flip-Joker_2022-07-8
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16 KULTUR JOKER kunst
Die Verbundenheit des Menschen mit der Welt
Karin Hofer und Nessa Nalin stellen im Kulturwerk T66 in Freiburg aus – Diplomausstellung der Edith Maryon Kunstschule
Die Wege der Schweizerin
Karin Hofer und der Französin
Nessa Nalin konvergieren
im Kulturwerk T66 bei ihrer
Diplomausstellung zum Abschluss
ihres Studiums an der
Edith Maryon Kunstschule –
einer privaten Kunstschule in
Freiburg-Munzingen, die 1983
in einem ehemaligen Schreinereikomplex
gegründet wurde.
Beide stellen hauptsächlich
bildhauerische Arbeiten aus, in
denen sie mit Hilfe von Kettensäge
und Schnitzeisen die Verbundenheit
des Menschen mit
der Welt erforschen.
Beide Künstlerinnen beginnen
zwar ihre Arbeit am Werk
mit der Kettensäge, doch in
ihrer Herangehensweise schlagen
sie bereits unterschiedliche
Wege ein. Wenn es technisch
möglich wäre, würde Nessa
Nalin am liebsten ausschließlich
mit sanfteren Methoden,
also mit dem Schnitzeisen an
die Materie herangehen, um sie
wie Tonerde nach ihrer Vorstellung
zu modellieren. Sie will
die Form an sich ergründen und
löst sich daher von der Figürlichkeit.
Dagegen arbeitet Karin
Hofer gerne an einer Skulptur
von A bis Z mit der Kettensäge.
Manche Bereiche ihrer Skulpturen
lässt sie dabei bewusst
grob, während sie stellenweise
mit anderen Werkzeugen ins
Detail der Form geht.
Nessa Nalin, die sich neben
ihrem vierjährigen Vollzeitstudium
dem biodynamischen
Anbau widmete, hinterfragt das
Karin Hofers Figuren wirken in sich gekehrt
Schopfheimerstraße
2
© Karin Hofer
Verwandlung von Natur in Kunst
Eröffnung des „Kunstraum H“ in Bad Krozingen-Tunsel
Bad Krozingen hat eine neue
Kunst-Adresse bekommen. Der
Maler Jörg Hilfinger eröffnete
am 26. Juni seine eigene Ausstellungsplattform
in Tunsel:
den „Kunstraum H“.
Möglich machte es ein Stipendium
des Landesministeriums
für Bildung, Forschung und
Gefühlsleben, sucht nach dem
Ort des Austausches zwischen
sich selbst und der Welt. Stellvertretend
hierfür ist die menschengroße
Skulptur „Je sens
le monde“. Der obere Teil besteht
aus einer scharfen Spitze,
einer Kugel und einer Schale,
die an die drei Kugeln und die
Halbmondsichel einer Moschee
erinnern. Die Schale könnte
Wissenschaft, um das Hilfinger
sich während der Pandemie bewarb.
Eine gezielte Förderung
zur Präsentation seiner Werke
sollte es sein, in einer Zeit, in
der Kunst und Kultur zum Stillstand
gekommen waren. Und so
nutzte Jörg Hilfinger die Corona-Pause,
um die seit einiger
auch ein Weihwasserbecken
sein und die scharfe Spitze die
Turmspitze einer Kathedrale.
Die Künstlerin scheint in ihr
eine Art von Verbindung mit
der Welt zu sehen; die Schale
könnte ein Gefäß sein, in dem
die Welt empfangen wird. Den
mittleren Teil bildet eine vergleichsweise
dünne Scheibe.
Sie stellt den Ort dar, wo die
Zeit verwaisten Räume in seinem
Elternhaus in Tunsel in einen
Showroom zu verwandeln.
Gezeigt werden in den Räumen
zur Eröffnung Werke Hilfingers
überwiegend aus den vergangenen
zwei bis drei Jahren.
Mit seinen Schwarzwaldimpressionen
hat Hilfinger sich
in den vergangenen vier Jahrzehnten
weit über die Region
hinaus einen Namen gemacht.
Seine Landschaften vermitteln
archetypische, meist menschenleere
Naturansichten. „In
seinen besten Bildern gelingt
ihm die Verwandlung von Natur
in Kunst scheinbar völlig
mühelos“ – attestiert ihm Kulturjournalist
Stefan Tolksdorf.
Quellende Wasserläufe, Spiegelungen,
durchlichtetes Geäst,
ziehende Wolken, aus dem
Nebel tauchende Bergspitzen
entwickeln eine magische Sogkraft.
Detailschärfe wird nicht
unbedingt angestrebt. Vielmehr
Künstlerin die Welt spürt, eine
Fläche, wo der Austausch zwischen
dem von ihr Gespürten
und der Welt stattfindet.
Karin Hofer, die sich zuvor
professionell mit Shiatsu beschäftigte,
vollführte in den
vier Jahren ihres berufsbegleitenden
Studiums einen Spagat
zwischen ihrem Wohnort in der
Schweiz und der Kunstschule,
bis sie sich letztlich ganz der
Kunst zuwandte. Ihre lebensgroßen
Holzskulpturen scheinen
mit derselben Spontaneität
und Leichtigkeit wie ihre
skizzenhaften Zeichnungen
und mit großer Geschicktheit
aus den Holzstämmen zu entstehen.
Ihre Figuren sehen an
uns vorbei, sind in sich gekehrt,
doch hat deren Ausdrücklichkeit
eine tiefe Wirkung auf die
Betrachtenden. Karin Hofer
Nessa Nalin will in ihren Arbeiten die Form an sich erkunden
© Merle Brack
Der Künstler Jörg Hilfinger
Foto: Kunstraum H
findet in ihren Arbeiten eine
mögliche künstlerische Umsetzung
der Idee, sich von
Grenzen zu lösen. Dies können
geistige, moralische oder
politische Grenzen sein. Hofer
versucht, ihre eigene Selbsttäuschung
aufzudecken. Sie
will sich selbst und anderen
dadurch Mut geben, ihre Grenzen
zu überwinden. In ihren
ganzfigürlichen Skulpturen
sucht sie nicht die Idealform,
sondern einen Körper mit all
seinen Ecken und Kanten.
Dabei nutzt sie den Kontrast
zwischen scharfkantigen und
feinen, detailliert gearbeiteten
Strukturen.
Diplomausstellung. Kulturwerk
T66, Talstraße 66, Freiburg.
Do/Fr/So 13-17 Uhr.
Eintritt frei. Bis 24.07.2022
S. Gazza
entfaltet die Natur in seinen
Werken eine zeitlose Dimension,
so Tolksdorf.
Künftig plant Jörg Hilfinger
in den neuen Räumen jährlich
drei bis vier Ausstellungen mit
Gastkünstlern. Den Anfang
macht Thomas Klein, der ab
Mitte September „Digital Paintings“
mit figürlicher und landschaftlicher
Motivik im Kunstraum
H in Tunsel zeigt.
Ausstellung mit Werken von
Jörg Hilfinger. „Kunstraum
H“, Muttighofer Straße 5, Bad
Krozingen-Tunsel. www.joerghilfinger.de).
Bis 17.07.2022