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3-2022

Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement

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August/September/Oktober 3/<strong>2022</strong> Jahrgang 16<br />

Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion<br />

Ultra Librarian: Kostenlose Bauteildaten<br />

für alle gängigen PCB-Layout-Tools<br />

FlowCad, Seite 6<br />

FlowCAD


ESD-Qualitätskleidung für<br />

EPA<br />

jede Jahreszeit<br />

EPA<br />

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möglich<br />

auf Anfrage<br />

• ableitfähig • hoher Tragekomfort • pflegeleicht<br />

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erhalten Sie unter www.bjz.deTechnische Änderungen vorbehalten.<br />

BJZ<br />

GmbH & Co. KG<br />

Berwanger Str. 29 • D-75031 Eppingen/Richen<br />

Telefon: +49 -7262-1064-0<br />

Fax: +49 -7262-1063<br />

E-Mail: info@bjz.de<br />

Web: www.bjz.de


Editorial<br />

Wenn Komponenten fehlen …<br />

Lars Führmann<br />

Sales Director Development<br />

LPKF Laser & Electronics AG<br />

Das überraschte niemanden: Viele Gespräche auf der Embedded<br />

World drehten sich um die Frage, wie Elektroniker mit der aktuellen<br />

Bauteilknappheit umgehen können. Sollen sie die letzten verfügbaren<br />

Bauteile auf Lager bestellen oder sich auf modernere, verfügbare<br />

Komponenten konzentrieren? Im ersten Fall sind sie für die nächsten<br />

Jahre festgelegt was den Funktionsumfang ihrer Schaltungen angeht. Im<br />

zweiten Fall müssen jetzt schnell Layout-Änderungen für Bestandssysteme<br />

vorgenommen und geprüft werden.<br />

Wie geht man vor? Alte Technologien mühsam am Leben erhalten oder<br />

den Weg der Weiterentwicklung wählen – wie entscheiden Sie?<br />

Grundvoraussetzung sind schnelle Entwicklungsprozesse – vom Layout<br />

über die Prototypen bis in die Serie. Wenn fortschrittlichere Bauteile ins<br />

Spiel kommen, bilden Entwickler erst einmal die bestehende Funktionalität<br />

ab. Parallel können sie an kommenden Produktfeatures arbeiten. Hier<br />

gehen Produktion und Produktentwicklung Hand in Hand.<br />

In dieser electronic fab zeigt ein Fachbeitrag, wie sich 4-Lagen Multilayers<br />

im eigenen Haus in nur einem Tag herstellen lassen. Die wichtigste Aufgabe<br />

– das Strukturieren der Leitermaterialien – übernimmt ein Lasersystem. Es<br />

wird unterstützt durch eine Multilayer-Presse und eine Durchkontaktierung<br />

im Labormaßstab. Dieses Board kann durch Lötstopplack, Lotpastendruck,<br />

Bestückung und Reflow-Löten zum seriennahen Prototypen werden – oder<br />

gleich als Kleinserie in der Produktionsmaschine landen.<br />

Bei der Leiterplattenherstellung geht es ja nicht nur um die<br />

Leiterstrukturen, sondern auch um Bohrungen für die Durchkontaktierung,<br />

um das Trennen per Steg oder einen Konturschnitt und auch um<br />

die deckungsgleiche Herstellung einzelner Lagen in Multilayers.<br />

Bei einfachen Layouts mögen manuelle Bearbeitungen noch<br />

funktionieren. Bei komplexeren Aufgaben, z.B. mit vielen Bohrungen und<br />

Durchkontaktierungen, sind fortschrittliche Lösungen gefragt.<br />

Schnelles Reagieren ist die einzige Antwort auf einen Bauteilemarkt, der<br />

große Unsicherheiten bei der Verfügbarkeit aufweist. Ein leistungsfähiges<br />

Inhouse-Prototyping verkürzt dabei die Produktanpassung und -entwicklung<br />

enorm. Der Lohn sind drastisch kürzere Entwicklungszeiten und die<br />

realistische Chance, für unerwartete Marktveränderungen sofort eine<br />

passende Antwort parat zu haben – zumindest in der Elektronikentwicklung.<br />

Lars Führmann<br />

3/<strong>2022</strong><br />

3


Inhalt<br />

3 Editorial<br />

4 Inhalt<br />

6 Titelstory<br />

8 Aktuelles<br />

11 Rund um die Leiterplatte<br />

24 Produktion<br />

44 Halbleiterfertigung<br />

47 Produktionsausstattung<br />

50 Löt- und Verbindungstechnik<br />

52 Materialien<br />

53 Dosiertechnik<br />

54 Qualitätssicherung<br />

69 Dienstleistung<br />

72 Komponenten<br />

73 Verpacken/Kennzeichnen/<br />

Identifizieren<br />

74 Software<br />

76 Speicherprogrammierung<br />

78 Fachartikel<br />

exklusiv im ePaper<br />

August/September/Oktober 3/<strong>2022</strong> Jahrgang 16<br />

Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion<br />

Ultra Librarian: Kostenlose Bauteildaten<br />

für alle gängigen PCB-Layout-Tools<br />

FlowCad, Seite 6<br />

Zum Titelbild<br />

FlowCAD<br />

Kostenlose Bauteildaten<br />

für alle gängigen<br />

PCB-Layout-Tools<br />

Ultra Librarian bietet den<br />

kostenlosen Download von CAD-<br />

Daten für über 16 Millionen<br />

elektronische Bauteile an.<br />

Anwender müssen sich nur<br />

registrieren und können die Daten<br />

für alle gängigen PCB-Layout-<br />

Systeme herunterladen. Ultra<br />

Librarian ist die weltweit größte<br />

kostenlose Bauteilbibliothek. 6<br />

Fachartikel in dieser Ausgabe<br />

Leiterplatten-<br />

Bestückung ohne<br />

Fallstricke<br />

Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion<br />

• Herausgeber und Verlag:<br />

beam-Verlag<br />

Krummbogen 14<br />

35039 Marburg<br />

Tel.: 06421/9614-0,<br />

Fax: 06421/9614-23<br />

www.beam-verlag.de<br />

• Redaktion:<br />

Ing. Frank Sichla<br />

electronic-fab@beam-verlag.de<br />

• Anzeigenverwaltung:<br />

beam-Verlag<br />

Myrjam Weide<br />

m.weide@beam-verlag.de<br />

Tel.: 06421/9614-16, Fax: -23<br />

• Erscheinungsweise:<br />

4 Hefte jährlich<br />

• Satz und Reproduktionen:<br />

beam-Verlag<br />

• Druck + Auslieferung:<br />

Bonifatius GmbH, Paderborn<br />

www.bonifatius.de<br />

Hinweis:<br />

Der beam-Verlag übernimmt, trotz sorgsamer<br />

Prüfung der Texte durch die Redaktion, keine<br />

Haftung für deren inhaltliche Richtigkeit. Alle<br />

Angaben im Einkaufsführerteil beruhen auf<br />

Kundenangaben!<br />

Handels- und Gebrauchs namen, sowie<br />

Warenbezeichnungen und dergleichen werden in<br />

der Zeitschrift ohne Kennzeichnungen verwendet.<br />

Dies berechtigt nicht zu der Annahme, dass<br />

diese Namen im Sinne der Warenzeichen- und<br />

Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten<br />

sind und von jedermann ohne Kennzeichnung<br />

verwendet werden dürfen.<br />

Chip-Mangel hemmt<br />

auch deutsche<br />

Forschungsprojekte<br />

Ob und wie man versuchen<br />

kann, elektronische Bauteile<br />

in ausreichender Zahl trotz<br />

aktueller Lieferengpässe<br />

zur Verfügung zu stellen,<br />

skizziert dieser Artikel.<br />

Das diesem Bericht<br />

zugrundeliegende Vorhaben<br />

VE-SAFE wird mit Mitteln<br />

des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Forschung unter<br />

dem Förderkennzeichen<br />

16ME0236K vom<br />

1.3.2021 bis 29.2.2024<br />

gefördert. 24<br />

In diesem Beitrag werden<br />

Strategien für einen<br />

reibungslosen Bauteil-<br />

Montageprozess vorgestellt,<br />

der ein Qualitätsprodukt<br />

erzeugt. Selbst erfahrene<br />

Hersteller können bei<br />

der Bestückung auf<br />

Schwierigkeiten stoßen.<br />

Daher denken Sie bitte an<br />

einige der folgenden Tipps<br />

und Best Practices! 16<br />

4 3/<strong>2022</strong>


Das Risiko liegt in der Luft: Moderne Akku-Produktion<br />

Die Mobilitätswende ist eng mit der Frage verknüpft, welche Akku-Technologie<br />

nachhaltig, kosteneffizient und sicher genug ist, um sie dauerhaft für elektrische<br />

Autos, Nutzfahrzeuge oder E-Bikes bzw. 2-Wheeler zu etablieren. Was Qualität<br />

beim Vergießen und Sicherheit von Akkus miteinander zu tun haben, erklärt<br />

dieser Beitrag. 53<br />

Additive Fertigung mit Silikon<br />

Additiv gefertigte Bauteile werden längst nicht mehr nur für<br />

den Prototypenbau verwendet. Auch im Vorserienbau und<br />

für Serienteile nutzt man ihr großes Potential. In diesem Artikel<br />

werden die extrusionsbasierten Verfahren und Prozesse<br />

näher dargestellt. 42<br />

Bewältigung der Herausforderungen beim modernen<br />

PCB Layout<br />

Die zunehmende Miniaturisierung und Komplexität der PCBs ergibt eine<br />

ganze Reihe von Herausforderungen für die Designer. Mit guter Software<br />

sind diese überwindbar. 21<br />

Effiziente Elektronikfertigung<br />

Um die Elektronikfertigung optimal zu unterstützen, muss<br />

ein Manufacturing Execution System (MES) neben<br />

gängigen Standardaufgaben auch die Besonderheiten<br />

der Leiterplattenbestückung<br />

berücksichtigen. 74<br />

Sensoren in der Produktionsline<br />

kalibrieren<br />

In situ-Kalibrierungen sorgen für<br />

wirtschaftliche und qualitätsorientierte<br />

Prozesskontrolle. Die Sensoren, die in<br />

den Fertigungsanlagen verbaut sind,<br />

erfassen dazu alle qualitätsrelevanten<br />

Fertigungsparameter ohne zusätzlichen<br />

Prüfaufwand. 60<br />

3/<strong>2022</strong><br />

5


Titelstory<br />

Kostenlose Bauteildaten für alle gängigen<br />

PCB-Layout-Tools<br />

Ultra Librarian bietet den kostenlosen Download von CAD-Daten für über 16 Millionen elektronische Bauteile an.<br />

Anwender müssen sich nur registrieren<br />

und können die Daten für<br />

alle gängigen PCB-Layout-Systeme<br />

herunterladen. Ultra Librarian<br />

ist die weltweit größte kostenlose<br />

Bauteilbibliothek.<br />

Für Entwickler kostenfrei<br />

Wenn Elektronikentwickler eine<br />

Schaltung konstruieren, werden<br />

häufig neue Bauteile gesucht und<br />

in die neue Schaltung integriert. Bei<br />

der Auswahl, welches Bauteil verwendet<br />

werden soll, müssen über<br />

die elektrischen Eigenschaften<br />

hinaus auch andere Kriterien beachtet<br />

werden. Neben Preis und Verfügbarkeit<br />

spielt der Aufwand, ein<br />

neues Bauteil im PCB Tool anzulegen,<br />

ebenfalls eine Rolle. Hier bietet<br />

Ultra Librarian jetzt den direkten<br />

Zugiff auf die erforderlichen CAD-<br />

Modelle.<br />

Nach einmaliger Registrierung<br />

stehen dem Entwickler auf ultralibrarian.com<br />

die CAD-Daten von<br />

mehr als 16 Millionen Bauteilen zum<br />

kostenlosen Download für alle gängigen<br />

CAD Tools zur Verfügung.<br />

Nach der Eingabe von z.B.<br />

„LM317“ für einen einstellbaren linearen<br />

Spannungsregulator erscheint<br />

eine Auswahl von Treffern. Dieses<br />

Bauteil ist von verschiedenen Herstellern<br />

und in verschiedenen Bauformen<br />

verfügbar. Durch eine verfeinerte<br />

Suche, wie z.B. „LM317<br />

TO220“ oder „LM317-T“, kann die<br />

Ergebnisliste schnell reduziert<br />

werden.<br />

In der Übersicht zu den verschiedenen<br />

Suchergebnissen werden<br />

Informationen zur generellen Verfügbarkeit<br />

und dem Preis angezeigt.<br />

Hier greift Ultra Librarian im<br />

Hintergrund auf die aktuellen Daten<br />

der verschiedenen Bauteil-Distributoren<br />

zu. Für noch mehr Informationen<br />

gibt es entsprechende Links<br />

zu den Distributoren. Über Compliance<br />

Icons wird der Grad der Zertifizierung<br />

der Bauteile nach „bleifrei“<br />

und „RoHS“ angezeigt.<br />

Nachdem das Bauteil selektiert<br />

wurde, kann der Anwender auf<br />

„Models Available“ klicken, sein<br />

gewünschtes CAD-Format auswählen<br />

und sich anschließend die<br />

CAD-Daten herunterladen.<br />

Die Schaltplan Symbole sind<br />

durchgängig nach dem international<br />

gültigen ANSI-Standard Y32.2-<br />

1975 (reaffirmed 1989) entwickelt<br />

und mit einem einheitlichen Farbschema<br />

erstellt worden. Die Footprints<br />

(PCB Pads) sind nach dem<br />

IPC-7351B-Standard aufgesetzt,<br />

der von allen Leiterplattenherstellern<br />

und -bestückern bzw. EMS<br />

unterstützt wird.<br />

Die Daten werden ohne weitere<br />

Konvertierung direkt im jeweiligen<br />

CAD-Format angeboten. Derzeit<br />

sind 24 Formate der unterschiedlichen<br />

Anbieter unterstützt.<br />

Es kann sogar angegeben werden,<br />

ob die Bauteile basierend auf<br />

der imperialen Maßeinheit inch<br />

oder in Millimeter dimensioniert<br />

sein sollen.<br />

Für mehr als 80 % der Bauteile<br />

wird auch ein entsprechendes<br />

3D-Step-Modell angeboten. Diese<br />

3D-Modelle sind für den Einsatz in<br />

PCB Tools optimiert und können zur<br />

3D-Visualisierung der Leiterplatte<br />

verwendet werden. Einige PCB<br />

Tools können mit diesen 3D-Modellen<br />

auch einen Kollisionscheck der<br />

Bauteile untereinander durchführen.<br />

Die Anzahl der Downloads ist je<br />

Anwender auf 50 Bauteile pro Tag<br />

begrenzt, was bisher für keinen<br />

Entwickler eine echte Grenze dargestellt<br />

hat.<br />

Sollte ein Bauteil nicht in der<br />

Online-Bibliothek vorhanden sein,<br />

so können Entwickler Wünsche<br />

äußern. Diese Wünsche landen in<br />

FlowCAD<br />

www.flowcad.de<br />

Das Suchergebnis am Beispiel „LM317-T“ zeigt alle verfügbaren Bauteile und deren Parameter (Liste im Bild<br />

ist nicht vollständig)<br />

6 3/<strong>2022</strong>


Titelstory<br />

Auswahl des CAD-Datenformats vor dem Download<br />

einem Pool von Anfragen, werden<br />

unverbindlich abgearbeitet und in<br />

die Bibliothek aufgenommen.<br />

Gut gepflegte<br />

Unternehmensbibliothek<br />

Bei Firmen mit mehreren Entwicklern<br />

und PCB Designern gibt<br />

es meist eine zentrale Bibliothek für<br />

Bauteile. Im Laufe der Zeit werden<br />

die unterschiedlichen Bauteile und<br />

Symbole von unterschiedlichen Personen<br />

erstellt. Dies führt zu persönlichen<br />

Interpretationen und Zeichnungsstilen.<br />

Ultra Librarian bietet für Firmen<br />

eine kostenpflichtige Überarbeitung<br />

und Vereinheitlichung der<br />

PCB-Bibliothek als Dienstleistung<br />

an. Die erfahrenen Bibliothekare<br />

können dabei die gültigen Standards<br />

oder firmeninterne Regeln für<br />

die Erstellung von Schaltplansymbolen<br />

und PCB-Footprints anwenden.<br />

Anschließend sind alle Bauteile<br />

nach den gültigen Standards<br />

und dem gleichen Farbschema aufgesetzt.<br />

Eine einheitlich verifizierte<br />

Bibliothek bietet den Unternehmen<br />

mehr Sicherheit beim Design von<br />

Leiterplatten.<br />

Anwender von OrCAD Capture<br />

haben darüber hinaus mit der von<br />

FlowCAD entwickelten Omnya Integration<br />

Plattform einen direkt in der<br />

Schaltplan-Software integrierten<br />

Zugriff auf die Bauteilinformationen.<br />

Service für Bauteilhersteller<br />

Basierend auf Datenblättern und<br />

ergänzenden Informationen lassen<br />

sich CAD-Daten für das PCB Design<br />

erstellen. In einer von Ultra Librarian<br />

selbst entwickelten Umgebung werden<br />

alle Geometrien und Parameter<br />

eingegeben. Anschließend können<br />

für alle gängigen PCB Design Tools<br />

die Symbole, Footprints und 3D-Step-<br />

Modelle ausgegeben werden.<br />

Dieser Service ist für Hersteller<br />

kostenpflichtig. Der Vorteil ist, dass<br />

die CAD-Daten von neuen Bauteilen<br />

sofort der weltweiten Design<br />

Community zur Verfügung stehen<br />

und sich Bauteile schnell und einfach<br />

in neue Designs (Design-In)<br />

integrieren lassen.<br />

Bauteilhersteller können die CAD-<br />

Daten auch auf ihrer eigenen Web-<br />

Beispiel eines Referenz-Designs von ST Microelectronics mit Stückliste und Modellen<br />

Seite zum Download anbieten. Dieser<br />

Service wird auch genutzt, wenn<br />

es sich um besondere Bauteile handelt,<br />

die kundenspezifisch entwickelt<br />

worden sind und nur für bestimmte<br />

Anwender oder unter Geheimhaltungsvereinbarung<br />

(NDA) hinter<br />

einem Login für ausgewählte Nutzer<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Referenz-Designs<br />

Neu in Ultra Librarian ist das<br />

Angebot an Referenz-Designs. Hierbei<br />

werden kleine Schaltungsmodule<br />

angeboten, die nicht nur einen<br />

Baustein, sondern eine komplette<br />

Funktionsgruppe mit peripherer<br />

Beschaltung (z.B. AC/DC Converter)<br />

umfassen. Die Referenz-<br />

Designs sind natürlich komplett mit<br />

Symbolen, Footprints, 3D-Modellen<br />

und der Stückliste (BOM) in<br />

den verschiedenen CAD-Tool Formaten<br />

verfügbar. Die Schaltungsteile<br />

können in den meisten PCB<br />

Tools leicht als hierarchischer Block<br />

mit der Netzliste importiert und verwendet<br />

werden.<br />

Fazit<br />

Die Verfügbarkeit von CAD-<br />

Daten spielt bei der Bauteilauswahl<br />

eine immer größere Rolle. Mit der<br />

weltweit größten Online Bibliothek<br />

von CAD-Daten für PCB-Entwicklungs-Software<br />

bietet Ultra Librarian<br />

der weltweiten Design Community<br />

Zugang zu neuen Bauteilen<br />

und ermöglicht ein schnelles<br />

Design-In. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

7


Aktuelles<br />

FED-Jubiläumskonferenz in Potsdam<br />

FED e.V.<br />

Fachverband für Design,<br />

Leiterplatten- und<br />

Elektronikfertigung<br />

www.fed.de<br />

Vom 29. bis 30. September <strong>2022</strong><br />

lädt der Fachverband für Design, Leiterplatten-<br />

und Elektronikfertigung<br />

(FED) zur 30. FED-Konferenz nach<br />

Potsdam ein. Die Jubiläumskonferenz<br />

steht unter dem Motto „Den<br />

Wandel gestalten: Design-, Fertigungs-<br />

und Managementprozesse<br />

für Elektronik optimieren“.<br />

Weiterbildung und Networking<br />

Auf dem Programm stehen 42<br />

Fachvorträge, drei Expertenrunden,<br />

zwei Keynotes sowie ein vielfältiges<br />

Rahmenprogramm mit Schifffahrt<br />

und Lounge-Abend. Inhaltliche<br />

Schwerpunkte liegen auf den Themen<br />

Deep Learning und künstliche<br />

Intelligenz in Leiterplatten-Design<br />

und Baugruppenfertigung, Best<br />

Practice-Lösungen für HDI-Leiterplatten<br />

sowie flexible und dehnbare<br />

Schaltungsträger.<br />

Weitere Fokusthemen sind Simulation<br />

im Leiterplatten-Design, Bauteilebeschaffung,<br />

digitaler Lötstopplack<br />

sowie neue gesetzliche<br />

Anforderungen wie das Lieferkettengesetz.<br />

In der Firmenausstellung präsentieren<br />

sich 40 Unternehmen, darunter<br />

Design-Dienstleister, Leiterplattenhersteller,<br />

EMS-Firmen, Software-Anbieter<br />

und Zulieferer für die<br />

Elektronikfertigung. Das komplette<br />

Konferenzprogramm mit allen Detailinformationen<br />

gibt es im Web und<br />

als App unter www.fed-konferenz.de.<br />

Keynote zur Zukunftsfähigkeit<br />

des Mittelstandes<br />

Zum Auftakt der Konferenz<br />

zeigt der renommierte Zukunftsforscher<br />

Dr. Jörg Wallner praktikable<br />

Lösungen zur Entwicklung von<br />

Zukunftsstrategien und wie der Mittelstand<br />

auch künftig das Vertrauen<br />

seiner Kunden gewinnt. „Die digi-<br />

Vergrößerungsglas für Platinenhalterung<br />

Der PCBite Magnifier vergrößert<br />

den zu bearbeitenden Bereich und<br />

macht ihn beim Löten, Prüfen und<br />

Messen besser sichtbar. Besonders<br />

nützlich beim Platzieren der<br />

freihändigen PCBite-Tastköpfen<br />

auf SMDs mit feiner Rasterung.<br />

Die randlose Linse mit dreifacher<br />

Vergrößerung verfügt über eine<br />

AR-Beschichtung (Antireflexion)<br />

zur Reduzierung der Reflexionen<br />

von Lichtquellen in der Nähe.<br />

Starker Magnet<br />

An der Unterseite des Fußes<br />

des PCBite Magnifiers befindet<br />

sich ein starker Magnet so dass<br />

die Lupe auf der Grundplatte fest<br />

fixiert werden kann. Die Verwendung<br />

als Handheld ist ebenso möglich.<br />

Eine reibungsarme Bodenkappe<br />

schützt den Magneten und<br />

die Grundplatte, damit die Lupe<br />

leicht verschoben werden kann,<br />

wenn die Lupe neu positioniert oder<br />

von der Grundplatte entfernt wird.<br />

Drei Dimensionen ohne<br />

Feststellschrauben<br />

Die Linse lässt sich in drei<br />

Dimensionen ohne Feststellschrauben<br />

einstellen. Mit einer erstklassigen<br />

Verarbeitungsqualität aus<br />

CNC-gefrästem Aluminium passt<br />

der PCBite Magnifier in Aussehen<br />

und Haptik zu den weiteren Produkten<br />

der PCBite-Produktfamilie.<br />

pk components GmbH<br />

info@pk-components.de<br />

www.pk-components.de<br />

8 3/<strong>2022</strong>


Aktuelles<br />

tale Revolution wird in Zukunft die<br />

gewohnten und liebgewonnenen<br />

Geschäftsmodelle, mit denen viele<br />

Mittelständler heute noch ihr Geld<br />

verdienen, massiv verändern“, warnt<br />

der Experte.<br />

Den zweiten Konferenztag eröffnet<br />

Kreativcoach Nils Bäumer und<br />

macht Lust auf Denken und Ideenfindung.<br />

Sein Standpunt lautet: „Kreativität<br />

ist immer auch Veränderung<br />

und wird für erfolgreiches Change<br />

Management benötigt, das die Menschen<br />

im Unternehmen mitnimmt.“<br />

PAUL Award und PCB Design<br />

Award<br />

Am Vorabend der Konferenz wird<br />

der Nachwuchspreis der FED verliehen<br />

– der PAUL Award, der sich an<br />

junge Tüftler richtet. Viel Hochachtung<br />

in der Fachwelt für ihre Fertigkeiten<br />

und Fähigkeiten bekommen<br />

die Leiterplattendesigner, die am<br />

PCB-Design-Award teilgenommen<br />

haben. Die Sieger werden am Konferenzdonnerstag<br />

geehrt.<br />

30 Jahre FED<br />

Die Konferenz ist der Höhepunkt<br />

des Jubiläumsjahres <strong>2022</strong>: Seit 30<br />

Jahren bietet der FED seinen Mitgliedern<br />

und der Branche eine Plattform<br />

zum Austausch und zur Weiterbildung,<br />

immer mit dem Anspruch,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit der Elektronikindustrie<br />

in der DACH-Region<br />

zu erhöhen. Von einem kleinen Zirkel<br />

von Elektronikdesignern gegründet,<br />

hat sich der FED zu einem Wirtschaftsverband<br />

mit 700 Mitgliedern<br />

entwickelt, der die gesamte Wertschöpfungskette<br />

in der Elektronikindustrie<br />

abdeckt. Diese Erfolgsgeschichte<br />

wird auf der 30. FED-Konferenz<br />

gebührend gefeiert werden.<br />

Die FED-Konferenz<br />

Die Konferenz bringt Praktiker<br />

und Entscheider aus der Elektronikbranche<br />

zum Networking und<br />

zum Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />

zusammen. Das Besondere<br />

dabei: Die FED-Konferenz nimmt<br />

den gesamten Entwicklungs- und<br />

Fertigungsprozess von elektronischen<br />

Baugruppen und Geräten<br />

in den Fokus. Sie richtet sich an Leiterplattendesigner,<br />

Fertigungs- und<br />

Projektleiter sowie an Entscheider<br />

aus Management und Vertrieb. ◄<br />

SMTconnect <strong>2022</strong> war erfolgreich<br />

Auf der SMTconnect im Mai in<br />

Nürnberg wurde deutlich, wie viel<br />

Dynamik und Energie in der Elektronikfertigungsbranche<br />

steckt:<br />

Über 9000 Fachbesucher nutzten<br />

das Wiedersehen, um sich zu<br />

Trends auszutauschen und in persönlichen<br />

Gesprächen Lösungen<br />

für eine effiziente, saubere und<br />

optimierte Elektronikproduktion<br />

zu erarbeiten. Rund 35% der Messebesucher<br />

kamen aus dem internationalen<br />

Raum.<br />

Die Stimmung vor Ort war anhaltend<br />

positiv, die 321 ausstellenden<br />

Unternehmen und Partner zeigten<br />

sich dankbar und erfreut über die<br />

Möglichkeit spontaner und fruchtbarer<br />

Geschäftsbegegnungen:<br />

„Mein persönliches Highlight dieser<br />

Messe ist die Veranstaltung an<br />

sich!“, sagt Iván Rodrigo Flor Cantos,<br />

Manager Marketing Europe<br />

Planning & Marketing bei Panasonic<br />

Connect Europe GmbH.<br />

„Ich liebe die Atmosphäre und die<br />

Möglichkeit, viele Kunden, Partner<br />

und Kollegen persönlich zu<br />

treffen – alle zusammen zur gleichen<br />

Zeit. Dieser intensive Informationsaustausch<br />

nach einer langen<br />

Pause ist so wertvoll. Vielen<br />

Dank an das SMTconnect-Team!“<br />

EMS-Park nimmt weiterhin<br />

Fahrt auf<br />

Zahlreiche Firmen sowie Beratungsdienstleister<br />

vertraten die<br />

europäische EMS-Branche auf<br />

der Sonderschaufläche EMS-Park.<br />

Messeveranstalter Mesago Messe<br />

Frankfurt, Dieter G. Weiss, in4ma,<br />

und die IPC Association Connecting<br />

Electronics Industries luden im<br />

Rahmen der Welcome Reception<br />

am Mittwochabend zum gemeinschaftlichen<br />

Messeausklang und<br />

Networking. Zudem präsentierte<br />

Dieter G. Weiss wertvolle Insights<br />

aus seinen Analysen und Studien<br />

zum europäischen EMS-Markt auf<br />

dem Messeforum.<br />

Mario Salhofer, Business Development<br />

und Kundenberatung<br />

Deutschland von der Ginzinger<br />

Electronic Systems GmbH,<br />

bestätigt die Einzigartigkeit und<br />

die Relevanz der Veranstaltung<br />

für die Branche: „Die SMTconnect<br />

ist etwas Besonderes, da<br />

man sich hier mit Gleichgesinnten<br />

offen austauschen kann. Die ehrliche<br />

Kommunikation innerhalb<br />

der SMTconnect Community und<br />

der Fokus auf den gemeinsamen<br />

Weg nach vorne sind insbesondere<br />

nach den vergangenen zwei<br />

Jahren sehr wichtig.“<br />

Zustimmend zeigt sich auch<br />

Thomas Michels, Geschäftsführer<br />

der ILFA Industrieelektronik<br />

und Leiterplattenfertigung aller<br />

Art GmbH: „Der größte Mehrwert<br />

für uns auf der SMTconnect ist es,<br />

Menschen zu treffen und zu sprechen,<br />

die genau wie wir ganz nah<br />

am Produkt sind. Deswegen ist die<br />

SMTconnect eine feste Anlaufstelle,<br />

auf der wir regelmäßig ausstellen<br />

wollen.“<br />

Fachbesucher haben sich am<br />

Gemeinschaftsstand PCB meets<br />

Components mit Anbietern von<br />

Leiterplatten, Bauelementen und<br />

Materialien in Verbindung setzen<br />

und individuelle Lösungen erarbeiten<br />

können. Außerdem lud die IPC<br />

Association Connecting Electronics<br />

Industries wie auch in den Vorjahren<br />

Interessierte dazu ein, ihr Lötkönnen<br />

im Rahmen des Handlötwettbewerbs<br />

unter Beweis zu stellen.<br />

Insbesondere auf dem Messeforum<br />

wurde klar, welche Themen<br />

die Community aktuell beschäftigen:<br />

Im facettenreichen Programm<br />

wurden Themen wie Nachhaltigkeit,<br />

Beschaffungsmanagement<br />

oder künstliche Intelligenz adressiert.<br />

Die nächste SMTconnect<br />

findet vom 9. bis 11. Mai 2023 in<br />

Nürnberg statt. Weitere Informationen<br />

finden Sie unter www.smtconnect.com.<br />

Messe Frankfurt<br />

www.messefrankfurt.com<br />

3/<strong>2022</strong><br />

9


Aktuelles<br />

BOM Connector Enterprise mit Direktanbindung<br />

zu Texas Instruments<br />

Die Supply-Chain-Krise beschäftigt<br />

momentan jeden Elektronikfertiger.<br />

Durch die Digitalisierung können Firmen<br />

die Herausforderung von Bauteilknappheit<br />

und Preisfluktuationen besser<br />

meistern. Die CircuitByte GmbH<br />

bietet Kunden darum eine Direktanbindung<br />

zum internationalen Bauteilproduzent<br />

Texas Instruments (TI) an.<br />

Die Echtzeitanbindung des marktführenden<br />

BOM Connector Enterprise an<br />

das breitgefächerte Sortiment von TI<br />

umfasst ca. 80.000 Produkte.<br />

Die innovative DistiDirect-Funktion<br />

des BOM Connectors bietet bereits<br />

Echtzeitverbindungen zu einer Vielzahl<br />

anderer Bauteillieferanten und -hersteller<br />

auf Basis einer direkten API-Verbindung,<br />

die sehr schnell kundenspezifische<br />

Preise und geografische Verfügbarkeiten<br />

liefert. In der aktuell veröffentlichten<br />

Version des BOM Connector<br />

Enterprise wurde die DistiDirect-Verbindung<br />

zum Hersteller Texas<br />

Instruments (TI) ergänzt.<br />

Durch die Anbindung an Texas Instruments<br />

profitieren die Nutzer des BOM<br />

Connectors Enterprise von einer größeren<br />

Bauteilvielfalt, die sie in ihrem<br />

Angebotsprozess von nun an berücksichtigen<br />

können. „Die Anbindung an<br />

TI bietet den Kunden von CircuitByte in<br />

mehrfacher Hinsicht Vorteile und erleichtert<br />

erheblich den Angebotsprozess“,<br />

erläutert Kevin<br />

Decker-Weiss,<br />

Sales Director<br />

bei CircuitByte,<br />

und ergänzt, „TI<br />

hat eine sehr<br />

gute API-Möglichkeit<br />

mit vielfältigen Funktionen, was<br />

bedeutet, dass unsere Kunden von nun<br />

an die Möglichkeit haben, Bauteilpreise<br />

von TI gegenüber Preisen und Verfügbarkeiten<br />

anderer Distributoren direkt<br />

im BOM Connector vergleichen zu<br />

können. Zum anderen ist die Beschaffung<br />

von teureren Bauteilen sowie von<br />

großen Mengen durch die Anbindung<br />

deutlich einfacherer und schneller. Wir<br />

kommen hier einem großen Kundenwunsch<br />

entgegen.“<br />

EMS-Unternehmen können dank dem<br />

BOM Connector von nun an unter Einbezug<br />

des Portfolios von TI wesentlich<br />

umfangreichere und präzisere Angebote,<br />

in einem kürzeren Zeitrahmen, erstellen.<br />

Gleichzeitig beschleunigt der BOM<br />

Connector den Prozess der erneuten<br />

Angebotserstellung bei Änderungen oder<br />

bei Berücksichtigung von Zeit- und Verfügbarkeitsänderungen<br />

zwischen dem<br />

Angebot und der Bestellung erheblich.<br />

„Durch unserer Supply-Chain-4.0-Lösung<br />

erhalten alle Kunden aus dem<br />

Umfeld der Elektronikfertigung durch die<br />

Anbindung ein auf die aktuell herausfordernde<br />

Situation optimiertes Planungs-<br />

Tool für eine umfangreiche Bauteilsuche<br />

und Bewertung und damit für den optimalen<br />

Angebots- und Einkaufsprozess“,<br />

zeigt sich Kevin Decker-Weiss begeistert.<br />

CircuitByte plant zukünftig weitere<br />

Direktanbindungen zu namhaften Bauteilherstellern,<br />

um den Kunden des BOM<br />

Connectors ein optimales Portfolio von<br />

Bauteilen hinsichtlich der Supply-Chain-<br />

4.0-Lösung zu bieten.<br />

CircuitByte<br />

www.circuit-byte.com<br />

15. – 18. November <strong>2022</strong><br />

Driving<br />

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10 3/<strong>2022</strong>


Rund um die Leiterplatte<br />

Individuell und trotzdem prozesskonform<br />

Selektivlöten lohnt sich auch bei kleinen<br />

Stückzahlen<br />

Das maschinelle Selektivlöten ist ein in der Industrie lange etablierter Prozess. Der Artikel informiert rund um das<br />

Thema und bringt den Leser auf den neusten Stand.<br />

(wie etwa bestimmte Relais), welche<br />

nicht gewaschen werden dürfen.<br />

Selektiv- oder Handlöten?<br />

Während im Prototypenbau das<br />

Handlöten immer noch der häufigste<br />

THT-Prozess ist, sind Handlötungen<br />

in der Serie verpönt und im Automotive-Umfeld<br />

ganz klar verboten.<br />

Und das hat seinen Grund. Denn<br />

beim Handlöten hängt die Qualität<br />

und die Prozessstabilität in erster<br />

Linie von der Person ab, welche<br />

lötet. Oder anders formuliert: Die<br />

Lötstelle ist nur so gut wie die Person,<br />

welche diese herstellt.<br />

Dazu kommen individuelle Parameter<br />

wie Tagesform und Aufmerksamkeit.<br />

In Handarbeit entstandene Lötstellen<br />

sind damit im Prinzip alles<br />

Unikate. Klassische Problemfelder<br />

für Abweichungen oder unbefriedigende<br />

Ergebnisse sind zu niedrige<br />

oder zu hohe Temperatur, zu kurze<br />

oder zu lange Lötzeit, zu viel oder zu<br />

wenig Flussmittel. Diese Liste ließe<br />

sich durchaus fortsetzen.<br />

In vielen Fällen bleiben solche<br />

prinzipiellen Schwachpunkte<br />

einer Elektronik ohne Folgen – sie<br />

können aber bei belasteten Baugruppen,<br />

also z.B. Wechselrichtern<br />

oder Ladeschaltungen, recht<br />

schnell zu Qualitätsproblemen im<br />

Feld führen.<br />

Für das Selektivlöten spricht<br />

also:<br />

• höhere Prozesssicherheit<br />

• verlässliche Reproduzierbarkeit<br />

• Flussmittelmenge exakt einstellbar<br />

Die Selektivlötanlage Novo von Nordson Select im Einsatz bei<br />

Elektrotechnik Weber. Dank eingebautem Kamerasystem lässt sich<br />

jeder Lötvorgang im Detail auf dem Monitor verfolgen<br />

Autor:<br />

Freddy Weber<br />

info@etech-weber.de<br />

www.etech-weber.de<br />

Mischbestückungen von Schaltungsträgern<br />

mit SMT- und THT-<br />

Bauteilen sind in der mittelständischen<br />

Elektronikindustrie allgegenwärtig.<br />

In aller Regel werden<br />

erst die SMDs bestückt, anschließend<br />

die bedrahteten Bauteile (Bild<br />

1). Soll die Baugruppe vor der Weiterverarbeitung<br />

auch gewaschen<br />

werden, gibt es meist zwei THT-<br />

Durchläufe. Den ersten, bei dem alle<br />

Bauteile bestückt werden, welche<br />

das Waschen vertragen – und nach<br />

dem Waschen diejenigen Bauteile<br />

Bild 1: Eine Baugruppe mit zahlreichen Steckverbindern und anderen<br />

THT-Bauteilen wird eingelegt. Im Hintergrund erkennt man den<br />

Löttiegel sowie die Kamerabeleuchtung<br />

3/<strong>2022</strong><br />

11


Rund um die Leiterplatte<br />

Elektrotechnik Weber aus Zandt,<br />

stellen den dafür benötigten Stickstoff<br />

mittels Luftzerleger vor Ort<br />

selbst her (Bild 2) und ersparen der<br />

Umwelt damit aufwändige Transport<br />

von Industriegasen mittels Druck-<br />

Tankwagen.<br />

Bild 2: Das Firmengebäude von Elektrotechnik Weber ist ein Effizienzhaus; geheizt wird zu einem großen<br />

Teil über die Abwärme der Maschinen. Das extrem weiche Wasser für das Reinigen der Leiterplatten<br />

stammt aus der eigenen Quelle. Benötigten Medien werden vor Ort erzeugt<br />

• Lötzeit für jeden Lötpunkt einstellbar<br />

– aber dann über alle Baugruppen<br />

gleich<br />

• niedrige Kosten bei gleichzeitig<br />

hoher Qualität<br />

Gelegentlich wird noch als Vorteil<br />

für das Handlöten angeführt, dass<br />

sich jede Lötstelle einer Baugruppe<br />

individuell behandeln lässt – doch<br />

das können moderne Selektiv-Lötanlagen,<br />

wie die Novo von Nordson<br />

Select auch.<br />

Selektivlöten besteht aus drei<br />

Prozessschritten:<br />

• Fluxen (Flussmittel auftragen)<br />

• Vorwärmen (nur wenn nötig; siehe<br />

Praxistipps weiter unten)<br />

• Löten<br />

• Flussmittelauftrag<br />

Zu viel Flussmittel kann nicht<br />

nur zu Lötfehlern führen – in vielen<br />

Fällen müssen die Rückstände<br />

nach dem Bestücken abgewaschen<br />

werden. Es lohnt sich also mehrfach,<br />

den Flussmittelauftrag exakt<br />

zu dosieren und an die Lötstellen<br />

anzupassen. Das selektive Fluxen<br />

reduziert Verunreinigungen auf der<br />

Leiterplatte ebenso, wie den Flussmittelverbrauch<br />

– und damit letztlich<br />

die Fertigungskosten.<br />

• Vorwärmen<br />

Das Lot ist immer auf Temperatur.<br />

In einer Selektiv-Lötanlage<br />

wird das Lot in einem separaten<br />

Tiegel gehalten, der sich leicht auf<br />

bestimmte Temperaturen einstellen<br />

lässt. So lassen sich im Prinzip<br />

alle Arten von Loten verarbeiten.<br />

In diesem Tiegel herrscht eine<br />

Stickstoff-Atmosphäre, um zu verhindern,<br />

dass sich unerwünschte<br />

Oxide mit dem Luftsauerstoff bilden<br />

(Schlacke). Beim Lötvorgang<br />

strömt der Stickstoff mit dem Lot an<br />

der Lötstelle aus und sorgt für eine<br />

oxidfreie Verbindung. Nachhaltige<br />

Fertigungsdienstleister, wie etwa<br />

• Löten mit der „Miniwelle“<br />

Das maschinelle Selektivlöten ist<br />

ein in der Industrie lange etablierter<br />

Prozess. Technisch handelt es sich<br />

um eine „Miniwelle“, welche in zahlreichen<br />

Parametern einstellbar ist.<br />

In aller Regel wird die Lötquelle in<br />

x-, y- und z-Richtung bewegt, während<br />

das zu lötende Objekt stillsteht.<br />

Die Höhe der Welle lässt sich<br />

durch die Pumpenleistung steuern.<br />

Überwacht man diese Höhe z.B. mit<br />

einem Kamerasystem, kann man die<br />

Pumpe entsprechend regeln und<br />

die Lötwelle dauerhaft reproduzieren.<br />

Angenehmer Nebeneffekt: Der<br />

Bediener kann den Lötvorgang, der<br />

ja in aller Regel unterhalb der Leiterplatte,<br />

und damit außerhalb des<br />

Sichtfeldes erfolgt, am Monitor problemlos<br />

überwachen.<br />

Theoretisch ließen sich vergleichbare<br />

Ergebnisse auch mit<br />

einer Standard-Lötwelle und entsprechenden<br />

Aufnahmen und Masken<br />

für den Schaltungsträger erreichen.<br />

Damit wird die Entscheidung<br />

„Selektivlöten“ oder „Wellenlöten<br />

mit Abkleben“ eine Stückzahlenentscheidung.<br />

Herausforderungen im<br />

Lötprozess<br />

In aller Regel ist der Schaltungsträger,<br />

auf dem z.B. eine vielpolige<br />

Steckerleiste eingelötet werden soll,<br />

schon SMD-bestückt. Das heißt,<br />

dass es bestimmte Bereiche auf<br />

der Leiterplatte gibt, die sehr temperatursensitiv<br />

sind, etwa BGAs.<br />

Aber auch THT-Bauteile können<br />

temperaturempfindlich sein, etwa<br />

Elkos oder Miniaturtaster.<br />

Gerade bei Steckverbindern (zahlreiche<br />

Pins in einer Reihe) besteht<br />

die Gefahr der Brückenbildung zwischen<br />

den Pins. Moderne Selektivlötanlagen,<br />

wie etwa die Novo, kompensieren<br />

das dadurch, dass die Lotzufuhr<br />

abrupt reduziert wird, unmittelbar<br />

bevor die Lötdüse abgezogen<br />

wird. Überschüssiges Lot wird<br />

dadurch vom Pin „abgesaugt“. Da<br />

nur die benötigte Lotmenge auf dem<br />

Pad verbleibt, sinkt die Gefahr der<br />

Brückenbildung enorm.<br />

12 3/<strong>2022</strong>


Rund um die Leiterplatte<br />

Klassische Fehlerbilder und ihre<br />

Ursachen<br />

Bild 3: Die linke<br />

Durchkontaktierung ist gut<br />

gefüllt; rechts haben sich<br />

Fehlstellen gebildet. Der obere<br />

Meniskus ist so gut wie nicht<br />

vorhanden © Nordson<br />

Bild 3 offenbart einen ungenügenden<br />

Füllgrad von Durchkontaktierungen.<br />

Ursachen:<br />

• zu wenig Flussmittel oder ungünstiger<br />

Auftrag des Flussmittels<br />

(z.B. Abschattung durch benachbarte<br />

Bauteile)<br />

• Temperatur auf der Oberseite zu<br />

gering (vorwärmen?)<br />

• von außen nicht erkennbare, große<br />

innenliegende Masseflächen, welche<br />

zu viel Wärme „absaugen“<br />

• unpassendes Verhältnis zwischen<br />

dem Durchmesser des<br />

Bohrlochs und dem Durchmesser<br />

des Anschlussdrahts (Leadto-Hole-Ratio);<br />

dieses sollte etwa<br />

bei 1,5:1 liegen (1,5 mm Bohrloch<br />

für 1 mm Anschlussdraht)<br />

Bild 4: Bei dieser Lötstelle wurde<br />

zu wenig Lot aufgetragen;<br />

der Meniskus ist nur teilweise<br />

ausgebildet © Nordson<br />

Bild 4 zeigt einen anderen Fehler:<br />

zu wenig Lot. Ursachen:<br />

• zu wenig Flussmittel oder ungünstiger<br />

Auftrag des Flussmittels<br />

(z.B. Abschattung durch benachbarte<br />

Bauteile)<br />

• Verweildauer der Lötwelle an der<br />

Lötstelle zu kurz<br />

• schlechte Lötbarkeit der Kontakte<br />

(vorher reinigen?)<br />

• verschmutzte Pads (Leiterplatte<br />

vorher waschen?)<br />

Bild 5: Fehlstelle – das Lot<br />

wurde z.B. durch ausgasendes<br />

Flussmittel – oder ausdampfende<br />

Feuchte frisch gewaschener<br />

Leiterplatten verdrängt<br />

© Nordson<br />

Fehlstellen/Voids sieht man in Bild<br />

5. Ursachen:<br />

• Leiterplatte ist „zu kalt“ – vorwärmen?<br />

• Flussmittel gast aus und verdrängt<br />

das Lot<br />

• Leiterplatte ist feucht (unmittelbar<br />

zuvor gereinigt?)<br />

• Lötstoppmaske ist noch nicht ausgehärtet<br />

Bild 6: Lotperlen zeigen an, dass<br />

zu viel Lot aufgetragen wurde<br />

© Nordson<br />

Zu viel Lot erkennt man in Bild 6.<br />

Ursachen:<br />

• Lötwelle kommt zu nahe an die<br />

Leiterplatte<br />

• Lötzeit ist zu lang<br />

• Es wurde zu viel Flussmittel aufgetragen.<br />

• Die Löttemperatur ist zu gering.<br />

• Lot ist verunreinigt<br />

Bild 7: Bei dieser Lötung ist eine<br />

ungewollte Brücke entstanden<br />

© Nordson<br />

Eine Brückenbildung zeigt Bild 7.<br />

Ursachen:<br />

• Lötwelle kommt zu nahe an die<br />

Leiterplatte<br />

• ungenügende Benetzung mit<br />

Flussmittel<br />

• Löttemperatur ist zu gering<br />

• Lötzeit ist zu kurz<br />

Bild 8: Während des Abkühlens<br />

hat der Durchstieg das noch<br />

flüssige Lot von der Lötstelle<br />

abgesaugt; die Lötstelle ist<br />

schlecht – und der Durchstieg<br />

vermutlich ungenügend gefüllt<br />

© Nordson<br />

Ungenügender Durchstieg ist in Bild<br />

8 zu erkennen. Ursachen:<br />

• ungenügende Benetzung mit<br />

Flussmittel<br />

• Oberseite der Leiterplatte ist<br />

„zu kalt“<br />

• Leiterplatte ist verunreinigt (Bohrspäne?)<br />

• Kontakte sind schlecht lötbar (vorher<br />

reinigen?)<br />

Bil 9: Diese Lötstellen sind<br />

teilweise „abgesoffen“. In die<br />

Bohrung nachströmendes Lot ist<br />

hier die Ursache © Nordson<br />

Versunkene Lötstellen zeigt Bild 9.<br />

Ursachen:<br />

• ungenügende Benetzung mit Flussmittel<br />

oder generell falsche Einstellung<br />

des Fluxers<br />

• Oberseite der Leiterplatte ist<br />

„zu kalt“<br />

• unpassendes Verhältnis zwischen<br />

Durchmesser des Bohrlochs und<br />

Durchmesser des Anschlussdrahts<br />

Fertigungsprozesse mittels<br />

X-Ray qualifizieren<br />

Während das geschulte Auge die<br />

richtige Ausbildung der Menisken<br />

„auf einen Blick“ sieht, ist die Beurteilung<br />

der Füllgrade von Durchstiegen<br />

mit dem bloßen Auge nicht<br />

zuverlässig möglich. Entsprechend<br />

werden bei Elektrotechnik Weber<br />

die ersten Muster durch eine detaillierte<br />

Röntgen-Inspektion der<br />

erzeugten Lötverbindungen überprüft.<br />

Werden unbefriedigende Lötstellen<br />

entdeckt, werden die Einstellungen<br />

der Selektivlötanlage<br />

nachjustiert. Wenn alles passt,<br />

wird der Fertigungsprozess der<br />

(kleinen) Serie freigegeben.<br />

Praxistipps<br />

Häufig wird empfohlen, Baugruppen<br />

generell vorzuwärmen.<br />

Elektrotechnik Weber hingegen<br />

hat sich angewöhnt, jede Baugruppe<br />

detailliert zu betrachten –<br />

denn auch das Vorwärmen bedeutet<br />

thermischen Stress für Bauteile,<br />

der nach Möglichkeit vermieden<br />

werden sollte. Die Praxisempfehlung<br />

lautet daher: Beginnen Sie<br />

nach Möglichkeit gleich mit dem<br />

Selektivlöten (ohne Vorwärmen).<br />

Starten Sie dabei mit den am<br />

wenigsten temperatursensitiven<br />

Lötstellen, bei denen man die<br />

etwas schlechtere Lötbarkeit der<br />

„kalten“ Leiterplatte durch etwas<br />

längere Lötzeiten kompensieren<br />

kann; etwa bei einem Steckverbinder.<br />

Durch diese Lötungen erwärmt<br />

sich die Leiterplatte; die temperaturempfindlichsten<br />

Stellen werden<br />

zum Schluss und möglichst kurz<br />

gelötet. Die vorgenannte Strategie<br />

funktioniert auch dann, wenn<br />

die Baugruppe nicht vorgewärmt<br />

werden darf.<br />

Eine weitere Möglichkeit, thermischen<br />

Stress von empfindlichen<br />

Bauteilen fernzuhalten ist, nicht alle<br />

Anschlussbeinchen direkt nacheinander<br />

zu löten. Stattdessen sollte<br />

das Löten nach einem oder mehreren<br />

Anschlüssen unterbrochen<br />

werden, damit die Komponente<br />

etwas abkühlen kann. In dieser<br />

Zeit können z.B. andere Komponenten<br />

verlötet werden, ehe man<br />

die weiteren oder finalen Lötungen<br />

am ersten Bauteil vornimmt.<br />

Bei größeren Stiftleisten hilft es,<br />

diese zunächst vorne und hinten<br />

kurz zu „punkten“ um ein Aufstehen<br />

während des Selektivlötens<br />

zu verhindern. Diese „gepunkteten“<br />

Verbindung werden später<br />

nochmals mit den gleichen Einstellungen<br />

für alle Anschlüsse<br />

nachgelötet. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

13


Rund um die Leiterplatte<br />

Inhouse-Leiterplatten-Prototyping mit LPKF-Systemen<br />

4-Lagen-PCBs an einem Tag<br />

Wie in nur einem Tag komplexe Multilayer im eigenen Haus entstehen, zeigt dieser Praxisbericht.<br />

LPKF Laser & Electronics AG<br />

www.lpkf.com<br />

Viele Elektronikentwicklungs-<br />

Teams stehen unter Zeitdruck. Der<br />

Mangel an elektronischen Bauteilen<br />

und dringende Redesigns belasten<br />

die Entwickler zusätzlich. Trotz<br />

ausgefeilter Software-Simulation<br />

und fortschrittlichen CAD-Systemen:<br />

Ohne Prototypen geht es nicht.<br />

LPKF ist als Maschinenbauunternehmen<br />

mit all diesen neuen Herausforderungen<br />

ebenfalls konfrontiert<br />

– das Elektroniklabor ist rund<br />

um die Uhr im Einsatz. Aus dieser<br />

Praxis wird ein 4-Layers-PCB-Prototyp<br />

beschrieben, vom Import der<br />

CAD-Daten bis zur fertigen Leiterplatte.<br />

Es handelt sich um eine präzise<br />

4-Punkt-Messeinheit mit einer<br />

Reihe von Operationsverstärkern.<br />

Sie erkennt Mikrovolt-Differenzen,<br />

wandelt sie in digitale Daten um<br />

und überträgt sie über eine serielle<br />

Datenleitung. Die erforderlichen<br />

Spannungsregler sind ebenfalls Teil<br />

des notwendigen 4-Lagen-Designs.<br />

Die eingesetzten Systeme<br />

sind für eine problemlose Zusammenarbeit<br />

konzipiert: LPKF Proto-<br />

Laser H4, LPKF MultiPress S4 und<br />

LPKF Contac S4 sind die Systeme<br />

der Wahl.<br />

Der brandneue LPKF ProtoLaser<br />

H4 ist ein Desktopsystem mit einem<br />

Strukturierungslaser, mechanischen<br />

Werkzeugen zum Bohren und Fräsen,<br />

einem integrierten PC und der<br />

CircuitPro RP-Software. Zielmaterial<br />

ist zum Beispiel ein- und doppelseitiges<br />

FR4.<br />

Die LPKF MultiPress S4 – ebenfalls<br />

ganz neu auf dem Markt –<br />

ist ein eigenständiges Plug&Play-<br />

Presssystem mit geringem Platzbedarf.<br />

Dank eingebautem Vakuum,<br />

frei einstellbarer Temperatur-, Druckund<br />

Zeitsteuerung eignet sie sich<br />

zum Verpressen von starren, starrflexiblen,<br />

flexiblen und RF-Multilayern<br />

mit bis zu acht Lagen.<br />

Das Tisch-Galvanisiersystem<br />

LPKF Contac S4 sorgt für die<br />

zuverlässige Durchkontaktierung<br />

von starren, flexiblen und RF-Multilayern.<br />

Es verfügt über eine integrierte<br />

PC-Schnittstelle mit großem<br />

Touch-Display für eine einfache und<br />

komfortable Bedienung.<br />

Der Prozess<br />

beginnt mit der Software LPKF<br />

CircuitPro RP, die auf dem eingebauten<br />

Rechner des LPKF Proto-<br />

Mat H4 läuft. Der erste Schritt beim<br />

Start eines neuen Projekts ist die<br />

Wahl oder Neuanlage einer Vorlage.<br />

Die geplante Kombination ist bereits<br />

vorhanden: Es ist ein 4-Lagen-Multilayer<br />

mit galvanischer Durchkontaktierung<br />

und unter Verwendung<br />

der MultiPress S4.<br />

Dann folgt die Materialauswahl, im<br />

beschriebenen Fall ein doppelseitiger<br />

1-mm-FR4-Kern mit je 18 µm<br />

Kupfer und eine 0,2 mm starken ML<br />

104 mit je 5 µm Cu auf jeder Seite<br />

des Kerns. Diese 5 µm Kupfer werden<br />

bei der finalen Durchkontaktierung<br />

zusätzlich mit 12,5 µm Cu<br />

beschichtet, was die Standarddicke<br />

der Ober- und Unterseite definiert.<br />

Die Verwendung des entsprechenden<br />

Prepregs ist ebenfalls in<br />

der Vorlage vorgesehen. Die Schablone<br />

ist auf ein Viertel der Plattengröße<br />

12 x 9 Zoll ausgelegt.<br />

Der nächste Schritt<br />

ist der Import von CAD-Daten.<br />

Typischerweise werden die Lagen<br />

aus der CAD-Software mit Circuit-<br />

Pro verknüpft und die Lagen klar<br />

benannt. Nach dem Import ist das<br />

Layout sichtbar und kann bearbeitet<br />

werden. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />

sind keine weiteren Kenntnisse<br />

erforderllich, für fortgeschrittene<br />

Anwender stehen weitere Optionen<br />

zur Verfügung.<br />

Und so geht es weiter:<br />

Die Lagenstapel werden später<br />

mit Referenzstiften im Presswerkzeug<br />

der MultiPress S4 ausgerichtet.<br />

Auch die Positionen dieser<br />

Stifte sind bereits in der Vorlage<br />

von CircuitPro definiert. Im vorgeschlagenen<br />

Arbeitsablauf werden<br />

zunächst die Ausschnitte für die<br />

Referenzstifte und die Öffnungen<br />

für die Passermarken in den Außenlagen<br />

hergestellt.<br />

Als Nächstes wird die Kernlage<br />

bearbeitet, beginnend mit den Bohrungen<br />

für die Passermarken und<br />

Referenzöffnungen sowie der Laser-<br />

In der Systemsoftware LPKF CircuitPro werden die einzelnen Layer für<br />

die Produktion vorbereitet. Vorlage wählen, Layout laden und die<br />

Software führt durch den Prozess<br />

14 3/<strong>2022</strong>


Rund um die Leiterplatte<br />

Im ersten Produktionsschritt strukturiert das Laserwerkzeug des<br />

ProtoLaser H4 die Kernschicht<br />

Die strukturierte Kernschicht, die PrePregs und die Außenlagen<br />

werden für die Verpressung übereinander angeordnet<br />

Strukturierung der beiden inneren<br />

Lagen. Der gesamte Prozess dauerte<br />

nur 25 min.<br />

Nach der Reinigung der einzelnen<br />

Lagen mit Isopropanol wird der Stapel<br />

von der untersten Lage an auf<br />

dem Boden des Presswerkzeugs<br />

aufgebaut. Die Passstifte und der<br />

Text am Rand jeder Lage helfen dem<br />

Bediener, die Lagen korrekt auszurichten.<br />

Das zwischen den Lagen<br />

eingelegte Prepreg wird auf die Mitte<br />

des Materials ausgerichtet. Nachdem<br />

auch noch die Abdeckung des<br />

Presswerkzeugs montiert ist, wird<br />

der komplette Aufbau in die LPKF<br />

MultiPress S4 eingelegt.<br />

Der Pressvorgang des Standardprogramms<br />

läuft automatisch und<br />

ohne Benutzereingriff 2:45 Stunden<br />

lang. Am Ende des Pressvorgangs<br />

wird aus Wunsch eine E-Mail-<br />

Benachrichtigung an den Bediener<br />

gesendet. Wenn das Material länger<br />

in der Presse verbleibt, entstehen<br />

keine Schäden.<br />

Der gepresste Multilayer-Stapel<br />

wird zum Bohren an den ProtoLaser<br />

H4 zurückgegeben. Die zuvor<br />

auf der Kernlage gebohrten Passermarken<br />

werden verwendet, um das<br />

gesamte Panel automatisch auszurichten.<br />

Das PCB Layout weist zwölf<br />

3/<strong>2022</strong><br />

verschiedene Lochdurchmesser auf,<br />

daher sind zwölf verschiedene Bohrer<br />

erforderlich.<br />

Der Bohrprozess beginnt vom<br />

kleinsten Durchmesser aufwärts;<br />

die ersten sechs dünneren Werkzeuge<br />

werden für einen ununterbrochenen<br />

Prozess in eine Toolbox<br />

geladen. Wenn diese Löcher gebohrt<br />

werden, fragt ein Kommunikationsfenster<br />

nach fehlenden Werkzeugen<br />

und fordert zum manuell Tausch im<br />

Werkzeughalter auf. Der Bohrprozess<br />

wird nach Bestätigung fortgesetzt,<br />

und alle 762 Löcher werden<br />

in 33 Minuten gebohrt.<br />

Der Stapel ist nun für die Durchkontaktierung<br />

in der LPKF Contac<br />

S4 vorbereitet. Es wird ein Galvanisierungsprogramm<br />

mit 95 min Laufzeit<br />

ausgewählt, um 12,5 µm Kupfer<br />

aufzubauen. Prozessanweisungen<br />

auf dem Display führen den Bediener<br />

durch die Reinigungsphasen, eine<br />

Black-Hole-Aktivierung, Trocknung<br />

und die abschließende Vorbereitung<br />

für die Beschichtung. Der gesamte<br />

Prozess dauert etwa 2,5 h, wobei<br />

innerhalb der ersten Stunde manuelle<br />

Eingriffe des Bedieners erforderlich<br />

sind.<br />

Die letzte Stufe, die Strukturierung<br />

der äußeren Schichten, ist<br />

identisch wie bei doppelseitigen<br />

PCBs. Der LPKF ProtoLaser H4<br />

bearbeitet die untere Schicht in 6<br />

min und 16 s, während eine komplexere<br />

obere Schicht 9 min benötigte.<br />

Das mechanische Ausschneiden<br />

der Leiterplatte dauerte 3 min und<br />

7 s – Spitzenwerte für anspruchsvolles<br />

Strukturieren doppelseitiger<br />

Leiterplatten.<br />

Zusammenfassend<br />

ist festzustellen: Trotz relativ<br />

langer Press- und Durchkontaktierungsprozesse<br />

wurde die<br />

vierlagige Multilayer-Leiterplatte<br />

innerhalb von 7 h hergestellt. Ein<br />

zusätzlicher Schritt, der Schutz<br />

der Leiterplatte mit Lötstopplack,<br />

würde durch die Aushärtungszeit<br />

eine zusätzliche Stunde erfordern.<br />

Der LPKF ProtoLaser H4 mit MultiPress<br />

S4 und Contac S4 können<br />

hausintern 4-Lagen-Leiterplatten-<br />

Prototypen innerhalb eines Arbeitstages<br />

herstellen. Die Benutzer<br />

werden einfach durch den Prozess<br />

geführt. ◄<br />

Nach dem Verpressen wird gebohrt, dann folgt die Durchkontaktierung<br />

und schließlich die Strukturierung der Außenlagen. Im Ergebnis: ein<br />

vierlagiges PCB in weniger als einem Tag<br />

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Rund um die Leiterplatte<br />

Leiterplatten-Bestückung ohne Fallstricke<br />

In diesem Beitrag werden Strategien für einen reibungslosen Bauteil-Montageprozess vorgestellt, der ein Qualitätsprodukt<br />

erzeugt.<br />

Selbst erfahrene Hersteller können<br />

bei der Bestückung auf Schwierigkeiten<br />

stoßen. Daher denken Sie<br />

bitte an einige der folgenden Tipps<br />

und Best Practices!<br />

Die Wichtigkeit der guten<br />

Vorbereitung<br />

In Bezug auf Zeit, Geld und Reputation<br />

sind die Kosten für eine Nachbesserung<br />

nach der Montage höher<br />

als in der Entwurfs- oder Prototyping-Phase<br />

– vor allem bei höheren<br />

Stückzahlen. Deshalb ist es so wichtig,<br />

dass Sie Ihren Assembler mit<br />

Bedacht auswählen. Ein zuverlässiger<br />

Montagepartner wird Ihnen<br />

helfen, kostspielige Ausfälle zu<br />

vermeiden.<br />

In erster Linie sollten Sie frühzeitig<br />

und häufig mit Ihrem Montagepartner<br />

zusammenarbeiten, genau<br />

wie mit Ihrem Leiterplattenhersteller.<br />

Ihr Bestücker kann eine Ressource<br />

sein, die Tipps für ein effektives Leiterplatten-Design<br />

gibt, Sie bei der<br />

Auswahl der Materialien berät und<br />

Ihnen Anregungen zu Layout-Techniken<br />

geben, die die Passgenauigkeit<br />

und Funktionalität in der Printed Circuit<br />

Assembly (PCA) gewährleisten.<br />

Denken Sie auch an die folgenden<br />

bewährten Verfahren:<br />

• Ermitteln Sie frühzeitig Budgetgrenzen<br />

und Vorlaufzeiten, damit<br />

weder Ihr Hersteller noch Assembler<br />

im späteren Verlauf des Prozesses<br />

in Bedrängnis geraten.<br />

• Nutzen Sie alle Ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Design Tools und<br />

konsultieren Sie bei Bedarf Ihr<br />

Montage- oder Fertigungs-Team.<br />

• Vernachlässigen Sie nicht die<br />

Überprüfung der Entwurfsregeln<br />

oder die DFM-Prüfung.<br />

• Stellen Sie sicher, dass Sie die<br />

PCB- und PCA-Materialien auf die<br />

Umgebung abgestimmt haben, in<br />

der das Endprodukt arbeiten wird.<br />

• Überprüfen Sie Ihre Stücklisten<br />

doppelt und dreifach und achten<br />

Sie darauf, dass die Beschriftungen<br />

durchgängig und korrekt<br />

sind.<br />

Richtlinien sind vom PCB-Typ<br />

abhängig<br />

Leiterplatten gibt es in drei Grundformen:<br />

einseitig, doppelseitig und<br />

mehrlagig. Jede Form hat ihre eigenen<br />

Richtlinien für die Platzierung<br />

von Bauteilen, aber im Allgemeinen<br />

gilt, dass Bauteile auf der Oberseite<br />

der Leiterplatte platziert werden.<br />

Um die Länge der Leiterbahnen<br />

zu minimieren und Kurzschlüsse<br />

zu vermeiden, platzieren Sie Komponenten,<br />

die nebeneinander angeschlossen<br />

werden – wie Schalteranschlüsse,<br />

LEDs, Montagebohrungen<br />

und Kühlkörper – auch nebeneinander.<br />

Integrierte Schaltungen sollten<br />

alle in einer Lage platziert werden,<br />

entweder nach oben, unten, links<br />

oder rechts gerichtet.<br />

Wenn Sie fertig sind, legen Sie<br />

eine Kopie Ihres Layouts auf die<br />

Leiterplatte, um sicherzustellen,<br />

dass ausreichend Platz für jedes<br />

Bauteil vorhanden ist. Stellen Sie<br />

dabei sicher, dass Ihre signalführenden<br />

Leiterbahnen so kurz und<br />

direkt wie möglich sind, und verwenden<br />

Sie bei mehrlagigen Platinen<br />

Durchkontaktierungen, um<br />

Signale von Schicht zu Schicht zu<br />

übertragen.<br />

Per Hand oder Maschine<br />

Außerdem müssen Sie sich zwischen<br />

Hand- und Maschinenmontage<br />

entscheiden. Wenn Sie tausende<br />

von einfachen Baugruppen<br />

produzieren, geht es nur mit der<br />

Maschine, aber das Handlöten ist<br />

in vielen anderen Fällen sinnvoll.<br />

Hersteller und diejenigen, die ein<br />

neues Produkt entwickeln entscheiden<br />

sich oft für die Handarbeit. Es<br />

hängt von der Komplexität der Leiterplatte<br />

ab, von den Anforderungen<br />

an die Produktionsmenge und<br />

vom Materialbedarf.<br />

Sobald Sie die Entwicklungsphase<br />

hinter sich gelassen haben oder das<br />

Produktionsvolumen steigt, werden<br />

Sie wahrscheinlich vom Handlöten<br />

zur maschinellen Montage übergehen<br />

wollen.<br />

Beachten Sie die folgenden zu<br />

vermeidenden Fallstricke beim Übergang<br />

von der Hand- zur maschinellen<br />

Montage. Denn was beim<br />

Löten von PCAs von Hand gut funktioniert,<br />

kann bei der maschinellen<br />

Bestückung überhaupt nicht funktionieren.<br />

Quelle:<br />

PCB Assembly for Smarties,<br />

How best practices at every<br />

stage of the process help you<br />

avoid common pitfalls and<br />

ensure success,<br />

Sunstone Circuits, Mulino<br />

frei übersetzt von FS<br />

16 3/<strong>2022</strong>


Rund um die Leiterplatte<br />

Schützen Sie Ihre feuchtigkeitsempfindlichen<br />

Teile!<br />

Auch wenn es anders aussieht,<br />

nimmt Kunststoff tatsächlich Feuchtigkeit<br />

auf, ohne in Wasser getaucht<br />

zu werden. Kunststoffplatten nehmen<br />

Feuchtigkeit auf, wenn sie nicht<br />

davor geschützt werden. Wenn<br />

Kunststoffteile, die Feuchtigkeit<br />

absorbiert haben, zum Beispiel in<br />

einen Reflow-Ofen gelegt werden,<br />

verwandelt sich das H2O in Dampf.<br />

Der sich ausdehnende Dampf hat<br />

das Potenzial, die Leiterplatte zu<br />

spalten. Wenn dieser Schaden nicht<br />

mit bloßem Auge sichtbar ist, wird<br />

das Ergebnis ein unzuverlässiges<br />

Produkt im Einsatz sein.<br />

Wenn Sie Ihr Projekt zur maschinellen<br />

Montage schicken, können<br />

Sie zwei Dinge mit feuchtigkeitsempfindlichen<br />

Teilen tun: Bestellen<br />

Sie die Teile auf einer Just-in-Time-<br />

Basis und halten Sie die Pakete versiegelt.<br />

Wenn Sie Teile haben, die<br />

der Luft ausgesetzt waren, informieren<br />

Sie Ihren Montagepartner<br />

darüber und bitten Sie darum, dass<br />

die Teile vor dem Zusammenbau<br />

behandelt werden, um die Feuchtigkeit<br />

sicher zu entfernen.<br />

Sparen Sie nicht an der<br />

Lötstoppmaske!<br />

Einige Leiterplattenhersteller bieten<br />

reduzierte Preise an, wenn Sie<br />

Ihre Leiterplatten ohne Lötstoppmaske<br />

oder Silkscreen bestellen.<br />

Das ist kein Problem, wenn Sie von<br />

Hand bestücken. Sie können die Lotmenge<br />

nach Augenmaß regulieren.<br />

Wenn Sie jedoch eine Schablone<br />

zum Auftragen der Lötpaste verwenden<br />

und die Platine durch einen<br />

Reflow-Ofen läuft, breitet sich das<br />

Lot auf den freiliegenden Kupferbahnen<br />

aus. Dies kann dazu führen,<br />

dass Ihre Bauteile nicht genug Lot<br />

auf den Pins haben, um eine zuverlässige<br />

Verbindung herzustellen.<br />

Eine Lötstoppmaske ist zwar im<br />

Vorfeld etwas teurer, erhöht aber die<br />

Zuverlässigkeit und senkt Kosten<br />

auf lange Sicht. Die kreative Wahl<br />

der Farbe der Lötmaske kann Ihren<br />

Platinen auch etwas Individualität<br />

verleihen.<br />

Siebdruck kann die Genauigkeit<br />

verbessern<br />

Ohne Siebdruck ist die maschinelle<br />

Bestückung nicht so zuverlässig<br />

genau wie mit. Leider erklären<br />

CAD-Dateien den Bestückungsautomaten<br />

nicht genau, wo jedes<br />

Teil hingehört und welcher Winkel<br />

und welche Ausrichtung erforderlich<br />

ist. Fußabdruckfehler sind häufig,<br />

ebenso wie Komponenten mit<br />

zweideutigen Markierungen. Ein klarer<br />

Siebdruck hilft, sicherzustellen,<br />

dass alle Fehler in den Daten visuell<br />

erfasst werden.<br />

Keine Angst vor der<br />

Oberflächenmontage!<br />

Eine der einfachsten Möglichkeiten,<br />

um sicherzustellen, dass<br />

eine Leiterplatte von Hand gefertigt<br />

werden kann, ist die Verwendung<br />

von durchkontaktierten Teilen.<br />

Dies setzt Ihrem Design jedoch<br />

viele Grenzen, schließt viele neue<br />

Technologien aus und bei größeren<br />

Produktionsserien sind die Kosten<br />

unerschwinglich.<br />

Breakout-Boards können für<br />

kleine oberflächenmontierbare Chips<br />

verwendet werden, die bereits auf<br />

einer PCB mit handlötbaren Headern<br />

vormontiert werden. Diese sind<br />

für viele neue Bauteile erhältlich,<br />

aber nicht für alle. Sie beanspruchen<br />

auch viel zusätzlichen Platz<br />

auf der Leiterplatte und sind kostspielig.<br />

Wenn Sie einen Prototyp<br />

oder eine kleine Anzahl von Platinen<br />

für den Eigengebrauch bauen,<br />

sind Breakout-Platinen in Ordnung.<br />

Für größere Produktionsserien,<br />

bei denen eine maschinelle Bestückung<br />

unumgänglich ist, sollten Sie<br />

das Layout Ihrer Leiterplatte so<br />

umändern, dass Sie den oberflächenmontierten<br />

Chip ohne die Breakout-Platine<br />

verwenden können. Vergessen<br />

Sie nur nicht die Bypass-<br />

Kondensatoren und alle anderen<br />

erforderlichen Komponenten!<br />

Dieses Layout sollte einfach zu<br />

bewerkstelligen sein. Viele Breakout-Boards<br />

sind Open Source,<br />

sodass Sie möglicherweise deren<br />

bewährten Schaltplan und deren<br />

Layout für diesen Teil Ihres Entwurfs<br />

verwenden können.<br />

Verwenden Sie bei der Maschinenmontage<br />

keine offenen Durchkontaktierungen.<br />

Quad Flat No-Leads (QFNs) und<br />

Ball Grid Arrays (BGAs) haben Pins/<br />

Pads unter dem Teil, die aber oft völlig<br />

unzugänglich sind. Daher werden<br />

beim Handlöten häufig große<br />

Durchkontaktierungen in das entsprechende<br />

Pad gesetzt. Befestigen<br />

Sie das Bauteil mit Klebeband auf<br />

der Leiterplatte, drehen Sie sie um<br />

und bringen Sie mit einem Lötkolben<br />

mit kleiner Spitze Lötzinn durch<br />

die Durchkontaktierung. So können<br />

Sie fast jedes bleifreie oberflächenmontierbare<br />

Bauteil von Hand löten.<br />

Dieser Prozess ist bei einer automatisierten<br />

Montage nicht möglich.<br />

Das Lot fließt die Durchkontaktierung<br />

hinunter und landet auf der<br />

Rückseite der Platine. Das kann<br />

zu Kurzschlüssen auf der Rückseite,<br />

Teilen, die von der Vorderseite<br />

abfallen, oder Teilen, die einfach<br />

nicht mit allen Pads verbunden<br />

sind, führen.<br />

Wenn Sie die Handlöttechnik mit<br />

offenen Durchkontaktierungen verwendet<br />

haben, müssen Sie Ihre Leiterplatte<br />

ohne offene Durchkontaktierungen<br />

in den Pads neu auslöten,<br />

bevor Sie sie zur Herstellung<br />

schicken. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

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Rund um die Leiterplatte<br />

Tipps für PCB-Entwickler – fertigungsgerechtes<br />

Design<br />

Das Festlegen der Außenkontur (Outline) einer Leiterplatte erscheint trivial, doch die Tücken stecken im Detail.<br />

angezeigt, so dass die genaue Ausrichtung<br />

anderer Merkmale in der<br />

Nähe des Umrisses willkürlich sein<br />

kann. Aus diesem Grund empfehle<br />

ich die dünnste Strichstärke, die<br />

man handhaben kann, oder eine,<br />

die zusätzliche Informationen liefert.<br />

Mit 0,5 mm Hub kann man z.B.<br />

einen Abstand von 0,25 mm von<br />

der Kante „sehen“, mit 0,8 mm den<br />

UL-Abstand von 0,4 mm und mit 0,9<br />

mm einen Abstand von 0,45 mm<br />

für mit V-Schnitt getrennte Leiterplatten.<br />

Es ist auch eine gute Idee,<br />

die Raster-, Ausricht- und Fangfunktionen<br />

des EDA-Werkzeugs<br />

zu verwenden, um sicherzustellen,<br />

dass die Features genau platziert<br />

werden.<br />

Aufgrund von Unklarheiten<br />

über die Herkunft richten einige<br />

EDA Tools beim Exportieren von<br />

Fertigungsdaten die Außenkontur<br />

nicht korrekt mit den restlichen<br />

Features der Leiterplatte aus. Das<br />

bedeutet, dass die exakte Platzierung<br />

für den Leiterplattenhersteller<br />

nicht eindeutig ist. Möglicherweise<br />

richtet der Hersteller die<br />

Linie nicht korrekt aus oder bittet<br />

den Designer sogar um eine<br />

Bestätigung der Änderungen. Als<br />

Hilfe empfehle ich, die Ausgabedateien<br />

mit einem Gerber-Viewer<br />

zu betrachten, der unabhängig vom<br />

normalen Designprozess ist, wie<br />

z.B. der kostenlose Gerber-Viewer<br />

von Ucamco. Außerdem empfehle<br />

Das EDA Tool hat die Außenkontur mit einer gestrichelten Linie<br />

(rot) definiert. Die Mitte dieser Linie wird als die eigentliche<br />

Leiterplattenkante angesehen. Normalerweise gibt es auch die<br />

Vorgabe, Kupfer in einem bestimmten Abstand von der Kante<br />

freizuhalten (lila). Zum Trennen der einzelnen Leiterplatte von einem<br />

Nutzen wird ein Router Bit verwendet<br />

Wer die folgenden Regeln beachtet,<br />

vermeidet spätere Probleme<br />

in der Leiterplattenfertigung und<br />

-bestückung.<br />

Autor:<br />

Saar Drimer,<br />

Elektronikentwickler und<br />

technischer Redakteur bei<br />

Eurocircuits,<br />

www.eurocircuits.de<br />

Die Außenkontur<br />

definiert die physikalische Grenze<br />

einer Leiterplatte und kann ein einfaches<br />

Rechteck oder eine aufwendige<br />

Form sein. Eurocircuits definiert<br />

eine Außenkontur in einem eigenen<br />

Layer des eigenen EDA Tools.<br />

Die Form soll durch eine geschlossene,<br />

sich nicht überschneidende<br />

Linie definiert werden, die normalerweise<br />

mit einer bestimmten Breite<br />

gestrichelt, aber ungefüllt dargestellt<br />

wird. Üblicherweise wird die<br />

Mitte dieser Strichstärke als tatsächlicher<br />

Umriss der Leiterplatte<br />

verwendet. Das klingt trivial, doch<br />

hier lauern die Fehler:<br />

Die Strichstärke<br />

ist nur dazu da, um die Form<br />

besser erkennen zu können. Ihre<br />

Mitte wird uns normalerweise nicht<br />

KiCAD (V5) kann so eingestellt werden, dass es mit seinem DRC auf<br />

Konturbrüche aufmerksam macht. Der rote Pfeil weist auf ein Problem<br />

hin. Das erste Bild zeigt, dass ein Bruch nicht zu sehen, aber bei<br />

näherer Betrachtung vorhanden ist. In diesem speziellen Fall wird der<br />

Eurocircuits Visualizer diese kleine Lücke erkennen und automatisch<br />

beheben<br />

18 3/<strong>2022</strong>


Rund um die Leiterplatte<br />

Ein Beispiel für eine saubere Bohrung links und eine Bohrung mit Ausbrüchen, verursacht durch einen<br />

stumpfen Bohrer rechts<br />

ich, wenn der Leiterplattenhersteller<br />

es zulässt, die nachbearbeiteten<br />

Designdateien zu überprüfen,<br />

bevor das Design für die Produktion<br />

freigegeben wird.<br />

Ein Umriss<br />

muss eine geschlossene Form<br />

sein. Nur manchmal fehlt ein Segment<br />

im Umriss. Wir können es entweder<br />

nicht sehen, weil die Lücke<br />

zu klein ist oder es wird von einem<br />

anderen Feature verdeckt. Es lohnt<br />

sich, darauf zu achten, dass die<br />

Design Rule Checker (DRCs) des<br />

EDA Tools diese Probleme erkennen.<br />

Oder man geht manuell über<br />

die Außenkontur: Hineinzoomen,<br />

um nach Anomalien zu suchen, wie<br />

z.B. Knicke und Stummel, die aufgrund<br />

des Betrachtungsmaßstabs<br />

verborgen sind!<br />

Andere Informationen<br />

schleichen sich manchmal in die<br />

Konturebene ein, entweder durch<br />

den Designer oder das EDA Tool.<br />

Diese Informationen sind dann in<br />

den Daten enthalten, die wir dem<br />

Leiterplattenhersteller liefern. Das<br />

kann zu einer Menge Verwirrung führen.<br />

Ich empfehle dringend, darauf<br />

zu achten, dass nur Außenkonturinformationen<br />

in den entsprechenden<br />

Layer aufgenommen werden. Wenn<br />

man dem Hersteller etwas mitteilen<br />

muss, dann sollte man das in<br />

der Mechanik- oder einer anderen<br />

Anwenderebene tun.<br />

Das Nutzentrennen<br />

nimmt bei den Überlegungen zur<br />

Leiterplattenfertigung mehr oder<br />

weniger Raum ein: Die einzelnen<br />

Leiterplatten werden in einem Nutzen<br />

gefertigt, der mehrere gleiche<br />

oder unterschiedliche Leiterplatten<br />

enthält, z.B. beim Pooling. Einzelne<br />

Leiterplatten werden mit einer<br />

Fräse, die entlang der Kontur fährt,<br />

aus dem Nutzen herausgeschnitten.<br />

Bei einem anderen Verfahren<br />

ritzen zwei scharfe Messer die<br />

Leiterplatte von beiden Seiten mit<br />

einem V-Schnitt ein und schneiden<br />

sie später aus dem Nutzen heraus.<br />

Beide Verfahren können auch kombiniert<br />

werden.<br />

Der V-Schnitt kann nur in geraden<br />

Linien erfolgen, die entweder par-<br />

allel oder senkrecht zu einer rechteckigen<br />

Leiterplatte verlaufen, und<br />

verbraucht sehr wenig Platz. Eine<br />

Oberfräse kann fast jede beliebige<br />

Form fräsen, allerdings „verschlingt“<br />

sie dabei den Durchmesser<br />

an Material. Beide Methoden<br />

erfordern scharfe und robuste Werkzeuge,<br />

die eine akzeptable Kante<br />

erzeugen, ohne die Leiterplatte zu<br />

beschädigen.<br />

Beim Nutzentrennen mit stumpfen<br />

Werkzeugen kann das Basismaterial<br />

ausbrechen und seine Stabilität<br />

verlieren. Die Fräser können auch<br />

Grate hinterlassen, winzige Materialreste<br />

an der Oberfläche oder<br />

Kante des Schnitts.<br />

Das Nutzentrennen ist einer der<br />

letzten Schritte der Leiterplattenherstellung.<br />

Für die Leiterplattenbestückung<br />

bleiben die Boards oft im<br />

Nutzen. Reststege fixieren die einzelnen<br />

Leiterplatten, wobei idealerweise<br />

so wenig Material wie möglich<br />

auf der Oberfläche der Kante<br />

verbleibt. Zum Vereinzeln der Leiterplatten<br />

können die Stege leicht<br />

abgebrochen werden.<br />

All dies muss von uns PCB-Designern<br />

berücksichtigt werden, um<br />

sicherzustellen, dass unsere Daten<br />

eindeutig sind, damit die gefertigten<br />

Leiterplatten so wenig Fehler<br />

wie möglich aufweisen.<br />

Beispiele für Stege, die Eurocircuits beim Nutzengestalten hinzufügt. Als ich diese Leiterplatte entwarf, bat<br />

ich darum, die Stege dort anzubringen, wo sie es für nötig halten. Ich wusste, dass die Experten beim<br />

Entwerfen und Platzieren der Stege einen viel besseren Job machen würden als ich<br />

3/<strong>2022</strong><br />

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Rund um die Leiterplatte<br />

Um überschüssiges Material zu entfernen, das der Oberfräser in<br />

scharfen Winkeln hinterlässt, und ohne einen Bit mit kleinerem<br />

Durchmesser zu benötigen, kann man eine Bohrung setzen, um den<br />

Überschuss zu entfernen<br />

Der Nutzentrenner zum Vereinzeln<br />

der Leiterplatten hat eine<br />

bestimmte Genauigkeitstoleranz<br />

oder „Registrierung“, sodass wir<br />

einen Bereich mit einem bestimmten<br />

Abstand von der Außenkontur<br />

frei von Lötstoppmaske halten<br />

müssen. Dieser Abstand wird<br />

vom Leiterplattenhersteller und den<br />

Industriestandards festgelegt. Es<br />

ist gut, sich frühzeitig darüber zu<br />

informieren.<br />

Die am meisten verwendeten<br />

Fräsbohrer haben einen Durchmesser<br />

von 2 mm, was einen Eckenradius<br />

von 1 mm ergibt. Für kleinere<br />

Radien muss der Designer herausfinden,<br />

ob der Hersteller dazu in<br />

der Lage ist. In den meisten Fällen<br />

muss man diese Anforderung<br />

explizit angeben. Man kann diese<br />

Einschränkung umgehen und vielleicht<br />

auch höhere Kosten vermeiden,<br />

indem man eine Bohrung an<br />

der Ecke platzieren, um den Überstand<br />

wegzunehmen.<br />

Leiterplatte, die mit einem V-Schnitt-Verfahren aus dem Nutzen geritzt wurde. Typisch ist der geringe<br />

Materialverbrauch<br />

Edge-Launch-SMA-Steckverbinder reichen über den Rand der Leiterplatte und benötigen Platz für die<br />

Montage. Designer müssen aufpassen, dass der Bruchsteg nicht darunter liegt<br />

Über die Kante stehende<br />

Bauteile<br />

sind nur dann in Ordnung, solange<br />

sie nicht über einen Bruchsteg hängen.<br />

Denn das kann zu zwei unerwünschte<br />

Folgen haben:<br />

Erstens könnte das Bauteil nicht<br />

bündig mit der Leiterplatte abschließen,<br />

weil es durch den Steg nach<br />

oben gestützt wird. Beispiele sind<br />

Micro-USB-Stecker, die eine untere<br />

„Lippe“ haben, die unter die Oberfläche<br />

der Leiterplatte geht, und<br />

SMA-Stecker, die meist über die<br />

Kante hängen.<br />

Zweitens könnte das Abbrechen<br />

des Stegs das Bauteil anheben,<br />

seine Anschlüsse schwächen oder<br />

es sogar von der Leiterplatte abbrechen.<br />

Es ist fast immer eine gute<br />

Idee, den Hersteller zu fragen, ob<br />

er Haltestege mitliefert oder nicht,<br />

und ihn bitten, die Haltestege zu<br />

positionieren, weil er die Erfahrung<br />

und die Werkzeuge hat, um das am<br />

besten zu tun.<br />

Für die Kontrolle<br />

können Leiterplatten-Designer<br />

können den frei zugänglichen PCB<br />

Visualizer von Eurocircuits nutzen.<br />

Dieses Tool eignet sich auch als<br />

externer Gerber Viewer. Die Software<br />

weist auf falsch ausgerichtete<br />

oder unvollständige Konturen<br />

hin, wenn die Software diese nicht<br />

selbst sicher beheben kann. Designer<br />

können Fehler dann entweder<br />

innerhalb des Visualizers mit<br />

dem Outline Editor korrigieren oder<br />

neue Dateien hochladen.<br />

Außerdem misst das Tool und<br />

meldet alle Probleme mit Pads<br />

oder Leiterbahnen, die zu nah am<br />

Rand der Leiterplatte liegen. Wenn<br />

andere Kupferbereiche vom Rand<br />

abgezogen werden, um die Spezifikation<br />

zu erfüllen, und dadurch<br />

ein offenes Netz entsteht, wird das<br />

ebenfalls gemeldet.<br />

Designer fügen manchmal den<br />

Umriss in jede Ebene ein, die zum<br />

Leiterplattenhersteller gesendet wird.<br />

Das war früher eine gute Idee, um<br />

Dinge auszurichten. Jetzt behindert<br />

es den Fertiger, weil der Umriss aus<br />

jeder Ebene entfernt werden muss.<br />

Das kann zu Unklarheiten führen.<br />

PCB-Designer sollten den Umriss<br />

nur in einer einzigen Datei haben<br />

und auch sicherstellen, dass Ausrichtung,<br />

Spiegelung, Registrierung<br />

und Offsets aller Dateien im Satz<br />

ebenfalls korrekt sind. ◄<br />

20 3/<strong>2022</strong>


Rund um die Leiterplatte<br />

Bewältigung der Herausforderungen beim<br />

modernen PCB Layout<br />

Die zunehmende Miniaturisierung und Komplexität der PCBs ergibt eine ganze Reihe von Herausforderungen für<br />

die Designer. Mit guter Software sind diese überwindbar.<br />

Autor:<br />

Mark Forbes<br />

Director of Marketing Contest<br />

Altium Europe GmbH<br />

www.altium.com<br />

3/<strong>2022</strong><br />

„Liebling, ich habe die Kinder<br />

geschrumpft.“ „Die Welt ist ja so<br />

klein.“ Für Disney-Fans sind das<br />

wohlbekannte Filmzitate – aber<br />

sie könnten auch die stetige Miniaturisierung<br />

des Platinen-Designs<br />

(PCB) beschreiben. Sehen Sie sich<br />

die folgende Statistik an [1]:<br />

• Die Platinenfläche ist relativ konstant<br />

geblieben, während sich die<br />

Anzahl der Leiterbahnen pro Flächeneinheit<br />

in den vergangenen<br />

zehn Jahren verdreifacht hat.<br />

• Die durchschnittliche Anzahl der<br />

Bauteile hat sich in 15 Jahren vervierfacht,<br />

während die Zahl der<br />

Anschlüsse pro Bauteil um den<br />

Faktor 4 bis 5 geringer wurde.<br />

• Die Anzahl der Pins in einem<br />

Design hat sich verdreifacht und<br />

die Anzahl der Verbindungen von<br />

Pin zu Pin ist auf das Doppelte<br />

angestiegen.<br />

Zunehmende Miniaturisierung<br />

und Komplexität<br />

Da die Bauteile und fertigen Produkte<br />

kleiner geworden sind, sind<br />

die PCB-Layouts wesentlicher dichter<br />

und komplexer. Die zunehmende<br />

Miniaturisierung und Komplexität<br />

der PCBs ergibt eine ganze Reihe<br />

von Herausforderungen für die Designer,<br />

die dafür verantwortlich sind,<br />

dass alles passt und zuverlässig<br />

funktioniert. Eine Umfrage ergab,<br />

dass 53% der Elektronikfirmen die<br />

steigende Komplexität der PCBs<br />

als größte Herausforderung bei<br />

der schnelleren und kostengünstigeren<br />

Entwicklung eines wettbewerbsfähigen<br />

Produkts sehen [2].<br />

Zu den häufigsten Schwierigkeiten<br />

beim PCB Layout gehören:<br />

• Routing von BGAs mit hoher<br />

Pin-Anzahl<br />

• Design flexibler PCBs, die in<br />

kleine Produkte mit unregelmäßiger<br />

Form passen<br />

• steigende PCB-Layout-Dichte<br />

bei gleichbleibender Lagenzahl<br />

• Vermeidung von Spannungsabfällen<br />

bei komplexen, mehrlagigen<br />

PCB Designs<br />

• Gewährleistung effektiver ECAD-<br />

MCAD-Integration und besserer<br />

Kommunikation mit den Herstellern<br />

• Einbindung ausreichend vieler<br />

Testpunkte in ein dichtes, komplexes<br />

PCB<br />

All diese Herausforderungen lassen<br />

sich mit einem hochmodernen<br />

und einheitlichen Software-Paket für<br />

das PCB Layout leichter bewältigen.<br />

Herausforderungen beim BGA<br />

Routing<br />

BGAs sind eine übliche Methode<br />

zum Verpacken von PCBs und ICs,<br />

die viele Pins enthalten oder extrem<br />

dicht bestückt sind. PCB Designer<br />

wählen BGAs, weil sie kosteneffizient<br />

sind und dabei immer noch<br />

die nötige Flexibilität bieten können,<br />

um die Miniaturisierungs- und<br />

Bild 1: Das Routing eines großen BGA kann viel Zeit in Anspruch<br />

nehmen; Software-Werkzeuge für das PCB Layout, die ein<br />

automatisiertes BGA Breakout bieten, können den Zeitaufwand von<br />

Tagen auf Minuten reduzieren © Engenious Designs<br />

21


Rund um die Leiterplatte<br />

Bild 2: Diese Bluetooth-Schaltung im Rigid-Flex-Design passt in den<br />

Steckverbinder eines selbstkauterisierenden Skalpells<br />

© Engenious Designs<br />

Funktionsanforderungen zu erfüllen.<br />

Das Problem besteht darin,<br />

dass bei mehr Pins und kleineren<br />

Abständen der sogenannte<br />

BGA Breakout – das Routing der<br />

BGAs – immer schwieriger wird.<br />

Ineffizientes Routing kann zusätzliche<br />

Lagen erfordern, die dann die<br />

Kosten in die Höhe treiben und zu<br />

Problemen mit der Signalintegrität,<br />

der Schichtablösung und den Querschnittsverhältnissen<br />

der Durchkontaktierungen<br />

führen können.<br />

Insbesondere BGAs mit über 1500<br />

Pins stellen im Routing eine einzigartige<br />

Herausforderung dar (Bild 1).<br />

Üblicherweise gliedert sich das<br />

Routing in zwei Schritte. Zuerst<br />

muss der Designer die BGA Pads<br />

an der Oberfläche mit den inneren<br />

Lagen des PCBs verbinden, also<br />

den Fan-out einrichten. Dann muss<br />

der Designer von diesen innenliegenden<br />

Durchkontaktierungen Verbindungen<br />

zu den übrigen Bauteilen<br />

auf dem PCB herstellen. Oft<br />

entscheidet allein das Routing aus<br />

einem großen BGA darüber, wie<br />

viele Lagen für das Routing erforderlich<br />

sind.<br />

Wenn das BGA Breakout manuell<br />

erfolgt, kann man mehrere Tage<br />

dafür benötigen – PCB Layout Software<br />

dagegen kann dabei helfen,<br />

diesen Prozess zu automatisieren,<br />

was die Routing-Zeit auf wenige<br />

Minuten reduziert.<br />

Neben dem Autorouting kann<br />

auch das HDI-Verfahren (High Density<br />

Interconnect) zur Lösung von<br />

Problemen mit dem BGA Routing<br />

beitragen.<br />

Wo soll das PCB hineinpassen?<br />

Mit dem Aufkommen von Wearables<br />

und dem Einzug der Elektronik<br />

in praktisch jede erdenkliche<br />

Branche müssen PCBs inzwischen<br />

oft rund oder unregelmäßig<br />

geformt sein und in verschiedenste<br />

Gehäuse passen (Bild 2). Hier haben<br />

sich die PCB Layout Designer kluge<br />

Platzierungs- und Routing-Verfahren<br />

überlegt, von denen das sogenannte<br />

Ridig-Flex-Design am praktischsten<br />

ist.<br />

Rigid-Flex-Platinen sind traditionelle,<br />

feste PCBs, die mit einer<br />

biegsamen Platine verbunden sind,<br />

welche sich platzsparend falten<br />

oder durch kleine Öffnungen einführen<br />

lässt.<br />

Bei der Entwicklung einer Rigid-<br />

Flex-Platine müssen Designer mehrere<br />

Bereiche berücksichtigen,<br />

in denen es zu Problemen kommen<br />

kann. Zum Beispiel müssen<br />

die Biegestellen präzise angelegt<br />

sein, damit die Platinen ordentlich<br />

ausgerichtet werden können, ohne<br />

die Verbindungspunkte zu belasten,<br />

und der Lagenaufbau muss unter<br />

Berücksichtigung dieser Biegestellen<br />

gestaltet werden.<br />

Bisher nutzten PCB Designer<br />

Papiermodelle, um Rigid-Flex-Designs<br />

zu simulieren und zu testen.<br />

Inzwischen erzeugt führende PCB<br />

Layout Software 3D-Modelle von<br />

Rigid-Flex-Baugruppen – auch in<br />

unregelmäßigen Formen – was ein<br />

schnelleres Design ermöglicht und<br />

die Präzision erheblich verbessert.<br />

Mehr Komplexität auf<br />

kleinerem Raum<br />

Neben dem Autorouting ist eine<br />

Möglichkeit, die Dichte von PCBs<br />

ohne mehr Lagen zu erhöhen,<br />

das HDI-Verfahren – einer Layout-Methode,<br />

bei der feinste Leiterbahnen<br />

sowie Sacklöcher, vergrabene<br />

Durchkontaktierungen<br />

und Microvias zum Einsatz kommen<br />

(Bild 3). HDI kann bei ordentlichem<br />

Design für niedrigere Kosten<br />

mit mehr Leistung sorgen [3].<br />

HDI bietet mehrere flexible Optionen<br />

für die Routing-Topologie und das<br />

PCB Layout. Obwohl das HDI-Verfahren<br />

einige Routing- und Dichteprobleme<br />

löst, bringt es aber ganz<br />

eigene Stolpersteine mit, darunter<br />

[4]:<br />

• eingeschränkter Arbeitsbereich<br />

auf der Platine<br />

• kleinere Bauteile und engere<br />

Abstände<br />

• mehr Bauteile auf beiden Seiten<br />

des PCBs<br />

• längere Leiterbahnen, daher längere<br />

Signallaufzeiten<br />

• Mehr Leiterbahnen werden benötigt,<br />

um die Platine zu vervollständigen.<br />

PCB Designer können sich von<br />

PCB Layout Software bei der Lösung<br />

dieser Probleme helfen lassen und<br />

sogar die Zahl der benötigten Lagen<br />

reduzieren.<br />

Schutz vor Spannungsabfällen<br />

Frühe PCBs wiesen ein recht<br />

simples Stromversorgungsnetz<br />

(PDN) auf, das aus einer großen<br />

Massefläche und einer Stromversorgungsfläche<br />

auf den Innenlagen<br />

bestand. Vorteilhaft an solchen Designs<br />

ist, dass die Masseverbindung<br />

von geringer Impedanz ist und die<br />

große Menge Kupfer ausreichend<br />

Strom für alle ICs liefern kann. Aber<br />

moderne PCBs sind nicht so einfach.<br />

Oft benötigt sogar ein einziges<br />

IC mehrere Spannungen, sodass<br />

mehrere Masse- und Stromversorgungsflächen<br />

erforderlich sind. Das<br />

schafft viele potentielle Probleme,<br />

wie zum Beispiel thermische Probleme<br />

oder Schichtablösung durch<br />

die schmälere Stromversorgungsfläche<br />

(wodurch die Stromdichte steigt)<br />

sowie elektromagnetische Interferenzen<br />

durch Unterbrechungen in<br />

der Massefläche.<br />

Am wichtigsten jedoch ist, dass<br />

die Stromversorgungsfläche infolge<br />

der Unterbrechungen weniger Kupfer<br />

enthält, was die Stromtragfähigkeit<br />

zwangsläufig verringert.<br />

Wenn der Strom beim Schalten<br />

seinen Maximalwert erreicht, kann<br />

bei einem unzureichenden Design<br />

möglicherweise nicht genug Strom<br />

bereitgestellt werden, was dann zu<br />

einem Spannungsabfall am IC führt<br />

(Bild 4). Unzureichende Spannung<br />

verursacht Fehlfunktionen, die in<br />

bestimmten Fällen katastrophale Folgen<br />

haben können. Um die Sache<br />

noch komplizierter zu machen, treten<br />

solche Spannungsabfälle oft sporadisch<br />

auf, d.h. nur unter bestimmten<br />

Schaltbedingungen. Sie lassen<br />

sich deshalb mit manuellen Verfahren<br />

nur sehr schwer prüfen oder diagnostizieren.<br />

Glücklicherweise kann ein gutes<br />

Software-Paket für das PCB Layout<br />

eine PDN-Analyse durchführen,<br />

manchmal auch IR-Analyse oder<br />

PI-DC-Simulation (Power Integrity<br />

DC) genannt. Dabei werden die Flächen,<br />

Leiterbahnen und Durchkontaktierungen<br />

auf der Platine daraufhin<br />

geprüft, ob sie von ihrer Dimen-<br />

Bild 3: Beispiel eines HDI-Modells für große, dicht bestückte Platinen<br />

mit mehreren BGAs und mit vielen Pins<br />

22 3/<strong>2022</strong>


Rund um die Leiterplatte<br />

sionierung und ihren Spezifikationen<br />

her für die Leistungsaufnahme der<br />

Bauelemente auf der Platine ausreichend<br />

sind.<br />

Durch die Ermittlung der Design-<br />

Bereiche, die mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

problematische Spannungsabfälle<br />

verursachen werden, gibt<br />

eine solche Analyse den Designern<br />

die Möglichkeit, zuverlässige<br />

und gleichzeitig effiziente PCB Designs<br />

zu entwerfen.<br />

Kommunikation und<br />

Zusammenarbeit verbessern<br />

Viel zu oft arbeiten Elektronikund<br />

Mechanik-Ingenieure isoliert<br />

voneinander. Dieser Mangel kann<br />

zu Designs führen, die ihre Fristen<br />

nicht einhalten. Und selbst nach<br />

Abschluss eines Designs kann es<br />

bei seiner Übergabe an den Hersteller<br />

zu Frustrationen und Ungenauigkeiten<br />

kommen, was die Kosten und<br />

die Entwicklungszeit weiter erhöht.<br />

Gute PCB Layout Software löst<br />

die Herausforderungen der ECAD-<br />

MCAD-Integration folgendermaßen:<br />

• nahtlose Integration von mechanischen<br />

Design-Arbeitsabläufen<br />

in das Elektronik-Entwicklungswerkzeug<br />

• Informationen zum Projekt-<br />

Management werden bereichsübergreifend<br />

geteilt.<br />

• 3D-Visualisierung des PCB<br />

Designs<br />

• Unterstützung von Echtzeit-Kollisionsprüfungen<br />

für Bauteile und<br />

mechanische Gehäuse<br />

• virtuelle Prototypen komplexer<br />

Design-Elemente (z.B. von Rigid-<br />

Flex-Abschnitten)<br />

Solche Funktionen verhindern<br />

Kommunikationsprobleme und sorgen<br />

dafür, dass die Designs im Zeitund<br />

Kostenrahmen bleiben.<br />

Nach Abschluss des Designs ist<br />

es jedoch genauso wichtig, dass die<br />

PCB Layout Software das Erstellen<br />

der Dokumentation unterstützt,<br />

die dem Hersteller genau zeigt,<br />

was gewünscht wird. Zum Beispiel<br />

muss der Hersteller wissen, wie<br />

sich das PCB und die Bauteile in<br />

das Gesamt-Design des Produkts<br />

einfügen und welche Bauteile er<br />

dafür vorrätig haben muss. Das<br />

lässt sich am besten mit 3D-Drucken<br />

und Videos bewerkstelligen,<br />

die komplexe Einzelheiten des Designs<br />

verständlich kommunizieren.<br />

Da sich der Platz auf den PCBs<br />

durch die wachsende Bauteildichte<br />

3/<strong>2022</strong><br />

und Miniaturisierung weiter verringert,<br />

werden sie immer empfindlicher<br />

gegen Jitter, Übersprechen<br />

und elektromagnetische Interferenzen.<br />

Das bedeutet, dass das<br />

Testen des PCB wichtiger denn je<br />

ist; ironischerweise bedeutet es aber<br />

auch, dass der verfügbare Platz für<br />

Testpunkte minimiert wird. PCB<br />

Layout Designer können die PCB<br />

Layout Software für das Design for<br />

Test (prüfgerechtes Design) nutzen.<br />

Dabei werden Kontaktpunkte<br />

für Flying Probes eingebaut (Bild 5).<br />

Dichte PCB Layouts für hochfrequente<br />

Signale machen es oft<br />

schwer, auf der Leiterplatte Platz<br />

für Testpunkte zu reservieren.<br />

PCBs, die dem Hersteller keine<br />

wichtigen Zugangspunkte bieten,<br />

laufen Gefahr, dass die Testüberdeckung<br />

auf 30% oder noch weniger<br />

sinkt und wichtige Prüfschritte<br />

übergangen werden. Bei ausreichender<br />

Probing-Überdeckung<br />

sollten 70 bis 80 Prozent der Platine<br />

für Tests zugänglich sein [5].<br />

Folgende Verfahren können dabei<br />

helfen, zusätzlichen Platz für Testpunkte<br />

zu schaffen [6]:<br />

• einen Streifen der Lötmaske am<br />

Ende des Bauteil-Pads freilassen<br />

• nicht das gesamte Durchkontaktierungs-Pad<br />

mit der Lötmaske<br />

bedecken<br />

• nur den freiliegenden Kupferabschnitt<br />

als Punkt für eine Test-<br />

Probe verwenden<br />

Durchgängiges Software-Paket<br />

sichert Wettbewerbsvorteil<br />

Fortschritte in der PCB-Technologie<br />

sind ein zweischneidiges<br />

Schwert. Sie haben die Leistung und<br />

den Anwendungsbereich der Elektronik<br />

vergrößert. Sie haben aber<br />

auch das PCB Layout erschwert<br />

und das Risiko längerer Markteinführungszeiten<br />

und höherer Produktkosten<br />

erhöht. Designer können diesen<br />

Risiken mit einem einheitlichen<br />

Software-Paket für das PCB Layout<br />

begegnen, das die nötige Automatisierung<br />

für eine schnelle und<br />

budgetgerechte Produktentwicklung<br />

bietet. Weitere Vorteile durch<br />

die Benutzung einer einheitlichen<br />

PCB Layout Software sind die einheitliche<br />

Benutzeroberfläche für<br />

Design, Test, Projekt-Management<br />

und Zusammenarbeit. Hinzu kommen<br />

ein zentraler Datenbestand für<br />

mehr Präzision und Sicherheit und<br />

gesteigerte Effizienz, da alle PCB-<br />

Bild 4: Obwohl jede dieser Kupferformen einen relativ geringen Widerstand<br />

von nur 0,25 Ohm aufweist, verursachen sie am Verbraucher<br />

einen Spannungsabfall von 5 auf 4,5 V<br />

Design-Aufgaben in einer einheitlichen,<br />

konsistenten Umgebung ausgeführt<br />

werden.<br />

Referenzen<br />

[1] „Overcoming increasing PCB<br />

complexity with automation“ (Wachsende<br />

PCB-Komplexität mit Automatisierung<br />

bewältigen), www.techdesignforums.com/practice/technique/<br />

overcoming-increasing-pcb-complexity-with-automation/<br />

[2] „Why PCB Design Matters<br />

to the Executive” (Wieso das<br />

PCB-Design auch Führungskräfte<br />

angeht), www.techdesignforums.<br />

com/pcb/files/2011/05/mentorpaper_56786_pdf.pdf<br />

[3] „BGA Breakouts and Routing:<br />

Second Edition” (BGA-Breakouts<br />

und Routing: 2. Auflage), www.aetpcb.com/aet/net_resources/help/<br />

BGA_Breakouts_and_Routing.pdf<br />

[4] „How to Pack More Complexity<br />

into a Smaller Footprint Using HDI”<br />

(Wie man mit HDI mehr Komplexität<br />

auf weniger Fläche unterbringt),<br />

www.altium.com/blog/pack-morecomplexity-hdi-design<br />

[5] Faisal Ahmed. „Overlooking<br />

Design-for-test Can Lead to Costly<br />

PCB Design Rework” (Vernachlässigung<br />

des Design for Test kann zu<br />

teurer PCB-Nacharbeit führen). N.p.,<br />

2. Juni 2014. Web. 20. September<br />

2016, www.embedded.com/design/<br />

debug-and-optimization/4430502/<br />

Overlooking-design-for-test-canlead-to-costly-PCB-design-rework<br />

[6] „Bugging Out - How to Minimize<br />

Your Embedded Design Debug<br />

Phase” (Bugging Out – Wie Sie die<br />

Debug-Phase Ihres Embedded-<br />

Designs minimieren), www.altium.<br />

com/blog/bugging-out-how-minimize-your-embedded-design<br />

debugphase.<br />

◄<br />

Bild 5: Es ist wichtig, beim Design das Prüfen zu berücksichtigen und<br />

ausreichend Testpunkte im PCB Layout bereitzustellen. Die richtige<br />

PCB Layout Software kann beim schnellen und einfachen Design for<br />

Test helfen<br />

23


Produktion<br />

Chip-Mangel hemmt auch deutsche<br />

Forschungsprojekte<br />

Ob und wie man versuchen kann, elektronische Bauteile in ausreichender Zahl trotz aktueller Lieferengpässe zur<br />

Verfügung zu stellen, skizziert dieser Artikel.<br />

Bild 1: Unternehmen streiten aktuell um elektronische Bauteile<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. Thomas Kuhn<br />

Assistent der Geschäftsleitung<br />

HTV Halbleiter-Test &<br />

Vertriebs-GmbH<br />

www.htv-gmbh.de<br />

Im täglichen Leben werden Menschen<br />

künftig noch mehr elektronischen<br />

Bauteilen vertrauen müssen,<br />

die beispielsweise in selbstfahrenden<br />

Autos, Service-Robotern<br />

oder unseren alltäglichen elektronischen<br />

Systemen und Geräten zum<br />

Einsatz kommen. Zusätzlich wird<br />

im IoT eine steigende Anzahl von<br />

Geräten miteinander vernetzt, die<br />

wiederum hard- und software-seitig<br />

immer mehr angreifbare Schwachstellen<br />

aufweisen.<br />

© Nuthawut – stock.adobe.com<br />

Das Projekt VE-SAFE<br />

Das diesem Bericht zugrundeliegende<br />

Vorhaben „Verhinderung<br />

von Angriffen auf Elektroniksysteme<br />

durch innovative Multi-Sensorik“<br />

(VE-SAFE)“ wird mit Mitteln<br />

des Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung unter dem<br />

Förderkennzeichen 16ME0236K<br />

vom 1.3.2021 bis 29.2.2024 gefördert.<br />

Die Verantwortung für den<br />

Inhalt dieser Veröffentlichung liegt<br />

bei den Autoren. Im Vorhaben wird<br />

eine Überwachungselektronik entwickelt,<br />

die zusammen mit einer<br />

bislang ungeschützten Kundenelektronik<br />

in einer Leiterplatte verpresst<br />

wird. Die Überwachungselektronik<br />

ist anschließend in der<br />

Lage, mögliche Angriffe auf die<br />

Hardware (Kundenelektronik) des<br />

jeweiligen elektronischen Gerätes<br />

zu erkennen und passende Gegenmaßnahmen<br />

einzuleiten. Hersteller<br />

elektronischer Geräte sollen durch<br />

diese zusätzliche adaptierbare Sensorhülle<br />

zukünftig in der Lage sein,<br />

das Sicherheitsniveau ihrer elektronischen<br />

Baugruppen im Bereich der<br />

Hardwaresicherheit (bzw. Hardware<br />

Security) komfortabel und kostengünstig<br />

zu erhöhen.<br />

Die HTV Halbleiter-Test & Vertriebs-GmbH<br />

führt das Verbundvorhaben<br />

zusammen mit dem<br />

Fraunhofer IZM und der Jenaer<br />

Leiterplatten GmbH durch. Dabei<br />

obliegt HTV eine Obsoleszenzanalyse<br />

der benötigen elektronischen<br />

Bauteile, um diese in ausreichender<br />

Zahl trotz aktueller Lieferengpässe<br />

im Halbleitermarkt zur Verfügung<br />

zu stellen. Lieferschwierigkeiten<br />

wurden analysiert und Lösungsansätze<br />

realisiert.<br />

Erste Überlegungen<br />

Einkäufer stehen aktuell vor<br />

großen Herausforderungen bei<br />

der Beschaffung dringend benötigter<br />

elektronischer Bauteile bzw.<br />

Halbleiter. Der Halbleitermangel<br />

beschäftigt weltweit nahezu alle<br />

Industriezweige. Lange Lieferzeiten<br />

und erhöhte Preise sind die Folge.<br />

Eine wirkliche Entspannung ist in<br />

<strong>2022</strong> nicht in Sicht. In einigen Fällen<br />

kommt es sogar vor, dass bereits<br />

zugesagte Preise nachverhandelt<br />

oder bereits bestätigte Aufträge an<br />

besser zahlende Unternehmen vergeben<br />

werden (vgl. Bild 1). Preise<br />

und Lieferzeiten sind für langfristige<br />

Projekte aktuell schwer kalkulierbar.<br />

Der Halbleitermangel führt bei<br />

einigen Unternehmen zu einem<br />

Produktionsrückgang oder sogar<br />

Produktionsstopp. In der Automobilbranche<br />

kommt es z.B. dazu,<br />

dass einige Fahrzeuge nur mit<br />

großen Lieferverzögerungen oder<br />

mit einer abweichenden Ausstattung<br />

(z.B. analoges Tachometer<br />

statt digitaler Version) ausgeliefert<br />

werden [5]. Im Anlagenbau werden<br />

Anlagen teilweise ohne Steuerungstechnik<br />

beim Kunden aufgebaut und<br />

können erst nach Wochen in Betrieb<br />

genommen werden, wenn die elektronischen<br />

Steuereinheiten verzögert<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Die weltweite Knappheit von Halbleiterbauelementen<br />

wird unter anderem<br />

derzeitig durch die folgenden<br />

Faktoren verursacht.<br />

Hohe Nachfrage<br />

Die Digitalisierung und damit<br />

ein wachsender Bedarf an elektronischen<br />

Bauelementen hält in allen<br />

Bereichen des Lebens Einzug. Da<br />

elektronische Bauteile häufig aus<br />

Halbleitermaterialien gefertigt werden,<br />

verzeichnet die Halbleiterbranche<br />

große Wachstumsraten. Die<br />

World Semiconductor Trade Statistics<br />

(WSTS) hatte daher Ende<br />

November 2021 prognostiziert,<br />

dass der weltweite Halbleitermarkt<br />

im Jahr 2021 um 25,6% und im Jahr<br />

<strong>2022</strong> weiter um 8,8% wachsen wird<br />

[9]. Trotz des steigenden Angebots<br />

kann die gegenwärtige Nachfrage<br />

nicht gedeckt werden und ein großer<br />

Mangel an elektronischen Bauteilen<br />

ist die Folge.<br />

24 3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

Bild 2: Beispiele zu Firmen die im PLD-Markt tätig waren oder noch tätig sind<br />

Geopolitische Spannungen und<br />

Kriege<br />

Geopolitische Spannungen zwischen<br />

USA und China, aber auch<br />

die Ukraine-Krise <strong>2022</strong> und damit<br />

verbundene Handelsbeschränkungen,<br />

wie z. B. die ITAR-Regeln<br />

(International Traffic in Arms Regulations),<br />

führen zu Beschränkungen<br />

der weltweiten Lieferketten im Halbleitermarkt<br />

(vgl. [3] und [8]). Arbeitsgruppen<br />

aus Verbänden der Halbleiterindustrie<br />

versuchen dem entgegen<br />

zu wirken [7]. Distributoren<br />

elektronischer Bauteile bringen bei<br />

der Bauteilsuche z.B. folgenden Hinweis:<br />

„Die Lieferung in die Ukraine<br />

sowie nach Russland und Weißrussland<br />

wurden aufgrund der jüngsten<br />

Ereignisse in der Region gestoppt.“<br />

(Stand: 7.3.<strong>2022</strong>)<br />

Extreme Wetterbedingungen<br />

Extreme Wetterbedingungen<br />

(z.B. ungewöhnlich starke Kälte und<br />

Schneefälle) führten 2021 im USamerikanischen<br />

Texas zu einem<br />

Aufruf an die Chip-Produktionsstätten<br />

von Samsung, NXP und<br />

Infineon deren Betrieb einzustellen,<br />

um einer drohenden Überlastung<br />

des Stromnetzes entgegenzuwirken<br />

[6].<br />

Erdbeben und Brände<br />

Der weltweit größte Hersteller von<br />

Silizium-Wafern in Japan, Shin Etsu,<br />

musste am 14.2.2021 aufgrund eines<br />

Erdbebens der Stärke 7,3 in Japan<br />

die Produktion herunterfahren [6].<br />

Brände in einer Fabrik in Taiwan,<br />

die dringend benötigte Chip-Träger<br />

produziert, führten zu einem Chip-<br />

Produktionsausfall bei großen Halbleiterfirmen,<br />

wie z.B. dem führenden<br />

FPGA-Hersteller Xilinx [6].<br />

Pandemie<br />

Durch die Corona-Pandemie wurden<br />

weltweit Lieferketten durch Lockdown-Maßnahmen<br />

oder Arbeitsverbote<br />

empfindlich gestört. Hochseehäfen<br />

wurden z.T. wochenlang<br />

geschlossen und Produktionen<br />

gedrosselt. Dies führte zu längeren<br />

Lieferzeiten und höheren Preisen<br />

auf dem Halbleitermarkt [2].<br />

Mangel bzw. Rationierung von<br />

Energie<br />

In China kam es 2021 zur Rationierung<br />

von elektrischer Energie.<br />

Unternehmen waren hierdurch<br />

gezwungen ihre Produktion herunterzufahren.<br />

Als Grund wurden<br />

die gestiegenen Kosten für Kohle<br />

genannt, die auf die<br />

Nutzer aufgrund strenger Regulierungen<br />

nicht weitergegeben werden<br />

durften und so zu einer Reduktion<br />

der Stromproduktion führten [1].<br />

Obsoleszenz<br />

Ein elektronisches Bauteil gilt<br />

dann als obsolet, wenn es nicht<br />

mehr nach der originalen Spezifikation<br />

beim Originalhersteller hergestellt<br />

wird. Ein Blick in den Halbleitermarkt<br />

im Bereich der programmierbaren<br />

logischen Schaltungen (Programmable<br />

Logic Device, PLD), zu<br />

denen u.a. die häufig eingesetzten<br />

FPGAs (Field Programmable Gate<br />

Array) gehören, zeigt, dass viel der<br />

in der Vergangenheit gegründeten<br />

Firmen heute nicht mehr am Markt<br />

vertreten sind. Selbst die beiden<br />

größten FPGA-Hersteller Xilinx und<br />

Altera wurden in den letzten Jahren<br />

von AMD und Intel aufgekauft<br />

(vgl. rote Pfeile in Bild 2). Die beiden<br />

Prozessorhersteller benötigten<br />

die FPGA-Technologie dringend für<br />

eine zusätzliche Beschleunigung<br />

ihrer Prozessoren.<br />

Um die Versorgungssicherheit<br />

bei den benötigten elektronischen<br />

Komponenten für das Forschungsprojekt<br />

VE-SAFE sicherzustellen,<br />

wurden eine Obsoleszenzanalyse<br />

der Stückliste (Bill<br />

of Materials, BOM) mit dem Life<br />

Cycle Management Tool der Firma<br />

Amsys bei HTV durchgeführt [4].<br />

Diese Datenbankanwendung prüft<br />

in internationalen Bauteildatenbanken<br />

den Obsoleszenz-Status<br />

elektronischer Bauteile und ist in<br />

der Lage alternative elektronische<br />

Bauteile bei Bedarf vorzuschlagen.<br />

Für die Bauteilsuche wird<br />

dabei die exakte MPN (manufacturer<br />

part number) und der Herstellername<br />

benötigt.<br />

Die Datenbank zeigte im Jahr<br />

2021 keine Anzeichen für Obsoleszenz<br />

oder eine Bauteilverknappung<br />

bei den geplanten elektronischen<br />

Bauteilen für die nächsten<br />

vier Jahre (Bilder 3 und 4).<br />

Aufgrund der aktuellen Herausforderungen<br />

am Halbleitermarkt<br />

wurde zu Beginn des Forschungsprojektes<br />

beschlossen, die benötigten<br />

Bauteile bereits im Jahr 2021<br />

in ausreichender Höhe zu beschaffen,<br />

um deren Verfügbarkeit über<br />

den gesamten Projektverlauf hinweg<br />

sicherstellen zu können.<br />

Bild 3: Stücklisten-Obsoleszenzanalyse elektronischer Bauteile im Forschungsprojekt VE-SAFE<br />

3/<strong>2022</strong><br />

25


Produktion<br />

Bild 4: Daten zu einem elektronischen Bauteil im Life Cycle Management Tool<br />

Da im Forschungsprojekt VE-<br />

SAFE zu Beginn des Jahres 2021<br />

nicht alle über den Projektverlauf<br />

benötigten Bauteile bekannt<br />

waren, konnte nur ein Teil der benötigten<br />

Bauteile bestellt und eingelagert<br />

werden.<br />

Im März <strong>2022</strong> war die zeitnahe<br />

Lieferbarkeit der zusätzlich benötigten<br />

elektronischen Bauteile nicht<br />

mehr gegeben. Bei allen großen<br />

Distributoren elektronischer Bauteile<br />

lag die Lieferzeit bei mehr als<br />

72 Wochen oder konnte z.T. nur<br />

geschätzt werden (vgl. Tabelle 1).<br />

Im Forschungsprojekt wird daher<br />

eine Recycling-Ansatz zur Bauteilbeschaffung<br />

verfolgt. Bei diesem<br />

werden benötigte Bauteile<br />

von bereits bestückten Baugruppen<br />

durch ein spezielles Rework-<br />

Verfahren entlötet, gereinigt und<br />

anschließend auf die Rohleiterplatten<br />

der Prototypen des Forschungsprojektes<br />

aufgebracht. Durch dieses<br />

Vorgehen hoffen die Verbundpartner<br />

von VE-SAFE, das Forschungsprojekt<br />

fristgerecht durchführen<br />

zu können.<br />

Zusammenfassung<br />

Einkäufer stehen aktuell vor großen<br />

Herausforderungen bei der Beschaffung<br />

dringend benötigter elektronischer<br />

Bauteile bzw. Halbleiter. Viele<br />

Komponenten sind von langen Lieferzeiten<br />

und erhöhten Preisen betroffen.<br />

Kosten und Termine werden dadurch<br />

z.T. schwer kalkulierbar.<br />

Der aktuelle weltweite Halbleitermangel<br />

hatten nicht nur Auswirkungen<br />

auf viele Industriezweige,<br />

auch Forschungsprojekte können<br />

davon betroffen sein.<br />

Durch eine Stücklisten-Obsoleszenzanalyse<br />

kann sichergestellt<br />

werden, dass für die Prototypen<br />

eines Forschungsprojektes<br />

keine obsoleten Bauteile ausgewählt<br />

werden. Eine Chip-Knappheit<br />

kann aber nie zu 100% ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Daher sollten Forschungsprojekte<br />

den Bauteilbedarf frühestmöglich<br />

ermitteln und die Bauteile anschließend<br />

bestellen und einlagern. HTV<br />

verwendet für die Einlagerung das<br />

TAB-Langzeitlagerungsverfahren.<br />

Für elektronische Bauteile, die<br />

inakzeptabel lange Lieferzeiten aufweisen,<br />

sollte geprüft werden, ob<br />

diese durch einen Recycling-Prozess<br />

von einer bestehenden Baugruppe<br />

entlötet werden können. Im<br />

Forschungsprojekt VE-SAFE verwendet<br />

HTV dafür einen speziellen<br />

Rework-Prozess.<br />

Quellen<br />

[1] Dana Heide: China stellt Unternehmen<br />

den Strom ab – auch deutsche<br />

Firmen leiden, www.handelsblatt.com/politik/international/energieversorgung-china-stellt-unternehmen-den-strom-ab-auch-<br />

deutsche-firmen-leiden/27721118.html,<br />

20.10.2021<br />

[2] Joachim Hofer: Samsung<br />

und Micron schränken Chip-Produktion<br />

ein – Sorge vor Lieferengpässen<br />

wächst, www.handelsblatt.<br />

com/technik/it-internet/corona-<br />

Distributor auf Lager Lieferzeit für STM32F417VGT6<br />

1 0 nicht verfügbar<br />

2 0 lange Lieferzeit für dieses Produkt<br />

lockdown-in-xian-samsung-und-<br />

micron-schraenken-chip- produktion-ein-sorge-vor-lieferengpaessen-waechst/27931874.html,<br />

29.12.2021<br />

[3] Lars Hoffmann: US-Exportkontrolle<br />

– ITAR-Regeln werden<br />

in Deutschland zunehmend kritisch<br />

gesehen. ES&T, https://esut.<br />

de/2019/01/fachbeitraege/ruestung/10119/us-exportkontrolleitar/,<br />

24.01.2019.<br />

[4] HTV: Stücklisten-Obsoleszenzanalyse<br />

– Überwachung und<br />

Vorhersage der Verfügbarkeit elektronischer<br />

Komponenten, www.htvgmbh.de/dienstleistungen/langzeitkonservierung/stuecklisten-obsoleszenzanalyse,<br />

7.3.<strong>2022</strong><br />

[5] Christiane Köllner: Das müssen<br />

Sie zur Halbleiter-Krise wissen,<br />

SpringerProfessional, www.springerprofessional.de/halbleiter/halbleitertechnik/das-muessen-sie-zurhalbleiter-krise-<br />

wissen/19356172,<br />

7.1.<strong>2022</strong><br />

[6] Mark Mantel: Chip-Produktionsausfall:<br />

Extremes Wetter, Erdbeben<br />

und Brände verstärken Mangel,<br />

www.heise.de/news/Chip-Produktionsausfall-Extremes-Wetter-Erdbeben-und-Braende-verstaerken-Mangel-<br />

5059076.html,<br />

18.2.2021<br />

[7] Ronald Matta: Halbleiter: Chipindustrie<br />

Chinas und der USA diskutieren<br />

Handel und Zusammenarbeit,<br />

www.notebookcheck.com/Halbleiter-Chipindustrie-Chinas-undder-USA-diskutieren-Handel-und-<br />

Zusammenarbeit.527541.0.html,<br />

12.3.2021<br />

[8] Matthias Sander: China subventioniert<br />

seine Halbleiterindustrie<br />

massiv. Die USA sehen darin eine<br />

mögliche Verletzung von WTO-<br />

Regeln, www.nzz.ch/technologie/<br />

halbleiter-usa-verdaechtigen-chinawegen-<br />

subventionen-ld.1629525,<br />

9.6.2021<br />

[9] WSTS. WSTS Semiconductor<br />

Market Forecast Fall 2021, www.<br />

wsts.org/76/Recent-News-Release,<br />

30.11.2021 ◄<br />

3 0 Das Produkt ist zurzeit nicht verfügbar und kann derzeit nicht vorbestellt<br />

werden<br />

Tabelle 1: Verfügbarkeit des Mikrocontrollers STM32F417VGT6 bei unterschiedlichen Distributoren<br />

(15.6.<strong>2022</strong>)<br />

26 3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

Datenanalyse: Sammeln, Visualisieren,<br />

Auswerten<br />

LUCOM GmbH<br />

www.lucom.de<br />

Automatisierte IoT-Anwendungen<br />

erzeugen rund um die Uhr nahezu<br />

unerschöpfliche Datenmengen. Um<br />

industrielle Prozesse effektiver zu<br />

gestalten, Zusammenhänge festzustellen<br />

oder Störungen vorzubeugen,<br />

müssen Informationen und<br />

Messwerte gesammelt, gespeichert<br />

und für Analysen zugänglich<br />

gemacht werden. Datacake ist eine<br />

einfach zu integrierende und vielseitig<br />

einsetzbare Low-Code-IoT-<br />

Plattform, um vernetzte IoT-Systeme<br />

zu überwachen, zu steuern<br />

und zu protokollieren.<br />

Als offene Cloud-Plattform<br />

dient Datacake zur Sammlung,<br />

Visualisierung und Auswertung von<br />

großen Datenmengen. Die Software<br />

ist herstellerunabhängig und kann<br />

individuell an jede Kundenanforderung<br />

angepasst werden. Datacake<br />

ist beliebig skalierbar, erfordert<br />

keine Programmierkenntnisse<br />

und deckt mit LTE, LoRaWAN und<br />

Narrowband-IoT die wichtigsten<br />

Funktechnologien für Industrie und<br />

Sensorik ab.<br />

Die Plattform verfügt über ein<br />

übersichtliches und intuitives<br />

Drag&Drop-Dashboard. Dank der<br />

bereits vorgefertigten Templates<br />

benötigen sowohl Bedienung als<br />

auch Konfiguration kaum Zeitaufwand.<br />

Datacake ist über jeden Internetbrowser<br />

abrufbar, eine zusätzliche<br />

App oder Software ist nicht<br />

erforderlich. Für alle angebundenen<br />

Sensoren und IoT-Geräte können<br />

spezifische Regeln und Grenzwerte<br />

definiert werden. Überschreitet ein<br />

Messwert den festgesetzten Normbereich,<br />

sendet das System automatisch<br />

eine Alarmierung via SMS<br />

oder E- Mail. Aufgezeichnete Daten<br />

und Messwerte können über E-Mail-<br />

Reports in CSV-Dateien exportiert<br />

werden.<br />

Mithilfe von Datacake<br />

können Anwender eine Vielzahl<br />

von Messwerten und Maschinendaten<br />

überblicken. Dank umfangreicher<br />

Tools zur Visualisierung<br />

und Analyse können Anomalien<br />

schnell erkannt und Störungen frühzeitig<br />

vermieden werden. So lassen<br />

sich Prozesse optimieren, Ausfallzeiten<br />

verringern und Kosten durch<br />

vorausschauende Wartung senken.<br />

Die Aufarbeitung der Sensor- und<br />

Fertigungsdaten wird dabei strategisch<br />

genutzt, um Produktionsabläufe<br />

effizienter zu gestalten<br />

und langfristig zu verbessern. Für<br />

die Nutzung von Datacake stellt<br />

LUCOM drei Lizenzverträge zur Verfügung:<br />

Datacake Light, Datacake<br />

Standard und Datacake Plus. Die<br />

Preisgestaltung der Lizenzen richtet<br />

sich nach der Dauer der Datenspeicherung<br />

und deckt somit verschiedene<br />

Unternehmensbedürfnisse<br />

ab.Zudem wird Anwendern<br />

die Möglichkeit geboten, die Plattform<br />

mithilfe zweier Starter Kits vier<br />

Wochen lang zu testen. Die Starter<br />

Kits sind für die Funkstandards<br />

LoRaWAN und Narrowband-IoT<br />

erhältlich und beinhalten das vorkonfigurierte<br />

Datacake Portal, ein<br />

Gateway, einen Claimed-Node und<br />

einen Sensor.<br />

Durch die flexible Remoteverwaltung<br />

und übersichtliche Datenvisualisierung<br />

kann Datacake entscheidend<br />

zur Produktivitätssteigerung<br />

industrieller Anwendungen beitragen.<br />

Mittels der Extraktion wertvoller<br />

Daten aus kritischen Steuerungssystemen<br />

können Zustandsüberwachungen<br />

sowie prädiktive Wartungsarbeiten<br />

aus der Ferne durchgeführt<br />

und die unternehmerische<br />

Effizienz erhöht werden. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

27


COMPLETE AND FLEXIBLE SMT SOLUTIONS<br />

„Sie suchen<br />

hochfunktionale<br />

Maschinen für<br />

präzise & flexible<br />

SMD-Fertigung?<br />

Bei uns finden Sie<br />

alles aus einer Hand!“<br />

Produktion<br />

Zuverlässiger 3D-Drucker für die<br />

Mikroproduktion<br />

dispenseALL<br />

Universelles<br />

Dispensen mittels<br />

verschiedener<br />

Dosierventile<br />

placeALL ® 520<br />

Vollautomatisches<br />

effizientes Bestücken<br />

und Dispensen<br />

Fritsch GmbH<br />

Kastnerstraße 8<br />

D-92224 Amberg<br />

SET GmbH<br />

www.smart-e-tech.de<br />

Tel. +49 9621 78800-0<br />

info@fritsch-smt.com<br />

www. fritsch-smt.de<br />

Boston Micro Fabrication<br />

info@bmf3d.com<br />

www.bmf3d.com<br />

Mit dem Mikro-3D-Drucker<br />

microArch S240 stellt Boston Micro<br />

Fabrication (BMF), Pionier bei<br />

3D-Drucksystemen für die Mikrofertigung,<br />

ein echtes „Arbeitspferd“<br />

vor: Dank breiter Materialauswahl<br />

und einem Bauvolumen von 100 x<br />

100 x 75 Millimeter eignet er sich<br />

für die Serienproduktion von Mikrobauteilen<br />

in Endqualität. Mit einer<br />

optischen Auflösung von 10 µm bei<br />

einer Schichtdicke von 10 bis 40 µm<br />

erreicht der Desktop-Drucker Oberflächengüten<br />

von 0,4 bis 0,8 Ra.<br />

Die 3D-Drucker der Serie<br />

microArch<br />

basieren auf einer Weiterentwicklung<br />

der Stereolithographie (SLA),<br />

die BMF als Projektions-Mikro-Stereolithografie<br />

(P?SL) patentiert hat.<br />

Eine Schicht flüssigen Polymers wird<br />

durch UV-Licht blitzschnell ausgehärtet.<br />

Zusammen mit anpassbaren<br />

Optiken, einer präzisen Bewegungsplattform<br />

und kontrollierbaren Verarbeitungstechniken<br />

eignet sich<br />

das Verfahren für die Mikrofertigung<br />

von Prototypen und Serienteilen.<br />

Bereits das Einstiegsmodell<br />

microArch P150 erzeugt mit<br />

einer Auflösung bis zu 25 μm kleine,<br />

detaillierte Teile.<br />

In der mittleren Leistungsklasse<br />

liegen drei Desktop-Drucker, die<br />

eine Auflösung von 10?m mit hoher<br />

Genauigkeit und Präzision verbinden.<br />

Dazu gehört der zuverlässige<br />

microArch S240, der Mikrobauteile<br />

aus einer breiten Palette von<br />

Harz- und Keramik-Material erzeugt.<br />

Bezogen auf die Bauteilmaße bietet<br />

er ein großzügiges Bauvolumen<br />

von 100 x 100 x 75 Millimetern. Der<br />

microArch S240 wurde entwickelt,<br />

damit Unternehmen ebenso wie<br />

Universitäten schnell Bauteile in<br />

industrieller Kleinserien-Produktion<br />

produzieren können. Sein Stepand-Repeat-Verfahren<br />

verbindet<br />

hohe Auflösung mit großer Fläche.<br />

Echtzeit-Bildüberwachung, Autofokus<br />

und Belichtungskompensation<br />

sorgen für hochpräzise Ergebnisse.<br />

Die Mikro-3D-Drucker werden in<br />

der Entwicklung und Produktion von<br />

medizinischen Objekten von Stents<br />

über Prothesen bis hin zu chirurgischen<br />

Implantaten verwendet. Die<br />

Verwendung von biokompatiblen<br />

Materialien eröffnet neue Möglichkeiten<br />

für individuelle Implantate.In<br />

Elektronik und Mechatronik<br />

entstehen Steckverbinder, Chipsockel<br />

oder MEMS, die alle Anforderungen<br />

bezüglich Stabilität und<br />

Funktionalität erfüllen.<br />

In der Mikrofluidik und Mikromechanik<br />

eignet sich der microArch<br />

S240 für Ventile, Pumpen, Sensoren,<br />

Mikrofonkomponenten und<br />

viele weitere Anwendungen. Die<br />

Produktentwicklung erhält mit den<br />

3D-Druckern der microArch-Serie<br />

neue Möglichkeiten und Freiheiten,<br />

die sich für Innovationen, effiziente<br />

Herstellung und Montage nutzen<br />

lassen. ◄<br />

28 28<br />

3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

Der Digital Twin in der SMT-Fertigung<br />

Erfolg in der äußerst dynamischen Elektronikbranche hat heute, wer Produktivität, hohe Qualitätsstandards und<br />

Präzision mit niedrigen Produktionskosten und kurzen Bearbeitungszeiten in Einklang bringt. Die 3D-Simulation<br />

und der Digitale Zwilling erhalten daher einen immer höheren Stellenwert.<br />

Denn durch den Digitalen Zwilling<br />

entsteht ein virtuelles, von einer<br />

Software generiertes Abbild physischer<br />

Assets und Prozesse. Der<br />

Betrieb einer gesamten SMT-Linie<br />

oder ihrer Komponenten kann durch<br />

Simulation genau nachgebildet werden.<br />

So lassen sich beispielsweise<br />

Planungsprozesse, Konstruktion,<br />

Inbetriebnahme und Wartung von<br />

SMT-Linien optimieren – ohne in<br />

die reale Fertigung einzugreifen.<br />

Neue Anforderungen<br />

5G-Kommunikation, Elektrofahrzeuge,<br />

Smartphones und Computer<br />

stellen heute neue Anforderungen<br />

an die Produktion von Leiterplatten.<br />

So wird zum Beispiel die<br />

Teileplatzierung von elektronischen<br />

Panels von 5G-verwandten Geräten<br />

aufgrund der höheren Teiledichte<br />

und der Panelkomplexität immer<br />

schwieriger. Die Prozesse wollen<br />

gut erprobt und geplant sein.<br />

Sascha Frieling<br />

Manager Technology der<br />

FUJI EUROPE Corp. GmbH<br />

www.fuji-euro.de<br />

Auch die fortschreitende Automatisierung<br />

bringt Herausforderungen<br />

mit sich, zum Beispiel in Bezug auf<br />

die Identifizierung der zu automatisierenden<br />

Engpassprozesse und<br />

die Anschaffung von Automatisierungsanlagen.<br />

Um das Risiko zu<br />

vermeiden, dass die angeschafften<br />

Geräte nur einen minimalen<br />

Beitrag zur Verbesserung leisten,<br />

ist es wichtig, die Effektivität im<br />

Voraus zu überprüfen.<br />

3D-Simulation unterstützt<br />

Bei all diesen und weiteren Aufgabenstellungen<br />

in der modernen<br />

SMT-Fertigung kann die 3D-Simulation<br />

unterstützen. Mit dieser<br />

Technologie lassen sich Prozesse<br />

und Maschinen im Vorfeld exakt<br />

simulieren. Dies schafft Transparenz,<br />

deckt mögliche Fehlerquellen<br />

auf und zeigt Optimierungspotenziale.<br />

Auf diese Weise lassen<br />

sich unter anderem Risiken<br />

minimieren, da Fehler vor der Inbetriebnahme<br />

erkannt und eliminiert<br />

werden können. Die potenziellen<br />

Vorteile von Digital-Twin-Anwendungen<br />

sind unter anderem verbesserte<br />

Effizienz, bessere Produktqualität,<br />

weniger ungeplante<br />

Ausfallzeiten und kürzere Anlaufzeiten.<br />

Die Einsatzfelder der 3D-Simulation<br />

in der Industrie sind vielfältig.<br />

So können sie bereits bei den<br />

ersten Planungsschritten für eine<br />

Fabrik zum Einsatz kommen – aber<br />

auch bei der Konstruktion, Inbetriebnahme<br />

und Wartung.<br />

Anlagen oder Prozesse vor dem<br />

Betrieb testen<br />

Eine zentrale Anwendung der<br />

Simulation stellt der Digital Twin dar.<br />

Er ermöglicht die virtuelle Darstellung<br />

eines physikalischen Objektes<br />

oder Systems. Digital Twins bilden in<br />

der Regel verschiedene Aspekte ab,<br />

z.B. kombinieren sie häufig Simulationsmodelle<br />

und Daten miteinander.<br />

Sie dienen zum einen der virtuellen<br />

Nachbildung von Produkten, Maschinen<br />

oder Anlagen. Zum anderen<br />

lassen sich mit ihnen reale Abläufe<br />

und Prozesse anschaulich visualisieren<br />

und dadurch besser verstehen<br />

sowie testen und optimieren.<br />

Ein Digitaler Zwilling repräsentiert<br />

demnach beispielsweise bestehende<br />

oder geplante Objekte, wie<br />

z.B. Gebäude oder Fahrzeuge,<br />

1:1 in einer digitalen Umgebung<br />

als realistisch visualisiertes<br />

3D-Modell. In der SMT-Fertigung<br />

kann zum Beispiel die<br />

aktuelle SMT-Linie in einem<br />

virtuellen Raum nachgebildet<br />

werden – die reale Produktion<br />

wird dadurch nicht<br />

beeinträchtigt.<br />

Mit der fortschreitenden<br />

Automatisierung in den Produktionen<br />

kommen immer<br />

mehr Automatisierungsanlagen<br />

hinzu, was die Planung<br />

erschwert. Daher lässt sich<br />

der Digital Twin zum Beispiel<br />

für die Personaleinsatzplanung<br />

anwenden. Durch die<br />

Simulation über einen Digitalen<br />

Zwilling wird es zum<br />

Beispiel unter Berücksichtigung<br />

der Personalauslastung<br />

möglich, Engpässe zu visualisieren.<br />

Die Anzahl der Mitarbeiter<br />

und die vorgesehenen<br />

Arbeitswege lassen sich in einem<br />

virtuellen Raum modellieren, um<br />

Verbesserungsmaßnahmen ableiten<br />

zu können.<br />

Bestückungsautomaten sollten<br />

Digital-Twin-Anwendungen<br />

fördern<br />

Um eine exakte Simulation zu<br />

erreichen, ist die Genauigkeit der<br />

verwendeten Daten entscheidend.<br />

Hierbei kann in Bestückungssysteme<br />

integrierte Entwicklungssoftware<br />

unterstützen. Darüber lassen sich<br />

in der Bestückung detaillierte Leistungsdaten<br />

und genaue Zykluszeitberechnungen<br />

für jeden Produktionstyp<br />

und jede Arbeitsmethode<br />

erzielen.<br />

Bestückungsautomaten, die den<br />

Schwerpunkt auf Automatisierung<br />

legen, sollten den Einsatz von Digital-Twin-Anwendungen<br />

fördern. Sie<br />

sollten es ermöglichen, flexibel auf<br />

die Veränderungen zu reagieren,<br />

die durch die digitale Transformation<br />

und den verstärkten Einsatz<br />

des digitalen Zwillings hervorgerufen<br />

werden, und gleichzeitig die<br />

Automatisierung und Effizienz der<br />

von Maschinen und Systemen ausgeführten<br />

Arbeit verbessern. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

29


Produktion<br />

Der Aufstieg von Single-Pair Ethernet im IIoT<br />

Ethernet war schon immer das Backbone-Netzwerk der Wahl, um die operative Technologie mit der<br />

Informationstechnologie zu verbinden. Besonders Single-Pair Ethernet hat Vorteile und Vorzüge.<br />

Traditionell sind Netzwerkarchitekturen,<br />

die im industriellen Bereich<br />

eingesetzt werden, sehr vielfältig.<br />

Mit seinen etablierten Wurzeln in<br />

der Unternehmens-IT war Ethernet<br />

schon immer das Backbone-Netzwerk<br />

der Wahl, um die operative<br />

Technologie (OT) mit der Informationstechnologie<br />

(IT) zu verbinden.<br />

Seit dem Aufkommen des Industrial<br />

IoT (IIoT) war die Verbindung<br />

aller Produktionsanlagen, wie Sensoren,<br />

Aktoren, Roboter und unzählige<br />

andere Geräte, jedoch in der<br />

Regel mit proprietären, herstellerspezifischen<br />

Netzwerken verbunden.<br />

Allerdings wird sich diese<br />

überholte Herangehensweise mit<br />

TTI, Inc.<br />

www.ttiieurope.com<br />

der Verfügbarkeit von Single-Pair<br />

Ethernet (SPE) ändern.<br />

Herausforderungen der<br />

Konnektivität im industriellen<br />

Bereich<br />

Von der Werkshalle bis zur obersten<br />

Etage zentralisiert die IIoT-Plattform<br />

Echtzeitdaten von Sensoren,<br />

Aktoren, Kameras und anderen Endpoints,<br />

um Fertigungsunternehmen<br />

einen verwertbaren Einblick in die<br />

Leistung ihrer Anlagen zu geben.<br />

Diese Informationen ermöglichen<br />

es ihnen, fundierte Entscheidungen<br />

in Bezug auf Steigerung der Effizienz,<br />

Optimierung der Produktivität<br />

und Verbesserung des Betriebs<br />

zu treffen.<br />

Traditionell verwenden die Verbindungen<br />

zu diesen edge-basierten<br />

Geräten Feldbusprotokolle für<br />

die industrielle Automatisierung und<br />

sind auf speicherprogrammierbare<br />

Steuerungen (SPS) und Protokollkonverter<br />

oder Gateways angewiesen,<br />

um eine Verbindung zum Ethernet-Backbone<br />

herzustellen. Standards<br />

wie Profibus DP, DeviceNet<br />

und Modbus RTU sind Beispiele für<br />

die gängigsten Technologien. Aufgrund<br />

des stark fragmentierten Feldbussektors<br />

sind viele Vernetzungsmethoden<br />

proprietär, wodurch die<br />

Interoperabilität mit anderen Implementierungen<br />

zu einem erheblichen<br />

Problem wird. Außerdem sind sie oft<br />

sehr komplex und erfordern Fachwissen<br />

und qualifizierte Arbeitskräfte<br />

für Installation, Inbetriebnahme<br />

und Wartung.<br />

Damit die Vorteile des IIoT genutzt<br />

werden können, ist ein offenes Protokoll<br />

nach Industriestandards erforderlich,<br />

das die Interoperabilität zwischen<br />

verschiedenen Implementierungen<br />

gewährleistet. Hier wäre<br />

Ethernet die naheliegende Wahl,<br />

dessen Geschwindigkeiten im Laufe<br />

der Jahre auf 1 Gbit/s gestiegen<br />

sind. Aber Ethernet fehlt ein wichtiger<br />

Leistungsparameter, und zwar<br />

der Determinismus. Deterministische<br />

Netzwerke tauschen Daten auf eine<br />

präzise Art und Weise mit einer definierten<br />

Latenzzeit aus.<br />

Mehrere industrielle Feldbusprotokolle<br />

haben sich im Laufe der Jahre<br />

zu Ethernet-TCP/IP-Versionen weiterentwickelt.<br />

So entstand z.B. Profinet<br />

aus Profibus, EtherNet/IP aus<br />

DeviceNet und Modbus TCP/IP aus<br />

Modbus. Diese Ethernet-Derivate,<br />

zu denen auch solche wie Ether-<br />

CAT gehören, haben sich in den<br />

letzten Jahren von 10BASE-T (10<br />

Mbits/s) bis hin zu 1000BASE-T1 (1<br />

Gbits/s) entwickelt. Sie bieten alle<br />

Vorteile des kommerziellen Ethernets,<br />

jedoch mit proprietären Modifikationen,<br />

die eine geringere Latenz<br />

und eben Determinismus bieten.<br />

Obwohl die meisten Feldbussysteme<br />

und Realtime-Ethernet-Protokolle<br />

von der IEC in den Normen<br />

61784/61158 standardisiert wurden,<br />

können Automatisierungsgeräte, die<br />

unterschiedliche Protokolle unterstützen,<br />

nicht miteinander arbeiten.<br />

Sie können oft nicht in einer gemeinsamen<br />

Netzwerkinfrastruktur koexistieren.<br />

Darüber hinaus gestaltet<br />

sich die Datenanalyse durch unterschiedliche<br />

Geräteinformationsmodelle<br />

arbeits- und zeitaufwändig.<br />

Geändert hat sich das mit dem<br />

Ethernet Time Sensitive Networking<br />

(TSN), denn damit ist das<br />

Ethernet von vornherein deterministisch.<br />

TSN bezieht sich auf eine<br />

Reihe von IEEE-802-Standards,<br />

die Determinismus und Durchsatz<br />

in Ethernet-Netzwerken garantieren<br />

und damit Echtzeit-Ethernet branchenweit<br />

standardisieren. Allerdings<br />

endeten alle diese Ethernet-<br />

Derivate bisher an der letzten intelligenten<br />

Komponente der Maschine,<br />

weil Kabel und Steckverbinder zu<br />

groß waren, um Verbindungen zum<br />

kleinsten Sensor oder anderen Endgeräten<br />

zu realisieren.<br />

Im Jahr 2016 initiierte die IEEE<br />

802.3 Ethernet Working Group einen<br />

Vorstoß zur Schaffung eines einheitlichen<br />

Netzwerks. Dies sollte<br />

mit Single-Pair-Verkabelung eine<br />

Alternative zur fragmentierten Feldbuslandschaft<br />

bieten.<br />

Die Automobilindustrie war eine<br />

der ersten Branchen, die die Vor-<br />

30 3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

teile des Einsatzes von Ethernet<br />

erkannte, denn somit konnten die in<br />

modernen Autos benötigten Datenraten<br />

erreicht werden. Wie in der Industrie<br />

wird auch im Automobilbereich<br />

eine Form der Feldbustechnologie,<br />

nämlich der CAN-Bus, für<br />

die Kommunikation zwischen dem<br />

elektronischen Steuergerät (ECU)<br />

und den Sensoren und Aktoren<br />

eingesetzt. Die niedrige Datenrate<br />

von CAN (1 Mbit/s) oder sogar das<br />

schnellere CAN-FD (5 Mbit/s) reichten<br />

jedoch nicht mehr aus, um die<br />

vielen Kameras, Radare und LiDAR-<br />

Entfernungssensoren zu unterstützen,<br />

die in fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen<br />

(ADAS) eingesetzt<br />

werden.<br />

Ethernet kann Datenraten von<br />

bis zu 400 Gbit/s liefern. Aber im<br />

Vergleich zu einem einpaarigen<br />

CAN-Bus würde die traditionelle<br />

2- oder 4-paarige Ethernet-Verkabelung<br />

die Gesamtkosten und das<br />

Gewicht des Fahrzeugs erhöhen.<br />

Gemeinsam begannen Automobilhersteller<br />

mit der Entwicklung einer<br />

Reihe von Ethernet-Standards, die<br />

Datenraten im Bereich von 1 Gbit/s<br />

für Kurzstrecken-Kommunikationsverbindungen<br />

unter Verwendung von<br />

Single-Pair-Verkabelung bewältigen<br />

konnten. Das war der Beginn von<br />

xBASE-T1 SPE.<br />

Konvergenz von der Cloud zur<br />

Feldebene<br />

Für IIoT muss die industrielle<br />

Systemintegration herstellerunabhängig<br />

werden und eine durchgängige<br />

Interoperabilität vom Sensor bis<br />

zur Cloud ermöglichen. Dabei unterstützt<br />

die standardisierte Kommunikation<br />

die digitale Transformation<br />

über alle Branchen hinweg, auch in<br />

der Fabrik- und Prozessautomatisierung.<br />

Der lückenlose Zugriff auf<br />

Produktionsdaten und Prozessbedingungen<br />

erleichtert die Verfügbarkeit<br />

und Optimierung von Produktionsprozessen.<br />

Kommunikationsstandards wie<br />

die Open Platform Communications<br />

Unified Architecture (OPC UA) standardisieren<br />

Gerätemodelle für die<br />

einheitliche Konfiguration und Diagnose<br />

von Geräten unterschiedlicher<br />

Hersteller im Netzwerk.<br />

Besonders hervorzuheben sind<br />

die Ethernet-Technologien Advanced<br />

Physical Layer (APL) und Time-Sensitive<br />

Networking (TSN). APL ermöglicht<br />

eine nahtlose Ethernet-Konnektivität<br />

bis hinunter in die Feldebene<br />

und bietet Strom und Kommunikation<br />

über zwei Drähte mit langen Kabellängen<br />

und Eigensicherheit. Mit TSN<br />

wird Ethernet standardmäßig deterministisch,<br />

wodurch die Koexistenz<br />

von IT- und OT-Protokollen in einer<br />

gemeinsamen Netzwerkinfrastruktur<br />

möglich wird.<br />

Die ursprüngliche 10BASE-T-<br />

Implementierung verwendet zwei<br />

Adern für die Übertragung der Daten<br />

und zwei weitere für den Empfang.<br />

Mit 10 Mbit/s ist dieser Standard viel<br />

schneller als das ursprüngliche Koaxialkabel<br />

für IT-Protokolle und verwendet<br />

CAT 5 oder höhere Kabel mit<br />

RJ-45-Steckern. Sie nutzt jedoch<br />

eine physikalische Sterntopologie<br />

mit einem logischen Bus und nicht<br />

die Bustopologie der Koax-Lösung.<br />

Diese Sterntopologie erfordert einen<br />

zentralen Hub oder Ethernet-Switch,<br />

der den Datenverkehr zwischen den<br />

Geräten abwickelt, die an seinen<br />

Ports angeschlossen sind.<br />

Unter Ausnutzung dieser bestehenden<br />

IEEE 802.3u-Standardregeln<br />

überträgt 100Base-T, auch<br />

bekannt als Fast Ethernet, Daten<br />

mit 100 Mbit/s und erfordert CAT-<br />

5-UTP-Kabel. Die schnellste Form<br />

von Ethernet ist Gigabit-Ethernet<br />

(1000BASE-T) mit Datenraten bis<br />

1 Gbit/s. Es erfordert die Verwendung<br />

von CAT 5 oder höherwertigen<br />

Kabeln und nutzt alle vier Paare.<br />

Die meisten der heutigen industriellen<br />

Automatisierungsprofile<br />

basieren auf der 4-Paar-Ethernet-<br />

Spezifikation, wodurch die Kabelabmessungen<br />

und der zugehörige<br />

Steckverbinder sehr groß sind.<br />

Die Größe war für kommerzielle<br />

Anwendungen nie ein Problem,<br />

allerdings schränkte sie den Einsatz<br />

in industriellen Anwendungen<br />

ein. Von den stärkeren CAT-5e/6-<br />

Ethernet-Kabeln konnten beispielsweise<br />

weniger nebeneinander in<br />

einem Kabelkanal verlegt werden.<br />

Außerdem dauert es länger, sie zu<br />

verlegen und zu reparieren, was<br />

die Einsatz- und Inbetriebnahmezeiten<br />

verlängert. Neben der physischen<br />

Kabelgröße waren auch das<br />

Gewicht und der maximale Biegeradius<br />

limitierende Faktoren.<br />

Der Erfolg von xBASE-T1 SPE<br />

in Automobilanwendungen führt zu<br />

potenziellen Vorteilen der Weiterentwicklung<br />

des IEEE 808.3-Standards,<br />

damit IIoT auf Geräte der<br />

Feldebene ausgeweitet werden<br />

kann. Die SPE-Standards IEEE<br />

802.3bw (100Base-T1) und IEEE<br />

802.3bp (1000Base-T1) für den<br />

Einsatz in Fahrzeugen ermöglichen<br />

eine Ende-zu-Ende-Kommunikation<br />

mit ungeschirmten Twisted-Pair-Kabeln<br />

(UTP) für Entfernungen<br />

bis zu 15 m.<br />

Im Vergleich zu CAT 6 Ethernet<br />

IEEE 802.3ab, das mit 125 MHz<br />

arbeitet und alle vier Paare verwendet,<br />

muss der Standard IEEE<br />

802.3bp mit 600 MHz arbeiten, um<br />

die gleiche Datenübertragungsrate<br />

von 1 GBit/s (1000Base-T1) zu erreichen.<br />

Daher ist eine Abschirmung<br />

für Übertragungslängen von 15 bis<br />

maximal 40 m erforderlich.<br />

Für industrielle Netzwerkanwendungen<br />

ist die Variante IEEE<br />

802.3cg von besonderem Interesse.<br />

Dieser Standard arbeitet mit 20 MHz,<br />

um Übertragungsraten von bis zu<br />

10 Mbit/s über eine maximale Entfernung<br />

von 1000 m auf geschirmten<br />

Twisted-Pair-Kabeln (STP) zu<br />

ermöglichen. Dadurch können fast<br />

alle Feldbusse ersetzt werden. Der<br />

neuere Standard IEEE 802.3ch<br />

ermöglicht Datenraten von bis zu<br />

10 Gbit/s (4 GHz) über eine Distanz<br />

von 15-m-STP-Kabel und erfüllt<br />

damit die Anforderungen hochauflösender<br />

Sensoren und Videoübertragungen.<br />

Fernspeisung<br />

Zusätzlich zu den Änderungen<br />

der Datenraten ermöglicht die als<br />

Power-over-Ethernet (PoE) bekannte<br />

Technik, die durch den IEEE 802.at-<br />

Standard definiert ist, die Stromversorgung<br />

über das Ethernet-Kabel,<br />

über das auch die Datenübertragung<br />

erfolgt. PoE unterstützt die<br />

Abgabe von bis zu 25,5 W bei 48 V<br />

Gleichstrom und wird hauptsächlich<br />

in der Gebäudeautomatisierung und<br />

Kommunikationsinfrastruktur eingesetzt,<br />

um entfernte Geräte wie<br />

Überwachungskameras und drahtlose<br />

Zugangspunkte mit Strom zu<br />

versorgen. Die gleichzeitige Übertragung<br />

von Daten und Strom über<br />

„klassisches“ Industrial Ethernet<br />

erfordert zwei Kupferleitungspaare<br />

für Fast Ethernet (100 MB) und vier<br />

Paare für Gigabit Ethernet.<br />

3/<strong>2022</strong><br />

31


Produktion<br />

Wie PoE wurde auch die Fähigkeit,<br />

Geräte mit Strom zu versorgen,<br />

speziell für den xBASE-T1<br />

SPE-Markt entwickelt. Der Standard<br />

IEEE 802.3bu verwendet die Technik<br />

Power-over-Data Lines (PoDL).<br />

PoDL ermöglicht es, sowohl Daten<br />

als auch Strom über ein einziges<br />

Adernpaar bereitzustellen.<br />

Diese Spezifikation umreißt zehn<br />

Klassen (0 bis 9) der Leistungsabgabefähigkeit<br />

von 0,5 bis 50 W<br />

am angeschlossenen Gerät. Jede<br />

Klasse bietet eine Reihe von Arbeitsspannungen<br />

und Maximalströmen,<br />

um die maximale Leistung zu liefern<br />

– bis zu 10 W bei 24 V und bis<br />

zu 50 W bei 48 V. Der neuere Standard<br />

IEEE 802.3cg fügt sechs weitere<br />

Klassen von PoDL-betriebenen<br />

Geräten hinzu (10 bis 15).<br />

Für Datenübertragungsgeschwindigkeiten<br />

von 10 Mbit/s bis zu<br />

100 Gbit/s wird typischerweise eine<br />

Punkt-zu-Punkt-Verbindung (PtoP)<br />

verwendet. Alle diese Protokolle<br />

können mit PoDL für Fernspeiseanwendungen<br />

kombiniert werden.<br />

IEEE 802.3cg definiert auch<br />

10BASE-T1S als einen PHY, der<br />

auf zwei Arten eingesetzt werden<br />

kann – als PtoP-System mit einer<br />

Reichweite von mindestens 15 m<br />

und als Punkt-zu-Mehrpunkt-Kommunikation<br />

(PtoMP), auch Multi-<br />

Drop (MD)-Segment genannt. Bei<br />

dieser PtoMP-Topologie handelt<br />

es sich mehr oder weniger um ein<br />

„klassisches“ Bussystem mit mindestens<br />

25 m Reichweite und bis<br />

zu acht Edge-Knoten. Leider unterstützt<br />

10BASE-T1S noch nicht PoDL<br />

in PtoMP.<br />

Der nächste Aspekt, den es zu<br />

berücksichtigen gilt, ist der Einsatz<br />

von SPE in gefährlichen industriellen<br />

Bereichen mit anspruchsvollen<br />

Betriebsumgebungen. Hier<br />

ist besondere Aufmerksamkeit, vor<br />

allem in Bezug auf die Interkonnektivität,<br />

erforderlich.<br />

Einsatz von SPE<br />

Die Betriebsumgebung eines jeden<br />

Fertigungsprozesses kann sehr<br />

unterschiedlich sein. Extreme Temperatur-<br />

und Feuchtigkeitsschwankungen<br />

sind an der Tagesordnung.<br />

Außerdem sind Stoßbelastungen und<br />

Vibrationen von Motoren, Aktuatoren<br />

und anderen beweglichen Komponenten<br />

zu berücksichtigen. Alle wirken<br />

sich auf die Zuverlässigkeit des<br />

Gesamtbetriebs und der Anlagen<br />

selbst aus, wodurch die Konnektivität<br />

zwischen diesen Anlagen und<br />

den Prozesssteuerungsanlagen an<br />

Bedeutung gewinnt.<br />

Einer der auffälligsten Unterschiede<br />

zwischen xBASE-T1 SPE<br />

und den 4-Paar-Ethernet-Standards<br />

ist das Fehlen des RJ-45-Anschlusses.<br />

Dieses Steckverbinderformat<br />

war nie für industrielle Anwendungen<br />

geeignet; selbst in Büroumgebungen<br />

bricht der Verriegelungsmechanismus<br />

häufig.<br />

Da längere Übertragungsstrecken<br />

anfälliger für EMV sind, erfordert<br />

der Standard IEC 63171 für Verbindungstechnik<br />

einen geschirmten Aufbau,<br />

der auch in rauer Industrieumgebung<br />

zuverlässig funktioniert. Bei<br />

IIoT-Implementierungen, bei denen<br />

der Schutz gegen Eindringen von<br />

außen von größter Bedeutung ist,<br />

wie z. B. in Abfüllanlagen, haben<br />

zwei der sechs auf diesem Standard<br />

basierenden Anschlussmethoden<br />

die Schutzart IP67.<br />

Von diesen beiden Optionen<br />

hat der IEC 63171-5-Standard für<br />

industrielle M8-/M12-Steckverbinder<br />

für IIoT-SPE-Implementierungen<br />

an Beliebtheit gewonnen.<br />

Das metrische Rundsteckersystem<br />

ist eine der zuverlässigsten, belastbarsten<br />

und robustesten Verbindungstechniken.<br />

Die Steckverbindergröße<br />

M12 ist bereits Standard<br />

für die Sensor/Aktor-Verkabelung<br />

oder Datenübertragung. Mit der<br />

Verlagerung zu SPE und der Nachfrage<br />

nach Miniaturisierung wird die<br />

Größe M8 (1/3 der Größe von M12)<br />

immer beliebter.<br />

Entsprechend integriert sich das<br />

SPE-Steckerfläche in die M8-Ausführungen<br />

mit Schraub-, Rast- und<br />

Push-Pull-Verriegelung. Bei der<br />

Baugröße M12 sind Schraub- und<br />

Push-Pull-Verriegelung genormt.<br />

Ein weiterer Vorteil der Verwendung<br />

des etablierten M8/M12-Formats<br />

für SPE-Implementierungen<br />

ist die Sicherstellung der Marktakzeptanz.<br />

Außerdem reduziert<br />

es die notwendigen Investitionskosten,<br />

da viele Anbieter entsprechende<br />

Gehäuseausführungen auf<br />

Lager haben.<br />

Die Umstellung von einem 4- oder<br />

8-poligen Kabel auf ein 2-adriges<br />

stellt den nächsten Meilenstein in<br />

der Netzwerktechnologie dar und<br />

wird alle Märkte und Branchen<br />

beeinflussen. Im Vergleich zu einem<br />

vierpaarigen CAT 6-Kabel, bei dem<br />

AWG 23-Leiter verwendet werden,<br />

ist ein einpaariges Kabel bis zu 60%<br />

leichter. Weniger Adern machen<br />

die Kabel auch dünner, was einen<br />

engeren Biegeradius bei der Installation<br />

und eine höhere Kabeldichte<br />

im Rack ermöglicht.<br />

Die Rolle von<br />

Industriekonsortien<br />

SPE bietet viele quantifizierbare<br />

Vorteile für IIoT und industrielle<br />

Automatisierung. Der wesentliche<br />

Vorteil von SPE ist die durchgängige<br />

IP-basierte Kommunikation<br />

mit einem einheitlichen Protokollstandard<br />

bis in die Feldebene,<br />

wodurch sich der Parametrier-,<br />

Initialisierungs- und Programmieraufwand<br />

im Vergleich zu Feldbus-Implementierungen<br />

reduziert.<br />

Es verwendet eine miniaturisierte<br />

M8/M12-Schnittstelle mit dünner,<br />

leichter und kostengünstiger Verkabelung,<br />

die den rauen Umgebungsbedingungen<br />

in der Fabrikhalle<br />

standhalten kann. Mehrere<br />

IEEE 802.3-Standards sind verfügbar,<br />

um Bandbreite, Leistung<br />

und Reichweite auszubalancieren,<br />

und weitere werden voraussichtlich<br />

bald folgen.<br />

Dank SPE mit klassischem Industrial<br />

Ethernet werden bei neuen IIoT-<br />

Implementierungen zwischengeschaltete<br />

SPS sowie Protokollkonverter<br />

oder Gateways überflüssig,<br />

was die Komplexität verringert<br />

und Kosten senkt. SPE bietet auch<br />

einen relativ kostengünstigen Aufrüstungspfad,<br />

wenn alte kabelgebundene<br />

Sensoren und Aktoren in<br />

bestehenden Systemen ersetzt werden,<br />

um eine bessere Leistung und<br />

einen höheren Stromverbrauch zu<br />

erzielen – und das alles mit einem<br />

einpaarigen Kabel.<br />

Mit den IEEE 802.3-Standards<br />

bauen die Single-Pair Ethernet<br />

System Alliance und das Industriekonsortium<br />

Single-Pair Ethernet<br />

Industrial Partner Network das<br />

SPE-Ökosystem aus und arbeiten<br />

mit ihren Mitgliedern an der<br />

Entwicklung IP-fähiger Endgeräte<br />

und IEC 63171-Verbindungstechnologien.<br />

SPE kann einen Großteil der<br />

aktuell vorhandenen Feldbussysteme<br />

ersetzen, was Gewicht und<br />

Platz spart und die Installationszeit<br />

reduziert. In Zukunft wird das<br />

Industrial Ethernet in vielen IIoT-<br />

Fällen die Koexistenz von ein- und<br />

vierpaariger Verkabelung erleben –<br />

SPE, das sich mit dem PoDL-betriebenen<br />

Feldgerät verbindet, und klassisches<br />

Ethernet, das sich nahtlos<br />

mit dem Unternehmensrechenzentrum<br />

und dem Produktionsmanagementsystem<br />

verbindet. Über seine<br />

zahlreichen Sensor- und Steckverbinder-Lieferanten,<br />

darunter AVX,<br />

Molex, TE Connectivity, Amphenol<br />

und Phoenix Contact, will TTI<br />

seinen Kunden helfen, den SPE-<br />

Standard besser zu verstehen<br />

und die Technologie effektiver in<br />

ihre IIoT-Anwendungen zu implementieren.<br />

◄<br />

32 3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

BMF-3D-Drucker mit höchster<br />

Auflösung gewinnt bei den TCT<br />

Awards <strong>2022</strong><br />

Der microArch S230 bietet eine extrem hohe Auflösung mit beispielloser<br />

Genauigkeit, Präzision und Geschwindigkeit<br />

Boston Micro Fabrication<br />

(BMF)<br />

www.bmf3d.de<br />

Das Team von BMF nimmt den TCT-Award entgegen<br />

Boston Micro Fabrication (BMF),<br />

Pionier bei 3D-Drucksystemen für<br />

die Mikrofertigung, hat mit seinem<br />

jüngsten 3D-Drucker mit höchster<br />

Auflösung, dem microArch S230,<br />

den TCT Hardware-Award <strong>2022</strong><br />

in der Kategorie „Polymersysteme“<br />

gewonnen.<br />

Der Ende 2021 auf den Markt<br />

gebrachte microArch S230 wurde<br />

als jüngste Ergänzung der BMF-<br />

Produktpalette von Mikropräzisions-<br />

3D-Druckern für industrielle Anwendungen<br />

entwickelt, die eine extrem<br />

hohe Auflösung (bis zu 2 µm) mit<br />

beispielloser Genauigkeit, Präzision<br />

und Geschwindigkeit erfordern.<br />

Der Drucker basiert auf der patentierten<br />

Projektionsmikro-Stereolithografie-Technologie<br />

von BMF, die per<br />

UV-Lichtblitz die schnelle Photopolymerisation<br />

einer ganzen Schicht<br />

flüssigen Polymers mit mikroskaliger<br />

Auflösung ermöglicht. Der microArch<br />

S230 bietet ein Bauvolumen von 50<br />

x 50 x 50 mm und druckt bis zu fünfmal<br />

schneller als die Vorgängermodelle<br />

der 2-µm-Serie.<br />

Miniaturisierung<br />

„Die Miniaturisierung beherrscht<br />

weiterhin fast jede Branche. Aber<br />

immer kleinere Teile werden auch<br />

immer schwieriger in der Entwicklung,<br />

teurer in der Herstellung und<br />

komplizierter in der Produktion. Mit<br />

dem microArch S230 verschieben<br />

wir die Grenzen des Machbaren“,<br />

sagt John Kawola, CEO von BMF.<br />

„Wir fühlen uns geehrt, in einer so<br />

hart umkämpften Kategorie zum<br />

Gewinner ernannt worden zu sein,<br />

und danken der Jury für die Anerkennung<br />

unseres Beitrags zur additiven<br />

Fertigung. Wir öffnen in Branchen<br />

Türen für neue Anwendungen<br />

im kleinsten Maßstab, die früher von<br />

der additiven Fertigung völlig ausgeschlossen<br />

waren.“<br />

Die TCT Awards bringen jährlich<br />

Branchenführer zusammen,<br />

um Innovatoren, Technologien<br />

und Mitarbeiter hinter den besten<br />

Beispielen für additive Fertigung,<br />

3D-Druck, Design und Engineering<br />

auf der ganzen Welt zu feiern.<br />

BMF konnte sich gegen zehn andere<br />

Finalisten durchsetzen – mehr als<br />

in jeder anderen Kategorie – und<br />

gewann den TCT Hardware Award<br />

für Polymersysteme. Damit werden<br />

Technologien ausgezeichnet, die<br />

„die Grenzen der Polymerverarbeitung<br />

erweitern und innovative Verbesserungen<br />

oder völlig neue Technologien<br />

auf den Tisch bringen“. ◄<br />

3/<strong>2022</strong> 33<br />

materialen<br />

Mikroproduktion<br />

in h .ȯchster<br />

Pr .ȧzision<br />

Die 3D-Drucker von<br />

BMF erreichen Auflösungen<br />

von 2 bis 10 µm<br />

bei Toleranzen von +/-<br />

10 bis 25 µm mit vielen<br />

Polymer- und Keramik-<br />

für Serienteile oder<br />

Prototypen.<br />

Interessiert?<br />

Muster, Versuchsteile<br />

oder unverbindliche<br />

Beratung gibt es hier:<br />

BMF3D.DE<br />

33


Produktion<br />

Ganzheitliche Lösungen im Bereich der<br />

Steuerungstechnik<br />

Fahrerlose Transportsysteme (FTS) ermöglichen den automatisierten Materialtransport von Gütern und Waren<br />

und sind in den vergangenen Jahren für Logistik- und Produktionsprozesse unverzichtbar geworden.<br />

Perfekte Fahrergebnisse mit<br />

Kendrion-Fahrantriebsreglern<br />

Kendrion Kuhnke Automation<br />

GmbH<br />

www.kendrion.com<br />

Die Transportsysteme ermöglichen<br />

eine überaus hohe Flexibilität<br />

im Einsatz, sind über die Anzahl<br />

der eingesetzten FTS und Übergabestationen<br />

einfach skalierbar und<br />

transportieren nahezu jedes Transportgut<br />

sicher und zuverlässig. Für<br />

eine jederzeit zuverlässige Funktion<br />

und garantierte Sicherheit im Betrieb<br />

der Fahrerlosen Transportsysteme<br />

werden vielfach Komponenten von<br />

Kendrion eingesetzt.<br />

Innovativ und<br />

zukunftsorientiert<br />

Als ganzheitlicher Lösungsanbieter<br />

für Steuerungstechnik bietet<br />

Kendrion innovative, zukunftsorientierte<br />

Produkte für einen kontinuierlich<br />

wachsenden Markt. Fahrerlose<br />

Transportsysteme haben im<br />

Zuge der Industrie 4.0 und einem<br />

drastisch gestiegenen Bedarf an<br />

Waren und Gütern für die Produktion<br />

und Endverbraucher einen<br />

regelrechten Boom erlebt. FTS<br />

ermöglichen einen kontinuierlichen<br />

Betrieb ohne Personalabhängigkeiten,<br />

eine einfache Integration in<br />

bestehende Wegenetze und einen<br />

leicht zu kontrollierenden innerbetrieblichen<br />

Materialfluss. Aktuelle<br />

Fahrerlose Transportsysteme sind<br />

dabei überaus komplexe Systeme.<br />

Neben Sensoriken und Laserscannern<br />

zur Orientierung reagieren<br />

viele Modelle bereits auf Sprachbefehle<br />

oder Gesten und setzen<br />

auf KI, um eigenständig die Routen<br />

über die Wegenetze zu optimieren.<br />

Kendrion unterstützt den Einsatz<br />

von FTS durch ganzheitliche<br />

Display- und Steuerungslösungen.<br />

Einfache Integration von Multi-<br />

Touch-Displays in FTS<br />

Kendrion Multi-Touch-Displays<br />

ermöglichen die Anzeige aktueller<br />

Aufträge, Statusanzeigen oder Störmeldungen.<br />

Die Kendrion Anzeigesysteme<br />

stehen mit Bildschirmdiagonalen<br />

von 4 bis 15 Zoll zur Verfügung.<br />

Jedes Display ist mit industrietauglichen<br />

Schnittstellen ausgerüstet,<br />

so dass sie sich problemlos<br />

in jede bestehende Infrastruktur<br />

integrieren lassen. Eine skalierbare<br />

Anzeige erfüllt individuelle<br />

Anforderungen bei der Bedienung.<br />

Der gleichermaßen robuste<br />

wie gewichtsparende Grundaufbau<br />

der Multi-Touch-Displays aus<br />

Hochleistungs-Kunststoffen sowie<br />

ein WLAN Access Point für Programmierarbeiten<br />

oder Serviceeinsatz<br />

zeichnet die Kendrion-Displaylösungen<br />

aus.<br />

Wer Fahrerlose Transportsysteme<br />

im Einsatz erlebt, der weiß um die<br />

extreme Wendigkeit der Maschinen.<br />

Für gleichzeitig schnelle, präzise<br />

und sichere Fahrmanöver werden<br />

Fahrantriebsregler benötigt, die für<br />

eine perfekte Synchronisation der<br />

Bewegungen jedes Rad der FTS<br />

einzeln ansprechen müssen. Mit<br />

Drive Control bietet Kendrion ein<br />

kompaktes, modular anreihbares<br />

System, bestehend aus Servo Reglern,<br />

CODESYS Motion Bibliothek,<br />

EtherCAT® mit Synchronisation<br />

und einem Closed Loop Betrieb<br />

für Stepper Motoren. Das System<br />

kann einerseits als Fahrantriebsregler<br />

eingesetzt werden, andererseits<br />

überzeugt das System zusätzlich<br />

mit einer integrierten Bremsansteuerung.<br />

Auch wenn stärkere Hilfsantriebe<br />

benötigt werden, beispielsweise<br />

für Lifte oder Drehteller, sowie<br />

als Unterstützung für Achsportale<br />

bieten die Kendrion Fahrantriebsregler<br />

beste Leistungen.<br />

Stepper Control – die optimale<br />

FTS-Steuerung<br />

Stepper Control ist ein intelligenter<br />

Hilfsantrieb für verschiedene Funktionen<br />

an einem Fahrerlosen Transportsystem.<br />

Pro Stepper Control Einheit<br />

lassen sich drei Schrittmotoren<br />

mit großem Drehmoment unabhängig<br />

ansteuern und so unterschiedliche<br />

Funktionen, beispielsweise<br />

ein Betätigen oder Anheben von<br />

Drehtellern, Klappen, Liften, Rollen<br />

oder Bändern aus führen. Stepper<br />

Control bietet darüber hinaus drei<br />

zusätzliche Eingänge je Antrieb.<br />

Die Eingänge können wahlweise<br />

als Referenz- oder Endlagenschalter<br />

genutzt oder für unabhängige<br />

Funktionen wie einem manuellen<br />

Bedienen der Antriebseinheit verwendet<br />

werden.<br />

Eine umfangreiche CODESYS-<br />

SoftMotion-Bibliothek, die normgerechte<br />

Ansteuerung via DS402<br />

sowie eine Konnektivität über Ether-<br />

CAT erweitern die Einsatzgebiete<br />

von Stepper Control auch über FTS<br />

34 3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

hinaus. So kann Stepper Control<br />

auch als Handradersatz, mit 3-Achs-<br />

Portalen oder im Bereich der Fertigungsautomation<br />

eingesetzt werden.<br />

Auch die Anbindung an übergeordnete<br />

Steuerungen oder der<br />

Anschluss von Feldbusgeräten ist<br />

jederzeit realisierbar.<br />

Sicherheits-SPS: hochintegrierte<br />

Sicherheit bei maximaler<br />

Produktivität<br />

Fahrerlose Transportsysteme sind<br />

die Zukunft in der Intralogistik. Bei<br />

einem weitestgehend autonomen<br />

Betrieb muss das Thema Betriebssicherheit<br />

natürlich im Fokus der<br />

Aufmerksamkeit stehen. Denn nur<br />

wenn die Transportsysteme ihre<br />

Umgebung dauerhaft und zuverlässig<br />

im Blick haben, ist eine ausreichende<br />

Sicherheit gewährleistet.<br />

Mit hochintegrierten Sicherheitslösungen<br />

bietet Kendrion die zuverlässige<br />

Überwachung des Arbeitsraumes<br />

von kleinen, mittleren und<br />

großen Lasten-FTS. In Kombination<br />

mit einem Laserscanner überwacht<br />

das mit Sicherheits-SPS ausgerüstete<br />

Fahrerlose Transportsystem<br />

kontinuierlich die eigene Position<br />

und Geschwindigkeit. Tritt nun ein<br />

Objekt oder eine Person in die FTS-<br />

Umgebung ein, wird die Geschwindigkeit<br />

automatisch reduziert oder<br />

bei Bedarf ein Nothalt ausgelöst.<br />

Ein großes, sicheres Prozessabbild,<br />

der FSoE-Frame, unterstützt<br />

Antriebsregler mit unterschiedlichen<br />

Sicherheitsfunktionen wie SLS, SS1<br />

oder STO. Die Safety-Lösungen<br />

von Kendrion sind PLCopen-zertifiziert,<br />

kundenspezifisch anpassbar<br />

und bei Bedarf jederzeit modular<br />

erweiterbar.<br />

Umfassende Lösungen für<br />

den zuverlässigen Einsatz von<br />

Transportsystemen<br />

Neben den aufgeführten<br />

Lösungen im Bereich der Steuerungstechnik<br />

bietet Kendrion eine<br />

große Bandbreite an Produkten,<br />

die den Einsatz von Fahrerlosen<br />

Transport systemen noch effizienter,<br />

sicherer und zukunftsfähiger<br />

machen. Zu dem Produktportfolio<br />

von Kendrion zählen unter anderem<br />

Komponenten der Magnettechnik,<br />

beispielsweise Laser Shutter, Verriegelungsmagneten<br />

oder Pinbrakes<br />

sowie schnell wirkende, elektromagnetische<br />

Bremsen für sicheres<br />

Stoppen und Halten. ◄<br />

Staubdichtes telezentrisches F-Theta-Objektiv<br />

Excelitas Technologies präsentiert<br />

ein neues telezentrisches<br />

F-Theta-Objektiv, das eine große<br />

effektive Brennweite von 251 mm<br />

mit minimaler Varianz des Spotdurchmessers<br />

vereint. Das Linos<br />

F-Theta-Ronar 251 mm, telezentrisch,<br />

1030...1080 nm bietet ein<br />

ausgangsseitig inklusive Schutzglas<br />

staubdichtes Design nach<br />

den Kriterien von IP6X, eine<br />

Low-Absorption-Beschichtung<br />

und speziell qualifizierte Quarzglaslinsen<br />

für gepulste ps- und fs-<br />

Laser sowie Hochleistungslaser.<br />

Es wurde bei Laseranwendern<br />

qualifiziert und ist für bis zu<br />

10 kW freigegeben. Zur Einhaltung<br />

der engen Toleranzen wurden<br />

unter anderem FEM-Simulationen<br />

durchgeführt.<br />

Das Objektiv gewährleistet<br />

eine hohe, sehr homogene Bearbeitungsqualität.<br />

Anwendungen<br />

umfassen beispielsweise die<br />

Display- und Leiterplatten-Fertigung,<br />

Mikroapplikationen wie<br />

Bohren und Strukturierung sowie<br />

Makroapplikationen wie Laserschweißen,<br />

-schneiden und Additive<br />

Fertigung. Mit seinem M85x1-<br />

Standardgewinde lässt sich das<br />

F-Theta-Objektiv einfach in industrielle<br />

Laserapplikationen integrieren.<br />

Die Eintrittsapertur beträgt<br />

max. 20 mm. Im Objektiv treten<br />

keine Rückreflexe in der Nähe<br />

von Linsen oder Scanspiegeln auf.<br />

Das LINOS F-Theta-Ronar wird<br />

mit einem austauschbaren, antireflexbeschichteten<br />

Schutzglas<br />

aus Quarzglas geliefert.<br />

Das Linos-Sortiment an<br />

F-Theta-Objektiven enthält ausschließlich<br />

hochwertige, bewährte<br />

und umfassend geprüfte Qualitätsprodukte.<br />

Excelitas Technologies Corp.<br />

www.excelitas.com<br />

3/<strong>2022</strong><br />

35


Produktion<br />

Zukunftsorientierte automatisierte optische Inspektion<br />

KI-basierte Smart-Factory-Automation-Lösung<br />

Mirtec brachte seine umfassende KI-basierte Smart-Factory-Automation-Lösung Intelli-Pro auf den Markt.<br />

Mirtec<br />

www.mirtec.com<br />

Dieses technologisch fortschrittliche<br />

Software- und Algorithmus-<br />

Paket wurde speziell entwickelt,<br />

um die Leistung und den Komfort<br />

der gesamten AOI-Maschinenlinie<br />

von Mirtec zu verbessern. Intelli-<br />

Pro besteht aus einer firmeneigenen<br />

Deep-Learning-basierten automatischen<br />

Bauteilesuche, Lehrfunktion<br />

und KI-basierten automatischen<br />

Parameteroptimierung, Zeichenerkennung<br />

(OCR), Fremdkörpererkennung<br />

(FOD), Platzierungsinspektionsalgorithmen<br />

und einer automatischen<br />

Fehlertypklassifizierung.<br />

Vorreiterrolle bei der<br />

Einführung von KI in der<br />

Elektronikfertigung<br />

In der heutigen Elektronikfertigungsindustrie<br />

sind die Standards<br />

für Fehler- und Qualitätskontrolle<br />

aufgrund der Weiterentwicklung<br />

elektronischer Produkte und der<br />

zunehmenden Sicherheits- und<br />

Umweltvorschriften strenger denn<br />

je. Elektronikhersteller sind gezwungen,<br />

ihre Produktionseffizienz zu<br />

maximieren, indem sie Lean-Manufacturing-Methoden<br />

implementieren<br />

und Produktionsprozesse optimieren.<br />

Vor diesem Hintergrund setzen<br />

die Unternehmen auf AOI-Geräte<br />

(Automated Optical Inspection),<br />

um den Herstellungsprozess und<br />

die Herstellungsqualität zu vereinheitlichen<br />

und eine Echtzeit-Ursachenanalyse<br />

von Herstellungsfehlern<br />

durchzuführen. Ziel ist es, die<br />

Rentabilität durch Verbesserung<br />

der Produktionserträge und Reduzierung<br />

kostspieliger Nacharbeiten<br />

zu steigern.<br />

Blick zurück – und nach vorn<br />

In den letzten Jahren haben sich<br />

3D-AOI-Maschinen rasant weiterentwickelt<br />

und viele neue Funktionen<br />

sind hinzugekommen. Während<br />

die Leistungsverbesserungen<br />

willkommen sind, haben sie der Programmierung<br />

und Optimierung des<br />

Inspektionssystems eine weitere<br />

Komplexitätsebene hinzugefügt.<br />

3D-AOI-Maschinen erfordern viel<br />

mehr Parametermanipulation für<br />

das Lehren und Debuggen, was<br />

zu einer erhöhten Abhängigkeit von<br />

den Fähigkeiten des Prozessingenieurs<br />

führt.<br />

Debugging-Lösung „optimum Inspection Tool“ (OIT)<br />

Das bedeutet viele neue Herausforderungen.<br />

Wenn ein qualifizierter<br />

Mitarbeiter ersetzt oder<br />

ein neuer Mitarbeiter mit Erweiterung<br />

der SMT-Linien eingeführt<br />

wird, kann die Produktivität beeinträchtigt<br />

werden, bis das Qualifikationsniveau<br />

des Mitarbeiters verbessert<br />

ist. Solche Unsicherheiten und<br />

Instabilitäten müssen Elektronikhersteller<br />

vermeiden, um die Qualitätskontrolle<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Hier wird die Notwendigkeit einer<br />

Künstlichen Intelligenz hervorgehoben.<br />

Kurz gesagt, das Ziel des<br />

Einsatzes von KI besteht darin,<br />

das Niveau der Bedienerkenntnisse<br />

zu reduzieren, das erforderlich<br />

ist, um das höchste Maß<br />

an Fertigungsqualität und -effizienz<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Deep-Learning-basierte<br />

Auto-Matching- und<br />

Teaching-Funktion<br />

Die vielleicht schwierigste Herausforderung<br />

für weniger qualifizierte<br />

AOI-Programmierer besteht darin,<br />

festzustellen, welche Bauteileform<br />

für die Inspektion eines bestimmten<br />

Produkts geeignet ist. Da die Komponenten,<br />

die zur Herstellung von<br />

Leiterplatten verwendet werden, so<br />

vielfältig sind, finden selbst erfahrene<br />

Programmierer möglicherweise<br />

nicht die am besten geeignete Bauteileform,<br />

was sich wiederum nachteilig<br />

auf die Produktivität auswirkt.<br />

Mirtecs Auto-Matching-Funktion<br />

nutzt KI-basiertes Deep Learning,<br />

um die Effizienz und Genau-<br />

36 3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

Deep-Learning-basierte automatische Fehlerklassifizierung<br />

igkeit des AOI-Programmierprozesses<br />

zu maximieren. Wenn diese<br />

Funktion verwendet wird, kann die<br />

Arbeitszeit um 90% im Vergleich<br />

zur traditionellen manuellen Programmierung<br />

und um 50% im Vergleich<br />

zur automatischen Programmierung<br />

ohne Deep Learning reduziert<br />

werden. Das Beste daran ist,<br />

dass auch ungelernte Bediener in<br />

der Lage sind, bis zu 85% der Programmierqualität<br />

der am besten<br />

qualifizierten Bediener zu erreichen.<br />

Automatische Debug- und<br />

Parameteroptimierungs-<br />

Funktion<br />

Debugging ist ein Vorgang, bei<br />

dem Inspektionsalgorithmen und/<br />

oder -parameter angepasst werden<br />

können, um optimale Inspektionsergebnisse<br />

zu erzielen. Es ist eine<br />

Phase, in der das Qualifikationsniveau<br />

des Bedieners einen größeren<br />

Einfluss hat als der Lehrbetrieb.<br />

Bediener, die möglicherweise kein<br />

klares Verständnis einer bestimmten<br />

Inspektionsmaschine haben,<br />

können Schwierigkeiten bekommen,<br />

optimale Inspektionsbedingungen<br />

für die zu gefertigten Produkte<br />

festzulegen, was oft zu einer<br />

schlechteren Prüfleistung führt. Auf<br />

der anderen Seite, selbst wenn ein<br />

erfahrener Bediener mit der Parametereinstellung<br />

vertrauter ist, kann<br />

die Aufgabe, ein bestimmtes Inspektionsprogramm<br />

zu debuggen, sehr<br />

zeitaufwendig sein.<br />

Mirtecs Optimales Inspektionswerkzeug<br />

(OIT) ist eine Offline-<br />

Software-Lösung, die automatisches<br />

Debuggen und Parameteroptimierung<br />

einer gegebenen Leiterplatte<br />

durch die Analyse mehrerer<br />

Inspektionsergebnisse ermöglicht.<br />

Nach der Programmerstellung<br />

mit dem Deep-Learning/Auto-<br />

Matching- und Teaching-Werkzeug<br />

3/<strong>2022</strong><br />

kann der Programmierer einfach die<br />

Leiterplatte inspizieren, prüft die<br />

Inspektionsergebnisse für jeden<br />

„Defekt“, um festzustellen, ob das<br />

betroffene Bauteil defekt ist oder<br />

nicht; die Software lernt hier mit<br />

und schlägt optimale Parameterwerte<br />

vor. Benutzer müssen sich<br />

keine Gedanken mehr über Parameterwerte<br />

machen, sie müssen nur<br />

feststellen, ob sie mit menschlichem<br />

Urteilsvermögen fehlerhaft sind. Für<br />

optimale Ergebnisse, sind gerade<br />

einmal zehn Inspektionen mit verschiedenen<br />

Leiterplatten der gleichen<br />

Serie erforderlich.<br />

Verbesserung der<br />

Inspektionsleistung durch KI<br />

Wie wir erläutert haben, wird<br />

KI-basiertes Programmieren und<br />

Debuggen effektiv die Qualität und<br />

Effizienz des Inspektionsprogramms<br />

erhöhen. Dieser Prozess hat jedoch<br />

keinen Einfluss auf die tatsächliche<br />

Leistung des AOI-Systems. Der<br />

nächste logische Schritt besteht<br />

darin, künstliche Intelligenz zu verwenden,<br />

um die Genauigkeit und<br />

Wiederholbarkeit der Inspektionsalgorithmen<br />

selbst zu maximieren.<br />

Ein gutes Beispiel dafür, wo KI<br />

zur Verbesserung eingesetzt werden<br />

kann, ist der OCR-Algorithmus<br />

(Optical Character Recognition).<br />

OCR wird verwendet, um<br />

gedruckte oder eingravierte Zeichen<br />

auf Bauteilen zu lesen und zu<br />

bestimmen, ob das richtige Bauteil<br />

an der entsprechenden Stelle in der<br />

gewünschten Orientierung platziert<br />

wurde oder nicht. OCR ist eine häufige<br />

Ursache für False-Calls, herrührend<br />

von wechselnden Schriftarten<br />

und schlecht gedruckten oder<br />

beschädigten Zeichen. Dies erhöht<br />

die Anforderungen an das AOI-System<br />

weiter. Mirtec konnte die beste<br />

Zeichenerkennungsrate durch den<br />

Einsatz von KI-basiertem Deep Learning<br />

im Vergleich zu Wettbewerbssystemen<br />

erreichen, indem Bilder<br />

von Zeichen mit zahlreichen Schriftarten,<br />

Farben und Formen kontinuierlich<br />

zur Analyse erfasst werden.<br />

Tatsächlich hat es jetzt einen<br />

Stand erreicht, bei dem die Systemsoftware<br />

in der Lage ist, Textschäden<br />

zu erkennen und Zeichen mithilfe<br />

von Mehrwinkelbeleuchtung<br />

teilweise zu rekonstruieren. Dank<br />

dieser hohen Erkennungsrate bietet<br />

die Software eine automatische<br />

Zeichenlehrfunktion. Während des<br />

Auto-Teachings extrahiert der OCR-<br />

Algorithmus automatisch den Textbereich<br />

aus dem von der Hauptkamera<br />

aufgenommenen Bild, um ein<br />

Inspektionsfenster und eine Zielzeichenfolge<br />

zu erstellen.<br />

Deep Learning wird auch auf den<br />

Algorithmus zur Fremdobjekterkennung<br />

(Foreign Object Detection,<br />

FOD) von Mirtec angewendet,<br />

der die Leiterplattenoberfläche<br />

um die Leiterbahnen herum<br />

auf Fremdmaterialien untersucht.<br />

Die Fremdkörpererkennung stellt<br />

eine weitere potenzielle Quelle für<br />

False-Calls dar, die es immer wichtiger<br />

macht, genau zu bestimmen,<br />

ob das erkannte Objekt tatsächlich<br />

ein Fremdkörper oder ein Merkmal<br />

der Leiterplatte ist, das vom Inspektionsalgorithmus<br />

ignoriert werden<br />

sollte. Die Anwendung von Deep<br />

Learning auf die FOD-Inspektion<br />

senkt die False-Call-Rate erheblich<br />

und verbessert deutlich die Fertigungsqualität.<br />

Die Fehlerklassifizierung ist ein<br />

üblicher Prozess, bei dem der Bediener<br />

jeden einzelnen Fehler, der<br />

von der AOI-Nachkontrolle angezeigt<br />

wird, beurteilt. Hier würde der<br />

Bediener feststellen, ob das fragliche<br />

Bauteil wirklich defekt oder<br />

akzeptabel ist, was bedeutet, dass<br />

ein False-Call von der AOI generiert<br />

wurde. Dieser Prozess kann<br />

auch durch den Einsatz von Deep<br />

Learning stark verbessert werden,<br />

bei dem die Systemsoftware die<br />

erfassten Fehlerklassifizierungen<br />

des Bedieners kontinuierlich speichert<br />

und mit zukünftigen Prüfergebnissen<br />

abgleicht. Dies ist ein<br />

kumulativer Prozess, der mit der<br />

Zeit immer genauer wird. Schließlich<br />

wird das System in der Lage<br />

sein, Defekte und False-Call mit<br />

hoher Genauigkeit und ohne Bedienereingriff<br />

automatisch zu klassifizieren.<br />

Das Ziel besteht darin, die<br />

Qualitätskontrolle zu standardisieren,<br />

indem Bedienereingriffe innerhalb<br />

des Fehlerklassifizierungsprozesses<br />

eliminiert werden.<br />

Fazit:<br />

Vision für die Zukunft der AOI<br />

Elektronikhersteller werden immer<br />

selektiver beim Kauf von Systemen,<br />

die ihrer Fertigung einen Mehrwert<br />

verleihen und ihnen in dieser hart<br />

umkämpften Branche einen dringend<br />

benötigten „Vorteil“ verschaffen. Es<br />

besteht kein Zweifel, dass Künstliche<br />

Intelligenz eine große Rolle bei der<br />

Maximierung der Effizienz und Rentabilität<br />

des Herstellungsprozesses<br />

spielen wird. Mirtec investiert weiterhin<br />

stark in die Entwicklung von<br />

KI-basierter Technologie, die speziell<br />

entwickelt wurde, um die Leistung<br />

und den Komfort der gesamten<br />

AOI-Maschinen von Mirtec zu<br />

verbessern, indem alle potenziell<br />

negativen Auswirkungen menschlicher<br />

Eingriffe in den Inspektionsprozess<br />

eliminiert werden. ◄<br />

Deep-Learning-basierte optische Zeichenerkennung (OCR)<br />

37


Produktion<br />

Gewusst, wie...<br />

Die wichtigsten Herausforderungen für<br />

3D-Druck-Anwender<br />

Wer seine Aufgaben in Produktentwicklung und Produktion mithilfe von 3D-Druckern lösen will, steht vor einigen<br />

Herausforderungen. Welche das sind und wie man sie bewältigen kann, lesen Sie hier.<br />

BMF – Boston Micro<br />

Fabrication<br />

www.bmf3d.de<br />

Die Palette der Herausforderungen<br />

umfasst die Auswahl<br />

des richtigen Verfahrens mit der<br />

gewünschten Genauigkeit, Auflösung<br />

und Präzision, die jeweils verfügbaren<br />

Materialien, die Wiederholbarkeit<br />

und die erforderliche Nachbearbeitung<br />

der Druckergebnisse.<br />

Schließlich soll sich das 3D-Drucksystem<br />

auf lange Sicht amortisieren.<br />

Vor der Entscheidung<br />

Bevor es zur Entscheidung für<br />

einen bestimmten 3D-Drucker<br />

kommt, müssen Konstrukteure, Fertigungsverantwortliche<br />

und Einkäufer<br />

die beste Technologie für eine<br />

bestimmte Anwendung festlegen.<br />

Die erforderlichen Recherchen können<br />

beträchtlich sein, denn für alle<br />

Anwendungen gibt es mittlerweile<br />

verschiedene Verfahren. Laut Statista<br />

sind die beliebtesten 3D-Druck-<br />

Technologien FDM (Fused Deposition<br />

Modeling), FF (Fused Filament<br />

Fabrication) und SLS (Selective<br />

Laser Sintering). Aber auch die<br />

Stereolithografie (SLA) und Varianten<br />

wie PµSL für den Mikro-3D-<br />

Druck haben ihre Vorteile, je nach<br />

Anwendung und den gewünschten<br />

Eigenschaften der fertigen Bauteile.<br />

Diese Herausforderungen gehen<br />

über Kosten und Komplexität hinaus.<br />

Wer einen 3D-Drucker anschaffen<br />

will, muss genügend 3D-Druck-Projekte<br />

haben, um eine solide Kapitalrendite<br />

(ROI) zu erzielen. Ebenso<br />

müssen Käufer über die Geschwindigkeit<br />

von 3D-Druckern und die<br />

Mengen nachdenken, bei denen<br />

andere Fertigungsverfahren kosteneffektiver<br />

werden Außerdem müssen<br />

sie 3D-Druck-Geräte auswählen,<br />

die die erforderliche Auflösung,<br />

Genauigkeit und Präzision unterstützen.<br />

Alle drei Spezifikationen sind<br />

weit verbreitet, aber die Terminologie<br />

kann missverstanden werden.<br />

Auflösung, Genauigkeit und<br />

Präzision<br />

Die Auflösung setzt sich dabei<br />

aus folgenden Kennzahlen zusammen:<br />

Da 3D-Drucker Teile in drei<br />

Dimensionen produzieren, gibt es<br />

Werte für die XY-Ebene und eine<br />

Schichthöhe oder -dicke für die Auflösung<br />

in der Z-Achse. Beide Zahlen<br />

sind wichtig, aber der XY-Wert<br />

hat eine größere Bedeutung für<br />

Druckqualität und Oberflächenbeschaffenheit.<br />

Es zählen aber nicht nur die<br />

Außenmaße eines Teils. Denn viele<br />

größere Komponenten enthalten<br />

winzige Löcher, scharfe Kanten<br />

oder stiftähnliche Vorsprünge, die<br />

ebenso gedruckt werden müssen.<br />

Die Genauigkeit ist ein weiterer<br />

Schlüsselparameter und bezieht sich<br />

auf die Fähigkeit des 3D-Druckers,<br />

die gewünschten Abmessungen zu<br />

erreichen. Stellen Sie sich ein stabförmiges<br />

Teil vor, das 10 µm lang<br />

sein muss. Ein Drucker, der ein Teil<br />

mit dieser exakten Messung herstellt,<br />

weist einen hohen Genauigkeitsgrad<br />

auf. Ein System, das<br />

ein Teil mit 11 µm druckt, ist weniger<br />

genau.<br />

Natürlich muss auch die Materialschrumpfung<br />

berücksichtigt werden.<br />

Solange ein Teil nicht den vom<br />

Benutzer geforderten Abmessungen<br />

entspricht, ist es nicht genau genug.<br />

Präzision bezieht sich darauf, wie<br />

nah Messungen desselben Gegenstands<br />

beieinander liegen. Ein klassisches<br />

Beispiel für den Unterschied<br />

38 3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

Ansicht eines Testteils<br />

zwischen Präzision und Genauigkeit<br />

liefert<br />

das Dartspiel. Die Darts sind präzise<br />

geworfen, wenn alle Darts sehr<br />

nah beieinander liegen, aber nicht<br />

genau, wenn sie dabei weit entfernt<br />

vom Schwarzen landen. Genauigkeit<br />

und Präzision sind erreicht,<br />

wenn die Pfeile nahe am Schwarzen<br />

und nahe beieinander landen.<br />

3/<strong>2022</strong><br />

Die Materialien<br />

Die meisten 3D-Drucker sind<br />

entweder für die Verarbeitung von<br />

Polymeren, Metallen, Verbundwerkstoffen,<br />

Keramik oder Glas ausgelegt.<br />

Es gibt Drucker, die mehrere<br />

Materialien verarbeiten können, wie<br />

Polymere und Keramiken; diese<br />

Geräte sind jedoch für höherwertige<br />

Anwendungen bestimmt.<br />

Bei weniger fortschrittlichen<br />

3D-Druckern kann die Auswahl an<br />

Materialien ebenfalls begrenzt sein.<br />

Einige Hersteller bieten ein offenes<br />

Materialsystem an, das auch Fremdprodukte<br />

enthält. Andere beschränken<br />

die Auswahl auf die firmeneigenen<br />

Materialien.<br />

Die Materialauswahl ist eine<br />

Herausforderung, weil nicht alle<br />

in der Produktion üblichen Stoffe<br />

auch für den 3D-Druck verfügbar<br />

sind. Das liegt zum Teil daran, dass<br />

einige Metalle und Polymere nicht<br />

so temperaturgesteuert werden<br />

können, wie die additive Fertigung<br />

es erfordert. Außerdem gilt es, die<br />

Anforderungen einer Anwendung<br />

mit den Eigenschaften des Materials<br />

in Einklang zu bringen. Die Verwendung<br />

unterschiedlicher Materialien<br />

während der Prototypenherstellung<br />

und Produktion erhöht die<br />

Komplexität zusätzlich.<br />

Gerade bei biomedizinischen<br />

Produkten gibt es Probleme mit<br />

den Materialien. So ist etwa „die<br />

begrenzte Auswahl an Materialien,<br />

die sich für die Entwicklung<br />

von Membranmodulen eignen, eine<br />

große Herausforderung“. Hinzu<br />

kommt, dass bei allen Arten von<br />

3D-Druck-Materialien die Eigenschaften<br />

für die Endanwendung<br />

nicht dieselben wie bei herkömmlichen<br />

Materialen sind. So hat beispielsweise<br />

ABS-Kunststoff, der in<br />

3D gedruckt wird, nicht die gleiche<br />

Schlagfestigkeit wie ABS-Kunststoff,<br />

der mikrobearbeitet oder im<br />

Mikrospritzgussverfahren hergestellt<br />

wird.<br />

Wiederholbarkeit<br />

Auch die Wiederholbarkeit ist eine<br />

Herausforderung für die 3D-Druck-<br />

Branche. Das liegt daran, dass die<br />

Position des Bauteils auf der Druckoberfläche<br />

die Höhe, Breite, Tiefe und<br />

das Gewicht des Endprodukts beeinflussen<br />

kann. Laut einer Studie zur<br />

Qualitätssicherung beim 3D-Druck<br />

kann dieser nicht an jedem Ort und<br />

unter allen Bedingungen Qualität<br />

gewährleisten.<br />

Diese mangelnde Wiederholbarkeit<br />

kann den Ertrag verringern<br />

und den Durchsatz verlangsamen.<br />

Besonders die Beziehung zwischen<br />

Wiederholbarkeit und Präzision entspricht<br />

nicht der Genauigkeit, die im<br />

Allgemeinen als die Nähe einer Messung<br />

zum wahren Wert beschrieben<br />

wird. Dagegen ist hochauflösender<br />

3D-Druck im Mikromaßstab möglich<br />

und beim Druck von Mikroteilen<br />

erreicht PµSL Toleranzen von<br />

+/-25 µm. Mit der PµSL-3D-Druck-<br />

Technologie von BMF kann eine<br />

spiegelähnliche Oberfläche mit einer<br />

Oberflächengüte von 0,4...0,8 µm<br />

R a erreicht werden.<br />

Ein viereckiges Säulen-Design, ausgehöhlt<br />

Nachbearbeitung<br />

Die meisten 3D-gedruckten Teile<br />

müssen in irgendeiner Form gesäubert<br />

oder nachbearbeitet werden, um<br />

Trägermaterial aus der Konstruktion<br />

zu entfernen. Außerdem müssen<br />

die Oberflächen der Teile geglättet<br />

werden, um die gewünschte Oberflächengüte<br />

zu erreichen. Hierfür<br />

können verschiedene Nachbearbeitungsmethoden<br />

eingesetzt werden.<br />

Beispiele sind Wasserstrahlen,<br />

Schleifen, chemisches Einweichen<br />

und Spülen sowie manuelle Nachbearbeitung.<br />

Sie alle verursachen<br />

jedoch zusätzliche Kosten und verlängern<br />

die Projektlaufzeit.<br />

Dem Bericht von Wohlers über<br />

den Stand der 3D-Druck-Industrie<br />

zufolge entfallen 27% der Gesamtkosten<br />

für die Herstellung eines Prototyps<br />

auf die Nachbearbeitung.<br />

Doch die Kosten sind nicht die einzige<br />

Sorge. „3D Natives“ berichtet<br />

beispielsweise, dass 52% der<br />

Befragten es für schwierig halten,<br />

eine gleichmäßige Oberflächenbeschaffenheit<br />

zu erzielen. 53% der<br />

Befragten dauern die Nachbearbeitungszyklen<br />

zu lange.<br />

Praktisch und leistungsstark<br />

Die PµSL-Technologie von Boston<br />

Micro Fabrication (BMF) ist eine<br />

neue 3D-Druck-Technologie zur<br />

Produktion von kleinen Teilen, die<br />

hohe Präzision, Auflösung und Genauigkeit<br />

bei hohen Geschwindigkeiten<br />

erfordern. Die Projektions-<br />

Mikro-Stereolithographie (PµSL),<br />

eine Form der SLA, ist weltweit die<br />

einzige Technologie, die in Bezug<br />

auf Größe, Auflösung und Toleranz<br />

dem Präzisionsspritzguss entspricht.<br />

Darüber hinaus bietet BMF<br />

eine offene Materialplattform und<br />

kooperiert mit Drittlieferanten und<br />

OEMs, um Materialien für spezifische<br />

Anwendungen bereitzustellen.<br />

Merkmale der Teile:<br />

• Lochanordnungen von 50, 100,<br />

200 und 300 µm<br />

• unterschiedliche Säulen-Designs<br />

(massiv und ausgehöhlt)<br />

• offene Kanäle unterschiedlicher<br />

Breite<br />

• Wandstärken von 10 bis 220 µm<br />

Die Aufmacherfotos zeigen<br />

50-µm-Löcher gedruckt auf dem<br />

microArch-S240-System in RG<br />

(links) und 50-µm-Löcher mit alternativem<br />

Mikrostrukturmaterial und<br />

SLA-System. ◄<br />

39


Produktion<br />

Machine Learning<br />

Lösungen für maschinelles Lernen an der Edge<br />

Training Data<br />

Model<br />

Training<br />

Trained Model<br />

Quantized &<br />

Optimized<br />

Model<br />

Autoren:<br />

Zibo Su (Bild),<br />

Product Manager Digital<br />

bei Rutronik und<br />

Daniel Fisher, Senior FAE<br />

EMEA<br />

bei Gowin Semiconductor<br />

Rutronik Elektronische<br />

Bauelemente GmbH<br />

www.rutronik.com/de<br />

Model<br />

Tensorflow Trained<br />

Model File<br />

TFLu Flatbuffers<br />

Model File<br />

Bild 1: Damit Machine Learning auf eingebetteter Hardware läuft,<br />

müssen die Modelle quantisiert und optimiert werden<br />

© Gowin Semiconductor<br />

Maschinelles Lernen direkt im<br />

Gerät kann unzählige Produkte revolutionieren,<br />

sei es durch die Kategorisierung<br />

von Objekten aus einem<br />

Bildsensor, von Gesten aus einem<br />

Beschleunigungssensor oder von<br />

Sätzen aus einem Audio-Stream.<br />

Hierfür müssen die Algorithmen<br />

jedoch auf eingebetteten Komponenten<br />

laufen. Das birgt einige Herausforderungen.<br />

Doch die lassen<br />

sich lösen.<br />

Um Lösungen auf Basis von<br />

maschinellem Lernen zu entwickeln,<br />

sind mehrere technische Disziplinen<br />

erforderlich. Die meisten Unternehmen<br />

haben allerdings nur einige<br />

davon im Haus verfügbar. Häufig<br />

werden dann Data Scientists, Ingenieure<br />

für maschinelles Lernen und<br />

Softwareentwickler eingestellt, die<br />

Modelle für maschinelles Lernen<br />

erstellen, trainieren, abstimmen<br />

und testen können. Die Krux: Diese<br />

Modelle laufen in aller Regel nicht<br />

auf eingebetteter Hardware oder<br />

mobilen Geräten. Denn die meisten<br />

Machine Learning Engineers<br />

haben noch nie Modelle auf eingebetteter<br />

Hardware eingesetzt und<br />

kennen sich mit den eingeschränkten<br />

Ressourcen nicht aus. Für den<br />

Einsatz von trainierten Modellen auf<br />

mobilen SoCs, FPGAs und Mikroprozessoren<br />

muss das Modell optimiert<br />

und quantisiert werden.<br />

Halbleiterhersteller stehen wiederum<br />

vor der Aufgabe, Produkte<br />

zu entwickeln, die neue Anforderungen<br />

an Leistung, Kosten und<br />

Formfaktor erfüllen – und das unter<br />

engen Time-to-Market-Vorgaben.<br />

Bei Schnittstellen, Ein- und Ausgängen<br />

sowie Speichernutzung ist Flexibilität<br />

gefragt, damit die Lösungen<br />

unterschiedliche Anwendungsfälle<br />

abdecken.<br />

TensorFlow Lite erleichtert<br />

Optimierung und Quantisierung<br />

Dank Googles TensorFlow Lite ist<br />

das in den letzten Jahren etwas einfacher<br />

geworden. Die Open-Source-<br />

Plattform für maschinelles Lernen<br />

enthält jetzt auch Skripte, mit denen<br />

sich Machine-Learning-Modelle in<br />

einer „Flatbuffers“-Datei (oder *.tflite)<br />

optimieren und quantisieren lassen.<br />

Dabei werden Parameter genutzt,<br />

die für eine bestimmte Einsatzumgebung<br />

konfiguriert wurden.<br />

Im Idealfall kann eine Embedded-Hardware-Lösung<br />

die Flatbuffer-Dateien<br />

aus TensorFlow direkt<br />

importieren, ohne auf proprietäre<br />

oder hardwarespezifische Optimierungstechniken<br />

außerhalb des<br />

TensorFlow-Ökosystems zurückgreifen<br />

zu müssen. Dann können<br />

Software- und Hardware-Ingenieure<br />

die quantisierte und optimierte<br />

Flatbuffer-Datei einfach auf FPGAs,<br />

SoCs und Mikrocontrollern einsetzen<br />

(Bild 1).<br />

Embedded Hardware: SoC, MCU<br />

und FPGA im Vergleich<br />

Embedded-Hardware-Plattformen<br />

verfügen nur über eingeschränkte<br />

Ressourcen, sind wenig entwicklungsfreundlich<br />

und anspruchsvoll<br />

beim Einsatz. Dafür winken<br />

als Belohnung ein geringer Stromverbrauch,<br />

niedrige Kosten und<br />

Lösungen mit geringen Abmessungen.<br />

Was bieten SoCs, Mikrocontroller<br />

und FPGAs?<br />

SoCs haben die höchste Leistung<br />

und viele gängige Schnittstellen,<br />

aber in der Regel auch den<br />

höchsten Stromverbrauch. Durch<br />

die schnittstellenspezifischen Einund<br />

Ausgänge belegen sie viel<br />

Chip fläche. Das macht sie relativ<br />

kostenintensiv.<br />

Mikrocontroller punkten mit sehr<br />

geringem Stromverbrauch und<br />

kleinem Formfaktor, dafür sind<br />

sie aber oft sehr begrenzt bei der<br />

Machine-Learning-Leistung und den<br />

Modellfähigkeiten. Modelle, die am<br />

oberen Ende des Produktportfolios<br />

angesiedelt sind, bieten meist nur<br />

spezialisierte Schnittstellen, wie<br />

Kameras oder digitale Mikrofone.<br />

FPGAs besetzten einen breiten<br />

Bereich zwischen Mikrocontrollern<br />

und SoCs. Sie sind mit einer<br />

großen Auswahl an Gehäusen und<br />

flexiblen Ein- und Ausgängen erhältlich.<br />

Damit können sie jede für eine<br />

bestimmte Anwendung benötigte<br />

Schnittstelle aufnehmen, ohne Siliziumfläche<br />

zu verschwenden. Zudem<br />

sorgen die Konfigurationsmöglichkeiten<br />

dafür, dass sich Kosten und<br />

Stromverbrauch mit der Leistung und<br />

der Integration zusätzlicher Funktionen<br />

skalieren lassen. Problematisch<br />

bei der Nutzung von FPGAs<br />

für maschinelles Lernen ist deren<br />

mangelnde Unterstützung und Integration<br />

in SDK-Plattformen wie TensorFlow<br />

Lite (Bild 2).<br />

Machine Learning FPGAs<br />

Um diese Schwachstelle zu beseitigen,<br />

stellt Gowin Semiconductor<br />

auf seiner GoAI-2.0-Plattform ein<br />

SDK zur Verfügung, das Modelle<br />

und Koeffizienten extrapoliert sowie<br />

C-Code für den in den FPGAs integrierten<br />

ARM-Cortex-M-Prozessor<br />

und Bitstream bzw. Firmware für die<br />

FPGAs generiert.<br />

Eine weitere Herausforderung<br />

besteht im großen Bedarf an Flash<br />

und RAM von Machine-Learning-<br />

Modellen. Neue hybride µSoC-<br />

40 3/<strong>2022</strong>


Produktion<br />

Camera<br />

• Parallel, MIPI CSI-2 (D-PHY or C-PHY)<br />

• LVDS, SubLVDS, HiSPi<br />

Video<br />

• HDMI, Parallel, MIPI DSI (D-PHY or C-PHY)<br />

Microphone<br />

• I2S, PWM, PDM, Analog<br />

IMU<br />

• I2C, SPI, UART<br />

FPGAs wie der Gowin GW1NSR4P<br />

erfüllen diesen, indem sie 4 - 8 MB<br />

zusätzliches PSRAM einbetten.<br />

Beim GW1NSR4P ist das speziell<br />

für den GoAI 2.0-Coprozessor<br />

zur beschleunigten<br />

Verarbeitung und<br />

Speicherung von Faltungs-<br />

und Pooling-<br />

Schichten vorgesehen.<br />

Es wird in Verbindung<br />

mit seinem Hardware<br />

Cortex-M-IP verwendet,<br />

der die Schichtparameter<br />

sowie die Modellverarbeitung<br />

und Ausgabeergebnisse<br />

steuert (Bild 3).<br />

Design-Services-<br />

Programme<br />

Viele Anbieter programmierbarer<br />

Halbleiter<br />

sorgen zudem mit<br />

Design-Services-Programmen<br />

für steilere<br />

Lernkurven bei ihren Kunden<br />

bei der Nutzung von<br />

eingebetteter Hardware<br />

für maschinelles Lernen.<br />

Das gilt auch für Gowin:<br />

Das GoAI-Design-Services-Programm<br />

unterstützt<br />

Nutzer, die eine<br />

Ein-Chip-Lösung für<br />

die Klassifizierung oder<br />

Implementierungsunterstützung<br />

von getesteten<br />

trainierten Modellen „von<br />

Machine Learning<br />

• TensorFlow Flatbuffers (*.tflite) file<br />

• Deployment SDK<br />

• Weight & Bias Coefficients<br />

• Microprocessor Model Firmware<br />

• NPU FPGA Firmware<br />

FPGA Embedded Hardware Modules<br />

• ARM Cortex-M1/M3 Microprocessor<br />

• GoAI 2.0 NPU Coprocessor<br />

• 8MB Extended PSRAM Layer Memory<br />

der Stange“ suchen, die aber nicht<br />

wissen, wie sie die Embedded Hardware<br />

ansprechen sollen. Mit derartigen<br />

Programmen unterstützen und<br />

Video<br />

• HDMI, LVDS, Parallel/MIPI DPI<br />

• MIPI DSI, CSI-2 (D-PHY or C-PHY)<br />

Peripheral<br />

• I2C, SPI, UART, I2S, PWM, PDM, GPIO<br />

Wireless<br />

• Bluetooth Low Energy<br />

Bild 2: FPGAs bieten für jede Anwendung die richtige Schnittstelle und leichte Skalierbarkeit © Gowin Semiconductor<br />

Camera,<br />

Microphone,<br />

Accelerometer<br />

GOWIN FPGA (GW1NSR4, GW2AR18, GW2A55)<br />

I2C Camera Config<br />

Input Data<br />

Buffer<br />

96x96 Bytes<br />

ARM<br />

Cortex-M1/M3<br />

GoAI 2.0 AHB<br />

Register Map<br />

&<br />

Memory<br />

Load/Unload<br />

Input buffer<br />

determines<br />

maximum size of<br />

input layer<br />

ITCM (32KB)<br />

DTCM (4KB)<br />

GoAI 2.0 Accelerator<br />

Depthwise<br />

Convolution<br />

PSRAM<br />

Arbitrator<br />

PSRAM<br />

(4-8 MB)<br />

Convolution<br />

Weight/Bias<br />

SPI Flash<br />

Controller<br />

entlasten die Anbieter die Unternehmen,<br />

so dass diese weniger Ressourcen<br />

im Bereich des embedded<br />

Machine Learnings und der Implementierung<br />

auf eingebetteter<br />

Hardware benötigen<br />

(TinyML) und sich stärker<br />

auf ihre Produktentwicklung<br />

konzentrieren<br />

können.<br />

Fazit<br />

Lokales, eingebettetes<br />

maschinelles Lernen<br />

ist aktuell ein beliebtes<br />

und ständig wachsendes<br />

Feld für viele Produktentwickler.<br />

Allerdings gibt<br />

es erhebliche Herausforderungen,<br />

da Ingenieure<br />

verschiedener Disziplinen<br />

und Fachgebiete<br />

für die Entwicklung dieser<br />

Lösungen nötig sind.<br />

Einige Anbieter von programmierbaren<br />

Halbleitern<br />

beantworten diese<br />

durch die Nutzung populärer<br />

Ökosystem-Tools<br />

für eingebettete Hardware<br />

sowie mit Geräten mit flexiblen<br />

Schnittstellen und erweiterten<br />

Speichern, neue Software-<br />

Tools und Design-Services. ◄<br />

Bild 3: Mit zusätzlichem PSRAM ermöglicht der GW1NSR4P von Gowin ein Maximum an Layer-Breite und damit eine<br />

beschleunigte Verarbeitung und Speicherung von Faltungs- und Pooling-Schichten © Gowin Semiconductor<br />

Max<br />

Pool<br />

PSRAM size<br />

determines<br />

the maximum<br />

layer width<br />

Avg<br />

Pool<br />

SPI<br />

Flash<br />

MCU memory<br />

determines the<br />

maximum number<br />

of layers<br />

Machine Learning Model<br />

3/<strong>2022</strong><br />

41


Produktion<br />

Extrusionsbasierte additive Fertigungsverfahren und Prozesse<br />

Additive Fertigung mit Silikon<br />

Additiv gefertigte Bauteile werden längst nicht mehr nur für den Prototypenbau verwendet. Auch im<br />

Vorserienbau und für Serienteile nutzt man ihr großes Potential. In diesem Artikel werden die extrusionsbasierten<br />

Verfahren und Prozesse näher dargestellt.<br />

DNS-Struktur aus Silikon – gefertigt als 3D-Druck-Bauteil in Hydrogel<br />

ViscoTec Pumpen- u.<br />

Dosiertechnik GmbH<br />

www.viscotec.de<br />

Für technisch einsetzbare Bauteile<br />

sind die Materialeigenschaften<br />

von entscheidender Relevanz. In diesem<br />

Bereich können 3D-gedruckte<br />

Bauteile nur mit konventionell gefertigten<br />

konkurrieren, wenn sie auch<br />

die gleichen mechanischen und<br />

chemischen Eigenschaften besitzen.<br />

Biokompatibilität, thermische<br />

Beständigkeit und natürlich die sehr<br />

hohe Elastizität machen Silikon für<br />

sehr viele Anwendungen unverzichtbar.<br />

Es besteht deshalb ein großes<br />

Interesse, die Vorteile der additiven<br />

Fertigung auch für den Werkstoff<br />

Silikon zu ermöglichen. Der Prozess<br />

zur additiven Verarbeitung von Silikon<br />

ist jedoch nicht trivial.<br />

Von den unterschiedlichen Ansätzen<br />

werden hier die extrusionsbasierten<br />

Verfahren und Prozesse dargestellt.<br />

Insbesondere werden verschiedene<br />

Vernetzungsmechanismen<br />

näher betrachtet – mit ihren<br />

jeweiligen Vor- und Nachteilen.<br />

3D-Druck von Silikon:<br />

extrusionsbasierte Verfahren<br />

Ein entscheidender Vorteil der<br />

extrusionsbasierten Verfahren ist<br />

die große Vielfalt an verarbeitbaren<br />

Flüssigkeiten und Pasten. Es sind<br />

damit nahezu alle Arten von Silikonen<br />

verwendbar: Von niedrig- bis<br />

hochviskos und von RTV (Raum-<br />

Temperatur-Vulkanisation) über<br />

Standard-LSR (Liquid Silicone Rubber)<br />

bis hin zu UV-vernetzenden und<br />

mit Partikeln gefüllten Silikonen.<br />

Der extrusionsbasierte Fertigungsprozess<br />

ist dem des FLM-<br />

Druckens (Fused Layer Modelling)<br />

sehr ähnlich. Mithilfe eines<br />

Dosierkopfes wird dabei ein Strang<br />

abgelegt. Aus diesem Strang wird<br />

Schicht für Schicht ein Bauteil additiv<br />

gefertigt.<br />

Hier nun werden die zweikomponentigen<br />

LSR- und RTV-Silikone<br />

behandelt. LSR-Typen benötigen<br />

zur Vernetzung thermische Energie,<br />

RTV-Silikone sind für eine Reaktion<br />

bei Raumtemperatur ausgelegt.<br />

Vernetzung von LSRs<br />

Beim Drucken von Silikon handelt<br />

es sich immer um ein flüssiges<br />

Medium. Entscheidende Prozessparameter<br />

sind deshalb die Formstabilität<br />

und das Vernetzen des Silikons.<br />

Wichtig ist auch: Erst durch<br />

die chemische Reaktion des Materials,<br />

zum Beispiel durch Polyaddition<br />

oder Polykondensation, wird<br />

die Festigkeit des fertigen Silikons<br />

erreicht.<br />

Grundsätzlich unterscheidet man<br />

für LSR-Silikone zwischen zwei Zeitpunkten<br />

der Vernetzung: Vernetzung<br />

während der Fertigung und<br />

Vernetzung im Postprozess bzw.<br />

in der Nachbereitung.<br />

Vernetzung während der<br />

Fertigung<br />

• beheizte Bauplattform<br />

Beheizbare Bauplattformen in<br />

additiven Fertigungsmaschinen<br />

sind weit verbreitet. Es ist also<br />

naheliegend, die thermische Vernetzungsenergie<br />

darüber bereitzustellen.<br />

Je nach Reaktionszeit<br />

des Silikons kann die Vernetzung<br />

auf einer beheizten Bauplattform<br />

innerhalb weniger Sekunden nach<br />

der Extrusion erfolgen.<br />

Dieses Verfahren hat jedoch einen<br />

entscheidenden Nachteil: Die Temperaturverteilung<br />

verändert sich<br />

mit der Höhe des Bauteils. Denn<br />

je weiter die Schicht von der Bauplattform<br />

entfernt ist, umso weniger<br />

thermische Energie wird zugeführt.<br />

Das bedeutet, dass ein zuverlässiger<br />

und konstanter Prozess für<br />

ein Bauteil mit zahlreichen Schichten<br />

damit sehr schwierig zu realisieren<br />

ist. Erfahrungsgemäß ist es<br />

nicht mehr sinnvoll, Bauteile die<br />

größer als zwei bis drei Zentimeter<br />

sind, mit einer beheizten Bauplattform<br />

zu fertigen.<br />

• Vernetzung jeder Schicht:<br />

Ein Wärmeeintrag auf das jeweilige<br />

Bauteil von oben – nach jeder<br />

Schicht – ermöglicht die gleichmäßige<br />

Vernetzung für eine beliebige<br />

Anzahl an Schichten. Der Wärmeeintrag<br />

erfolgt direkt während des<br />

Druckprozesses, das Bauteil ist<br />

also direkt nach dem Drucken fertig.<br />

Dafür wird eine zusätzliche Wärmequelle,<br />

wie beispielsweise eine<br />

Infrarotlampe, benötigt. Intensität<br />

und Belichtungszeit müssen auf die<br />

jeweilige Schicht angepasst sein,<br />

weshalb der ganze Fertigungsprozess<br />

aufwändiger und komplizierter<br />

wird.<br />

Vernetzung im Postprozess<br />

Ein weiterer Ansatz ist es, ein Silikon<br />

zu verwenden, das aufgrund<br />

42 3/<strong>2022</strong>


Bild 1: 3D-Druck von Silikon: Fertigungsprozess Hydrogeldruck<br />

seiner rheologischen Eigenschaften<br />

nach der Extrusion die Form<br />

behält. Das kann durch eine sehr<br />

hohe Viskosität oder eine hohe<br />

Thixotropie des Silikons oder auch<br />

durch eine Kombination aus beiden<br />

erreicht werden. Das fertige Bauteil<br />

aus LSR-Silikon wird im Nachgang,<br />

dem sogenannten Postprocessing,<br />

in einen Ofen gestellt und<br />

bei entsprechenden Temperaturen<br />

vernetzt. Durch den Wärmeeintrag<br />

darf keine Deformation im Bauteil<br />

erfolgen. In diesem Prozess werden<br />

keine zusätzlichen Geräte zur<br />

Wärmezufuhr während des Druckens<br />

benötigt.<br />

Stützmaterial<br />

Für steile Überhänge oder ein<br />

Bridging (das Schließen einer Kontur)<br />

muss eine Stützstruktur aufgebaut<br />

werden. Dieses Stützmaterial<br />

soll während des Fertigungsprozesses<br />

auf dem Silikon haften<br />

und den thermischen Bedingungen<br />

während der Vernetzung standhalten.<br />

Anschließend muss es im fertigen<br />

Bauteil leicht entfernbar sein.<br />

Es ist eine Herausforderung, das<br />

passende Stützmaterial für jedes<br />

Silikon zu finden. Und durch das<br />

Aufbauen der Stützstruktur werden<br />

zusätzliches Material und Zeit für<br />

den Fertigungsprozess benötigt.<br />

Fertigung im Hydrogel<br />

Doch es gibt ein Verfahren, mit<br />

dem Geometriefreiheit ohne das<br />

Aufbauen einer Stützstruktur möglich<br />

ist: das Fertigen in einem anderen<br />

Medium. Dazu wird das Silikon<br />

mit einer langen Nadel in einen<br />

Behälter, der mit einem „Stützmedium“<br />

gefüllt ist, dosiert. Dieses<br />

Stützmedium kann zum Beispiel<br />

ein Pulver oder Hydrogel sein. Der<br />

Prozess ist in Bild 1 dargestellt.<br />

Im ersten Schritt wird das Silikon<br />

(in Orange) in ein Stützmedium (in<br />

Blau) dosiert. Der extrudierte Strang<br />

wird von dem umgebenden Medium<br />

fixiert. Nach dem die gewünschte<br />

Struktur aufgebaut ist und das Silikon<br />

vernetzt ist, kann das Bauteil<br />

mit einer Pinzette aus dem Medium<br />

entfernt werden. Abschließend werden<br />

Reste des Stützmedium entfernt<br />

oder einfach abgewaschen.<br />

Besonders geeignet für dieses<br />

Verfahren sind RTV-Silikone,<br />

da diese bereits nach kurzer Zeit<br />

(30 bis 60 min) vernetzt sind. Das<br />

Stützmedium kann nach dem Entfernen<br />

des Bauteils erneut verwendet<br />

werden.<br />

Der größte Vorteil dieses Verfahrens:<br />

die sehr große Gestaltungsfreiheit.<br />

Man ist weder durch<br />

zu steilen Überhang noch durch<br />

Bridging eingeschränkt. Zur Veranschaulichung<br />

ist im Aufmacherbild<br />

ein Bauteil dargestellt, das beides<br />

aufweist. Dieses Bauteil wurde mit<br />

einer 0,3-mm-Nadel gedruckt. Die<br />

dünnen Verbindungen zwischen der<br />

Helix sind mit anderen Verfahren<br />

bisher nur sehr schwierig fertigbar.<br />

Nachteile dieser Technologie ist<br />

der große Einsatz an Stützmedium,<br />

das bei größeren Bauteilen notwendig<br />

ist. Und dass eine Verwendung<br />

von LSRs meist nicht sinvoll ist.<br />

Zusammenfassung:<br />

3D-Druck von Silikon<br />

Durch die große Vielfalt an unterschiedlichen<br />

extrusionsbasierten<br />

Fertigungsprozessen lassen sich<br />

nahezu alle Bauteile aus Silikon herstellen.<br />

Je nach gewünschter Geometrie<br />

und Silikontyp kann der passende<br />

Prozess definiert werden. Die<br />

Grundlage für einen erfolgreichen<br />

Fertigungsprozess ist dabei immer<br />

eine präzise und wiederholgenaue<br />

Dosierung des Silikons. Das Potential<br />

des Silikon-3D-Druckes ist bei<br />

weitem noch nicht ausgeschöpft.<br />

Insbesondere mit neuen Verfahren,<br />

wie beispielsweise dem Verwenden<br />

von Stützmedium (wie Hydrogel),<br />

eröffnen sich völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

◄<br />

Weitere Infos: www.viscotec.de/3d-druck-von-standardmaterialien/<br />

Inspektion mit NXTR<br />

fiducial mark camera<br />

◆ Prüfung der bestückten Bauteile<br />

◆ Effizientes ökonomisches Liniendesign<br />

◆ Verbesserte Rückverfolgbarkeit<br />

3/<strong>2022</strong><br />

FUJI EUROPE CORPORATION GmbH<br />

+49 (0)6107 6842-0<br />

fec_info@fuji-euro.de<br />

www.fuji-euro.de 43


Halbleiterfertigung<br />

PXI Microwave Multiplexer für den Einsatz<br />

in 5G- und Halbleiter-Tests<br />

mance maximiert sowie die Verkabelungskosten<br />

minimiert. Die<br />

Anzahl der Chassis-Steckplätze<br />

wird reduziert, da nur drei Steckplätze<br />

für eine einzelne Konfiguration<br />

erforderlich sind oder nur ein<br />

einzelner Steckplatz für die Versionen<br />

der Remote-Montage.<br />

Steven Edwards, Switching<br />

Product Manager bei Pickering<br />

Interfaces, ergänzt dazu: „Um die<br />

Zustandsüberwachung des Testsystems<br />

zu unterstützen, ist die<br />

4x-785C-Familie mit einem Schaltzyklenzähler<br />

ausgestattet. Damit<br />

können, wenn möglich, weniger<br />

genutzte Kanäle alternativ zu den<br />

stärker genutzten Pfaden gewählt<br />

werden.“ Pickering bietet auch eine<br />

Reihe hochwertiger Verbindungskabel<br />

für den Einsatz in HF-Anwendungen<br />

an. Eine dreijährige Standardgarantie<br />

deckt alle Module<br />

ab. ◄<br />

Pickering Interfaces<br />

www.pickeringtest.com<br />

Pickering Interfaces hat seine<br />

4x-785C-Reihe der SP4T- und<br />

SP6T Microwave Multiplexer um die<br />

67 GHz terminierten SP4T-/SP6T-<br />

Module erweitert, um die neusten<br />

Anforderungen im 5G- und Halbleiter-Test<br />

abzudecken. Die Module<br />

40-785C (PXI) und 42-785C (PXIe)<br />

verfügen über interne Terminierungen,<br />

die die Signalintegrität<br />

verbessern. Die Geräte sind als<br />

Panel- und Remote-Mount-Optionen<br />

erhältlich. Dies ermöglicht es,<br />

die Schalter an der für ihre Anwendung<br />

am besten geeignete Stelle<br />

zu platzieren. Remote-Mount-Optionen<br />

belegen einen einzigen Chassis-Steckplatz,<br />

können aber bis zu<br />

drei Schalter platzsparend steuern.<br />

Die Familie der 4x-785C-Familie<br />

verwendet branchenführende,<br />

mechanische Radiall Microwave<br />

Relais höchster Qualität. Die<br />

50-Ohm-Terminierung maximiert<br />

die Signalintegrität bei ungenutzten<br />

Kanälen.<br />

Remote-Montageoptionen verbinden<br />

jeden Schalter über ein<br />

1,5-m-Kabel mit dem Steuermodul<br />

und bieten Flexibilität bei der<br />

Schalterpositionierung. Dadurch<br />

wird die Länge der HF-Verbindungen<br />

reduziert und die Perfor-<br />

Die Tafeln –<br />

Deutschlands größte<br />

Lebensmittelretter<br />

Die Tafeln retten Obst,<br />

Gemüse, Backwaren und<br />

mehr – damit helfen wir<br />

Menschen und schützen das<br />

Klima. Denn Lebensmittelverschwendung<br />

schadet Gesellschaft<br />

und Umwelt gleichermaßen.<br />

Mehr Infos auf<br />

www.tafel.de<br />

helfen<br />

1,65 MIO.<br />

Bedürftigen<br />

60.000<br />

Tafel-Aktive<br />

schützen<br />

RESSOURCEN<br />

265.000 t<br />

Lebensmittel<br />

pro Jahr<br />

retten<br />

Quelle: Tafel-Umfrage 2019<br />

44 3/<strong>2022</strong>


Halbleiterfertigung<br />

Kameras nun auch in UV-empfindlichen<br />

Varianten<br />

Mit der Integration des neuen UV-empfindlichen Global Shutter CMOS Sensors IMX487 von Sony erweitert Matrix<br />

Vision die Einsatzmöglichkeiten der GigE-Vision-Kameras der mvBlueCOUGAR-Familie.<br />

Matrix Vision GmbH<br />

info@matrix-vision.de<br />

www.matrix-vision.com<br />

Bestimmte Bildverarbeitungsanwendungen,<br />

z.B. in der Halbleiterinspektion<br />

oder Müllsortierung, können<br />

durch die Verwendung des<br />

UV-Spektrums optimiert werden<br />

oder sind überhaupt nur in diesem<br />

Spektralbereich möglich. Der aus<br />

der neusten Sony Pregius S Generation<br />

(Gen4) stammende hochauflösende<br />

Sensor IMX487 mit 8,1 MPixels<br />

ist sowohl in der GigE-Kameraserie<br />

mvBlueCOUGAR-X als auch<br />

in der 10GigE Version mvBlueCOU-<br />

GAR-XT verfügbar. Die Sensoren<br />

der neusten Generation zeichnen<br />

sich sowohl durch eine hohe Bildqualität<br />

bei kleiner Pixelgröße als<br />

auch durch hohe Transferraten aus.<br />

Eine GenICam-kompatible Software-Unterstützung<br />

der Kameras<br />

gewährleistet die Kompatibilität zu<br />

bestehenden Bildverarbeitungsprogrammen<br />

und somit auch die<br />

Plattformunabhängigkeit. Erste<br />

Muster der Modelle mvBlueCOU-<br />

GAR-X (GigE) und mvBlueCOU-<br />

GAR-XT (10GigE) mit dem Sensor<br />

IMX487 sind ab sofort erhältlich.<br />

In Serie sind die Kameras ab<br />

Juli <strong>2022</strong> verfügbar.<br />

Neue Möglichkeiten<br />

Der in die Kamerafamilie mvBlue-<br />

COUGAR integrierte Sensor IMX487<br />

mit einer hohen Empfindlichkeit im<br />

UV-Bereich von 200 bis 400 nm<br />

eröffnet neue Einsatzmöglichkeiten<br />

in der industriellen Inspektion. Beispiele<br />

sind z.B. die Fehlerprüfung<br />

im Halbleiterbereich, die Erkennung<br />

unterschiedlicher transparenter<br />

Materialen in der Müllsortierung<br />

oder die Schimmelpilzerkennung<br />

bei Lebensmitteln.<br />

Backside Illumination<br />

Die verwendete Global-Shutter-<br />

Technologie mit Backside Illumination<br />

gewährleistet sowohl verzerrungsfreie<br />

Bilder bei bewegten<br />

Objekten als auch eine hohe Bildqualität<br />

durch optimale Ausnutzung<br />

der Pixelfläche. Mit einer<br />

Pixelgröße von nur 2,74 µm erreichen<br />

die Kameras eine Auflösung<br />

von 8,1 MPixel. In der GigE-Version<br />

mvBlueCOUGAR-X erreicht<br />

die Kamera bei voller Auflösung<br />

eine Bildwiederholrate von 25 fps<br />

während in der mvBlueCOUGAR-<br />

XT mit 10GigE Schnittstelle sogar<br />

147 fps möglich sind. Die Sensorgröße<br />

von nur 2/3 Zoll erlaubt die<br />

Verwendung kostengünstiger UVkompatibler<br />

Objektive.<br />

Die Kameras der mvBlueCOU-<br />

GAR-Familie sind kompatibel zu<br />

den Standards GenICam und GigE<br />

Vision. Treiber gibt es sowohl für<br />

Linux als auch für Windows. Ferner<br />

unterstützt die Kamera auch<br />

Software von Drittanbietern, die<br />

kompatibel zu GigE Vision ist. ◄<br />

Fachbücher für die Praxis<br />

Unser gesamtes Buchprogramm finden Sie unter www.beam-verlag.de<br />

3/<strong>2022</strong><br />

Digitale<br />

Oszilloskope<br />

Der Weg zum<br />

professionellen<br />

Messen<br />

Joachim Müller<br />

Format 21 x 28 cm, Broschur, 388<br />

Seiten,<br />

ISBN 978-3-88976-168-2<br />

beam-Verlag 2017, 24,95 €<br />

Ein Blick in den Inhalt zeigt, in<br />

welcher Breite das Thema behandelt<br />

wird:<br />

• Verbindung zum Messobjekt über<br />

passive und aktive Messköpfe<br />

• Das Vertikalsystem – Frontend und<br />

Analog-Digital-Converter<br />

• Das Horizontalsystem – Sampling<br />

und Akquisition<br />

• Trigger-System<br />

• Frequenzanalyse-Funktion – FFT<br />

• Praxis-Demonstationen: Untersuchung<br />

von Taktsignalen,<br />

Demonstration Aliasing, Einfluss<br />

der Tastkopfimpedanz<br />

• Einstellungen der Dezimation,<br />

Rekonstruktion, Interpolation<br />

• Die „Sünden“ beim Masseanschluss<br />

• EMV-Messung an einem Schaltnetzteil<br />

• Messung der Kanalleistung<br />

Weitere Themen für die praktischen<br />

Anwendungs-Demos sind u.a.: Abgleich<br />

passiver Tastköpfe, Demonstration<br />

der Blindzeit, Demonstration<br />

FFT, Ratgeber Spektrumdarstellung,<br />

Dezimation, Interpolation, Samplerate,<br />

Ratgeber: Gekonnt triggern.<br />

Im Anhang des Werks findet sich<br />

eine umfassende Zusammenstellung<br />

der verwendeten Formeln und<br />

Diagramme.<br />

45<br />

oder bestellen Sie über info@beam-verlag.de


Halbleiterfertigung<br />

Innovatives XYZ-Positioniersystem für die<br />

automatisierte Inspektion großer Wafers<br />

Steinmeyer Mechatronik GmbH<br />

info@steinmeyer-mechatronik.de<br />

www.steinmeyer-mechatronik.de<br />

Das XYZ-Positioniersystem zur<br />

automatisierten Inspektion hat<br />

Steinmeyer Mechatronik speziell für<br />

die Qualitätskontrolle von großen<br />

Wafers, Probecards und Leiterplatten<br />

entwickelt. Es erlaubt die<br />

Hochgeschwindigkeitspositionierung<br />

entlang zweier linearer Achsen<br />

und gewährleistet einen erhöhten<br />

Throughput.<br />

Wafers dienen als Grundplatte<br />

für elektronische Bauelemente, beispielsweise<br />

Mikrochips, und haben<br />

damit eine Schlüsselfunktionen in<br />

der Halbleiterindustrie inne. Entsprechend<br />

hoch sind die Anforderungen<br />

in der Herstellung. Der<br />

Qualitätskontrolle kommt daher<br />

eine besondere Bedeutung zu. Als<br />

internationaler Hightech-Player mit<br />

150 Jahren Erfahrung kennt Steinmeyer<br />

Mechatronik die besonderen<br />

Bedürfnisse der Branche genau<br />

und realisiert effiziente Systeme für<br />

anspruchsvolle Bedingungen. Speziell<br />

für die hochpräzise Qualitätssicherung<br />

großer Wafer, Probecards<br />

und Leiterplatten bietet der Dresdner<br />

Positionierspezialist mit dem XYZ-<br />

Positioniersystem zur automatisierten<br />

Inspektion eine leistungsstarke<br />

und wartungsarme Lösung.<br />

Qualitätssteigerungen und<br />

Verringerung der Zykluszeit<br />

Das Inspektionssystem mit Verfahrwegen<br />

bis 720 mm erlaubt die<br />

gleichzeitige Überprüfung mehrerer<br />

300-mm-Wafers oder einzelner bis<br />

700 x 700 mm großer Substrate mit<br />

Spitzengeschwindigkeiten von bis<br />

zu 1000 mm/s. Eisenlose Direktantriebe<br />

machen dieses hohe Tempo<br />

möglich. Dank der Wiederholgenauigkeit<br />

von 0,3 µm lassen sich präzise<br />

Messergebnisse und enorme<br />

Qualitätssteigerungen erzielen. Die<br />

Z-Achse wurde für Sensoren und<br />

Kamerasysteme bis 5 kg konzipiert.<br />

Die Vertikalverstellung kann dabei<br />

wahlweise fest, manuell, motorisch<br />

mit Spindel oder dynamisch mit<br />

pneumatisch entlastetem Direktantrieb<br />

für Höhenkompensation bei<br />

voll interpolierter Bewegung erfolgen.<br />

Auch die Prüflingsauflage ist<br />

applikationsspezifisch anpassbar,<br />

zur Wahl stehen geschliffene Platte,<br />

Platte mit Bohrraster und Chuck.<br />

Komplettsystem für die<br />

einfache Integration<br />

Bei dem XYZ-System handelt es<br />

sich um eine Komplettlösung inklusive<br />

Stahlgestell und Luftdämpfern,<br />

wobei letztere zusammen mit der<br />

massiven, schweren Grundplatte<br />

aus Granit eine hervorragende<br />

Entkopplung gegenüber Bodenvibrationen<br />

sicherstellen – ideal für<br />

Messungen mit µm- und sub-µm<br />

Auflösung. Befestigungsbohrungen<br />

für Gehäuseanbauten sind vorhanden.<br />

Das Inspektionssystem wird<br />

mit voll vermessener Genauigkeit<br />

sowie angepasster Verkabelung und<br />

Vakuumführung entsprechend der<br />

eingesetzten Sensorik und Waferaufnahme<br />

geliefert und lässt sich<br />

dank Portalaufbau einfach in bestehende<br />

Linienprozesse integrieren.<br />

Eine Ausführung für höchste Reinraumansprüche<br />

bis ISO1 mit interner<br />

Absaugung und Partikelfallen<br />

ist optional verfügbar.<br />

Wartungsarmer 24/7-Betrieb<br />

Die Steuerung erfolgt über einen<br />

separaten Motion-Controller für<br />

drei Achsen, der sich schnell und<br />

unkompliziert in die vorhanden<br />

Steuerungsumgebungen einbinden<br />

lässt. DLL und API zur aufwandsarmen<br />

Softwareintegration<br />

sind erhältlich, ebenso Beckhoff<br />

oder ACS. Ein flexibles Wartungskonzept<br />

garantiert darüber hinaus<br />

minimalen Aufwand bei der Instandhaltung.<br />

So können beispielsweise<br />

die Bewegungsachsen dank vorjustiertem<br />

Interface stillstandsfrei ausgewechselt<br />

werden. ◄<br />

46 3/<strong>2022</strong>


Produktionsausstattung<br />

Neue elektronische<br />

Türsteuerung<br />

IHR SYSTEMLIEFERANT FÜR<br />

DIE ELEKTRONIK-FERTIGUNG<br />

Ergonomie und ESD-Schutz<br />

für Ihre Arbeitsplätze<br />

Die Firma Unitro-Fleischmann hat eine völlig<br />

neue elektronische Türsteuerung zur Überwachung<br />

für Schleusenzugänge in Reinräumen<br />

entwickelt. Das modulare System ist von<br />

drei Türen auf derzeit zwölf Türen erweiterbar.<br />

Nur eine Tür<br />

Das System stellt sicher, dass nur jeweils eine<br />

Türe geöffnet werden kann und sämtliche anderen<br />

Schleusentüren verriegelt werden. Wenn alle<br />

Türen dann wieder geschlossen sind, wird der<br />

Zugang über eine beliebige Schleuse wieder<br />

zeitverzögert freigegeben. Die Zugangsmöglichkeit<br />

bzw. eine vorliegende Verriegelung wird<br />

an den Schleusen durch eine RGB-LED-Ampel<br />

angezeigt. Für Sonderfunktionen, wie z.B. Diskretion,<br />

hat die Steuerung freidefinierbare Eingänge,<br />

um auch kundenspezifische Lösungen<br />

zu integrieren.<br />

• Drehstühle, Hocker und Stehhilfen<br />

• Individuell verstellbar<br />

• Gewicht bis 120 kg<br />

• Infos gibt‘s hier:<br />

Eine übergeordnete Notfallschaltung<br />

Unitro-Fleischmann Störmeldesysteme<br />

info@unitro.de<br />

www.unitro.de<br />

entriegelt sämtliche Türen, um einen ungehinderten<br />

Zugang bzw. ein Verlassen des<br />

Reinraumes in Notsituationen zu ermöglichen.<br />

Erweiterungsmodule, so z.B. zur Integration<br />

einer Dekontaminationsdusche, sind in Vorbereitung.<br />

Das in Zusammenarbeit mit einem führenden<br />

Reinraum Ausrüster entwickelte System<br />

wird zukünftig in dem zunehmenden Bedarf an<br />

Reinräumen, so u.a. in der Halbleiterfertigung,<br />

der optischen Industrie, der Nahrungsmittelindustrie<br />

und insbesondere in der Chemie sowie<br />

Pharmazie, eingesetzt. ◄<br />

3/<strong>2022</strong> 47<br />

www.dpv-elektronik.de/EPAchair<br />

DPV Elektronik-Service GmbH<br />

Systeme für die Elektronik-Fertigung<br />

Herrengrundstr. 1 | 75031 Eppingen | Germany<br />

Tel: +49 (0)7262 9163-0 | Fax: +49 (0)7262 9163-90<br />

info@dpv-elektronik.de | www.dpv-elektronik.de 47


Produktionsausstattung<br />

Fertigungsinseln und Arbeitsbuchten inklusive<br />

ESD-Schutz<br />

Von der schrankgroßen Leistungselektronik bis zur filigranen Bauteilebene: Spezielle Arbeitsplatz-Anforderungen<br />

an die neue Elektronikwerkstatt gibt es bei bei Allmendinger.<br />

als Einmannbetrieb im Keller eines<br />

Wohnhauses, beschäftigt die Firma<br />

heute rund 180 Mitarbeiter. Alles,<br />

schnell, fair und aus einer Hand –<br />

unter diesem Motto bietet Allmendinger<br />

seine Dienstleistungen an. „Wir<br />

reparieren alles, was in einer CNC-<br />

Maschine zu finden ist. In unserer<br />

Abteilung sind das hauptsächlich<br />

Antriebsmodule und Steuerungen<br />

für Dreh- und Werkzeugmaschinen“,<br />

sagt Jürgen Schunn, Abteilungsleiter<br />

der Leistungselektronik<br />

bei Allmendinger.<br />

SPS-Steuerungen, Servo- und<br />

Spindelantriebe, Motoren, Antriebsund<br />

Steuerungstechnik, Versorgungsmodule,<br />

Längenmesssysteme,<br />

Winkelmesssysteme sowie<br />

Displays und Ersatz-Monitore: Die<br />

Experten von Allmendinger bieten<br />

Reparaturen, Ersatzteile und Service<br />

sowohl für aktuelle als auch für<br />

bereits vom Hersteller abgekündigte<br />

Altsysteme. Um lange Ausfallzeiten<br />

bei den Kunden zu vermeiden,<br />

lagern stets rund 40.000 verschiedene<br />

elektronische und mechanische<br />

Ersatzteile von Herstellern<br />

wie Siemens, Bosch, Indramat,<br />

Fanuc und Heidenhain auf rund<br />

50.000 Quadratmetern Lagerfläche.<br />

Maximale Verfügbarkeit ist in<br />

dieser Branche elementar.<br />

Von Ersatzteilversorgung bis<br />

Generalüberholung<br />

KRIEG GmbH & Co. KG<br />

www.krieg-online.de<br />

Die Allmendinger Elektromechanik<br />

KG mit Sitz in Bad Überkingen<br />

hat sich als Spezialist für<br />

CNC-Maschinen sowie SPS-Systemen<br />

etabliert und ist weiterhin auf<br />

starkem Expansionskurs.<br />

So wird expandiert<br />

Um den Rundum-Service für<br />

Elektronik und Mechanik für Werkzeugmaschinen<br />

sämtlicher Hersteller<br />

weiter zu optimieren, wurden<br />

mehrere Gebäude umstrukturiert<br />

und eingerichtet. Die ehemalige<br />

Maschinenhalle wurde zur Elektronikwerkstatt<br />

umgebaut – mit hellen,<br />

funktionellen Arbeitsbereichen. Um<br />

einen vollständigen ESD-Schutz zu<br />

gewährleisten, entschied sich das<br />

Unternehmen für Fertigungsinseln<br />

und Arbeitsbuchten der Experten<br />

von KRIEG.<br />

Das am Fuß der Schwäbischen<br />

Alb ansässige Familienunternehmen<br />

bedient seit mehr als 25 Jahren<br />

seine Kunden mit Reparaturen,<br />

Ersatzteillieferungen, einem eigenem<br />

Vor-Ort-Service sowie Retrofits<br />

für CNC Maschinen. Gegründet<br />

Neben der Verfügbarkeit ist Qualität<br />

ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />

des Unternehmens. „Unser Ziel<br />

ist es, unseren Kunden stets eine<br />

gleichbleibend hohe Qualität der<br />

Reparaturen zu bieten. Um dies zu<br />

gewährleisten, verfügen wir über<br />

hoch qualifizierte Mitarbeiter und<br />

modernstes Equipment. So besitzen<br />

wir beispielsweise ein eigenes<br />

Röntgenlabor, über 100 Prüfstände<br />

und drei separate Testräume für<br />

die Durchführung der Dauertests“,<br />

48 3/<strong>2022</strong>


Produktionsausstattung<br />

erklärt Schunn. Im Zuge des starken<br />

Expansionskurses wurden in den<br />

vergangenen zwei Jahren vielfältige<br />

bauliche Veränderungen vorgenommen.<br />

Neue Gebäude wurden<br />

zugekauft, Abteilungen verlegt<br />

und vergrößert.<br />

Auch die ehemalige Maschinenhalle<br />

wurde umfunktioniert: Durch<br />

den Einzug einer Zwischendecke<br />

entstanden sowohl im Erdgeschoss<br />

als auch im ersten Stock weitläufige<br />

neue Flächen. Dort wo einst große<br />

mechanische Teile instandgesetzt<br />

wurden, hielt jetzt die neue Elektronikwerkstatt<br />

Einzug. Zur Bearbeitung<br />

großer Baugruppen, deren Handling<br />

zum Teil den Einsatz eines Gabelstaplers<br />

notwendig macht, wurden<br />

im Erdgeschoss zwei große ausladende<br />

Arbeitsbuchten eingerichtet.<br />

Im Obergeschoss wurden die Flure<br />

und zahlreichen Büroräume weitestgehend<br />

zusammengelegt. An<br />

den zehn großzügigen Arbeitsinseln<br />

in U-Anordnung entstanden<br />

insgesamt 40 neue Elektronikarbeitsplätze.<br />

3/<strong>2022</strong><br />

Viel Tischfläche an den<br />

Elektronikarbeitsplätzen<br />

„Die Aufgaben in unserer Abteilung<br />

sind vielfältig. Wir kümmern<br />

uns um Leistungselektronik in der<br />

Größe eines Kleiderschrankes bis<br />

hin zu filigraneren Arbeiten an Platinen<br />

auf Bauteilebene“, erläutert<br />

Schunn. Für die tägliche Arbeit<br />

sind Löttechnik, Lupen und Mikroskope<br />

genauso erforderlich wie ein<br />

Röntgengerät und eine Rework-Station<br />

für elektronische Bauteile. „Wir<br />

haben von Beginn an die Ausstattung<br />

von KRIEG benutzt. Das war<br />

schon so, als es anfangs gerade einmal<br />

fünf Arbeitsplätze gab. Mittlerweile<br />

haben wir mehr als 100 Plätze<br />

mit dem System von KRIEG ausgestattet<br />

und werden auch in Zukunft<br />

auf die Kompetenz und Qualität der<br />

Firma vertrauen.“<br />

Bei der Ausstattung ging es<br />

darum, ein einheitliches System<br />

einzurichten, das flexibel aufzustellen<br />

ist. Die hellgrauen Betriebsmöbel,<br />

bestehend aus Grund- und<br />

Anbautischen, sollten variabel<br />

Was bedeuten eigentlich CNS und SPS?<br />

CNC ist die gängige Abkürzung für Computerized Numerical Control<br />

und beschreibt die computergestützte Kontrolle von mehrdimensional<br />

arbeitenden Maschinen. Die Steuerung der Anlage wird direkt<br />

von einem Computersystem vorgenommen. Werkzeugmaschinen<br />

können so beispielsweise (vollautomatisch) präzise und umfangreiche<br />

Werkstücke herstellen. Sie arbeiten nahezu selbständig und<br />

ohne personellen Eingriff. CNC-Maschinen sind aus der modernen<br />

Fertigung nicht mehr wegzudenken und bilden die Grundlage für<br />

eine effiziente, automatisierte Produktion.<br />

Bei der speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) handelt es<br />

sich um eine Komponente, die zur Steuerung und Regelung einer<br />

Maschine oder Anlage eingesetzt wird. Das Gerät ist auf digitaler<br />

Basis programmiert und löst allmählich die fest verdrahtete, verbindungsprogrammierte<br />

Steuerung in vielen Bereichen ab. SPS sind<br />

beispielsweise in Härteprüfmaschinen, Spritzgussmaschinen oder<br />

vollautomatischen Produktionsanlagen in den unterschiedlichsten<br />

Branchen anzutreffen. Das digital arbeitende, elektronische System<br />

eignet sich für den Einsatz in industriellen Umgebungen.<br />

einsetzbar sein. Dies ermöglicht<br />

eine maximale Raumausnutzung.<br />

Schunn: „Wir wollen alles so aufbauen,<br />

wie wir es gerade brauchen<br />

– also keine fix geschweißten Tischgestelle<br />

im Standard-Maß verwenden.“<br />

Mit dem Arbeitsplatzsystem<br />

Workflex aus dem Hause KRIEG<br />

konnten verschiedene Inseln und<br />

Buchten in der bisherigen Maschinenhalle<br />

als fortlaufend angebaute<br />

Arbeitsplätzen angeordnet werden.<br />

„Bei Allmendinger wurden auf 1200<br />

Quadratmetern neue, konzeptionelle<br />

Arbeitsplätze geschaffen.<br />

Der Vorteil ist, dass man auch auf<br />

engstem Raum viel Arbeitsfläche<br />

gewinnt und dies ein einheitliches<br />

Erscheinungsbild ergibt. Das System<br />

ist also funktionell und optisch<br />

ansprechend“, sagt Frank Ockert,<br />

Gebietsverkaufsleiter bei KRIEG.<br />

Empfindliche Bauteile vor<br />

elektrostatischer Entladung<br />

schützen<br />

Eine relevante Anforderung an die<br />

Werkbänke besteht darin, die sensible<br />

Elektronik während dem Arbeitsprozess<br />

vor Schäden zu schützen.<br />

Daher wurden die Arbeitsplätze mit<br />

vollständigem ESD- Schutz ausgestattet.<br />

KRIEG bietet seinen Kunden<br />

hierfür ein spezielles Feature in<br />

Form der Electro-Static-Discharge-<br />

Ausstattung.<br />

Ockert erklärt: „Gerade im Fertigungs-<br />

und Reparaturbetrieb von<br />

empfindlichen Bauteilen und Materialien<br />

braucht es einen wirkungsvollen<br />

Schutz vor elektrischen Auf-<br />

und Entladungen sowie vor Spannungsdurchschlägen.“<br />

In einigen<br />

Betrieben, die mit elektronischen<br />

Bauteilen arbeiten, sind elektrostatische<br />

Entladungen für etwa 25%<br />

aller defekten Komponenten verantwortlich.<br />

Tischplatten aus einem leitfähigen<br />

Material, wie auch bei Allmendinger<br />

verwendet, bieten hier<br />

einen erfolgreichen Schutz. Die<br />

Produkte von KRIEG verhindern<br />

gemäß DIN EN 61340-5-1 elektrostatische<br />

Ladevorgänge.<br />

Da Allmendinger die Produkte<br />

aus dem Hause KRIEG bereits von<br />

vorherigen Ausstattungsprojekten<br />

kannte, wurden die Arbeitsplätze<br />

zügig und strukturiert zusammengestellt.<br />

„Der Kunde hatte konkrete<br />

Vorstellungen davon, was benötigt<br />

wird und wusste genau, wie er es<br />

haben möchte. Ich konnte vor Ort<br />

bei den Detaillösungen beratend<br />

mitwirken. Insgesamt war es ein<br />

reibungsloses Projekt für alle Beteiligten“,<br />

freut sich Ockert.<br />

Primäres Ziel war es, fließende<br />

Arbeitsschritte in strukturierten Bahnen<br />

zu schaffen – mit einer Möblierung,<br />

die sich ins Gesamtbild einfügt.<br />

Um ausreichend Licht an den<br />

großzügig gestalteten Arbeitsplätzen<br />

zu generieren, wurde die komplette<br />

Beleuchtung mit Tageslicht-<br />

LED-Lampen realisiert. Eine weitere<br />

Maßnahme beschreibt Schunn:<br />

„Wir haben die Tisch-Aufbauten<br />

begrenzt. Einerseits um möglichst<br />

viel Tageslicht zu empfangen und<br />

andererseits, um den Arbeitstisch<br />

optimal in seiner Fläche nutzen zu<br />

können.“ ◄<br />

49


Löt- und Verbindungstechnik<br />

Wiederlösbarer Edge Bonder<br />

Panacol-Elosol GmbH<br />

info@panacol.de<br />

www.panacol.de<br />

Panacol hat mit Structalit 5705<br />

einen neuen wiederablösbaren Edge<br />

Bonder speziell für die Unterhaltungselektronik<br />

entwickelt. Neben<br />

der Reworkability ist das Hauptmerkmal<br />

des schwarzen Klebstoffs,<br />

dass er bei Anregung mit UV-Licht<br />

gelb fluoresziert, um eine möglichst<br />

präzise Fertigung und optische Endkontrolle<br />

zu ermöglichen.<br />

Edge Bonder<br />

dienen dazu, elektronische Bauteile<br />

schnell und unkompliziert<br />

auf Leiterplatten zu fixieren und<br />

sicher zu befestigen. Dadurch<br />

können mechanische Einflüsse<br />

wie Schock, Vibration und thermische<br />

Belastungen kompensiert<br />

werden. Als konstruktive Alternative<br />

zu Underfill-Prozessen erhöhen<br />

Eckverklebungen die Stoßund<br />

Biegefestigkeit bei BGAs und<br />

weiteren Chip Packages. Speziell<br />

bei möglichen Flussmittelrückständen<br />

können Egde Bonder als Alternative<br />

zu Underfill-Klebstoffen eingesetzt<br />

werden.<br />

Structalit 5705<br />

ist ein schwarzer, thermisch härtender<br />

Epoxidharzklebstoff, der sich<br />

durch sein strukturviskoses Fließverhalten<br />

und seinen hohen Thixotropieindex<br />

auszeichnet. Diese Eigenschaften<br />

ermöglichen eine präzise<br />

Applizierung. Neben der klassischen<br />

Kontaktdosierung mittels Dispenser<br />

ist durch das Jetverhalten von<br />

Structalit 5705 auch eine kontaktlose<br />

Dosierung möglich. Der epoxidharzbasierte<br />

Edge Bonder ist halogenarm<br />

und eignet sich daher hervorragend<br />

zum Sichern von Elektronikbauteilen.<br />

Eine typische Eigenschaft<br />

von Klebstoffen auf PCBs ist die<br />

schwarze Einfärbung, die als visueller<br />

Schutz fungiert. Das optische<br />

Vermessen eines Edge Bonders<br />

ist eine gängige Methode im Fertigungsprozess<br />

der Hersteller. Aufgrund<br />

der dunklen Chips und des<br />

geringen Kontrasts zu PCBs birgt<br />

das optische Vermessen oft Schwierigkeiten,<br />

weshalb eine gelbe Fluoreszenz<br />

in den schwarzen Structalit<br />

5705 eingearbeitet wurde. Die<br />

Fluoreszenz wird bei kurzwelligem<br />

Licht, beispielsweise 365 nm, angeregt.<br />

Durch die Fluoreszenz werden<br />

die Durchführung von Endkontrollen<br />

bei Herstellern erleichtert und<br />

Fertigungsprozesse beschleunigt.<br />

Neben der Performance<br />

und optischen Inspektionsmöglichkeit<br />

bietet Structalit 5705 noch<br />

eine weitere wichtige Eigenschaft:<br />

Reworkability. Diese ermöglicht es,<br />

Produkte nach der Montage noch zu<br />

bearbeiten oder zu reparieren. Bei<br />

Herstellern elektronischer Bauteile<br />

gewinnt dieser Punkt immer mehr an<br />

Bedeutung, da die Gesetzgebung<br />

und Umweltverbände die Minimierung<br />

von Elektroschrott immer weiter<br />

vorantreiben. Ein Ansatzpunkt für<br />

nachhaltige Strategien ist die Überarbeit-<br />

und Reparierbarkeit von einzelnen<br />

Modulen auf Leiterplatten,<br />

um der Verschrottung eines kompletten<br />

Bauteils oder Moduls entgegenzuwirken.<br />

Ansatzpunkt der Reworkability<br />

Der Klebstoff Structalit 5705<br />

ermöglicht den Ansatzpunkt der<br />

Reworkability durch punktuell<br />

mechanische Lösbarkeit bei Beaufschlagung<br />

von Temperaturen oberhalb<br />

des Glasübergangsbereichs<br />

von 150 °C. Bis zu diesem Temperatur-<br />

und Einsatzbereich besticht<br />

das Epoxidharz durch seine verlässliche<br />

Haftfestigkeit und physikalischen<br />

Eigenschaften. Erst ab dieser<br />

kritischen Temperaturschwelle<br />

wird die Bearbeitbarkeit des Produktes<br />

möglich.<br />

Insbesondere die aktuelle Knappheit<br />

von Chips und allgemeiner<br />

Elektronikkomponenten im Automobil-<br />

und Consumer- Elektronikbereich<br />

verdeutlichen die Bedeutung<br />

der Wiederverwendbarkeit<br />

von Elektronikbauteilen. Die Wiederverwendung<br />

von Komponenten<br />

bietet nicht nur Vorteile für die<br />

Umwelt, sondern ist aufgrund von<br />

Engpässen in der Lieferkette auch<br />

für die Aufrechterhaltung bestehender<br />

Produktionsprozesse unerlässlich<br />

geworden.<br />

Als Weiterentwicklung<br />

des mechanisch wiederlösbaren<br />

Underfills Structalit 5751 hat Panacol<br />

sein Portfolio um den Edge Bonder<br />

Structalit 5705 erweitert. Beide<br />

Klebstoffe können nass in nass<br />

appliziert und gemeinsam miteinander<br />

in nur einem Ofenprozessschritt<br />

ausgehärtet werden. ◄<br />

50 3/<strong>2022</strong>


Löt- und Verbindungstechnik<br />

Luftgelagerter Bondkopf, neue Rüttelfeeder und<br />

neues Wafer-Handling-System<br />

Die Tresky GmbH zeigte auf der SMTconnect drei neue Optionen für ihre Die Bonder: einen neuen Präzisionsbestückungskopf,<br />

einen Rüttelfeeder und einen neuen Waferhandler.<br />

Tresky GmbH<br />

www.tresky.de<br />

Mit dem von der Tresky GmbH<br />

entwickelten luftgelagerten Bondkopf<br />

lassen sich hochsensible<br />

Bauelemente kraftvoll platzieren.<br />

Schließlich werden neuentwickelte<br />

Halbleiter-Chips aufgrund der kontinuierlichen<br />

Miniaturisierung in der<br />

Elektronikindustrie immer kleiner<br />

und dünner. Außerdem kommen<br />

neue Materialien hinzu, die zur Herstellung<br />

von Chips verwendet werden.<br />

So wurden in der Vergangenheit<br />

meist Silizium oder Germanium<br />

verwendet, um Halbleiter herzustellen.<br />

Besonders getrieben durch die<br />

Entwicklung neuer Generationen<br />

von Laser-, LED-, Dioden- oder<br />

Transistorhalbleitern, werden nun<br />

auch Materialien wie Galliumarsenid<br />

(GaAs), Galliumnitrid<br />

(GaN) oder<br />

z.B. Siliziumcarbid<br />

(SiC) eingesetzt.<br />

Einige dieser Verbindungshalbleiter<br />

wie z.B. Galliumarsenid<br />

(GaAs)<br />

haben neben den<br />

positiven elektrischen<br />

Eigenschaften<br />

den Nachteil,<br />

mechanisch nicht<br />

sehr stabil zu sein<br />

und schnell zu brechen.<br />

Das führt<br />

in der Aufbauund<br />

Verbindungstechnologie<br />

zu<br />

enormen Herausforderungen<br />

beim<br />

Chip-Bonden. Um<br />

minimale Aufsetzkräfte<br />

beim Bonden realisieren zu<br />

können, haben die Ingenieure der<br />

Tresky GmbH einen luftgelagerten<br />

Bondkopf entwickelt. Dieser ermöglicht<br />

beim Aufsetzen des Chips eine<br />

spiel- und reibungsfreie Bewegung<br />

in der Vertikalen. Das Luftlager<br />

wird durch Vakuum bzw. Druckluft<br />

in einem Schwebezustand gehalten<br />

und über ein Proportionalventil,<br />

das von Vakuum bis Atmosphärendruck<br />

arbeiten kann, gesteuert. Der<br />

Bondkopf erkennt sich verändernde<br />

Gewichte und kann somit jederzeit<br />

den Schwebezustand beibehalten.<br />

Hierdurch entsteht eine Gewichtskompensation<br />

des Bauelements.<br />

Über eine Änderung des Proportionalventil<br />

von Vakuum auf Druck<br />

kann nun eine definierte Gewichtskraft<br />

in vertikaler Richtung auf das<br />

zu platzierende Halbleiterbauteil<br />

ausgeübt werden und mit einer<br />

exakten Kraft aufgesetzt bzw. aufgenommen<br />

werden.<br />

Des Weiteren präsentierte Tresky<br />

einen neuen Rüttelfeeder. Mittels<br />

Vibrationstechnologie führt dieses<br />

universelle Zuführungssystem als<br />

Schüttgut angelieferte Bauteile dem<br />

Verarbeitungsprozess zu. Der Aufbau<br />

der Zuführung ermöglicht es,<br />

Bauteile in einem vibrierenden, kleinen<br />

offenen Container so zu positionieren,<br />

dass die Kopfkamera die<br />

einzelnen Bauteile klar und präzise<br />

erkennt. Gleichzeitig werden die<br />

Bauteile durch die Vibrationen so<br />

positioniert, dass die Bauteiloberseite<br />

nach oben zeigt. Außerdem<br />

sind 99% aller Bauteilgeometrien<br />

mit diesem Rüttelfeeder kompatibel.<br />

Je nach Bauteilmenge stehen<br />

unterschiedliche Bunkergrößen zur<br />

Verfügung. Von dort aus gelangen<br />

die Bauteile in den Vibrationscontainer.<br />

Der Feeder lässt sich leicht<br />

und ohne große Umrüstzeit in alle<br />

bestehende Die Bonding Systeme<br />

von Tresky integrieren. Ein neues<br />

Wafer-Handling-System erlaubt die<br />

präzise und zuverlässige Wafer-<br />

Zuführung. Es kann 300 mm-Wafer<br />

mit einem Maximalgewicht von bis<br />

zu 1 kg aufnehmen. Für die Aufnahme<br />

stehen Vakuum-, Kantenund<br />

kundenspezifische Endeffektoren<br />

dem Endanwender zur Verfügung.<br />

Außerdem lässt sich optional<br />

auch eine Pre-Align-Funktion<br />

integrieren. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

51


Materialien<br />

Eine neue Reihe von Maskings eingeführt<br />

Panacol-Elosol GmbH<br />

info@panacol.de<br />

www.panacol.de<br />

Panacol hat mit der Vitralit MASK-<br />

Reihe neue UV-härtende Maskingmaterialien<br />

für industrielle Prozesse<br />

entwickelt. Diese Maskingklebstoffe<br />

lassen sich leicht auftragen,<br />

in Sekundenschnelle unter<br />

UV-Licht aushärten und dann durch<br />

einfaches Abziehen oder - bei Maskings<br />

mit höherer Haftung - durch<br />

Eintauchen in heißes Wasser und<br />

Abziehen entfernen.<br />

Herstellung hochwertiger<br />

Komponenten<br />

UV-Maskingmaterial wird in der<br />

Regel bei der Herstellung hochwertiger<br />

Komponenten verwendet, bei<br />

denen Verfahren zur Oberflächenverbesserung<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Zu diesen Prozessen können<br />

Säurereinigung, Sandstrahlen<br />

oder Kugelstrahlen gehören. Bauteiloberflächen<br />

oder innere Hohlräume<br />

müssen aus Gründen der Funktionalität<br />

von diesen Prozessen isoliert<br />

werden. Maskingmaterialien<br />

werden als temporäre Beschichtungen<br />

aufgebracht, die nach der<br />

Bearbeitung wieder vom fertigen<br />

Bauteil entfernt werden. Typische<br />

Anwendungen sind die Herstellung<br />

von Turbinenbauteilen, orthopädischen<br />

Produkte oder Prothesen<br />

und andere industrielle Bauteilprozesse<br />

wie die Beschichtung<br />

von Leiterplatten und Kunststoffen.<br />

Lichthärtende<br />

Klebstofftechnologie<br />

Das UV-Maskingmaterial stammt<br />

aus der lichthärtenden Klebstofftechnologie.<br />

Die UV-lichthärtenden<br />

Maskingklebstoffe von Panacol<br />

sind lösungsmittelfrei, lassen sich<br />

leicht auftragen und innerhalb von<br />

Sekunden mit einer UV-Lichtquelle<br />

aushärten. Zur Aushärtung kann<br />

sowohl Breitspektrum-UV- oder<br />

LED-Licht mit Wellenlängen von<br />

365 oder 405 nm verwendet werden.<br />

Das unausgehärtete flüssige<br />

Masking kann durch Spritzen, Tauchen<br />

oder Sprühen auf die Bauteile<br />

aufgetragen werden. Die Maskings<br />

sind in vielen Viskositäten erhältlich,<br />

um einer Vielzahl von Bauteilkonfigurationen<br />

und Anwendungen<br />

gerecht zu werden. Sowohl die hochals<br />

auch die niedrigviskosen Maskings<br />

von Panacol lassen sich über<br />

Sprühventile leicht auf größere Flächen<br />

auftragen. Alle Vitralit MASK-<br />

Materialien bieten einen gleichmäßigen<br />

Schutz vor mechanischem<br />

Abtrag durch Strahlgut, heißen Säuren,<br />

Laugen, galvanischen Bädern<br />

und Farben. Einige Vitralit-UV-Maskingmaterialien<br />

sind in grüner Farbe<br />

erhältlich, um einen höheren Kontrast<br />

für eine bessere visuelle Prüfung<br />

zu bieten.<br />

Entfernung erfolgt durch<br />

einfaches Abziehen<br />

Die Entfernung von Panacol<br />

UV-Maskingmaterialien wie Vitralit<br />

MASK 20107 oder 20109 erfolgt<br />

durch einfaches Abziehen oder<br />

durch Eintauchen in heißes Wasser,<br />

bevor sie sich leicht abziehen<br />

lassen. Eine Auswahl von Panacol<br />

UV-Maskings, wie der neue Vitralit<br />

MASK 20116, hat eine extrem hohe<br />

Oberflächenhaftung. Diese UV Maskings<br />

lassen sich am besten durch<br />

Verbrennung entfernen. Alle UV<br />

Maskings von Panacol hinterlassen<br />

keine Oberflächenrückstände<br />

nach dem Abziehen oder nach der<br />

Verbrennung. ◄<br />

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52 3/<strong>2022</strong>


Dosiertechnik<br />

Das Risiko liegt in der Luft<br />

Moderne Akku-Produktion<br />

Was Qualität beim Vergießen und Sicherheit von Akkus miteinander zu tun haben, erklärt dieser Beitrag.<br />

Die Mobilitätswende ist eng mit<br />

der Frage verknüpft, welche Akku-<br />

Technologie nachhaltig, kosteneffizient<br />

und sicher genug ist, um sie<br />

dauerhaft für elektrische Autos,<br />

Nutzfahrzeuge oder E-Bikes bzw.<br />

2-Wheeler zu etablieren.<br />

Die Betriebssicherheit<br />

ViscoTec Pumpen- u.<br />

Dosiertechnik GmbH<br />

mail@viscotec.de<br />

www.viscotec.de<br />

einer solchen speicherbaren Batterie<br />

ist in weiten Teilen von ihrer<br />

sauberen Verarbeitung abhängig:<br />

Die einzelnen Batteriezellen müssen<br />

zum einen mit speziell dafür entwickelter<br />

Vergussmasse im Akku-<br />

Gehäuse fixiert werden. Zum anderen<br />

muss die ausgehärtete Masse<br />

absolut frei von Lufteinschlüssen<br />

und Verunreinigungen sein. Nur so<br />

kann gewährleistet werden, dass ein<br />

Akku extremen äußeren Einflüssen<br />

– ausgelöst durch z. B. Sturz oder<br />

Kollision – standhält und eventuelle<br />

Lufteinschlüsse nicht zum Brandbeschleuniger<br />

werden.<br />

Die Ingenieure der Von Roll<br />

Gruppe<br />

gingen der Frage nach, aus welchen<br />

Bestandteilen eine solche Vergussmasse<br />

bestehen muss und wie<br />

sie sich prozesssicher mischen<br />

lässt. Des Weiteren galt es zu klären,<br />

wie sich die mehrkomponentige<br />

Vergussmasse präzise in ein<br />

Batteriemodul – ein Musterbauteil<br />

– mit darin befindlichen Batteriezellen<br />

dosieren lässt. Das Ziel: Durch<br />

präzises Dosieren der richtigen<br />

Masse einen sicheren 2-Wheeler-<br />

Akku herstellen.<br />

Auf diesem Weg wollte man bei<br />

Von Roll aussagekräftige Daten<br />

darüber generieren, ob sich 1. die<br />

im Labormaßstab getestete Dosiertechnologie<br />

unkompliziert in die<br />

Serienfertigung überführen lässt<br />

und 2. der Dosierprozess auf größere<br />

Akku-Modelle übertragbar ist.<br />

Verarbeitet wurden Dolph‘s Damival<br />

13682 und Dolph‘s Damival<br />

13683, zweikomponentige Polyurethanharze,<br />

die für den Versuch<br />

im Labormaßstab aus einer Kartusche<br />

in einem Mischverhältnis von<br />

7,14:1 und 7,69:1 [vol] in ein Batterie-Dummy-Modul<br />

aus Aluminium<br />

mit Rundzellen bestückt, einzubringen<br />

waren.<br />

Nach intensivem Dialog<br />

mit den Ingenieuren bei ViscoTec<br />

entschieden sich die Entwickler bei<br />

Von Roll für den Einsatz des ViscoDuo-VM<br />

12/8, einem ventillosen<br />

2K-Dispenser, der auf der etablierten<br />

Exzenterschnecken-Technologie<br />

basiert. Passend für Von Rolls<br />

Dolph‘s Damival, dessen zwei Komponenten<br />

sich mit diesem Verfahren<br />

volumetrisch präzise dosieren<br />

und in das Gehäuse zwischen die<br />

einzelnen Zellen applizieren lassen.<br />

Um den Prozess zu vereinfachen,<br />

wurden gleichermaßen Komponenten<br />

und Medien erwärmt – Lufteinschlüsse<br />

konnten so durch die verbesserten<br />

Fließeigenschaften gänzlich<br />

vermieden werden. Nach beendeter<br />

Applikation war das korrekte<br />

Mischungsverhältnis Garant für<br />

eine optimale Aushärtung der Vergussmasse.<br />

Hier legte Von Roll vor<br />

allem Wert auf einen Dosierstopp,<br />

der Materialverschwendung sicher<br />

vermeidet und eine homogene Oberfläche<br />

der Vergussmasse in der Alu<br />

Wanne garantiert.<br />

Die Tatsache, dass Von Roll auch<br />

bei Veränderung der 2K-Medien<br />

mit den gleichen Leistungsmerkmalen<br />

rechnen kann, war ein weiteres<br />

Argument für den ViscoDuo-<br />

VM: Das Schweizer Unternehmen<br />

hat sich auf Harze spezialisiert, die<br />

branchenübergreifend überall dort<br />

zum Einsatz kommen, wo elektrische<br />

Geräte und elektronische<br />

Komponenten unter anspruchsvollen<br />

Umgebungsparametern eingesetzt<br />

werden. Das Unternehmen<br />

konzentriert sich deshalb u.a. auch<br />

auf die Entwicklung von nachhaltigen<br />

Rezepturen, mit denen sich<br />

die Lebensdauer von Bauteilen und<br />

Komponenten verlängern und deren<br />

Leistungsfähigkeit verbessern lässt.<br />

Ein weiteres Argument für die ViscoTec-Dosiertechnologie<br />

dürfte in<br />

diesem Zusammenhang auch deren<br />

Baukastenstruktur sein. Gerade mit<br />

Blick auf die Überführung in den<br />

Serienmaßstab sind lange Wartungszyklen<br />

oder einfacher Teiletausch<br />

auf Modulebene deutliche<br />

Mehrwerte.<br />

In Summe<br />

zeigt sich der 2K Dispenser ViscoDuo-VM<br />

bei Von Roll von seiner<br />

flexibelsten Seite und kann künftig<br />

durch die perfekte Dosierung optimale<br />

elektrische Isolationseigenschaften<br />

in der Akku-Produktion<br />

sicherstellen. Der nötige Brandwiderstand<br />

der hergestellten Akkus<br />

kann durch exakte Applikation der<br />

Vergussmasse ebenso sichergestellt<br />

werden, wie deren optimale<br />

thermische Leitfähigkeit. Zudem<br />

sind präzises Dosieren und Aushärten<br />

Grundlage für nachweisbar<br />

beste mechanische Eigenschaften<br />

der Harze und damit des Akkus. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

53


Qualitätssicherung<br />

AVI-System auch als Inline-Lösung erhältlich<br />

ATEcare Service<br />

GmbH & Co. KG<br />

www.atecare.de<br />

Das von Kitov und seinem deutschen<br />

Vertriebspartner ATEcare<br />

Service GmbH & Co. KG bereits auf<br />

verschiedenen Messen vorgestellt<br />

AVI-System Kitov ist nun auch als<br />

inline-fähige Lösung erhältlich. Der<br />

auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende<br />

Kitov Inline kann zur vollautomatischen<br />

intelligenten Überprüfung<br />

der Endqualität von Geräten<br />

und Gehäusen in einer Linienfertigung<br />

eingesetzt werden.<br />

Das Roboter- und Kamerasystem<br />

Kitov Inline ist identisch zum Kitov<br />

Core, der bereits von ATEcare vorgestellt<br />

wurde. Dieser ist mit einem<br />

einzelnen Drehteller ausgestattet<br />

und eignet sich ideal für die Inspektion<br />

im hohen Produkt-Mix und bei<br />

kleinen oder mittleren Volumen. Der<br />

Kitov Inline deckt nun die hochvolumige,<br />

taktzeitoptimierte Inline-<br />

Fertigung ab.<br />

Bei allen Kitov-Systemen handelt<br />

es sich um Smart-3D-Universalsysteme,<br />

die jedes Produkt effektiv<br />

inspizieren können. Durch den Einsatz<br />

fortschrittlicher 3D-Computer-<br />

Vision-Algorithmen und Künstlicher<br />

Intelligenz wie maschinelles Lernen<br />

und Deep-Learning, erreichen<br />

die Kitov-Systeme ein sehr hohes<br />

Erkennungsniveau. Sie eliminieren<br />

die mit der manuellen Inspektion<br />

verbundenen mühsamen Arbeiten<br />

und inkonsistente Ergebnisse. Die<br />

Kitov-Systeme prüfen komplexe<br />

3D-Strukturen und unterschiedlichste<br />

Materialien und berücksichtigen<br />

dabei Prüfvorschriften. Zudem<br />

ist es möglich, auch Roboter anderer<br />

Hersteller zu verbauen.<br />

Mit dem Kitov Inline lassen sich<br />

Produktprüfung auf zwei Arten<br />

durchführen. Dazu wird der Prüfling<br />

durch ein Transportband an<br />

eine definierte Stelle befördert, wo<br />

er auf dem Band liegend vom AVI-<br />

System inspiziert wird. Weil ein im<br />

Transportband integrierter Hub- und<br />

Drehmechanismus den Prüfling<br />

auch anheben kann, lassen sich<br />

auch die Unterseite und die für den<br />

Roboterarm sonst schwer erreichbaren<br />

Bereiche prüfen. „Somit können<br />

wir unseren Kunden ein taktzeitoptimierendes<br />

Inline-AVI-System<br />

anbieten, das sich unabhängig<br />

von der Geometrie des Prüflings<br />

nahtlos in bestehende Inlinefertigungskonzepte<br />

integrieren<br />

lässt. Durch eine schlechte Qualität<br />

(CoPQ) verursachte Kosten<br />

wie beispielsweise die Aufwendungen<br />

für Rücksendung (RMA)<br />

als auch durch Ausschuss und<br />

Nacharbeiten lassen sich damit<br />

erheblich reduzieren“, sagt Olaf<br />

Römer, Geschäftsführer der ATEcare<br />

Service GmbH. ◄<br />

Produktspektrum im Bereich der Röntgeninspektion<br />

ATEcare Service<br />

GmbH & Co. KG<br />

info@atercare.com<br />

www.atecare.de<br />

Als Vertriebspartner des koreanischen<br />

Maschinenherstellers SEC<br />

hat ATEcare neue Generationen weiterer<br />

2D-, 2,5D- und 3D-Röntgeninspektionssysteme<br />

im Programm.<br />

Insbesondere neu im Bereich der<br />

Qualitätsüberwachung von Fahrzeugbatterien<br />

bieten die Systeme<br />

von SEC zudem vielfältige Möglichkeiten<br />

der zuverlässigen Röntgenprüfung.<br />

„Überdies ist SEC einer der wenigen<br />

Anbieter, der die Röntgenröhren<br />

selbst entwickelt und baut“,<br />

betont Olaf Römer, Geschäftsführer<br />

der ATEcare GmbH. „Kunden<br />

steht dadurch eine unglaubliche<br />

Bandbreite an Röntgensystemen<br />

zur Verfügung, die sich gezielt auf<br />

einzelne Anwendungsaufgaben<br />

ausrichten lassen.“<br />

So sind die als Offline- und<br />

Inline-System angebotenen Röntgeninspektionssysteme<br />

der SEC-<br />

X-eye Serie mit unterschiedlichen<br />

Detektoren und Röhren ausgestattet.<br />

Die FDA- und CE- zertifizierten<br />

Systeme verfügen über bewegbare<br />

X-, Y- und Z-Achsen und werden mit<br />

unterschiedlichen Tischgrößen und<br />

Transportsystemen angeboten. Verschiedene<br />

CT-Technologien lassen<br />

sich bei Analysen einsetzen.<br />

Vollschutz-Geräte<br />

Die nach den Bestimmungen für<br />

Vollschutz-Geräte gebauten Röntgeninspektionssysteme<br />

inspizieren<br />

SMT, PCB, PKG, LED, Sensoren,<br />

BGA und QFN oder können<br />

als Nano-Focus-Systeme auch<br />

IC-Strukturen handhaben. Anhand<br />

digitaler Flatpanels detektieren<br />

sie Leiterplatten, Gehäuse oder –<br />

ganz aktuell – auch Fahrzeugbat-<br />

54 3/<strong>2022</strong>


Qualitätssicherung<br />

Innovation bei automatisierten Testsystemen<br />

trifft auf ISP-Programmierlösungen<br />

Echter Paralleltest für<br />

Nutzentest<br />

ausgebaut<br />

Digitaltest GmbH<br />

info@digitaltest.com<br />

www.digitaltest.com<br />

terien. „Gerade hier sehen wir einen<br />

Anwendungsbereich, der zukünftig<br />

vermehrt an Bedeutung gewinnen<br />

wird. Mit den von SEC schon heute<br />

angebotenen Systemen lassen sich<br />

alle Batterietypen zuverlässig einer<br />

präzisen Röntgenprüfung unterziehen“,<br />

führt Römer weiter aus. Die<br />

Systeme gibt es mit geschlossenen<br />

als auch als offenen Röntgenquellen<br />

und unterschiedlichen Leistungsparametern.<br />

Unterstützt werden die<br />

Röntgeninspektionsgeräte durch die<br />

SEC-Software x-ray inspection oder<br />

optional auch durch VG Studio. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

Digitaltest, einer der führenden<br />

Anbieter von elektronischen Testsystemen<br />

und Adaptern, setzt für<br />

seine Tests erfolgreich die FlashRunner-Serie<br />

von SMH Technologies<br />

in In-Circuit-Testanwendungen ein<br />

– schon seit vielen Jahren. Aufgrund<br />

seiner Flexibilität, seiner umfangreichen<br />

Bibliothek und seines benutzerfreundlichen<br />

Software-Wizard eignet<br />

es sich besonders für die Programmierung<br />

von Multi-PCB-Panels<br />

und komplexen Boards.<br />

Der SMH Flashrunner ist seit<br />

langem ein zuverlässiger Bestandteil<br />

der Anwendungen für In-Circuit-Tests.<br />

Neueste Programmiertechnologie<br />

ermöglicht es, mit<br />

Flashrunner 2.0 in Kombination<br />

mit einem In-Circuit-Test bis zu 16<br />

verschiedene Bauteile gleichzeitig<br />

zu programmieren. Dies macht es<br />

ideal für die Programmierung von<br />

Multi-PCB-Panels und komplexen<br />

Boards mit mehreren installierten<br />

Geräten. Eine benutzerfreundliche<br />

Bedienoberfläche ermöglicht<br />

es zudem, in kürzester Zeit<br />

ein produktionsreifes Programm<br />

zu erstellen.<br />

Auch Digitaltest unterstützt<br />

Nutzentest optimal.<br />

Durch paralleles Testen<br />

mit unserer Lambda<br />

edition können zwei<br />

oder mehr Baugruppen<br />

gleichzeitig getestet werden.<br />

So lassen sich die<br />

Taktzeiten optimieren<br />

und die Testzeit verkürzen.<br />

Ein In-Circuit- oder<br />

Funktions-Test wird von<br />

zwei oder mehr unabhängigen<br />

Testköpfen ausgeführt,<br />

was die Prüfzeit<br />

um den entsprechenden<br />

Faktor reduziert. Dies<br />

gilt für einen Mehrfachnutzen<br />

ebenso wie für<br />

mehrere Einzelprüflinge.<br />

Durch die Kombination der beiden<br />

Technologien, Lambda edition<br />

und Flashrunner 2.0, können<br />

auf Digitaltest-Testsystemen die<br />

Multi-Panel-Boards völlig unabhängig<br />

parallel getestet und programmiert<br />

werden. Das spart nicht<br />

nur Produktionszeit, sondern auch<br />

Warte-, Inspektions- und Handling-<br />

Zeiten. Auch die nahtlose Integration<br />

beider Umgebungen in Bezug<br />

auf Hard- und Software macht sie<br />

zur perfekten Lösung für Produktionssysteme.<br />

Flash Programming on the Fly<br />

Flash-Programmierung ist auch<br />

mit dem Condor Flying Probe von<br />

Digitaltest problemlos möglich. Vier<br />

bewegliche Prüfköpfe, die Flying<br />

Probes, können direkt programmiert<br />

und autonom angesteuert<br />

werden. Eine zusätzliche Adaption<br />

von unten ist nicht mehr notwendig.<br />

Dadurch werden nicht nur die Herstellungskosten<br />

der Adapter eingespart,<br />

auch die damit zwangsläufig<br />

verbundenen Bauzeiten gehören der<br />

Vergangenheit an. Der FlashRunner<br />

2.0 von SMH Technologies eignet<br />

sich damit ideal für die Integration<br />

in Digitaltest‘s Condor Flying<br />

Probe und bietet eine weitere Möglichkeit<br />

zur Qualitätsverbesserung<br />

bei gleichzeitiger Zeitersparnis. ◄<br />

55


Qualitätssicherung<br />

Neues kompaktes Digitalmikroskop<br />

für einfache Inspektionsaufgaben<br />

Kompaktes Digitalmikroskop mit kleiner Stellfläche ermöglicht eine schnelle, effiziente Inspektion und Kontrolle<br />

bei hoher Funktionalität.<br />

Vision Engineering präsentiert<br />

sein neues digitales Full-HD Mikroskop<br />

VE Cam für die unkomplizierte<br />

und schnelle Inspektion einer Vielzahl<br />

von Anwendungen. Die Qualitätskontrolle<br />

der zu betrachtenden<br />

Teile und Proben wird vereinfacht<br />

und tägliche Routineaufgaben<br />

beschleunigt.<br />

Zwei Varianten<br />

VE Cam ist in zwei Varianten mit<br />

unterschiedlichen Sichtfeldern (FOV)<br />

erhältlich. VE Cam 50 (50 mm FOV)<br />

und VE Cam 80 (80 mm FOV) bieten<br />

die Leistung, Geschwindigkeit<br />

und Effizienz der digitalen Bildgebung<br />

in einem kompakten und preisgünstigen<br />

System.<br />

Zu den erweiterten Funktionen<br />

gehören 10 vom Benutzer programmierbare<br />

Voreinstellungen, 6 Hotkeys<br />

für sofortigen One-Touch-<br />

Zugriff auf die am häufigsten verwendeten<br />

Einstellungs-Parameter<br />

und eine konfigurierbare Benutzeroberfläche,<br />

mit der die wichtigsten<br />

Benutzereinstellungen direkt<br />

auf dem Bildschirm angezeigt werden<br />

können.<br />

Homogene Ausleuchtung<br />

Eine homogene Ausleuchtung der<br />

Objekte wird durch ein integriertes<br />

8-Punkt LED-Ringlicht, das optionale<br />

Durchlicht oder ein flexibles<br />

Schwanenhals-Stablicht gewährleistet<br />

und lässt somit auch kleinste<br />

Fehler oder Manipulationen am Bildschirm<br />

erkennen. Der Einsatz von<br />

unterschiedlichsten Stativ-Varianten,<br />

vom einfachen Tischstativ bis<br />

zum weit ausragenden Gelenkarmständer<br />

komplettieren das System<br />

für die individuellen Anwendungsbereiche.<br />

Der Touch-Screen kann oben auf<br />

das Digitalmikroskop montiert<br />

werden. Dadurch verringert sich<br />

die Standfläche.<br />

Einsatzbereiche<br />

Geeignete Anwendungen befinden<br />

sich in den Bereichen: Elektronik,<br />

Maschinenbau, Präzisionsmechanik,<br />

Kunststoffe, additive Fertigung<br />

und Keramik. Insbesondere<br />

in der fertigungsnahen Umgebung,<br />

Qualitätskontrolle, Wareneingangsund<br />

Ausgangsprüfung, etc.<br />

Joachim Glaab, General Manager<br />

Vision Engineering Central Europe,<br />

kommentiert: „Die Einführung von<br />

VE Cam erweitert unser Produktsortiment<br />

um ein kompaktes, einfach<br />

zu bedienendes und preisgünstiges<br />

Digitalmikroskop, das<br />

sich auf die Bereitstellung von effizienten<br />

und genauen Inspektionsmöglichkeiten<br />

konzentriert, kombiniert<br />

mit einer Mischung aus integrierter<br />

intuitiven Menüsteuerung,<br />

hervorragender Bildqualität und einfachen<br />

Handhabung.“◄<br />

Vision Engineering Ltd.<br />

www.visioneng.de<br />

Das neue digitale Full-HD Mikroskop VE Cam eignet sich insbesondere für die schnelle und unkomplizierte<br />

Inspektion und Nacharbeit am Bildschirm in einem weiten Bereich an Industrie- und Laborapplikationen<br />

56 3/<strong>2022</strong>


Qualitätssicherung<br />

Analoge Signaturanalyse<br />

Handliche Testsysteme für Fehlersuche auf bestückten Platinen – jetzt mit bis zu 96 Kanälen<br />

HT-EUREP Messtechnik<br />

Vertriebs GmbH<br />

www.ht-eurep.de<br />

Die FADOS Testsysteme des<br />

Herstellers ProTAr-Ge, vertrieben<br />

durch HT-Eurep GmbH, stellen in<br />

der neuen Generation eine Fehlersuche<br />

über Vergleichsfunktion mit<br />

bis zu 96 Kanälen zur Verfügung.<br />

Wie auch die bisherigen FADOS<br />

Testsyteme arbeiten sie auf Basis<br />

der analogen Signaturanalyse. Zur<br />

Fehlersuche auf Leiterplatten oder<br />

in anderen elektrischen und elektronischen<br />

Schaltungen sind diese<br />

Systeme hervorragend geeignet.<br />

Die Fehlersuche erfolgt ohne Anlegen<br />

einer Versorgungsspannung am<br />

Prüfling. Dadurch werden weitere<br />

Schäden an den defekten Produkten<br />

verhindert. Selbst ohne Detailkenntnis<br />

der fehlerhaften Schaltung<br />

ist eine effektive Fehlersuche möglich.<br />

Anders als bei einem ICT mit<br />

enormem Aufwand an Programmierzeit<br />

und Adapterkosten oder<br />

einem produktspezifischen Funktionstest<br />

mit entsprechender Testeinrichtung<br />

kann mit einem FADOS-<br />

System sofort mit der Fehlersuche<br />

begonnen werden. Die handlichen<br />

Geräte benötigen lediglich einen<br />

PC mit USB-Schnittstelle für den<br />

Betrieb. Über den Tastkopf oder die<br />

MUX Anschlüsse wird eine sinusförmige<br />

Wechselspannung mit Strombegrenzung<br />

an einen Schaltungsknoten<br />

oder Testpunkt am Prüfling<br />

angelegt. Der Stromfluss in Abhängigkeit<br />

der Spannung, die sogenannte<br />

“Signatur”, wird als V/I Kennlinie<br />

auf dem PC Bildschirm dargestellt.<br />

Die Signaturen an einem Verbindungspunkt<br />

einer Schaltung können<br />

mit der Signatur einer bekannt<br />

funktionsfähigen Platine verglichen<br />

werden. Sind an dem untersuchten<br />

Schaltungsknoten unterschiedliche<br />

Bedingungen durch falsche Bauteilwerte,<br />

eine unterbrochene Leiterbahn<br />

oder einen defekten Halbleiterübergang<br />

vorhanden, wird dies in<br />

den unterschiedlichen Darstellungen<br />

der Signatur sichtbar. Der Vergleich<br />

wird auch akustisch mit einem Gutbzw.<br />

Fehlerton unterstützt.<br />

Die Funktionen umfassen:<br />

• Zweikanal Fehlererkennung durch<br />

V/I-Tester<br />

• Mit MUX Option 96 Kanäle einzeln,<br />

oder 2 x 48 Kanäle separat,<br />

oder Vergleich von 48 Kanälen<br />

zu 48 Kanälen<br />

• Fehlererkennung durch Vergleich<br />

mit gespeicherten Signaturen,<br />

auch für die MUX Kanäle<br />

• Darstellung einer Ersatzschaltung*<br />

• Anzeige von Widerstandswert,<br />

Kapazität, Dioden-Schwellspannung*<br />

• Digitales Zweikanal-PC-Oszilloskop<br />

• 0.2-25KHz Rechteck Signal Ausgang<br />

• Analoger Spannungsausgang<br />

• Programmierbares integriertes<br />

DC Netzteil*<br />

• Integrierte berührungslose Infrarot<br />

Temperaturmessung ◄<br />

CT350 Comet T - eine Klasse für sich<br />

- skalierbare Modultechnik, flexibel konfigurierbar<br />

- einheitliches Software-Paket und Bussystem<br />

=> Testerressourcen nach Bedarf, geringe Kosten<br />

Besondere Eigenschaften<br />

- Incircuit-Test, Funktionstest, AOI-Funktionen und Boundary Scan Test<br />

in einem Testsystem mit leistungsfähiger Testsequenzer-Software<br />

- sehr schnelle Inline-, Nutzen- und Multisite Tests<br />

- Mixed Signal-Tests, bis zu 1.5 GS/s digital, 5 GS/s analog<br />

- Amplitudenauflösung bis 24 Bit, Impulsmessungen<br />

- CAD-Daten-Import, Testabdeckungsanalyse, Programmgenerator<br />

- Debugging Tools, internes Digital Scope und<br />

Waveform-Generator an jedem Testpunkt<br />

- Logging- und Statistikfunktionen<br />

- flexible Datenbank- und QM-Systemschnittstelle<br />

- grafische papierlose Reparaturstation<br />

- konkurrentes Engineering für Entwicklung, Fertigung<br />

Schneller und zuverlässiger Support<br />

Automatic Test System<br />

Incircuit Test<br />

Function Test<br />

Boundary Scan Test<br />

AOI Test<br />

Stand alone - System<br />

Inline - System<br />

Customized - Solution<br />

Dr. Eschke Elektronik<br />

www.dr-eschke.de Email info@dr-eschke.de Tel. 030 56701669<br />

3/<strong>2022</strong><br />

57


Qualitätssicherung<br />

Autonome optische Inspektionslösung -<br />

einfacher und leistungsfähiger<br />

Künstliche Intelligenz mit mehr Leistungsfähigkeit ermöglicht mehr Anwendungsfälle und eine autonome<br />

Optimierung nach der Einrichtung<br />

Inspekto hat eine neue Softwareversion<br />

für sein ikonisches System<br />

INSPEKTO S70 vorgestellt,<br />

dem nach eigenen Angaben weltweit<br />

einzigen autonomen Bildverarbeitungssystem.<br />

Basierend auf<br />

dem gesammelten Kundenfeedback<br />

aus zahlreichen Praxiseinsätzen<br />

bietet das System intelligente<br />

Funktionen wie ein Empfehlungszentrum,<br />

das Anwender<br />

bei der Erstellung und Pflege von<br />

Prüfprofilen unterstützt und so im<br />

Laufe der Zeit die Benutzerfreundlichkeit,<br />

Vielseitigkeit, Prozessintegration<br />

und Genauigkeit von Inspektionen<br />

verbessert. INSPEKTO S70<br />

ermöglicht es Herstellern, sich auf<br />

eine agile Fertigung und Prozessautomatisierung<br />

zu konzentrieren,<br />

Inspekto<br />

https://inspekto.com/de/<br />

während die optimale Qualitätsprüfung<br />

autonom abläuft.<br />

Prüfprofil<br />

Bei der Einrichtung eines Bildverarbeitungssystems<br />

zur Prüfung<br />

eines neuen Produkts muss<br />

der Anwender eine Datei mit den<br />

Prüfmerkmalen erstellen. Diese<br />

wird als Prüfprofil bezeichnet.<br />

INSPEKTO S70 führt Anwender<br />

Schritt für Schritt durch die Erstellung<br />

neuer Prüfprofile, ohne dass<br />

sie über Fachkenntnisse in der<br />

industriellen Bildverarbeitung verfügen<br />

müssen, so dass der Prozess<br />

äußerst intuitiv ist. So können Hersteller<br />

unabhängig von der Qualitätsprüfung<br />

werden und sicherstellen,<br />

dass ihre eigenen Mitarbeiter die<br />

Qualitätskontrolle ihrer sich ständig<br />

verändernden Produktionslinien<br />

schnell und einfach durchführen<br />

können.<br />

Neue Profilverwaltung<br />

In der neuen Version verfügt<br />

INSPEKTO S70 über eine neue<br />

Profilverwaltung, die Anwendern<br />

hilft, Profile im Laufe der Zeit einfach<br />

zu verbessern und zu optimieren.<br />

Dabei handelt es sich um eine<br />

Reihe intelligenter Werkzeuge, die<br />

den Anwender durch die Anpassung<br />

eines Profils führen, um das<br />

gewünschte Leistungsniveau zu<br />

erreichen und sicherzustellen, dass<br />

es sich kontinuierlich an Änderungen<br />

im Produktionsprozess und in der<br />

Umgebung anpasst, wie z. B. beim<br />

Werkzeugwechsel, beim Austausch<br />

von Komponenten oder bei Veränderungen<br />

der Beleuchtung. Diese Profilverwaltung<br />

ermöglicht es Anwendern<br />

auch, frühere und neue Profile<br />

für denselben Artikel zu vergleichen,<br />

um die Prüfleistung kontinuierlich zu<br />

verbessern. Da INSPEKTO S70 für<br />

Veränderungen ausgelegt ist und<br />

sich an die Bedürfnisse der Produktionslinie<br />

anpasst, dient es als<br />

langfristige QS-Lösung, die den<br />

Hersteller über verschiedene Phasen<br />

des Produktionsprozesses hinweg<br />

begleitet.<br />

Prozess- oder<br />

umgebungsbedingte Produktionsänderungen<br />

Um eine kontinuierliche Inspektionsleistung<br />

während des gesamten<br />

Lebenszyklus eines Produkts zu<br />

gewährleisten, profitieren Anwender<br />

von autonom generierten, KIbasierten<br />

aktiven Empfehlungen zur<br />

Anpassung des Profils an prozessoder<br />

umgebungsbedingte Produktionsänderungen.<br />

Dies ist eine beispiellose<br />

Fähigkeit, die kein anderes<br />

optisches Inspektionssystem, auch<br />

kein KI-basiertes, bietet.<br />

Einstellbare Empfindlichkeit<br />

Anwender können auch die<br />

Empfindlichkeit des Systems für<br />

bestimmte Fehlerarten erhöhen<br />

oder verringern, während die Empfindlichkeit<br />

für andere, auch unvorhergesehene<br />

Fehler, unverändert<br />

bleibt. Dies kann durch selektives<br />

Hinzufügen fehlerhafter Proben zu<br />

den Profilparametern erfolgen. Das<br />

S70- System benötigt zur Einrichtung<br />

nur 20 bis 30 gute Produktproben.<br />

In der neuen Version ermöglicht<br />

es dem Anwender, dem Profil<br />

jederzeit sowohl gute als auch fehlerhafte<br />

Proben hinzuzufügen, um<br />

die Leistung genau anzupassen.<br />

Verminderte Fehlalarme<br />

Dadurch werden Fehlalarme für<br />

fehlerhafte Produkte sowie fälschlicherweise<br />

als gut eingestufte Produkte<br />

reduziert. Das Hinzufügen<br />

von Proben zum Profil erfolgt sofort<br />

und führt zu einem Profil, das für<br />

das spezifische zu produzierende<br />

Teil optimiert ist. Diese Optimierung<br />

erfordert keine zusätzliche<br />

Software oder das Eingreifen von<br />

Experten und kann bei Änderungen<br />

oder Weiter entwicklungen der Produktionslinie<br />

vorgenommen werden.<br />

Inspektionsbereiche<br />

Darüber hinaus kann der Anwender<br />

eine unbegrenzte Anzahl von<br />

Inspektionsbereichen (Regions<br />

of Interest, ROIs) innerhalb eines<br />

Prüfteils definieren und die Größe<br />

und Empfindlichkeitsschwellen für<br />

jeden einzelnen Bereich unabhängig<br />

voneinander einstellen. Auf diese<br />

Weise kann das System leicht an die<br />

Anforderungen jedes Anwendungsfalls<br />

und die Feinheiten jedes Prüfteils<br />

angepasst werden, was eine<br />

noch nie dagewesene Genauigkeit<br />

ermöglicht.<br />

Prüfen stark reflektierender<br />

Objekte<br />

Die neue Software verbessert<br />

auch die Fähigkeit des S70, stark<br />

reflektierende Objekte zu prüfen.<br />

Dies ist eine häufige Herausforderung<br />

in der industriellen Qualitätssicherung,<br />

unabhängig davon,<br />

ob das Objekt im Stillstand oder in<br />

Bewegung geprüft wird. Das System<br />

verfügt nun über eine Antireflexionstechnologie,<br />

die sowohl<br />

auf bewegte als auch auf unbewegte<br />

Objekte angewendet werden<br />

kann. ◄<br />

58 3/<strong>2022</strong>


Qualitätssicherung<br />

Testsysteme für Laserdioden<br />

Instrument Systems entwickelt flexible Lichtmesstechnik-Lösungen zur<br />

optischen Charakterisierung und Inspektion von Laserdioden in Labor und<br />

Produktion.<br />

Japanische Präzision seit 1935<br />

Hochpräzise<br />

Flying Probe<br />

Tester<br />

Instrument Systems präsentiert auf der LASER<br />

WoP <strong>2022</strong> sein umfangreiches Testportfolio für<br />

IR-Emitter und VCSEL. Neue Produktentwicklungen<br />

im Bereich der Spektralradiometer der<br />

CAS-Serie und der VTC Near-/Far-Field-Kameras<br />

bedienen den immens gewachsenen Markt<br />

der Laserdioden-Produktion für den kurzwelligen<br />

Infrarot-Bereich von 900 bis 1700 nm. Mit<br />

dem passenden LIV-Test-Equipment - zusätzlich<br />

bestehend aus Ulbricht-Kugeln, Photodioden,<br />

Source-Measure-Units (SMUs) und Temperaturreglern<br />

- können Laserdioden vollumfänglich<br />

optisch charakterisiert werden. Die Software-Applikation<br />

SpecWin Pro unterstützt bei<br />

der Charakterisierung von Laserdioden durch<br />

die Integration und präzise Synchronisierung<br />

aller Messgeräte sowie die numerische und<br />

grafische Analyse der Daten.<br />

Der LIV-Test<br />

ist eine schnelle und einfache Methode, um<br />

die wesentlichen Performance-Parameter von<br />

Laserdioden zu ermitteln. Er kombiniert zwei<br />

Messkurven in einer Grafik. Die L/I-Kurve zeigt<br />

die Abhängigkeit der optischen Lichtintensität des<br />

Lasers vom Betriebsstrom und dient zur Bestimmung<br />

von Betriebspunkt und Schwellenstrom.<br />

Die V/I-Kurve zeigt die am Laser anliegende<br />

Spannung in Abhängigkeit vom Betriebsstrom.<br />

Berechnet man hieraus die Ableitungsfunktionen,<br />

sind Anomalien (Kinks) der Laserdioden<br />

noch eindeutiger zu erkennen.<br />

Instrument Systems Optische Messtechnik<br />

GmbH<br />

www.instrumentsystems.com<br />

LIV-Testsysteme<br />

bestehen in der Regel aus Photodiode,<br />

Ulbricht-Kugeln und Source-Measure-Units<br />

(SMUs). In Kombination mit einem Spektralradiometer<br />

können zusätzlich spektrale Eigenschaften<br />

der Laserdioden wie Peak-Wellenlänge<br />

und Halbwertsbreite (FWHM) bestimmt werden.<br />

Diese Größen zeigen häufig eine Abhängigkeit<br />

vom Betriebsstrom. Das kann für ein VCSEL mit<br />

zunehmendem Betriebsstrom eine Verschiebung<br />

der Peak-Wellenlänge zu höheren Wellenlängen<br />

hin bedeuten (siehe Bild). Je nach Lasertyp<br />

und Anforderung ist weitere Messtechnik<br />

erforderlich. Mit steigender Temperatur nimmt<br />

die Effizienz von Laserdioden oft signifikant ab.<br />

Deshalb ist für Applikationen zum Beispiel im<br />

Automotive-Bereich eine temperaturabhängige<br />

Analyse relevant. Die SpecWin Pro unterstützt<br />

hierzu die Anbindung einer externen Temperatur-Einheit<br />

für Tests von 15 bis 150 °C.<br />

Gepulster Betriebsmodus<br />

Für einige Anwendungen ist auch ein gepulster<br />

Betriebsmodus der VCSEL-Arrays erforderlich.<br />

Große Unterschiede zwischen der kontinuierlichen<br />

und der gepulsten L/I-Kurve deuten<br />

auf eine schlechte Die-Befestigung oder<br />

einen Leckstrom hin und somit auf eine mindere<br />

Laser qualität. Für Messungen im Nanosekundenbereich<br />

eignet sich der Pulsed-VCSEL-<br />

Tester (PVT). Die Kamerasysteme der VTC-<br />

Serie ermög lichen eine umfassende Charakterisierung<br />

des Strahlprofils im Nah- und Fernfeld<br />

sowie der Polarisationseigenschaften. Mit dem<br />

LEDGON steht ein Benchtop-Goniometer zur<br />

Verfügung, um die Abstrahlcharakteristik von<br />

Laserdioden winkelaufgelöst zu bestimmen. ◄<br />

3/<strong>2022</strong> 59<br />

4-Draht<br />

Messungen<br />

bereits bei<br />

Pads ab<br />

Ø 28 μm!<br />

Mehr Informationen erhalten Sie hier:<br />

HIOKI EUROPE GmbH<br />

Helfmann-Park 2<br />

65760 Eschborn<br />

hioki@hioki.eu<br />

www.hioki.eu<br />

59


Qualitätssicherung<br />

Sensoren in der Produktionsline kalibrieren<br />

In situ-Kalibrierungen sorgen für wirtschaftliche und qualitätsorientierte Prozesskontrolle<br />

Die in situ-Kalibrierung stellt eine optimale Alternative zur kostenintensiven Kalibrierung im Labor dar und hilft, wiederholte<br />

Prozessvalidierung zu vermeiden<br />

Autoren:<br />

Stephan Vogel,<br />

Head of Business Development<br />

und Peter Jäger,<br />

Service Development &<br />

Calibration Operations Manager<br />

Kistler Group<br />

info@kistler.com<br />

www.kistler.com<br />

Eine moderne und<br />

wirtschaftliche Fertigung ohne<br />

Sensoren in der Linie?<br />

Mittlerweile undenkbar! Sensoren<br />

in der Produktion helfen<br />

die Qualität zu überwachen, Ausschuss<br />

zu vermeiden und bilden<br />

die Grundlage für eine lückenlose<br />

Dokumentation des Produktionsprozesses<br />

insbesondere bei<br />

sicherheitsrelevanten Teilen. Um<br />

höchsten Qualitätsstandards zu<br />

entsprechen, sind Hersteller in<br />

vielen Bereichen verpflichtet,<br />

regelmäßige Kalibrierungen<br />

durchzuführen und die Präzision<br />

der Messmittel sicherzustellen.<br />

Die in situ-Kalibrierung stellt eine<br />

optimale Alternative zur kostenintensiven<br />

Kalibrierung im Labor<br />

dar. Neben reduzierten Stillstandzeiten<br />

bietet diese Methode den<br />

Vorteil, dass sich die Messkette<br />

so ganzheitlich kalibrieren lässt<br />

– vom Sensor über die Leitungsführung<br />

der Anlage bis zu Messund<br />

Auswertegeräten.<br />

Sensoren direkt in der<br />

Produktionslinie<br />

Direkt in die Produktionslinie integrierte<br />

Sensoren erfüllen zwei wichtige<br />

Aufgaben: Zum einen überwachen<br />

sie kontinuierlich qualitätsrelevante<br />

Fertigungsschritte und<br />

gewährleisten, dass die produzierten<br />

Teile höchsten Sicherheitsansprüchen<br />

genügen. Zum anderen sammeln<br />

sie Messdaten zu qualitätsrelevanten<br />

Merkmalen in Echtzeit und<br />

legen so die Grundlage zur Erfüllung<br />

der Dokumentationspflicht, wie sie<br />

etwa für die Herstellung von Medizinprodukten<br />

und Automotive-Komponenten,<br />

gefordert wird. Die Sensoren,<br />

die in den Fertigungsanlagen<br />

verbaut sind, erfassen dazu alle qualitätsrelevanten<br />

Fertigungsparameter<br />

ohne zusätzlichen Prüfaufwand.<br />

Präzise Messmittel dank<br />

regelmäßiger Kalibrierungen<br />

Mit der Zeit können jedoch<br />

Umwelteinflüsse wie Temperatur<br />

und Luftfeuchte, aber auch Staub,<br />

Chemikalien, mechanische Abnutzung<br />

oder Alterung die Präzision<br />

der Sensoren beeinflussen. Regelmäßige<br />

Kalibrierungen decken<br />

diese Effekte auf. So können Hersteller<br />

eventuelle Abweichungen<br />

korrigieren sowie fehlerhafte Sensoren<br />

erkennen und frühzeitig austauschen,<br />

um die Sicherheit und<br />

Qualität der Produkte zu gewährleisten.<br />

Nahezu alle gängigen Normen<br />

für Qualitätsmanagementsysteme<br />

schreiben deswegen eine<br />

regelmäßige Überprüfung der verwendeten<br />

Messmittel vor.<br />

Die Normen definieren dabei aber<br />

weder den genauen Ablauf einer<br />

Kalibrierung noch, wie häufig diese<br />

durchgeführt werden muss. Die<br />

meisten fertigenden Unternehmen<br />

erstellen daher einen haus eigenen<br />

Prüfplan für ihre Messmittel und verwalten<br />

diesen vor Ort. Er legt dann<br />

unter anderem fest, wie häufig eine<br />

Überprüfung der Messmittel durchgeführt<br />

werden soll und wie diese<br />

im Detail ablaufen.<br />

60 3/<strong>2022</strong>


Qualitätssicherung<br />

Alternative zu kostenintensiver<br />

Kalibrierung im Labor<br />

Grundsätzlich stehen Herstellern<br />

zwei Kalibriermethoden zur Wahl:<br />

eine Kalibrierung im Labor oder<br />

vor Ort in der eigenen Maschine.<br />

Entscheiden sie sich für die erste<br />

Option, müssen sie zunächst das<br />

Messmittel aus der Fertigungsmaschine<br />

ausbauen und in ein<br />

eigens für Kalibrierungen akkreditiertes<br />

Labor einschicken. Solche<br />

zertifizierten Labore arbeiten nach<br />

einer internationalen Norm, die den<br />

Ablauf und die Dokumentation des<br />

Kalibrierprozesses festschreibt –<br />

Hersteller profitieren also von einem<br />

hohen Qualitätsstandard. Der Nachteil:<br />

Diese Methode ist besonders<br />

kostenintensiv, denn das Messmittel<br />

fällt für den Zeitraum der Kalibrierung<br />

aus. Sind Austauschsensoren<br />

vorhanden, steht die Anlage wenigstens<br />

während der Rüst- und Montagearbeiten<br />

still. Sind diese nicht verfügbar,<br />

fällt die Produktions anlage<br />

aus, bis das Labor den Sensor<br />

zurückschickt. Bedenkt man, dass<br />

eine Laborkalibrierung im Schnitt<br />

etwa zwei Wochen in Anspruch<br />

nimmt, ergibt sich daraus ein nicht<br />

zu unterschätzender finanzieller<br />

Nachteil für Hersteller.<br />

Die Messkette ganzheitlich<br />

kalibrieren<br />

In situ-Kalibrierungen haben im<br />

Vergleich dazu den Vorteil, dass<br />

Montage- und Rüstzeiten sowie<br />

Transportzeiten wegfallen. Die<br />

Anlage steht nur für die Dauer<br />

der Kalibrierung still. Im Vergleich<br />

zur Laborkalibrierung eine signifikante<br />

Zeit- und Kostenersparnis.<br />

Dadurch, dass die Sensoren während<br />

der in situ-Kalibrierungen in<br />

der Anlage bleiben, können Hersteller<br />

zudem die gesamte Messkette<br />

– also vom Sensor über die in<br />

der Anlage verbaute Leitungsführung<br />

bis zum Mess- und Auswertegerät<br />

kalibrieren. Messunsicherheiten,<br />

die von einzelnen Komponenten<br />

entlang der Messkette verursacht<br />

werden, lassen sich dadurch<br />

berücksichtigen.<br />

Voraussetzungen für in situ-<br />

Kalibrierungen im Vorfeld<br />

prüfen<br />

Bauartbedingt lassen sich in situ-<br />

Kalibrierungen allerdings nicht auf<br />

jeder Anlage durchführen. Nicht<br />

jede Maschine ist in der Lage, die<br />

zur Kalibrierung benötigten Kräfte<br />

aufzubringen und lange genug zu<br />

halten, um aussagekräftige Messdaten<br />

zu generieren. Auch ob sich<br />

die benötigten Lastpunkte mit der<br />

Maschine und der integrierten Software<br />

anfahren lassen, ist vorab zu<br />

prüfen. Zudem ist die in situ-Kalibrierung<br />

eine Platzfrage: Reicht<br />

der Platz, um einen Referenzsensor<br />

zusammen mit einem Adapter<br />

zu platzieren?<br />

Und lässt die verwendete Messdatenverwaltung<br />

die Integration<br />

eines Kalibrierprozesses zu?<br />

Experten unterstützen<br />

Anbieter von in situ-Kalibrierungen,<br />

wie etwa der Messtechnik-Experte<br />

Kistler, können dabei<br />

helfen, diese Fragen zu beantworten.<br />

Geschulte Service-Mitarbeiter<br />

begleiten und beraten Hersteller<br />

dabei entlang des gesamten<br />

Prozesses. Im ersten Schritt prüfen<br />

sie die Machbarkeit einer Kalibrierung<br />

vor Ort. Sind die Voraussetzungen<br />

gegeben, stehen die<br />

Experten auch bei der weiteren<br />

Vorbereitung zur Seite. Gemeinsam<br />

mit dem Hersteller definieren<br />

sie den idealen Kalibrierprozess<br />

und prüfen, ob zusätzliches Equipment,<br />

wie zum Beispiel ein Adapter<br />

für den Referenzsensor, nötig<br />

ist. Checklisten für die Anwender<br />

begleiten den Prozess und dienen<br />

zusätzlich als Prozessdokumentation.<br />

So gehen Effizienz, Sicherheit,<br />

Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />

bei der Kalibrierung von Sensoren<br />

in der Produktionslinie Hand<br />

in Hand. ◄<br />

Geschulte Service-Mitarbeiter von Kistler begleiten und beraten entlang des gesamten Kalibrierprozesses und führen die in situ-Kalibrierung<br />

gemäß Kundenwunsch fachgerecht an Kundenstandorten durch<br />

3/<strong>2022</strong><br />

61


Qualitätssicherung<br />

Kognitives Assistenzsystem in der Endkontrolle<br />

Der Schlaue Klaus unterstützt die NIRA KSV GmbH.<br />

100% Prüfung und damit absolute<br />

Sicherheit in der Qualitätskontrolle.<br />

Was für Unternehmen in der manuellen<br />

Fertigung wie der Heilige Gral<br />

klingt, ist mit dem Schlauen Klaus<br />

längst machbar. Das kognitive Assistenzsystem<br />

der Optimum datamanagement<br />

solutions GmbH prüft im<br />

Montageprozess zuverlässig Bauteile<br />

und -gruppen auf Fehler – und<br />

zwar in Echtzeit. Jetzt auch bei der<br />

NIRA KSV GmbH.<br />

Hochwertige<br />

Kunststoffprodukte<br />

Komplexere Produkte erfordern<br />

engere Kontrollsysteme<br />

Die Werker bei NIRA fertigen<br />

heute nicht mehr nur einfache<br />

Spritzgussteile, sondern komplexe<br />

Baugruppen mit unterschiedlichen<br />

Komponenten. Auch die Fertigungsprozesse<br />

sind inzwischen deutlich<br />

umfangreicher und erfordern weit<br />

mehr Wissen im Umgang mit den<br />

verschiedenen Maschinen, Werkzeugen<br />

und Einzelteilen. Dadurch<br />

erhöht sich allerdings spürbar die<br />

Fehleranfälligkeit. Zudem werden<br />

mehr Varianten produziert, wodurch<br />

die Anforderungen an einzelne Mitarbeiter<br />

weiter steigen. Denn jede<br />

der Änderungen erfordert eine neue<br />

Aufnahme in das System. Das macht<br />

eine ständige Neuausrichtung und<br />

Anpassung bestehender Kontrollsysteme<br />

erforderlich. Die zunehmende<br />

Komplexität dieser Aufgaben verlangt<br />

neue Methoden der Kontrolle.<br />

Verbesserte Prüfsysteme<br />

Der Schlaue Klaus ist bei NIRA<br />

KSV kein Unbekannter. Bereits seit<br />

über einem Jahr wird das Assistenzsystem<br />

in der Qualitätskontrolle eingesetzt<br />

und führt dort Stichprobenprüfungen<br />

durch. Nun folgte der<br />

nächste Schritt: 100% Prüfung in<br />

der Montage von Automotive-Baugruppen.<br />

So arbeitet der Schlaue Klaus in<br />

der Qualitätssicherung<br />

„Der Schlaue Klaus überprüft,<br />

bestätigt, dokumentiert und übernimmt<br />

die komplette Verantwortung<br />

für die Qualität“, erklärt Joanna Wilgosiewicz-Beginska,<br />

die bei NIRA<br />

für die Qualitätskontrolle verantwortlich<br />

ist. Alle gefertigten Bauteile<br />

werden einer eingehenden<br />

Kontrolle unterzogen.<br />

Der Schlaue Klaus unterstützt<br />

kamerabasiert. Der Mitarbeiter in<br />

der Linie hält lediglich das Werkstück<br />

unter die Kamera des intelligenten<br />

Assistenten. Befindet sich<br />

eine Baugruppe im Sichtfeld, wird<br />

automatisch geprüft. In Echtzeit<br />

erhält der Mitarbeiter ein Feedback,<br />

ob das Produkt in Ordnung ist oder<br />

Optimum datamanagement<br />

solutions GmbH<br />

www.optimum-gmbh.de<br />

Das Unternehmen mit Hauptsitz<br />

im italienischen Villongo in der Provinz<br />

Bergamo produziert am deutschen<br />

Standort in Mühlacker – nordwestlich<br />

von Stuttgart, hochwertige<br />

Kunststoffprodukte für die Elektrowerkzeug-<br />

und die Automobilindustrie.<br />

Und das mit großem Erfolg,<br />

wie zahlreiche zufriedene Kundenstimmen<br />

belegen.<br />

Damit das so bleibt, ist ständige<br />

Weiterentwicklung ein Muss. Ausweitung<br />

der Produktionskapazitäten<br />

und eine größere Variantenvielfalt<br />

bei möglichst geringen Kosten sind<br />

nötig, um am Markt bestehen zu<br />

können und erfolgreich zu bleiben.<br />

62 3/<strong>2022</strong>


Qualitätssicherung<br />

Neue Etiketten mit überschrittenen Temperaturgrenzwerten<br />

Sicherheitsregeln in industriellen<br />

Anlagen verlangen vermehrt<br />

nach einer beweiskräftigen Aufzeichnung<br />

der je an Oberflächen<br />

von Komponenten eingewirkten<br />

maximalen Temperaturbelastungen.<br />

Frühzeitig festgestellte<br />

Temperaturspitzenwerte erlauben<br />

eine rechtzeitige, also zukünftige<br />

Kosten einsparende, präventive<br />

Intervention. Man denke etwa<br />

an durch Staubablagerungen an<br />

luftgekühlten Wärmetauschern<br />

bewirkte Übertemperaturen an<br />

Anlagenteilen und deren dadurch<br />

bedingte reduzierte Lebenserwartung.<br />

Eine 1-Euro-Investition<br />

in ein JumboCelsi-Temperaturetikett<br />

kann zig-tausendfache Einsparungen<br />

auslösen.<br />

Celsi-Etiketten sind selbstklebend<br />

und innerhalb weniger<br />

Sekunden auf sauberen Oberflächen<br />

aufgebracht. Im Bildbeispiel<br />

wurden je ein Celsi Jumbo mit 93<br />

°C Schwelle auf dem Elektromotor<br />

und auf dem angeflanschtem<br />

Getriebe platziert. Das auf dem<br />

E-Motor sitzende 93 °C Jumbo-<br />

Celsi wurde in der Vergangenheit<br />

auf mindestens dessen Ansprechtemperatur<br />

93 °C erwärmt und<br />

ist daher nicht umkehrbar von<br />

ursprünglich Weiss in ein permanentes<br />

Schwarz gekippt.<br />

Das auf dem Getriebe befindliche<br />

93 °C JumboCelsi ist nach wie<br />

vor in seiner ursprünglichen weissen<br />

Farbe verblieben, also beweiskräftig<br />

hat die dortige Oberflächentemperatur<br />

in der Vergangenheit<br />

nie die 93 °C Schwelle erreicht.<br />

Was für eine im Falle einer<br />

Garantienahme für Lieferant und<br />

Kunden klare und zufriedenstellende<br />

Aussage! Keine entfremdende<br />

Diskussion. Der E-Motor<br />

hatte Gründe, um heiß zu werden,<br />

das Wieso ist dann Sache<br />

technische Nachprüfung.<br />

Jumbo-CelsiDot gibt es in 40<br />

verschiedenen Temperaturwerten<br />

zwischen 40 und 260 ºC. Celsi s<br />

gibt es auch als MinCelsi s mit 5<br />

x 12 mm und besonders sparsam<br />

auf Rollen zu jeweils 1000 Stück.<br />

Leseranfragen erhalten gratis ein<br />

Muster-Kit diverser Temperaturen<br />

und Formen.<br />

Dipl.-Ing. Ernest Spirig<br />

celsi@spirig.com<br />

www.spirig.com<br />

nicht und kann entsprechend darauf<br />

reagieren.<br />

Einbindung des kognitiven<br />

Assistenzsystems in die<br />

Fertigung<br />

Um zusätzliche Daten zu übermitteln<br />

oder Dokumente für die Rückverfolgbarkeit<br />

zu erstellen, lassen<br />

sich an den Schlauen Klaus Systeme<br />

wie Drucker oder Werkzeuge<br />

anschließen. Diese Möglichkeit nutzt<br />

auch NIRA: „Nach erfolgreicher Prüfung<br />

bekommen wir ein Chargenetikett,<br />

durch das wir nachweisen<br />

können, dass jede einzelne Baugruppe<br />

überprüft wurde.“ Der Vorgang<br />

läuft voll automatisiert ab. Ist<br />

die Prüfung erfolgreich, erstellt der<br />

Schlaue Klaus das Etikett, welches<br />

direkt auf das Werkstück aufgeklebt<br />

werden kann. So sehen Kunden wie<br />

Kollegen auf einen Blick, dass alle<br />

Bauteile korrekt zusammengesetzt<br />

sind und sich bedenkenlos weiterverarbeiten<br />

lassen.<br />

Auch im Umgang mit neu einzulernenden<br />

Bauteilen überzeugt der<br />

intelligente Kollege. Der Schlaue<br />

Klaus lernt visuell. Die Komponenten<br />

müssen ihm nur vorgelegt werden.<br />

Komplexe Datenbanken und<br />

Einlernvorgänge mit Programmiersprachen<br />

entfallen.<br />

Mehr Verlässlichkeit, weniger<br />

Fehler und kein Stress<br />

Kognitive Assistenzsysteme<br />

sparen Kosten, verschlanken Prozesse<br />

und reduzieren den Stress.<br />

Der Schlaue Klaus sorgt mit seiner<br />

Kontrolle in Echtzeit, leichter<br />

Bedienbarkeit und dem einfachen<br />

Einlernen neuer Komponenten<br />

dafür, dass die Qualitätskontrolle<br />

effizienter und sicherer<br />

ist als jemals zuvor.<br />

Davon ist auch Joanna Wilgosiewicz-Beginska<br />

überzeugt: „Die<br />

Abläufe in unserer Firma sind wirtschaftlicher<br />

und die Mitarbeiter werden<br />

entlastet.“ Ihnen gibt der digitale<br />

Kollege die Hilfe, die sie benötigen,<br />

um trotz größerer Anforderungen<br />

ihren Arbeitstag erfolgreich und<br />

entspannt zu gestalten. ◄<br />

3/<strong>2022</strong><br />

63


Qualitätssicherung<br />

Neues Design für innovative Testsysteme für<br />

Halbleiter und Luftfahrtelektronik<br />

Die SET GmbH launcht ein neues Corporate Design. So erfindet sich das Traditionsunternehmen neu.<br />

Auf der neuen Website im responsiven Design tauchen die Module der<br />

Bildmarke als strukturierende Elemente wieder auf und unterstützen<br />

die intuitive Userführung. Die Hauptfarben steht für die beiden Kernbereich:<br />

Dunkelblau für die Luftfahrt und Dunkelgrün für Leistungshalbleiter.<br />

Video-Inhalte geben der Seite zusätzliche Dynamik<br />

SET GmbH<br />

www.smart-e-tech.de<br />

Die SET GmbH verpasst ihrer Traditionsmarke<br />

ein Makeover und folgt<br />

mit einer grundlegenden Modernisierung<br />

konsequent der in 2021 vorgestellten<br />

neuen Unternehmensstrategie.<br />

Mit neuem Logo, Corporate<br />

Design und Unternehmens-Website<br />

wird nun auch visuell der Grundstein<br />

für die Vision von Gründer und<br />

Geschäftsführer Frank Heidemann<br />

gelegt: Global Player und internationaler<br />

Marktführer im Bereich innovativer<br />

Testsysteme zu werden.<br />

„Vision 2026“<br />

Im April 2021 hat die SET ihre<br />

„Vision 2026“ für das traditionsreiche<br />

Unternehmen vorgestellt. Der<br />

Anspruch: Als Marktführer innovativer<br />

Testsysteme weltweit die Entwicklung<br />

von nachhaltiger Mobilität<br />

für sich selbst und die kommenden<br />

Generationen beschleunigen. Ihre<br />

ambitionierten Ziele will die SET in<br />

den nächsten Jahren mit einer klaren<br />

Fokussierung auf weitere Innovationen<br />

erreichen. Insbesondere<br />

durch globales Wachstum im Luftfahrt-<br />

und Halbleiter-Testing. Dazu<br />

gehört auch die Gründung neuer<br />

Standorte in Frankreich, Großbritannien,<br />

USA und vor allem Asien,<br />

wo sich der Halbleitermarkt besonders<br />

stark entwickelt.<br />

Das Wachstum soll dabei nicht nur<br />

eigenen Interessen dienen. Es geht<br />

auch um gesellschaftliche Verantwortung.<br />

Frank Heidemann ist der<br />

Ansicht, dass Technologien die Welt<br />

auch immer besser machen sollten<br />

und der Gesellschaft etwas zurückgeben.<br />

Das reicht vom sicheren Fliegen<br />

bis zur CO 2 -Reduktion durch<br />

effiziente Halbleiter.<br />

Alle Zeichen auf Zukunft<br />

Ambitionierte Ziele brauchen ein<br />

entsprechendes Selbstbewusstsein.<br />

Das soll sich nun auch in einem<br />

neuen Markenauftritt manifestieren<br />

und die Identität des Unternehmens<br />

für Kunden aber auch für die eigenen<br />

Mitarbeiter schärfen.<br />

„Die SET GmbH steht seit je her<br />

für technische Evolution, getrieben<br />

durch visionäre Ideen und Flexibilität.<br />

Das beweisen wir durch unsere Innovationen<br />

in Produkten und Lösungen<br />

immer wieder aufs Neue. Aber auch<br />

unser Unternehmen entwickelt sich<br />

ständig weiter, ohne dabei unsere<br />

Kernwerte aus den Augen zu verlieren.<br />

Diesen Anspruch wollen wir mit<br />

dem neuen Markenauftritt nun auch<br />

visuell nach außen tragen und ich<br />

finde, das ist uns sehr gut gelungen“,<br />

freut sich Frank Heidemann über den<br />

neuen Look der SET.<br />

Die Herausforderung dabei: die<br />

am Markt etablierte Marke eines<br />

der führenden Anbieter von Testsystemen<br />

für die Luftfahrt- und Leistungshalbleiter-Branche<br />

in Grundzügen<br />

zu erhalten und gleichzeitig<br />

geschickt zu modernisieren. Zusätzlich<br />

soll der Relaunch eine klare visuelle<br />

Struktur für die drei definierten<br />

Kernfelder der SET herausarbeiten:<br />

Luftfahrt, Halbleiter und Expertise.<br />

Die visuelle Identität schärfen<br />

durch klare Strukturen<br />

Die Antwort:<br />

Das Redesign greift diese Kompetenzbausteine<br />

als visuellen Dreiklang<br />

in Logo und Corporate Design<br />

auf. Die Struktur wird insbesondere<br />

auf der neuen Website deutlich.<br />

Das einheitliche Farbraster und<br />

die kubischen Formen des neuen<br />

Logos werden hier, wie auch in der<br />

weiteren Geschäftsausstattung, konsequent<br />

durchdekliniert und führen<br />

den User intuitiv durch Navigation<br />

und Inhalte. Eine präzise Ikonografie<br />

schafft zusätzliche Orientierung<br />

und setzt die drei Kernfelder der<br />

SET immer wieder deutlich in den<br />

Fokus. Als Hommage an das alte<br />

Corporate Design wurde der dunkle<br />

Blauton als DNA- und Signature-<br />

Farbe erhalten und geschickt durch<br />

die Erweiterung der Farbpalette<br />

um frische Grüntöne modernisiert.<br />

Zum 20-jährigen Jubiläum formulierte<br />

Frank Heidemann eine<br />

klare Vision für die SET: „Gemeinsam<br />

wollen wir eine neue Ära in<br />

Design, Entwicklung und Wartung<br />

von Testsystemen im Bereich Luftund<br />

Raumfahrt einläuten“.<br />

Mit dem Launch des neuen Corporate<br />

Designs wird nun auch visuell<br />

der Grundstein für die nächste<br />

Erfolgsstufe gelegt. ◄<br />

SET treibt mit ihrer<br />

Forschungs- und<br />

Entwicklungsabteilung<br />

neue Testverfahren im<br />

Bereich Luftfahrt und<br />

Leistungshalbleiter<br />

an vorderster Front<br />

voran. SET trägt mit<br />

ihren innovativen<br />

Testplattformen<br />

dazu bei, elektrische<br />

Produkte und Fahrzeuge<br />

der Zukunft sicherer und<br />

zuverlässiger zu machen<br />

64 3/<strong>2022</strong>


Qualitätssicherung<br />

Elektronische DC-Hochleistungslast<br />

Die Geräte der ITECH-IT8400-<br />

Serie sind elektronische DC-Hochleistungslasten.<br />

Sie sind wahlweise<br />

mit einer Spannung von 600 oder<br />

1200 V erhältlich und unterstützen<br />

Master-Slave-Parallelschaltungen<br />

mit Leistungen von 6 bis 600 kW<br />

(eine Ladung der doppelten Leistung<br />

ist möglich). Die DC-Lasten<br />

der IT8400-Serie verfügen über<br />

drei Stromrücklesebereiche mit<br />

einer Auflösung von 40 µA, sie<br />

haben eine sehr schnelle Schleifenreaktion,<br />

unterstützen bis zu<br />

Meilhaus Electronic GmbH<br />

www.meilhaus.com<br />

3/<strong>2022</strong><br />

acht Arbeitsmodi und lassen sich<br />

in ihrer Stromanstiegs- bzw. Stromabfallgeschwindigkeit<br />

einstellen.<br />

Nicht zuletzt machen umfassende<br />

Schutzfunktionen die Geräte der<br />

IT8400-Serie zur idealen Lösung<br />

für die Prüfung von Brennstoffzellen,<br />

Leistungsbatterien, DC-Ladesäulen,<br />

BOC, Leistungselektronik,<br />

Solaranlagen, Hochspannungskomponenten<br />

in Kraftfahrzeugen,<br />

DC-DC, Motoren etc.<br />

Die elektronischen DC-Lasten<br />

der ITECH-IT8400-Serie sind<br />

Hochleistungsgeräte für die Prüfung<br />

von Komponenten aus den<br />

Bereichen Automobilelektronik,<br />

Elektrofahrzeuge, Batterie, Halbleiter/ICs.<br />

Die Geräte arbeiten hochpräzise<br />

und messen in drei Strombereichen<br />

von 1,5 bis 15.000 A).<br />

Die Eingangsüberleistung<br />

und die Ladezeit hängen von der<br />

Temperatur der elektronischen Last<br />

ab. Unter 30 °C unterstützen die<br />

Geräte das Laden mit doppelter Leistung<br />

innerhalb von 3 s und eignen<br />

sich damit für sofortige Entladetests<br />

von Motoren und Batterien mit hoher<br />

Leistung (so kann beispielsweise der<br />

Start eines Gleichstrommotors, die<br />

transiente Überlast einiger Stromversorgungen<br />

oder auch die sofortige<br />

Entladung einer Hochleistungsbatterie<br />

oder Brennstoffzelle simuliert<br />

werden).<br />

Die DC-Hochleistungslasten<br />

IT8400<br />

unterstützen den programmierbaren<br />

dynamischen Belastungsmodus<br />

mit 25 kHz und die minimale<br />

Stromanstiegs- und -abfallzeit<br />

beträgt 15 µs. Die dynamische<br />

Prüfung ist ein notwendiger Test für<br />

Netzteile und mit der schrittweisen<br />

Änderung des Laststroms lässt sich<br />

sicherstellen, dass das Netzteil stabil<br />

arbeitet. Die Geräte IT8400 eignen<br />

sich gut für die Prüfung des<br />

Einschwingverhaltens von Schaltnetzteilen<br />

und für die dynamische<br />

Entladeprüfung von Batterien, da<br />

sie eine kontinuierliche Änderung<br />

des Laststroms und damit eine minimale<br />

Verzerrung der Stromwellenform<br />

ermöglichen. Die Serie IT8400<br />

bietet acht verschiedene Arbeitsmodi<br />

wie (CC, CV, CR,<br />

CP, CV+CC, CV+CR,<br />

CR+CC, CP+CC). Der<br />

CP-Modus wird häufig<br />

für den USV-Batterietest<br />

verwendet und<br />

simuliert die Stromänderung<br />

bei abnehmender<br />

Batteriespannung.<br />

Er kann auch verwendet<br />

werden, um die<br />

Eigenschaften der Eingänge<br />

von DC-DC-<br />

Wandlern und Wechselrichtern<br />

zu simulieren.<br />

Der CV+CC-<br />

Modus lässt sich auf<br />

die Lastsimulationsbatterie<br />

anwenden, um<br />

die Ladestation oder<br />

das Autoladegerät zu<br />

testen. Der CR+CC-<br />

Modus wird häufig<br />

zur Prüfung der Spannungsbegrenzung,<br />

der<br />

Strombegrenzungseigenschaften,<br />

der Konstantspannungsgenauigkeit<br />

und der Konstantstromgenauigkeit<br />

von<br />

Onboard-Ladegeräten verwendet.<br />

Die Geräte der IT8400-Serie sind<br />

vollständig geschützt:<br />

OVP, UVP, OCP, OPP, OTP,<br />

Stromschwingungsschutz, Strombegrenzung,<br />

Leistungsbegrenzung,<br />

Rückwärtsalarm usw. Sie sind mit<br />

einer Speicherfunktion zur Speicherung<br />

der Abschaltung, Aufzeichnung<br />

von bis zu 100 Gruppen von Daten<br />

ausgestattet und verfügen über integrierte<br />

CAN-LAN/Ethernet-, GPIB-,<br />

USB-, RS232- und Analog-Schnittstellen.<br />

◄<br />

CelsiStrip ®<br />

Thermoetikette registriert<br />

Maximalwerte durch<br />

Dauerschwärzung<br />

Diverse Bereiche von<br />

+40 bis +260°C<br />

GRATIS Musterset von celsi@spirig.com<br />

Kostenloser Versand DE/AT ab Bestellwert<br />

EUR 200 (verzollt, exkl. MwSt)<br />

www.spirig.com<br />

65


Qualitätssicherung<br />

3D-MXI-System für den universellen<br />

Röntgeneinsatz<br />

Die Viscom AG setzt ihre Erfolgsgeschichte im Bereich der manuellen und automatisierten Röntgeninspektion<br />

(3D-MXI) mit einem neuen hochwertigen System fort<br />

Die X8011-III bietet wie die Vorgängerin<br />

X8011-II PCB höchste<br />

Flexibilität bei den Prüfaufgaben,<br />

extrem hohe Auflösungen sowie<br />

eine brillante und sehr detail reiche<br />

Bildqualität.<br />

Das Design der X8011-III<br />

Das neue 3D-MXI-System X8011-III gliedert sich in die Designsprache<br />

der neuesten 3D-AXI-Systeme von Viscom ein<br />

Die Heat Map gibt am System<br />

oder als Bestandteil eines<br />

automatischen Prüfreports<br />

detaillierten Aufschluss über die<br />

Strahlungsdosis<br />

mit dem großen, weiß leuchtenden<br />

„V“ ähnelt bewusst der Außenerscheinung<br />

der iX7059er Systeme,<br />

die Viscom für höchste Anforderungen<br />

in der Inline-Röntgeninspektion<br />

(3D-AXI) entwickelt hat. Damit<br />

spiegelt das komplett überarbeitete<br />

Gehäuse Eigenschaften wider, die<br />

bei den manuellen Röntgensystemen<br />

von Viscom als besonderer<br />

Vorteil bekannt sind. Sie können<br />

genauso wie die Prüftore in der Fertigungslinie<br />

eigenständig vollautomatische<br />

Qualitätskontrollen durchführen.<br />

Umfangreiche Analysefunktionen<br />

und eine intuitive Bedienung<br />

ermöglichen eine schnelle, einfache<br />

und präzise Inspektion und liefern<br />

den Systemnutzern sehr wertvolle<br />

Informationen zur Produktqualität.<br />

3D-AXI und 3D-MXI von<br />

Viscom sind heute insbesondere<br />

im Hinblick auf die Automatiksoftware<br />

mehr als jemals zuvor „aus<br />

einem Guss“.<br />

Einfach erlernbar<br />

Die Bedienung der X8011-III ist<br />

einfach erlernbar und besonders<br />

intuitiv. Um z. B. THTs zu prüfen oder<br />

Voids in Flächenlötungen genauestens<br />

zu ermitteln, können die Analyseparameter<br />

schnell und flexibel im<br />

laufenden Betrieb ausgewählt und<br />

Viscom AG<br />

www.viscom.com<br />

Am Verifikationsplatz vVerify von Viscom können zur Prozessoptimierung 3D-MXI-Prüfergebnisse mit denen<br />

aus anderen Prüftoren verglichen werden<br />

66 3/<strong>2022</strong>


Qualitätssicherung<br />

Individuelle 3D-Röntgeninspektion<br />

Nicht funktionsfähige Komponenten<br />

und Baugruppen treten<br />

auch heute noch auf. Und das nicht<br />

nur bei Fehlerraten gegen Null bei<br />

durchsatzstarken SMT-Fertigungsprozessen,<br />

sondern auch bei kleineren<br />

Losgrößen, beim Lotpastenauftrag,<br />

bei Designfehlern, schlecht<br />

lötbaren Oberflächen und auch verstärkt<br />

bei Themen wie Leiterplattenqualität,<br />

Anbindung, Porenbewertung,<br />

Benetzung der Exposed<br />

Pads oder Solderballing – oder<br />

wie bei dem speziellen Fall eines<br />

in der Mitte gebrochenen MLCC-<br />

Kondensators. MLCC-Kondensatoren<br />

bestehen aus spröder Keramik.<br />

Diese bricht daher leicht bei<br />

mechanischer Verformung. Das<br />

Fehlerbild kann häufig beim Nutzentrennen<br />

auftreten, wenn keramische<br />

Bauteile zu nah am Rand<br />

platziert sind und eben durch die<br />

mechanische Beanspruchung<br />

brechen.<br />

Bei der Kraus Hardware sind<br />

heute praktisch alle optischen und<br />

elektrischen Tests verfügbar. In diesem<br />

Kondensatorfall wurde eine<br />

3D-Röntgenanalyse (CT, Computertomographie)<br />

erstellt. Wobei in<br />

der Elektronikproduktion und Analyse<br />

am häufigsten die 2D-Röntgenuntersuchung<br />

zum Tragen<br />

kommt. Eine zerstörende Untersuchung<br />

wie Schliffbildanalyse<br />

wäre hier auch möglich gewesen.<br />

Grundsätzlich gibt es bei Kraus<br />

in solchen spezifischen Fällen<br />

keine Standardabläufe, sondern<br />

ausschließlich die individuelle Analyse<br />

mit der hauseigenen Xylon-<br />

Cheetah-Röntgenanlage. Die<br />

Anlage arbeitet mit einem hochauflösenden<br />

Flächendedektor mit<br />

einer Auflösung und Darstellung<br />

Oben: 3D-Analyse<br />

einer Chrimpverbindung,<br />

Ansicht aus drei<br />

Perspektiven, rechts:<br />

Gebrochene Kerko<br />

bis zu 0,3 µm und einer<br />

3000-fachen Vergrößerung.<br />

Sie liefert brillante<br />

Bilder und sichert dabei<br />

eine zerstörungsfreie und schonende<br />

Werkstoffprüfung. Während<br />

der Computertomographie<br />

wurde der Kondensator um 360°<br />

im Röntgenstrahl gedreht, aus hunderten<br />

von 2D-Bildern wurde ein<br />

Volumenmodell errechnet, welches<br />

die Komplexität des Keramikkondensators<br />

komplett abbildete und<br />

der Riss im Bauteil deutlich sichtbar<br />

wurde.<br />

„Prinzipiell stehen wir mit unseren<br />

geschulten Mitarbeitern den Kunden<br />

mit Rat und Tat zur Seite<br />

und suchen nach Ursache und<br />

Lösungsmöglichkeiten, natürlich<br />

auch für alle anderen Probleme<br />

und technischen Herausforderungen<br />

die an uns herangetragen<br />

werden“, wie der geschäftsführende<br />

Gesellschafter Andreas<br />

Kraus herausstellt.<br />

Kraus Hardware GmbH<br />

www.kraus-hw.de<br />

angepasst werden. Zur Erstellung<br />

des Prüfplans für eine automatische<br />

Röntgeninspektion hat man<br />

auf dem System übersichtlich die<br />

passenden Tools zur Hand. Verhindern<br />

etwa Abschattungen störender<br />

Bauteile ein optimales Bild ergebnis,<br />

können zur besseren Lokalisierung<br />

von Fehlern 3D-Rekon struktionen<br />

mit Hilfe der Computertomografie<br />

realisiert werden. Die hierfür<br />

bereitstehenden Möglichkeiten sind<br />

Bestandteil der Software XVR von<br />

Viscom. Einzelne Schichten des<br />

durchstrahlten Objekts liefern zerstörungsfrei<br />

eine hohe Erkenntnis<br />

darüber, ob ein Fertigungsfehler tatsächlich<br />

vorliegt oder nicht.<br />

3/<strong>2022</strong><br />

Smart vernetzt<br />

Die X8011-III kann mit Inspektionssystemen<br />

von Viscom, die in<br />

die Fertigungslinie integriert sind,<br />

in vielerlei Hinsicht smart vernetzt<br />

werden. Auch in diesem Zusammenhang<br />

zeigt sich also deutlich<br />

die Überschneidung von MXI- und<br />

AXI-Eigenschaften. Prüfdaten aus<br />

der Lotpasteninspektion (3D-SPI)<br />

und den Post-Reflow-Systemen<br />

(3D-AOI und 3D-AXI) lassen sich<br />

an einem Verifikationsplatz mit den<br />

sehr detailreichen 3D-MXI-Ergebnissen<br />

vergleichen, um z. B. die exakte<br />

Ursache wiederkehrender Fehler zu<br />

ermitteln. Das manuelle Röntgensystem<br />

liest den Prüfplan aus der<br />

Fertigungslinie aus, um automatisch<br />

nur die Positionen auf einer<br />

Baugruppe anzufahren, die tatsächlich<br />

verifiziert werden sollen. Damit<br />

trägt das Röntgensystem X8011-<br />

III im Fertigungsprozess als neuer<br />

Teamplayer nachhaltig und ergebnisorientiert<br />

zur Kosten optimierung,<br />

Prozesssicherheit und Steigerung<br />

der Produktqualität bei.<br />

Aufschlussreiche<br />

Dokumentation<br />

Hierzu gehört auch eine rundum<br />

aufschlussreiche Dokumentation.<br />

Wo früher praktisch nur die Röntgenbilder<br />

zur Verfügung standen,<br />

werden heute automatisch professionelle<br />

Reports mit Ergebnis- und<br />

Systemdaten generiert. Ein sehr<br />

praktischer Bestandteil solcher<br />

Berichte ist z. B. die Strahlendosisinformation<br />

(Heat Map). Auf Basis<br />

der Röntgenprüfung bekommt der<br />

Systembediener einen Überblick<br />

zu den entsprechenden Werten<br />

und zusätzlich eine visuelle Darstellung<br />

inklusive Farbskala angezeigt.<br />

Auf dieser Basis lassen sich<br />

im Rahmen der Röntgenprüfung entsprechende<br />

Grenzwerte und Warnstufen<br />

einstellen. Damit bietet die<br />

X8011-III die Möglichkeit, strahlensensible<br />

Bauteile gezielt schonend<br />

zu prüfen. ◄<br />

67


Qualitätssicherung<br />

Neue Generation von Klimaprüfschränken<br />

Weiss Technik hat seine Klimaprüfschränke der Serie ClimeEvent umfassend überarbeitet.<br />

Das neue Schienensystem ermöglicht die Kombination herkömmlicher<br />

Einlegegitter mit Auszugsschienen<br />

Weiss Technik GmbH<br />

www.weiss-technik.com<br />

Verbessert wurden viele Aspekte<br />

von Prüftechnik, Handhabung und<br />

Design. Dabei flossen in großem<br />

Umfang Erfahrungen der Anwender<br />

in die Weiterentwicklung ein.<br />

Die neue Generation<br />

der ClimeEvent-Klimaprüfschränke<br />

hat Weiss Technik konsequent<br />

auf die Bedürfnisse der<br />

Anwender ausgerichtet. Dafür wurde<br />

das Kundenfeedback aus Laboren,<br />

Entwicklungs- und Qualitätssicherungsabteilungen<br />

ausgewertet und<br />

in die Entwicklung eingebracht. Das<br />

Ergebnis sind zahlreiche Verbesserungen,<br />

die den Prüfalltag noch einfacher<br />

und angenehmer machen.<br />

Dazu gehört das von 7 auf 10<br />

Zoll vergrößerte Bedienpanel. Es<br />

verfügt über einen neuen, schnelleren<br />

Prozessor und lässt sich nach<br />

Gebrauch sicher in die Gerätefront<br />

einklappen. Für die Seitenwand sind<br />

optional zwei praktische Ablagenpakete<br />

erhältlich. Prüf-Equipment wie<br />

Notebook oder Datenlogger lässt<br />

sich dort gut aufgeräumt platzieren.<br />

Eine nützliche Option erfährt die<br />

Frontscheibe: Sie verdunkelt sich<br />

auf Knopfdruck durch einen elektrochromen<br />

Effekt. Das ist von Vorteil<br />

für Labore, die Geheimhaltungsvereinbarungen<br />

zu erfüllen haben.<br />

Die Prüfraum-Seitenwände<br />

sind nun mit einem Schienensystem<br />

mit Lochmuster ausgestattet.<br />

Das ermöglicht die Kombination herkömmlicher<br />

Einlegegitter mit Auszugsschienen.<br />

In die Schienen sind<br />

zudem Schrauben mit Innengewinde<br />

integriert, die die Montage von Prüfaufbauten<br />

vereinfachen und eine<br />

flexible Basis für Sonderkonstruktionen<br />

bildet.<br />

An der Decke angebrachte LED-<br />

Leuchten gewährleisten sehr gute<br />

Lichtverhältnisse, nicht nur bei der<br />

Beobachtung des Prüfguts, sondern<br />

auch schon bei der Vorbereitung<br />

der Prüfung. Im Vergleich zu<br />

den vorher verwendeten Halogenleuchten<br />

bringen die LEDs zudem<br />

weniger Wärme ein. Ebenfalls neu<br />

ist die LED-Statusleiste in der Tür.<br />

Der Betriebszustand des Prüfschranks<br />

ist damit schon von weitem<br />

erkennbar.<br />

Die neuen ClimeEvent-<br />

Prüfschränke<br />

zeigen sich auch prüftechnisch<br />

grundlegend überarbeitet.<br />

Unter anderem verfügt das Wasser-Management<br />

nun über einen<br />

27 l großen Vorratstank. Dessen<br />

restlicher Inhalt wird im Bedienpanel<br />

angezeigt und macht dadurch<br />

das Nachfüllen planbar. Auch das<br />

Wasserbad zur Be- und Entfeuchtung<br />

ist nun größer. Dadurch ist die<br />

Befeuchtungsleistung so erhöht,<br />

dass auch anspruchsvolle Tests wie<br />

die Betauungs- und Klimaprüfung<br />

K-15 des Automobil-Teststandards<br />

LV 124 ohne zusätzliche Befeuchtung<br />

möglich sind.<br />

Ein neuer Regelalgorithmus<br />

verbessert den Prüfablauf ebenfalls.<br />

Die Absolutfeuchteregelung<br />

sorgt für eine verbesserte Regelgenauigkeit,<br />

besonders bei hohen<br />

Taupunkten. Sie reduziert thermodynamisch<br />

bedingte Abweichungen<br />

bei Klimawechseln, verringert<br />

die Einschwingamplituden der<br />

Feuchtewerte und bewirkt schnellere<br />

Feuchteänderungen. Dadurch<br />

werden die Prüfbedingungen nun<br />

auf einem ganz neuen Präzisionsniveau<br />

reproduzierbar.<br />

Die ersten Ausführungen mit<br />

einem Prüfraumvolumen von 180 bis<br />

600 l und Temperaturänderungsraten<br />

von 3 und 5 K/min sind bereits<br />

erhältlich. Größere Varianten und<br />

solche mit höheren Temperaturänderungsraten<br />

folgen sukzessive ◄<br />

Das Bedienpanel wurde auf 10 Zoll vergrößert und lässt sich nach<br />

Gebrauch in die Gerätefront einklappen<br />

Die neue LED-Statusleiste in der Tür zeigt schon von weitem den<br />

Betriebszustand des Prüfschranks (alle Bilder: Weiss Technik GmbH)<br />

68 3/<strong>2022</strong>


Dienstleistung<br />

Verguss als Rundumschutz<br />

Verfahrens oder Materials kann sich negativ auf die<br />

Produktzuverlässigkeit auswirken.<br />

Extrem klimatische Belastungen<br />

Speziell für Anwendungen, bei denen die elektronischen<br />

Komponenten extremen klimatischen Belastungen<br />

ausgesetzt sind, bietet InnoCoat den vollständigen<br />

oder partiellen Verguss an. Bei dieser Beschichtungsart<br />

werden in Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />

die physikalischen Rahmenbedingungen, wie Ausdehnungskoeffizient<br />

oder die optimalen Materialien, definiert.<br />

Umfang des Angebots<br />

Innocoat GmbH<br />

www.innocoat.de<br />

Innocoat in Nürnberg bietet Verguss, auch selektiv,<br />

für Baugruppen. Hintergrund: Um die Funktion einer<br />

Baugruppe auch unter rauen Bedingungen zu sichern,<br />

gibt es inzwischen zahlreiche Technologien, die sich<br />

in ihrer Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit unterscheiden.<br />

Welches Verfahren für die jeweilige Anwendung<br />

geeignet ist, muss bereits in der Entwicklung- bzw.<br />

Konstruktionsphase wohl durchdacht und gewählt<br />

werden. Eine Fehlentscheidung bei der Auswahl des<br />

InnoCoat bietet neben der Beschichtung mit Lacken<br />

für den Vergussprozess an:<br />

• Entwicklung und Herstellung von Vergussgehäusen,<br />

angepasst an die geometrischen Anforderungen<br />

• partieller Verguss nach der Dam&Fill-Methode<br />

• gehäuseloser Verguss mittels flexibler Formen<br />

• Chip-Verguss und BGA-Underfilling<br />

Je nach Anforderung werden Polyurethane, Epoxidharz-Systeme,<br />

Silikone oder Silikon-Gele eingesetzt. ◄<br />

Premium E²MS Solution Supplier<br />

Made in Germany<br />

geräte, Nutzfahrzeuge, Gasmesstechnik,<br />

Heizung und Sanitär, Industrieelektronik<br />

sowie Automotive.<br />

Letzteres in Großserien<br />

mittels vollautomatischen Fertigungs-,<br />

Montage- und Prüfanlagen.<br />

Zum Produktportfolio zählen<br />

auch Tastaturen und Eingabesysteme.<br />

RAWE entwickelt kundenspezifische<br />

HMI’s von der kostengünstigen<br />

Folientastatur bis hin zu<br />

komplexen Touch-Display Anwendungen.<br />

Neben der Produktentwicklung<br />

übernimmt RAWE auch<br />

die Rolle als Fertigungsdienstleister<br />

für Systeme, die kundenseitig<br />

konstruiert werden.<br />

RAWE Verwaltungsgebäude am Ortsrand von Weiler<br />

Die RAWE Electronic GmbH ist<br />

Systemdienstleister der Elektronikbranche<br />

mit Sitz in Weiler im<br />

Allgäu. Mit 300 Mitarbeitern werden<br />

elektronische Baugruppen und<br />

Systeme für namhafte Unternehmen<br />

aus unterschiedlichen Industriebereichen<br />

entwickelt und produziert.<br />

RAWE fertigt für die Branchen<br />

Profiküchentechnik und Haus-<br />

RAWE optimiert laufend die Fertigungsprozesse.<br />

So können z.B.<br />

Kunststoffgehäuse seit Beginn<br />

des Jahres mittels Ultraschallschweiss<br />

technik gefügt werden.<br />

Elektronik wird dadurch feuchteund<br />

staubdicht in Gehäuse<br />

montiert<br />

Die RAWE Electronic GmbH ist<br />

Teil der Demmel Gruppe mit Sitz<br />

in Scheidegg im Allgäu und weltweit<br />

über 1.400 Mitarbeitern und<br />

Tochtergesellschaften in Deutschland,<br />

Schweiz, USA, China und<br />

Singapur.<br />

NEU: Ultraschallschweissen<br />

RAWE Electronic GmbH • Bregenzer Straße 43 • 88171 Weiler-Simmerberg • Telefon 08387/398-0 • info@rawe.de • www.rawe.de<br />

3/<strong>2022</strong><br />

69


Dienstleistung<br />

23 Dienstleister aus sieben Ländern<br />

Netzwerk für nachhaltige Fertigung und<br />

Entwicklung<br />

„Finden statt suchen!“ heißt das Motto eines neuen Netzwerks, das derzeit 23 Dienstleister zählt.<br />

robologs Planungsgesellschaft<br />

mbH<br />

mehrwert@lötknecht.de<br />

www.lötknecht.de<br />

Die Firmegruppe Lötknecht, ein<br />

Zusammenschluss hochspezialisierter<br />

Entwicklungs- und Fertigungsdienstleister,<br />

dreht den aufwändigen<br />

Suchprozess nach dem optimal<br />

passenden Dienstleister einfach<br />

um: Der zentrale Ansprechpartner<br />

des Netzwerks kennt die Spezialisierungen<br />

der 23 Netzwerkpartner<br />

genau und findet innerhalb von<br />

Minuten den perfekten Match. Für<br />

Kunden ist der Service völlig kostenfrei<br />

und überzeugend einfach, weil<br />

keine überflüssigen Prozessschritte<br />

entstehen: Verträge, Warenströme<br />

und Zahlungen laufen direkt zwischen<br />

den Unternehmen.<br />

Problem und Lösung<br />

Einkäufer sind derzeit nicht zu<br />

beneiden: Eine Krise jagt die nächste.<br />

Teilmengen und Nacharbeit<br />

bringen Zeitpläne ins Wanken und<br />

etablierte Zulieferer an ihre Grenzen,<br />

weil die Logistik kaum mehr<br />

beherrschbar ist. Entsprechend<br />

wenden Einkäufer einen großen<br />

Teil ihrer Zeit dafür auf, kurzfristig<br />

den passenden Dienstleister<br />

für eine Spezialaufgabe<br />

zu finden.<br />

Einfach „googeln“ sei<br />

keine Option, denn die<br />

tatsächliche Spezialisierung<br />

der Unternehmen sei<br />

auf den Web-Seiten häufig<br />

nicht erkennbar, so die<br />

weit verbreitete Erfahrung.<br />

Der angefragte Kabelfertiger<br />

kann genau der richtige<br />

für Micro-HF-Kabel<br />

sein – oder eben auch<br />

nicht. Nicht selten müssen<br />

bis zu zehn Unternehmen<br />

kontaktiert werden, um<br />

den passenden Dienstleister<br />

zu finden. Und dann<br />

ist nicht gesagt, dass dieser<br />

gerade Kapazitäten frei<br />

hat. Ein mühsamer, zeitfressender<br />

Prozess.<br />

Wertvolle Zeit, die man<br />

an anderer Stelle viel<br />

gewinnbringender einsetzen<br />

könnte. Daher dreht der<br />

Lötknecht die klassische Lieferantensuche<br />

einfach um. Der zentrale<br />

Ansprechpartner des Netzwerks<br />

kennt die Spezialisierungen und<br />

Möglichkeiten der Partner genau.<br />

Innerhalb von Minuten findet er<br />

den optimal passenden Dienstleister<br />

für die aktuelle Herausforderung<br />

und stellt den direkten Kontakt<br />

zwischen den Unternehmen<br />

her. Alle weiteren Verhandlungen,<br />

Lieferungen, Zahlungen etc. laufen<br />

völlig am Lötknecht vorbei. Das ist<br />

Strategie, denn niemand braucht in<br />

diesen Tagen noch zusätzliche Prozessschritte.<br />

Ergebnis: Herausforderung<br />

in Minuten geschmeidig abgeräumt.<br />

Und das für die suchenden<br />

Unternehmen völlig risikolos, unverbindlich<br />

und kostenfrei.<br />

Abdeckung vieler Bereiche<br />

Aktuell versteht sich der Lötknecht<br />

auf Metall- und Kunststoffverarbeitung,<br />

Elektronikfertigung,<br />

Kabelkonfektion, Gerätebau, aber<br />

auch Konstruktion und Werkzeugbau.<br />

Das Netzwerk ist mit den 23<br />

Partnern nicht abgeschlossen – fast<br />

jede Woche stoßen neue, hochspezialisierte<br />

Dienstleister dazu. Die<br />

meisten davon sind über Google<br />

schwer zu suchen – aber über den<br />

Lötknecht leicht zu finden.<br />

Einige Kunden nutzen mittlerweile<br />

das Wissen und die Erfahrung<br />

des Lötknechts, um ihre Bauteile<br />

fertigungsgerecht zu optimieren.<br />

Damit gelingt eine zumindest<br />

kostenneutrale Rückverlagerung<br />

aus Niedriglohnländern, weiß Paul<br />

Keiler, einer der Netzwerkkoordinatoren:<br />

„Wir sehen immer wieder,<br />

dass die Fertigung teuer konstruierte<br />

Bauteile später aus Kostengründen<br />

verlagert wird. Die aufwändige<br />

Logistik und alles andere wird<br />

in Kauf genommen, weil die Unternehmen<br />

oft nicht wissen, wie man<br />

das Bauteil mit wenig Aufwand so<br />

umkonstruiert, dass es sich in der<br />

Nachbarschaft günstig fertigen lässt.<br />

Hier zu unterstützen, sehen wir als<br />

eine unserer Aufgaben an. Viele<br />

Kunden nehmen das dankbar an.“<br />

Der Lötknecht übernimmt für<br />

seine Partner Marketing und Vertrieb<br />

– bis hin zur Organisation von<br />

Gemeinschaftsständen auf internationalen<br />

Messen, wie etwa der embedded<br />

world, der productronica<br />

oder der compamed.<br />

Übrigens:<br />

Lötknecht ist ein Markenname der<br />

robologs Planungsgesellschaft mbH.<br />

Die Idee dazu hatten die drei Gründer<br />

schon zu ihrer gemeinsamen<br />

Zeit in der technischen Wirtschaftsförderung<br />

– damals aber war die Zeit<br />

dafür noch nicht reif. Das änderte<br />

sich mit den Grenzschließungen und<br />

den komplexer werdenden Logistikketten<br />

nach Asien durch die Pandemie<br />

schlagartig. Von den Erfahrungen<br />

und Optimierungen der vergangenen<br />

beiden Jahre profitieren<br />

in den aktuellen Zeiten der Materialknappheit<br />

und der nur 24 Stunden<br />

gültigen Angebote alle Unternehmen.<br />

◄<br />

70 3/<strong>2022</strong>


Dienstleistung<br />

SMT-Linie wird um<br />

Bestückautomaten mit Zubehör<br />

und Software erweitert<br />

Der EMS-Dienstleister<br />

MTP aus<br />

Nürnberg investiert<br />

in seine SMT-Abteilung.<br />

Das Unternehmen<br />

hat einen<br />

zusätzlichen Siplace-SX2-Bestückautomaten<br />

von<br />

ASM in Betrieb<br />

genommen, die<br />

Software der Linie<br />

auf den neusten<br />

Stand gebracht und<br />

die Siplace SiCluster<br />

Software zur<br />

Rüstoptimierung<br />

eingeführt. Darüber<br />

hinaus hat MTP<br />

ein komplettes Paket zusätzlicher<br />

Feeder und Feederwägen sowie<br />

einen Belader des Herstellers Asys<br />

beschafft. Ziel der Investitionen im<br />

Gesamtvolumen von rund 400.000<br />

Euro ist es, Leistung und Qualität<br />

in der SMT-Fertigung sowie die<br />

Wettbewerbsfähigkeit als EMS-<br />

Anbieter weiter zu erhöhen.<br />

EMS für Industrie-Elektronik in<br />

100er und 1000er Stückzahlen<br />

MTP ist als EMS-Anbieter vor<br />

allem für die Schwesterunternehmen<br />

innerhalb der GMC-Instruments<br />

Gruppe mit Sitz in Nürnberg,<br />

Schwaben und Großbritannien<br />

tätig. Zu diesen Kunden<br />

gehören Gossen Metrawatt, Gossen<br />

Foto- und Lichtmesstechnik,<br />

Kurth Electronic, GMC-I Service<br />

und GMC-I ProSys. Durch Investitionen,<br />

dienstleistungsorientierte<br />

Prozesse und EMS-erfahrenes<br />

Personal spricht MTP zunehmend<br />

Kunden außerhalb der Unternehmensgruppe<br />

an. „Das aktuelle<br />

SMT-Linien-Upgrade erhöht<br />

Bestückleistung und Fertigungsqualität“,<br />

erklärt Dr. Markus Diehl,<br />

der vor einem Jahr als Geschäftsführer<br />

vom EMS-Anbieter Vierling<br />

zu MTP gewechselt ist. „MTP hat<br />

das Potential, im EMS-Marktsegment<br />

hochwertiger Industrie-Elektronik<br />

in 100er und 1000er Stückzahlen<br />

eine wichtige Rolle zu spielen.“<br />

Weitere Investitionen sind in<br />

Planung und stehen für <strong>2022</strong> und<br />

2023 an.<br />

Erste Aufträge bis zu 50%<br />

schneller<br />

MTP verfügt über zwei SMT-<br />

Linien. Bisher bestand die umgebaute<br />

Linie aus einem Ersa-Drucker,<br />

zwei Siplace-SX1-Bestückautomaten<br />

und einem Rehm<br />

Reflow-Ofen. MTP hat die Linie<br />

um eine Siplace-SX2-Maschine<br />

mit Siplace-MultiStar- und Siplace-TwinStar-Bestückköpfen,<br />

um<br />

ein komplettes Set zusätzlicher<br />

Feeder und Feeder-Wägen sowie<br />

einen neuen Asys-Belader erweitert.<br />

„Wir haben die Linie vor dem<br />

Ofen aufgetrennt und auseinandergezogen,<br />

die SX2 als neue Linienend-Maschine<br />

integriert und den<br />

WPC (Waffle Pack Changer) von<br />

der zweiten SX1 auf die SX2 umgebaut“,<br />

erklärt Diehl. Der TwinStar-<br />

Bestückkopf und die SiCluster Software<br />

sind MTP besonders wichtig.<br />

Der Twinhead kann Bauteile bis 55<br />

mm Höhe bestücken, die SiCluster<br />

Software ermöglicht Familienrüstungen<br />

mit fest eingerichteten<br />

Bestücktischen. „Bereits bei den<br />

ersten Testlosen waren wir auf<br />

Anhieb um bis zu 50% schneller“,<br />

sagt Diehl.<br />

Reibungsloser Linienumbau<br />

dank Support von ASM<br />

Beim Linienumbau Anfang April<br />

konnten sich die Mitarbeiter von<br />

MTP und die Techniker von ASM<br />

ganz auf die Integration der Siplace<br />

SX2 und den Umbau des<br />

WPC konzentrieren. Das Update<br />

der Liniensoftware und die Installation<br />

der SiCluster-Software hatten<br />

MTP und ASM bereits im<br />

Januar auf separaten Rechnern<br />

vorbereitet.<br />

Den neuen Asys Belader hatte<br />

MTP ebenfalls bereits im Januar<br />

integriert. „Am Freitag in der Frühschicht<br />

haben wir die Linie heruntergefahren,<br />

am Dienstag zur Spätschicht<br />

liefen bereits wieder die<br />

ersten Baugruppen“, berichtet<br />

Andreas Vetter, Teamleiter SMT<br />

bei MTP. „Dies hat aufgrund einer<br />

sauberen Planung und vor allem<br />

des hervorragenden Supports<br />

von ASM funktioniert.“ Die Techniker<br />

von ASM haben zunächst<br />

die SX2 integriert und den WPC<br />

umgebaut. Im Anschluss standen<br />

sie einige Tage zur Verfügung, um<br />

kleine Anlaufschwierigkeiten zu<br />

beheben und das SMT-Team an<br />

der neuen Maschine zu schulen.<br />

MTP Messtechnik<br />

Produktions GmbH<br />

www.mtp-manufacturing.com<br />

3/<strong>2022</strong><br />

71


Komponenten<br />

Bewegung statt Stillstand<br />

Floating-Solutions für Leiterplattenklemmen<br />

und Stiftleisten<br />

Wecos schwimmende Kontaktelemente richten sich durch natürliche Kohäsion selbst aus.<br />

Weco Contact GmbH<br />

www.wecoconnectors.com<br />

Die Surface-Mounted-Technologie<br />

bietet neben vielen Vorteilen<br />

auch einige Risiken. Grund dafür:<br />

Die Verbindung ist nur noch über<br />

den Lötpunkt elektrisch und mechanisch<br />

verbunden. Somit kann jeder<br />

Fehler, insbesondere auch bei<br />

geringster Verunreinigung der Platine,<br />

zu schlechter Verbindung und<br />

instabiler mechanischer Haftung<br />

des Bauteils führen. Insbesondere<br />

bei großen Bauteilen mit hoher Polzahl<br />

können diese Probleme häufiger<br />

auftreten. Die Weco Contact<br />

GmbH, Hersteller von Verbindungselementen<br />

für die Bereiche Elektronik<br />

und Elektrotechnik, hat deswegen<br />

ihre Forschungsarbeit intensiviert<br />

und die Floating-Elements-<br />

Technologie entwickelt.<br />

Schwimmende Bauteile<br />

Die Bauteile haben durch die Nutzung<br />

der neuen Technologie die<br />

Eigenschaft, sich der Oberfläche<br />

und deren mechanischer Verformung<br />

bei Temperaturunterschieden<br />

und bei unterschiedlichen Schmelzpunkten<br />

der Lötpaste anzupassen.<br />

Durch die Beweglichkeit der einzelnen,<br />

meist innenliegenden, metallischen<br />

Komponenten können die<br />

Bauteile solche Ungenauigkeiten<br />

ausgleichen und kompensieren.<br />

Die Kontaktelemente sind, je<br />

nach Bauart, innerhalb der definierten<br />

Toleranzgrenzen in alle<br />

Richtungen freibeweglich und setzen<br />

zuverlässig auf der Leiterplattenoberfläche<br />

beziehungsweise der<br />

Lötstelle auf. „Auf diese Weise wird<br />

eine hundertprozentige Koplanarität<br />

bei den SMD-Bauelementen<br />

erzielt. Die Größe der Bauteile oder<br />

die Polzahl haben keinen Einfluss<br />

mehr auf das Endergebnis“, erklärt<br />

Detlef Fritsch, Geschäftsführer der<br />

Weco Contact GmbH.<br />

Ausführungen im<br />

3,5-mm-Raster<br />

Aktuell stehen bei Weco Ausführungen<br />

im 3,5- und 5-mm-Raster zur<br />

Verfügung. Die Weco-Anschlussklemme<br />

930-D-SMD-DS im Raster<br />

von 3,5 mm beispielsweise ist für<br />

einen Leiterquerschnitt von 1 mm²<br />

geeignet. Der Klemmkörper befindet<br />

sich beweglich im Gehäuse. Eine<br />

Besonderheit bei dieser Variante ist,<br />

dass keine seitlichen Lötflansche zur<br />

Vergrößerung der Lötoberfläche notwendig<br />

sind. Dennoch bietet bereits<br />

die zweipolige Ausführung eine Platinenabreisskraft<br />

von über 100 N.<br />

Bauteile mit 5-mm-Raster und<br />

koplanare Verbindungen<br />

Auch Bauteile mit einem Raster<br />

von 5 mm stehen mittlerweile in<br />

SMD-Technik zur Verfügung. Dazu<br />

gehört die Leiterplattenklemme<br />

140-A-126-SMD von Weco. Bei<br />

dieser Klemme ist der Klemmbügel<br />

mit Lötfahne aus einem Stück hergestellt<br />

und fest im Gehäuse integriert.<br />

Die Lötfahnen, die nach dem<br />

Reflowlöten eine koplanare Verbindung<br />

erzeugen, werden parallel<br />

zur Leiterplatte ausgerichtet. Die<br />

Gehäuse haben zwei seitliche Befestigungsflansche,<br />

in denen sich Lötelemente<br />

befinden, die in vertikaler<br />

Richtung geringfügig beweglich sind.<br />

Das ermöglicht einerseits den Ausgleich<br />

von Höhenunterschieden, die<br />

sich ergeben können, wenn die Lötpaste<br />

ungleichmäßig auf die Leiterplatte<br />

aufgebracht wird und andererseits<br />

das vollständige Auffangen<br />

der seitlichen Scherkräfte. Dadurch<br />

vermeidet man wirkungsvoll Stress<br />

an den elektrischen Lötkontakten.<br />

Sichere mechanische Fixierung<br />

Die optimale Anpassung an die<br />

Lötpastendicke gewährleistet bei<br />

dieser Version eine sichere mechanische<br />

Fixierung auf der Leiterplatte,<br />

was bei Prüfvorgängen mit der gängigen<br />

Zahl von sechs Polen verifiziert<br />

worden ist. Demnach hält die<br />

Leiterplattenklemme Abreißkräften<br />

von bis zu 320 Newton stand.<br />

Zusätzliche Bohrungen, durchkontaktierte<br />

Lötverbindungen oder Verschraubungen<br />

sind nicht notwendig.<br />

Selbstausrichtung durch<br />

natürliche Kohäsion<br />

Auch das Raster wird durch die<br />

beweglichen Lötelemente nicht verändert.<br />

„Das Stichwort heißt hier<br />

Kohäsion“, erklärt Detlef Fritsch.<br />

„Dies bedeutet, dass ein aufschmelzendes<br />

Lötpad immer bestrebt ist,<br />

ein aufzulötendes Element, hier<br />

beispielsweise einen Floating Pin,<br />

durch die Oberflächenspannung in<br />

den optimalen also kraftlosesten<br />

Zustand zu positionieren.“ Durch<br />

die oben beschriebene Technik, die<br />

den Pin nicht starr in dem Gehäuse<br />

fixiert, kann das Floating Element<br />

diesem physikalischen Prinzip folgen.<br />

◄<br />

72 3/<strong>2022</strong>


Verpacken/Kennzeichnen/Identifizieren<br />

Mehr Sicherheit bei Lagerung und Transport<br />

ESD-sichere Zwischenlagen und Trenneinsätze<br />

Erhebliche Schäden können durch elektrostatische Aufladung entstehen. Mit Zwischenlagen und sogenannten<br />

Gefachen lässt sich dies verhindern.<br />

Beschädigungen von Baugruppen<br />

durch elektrostatische Entladungen<br />

verursachen in der Elektronikindustrie<br />

jedes Jahr erhebliche Schäden.<br />

Geschädigte Baugruppen fallen vorzeitig<br />

aus und generieren oft hohe<br />

Service-Aufwendungen. Insbesondere<br />

bei Transport und Lagerung<br />

sind die oft noch nicht durch ein<br />

Gehäuse geschützten Baugruppen<br />

Gefahren durch mechanische und<br />

durch ESD verursachte Beschädigungen<br />

ausgesetzt.<br />

DPV Elektronik-Service<br />

GmbH<br />

info@dpv-elektronik.de<br />

www.dpv-elektronik.de<br />

3/<strong>2022</strong><br />

Sicher lagern und versenden<br />

Transporte finden oft außerhalb<br />

der ESD-Sicherheitszonen<br />

(EPA) statt. Der Einsatz von ESDgerechten<br />

Lager- und Verpackungssystemen<br />

wie ESD-Behälter, leitfähige<br />

Trenneinsätze und Zwischenlagen<br />

ermöglicht den sicheren Transport<br />

und Lagerung von ESD-gefährdeten<br />

Baugruppen auch außerhalb<br />

von ESD-Schutzzonen.<br />

Individuell und schnell<br />

Mit der Eigenmarke EPAstore hat<br />

die DPV Elektronik-Service GmbH<br />

hat inzwischen über 400 verschiedene<br />

Standardlösungen für Eurobehälter<br />

entwickelt. Mit dem flexiblen<br />

und automatisierten Fertigungssystem<br />

kann DPV neben Standards<br />

auch Individuallösungen in kürzester<br />

Zeit liefern. So können alle<br />

Trenneinsätze und Zwischenlagen<br />

schnell und flexibel auf die jeweiligen<br />

Bedürfnisse des Kunden angepasst<br />

und selbst in Kleinmengen<br />

effizient und kostengünstig gefertigt<br />

werden. Zwischenlagen und<br />

Stegwände können auf Wunsch<br />

auch mit einem Kundenlogo versehen<br />

werden.<br />

Perfekt zugeschnitten<br />

Um den Anforderungen an effiziente<br />

und ökonomische Verpackungslösungen<br />

gerecht zu werden, können<br />

alle Elemente mit beliebigen<br />

Sicht- und Greifaussparungen für<br />

ein schnelles und leichtes Handling<br />

gefertigt werden. Bereits die<br />

Standardprodukte bieten hierfür<br />

jeweils fünf verschiedene Varianten.<br />

Damit sind über 400 Standardausführungen<br />

sofort ab Lager erhältlich.<br />

Durch das flexible Fertigungssystem<br />

lassen sich alle Zuschnitte<br />

einfach und schnell an kundenspezifische<br />

Anwendungen anpassen.<br />

Selbst nicht genormte Behälter<br />

lassen sich so leicht mit passenden<br />

Gefachen bestücken. Auf Wunsch<br />

können die Trennelemente problemlos<br />

vorkonfektioniert werden.<br />

So erhalten Kunden ihre maßgeschneiderten<br />

Gefache direkt einsatzbereit.<br />

Bewährte Materialien<br />

Neben der ESD-Sicherheit liegt<br />

das Augenmerk bei DPV auch auf<br />

dem Schutz vor mechanischen<br />

Beschädigungen bei der Lagerung<br />

und dem Transport.<br />

Um alle Erwartungen an Stabilität<br />

und ein geringes Verpackungsgewicht<br />

abdecken zu können,<br />

setzt DPV bei der Herstellung<br />

auf bewährte Materialien, die sich<br />

sowohl für senkrechte Trennstege<br />

als auch für waagerechte Zwischenlagen<br />

eignen.<br />

Das gewichtsparende Hohlkammermaterial<br />

aus extrudiertem<br />

Polypropylen (PP) ist elektrostatisch<br />

volumenleitfähig, besitzt<br />

eine hohe Abriebfestigkeit und ist<br />

aufgrund seiner Kammerstruktur<br />

sowohl stabil als auch leicht. Ein<br />

belastbares Vollmaterial aus Polystyrol<br />

(PS) punktet mit seiner verlässlichen<br />

Stabilität und ist ebenfalls<br />

sehr abriebfest und volumenleitfähig.<br />

Verlangen Aufbewahrung und<br />

Versand eine besonders stoßdämpfende<br />

Ausführung, ist ein weicher<br />

Schaumstoff aus Polyethylen (PE)<br />

die erste Wahl. Darüber hinaus hat<br />

er ein geringes Gewicht, ist abriebfest,<br />

korrosionsfrei und elektrostatisch<br />

leitfähig.<br />

Schnell und einfach zum<br />

Wunschprodukt<br />

Um seinen Kunden die Bestellung<br />

ihrer individuellen Wunschprodukte<br />

einfach und schnell zu ermöglichen,<br />

hat DPV auf ihrer neuen Website<br />

einen besonders userfreundlichen<br />

Online-Konfigurator implementiert.<br />

So können sich die Kunden unter<br />

www.dpv-elektronik.de/KonZ ihre<br />

individuellen Zwischenlagen einfach<br />

konfigurieren oder unter www.dpvelektronik.de/KonG<br />

die gewünschten<br />

Trenneinsätze (Gefache) zusammenstellen.<br />

◄<br />

73


Software<br />

MES in der Leiterplattenbestückung<br />

Effiziente Elektronikfertigung<br />

Um die Elektronikfertigung optimal zu unterstützen, muss ein Manufacturing Execution System (MES) neben<br />

gängigen Standardaufgaben auch die Besonderheiten der Leiterplattenbestückung berücksichtigen.<br />

Kommunikation direkt mit den Bestückungsautomaten<br />

© MPDV, Adobe Stock, industrieblick<br />

Neben der Leiterplattenbestückung deckt eine MES auch andere<br />

Fertigungsprozesse ab – z.B. die Montage © Adobe Stock, industrieblick<br />

Die Elektronikindustrie hat besondere<br />

Anforderungen an die Fertigungs-IT.<br />

Dazu gehören neben der<br />

Integration hochtechnisierter Anlagen<br />

auch ein hohes Datenaufkommen<br />

sowie komplexe Datenverarbeitungsprozesse.<br />

Effiziente Fertigungs-IT<br />

Manufacturing-Execution-Systeme<br />

unterstützen Produktionsbetriebe<br />

durch das Erfassen und Auswerten<br />

fertigungsrelevanter Daten.<br />

Durch die vertikale Integration bilden<br />

sie die Brücke zwischen der zeitkritischen<br />

Fertigung und dem langfristig<br />

planenden ERP-System. Der<br />

Austausch zwischen Produktionsebene<br />

und MES muss in Echtzeit<br />

erfolgen, um sowohl eingesetztes<br />

Material als auch den aktuellen<br />

Maschinenstatus oder weitere Ressourcen<br />

wie Werkzeuge und Hilfsmittel<br />

stets aktuell im Blick zu behalten.<br />

Die horizontale Integration sorgt<br />

für eine schnittstellenfreie Verbindung<br />

aller IT-Anwendungen in der<br />

Fertigung. Im Gegensatz zu Insellösungen,<br />

die aufwendig miteinander<br />

verknüpft werden müssen, bietet<br />

ein integriertes oder plattformbasiertes<br />

MES alles in einem: Die<br />

zentrale Datenhaltung ermöglicht<br />

eine beliebige Korrelation der Daten<br />

und einen ganzheitlichen Blick auf<br />

die Produktion.<br />

Grundsätzlich können MES in<br />

nahezu jeder Branche eingesetzt<br />

werden. Dies ist von Vorteil, da beispielsweise<br />

die Leiterplattenbestückung<br />

zwar ein zentraler Prozess<br />

in der Elektronikfertigung ist, oft<br />

aber nicht ohne Zusammenspiel<br />

mit anderen Fertigungsschritten<br />

(z.B. Spritzguss oder Metallverarbeitung)<br />

betrachtet werden kann.<br />

Daher ist der Einsatz eines branchenübergreifenden<br />

MES-Systems<br />

dem einer Nischenlösung vorzuziehen.<br />

Nur so ist eine ganzheitlichen<br />

Fertigungsplanung und -steuerung<br />

möglich.<br />

Elektronikfertigung mit Fokus<br />

auf PCB-Bestückung<br />

In der Elektronikfertigung muss<br />

eine MES-Lösung mit spezifischen<br />

Herausforderungen umgehen können.<br />

Die Leiterplattenbestückung ist<br />

dadurch charakterisiert, dass viele<br />

Bauteile unterschiedlicher Hersteller<br />

automatisiert in hoher Geschwindigkeit<br />

(oftmals mehr als 100.000 Bauteile<br />

je Stunde) auf einer Leiterplatte<br />

bestückt werden. Dabei ist mit einem<br />

hohen Datenaufkommen zu rechnen,<br />

da für jedes Bauteil der Einbauplatz<br />

und weitere für die Rückverfolgbarkeit<br />

(Traceability) relevante<br />

Daten erfasst werden. Zudem ist<br />

die Materialbestandsführung aufwendig,<br />

da elektronische Bauteile<br />

teilweise dynamischen Verfallzeiten<br />

(Moisture Sensitivity Level –<br />

kurz MSL) unterliegen.<br />

Durch die diffusionsoffene Bauweise<br />

der Bauelemente reagieren<br />

MPDV Mikrolab GmbH<br />

www.mpdv.com/de/<br />

Grafische Losverfolgung: Hier ist auf einen Blick erkennbar, auf welchen Leiterplatten Bauteile einer<br />

bestimmten Charge verbaut wurden<br />

74 3/<strong>2022</strong>


Software<br />

MES Hydra visualisiert Kennzahlen – auch über die Prozesse der Elektronikfertigung hinaus<br />

sie empfindlich auf Feuchtigkeit,<br />

was beim Verarbeiten berücksichtigt<br />

werden muss. Der MSL gibt an, in<br />

welchem Zeitraum das Bauteil nach<br />

Öffnung der luftdichten Verpackung<br />

verbaut werden muss. Dies ist mit<br />

enormem Planungs- und Überwachungsaufwand<br />

verbunden – schließlich<br />

sollen die Verwurfskosten möglichst<br />

niedrig sein. Ohne softwareseitige<br />

Unterstützung ist eine effiziente<br />

Leiterplattenbestückung somit<br />

fast nicht möglich. Zudem haben bisher<br />

nur wenige Nischenanbieter die<br />

Anbindung von Bestückungsautomaten<br />

an MES realisiert.<br />

Sowohl für die Abbildung der<br />

dynamischen Verfallzeiten als auch<br />

in Hinblick auf die Bestückung der<br />

Kommissionierwägen bis hin zur<br />

Rückverfolgbarkeit ist die Identifikation,<br />

Verwaltung und Auswertung<br />

von Material in der Elektronikindustrie<br />

ein entscheidender Faktor. Ein<br />

integrierte MES-Lösung kombiniert<br />

daher idealerwiese übergreifende<br />

Standard-Funktionen und Anforderungen<br />

der Elektronikbranche,<br />

um die Prozesse in der Leiterplattenbestückung<br />

optimal unterstützen<br />

zu können.<br />

3/<strong>2022</strong><br />

Rüstvorbereitung mit<br />

Kommissionierwägen<br />

Zur Optimierung von Rüstzeiten<br />

kommen in der Elektronikfertigung<br />

sogenannte Kommissionierwägen<br />

zum Einsatz. Für deren Nutzung ist<br />

zum einen die Bestandverwaltung<br />

mit den dynamischen Verfallzeiten<br />

der Bauteile (MSL) und zum anderen<br />

deren Korrelation zu den Aufträgen<br />

wichtig. Je nach Auftragsvorrat<br />

wird unterschiedliches Einsatzmaterial<br />

benötigt. Ein MES ermöglicht,<br />

die Verfügbarkeit des benötigten<br />

Materials über die Bestandsverwaltung<br />

zu prüfen und daraufhin<br />

geeignetes Material für die Kommissionierung<br />

freizugeben.<br />

Anbindung an<br />

Bestückungsautomaten<br />

Ein zentrale Aufgabe, der ein<br />

MES in der Leiterplattenbestückung<br />

begegnet, ist die Anbindung von<br />

Bestückungsautomaten. Über eine<br />

leistungsfähige Schnittstelle muss<br />

das MES die im Automaten generierten<br />

Daten auslesen und zur weiteren<br />

Verarbeitung im MES aufbereiten.<br />

Am Beispiel der Rückverfolgbarkeit<br />

wird deutlich, welche Informationsprozesse<br />

ineinander greifen:<br />

Kommissionierwägen werden<br />

mit Bauteilrollen bestückt, der Verbrauch<br />

und die Zuordnung des Einsatzmaterials<br />

zum Einbauplatz wird<br />

im Bestückungsautomaten geregelt.<br />

Die Charge der Rolle und die<br />

Zuordnung zum Auftrag sind dem<br />

MES bekannt, die eindeutige Zuordnung<br />

des einzelnen Bauteils erfolgt<br />

erst mit Hilfe der ausgelesenen<br />

Daten aus dem Bestückungsautomat.<br />

Letztendlich stellt das MES<br />

die Rückverfolgbarkeit der einzelnen<br />

Bauelemente sicher, da hier alle<br />

relevanten Daten in einem System<br />

zusammenlaufen.<br />

Erfassung von Prozessdaten<br />

Das MES muss außerdem in der<br />

Lage sein, Prozessdaten zu überwachen.<br />

Dabei sind unter anderem<br />

der Feuchtigkeitsgehalt der<br />

Luft oder die Temperatur innerhalb<br />

des Bestückungsautomaten<br />

wichtige Parameter. Durch die<br />

Überwachung im MES können<br />

Bauelemente, die ungünstigen<br />

Umgebungsbedingungen ausgesetzt<br />

waren, rechtzeitig aussortiert<br />

bzw. die Bestückung abgebrochen<br />

werden (Prozessverriegelung).<br />

Auch in einem nachgelagerten<br />

Prozessschritt kann beispielsweise<br />

in einem Reflow-Lötofen die<br />

Praxisbeispiel<br />

In einem Referenzprojekt zur<br />

Anbindung von SIPLACE-SMD-<br />

Bestückungslinien lieferte MPDV<br />

bereits 2012 den Beleg dafür,<br />

dass auch eine branchenübergreifende<br />

MES-Lösung wie Hydra<br />

den Anforderungen der Elektronikfertigung<br />

gewachsen sein kann.<br />

Die Umsetzung einer Schnittstelle<br />

zu den Bestückungsautomaten<br />

war der Auftakt zu einer mehrstufigen<br />

Einführung des MES<br />

für den kompletten Herstellungsprozess<br />

von Elektronikprodukten<br />

(Flachbaugruppen und Gerätemontage).<br />

Um den wachsenden<br />

gesetzlichen Anforderungen an<br />

die Rückverfolgbarkeit gerecht<br />

zu werden und dabei die eigenen<br />

Fertigungsprozesse zu optimieren,<br />

entschied man sich 2013<br />

für Hydra. Damit wurde eine einheitliche<br />

Plattform zur Steuerung<br />

Temperatur überwacht werden, um<br />

sicherzustellen, dass die Bauelemente<br />

beim Löten nicht durch zu<br />

hohe Temperaturen beschädigt werden.<br />

Zudem leidet die Qualität der<br />

Lötstellen bei übermäßigen Temperaturschwankungen.<br />

Durch die<br />

Überwachung der Prozessdaten<br />

wird sichergestellt, dass die Bauelemente<br />

einwandfrei verarbeitet<br />

werden. Das reduziert sowohl den<br />

Ausschuss als auch die Kosten und<br />

erhält somit den Qualitätsstandard.<br />

Fazit<br />

Die Elektronikbranche braucht<br />

die ausgewogene Kombination:<br />

ein Standard-MES mit speziell auf<br />

die Elektronikindustrie abgestimmten<br />

Funktionalitäten. Eine Schnittstelle<br />

zu Bestückungsautomaten<br />

stellt sicher, dass die während des<br />

Bestückvorgangs entstandenen<br />

Daten vom MES ausgelesen und<br />

dort weiterverwendet werden können.<br />

Damit sind Auswertungen korreliert<br />

zu Materialverbrauch nach Auftrag<br />

oder je Maschine erst durchführbar.<br />

Dadurch wird die Umsetzung<br />

spezieller Anforderungen wie<br />

MSL, die Verwaltung von Kommissionierwägen<br />

und die Rückverfolgbarkeit<br />

der Bauelemente ermöglicht.<br />

Nur so kann eine effiziente Leiterplattenbestückung<br />

sichergestellt<br />

werden. ◄<br />

und Überwachung der kompletten<br />

Wertschöpfungskette vom Wareneingang<br />

bis zum fertigen Produkt<br />

implementiert. Dabei werden alle<br />

erfassten Daten (Aufträge, Materialchargen,<br />

Qualitätsentscheide,<br />

Prozessparameter, uvm.) in einer<br />

zentralen Datenbank abgelegt, für<br />

Auswertungen bereitgestellt und<br />

archiviert. Ein Beleg für das hohe<br />

Datenaufkommen ist, dass eine<br />

einzelne SMD-Linie oftmals bis<br />

zu 60.000 Bauteile pro Stunde<br />

bestückt. Mittlerweile nutzt der<br />

Hydra-Anwender ein breites<br />

Spektrum an Hydra-Funktionen<br />

zur Herstellung seiner Elektronikprodukte.<br />

Neben der Erfassung<br />

von Material- und Maschinendaten<br />

sowie der Planung setzt<br />

der Hersteller auch Funktionen<br />

zur fertigungsbegleitenden Qualitätsprüfung<br />

der Leiterplatten ein.<br />

75


Speicherprogrammierung<br />

Mikrocontroller sicher programmieren<br />

Data I/O, Avnet Silica und NXP ermöglichen ihren Kunden die sichere Programmierung der LPC55S6x-Mikrocontroller-Familie<br />

von NXP mit dem SentriX Product Creator.<br />

Die Programmierplattform SentriX<br />

unterstützt hardware-basierte<br />

Sicherheit für IoT-Edge-Bausteine<br />

für den Massenmarkt und ermöglicht<br />

OEMs den Schutz zukunftsweisender<br />

Geschäftsmodelle und<br />

Lieferketten.<br />

Data I/O GmbH<br />

www.data-io.de<br />

Entwurf massenmarkttauglicher<br />

IoT-Edge-Bausteine<br />

Die Data I/O Corporation, NXP<br />

Semiconductors und Avnet Silica<br />

kooperieren, um die Arm-Cortex-<br />

M33-basierten Mikrocontroller der<br />

LPC55S6x-Serie von NXP mit der<br />

sicheren Programmierplattform<br />

SentriX von Data I/O zu provisionieren.<br />

Die Zusammenarbeit ermöglicht<br />

es Originalgeräteherstellern<br />

(OEMs) massenmarkttaugliche<br />

IoT-Edge-Bausteine zu entwerfen,<br />

dessen IoT-Sicherheit standardisiert<br />

mit dem Software Tool SentriX<br />

Product CreatorTM von Data<br />

I/O implementiert wird.<br />

Hintergrund<br />

Industrie-OEMs setzen vernetzte<br />

IoT-Bausteine für Edge-Computing-Anwendungen<br />

ein, um neue<br />

Geschäftsmodelle zu entwickeln.<br />

Gleichzeitig wird die IoT-Sicherheit<br />

immer wichtiger, um Software, Services<br />

und geistiges Eigentum (IP) zu<br />

schützen, die innerhalb dieser neuen<br />

Geschäftsfelder verknüpft sind. Die<br />

Entwicklung von IoT-Produkten mit<br />

hardwarebasierter Sicherheit bietet<br />

den zuverlässigsten Schutz.<br />

In der Vergangenheit waren die<br />

Definition und Implementierung von<br />

IoT-Bausteinen in der Massenproduktion<br />

komplex und erforderten<br />

unterschiedliche Tools und Prozesse.<br />

Das Tool SentriX Product Creator<br />

vereinfacht die IoT-Sicherheit,<br />

indem es vorkonfigurierte Sicherheitsprofile<br />

für die gängigsten IoT-<br />

Anwendungsfälle wie Geräteidentität,<br />

Cloud-Onboarding, sicheres<br />

Booten, Firmware- Verschlüsselung,<br />

gegenseitige Authentifizierung und<br />

vieles mehr bereitstellt.<br />

Vorkonfigurierte Profile<br />

Die vorkonfigurierten Profile des<br />

SentriX Product Creator stellen die<br />

gängigsten Sicherheitsfunktionen<br />

der LPC55S6x-MCU-Serie in einer<br />

benutzerfreundlichen Oberfläche<br />

dar, wodurch OEM-Entwicklungskosten<br />

und -zeit minimiert und Hindernisse<br />

bei der Massenproduktion<br />

beseitigt werden.<br />

Die OEM-seitige Produktdefinition<br />

für Bausteinsicherheit und Geheimnisse<br />

werden für die Bausteinprovisionierung<br />

an eine sichere Programmiereinrichtung<br />

übertragen.<br />

Die Kombination aus der SentriX-Plattform<br />

von Data I/O, der<br />

LPC55S6x MCU-Serie von NXP und<br />

dem Security Provisioning Service<br />

von Avnet Silica bietet hardwarebasierte<br />

Sicherheit, die flexibel und<br />

skalierbar für den Massenmarkt ist.<br />

Statements<br />

„Da der Markt für kostengünstige<br />

IoT-Edge-Bausteine wächst, benötigen<br />

OEMs einen vereinfachten Prozess<br />

zur Definition und Implementierung<br />

von hardwarebasierten Sicherheitsdefinitionen<br />

in Produkten während<br />

der Fertigung. Wir freuen uns<br />

über die Zusammenarbeit mit NXP,<br />

um die LPC55S6x MCU-Serie auf<br />

der SentriX-Plattform zu unterstützen“,<br />

sagt Michael Tidwell, Vice President<br />

of Marketing and Business<br />

Development der Data I/O Corporation.<br />

und fährt fort: „Die SentriX-Sicherheitsplattform<br />

ermöglicht<br />

es OEMs, auf einfache Weise<br />

Sicherheitsprofile zu definieren und<br />

LPC55S6x-MCUs auf Chipebene zu<br />

provisionieren, bevor die Bausteine<br />

an die Fertigungslinie für die Montage<br />

geliefert werden. Da die SentriX-Plattform<br />

eine große Anzahl von<br />

Sicherheitsanwendungen unterstützt<br />

und skalierbar ist, ist sie sowohl für<br />

OEMs mit geringem Volumen verfügbar,<br />

als auch kosteneffizient in<br />

der Massenproduktion einsetzbar.“<br />

„Die LPC55S6x-MCU-Familie, die<br />

Teil der EdgeVerseTM-Computing-<br />

Plattform von NXP ist, wurde entwickelt,<br />

um Massenmarkt-Edge-<br />

Anwendungen in IoT-, Industrie- und<br />

Verbrauchermärkten zu betreiben“,<br />

sagt Cristiano Castello, Senior Director<br />

Product Innovation für MCUs,<br />

Edge Processing, bei NXP Semiconductors.<br />

„Unsere Zusammenarbeit<br />

mit Data I/O und Avnet Silica<br />

ermöglicht es unseren Kunden, die<br />

umfangreichen Sicherheitsfunktionen<br />

der LPC55S6x MCU-Serie zu<br />

nutzen. Der SentriX Product Creator<br />

ermöglicht es unseren OEM-<br />

Kunden, hardwarebasierte Sicherheit<br />

einfacher zu definieren und in<br />

ihre Produkte für die Massenproduktion<br />

zu integrieren.“<br />

„Wir freuen uns über die Zusammenarbeit<br />

mit Data I/O, um die<br />

Unterstützung für die LPC55S6x<br />

MCU- Serie im Avnet Silica Provisioning<br />

Service einzuführen“, so<br />

Romain Tesniere, BDM Solution<br />

Sales - Connectivity & Security bei<br />

76 3/<strong>2022</strong>


Speicherprogrammierung<br />

Device Lifecycle Management für MCUs<br />

Segger hat in Zusammenarbeit<br />

mit Renesas den Funktionsumfang<br />

der professionellen Flasher<br />

In-Circuit-Programmiergeräte<br />

weiter ausgebaut. Zusätzlich zur<br />

Hochgeschwindigkeits-Programmierung<br />

von Renesas RA4- und<br />

RA6-Mikrocontrollern mit Arm<br />

Cortex-M33 Cores bietet Segger<br />

nun auch das Device Lifecycle<br />

Management (DLM) und die<br />

Trustzone-Partitionierung für die<br />

Massenproduktion.<br />

Besitzer eines aktuellen Flasher<br />

können die neueste Software<br />

ganz einfach über www.<br />

segger.com herunterladen, um<br />

diese neuen Funktionen zu<br />

erhalten. Es gibt keine Lizenzoder<br />

sonstige Kosten und keine<br />

versteckten Gebühren.<br />

Die Segger-Lösung lässt sich<br />

nahtlos in einen standardisierten<br />

Produktions-Workflow integrieren.<br />

Dafür sind keine Tools von Drittanbietern<br />

erforderlich. Einmal konfiguriert,<br />

kann der Segger Flasher im<br />

Standalone-Modus bedient werden.<br />

„Wir freuen uns, dass Segger<br />

weiterhin exzellenten Support für<br />

die Geräte der RA-Familie von<br />

Renesas bietet“, sagt Bernd Westhoff,<br />

Renesas‘ Marketing Director<br />

RA Family MCU. „Mit dem erstmaligen<br />

Support von Arm Trust-<br />

Zone und unserem Device Lifecycle<br />

Management (DLM) hat Segger<br />

einmal mehr seine Kompetenz<br />

unter Beweis gestellt.“<br />

„Ein möglichst breites Spektrum<br />

an Geräten mit all ihren speziellen<br />

Eigenschaften zu unterstützen, ist<br />

und war schon immer Teil unserer<br />

Flasher-Produktstrategie“, sagt<br />

Ivo Geilenbrügge, Geschäftsführer<br />

von Segger. „Das Thema Embedded<br />

Security bleibt auch für<br />

Segger ein aktuelles Fokusthema.<br />

Die Unterstützung der neuesten<br />

Sicherheitsfunktionen der Renesas<br />

RA-Geräte war daher ein weiterer<br />

wichtiger Schritt auf diesem<br />

Gebiet für uns. Wir freuen uns,<br />

dass dies in enger Zusammenarbeit<br />

mit Renesas sehr gut umgesetzt<br />

werden konnte.“<br />

Segger Flasher sind professionelle<br />

In-Circuit-Programmiergeräte,<br />

die speziell für den Einsatz<br />

im Kundendienst, für die Programmierung<br />

von Prototypen und für die<br />

Serienfertigung entwickelt wurden.<br />

Sie werden zur Programmierung<br />

von nicht-flüchtigen Speichern in<br />

Mikrocontrollern und Systemson-Chip<br />

(SoCs) sowie von QSPI<br />

Flashes eingesetzt. Diese Flasher<br />

können über einen PC oder<br />

im Standalone-Modus betrieben,<br />

über USB und/oder Ethernet angeschlossen<br />

und plattformübergreifend<br />

für Linux, macOS und Windows<br />

verwendet werden.<br />

Seggers Flasher-In-Circuit-<br />

Programmiergeräte sind schnell,<br />

robust, zuverlässig und einfach<br />

zu bedienen.<br />

Die Cortex-M33-basierten Bausteine<br />

der Renesas RA4- und<br />

RA6-MCU-Familien bauen auf<br />

den Sicherheitsmerkmalen der<br />

Trustzone-M-Funktionalität von<br />

Arm auf, um zusätzliche Ebenen<br />

der Embedded-Sicherheit zu bieten.<br />

Das DLM definiert die verschiedenen<br />

Lebensphasen eines<br />

Bausteins und steuert die Fähigkeiten<br />

der Debug-Schnittstelle<br />

sowie der seriellen Schnittstelle<br />

im Boot-Modus. Zur Produktionszeit<br />

kann der DLM-Status so konfiguriert<br />

werden, dass der Zugriff<br />

auf den Debug- und/oder Boot-<br />

Modus gesperrt wird, um das System<br />

und die darin enthaltene Software<br />

zu schützen.<br />

Segger Microcontroller GmbH<br />

www.segger.com<br />

Avnet Silica. „Unsere Kunden nutzen<br />

die Sicherheitsfunktionen der<br />

LPC55S6x MCU, um mit unseren<br />

sicheren Elektronikfertigungsdiensten<br />

Ihre Einnahmen zu schützen<br />

und die Integrität der Lieferkette<br />

zu gewährleisten. Der SentriX Product<br />

Creator vereinfacht den Prozess<br />

der Definition von Sicherheitsanwendungsfällen<br />

und rationalisiert<br />

den Provisionierungsprozess vom<br />

Design bis zur Produktion.“<br />

Security Deployment<br />

as-a-Service<br />

SentriX bringt Sicherheit in die<br />

globale Lieferkette elektronischer<br />

Geräte und schützt das geistige<br />

Eigentum von IoT-Geräten von der<br />

Entwicklung bis zur Anwendung.<br />

Die sichere Programmierumgebung<br />

SentriX von Data I/O verschlüsselt<br />

3/<strong>2022</strong><br />

programmierbare Bausteine sowohl<br />

für Prototyping-Anwendungen in<br />

kleinen Stückzahlen als auch für<br />

die Massenproduktion. SentriX integriert<br />

eine zu FIPS 140-2 Level 3<br />

konforme HSM in ein automatisiertes<br />

Programmiersystem, dass die<br />

Programmierung von Sicherheitsmechanismen<br />

in ICs und Mikrocontrollern<br />

ermöglicht.<br />

Der SentriX Product Creator ist<br />

die Software Tool Suite, mit der<br />

OEMs, Halbleiterhersteller und Programmier-Centers<br />

Sicherheitsanforderungen<br />

definieren und diese<br />

gemeinsam auf der SentriX Programmiereinheit<br />

bereitstellen.<br />

Das SentriX Product Creator<br />

Tool bietet OEMs zwei flexible Programmiervarianten:<br />

Eine vollständig<br />

anpassbare und individuell einstellbare<br />

Variante und SentriX GO, bei<br />

der vorkonfigurierte Sicherheitsprofile<br />

für die gängigsten Anwendungsfälle<br />

Zeit und Aufwand sparen.<br />

Die mit dem SentriX Product<br />

Creator Tool erstellten Profildefinitionen<br />

werden zur sicheren Programmierung<br />

auf die SentriX-Plattform<br />

übertragen. Das kostengünstige<br />

As-a-Service-Modell ermöglicht<br />

OEMs sichere Bausteine für eine<br />

Muster- bis hin zur Massenproduktion<br />

bereitzustellen. ◄<br />

77


EMV<br />

Bitte nicht stören:<br />

EMV – Kenngrößen und Messung<br />

Bild 1: Grobschema Netzteil ohne PFC Klasse A<br />

Autoren:<br />

Frank Cubasch,<br />

Heidrun Seelen<br />

Magic Power Technology<br />

GmbH<br />

www.mgpower.de<br />

Teil 2: Power Factor &<br />

Immissionen<br />

EMV-Emissionen kann man auch<br />

im Zusammenhang mit dem Power<br />

Factor und dem Flicker betrachten.<br />

Ebenso soll hier die Beeinflussung<br />

des Netzteils durch externe Störungen<br />

erläutert werden (Immissionen).<br />

Die Elektromagnetische Verträglichkeit,<br />

kurz EMV, ist ein wichtiges<br />

Thema für jedes elektrische System.<br />

Es darf einerseits die Umgebung<br />

nicht unzulässig beeinflussen<br />

und muss andererseits in diesen<br />

bestimmten Umgebungsbedingungen<br />

fehlerfrei arbeiten.<br />

Obwohl die Netzrückwirkungen,<br />

gekennzeichnet durch den Power<br />

Factor, und der Flicker typischerweise<br />

als Immissionen gesehen<br />

werden, kategorisieren wir sie im<br />

Bereich Emissionen. Denn sie stören<br />

andere Geräte (z.B. Flicker die<br />

Beleuchtungseinrichtungen).<br />

PFC und Flicker<br />

PFC steht für Power Factor Correction<br />

oder Power Factor Compensation.<br />

Die Messung der PFC wird<br />

oftmals auch mit dem Stromflusswinkel<br />

(cos phi) verglichen. Dabei<br />

geht die Anforderung der EN61000-<br />

3-2 jedoch deutlich weiter. Bei einem<br />

Aufbau ohne PFC-Stufe wie in Bild<br />

1 erfolgt nur dann ein Stromfluss<br />

von der Netzseite, wenn die aktuelle<br />

Spannung am Ladeelko kleiner<br />

als die aktuelle Ist-Spannung<br />

des Netzes ist.<br />

Da der Ladeelko aber auch Netzeinbrüche<br />

ausgleichen muss, wird<br />

er in der Regel recht groß ausgeführt.<br />

Dadurch wird wiederum der<br />

Stromflusswinkel, also die Zeit, in<br />

welcher Strom von der Netzseite<br />

fließt, klein. Dies führt zu einer<br />

Belastung des Stromnetzes. Im folgenden<br />

Beispiel (s. Bild 2) beträgt<br />

der Stromflusswinkel nur etwa 1 ms/<br />

Halbwelle. Es wurde ein Netzteil mit<br />

150 W Eingangsleistung ohne weitere<br />

Beschaltung vermessen. Das<br />

Limit der Klasse A ist hier bereits<br />

mit 31% ausgeschöpft.<br />

Es bieten sich aktive oder passive<br />

PFC-Lösungen an. Während die<br />

passive PFC Lösung darin besteht,<br />

eine recht große Induktivität in Reihe<br />

einzubringen, ist die aktive Lösung<br />

ein zusätzlicher galvanisch nicht<br />

getrennter DC/DC-Wandler. Er<br />

wird so angesteuert, dass er eine<br />

(nahezu) sinusförmige Stromaufnahme,<br />

ähnlich einem Widerstand,<br />

zulässt. Neuere Designs berücksichtigen<br />

i.d.R. nur aktive PFC-Stufen.<br />

Siehe hierzu Bild 3.<br />

Typischerweise wird die PFC-<br />

Stufe so ausgelegt, dass sich eine<br />

Zwischenkreisspannung von konstant<br />

370...380 V DC ergibt, unabhängig<br />

von der Netzspannung. Dies<br />

erlaubt, dass der folgende restliche<br />

Teil der Schaltung, also FET und<br />

Übertrager, auf nur eine Betriebsspannung<br />

hin ausgelegt werden<br />

müssen.<br />

Zur Vermessung eines Netzteils<br />

mit aktiver PFC (Klasse D) s. Bild<br />

4. Diese Messung wurde mit der<br />

gleichen genormten Eingangsleistung<br />

durchgeführt. Während in der<br />

Messung ohne PFC A der Spitzenstrom<br />

bei 4 A liegt, entspricht der<br />

Stromverlauf bei einem Netzteil mit<br />

aktiver PFC nahezu dem mit einer<br />

ohmschen Widerstandslast. Der<br />

Spitzenwert bleibt mit knapp 1 A<br />

peak deutlich unter dem der Variante<br />

ohne PFC.<br />

Auswirkungen<br />

Wie wirkt sich nun ein entsprechendes<br />

Netzteil ohne PFC auf<br />

andere Verbraucher aus oder verursacht<br />

Netzrückwirkungen? Vereinfacht<br />

kann man das Phänomen<br />

mit einem Schwimmer vergleichen,<br />

der im Meer gegen die<br />

Bild 2: Vermessung eines Netzteils ohne aktive PFC (Klasse A)<br />

78 3/<strong>2022</strong>


EMV<br />

Bild 3: Grobschema Netzteil mit PFC<br />

3/<strong>2022</strong><br />

Strömung anschwimmt. Die Meereswellen<br />

stellen hierbei die 50 Hz<br />

Netzschwingung dar. Durch den<br />

Schwimmvorgang werden auf die<br />

Wellen jedoch kleine Wellen aufmoduliert.<br />

Bei einem einzelnen<br />

Schwimmer fallen diese nicht ins<br />

Gewicht. In Palma de Mallorca in<br />

der Ferienzeit werden die Wellen<br />

jedoch durch viel mehr Schwimmer<br />

verstärkt und letztendlich zur<br />

Verformung der Basiswellen führen.<br />

Im übertragenen Sinne müsste<br />

hier eine PFC Anwendung finden.<br />

Die der PFC zugrundeliegende<br />

Norm ist die EN61000-3-2. Sie<br />

umfasst einen Leistungsbereich von<br />

75 bis 1000 W (Klasse D nur 600 W).<br />

Dies bedeutet, dass Anwendungen<br />

mit


Software<br />

50 Jahre CAD – und immer noch 2D-Zeichnungen<br />

im Fertigungs- und Prüfprozess?<br />

In diesem Artikel gehen die Autoren der Frage nach, warum die wesentlichen Produktspezifikationen oft immer<br />

noch in 2D-Zeichnungen gefasst werden.<br />

Modellgenerierung im CAD: Jedes Konstruktionselement wird von einem Satz interner Parameter gesteuert,<br />

wie Art und Anzahl der Primitive, Übergangsbedingungen und Maßzahlen<br />

Digitalisierung ist eines der meistdiskutierten<br />

Themen unserer Zeit.<br />

In der fertigenden Industrie ist sie<br />

Schlüssel und Maßstab für den<br />

Stand europäischer Unternehmen<br />

als relevanter Technologiestandort<br />

in einer sich rasant ändernden<br />

Welt. Das digitale Abbild eines Produkts<br />

muss rechtzeitig und eindeutig<br />

verschiedenen Systemen entlang<br />

der Wertschöpfungskette verfügbar<br />

gemacht werden. Die wesentlichen<br />

Produktspezifikationen sind<br />

jedoch immer noch in 2D-Zeichnungen<br />

gefasst. Warum ist das so?<br />

Grundlegend<br />

für die Beschreibung der Entwicklung<br />

der technischen Sprache<br />

und im späteren Zeitverlauf der<br />

CAD-Systeme ist der Begriff des<br />

Modells. Im eigentlichen Wortsinn<br />

meint „Modell“ das Abbild der phy-<br />

Die Autoren:<br />

M. Eng. Marcel Eilhoff<br />

Assistent der Geschäftsführung<br />

Prof. Dr.-Ing. Gottfried Hartke,<br />

Geschäftsführer<br />

ELIAS GmbH<br />

www.elias-gmbh.de<br />

sikalisch vorhandenen Wirklichkeit.<br />

Schon die menschliche Vorstellung<br />

arbeitet mit Modellen. Komplexe<br />

Informationen werden idealisiert,<br />

einfach zu beschreibende Elemente<br />

rücken an die Stelle schwierig<br />

zu beschreibender Phänomene.<br />

Unwichtige Informationen werden<br />

herausgefiltert, um die relevanten<br />

Informationen speichern und weiterverarbeiten<br />

zu können.<br />

Mithilfe dieser pragmatischen<br />

Herangehensweise kann ein<br />

unvollkommenes Gebilde zum Beispiel<br />

als Würfel mit rechtwinkligen<br />

Ecken, Kanten und ebenen Flächen<br />

erkannt werden. Die Verwendungsmöglichkeiten,<br />

mit anderen Worten<br />

die Funktionen des Objekts, werden<br />

ersichtlich und können weiter<br />

durchdacht werden.<br />

Die Wirklichkeit<br />

ist ein dreidimensionaler Raum. In<br />

der menschlichen Vorstellung abgebildet<br />

werden kann die Wirklichkeit im<br />

Zuge der Idealisierung jedoch auch<br />

mit ein- und zweidimensionalen Mitteln:<br />

Der Würfel kann als Quadrat in<br />

der Ebene symbolisiert werden (2D);<br />

durch Extrusion in eine Richtung mit<br />

einem gewissen Maß (1D) ergibt es<br />

einen Würfel. Vor allem für die Abbildung<br />

eines Modells außerhalb der<br />

Vorstellung ist eine dimensionsreduzierte,<br />

symbolische Beschreibung<br />

essenziell. Hier bedient sich<br />

der Mensch verschiedener Methoden,<br />

um Informationen extern speichern<br />

und weitergeben zu können.<br />

Informationen<br />

können in Worten, beziehungsweise<br />

in Textform, oder auch grafisch<br />

symbolisiert werden. In der<br />

stückgutfertigenden Industrie hat<br />

sich eine eigene Symbolsprache entwickelt.<br />

Die aus den Naturwissenschaften,<br />

hauptsächlich Mathematik<br />

und Physik, abgeleitete Beschreibung<br />

von Werkstücken ist international<br />

weitgehend vereinheitlicht.<br />

Die funktionalen Anforderungen<br />

an ein Produkt resultieren in geometrischen<br />

und nicht- geometrischen<br />

Anforderungen. Dieses zentrale<br />

Ordnungskriterium spiegelt sich<br />

bereits im Namen des internationalen<br />

Normensystems ISO GPS<br />

wider, welches die Sprache definiert:<br />

Geometric Product Specification<br />

Geometrische Eigenschaften sind<br />

bestens geeignet, um grafisch dargestellt<br />

zu werden. Grundformen,<br />

wie Punkte, Linien und kreisförmige<br />

Bögen, werden durch Operationen<br />

zu komplexeren Geometrien<br />

zusammengesetzt; abstrakte<br />

grafische Symbole, zum Beispiel<br />

das Durchmesserzeichen, verdeutlichen<br />

Interpretationsvorschriften;<br />

Zahlenwerte ermöglichen Größenvergleiche.<br />

Nicht-geometrische Eigenschaften,<br />

wie Werkstoffeigenschaften,<br />

Erzeugungs- und Prüfvorgaben<br />

oder technische und gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen, werden<br />

dagegen meist textgebunden<br />

angegeben.<br />

Mit der Bindung an den Informationsträger<br />

Papier hat sich eine Sprache<br />

entwickelt, mit der Informationen<br />

im Zweidimensionalen abgebildet<br />

werden können. Die Regeln<br />

zur Informationsablage und -entnahme<br />

geben wie eine Grammatik<br />

die Struktur vor und ermöglichen<br />

einen gemeinsamen Zugang für<br />

mehrere Beteiligte.<br />

Der Übergang ins<br />

Computerzeitalter<br />

liegt lange zurück. Mit der elektronischen<br />

Informationstechnologie<br />

wurde die Sprache zunächst digital<br />

nachgebildet. Die Datenablage ist<br />

hierbei nun getrennt von der Darstellung.<br />

Daten werden binär verarbeitet<br />

und erst in der Schnittstelle<br />

zum Anwender, der Anzeige, in eine<br />

menschenlesbare Form gebracht.<br />

Mit der fortschreitenden Entwicklung<br />

der Computertechnologie ist<br />

auch die direkte dreidimensionale<br />

Darstellung zugänglich geworden.<br />

Eine bewegte Animation gibt dem<br />

Anwender einen dreidimensionalen<br />

Eindruck. Geometrische Information<br />

ist nun nicht mehr als starre Projektion<br />

in eine vorausgewählte Anzahl<br />

von Ansichten begrenzt, sondern<br />

der Betrachter kann die Projektionsrichtung<br />

jederzeit selbst bestimmen,<br />

ganz so, als hätte er das reale<br />

Objekt vor sich.<br />

3D-Funktionen wurden zunächst<br />

dem Konstrukteur im CAD-System<br />

zugänglich gemacht. Dort, wo der<br />

80 3/<strong>2022</strong>


Software<br />

Bild 1: 1) Zeichnungseintragungen als Anmerkungen am 3D-Modell, 2) Darstellung der Ansichten auf der<br />

klassischen 2D-Zeichnung, 3) Werkstückinformationen mittels UDFs strukturiert und zugänglich gemacht<br />

Großteil der Produktkosten festgelegt<br />

wird, erhöht der unmittelbar<br />

dreidimensionale Zugang zu den<br />

Daten die Entwicklungssicherheit<br />

und verkürzt die Entwicklungszeit.<br />

Die fortbestehende Notwendigkeit,<br />

die dreidimensionalen Daten als<br />

zweidimensionales Ergebnis, der<br />

technischen Zeichnung, zu exportieren,<br />

hat diese Systeme und Arbeitsweisen<br />

geprägt: das Ableiten der<br />

2D-Zeichnung aus dem 3D-Modell<br />

wurde zum Standard.<br />

Mit der Zeit haben bessere technische<br />

Ausstattung und Fachkenntnis<br />

entlang der restlichen Wertschöpfungskette<br />

den Zugang zu<br />

den dreidimensionalen Daten vereinfacht.<br />

Somit wird zu Recht die Frage<br />

gestellt: Wenn doch die Informationen<br />

im dreidimensionalen Datensatz<br />

angelegt werden, warum sollte man<br />

die dreidimensionalen Daten nicht<br />

direkt weiterverwenden, anstatt ihre<br />

zweidimensionalen Ableitungen?<br />

Der Austausch von 3D-Daten<br />

gelingt jedoch meist nur mit verlustbehafteter<br />

Konvertierung.<br />

Neu ist die Frage nicht. Schon<br />

1980 wurde mit dem IGES-Format<br />

ein noch heute verwendetes,<br />

nicht-proprietäres Datenaustauschformat<br />

etabliert, mit dem die Produktdaten,<br />

geometrische, wie auch<br />

nicht geometrische, zwischen Computersystemen<br />

ausgetauscht werden<br />

können [2, 15]. Doch warum<br />

3/<strong>2022</strong><br />

werden 2D-Zeichnungen auch<br />

nach 40 Jahren noch weitgehend<br />

als das führende Dokument in der<br />

technischen Produktspezifikation<br />

angesehen?<br />

Ein Erklärungsansatz<br />

kann auf Basis der Zugänglichkeit<br />

der Daten formuliert werden. Kernkompetenz<br />

der Entwickler von CAD-<br />

Systemen ist das Erzeugen geometrischer<br />

Modelle. In welcher Weise<br />

die CAD-Funktionen den Anwender<br />

durch den Erstellungsprozess führen,<br />

wie sie die Daten speichern,<br />

ist zwar aufgrund einer begrenzten<br />

Anzahl genutzter CAD-Kerne<br />

und technologischer Grundlagen in<br />

Teilen ähnlich, aber nicht eins-zueins<br />

austauschbar. Für einen vollen<br />

Zugang zu den nativen Daten erfordert<br />

es die ursprüngliche Umgebung.<br />

Bei Konvertierungen, zum Beispiel<br />

in standardisierte Austauschformate,<br />

sind Informationsverluste<br />

stets unvermeidlich, muss doch<br />

ein gemeinsamer Nenner gefunden<br />

werden.<br />

Ein Beispiel ist die Konstruktionshistorie.<br />

In der mechanischen Technik<br />

werden zumeist einfache Regelgeometrien<br />

miteinander kombiniert,<br />

um das spätere Werkstück zu formen.<br />

Die Aufmachergrafik zeigt<br />

an einem einfachen Beispiel, wie<br />

ein Quader mit Bohrung auf diese<br />

Weise eindeutig beschrieben werden<br />

kann.<br />

Konstruktionselemente<br />

stellen wertvolle Strukturierungselemente<br />

dar, sind mit ihnen doch<br />

Funktionen des Produkts, Fertigungs-<br />

und Prüfabsichten verknüpft.<br />

Die Bohrung muss bestimmte Eigenschaften<br />

aufweisen, um ihre Funktion<br />

erfüllen zu können, zum Beispiel<br />

als Teil eines Presspassverbands.<br />

Aus den Anforderungen ergeben<br />

sich Einschränkungen für die Fertigung,<br />

um aus den Funktionen abgeleitete<br />

Maßhaltigkeit, Formgenauigkeit<br />

und Oberflächengüte einzuhalten.<br />

Diese Parameter müssen wiederum<br />

bei der Wahl der Prüfverfahren<br />

berücksichtigt werden.<br />

Das CAD-System stellt für jeden<br />

Typ von Konstruktionselement vorgefertigte<br />

Erzeugungsfunktionen<br />

zur Verfügung: Skizzierebenen,<br />

Eingaben für Maße, Bedingungen<br />

und weitere Parameter werden<br />

dem Anwender situationsabhängig<br />

präsentiert. Geprägt wurde in<br />

dem Zusammenhang der Begriff<br />

der benutzerdefinierten Konstruktionselemente,<br />

der User Defined<br />

Features (UDF) [13]. Die Modelldaten<br />

werden schließlich parametrisiert<br />

in einem proprietären Format<br />

gespeichert.<br />

Die lange Zeit fehlende Notwendigkeit<br />

zum Datenaustausch<br />

zwischen CAD-Systemen hat den<br />

Systemherstellern eine weitreichende<br />

Freiheit bei der Gestaltung<br />

der Erzeugungsfunktionen gelassen.<br />

Die Konstruktionshistorien sind nur<br />

eingeschränkt in Austauschformate<br />

zu integrieren. Der kleinste gemeinsame<br />

Nenner bei der Geometriebeschreibung<br />

ist das resultierende<br />

Ergebnis aus der Kombination der<br />

Volumenelemente: das Oberflächenbeziehungsweise<br />

Berandungsflächenmodell<br />

[1, 12]. Tabelle 1 zeigt<br />

eine Auswahl von Datenformaten<br />

zum systemneutralen Austausch<br />

von Produktdaten.<br />

Mit dem geometrischen Modell<br />

verknüpfte nicht geometrische<br />

Informationen, mit dem 2003 aufgekommenen<br />

Begriff Product nongeometric<br />

Manufacturing Information<br />

(PMI) bezeichnet, werden dem<br />

geometrischen Modell global parametrisiert<br />

beigefügt und als Anmerkungen<br />

mit den 3D-Geometrien verbunden<br />

[1, 10, 11].<br />

Anmerkungen<br />

bilden 2D-Zeichnungseintragungen<br />

nach. Um nicht die Übersicht<br />

in einer Wolke von Eintragungen<br />

um das 3D-Objekt zu verlieren,<br />

werden Ansichten mit definierten<br />

Projektionen und gegebenenfalls<br />

Schnitten definiert, siehe<br />

Bild 1. Die Anmerkungen werden<br />

auf zur Ansicht parallelen Ebenen<br />

platziert.<br />

Der Betrachter wählt zwischen<br />

den Ansichten und bekommt die<br />

zugehörigen Elemente präsentiert,<br />

wie in der klassischen 2D-Zeichnung,<br />

nur dass der Blick nicht von<br />

Ansicht zu Ansicht wandert, sondern<br />

die Ansichten aktiv ausgewählt werden.<br />

Auf dem Zeichnungsblatt frei, in<br />

Tabellen und dem Schriftfeld geordnet<br />

platzierte Eintragungen werden<br />

separat dargestellt, zum Beispiel in<br />

Form von Parameterbäumen. Ordnete<br />

man die Ansichten und Parameter<br />

auf einem Blatt an, erhielte<br />

man wieder eine technische Zeichnung,<br />

siehe Bild 3.<br />

Fazit: Eine Zukunft ohne die<br />

klassische Zeichnung?<br />

Ist der Wunsch nach Ablösung<br />

der 2D-Zeichnung, dem virtuellen<br />

Blatt Papier, nun zielführend mit dem<br />

Vorschlag beantwortet, klassische<br />

Zeichnungseintragungen dynamisch<br />

im 3D-Raum darzustellen? Oder<br />

geht es vielmehr darum, die Einschränkungen<br />

der bisherigen Produktdokumentation<br />

in ihrer Gesamtheit<br />

zu hinterfragen?<br />

81


Software<br />

Bezeichnung Einführung Organisation Geometriebeschreibung*<br />

IGES – Initial Graphics Exchange Specification 1980 ANSI – American National Standards Institute BR<br />

DXF – Drawing Interchange File Format 1982 Autodesk, Inc. BR/T<br />

STL – Stereolithography File Format 1988 3D Systems, Inc. T<br />

ACIS 1989 Dassault Systèmes SE BR/T<br />

PARASOLID 1989 Siemens AG BR/T<br />

STEP – Standard for the Exchange of Product 1994 International Organization for Standardization; PDES, Inc. BR/T<br />

3D PDF – 3D-Portable Document Format 2004 3D PDF Consortium, Inc. T<br />

JT – Jupiter Tessellation 2007 International Organization for Standardization; Siemens<br />

PLM Software, Inc.<br />

QIF – Quality Information Framework 2013 DMSC – Digital Metrology Standards Consortium, Inc. BR/T<br />

Tabelle 1: 3D-CAD-Austauschformate, Auswahl aus [2, 15]. * BR = Boundary Representation, (mathematisch präzises) Berandungsflächenmodell,<br />

T = Tesselation, durch Facettierung angenäherte Oberflächenbeschreibung<br />

BR/T<br />

Die gelebte industrielle Praxis<br />

sieht so aus, dass Spezifikationen<br />

aus nicht oder begrenzt maschinenlesbaren<br />

Dokumenten, wie technischen<br />

Zeichnungen und mitgeltenden<br />

Unterlagen, unter Einsatz<br />

menschlicher Interpretationsarbeit<br />

und maschineller Konvertierungen<br />

in Arbeits- und Prüfpläne, Bearbeitungs-<br />

und Messprogramme überführt<br />

werden. Das ist arbeitsintensiv<br />

und<br />

fehleranfällig. Spätestens bei einer<br />

nachträglichen Spezifikationsänderung<br />

werden die Nachteile besonders<br />

deutlich.<br />

Entwicklungsprozesse ließen<br />

sich tiefgreifend automatisieren,<br />

wenn die Einzelheiten des spezifizierten<br />

Produkts zentral und allen<br />

Prozessbeteiligten direkt verfügbar<br />

gemacht würden, wenn Fertigungsund<br />

Prüfprozesse ihre Zielgrößen<br />

direkt ableiten könnten. Ein Berechtigungsmanagement<br />

zur Beschränkung<br />

von Sichtbarkeit und Bearbeitbarkeit<br />

auch von Teilmengen der<br />

Daten sei hier selbstverständlich<br />

mitgemeint.<br />

Eine mögliche Grundstruktur für<br />

eine geeignete Form der Datenspeicherung<br />

ist die angeführte konstruktionselementbasierte<br />

Beschreibung<br />

des Produkts. Vorgefasste und von<br />

Anwendern angepasste Konstruktionselemente<br />

bilden sinnvolle Bausteine,<br />

um die Funktionsträger und<br />

daraus abgeleitete Prozessschritte<br />

bereitzustellen.<br />

Die in der Konstruktion erarbeiteten<br />

Daten müssen dafür verlustfrei<br />

allen Beteiligten entlang der<br />

Wertschöpfungskette, das heißt<br />

über Kunden-Lieferantengrenzen<br />

und damit CAD/CAx-Systemen hinweg,<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Das beinhaltet neben einem<br />

gemeinsamen Datenstandard auch<br />

Anpassungen in den Anwendungen<br />

und neue Arbeitsweisen.<br />

Bereits 1973 wurde von Joseph<br />

Harrington unter dem Schlagwort<br />

Computer Integrated Manufacturing<br />

(CIM) das Konzept für eine<br />

ganzheitlich integrierte Informationsverarbeitung<br />

in fertigenden<br />

Unternehmen vorgestellt. Heutige<br />

Systeme sind hingegen mehr eine<br />

bunte Mischung aus eigenständig<br />

arbeitenden Teilsystemen. Speziallösungen<br />

überbrücken inkompatible<br />

Schnittstellen, der Mensch<br />

scheint manchmal weniger Unterstützter<br />

als Unterstützer des Systems<br />

zu sein. Eine Transformation<br />

von der 2D- hin zur 3D-Dokumentation<br />

kann und muss deshalb in den<br />

Grundstrukturen beginnen. Ein in<br />

den Unternehmensprozessen und<br />

Lieferketten fest verankertes Dokumentationsmittel,<br />

wie die technische<br />

Zeichnung, kann nur auf einer soliden<br />

Basis unter Zugewinn von Verständlichkeit,<br />

Einheitlichkeit und Integrierbarkeit<br />

abgelöst werden. Alle<br />

Beteiligten sind gefordert, mit dem<br />

Ziel des größten gemeinsamen Nutzens,<br />

an einem Strang zu ziehen.<br />

Quellen<br />

[1] Bijnes, J.; Cheshire, D.: The<br />

Current State of Model Based Definition.<br />

In: Computer-Aided Design<br />

& Applications, CAD Solutions,<br />

LLC (www.cadanda.com), Aurora,<br />

Illinois, USA 2018.<br />

[2] Nguyen, J.; Capvidia<br />

(Houston, Texas, USA): Top 8 Neutral<br />

3D CAD File Formats. www.<br />

capvidia.com/blog/top-neutral-<br />

3d-cad-file-formats (abgerufen am<br />

19.9.2021, 11:06 Uhr).<br />

[3] DIN EN ISO 17450-1:2012-<br />

04, Geometrische Produktspezifikation<br />

(GPS) – Grundlagen – Teil<br />

1: Modell für die geometrische Spezifikation<br />

und Prüfung (ISO 17450-<br />

1:2011); Deutsche Fassung EN ISO<br />

17450-1:2011.<br />

[4] DIN EN ISO 10209:2021-11,<br />

Technische Produktdokumentation<br />

– Vokabular – Begriffe für technische<br />

Zeichnungen, Produktdefinition<br />

und verwandte Dokumentation<br />

(ISO 10209:2012); Dreisprachige<br />

Fassung EN ISO 10209:2012.<br />

[5] Feeney, A. B.; Frechette, S.<br />

P.; Srinivasan, V.: A Portrait of an<br />

ISO STEP Tolerancing Standard<br />

as an Enabler of Smart Manufacturing<br />

Systems. In: Journal of Computing<br />

and Information Science in<br />

Engineering, New York City, New<br />

York, USA 2015.<br />

[6] Garland, N.; Glithro, R.; Wade,<br />

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in Engineering Drawing Practice.<br />

In: 19th International Conference<br />

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of Quality 4.0. In: Quality Magazine,<br />

Troy, Michigan, USA 2010.<br />

[8] Urbas, U.; Vrabi, R.;<br />

Vukašinovi, N.: Displaying Product<br />

Manufacturing Information<br />

in Augmented Reality for Inspection.<br />

In: 52th CIRP Conference on<br />

Manufacturing Systems, Ljubljana,<br />

Slovenien 2019.<br />

[9] Weper, S.: Analysis and Implementation<br />

of Product Manufacturing<br />

Information at TAMK. Bachelor’s<br />

thesis, Tampere University of<br />

Applied Sciences, Tampere, Finnland<br />

2019.<br />

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Manufacturing : A Preliminary<br />

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Frankreich 2016.<br />

[11] Zhou, Q.; Fan, Q.: MBD Driven<br />

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Definition Technology. In: Third International<br />

Conference on Intelligent<br />

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Intelligent Networks and Intelligent<br />

Systems (ICINIS), Shenyang, Liaoning,<br />

China 2010.<br />

[12] Stjepandic, J.; Thel, M.:<br />

Datenaustausch: Form-Features<br />

und Parametrik. In: CAD-CAM<br />

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Darmstadt 2003.<br />

[13] Banzhaf, K.; Imkamp, D.:<br />

Prüfplanung mit Konstruktionselementen:<br />

Automatisch von der Konstruktion<br />

zum Messablauf und Prüfergebnis.<br />

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2010 : Technologien für eine wirtschaftliche<br />

Produktion. VDI-Verlag,<br />

Düsseldorf 2010.<br />

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und deren Implementierung in<br />

Kundendokumentationen – Nutzen<br />

und Verwendungsmöglichkeiten<br />

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Maschinenbaus (KMU). Universität<br />

Rostock, Rostock 2015.<br />

[16] Wu, C.; Fan, Y; Xiao, D.: Computer<br />

Integrated Manufacturing. In:<br />

Handbook of Industrial Engineering:<br />

Technology and Operations<br />

Management. 3. Auflage John<br />

Wiley & Sons Chichester, Vereinigtes<br />

Königreich 2001. ◄<br />

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ESD-Schulungen, Audits<br />

und Zertifizierungen<br />

BJZ bietet umfassende Online- oder Präsenzschulungen an, die von<br />

qualifiziertem Personal durchgeführt werden.<br />

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ESD Grundlagenschulung nach DIN EN 61340-5-1<br />

Schulung zur ESD-Verantwortlichen Person gemäß DIN EN 61340-5-1<br />

ESD-Koordinator-Qualifizierungsseminar nach DIN EN 61340-5-1<br />

Auffrischungsschulung für ESD-Koordinator oder ESD-Verantwortlicher<br />

Sonderschulung<br />

Weitere Informationen finden Sie unter www.bjz.de sowie in unserem neuen Katalog<br />

BJZ<br />

GmbH & Co. KG<br />

Berwanger Str. 29 • D-75031 Eppingen/Richen<br />

Telefon: +49 -7262-1064-0<br />

Fax: +49 -7262-1063<br />

E-Mail: info@bjz.de<br />

Web: www.bjz.de


GLOBAL<br />

SERVICES<br />

FOR WAFER<br />

LEVEL<br />

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Electroless Plating<br />

• NiAu for Low Cost Bumping<br />

• High Reliability NiPdAu<br />

• Cu & Au Wire Bonding<br />

Electroplating<br />

• Wafer Level Redistribution<br />

• Cu Pillars<br />

• NiFe for MEMS<br />

Solder Ball<br />

Bumping<br />

• 4”-12” Wafers<br />

• BGA-like devices<br />

• 3D-Applications<br />

Solder Rework &<br />

Reballing<br />

• for CSP, BGA, LGA, CLCC,<br />

PCB, MEMS etc.<br />

• No Tooling Required<br />

Wafer Backend<br />

Processing<br />

• Backend Metallization<br />

• Thinning & Dicing<br />

• Tape & Reel

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