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EKD: Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung (Leseprobe)

Rechtes Gedankengut und menschenfeindliche Einstellungen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Das Thema beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Die vorliegende, von der EKD geförderte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven. Methodisch umfassen die drei enthaltenen Teilstudien - eine repräsentative Bevölkerungsumfrage, - eine qualitative Analyse von Zusammenhängen zwischen theologischer Argumentation und Narrationen vorurteilsbezogener Kommunikation sowie Hassrede online und - ethnografische Untersuchungen politisch-kultureller Herausforderungen in exemplarischen Kirchengemeinden. Die Ergebnisse zeigen, wo kirchlicher Handlungsbedarf besteht, aber auch, in welchen Fällen sich Kirche und Religiosität positiv auf ein vorurteilsfreies Denken auswirken.

Rechtes Gedankengut und menschenfeindliche Einstellungen sind ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft. Das Thema beschäftigt auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Die vorliegende, von der EKD geförderte Studie beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven. Methodisch umfassen die drei enthaltenen Teilstudien

- eine repräsentative Bevölkerungsumfrage,
- eine qualitative Analyse von Zusammenhängen zwischen theologischer Argumentation und Narrationen vorurteilsbezogener Kommunikation sowie Hassrede online und
- ethnografische Untersuchungen politisch-kultureller Herausforderungen in exemplarischen Kirchengemeinden.

Die Ergebnisse zeigen, wo kirchlicher Handlungsbedarf besteht, aber auch, in welchen Fällen sich Kirche und Religiosität positiv auf ein vorurteilsfreies Denken auswirken.

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Vorwort<br />

Rechtspopulistische <strong>und</strong> rechtsextreme Einstellungen in der Gesellschaft nehmen zu,<br />

menschenfeindliche Äußerungen sind an manchen Orten salonfähig geworden. Dass<br />

es bei Hasskommentaren <strong>und</strong> Beleidigungen nicht bleibt, zeigen schreckliche Taten,<br />

wie das rechtsextremistisch motivierte Attentat auf die Synagoge in Halle 2019, die Ermordung<br />

des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke 2019 oder der Anschlag<br />

in Hanau 2020. All das sind Auswüchse einer Menschenfeindlichkeit <strong>und</strong> eines Hasses,<br />

die erschreckende Ausmaße angenommen haben.<br />

Wir wissen, dass solche Taten durch Polemisierung, <strong>Abgrenzung</strong>, Zuschreibungen <strong>und</strong><br />

Stilisierungen, durch menschenfeindliche Einstellungen <strong>und</strong> das Verschieben gesellschaftlich<br />

anerkannter Übereinkünfte oder Grenzen ausgelöst werden. Zur Verhinderung<br />

<strong>und</strong> Prävention solcher Gewalttaten muss früh angesetzt werden. Rechtspopulistische<br />

oder rechtsextreme, menschenfeindliche Einstellungen müssen wahr <strong>und</strong> ernst<br />

genommen werden, um ihnen begegnen zu können, um konstruktive Dialoge führen<br />

<strong>und</strong> Menschen dafür gewinnen zu können, die Würde aller Menschen zu achten <strong>und</strong><br />

wert zu schätzen.<br />

Als evangelische Kirche bekennen wir einen Gott, der allen Menschen Würde verliehen<br />

hat, einen Gott, den seine Menschenfre<strong>und</strong>lichkeit auszeichnet. Daraus folgt ein großes<br />

Interesse an Präventionsarbeit gegen rechtsextreme <strong>und</strong> menschenfeindliche Gewalttaten<br />

<strong>und</strong> gegen Einstellungen, die diese vorbereiten können. Dabei kann es nicht nur<br />

darum gehen, andere in den Blick zu nehmen. Es muss auch danach gefragt werden,<br />

wie es um die Einstellungen innerhalb der evangelischen Kirche selbst bestellt ist.<br />

Im Jahr 2019 haben Synode <strong>und</strong> Rat der <strong>EKD</strong> deshalb Mittel für Untersuchungen zu<br />

Kirchenmitgliedschaft <strong>und</strong> politischer Kultur zur Verfügung gestellt, „um zu prüfen,<br />

inwiefern auch innerhalb unserer Kirche eine wachsende Distanz gegenüber einem gemeinsamen<br />

Gr<strong>und</strong>konsens besteht, was das Zusammenleben in unserer Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> die Haltung zur Demokratie angeht“ (vgl. Beschluss der Synode 2018).<br />

In engem Austausch miteinander konnten daraufhin drei mit unterschiedlichen Methoden<br />

arbeitende sozialwissenschaftliche Studien durchgeführt werden: eine repräsentative<br />

Bevölkerungsumfrage zum Verhältnis von Kirchenmitgliedschaft bzw. Religiosität<br />

<strong>und</strong> Vorurteilsstrukturen, etwa im Bereich von Antisemitismus <strong>und</strong> Islamfeindlichkeit,<br />

Einstellungen zu Fragen von Familie <strong>und</strong> Gender sowie zu geflüchteten Menschen (Teilprojekt<br />

1), eine qualitative Untersuchung des Verhältnisses von theologischen Argumentationen<br />

<strong>und</strong> rechtspopulistischen bzw. -extremen Einstellungen durch Analysen<br />

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