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DIE EIERLEGENDE
WOLLMILCHSAU
Ein Plädoyer für die Gemeindemitarbeiter*innen
EIN STÜCK
DIGITALISIERTE
GESCHICHTE
Tiroler Zeugen der Zeit
AUSGABE 7 | JULI 2022
MODELLREGION
BEWEGTES TIROL
Der Name ist Programm
Zusammenfinden
Unternehmen benötigen geeignete Standorte und Gemeinden sind
auf wirtschaftlich gesunde Betriebe angewiesen.
EISENKIES Immobilien und Projektentwicklung GmbH hat als
Gewerbe-Projektentwickler die Anforderungen des anzusiedelnden
Unternehmens mit den Vorstellungen der jeweiligen Gemeinde in
Einklang zu bringen und zusammenzuführen.
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4 GemNova.inside
GemNova.inside
5
Die Summe ist
mehr als ihre
Einzelteile
Jede Gemeinde besteht aus unzähligen dieser Einzelteile.
Straßen, Gebäude, Bürger*innen, Mandatar*innen, Wälder,
Bäche, Gemeindemitarbeiter*innen, Gesetze, Schulen uvm. Erst
wenn man diese Einzelteile zusammenfügt, entsteht wirklich
Gemeinde. Erst wenn dies alles gesamthaft betrachtet wird und
die Einzelteile ineinandergreifen, entsteht ein Gefühl des Miteinanders;
ein Gefühl des „Ich bin Teil eines größeren Ganzen und
fühle mich wohl“.
Das ist aus unserer Sicht die wichtigste
Aufgabe von Bürgermeister*innen und
Mandatar*innen sowie auch von Mitarbeiter*innen
in den Gemeindeverwaltungen
– die Gemeinde lebenswerter zu machen
und den sozialen Zusammenhalt zu stärken;
die Gemeinde so zu organisieren, dass
sich die Bürger*innen aber auch die Unternehmen
wohl fühlen.
Diesen Spagat zu schaffen ist nicht immer
einfach; es gibt unterschiedliche Interessen
in einer Gemeinde, es gibt finanzielle
Grenzen und rechtliche Herausforderungen.
Vieles ist ein Kompromiss, der sogenannte
kleinste gemeinsame Nenner. Die
Verantwortlichen in der Politik und in der
Verwaltung wissen, dass sich viele Zahnräder
drehen, wenn sich eines in Bewegung
setzt.
Wir als GemNova arbeiten nun schon seit
über 12 Jahren sehr intensiv mit den Tiroler
Gemeinden zusammen und haben uns viel
mit diesen oben beschriebenen Thematiken
beschäftigt. Wir haben viele Gespräche
geführt, viel diskutiert und darüber nachgedacht
und glauben zwischenzeitlich, dass
wir diese Mechanismen recht gut kennen
und einschätzen können.
Als Unternehmen des Tiroler Gemeindeverbandes
sehen wir uns primär als kommunale
Berater*innen. Gemeinden bei den
unzähligen Herausforderungen zu unterstützen
und zu begleiten, sehen wir als
unseren Auftrag. Dabei folgen wir unter
anderem der Prämisse, immer das große
Ganze, die Zusammenhänge im Auge
zu behalten; also zu wissen, wie sich die
Zahnräder bewegen, wenn wir etwas verändern.
Es genügt eben nicht, ein Produkt
zu platzieren, ohne zu wissen, wie sich dieses
in den Gemeindekosmos einfügt.
Für diese Arbeit, welche die Kenntnis über
komplexe kommunale Gebilde und Strukturen
voraussetzt, haben wir ausgewiesene
Expert*innen im Haus. Sie kümmern sich
professionell und engagiert seit mehreren
Jahren um die Herausforderungen in den
Gemeinden. Sie nehmen diese Herausforderungen
gerne an und erarbeiten mit den
Gemeinden Lösungen, die sie dann auch
umsetzen. Auch hier zählt das Miteinander
im Sinne der Überschrift.
Alois Rathgeb
Niki Kraak
INHALT
GemNova.inside
tirol.hat Recht
tirol.wissen
DIE EIERLEGENDE
WOLLMILCHSAU
SEITE 8 - 13
HILFE, SCHON WIEDER
ETWAS NEUES
SEITE 14 - 15
04 Die Summe ist mehr als
ihre Einzelteile
DOSSIER
DIGITALE GEMEINDE
32 Grüne Wettbewerbsbeschränkungen:
Klimawandel im Kartellrecht
34 Alles eine Frage
der Planung
64 Neues Buch zum Tiroler
Bau- und Raumordnungsrecht
65 Licht im Förderdschungel
tirol.blickt zurück
08 Die eierlegende
Wollmilchsau
tirol.politik
36 Die digitale Gemeinde
Verwaltung zukunftsfit
gestalten
66 Ein Stück digitalisierte
Geschichte
tirol.sportlich und gesund
38 Die ersten hundert Tage
14 Hilfe, schon wieder etwas
Neues!
16 Zentrale Elemente der
Organisationsentwicklung
19 Daten, Daten, Daten...
tirol.digital
tirol.kooperiert
40 Die Mobilität der Zukunft
steht unter Strom
42 Preisralley am Energiemarkt
tirol.ist schön
68 „Modellregion bewegtes
Tirol“ - der Name ist
Programm
70 Hoppla, hab ich da gedacht
76 Football macht Schule
78 G‘sund in Serfaus, Fiss und
Ladis
tirol.bildet
DATEN,
DATEN,
DATEN...
SEITE 19
20 Also, alles was Recht ist
22 Podcasts
45 Wasser.Erbe.Tirol
80 Chancengerechtigkeit als
Chance für Alle
82 Wie heißt das Zauberwort?
tirol.modern und innovativ
24 ZUKUNFT GEMEINDE -
Agenda 2030
84 Israa, Antonio und Marlene
88 Ferien mit der GemNova
tirol.bunt und vielfältig
90 Willkommen in Tirol
ZENTRALE ELEMENTE DER
ORGANISATIONSENTWICKLUNG
SEITE 16 - 18
tirol.kulturell
GemNova.Menschen
28 Der Unternehmenskünstler
30 Die Zeitung für
Ihre Gemeinde
55 Das Märchen vom
unendlichen Wachstum
56 Gern gelesen
tirol.denkt weiter
60 Nachhaltiges Bauen
92 „Darüber möchte ich
eigentlich nicht reden.“
tirol.traditionell
94 Schon mal von
Trompe-l‘oeil gehört?
DOSSIER
DIGITALE GEMEINDE
8 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
9
Ein Plädoyer für die
Gemeindemitarbeiter*innen
ZUM AUTOR
ALOIS RATHGEB
Alois Rathgeb ist Gründer und
Geschäftsführer der GemNova.
Kontakt: a.rathgeb@gemnova.at
Die eierlegende
Wollmilchsau
Haben Sie schon einmal die eier legende
Wollmilchsau kennengelernt?
Ich schon, tatsächlich.
Das ist schon einige Jahre her und ich
treffe sie regelmäßig wieder.
Das kam so: Als quasi Quereinsteiger
durfte ich vom ersten Tag der GemNova
mit an Bord sein. Na ja, mir ging es wie
vielen anderen. Die Gemeinde – eh alles
easy cheesy. Beamte – was soll da schon
dabei sein? Mit dieser vorgefertigten
Meinung fuhr ich dann in die Gemeinden.
Und da ist sie mir begegnet, schon beim
ersten Gespräch, als ich bei einem Amtsleiter
saß.
Morgens Bauverhandlung, gleich danach
ins Altersheim, um nach dem Rechten
zu schauen. Dann schnell ins Amt und
die neuesten dienstvertragsrechtlichen
Themen lesen, um einen Dienstvertrag zu
machen. In der Schule gibt es Probleme
mit der Heizung und mit der Reinigung,
da muss er dann auch hin und bei der Sanierung
der Wasserleitung gibt es ein
Problem mit den Grundeigentümern.
Macht ja nichts, danach kann er sich
dann bei der Vorbereitung für die nächste
Gemeinderatssitzung etwas ent spannen,
sind ja eh nur 36 Tagesordnungspunkte.
Ach ja, der Bauhofmitarbeiter wollte ein
Gespräch wegen dem Traktor. Da fällt
ihm noch ein, dass die Feuerwehr auf
die Rückmeldung wartet wegen dem
neuen – kostet ja nur 400 Tsd. Euro –
Tanklöschfahrzeug. Mittagspause. Ist
schon einiges weitergegangen heute.
Als ich das so höre – und ich rede von keinem
Einzelfall – wird mir bewusst: Das ist
sie, diese eierlegende…. Oder zumindest
wird es von ihm erwartet, diese zu sein.
Und in den anderen Abteilungen in den
Gemeinden sieht es ja nicht viel anders
aus.
Das war vor 12 Jahren. Die Rahmenbedingungen
haben sich seither nicht gebessert.
Ganz im Gegenteil, die Herausforderungen
sind noch viel komplexer und
größer geworden. Das Ad-hoc-Management
für Pandemien und Flüchtlingsbewegungen
kommt dann noch obendrauf.
Wie würde Georg aus
unserem Magazin vom
letzten Jahr sagen?
„Rums bums.
I bin fertig!“
Und wie sieht die Zukunft aus? Es schaut
nicht wirklich nach einer Entspannung der
Situation aus, eher das Gegenteil ist der
Fall. Wir beobachten schon lange, dass auf
die Gemeinden immer noch mehr Aufgaben
abgewälzt werden bzw. Aufgaben
dazukommen. Allein auf die Kinderbetreuung
und Pflege kommen laufend neue Herausforderungen
zu, die es abzuarbeiten
gilt. Die Budgets entwickeln sich oft nicht
im gleichen Ausmaß mit, auch das stellt
die Gemeindeverwaltungen und die Politik
vor immer neue Themen. Die steigende
Flut an Gesetzen und Vorschriften kann
von kleinen Gemeinden nicht mehr überblickt
werden und somit steigt natürlich
die Gefahr von unbeabsichtigten Fehlern
und somit auch Haftungsfragen weiter an.
Auf der anderen Seite ist auch zu be
obachten, dass sich der Arbeitsmarkt
massiv verändert hat. Aktuell ist es sehr
schwierig, überhaupt noch Personal zu
finden. Gute Leute verdienen in der Privatwirtschaft
oftmals deutlich mehr und
es benötigt schon gute Argumente, diese
für die Arbeit in der Gemeinde zu gewinnen.
Diese künftigen Entwicklungen sind
vielen bewusst und viele schlaue Köpfe
zerbrechen sich dieselbigen, um Lösungen
zu finden.
10 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
11
Eine Lösung liegt
auf der Hand:
Die Schaffung
einer effizienten
Verwaltung
Eine effiziente Verwaltung spart Zeit
und Kosten, bietet Rechtssicherheit
und sichert Strukturen und Abläufe für
die Zukunft. Leider ist es immer noch
üblich, dass Zettel von A nach B getragen
werden, dass Briefe händisch gefaltet und
kuvertiert und zur Post gebracht werden.
Auch müssen Akten oft händisch ko piert
und für Sitzungen vorbereitet werden
oder Dokumente werden ausgedruckt,
abgelegt, um sie dann wieder zu suchen.
Fehlende klare Strukturen und Prozesse
führen immer zu deutlich mehr Arbeit und
damit verbunden auch zu höheren Kosten.
Eine moderne Verwaltung arbeitet mit
Strukturen und Prozessen und sauberen
Daten. Damit werden Mitarbeiter*innen
in der Verwaltung direkt entlastet. Damit
kann man quasi schon mal aufs Milchgeben
verzichten.
Prozess- und Qualitätsmanagement
Im Grunde geht es dabei um drei übergeordnete
Themenbereiche:
• Prozess- und Qualitätsmanagement
• Datenmanagement
• Kommunale Software zur
Absicherung
Software GeOrg
Datenmanagement
Nur im Zusammenwirken dieser drei
Bausteine kann die Verwaltung nachhaltig
effizient gestaltet werden. Ohne Prozessund
Qualitätsmanagement nützt die kommunale
Software nichts. Die kommunale
Software nützt nichts, wenn die Daten
nicht eindeutig und sauber sind usw.
Was ist mit den
drei Begriffen
gemeint?
1
Prozess- und
Qualitäts management
Im Prozess- und Qualitätsmanagement
geht es um Organisation, Prozesse,
Abläufe, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten.
In der Gemeinde muss
es eine klare Organisationsstruktur mit
klaren Zuständigkeiten und Verantwortungen
geben. Darauf abgestimmt sollten
die Prozesse genau beschrieben und
möglichst standardisiert werden. Die rechtlichen
Rahmenbedingungen geben dabei
die Leitlinien vor. Dadurch werden Abläufe
deutlich einfacher und auch schneller, die
Fehlerhäufigkeit wird minimiert und es
ist immer klar, wer für was zuständig ist.
Das alles wirkt sich direkt positiv auf die
Zeitressourcen der Mitarbeiter*innen aus
und schafft damit Freiräume.
Wenn hier die Rede von Qualität ist,
dann kommt diese durch Prozess- und
Qualitätsmanagement auch direkt bei
den Bürger*innen an. Verfahren werden
schneller und vor allem auch wesentlich
transparenter für alle. Transparenz
ist das, was sich Bürger*innen von der
Gemeinde wünschen und auch erwarten
können. Prozess- und Qualitätsmanagement
kann das sicherstellen.
Das alles kann im Zuge von Verwaltungschecks
oder eben auch durch Prozessund
Qualitätsmanagementprojekte erarbeitet
und umgesetzt werden.
2Datenmanagement
„Daten sind das Öl der Zukunft“, sagt man
so salopp. Dem ist so, aber nur wenn die
Daten eindeutig und sauber sind. Die
Gemeinden haben den Luxus, dass die
notwendigen Daten in den Registern
liegen. Sei es im ZMR (Zentrales Melderegister),
im AGWR (Adress-, Gebäudeund
Wohnungsregister), im UR (Unternehmensregister),
im GB (Grundbuch) und
anderen. Das heißt, Gemeinden benötigen
keine eigenen Datenbanken. Oder noch
klarer: Gemeinden sollten keine eigenen
Datenbanken haben und pflegen. Hier
sind Fehler vorprogrammiert und Fehler
führen zu zusätzlicher Arbeit und Ineffizienz.
Also zu mehr Zeitaufwand und zu
höheren Kosten.
Für die Gemeindemitarbeiter*innen fallen
durch saubere und eindeutige Daten viele
händische, oft sehr mühsame Abstimmungsarbeiten
weg. Durch eine deutliche
Steigerung des Automatisierungsgrades
werden wiederum Ressourcen für andere
Tätigkeiten geschaffen.
Datenanalysen in Gemeinden, die wir sehr
einfach machen können, zeigen, dass bis
zu ⅔ der Daten fehlerhaft sind. Dabei
kann man der Verwaltung nichts vorwerfen;
das sind Fehler, die sich im Laufe
der Jahre einschleichen, wenn man selbst
Daten pflegt und das in mehreren Datenbanken.
Eine Bereinigung dieser Daten ist
essenziell, um eine effiziente Gemeindeverwaltung
sicherstellen zu können. Was
dabei auch nicht außer Acht gelassen
werden darf, ist, dass falsche Daten vielfach
zu falschen Vorschreibungen führen
und diese damit nicht rechtsgültig sind.
12 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
3
Wir
Kommunale Software zur
Absicherung
Wenn Prozesse, Strukturen und Daten
passen, dann ist es wichtig, dies langfristig
durch eine moderne kommunale
Software abzusichern. Eine Kommunalsoftware
ist dazu da, Prozesse digital
abzubilden und Prozesse durchgängig
und sauber umzusetzen. Das spart Zeit
und Geld und garantiert nebenbei noch
Rechtssicherheit.
Das Loslösen von Routinetätigkeiten,
welche eine moderne Software übernimmt,
schafft Freiräume in den Verwaltungen,
sorgt für weniger Fehler und
damit mehr Rechtssicherheit, was für
Mitarbeiter*innen in der Verwaltung eine
deutliche Entlastung darstellt.
„
Vom
verfluchen jeden
Tag diese Software.
Wir verfluchen sie,
weil sie uns zwingt
sauber zu arbeiten.
zeitlichen Aspekt her dauern diese
Schritte zwischen sechs und neun
Mo nate. Und wenn man noch einen draufsetzen
will, kann sich die Verwaltung
sogar ISO-zertifizieren lassen; das wäre
auch ein klares Signal und Statement
nach außen.
Klare Strukturen und Prozesse, gepaart
mit sauberen Daten und einer modernen
Software schaffen Vertrauen; Vertrauen
innerhalb der Verwaltung und Vertrauen
Richtung Politik und Bürger*innen. Wir
dürfen schon einige solcher Projekte in
den unterschiedlichsten Stadien begleiten.
Auch wenn es herausfordernd ist, er
kennen die Mitarbeiter*innen in der Verwaltung
die Vorteile und bestätigen uns
dies auch in vielen Gesprächen.
Wir
bleiben wir
selbst.
WIR ALLE SIND GEMEINDE.
Zusätzlich ist das die Voraussetzung für
die Kommunikation mit den Bürger*innen.
Nur mit klaren Prozessen und sauberen
Daten kann eine moderne Bürger*innen-Kommunikation
umgesetzt werden.
Dr. Benedikt Erhard, Bürgermeister von
Lans, meinte dazu in einem spannenden
Videobeitrag: „Wir verfluchen jeden Tag
diese Software. Wir verfluchen sie, weil
sie uns zwingt sauber zu arbeiten.“
Um das Plädoyer für die Gemeindemitarbeiter*innen
abzuschließen: Die
Gemeindemitarbeiter*innen sind eine
wesentliche Säule für erfolgreiche
Gemeindearbeit. Gemeindemitarbeiter*innen
sind vielfach wirklich eierlegende
Wollmilchsäue und wie Sie wissen: Die
sind rar auf der Welt und gehören gehegt
und gepflegt.
Wir
vertrauen
einander.
Videobeitrag:
GeOrg in der
Gemeinde Lans
Wir sind davon überzeugt, dass Menschen selbstbestimmt handeln können. Wir erwarten von allen
Kolleg*innen, dass sie Verantwortung übernehmen und ihr Tun darauf ausrichten, einen gesellschaftlichen
Beitrag zu leisten. Wir sind alle gleich, wir unterscheiden nicht nach Funktion und
Verantwortlichkeit und begegnen allen mit Wertschätzung. Wir lieben und leben Vielfalt in all ihren
Farben und bleiben bei unserem Handeln authentisch. Jede Person, die diese Grundsätze mitträgt,
kann innerhalb unseres Rahmens mitgestalten, sich einbringen, eigenverantwortlich und eigenorganisiert
handeln und dabei individuelle Wege wählen.
14 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
15
Hilfe,
Aber warum ist das so? Die Reaktion auf
Veränderung ist ein Mechanismus, der
tief in uns verankert ist. Immerhin hat
das Abwägen von Risiken und Gefahren
uns über Jahrtausende das Überleben
gesichert. Das Bekannte, Bewährte gibt
uns Sicherheit und schützt uns vor Enttäuschungen
oder Verletzungen. Selbst
wenn wir wissen, dass etwas Altbewährtes
nicht gut für uns ist oder uns
in irgendeiner Form belastet, neigen wir
dazu, eine Veränderung zu vermeiden.
Gefördert wird diese Verhaltensweise
durch unsere Biologie. Lernen wir etwas
neu, muss Energie aufgewandt werden.
Wir aber sind auf Energiesparen programmiert
– sprich faul.
Neues Smartphone ok, aber Update
nein danke!
Wie unterschiedlich wir auf oft unvermeidliche
Veränderungen reagieren, verdeutlicht
ein kleines Beispiel: Der Bauamtsleiter
Mair hat sich kürzlich ein
neues Auto gekauft. Die vielen elektronischen
„Helfer“ an dem Wagen gefallen
schon wieder
etwas Neues!
Wir Menschen lieben Gewohnheiten. Alles, was unsere Routine durcheinanderbringt,
empfinden wir als störend. Deswegen stehen wir Veränderungen skeptisch
gegenüber. Prasselt zu viel Neues auf uns ein, verschließen wir uns oder
lehnen es ganz ab. Das geschieht im privaten Leben ebenso wie im beruflichen.
Dabei macht es keinen Unterschied, ob man in der freien Wirtschaft tätig ist
oder in der kommunalen Verwaltung.
ihm: Bevor er zur Arbeit fährt, stellt er
jeden Morgen sein Navi ein, um mögliche
Staus zu umfahren. Dann verbindet
er sein Smartphone, das sein Bub für
ihn programmiert hat, mit dem Cockpit
des Autos. An der Gemeinde angekommen
parkt Herr Mair sein Auto in
der Tiefgarage. Hier unterstützen ihn
die Sensoren des Parkassistenten. Alles
ganz normal. Doch kaum ist Herr Mair
an seinem Schreibtisch, geht der Ärger
los. Schon wieder wurden Verordnungen
geändert, in die sich Mair erst einlesen
muss. Als nächstes funktio niert die neue
Telefonanlage nicht so, wie sie soll – die
Bedienung ist für ihn einfach zu kompliziert.
Zu allem Überfluss hat die IT übers
Wochenende diverse Updates durchgeführt,
die die gewohnte Routine beim
Benutzen der Software durcheinanderbringt.
Alles Änderungen, die Herrn Maier
bei seiner alltäglichen Arbeit belasten.
Dabei gehören Veränderungen zum Leben,
ob sie einem nun gefallen oder nicht.
Sie sind die einzig wahre Konstante.
Besonders bei technischen
Neuerungen hat es
zu jeder Zeit Widerstände
gegeben. Sei es bei der
Einführung des Telefons,
des Lichts, des Autos
oder der Eisenbahn.
Bei letzterer beispielsweise warn ten
Ärzte wegen der „unglaublichen“ 35
km/h Reisegeschwindigkeit vor geistiger
Verwirrtheit, Fieber oder gar dem Verlust
von Gliedmaßen. Heute schmunzeln
wir darüber und benutzen die Bahn wie
selbstverständlich. Doch im Gegensatz
zu „früher“, wo sich lediglich alle paar
Jahrzehnte nennenswerte Neuerungen
etabliert haben, hat das Tempo heute er
heblich zugelegt. Treiber sind die Entwicklungen
in der Technologie, die nicht nur die
Technik selbst verändern, sondern Einfluss
auf das gesamte Leben haben.
Davon ist die Verwaltung nicht ausgenommen.
So erinnert sich der 47-jährige
Christian Lechner, Verantwortlicher des
Bereichs Digitalisierung und Personaldienstleistung
bei der GemNova: „Als ich
vor meiner Zeit bei der GemNova Amtsleiter
wurde, arbeitete mein Vorgänger im
Gemeindeamt noch mit einem Registerkasten.
Darin befanden sich Karteikarten,
auf die er handschriftliche Vermerke eintrug.
Zu dieser Zeit erfolgte gerade die
Umstellung auf ein EDV-System und die
damit verbundene Einführung von digitalen
Registerkästen wie beispielsweise
das Zentrale Melderegister (ZMR) oder
das Adress-Gebäude-Wohnungsregister
(AGWR). Sie sind eigentlich nichts anderes
als ein elektronischer Registerkasten, aufgebaut
nach dem Prinzip der Karteikarten.
Mir fiel es leicht, damit umzugehen, aber
meinem Vorgänger und Ausbildner war
das suspekt.“
Veränderungen machen nicht vor der
Gemeindeverwaltung halt
Seither hat sich auch in den Gemeindestuben
viel getan. Nicht nur Gesetze,
Vorga ben und Aufgaben ändern sich ständig.
Die Technik entwickelt sich auch hier
weiter. Und weil sie laufend voranschreitet,
folgen wieder neue Gesetze, Vorgaben
und Aufgaben. Eine Atempause scheint
es nicht zu geben. So manche verzweifeln
innerlich. Statt sich mit den Veränderungen
auseinanderzusetzen, resignieren viele
und stecken zum Schutz den Kopf in den
Sand. „In meiner Ar beit habe ich dabei
zwei Grundtypen kennengelernt. Zum einen
gibt es Menschen, die haben wirklich
Angst vor Veränderungen und Zukunft.
Dann gibt es diejenigen, die den ‚inneren
Schweinehund‘ nicht überwinden wollen.
Letztlich ist beides keine Lösung. Wenn
Veränderung keine Akzeptanz finden,
werden Entwicklungen ausgebremst, die
Arbeit wird erschwert, Fehler schleichen
sich ein, die Qualität sinkt und was viel
schlimmer ist, die Mitarbeiter*innen leiden
in vielerlei Hinsicht“, sagt Christian
Lechner.
Aber wie gelingt es, Veränderungen
erfolg reich zuzulassen? Es ist unerheblich,
ob es sich um neue Arbeitsabläufe, eine
neue Software, einen neuen Arbeitsplatz
oder auch um neue oder scheidende Kolleg*innen
handelt, Fakt ist: Aus alt wird
neu, aus unbekannt wird gewohnt. Alles
ist ein Lernprozess.
Wissenschaftlich gesehen gibt es in
einem Lernprozess fünf Aspekte:
• Zielsetzung: ein klares, positiv formuliertes
Ziel
• Selbsterkenntnis: eigene Stärken
und Schwächen analysieren
• Spaß und Freude am Mitzugestalten
• Wettkampf: sportlich und spielerisch
• Belohnung: muss nicht groß sein,
aber stetig
Dabei hilft es, wenn man sich erinnert, wie
man als Kind etwas erlernt hat – vorausgesetzt
das Erlebnis ist positiv belegt.
Empathie als Schlüssel für erfolgreiche
Veränderungen
„In der Praxis sieht Veränderung in der
Verwaltung oft so aus: Sie wird ‚angeordnet‘.
Nicht aus Böswilligkeit. Irgendwann
ist der Druck einfach zu groß und es
muss etwas verändert werden, weil es
einfach anders nicht mehr geht. So sieht
schließlich oft die Umsetzung aus. Keiner
ist glücklich mit der Situation. Deshalb
ist es elementar, sich gerade bei bevorstehenden
umfassenden Veränderungen
Zeit zu nehmen und alle Mitarbeiter*innen
einzubinden und abzuholen; ob diese
nun direkt oder indirekt betroffen sind.
Der ‚Kaffeeküchenfunk‘ ist nicht zu unterschätzen!
Schließlich haben Verantwortliche
zu erklären, wie das Ziel aussieht.
Also, keine Geheimnisse! Zuhören und
offen sein für Ängste, Sorgen, Vorbehalte
und Empfindungen lautet die Devise. Menschen
sind keine Maschinen. Sie haben
Gefühle, die ernst zu nehmen sind. Das
übersehen wir in der Hektik des Alltags
leicht, ebenso wie wir vergessen, dass
jung und alt unterschiedlich ticken. Sicher
beschreiben Begriffe wie ‚Qua litäts- oder
Changemanagement‘ präziser geplante,
neue Prozesse, die umgesetzt werden sollen.
Doch einfache, verständliche Sprache
ist in solchen Fällen hilfreich und unterstützt
den Dialog auf Augenhöhe. Eigentlich
wie im Privaten“, gibt Christian Lechner
allen mit auf den Weg, die Veränderungen
künftig leichter nehmen wollen.
ZUM AUTOR
JAN SCHÄFER
Jan Schäfer ist Experte für Marketing
und Kommunikation. Er unterstützt seit
2020 die GemNova als Gemeindebetreuer
in Osttirol und war zuletzt
maßgeblich an der Entstehung des
Gemeinde ABC’s beteiligt.
Kontakt: j.schaefer@gemnova.at
16 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
17
Zentrale Elemente der
Organisationsentwicklung
Was wird unter Organisationsentwicklung verstanden? Dies ist nicht ganz einfach zu beantworten.
Bei Entwicklung geht es immer um Veränderung; Veränderungen sollten immer geplant und die
gesamte Organisation inkl. aller Mitarbeiter*innen eingebunden sein. Dieser Prozess verändert
damit die Organisationsstruktur, die Unternehmenskultur und auch das individuelle Verhalten. Zielsetzung
einer solchen Veränderung ist es einerseits, die Leistungsfähigkeit der Organisation zu
erhöhen, andererseits die Entfaltung der einzelnen Organisationsmitglieder zu unterstützen.
Strategie
und Ziele
Den Begriff „Strategie“ könnte man einfach
ausgedrückt mit „WIE“ übersetzen.
Welche Maßnahmen und welche Projekte
setzt man um, damit der Zweck wie auch
die Vision der Organisation realisiert und
damit die beabsichtigten Ergebnisse er
reicht werden können?
In der Strategie selbst werden Meilensteine
formuliert; dabei kann der Zeithorizont
kurz-, mittel- bis langfristig sein. Die
Erreichung der Meilensteine muss messbar
gestaltet werden.
Es müssen Ziele für die einzelnen Organisationseinheiten
und Prozesse vereinbart
werden. Anhand dieser Ziele kann nachvollzogen
werden, ob die vorgesehene Ausrichtung
auch tatsächlich geschafft wurde.
Insbesondere die Aufnahme von relevanten
beeinflussbaren Nachhaltigkeitszielen
wird im kommunalen Bereich eine
verstärkte Rolle spielen. Die Agenda 2030
für nachhaltige Entwicklung beinhaltet 17
Nachhaltigkeitsziele (auch „SDGs“ genannt)
mit insgesamt 169 Unterzielen.
Folgende Schlüsselbegriffe werden im Rahmen einer Organisationsentwicklung als zentrale
Elemente betrachtet: Vision und Mission, Strategie und Ziele, Prozesse und Struktur.
Vision
und Mission
ZUM AUTOR
DR. KLAUS KANDLER
MBA (MCI)
Klaus Kandler war 16 Jahre lang Amtsleiter
in der Marktgemeinde Rum und
ist Experte für Gemeinde- und Verwaltungsentwicklung.
Seit Jänner 2022
ist er in der GemNova verantwortlich
für diesen Bereich.
Kontakt: k.kandler@gemnova.at
Diese beiden Begriffe sollten wenn
möglich immer gemeinsam betrachtet
werden. Veränderungen werden deswegen
auch immer mit ihren vorhandenen
Wechselwirkungen zu bewerten sein.
Die Vision ist der Blick in die Zukunft aus
der Innensicht der Organisation: Wohin
möchte sich die Organisation entwickeln?
Diese Frage sollte man unter Einbeziehung
des Organisationszwecks (Mission)
beantworten, denn der beste Kapitän
hilft nichts, wenn er nicht weiß, wohin er
segeln soll. Es geht hier also um eine Richtung
und nicht um die Strategie selbst.
Die Mission betrachtet die Organisation
von außen. Wie wollen wir, dass uns die
Außenwelt sieht? Bei der Beantwortung
dieser Frage geht es um die „Daseinsberechtigung“,
den Nutzen, den die
Kundinnen und Kunden, im kommunalen
Umfeld die Bürger*innen, von der Organisation
haben. Der Zweck gibt damit
auch die Antwort auf die „Sinnfrage“. Dies
könnte beispielsweise eine bedeutende
Rolle spielen, wenn man von (potenziellen)
Mitarbeiter*innen als attraktive*r Arbeitgeber*in
gesehen werden will.
In einer Kurzformel könnte man hinter
dem Begriff „Mission“ das Wort „WOZU“
und hinter dem Begriff „Vision“ das Wort
„WOHIN“ sehen. Durch die Konkretisierung
dieser beiden Begriffe schafft
man die Rahmenbedingungen der Organisationsentwicklung.
Das Beispiel der drei Steinmetze macht
sehr gut deutlich, was eine Vision ist. Drei
Steinmetze arbeiten auf einer Baustelle.
Ein Passant bleibt stehen und fragt sie,
was sie hier tun. Der erste Steinmetz
räumt mürrisch Steine zusammen und
sagt: „Ich verdiene meinen Lebensunterhalt.“
Der zweite Steinmetz klopft mit
wichtiger Miene weiter auf seinen Stein
und antwortet: „Ich liefere die beste Steinmetzarbeit
weit und breit.“ Der dritte
schaut den Passanten mit glänzenden
Augen an und sagt: „Ich baue eine Kathedrale.“
Der erste Steinmetz erkennt
keinen Sinn in seiner Arbeit, der zweite
ist stolz auf seine Arbeit, weiß aber nicht
was das große Ziel ist. Und der dritte hat
eine klare Vision, die ihn begeistert.
VISION : WOZU = MISSION : WOHIN
Prozesse
und Struktur
Zwei wesentliche Bestandteile einer
Organisation sind benötigte Prozesse und
eine geeignete Organisationsstruktur. Man
spricht hier auch von der Ablauforganisation
(= Prozesse) und der Aufbauorganisation.
Während in der Aufbauorganisation die
Rahmenbedingungen festgelegt sind, d. h.
welche Aufgaben von welchen Personen
mit welchen Sachmitteln übernommen
Ziele für nachhaltige Entwicklung
(© Bundesregierung)
werden und mit welchen Rechten Personen
ausgestattet werden, sind in der
Ablauforganisation die innerhalb dieses
Rahmens ablaufenden Arbeits- und Informationsprozesse
geregelt.
Die Aufbauorganisation wird typischerweise
in einem Organigramm dargestellt.
Aufgaben in der Organisation werden in
einzelne Abteilungen und Stellen gegliedert
sowie Hierarchien definiert.
18 DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
DOSSIER DIGITALE GEMEINDE
19
Bauamt
Hochbau
Tiefbau
Straßenbau
Raumordnung
Grundstücksänderungen
Widmungsbestätigungen
Erschließungskosten
Kanal/Wasseranschluss
Katastrophenschutz
Lawinenkomission
Kinderspielplätze
Müllentsorgung
Umweltschutz
Feuerpolizei
Muster-Organigramm
(© GemNova)
Die Ablauforganisation kann man als
Flussdiagramm darstellen. Es beginnt
z. B. mit dem ersten Schritt zur Herstellung
eines Produkts bzw. einer Dienstleistung
und es endet mit der Auslieferung
des Produkts bzw. mit der Erbringung der
Dienstleistung. Es wird transparent dargestellt,
in welcher Reihenfolge Aufgaben
erbracht werden und welche Aufgaben
parallel laufen. Die jeweiligen Schritte
werden von Mitarbeiter*innen ausgeführt,
die in den Stellen und Verantwortlichkeiten
der Aufbauorganisation definiert sind.
Schaffung der dazu
geeigneten Struktur
Poststelle
Standesamt
Sozialamt
Friedhof
Schulwesen
Kindergartenwesen
Kinder-/Jugendbetreuung
Fundamt
Meldeamt
Müllsäcke
Wohnungsamt
Veranstaltungsgenehmigung
Wahlen
Förderungen/Zuschüsse
Bürgermeister*in
Amtsleiter*in
Sämtliche genannten Elemente der
Organisationsentwicklung stehen in einer
engen Wechselwirkung zueinander.
In der Organisationsentwicklung wird folgende
Vorgehensweise empfohlen:
Festlegung von Vision
& Mission
Identifikation der benötigten
Prozesse für die
Strategierealisierung
Finanzverwaltung
Amtskasse
Buchhaltung
Gemeindeversicherungen
Grundsteuer
Mahnwesen
Kanal/Wassergebühr
Müllgebühr
Voranschlag
Rechnungsabschluss
Subventionen
Hundesteuern
Kommunalsteuer
Gerne unterstützen wir Sie
hier und helfen Ihnen damit,
flexibler auf Anforderungen
und Gegebenheiten zu reagieren.
Bürger*innenservice
Kinderbetreuungseinrichtungen
Entwicklung der erforderlichen
Strategie (zur Realisierung von
Vision & Mission)
Daten,
Daten,
Daten...
Der Sommer ist da und das Urlaubsziel
steht für die meisten von uns schon
fest. Nach fast 2 Jahren Urlaubsabstinenz
ist die Vorfreude riesig und
was bei vielen von uns jedenfalls zum
Urlaub dazugehört, ist die klassische
Postkarte an die Familie und die Freunde.
Früher war dafür ein Telefonbüchl
mit den Adressdaten im Gepäck mit
dabei und heute sind es die digitalen
Kontakte im Smartphone. Zurück aus
dem Urlaub und wieder mittendrin im
Berufsalltag geht es mit den digitalen
Kontakten und generell digitalen Da ten
weiter.
Daten, Daten, Daten …in unserem
Privatleben wie auch im Berufsleben
In beiden Fällen macht es Sinn, wenn die
Daten schnell und vor allem eindeutig und
korrekt zur Verfügung stehen. Die Postkarte
an die falsche Adresse oder gar
eine Überweisung an den falschen „IBAN“
ist peinlich oder kann im Fall des IBAN
sogar Schaden anrichten.
Wir verlassen uns wie selbstverständlich
auf die Daten, die uns zur Verfügung stehen
und im Falle, dass sie das nicht tun,
wird es oftmals mühsam diese Da ten
korrekt zu recherchieren und diese ak
tuell zu halten. Im Laufe der letzten 20
Jahre haben vor allem Bundesministerien
begonnen für Gemeinden di gitale
Register zu schaffen, wo
Daten eindeutig mittels Registerzahl
zentral vorhanden und
vor allem aktuell sind. Hier zu
nennen ist (seit 2004) das
Zentrale Melderegister (ZMR),
welches Zug um Zug mit
dem Gebäude-Wohnungsregister
(GWR) und in
weiterer Folge mit dem
Adress-Gebäude-Wohnungsregister
(AGWR) eingeführt
wurde. Das Finanzministerium hat Finanz
Online auf Schiene gebracht, die Statistik
Austria führt das Unternehmensregister
(UR), in welchem Firmenbuch, Vereinsregister
etc. vereint sind, und nicht zuletzt zu
nennen ist das Unternehmensserviceportal
(USP), wel ches seit 2020 von Unternehmen
verpflichtend zu nutzen ist.
Man sieht, im Jahr 2022 können die
Gemeinden auf eine Vielzahl an Registern
und die dort vorhandenen eindeutigen und
korrekten digitalen Daten datenschutzkonform
zurückgreifen. Während meiner
fast 20-jährigen Gemeindearbeit habe
ich erfahren, wie mühsam und zeitaufwendig
es ist, ständig manuell Daten zu
pflegen. Nicht nur, dass Gemeinden bzgl.
der Rechtssicherheit Probleme haben –
genannt seien hier beispielsweise falsche
Bescheidadressaten – so macht diese
manuelle Pflege die Gemeindearbeit vor
allem ineffizient und für Fehler anfällig.
Die Gemeindeverwaltung
lebt wie die Privatwirtschaft
von gut strukturierten
und klar definierten
Abläufen und diese Prozesse
setzen korrekte und
eindeutige Daten voraus.
Diese Datenqualität kann selbständig in
der Finanzverwaltung geprüft werden. Wie
oft zum Beispiel kommt ein und dieselbe
Person mehrfach für Buchungsläufe
in Frage? Ist die Datenqualität schlecht,
führt das in weiterer Folge z. B. zu Fehlbuchungen,
falschen Mahnläufen etc. Auch
im Bauamt spielt die Datenqualität eine
große Rolle. Als Beispiel sei hier genannt,
dass es immer wieder vorkommt, dass
verstorbene Personen zu einer Bauverhandlung
geladen werden. Diese Beispiele
zeigen Probleme in der Rechtssicherheit
auf und behindern, wie gesagt, automatische
Abläufe, da man diese Daten ständig
hinterfragen muss.
Nicht zuletzt wird an der Dauer der Verfahren,
ob das erteilte SEPA-Mandat korrekt
verwendet wird oder ob der Bescheid
korrekt ausgestellt wurde, die Qualität der
Gemeindeverwaltung gemessen und von
uns Bürger*innen bewertet – eine automatische
Reaktion, bei welcher wir uns
alle schon selbst ertappt haben.
Das hehre Ziel der Gemeindeverantwortlichen
muss sein, die Abläufe und vor allem
die diesen zugrundeliegenden Daten korrekt,
eindeutig und aktuell zur Verfügung
zu stellen. Die Verwendung der genannten
Register ist damit unabdingbar und kann
jedem nur ans Herz gelegt werden.
ZUM AUTOR
MAG. IUR.
CHRISTIAN LECHNER
Christian Lechner kann auf eine 18-jährige
Berufserfahrung als Amtsleiter,
Bauamtsleiter und Finanzverwalter
zurückblicken. Seit nun mehr als vier
Jahren ist er bei der GemNova tätig. Er
ist Experte für Digitalisierungsthemen,
Rechtssicherheit und Datenschutz.
Kontakt: c.lechner@gemnova.at
20 tirol.digital
21
21
Also, alles was Recht ist...
VON CHRISTIAN LECHNER
In den Gemeinden ist immer viel zu tun. Bald rückt zum Beispiel wieder die nächste Fälligkeit
der Gemeindeabgaben näher. Abgaben werden mittels Bescheids abgerechnet – aber wie hat nun
ein rechtskonformer Abgabenbescheid auszusehen? Bei Bescheiden, die an Alleineigentümer*innen
gerichtet sind, gibt es keine großen Probleme und darum wird hier auf diese Situation nicht
näher eingegangen. Aber in Zeiten, in denen Wohnraum teuer ist, wird immer mehr Miteigentum
geschaffen und damit gelten bei der Erstellung rechtskonformer Abgabenbescheide ganz andere
Voraussetzungen. Diese Voraussetzungen bei Miteigentum sollen nachfolgend aufgezeigt werden.
Mahlzeit!
Mit Jausengeld.at, dem
intelligenten Essensgutschein.
Von welchen Miteigen tümer*innen können
die Abgaben „verlangt“ werden?
Die Bundesabgabenordnung (BAO) bildet die
Rechtsgrundlage für das Abgabenverfahren
der Gemeinde. Der Bürgermeister oder die
Bürgermeisterin ist die Abgabenbehörde
und entscheidet bei Miteigentum, von wem
die Abgabe verlangt wird. Würde diese von
einer Person allein verlangt und die anderen
„verschont“ werden, wäre das in jedem
Einzelfall zu prüfen und zu begründen.
Nicht auszudenken, was das für ein Aufwand
wäre, wobei ein allgemeiner Satz
im Bescheidspruch keine entsprechende
Begründung darstellt. Das bedeutet, dass
der Bescheid an alle Miteigentümer*innen
gerichtet sein sollte, womit allen die
gleichen Rechte und vor allem auch Zahlungspflichten
auferlegt sind. Das ist die ge
lebte Gemeindepraxis und zu dieser gibt es
mittlerweile unzählige Entscheidungen des
Landesverwaltungsgerichtes Tirol (LVwG)
und auch eine Erläuterung der Abteilung
Gemeinden des Landes stellt klar, wie in
diesen Fällen ein Bescheid auszusehen hat.
Wie hat der Abgabenbescheid gegenüber
allen Miteigentümer*innen auszusehen?
Der Bescheid wird einem*r der Miteigentümer*innen
zugestellt (diese*r steht
oben im Adressfeld) und er*sie wird zusammen
mit allen weiteren Miteigentümer*innen
im Bescheidspruch angeführt. Das verlangt,
dass die Daten der Eigentümer*innen
im Buchhaltungsprogramm immer aktuell
gehalten werden müssen. Es gilt zu beachten,
dass zwar nur ein*e Miteigentümer*in
den Bescheid zugestellt bekommt, aber
allen weiteren Miteigentümer*innen durch
ihre jeweilige Nennung im Bescheidspruch
und einem Hinweissatz dieser damit auch
zugestellt ist.
Zusammengefasst heißt das:
• Alle Miteigentümer*innen sind nach
aktuellem Grundbuchstand im Spruch
anzuführen.
• Es muss darauf hingewiesen werden,
dass dieser Bescheid – obwohl nur
an eine Person aus dem Kreis der
Eigentümer*innen zugesendet – an alle
als zugestellt gilt.
Wie sieht das bei Miteigentümergemeinschaften
im Fall von Wohnungseigentum
(WEGs) aus?
Die Eigentümergemeinschaften im Fall von
Wohnungseigentum (WEGs) sind teilrechtsfähig
ausschließlich in ihren Verwaltungsbelangen.
In diesen sind sie berechtigt, die
Vorsteuer geltend zu machen – vorausgesetzt
sie erhalten von der Gemeinde
eine ent sprechende Rechnung im Sinne
des Umsatzsteuergesetzes. Diese Teilrechtsfähigkeit
stellt damit weiters klar,
dass die WEG gar nicht Eigentümer und
damit Bescheidadressatin sein kann. Be
scheide sind somit wie beim vorher
beschriebenen Miteigentum auszustellen.
Alle Miteigentümer*innen sind also im
Spruch zu nennen und dies können mitunter
Hunderte sein. Der Hinweis, dass damit
die Zustellung an alle erfolgt ist, darf auch
nicht fehlen. Lediglich die Zustellung er folgt
an die WEG und diese scheint daher im
Adressblock auf.
FAZIT
Die Ausstellung von rechtskonformen
Bescheiden kann die Finanzverwaltung
mit ihren Kapazitäten
an die Grenze der Leistungsfähigkeit
bringen. Man stelle sich vor,
hunderte Miteigentümer*innen
im Bescheidspruch nennen zu
müssen. Deshalb ist es so wichtig,
die Daten der Eigentümer*innen
korrekt und aktuell zu halten und
Abläufe zu definieren, wie diese
Daten am besten aufgerufen,
verwaltet und verarbeitet werden
können.
Im Idealfall wird ein integriertes
System verwendet. Das heißt,
dass die Daten registerbasiert
vorhanden und aktuell sind und
einfach automatisch, ohne eingreifen
zu müssen, am Bescheid
angeführt werden.
So EFFIZIENT und EINFACH
kann’s gehen.
www.jausengeld.at
22 tirol.digital
Podcasts
Eine elegante Möglichkeit zur
Kommunikation mit Bürger*innen
Der Podcast-Host führt durch die Podcast
Episode und verleiht mit seiner*ihrer Stimme
dem Podcast eine einzigartige Note mit
Wiedererkennungswert.
(© PenguMedia)
Podcast Tipp:
Wir alle sind Gemeinde –
der Kommunalpodcast
Der politisch unabhängige Podcast
versteht sich als Fundgrube
an kommunalen Informationen
und als Wissensvermittlung in
Richtung Gemeinden. Als Gastgeber
beschäftigt sich Alois Rathgeb
gemeinsam mit seinen Gästen
mit den großen und kleinen Herausforderungen
der Gemeinden.
Den Anfang machte der Präsident
des Tiroler Gemeindeverbandes
höchstpersönlich – Mag. Ernst
Schöpf. Jetzt anhören – überall
wo es Podcasts gibt!
Podcasts sind in aller Munde – aber ist
das nur ein kurzer Hype oder sollte man
sich damit beschäftigen? Und, lässt
sich diese Mediengattung auch für die
Kommunikation kommunaler Inhalte
nutzen?
Starten wir mit ein paar Nutzungsdaten:
Laut dem Digital News Report Network
Austria von Reuters haben rund 28 Prozent
der Österreicher*innen im letzten Monat
mindestens einen Podcast gehört; in der
Altersgruppe 18 bis 24 sind es sogar knapp
55 Prozent. Podcasts sind also längst ein
Massenphänomen und keine Nische mehr.
Ein wesentlicher Grund dafür: Der Konsum
von Podcasts entspricht einem modernen
Mediennutzungsverhalten, nämlich jenem,
Inhalte zu konsumieren, wann, wie und wo
man will. Podcasts sind also wie Radio
auf Bestellung und für die Hörer*innen
zudem meist kostenlos. Gehört werden
sie hauptsächlich über bestimmte Apps
(z. B. Apple Podcasts, Spotify, Amazon Podcasts
oder Google Podcasts), aber auch
eine Einbettung auf die eigene Website
ist möglich und sinnvoll.
Das Besondere an Podcasts: Die Hörer*innen
entscheiden sich bewusst für einen
Inhalt, einen Host oder ein Thema
und widmen diesem dann ihre gesamte
Aufmerksamkeit. Besonders oft gehört
werden Podcasts in Situationen, in denen
eine an sich kaum sinnvoll einsetzbare
Zeit für Unterhaltung, Weiterbildung oder
Information genutzt werden kann, wie zum
Beispiel beim Pendeln, beim Sport oder
bei der Hausarbeit. Podcasts sind für viele
auch eine willkommene Gelegenheit, für
eine gewisse Zeit nicht auf ein Display
starren zu müssen.
Die Gemeinde hören
Im Gegensatz zu anderen digitalen Kommunikationskanälen,
bei denen die Aufmerksamkeitsspanne
manchmal lediglich
ein paar Sekunden beträgt, bleiben die
Podcasthörer*innen auch bei längeren
Episoden (eine Podcast-Folge dauert im
Durchschnitt ca. 20 Minuten) zum überwiegenden
Teil bis zum Schluss dran.
Ein weiteres besonderes Merkmal von
Podcast-Konsument*innen: Wenn sie ein
Format erst mal begeistert hat, sind sie
sehr loyal und rufen gerne weitere Folgen
ab. Die Grundvoraussetzungen, kommunale
Themen über das Medium „Podcast“
zu verbreiten, könnten also idealer
nicht sein: Die Bürger*innen interessieren
sich in der Regel sehr für Informationen
aus ihrem unmittelbaren Lebensumfeld.
Wenn dann eine Stimme im vertrauten
Dialekt über Geschichten, Themen oder
Fakten aus ihrem Ort oder ihrer Stadt
spricht, kann auf diesem Wege die Be ziehung
zwischen der Gemeinde bzw. der
Stadt, kommunalen Unternehmen und den
Bürger*innen auf ein neues Niveau gehoben
werden. Dabei eignen sich vor allem
interessante Erzählungen (zum Beispiel
über die Besonderheiten aus der Region)
oder erklärungsbedürftige Inhalte (zum
Beispiel Hintergrundinformationen zu
großen Gemeinde- oder Stadtprojekten).
Wichtig beim Inhalt: Im Vordergrund steht
keine plumpe Werbung und es werden
auch keine Presseaussendungen verlesen.
Weil ehrlicherweise: Wer soll sich das freiwillig
anhören? Die Kunst eines gelungenen
kommunalen Podcast-Formats ist, die
für die Gemeinde oder die Stadt wichtigen
Themen mit einem journalistischen
Zugang so aufzubereiten, dass die einzelnen
Episoden einen echten Mehrwert für
die Hörer*innen bieten. Über die Offenlegung,
dass es sich um einen kommunalen
Podcast handelt, wird einerseits klar und
transparent der Absender ausgeschildert,
gleichzeitig natürlich aber die kompetente
Behandlung bestimmter Themen mit der
Gemeinde oder der Stadt ver knüpft. Und
weil das Medium Podcast erst in den
letzten Jahren ein starkes Wachstum
verzeichnete, ist es für Gemeinden und
Städte noch möglich, Themenfelder zu
besetzen und eine relevante Hörer*innenschaft
aufzubauen.
Was sind also die wichtigsten Erfolgsfaktoren
für einen kommunalen Podcast?
• Wohlüberlegtes und nachhaltiges
Podcast-Konzept
• Sympathische*r und kompetente*r
Gastgeber*in (Host)
• Gute und interessant aufbereitete
Inhalte
• Professionelles Sound-Design und
gute Tonqualität
• Verfügbarkeit auf allen gängigen
Plattformen
• Zielgerichtetes Marketing für den
Podcast
Zurück zu den eingangs gestellten Fragen:
Nach unserer Einschätzung sind
Podcasts als Audio-on-Demand-Mediengattung
kein kurzer Hype, sondern eine
nachhaltige Möglichkeit für Hörer*innen,
interessante und unterhaltende Inhalte
aufmerksam zu konsumieren. Und aufgrund
der erzielbaren Nähe zwischen dem
Host, den Inhalten und den Hörer*innen
sind Podcasts für Städte, Gemeinden
oder Unternehmen ausgezeichnet dafür
geeignet, kommunale Inhalte über diese
Mediengattung elegant, sympathisch und
effizient zu verbreiten.
Die Kunst eines gelungenen Podcast
Formats ist, die Themen so aufzubereiten,
dass die einzelnen Episoden einen echten
Mehrwert für die Hörer*innen bieten.
(© Olsacher)
ZUM AUTOR
STEFAN LASSNIG
Stefan Lassnig ist Strategieberater,
Medienunternehmer und Podcast-Host.
Sein Unternehmen „Missing Link“
betreibt selbst Podcasts, konzipiert und
erstellt Podcasts für Unternehmen und
Institutionen („Corporate Podcast“) und
vermarktet über 30 österreichische
Podcast-Formate.
Mehr dazu auf www.missing-link.media
24 tirol.modern und innovativ
tirol.modern und innovativ
25
ZUKUNFT GEMEINDE - Agenda 2030
Starke Vernetzung als Alternative zu Fusionen
Mit dem Strategieprozess „ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda 2030“ wurde erstmals versucht, einen
schlüssigen Weg für die kommunale Zukunft zu definieren, der ohne Fusionen auskommt. Der Sukkus:
Insbesondere für die Kleingemeinden braucht es eine zweite Ebene, auf der das unverzichtbare
Spezialwissen mit effizienten Arbeitsprozessen verbunden wird.
ZUM AUTOR
GEORG KEUSCHNIGG
Georg Keuschnigg war Abgeordneter
im Nationalrat und Bundesrat. Nach seinem
Ausscheiden aus dem Bundesrat
wechselte er zum Institut für Föderalismus,
wo er für Politik und Kommunikation
zuständig war. In der GemNova
Dienstleistungs GmbH ist er für die
Durchführung des Strategieprozesses
“ZUKUNFT GEMEINDE - Agenda 2030”
verantwortlich.
Kontakt: g.keuschnigg@gemnova.at
In allen Bundesländern wird die Weiterentwicklung
der Gemeindestrukturen
intensiv diskutiert. Der Druck auf die Kommunen
ist in den vergangenen Jahrzehnten
enorm gestiegen. Die zunehmende
Komplexität vieler Materien sowie die
Verrechtlichung sämtlicher Bereiche
stellt vor allem die Kleingemeinden vor
enorme Herausforderungen. Während
die Leistungen der Daseinsvorsorge über
Gemeindeverbände sowie eine enge
organisatorische und finanzielle Verzahnung
mit der Landesverwaltung flächendeckend
angeboten werden können, sind
die Gemeinden bei der Verwaltung sowie
in der Vor-Ort-Organisation weitgehend
auf sich gestellt. Interkommunale Modelle
sind hier dünn gesät.
Beauftragt wurde der Strategieprozess
vom Land Tirol, dem Tiroler Gemeindeverband,
der GemNova Dienstleistungs
GmbH, der Standortagentur und dem
Management Center Innsbruck. Aufgrund
der umfassenden Bandbreite kommunaler
Aufgaben wurde eine Eingrenzung auf
sechs Bereiche vorgenommen:
1. Politische Gemeinde / Moderne
Bürger*innengemeinde
2. Gemeindeverwaltung
3. Gesundheit und Pflege
4. Kinderbildung und -betreuung
5. Raumordnung und (Wirtschafts-)
Standort
6. Regionale Mobilität
Coronabedingt mussten alle größeren
Diskussionsveranstaltungen abgesagt
werden. An ihre Stelle rückte eine große
Zahl von Einzelgesprächen, in denen
Hintergründe, Alltagssituationen, Pushund
Hemmfaktoren der interkommunalen
Zusammenarbeit, aber auch psychologische
Argumente analysiert wurden. Herzstück
des Prozesses waren die jeweils
drei Workshops der thematischen Arbeitskreise,
an denen Bürgermeister*innen und
Amtsleiter*innen sowie Fachleute aus der
Landesverwaltung, der Wissenschaft und
aus Interessenvertretungen teilnahmen.
Die Ergebnisse wurden im Rahmen eines
Expert*innenbeirats unter dem Vorsitz
von Univ.-Prof. Dr. Peter Bußjäger überprüft.
Moderne Bürger*innengemeinde und
Gemeindeverwaltung
In einer von der GemNova durchgeführten
Umfrage mit einem Rücklauf von rund
11.000 Fragebögen wurde vorab die
Zufriedenheit der Bürger*innen erhoben.
Die Ergebnisse attestierten den Gemeinden
in den Sachbereichen eine gute Performance.
Aufholbedarf besteht aber bei
den weichen Faktoren wie Information,
Beteiligung und Transparenz. Damit ist
auch schon der wunde Punkt erreicht:
Die Gemeinden versinken in der ständig
steigenden Verwaltungsflut. Es wird
immer schwieriger, Kapazitäten für an
den Bürger*innen orientierte Prozesse
freizu spielen. Dazu kommt, dass sich in
Klein gemeinden alles auf ganz wenige
Personen, vielfach in Teilzeit, konzen triert.
Sie sollten neben der Verwaltung die
Einbindung der Bürger*innen garantieren,
komplexe Kommunikationstätigkeiten, aktuell
anstehende Projekte und auch noch
das Ad-Hoc-Management zur Bekämpfung
der Coronapandemie oder zur Unterbringung
von Flüchtlingen übernehmen.
Das Herzstück einer an Bürger*innen
orientierten Gemeindearbeit ist eine
schnelle und serviceorientierte Kommunikation.
Das für die digitalen Kanäle
erforderliche Know-how könnte, wie sich
in den Beratungen im Arbeitskreis herauskristallisierte,
über eine interkommunale
Bündelung der Kräfte aufgebracht
werden. Generell braucht es Unterstützungsstrukturen
– bevorzugt auf regionaler
Ebene – die wie ausgelagerte Gemeindeämter
funktionieren und in denen das
unverzichtbare Spezialwissen mit ef
fizienten Abwicklungsprozessen kombiniert
wird.
26 tirol.modern und innovativ
tirol.modern und innovativ
27
Vier Kernbereiche der kommunalen Leistungspalette
“Von der Wiege bis zur Bahre” – dieser Leitsatz beschreibt die umfassende Zuständigkeit der Gemeinden. Bei der Konzeption des
Strategieprozesses „ZUKUNFT GEMEINDE – Agenda 2030“ wurde das berücksichtigt und folgende vier Bereiche analysiert und
aufgearbeitet: Gesundheit und Pflege, Kinderbildung und -betreuung, Raumordnung und (Wirtschafts-)Standort sowie regionale
Mobilität. Auf dieser Doppelseite lesen Sie kurze Zusammenfassungen der Ergebnisse.
Gesundheit und Pflege
Gesunde Gemeinde: Ziel des öffentlich geförderten Projekts
„Gesunde Gemeinde“ ist die Steigerung der Zahl der
gesunden Lebensjahre, um den Pflegebedarf möglichst zu
reduzieren. Dabei hat die Gemeinde eine große Aufgabe,
weil sie über den direkten Zugang zur Bevölkerung, zu
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und zu einer kostengünstigen
Veranstaltungsinfrastruktur verfügt.
Neue Wege in der Pflege: Die Bewältigung und Finanzierung
der steigenden fachlichen Anforderungen sind die zentralen
Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegebereich. Diese
Thesen zum Bereich „Gesundheit und Pflege“ wurden im
Arbeitskreis definiert:
• Bessere Koordination der Vielzahl unterschiedlicher
Anbieter*innen im Gesundheits- und Pflegesektor
• Über die Förderung des Ehrenamtes die hauptamtlichen
Strukturen entlasten, den Servicegrad steigern und
neben hochspezialisierten medizinischen Leistungen
auch die menschliche Zuwendung fördern
• Effizienzsteigerung bei den Personal- und Sachkosten
der Pflegeeinrichtungen sowie Abstimmung und Spezialisierung
des Angebots
• Die mobilen und stationären Einrichtungen in unterschiedlichen
Organisationsformen vernetzen und zu
starken regionalen Drehscheiben ausbauen
Kinderbildung und -betreuung
Mit der Thematik der Kinderbildung und -betreuung bewegen
sich die Gemeinden mitten in einem sensiblen gesellschaftlichen
Spannungsfeld. Voraussetzung für eine strukturierte
Vorgehensweise ist die Erhebung der sprachlichen und kulturellen
Bedarfe sowie der unterschiedlichen Bildungs- und
Entwicklungsstände von Kindern und Jugendlichen. Dies sind
ein paar Punkte, die im Arbeitskreis besprochen wurden:
• Laufende Weiterbildung und Bewusstseinsbildung
der Gemeindeverantwortlichen für Bildung, Schutz,
Teilhabemöglichkeiten und Chancengerechtigkeit von
Kindern und Jugendlichen
• Vereine und Ehrenamtliche als kulturelle
Brückenbauerinnen fördern
• Laufendes Monitoring in Gemeinden und
Planungsverbänden
• Vertrauen und Akzeptanz für die Angebote aufbauen
(z. B. durch eine gute Willkommenskultur)
• Erarbeitung einer Strategie, gemeinsam mit
Planungsverbänden oder Regionalmanagements
• Enge Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Bildungseinrichtungen
Raumordnung und
(Wirtschafts-)Standort
Für eine nachhaltige Stärkung der Planungsverbände spricht
sich der Arbeitskreis „Raumordnung und (Wirtschafts-)
Standort“ aus. Die 2005 eingeführten Planungsverbände
sind das zentrale Instrument der regionalen Raumordnung.
Diese Struktur bietet den geeigneten Rahmen für
strate gische, regionale Planungen sowie für abgestimmte,
regionale Projekte und Gemeindekooperationen. Diese
Planungsverbandsstrukturen sollen verstärkt aktiviert und
weiterentwickelt werden. Hier die wichtigsten Aussagen in
Kurzform:
• Die Planungsverbände verfügen aktuell zum großen Teil
nur über geringe personelle und finanzielle Ressourcen.
Zur Aktivierung und Stärkung der Strukturen sowie für
die Entwicklung von Konzepten und Projekten bedarf
es eines besonderen Engagements und erhöhter Personalressourcen.
Zu diesem Zweck soll eine möglichst
flächendeckende Installierung von vom Land geförderten
Planungsverbandskoordinator*innen erfolgen. Sie
sollen einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung
der Planungsverbände leisten.
• Für jeden Planungsverband sollen regionale Raumordnungskonzepte
und Strategiepläne erstellt werden, in
denen künftige Ziele und Maßnahmen sowie Kooperationsziele
und -möglichkeiten definiert werden.
• Die Planungsverbände sollen zur Plattform der regi o
nalen Entwicklung weiterentwickelt werden mit einer
intensiven Vernetzung mit den Gemeinden und den
regionalen Stakeholdern. Auf gemeinsame regionale
Planungen und gemeindeübergreifende Projekte soll ein
verstärkter Fokus gelegt werden.
Regionale Mobilität
Eine gut ausgebaute öffentliche Mobilität ist nicht nur ein
Grundbedürfnis der Bevölkerung, sondern auch eine we sentliche
Voraussetzung für die Bewältigung der Folgen des
Klimawandels. Hier die Thesen aus dem Arbeitskreis:
• Eine regionale Betrachtung ist die Voraussetzung für
ein gutes Angebot und eine gute Planung.
• Zuständigkeiten von Bund, Land und Gemeinden klären:
Bund und Land sind für allgemeine Mobilitätsstandards
zuständig, die Gemeinde für die örtliche Feinabstimmung.
• Mobilität ist ein zentrales Raumordnungsthema, insbesondere
bei Großprojekten, Betriebsansiedlungen,
Wohnbauten, Veranstaltungen oder bei Straßenbauprojekten.
• E-Mobilität sollte durch konkrete Infrastrukturen wie
Ladestationen und Abstellmöglichkeiten für E-Bikes und
E-Autos gefördert werden.
• Der Ausbau und die Verbesserung der innerörtlichen
Radinfrastruktur mit der Errichtung und dem Ausbau
von Radabstellanlagen, Radwegenetz, Anbindung an die
Hauptnetze und E-Bike-Ladestationen sollte forciert
werden.
• Wo der konventionelle öffentliche Verkehr nicht mehr
greift, ist die Einsatzmöglichkeit alternativer Angebote
(Anrufsammeltaxi, Rufbusse, Schülergelegenheitsverkehr)
zu prüfen.
• Beteiligungsprozesse zu einem aktiven Element in der
Gemeinde und der Region machen
28 tirol.modern und innovativ
tirol.modern und innovativ
29
Der Unternehmens-
Künstler
Georg Mühlegger aus Hopfgarten ist ein vielseitiger Mensch. Er lernte die
Bildhauerei, gründete ein Unternehmen, versteht sich als Künstler, tanzt
auf vielen Hochzeiten. Wie er all das unter einen Hut bringt, und von der
Kunst, Menschen zu begeistern, lesen Sie hier.
VON REINHOLD OBLAK
Unter mangelndem Selbstbewusstsein leidet
der Mann nicht. Wirft man einen Blick
auf die Homepage seines Unternehmens
(arti.at), so ist da etwa gleich von „meinem
internationalen Ruf als Bildhauer“ die Rede.
In weiterer Folge wird – unter anderem –
auf seine Ausstellungen beim Stanglwirt
in Going oder im Take Five in Kitzbühel
verwiesen. Das Tiroler Unterland als Nabel
Eine Mühlegger´sche Installation
in Ellmau, an der Südseite
des Wilden Kaisers.
(© Bergbahnen Wilder Kaiser)
der Welt. Georg Mühlegger ist kein Mann
der leisen Worte; er weiß, wie man zuspitzt,
sich bestmöglich in Szene setzt, sich professionell
vermarket. Als Künstler, als Bildhauer.
Mittlerweile auch als Unternehmer.
Und ja, darin ist er offensichtlich auch recht
erfolgreich.
Geboren ist der mittlerweile 50-Jährige in
Wörgl, der Vater führte ein Transport- und
Taxiunternehmen, die Mutter war Hausfrau
und betrieb eine kleine Gästepension.
„Ich hab mich eigentlich schon immer für
Kunst interessiert. Auch durch meinen holzbegeisterten
Opa. Er hat mir faszinierende
Einblicke in die Welt des Holzes ermöglicht.
Ich war am liebsten bei ihm, in seiner Werkstatt
in der Wildschönau.“
Die Ausbildung zum Bildhauer absolviert
Mühlegger in der Bildhauerschule in
Elbigenalp, dafür musste er quer durch Tirol
reisen, lebte und büffelte vier Jahre lang im
Internat. „200 Kilometer weit mit Bahn und
Bus ins hinterste Lechtal zu fahren, war
schon eine Herausforderung. Oft bin ich
auch mittels Autostopps übers Hahntennjoch
gedüst, da kommen viele Erinnerungen auf.“
Bereits ein Jahr nach seinem
Abschluss gewinnt er 1991
mit nicht einmal 20 Jahren
den österreichischen Bildhauerwettbewerb.
GeOrg
Mühlegger
RamOna
Mühlegger
„Damit hab ich erstmals ins Künstlersein
hineingeschnuppert. Ich wurde auf Ö3
interviewt, der damalige Wiener Bürgermeister
Zilk war da, es gab großes Medieninteresse.
Das war schon eine ganz neue
Welt für mich.“ Was für den jungen Tiroler
freilich auch ganz klar war: Er wollte von seiner
Kunst auch gut leben können, nicht nur
irgendwie überleben. Große Ansprüche, die
so leicht und flott nicht in die Realität umzusetzen
sind.
Traum und Wirklichkeit
Doch Mühlegger ist fleißig, kreativ, hat natürlich
auch Glück. 1995 gewinnt er bei einem
internationalen Skulptur-Symposium in Lausanne
am Genfer See den ersten Preis. Sein
Kunstwerk nennt sich „Geborgenheit“, stellt
eine Mutter mit Kind dar, stilisiert, in weichen
Formen. Unmittelbar danach wird seine
Skulptur verkauft. Um welchen Betrag vermag
er heute nicht mehr im Detail zu sagen, für
damalige Verhältnisse war es aber zweifellos
sehr viel. „Der Käufer war ein weltbekannter
Pianist, er hat mein Kunstwerk direkt in seiner
Villa am Genfer See aufgestellt. Ein absolutes
Highlight für mich.“
Beispiel einer Installation in
Ellmau, an der Südseite des
Wilden Kaisers. Kunst, so heißt
es ja, kommt von Können.
(© Bergbahnen Wilder Kaiser)
Ein finanzielles Auslangen rein als Künstler
zu finden, ist natürlich so einfach nicht. Nur
die Allerwenigsten, nicht immer die Besten,
schaffen das. Neben Glück und Zufall,
neben dem richtigen Netzwerk und Können,
neben Kreativität, dem richtigen Zeitfenster
gehören da auch noch andere Bausteine
dazu. Auch Mühlegger muss diese Lektion
rasch und gründlich lernen. Um sein Leben
bestreiten zu können, kooperiert er gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts mit der österreichischen
EU-Außenhandelsstelle in Brüssel,
arbeitet im Bereich Produktentwicklung
für Swarovski. Letzteres führt auch zu einer
Zusammenarbeit mit André Heller, gemeinsam
realisieren sie das China Projekt „Zu
Gast beim Riesen.“ Dennoch, irgendetwas
fehlt…
2001 entschließt er sich zum Schritt in die
Selbständigkeit, gründet in der Wildschönau
eine eigene Bildhauerwerkstatt. Zuerst als
Ein-Mann-Unternehmen, dann stellt er seinen
ersten Mitarbeiter ein. Die Aufträge
trö p feln, mal sind es viele, dann wieder
recht wenige. Sukzessive erweitert er sein
Angebot: Skulpturen, Kunstobjekte, Inszenierungen,
etwas profaner der Spielplatzbau. „Ich
hab einfach versucht, mich immer breiter
aufzustellen, mein Portfolio zu erweitern.“
2004 schafft er dann den Durchbruch, mit
einer Inszenierung in den Bergen rund um
Söll, an den Nordhängen der Hohen Salve.
Das in Kooperation realisierte Projekt nennt
sich „Hexenwasser“, eine Art Erlebnispark
für Kinder. „Was, das kennst du nicht? Dieses
Projekt erhielt immerhin den Österreichischen
Tourismuspreis.“
“Wenn ein Bereich
einbricht, dann muss
der andere dafür
umsO stärker sein.
Das ist die Kunst des
Wirtschaftens.“
Arti steht für Artist, Künstler
Im Deutschen ist ein Artist gemeinhin
jemand, der im Zirkus auftritt. Im Engli schen
steht Artist für Künstler bzw. Künstlerin. Und
Arti? Nun gut, das ist der Name von Mühleggers
Unternehmen. Natürlich gibt es dazu
eine nette Geschichte und die geht so: „Ich
hab in der Wildschönau immer wieder Tennis
gespielt. Mein damaliger Trainer, der mittlerweile
das japanische Skiteam trainiert,
hat mich Arti gerufen, also Künstler. Mir hat
das gefallen, irgendwie ist das dann auch bei
mir hängengeblieben. Deshalb hab ich meine
Firma Arti genannt, versehen mit einem
schwungvollen Logo. Viele Leute glauben
noch heute, dass Arti mein Vorname ist.“
2007 lässt er sich und sein Unternehmen
in Hopfgarten nieder, südwestlich der Hohen
Salve. Arti ist mittlerweile noch breiter aufgestellt,
es werden auch Wellness-Liegen
hergestellt, Sandstrahl-Arbeiten ange boten,
Kinderspielplätze geplant und errichtet. Der
Künstler als Unternehmer, sozusagen. Und
Mühlegger steht zu seinem künstlerischen
Ansatz. „Wirtschaftlich läuft´s gut, vor allem
gewinne ich damit jene Freiheit im Kopf,
die ich für mein künstlerisches Schaffen
brauche. Das eine bedingt das andere, und
umgekehrt. Eigentlich bin ich ein sehr glücklicher,
ein sehr zufriedener Mensch.“
Corona, Ukraine, Bermudas
Heute beschäftigt er zwischen zehn und fünfzehn
Personen, im Verlauf der Corona-Krise
rückte das Team noch enger zusammen.
„Wir haben da viel miteinander gesprochen,
überlegt, wie es weitergehen soll. Letztendlich
war die Firma nicht einen Tag geschlossen,
es wurde niemand entlassen, wir hatten
keinen einzigen Tag Kurzarbeit.“ Eine
starke Aussage, Respekt. Dann kam der von
Russland ausgelöste Krieg in der Ukraine.
„Wir haben rechtzeitig vorgesorgt, aktuell
ein riesengroßes Warenlager. Wir können
alle Aufträge bedienen, haben keine Angst,
dass ein bestimmtes Material fehlt.“ Von
anderen Unternehmen hört man da ganz
andere Töne.
Privat versteht es der Künstler und Unternehmer
sein Leben zu genießen. Neben dem
Biken frönt er dem Golfsport, jährlich ist er
mit seiner Segelrunde in Kroatien, Griechenland
oder in Sardinien unterwegs. Mit seiner
Frau, die im Büro mitarbeitet, hat er zwei
Kinder, der 15-jährige Sohn wird heuer das
erste Mal in den Betrieb hineinschnuppern,
diesen vielleicht auch übernehmen.
Eigentlich ein schöner, weicher, gut klingender
Schluss für diesen Artikel, doch Mühlegger
will noch etwas anfügen. Bermuda sagt er.
Bermuda, wiederhole ich fragend? „Ja, Bermuda,
die Bermuda Inseln, das Bermuda
Dreieck. Das kennst du doch. Dort habe ich
für den America´s Cup die Kids Area Zone
geplant und errichtet.“ Kurze Pause. „Das ist
eine große Spielanlage, eine tolle Inszenierung,
die nun von allen benutzt werden kann. Und
wir haben alles von Hopfgarten aus gemacht.“
Der Mann scheint wohl über die Kunst, Menschen
zu begeistern, zu verfügen.
30 tirol.modern und innovativ
tirol.modern und innovativ
31
Die Zeitung für Ihre Gemeinde
Nein, Sie müssen trotz digitalem Wandel nicht ihre etablierte Gemeindezeitung
durch einen Social-Media-Auftritt ersetzen. Eine moderne Gemeindezeitung kann
auch heutzutage maßgeblich zur gelungenen Kommunikation mit Ihren Bürger*innen
beitragen – es braucht vielleicht nur eine Verjüngungskur und eine übergeordnete
Strategie.
ZUR AUTORIN
NATHALIE KIRCHLER
Nathalie Kirchler verstärkt seit
2022 das Kommunikationsteam
der GemNova als Grafikerin und
Fotografin.
Die Kommunikation in Gemeinden ist
einem starken Wandel ausgesetzt. War
es früher das Flugblatt und später die
Gemeindezeitung, so blicken wir heute
auf eine Welt der multimodalen Kommunikation.
Schlagworte wie Social
Media, Bewegtbild, bidirektionale Kommunikation
usw. sind im Wirtschaftsleben
längst an der Ta gesordnung.
Immer mehr Gemeinden erkennen
auch, dass es zusehends wichtiger
wird, eine gute Kommunikation
aufzubauen. Bürger*innen wollen
informiert und aufgeklärt werden,
sie wollen involviert werden und
bei Projekten ein gewisses Mitspracherecht
haben.
Bürger*innen ansprechen
Bürger*innen sind auf unterschiedlichsten
analogen und di gitalen
Kanälen unterwegs – abhängig
von persönlichen Vorlieben beim Medienkonsum.
Aus diesem Grund müssen
Gemeinden viele Kanäle bedienen um
ihre Bürger*innen dort anzutreffen, wo
sie sich am liebsten bewegen. Sei es
Facebook, Youtube, E-Mail oder nach
wie vor mit dem „Gemeindeblattl“. Oft
macht es der Mix und die Strategie aus,
ob Kommunikation erfolgreich ist oder
nicht und ob sie schlussendlich bei den
Bürger*innen ankommt. Die Gemeindezeitung
spielt dabei durchaus noch
immer eine zentrale Rolle, die Inhalte
können und sollten jedoch zusätzlich
auch über andere Kanäle ausgespielt
werden.
Dem optischen Erscheinungsbild der
Gemeindezeitung kommt eine entscheidende
Rolle zu. Eine moderne Aufmachung,
hochwertige Bilder, kurze Texte
und Infografiken machen das Blatt
interessant und lesbar. Damit bekommt
es jene Aufmerksamkeit, welche sich
die Gemeinde erwartet.
Sie sind nicht allein
Auf der folgenden Seite beschreiben
wir den Entstehungsprozess einer neuen
Gemeindezeitung. Die Bedürfnisse
jeder Gemeinde sind individuell. Aus
diesem Grund, und um die Flexibilität
für Sie zu erhöhen, können wir Sie bei
einzelnen Schritten unterstützen und
Sie damit gezielt bei jenen Aufgaben
begleiten, für die Sie keine Ressourcen
oder Zeit haben.
Moderne
Bürger*innenkommunikation
Bei der GemNova beschäftigen
wir uns intensiv mit dem
Thema „Mo derne Bürger*innenkommunikation“.
Von der
Gemeindezeitung über die
Gesamtkommunikation bis hin
zu GemeindeTV-Lösungen und
Bürger*innen-Karten. Damit können
wir eine Rund-um-Beratung sicherstellen,
welche zum gewünschten
Erfolg führt.
Schreiben Sie uns oder rufen
Sie uns an – am besten Ihre
zuständige Gemeindebetreuerin
bzw. Ihren zuständigen
Gemeindebetreuer.
Sind mehrere
Personen
an der
Entstehung
der Zeitung
beteiligt?
Ja
Nein
Redaktionssitzung!
Im Team
legen Sie die
Themen der
kommenden
Ausgabe fest.
Ja
Lektorat!
Für fehlerfreie
Texte.
Ja
Nein
Kein Problem!
Die GemNova
kann Sie gerne
unterstützen.
Die Inhalte
sind fertig!
Sollen wir
nochmal ein
Auge darauf
werfen?
Kann die Gemeinde
alle
Inhalte selbst
liefern?
START
Nein
Soll es ein
komplett
neues Design
geben?
Ja
Grundlayout!
Wir erstellen
Ihnen eine
komplette
Zeitung nach
Ihren Vorgaben.
Logistik!
Wir kümmern uns um
den Versand an alle
Haushalte.
Die neue
Gemeindezeitung
Von der Idee bis
zum Endprodukt
Nein
Nein
Feedback!
Sie erhalten
ein ausführliches
Feedback,
Tipps &
Tricks, wie Sie
Ihre Zeitung
verbessern
können.
ENDE
Kann sich die
Gemeinde um
die Zustellung
kümmern?
Druckabwicklung!
Wir wickeln alles
Technische ab.
Nein
Ja
Will die Gemeinde
den Druck selbst
abwickeln?
Setzen!
Wir setzen
Ihre Texte
und stellen
Sie schön
dar.
Ja Nein
Ja
Kann die
Gemeinde
die Zeitung
setzen?
32 tirol.hat Recht
tirol.hat Recht
33
Grüne Wettbewerbsbeschränkungen:
Klimawandel im Kartellrecht
Klimawandel und Umweltzerstörung
sind existenzielle Bedrohungen
für Europa und die Welt.
Die EU hat sich das Ziel gesetzt,
bis 2050 Klimaneutralität zu
erreichen und mit dem europäischen
„Green Deal“ den Übergang
zu einer modernen, ressourceneffizienten
und wettbewerbsfähigen
Wirtschaft zu schaffen. Dafür
hat die EU-Kommission konkrete
Vorschläge für eine neue Klima-,
Energie-, Verkehrs- und Steuerpolitik
vorgelegt, die in Österreich
zur ausdrücklichen Zulässigkeit
von grünen Wettbewerbsbeschränkungen
geführt hat. Der
Artikel skizziert Anwendungsfälle
und die Umsetzung der neuen
„Klima-Compliance“.
Ziel des Kartellrechts
Das Kartellrecht hat den Zweck, den
freien, redlichen, unverfälschten, wirksamen
Wett bewerb zu schützen sowie
eine effiziente und an den Verbraucher*innen
orientierte Marktversorgung zu
gewährleisten. Absprachen von Unternehmen,
um den Wettbewerb auf einem
Markt einzuschränken oder auszuschalten,
bezeichnet man als Kartell.
Sogenannte „Hardcore-Kartelle“ sind
z. B. Preis-, Quoten-, Produktions-, Kundenoder
Gebietskartelle.
Wettbewerbsbeschränkungen
Nicht alle Vereinbarungen sind verboten.
Insbesondere Kooperationen, die es
Unternehmen erst gemeinsam ermöglichen,
einen Markt zu bedienen, den sie
allein so hätten nicht betreten können, sind
oft zulässig. Wettbewerbsbeschränkungen
fallen dann unter das Kartellverbot, wenn
sie spürbare negative Auswirkungen auf
Preise, Produktionsmenge, Produktqualität,
Produktvielfalt und Innovation haben.
Eine Vereinbarung, die gegen das Kartellrechtsverbot
verstößt, ist nichtig. Darüber
hinaus drohen bei Verstößen erhebliche
Geldstrafen für Unternehmen.
Was sind grüne Wettbewerbsbeschränkungen?
Mit der Novelle im Kartellrecht werden
Absprachen von Unternehmen zum Zweck
einer ökologisch nachhaltigen oder klimaneutralen
Wirtschaft für zulässig erachtet,
wobei auch die bisherigen Voraussetzungen
erfüllt sein müssen.
Die neue Regelung zielt auf die angemessene
Beteiligung der Verbraucher*innen
ab, die dann als erfüllt anzusehen ist,
wenn der aus der wettbewerbsbeschränkenden
Absprache erzielte Effizienzgewinn
wesentlich zu einer ökologisch nachhaltigen
oder klimaneutralen Wirtschaft
(für die Allgemeinheit) beiträgt, auch wenn
dies unter Umständen erst zeitlich versetzt
– nämlich sogar erst für künftige
Generationen – der Fall sein mag.
Insbesondere sollen grüne Wettbewerbsbeschränkungen
dem Klimaschutz,
der nachhaltigen Nutzung und dem
Schutz von Wasserressourcen, dem Übergang
zu einer Kreislaufwirtschaft sowie
dem Schutz und der Wiederherstellung
der Biodiversität und der Ökosysteme dienen.
Bloße Preis- oder Gebietsabsprachen
– auch wenn diese eine positive Nachhaltigkeitsmaßnahme
durch Produktionsverminderung
darstellen – sind weiter unzulässig.
Welche Anwendungsfälle
gibt es?
Anwendungsfälle von nachhaltigkeitsbezogenen
Innovationen oder Maßnahmen
sind beispielsweise die Verwendung von
Abgas- oder Abwasserfiltern bei der Produktion,
der gemeinsame Vertrieb zur
Reduzierung von Transportkosten, die Produktion
von CO2-freundlicheren Autos, die
Nutzung erneuerbarer Energien, die Emissionsminderung
bei Treibhausgasen, die
Förderung von Reparatur- und Recyclingfähigkeit
von Produkten, die verstärkte
Nutzung von Sekundärrohstoffen oder die
nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Auch ein geringerer Strom- und Wasserverbrauch,
die Verwendung von ökologisch
nachhaltigerem Treibstoff oder
kompaktere, weniger Müll erzeugende
Verpackungen sind mögliche Anwendungsbereiche
für grüne Absprachen.
Umsetzung der
Klima-Compliance
Da Unternehmen auch bei einer grünen
Wettbewerbsbeschränkung weiterhin
selbst beurteilen müssen (Selbstveranlagung),
ob sie sich auf diese Ausnahme
vom Kartellverbot berufen können, tragen
sie das Subsumtionsrisiko. Daher
sind Unternehmen angehalten, das
Überwiegen der objektiven Vorteile über
die Nachteile durch die grüne Wettbewerbsbeschränkung
mit einem „Klima-Check“
zu prüfen, festzuhalten und zu
dokumentieren (insbesondere, weil dazu
noch keine Leitlinien der Bundeswettbewerbsbehörde
erlassen wurden).“
In diesem Rahmen kommen Modelle
zur Berechnung von Umweltkosten bzw.
Lebenszykluskosten zur Anwendung,
die üblicherweise nach konkreten Kostensätzen
pro Tonne CO2-Äquivalent
ermittelt werden können. Da (noch) nicht
jeder Beitrag zu ökologischer Nachhaltigkeit
in exakten Zahlen dargestellt werden
kann, erscheint grundsätzlich eine völlig
exakte Berechnung nicht notwendig, um
eine entsprechende Abwägung vornehmen
zu können.
Anpassungsdruck auf
Unternehmen
Der Druck zur Anpassung von Unternehmen
wird aufgrund strengerer
Umweltschutzvorschriften steigen,
sodass sie ihr Handeln stärker an Klimaschutzzielen
ausrichten und konkrete
Maßnahmen zur Reduzierung ihres
CO2-Ausstoßes setzen werden müssen.
Mit dem Europäischen Klimaschutzgesetz,
der Taxonomie-Verordnung für
Sustainable Finance, der Verordnung für
nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten
im Finanzdienstleistungssektor,
der Planung von Green Bonds, der De karbonisierung
des Energiesektors, mit dem
Lieferkettengesetz oder den strengeren
CO2-Emissionsnormen für PKWs hat die
EU erste Schritte gesetzt. Aber auch in
der Rechtsprechung des EuGH und des
deutschen Bundesverfassungsgerichts
sind erste Entscheidungen ergangen,
nach denen die Klimaziele verbindlich
einzuhalten sind.
Daher werden Unternehmen im Hinblick
auf die Einhaltung der Klimaziele und vor
allem zur Erreichung einer nachhaltigen
und klimaneutralen Wirtschaft beitragen
müssen, sodass „Klima-Compliance“
für Unternehmen zunehmend wert- und
handlungsbestimmend sein wird.
ZUM AUTOR
RA MAG.
SEVERIN PLATTNER
Severin Plattner ist Rechtsanwalt
bei Heid & Partner Rechtsanwälte
und Experte für Corporate,
Immobilienprojekte
und Baurecht.
34 tirol.hat Recht
ZUM AUTOR
DR. WOLFGANG RAUTH
Wolfgang Rauth ist Leiter des Objekt &
Facility Managements der Bundesimmobiliengesellschaft
in Tirol.
In der Ausgabe 6 dieses Magazins haben unsere
Expert*innen in der Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
(BIG) über die Zustandserfassung mit Hilfe der Software
AiBATROS® berichtet. In diesem Beitrag geht es um die
Umsetzung der daraus abgeleiteten Instandhaltungsmaßnahmen.
Nachdem die im Rahmen der Zustandserfassung
gesammelten Daten in
AiBATROS® eingespielt wurden, ermittelt
das Programm unter Berücksichtigung
von hinterlegten Kennwerten, die
aus bereits abgerechneten Instandhaltungsmaßnahmen
stammen, sogenannte
Standardmaßnahmenpakete.
Diese umfassen die wesentlichen Bauteile
“Fassade und Tragwerk” sowie
“Dach” und die großen Gewerke der
technischen Gebäudeausstattung TGA
- Elektro, HKLS und Aufzug. Je aufwändiger
die Umsetzung des Standardmaßnahmenpaketes
ist, desto größer
ist die Eingriffstiefe und umso mehr
Budget muss vorgesehen werden.
Über eine Schnittstelle werden je nach
Strategie – Not-Instandhaltung, Werterhalt
oder Modernisierung – die ermittelten
Maßnahmenpakete in die von der BIG
eingesetzte Software pitFM® eingespielt.
Die einzelnen Instandhaltungsmaßnahmen
können nun in Jahresbauraten zerlegt
und so an die finanziellen Möglichkeiten
der Gemeinde angepasst werden.
Wenn also zum Beispiel die Fassade
ei ner Volksschule saniert werden muss,
die gesamte Sanierungsmaßnahme aber
die freien Budgetmittel der Gemeinde
sprengen würde, kann das Paket in mehrere
Jahresbauraten aufgeteilt werden.
Im ersten Jahr kann Geld für die Planung
reserviert und in den darauffolgenden
Jahren können die Seiten des Gebäudes
saniert werden. Naturgemäß können
durch diese Mehrjährigkeit Zusatzkosten
entstehen – wie am Fassaden-Beispiel
speziell für das Gerüst – aber wenn es die
budgetäre Situation nicht anders zulässt,
ist das die beste Option.
Alles auf einen Blick
Zum Leistungsspektrum der Kooperation
von BIG und GemNova gehört neben
der gesamtheitlichen Koordination der
Planung solcher Maßnahmenpakete auch
deren Umsetzung. Im Rahmen der technisch
geschäftlichen Oberleitung (TGO)
wird der gesamte Prozess der Planung
und Abwicklung von Baumaßnahmen auf
Basis der wirtschaftlichen Grundlagen
gezielt gesteuert und begleitet. Darunter
fallen unter anderem Leistungen wie
• Beratung und Vertretung des Auftraggebers,
• gesamtheitliche Durchführung von Ausschreibungen
samt Ausarbeitung der
Verträge,
• intensive Zusammenarbeit mit der
örtlichen Bauaufsicht zur Koordination
der Leistungen der Professionist*innen
und Sonderfachleute,
• Prüfung und Freigabe der einlangenden
Rechnungen und
• Schlussabnahme des Bauwerks unmittelbar
nach dessen Fertigstellung.
Alles aus
einer Hand
Für viele Tiroler Gemeinden ist
ein fachgerechtes und gesetzeskonformes
Gebäudemanagement
aufgrund der ohnehin
schon vielfältigen Aufgaben herausfordernd.
Aus diesem Grund
bieten die Bundesimmobiliengesellschaft
und die GemNova Facility
Management Service und Wartung
für Gemeindeimmobilien an.
Bei Interesse steht Ihnen
Mag. Nikolaus Kraak
(n.kraak@gemnova.at) für
Anfragen zur Verfügung.
Sämtliche Aufträge und Rechnungen
der Maßnahmenumsetzung werden
struktu riert digital dokumentiert so wie
die Aus schreibung und Vergabe der
Planungs- und Bauleistungen gemäß
Bundesvergabegesetz (BVergG) ab gewickelt.
Die verlässliche Einhaltung der
wirtschaftlichen, zeitlichen und qualitativen
Vorgaben des Auftraggebers sind
dabei besonders wichtig.
Kontakt: wolfgang.rauth@big.at
Daten zu bekannten
Instandhaltungskosten
Daten aus der
Zustandserfassung
Software
AiBATROS ®
€
Maßnahmen- &
Kostenplanung
Der Mehrwert für die Tiroler Gemeinden
liegt für Nikolaus Kraak, Prokurist bei der
GemNova, auf der Hand: “Gemeinsam mit
den Expertinnen und Experten der BIG können
wir die kommunalen Baumaßnahmen
nicht nur fachlich fun diert und qualitativ
hochwertig begleiten, sondern auch schon
im Vorfeld durch eine Zustandserfassung
und Maßnahmenplanung maßgeschneiderte
Umsetzungsvorschläge erarbeiten.
Dabei können auch die Auswirkungen auf
den laufenden Betrieb der Gemeindeimmobilien
mit einbezogen werden.”
36 tirol.politik
tirol.politik
37
DIE DIGITALE GEMEINDE
VERWALTUNG ZUKUNFTSFIT
GESTALTEN
HEUTE KÖNNEN WIR MIT
DIGITALEN TECHNOLOGIEN
UNSER GESAMTES LEBEN
ORGANISIEREN UND VEREINFACHEN.
© Land Tirol / Cammerlander
Die digitale Gemeinde
Von der Müllentsorgung bis zum Meldewesen
– die Aufgaben der Tiroler
Gemeinden sind vielfältig. Für eine
den Bürger*innen nahe, zukunftsfitte
und effiziente Verwaltung setzen die
Gemeinden in Zusammenarbeit mit
dem Land Tirol auf die Digitalisierung.
Diese bietet Vorteile, sowohl für die
Gemeinden als auch für die Bürger*innen.
Die Digitalisierung schreitet voran: Unzählige
Bereiche unseres Alltags werden von
Computer, Smartphone und Co. erleichtert.
Die Corona-Pandemie hat diese
Entwicklung nochmals beschleunigt; in
Zukunft werden immer mehr Aufgaben
vom analogen in den digitalen Bereich
wandern – auch in der Verwaltung.
Das Land Tirol nimmt bereits jetzt eine
Vorreiterrolle in der Digitalisierung ein.
Mit dem elektronischen Flächenwidmungsplan
Tirol etwa sind wir bis heute
das einzige Bundesland, das Widmungen
vollständig digital und gleichzeitig rechtskräftig
durchführt. Auch das geografische
Informationssystem des Landes Tirol,
TIRIS, sucht in Österreich seinesgleichen.
Die Digitalisierung hat auch in den Tiroler
Gemeindeämtern längst Einzug gehalten.
Mittlerweile werden nahezu alle Arbeitsschritte
– vom elektronischen Akt bis hin
zum digitalen Wasserkataster – digital
erledigt. Auch das Bürger*innenservice
ist weitestgehend digitalisiert.
Jede Tiroler Gemeinde verfügt über eine
eigene Website, auf der wichtige Informationen
zu finden sind; auch Behördengänge
können größtenteils digital abgewickelt
werden. Voraussetzung dafür ist
eine flächendeckende und leistungsfähige
Breitbandinfrastruktur. Viele Tiroler
Gemeinden haben bereits ein voll ausgebautes
Breitbandnetz. Mit Förderungen
in Millionenhöhe unterstützt das Land die
Kommunen beim weiteren Ausbau.
Seien es Fragen der Datensicherheit oder
auch die Angst mit den Veränderungen
nicht mehr Schritt halten zu können, vielen
Menschen bereitet die Digitalisierung
zeitweise Sorgen. Gleichzeitig bietet sie
jedoch enormes Potenzial, sowohl für die
Gemeinden als auch für die Bürger*innen.
So reduzieren standardisierte und digitalisierte
Prozesse etwa den administrativen
Aufwand und sparen Personalressourcen.
Das entlastet die Gemeindestube,
die damit wieder mehr Zeit hat, sich um
wichtige Projekte für die Menschen im Ort
zu kümmern. Gleichzeitig können die Bürger*innen
zahlreiche Aufgaben, die früher
noch den Gang zum Gemeindeamt erfordert
haben, bequem und zeitsparend von
zu Hause aus erledigen. E-Government
ist darüber hinaus effizient und nachhaltig,
weil Zeit, Wege und Papier eingespart
werden können.
Der Status Quo in Sachen Digitalisierung
ist in Tirol vorbildhaft. Auf den Lorbeeren
ausruhen werden wir uns dennoch
nicht: Neben dem Ausbau der digitalen
Infrastruktur sollen künftig weitere „digitale
Workflows“ implementiert werden.
Ein Themenbereich, an dessen schrittweiser
Umsetzung wir aktuell auf Hochdruck
arbeiten, ist die digitale Baueinreichung.
Damit werden fast alle Bereiche
einer zukunftsfitten „digitalen Gemeinde“
abgedeckt sein.
Ihr LR Mag. Johannes Tratter
© Julia Moll
Vom Fax zum
Masterplan Digitalisierung
Digitalisierung ist längst kein Schlagwort
mehr, im Gegenteil, digitale Transformationsprozesse
begleiten unser
Leben wie selbstverständlich. Ich kann
mich noch gut an die Einführung von
Faxgeräten erinnern. Texte konnten mit
diesem neuen Gerät in – für damalige
Verhältnisse – enormer Geschwindigkeit
verschickt werden. Was für eine
Sensation! Heute können wir mit digitalen
Technologien unser gesamtes
Leben organisieren und vereinfachen –
zum Einkaufen, Puls messen, Jalousien
herunterfahren oder Kontostand checken
müssen wir nicht mal mehr von der
Couch aufstehen. Die Pandemie hat das
Tempo des digitalen Fortschritts nochmal
ordentlich angekurbelt. Entwicklungen,
die man erst in zehn Jahren erwartet
hätte, sind jetzt schon eingetreten.
Für die Gemeinden ist es keine leichte
Aufgabe, die Bürger*innen bei diesen
digitalen Transformationsprozessen
bestmöglich zu unterstützen und ihren
Anforderungen an einen zeitgemäßen
Service gerecht zu werden.
In Tirol wurde in den letzten Jahren
gezielt der Ausbau des Glasfasernetzes
forciert. Nicht nur urbane Räume wurden
erschlossen, auch periphere Gebiete
haben mittlerweile eine gute digitale
Infrastruktur. Fast alle Gemeinden haben
eigene Websites, wo sie über die digitale
Amtstafel Bürger*innen über neueste
Projekte und Entwicklungen in der
Gemeinde informieren. Viele wichtige
Schritte in Richtung „digitale Gemeinde“
wurden bereits gesetzt. Wichtig ist es,
jetzt nicht stehen zu bleiben, mit der Zeit
zu gehen und die Chancen und Poten ziale
neuer Technologien zu erkennen und zu
nutzen.
Der Dschungel an übergeordneten Rahmenbedingungen,
Grundsätzen und Initiativen
von EU, Bund und Land oder die
Masse an Anbietern von digitalen Produkten
macht es natürlich nicht einfach,
zu entscheiden, welche Technologien in
welcher Weise eingesetzt werden können,
um einen klaren und langfristigen Nutzen
– wie Vereinfachung von (Verwaltungs-)
Prozessen, Kostensenkung, smarter Bürger*innenservice
– aus der Digitalisierung
zu ziehen.
Der vom Tiroler Gemeindeverband eingereichte
und vom Land Tirol im Zuge eines
digitalen Leuchtturmprojektes geförderte
Masterplan zur Digitalisierung von Tirols
Gemeinden bietet hier Unterstützung.
Darin werden die für die digitale Transformation
nötigen Strukturen und Prozesse
aufgezeigt, Maßnahmen definiert und
auch konkrete Handlungsempfehlungen
für Gemeinden gegeben. Der Masterplan
wird demnächst präsentiert. Seien Sie
gespannt!
Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf
38 tirol.politik
tirol.politik
39
Bürgermeisterin Victoria Weber,
Schwaz
„Natürlich war ich am Anfang vom Wahlergebnis
überrascht, sehr überrascht
sogar. Gleichzeitig habe ich mich geehrt
gefühlt, ich war und bin demütig.“ Dass
die 30-jährige Victoria Weber mit ihrer
offenen Liste den langjährigen Schwazer
Bürgermeister Hans Lintner mit über
1.100 Stimmen Vorsprung ganz klar aus
dem Amt bugstierte, war schon bemerkenswert.
Mit ihr zog auch ein neuer Stil
in die Gemeindepolitik ein. Das Gemeinsame
wurde in den Vordergrund gestellt,
das direkte Gespräch mit den Leuten
ganz bewusst gesucht. „Da zeigt sich
eben auch der Altersunterschied von
vierzig Jahren. Ich gehe an viele Themen
einfach unbedarfter heran, hole ganz
bewusst die Meinung von Andersdenkenden
ein.“
Wobei, ganz so neu ist Victoria Weber
auch nicht. Seit 15 Jahren schon ist sie
politisch aktiv, seit elf Jahren im Gemeinderat,
die beiden letzten Jahre war sie
Die ersten hundert Tage
Wer wählt, entscheidet mit. Bei den Gemeinderatswahlen in Tirol kam es auch deshalb zu teils
sehr überraschenden Ergebnissen. Langjährige Bürgermeister wurden abgewählt, an ihre Stelle
traten junge Gesichter. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen. Mit Victoria Weber in Schwaz,
Florian Riedl in Steinach am Brenner sowie mit Franz Schneider in Sillian.
© Florian Lechner
Vizebürgermeisterin und nun ist sie
die erste Bürgermeisterin der rund
14.000-Einwohner*innen-Stadt Schwaz.
Eine ihrer ersten Handlungen: Um sich
der neuen Aufgabe voll widmen zu können,
kündigte sie ihren Job bei einer Unternehmensberatung
in Innsbruck.
„Ich möchte meine ganze Kraft, meine
ganze Zeit, mich zu hundert Prozent für
Schwaz einsetzen.“
Wobei die ersten Wochen als Bürgermeisterin
doch einige Aha-Erlebnisse
für Weber bereithielten. „Am Anfang war
ich sicher übereifrig, wollte alles sofort
erledigen. Ich hatte da 14-Stunden-Tage
mit ganz wenigen Pausen.“ Aha-Erlebnis
Nummer zwei: „Ich habe nicht in diesem
Ausmaß gedacht, dass ich in den Augen
der Bevölkerung für alles zuständig bin. Es
kommen so viele verschiedene Anfragen
auf mich zu; angefangen von den Tauben,
die den Balkon belagern, über den Schatten
werfenden Baum vor der Haustüre
bis hin zum Drogenproblem des Nachbarn.“
Weber hat ihre ersten Lektionen
sehr schnell gelernt; mittlerweile weiß sie,
dass bestimmte Prozesse einfach mehr
Zeit brauchen. Und die lässt sie sich auch.
Was sie ebenfalls ganz bewusst hervorhebt
– das gute Verhältnis zu ihrem
Vorgänger. „Hans Lintner ist eines meiner
politischen Vorbilder. Von der Rhetorik,
von der Verhandlungsführung, vom Auftreten
her. Gleichzeitig ist er am Boden
geblieben und hat erst in letzter Zeit an
Zustimmung verloren.“
Bürgermeister Florian Riedl,
Steinach am Brenner
Florian Riedl ist zwar erst 44 Jahre jung,
politisch gesehen aber ein alter Hase. Seit
sieben Jahren schon sitzt er als Abgeordneter
im Tiroler Landtag, seit vier Jahren
ist er zudem Obfrau-Stellvertreter des
ÖAAB Tirols, seit rund hundert Tagen
nun auch noch neuer Bürgermeister der
3.600-Seelen-zählenden-Gemeinde Steinach
am Brenner. Und er ist, zumindest
zeigen dies die Wahlergebnisse, deutlich
beliebter als seine Partei. Während seine
Liste bei der Gemeinderatswahl zwei
Mandate verlor und gerade noch die
absolute Mehrheit behielt, errang er bei
der Bürgermeister-Direktwahl gleich im
ersten Wahlgang über sechzig Prozent.
Gemeindepolitik war Riedl bisher allerdings
ziemlich fremd. „Die vergangene
Periode war ich zwar Ersatzgemeinderat,
allerdings nur bei drei Sitzungen anwesend,
sonst immer verhindert.“ Nachdem
der amtierende Bürgermeister Josef
Hautz aus gesundheitlichen Gründen nicht
© Harald Berger
mehr antrat, der damalige Vizebürgermeister
zuerst ja, dann doch nein zu einer
Kandidatur sagte, sprang Riedl sozusagen
ins kalte Wasser. Er stellte für die Liste
ein völlig neues Team zusammen, in dem
kein einziger der bisherigen Mandatare
aufschien. Klarer und deutlicher kann ein
Bruch mit der Vergangenheit wohl nicht
sein.
Unmittelbar nach seiner Wahl zum
Bürgermeister gab der studierte Geo loge
auch seinen Job bei der Wildbach- und
Lawinenverbauung in Innsbruck auf, ließ
sich außer Dienst stellen – unter Entfall
der Bezüge und mit Rückkehrrecht.
„Ich bin jetzt zu hundert Prozent Politiker,
im Landtag und in der Gemeinde.
Das füllt mich völlig aus.“
Und ja, natürlich ist er etwas blauäugig
in seine neue Funktion gestartet. „Ich
dachte, ich kann gleich am ersten Tag
damit beginnen, unsere Ideen für Steinach
umzusetzen. Aber ich bin dann
ziemlich schnell draufgekommen, dass
wir zuerst die Altlasten der vergangenen
Periode aufarbeiten und neue Strukturen
aufbauen müssen. Das war schon eine
enorme Herausforderung.“
Dass er nun als Bürgermeister greifbarer,
damit auch angreifbarer ist, zeigt er
mit einem kleinen Beispiel auf. „Wenn ich
meinen Sohn im Kindergarten abholte,
brauchte ich dafür früher fünf Minuten.
Jetzt dauert es meist eine halbe Stunde
und mehr. Die Leute haben mir einfach
so viel zu sagen.“
Übrigens: Steinach am Brenner ist jene
Gemeinde, in der heuer Tirols ältester
Bürgermeisterkandidat antrat. Walfried
Reimeir, heute 96 Jahre alt, war bereits
zwischen 1959 und 1986 Bürgermeister
und wollte es eben nochmals wissen. Auf
ihn entfielen diesmal knapp vier Prozent
der Stimmen.
Bürgermeister Franz Schneider,
Sillian in Osttirol
Eigentlich hat Franz Schneider über einen
Mangel an Arbeit nicht zu klagen. Er ist
Landwirt mit etwas über dreißig Stück
Vieh, unterhält eine kleine Skischule, seine
Frau vermietet einige Zimmer am Bauernhof.
Zwölf Jahre lang war er Gemeinderat
im 2.000-Menschen-zählenden-Sillian,
zudem sitzt er nun wieder im Aufsichtsrat
des Tourismusverbandes Osttirol.
„Dass ich als Bürgermeister kandidiere,
hat sich einfach herauskristallisiert. Es ist
ja nicht einfach, gegen einen amtierenden
Bürgermeister anzutreten. Zu Weihnachten
letzten Jahres hab ich dann endgültig
ja gesagt.“
Schneider tritt also gegen seinen nunmehrigen
Vorgänger Hermann Mitteregger
an und gewinnt mit gerade mal 24
Stimmen Vorsprung – bei einer Wahlbeteiligung
von beinahe achtzig Prozent.
„Für mich war das schon überraschend.
Genauso überraschend übrigens, wie vor
sechs Jahren Mitteregger gewonnen hat.“
Dazu muss man wissen, dass Schneider‘s
Liste mit Ausnahme der vergangenen
sechs Jahre immer die Mehrheit im
Gemeinderat hatte und folglich auch den
Bürgermeister stellte.
„Parteipolitik ist für mich aber nicht so
wichtig, ich bin auch nicht der typische
Politiker.“
© Armin Bodner
Nach den ersten Wochen im neuen Amt
ist für den 46-jährigen Schneider natürlich
noch vieles „anders als erwartet.
Ich muss schon noch in diese Funktion
hineinwachsen, auch alle Details, die
tagtägliche Arbeit als Bürgermeister verinnerlichen.
Von außen sieht man ja vieles
gar nicht.“ Klar ist für ihn auch, dass alles
zusammen – Politik und Beruf – zeitlich
sehr fordernd wird. Den Personalstand
seiner Skischule hat er in den vergangenen
Jahren verschiedener Gründe wegen
bereits massiv reduziert (von zwölf auf
zwei Beschäftigte). Landwirt zu sein ist
seine Leidenschaft, doch insgesamt zu
überdenken. „Ich bin gerade dabei, all das
neu aufzustellen.“
Was den neuen Bürgermeister am
meisten freut? „Die interessanten
Gespräche mit den Leuten, die vielen
Ideen, die da auftauchen, die Möglichkeit,
einige davon auch gemeinsam umsetzen
zu können.“ Man darf gespannt sein,
welch konkrete Taten diesen Worten in
den nächsten Monaten folgen werden.
ZUM AUTOR
MAG. REINHOLD OBLAK
Aufgewachsen in Kärnten studierte
er an den Universitäten Wien und
Perugia, Italien. Er war viele Jahre Journalist,
Konzernsprecher, Vorstand und
Aufsichtsrat. Seit 2018 ist er bei der
GemNova in der Unternehmenskommunikation
tätig.
Kontakt: r.oblak@gemnova.at
98
40 tirol.kooperiert
DIE MOBILITÄT DER ZUKUNFT
STEHT UNTER STROM
E-Mobilität und Carsharing werden als
ein Teil der Mobilitätswende gesehen und
seit einigen Jahren kann man einen regelrechten
E-Mobilitätsboom beobachten.
Kein Wunder, dass die Zukunft der Mobilität
somit im wahrsten Sinne des Wortes
unter Strom steht. Da auch Gemeinden
starke Treiber dieser Entwicklung sind,
sollte möglichst rasch über moderne kommunale
Lösungen nachgedacht werden,
um den Trend hin zur Elektromobilität
nicht zu verschlafen. Dabei können drei
regionale Unternehmen, alle im Eigentum
der öffentlichen Hand, die Tiroler Gemeinden
mit jahrelanger Erfahrung tatkräftig
unterstützen.
Unser Mobilitätsverhalten hat sich in den
letzten Jahren stark verändert und ist
immer noch einem stetigen Wandel unterworfen.
Immer mehr nutzen beispielsweise
das E-Bike für den Weg in die Arbeit
oder erledigen den Arztbesuch schnell mit
dem E-Scooter. Unternehmen stellen ihre
Fahrzeugflotten teilweise oder sogar ganz
auf Elektroautos um und auch Gemeinden
ziehen bei diesem Trend immer mehr mit.
Elektromobilität in der Gemeinde als
Imagefaktor
Durch die Verlagerung von fossilen Antrieben
hin zu elektrischen wird ein erheblicher
Beitrag zur Reduktion des Energieverbrauchs
und des CO2-Ausstoßes
im Verkehrsbereich geleistet. Eigentlich
schon Grund genug, um auf diesen Zug
aufzuspringen. Vor allem für Gemeinden
kann an dieser Stelle auch festgehalten
werden, dass E-Mobilität die Lebensqualität
der Bürger*innen steigert und auch
einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung
der Klimaziele leistet. Noch sind
nicht allzu viele Tiroler Gemeinden mit
E-Fahrzeugen ausgestattet, somit kann
die Anschaffung von Elektroautos oder
das Einführen von Carsharing-Konzepten
als einer der ersten Gemeinden durchaus
als positive Imageaufwertung für den
Standort betrachtet werden. Und so kann
aus einer klaren Positionierung als nachhaltige
und innovative Gemeinde ganz
schnell auch ein erfolgreicher und anhaltender
Werbeeffekt erzielt werden.
Moderne Gemeinde,
moderne Lösungen
Wie schaut E-Mobilität in meiner Gemeinde
oder meiner Region zukünftig aus?
Wie kann man übergeordnete Carsharing-Konzepte
entwickeln? Was sind die
besten E-Fahrzeuge und wie funktioniert
eigentlich die Ladeinfrastruktur? Wenn
eine Gemeinde beschließt, sich in Richtung
kommunaler E-Mobilität zu entwickeln,
können all diese und natürlich noch
viele weitere Fragen auftauchen. Die
Antworten darauf können komplex sein
und es braucht sehr viel Wissen und
Erfahrung, um Gemeinden auf ihrem Weg
gesamthaft beraten und begleiten zu können.
Schließlich ist noch kein Meister vom
Himmel gefallen und so braucht auch die
modernste Gemeinde Unterstützung und
Beratung beim Umsetzen von zukunftsfitten
und innovativen Lösungen.
Ein starkes Netzwerk an regionalen
Partnern
Drei Tiroler Unternehmen haben es sich
zum Ziel gemacht, als starker Partner
genau diese Unterstützung für Gemeinden
anzubieten. Die GemNova Dienstleistungs
GmbH, die TIWAG-Tiroler Was sserkraft
AG sowie floMOBIL können auf jahrelange
Erfahrung und vielseitiges Know-
how zurückblicken und ziehen in Punkto
E-Mobilität gemeinsam an einem Strang.
So können künftig gemeinsam Komplettlösungen
für die Tiroler Gemeinden erarbeitet
werden. Vom Konzept über die
Ladeinfrastruktur und Carsharing-Angeboten
bis hin zur Anschaffung von E-Fahrzeugen
und der Vermarktung – alles maßgeschneidert
und aus nur ei ner Hand.
Gesamthafte Beratung als
Erfolgsfaktor
Investitionen in E-Mobilität machen nur
dann Sinn, wenn auch eine entsprechend
hohe Nutzerquote vorhanden ist. Genau
da setzen die Experten und Expertinnen
der GemNova, der TIWAG und von
floMOBIL an – nämlich bei der professionellen
und detaillierten Beratung. Als
Schlüssel zum Erfolg muss nämlich bereits
vor dem Projektstart ein gut durchdachtes
Gesamtkonzept vorhanden sein
und vor allem auch die benötigte Infrastruktur
und die Fahrzeugbeschaffung
selbst (inkl. Fahrzeugauswahl, Finanzierung
und Versicherung) beachtet
werden.
Tue Gutes und sprich auch darüber
Ganz im Sinne dieses Sprichwortes ist
auch die Vermarktung ein wesentliches
Thema. Das beste Konzept funktioniert
nämlich nur dann, wenn das (neue)
Angebot in der Gemeinde auch entsprechend
präsentiert, erklärt und beworben
wird. Auch hier kann man voll und
ganz auf das Dreiergespann GemNova,
TIWAG und floMOBIL setzen – auch bei
der Implementierung von App-Lösungen
für Carsharing, die sich bereits tirolweit
in zahlreichen Gemeinden etabliert und
bewährt haben.
Zusammenfassend kann somit festgehalten
werden, dass es mit richtiger und
professioneller Unterstützung in jeder
Gemeinde gelingen kann, die Zukunft der
kommunalen Mobilität unter Strom zu
stellen.
ZUR AUTORIN
KATHRIN KLINGLER, BA
Kathrin Klingler ist seit 2022 bei der
GemNova im Bereich Kommunikation
und als Projektverantwortliche tätig.
Vorher konnte sie jahrelange Erfahrung
in den Bereichen Marketing, Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
sammeln.
Kontakt:
k.klingler@gemnova.at
TlROLER
Blaulichtpolizze
Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge
inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.
Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,
Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung
Neuerungen:
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.
• Erhöhung der Versicherungssumme in der
Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000
• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept
aufgenommen werden
Unser Spezialisten-Team erreichen
Sie unter 0512 5313-1701 oder per
mail@tiroler.at.
42 tirol.kooperiert
tirol.kooperiert
43
Wir beschäftigen uns nun schon seit
einigen Jahren mit dem Strom- und
Gasmarkt und konnten in den letzten
Jahren den Gemeinden viel Geld mit
unseren Preisverhandlungen ersparen.
Die Ersparnisse liegen mittlerweile im
zweistelligen Millionenbereich. Zum
Glück konnten wir den Strom bis Ende
2022 schon vor drei Jahren zu den
damaligen Konditionen sichern. Beim
Gaspreis mussten wir leider deutliche
Preissteigerungen in Kauf nehmen, sie
liegen aber bei der Hälfte des aktuellen
Preises.
Wie sensibel die Märkte sind, zeigen die
wöchentlichen Kursberichte, die wir erhalten
und aufmerksam lesen. Ein Brand
in einem texanischen LNG-Terminal hat
ebenso Einfluss auf die Preise wie die
Verschiebung von Reparaturarbeiten
in französischen Kernkraftwerken. Den
Haupteinfluss hat natürlich nach wie vor
der Ukraine-Krieg und niemand kann ak
tuell wirklich sagen, wie es weitergehen
wird.
Eines ist klar: Preise wie in den letzten
Jahren wird es nicht mehr geben. Allein die
Energieeffizienzabgabe verursacht schon
Kosten, die frühere Preise über steigen.
Deshalb ist es jetzt schon wichtig, dass
Gemeinden budgetäre Vorsorge treffen.
Wobei wir aus heutiger Sicht nicht einschätzen
können, mit welchen Preisen wir
rechnen müssen. Dazu sind wir in enger
Abstimmung mit den Lieferanten. Auch
können wir nicht sagen, ob es von Seiten
des Bundes zu Entlastungen oder Unterstützungsmaßnahmen
für die Gemeinden
kommen wird. Und wir können nicht
abschätzen, ob sich die Lage im Herbst
beruhigen wird oder nicht.
Stromjahresprodukte
300
Base [€/MWh]
250
200
150
279,93
219,78
213,90
180,75
168,01
148,50
Peak [€/MWh]
Preisralley am
Energiemarkt
VON ALOIS RATHGEB
+167 %
Öl
+338 %
Kohle
100
50
Jun 21 Jul 21 Aug 21 Sep 21 Okt 21 Nov 21 Dez 21 Jan 22 Feb 22 Mrz 22 Apr 22 Mai 22 Jun 22
Base Y 2023 Base Y 2024 Base Y 2025 Peak Y 2023 Peak Y 2024 Peak Y 2025
Quelle: TIWAG
Gaspreise
100
Strom +373 %, Gas +430 %, Öl +167 %, Kohle +338 %.
Das sind die Preisentwicklungen innerhalb der letzten 12 Monate.
Unglaublich, aber wahr. Wer hätte das gedacht und geahnt.
CO2-Steuern, Energieeffizienzkosten und -abgaben, steigende Verbräuche, weniger
Lieferkapazitäten und anderes haben darauf hingedeutet, dass sich am Markt
etwas tun wird. Aber niemand konnte mit diesen Entwicklungen rechnen. Klar,
im Nachhinein ist man immer gscheiter und manch eine*r wird behaupten, das
schon lange gewusst zu haben. Diese Leute findet man meist in der Berateroder
Neiderbranche. Insider und Wissende konnten das in diesem Ausmaß nicht
vorhersehen und haben es auch nicht getan.
+430 %
Gas
+373 %
Strom
€/MWh
75
50
25
10
Jun 21
Jul 21 Aug 21 Sep 21 Okt 21 Nov 21 Dez 21 Jan 22 Feb 22 Mrz 22 Apr 22 Mai 22 Jun 22
86,00
81,54
€/t
Gas THE Y 2023 CO2-Emissions EUA Dec 2022
Quelle: TIWAG
tirol.ist schön
45
sozial freundlich
sicher bemüht ehrlich
unkompliziert
fair
beständig
neutral
pflichtbewusst
familienfreundlich
modern flexibel
transparent
schlau lernwillig
vorausschauend
kundenorientiert
kompromissbereit
zielorientiert vorurteilsfrei
hilfsbereit
schnell
dynamisch
lösungsorientiert
kompetent
verlässlich
DER gemeinnützige Bauträger -
mit vielen guten Eigenschaften.
weitsichtig
erfahren
nachhaltig
gemeinnützig
jung
pünktlich
korrekt
WASSER.
ERBE.
TIROL.
Anlässlich des österreichischen TRINK
WASSERTAGS am 15. Juni 2022 setzt das
Land Tirol gemeinsam mit der Lebensraum
Tirol Holding weitere Initiativen zur
Versorgungssicherheit und zum verantwortungsvollen
Umgang mit dem Tiroler
Trinkwasser. 40 Millionen Euro werden in
Tirol jährlich in die kommunale Trinkwasserversorgung
und Abwasserentsorgung
investiert. Nun sollen die kommunale Zusammenarbeit
gestärkt und konkrete Infrastrukturmaßnahmen
mit einem Förderprogramm
unterstützt werden.
www.ghs-wohnbau.com
HEILWASSERBRUNNEN, KRAMSACH
Der Heilwasserbrunnen in Kramsach
vereint die typischen Kramsacher Elemente
Marmor, Messing und Glas in
einem architektonischen Kunstwerk.
46 tirol.ist schön
tirol.ist schön
47
Tiroler
Brunnen
Brunnen sind fest im Tiroler Gemeindeleben
und Gemeindebild verankert – ob als
Treffpunkt für Alt und Jung, als Wasserstelle
zum Durstlöschen oder als kunstvolle
Installation. Wir haben uns auf den
Weg gemacht und für diese Fotostrecke
Brunnen in ganz Tirol abgelichtet.
Maria Larch bei Gnadenwald – ein
entspannender Kraftort mitten im Wald.
FOTOGRAFIERT VON
NATHALIE KIRCHLER
Die Heilquelle, welche aus dem barocken
Brunnenhäuschen sprudelt, gilt als belebender
Trunk. Dem rechtsdrehenden
Wasser, das dem Brunnen entströmt, wird
bisher keine wissenschaftlich nachweisbare
Heilkraft zugeschrieben. Zahlreiche
Gläubige aus nah und fern holen sich dennoch
regelmäßig das „heilende“ Wasser.
HEILQUELLE, MARIA LARCH
Die sogenannte „Wasserkapelle“ wurde um
1720 erbaut. Die Brunnenschale aus rotem
Hagauer Marmor stammt ebenfalls aus
der Erbauungszeit.
48 tirol.ist schön
tirol.ist schön
49
„
FASNACHTSBRUNNEN, IMST
Imst ist weit über Tirols
Grenzen hinaus als Stadt des
Schemenlaufens, aber auch als
Brunnenstadt bekannt. Mit der
Schaffung und künstlerischen
Ausgestaltung der Brunnensäule
wurde der bekannte
Imster Larvenschnitzer Walter
Zangerle beauftragt.
ERZHERZOGIN MAGDALENA
BRUNNEN, HALL IN TIROL
Erzherzogin Magdalena von
Österreich war die Gründerin
des königlichen Damenstiftes
in Hall.
Wasser ist die wichtigste Grundlage unseres
Lebens raums, deshalb müssen wir unser Trinkwasser
bestmöglich schützen und nützen. Wir
setzen auf eine zukunftstaugliche, krisensichere
und effiziente Wasserversorgung.
LH-Stv. Josef Geisler
Das Tiroler Trinkwasser stammt in den
öffentlichen Anlagen aus insgesamt 2.700
Tiroler Wassergewinnungsstellen, mit mehr
als 90 % aus Quellen und mit weniger
als 10 % aus Brunnen. Mehr als 96 % der
Be völkerung werden aus einer der rund 760
öffentlichen Anlagen sicher mit Trinkwasser
versorgt. Betrieben werden diese Anlagen
großteils von Gemeinden und Genossenschaften.
Zudem gibt es in Tirol noch
4.000 Einzelwasserversorgungsanlagen. In
Summe ist das öffentliche Trinkwassernetz,
das unter der Erde verläuft, 6.400 Kilometer
lang. Dieses umfassende Trinkwassernetz
muss laufend saniert werden, um eine Versorgung
für die kommenden Generationen
sicherstellen zu können.
50 tirol.ist schön tirol.ist schön
51
„
Die Lebensraum Tirol
Holding wurde damit
betraut, einen Maßnahmenkatalog
zu erarbeiten und
eine Bewusstseinsbildung
zum Thema Trinkwasser zu
gestalten und umzusetzen.
Der Kampagnentitel lautet
Wasser.Erbe.Tirol.
Mit dieser jüngsten
LebensraumInitiative
möchten wir generationenübergreifend
das Bewusstsein
für unseren heimischen
Wasserschatz sowie den
achtsamen Umgang damit
steigern.
Josef Margreiter, Geschäftsführer
der Lebensraum Tirol Holding
SAUERBRUNN, OBLADIS
In Obladis, auf 1.386 Metern, entspringt
das „Tiroler Sauerwasser“, das schon seit
800 Jahren für seine heilende Wirkung und
als Mineralwasser bekannt ist.
52 tirol.ist schön
MARIENBRUNNEN, KUFSTEIN
Ursprünglich befanden sich am sogenannten
Marktplatz (heute Unterer Stadtplatz)
mindestens drei öffentliche Brunnen, die
die gesamte Wasserversorgung der Innenstadt
gewährleisteten. Von diesen blieb
nur der schöne gusseiserne neogotische
Marienbrunnen aus dem Jahr 1862 übrig.
„
Die Tiroler Gemeinden sind
sich ihrer Verantwortung
für eine krisensichere
Versorgung von Bevölkerung
und Gästen mit hochwertigem
Trinkwasser
bewusst.
Ernst Schöpf,
Präsident Tiroler Gemeindeverband
„Kein Alter, kein Geschlecht,
kein Stand, keine Nation ist von
den Vorteilen ausgeschlossen,
welche die Spar-Casse jedem
Einlegenden anbietet.“
Auszug aus der Gründungsurkunde der Sparkassen.
Unsere Haltung seit 200 Jahren.
#glaubandich
tirolersparkasse.at
tirol.bildet 54
tirol.kulturell
55
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AUTOR GABRIEL CASTAÑEDA
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Es war einmal ein Wirtschaftssystem,
das durch einen uralten
Fluch immer wachsen musste.
Jedes Jahr musste es um
zwei, drei, oder noch besser um
vier oder fünf Prozent wachsen,
damit alle in diesem Wirtschaftssystem
glücklich und
zufrieden sein konnten. Eine Zeitlang,
da sah es wirklich so aus,
als könnte das junge und kleine
Wirtschaftssystem es schaffen.
Doch irgendwann hatten alle im
Wirtschaftssystem alles. Ein
Auto, eine Waschmaschine, Kleider,
einen Fernseher und später
sogar ein Handy und ein Fahrrad
und einen Campingwagen. Also
begann man den Leuten klar zu
machen, dass sie zwei Autos,
zwei Handys und zwei Fahrräder
kaufen müssen. Und so ging
das jahrelang weiter bis jeder im
Wirtschaftssystem jeweils ein
paar Schuhe fürs Hiken, Joggen,
Wandern, Trekken, Nordic Walken,
Laufen und Cross Fit hatte;
plus ebenso viele Jacken, Hosen
und Rücksäcke. Als wirklich alle
im Wirtschaftssystem jeden
Schas hatten, auch den, den
sie nie im Leben brauchen würden,
wie z. B. Retro-Telefonhörer
fürs Handy oder Massagehelme,
musste das Wirtschaftssystem
aber immer noch wachsen. Also
reicherte man die Böden mit
Nitrat an und züchtete gleichzeitig
Hochleistungsnutztiere, damit
eine Kuh die 1950 noch 2.500
Liter Milch pro Jahr „leisten“
konnte, jetzt plötzlich 7.300 Liter
Milch pro Jahr gab. Doch all das
nützte nichts. Irgendwie schien
es auf Dauer unmöglich zu sein,
auf einem Planeten mit begrenzten
Ressourcen ein unendliches
Wachstum generieren zu können.
Wer hätte das ahnen können?
Und dann standen plötzlich alle
da mit langen Gesichtern und
sahen in ihren Trekking-Schuhen
ziemlich blöd aus der Funktionsunterwäsche.
Und wenn sie nicht
gestorben sind, dann entsorgen
sie den ganzen sinnlosen Mist
noch heute, den sie sich auf
Wish, Amazon und Co zusammengekauft
haben.
#kauftswenigerschas
Gabriel
Castañeda
NICHTS MEHR
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ern gelesen
von Landesrat Johannes Tratter
Oliver Twist
Charles Dickens
Onkel Toms Hütte
Harriet Beecher Stowe
Lew Tolstoi verglich „Onkel Toms Hütte“ einmal mit der
Erzählkunst von Charles Dickens. Damit sind wir sogleich bei der
nächsten Buchempfehlung: „Oliver Twist“. Ein weiterer Klassiker
der Weltliteratur, der uns mitnimmt auf die Abenteuer eines Waisenjungen
in der Zeit der Industriellen Revolution. Ganz ähnlich
wie Harriet Beecher Stowe zeigt uns Charles Dickens anhand
einer simplen Geschichte die Missstände in der Gesellschaft der
damaligen Zeit. Oliver Twist schlittert von einer Ausbeutungssituation
in die nächste – die Armut als ständiger Wegbegleiter
hält ihn gefangen.
Durch die anschauliche Erzählung tauchen wir in das dreckige,
graue und grausame London des 19. Jahrhunderts ein, wir fühlen
von Anfang bis Ende mit Oliver mit. Am Ende vermittelt uns
die Lektüre jedoch nicht nur die Zustände von damals, sondern
– und das macht das Buch auch heute noch so spannend und
relevant – öffnet uns auch die Augen für so manche Zustände,
die heute noch vorherrschen.
„Sie sind also die kleine Frau, die das Buch geschrieben hat, das uns diesen großen Krieg gebracht
hat“, sagte US-Präsident Abraham Lincoln 1862 bei einem Treffen zur Autorin Harriet Beecher
Stowe – so erzählt es zumindest die Legende. Ob Präsident Lincoln in dem Buch „Onkel Toms
Hütte“ tatsächlich den Auslöser für den amerikanischen Bürgerkrieg gesehen hat, können wir heute
nicht mehr sagen. Der reale Einfluss des Romans auf den Kriegsausbruch kann auf jeden Fall bezweifelt
werden. Zweifelsfrei ist jedoch der Einfluss von „Onkel Toms Hütte“ auf die Gesellschaft
– sowohl damals als auch heute und auch hier in Österreich.
„Onkel Toms Hütte“ ist nicht grundlos ein Klassiker, der Menschen in seinen Bann zieht, sie fesselt
und berührt. Es sind die Beschreibungen von Menschenverachtung, vom Fehlen der Empathie,
gleichzeitig aber auch von Widerstand und Aufopferung, die uns bewegen und die den Roman zu
einer Pflichtlektüre machen.
Anaconda Verlag, 2012
4,95 Euro
Redaktion Gröls-Verlag, 2022
15,95 Euro
Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Karl Popper
„Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“
von Karl Popper ist keine Gute-Nacht-Lek
türe. In ihr rechnet der gebürtige Wiener
mit der langen Tradition totalitären
Denkens ab – von Platon über Hegel bis
zu Marx. Ein beeindruckendes Werk, ein
Plädoyer für Demokratie und offenen
Diskurs. Die Abhandlungen über Poppers
Kritischen Rationalismus sind zahlreich –
der Einfluss auf die Philosophie aber auch
die Politik unbestritten.
Beeindruckend ist jedoch nicht nur das
Werk, auch seine Entstehungsgeschichte
verdient eine Würdigung. Popper floh 1937
von den Nationalsozialisten nach Neuseeland,
er musste viele seiner Verwandten
zurücklassen; 16 Familienmitglieder
wurden im Holocaust ermordet. Im Exil
schrieb Popper dann das Werk „Die offene
Gesellschaft und ihre Feinde“. Der Einfluss
der Zeit ist beim Lesen stets spürbar. In
der neuen Ausgabe des Buches wird die
Entstehungsgeschichte aufgeschlüsselt
und damit ein wichtiger Kontext für den
Inhalt geboten. Lesenswert!
Mohr Siebeck, 2003
29 Euro
Schlafes Bruder
Robert Schneider
tirol.kulturell
Der erste Satz eines Buches ist der wichtigste. Er liefert den ersten Eindruck. Dieser
Satz verrät, wohin die Reise geht, was die Leser*innen erwartet, welchen Grundtenor die
Geschichte einnimmt. Manche ersten Sätze sind unvergesslich und tief im kollektiven
Gedächtnis der Menschheit abgespeichert. Schnell in den Sinn kommen dabei etwa die
ersten Zeilen in „Die Ver wandlung“ von Franz Kafka, in „Vom Winde verweht“ von Margaret
Mitchell oder natürlich in „Moby Dick“ von Herman Melville.
Ein erster Satz ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: „Das ist die Geschichte des
Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte,
nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen.“ Mit „Schlafes Bruder“ hat Robert
Schneider gleich bei seinem Debütroman ein Meisterwerk der Erzählkunst abgelegt. Der
erste Satz erzählt uns dabei bereits die ganze Geschichte. Doch in diesem Buch ist der
Weg das Ziel. Mit seinem einzigartigen, altertümlich anmutenden Schreibstil – durchzogen
von Dialekt und eigenen Wortkreationen – bleibt die Lektüre im Gedächtnis. Die große
Frage, ob das Buch nicht doch einfach eine große ironische Satire ist, muss dabei jeder
für sich beantworten.
57
Reclam, 2020
10,30 Euro
58 tirol.kulturell
tirol.kulturell
59
1984
George Orwell
„Big Brother is watching you“ – das Jahr
1984 aus der Sicht von 1948. George
Orwells bekannte Dystopie über einen
totalitären Überwachungsstaat kennen
die meisten. Auch die überaus gelungene
gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr
1984 (und die vielen folgenden Adaptierungen)
wurden Abermillionen Mal gesehen.
Doch auch wenn der Stoff bekannt ist, das
Lesen von 1984 lohnt sich immer wieder.
Suhrkamp, 1974
8,90 Euro
Siddhartha
Hermann Hesse
Wer bin ich? Was ist der Sinn meiner Existenz? Was ist Spiritualität? Wer sich mit
diesen Fragen noch nicht auseinandergesetzt hat, tut dies spätestens nach der Lektüre
von Hermann Hesses Werk „Siddhartha“. Ein Buch voller Spiritualität, in der die
Handlung zur Nebensache wird. Vielmehr beeindrucken die Weisheiten, die Hermann
Hesse in seiner prosaischen Auseinandersetzung mit dem Buddhismus und dem Hinduismus
auf den Seiten versteckt. „Siddhartha“ ist ein Buch, das man immer wieder
lesen kann und dennoch nie gänzlich erfassen wird.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir dabei folgender Ausschnitt: „Wissen kann
man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man
kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren
kann man sie nicht.“ In gewisser Weise hilft „Siddhartha“ dabei, die Weisheit zu finden.
Dementsprechend gilt bei der Lektüre Vorsicht: Es regt zum Selbstdenken an!
Ullstein Taschenbuch
Verlag, 1994
12,90 Euro
Als Politiker ist es eine meiner Hauptaufgaben,
Visionen für die Zukunft zu entwerfen.
Wohin möchten wir unser Land
bringen? Wie soll die Gesellschaft in zehn
Jahren aussehen? Fragen wie diese be
stimmen das politische Handeln. Bücher
wie 1984 bringen bestimmt keine Antworten.
Sie verführen jedoch zum Nachdenken
– über ihre Aussage aber auch
über unsere Zukunft.
Der alte König in seinem Exil
Arno Geiger
Sind wir nur die Summe unserer Erinnerungen? Was bleibt vom Menschen, wenn er
sich selbst vergisst? In „Der alte König in seinem Exil“ befasst sich der Autor Arno
Geiger mit der Beziehung zu seinem Vater. Es ist eine besondere Beziehung, denn der
Vater, August Geiger, ist an Alzheimer erkrankt. Ein tragisches Schicksal, das tausende
Menschen in Österreich jährlich erleiden. Tragisch auch deshalb, da die Angehörigen
der Erkrankten auf tiefste Weise betroffen sind und zusehen müssen, wie ihnen geliebte
Menschen schon vor dem Tod entgleiten.
„Der alte König in seinem Exil“ ist aber keine Geschichte voll Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.
Es ist eine Geschichte der Annäherung zwischen Vater und Sohn. Eine
Geschichte über einen Mann, der zwar seine Erinnerungen, nicht aber sein Selbst
verliert. Ein erfrischender Blick auf ein immer präsenter werdendes Thema, das leider
jede und jeden ereilen kann. Verfeinert wird der tiefe Einblick in die Wirklichkeit des
Vaters zudem durch den hervorragenden Schreibstil von Arno Geiger. Ein Buch, das
traurig macht, aber auch Hoffnung schenkt.
Hanser, 2011
20 Euro
Fahrenheit 451
Ray Bradbury
Ein weiterer Klassiker der Dystopie-
Lite ratur mit erschreckender Brisanz:
„ Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury.
Das Grundkonzept des Buches schrieb
Bradbury angeblich in nur neun Tagen,
während er im Keller einer Feuerwehrwache
hauste. Dennoch oder gerade
deshalb ist eine spannende, düstere,
mitreisende Geschichte entstanden, die
am Ende vor allem eines zelebriert: Die
gewaltige Kraft der Bücher, des kritischen
Denkens und der freien Meinung.
Gerade im 21. Jahrhundert – dem Zeitalter
des Internets, der Smartphones und der
Filme – sehe ich in „Fahrenheit 451“ eine
Hymne auf das geschriebene Wort und
ein Plädoyer gegen die Berieselung und
Betäubung durch Medien. Wie alle Bü cher
in dieser Liste ist „Fahrenheit 451“ ein
Werk, welches einen beschäftigt – und
das auch noch lange nach dem Zuklappen
des Buchdeckels.
Heyne, 2018
9,90 Euro
EMPFOHLEN VON
LR JOHANNES TRATTER
60 tirol.denkt weiter
tirol.denkt weiter
61
Nachhaltiges
Bauen
AUF IN DIE UMSETZUNG!
Ein Gebäude ist nachhaltig, wenn
Kontext & Architektur
es im Kontext mit dem Ort
steht und sein Umfeld
berücksichtigt.
Kosten
seine Kosten über den
Lebenszyklus betrachtet
optimiert sind.
Energie
es weitgehend mit
erneuerbaren Energien
auskommt.
In der Ausgabe 6 von 277.TIROL
vom April 2022 wurde nachhaltiges
Bauen in seiner Grundbedeutung
erklärt sowie Dimensionen und
Handlungsfelder definiert. Nachhaltiges
Bauen vereint dabei die folgenden
drei Dimensionen:
soziokulturell
Planung & Zielgruppe
die Interessen der Zielgruppen
frühzeitig einbezogen werden.
Handelbarkeit
seine Handelbarkeit zu jedem
Zeitpunkt gewährleistet ist.
Klima
es minimale Treibhausgasemissionen
verursacht.
ökologisch
Nutzung & Raumgestaltung
es hohe Gebrauchs- und
Nutzungsqualitäten aufweist.
Ertragspotenzial
sein Ertragspotenzial in
einem guten Verhältnis zu den
Kosten steht.
Ressourcen- &
Umweltschonung
die Erstellung und der
Betrieb ressourcen- und
umweltschonend erfolgen.
ökonomisch
Wohlbefinden & Gesundheit
es einen guten Komfort und
eine optimale Raumluftqualität
ermöglicht.
Regionalökonomie
es einen positiven
regionalökonomischen
Beitrag liefert.
Natur & Landschaft
das Potenzial von Natur und
Landschaft genutzt wird.
Quelle: www.nnbs.ch/standard-snbs-hochbau
ZUM AUTOR
DI ALOIS ILMER, M.ENG
nachhaltiges
Gebäude
Alois Ilmer lebt mit seiner Familie in einer
Reihenhausanlage in Holzmassiv-Bauweise in
Sistrans, hat Architektur studiert, viele Jahre
als Angestellter und später Selbständiger im
Bereich Entwicklung, Planung und Umsetzung
gearbeitet, immer mit dem Fokus auf einer
umfassenden Betrachtung der Aufgabe und
ein qualitätvolles Ergebnis. In den Jahren 2013
bis 2015 hat er das Masterstudium „Nachhaltiges
Bauen“ absolviert, war einige Jahre an
der Universität Innsbruck als wissenschaftlicher
Mitarbeiter tätig und ist seit März 2020
Projektverantwortlicher bei der GemNova.
Kontakt: a.ilmer@gemnova.at
Nachhaltige Gebäude haben den
Anspruch, dass alle drei Dimensionen
betrachtet werden, ansonsten kann von
nachhaltigen Beiträgen aber nicht von
nachhaltigen Gebäuden gesprochen werden.
Je nach Dimension sind verschiedene
Akteure und Akteurinnen betroffen. Jede*r
muss gesehen bzw. wichtig genommen
werden. Im Miteinander werden durch
eine ganzheitliche Sichtweise viele Vorteile
für alle Beteiligten erreicht (siehe Ausgabe
6, Schutzziele, S. 55). Es kann sein,
dass ein Gebäude in einer Dimension sehr
gut abschneidet, in einer anderen aber
sehr schlecht. Mindeststandards in allen
drei Dimensionen bilden die Grundlage
eines nachhaltigen Konzeptes.
Wie kann man diese drei Dimensionen sehen, messen und/oder bewerten?
Welche „Einheiten“ haben die drei Dimensionen?
Wie erreicht man ein Gesamtergebnis?
Im Folgenden wird zuerst jede Dimension
für sich betrachtet. Das Ergebnis sind qualitative
sowie quantitative Eigenschaften
des Gebäudes, die im Falle einer Gesamtbewertung
(Zertifizierung) bepunktet bzw.
addiert werden und so zu einer aussagekräftigen
Beschreibung des Gebäudes im
Hinblick auf seine Nachhaltigkeit führen.
Um ein klares Bild zu den einzelnen Qualitäten
eines nachhaltigen Gebäudes zu
erhalten, führe ich pro Dimension den
Begriff „Währung“ ein; das ist symbolisch
gemeint, aber am Ende ein greifbarer und
realistischer Zugang. Weiters werden Ziele
und Werkzeuge vorgestellt, die in der
betroffenen Dimension einen gangbaren
Weg und eine Bewertung ermöglichen.
62 tirol.denkt weiter
tirol.denkt weiter
63
Zusammenfassend ist zu beachten, dass
Arten der Zertifizierung:
Ökologische
Dimension
Bei der ökologischen Dimension werden
die Auswirkungen auf unser Ökosystem
betrachtet – vom kleinsten Einfluss am Ort
des Geschehens bis zu den Auswirkungen
auf unseren Planeten Erde.
Die Währung ist in diesem Fall das nicht
sichtbare, geruchlose Treibhausgas
CO2. Ziel ist es, mit der Baumaßnahme
möglichst wenig CO2-Belastung zu
erzeugen und die natürlichen Ressourcen
und unsere Umwelt zu schützen. Das Ziel
kann hier gut benannt werden: Klimaneutralität
über den gesamten Lebenszyklus.
Das heißt, das Bauwerk belastet in
Summe die Atmosphäre überhaupt nicht
mit zusätzlichen Treibhausgasen.
Und wie kann das berechnet werden?
Alle Bau- und Nutzungsmaßnahmen können
in CO2-Äquivalente umgerechnet werden.
Eine sehr einfache Annäherungsmethode,
um die Umweltbelastungen eines
Projektes zu verfolgen, ist der OI3-Index.
Im verpflichtend zu liefernden Energieausweis
kann dieser mitgerechnet werden
(verfügbar für mehrere System- oder
Bilanzgrenzen). Alle, die genaue Angaben
ermitteln wollen, lassen von Spezialisten
und Spezialistinnen eine aussagekräftige
Ökobilanz erstellen.
Ökonomische
Dimension
Die ökonomische Dimension bewertet den
dauerhaften Geldmitteleinsatz.
Die Währung ist hier der Euro. Das Ziel
heißt, die Kosten über den definierten
Lebenszyklus möglichst klein, aber den
Wert hoch zu halten und dafür möglichst
wenig Geld auszugeben.
Und wie schaut hier die Rechnung aus?
Wichtig ist in diesem Fall, dass für alle
Berechnungen die Lebenszykluskosten
herangezogen werden. Diese Kosten bestehen
aus anfänglichen Investitions- und
laufenden Betriebskosten und werden für
eine bestimmte Zeitdauer erhoben. Die
Lebenszykluskostenrechnung ermittelt
die erforderlichen Ausgaben über einen
bestimmten Zeitraum (z.B. 50 Jahre) und
hat zum Ziel, hochwertige, kostenbewusste
Gebäude dauerhaft nutzbar zu machen.
Soziokulturelle
Dimension
Innerhalb der soziokulturellen Dimension
werden quantitative, also messbare, und
qualitative Eigenschaften abgefragt. Hier
stehen der Mensch, seine Gesundheit, die
Zufriedenheit der Nutzer*innen, die Funktionalität
und der kulturelle Wert im Mittelpunkt.
Die Währung könnte ein Wohlbefinden-Faktor
sein, das Ziel ein dauerhaft
hohes Wohlbefinden; das heißt, die Erreichung
eines möglichst hohen Faktors.
Und wie kann das erreicht werden?
Eine breit angelegte Bedarfsplanung ist
die Grundlage jeder vernünftigen Baumaßnahme.
Es folgen die Anforderungen einer
hohen Bestellqualität und ein Wettbewerb
der Ideen. In der Umsetzung ist auf hohe
Behaglichkeit und gesunde Bedingungen
(z. B. operative Temperatur, Luftfeuchtigkeit,
Luftqualität) sowie auf Räume mit
hoher Aufenthaltsqualität (z. B. Proportionen,
Belichtung, Erschließung, Beziehung
von Innen und Außen) zu achten.
• jede Dimension Teil des Prozesses ist,
• sowie erreichbare Ziele definiert und
• Werkzeuge sinnvoll eingesetzt werden.
Die Kosten für diese begleitende Betrachtung
sind zwar mit Blick auf die Schutzziele
zu Beginn eine weitere Ausgabe, aber
eine über den Lebenszyklus sinnvolle und
mit Sicherheit gewinnbringende Investition.
Die Transparenz der verschiedenen
parallel verlaufenden Prozesse, die klare
Struktur in der Planung und der Nutzung
führen zu einer hohen Zufriedenheit unter
den Eigentümer*innen und Nutzer*innen.
Die Vergleichbarkeit im Fall einer Zertifizierung
ist ein weiterer Vorteil.
Für eine Gesamtbetrachtung der Nachhaltigkeit
eines Gebäudes sind in Österreich
mehrere Arten der Zertifizierung
möglich.
klimaaktiv
Klimaaktiv Bauen und Sanieren
steht für Energieeffizienz, ökologische
Qualität, Komfort und Ausführungsqualität.
Unabhängig von
der Gebäudegröße oder der Nutzungsart
ist ein Neubau oder eine
Gebäudesanierung eine große Herausforderung
für die Bauherrinnen
und Bauherren.
www.klimaaktiv.at/bauen-sanieren
ÖGNI
Das Zertifizierungssystem der
ÖGNI ist das einzige, das allen
Aspekten des nachhaltigen Bauens
eine gleich große Bedeutung
zumisst. Es wird laufend an
aktuelle Standards und neueste
Erkenntnisse angepasst und ist
für unterschiedliche Gebäudetypen
anwendbar.
www.ogni.at/leistungen/zertifizierung
naBe
Im Aktionsplan nachhaltige öffentliche
Beschaffung wird auf die
Planung, Nutzung und den Rückbau
von Gebäuden, aber auch auf
die Verwertung der Baurestmassen
als Recycling-Baustoff in den
naBe-Kriterien für den Hochbau
Bezug genommen (mindestens
klimaaktiv-Standard Silber, hohe
Innenraumluftqualität).
www.nabe.gv.at/hochbau
ÖGNB
Total Quality (Bewertungsmethode
der ÖGNB) dokumentiert die
Qualität eines Gebäudes von der
Planung über den Bau bis zur Nutzung
im TQ-Gebäudezertifikat.
Das Zertifikat ist das Endprodukt
des integrierten TQ-Planungs- und
Bewertungsprozesses.
www.oegnb.net/tqb/tq.htm
Expertenmeinung von
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Alexander Passer, MSc
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Alexander Passer, MSc ist Inhaber des Lehrstuhls für „Nachhaltiges Bauen“ an der TU Graz. Im Fokus
stehen die lebenszyklusbasierte Nachhaltigkeitsbewertung sowie emissionsarme, klimarobuste Bauweisen.
Fehlt uns die Ernsthaftigkeit den Tatsachen
ins Auge zu schauen? Wollen
wir langfristig viel mehr Geldmittel
einsetzen, weil wir jetzt kurzfristig
denken?
Ja, wir müssen uns der Verantwortung
bewusst werden. Nach aktuellen Plänen
der EU-Kommission müssen öffentliche
Gebäude (Neubauten) in Österreich ab
2027 Nullemissionsgebäude sein und das
Lebenszyklus-Treib hauspotential muss
nach dem EU-Level(s)-Rahmen berechnet
werden. Darin sind die Treibhausemissionen
aus der Herstel lungs-, Nutzungs- und
der Entsorgungs phase enthalten.
Ein nachhaltiges Gebäude ist nicht nur
energieeffizient, es hat auch geringe
Betriebs- und Wartungskosten und einen
kleinen CO2-Fußabdruck. Dazu kommen
der sozio kulturelle Beitrag, die Funktionalität,
das Wohlbefinden, eine hohe Flexibilität
und die lange Nutzungsdauer.
Nachhaltiges Bauen bietet schon jetzt
die Möglichkeiten, um sinnvoll, vorausschauend,
wirtschaftlich und ökologisch,
im besten Sinne zukunftsfähig zu bauen.
Die Möglichkeiten der Gebäudezertifizierung
bieten umfassend Unterstützung
und Qualitäts sicherung. Die wichtigen
Planungsthemen können anhand der
Nachhaltigkeitskriterien gemeinsam im
Vorfeld bei der Entwicklung diskutiert und
im Zuge des Verfahrens evaluiert werden
und es können Mindestkriterien und Prioritäten
festgelegt werden. Diese vorhandenen
Hilfsmittel bieten eine exzellente
Grundlage. Sie bereits jetzt zu nutzen ist
ein Gebot der Stunde.
§
Neues Buch zum Tiroler
64 tirol.wissen
tirol.wissen
Bau- und Raumordnungsrecht
Der Kufsteiner Bürgermeister, Mag. Martin Krumschnabel, im Zivilberuf
Rechtsanwalt, die Mitarbeiterin der Rechtsabteilung der Stadt
Kufstein, Dr. Edda Obernosterer, sowie der selbständige Immobilientreuhänder
und planende Baumeister in Kufstein, Mag. (FH) Dipl.-Ing.
(FH) Paul Vadasz, haben gemeinsam ein Buch zum Thema „Tiroler
Bau- und Raumordnungsrecht“ veröffentlicht.
Auf über 400 Seiten beschreiben Krumschnabel,
Obernosterer und Vadasz
die wesentlichen Bestimmungen dieser
Rechtsmaterien aus der Sicht der Praxis.
„Es ist uns vor allem darauf angekommen,
die raumordnungsrechtlichen Bestimmungen
speziell aus Sicht der Gemeinde zu
erklären, sodass der Ratgeber vor allem
für zukünftige Mandatare und Mandatar*innen
von Gemeinderäten in ganz
Tirol eine wertvolle Arbeitsgrundlage
sein kann“, so Krumschnabel. Darüber
hinaus sei das Werk aber aufgrund der
zahlreichen Literaturhinweise sowie der
Übersichtspläne und Grafiken auch für
sonstige Praktiker*innen aus Baufirmen,
Architekturbüros oder als erster Einstieg
in die Materie für rechtsberatende
Berufe oder alle Bauwerber*innen ge
eignet. Behandelt werden die Grundlagen
der Raumordnung in Tirol, alle Widmungskategorien,
die Erlassung von örtlichen
Raumordnungskonzepten, Flächenwidmungs-
und Bebauungsplänen, die Be bauungsbestimmungen
der Tiroler Bauordnung
sowie das gesamte Bauverfahren
von der Einreichung bis zum Baubescheid.
Weiters werden die Rechte der Gemeindebewohner*innen
und Nachbar*innen
ebenso detailliert dargestellt wie die
Grundlagen der raumordnungsrechtlichen
Verträge.
Das Buch ist bei der Buchhandlung Ögg
in Kufstein am Arkadenplatz so wie
beim Autor Martin Krumschnabel
(rechtsanwalt@krumschnabel.at) zum
Preis von € 64,- zu erwerben.
Licht im
FÖrderdschungel
Welche FÖrdergeber
gibt es?
Welche FÖrderquOte
ist mÖglich?
Welche Fristen
sind zu beachten?
Bei der Finanzierung und Umsetzung von
Projekten sind Gemeinden aufgrund der
oft eingeschränkten finanziellen Mittel auf
Förderungen angewiesen. Förderungen
für Projekte zu erhalten, gestaltet sich
jedoch viel schwieriger, wie auf den ersten
Blick oft angenommen wird. Die Förderlandschaft
wird zudem immer komplexer.
Von der Analyse der Möglichkeiten über
die fachlich richtige Antragstellung und
Prozessabwicklung bis hin zur korrekten
Abrechnung von Förderungen ist es ein
langer Weg. Unzählige Fragen werfen sich
dabei für Gemeinden auf:
Wie erfOlgt die
richtige Antragstellung,
um den
maximalen Output
zu erzielen?
Wie erfOlgt die
kOrrekte Abrechnung,
um alle zugesagten
Mittel
auch tatsächlich
abhOlen zu kÖnnen?
Ist die Gemeinde
antragsberechtigt?
65
Ist das
PROjektvOrhaben
fÖrderfähig?
Auf all diese Fragen versuchen wir eine
Antwort zu geben und die Gemeinden vollumfänglich
zu unterstützen. Gerade in
Zeiten wie diesen, wo alle Fördermöglichkeiten
maximal ausgeschöpft werden sollen,
um das ohnehin schon angespannte
Budget zu entlasten und um Investitionen
tätigen zu können, ist es essenziell,
den Überblick im Förderdschungel
zu bewahren. Ob bei Infrastrukturprojekten,
im Bereich der Digitalisierung oder in
Thematiken rund um Umwelt, Mobilität
und Klima, das Spektrum an unterschiedlichen
Förderprogrammen auf den diversen
Ebenen (Land, Bund, EU) ist weitreichend.
Zudem entscheiden oft Nuancen über einen
positiven oder negativen Förderbescheid
sowie über die Höhe der Förderung.
Gerne unterstützen wir mit unserer
Erfahrung die Gemeinden dabei, sämtliche
Förderpotentiale bestmöglich zu
nutzen.
Kontakt
Maximilian Huber, MA
m.huber@gemnova.at
+43 660 296 89 69
66 tirol.blickt zurück
Franz Gapp aus Sistrans war der erste
Zeitzeuge, der vor unserer Kamera seine
Geschichte erzählt hat. (© GemNova)
Ein Stück
digitalisierte
Geschichte
“Zeitzeugen sind Personen, die von
be stimmten historischen Ereignissen
Zeugnis geben können, weil sie zu der
betreffenden Zeit gelebt haben“, heißt
es auf Wikipedia. Für das Team der
„erlebnis.film“ gehören auch die kleinen
Glücksmomente, einschneidende Erlebnisse,
persönliche Erfolgsgeschichten
oder berufliche oder lokale Ereignisse
dazu. Ältere Menschen haben oft vieles
zu erzählen. Ziel unserer Dokumentationsreihe
„Tiroler Zeugen der Zeit“ ist
es, älteren Menschen die Möglichkeit zu
geben, vor der Kamera über ihr Leben zu
berichten, um einen Teil ihrer Erfahrungen,
Erlebnisse und Erkenntnisse für die
Nachwelt zu erhalten. Bei diesem Projekt
geht es nicht nur um Historisches,
wir versuchen vor allem biographische
Erzählungen in den Mittelpunkt zu rücken
und damit Dinge von der älteren Generation
zu erfahren, die sonst im Verborgenen
bleiben würden. Diese Erzählungen
sollen für die Nachwelt auf Film
gebannt, archiviert und online veröffentlicht
werden. Denn gerade in Zeiten der
Aufarbeitung der Pandemiefolgen erachten
wir es als wichtig, durch Kommunikationsmangel
entstandenen Gefühlen des
Unbehagens, die zu einer Entfremdung
der Gesellschaft geführt haben, entgegenzutreten
und den Dialog zwischen
Alt und Jung mit diesem Archiv wieder in
Bewegung zu bringen.
„Die Tiroler sind lustig,
die Tiroler sind froh;
sie verkaufen ihr Bettchen
und schlafen auf Stroh.“
Mit diesem Ausschnitt eines Volksliedes
be schreibt Franz Gapp den stark ansteigenden
Fremdenverkehr und die damit verbundenen
Folgen in den Gemeinden Aldrans
und Sistrans, die er dort seit 1954 miterlebt.
Seit über 70 Jahren lebt der am 25.01.1931
geborene Aldranser nun in Sistrans und
be richtet in der Pilotfolge unserer Dokumentationsreihe
über seine Vergangenheit.
1950, im Alter von 19 Jahren, bekam er seinen
ersten Lehrerposten an der Volksschule
Rum und war von 1954 bis 1992 Direktor der
Volksschule Sistrans. Anschließend verschlug
es ihn in die Politik, genauer gesagt hatte er
17 Jahre den Posten des Vize- und 12 Jahre
den des Bürgermeisters inne. „Ein Bürgermeister
ist damals und heute dazu da, dass
alles passt. […] Man ist nichts anderes als der
Diener des Volkes […].“ Die Zeit als Politiker
hat Franz Gapp geprägt. Man müsse in diesem
Beruf am Boden bleiben und sich nicht
auf ein Podest stellen lassen. Durch diese
Einstellung gelang es ihm 1992 mit ganzen
77 % wieder ins Amt gewählt zu werden.
Seit Klein auf ist die Musik ein großer Teil
seines Lebens; nicht nur als Musiker, sondern
auch als Organist, Kapellmeister und
im Kirchenchor war Franz tätig. Zwischen
Anekdoten über waghalsige Abenteuer mit
seinem Bruder oder den Besuch der Queen
Elizabeth II erzählt er über für die heutige
Generation längst vergessene Dinge.
Tiroler Zeugen
der Zeit
Eine spannende Ergänzung zur
analogen Dorfchronik.
Mit jeder Person, die unsere Welt
verlässt, geht leider auch eine
große Menge an Wissen und
Erinnerungen aus alten Zeiten
unwiederbringlich verloren. Mit
der Dokumentationsreihe „Tiroler
Zeugen der Zeit“ erzählen ältere
Mitbürger*innen aus ihrer Vergangenheit.
In anspruchsvoll gestalteten
Videos konservieren wir diese
Geschichten für die Zukunft.
Einen kleinen Einblick und weitere
Infos zum Projekt bekommen
Sie hier:
ZUM AUTOR
BERNHARD GARBER
Bernhard Garber ist Geschäftsführer
der erlebnis.film. Er hat jahrelange
Erfahrung in der Tiroler Film- und
Fernsehlandschaft und ist die richtige
Ansprechperson für alle Themen, die
Videoproduktion, Podcast und neue
Medien betreffen.
Kontakt: b.garber@erlebnis.film
68 tirol.sportlich und gesund
„Modellregion bewegtes Tirol“
– der Name ist Programm
Im Zuge dieses Programms sollen jene Menschen
angesprochen werden, die Interesse
haben, aber bis lang noch nicht den richtigen
Zugang zu Bewegung und Sport in ihrer
Gemeinde gefunden haben.
(© Tirol Werbung / Dominik Gigler)
Bewegung ist – neben guter Ernährung
und ausreichend Entspannung – ein
Schlüssel zu Wohlbefinden und Gesundheit.
Und auch wenn die Tiroler*innen
als besonders sportlich gelten, so integriert
ca. ein Drittel der Bevölkerung
nach wie vor viel zu wenig Bewegung in
den Alltag. Das soll sich jetzt durch ein
umfassendes Pilotprojekt der Lebensraum
Tirol Holding und der GemNova
mit Bewegungs- und Sportkoordinator*innen
in ausgewählten Gemeinden
ändern.
Mindestens 10.000 Schritte - so viel sollte
der Mensch im Idealfall täglich machen.
Stattdessen sind die meisten von uns
zu echten Innenraumgewächsen mutiert
und verbringen den Großteil des Tages
im Sitzen und vor einem Bildschirm. Dass
dies der Gesundheit nicht förderlich ist,
ist vielfach wissenschaftlich untersucht
und bewiesen.
Im Zuge des Programmes „Modellregion
bewegtes Tirol“ der Lebensraum Holding
wurde die GemNova als Kooperationspartnerin
für die Etablierung eines Sportbetreuungssystems
für Gemeinden ins Boot
geholt. „Über diese Initiative wollen wir in
unseren Gemeinden noch mehr Tirolerinnen
und Tiroler erreichen und sie für
mehr Bewegung im Alltag begeistern“,
erklärt Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler
Gemeindeverbandes. Denn derzeit gebe
es in Tirol abseits der Sportvereine und
Verbände noch keine verbindende Struktur,
welche die Betreuung, Vernetzung und
Erweiterung von Bewegungs- und Sportangeboten
ermögliche, so Schöpf.
Gaben den Startschuss zur Initiative „Modellregion bewegtes Tirol“,
v.l.n.r: Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf, Josef Margreiter (GF
Lebensraum Tirol Holding) sowie Angelika Rafetzeder und Angela
Semrajc von der GemNova (© Lebensraum Tirol Holding / Oss)
Dabei geht es nicht um sportliche
Höchstleistungen, sondern um ein
Bewegungs- und Sportangebot, das
auch für Anfänger*innen attraktiv ist.
Und deshalb ist die Zielgruppe dieses
Pilotprojektes auch nicht in erster Li nie
jene Bevölkerungsgruppe, die ohnehin
schon sportlich unterwegs ist; vielmehr
sollen jene Menschen angesprochen
werden, die Interesse haben, aber bislang
noch nicht den richtigen Zugang zu
Bewegung und Sport in ihrer Gemeinde
gefunden haben.
Egal, ob es eine Runde Nordic Walking,
eine kleine Wanderung oder sanfte
Gymnastik ist – auch moderate Bewegung
führt zu mehr Wohlbefinden durch
gesteigerte Kondition, einem verbesserten
Körpergefühl und einem ausgeglichenen
Geist.
Koordinator*innen als Programmmacher
und Networker
In vielen Gemeinden fehlt es derzeit noch
an personellen Ressourcen, die sich mit
dem Thema „Sport und Bewegung“ auseinandersetzen.
Das soll sich nun mit Hilfe
von sogenannten Bewegungs- und Sportkoordinator*innen
ändern; sie werden vorerst
in ausgewählten Gemeinden tätig.
Nach Analyse von Lücken und Problemfeldern
im Sportangebot der Gemeinden
sollen die Koordinator*innen vor allem
lokale Leistungsträger wie private Anbieter,
Vereine und Schulen vernetzen und so
das Sportangebot noch mehr Menschen
zugänglich machen. Langfristig soll die
Initiative den Gemeinden beim Kostensparen
helfen, da die Bürger*innen durch
mehr Bewegung insgesamt gesünder
und fitter werden und damit wiederum
beispielsweise der Aufwand in der Pflege
gesenkt werden könnte.
„Tirol kann eine Modellregion für gesundes
Leben und Wirtschaften werden.
Dabei steht – neben einer gesunden Natur
und Wirtschaft – vor allem die Gesundheit
der Menschen im Mittelpunkt. Bewegung
ist erwiesenermaßen ein zentraler
Schlüssel dazu, weshalb wir uns zum Ziel
gesetzt haben, Projekte mit Modellcharakter
und Strahlkraft im Bereich Bewegung
und Sport umzusetzen“, erklärt
Josef Margreiter, Geschäftsführer der
Lebensraum Tirol Holding.
So soll dieses Projekt auch dazu beitragen,
über Bewegung und Sport im Ort
die Gemeinschaft zu stärken und die
Gemeinde vom reinen Wohnort zum Lebensmittelpunkt
zu erweitern. Interessierte
Gemeinden, die als Pilotgemeinden
Bewegungs- und Sportkoordinator*innen
etablieren möchten, sind eingeladen sich
bei der GemNova zu melden.
„Modellregion bewegtes Tirol“
ist ein Programm der Lebensraum
Tirol Holding, mit dem Ziel,
modellgebende Projekte im Bewegungs-
und Sportbereich sichtbar
zu machen und umzusetzen.
Neben diesem Gemeindeprojekt
wird eine Sportevent-Strategie für
Tirol entwickelt, die den nachhaltigen
und sinnstiftenden Einsatz
von Sportevents sicherstellen soll.
Im Zuge eines weiteren Projekts
sollen in den Tiroler Schulen die
vielfältigen Sportangebote in der
Region in Form von alpinen Standort-Schulsporttagen
aufgezeigt
werden. Weiters wurde das Sports
Research Lab Tirol – eine gemeinsame
Forschungsinitiative der vier
Tiroler Hochschulen – ins Leben
gerufen und ein Sportnetzwerk
wird in Tirol auf- und ausgebaut.
www.lebensraum.tirol/sport
ZU DEN AUTORINNEN
Angela Semrajc, MA und
Angelika Rafetzeder, MA begleiten die
„Modellregion bewegtes Tirol“ seitens
der GemNova und freuen sich darauf,
gemeinsam mit Bewegungs- und
Sportkoordinator*innen wieder mehr
Menschen in den Tiroler Gemeinden
für Bewegung zu begeistern.
70 tirol.sportlich und gesund
tirol.sportlich und gesund
71
HOPPLa,
hab ICh da
Gedacht...
In diesen Tagen gibt´s ein ziemliches
G´riss um deine Person, Peter.
Ja, es ist einfach unglaublich. Jeder will
etwas von mir. Interviewanfragen von der
FAZ, von der Süddeutschen. All das nur,
weil ich zufällig achtzig werde. Es gibt
so gar Leute, die kommen einfach bei mir
zu Hause vorbei, klingeln an der Haustüre,
wollen mit mir reden. Eh nur ganz kurz,
wie sie sagen.
Irgendwann
wird mir alles dOch
etwas zu viel, dann
hau ich wieder in die
Berge ab.
Der damals beinahe 75-jährige Peter Habeler
und David Lama in der Eiger Nordwand
(© S. Siegrist)
Kürzlich erreichte mich von Peter Habeler eine
E-Mail. Er war gerade am Großglockner, dann in
Sardinien, auch in Arco zum Klettern. „Ab dem 80er
wird´s hektisch, ruhiger erst ab dem 90er“, schrieb
er. Ein Zeitfenster für unser Interview ist dennoch
rasch gefunden. „Komm bitte um drei Uhr zu mir,
weil vormittags bin ich immer am Berg unterwegs.“
REINHOLD OBLAK IM GESPRÄCH MIT PETER HABELER
Kurz vor deinem 75er warst du mit David
Lama nochmals in der Eiger Nordwand, kurz
vor deinem 80er am Großglockner. Die
Berge bestimmen nach wie vor dein Leben.
Ja, zum Glück. Weil es gibt einfach noch so
viel, was ich nicht kenne. Ich bin noch recht
gut drauf, halte nach wie vor meine 58 Kilo.
Und ich bin wie mein ganzes bisheriges
Leben unglaublich gerne in den Bergen
unterwegs. Es taugt mir einfach in Arco an
den Felsen herumzuturnen oder im Winter
bei mir daheim im Zillertal Skitouren zu
machen. Eigentlich jeden Tag eine Skitour.
Gemeinsam mit dem Klettern ist das mein
Jungbrunnen.
72 tirol.sportlich und gesund
tirol.sportlich und gesund
73
Reinhold Messner und Peter Habeler bei
einem Zwischenstopp in Delhi, nach der Everest-Besteigung
ohne Flaschensauerstoff 1978
(© Archiv Habeler)
© Privat
Den Peter kenne ich seit vielen
Jahren. Er ist nicht nur ein großer
Bergsteiger, sondern auch eine
warmherzige Persönlichkeit. Er
mag die Menschen, behandelt sie
immer respektvoll und herzlich.
Egal ob in Nepal, im Iran oder bei
uns in Österreich. Leider war ich
mit ihm nie auf einer Expedition,
doch auf einer gemeinsamen
Reise zum Damavand hatten wir
eine schöne, intensive und vor
allem lustige Zeit. Sein Humor
ist nämlich eine seiner weiteren
Stärken. Peter zeigt uns außerdem,
dass man auch in höherem
Alter noch fit bleiben und vieles
bewirken kann.
Gerlinde Kaltenbrunner
© Schöffel
Dein Leben beeinflusst haben natürlich
auch Menschen. Reinhold Messner, den du
Mitte der sechziger Jahre in den Dolomiten
kennengelernt hast, war einer von ihnen.
Der Blasl Sepp (Anm.: der Osttiroler Sepp
Mayerl), unser großer Lehrmeister, hat
uns zusammengebracht. Er hat damals
in Finkenberg den Kirchturm eingedeckt
und mich in die Dolomiten mitgenommen.
Reinhold und ich waren einfach
blutsverwandt, da hat es von Anfang an
gepasst. Eigentlich unglaublich, wie sich
all das ergeben und weiterentwickelt hat.
Reinhold hat freilich immer groß gedacht,
gleichzeitig auf so viele Details geachtet.
Vor unserer Besteigung des Hidden Peak
im Alpinstil hat er etwa alles auf ein Blatt
skizziert, einfach so, aus dem Gedächtnis
heraus. Und es hat gestimmt.
1970 solltest du ja mit Reinhold
gemeinsam zum Nanga Parbat fahren.
Du hast dich dann aber für die USA,
für deine damalige Frau Susan entschieden.
Deinen Platz nahm Günther
Messner ein …
… der dann, wie du weißt, tragischerweise
beim Abstieg ums Leben kam. Ich hätte
für diese von Karl Herrligkoffer organisierte
Expedition fünftausend Mark zahlen
müssen, aber ich hatte ja kein Geld, keine
Sponsoren. Darum bin ich damals in die
Skischule vom Pepi Stiegler nach Jackson
Hall in Wyoming geflogen, hab dort als
Skilehrer gearbeitet, Geld verdient.
In dieser Zeit wurde ja auch dein erster
Sohn geboren, den du – Messner zu
Ehren – Reinhold nanntest.
Genau. Es war mir einfach wichtig, so ein
Zeichen zu setzen. Ich bin heute mit meinem
Sohn in recht losem Kontakt. Reinhold
lebt jetzt in Australien, ist dort beim Fernsehen
beschäftigt. Und es geht ihm gut.
Reinhold Messner und du seid eine
unglaublich starke, eine höchst
erfolgreiche Seilschaft gewesen.
Vom Charakter freilich recht unterschiedlich.
Du eher leise und …
Reinhold und ich waren und sind vor
allem echte Partner, Freunde. Ich konnte
mich immer zu hundert Prozent auf ihn
verlassen – und umgekehrt. Gemeinsam
haben wir in all dieser Zeit die prächtigsten
und nachhaltigsten Momente in
Wer so wie ich das Glück hatte,
an Peters Seite jahrzehntelang
alle Facetten des Bergsteigens
kennen zu lernen, mit dem hat
es das Schicksal gut gemeint.
Die Selbstverständlichkeit, mit
welcher er auch das schwierigste
bergsteigerische Problem
löste, die Leichtigkeit, mit der er
die schwierigsten Kletterstellen
meisterte, ist nur den Besten
vorbehalten, zu welchen Peter
zweifelsohne zählt.
Horst Fankhauser
den Bergen erleben dürfen. Nach dem
Everest hat er im Höhenbergsteigen
neue Maßstäbe gesetzt. Ich bin wieder
zurück ins Zillertal und hab als Bergführer
gearbeitet. Sein Lebensweg war
somit ein anderer – ein ungemein beeindruckender.
Als Bergsteiger, als Autor,
als Vortragender, als Politiker, mit seinen
Museen, jetzt als Filmemacher. Er hat
mit allem Erfolg gehabt und – noch wichtiger
– er ist so wie ich noch am Leben.
Weil die meisten meiner Expeditionspartner
sind ja schon lange tot.
Wer heute deinen Namen hört, denkt
sofort an die Besteigung des Everest
ohne Flaschensauerstoff – im Mai
1978. Ärgert es dich eigentlich, vor
allem darauf reduziert zu werden?
Nein, das stört mich überhaupt nicht. Es
gehört ja zu meinem Leben dazu. Außerdem
hat mir der Everest wirtschaftlich weitergeholfen.
Wir haben damals in Mayrhofen in
einer winzigen Wohnung gewohnt, auf 30
m2, meine Frau, mein Sohn Christian und ich.
Das war schon ziemlich beengt. Und plötzlich
kamen da Anfragen für Vorträge, das war in
dieser Form neu für mich. Hoppla, hab ich mir
da gedacht, daraus kann ich etwas machen …
… und hast dafür die Besteigung
weiterer Achttausender aufgegeben.
Klar, das hab ich ja müssen. Vor allem aus
finanziellen Gründen. Als Jugendlicher, frag
mich nicht warum, hatte ich immer Angst
vor der Altersarmut. Und plötzlich diese
Möglichkeit, gut bezahlte Vorträge über
meine Everest-Besteigung zu machen.
Das hat mir natürlich eine wirtschaftliche
Sicherheit gegeben, dafür hab ich gerne
auf andere Achttausender verzichtet.
Außerdem hatte ich einen kleinen Sohn,
eine kleine Familie zu versorgen. Bei Reinhold
war die Situation eine völlig andere,
darum konnte er weitere Expeditionen
unternehmen.
Wer hoch steigt, kann tief in sich blicken.
Was hast du dabei in dir gesehen?
Nach wie vor die unbändige Freude an der
Natur, am Bergsteigen, Skitouren, Klettern.
Diese Lust an der Bewegung wird
mich hoffentlich noch lange antreiben. Vor
allem hab ich wunderschöne Erinnerungen
an meine Bergfreunde, von denen
allerdings die meisten nicht mehr Leben.
Ich weiss nicht
mehr wer genau
das gesagt hat,
aber dieser Satz
stimmt einfach:
Die grÖsste Kunst
beim Bergsteigen
ist, dass man
gesund bleibt
und alt wird.
Eines deiner Markenzeichen war ja die
leichte Ausrüstung, die Schnelligkeit
am Berg. Wenn du heute die Bilder von
den Menschenmassen – etwa am Everest
– siehst, was denkst du dir dabei?
Ich schimpf jetzt nicht mehr laut darüber,
ich nehm´s bedauernd und leise zur Kenntnis.
Wir durften damals am Everest noch
ein goldenes Zeitalter erleben, auch mitgestalten.
Wir waren alleine am Berg unterwegs,
nur auf uns gestellt, hatten keine
Menschenmassen vor und hinter uns. Kein
Handy, keine verlässliche Wettervorhersage,
kein riesengroßes Sicherheitsnetz, keinen
Flaschensauerstoff.
Dafür die wirkliche Herausforderung mit der
Natur, mit dem Berg. Aber das waren eben
andere, völlig andere Zeiten.
Den Peter kenn ich schon ewig.
Ich hab ja bei ihm damals auch
den Bergführerkurs gemacht.
Auch danach haben wir uns
immer wieder getroffen. Er ist
ein ganz großer Bergsteiger, ein
Vorbild für viele. Nicht nur wegen
dem Everest ohne Sauerstoff.
Dass er auch heute noch so aktiv
in den Bergen unterwegs ist,
freut mich sehr.
Kurt Diemberger
© Privat
Der großartige Tiroler Bergsteiger
Hias Rebitsch – den auch Peter
sehr verehrt hat – sagte einmal:
„Es ist nicht schwer ein guter
Bergsteiger zu werden, aber sehr
schwer, ein alter Bergsteiger zu
sein!“ Peter hat es sich nicht
leicht gemacht, ein guter, ja einer
der besten Bergsteiger der Welt
zu werden. Aus seiner Zillertaler
Heimat hat er über den Horizont
hinausgeschaut und hat seinem
Ehrgeiz und seinem Willen seine
großartigen Erfolge zu verdanken.
Peter ist ein Mensch mit großem
Charisma, fröhlich und humorvoll.
Auf vielen gemeinsamen Touren –
und langen Abenden – konnte ich
das immer wieder erleben.
Wolfgang Nairz
© Privat
Mit Lukas Furtenbach mischt heute
ja auch ein Tiroler sehr erfolgreich
bei diesem Everest-Tourismus mit.
Für 200.000 € bietet er eine Privatführung
und höchsten Komfort an.
Ich weiß, ich kenne ihn auch. In 16 Tagen
auf den Everest. Das ist schon gut geplant
und organisiert. Alles durchgehend mit
Fixseilen versichert, die Touristen jümarn
sich da begleitet von Sherpas hinauf,
davor und dahinter viele andere Leute.
Es gibt doch die entsprechenden Fotos
von diesen Menschenschlangen. Ein
Bekannter von mir war erst vor wenigen
Wochen am Gipfel, beim Abstieg hat er
am Hillary Step von einem aufsteigenden
Bergsteiger einen ordentlichen Rempler
erhalten. Fast wäre er abgestürzt. So ist
das heute. Bei 200 Leuten am Gipfel–
tag. Aber was soll´s, ich kann das nicht
ändern.
das Leben ist einfach
lebenswert, auch im
fOrtgeschrittenen alter.
Mit David Lama hat dich viel verbunden.
Du warst sein Entdecker, sein
erster Förderer. Und am Ende ei–
ner jener, die die Trauerrede für ihn
gehalten haben.
Als ich von seinem Tod am Howse Peak in
Kanada erfahren habe, vor drei Jahren, bin
ich zum Weinen gekommen. Mit ihm sind
ja auch der Ötztaler Hansjörg Auer und
der Amerikaner Jess Rosskelley gestorben.
Alle drei ganz tolle Bergsteiger. Ein Foto
von David steht auf meinem Schreibtisch.
Nachdem seine Leiche von Bergrettern
geborgen wurde, schickte mir einer von
ihnen ein Ahornblatt aus dieser Gegend.
Das war für mich schon sehr berührend.
Ich hab David´s gesamten Werdegang verfolgt,
er gehörte fraglos zu den Großen.
Am 22. Juli wirst du 80, du bist fit und
gesund. Gibt es etwas, und ich meine
nicht nur Alpinistisches, was du noch
gerne machen würdest?
Ich versuche einfach jeden Tag zu genießen.
Die Triebfeder für alles ist einfach die
Freude an der Bewegung. Klettern schult die
Behändigkeit, das Hirn ist auch be schäftigt,
du musst sehr konzentriert sein. Beim Skitouren
wiederum freue ich mich über den
Rhythmus, über das langsame Höhersteigen,
bis zum höchsten Punkt.
Zur PersOn
Peter Habeler
Peter Habeler wurde am 22. Juli 1942
in Mayrhofen im Zillertal geboren. Sein
Vater starb, als er sechs Jahre alt war.
Bereits als Kind war er immer wieder in
den Zillertaler Alpen unterwegs. Er lernte
den Beruf des Glasmalers, legte 1965
als Jahrgangsbester die Bergführerprüfung
ab. Habeler gelangen spektakuläre,
unglaublich schnelle Touren in den Alpen,
in den amerikanischen Rocky Mountains,
im Himalaya. So durchstieg er etwa 1974
die Eiger Nordwand gemeinsam mit Reinhold
Messner in knapp neun Stunden.
1975 schaffte er, ebenfalls mit Messner,
die Besteigung des Achttausenders Hidden
Peak erstmals im Alpinstil. 1978 folg te
die erstmalige Besteigung des Everest ohne
Flaschensauerstoff. Danach er reichte er
noch die Gipfel der Achttausender Nanga
© Bob Carmichael
Alles Gute an einen herausragenden
Kletterer, der sich vor allem
über den Stil seiner Aufstiege definiert
hat. Auch dieser Stil trug
wesentlich zu deiner Reputation
bei, Peter. Dein Leben und deine
Erfolge als Bergsteiger zeigen
eindeutig die Kraft und den Willen,
auch die schwierigsten Ziele
erfolgreich zu erreichen.
Parbat (1985), Cho Oyu (1986) und Kangchendzönga
(1988). Zu seinen Seilpartnern
zählten unter anderem Sepp Mayerl, Hias
Rebitsch, Doug Scott, Marcel Rüedi, Carlos
Buhler, Michael Dacher oder Reinhold
Messner.
1970 war Habeler als Skilehrer in den
USA tätig. Von 1972 bis 1979 arbeitete
er als Ausbildungsreferent im Verband
Österreichischer Berg- und Skiführer,
1980 gründete er seine Skischule im Zillertal.
1995 lernte Habeler den damals
fünf jährigen David Lama im Zillertal kennen
und wurde sein erster großer Förderer.
Peter Habeler hat drei Söhne, Reinhold
(1970), Christian (1977), Alexander (1982)
und lebt mit seiner Lebensgefährtin Jutta
Wechselberger nach wie vor im Zillertal.
Peter ist eine leidenschaftliche,
weltoffene Persönlichkeit.
Unsere Gespräche waren immer
befruchtend und im Gegensatz
zu vielen anderen Leuten hatte
ich nie das Gefühl, das Themen
tabu waren. Unsere Stärken und
Schwächen, unsere Träume und
Ziele haben uns eng miteinander
verbunden. Wie etwa bei unserer
gemeinsamen Expedition am
Kangchendzönga. Uns getroffen
zu haben, gemeinsam klettern
zu dürfen, war für uns beide
Glück und Belohnung. Mein Leben
wurde in den Wochen, die ich mit
Peter verbracht habe, auf vielen
Ebenen bereichert.
Carlos Buhler
© Privat
Lynn Hill
76 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund
77
Football
macht Schule
Spätestens beim alljährlichen Superbowl zeigt sich,
dass auch in unseren Regionen American Football immer
beliebter wird; aber bei den meisten von uns bleibt
es dann doch beim Zuschauen. Nicht so bei den Swarco
Raiders Tirol, wo schon seit Jahren sehr erfolgreich
Football gespielt wird.
American Football
in Österreich
1984
Seit annähernd 40 Jahren wird
American Football auch in Österreich
gespielt.
64 Vereine
41 American Football und 23 Flag
Football Vereine gibt es mittlerweile
in ganz Österreich.
5.200 Athlet*innen
Über 5.200 Athlet*innen sind in
Vereinen aktiv. Tendenz steigend.
Die Begeisterung für diesen Sport fängt
schon bei den Kleinen an, weshalb die
Stadt Innsbruck, die Swarco Raiders Tirol
und die GemNova gemeinsam ein
Projekt auf die Beine gestellt haben, um
Schüler*innen einen Zugang zu dieser
beliebten Sportart zu ermöglichen.
„Wir möchten Kinder und Jugendliche
über die Schule hinaus für Bewegung
und Sport begeistern und ihnen das Kennenlernen
unterschiedlicher Sportarten
erleichtern“, erklärt die für Bildung und
Sport zuständige Innsbrucker Stadträtin
Elisabeth Mayr. GemNova-Geschäftsführer
Alois Rathgeb ergänzt: „Unsere
Freizeitpädagogen und - pädagoginnen
haben in den vergangenen Wochen an
den Innsbrucker Schulen das Thema
American Football aktiv angesprochen.
Im Rahmen der schulischen Freizeitbetreuung
haben auch schon einige Spieler
in den Schulen vorbeigeschaut, über
ihren Sport erzählt und sich mit den Kindern
ausgetauscht.“
Als Highlight für die interessierten Kinder
fand ein Probetraining gemeinsam mit den
Raiders statt: „Wir freuen uns, dass damit
die Tür zum American Football noch weiter
geöffnet wird, denn Nachwuchs ist die
Basis des Erfolgs und in der Raiders-Familie
immer herzlich willkommen“, unterstreicht
Claudia Nuener, Club-Managerin der
Swarco Raiders, die Freude über das gelungene
Projekt.
Fünffacher Europameister
Das österreichische Junioren-Nationalteam
konnte bereits fünfmal
den Europameistertitel holen.
Quelle: AFBÖ
ZUR AUTORIN
KATHRIN MALINA, DIPL. SOZ. PÄD.
Kathrin Malina arbeitet seit sechs Jahren bei der GemNova und ist
seit 2019 Teil des Bildungspool-Teams. Wenn sie sich nicht gerade
um die Koordination in Kufstein und Umgebung kümmert, trifft
man sie meistens irgendwo beim Berggehen mit ihrem Hund.
Große Freude bei den Kindern beim Probetraining
mit den Swarco Raiders im American
Football Zentrum Innsbruck. (© GemNova)
Kontakt: k.malina@gemnova.at
78 tirol.sportlich und gesund tirol.sportlich und gesund
79
G‘sund in Serfaus,
Fiss und Ladis
Die drei Gemeinden im Oberland sind tirolweit die ersten Kommunen, die
das Projekt „Gesunde Gemeinde“ seit dem Vorjahr Schritt für Schritt
umsetzen. Die ersten konkreten Ergebnisse liegen nun vor, weitere
Gemeinden stehen in den Startlöchern.
Ein kurzer Blick zurück: Vor über 30 Jahren
waren es Gemeinden in der Steiermark
und in Oberösterreich, welche die Idee der
„Gesunden Gemeinde“ aufgriffen und sie
über die Jahre mit Leben füllten. Die ersten
Arbeitskreise wurden gegründet, Inhalte
diskutiert, Schwerpunkte gesetzt und die
konkrete Umsetzung in die Wege geleitet.
Seit dem Vorjahr gibt es nun auch in Tirol
drei Gemeinden, die dem Weg der Steirer
und Oberösterreicher folgen: Fiss, Serfaus,
Ladis. Professionell begleitet werden sie
dabei von einer Arbeitsgemeinschaft, in
welcher der avomed (Arbeitskreis für Vorsorgemedizin
und Gesundheitsförderung),
der Verein Sicheres Tirol und die GemNova
ihre Expertise gebündelt zur Verfügung
stellen sowie den gesamten Prozess
organisieren und begleiten.
Die Kernidee der „Gesunden Gemeinde“
Konkrete Projekte zur Gesundheitsförderung
sollen dort umgesetzt werden,
wo die Bürger*innen leben, lieben und
arbeiten; also direkt in der Gemeinde.
Wichtig ist dabei: Vorschläge sollen nicht
von oben aufgesetzt, sondern von unten
gemeinsam erarbeitet werden.
„Das Konzept der ‚Gesunden Gemeinde‘
ist bewusst sehr weit gefasst. Gesundheit
bedeutet nicht nur die Abwesenheit von
Krankheit, sondern vor allem auch Wohlbefinden
und Lebensqualität. Das reicht
von einer gesunden Ernährung über aktive
Bewegung bis hin zu sozialer Teilhabe“,
erklärt Claudia Hackhofer vom Verein
Sicheres Tirol.
Bereits im Herbst des Vorjahres fanden
in Fiss, Serfaus und Ladis die ersten
Auftaktveranstaltungen statt. Dabei wurde
das Konzept der „Gesunden Gemeinde“
vorgestellt; im Anschluss daran wurden
gleich die ehrenamtlichen Arbeitskreise
gegründet. „Dabei ist es wichtig, dass die
Bürger*innen aktiv einbezogen werden und
Menschen aus verschiedensten Alters- und
Berufsgruppen vertreten sind“, so Brigitte
Mölschl vom avomed. In den einzelnen
Arbeitskreisen galt es zu erheben, was in
der jeweiligen Gemeinde rund um das Thema
Gesundheit tatsächlich gebraucht wird.
Doch wie sehen nun die ersten konkreten
Ergebnisse in diesen drei Tiroler Pilotgemeinden
aus, welche Ideen konnten mittlerweile
umgesetzt werden?
Serfaus
Die Bürgermeister von Serfaus, Fiss und
Ladis freuen sich über die Auszeichnung zur
„Gesunden Gemeinde“: Paul Greiter, Simon
Schwendinger und Hans Pittl
(© Gesunde Gemeinde Tirol)
Dominika Wachter aus Serfaus: „Wir sind
rund 15 Leute, die mit großer Begeisterung
dabei sind. Natürlich haben nicht immer
alle Zeit. Begonnen haben wir mit unserem
Generationencafé.“ Jeden ersten Dienstag
im Monat wird zu einem gemütlichen Beisammensein
ins Kulturzentrum des knapp
1.200 Menschen zählenden Dorfes geladen.
Ob gemeinsames Spielen, leidenschaftliches
Diskutieren, gegenseitiges Helfen –
verschiedenste Veranstaltungen sollen die
unterschiedlichsten Leute aus dem Dorf
anziehen. Im Rahmen des Generationencafés
wird auch die Idee eines Repair-
Cafès umgesetzt, bei dem gebrauchte
Gegenstände gemeinsam wieder aufpoliert
oder repartiert werden. Das kann beim
Fahrrad beginnen und beim Rasenmäher
oder dem Spielzeugauto enden.
Besonders zu erwähnen: Dieses Ge nerationencafé
steht allen offen; es wird
abwechselnd vom Kindergarten, dem
Jugendzentrum und der Volksschule organisiert.
„Allein das schon zeigt, wie breit
aufgestellt wir sind. Wir wollen einfach für
alle Leute in Serfaus ein interessantes und
abwechslungsreiches Programm bieten“,
so Wachter. Der zweite Schwerpunkt in
Serfaus ist eine Vortragsreihe, die sich um
die psychosoziale Gesundheit dreht. Ende
Juni war bereits ein Experte der Caritas zu
Gast im Kulturzentrum, weitere Vorträge
und Workshops sind vorgesehen.
Fiss
Großes Interesse zum Thema Gesundheit
gibt es auch in der 1.000-Einwohner*innen-Gemeinde
Fiss. Christian Kofler ist
dort eine von rund zehn Personen, die sich
besonders stark engagieren: „Wir haben
schon viele Ideen entwickelt, einige da
von auch umgesetzt. Doch das ist erst der
Anfang.“ So erhielten etwa die Fisser*innen
vor einigen Wochen die Möglichkeit,
Kräuter und Sträucher gemeinsam bei
einer Gärtnerei in Landeck zu bestellen
– direkte Abholung beim örtlichen Bauhof
inklusive. „Wir haben die Leute über
E-mail darauf aufmerksam gemacht; rund
zwanzig Haushalte haben dieses Angebot
angenommen. Nachdem es noch Nachbestellungen
gibt, wird eine zweite Runde
gedreht“, so Kofler.
Ebenfalls realisiert wurde ein Vortrag einer
Ernährungsexpertin aus Vorarlberg, die im
Kulturzentrum über gesunde Ernährung
informierte. Große Beachtung fanden
zudem die kindgerecht aufbe reiteten
Workshops an der Fisser Volks- und Mittelschule.
Wer die strahlenden Augen
der Kinder gesehen hat, weiß, dass die
Botschaft angekommen ist.
Ladis
Und in Ladis? Auch in dieser etwas über
500 Menschen zählenden Gemeinde
rauchen die Köpfe. Birgit Heiseler leitet die
entsprechende Arbeitsgruppe: „Wir sind
ein Team von rund zehn Personen aus den
unterschiedlichsten Bereichen und mit ganz
speziellen Interessen. Daraus entwickeln
wir nun gemeinsam Ideen.“ Seit 2019 wird
in Ladis an einem Dorfentwicklungsprojekt
gearbeitet, eine breit angelegte Umfrage
in der Bevölkerung wurde ebenfalls schon
gemacht; daran will das Team der „Gesunden
Gemeinde“ nun anschließen.
Und was steht da so alles zur Diskussion?
Eine Kräuterwanderung etwa, eine stärkere
Nutzung der Kneipp-Anlage, der Ausbau
der Fitnesswege oder die intensivere
Nutzung des Leweso-Cafés (Leweso steht
für le benswerte Sonnenterrasse). Birgit
Heiseler: „Mit überschaubarem Aufwand
können wir hier recht viel erreichen. Jetzt
geht es einfach darum, einige dieser Ideen
auch umzusetzen.“ Ach ja: An einer eigenen
Dorfzeitung für Ladis wird derzeit ebenfalls
gearbeitet – mit einem Sonderteil zum Thema
Gesundheit inklusive.
Weitere Gemeinden in den Startlöchern
Nach Fiss, Serfaus und Ladis bekunden
inzwischen einige weitere Gemeinden
in Tirol konkretes Interesse am Projekt
„Gesunde Gemeinde“. So werden etwa in
Kössen, Tarrenz oder Münster schon bald
die entsprechenden Auftaktveranstaltungen
stattfinden. In weiterer Folge sind Vernetzungstreffen
zwischen den teilnehmenden
Gemeinden geplant, Erfahrungen sollen
ausgetauscht, der eine oder andere Tipp
gegeben werden.
ZUR AUTORIN
ANGELA SEMRAJC, MA
Angela Semrajc koordiniert das Projekt
„Gesunde Gemeinde Tirol“ innerhalb
der GemNova. Darüber hinaus ist sie
verantwortlich für das Thema Gesundheit,
dem die GemNova seit 2021 einen
eigenen Unternehmensbereich widmet.
Kontakt:
a.semrajc@gesunde-gemeinde.tirol
80 tirol.bildet
tirol.bildet
81
Wie den Medien zu entnehmen ist, steht
in Österreich die Elementarbildung mit all
ihren Herausforderungen aktuell im Fokus
– besonders in Bezug auf hohe pädagogische
Qualität zur Sicherstellung der
Chancengerechtigkeit von Kindern und
deren Familien. Vor diesem Hintergrund
haben sich Bund und Länder in einer neuen
15a-Vereinbarung darauf geeinigt, in den
kommenden fünf Jahren in die Erweiterung
eines bedarfsgerechten und qualitativ
hochwertigen Bildungs- und Betreuungsangebotes
zu investieren. Darunter fallen
neben dem Gratiskindergarten im letzten
verpflichtenden Kindergartenjahr und der
frühen sprachlichen Förderung auch der
Ausbau von Kindergartenplätzen sowie
Investitionen für Barrierefreiheit.
Im ersten Beitrag der dreiteiligen Reihe zum
Thema Chancengerechtigkeit haben wir
das Vielfaltsmerkmal Mehrsprachigkeit in
den Fokus genommen. Wir haben konkrete
Handlungsoptionen erörtert, wie Gemeinden
in ihrer Rolle als Drehscheibe aller örtlichen
Bildungs- und Sozialeinrichtungen bzw. aller
Vereine den Bildungsweg von Kindern sowie
ihr Familienumfeld positiv unterstützen können.
Der zweite Beitrag informiert zur Chancengerechtigkeit
in Bezug auf Barrierefreiheit
für Kinder und Jugendliche mit körperlichen
oder psychischen Beeinträchtigungen. Es
werden vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt,
wie inklusive Gemeinden die Teilhabe ALLER
Menschen in jeglichen Lebensbereichen fördern
können.
Chancengerechtigkeit
als
Chance für ALLe
Der Weg hin zu Bildungschancen führt über die BARRIEREFREIHEIT
– was Kinder und Familien brauchen und wie wir sie als Gemeinde in
ihrem Lebensumfeld begleiten können.
Die Vielschichtigkeit an Herausforderungen
im Kontext der Diversität erkennen
Auf Basis der bereits im ersten Beitrag
erwähnten tirolweiten Bürger*innen-Befragung
von 2020 konnten neben der Mehrsprachigkeit
und kulturellen Vielfalt auch in
Bezug auf die Bedarfe von Familien, Kindern
und Jugendlichen im Bereich Barrierefreiheit
und Teilhabemöglichkeiten qualitative
Daten erhoben werden, die auf aktuell herausfordernde
Lebenssituationen in Gemeinden
zurückzuführen sind. Jede Einrichtung,
die mit Kindern und Jugendlichen arbeitet,
egal, ob Bildungs-, Sozial- oder Freizeiteinrichtungen,
übernimmt automatisch einen
pädagogischen Auftrag. Zur Erfüllung dieses
Auftrags braucht es unterschiedliche
Qualitätskriterien, um ALLE Kinder und
Jugendlichen individuell fördern zu können.
Gemeinden sind daher laufend gefordert,
die eigenen Strukturen, Prozesse und insbesondere
das Bewusstsein für barrierefreie
Bildung, Betreuung oder Freizeitgestaltung
weiterzuentwickeln.
Was fehlt aus Sicht von Bürger*innen
bzw. Familien aktuell im Bereich Bildung,
Begleitung und Betreuung von Kindern und
Jugendlichen?
Vor dem Hintergrund der UN-Kinderrechtsund
UN-Behindertenrechtskonvention, des
Behindertengleichstellungsgesetzes und
anderer gesetzlicher Grundlagen betreffend
Barrierefreiheit darf es in keinem Alter zu
Diskriminierung aufgrund einer Behinderung
oder aufgrund von Lern- und Entwicklungserschwernissen
kommen. Barrierefreiheit
beginnt bei Verpflichtungen im Rahmen
baulicher Maßnahmen und endet bei einer
inklusiv gelebten Pädagogik in der Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen. Barrierefreiheit ist
umfassend zu garantieren, das heißt, auch
Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung,
psychischen Einschränkungen usw. sind bei
der Umsetzung jeglicher Maßnahmen zu
berücksichtigen.
STRUKTURQUaLITäT
Barrierefreiheit im Kindergarten
für betroffene Kinder
oder Familienangehörige
PrOzessqualität
Inklusive Schule; Teilhabe am
Unterricht für ALLE
Orientierungs -
qualität
Bewusstsein in allen
Vereinen und Einrichtungen
für barrierefreie Angebote
Wenn die individuellen Bedürfnisse der
Familien in unseren Gemeinden nicht
rechtzeitig erkannt werden, besteht
das Risiko der fehlenden Teilhabe und
somit der Chancen-un-gleichheit für die
Betroffenen. Umgekehrt besteht die Chance
zu Barrierefreiheit und Teilhabe, wenn
Bedürfnisse rechtzeitig erkannt und aufgegriffen
werden. Gemeinden in ihrer Rolle
als Interessensvertreterinnen von Kindern,
Jugendlichen und Familien sowie als Brückenbauerinnen
haben die Aufgabe, sich dafür
einzusetzen, Beteiligungsprozesse unter
konkreter Einbindung aller Betroffenen zu
gestalten, um basierend auf den vorhandenen
Bedürfnissen und Bedarfen im unmittelbaren
Lebensumfeld der unterschiedlichen
Zielgruppen adäquate Rahmenbedingungen
und Angebote zu implementieren.
In den Tiroler Gemeinden und Gemeindeverbänden
wird das Bewusstsein in Bezug
auf Barrierefreiheit und Teilhabe ALLER Kinder
und Jugendlichen in jedem Bereich ihres
Lebens (=Inklusion) durch vielfältige Handlungskonzepte
gestärkt. Sie tragen zur gelingenden
Praxis bei. Wertvolle Erfahrungen und
Konzepte werden im Folgenden dargestellt,
um tirolweit allen Gemeinden die Möglichkeit
zu geben, zukunftsorientiert, regional
und überregional voneinander zu lernen; vor
allem dort, wo Inklusion und Barrierefreiheit
als Selbstverständnis noch nicht sichergestellt
ist.
Bewusstseinsbildung im Sinne der Chancengerechtigkeit
von Kindern und Jugendlichen
Um die Sensibilisierung hinsichtlich der
gesetzlich verankerten UN-Konventionen voranzutreiben
bzw. sukzessive in der Praxis
zu verankern, hat sich die Implementierung
von Enthinderungsbeauftragten oder Multiplikator*innen
als zielführend herauskristallisiert.
Mit ihrer Expertise unterstützen sie
die Gemeinden bzw. die Gemeindeverbände
bei der Entwicklung eines Aktionsplans zur
Schaffung von Teilhabemöglichkeiten im Ort.
Zur Gewährleistung, dass tatsächlich alle
Bedürfnisse und Bedarfe zum Thema Barrierefreiheit,
Selbstbestimmung und Teilhabe
von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen
Formen von Behinderung oder
Entwicklungerschwernissen berücksichtigt
werden, hat sich beispielsweise in Reutte
eine bezirksweite, vom Tiroler Monitoringausschuss
begleitete Befragung als hilfreich
erwiesen. Allgemein muss das Bewusstsein
für gelebte Inklusion auf die gesamte
Tourismusregion Tirol umgelegt und
durch entsprechende Angebote in der
Praxis sichtbar gemacht werden.
Bildungsbeteiligung für ALLE Kinder und
Jugendlichen
Als Alternative zu Sonderschulen, die zur
Segregation von Kindern mit sonderpädagogischem
Bedarf führen, wird beispielsweise in
der Marktgemeinde Reutte Inklusion in allen
Regelschulen vorangetrieben. Jedes Kind, egal
wie schwer seine*ihre Behinderung oder Entwicklungserschwernis
ist, kann somit mit
gesunden Kindern zur Schule gehen, was für
seine*ihre Entwicklung förderlich ist. Strukturqualität
für eine gelingende Inklusion in
der Schule oder am Arbeitsplatz kann beispielsweise
durch einen familienentlastenden
Dienst, Kinderassistenz, Schulassistenz für
den Unterricht, Nachmittagsbetreuung sowie
durch Lehrpersonal mit spezifischer Ausbildung
zur Inklusion gewährleistet werden.
Mehrwert durch das Netzwerk Gemeinde
Das Netzwerk „Gemeinde“ birgt viele Ressourcen,
die zielorientiert zum Einsatz kommen
können: In Zusammenarbeit mit Bildungs-,
Sozial-, Gesundheitseinrichtungen
und Vereinen können multisoziale Teams
etabliert werden. Sie setzen sich für betroffene
Familien, Kinder und Jugendliche ein, damit
barrierefreie Rahmenbedingungen geschaffen
werden und eine vollständige Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird. Bei
Neu- oder Umbauten kann unter Einbezug
der Expertise von Betroffenen sowie Inklusionsbeauftragten
die Barrierefreiheit in jeder
Hinsicht als Querschnittsmaterie mitgedacht
werden. Netzwerkarbeit über Gemeindegrenzen
hinweg birgt die Chance auf die Etablierung
von Regionalmanagements, welche z.
B. lokale Entwicklungsstrategien oder Finanzierungsmodelle
für Best-Practice-Beispiele
zu gelebter Inklusion erarbeiten und diese
anderen Regionen über eine digitale Austauschplattform
zur Verfügung stellen.
Gelebtes Ehrenamt als würdigender
Beitrag für den Zusammenhalt unserer
Gesellschaft
Das Ehrenamt als kostenfreies Mittel zur
Bewusstseinsbildung stellt in Tirol eine der
größten Ressourcen dar, wenn es um die
Unterstützung von Menschen und insbesondere
auch um die Förderung von Kindern und
Jugendlichen im Rahmen der Vereinsarbeit
geht. Gemeinwohlprojekte wie YoungStar
(GemNova), die bereits in der Vergangenheit
in Vorzeigeregionen wie dem Zillertal unter
Mitwirkung mehrerer Gemeinden umgesetzt
wurden, bergen mit einem durchdachten
Konzept das große Potential, auch im
Rahmen inklusiver Maßnahmen wirksam zu
sein. Es geht dabei darum, dass sich Jugendliche
in den Dienst von Kindern oder anderen
Jugendlichen mit Behinderung oder Entwicklungserschwernissen
stellen und ihnen mit
ihrer Unterstützung eine Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben im Rahmen ihrer Freizeit
ermöglichen.
ZUR AUTORIN
MAG. NINA
REDLICH-ZIMMERMANN,
MA ECED
Nina Redlich-Zimmermann koordiniert
den Fachbereich Elementarbildung
im GemNova Bildungspool und steht
insbesondere für Fragen rund um das
Thema Kinder- und Sprachenrechte zur
Verfügung.
Kontakt:
n.redlich@gemnova.at
82 tirol.bildet
Wie heißt das
Zauberwort?
Der Begriff „Fachkräftemangel“
wird dieser Tage so inflationär
verwendet, dass man schon fast
von einem Modewort sprechen
könnte, aber nicht im Guten. Eher
als Anwärter auf das Problemwort
des Jahres – und das Problem ist
groß. Man liest sogar schon von
Betrieben, die aufgrund von Personalmangel
schließen müssen. Was
es jetzt braucht, sind aber nicht
Problemwörter, sondern Lösungswörter
oder noch besser Zauberwörter.
Jedes Jahr werden in der Fachkräfteverordnung
des Bundes Mangelberufe für die Beschäftigung
von ausländischen Fachkräften festgelegt.
Für das Jahr 2022 sind 66 Mangelberufe
bundesweit und weitere 20 tirolweit aufgelistet
– deutlich mehr als im Vorjahr. Der Fachkräftemangel
wird zunehmend zu einem großen,
gar bedrohlichen Problem für Unternehmen.
Wie Karlheinz Kopf, Generalsekretär der
Wirtschaftskammer Österreich, in einer
Presseaussendung erklärt, „bleibt der Ar beitsund
Fachkräftemangel die größte Herausforderung
für die heimische Wirtschaft“.
Wie kommt ein
Firmenkurs
zustande?
Handlungsbedarf bestehe in vielen Bereichen.
So müsse bei der Arbeitsmarktreform,
angekündigt für 2022, der Fokus auf der
schnellen Vermittlung der Arbeitslosen, der
Steigerung der Mobilität am Arbeitsmarkt
oder auf der Qualifizierung der Arbeitslosen
liegen. Bei auslän dischen Fachkräften seien
besonders mangelnde Deutschkenntnisse als
Vermittlungshemmnis durch ein ausreichendes
und passendes Angebot an Deutschkur sen
auszugleichen. Der Forderung nach „ausreichenden
Deutschkursen“ kann mit „mehr
Deutschkursen“ begegnet werden. Wie aber
können Deutschkurse zur Lösung des ar
beitsmarktpolitischen Problems des Fachkräftemangels
beitragen, also „passend“ sein?
Das Zauberwort: Berufsspezifische
Deutschkurse
Reguläre Deutschkurse können dem konkreten
Sprachbedarf am Arbeitsplatz nur selten ge
recht werden und können allein deshalb schon
kaum als passend bezeichnet werden. Diese
Kurse schließen meistens mit einer Prüfung ab,
weshalb der Schwerpunkt auf der Prüfungsvorbereitung
liegt. Der berufliche Alltag (Situationen
am Arbeitsplatz, konkreter Wortschatz, Dialekt,
usw.) wird höchstens verallgemeinert thematisiert.
Was braucht das
Unternehmen?
Bei einer Betriebsbesichtigung wird eine
Bedarfserhebung durchgeführt. Diese dient
dazu, das Unternehmen und den Fachwortschatz
kennenzulernen. Hier werden auch gemeinsam
konkrete Inhalte und Ziele definiert.
Im von der GemNova Akademie entwickelten
und mittlerweile ausgereiften wie erprobten
Konzept „Deutsch im Alltags- und Arbeitsleben
(DiA)“ steht der Arbeitsalltag im Mittelpunkt
des Kurskonzepts. Diese berufsspezifischen
Deutschkurse werden als offene Kurse für Ar
beitnehmer*innen, aber auch als vollindividualisierte
Firmenkurse (für ein oder auch mehrere
Unternehmen gemeinsam) angeboten.
Wie kommt ein Firmenkurs zustande?
Ziel ist es, einen möglichst maßgeschneiderten
Deutschkurs zu gestalten – zeitlich, örtlich und
inhaltlich angepasst an den jeweiligen Betrieb
und seine Mitarbeiter*innen. Die Kurskoordinatorinnen
der GemNova Akademie stimmen sich
dazu eng mit den Unternehmen ab.
Am Ende des Firmenkurses bekommen alle
Teilnehmer*innen ein Zertifikat, dass ihre Teilnahme
an dieser sprachbezogenen Weiterbildung
bestätigt. Sie haben damit nicht nur ein
wertvolles Papier in der Hand. Indem Unternehmen
ihre Mitarbeiter*innen weiterbilden, zeigen
sie ihnen gegenüber Wertschätzung und Vertrauen
und stellen eine vertiefte Bindung her.
Firmendeutschkurse können somit nicht nur
das Vermittlungshemmnis reduzieren, sondern
auch das „Haltepotenzial“ erhöhen.
Was braucht das
Personal?
Es ist wichtig zu wissen, auf welchem
Sprachniveau sich die einzelnen Mitarbeiter*innen
befinden, weshalb die Deutschtrainer*innen
sie in einem standardisierten
Verfahren einstufen. Je nach Ergebnis können
mehrere Gruppen gebildet (z. B. eine Gruppe
für Anfänger*innen, eine für Fortgeschrittene)
oder Formen der Binnendifferenzierung
erarbeitet werden.
Wann findet der
Kurs statt?
Ganz einfach: Das jeweilige Unternehmen legt
die Kurszeiten fest. Je nach Dienstzeiten können
auch Parallelkurse (vor- und nachmittags)
oder Kurse mit an Wechselschichtzeiten angepassten
(sich wöchentlich ändernden) Kurszeiten
organisiert werden.
Was passiert
im Kurs?
Auf Grundlage der Bedarfserhebung
und der Einstufung werden
Unterrichtsmaterialien erstellt.
Die Übungen und Aufgaben
haben den Schwerpunkt auf der
mündlichen Kommunikation.
Die Mitarbeiter*innen erproben
mittels situationsbezogener
Übungen das Sprechen.
Welche
Förderungen
gibt es?
Es wird umfassende
Beratung und Unterstützung
bei der Beantragung
von Förderungen für Firmensprachkurse
geboten.
Wo findet der
Kurs statt?
Der Kurs kann direkt
im Betrieb oder in
betriebsnah gelegenen
Räumlichkeiten stattfinden.
Die GemNova Akademie
unterstützt auch
gerne bei der Organisation
eines passenden
Kursraums.
FAQs zu Firmendeutschkursen
• Die gemeinsame Unterrichtssprache
ist immer Deutsch – es
können also Personen aus verschiedensten
Herkunftsländern
teilnehmen.
• Es werden in den Kursen auch
Dialektausdrücke gelernt und
geübt, damit sich die Fachkräfte
bestmöglich in Tirol zurechtfinden.
• Die Übungen können so differenziert
werden, dass Personen
aus unterschiedlichen Abteilungen
am selben Kurs teilnehmen
können.
• Die Übungen können so differenziert
werden, dass Personen
mit unterschiedlich hohen
Sprachkompetenzen am selben
Kurs teilnehmen können.
ZUR AUTORIN
ÁGNES SCHIN, MA
Ágnes Schin ist Gymnasiallehrerin
für Geschichte, DaF-Lehrerin und
ausgebildete Mentaltrainerin. Für interessierte
Unternehmen steht sie als
Ansprechpartnerin für Deutschkurse
zur Verfügung.
Kontakt:
a.schin@gemnova.at
84 tirol.bildet
tirol.bildet
85
Israa, Antonio
und Marlene
An Tirols Pflichtschulen steigt der Bedarf an Freizeitpädagog*innen und Schulassistent*innen massiv
an. Doch was macht man in diesem Beruf eigentlich, wie sieht die Arbeit mit den Schüler*innen
konkret aus? Wir haben mit drei Fachkräften – allesamt bei der GemNova beschäftigt – gesprochen;
sie geben uns Einblicke in ihr Leben, erzählen uns von ihrer tagtäglichen Arbeit.
VON REINHOLD OBLAK
Geboren bin ich, Israa Ali, in Zams, aber aufgewachsen
bin ich in Kairo, also in Ägypten.
Mein Vater lebt schon seit über 36 Jahren
hier in Tirol, ich selbst bin erst 2012 nach
Innsbruck übersiedelt. Hier in Österreich
gibt es einfach viel mehr Möglichkeiten auf
eine bessere Zukunft. Zuerst habe ich in
Innsbruck als Verkäuferin gearbeitet, in
einer Bäckerei. Das war nicht immer
ganz leicht, weil ich aufgrund meines
Glaubens ein Kopftuch trage. Da hat
es dann immer wieder die eine oder
andere dumme Bemerkung gegeben,
ja, ich wurde auch diskriminiert. Das
tut weh, sehr weh. Aber mein Kopftuch
würde ich für nichts auf der
Welt abnehmen.
Mittlerweile arbeite ich halbtags
als Freizeitpädagogin in der Volksschule
Altwilten und in der Mittelschule
Leopoldstraße in Innsbruck.
Ich betreue bis zu 19 Kinder. Das ist
eine kunterbunte Klasse, die Kinder
kommen aus unterschiedlichen Ländern,
etwa aus Serbien, Syrien, der
Türkei. Natürlich sprechen wir hier
nur Deutsch, spielen sehr viel. Ich
versuche, mit den Kindern das
Israa Ali
zu machen, was ihnen gefällt, was sie interessiert;
backen oder kochen in der Küche
oder etwas basteln. Meist sind wir aber
im Freien, zum Beispiel am Tivoli, wo wir
unseren Bewegungsdrang ausleben können.
Da wird getanzt, gespielt, getollt, gelacht.
Einmal hab ich mit den Kindern so eine Vorstellungsrunde
gemacht: Wer bin ich, woher
komme ich, was mag ich? Da geht es auch
darum, Selbstbewusstsein zu zeigen, zu sich
zu stehen. Das hat uns allen total gefallen,
die Kinder haben sich unglaublich gefreut
darüber. Das freut dann auch mich sehr.
Mir selbst ist Bildung, Ausbildung sehr
wichtig. Die Matura hab ich noch in Ägypten
gemacht. Hier in Tirol hab ich erst im März
einen Kurs für Office Management abgeschlossen.
Außerdem bin ich Fachdolmetscherin
für Arabisch-Deutsch. Meinen jetzigen
Mann Ali hab ich in Kairo kennengelernt,
vor vier Jahren ist er dann wegen mir nach
Innsbruck gezogen. Im Oktober werde ich
26, Deutsch spreche ich fast genauso gut
wie Arabisch. Ich höre gerne orientalische
Musik, lese arabische Romane, schaue mir
englische und deutsche Filme an.
Antonio
Arocha Gonzales
Wie du an meinem Namen siehst, komme
ich aus Spanien. Genau genommen aus
Cadiz, in der Region Andalusien. Eine
wirklich sehr schöne Gegend. Mit 30 bin ich
nach Innsbruck gezogen, mittlerweile lebe
ich schon über zwölf Jahre hier. Anfangs
wollte ich nur Deutsch lernen, dann hab
ich hier in Tirol auch zu arbeiten begonnen.
Ich habe unter anderem am Stubaier
Gletscher gearbeitet, bei Speditionen, im
Sales-Bereich – vor allem im Büro.
Seit September des Vorjahres arbeite ich
Vollzeit bei der GemNova. Vormittags als
Schulassistent, nachmittags als Freizeitpädagoge.
Immer in einer anderen Volksschule.
Ich bin „Springer“, das heißt, wenn
jemand plötzlich erkrankt, springe ich ein.
Da klingelt dann um sieben Uhr in der
Früh das Telefon und es heißt: Du, Antonio,
kannst du bitte an diese oder jene Schule
gehen, dich bei der Direktorin melden
und mit dem Lehrer sprechen? Natürlich
werden sie schon vorher infor miert, dass
ich komme. Außerdem habe ich auch eine
Stammschule, die Volksschule Hötting
West.
„Ich versuche mit
den Kindern zu
machen, was ihnen
gefällt.“
Als Schulassistent betreue ich vormittags
immer ein einzelnes Kind mit erhöhtem
Unterstützungsbedarf. Das Wichtigste dabei
ist, eine persönliche Ebene zum Kind aufzubauen,
Vertrauen zu schaffen, unterstützend und
helfend tätig zu sein. Natürlich reagiert jedes
einzelne Kind unterschiedlich: Es gibt lebhafte
und ganz ruhige Kinder, das eine spricht, das
andere schweigt. Dann die Frage, woher kommt
das Kind, mit welcher Muttersprache, welcher
Kultur ist es aufgewachsen?
Oftmals reicht es, einfach neben diesem Kind
zu sitzen, Wärme und Zuneigung auszustrahlen.
Dann kommt es aber auch vor, dass sich drei
Schüler*innen mit ihren drei Schulassistent*innen
in einen eigenen Raum zurückziehen, um
dort gemeinsam etwas zu lesen. Dann gibt es
Schulen, Klassen, in denen zweisprachig unterrichtet
wird. In der Volksschule Saggen etwa
Englisch und Deutsch, in Altwilten und Innere
Stadt etwa Italienisch und Deutsch. Das ist
dann gleich eine noch größere Herausforderung,
macht mir aber sehr großen Spaß. Seit September
war ich an 13 verschiedenen Volksschulen
im Einsatz, da ist Abwechslung garantiert.
Und ja, jede Schule ist eine eigene Welt.
„Jede Schule
ist eine eigene
Welt. Darauf
gilt es sich
einzustellen.“
86 tirol.bildet
Marlene Froidl
Ich bin Teil des Koordinationsteams der
GemNova. Die gegenseitige Hilfe wird da
ganz, ganz groß geschrieben. Wir sind
zehn Koordinator*innen, betreuen insgesamt
rund 500 Kolleg*innen. Also all jene,
die als Freizeitpädagog*innen oder als
Schulassistent*innen für die Gemeinden,
für die Pflichtschulen im Einsatz sind. Bei
uns gilt wirklich, dass die gesamte Kette
nur so stark ist, wie das schwächste
Glied. Und wir sind stark, wirklich stark.
Ich selbst habe bei der GemNova schon
2017 begonnen. Damals noch als Schulassistentin
und Freizeitpädagogin. Ich
war also an den Schulen, habe mit den
Kindern tagtäglich gearbeitet, kenne
die unterschiedlichsten Situationen aus
eigener Erfahrung. Dadurch weiß ich sehr
genau, wo der Schuh drückt, welche Herausforderungen
es gibt. Seit fast zwei
Jahren bin ich jetzt als Koordinatorin tätig,
organisiere, berate, teile ein. In dieser
Funktion bin ich für rund 40 Personen
zuständig, vor allem im Oberland und im
Unterland.
Meine ersten Ansprechpartner sind die
Gemeinden, meist die Bürgermeister*innen
und die Amtsleiter*innen. Diese
melden mir ihren Bedarf, das heißt, wie
viele Freizeitpädagog*innen, wie viele
Schulassistent*innen an den jeweiligen
Schulen ihrer Gemeinde benötigt werden.
Dann beginnt bei uns die Personalsuche.
Entweder greifen wir auf Leute aus
unserem Pool an Bewerber*innen zurück
oder wir schreiben gewisse Stellen neu
aus.
Der nächste Schritt: Ich führe mit den Bewerber*innen
das Erstgespräch, beantworte Fragen,
informiere über die Aufgaben. Wenn das
passt, stellen wir den Kontakt zur Schulleitung,
also zur Direktion her. Wenn die Kandidat*innen
dann an den Schulen ihren Einsatz
beginnen sollen, werden sie bei der GemNova
angestellt . Na ja, und dann geht die eigentliche
Arbeit für die Schulassistent*innen und
Freizeitpädagog*innen erst richtig los.
Mein Job dabei: Ich sorge für die jeweilige Einteilung
an den Schulen, organisiere kurzfristig
Krankenstands- und Ausfallvertretungen.
Dabei kann es ziemlich dynamisch zugehen,
mitunter auch super stressig. Flexibilität und
Spontaneität stehen da schon ganz oben.
Unsere Kolleg*innen erhalten unbefristete
Dienstverträge, allerdings mit dem Zusatz,
dass der Arbeitsort von Jahr zu Jahr wechseln
kann – je nach Bedarf, aber das ist ja klar. Die
Nachfrage nach Betreuer*innen an Schulen
hat in den vergangenen Jahren stark
zugenommen. Wir haben mittlerweile eine
gute Reputation, über die Mundpropaganda
werden wir stark nachgefragt. So etwas freut
uns natürlich, auch weil es eine Anerkennung
unserer Arbeit ist.
Noch zu meiner Person: Ich komme aus
Innsbruck, habe hier 2016 mein Pädagogikstudium
abgeschlossen. Meine Tochter ist
bereits erwachsen, somit kann ich meine
Hobbies intensiv ausleben. Ich bin ein geselliger
Mensch, auch sehr naturverbunden, bin
gerne mit dem Bike unterwegs, im Winter
auch mit Tourenski. Außerdem reise ich sehr
gerne, am liebsten mit unserem Bus.
„Wir sind ein
starkes Team und
helfen uns gerne
gegenseitig.“
Wasser-Serv ces für Gemeinden
Wasser ist ein kostbares Gut, die Trinkwasserversorgung eine unserer wichtigsten Aufgaben. Um die hohe Qualität von Wasser dauerhaft sicherzustellen
sowie das Leitungsnetz laufend instand zu halten bzw. zu erweitern, bietet die IKB folgende Dienstleistungen für Gemeinden an:
Erkennung von Wasserverlusten
Bereits ein kleines Wasserleck von einem Liter pro Sekunde verursacht
einen Wasserverlust von rund 31.000 Kubikmetern pro Jahr.
Sofern das Leck unerkannt bleibt, geht beim aktuellen Wasserpreis
Trinkwasser im Wert von 30.000 Euro sprichwörtlich den
Bach hinunter. Mit der innovativen Wasserverlustanalyse lassen
sich Wasserlecks im Rohrnetz in sehr kurzer Zeit feststellen. Durch
den Einsatz digitaler Geräuschpegellogger kann man Leckbereiche
besser und schneller eingrenzen, Wasserverluste minimieren
und Kosten sparen. Planung, Installation, Durchführung und digitale
Auswertung erfolgen durch die IKB.
Reinigung und Desinfektion
In Trinkwasserbehältern und Quellfassungen lagern sich über
die Jahre häufig Kalk, Sand und Korrosionsschichten ab, die die
Wasserqualität beeinträchtigen. Mit der Reinigung und Desinfektion
von Speicherbehältern und Quellfassungen sorgen wir
dafür, dass im Sinne einer gesicherten Trinkwasserversorgung der
Zustand von Trinkwasseranlagen hygienisch einwandfrei ist. Wir
beseitigen Ablagerungen und Einträge nachhaltig und erhöhen die
Lebensdauer der Anlage somit deutlich.
Unsere Leistungen
Leitungs- bzw. Leckortung
Rund 10 Prozent der ins Rohrnetz eingespeisten Wassermenge
gehen verloren. Die punktgenaue Ortung von erdverlegten
Leitungen sowie vorhandenen Leckstellen bei allen gängigen
Wasserleitungsmaterialien ist Voraussetzung für deren rasche und
effiziente Behebung. Als kommunales Dienstleistungsunternehmen
sind wir da, wenn für das Wasserleitungsnetz rasche Verfügbarkeit
und eine hohe Problemlösungskompetenz erforderlich ist. Der Aufgrabungsbereich
wird von uns vor Ort markiert und abschließend
wird ein digitales Messprotokoll übergeben.
Kamera-Inspektion von Quellen
Eine schnelle Identifikation der Ursache von Mängeln in Quellfassungsanlagen
und deren gezielte Beseitigung sind entscheidend
für die Erhöhung der Lebensdauer unserer Wasserquellen. Rückgänge
von Quellschüttungen sowie Sand und sonstige Einträge im
Trinkwasser müssen dringend analysiert werden. Mit einer trinkwassertauglichen
Spezialkamera können wir Quellfassungen inspizieren
und die Ursachen für Veränderungen in der Wasserqualität
sowie für Schüttungsrückgänge feststellen. Zudem können wir den
örtlichen Verlauf von Quellästen exakt erfassen und somit eine einwandfreie
Trinkwasserversorgung in der Gemeinde sicherstellen.
• Bereitschaftsdienst rund um die Uhr,
an 365 Tagen im Jahr für Sie erreichbar
• Ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis
• Rasche Verfügbarkeit unseres Fachpersonals
• IKB als regionale Partnerin vor Ort
IKB Kontakt
Innsbrucker Kommunalbetriebe AG
Geschäftsbereich Wasser
0512 502-7411
wasser@ikb.at
88 tirol.bildet
tirol.bildet
89
FERIEN MIT DER GEMNOVA
Osterferien. Sommerferien. Herbstferien. Weihnachtsferien. Semesterferien. Im Laufe eines Schuljahres
gibt es für Kinder viele Möglichkeiten, an Ferienbetreuungen teilzunehmen, die von der
GemNova im Auftrag der Gemeinden organisiert und durchgeführt werden.
Eine aktuelle Bestandsaufnahme aus Kufstein.
haben nebenbei einiges zur Arbeit von
Glasmacher*innen erfahren. Ebenfalls
ein wichtiger Aspekt: Den Kindern soll
der persönliche Kontakt mit Kufsteiner
Maler*innen, Künstler*innen, Schriftsteller*innen
oder Sportvereinen ermöglicht
werden.
„Kinder sind so vielseitig interessiert. Wir
wollen ihre Kompetenzen fördern und stärken,
ihnen auch die Augen für Neues öffnen,
Mut und Vertrauen vermitteln. Darum bieten
wir diese Kombination aus Bewegung, Spaß
und Kreativität an“, erklärt Christiane Mayer.
Ganz in diesem Sinne zeigten etwa die beiden
Coaches des Eishockeyclubs „Kufstein
Dragons“, wie man sich am Eis richtig be
wegt. Und nachdem die Kinder anschließend
recht hungrig waren, gab es gleich ein gutes
Mittagessen in der Eisarena. Ebenfalls am
Programm: ein Basketball-Schnupperkurs
bei den „Pirlo Kufstein Towers“, einige Tanzeinheiten
bei fit4all und ein kleiner Malkurs
bei der Künstlerin Martina Stöckl.
Worauf die Diplom-Sozialpädagogin der
GemNova ebenfalls sehr großen Wert legt,
ist das soziale Miteinander: „Wie reden wir
miteinander, wie gehen wir miteinander
um, wie können wir uns gegenseitig unterstützen,
uns helfen? Das sind alles Punkte,
die natürlich auch in unser Programm einfließen.“
Übrigens: Derzeit basteln Mayer
und ihr Team gerade am Programm
für die Sommerferien in Kufstein. Was
dabei alles auf die Kinder wartet, wird
noch nicht verraten.
Die Gemeinde – Lebensmittelpunkt der
Familien
Heutzutage ist es nicht mehr für alle
Familien möglich, dass ein Elternteil bei
den Kindern zu Hause bleibt. Daher wird
der Ruf nach einer ganzjährigen Kinderbetreuung
immer lauter und stellt
auch Gemeinden vor Herausforderungen.
Daher unterstützt die GemNova mit
dem Verein GEMeinsam Ferien Gemeinden
dabei, eine Kinderbetreuung in den
Schulferien zu organisieren. Was für Sandra
Wimmer, Projektkoordinatorin von
GEMeinsam Ferien, in diesem Zusammenhang
sehr wichtig ist, ist die hohe
Flexibilität: „Jede Gemeinde ist einzigartig.
Deshalb gibt es auch kein Produkt,
das jeder Gemeinde übergestülpt
werden kann. Entsprechend bekommt
jede Gemeinde ein für sie maßgeschneidertes
Angebot der Ferienbetreuung.“
Diese Flexibilität für die Gemeinden
basiert darauf, dass entweder einzelne
Module wie das Personalmanagement
gebucht werden können oder ein Rundum-sorglos-Paket,
bei welchem von der
Anmeldung, Planung und Durchführung
des pädagogischen Programmes über die
Förderberatung oder Vertretungsorganisation
im Krankheitsfall bis hin zur finalen
Abrechnung alles übernommen wird.
Ziel ist es, gemeinsam mit den Gemeinden
eine lokale, preiswerte und qualitativ
hochwertige Betreuung zur Verbesserung
der Vereinbarkeit von Beruf und
Familie anzubieten. Mit dem Angebot
einer pädagogisch wertvollen Betreuung
setzt die Gemeinde ein wichtiges Zeichen
und gewinnt an Familienfreundlichkeit.
GEMeinsam Ferien erleben in Gemeinden
– dem Lebensmittelpunkt der Familien.
ZUR AUTORIN
NATHALIE PEDEVILLA, BA
Nathalie Pedevilla ist seit 2019 Freizeitbetreuerin.
Die 25-jährige Psychologie-Studentin
ist seit den Weihnachtsferien
als Betreuerin im Rahmen des
Ferienexpress in Kufstein tätig.
Christiane Mayer ist seit rund drei Jahren
bei der GemNova tätig. Aufgewachsen in
Hopfgarten im Brixental beschäftigt sich
die Diplom-Sozialpädagogin derzeit vor
allem mit der Organisation der Ferienbetreuung
in Kufstein, besser gesagt,
mit dem Ferienexpress. Allein in den
Weihnachts-, Semester- und Osterferien
wurden in Kufstein bisher stolze 763
Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren
betreut.
„Es ist uns gelungen, ein wirklich
abwechslungsreiches, interessantes, für
die Kinder höchst spannendes Programm
zu erstellen. Das Interesse war dementsprechend
groß; in den Weihnachtsferien
haben knapp 230 Kinder, in den
Semesterferien sogar fast 380 Kinder
teilgenommen. Anmeldungen waren und
sind kurzfristig möglich. Das verlangt
natürlich Improvisationstalent“, erklärt
Mayer lächelnd.
Dass der Ferienexpress in Kufstein dermaßen
gut angenommen wird, hängt
natürlich auch mit dem breiten Angebot
für die Kinder zusammen. „Das Team der
GemNova leistet hier wirklich tolle Arbeit
und der Erfolg gibt uns allen Recht“, freut
sich die Kufsteiner Vizebürgermeisterin
und Initiatorin des Projekts, Brigitta Klein.
Worauf sie besonders stolz ist: Die Ferienbetreuung
beginnt bereits um 6:45
Uhr und endet erst um 17:00 Uhr. Damit
komme man arbeitenden Müttern und
Vätern bewusst sehr entgegen.
Lerne deine Stadt kennen
Unter dem Motto „Lerne deine Stadt
kennen“ wird den Schulkindern „ihr“
Kufstein Schritt für Schritt nähergebracht.
So wanderten beim letzten
Ferienexpress die Kinder gemütlich
am Inn entlang nach Ebbs, um eine
Gärtnerei zu besichtigen. Beim Besuch
von Riedel-Glas konnten die Kinder die
spektakuläre Glashütte bestaunen und
Glückliche Kinder beim Ferienexpress in Kufstein. Da wird
gespielt, gesungen, gelacht. Betreuerin Magdalena Anker (links),
Organisatorin Christiane Mayer (Mitte), Betreuerin Nathalie
Pedevilla (rechts) (© Jungmann-Standortmarketing Kufstein)
Hier geht‘s zum Video
90 tirol.bunt und vielfältig tirol.bunt und vielfältig
91
Willkommen in
Tirol
der Stift
lesen
das Heft
gelb
rot
das Schulfach
der Stundenplan
Thaur hat als eine der ersten Gemeinden in Tirol von der Ukraine geflüchtete
Frauen und Kinder aufgenommen. Vom Bürgermeister bis hin zu den einzelnen
Dorfbewohner*innen haben alle engagiert zusammengearbeitet, um den ankommenden
Menschen einen möglichst guten Start in der Gemeinschaft zu bieten.
VON NATALIE NAGL
Die Kinder der Volksschule Kramsach
haben fleißig gesammelt und gebastelt.
(© GemNova)
blau
schreiben
grün
Wie der Thaurer Bürgermeister Christoph
Walser im Interview erklärt (siehe
QR-Code), hat Thaur schon sehr lange
eine Beziehung zu ukrainischen Fa milien
im Ort. Viele Männer arbeiteten
bis Kriegsbeginn als Erntehelfer in der
Gemeinde. Als die Männer den militärischen
Dienst antreten mussten,
haben die ansässigen Landwirte und
Landwirtinnen die Aktion gestartet, die
Frauen und Kinder ihrer Erntehelfer nach
Tirol zu holen. Für die ankommenden
Menschen wurde gespendet, gesammelt,
es wurden Unterkünfte, Schul- und Kindergartenplätze
oder auch Deutschkurse
organisiert – und das alles in Rekordzeit.
Was Rekordzeit bedeutet, lässt sich gut
am Beispiel der Deutschkurse zeigen.
zwei
Interview mit Bürgermeister
Christoph Walser aus Thaur
Dienstag
drei
der Zug
das Gemeindeamt
Mittwoch
eins
der Kindergarten
der Meldezettel
Montag
Ad-hoc-Deutschkurse
Eine der ersten und wichtigsten Maßnahmen
für Bürgermeister Christoph Walser
war die Organisation von Deutschkursen
für die ukrainischen Kinder und Jugendlichen,
damit sie so schnell wie möglich
in der Schule und im Kindergarten integriert
werden können. So bekam die
GemNova Akademie an einem Montag
Anfang März eine Nachricht vom Thaurer
Amtsleiter Wolfgang Winkler mit der
Bitte um schnellstmögliche Organisation
von Deutschkursen für die kommenden
zwei Wochen. Gesagt. Getan. Keine 24
Stunden später, am Dienstag, fanden sich
Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 20
Jahren sowie die Deutschtrainer*innen der
GemNova Akademie in den Räumlichkeiten
des Radfahrvereins Thaur ein, um den
organisatorischen Rahmen abzustecken,
sich kennenzulernen und um bereits erste
deutsche Wörter zu lernen. Wenige Zeit
später wurde zudem ein Deutschkurs an
mehreren Samstagen für ca. 40 ukrainische
Frauen organisiert. Ziel dieser Kurse
war es, die geflüchteten Personen sprachlich
zu unterstützen, damit sie sich in
Tirol bestmöglich zurechtfinden und einleben
können. Dementsprechend lag der
Fokus auf der Vermittlung von Begriffen
und Redemitteln, die in der Schule, beim
Einkaufen, in Kontakt mit Behörden, beim
Arzt und ganz allgemein im Alltag wichtig
sind.
Mit vollem Einsatz dabei – die
Deutschtrainer*innen der GemNova
Akademie (© GemNova)
der Supermarkt
der Bus
der Arzt
Unterstützung für die Kleinsten
Sehr schnell reagieren musste man auch
im Kindergarten Thaur, wie die Leiterin
Simone Stebegg erzählt: „In den Kindergarten
Thaur zogen in den letzten Wochen
24 ukrainische Flüchtlingskinder ein. Teilungsräume
und Vereinsräume wurden zu
Räumen der Begegnung umgestaltet. Die
Hilfsbereitschaft war groß. So hatten wir
nicht nur das Glück einen Raum anbieten
zu können, sondern auch Menschen,
welche die Kinder in dieser schweren Zeit
abholen und begleiten konnten. In guter
Zusammenarbeit mit der GemNova
und mit Unterstützung von zwei pensionierten
Kindergartenpädagoginnen und
russisch sprechenden Frauen hatten wir
die Möglichkeit, für die Kinder einen Ort
des Ankommens, des Kennenlernens und
des Friedens zu schaffen.“
Natürlich ist es wichtig, den administrativen
und organisatorischen Rahmen für
die Betreuung der Kinder zu schaffen,
aber die Herausforderungen auf emotionaler
Ebene dürfen dabei nicht vergessen
werden, wie Stebegg ergänzt:
„Trauer, Sorge, Angst und Frustration
waren deutlich spürbar. Auch wir hatten
Sorge, dieser neuen Situation nicht
gewachsen zu sein. Rückblickend ist
es uns aber sehr gut gelungen, die Kinder
täglich abzuholen und zu unterstützen.
Die Kinder fühlen sich wohl und besuchen
sehr gerne ihre Gruppe.“
Eine ganz besondere Willkommensgeste
kam von den Schüler*innen der Volksschule
Kramsach. Sie haben bei ihrem
Bücher-Flohmarkt Spenden für geflüchtete
ukrainische Familien in Tirol gesammelt
und Sorgenpüppchen gebastelt. Ein Teil
der Spenden in Form von Gutscheinen
und ein paar Sorgenpüppchen erreichten
auch die Kindergartenkinder in Thaur. „In
der Gemeinschaft wurden die Sorgenpüppchen
den Kindern übergeben. Dabei
wurde nicht nur die Freude sichtbar, die
Püppchen gaben ihnen auch die Möglichkeit
mit Ängsten und Sorgen umzugehen“,
so Stebegg.
Willkommenskultur wird in Thaur also
großgeschrieben. Ohne dem Engagement
des Bürgermeisters und der Gemeindebediensteten
(vom Amtsleiter bis zur Kindergartenleiterin),
der örtlichen Vereine und
speziell der Bürger*innen, die mit Sachund
Geldspenden unterstützt haben, wäre
es für die Menschen aus der Ukraine kein
halb so guter Start hier in Tirol gewesen.
Große Freude über die Sorgenpüppchen
bei den ukrainischen
Kindern (© Kindergarten Thaur)
92 GemNova.Menschen
Oula Aldaly hat in Innsbruck eine neue
Heimat gefunden. Ihre Flucht vor dem
Bürgerkrieg in Syrien ist Vergangenheit,
Tirol und ihre beiden Kinder die Zukunft.
(© GemNova)
GemNova.Menschen
93
„Darüber möchte ich
eigentlich nicht reden.“
2015 flüchteten hunderttausende Menschen vor dem Bürgerkrieg in Syrien.
Oula Aldaly war eine von ihnen. Heute lebt sie mit ihren beiden Kindern in Innsbruck
und arbeitet als Freizeitpädagogin und Schulassistentin. Hier ist ihre Geschichte.
„Eigentlich möchte ich über all das nicht
mehr reden. In Syrien passieren noch
immer ganz schreckliche Dinge. So viele
Tote, so viel Blut, Elend und Leid. Wenn
ich jetzt die furchtbaren Bilder aus der
Ukraine sehe, kommt das alles wieder
hoch. Ich bin dankbar und glücklich,
dass mir die Flucht vor dem Bürgerkrieg
geglückt ist, dass ich heute hier in Tirol
leben und arbeiten darf.“ Wenn Oula Sätze
wie diese spricht, wird ihre Stimme ganz
leise. Ihr Blick ist nicht mehr auf mich
ge richtet, geht vielmehr in ihr Inneres.
VON REINHOLD OBLAK
Und dann entstehen diese Pausen, in
denen niemand mehr etwas sagt.
Im Oktober 1984 wird Oula in Da maskus,
der Hauptstadt Syriens, geboren. Auch
damals schon gab es im Land immer wieder
Aufstände und Proteste, 1982 etwa das
Massaker von Hama, bei dem tausende
Zivilpersonen starben. Der damalige
syrische Präsident Hafiz-al-Assad baute
seine Machtposition aus, es folg te eine
umfangreiche Verhaftungswelle. In diesem
Umfeld wächst Oula in einer kleinen
durchaus privilegierten Familie auf, der
Vater arbeitet als Hilfs-Ingenieur, die Mutter
als Lehrerin.
„Ich hatte die Möglichkeit in Damaskus
Journalismus zu studieren, hab außerdem
sehr viel gelesen.“ Oula arbeitet als
Designerin im Marketingbereich, kurze
Zeit sogar als Moderatorin im staatlichen
Fernsehen. 2011 nehmen die Proteste
und Aufstände gegen die syrische
Diktatur unter dem Noch-immer-Machthaber
Baschar-al-Assad zu, die Lage wird
immer verworrener, unübersichtlicher, der
Bürgerkrieg immer heftiger. Zuweilen ist
es nahezu unmöglich zu erkennen, welche
Gruppe wofür kämpft. Auch weil sich die
verschiedenen Oppositionsgruppen gegenseitig
bekämpfen.
Folter wird systematisch
eingesetzt,
tausende
Menschen werden
getötet, es gibt
viele Massaker.
Seitdem sind rund
13 Millionen Menschen
innerhalb
und außerhalb des
Landes auf der
Flucht.
Ich hatte Angst um mein Leben.
„Der Bürgerkrieg hat auch unsere Familie
direkt getroffen, bis zu meiner Flucht war
es für mich sehr schwer in Damaskus.“
Oula verliert ihren Job, engagiert sich
als Sozialarbeiterin für Flüchtlinge in
Damaskus, hilft auch in einem Waisenheim
aus. „Ehemalige Arbeitskollegen von
mir kamen ins Gefängnis, zwei von ihnen
sind dort gestorben. Auch ich hatte große
Angst um mein Leben, die Unsicherheit im
Land war riesengroß“, erinnert sich Oula
mit leiser Stimme. „Ich mag diese ganzen
Sachen am liebsten vergessen“, fügt sie
dann noch leiser hinzu.
Ihr jüngerer Bruder Ahmad flüchtete be
reits 2011 nach Berlin, studiert dort mittlerweile
Informatik. Im Frühjahr 2015
flieht dann auch ihr Mann nach Österreich,
er kommt letztendlich nach Tirol. „Im
November bin ich dann mit meinem Sohn
Laich und meiner Schwägerin nachgekommen.
Unsere Flucht ging über den Libanon,
die Türkei, Griechenland nach Tirol.
Anfangs haben wir in einem Flüchtlingsheim
in Mieming gewohnt, alles war neu,
ungewohnt. Aber wir waren endlich sicher,
hatten nicht mehr diese große Angst.
Außer in meinen Träumen, da ist dann
alles wieder hochgekommen.“
In Syrien habe ich
Journalismus studiert.
Jetzt arbeite
ich in Tirol als Freizeitpädagogin
und
Schulassistentin.
Und bin zufrieden.
Ihre Eltern, ihre Schwester und ihr älterer
Bruder blieben in Syrien. „Natürlich hat es
da heftige Diskussionen innerhalb unserer
Familie gegeben, letztendlich aber haben
sie meine Flucht akzeptiert. Besonders
für meine Eltern
war das anfangs
nicht ganz einfach
zu verstehen. Viel
mehr möchte ich
dazu gar nicht mehr
sagen.“ In Mieming
beginnt Oula
schon zwei Wochen
nach ihrer Ankunft
Deutsch zu lernen.
Sie will verstehen,
was die Menschen
hier sagen,
will mitreden, Teil ihrer Welt werden. „Ich
bin eine offene, kommunikative Frau, ich
nehme gerne am Leben teil, freu mich
auch darauf, Neues zu lernen und zu verstehen.
Die Sprache ist der erste ganz
wichtige Schlüssel dazu.“
Ein Jahr nach ihrer Ankunft in Tirol,
2016 also, wird ihre Tochter Lara Rita
in Innsbruck geboren, zwei Jahre später
ihre Ehe geschieden. „Ich bin dann mit
meinen beiden Kindern nach Innsbruck
gezogen, hab als Verkäuferin gearbeitet,
damit meinen Lebensunterhalt verdient.
Es war sicher keine ganz einfache Zeit,
als Mama mit zwei
kleinen Kindern,
aber wir haben es
geschafft.“
Mittlerweile arbeitet
Oula ganztags
als Schulassistentin
und Freizeitpädagogin
bei der
GemNova. Und das
bereits seit 2019. Wie sie dazu gekommen
ist, ist wieder eine eigene Geschichte:
„Über eine Freundin hörte ich, dass an
einer Volksschule eine Schulassistentin
gesucht wird. Es gäbe da ein Kind, das
Wer als Flüchtling
ins Land kommt,
startet nicht bei
null. Man startet
unter null.
eine besondere Betreuung braucht.
Klar, das hat mich gleich interessiert. In
weiterer Folge stellte sich heraus, dass
die of fene Stelle genau an jener Volksschule
war, die mein Sohn besucht. Kurz
vor den Ferien spielte mein Sohn in einem
Theaterstück der Schule mit, die Direktorin
war auch dort. Ich bin dann mit ihr
ins Gespräch gekommen, hab sie auf die
offene Stelle angesprochen und dann hat
mich die Direktorin gleich an die GemNova
verwiesen. Nur wenige Tage später hatte
ich dann diesen Job“, erzählt sie heute
lachend.
Seit kurzem unterrichtet Oula zusätzlich
vier Stunden die Woche Arabisch an der
Volkshochschule in Innsbruck. „Meine beiden
Kinder sprechen natürlich Deutsch,
mein Sohn versteht Arabisch recht gut,
meine Tochter redet Arabisch noch besser
als Deutsch.“ Und ja, sie und ihre Kinder
sind in Tirol angekommen, fühlen sich hier
auch zu Hause, sind hier daheim.
Und Syrien? „Durch meine Flucht kann ich
nicht in meine alte Heimat zurückkehren.
Vor zwei Jahren ist mein älterer Bruder
Rabie in Damaskus an einem Herzinfarkt
gestorben. Er war erst 36 Jahre alt.
Für mich gab es keine Möglichkeit zum
Begräbnis zu fahren. Ich muss dir wohl
nicht sagen, wie es mir dabei ergangen
ist.“
Heuer im Herbst
beginnt Oula übrigens
eine Ausbildung zur
Sozialpädagogin. Bildung
ist ihr nach wie
vor sehr wichtig. „In
Syrien hab ich bereits
studiert, hatte
eine gute Ausbildung,
einen interessanten
Job, viele Freunde. All das musste ich mir hier
in Tirol erst wieder aufbauen. Mit meinen
beiden Kindern.“
94 tirol.traditionell
tirol.traditionell
95
Das Wandbild des Heiligen Florians ist eine Schenkung an
die Gemeinde und die Freiwillige Feuerwehr Schlaiten.
(© Sigfried Schusteritsch / Gemeinde Schlaiten)
SchOn
mal vOn
TrOMpel‘Oeil
gehÖrt?
Nein? Vielleicht kennt nicht jede*r den
Begriff, aber wohl nahezu jede*r hat ein
Trompe-l‘oeil schon einmal irgendwo
gesehen – ob im Schwimmbad, im Foyer
eines Hotels oder an einer Hauswand.
Die Rede ist von Illusionsmalerei, eine
Form der Wandmalerei. Trompe-l‘oeil
(gesprochen: Tromp‘löh) ist Französisch
und heißt so viel wie „Täusche
das Auge“, weil diese Bilder eine Dreidimensionalität
vermitteln, die nicht
vorhanden ist.
VON
JAN SCHÄFER
In Tirol gibt es nur wenige Maler*innen,
die diese Kunst in Perfektion beherrschen.
Einer von ihnen ist der Osttiroler Malermeister
Sigfried Schusteritsch, genannt
Sigi. Wenn man ihn das erste Mal in seinem
Malerberufsgewand trifft und er sich
bescheiden mit „Sigi Schusteritsch, Malermeister
aus Schlaiten“ vorstellt, wird man
eher an klassische Malerarbeiten denken
als an Kunstwerke. Im Prinzip ist das
durch aus der richtige Gedankengang. Denn
der Osttiroler hat einen eigenen Fachbetrieb
für Malerarbeiten jeglicher Art. Dazu
zählen eben diese Wandmalereien, die
Sigfried
Schusteritsch
von Lüftl- über Ornament- bis Illusionsmalerei
reichen. Der Schlaitener macht
darum kein großes Aufheben. Für ihn sind
diese Bilder und Ornamente nichts weiter
als Malerfacharbeiten. Aber genau diese
zeichnen den Malermeister aus und haben
ihn über die Jahre zu einer Institution in
Osttirol werden lassen.
Vom geistigen Auge über Fixpunkte
entstehen großflächige Wandmalereien
Eine besondere Ausbildung für Trompe-l‘oeil-Malereien
hat er nicht. „Ich habe
ganz normal den Beruf des Malers erlernt.
Illusionsmalerei, wie auch plastische
Malerei und Architekturmalerei bildeten
Schwerpunkte in dieser Ausbildung. Das
war’s eigentlich“, erinnert sich Sigi. Dass
eines Tages gegen Ende der Lehrzeit sein
Interesse für diese Facharbeiten geweckt
wurde, ist einem TV-Beitrag zu verdanken.
Gezeigt wurde das Portrait eines Illusionsmalers,
der sich durch enorme Nachfrage
die Aufträge aussuchen und damit das
tun konnte, wozu er Lust hatte. Da Sigi ein
kreativer Mensch ist, der Freude an der
Arbeit mit Farben und den sich dadurch
ergebenden Gestaltungsmöglichkeiten
hat, wollte er ebenfalls in diese Richtung
gehen. Allerdings gab es anfangs keine
Nachfrage. Wollte Sigi plastische Motive
im Rahmen von Malerarbeiten einbringen,
musste er die Kundinnen und Kunden
direkt darauf ansprechen. Die Zeit war
dafür noch nicht reif. Schließlich war es
der Zufall, der dem Malermeister den
ersten Auftrag für illusionistische Raumgestaltung
brachte. Der Besitzer einer Pension
im Ort hatte im Spa eines Hotels in
Nordtirol perspektivische Landschaftsbilder
gesehen. Das wollte der Pensionsbetreiber
unbedingt auch für seinen eigenen
Wellnessbereich haben und sprach Sigi
darauf an. Für den Osttiroler war das nicht
nur die erste große Wandmalerei, es war
der ersehnte wichtige Referenzauftrag.
„Natürlich ging es danach nicht Schlag auf
Schlag. Aber mit der Zeit sprachen sich
die Arbeiten sowie die Qualität herum“,
erzählt Schusteritsch.
Gefragt, wie seine Wandbilder entstehen,
antwortet Sigi: „Nun, das kommt immer
auf die Situation an. Manchmal kommt
spontan eine Idee durch das Zusammenspiel
von Raum, Licht, Architektur und
dem, was zur Persönlichkeit des Kunden
passt. Ich lasse mich dabei durch das Bild
leiten, das ich vor meinem geistigen Auge
habe, bis sich alles real zusammengefügt
hat. Zur Orientierung dienen mir lediglich
ein paar Fixpunkte, die ich zu Beginn der
Arbeiten auf die zu gestaltende Wand
auftrage. Aber genauso mache ich mir
Gedanken vorab und zeichne Skizzen,
wie ein Bild aussehen könnte, wie es in
den Raum passt, wie die perspektivischen
Dimensionen aussehen müssen, welche
Farben in welcher Intensität die Illusion
perfekt machen.“
Beim Entstehen der dreidimensionalen
Motive kombiniert der Malermeister verschiedene
Pinsel- und Airbrushtechniken.
Farben spielen dabei eine zentrale
Rolle. Deswegen setzt der Osttiroler auf
Farben aus Naturpigmenten, die aus verschiedensten
Gesteinen und Erden gewonnen
werden. Diese Farben überzeugen
durch ihre Langlebigkeit, Farbechtheit und
Farbintensität.
Ein frisches Floriansbild für die Feuerwehr
der Gemeinde Schlaiten
In 25 Jahren hat Malermeister Schusteritsch
für Pensionen, Hotels und zahlreiche
Privatiers die verschiedensten
dreidimensionalen Motive an Wände
gezaubert. Die Aufträge brachten ihn auch
ins Ausland; nach Italien, in die Schweiz,
nach Deutschland und Frankreich. Und
Gemeinden? Eine einzige! Dazu hat Sigi
eine amüsante Geschichte zu erzählen:
„Vor einigen Jahren siedelten meine Frau
und ich von Lienz nach Schlaiten, wo wir
ein Haus gebaut hatten. Jedes Mal, wenn
ich zu unserem Haus fuhr, kam ich an der
Feuerwehr vorbei. An deren Hausfassade
befand sich ein Floriansbild, an dem der
Zahn der Zeit nagte. Das Motiv wirkte
so ‚blass‘, dass der Künstler in mir wachgerüttelt
wurde.“ Nach Rücksprache mit
dem Feuerwehrkommandanten und dem
Bürgermeister, ob er einen neuen Heiligen
Florian malen dürfe, machte sich Sigi
ans Werk und schenkte es schließlich der
Gemeinde.
Bürgermeister Ludwig Pedarnig erinnert
sich heute noch gern an diese doch
eher ungewöhnliche Anfrage: „Es stimmt,
das Bild des Heiligen Florian am Feuerwehrgebäude
war über die Jahre durch
Witterungseinflüsse in Mitleidenschaft
gezogen worden. Es wurde im Jahre 1990
im Zuge der Errichtung eines Zubaus zum
Feuerwehrgerätehaus angebracht. Das
Angebot von Sigi Schusteritsch, das Bild
als Geschenk für die Kameradschaft der
Freiwilligen Feuerwehr Schlaiten erneuern
zu wollen, wurde daher auch von der
Gemeinde Schlaiten gerne angenommen.
Als Bürgermeister freut es mich natürlich,
wenn sich Bürger*innen so engagieren
und damit auch ihre Verbundenheit
gegenüber der Gemeinde zum Ausdruck
bringen. Es ist schon bemerkenswert,
was Sigi da geleistet hat.“ Für den Malermeister
aus Schlaiten war es nach seinen
Worten keine große Sache. Er hat einfach
Freude am Malen von Bildern auf großer
Fläche, die das Auge täuschen und plastisch
erscheinen. Und wenn man sich Zeit
nimmt und die Arbeiten in Ruhe anschaut,
dann sieht man die Hingabe, mit der diese
Illusionen entstehen.
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
Zusammenfinden
Unternehmen benötigen geeignete Standorte und Gemeinden sind auf wirtschaftlich gesunde
Betriebe angewiesen. Daher ist es die vordringlichste Aufgabe von EISENKIES Immobilien und
Projektentwicklung GmbH, als Gewerbe – Projektentwickler, die Anforderungen der anzusiedelnden
Unternehmen mit den Vorstellungen und Möglichkeiten der jeweiligen Gemeinde in Einklang zu
bringen und zusammenzuführen.
Ing. Josef Mair
Geschäftsführer EISENKIES Immobilien
und Projektentwicklung GmbH
(© EISENKIES / DK Fotografie)
Angedachte Nutzungen von Grundstücksflächen,
welche sich einerseits auf Grund
der Lage, der Verkehrsanbindung und
der infrastrukturellen Versorgung als
Gewerbeflächen eignen würden und
andererseits die dazu erforderlichen
Umwidmungen und die raumordnerischen
Genehmigungen benötigen,
führen zwangsweise zu Diskussionen,
welche in den einzelnen Gemeinden
und teilweise in der Öffentlichkeit
ausgetragen werden. Es zeigt sich
bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es
durch eine fach- und sachlich zu wenig
vorbereitete Vorgangsweise, unter den
Beteiligten zu einer unterschiedlichen
Beurteilung und Einschätzung der Fakten
kommt. Es besteht dabei die Gefahr,
dass dieser Interessenskonflikt auf
emotionaler Ebene ausgetragen wird
und die Sachlichkeit für das Projekt an
Bedeutung verliert.
Für den Gewerbe – Projektentwickler
gilt daher, mit größtmöglicher Seriosität
und Offenheit von Beginn des Projektes
an, die Gemeinden und Behörden in
die Überlegungen miteinzubeziehen.
Es gilt Verständnis für die Ansiedlung
des Unternehmens, aber auch für die
Rahmenbedingungen der örtlichen und
überörtlichen Raumordnung aufzubringen
– kein einfaches Unterfangen.
Für den Entwickler von Gewerbeprojekten
hat sich einiges geändert: der ganze
Prozess ist aufwendiger, umfangreicher
und zeitlich langwieriger geworden. Man
benötigt viel mehr Zeit und Aufwand,
von der politischen Willensbildung bis
zu dem Punkt, an dem das Projekt
genehmigungsfähig ist. Darauf hat man
sich eingestellt und auch die nötige
Ausdauer dafür.
Diese Entwicklungen erfordern es,
dass das Projekt in seiner Gesamtheit
mit konkreten Projektstudien, Visualisierungen
und fundierten Kennzahlen
präsentiert wird. Ebenso erfolgt in zahl
reichen Fällen eine Firmenpräsentation
des ansiedelungswilligen Unternehmens.
Der Bedarf von Gewerbeflächen hat in
den letzten Jahren enorm zugenommen,
was durch die zahlreichen Suchfragen
von inländischen und ausländischen
Unternehmen belegt wird. Bereits beim
Erstkontakt wird eine Grobanalyse der
Anforderungen und Vorstellungen des
suchenden Unternehmens durchgeführt
und dabei schon zu diesem Zeitpunkt
eine Selektierung der möglichen
Standorte erledigt.
Durch die Knappheit von möglichen
Gewerbeflächen hervorgerufen, kommt
es immer öfters vor, dass im Interesse
der Grundstückeigentümer und der
Gemeinde eine Optimierung der Flächen
samt optimaler Verkehrserschließung
eingeleitet wird. Dies erfolgt vielfach
im Rahmen der Baulandumlegung,
bei der die Zusammenarbeit und das
Zusammenfinden von Gemeinde und
Eigentümer noch stärker gefordert
sind. Dieses Verfahren erfordert die
Bereitschaft zu Kompromissen und
Zugeständnissen, bietet aber auch
gleichzeitig die Möglichkeit einer
optimalen Form und Erschließung des
jeweiligen Grundstückes als Voraussetzung
für eine Umwidmung.
In einzelnen Fällen kam es in letzter
Zeit auch zu Kontaktaufnahmen
durch Gemeinden, welche in ihrem
Eigentum eventuell künftig genutzte
Grundstücksflächen haben und diese
einer gewerblichen Nutzung zuführen
wollen. In einem solchen Fall werden
sämtliche vorhandene Suchanfragen
mit den Überlegungen der Gemeinde
abge glichen. Anschließend erfolgt die
Zusammenführung der Interessenten
mit der Gemeinde.
Ziel einer umfassenden Raumordnung
und daher auch einer optimalen
Projektentwicklung muss es sein, die
einzelnen Anforderungen und Aufgaben
bestmöglichst abbilden und umsetzen zu
können, getragen von dem Bewusstsein
mit Grund und Boden sehr behutsam
und vorausblickend vorzugehen. Es
gilt daher mit Feingefühl, Verständnis
und fairer Zusammenarbeit ein
„ZUSAMMENFINDEN“ zu ermöglichen.
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Kirchler. Textkorrekturen: Natalie
Nagl, MA. Redaktionsschluss:
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