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277.TIROL - Juli 2022

Ausgabe 7, Juli 2022

Ausgabe 7, Juli 2022

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DIE EIERLEGENDE

WOLLMILCHSAU

Ein Plädoyer für die Gemeindemitarbeiter*innen

EIN STÜCK

DIGITALISIERTE

GESCHICHTE

Tiroler Zeugen der Zeit

AUSGABE 7 | JULI 2022

MODELLREGION

BEWEGTES TIROL

Der Name ist Programm


Zusammenfinden

Unternehmen benötigen geeignete Standorte und Gemeinden sind

auf wirtschaftlich gesunde Betriebe angewiesen.

EISENKIES Immobilien und Projektentwicklung GmbH hat als

Gewerbe-Projektentwickler die Anforderungen des anzusiedelnden

Unternehmens mit den Vorstellungen der jeweiligen Gemeinde in

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2 Kinderkrippengruppen, 2 Gewerbeeinheiten

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40 Pflegebetten, 8 Tagesbetreuungsplätze, 14 Einheiten

für betreubares Wohnen, 1 Arztpraxis

Haus der Generationen, Volders

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8 Kindergartengruppen, 4 Kinderkrippengruppen,

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STANDORTKONZEPT

NUTZUNGSKONZEPT

PROJEKTENTWICKLUNG

IMMOBILIENVERWERTUNG

Kindergarten Elisabethinum, Axams

6 Kindergartengruppen, 2 Kinderkrippengruppen

Sozialzentrum „Gepflegtes Wohnen“, Mayrhofen

80 Pflegebetten, Räumlichkeiten für Sozialsprengel

und Tagespflege, Zentralgarage für Gemeinde

Kindergarten St. Paulus, Innsbruck

3 Kindergartengruppen, 2 Kinderkrippengruppen

Fotos: NHT/2quadr.at, Oss, Pauli, Vandory, Renderwerk

Betreubares Wohnen, Haiming

18 betreubare Mietwohnungen

Einsatzzentrum, Schönwies

Einsatzzentrum für die Feuerwehr und Bergrettung

Sozialzentrum „Ankematen“, Kematen

21 betreubare Mietwohnungen, Räumlichkeiten für Lebenshilfe,

Sozialsprengel und Physiotherapie, 1 Arztpraxis

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4 GemNova.inside

GemNova.inside

5

Die Summe ist

mehr als ihre

Einzelteile

Jede Gemeinde besteht aus unzähligen dieser Einzelteile.

Straßen, Gebäude, Bürger*innen, Mandatar*innen, Wälder,

Bäche, Gemeindemitarbeiter*innen, Gesetze, Schulen uvm. Erst

wenn man diese Einzelteile zusammenfügt, entsteht wirklich

Gemeinde. Erst wenn dies alles gesamthaft betrachtet wird und

die Einzelteile ineinandergreifen, entsteht ein Gefühl des Miteinanders;

ein Gefühl des „Ich bin Teil eines größeren Ganzen und

fühle mich wohl“.

Das ist aus unserer Sicht die wichtigste

Aufgabe von Bürgermeister*innen und

Mandatar*innen sowie auch von Mitarbeiter*innen

in den Gemeindeverwaltungen

– die Gemeinde lebenswerter zu machen

und den sozialen Zusammenhalt zu stärken;

die Gemeinde so zu organisieren, dass

sich die Bürger*innen aber auch die Unternehmen

wohl fühlen.

Diesen Spagat zu schaffen ist nicht immer

einfach; es gibt unterschiedliche Interessen

in einer Gemeinde, es gibt finanzielle

Grenzen und rechtliche Herausforderungen.

Vieles ist ein Kompromiss, der sogenannte

kleinste gemeinsame Nenner. Die

Verantwortlichen in der Politik und in der

Verwaltung wissen, dass sich viele Zahnräder

drehen, wenn sich eines in Bewegung

setzt.

Wir als GemNova arbeiten nun schon seit

über 12 Jahren sehr intensiv mit den Tiroler

Gemeinden zusammen und haben uns viel

mit diesen oben beschriebenen Thematiken

beschäftigt. Wir haben viele Gespräche

geführt, viel diskutiert und darüber nachgedacht

und glauben zwischenzeitlich, dass

wir diese Mechanismen recht gut kennen

und einschätzen können.

Als Unternehmen des Tiroler Gemeindeverbandes

sehen wir uns primär als kommunale

Berater*innen. Gemeinden bei den

unzähligen Herausforderungen zu unterstützen

und zu begleiten, sehen wir als

unseren Auftrag. Dabei folgen wir unter

anderem der Prämisse, immer das große

Ganze, die Zusammenhänge im Auge

zu behalten; also zu wissen, wie sich die

Zahnräder bewegen, wenn wir etwas verändern.

Es genügt eben nicht, ein Produkt

zu platzieren, ohne zu wissen, wie sich dieses

in den Gemeindekosmos einfügt.

Für diese Arbeit, welche die Kenntnis über

komplexe kommunale Gebilde und Strukturen

voraussetzt, haben wir ausgewiesene

Expert*innen im Haus. Sie kümmern sich

professionell und engagiert seit mehreren

Jahren um die Herausforderungen in den

Gemeinden. Sie nehmen diese Herausforderungen

gerne an und erarbeiten mit den

Gemeinden Lösungen, die sie dann auch

umsetzen. Auch hier zählt das Miteinander

im Sinne der Überschrift.

Alois Rathgeb

Niki Kraak


INHALT

GemNova.inside

tirol.hat Recht

tirol.wissen

DIE EIERLEGENDE

WOLLMILCHSAU

SEITE 8 - 13

HILFE, SCHON WIEDER

ETWAS NEUES

SEITE 14 - 15

04 Die Summe ist mehr als

ihre Einzelteile

DOSSIER

DIGITALE GEMEINDE

32 Grüne Wettbewerbsbeschränkungen:

Klimawandel im Kartellrecht

34 Alles eine Frage

der Planung

64 Neues Buch zum Tiroler

Bau- und Raumordnungsrecht

65 Licht im Förderdschungel

tirol.blickt zurück

08 Die eierlegende

Wollmilchsau

tirol.politik

36 Die digitale Gemeinde

Verwaltung zukunftsfit

gestalten

66 Ein Stück digitalisierte

Geschichte

tirol.sportlich und gesund

38 Die ersten hundert Tage

14 Hilfe, schon wieder etwas

Neues!

16 Zentrale Elemente der

Organisationsentwicklung

19 Daten, Daten, Daten...

tirol.digital

tirol.kooperiert

40 Die Mobilität der Zukunft

steht unter Strom

42 Preisralley am Energiemarkt

tirol.ist schön

68 „Modellregion bewegtes

Tirol“ - der Name ist

Programm

70 Hoppla, hab ich da gedacht

76 Football macht Schule

78 G‘sund in Serfaus, Fiss und

Ladis

tirol.bildet

DATEN,

DATEN,

DATEN...

SEITE 19

20 Also, alles was Recht ist

22 Podcasts

45 Wasser.Erbe.Tirol

80 Chancengerechtigkeit als

Chance für Alle

82 Wie heißt das Zauberwort?

tirol.modern und innovativ

24 ZUKUNFT GEMEINDE -

Agenda 2030

84 Israa, Antonio und Marlene

88 Ferien mit der GemNova

tirol.bunt und vielfältig

90 Willkommen in Tirol

ZENTRALE ELEMENTE DER

ORGANISATIONSENTWICKLUNG

SEITE 16 - 18

tirol.kulturell

GemNova.Menschen

28 Der Unternehmenskünstler

30 Die Zeitung für

Ihre Gemeinde

55 Das Märchen vom

unendlichen Wachstum

56 Gern gelesen

tirol.denkt weiter

60 Nachhaltiges Bauen

92 „Darüber möchte ich

eigentlich nicht reden.“

tirol.traditionell

94 Schon mal von

Trompe-l‘oeil gehört?

DOSSIER

DIGITALE GEMEINDE


8 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

9

Ein Plädoyer für die

Gemeindemitarbeiter*innen

ZUM AUTOR

ALOIS RATHGEB

Alois Rathgeb ist Gründer und

Geschäftsführer der GemNova.

Kontakt: a.rathgeb@gemnova.at

Die eierlegende

Wollmilchsau

Haben Sie schon einmal die eier legende

Wollmilchsau kennengelernt?

Ich schon, tatsächlich.

Das ist schon einige Jahre her und ich

treffe sie regelmäßig wieder.

Das kam so: Als quasi Quereinsteiger

durfte ich vom ersten Tag der GemNova

mit an Bord sein. Na ja, mir ging es wie

vielen anderen. Die Gemeinde – eh alles

easy cheesy. Beamte – was soll da schon

dabei sein? Mit dieser vorgefertigten

Meinung fuhr ich dann in die Gemeinden.

Und da ist sie mir begegnet, schon beim

ersten Gespräch, als ich bei einem Amtsleiter

saß.

Morgens Bauverhandlung, gleich danach

ins Altersheim, um nach dem Rechten

zu schauen. Dann schnell ins Amt und

die neuesten dienstvertragsrechtlichen

Themen lesen, um einen Dienstvertrag zu

machen. In der Schule gibt es Probleme

mit der Heizung und mit der Reinigung,

da muss er dann auch hin und bei der Sanierung

der Wasserleitung gibt es ein

Problem mit den Grundeigentümern.

Macht ja nichts, danach kann er sich

dann bei der Vorbereitung für die nächste

Gemeinderatssitzung etwas ent spannen,

sind ja eh nur 36 Tagesordnungspunkte.

Ach ja, der Bauhofmitarbeiter wollte ein

Gespräch wegen dem Traktor. Da fällt

ihm noch ein, dass die Feuerwehr auf

die Rückmeldung wartet wegen dem

neuen – kostet ja nur 400 Tsd. Euro –

Tanklöschfahrzeug. Mittagspause. Ist

schon einiges weitergegangen heute.

Als ich das so höre – und ich rede von keinem

Einzelfall – wird mir bewusst: Das ist

sie, diese eierlegende…. Oder zumindest

wird es von ihm erwartet, diese zu sein.

Und in den anderen Abteilungen in den

Gemeinden sieht es ja nicht viel anders

aus.

Das war vor 12 Jahren. Die Rahmenbedingungen

haben sich seither nicht gebessert.

Ganz im Gegenteil, die Herausforderungen

sind noch viel komplexer und

größer geworden. Das Ad-hoc-Management

für Pandemien und Flüchtlingsbewegungen

kommt dann noch obendrauf.

Wie würde Georg aus

unserem Magazin vom

letzten Jahr sagen?

„Rums bums.

I bin fertig!“

Und wie sieht die Zukunft aus? Es schaut

nicht wirklich nach einer Entspannung der

Situation aus, eher das Gegenteil ist der

Fall. Wir beobachten schon lange, dass auf

die Gemeinden immer noch mehr Aufgaben

abgewälzt werden bzw. Aufgaben

dazukommen. Allein auf die Kinderbetreuung

und Pflege kommen laufend neue Herausforderungen

zu, die es abzuarbeiten

gilt. Die Budgets entwickeln sich oft nicht

im gleichen Ausmaß mit, auch das stellt

die Gemeindeverwaltungen und die Politik

vor immer neue Themen. Die steigende

Flut an Gesetzen und Vorschriften kann

von kleinen Gemeinden nicht mehr überblickt

werden und somit steigt natürlich

die Gefahr von unbeabsichtigten Fehlern

und somit auch Haftungsfragen weiter an.

Auf der anderen Seite ist auch zu be ­

obachten, dass sich der Arbeitsmarkt

massiv verändert hat. Aktuell ist es sehr

schwierig, überhaupt noch Personal zu

finden. Gute Leute verdienen in der Privatwirtschaft

oftmals deutlich mehr und

es benötigt schon gute Argumente, diese

für die Arbeit in der Gemeinde zu gewinnen.

Diese künftigen Entwicklungen sind

vielen bewusst und viele schlaue Köpfe

zerbrechen sich dieselbigen, um Lösungen

zu finden.


10 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

11

Eine Lösung liegt

auf der Hand:

Die Schaffung

einer effizienten

Verwaltung

Eine effiziente Verwaltung spart Zeit

und Kosten, bietet Rechtssicherheit

und sichert Strukturen und Abläufe für

die Zukunft. Leider ist es immer noch

üblich, dass Zettel von A nach B getragen

werden, dass Briefe händisch gefaltet und

kuvertiert und zur Post gebracht werden.

Auch müssen Akten oft händisch ko piert

und für Sitzungen vorbereitet werden

oder Dokumente werden ausgedruckt,

abgelegt, um sie dann wieder zu suchen.

Fehlende klare Strukturen und Prozesse

führen immer zu deutlich mehr Arbeit und

damit verbunden auch zu höheren Kosten.

Eine moderne Verwaltung arbeitet mit

Strukturen und Prozessen und sauberen

Daten. Damit werden Mitarbeiter*innen

in der Verwaltung direkt entlastet. Damit

kann man quasi schon mal aufs Milchgeben

verzichten.

Prozess- und Qualitätsmanagement

Im Grunde geht es dabei um drei übergeordnete

Themenbereiche:

• Prozess- und Qualitätsmanagement

• Datenmanagement

• Kommunale Software zur

Absicherung

Software GeOrg

Datenmanagement

Nur im Zusammenwirken dieser drei

Bausteine kann die Verwaltung nachhaltig

effizient gestaltet werden. Ohne Prozessund

Qualitätsmanagement nützt die kommunale

Software nichts. Die kommunale

Software nützt nichts, wenn die Daten

nicht eindeutig und sauber sind usw.

Was ist mit den

drei Begriffen

gemeint?

1

Prozess- und

Qualitäts management

Im Prozess- und Qualitätsmanagement

geht es um Organisation, Prozesse,

Abläufe, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten.

In der Gemeinde muss

es eine klare Organisationsstruktur mit

klaren Zuständigkeiten und Verantwortungen

geben. Darauf abgestimmt sollten

die Prozesse genau beschrieben und

möglichst standardisiert werden. Die rechtlichen

Rahmenbedingungen geben dabei

die Leitlinien vor. Dadurch werden Abläufe

deutlich einfacher und auch schneller, die

Fehlerhäufigkeit wird minimiert und es

ist immer klar, wer für was zuständig ist.

Das alles wirkt sich direkt positiv auf die

Zeitressourcen der Mitarbeiter*innen aus

und schafft damit Freiräume.

Wenn hier die Rede von Qualität ist,

dann kommt diese durch Prozess- und

Qualitätsmanagement auch direkt bei

den Bürger*innen an. Verfahren werden

schneller und vor allem auch wesentlich

transparenter für alle. Transparenz

ist das, was sich Bürger*innen von der

Gemeinde wünschen und auch erwarten

können. Prozess- und Qualitätsmanagement

kann das sicherstellen.

Das alles kann im Zuge von Verwaltungschecks

oder eben auch durch Prozessund

Qualitätsmanagementprojekte erarbeitet

und umgesetzt werden.

2Datenmanagement

„Daten sind das Öl der Zukunft“, sagt man

so salopp. Dem ist so, aber nur wenn die

Daten eindeutig und sauber sind. Die

Gemeinden haben den Luxus, dass die

notwendigen Daten in den Registern

liegen. Sei es im ZMR (Zentrales Melderegister),

im AGWR (Adress-, Gebäudeund

Wohnungsregister), im UR (Unternehmensregister),

im GB (Grundbuch) und

anderen. Das heißt, Gemeinden benötigen

keine eigenen Datenbanken. Oder noch

klarer: Gemeinden sollten keine eigenen

Datenbanken haben und pflegen. Hier

sind Fehler vorprogrammiert und Fehler

führen zu zusätzlicher Arbeit und Ineffizienz.

Also zu mehr Zeitaufwand und zu

höheren Kosten.

Für die Gemeindemitarbeiter*innen fallen

durch saubere und eindeutige Daten viele

händische, oft sehr mühsame Abstimmungsarbeiten

weg. Durch eine deutliche

Steigerung des Automatisierungsgrades

werden wiederum Ressourcen für andere

Tätigkeiten geschaffen.

Datenanalysen in Gemeinden, die wir sehr

einfach machen können, zeigen, dass bis

zu ⅔ der Daten fehlerhaft sind. Dabei

kann man der Verwaltung nichts vorwerfen;

das sind Fehler, die sich im Laufe

der Jahre einschleichen, wenn man selbst

Daten pflegt und das in mehreren Datenbanken.

Eine Bereinigung dieser Daten ist

essenziell, um eine effiziente Gemeindeverwaltung

sicherstellen zu können. Was

dabei auch nicht außer Acht gelassen

werden darf, ist, dass falsche Daten vielfach

zu falschen Vorschreibungen führen

und diese damit nicht rechtsgültig sind.


12 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

3

Wir

Kommunale Software zur

Absicherung

Wenn Prozesse, Strukturen und Daten

passen, dann ist es wichtig, dies langfristig

durch eine moderne kommunale

Software abzusichern. Eine Kommunalsoftware

ist dazu da, Prozesse digital

abzubilden und Prozesse durchgängig

und sauber umzusetzen. Das spart Zeit

und Geld und garantiert nebenbei noch

Rechtssicherheit.

Das Loslösen von Routinetätigkeiten,

welche eine moderne Software übernimmt,

schafft Freiräume in den Verwaltungen,

sorgt für weniger Fehler und

damit mehr Rechtssicherheit, was für

Mitarbeiter*innen in der Verwaltung eine

deutliche Entlastung darstellt.


Vom

verfluchen jeden

Tag diese Software.

Wir verfluchen sie,

weil sie uns zwingt

sauber zu arbeiten.

zeitlichen Aspekt her dauern diese

Schritte zwischen sechs und neun

Mo nate. Und wenn man noch einen draufsetzen

will, kann sich die Verwaltung

sogar ISO-zertifizieren lassen; das wäre

auch ein klares Signal und Statement

nach außen.

Klare Strukturen und Prozesse, gepaart

mit sauberen Daten und einer modernen

Software schaffen Vertrauen; Vertrauen

innerhalb der Verwaltung und Vertrauen

Richtung Politik und Bürger*innen. Wir

dürfen schon einige solcher Projekte in

den unterschiedlichsten Stadien begleiten.

Auch wenn es herausfordernd ist, er ­

kennen die Mitarbeiter*innen in der Verwaltung

die Vorteile und bestätigen uns

dies auch in vielen Gesprächen.

Wir

bleiben wir

selbst.

WIR ALLE SIND GEMEINDE.

Zusätzlich ist das die Voraussetzung für

die Kommunikation mit den Bürger*innen.

Nur mit klaren Prozessen und sauberen

Daten kann eine moderne Bürger*innen-Kommunikation

umgesetzt werden.

Dr. Benedikt Erhard, Bürgermeister von

Lans, meinte dazu in einem spannenden

Videobeitrag: „Wir verfluchen jeden Tag

diese Software. Wir verfluchen sie, weil

sie uns zwingt sauber zu arbeiten.“

Um das Plädoyer für die Gemeindemitarbeiter*innen

abzuschließen: Die

Gemeindemitarbeiter*innen sind eine

wesentliche Säule für erfolgreiche

Gemeindearbeit. Gemeindemitarbeiter*innen

sind vielfach wirklich eierlegende

Wollmilchsäue und wie Sie wissen: Die

sind rar auf der Welt und gehören gehegt

und gepflegt.

Wir

vertrauen

einander.

Videobeitrag:

GeOrg in der

Gemeinde Lans

Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen

Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen

Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und

Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren

Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,

kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert

handeln und dabei individuelle Wege wählen.


14 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

15

Hilfe,

Aber warum ist das so? Die Reaktion auf

Veränderung ist ein Mechanismus, der

tief in uns verankert ist. Immerhin hat

das Abwägen von Risiken und Gefahren

uns über Jahrtausende das Überleben

gesichert. Das Bekannte, Bewährte gibt

uns Sicherheit und schützt uns vor Enttäuschungen

oder Verletzungen. Selbst

wenn wir wissen, dass etwas Altbewährtes

nicht gut für uns ist oder uns

in irgendeiner Form belastet, neigen wir

dazu, eine Veränderung zu vermeiden.

Gefördert wird diese Verhaltensweise

durch unsere Biologie. Lernen wir etwas

neu, muss Energie aufgewandt werden.

Wir aber sind auf Energiesparen programmiert

– sprich faul.

Neues Smartphone ok, aber Update

nein danke!

Wie unterschiedlich wir auf oft unvermeidliche

Veränderungen reagieren, verdeutlicht

ein kleines Beispiel: Der Bauamtsleiter

Mair hat sich kürzlich ein

neues Auto gekauft. Die vielen elektronischen

„Helfer“ an dem Wagen gefallen

schon wieder

etwas Neues!

Wir Menschen lieben Gewohnheiten. Alles, was unsere Routine durcheinanderbringt,

empfinden wir als störend. Deswegen stehen wir Veränderungen skeptisch

gegenüber. Prasselt zu viel Neues auf uns ein, verschließen wir uns oder

lehnen es ganz ab. Das geschieht im privaten Leben ebenso wie im beruflichen.

Dabei macht es keinen Unterschied, ob man in der freien Wirtschaft tätig ist

oder in der kommunalen Verwaltung.

ihm: Bevor er zur Arbeit fährt, stellt er

jeden Morgen sein Navi ein, um mögliche

Staus zu umfahren. Dann verbindet

er sein Smartphone, das sein Bub für

ihn programmiert hat, mit dem Cockpit

des Autos. An der Gemeinde angekommen

parkt Herr Mair sein Auto in

der Tiefgarage. Hier unterstützen ihn

die Sensoren des Parkassistenten. Alles

ganz normal. Doch kaum ist Herr Mair

an seinem Schreibtisch, geht der Ärger

los. Schon wieder wurden Verordnungen

geändert, in die sich Mair erst einlesen

muss. Als nächstes funktio niert die neue

Telefonanlage nicht so, wie sie soll – die

Bedienung ist für ihn einfach zu kompliziert.

Zu allem Überfluss hat die IT übers

Wochenende diverse Updates durchgeführt,

die die gewohnte Routine beim

Benutzen der Software durcheinanderbringt.

Alles Änderungen, die Herrn Maier

bei seiner alltäglichen Arbeit belasten.

Dabei gehören Veränderungen zum Leben,

ob sie einem nun gefallen oder nicht.

Sie sind die einzig wahre Konstante.

Besonders bei technischen

Neuerungen hat es

zu jeder Zeit Widerstände

gegeben. Sei es bei der

Einführung des Telefons,

des Lichts, des Autos

oder der Eisenbahn.

Bei letzterer beispielsweise warn ten

Ärzte wegen der „unglaublichen“ 35

km/h Reisegeschwindigkeit vor geistiger

Verwirrtheit, Fieber oder gar dem Verlust

von Gliedmaßen. Heute schmunzeln

wir darüber und benutzen die Bahn wie

selbstverständlich. Doch im Gegensatz

zu „früher“, wo sich lediglich alle paar

Jahrzehnte nennenswerte Neuerungen

etabliert haben, hat das Tempo heute er ­

heblich zugelegt. Treiber sind die Entwicklungen

in der Technologie, die nicht nur die

Technik selbst verändern, sondern Einfluss

auf das gesamte Leben haben.

Davon ist die Verwaltung nicht ausgenommen.

So erinnert sich der 47-jährige

Christian Lechner, Verantwortlicher des

Bereichs Digitalisierung und Personaldienstleistung

bei der GemNova: „Als ich

vor meiner Zeit bei der GemNova Amtsleiter

wurde, arbeitete mein Vorgänger im

Gemeindeamt noch mit einem Registerkasten.

Darin befanden sich Karteikarten,

auf die er handschriftliche Vermerke eintrug.

Zu dieser Zeit erfolgte gerade die

Umstellung auf ein EDV-System und die

damit verbundene Einführung von digitalen

Registerkästen wie beispielsweise

das Zentrale Melderegister (ZMR) oder

das Adress-Gebäude-Wohnungsregister

(AGWR). Sie sind eigentlich nichts anderes

als ein elektronischer Registerkasten, aufgebaut

nach dem Prinzip der Karteikarten.

Mir fiel es leicht, damit umzugehen, aber

meinem Vorgänger und Ausbildner war

das suspekt.“

Veränderungen machen nicht vor der

Gemeindeverwaltung halt

Seither hat sich auch in den Gemeindestuben

viel getan. Nicht nur Gesetze,

Vorga ben und Aufgaben ändern sich ständig.

Die Technik entwickelt sich auch hier

weiter. Und weil sie laufend voranschreitet,

folgen wieder neue Gesetze, Vorgaben

und Aufgaben. Eine Atempause scheint

es nicht zu geben. So manche verzweifeln

innerlich. Statt sich mit den Veränderungen

auseinanderzusetzen, resignieren viele

und stecken zum Schutz den Kopf in den

Sand. „In meiner Ar beit habe ich dabei

zwei Grundtypen kennengelernt. Zum einen

gibt es Menschen, die haben wirklich

Angst vor Veränderungen und Zukunft.

Dann gibt es diejenigen, die den ‚inneren

Schweinehund‘ nicht überwinden wollen.

Letztlich ist beides keine Lösung. Wenn

Veränderung keine Akzeptanz finden,

werden Entwicklungen ausgebremst, die

Arbeit wird erschwert, Fehler schleichen

sich ein, die Qualität sinkt und was viel

schlimmer ist, die Mitarbeiter*innen leiden

in vielerlei Hinsicht“, sagt Christian

Lechner.

Aber wie gelingt es, Veränderungen

erfolg reich zuzulassen? Es ist unerheblich,

ob es sich um neue Arbeitsabläufe, eine

neue Software, einen neuen Arbeitsplatz

oder auch um neue oder scheidende Kolleg*innen

handelt, Fakt ist: Aus alt wird

neu, aus unbekannt wird gewohnt. Alles

ist ein Lernprozess.

Wissenschaftlich gesehen gibt es in

einem Lernprozess fünf Aspekte:

• Zielsetzung: ein klares, positiv formuliertes

Ziel

• Selbsterkenntnis: eigene Stärken

und Schwächen analysieren

• Spaß und Freude am Mitzugestalten

• Wettkampf: sportlich und spielerisch

• Belohnung: muss nicht groß sein,

aber stetig

Dabei hilft es, wenn man sich erinnert, wie

man als Kind etwas erlernt hat – vorausgesetzt

das Erlebnis ist positiv belegt.

Empathie als Schlüssel für erfolgreiche

Veränderungen

„In der Praxis sieht Veränderung in der

Verwaltung oft so aus: Sie wird ‚angeordnet‘.

Nicht aus Böswilligkeit. Irgendwann

ist der Druck einfach zu groß und es

muss etwas verändert werden, weil es

einfach anders nicht mehr geht. So sieht

schließlich oft die Umsetzung aus. Keiner

ist glücklich mit der Situation. Deshalb

ist es elementar, sich gerade bei bevorstehenden

umfassenden Veränderungen

Zeit zu nehmen und alle Mitarbeiter*innen

einzubinden und abzuholen; ob diese

nun direkt oder indirekt betroffen sind.

Der ‚Kaffeeküchenfunk‘ ist nicht zu unterschätzen!

Schließlich haben Verantwortliche

zu erklären, wie das Ziel aussieht.

Also, keine Geheimnisse! Zuhören und

offen sein für Ängste, Sorgen, Vorbehalte

und Empfindungen lautet die Devise. Menschen

sind keine Maschinen. Sie haben

Gefühle, die ernst zu nehmen sind. Das

übersehen wir in der Hektik des Alltags

leicht, ebenso wie wir vergessen, dass

jung und alt unterschiedlich ticken. Sicher

beschreiben Begriffe wie ‚Qua litäts- oder

Changemanagement‘ präziser geplante,

neue Prozesse, die umgesetzt werden sollen.

Doch einfache, verständliche Sprache

ist in solchen Fällen hilfreich und unterstützt

den Dialog auf Augenhöhe. Eigentlich

wie im Privaten“, gibt Christian Lechner

allen mit auf den Weg, die Veränderungen

künftig leichter nehmen wollen.

ZUM AUTOR

JAN SCHÄFER

Jan Schäfer ist Experte für Marketing

und Kommunikation. Er unterstützt seit

2020 die GemNova als Gemeindebetreuer

in Osttirol und war zuletzt

maßgeblich an der Entstehung des

Gemeinde ABC’s beteiligt.

Kontakt: j.schaefer@gemnova.at


16 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

17

Zentrale Elemente der

Organisationsentwicklung

Was wird unter Organisationsentwicklung verstanden? Dies ist nicht ganz einfach zu beantworten.

Bei Entwicklung geht es immer um Veränderung; Veränderungen sollten immer geplant und die

gesamte Organisation inkl. aller Mitarbeiter*innen eingebunden sein. Dieser Prozess verändert

damit die Organisationsstruktur, die Unternehmenskultur und auch das individuelle Verhalten. Zielsetzung

einer solchen Veränderung ist es einerseits, die Leistungsfähigkeit der Organisation zu

erhöhen, andererseits die Entfaltung der einzelnen Organisationsmitglieder zu unterstützen.

Strategie

und Ziele

Den Begriff „Strategie“ könnte man einfach

ausgedrückt mit „WIE“ übersetzen.

Welche Maßnahmen und welche Projekte

setzt man um, damit der Zweck wie auch

die Vision der Organisation realisiert und

damit die beabsichtigten Ergebnisse er ­

reicht werden können?

In der Strategie selbst werden Meilensteine

formuliert; dabei kann der Zeithorizont

kurz-, mittel- bis langfristig sein. Die

Erreichung der Meilensteine muss messbar

gestaltet werden.

Es müssen Ziele für die einzelnen Organisationseinheiten

und Prozesse vereinbart

werden. Anhand dieser Ziele kann nachvollzogen

werden, ob die vorgesehene Ausrichtung

auch tatsächlich geschafft wurde.

Insbesondere die Aufnahme von relevanten

beeinflussbaren Nachhaltigkeitszielen

wird im kommunalen Bereich eine

verstärkte Rolle spielen. Die Agenda 2030

für nachhaltige Entwicklung beinhaltet 17

Nachhaltigkeitsziele (auch „SDGs“ genannt)

mit insgesamt 169 Unterzielen.

Folgende Schlüsselbegriffe werden im Rahmen einer Organisationsentwicklung als zentrale

Elemente betrachtet: Vision und Mission, Strategie und Ziele, Prozesse und Struktur.

Vision

und Mission

ZUM AUTOR

DR. KLAUS KANDLER

MBA (MCI)

Klaus Kandler war 16 Jahre lang Amtsleiter

in der Marktgemeinde Rum und

ist Experte für Gemeinde- und Verwaltungsentwicklung.

Seit Jänner 2022

ist er in der GemNova verantwortlich

für diesen Bereich.

Kontakt: k.kandler@gemnova.at

Diese beiden Begriffe sollten wenn

möglich immer gemeinsam betrachtet

werden. Veränderungen werden deswegen

auch immer mit ihren vorhandenen

Wechselwirkungen zu bewerten sein.

Die Vision ist der Blick in die Zukunft aus

der Innensicht der Organisation: Wohin

möchte sich die Organisation entwickeln?

Diese Frage sollte man unter Einbeziehung

des Organisationszwecks (Mission)

beantworten, denn der beste Kapitän

hilft nichts, wenn er nicht weiß, wohin er

segeln soll. Es geht hier also um eine Richtung

und nicht um die Strategie selbst.

Die Mission betrachtet die Organisation

von außen. Wie wollen wir, dass uns die

Außenwelt sieht? Bei der Beantwortung

dieser Frage geht es um die „Daseinsberechtigung“,

den Nutzen, den die

Kundinnen und Kunden, im kommunalen

Umfeld die Bürger*innen, von der Organisation

haben. Der Zweck gibt damit

auch die Antwort auf die „Sinnfrage“. Dies

könnte beispielsweise eine bedeutende

Rolle spielen, wenn man von (potenziellen)

Mitarbeiter*innen als attraktive*r Arbeitgeber*in

gesehen werden will.

In einer Kurzformel könnte man hinter

dem Begriff „Mission“ das Wort „WOZU“

und hinter dem Begriff „Vision“ das Wort

„WOHIN“ sehen. Durch die Konkretisierung

dieser beiden Begriffe schafft

man die Rahmenbedingungen der Organisationsentwicklung.

Das Beispiel der drei Steinmetze macht

sehr gut deutlich, was eine Vision ist. Drei

Steinmetze arbeiten auf einer Baustelle.

Ein Passant bleibt stehen und fragt sie,

was sie hier tun. Der erste Steinmetz

räumt mürrisch Steine zusammen und

sagt: „Ich verdiene meinen Lebensunterhalt.“

Der zweite Steinmetz klopft mit

wichtiger Miene weiter auf seinen Stein

und antwortet: „Ich liefere die beste Steinmetzarbeit

weit und breit.“ Der dritte

schaut den Passanten mit glänzenden

Augen an und sagt: „Ich baue eine Kathedrale.“

Der erste Steinmetz erkennt

keinen Sinn in seiner Arbeit, der zweite

ist stolz auf seine Arbeit, weiß aber nicht

was das große Ziel ist. Und der dritte hat

eine klare Vision, die ihn begeistert.

VISION : WOZU = MISSION : WOHIN

Prozesse

und Struktur

Zwei wesentliche Bestandteile einer

Organisation sind benötigte Prozesse und

eine geeignete Organisationsstruktur. Man

spricht hier auch von der Ablauforganisation

(= Prozesse) und der Aufbauorganisation.

Während in der Aufbauorganisation die

Rahmenbedingungen festgelegt sind, d. h.

welche Aufgaben von welchen Personen

mit welchen Sachmitteln übernommen

Ziele für nachhaltige Entwicklung

(© Bundesregierung)

werden und mit welchen Rechten Personen

ausgestattet werden, sind in der

Ablauforganisation die innerhalb dieses

Rahmens ablaufenden Arbeits- und Informationsprozesse

geregelt.

Die Aufbauorganisation wird typischerweise

in einem Organigramm dargestellt.

Aufgaben in der Organisation werden in

einzelne Abteilungen und Stellen gegliedert

sowie Hierarchien definiert.


18 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

DOSSIER DIGITALE GEMEINDE

19

Bauamt

Hochbau

Tiefbau

Straßenbau

Raumordnung

Grundstücksänderungen

Widmungsbestätigungen

Erschließungskosten

Kanal/Wasseranschluss

Katastrophenschutz

Lawinenkomission

Kinderspielplätze

Müllentsorgung

Umweltschutz

Feuerpolizei

Muster-Organigramm

(© GemNova)

Die Ablauforganisation kann man als

Flussdiagramm darstellen. Es beginnt

z. B. mit dem ersten Schritt zur Herstellung

eines Produkts bzw. einer Dienstleistung

und es endet mit der Auslieferung

des Produkts bzw. mit der Erbringung der

Dienstleistung. Es wird transparent dargestellt,

in welcher Reihenfolge Aufgaben

erbracht werden und welche Aufgaben

parallel laufen. Die jeweiligen Schritte

werden von Mitarbeiter*innen ausgeführt,

die in den Stellen und Verantwortlichkeiten

der Aufbauorganisation definiert sind.

Schaffung der dazu

geeigneten Struktur

Poststelle

Standesamt

Sozialamt

Friedhof

Schulwesen

Kindergartenwesen

Kinder-/Jugendbetreuung

Fundamt

Meldeamt

Müllsäcke

Wohnungsamt

Veranstaltungsgenehmigung

Wahlen

Förderungen/Zuschüsse

Bürgermeister*in

Amtsleiter*in

Sämtliche genannten Elemente der

Organisationsentwicklung stehen in einer

engen Wechselwirkung zueinander.

In der Organisationsentwicklung wird folgende

Vorgehensweise empfohlen:

Festlegung von Vision

& Mission

Identifikation der benötigten

Prozesse für die

Strategierealisierung

Finanzverwaltung

Amtskasse

Buchhaltung

Gemeindeversicherungen

Grundsteuer

Mahnwesen

Kanal/Wassergebühr

Müllgebühr

Voranschlag

Rechnungsabschluss

Subventionen

Hundesteuern

Kommunalsteuer

Gerne unterstützen wir Sie

hier und helfen Ihnen damit,

flexibler auf Anforderungen

und Gegebenheiten zu reagieren.

Bürger*innenservice

Kinderbetreuungseinrichtungen

Entwicklung der erforderlichen

Strategie (zur Realisierung von

Vision & Mission)

Daten,

Daten,

Daten...

Der Sommer ist da und das Urlaubsziel

steht für die meisten von uns schon

fest. Nach fast 2 Jahren Urlaubsabstinenz

ist die Vorfreude riesig und

was bei vielen von uns jedenfalls zum

Urlaub dazugehört, ist die klassische

Postkarte an die Familie und die Freunde.

Früher war dafür ein Telefonbüchl

mit den Adressdaten im Gepäck mit

dabei und heute sind es die digitalen

Kontakte im Smartphone. Zurück aus

dem Urlaub und wieder mittendrin im

Berufsalltag geht es mit den digitalen

Kontakten und generell digitalen Da ten

weiter.

Daten, Daten, Daten …in unserem

Privatleben wie auch im Berufsleben

In beiden Fällen macht es Sinn, wenn die

Daten schnell und vor allem eindeutig und

korrekt zur Verfügung stehen. Die Postkarte

an die falsche Adresse oder gar

eine Überweisung an den falschen „IBAN“

ist peinlich oder kann im Fall des IBAN

sogar Schaden anrichten.

Wir verlassen uns wie selbstverständlich

auf die Daten, die uns zur Verfügung stehen

und im Falle, dass sie das nicht tun,

wird es oftmals mühsam diese Da ten

korrekt zu recherchieren und diese ak ­

tuell zu halten. Im Laufe der letzten 20

Jahre haben vor allem Bundesministerien

begonnen für Gemeinden di gitale

Register zu schaffen, wo

Daten eindeutig mittels Registerzahl

zentral vorhanden und

vor allem aktuell sind. Hier zu

nennen ist (seit 2004) das

Zentrale Melderegister (ZMR),

welches Zug um Zug mit

dem Gebäude-Wohnungsregister

(GWR) und in

weiterer Folge mit dem

Adress-Gebäude-Wohnungsregister

(AGWR) eingeführt

wurde. Das Finanzministerium hat Finanz­

Online auf Schiene gebracht, die Statistik

Austria führt das Unternehmensregister

(UR), in welchem Firmenbuch, Vereinsregister

etc. vereint sind, und nicht zuletzt zu

nennen ist das Unternehmensserviceportal

(USP), wel ches seit 2020 von Unternehmen

verpflichtend zu nutzen ist.

Man sieht, im Jahr 2022 können die

Gemeinden auf eine Vielzahl an Registern

und die dort vorhandenen eindeutigen und

korrekten digitalen Daten datenschutzkonform

zurückgreifen. Während meiner

fast 20-jährigen Gemeindearbeit habe

ich erfahren, wie mühsam und zeitaufwendig

es ist, ständig manuell Daten zu

pflegen. Nicht nur, dass Gemeinden bzgl.

der Rechtssicherheit Probleme haben –

genannt seien hier beispielsweise falsche

Bescheidadressaten – so macht diese

manuelle Pflege die Gemeindearbeit vor

allem ineffizient und für Fehler anfällig.

Die Gemeindeverwaltung

lebt wie die Privatwirtschaft

von gut strukturierten

und klar definierten

Abläufen und diese Prozesse

setzen korrekte und

eindeutige Daten voraus.

Diese Datenqualität kann selbständig in

der Finanzverwaltung geprüft werden. Wie

oft zum Beispiel kommt ein und dieselbe

Person mehrfach für Buchungsläufe

in Frage? Ist die Datenqualität schlecht,

führt das in weiterer Folge z. B. zu Fehlbuchungen,

falschen Mahnläufen etc. Auch

im Bauamt spielt die Datenqualität eine

große Rolle. Als Beispiel sei hier genannt,

dass es immer wieder vorkommt, dass

verstorbene Personen zu einer Bauverhandlung

geladen werden. Diese Beispiele

zeigen Probleme in der Rechtssicherheit

auf und behindern, wie gesagt, automatische

Abläufe, da man diese Daten ständig

hinterfragen muss.

Nicht zuletzt wird an der Dauer der Verfahren,

ob das erteilte SEPA-Mandat korrekt

verwendet wird oder ob der Bescheid

korrekt ausgestellt wurde, die Qualität der

Gemeindeverwaltung gemessen und von

uns Bürger*innen bewertet – eine automatische

Reaktion, bei welcher wir uns

alle schon selbst ertappt haben.

Das hehre Ziel der Gemeindeverantwortlichen

muss sein, die Abläufe und vor allem

die diesen zugrundeliegenden Daten korrekt,

eindeutig und aktuell zur Verfügung

zu stellen. Die Verwendung der genannten

Register ist damit unabdingbar und kann

jedem nur ans Herz gelegt werden.

ZUM AUTOR

MAG. IUR.

CHRISTIAN LECHNER

Christian Lechner kann auf eine 18-jährige

Berufserfahrung als Amtsleiter,

Bauamtsleiter und Finanzverwalter

zurückblicken. Seit nun mehr als vier

Jahren ist er bei der GemNova tätig. Er

ist Experte für Digitalisierungsthemen,

Rechtssicherheit und Datenschutz.

Kontakt: c.lechner@gemnova.at


20 tirol.digital

21

21

Also, alles was Recht ist...

VON CHRISTIAN LECHNER

In den Gemeinden ist immer viel zu tun. Bald rückt zum Beispiel wieder die nächste Fälligkeit

der Gemeindeabgaben näher. Abgaben werden mittels Bescheids abgerechnet – aber wie hat nun

ein rechtskonformer Abgabenbescheid auszusehen? Bei Bescheiden, die an Alleineigentümer*innen

gerichtet sind, gibt es keine großen Probleme und darum wird hier auf diese Situation nicht

näher eingegangen. Aber in Zeiten, in denen Wohnraum teuer ist, wird immer mehr Miteigentum

geschaffen und damit gelten bei der Erstellung rechtskonformer Abgabenbescheide ganz andere

Voraussetzungen. Diese Voraussetzungen bei Miteigentum sollen nachfolgend aufgezeigt werden.

Mahlzeit!

Mit Jausengeld.at, dem

intelligenten Essensgutschein.

Von welchen Miteigen tümer*innen können

die Abgaben „verlangt“ werden?

Die Bundesabgabenordnung (BAO) bildet die

Rechtsgrundlage für das Abgabenverfahren

der Gemeinde. Der Bürgermeister oder die

Bürgermeisterin ist die Abgabenbehörde

und entscheidet bei Miteigentum, von wem

die Abgabe verlangt wird. Würde diese von

einer Person allein verlangt und die anderen

„verschont“ werden, wäre das in jedem

Einzelfall zu prüfen und zu begründen.

Nicht auszudenken, was das für ein Aufwand

wäre, wobei ein allgemeiner Satz

im Bescheidspruch keine entsprechende

Begründung darstellt. Das bedeutet, dass

der Bescheid an alle Miteigentümer*innen

gerichtet sein sollte, womit allen die

gleichen Rechte und vor allem auch Zahlungspflichten

auferlegt sind. Das ist die ge ­

lebte Gemeindepraxis und zu dieser gibt es

mittlerweile unzählige Entscheidungen des

Landesverwaltungsgerichtes Tirol (LVwG)

und auch eine Erläuterung der Abteilung

Gemeinden des Landes stellt klar, wie in

diesen Fällen ein Bescheid auszusehen hat.

Wie hat der Abgabenbescheid gegenüber

allen Miteigentümer*innen auszusehen?

Der Bescheid wird einem*r der Miteigentümer*innen

zugestellt (diese*r steht

oben im Adressfeld) und er*sie wird zusammen

mit allen weiteren Miteigentümer*innen

im Bescheidspruch angeführt. Das verlangt,

dass die Daten der Eigentümer*innen

im Buchhaltungsprogramm immer aktuell

gehalten werden müssen. Es gilt zu beachten,

dass zwar nur ein*e Miteigentümer*in

den Bescheid zugestellt bekommt, aber

allen weiteren Miteigentümer*innen durch

ihre jeweilige Nennung im Bescheidspruch

und einem Hinweissatz dieser damit auch

zugestellt ist.

Zusammengefasst heißt das:

• Alle Miteigentümer*innen sind nach

aktuellem Grundbuchstand im Spruch

anzuführen.

• Es muss darauf hingewiesen werden,

dass dieser Bescheid – obwohl nur

an eine Person aus dem Kreis der

Eigentümer*innen zugesendet – an alle

als zugestellt gilt.

Wie sieht das bei Miteigentümergemeinschaften

im Fall von Wohnungseigentum

(WEGs) aus?

Die Eigentümergemeinschaften im Fall von

Wohnungseigentum (WEGs) sind teilrechtsfähig

ausschließlich in ihren Verwaltungsbelangen.

In diesen sind sie berechtigt, die

Vorsteuer geltend zu machen – vorausgesetzt

sie erhalten von der Gemeinde

eine ent sprechende Rechnung im Sinne

des Umsatzsteuergesetzes. Diese Teilrechtsfähigkeit

stellt damit weiters klar,

dass die WEG gar nicht Eigentümer und

damit Bescheidadressatin sein kann. Be ­

scheide sind somit wie beim vorher

beschriebenen Miteigentum auszustellen.

Alle Miteigentümer*innen sind also im

Spruch zu nennen und dies können mitunter

Hunderte sein. Der Hinweis, dass damit

die Zustellung an alle erfolgt ist, darf auch

nicht fehlen. Lediglich die Zustellung er folgt

an die WEG und diese scheint daher im

Adressblock auf.

FAZIT

Die Ausstellung von rechtskonformen

Bescheiden kann die Finanzverwaltung

mit ihren Kapazitäten

an die Grenze der Leistungsfähigkeit

bringen. Man stelle sich vor,

hunderte Miteigentümer*innen

im Bescheidspruch nennen zu

müssen. Deshalb ist es so wichtig,

die Daten der Eigentümer*innen

korrekt und aktuell zu halten und

Abläufe zu definieren, wie diese

Daten am besten aufgerufen,

verwaltet und verarbeitet werden

können.

Im Idealfall wird ein integriertes

System verwendet. Das heißt,

dass die Daten registerbasiert

vorhanden und aktuell sind und

einfach automatisch, ohne eingreifen

zu müssen, am Bescheid

angeführt werden.

So EFFIZIENT und EINFACH

kann’s gehen.

www.jausengeld.at


22 tirol.digital

Podcasts

Eine elegante Möglichkeit zur

Kommunikation mit Bürger*innen

Der Podcast-Host führt durch die Podcast­

Episode und verleiht mit seiner*ihrer Stimme

dem Podcast eine einzigartige Note mit

Wiedererkennungswert.

(© PenguMedia)

Podcast Tipp:

Wir alle sind Gemeinde –

der Kommunalpodcast

Der politisch unabhängige Podcast

versteht sich als Fundgrube

an kommunalen Informationen

und als Wissensvermittlung in

Richtung Gemeinden. Als Gastgeber

beschäftigt sich Alois Rathgeb

gemeinsam mit seinen Gästen

mit den großen und kleinen Herausforderungen

der Gemeinden.

Den Anfang machte der Präsident

des Tiroler Gemeindeverbandes

höchstpersönlich – Mag. Ernst

Schöpf. Jetzt anhören – überall

wo es Podcasts gibt!

Podcasts sind in aller Munde – aber ist

das nur ein kurzer Hype oder sollte man

sich damit beschäftigen? Und, lässt

sich diese Mediengattung auch für die

Kommunikation kommunaler Inhalte

nutzen?

Starten wir mit ein paar Nutzungsdaten:

Laut dem Digital News Report Network

Austria von Reuters haben rund 28 Prozent

der Österreicher*innen im letzten Monat

mindestens einen Podcast gehört; in der

Altersgruppe 18 bis 24 sind es sogar knapp

55 Prozent. Podcasts sind also längst ein

Massenphänomen und keine Nische mehr.

Ein wesentlicher Grund dafür: Der Konsum

von Podcasts entspricht einem modernen

Mediennutzungsverhalten, nämlich jenem,

Inhalte zu konsumieren, wann, wie und wo

man will. Podcasts sind also wie Radio

auf Bestellung und für die Hörer*innen

zudem meist kostenlos. Gehört werden

sie hauptsächlich über bestimmte Apps

(z. B. Apple Podcasts, Spotify, Amazon Podcasts

oder Google Podcasts), aber auch

eine Einbettung auf die eigene Website

ist möglich und sinnvoll.

Das Besondere an Podcasts: Die Hörer*innen

entscheiden sich bewusst für einen

Inhalt, einen Host oder ein Thema

und widmen diesem dann ihre gesamte

Aufmerksamkeit. Besonders oft gehört

werden Podcasts in Situationen, in denen

eine an sich kaum sinnvoll einsetzbare

Zeit für Unterhaltung, Weiterbildung oder

Information genutzt werden kann, wie zum

Beispiel beim Pendeln, beim Sport oder

bei der Hausarbeit. Podcasts sind für viele

auch eine willkommene Gelegenheit, für

eine gewisse Zeit nicht auf ein Display

starren zu müssen.

Die Gemeinde hören

Im Gegensatz zu anderen digitalen Kommunikationskanälen,

bei denen die Aufmerksamkeitsspanne

manchmal lediglich

ein paar Sekunden beträgt, bleiben die

Podcasthörer*innen auch bei längeren

Episoden (eine Podcast-Folge dauert im

Durchschnitt ca. 20 Minuten) zum überwiegenden

Teil bis zum Schluss dran.

Ein weiteres besonderes Merkmal von

Podcast-Konsument*innen: Wenn sie ein

Format erst mal begeistert hat, sind sie

sehr loyal und rufen gerne weitere Folgen

ab. Die Grundvoraussetzungen, kommunale

Themen über das Medium „Podcast“

zu verbreiten, könnten also idealer

nicht sein: Die Bürger*innen interessieren

sich in der Regel sehr für Informationen

aus ihrem unmittelbaren Lebensumfeld.

Wenn dann eine Stimme im vertrauten

Dialekt über Geschichten, Themen oder

Fakten aus ihrem Ort oder ihrer Stadt

spricht, kann auf diesem Wege die Be ziehung

zwischen der Gemeinde bzw. der

Stadt, kommunalen Unternehmen und den

Bürger*innen auf ein neues Niveau gehoben

werden. Dabei eignen sich vor allem

interessante Erzählungen (zum Beispiel

über die Besonderheiten aus der Region)

oder erklärungsbedürftige Inhalte (zum

Beispiel Hintergrundinformationen zu

großen Gemeinde- oder Stadtprojekten).

Wichtig beim Inhalt: Im Vordergrund steht

keine plumpe Werbung und es werden

auch keine Presseaussendungen verlesen.

Weil ehrlicherweise: Wer soll sich das freiwillig

anhören? Die Kunst eines gelungenen

kommunalen Podcast-Formats ist, die

für die Gemeinde oder die Stadt wichtigen

Themen mit einem journalistischen

Zugang so aufzubereiten, dass die einzelnen

Episoden einen echten Mehrwert für

die Hörer*innen bieten. Über die Offenlegung,

dass es sich um einen kommunalen

Podcast handelt, wird einerseits klar und

transparent der Absender ausgeschildert,

gleichzeitig natürlich aber die kompetente

Behandlung bestimmter Themen mit der

Gemeinde oder der Stadt ver knüpft. Und

weil das Medium Podcast erst in den

letzten Jahren ein starkes Wachstum

verzeichnete, ist es für Gemeinden und

Städte noch möglich, Themenfelder zu

besetzen und eine relevante Hörer*innenschaft

aufzubauen.

Was sind also die wichtigsten Erfolgsfaktoren

für einen kommunalen Podcast?

• Wohlüberlegtes und nachhaltiges

Podcast-Konzept

• Sympathische*r und kompetente*r

Gastgeber*in (Host)

• Gute und interessant aufbereitete

Inhalte

• Professionelles Sound-Design und

gute Tonqualität

• Verfügbarkeit auf allen gängigen

Plattformen

• Zielgerichtetes Marketing für den

Podcast

Zurück zu den eingangs gestellten Fragen:

Nach unserer Einschätzung sind

Podcasts als Audio-on-Demand-Mediengattung

kein kurzer Hype, sondern eine

nachhaltige Möglichkeit für Hörer*innen,

interessante und unterhaltende Inhalte

aufmerksam zu konsumieren. Und aufgrund

der erzielbaren Nähe zwischen dem

Host, den Inhalten und den Hörer*innen

sind Podcasts für Städte, Gemeinden

oder Unternehmen ausgezeichnet dafür

geeignet, kommunale Inhalte über diese

Mediengattung elegant, sympathisch und

effizient zu verbreiten.

Die Kunst eines gelungenen Podcast­

Formats ist, die Themen so aufzubereiten,

dass die einzelnen Episoden einen echten

Mehrwert für die Hörer*innen bieten.

(© Olsacher)

ZUM AUTOR

STEFAN LASSNIG

Stefan Lassnig ist Strategieberater,

Medienunternehmer und Podcast-Host.

Sein Unternehmen „Missing Link“

betreibt selbst Podcasts, konzipiert und

erstellt Podcasts für Unternehmen und

Institutionen („Corporate Podcast“) und

vermarktet über 30 österreichische

Podcast-Formate.

Mehr dazu auf www.missing-link.media


24 tirol.modern und innovativ

tirol.modern und innovativ

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ZUKUNFT GEMEINDE - Agenda 2030

Starke Vernetzung als Alternative zu Fusionen

Mit dem Strategieprozess „ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda 2030“ wurde erstmals versucht, einen

schlüssigen Weg für die kommunale Zukunft zu definieren, der ohne Fusionen auskommt. Der Sukkus:

Insbesondere für die Kleingemeinden braucht es eine zweite Ebene, auf der das unverzichtbare

Spezialwissen mit effizienten Arbeitsprozessen verbunden wird.

ZUM AUTOR

GEORG KEUSCHNIGG

Georg Keuschnigg war Abgeordneter

im Nationalrat und Bundesrat. Nach seinem

Ausscheiden aus dem Bundesrat

wechselte er zum Institut für Föderalismus,

wo er für Politik und Kommunikation

zuständig war. In der GemNova

Dienstleistungs GmbH ist er für die

Durchführung des Strategieprozesses

“ZUKUNFT GEMEINDE - Agenda 2030”

verantwortlich.

Kontakt: g.keuschnigg@gemnova.at

In allen Bundesländern wird die Weiterentwicklung

der Gemeindestrukturen

intensiv diskutiert. Der Druck auf die Kommunen

ist in den vergangenen Jahrzehnten

enorm gestiegen. Die zunehmende

Komplexität vieler Materien sowie die

Verrechtlichung sämtlicher Bereiche

stellt vor allem die Kleingemeinden vor

enorme Herausforderungen. Während

die Leistungen der Daseinsvorsorge über

Gemeindeverbände sowie eine enge

organisatorische und finanzielle Verzahnung

mit der Landesverwaltung flächendeckend

angeboten werden können, sind

die Gemeinden bei der Verwaltung sowie

in der Vor-Ort-Organisation weitgehend

auf sich gestellt. Interkommunale Modelle

sind hier dünn gesät.

Beauftragt wurde der Strategieprozess

vom Land Tirol, dem Tiroler Gemeindeverband,

der GemNova Dienstleistungs

GmbH, der Standortagentur und dem

Management Center Innsbruck. Aufgrund

der umfassenden Bandbreite kommunaler

Aufgaben wurde eine Eingrenzung auf

sechs Bereiche vorgenommen:

1. Politische Gemeinde / Moderne

Bürger*innengemeinde

2. Gemeindeverwaltung

3. Gesundheit und Pflege

4. Kinderbildung und -betreuung

5. Raumordnung und (Wirtschafts-)

Standort

6. Regionale Mobilität

Coronabedingt mussten alle größeren

Diskussionsveranstaltungen abgesagt

werden. An ihre Stelle rückte eine große

Zahl von Einzelgesprächen, in denen

Hintergründe, Alltagssituationen, Pushund

Hemmfaktoren der interkommunalen

Zusammenarbeit, aber auch psychologische

Argumente analysiert wurden. Herzstück

des Prozesses waren die jeweils

drei Workshops der thematischen Arbeitskreise,

an denen Bürgermeister*innen und

Amtsleiter*innen sowie Fachleute aus der

Landesverwaltung, der Wissenschaft und

aus Interessenvertretungen teilnahmen.

Die Ergebnisse wurden im Rahmen eines

Expert*innenbeirats unter dem Vorsitz

von Univ.-Prof. Dr. Peter Bußjäger überprüft.

Moderne Bürger*innengemeinde und

Gemeindeverwaltung

In einer von der GemNova durchgeführten

Umfrage mit einem Rücklauf von rund

11.000 Fragebögen wurde vorab die

Zufriedenheit der Bürger*innen erhoben.

Die Ergebnisse attestierten den Gemeinden

in den Sachbereichen eine gute Performance.

Aufholbedarf besteht aber bei

den weichen Faktoren wie Information,

Beteiligung und Transparenz. Damit ist

auch schon der wunde Punkt erreicht:

Die Gemeinden versinken in der ständig

steigenden Verwaltungsflut. Es wird

immer schwieriger, Kapazitäten für an

den Bürger*innen orientierte Prozesse

freizu spielen. Dazu kommt, dass sich in

Klein gemeinden alles auf ganz wenige

Personen, vielfach in Teilzeit, konzen triert.

Sie sollten neben der Verwaltung die

Einbindung der Bürger*innen garantieren,

komplexe Kommunikationstätigkeiten, aktuell

anstehende Projekte und auch noch

das Ad-Hoc-Management zur Bekämpfung

der Coronapandemie oder zur Unterbringung

von Flüchtlingen übernehmen.

Das Herzstück einer an Bürger*innen

orientierten Gemeindearbeit ist eine

schnelle und serviceorientierte Kommunikation.

Das für die digitalen Kanäle

erforderliche Know-how könnte, wie sich

in den Beratungen im Arbeitskreis herauskristallisierte,

über eine interkommunale

Bündelung der Kräfte aufgebracht

werden. Generell braucht es Unterstützungsstrukturen

– bevorzugt auf regionaler

Ebene – die wie ausgelagerte Gemeindeämter

funktionieren und in denen das

unverzichtbare Spezialwissen mit ef ­

fizienten Abwicklungsprozessen kombiniert

wird.


26 tirol.modern und innovativ

tirol.modern und innovativ

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Vier Kernbereiche der kommunalen Leistungspalette

“Von der Wiege bis zur Bahre” – dieser Leitsatz beschreibt die umfassende Zuständigkeit der Gemeinden. Bei der Konzeption des

Strategieprozesses „ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda 2030“ wurde das berücksichtigt und folgende vier Bereiche analysiert und

aufgearbeitet: Gesundheit und Pflege, Kinderbildung und -betreuung, Raumordnung und (Wirtschafts-)Standort sowie regionale

Mobilität. Auf dieser Doppelseite lesen Sie kurze Zusammenfassungen der Ergebnisse.

Gesundheit und Pflege

Gesunde Gemeinde: Ziel des öffentlich geförderten Projekts

„Gesunde Gemeinde“ ist die Steigerung der Zahl der

gesunden Lebensjahre, um den Pflegebedarf möglichst zu

reduzieren. Dabei hat die Gemeinde eine große Aufgabe,

weil sie über den direkten Zugang zur Bevölkerung, zu

ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und zu einer kostengünstigen

Veranstaltungsinfrastruktur verfügt.

Neue Wege in der Pflege: Die Bewältigung und Finanzierung

der steigenden fachlichen Anforderungen sind die zentralen

Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegebereich. Diese

Thesen zum Bereich „Gesundheit und Pflege“ wurden im

Arbeitskreis definiert:

• Bessere Koordination der Vielzahl unterschiedlicher

Anbieter*innen im Gesundheits- und Pflegesektor

• Über die Förderung des Ehrenamtes die hauptamtlichen

Strukturen entlasten, den Servicegrad steigern und

neben hochspezialisierten medizinischen Leistungen

auch die menschliche Zuwendung fördern

• Effizienzsteigerung bei den Personal- und Sachkosten

der Pflegeeinrichtungen sowie Abstimmung und Spezialisierung

des Angebots

• Die mobilen und stationären Einrichtungen in unterschiedlichen

Organisationsformen vernetzen und zu

starken regionalen Drehscheiben ausbauen

Kinderbildung und -betreuung

Mit der Thematik der Kinderbildung und -betreuung bewegen

sich die Gemeinden mitten in einem sensiblen gesellschaftlichen

Spannungsfeld. Voraussetzung für eine strukturierte

Vorgehensweise ist die Erhebung der sprachlichen und kulturellen

Bedarfe sowie der unterschiedlichen Bildungs- und

Entwicklungsstände von Kindern und Jugendlichen. Dies sind

ein paar Punkte, die im Arbeitskreis besprochen wurden:

• Laufende Weiterbildung und Bewusstseinsbildung

der Gemeindeverantwortlichen für Bildung, Schutz,

Teilhabemöglichkeiten und Chancengerechtigkeit von

Kindern und Jugendlichen

• Vereine und Ehrenamtliche als kulturelle

Brückenbauerinnen fördern

• Laufendes Monitoring in Gemeinden und

Planungsverbänden

• Vertrauen und Akzeptanz für die Angebote aufbauen

(z. B. durch eine gute Willkommenskultur)

• Erarbeitung einer Strategie, gemeinsam mit

Planungsverbänden oder Regionalmanagements

• Enge Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen

Raumordnung und

(Wirtschafts-)Standort

Für eine nachhaltige Stärkung der Planungsverbände spricht

sich der Arbeitskreis „Raumordnung und (Wirtschafts-)

Standort“ aus. Die 2005 eingeführten Planungsverbände

sind das zentrale Instrument der regionalen Raumordnung.

Diese Struktur bietet den geeigneten Rahmen für

strate gische, regionale Planungen sowie für abgestimmte,

regionale Projekte und Gemeindekooperationen. Diese

Planungsverbandsstrukturen sollen verstärkt aktiviert und

weiterentwickelt werden. Hier die wichtigsten Aussagen in

Kurzform:

• Die Planungsverbände verfügen aktuell zum großen Teil

nur über geringe personelle und finanzielle Ressourcen.

Zur Aktivierung und Stärkung der Strukturen sowie für

die Entwicklung von Konzepten und Projekten bedarf

es eines besonderen Engagements und erhöhter Personalressourcen.

Zu diesem Zweck soll eine möglichst

flächendeckende Installierung von vom Land geförderten

Planungsverbandskoordinator*innen erfolgen. Sie

sollen einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung

der Planungsverbände leisten.

• Für jeden Planungsverband sollen regionale Raumordnungskonzepte

und Strategiepläne erstellt werden, in

denen künftige Ziele und Maßnahmen sowie Kooperationsziele

und -möglichkeiten definiert werden.

• Die Planungsverbände sollen zur Plattform der regi o­

nalen Entwicklung weiterentwickelt werden mit einer

intensiven Vernetzung mit den Gemeinden und den

regionalen Stakeholdern. Auf gemeinsame regionale

Planungen und gemeindeübergreifende Projekte soll ein

verstärkter Fokus gelegt werden.

Regionale Mobilität

Eine gut ausgebaute öffentliche Mobilität ist nicht nur ein

Grundbedürfnis der Bevölkerung, sondern auch eine we sentliche

Voraussetzung für die Bewältigung der Folgen des

Klimawandels. Hier die Thesen aus dem Arbeitskreis:

• Eine regionale Betrachtung ist die Voraussetzung für

ein gutes Angebot und eine gute Planung.

• Zuständigkeiten von Bund, Land und Gemeinden klären:

Bund und Land sind für allgemeine Mobilitätsstandards

zuständig, die Gemeinde für die örtliche Feinabstimmung.

• Mobilität ist ein zentrales Raumordnungsthema, insbesondere

bei Großprojekten, Betriebsansiedlungen,

Wohnbauten, Veranstaltungen oder bei Straßenbauprojekten.

• E-Mobilität sollte durch konkrete Infrastrukturen wie

Ladestationen und Abstellmöglichkeiten für E-Bikes und

E-Autos gefördert werden.

• Der Ausbau und die Verbesserung der innerörtlichen

Radinfrastruktur mit der Errichtung und dem Ausbau

von Radabstellanlagen, Radwegenetz, Anbindung an die

Hauptnetze und E-Bike-Ladestationen sollte forciert

werden.

• Wo der konventionelle öffentliche Verkehr nicht mehr

greift, ist die Einsatzmöglichkeit alternativer Angebote

(Anrufsammeltaxi, Rufbusse, Schülergelegenheitsverkehr)

zu prüfen.

• Beteiligungsprozesse zu einem aktiven Element in der

Gemeinde und der Region machen


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Der Unternehmens-

Künstler

Georg Mühlegger aus Hopfgarten ist ein vielseitiger Mensch. Er lernte die

Bildhauerei, gründete ein Unternehmen, versteht sich als Künstler, tanzt

auf vielen Hochzeiten. Wie er all das unter einen Hut bringt, und von der

Kunst, Menschen zu begeistern, lesen Sie hier.

VON REINHOLD OBLAK

Unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet

der Mann nicht. Wirft man einen Blick

auf die Homepage seines Unternehmens

(arti.at), so ist da etwa gleich von „meinem

internationalen Ruf als Bildhauer“ die Rede.

In weiterer Folge wird – unter anderem –

auf seine Ausstellungen beim Stanglwirt

in Going oder im Take Five in Kitzbühel

verwiesen. Das Tiroler Unterland als Nabel

Eine Mühlegger´sche Installation

in Ellmau, an der Südseite

des Wilden Kaisers.

(© Bergbahnen Wilder Kaiser)

der Welt. Georg Mühlegger ist kein Mann

der leisen Worte; er weiß, wie man zuspitzt,

sich bestmöglich in Szene setzt, sich professionell

vermarket. Als Künstler, als Bildhauer.

Mittlerweile auch als Unternehmer.

Und ja, darin ist er offensichtlich auch recht

erfolgreich.

Geboren ist der mittlerweile 50-Jährige in

Wörgl, der Vater führte ein Transport- und

Taxiunternehmen, die Mutter war Hausfrau

und betrieb eine kleine Gästepension.

„Ich hab mich eigentlich schon immer für

Kunst interessiert. Auch durch meinen holzbegeisterten

Opa. Er hat mir faszinierende

Einblicke in die Welt des Holzes ermöglicht.

Ich war am liebsten bei ihm, in seiner Werkstatt

in der Wildschönau.“

Die Ausbildung zum Bildhauer absolviert

Mühlegger in der Bildhauerschule in

Elbigenalp, dafür musste er quer durch Tirol

reisen, lebte und büffelte vier Jahre lang im

Internat. „200 Kilometer weit mit Bahn und

Bus ins hinterste Lechtal zu fahren, war

schon eine Herausforderung. Oft bin ich

auch mittels Autostopps übers Hahntennjoch

gedüst, da kommen viele Erinnerungen auf.“

Bereits ein Jahr nach seinem

Abschluss gewinnt er 1991

mit nicht einmal 20 Jahren

den österreichischen Bildhauerwettbewerb.

GeOrg

Mühlegger

RamOna

Mühlegger

„Damit hab ich erstmals ins Künstlersein

hineingeschnuppert. Ich wurde auf Ö3

interviewt, der damalige Wiener Bürgermeister

Zilk war da, es gab großes Medieninteresse.

Das war schon eine ganz neue

Welt für mich.“ Was für den jungen Tiroler

freilich auch ganz klar war: Er wollte von seiner

Kunst auch gut leben können, nicht nur

irgendwie überleben. Große Ansprüche, die

so leicht und flott nicht in die Realität umzusetzen

sind.

Traum und Wirklichkeit

Doch Mühlegger ist fleißig, kreativ, hat natürlich

auch Glück. 1995 gewinnt er bei einem

internationalen Skulptur-Symposium in Lausanne

am Genfer See den ersten Preis. Sein

Kunstwerk nennt sich „Geborgenheit“, stellt

eine Mutter mit Kind dar, stilisiert, in weichen

Formen. Unmittelbar danach wird seine

Skulptur verkauft. Um welchen Betrag vermag

er heute nicht mehr im Detail zu sagen, für

damalige Verhältnisse war es aber zweifellos

sehr viel. „Der Käufer war ein weltbekannter

Pianist, er hat mein Kunstwerk direkt in seiner

Villa am Genfer See aufgestellt. Ein absolutes

Highlight für mich.“

Beispiel einer Installation in

Ellmau, an der Südseite des

Wilden Kaisers. Kunst, so heißt

es ja, kommt von Können.

(© Bergbahnen Wilder Kaiser)

Ein finanzielles Auslangen rein als Künstler

zu finden, ist natürlich so einfach nicht. Nur

die Allerwenigsten, nicht immer die Besten,

schaffen das. Neben Glück und Zufall,

neben dem richtigen Netzwerk und Können,

neben Kreativität, dem richtigen Zeitfenster

gehören da auch noch andere Bausteine

dazu. Auch Mühlegger muss diese Lektion

rasch und gründlich lernen. Um sein Leben

bestreiten zu können, kooperiert er gegen

Ende des vorigen Jahrhunderts mit der österreichischen

EU-Außenhandelsstelle in Brüssel,

arbeitet im Bereich Produktentwicklung

für Swarovski. Letzteres führt auch zu einer

Zusammenarbeit mit André Heller, gemeinsam

realisieren sie das China Projekt „Zu

Gast beim Riesen.“ Dennoch, irgendetwas

fehlt…

2001 entschließt er sich zum Schritt in die

Selbständigkeit, gründet in der Wildschönau

eine eigene Bildhauerwerkstatt. Zuerst als

Ein-Mann-Unternehmen, dann stellt er seinen

ersten Mitarbeiter ein. Die Aufträge

trö p feln, mal sind es viele, dann wieder

recht wenige. Sukzessive erweitert er sein

Angebot: Skulpturen, Kunstobjekte, Inszenierungen,

etwas profaner der Spielplatzbau. „Ich

hab einfach versucht, mich immer breiter

aufzustellen, mein Portfolio zu erweitern.“

2004 schafft er dann den Durchbruch, mit

einer Inszenierung in den Bergen rund um

Söll, an den Nordhängen der Hohen Salve.

Das in Kooperation realisierte Projekt nennt

sich „Hexenwasser“, eine Art Erlebnispark

für Kinder. „Was, das kennst du nicht? Dieses

Projekt erhielt immerhin den Österreichischen

Tourismuspreis.“

“Wenn ein Bereich

einbricht, dann muss

der andere dafür

umsO stärker sein.

Das ist die Kunst des

Wirtschaftens.“

Arti steht für Artist, Künstler

Im Deutschen ist ein Artist gemeinhin

jemand, der im Zirkus auftritt. Im Engli schen

steht Artist für Künstler bzw. Künstlerin. Und

Arti? Nun gut, das ist der Name von Mühleggers

Unternehmen. Natürlich gibt es dazu

eine nette Geschichte und die geht so: „Ich

hab in der Wildschönau immer wieder Tennis

gespielt. Mein damaliger Trainer, der mittlerweile

das japanische Skiteam trainiert,

hat mich Arti gerufen, also Künstler. Mir hat

das gefallen, irgendwie ist das dann auch bei

mir hängengeblieben. Deshalb hab ich meine

Firma Arti genannt, versehen mit einem

schwungvollen Logo. Viele Leute glauben

noch heute, dass Arti mein Vorname ist.“

2007 lässt er sich und sein Unternehmen

in Hopfgarten nieder, südwestlich der Hohen

Salve. Arti ist mittlerweile noch breiter aufgestellt,

es werden auch Wellness-Liegen

hergestellt, Sandstrahl-Arbeiten ange boten,

Kinderspielplätze geplant und errichtet. Der

Künstler als Unternehmer, sozusagen. Und

Mühlegger steht zu seinem künstlerischen

Ansatz. „Wirtschaftlich läuft´s gut, vor allem

gewinne ich damit jene Freiheit im Kopf,

die ich für mein künstlerisches Schaffen

brauche. Das eine bedingt das andere, und

umgekehrt. Eigentlich bin ich ein sehr glücklicher,

ein sehr zufriedener Mensch.“

Corona, Ukraine, Bermudas

Heute beschäftigt er zwischen zehn und fünfzehn

Personen, im Verlauf der Corona-Krise

rückte das Team noch enger zusammen.

„Wir haben da viel miteinander gesprochen,

überlegt, wie es weitergehen soll. Letztendlich

war die Firma nicht einen Tag geschlossen,

es wurde niemand entlassen, wir hatten

keinen einzigen Tag Kurzarbeit.“ Eine

starke Aussage, Respekt. Dann kam der von

Russland ausgelöste Krieg in der Ukraine.

„Wir haben rechtzeitig vorgesorgt, aktuell

ein riesengroßes Warenlager. Wir können

alle Aufträge bedienen, haben keine Angst,

dass ein bestimmtes Material fehlt.“ Von

anderen Unternehmen hört man da ganz

andere Töne.

Privat versteht es der Künstler und Unternehmer

sein Leben zu genießen. Neben dem

Biken frönt er dem Golfsport, jährlich ist er

mit seiner Segelrunde in Kroatien, Griechenland

oder in Sardinien unterwegs. Mit seiner

Frau, die im Büro mitarbeitet, hat er zwei

Kinder, der 15-jährige Sohn wird heuer das

erste Mal in den Betrieb hineinschnuppern,

diesen vielleicht auch übernehmen.

Eigentlich ein schöner, weicher, gut klingender

Schluss für diesen Artikel, doch Mühlegger

will noch etwas anfügen. Bermuda sagt er.

Bermuda, wiederhole ich fragend? „Ja, Bermuda,

die Bermuda Inseln, das Bermuda

Dreieck. Das kennst du doch. Dort habe ich

für den America´s Cup die Kids Area Zone

geplant und errichtet.“ Kurze Pause. „Das ist

eine große Spielanlage, eine tolle Inszenierung,

die nun von allen benutzt werden kann. Und

wir haben alles von Hopfgarten aus gemacht.“

Der Mann scheint wohl über die Kunst, Menschen

zu begeistern, zu verfügen.


30 tirol.modern und innovativ

tirol.modern und innovativ

31

Die Zeitung für Ihre Gemeinde

Nein, Sie müssen trotz digitalem Wandel nicht ihre etablierte Gemeindezeitung

durch einen Social-Media-Auftritt ersetzen. Eine moderne Gemeindezeitung kann

auch heutzutage maßgeblich zur gelungenen Kommunikation mit Ihren Bürger*innen

beitragen – es braucht vielleicht nur eine Verjüngungskur und eine übergeordnete

Strategie.

ZUR AUTORIN

NATHALIE KIRCHLER

Nathalie Kirchler verstärkt seit

2022 das Kommunikationsteam

der GemNova als Grafikerin und

Fotografin.

Die Kommunikation in Gemeinden ist

einem starken Wandel ausgesetzt. War

es früher das Flugblatt und später die

Gemeindezeitung, so blicken wir heute

auf eine Welt der multimodalen Kommunikation.

Schlagworte wie Social

Media, Bewegtbild, bidirektionale Kommunikation

usw. sind im Wirtschaftsleben

längst an der Ta gesordnung.

Immer mehr Gemeinden erkennen

auch, dass es zusehends wichtiger

wird, eine gute Kommunikation

aufzubauen. Bürger*innen wollen

informiert und aufgeklärt werden,

sie wollen involviert werden und

bei Projekten ein gewisses Mitspracherecht

haben.

Bürger*innen ansprechen

Bürger*innen sind auf unterschiedlichsten

analogen und di gitalen

Kanälen unterwegs – abhängig

von persönlichen Vorlieben beim Medienkonsum.

Aus diesem Grund müssen

Gemeinden viele Kanäle bedienen um

ihre Bürger*innen dort anzutreffen, wo

sie sich am liebsten bewegen. Sei es

Facebook, Youtube, E-Mail oder nach

wie vor mit dem „Gemeindeblattl“. Oft

macht es der Mix und die Strategie aus,

ob Kommunikation erfolgreich ist oder

nicht und ob sie schlussendlich bei den

Bürger*innen ankommt. Die Gemeindezeitung

spielt dabei durchaus noch

immer eine zentrale Rolle, die Inhalte

können und sollten jedoch zusätzlich

auch über andere Kanäle ausgespielt

werden.

Dem optischen Erscheinungsbild der

Gemeindezeitung kommt eine entscheidende

Rolle zu. Eine moderne Aufmachung,

hochwertige Bilder, kurze Texte

und Infografiken machen das Blatt

interessant und lesbar. Damit bekommt

es jene Aufmerksamkeit, welche sich

die Gemeinde erwartet.

Sie sind nicht allein

Auf der folgenden Seite beschreiben

wir den Entstehungsprozess einer neuen

Gemeindezeitung. Die Bedürfnisse

jeder Gemeinde sind individuell. Aus

diesem Grund, und um die Flexibilität

für Sie zu erhöhen, können wir Sie bei

einzelnen Schritten unterstützen und

Sie damit gezielt bei jenen Aufgaben

begleiten, für die Sie keine Ressourcen

oder Zeit haben.

Moderne

Bürger*innenkommunikation

Bei der GemNova beschäftigen

wir uns intensiv mit dem

Thema „Mo derne Bürger*innenkommunikation“.

Von der

Gemeindezeitung über die

Gesamtkommunikation bis hin

zu GemeindeTV-Lösungen und

Bürger*innen-Karten. Damit können

wir eine Rund-um-Beratung sicherstellen,

welche zum gewünschten

Erfolg führt.

Schreiben Sie uns oder rufen

Sie uns an – am besten Ihre

zuständige Gemeindebetreuerin

bzw. Ihren zuständigen

Gemeindebetreuer.

Sind mehrere

Personen

an der

Entstehung

der Zeitung

beteiligt?

Ja

Nein

Redaktionssitzung!

Im Team

legen Sie die

Themen der

kommenden

Ausgabe fest.

Ja

Lektorat!

Für fehlerfreie

Texte.

Ja

Nein

Kein Problem!

Die GemNova

kann Sie gerne

unterstützen.

Die Inhalte

sind fertig!

Sollen wir

nochmal ein

Auge darauf

werfen?

Kann die Gemeinde

alle

Inhalte selbst

liefern?

START

Nein

Soll es ein

komplett

neues Design

geben?

Ja

Grundlayout!

Wir erstellen

Ihnen eine

komplette

Zeitung nach

Ihren Vorgaben.

Logistik!

Wir kümmern uns um

den Versand an alle

Haushalte.

Die neue

Gemeindezeitung

Von der Idee bis

zum Endprodukt

Nein

Nein

Feedback!

Sie erhalten

ein ausführliches

Feedback,

Tipps &

Tricks, wie Sie

Ihre Zeitung

verbessern

können.

ENDE

Kann sich die

Gemeinde um

die Zustellung

kümmern?

Druckabwicklung!

Wir wickeln alles

Technische ab.

Nein

Ja

Will die Gemeinde

den Druck selbst

abwickeln?

Setzen!

Wir setzen

Ihre Texte

und stellen

Sie schön

dar.

Ja Nein

Ja

Kann die

Gemeinde

die Zeitung

setzen?


32 tirol.hat Recht

tirol.hat Recht

33

Grüne Wettbewerbsbeschränkungen:

Klimawandel im Kartellrecht

Klimawandel und Umweltzerstörung

sind existenzielle Bedrohungen

für Europa und die Welt.

Die EU hat sich das Ziel gesetzt,

bis 2050 Klimaneutralität zu

erreichen und mit dem europäischen

„Green Deal“ den Übergang

zu einer modernen, ressourceneffizienten

und wettbewerbsfähigen

Wirtschaft zu schaffen. Dafür

hat die EU-Kommission konkrete

Vorschläge für eine neue Klima-,

Energie-, Verkehrs- und Steuerpolitik

vorgelegt, die in Österreich

zur ausdrücklichen Zulässigkeit

von grünen Wettbewerbsbeschränkungen

geführt hat. Der

Artikel skizziert Anwendungsfälle

und die Umsetzung der neuen

„Klima-Compliance“.

Ziel des Kartellrechts

Das Kartellrecht hat den Zweck, den

freien, redlichen, unverfälschten, wirksamen

Wett bewerb zu schützen sowie

eine effiziente und an den Verbraucher*innen

orientierte Marktversorgung zu

gewährleisten. Absprachen von Unternehmen,

um den Wettbewerb auf einem

Markt einzuschränken oder auszuschalten,

bezeichnet man als Kartell.

Sogenannte „Hardcore-Kartelle“ sind

z. B. Preis-, Quoten-, Produktions-, Kundenoder

Gebietskartelle.

Wettbewerbsbeschränkungen

Nicht alle Vereinbarungen sind verboten.

Insbesondere Kooperationen, die es

Unternehmen erst gemeinsam ermöglichen,

einen Markt zu bedienen, den sie

allein so hätten nicht betreten können, sind

oft zulässig. Wettbewerbsbeschränkungen

fallen dann unter das Kartellverbot, wenn

sie spürbare negative Auswirkungen auf

Preise, Produktionsmenge, Produktqualität,

Produktvielfalt und Innovation haben.

Eine Vereinbarung, die gegen das Kartellrechtsverbot

verstößt, ist nichtig. Darüber

hinaus drohen bei Verstößen erhebliche

Geldstrafen für Unternehmen.

Was sind grüne Wettbewerbsbeschränkungen?

Mit der Novelle im Kartellrecht werden

Absprachen von Unternehmen zum Zweck

einer ökologisch nachhaltigen oder klimaneutralen

Wirtschaft für zulässig erachtet,

wobei auch die bisherigen Voraussetzungen

erfüllt sein müssen.

Die neue Regelung zielt auf die angemessene

Beteiligung der Verbraucher*innen

ab, die dann als erfüllt anzusehen ist,

wenn der aus der wettbewerbsbeschränkenden

Absprache erzielte Effizienzgewinn

wesentlich zu einer ökologisch nachhaltigen

oder klimaneutralen Wirtschaft

(für die Allgemeinheit) beiträgt, auch wenn

dies unter Umständen erst zeitlich versetzt

– nämlich sogar erst für künftige

Generationen – der Fall sein mag.

Insbesondere sollen grüne Wettbewerbsbeschränkungen

dem Klimaschutz,

der nachhaltigen Nutzung und dem

Schutz von Wasserressourcen, dem Übergang

zu einer Kreislaufwirtschaft sowie

dem Schutz und der Wiederherstellung

der Biodiversität und der Ökosysteme dienen.

Bloße Preis- oder Gebietsabsprachen

– auch wenn diese eine positive Nachhaltigkeitsmaßnahme

durch Produktionsverminderung

darstellen – sind weiter unzulässig.

Welche Anwendungsfälle

gibt es?

Anwendungsfälle von nachhaltigkeitsbezogenen

Innovationen oder Maßnahmen

sind beispielsweise die Verwendung von

Abgas- oder Abwasserfiltern bei der Produktion,

der gemeinsame Vertrieb zur

Reduzierung von Transportkosten, die Produktion

von CO2-freundlicheren Autos, die

Nutzung erneuerbarer Energien, die Emissionsminderung

bei Treibhausgasen, die

Förderung von Reparatur- und Recyclingfähigkeit

von Produkten, die verstärkte

Nutzung von Sekundärrohstoffen oder die

nachhaltige Waldbewirtschaftung.

Auch ein geringerer Strom- und Wasserverbrauch,

die Verwendung von ökologisch

nachhaltigerem Treibstoff oder

kompaktere, weniger Müll erzeugende

Verpackungen sind mögliche Anwendungsbereiche

für grüne Absprachen.

Umsetzung der

Klima-Compliance

Da Unternehmen auch bei einer grünen

Wettbewerbsbeschränkung weiterhin

selbst beurteilen müssen (Selbstveranlagung),

ob sie sich auf diese Ausnahme

vom Kartellverbot berufen können, tragen

sie das Subsumtionsrisiko. Daher

sind Unternehmen angehalten, das

Überwiegen der objektiven Vorteile über

die Nachteile durch die grüne Wettbewerbsbeschränkung

mit einem „Klima-Check“

zu prüfen, festzuhalten und zu

dokumentieren (insbesondere, weil dazu

noch keine Leitlinien der Bundeswettbewerbsbehörde

erlassen wurden).“

In diesem Rahmen kommen Modelle

zur Berechnung von Umweltkosten bzw.

Lebenszykluskosten zur Anwendung,

die üblicherweise nach konkreten Kostensätzen

pro Tonne CO2-Äquivalent

ermittelt werden können. Da (noch) nicht

jeder Beitrag zu ökologischer Nachhaltigkeit

in exakten Zahlen dargestellt werden

kann, erscheint grundsätzlich eine völlig

exakte Berechnung nicht notwendig, um

eine entsprechende Abwägung vornehmen

zu können.

Anpassungsdruck auf

Unternehmen

Der Druck zur Anpassung von Unternehmen

wird aufgrund strengerer

Umweltschutzvorschriften steigen,

sodass sie ihr Handeln stärker an Klimaschutzzielen

ausrichten und konkrete

Maßnahmen zur Reduzierung ihres

CO2-Ausstoßes setzen werden müssen.

Mit dem Europäischen Klimaschutzgesetz,

der Taxonomie-Verordnung für

Sustainable Finance, der Verordnung für

nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten

im Finanzdienstleistungssektor,

der Planung von Green Bonds, der De karbonisierung

des Energiesektors, mit dem

Lieferkettengesetz oder den strengeren

CO2-Emissionsnormen für PKWs hat die

EU erste Schritte gesetzt. Aber auch in

der Rechtsprechung des EuGH und des

deutschen Bundesverfassungsgerichts

sind erste Entscheidungen ergangen,

nach denen die Klimaziele verbindlich

einzuhalten sind.

Daher werden Unternehmen im Hinblick

auf die Einhaltung der Klimaziele und vor

allem zur Erreichung einer nachhaltigen

und klimaneutralen Wirtschaft beitragen

müssen, sodass „Klima-Compliance“

für Unternehmen zunehmend wert- und

handlungsbestimmend sein wird.

ZUM AUTOR

RA MAG.

SEVERIN PLATTNER

Severin Plattner ist Rechtsanwalt

bei Heid & Partner Rechtsanwälte

und Experte für Corporate,

Immobilienprojekte

und Baurecht.


34 tirol.hat Recht

ZUM AUTOR

DR. WOLFGANG RAUTH

Wolfgang Rauth ist Leiter des Objekt &

Facility Managements der Bundesimmobiliengesellschaft

in Tirol.

In der Ausgabe 6 dieses Magazins haben unsere

Expert*innen in der Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.

(BIG) über die Zustandserfassung mit Hilfe der Software

AiBATROS® berichtet. In diesem Beitrag geht es um die

Umsetzung der daraus abgeleiteten Instandhaltungsmaßnahmen.

Nachdem die im Rahmen der Zustandserfassung

gesammelten Daten in

AiBATROS® eingespielt wurden, ermittelt

das Programm unter Berücksichtigung

von hinterlegten Kennwerten, die

aus bereits abgerechneten Instandhaltungsmaßnahmen

stammen, sogenannte

Standardmaßnahmenpakete.

Diese umfassen die wesentlichen Bauteile

“Fassade und Tragwerk” sowie

“Dach” und die großen Gewerke der

technischen Gebäudeausstattung TGA

- Elektro, HKLS und Aufzug. Je aufwändiger

die Umsetzung des Standardmaßnahmenpaketes

ist, desto größer

ist die Eingriffstiefe und umso mehr

Budget muss vorgesehen werden.

Über eine Schnittstelle werden je nach

Strategie – Not-Instandhaltung, Werterhalt

oder Modernisierung – die ermittelten

Maßnahmenpakete in die von der BIG

eingesetzte Software pitFM® eingespielt.

Die einzelnen Instandhaltungsmaßnahmen

können nun in Jahresbauraten zerlegt

und so an die finanziellen Möglichkeiten

der Gemeinde angepasst werden.

Wenn also zum Beispiel die Fassade

ei ner Volksschule saniert werden muss,

die gesamte Sanierungsmaßnahme aber

die freien Budgetmittel der Gemeinde

sprengen würde, kann das Paket in mehrere

Jahresbauraten aufgeteilt werden.

Im ersten Jahr kann Geld für die Planung

reserviert und in den darauffolgenden

Jahren können die Seiten des Gebäudes

saniert werden. Naturgemäß können

durch diese Mehrjährigkeit Zusatzkosten

entstehen – wie am Fassaden-Beispiel

speziell für das Gerüst – aber wenn es die

budgetäre Situation nicht anders zulässt,

ist das die beste Option.

Alles auf einen Blick

Zum Leistungsspektrum der Kooperation

von BIG und GemNova gehört neben

der gesamtheitlichen Koordination der

Planung solcher Maßnahmenpakete auch

deren Umsetzung. Im Rahmen der technisch

geschäftlichen Oberleitung (TGO)

wird der gesamte Prozess der Planung

und Abwicklung von Baumaßnahmen auf

Basis der wirtschaftlichen Grundlagen

gezielt gesteuert und begleitet. Darunter

fallen unter anderem Leistungen wie

• Beratung und Vertretung des Auftraggebers,

• gesamtheitliche Durchführung von Ausschreibungen

samt Ausarbeitung der

Verträge,

• intensive Zusammenarbeit mit der

örtlichen Bauaufsicht zur Koordination

der Leistungen der Professionist*innen

und Sonderfachleute,

• Prüfung und Freigabe der einlangenden

Rechnungen und

• Schlussabnahme des Bauwerks unmittelbar

nach dessen Fertigstellung.

Alles aus

einer Hand

Für viele Tiroler Gemeinden ist

ein fachgerechtes und gesetzeskonformes

Gebäudemanagement

aufgrund der ohnehin

schon vielfältigen Aufgaben herausfordernd.

Aus diesem Grund

bieten die Bundesimmobiliengesellschaft

und die GemNova Facility

Management Service und Wartung

für Gemeindeimmobilien an.

Bei Interesse steht Ihnen

Mag. Nikolaus Kraak

(n.kraak@gemnova.at) für

Anfragen zur Verfügung.

Sämtliche Aufträge und Rechnungen

der Maßnahmenumsetzung werden

struktu riert digital dokumentiert so wie

die Aus schreibung und Vergabe der

Planungs- und Bauleistungen gemäß

Bundesvergabegesetz (BVergG) ab gewickelt.

Die verlässliche Einhaltung der

wirtschaftlichen, zeitlichen und qualitativen

Vorgaben des Auftraggebers sind

dabei besonders wichtig.

Kontakt: wolfgang.rauth@big.at

Daten zu bekannten

Instandhaltungskosten

Daten aus der

Zustandserfassung

Software

AiBATROS ®


Maßnahmen- &

Kostenplanung

Der Mehrwert für die Tiroler Gemeinden

liegt für Nikolaus Kraak, Prokurist bei der

GemNova, auf der Hand: “Gemeinsam mit

den Expertinnen und Experten der BIG können

wir die kommunalen Baumaßnahmen

nicht nur fachlich fun diert und qualitativ

hochwertig begleiten, sondern auch schon

im Vorfeld durch eine Zustandserfassung

und Maßnahmenplanung maßgeschneiderte

Umsetzungsvorschläge erarbeiten.

Dabei können auch die Auswirkungen auf

den laufenden Betrieb der Gemeindeimmobilien

mit einbezogen werden.”


36 tirol.politik

tirol.politik

37

DIE DIGITALE GEMEINDE

VERWALTUNG ZUKUNFTSFIT

GESTALTEN

HEUTE KÖNNEN WIR MIT

DIGITALEN TECHNOLOGIEN

UNSER GESAMTES LEBEN

ORGANISIEREN UND VEREINFACHEN.

© Land Tirol / Cammerlander

Die digitale Gemeinde

Von der Müllentsorgung bis zum Meldewesen

– die Aufgaben der Tiroler

Gemeinden sind vielfältig. Für eine

den Bürger*innen nahe, zukunftsfitte

und effiziente Verwaltung setzen die

Gemeinden in Zusammenarbeit mit

dem Land Tirol auf die Digitalisierung.

Diese bietet Vorteile, sowohl für die

Gemeinden als auch für die Bürger*innen.

Die Digitalisierung schreitet voran: Unzählige

Bereiche unseres Alltags werden von

Computer, Smartphone und Co. erleichtert.

Die Corona-Pandemie hat diese

Entwicklung nochmals beschleunigt; in

Zukunft werden immer mehr Aufgaben

vom analogen in den digitalen Bereich

wandern – auch in der Verwaltung.

Das Land Tirol nimmt bereits jetzt eine

Vorreiterrolle in der Digitalisierung ein.

Mit dem elektronischen Flächenwidmungsplan

Tirol etwa sind wir bis heute

das einzige Bundesland, das Widmungen

vollständig digital und gleichzeitig rechtskräftig

durchführt. Auch das geografische

Informationssystem des Landes Tirol,

TIRIS, sucht in Österreich seinesgleichen.

Die Digitalisierung hat auch in den Tiroler

Gemeindeämtern längst Einzug gehalten.

Mittlerweile werden nahezu alle Arbeitsschritte

– vom elektronischen Akt bis hin

zum digitalen Wasserkataster – digital

erledigt. Auch das Bürger*innenservice

ist weitestgehend digitalisiert.

Jede Tiroler Gemeinde verfügt über eine

eigene Website, auf der wichtige Informationen

zu finden sind; auch Behördengänge

können größtenteils digital abgewickelt

werden. Voraussetzung dafür ist

eine flächendeckende und leistungsfähige

Breitbandinfrastruktur. Viele Tiroler

Gemeinden haben bereits ein voll ausgebautes

Breitbandnetz. Mit Förderungen

in Millionenhöhe unterstützt das Land die

Kommunen beim weiteren Ausbau.

Seien es Fragen der Datensicherheit oder

auch die Angst mit den Veränderungen

nicht mehr Schritt halten zu können, vielen

Menschen bereitet die Digitalisierung

zeitweise Sorgen. Gleichzeitig bietet sie

jedoch enormes Potenzial, sowohl für die

Gemeinden als auch für die Bürger*innen.

So reduzieren standardisierte und digitalisierte

Prozesse etwa den administrativen

Aufwand und sparen Personalressourcen.

Das entlastet die Gemeindestube,

die damit wieder mehr Zeit hat, sich um

wichtige Projekte für die Menschen im Ort

zu kümmern. Gleichzeitig können die Bürger*innen

zahlreiche Aufgaben, die früher

noch den Gang zum Gemeindeamt erfordert

haben, bequem und zeitsparend von

zu Hause aus erledigen. E-Government

ist darüber hinaus effizient und nachhaltig,

weil Zeit, Wege und Papier eingespart

werden können.

Der Status Quo in Sachen Digitalisierung

ist in Tirol vorbildhaft. Auf den Lorbeeren

ausruhen werden wir uns dennoch

nicht: Neben dem Ausbau der digitalen

Infrastruktur sollen künftig weitere „digitale

Workflows“ implementiert werden.

Ein Themenbereich, an dessen schrittweiser

Umsetzung wir aktuell auf Hochdruck

arbeiten, ist die digitale Baueinreichung.

Damit werden fast alle Bereiche

einer zukunftsfitten „digitalen Gemeinde“

abgedeckt sein.

Ihr LR Mag. Johannes Tratter

© Julia Moll

Vom Fax zum

Masterplan Digitalisierung

Digitalisierung ist längst kein Schlagwort

mehr, im Gegenteil, digitale Transformationsprozesse

begleiten unser

Leben wie selbstverständlich. Ich kann

mich noch gut an die Einführung von

Faxgeräten erinnern. Texte konnten mit

diesem neuen Gerät in – für damalige

Verhältnisse – enormer Geschwindigkeit

verschickt werden. Was für eine

Sensation! Heute können wir mit digitalen

Technologien unser gesamtes

Leben organisieren und vereinfachen –

zum Einkaufen, Puls messen, Jalousien

herunterfahren oder Kontostand checken

müssen wir nicht mal mehr von der

Couch aufstehen. Die Pandemie hat das

Tempo des digitalen Fortschritts nochmal

ordentlich angekurbelt. Entwicklungen,

die man erst in zehn Jahren erwartet

hätte, sind jetzt schon eingetreten.

Für die Gemeinden ist es keine leichte

Aufgabe, die Bürger*innen bei diesen

digitalen Transformationsprozessen

bestmöglich zu unterstützen und ihren

Anforderungen an einen zeitgemäßen

Service gerecht zu werden.

In Tirol wurde in den letzten Jahren

gezielt der Ausbau des Glasfasernetzes

forciert. Nicht nur urbane Räume wurden

erschlossen, auch periphere Gebiete

haben mittlerweile eine gute digitale

Infrastruktur. Fast alle Gemeinden haben

eigene Websites, wo sie über die digitale

Amtstafel Bürger*innen über neueste

Projekte und Entwicklungen in der

Gemeinde informieren. Viele wichtige

Schritte in Richtung „digitale Gemeinde“

wurden bereits gesetzt. Wichtig ist es,

jetzt nicht stehen zu bleiben, mit der Zeit

zu gehen und die Chancen und Poten ziale

neuer Technologien zu erkennen und zu

nutzen.

Der Dschungel an übergeordneten Rahmenbedingungen,

Grundsätzen und Initiativen

von EU, Bund und Land oder die

Masse an Anbietern von digitalen Produkten

macht es natürlich nicht einfach,

zu entscheiden, welche Technologien in

welcher Weise eingesetzt werden können,

um einen klaren und langfristigen Nutzen

– wie Vereinfachung von (Verwaltungs-)

Prozessen, Kostensenkung, smarter Bürger*innenservice

– aus der Digitalisierung

zu ziehen.

Der vom Tiroler Gemeindeverband eingereichte

und vom Land Tirol im Zuge eines

digitalen Leuchtturmprojektes geförderte

Masterplan zur Digitalisierung von Tirols

Gemeinden bietet hier Unterstützung.

Darin werden die für die digitale Transformation

nötigen Strukturen und Prozesse

aufgezeigt, Maßnahmen definiert und

auch konkrete Handlungsempfehlungen

für Gemeinden gegeben. Der Masterplan

wird demnächst präsentiert. Seien Sie

gespannt!

Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf


38 tirol.politik

tirol.politik

39

Bürgermeisterin Victoria Weber,

Schwaz

„Natürlich war ich am Anfang vom Wahlergebnis

überrascht, sehr überrascht

sogar. Gleichzeitig habe ich mich geehrt

gefühlt, ich war und bin demütig.“ Dass

die 30-jährige Victoria Weber mit ihrer

offenen Liste den langjährigen Schwazer

Bürgermeister Hans Lintner mit über

1.100 Stimmen Vorsprung ganz klar aus

dem Amt bugstierte, war schon bemerkenswert.

Mit ihr zog auch ein neuer Stil

in die Gemeindepolitik ein. Das Gemeinsame

wurde in den Vordergrund gestellt,

das direkte Gespräch mit den Leuten

ganz bewusst gesucht. „Da zeigt sich

eben auch der Altersunterschied von

vierzig Jahren. Ich gehe an viele Themen

einfach unbedarfter heran, hole ganz

bewusst die Meinung von Andersdenkenden

ein.“

Wobei, ganz so neu ist Victoria Weber

auch nicht. Seit 15 Jahren schon ist sie

politisch aktiv, seit elf Jahren im Gemeinderat,

die beiden letzten Jahre war sie

Die ersten hundert Tage

Wer wählt, entscheidet mit. Bei den Gemeinderatswahlen in Tirol kam es auch deshalb zu teils

sehr überraschenden Ergebnissen. Langjährige Bürgermeister wurden abgewählt, an ihre Stelle

traten junge Gesichter. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen. Mit Victoria Weber in Schwaz,

Florian Riedl in Steinach am Brenner sowie mit Franz Schneider in Sillian.

© Florian Lechner

Vizebürgermeisterin und nun ist sie

die erste Bürgermeisterin der rund

14.000-Einwohner*innen-Stadt Schwaz.

Eine ihrer ersten Handlungen: Um sich

der neuen Aufgabe voll widmen zu können,

kündigte sie ihren Job bei einer Unternehmensberatung

in Innsbruck.

„Ich möchte meine ganze Kraft, meine

ganze Zeit, mich zu hundert Prozent für

Schwaz einsetzen.“

Wobei die ersten Wochen als Bürgermeisterin

doch einige Aha-Erlebnisse

für Weber bereithielten. „Am Anfang war

ich sicher übereifrig, wollte alles sofort

erledigen. Ich hatte da 14-Stunden-Tage

mit ganz wenigen Pausen.“ Aha-Erlebnis

Nummer zwei: „Ich habe nicht in diesem

Ausmaß gedacht, dass ich in den Augen

der Bevölkerung für alles zuständig bin. Es

kommen so viele verschiedene Anfragen

auf mich zu; angefangen von den Tauben,

die den Balkon belagern, über den Schatten

werfenden Baum vor der Haustüre

bis hin zum Drogenproblem des Nachbarn.“

Weber hat ihre ersten Lektionen

sehr schnell gelernt; mittlerweile weiß sie,

dass bestimmte Prozesse einfach mehr

Zeit brauchen. Und die lässt sie sich auch.

Was sie ebenfalls ganz bewusst hervorhebt

– das gute Verhältnis zu ihrem

Vorgänger. „Hans Lintner ist eines meiner

politischen Vorbilder. Von der Rhetorik,

von der Verhandlungsführung, vom Auftreten

her. Gleichzeitig ist er am Boden

geblieben und hat erst in letzter Zeit an

Zustimmung verloren.“

Bürgermeister Florian Riedl,

Steinach am Brenner

Florian Riedl ist zwar erst 44 Jahre jung,

politisch gesehen aber ein alter Hase. Seit

sieben Jahren schon sitzt er als Abgeordneter

im Tiroler Landtag, seit vier Jahren

ist er zudem Obfrau-Stellvertreter des

ÖAAB Tirols, seit rund hundert Tagen

nun auch noch neuer Bürgermeister der

3.600-Seelen-zählenden-Gemeinde Steinach

am Brenner. Und er ist, zumindest

zeigen dies die Wahlergebnisse, deutlich

beliebter als seine Partei. Während seine

Liste bei der Gemeinderatswahl zwei

Mandate verlor und gerade noch die

absolute Mehrheit behielt, errang er bei

der Bürgermeister-Direktwahl gleich im

ersten Wahlgang über sechzig Prozent.

Gemeindepolitik war Riedl bisher allerdings

ziemlich fremd. „Die vergangene

Periode war ich zwar Ersatzgemeinderat,

allerdings nur bei drei Sitzungen anwesend,

sonst immer verhindert.“ Nachdem

der amtierende Bürgermeister Josef

Hautz aus gesundheitlichen Gründen nicht

© Harald Berger

mehr antrat, der damalige Vizebürgermeister

zuerst ja, dann doch nein zu einer

Kandidatur sagte, sprang Riedl sozusagen

ins kalte Wasser. Er stellte für die Liste

ein völlig neues Team zusammen, in dem

kein einziger der bisherigen Mandatare

aufschien. Klarer und deutlicher kann ein

Bruch mit der Vergangenheit wohl nicht

sein.

Unmittelbar nach seiner Wahl zum

Bürgermeister gab der studierte Geo loge

auch seinen Job bei der Wildbach- und

Lawinenverbauung in Innsbruck auf, ließ

sich außer Dienst stellen – unter Entfall

der Bezüge und mit Rückkehrrecht.

„Ich bin jetzt zu hundert Prozent Politiker,

im Landtag und in der Gemeinde.

Das füllt mich völlig aus.“

Und ja, natürlich ist er etwas blauäugig

in seine neue Funktion gestartet. „Ich

dachte, ich kann gleich am ersten Tag

damit beginnen, unsere Ideen für Steinach

umzusetzen. Aber ich bin dann

ziemlich schnell draufgekommen, dass

wir zuerst die Altlasten der vergangenen

Periode aufarbeiten und neue Strukturen

aufbauen müssen. Das war schon eine

enorme Herausforderung.“

Dass er nun als Bürgermeister greifbarer,

damit auch angreifbarer ist, zeigt er

mit einem kleinen Beispiel auf. „Wenn ich

meinen Sohn im Kindergarten abholte,

brauchte ich dafür früher fünf Minuten.

Jetzt dauert es meist eine halbe Stunde

und mehr. Die Leute haben mir einfach

so viel zu sagen.“

Übrigens: Steinach am Brenner ist jene

Gemeinde, in der heuer Tirols ältester

Bürgermeisterkandidat antrat. Walfried

Reimeir, heute 96 Jahre alt, war bereits

zwischen 1959 und 1986 Bürgermeister

und wollte es eben nochmals wissen. Auf

ihn entfielen diesmal knapp vier Prozent

der Stimmen.

Bürgermeister Franz Schneider,

Sillian in Osttirol

Eigentlich hat Franz Schneider über einen

Mangel an Arbeit nicht zu klagen. Er ist

Landwirt mit etwas über dreißig Stück

Vieh, unterhält eine kleine Skischule, seine

Frau vermietet einige Zimmer am Bauernhof.

Zwölf Jahre lang war er Gemeinderat

im 2.000-Menschen-zählenden-Sillian,

zudem sitzt er nun wieder im Aufsichtsrat

des Tourismusverbandes Osttirol.

„Dass ich als Bürgermeister kandidiere,

hat sich einfach herauskristallisiert. Es ist

ja nicht einfach, gegen einen amtierenden

Bürgermeister anzutreten. Zu Weihnachten

letzten Jahres hab ich dann endgültig

ja gesagt.“

Schneider tritt also gegen seinen nunmehrigen

Vorgänger Hermann Mitteregger

an und gewinnt mit gerade mal 24

Stimmen Vorsprung – bei einer Wahlbeteiligung

von beinahe achtzig Prozent.

„Für mich war das schon überraschend.

Genauso überraschend übrigens, wie vor

sechs Jahren Mitteregger gewonnen hat.“

Dazu muss man wissen, dass Schneider‘s

Liste mit Ausnahme der vergangenen

sechs Jahre immer die Mehrheit im

Gemeinderat hatte und folglich auch den

Bürgermeister stellte.

„Parteipolitik ist für mich aber nicht so

wichtig, ich bin auch nicht der typische

Politiker.“

© Armin Bodner

Nach den ersten Wochen im neuen Amt

ist für den 46-jährigen Schneider natürlich

noch vieles „anders als erwartet.

Ich muss schon noch in diese Funktion

hineinwachsen, auch alle Details, die

tagtägliche Arbeit als Bürgermeister verinnerlichen.

Von außen sieht man ja vieles

gar nicht.“ Klar ist für ihn auch, dass alles

zusammen – Politik und Beruf – zeitlich

sehr fordernd wird. Den Personalstand

seiner Skischule hat er in den vergangenen

Jahren verschiedener Gründe wegen

bereits massiv reduziert (von zwölf auf

zwei Beschäftigte). Landwirt zu sein ist

seine Leidenschaft, doch insgesamt zu

überdenken. „Ich bin gerade dabei, all das

neu aufzustellen.“

Was den neuen Bürgermeister am

meisten freut? „Die interessanten

Gespräche mit den Leuten, die vielen

Ideen, die da auftauchen, die Möglichkeit,

einige davon auch gemeinsam umsetzen

zu können.“ Man darf gespannt sein,

welch konkrete Taten diesen Worten in

den nächsten Monaten folgen werden.

ZUM AUTOR

MAG. REINHOLD OBLAK

Aufgewachsen in Kärnten studierte

er an den Universitäten Wien und

Perugia, Italien. Er war viele Jahre Journalist,

Konzernsprecher, Vorstand und

Aufsichtsrat. Seit 2018 ist er bei der

GemNova in der Unternehmenskommunikation

tätig.

Kontakt: r.oblak@gemnova.at

98


40 tirol.kooperiert

DIE MOBILITÄT DER ZUKUNFT

STEHT UNTER STROM

E-Mobilität und Carsharing werden als

ein Teil der Mobilitätswende gesehen und

seit einigen Jahren kann man einen regelrechten

E-Mobilitätsboom beobachten.

Kein Wunder, dass die Zukunft der Mobilität

somit im wahrsten Sinne des Wortes

unter Strom steht. Da auch Gemeinden

starke Treiber dieser Entwicklung sind,

sollte möglichst rasch über moderne kommunale

Lösungen nachgedacht werden,

um den Trend hin zur Elektromobilität

nicht zu verschlafen. Dabei können drei

regionale Unternehmen, alle im Eigentum

der öffentlichen Hand, die Tiroler Gemeinden

mit jahrelanger Erfahrung tatkräftig

unterstützen.

Unser Mobilitätsverhalten hat sich in den

letzten Jahren stark verändert und ist

immer noch einem stetigen Wandel unterworfen.

Immer mehr nutzen beispielsweise

das E-Bike für den Weg in die Arbeit

oder erledigen den Arztbesuch schnell mit

dem E-Scooter. Unternehmen stellen ihre

Fahrzeugflotten teilweise oder sogar ganz

auf Elektroautos um und auch Gemeinden

ziehen bei diesem Trend immer mehr mit.

Elektromobilität in der Gemeinde als

Imagefaktor

Durch die Verlagerung von fossilen Antrieben

hin zu elektrischen wird ein erheblicher

Beitrag zur Reduktion des Energieverbrauchs

und des CO2-Ausstoßes

im Verkehrsbereich geleistet. Eigentlich

schon Grund genug, um auf diesen Zug

aufzuspringen. Vor allem für Gemeinden

kann an dieser Stelle auch festgehalten

werden, dass E-Mobilität die Lebensqualität

der Bürger*innen steigert und auch

einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung

der Klimaziele leistet. Noch sind

nicht allzu viele Tiroler Gemeinden mit

E-Fahrzeugen ausgestattet, somit kann

die Anschaffung von Elektroautos oder

das Einführen von Carsharing-Konzepten

als einer der ersten Gemeinden durchaus

als positive Imageaufwertung für den

Standort betrachtet werden. Und so kann

aus einer klaren Positionierung als nachhaltige

und innovative Gemeinde ganz

schnell auch ein erfolgreicher und anhaltender

Werbeeffekt erzielt werden.

Moderne Gemeinde,

moderne Lösungen

Wie schaut E-Mobilität in meiner Gemeinde

oder meiner Region zukünftig aus?

Wie kann man übergeordnete Carsharing-Konzepte

entwickeln? Was sind die

besten E-Fahrzeuge und wie funktioniert

eigentlich die Ladeinfrastruktur? Wenn

eine Gemeinde beschließt, sich in Richtung

kommunaler E-Mobilität zu entwickeln,

können all diese und natürlich noch

viele weitere Fragen auftauchen. Die

Antworten darauf können komplex sein

und es braucht sehr viel Wissen und

Erfahrung, um Gemeinden auf ihrem Weg

gesamthaft beraten und begleiten zu können.

Schließlich ist noch kein Meister vom

Himmel gefallen und so braucht auch die

modernste Gemeinde Unterstützung und

Beratung beim Umsetzen von zukunftsfitten

und innovativen Lösungen.

Ein starkes Netzwerk an regionalen

Partnern

Drei Tiroler Unternehmen haben es sich

zum Ziel gemacht, als starker Partner

genau diese Unterstützung für Gemeinden

anzubieten. Die GemNova Dienstleistungs

GmbH, die TIWAG-Tiroler Was sserkraft

AG sowie floMOBIL können auf jahrelange

Erfahrung und vielseitiges Know-

how zurückblicken und ziehen in Punkto

E-Mobilität gemeinsam an einem Strang.

So können künftig gemeinsam Komplettlösungen

für die Tiroler Gemeinden erarbeitet

werden. Vom Konzept über die

Ladeinfrastruktur und Carsharing-Angeboten

bis hin zur Anschaffung von E-Fahrzeugen

und der Vermarktung – alles maßgeschneidert

und aus nur ei ner Hand.

Gesamthafte Beratung als

Erfolgsfaktor

Investitionen in E-Mobilität machen nur

dann Sinn, wenn auch eine entsprechend

hohe Nutzerquote vorhanden ist. Genau

da setzen die Experten und Expertinnen

der GemNova, der TIWAG und von

floMOBIL an – nämlich bei der professionellen

und detaillierten Beratung. Als

Schlüssel zum Erfolg muss nämlich bereits

vor dem Projektstart ein gut durchdachtes

Gesamtkonzept vorhanden sein

und vor allem auch die benötigte Infrastruktur

und die Fahrzeugbeschaffung

selbst (inkl. Fahrzeugauswahl, Finanzierung

und Versicherung) beachtet

werden.

Tue Gutes und sprich auch darüber

Ganz im Sinne dieses Sprichwortes ist

auch die Vermarktung ein wesentliches

Thema. Das beste Konzept funktioniert

nämlich nur dann, wenn das (neue)

Angebot in der Gemeinde auch entsprechend

präsentiert, erklärt und beworben

wird. Auch hier kann man voll und

ganz auf das Dreiergespann GemNova,

TIWAG und floMOBIL setzen – auch bei

der Implementierung von App-Lösungen

für Carsharing, die sich bereits tirolweit

in zahlreichen Gemeinden etabliert und

bewährt haben.

Zusammenfassend kann somit festgehalten

werden, dass es mit richtiger und

professioneller Unterstützung in jeder

Gemeinde gelingen kann, die Zukunft der

kommunalen Mobilität unter Strom zu

stellen.

ZUR AUTORIN

KATHRIN KLINGLER, BA

Kathrin Klingler ist seit 2022 bei der

GemNova im Bereich Kommunikation

und als Projektverantwortliche tätig.

Vorher konnte sie jahrelange Erfahrung

in den Bereichen Marketing, Kommunikation

und Öffentlichkeitsarbeit

sammeln.

Kontakt:

k.klingler@gemnova.at

TlROLER

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Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge

inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.

Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,

Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung

Neuerungen:

• Erhöhung der Versicherungssumme in der

Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.

• Erhöhung der Versicherungssumme in der

Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000

• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept

aufgenommen werden

Unser Spezialisten-Team erreichen

Sie unter 0512 5313-1701 oder per

mail@tiroler.at.


42 tirol.kooperiert

tirol.kooperiert

43

Wir beschäftigen uns nun schon seit

einigen Jahren mit dem Strom- und

Gasmarkt und konnten in den letzten

Jahren den Gemeinden viel Geld mit

unseren Preisverhandlungen ersparen.

Die Ersparnisse liegen mittlerweile im

zweistelligen Millionenbereich. Zum

Glück konnten wir den Strom bis Ende

2022 schon vor drei Jahren zu den

damaligen Konditionen sichern. Beim

Gaspreis mussten wir leider deutliche

Preissteigerungen in Kauf nehmen, sie

liegen aber bei der Hälfte des aktuellen

Preises.

Wie sensibel die Märkte sind, zeigen die

wöchentlichen Kursberichte, die wir erhalten

und aufmerksam lesen. Ein Brand

in einem texanischen LNG-Terminal hat

ebenso Einfluss auf die Preise wie die

Verschiebung von Reparaturarbeiten

in französischen Kernkraftwerken. Den

Haupteinfluss hat natürlich nach wie vor

der Ukraine-Krieg und niemand kann ak ­

tuell wirklich sagen, wie es weitergehen

wird.

Eines ist klar: Preise wie in den letzten

Jahren wird es nicht mehr geben. Allein die

Energieeffizienzabgabe verursacht schon

Kosten, die frühere Preise über steigen.

Deshalb ist es jetzt schon wichtig, dass

Gemeinden budgetäre Vorsorge treffen.

Wobei wir aus heutiger Sicht nicht einschätzen

können, mit welchen Preisen wir

rechnen müssen. Dazu sind wir in enger

Abstimmung mit den Lieferanten. Auch

können wir nicht sagen, ob es von Seiten

des Bundes zu Entlastungen oder Unterstützungsmaßnahmen

für die Gemeinden

kommen wird. Und wir können nicht

abschätzen, ob sich die Lage im Herbst

beruhigen wird oder nicht.

Stromjahresprodukte

300

Base [€/MWh]

250

200

150

279,93

219,78

213,90

180,75

168,01

148,50

Peak [€/MWh]

Preisralley am

Energiemarkt

VON ALOIS RATHGEB

+167 %

Öl

+338 %

Kohle

100

50

Jun 21 Jul 21 Aug 21 Sep 21 Okt 21 Nov 21 Dez 21 Jan 22 Feb 22 Mrz 22 Apr 22 Mai 22 Jun 22

Base Y 2023 Base Y 2024 Base Y 2025 Peak Y 2023 Peak Y 2024 Peak Y 2025

Quelle: TIWAG

Gaspreise

100

Strom +373 %, Gas +430 %, Öl +167 %, Kohle +338 %.

Das sind die Preisentwicklungen innerhalb der letzten 12 Monate.

Unglaublich, aber wahr. Wer hätte das gedacht und geahnt.

CO2-Steuern, Energieeffizienzkosten und -abgaben, steigende Verbräuche, weniger

Lieferkapazitäten und anderes haben darauf hingedeutet, dass sich am Markt

etwas tun wird. Aber niemand konnte mit diesen Entwicklungen rechnen. Klar,

im Nachhinein ist man immer gscheiter und manch eine*r wird behaupten, das

schon lange gewusst zu haben. Diese Leute findet man meist in der Berateroder

Neiderbranche. Insider und Wissende konnten das in diesem Ausmaß nicht

vorhersehen und haben es auch nicht getan.

+430 %

Gas

+373 %

Strom

€/MWh

75

50

25

10

Jun 21

Jul 21 Aug 21 Sep 21 Okt 21 Nov 21 Dez 21 Jan 22 Feb 22 Mrz 22 Apr 22 Mai 22 Jun 22

86,00

81,54

€/t

Gas THE Y 2023 CO2-Emissions EUA Dec 2022

Quelle: TIWAG


tirol.ist schön

45

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ERBE.

TIROL.

Anlässlich des österreichischen TRINK­

WASSERTAGS am 15. Juni 2022 setzt das

Land Tirol gemeinsam mit der Lebensraum

Tirol Holding weitere Initiativen zur

Versorgungssicherheit und zum verantwortungsvollen

Umgang mit dem Tiroler

Trinkwasser. 40 Millionen Euro werden in

Tirol jährlich in die kommunale Trinkwasserversorgung

und Abwasserentsorgung

investiert. Nun sollen die kommunale Zusammenarbeit

gestärkt und konkrete Infrastrukturmaßnahmen

mit einem Förderprogramm

unterstützt werden.

www.ghs-wohnbau.com

HEILWASSERBRUNNEN, KRAMSACH

Der Heilwasserbrunnen in Kramsach

vereint die typischen Kramsacher Elemente

Marmor, Messing und Glas in

einem architektonischen Kunstwerk.


46 tirol.ist schön

tirol.ist schön

47

Tiroler

Brunnen

Brunnen sind fest im Tiroler Gemeindeleben

und Gemeindebild verankert – ob als

Treffpunkt für Alt und Jung, als Wasserstelle

zum Durstlöschen oder als kunstvolle

Installation. Wir haben uns auf den

Weg gemacht und für diese Fotostrecke

Brunnen in ganz Tirol abgelichtet.

Maria Larch bei Gnadenwald – ein

entspannender Kraftort mitten im Wald.

FOTOGRAFIERT VON

NATHALIE KIRCHLER

Die Heilquelle, welche aus dem barocken

Brunnenhäuschen sprudelt, gilt als belebender

Trunk. Dem rechtsdrehenden

Wasser, das dem Brunnen entströmt, wird

bisher keine wissenschaftlich nachweisbare

Heilkraft zugeschrieben. Zahlreiche

Gläubige aus nah und fern holen sich dennoch

regelmäßig das „heilende“ Wasser.

HEILQUELLE, MARIA LARCH

Die sogenannte „Wasserkapelle“ wurde um

1720 erbaut. Die Brunnenschale aus rotem

Hagauer Marmor stammt ebenfalls aus

der Erbauungszeit.


48 tirol.ist schön

tirol.ist schön

49


FASNACHTSBRUNNEN, IMST

Imst ist weit über Tirols

Grenzen hinaus als Stadt des

Schemenlaufens, aber auch als

Brunnenstadt bekannt. Mit der

Schaffung und künstlerischen

Ausgestaltung der Brunnensäule

wurde der bekannte

Imster Larvenschnitzer Walter

Zangerle beauftragt.

ERZHERZOGIN MAGDALENA

BRUNNEN, HALL IN TIROL

Erzherzogin Magdalena von

Österreich war die Gründerin

des königlichen Damenstiftes

in Hall.

Wasser ist die wichtigste Grundlage unseres

Lebens raums, deshalb müssen wir unser Trinkwasser

bestmöglich schützen und nützen. Wir

setzen auf eine zukunftstaugliche, krisensichere

und effiziente Wasserversorgung.

LH-Stv. Josef Geisler

Das Tiroler Trinkwasser stammt in den

öffentlichen Anlagen aus insgesamt 2.700

Tiroler Wassergewinnungsstellen, mit mehr

als 90 % aus Quellen und mit weniger

als 10 % aus Brunnen. Mehr als 96 % der

Be völkerung werden aus einer der rund 760

öffentlichen Anlagen sicher mit Trinkwasser

versorgt. Betrieben werden diese Anlagen

großteils von Gemeinden und Genossenschaften.

Zudem gibt es in Tirol noch

4.000 Einzelwasserversorgungsanlagen. In

Summe ist das öffentliche Trinkwassernetz,

das unter der Erde verläuft, 6.400 Kilometer

lang. Dieses umfassende Trinkwassernetz

muss laufend saniert werden, um eine Versorgung

für die kommenden Generationen

sicherstellen zu können.


50 tirol.ist schön tirol.ist schön

51


Die Lebensraum Tirol

Holding wurde damit

betraut, einen Maßnahmenkatalog

zu erarbeiten und

eine Bewusstseinsbildung

zum Thema Trinkwasser zu

gestalten und umzusetzen.

Der Kampagnentitel lautet

Wasser.Erbe.Tirol.

Mit dieser jüngsten

Lebensraum­Initiative

möchten wir generationenübergreifend

das Bewusstsein

für unseren heimischen

Wasserschatz sowie den

achtsamen Umgang damit

steigern.

Josef Margreiter, Geschäftsführer

der Lebensraum Tirol Holding

SAUERBRUNN, OBLADIS

In Obladis, auf 1.386 Metern, entspringt

das „Tiroler Sauerwasser“, das schon seit

800 Jahren für seine heilende Wirkung und

als Mineralwasser bekannt ist.


52 tirol.ist schön

MARIENBRUNNEN, KUFSTEIN

Ursprünglich befanden sich am sogenannten

Marktplatz (heute Unterer Stadtplatz)

mindestens drei öffentliche Brunnen, die

die gesamte Wasserversorgung der Innenstadt

gewährleisteten. Von diesen blieb

nur der schöne gusseiserne neogotische

Marienbrunnen aus dem Jahr 1862 übrig.


Die Tiroler Gemeinden sind

sich ihrer Verantwortung

für eine krisensichere

Versorgung von Bevölkerung

und Gästen mit hochwertigem

Trinkwasser

bewusst.

Ernst Schöpf,

Präsident Tiroler Gemeindeverband

„Kein Alter, kein Geschlecht,

kein Stand, keine Nation ist von

den Vorteilen ausgeschlossen,

welche die Spar-Casse jedem

Einlegenden anbietet.“

Auszug aus der Gründungsurkunde der Sparkassen.

Unsere Haltung seit 200 Jahren.

#glaubandich

tirolersparkasse.at


tirol.bildet 54

tirol.kulturell

55

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AUTOR GABRIEL CASTAÑEDA

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Es war einmal ein Wirtschaftssystem,

das durch einen uralten

Fluch immer wachsen musste.

Jedes Jahr musste es um

zwei, drei, oder noch besser um

vier oder fünf Prozent wachsen,

damit alle in diesem Wirtschaftssystem

glücklich und

zufrieden sein konnten. Eine Zeitlang,

da sah es wirklich so aus,

als könnte das junge und kleine

Wirtschaftssystem es schaffen.

Doch irgendwann hatten alle im

Wirtschaftssystem alles. Ein

Auto, eine Waschmaschine, Kleider,

einen Fernseher und später

sogar ein Handy und ein Fahrrad

und einen Campingwagen. Also

begann man den Leuten klar zu

machen, dass sie zwei Autos,

zwei Handys und zwei Fahrräder

kaufen müssen. Und so ging

das jahrelang weiter bis jeder im

Wirtschaftssystem jeweils ein

paar Schuhe fürs Hiken, Joggen,

Wandern, Trekken, Nordic Walken,

Laufen und Cross Fit hatte;

plus ebenso viele Jacken, Hosen

und Rücksäcke. Als wirklich alle

im Wirtschaftssystem jeden

Schas hatten, auch den, den

sie nie im Leben brauchen würden,

wie z. B. Retro-Telefonhörer

fürs Handy oder Massagehelme,

musste das Wirtschaftssystem

aber immer noch wachsen. Also

reicherte man die Böden mit

Nitrat an und züchtete gleichzeitig

Hochleistungsnutztiere, damit

eine Kuh die 1950 noch 2.500

Liter Milch pro Jahr „leisten“

konnte, jetzt plötzlich 7.300 Liter

Milch pro Jahr gab. Doch all das

nützte nichts. Irgendwie schien

es auf Dauer unmöglich zu sein,

auf einem Planeten mit begrenzten

Ressourcen ein unendliches

Wachstum generieren zu können.

Wer hätte das ahnen können?

Und dann standen plötzlich alle

da mit langen Gesichtern und

sahen in ihren Trekking-Schuhen

ziemlich blöd aus der Funktionsunterwäsche.

Und wenn sie nicht

gestorben sind, dann entsorgen

sie den ganzen sinnlosen Mist

noch heute, den sie sich auf

Wish, Amazon und Co zusammengekauft

haben.

#kauftswenigerschas

Gabriel

Castañeda

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ern gelesen

von Landesrat Johannes Tratter

Oliver Twist

Charles Dickens

Onkel Toms Hütte

Harriet Beecher Stowe

Lew Tolstoi verglich „Onkel Toms Hütte“ einmal mit der

Erzählkunst von Charles Dickens. Damit sind wir sogleich bei der

nächsten Buchempfehlung: „Oliver Twist“. Ein weiterer Klassiker

der Weltliteratur, der uns mitnimmt auf die Abenteuer eines Waisenjungen

in der Zeit der Industriellen Revolution. Ganz ähnlich

wie Harriet Beecher Stowe zeigt uns Charles Dickens anhand

einer simplen Geschichte die Missstände in der Gesellschaft der

damaligen Zeit. Oliver Twist schlittert von einer Ausbeutungssituation

in die nächste – die Armut als ständiger Wegbegleiter

hält ihn gefangen.

Durch die anschauliche Erzählung tauchen wir in das dreckige,

graue und grausame London des 19. Jahrhunderts ein, wir fühlen

von Anfang bis Ende mit Oliver mit. Am Ende vermittelt uns

die Lektüre jedoch nicht nur die Zustände von damals, sondern

– und das macht das Buch auch heute noch so spannend und

relevant – öffnet uns auch die Augen für so manche Zustände,

die heute noch vorherrschen.

„Sie sind also die kleine Frau, die das Buch geschrieben hat, das uns diesen großen Krieg gebracht

hat“, sagte US-Präsident Abraham Lincoln 1862 bei einem Treffen zur Autorin Harriet Beecher

Stowe – so erzählt es zumindest die Legende. Ob Präsident Lincoln in dem Buch „Onkel Toms

Hütte“ tatsächlich den Auslöser für den amerikanischen Bürgerkrieg gesehen hat, können wir heute

nicht mehr sagen. Der reale Einfluss des Romans auf den Kriegsausbruch kann auf jeden Fall bezweifelt

werden. Zweifelsfrei ist jedoch der Einfluss von „Onkel Toms Hütte“ auf die Gesellschaft

– sowohl damals als auch heute und auch hier in Österreich.

„Onkel Toms Hütte“ ist nicht grundlos ein Klassiker, der Menschen in seinen Bann zieht, sie fesselt

und berührt. Es sind die Beschreibungen von Menschenverachtung, vom Fehlen der Empathie,

gleichzeitig aber auch von Widerstand und Aufopferung, die uns bewegen und die den Roman zu

einer Pflichtlektüre machen.

Anaconda Verlag, 2012

4,95 Euro

Redaktion Gröls-Verlag, 2022

15,95 Euro

Die offene Gesellschaft und ihre Feinde

Karl Popper

„Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“

von Karl Popper ist keine Gute-Nacht-Lek ­

türe. In ihr rechnet der gebürtige Wiener

mit der langen Tradition totalitären

Denkens ab – von Platon über Hegel bis

zu Marx. Ein beeindruckendes Werk, ein

Plädoyer für Demokratie und offenen

Diskurs. Die Abhandlungen über Poppers

Kritischen Rationalismus sind zahlreich –

der Einfluss auf die Philosophie aber auch

die Politik unbestritten.

Beeindruckend ist jedoch nicht nur das

Werk, auch seine Entstehungsgeschichte

verdient eine Würdigung. Popper floh 1937

von den Nationalsozialisten nach Neuseeland,

er musste viele seiner Verwandten

zurücklassen; 16 Familienmitglieder

wurden im Holocaust ermordet. Im Exil

schrieb Popper dann das Werk „Die offene

Gesellschaft und ihre Feinde“. Der Einfluss

der Zeit ist beim Lesen stets spürbar. In

der neuen Ausgabe des Buches wird die

Entstehungsgeschichte aufgeschlüsselt

und damit ein wichtiger Kontext für den

Inhalt geboten. Lesenswert!

Mohr Siebeck, 2003

29 Euro

Schlafes Bruder

Robert Schneider

tirol.kulturell

Der erste Satz eines Buches ist der wichtigste. Er liefert den ersten Eindruck. Dieser

Satz verrät, wohin die Reise geht, was die Leser*innen erwartet, welchen Grundtenor die

Geschichte einnimmt. Manche ersten Sätze sind unvergesslich und tief im kollektiven

Gedächtnis der Menschheit abgespeichert. Schnell in den Sinn kommen dabei etwa die

ersten Zeilen in „Die Ver wandlung“ von Franz Kafka, in „Vom Winde verweht“ von Margaret

Mitchell oder natürlich in „Moby Dick“ von Herman Melville.

Ein erster Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: „Das ist die Geschichte des

Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte,

nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen.“ Mit „Schlafes Bruder“ hat Robert

Schneider gleich bei seinem Debütroman ein Meisterwerk der Erzählkunst abgelegt. Der

erste Satz erzählt uns dabei bereits die ganze Geschichte. Doch in diesem Buch ist der

Weg das Ziel. Mit seinem einzigartigen, altertümlich anmutenden Schreibstil – durchzogen

von Dialekt und eigenen Wortkreationen – bleibt die Lektüre im Gedächtnis. Die große

Frage, ob das Buch nicht doch einfach eine große ironische Satire ist, muss dabei jeder

für sich beantworten.

57

Reclam, 2020

10,30 Euro


58 tirol.kulturell

tirol.kulturell

59

1984

George Orwell

„Big Brother is watching you“ – das Jahr

1984 aus der Sicht von 1948. George

Orwells bekannte Dystopie über einen

totalitären Überwachungsstaat kennen

die meisten. Auch die überaus gelungene

gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr

1984 (und die vielen folgenden Adaptierungen)

wurden Abermillionen Mal gesehen.

Doch auch wenn der Stoff bekannt ist, das

Lesen von 1984 lohnt sich immer wieder.

Suhrkamp, 1974

8,90 Euro

Siddhartha

Hermann Hesse

Wer bin ich? Was ist der Sinn meiner Existenz? Was ist Spiritualität? Wer sich mit

diesen Fragen noch nicht auseinandergesetzt hat, tut dies spätestens nach der Lektüre

von Hermann Hesses Werk „Siddhartha“. Ein Buch voller Spiritualität, in der die

Handlung zur Nebensache wird. Vielmehr beeindrucken die Weisheiten, die Hermann

Hesse in seiner prosaischen Auseinandersetzung mit dem Buddhismus und dem Hinduismus

auf den Seiten versteckt. „Siddhartha“ ist ein Buch, das man immer wieder

lesen kann und dennoch nie gänzlich erfassen wird.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir dabei folgender Ausschnitt: „Wissen kann

man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man

kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren

kann man sie nicht.“ In gewisser Weise hilft „Siddhartha“ dabei, die Weisheit zu finden.

Dementsprechend gilt bei der Lektüre Vorsicht: Es regt zum Selbstdenken an!

Ullstein Taschenbuch

Verlag, 1994

12,90 Euro

Als Politiker ist es eine meiner Hauptaufgaben,

Visionen für die Zukunft zu entwerfen.

Wohin möchten wir unser Land

bringen? Wie soll die Gesellschaft in zehn

Jahren aussehen? Fragen wie diese be ­

stimmen das politische Handeln. Bücher

wie 1984 bringen bestimmt keine Antworten.

Sie verführen jedoch zum Nachdenken

– über ihre Aussage aber auch

über unsere Zukunft.

Der alte König in seinem Exil

Arno Geiger

Sind wir nur die Summe unserer Erinnerungen? Was bleibt vom Menschen, wenn er

sich selbst vergisst? In „Der alte König in seinem Exil“ befasst sich der Autor Arno

Geiger mit der Beziehung zu seinem Vater. Es ist eine besondere Beziehung, denn der

Vater, August Geiger, ist an Alzheimer erkrankt. Ein tragisches Schicksal, das tausende

Menschen in Österreich jährlich erleiden. Tragisch auch deshalb, da die Angehörigen

der Erkrankten auf tiefste Weise betroffen sind und zusehen müssen, wie ihnen geliebte

Menschen schon vor dem Tod entgleiten.

„Der alte König in seinem Exil“ ist aber keine Geschichte voll Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.

Es ist eine Geschichte der Annäherung zwischen Vater und Sohn. Eine

Geschichte über einen Mann, der zwar seine Erinnerungen, nicht aber sein Selbst

verliert. Ein erfrischender Blick auf ein immer präsenter werdendes Thema, das leider

jede und jeden ereilen kann. Verfeinert wird der tiefe Einblick in die Wirklichkeit des

Vaters zudem durch den hervorragenden Schreibstil von Arno Geiger. Ein Buch, das

traurig macht, aber auch Hoffnung schenkt.

Hanser, 2011

20 Euro

Fahrenheit 451

Ray Bradbury

Ein weiterer Klassiker der Dystopie-

Lite ratur mit erschreckender Brisanz:

„ Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury.

Das Grundkonzept des Buches schrieb

Bradbury angeblich in nur neun Tagen,

während er im Keller einer Feuerwehrwache

hauste. Dennoch oder gerade

deshalb ist eine spannende, düstere,

mitreisende Geschichte entstanden, die

am Ende vor allem eines zelebriert: Die

gewaltige Kraft der Bücher, des kritischen

Denkens und der freien Meinung.

Gerade im 21. Jahrhundert – dem Zeitalter

des Internets, der Smartphones und der

Filme – sehe ich in „Fahrenheit 451“ eine

Hymne auf das geschriebene Wort und

ein Plädoyer gegen die Berieselung und

Betäubung durch Medien. Wie alle Bü cher

in dieser Liste ist „Fahrenheit 451“ ein

Werk, welches einen beschäftigt – und

das auch noch lange nach dem Zuklappen

des Buchdeckels.

Heyne, 2018

9,90 Euro

EMPFOHLEN VON

LR JOHANNES TRATTER


60 tirol.denkt weiter

tirol.denkt weiter

61

Nachhaltiges

Bauen

AUF IN DIE UMSETZUNG!

Ein Gebäude ist nachhaltig, wenn

Kontext & Architektur

es im Kontext mit dem Ort

steht und sein Umfeld

berücksichtigt.

Kosten

seine Kosten über den

Lebenszyklus betrachtet

optimiert sind.

Energie

es weitgehend mit

erneuerbaren Energien

auskommt.

In der Ausgabe 6 von 277.TIROL

vom April 2022 wurde nachhaltiges

Bauen in seiner Grundbedeutung

erklärt sowie Dimensionen und

Handlungsfelder definiert. Nachhaltiges

Bauen vereint dabei die folgenden

drei Dimensionen:

soziokulturell

Planung & Zielgruppe

die Interessen der Zielgruppen

frühzeitig einbezogen werden.

Handelbarkeit

seine Handelbarkeit zu jedem

Zeitpunkt gewährleistet ist.

Klima

es minimale Treibhausgasemissionen

verursacht.

ökologisch

Nutzung & Raumgestaltung

es hohe Gebrauchs- und

Nutzungsqualitäten aufweist.

Ertragspotenzial

sein Ertragspotenzial in

einem guten Verhältnis zu den

Kosten steht.

Ressourcen- &

Umweltschonung

die Erstellung und der

Betrieb ressourcen- und

umweltschonend erfolgen.

ökonomisch

Wohlbefinden & Gesundheit

es einen guten Komfort und

eine optimale Raumluftqualität

ermöglicht.

Regionalökonomie

es einen positiven

regionalökonomischen

Beitrag liefert.

Natur & Landschaft

das Potenzial von Natur und

Landschaft genutzt wird.

Quelle: www.nnbs.ch/standard-snbs-hochbau

ZUM AUTOR

DI ALOIS ILMER, M.ENG

nachhaltiges

Gebäude

Alois Ilmer lebt mit seiner Familie in einer

Reihenhausanlage in Holzmassiv-Bauweise in

Sistrans, hat Architektur studiert, viele Jahre

als Angestellter und später Selbständiger im

Bereich Entwicklung, Planung und Umsetzung

gearbeitet, immer mit dem Fokus auf einer

umfassenden Betrachtung der Aufgabe und

ein qualitätvolles Ergebnis. In den Jahren 2013

bis 2015 hat er das Masterstudium „Nachhaltiges

Bauen“ absolviert, war einige Jahre an

der Universität Innsbruck als wissenschaftlicher

Mitarbeiter tätig und ist seit März 2020

Projektverantwortlicher bei der GemNova.

Kontakt: a.ilmer@gemnova.at

Nachhaltige Gebäude haben den

Anspruch, dass alle drei Dimensionen

betrachtet werden, ansonsten kann von

nachhaltigen Beiträgen aber nicht von

nachhaltigen Gebäuden gesprochen werden.

Je nach Dimension sind verschiedene

Akteure und Akteurinnen betroffen. Jede*r

muss gesehen bzw. wichtig genommen

werden. Im Miteinander werden durch

eine ganzheitliche Sichtweise viele Vorteile

für alle Beteiligten erreicht (siehe Ausgabe

6, Schutzziele, S. 55). Es kann sein,

dass ein Gebäude in einer Dimension sehr

gut abschneidet, in einer anderen aber

sehr schlecht. Mindeststandards in allen

drei Dimensionen bilden die Grundlage

eines nachhaltigen Konzeptes.

Wie kann man diese drei Dimensionen sehen, messen und/oder bewerten?

Welche „Einheiten“ haben die drei Dimensionen?

Wie erreicht man ein Gesamtergebnis?

Im Folgenden wird zuerst jede Dimension

für sich betrachtet. Das Ergebnis sind qualitative

sowie quantitative Eigenschaften

des Gebäudes, die im Falle einer Gesamtbewertung

(Zertifizierung) bepunktet bzw.

addiert werden und so zu einer aussagekräftigen

Beschreibung des Gebäudes im

Hinblick auf seine Nachhaltigkeit führen.

Um ein klares Bild zu den einzelnen Qualitäten

eines nachhaltigen Gebäudes zu

erhalten, führe ich pro Dimension den

Begriff „Währung“ ein; das ist symbolisch

gemeint, aber am Ende ein greifbarer und

realistischer Zugang. Weiters werden Ziele

und Werkzeuge vorgestellt, die in der

betroffenen Dimension einen gangbaren

Weg und eine Bewertung ermöglichen.


62 tirol.denkt weiter

tirol.denkt weiter

63

Zusammenfassend ist zu beachten, dass

Arten der Zertifizierung:

Ökologische

Dimension

Bei der ökologischen Dimension werden

die Auswirkungen auf unser Ökosystem

betrachtet – vom kleinsten Einfluss am Ort

des Geschehens bis zu den Auswirkungen

auf unseren Planeten Erde.

Die Währung ist in diesem Fall das nicht

sichtbare, geruchlose Treibhausgas

CO2. Ziel ist es, mit der Baumaßnahme

möglichst wenig CO2-Belastung zu

erzeugen und die natürlichen Ressourcen

und unsere Umwelt zu schützen. Das Ziel

kann hier gut benannt werden: Klimaneutralität

über den gesamten Lebenszyklus.

Das heißt, das Bauwerk belastet in

Summe die Atmosphäre überhaupt nicht

mit zusätzlichen Treibhausgasen.

Und wie kann das berechnet werden?

Alle Bau- und Nutzungsmaßnahmen können

in CO2-Äquivalente umgerechnet werden.

Eine sehr einfache Annäherungsmethode,

um die Umweltbelastungen eines

Projektes zu verfolgen, ist der OI3-Index.

Im verpflichtend zu liefernden Energieausweis

kann dieser mitgerechnet werden

(verfügbar für mehrere System- oder

Bilanzgrenzen). Alle, die genaue Angaben

ermitteln wollen, lassen von Spezialisten

und Spezialistinnen eine aussagekräftige

Ökobilanz erstellen.

Ökonomische

Dimension

Die ökonomische Dimension bewertet den

dauerhaften Geldmitteleinsatz.

Die Währung ist hier der Euro. Das Ziel

heißt, die Kosten über den definierten

Lebenszyklus möglichst klein, aber den

Wert hoch zu halten und dafür möglichst

wenig Geld auszugeben.

Und wie schaut hier die Rechnung aus?

Wichtig ist in diesem Fall, dass für alle

Berechnungen die Lebenszykluskosten

herangezogen werden. Diese Kosten bestehen

aus anfänglichen Investitions- und

laufenden Betriebskosten und werden für

eine bestimmte Zeitdauer erhoben. Die

Lebenszykluskostenrechnung ermittelt

die erforderlichen Ausgaben über einen

bestimmten Zeitraum (z.B. 50 Jahre) und

hat zum Ziel, hochwertige, kostenbewusste

Gebäude dauerhaft nutzbar zu machen.

Soziokulturelle

Dimension

Innerhalb der soziokulturellen Dimension

werden quantitative, also messbare, und

qualitative Eigenschaften abgefragt. Hier

stehen der Mensch, seine Gesundheit, die

Zufriedenheit der Nutzer*innen, die Funktionalität

und der kulturelle Wert im Mittelpunkt.

Die Währung könnte ein Wohlbefinden-Faktor

sein, das Ziel ein dauerhaft

hohes Wohlbefinden; das heißt, die Erreichung

eines möglichst hohen Faktors.

Und wie kann das erreicht werden?

Eine breit angelegte Bedarfsplanung ist

die Grundlage jeder vernünftigen Baumaßnahme.

Es folgen die Anforderungen einer

hohen Bestellqualität und ein Wettbewerb

der Ideen. In der Umsetzung ist auf hohe

Behaglichkeit und gesunde Bedingungen

(z. B. operative Temperatur, Luftfeuchtigkeit,

Luftqualität) sowie auf Räume mit

hoher Aufenthaltsqualität (z. B. Proportionen,

Belichtung, Erschließung, Beziehung

von Innen und Außen) zu achten.

• jede Dimension Teil des Prozesses ist,

• sowie erreichbare Ziele definiert und

• Werkzeuge sinnvoll eingesetzt werden.

Die Kosten für diese begleitende Betrachtung

sind zwar mit Blick auf die Schutzziele

zu Beginn eine weitere Ausgabe, aber

eine über den Lebenszyklus sinnvolle und

mit Sicherheit gewinnbringende Investition.

Die Transparenz der verschiedenen

parallel verlaufenden Prozesse, die klare

Struktur in der Planung und der Nutzung

führen zu einer hohen Zufriedenheit unter

den Eigentümer*innen und Nutzer*innen.

Die Vergleichbarkeit im Fall einer Zertifizierung

ist ein weiterer Vorteil.

Für eine Gesamtbetrachtung der Nachhaltigkeit

eines Gebäudes sind in Österreich

mehrere Arten der Zertifizierung

möglich.

klimaaktiv

Klimaaktiv Bauen und Sanieren

steht für Energieeffizienz, ökologische

Qualität, Komfort und Ausführungsqualität.

Unabhängig von

der Gebäudegröße oder der Nutzungsart

ist ein Neubau oder eine

Gebäudesanierung eine große Herausforderung

für die Bauherrinnen

und Bauherren.

www.klimaaktiv.at/bauen-sanieren

ÖGNI

Das Zertifizierungssystem der

ÖGNI ist das einzige, das allen

Aspekten des nachhaltigen Bauens

eine gleich große Bedeutung

zumisst. Es wird laufend an

aktuelle Standards und neueste

Erkenntnisse angepasst und ist

für unterschiedliche Gebäudetypen

anwendbar.

www.ogni.at/leistungen/zertifizierung

naBe

Im Aktionsplan nachhaltige öffentliche

Beschaffung wird auf die

Planung, Nutzung und den Rückbau

von Gebäuden, aber auch auf

die Verwertung der Baurestmassen

als Recycling-Baustoff in den

naBe-Kriterien für den Hochbau

Bezug genommen (mindestens

klimaaktiv-Standard Silber, hohe

Innenraumluftqualität).

www.nabe.gv.at/hochbau

ÖGNB

Total Quality (Bewertungsmethode

der ÖGNB) dokumentiert die

Qualität eines Gebäudes von der

Planung über den Bau bis zur Nutzung

im TQ-Gebäudezertifikat.

Das Zertifikat ist das Endprodukt

des integrierten TQ-Planungs- und

Bewertungsprozesses.

www.oegnb.net/tqb/tq.htm

Expertenmeinung von

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Alexander Passer, MSc

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Alexander Passer, MSc ist Inhaber des Lehrstuhls für „Nachhaltiges Bauen“ an der TU Graz. Im Fokus

stehen die lebenszyklusbasierte Nachhaltigkeitsbewertung sowie emissionsarme, klimarobuste Bauweisen.

Fehlt uns die Ernsthaftigkeit den Tatsachen

ins Auge zu schauen? Wollen

wir langfristig viel mehr Geldmittel

einsetzen, weil wir jetzt kurzfristig

denken?

Ja, wir müssen uns der Verantwortung

bewusst werden. Nach aktuellen Plänen

der EU-Kommission müssen öffentliche

Gebäude (Neubauten) in Österreich ab

2027 Nullemissionsgebäude sein und das

Lebenszyklus-Treib hauspotential muss

nach dem EU-Level(s)-Rahmen berechnet

werden. Darin sind die Treibhausemissionen

aus der Herstel lungs-, Nutzungs- und

der Entsorgungs phase enthalten.

Ein nachhaltiges Gebäude ist nicht nur

energieeffizient, es hat auch geringe

Betriebs- und Wartungskosten und einen

kleinen CO2-Fußabdruck. Dazu kommen

der sozio kulturelle Beitrag, die Funktionalität,

das Wohlbefinden, eine hohe Flexibilität

und die lange Nutzungsdauer.

Nachhaltiges Bauen bietet schon jetzt

die Möglichkeiten, um sinnvoll, vorausschauend,

wirtschaftlich und ökologisch,

im besten Sinne zukunftsfähig zu bauen.

Die Möglichkeiten der Gebäudezertifizierung

bieten umfassend Unterstützung

und Qualitäts sicherung. Die wichtigen

Planungsthemen können anhand der

Nachhaltigkeitskriterien gemeinsam im

Vorfeld bei der Entwicklung diskutiert und

im Zuge des Verfahrens evaluiert werden

und es können Mindestkriterien und Prioritäten

festgelegt werden. Diese vorhandenen

Hilfsmittel bieten eine exzellente

Grundlage. Sie bereits jetzt zu nutzen ist

ein Gebot der Stunde.


§

Neues Buch zum Tiroler

64 tirol.wissen

tirol.wissen

Bau- und Raumordnungsrecht

Der Kufsteiner Bürgermeister, Mag. Martin Krumschnabel, im Zivilberuf

Rechtsanwalt, die Mitarbeiterin der Rechtsabteilung der Stadt

Kufstein, Dr. Edda Obernosterer, sowie der selbständige Immobilientreuhänder

und planende Baumeister in Kufstein, Mag. (FH) Dipl.-Ing.

(FH) Paul Vadasz, haben gemeinsam ein Buch zum Thema „Tiroler

Bau- und Raumordnungsrecht“ veröffentlicht.

Auf über 400 Seiten beschreiben Krumschnabel,

Obernosterer und Vadasz

die wesentlichen Bestimmungen dieser

Rechtsmaterien aus der Sicht der Praxis.

„Es ist uns vor allem darauf angekommen,

die raumordnungsrechtlichen Bestimmungen

speziell aus Sicht der Gemeinde zu

erklären, sodass der Ratgeber vor allem

für zukünftige Mandatare und Mandatar*innen

von Gemeinderäten in ganz

Tirol eine wertvolle Arbeitsgrundlage

sein kann“, so Krumschnabel. Darüber

hinaus sei das Werk aber aufgrund der

zahlreichen Literaturhinweise sowie der

Übersichtspläne und Grafiken auch für

sonstige Praktiker*innen aus Baufirmen,

Architekturbüros oder als erster Einstieg

in die Materie für rechtsberatende

Berufe oder alle Bauwerber*innen ge ­

eignet. Behandelt werden die Grundlagen

der Raumordnung in Tirol, alle Widmungskategorien,

die Erlassung von örtlichen

Raumordnungskonzepten, Flächenwidmungs-

und Bebauungsplänen, die Be bauungsbestimmungen

der Tiroler Bauordnung

sowie das gesamte Bauverfahren

von der Einreichung bis zum Baubescheid.

Weiters werden die Rechte der Gemeindebewohner*innen

und Nachbar*innen

ebenso detailliert dargestellt wie die

Grundlagen der raumordnungsrechtlichen

Verträge.

Das Buch ist bei der Buchhandlung Ögg

in Kufstein am Arkadenplatz so wie

beim Autor Martin Krumschnabel

(rechtsanwalt@krumschnabel.at) zum

Preis von € 64,- zu erwerben.

Licht im

FÖrderdschungel

Welche FÖrdergeber

gibt es?

Welche FÖrderquOte

ist mÖglich?

Welche Fristen

sind zu beachten?

Bei der Finanzierung und Umsetzung von

Projekten sind Gemeinden aufgrund der

oft eingeschränkten finanziellen Mittel auf

Förderungen angewiesen. Förderungen

für Projekte zu erhalten, gestaltet sich

jedoch viel schwieriger, wie auf den ersten

Blick oft angenommen wird. Die Förderlandschaft

wird zudem immer komplexer.

Von der Analyse der Möglichkeiten über

die fachlich richtige Antragstellung und

Prozessabwicklung bis hin zur korrekten

Abrechnung von Förderungen ist es ein

langer Weg. Unzählige Fragen werfen sich

dabei für Gemeinden auf:

Wie erfOlgt die

richtige Antragstellung,

um den

maximalen Output

zu erzielen?

Wie erfOlgt die

kOrrekte Abrechnung,

um alle zugesagten

Mittel

auch tatsächlich

abhOlen zu kÖnnen?

Ist die Gemeinde

antragsberechtigt?

65

Ist das

PROjektvOrhaben

fÖrderfähig?

Auf all diese Fragen versuchen wir eine

Antwort zu geben und die Gemeinden vollumfänglich

zu unterstützen. Gerade in

Zeiten wie diesen, wo alle Fördermöglichkeiten

maximal ausgeschöpft werden sollen,

um das ohnehin schon angespannte

Budget zu entlasten und um Investitionen

tätigen zu können, ist es essenziell,

den Überblick im Förderdschungel

zu bewahren. Ob bei Infrastrukturprojekten,

im Bereich der Digitalisierung oder in

Thematiken rund um Umwelt, Mobilität

und Klima, das Spektrum an unterschiedlichen

Förderprogrammen auf den diversen

Ebenen (Land, Bund, EU) ist weitreichend.

Zudem entscheiden oft Nuancen über einen

positiven oder negativen Förderbescheid

sowie über die Höhe der Förderung.

Gerne unterstützen wir mit unserer

Erfahrung die Gemeinden dabei, sämtliche

Förderpotentiale bestmöglich zu

nutzen.

Kontakt

Maximilian Huber, MA

m.huber@gemnova.at

+43 660 296 89 69


66 tirol.blickt zurück

Franz Gapp aus Sistrans war der erste

Zeitzeuge, der vor unserer Kamera seine

Geschichte erzählt hat. (© GemNova)

Ein Stück

digitalisierte

Geschichte

“Zeitzeugen sind Personen, die von

be stimmten historischen Ereignissen

Zeugnis geben können, weil sie zu der

betreffenden Zeit gelebt haben“, heißt

es auf Wikipedia. Für das Team der

„erlebnis.film“ gehören auch die kleinen

Glücksmomente, einschneidende Erlebnisse,

persönliche Erfolgsgeschichten

oder berufliche oder lokale Ereignisse

dazu. Ältere Menschen haben oft vieles

zu erzählen. Ziel unserer Dokumentationsreihe

„Tiroler Zeugen der Zeit“ ist

es, älteren Menschen die Möglichkeit zu

geben, vor der Kamera über ihr Leben zu

berichten, um einen Teil ihrer Erfahrungen,

Erlebnisse und Erkenntnisse für die

Nachwelt zu erhalten. Bei diesem Projekt

geht es nicht nur um Historisches,

wir versuchen vor allem biographische

Erzählungen in den Mittelpunkt zu rücken

und damit Dinge von der älteren Generation

zu erfahren, die sonst im Verborgenen

bleiben würden. Diese Erzählungen

sollen für die Nachwelt auf Film

gebannt, archiviert und online veröffentlicht

werden. Denn gerade in Zeiten der

Aufarbeitung der Pandemiefolgen erachten

wir es als wichtig, durch Kommunikationsmangel

entstandenen Gefühlen des

Unbehagens, die zu einer Entfremdung

der Gesellschaft geführt haben, entgegenzutreten

und den Dialog zwischen

Alt und Jung mit diesem Archiv wieder in

Bewegung zu bringen.

„Die Tiroler sind lustig,

die Tiroler sind froh;

sie verkaufen ihr Bettchen

und schlafen auf Stroh.“

Mit diesem Ausschnitt eines Volksliedes

be schreibt Franz Gapp den stark ansteigenden

Fremdenverkehr und die damit verbundenen

Folgen in den Gemeinden Aldrans

und Sistrans, die er dort seit 1954 miterlebt.

Seit über 70 Jahren lebt der am 25.01.1931

geborene Aldranser nun in Sistrans und

be richtet in der Pilotfolge unserer Dokumentationsreihe

über seine Vergangenheit.

1950, im Alter von 19 Jahren, bekam er seinen

ersten Lehrerposten an der Volksschule

Rum und war von 1954 bis 1992 Direktor der

Volksschule Sistrans. Anschließend verschlug

es ihn in die Politik, genauer gesagt hatte er

17 Jahre den Posten des Vize- und 12 Jahre

den des Bürgermeisters inne. „Ein Bürgermeister

ist damals und heute dazu da, dass

alles passt. […] Man ist nichts anderes als der

Diener des Volkes […].“ Die Zeit als Politiker

hat Franz Gapp geprägt. Man müsse in diesem

Beruf am Boden bleiben und sich nicht

auf ein Podest stellen lassen. Durch diese

Einstellung gelang es ihm 1992 mit ganzen

77 % wieder ins Amt gewählt zu werden.

Seit Klein auf ist die Musik ein großer Teil

seines Lebens; nicht nur als Musiker, sondern

auch als Organist, Kapellmeister und

im Kirchenchor war Franz tätig. Zwischen

Anekdoten über waghalsige Abenteuer mit

seinem Bruder oder den Besuch der Queen

Elizabeth II erzählt er über für die heutige

Generation längst vergessene Dinge.

Tiroler Zeugen

der Zeit

Eine spannende Ergänzung zur

analogen Dorfchronik.

Mit jeder Person, die unsere Welt

verlässt, geht leider auch eine

große Menge an Wissen und

Erinnerungen aus alten Zeiten

unwiederbringlich verloren. Mit

der Dokumentationsreihe „Tiroler

Zeugen der Zeit“ erzählen ältere

Mitbürger*innen aus ihrer Vergangenheit.

In anspruchsvoll gestalteten

Videos konservieren wir diese

Geschichten für die Zukunft.

Einen kleinen Einblick und weitere

Infos zum Projekt bekommen

Sie hier:

ZUM AUTOR

BERNHARD GARBER

Bernhard Garber ist Geschäftsführer

der erlebnis.film. Er hat jahrelange

Erfahrung in der Tiroler Film- und

Fernsehlandschaft und ist die richtige

Ansprechperson für alle Themen, die

Videoproduktion, Podcast und neue

Medien betreffen.

Kontakt: b.garber@erlebnis.film


68 tirol.sportlich und gesund

„Modellregion bewegtes Tirol“

– der Name ist Programm

Im Zuge dieses Programms sollen jene Menschen

angesprochen werden, die Interesse

haben, aber bis lang noch nicht den richtigen

Zugang zu Bewegung und Sport in ihrer

Gemeinde gefunden haben.

(© Tirol Werbung / Dominik Gigler)

Bewegung ist – neben guter Ernährung

und ausreichend Entspannung – ein

Schlüssel zu Wohlbefinden und Gesundheit.

Und auch wenn die Tiroler*innen

als besonders sportlich gelten, so integriert

ca. ein Drittel der Bevölkerung

nach wie vor viel zu wenig Bewegung in

den Alltag. Das soll sich jetzt durch ein

umfassendes Pilotprojekt der Lebensraum

Tirol Holding und der GemNova

mit Bewegungs- und Sportkoordinator*innen

in ausgewählten Gemeinden

ändern.

Mindestens 10.000 Schritte - so viel sollte

der Mensch im Idealfall täglich machen.

Stattdessen sind die meisten von uns

zu echten Innenraumgewächsen mutiert

und verbringen den Großteil des Tages

im Sitzen und vor einem Bildschirm. Dass

dies der Gesundheit nicht förderlich ist,

ist vielfach wissenschaftlich untersucht

und bewiesen.

Im Zuge des Programmes „Modellregion

bewegtes Tirol“ der Lebensraum Holding

wurde die GemNova als Kooperationspartnerin

für die Etablierung eines Sportbetreuungssystems

für Gemeinden ins Boot

geholt. „Über diese Initiative wollen wir in

unseren Gemeinden noch mehr Tirolerinnen

und Tiroler erreichen und sie für

mehr Bewegung im Alltag begeistern“,

erklärt Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler

Gemeindeverbandes. Denn derzeit gebe

es in Tirol abseits der Sportvereine und

Verbände noch keine verbindende Struktur,

welche die Betreuung, Vernetzung und

Erweiterung von Bewegungs- und Sportangeboten

ermögliche, so Schöpf.

Gaben den Startschuss zur Initiative „Modellregion bewegtes Tirol“,

v.l.n.r: Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf, Josef Margreiter (GF

Lebensraum Tirol Holding) sowie Angelika Rafetzeder und Angela

Semrajc von der GemNova (© Lebensraum Tirol Holding / Oss)

Dabei geht es nicht um sportliche

Höchstleistungen, sondern um ein

Bewegungs- und Sportangebot, das

auch für Anfänger*innen attraktiv ist.

Und deshalb ist die Zielgruppe dieses

Pilotprojektes auch nicht in erster Li nie

jene Bevölkerungsgruppe, die ohnehin

schon sportlich unterwegs ist; vielmehr

sollen jene Menschen angesprochen

werden, die Interesse haben, aber bislang

noch nicht den richtigen Zugang zu

Bewegung und Sport in ihrer Gemeinde

gefunden haben.

Egal, ob es eine Runde Nordic Walking,

eine kleine Wanderung oder sanfte

Gymnastik ist – auch moderate Bewegung

führt zu mehr Wohlbefinden durch

gesteigerte Kondition, einem verbesserten

Körpergefühl und einem ausgeglichenen

Geist.

Koordinator*innen als Programmmacher

und Networker

In vielen Gemeinden fehlt es derzeit noch

an personellen Ressourcen, die sich mit

dem Thema „Sport und Bewegung“ auseinandersetzen.

Das soll sich nun mit Hilfe

von sogenannten Bewegungs- und Sportkoordinator*innen

ändern; sie werden vorerst

in ausgewählten Gemeinden tätig.

Nach Analyse von Lücken und Problemfeldern

im Sportangebot der Gemeinden

sollen die Koordinator*innen vor allem

lokale Leistungsträger wie private Anbieter,

Vereine und Schulen vernetzen und so

das Sportangebot noch mehr Menschen

zugänglich machen. Langfristig soll die

Initiative den Gemeinden beim Kostensparen

helfen, da die Bürger*innen durch

mehr Bewegung insgesamt gesünder

und fitter werden und damit wiederum

beispielsweise der Aufwand in der Pflege

gesenkt werden könnte.

„Tirol kann eine Modellregion für gesundes

Leben und Wirtschaften werden.

Dabei steht – neben einer gesunden Natur

und Wirtschaft – vor allem die Gesundheit

der Menschen im Mittelpunkt. Bewegung

ist erwiesenermaßen ein zentraler

Schlüssel dazu, weshalb wir uns zum Ziel

gesetzt haben, Projekte mit Modellcharakter

und Strahlkraft im Bereich Bewegung

und Sport umzusetzen“, erklärt

Josef Margreiter, Geschäftsführer der

Lebensraum Tirol Holding.

So soll dieses Projekt auch dazu beitragen,

über Bewegung und Sport im Ort

die Gemeinschaft zu stärken und die

Gemeinde vom reinen Wohnort zum Lebensmittelpunkt

zu erweitern. Interessierte

Gemeinden, die als Pilotgemeinden

Bewegungs- und Sportkoordinator*innen

etablieren möchten, sind eingeladen sich

bei der GemNova zu melden.

„Modellregion bewegtes Tirol“

ist ein Programm der Lebensraum

Tirol Holding, mit dem Ziel,

modellgebende Projekte im Bewegungs-

und Sportbereich sichtbar

zu machen und umzusetzen.

Neben diesem Gemeindeprojekt

wird eine Sportevent-Strategie für

Tirol entwickelt, die den nachhaltigen

und sinnstiftenden Einsatz

von Sportevents sicherstellen soll.

Im Zuge eines weiteren Projekts

sollen in den Tiroler Schulen die

vielfältigen Sportangebote in der

Region in Form von alpinen Standort-Schulsporttagen

aufgezeigt

werden. Weiters wurde das Sports

Research Lab Tirol – eine gemeinsame

Forschungsinitiative der vier

Tiroler Hochschulen – ins Leben

gerufen und ein Sportnetzwerk

wird in Tirol auf- und ausgebaut.

www.lebensraum.tirol/sport

ZU DEN AUTORINNEN

Angela Semrajc, MA und

Angelika Rafetzeder, MA begleiten die

„Modellregion bewegtes Tirol“ seitens

der GemNova und freuen sich darauf,

gemeinsam mit Bewegungs- und

Sportkoordinator*innen wieder mehr

Menschen in den Tiroler Gemeinden

für Bewegung zu begeistern.


70 tirol.sportlich und gesund

tirol.sportlich und gesund

71

HOPPLa,

hab ICh da

Gedacht...

In diesen Tagen gibt´s ein ziemliches

G´riss um deine Person, Peter.

Ja, es ist einfach unglaublich. Jeder will

etwas von mir. Interviewanfragen von der

FAZ, von der Süddeutschen. All das nur,

weil ich zufällig achtzig werde. Es gibt

so gar Leute, die kommen einfach bei mir

zu Hause vorbei, klingeln an der Haustüre,

wollen mit mir reden. Eh nur ganz kurz,

wie sie sagen.

Irgendwann

wird mir alles dOch

etwas zu viel, dann

hau ich wieder in die

Berge ab.

Der damals beinahe 75-jährige Peter Habeler

und David Lama in der Eiger Nordwand

(© S. Siegrist)

Kürzlich erreichte mich von Peter Habeler eine

E-Mail. Er war gerade am Großglockner, dann in

Sardinien, auch in Arco zum Klettern. „Ab dem 80er

wird´s hektisch, ruhiger erst ab dem 90er“, schrieb

er. Ein Zeitfenster für unser Interview ist dennoch

rasch gefunden. „Komm bitte um drei Uhr zu mir,

weil vormittags bin ich immer am Berg unterwegs.“

REINHOLD OBLAK IM GESPRÄCH MIT PETER HABELER

Kurz vor deinem 75er warst du mit David

Lama nochmals in der Eiger Nordwand, kurz

vor deinem 80er am Großglockner. Die

Berge bestimmen nach wie vor dein Leben.

Ja, zum Glück. Weil es gibt einfach noch so

viel, was ich nicht kenne. Ich bin noch recht

gut drauf, halte nach wie vor meine 58 Kilo.

Und ich bin wie mein ganzes bisheriges

Leben unglaublich gerne in den Bergen

unterwegs. Es taugt mir einfach in Arco an

den Felsen herumzuturnen oder im Winter

bei mir daheim im Zillertal Skitouren zu

machen. Eigentlich jeden Tag eine Skitour.

Gemeinsam mit dem Klettern ist das mein

Jungbrunnen.


72 tirol.sportlich und gesund

tirol.sportlich und gesund

73

Reinhold Messner und Peter Habeler bei

einem Zwischenstopp in Delhi, nach der Everest-Besteigung

ohne Flaschensauerstoff 1978

(© Archiv Habeler)

© Privat

Den Peter kenne ich seit vielen

Jahren. Er ist nicht nur ein großer

Bergsteiger, sondern auch eine

warmherzige Persönlichkeit. Er

mag die Menschen, behandelt sie

immer respektvoll und herzlich.

Egal ob in Nepal, im Iran oder bei

uns in Österreich. Leider war ich

mit ihm nie auf einer Expedition,

doch auf einer gemeinsamen

Reise zum Damavand hatten wir

eine schöne, intensive und vor

allem lustige Zeit. Sein Humor

ist nämlich eine seiner weiteren

Stärken. Peter zeigt uns außerdem,

dass man auch in höherem

Alter noch fit bleiben und vieles

bewirken kann.

Gerlinde Kaltenbrunner

© Schöffel

Dein Leben beeinflusst haben natürlich

auch Menschen. Reinhold Messner, den du

Mitte der sechziger Jahre in den Dolomiten

kennengelernt hast, war einer von ihnen.

Der Blasl Sepp (Anm.: der Osttiroler Sepp

Mayerl), unser großer Lehrmeister, hat

uns zusammengebracht. Er hat damals

in Finkenberg den Kirchturm eingedeckt

und mich in die Dolomiten mitgenommen.

Reinhold und ich waren einfach

blutsverwandt, da hat es von Anfang an

gepasst. Eigentlich unglaublich, wie sich

all das ergeben und weiterentwickelt hat.

Reinhold hat freilich immer groß gedacht,

gleichzeitig auf so viele Details geachtet.

Vor unserer Besteigung des Hidden Peak

im Alpinstil hat er etwa alles auf ein Blatt

skizziert, einfach so, aus dem Gedächtnis

heraus. Und es hat gestimmt.

1970 solltest du ja mit Reinhold

gemeinsam zum Nanga Parbat fahren.

Du hast dich dann aber für die USA,

für deine damalige Frau Susan entschieden.

Deinen Platz nahm Günther

Messner ein …

… der dann, wie du weißt, tragischerweise

beim Abstieg ums Leben kam. Ich hätte

für diese von Karl Herrligkoffer organisierte

Expedition fünftausend Mark zahlen

müssen, aber ich hatte ja kein Geld, keine

Sponsoren. Darum bin ich damals in die

Skischule vom Pepi Stiegler nach Jackson

Hall in Wyoming geflogen, hab dort als

Skilehrer gearbeitet, Geld verdient.

In dieser Zeit wurde ja auch dein erster

Sohn geboren, den du – Messner zu

Ehren – Reinhold nanntest.

Genau. Es war mir einfach wichtig, so ein

Zeichen zu setzen. Ich bin heute mit meinem

Sohn in recht losem Kontakt. Reinhold

lebt jetzt in Australien, ist dort beim Fernsehen

beschäftigt. Und es geht ihm gut.

Reinhold Messner und du seid eine

unglaublich starke, eine höchst

erfolgreiche Seilschaft gewesen.

Vom Charakter freilich recht unterschiedlich.

Du eher leise und …

Reinhold und ich waren und sind vor

allem echte Partner, Freunde. Ich konnte

mich immer zu hundert Prozent auf ihn

verlassen – und umgekehrt. Gemeinsam

haben wir in all dieser Zeit die prächtigsten

und nachhaltigsten Momente in

Wer so wie ich das Glück hatte,

an Peters Seite jahrzehntelang

alle Facetten des Bergsteigens

kennen zu lernen, mit dem hat

es das Schicksal gut gemeint.

Die Selbstverständlichkeit, mit

welcher er auch das schwierigste

bergsteigerische Problem

löste, die Leichtigkeit, mit der er

die schwierigsten Kletterstellen

meisterte, ist nur den Besten

vorbehalten, zu welchen Peter

zweifelsohne zählt.

Horst Fankhauser

den Bergen erleben dürfen. Nach dem

Everest hat er im Höhenbergsteigen

neue Maßstäbe gesetzt. Ich bin wieder

zurück ins Zillertal und hab als Bergführer

gearbeitet. Sein Lebensweg war

somit ein anderer – ein ungemein beeindruckender.

Als Bergsteiger, als Autor,

als Vortragender, als Politiker, mit seinen

Museen, jetzt als Filmemacher. Er hat

mit allem Erfolg gehabt und – noch wichtiger

– er ist so wie ich noch am Leben.

Weil die meisten meiner Expeditionspartner

sind ja schon lange tot.

Wer heute deinen Namen hört, denkt

sofort an die Besteigung des Everest

ohne Flaschensauerstoff – im Mai

1978. Ärgert es dich eigentlich, vor

allem darauf reduziert zu werden?

Nein, das stört mich überhaupt nicht. Es

gehört ja zu meinem Leben dazu. Außerdem

hat mir der Everest wirtschaftlich weitergeholfen.

Wir haben damals in Mayrhofen in

einer winzigen Wohnung gewohnt, auf 30

m2, meine Frau, mein Sohn Christian und ich.

Das war schon ziemlich beengt. Und plötzlich

kamen da Anfragen für Vorträge, das war in

dieser Form neu für mich. Hoppla, hab ich mir

da gedacht, daraus kann ich etwas machen …

… und hast dafür die Besteigung

weiterer Achttausender aufgegeben.

Klar, das hab ich ja müssen. Vor allem aus

finanziellen Gründen. Als Jugendlicher, frag

mich nicht warum, hatte ich immer Angst

vor der Altersarmut. Und plötzlich diese

Möglichkeit, gut bezahlte Vorträge über

meine Everest-Besteigung zu machen.

Das hat mir natürlich eine wirtschaftliche

Sicherheit gegeben, dafür hab ich gerne

auf andere Achttausender verzichtet.

Außerdem hatte ich einen kleinen Sohn,

eine kleine Familie zu versorgen. Bei Reinhold

war die Situation eine völlig andere,

darum konnte er weitere Expeditionen

unternehmen.

Wer hoch steigt, kann tief in sich blicken.

Was hast du dabei in dir gesehen?

Nach wie vor die unbändige Freude an der

Natur, am Bergsteigen, Skitouren, Klettern.

Diese Lust an der Bewegung wird

mich hoffentlich noch lange antreiben. Vor

allem hab ich wunderschöne Erinnerungen

an meine Bergfreunde, von denen

allerdings die meisten nicht mehr Leben.

Ich weiss nicht

mehr wer genau

das gesagt hat,

aber dieser Satz

stimmt einfach:

Die grÖsste Kunst

beim Bergsteigen

ist, dass man

gesund bleibt

und alt wird.

Eines deiner Markenzeichen war ja die

leichte Ausrüstung, die Schnelligkeit

am Berg. Wenn du heute die Bilder von

den Menschenmassen – etwa am Everest

– siehst, was denkst du dir dabei?

Ich schimpf jetzt nicht mehr laut darüber,

ich nehm´s bedauernd und leise zur Kenntnis.

Wir durften damals am Everest noch

ein goldenes Zeitalter erleben, auch mitgestalten.

Wir waren alleine am Berg unterwegs,

nur auf uns gestellt, hatten keine

Menschenmassen vor und hinter uns. Kein

Handy, keine verlässliche Wettervorhersage,

kein riesengroßes Sicherheitsnetz, keinen

Flaschensauerstoff.

Dafür die wirkliche Herausforderung mit der

Natur, mit dem Berg. Aber das waren eben

andere, völlig andere Zeiten.

Den Peter kenn ich schon ewig.

Ich hab ja bei ihm damals auch

den Bergführerkurs gemacht.

Auch danach haben wir uns

immer wieder getroffen. Er ist

ein ganz großer Bergsteiger, ein

Vorbild für viele. Nicht nur wegen

dem Everest ohne Sauerstoff.

Dass er auch heute noch so aktiv

in den Bergen unterwegs ist,

freut mich sehr.

Kurt Diemberger

© Privat


Der großartige Tiroler Bergsteiger

Hias Rebitsch – den auch Peter

sehr verehrt hat – sagte einmal:

„Es ist nicht schwer ein guter

Bergsteiger zu werden, aber sehr

schwer, ein alter Bergsteiger zu

sein!“ Peter hat es sich nicht

leicht gemacht, ein guter, ja einer

der besten Bergsteiger der Welt

zu werden. Aus seiner Zillertaler

Heimat hat er über den Horizont

hinausgeschaut und hat seinem

Ehrgeiz und seinem Willen seine

großartigen Erfolge zu verdanken.

Peter ist ein Mensch mit großem

Charisma, fröhlich und humorvoll.

Auf vielen gemeinsamen Touren –

und langen Abenden – konnte ich

das immer wieder erleben.

Wolfgang Nairz

© Privat

Mit Lukas Furtenbach mischt heute

ja auch ein Tiroler sehr erfolgreich

bei diesem Everest-Tourismus mit.

Für 200.000 € bietet er eine Privatführung

und höchsten Komfort an.

Ich weiß, ich kenne ihn auch. In 16 Tagen

auf den Everest. Das ist schon gut geplant

und organisiert. Alles durchgehend mit

Fixseilen versichert, die Touristen jümarn

sich da begleitet von Sherpas hinauf,

davor und dahinter viele andere Leute.

Es gibt doch die entsprechenden Fotos

von diesen Menschenschlangen. Ein

Bekannter von mir war erst vor wenigen

Wochen am Gipfel, beim Abstieg hat er

am Hillary Step von einem aufsteigenden

Bergsteiger einen ordentlichen Rempler

erhalten. Fast wäre er abgestürzt. So ist

das heute. Bei 200 Leuten am Gipfel–

tag. Aber was soll´s, ich kann das nicht

ändern.

das Leben ist einfach

lebenswert, auch im

fOrtgeschrittenen alter.

Mit David Lama hat dich viel verbunden.

Du warst sein Entdecker, sein

erster Förderer. Und am Ende ei–

ner jener, die die Trauerrede für ihn

gehalten haben.

Als ich von seinem Tod am Howse Peak in

Kanada erfahren habe, vor drei Jahren, bin

ich zum Weinen gekommen. Mit ihm sind

ja auch der Ötztaler Hansjörg Auer und

der Amerikaner Jess Rosskelley gestorben.

Alle drei ganz tolle Bergsteiger. Ein Foto

von David steht auf meinem Schreibtisch.

Nachdem seine Leiche von Bergrettern

geborgen wurde, schickte mir einer von

ihnen ein Ahornblatt aus dieser Gegend.

Das war für mich schon sehr berührend.

Ich hab David´s gesamten Werdegang verfolgt,

er gehörte fraglos zu den Großen.

Am 22. Juli wirst du 80, du bist fit und

gesund. Gibt es etwas, und ich meine

nicht nur Alpinistisches, was du noch

gerne machen würdest?

Ich versuche einfach jeden Tag zu genießen.

Die Triebfeder für alles ist einfach die

Freude an der Bewegung. Klettern schult die

Behändigkeit, das Hirn ist auch be schäftigt,

du musst sehr konzentriert sein. Beim Skitouren

wiederum freue ich mich über den

Rhythmus, über das langsame Höhersteigen,

bis zum höchsten Punkt.

Zur PersOn

Peter Habeler

Peter Habeler wurde am 22. Juli 1942

in Mayrhofen im Zillertal geboren. Sein

Vater starb, als er sechs Jahre alt war.

Bereits als Kind war er immer wieder in

den Zillertaler Alpen unterwegs. Er lernte

den Beruf des Glasmalers, legte 1965

als Jahrgangsbester die Bergführerprüfung

ab. Habeler gelangen spektakuläre,

unglaublich schnelle Touren in den Alpen,

in den amerikanischen Rocky Mountains,

im Himalaya. So durchstieg er etwa 1974

die Eiger Nordwand gemeinsam mit Reinhold

Messner in knapp neun Stunden.

1975 schaffte er, ebenfalls mit Messner,

die Besteigung des Achttausenders Hidden

Peak erstmals im Alpinstil. 1978 folg te

die erstmalige Besteigung des Everest ohne

Flaschensauerstoff. Danach er reichte er

noch die Gipfel der Achttausender Nanga

© Bob Carmichael

Alles Gute an einen herausragenden

Kletterer, der sich vor allem

über den Stil seiner Aufstiege definiert

hat. Auch dieser Stil trug

wesentlich zu deiner Reputation

bei, Peter. Dein Leben und deine

Erfolge als Bergsteiger zeigen

eindeutig die Kraft und den Willen,

auch die schwierigsten Ziele

erfolgreich zu erreichen.

Parbat (1985), Cho Oyu (1986) und Kangchendzönga

(1988). Zu seinen Seilpartnern

zählten unter anderem Sepp Mayerl, Hias

Rebitsch, Doug Scott, Marcel Rüedi, Carlos

Buhler, Michael Dacher oder Reinhold

Messner.

1970 war Habeler als Skilehrer in den

USA tätig. Von 1972 bis 1979 arbeitete

er als Ausbildungsreferent im Verband

Österreichischer Berg- und Skiführer,

1980 gründete er seine Skischule im Zillertal.

1995 lernte Habeler den damals

fünf jährigen David Lama im Zillertal kennen

und wurde sein erster großer Förderer.

Peter Habeler hat drei Söhne, Reinhold

(1970), Christian (1977), Alexander (1982)

und lebt mit seiner Lebensgefährtin Jutta

Wechselberger nach wie vor im Zillertal.

Peter ist eine leidenschaftliche,

weltoffene Persönlichkeit.

Unsere Gespräche waren immer

befruchtend und im Gegensatz

zu vielen anderen Leuten hatte

ich nie das Gefühl, das Themen

tabu waren. Unsere Stärken und

Schwächen, unsere Träume und

Ziele haben uns eng miteinander

verbunden. Wie etwa bei unserer

gemeinsamen Expedition am

Kangchendzönga. Uns getroffen

zu haben, gemeinsam klettern

zu dürfen, war für uns beide

Glück und Belohnung. Mein Leben

wurde in den Wochen, die ich mit

Peter verbracht habe, auf vielen

Ebenen bereichert.

Carlos Buhler

© Privat

Lynn Hill


76 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund

77

Football

macht Schule

Spätestens beim alljährlichen Superbowl zeigt sich,

dass auch in unseren Regionen American Football immer

beliebter wird; aber bei den meisten von uns bleibt

es dann doch beim Zuschauen. Nicht so bei den Swarco

Raiders Tirol, wo schon seit Jahren sehr erfolgreich

Football gespielt wird.

American Football

in Österreich

1984

Seit annähernd 40 Jahren wird

American Football auch in Österreich

gespielt.

64 Vereine

41 American Football und 23 Flag

Football Vereine gibt es mittlerweile

in ganz Österreich.

5.200 Athlet*innen

Über 5.200 Athlet*innen sind in

Vereinen aktiv. Tendenz steigend.

Die Begeisterung für diesen Sport fängt

schon bei den Kleinen an, weshalb die

Stadt Innsbruck, die Swarco Raiders Tirol

und die GemNova gemeinsam ein

Projekt auf die Beine gestellt haben, um

Schüler*innen einen Zugang zu dieser

beliebten Sportart zu ermöglichen.

„Wir möchten Kinder und Jugendliche

über die Schule hinaus für Bewegung

und Sport begeistern und ihnen das Kennenlernen

unterschiedlicher Sportarten

erleichtern“, erklärt die für Bildung und

Sport zuständige Innsbrucker Stadträtin

Elisabeth Mayr. GemNova-Geschäftsführer

Alois Rathgeb ergänzt: „Unsere

Freizeitpädagogen und - pädagoginnen

haben in den vergangenen Wochen an

den Innsbrucker Schulen das Thema

American Football aktiv angesprochen.

Im Rahmen der schulischen Freizeitbetreuung

haben auch schon einige Spieler

in den Schulen vorbeigeschaut, über

ihren Sport erzählt und sich mit den Kindern

ausgetauscht.“

Als Highlight für die interessierten Kinder

fand ein Probetraining gemeinsam mit den

Raiders statt: „Wir freuen uns, dass damit

die Tür zum American Football noch weiter

geöffnet wird, denn Nachwuchs ist die

Basis des Erfolgs und in der Raiders-Familie

immer herzlich willkommen“, unterstreicht

Claudia Nuener, Club-Managerin der

Swarco Raiders, die Freude über das gelungene

Projekt.

Fünffacher Europameister

Das österreichische Junioren-Nationalteam

konnte bereits fünfmal

den Europameistertitel holen.

Quelle: AFBÖ

ZUR AUTORIN

KATHRIN MALINA, DIPL. SOZ. PÄD.

Kathrin Malina arbeitet seit sechs Jahren bei der GemNova und ist

seit 2019 Teil des Bildungspool-Teams. Wenn sie sich nicht gerade

um die Koordination in Kufstein und Umgebung kümmert, trifft

man sie meistens irgendwo beim Berggehen mit ihrem Hund.

Große Freude bei den Kindern beim Probetraining

mit den Swarco Raiders im American

Football Zentrum Innsbruck. (© GemNova)

Kontakt: k.malina@gemnova.at


78 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund

79

G‘sund in Serfaus,

Fiss und Ladis

Die drei Gemeinden im Oberland sind tirolweit die ersten Kommunen, die

das Projekt „Gesunde Gemeinde“ seit dem Vorjahr Schritt für Schritt

umsetzen. Die ersten konkreten Ergebnisse liegen nun vor, weitere

Gemeinden stehen in den Startlöchern.

Ein kurzer Blick zurück: Vor über 30 Jahren

waren es Gemeinden in der Steiermark

und in Oberösterreich, welche die Idee der

„Gesunden Gemeinde“ aufgriffen und sie

über die Jahre mit Leben füllten. Die ersten

Arbeitskreise wurden gegründet, Inhalte

diskutiert, Schwerpunkte gesetzt und die

konkrete Umsetzung in die Wege geleitet.

Seit dem Vorjahr gibt es nun auch in Tirol

drei Gemeinden, die dem Weg der Steirer

und Oberösterreicher folgen: Fiss, Serfaus,

Ladis. Professionell begleitet werden sie

dabei von einer Arbeitsgemeinschaft, in

welcher der avomed (Arbeitskreis für Vorsorgemedizin

und Gesundheitsförderung),

der Verein Sicheres Tirol und die GemNova

ihre Expertise gebündelt zur Verfügung

stellen sowie den gesamten Prozess

organisieren und begleiten.

Die Kernidee der „Gesunden Gemeinde“

Konkrete Projekte zur Gesundheitsförderung

sollen dort umgesetzt werden,

wo die Bürger*innen leben, lieben und

arbeiten; also direkt in der Gemeinde.

Wichtig ist dabei: Vorschläge sollen nicht

von oben aufgesetzt, sondern von unten

gemeinsam erarbeitet werden.

„Das Konzept der ‚Gesunden Gemeinde‘

ist bewusst sehr weit gefasst. Gesundheit

bedeutet nicht nur die Abwesenheit von

Krankheit, sondern vor allem auch Wohlbefinden

und Lebensqualität. Das reicht

von einer gesunden Ernährung über aktive

Bewegung bis hin zu sozialer Teilhabe“,

erklärt Claudia Hackhofer vom Verein

Sicheres Tirol.

Bereits im Herbst des Vorjahres fanden

in Fiss, Serfaus und Ladis die ersten

Auftaktveranstaltungen statt. Dabei wurde

das Konzept der „Gesunden Gemeinde“

vorgestellt; im Anschluss daran wurden

gleich die ehrenamtlichen Arbeitskreise

gegründet. „Dabei ist es wichtig, dass die

Bürger*innen aktiv einbezogen werden und

Menschen aus verschiedensten Alters- und

Berufsgruppen vertreten sind“, so Brigitte

Mölschl vom avomed. In den einzelnen

Arbeitskreisen galt es zu erheben, was in

der jeweiligen Gemeinde rund um das Thema

Gesundheit tatsächlich gebraucht wird.

Doch wie sehen nun die ersten konkreten

Ergebnisse in diesen drei Tiroler Pilotgemeinden

aus, welche Ideen konnten mittlerweile

umgesetzt werden?

Serfaus

Die Bürgermeister von Serfaus, Fiss und

Ladis freuen sich über die Auszeichnung zur

„Gesunden Gemeinde“: Paul Greiter, Simon

Schwendinger und Hans Pittl

(© Gesunde Gemeinde Tirol)

Dominika Wachter aus Serfaus: „Wir sind

rund 15 Leute, die mit großer Begeisterung

dabei sind. Natürlich haben nicht immer

alle Zeit. Begonnen haben wir mit unserem

Generationencafé.“ Jeden ersten Dienstag

im Monat wird zu einem gemütlichen Beisammensein

ins Kulturzentrum des knapp

1.200 Menschen zählenden Dorfes geladen.

Ob gemeinsames Spielen, leidenschaftliches

Diskutieren, gegenseitiges Helfen –

verschiedenste Veranstaltungen sollen die

unterschiedlichsten Leute aus dem Dorf

anziehen. Im Rahmen des Generationencafés

wird auch die Idee eines Repair-

Cafès umgesetzt, bei dem gebrauchte

Gegenstände gemeinsam wieder aufpoliert

oder repartiert werden. Das kann beim

Fahrrad beginnen und beim Rasenmäher

oder dem Spielzeugauto enden.

Besonders zu erwähnen: Dieses Ge nerationencafé

steht allen offen; es wird

abwechselnd vom Kindergarten, dem

Jugendzentrum und der Volksschule organisiert.

„Allein das schon zeigt, wie breit

aufgestellt wir sind. Wir wollen einfach für

alle Leute in Serfaus ein interessantes und

abwechslungsreiches Programm bieten“,

so Wachter. Der zweite Schwerpunkt in

Serfaus ist eine Vortragsreihe, die sich um

die psychosoziale Gesundheit dreht. Ende

Juni war bereits ein Experte der Caritas zu

Gast im Kulturzentrum, weitere Vorträge

und Workshops sind vorgesehen.

Fiss

Großes Interesse zum Thema Gesundheit

gibt es auch in der 1.000-Einwohner*innen-Gemeinde

Fiss. Christian Kofler ist

dort eine von rund zehn Personen, die sich

besonders stark engagieren: „Wir haben

schon viele Ideen entwickelt, einige da ­

von auch umgesetzt. Doch das ist erst der

Anfang.“ So erhielten etwa die Fisser*innen

vor einigen Wochen die Möglichkeit,

Kräuter und Sträucher gemeinsam bei

einer Gärtnerei in Landeck zu bestellen

– direkte Abholung beim örtlichen Bauhof

inklusive. „Wir haben die Leute über

E-mail darauf aufmerksam gemacht; rund

zwanzig Haushalte haben dieses Angebot

angenommen. Nachdem es noch Nachbestellungen

gibt, wird eine zweite Runde

gedreht“, so Kofler.

Ebenfalls realisiert wurde ein Vortrag einer

Ernährungsexpertin aus Vorarlberg, die im

Kulturzentrum über gesunde Ernährung

informierte. Große Beachtung fanden

zudem die kindgerecht aufbe reiteten

Workshops an der Fisser Volks- und Mittelschule.

Wer die strahlenden Augen

der Kinder gesehen hat, weiß, dass die

Botschaft angekommen ist.

Ladis

Und in Ladis? Auch in dieser etwas über

500 Menschen zählenden Gemeinde

rauchen die Köpfe. Birgit Heiseler leitet die

entsprechende Arbeitsgruppe: „Wir sind

ein Team von rund zehn Personen aus den

unterschiedlichsten Bereichen und mit ganz

speziellen Interessen. Daraus entwickeln

wir nun gemeinsam Ideen.“ Seit 2019 wird

in Ladis an einem Dorfentwicklungsprojekt

gearbeitet, eine breit angelegte Umfrage

in der Bevölkerung wurde ebenfalls schon

gemacht; daran will das Team der „Gesunden

Gemeinde“ nun anschließen.

Und was steht da so alles zur Diskussion?

Eine Kräuterwanderung etwa, eine stärkere

Nutzung der Kneipp-Anlage, der Ausbau

der Fitnesswege oder die intensivere

Nutzung des Leweso-Cafés (Leweso steht

für le benswerte Sonnenterrasse). Birgit

Heiseler: „Mit überschaubarem Aufwand

können wir hier recht viel erreichen. Jetzt

geht es einfach darum, einige dieser Ideen

auch umzusetzen.“ Ach ja: An einer eigenen

Dorfzeitung für Ladis wird derzeit ebenfalls

gearbeitet – mit einem Sonderteil zum Thema

Gesundheit inklusive.

Weitere Gemeinden in den Startlöchern

Nach Fiss, Serfaus und Ladis bekunden

inzwischen einige weitere Gemeinden

in Tirol konkretes Interesse am Projekt

„Gesunde Gemeinde“. So werden etwa in

Kössen, Tarrenz oder Münster schon bald

die entsprechenden Auftaktveranstaltungen

stattfinden. In weiterer Folge sind Vernetzungstreffen

zwischen den teilnehmenden

Gemeinden geplant, Erfahrungen sollen

ausgetauscht, der eine oder andere Tipp

gegeben werden.

ZUR AUTORIN

ANGELA SEMRAJC, MA

Angela Semrajc koordiniert das Projekt

„Gesunde Gemeinde Tirol“ innerhalb

der GemNova. Darüber hinaus ist sie

verantwortlich für das Thema Gesundheit,

dem die GemNova seit 2021 einen

eigenen Unternehmensbereich widmet.

Kontakt:

a.semrajc@gesunde-gemeinde.tirol


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Wie den Medien zu entnehmen ist, steht

in Österreich die Elementarbildung mit all

ihren Herausforderungen aktuell im Fokus

– besonders in Bezug auf hohe pädagogische

Qualität zur Sicherstellung der

Chancengerechtigkeit von Kindern und

deren Familien. Vor diesem Hintergrund

haben sich Bund und Länder in einer neuen

15a-Vereinbarung darauf geeinigt, in den

kommenden fünf Jahren in die Erweiterung

eines bedarfsgerechten und qualitativ

hochwertigen Bildungs- und Betreuungsangebotes

zu investieren. Darunter fallen

neben dem Gratiskindergarten im letzten

verpflichtenden Kindergartenjahr und der

frühen sprachlichen Förderung auch der

Ausbau von Kindergartenplätzen sowie

Investitionen für Barrierefreiheit.

Im ersten Beitrag der dreiteiligen Reihe zum

Thema Chancengerechtigkeit haben wir

das Vielfaltsmerkmal Mehrsprachigkeit in

den Fokus genommen. Wir haben konkrete

Handlungsoptionen erörtert, wie Gemeinden

in ihrer Rolle als Drehscheibe aller örtlichen

Bildungs- und Sozialeinrichtungen bzw. aller

Vereine den Bildungsweg von Kindern sowie

ihr Familienumfeld positiv unterstützen können.

Der zweite Beitrag informiert zur Chancengerechtigkeit

in Bezug auf Barrierefreiheit

für Kinder und Jugendliche mit körperlichen

oder psychischen Beeinträchtigungen. Es

werden vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt,

wie inklusive Gemeinden die Teilhabe ALLER

Menschen in jeglichen Lebensbereichen fördern

können.

Chancengerechtigkeit

als

Chance für ALLe

Der Weg hin zu Bildungschancen führt über die BARRIEREFREIHEIT

– was Kinder und Familien brauchen und wie wir sie als Gemeinde in

ihrem Lebensumfeld begleiten können.

Die Vielschichtigkeit an Herausforderungen

im Kontext der Diversität erkennen

Auf Basis der bereits im ersten Beitrag

erwähnten tirolweiten Bürger*innen-Befragung

von 2020 konnten neben der Mehrsprachigkeit

und kulturellen Vielfalt auch in

Bezug auf die Bedarfe von Familien, Kindern

und Jugendlichen im Bereich Barrierefreiheit

und Teilhabemöglichkeiten qualitative

Daten erhoben werden, die auf aktuell herausfordernde

Lebenssituationen in Gemeinden

zurückzuführen sind. Jede Einrichtung,

die mit Kindern und Jugendlichen arbeitet,

egal, ob Bildungs-, Sozial- oder Freizeiteinrichtungen,

übernimmt automatisch einen

pädagogischen Auftrag. Zur Erfüllung dieses

Auftrags braucht es unterschiedliche

Qualitätskriterien, um ALLE Kinder und

Jugendlichen individuell fördern zu können.

Gemeinden sind daher laufend gefordert,

die eigenen Strukturen, Prozesse und insbesondere

das Bewusstsein für barrierefreie

Bildung, Betreuung oder Freizeitgestaltung

weiterzuentwickeln.

Was fehlt aus Sicht von Bürger*innen

bzw. Familien aktuell im Bereich Bildung,

Begleitung und Betreuung von Kindern und

Jugendlichen?

Vor dem Hintergrund der UN-Kinderrechtsund

UN-Behindertenrechtskonvention, des

Behindertengleichstellungsgesetzes und

anderer gesetzlicher Grundlagen betreffend

Barrierefreiheit darf es in keinem Alter zu

Diskriminierung aufgrund einer Behinderung

oder aufgrund von Lern- und Entwicklungserschwernissen

kommen. Barrierefreiheit

beginnt bei Verpflichtungen im Rahmen

baulicher Maßnahmen und endet bei einer

inklusiv gelebten Pädagogik in der Arbeit mit

Kindern und Jugendlichen. Barrierefreiheit ist

umfassend zu garantieren, das heißt, auch

Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung,

psychischen Einschränkungen usw. sind bei

der Umsetzung jeglicher Maßnahmen zu

berücksichtigen.

STRUKTURQUaLITäT

Barrierefreiheit im Kindergarten

für betroffene Kinder

oder Familienangehörige

PrOzessqualität

Inklusive Schule; Teilhabe am

Unterricht für ALLE

Orientierungs -

qualität

Bewusstsein in allen

Vereinen und Einrichtungen

für barrierefreie Angebote

Wenn die individuellen Bedürfnisse der

Familien in unseren Gemeinden nicht

rechtzeitig erkannt werden, besteht

das Risiko der fehlenden Teilhabe und

somit der Chancen-un-gleichheit für die

Betroffenen. Umgekehrt besteht die Chance

zu Barrierefreiheit und Teilhabe, wenn

Bedürfnisse rechtzeitig erkannt und aufgegriffen

werden. Gemeinden in ihrer Rolle

als Interessensvertreterinnen von Kindern,

Jugendlichen und Familien sowie als Brückenbauerinnen

haben die Aufgabe, sich dafür

einzusetzen, Beteiligungsprozesse unter

konkreter Einbindung aller Betroffenen zu

gestalten, um basierend auf den vorhandenen

Bedürfnissen und Bedarfen im unmittelbaren

Lebensumfeld der unterschiedlichen

Zielgruppen adäquate Rahmenbedingungen

und Angebote zu implementieren.

In den Tiroler Gemeinden und Gemeindeverbänden

wird das Bewusstsein in Bezug

auf Barrierefreiheit und Teilhabe ALLER Kinder

und Jugendlichen in jedem Bereich ihres

Lebens (=Inklusion) durch vielfältige Handlungskonzepte

gestärkt. Sie tragen zur gelingenden

Praxis bei. Wertvolle Erfahrungen und

Konzepte werden im Folgenden dargestellt,

um tirolweit allen Gemeinden die Möglichkeit

zu geben, zukunftsorientiert, regional

und überregional voneinander zu lernen; vor

allem dort, wo Inklusion und Barrierefreiheit

als Selbstverständnis noch nicht sichergestellt

ist.

Bewusstseinsbildung im Sinne der Chancengerechtigkeit

von Kindern und Jugendlichen

Um die Sensibilisierung hinsichtlich der

gesetzlich verankerten UN-Konventionen voranzutreiben

bzw. sukzessive in der Praxis

zu verankern, hat sich die Implementierung

von Enthinderungsbeauftragten oder Multiplikator*innen

als zielführend herauskristallisiert.

Mit ihrer Expertise unterstützen sie

die Gemeinden bzw. die Gemeindeverbände

bei der Entwicklung eines Aktionsplans zur

Schaffung von Teilhabemöglichkeiten im Ort.

Zur Gewährleistung, dass tatsächlich alle

Bedürfnisse und Bedarfe zum Thema Barrierefreiheit,

Selbstbestimmung und Teilhabe

von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen

Formen von Behinderung oder

Entwicklungerschwernissen berücksichtigt

werden, hat sich beispielsweise in Reutte

eine bezirksweite, vom Tiroler Monitoringausschuss

begleitete Befragung als hilfreich

erwiesen. Allgemein muss das Bewusstsein

für gelebte Inklusion auf die gesamte

Tourismusregion Tirol umgelegt und

durch entsprechende Angebote in der

Praxis sichtbar gemacht werden.

Bildungsbeteiligung für ALLE Kinder und

Jugendlichen

Als Alternative zu Sonderschulen, die zur

Segregation von Kindern mit sonderpädagogischem

Bedarf führen, wird beispielsweise in

der Marktgemeinde Reutte Inklusion in allen

Regelschulen vorangetrieben. Jedes Kind, egal

wie schwer seine*ihre Behinderung oder Entwicklungserschwernis

ist, kann somit mit

gesunden Kindern zur Schule gehen, was für

seine*ihre Entwicklung förderlich ist. Strukturqualität

für eine gelingende Inklusion in

der Schule oder am Arbeitsplatz kann beispielsweise

durch einen familienentlastenden

Dienst, Kinderassistenz, Schulassistenz für

den Unterricht, Nachmittagsbetreuung sowie

durch Lehrpersonal mit spezifischer Ausbildung

zur Inklusion gewährleistet werden.

Mehrwert durch das Netzwerk Gemeinde

Das Netzwerk „Gemeinde“ birgt viele Ressourcen,

die zielorientiert zum Einsatz kommen

können: In Zusammenarbeit mit Bildungs-,

Sozial-, Gesundheitseinrichtungen

und Vereinen können multisoziale Teams

etabliert werden. Sie setzen sich für betroffene

Familien, Kinder und Jugendliche ein, damit

barrierefreie Rahmenbedingungen geschaffen

werden und eine vollständige Teilhabe am

gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird. Bei

Neu- oder Umbauten kann unter Einbezug

der Expertise von Betroffenen sowie Inklusionsbeauftragten

die Barrierefreiheit in jeder

Hinsicht als Querschnittsmaterie mitgedacht

werden. Netzwerkarbeit über Gemeindegrenzen

hinweg birgt die Chance auf die Etablierung

von Regionalmanagements, welche z.

B. lokale Entwicklungsstrategien oder Finanzierungsmodelle

für Best-Practice-Beispiele

zu gelebter Inklusion erarbeiten und diese

anderen Regionen über eine digitale Austauschplattform

zur Verfügung stellen.

Gelebtes Ehrenamt als würdigender

Beitrag für den Zusammenhalt unserer

Gesellschaft

Das Ehrenamt als kostenfreies Mittel zur

Bewusstseinsbildung stellt in Tirol eine der

größten Ressourcen dar, wenn es um die

Unterstützung von Menschen und insbesondere

auch um die Förderung von Kindern und

Jugendlichen im Rahmen der Vereinsarbeit

geht. Gemeinwohlprojekte wie YoungStar

(GemNova), die bereits in der Vergangenheit

in Vorzeigeregionen wie dem Zillertal unter

Mitwirkung mehrerer Gemeinden umgesetzt

wurden, bergen mit einem durchdachten

Konzept das große Potential, auch im

Rahmen inklusiver Maßnahmen wirksam zu

sein. Es geht dabei darum, dass sich Jugendliche

in den Dienst von Kindern oder anderen

Jugendlichen mit Behinderung oder Entwicklungserschwernissen

stellen und ihnen mit

ihrer Unterstützung eine Teilhabe am gesellschaftlichen

Leben im Rahmen ihrer Freizeit

ermöglichen.

ZUR AUTORIN

MAG. NINA

REDLICH-ZIMMERMANN,

MA ECED

Nina Redlich-Zimmermann koordiniert

den Fachbereich Elementarbildung

im GemNova Bildungspool und steht

insbesondere für Fragen rund um das

Thema Kinder- und Sprachenrechte zur

Verfügung.

Kontakt:

n.redlich@gemnova.at


82 tirol.bildet

Wie heißt das

Zauberwort?

Der Begriff „Fachkräftemangel“

wird dieser Tage so inflationär

verwendet, dass man schon fast

von einem Modewort sprechen

könnte, aber nicht im Guten. Eher

als Anwärter auf das Problemwort

des Jahres – und das Problem ist

groß. Man liest sogar schon von

Betrieben, die aufgrund von Personalmangel

schließen müssen. Was

es jetzt braucht, sind aber nicht

Problemwörter, sondern Lösungswörter

oder noch besser Zauberwörter.

Jedes Jahr werden in der Fachkräfteverordnung

des Bundes Mangelberufe für die Beschäftigung

von ausländischen Fachkräften festgelegt.

Für das Jahr 2022 sind 66 Mangelberufe

bundesweit und weitere 20 tirolweit aufgelistet

– deutlich mehr als im Vorjahr. Der Fachkräftemangel

wird zunehmend zu einem großen,

gar bedrohlichen Problem für Unternehmen.

Wie Karlheinz Kopf, Generalsekretär der

Wirtschaftskammer Österreich, in einer

Presseaussendung erklärt, „bleibt der Ar beitsund

Fachkräftemangel die größte Herausforderung

für die heimische Wirtschaft“.

Wie kommt ein

Firmenkurs

zustande?

Handlungsbedarf bestehe in vielen Bereichen.

So müsse bei der Arbeitsmarktreform,

angekündigt für 2022, der Fokus auf der

schnellen Vermittlung der Arbeitslosen, der

Steigerung der Mobilität am Arbeitsmarkt

oder auf der Qualifizierung der Arbeitslosen

liegen. Bei auslän dischen Fachkräften seien

besonders mangelnde Deutschkenntnisse als

Vermittlungshemmnis durch ein ausreichendes

und passendes Angebot an Deutschkur sen

auszugleichen. Der Forderung nach „ausreichenden

Deutschkursen“ kann mit „mehr

Deutschkursen“ begegnet werden. Wie aber

können Deutschkurse zur Lösung des ar ­

beitsmarktpolitischen Problems des Fachkräftemangels

beitragen, also „passend“ sein?

Das Zauberwort: Berufsspezifische

Deutschkurse

Reguläre Deutschkurse können dem konkreten

Sprachbedarf am Arbeitsplatz nur selten ge ­

recht werden und können allein deshalb schon

kaum als passend bezeichnet werden. Diese

Kurse schließen meistens mit einer Prüfung ab,

weshalb der Schwerpunkt auf der Prüfungsvorbereitung

liegt. Der berufliche Alltag (Situationen

am Arbeitsplatz, konkreter Wortschatz, Dialekt,

usw.) wird höchstens verallgemeinert thematisiert.

Was braucht das

Unternehmen?

Bei einer Betriebsbesichtigung wird eine

Bedarfserhebung durchgeführt. Diese dient

dazu, das Unternehmen und den Fachwortschatz

kennenzulernen. Hier werden auch gemeinsam

konkrete Inhalte und Ziele definiert.

Im von der GemNova Akademie entwickelten

und mittlerweile ausgereiften wie erprobten

Konzept „Deutsch im Alltags- und Arbeitsleben

(DiA)“ steht der Arbeitsalltag im Mittelpunkt

des Kurskonzepts. Diese berufsspezifischen

Deutschkurse werden als offene Kurse für Ar ­

beitnehmer*innen, aber auch als vollindividualisierte

Firmenkurse (für ein oder auch mehrere

Unternehmen gemeinsam) angeboten.

Wie kommt ein Firmenkurs zustande?

Ziel ist es, einen möglichst maßgeschneiderten

Deutschkurs zu gestalten – zeitlich, örtlich und

inhaltlich angepasst an den jeweiligen Betrieb

und seine Mitarbeiter*innen. Die Kurskoordinatorinnen

der GemNova Akademie stimmen sich

dazu eng mit den Unternehmen ab.

Am Ende des Firmenkurses bekommen alle

Teilnehmer*innen ein Zertifikat, dass ihre Teilnahme

an dieser sprachbezogenen Weiterbildung

bestätigt. Sie haben damit nicht nur ein

wertvolles Papier in der Hand. Indem Unternehmen

ihre Mitarbeiter*innen weiterbilden, zeigen

sie ihnen gegenüber Wertschätzung und Vertrauen

und stellen eine vertiefte Bindung her.

Firmendeutschkurse können somit nicht nur

das Vermittlungshemmnis reduzieren, sondern

auch das „Haltepotenzial“ erhöhen.

Was braucht das

Personal?

Es ist wichtig zu wissen, auf welchem

Sprachniveau sich die einzelnen Mitarbeiter*innen

befinden, weshalb die Deutschtrainer*innen

sie in einem standardisierten

Verfahren einstufen. Je nach Ergebnis können

mehrere Gruppen gebildet (z. B. eine Gruppe

für Anfänger*innen, eine für Fortgeschrittene)

oder Formen der Binnendifferenzierung

erarbeitet werden.

Wann findet der

Kurs statt?

Ganz einfach: Das jeweilige Unternehmen legt

die Kurszeiten fest. Je nach Dienstzeiten können

auch Parallelkurse (vor- und nachmittags)

oder Kurse mit an Wechselschichtzeiten angepassten

(sich wöchentlich ändernden) Kurszeiten

organisiert werden.

Was passiert

im Kurs?

Auf Grundlage der Bedarfserhebung

und der Einstufung werden

Unterrichtsmaterialien erstellt.

Die Übungen und Aufgaben

haben den Schwerpunkt auf der

mündlichen Kommunikation.

Die Mitarbeiter*innen erproben

mittels situationsbezogener

Übungen das Sprechen.

Welche

Förderungen

gibt es?

Es wird umfassende

Beratung und Unterstützung

bei der Beantragung

von Förderungen für Firmensprachkurse

geboten.

Wo findet der

Kurs statt?

Der Kurs kann direkt

im Betrieb oder in

betriebsnah gelegenen

Räumlichkeiten stattfinden.

Die GemNova Akademie

unterstützt auch

gerne bei der Organisation

eines passenden

Kursraums.

FAQs zu Firmendeutschkursen

• Die gemeinsame Unterrichtssprache

ist immer Deutsch – es

können also Personen aus verschiedensten

Herkunftsländern

teilnehmen.

• Es werden in den Kursen auch

Dialektausdrücke gelernt und

geübt, damit sich die Fachkräfte

bestmöglich in Tirol zurechtfinden.

• Die Übungen können so differenziert

werden, dass Personen

aus unterschiedlichen Abteilungen

am selben Kurs teilnehmen

können.

• Die Übungen können so differenziert

werden, dass Personen

mit unterschiedlich hohen

Sprachkompetenzen am selben

Kurs teilnehmen können.

ZUR AUTORIN

ÁGNES SCHIN, MA

Ágnes Schin ist Gymnasiallehrerin

für Geschichte, DaF-Lehrerin und

ausgebildete Mentaltrainerin. Für interessierte

Unternehmen steht sie als

Ansprechpartnerin für Deutschkurse

zur Verfügung.

Kontakt:

a.schin@gemnova.at


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85

Israa, Antonio

und Marlene

An Tirols Pflichtschulen steigt der Bedarf an Freizeitpädagog*innen und Schulassistent*innen massiv

an. Doch was macht man in diesem Beruf eigentlich, wie sieht die Arbeit mit den Schüler*innen

konkret aus? Wir haben mit drei Fachkräften – allesamt bei der GemNova beschäftigt – gesprochen;

sie geben uns Einblicke in ihr Leben, erzählen uns von ihrer tagtäglichen Arbeit.

VON REINHOLD OBLAK

Geboren bin ich, Israa Ali, in Zams, aber aufgewachsen

bin ich in Kairo, also in Ägypten.

Mein Vater lebt schon seit über 36 Jahren

hier in Tirol, ich selbst bin erst 2012 nach

Innsbruck übersiedelt. Hier in Österreich

gibt es einfach viel mehr Möglichkeiten auf

eine bessere Zukunft. Zuerst habe ich in

Innsbruck als Verkäuferin gearbeitet, in

einer Bäckerei. Das war nicht immer

ganz leicht, weil ich aufgrund meines

Glaubens ein Kopftuch trage. Da hat

es dann immer wieder die eine oder

andere dumme Bemerkung gegeben,

ja, ich wurde auch diskriminiert. Das

tut weh, sehr weh. Aber mein Kopftuch

würde ich für nichts auf der

Welt abnehmen.

Mittlerweile arbeite ich halbtags

als Freizeitpädagogin in der Volksschule

Altwilten und in der Mittelschule

Leopoldstraße in Innsbruck.

Ich betreue bis zu 19 Kinder. Das ist

eine kunterbunte Klasse, die Kinder

kommen aus unterschiedlichen Ländern,

etwa aus Serbien, Syrien, der

Türkei. Natürlich sprechen wir hier

nur Deutsch, spielen sehr viel. Ich

versuche, mit den Kindern das

Israa Ali

zu machen, was ihnen gefällt, was sie interessiert;

backen oder kochen in der Küche

oder etwas basteln. Meist sind wir aber

im Freien, zum Beispiel am Tivoli, wo wir

unseren Bewegungsdrang ausleben können.

Da wird getanzt, gespielt, getollt, gelacht.

Einmal hab ich mit den Kindern so eine Vorstellungsrunde

gemacht: Wer bin ich, woher

komme ich, was mag ich? Da geht es auch

darum, Selbstbewusstsein zu zeigen, zu sich

zu stehen. Das hat uns allen total gefallen,

die Kinder haben sich unglaublich gefreut

darüber. Das freut dann auch mich sehr.

Mir selbst ist Bildung, Ausbildung sehr

wichtig. Die Matura hab ich noch in Ägypten

gemacht. Hier in Tirol hab ich erst im März

einen Kurs für Office Management abgeschlossen.

Außerdem bin ich Fachdolmetscherin

für Arabisch-Deutsch. Meinen jetzigen

Mann Ali hab ich in Kairo kennengelernt,

vor vier Jahren ist er dann wegen mir nach

Innsbruck gezogen. Im Oktober werde ich

26, Deutsch spreche ich fast genauso gut

wie Arabisch. Ich höre gerne orientalische

Musik, lese arabische Romane, schaue mir

englische und deutsche Filme an.

Antonio

Arocha Gonzales

Wie du an meinem Namen siehst, komme

ich aus Spanien. Genau genommen aus

Cadiz, in der Region Andalusien. Eine

wirklich sehr schöne Gegend. Mit 30 bin ich

nach Innsbruck gezogen, mittlerweile lebe

ich schon über zwölf Jahre hier. Anfangs

wollte ich nur Deutsch lernen, dann hab

ich hier in Tirol auch zu arbeiten begonnen.

Ich habe unter anderem am Stubaier

Gletscher gearbeitet, bei Speditionen, im

Sales-Bereich – vor allem im Büro.

Seit September des Vorjahres arbeite ich

Vollzeit bei der GemNova. Vormittags als

Schulassistent, nachmittags als Freizeitpädagoge.

Immer in einer anderen Volksschule.

Ich bin „Springer“, das heißt, wenn

jemand plötzlich erkrankt, springe ich ein.

Da klingelt dann um sieben Uhr in der

Früh das Telefon und es heißt: Du, Antonio,

kannst du bitte an diese oder jene Schule

gehen, dich bei der Direktorin melden

und mit dem Lehrer sprechen? Natürlich

werden sie schon vorher infor miert, dass

ich komme. Außerdem habe ich auch eine

Stammschule, die Volksschule Hötting

West.

„Ich versuche mit

den Kindern zu

machen, was ihnen

gefällt.“

Als Schulassistent betreue ich vormittags

immer ein einzelnes Kind mit erhöhtem

Unterstützungsbedarf. Das Wichtigste dabei

ist, eine persönliche Ebene zum Kind aufzubauen,

Vertrauen zu schaffen, unterstützend und

helfend tätig zu sein. Natürlich reagiert jedes

einzelne Kind unterschiedlich: Es gibt lebhafte

und ganz ruhige Kinder, das eine spricht, das

andere schweigt. Dann die Frage, woher kommt

das Kind, mit welcher Muttersprache, welcher

Kultur ist es aufgewachsen?

Oftmals reicht es, einfach neben diesem Kind

zu sitzen, Wärme und Zuneigung auszustrahlen.

Dann kommt es aber auch vor, dass sich drei

Schüler*innen mit ihren drei Schulassistent*innen

in einen eigenen Raum zurückziehen, um

dort gemeinsam etwas zu lesen. Dann gibt es

Schulen, Klassen, in denen zweisprachig unterrichtet

wird. In der Volksschule Saggen etwa

Englisch und Deutsch, in Altwilten und Innere

Stadt etwa Italienisch und Deutsch. Das ist

dann gleich eine noch größere Herausforderung,

macht mir aber sehr großen Spaß. Seit September

war ich an 13 verschiedenen Volksschulen

im Einsatz, da ist Abwechslung garantiert.

Und ja, jede Schule ist eine eigene Welt.

„Jede Schule

ist eine eigene

Welt. Darauf

gilt es sich

einzustellen.“


86 tirol.bildet

Marlene Froidl

Ich bin Teil des Koordinationsteams der

GemNova. Die gegenseitige Hilfe wird da

ganz, ganz groß geschrieben. Wir sind

zehn Koordinator*innen, betreuen insgesamt

rund 500 Kolleg*innen. Also all jene,

die als Freizeitpädagog*innen oder als

Schulassistent*innen für die Gemeinden,

für die Pflichtschulen im Einsatz sind. Bei

uns gilt wirklich, dass die gesamte Kette

nur so stark ist, wie das schwächste

Glied. Und wir sind stark, wirklich stark.

Ich selbst habe bei der GemNova schon

2017 begonnen. Damals noch als Schulassistentin

und Freizeitpädagogin. Ich

war also an den Schulen, habe mit den

Kindern tagtäglich gearbeitet, kenne

die unterschiedlichsten Situationen aus

eigener Erfahrung. Dadurch weiß ich sehr

genau, wo der Schuh drückt, welche Herausforderungen

es gibt. Seit fast zwei

Jahren bin ich jetzt als Koordinatorin tätig,

organisiere, berate, teile ein. In dieser

Funktion bin ich für rund 40 Personen

zuständig, vor allem im Oberland und im

Unterland.

Meine ersten Ansprechpartner sind die

Gemeinden, meist die Bürgermeister*innen

und die Amtsleiter*innen. Diese

melden mir ihren Bedarf, das heißt, wie

viele Freizeitpädagog*innen, wie viele

Schulassistent*innen an den jeweiligen

Schulen ihrer Gemeinde benötigt werden.

Dann beginnt bei uns die Personalsuche.

Entweder greifen wir auf Leute aus

unserem Pool an Bewerber*innen zurück

oder wir schreiben gewisse Stellen neu

aus.

Der nächste Schritt: Ich führe mit den Bewerber*innen

das Erstgespräch, beantworte Fragen,

informiere über die Aufgaben. Wenn das

passt, stellen wir den Kontakt zur Schulleitung,

also zur Direktion her. Wenn die Kandidat*innen

dann an den Schulen ihren Einsatz

beginnen sollen, werden sie bei der GemNova

angestellt . Na ja, und dann geht die eigentliche

Arbeit für die Schulassistent*innen und

Freizeitpädagog*innen erst richtig los.

Mein Job dabei: Ich sorge für die jeweilige Einteilung

an den Schulen, organisiere kurzfristig

Krankenstands- und Ausfallvertretungen.

Dabei kann es ziemlich dynamisch zugehen,

mitunter auch super stressig. Flexibilität und

Spontaneität stehen da schon ganz oben.

Unsere Kolleg*innen erhalten unbefristete

Dienstverträge, allerdings mit dem Zusatz,

dass der Arbeitsort von Jahr zu Jahr wechseln

kann – je nach Bedarf, aber das ist ja klar. Die

Nachfrage nach Betreuer*innen an Schulen

hat in den vergangenen Jahren stark

zugenommen. Wir haben mittlerweile eine

gute Reputation, über die Mundpropaganda

werden wir stark nachgefragt. So etwas freut

uns natürlich, auch weil es eine Anerkennung

unserer Arbeit ist.

Noch zu meiner Person: Ich komme aus

Innsbruck, habe hier 2016 mein Pädagogikstudium

abgeschlossen. Meine Tochter ist

bereits erwachsen, somit kann ich meine

Hobbies intensiv ausleben. Ich bin ein geselliger

Mensch, auch sehr naturverbunden, bin

gerne mit dem Bike unterwegs, im Winter

auch mit Tourenski. Außerdem reise ich sehr

gerne, am liebsten mit unserem Bus.

„Wir sind ein

starkes Team und

helfen uns gerne

gegenseitig.“

Wasser-Serv ces für Gemeinden

Wasser ist ein kostbares Gut, die Trinkwasserversorgung eine unserer wichtigsten Aufgaben. Um die hohe Qualität von Wasser dauerhaft sicherzustellen

sowie das Leitungsnetz laufend instand zu halten bzw. zu erweitern, bietet die IKB folgende Dienstleistungen für Gemeinden an:

Erkennung von Wasserverlusten

Bereits ein kleines Wasserleck von einem Liter pro Sekunde verursacht

einen Wasserverlust von rund 31.000 Kubikmetern pro Jahr.

Sofern das Leck unerkannt bleibt, geht beim aktuellen Wasserpreis

Trinkwasser im Wert von 30.000 Euro sprichwörtlich den

Bach hinunter. Mit der innovativen Wasserverlustanalyse lassen

sich Wasserlecks im Rohrnetz in sehr kurzer Zeit feststellen. Durch

den Einsatz digitaler Geräuschpegellogger kann man Leckbereiche

besser und schneller eingrenzen, Wasserverluste minimieren

und Kosten sparen. Planung, Installation, Durchführung und digitale

Auswertung erfolgen durch die IKB.

Reinigung und Desinfektion

In Trinkwasserbehältern und Quellfassungen lagern sich über

die Jahre häufig Kalk, Sand und Korrosionsschichten ab, die die

Wasserqualität beeinträchtigen. Mit der Reinigung und Desinfektion

von Speicherbehältern und Quellfassungen sorgen wir

dafür, dass im Sinne einer gesicherten Trinkwasserversorgung der

Zustand von Trinkwasseranlagen hygienisch einwandfrei ist. Wir

beseitigen Ablagerungen und Einträge nachhaltig und erhöhen die

Lebensdauer der Anlage somit deutlich.

Unsere Leistungen

Leitungs- bzw. Leckortung

Rund 10 Prozent der ins Rohrnetz eingespeisten Wassermenge

gehen verloren. Die punktgenaue Ortung von erdverlegten

Leitungen sowie vorhandenen Leckstellen bei allen gängigen

Wasserleitungsmaterialien ist Voraussetzung für deren rasche und

effiziente Behebung. Als kommunales Dienstleistungsunternehmen

sind wir da, wenn für das Wasserleitungsnetz rasche Verfügbarkeit

und eine hohe Problemlösungskompetenz erforderlich ist. Der Aufgrabungsbereich

wird von uns vor Ort markiert und abschließend

wird ein digitales Messprotokoll übergeben.

Kamera-Inspektion von Quellen

Eine schnelle Identifikation der Ursache von Mängeln in Quellfassungsanlagen

und deren gezielte Beseitigung sind entscheidend

für die Erhöhung der Lebensdauer unserer Wasserquellen. Rückgänge

von Quellschüttungen sowie Sand und sonstige Einträge im

Trinkwasser müssen dringend analysiert werden. Mit einer trinkwassertauglichen

Spezialkamera können wir Quellfassungen inspizieren

und die Ursachen für Veränderungen in der Wasserqualität

sowie für Schüttungsrückgänge feststellen. Zudem können wir den

örtlichen Verlauf von Quellästen exakt erfassen und somit eine einwandfreie

Trinkwasserversorgung in der Gemeinde sicherstellen.

• Bereitschaftsdienst rund um die Uhr,

an 365 Tagen im Jahr für Sie erreichbar

• Ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis

• Rasche Verfügbarkeit unseres Fachpersonals

• IKB als regionale Partnerin vor Ort

IKB Kontakt

Innsbrucker Kommunalbetriebe AG

Geschäftsbereich Wasser

0512 502-7411

wasser@ikb.at


88 tirol.bildet

tirol.bildet

89

FERIEN MIT DER GEMNOVA

Osterferien. Sommerferien. Herbstferien. Weihnachtsferien. Semesterferien. Im Laufe eines Schuljahres

gibt es für Kinder viele Möglichkeiten, an Ferienbetreuungen teilzunehmen, die von der

GemNova im Auftrag der Gemeinden organisiert und durchgeführt werden.

Eine aktuelle Bestandsaufnahme aus Kufstein.

haben nebenbei einiges zur Arbeit von

Glasmacher*innen erfahren. Ebenfalls

ein wichtiger Aspekt: Den Kindern soll

der persönliche Kontakt mit Kufsteiner

Maler*innen, Künstler*innen, Schriftsteller*innen

oder Sportvereinen ermöglicht

werden.

„Kinder sind so vielseitig interessiert. Wir

wollen ihre Kompetenzen fördern und stärken,

ihnen auch die Augen für Neues öffnen,

Mut und Vertrauen vermitteln. Darum bieten

wir diese Kombination aus Bewegung, Spaß

und Kreativität an“, erklärt Christiane Mayer.

Ganz in diesem Sinne zeigten etwa die beiden

Coaches des Eishockeyclubs „Kufstein

Dragons“, wie man sich am Eis richtig be ­

wegt. Und nachdem die Kinder anschließend

recht hungrig waren, gab es gleich ein gutes

Mittagessen in der Eisarena. Ebenfalls am

Programm: ein Basketball-Schnupperkurs

bei den „Pirlo Kufstein Towers“, einige Tanzeinheiten

bei fit4all und ein kleiner Malkurs

bei der Künstlerin Martina Stöckl.

Worauf die Diplom-Sozialpädagogin der

GemNova ebenfalls sehr großen Wert legt,

ist das soziale Miteinander: „Wie reden wir

miteinander, wie gehen wir miteinander

um, wie können wir uns gegenseitig unterstützen,

uns helfen? Das sind alles Punkte,

die natürlich auch in unser Programm einfließen.“

Übrigens: Derzeit basteln Mayer

und ihr Team gerade am Programm

für die Sommerferien in Kufstein. Was

dabei alles auf die Kinder wartet, wird

noch nicht verraten.

Die Gemeinde – Lebensmittelpunkt der

Familien

Heutzutage ist es nicht mehr für alle

Familien möglich, dass ein Elternteil bei

den Kindern zu Hause bleibt. Daher wird

der Ruf nach einer ganzjährigen Kinderbetreuung

immer lauter und stellt

auch Gemeinden vor Herausforderungen.

Daher unterstützt die GemNova mit

dem Verein GEMeinsam Ferien Gemeinden

dabei, eine Kinderbetreuung in den

Schulferien zu organisieren. Was für Sandra

Wimmer, Projektkoordinatorin von

GEMeinsam Ferien, in diesem Zusammenhang

sehr wichtig ist, ist die hohe

Flexibilität: „Jede Gemeinde ist einzigartig.

Deshalb gibt es auch kein Produkt,

das jeder Gemeinde übergestülpt

werden kann. Entsprechend bekommt

jede Gemeinde ein für sie maßgeschneidertes

Angebot der Ferienbetreuung.“

Diese Flexibilität für die Gemeinden

basiert darauf, dass entweder einzelne

Module wie das Personalmanagement

gebucht werden können oder ein Rundum-sorglos-Paket,

bei welchem von der

Anmeldung, Planung und Durchführung

des pädagogischen Programmes über die

Förderberatung oder Vertretungsorganisation

im Krankheitsfall bis hin zur finalen

Abrechnung alles übernommen wird.

Ziel ist es, gemeinsam mit den Gemeinden

eine lokale, preiswerte und qualitativ

hochwertige Betreuung zur Verbesserung

der Vereinbarkeit von Beruf und

Familie anzubieten. Mit dem Angebot

einer pädagogisch wertvollen Betreuung

setzt die Gemeinde ein wichtiges Zeichen

und gewinnt an Familienfreundlichkeit.

GEMeinsam Ferien erleben in Gemeinden

– dem Lebensmittelpunkt der Familien.

ZUR AUTORIN

NATHALIE PEDEVILLA, BA

Nathalie Pedevilla ist seit 2019 Freizeitbetreuerin.

Die 25-jährige Psychologie-Studentin

ist seit den Weihnachtsferien

als Betreuerin im Rahmen des

Ferienexpress in Kufstein tätig.

Christiane Mayer ist seit rund drei Jahren

bei der GemNova tätig. Aufgewachsen in

Hopfgarten im Brixental beschäftigt sich

die Diplom-Sozialpädagogin derzeit vor

allem mit der Organisation der Ferienbetreuung

in Kufstein, besser gesagt,

mit dem Ferienexpress. Allein in den

Weihnachts-, Semester- und Osterferien

wurden in Kufstein bisher stolze 763

Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren

betreut.

„Es ist uns gelungen, ein wirklich

abwechslungsreiches, interessantes, für

die Kinder höchst spannendes Programm

zu erstellen. Das Interesse war dementsprechend

groß; in den Weihnachtsferien

haben knapp 230 Kinder, in den

Semesterferien sogar fast 380 Kinder

teilgenommen. Anmeldungen waren und

sind kurzfristig möglich. Das verlangt

natürlich Improvisationstalent“, erklärt

Mayer lächelnd.

Dass der Ferienexpress in Kufstein dermaßen

gut angenommen wird, hängt

natürlich auch mit dem breiten Angebot

für die Kinder zusammen. „Das Team der

GemNova leistet hier wirklich tolle Arbeit

und der Erfolg gibt uns allen Recht“, freut

sich die Kufsteiner Vizebürgermeisterin

und Initiatorin des Projekts, Brigitta Klein.

Worauf sie besonders stolz ist: Die Ferienbetreuung

beginnt bereits um 6:45

Uhr und endet erst um 17:00 Uhr. Damit

komme man arbeitenden Müttern und

Vätern bewusst sehr entgegen.

Lerne deine Stadt kennen

Unter dem Motto „Lerne deine Stadt

kennen“ wird den Schulkindern „ihr“

Kufstein Schritt für Schritt nähergebracht.

So wanderten beim letzten

Ferienexpress die Kinder gemütlich

am Inn entlang nach Ebbs, um eine

Gärtnerei zu besichtigen. Beim Besuch

von Riedel-Glas konnten die Kinder die

spektakuläre Glashütte bestaunen und

Glückliche Kinder beim Ferienexpress in Kufstein. Da wird

gespielt, gesungen, gelacht. Betreuerin Magdalena Anker (links),

Organisatorin Christiane Mayer (Mitte), Betreuerin Nathalie

Pedevilla (rechts) (© Jungmann-Standortmarketing Kufstein)

Hier geht‘s zum Video


90 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig

91

Willkommen in

Tirol

der Stift

lesen

das Heft

gelb

rot

das Schulfach

der Stundenplan

Thaur hat als eine der ersten Gemeinden in Tirol von der Ukraine geflüchtete

Frauen und Kinder aufgenommen. Vom Bürgermeister bis hin zu den einzelnen

Dorfbewohner*innen haben alle engagiert zusammengearbeitet, um den ankommenden

Menschen einen möglichst guten Start in der Gemeinschaft zu bieten.

VON NATALIE NAGL

Die Kinder der Volksschule Kramsach

haben fleißig gesammelt und gebastelt.

(© GemNova)

blau

schreiben

grün

Wie der Thaurer Bürgermeister Christoph

Walser im Interview erklärt (siehe

QR-Code), hat Thaur schon sehr lange

eine Beziehung zu ukrainischen Fa milien

im Ort. Viele Männer arbeiteten

bis Kriegsbeginn als Erntehelfer in der

Gemeinde. Als die Männer den militärischen

Dienst antreten mussten,

haben die ansässigen Landwirte und

Landwirtinnen die Aktion gestartet, die

Frauen und Kinder ihrer Erntehelfer nach

Tirol zu holen. Für die ankommenden

Menschen wurde gespendet, gesammelt,

es wurden Unterkünfte, Schul- und Kindergartenplätze

oder auch Deutschkurse

organisiert – und das alles in Rekordzeit.

Was Rekordzeit bedeutet, lässt sich gut

am Beispiel der Deutschkurse zeigen.

zwei

Interview mit Bürgermeister

Christoph Walser aus Thaur

Dienstag

drei

der Zug

das Gemeindeamt

Mittwoch

eins

der Kindergarten

der Meldezettel

Montag

Ad-hoc-Deutschkurse

Eine der ersten und wichtigsten Maßnahmen

für Bürgermeister Christoph Walser

war die Organisation von Deutschkursen

für die ukrainischen Kinder und Jugendlichen,

damit sie so schnell wie möglich

in der Schule und im Kindergarten integriert

werden können. So bekam die

GemNova Akademie an einem Montag

Anfang März eine Nachricht vom Thaurer

Amtsleiter Wolfgang Winkler mit der

Bitte um schnellstmögliche Organisation

von Deutschkursen für die kommenden

zwei Wochen. Gesagt. Getan. Keine 24

Stunden später, am Dienstag, fanden sich

Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 20

Jahren sowie die Deutschtrainer*innen der

GemNova Akademie in den Räumlichkeiten

des Radfahrvereins Thaur ein, um den

organisatorischen Rahmen abzustecken,

sich kennenzulernen und um bereits erste

deutsche Wörter zu lernen. Wenige Zeit

später wurde zudem ein Deutschkurs an

mehreren Samstagen für ca. 40 ukrainische

Frauen organisiert. Ziel dieser Kurse

war es, die geflüchteten Personen sprachlich

zu unterstützen, damit sie sich in

Tirol bestmöglich zurechtfinden und einleben

können. Dementsprechend lag der

Fokus auf der Vermittlung von Begriffen

und Redemitteln, die in der Schule, beim

Einkaufen, in Kontakt mit Behörden, beim

Arzt und ganz allgemein im Alltag wichtig

sind.

Mit vollem Einsatz dabei – die

Deutschtrainer*innen der GemNova

Akademie (© GemNova)

der Supermarkt

der Bus

der Arzt

Unterstützung für die Kleinsten

Sehr schnell reagieren musste man auch

im Kindergarten Thaur, wie die Leiterin

Simone Stebegg erzählt: „In den Kindergarten

Thaur zogen in den letzten Wochen

24 ukrainische Flüchtlingskinder ein. Teilungsräume

und Vereinsräume wurden zu

Räumen der Begegnung umgestaltet. Die

Hilfsbereitschaft war groß. So hatten wir

nicht nur das Glück einen Raum anbieten

zu können, sondern auch Menschen,

welche die Kinder in dieser schweren Zeit

abholen und begleiten konnten. In guter

Zusammenarbeit mit der GemNova

und mit Unterstützung von zwei pensionierten

Kindergartenpädagoginnen und

russisch sprechenden Frauen hatten wir

die Möglichkeit, für die Kinder einen Ort

des Ankommens, des Kennenlernens und

des Friedens zu schaffen.“

Natürlich ist es wichtig, den administrativen

und organisatorischen Rahmen für

die Betreuung der Kinder zu schaffen,

aber die Herausforderungen auf emotionaler

Ebene dürfen dabei nicht vergessen

werden, wie Stebegg ergänzt:

„Trauer, Sorge, Angst und Frustration

waren deutlich spürbar. Auch wir hatten

Sorge, dieser neuen Situation nicht

gewachsen zu sein. Rückblickend ist

es uns aber sehr gut gelungen, die Kinder

täglich abzuholen und zu unterstützen.

Die Kinder fühlen sich wohl und besuchen

sehr gerne ihre Gruppe.“

Eine ganz besondere Willkommensgeste

kam von den Schüler*innen der Volksschule

Kramsach. Sie haben bei ihrem

Bücher-Flohmarkt Spenden für geflüchtete

ukrainische Familien in Tirol gesammelt

und Sorgenpüppchen gebastelt. Ein Teil

der Spenden in Form von Gutscheinen

und ein paar Sorgenpüppchen erreichten

auch die Kindergartenkinder in Thaur. „In

der Gemeinschaft wurden die Sorgenpüppchen

den Kindern übergeben. Dabei

wurde nicht nur die Freude sichtbar, die

Püppchen gaben ihnen auch die Möglichkeit

mit Ängsten und Sorgen umzugehen“,

so Stebegg.

Willkommenskultur wird in Thaur also

großgeschrieben. Ohne dem Engagement

des Bürgermeisters und der Gemeindebediensteten

(vom Amtsleiter bis zur Kindergartenleiterin),

der örtlichen Vereine und

speziell der Bürger*innen, die mit Sachund

Geldspenden unterstützt haben, wäre

es für die Menschen aus der Ukraine kein

halb so guter Start hier in Tirol gewesen.

Große Freude über die Sorgenpüppchen

bei den ukrainischen

Kindern (© Kindergarten Thaur)


92 GemNova.Menschen

Oula Aldaly hat in Innsbruck eine neue

Heimat gefunden. Ihre Flucht vor dem

Bürgerkrieg in Syrien ist Vergangenheit,

Tirol und ihre beiden Kinder die Zukunft.

(© GemNova)

GemNova.Menschen

93

„Darüber möchte ich

eigentlich nicht reden.“

2015 flüchteten hunderttausende Menschen vor dem Bürgerkrieg in Syrien.

Oula Aldaly war eine von ihnen. Heute lebt sie mit ihren beiden Kindern in Innsbruck

und arbeitet als Freizeitpädagogin und Schulassistentin. Hier ist ihre Geschichte.

„Eigentlich möchte ich über all das nicht

mehr reden. In Syrien passieren noch

immer ganz schreckliche Dinge. So viele

Tote, so viel Blut, Elend und Leid. Wenn

ich jetzt die furchtbaren Bilder aus der

Ukraine sehe, kommt das alles wieder

hoch. Ich bin dankbar und glücklich,

dass mir die Flucht vor dem Bürgerkrieg

geglückt ist, dass ich heute hier in Tirol

leben und arbeiten darf.“ Wenn Oula Sätze

wie diese spricht, wird ihre Stimme ganz

leise. Ihr Blick ist nicht mehr auf mich

ge richtet, geht vielmehr in ihr Inneres.

VON REINHOLD OBLAK

Und dann entstehen diese Pausen, in

denen niemand mehr etwas sagt.

Im Oktober 1984 wird Oula in Da maskus,

der Hauptstadt Syriens, geboren. Auch

damals schon gab es im Land immer wieder

Aufstände und Proteste, 1982 etwa das

Massaker von Hama, bei dem tausende

Zivilpersonen starben. Der damalige

syrische Präsident Hafiz-al-Assad baute

seine Machtposition aus, es folg te eine

umfangreiche Verhaftungswelle. In diesem

Umfeld wächst Oula in einer kleinen

durchaus privilegierten Familie auf, der

Vater arbeitet als Hilfs-Ingenieur, die Mutter

als Lehrerin.

„Ich hatte die Möglichkeit in Damaskus

Journalismus zu studieren, hab außerdem

sehr viel gelesen.“ Oula arbeitet als

Designerin im Marketingbereich, kurze

Zeit sogar als Moderatorin im staatlichen

Fernsehen. 2011 nehmen die Proteste

und Aufstände gegen die syrische

Diktatur unter dem Noch-immer-Machthaber

Baschar-al-Assad zu, die Lage wird

immer verworrener, unübersichtlicher, der

Bürgerkrieg immer heftiger. Zuweilen ist

es nahezu unmöglich zu erkennen, welche

Gruppe wofür kämpft. Auch weil sich die

verschiedenen Oppositionsgruppen gegenseitig

bekämpfen.

Folter wird systematisch

eingesetzt,

tausende

Menschen werden

getötet, es gibt

viele Massaker.

Seitdem sind rund

13 Millionen Menschen

innerhalb

und außerhalb des

Landes auf der

Flucht.

Ich hatte Angst um mein Leben.

„Der Bürgerkrieg hat auch unsere Familie

direkt getroffen, bis zu meiner Flucht war

es für mich sehr schwer in Damaskus.“

Oula verliert ihren Job, engagiert sich

als Sozialarbeiterin für Flüchtlinge in

Damaskus, hilft auch in einem Waisenheim

aus. „Ehemalige Arbeitskollegen von

mir kamen ins Gefängnis, zwei von ihnen

sind dort gestorben. Auch ich hatte große

Angst um mein Leben, die Unsicherheit im

Land war riesengroß“, erinnert sich Oula

mit leiser Stimme. „Ich mag diese ganzen

Sachen am liebsten vergessen“, fügt sie

dann noch leiser hinzu.

Ihr jüngerer Bruder Ahmad flüchtete be ­

reits 2011 nach Berlin, studiert dort mittlerweile

Informatik. Im Frühjahr 2015

flieht dann auch ihr Mann nach Österreich,

er kommt letztendlich nach Tirol. „Im

November bin ich dann mit meinem Sohn

Laich und meiner Schwägerin nachgekommen.

Unsere Flucht ging über den Libanon,

die Türkei, Griechenland nach Tirol.

Anfangs haben wir in einem Flüchtlingsheim

in Mieming gewohnt, alles war neu,

ungewohnt. Aber wir waren endlich sicher,

hatten nicht mehr diese große Angst.

Außer in meinen Träumen, da ist dann

alles wieder hochgekommen.“

In Syrien habe ich

Journalismus studiert.

Jetzt arbeite

ich in Tirol als Freizeitpädagogin

und

Schulassistentin.

Und bin zufrieden.

Ihre Eltern, ihre Schwester und ihr älterer

Bruder blieben in Syrien. „Natürlich hat es

da heftige Diskussionen innerhalb unserer

Familie gegeben, letztendlich aber haben

sie meine Flucht akzeptiert. Besonders

für meine Eltern

war das anfangs

nicht ganz einfach

zu verstehen. Viel

mehr möchte ich

dazu gar nicht mehr

sagen.“ In Mieming

beginnt Oula

schon zwei Wochen

nach ihrer Ankunft

Deutsch zu lernen.

Sie will verstehen,

was die Menschen

hier sagen,

will mitreden, Teil ihrer Welt werden. „Ich

bin eine offene, kommunikative Frau, ich

nehme gerne am Leben teil, freu mich

auch darauf, Neues zu lernen und zu verstehen.

Die Sprache ist der erste ganz

wichtige Schlüssel dazu.“

Ein Jahr nach ihrer Ankunft in Tirol,

2016 also, wird ihre Tochter Lara Rita

in Innsbruck geboren, zwei Jahre später

ihre Ehe geschieden. „Ich bin dann mit

meinen beiden Kindern nach Innsbruck

gezogen, hab als Verkäuferin gearbeitet,

damit meinen Lebensunterhalt verdient.

Es war sicher keine ganz einfache Zeit,

als Mama mit zwei

kleinen Kindern,

aber wir haben es

geschafft.“

Mittlerweile arbeitet

Oula ganztags

als Schulassistentin

und Freizeitpädagogin

bei der

GemNova. Und das

bereits seit 2019. Wie sie dazu gekommen

ist, ist wieder eine eigene Geschichte:

„Über eine Freundin hörte ich, dass an

einer Volksschule eine Schulassistentin

gesucht wird. Es gäbe da ein Kind, das

Wer als Flüchtling

ins Land kommt,

startet nicht bei

null. Man startet

unter null.

eine besondere Betreuung braucht.

Klar, das hat mich gleich interessiert. In

weiterer Folge stellte sich heraus, dass

die of fene Stelle genau an jener Volksschule

war, die mein Sohn besucht. Kurz

vor den Ferien spielte mein Sohn in einem

Theaterstück der Schule mit, die Direktorin

war auch dort. Ich bin dann mit ihr

ins Gespräch gekommen, hab sie auf die

offene Stelle angesprochen und dann hat

mich die Direktorin gleich an die GemNova

verwiesen. Nur wenige Tage später hatte

ich dann diesen Job“, erzählt sie heute

lachend.

Seit kurzem unterrichtet Oula zusätzlich

vier Stunden die Woche Arabisch an der

Volkshochschule in Innsbruck. „Meine beiden

Kinder sprechen natürlich Deutsch,

mein Sohn versteht Arabisch recht gut,

meine Tochter redet Arabisch noch besser

als Deutsch.“ Und ja, sie und ihre Kinder

sind in Tirol angekommen, fühlen sich hier

auch zu Hause, sind hier daheim.

Und Syrien? „Durch meine Flucht kann ich

nicht in meine alte Heimat zurückkehren.

Vor zwei Jahren ist mein älterer Bruder

Rabie in Damaskus an einem Herzinfarkt

gestorben. Er war erst 36 Jahre alt.

Für mich gab es keine Möglichkeit zum

Begräbnis zu fahren. Ich muss dir wohl

nicht sagen, wie es mir dabei ergangen

ist.“

Heuer im Herbst

beginnt Oula übrigens

eine Ausbildung zur

Sozialpädagogin. Bildung

ist ihr nach wie

vor sehr wichtig. „In

Syrien hab ich bereits

studiert, hatte

eine gute Ausbildung,

einen interessanten

Job, viele Freunde. All das musste ich mir hier

in Tirol erst wieder aufbauen. Mit meinen

beiden Kindern.“


94 tirol.traditionell

tirol.traditionell

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Das Wandbild des Heiligen Florians ist eine Schenkung an

die Gemeinde und die Freiwillige Feuerwehr Schlaiten.

(© Sigfried Schusteritsch / Gemeinde Schlaiten)

SchOn

mal vOn

TrOMpel‘Oeil

gehÖrt?

Nein? Vielleicht kennt nicht jede*r den

Begriff, aber wohl nahezu jede*r hat ein

Trompe-l‘oeil schon einmal irgendwo

gesehen – ob im Schwimmbad, im Foyer

eines Hotels oder an einer Hauswand.

Die Rede ist von Illusionsmalerei, eine

Form der Wandmalerei. Trompe-l‘oeil

(gesprochen: Tromp‘löh) ist Französisch

und heißt so viel wie „Täusche

das Auge“, weil diese Bilder eine Dreidimensionalität

vermitteln, die nicht

vorhanden ist.

VON

JAN SCHÄFER

In Tirol gibt es nur wenige Maler*innen,

die diese Kunst in Perfektion beherrschen.

Einer von ihnen ist der Osttiroler Malermeister

Sigfried Schusteritsch, genannt

Sigi. Wenn man ihn das erste Mal in seinem

Malerberufsgewand trifft und er sich

bescheiden mit „Sigi Schusteritsch, Malermeister

aus Schlaiten“ vorstellt, wird man

eher an klassische Malerarbeiten denken

als an Kunstwerke. Im Prinzip ist das

durch aus der richtige Gedankengang. Denn

der Osttiroler hat einen eigenen Fachbetrieb

für Malerarbeiten jeglicher Art. Dazu

zählen eben diese Wandmalereien, die

Sigfried

Schusteritsch

von Lüftl- über Ornament- bis Illusionsmalerei

reichen. Der Schlaitener macht

darum kein großes Aufheben. Für ihn sind

diese Bilder und Ornamente nichts weiter

als Malerfacharbeiten. Aber genau diese

zeichnen den Malermeister aus und haben

ihn über die Jahre zu einer Institution in

Osttirol werden lassen.

Vom geistigen Auge über Fixpunkte

entstehen großflächige Wandmalereien

Eine besondere Ausbildung für Trompe-l‘oeil-Malereien

hat er nicht. „Ich habe

ganz normal den Beruf des Malers erlernt.

Illusionsmalerei, wie auch plastische

Malerei und Architekturmalerei bildeten

Schwerpunkte in dieser Ausbildung. Das

war’s eigentlich“, erinnert sich Sigi. Dass

eines Tages gegen Ende der Lehrzeit sein

Interesse für diese Facharbeiten geweckt

wurde, ist einem TV-Beitrag zu verdanken.

Gezeigt wurde das Portrait eines Illusionsmalers,

der sich durch enorme Nachfrage

die Aufträge aussuchen und damit das

tun konnte, wozu er Lust hatte. Da Sigi ein

kreativer Mensch ist, der Freude an der

Arbeit mit Farben und den sich dadurch

ergebenden Gestaltungsmöglichkeiten

hat, wollte er ebenfalls in diese Richtung

gehen. Allerdings gab es anfangs keine

Nachfrage. Wollte Sigi plastische Motive

im Rahmen von Malerarbeiten einbringen,

musste er die Kundinnen und Kunden

direkt darauf ansprechen. Die Zeit war

dafür noch nicht reif. Schließlich war es

der Zufall, der dem Malermeister den

ersten Auftrag für illusionistische Raumgestaltung

brachte. Der Besitzer einer Pension

im Ort hatte im Spa eines Hotels in

Nordtirol perspektivische Landschaftsbilder

gesehen. Das wollte der Pensionsbetreiber

unbedingt auch für seinen eigenen

Wellnessbereich haben und sprach Sigi

darauf an. Für den Osttiroler war das nicht

nur die erste große Wandmalerei, es war

der ersehnte wichtige Referenzauftrag.

„Natürlich ging es danach nicht Schlag auf

Schlag. Aber mit der Zeit sprachen sich

die Arbeiten sowie die Qualität herum“,

erzählt Schusteritsch.

Gefragt, wie seine Wandbilder entstehen,

antwortet Sigi: „Nun, das kommt immer

auf die Situation an. Manchmal kommt

spontan eine Idee durch das Zusammenspiel

von Raum, Licht, Architektur und

dem, was zur Persönlichkeit des Kunden

passt. Ich lasse mich dabei durch das Bild

leiten, das ich vor meinem geistigen Auge

habe, bis sich alles real zusammengefügt

hat. Zur Orientierung dienen mir lediglich

ein paar Fixpunkte, die ich zu Beginn der

Arbeiten auf die zu gestaltende Wand

auftrage. Aber genauso mache ich mir

Gedanken vorab und zeichne Skizzen,

wie ein Bild aussehen könnte, wie es in

den Raum passt, wie die perspektivischen

Dimensionen aussehen müssen, welche

Farben in welcher Intensität die Illusion

perfekt machen.“

Beim Entstehen der dreidimensionalen

Motive kombiniert der Malermeister verschiedene

Pinsel- und Airbrushtechniken.

Farben spielen dabei eine zentrale

Rolle. Deswegen setzt der Osttiroler auf

Farben aus Naturpigmenten, die aus verschiedensten

Gesteinen und Erden gewonnen

werden. Diese Farben überzeugen

durch ihre Langlebigkeit, Farbechtheit und

Farbintensität.

Ein frisches Floriansbild für die Feuerwehr

der Gemeinde Schlaiten

In 25 Jahren hat Malermeister Schusteritsch

für Pensionen, Hotels und zahlreiche

Privatiers die verschiedensten

dreidimensionalen Motive an Wände

gezaubert. Die Aufträge brachten ihn auch

ins Ausland; nach Italien, in die Schweiz,

nach Deutschland und Frankreich. Und

Gemeinden? Eine einzige! Dazu hat Sigi

eine amüsante Geschichte zu erzählen:

„Vor einigen Jahren siedelten meine Frau

und ich von Lienz nach Schlaiten, wo wir

ein Haus gebaut hatten. Jedes Mal, wenn

ich zu unserem Haus fuhr, kam ich an der

Feuerwehr vorbei. An deren Hausfassade

befand sich ein Floriansbild, an dem der

Zahn der Zeit nagte. Das Motiv wirkte

so ‚blass‘, dass der Künstler in mir wachgerüttelt

wurde.“ Nach Rücksprache mit

dem Feuerwehrkommandanten und dem

Bürgermeister, ob er einen neuen Heiligen

Florian malen dürfe, machte sich Sigi

ans Werk und schenkte es schließlich der

Gemeinde.

Bürgermeister Ludwig Pedarnig erinnert

sich heute noch gern an diese doch

eher ungewöhnliche Anfrage: „Es stimmt,

das Bild des Heiligen Florian am Feuerwehrgebäude

war über die Jahre durch

Witterungseinflüsse in Mitleidenschaft

gezogen worden. Es wurde im Jahre 1990

im Zuge der Errichtung eines Zubaus zum

Feuerwehrgerätehaus angebracht. Das

Angebot von Sigi Schusteritsch, das Bild

als Geschenk für die Kameradschaft der

Freiwilligen Feuerwehr Schlaiten erneuern

zu wollen, wurde daher auch von der

Gemeinde Schlaiten gerne angenommen.

Als Bürgermeister freut es mich natürlich,

wenn sich Bürger*innen so engagieren

und damit auch ihre Verbundenheit

gegenüber der Gemeinde zum Ausdruck

bringen. Es ist schon bemerkenswert,

was Sigi da geleistet hat.“ Für den Malermeister

aus Schlaiten war es nach seinen

Worten keine große Sache. Er hat einfach

Freude am Malen von Bildern auf großer

Fläche, die das Auge täuschen und plastisch

erscheinen. Und wenn man sich Zeit

nimmt und die Arbeiten in Ruhe anschaut,

dann sieht man die Hingabe, mit der diese

Illusionen entstehen.


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Zusammenfinden

Unternehmen benötigen geeignete Standorte und Gemeinden sind auf wirtschaftlich gesunde

Betriebe angewiesen. Daher ist es die vordringlichste Aufgabe von EISENKIES Immobilien und

Projektentwicklung GmbH, als Gewerbe – Projektentwickler, die Anforderungen der anzusiedelnden

Unternehmen mit den Vorstellungen und Möglichkeiten der jeweiligen Gemeinde in Einklang zu

bringen und zusammenzuführen.

Ing. Josef Mair

Geschäftsführer EISENKIES Immobilien

und Projektentwicklung GmbH

(© EISENKIES / DK Fotografie)

Angedachte Nutzungen von Grundstücksflächen,

welche sich einerseits auf Grund

der Lage, der Verkehrsanbindung und

der infrastrukturellen Versorgung als

Gewerbeflächen eignen würden und

andererseits die dazu erforderlichen

Umwidmungen und die raumordnerischen

Genehmigungen benötigen,

führen zwangsweise zu Diskussionen,

welche in den einzelnen Gemeinden

und teilweise in der Öffentlichkeit

ausgetragen werden. Es zeigt sich

bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es

durch eine fach- und sachlich zu wenig

vorbereitete Vorgangsweise, unter den

Beteiligten zu einer unterschiedlichen

Beurteilung und Einschätzung der Fakten

kommt. Es besteht dabei die Gefahr,

dass dieser Interessenskonflikt auf

emotionaler Ebene ausgetragen wird

und die Sachlichkeit für das Projekt an

Bedeutung verliert.

Für den Gewerbe – Projektentwickler

gilt daher, mit größtmöglicher Seriosität

und Offenheit von Beginn des Projektes

an, die Gemeinden und Behörden in

die Überlegungen miteinzubeziehen.

Es gilt Verständnis für die Ansiedlung

des Unternehmens, aber auch für die

Rahmenbedingungen der örtlichen und

überörtlichen Raumordnung aufzubringen

– kein einfaches Unterfangen.

Für den Entwickler von Gewerbeprojekten

hat sich einiges geändert: der ganze

Prozess ist aufwendiger, umfangreicher

und zeitlich langwieriger geworden. Man

benötigt viel mehr Zeit und Aufwand,

von der politischen Willensbildung bis

zu dem Punkt, an dem das Projekt

genehmigungsfähig ist. Darauf hat man

sich eingestellt und auch die nötige

Ausdauer dafür.

Diese Entwicklungen erfordern es,

dass das Projekt in seiner Gesamtheit

mit konkreten Projektstudien, Visualisierungen

und fundierten Kennzahlen

präsentiert wird. Ebenso erfolgt in zahl ­

reichen Fällen eine Firmenpräsentation

des ansiedelungswilligen Unternehmens.

Der Bedarf von Gewerbeflächen hat in

den letzten Jahren enorm zugenommen,

was durch die zahlreichen Suchfragen

von inländischen und ausländischen

Unternehmen belegt wird. Bereits beim

Erstkontakt wird eine Grobanalyse der

Anforderungen und Vorstellungen des

suchenden Unternehmens durchgeführt

und dabei schon zu diesem Zeitpunkt

eine Selektierung der möglichen

Standorte erledigt.

Durch die Knappheit von möglichen

Gewerbeflächen hervorgerufen, kommt

es immer öfters vor, dass im Interesse

der Grundstückeigentümer und der

Gemeinde eine Optimierung der Flächen

samt optimaler Verkehrserschließung

eingeleitet wird. Dies erfolgt vielfach

im Rahmen der Baulandumlegung,

bei der die Zusammenarbeit und das

Zusammenfinden von Gemeinde und

Eigentümer noch stärker gefordert

sind. Dieses Verfahren erfordert die

Bereitschaft zu Kompromissen und

Zugeständnissen, bietet aber auch

gleichzeitig die Möglichkeit einer

optimalen Form und Erschließung des

jeweiligen Grundstückes als Voraussetzung

für eine Umwidmung.

In einzelnen Fällen kam es in letzter

Zeit auch zu Kontaktaufnahmen

durch Gemeinden, welche in ihrem

Eigentum eventuell künftig genutzte

Grundstücksflächen haben und diese

einer gewerblichen Nutzung zuführen

wollen. In einem solchen Fall werden

sämtliche vorhandene Suchanfragen

mit den Überlegungen der Gemeinde

abge glichen. Anschließend erfolgt die

Zusammenführung der Interessenten

mit der Gemeinde.

Ziel einer umfassenden Raumordnung

und daher auch einer optimalen

Projektentwicklung muss es sein, die

einzelnen Anforderungen und Aufgaben

bestmöglichst abbilden und umsetzen zu

können, getragen von dem Bewusstsein

mit Grund und Boden sehr behutsam

und vorausblickend vorzugehen. Es

gilt daher mit Feingefühl, Verständnis

und fairer Zusammenarbeit ein

„ZUSAMMENFINDEN“ zu ermöglichen.

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& Gestaltung, www.mitspieler.at.

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Nagl, MA. Redaktionsschluss:

08.06.2022. Mit „Entgeltliche Einschaltung“

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