„<strong>Wirtschaft</strong><strong>in</strong><br />
<strong>Sachsen</strong>“,ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> Kooperation<br />
mitder Dresdner Niederlassung<br />
desIfo Instituts-Leibniz-Institut<br />
für<strong>Wirtschaft</strong>sforschung an der<br />
UniversitätMünchen e.V. und der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sauskunftei Creditreform<br />
Dresden.<br />
www.ifo-dresden.de<br />
www.dresdencreditreform.de<br />
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GELD &MÄRKTE 27<br />
KI im Aktien-Dschungel<br />
Technomathematikerder TU gründenmit „Illum<strong>in</strong>o“ e<strong>in</strong>App-Unternehmen, das<br />
Kle<strong>in</strong>anlegern beim werteorientierten Investierenhelfensoll.<br />
Von Heiko Weckbrodt<br />
Wer mit Aktien handelt, tut<br />
dies meist, um damitGew<strong>in</strong>ne<br />
zu erzielen. Doch <strong>in</strong>Zeiten<br />
von Klimademos und Diversitäts-Debatten<br />
spielen für manche Kle<strong>in</strong>anleger<br />
eben auch ganz andere Motivee<strong>in</strong>eRolle.<br />
Davon s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest Dennis Wenzel,<br />
Philipp Strietzel, Assad Majid und Robert<br />
Bauervon derTUDresden fest überzeugt.<br />
Die vier Mathestudenten und angehenden<br />
Doktoren haben deshalb „Illum<strong>in</strong>o“<br />
gegründet. Sie haben e<strong>in</strong>e iPhone-App<br />
entwickelt, die bei der werteorientierten<br />
Geldanlage hilft. Dabei s<strong>in</strong>d „Werte“ im<br />
ethischen wie im pekuniären S<strong>in</strong>ne geme<strong>in</strong>t:<br />
Der Laie bekommt hier e<strong>in</strong>erseits<br />
gew<strong>in</strong>nträchtige Anlagetipps von e<strong>in</strong>er<br />
Künstlichen Intelligenz (KI), aber auch<br />
H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen darüber, was<br />
das <strong>in</strong>s Auge gefasste Unternehmen für<br />
Umweltschutz, Frauenpower und den sozialen<br />
Ausgleich tut. „Dah<strong>in</strong>ter steht<br />
doch die Frage: Wie f<strong>in</strong>de ich die Aktie,<br />
die wirklich zu mir passt?“, erklärt Technomathematiker<br />
und Illum<strong>in</strong>o-MitgründerDennis<br />
Wenzel.<br />
Die Ursprungsidee dafür entstand bei<br />
e<strong>in</strong>em Sem<strong>in</strong>ar: „Da g<strong>in</strong>g es um algorithmisches<br />
Investment und automatisierte<br />
Aktienanalysen“, erzählt Wenzel. „Wir<br />
haben uns gedacht: Das sollte allen zugänglich<br />
se<strong>in</strong>.“ Gedacht, getan: Das Mathe-Quartett<br />
quartierte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
bunten Conta<strong>in</strong>er auf dem Uni-Campus<br />
e<strong>in</strong> –und e<strong>in</strong> Name für das Gründungsprojekt<br />
fand sich auch rasch: „Illum<strong>in</strong>o“<br />
ist Late<strong>in</strong> und bedeutet „Ich erleuchte“.<br />
Denn mit modernen KI-Technologien<br />
wollen die jungen Mathematiker vor allem<br />
für Kle<strong>in</strong>anleger mehr Licht <strong>in</strong> den<br />
Aktien-Dschungel br<strong>in</strong>gen. Zwar nutzen<br />
Bankerund andere Börsenprofisdie computergestützte<br />
automatische Analyse von<br />
F<strong>in</strong>anzmarktdaten bereits seit Jahren.<br />
Viele von ihnen haben mittlerweile Karrieren<br />
als „Roboterjournalisten“ e<strong>in</strong>geschlagen.<br />
Sprich: E<strong>in</strong> wesentlicher Teil<br />
der Börsennachrichten, die im Netz zirkulieren,<br />
wird durch KIs verfasst. Die<br />
Dresdner Gründer wollen die Technologien,die<br />
die Datenund komplexe Zusammenhänge<br />
für menschliches Fassungsvermögen<br />
aufbereiten, nun aber für breitereNutzerkreise<br />
zugänglich machen.<br />
Weltverbesserung per<br />
App-Investment<br />
Dabei berücksichtigen die neuronalen<br />
Netze von Illum<strong>in</strong>o, die imH<strong>in</strong>tergrund<br />
der App werkeln, verschiedene Anlageziele:<br />
Zum Beispiel wollen sich manche<br />
Kle<strong>in</strong><strong>in</strong>vestoren e<strong>in</strong>e passive E<strong>in</strong>kommensquelle<br />
per Dividende sichern. Risikofreudigere<br />
Zeitgenossen h<strong>in</strong>gegen<br />
möchten schnell zocken und schnell viel<br />
Kohle machen. Was die Dresdner App<br />
von vielen Anlage-Portalen im Internet<br />
vor allem unterscheidet, ist e<strong>in</strong> zusätzlicher<br />
Fokus auf Nachhaltigkeit: „Wer die<br />
Welt verbessern will, kann das auch<br />
durch Investitionen <strong>in</strong> besonders ausgewählte<br />
Aktien tun“, betont Dennis Wenzel.<br />
Und eben dieseAnlagetipps filtert die<br />
App der Dresdner aus e<strong>in</strong>em Fundus von<br />
über 2.000 börsennotierten Unternehmen<br />
heraus. Dabeilernt dervirtuelle Börsenguru<br />
ständig dazu, wertet bereits veröffentlichte<br />
Quartalsberichte und Pressemeldungen<br />
aus, zapft aber auch Quellen<br />
Das Illum<strong>in</strong>o-Team beim Börsentag <strong>in</strong> Dresden.<br />
Foto:Heiko Weckbrodt<br />
an, die normalerweise kaum öffentlich<br />
zugänglich s<strong>in</strong>d. Aus der Verknüpfung<br />
dieser und weiterer Daten prophezeit die<br />
Künstliche Intelligenz dann mögliche<br />
Kursentwicklungen. „Wir geben der KI<br />
auch viele nicht renditebezogene Informationen“,<br />
sagt Philipp Strietzel. „Dadurch<br />
kann sie helfen, Aktien von genau<br />
den Unternehmen zu f<strong>in</strong>den, die den eigenen<br />
Werten am besten entsprechen.“<br />
Für die e<strong>in</strong>en mag da„Frauenpower“ e<strong>in</strong><br />
wichtiges Kaufargument se<strong>in</strong> oder Diversität<br />
imManagement. Speziell für solche<br />
werteorientierten Anleger berechnet die<br />
KI aus CO2-Bilanzen, Umweltschutz-Berichten,<br />
Frauenquoten, Diversitäts-Rapports<br />
und anderen Daten e<strong>in</strong>en Index für<br />
die Bemühungen des jeweiligen Unternehmens,<br />
die Welt zu e<strong>in</strong>em besseren<br />
Ort zu machen. Um <strong>in</strong>sbesondere den<br />
Öko-Fokus hübsch zuveranschaulichen,<br />
blendet die App zujeder Aktie e<strong>in</strong> Thermometer<br />
e<strong>in</strong>. Das zeigt an, umwie viel<br />
Grad Celsius sich der Planet Erde rechnerisch<br />
<strong>in</strong> den nächsten Jahren erwärmen<br />
würde, wenn alle Betriebe weltweit so<br />
wirtschaften würden wiedas <strong>in</strong>sAugegefassteUnternehmen.<br />
Beim jüngsten Börsentag <strong>in</strong> Dresden<br />
hat das Quartett diese neue App fürs<br />
werteorientierte Investieren mit KI-Hilfe<br />
erstmals vorgestellt. Sie soll zunächst für<br />
Apple-Telefone verfügbar se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Android-Version<br />
soll folgen. Perspektivisch<br />
wollen die Illum<strong>in</strong>o-Gründer durch Abo-<br />
Modelle E<strong>in</strong>nahmen mit ihrem Programm<br />
generieren. „Aber fürs Erste wird<br />
die App kostenlos se<strong>in</strong>“, verspricht Dennis<br />
Wenzel. Die Dresdner Technomathematikers<strong>in</strong>d<br />
im Übrigen nicht dieErsten,<br />
die die Zeichen des aktuellen Zeitgeistes<br />
erkannt haben. Zwarspielen solche Argumente<br />
wie umweltfreundliches und<br />
nachhaltiges <strong>Wirtschaft</strong>en nur selten e<strong>in</strong>e<br />
ganz dom<strong>in</strong>ante Rolle für Investoren.<br />
Dennoch gew<strong>in</strong>nen derartige Kriterien<br />
an Gewicht. Portale wie F<strong>in</strong>green, Scalable.Capital<br />
oder Ökoworld beispielsweise<br />
werben <strong>in</strong> der Bundesrepublik gezielt für<br />
Geldanlagen <strong>in</strong>solche Unternehmungen.<br />
Zudem stellt die Agentur „Susta<strong>in</strong>alytics“<br />
im Auftrag der Deutschen Börse seit zwei<br />
Jahren e<strong>in</strong>en eigenen Aktien-Index für<br />
öko-orientierte Anleger auf: Der „DAX50<br />
ESG“ listet die 50stärksten börsennotierten<br />
Unternehmen, die gewisse M<strong>in</strong>deststandards<br />
<strong>in</strong> puncto Umweltschutz, Soziales<br />
und Unternehmensführung (englisch:<br />
Environment, Social, Governance =<br />
ESG) e<strong>in</strong>halten. WerWaffen oder Zigaretten<br />
herstellt, mit dem Militär handelt,<br />
Kohle fördert oder etwas mit Atomkraft<br />
zu tun hat, fliegt aus der deutschen ESG-<br />
Liste schon <strong>in</strong>der Vorauswahl heraus.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist es für viele Kle<strong>in</strong>anleger<br />
schwierig zu durchschauen, wie genau<br />
solche Empfehlungen zustande kommen,<br />
auf welche Informationen sie sich<br />
stützen und wie solide sie s<strong>in</strong>d. Diese Lücke<br />
will das Dresdner Gründerteam mit<br />
se<strong>in</strong>er App unteranderem ausfüllen.<br />
WeitereInfos unter:illum<strong>in</strong>o.ai<br />
In Schwarze Pumpe kann derStrukturwandel<br />
tatkräftigmitgestaltetwerden<br />
ANZEIGE<br />
30 JahreASG Spremberg: Vonder Altstadtsansierungsgesellschaft zum<strong>Wirtschaft</strong>sförderer<br />
In diesem Jahr feiert die ASG<br />
Spremberg ihren 30. Geburtstag.<br />
Als kommunale Gesellschaft der<br />
brandenburgischen Stadt Spremberg<br />
und der sächsischen Geme<strong>in</strong>de<br />
Spreetal ist sie länderübergreifend<br />
tätig. Es werden<br />
Unternehmen betreut, zu Fördermitteln<br />
beraten, Gewerbe- und<br />
Industrieflächen vermittelt und<br />
die Standortentwicklung <strong>in</strong>klusive<br />
Fachkräfte-Akquise gefördert.<br />
In den 30Jahren ihres Bestehens<br />
hatdie ASGdie <strong>Wirtschaft</strong>sregion<br />
Spremberg/Spreetal geprägt.<br />
Heute liegt ihr Hauptaugenmerk<br />
auf dem Industriepark Schwarze<br />
Pumpe (ISP) und der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung.<br />
Im ISP ist die Gesellschaft<br />
für das Management und<br />
die Entwicklung verantwortlich<br />
und betreibt das Gründerzentrum<br />
Dock3 Lausitz. Petra Axel:<br />
„Die wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />
Transformation, die<br />
Energiewende und der Strukturwandel<br />
s<strong>in</strong>d im <strong>in</strong>dustriellenZentrum<br />
desISP tagtäglich live zu erleben.<br />
Bei uns kann das alles tatkräftigmitgestaltetwerden.“<br />
Aktuell ist die ASG ander Entwicklung<br />
verschiedener Strukturwandelprojekte<br />
beteiligt. Denn<br />
Der Industriepark Schwarze<br />
Pumpe ist heute überregionalbekannt.<br />
Foto:Drohnen Expertise<br />
mit den Beschlüssen der Bundesregierung<br />
zum Kohleausstieg<br />
steht der ISP vor se<strong>in</strong>em zweiten<br />
Umbruch.<br />
Die Aufgaben des Industrieparkmanagements<br />
der ASG fokussieren<br />
sich auch perspektivisch auf<br />
die flächenmäßige Entwicklung<br />
des Industrieparks, um Investoren<br />
erfolgreichanzusiedeln.<br />
Im Jahr 2000 arbeiteten im ISP circa<br />
2.800 Beschäftigte. Heute arbeiten<br />
im ISP etwa 5.500 Menschen.<br />
Die ASG setzte Infrastrukturmaßnahmen<br />
um, parallel liefen<br />
die Altlastensanierung und<br />
Abrissmaßnahmen sowie derBau<br />
dererstenAbwasseranlage.<br />
Mit der Ansiedlung der Papierfabrik<br />
Hamburger-Riegerwurde die<br />
ASG mit der Aufgabe der Entwicklung<br />
und Erschließung des<br />
brandenburgischen Teils des Industrieparks<br />
Schwarze betraut.<br />
PetraAxel steht<br />
alsKaufmännische<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>sammit<br />
dem Technischen<br />
Geschäftsführer<br />
Roland Pe<strong>in</strong>e<br />
an derSpitze<br />
derASG.<br />
Foto:ASG/Jurtz<br />
2007 schlossen die Geme<strong>in</strong>de<br />
Spreetal und die ASG dann e<strong>in</strong>en<br />
Treuhändervertrag zur <strong>in</strong>frastrukturellen<br />
Erschließung für den<br />
sächsischen Teil des Industrieparks.<br />
Damit wurde der ISP zu e<strong>in</strong>em<strong>Wirtschaft</strong>sstandort,<br />
dervon<br />
der Grenze zwischen zwei Bundesländern<br />
durchzogen wird –<br />
deutschlandweit e<strong>in</strong>malig.<br />
Das Kompetenzzentrum Dock³<br />
Lausitz startete 2020.<br />
Seit 2000 wurden über 330 Mio.<br />
Euro Förder- und Eigenmittel <strong>in</strong><br />
die <strong>in</strong>frastrukturelle Entwicklung<br />
des Industrieparks Schwarze<br />
Pumpe durch die ASG bewirtschaftet<br />
und <strong>in</strong>vestiert.<br />
www.asg-spremberg.de<br />
www.dock3-lausitz.de<br />
WerdeTeil des Teams der<br />
ASG!<br />
Gesuchtwerden u.a.<br />
(m/w/d)Fachkraft<br />
Abwassertechnik,<br />
Bau<strong>in</strong>genieur, Mitarbeiter<br />
Liegenschaften,<br />
Fach<strong>in</strong>formatiker,<br />
Anlagenmechaniker.<br />
www.asg-spremberg.de/<br />
karriere.
Fasz<strong>in</strong>ation der S<strong>in</strong>ne.<br />
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Kraftst<br />
offverbrauch (Benz<strong>in</strong>), l/100km–<strong>in</strong>ner<br />
orts 19,5, außerorts 9,9, komb<strong>in</strong>iert 13,5.<br />
CO₂-Emissionensionen komb<strong>in</strong>iert – 308 g/km. Effizienzklasse: se: G.<br />
Der Name „Bentle<br />
y“ und das geflüggelte e „B“ s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>getrageneene Markenzeichen.<br />
© 2021 Bentle<br />
y Motors Limited. Gezeigteses Modell: Cont<strong>in</strong>ental GT Speed.<br />
BENTLEY<br />
DRESDEN
ROBOTIK & DIGITALISIERUNG 29<br />
E<strong>in</strong> Robo-Hund im<br />
Streifendienst<br />
Weil selbst bei Sicherheitsfirmen das Personal knapp wird, arbeitet die junge<br />
Firma Security Robotics an Systemen, die Wachleute im E<strong>in</strong>satz unterstützen.<br />
Ihr Aushängeschild ist Spot, e<strong>in</strong> Roboter auf vier Be<strong>in</strong>en.<br />
Von Sven Heitkamp<br />
Aleksej Tokarev hat nicht viel Zeit.<br />
Vor se<strong>in</strong>er Bürotür sitzen schon<br />
die nächsten Bewerber für e<strong>in</strong>e<br />
se<strong>in</strong>er freien Stellen. Se<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es junges<br />
Tech-Unternehmen Security Robotics, gegründet<br />
Anfang 2021, zählt bereits acht<br />
Leute, fünf von ihnen <strong>in</strong> Leipzig, drei <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>. Und es soll weiter wachsen. Ende<br />
Mai haben sie den ersten Roboterhund<br />
und e<strong>in</strong>en fahrenden Begleiter mit 360-<br />
Grad-Kamera <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> Dienst<br />
gestellt, sie bewachen nun vollautomatisch<br />
e<strong>in</strong> Logistikzentrum <strong>in</strong> Erfurt. Selbst<br />
Thür<strong>in</strong>gens <strong>Wirtschaft</strong>s- und Digitalm<strong>in</strong>ister<br />
Wolfgang Tiefensee (SPD) kam<br />
zum Auftakt vorbei. Und das soll erst der<br />
Anfang se<strong>in</strong>.<br />
„Wir s<strong>in</strong>d noch sehr im Aufbau“, sagt<br />
Tokarev. Doch mehrere große Unternehmen<br />
verschiedener Branchen, unter ihnen<br />
Autokonzerne, Logistiker und die<br />
Deutsche Bahn, würden sich bereits mit<br />
den Sicherheitssystemen an konkreten<br />
Beispielen wie etwa Gleisanlagen beschäftigen,<br />
um ihren Nutzen zu testen.<br />
„Wir haben erwartet, dass es so schnell<br />
gehen würde, denn Studien zeigen, dass<br />
der Bedarf an solcher Technik groß ist“,<br />
erzählt der Co-Gründer des Software- und<br />
Hardware-Spezialisten.<br />
Security Robotics bietet Wachschutzkonzepte<br />
an, bei denen ihr elektronischer<br />
Vierbe<strong>in</strong>er zusammen mit autonomen<br />
Fahrzeugen und Drohnen über Firmengelände<br />
patrouilliert. Das Rad neu erfunden<br />
haben die IT- und Sicherheitsspezialisten<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht. Ihr Roboterhund<br />
wurde 2019 von der amerikanischen<br />
Robotikfirma Boston Dynamics<br />
präsentiert und auf den Markt gebracht.<br />
Doch „Spot“ bietet von Haus aus nur e<strong>in</strong>e<br />
Plattform mit e<strong>in</strong>igen Basisfunktionen:<br />
Er ist zwar e<strong>in</strong> wendiger, mobiler Roboter,<br />
der mit fünf Stundenkilometern<br />
Streife laufen und sich im Gelände bewegen,<br />
14 Kilo Ausrüstung tragen und Daten<br />
erfassen kann. Aber erst Security Robotics<br />
und andere Unternehmen <strong>in</strong> Euro-<br />
Aleksej Tokarev mit Spot, dem Roboterhund.<br />
pa br<strong>in</strong>gen der Masch<strong>in</strong>e auf vier Be<strong>in</strong>en<br />
bei, autonome Missionen auszuführen<br />
und richtige Wachdienstaufgaben zu<br />
übernehmen. Dafür müssen dann ke<strong>in</strong>e<br />
Wachleute mehr lange Kontrollgänge absolvieren.<br />
Spot wurde vor allem entwickelt, um<br />
dorth<strong>in</strong> zu gehen, wo andere Roboter<br />
nicht h<strong>in</strong>kommen. Anders als fahrende<br />
Vehikel meistert er auch Stufen und<br />
Treppen, Gleise und unebenes oder gefährliches<br />
Terra<strong>in</strong>. Wenn se<strong>in</strong>e hochauflösenden<br />
Kameraaugen, Wärmebildkameras<br />
und Lidar-Sensoren mithilfe Künstlicher<br />
Intelligenz etwas Ungewöhnliches<br />
feststellen, <strong>in</strong>formiert er die Leitstelle<br />
Foto: Anja Jungnickel<br />
und andere Kollegen. Mit der nötigen<br />
Programmierung kann er unter anderem<br />
offene Türen, fehlende Feuerlöscher oder<br />
ungebetene Personen erkennen. Auch<br />
ungewohnte Gerüche und Gase soll er<br />
bald detektieren können. Nur aufhalten<br />
darf er niemanden, geschweige denn<br />
Waffen e<strong>in</strong>setzen.<br />
Der 37-jährige Firmen<strong>in</strong>haber Tokarev<br />
stammt ursprünglich aus Sibirien. Als<br />
er 19 Jahre alt ist, ziehen se<strong>in</strong>e Eltern mit<br />
ihm nach Deutschland. „Me<strong>in</strong>e Mutter ist<br />
Russlanddeutsche“, erzählt er. Bis zum<br />
Umzug hat der junge Mann die ersten Semester<br />
Schifffahrts-Elektronik <strong>in</strong> Omsk<br />
absolviert. Bald darauf studiert er Informatik<br />
an der Berufsakademie <strong>in</strong> Leipzig<br />
und jobbt nebenbei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sicherheitsfirma.<br />
Nach dem Studium fängt er bei<br />
der Firma BitCtrl als Entwickler an. Nebenher<br />
betreut er andere Projekte – unter<br />
anderem für das bundesweite Sicherheitsunternehmen<br />
Ciborius Group. Dabei<br />
lernt er auch Spot kennen, den Robotik-<br />
Hund aus den USA. „Anfangs habe ich<br />
ihn bei mir im Keller programmiert“, erzählt<br />
Tokarev. „Aber bald wurde uns klar,<br />
dass Spot nicht nur die Ciborius Group<br />
<strong>in</strong>teressiert, sondern viele andere Unternehmen<br />
der Branche.“<br />
Aus dem kle<strong>in</strong>en Forschungsprojekt<br />
wird e<strong>in</strong> eigenständiges Unternehmen:<br />
Security Robotics. Technikchef ist Aleksej<br />
Tokarev, kaufmännische Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
wird Kathar<strong>in</strong>a Ciborius. Das Unternehmen<br />
ist heute e<strong>in</strong> wichtiger Partner<br />
und Kunde der Leipziger, die Firma betreut<br />
auch das erste Pilotprojekt <strong>in</strong> Erfurt.<br />
„Mit den steigenden Auftragsvolumen<br />
der Branche steigt auch der Personalbedarf“,<br />
sagt Projektleiter Adrian Fischer<br />
von der Ciborius-Gruppe. Doch Personal<br />
sei eben knapp. „Da mussten wir gegensteuern.“<br />
Allerd<strong>in</strong>gs hat der Robo-Hund<br />
mit se<strong>in</strong>en 32 Kilo Eigengewicht plus Aufbauten,<br />
mit se<strong>in</strong>er aufwendigen Be<strong>in</strong>mechanik<br />
und se<strong>in</strong>en wenigen Akku-Plätzen<br />
bisher nur e<strong>in</strong>e Laufzeit von 60 bis 90 M<strong>in</strong>uten.<br />
Danach muss er für zwei Stunden<br />
an e<strong>in</strong>e Ladestation. Von dort könne er<br />
aber wichtige Areale im Blick behalten,<br />
betont Tokarev. In Komb<strong>in</strong>ation mit e<strong>in</strong>er<br />
Drohne und dem radgetriebenen Argus<br />
sei e<strong>in</strong>e Rundumbewachung absolut<br />
möglich. Der Argus hält sogar zehn bis<br />
zwölf Stunden durch und verfügt neben<br />
Kameras auch über e<strong>in</strong>e Gegensprechanlage,<br />
um Menschen im Gelände anzusprechen.<br />
Durch kluge Algorithmen und<br />
Vernetzung könne e<strong>in</strong> ganzes Rudel von<br />
Sicherheitsrobotern geme<strong>in</strong>sam patrouillieren<br />
und sich als Team selbstständig organisieren.<br />
In voller Ausstattung kostet e<strong>in</strong> Roboterhund<br />
bis zu 120.000 Euro oder bis<br />
zu 12.000 Euro Miete im Monat. Dies sei<br />
aber gemessen an den Personalkosten,<br />
die er e<strong>in</strong>spart, e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>ge Investition,<br />
sagt Tokarev. Wichtig ist ihm dabei<br />
e<strong>in</strong>e andere Feststellung: „Die Roboter<br />
rationalisieren ke<strong>in</strong>e Arbeitsplätze weg<br />
– im Gegenteil. Wir schaffen bessere<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen für die vorhandenen<br />
Kollegen.“ Indem die Technik e<strong>in</strong>fachste<br />
Tätigkeiten übernimmt, würden Jobs<br />
im Sicherheitsservice umso <strong>in</strong>teressanter.<br />
„Statt nachts durch die Kälte zu laufen,<br />
werden die Mitarbeiter umgeschult<br />
und lernen, <strong>in</strong> der Leitstelle Roboter<br />
zu verstehen“, sagt Tokarev. Er weiß,<br />
wovon er spricht. Er ist heute selbst<br />
Dozent für Digitaltechnik an der Berufsakademie.<br />
Sächsische Hubs jetzt<br />
auf EU-Ebene vernetzt<br />
Start-ups<br />
gekürt<br />
<strong>Sachsen</strong> punkten mit<br />
smarten Werkstoffen<br />
Sächsische Unternehmen und Verwaltungen<br />
können sich künftig bei der<br />
Digitalisierung ihrer Angebote und<br />
Arbeitsprozesse durch das European<br />
Digital Innovation Hub Saxony (EDIH<br />
Saxony) unterstützen lassen. Die EU-<br />
Kommission hat e<strong>in</strong>en entsprechenden<br />
Antrag jetzt positiv beschieden.<br />
Darüber <strong>in</strong>formiert das Sächsische<br />
M<strong>in</strong>isterium für Regionalentwicklung.<br />
Dem Konsortium gehören neben<br />
dem simul*InnovationHub des<br />
Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Regionalentwicklung<br />
auch der Smart Systems<br />
Hub Dresden, der Smart Infrastructure<br />
Hub Leipzig sowie als Koord<strong>in</strong>ator<br />
das InfAI-Institut für Angewandte Informatik,<br />
das <strong>in</strong> beiden Städten aktiv<br />
ist, an. Die EU fördert das Vorhaben<br />
für zunächst drei Jahre und mit rund<br />
2,3 Mio. Euro. Der EDIH Saxony soll<br />
sowohl Start-ups als auch etablierte<br />
Unternehmen vor allem bei der E<strong>in</strong>führung<br />
digitaler Technologien wie<br />
Internet der D<strong>in</strong>ge (IoT), Big Data oder<br />
5G-Konnektivität unterstützen.<br />
Gleichzeitig will man die sächsischen<br />
Möglichkeiten auf diesem Gebiet europaweit<br />
sichtbar machen. „Der European<br />
Digital Innovation Hub Saxony<br />
bündelt die Kompetenzen von vier<br />
sächsischen Institutionen und hat<br />
sich dadurch erfolgreich <strong>in</strong> Brüssel beworben“,<br />
begrüßt Thomas Schmidt,<br />
M<strong>in</strong>ister für Regionalentwicklung, die<br />
Entscheidung. Das Innovation Hub<br />
werde konkrete Mehrwerte für die<br />
Regionen br<strong>in</strong>gen. (WiS)<br />
Der diesjährige Start-up Award der Stadt<br />
Dresden <strong>in</strong> Kooperation mit dem Fachmagaz<strong>in</strong><br />
connect geht an die PowerON<br />
GmbH und Semron GmbH aus Dresden.<br />
Sie erhalten nun umfangreiche Unterstützung<br />
unter anderem im Bereich Werbung<br />
und Social Media. Die PowerON<br />
GmbH bietet <strong>in</strong>telligente Soft-Sensor- und<br />
Aktuatorlösungen für die Robotik. Die<br />
Semron GmbH entwickelt e<strong>in</strong>en Halbleiter-Chip,<br />
der e<strong>in</strong>en neuen Ansatz <strong>in</strong> der<br />
Datenverarbeitung perfektioniert. „Unsere<br />
Innovationsförderung ermöglichte<br />
Semron <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er frühen Phase der Unternehmensgründung<br />
die Herstellung e<strong>in</strong>es<br />
Demonstrators und beschleunigte so entscheidend<br />
die Entwicklung des jungen<br />
Unternehmens“, so Robert Franke, Leiter<br />
der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung Dresden. (WiS)<br />
Kleidung kann viel mehr als wärmen<br />
und gut aussehen. Auch Metalle und<br />
viele andere Baustoffe s<strong>in</strong>d weitaus<br />
vielfältiger nutzbar, als der Laie me<strong>in</strong>t.<br />
Wie breit gefächert die Möglichkeiten<br />
<strong>in</strong>zwischen tatsächlich s<strong>in</strong>d, war Ende<br />
Juni Thema bei der ersten Innovationskonferenz<br />
„smart³ Zukunftsimpulse“<br />
<strong>in</strong> Dresden. Auf E<strong>in</strong>ladung des<br />
Vere<strong>in</strong>s smart³ trafen sich Entwickler<br />
und Produzenten sogenannter Funktions-<br />
und programmierbarer Werkstoffe<br />
auf Schloss Albrechtsberg. Sie<br />
stellten eigene Innovationen vor und<br />
hatten reichlich Gelegenheit, sich mit<br />
anderen Machern zu vernetzen. Mit<br />
der Verleihung der Zukunftsimpulse-<br />
Awards wurden darüber h<strong>in</strong>aus besonders<br />
herausragende Unternehmen<br />
und Projekte gewürdigt. In der<br />
Kategorie „Wichtiger Arbeitgeber <strong>in</strong><br />
der Region“ zeichneten die Organisatoren<br />
mit der Scherdel Marienberg<br />
GmbH auch e<strong>in</strong> sächsisches Unternehmen<br />
aus. Der <strong>in</strong> vierter Generation<br />
<strong>in</strong>habergeführte Metallbau-<br />
Betrieb ist e<strong>in</strong> sogenannter Hidden<br />
Champion. Fast tausend der weltweit<br />
5.900 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />
arbeiten im Erzgebirge – Tendenz<br />
steigend.<br />
In den Kategorien Junge Talente,<br />
Technologie & Innovation sowie Besonderes<br />
Engagement im smart³-Netzwerk<br />
wurden die Ingpuls GmbH, Festo<br />
und ETO Magnetics geehrt. (WiS)<br />
www.smarthoch3.de
30 ROBOTIK&DIGITALISIERUNG<br />
<strong>Sachsen</strong>s<br />
Robotik-Offensive<br />
Dieenge Vernetzung vonHochschulen, Hightech-Unternehmenund Start-ups<br />
soll<strong>Sachsen</strong> zu e<strong>in</strong>emführenden Robotik-Standort <strong>in</strong> Europa machen.<br />
Von Nora Miethke<br />
Das dänische Odense gilt als europäisches<br />
Cobot-Mekka. Und<br />
Deutschland? Mit dem Netzwerk<br />
Robot Valley Saxony gibt nun auch<br />
<strong>Sachsen</strong> Gas, um sich als führender deutscher<br />
und sogar europäischer Robotik-<br />
Standort zupositionieren. Die Chancen<br />
s<strong>in</strong>dgut, dass dies gel<strong>in</strong>gt. Laut Netzwerkmanager<br />
Thomas Schulz führt der Verband<br />
der deutschen Masch<strong>in</strong>en- und Anlagenbauer<br />
(VDMA)<strong>Sachsen</strong> schonneben<br />
Bayern und Baden-Württemberg als e<strong>in</strong>en<br />
der drei deutschen Robotik-Hotspots.<br />
Auf dem ersten Robotik-Festival im vergangenen<br />
Jahr bestätigten <strong>in</strong>ternationale<br />
Experten den <strong>Sachsen</strong>, dass sie sich nicht<br />
verstecken müssten, was Forschung und<br />
Kompetenzen angeht. Nach eigenen Angaben<br />
arbeiten derzeit 337 etablierte Unternehmen<br />
und 27Start-ups an und mit<br />
Robotik- und Automatisierungslösungen.<br />
41 Wissenschaftse<strong>in</strong>richtungen forschen<br />
explizit zu Robotik. Bekannte Namen<br />
s<strong>in</strong>dWandelbots, Waku Robotics oder PowerOn.<br />
Der Kompetenzatlas auf der Internetseite:<br />
www.robotik-<strong>in</strong>-sachsen.de/<br />
#map zeigt sehr gut, wie regional breit<br />
dieExpertise gestreut ist. Die Chemnitzer<br />
Region als Herz des sächsischen Masch<strong>in</strong>en-<br />
und Anlagenbaus br<strong>in</strong>gt laut der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sförderung <strong>Sachsen</strong> vor allem<br />
Produktionstechnik e<strong>in</strong>. Dresden bieteals<br />
Keimzelle von„Silicon Saxony“ dieBed<strong>in</strong>gungen,<br />
um hochzuverlässige Chips,<br />
VonForschung bis Anwendung: Sosieht de Robotik-Kompetenz-Karte für <strong>Sachsen</strong> aus<br />
Software und Plattformtechnologien für<br />
neuartige Roboter herzustellen. Und <strong>in</strong><br />
Leipzig stecke das Potenziel für Anwendungenvor<br />
allem <strong>in</strong> der Automobil<strong>in</strong>dustrierundumPorscheund<br />
BMW sowie im<br />
Bereich Live Sciences. „<strong>Sachsen</strong> kann zu<br />
e<strong>in</strong>em führenden Standort der Robotik-<br />
Technologien <strong>in</strong>Europa werden, weil wir<br />
hier die perfekte Mischung aus erfahrenen<br />
Hightech-Unternehmen und hoch<strong>in</strong>novativen<br />
Start-ups, exzellenten Hochschulen,<br />
Instituten und geme<strong>in</strong>nützigen<br />
F&E-E<strong>in</strong>richtungen haben“, schwärmt<br />
Thomas Horn, Geschäftsführer der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<strong>Sachsen</strong>.<br />
Nur die f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung der<br />
Unternehmen und das verfügbare Risikokapital<br />
für Gründer s<strong>in</strong>d nicht vergleichbar<br />
mit denen <strong>in</strong> Süddeutschland, von<br />
Amerika und Asien ganz zu schweigen.<br />
Quelle:RobotValley Saxony<br />
„Aber wir haben gute Chancen, andem<br />
enormen Marktwachstum zu partizipieren,<br />
wenn wir schnell und aktiv weitermachen“,<br />
ist sich Thomas Schulz, CEO<br />
von Robot Valley Saxony sicher.<br />
Denn die Pandemie und die daraus<br />
resultierenden Lieferengpässe, aber auch<br />
der Fachkräftemangel veranlassen viele<br />
Unternehmen, <strong>in</strong> Robotik und Automatisierung<br />
zu<strong>in</strong>vestieren. Deutschland<br />
ist schon jetzt <strong>in</strong>Europa das Land mit<br />
der höchsten Roboterdichte. Insgesamt<br />
s<strong>in</strong>d derzeit über 230.000 Industrieroboter<br />
im E<strong>in</strong>satz. Weltweit kauft Ch<strong>in</strong>a<br />
mit Abstand die meisten Roboter. Als<br />
die fünf weltweit automatisiertesten<br />
Ländern gelten Südkorea, S<strong>in</strong>gapur, Japan,<br />
Deutschland und Schweden. Nach<br />
E<strong>in</strong>schätzung der Internationalen Robotik-Vere<strong>in</strong>igung<br />
(IFR) nimmt der E<strong>in</strong>satz<br />
von Robotern sowohl <strong>in</strong> traditionellen<br />
als auch <strong>in</strong> ganz neuen Branchen an<br />
Fahrt auf –vor allem <strong>in</strong>Unternehmen,<br />
die auf Servicekräfte angewiesen s<strong>in</strong>d<br />
wie <strong>in</strong> der Gastronomie, im E<strong>in</strong>zelhandel,<br />
aber auch im Baugewerbe, <strong>in</strong>der Landwirtschaft<br />
und <strong>in</strong> der Logistikbranche.<br />
Im vergangenen Jahr s<strong>in</strong>d die Roboterverkäufe<br />
<strong>in</strong> Europa um 15 Prozent gestiegen.<br />
Für Schulz ist Robotik e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Schlüssel, umdem Fachkräftemangel <strong>in</strong><br />
Mittelstand und Handwerk <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zu<br />
begegnen.<br />
Doch dazu muss das Ökosystem weiter<br />
wachsen und sich noch besser vernetzen.<br />
Die sächsischen Hochschulen sollen<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Cluster und<br />
der Industrie für e<strong>in</strong>e zeitgemäße Ausbildung<br />
sorgen, damit sich<strong>Sachsen</strong> auchals<br />
Hochschulstandort für Robotik-Experten<br />
<strong>in</strong>ternational positionieren kann. Und es<br />
gibt offenbar auch e<strong>in</strong> starkes Interesse<br />
von e<strong>in</strong>em der vier großen Roboterhersteller,sich<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>anzusiedeln.Mehr<br />
dürfe mannochnicht verraten.<br />
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Thomas Schulz,<br />
CEORobotValley<br />
So sahesbeim Robotics Festival 2021 aus.<br />
Robotikals Chance für<strong>Sachsen</strong><br />
Im September treffensichbeim RoboticsFestivaldie Experten aus<strong>Wirtschaft</strong> und Forschung.<br />
StellenSie sich vor,Sie haben e<strong>in</strong>Ticket<br />
für e<strong>in</strong>e Messe oder Konferenz gekauft<br />
und stehen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Halle, die eher wie<br />
der Veranstaltungsort e<strong>in</strong>er Vernissage<br />
wirkt. „Während Sie gerade entspannt<br />
mit Maria Piechnick, der Gründer<strong>in</strong> von<br />
Wandelbots reden, stehen nebenIhnen<br />
Anders Beck, Vice President, Strategy<br />
and Innovation bei Universal Robots<br />
und Ralf W<strong>in</strong>kelmann, Manag<strong>in</strong>g Director<br />
FANUC Deutschland und hören aufmerksam<br />
zu.E<strong>in</strong> paar Meter weiter sitzt<br />
Stanford-Professor Oussama Khatib,<br />
dessen Bücher bei Ihnen im Regal stehen.“<br />
So beschreibt Thomas Schulz die<br />
Atmosphäre vom Robotics Festival im<br />
vergangenen Jahr. Der <strong>Wirtschaft</strong>s<strong>in</strong>genieur<br />
und Geschäftsführer des Robot<br />
Valley Saxony wirbt für die Vernetzung<br />
der Akteure und das geme<strong>in</strong>same Ziel:<br />
<strong>Sachsen</strong>zum europäischen Hotspotder<br />
Robotik machen.<br />
GelungenePremiere2021<br />
Premiere hatte das Festival 2021. Die<br />
Hygieneauflagen ließen 350 Besucher<br />
zu und die waren auch da: Entscheider<br />
aus Industrie, führende Wissenschaftler<br />
und 30 ausgewählte Start-ups aus über<br />
100 Bewerbungen. „Wir wollen die Vernetzungder<br />
europäischen Robotiklandschaft<br />
massiv vorantreiben und haben<br />
deshalb wieder e<strong>in</strong>mal Neuland betreten.<br />
Ziel war und ist es, dass sich die<br />
führenden Köpfe aus Industrie und Robotikbranchen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er modernen Atmosphäre<br />
mit den führenden <strong>in</strong>ternationalen<br />
Forschern über die Zukunft<br />
austauschen können“, so Schulz. Niesei<br />
das sowichtig wie heute, denn <strong>in</strong> den<br />
nächsten fünf Jahren werde sich der<br />
Markt für <strong>in</strong>dustrielle Robotik verdoppeln,<br />
für Robotikanwendungen, also<br />
auch die Konsumentenrobotik sogarbis<br />
zu verzehnfachen. „Hier müssen wir die<br />
sächsischen Kompetenzen <strong>in</strong>s Schaufenster<br />
und auf die <strong>in</strong>ternationale Bühne<br />
stellen, wenn wirvornmit dabei se<strong>in</strong><br />
wollen, denn Asien und Amerika schlafen<br />
nicht.“ Spitzentechnologien von<br />
Startups wieWandelbots und Poweron,<br />
führende Forschung <strong>in</strong>Projekten wie<br />
CeTi und 6GLife sowie die Kompetenz<br />
von über 300 mittelständischen Unternehmen<br />
<strong>in</strong> ganz <strong>Sachsen</strong>, die Anwendungen<br />
für und um die Robotik entwickeln,<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mächtiges Pfund.<br />
Die technischen Grundlagen der Robotik<br />
wurden zwar schon <strong>in</strong> den 50er Jahren<br />
gelegt, erste Industrieroboter s<strong>in</strong>d<br />
seit Ende der 60er Jahre im E<strong>in</strong>satz. Die<br />
Technologie hat sich aber seitdemständig<br />
und dynamisch weiterentwickelt –<br />
undsie tut es gerade jetztmit höchster<br />
Intensität. „Nicht Menschen ersetzen,<br />
sondern Lücken<br />
schließen. Automatisierung<br />
ist<br />
ke<strong>in</strong> Trend oder<br />
Hype“, macht<br />
Schulz klar. Dem<br />
Fachkräftemangel<br />
Robotics Festival <strong>2022</strong><br />
13.bis 15.September, Leipzig<br />
www.robotics-festival.de<br />
und e<strong>in</strong>er alternden Belegschaft müsse<br />
man begegnen, Automatisierung kann<br />
Mittelstand und Handwerk helfen und<br />
retten.<br />
„Der Bäcker, der ke<strong>in</strong>e Hilfsarbeiter f<strong>in</strong>det,<br />
kann e<strong>in</strong>fache und sich wiederholende<br />
Aufgaben auch von e<strong>in</strong>em Roboter<br />
erfüllen lassen.“ Die Preise für e<strong>in</strong>fache<br />
und auch gebrauchte Roboter fallen,<br />
und mit neuen Techniken wie dem<br />
Teach<strong>in</strong>g von Wandelbots ist auch das<br />
Anlernen des Roboters durch „Vormachen“<br />
nun Stand derTechnik.Handwerker<br />
werden demnächst von ExoskelettenbeimHeben<br />
schwerer Lastenunterstützt,<br />
und bald werden ihnen auf der<br />
Baustelle die Werkbank samt Werkzeugkiste<br />
e<strong>in</strong>fach folgen, so dass Wege<br />
verkürzt und Lasten erleichtert werden.<br />
E<strong>in</strong>e Krankenschwester sollte dann<br />
nicht mehr Pillen portionieren und Akten<br />
oder Medikamente von Anach B<br />
tragen oder Regale e<strong>in</strong>räumen.<br />
Durch Automatisierung kann Pflegepersonal<br />
entlastet werdenund sich aufdas<br />
Wesentliche konzentrieren –den Menschen.Langewar<br />
es so, dass Roboter e<strong>in</strong>en<br />
Zweck und e<strong>in</strong>e Aufgabe hatten.<br />
Etwa: „Hebe dies nach dort.“ Nun werden<br />
Roboter agil<br />
und durch neue<br />
Software schnell<br />
auf neue Aufgaben<br />
anpassbar.Sie<br />
werden günstiger<br />
undsomit auch für<br />
Foto: PR<br />
den Handwerker <strong>in</strong>teressant. E<strong>in</strong>fache<br />
Lösungen gibt es bereits heute zum<br />
Preis e<strong>in</strong>es guten e-Bikes. Dadurch entstehen<br />
neue Märkte. Der Roboter wird<br />
zum Kollegen. Forscher wollen beispielsweise<br />
im Projekt SmaRTHI darüber<br />
nachdenken, Roboter zur Plattform zu<br />
machen.<br />
Das heißt, der Handwerker hat e<strong>in</strong>en<br />
Roboter und nutzt ihn so selbstverständlichwie<br />
e<strong>in</strong>en Akkuschrauber. Der<br />
Tischler zeigt dem Roboter e<strong>in</strong>mal, wie<br />
mane<strong>in</strong> Fenster baut, der Roboterbaut<br />
diese dann 24/7 nach.<br />
Festivalauf Tour<br />
Das Robotics Festival ist das Event für<br />
Entscheider aus Robotikbrancheund Industrie,<br />
die wissen wollen, woh<strong>in</strong> sich<br />
derMarkt und dieAnwendungen <strong>in</strong> den<br />
kommenden fünf bis zehn Jahren entwickeln<br />
undwelche Herausforderungen<br />
aufdie Branche warten..<br />
„In <strong>Sachsen</strong> haben wir enorme Kompetenzen<br />
<strong>in</strong> Mittelstand, der Forschung<br />
und auch <strong>in</strong> Start-ups und diese wollen<br />
wir beim Festival sichtbar machen.“.<br />
Deshalbwirddas Robotics Festival auch<br />
auf Wanderschaft geschickt: dieses Jahr<br />
<strong>in</strong> Leipzig, dann erneut <strong>in</strong> Dresden und<br />
2024 <strong>in</strong> Chemnitz. „Robotik istfür <strong>Sachsen</strong><br />
e<strong>in</strong>e Chance, wie esdas Internet<br />
e<strong>in</strong>st war. Wir haben e<strong>in</strong>em hervorragenden<br />
Nährboden geschaffen und<br />
müssen jetzt mit hoher Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
vorangehen.“<br />
Warum haben Sie das Robotics<br />
Festival etabliert?<br />
Wir ahnten, dass es <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>en<br />
guten Nährboden aus Forschung,<br />
Industrie und Anwendung<br />
im Bereich der Robotik gibt.<br />
Doch s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> wirklich<br />
so gut? Mit dem Festival 2021<br />
wollten wirunser Ökosystem auch<br />
e<strong>in</strong>mal benchmarken und zudem<br />
die Sichtbarkeit der sächsischen<br />
Kompetenzträger <strong>in</strong>ternationalerhöhen.<br />
Nach dem ersten Festival<br />
und zahlreichen Gesprächen wissen<br />
wir: Das Robot Valley Saxony<br />
kann<strong>in</strong>Europaganzvornmitspielen<br />
und hatgute Chancen der europäische<br />
Robotik Hotspot zu<br />
werden, wenn wir zügig und effektivweitermachen.<br />
Was wünschen Sie sich für<br />
dasdiesjährige Festival?<br />
E<strong>in</strong>e feste Verankerung im Kalender<br />
der Entscheider imRobotik-<br />
Bus<strong>in</strong>ess. Unser Konzept ist bisher<br />
e<strong>in</strong>zigartig. Es gibt die Messen, auf<br />
denensichdie Industrie trifft,und<br />
Konferenzen, auf denen Forscher*<strong>in</strong>nen<br />
mite<strong>in</strong>ander sprechen.<br />
Das Robotics Festival aber<br />
vernetzt die führenden Köpfe aus<br />
Industrie und Wissenschaft aktiv,<br />
ergänzt wird das Ganze mit den<br />
hellsten Köpfen aus der Startup-<br />
Szene. Das alles f<strong>in</strong>det <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em<br />
bewusst familiären, dafür aber<br />
umso hochkarätiger besetzten<br />
Rahmen statt.<br />
Wo sehenSie dasEvent<br />
<strong>in</strong> der Zukunft?<br />
Wir arbeiten darauf h<strong>in</strong>, dass bei<br />
uns das Who-is-Who der <strong>in</strong>ternationalen<br />
Robotik-Szene auf die<br />
Kompetenzträger*<strong>in</strong>nen aus dem<br />
Freistaat trifft, auf Augenhöhe<br />
und mit den besten Ideen im Gepäck.<br />
Mit dem Robotics Festival<br />
br<strong>in</strong>gen wir jetzt und <strong>in</strong>Zukunft<br />
sächsische Innovator*<strong>in</strong>nen auf<br />
die Weltbühne. Wir br<strong>in</strong>gen Menschen<br />
zusammen, die sich sonst<br />
vielleichtnie getroffenhätten und<br />
das so effektiv wiemöglich.Unsere<br />
Mission fußt <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> –relevant<br />
ist sie aber fürdie globaleZukunft<br />
e<strong>in</strong>er der wichtigsten Technologien<br />
der kommenden Jahrzehnte.<br />
HilfeimHandwerk<br />
Robotikkannsowohl Mittelstandals auch Handwerk unterstützen,<strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>fache Tätigkeiten automatisiert<br />
werden.<br />
<strong>Wirtschaft</strong>und Forschung<br />
Kennenlernen, fachsimpeln und verb<strong>in</strong>den: Beim Robotics Festivalhaben Austausch undVernetzung<br />
derBesucher Priorität<br />
Fotos: AdobeStock(l<strong>in</strong>ks), PR
32 ROBOTIK & DIGITALISIERUNG<br />
Reich mir mal die<br />
Schraube, Blecheimer!<br />
Roboter galten lange als Domäne<br />
von Automobilwerken. Doch<br />
mehr und mehr diffundieren die<br />
künstlichen Helfer <strong>in</strong> die gesamte Gesellschaft<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, sei es nun als nimmermüde<br />
Staubsaugteufel, als Operationsroboter<br />
für Chirurgen oder fliegende Augen<br />
<strong>in</strong> der Landwirtschaft. Um diesen Modernisierungsprozess<br />
auch im Handwerk zu<br />
forcieren, tun sich Institute und Hightech-Unternehmen<br />
aus <strong>Sachsen</strong> zusammen.<br />
Für das Verbundprojekt „Smarte<br />
Robotik für Handwerk und Industrie“,<br />
kurz „Smarthi“, bemühen sie sich derzeit<br />
um 45 Millionen Euro Fördergelder vom<br />
Bundesforschungsm<strong>in</strong>isterium. Das Konsortium<br />
hat es <strong>in</strong>s F<strong>in</strong>ale der Initiative<br />
„Clusters4Future“ geschafft. Mit e<strong>in</strong>er<br />
Entscheidung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> rechnen die Projektpartner<br />
im Herbst, denn Projektstart<br />
soll im Januar 2023 se<strong>in</strong>.<br />
Als wissenschaftliche Partner s<strong>in</strong>d die<br />
Technischen Universitäten Dresden und<br />
Chemnitz, das Fraunhofer-Institut für<br />
Werkzeugmasch<strong>in</strong>en und Umformtechnik<br />
(IWU) sowie die Hochschule für Technik<br />
und <strong>Wirtschaft</strong> (HTW) Dresden an<br />
Bord, außerdem rund 30 Unternehmen<br />
und <strong>Wirtschaft</strong>sorganisationen. „Geme<strong>in</strong>sam<br />
wollen wir e<strong>in</strong> weltweit e<strong>in</strong>zigartiges<br />
Cluster schaffen, das nachhaltige<br />
Wertschöpfung hier <strong>in</strong> der Region sichert“,<br />
betont Frank Peters vom Lehrstuhl<br />
für „Robotik und Mensch-Technik-<br />
Interaktion“ der TU Chemnitz. Die Partner<br />
gehen davon, dass Smarthi auch für<br />
viele neue Jobs <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> sorgen könnte:<br />
durch Ausgründungen, Neuansiedlungen<br />
und e<strong>in</strong>e bessere Wettbewerbsfähigkeit<br />
der existierenden Unternehmen.<br />
Treiber für den „Smarthi“-Verbund<br />
s<strong>in</strong>d zwei Ideen.<br />
Erstens: „Die Zukunft<br />
der Arbeit<br />
gehört hybriden<br />
Teams aus Menschen<br />
und Robotern“,<br />
erklärt<br />
Das sächsische Konsortium „Smarthi“ will Robotern den Weg <strong>in</strong><br />
Handwerk und Kle<strong>in</strong>betriebe ebnen.<br />
Von Heiko Weckbrodt<br />
HTW-Professor<br />
Dirk Reichelt e<strong>in</strong>es<br />
der Grundkonzepte.<br />
„In diesen soziotechnischen<br />
Systemen fügen sich Teams aus Mensch<br />
und Masch<strong>in</strong>e ad hoc zusammen und lösen<br />
sich auch wieder vone<strong>in</strong>ander.“ Zweitens<br />
wollen die Smarthi-Partner e<strong>in</strong>e besonders<br />
flexible und effiziente Produktionsweise<br />
etablieren. Dazu gehören „per<br />
Knopfdruck“ umrüstbare Robotersysteme,<br />
die b<strong>in</strong>nen Kurzem nahezu jedes<br />
Produkt herstellen können. „Im <strong>in</strong>dustriellen<br />
Kontext wird an der Vision Stückzahl<br />
1 <strong>in</strong> der Serie gearbeitet, hier spielen<br />
EKAMAS:<br />
Hier kommen die schon<br />
erwähnten Kontextanalysen<br />
<strong>in</strong>s Spiel: Wenn<br />
Mensch und Roboter<br />
Hand <strong>in</strong> Hand an e<strong>in</strong>em<br />
Werkstück arbeiten,<br />
muss die Masch<strong>in</strong>e auch<br />
<strong>in</strong> natürlicher Sprache<br />
formulierte Befehle des<br />
Menschen verstehen<br />
können.<br />
„Der Roboter geht<br />
dem Handwerker zur<br />
Hand und verstärkt<br />
dessen Fähigkeiten.“<br />
Die HTW Dresden experimentiert bereits mit den verschiedenen Steuermöglichkeiten für kollaborative<br />
Roboter. Foto: Peter Sebb HTW Dresden<br />
Roboter e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Gleichzeitig<br />
gew<strong>in</strong>nt das Remanufactur<strong>in</strong>g immer<br />
mehr an Bedeutung“, unterstreicht<br />
IWU-Leiter Steffen Ihlenfeldt. „Geme<strong>in</strong><br />
s<strong>in</strong>d beiden Anwendungen die Notwendigkeit,<br />
auf die kognitiven Fähigkeiten<br />
des Menschen zu bauen und synergetisch<br />
zu kooperieren.“ Diese Konzepte könnten<br />
gen Asien verlagerte Wertschöpfung<br />
nach Europa zurückholen und für resiliente<br />
Zuliefernetze sorgen – als Antwort<br />
auf die schweren globalen Lieferketten-<br />
Störungen. Damit sich Roboter aber derart<br />
breit <strong>in</strong> die<br />
ganze Gesellschaft<br />
<strong>in</strong>tegrieren,<br />
müssen sie<br />
viel e<strong>in</strong>facher zu<br />
bedienen se<strong>in</strong>.<br />
Dabei stehen<br />
nicht nur Datenbrillen<br />
und sensorgespickte<br />
„Vormach“-Systeme à la „Wandelbots“<br />
zur Debatte. Die Smarthi-Ingenieure<br />
wollen auch austesten, ob und mit welcher<br />
Genauigkeit sich Roboter per Gedankenkontrolle<br />
unterrichten und steuern<br />
lassen.<br />
All dies zielt auf e<strong>in</strong>e ehrgeizige Zukunftsvision:<br />
In Anlehnung an den<br />
Wunsch von Facebook-Gründer Marc Zuckerberg,<br />
Mensch und Masch<strong>in</strong>e, reale<br />
und virtuelle Welten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Metaversum“<br />
zu verschmelzen, möchten die<br />
MoKoRo:<br />
Dah<strong>in</strong>ter stecken „Modulare, kognitive,<br />
mobile Wartungsroboter mit Rekonfigurationsmöglichkeit“.<br />
Diese künftigen<br />
Roboter werden imstande se<strong>in</strong>, sich<br />
selbst umzubauen. Dabei geht es nicht<br />
alle<strong>in</strong> darum, dass sich Roboter selbst<br />
oder ane<strong>in</strong>ander neues Werkzeug auf<br />
ihre Arme aufschrauben, sondern auch<br />
darum, den Arm selbst zu verlängern<br />
oder zu verkürzen, die eigene Hardware<br />
je nach Aufgabe zu modifizieren.<br />
Statt aus blankem oder lackiertem<br />
Stahl wie heute werden viele Roboter<br />
<strong>in</strong> Zukunft auch aus ganz anderen<br />
Materialien bestehen: Kunststoffarme<br />
zum Beispiel können die<br />
Verletzungsrisiken senken, die von<br />
kollaborativen Robotern (Kobots)<br />
ausgehen, die direkt mit Menschen<br />
zusammenarbeiten. Auch Robotermuskeln,<br />
wie sie PowerOn <strong>in</strong> Dresden<br />
entwickelt, stehen zur Debatte.<br />
SiLei:<br />
Smarthi-Partner e<strong>in</strong> eigenes „Metaversum<br />
der Roboter und Handwerker“ erschaffen<br />
. „Dort wird der Tischler und der<br />
Bäcker ebenso zu Hause se<strong>in</strong> wie der Industrieanwender<br />
aus dem Mittelstand“,<br />
skizziert Frank Fitzek vom Telekom-Lehrstuhl<br />
für Kommunikationsnetze der TU<br />
Dresden diese hybride Welt. „Der Roboter<br />
geht dem Handwerker zur Hand, verstärkt<br />
dessen Fähigkeiten und passt sich<br />
schnell an, wenn er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen<br />
Werkstatt e<strong>in</strong>gesetzt wird.“<br />
Dass sich die Projektpartner stark auf<br />
besonders flexible Robotersysteme fokussieren,<br />
hat gute Gründe: Bisher lohnen<br />
sich Roboter vor allem für Fabriken, die<br />
massenhaft immer wieder das gleiche<br />
oder ähnliche Produkte herstellen wie etwa<br />
Autos. Im Handwerk h<strong>in</strong>gegen und <strong>in</strong><br />
vielen kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Industriebetrieben<br />
unterscheiden sich<br />
Werkhallen, Werkstätten, Produkt-Lose<br />
und Arbeitsschritte teils drastisch. Zudem<br />
gibt es dort oft nicht genug Platz, um<br />
Mensch, Masch<strong>in</strong>e und Roboter durch<br />
Schutzzäune zu trennen. Und nicht zuletzt<br />
scheuen viele Unternehmer die hohen<br />
Anschaffungs- und Schulungskosten<br />
für komplexe Robotiklösungen, wenn<br />
Menschen dieselbe Arbeit doch clever<br />
und selbstständig zu oft ger<strong>in</strong>geren Kosten<br />
erledigen können.<br />
Von daher bedarf es e<strong>in</strong>er neuen Generation<br />
von Robotern, die sich flexibel<br />
<strong>in</strong> neuen Arbeitsumgebungen zurechtf<strong>in</strong>den,<br />
sich rasch und ohne Programmierkenntnisse<br />
anlernen lassen und auf<br />
kle<strong>in</strong>stem Raum mit Menschen zusammenarbeiten,<br />
ohne sie zu verletzen.<br />
In der Tischlerei der Zukunft könnten<br />
beispielsweise fest <strong>in</strong>stallierte Roboter<br />
stehen, denen mobile Roboterhunde zur<br />
Seite stehen. Der Tischler selbst trägt e<strong>in</strong>e<br />
AR-Brille. Mit e<strong>in</strong>em Bl<strong>in</strong>zeln befiehlt<br />
er dem Roboterhund, dem Standroboter<br />
e<strong>in</strong>e Fräse, e<strong>in</strong>en Bohrer oder gar e<strong>in</strong>en<br />
kompletten neuen Fünf-Achs-Arm anzuschrauben,<br />
damit der dann am gewünschten<br />
Tisch oder Stuhl weiterarbeiten<br />
kann. Der Handwerker steuert mit<br />
se<strong>in</strong>en Handbewegungen und Augenbefehlen<br />
an der AR-Brille direkt die Bewegungen<br />
des neu gerüsteten Roboterarms,<br />
der ihm gewissermaßen wie e<strong>in</strong>e stählerne<br />
Erweiterung des eigenen Körpers die<br />
Kraft gibt, selbst zentnerschwere Werkzeuge<br />
wie grazile Skalpelle zu führen.<br />
Vieles mag uns trivial ersche<strong>in</strong>en,<br />
denn Menschen beherrschen all diese<br />
komplexen und flexiblen Arbeitsweisen<br />
mühelos. Doch für heutige Roboter s<strong>in</strong>d<br />
dafür noch e<strong>in</strong>ige Evolutionssprünge nötig.<br />
Die Herausforderungen dah<strong>in</strong>ter haben<br />
die Smarthi-Konsortialpartner <strong>in</strong> sieben<br />
Teilprojekte zerlegt, die wir hier<br />
kurz vorstellen.<br />
Weitere Informationen zum Verbund,<br />
se<strong>in</strong>en Plänen und den beteiligten Partnern<br />
gibt es hier im Netz: smarthi.de<br />
E<strong>in</strong>e menschenähnliche „Haut“ wiederum<br />
könnte die Akzeptanz von<br />
Robotern auch jenseits der großen<br />
Werkhallen verbessern – und ganz<br />
„nebenbei“ den Kollisionsschutz<br />
verbessern. Denn die TU Chemnitz<br />
entwickelt bereits e<strong>in</strong>e Roboterhaut,<br />
<strong>in</strong> die nach dem Vorbild der<br />
Natur kle<strong>in</strong>e Sensorhaare e<strong>in</strong>gebettet<br />
s<strong>in</strong>d, die die Richtung e<strong>in</strong>er nahenden<br />
Berührung „erahnen“.<br />
HybFlexPPS:<br />
Hybride Teams aus Menschen<br />
und Roboter brauchen neue<br />
Planungs-Software für die Produktion.<br />
HybFlexPPS soll dem<br />
Handwerker oder Meister <strong>in</strong> der<br />
Fabrikhalle e<strong>in</strong> Werkzeug <strong>in</strong> die<br />
Hand geben, das die geeigneten<br />
Roboter, benötigten Ressourcen<br />
und damit realisierbaren<br />
Aufträge automatisiert plant<br />
und managt. Dazu gehört eben<br />
auch die Organisation von hybriden<br />
Teams, die sich ad hoc<br />
bilden und sich nach gelöster<br />
Aufgabe wieder anderen D<strong>in</strong>gen<br />
zuwenden.<br />
MIMEROS:<br />
Hier erforschen und erproben<br />
die Ingenieure neue Schnittstellen<br />
zwischen Mensch und<br />
Masch<strong>in</strong>e. Das können zum Beispiel<br />
mit Bewegungs- und Beschleunigungssensoren<br />
ausgestattete<br />
Datenhandschuhe und<br />
-stifte se<strong>in</strong>, wie sie etwa Wandelbots<br />
und Mimetik <strong>in</strong> Dresden<br />
entwickeln. Auch mit Sprachsteuerung<br />
und sogar Gedankensteuerung<br />
per Elektroenzephalogramm-Technik<br />
beschäftigen<br />
sich die Forscher. Und um<br />
Roboter aus der Ferne zu steuern,<br />
könnten die Nutzer Datenbrillen<br />
aufsetzen, die Virtuelle<br />
Realitäten (VR) zeigen. Geht es<br />
dagegen beispielsweise darum,<br />
<strong>in</strong> der Werkstatt den Blick des<br />
Menschen auf se<strong>in</strong>e reale Umgebung<br />
mit der Wärmebild-<br />
Sicht des Roboters zu verschmelzen,<br />
würden sich eher<br />
Datenbrillen für Augmentierte<br />
Realitäten (AR) anbieten.<br />
CE4.0:<br />
Wenn Mensch und Roboter zusammenarbeiten,<br />
birgt das Risiken<br />
- vor allem für den Menschen.<br />
Daher dürfen Roboterarbeitsplätze<br />
<strong>in</strong> Deutschland nur<br />
nach e<strong>in</strong>er Risikobewertung <strong>in</strong><br />
Betrieb genommen werden. Das<br />
Teilprojekt CE4.0 zielt daher darauf,<br />
diese Sicherheitsanalysen<br />
stark zu automatisieren. Die<br />
Forscher wollen hier den Anwender,<br />
also zum Beispiel den<br />
Handwerker dazu befähigen,<br />
solche Sicherheitsnachweise<br />
weitgehend selbst vorzubereiten.<br />
MuRoKo:<br />
Die Multi-Agent-Koord<strong>in</strong>ation<br />
zielt darauf, die Bewegung<br />
mehrerer Roboter und/oder<br />
Menschen – die <strong>in</strong> der Fachsprache<br />
oft vere<strong>in</strong>facht als „Agenten“<br />
bezeichnet werden – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Werkhalle zu koord<strong>in</strong>ieren.<br />
Solch e<strong>in</strong> System muss Zusammenstöße<br />
verh<strong>in</strong>dern und dennoch<br />
e<strong>in</strong> hohes Arbeitstempo<br />
erlauben. Zwar gibt es auch<br />
heute schon Fabriken, <strong>in</strong> denen<br />
mehrere Roboterarme auf<br />
engstem Raum kooperieren –<br />
doch bisher funktioniert das<br />
nur mit hohem Vorbereitungsaufwand<br />
und auf wenige konkrete<br />
E<strong>in</strong>satzfälle zugeschnitten.<br />
Diesen Aufwand soll MuRo-<br />
Ko drastisch senken.
VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 33<br />
Wie sicher ist das Netz?<br />
Cyber-Security ist e<strong>in</strong>es der Top-Themen <strong>in</strong> der <strong>Wirtschaft</strong>. Moderne KI-Prozesse können<br />
helfen, lösen aber nicht alle Probleme. Experten raten zuerst zu e<strong>in</strong>er klaren Analyse.<br />
Wer Digitalisierung will,<br />
kommt um das Thema Cybersicherheit<br />
nicht herum.<br />
Dieser Fakt ist nicht neu, er hat <strong>in</strong> den<br />
vergangenen Monaten aber erneut an<br />
Brisanz gewonnen. Das hat zum e<strong>in</strong>en<br />
mit den aktuellen Krisen zu tun, die das<br />
Sicherheitsgefühl wirtschaftlich und politisch<br />
<strong>in</strong>s Wanken gebracht haben. Und es<br />
basiert zum anderen auf Untersuchungsergebnissen,<br />
die trotz e<strong>in</strong>er ungebrochen<br />
hohen Dunkelziffer bei den gemeldeten<br />
Fällen durchaus alarmierend s<strong>in</strong>d. Die<br />
Zahl der Cyberangriffe auf Unternehmen<br />
oder Behörden hat auch <strong>2022</strong> zugenommen<br />
– und sie wächst stetig weiter.<br />
Der globale f<strong>in</strong>anzielle Schaden durch<br />
Cyberattacken ist immens. Der Softwarehersteller<br />
McAfee hatte ihn zuletzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Studie geme<strong>in</strong>sam mit dem Center<br />
for Strategic and International Studies<br />
(CSIS) auf 1000 Milliarden Dollar beziffert.<br />
Das sei fast doppelt so viel wie noch<br />
im Jahr 2018. Vor allem <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en und<br />
mittelständischen Unternehmen wird<br />
diese Entwicklung mit Sorge gesehen.<br />
Denn viele Betriebe auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d<br />
zum Beispiel Bestandteil komplizierter<br />
Lieferketten und stehen daher potenziell<br />
auch im Fokus von Cyberkrim<strong>in</strong>ellen.<br />
IT-Experten kennen die Verunsicherung<br />
beim Thema Sicherheit im Netz gut.<br />
„Digitalisierung geht e<strong>in</strong>her mit Veränderungen<br />
<strong>in</strong> unserer bisherigen Lebensweise,<br />
unserem Handeln und erfordert e<strong>in</strong>e<br />
neue Ebene im Umgang mit anderen“,<br />
weiß Matthias Hundt, CEO des Unternehmens<br />
<strong>Sachsen</strong> Digital Consult<strong>in</strong>g. Er erlebt<br />
häufig, dass sich die Ebenen <strong>in</strong> der<br />
Debatte vermischen. „E<strong>in</strong> Grundbauste<strong>in</strong><br />
Vor der Problemlösung steht die Analyse. Das gilt auch beim Thema Cybersicherheit.<br />
von Digitalisierung ist die IT-Sicherheit.<br />
Und e<strong>in</strong> elementarer Bestandteil der IT-Sicherheit<br />
ist der Umgang mit sensiblen<br />
Daten und davon wiederum ist e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Teil die Verarbeitung und Speicherung<br />
von personenbezogenen Daten, bekannt<br />
als Datenschutz und DSGVO. Ohne<br />
dieses Basiswissen und die damit verbundenen<br />
Zusammenhänge kann Datenschutz<br />
schnell mit IT-Sicherheit verwechselt<br />
werden“, so der Experte.<br />
Klar ist auch: Wer <strong>in</strong> Sachen Digitalisierung<br />
und den entsprechenden Sicherheitsfragen<br />
up to date se<strong>in</strong> will, muss<br />
schnell se<strong>in</strong>. In <strong>Sachsen</strong> haben sich nicht<br />
nur IT-Unternehmen auf das Thema spezialisiert.<br />
So betreiben etwa die Hochschule<br />
Zittau/Görlitz und das Fraunhofer-<br />
Institut <strong>in</strong> Ilmenau e<strong>in</strong> „Lernlabor Cybersicherheit“.<br />
Die Mitarbeiter machen Gefährdungs-,<br />
Risiko- und Sicherheitsanalysen<br />
für Firmen und bieten Weiterbildungen<br />
an. Zunehmend müsse nach Ansicht<br />
von Experten aber auch immer wieder<br />
neu <strong>in</strong> die Schulung der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter selbst <strong>in</strong>vestiert werden.<br />
Wirklich sichere Passwörter am Arbeitsrechner<br />
und Vorsicht bei unbekannten<br />
Foto: Adobestock<br />
Mail-Absendern s<strong>in</strong>d auch <strong>2022</strong> durchaus<br />
noch nicht überall Standard.<br />
Matthias Hundt ist sich <strong>in</strong>des sicher:<br />
„Das Bundesland, das die Komplexität des<br />
Themas zuerst erfasst und anpackt, wird<br />
<strong>in</strong> Zukunft die führende Position e<strong>in</strong>nehmen“.<br />
So könne das Ziel nicht die digitale<br />
Transformation se<strong>in</strong>, da diese e<strong>in</strong>e Folge<br />
der Digitalisierung sei. Der IT-Fachmann<br />
plädiert dafür, Ursache und Wirkung im<br />
richtigen Verhältnis zue<strong>in</strong>ander zu betrachten.<br />
Andernfalls würden die Bemühungen<br />
um die IT-Sicherheit <strong>in</strong>s Leere<br />
laufen und Deutschland im <strong>in</strong>ternationalen<br />
Vergleich weiterh<strong>in</strong> eher schlechte<br />
Karten haben. „Unsere große Stärke ist<br />
der funktionsgegliederte Föderalismus.<br />
Das bedeutet: Für alle Anforderungen<br />
gibt es e<strong>in</strong>e Funktionsbehörde. Jede Behörde<br />
hat ihre eigenen Zuständigkeiten,<br />
Prozesse und Zeitabläufe und untersteht<br />
e<strong>in</strong>em bestimmten politischen Ressort.<br />
Digitalisierung und IT-Sicherheit greifen<br />
dagegen <strong>in</strong> alle Ressorts und Funktionsbehörden<br />
e<strong>in</strong>. Dadurch nagt diese Thematik<br />
an der Zuständigkeitsfrage, der<br />
letzten Bastion der politischen Arbeit.<br />
Und genauso verkommen Digitalisierung,<br />
IT-Sicherheit und Datenschutz nur<br />
zu Worthülsen ohne umsetzbares Ziel“,<br />
so Matthias Hundt.<br />
Es bleibt also noch e<strong>in</strong>e Menge zu tun.<br />
Viele Unternehmen, Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />
und Initiativen haben das längst<br />
erkannt und arbeiten <strong>in</strong>tensiv an den Lösungen<br />
der aktuellen Probleme. Denn die<br />
Zukunft – das gilt für <strong>Sachsen</strong> ebenso wie<br />
für die ganze Welt – wird digital se<strong>in</strong>.<br />
„Das Bundesland, das die<br />
Komplexität des Themas zuerst<br />
erfasst und anpackt, wird <strong>in</strong> Zukunft<br />
die führende Position e<strong>in</strong>nehmen.“<br />
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34 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
Schutz ist Team-Arbeit<br />
DieZahlder Cyber-Angriffeauf Unternehmen steigt.Die Täterwerdenimmer<br />
professioneller. E<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> zurLösung können Security OperationCenterse<strong>in</strong>.<br />
Und plötzlich geht nichts mehr.<br />
Alle E-Mails laufen <strong>in</strong>s Leere. Das<br />
CRM ist verschwunden, die Kundendaten<br />
abgeräumt. Der Zugriff auf die<br />
Firmenkonten –gesperrt. Die längst digitalisierte<br />
Produktion steht still. So <strong>in</strong> etwa<br />
sieht eraus, der Super-Gau für Unternehmen<br />
im Jahr <strong>2022</strong>. E<strong>in</strong>Blick <strong>in</strong> dieaktuellen<br />
Statistiken zeigt: Das Worst-Case-Szenario<br />
wird <strong>in</strong>zwischen erschreckend oft<br />
Realität. DieZahlder Cyberangriffe steigt.<br />
Betroffen s<strong>in</strong>d längst nicht mehr nur die<br />
Global Player. „Immer häufiger stehen<br />
auch kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen<br />
im Fokus der Täter“, sagt Christian<br />
Müller. Als Technology Consultant<br />
bei der SHD System-Haus-Dresden GmbH<br />
erlebt erganz konkret, welche Auswirkungen<br />
e<strong>in</strong>e Cyber-Attacke haben kann.<br />
Das Unternehmen berät und begleitet<br />
Firmen<strong>in</strong><strong>Sachsen</strong> undganzDeutschland<br />
bei der Umsetzung ihrer Sicherheitskonzepte.<br />
Gerade deshalb weiß der Experte:<br />
Cybersicherheit ist Team-Arbeit. Sie ist<br />
nur zum Teil automatisierbar. „Es<br />
braucht Mitarbeiter, die etwa die Warnungen,<br />
die über e<strong>in</strong> Sicherheitssystem<br />
e<strong>in</strong>laufen, auf ihre Relevanz prüfen“,<br />
nennt Christian Müller e<strong>in</strong> Beispiel.<br />
Selbstgrößere Betriebemit eigener IT-Abteilung<br />
stoßen hier bisweilen an ihre<br />
Grenzen.Nicht zuletzt, weil die Angreifer<br />
immer professioneller werden. Oft wird<br />
erst nach Wochen<br />
oder Monaten deutlich,<br />
dass e<strong>in</strong>Unternehmen<br />
Opfer e<strong>in</strong>er<br />
Cyber-Attacke<br />
geworden ist. Die<br />
Taktik, Schadsoft-<br />
IT-Sicherheit <strong>in</strong>Unternehmen braucht neben technischen Lösungen vor allem auch Personal-Power.<br />
ware <strong>in</strong>s <strong>in</strong>terne System e<strong>in</strong>zuschleusen,<br />
deren Auswirkungen erst nach e<strong>in</strong>er gewissen<br />
Zeit sichtbar werden, ist bei den<br />
Angreifern beliebt. Wird die Attacke bemerkt,<br />
ist es oft zuspät. Dann s<strong>in</strong>d die<br />
wichtigsten Firmendaten meistens bereits<br />
verschlüsselt worden. Im nächsten<br />
Der Versuch, sich aufdiesem Weg<strong>in</strong><br />
Firmensystemezuhacken,wirdauch<br />
alsSocial Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g bezeichnet.<br />
Schritt erreicht den Betrieb dann oft e<strong>in</strong>e<br />
Lösegeldforderung. Selbst wenn es hier<br />
e<strong>in</strong>e hohe Dunkelziffer gibt, steht fest:<br />
Auch diese Fälle haben <strong>in</strong>den vergangenen<br />
Jahren deutlichzugenommen.<br />
Wer sich mit der Komplexität des<br />
Themas beschäftigt, merkt schnell: Mit<br />
e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen<br />
Foto:Adobestock<br />
Back-up ist heute<br />
ke<strong>in</strong> Unternehmen<br />
mehr auf der sicheren<br />
Seite. E<strong>in</strong>e Lösung<br />
können Security<br />
Operation Center<br />
(SOC) se<strong>in</strong>. Sie umfassen sowohl ausgebildetes<br />
Personal als auch entsprechende<br />
Technik und Prozesse zur Wahrung<br />
der IT-Sicherheit des Unternehmens. Sie<br />
können auf die Gegebenheiten der jeweiligen<br />
Betriebe oder Branchen angepasst<br />
werden. Gilt es vor allem, sensible Kundendaten<br />
zu schützen? Droht Werksspionage?<br />
Steht e<strong>in</strong>e Firma vielleicht im Fokus<br />
politisch motivierter Täter? All diese<br />
Fragen und der Stand der jeweiligen Sicherheitstechnik<br />
werden analysiert, bevor<br />
e<strong>in</strong> SOC zum E<strong>in</strong>satz kommt. Die<br />
Analyse erfolgt zum Beispiel durch sogenannte<br />
Penetration Tests. Dabei überprüfen<br />
IT-Experten die Sicherheit des Unternehmens<br />
durch e<strong>in</strong>en simulierten Cyberangriff<br />
auf das <strong>in</strong>terne Netzwerk. „Danach<br />
weiß man <strong>in</strong> der Regel sehr gut, wo<br />
noch <strong>in</strong>vestiert werden muss“, soChristian<br />
Müller. Ziel des SOC sei e<strong>in</strong>e frühzeitige<br />
Angriffserkennung und das E<strong>in</strong>leiten<br />
von Gegenmaßnahmen zur Schadensm<strong>in</strong>imierung.<br />
Er und se<strong>in</strong>e Kollegen wissen aber<br />
auch:Die technische Komponenteist nur<br />
e<strong>in</strong>e Seite. Die andereist dermenschliche<br />
Faktor.Viele Cyberattacken beg<strong>in</strong>nenmit<br />
e<strong>in</strong>er Mail an e<strong>in</strong>en Mitarbeiter oder e<strong>in</strong>er<br />
persönlichen Nachricht auf Social-<br />
Media-Kanälen. Wenn der verme<strong>in</strong>tliche<br />
Geschäftsführer e<strong>in</strong>e Überweisung vom<br />
Firmenkonto veranlasst oder die Kolleg<strong>in</strong><br />
vor dem Urlaubsantritt noch schnell e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Unterlage übergeben will,<br />
weckt das oft ke<strong>in</strong> Misstrauen. Vorallem,<br />
weil die sogenannten Phish<strong>in</strong>g-Nachrichten<br />
heute oft sehr professionell und tatsächlich<br />
täuschendechtse<strong>in</strong>können. Der<br />
Versuch, sich auf diesem Weg <strong>in</strong> Firmensysteme<br />
zu hacken, wird auch als Social<br />
Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g bezeichnet. Ergänzend zu<br />
den Möglichkeiten der Security Operation<br />
Center bleibt die entsprechende Schulung<br />
der Mitarbeiter deshalb e<strong>in</strong>er der<br />
wichtigsten Punkte, wenn es um Cybersecurity<br />
geht. Hundertprozentige Sicherheit<br />
–und auchdas zeigt dieEntwicklung<br />
deutlich – gibt es nicht. „Die Security<br />
Operation Center aber können das Risiko<br />
e<strong>in</strong>es folgenschweren Angriffs aus dem<br />
Netz m<strong>in</strong>imieren“, so Christian Müller.<br />
Damit der Super-Gau möglichst nicht<br />
Realität wird.<br />
DIGITALISIERUNG BRAUCHT SICHERHEIT<br />
Wie Unternehmen sich besser vor Cyberangriffen und Ransomware schützen können.<br />
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Die Fakten im letzten BSI-Bericht von 2021 belegen,<br />
dass die Bedrohung durch Cyber-Krim<strong>in</strong>elle für die digitale<br />
Gesellschaft und die vernetzte Arbeitswelt weiter<br />
ansteigen. Das LKA <strong>Sachsen</strong> berichtet sogar von<br />
e<strong>in</strong>er enormen Schadensumme<br />
von 8Mrd. Euro für sächsische<br />
Unternehmen im Jahr 2021.<br />
Krim<strong>in</strong>elle Strukturen verlagern<br />
ihre Aktivitäten weiter <strong>in</strong> das<br />
Internet. Es ist nicht die Frage<br />
ob es zu e<strong>in</strong>em IT-Sicherheitsvorfall<br />
kommt, sondern wann.<br />
Die Lösung von INFOTECH<br />
lautet daher: „Geme<strong>in</strong>sam gegen die Bedrohung<br />
antreten“.<br />
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IT-Sicherheit iste<strong>in</strong> umfassendes Thema, welches immer<br />
mehr Raum braucht. „Die Verantwortung liegt hier<br />
bei der Geschäftsführung“, so Kristian Szücs, zertifizierter<br />
ITQSicherheitsberater. Die IT-Abteilung alle<strong>in</strong>,<br />
mit ihren gestandenen IT-Fachkräften kommt schnell<br />
an ihre Grenzen. IT-Sicherheit ist mehr als Bits und<br />
Bytes. Organisatorische Maßnahmen gehören genauso<br />
dazu, wie die Sensibilisierung der Mitarbeiter im<br />
Umgang mit der IT. Und so entsteht die Frage: „Habe<br />
ich genug getan? Wie gut s<strong>in</strong>d wir aufgestellt und was<br />
passiert im Fall e<strong>in</strong>es Falles?“<br />
„170.000 Fälle von Cyberangriffen<br />
im Jahr 2021“<br />
„8 Milliarden EURO Schaden für<br />
sächsische Unternehmen pro Jahr“<br />
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Themenbereichen wird imÜbrigen auch von<br />
Cyberversicherungen empfohlen.<br />
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und das ganzeUnternehmen vorsolchen Attacken<br />
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IT-Sicherheitsschulungen für Mitarbeiter sensibilisieren<br />
<strong>in</strong> Bezug auf Stolperfallen im täglichen<br />
Umgang mit der IT. Denn wie schnell ist der E-Mail-<br />
Anhang geöffnet oder e<strong>in</strong> verseuchter L<strong>in</strong>k angeklickt.<br />
Gestohlene Identitäten zu erkennen ist zudem<br />
gar nicht soe<strong>in</strong>fach. So werden 90 M<strong>in</strong>uten zu e<strong>in</strong>er<br />
s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong>vestierten Zeit.<br />
Und sollten doch alle Sicherheitsbarrieren fallen, dann<br />
hilft nur noch e<strong>in</strong>e wiederherstellbare Datensicherung.<br />
Auch hier haben die Angreifer dazu gelernt und<br />
verschlüsseln das Backup bei e<strong>in</strong>em erfolgreichen Angriff<br />
gleich mit. Dagegen kann man sich nur mit e<strong>in</strong>em<br />
passenden Sicherungskonzept, ergänzt um e<strong>in</strong>en<br />
nichtüberschreibbaren Sicherungsspeicher schützen.<br />
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IT-Sicherheit gestalten.“ so Kristian Szücs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
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VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 35<br />
Ke<strong>in</strong> Betrieb ist sicher<br />
DasLandeskrim<strong>in</strong>alamtbetreibte<strong>in</strong>ezentraleAnsprechstelle fürCyberkrim<strong>in</strong>alität.<br />
Unternehmenf<strong>in</strong>den dortschnell Hilfe. Die Hotl<strong>in</strong>ekl<strong>in</strong>geltheute öfter alsjezuvor.<br />
Esgibt Fälle, da staunen selbst erfahrene<br />
Krim<strong>in</strong>alisten. Etwa,<br />
wenn sich e<strong>in</strong> Landwirtschaftsbetriebmeldet,<br />
weil Hacker<strong>in</strong>s Firmennetzwerk<br />
e<strong>in</strong>gedrungen s<strong>in</strong>d und dabei unter<br />
anderem das Melk-Karussell lahmgelegt<br />
haben. Mal eben Hunderte Kühe per<br />
Hand melken? Darauf s<strong>in</strong>dmoderneTierzuchtbetriebe<br />
schon re<strong>in</strong> personell nicht<br />
mehr ausgerichtet. In diesem Fall ließ<br />
sich das Karussell relativ schnell wieder<br />
<strong>in</strong> Gang setzen. „Aber es gibt auch Cyber-<br />
Attacken, die Unternehmen mehrere<br />
Wochen nahezu handlungsunfähig machen“,<br />
weiß Marcel Christoph vom Landeskrim<strong>in</strong>alamt<br />
<strong>Sachsen</strong>. Er und se<strong>in</strong>e<br />
Kollegen beobachten e<strong>in</strong>e gefährliche<br />
Entwicklung. Im Gegensatz zu den meisten<br />
anderen Straftaten steigen die Fallzahlen<br />
imBereich der Cyberkrim<strong>in</strong>alität<br />
stetig an. Das war auch imvergangenen<br />
Jahr so. Wenn man bedenkt, dass nur e<strong>in</strong><br />
Bruchteil der Attacken angezeigt wird,<br />
zeigt das die Dimension der Gefahr. Und:<br />
Hackerangriffe s<strong>in</strong>d längst nicht mehr<br />
nurdas Problem großer Konzerne. Mittelständler<br />
mit wenigen Hundert Beschäftigten<br />
s<strong>in</strong>d ebenso betroffen wie der kle<strong>in</strong>e<br />
Kfz-Betrieb oder der Friseursalon von<br />
nebenan. „Man muss es leider so sagen:<br />
Ke<strong>in</strong> Unternehmen ist sicher, wenn es<br />
um Cyberkrim<strong>in</strong>alität geht“, so Marcel<br />
Christoph.<br />
Das Landeskrim<strong>in</strong>alamt hat e<strong>in</strong>e eigene<br />
„Zentrale Ansprechstelle Cybercrime“<br />
e<strong>in</strong>gerichtet. Hier f<strong>in</strong>den Unternehmer,<br />
aber auch Behörden und Verbände aus<br />
dem Freistaat im Fall des Falles Hilfe. E<strong>in</strong><br />
Angebot, das vor allem e<strong>in</strong>e möglichst<br />
schnelle Strafverfolgung möglich ma-<br />
Die Hacker werden immer professioneller, die Zahl der Cyberattacken steigt -auch <strong>in</strong><strong>Sachsen</strong>.<br />
chen soll. Denn die Schäden e<strong>in</strong>er Cyber-<br />
Attacke können immens se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Großteil<br />
der Angriffe wird über die sogenannte<br />
Ransomware gesteuert. Dah<strong>in</strong>ter verbergen<br />
sich Schadprogramme, dieden eigenenZugriff<br />
auf Datenund Systeme e<strong>in</strong>schränken<br />
oder unterb<strong>in</strong>den. Etwa zwei<br />
Wochen dauert es nach der Erfahrung<br />
der Experten im Durchschnitt, bis e<strong>in</strong><br />
Unternehmen nach e<strong>in</strong>em erfolgreichen<br />
Hackerangriff wieder voll arbeitsfähig ist.<br />
„Wenn e<strong>in</strong> Back-up vorhanden war. Ansonsten<br />
dauert es noch länger“, so Marcel<br />
Christoph. Er weiß:Noch immer istnicht<br />
Foto:Adobestock<br />
jeder Betrieb auf den Ernstfall vorbereitet.<br />
Auch, weil gerade Kle<strong>in</strong>unternehmer<br />
denken, eswerde sie schon nicht treffen.<br />
„Unsere Erfahrung zeigt etwas anderes“,<br />
so der Experte. Er rät deshalb jedem Firmen<strong>in</strong>haber<br />
beziehungsweise Selbstständigen,<br />
sich mit dem Thema Cybersicherheit<br />
zu beschäftigen.Das LKAselbst ist regelmäßig<br />
auf E<strong>in</strong>ladung verschiedener<br />
Firmen, Verbände und Institutionen im<br />
Freistaat unterwegs. Spezialisten <strong>in</strong> Sachen<br />
Internetkrim<strong>in</strong>alität zeigen bei Vorträgen<br />
Risiken auf und raten zur Vorsorge.<br />
Umdie müssen sich die Unternehmen<br />
dann freilich selbst kümmern. Die<br />
Investition <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kompetentes IT-Team<br />
oder externe Dienstleister kann helfen,<br />
im Zweifel hohe Summen e<strong>in</strong>zusparen.<br />
Denn auch dasist e<strong>in</strong>eFolge der höheren<br />
Fallzahlen im Bereich Cybercrime: Immer<br />
häufiger sehen sich angegriffene Firmen<br />
mit Lösegeldforderungen konfrontiert.<br />
Die bewegen sich zunehmend im<br />
hohen fünfstelligen oder gar im sechsstelligen<br />
Bereich.<br />
Die Ermittler wissen –nicht wenige<br />
Firmen gehen auf die Forderungen e<strong>in</strong>.<br />
Häufig, weil Back-upsfehlen oder ausder<br />
Angst heraus, etwa durch den Verlust<br />
sensibler Kundendaten e<strong>in</strong>en irreparablenImageschadenzuerleiden.<br />
Dass das Problem an Brisanz verliert,<br />
ist nicht zuerwarten. Im Gegenteil: Die<br />
Zuspitzung der weltweiten Krisenlage<br />
durch den Krieg <strong>in</strong> der Ukra<strong>in</strong>e hat etwa<br />
das Risiko politisch motivierter Hackerangriffe<br />
erhöht. Im Fokus der Täter stehen<br />
zunehmend E<strong>in</strong>richtungen der sogenannten<br />
kritischen Infrastruktur wie etwa<br />
Krankenhäuser, Stromversorger und<br />
Behörden sowie deren Zulieferer. Die<br />
Aufklärungsquote der Angriffe s<strong>in</strong>kt. Das<br />
habe vor allem mit der Professionalisierung<br />
der Täter zu tun, bestätigt Marcel<br />
Christoph. Längst f<strong>in</strong>det auf dem Schattenmarkt<br />
der Szene die gleiche Arbeitsteilungstattwie<br />
<strong>in</strong> regulären<strong>Wirtschaft</strong>skreisläufen:<br />
Es gibt Anbieter, Vermittler,<br />
Spezialisten und Kooperationen über<br />
Grenzen h<strong>in</strong>weg. H<strong>in</strong>ter den Attacken<br />
auf Firmennetzwerke steht e<strong>in</strong> milliardenschwerer<br />
Markt. Vorsorge –da s<strong>in</strong>d<br />
sich alle Experten e<strong>in</strong>ig –ist das M<strong>in</strong>deste,<br />
was Unternehmentun können. Besser<br />
heute als morgen.<br />
Die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime<br />
ist im Landeskrim<strong>in</strong>alamtangesiedelt.<br />
Die Mitarbeiter s<strong>in</strong>d Ansprechpartnerfür<br />
Unternehmen, Verbände undBehörden.<br />
Sie nehmen Meldungen zu Sicherheitsvorfällenmit<br />
Cybercrime-H<strong>in</strong>tergrund<br />
entgegen undleitenentsprechende Sofortmaßnahmen<br />
e<strong>in</strong>, um Betroffene zu<br />
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weiteren Vorgehen.<br />
Kontakt:03518553226,zac.lka@polizei.sachsen.de,<br />
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Alle sprechen vonDigitalisierung,aber<br />
jeder me<strong>in</strong>t etwas anderes. Das ist besonders<br />
beim Zusammenspiel von Digitalisierung<br />
und Schulen der Fall. Die<br />
Anforderungen der Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />
unterscheiden sich grundlegend<br />
von Behörden, Unternehmen<br />
oder privaten Haushalten. Und trotzdem<br />
werden sie oft mite<strong>in</strong>ander verglichen.<br />
Das ist wie der Vergleich mit<br />
Äpfeln und Birnen. Er h<strong>in</strong>kt.<br />
Bei der Digitalisierung von Schulen<br />
s<strong>in</strong>d die Herausforderungen komplex.<br />
Es entstehen Fragen über mögliche<br />
Handlungsoptionen und konkrete<br />
Umsetzungen von zielorientierten<br />
Konzepten.<br />
Im Jahr 1995 entwickelte ich me<strong>in</strong><br />
erstes <strong>in</strong>teraktives Lernsystem an den<br />
Unis Dresden und Bamberg. Das Ziel<br />
war damals wie heute das gleiche:<br />
Studentenmit digitalen Lernprozessen<br />
waren im Gegensatz zu denen mit<br />
analogen Lernsystemen besser aufgestellt,<br />
schneller und erfolgreicher <strong>in</strong><br />
den Prüfungen. Natürlich eignen sich<br />
nicht alle Themen für re<strong>in</strong>es digitales<br />
Lernen und es ist ke<strong>in</strong> Allheilmittel für<br />
praxisorientiertes Lernen. Sieht man<br />
die Digitalisierung jedoch als Unterstützung<br />
und Mittel zum Zweck, s<strong>in</strong>d<br />
die Erfolge und Vorteile nicht zuignorieren.<br />
Dem Grundsatz folgend „Technik folgt<br />
der Pädagogik“ beschäftigen sich bei<br />
der <strong>Sachsen</strong> Digital Consult<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Dresden<br />
<strong>in</strong>zwischen 17 Mitarbeiter mit der<br />
Umsetzung der Digitalisierung von<br />
Schulen im gesamtenBundesgebiet.<br />
Warum ist diese Thematik so brisant?<br />
Matthias Hundt,CEO – Jana Gadow, COO<br />
Digitalisierung geht mit e<strong>in</strong>er Umstellung<br />
unserer Lebensweise, des<br />
Handelns und e<strong>in</strong>er neuen Art des<br />
sozialen Mite<strong>in</strong>anders e<strong>in</strong>her.<br />
Dabei kommt esauf die E<strong>in</strong>ordnung<br />
und Gruppierung an. E<strong>in</strong> Grundbauste<strong>in</strong><br />
von Digitalisierung ist die IT-<br />
Sicherheit.E<strong>in</strong> elementarer Bestandteil<br />
der IT-Sicherheit ist der Umgang mit<br />
Daten. E<strong>in</strong> wichtiger Teil beim Umgang<br />
mit Daten ist die Verarbeitung und<br />
Über dieAutoren<br />
•Matthias Hundt und Jana Gadow<br />
s<strong>in</strong>d die Geschäftsleitung der<br />
<strong>Sachsen</strong> DigitalConsult<strong>in</strong>g und<br />
der FibreHold<strong>in</strong>g und beschäftigen<br />
sich beruflich schon seit 30<br />
Jahren mit den Themen Digitalisierung,Softwareentwicklung<br />
und IT-Sicherheit.<br />
Speicherung von personenbezogenen<br />
Daten, auch bekannt als Datenschutz<br />
oder <strong>in</strong>zwischen umgangssprachlich<br />
als DSGVO. Diese Zusammenhänge<br />
wurden uns nie vermittelt und so wird<br />
Datenschutz auch oft mit IT-Sicherheit<br />
verwechselt.<br />
Wir müssen uns vier grundlegenden<br />
Herausforderungen an Schulen stellen:<br />
technische Anforderungen, IT-Sicherheit,DSGVO<br />
und Gesundheitsrelevanz.<br />
•Die <strong>Sachsen</strong> DigitalConsult<strong>in</strong>g<br />
beschäftigt sich hauptsächlich<br />
mit dem Thema DigitalPaktSchule<br />
und ist bis jetzt bundesweit<br />
der e<strong>in</strong>zige Gesamtdienstleister<br />
für dieses Thema.<br />
•Die FibreHold<strong>in</strong>g beschäftigt<br />
sich mit dem Orchestrieren von<br />
Breitbandausbau für Kommunen.<br />
Betrachten wir e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> durchschnittliches<br />
Gymnasium mit circa<br />
1.000 Schülern.<br />
Wir reden jetzt nicht von Berufsschulzentrenoder<br />
noch komplexerenSchulformen,<br />
aufgrund ihrer Anforderungen.<br />
Alle digitalen Medien wie PC, Monitor,<br />
Active Boards, <strong>in</strong>teraktive Tafel, Notebook,<br />
Laptop, Tablet, Smartphone,<br />
Beamer, Dokumentenkamera, Bildund<br />
Tonsysteme, Drucker, Scanner,<br />
Server, Router, Switches und Robotics-<br />
Systeme s<strong>in</strong>d als PC mit eigenständigem<br />
Betriebssystem zu verstehen.<br />
Jede E<strong>in</strong>heit benötigt <strong>in</strong>dividuellen<br />
Support und hat spezielle Wartungsanforderungen,<br />
eigene Lieferantenund<br />
unterschiedliche Sicherheitsstandards.<br />
Außerdem kommen viele Geräte, beispielsweise<br />
die schulischen Endgeräte<br />
der Pädagogen und der Schüler sowie<br />
die privaten Endgeräteder Schüler,sowohl<br />
im Schulnetz als auch im Homeofficezum<br />
E<strong>in</strong>satz. Würdeman nundie<br />
Sicherheitsauflagen e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />
Verwaltung oder e<strong>in</strong>es <strong>Wirtschaft</strong>sunternehmens<br />
auf diese Geräte projizieren,<br />
wären gut 90 Prozent der<br />
schulischen Anwendungen unbrauchbar.<br />
Das bedeutet <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong> Sicherheitsmanagement<br />
für gut 5.000 bis<br />
10.000 Geräte mit den unterschiedlichsten<br />
Betriebssystemen und allen<br />
erdenklichen Updateständen –annur<br />
e<strong>in</strong>er Schule<strong>in</strong>richtung! E<strong>in</strong> technischer<br />
Gemüseladen. Und die Gewährleistung<br />
der IT-Sicherheit und die Umsetzung<br />
der DSGVO s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Herausforderung<br />
und verlangen <strong>in</strong>novativeAnsätzeund<br />
Umsetzungsstrategien.<br />
Leider kollidiert diese mit den althergebrachten<br />
Strukturen, Ressourcen<br />
und Denkweisen e<strong>in</strong>er öffentlichen<br />
Verwaltung.<br />
Für die erfolgreiche Zukunft unserer<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendlichen s<strong>in</strong>d Lehrerfortbildung,<br />
Wartung, Betrieb und<br />
Support der neuen Medien die größte<br />
Herausforderung Deutschlands im digitalen<br />
Schulzeitalter.<br />
Unternehmen, die sich der Unterstützung<br />
und der zielführenden Umsetzung<br />
dieser Problematik annehmen,<br />
s<strong>in</strong>d heutekompetente Partnerfür alle<br />
Schulträger und deren Mitarbeiter.<br />
SDC<strong>Sachsen</strong><br />
DigitalConsult<strong>in</strong>g GmbH<br />
Tel.: +49 351320 46 350<br />
Fax: +49351 32046315<br />
<strong>Sachsen</strong>DC.de
36 ANZEIGE<br />
Cybersicher im Unternehmen<br />
Cyberkrim<strong>in</strong>alität hat sich <strong>in</strong> kürzester Zeit zu e<strong>in</strong>em der größten Risiken für Unternehmen entwickelt.<br />
Vorsorge und Schutz vor Cyberangriffen s<strong>in</strong>d für jedes Unternehmen das Gebot der Stunde.<br />
In den letzten Jahren sorgten verschiedene<br />
Cyberattacken immer wieder für<br />
Aufsehen. So wurden unter anderem die<br />
Passwörter von fast 1.000 Politikern,<br />
Künstlern, Journalisten und anderen Prom<strong>in</strong>enten<br />
gehackt und deren Daten<br />
über Twitter veröffentlicht. Der Datendieb:<br />
e<strong>in</strong> 20-jähriger Schüler mit - nach<br />
Expertene<strong>in</strong>schätzungen - „durchschnittlichen“<br />
Computerkenntnissen.<br />
Der Diebstahl von Prom<strong>in</strong>entendaten<br />
sorgte für reichlich medialen Wirbel. Der<br />
wirtschaftliche Schaden hielt sich zwar<br />
<strong>in</strong> Grenzen. Reputation und Ansehen der<br />
Betroffenen aber waren deutlich gefährdet,<br />
die Veröffentlichung von Familienfotos,<br />
Kreditkarten<strong>in</strong>fos, privaten Chats<br />
und partei<strong>in</strong>ternen Dokumenten m<strong>in</strong>destens<br />
unangenehm.<br />
E<strong>in</strong>fallstor E-Mail<br />
Dr. Mirko Mehnert<br />
Mitglied des Vorstandes der Sparkassen-Versicherung<br />
<strong>Sachsen</strong>, verantwortet<br />
im Unternehmen Schadenversicherungen<br />
und IT.<br />
Der Erfolg dieser und anderer Cyberattacken<br />
zeigt: Trotz aller Warnungen wird<br />
es Hackern oft leicht gemacht, Daten<br />
auszuspähen. Mangelndes Risikobewusstse<strong>in</strong>,<br />
mangelndes technisches Verständnis<br />
und menschliche Schwächen<br />
sorgen für Sicherheitslücken, die Cyberkrim<strong>in</strong>elle<br />
kennen und nutzen. Nicht nur<br />
im privaten Umfeld. E<strong>in</strong> Beispiel: Cyberkrim<strong>in</strong>elle<br />
<strong>in</strong>fizieren E-Mails von Unternehmen<br />
mit Schadsoftware, weil sie wissen,<br />
dass der elektronische Poste<strong>in</strong>gang<br />
meist schnell überflogen und schnell geöffnet<br />
wird. Etwa 60 Prozent aller Cyberattacken<br />
f<strong>in</strong>den darüber ihren Weg <strong>in</strong><br />
die Unternehmen. Mit verheerender<br />
Wirkung: Der IT-Branchenverband Bitkom<br />
beziffert die durch Datendiebstahl,<br />
Sabotage und Spionage <strong>in</strong> den letzten<br />
zwei Jahren <strong>in</strong> Deutschland verursachten<br />
Schäden auf 55 Milliarden Euro.<br />
Cyberattacken zielen dabei nicht nur auf<br />
die globalen Player. E<strong>in</strong>e repräsentative<br />
Forsa-Umfrage zu Cyberrisiken bei Entscheidern<br />
kle<strong>in</strong>er und mittelständischer<br />
Unternehmen im Auftrag des Gesamtverbandes<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
fand heraus, dass 30<br />
Prozent der Unternehmen bereits von<br />
Cyberangriffen betroffen waren und 43<br />
Prozent davon ihren Betrieb daraufh<strong>in</strong><br />
zeitweise stilllegen mussten.<br />
Cybersicherheit und Cyberschutz s<strong>in</strong>d<br />
deshalb für jedes Unternehmen - unabhängig<br />
von der Größe - das Gebot der<br />
Stunde und beg<strong>in</strong>nen weit vor dem Hacker-Angriff.<br />
E<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag<br />
leisten dabei Cyberversicherungen wie<br />
der Sparkassen-Cyber-Schutz, der nicht<br />
nur bei Schäden nach e<strong>in</strong>er Attacke hilft,<br />
sondern Unternehmen mit umfangreichem<br />
Experten-Know-how bei der Prävention<br />
unterstützt. Wie das konkret<br />
aussieht und warum Cybersicherheit gerade<br />
jetzt hochaktuell ist, erklärt Dr. Mirko<br />
Mehnert vom Vorstand der Sparkassen-Versicherung<br />
<strong>Sachsen</strong> im Interview.<br />
Sicherer mit<br />
Sparkassen-Cyber-Schutz<br />
Herr Dr. Mehnert, Cyberattacken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
aller Munde, die Cyberversicherung<br />
aber noch nicht. Woran liegt das?<br />
Die Cyberversicherung ist <strong>in</strong> unserer<br />
Branche noch immer e<strong>in</strong> vergleichsweise<br />
neues Angebot und deshalb auch bei<br />
vielen Unternehmern noch nicht bekannt<br />
genug. Wir s<strong>in</strong>d aber dabei, dies<br />
zu ändern.<br />
Weil das Cyberrisiko nicht zu<br />
unterschätzen ist?<br />
Richtig. Für Unternehmen ist es neben<br />
dem Risiko e<strong>in</strong>er Betriebsunterbrechung<br />
zur größten Gefahr geworden.<br />
Wird die Gefahr unterschätzt, weil sie<br />
„nur“ virtuell daherkommt?<br />
Genau deshalb ist sie schwieriger zu fassen.<br />
E<strong>in</strong>en „normalen“ E<strong>in</strong>bruch kann<br />
man sich vorstellen und verschließt deshalb<br />
Türen und Fenster. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong><br />
Datensysteme ist schwerer vorstellbar.<br />
Aber Sicherheitsmaßnahmen s<strong>in</strong>d hier<br />
genauso notwendig, nicht selten sogar<br />
existenziell.<br />
Setzt Ihre Cyberversicherung, der<br />
Sparkassen-Cyber-Schutz, deshalb<br />
bereits bei der Prävention an?<br />
Unsere Cyberversicherung leistet viel<br />
mehr als das, was man von herkömmlichen<br />
Versicherungen kennt. Sie hilft<br />
nicht nur bei Schäden nach e<strong>in</strong>em Hackerangriff.<br />
Sie hilft zuerst e<strong>in</strong>mal Unternehmen,<br />
ihre Systeme sicherer zu machen.<br />
Wir möchten damit vor allem kle<strong>in</strong>e<br />
und mittelständische Unternehmen<br />
unterstützen, die nicht über eigene spezialisierte<br />
IT-Bereiche verfügen.<br />
Quick-Check: Ist Ihr Unternehmen cybersicher?<br />
❏ ja<br />
❏ ne<strong>in</strong><br />
❏ ja<br />
❏ ne<strong>in</strong><br />
❏ ja<br />
❏ ne<strong>in</strong><br />
❏ ja<br />
❏ ne<strong>in</strong><br />
Machen Sie für Ihr Unternehmen e<strong>in</strong>en kurzen Check:<br />
S<strong>in</strong>d die wichtigsten Unternehmensdaten<br />
m<strong>in</strong>destens durch<br />
e<strong>in</strong>e wöchentliche Datensicherung<br />
vor Verlust geschützt?<br />
Ist die Datensicherung<br />
physisch getrennt von den<br />
gesicherten Systemen<br />
aufbewahrt?<br />
Wird durch regelmäßige Tests<br />
sichergestellt, dass Datensicherung<br />
und -wiederherstellung<br />
funktionieren?<br />
S<strong>in</strong>d für alle Nutzer von <strong>in</strong>formationsverarbeitenden<br />
Systemen<br />
benutzerbezogene Zugänge mit<br />
Passwort e<strong>in</strong>gerichtet?<br />
❏ ja<br />
❏ ne<strong>in</strong><br />
❏ ja<br />
❏ ne<strong>in</strong><br />
❏ ja<br />
❏ ne<strong>in</strong><br />
❏ ja<br />
❏ ne<strong>in</strong><br />
S<strong>in</strong>d adm<strong>in</strong>istrative Zugänge ausschließlich<br />
Adm<strong>in</strong>istratoren und diesen<br />
ausschließlich für adm<strong>in</strong>istrative<br />
Tätigkeiten vorbehalten?<br />
S<strong>in</strong>d über das Internet erreichbare<br />
oder mobile Geräte mit zusätzlichem<br />
Schutz vor unberechtigten Zugriffen<br />
geschützt?<br />
S<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>formationsverarbeitenden<br />
Systeme gegen Schadsoftware geschützt<br />
und wird dieser Schutz automatisch auf<br />
dem aktuellen Stand gehalten?<br />
S<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>formationsverarbeitenden<br />
Systeme selbst auf dem aktuellen<br />
Stand und werden Sicherheitsupdates<br />
automatisch oder zeitnah <strong>in</strong>stalliert.<br />
Ihr schneller Weg zu mehr Cybersicherheit: cyber@sv-sachsen.de · Kontakt: wir-versichern-sachsen.de<br />
Sie bieten dazu unter anderem e<strong>in</strong>en<br />
Cyber- und Datenschutz-Führersche<strong>in</strong><br />
an. Was verbirgt sich dah<strong>in</strong>ter?<br />
Cybersicherheit hat m<strong>in</strong>destens zwei<br />
Seiten - die technisch-organisatorische<br />
und die menschliche - und funktioniert<br />
nur im Zusammenspiel. Umfragen belegen<br />
aber, dass 42 Prozent der Mitarbeiter<br />
ke<strong>in</strong> ausreichendes Bewusstse<strong>in</strong> für<br />
IT-Sicherheit haben. Im Präventionsbauste<strong>in</strong><br />
unseres Cyber-Schutzes ist deshalb<br />
e<strong>in</strong> Mitarbeitertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit Zertifikat <strong>in</strong>tegriert.<br />
Was passiert, wenn es trotz<br />
Vorsichtsmaßnahmen zum<br />
Hackerangriff gekommen ist?<br />
Als Versicherung übernehmen wir die<br />
Kosten für die Schäden, die durch Datendiebstahl<br />
und dadurch bed<strong>in</strong>gte Unterbrechung<br />
des Geschäftsbetriebs entstanden<br />
s<strong>in</strong>d. Wir kommen auch für<br />
Schadenersatzforderungen von Dritten<br />
auf, die diese zum Beispiel wegen Datenmiss-brauch<br />
oder Lieferverzug geltend<br />
machen, und wehren analog e<strong>in</strong>er<br />
Haftpflichtversicherung unberechtigte<br />
Forderungen ab.<br />
Hilft der Cyber-Schutz auch, Schäden für<br />
betroffene Unternehmen so ger<strong>in</strong>g wie<br />
möglich zu halten?<br />
Ja. Wenn Daten ausgespäht oder gekapert<br />
wurden, kommt es darauf an,<br />
schnell die Ursachen zu klären, Schäden,<br />
zum Beispiel durch weitere Verbreitung<br />
von Schadsoftware, zu verh<strong>in</strong>dern, die<br />
Daten schnell wiederherzustellen und<br />
die Systeme wieder zum Laufen zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Hier unterstützen wir mit Knowhow,<br />
vermitteln IT-Forensik-Experten<br />
und bezahlen diese auch. Dazu können<br />
auf Unternehmer nach e<strong>in</strong>er Cyberattacke<br />
noch Meldepflichten zukommen.<br />
Kunden, Geschäftspartner und gegebenenfalls<br />
die Öffentlichkeit müssen <strong>in</strong>formiert<br />
werden.<br />
Kann die Versicherung auch hier<br />
unterstützen?<br />
Auch hier gehen die Leistungen unseres<br />
Sparkassen-Cyber-Schutzes weit über<br />
das bekannte Maß e<strong>in</strong>er üblichen Versicherung<br />
h<strong>in</strong>aus. Aus der Erfahrung, dass<br />
e<strong>in</strong>e Cyberattacke im Ernstfall nicht mit<br />
der Wiederherstellung der Daten erledigt<br />
ist, haben wir <strong>in</strong> das Leistungspaket<br />
die Rechtsberatung durch Fachanwälte<br />
für IT- und Datenschutzrecht genauso<br />
mit aufgenommen wie die Unterstützung<br />
durch Kommunikationsexperten.<br />
Im Ernstfall kümmern wir uns auch um<br />
die Information von Kunden und Geschäftspartnern<br />
und halten so Unternehmern<br />
den Rücken frei, damit sie sich<br />
ganz auf die Wiederherstellung ihres Geschäftsbetriebes<br />
konzentrieren können.
ROBOTIK & DIGITALISIERUNG 37<br />
<strong>Sachsen</strong>s Mekka der<br />
Blockcha<strong>in</strong>-<strong>Wirtschaft</strong><br />
Die mittelsächsische Hochschulstadt Mittweida baut systematisch e<strong>in</strong> ganzes<br />
Ökosystem r<strong>in</strong>gs um die geblockten digitalen Wertketten auf.<br />
Von Heiko Weckbrodt<br />
Dresden hat se<strong>in</strong>e Mikroelektronik,<br />
Chemnitz se<strong>in</strong>en Werkzeugmasch<strong>in</strong>enbau<br />
– und Mittweida<br />
se<strong>in</strong>e Blockcha<strong>in</strong>: Hier war 2015<br />
mit „Slock.it“ e<strong>in</strong>es der ersten erfolgreichen<br />
ostdeutschen Unternehmungen der<br />
sogenannten „Web3“-Ökonomie entstanden<br />
und mittlerweile baut die vergleichsweise<br />
kle<strong>in</strong>e Hochschulstadt <strong>in</strong> Mittelsachsen<br />
e<strong>in</strong> ganzes Ökosystem rund um<br />
die manipulationssicher verknüpften Ketten<br />
aus digitalen Werten auf. „Wir gehen<br />
hier etwas ganz Neues an“, betont Professor<br />
Andreas Ittner von der Hochschule<br />
Mittweida. Er gehört zu den Architekten<br />
der „Blockcha<strong>in</strong>-Schaufensterregion Mittweida“,<br />
die Partner aus der regionalen<br />
Szene zusammenbr<strong>in</strong>gt, um praktische,<br />
lukrative E<strong>in</strong>satzbeispiele für die Blockcha<strong>in</strong><br />
zu generieren.<br />
„Wir wollen damit zeigen, dass Mittweida<br />
auf e<strong>in</strong>e neue, moderne Technologie<br />
setzt und damit e<strong>in</strong> ganzes Ökosystem<br />
von der Forschung über die Ausbildung<br />
bis h<strong>in</strong> zu Ansiedlungen und Ausgründungen<br />
generiert.“<br />
„Die Blockcha<strong>in</strong> ist gekommen,<br />
um zu bleiben“<br />
Zugleich wendet sich der Professor gegen<br />
all jene Pessimisten, die Blockcha<strong>in</strong>s<br />
auf spekulationsträchtige Kryptowährungen<br />
wie „Bitco<strong>in</strong>“ reduzieren und dar<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e nur vorübergehende Modeersche<strong>in</strong>ung<br />
sehen: In se<strong>in</strong>en Augen kann<br />
diese noch junge digitale Technologie<br />
der Saatkristall für neue Wertschöpfungsketten<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> und darüber h<strong>in</strong>aus<br />
se<strong>in</strong>. „Die Blockcha<strong>in</strong> ist gekommen, um<br />
zu bleiben“, ist der Experte für „Informatik<br />
und verteilte Informationssysteme“<br />
überzeugt.<br />
Um zu verstehen, warum die Blockcha<strong>in</strong><br />
mehr ist als nur der 1.000. Versuch,<br />
e<strong>in</strong>e unknackbare Verschlüsselungstechnik<br />
zu entwickeln, lohnt e<strong>in</strong>e kurze Zeitreise<br />
zurück <strong>in</strong> die Zeit nach der Jahrtausendwende.<br />
Die<br />
Dot-com-Spekulationsblase<br />
war<br />
eben erst geplatzt<br />
und unverdrossene<br />
Visionäre<br />
g<strong>in</strong>gen<br />
daran, solidere<br />
Geschäftsmodelle<br />
im weltweiten<br />
Netz zu stricken. Allerd<strong>in</strong>gs blieb das<br />
Internet e<strong>in</strong> Netz der Kopien: Die Schöpfer<br />
des World Wide Webs folgten<br />
dem Gedanken, dass die „Information<br />
frei ist“ und das Internet dem Austausch<br />
von Gedanken, Forschungsergebnissen,<br />
Texten und digitalen Objekten dient.<br />
Von daher gab es für sie auch ke<strong>in</strong>en<br />
Grund, zwischen Orig<strong>in</strong>al und Kopie zu<br />
unterscheiden.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel: Zwar könnte man anhand<br />
von Zeitstempeln versuchen, das<br />
„Orig<strong>in</strong>al“ e<strong>in</strong>es zigfach onl<strong>in</strong>e geteilten<br />
Bildes zu identifizieren. Doch der Versuch<br />
ist müßig, denn solche e<strong>in</strong>gebetteten<br />
Datei<strong>in</strong>formationen s<strong>in</strong>d leicht manipulierbar<br />
und e<strong>in</strong>e Datei ist so gut wie die<br />
andere. Dasselbe gilt für virtuelle Kunstwerke,<br />
digitales Geld oder andere werthaltige<br />
Güter der Onl<strong>in</strong>e-Welt: Wer sollte<br />
Geld für e<strong>in</strong> digitales Artefakt ausgeben,<br />
wenn e<strong>in</strong>e Kopie ganz leicht gezogen und<br />
„Der Arbeitsmarkt<br />
für Blockcha<strong>in</strong>-<br />
Experten ist wie<br />
leer gefegt.“<br />
„Mit e<strong>in</strong>er blockcha<strong>in</strong>-basierten Identitätsverwaltung im Internet könnten wir <strong>in</strong> Zukunft die Hoheit über unsere persönlichen Informationen zurückgew<strong>in</strong>nen“, so die<br />
Vision von Informatik-Professor Andreas Ittner. Foto:Hochschule Mittweida<br />
ununterscheidbar vom verme<strong>in</strong>tlichen<br />
Orig<strong>in</strong>al ist? Dann kam e<strong>in</strong> Mensch, der<br />
bis heute nur unter dem Pseudonym Satoshi<br />
Nakamoto bekannt ist. Er skizzierte<br />
2008 das Konzept für die Kryptowährung<br />
„Bitco<strong>in</strong>“. Die Grundidee basierte auf<br />
Konzepten, die die Kryptoszene seit den<br />
1990ern nach und nach entwickelt hatte:<br />
Nicht mehr e<strong>in</strong>e zentrale Instanz wie e<strong>in</strong>e<br />
Notenbank oder e<strong>in</strong> Schlüssel-Rechner<br />
sollte überprüfen, ob etwas „echt“ und<br />
unmanipuliert ist. Vielmehr bauen die<br />
zugriffsberechtigten Nutzer der „Blockcha<strong>in</strong>“<br />
e<strong>in</strong>e dezentrale Kette aus fest zusammengeschmiedeten,<br />
geblockten<br />
digitalen<br />
Gliedern im<br />
Netz auf. Diese<br />
Ane<strong>in</strong>anderreihung<br />
ist e<strong>in</strong>erseits<br />
stark verschlüsselt,<br />
andererseits<br />
ist jeder<br />
Manipulationsversuch an älteren Gliedern<br />
sofort für jeden Nutzer sichtbar. Erzeugen<br />
lassen sich solche E<strong>in</strong>heiten – wie<br />
eben zum Beispiel E<strong>in</strong>heiten des Kryptogeldes<br />
„Bitco<strong>in</strong>“ - nur durch erhebliche<br />
Beiträge zur Verschlüsselung <strong>in</strong> Form von<br />
Rechenleistung.<br />
„2013 habe ich das erste Mal von Bitco<strong>in</strong>s<br />
und Blockcha<strong>in</strong>s gehört und musste<br />
das mehrmals lesen, bevor ich das Konzept<br />
richtig verstanden hatte“, erzählt<br />
Prof. Ittner. „Aber als es bei mir ,Klick‘ gemacht<br />
hatte, habe ich gedacht: ,Wenn<br />
das funktioniert, kann das e<strong>in</strong>e ganz große<br />
Sache werden‘“. Ab 2014 baute er die<br />
Blockcha<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Vorlesungen e<strong>in</strong>,<br />
2015 gründete sich das Blockcha<strong>in</strong>-Unternehmen<br />
„Slock.it“ <strong>in</strong> Mittweida und 2017<br />
entstand das „Blockcha<strong>in</strong> Competence<br />
Center Mittweida“. Nur e<strong>in</strong> Jahr später<br />
bot die Hochschule den ersten Blockcha<strong>in</strong>-Masterstudiengang<br />
<strong>in</strong> Deutschland<br />
an. In ganz Europa gab es damals nur<br />
noch auf Malta etwas Vergleichbares.<br />
Seither ist die Zahl der jungen Männer<br />
und Frauen, die <strong>in</strong> Mittweida e<strong>in</strong> Blockcha<strong>in</strong>-Studium<br />
beg<strong>in</strong>nen, immer weiter<br />
gestiegen. Für das W<strong>in</strong>tersemester<br />
<strong>2022</strong>/23 haben sich bisher über 100 angehende<br />
Akademiker beworben. Denn die<br />
Berufsaussichten für die Absolventen<br />
s<strong>in</strong>d rosig. „Der Arbeitsmarkt für Blockcha<strong>in</strong>-Experten<br />
ist wie leer gefegt“, betont<br />
Schaufenster-Koord<strong>in</strong>ator Dr. Volker<br />
Wannack von der Hochschule Mittweida.<br />
Um diesen akademischen Vorsprung<br />
<strong>in</strong> Wertschöpfung, Jobs und gesellschaftlichen<br />
Mehrwert für die Region zu verwandeln,<br />
taten sich 2019 die Hochschule,<br />
die Stadt und die Volksbank Mittweida<br />
zum Verbundprojekt „Blockcha<strong>in</strong>-Schaufensterregion<br />
Mittweida“ zusammen. Geme<strong>in</strong>sam<br />
mit 133 Partnern wollen sie<br />
hier bis 2025 rund e<strong>in</strong> Dutzend praktische<br />
E<strong>in</strong>satzbeispiele für die Blockcha<strong>in</strong>-<br />
Technologien schaffen. Rund zehn Millionen<br />
Euro Zuschuss werden bis dah<strong>in</strong><br />
vom Bundesforschungsm<strong>in</strong>isterium nach<br />
Mittweida fließen.<br />
Digitale Zeugnisse mit<br />
„Frisier“-Schutz<br />
Im Teilprojekt „Echt“ beispielsweise testen<br />
die mittelsächsischen Forscher geme<strong>in</strong>sam<br />
mit der Dresdner Informationstechnologie-Beratungsfirma<br />
„Quadrio“<br />
e<strong>in</strong> System, das fälschungssichere digitale<br />
Zeugnisse per Blockcha<strong>in</strong> ausstellt. „Zwar<br />
bewerben sich Absolventen auch heute<br />
schon mit digitalen Kopien ihrer Studienabschlusszeugnisse<br />
– aber die kann man<br />
theoretisch mit Photoshop durchaus frisieren“,<br />
erklärt Andreas Ittner. Tatsächlich<br />
s<strong>in</strong>d bisher <strong>in</strong> Deutschland immer<br />
wieder Fälle bekannt geworden, <strong>in</strong> denen<br />
Hochstapler mit gefälschten Zeugnissen<br />
teils jahrelang als Arzt, Anwalt oder Banker<br />
gearbeitet haben, bevor der Schw<strong>in</strong>del<br />
aufflog. „Mit unserer Blockcha<strong>in</strong>-Lösung<br />
können dagegen alle Seiten die<br />
Echtheit und Gültigkeit des e<strong>in</strong>gereichten<br />
digitalen Zeugnisses sofort überprüfen.<br />
Außerdem lassen sich damit auch<br />
nur ausgewählte Daten freigeben, zum<br />
Beispiel nur die Noten, die fürs Unternehmen<br />
relevant s<strong>in</strong>d.“ Die Hochschule Mittweida<br />
teste das neue digitale Zeugnis derzeit<br />
zunächst <strong>in</strong>tern, der <strong>Wirtschaft</strong>spartner<br />
„Quadrio“ biete das System aber <strong>in</strong>zwischen<br />
bereits Kommunen und anderen<br />
Kunden an – beispielsweise für digitale<br />
Gesundheitszeugnisse oder Schweißerpässe.<br />
Das Projekt „eVot<strong>in</strong>g“ wiederum<br />
zielt auf digitale Wahlen. Die Blockcha<strong>in</strong>-<br />
Technologie soll dabei unerkannte Manipulationen<br />
ausschließen, andererseits<br />
auch beweisen, dass jede Stimme gezählt<br />
wurde. Damit dürften sich auch Debatten<br />
wie nach den jüngsten Präsidentenwahlen<br />
<strong>in</strong> den USA weitgehend erledigen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
wollen die Mittweidaer nicht<br />
gleich mit der Präsidentschaftsliga e<strong>in</strong>steigen,<br />
sondern damit erst mal „kle<strong>in</strong>ere“<br />
Wahlen für Studiengremien, Beiräte<br />
oder dergleichen absichern.<br />
„CSI“ wiederum hat nichts mit e<strong>in</strong>er<br />
bekannten Krimiserie zu tun, sondern<br />
steht für e<strong>in</strong> neuartiges blockcha<strong>in</strong>-basiertes<br />
Absicherungssystem. Anders als e<strong>in</strong>e<br />
klassische „Versicherung“ begründet<br />
e<strong>in</strong>e „Absicherung“ ke<strong>in</strong>en Rechtsanspruch,<br />
mag aber zum Beispiel durchaus<br />
gewisse überschaubare Risiken etwas abfedern.<br />
„Das kann zum Beispiel e<strong>in</strong>e Absicherung<br />
gegen Zugausfälle oder gegen<br />
wetterbed<strong>in</strong>gte Umsatzausfälle bei<br />
Schaustellern und Gastronomen se<strong>in</strong>“,<br />
erklärt Andreas Ittner. „Im Vergleich zur<br />
klassischen Versicherung mit all ihrem<br />
bürokratischen Aufwand kann die Blockcha<strong>in</strong><br />
für e<strong>in</strong>e schlanke, preiswerte und<br />
dezentrale Lösung sorgen.“<br />
Noch stecken die meisten Teilprojekte<br />
für das Blockcha<strong>in</strong>-Schaufenster <strong>in</strong> den<br />
K<strong>in</strong>derschuhen. Viele Akteure aus der Region<br />
s<strong>in</strong>d noch zögerlich, sich auf die<br />
neuen, durchgängig digitalen Technologieketten<br />
e<strong>in</strong>zulassen. Die Initiatoren sehen<br />
aber großes Potenzial. Sie möchten<br />
unter anderem digitale Plattformen für<br />
die wachsende Wasserstoffwirtschaft sowie<br />
Blockcha<strong>in</strong>s für komplette Produktionsnetzwerke<br />
knüpfen.<br />
Und auch für den Endnutzer bergen<br />
die Blockketten neue Chancen: „Mit e<strong>in</strong>er<br />
blockcha<strong>in</strong>-basierten Identitätsverwaltung<br />
im Internet könnten wir <strong>in</strong> Zukunft<br />
die Hoheit über unsere persönlichen<br />
Informationen zurückgew<strong>in</strong>nen<br />
und sie den großen Datenkraken entreißen“,<br />
me<strong>in</strong>t Andreas Ittner. „Wir könnten<br />
dann selbst entscheiden, welche unserer<br />
Daten wir wem freigeben und was<br />
wir dafür haben wollen, etwa Gratis-Versand<br />
im Onl<strong>in</strong>e-Shop, e<strong>in</strong>en Rabatt oder<br />
e<strong>in</strong>e Zugabe.“<br />
Dann sei es die Wahl des Konsumenten,<br />
ob er zum Beispiel dem Lebensmittel-Händler<br />
die per Blockcha<strong>in</strong> vom Kraftfahrzeugbundesamt<br />
bestätigte Information<br />
gibt, dass er e<strong>in</strong>en Mercedes fährt. Für<br />
den Händler ist solch e<strong>in</strong>e Information e<strong>in</strong>iges<br />
wert, denn sie ist garantiert echt<br />
und er kann daraus e<strong>in</strong>e gewisse Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
ableiten, dass der Onl<strong>in</strong>e-<br />
Besucher womöglich mehr aus dem Bio-<br />
Sortiment kaufen würde, erläutert der Informatik-Professor.<br />
„Wenn ich will, kann<br />
ich dann eben diese Information verkaufen<br />
und me<strong>in</strong>e Daten selbst monetarisieren,<br />
statt dies den großen Plattformen zu<br />
überlassen.“<br />
Weitere Informationen zur Blockcha<strong>in</strong>-<br />
Schaufensterregion Mittweida gibt es<br />
hier im Netz: blockcha<strong>in</strong>-mittweida.com<br />
Infos zum Blockcha<strong>in</strong>-Studium <strong>in</strong> Mittweida:<br />
cb.hs-mittweida.de/studienangebote-der-fakultaet/blockcha<strong>in</strong>-distributed-ledger-technologies-dlt
38 ROBOTIK&DIGITALISIERUNG<br />
„Mama-Hotel fürUnternehmen“<br />
FirmenkönnenabsofortArbeitsplätze<br />
<strong>in</strong> Dresdens Co-Innovation Campus buchen.<br />
Von Nora Miethke<br />
Dresden ist um e<strong>in</strong>en Ort reicher,<br />
an dem sich Kreative und Gründerteams<br />
treffen, vernetzen, zusammenarbeiten<br />
können. Ende Juni eröffnete<br />
derCo-Innovation Campus gegenüber<br />
vom Bahnhof Dresden-Neustadt. Ursprünglich<br />
wurde dasGebäude <strong>in</strong> der Antonstraße<br />
25 als Hotel gebaut. Deshalb<br />
bezeichnet Mart<strong>in</strong> Fiedler den Co-Innovation<br />
Campus gern als „Mama-Hotel für<br />
Unternehmen“. Er und se<strong>in</strong>e Firma Ljnk<br />
betreiben das Gebäude geme<strong>in</strong>sam mit<br />
dem Smart Systems Hub.<br />
Unternehmen können Arbeitsplätze<br />
buchen, 62 gibt es <strong>in</strong>sgesamt. Mobiliar,<br />
Internetanschluss, Strom –alles wird geliefert,<br />
bis auf Essen und Tr<strong>in</strong>ken. Darum<br />
muss sich selbst gekümmert werden.<br />
Aber der Co-Innovation Campus ist nicht<br />
e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong> Start-up-Inkubator oder<br />
e<strong>in</strong> Cowork<strong>in</strong>g Space. „Das Besondere ist,<br />
dass alle Unternehmen hier imgleichen<br />
Technologieumfeld unterwegs s<strong>in</strong>d, und<br />
zwar Technologien für das Internet der<br />
D<strong>in</strong>ge (IoT )entwickeln“, erklärt Michael<br />
Kaiser, Geschäftsführer des Smart Systems<br />
Hub.<br />
Das Internet of Th<strong>in</strong>gs (IoT) ist die Bezeichnung<br />
für das Netzwerk physischer<br />
Objekte („Th<strong>in</strong>gs“), die mit Sensoren,<br />
Software und anderer Technik ausgestattet<br />
s<strong>in</strong>d, um diese mit anderen Geräten<br />
und Systemen über das Internet zu vernetzen,<br />
sodass zwischen den Geräten Daten<br />
ausgetauscht werden können. Die Palette<br />
reicht von normalen Haushaltsgegenständen<br />
bis h<strong>in</strong> zu anspruchsvollen<br />
Industriewerkzeugen.<br />
Starteten das neue Projekt geme<strong>in</strong>sam amklassischen roten Band: Johanna Hübner, Kommunikationsverantwortliche<br />
bei Smart Systems Hub, Itexia-CEO Patrick Boden, Christoph Schwer, Senior Manager KPMG, Smart Systems Hub-CEO<br />
Michael Kaiser, die Packwise-Geschäftsführer<strong>in</strong> Gesche Weger, L<strong>in</strong>k-Chef Mart<strong>in</strong> Fiedler und Philipp Hasenpusch, Socia-<br />
Media-Profi bei Smart SystemsHub (v. l.).<br />
Foto:PR<br />
Kaiser hatte bereits vor fünf Jahren<br />
die Idee zu diesem Campus. Das Internet<br />
derD<strong>in</strong>gesei so komplex, dass e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zelnes<br />
Unternehmen alle<strong>in</strong> die Systeme<br />
nicht entwickeln kann. Auf dem Campus<br />
<strong>in</strong> Dresden sollen Systemgeber, die e<strong>in</strong>e<br />
Lösung für konkrete Problemstellungen<br />
suchen, Start-ups f<strong>in</strong>den, die das geme<strong>in</strong>sam<br />
entwickeln, ohne das schon klar ist,<br />
wie e<strong>in</strong>e Lösung aussehen kann. Auf e<strong>in</strong>er<br />
Etage ist e<strong>in</strong> IoT-Lab untergebracht,<br />
wo experimentiertwerden kann.<br />
E<strong>in</strong> konkretes Beispiel: Der Chiphersteller<br />
Globalfoundries brauchte e<strong>in</strong> System<br />
für die Zustandsüberwachung und<br />
vorausschauende Wartung von Re<strong>in</strong>stwasserventilen.<br />
Auf dem Co-Innovation<br />
Campus fanden sich fünf Partner zusammen,<br />
darunter Inf<strong>in</strong>eon und T-Systems<br />
MMS, um<strong>in</strong>e<strong>in</strong>em „Innovationsspr<strong>in</strong>t“<br />
geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Lösung zu f<strong>in</strong>den. H<strong>in</strong>ter<br />
dem Begriff „Innovationsspr<strong>in</strong>t“ verbirgt<br />
sich e<strong>in</strong> dreimonatiges, moderiertes<br />
Co-Innovationsformat im geschützten<br />
Raum, anderen Ende e<strong>in</strong>e erste Systemlösung<br />
vorliegen soll. Dar<strong>in</strong> sieht Kaiser<br />
das Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal, denn das Internet<br />
der D<strong>in</strong>ge sei so komplex, dass<br />
ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Unternehmen alle<strong>in</strong> Anwendungen<br />
entwickeln kann. Esmüssten<br />
also die richtigen Partner gefunden<br />
werden, die das Risiko e<strong>in</strong>gehen, zusammenzuarbeiten,<br />
ohne zu wissen, wie die<br />
Lösung am Ende aussehen wird, und<br />
eventuell auch zu scheitern. Neben der<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit ist die E<strong>in</strong>beziehung<br />
von Start-ups und Studierenden <strong>in</strong> den<br />
Prozess e<strong>in</strong>e weitere Besonderheit. E<strong>in</strong><br />
Kreativ-Coach soll dafür sorgen, dass alle<br />
Beteiligten auf Augenhöhe mite<strong>in</strong>ander<br />
diskutieren können. So sollen Werksstudenten<br />
ermutigt werden, ihre Ideen auszusprechen,<br />
die sonst oft frühzeitig unterdrückt<br />
werden. E<strong>in</strong>en Platzfür <strong>in</strong>novatives<br />
Denken geben, e<strong>in</strong>en Fluchtpunkt<br />
aus festgefahrenen Strukturen im Alltag,<br />
das will der Co-Innovation Campus se<strong>in</strong>.<br />
Im Fall von Globalfoundries zeigte der Innovationsprozess<br />
schon mal Erfolg. Das<br />
entwickelte Überwachungs- und Wartungssystem<br />
soll an allen Standorten des<br />
Chipherstellers e<strong>in</strong>gesetzt werden. E<strong>in</strong><br />
anderesFormatist der Th<strong>in</strong>(gk)athon, wo<br />
Unternehmen konkrete Probleme <strong>in</strong> die<br />
Runde geben. Programmierer und Elektronikspezialisten<br />
können <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em dreibis<br />
viertägigen Denk- und Entwicklungsmarathon<br />
an Lösungskonzepten tüfteln.<br />
So lobte zum Beispiel Zeiss Digital Innovation<br />
e<strong>in</strong>en Th<strong>in</strong>(gk)athon –den Namen<br />
hatsich der Smart Systems Hubschützen<br />
lassen–zur Überwachung der Spaltmaße<br />
<strong>in</strong> der Automobilproduktion aus.<br />
Das s<strong>in</strong>d nur zwei Veranstaltungsformate.<br />
Michael Kaiser und se<strong>in</strong>e Mitstreiter<br />
wieMitstreiter<strong>in</strong>nenhabennoch viele<br />
Ideen im Kopf, wie der Co-Innovation-<br />
Campus wachsen kann –nicht nur <strong>in</strong>haltlich,<br />
auchräumlich.<br />
www.smart-systems-hub.de<br />
DerneueKollege ausCoswig<br />
Personalprobleme?Der Robo Operator® vonIPbedient selbstständig Masch<strong>in</strong>en. Werihn testen möchte,kann ihnmieten.<br />
ANZEIGE<br />
Fachkräftemangel hört auf, e<strong>in</strong><br />
Problem zu se<strong>in</strong>, wenn Unternehmen<br />
das Potenzial der Automatisierung<br />
erkennen. Auch die<br />
Industrie-Partner (IP) Gruppe aus<br />
Coswig stand vor den Herausforderungen,<br />
die das stetig kle<strong>in</strong>er<br />
werdende Reservoir qualifizierter<br />
Arbeitskräfte mit sich br<strong>in</strong>gt.<br />
„Es wurde immer schwieriger,<br />
Personal fürunsere Masch<strong>in</strong>en zu<br />
f<strong>in</strong>den“, sagt IP-Geschäftsführer<br />
Ralf Hock. Die Not machte erf<strong>in</strong>derisch,<br />
und so schuf sich IP<br />
selbstden ersten neuen Mitarbeiter:<br />
den Robo Operator®. Dieser<br />
„Kollege“ ist ke<strong>in</strong>e Produktionsmasch<strong>in</strong>e,<br />
sondern e<strong>in</strong> vielseitig<br />
e<strong>in</strong>setzbarer<br />
automatisierter<br />
Masch<strong>in</strong>enbediener<br />
fürCNC-<br />
Masch<strong>in</strong>en oder<br />
andere Montageautomaten.<br />
Er tutdas,was<br />
sonst e<strong>in</strong>Facharbeiterleistet:<br />
Masch<strong>in</strong>entür<br />
öffnen, Werkstücke<strong>in</strong>legen,<br />
Türschließen,<br />
Programm<br />
starten und überwachen, fertiges<br />
Werkstück entnehmen und ablegen.<br />
Zusätzlich ist der Robo<br />
Operator® <strong>in</strong> der Lage, Vor- oder<br />
Nacharbeiten<br />
wie das Entgraten,<br />
Re<strong>in</strong>igen<br />
oder Messen<br />
des Werkstücks durchzuführen.<br />
Das bearbeitete Material<br />
kannMetall, Kunststoff, Holz oder<br />
Keramik se<strong>in</strong>.<br />
„Unser Robo Operator® bedient<br />
Masch<strong>in</strong>en, die eigentlich nicht<br />
für e<strong>in</strong>e Automatisierung ausgelegt<br />
s<strong>in</strong>d, genauso wie e<strong>in</strong><br />
Facharbeiter“,erläutert Ralf Hock.<br />
Da der Roboter nur vor die entsprechende<br />
Masch<strong>in</strong>e geschoben<br />
wird, kann er nahtlos im Wechsel<br />
mit Menschen arbeiten. Probleme<br />
mit der Übernahme von<br />
Schichten, für die Personal fehlt,<br />
oder mit dem Abfedern von<br />
Kapazitätsspitzen gehören damit<br />
der Vergangenheit an. Das e<strong>in</strong>gebaute<br />
Werkstückpuffersystem<br />
(biszu600 Teile)ermöglicht dem<br />
Foto:Industrie-Partner GmbH/Mart<strong>in</strong> Förster<br />
Robo Operator®, auch übere<strong>in</strong>en<br />
langen Zeitraum ermüdungsfrei<br />
und gleichbleibend präzise zu<br />
arbeiten. Dadurch kann jede<br />
Masch<strong>in</strong>e immer maximal ausgelastet<br />
arbeiten, auch an Wochenenden.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Vorteil des<br />
Robo Operator®: Dank se<strong>in</strong>er<br />
hervorragenden Auffassungsgabe<br />
merkt er sich die ihm bekannten<br />
Masch<strong>in</strong>en und braucht bei<br />
e<strong>in</strong>em Wechsel ke<strong>in</strong>e erneute<br />
E<strong>in</strong>richtung.<br />
Unternehmen, die an den vielfältigen<br />
Talenten des Robo Operator®<br />
<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, können ihn auf<br />
Anfrage live bei IP im E<strong>in</strong>satz<br />
sehen. E<strong>in</strong>enVorgeschmack bieten<br />
dieVideosh<strong>in</strong>terdem QR-Code neben<br />
diesem Text.Bei Kauf<strong>in</strong>teresse<br />
kann man den Robo Operator®<br />
sogar bei sich zur Probe arbeiten<br />
lassen – oder man mietet ihn<br />
e<strong>in</strong>fach kurzfristig, umEngpässe<br />
zu überbrücken, die durch Krankheit,<br />
Elternzeit, Urlaube oder<br />
Großaufträgeentstehen.<br />
Anfragen zumRobo Operator®<br />
bittetelefonisch<br />
unter 03523 831-0<br />
oder perE-Mail<br />
an <strong>in</strong>fo@ipequipmentrental.de<br />
Industrie-Partner<br />
IP EquipmentRental<br />
GmbH<br />
An derWalze 11<br />
01640Coswig<br />
www.ip-equipmentrental.de
ROBOTIK & DIGITALISIERUNG 39<br />
Vodafone zieht <strong>in</strong>s<br />
Dresdner Ostragehege<br />
Vodafone baut <strong>in</strong> Dresden e<strong>in</strong> Kompetenzzentrum für die Mobilfunk-Zukunft. Was dort<br />
passieren soll, sagt Michael Jungwirth, Geschäftsführer von Vodafone Deutschland.<br />
Herr Jungwirth, Vodafone hat vor<br />
e<strong>in</strong>em Jahr angekündigt, <strong>in</strong> Dresden<br />
e<strong>in</strong> Kompetenzzentrum für<br />
Forschung, Entwicklung und Innovation<br />
aufzubauen. Wie ist der<br />
aktuelle Stand?<br />
Heute haben wir den Mietvertrag für e<strong>in</strong>en<br />
Standort im Ostragehege unterschrieben.<br />
Wir beziehen dort zwei Gebäude<br />
mit e<strong>in</strong>er Fläche von 2.700 Quadratmetern,<br />
e<strong>in</strong>en Neubau und e<strong>in</strong>en sanierten<br />
Altbau. Im Oktober starten die<br />
Bauarbeiten, 2024 soll der Neubau fertiggestellt<br />
se<strong>in</strong>. Wir schaffen <strong>in</strong> Dresden 200<br />
neue Stellen, 58 haben wir bereits ausgeschrieben.<br />
Acht Mitarbeiter s<strong>in</strong>d sogar<br />
schon e<strong>in</strong>gestellt.<br />
War die Verfügbarkeit guter Fachkräfte<br />
und die Ausbildung an den<br />
sächsischen Hochschulen der ausschlaggebende<br />
Grund, dass Dresden<br />
sich im <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb<br />
durchsetzen konnte?<br />
Das ist tatsächlich e<strong>in</strong>er der Hauptgründe.<br />
Es gibt aber noch weitere Faktoren. Dresden<br />
ist e<strong>in</strong> Hochtechnologiestandort mit<br />
schon bestehenden Clusterstrukturen <strong>in</strong><br />
den Bereichen Mikroelektronik und Robotik.<br />
Zudem arbeiten wir eng mit dem<br />
Branchennetzwerk Silicon Saxony e.V. zusammen.<br />
Und wir haben 1994 den Vodafone<br />
Lehrstuhl an der TU Dresden unter Leitung<br />
von Professor Gerhard Fettweis gegründet.<br />
Dort wird schon seit vielen Jahren<br />
erfolgreich Mobilfunk-Grundlagenforschung<br />
betrieben. Und letztlich ist die Ansiedlung<br />
unseres Innovationszentrums im<br />
Ostragehege das Ergebnis e<strong>in</strong>er sehr konstruktiven<br />
und zielführenden Zusammenarbeit<br />
mit Staatsregierung, Landeshauptstadt<br />
und Silicon Saxony.<br />
Sie beschreiben die Stärken des<br />
Ökosystems. Wie wird der Vodafone-Hub<br />
wiederum das Ökosystem<br />
bereichern?<br />
Dresden und <strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Spitzenforschung<br />
sehr weit vorn. Hier wird an<br />
5G, aber auch schon an 6G geforscht.<br />
Aber vor allem gibt es <strong>in</strong> Dresden e<strong>in</strong>e<br />
Halbleiterproduktion. Wenn Mikrochips<br />
<strong>in</strong> völlig abgeschotteten Räumen produziert<br />
werden, kann die Ansteuerung von<br />
Masch<strong>in</strong>en mittels 5G <strong>in</strong> Echtzeit e<strong>in</strong>en<br />
Effizienzvorsprung bedeuten. Fehlerquellen<br />
können so reduziert und die Chipproduktion<br />
<strong>in</strong>sgesamt verbessert werden.<br />
Aber auch die Hersteller von Robotertechnik<br />
profitieren von unserer Arbeit.<br />
Inwiefern?<br />
Bei vielen der heutigen Industrieroboter<br />
läuft das Update-Verfahren noch über<br />
USB-Sticks. In Zukunft wird das über 5G<br />
und 6G wesentlich besser funktionieren,<br />
die Sicherheit von Robotersystemen erhöhen<br />
und den E<strong>in</strong>satz von Robotern vor<br />
allem flexibler machen. Von unseren 5G-<br />
Anwendungen profitieren viele der <strong>in</strong><br />
Dresden ansässigen Tech-Unternehmen.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Beispiel aus der Mediz<strong>in</strong>:<br />
Wir sprechen zurzeit mit allen Unikl<strong>in</strong>iken<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> über 5G-Netze und Anwendungsszenarien.<br />
So werden <strong>in</strong> Zukunft<br />
beispielsweise autonom gesteuerte<br />
Drohnen Medikamente aus dem Lager an<br />
die Stationen liefern.<br />
Mit welchen Partnern aus der<br />
Halbleiter<strong>in</strong>dustrie und Robotik<br />
arbeiten sie zusammen?<br />
Michael Jungwirth ist Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone Deutschland und Director Public Policy & External<br />
Affairs. Der gebürtige Österreicher ist seit über 19 Jahren <strong>in</strong> der Telekommunikationsbranche tätig. Foto: PR<br />
Mit Professor Fettweis haben wir vor Ort<br />
jemanden mit vielen Kontakten, und mit<br />
e<strong>in</strong>igen der <strong>in</strong> Dresden ansässigen Tech-<br />
Unternehmen arbeiten wir auf <strong>in</strong>ternationaler<br />
Ebene projektbezogen zusammen.<br />
Während die Universität vor allem<br />
Grundlagenforschung betreibt, steht <strong>in</strong><br />
unserem Innovationszentrum der Co-<br />
Creation-Ansatz im Fokus. Wir br<strong>in</strong>gen<br />
die Partner aus der Industrie mit unseren<br />
5G-Spezialisten zusammen und entwickeln<br />
geme<strong>in</strong>sam Anwendungen für die<br />
Praxis. Im Idealfall br<strong>in</strong>gen wir unsere Lösungen<br />
schnell zur Marktreife.<br />
Vodafone hat im März den Ausbau<br />
mit e<strong>in</strong>er komplett eigenständigen<br />
5G-Infrastruktur gestartet.<br />
Wie kommt der Ausbau <strong>in</strong> Dresden<br />
und <strong>Sachsen</strong> voran?<br />
Sehr gut. Wir machen Tempo beim 5G-<br />
Ausbau. Deutschlandweit wollen wir 60<br />
Millionen Haushalte mit 5G+ – und damit<br />
dem modernsten 5G-Netz Europas – bis<br />
2023 abdecken. Und dann perspektivisch<br />
bis 2025 den Rest Deutschlands. In Dresden<br />
haben wir schon heute e<strong>in</strong>e 5G-Flächenversorgung<br />
von 50 Prozent. An mehreren<br />
Standorten ist 5G+ verfügbar – zum<br />
Beispiel <strong>in</strong> der Nähe des Bahnhofs. In<br />
<strong>Sachsen</strong> s<strong>in</strong>d von den <strong>in</strong>sgesamt 1.600<br />
Mobilfunkstandorten fast die Hälfte mit<br />
5G-Technologie ausgerüstet. Alle<strong>in</strong> für die<br />
nächsten Wochen haben wir <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
63 5G-Baumaßnahmen, darunter Neubauten<br />
und Erweiterungen, geplant.<br />
Was br<strong>in</strong>gt 5G+ für Privatkunden?<br />
5G+ ist das Echtzeitnetz. Dieses Netz leitet<br />
Daten so schnell wie das menschliche<br />
Nervensystem, also ohne Verzögerung.<br />
Zudem können wir mit 5G+ zehnmal<br />
mehr Menschen und Masch<strong>in</strong>en über<br />
Sensoren vernetzen als bisher. E<strong>in</strong> weiterer<br />
Vorteil: Wir können Industriekunden<br />
mit der Slic<strong>in</strong>g-Technologie im Bedarfsfall<br />
e<strong>in</strong>e exklusive Fahrbahn auf der Datenautobahn<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Welche speziellen Eigenschaften<br />
von 5G s<strong>in</strong>d für Vodafone darüber<br />
h<strong>in</strong>aus noch besonders wichtig?<br />
Die Energieeffizienz. Das 5G+-Netz verbraucht<br />
etwa 20 Prozent weniger Strom.<br />
Deshalb wollen wir unser Netz schnell<br />
ausrollen. Denn wir möchten bis 2025<br />
klimaneutral se<strong>in</strong>. Für die Endverbraucher<br />
bedeutet 5G, dass sie ihr Smartphone<br />
länger nutzen können, da das Smartphone<br />
seltener aufgeladen werden muss.<br />
Privatkunden haben außer e<strong>in</strong>er<br />
längeren Akkuzeit ke<strong>in</strong>e Vorteile?<br />
Doch. 5G+ ist für Privatkunden etwa im<br />
Bereich Mobile Gam<strong>in</strong>g <strong>in</strong>teressant. Ich<br />
b<strong>in</strong> persönlich ke<strong>in</strong> Gamer. Freunde haben<br />
mir aber gesagt, mit 5G+ s<strong>in</strong>d die Reaktionszeiten<br />
bei e<strong>in</strong>igen Spielen besser.<br />
Oder denken Sie an das neue Metaverse<br />
von Facebook. Wenn Sie sich <strong>in</strong> virtuellen<br />
Welten ruckelfrei bewegen und mit<br />
anderen <strong>in</strong>teragieren möchten, brauchen<br />
Sie e<strong>in</strong> sehr schnelles Netz.<br />
Wofür nutzen Sie dann 5G+<br />
persönlich?<br />
5G+ ist e<strong>in</strong> Echtzeit-Netz und e<strong>in</strong> Game-<br />
Changer für die Industrie. Ich habe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Kl<strong>in</strong>ikum e<strong>in</strong>e mobile Ultraschall-<br />
Anwendung ausprobiert, mit der sich das<br />
Live-Bild über das 5G-Netz an andere Orte<br />
übertragen lässt. Stellen Sie sich vor, Sie<br />
s<strong>in</strong>d Notfallsanitäter draußen im E<strong>in</strong>satz<br />
und können geme<strong>in</strong>sam mit Spezialisten<br />
<strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik schon die richtige Diagnose<br />
treffen. Das erspart Patienten unnötige<br />
Umwege, Sie können sofort <strong>in</strong> das richtige<br />
Krankenhaus gebracht werden. Das<br />
war für mich bee<strong>in</strong>druckend.<br />
In dem Kompetenzzentrum<br />
soll auch an OpenRan geforscht<br />
werden. Was ist darunter zu<br />
verstehen?<br />
Mobilfunk <strong>in</strong> Deutschland ist heute wie<br />
Lego und Playmobil <strong>in</strong> unseren K<strong>in</strong>derzimmern.<br />
Auch im Mobilfunk fehlt heute<br />
das e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungsstück, dass es uns<br />
möglich macht, an e<strong>in</strong>er Station Bauste<strong>in</strong>e<br />
von unterschiedlichen Technologie-<br />
Herstellern zusammenzubr<strong>in</strong>gen. Ist e<strong>in</strong><br />
Teil der Technik an e<strong>in</strong>em Mobilfunkmast<br />
von e<strong>in</strong>em Hersteller, dann muss<br />
auch e<strong>in</strong> Großteil der restlichen Technik<br />
von eben diesem se<strong>in</strong>. Die e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>d zwischen den Herstellern<br />
nicht kompatibel. Bei OpenRan wird das<br />
entkoppelt. Die Technologien können<br />
von unterschiedlichen Ausrüstern kommen<br />
und werden über e<strong>in</strong>e standardisierte<br />
Schnittstelle k<strong>in</strong>derleicht zusammengesteckt.<br />
Dadurch kann Open RAN auch<br />
den Wettbewerb um die beste Technik <strong>in</strong><br />
den Mobilfunk-Stationen stärken. Ich halte<br />
das <strong>in</strong>dustriepolitisch für e<strong>in</strong>e Mega-<br />
Chance, <strong>in</strong> Europa <strong>in</strong> der Mobilfunk<strong>in</strong>dustrie<br />
etwas Neues und Erfolgreiches zu<br />
schaffen.<br />
E<strong>in</strong>e Studie des Barkhausen<strong>in</strong>stituts<br />
kam zum Ergebnis, dass<br />
OpenRan-Mobilfunknetze sicherheitstechnisch<br />
nicht ausgereift<br />
s<strong>in</strong>d. Welche Rolle spielt Datensicherheit<br />
als Themenfeld?<br />
OpenRan steckt noch <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>derschuhen.<br />
Deshalb spielen auch Sicherheitsaspekte<br />
e<strong>in</strong>e große Rolle und wir nehmen<br />
solche Studien ernst. Zudem befasst sich<br />
e<strong>in</strong> Expertengremium der OpenRan-Allianz<br />
speziell mit dem Thema Sicherheit.<br />
Der große Vorteil von OpenRan ist ja,<br />
dass es ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit von e<strong>in</strong>em<br />
e<strong>in</strong>zigen Anbieter gibt. Offene Schnittstellen<br />
s<strong>in</strong>d viel transparenter als die von<br />
geschlossenen Systemen. Dies erleichtert<br />
die Anpassung an Sicherheitsstandards<br />
und macht e<strong>in</strong> agileres Herangehen möglich.<br />
Es s<strong>in</strong>d aber eher die Standards, die<br />
uns noch fehlen. Aber Datensicherheit<br />
wird auch e<strong>in</strong> absoluter Schwerpunkt<br />
werden <strong>in</strong> dem Innovationszentrum. Es<br />
gibt e<strong>in</strong> vom Bund gefördertes Forschungsprogramm,<br />
an dem wir beteiligt<br />
s<strong>in</strong>d. Aber wir werden nicht nur dieses<br />
Thema vorantreiben. Der Arbeitsschwerpunkt<br />
ist klar def<strong>in</strong>iert, aber breit gefächert:<br />
Der Fokus liegt auf Zukunftstechnologien<br />
wie 5G und 6G und damit verbundenen<br />
Anwendungen <strong>in</strong> den Bereichen<br />
digitale Gesundheit, vernetzte Mobilität<br />
und <strong>in</strong>dustrielle Produktion. Zudem<br />
sollen die neuen Vodafone-Mitarbeiter<br />
<strong>in</strong> Dresden an zukunftsweisenden<br />
Technologien arbeiten. Dazu gehören erweiterte<br />
Realitäten (AR/XR), Cyber Security<br />
und Data Science.<br />
Für welche Anwendungen braucht<br />
man 6G? Wo sieht Vodafone jetzt<br />
schon die technischen Grenzen<br />
von 5G?<br />
6G wird zum Beispiel bei Exoskeletten<br />
anwendbar se<strong>in</strong> oder Pflegeroboter beim<br />
Fühlen und Greifen unterstützen. Auch<br />
künstliche Intelligenz <strong>in</strong> der Netztechnik<br />
wird bei 6G e<strong>in</strong>e große Rolle spielen. 6G<br />
ist e<strong>in</strong> riesiges, fast grenzenloses Innovationsfeld.<br />
Wann werden wir diese 6G-Anwendungen<br />
erleben, <strong>in</strong> zehn Jahren<br />
oder eher?<br />
Wir stehen noch am Anfang der Entwicklung.<br />
Normalerweise kommt e<strong>in</strong>e neue<br />
Mobilfunkgeneration alle zehn Jahre heraus.<br />
Mit 5G s<strong>in</strong>d wir 2019 gestartet, dann<br />
wäre 2029/2030 e<strong>in</strong> möglicher Startschuss<br />
für das 6G-Netz Aber lassen Sie<br />
uns erst mal unser 5G-Netz vollständig<br />
ausbauen. Und parallel an 6G-Anwendungen<br />
arbeiten.<br />
Wenn es bei 6G um die Interaktion<br />
von Mensch und Masch<strong>in</strong>e geht,<br />
welches Mitarbeiterprofil für<br />
Dresden suchen Sie?<br />
Wir suchen eher technische Berufe. Softwarearchitekten,<br />
Cloud-Ingenieure, Virtual<br />
Reality-Experten, Data Scientists.<br />
Aber da wir e<strong>in</strong>en Fokus auf Gesundheitsanwendungen<br />
legen, suchen wir auch<br />
Produktentwickler, die im Bereich Health<br />
Care Erfahrung haben. Bis 2024/2025<br />
wollen wir unser Dresdener Team von<br />
200 Leuten zusammen haben.<br />
Zum Schluss die leidige Frage nach<br />
dem Genehmigungsprozess für<br />
neue Funkmasten. Wird er schneller<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>?<br />
Wir stehen vor der Herausforderung,<br />
Deutschland zu digitalisieren. Voraussetzung<br />
s<strong>in</strong>d schnelle Gigabit-Netze im Boden<br />
und <strong>in</strong> der Luft. Für den Ausbau<br />
braucht es unter anderem schnelle Genehmigungsverfahren.<br />
Ich wünsche mir daher,<br />
dass sich die rechtlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />
für den Ausbau weiter verbessern. Die<br />
Neufassung der sächsischen Bauordnung<br />
ist e<strong>in</strong> erster richtiger Schritt. So können<br />
wir nun Antennen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Höhe von unter<br />
15 Metern genehmigungsfrei bauen.<br />
Aber Verbesserungspotenzial zur Beschleunigung<br />
der Standortsuche- und Genehmigungsprozesse<br />
beim Aufbau von<br />
Mobilfunksendeanlagen gibt es immer –<br />
<strong>in</strong> jedem Bundesland.<br />
Das Gespräch führte: Nora Miethke
40 ANZEIGE<br />
Den TracePen und die Teach<strong>in</strong>g-App – mehr braucht es nicht, um mit Wandelbots <strong>in</strong> die Robotik e<strong>in</strong>zusteigen.<br />
Fotos: Wandelbots<br />
Wandelbots:<br />
Robots<br />
for the People<br />
Aus e<strong>in</strong>em Dresdner Start-up wurde e<strong>in</strong> Unternehmen, das <strong>in</strong>ternational<br />
Maßstäbe für die Zukunft setzt - und Robotik für jeden greifbar macht.<br />
Mensch und Masch<strong>in</strong>e - das ist weder<br />
Widerspruch noch potenzieller Konflikt.<br />
Die Robotik gilt als e<strong>in</strong>e der zukunftsträchtigsten<br />
Technologien überhaupt.<br />
<strong>Sachsen</strong> hat mit der Marke „Robot Valley“<br />
und der damit verbundenen Kompetenz<br />
e<strong>in</strong>en starken Standortfaktor aufgebaut.<br />
Der Fokus auf hochmoderne Automatisierungsprozesse<br />
kommt nicht von ungefähr.<br />
Die Arbeitswelt verändert sich<br />
gerade so rasant wie seit Jahrzehnten<br />
nicht. Die Industrie 4.0 gilt als die vierte<br />
<strong>in</strong>dustrielle Revolution.<br />
Die Digitalisierung<br />
bestimmt<br />
bereits<br />
heute nahezu<br />
alle Produktionsprozesse.<br />
Im <strong>in</strong>ternationalen<br />
Vergleich<br />
gehört Deutschland<br />
mit se<strong>in</strong>er<br />
hohen Roboterdichte<br />
zu den<br />
Um Roboter ohne<br />
Programmierung zu<br />
teachen, brauchen<br />
Unternehmen nur<br />
die No-Code-Lösung<br />
„Wandelbots<br />
Teach<strong>in</strong>g“ mit e<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>tuitiven,<br />
e<strong>in</strong>heitlichen<br />
Bedienoberfläche.<br />
größten Industrie-4.0-Märkten<br />
der Welt. Zu diesem<br />
Schluss<br />
kommt etwa die<br />
Studie „Der<br />
deutsche<br />
Industrial-IoT-Markt<br />
2017–<strong>2022</strong>. Zahlen und Fakten“ des eco<br />
Verbands der Internetwirtschaft und des<br />
Marktforschungsunternehmens Arthur<br />
D. Little.<br />
Der Freistaat ist ganz vorn mit dabei.<br />
Das „Robot Valley“ ist längst mehr als e<strong>in</strong><br />
gängiger Werbebegriff. Schätzungsweise<br />
bis zu 300 Akteure – von Forschungs<strong>in</strong>stituten<br />
über Start-ups bis h<strong>in</strong> zu renommierten<br />
Unternehmen – s<strong>in</strong>d zwischen<br />
Görlitz und Zwickau mit Robotik-<br />
Lösungen beschäftigt.<br />
Und das Beste daran: Die Zukunft hat<br />
längst begonnen. Und das nicht nur <strong>in</strong><br />
Laboren und den Forschungsabteilungen<br />
der Global Player. Wenn heute <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
traditionellen Metallbaubetrieb im<br />
sächsischen Elbland e<strong>in</strong> Roboter beim<br />
Schweißen zum E<strong>in</strong>satz kommt, zeigt<br />
das auch, dass Tradition und hochmoderne<br />
KI längst ke<strong>in</strong> Widerspruch mehr<br />
s<strong>in</strong>d. Das Robotik-Festival, das <strong>in</strong> diesem<br />
Sommer zum zweiten Mal <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
stattf<strong>in</strong>det, hat<br />
die gebündelte<br />
sächsische Kompetenz<br />
<strong>in</strong>zwischen<br />
auch <strong>in</strong>ternational<br />
bekannt<br />
gemacht.<br />
Das liegt nicht<br />
zuletzt an e<strong>in</strong>er<br />
ganz besonderen<br />
sächsischen<br />
Erfolgsgeschichte,<br />
die <strong>in</strong> Dresden<br />
gestartet<br />
ist: Die des Unternehmens<br />
Wandelbots.<br />
Das e<strong>in</strong>stige<br />
Start-up ist <strong>in</strong>zwischen<br />
auf dem Weg zum Global Player<br />
und konnte zu Jahresbeg<strong>in</strong>n 84 Millionen<br />
US-Dollar für weitere Investitionen<br />
<strong>in</strong> Produkte und Plattformen sowie die<br />
Expansion auf neue Märkte e<strong>in</strong>werben.<br />
Der Clou der Wandelbots-Geschäftsidee:<br />
Robotik soll allen Interessierten zugänglich<br />
gemacht werden – durch e<strong>in</strong>fach<br />
nutzbare Softwarelösungen mit e<strong>in</strong>heitlicher<br />
Bedienoberfläche. Die Wandelbots-Gründer<br />
wollen, dass jeder Mensch<br />
<strong>in</strong> der Lage ist, Roboter zu nutzen. Das<br />
Motto „Robots for the People“ br<strong>in</strong>gt<br />
diesen Anspruch auf den Punkt. Normalerweise<br />
ist die Umsetzung von Robotik-<br />
Prozessen hochkomplex. Bis e<strong>in</strong> Roboter<br />
e<strong>in</strong>satzbereit ist, müssen erfahrene Entwickler<br />
jeden e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsschritt<br />
programmieren – hohe Kosten und fehlendes<br />
Fachpersonal h<strong>in</strong>dern aktuell die<br />
Beschleunigung der Automatisierung.<br />
Genau hier setzt Wandelbots mit se<strong>in</strong>er<br />
„Robots for the People“ – Mission an. Dafür<br />
bietet das Unternehmen die e<strong>in</strong>fach<br />
nutzbare No-Code-Lösung „Wandelbots<br />
Teach<strong>in</strong>g“. Sie ermöglicht e<strong>in</strong>e programmierfreie<br />
und e<strong>in</strong>heitliche Bedienung aller<br />
Industrieroboter für Produktionen bis<br />
Losgröße 1. Um die Roboter entsprechend<br />
teachen zu können, brauchen Unternehmen<br />
nur die Software von Wandelbots<br />
zusammen mit dem <strong>in</strong>telligenten<br />
E<strong>in</strong>gabegerät, dem TracePen.<br />
In drei Schritten können<br />
Roboter dann e<strong>in</strong>satzfähig<br />
gemacht werden:<br />
Der gewünschte Roboterpfad, zum<br />
Beispiel e<strong>in</strong>e neue Schweißbahn, wird<br />
mit TracePen <strong>in</strong> der Hand abgefahren<br />
und gleichzeitig von der Software aufgezeichnet.<br />
Der TracePen funktioniert wie<br />
e<strong>in</strong>e Computermaus für Industrieroboter.<br />
In wenigen Sekunden kann damit<br />
e<strong>in</strong> neuer Roboterprozess demonstriert<br />
und aufgezeichnet werden. Durch verschiedene<br />
TracePen-Aufsätze, beispielsweise<br />
<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Schweißpistole,<br />
fühlt sich das Arbeiten damit an wie mit<br />
e<strong>in</strong>em manuellen Werkzeug.<br />
Mithilfe der Wandelbots-Teach<strong>in</strong>g-<br />
App wird der erfasste Roboterpfad nun<br />
bearbeitet und getestet. Die <strong>in</strong>tuitive<br />
Benutzeroberfläche funktioniert für alle<br />
Roboter gleich. Selbst komplexe Roboterprozesse<br />
lassen sich damit ohne Programmierkenntnisse<br />
erstellen und bearbeiten.<br />
Der neue Roboterprozess kann nun<br />
ausgeführt und auf weitere Roboter<br />
übertragen werden. Den hochkomplexen,<br />
herstellerspezifischen Roboter-<br />
Code generiert die Software vollautomatisch<br />
im H<strong>in</strong>tergrund – natürlich immer<br />
entsprechend der aktuellen Sicherheitsanforderungen.<br />
Die Vorteile dieser Lösung für Unternehmen<br />
s<strong>in</strong>d vielfältig: Nicht nur können<br />
75 Prozent für Roboterprogrammierkosten<br />
e<strong>in</strong>gespart werden, die Software<br />
erlaubt auch e<strong>in</strong>e Beschleunigung der<br />
Automatisierung von Firmen und flexibles<br />
Arbeiten mit unterschiedlichen Robotertypen.<br />
Außerdem können Mitarbeitende<br />
mit verschiedenster Qualifikation<br />
– selbst ohne Programmierkenntnisse<br />
– mit Robotern arbeiten. Dabei ist<br />
der Schulungsaufwand m<strong>in</strong>imal.<br />
Derzeit werden Roboter von Universal<br />
Robots und Yaskawa bei renommierten<br />
Unternehmen wie BMW, Bayer, VW,<br />
Fraunhofer, Schaeffler, Rotop und Vitesco<br />
mit der Wandelbots-Technologie e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Und Wandelbots wächst weiter. Aktuell<br />
beschäftigt das Unternehmen, das 2017<br />
als Ausgründung der TU Dresden an den<br />
Start g<strong>in</strong>g, über 140 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter. Schon vor diesem<br />
Schritt hatte das Gründerteam den Innovationswettbewerb<br />
des Roboterherstellers<br />
KUKA gewonnen. Inzwischen wurde<br />
Wandelbots mehrfach ausgezeichnet,<br />
unter anderem mit dem German Startup<br />
Award und dem sächsischen Gründerpreis.<br />
Der nächste große Schritt h<strong>in</strong><br />
zu e<strong>in</strong>er Welt, <strong>in</strong> der die Robotik e<strong>in</strong>heitlich<br />
und e<strong>in</strong>fach nutzbar für jede und jeden<br />
wird, ist - neben der Weiterentwicklung<br />
von Wandelbots Teach<strong>in</strong>g – die<br />
Etablierung e<strong>in</strong>er Wandelbots Developer<br />
Plattform.<br />
Das nächste Kapitel der sächsischen Erfolgsgeschichte<br />
wird bereits geschrieben.<br />
Wandelbots GmbH<br />
Tiergartenstraße 38<br />
01219 Dresden<br />
contact@wandelbots.com<br />
www.wandelbots.com
LEBEN & STIL 41<br />
Der Whiskynaut<br />
vom Dresdner Hafen<br />
Der Architekt und Ex-Musiker Frank Leichsenr<strong>in</strong>g<br />
sorgt hochprozentig für Aufsehen.<br />
Von Michael Rothe<br />
Bei Frank Leichsenr<strong>in</strong>g sche<strong>in</strong>t<br />
nichts unmöglich. Selbst der weltweit<br />
erste Weltraumflug zum<br />
Whisky-Tast<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Schwerelosigkeit.<br />
Der Start der Mission „Hell<strong>in</strong>ger 42<br />
Spacelift“ war für den 1. April im<br />
Dresdner Alberthafen angekündigt. Dort<br />
steht jetzt Deutschlands größte Whisky-<br />
Manufaktur – sagen ihre Protagonisten.<br />
Und noch hat niemand widersprochen.<br />
„Whiskys, gebrannt nach schottischem<br />
Vorbild, vollendet mit sächsischer<br />
Perfektion“, verspricht die Website „S<strong>in</strong>gle<br />
Malt Whiskys, die mit ihrem Charakter<br />
und mit ihrem Geschmack die Seele<br />
<strong>Sachsen</strong>s widerspiegeln“. Jahrelang waren<br />
Leichsenr<strong>in</strong>g und se<strong>in</strong> Kumpel Thomas<br />
Michalski mit der Schnapsidee<br />
schwanger gegangen, hatten sich bei<br />
Skatabenden <strong>in</strong> Dresdens Neustadt durch<br />
alle Whiskysorten gearbeitet und dann<br />
den folgenschweren Entschluss gefasst.<br />
Nach anderthalb Jahren Bauzeit war<br />
es so weit, am 7. April g<strong>in</strong>g ihre Dresdner<br />
Whisky Manufaktur mit e<strong>in</strong>er großen Fete<br />
offiziell an den Start. Mit dabei: Mart<strong>in</strong><br />
Brambach. Der Manufakturchef hatte<br />
den Schauspieler, e<strong>in</strong>en erklärten Liebhaber<br />
jenes „Lebenswassers“, bei e<strong>in</strong>em Tatort-Dreh<br />
<strong>in</strong> Dresden als Markenbotschafter<br />
angeheuert: mit e<strong>in</strong>er vor die Hoteltür<br />
gestellten Flasche „Hell<strong>in</strong>ger 42“.<br />
Die Bezeichnung steht für den Mädchennamen<br />
von Leichsenr<strong>in</strong>gs Mutter,<br />
und die Ziffer ist <strong>in</strong>spiriert vom mehrfach<br />
verfilmten Kultroman „Per Anhalter<br />
durch die Galaxis“. Demnach ist 42 die –<br />
für viele unbefriedigende – „Antwort auf<br />
die Frage nach dem Leben, dem Universum<br />
und dem ganzen Rest“.<br />
Nach wochenlangem Probebrennen<br />
läuft seit Mai die Produktion – ausschließlich<br />
auf Gerste-<br />
Basis. Aber frühestens<br />
<strong>in</strong> drei,<br />
vier Jahren kann<br />
der Vogtländer<br />
se<strong>in</strong>en eigenen<br />
S<strong>in</strong>gle Malt verkaufen.<br />
Erst<br />
nach dieser Lagerzeit<br />
darf sich<br />
Whisky auch so nennen. Bis dah<strong>in</strong> bietet<br />
der 62-Jährige fünf Sorten Schottland-Import<br />
an.<br />
Das Besucherzentrum war schon Monate<br />
vor dem Start fertig, auch das e<strong>in</strong>zigartige<br />
Musikstudio, das schon Leute wie<br />
„Ich will e<strong>in</strong>e<br />
Erlebniswelt rund<br />
um das spirituelle<br />
Getränk basteln.“<br />
der Musiker und Kabarettist Hugo Egon<br />
Balder genutzt haben. In der Brennerei<br />
mit sieben glänzenden Tanks wurden 4,5<br />
Kilometer Edelstahlrohr verlegt. Im renovierten<br />
und umgebauten Gemäuer der<br />
e<strong>in</strong>stigen Elblachsräucherei von He<strong>in</strong><br />
Mück sollen mal<br />
15 Jobs entstehen<br />
– und pro<br />
Jahr e<strong>in</strong>e Million<br />
Flaschen<br />
Schnaps.<br />
Die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
<strong>Sachsen</strong><br />
GmbH war<br />
Geburtshelfer<br />
bei dem Projekt. „Wir haben die Ansiedlung<br />
begleitet und Herrn Leichsenr<strong>in</strong>g<br />
beraten“, sagt Geschäftsführer Thomas<br />
Horn. Der Manufakturchef beziffert die<br />
Investitionssumme <strong>in</strong>klusive Immobilienkauf<br />
mit sechs Millionen Euro. Von<br />
<strong>Sachsen</strong>s Aufbaubank gibt’s e<strong>in</strong>en Förderbescheid<br />
über 2,4 Millionen Euro für<br />
Jobs, Fässer und Verbrauchsmaterial. Das<br />
hilft, und dennoch sorgt sich der Geschäftsführer<br />
wegen der <strong>in</strong>folge des<br />
Ukra<strong>in</strong>ekriegs explodierenden Getreidepreise.<br />
Nichts für Schweden?<br />
Was wie e<strong>in</strong>e Kampfansage an<br />
die Konkurrenz kl<strong>in</strong>gt, ist der Name<br />
e<strong>in</strong>es Whiskys und Ortsteil<br />
von Grünbach <strong>in</strong> Leichsenr<strong>in</strong>gs<br />
Heimat. Als 1632, im Dreißigjährigen<br />
Krieg, schwedische Reiter<br />
durchs Vogtland zogen, wollten<br />
sie wissen, wie sie nach Schöneck<br />
kämen und fragten e<strong>in</strong>e alte<br />
Frau. Der schwante nichts Gutes.<br />
Erst als man sie bedrohte und ihr<br />
Haus anzündete, wies sie den<br />
Soldaten mit dem Ausruf „Sieht<br />
eich four!“ e<strong>in</strong>en Weg, der sie direkt<br />
<strong>in</strong>s Moor führte – wo sie versanken.<br />
Auf der Whiskyflasche<br />
steht deshalb scherzhaft: „Für<br />
Schweden nicht geeignet.“ (mr)<br />
Noch verkauft<br />
Frank Leichsenr<strong>in</strong>g<br />
nur Whisky<br />
aus Schottland.<br />
Aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Manufaktur paart<br />
sich bereits die<br />
Tradition der<br />
selbst ernannten<br />
Erf<strong>in</strong>der – was<br />
die Iren bestreiten<br />
– mit sächsischer<br />
Handwerkskunst.<br />
Der Firmenchef wartet nicht, bis se<strong>in</strong>e<br />
Spirituose reif ist. Vom Schreibtisch<br />
mit Blick auf das Hafenbecken denkt er<br />
schon weiter. Der Vater e<strong>in</strong>es Sohnes<br />
plant e<strong>in</strong>en Multifunktionssaal für rund<br />
120 Gäste gleich neben der Brennerei.<br />
Klassik--Konzerte könnten dort stattf<strong>in</strong>den,<br />
Kabarett-Veranstaltungen oder Firmenfeiern.<br />
Der Bauantrag läuft. „Ich will<br />
e<strong>in</strong>e Erlebniswelt rund um dieses spirituelle<br />
Getränk basteln, e<strong>in</strong>en Treffpunkt<br />
für <strong>in</strong>teressante Leute“, sagt er. Whisky<br />
sei „e<strong>in</strong> hervorragendes Schmiermittel“.<br />
Im „ersten Leben“ hatte der gebürtige<br />
Rodewischer nach Abi und Armeezeit Architektur<br />
studiert, später als Berufsmusiker<br />
„alles gespielt, was Saiten hat“ und<br />
auch als Architekt mit Bau und Sanierung<br />
von Wohnungen gutes Geld verdient.<br />
„Doch als es auf die 60 zug<strong>in</strong>g,<br />
wollte ich noch mal was Neues wagen“,<br />
sagt er. Der Standort im Hafen und am Elberadweg<br />
sei für das Abenteuer ideal.<br />
„April, April!“ endet die Nachricht von<br />
der spektakulären Weltraummission. Das<br />
hochprozentige Projekt des Whiskynauten<br />
ist <strong>in</strong>des ernst zu nehmen, se<strong>in</strong> Höhenflug<br />
hat gerade erst begonnen. Bei<br />
Leichsenr<strong>in</strong>g sche<strong>in</strong>t nichts unmöglich.<br />
Tatort Alberthafen: Beim offiziellen Start der Dresdner Whisky Manufaktur im April drehte mit Frank Leichsenr<strong>in</strong>g auch der TV-Kommissar Mart<strong>in</strong> Brambach (r.) als Markenbotschafter am Rad. Fotos: Christian Juppe
42 WIR FÜR SACHSEN ANZEIGE<br />
E<strong>in</strong> starkes Team <strong>in</strong> puncto Sicherheit.<br />
Fotos:PR/Michael Schmidt<br />
E<strong>in</strong>e festeGröße<strong>in</strong>der Sicherheit<br />
Konzerte,Sportveranstaltungen, Messen,Volksfeste,Behörden, Unternehmen - überall dort, wo Menschen<br />
aufe<strong>in</strong>andertreffen,ist auchdas Team von „Ihre Wache“ nichtweitentfernt. MithellemGeist und wachen<br />
Augen s<strong>in</strong>ddie Mitarbeiterdes Dresdner Wach -und Sicherheitsdienstleisters mitten im Geschehen,<br />
gleichzeitig aber auch professionellimH<strong>in</strong>tergrund. Unddas schon seit über26Jahren.<br />
„Ihre Wache“ist <strong>in</strong> Dresden und Umland<br />
e<strong>in</strong>e feste Größe <strong>in</strong> der Veranstaltungsund<br />
Eventlandschaft. Als GbR gegründet,<br />
hatdas heutige Unternehmense<strong>in</strong>e<br />
Wurzeln <strong>in</strong> Riesa. Schnellstieg dieNachfrage.<br />
Deshalb wurde 2006 zur GmbH<br />
umfirmiert und der Sitz nach Dresden<br />
verlegt.<br />
Die geschulten Mitarbeiter empfangen<br />
seitdem Konzertbesucher, unterstützen<br />
die Abläufe <strong>in</strong> Behörden und sorgen für<br />
Sicherheit bei emotionalen Sportveranstaltungen.<br />
Dabei bietet das Team das<br />
Gesamtpaket im Bereich Veranstaltungssicherheit<br />
an. Von der Schwachstellenanalyse<br />
über die Konzeptionierung<br />
bis h<strong>in</strong> zur aktiven Absicherung.<br />
Der Wachschutz bildet die zweite Spezialisierung<br />
des Dresdner Wach- und Sicherheitsdienstleisters.<br />
Die langjährige Erfahrung und Expertise<br />
der 280-köpfigen Mannschaft ist gefragt.<br />
Es liegt auf der Hand, dass die<br />
Dresdner ihren eigenen Nachwuchs zur<br />
Fachkraftfür Schutz undSicherheit(IHK)<br />
ausbilden. Momentan s<strong>in</strong>d esdrei Auszubildende,<br />
die von den altenHasen lernen<br />
und gleichzeitig neuen W<strong>in</strong>d <strong>in</strong>die<br />
Branche br<strong>in</strong>gen. Im August startet das<br />
zweite Ausbildungsjahr. Jederzeit willkommen<br />
s<strong>in</strong>d auch Quere<strong>in</strong>steiger jeden<br />
IHRE WACHEGmbH<br />
Hermann-Mende-Straße 1<br />
01099 Dresden<br />
<strong>in</strong>fo@ihrewache.de<br />
+49351 810857 60<br />
www.ihrewache.de<br />
Geschlechts und jeder Herkunft. E<strong>in</strong>zige<br />
Voraussetzung: Die Bewerber müssen<br />
m<strong>in</strong>destens18Jahre altse<strong>in</strong>und Interesse<br />
an e<strong>in</strong>er langfristigen Zusammenarbeit<br />
haben.<br />
„Uns ist e<strong>in</strong>e nachhaltige B<strong>in</strong>dung wichtig.<br />
Wir möchten den Weg von Anfang<br />
an geme<strong>in</strong>sammit unserenMitarbeitern<br />
gehenund auchden Raum bieten,eigene<br />
Ideen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen“, sagt Geschäftsführer<br />
Maik Schleehahn. „Dabei bemühen<br />
wiruns diepersönlichen Lebensumstände<br />
<strong>in</strong> der Ausgestaltung desArbeitsalltages<br />
zu berücksichtigen. ImGegensatz<br />
zu Konzernstrukturen s<strong>in</strong>d wir flexibel<br />
und vergeben <strong>in</strong> derRegelke<strong>in</strong>e objektbezogenen<br />
Arbeitsverträge.“ Den<br />
Weg geme<strong>in</strong>sam gehen heißt auch, die<br />
Karriereziele der Mitarbeiter zu unterstützen.<br />
Denn nach oben gibt es <strong>in</strong> der<br />
Sicherheitsbranche viel Luft. Soist nach<br />
derAus- oder Weiterbildung zurgeprüftenSchutz-<br />
undSicherheitskraftder Aufstieg<br />
zum Geprüften Meister für Schutz<br />
und Sicherheit möglich, der zugleich<br />
auchdie Zugangsvoraussetzungfür den<br />
Geprüften Technischen Betriebswirt ist.<br />
Bei „Ihre Wache“ kann sich jeder Mitarbeiter<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bereich <strong>in</strong>dividuell beweisen<br />
und von Anfang an e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
Die Mitarbeiter werden regelmäßig geschult<br />
und nehmen an Lehrgängen teil.<br />
Dazu gehören neben Erste-Hilfe-Kursen,<br />
Brandschutz- und Fahrsicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
vor allem das <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Grundlagentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sowie Deeskalationskurse.<br />
Neben e<strong>in</strong>em bestimmten Maß anBeobachtungsgabe,<br />
Menschenkenntnis<br />
und F<strong>in</strong>gerspitzengefühl im Umgang<br />
mit den unterschiedlichsten Personen,<br />
ist esdie Fähigkeit <strong>in</strong> Notsituation angemessen<br />
handeln zukönnen, die das<br />
professionelle Team auszeichnet.<br />
Sie s<strong>in</strong>d die Ersten, die die Gäste am<br />
E<strong>in</strong>lass begrüßen, die während des<br />
Events die sichere Atmosphäre wahren<br />
und zum Schluss e<strong>in</strong>e gute Heimreise<br />
wünschen. Und dennoch –richtig auffallen<br />
würde ihre Anwesenheit erst,<br />
wenn sie fehlen.<br />
Quere<strong>in</strong>steiger Steve (24):<br />
SteveBulander liebtSport -und<br />
Herausforderungen. Der gebürtige<br />
Radebeuler ist bei „Ihre<br />
Wache“ im Bereich der Personalplanung<br />
im E<strong>in</strong>satz und<br />
muss nicht selten s<strong>in</strong>nbildlich<br />
Tetris spielen, um alle Dienste zu<br />
besetzen.Was er tagtäglich mitBravour<br />
meistert, war nicht immer se<strong>in</strong><br />
Arbeitsfeld. Nach der Schulehat der 24-Jährige<br />
zunächst e<strong>in</strong>e Lehre zum KFZ-Mechatroniker absolviert.<br />
Frühzeitig begann er, nebenberuflich für „Ihre Wache“ zuarbeiten.<br />
Egal obamE<strong>in</strong>lass, Parkplatz oder Backstage: „Ich habe besonders<br />
aufgrund der Abwechslung immer mehr Spaß andem<br />
Job gefunden.“ 2020 wechselte er Vollzeit zu „Ihre Wache“. Seitdem<br />
unterstützt er nicht nur bei Veranstaltungen, sondern<br />
nimmt immer mehr auch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle imadm<strong>in</strong>istrativen<br />
Bereich e<strong>in</strong>. „Es war die absolut richtige Entscheidung. Ich sehe<br />
me<strong>in</strong>e Zukunft <strong>in</strong>der Branche, will mit dem Unternehmen weiterwachsen.<br />
Obwohl wir schon e<strong>in</strong>e gewisse Größe erreicht haben,<br />
gehtesbei unssehrfamiliär zu.“<br />
Neul<strong>in</strong>gCel<strong>in</strong>e(24):<br />
Cel<strong>in</strong>eGoldackersGeschichteist<br />
spannend. Ursprünglich hat die<br />
gebürtige Baden-Württemberger<strong>in</strong><br />
ihren Handelsfachwirt<br />
abgelegt. Der Liebe wegen zog<br />
sie nach Dresden und startete<br />
im letzten Jahr –mittlerweile als<br />
Alle<strong>in</strong>erziehende –mit e<strong>in</strong>er Ausbildung<br />
zur „Fachkraft für Schutz und<br />
Sicherheit“. „Nur imBüro zusitzen, das war<br />
mir zu langweilig. Ich arbeitegern mitMenschen. In der Branche<br />
gibt es viele E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten, die man auf den ersten Blick<br />
gar nicht erwartet.“<br />
Während der Ausbildung ist sie immer sechs Wochen im Unternehmen<br />
und jeweils zwei Wochen <strong>in</strong>der Berufsschule <strong>in</strong> Freital.<br />
„Für mich als Mama ist e<strong>in</strong>e gewisse Flexibilität sehr viel Wert.<br />
Die Kollegen versuchen immer, Lösungen zu f<strong>in</strong>den, so dass ich<br />
oft auch mama-freundliche Schichten zugeteilt bekomme.“<br />
Der Plan der 24-Jährigen ist auf sechs Jahre ausgelegt. Nach der<br />
Ausbildung will sie Erfahrung sammeln und dann den Meister<br />
machen.<br />
„Alter Hase“Frank(39):<br />
Frank Friedrichweißgenau,was<br />
er will. Als E<strong>in</strong>satzkoord<strong>in</strong>ator<br />
und Standortverantwortlicher<br />
gibt er die Richtung im Bereich<br />
der Sicherheitsdienstleistungen<br />
und desObjektschutzes im Asylsektor<br />
vor. „Zu me<strong>in</strong>em Aufgabenbereich<br />
gehört e<strong>in</strong> riesiges<br />
Spektrum“, berichtet der 39-Jährige,<br />
den <strong>in</strong> der Branche eigentlich jeder kennt.<br />
Schon seit 15Jahren ist erfür „Ihre Wache“ im E<strong>in</strong>satz. Aus dem<br />
gelernten Tierwirt wurdenicht nure<strong>in</strong> Mitarbeiter, sondernüber<br />
entsprechende Weiterbildungen e<strong>in</strong>e gestandene Führungspersönlichkeit.<br />
„Ich lebe me<strong>in</strong>en Job zu 100 Prozent –auch, weil ich<br />
schon viel erlebt habe. Wichtig ist immer, dass man sich auf die<br />
Kollegen verlassen kann. Loyalitätund Zusammenhalts<strong>in</strong>d unersetzlich.<br />
Und die Identifikation mit der Arbeit.“ Unterstützung<br />
spürte er auchimJahr 2017.Nache<strong>in</strong>em Herz<strong>in</strong>farktschaffte „Ihre<br />
Wache“ fürden verdientenMitarbeiterkurzerhand e<strong>in</strong>en neuen<br />
Posten. Laptop undSchreibblock s<strong>in</strong>d seither se<strong>in</strong>e ständigen<br />
Begleiter.
LEBEN&STIL 43<br />
Nucao stellt die Schoko-<br />
Branche aufden Kopf<br />
Bio, vegan, fair undmit wenig Zucker:Nucao-Riegel, dieaus e<strong>in</strong>erDresdnerTestküche<br />
stammen, habenDeutschlands Bioläden, Supermärkteund Drogerien erobert.<br />
Von Sven Heitkamp<br />
Christian Fenner kann sich noch<br />
gut er<strong>in</strong>nern, wiesie 2016 <strong>in</strong> ihrer<br />
Dresdner WG-Küche auf dem<br />
Weißen Hirsch die ersten Rezepturen für<br />
ihre Bio-Riegel ausprobiert haben: Erund<br />
se<strong>in</strong>e zwei Mitgründer Mathias Tholey<br />
und Thomas Stoffels <strong>in</strong> weißen Kitteln,<br />
mit Haarnetzen und schoko-verklebten<br />
Kartons <strong>in</strong> der Hand. Bio und vegan sollten<br />
ihre Energieriegel se<strong>in</strong>, mit deutlich<br />
weniger Zuckerals <strong>in</strong> derBrancheüblich,<br />
mit fair gehandelten Öko-Rohstoffen –<br />
und e<strong>in</strong> echter Booster für Körper und<br />
Konzentrationsfähigkeit statt e<strong>in</strong>es<br />
marktüblichen Dickmachers.<br />
Die Idee hatten sie schon imStudium<br />
<strong>in</strong> Aachen geboren. Nun, nach ihrem<br />
Masterabschluss als <strong>Wirtschaft</strong>s<strong>in</strong>genieure,<br />
legten sie <strong>in</strong>Dresden los: mit e<strong>in</strong>em<br />
Schokoladen-Selbstmachset, Hanfsamen<br />
undKokosblütenzucker.Wenigspäterzogendie<br />
Gründer <strong>in</strong> ihre erste Manufaktur<br />
samtLadenlokal <strong>in</strong> Dresden-Pieschen und<br />
starteten e<strong>in</strong>e Crowdfund<strong>in</strong>g-Kampagne<br />
bei Startnext. Mit Erfolg: Ende 2016 kamen<br />
ihre Nucao-Schokoriegel auf den<br />
Markt.<br />
Neben Riegeln jetzt auchTafeln<br />
Sechs Jahre später ist aus dem kle<strong>in</strong>en<br />
grünen Food-Start-up e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational<br />
aktives Unternehmen für Schoko- und<br />
Prote<strong>in</strong>-Snacks geworden, die alle<strong>in</strong><br />
deutschlandweit <strong>in</strong>rund 10.000 Märkten<br />
erhältlich s<strong>in</strong>d: the nu company. Die Mitarbeiterzahl<br />
ist auf fast 100 geklettert.<br />
Der Umsatz auf 14 Millionen Euro im vorigen<br />
Jahr gestiegen. Und alles ist öko:<br />
Der Kakao stammt ausperuanischen Bauernkooperativen.<br />
Alle Nucao-<br />
Produkte werden<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
plastikfreien,<br />
kompostierbaren<br />
Verpackung<br />
aus Zellulose<br />
und Papier verkauft,<br />
bedruckt<br />
mit Bio-Farben.<br />
Der Ladenpreis<br />
beträgt 1,95 Euro.<br />
Vom Umsatz<br />
„Wirsehen uns als<br />
Gründer e<strong>in</strong>erneuen<br />
Generation. Unsere<br />
Richtschnur iste<strong>in</strong><br />
wertegetriebenes,<br />
nachhaltiges<br />
Unternehmertum.“<br />
Die Gründer der nu company: Thomas Stoffels, Christian Fenner und Mathias Tholey (v.l.n.r.).<br />
hat die Nu-Company <strong>in</strong>zwischen rund elf<br />
Millionen Bäume <strong>in</strong>Aufforstungsprojekten<br />
<strong>in</strong>Madagaskar, Nepal und Mosambik<br />
gepflanzt. Darunter seien vor allem Mangroven-Bäume,<br />
die fast viermal soviele<br />
CO2-Emissionen b<strong>in</strong>den wie andere<br />
Baumarten.<br />
Jetzt sitzt ChristianFenner<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
offenen,<br />
bunten Großraumbüro<br />
<strong>in</strong><br />
Leipzig und<br />
schreibt das<br />
nächste große<br />
Kapitel der Nu-<br />
Geschichte. In<br />
diesen Tagen<br />
kommen neben<br />
den bisherigen<br />
Riegeln auch Nucao-Schokoladentafeln<br />
<strong>in</strong>s Sortiment: sechs unterschiedliche<br />
Sorten, natürlich Bio-Schokolade, vegan,<br />
fair gehandelt und plastikfrei verpackt.<br />
Ladenpreis: 2,49 Euro. Und nachhaltig<br />
seien ihreSchoko-Tafeln ebenfalls, betont<br />
der 31-Jährige. „Mit jeder verkauften Tafel<br />
unterstützen wir e<strong>in</strong> frauengeführtes<br />
Aufforstungsprojekt <strong>in</strong> Nepal.“ Vorallem<br />
aber sollen sie nun breitere Käuferkreise<br />
erreichen als bisher: mit etwas mehr Zucker,<br />
aber immer noch deutlich mehr als<br />
50 ProzentKakaoanteil,jenachSorte,außer<br />
<strong>in</strong> der neuen weißen Schokolade.<br />
„Wir haben uns bei unserem Wachstum<br />
zuletzt selbst e<strong>in</strong> Be<strong>in</strong> gestellt“, sagt Fenner.<br />
„Es hilft nicht soviel, wenn e<strong>in</strong> Unternehmen<br />
für Klimafreundlichkeit e<strong>in</strong>steht,<br />
aber sich das Produkt nur <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er<br />
kle<strong>in</strong>en Nische verkauft.“ Gewachsen seien<br />
die Nucao-Riegel vor allem durch Erstkäufer,<br />
viele Kunden hätten die Produkte<br />
dann aber nicht wieder gekauft. Deshalb<br />
wolle die Nu-Company nun populärere<br />
Geschmacksrichtungen anbieten – mit<br />
mehrGenuss undmehr Schmelz.<br />
Damit solle die Idee e<strong>in</strong> Stück weit<br />
aus der eigenen Öko-Blase herauswachsen,<br />
umauch im Massenmarkt positive<br />
Veränderungen mit umweltbewusstem<br />
Konsum herbeizuführen. „Wir werden<br />
uns <strong>in</strong>Zukunft stärker als nachhaltiger<br />
Schokoladen-Anbieter präsentieren und<br />
konventionellen Marken e<strong>in</strong>en Marktanteilabtrotzen“,sagtFenner.<br />
Bisher istdas junge Unternehmen vor<br />
allem von größeren Investoren aus den<br />
Bereichen Nachhaltigkeit undLebensmittel<br />
f<strong>in</strong>anziert und schreibt planmäßig<br />
noch ke<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>ne. Doch das soll <strong>in</strong><br />
Foto:PR<br />
den kommenden Jahren anders werden.<br />
Zu den illustren Geldgebern der Nu-Companygehören<br />
unter anderemder frühere<br />
Formel-1-Weltmeister und heutige Unternehmer<br />
Nico Rosberg sowie Develey-<br />
Chef Michael Durach, zu dessen Konzern<br />
auch Bautzner Senf gehört. Ine<strong>in</strong>er sogenannten<br />
Series-A-F<strong>in</strong>anzierungsrunde<br />
sammelte die Nu-Company voriges Jahr<br />
alle<strong>in</strong> 14 Millionen Euro e<strong>in</strong>.<br />
In e<strong>in</strong>er ersten großen F<strong>in</strong>anzierungsrunde<br />
2020 waren es bereits 3,7 Millionen<br />
Euro. „Wir sehen uns als Gründer e<strong>in</strong>er<br />
neuen Generation“, sagt Christian<br />
Fenner. „Unsere Richtschnur ist e<strong>in</strong> wertegetriebenes,<br />
nachhaltiges Unternehmertum.“<br />
Die Nucao-Riegel sollen nun<br />
den Beweis antreten, dass es möglich ist,<br />
die Lebensmittelbranche auf den Kopf zu<br />
stellen.
44 LEBEN & STIL<br />
Die Kunst, den<br />
Wert zu steigern<br />
Um ke<strong>in</strong> Geld zu verlieren, <strong>in</strong>vestieren viele Menschen zurzeit <strong>in</strong> Sachwerte. Die sollten<br />
aber auch schön se<strong>in</strong>. Das me<strong>in</strong>t der Bautzener Goldschmied Lothar Lange.<br />
Von Peter Ufer<br />
Zeitmasch<strong>in</strong>en gehören zum Traum<br />
der Menschen: Aus dem Gestern<br />
starten und im Morgen landen.<br />
Der Überschlag der Zeiten und Kulturen<br />
– was für e<strong>in</strong> Gedanke. Was unmöglich<br />
sche<strong>in</strong>t, fasst Lothar Lange <strong>in</strong> Schmuck.<br />
Er überträgt Altes <strong>in</strong> Neues, schafft so<br />
fasz<strong>in</strong>ierende Gegenstände der Gegenwart.<br />
Moderne Interpretationen der Geschichte.<br />
Die Gegenwart verschafft dem Goldschmiedemeister<br />
gerade viel Arbeit. „Momentan<br />
ist bei mir mit mehrmonatigen<br />
Wartezeiten zu rechnen“, sagt Lange. Das<br />
sei weniger den gestörten Lieferketten<br />
anzurechnen, sondern dem Wunsch der<br />
Kundschaft, <strong>in</strong> Sachwerte zu <strong>in</strong>vestieren.<br />
Während Geld immer weniger wert wird,<br />
steigt das Bedürfnis nach Beständigkeit,<br />
nach e<strong>in</strong>em schönen Wertgegenstand,<br />
der die Zeiten überdauert und im Idealfall<br />
später sogar Gew<strong>in</strong>n br<strong>in</strong>gt. Der 60-<br />
Jährige liefert dafür <strong>in</strong>dividuelle Angebote.<br />
Er fahndet im Internet oder renommierten<br />
Auktionshäusern nach antiken<br />
Münzen, Kle<strong>in</strong>bronzen oder Meteoriten,<br />
um ihnen e<strong>in</strong>en zeitlosen Rahmen zu geben.<br />
E<strong>in</strong>e griechische Silbermünze fasste<br />
er beispielsweise <strong>in</strong> Acryl und hochkarätiges<br />
Gold. Es gibt nichts Gleiches, der<br />
Schmuck ist e<strong>in</strong>malig. Geschichte wiederholt<br />
sich hier nicht, sie wird mit dem<br />
Jetzt komb<strong>in</strong>iert und erhält e<strong>in</strong>e andere<br />
Qualität.<br />
1988 gründete Lothar Lange <strong>in</strong> Bautzen<br />
se<strong>in</strong>e Schmuckmanufaktur, er bearbeite<br />
schlicht Metall. „Ich setze Archaisches<br />
mit Modernem zusammen, reduziere<br />
dabei die D<strong>in</strong>ge aufs Wesentlich.“,<br />
sagt der Goldschmiedemeister. Er nennt<br />
se<strong>in</strong>en Stil bauhauslastig. Klare L<strong>in</strong>ien,<br />
nachvollziehbare Strukturen, wertige Materialien.<br />
Schmuck aus Gold, Silber und<br />
Plat<strong>in</strong> stellt er <strong>in</strong> den Vitr<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er<br />
Werkstatt aus. Das wirkt wie e<strong>in</strong>e Exposition<br />
se<strong>in</strong>er Arbeiten, aber es ist letztlich<br />
e<strong>in</strong> Laden für jeden, der sich mit Geschmack<br />
schmücken will.<br />
Jeder kann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Atelier sehen,<br />
was Lange schafft. An se<strong>in</strong>er Werkbank<br />
lötet er, schleift, ziseliert, poliert, f<strong>in</strong>iert.<br />
E<strong>in</strong> Armreifen aus Silber entsteht durch<br />
das Biegen und Verlöten e<strong>in</strong>es Bleches,<br />
nach und nach bekommt er se<strong>in</strong>e Form,<br />
e<strong>in</strong> paar Tausend Hammerschläge – jeder<br />
genau da, wo er h<strong>in</strong>gehört. Dann wird<br />
der Deckel aufgelötet, wieder gefeilt und<br />
geschliffen. Aber nicht blank, nicht glatt<br />
1988 hat Lothar Lange se<strong>in</strong>e Schmuckmanufaktur <strong>in</strong> Bautzen gegründet. Seitdem hat er viel erlebt. Fotos: Thomas Kretschel<br />
geleckt, sondern Lange belässt Spuren<br />
se<strong>in</strong>er Werkzeuge. Der Zauber liegt im<br />
sche<strong>in</strong>bar Unfertigen, <strong>in</strong> vermuteter Zerbrechlichkeit.<br />
Wer e<strong>in</strong>en R<strong>in</strong>g möchte, erzählt Lange<br />
zunächst se<strong>in</strong>e Wünsche, se<strong>in</strong>e Geschichten.<br />
So erarbeitete er auch e<strong>in</strong>en<br />
Bischofsr<strong>in</strong>g. Der Geistliche kam zu ihm,<br />
gab ihm die goldenen Traur<strong>in</strong>ge se<strong>in</strong>er<br />
Eltern, denn das Erbe sollte neben dem<br />
heiligen Kreuz <strong>in</strong> dem neuen Schmuck<br />
mit verarbeitet werden. Wieder komb<strong>in</strong>ierte<br />
der Goldschmied Geschichte mit<br />
Gegenwart. Der Bautzener denkt <strong>in</strong> Generationen<br />
und weiß, dass er längst verschwunden<br />
se<strong>in</strong> wird, wenn se<strong>in</strong>e Stücke<br />
weiter leben, bei wem auch immer. Er<br />
schafft Schönheit für den Augenblick und<br />
für das Familienerbe. So gesehen ist er<br />
Kosmetiker und Anlageberater <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Person.<br />
Mag se<strong>in</strong>, dass diese Art zu arbeiten<br />
sich stark mit Bautzen verb<strong>in</strong>det. Langes<br />
Werkstatt bef<strong>in</strong>det sich auf dem Plateau<br />
über dem Spreetal, unweit der Ortenburg.<br />
Tausend Jahre alte Fundamente tragen<br />
die Mauern der Häuser <strong>in</strong> diesem Teil<br />
der Stadt. Die Gassen mit ihren auf das<br />
Plateau gepflanzten Häusern, die Kirchen,<br />
die Burg wirken wie e<strong>in</strong> Freilichtmuseum<br />
e<strong>in</strong>es mittelalterlichen Stadtensembles.<br />
Das ist die Umgebung für Langes<br />
Inspiration. Se<strong>in</strong> bestimmt das Bewusstse<strong>in</strong>,<br />
aber das wirkt zugleich immer<br />
zurück. Anlässlich der Jahrtausendfeier<br />
der Stadt verhalf der Goldschmiedemeister<br />
dem Oberbürgermeister der Stadt zu<br />
e<strong>in</strong>er Amtskette. Und es wundert nicht,<br />
dass sich auch hier Vergangenheit mit<br />
dem Heute paart. In die Kette fügte Lange<br />
Lausitzer Granit,<br />
der die Region<br />
prägt wie Sandste<strong>in</strong><br />
die Sächsische<br />
Schweiz.<br />
Neben R<strong>in</strong>gen,<br />
Broschen<br />
und Ketten entstehen<br />
<strong>in</strong> der<br />
Manufaktur<br />
auch Leuchter<br />
oder Silberdosen.<br />
In deren Deckel<br />
treibt der<br />
Bautzener Gesichter,<br />
antike Damen wachsen aus dem<br />
Metall und bilden e<strong>in</strong> Relief. Die Schachteln<br />
gibt es kle<strong>in</strong> und etwas größer für<br />
„Ich setze<br />
Archaisches mit<br />
Modernem<br />
zusammen,<br />
reduziere dabei die<br />
D<strong>in</strong>ge aufs<br />
Wesentliche.“<br />
die Pillen im Alter oder zur Aufbewahrung<br />
des Schmucks. In jeder der Arbeiten<br />
steckt stunden- oder tagelanges Werken.<br />
Lange macht Kunststücke, Unikate, die<br />
ihren Wert aus der Idee, dem Material,<br />
der Handarbeit und dem Auge des Betrachters<br />
addieren.<br />
Für 100 Euro bekommen Kunden hier<br />
nichts zu kaufen, aber Liebhaberei ist sowieso<br />
nicht <strong>in</strong> Preisen anzugeben. Weit<br />
über 2.000 Unikate schuf Lange so <strong>in</strong> den<br />
vergangenen 33<br />
Jahren.<br />
Wenn er allerd<strong>in</strong>gs<br />
mal nicht<br />
mit der Lupe vor<br />
den Augen an<br />
se<strong>in</strong>er Werkbank<br />
sitzt, treibt<br />
er Ausgleichskunst.<br />
Dann<br />
fährt er <strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />
Atelier im Bad<br />
Muskauer Park,<br />
nimmt sich Holz<br />
vor, um es <strong>in</strong><br />
Stücke zu hauen, um diesen Formen zu<br />
geben und sie anzustreichen. Auch wenn<br />
er da mit ganz anderem Material arbeitet,<br />
tut er im Grunde das, was er auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Goldschmiede hervorbr<strong>in</strong>gt. Das Holz<br />
ist gewachsen, trägt Jahresr<strong>in</strong>ge, muss<br />
trocknen, ist von gestern, aber beständig<br />
bis <strong>in</strong> ferne Tage. So krümmt sich e<strong>in</strong><br />
grob behauener Kirschstamm blau bemalt<br />
aus e<strong>in</strong>em Alum<strong>in</strong>iumsockel. „Das<br />
ist Frau Krause, die macht blau“, sagt Lothar<br />
Lange. Und neben ihr steht e<strong>in</strong>e andere<br />
Gestalt, „Der heilige Dreikönig – <strong>in</strong><br />
Personalunion“, sagt der Künstler. Heitere<br />
Figuren als Stammbäume gut gewachsenen<br />
Humors.<br />
Lange lässt sich nicht so leicht festlegen,<br />
er genießt es, selbstständig zu se<strong>in</strong>.<br />
Wie e<strong>in</strong> Frosch, der vom Wasser aufs<br />
Land und vom Land <strong>in</strong>s Wasser spr<strong>in</strong>gt,<br />
der auf dem Brunnenrand sitzt, um die<br />
goldene Kugel aus der Tiefe zu holen und<br />
zum Pr<strong>in</strong>zen zu werden. Das jedenfalls<br />
erzählt das Manufaktur-Logo. E<strong>in</strong> grüner<br />
Frosch mit goldener Krone. Der wandelt<br />
durch die Zeiten, vom Märchen <strong>in</strong> die<br />
Realität, und br<strong>in</strong>gt von überallher schöne<br />
D<strong>in</strong>ge mit, die ihren Wert nicht verlieren<br />
werden.<br />
Kontakt onl<strong>in</strong>e über<br />
www.goldschmiede-lange.de<br />
Handwerkskunst ist das E<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> geschulter Blick fürs Details das Andere: In se<strong>in</strong>er Manufaktur schafft Lothar Lange viel Besonderes im Kle<strong>in</strong>en.
VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG 45<br />
Perle mitPotenzial<br />
Alsdrittgrößte sächsischeStadthatte es Chemnitzneben Dresden undLeipzig nicht<br />
immerleicht, eigene Akzente zu setzen.Dabeihat sie vielzubieten.<br />
Wer an sächsische Metropolen<br />
denkt, hat meistens zuerst<br />
die Landeshauptstadt Dresden<br />
mit ihrer wechselvollen Geschichte,<br />
demreichen Kulturangebot undder barocken<br />
Architektur im Fokus. Der zweite<br />
Gedanke gilt oft Leipzig, der pulsierenden<br />
Universitätsstadt, die vor allem auch<br />
junge Leute begeistert. Und Chemnitz?<br />
Als drittgrößte Stadt im Freistaat hat es<br />
Chemnitz bisweilen schwer, sich neben<br />
den beiden Metropolen im Osten und<br />
Norden zu behaupten. ZuUnrecht, denn<br />
Chemnitz kann e<strong>in</strong>e Menge. Das hat<br />
auch die Jury im Wettbewerb um dieKulturhauptstadt<br />
Europas erkannt und<br />
Chemnitz geme<strong>in</strong>sam mit dem slowenischen<br />
Nova Gorica den Titel für 2025 zuerkannt.<br />
Davor stand e<strong>in</strong>e Werbekampagne,<br />
die genau jene verme<strong>in</strong>tliche „Unsichtbarkeit“<br />
der Stadt <strong>in</strong> den Fokus gerückt<br />
hatte. „C the Unseen“ lautete das<br />
Motto, mit dem Chemnitz <strong>in</strong> den Wettstreit<br />
e<strong>in</strong>gestiegenwar.<br />
Die Botschaft dah<strong>in</strong>ter: In Wirklichkeit<br />
gibt es e<strong>in</strong>e Menge <strong>in</strong> Chemnitz zu<br />
sehen.Die Stadt istbesonders reich an Industriekultur.<br />
Nicht umsonst hat hier<br />
auch der noch junge Landesverband Industriekultur<br />
se<strong>in</strong>en Sitz. Zahlreiche Museenund<br />
technische Denkmäler erzählen<br />
von der wirtschaftlichen Geschichte der<br />
Stadt und ihrer Umgebung. Dabei liegt<br />
der Fokus aber nicht nur auf Vergangenem.<br />
So macht sich unter anderem die<br />
Initiative Kreatives <strong>Sachsen</strong> mit vielen<br />
Partnern für modernes und kreatives Arbeiten<br />
stark. „Maker, Bus<strong>in</strong>ess & Arts<br />
MBA25“ ist der Titel e<strong>in</strong>es der <strong>in</strong>sgesamt<br />
vier sogenannten Flagship-Vorhaben, die<br />
im S<strong>in</strong>ne der Kulturhauptstadt umgesetzt<br />
werden. Das Team von Kreatives <strong>Sachsen</strong><br />
vernetzt dabei Akteure aus <strong>Wirtschaft</strong>,<br />
Kunst und Kultur und bietet perspektivisch<br />
<strong>in</strong> <strong>in</strong>sgesamt acht „Makerhubs“<br />
Raum für Austausch und Ideen, unter anderem<br />
zu den Schwerpunkten Nachwuchsförderung,<br />
Cross-Innovation, Kul<strong>in</strong>arik<br />
undtextiles Arbeiten.<br />
Mit der Kampagne „Chemnitz -Stadt<br />
der Moderne“ zeigt die Stadt nicht erst<br />
seit derKulturhauptstadt-Bewerbungihre<br />
Zukunftsfähigkeit. Die wiederum hängt<br />
von den Menschen ab, die das moderne<br />
Chemnitz repräsentieren. Für sie hat die<br />
Stadt bereits 2014 e<strong>in</strong> eigenes Kommunikationskonzept<br />
auf den Weg gebracht,<br />
dasdas Lebensgefühl der Bewohner<strong>in</strong>nen<br />
Chemnitz hat viel zu bieten –wirtschaftlich, kulturell und zunehmend auch imForschungsbereich.<br />
und Bewohner <strong>in</strong> den Blickpunkt rückte.<br />
Nach dem Motto „Die Stadt b<strong>in</strong> ich“ zeigten<br />
sie, warum sie gerne <strong>in</strong> Chemnitz leben.<br />
Lebens- und liebenswert ist die Stadt<br />
nicht zuletzt auch, weil es <strong>in</strong> und um<br />
Chemnitz sehr viel grüner ist, als man es<br />
von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dustriell geprägten Standort<br />
erwarten würde. Mehr als 3.000 Hektar<br />
Wald gehören unmittelbar zum Stadtgebiet.<br />
Auf jeden E<strong>in</strong>wohner kommen statistisch<br />
über 60 Quadratmeter Grünfläche.<br />
Bekannt s<strong>in</strong>d vor allem der Küchwaldpark,<br />
die Schlossteichanlagen und<br />
derStadtpark.<br />
Den Nachwuchs im Fokus<br />
Flanieren und die Seele baumeln lassen –<br />
dasgeht <strong>in</strong> Chemnitz gut. DieStadt istfamilienfreundlich,<br />
bietet aber auch den<br />
zahlreichen Student<strong>in</strong>nen und Studenten,<br />
die an der hiesigen TU oder an e<strong>in</strong>em<br />
der zahlreichen Forschungs<strong>in</strong>stitute<br />
lernen, beste Bed<strong>in</strong>gungen. Wissenschaft<br />
und <strong>Wirtschaft</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Chemnitz eng<br />
mite<strong>in</strong>ander verbunden. Vor allem im<br />
Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugbau, <strong>in</strong> der Mikroelektronik<br />
sowie der Textil- und<br />
Foto:Adobestock<br />
Werkstoff<strong>in</strong>dustrie f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> Chemnitz<br />
gebündelteExpertise.<br />
Rund 18.500 Industrie- und Handwerksbetriebe<br />
gibt es <strong>in</strong> der Stadt. Als<br />
moderner <strong>Wirtschaft</strong>sstandort greiftman<br />
hier die lange Tradition der Stadt auf –<br />
Chemnitz galt im 19. Jahrhundert als<br />
„sächsisches Manchester“ –und verb<strong>in</strong>det<br />
sich mit dem Anspruch e<strong>in</strong>es modernen<br />
Lebens- und Arbeitsortes für alle Generationen<br />
und für Menschen aus aller<br />
Welt. Die rund 10.000 Studierenden der<br />
Technischen Universität und der verschiedenen<br />
Institute kommen aus etwa<br />
100 Ländern. Damit belegt Chemnitz bezogen<br />
auf den Anteil der ausländischen<br />
Studierenden bundesweit e<strong>in</strong>en Spitzenplatz<br />
unterden staatlichen Universitäten.<br />
Nicht zuletzt die Lage macht Chemnitz<br />
begehrt. Das europäische Luftdrehkreuz<br />
von DHL <strong>in</strong> Leipzig br<strong>in</strong>gt vor allemUnternehmen<br />
logistische Vorteile.E<strong>in</strong>e<br />
gute Verkehrsanb<strong>in</strong>dung macht sowohl<br />
andere Großstädte als auch zwei <strong>in</strong>ternationale<br />
Flughäfen leicht erreichbar.<br />
Vergleichsweise günstige Mieten locken<br />
Häuslebauer vorwiegend aus dem UmlandnachChemnitz.<br />
Schwimmbäder, e<strong>in</strong><br />
Eisstadion undmehrals 200 Sportvere<strong>in</strong>e<br />
bieten auch <strong>in</strong> der Freizeit viele Möglichkeiten,<br />
aktiv zuse<strong>in</strong>. Und, dass sich die<br />
Kultur nicht verstecken muss, sollte spätestens<br />
nach der erfolgreichen Bewerbung<br />
für den „Kulturhauptstadt“-Titel<br />
klar se<strong>in</strong>. Über 90Millionen Euro fließen<br />
über das Programm <strong>in</strong> Stadtentwicklung,<br />
Gehen Sie bei der<br />
Mitarbeitergew<strong>in</strong>nung<br />
schon „andere Wege“?<br />
Infrastruktur und Tourismus. Chemnitz<br />
hat viel zu bieten –und das macht die<br />
Stadt auch für Fachkräfte aus dem Ausland<strong>in</strong>teressant.<br />
Damit sie gut <strong>in</strong> Chemnitz ankommen<br />
können, engagiert sich unter anderem<br />
das Bildungswerk der Sächsischen<br />
<strong>Wirtschaft</strong> (bsw). Unter dem Motto „Gehen<br />
Sie schon andere Wege?“ bieten die<br />
Mitarbeiter zum Beispiel am 12. Juli e<strong>in</strong>en<br />
Workshop zum Thema „Integration<br />
und Berufsanerkennung ausländischer<br />
Mitarbeiter und Azubis“ an. Personalverantwortliche<br />
aus Chemnitzer Unternehmen<br />
lernen dabei alle Möglichkeiten zur<br />
Gew<strong>in</strong>nung von Mitarbeitern aus dem<br />
Ausland kennen und erfahren im Gespräch<br />
mit den Experten, worauf esbesonders<br />
zu achten gilt. Das Bildungswerk<br />
engagiert sich schon seit 2020 unter anderem<br />
imRahmen der Fachkräfteallianz<br />
im „Projekt zur beruflichen Integration<br />
von Ausländern <strong>in</strong> Chemnitz“. Innerhalb<br />
der ersten Hälfte der Projektlaufzeit wurden<br />
nach Angaben des bsw über 50Prozent<br />
der Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ausbildung oder<strong>in</strong>e<strong>in</strong> sozialversicherungspflichtiges<br />
Beschäftigungsverhältnis<br />
vermittelt. 2021 startete darüber<br />
h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> weiteres Projekt im Rahmen<br />
der Fachkräfteallianz mit dem Ziel<br />
der gezielten Akquise und Gew<strong>in</strong>nung<br />
von Azubis und Fachkräften aus dem<br />
Ausland. Vielfalt, die dem <strong>Wirtschaft</strong>sstandort<br />
Chemnitz genauso gut zu Gesicht<br />
steht wieder Kulturhauptstadt.<br />
www.chemnitz.de;www.chemnitz 2025.de;<br />
www.kreatives-sachsen.de<br />
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Die Hauptabteilung Bildung der Handwerkskammer Chemnitz ist zertifiziert<br />
nach DIN ENISO 9001:2015.<br />
über zuverlässige Netzwerke zur Gew<strong>in</strong>nung von<br />
Azubis und Fachkräften verfügen.<br />
zur Anerkennung <strong>in</strong>ternationaler Berufsabschlüsse<br />
beraten.<br />
zielgerichtet qualifizieren und ausbilden.<br />
Unterstützung bei der Integration geben.<br />
über <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenzen und Wissen<br />
verfügen.<br />
Diese Maßnahme wird mitf<strong>in</strong>anziert mit<br />
Steuermitteln auf Grundlage des von den<br />
Abgeordneten des Sächsischen Landtags<br />
beschlossenen Haushaltes.<br />
bsw-Technikum Chemnitz<br />
Kantstraße 4–8, 09126 Chemnitz<br />
Telefon 0371 5333510<br />
E-Mail bz-chemnitz@bsw-mail.de<br />
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46 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />
DieEnergie derZukunft<br />
Mitdem Hydrogen Innovation Center gehört Chemnitzzuden Orten<strong>in</strong>Deutschland, an<br />
denenanwasserstoffbasierten Technologien geforschtwird. E<strong>in</strong>e großeChance.<br />
Ganz vorn mit dabei se<strong>in</strong> –das ist<br />
<strong>in</strong> diesen Zeiten besonders wichtig,<br />
denn die Welt verändert sich<br />
rasant und mit ihr auch die Prioritäten.<br />
Zum Beispiel, wenn es um die Energie<br />
der Zukunft geht. Und hier spielt der<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sstandort Chemnitz tatsächlich<br />
ganz vorn mit –bei der Entwicklung<br />
von wasserstoffbasierten Technologien.<br />
Nicht umsonst stehthier das HIC, dasHydrogen<br />
Innovation Center.<br />
Bis 2025 soll es als <strong>in</strong>dustrielle Forschungs-,<br />
Test- und Zertifizierungse<strong>in</strong>richtung<br />
ausgebaut werden. Das HIC ist<br />
e<strong>in</strong>er von vier Standorten des Innovations-<br />
und Technologiezentrums für Wasserstoff.<br />
Nach eigenen Angaben soll es<br />
„e<strong>in</strong>e Brücke zwischen der wissenschaftlichen<br />
Forschung, dem Transfer h<strong>in</strong> zu<br />
disruptiven Wasserstoff-Technologien<br />
und e<strong>in</strong>er breiten <strong>in</strong>dustriellen Wertschöpfung<br />
durch die Zuliefer<strong>in</strong>dustrie<br />
schlagen“. Und warum <strong>in</strong>Chemnitz? Die<br />
Antwort hat viel mit e<strong>in</strong>er Prämisse des<br />
Sächsischen <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isteriums zu<br />
tun. Hier hat man früh auf das Thema<br />
„Wasserstoff“ gesetzt und sich entsprechendaufgestellt.<br />
„<strong>Sachsen</strong> will beim E<strong>in</strong>satz von Wasserstoff<br />
ander Spitze mitfahren. Wir setzen<br />
schon seit Jahren verstärkt auf diese<br />
Technologie, auch wenn andere uns für<br />
unsere Ambitionen lange belächelt haben.<br />
Inder Elektromobilität hat <strong>Sachsen</strong><br />
bereits bewiesen, dass es se<strong>in</strong>e Potenziale<br />
nutzen kann. Innerhalb Europas ist <strong>Sachsen</strong><br />
der top Produktionsstandort von<br />
Elektroautos. Dah<strong>in</strong> soll sich auch das<br />
Thema Wasserstoff entwickeln“, hatte<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister Mart<strong>in</strong> Dulig bereits<br />
Zu den Möglichkeiten der wasserstoffbasierten Technologie wird <strong>in</strong> Chemnitz auf hohem Niveau geforscht.<br />
im vergangenen Jahr betont. Da konnte<br />
die Wasserstoff-Strategie der <strong>Sachsen</strong> e<strong>in</strong>en<br />
großen Erfolg verbuchen. Der damalige<br />
Bundesverkehrsm<strong>in</strong>ister Andreas<br />
Scheuer gab bekannt, dass Chemnitz e<strong>in</strong><br />
Standort des Innovations- und Technologiezentrums<br />
Wasserstoffunter dem Dach<br />
des Deutschen Zentrums Mobilität der<br />
Zukunft wird. Das HIC gehörte zu den F<strong>in</strong>alisten<br />
der entsprechenden Ausschreibung.<br />
Das Center ist <strong>in</strong>novativ und dennoch<br />
fest <strong>in</strong> der Region verankert. H<strong>in</strong>ter<br />
Foto:Adobestock<br />
ihm steht e<strong>in</strong> breites Bündnis aus Wissenschaftlern,großensowie<br />
auchkle<strong>in</strong>en<br />
und mittelständischen Unternehmen. Es<br />
vere<strong>in</strong> Start-ups und Branchen-Riesen,<br />
Verbände, Initiativen und nicht zuletzt<br />
die Landes- und Kommunalpolitik, die <strong>in</strong><br />
den wasserstoffbasierten Technologien<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Basis für die Zukunftsfähigkeit<br />
der hiesigen <strong>Wirtschaft</strong> sieht. Als<br />
hoch spezialisierter Entwicklungsstandort<br />
wird auch Chemnitz selbst se<strong>in</strong> Profil<br />
schärfen. Unternehmen aus ganz<br />
Deutschland sollen etwa im HIC die Möglichkeit<br />
bekommen, ihre Innovationen<br />
zu testen, entsprechend zertifizieren zu<br />
lassen und damit vielleicht weltweit bedeutsame<br />
Innovationen auf den Wegzu<br />
br<strong>in</strong>gen.<br />
Das alles erfordert natürlich auch erhebliche<br />
Investitionen. So braucht das<br />
HIC für die Umsetzung se<strong>in</strong>er ambitionierten<br />
Projekte bis 2027 <strong>in</strong>sgesamt 125<br />
Millionen Euro. Die aufwendige Konzeptionwird<br />
von dem Industriecluster HZwo<br />
e.V. koord<strong>in</strong>iert. Die gute Anb<strong>in</strong>dung an<br />
die universitäre und logistische Infrastruktur<br />
<strong>in</strong> Chemnitz will Synergieeffekte<br />
nutzbar machen.<br />
<strong>Sachsen</strong> schaut nach Chemnitz –und<br />
das durchaus zu Recht. „Für den Hightech-<br />
und Innovationsstandort <strong>Sachsen</strong>,<br />
für ganz Ostdeutschland, besteht bei der<br />
Wasserstofftechnologie die große Chance<br />
auf e<strong>in</strong>en Vorsprung Ost. Deshalb hat das<br />
sächsische <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>isterium das<br />
HIC-Projekt von Anfang an unterstützt<br />
und wird es weiter <strong>in</strong>tensiv begleiten.<br />
Das HIC ist europaweit e<strong>in</strong>malig“, so M<strong>in</strong>ister<br />
Dulig <strong>in</strong>Bezug auf den Zuschlag<br />
für Chemnitz als Standort des Bundes-<br />
Wasserstoffzentrums.<br />
Das dürfte perspektivisch neue Firmen<br />
nach Chemnitz locken unddie Stadt<br />
<strong>in</strong>sgesamt und auch über deutsche Grenzen<br />
h<strong>in</strong>weg attraktiv für Forscher, Studenten<br />
undGründermachen.<br />
Von der Technologie über Komponenten, <strong>in</strong>telligente Systeme bis h<strong>in</strong> zum<br />
anwendungsspezifischen Gesamtsystem<br />
Fraunhofer ENAS stellt sich <strong>in</strong>haltlich und organisatorisch entlang der Wertschöpfungskette von<br />
<strong>in</strong>telligenten Systemen auf!<br />
Das Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS ist der Spezialist und Entwicklungspartner im<br />
Bereich Smart Systems und deren Integration für unterschiedlichste Anwendungen. Inden drei Bus<strong>in</strong>ess Units<br />
»Process, Device and Packag<strong>in</strong>g Tec<br />
hnologies«, »Intelligent Sensor and Actuator Systems« sowie »Systems<br />
and Applications« adressieren wir Themen von der Tec<br />
hnologieentwicklung bis zur Komponente, vom<br />
System-on-Chip, System-<strong>in</strong>-a-Package bis h<strong>in</strong> zum System-of-Systems. Wir entwickeln für und mit unseren<br />
Kunden E<strong>in</strong>zelkomponenten, die entsprechenden Tec<br />
hnologien für deren Fertigung, Systemkonzepte sowie<br />
System<strong>in</strong>tegrationstechnologien bis zum Tec<br />
hnologietransfer. Das schließt auch die übergreifenden Themen<br />
Zuverlässigkeit und künstliche Intelligenz e<strong>in</strong>.<br />
Unsere bisherige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Groß<strong>in</strong>dustrie, KMUs, Start-ups, Forschungspartnern<br />
und Netzwerken setzen wir konsequent zu beiderseitigem Nutzen fort.<br />
»Um unsere Partner aus der Industrie bei marktfähigen Innovationen zu unterstützen, konzentrieren wir uns<br />
<strong>in</strong>haltlich neben der Tec<br />
hnologieentwicklung sowie <strong>in</strong>telligenten Sensor- und Aktorsystemen verstärkt auf den<br />
Aufbau von Applikationsdemonstratoren als Tei<br />
le<strong>in</strong>er vorgelagerten Produktentwicklung.«,betont Prof. Harald<br />
Kuhn, Leiter des Fraunhofer ENAS.<br />
Anwendungsdomänen des Fraunhofer ENAS<br />
Halbleiter<strong>in</strong>dustrie, Mikrosystemtechnik, Systemanbieter<br />
Masch<strong>in</strong>enbau, Robotik, Mobilität<br />
Mediz<strong>in</strong> und mediz<strong>in</strong>ische Applikationen<br />
Energie <strong>in</strong>klusive Wasserstofftechnologien<br />
Wir freuen uns auf Ihre Anfragen unter<br />
Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS<br />
Telefon +49 371 45001-0<br />
<strong>in</strong>fo@enas.fraunhofer.de<br />
www.enas.fraunhofer.de
ANZEIGE WIRFÜR SACHSEN 47<br />
Zahlen &Fakten<br />
DerNamensgeber derSIS Carl Hahnwar e<strong>in</strong>st Top-Manager beiVW: Die Zukunft von K<strong>in</strong>dern undJugendlichen liegtihm besonders am Herzen. DergebürtigeChemnitzer<br />
engagiert sich aktiv fürneueWege <strong>in</strong> derBildung.<br />
Foto: Wolf Lux<br />
Bildung istder Schlüssel<br />
Die Saxony International School -CarlHahngGmbH (SIS) eröffnet ihre 17.Bildungse<strong>in</strong>richtung.<br />
Geschäftsführer RüdigerSchool über e<strong>in</strong>e sächsische Erfolgsgeschichte.<br />
HerrSchool, <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
eröffnet die SaxonyInternational<br />
School -Carl Hahn gGmbH<br />
(SIS) e<strong>in</strong>e neue Grundschule <strong>in</strong><br />
Frankenberg. Warumgerade<br />
dort?<br />
Dafür gibt es zwei Gründe. Zum e<strong>in</strong>en<br />
betreiben wir bereits e<strong>in</strong>e bil<strong>in</strong>guale<br />
K<strong>in</strong>dertagesstätte <strong>in</strong> Frankenberg. Da<br />
bietet sich e<strong>in</strong>e Grundschule, die das<br />
Konzept der Zweisprachigkeit fortsetzt,<br />
natürlich an. Zum anderen ist Frankenberg<br />
e<strong>in</strong>e prosperierende Kommune, <strong>in</strong><br />
der dasThema Bildung sehr hohe Priorität<br />
hat. Manhat sich dort ganz klarentschieden,<br />
auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Infrastruktur zu <strong>in</strong>vestieren. Beste Bed<strong>in</strong>gungen<br />
also,e<strong>in</strong>eneueBildungse<strong>in</strong>richtungzuschaffen.<br />
Wenn es um Bildung geht,<br />
wird gerndas Credodes<br />
lebenslangen Lernens<br />
ausgerufen. Wie vermittelt<br />
dieSIS diesen Anspruch?<br />
Indem wir e<strong>in</strong> breites Bildungsangebot<br />
machen, dass Schülern die Grundlage<br />
fürebendieses lebenslange Lernen vermittelt.<br />
Wenn K<strong>in</strong>der zum Beispiel<br />
schon <strong>in</strong>der Kita erste Kontakte mit e<strong>in</strong>er<br />
Fremdsprache haben, wollen sie <strong>in</strong><br />
der Regel mehr und weiter lernen. Sie<br />
erkennen früh eigene Potenziale. Diese<br />
LustanBildungzufördern,ist Teilunserer<br />
Arbeit.Wir wollen aber auchJugendlichen<br />
diese Möglichkeit geben, bei denen<br />
derberühmteKnoten vielleichterst<br />
später platzt. Deshalbhabenwir <strong>in</strong> Geitha<strong>in</strong><br />
unser Berufliches Gymnasium gegründet,<br />
auf demman auchnach e<strong>in</strong>em<br />
kle<strong>in</strong>en Umweg noch se<strong>in</strong> Abitur machenkann.<br />
Die Grundschule<strong>in</strong>Frankenberg<br />
istschon die17. Schule,die die<br />
Saxony International School -Carl<br />
Hahn gGmbH(SIS) aufden Weg<br />
br<strong>in</strong>gt.Man kann also vone<strong>in</strong>em<br />
Erfolgskonzept sprechen...<br />
Wir haben tatsächlich <strong>in</strong>zwischen neben<br />
den 19 K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />
fünf Grundschulen, fünf Oberschulen,<br />
fünf klassische und e<strong>in</strong> berufliches<br />
Gymnasium. Die Nachfrage danach ist<br />
ganz klarvorhanden.<br />
RüdigerSchool<br />
Geschäftsführer SIS&GGB<br />
Weil Eltern heute mehr Wert<br />
aufMehrsprachigkeit unde<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>ternationalausgerichtete<br />
Schulbildunglegen?<br />
Nun, dieEltern sehen natürlichdas, was<br />
jeder sieht: Dass die moderne Welt nur<br />
<strong>in</strong> globalen Zusammenhängen zu verstehen<br />
ist. Wer dafür gerüstet se<strong>in</strong> will,<br />
muss andere Kulturen verstehen und<br />
sich nicht zuletzt verständigen können.<br />
MitDeutschalle<strong>in</strong> kommtman da nicht<br />
Saxony International School -Carl Hahn gGmbH<br />
GGB Gesellschaft zurganzheitlichen Bildung gGmbH<br />
<strong>Sachsen</strong><br />
Rudolf-Breitscheid-Straße2,08371 Glauchau<br />
Telefon:03763 7773 351<br />
www.saxony-<strong>in</strong>ternational-school.de, www.ggb-sachsen.de<br />
weit. Vielen Eltern ist das bewusst. Sie<br />
suchen die bestmögliche E<strong>in</strong>richtung,<br />
um ihr K<strong>in</strong>d auf die Herausforderungen<br />
der Zukunft vorzubereiten. Wir können<br />
mit unseren freien Schulen e<strong>in</strong>e breite<br />
Basis dafür bieten. Nicht zuletzt, weil<br />
wir Lehrkräfte aus 35Ländern haben,<br />
die sozusagen den Blick über den Tellerrandvon<br />
Haus aus mitbr<strong>in</strong>gen.<br />
Der vielbeklagteLehrermangel<br />
istke<strong>in</strong>Problem fürdie<br />
E<strong>in</strong>richtungen der SIS?<br />
Wirhaben ke<strong>in</strong>en Lehrermangel. Im Gegenteil,<br />
die Nachfrage <strong>in</strong>teressierter<br />
Lehrkräfte istsehr gut.<br />
Siekönnten also weiter<br />
expandieren?<br />
Wirtun das, was wirambesten können,<br />
<strong>in</strong> denE<strong>in</strong>richtungen,die wirbereits betreiben.<br />
Wir sprechen also nirgendwo<br />
vor, um neue Schulen oder Tagesstätten<br />
zugründen. In der Regel ist es so,<br />
dass zum Beispiel Kommunen auf uns<br />
zukommen, weil sie der Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d,<br />
dass e<strong>in</strong>e bil<strong>in</strong>guale Bildungse<strong>in</strong>richtung<br />
e<strong>in</strong>e lohnende Investition <strong>in</strong> die<br />
Zukunft und damit e<strong>in</strong> Standortfaktor<br />
ist. FürGespräches<strong>in</strong>dwir immer offen.<br />
Gespräch: AnnettKschieschan<br />
Ganztagsangeboteund<br />
digitale Curricula<br />
Bildung braucht Freiheit – und<br />
passgenaue Förderung. Die Saxony<br />
International School setzt auf<br />
moderneLehr- undLernkonzepte.<br />
Dazu gehören Klassenzimmer <strong>in</strong><br />
der Natur ebenso wiee<strong>in</strong>eerprobte<br />
digitale Infrastruktur-und e<strong>in</strong><br />
breit aufgestelltes Ganztagsangebot.<br />
Dabeiwerden die Eltern stets<br />
e<strong>in</strong>bezogen. Das <strong>in</strong>tensive Mite<strong>in</strong>ander<br />
zwischen Eltern- und<br />
Schülerschaft, Bildungsträger und<br />
Schulleitungen, Partnern, Unternehmern,<br />
Kommunen und Förderern<br />
ist Teil des Leitbildes. Förderunterricht,<br />
etwa im Bereich LRS,<br />
weltweite Schulpartnerschaften<br />
und Austauschprogramme, Wettbewerbe<br />
und nicht zuletzt e<strong>in</strong><br />
frisch gekochtes Mittagessen aus<br />
der Region komplettieren das Angebot.<br />
Heute gehören 19 Fremdsprachenk<strong>in</strong>dertagesstätten<br />
und<br />
-horte sowiebald17<strong>in</strong>ternationale<br />
Grund-, Oberschulen und Gymnasien<br />
mit zusammen rund 4.500<br />
K<strong>in</strong>dern undJugendlichen zu dem<br />
Bildungsunternehmen.<br />
Bil<strong>in</strong>gualer Unterrichtmit<br />
Muttersprachlern<br />
Die bil<strong>in</strong>guale Ausbildung ist das<br />
Herzstück an der Saxony International<br />
School.Muttersprachler aus<br />
über 30 Nationen und den verschiedensten<br />
Kulturkreisen bereiten<br />
die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
auf die Anforderungen des <strong>in</strong>ternationalen<br />
wie auch des regionalen<br />
Arbeitsmarktes vor. Sprachkompetenz<br />
iste<strong>in</strong> entscheidender<br />
Schlüssel dafür. Sie ist neben der<br />
Medien-, Sozial- und <strong>Wirtschaft</strong>skompetenz<br />
sowie e<strong>in</strong>er sehr guten<br />
Allgeme<strong>in</strong>bildung e<strong>in</strong>e von<br />
fünf Säulen, auf denen der UnterrichtandenE<strong>in</strong>richtungen<br />
derSaxony<br />
International School basiert.<br />
Sonderpreis bei <strong>Sachsen</strong>s<br />
Unternehmer des Jahres<br />
Was gut ist, spricht sich herum –<br />
und kannauch bei Wettbewerben<br />
punkten. Die Saxony International<br />
School hat <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
zahlreiche Auszeichnungen, Zertifizierungen<br />
und Gütesiegel erhalten.<br />
Im vergangenen Jahr kam der<br />
Sonderpreis „Fokus X - Bester<br />
Chancenmanager“ im Rahmen<br />
des Wettbewerbs um <strong>Sachsen</strong>s<br />
Unternehmer des Jahres dazu. E<strong>in</strong>e<br />
Anerkennung für das starke<br />
Engagement während des Homeschool<strong>in</strong>gs<br />
und die Absicherung<br />
des Distanzunterrichts zu jeder<br />
Zeit derPandemie.<br />
Nachhaltigkeit schonimK<strong>in</strong>dergarten<br />
Lernen hat nicht nur etwas mit Schulbüchern zu tun. Zum Bildungskonzept<br />
der Saxony International School - Carl Hahn<br />
gGmbH gehört mehr. Schon <strong>in</strong> denKitas erfahrendie K<strong>in</strong>der zum<br />
Beispiel, dass Honig nicht e<strong>in</strong>fachaus demSupermarkt kommt.<br />
Gobal orientierte Bildung mitdigitalem Kern<br />
Digitale und fächerübergreifende Bildungsangebote s<strong>in</strong>d Kernstückder<br />
Lernphilosophie. Genau wiegrüneKlassenzimmer, Austauschprogramme<br />
und lokale Initiativen machen sie den Unterrichtabwechslungsreich.<br />
Ganztagsangebote fürfastjedesTalent<br />
Klar, können auch die Kle<strong>in</strong>en am Mikro schon ganz groß se<strong>in</strong>.<br />
Die vielfältigen Ganztagsangebote geben den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />
dieMöglichkeit,neueTalente zu entdecken undInteressen<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Fotos: SIS
48 LEBEN & STIL<br />
Wo e<strong>in</strong>st der Adel<br />
Urlaub machte<br />
E<strong>in</strong>e Ex-Hotelmanager<strong>in</strong> steigt aus und entdeckt mit Vaters Schiff die Langsamkeit.<br />
Und sie zeigt Kroatien-Touristen ihr Wien am Meer: Opatija.<br />
Von Michael Rothe<br />
Lili hat es eilig. Gleich kommen ihre<br />
Gäste. Die hatte sie gerade noch<br />
durch das beschauliche Seebad Lovran<br />
<strong>in</strong> der Kvarner Bucht begleitet. Dann<br />
war Liliana Stipanić <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en Hafen<br />
des Lorbeer-Städtchens vorausgeeilt, um<br />
mit Ehemann Roni das Mittagessen auf<br />
der „Tornado Blue“ zuzubereiten.<br />
Das 14 Meter lange Holzschiff hatte<br />
Jahrzehnte unter dem Namen „Jesus &<br />
Maria“ Sand transportiert und Lilis Vater<br />
hatte es nach dem Kauf 1984 zum Fischkutter<br />
umgebaut. Nachdem er und Roni,<br />
e<strong>in</strong> gelernter Masch<strong>in</strong>enbautechniker,<br />
gut anderthalb Jahre lang erneut Hand<br />
angelegt und e<strong>in</strong>e Kab<strong>in</strong>e mit M<strong>in</strong>iküche<br />
aufgesetzt haben, er<strong>in</strong>nert nichts mehr<br />
an die vorherigen Leben – bis auf den orig<strong>in</strong>alen<br />
Kompass von 1898. Seit 15 Jahren<br />
tuckern Lili und Roni nun mit bis zu<br />
zwölf Passagieren die heimatliche Küste<br />
entlang – ke<strong>in</strong>e Trips aus zahllosen Kroatien-Katalogen.<br />
Nicht umsonst heißt Lilis<br />
Reiseagentur „Riviera Secrets“.<br />
Mal geht’s mit der Kraft des gebraucht<br />
gekauften Lkw-Motors <strong>in</strong>s nahe Rijeka,<br />
das se<strong>in</strong>en Titel „Europäische Kulturhauptstadt<br />
2020“ wegen der Pandemie<br />
gar nicht richtig feiern konnte. Mal zum<br />
Champagner-Baden <strong>in</strong> versteckte Buchten<br />
an der Opatija Riviera, zu komb<strong>in</strong>ierten<br />
Wanderausflügen oder unterm Sternenhimmel<br />
nur die Küste entlang. E<strong>in</strong><br />
Drei-Gänge-Menü ist <strong>in</strong>klusive: fangfrisch<br />
gegrillter Fisch aus der Adria, Ćevapčići,<br />
Thunfisch-Mousse, selbst gemachte Marmelade<br />
und Kroštule, süße kroatische<br />
Krapfen. Und „Pyjama-Salat“ – der so<br />
heißt, weil Lili ihn frühmorgens im<br />
Schlafanzug aus<br />
dem eigenen<br />
Garten holt –<br />
wie fast alles, das<br />
Roni à la m<strong>in</strong>ute<br />
fabriziert. Der<br />
Mann ist Kapitän,<br />
Fischer,<br />
Smutje – e<strong>in</strong><br />
Tausendsassa.<br />
Während der 45-Jährige steuert, lässt<br />
se<strong>in</strong>e Frau für Gäste die K.-u.-K.-Zeit lebendig<br />
werden: beim Villen-Gucken vom<br />
Meer aus. Wegen der rund 120 herrschaftlichen<br />
Bauten <strong>in</strong> der Art von Jugendstil<br />
und Historismus, Belle Epoque-<br />
Grandhotels und prächtiger Parks auf gerade<br />
15 Kilometern und voll von Zeugnissen<br />
der österreichisch-ungarischen Monarchie<br />
wird der Küstenabschnitt auch<br />
„das Wien am Meer“ genannt.<br />
Mit der 1844 von e<strong>in</strong>em Kaufmann<br />
aus Rijeka erbauten Villa Angiol<strong>in</strong>a und<br />
ihrem e<strong>in</strong>zigartigen Park exotischer<br />
Pflanzen hat alles begonnen. Dutzende<br />
Pensionen, Sommerhäuser, Sanatorien<br />
und Badeanstalten folgten – und 1884<br />
mit dem „Quarnero“, heute „Kvarner“,<br />
das erste Hotel. Fünf Jahre später wurde<br />
Abbazia, so der italienische Name, auch<br />
wegen se<strong>in</strong>es milden Klimas, der heilsamen<br />
Meeresbrise und der verschwenderischen<br />
subtropischen Natur offiziell „Curort“<br />
und e<strong>in</strong>s der attraktivsten Reiseziele<br />
des Habsburger Adels und gekrönter<br />
Häupter aus ganz Europa. Auch Literaten<br />
wie Anton Tschechow, Stefan Zweig und<br />
James Joyce, Künstler<strong>in</strong>nen wie Isadora<br />
Duncan und Wissenschaftler wie Albert<br />
„Nur was nach 1969<br />
gebaut wurde, darf<br />
abgerissen werden.“<br />
E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong> waren da, wo Leo Sternbach zur<br />
Erf<strong>in</strong>dung des Valiums <strong>in</strong>spiriert wurde.<br />
Es gibt belegte Begegnungen wie die<br />
von Kaiser Franz Joseph I. mit König Oskar<br />
II. von Schweden und Norwegen oder<br />
mit Kaiser Wilhelm II. Und es gibt Gerüchte<br />
über heimliche Treffen und Techtel<br />
etwa des Kaisers<br />
mit Schauspieler<strong>in</strong><br />
Kathar<strong>in</strong>a<br />
Schratt.<br />
Lili kennt sie alle,<br />
die Geschichten<br />
um Adlige,<br />
die sich <strong>in</strong> diese<br />
Region verliebt<br />
Das an der Uferpromenade gelegene Adria-Relax-Resort Miramar<br />
(r.) geht zurück auf die 1897 erbaute „Villa Meyne“ und<br />
ist mit Küche und Wellnessoase e<strong>in</strong>e Top-Adresse von Opatija.<br />
haben, als Österreich noch an der Adria<br />
lag. Aber auch wenn es Tourismus-Vermarkter<br />
von heute lieber anders sähen:<br />
Elisabeth von Österreich-Ungarn, kurz Sisi,<br />
war nur e<strong>in</strong>mal kurz zu Besuch: mit e<strong>in</strong>er<br />
Jacht von Triest und per Kutsche weiter<br />
nach Rijeka. „Vielleicht hat sie ja dort<br />
mit dem Grafen Gyula Andrássy ...“ –<br />
aber ne<strong>in</strong>, das stehe nirgends, unterbricht<br />
Lili ihren romantischen Ausflug.<br />
E<strong>in</strong>e von 1889 bis 1911 erbaute Küstenpromenade<br />
führt vorbei an vielen architektonischen<br />
Zeugen jener Zeit. Der<br />
zwölf Kilometer lange „Lungomare“, der<br />
Volosko über Opatija mit dem Lorbeerörtchen<br />
Lovran verb<strong>in</strong>det, gilt als schönste<br />
Meerespromenade an der Adria.<br />
Maßgeblich für den Aufschwung des<br />
Fischerdorfs zum mondänen Kurort war<br />
der Bau der Bahnstrecke zwischen Wien<br />
und Rijeka, das ke<strong>in</strong>e halbe Stunde von<br />
Opatija entfernt ist. Heute hat die „Perle<br />
der Adria“ bei 11.000 E<strong>in</strong>wohnern 9.000<br />
Gästebetten. Das Angebot reicht vom<br />
Camp<strong>in</strong>gplatz <strong>in</strong> Ičići und preisgünstigen<br />
Familienhotels bis h<strong>in</strong> zum exklusiven<br />
„Ikador“, wo das teuerste Appartement<br />
5.000 Euro kostet – pro Tag. „Da traue ich<br />
mich kaum re<strong>in</strong>“, sagt die e<strong>in</strong>heimische<br />
Touristenführer<strong>in</strong> Lili. Ke<strong>in</strong> Vergleich<br />
mehr zu sozialistischen Zeiten, als ihre<br />
Mutter <strong>in</strong> der Küche nächtigte, weil sie<br />
das Schlafzimmer an Tschechen oder Ungarn<br />
vermietet hatte. Dennoch zieht <strong>in</strong><br />
der Saison mancher <strong>in</strong> den Wohnwagen,<br />
um mit se<strong>in</strong>er Wohnung Geld zu verdienen.<br />
Und nicht wenige haben ihr Haus <strong>in</strong><br />
der Stadt teuer verkauft und sich weiter<br />
oben im H<strong>in</strong>terland von Kastav auf billigem<br />
Grund e<strong>in</strong>e neue Bleibe gesucht.<br />
Bei den Immobilien am Wasser haben<br />
vor allem Russen und Ukra<strong>in</strong>er zugeschlagen,<br />
aber auch Deutsche, Schweizer,<br />
Italiener. Wenige Häuser s<strong>in</strong>d noch zu haben.<br />
Die Villen stehen unter Denkmalschutz,<br />
e<strong>in</strong>igen unbewohnten droht dennoch<br />
der Verfall. „Nur was nach 1969 gebaut<br />
wurde, darf abgerissen werden“, erklärt<br />
Lili. Dort entstünden Pensionen und<br />
Ferienwohnungen. Heute knüpft die Region<br />
mit modernen Gesundheitszentren<br />
an alte Traditionen an. Neu s<strong>in</strong>d mediz<strong>in</strong>isch<br />
begleitete Post-Covid-Programme.<br />
Liebhaber von Natur und Meer kommen<br />
ebenso auf ihre Kosten wie Leute mit<br />
Hang zum F<strong>in</strong> de Siècle.<br />
Auch Jugoslawiens Ex-Staatschef Josip<br />
Broz Tito habe Villen <strong>in</strong> Opatija besessen,<br />
wie andere e<strong>in</strong>flussreiche Politiker, die<br />
enteignete Häuser teils billig erworben<br />
hätten, erzählt Lili. Die Frau, die <strong>in</strong> Rijeka<br />
<strong>in</strong>ternationale <strong>Wirtschaft</strong> studiert hat,<br />
kennt jede und jeden. Welcher Russe<br />
oder Albaner sich wo mit e<strong>in</strong>er Jacht niedergelassen<br />
hat. Wer, wann, wo, mit<br />
wem oder auch wie viel? Eigentlich<br />
könnte sie e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Erpresserbüro aufmachen.<br />
Doch so lebt sie mit ihrem<br />
E<strong>in</strong> Hauch von K.u.K.<br />
• Nach dem Bau der Bahnl<strong>in</strong>ie Wien–Triest mit Abzweig<br />
nach Fiume (Rijeka) war das e<strong>in</strong>stige Fischerdorf<br />
Abbazia ab 1873 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tagesreise erreichbar.<br />
• In der Folge residierten die K.u.K.-Monarchie und<br />
Adlige aus anderen Ländern an Österreichs Riviera.<br />
• Mancher dachte: „Warum nicht selbst e<strong>in</strong> Domizil<br />
errichten“, wie die „Villa Meyne“, das heutige Adria-<br />
Relax-Resort Miramar (3 ÜN <strong>in</strong>kl. HP ab 405 € p. P.).<br />
• Es gibt 9.000 Gästebetten, 4.000 davon <strong>in</strong> Hotels.<br />
• Von Dresden braucht man mit dem Auto via München<br />
oder Tschechien rund zehn, mit der Bahn gut<br />
14 Stunden. Der nächste Flughafen ist Triest. (mr)<br />
Lili und Roni Stipanić<br />
schippern<br />
seit 15 Jahren mit<br />
der Tornado Blue<br />
vor Opatijas Küste.<br />
In Lovran (h<strong>in</strong>ten)<br />
endet der<br />
Lungomare, e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>zigartige, zwölf<br />
Kilometer lange<br />
Uferpromenade<br />
mit Villen aus der<br />
K.u.K.-Zeit.<br />
Fotos: M. Rothe (2)<br />
Mann von der Tornado Blue und zeigt exklusiv<br />
Gästen des Adria-Relax-Resorts Miramar<br />
ihre Heimat. In jenem Edelhotel<br />
war sie viele Jahre Vizedirektor<strong>in</strong>.<br />
Was reizt jemanden, e<strong>in</strong>en Topjob <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em gut gehenden Hotel für so e<strong>in</strong><br />
Abenteuer aufzugeben? „Die Freiheit“,<br />
sagt Lili. „An der Luft und se<strong>in</strong> eigener<br />
Herr zu se<strong>in</strong>.“ Sie sei die treibende Kraft<br />
gewesen für den Neuanfang des Paares.<br />
Es sei immer so: „Ich b<strong>in</strong> zum Organisieren<br />
und Motivieren, aber er macht alles.“<br />
Roni gr<strong>in</strong>st um die Ecke. Der Technikexperte<br />
hat Kochen gelernt und punktet<br />
mit der Umsetzung von Schwiegermutters<br />
Rezepten auch bei ihr. „Wir haben es<br />
nicht bereut“, sagt Lili. „Versuche de<strong>in</strong> Leben<br />
mit etwas zu verbr<strong>in</strong>gen, das dir<br />
wirklich Spaß macht“, er<strong>in</strong>nert sie sich<br />
an Worte ihres Vaters – und übt sich nun<br />
<strong>in</strong> der Kunst der Langsamkeit. Wenn man<br />
nicht viel brauche, komme man h<strong>in</strong>, „wir<br />
müssen nicht schnell reich werden“.<br />
Die Ex-Manager<strong>in</strong> gehört zu jenen,<br />
die Jugoslawien nachtrauern. Damals hätten<br />
alle e<strong>in</strong>en Job gehabt, seien den im<br />
Land gebauten Zastava gefahren und genügsam<br />
gewesen. „Es gab nicht die Gier<br />
von heute“, klagt sie. Sie und Roni seien<br />
mit dieser Sicht „nur <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Ausnahme,<br />
als dass wir nicht <strong>in</strong>s Ausland abgehauen<br />
s<strong>in</strong>d“, so die 49-Jährige. Schon<br />
400.000 junge Leute seien ausgewandert.<br />
Und wie lange wollen die beiden noch<br />
mit Touristen schippern? „Solange wir<br />
auf das Schiff spr<strong>in</strong>gen können“, witzelt<br />
die Frohnatur. Hat sie die Hoffnung, dass<br />
die gerade pubertierende Tochter mal ihr<br />
maritimes Erbe übernimmt? Der schwere<br />
Job sei nichts für e<strong>in</strong>e Frau, sagt Lili, während<br />
sie die Teller mit gegrilltem Fisch<br />
dekoriert. Sie hofft auf e<strong>in</strong>en Schwiegersohn.<br />
Doch damit hat sie es nicht so eilig.<br />
Die Recherche wurde unterstützt durch<br />
das Adria-Relax-Resort Miramar.
LEBEN & STIL 49<br />
LEHMANNS KEULE<br />
Gute Besserung für Alle<br />
E<strong>in</strong> satirisches Placebo<br />
Endlich mal was Neues!<br />
Ne<strong>in</strong>, ich me<strong>in</strong>e nicht das<br />
Separatistenfleisch… Moment,<br />
ne<strong>in</strong>… Separatorenfleisch<br />
heißt das – also diese breiartige<br />
Masse aus Tierkörperresten, <strong>in</strong> der<br />
so ziemlich alles verwurstet wird,<br />
was sich durch die Lochscheibe<br />
pressen lässt… ne<strong>in</strong>, diesen Lebensmittelskandal,<br />
über den man<br />
sich mal wieder so wunderbar aufregen<br />
kann und der von all den<br />
täglich variantenreich neu garnierten<br />
Dauerkatastrophen ablenken<br />
möchte, me<strong>in</strong>e ich nicht. Mir geht<br />
es um das virulente Taubenasthma!<br />
Das ist ganz neu und von mir erfunden.<br />
Denn ich war als gewitzter<br />
Kabarettist schon e<strong>in</strong> wenig vor<br />
den Kopf gestoßen, als im Mai<br />
plötzlich die Affenpocken um die<br />
Ecke kamen. Denn auf so e<strong>in</strong>en irrs<strong>in</strong>nigen<br />
Namen muss man erstmal<br />
kommen. Deswegen will die<br />
WHO die Affenpocken jetzt ja auch<br />
umbenennen, denn der Begriff<br />
könne auf e<strong>in</strong>e Herkunft aus Afrika<br />
h<strong>in</strong>deuten. Was faktisch gar<br />
nicht so weit hergeholt ist, denn<br />
seit der Ausrottung der echten Pocken<br />
<strong>in</strong> den 70er-Jahren beobachtet<br />
man <strong>in</strong> West- und Zentralafrika<br />
immer wieder sporadische Epidemien.<br />
Wie die WHO wiederum auf<br />
die Idee kommt, der Begriff sei gegenüber<br />
Afrika diskrim<strong>in</strong>ierend, ist<br />
kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen. Kann das<br />
Kabarettist Erik Lehmann<br />
bedeuten, dass man bei der WHO<br />
Affen und Afrika grundsätzlich<br />
gleichsetzt? Das wäre ja schon wieder<br />
rassistisch. Und fachlich zudem<br />
falsch. Denn die meisten Affen gibt<br />
es <strong>in</strong> Asien. Dort leben (Stand 2021)<br />
rund 59,3 Prozent der Weltbevölkerung.<br />
Und der Mensch, mit se<strong>in</strong>er<br />
weltweiten Individuenzahl von<br />
rund 7,84 Milliarden, ist nun mal<br />
die verbreitetste Affenart des Planeten.<br />
Und da ist Afrika mit e<strong>in</strong>er<br />
Quote von 17,5 Prozent weit abgeschlagen.<br />
Aber sei`s drum. Übrigens:<br />
Das Affenpocken-Virus wurde<br />
1958 <strong>in</strong> Dänemark erstmals <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Versuchsanstalt nachgewiesen.<br />
An Affen – daher der Name.<br />
Aber egal, welchem Tier (oder Mitmensch)<br />
man derzeit begegnet, alle<br />
s<strong>in</strong>d sie krank. Die Fledermäuse<br />
haben Corona, die Vögel Grippe,<br />
die Schwe<strong>in</strong>e die Pest und die Bienen<br />
das Krüppelflügelvirus. Und<br />
jetzt eben auch noch die Affen mit<br />
ihren Pusteln.<br />
Zum Glück s<strong>in</strong>d mir <strong>in</strong> letzter<br />
Zeit noch ke<strong>in</strong>e Affen begegnet.<br />
Also noch ke<strong>in</strong>e Affen im S<strong>in</strong>ne<br />
von Primaten. Obwohl, Ende Mai<br />
war Vatertag, also Männertag, also<br />
Herrentag und da war so e<strong>in</strong>iges<br />
unterwegs… aber gut. Sollte auf<br />
me<strong>in</strong>en ausgedehnten Waldspaziergängen<br />
aber demnächst e<strong>in</strong><br />
Bonobo aus dem Unterholz huschen<br />
oder sich e<strong>in</strong> Orang Utan<br />
von Fichte zu Fichte hangeln, werde<br />
ich schnellstmöglich das Weite<br />
suchen.<br />
Aber man muss ja nicht gleich<br />
flüchten. Zumal das auch gar nicht<br />
so e<strong>in</strong>fach ist.<br />
Die Afrikanische Schwe<strong>in</strong>epest,<br />
oder wie wir alten Late<strong>in</strong>er sagen:<br />
die Pestis Africana Suum, hausiert<br />
derzeit <strong>in</strong> unseren Gefilden. Und es<br />
wurde Vorsorge getroffen: E<strong>in</strong> monumentales<br />
Bollwerk, der Schutzzaun<br />
gegen das <strong>in</strong>fizierte Schwarzwild,<br />
durchzieht nun unsere Gegend.<br />
Wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e sogenannte<br />
Restriktionszone. Nach 30 Jahren<br />
Freiheit also wieder e<strong>in</strong>gezäunt.<br />
Wir s<strong>in</strong>d wieder Zone! Schon über<br />
80 Kilometer Maschendrahtgeflecht<br />
wurde gezogen, damit <strong>in</strong>fizierte<br />
Wildschwe<strong>in</strong>e nicht <strong>in</strong> bisher<br />
seuchenfreie Gebiete weiterwandern<br />
können. Dieser Zaun ist<br />
sozusagen die FFP2-Maske fürs<br />
Wildschwe<strong>in</strong>. Und – Achtung,<br />
jetzt kommt so e<strong>in</strong> Hauch James-<br />
Bond-Feel<strong>in</strong>g auf – die Task-Force<br />
Tierseuchenbekämpfung hat bei<br />
Der Autor<br />
der sogenannten Fallwildsuche<br />
nach verendeten Tieren unter E<strong>in</strong>satz<br />
von Drohnen und Kadaversuchhunden<br />
sowie der gezielten<br />
tierseuchenrechtlichen Tötung zu<br />
e<strong>in</strong>er drastischen Bestandsreduzierung<br />
bei Wildschwe<strong>in</strong>en geführt.<br />
Um Schwe<strong>in</strong>e zu schützen, wurden<br />
Schwe<strong>in</strong>e getötet. Na, wenn<br />
sich diese Methode zur Seuchenbekämpfung<br />
erst mal rumspricht:<br />
Gute Nacht! Aber den Zaun, den<br />
gibt´s jetzt trotzdem! Weil das Virus<br />
hochresistent ist. Und Impfungen<br />
haben fast ke<strong>in</strong>e Antikörperbildung<br />
bei behandelten Schwe<strong>in</strong>en<br />
hervorgebracht, sodass diese<br />
bei erneuter Infektion wieder erkrankten.<br />
Corona lässt grüßen.<br />
Und deshalb nun der Quarantäne-<br />
Zaun. Aber als Ossi weiß man, dass<br />
Zäune <strong>in</strong> Ausnahmefällen trotzdem<br />
überw<strong>in</strong>dbar s<strong>in</strong>d. Denn der<br />
Teufel lässt immer e<strong>in</strong>e Lücke. Und<br />
deshalb sollten wir uns alle schon<br />
mal darauf e<strong>in</strong>stellen, dass das Grillen<br />
demnächst verboten wird, weil<br />
die Holzkohle zur Stromerzeugung<br />
<strong>in</strong> den wieder hochgefahrenen<br />
Kohlekraftwerken benötigt wird<br />
und wir uns schnellstmöglich auf<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Wochentag für<br />
den unvermeidlichen Veggieday e<strong>in</strong>igen<br />
sollten.<br />
Apropos Gegrilltes: Ende April<br />
wurde nach zweijähriger Pandemie-Pause<br />
endlich wieder die Walpurgisnacht<br />
gefeiert. Der Gang<br />
zwischen zwei Walpurgisfeuern<br />
soll der Tradition nach re<strong>in</strong>igend<br />
wirken und Seuchen fernhalten.<br />
Die Äbtiss<strong>in</strong> Walpurga gilt als die<br />
Schutzheilige gegen Pest, Husten<br />
und Tollwut. Wie praktisch! Und<br />
ihr zu Ehren wurden am 30. April<br />
endlich wieder die Feuer entfacht,<br />
mit denen man böse Geister vertreiben<br />
wollte. Hätten wir mal lieber<br />
noch e<strong>in</strong>en Affentanz ums<br />
Feuer veranstaltet. Denn so richtig<br />
gewirkt hat es ja offensichtlich<br />
nicht.<br />
• Erik Lehmann, Jahrgang<br />
1984, ist Kabarettist,<br />
Autor und Imker<br />
• In der Zeit zwischen 2008<br />
und 2017 war er Ensemblemitglied<br />
des Dresdner<br />
Kabaretts „Herkuleskeule“<br />
• www.knabarett.de<br />
• www.uwes-landhonig.de<br />
Foto: Robert Jentzsch<br />
Mit den Besten von heute<br />
gibt es die Lösungen von morgen.<br />
Moderner Gerüstbau ist Hightech. Vermessung mit Drohnen oder 3D-Planung ist bereits unser Alltag. Mit bestens ausgebildeten Fachleuten<br />
realisieren wir Schutzkonstruktionen für Bau- oder Produktionsanlagen. Mehr Infosgibt‘sunter: www.spezialgeruestbau.de
50 LEBEN & STIL<br />
Wie sich <strong>Sachsen</strong><br />
zu Chefs machen<br />
Tausende Unternehmer <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> brauchen bald Nachfolger. E<strong>in</strong> Banker, e<strong>in</strong><br />
Handwerkersohn und e<strong>in</strong> Tischlermeister haben diese Chance genutzt.<br />
Von Georg Moeritz<br />
Wenn e<strong>in</strong> sächsischer Bankangestellter<br />
e<strong>in</strong>en Betrieb kaufen<br />
will, braucht er erst mal<br />
Geld. Uwe Kunath war Volksbank-Angestellter<br />
<strong>in</strong> Pulsnitz, als er von der Chance<br />
zur Selbstständigkeit erfuhr: Batex <strong>in</strong><br />
Großröhrsdorf stand zum Verkauf, e<strong>in</strong>er<br />
der letzten sächsischen Textilbetriebe mit<br />
eigenen Näher<strong>in</strong>nen. Der damalige Besitzer<br />
Horst Bräuer hatte mit fast 80 Jahren<br />
noch ke<strong>in</strong>en passenden Käufer für se<strong>in</strong>en<br />
Betrieb mit 20 Beschäftigten gefunden. Interessenten<br />
gab es schon, wie meistens bei<br />
sächsischen Industriebetrieben, und mit<br />
e<strong>in</strong>em war Bräuer auch schon fast e<strong>in</strong>ig –<br />
doch die Verhandlung platzte doch noch.<br />
Das war die Chance für Uwe Kunath<br />
und se<strong>in</strong>en Kollegen Sven Nicolaus. Die<br />
beiden Bankangestellten fragten sich<br />
schon länger, ob sie im Leben etwas Neues<br />
anfangen sollten. „Me<strong>in</strong> Chef sagte mir, er<br />
würde mich nicht gehen lassen“, sagt Kunath.<br />
Er hatte damals sieben Monate Kündigungsfrist.<br />
Doch der Handel kam zustande:<br />
Die beiden Banker wurden mit Batex-<br />
Besitzer Bräuer e<strong>in</strong>ig, verließen die Volksbank<br />
und fragten bei mehreren Banken<br />
nach e<strong>in</strong>em Kredit. Nun s<strong>in</strong>d sie Schuldner<br />
der Kreissparkasse.<br />
Die Bürgschaftsbank <strong>Sachsen</strong> (BBS) unterstützte<br />
das Geschäft, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>en Teil<br />
des Risikos übernahm. Bei 70 Firmennachfolgen<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> halfen solche Bürgschaf-<br />
Bei Batex <strong>in</strong> Großröhrsdorf werden Schutzwesten hergestellt. Das Unternehmen hat Nachfolger gefunden,<br />
ten im vorigen Jahr, sagt BBS-Geschäftsführer<br />
Markus H. Michalow. Nun s<strong>in</strong>d Kunath<br />
und Nicolaus seit anderthalb Jahren Chefs<br />
des Unternehmens Batex Technische Textilien<br />
GmbH und kennen sich aus mit Geweben,<br />
Nähten und Reißverschlusslängen.<br />
Der Betrieb ist erhalten geblieben, die 20<br />
Beschäftigten und zwei Auszubildende gibt<br />
Hammer Jobs.Hammer Feierabend.<br />
Hammer uns verdient.<br />
[ Haben wir ]<br />
es weiterh<strong>in</strong>. Beim Gang durch die Halle<br />
scherzt Kunath mit e<strong>in</strong>er der acht Frauen<br />
an Nähmasch<strong>in</strong>en, ob sie nicht doch e<strong>in</strong><br />
paar Jahre länger arbeiten wollen. Ende Juni<br />
besuchte <strong>Sachsen</strong>s <strong>Wirtschaft</strong>sm<strong>in</strong>ister<br />
Mart<strong>in</strong> Dulig (SPD) den Betrieb, um auf gelungene<br />
Beispiele für Unternehmensnachfolgen<br />
aufmerksam zu machen.<br />
erzgebirge-gedachtgemacht.de<br />
beschlossenen Haushaltes.<br />
Foto: dpa<br />
In <strong>Sachsen</strong> stehen nämlich Tausende<br />
Handwerker und andere Firmenchefs<br />
<strong>in</strong> den nächsten Jahren vor der<br />
Aufgabe, Nachfolger oder Käufer zu f<strong>in</strong>den.<br />
Die Gründer der Wendezeit kommen<br />
<strong>in</strong>s Rentenalter. Mehr als 7.600<br />
sächsische Unternehmer stehen bis<br />
2026 nach Berechnungen des Bonner<br />
Instituts für Mittelstandsforschung vor<br />
der Übergabe – oder drehen zum letzten<br />
Mal den Schlüssel um.<br />
Laut M<strong>in</strong>ister Dulig ist es „e<strong>in</strong>e Illusion“,<br />
dass alle Betriebe übernommen<br />
werden. <strong>Sachsen</strong> habe die höchste<br />
Handwerkerdichte. Viele Betriebe seien<br />
zu kle<strong>in</strong>, er wünsche sich Übernahmen<br />
„mit Wachstumsperspektive“. Doch etwa<br />
jeder fünfte Inhaber plant fest die<br />
Stilllegung – die meisten von ihnen haben<br />
allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Angestellten.<br />
Neu-Unternehmer Uwe Kunath will<br />
ke<strong>in</strong> großes Wachstum versprechen. Er<br />
nutzt das Gespräch mit dem M<strong>in</strong>ister,<br />
um über die nächste Ausschreibung des<br />
Landes zu sprechen – Batex beliefert<br />
unter anderem Polizeibehörden mit<br />
Schutzwesten. Alles sei maßgeschneidert,<br />
betont der Chef und zeigt Stichschutz-Material<br />
und Lieferzettel. Fertig<br />
zum Ausliefern liegt Berufsbekleidung<br />
für die Staatsanwaltschaft Leipzig bereit,<br />
für die Vollstreckungsbehörde <strong>in</strong><br />
Pirna und für die Polizei <strong>in</strong> Offenbach.<br />
Auch BASF ordert Overalls <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>.<br />
E<strong>in</strong>en Teil der Aufträge lässt Batex allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>in</strong> Polen und Bulgarien erledigen.<br />
Dem M<strong>in</strong>ister sagt Kunath, dass er den<br />
Näher<strong>in</strong>nen gerne mehr als M<strong>in</strong>destlohnniveau<br />
zahlen würde, doch das sei<br />
nicht möglich. Da er sie nicht mit f<strong>in</strong>anziellen<br />
Anreizen halten könne, bemühe<br />
er sich, „dass die Arbeit Spaß macht“.<br />
Kunath hat gerade e<strong>in</strong>e Fachmesse<br />
besucht und berichtet von e<strong>in</strong>em Neukunden<br />
<strong>in</strong> den USA. Er erwägt, e<strong>in</strong>e Produktionsmasch<strong>in</strong>e<br />
mit Laser und e<strong>in</strong>e<br />
Solaranlage anzuschaffen, doch dafür<br />
wären Umbauten nötig. Ob er e<strong>in</strong>en<br />
vorhandenen Kunden behalten wird,<br />
weiß er noch nicht: Die PCK-Raff<strong>in</strong>erie<br />
<strong>in</strong> Schwedt hat vor wenigen Tagen<br />
Schutzkleidung aus Großröhrsdorf bekommen,<br />
also der Betrieb <strong>in</strong> russischem<br />
Besitz, dem das Öl auszugehen<br />
droht. Schlaflose Nächte hat Kunath <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er neuen Rolle als Unternehmer<br />
nach eigenen Angaben noch nicht gehabt.<br />
Es habe auch ke<strong>in</strong> Mitarbeiter gekündigt,<br />
sagt er. Mit se<strong>in</strong>em Firmenkauf<br />
sche<strong>in</strong>t er zufrieden zu se<strong>in</strong>. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
betont Kunath auch: „Alle<strong>in</strong>e hätte<br />
ich es nicht gemacht.“<br />
M<strong>in</strong>ister Dulig weiß, dass nicht jeder<br />
sich die Chef-Rolle zutraut. In <strong>Sachsen</strong><br />
fehle es „grundsätzlich an gründungswilligem<br />
Nachwuchs“. Das sei auch e<strong>in</strong>e<br />
kulturelle Frage: „Wir erziehen K<strong>in</strong>der<br />
nicht dazu, <strong>in</strong>s Risiko zu gehen.“<br />
Oft werde e<strong>in</strong> sicherer Job bevorzugt.<br />
Dabei gebe es geförderte Beratungen,<br />
Bürgschaften, Förderkredite und Investitionszuschüsse.<br />
Bei der Nachfolgersuche haben es<br />
produzierende Unternehmer leichter<br />
als Händler oder Gastwirte, sagt Grit Fischer,<br />
Leiter<strong>in</strong> des Referats <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
<strong>in</strong> der Industrie- und Handelskammer<br />
Dresden (IHK). E<strong>in</strong> Modegeschäft<br />
mit e<strong>in</strong>er 60-jährigen Inhaber<strong>in</strong><br />
habe meistens Stammkund<strong>in</strong>nen<br />
im gleichen Alter – e<strong>in</strong> solcher Kundenstamm<br />
sei für e<strong>in</strong>e junge Nachfolger<strong>in</strong><br />
nicht viel wert. Erstes Abschätzen e<strong>in</strong>es<br />
Firmenkaufs ermöglichen die Kammern<br />
über Chiffre-Anzeigen und mit<br />
der Internetplattform nexxt-change.org.<br />
Darüber hat auch Hans Lehmann<br />
se<strong>in</strong>e Firma gefunden. Der 33-Jährige<br />
aus Burkau wusste schon als K<strong>in</strong>d, dass<br />
er Unternehmer werden möchte. Die<br />
Eltern s<strong>in</strong>d selbstständige Töpfer <strong>in</strong> der<br />
Oberlausitz und haben ihm „die Selbstständigkeit<br />
vorgelebt“. Er machte allerd<strong>in</strong>gs<br />
se<strong>in</strong> Hobby Elektrotechnik zum<br />
Beruf, wurde Ingenieur an der FH und<br />
holte den Betriebswirt nach. Nun fühlt<br />
er sich gerüstet, für 30 Mitarbeiter Verantwortung<br />
zu übernehmen: Lehmann<br />
hat die Mehrheitsanteile am Unternehmen<br />
Elnic <strong>in</strong> Dresden GmbH erworben,<br />
das Energie- und Automatisierungstechnik<br />
herstellt. Beim vorherigen<br />
Geschäftsführer hat er im Vergleich<br />
mit anderen Bewerbern die<br />
meisten Punkte gemacht. Während Kunath<br />
und Lehmann Firmen übernahmen,<br />
die sie zuvor kaum kannten, erlebte<br />
Robert Palowsky e<strong>in</strong>e jahrelange<br />
E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Handwerksbetrieb.<br />
Denn Tischlermeister Gerd Grunert<br />
im Bannewitzer Ortsteil Rippien<br />
wollte die Übergabe se<strong>in</strong>es Betriebes <strong>in</strong><br />
gute Hände gründlich vorbereiten –<br />
und begann sicherheitshalber schon<br />
fünf Jahre zuvor. So lange führte Grunert<br />
Gespräche mit Robert Palowsky,<br />
der als Tischlermeister und Verkäufer<br />
bei e<strong>in</strong>er Fensterbaufirma arbeitet und<br />
dessen Familie er lange kannte. Drei<br />
Jahre vor der Übergabe kam der Nachfolger<br />
<strong>in</strong> die Tischlerei, die kaum Werbung<br />
nötig hat und viele Fensterläden<br />
für Villen herstellt. Palowsky habe „alle<br />
Stationen durchlaufen“, berichtet der<br />
Ex-Chef und bekennt trotzdem, dass<br />
ihm die Übergabe schwergefallen sei.<br />
„Das erste Jahr war für mich e<strong>in</strong> bissel<br />
schlimm.“ Schließlich habe er se<strong>in</strong>en<br />
Betrieb 1988 gegründet und länger als<br />
30 Jahre geführt. „Am Anfang denkt<br />
man immer, der Nachfolger macht alles<br />
falsch.“ Doch der kann damit umgehen,<br />
ist nun Chef e<strong>in</strong>es Handwerksbetriebs<br />
mit sechs Mitarbeitern und zwei<br />
Auszubildenden und sagt beruhigt<br />
über se<strong>in</strong>en Vorgänger: „Ich frage ihn<br />
gerne um Rat, aber er hat mir nichts<br />
mehr zu sagen.“<br />
www.nexxt-change.org
LEBEN & STIL 51<br />
Die Cuba-Libre-Wurst<br />
In Pirnas Bratwurstmanufaktur<br />
kann sich jeder<br />
se<strong>in</strong> persönliches<br />
Grillgut kreieren<br />
lassen. Domenic<br />
Naumann, der<br />
junge Filialleiter,<br />
mag Experimente.<br />
Se<strong>in</strong>e neuste<br />
Kreation: die Cuba-Libre-Bratwurst.<br />
Rum und<br />
Cola, Orange und<br />
Limette <strong>in</strong> der<br />
Wurst? Ja, das funktioniert, sagt<br />
er. Die Wurst, die kurz vor Himmelfahrt<br />
fertig wurde, sei weggegangen<br />
wie warme Semmeln.<br />
Bratwurst<br />
aus<br />
Pirna<br />
„E<strong>in</strong>fach schön,<br />
wenn es der Kunde<br />
annimmt.“<br />
Der kann <strong>in</strong> der<br />
Manufaktur der<br />
Dürrröhrsdorfer<br />
Fleisch- und<br />
Wurstwaren<br />
GmbH bestellen,<br />
was er am liebsten<br />
auf den Grill<br />
legen will. Er bestimmt<br />
Fleischart,<br />
die Größe der<br />
Würste, Zutaten,<br />
Gewürze. Selber herstellen geht<br />
zwar nicht, die Idee kommt dennoch<br />
an – Sommer ist schließlich<br />
Grillzeit. (JS). Foto: M. Förster<br />
Ideen<br />
für den<br />
großen<br />
Genuss<br />
Grafik: stock.adobe.com<br />
Schafbert und Chakalaka<br />
Unweit von Löbau<br />
liegt die kle<strong>in</strong>e<br />
Geme<strong>in</strong>de Lawalde,<br />
e<strong>in</strong>e Postkartenidylle.<br />
Hier,<br />
<strong>in</strong> ihrem Heimatort,<br />
hat sich Lisanne<br />
Gladasch<br />
e<strong>in</strong>en ganz besonderen<br />
Lebenstraum<br />
erfüllt. Die<br />
28-Jährige hat<br />
kürzlich e<strong>in</strong>e<br />
Dorfkäserei eröffnet.<br />
Dort verkauft<br />
die junge Frau ihren selbst hergestellten<br />
Käse aus Schafsmilch.<br />
Wer diesen e<strong>in</strong>mal probiert hat,<br />
der kommt meist wieder. Das<br />
Käse<br />
aus<br />
Lawalde<br />
Sortiment reicht<br />
von Frischkäse<br />
wie dem Chakalaka<br />
über Hirtenund<br />
Fetakäse,<br />
Rauchtaler bis<br />
h<strong>in</strong> zu Schnittkäse<br />
mit Bockshornklee,<br />
Bärlauch<br />
oder naturell. Besonderer<br />
Beliebtheit<br />
erfreuen sich<br />
der Schafbert, e<strong>in</strong><br />
außergewöhnlich<br />
milder und cremiger<br />
Camembert. Die Kunden<br />
s<strong>in</strong>d begeistert, und die junge<br />
Frau hat noch viele Pläne.<br />
(AT).<br />
Foto: Rafael Sampedro<br />
Liebesperlen auch vegan<br />
Der Görlitzer<br />
Süßwarenhersteller<br />
Ho<strong>in</strong>kis baut<br />
an und aus. Nötig<br />
s<strong>in</strong>d die neuen<br />
Produktionskapazitäten<br />
unter anderem<br />
für zwei<br />
neue Produkte.<br />
Die Palette an Liebesperlen,<br />
bunten<br />
Dragees und<br />
Dekorzucker<br />
wird bald von Liebesperlen<br />
als Bio-<br />
Produkt und <strong>in</strong> veganer Ausführung<br />
erweitert. Die Zertifizierung<br />
erhielt die Fabrik bereits.<br />
Im Handel s<strong>in</strong>d die Produkte<br />
Liebesperlen<br />
aus<br />
Görlitz<br />
noch nicht zu f<strong>in</strong>den,<br />
spätestens<br />
Ende des Sommers<br />
sollen sie <strong>in</strong><br />
Supermärkten zu<br />
kaufen se<strong>in</strong>. Für<br />
Geschäftsführer<br />
Mathias Ho<strong>in</strong>kis<br />
ist der Trend<br />
nach veganen<br />
und Bio-Produkten<br />
e<strong>in</strong> Riesenthema,<br />
obwohl er<br />
vor Jahren nicht<br />
daran glaubte.<br />
„Die Nachfrage nach solchen<br />
Produkten steigt kräftig, wir<br />
stellen uns dieser Herausforderung“,<br />
sagt er. (GL) Foto: Paul Glaser<br />
Man muss das Rad nicht<br />
neu erf<strong>in</strong>den, um<br />
kul<strong>in</strong>arisch zu<br />
begeistern. Sieben<br />
Unternehmen aus<br />
<strong>Sachsen</strong> zeigen, wie es<br />
geht – mit süßen Perlen,<br />
edlem We<strong>in</strong>brand und<br />
Käse mit Charakter.<br />
Fe<strong>in</strong>es Tröpfchen<br />
Es ist e<strong>in</strong> ganz besonderes<br />
Tröpfchen<br />
mit erlesenen<br />
Zutaten, das<br />
die Wilthener<br />
We<strong>in</strong>brenner fürs<br />
Jubiläumsjahr<br />
neu aufgelegt haben.<br />
Der Cordial<br />
Medoc hat e<strong>in</strong>e<br />
lange Tradition,<br />
gehörte bis zur<br />
Mitte der 1970er-<br />
Jahre zum Sortiment<br />
des damals<br />
volkseigenen Betriebes und feiert<br />
nun dank 800. Geburtstag<br />
der Stadt Wilthen und 180. Firmenjubiläum<br />
e<strong>in</strong>e Renaissance.<br />
We<strong>in</strong>brand<br />
aus<br />
Wilthen<br />
Genau 2.000 Flaschen<br />
des Edellikörs<br />
wurden für<br />
die Neuauflage<br />
abgefüllt. Besonders<br />
s<strong>in</strong>d auch<br />
das Etikett sowie<br />
die Form der<br />
eckigen Flasche.<br />
Beides s<strong>in</strong>d Rem<strong>in</strong>iszenzen<br />
an die<br />
Geschichte der<br />
We<strong>in</strong>brennerei<br />
und die Geschichte<br />
der Stadt des<br />
We<strong>in</strong>brandes. „Bis jetzt war die<br />
Resonanz dazu sehr positiv“,<br />
freut sich Geschäftsführer Lutz<br />
Schürer. (BS)<br />
Foto: Uwe Soeder<br />
Retter der Biere<br />
Das neue alte Brot<br />
E<strong>in</strong> Stück Provence<br />
Tilo Jänichen aus<br />
dem sächsischen<br />
Frohburg arbeitet<br />
als Steuerberater<br />
<strong>in</strong> Leipzig, se<strong>in</strong>er<br />
Begeisterung für<br />
ungewöhnliches<br />
Bier frönt er im<br />
Nebenerwerb.<br />
Branchenkennern<br />
dürfte er als<br />
e<strong>in</strong>er der Wiederentdecker<br />
der<br />
Leipziger Gosetradition<br />
bekannt<br />
Bier<br />
aus<br />
Frohburg<br />
se<strong>in</strong>. Gose gilt als e<strong>in</strong>er der ältesten<br />
deutschen Bierstile. Die säuerliche<br />
Geschmacksnote ist hierzulande<br />
wenig bekannt, <strong>in</strong> Italien<br />
ist ihr e<strong>in</strong><br />
ganzes Festival<br />
gewidmet. Jänichen<br />
stellte dort<br />
se<strong>in</strong>e Lichtenha<strong>in</strong>er<br />
Weisse vor.<br />
Das Bier bestach<br />
mit e<strong>in</strong>er leichten<br />
Rauchnote.<br />
„Die stammt vom<br />
geräucherten<br />
Malz, welches das<br />
Bier vollmundiger<br />
ersche<strong>in</strong>en<br />
lässt, als es ist“,<br />
erklärt Jänichen, dem auch <strong>in</strong><br />
schwierigen Zeiten die Bier-Ideen<br />
bislang noch niemals ausgegangen<br />
s<strong>in</strong>d. (AR) Foto: A. Jungnickel<br />
Es s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong><br />
paar Worte, aber<br />
für Bäcker Marlon<br />
Gnauck bedeuten<br />
sie viel:<br />
„Ihr Brot<br />
schmeckt wie <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit“,<br />
me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong><br />
Kunde. Ke<strong>in</strong><br />
Wunder, denn<br />
Gnauck hat se<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e Bäckerei <strong>in</strong><br />
Ottendorf-Okrilla<br />
umgestellt: weg<br />
von Fertigbackmischungen, weg<br />
von Geschmacksverstärkern,<br />
chemisch modifizierten Stärken<br />
oder Mehlen. Der 40-Jährige ist<br />
Brot<br />
aus<br />
Ottendorf-Okrilla<br />
e<strong>in</strong>er von ganz<br />
wenigen Bäckern<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>, die<br />
für ihre Brote alte<br />
Getreidesorten<br />
verwenden. Studien<br />
besche<strong>in</strong>igen<br />
Sorten wie<br />
dem Pommerschen<br />
Dickkopfweizen<br />
e<strong>in</strong>e hohe<br />
Bekömmlichkeit<br />
und ernährungsphysiologische<br />
Qualität. Marlon<br />
Gnauck hat das viele neue Kunden<br />
gebracht – und die Gewissheit,<br />
auf dem richtigen Weg zu<br />
se<strong>in</strong>. (KS)<br />
Foto: Ronald Bonss<br />
Vor zwei Jahren<br />
hat sich die Agrargenossenschaft<br />
See e<strong>in</strong><br />
Stück französische<br />
Provence auf<br />
ihre Felder geholt.<br />
Seit vergangenem<br />
Jahr wird<br />
der Lavendel zu<br />
eigenen Produkten<br />
verarbeitet –<br />
und <strong>in</strong>zwischen<br />
Lavendelkorb<br />
aus<br />
See<br />
auch <strong>in</strong> vielerlei<br />
Form verkauft. So<br />
kommen zu dem Blick über das<br />
Lavendelfeld im Internet nun<br />
auch die Produkte dazu, die die<br />
Genossenschaft <strong>in</strong> ihrem eigenen<br />
Onl<strong>in</strong>e-Shop<br />
anbietet. Dazu<br />
zählen Duftöle,<br />
Duftsäckchen,<br />
Raumspray,<br />
Wurst mit Lavendelgeschmack<br />
und e<strong>in</strong> Lavendelpräsentkorb,<br />
der<br />
alle diese Produkte<br />
enthält. Hergestellt<br />
werden die<br />
Dufterzeugnisse<br />
am Betriebssitz <strong>in</strong><br />
See. Nur die Lavendel-Salami<br />
ist e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftserzeugnis<br />
mit der Viereichener<br />
Fleisch- und Wurstwaren<br />
GmbH. (SG) Foto: André Schulze