flip-Joker_2022-07-8
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12 KULTUR JOKER Kunst
Lichtphänomene
Das Freiburger Kunsthaus L6 beteiligt sich an der Biennale
für Fotografie Mulhouse
Angela Bulloch: „Night Sky, Chamaeleon Reticulum“
Foto: Eberle & Eisfeld
Taiyo Onorato & Nico Krebs: „Future Memories“
Foto: Taiyo Onorato & Nico Krebs
Hunger nach Bildern
Eine umfassende Werkschau im Kunstmuseum Reutlingen widmet sich dem Maler und Regisseur Strawalde / Jürgen Böttcher
Im Mittelpunkt steht der unaufhaltsame
Schöpfungswille.
Strawalde, Maler, und als Jürgen
Böttcher Filmregisseur,
ist ein eigenwilliger Künstler
und damit einer, der eine um-
Fotografie ist in Freiburg eher
selten zu sehen und da ist die
Biennale für Fotografie Mulhouse,
die im Kunsthaus L6
mit einer Ausstellung gastiert,
eine gute Gelegenheit, für eine
extra Dosis. „Himmelskörper“
lautet das Leitthema der diesjährigen
Biennale und Hanna
Dölle, Katherina Perlongo und
Annika Turkowski haben für
das Kunsthaus L6 eine Schau
kuratiert, die zwar nicht mit
Überraschungen aufwartet,
die aber dennoch sehenswert
ist. Die Arbeiten des Schweizer
Künstlerduos Taiyo Onorato
& Nico Krebs bestückt
mit seinen Fotocollagen einen
Großteil der Ausstellung
„The Sky looks amazing from
here.“. Und eine ihrer Arbeiten,
in der man von einer antiken
Stätte mit Säulen auf eine darunter
liegende Stadt schauen
kann, bildet so etwas wie eine
Schwelle zu diesem Thema.
Oft kaschieren Onorato &
Krebs nicht die Schnittstellen
ihrer Collagen. In dieser Arbeit
sind die gestaffelten Schwellen
wie mit Neonröhren von Dan
Flavin bestückt. Das sieht aus
als würden Vergangenheit
fassende Ausstellung verdient.
Bis zum 21. August ist dem
Gewinner des Jerg-Ratgeb-
Preises 2022 im Kunstmuseum
Reutlingen eine Ausstellung
gewidmet, die diesem
und Gegenwart hier ineinander
übergehen oder als beträte
man ein Raumschiff, das einen
in andere Dimension führt.
Licht ist zwangsläufig –
schließlich geht es um Himmelskörper
im Medium der
Fotografie – ein wichtiges
Thema der Ausstellung. Sharon
Harper hat in ihren beiden
Werkserien „Moon Studies“
und „Star Scratches“ mit extrem
langen Belichtungszeiten
von ein bis zehn Stunden gearbeitet.
Es hatte den Effekt, dass
die Gestirne wie kleine Kreise
oder Halbmonde sich vom
Anspruch nachkommen will:
„Strawalde. Hunger nach Bildern“.
80 ausgestellte Arbeiten, die
von ersten Zeichnungen von
1948 bis zu den jüngsten abstrakten
Werken aus dem Jahr
2020 reichen, fasst die Ausstellung
und gibt einem vielfältigen
Arbeitsansatz Raum:
Abstrakt und gegenständlich,
geometrisch und organisch,
Der Künstler und sein Werk
Foto: Peter Badel
Nachthimmel abheben, größere
Lichtquellen sind auf eine
malerische Weise verwischt.
Oder sie bilden blaue und helle
Linien vor einem goldfarbenen,
dunklen und blauen Himmel.
Angela Bulloch hat in ihrer
Serie „Night Sky“ gar Löcher
in schwarzen Stoff geschnitten
und diese mit LEDs ausgestattet.
Ihr Sternenbild weist dabei
weit ins All und könnte so nicht
von der Erde gesehen werden.
Und Felix Schöppners versöhnt
geradezu das Irdische mit dem
Himmlischen. Seine Fotos sehen
aus als hätte er im Labor
fein gezeichnet oder temperamentvoll
mit Farbe auf die
Leinwand gebracht, fließend
oder konturiert. Entsprechend
dem Facettenreichtum des
Werks Strawaldes geht die
Ausstellung nicht chronologisch
vor, sondern setzt thematische
Schwerpunkte. Ein
wichtiges Thema Strawaldes
ist die Frau, ebenso die Musik
– und der bisweilen freche
Bezug auf die Kunstgeschichte.
Mit seinen Übermalungen
von Kunstpostkarten geht der
Künstler immer wieder an die
Grenzen des Erlaubten im
Umgang mit der Tradition.
Neben der Malerei ist Film
das zweite künstlerische Medium
Strawaldes. Fast 30 Jahre
arbeitete er als Regisseur bei
der DEFA, wo er unter seinem
bürgerlichen Namen Jürgen
Böttcher zu internationaler
Bekanntheit kam. In Kooperation
mit dem Reutlinger
Programmkino KAMINO
findet am 10. Juli, 11.15 Uhr
eine Matinée statt, bei der
Filme des Künstlers gezeigt
werden. Strawaldes Blick für
den Sternenhimmel nachgestellt,
aber eben nur Lottokugeln,
eine Menge Zwingen und
Reife zur Verfügung gehabt.
Fotografie ist hier die Dokumentation
eines Versuchsaufbaus
und erinnert daran,
dass es optische Instrumente
braucht, um Himmelskörper
beobachten zu können.
The Sky looks amazing from
here. Biennale für Fotografie
Mulhouse. Kunsthaus L6,
Freiburg. Do/Fr 16 bis 19 Uhr,
Sa/So 11 bis 17 Uhr. Bis 17.
Juli/2022.
Annette Hoffmann
Details spiegelt sich auch in
seinen Filmen wider, in denen
er einfache Momente und Lebenssituationen
mit viel Empathie
und Aufmerksamkeit
schildert.
„Strawalde. Hunger nach
Bildern.“
Öffnungszeiten: Mi, Sa, So
/ Fei er tag: 11–18 Uhr; Do,
Fr: 14–20 Uhr. www.kunstmuseum-reutlingen.de
Bis
21.08.2022
Strawalde: „Rote Kyoto-Collage“
Foto: Eric Tschernow / VG Bild-Kunst