12. Juli 2022
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<strong>12.</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2022</strong><br />
TATEN STATT WORTE IN HINTERKAPPELEN<br />
Eine Offensive gegen<br />
Armut und Foodwaste<br />
Im Kipferhaus in Hinterkappelen bietet das Konzept «Culinaria» überschüssige Lebensmittel an, die sonst im Müll landen würden.<br />
Kein Geld zu haben, um sich etwas<br />
zu Essen kaufen zu können<br />
und zu viel Lebensmittel zu besitzen,<br />
dass man einige Wegschmeissen<br />
muss. Zwei Situationen,<br />
für die beherzte Helfer:innen<br />
eine Lösung haben.<br />
Das Konzept «Culinaria» der<br />
Fachstelle Arbeit der Regionalen<br />
Sozialen Dienste Wohlen, der<br />
auch die Gemeinden Bremgarten,<br />
Kirchlindach, Frauenkappelen<br />
und Meikirch angehören, datiert<br />
von 2021. Mit dieser Initiative unter<br />
Leitung von Sarah Flury und<br />
Marc Nydegger werden zwei Ziele<br />
verfolgt: Zum einen soll die<br />
Verschwendung von Lebensmitteln<br />
eingedämmt werden, zum<br />
anderen sollen jene Menschen<br />
davon profitieren, die Anspruch<br />
auf Sozialhilfe hätten, aus verschiedenen<br />
Gründen diese aber<br />
nicht beziehen.<br />
Kinder von Armut betroffen<br />
Im Moment sind 65 Haushalte aus<br />
den fünf Gemeinden bei der Aktion<br />
gemeldet. Konkret sind es 186<br />
Personen, davon 89 Kinder, die<br />
von unmittelbarer Armut betroffen<br />
sind. Die Zahlen sind wegen<br />
immer höheren Lebenshaltungskosten<br />
weiterhin steigend, obwohl<br />
die Kapazitätsgrenzen aufgrund<br />
der zur Verfügung stehenden<br />
Lebensmittelspenden für die<br />
Initianten bald erreicht sein dürften.<br />
Es ist bekannt, dass in der Schweiz<br />
jedes Jahr fast 2,8 Millionen Tonnen<br />
Lebensmittelverlust anfallen.<br />
Pro Kopf und Tag sind das<br />
fast ein Kilogramm pro Person.<br />
Allein bei der Lebensmittelindustrie<br />
fällt fast eine Million Tonnen<br />
Lebensmittelabfälle pro Jahr an.<br />
Davon wären ungefähr 80 Prozent<br />
vermeidbar. Der Grossteil<br />
dieser Abfälle lässt sich der Kategorie<br />
«Nicht verkaufte Lebensmittel»,<br />
deren Verfalldatum überschritten<br />
wurde, obwohl sie immer<br />
noch geniessbar sind, zuordnen.<br />
Immerhin: Der grösste Teil<br />
der Verluste wird an Tiere verfüttert<br />
und bleibt so gesehen im<br />
Kreislauf der Nahrungsmittelproduktion.<br />
Die Offensive «Culinaria – wir packen<br />
ein» soll die vulnerablen<br />
Gruppen erreichen, nicht bloss<br />
auf behördlichem Weg, sondern<br />
auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />
Zielgruppen sind deshalb<br />
Armutsbetroffene aus der<br />
Sozialhilfe, gezielt auch Familien,<br />
Working Poor mit einem Einkommen<br />
knapp über dem Existenzmi-