3-2022
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion - Fertigungstechnik, Materialien und Qualitätsmanagement
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August/September/Oktober 3/<strong>2022</strong> Jahrgang 16<br />
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion<br />
Ultra Librarian: Kostenlose Bauteildaten<br />
für alle gängigen PCB-Layout-Tools<br />
FlowCad, Seite 6<br />
FlowCAD
ESD-Qualitätskleidung für<br />
EPA<br />
jede Jahreszeit<br />
EPA<br />
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erhalten Sie unter www.bjz.deTechnische Änderungen vorbehalten.<br />
BJZ<br />
GmbH & Co. KG<br />
Berwanger Str. 29 • D-75031 Eppingen/Richen<br />
Telefon: +49 -7262-1064-0<br />
Fax: +49 -7262-1063<br />
E-Mail: info@bjz.de<br />
Web: www.bjz.de
Editorial<br />
Wenn Komponenten fehlen …<br />
Lars Führmann<br />
Sales Director Development<br />
LPKF Laser & Electronics AG<br />
Das überraschte niemanden: Viele Gespräche auf der Embedded<br />
World drehten sich um die Frage, wie Elektroniker mit der aktuellen<br />
Bauteilknappheit umgehen können. Sollen sie die letzten verfügbaren<br />
Bauteile auf Lager bestellen oder sich auf modernere, verfügbare<br />
Komponenten konzentrieren? Im ersten Fall sind sie für die nächsten<br />
Jahre festgelegt was den Funktionsumfang ihrer Schaltungen angeht. Im<br />
zweiten Fall müssen jetzt schnell Layout-Änderungen für Bestandssysteme<br />
vorgenommen und geprüft werden.<br />
Wie geht man vor? Alte Technologien mühsam am Leben erhalten oder<br />
den Weg der Weiterentwicklung wählen – wie entscheiden Sie?<br />
Grundvoraussetzung sind schnelle Entwicklungsprozesse – vom Layout<br />
über die Prototypen bis in die Serie. Wenn fortschrittlichere Bauteile ins<br />
Spiel kommen, bilden Entwickler erst einmal die bestehende Funktionalität<br />
ab. Parallel können sie an kommenden Produktfeatures arbeiten. Hier<br />
gehen Produktion und Produktentwicklung Hand in Hand.<br />
In dieser electronic fab zeigt ein Fachbeitrag, wie sich 4-Lagen Multilayers<br />
im eigenen Haus in nur einem Tag herstellen lassen. Die wichtigste Aufgabe<br />
– das Strukturieren der Leitermaterialien – übernimmt ein Lasersystem. Es<br />
wird unterstützt durch eine Multilayer-Presse und eine Durchkontaktierung<br />
im Labormaßstab. Dieses Board kann durch Lötstopplack, Lotpastendruck,<br />
Bestückung und Reflow-Löten zum seriennahen Prototypen werden – oder<br />
gleich als Kleinserie in der Produktionsmaschine landen.<br />
Bei der Leiterplattenherstellung geht es ja nicht nur um die<br />
Leiterstrukturen, sondern auch um Bohrungen für die Durchkontaktierung,<br />
um das Trennen per Steg oder einen Konturschnitt und auch um<br />
die deckungsgleiche Herstellung einzelner Lagen in Multilayers.<br />
Bei einfachen Layouts mögen manuelle Bearbeitungen noch<br />
funktionieren. Bei komplexeren Aufgaben, z.B. mit vielen Bohrungen und<br />
Durchkontaktierungen, sind fortschrittliche Lösungen gefragt.<br />
Schnelles Reagieren ist die einzige Antwort auf einen Bauteilemarkt, der<br />
große Unsicherheiten bei der Verfügbarkeit aufweist. Ein leistungsfähiges<br />
Inhouse-Prototyping verkürzt dabei die Produktanpassung und -entwicklung<br />
enorm. Der Lohn sind drastisch kürzere Entwicklungszeiten und die<br />
realistische Chance, für unerwartete Marktveränderungen sofort eine<br />
passende Antwort parat zu haben – zumindest in der Elektronikentwicklung.<br />
Lars Führmann<br />
3/<strong>2022</strong><br />
3
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
4 Inhalt<br />
6 Titelstory<br />
8 Aktuelles<br />
11 Rund um die Leiterplatte<br />
24 Produktion<br />
44 Halbleiterfertigung<br />
47 Produktionsausstattung<br />
50 Löt- und Verbindungstechnik<br />
52 Materialien<br />
53 Dosiertechnik<br />
54 Qualitätssicherung<br />
69 Dienstleistung<br />
72 Komponenten<br />
73 Verpacken/Kennzeichnen/<br />
Identifizieren<br />
74 Software<br />
76 Speicherprogrammierung<br />
78 Fachartikel<br />
exklusiv im ePaper<br />
August/September/Oktober 3/<strong>2022</strong> Jahrgang 16<br />
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion<br />
Ultra Librarian: Kostenlose Bauteildaten<br />
für alle gängigen PCB-Layout-Tools<br />
FlowCad, Seite 6<br />
Zum Titelbild<br />
FlowCAD<br />
Kostenlose Bauteildaten<br />
für alle gängigen<br />
PCB-Layout-Tools<br />
Ultra Librarian bietet den<br />
kostenlosen Download von CAD-<br />
Daten für über 16 Millionen<br />
elektronische Bauteile an.<br />
Anwender müssen sich nur<br />
registrieren und können die Daten<br />
für alle gängigen PCB-Layout-<br />
Systeme herunterladen. Ultra<br />
Librarian ist die weltweit größte<br />
kostenlose Bauteilbibliothek. 6<br />
Fachartikel in dieser Ausgabe<br />
Leiterplatten-<br />
Bestückung ohne<br />
Fallstricke<br />
Fachzeitschrift für Elektronik-Produktion<br />
• Herausgeber und Verlag:<br />
beam-Verlag<br />
Krummbogen 14<br />
35039 Marburg<br />
Tel.: 06421/9614-0,<br />
Fax: 06421/9614-23<br />
www.beam-verlag.de<br />
• Redaktion:<br />
Ing. Frank Sichla<br />
electronic-fab@beam-verlag.de<br />
• Anzeigenverwaltung:<br />
beam-Verlag<br />
Myrjam Weide<br />
m.weide@beam-verlag.de<br />
Tel.: 06421/9614-16, Fax: -23<br />
• Erscheinungsweise:<br />
4 Hefte jährlich<br />
• Satz und Reproduktionen:<br />
beam-Verlag<br />
• Druck + Auslieferung:<br />
Bonifatius GmbH, Paderborn<br />
www.bonifatius.de<br />
Hinweis:<br />
Der beam-Verlag übernimmt, trotz sorgsamer<br />
Prüfung der Texte durch die Redaktion, keine<br />
Haftung für deren inhaltliche Richtigkeit. Alle<br />
Angaben im Einkaufsführerteil beruhen auf<br />
Kundenangaben!<br />
Handels- und Gebrauchs namen, sowie<br />
Warenbezeichnungen und dergleichen werden in<br />
der Zeitschrift ohne Kennzeichnungen verwendet.<br />
Dies berechtigt nicht zu der Annahme, dass<br />
diese Namen im Sinne der Warenzeichen- und<br />
Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten<br />
sind und von jedermann ohne Kennzeichnung<br />
verwendet werden dürfen.<br />
Chip-Mangel hemmt<br />
auch deutsche<br />
Forschungsprojekte<br />
Ob und wie man versuchen<br />
kann, elektronische Bauteile<br />
in ausreichender Zahl trotz<br />
aktueller Lieferengpässe<br />
zur Verfügung zu stellen,<br />
skizziert dieser Artikel.<br />
Das diesem Bericht<br />
zugrundeliegende Vorhaben<br />
VE-SAFE wird mit Mitteln<br />
des Bundesministeriums für<br />
Bildung und Forschung unter<br />
dem Förderkennzeichen<br />
16ME0236K vom<br />
1.3.2021 bis 29.2.2024<br />
gefördert. 24<br />
In diesem Beitrag werden<br />
Strategien für einen<br />
reibungslosen Bauteil-<br />
Montageprozess vorgestellt,<br />
der ein Qualitätsprodukt<br />
erzeugt. Selbst erfahrene<br />
Hersteller können bei<br />
der Bestückung auf<br />
Schwierigkeiten stoßen.<br />
Daher denken Sie bitte an<br />
einige der folgenden Tipps<br />
und Best Practices! 16<br />
4 3/<strong>2022</strong>
Das Risiko liegt in der Luft: Moderne Akku-Produktion<br />
Die Mobilitätswende ist eng mit der Frage verknüpft, welche Akku-Technologie<br />
nachhaltig, kosteneffizient und sicher genug ist, um sie dauerhaft für elektrische<br />
Autos, Nutzfahrzeuge oder E-Bikes bzw. 2-Wheeler zu etablieren. Was Qualität<br />
beim Vergießen und Sicherheit von Akkus miteinander zu tun haben, erklärt<br />
dieser Beitrag. 53<br />
Additive Fertigung mit Silikon<br />
Additiv gefertigte Bauteile werden längst nicht mehr nur für<br />
den Prototypenbau verwendet. Auch im Vorserienbau und<br />
für Serienteile nutzt man ihr großes Potential. In diesem Artikel<br />
werden die extrusionsbasierten Verfahren und Prozesse<br />
näher dargestellt. 42<br />
Bewältigung der Herausforderungen beim modernen<br />
PCB Layout<br />
Die zunehmende Miniaturisierung und Komplexität der PCBs ergibt eine<br />
ganze Reihe von Herausforderungen für die Designer. Mit guter Software<br />
sind diese überwindbar. 21<br />
Effiziente Elektronikfertigung<br />
Um die Elektronikfertigung optimal zu unterstützen, muss<br />
ein Manufacturing Execution System (MES) neben<br />
gängigen Standardaufgaben auch die Besonderheiten<br />
der Leiterplattenbestückung<br />
berücksichtigen. 74<br />
Sensoren in der Produktionsline<br />
kalibrieren<br />
In situ-Kalibrierungen sorgen für<br />
wirtschaftliche und qualitätsorientierte<br />
Prozesskontrolle. Die Sensoren, die in<br />
den Fertigungsanlagen verbaut sind,<br />
erfassen dazu alle qualitätsrelevanten<br />
Fertigungsparameter ohne zusätzlichen<br />
Prüfaufwand. 60<br />
3/<strong>2022</strong><br />
5
Titelstory<br />
Kostenlose Bauteildaten für alle gängigen<br />
PCB-Layout-Tools<br />
Ultra Librarian bietet den kostenlosen Download von CAD-Daten für über 16 Millionen elektronische Bauteile an.<br />
Anwender müssen sich nur registrieren<br />
und können die Daten für<br />
alle gängigen PCB-Layout-Systeme<br />
herunterladen. Ultra Librarian<br />
ist die weltweit größte kostenlose<br />
Bauteilbibliothek.<br />
Für Entwickler kostenfrei<br />
Wenn Elektronikentwickler eine<br />
Schaltung konstruieren, werden<br />
häufig neue Bauteile gesucht und<br />
in die neue Schaltung integriert. Bei<br />
der Auswahl, welches Bauteil verwendet<br />
werden soll, müssen über<br />
die elektrischen Eigenschaften<br />
hinaus auch andere Kriterien beachtet<br />
werden. Neben Preis und Verfügbarkeit<br />
spielt der Aufwand, ein<br />
neues Bauteil im PCB Tool anzulegen,<br />
ebenfalls eine Rolle. Hier bietet<br />
Ultra Librarian jetzt den direkten<br />
Zugiff auf die erforderlichen CAD-<br />
Modelle.<br />
Nach einmaliger Registrierung<br />
stehen dem Entwickler auf ultralibrarian.com<br />
die CAD-Daten von<br />
mehr als 16 Millionen Bauteilen zum<br />
kostenlosen Download für alle gängigen<br />
CAD Tools zur Verfügung.<br />
Nach der Eingabe von z.B.<br />
„LM317“ für einen einstellbaren linearen<br />
Spannungsregulator erscheint<br />
eine Auswahl von Treffern. Dieses<br />
Bauteil ist von verschiedenen Herstellern<br />
und in verschiedenen Bauformen<br />
verfügbar. Durch eine verfeinerte<br />
Suche, wie z.B. „LM317<br />
TO220“ oder „LM317-T“, kann die<br />
Ergebnisliste schnell reduziert<br />
werden.<br />
In der Übersicht zu den verschiedenen<br />
Suchergebnissen werden<br />
Informationen zur generellen Verfügbarkeit<br />
und dem Preis angezeigt.<br />
Hier greift Ultra Librarian im<br />
Hintergrund auf die aktuellen Daten<br />
der verschiedenen Bauteil-Distributoren<br />
zu. Für noch mehr Informationen<br />
gibt es entsprechende Links<br />
zu den Distributoren. Über Compliance<br />
Icons wird der Grad der Zertifizierung<br />
der Bauteile nach „bleifrei“<br />
und „RoHS“ angezeigt.<br />
Nachdem das Bauteil selektiert<br />
wurde, kann der Anwender auf<br />
„Models Available“ klicken, sein<br />
gewünschtes CAD-Format auswählen<br />
und sich anschließend die<br />
CAD-Daten herunterladen.<br />
Die Schaltplan Symbole sind<br />
durchgängig nach dem international<br />
gültigen ANSI-Standard Y32.2-<br />
1975 (reaffirmed 1989) entwickelt<br />
und mit einem einheitlichen Farbschema<br />
erstellt worden. Die Footprints<br />
(PCB Pads) sind nach dem<br />
IPC-7351B-Standard aufgesetzt,<br />
der von allen Leiterplattenherstellern<br />
und -bestückern bzw. EMS<br />
unterstützt wird.<br />
Die Daten werden ohne weitere<br />
Konvertierung direkt im jeweiligen<br />
CAD-Format angeboten. Derzeit<br />
sind 24 Formate der unterschiedlichen<br />
Anbieter unterstützt.<br />
Es kann sogar angegeben werden,<br />
ob die Bauteile basierend auf<br />
der imperialen Maßeinheit inch<br />
oder in Millimeter dimensioniert<br />
sein sollen.<br />
Für mehr als 80 % der Bauteile<br />
wird auch ein entsprechendes<br />
3D-Step-Modell angeboten. Diese<br />
3D-Modelle sind für den Einsatz in<br />
PCB Tools optimiert und können zur<br />
3D-Visualisierung der Leiterplatte<br />
verwendet werden. Einige PCB<br />
Tools können mit diesen 3D-Modellen<br />
auch einen Kollisionscheck der<br />
Bauteile untereinander durchführen.<br />
Die Anzahl der Downloads ist je<br />
Anwender auf 50 Bauteile pro Tag<br />
begrenzt, was bisher für keinen<br />
Entwickler eine echte Grenze dargestellt<br />
hat.<br />
Sollte ein Bauteil nicht in der<br />
Online-Bibliothek vorhanden sein,<br />
so können Entwickler Wünsche<br />
äußern. Diese Wünsche landen in<br />
FlowCAD<br />
www.flowcad.de<br />
Das Suchergebnis am Beispiel „LM317-T“ zeigt alle verfügbaren Bauteile und deren Parameter (Liste im Bild<br />
ist nicht vollständig)<br />
6 3/<strong>2022</strong>
Titelstory<br />
Auswahl des CAD-Datenformats vor dem Download<br />
einem Pool von Anfragen, werden<br />
unverbindlich abgearbeitet und in<br />
die Bibliothek aufgenommen.<br />
Gut gepflegte<br />
Unternehmensbibliothek<br />
Bei Firmen mit mehreren Entwicklern<br />
und PCB Designern gibt<br />
es meist eine zentrale Bibliothek für<br />
Bauteile. Im Laufe der Zeit werden<br />
die unterschiedlichen Bauteile und<br />
Symbole von unterschiedlichen Personen<br />
erstellt. Dies führt zu persönlichen<br />
Interpretationen und Zeichnungsstilen.<br />
Ultra Librarian bietet für Firmen<br />
eine kostenpflichtige Überarbeitung<br />
und Vereinheitlichung der<br />
PCB-Bibliothek als Dienstleistung<br />
an. Die erfahrenen Bibliothekare<br />
können dabei die gültigen Standards<br />
oder firmeninterne Regeln für<br />
die Erstellung von Schaltplansymbolen<br />
und PCB-Footprints anwenden.<br />
Anschließend sind alle Bauteile<br />
nach den gültigen Standards<br />
und dem gleichen Farbschema aufgesetzt.<br />
Eine einheitlich verifizierte<br />
Bibliothek bietet den Unternehmen<br />
mehr Sicherheit beim Design von<br />
Leiterplatten.<br />
Anwender von OrCAD Capture<br />
haben darüber hinaus mit der von<br />
FlowCAD entwickelten Omnya Integration<br />
Plattform einen direkt in der<br />
Schaltplan-Software integrierten<br />
Zugriff auf die Bauteilinformationen.<br />
Service für Bauteilhersteller<br />
Basierend auf Datenblättern und<br />
ergänzenden Informationen lassen<br />
sich CAD-Daten für das PCB Design<br />
erstellen. In einer von Ultra Librarian<br />
selbst entwickelten Umgebung werden<br />
alle Geometrien und Parameter<br />
eingegeben. Anschließend können<br />
für alle gängigen PCB Design Tools<br />
die Symbole, Footprints und 3D-Step-<br />
Modelle ausgegeben werden.<br />
Dieser Service ist für Hersteller<br />
kostenpflichtig. Der Vorteil ist, dass<br />
die CAD-Daten von neuen Bauteilen<br />
sofort der weltweiten Design<br />
Community zur Verfügung stehen<br />
und sich Bauteile schnell und einfach<br />
in neue Designs (Design-In)<br />
integrieren lassen.<br />
Bauteilhersteller können die CAD-<br />
Daten auch auf ihrer eigenen Web-<br />
Beispiel eines Referenz-Designs von ST Microelectronics mit Stückliste und Modellen<br />
Seite zum Download anbieten. Dieser<br />
Service wird auch genutzt, wenn<br />
es sich um besondere Bauteile handelt,<br />
die kundenspezifisch entwickelt<br />
worden sind und nur für bestimmte<br />
Anwender oder unter Geheimhaltungsvereinbarung<br />
(NDA) hinter<br />
einem Login für ausgewählte Nutzer<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Referenz-Designs<br />
Neu in Ultra Librarian ist das<br />
Angebot an Referenz-Designs. Hierbei<br />
werden kleine Schaltungsmodule<br />
angeboten, die nicht nur einen<br />
Baustein, sondern eine komplette<br />
Funktionsgruppe mit peripherer<br />
Beschaltung (z.B. AC/DC Converter)<br />
umfassen. Die Referenz-<br />
Designs sind natürlich komplett mit<br />
Symbolen, Footprints, 3D-Modellen<br />
und der Stückliste (BOM) in<br />
den verschiedenen CAD-Tool Formaten<br />
verfügbar. Die Schaltungsteile<br />
können in den meisten PCB<br />
Tools leicht als hierarchischer Block<br />
mit der Netzliste importiert und verwendet<br />
werden.<br />
Fazit<br />
Die Verfügbarkeit von CAD-<br />
Daten spielt bei der Bauteilauswahl<br />
eine immer größere Rolle. Mit der<br />
weltweit größten Online Bibliothek<br />
von CAD-Daten für PCB-Entwicklungs-Software<br />
bietet Ultra Librarian<br />
der weltweiten Design Community<br />
Zugang zu neuen Bauteilen<br />
und ermöglicht ein schnelles<br />
Design-In. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
7
Aktuelles<br />
FED-Jubiläumskonferenz in Potsdam<br />
FED e.V.<br />
Fachverband für Design,<br />
Leiterplatten- und<br />
Elektronikfertigung<br />
www.fed.de<br />
Vom 29. bis 30. September <strong>2022</strong><br />
lädt der Fachverband für Design, Leiterplatten-<br />
und Elektronikfertigung<br />
(FED) zur 30. FED-Konferenz nach<br />
Potsdam ein. Die Jubiläumskonferenz<br />
steht unter dem Motto „Den<br />
Wandel gestalten: Design-, Fertigungs-<br />
und Managementprozesse<br />
für Elektronik optimieren“.<br />
Weiterbildung und Networking<br />
Auf dem Programm stehen 42<br />
Fachvorträge, drei Expertenrunden,<br />
zwei Keynotes sowie ein vielfältiges<br />
Rahmenprogramm mit Schifffahrt<br />
und Lounge-Abend. Inhaltliche<br />
Schwerpunkte liegen auf den Themen<br />
Deep Learning und künstliche<br />
Intelligenz in Leiterplatten-Design<br />
und Baugruppenfertigung, Best<br />
Practice-Lösungen für HDI-Leiterplatten<br />
sowie flexible und dehnbare<br />
Schaltungsträger.<br />
Weitere Fokusthemen sind Simulation<br />
im Leiterplatten-Design, Bauteilebeschaffung,<br />
digitaler Lötstopplack<br />
sowie neue gesetzliche<br />
Anforderungen wie das Lieferkettengesetz.<br />
In der Firmenausstellung präsentieren<br />
sich 40 Unternehmen, darunter<br />
Design-Dienstleister, Leiterplattenhersteller,<br />
EMS-Firmen, Software-Anbieter<br />
und Zulieferer für die<br />
Elektronikfertigung. Das komplette<br />
Konferenzprogramm mit allen Detailinformationen<br />
gibt es im Web und<br />
als App unter www.fed-konferenz.de.<br />
Keynote zur Zukunftsfähigkeit<br />
des Mittelstandes<br />
Zum Auftakt der Konferenz<br />
zeigt der renommierte Zukunftsforscher<br />
Dr. Jörg Wallner praktikable<br />
Lösungen zur Entwicklung von<br />
Zukunftsstrategien und wie der Mittelstand<br />
auch künftig das Vertrauen<br />
seiner Kunden gewinnt. „Die digi-<br />
Vergrößerungsglas für Platinenhalterung<br />
Der PCBite Magnifier vergrößert<br />
den zu bearbeitenden Bereich und<br />
macht ihn beim Löten, Prüfen und<br />
Messen besser sichtbar. Besonders<br />
nützlich beim Platzieren der<br />
freihändigen PCBite-Tastköpfen<br />
auf SMDs mit feiner Rasterung.<br />
Die randlose Linse mit dreifacher<br />
Vergrößerung verfügt über eine<br />
AR-Beschichtung (Antireflexion)<br />
zur Reduzierung der Reflexionen<br />
von Lichtquellen in der Nähe.<br />
Starker Magnet<br />
An der Unterseite des Fußes<br />
des PCBite Magnifiers befindet<br />
sich ein starker Magnet so dass<br />
die Lupe auf der Grundplatte fest<br />
fixiert werden kann. Die Verwendung<br />
als Handheld ist ebenso möglich.<br />
Eine reibungsarme Bodenkappe<br />
schützt den Magneten und<br />
die Grundplatte, damit die Lupe<br />
leicht verschoben werden kann,<br />
wenn die Lupe neu positioniert oder<br />
von der Grundplatte entfernt wird.<br />
Drei Dimensionen ohne<br />
Feststellschrauben<br />
Die Linse lässt sich in drei<br />
Dimensionen ohne Feststellschrauben<br />
einstellen. Mit einer erstklassigen<br />
Verarbeitungsqualität aus<br />
CNC-gefrästem Aluminium passt<br />
der PCBite Magnifier in Aussehen<br />
und Haptik zu den weiteren Produkten<br />
der PCBite-Produktfamilie.<br />
pk components GmbH<br />
info@pk-components.de<br />
www.pk-components.de<br />
8 3/<strong>2022</strong>
Aktuelles<br />
tale Revolution wird in Zukunft die<br />
gewohnten und liebgewonnenen<br />
Geschäftsmodelle, mit denen viele<br />
Mittelständler heute noch ihr Geld<br />
verdienen, massiv verändern“, warnt<br />
der Experte.<br />
Den zweiten Konferenztag eröffnet<br />
Kreativcoach Nils Bäumer und<br />
macht Lust auf Denken und Ideenfindung.<br />
Sein Standpunt lautet: „Kreativität<br />
ist immer auch Veränderung<br />
und wird für erfolgreiches Change<br />
Management benötigt, das die Menschen<br />
im Unternehmen mitnimmt.“<br />
PAUL Award und PCB Design<br />
Award<br />
Am Vorabend der Konferenz wird<br />
der Nachwuchspreis der FED verliehen<br />
– der PAUL Award, der sich an<br />
junge Tüftler richtet. Viel Hochachtung<br />
in der Fachwelt für ihre Fertigkeiten<br />
und Fähigkeiten bekommen<br />
die Leiterplattendesigner, die am<br />
PCB-Design-Award teilgenommen<br />
haben. Die Sieger werden am Konferenzdonnerstag<br />
geehrt.<br />
30 Jahre FED<br />
Die Konferenz ist der Höhepunkt<br />
des Jubiläumsjahres <strong>2022</strong>: Seit 30<br />
Jahren bietet der FED seinen Mitgliedern<br />
und der Branche eine Plattform<br />
zum Austausch und zur Weiterbildung,<br />
immer mit dem Anspruch,<br />
die Wettbewerbsfähigkeit der Elektronikindustrie<br />
in der DACH-Region<br />
zu erhöhen. Von einem kleinen Zirkel<br />
von Elektronikdesignern gegründet,<br />
hat sich der FED zu einem Wirtschaftsverband<br />
mit 700 Mitgliedern<br />
entwickelt, der die gesamte Wertschöpfungskette<br />
in der Elektronikindustrie<br />
abdeckt. Diese Erfolgsgeschichte<br />
wird auf der 30. FED-Konferenz<br />
gebührend gefeiert werden.<br />
Die FED-Konferenz<br />
Die Konferenz bringt Praktiker<br />
und Entscheider aus der Elektronikbranche<br />
zum Networking und<br />
zum Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />
zusammen. Das Besondere<br />
dabei: Die FED-Konferenz nimmt<br />
den gesamten Entwicklungs- und<br />
Fertigungsprozess von elektronischen<br />
Baugruppen und Geräten<br />
in den Fokus. Sie richtet sich an Leiterplattendesigner,<br />
Fertigungs- und<br />
Projektleiter sowie an Entscheider<br />
aus Management und Vertrieb. ◄<br />
SMTconnect <strong>2022</strong> war erfolgreich<br />
Auf der SMTconnect im Mai in<br />
Nürnberg wurde deutlich, wie viel<br />
Dynamik und Energie in der Elektronikfertigungsbranche<br />
steckt:<br />
Über 9000 Fachbesucher nutzten<br />
das Wiedersehen, um sich zu<br />
Trends auszutauschen und in persönlichen<br />
Gesprächen Lösungen<br />
für eine effiziente, saubere und<br />
optimierte Elektronikproduktion<br />
zu erarbeiten. Rund 35% der Messebesucher<br />
kamen aus dem internationalen<br />
Raum.<br />
Die Stimmung vor Ort war anhaltend<br />
positiv, die 321 ausstellenden<br />
Unternehmen und Partner zeigten<br />
sich dankbar und erfreut über die<br />
Möglichkeit spontaner und fruchtbarer<br />
Geschäftsbegegnungen:<br />
„Mein persönliches Highlight dieser<br />
Messe ist die Veranstaltung an<br />
sich!“, sagt Iván Rodrigo Flor Cantos,<br />
Manager Marketing Europe<br />
Planning & Marketing bei Panasonic<br />
Connect Europe GmbH.<br />
„Ich liebe die Atmosphäre und die<br />
Möglichkeit, viele Kunden, Partner<br />
und Kollegen persönlich zu<br />
treffen – alle zusammen zur gleichen<br />
Zeit. Dieser intensive Informationsaustausch<br />
nach einer langen<br />
Pause ist so wertvoll. Vielen<br />
Dank an das SMTconnect-Team!“<br />
EMS-Park nimmt weiterhin<br />
Fahrt auf<br />
Zahlreiche Firmen sowie Beratungsdienstleister<br />
vertraten die<br />
europäische EMS-Branche auf<br />
der Sonderschaufläche EMS-Park.<br />
Messeveranstalter Mesago Messe<br />
Frankfurt, Dieter G. Weiss, in4ma,<br />
und die IPC Association Connecting<br />
Electronics Industries luden im<br />
Rahmen der Welcome Reception<br />
am Mittwochabend zum gemeinschaftlichen<br />
Messeausklang und<br />
Networking. Zudem präsentierte<br />
Dieter G. Weiss wertvolle Insights<br />
aus seinen Analysen und Studien<br />
zum europäischen EMS-Markt auf<br />
dem Messeforum.<br />
Mario Salhofer, Business Development<br />
und Kundenberatung<br />
Deutschland von der Ginzinger<br />
Electronic Systems GmbH,<br />
bestätigt die Einzigartigkeit und<br />
die Relevanz der Veranstaltung<br />
für die Branche: „Die SMTconnect<br />
ist etwas Besonderes, da<br />
man sich hier mit Gleichgesinnten<br />
offen austauschen kann. Die ehrliche<br />
Kommunikation innerhalb<br />
der SMTconnect Community und<br />
der Fokus auf den gemeinsamen<br />
Weg nach vorne sind insbesondere<br />
nach den vergangenen zwei<br />
Jahren sehr wichtig.“<br />
Zustimmend zeigt sich auch<br />
Thomas Michels, Geschäftsführer<br />
der ILFA Industrieelektronik<br />
und Leiterplattenfertigung aller<br />
Art GmbH: „Der größte Mehrwert<br />
für uns auf der SMTconnect ist es,<br />
Menschen zu treffen und zu sprechen,<br />
die genau wie wir ganz nah<br />
am Produkt sind. Deswegen ist die<br />
SMTconnect eine feste Anlaufstelle,<br />
auf der wir regelmäßig ausstellen<br />
wollen.“<br />
Fachbesucher haben sich am<br />
Gemeinschaftsstand PCB meets<br />
Components mit Anbietern von<br />
Leiterplatten, Bauelementen und<br />
Materialien in Verbindung setzen<br />
und individuelle Lösungen erarbeiten<br />
können. Außerdem lud die IPC<br />
Association Connecting Electronics<br />
Industries wie auch in den Vorjahren<br />
Interessierte dazu ein, ihr Lötkönnen<br />
im Rahmen des Handlötwettbewerbs<br />
unter Beweis zu stellen.<br />
Insbesondere auf dem Messeforum<br />
wurde klar, welche Themen<br />
die Community aktuell beschäftigen:<br />
Im facettenreichen Programm<br />
wurden Themen wie Nachhaltigkeit,<br />
Beschaffungsmanagement<br />
oder künstliche Intelligenz adressiert.<br />
Die nächste SMTconnect<br />
findet vom 9. bis 11. Mai 2023 in<br />
Nürnberg statt. Weitere Informationen<br />
finden Sie unter www.smtconnect.com.<br />
Messe Frankfurt<br />
www.messefrankfurt.com<br />
3/<strong>2022</strong><br />
9
Aktuelles<br />
BOM Connector Enterprise mit Direktanbindung<br />
zu Texas Instruments<br />
Die Supply-Chain-Krise beschäftigt<br />
momentan jeden Elektronikfertiger.<br />
Durch die Digitalisierung können Firmen<br />
die Herausforderung von Bauteilknappheit<br />
und Preisfluktuationen besser<br />
meistern. Die CircuitByte GmbH<br />
bietet Kunden darum eine Direktanbindung<br />
zum internationalen Bauteilproduzent<br />
Texas Instruments (TI) an.<br />
Die Echtzeitanbindung des marktführenden<br />
BOM Connector Enterprise an<br />
das breitgefächerte Sortiment von TI<br />
umfasst ca. 80.000 Produkte.<br />
Die innovative DistiDirect-Funktion<br />
des BOM Connectors bietet bereits<br />
Echtzeitverbindungen zu einer Vielzahl<br />
anderer Bauteillieferanten und -hersteller<br />
auf Basis einer direkten API-Verbindung,<br />
die sehr schnell kundenspezifische<br />
Preise und geografische Verfügbarkeiten<br />
liefert. In der aktuell veröffentlichten<br />
Version des BOM Connector<br />
Enterprise wurde die DistiDirect-Verbindung<br />
zum Hersteller Texas<br />
Instruments (TI) ergänzt.<br />
Durch die Anbindung an Texas Instruments<br />
profitieren die Nutzer des BOM<br />
Connectors Enterprise von einer größeren<br />
Bauteilvielfalt, die sie in ihrem<br />
Angebotsprozess von nun an berücksichtigen<br />
können. „Die Anbindung an<br />
TI bietet den Kunden von CircuitByte in<br />
mehrfacher Hinsicht Vorteile und erleichtert<br />
erheblich den Angebotsprozess“,<br />
erläutert Kevin<br />
Decker-Weiss,<br />
Sales Director<br />
bei CircuitByte,<br />
und ergänzt, „TI<br />
hat eine sehr<br />
gute API-Möglichkeit<br />
mit vielfältigen Funktionen, was<br />
bedeutet, dass unsere Kunden von nun<br />
an die Möglichkeit haben, Bauteilpreise<br />
von TI gegenüber Preisen und Verfügbarkeiten<br />
anderer Distributoren direkt<br />
im BOM Connector vergleichen zu<br />
können. Zum anderen ist die Beschaffung<br />
von teureren Bauteilen sowie von<br />
großen Mengen durch die Anbindung<br />
deutlich einfacherer und schneller. Wir<br />
kommen hier einem großen Kundenwunsch<br />
entgegen.“<br />
EMS-Unternehmen können dank dem<br />
BOM Connector von nun an unter Einbezug<br />
des Portfolios von TI wesentlich<br />
umfangreichere und präzisere Angebote,<br />
in einem kürzeren Zeitrahmen, erstellen.<br />
Gleichzeitig beschleunigt der BOM<br />
Connector den Prozess der erneuten<br />
Angebotserstellung bei Änderungen oder<br />
bei Berücksichtigung von Zeit- und Verfügbarkeitsänderungen<br />
zwischen dem<br />
Angebot und der Bestellung erheblich.<br />
„Durch unserer Supply-Chain-4.0-Lösung<br />
erhalten alle Kunden aus dem<br />
Umfeld der Elektronikfertigung durch die<br />
Anbindung ein auf die aktuell herausfordernde<br />
Situation optimiertes Planungs-<br />
Tool für eine umfangreiche Bauteilsuche<br />
und Bewertung und damit für den optimalen<br />
Angebots- und Einkaufsprozess“,<br />
zeigt sich Kevin Decker-Weiss begeistert.<br />
CircuitByte plant zukünftig weitere<br />
Direktanbindungen zu namhaften Bauteilherstellern,<br />
um den Kunden des BOM<br />
Connectors ein optimales Portfolio von<br />
Bauteilen hinsichtlich der Supply-Chain-<br />
4.0-Lösung zu bieten.<br />
CircuitByte<br />
www.circuit-byte.com<br />
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10 3/<strong>2022</strong>
Rund um die Leiterplatte<br />
Individuell und trotzdem prozesskonform<br />
Selektivlöten lohnt sich auch bei kleinen<br />
Stückzahlen<br />
Das maschinelle Selektivlöten ist ein in der Industrie lange etablierter Prozess. Der Artikel informiert rund um das<br />
Thema und bringt den Leser auf den neusten Stand.<br />
(wie etwa bestimmte Relais), welche<br />
nicht gewaschen werden dürfen.<br />
Selektiv- oder Handlöten?<br />
Während im Prototypenbau das<br />
Handlöten immer noch der häufigste<br />
THT-Prozess ist, sind Handlötungen<br />
in der Serie verpönt und im Automotive-Umfeld<br />
ganz klar verboten.<br />
Und das hat seinen Grund. Denn<br />
beim Handlöten hängt die Qualität<br />
und die Prozessstabilität in erster<br />
Linie von der Person ab, welche<br />
lötet. Oder anders formuliert: Die<br />
Lötstelle ist nur so gut wie die Person,<br />
welche diese herstellt.<br />
Dazu kommen individuelle Parameter<br />
wie Tagesform und Aufmerksamkeit.<br />
In Handarbeit entstandene Lötstellen<br />
sind damit im Prinzip alles<br />
Unikate. Klassische Problemfelder<br />
für Abweichungen oder unbefriedigende<br />
Ergebnisse sind zu niedrige<br />
oder zu hohe Temperatur, zu kurze<br />
oder zu lange Lötzeit, zu viel oder zu<br />
wenig Flussmittel. Diese Liste ließe<br />
sich durchaus fortsetzen.<br />
In vielen Fällen bleiben solche<br />
prinzipiellen Schwachpunkte<br />
einer Elektronik ohne Folgen – sie<br />
können aber bei belasteten Baugruppen,<br />
also z.B. Wechselrichtern<br />
oder Ladeschaltungen, recht<br />
schnell zu Qualitätsproblemen im<br />
Feld führen.<br />
Für das Selektivlöten spricht<br />
also:<br />
• höhere Prozesssicherheit<br />
• verlässliche Reproduzierbarkeit<br />
• Flussmittelmenge exakt einstellbar<br />
Die Selektivlötanlage Novo von Nordson Select im Einsatz bei<br />
Elektrotechnik Weber. Dank eingebautem Kamerasystem lässt sich<br />
jeder Lötvorgang im Detail auf dem Monitor verfolgen<br />
Autor:<br />
Freddy Weber<br />
info@etech-weber.de<br />
www.etech-weber.de<br />
Mischbestückungen von Schaltungsträgern<br />
mit SMT- und THT-<br />
Bauteilen sind in der mittelständischen<br />
Elektronikindustrie allgegenwärtig.<br />
In aller Regel werden<br />
erst die SMDs bestückt, anschließend<br />
die bedrahteten Bauteile (Bild<br />
1). Soll die Baugruppe vor der Weiterverarbeitung<br />
auch gewaschen<br />
werden, gibt es meist zwei THT-<br />
Durchläufe. Den ersten, bei dem alle<br />
Bauteile bestückt werden, welche<br />
das Waschen vertragen – und nach<br />
dem Waschen diejenigen Bauteile<br />
Bild 1: Eine Baugruppe mit zahlreichen Steckverbindern und anderen<br />
THT-Bauteilen wird eingelegt. Im Hintergrund erkennt man den<br />
Löttiegel sowie die Kamerabeleuchtung<br />
3/<strong>2022</strong><br />
11
Rund um die Leiterplatte<br />
Elektrotechnik Weber aus Zandt,<br />
stellen den dafür benötigten Stickstoff<br />
mittels Luftzerleger vor Ort<br />
selbst her (Bild 2) und ersparen der<br />
Umwelt damit aufwändige Transport<br />
von Industriegasen mittels Druck-<br />
Tankwagen.<br />
Bild 2: Das Firmengebäude von Elektrotechnik Weber ist ein Effizienzhaus; geheizt wird zu einem großen<br />
Teil über die Abwärme der Maschinen. Das extrem weiche Wasser für das Reinigen der Leiterplatten<br />
stammt aus der eigenen Quelle. Benötigten Medien werden vor Ort erzeugt<br />
• Lötzeit für jeden Lötpunkt einstellbar<br />
– aber dann über alle Baugruppen<br />
gleich<br />
• niedrige Kosten bei gleichzeitig<br />
hoher Qualität<br />
Gelegentlich wird noch als Vorteil<br />
für das Handlöten angeführt, dass<br />
sich jede Lötstelle einer Baugruppe<br />
individuell behandeln lässt – doch<br />
das können moderne Selektiv-Lötanlagen,<br />
wie die Novo von Nordson<br />
Select auch.<br />
Selektivlöten besteht aus drei<br />
Prozessschritten:<br />
• Fluxen (Flussmittel auftragen)<br />
• Vorwärmen (nur wenn nötig; siehe<br />
Praxistipps weiter unten)<br />
• Löten<br />
• Flussmittelauftrag<br />
Zu viel Flussmittel kann nicht<br />
nur zu Lötfehlern führen – in vielen<br />
Fällen müssen die Rückstände<br />
nach dem Bestücken abgewaschen<br />
werden. Es lohnt sich also mehrfach,<br />
den Flussmittelauftrag exakt<br />
zu dosieren und an die Lötstellen<br />
anzupassen. Das selektive Fluxen<br />
reduziert Verunreinigungen auf der<br />
Leiterplatte ebenso, wie den Flussmittelverbrauch<br />
– und damit letztlich<br />
die Fertigungskosten.<br />
• Vorwärmen<br />
Das Lot ist immer auf Temperatur.<br />
In einer Selektiv-Lötanlage<br />
wird das Lot in einem separaten<br />
Tiegel gehalten, der sich leicht auf<br />
bestimmte Temperaturen einstellen<br />
lässt. So lassen sich im Prinzip<br />
alle Arten von Loten verarbeiten.<br />
In diesem Tiegel herrscht eine<br />
Stickstoff-Atmosphäre, um zu verhindern,<br />
dass sich unerwünschte<br />
Oxide mit dem Luftsauerstoff bilden<br />
(Schlacke). Beim Lötvorgang<br />
strömt der Stickstoff mit dem Lot an<br />
der Lötstelle aus und sorgt für eine<br />
oxidfreie Verbindung. Nachhaltige<br />
Fertigungsdienstleister, wie etwa<br />
• Löten mit der „Miniwelle“<br />
Das maschinelle Selektivlöten ist<br />
ein in der Industrie lange etablierter<br />
Prozess. Technisch handelt es sich<br />
um eine „Miniwelle“, welche in zahlreichen<br />
Parametern einstellbar ist.<br />
In aller Regel wird die Lötquelle in<br />
x-, y- und z-Richtung bewegt, während<br />
das zu lötende Objekt stillsteht.<br />
Die Höhe der Welle lässt sich<br />
durch die Pumpenleistung steuern.<br />
Überwacht man diese Höhe z.B. mit<br />
einem Kamerasystem, kann man die<br />
Pumpe entsprechend regeln und<br />
die Lötwelle dauerhaft reproduzieren.<br />
Angenehmer Nebeneffekt: Der<br />
Bediener kann den Lötvorgang, der<br />
ja in aller Regel unterhalb der Leiterplatte,<br />
und damit außerhalb des<br />
Sichtfeldes erfolgt, am Monitor problemlos<br />
überwachen.<br />
Theoretisch ließen sich vergleichbare<br />
Ergebnisse auch mit<br />
einer Standard-Lötwelle und entsprechenden<br />
Aufnahmen und Masken<br />
für den Schaltungsträger erreichen.<br />
Damit wird die Entscheidung<br />
„Selektivlöten“ oder „Wellenlöten<br />
mit Abkleben“ eine Stückzahlenentscheidung.<br />
Herausforderungen im<br />
Lötprozess<br />
In aller Regel ist der Schaltungsträger,<br />
auf dem z.B. eine vielpolige<br />
Steckerleiste eingelötet werden soll,<br />
schon SMD-bestückt. Das heißt,<br />
dass es bestimmte Bereiche auf<br />
der Leiterplatte gibt, die sehr temperatursensitiv<br />
sind, etwa BGAs.<br />
Aber auch THT-Bauteile können<br />
temperaturempfindlich sein, etwa<br />
Elkos oder Miniaturtaster.<br />
Gerade bei Steckverbindern (zahlreiche<br />
Pins in einer Reihe) besteht<br />
die Gefahr der Brückenbildung zwischen<br />
den Pins. Moderne Selektivlötanlagen,<br />
wie etwa die Novo, kompensieren<br />
das dadurch, dass die Lotzufuhr<br />
abrupt reduziert wird, unmittelbar<br />
bevor die Lötdüse abgezogen<br />
wird. Überschüssiges Lot wird<br />
dadurch vom Pin „abgesaugt“. Da<br />
nur die benötigte Lotmenge auf dem<br />
Pad verbleibt, sinkt die Gefahr der<br />
Brückenbildung enorm.<br />
12 3/<strong>2022</strong>
Rund um die Leiterplatte<br />
Klassische Fehlerbilder und ihre<br />
Ursachen<br />
Bild 3: Die linke<br />
Durchkontaktierung ist gut<br />
gefüllt; rechts haben sich<br />
Fehlstellen gebildet. Der obere<br />
Meniskus ist so gut wie nicht<br />
vorhanden © Nordson<br />
Bild 3 offenbart einen ungenügenden<br />
Füllgrad von Durchkontaktierungen.<br />
Ursachen:<br />
• zu wenig Flussmittel oder ungünstiger<br />
Auftrag des Flussmittels<br />
(z.B. Abschattung durch benachbarte<br />
Bauteile)<br />
• Temperatur auf der Oberseite zu<br />
gering (vorwärmen?)<br />
• von außen nicht erkennbare, große<br />
innenliegende Masseflächen, welche<br />
zu viel Wärme „absaugen“<br />
• unpassendes Verhältnis zwischen<br />
dem Durchmesser des<br />
Bohrlochs und dem Durchmesser<br />
des Anschlussdrahts (Leadto-Hole-Ratio);<br />
dieses sollte etwa<br />
bei 1,5:1 liegen (1,5 mm Bohrloch<br />
für 1 mm Anschlussdraht)<br />
Bild 4: Bei dieser Lötstelle wurde<br />
zu wenig Lot aufgetragen;<br />
der Meniskus ist nur teilweise<br />
ausgebildet © Nordson<br />
Bild 4 zeigt einen anderen Fehler:<br />
zu wenig Lot. Ursachen:<br />
• zu wenig Flussmittel oder ungünstiger<br />
Auftrag des Flussmittels<br />
(z.B. Abschattung durch benachbarte<br />
Bauteile)<br />
• Verweildauer der Lötwelle an der<br />
Lötstelle zu kurz<br />
• schlechte Lötbarkeit der Kontakte<br />
(vorher reinigen?)<br />
• verschmutzte Pads (Leiterplatte<br />
vorher waschen?)<br />
Bild 5: Fehlstelle – das Lot<br />
wurde z.B. durch ausgasendes<br />
Flussmittel – oder ausdampfende<br />
Feuchte frisch gewaschener<br />
Leiterplatten verdrängt<br />
© Nordson<br />
Fehlstellen/Voids sieht man in Bild<br />
5. Ursachen:<br />
• Leiterplatte ist „zu kalt“ – vorwärmen?<br />
• Flussmittel gast aus und verdrängt<br />
das Lot<br />
• Leiterplatte ist feucht (unmittelbar<br />
zuvor gereinigt?)<br />
• Lötstoppmaske ist noch nicht ausgehärtet<br />
Bild 6: Lotperlen zeigen an, dass<br />
zu viel Lot aufgetragen wurde<br />
© Nordson<br />
Zu viel Lot erkennt man in Bild 6.<br />
Ursachen:<br />
• Lötwelle kommt zu nahe an die<br />
Leiterplatte<br />
• Lötzeit ist zu lang<br />
• Es wurde zu viel Flussmittel aufgetragen.<br />
• Die Löttemperatur ist zu gering.<br />
• Lot ist verunreinigt<br />
Bild 7: Bei dieser Lötung ist eine<br />
ungewollte Brücke entstanden<br />
© Nordson<br />
Eine Brückenbildung zeigt Bild 7.<br />
Ursachen:<br />
• Lötwelle kommt zu nahe an die<br />
Leiterplatte<br />
• ungenügende Benetzung mit<br />
Flussmittel<br />
• Löttemperatur ist zu gering<br />
• Lötzeit ist zu kurz<br />
Bild 8: Während des Abkühlens<br />
hat der Durchstieg das noch<br />
flüssige Lot von der Lötstelle<br />
abgesaugt; die Lötstelle ist<br />
schlecht – und der Durchstieg<br />
vermutlich ungenügend gefüllt<br />
© Nordson<br />
Ungenügender Durchstieg ist in Bild<br />
8 zu erkennen. Ursachen:<br />
• ungenügende Benetzung mit<br />
Flussmittel<br />
• Oberseite der Leiterplatte ist<br />
„zu kalt“<br />
• Leiterplatte ist verunreinigt (Bohrspäne?)<br />
• Kontakte sind schlecht lötbar (vorher<br />
reinigen?)<br />
Bil 9: Diese Lötstellen sind<br />
teilweise „abgesoffen“. In die<br />
Bohrung nachströmendes Lot ist<br />
hier die Ursache © Nordson<br />
Versunkene Lötstellen zeigt Bild 9.<br />
Ursachen:<br />
• ungenügende Benetzung mit Flussmittel<br />
oder generell falsche Einstellung<br />
des Fluxers<br />
• Oberseite der Leiterplatte ist<br />
„zu kalt“<br />
• unpassendes Verhältnis zwischen<br />
Durchmesser des Bohrlochs und<br />
Durchmesser des Anschlussdrahts<br />
Fertigungsprozesse mittels<br />
X-Ray qualifizieren<br />
Während das geschulte Auge die<br />
richtige Ausbildung der Menisken<br />
„auf einen Blick“ sieht, ist die Beurteilung<br />
der Füllgrade von Durchstiegen<br />
mit dem bloßen Auge nicht<br />
zuverlässig möglich. Entsprechend<br />
werden bei Elektrotechnik Weber<br />
die ersten Muster durch eine detaillierte<br />
Röntgen-Inspektion der<br />
erzeugten Lötverbindungen überprüft.<br />
Werden unbefriedigende Lötstellen<br />
entdeckt, werden die Einstellungen<br />
der Selektivlötanlage<br />
nachjustiert. Wenn alles passt,<br />
wird der Fertigungsprozess der<br />
(kleinen) Serie freigegeben.<br />
Praxistipps<br />
Häufig wird empfohlen, Baugruppen<br />
generell vorzuwärmen.<br />
Elektrotechnik Weber hingegen<br />
hat sich angewöhnt, jede Baugruppe<br />
detailliert zu betrachten –<br />
denn auch das Vorwärmen bedeutet<br />
thermischen Stress für Bauteile,<br />
der nach Möglichkeit vermieden<br />
werden sollte. Die Praxisempfehlung<br />
lautet daher: Beginnen Sie<br />
nach Möglichkeit gleich mit dem<br />
Selektivlöten (ohne Vorwärmen).<br />
Starten Sie dabei mit den am<br />
wenigsten temperatursensitiven<br />
Lötstellen, bei denen man die<br />
etwas schlechtere Lötbarkeit der<br />
„kalten“ Leiterplatte durch etwas<br />
längere Lötzeiten kompensieren<br />
kann; etwa bei einem Steckverbinder.<br />
Durch diese Lötungen erwärmt<br />
sich die Leiterplatte; die temperaturempfindlichsten<br />
Stellen werden<br />
zum Schluss und möglichst kurz<br />
gelötet. Die vorgenannte Strategie<br />
funktioniert auch dann, wenn<br />
die Baugruppe nicht vorgewärmt<br />
werden darf.<br />
Eine weitere Möglichkeit, thermischen<br />
Stress von empfindlichen<br />
Bauteilen fernzuhalten ist, nicht alle<br />
Anschlussbeinchen direkt nacheinander<br />
zu löten. Stattdessen sollte<br />
das Löten nach einem oder mehreren<br />
Anschlüssen unterbrochen<br />
werden, damit die Komponente<br />
etwas abkühlen kann. In dieser<br />
Zeit können z.B. andere Komponenten<br />
verlötet werden, ehe man<br />
die weiteren oder finalen Lötungen<br />
am ersten Bauteil vornimmt.<br />
Bei größeren Stiftleisten hilft es,<br />
diese zunächst vorne und hinten<br />
kurz zu „punkten“ um ein Aufstehen<br />
während des Selektivlötens<br />
zu verhindern. Diese „gepunkteten“<br />
Verbindung werden später<br />
nochmals mit den gleichen Einstellungen<br />
für alle Anschlüsse<br />
nachgelötet. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
13
Rund um die Leiterplatte<br />
Inhouse-Leiterplatten-Prototyping mit LPKF-Systemen<br />
4-Lagen-PCBs an einem Tag<br />
Wie in nur einem Tag komplexe Multilayer im eigenen Haus entstehen, zeigt dieser Praxisbericht.<br />
LPKF Laser & Electronics AG<br />
www.lpkf.com<br />
Viele Elektronikentwicklungs-<br />
Teams stehen unter Zeitdruck. Der<br />
Mangel an elektronischen Bauteilen<br />
und dringende Redesigns belasten<br />
die Entwickler zusätzlich. Trotz<br />
ausgefeilter Software-Simulation<br />
und fortschrittlichen CAD-Systemen:<br />
Ohne Prototypen geht es nicht.<br />
LPKF ist als Maschinenbauunternehmen<br />
mit all diesen neuen Herausforderungen<br />
ebenfalls konfrontiert<br />
– das Elektroniklabor ist rund<br />
um die Uhr im Einsatz. Aus dieser<br />
Praxis wird ein 4-Layers-PCB-Prototyp<br />
beschrieben, vom Import der<br />
CAD-Daten bis zur fertigen Leiterplatte.<br />
Es handelt sich um eine präzise<br />
4-Punkt-Messeinheit mit einer<br />
Reihe von Operationsverstärkern.<br />
Sie erkennt Mikrovolt-Differenzen,<br />
wandelt sie in digitale Daten um<br />
und überträgt sie über eine serielle<br />
Datenleitung. Die erforderlichen<br />
Spannungsregler sind ebenfalls Teil<br />
des notwendigen 4-Lagen-Designs.<br />
Die eingesetzten Systeme<br />
sind für eine problemlose Zusammenarbeit<br />
konzipiert: LPKF Proto-<br />
Laser H4, LPKF MultiPress S4 und<br />
LPKF Contac S4 sind die Systeme<br />
der Wahl.<br />
Der brandneue LPKF ProtoLaser<br />
H4 ist ein Desktopsystem mit einem<br />
Strukturierungslaser, mechanischen<br />
Werkzeugen zum Bohren und Fräsen,<br />
einem integrierten PC und der<br />
CircuitPro RP-Software. Zielmaterial<br />
ist zum Beispiel ein- und doppelseitiges<br />
FR4.<br />
Die LPKF MultiPress S4 – ebenfalls<br />
ganz neu auf dem Markt –<br />
ist ein eigenständiges Plug&Play-<br />
Presssystem mit geringem Platzbedarf.<br />
Dank eingebautem Vakuum,<br />
frei einstellbarer Temperatur-, Druckund<br />
Zeitsteuerung eignet sie sich<br />
zum Verpressen von starren, starrflexiblen,<br />
flexiblen und RF-Multilayern<br />
mit bis zu acht Lagen.<br />
Das Tisch-Galvanisiersystem<br />
LPKF Contac S4 sorgt für die<br />
zuverlässige Durchkontaktierung<br />
von starren, flexiblen und RF-Multilayern.<br />
Es verfügt über eine integrierte<br />
PC-Schnittstelle mit großem<br />
Touch-Display für eine einfache und<br />
komfortable Bedienung.<br />
Der Prozess<br />
beginnt mit der Software LPKF<br />
CircuitPro RP, die auf dem eingebauten<br />
Rechner des LPKF Proto-<br />
Mat H4 läuft. Der erste Schritt beim<br />
Start eines neuen Projekts ist die<br />
Wahl oder Neuanlage einer Vorlage.<br />
Die geplante Kombination ist bereits<br />
vorhanden: Es ist ein 4-Lagen-Multilayer<br />
mit galvanischer Durchkontaktierung<br />
und unter Verwendung<br />
der MultiPress S4.<br />
Dann folgt die Materialauswahl, im<br />
beschriebenen Fall ein doppelseitiger<br />
1-mm-FR4-Kern mit je 18 µm<br />
Kupfer und eine 0,2 mm starken ML<br />
104 mit je 5 µm Cu auf jeder Seite<br />
des Kerns. Diese 5 µm Kupfer werden<br />
bei der finalen Durchkontaktierung<br />
zusätzlich mit 12,5 µm Cu<br />
beschichtet, was die Standarddicke<br />
der Ober- und Unterseite definiert.<br />
Die Verwendung des entsprechenden<br />
Prepregs ist ebenfalls in<br />
der Vorlage vorgesehen. Die Schablone<br />
ist auf ein Viertel der Plattengröße<br />
12 x 9 Zoll ausgelegt.<br />
Der nächste Schritt<br />
ist der Import von CAD-Daten.<br />
Typischerweise werden die Lagen<br />
aus der CAD-Software mit Circuit-<br />
Pro verknüpft und die Lagen klar<br />
benannt. Nach dem Import ist das<br />
Layout sichtbar und kann bearbeitet<br />
werden. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
sind keine weiteren Kenntnisse<br />
erforderllich, für fortgeschrittene<br />
Anwender stehen weitere Optionen<br />
zur Verfügung.<br />
Und so geht es weiter:<br />
Die Lagenstapel werden später<br />
mit Referenzstiften im Presswerkzeug<br />
der MultiPress S4 ausgerichtet.<br />
Auch die Positionen dieser<br />
Stifte sind bereits in der Vorlage<br />
von CircuitPro definiert. Im vorgeschlagenen<br />
Arbeitsablauf werden<br />
zunächst die Ausschnitte für die<br />
Referenzstifte und die Öffnungen<br />
für die Passermarken in den Außenlagen<br />
hergestellt.<br />
Als Nächstes wird die Kernlage<br />
bearbeitet, beginnend mit den Bohrungen<br />
für die Passermarken und<br />
Referenzöffnungen sowie der Laser-<br />
In der Systemsoftware LPKF CircuitPro werden die einzelnen Layer für<br />
die Produktion vorbereitet. Vorlage wählen, Layout laden und die<br />
Software führt durch den Prozess<br />
14 3/<strong>2022</strong>
Rund um die Leiterplatte<br />
Im ersten Produktionsschritt strukturiert das Laserwerkzeug des<br />
ProtoLaser H4 die Kernschicht<br />
Die strukturierte Kernschicht, die PrePregs und die Außenlagen<br />
werden für die Verpressung übereinander angeordnet<br />
Strukturierung der beiden inneren<br />
Lagen. Der gesamte Prozess dauerte<br />
nur 25 min.<br />
Nach der Reinigung der einzelnen<br />
Lagen mit Isopropanol wird der Stapel<br />
von der untersten Lage an auf<br />
dem Boden des Presswerkzeugs<br />
aufgebaut. Die Passstifte und der<br />
Text am Rand jeder Lage helfen dem<br />
Bediener, die Lagen korrekt auszurichten.<br />
Das zwischen den Lagen<br />
eingelegte Prepreg wird auf die Mitte<br />
des Materials ausgerichtet. Nachdem<br />
auch noch die Abdeckung des<br />
Presswerkzeugs montiert ist, wird<br />
der komplette Aufbau in die LPKF<br />
MultiPress S4 eingelegt.<br />
Der Pressvorgang des Standardprogramms<br />
läuft automatisch und<br />
ohne Benutzereingriff 2:45 Stunden<br />
lang. Am Ende des Pressvorgangs<br />
wird aus Wunsch eine E-Mail-<br />
Benachrichtigung an den Bediener<br />
gesendet. Wenn das Material länger<br />
in der Presse verbleibt, entstehen<br />
keine Schäden.<br />
Der gepresste Multilayer-Stapel<br />
wird zum Bohren an den ProtoLaser<br />
H4 zurückgegeben. Die zuvor<br />
auf der Kernlage gebohrten Passermarken<br />
werden verwendet, um das<br />
gesamte Panel automatisch auszurichten.<br />
Das PCB Layout weist zwölf<br />
3/<strong>2022</strong><br />
verschiedene Lochdurchmesser auf,<br />
daher sind zwölf verschiedene Bohrer<br />
erforderlich.<br />
Der Bohrprozess beginnt vom<br />
kleinsten Durchmesser aufwärts;<br />
die ersten sechs dünneren Werkzeuge<br />
werden für einen ununterbrochenen<br />
Prozess in eine Toolbox<br />
geladen. Wenn diese Löcher gebohrt<br />
werden, fragt ein Kommunikationsfenster<br />
nach fehlenden Werkzeugen<br />
und fordert zum manuell Tausch im<br />
Werkzeughalter auf. Der Bohrprozess<br />
wird nach Bestätigung fortgesetzt,<br />
und alle 762 Löcher werden<br />
in 33 Minuten gebohrt.<br />
Der Stapel ist nun für die Durchkontaktierung<br />
in der LPKF Contac<br />
S4 vorbereitet. Es wird ein Galvanisierungsprogramm<br />
mit 95 min Laufzeit<br />
ausgewählt, um 12,5 µm Kupfer<br />
aufzubauen. Prozessanweisungen<br />
auf dem Display führen den Bediener<br />
durch die Reinigungsphasen, eine<br />
Black-Hole-Aktivierung, Trocknung<br />
und die abschließende Vorbereitung<br />
für die Beschichtung. Der gesamte<br />
Prozess dauert etwa 2,5 h, wobei<br />
innerhalb der ersten Stunde manuelle<br />
Eingriffe des Bedieners erforderlich<br />
sind.<br />
Die letzte Stufe, die Strukturierung<br />
der äußeren Schichten, ist<br />
identisch wie bei doppelseitigen<br />
PCBs. Der LPKF ProtoLaser H4<br />
bearbeitet die untere Schicht in 6<br />
min und 16 s, während eine komplexere<br />
obere Schicht 9 min benötigte.<br />
Das mechanische Ausschneiden<br />
der Leiterplatte dauerte 3 min und<br />
7 s – Spitzenwerte für anspruchsvolles<br />
Strukturieren doppelseitiger<br />
Leiterplatten.<br />
Zusammenfassend<br />
ist festzustellen: Trotz relativ<br />
langer Press- und Durchkontaktierungsprozesse<br />
wurde die<br />
vierlagige Multilayer-Leiterplatte<br />
innerhalb von 7 h hergestellt. Ein<br />
zusätzlicher Schritt, der Schutz<br />
der Leiterplatte mit Lötstopplack,<br />
würde durch die Aushärtungszeit<br />
eine zusätzliche Stunde erfordern.<br />
Der LPKF ProtoLaser H4 mit MultiPress<br />
S4 und Contac S4 können<br />
hausintern 4-Lagen-Leiterplatten-<br />
Prototypen innerhalb eines Arbeitstages<br />
herstellen. Die Benutzer<br />
werden einfach durch den Prozess<br />
geführt. ◄<br />
Nach dem Verpressen wird gebohrt, dann folgt die Durchkontaktierung<br />
und schließlich die Strukturierung der Außenlagen. Im Ergebnis: ein<br />
vierlagiges PCB in weniger als einem Tag<br />
15
Rund um die Leiterplatte<br />
Leiterplatten-Bestückung ohne Fallstricke<br />
In diesem Beitrag werden Strategien für einen reibungslosen Bauteil-Montageprozess vorgestellt, der ein Qualitätsprodukt<br />
erzeugt.<br />
Selbst erfahrene Hersteller können<br />
bei der Bestückung auf Schwierigkeiten<br />
stoßen. Daher denken Sie<br />
bitte an einige der folgenden Tipps<br />
und Best Practices!<br />
Die Wichtigkeit der guten<br />
Vorbereitung<br />
In Bezug auf Zeit, Geld und Reputation<br />
sind die Kosten für eine Nachbesserung<br />
nach der Montage höher<br />
als in der Entwurfs- oder Prototyping-Phase<br />
– vor allem bei höheren<br />
Stückzahlen. Deshalb ist es so wichtig,<br />
dass Sie Ihren Assembler mit<br />
Bedacht auswählen. Ein zuverlässiger<br />
Montagepartner wird Ihnen<br />
helfen, kostspielige Ausfälle zu<br />
vermeiden.<br />
In erster Linie sollten Sie frühzeitig<br />
und häufig mit Ihrem Montagepartner<br />
zusammenarbeiten, genau<br />
wie mit Ihrem Leiterplattenhersteller.<br />
Ihr Bestücker kann eine Ressource<br />
sein, die Tipps für ein effektives Leiterplatten-Design<br />
gibt, Sie bei der<br />
Auswahl der Materialien berät und<br />
Ihnen Anregungen zu Layout-Techniken<br />
geben, die die Passgenauigkeit<br />
und Funktionalität in der Printed Circuit<br />
Assembly (PCA) gewährleisten.<br />
Denken Sie auch an die folgenden<br />
bewährten Verfahren:<br />
• Ermitteln Sie frühzeitig Budgetgrenzen<br />
und Vorlaufzeiten, damit<br />
weder Ihr Hersteller noch Assembler<br />
im späteren Verlauf des Prozesses<br />
in Bedrängnis geraten.<br />
• Nutzen Sie alle Ihnen zur Verfügung<br />
stehenden Design Tools und<br />
konsultieren Sie bei Bedarf Ihr<br />
Montage- oder Fertigungs-Team.<br />
• Vernachlässigen Sie nicht die<br />
Überprüfung der Entwurfsregeln<br />
oder die DFM-Prüfung.<br />
• Stellen Sie sicher, dass Sie die<br />
PCB- und PCA-Materialien auf die<br />
Umgebung abgestimmt haben, in<br />
der das Endprodukt arbeiten wird.<br />
• Überprüfen Sie Ihre Stücklisten<br />
doppelt und dreifach und achten<br />
Sie darauf, dass die Beschriftungen<br />
durchgängig und korrekt<br />
sind.<br />
Richtlinien sind vom PCB-Typ<br />
abhängig<br />
Leiterplatten gibt es in drei Grundformen:<br />
einseitig, doppelseitig und<br />
mehrlagig. Jede Form hat ihre eigenen<br />
Richtlinien für die Platzierung<br />
von Bauteilen, aber im Allgemeinen<br />
gilt, dass Bauteile auf der Oberseite<br />
der Leiterplatte platziert werden.<br />
Um die Länge der Leiterbahnen<br />
zu minimieren und Kurzschlüsse<br />
zu vermeiden, platzieren Sie Komponenten,<br />
die nebeneinander angeschlossen<br />
werden – wie Schalteranschlüsse,<br />
LEDs, Montagebohrungen<br />
und Kühlkörper – auch nebeneinander.<br />
Integrierte Schaltungen sollten<br />
alle in einer Lage platziert werden,<br />
entweder nach oben, unten, links<br />
oder rechts gerichtet.<br />
Wenn Sie fertig sind, legen Sie<br />
eine Kopie Ihres Layouts auf die<br />
Leiterplatte, um sicherzustellen,<br />
dass ausreichend Platz für jedes<br />
Bauteil vorhanden ist. Stellen Sie<br />
dabei sicher, dass Ihre signalführenden<br />
Leiterbahnen so kurz und<br />
direkt wie möglich sind, und verwenden<br />
Sie bei mehrlagigen Platinen<br />
Durchkontaktierungen, um<br />
Signale von Schicht zu Schicht zu<br />
übertragen.<br />
Per Hand oder Maschine<br />
Außerdem müssen Sie sich zwischen<br />
Hand- und Maschinenmontage<br />
entscheiden. Wenn Sie tausende<br />
von einfachen Baugruppen<br />
produzieren, geht es nur mit der<br />
Maschine, aber das Handlöten ist<br />
in vielen anderen Fällen sinnvoll.<br />
Hersteller und diejenigen, die ein<br />
neues Produkt entwickeln entscheiden<br />
sich oft für die Handarbeit. Es<br />
hängt von der Komplexität der Leiterplatte<br />
ab, von den Anforderungen<br />
an die Produktionsmenge und<br />
vom Materialbedarf.<br />
Sobald Sie die Entwicklungsphase<br />
hinter sich gelassen haben oder das<br />
Produktionsvolumen steigt, werden<br />
Sie wahrscheinlich vom Handlöten<br />
zur maschinellen Montage übergehen<br />
wollen.<br />
Beachten Sie die folgenden zu<br />
vermeidenden Fallstricke beim Übergang<br />
von der Hand- zur maschinellen<br />
Montage. Denn was beim<br />
Löten von PCAs von Hand gut funktioniert,<br />
kann bei der maschinellen<br />
Bestückung überhaupt nicht funktionieren.<br />
Quelle:<br />
PCB Assembly for Smarties,<br />
How best practices at every<br />
stage of the process help you<br />
avoid common pitfalls and<br />
ensure success,<br />
Sunstone Circuits, Mulino<br />
frei übersetzt von FS<br />
16 3/<strong>2022</strong>
Rund um die Leiterplatte<br />
Schützen Sie Ihre feuchtigkeitsempfindlichen<br />
Teile!<br />
Auch wenn es anders aussieht,<br />
nimmt Kunststoff tatsächlich Feuchtigkeit<br />
auf, ohne in Wasser getaucht<br />
zu werden. Kunststoffplatten nehmen<br />
Feuchtigkeit auf, wenn sie nicht<br />
davor geschützt werden. Wenn<br />
Kunststoffteile, die Feuchtigkeit<br />
absorbiert haben, zum Beispiel in<br />
einen Reflow-Ofen gelegt werden,<br />
verwandelt sich das H2O in Dampf.<br />
Der sich ausdehnende Dampf hat<br />
das Potenzial, die Leiterplatte zu<br />
spalten. Wenn dieser Schaden nicht<br />
mit bloßem Auge sichtbar ist, wird<br />
das Ergebnis ein unzuverlässiges<br />
Produkt im Einsatz sein.<br />
Wenn Sie Ihr Projekt zur maschinellen<br />
Montage schicken, können<br />
Sie zwei Dinge mit feuchtigkeitsempfindlichen<br />
Teilen tun: Bestellen<br />
Sie die Teile auf einer Just-in-Time-<br />
Basis und halten Sie die Pakete versiegelt.<br />
Wenn Sie Teile haben, die<br />
der Luft ausgesetzt waren, informieren<br />
Sie Ihren Montagepartner<br />
darüber und bitten Sie darum, dass<br />
die Teile vor dem Zusammenbau<br />
behandelt werden, um die Feuchtigkeit<br />
sicher zu entfernen.<br />
Sparen Sie nicht an der<br />
Lötstoppmaske!<br />
Einige Leiterplattenhersteller bieten<br />
reduzierte Preise an, wenn Sie<br />
Ihre Leiterplatten ohne Lötstoppmaske<br />
oder Silkscreen bestellen.<br />
Das ist kein Problem, wenn Sie von<br />
Hand bestücken. Sie können die Lotmenge<br />
nach Augenmaß regulieren.<br />
Wenn Sie jedoch eine Schablone<br />
zum Auftragen der Lötpaste verwenden<br />
und die Platine durch einen<br />
Reflow-Ofen läuft, breitet sich das<br />
Lot auf den freiliegenden Kupferbahnen<br />
aus. Dies kann dazu führen,<br />
dass Ihre Bauteile nicht genug Lot<br />
auf den Pins haben, um eine zuverlässige<br />
Verbindung herzustellen.<br />
Eine Lötstoppmaske ist zwar im<br />
Vorfeld etwas teurer, erhöht aber die<br />
Zuverlässigkeit und senkt Kosten<br />
auf lange Sicht. Die kreative Wahl<br />
der Farbe der Lötmaske kann Ihren<br />
Platinen auch etwas Individualität<br />
verleihen.<br />
Siebdruck kann die Genauigkeit<br />
verbessern<br />
Ohne Siebdruck ist die maschinelle<br />
Bestückung nicht so zuverlässig<br />
genau wie mit. Leider erklären<br />
CAD-Dateien den Bestückungsautomaten<br />
nicht genau, wo jedes<br />
Teil hingehört und welcher Winkel<br />
und welche Ausrichtung erforderlich<br />
ist. Fußabdruckfehler sind häufig,<br />
ebenso wie Komponenten mit<br />
zweideutigen Markierungen. Ein klarer<br />
Siebdruck hilft, sicherzustellen,<br />
dass alle Fehler in den Daten visuell<br />
erfasst werden.<br />
Keine Angst vor der<br />
Oberflächenmontage!<br />
Eine der einfachsten Möglichkeiten,<br />
um sicherzustellen, dass<br />
eine Leiterplatte von Hand gefertigt<br />
werden kann, ist die Verwendung<br />
von durchkontaktierten Teilen.<br />
Dies setzt Ihrem Design jedoch<br />
viele Grenzen, schließt viele neue<br />
Technologien aus und bei größeren<br />
Produktionsserien sind die Kosten<br />
unerschwinglich.<br />
Breakout-Boards können für<br />
kleine oberflächenmontierbare Chips<br />
verwendet werden, die bereits auf<br />
einer PCB mit handlötbaren Headern<br />
vormontiert werden. Diese sind<br />
für viele neue Bauteile erhältlich,<br />
aber nicht für alle. Sie beanspruchen<br />
auch viel zusätzlichen Platz<br />
auf der Leiterplatte und sind kostspielig.<br />
Wenn Sie einen Prototyp<br />
oder eine kleine Anzahl von Platinen<br />
für den Eigengebrauch bauen,<br />
sind Breakout-Platinen in Ordnung.<br />
Für größere Produktionsserien,<br />
bei denen eine maschinelle Bestückung<br />
unumgänglich ist, sollten Sie<br />
das Layout Ihrer Leiterplatte so<br />
umändern, dass Sie den oberflächenmontierten<br />
Chip ohne die Breakout-Platine<br />
verwenden können. Vergessen<br />
Sie nur nicht die Bypass-<br />
Kondensatoren und alle anderen<br />
erforderlichen Komponenten!<br />
Dieses Layout sollte einfach zu<br />
bewerkstelligen sein. Viele Breakout-Boards<br />
sind Open Source,<br />
sodass Sie möglicherweise deren<br />
bewährten Schaltplan und deren<br />
Layout für diesen Teil Ihres Entwurfs<br />
verwenden können.<br />
Verwenden Sie bei der Maschinenmontage<br />
keine offenen Durchkontaktierungen.<br />
Quad Flat No-Leads (QFNs) und<br />
Ball Grid Arrays (BGAs) haben Pins/<br />
Pads unter dem Teil, die aber oft völlig<br />
unzugänglich sind. Daher werden<br />
beim Handlöten häufig große<br />
Durchkontaktierungen in das entsprechende<br />
Pad gesetzt. Befestigen<br />
Sie das Bauteil mit Klebeband auf<br />
der Leiterplatte, drehen Sie sie um<br />
und bringen Sie mit einem Lötkolben<br />
mit kleiner Spitze Lötzinn durch<br />
die Durchkontaktierung. So können<br />
Sie fast jedes bleifreie oberflächenmontierbare<br />
Bauteil von Hand löten.<br />
Dieser Prozess ist bei einer automatisierten<br />
Montage nicht möglich.<br />
Das Lot fließt die Durchkontaktierung<br />
hinunter und landet auf der<br />
Rückseite der Platine. Das kann<br />
zu Kurzschlüssen auf der Rückseite,<br />
Teilen, die von der Vorderseite<br />
abfallen, oder Teilen, die einfach<br />
nicht mit allen Pads verbunden<br />
sind, führen.<br />
Wenn Sie die Handlöttechnik mit<br />
offenen Durchkontaktierungen verwendet<br />
haben, müssen Sie Ihre Leiterplatte<br />
ohne offene Durchkontaktierungen<br />
in den Pads neu auslöten,<br />
bevor Sie sie zur Herstellung<br />
schicken. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
17
Rund um die Leiterplatte<br />
Tipps für PCB-Entwickler – fertigungsgerechtes<br />
Design<br />
Das Festlegen der Außenkontur (Outline) einer Leiterplatte erscheint trivial, doch die Tücken stecken im Detail.<br />
angezeigt, so dass die genaue Ausrichtung<br />
anderer Merkmale in der<br />
Nähe des Umrisses willkürlich sein<br />
kann. Aus diesem Grund empfehle<br />
ich die dünnste Strichstärke, die<br />
man handhaben kann, oder eine,<br />
die zusätzliche Informationen liefert.<br />
Mit 0,5 mm Hub kann man z.B.<br />
einen Abstand von 0,25 mm von<br />
der Kante „sehen“, mit 0,8 mm den<br />
UL-Abstand von 0,4 mm und mit 0,9<br />
mm einen Abstand von 0,45 mm<br />
für mit V-Schnitt getrennte Leiterplatten.<br />
Es ist auch eine gute Idee,<br />
die Raster-, Ausricht- und Fangfunktionen<br />
des EDA-Werkzeugs<br />
zu verwenden, um sicherzustellen,<br />
dass die Features genau platziert<br />
werden.<br />
Aufgrund von Unklarheiten<br />
über die Herkunft richten einige<br />
EDA Tools beim Exportieren von<br />
Fertigungsdaten die Außenkontur<br />
nicht korrekt mit den restlichen<br />
Features der Leiterplatte aus. Das<br />
bedeutet, dass die exakte Platzierung<br />
für den Leiterplattenhersteller<br />
nicht eindeutig ist. Möglicherweise<br />
richtet der Hersteller die<br />
Linie nicht korrekt aus oder bittet<br />
den Designer sogar um eine<br />
Bestätigung der Änderungen. Als<br />
Hilfe empfehle ich, die Ausgabedateien<br />
mit einem Gerber-Viewer<br />
zu betrachten, der unabhängig vom<br />
normalen Designprozess ist, wie<br />
z.B. der kostenlose Gerber-Viewer<br />
von Ucamco. Außerdem empfehle<br />
Das EDA Tool hat die Außenkontur mit einer gestrichelten Linie<br />
(rot) definiert. Die Mitte dieser Linie wird als die eigentliche<br />
Leiterplattenkante angesehen. Normalerweise gibt es auch die<br />
Vorgabe, Kupfer in einem bestimmten Abstand von der Kante<br />
freizuhalten (lila). Zum Trennen der einzelnen Leiterplatte von einem<br />
Nutzen wird ein Router Bit verwendet<br />
Wer die folgenden Regeln beachtet,<br />
vermeidet spätere Probleme<br />
in der Leiterplattenfertigung und<br />
-bestückung.<br />
Autor:<br />
Saar Drimer,<br />
Elektronikentwickler und<br />
technischer Redakteur bei<br />
Eurocircuits,<br />
www.eurocircuits.de<br />
Die Außenkontur<br />
definiert die physikalische Grenze<br />
einer Leiterplatte und kann ein einfaches<br />
Rechteck oder eine aufwendige<br />
Form sein. Eurocircuits definiert<br />
eine Außenkontur in einem eigenen<br />
Layer des eigenen EDA Tools.<br />
Die Form soll durch eine geschlossene,<br />
sich nicht überschneidende<br />
Linie definiert werden, die normalerweise<br />
mit einer bestimmten Breite<br />
gestrichelt, aber ungefüllt dargestellt<br />
wird. Üblicherweise wird die<br />
Mitte dieser Strichstärke als tatsächlicher<br />
Umriss der Leiterplatte<br />
verwendet. Das klingt trivial, doch<br />
hier lauern die Fehler:<br />
Die Strichstärke<br />
ist nur dazu da, um die Form<br />
besser erkennen zu können. Ihre<br />
Mitte wird uns normalerweise nicht<br />
KiCAD (V5) kann so eingestellt werden, dass es mit seinem DRC auf<br />
Konturbrüche aufmerksam macht. Der rote Pfeil weist auf ein Problem<br />
hin. Das erste Bild zeigt, dass ein Bruch nicht zu sehen, aber bei<br />
näherer Betrachtung vorhanden ist. In diesem speziellen Fall wird der<br />
Eurocircuits Visualizer diese kleine Lücke erkennen und automatisch<br />
beheben<br />
18 3/<strong>2022</strong>
Rund um die Leiterplatte<br />
Ein Beispiel für eine saubere Bohrung links und eine Bohrung mit Ausbrüchen, verursacht durch einen<br />
stumpfen Bohrer rechts<br />
ich, wenn der Leiterplattenhersteller<br />
es zulässt, die nachbearbeiteten<br />
Designdateien zu überprüfen,<br />
bevor das Design für die Produktion<br />
freigegeben wird.<br />
Ein Umriss<br />
muss eine geschlossene Form<br />
sein. Nur manchmal fehlt ein Segment<br />
im Umriss. Wir können es entweder<br />
nicht sehen, weil die Lücke<br />
zu klein ist oder es wird von einem<br />
anderen Feature verdeckt. Es lohnt<br />
sich, darauf zu achten, dass die<br />
Design Rule Checker (DRCs) des<br />
EDA Tools diese Probleme erkennen.<br />
Oder man geht manuell über<br />
die Außenkontur: Hineinzoomen,<br />
um nach Anomalien zu suchen, wie<br />
z.B. Knicke und Stummel, die aufgrund<br />
des Betrachtungsmaßstabs<br />
verborgen sind!<br />
Andere Informationen<br />
schleichen sich manchmal in die<br />
Konturebene ein, entweder durch<br />
den Designer oder das EDA Tool.<br />
Diese Informationen sind dann in<br />
den Daten enthalten, die wir dem<br />
Leiterplattenhersteller liefern. Das<br />
kann zu einer Menge Verwirrung führen.<br />
Ich empfehle dringend, darauf<br />
zu achten, dass nur Außenkonturinformationen<br />
in den entsprechenden<br />
Layer aufgenommen werden. Wenn<br />
man dem Hersteller etwas mitteilen<br />
muss, dann sollte man das in<br />
der Mechanik- oder einer anderen<br />
Anwenderebene tun.<br />
Das Nutzentrennen<br />
nimmt bei den Überlegungen zur<br />
Leiterplattenfertigung mehr oder<br />
weniger Raum ein: Die einzelnen<br />
Leiterplatten werden in einem Nutzen<br />
gefertigt, der mehrere gleiche<br />
oder unterschiedliche Leiterplatten<br />
enthält, z.B. beim Pooling. Einzelne<br />
Leiterplatten werden mit einer<br />
Fräse, die entlang der Kontur fährt,<br />
aus dem Nutzen herausgeschnitten.<br />
Bei einem anderen Verfahren<br />
ritzen zwei scharfe Messer die<br />
Leiterplatte von beiden Seiten mit<br />
einem V-Schnitt ein und schneiden<br />
sie später aus dem Nutzen heraus.<br />
Beide Verfahren können auch kombiniert<br />
werden.<br />
Der V-Schnitt kann nur in geraden<br />
Linien erfolgen, die entweder par-<br />
allel oder senkrecht zu einer rechteckigen<br />
Leiterplatte verlaufen, und<br />
verbraucht sehr wenig Platz. Eine<br />
Oberfräse kann fast jede beliebige<br />
Form fräsen, allerdings „verschlingt“<br />
sie dabei den Durchmesser<br />
an Material. Beide Methoden<br />
erfordern scharfe und robuste Werkzeuge,<br />
die eine akzeptable Kante<br />
erzeugen, ohne die Leiterplatte zu<br />
beschädigen.<br />
Beim Nutzentrennen mit stumpfen<br />
Werkzeugen kann das Basismaterial<br />
ausbrechen und seine Stabilität<br />
verlieren. Die Fräser können auch<br />
Grate hinterlassen, winzige Materialreste<br />
an der Oberfläche oder<br />
Kante des Schnitts.<br />
Das Nutzentrennen ist einer der<br />
letzten Schritte der Leiterplattenherstellung.<br />
Für die Leiterplattenbestückung<br />
bleiben die Boards oft im<br />
Nutzen. Reststege fixieren die einzelnen<br />
Leiterplatten, wobei idealerweise<br />
so wenig Material wie möglich<br />
auf der Oberfläche der Kante<br />
verbleibt. Zum Vereinzeln der Leiterplatten<br />
können die Stege leicht<br />
abgebrochen werden.<br />
All dies muss von uns PCB-Designern<br />
berücksichtigt werden, um<br />
sicherzustellen, dass unsere Daten<br />
eindeutig sind, damit die gefertigten<br />
Leiterplatten so wenig Fehler<br />
wie möglich aufweisen.<br />
Beispiele für Stege, die Eurocircuits beim Nutzengestalten hinzufügt. Als ich diese Leiterplatte entwarf, bat<br />
ich darum, die Stege dort anzubringen, wo sie es für nötig halten. Ich wusste, dass die Experten beim<br />
Entwerfen und Platzieren der Stege einen viel besseren Job machen würden als ich<br />
3/<strong>2022</strong><br />
19
Rund um die Leiterplatte<br />
Um überschüssiges Material zu entfernen, das der Oberfräser in<br />
scharfen Winkeln hinterlässt, und ohne einen Bit mit kleinerem<br />
Durchmesser zu benötigen, kann man eine Bohrung setzen, um den<br />
Überschuss zu entfernen<br />
Der Nutzentrenner zum Vereinzeln<br />
der Leiterplatten hat eine<br />
bestimmte Genauigkeitstoleranz<br />
oder „Registrierung“, sodass wir<br />
einen Bereich mit einem bestimmten<br />
Abstand von der Außenkontur<br />
frei von Lötstoppmaske halten<br />
müssen. Dieser Abstand wird<br />
vom Leiterplattenhersteller und den<br />
Industriestandards festgelegt. Es<br />
ist gut, sich frühzeitig darüber zu<br />
informieren.<br />
Die am meisten verwendeten<br />
Fräsbohrer haben einen Durchmesser<br />
von 2 mm, was einen Eckenradius<br />
von 1 mm ergibt. Für kleinere<br />
Radien muss der Designer herausfinden,<br />
ob der Hersteller dazu in<br />
der Lage ist. In den meisten Fällen<br />
muss man diese Anforderung<br />
explizit angeben. Man kann diese<br />
Einschränkung umgehen und vielleicht<br />
auch höhere Kosten vermeiden,<br />
indem man eine Bohrung an<br />
der Ecke platzieren, um den Überstand<br />
wegzunehmen.<br />
Leiterplatte, die mit einem V-Schnitt-Verfahren aus dem Nutzen geritzt wurde. Typisch ist der geringe<br />
Materialverbrauch<br />
Edge-Launch-SMA-Steckverbinder reichen über den Rand der Leiterplatte und benötigen Platz für die<br />
Montage. Designer müssen aufpassen, dass der Bruchsteg nicht darunter liegt<br />
Über die Kante stehende<br />
Bauteile<br />
sind nur dann in Ordnung, solange<br />
sie nicht über einen Bruchsteg hängen.<br />
Denn das kann zu zwei unerwünschte<br />
Folgen haben:<br />
Erstens könnte das Bauteil nicht<br />
bündig mit der Leiterplatte abschließen,<br />
weil es durch den Steg nach<br />
oben gestützt wird. Beispiele sind<br />
Micro-USB-Stecker, die eine untere<br />
„Lippe“ haben, die unter die Oberfläche<br />
der Leiterplatte geht, und<br />
SMA-Stecker, die meist über die<br />
Kante hängen.<br />
Zweitens könnte das Abbrechen<br />
des Stegs das Bauteil anheben,<br />
seine Anschlüsse schwächen oder<br />
es sogar von der Leiterplatte abbrechen.<br />
Es ist fast immer eine gute<br />
Idee, den Hersteller zu fragen, ob<br />
er Haltestege mitliefert oder nicht,<br />
und ihn bitten, die Haltestege zu<br />
positionieren, weil er die Erfahrung<br />
und die Werkzeuge hat, um das am<br />
besten zu tun.<br />
Für die Kontrolle<br />
können Leiterplatten-Designer<br />
können den frei zugänglichen PCB<br />
Visualizer von Eurocircuits nutzen.<br />
Dieses Tool eignet sich auch als<br />
externer Gerber Viewer. Die Software<br />
weist auf falsch ausgerichtete<br />
oder unvollständige Konturen<br />
hin, wenn die Software diese nicht<br />
selbst sicher beheben kann. Designer<br />
können Fehler dann entweder<br />
innerhalb des Visualizers mit<br />
dem Outline Editor korrigieren oder<br />
neue Dateien hochladen.<br />
Außerdem misst das Tool und<br />
meldet alle Probleme mit Pads<br />
oder Leiterbahnen, die zu nah am<br />
Rand der Leiterplatte liegen. Wenn<br />
andere Kupferbereiche vom Rand<br />
abgezogen werden, um die Spezifikation<br />
zu erfüllen, und dadurch<br />
ein offenes Netz entsteht, wird das<br />
ebenfalls gemeldet.<br />
Designer fügen manchmal den<br />
Umriss in jede Ebene ein, die zum<br />
Leiterplattenhersteller gesendet wird.<br />
Das war früher eine gute Idee, um<br />
Dinge auszurichten. Jetzt behindert<br />
es den Fertiger, weil der Umriss aus<br />
jeder Ebene entfernt werden muss.<br />
Das kann zu Unklarheiten führen.<br />
PCB-Designer sollten den Umriss<br />
nur in einer einzigen Datei haben<br />
und auch sicherstellen, dass Ausrichtung,<br />
Spiegelung, Registrierung<br />
und Offsets aller Dateien im Satz<br />
ebenfalls korrekt sind. ◄<br />
20 3/<strong>2022</strong>
Rund um die Leiterplatte<br />
Bewältigung der Herausforderungen beim<br />
modernen PCB Layout<br />
Die zunehmende Miniaturisierung und Komplexität der PCBs ergibt eine ganze Reihe von Herausforderungen für<br />
die Designer. Mit guter Software sind diese überwindbar.<br />
Autor:<br />
Mark Forbes<br />
Director of Marketing Contest<br />
Altium Europe GmbH<br />
www.altium.com<br />
3/<strong>2022</strong><br />
„Liebling, ich habe die Kinder<br />
geschrumpft.“ „Die Welt ist ja so<br />
klein.“ Für Disney-Fans sind das<br />
wohlbekannte Filmzitate – aber<br />
sie könnten auch die stetige Miniaturisierung<br />
des Platinen-Designs<br />
(PCB) beschreiben. Sehen Sie sich<br />
die folgende Statistik an [1]:<br />
• Die Platinenfläche ist relativ konstant<br />
geblieben, während sich die<br />
Anzahl der Leiterbahnen pro Flächeneinheit<br />
in den vergangenen<br />
zehn Jahren verdreifacht hat.<br />
• Die durchschnittliche Anzahl der<br />
Bauteile hat sich in 15 Jahren vervierfacht,<br />
während die Zahl der<br />
Anschlüsse pro Bauteil um den<br />
Faktor 4 bis 5 geringer wurde.<br />
• Die Anzahl der Pins in einem<br />
Design hat sich verdreifacht und<br />
die Anzahl der Verbindungen von<br />
Pin zu Pin ist auf das Doppelte<br />
angestiegen.<br />
Zunehmende Miniaturisierung<br />
und Komplexität<br />
Da die Bauteile und fertigen Produkte<br />
kleiner geworden sind, sind<br />
die PCB-Layouts wesentlicher dichter<br />
und komplexer. Die zunehmende<br />
Miniaturisierung und Komplexität<br />
der PCBs ergibt eine ganze Reihe<br />
von Herausforderungen für die Designer,<br />
die dafür verantwortlich sind,<br />
dass alles passt und zuverlässig<br />
funktioniert. Eine Umfrage ergab,<br />
dass 53% der Elektronikfirmen die<br />
steigende Komplexität der PCBs<br />
als größte Herausforderung bei<br />
der schnelleren und kostengünstigeren<br />
Entwicklung eines wettbewerbsfähigen<br />
Produkts sehen [2].<br />
Zu den häufigsten Schwierigkeiten<br />
beim PCB Layout gehören:<br />
• Routing von BGAs mit hoher<br />
Pin-Anzahl<br />
• Design flexibler PCBs, die in<br />
kleine Produkte mit unregelmäßiger<br />
Form passen<br />
• steigende PCB-Layout-Dichte<br />
bei gleichbleibender Lagenzahl<br />
• Vermeidung von Spannungsabfällen<br />
bei komplexen, mehrlagigen<br />
PCB Designs<br />
• Gewährleistung effektiver ECAD-<br />
MCAD-Integration und besserer<br />
Kommunikation mit den Herstellern<br />
• Einbindung ausreichend vieler<br />
Testpunkte in ein dichtes, komplexes<br />
PCB<br />
All diese Herausforderungen lassen<br />
sich mit einem hochmodernen<br />
und einheitlichen Software-Paket für<br />
das PCB Layout leichter bewältigen.<br />
Herausforderungen beim BGA<br />
Routing<br />
BGAs sind eine übliche Methode<br />
zum Verpacken von PCBs und ICs,<br />
die viele Pins enthalten oder extrem<br />
dicht bestückt sind. PCB Designer<br />
wählen BGAs, weil sie kosteneffizient<br />
sind und dabei immer noch<br />
die nötige Flexibilität bieten können,<br />
um die Miniaturisierungs- und<br />
Bild 1: Das Routing eines großen BGA kann viel Zeit in Anspruch<br />
nehmen; Software-Werkzeuge für das PCB Layout, die ein<br />
automatisiertes BGA Breakout bieten, können den Zeitaufwand von<br />
Tagen auf Minuten reduzieren © Engenious Designs<br />
21
Rund um die Leiterplatte<br />
Bild 2: Diese Bluetooth-Schaltung im Rigid-Flex-Design passt in den<br />
Steckverbinder eines selbstkauterisierenden Skalpells<br />
© Engenious Designs<br />
Funktionsanforderungen zu erfüllen.<br />
Das Problem besteht darin,<br />
dass bei mehr Pins und kleineren<br />
Abständen der sogenannte<br />
BGA Breakout – das Routing der<br />
BGAs – immer schwieriger wird.<br />
Ineffizientes Routing kann zusätzliche<br />
Lagen erfordern, die dann die<br />
Kosten in die Höhe treiben und zu<br />
Problemen mit der Signalintegrität,<br />
der Schichtablösung und den Querschnittsverhältnissen<br />
der Durchkontaktierungen<br />
führen können.<br />
Insbesondere BGAs mit über 1500<br />
Pins stellen im Routing eine einzigartige<br />
Herausforderung dar (Bild 1).<br />
Üblicherweise gliedert sich das<br />
Routing in zwei Schritte. Zuerst<br />
muss der Designer die BGA Pads<br />
an der Oberfläche mit den inneren<br />
Lagen des PCBs verbinden, also<br />
den Fan-out einrichten. Dann muss<br />
der Designer von diesen innenliegenden<br />
Durchkontaktierungen Verbindungen<br />
zu den übrigen Bauteilen<br />
auf dem PCB herstellen. Oft<br />
entscheidet allein das Routing aus<br />
einem großen BGA darüber, wie<br />
viele Lagen für das Routing erforderlich<br />
sind.<br />
Wenn das BGA Breakout manuell<br />
erfolgt, kann man mehrere Tage<br />
dafür benötigen – PCB Layout Software<br />
dagegen kann dabei helfen,<br />
diesen Prozess zu automatisieren,<br />
was die Routing-Zeit auf wenige<br />
Minuten reduziert.<br />
Neben dem Autorouting kann<br />
auch das HDI-Verfahren (High Density<br />
Interconnect) zur Lösung von<br />
Problemen mit dem BGA Routing<br />
beitragen.<br />
Wo soll das PCB hineinpassen?<br />
Mit dem Aufkommen von Wearables<br />
und dem Einzug der Elektronik<br />
in praktisch jede erdenkliche<br />
Branche müssen PCBs inzwischen<br />
oft rund oder unregelmäßig<br />
geformt sein und in verschiedenste<br />
Gehäuse passen (Bild 2). Hier haben<br />
sich die PCB Layout Designer kluge<br />
Platzierungs- und Routing-Verfahren<br />
überlegt, von denen das sogenannte<br />
Ridig-Flex-Design am praktischsten<br />
ist.<br />
Rigid-Flex-Platinen sind traditionelle,<br />
feste PCBs, die mit einer<br />
biegsamen Platine verbunden sind,<br />
welche sich platzsparend falten<br />
oder durch kleine Öffnungen einführen<br />
lässt.<br />
Bei der Entwicklung einer Rigid-<br />
Flex-Platine müssen Designer mehrere<br />
Bereiche berücksichtigen,<br />
in denen es zu Problemen kommen<br />
kann. Zum Beispiel müssen<br />
die Biegestellen präzise angelegt<br />
sein, damit die Platinen ordentlich<br />
ausgerichtet werden können, ohne<br />
die Verbindungspunkte zu belasten,<br />
und der Lagenaufbau muss unter<br />
Berücksichtigung dieser Biegestellen<br />
gestaltet werden.<br />
Bisher nutzten PCB Designer<br />
Papiermodelle, um Rigid-Flex-Designs<br />
zu simulieren und zu testen.<br />
Inzwischen erzeugt führende PCB<br />
Layout Software 3D-Modelle von<br />
Rigid-Flex-Baugruppen – auch in<br />
unregelmäßigen Formen – was ein<br />
schnelleres Design ermöglicht und<br />
die Präzision erheblich verbessert.<br />
Mehr Komplexität auf<br />
kleinerem Raum<br />
Neben dem Autorouting ist eine<br />
Möglichkeit, die Dichte von PCBs<br />
ohne mehr Lagen zu erhöhen,<br />
das HDI-Verfahren – einer Layout-Methode,<br />
bei der feinste Leiterbahnen<br />
sowie Sacklöcher, vergrabene<br />
Durchkontaktierungen<br />
und Microvias zum Einsatz kommen<br />
(Bild 3). HDI kann bei ordentlichem<br />
Design für niedrigere Kosten<br />
mit mehr Leistung sorgen [3].<br />
HDI bietet mehrere flexible Optionen<br />
für die Routing-Topologie und das<br />
PCB Layout. Obwohl das HDI-Verfahren<br />
einige Routing- und Dichteprobleme<br />
löst, bringt es aber ganz<br />
eigene Stolpersteine mit, darunter<br />
[4]:<br />
• eingeschränkter Arbeitsbereich<br />
auf der Platine<br />
• kleinere Bauteile und engere<br />
Abstände<br />
• mehr Bauteile auf beiden Seiten<br />
des PCBs<br />
• längere Leiterbahnen, daher längere<br />
Signallaufzeiten<br />
• Mehr Leiterbahnen werden benötigt,<br />
um die Platine zu vervollständigen.<br />
PCB Designer können sich von<br />
PCB Layout Software bei der Lösung<br />
dieser Probleme helfen lassen und<br />
sogar die Zahl der benötigten Lagen<br />
reduzieren.<br />
Schutz vor Spannungsabfällen<br />
Frühe PCBs wiesen ein recht<br />
simples Stromversorgungsnetz<br />
(PDN) auf, das aus einer großen<br />
Massefläche und einer Stromversorgungsfläche<br />
auf den Innenlagen<br />
bestand. Vorteilhaft an solchen Designs<br />
ist, dass die Masseverbindung<br />
von geringer Impedanz ist und die<br />
große Menge Kupfer ausreichend<br />
Strom für alle ICs liefern kann. Aber<br />
moderne PCBs sind nicht so einfach.<br />
Oft benötigt sogar ein einziges<br />
IC mehrere Spannungen, sodass<br />
mehrere Masse- und Stromversorgungsflächen<br />
erforderlich sind. Das<br />
schafft viele potentielle Probleme,<br />
wie zum Beispiel thermische Probleme<br />
oder Schichtablösung durch<br />
die schmälere Stromversorgungsfläche<br />
(wodurch die Stromdichte steigt)<br />
sowie elektromagnetische Interferenzen<br />
durch Unterbrechungen in<br />
der Massefläche.<br />
Am wichtigsten jedoch ist, dass<br />
die Stromversorgungsfläche infolge<br />
der Unterbrechungen weniger Kupfer<br />
enthält, was die Stromtragfähigkeit<br />
zwangsläufig verringert.<br />
Wenn der Strom beim Schalten<br />
seinen Maximalwert erreicht, kann<br />
bei einem unzureichenden Design<br />
möglicherweise nicht genug Strom<br />
bereitgestellt werden, was dann zu<br />
einem Spannungsabfall am IC führt<br />
(Bild 4). Unzureichende Spannung<br />
verursacht Fehlfunktionen, die in<br />
bestimmten Fällen katastrophale Folgen<br />
haben können. Um die Sache<br />
noch komplizierter zu machen, treten<br />
solche Spannungsabfälle oft sporadisch<br />
auf, d.h. nur unter bestimmten<br />
Schaltbedingungen. Sie lassen<br />
sich deshalb mit manuellen Verfahren<br />
nur sehr schwer prüfen oder diagnostizieren.<br />
Glücklicherweise kann ein gutes<br />
Software-Paket für das PCB Layout<br />
eine PDN-Analyse durchführen,<br />
manchmal auch IR-Analyse oder<br />
PI-DC-Simulation (Power Integrity<br />
DC) genannt. Dabei werden die Flächen,<br />
Leiterbahnen und Durchkontaktierungen<br />
auf der Platine daraufhin<br />
geprüft, ob sie von ihrer Dimen-<br />
Bild 3: Beispiel eines HDI-Modells für große, dicht bestückte Platinen<br />
mit mehreren BGAs und mit vielen Pins<br />
22 3/<strong>2022</strong>
Rund um die Leiterplatte<br />
sionierung und ihren Spezifikationen<br />
her für die Leistungsaufnahme der<br />
Bauelemente auf der Platine ausreichend<br />
sind.<br />
Durch die Ermittlung der Design-<br />
Bereiche, die mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
problematische Spannungsabfälle<br />
verursachen werden, gibt<br />
eine solche Analyse den Designern<br />
die Möglichkeit, zuverlässige<br />
und gleichzeitig effiziente PCB Designs<br />
zu entwerfen.<br />
Kommunikation und<br />
Zusammenarbeit verbessern<br />
Viel zu oft arbeiten Elektronikund<br />
Mechanik-Ingenieure isoliert<br />
voneinander. Dieser Mangel kann<br />
zu Designs führen, die ihre Fristen<br />
nicht einhalten. Und selbst nach<br />
Abschluss eines Designs kann es<br />
bei seiner Übergabe an den Hersteller<br />
zu Frustrationen und Ungenauigkeiten<br />
kommen, was die Kosten und<br />
die Entwicklungszeit weiter erhöht.<br />
Gute PCB Layout Software löst<br />
die Herausforderungen der ECAD-<br />
MCAD-Integration folgendermaßen:<br />
• nahtlose Integration von mechanischen<br />
Design-Arbeitsabläufen<br />
in das Elektronik-Entwicklungswerkzeug<br />
• Informationen zum Projekt-<br />
Management werden bereichsübergreifend<br />
geteilt.<br />
• 3D-Visualisierung des PCB<br />
Designs<br />
• Unterstützung von Echtzeit-Kollisionsprüfungen<br />
für Bauteile und<br />
mechanische Gehäuse<br />
• virtuelle Prototypen komplexer<br />
Design-Elemente (z.B. von Rigid-<br />
Flex-Abschnitten)<br />
Solche Funktionen verhindern<br />
Kommunikationsprobleme und sorgen<br />
dafür, dass die Designs im Zeitund<br />
Kostenrahmen bleiben.<br />
Nach Abschluss des Designs ist<br />
es jedoch genauso wichtig, dass die<br />
PCB Layout Software das Erstellen<br />
der Dokumentation unterstützt,<br />
die dem Hersteller genau zeigt,<br />
was gewünscht wird. Zum Beispiel<br />
muss der Hersteller wissen, wie<br />
sich das PCB und die Bauteile in<br />
das Gesamt-Design des Produkts<br />
einfügen und welche Bauteile er<br />
dafür vorrätig haben muss. Das<br />
lässt sich am besten mit 3D-Drucken<br />
und Videos bewerkstelligen,<br />
die komplexe Einzelheiten des Designs<br />
verständlich kommunizieren.<br />
Da sich der Platz auf den PCBs<br />
durch die wachsende Bauteildichte<br />
3/<strong>2022</strong><br />
und Miniaturisierung weiter verringert,<br />
werden sie immer empfindlicher<br />
gegen Jitter, Übersprechen<br />
und elektromagnetische Interferenzen.<br />
Das bedeutet, dass das<br />
Testen des PCB wichtiger denn je<br />
ist; ironischerweise bedeutet es aber<br />
auch, dass der verfügbare Platz für<br />
Testpunkte minimiert wird. PCB<br />
Layout Designer können die PCB<br />
Layout Software für das Design for<br />
Test (prüfgerechtes Design) nutzen.<br />
Dabei werden Kontaktpunkte<br />
für Flying Probes eingebaut (Bild 5).<br />
Dichte PCB Layouts für hochfrequente<br />
Signale machen es oft<br />
schwer, auf der Leiterplatte Platz<br />
für Testpunkte zu reservieren.<br />
PCBs, die dem Hersteller keine<br />
wichtigen Zugangspunkte bieten,<br />
laufen Gefahr, dass die Testüberdeckung<br />
auf 30% oder noch weniger<br />
sinkt und wichtige Prüfschritte<br />
übergangen werden. Bei ausreichender<br />
Probing-Überdeckung<br />
sollten 70 bis 80 Prozent der Platine<br />
für Tests zugänglich sein [5].<br />
Folgende Verfahren können dabei<br />
helfen, zusätzlichen Platz für Testpunkte<br />
zu schaffen [6]:<br />
• einen Streifen der Lötmaske am<br />
Ende des Bauteil-Pads freilassen<br />
• nicht das gesamte Durchkontaktierungs-Pad<br />
mit der Lötmaske<br />
bedecken<br />
• nur den freiliegenden Kupferabschnitt<br />
als Punkt für eine Test-<br />
Probe verwenden<br />
Durchgängiges Software-Paket<br />
sichert Wettbewerbsvorteil<br />
Fortschritte in der PCB-Technologie<br />
sind ein zweischneidiges<br />
Schwert. Sie haben die Leistung und<br />
den Anwendungsbereich der Elektronik<br />
vergrößert. Sie haben aber<br />
auch das PCB Layout erschwert<br />
und das Risiko längerer Markteinführungszeiten<br />
und höherer Produktkosten<br />
erhöht. Designer können diesen<br />
Risiken mit einem einheitlichen<br />
Software-Paket für das PCB Layout<br />
begegnen, das die nötige Automatisierung<br />
für eine schnelle und<br />
budgetgerechte Produktentwicklung<br />
bietet. Weitere Vorteile durch<br />
die Benutzung einer einheitlichen<br />
PCB Layout Software sind die einheitliche<br />
Benutzeroberfläche für<br />
Design, Test, Projekt-Management<br />
und Zusammenarbeit. Hinzu kommen<br />
ein zentraler Datenbestand für<br />
mehr Präzision und Sicherheit und<br />
gesteigerte Effizienz, da alle PCB-<br />
Bild 4: Obwohl jede dieser Kupferformen einen relativ geringen Widerstand<br />
von nur 0,25 Ohm aufweist, verursachen sie am Verbraucher<br />
einen Spannungsabfall von 5 auf 4,5 V<br />
Design-Aufgaben in einer einheitlichen,<br />
konsistenten Umgebung ausgeführt<br />
werden.<br />
Referenzen<br />
[1] „Overcoming increasing PCB<br />
complexity with automation“ (Wachsende<br />
PCB-Komplexität mit Automatisierung<br />
bewältigen), www.techdesignforums.com/practice/technique/<br />
overcoming-increasing-pcb-complexity-with-automation/<br />
[2] „Why PCB Design Matters<br />
to the Executive” (Wieso das<br />
PCB-Design auch Führungskräfte<br />
angeht), www.techdesignforums.<br />
com/pcb/files/2011/05/mentorpaper_56786_pdf.pdf<br />
[3] „BGA Breakouts and Routing:<br />
Second Edition” (BGA-Breakouts<br />
und Routing: 2. Auflage), www.aetpcb.com/aet/net_resources/help/<br />
BGA_Breakouts_and_Routing.pdf<br />
[4] „How to Pack More Complexity<br />
into a Smaller Footprint Using HDI”<br />
(Wie man mit HDI mehr Komplexität<br />
auf weniger Fläche unterbringt),<br />
www.altium.com/blog/pack-morecomplexity-hdi-design<br />
[5] Faisal Ahmed. „Overlooking<br />
Design-for-test Can Lead to Costly<br />
PCB Design Rework” (Vernachlässigung<br />
des Design for Test kann zu<br />
teurer PCB-Nacharbeit führen). N.p.,<br />
2. Juni 2014. Web. 20. September<br />
2016, www.embedded.com/design/<br />
debug-and-optimization/4430502/<br />
Overlooking-design-for-test-canlead-to-costly-PCB-design-rework<br />
[6] „Bugging Out - How to Minimize<br />
Your Embedded Design Debug<br />
Phase” (Bugging Out – Wie Sie die<br />
Debug-Phase Ihres Embedded-<br />
Designs minimieren), www.altium.<br />
com/blog/bugging-out-how-minimize-your-embedded-design<br />
debugphase.<br />
◄<br />
Bild 5: Es ist wichtig, beim Design das Prüfen zu berücksichtigen und<br />
ausreichend Testpunkte im PCB Layout bereitzustellen. Die richtige<br />
PCB Layout Software kann beim schnellen und einfachen Design for<br />
Test helfen<br />
23
Produktion<br />
Chip-Mangel hemmt auch deutsche<br />
Forschungsprojekte<br />
Ob und wie man versuchen kann, elektronische Bauteile in ausreichender Zahl trotz aktueller Lieferengpässe zur<br />
Verfügung zu stellen, skizziert dieser Artikel.<br />
Bild 1: Unternehmen streiten aktuell um elektronische Bauteile<br />
Autor:<br />
Dipl.-Ing. Thomas Kuhn<br />
Assistent der Geschäftsleitung<br />
HTV Halbleiter-Test &<br />
Vertriebs-GmbH<br />
www.htv-gmbh.de<br />
Im täglichen Leben werden Menschen<br />
künftig noch mehr elektronischen<br />
Bauteilen vertrauen müssen,<br />
die beispielsweise in selbstfahrenden<br />
Autos, Service-Robotern<br />
oder unseren alltäglichen elektronischen<br />
Systemen und Geräten zum<br />
Einsatz kommen. Zusätzlich wird<br />
im IoT eine steigende Anzahl von<br />
Geräten miteinander vernetzt, die<br />
wiederum hard- und software-seitig<br />
immer mehr angreifbare Schwachstellen<br />
aufweisen.<br />
© Nuthawut – stock.adobe.com<br />
Das Projekt VE-SAFE<br />
Das diesem Bericht zugrundeliegende<br />
Vorhaben „Verhinderung<br />
von Angriffen auf Elektroniksysteme<br />
durch innovative Multi-Sensorik“<br />
(VE-SAFE)“ wird mit Mitteln<br />
des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung unter dem<br />
Förderkennzeichen 16ME0236K<br />
vom 1.3.2021 bis 29.2.2024 gefördert.<br />
Die Verantwortung für den<br />
Inhalt dieser Veröffentlichung liegt<br />
bei den Autoren. Im Vorhaben wird<br />
eine Überwachungselektronik entwickelt,<br />
die zusammen mit einer<br />
bislang ungeschützten Kundenelektronik<br />
in einer Leiterplatte verpresst<br />
wird. Die Überwachungselektronik<br />
ist anschließend in der<br />
Lage, mögliche Angriffe auf die<br />
Hardware (Kundenelektronik) des<br />
jeweiligen elektronischen Gerätes<br />
zu erkennen und passende Gegenmaßnahmen<br />
einzuleiten. Hersteller<br />
elektronischer Geräte sollen durch<br />
diese zusätzliche adaptierbare Sensorhülle<br />
zukünftig in der Lage sein,<br />
das Sicherheitsniveau ihrer elektronischen<br />
Baugruppen im Bereich der<br />
Hardwaresicherheit (bzw. Hardware<br />
Security) komfortabel und kostengünstig<br />
zu erhöhen.<br />
Die HTV Halbleiter-Test & Vertriebs-GmbH<br />
führt das Verbundvorhaben<br />
zusammen mit dem<br />
Fraunhofer IZM und der Jenaer<br />
Leiterplatten GmbH durch. Dabei<br />
obliegt HTV eine Obsoleszenzanalyse<br />
der benötigen elektronischen<br />
Bauteile, um diese in ausreichender<br />
Zahl trotz aktueller Lieferengpässe<br />
im Halbleitermarkt zur Verfügung<br />
zu stellen. Lieferschwierigkeiten<br />
wurden analysiert und Lösungsansätze<br />
realisiert.<br />
Erste Überlegungen<br />
Einkäufer stehen aktuell vor<br />
großen Herausforderungen bei<br />
der Beschaffung dringend benötigter<br />
elektronischer Bauteile bzw.<br />
Halbleiter. Der Halbleitermangel<br />
beschäftigt weltweit nahezu alle<br />
Industriezweige. Lange Lieferzeiten<br />
und erhöhte Preise sind die Folge.<br />
Eine wirkliche Entspannung ist in<br />
<strong>2022</strong> nicht in Sicht. In einigen Fällen<br />
kommt es sogar vor, dass bereits<br />
zugesagte Preise nachverhandelt<br />
oder bereits bestätigte Aufträge an<br />
besser zahlende Unternehmen vergeben<br />
werden (vgl. Bild 1). Preise<br />
und Lieferzeiten sind für langfristige<br />
Projekte aktuell schwer kalkulierbar.<br />
Der Halbleitermangel führt bei<br />
einigen Unternehmen zu einem<br />
Produktionsrückgang oder sogar<br />
Produktionsstopp. In der Automobilbranche<br />
kommt es z.B. dazu,<br />
dass einige Fahrzeuge nur mit<br />
großen Lieferverzögerungen oder<br />
mit einer abweichenden Ausstattung<br />
(z.B. analoges Tachometer<br />
statt digitaler Version) ausgeliefert<br />
werden [5]. Im Anlagenbau werden<br />
Anlagen teilweise ohne Steuerungstechnik<br />
beim Kunden aufgebaut und<br />
können erst nach Wochen in Betrieb<br />
genommen werden, wenn die elektronischen<br />
Steuereinheiten verzögert<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Die weltweite Knappheit von Halbleiterbauelementen<br />
wird unter anderem<br />
derzeitig durch die folgenden<br />
Faktoren verursacht.<br />
Hohe Nachfrage<br />
Die Digitalisierung und damit<br />
ein wachsender Bedarf an elektronischen<br />
Bauelementen hält in allen<br />
Bereichen des Lebens Einzug. Da<br />
elektronische Bauteile häufig aus<br />
Halbleitermaterialien gefertigt werden,<br />
verzeichnet die Halbleiterbranche<br />
große Wachstumsraten. Die<br />
World Semiconductor Trade Statistics<br />
(WSTS) hatte daher Ende<br />
November 2021 prognostiziert,<br />
dass der weltweite Halbleitermarkt<br />
im Jahr 2021 um 25,6% und im Jahr<br />
<strong>2022</strong> weiter um 8,8% wachsen wird<br />
[9]. Trotz des steigenden Angebots<br />
kann die gegenwärtige Nachfrage<br />
nicht gedeckt werden und ein großer<br />
Mangel an elektronischen Bauteilen<br />
ist die Folge.<br />
24 3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
Bild 2: Beispiele zu Firmen die im PLD-Markt tätig waren oder noch tätig sind<br />
Geopolitische Spannungen und<br />
Kriege<br />
Geopolitische Spannungen zwischen<br />
USA und China, aber auch<br />
die Ukraine-Krise <strong>2022</strong> und damit<br />
verbundene Handelsbeschränkungen,<br />
wie z. B. die ITAR-Regeln<br />
(International Traffic in Arms Regulations),<br />
führen zu Beschränkungen<br />
der weltweiten Lieferketten im Halbleitermarkt<br />
(vgl. [3] und [8]). Arbeitsgruppen<br />
aus Verbänden der Halbleiterindustrie<br />
versuchen dem entgegen<br />
zu wirken [7]. Distributoren<br />
elektronischer Bauteile bringen bei<br />
der Bauteilsuche z.B. folgenden Hinweis:<br />
„Die Lieferung in die Ukraine<br />
sowie nach Russland und Weißrussland<br />
wurden aufgrund der jüngsten<br />
Ereignisse in der Region gestoppt.“<br />
(Stand: 7.3.<strong>2022</strong>)<br />
Extreme Wetterbedingungen<br />
Extreme Wetterbedingungen<br />
(z.B. ungewöhnlich starke Kälte und<br />
Schneefälle) führten 2021 im USamerikanischen<br />
Texas zu einem<br />
Aufruf an die Chip-Produktionsstätten<br />
von Samsung, NXP und<br />
Infineon deren Betrieb einzustellen,<br />
um einer drohenden Überlastung<br />
des Stromnetzes entgegenzuwirken<br />
[6].<br />
Erdbeben und Brände<br />
Der weltweit größte Hersteller von<br />
Silizium-Wafern in Japan, Shin Etsu,<br />
musste am 14.2.2021 aufgrund eines<br />
Erdbebens der Stärke 7,3 in Japan<br />
die Produktion herunterfahren [6].<br />
Brände in einer Fabrik in Taiwan,<br />
die dringend benötigte Chip-Träger<br />
produziert, führten zu einem Chip-<br />
Produktionsausfall bei großen Halbleiterfirmen,<br />
wie z.B. dem führenden<br />
FPGA-Hersteller Xilinx [6].<br />
Pandemie<br />
Durch die Corona-Pandemie wurden<br />
weltweit Lieferketten durch Lockdown-Maßnahmen<br />
oder Arbeitsverbote<br />
empfindlich gestört. Hochseehäfen<br />
wurden z.T. wochenlang<br />
geschlossen und Produktionen<br />
gedrosselt. Dies führte zu längeren<br />
Lieferzeiten und höheren Preisen<br />
auf dem Halbleitermarkt [2].<br />
Mangel bzw. Rationierung von<br />
Energie<br />
In China kam es 2021 zur Rationierung<br />
von elektrischer Energie.<br />
Unternehmen waren hierdurch<br />
gezwungen ihre Produktion herunterzufahren.<br />
Als Grund wurden<br />
die gestiegenen Kosten für Kohle<br />
genannt, die auf die<br />
Nutzer aufgrund strenger Regulierungen<br />
nicht weitergegeben werden<br />
durften und so zu einer Reduktion<br />
der Stromproduktion führten [1].<br />
Obsoleszenz<br />
Ein elektronisches Bauteil gilt<br />
dann als obsolet, wenn es nicht<br />
mehr nach der originalen Spezifikation<br />
beim Originalhersteller hergestellt<br />
wird. Ein Blick in den Halbleitermarkt<br />
im Bereich der programmierbaren<br />
logischen Schaltungen (Programmable<br />
Logic Device, PLD), zu<br />
denen u.a. die häufig eingesetzten<br />
FPGAs (Field Programmable Gate<br />
Array) gehören, zeigt, dass viel der<br />
in der Vergangenheit gegründeten<br />
Firmen heute nicht mehr am Markt<br />
vertreten sind. Selbst die beiden<br />
größten FPGA-Hersteller Xilinx und<br />
Altera wurden in den letzten Jahren<br />
von AMD und Intel aufgekauft<br />
(vgl. rote Pfeile in Bild 2). Die beiden<br />
Prozessorhersteller benötigten<br />
die FPGA-Technologie dringend für<br />
eine zusätzliche Beschleunigung<br />
ihrer Prozessoren.<br />
Um die Versorgungssicherheit<br />
bei den benötigten elektronischen<br />
Komponenten für das Forschungsprojekt<br />
VE-SAFE sicherzustellen,<br />
wurden eine Obsoleszenzanalyse<br />
der Stückliste (Bill<br />
of Materials, BOM) mit dem Life<br />
Cycle Management Tool der Firma<br />
Amsys bei HTV durchgeführt [4].<br />
Diese Datenbankanwendung prüft<br />
in internationalen Bauteildatenbanken<br />
den Obsoleszenz-Status<br />
elektronischer Bauteile und ist in<br />
der Lage alternative elektronische<br />
Bauteile bei Bedarf vorzuschlagen.<br />
Für die Bauteilsuche wird<br />
dabei die exakte MPN (manufacturer<br />
part number) und der Herstellername<br />
benötigt.<br />
Die Datenbank zeigte im Jahr<br />
2021 keine Anzeichen für Obsoleszenz<br />
oder eine Bauteilverknappung<br />
bei den geplanten elektronischen<br />
Bauteilen für die nächsten<br />
vier Jahre (Bilder 3 und 4).<br />
Aufgrund der aktuellen Herausforderungen<br />
am Halbleitermarkt<br />
wurde zu Beginn des Forschungsprojektes<br />
beschlossen, die benötigten<br />
Bauteile bereits im Jahr 2021<br />
in ausreichender Höhe zu beschaffen,<br />
um deren Verfügbarkeit über<br />
den gesamten Projektverlauf hinweg<br />
sicherstellen zu können.<br />
Bild 3: Stücklisten-Obsoleszenzanalyse elektronischer Bauteile im Forschungsprojekt VE-SAFE<br />
3/<strong>2022</strong><br />
25
Produktion<br />
Bild 4: Daten zu einem elektronischen Bauteil im Life Cycle Management Tool<br />
Da im Forschungsprojekt VE-<br />
SAFE zu Beginn des Jahres 2021<br />
nicht alle über den Projektverlauf<br />
benötigten Bauteile bekannt<br />
waren, konnte nur ein Teil der benötigten<br />
Bauteile bestellt und eingelagert<br />
werden.<br />
Im März <strong>2022</strong> war die zeitnahe<br />
Lieferbarkeit der zusätzlich benötigten<br />
elektronischen Bauteile nicht<br />
mehr gegeben. Bei allen großen<br />
Distributoren elektronischer Bauteile<br />
lag die Lieferzeit bei mehr als<br />
72 Wochen oder konnte z.T. nur<br />
geschätzt werden (vgl. Tabelle 1).<br />
Im Forschungsprojekt wird daher<br />
eine Recycling-Ansatz zur Bauteilbeschaffung<br />
verfolgt. Bei diesem<br />
werden benötigte Bauteile<br />
von bereits bestückten Baugruppen<br />
durch ein spezielles Rework-<br />
Verfahren entlötet, gereinigt und<br />
anschließend auf die Rohleiterplatten<br />
der Prototypen des Forschungsprojektes<br />
aufgebracht. Durch dieses<br />
Vorgehen hoffen die Verbundpartner<br />
von VE-SAFE, das Forschungsprojekt<br />
fristgerecht durchführen<br />
zu können.<br />
Zusammenfassung<br />
Einkäufer stehen aktuell vor großen<br />
Herausforderungen bei der Beschaffung<br />
dringend benötigter elektronischer<br />
Bauteile bzw. Halbleiter. Viele<br />
Komponenten sind von langen Lieferzeiten<br />
und erhöhten Preisen betroffen.<br />
Kosten und Termine werden dadurch<br />
z.T. schwer kalkulierbar.<br />
Der aktuelle weltweite Halbleitermangel<br />
hatten nicht nur Auswirkungen<br />
auf viele Industriezweige,<br />
auch Forschungsprojekte können<br />
davon betroffen sein.<br />
Durch eine Stücklisten-Obsoleszenzanalyse<br />
kann sichergestellt<br />
werden, dass für die Prototypen<br />
eines Forschungsprojektes<br />
keine obsoleten Bauteile ausgewählt<br />
werden. Eine Chip-Knappheit<br />
kann aber nie zu 100% ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Daher sollten Forschungsprojekte<br />
den Bauteilbedarf frühestmöglich<br />
ermitteln und die Bauteile anschließend<br />
bestellen und einlagern. HTV<br />
verwendet für die Einlagerung das<br />
TAB-Langzeitlagerungsverfahren.<br />
Für elektronische Bauteile, die<br />
inakzeptabel lange Lieferzeiten aufweisen,<br />
sollte geprüft werden, ob<br />
diese durch einen Recycling-Prozess<br />
von einer bestehenden Baugruppe<br />
entlötet werden können. Im<br />
Forschungsprojekt VE-SAFE verwendet<br />
HTV dafür einen speziellen<br />
Rework-Prozess.<br />
Quellen<br />
[1] Dana Heide: China stellt Unternehmen<br />
den Strom ab – auch deutsche<br />
Firmen leiden, www.handelsblatt.com/politik/international/energieversorgung-china-stellt-unternehmen-den-strom-ab-auch-<br />
deutsche-firmen-leiden/27721118.html,<br />
20.10.2021<br />
[2] Joachim Hofer: Samsung<br />
und Micron schränken Chip-Produktion<br />
ein – Sorge vor Lieferengpässen<br />
wächst, www.handelsblatt.<br />
com/technik/it-internet/corona-<br />
Distributor auf Lager Lieferzeit für STM32F417VGT6<br />
1 0 nicht verfügbar<br />
2 0 lange Lieferzeit für dieses Produkt<br />
lockdown-in-xian-samsung-und-<br />
micron-schraenken-chip- produktion-ein-sorge-vor-lieferengpaessen-waechst/27931874.html,<br />
29.12.2021<br />
[3] Lars Hoffmann: US-Exportkontrolle<br />
– ITAR-Regeln werden<br />
in Deutschland zunehmend kritisch<br />
gesehen. ES&T, https://esut.<br />
de/2019/01/fachbeitraege/ruestung/10119/us-exportkontrolleitar/,<br />
24.01.2019.<br />
[4] HTV: Stücklisten-Obsoleszenzanalyse<br />
– Überwachung und<br />
Vorhersage der Verfügbarkeit elektronischer<br />
Komponenten, www.htvgmbh.de/dienstleistungen/langzeitkonservierung/stuecklisten-obsoleszenzanalyse,<br />
7.3.<strong>2022</strong><br />
[5] Christiane Köllner: Das müssen<br />
Sie zur Halbleiter-Krise wissen,<br />
SpringerProfessional, www.springerprofessional.de/halbleiter/halbleitertechnik/das-muessen-sie-zurhalbleiter-krise-<br />
wissen/19356172,<br />
7.1.<strong>2022</strong><br />
[6] Mark Mantel: Chip-Produktionsausfall:<br />
Extremes Wetter, Erdbeben<br />
und Brände verstärken Mangel,<br />
www.heise.de/news/Chip-Produktionsausfall-Extremes-Wetter-Erdbeben-und-Braende-verstaerken-Mangel-<br />
5059076.html,<br />
18.2.2021<br />
[7] Ronald Matta: Halbleiter: Chipindustrie<br />
Chinas und der USA diskutieren<br />
Handel und Zusammenarbeit,<br />
www.notebookcheck.com/Halbleiter-Chipindustrie-Chinas-undder-USA-diskutieren-Handel-und-<br />
Zusammenarbeit.527541.0.html,<br />
12.3.2021<br />
[8] Matthias Sander: China subventioniert<br />
seine Halbleiterindustrie<br />
massiv. Die USA sehen darin eine<br />
mögliche Verletzung von WTO-<br />
Regeln, www.nzz.ch/technologie/<br />
halbleiter-usa-verdaechtigen-chinawegen-<br />
subventionen-ld.1629525,<br />
9.6.2021<br />
[9] WSTS. WSTS Semiconductor<br />
Market Forecast Fall 2021, www.<br />
wsts.org/76/Recent-News-Release,<br />
30.11.2021 ◄<br />
3 0 Das Produkt ist zurzeit nicht verfügbar und kann derzeit nicht vorbestellt<br />
werden<br />
Tabelle 1: Verfügbarkeit des Mikrocontrollers STM32F417VGT6 bei unterschiedlichen Distributoren<br />
(15.6.<strong>2022</strong>)<br />
26 3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
Datenanalyse: Sammeln, Visualisieren,<br />
Auswerten<br />
LUCOM GmbH<br />
www.lucom.de<br />
Automatisierte IoT-Anwendungen<br />
erzeugen rund um die Uhr nahezu<br />
unerschöpfliche Datenmengen. Um<br />
industrielle Prozesse effektiver zu<br />
gestalten, Zusammenhänge festzustellen<br />
oder Störungen vorzubeugen,<br />
müssen Informationen und<br />
Messwerte gesammelt, gespeichert<br />
und für Analysen zugänglich<br />
gemacht werden. Datacake ist eine<br />
einfach zu integrierende und vielseitig<br />
einsetzbare Low-Code-IoT-<br />
Plattform, um vernetzte IoT-Systeme<br />
zu überwachen, zu steuern<br />
und zu protokollieren.<br />
Als offene Cloud-Plattform<br />
dient Datacake zur Sammlung,<br />
Visualisierung und Auswertung von<br />
großen Datenmengen. Die Software<br />
ist herstellerunabhängig und kann<br />
individuell an jede Kundenanforderung<br />
angepasst werden. Datacake<br />
ist beliebig skalierbar, erfordert<br />
keine Programmierkenntnisse<br />
und deckt mit LTE, LoRaWAN und<br />
Narrowband-IoT die wichtigsten<br />
Funktechnologien für Industrie und<br />
Sensorik ab.<br />
Die Plattform verfügt über ein<br />
übersichtliches und intuitives<br />
Drag&Drop-Dashboard. Dank der<br />
bereits vorgefertigten Templates<br />
benötigen sowohl Bedienung als<br />
auch Konfiguration kaum Zeitaufwand.<br />
Datacake ist über jeden Internetbrowser<br />
abrufbar, eine zusätzliche<br />
App oder Software ist nicht<br />
erforderlich. Für alle angebundenen<br />
Sensoren und IoT-Geräte können<br />
spezifische Regeln und Grenzwerte<br />
definiert werden. Überschreitet ein<br />
Messwert den festgesetzten Normbereich,<br />
sendet das System automatisch<br />
eine Alarmierung via SMS<br />
oder E- Mail. Aufgezeichnete Daten<br />
und Messwerte können über E-Mail-<br />
Reports in CSV-Dateien exportiert<br />
werden.<br />
Mithilfe von Datacake<br />
können Anwender eine Vielzahl<br />
von Messwerten und Maschinendaten<br />
überblicken. Dank umfangreicher<br />
Tools zur Visualisierung<br />
und Analyse können Anomalien<br />
schnell erkannt und Störungen frühzeitig<br />
vermieden werden. So lassen<br />
sich Prozesse optimieren, Ausfallzeiten<br />
verringern und Kosten durch<br />
vorausschauende Wartung senken.<br />
Die Aufarbeitung der Sensor- und<br />
Fertigungsdaten wird dabei strategisch<br />
genutzt, um Produktionsabläufe<br />
effizienter zu gestalten<br />
und langfristig zu verbessern. Für<br />
die Nutzung von Datacake stellt<br />
LUCOM drei Lizenzverträge zur Verfügung:<br />
Datacake Light, Datacake<br />
Standard und Datacake Plus. Die<br />
Preisgestaltung der Lizenzen richtet<br />
sich nach der Dauer der Datenspeicherung<br />
und deckt somit verschiedene<br />
Unternehmensbedürfnisse<br />
ab.Zudem wird Anwendern<br />
die Möglichkeit geboten, die Plattform<br />
mithilfe zweier Starter Kits vier<br />
Wochen lang zu testen. Die Starter<br />
Kits sind für die Funkstandards<br />
LoRaWAN und Narrowband-IoT<br />
erhältlich und beinhalten das vorkonfigurierte<br />
Datacake Portal, ein<br />
Gateway, einen Claimed-Node und<br />
einen Sensor.<br />
Durch die flexible Remoteverwaltung<br />
und übersichtliche Datenvisualisierung<br />
kann Datacake entscheidend<br />
zur Produktivitätssteigerung<br />
industrieller Anwendungen beitragen.<br />
Mittels der Extraktion wertvoller<br />
Daten aus kritischen Steuerungssystemen<br />
können Zustandsüberwachungen<br />
sowie prädiktive Wartungsarbeiten<br />
aus der Ferne durchgeführt<br />
und die unternehmerische<br />
Effizienz erhöht werden. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
27
COMPLETE AND FLEXIBLE SMT SOLUTIONS<br />
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Produktion<br />
Zuverlässiger 3D-Drucker für die<br />
Mikroproduktion<br />
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Dispensen mittels<br />
verschiedener<br />
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effizientes Bestücken<br />
und Dispensen<br />
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Boston Micro Fabrication<br />
info@bmf3d.com<br />
www.bmf3d.com<br />
Mit dem Mikro-3D-Drucker<br />
microArch S240 stellt Boston Micro<br />
Fabrication (BMF), Pionier bei<br />
3D-Drucksystemen für die Mikrofertigung,<br />
ein echtes „Arbeitspferd“<br />
vor: Dank breiter Materialauswahl<br />
und einem Bauvolumen von 100 x<br />
100 x 75 Millimeter eignet er sich<br />
für die Serienproduktion von Mikrobauteilen<br />
in Endqualität. Mit einer<br />
optischen Auflösung von 10 µm bei<br />
einer Schichtdicke von 10 bis 40 µm<br />
erreicht der Desktop-Drucker Oberflächengüten<br />
von 0,4 bis 0,8 Ra.<br />
Die 3D-Drucker der Serie<br />
microArch<br />
basieren auf einer Weiterentwicklung<br />
der Stereolithographie (SLA),<br />
die BMF als Projektions-Mikro-Stereolithografie<br />
(P?SL) patentiert hat.<br />
Eine Schicht flüssigen Polymers wird<br />
durch UV-Licht blitzschnell ausgehärtet.<br />
Zusammen mit anpassbaren<br />
Optiken, einer präzisen Bewegungsplattform<br />
und kontrollierbaren Verarbeitungstechniken<br />
eignet sich<br />
das Verfahren für die Mikrofertigung<br />
von Prototypen und Serienteilen.<br />
Bereits das Einstiegsmodell<br />
microArch P150 erzeugt mit<br />
einer Auflösung bis zu 25 μm kleine,<br />
detaillierte Teile.<br />
In der mittleren Leistungsklasse<br />
liegen drei Desktop-Drucker, die<br />
eine Auflösung von 10?m mit hoher<br />
Genauigkeit und Präzision verbinden.<br />
Dazu gehört der zuverlässige<br />
microArch S240, der Mikrobauteile<br />
aus einer breiten Palette von<br />
Harz- und Keramik-Material erzeugt.<br />
Bezogen auf die Bauteilmaße bietet<br />
er ein großzügiges Bauvolumen<br />
von 100 x 100 x 75 Millimetern. Der<br />
microArch S240 wurde entwickelt,<br />
damit Unternehmen ebenso wie<br />
Universitäten schnell Bauteile in<br />
industrieller Kleinserien-Produktion<br />
produzieren können. Sein Stepand-Repeat-Verfahren<br />
verbindet<br />
hohe Auflösung mit großer Fläche.<br />
Echtzeit-Bildüberwachung, Autofokus<br />
und Belichtungskompensation<br />
sorgen für hochpräzise Ergebnisse.<br />
Die Mikro-3D-Drucker werden in<br />
der Entwicklung und Produktion von<br />
medizinischen Objekten von Stents<br />
über Prothesen bis hin zu chirurgischen<br />
Implantaten verwendet. Die<br />
Verwendung von biokompatiblen<br />
Materialien eröffnet neue Möglichkeiten<br />
für individuelle Implantate.In<br />
Elektronik und Mechatronik<br />
entstehen Steckverbinder, Chipsockel<br />
oder MEMS, die alle Anforderungen<br />
bezüglich Stabilität und<br />
Funktionalität erfüllen.<br />
In der Mikrofluidik und Mikromechanik<br />
eignet sich der microArch<br />
S240 für Ventile, Pumpen, Sensoren,<br />
Mikrofonkomponenten und<br />
viele weitere Anwendungen. Die<br />
Produktentwicklung erhält mit den<br />
3D-Druckern der microArch-Serie<br />
neue Möglichkeiten und Freiheiten,<br />
die sich für Innovationen, effiziente<br />
Herstellung und Montage nutzen<br />
lassen. ◄<br />
28 28<br />
3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
Der Digital Twin in der SMT-Fertigung<br />
Erfolg in der äußerst dynamischen Elektronikbranche hat heute, wer Produktivität, hohe Qualitätsstandards und<br />
Präzision mit niedrigen Produktionskosten und kurzen Bearbeitungszeiten in Einklang bringt. Die 3D-Simulation<br />
und der Digitale Zwilling erhalten daher einen immer höheren Stellenwert.<br />
Denn durch den Digitalen Zwilling<br />
entsteht ein virtuelles, von einer<br />
Software generiertes Abbild physischer<br />
Assets und Prozesse. Der<br />
Betrieb einer gesamten SMT-Linie<br />
oder ihrer Komponenten kann durch<br />
Simulation genau nachgebildet werden.<br />
So lassen sich beispielsweise<br />
Planungsprozesse, Konstruktion,<br />
Inbetriebnahme und Wartung von<br />
SMT-Linien optimieren – ohne in<br />
die reale Fertigung einzugreifen.<br />
Neue Anforderungen<br />
5G-Kommunikation, Elektrofahrzeuge,<br />
Smartphones und Computer<br />
stellen heute neue Anforderungen<br />
an die Produktion von Leiterplatten.<br />
So wird zum Beispiel die<br />
Teileplatzierung von elektronischen<br />
Panels von 5G-verwandten Geräten<br />
aufgrund der höheren Teiledichte<br />
und der Panelkomplexität immer<br />
schwieriger. Die Prozesse wollen<br />
gut erprobt und geplant sein.<br />
Sascha Frieling<br />
Manager Technology der<br />
FUJI EUROPE Corp. GmbH<br />
www.fuji-euro.de<br />
Auch die fortschreitende Automatisierung<br />
bringt Herausforderungen<br />
mit sich, zum Beispiel in Bezug auf<br />
die Identifizierung der zu automatisierenden<br />
Engpassprozesse und<br />
die Anschaffung von Automatisierungsanlagen.<br />
Um das Risiko zu<br />
vermeiden, dass die angeschafften<br />
Geräte nur einen minimalen<br />
Beitrag zur Verbesserung leisten,<br />
ist es wichtig, die Effektivität im<br />
Voraus zu überprüfen.<br />
3D-Simulation unterstützt<br />
Bei all diesen und weiteren Aufgabenstellungen<br />
in der modernen<br />
SMT-Fertigung kann die 3D-Simulation<br />
unterstützen. Mit dieser<br />
Technologie lassen sich Prozesse<br />
und Maschinen im Vorfeld exakt<br />
simulieren. Dies schafft Transparenz,<br />
deckt mögliche Fehlerquellen<br />
auf und zeigt Optimierungspotenziale.<br />
Auf diese Weise lassen<br />
sich unter anderem Risiken<br />
minimieren, da Fehler vor der Inbetriebnahme<br />
erkannt und eliminiert<br />
werden können. Die potenziellen<br />
Vorteile von Digital-Twin-Anwendungen<br />
sind unter anderem verbesserte<br />
Effizienz, bessere Produktqualität,<br />
weniger ungeplante<br />
Ausfallzeiten und kürzere Anlaufzeiten.<br />
Die Einsatzfelder der 3D-Simulation<br />
in der Industrie sind vielfältig.<br />
So können sie bereits bei den<br />
ersten Planungsschritten für eine<br />
Fabrik zum Einsatz kommen – aber<br />
auch bei der Konstruktion, Inbetriebnahme<br />
und Wartung.<br />
Anlagen oder Prozesse vor dem<br />
Betrieb testen<br />
Eine zentrale Anwendung der<br />
Simulation stellt der Digital Twin dar.<br />
Er ermöglicht die virtuelle Darstellung<br />
eines physikalischen Objektes<br />
oder Systems. Digital Twins bilden in<br />
der Regel verschiedene Aspekte ab,<br />
z.B. kombinieren sie häufig Simulationsmodelle<br />
und Daten miteinander.<br />
Sie dienen zum einen der virtuellen<br />
Nachbildung von Produkten, Maschinen<br />
oder Anlagen. Zum anderen<br />
lassen sich mit ihnen reale Abläufe<br />
und Prozesse anschaulich visualisieren<br />
und dadurch besser verstehen<br />
sowie testen und optimieren.<br />
Ein Digitaler Zwilling repräsentiert<br />
demnach beispielsweise bestehende<br />
oder geplante Objekte, wie<br />
z.B. Gebäude oder Fahrzeuge,<br />
1:1 in einer digitalen Umgebung<br />
als realistisch visualisiertes<br />
3D-Modell. In der SMT-Fertigung<br />
kann zum Beispiel die<br />
aktuelle SMT-Linie in einem<br />
virtuellen Raum nachgebildet<br />
werden – die reale Produktion<br />
wird dadurch nicht<br />
beeinträchtigt.<br />
Mit der fortschreitenden<br />
Automatisierung in den Produktionen<br />
kommen immer<br />
mehr Automatisierungsanlagen<br />
hinzu, was die Planung<br />
erschwert. Daher lässt sich<br />
der Digital Twin zum Beispiel<br />
für die Personaleinsatzplanung<br />
anwenden. Durch die<br />
Simulation über einen Digitalen<br />
Zwilling wird es zum<br />
Beispiel unter Berücksichtigung<br />
der Personalauslastung<br />
möglich, Engpässe zu visualisieren.<br />
Die Anzahl der Mitarbeiter<br />
und die vorgesehenen<br />
Arbeitswege lassen sich in einem<br />
virtuellen Raum modellieren, um<br />
Verbesserungsmaßnahmen ableiten<br />
zu können.<br />
Bestückungsautomaten sollten<br />
Digital-Twin-Anwendungen<br />
fördern<br />
Um eine exakte Simulation zu<br />
erreichen, ist die Genauigkeit der<br />
verwendeten Daten entscheidend.<br />
Hierbei kann in Bestückungssysteme<br />
integrierte Entwicklungssoftware<br />
unterstützen. Darüber lassen sich<br />
in der Bestückung detaillierte Leistungsdaten<br />
und genaue Zykluszeitberechnungen<br />
für jeden Produktionstyp<br />
und jede Arbeitsmethode<br />
erzielen.<br />
Bestückungsautomaten, die den<br />
Schwerpunkt auf Automatisierung<br />
legen, sollten den Einsatz von Digital-Twin-Anwendungen<br />
fördern. Sie<br />
sollten es ermöglichen, flexibel auf<br />
die Veränderungen zu reagieren,<br />
die durch die digitale Transformation<br />
und den verstärkten Einsatz<br />
des digitalen Zwillings hervorgerufen<br />
werden, und gleichzeitig die<br />
Automatisierung und Effizienz der<br />
von Maschinen und Systemen ausgeführten<br />
Arbeit verbessern. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
29
Produktion<br />
Der Aufstieg von Single-Pair Ethernet im IIoT<br />
Ethernet war schon immer das Backbone-Netzwerk der Wahl, um die operative Technologie mit der<br />
Informationstechnologie zu verbinden. Besonders Single-Pair Ethernet hat Vorteile und Vorzüge.<br />
Traditionell sind Netzwerkarchitekturen,<br />
die im industriellen Bereich<br />
eingesetzt werden, sehr vielfältig.<br />
Mit seinen etablierten Wurzeln in<br />
der Unternehmens-IT war Ethernet<br />
schon immer das Backbone-Netzwerk<br />
der Wahl, um die operative<br />
Technologie (OT) mit der Informationstechnologie<br />
(IT) zu verbinden.<br />
Seit dem Aufkommen des Industrial<br />
IoT (IIoT) war die Verbindung<br />
aller Produktionsanlagen, wie Sensoren,<br />
Aktoren, Roboter und unzählige<br />
andere Geräte, jedoch in der<br />
Regel mit proprietären, herstellerspezifischen<br />
Netzwerken verbunden.<br />
Allerdings wird sich diese<br />
überholte Herangehensweise mit<br />
TTI, Inc.<br />
www.ttiieurope.com<br />
der Verfügbarkeit von Single-Pair<br />
Ethernet (SPE) ändern.<br />
Herausforderungen der<br />
Konnektivität im industriellen<br />
Bereich<br />
Von der Werkshalle bis zur obersten<br />
Etage zentralisiert die IIoT-Plattform<br />
Echtzeitdaten von Sensoren,<br />
Aktoren, Kameras und anderen Endpoints,<br />
um Fertigungsunternehmen<br />
einen verwertbaren Einblick in die<br />
Leistung ihrer Anlagen zu geben.<br />
Diese Informationen ermöglichen<br />
es ihnen, fundierte Entscheidungen<br />
in Bezug auf Steigerung der Effizienz,<br />
Optimierung der Produktivität<br />
und Verbesserung des Betriebs<br />
zu treffen.<br />
Traditionell verwenden die Verbindungen<br />
zu diesen edge-basierten<br />
Geräten Feldbusprotokolle für<br />
die industrielle Automatisierung und<br />
sind auf speicherprogrammierbare<br />
Steuerungen (SPS) und Protokollkonverter<br />
oder Gateways angewiesen,<br />
um eine Verbindung zum Ethernet-Backbone<br />
herzustellen. Standards<br />
wie Profibus DP, DeviceNet<br />
und Modbus RTU sind Beispiele für<br />
die gängigsten Technologien. Aufgrund<br />
des stark fragmentierten Feldbussektors<br />
sind viele Vernetzungsmethoden<br />
proprietär, wodurch die<br />
Interoperabilität mit anderen Implementierungen<br />
zu einem erheblichen<br />
Problem wird. Außerdem sind sie oft<br />
sehr komplex und erfordern Fachwissen<br />
und qualifizierte Arbeitskräfte<br />
für Installation, Inbetriebnahme<br />
und Wartung.<br />
Damit die Vorteile des IIoT genutzt<br />
werden können, ist ein offenes Protokoll<br />
nach Industriestandards erforderlich,<br />
das die Interoperabilität zwischen<br />
verschiedenen Implementierungen<br />
gewährleistet. Hier wäre<br />
Ethernet die naheliegende Wahl,<br />
dessen Geschwindigkeiten im Laufe<br />
der Jahre auf 1 Gbit/s gestiegen<br />
sind. Aber Ethernet fehlt ein wichtiger<br />
Leistungsparameter, und zwar<br />
der Determinismus. Deterministische<br />
Netzwerke tauschen Daten auf eine<br />
präzise Art und Weise mit einer definierten<br />
Latenzzeit aus.<br />
Mehrere industrielle Feldbusprotokolle<br />
haben sich im Laufe der Jahre<br />
zu Ethernet-TCP/IP-Versionen weiterentwickelt.<br />
So entstand z.B. Profinet<br />
aus Profibus, EtherNet/IP aus<br />
DeviceNet und Modbus TCP/IP aus<br />
Modbus. Diese Ethernet-Derivate,<br />
zu denen auch solche wie Ether-<br />
CAT gehören, haben sich in den<br />
letzten Jahren von 10BASE-T (10<br />
Mbits/s) bis hin zu 1000BASE-T1 (1<br />
Gbits/s) entwickelt. Sie bieten alle<br />
Vorteile des kommerziellen Ethernets,<br />
jedoch mit proprietären Modifikationen,<br />
die eine geringere Latenz<br />
und eben Determinismus bieten.<br />
Obwohl die meisten Feldbussysteme<br />
und Realtime-Ethernet-Protokolle<br />
von der IEC in den Normen<br />
61784/61158 standardisiert wurden,<br />
können Automatisierungsgeräte, die<br />
unterschiedliche Protokolle unterstützen,<br />
nicht miteinander arbeiten.<br />
Sie können oft nicht in einer gemeinsamen<br />
Netzwerkinfrastruktur koexistieren.<br />
Darüber hinaus gestaltet<br />
sich die Datenanalyse durch unterschiedliche<br />
Geräteinformationsmodelle<br />
arbeits- und zeitaufwändig.<br />
Geändert hat sich das mit dem<br />
Ethernet Time Sensitive Networking<br />
(TSN), denn damit ist das<br />
Ethernet von vornherein deterministisch.<br />
TSN bezieht sich auf eine<br />
Reihe von IEEE-802-Standards,<br />
die Determinismus und Durchsatz<br />
in Ethernet-Netzwerken garantieren<br />
und damit Echtzeit-Ethernet branchenweit<br />
standardisieren. Allerdings<br />
endeten alle diese Ethernet-<br />
Derivate bisher an der letzten intelligenten<br />
Komponente der Maschine,<br />
weil Kabel und Steckverbinder zu<br />
groß waren, um Verbindungen zum<br />
kleinsten Sensor oder anderen Endgeräten<br />
zu realisieren.<br />
Im Jahr 2016 initiierte die IEEE<br />
802.3 Ethernet Working Group einen<br />
Vorstoß zur Schaffung eines einheitlichen<br />
Netzwerks. Dies sollte<br />
mit Single-Pair-Verkabelung eine<br />
Alternative zur fragmentierten Feldbuslandschaft<br />
bieten.<br />
Die Automobilindustrie war eine<br />
der ersten Branchen, die die Vor-<br />
30 3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
teile des Einsatzes von Ethernet<br />
erkannte, denn somit konnten die in<br />
modernen Autos benötigten Datenraten<br />
erreicht werden. Wie in der Industrie<br />
wird auch im Automobilbereich<br />
eine Form der Feldbustechnologie,<br />
nämlich der CAN-Bus, für<br />
die Kommunikation zwischen dem<br />
elektronischen Steuergerät (ECU)<br />
und den Sensoren und Aktoren<br />
eingesetzt. Die niedrige Datenrate<br />
von CAN (1 Mbit/s) oder sogar das<br />
schnellere CAN-FD (5 Mbit/s) reichten<br />
jedoch nicht mehr aus, um die<br />
vielen Kameras, Radare und LiDAR-<br />
Entfernungssensoren zu unterstützen,<br />
die in fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen<br />
(ADAS) eingesetzt<br />
werden.<br />
Ethernet kann Datenraten von<br />
bis zu 400 Gbit/s liefern. Aber im<br />
Vergleich zu einem einpaarigen<br />
CAN-Bus würde die traditionelle<br />
2- oder 4-paarige Ethernet-Verkabelung<br />
die Gesamtkosten und das<br />
Gewicht des Fahrzeugs erhöhen.<br />
Gemeinsam begannen Automobilhersteller<br />
mit der Entwicklung einer<br />
Reihe von Ethernet-Standards, die<br />
Datenraten im Bereich von 1 Gbit/s<br />
für Kurzstrecken-Kommunikationsverbindungen<br />
unter Verwendung von<br />
Single-Pair-Verkabelung bewältigen<br />
konnten. Das war der Beginn von<br />
xBASE-T1 SPE.<br />
Konvergenz von der Cloud zur<br />
Feldebene<br />
Für IIoT muss die industrielle<br />
Systemintegration herstellerunabhängig<br />
werden und eine durchgängige<br />
Interoperabilität vom Sensor bis<br />
zur Cloud ermöglichen. Dabei unterstützt<br />
die standardisierte Kommunikation<br />
die digitale Transformation<br />
über alle Branchen hinweg, auch in<br />
der Fabrik- und Prozessautomatisierung.<br />
Der lückenlose Zugriff auf<br />
Produktionsdaten und Prozessbedingungen<br />
erleichtert die Verfügbarkeit<br />
und Optimierung von Produktionsprozessen.<br />
Kommunikationsstandards wie<br />
die Open Platform Communications<br />
Unified Architecture (OPC UA) standardisieren<br />
Gerätemodelle für die<br />
einheitliche Konfiguration und Diagnose<br />
von Geräten unterschiedlicher<br />
Hersteller im Netzwerk.<br />
Besonders hervorzuheben sind<br />
die Ethernet-Technologien Advanced<br />
Physical Layer (APL) und Time-Sensitive<br />
Networking (TSN). APL ermöglicht<br />
eine nahtlose Ethernet-Konnektivität<br />
bis hinunter in die Feldebene<br />
und bietet Strom und Kommunikation<br />
über zwei Drähte mit langen Kabellängen<br />
und Eigensicherheit. Mit TSN<br />
wird Ethernet standardmäßig deterministisch,<br />
wodurch die Koexistenz<br />
von IT- und OT-Protokollen in einer<br />
gemeinsamen Netzwerkinfrastruktur<br />
möglich wird.<br />
Die ursprüngliche 10BASE-T-<br />
Implementierung verwendet zwei<br />
Adern für die Übertragung der Daten<br />
und zwei weitere für den Empfang.<br />
Mit 10 Mbit/s ist dieser Standard viel<br />
schneller als das ursprüngliche Koaxialkabel<br />
für IT-Protokolle und verwendet<br />
CAT 5 oder höhere Kabel mit<br />
RJ-45-Steckern. Sie nutzt jedoch<br />
eine physikalische Sterntopologie<br />
mit einem logischen Bus und nicht<br />
die Bustopologie der Koax-Lösung.<br />
Diese Sterntopologie erfordert einen<br />
zentralen Hub oder Ethernet-Switch,<br />
der den Datenverkehr zwischen den<br />
Geräten abwickelt, die an seinen<br />
Ports angeschlossen sind.<br />
Unter Ausnutzung dieser bestehenden<br />
IEEE 802.3u-Standardregeln<br />
überträgt 100Base-T, auch<br />
bekannt als Fast Ethernet, Daten<br />
mit 100 Mbit/s und erfordert CAT-<br />
5-UTP-Kabel. Die schnellste Form<br />
von Ethernet ist Gigabit-Ethernet<br />
(1000BASE-T) mit Datenraten bis<br />
1 Gbit/s. Es erfordert die Verwendung<br />
von CAT 5 oder höherwertigen<br />
Kabeln und nutzt alle vier Paare.<br />
Die meisten der heutigen industriellen<br />
Automatisierungsprofile<br />
basieren auf der 4-Paar-Ethernet-<br />
Spezifikation, wodurch die Kabelabmessungen<br />
und der zugehörige<br />
Steckverbinder sehr groß sind.<br />
Die Größe war für kommerzielle<br />
Anwendungen nie ein Problem,<br />
allerdings schränkte sie den Einsatz<br />
in industriellen Anwendungen<br />
ein. Von den stärkeren CAT-5e/6-<br />
Ethernet-Kabeln konnten beispielsweise<br />
weniger nebeneinander in<br />
einem Kabelkanal verlegt werden.<br />
Außerdem dauert es länger, sie zu<br />
verlegen und zu reparieren, was<br />
die Einsatz- und Inbetriebnahmezeiten<br />
verlängert. Neben der physischen<br />
Kabelgröße waren auch das<br />
Gewicht und der maximale Biegeradius<br />
limitierende Faktoren.<br />
Der Erfolg von xBASE-T1 SPE<br />
in Automobilanwendungen führt zu<br />
potenziellen Vorteilen der Weiterentwicklung<br />
des IEEE 808.3-Standards,<br />
damit IIoT auf Geräte der<br />
Feldebene ausgeweitet werden<br />
kann. Die SPE-Standards IEEE<br />
802.3bw (100Base-T1) und IEEE<br />
802.3bp (1000Base-T1) für den<br />
Einsatz in Fahrzeugen ermöglichen<br />
eine Ende-zu-Ende-Kommunikation<br />
mit ungeschirmten Twisted-Pair-Kabeln<br />
(UTP) für Entfernungen<br />
bis zu 15 m.<br />
Im Vergleich zu CAT 6 Ethernet<br />
IEEE 802.3ab, das mit 125 MHz<br />
arbeitet und alle vier Paare verwendet,<br />
muss der Standard IEEE<br />
802.3bp mit 600 MHz arbeiten, um<br />
die gleiche Datenübertragungsrate<br />
von 1 GBit/s (1000Base-T1) zu erreichen.<br />
Daher ist eine Abschirmung<br />
für Übertragungslängen von 15 bis<br />
maximal 40 m erforderlich.<br />
Für industrielle Netzwerkanwendungen<br />
ist die Variante IEEE<br />
802.3cg von besonderem Interesse.<br />
Dieser Standard arbeitet mit 20 MHz,<br />
um Übertragungsraten von bis zu<br />
10 Mbit/s über eine maximale Entfernung<br />
von 1000 m auf geschirmten<br />
Twisted-Pair-Kabeln (STP) zu<br />
ermöglichen. Dadurch können fast<br />
alle Feldbusse ersetzt werden. Der<br />
neuere Standard IEEE 802.3ch<br />
ermöglicht Datenraten von bis zu<br />
10 Gbit/s (4 GHz) über eine Distanz<br />
von 15-m-STP-Kabel und erfüllt<br />
damit die Anforderungen hochauflösender<br />
Sensoren und Videoübertragungen.<br />
Fernspeisung<br />
Zusätzlich zu den Änderungen<br />
der Datenraten ermöglicht die als<br />
Power-over-Ethernet (PoE) bekannte<br />
Technik, die durch den IEEE 802.at-<br />
Standard definiert ist, die Stromversorgung<br />
über das Ethernet-Kabel,<br />
über das auch die Datenübertragung<br />
erfolgt. PoE unterstützt die<br />
Abgabe von bis zu 25,5 W bei 48 V<br />
Gleichstrom und wird hauptsächlich<br />
in der Gebäudeautomatisierung und<br />
Kommunikationsinfrastruktur eingesetzt,<br />
um entfernte Geräte wie<br />
Überwachungskameras und drahtlose<br />
Zugangspunkte mit Strom zu<br />
versorgen. Die gleichzeitige Übertragung<br />
von Daten und Strom über<br />
„klassisches“ Industrial Ethernet<br />
erfordert zwei Kupferleitungspaare<br />
für Fast Ethernet (100 MB) und vier<br />
Paare für Gigabit Ethernet.<br />
3/<strong>2022</strong><br />
31
Produktion<br />
Wie PoE wurde auch die Fähigkeit,<br />
Geräte mit Strom zu versorgen,<br />
speziell für den xBASE-T1<br />
SPE-Markt entwickelt. Der Standard<br />
IEEE 802.3bu verwendet die Technik<br />
Power-over-Data Lines (PoDL).<br />
PoDL ermöglicht es, sowohl Daten<br />
als auch Strom über ein einziges<br />
Adernpaar bereitzustellen.<br />
Diese Spezifikation umreißt zehn<br />
Klassen (0 bis 9) der Leistungsabgabefähigkeit<br />
von 0,5 bis 50 W<br />
am angeschlossenen Gerät. Jede<br />
Klasse bietet eine Reihe von Arbeitsspannungen<br />
und Maximalströmen,<br />
um die maximale Leistung zu liefern<br />
– bis zu 10 W bei 24 V und bis<br />
zu 50 W bei 48 V. Der neuere Standard<br />
IEEE 802.3cg fügt sechs weitere<br />
Klassen von PoDL-betriebenen<br />
Geräten hinzu (10 bis 15).<br />
Für Datenübertragungsgeschwindigkeiten<br />
von 10 Mbit/s bis zu<br />
100 Gbit/s wird typischerweise eine<br />
Punkt-zu-Punkt-Verbindung (PtoP)<br />
verwendet. Alle diese Protokolle<br />
können mit PoDL für Fernspeiseanwendungen<br />
kombiniert werden.<br />
IEEE 802.3cg definiert auch<br />
10BASE-T1S als einen PHY, der<br />
auf zwei Arten eingesetzt werden<br />
kann – als PtoP-System mit einer<br />
Reichweite von mindestens 15 m<br />
und als Punkt-zu-Mehrpunkt-Kommunikation<br />
(PtoMP), auch Multi-<br />
Drop (MD)-Segment genannt. Bei<br />
dieser PtoMP-Topologie handelt<br />
es sich mehr oder weniger um ein<br />
„klassisches“ Bussystem mit mindestens<br />
25 m Reichweite und bis<br />
zu acht Edge-Knoten. Leider unterstützt<br />
10BASE-T1S noch nicht PoDL<br />
in PtoMP.<br />
Der nächste Aspekt, den es zu<br />
berücksichtigen gilt, ist der Einsatz<br />
von SPE in gefährlichen industriellen<br />
Bereichen mit anspruchsvollen<br />
Betriebsumgebungen. Hier<br />
ist besondere Aufmerksamkeit, vor<br />
allem in Bezug auf die Interkonnektivität,<br />
erforderlich.<br />
Einsatz von SPE<br />
Die Betriebsumgebung eines jeden<br />
Fertigungsprozesses kann sehr<br />
unterschiedlich sein. Extreme Temperatur-<br />
und Feuchtigkeitsschwankungen<br />
sind an der Tagesordnung.<br />
Außerdem sind Stoßbelastungen und<br />
Vibrationen von Motoren, Aktuatoren<br />
und anderen beweglichen Komponenten<br />
zu berücksichtigen. Alle wirken<br />
sich auf die Zuverlässigkeit des<br />
Gesamtbetriebs und der Anlagen<br />
selbst aus, wodurch die Konnektivität<br />
zwischen diesen Anlagen und<br />
den Prozesssteuerungsanlagen an<br />
Bedeutung gewinnt.<br />
Einer der auffälligsten Unterschiede<br />
zwischen xBASE-T1 SPE<br />
und den 4-Paar-Ethernet-Standards<br />
ist das Fehlen des RJ-45-Anschlusses.<br />
Dieses Steckverbinderformat<br />
war nie für industrielle Anwendungen<br />
geeignet; selbst in Büroumgebungen<br />
bricht der Verriegelungsmechanismus<br />
häufig.<br />
Da längere Übertragungsstrecken<br />
anfälliger für EMV sind, erfordert<br />
der Standard IEC 63171 für Verbindungstechnik<br />
einen geschirmten Aufbau,<br />
der auch in rauer Industrieumgebung<br />
zuverlässig funktioniert. Bei<br />
IIoT-Implementierungen, bei denen<br />
der Schutz gegen Eindringen von<br />
außen von größter Bedeutung ist,<br />
wie z. B. in Abfüllanlagen, haben<br />
zwei der sechs auf diesem Standard<br />
basierenden Anschlussmethoden<br />
die Schutzart IP67.<br />
Von diesen beiden Optionen<br />
hat der IEC 63171-5-Standard für<br />
industrielle M8-/M12-Steckverbinder<br />
für IIoT-SPE-Implementierungen<br />
an Beliebtheit gewonnen.<br />
Das metrische Rundsteckersystem<br />
ist eine der zuverlässigsten, belastbarsten<br />
und robustesten Verbindungstechniken.<br />
Die Steckverbindergröße<br />
M12 ist bereits Standard<br />
für die Sensor/Aktor-Verkabelung<br />
oder Datenübertragung. Mit der<br />
Verlagerung zu SPE und der Nachfrage<br />
nach Miniaturisierung wird die<br />
Größe M8 (1/3 der Größe von M12)<br />
immer beliebter.<br />
Entsprechend integriert sich das<br />
SPE-Steckerfläche in die M8-Ausführungen<br />
mit Schraub-, Rast- und<br />
Push-Pull-Verriegelung. Bei der<br />
Baugröße M12 sind Schraub- und<br />
Push-Pull-Verriegelung genormt.<br />
Ein weiterer Vorteil der Verwendung<br />
des etablierten M8/M12-Formats<br />
für SPE-Implementierungen<br />
ist die Sicherstellung der Marktakzeptanz.<br />
Außerdem reduziert<br />
es die notwendigen Investitionskosten,<br />
da viele Anbieter entsprechende<br />
Gehäuseausführungen auf<br />
Lager haben.<br />
Die Umstellung von einem 4- oder<br />
8-poligen Kabel auf ein 2-adriges<br />
stellt den nächsten Meilenstein in<br />
der Netzwerktechnologie dar und<br />
wird alle Märkte und Branchen<br />
beeinflussen. Im Vergleich zu einem<br />
vierpaarigen CAT 6-Kabel, bei dem<br />
AWG 23-Leiter verwendet werden,<br />
ist ein einpaariges Kabel bis zu 60%<br />
leichter. Weniger Adern machen<br />
die Kabel auch dünner, was einen<br />
engeren Biegeradius bei der Installation<br />
und eine höhere Kabeldichte<br />
im Rack ermöglicht.<br />
Die Rolle von<br />
Industriekonsortien<br />
SPE bietet viele quantifizierbare<br />
Vorteile für IIoT und industrielle<br />
Automatisierung. Der wesentliche<br />
Vorteil von SPE ist die durchgängige<br />
IP-basierte Kommunikation<br />
mit einem einheitlichen Protokollstandard<br />
bis in die Feldebene,<br />
wodurch sich der Parametrier-,<br />
Initialisierungs- und Programmieraufwand<br />
im Vergleich zu Feldbus-Implementierungen<br />
reduziert.<br />
Es verwendet eine miniaturisierte<br />
M8/M12-Schnittstelle mit dünner,<br />
leichter und kostengünstiger Verkabelung,<br />
die den rauen Umgebungsbedingungen<br />
in der Fabrikhalle<br />
standhalten kann. Mehrere<br />
IEEE 802.3-Standards sind verfügbar,<br />
um Bandbreite, Leistung<br />
und Reichweite auszubalancieren,<br />
und weitere werden voraussichtlich<br />
bald folgen.<br />
Dank SPE mit klassischem Industrial<br />
Ethernet werden bei neuen IIoT-<br />
Implementierungen zwischengeschaltete<br />
SPS sowie Protokollkonverter<br />
oder Gateways überflüssig,<br />
was die Komplexität verringert<br />
und Kosten senkt. SPE bietet auch<br />
einen relativ kostengünstigen Aufrüstungspfad,<br />
wenn alte kabelgebundene<br />
Sensoren und Aktoren in<br />
bestehenden Systemen ersetzt werden,<br />
um eine bessere Leistung und<br />
einen höheren Stromverbrauch zu<br />
erzielen – und das alles mit einem<br />
einpaarigen Kabel.<br />
Mit den IEEE 802.3-Standards<br />
bauen die Single-Pair Ethernet<br />
System Alliance und das Industriekonsortium<br />
Single-Pair Ethernet<br />
Industrial Partner Network das<br />
SPE-Ökosystem aus und arbeiten<br />
mit ihren Mitgliedern an der<br />
Entwicklung IP-fähiger Endgeräte<br />
und IEC 63171-Verbindungstechnologien.<br />
SPE kann einen Großteil der<br />
aktuell vorhandenen Feldbussysteme<br />
ersetzen, was Gewicht und<br />
Platz spart und die Installationszeit<br />
reduziert. In Zukunft wird das<br />
Industrial Ethernet in vielen IIoT-<br />
Fällen die Koexistenz von ein- und<br />
vierpaariger Verkabelung erleben –<br />
SPE, das sich mit dem PoDL-betriebenen<br />
Feldgerät verbindet, und klassisches<br />
Ethernet, das sich nahtlos<br />
mit dem Unternehmensrechenzentrum<br />
und dem Produktionsmanagementsystem<br />
verbindet. Über seine<br />
zahlreichen Sensor- und Steckverbinder-Lieferanten,<br />
darunter AVX,<br />
Molex, TE Connectivity, Amphenol<br />
und Phoenix Contact, will TTI<br />
seinen Kunden helfen, den SPE-<br />
Standard besser zu verstehen<br />
und die Technologie effektiver in<br />
ihre IIoT-Anwendungen zu implementieren.<br />
◄<br />
32 3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
BMF-3D-Drucker mit höchster<br />
Auflösung gewinnt bei den TCT<br />
Awards <strong>2022</strong><br />
Der microArch S230 bietet eine extrem hohe Auflösung mit beispielloser<br />
Genauigkeit, Präzision und Geschwindigkeit<br />
Boston Micro Fabrication<br />
(BMF)<br />
www.bmf3d.de<br />
Das Team von BMF nimmt den TCT-Award entgegen<br />
Boston Micro Fabrication (BMF),<br />
Pionier bei 3D-Drucksystemen für<br />
die Mikrofertigung, hat mit seinem<br />
jüngsten 3D-Drucker mit höchster<br />
Auflösung, dem microArch S230,<br />
den TCT Hardware-Award <strong>2022</strong><br />
in der Kategorie „Polymersysteme“<br />
gewonnen.<br />
Der Ende 2021 auf den Markt<br />
gebrachte microArch S230 wurde<br />
als jüngste Ergänzung der BMF-<br />
Produktpalette von Mikropräzisions-<br />
3D-Druckern für industrielle Anwendungen<br />
entwickelt, die eine extrem<br />
hohe Auflösung (bis zu 2 µm) mit<br />
beispielloser Genauigkeit, Präzision<br />
und Geschwindigkeit erfordern.<br />
Der Drucker basiert auf der patentierten<br />
Projektionsmikro-Stereolithografie-Technologie<br />
von BMF, die per<br />
UV-Lichtblitz die schnelle Photopolymerisation<br />
einer ganzen Schicht<br />
flüssigen Polymers mit mikroskaliger<br />
Auflösung ermöglicht. Der microArch<br />
S230 bietet ein Bauvolumen von 50<br />
x 50 x 50 mm und druckt bis zu fünfmal<br />
schneller als die Vorgängermodelle<br />
der 2-µm-Serie.<br />
Miniaturisierung<br />
„Die Miniaturisierung beherrscht<br />
weiterhin fast jede Branche. Aber<br />
immer kleinere Teile werden auch<br />
immer schwieriger in der Entwicklung,<br />
teurer in der Herstellung und<br />
komplizierter in der Produktion. Mit<br />
dem microArch S230 verschieben<br />
wir die Grenzen des Machbaren“,<br />
sagt John Kawola, CEO von BMF.<br />
„Wir fühlen uns geehrt, in einer so<br />
hart umkämpften Kategorie zum<br />
Gewinner ernannt worden zu sein,<br />
und danken der Jury für die Anerkennung<br />
unseres Beitrags zur additiven<br />
Fertigung. Wir öffnen in Branchen<br />
Türen für neue Anwendungen<br />
im kleinsten Maßstab, die früher von<br />
der additiven Fertigung völlig ausgeschlossen<br />
waren.“<br />
Die TCT Awards bringen jährlich<br />
Branchenführer zusammen,<br />
um Innovatoren, Technologien<br />
und Mitarbeiter hinter den besten<br />
Beispielen für additive Fertigung,<br />
3D-Druck, Design und Engineering<br />
auf der ganzen Welt zu feiern.<br />
BMF konnte sich gegen zehn andere<br />
Finalisten durchsetzen – mehr als<br />
in jeder anderen Kategorie – und<br />
gewann den TCT Hardware Award<br />
für Polymersysteme. Damit werden<br />
Technologien ausgezeichnet, die<br />
„die Grenzen der Polymerverarbeitung<br />
erweitern und innovative Verbesserungen<br />
oder völlig neue Technologien<br />
auf den Tisch bringen“. ◄<br />
3/<strong>2022</strong> 33<br />
materialen<br />
Mikroproduktion<br />
in h .ȯchster<br />
Pr .ȧzision<br />
Die 3D-Drucker von<br />
BMF erreichen Auflösungen<br />
von 2 bis 10 µm<br />
bei Toleranzen von +/-<br />
10 bis 25 µm mit vielen<br />
Polymer- und Keramik-<br />
für Serienteile oder<br />
Prototypen.<br />
Interessiert?<br />
Muster, Versuchsteile<br />
oder unverbindliche<br />
Beratung gibt es hier:<br />
BMF3D.DE<br />
33
Produktion<br />
Ganzheitliche Lösungen im Bereich der<br />
Steuerungstechnik<br />
Fahrerlose Transportsysteme (FTS) ermöglichen den automatisierten Materialtransport von Gütern und Waren<br />
und sind in den vergangenen Jahren für Logistik- und Produktionsprozesse unverzichtbar geworden.<br />
Perfekte Fahrergebnisse mit<br />
Kendrion-Fahrantriebsreglern<br />
Kendrion Kuhnke Automation<br />
GmbH<br />
www.kendrion.com<br />
Die Transportsysteme ermöglichen<br />
eine überaus hohe Flexibilität<br />
im Einsatz, sind über die Anzahl<br />
der eingesetzten FTS und Übergabestationen<br />
einfach skalierbar und<br />
transportieren nahezu jedes Transportgut<br />
sicher und zuverlässig. Für<br />
eine jederzeit zuverlässige Funktion<br />
und garantierte Sicherheit im Betrieb<br />
der Fahrerlosen Transportsysteme<br />
werden vielfach Komponenten von<br />
Kendrion eingesetzt.<br />
Innovativ und<br />
zukunftsorientiert<br />
Als ganzheitlicher Lösungsanbieter<br />
für Steuerungstechnik bietet<br />
Kendrion innovative, zukunftsorientierte<br />
Produkte für einen kontinuierlich<br />
wachsenden Markt. Fahrerlose<br />
Transportsysteme haben im<br />
Zuge der Industrie 4.0 und einem<br />
drastisch gestiegenen Bedarf an<br />
Waren und Gütern für die Produktion<br />
und Endverbraucher einen<br />
regelrechten Boom erlebt. FTS<br />
ermöglichen einen kontinuierlichen<br />
Betrieb ohne Personalabhängigkeiten,<br />
eine einfache Integration in<br />
bestehende Wegenetze und einen<br />
leicht zu kontrollierenden innerbetrieblichen<br />
Materialfluss. Aktuelle<br />
Fahrerlose Transportsysteme sind<br />
dabei überaus komplexe Systeme.<br />
Neben Sensoriken und Laserscannern<br />
zur Orientierung reagieren<br />
viele Modelle bereits auf Sprachbefehle<br />
oder Gesten und setzen<br />
auf KI, um eigenständig die Routen<br />
über die Wegenetze zu optimieren.<br />
Kendrion unterstützt den Einsatz<br />
von FTS durch ganzheitliche<br />
Display- und Steuerungslösungen.<br />
Einfache Integration von Multi-<br />
Touch-Displays in FTS<br />
Kendrion Multi-Touch-Displays<br />
ermöglichen die Anzeige aktueller<br />
Aufträge, Statusanzeigen oder Störmeldungen.<br />
Die Kendrion Anzeigesysteme<br />
stehen mit Bildschirmdiagonalen<br />
von 4 bis 15 Zoll zur Verfügung.<br />
Jedes Display ist mit industrietauglichen<br />
Schnittstellen ausgerüstet,<br />
so dass sie sich problemlos<br />
in jede bestehende Infrastruktur<br />
integrieren lassen. Eine skalierbare<br />
Anzeige erfüllt individuelle<br />
Anforderungen bei der Bedienung.<br />
Der gleichermaßen robuste<br />
wie gewichtsparende Grundaufbau<br />
der Multi-Touch-Displays aus<br />
Hochleistungs-Kunststoffen sowie<br />
ein WLAN Access Point für Programmierarbeiten<br />
oder Serviceeinsatz<br />
zeichnet die Kendrion-Displaylösungen<br />
aus.<br />
Wer Fahrerlose Transportsysteme<br />
im Einsatz erlebt, der weiß um die<br />
extreme Wendigkeit der Maschinen.<br />
Für gleichzeitig schnelle, präzise<br />
und sichere Fahrmanöver werden<br />
Fahrantriebsregler benötigt, die für<br />
eine perfekte Synchronisation der<br />
Bewegungen jedes Rad der FTS<br />
einzeln ansprechen müssen. Mit<br />
Drive Control bietet Kendrion ein<br />
kompaktes, modular anreihbares<br />
System, bestehend aus Servo Reglern,<br />
CODESYS Motion Bibliothek,<br />
EtherCAT® mit Synchronisation<br />
und einem Closed Loop Betrieb<br />
für Stepper Motoren. Das System<br />
kann einerseits als Fahrantriebsregler<br />
eingesetzt werden, andererseits<br />
überzeugt das System zusätzlich<br />
mit einer integrierten Bremsansteuerung.<br />
Auch wenn stärkere Hilfsantriebe<br />
benötigt werden, beispielsweise<br />
für Lifte oder Drehteller, sowie<br />
als Unterstützung für Achsportale<br />
bieten die Kendrion Fahrantriebsregler<br />
beste Leistungen.<br />
Stepper Control – die optimale<br />
FTS-Steuerung<br />
Stepper Control ist ein intelligenter<br />
Hilfsantrieb für verschiedene Funktionen<br />
an einem Fahrerlosen Transportsystem.<br />
Pro Stepper Control Einheit<br />
lassen sich drei Schrittmotoren<br />
mit großem Drehmoment unabhängig<br />
ansteuern und so unterschiedliche<br />
Funktionen, beispielsweise<br />
ein Betätigen oder Anheben von<br />
Drehtellern, Klappen, Liften, Rollen<br />
oder Bändern aus führen. Stepper<br />
Control bietet darüber hinaus drei<br />
zusätzliche Eingänge je Antrieb.<br />
Die Eingänge können wahlweise<br />
als Referenz- oder Endlagenschalter<br />
genutzt oder für unabhängige<br />
Funktionen wie einem manuellen<br />
Bedienen der Antriebseinheit verwendet<br />
werden.<br />
Eine umfangreiche CODESYS-<br />
SoftMotion-Bibliothek, die normgerechte<br />
Ansteuerung via DS402<br />
sowie eine Konnektivität über Ether-<br />
CAT erweitern die Einsatzgebiete<br />
von Stepper Control auch über FTS<br />
34 3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
hinaus. So kann Stepper Control<br />
auch als Handradersatz, mit 3-Achs-<br />
Portalen oder im Bereich der Fertigungsautomation<br />
eingesetzt werden.<br />
Auch die Anbindung an übergeordnete<br />
Steuerungen oder der<br />
Anschluss von Feldbusgeräten ist<br />
jederzeit realisierbar.<br />
Sicherheits-SPS: hochintegrierte<br />
Sicherheit bei maximaler<br />
Produktivität<br />
Fahrerlose Transportsysteme sind<br />
die Zukunft in der Intralogistik. Bei<br />
einem weitestgehend autonomen<br />
Betrieb muss das Thema Betriebssicherheit<br />
natürlich im Fokus der<br />
Aufmerksamkeit stehen. Denn nur<br />
wenn die Transportsysteme ihre<br />
Umgebung dauerhaft und zuverlässig<br />
im Blick haben, ist eine ausreichende<br />
Sicherheit gewährleistet.<br />
Mit hochintegrierten Sicherheitslösungen<br />
bietet Kendrion die zuverlässige<br />
Überwachung des Arbeitsraumes<br />
von kleinen, mittleren und<br />
großen Lasten-FTS. In Kombination<br />
mit einem Laserscanner überwacht<br />
das mit Sicherheits-SPS ausgerüstete<br />
Fahrerlose Transportsystem<br />
kontinuierlich die eigene Position<br />
und Geschwindigkeit. Tritt nun ein<br />
Objekt oder eine Person in die FTS-<br />
Umgebung ein, wird die Geschwindigkeit<br />
automatisch reduziert oder<br />
bei Bedarf ein Nothalt ausgelöst.<br />
Ein großes, sicheres Prozessabbild,<br />
der FSoE-Frame, unterstützt<br />
Antriebsregler mit unterschiedlichen<br />
Sicherheitsfunktionen wie SLS, SS1<br />
oder STO. Die Safety-Lösungen<br />
von Kendrion sind PLCopen-zertifiziert,<br />
kundenspezifisch anpassbar<br />
und bei Bedarf jederzeit modular<br />
erweiterbar.<br />
Umfassende Lösungen für<br />
den zuverlässigen Einsatz von<br />
Transportsystemen<br />
Neben den aufgeführten<br />
Lösungen im Bereich der Steuerungstechnik<br />
bietet Kendrion eine<br />
große Bandbreite an Produkten,<br />
die den Einsatz von Fahrerlosen<br />
Transport systemen noch effizienter,<br />
sicherer und zukunftsfähiger<br />
machen. Zu dem Produktportfolio<br />
von Kendrion zählen unter anderem<br />
Komponenten der Magnettechnik,<br />
beispielsweise Laser Shutter, Verriegelungsmagneten<br />
oder Pinbrakes<br />
sowie schnell wirkende, elektromagnetische<br />
Bremsen für sicheres<br />
Stoppen und Halten. ◄<br />
Staubdichtes telezentrisches F-Theta-Objektiv<br />
Excelitas Technologies präsentiert<br />
ein neues telezentrisches<br />
F-Theta-Objektiv, das eine große<br />
effektive Brennweite von 251 mm<br />
mit minimaler Varianz des Spotdurchmessers<br />
vereint. Das Linos<br />
F-Theta-Ronar 251 mm, telezentrisch,<br />
1030...1080 nm bietet ein<br />
ausgangsseitig inklusive Schutzglas<br />
staubdichtes Design nach<br />
den Kriterien von IP6X, eine<br />
Low-Absorption-Beschichtung<br />
und speziell qualifizierte Quarzglaslinsen<br />
für gepulste ps- und fs-<br />
Laser sowie Hochleistungslaser.<br />
Es wurde bei Laseranwendern<br />
qualifiziert und ist für bis zu<br />
10 kW freigegeben. Zur Einhaltung<br />
der engen Toleranzen wurden<br />
unter anderem FEM-Simulationen<br />
durchgeführt.<br />
Das Objektiv gewährleistet<br />
eine hohe, sehr homogene Bearbeitungsqualität.<br />
Anwendungen<br />
umfassen beispielsweise die<br />
Display- und Leiterplatten-Fertigung,<br />
Mikroapplikationen wie<br />
Bohren und Strukturierung sowie<br />
Makroapplikationen wie Laserschweißen,<br />
-schneiden und Additive<br />
Fertigung. Mit seinem M85x1-<br />
Standardgewinde lässt sich das<br />
F-Theta-Objektiv einfach in industrielle<br />
Laserapplikationen integrieren.<br />
Die Eintrittsapertur beträgt<br />
max. 20 mm. Im Objektiv treten<br />
keine Rückreflexe in der Nähe<br />
von Linsen oder Scanspiegeln auf.<br />
Das LINOS F-Theta-Ronar wird<br />
mit einem austauschbaren, antireflexbeschichteten<br />
Schutzglas<br />
aus Quarzglas geliefert.<br />
Das Linos-Sortiment an<br />
F-Theta-Objektiven enthält ausschließlich<br />
hochwertige, bewährte<br />
und umfassend geprüfte Qualitätsprodukte.<br />
Excelitas Technologies Corp.<br />
www.excelitas.com<br />
3/<strong>2022</strong><br />
35
Produktion<br />
Zukunftsorientierte automatisierte optische Inspektion<br />
KI-basierte Smart-Factory-Automation-Lösung<br />
Mirtec brachte seine umfassende KI-basierte Smart-Factory-Automation-Lösung Intelli-Pro auf den Markt.<br />
Mirtec<br />
www.mirtec.com<br />
Dieses technologisch fortschrittliche<br />
Software- und Algorithmus-<br />
Paket wurde speziell entwickelt,<br />
um die Leistung und den Komfort<br />
der gesamten AOI-Maschinenlinie<br />
von Mirtec zu verbessern. Intelli-<br />
Pro besteht aus einer firmeneigenen<br />
Deep-Learning-basierten automatischen<br />
Bauteilesuche, Lehrfunktion<br />
und KI-basierten automatischen<br />
Parameteroptimierung, Zeichenerkennung<br />
(OCR), Fremdkörpererkennung<br />
(FOD), Platzierungsinspektionsalgorithmen<br />
und einer automatischen<br />
Fehlertypklassifizierung.<br />
Vorreiterrolle bei der<br />
Einführung von KI in der<br />
Elektronikfertigung<br />
In der heutigen Elektronikfertigungsindustrie<br />
sind die Standards<br />
für Fehler- und Qualitätskontrolle<br />
aufgrund der Weiterentwicklung<br />
elektronischer Produkte und der<br />
zunehmenden Sicherheits- und<br />
Umweltvorschriften strenger denn<br />
je. Elektronikhersteller sind gezwungen,<br />
ihre Produktionseffizienz zu<br />
maximieren, indem sie Lean-Manufacturing-Methoden<br />
implementieren<br />
und Produktionsprozesse optimieren.<br />
Vor diesem Hintergrund setzen<br />
die Unternehmen auf AOI-Geräte<br />
(Automated Optical Inspection),<br />
um den Herstellungsprozess und<br />
die Herstellungsqualität zu vereinheitlichen<br />
und eine Echtzeit-Ursachenanalyse<br />
von Herstellungsfehlern<br />
durchzuführen. Ziel ist es, die<br />
Rentabilität durch Verbesserung<br />
der Produktionserträge und Reduzierung<br />
kostspieliger Nacharbeiten<br />
zu steigern.<br />
Blick zurück – und nach vorn<br />
In den letzten Jahren haben sich<br />
3D-AOI-Maschinen rasant weiterentwickelt<br />
und viele neue Funktionen<br />
sind hinzugekommen. Während<br />
die Leistungsverbesserungen<br />
willkommen sind, haben sie der Programmierung<br />
und Optimierung des<br />
Inspektionssystems eine weitere<br />
Komplexitätsebene hinzugefügt.<br />
3D-AOI-Maschinen erfordern viel<br />
mehr Parametermanipulation für<br />
das Lehren und Debuggen, was<br />
zu einer erhöhten Abhängigkeit von<br />
den Fähigkeiten des Prozessingenieurs<br />
führt.<br />
Debugging-Lösung „optimum Inspection Tool“ (OIT)<br />
Das bedeutet viele neue Herausforderungen.<br />
Wenn ein qualifizierter<br />
Mitarbeiter ersetzt oder<br />
ein neuer Mitarbeiter mit Erweiterung<br />
der SMT-Linien eingeführt<br />
wird, kann die Produktivität beeinträchtigt<br />
werden, bis das Qualifikationsniveau<br />
des Mitarbeiters verbessert<br />
ist. Solche Unsicherheiten und<br />
Instabilitäten müssen Elektronikhersteller<br />
vermeiden, um die Qualitätskontrolle<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Hier wird die Notwendigkeit einer<br />
Künstlichen Intelligenz hervorgehoben.<br />
Kurz gesagt, das Ziel des<br />
Einsatzes von KI besteht darin,<br />
das Niveau der Bedienerkenntnisse<br />
zu reduzieren, das erforderlich<br />
ist, um das höchste Maß<br />
an Fertigungsqualität und -effizienz<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Deep-Learning-basierte<br />
Auto-Matching- und<br />
Teaching-Funktion<br />
Die vielleicht schwierigste Herausforderung<br />
für weniger qualifizierte<br />
AOI-Programmierer besteht darin,<br />
festzustellen, welche Bauteileform<br />
für die Inspektion eines bestimmten<br />
Produkts geeignet ist. Da die Komponenten,<br />
die zur Herstellung von<br />
Leiterplatten verwendet werden, so<br />
vielfältig sind, finden selbst erfahrene<br />
Programmierer möglicherweise<br />
nicht die am besten geeignete Bauteileform,<br />
was sich wiederum nachteilig<br />
auf die Produktivität auswirkt.<br />
Mirtecs Auto-Matching-Funktion<br />
nutzt KI-basiertes Deep Learning,<br />
um die Effizienz und Genau-<br />
36 3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
Deep-Learning-basierte automatische Fehlerklassifizierung<br />
igkeit des AOI-Programmierprozesses<br />
zu maximieren. Wenn diese<br />
Funktion verwendet wird, kann die<br />
Arbeitszeit um 90% im Vergleich<br />
zur traditionellen manuellen Programmierung<br />
und um 50% im Vergleich<br />
zur automatischen Programmierung<br />
ohne Deep Learning reduziert<br />
werden. Das Beste daran ist,<br />
dass auch ungelernte Bediener in<br />
der Lage sind, bis zu 85% der Programmierqualität<br />
der am besten<br />
qualifizierten Bediener zu erreichen.<br />
Automatische Debug- und<br />
Parameteroptimierungs-<br />
Funktion<br />
Debugging ist ein Vorgang, bei<br />
dem Inspektionsalgorithmen und/<br />
oder -parameter angepasst werden<br />
können, um optimale Inspektionsergebnisse<br />
zu erzielen. Es ist eine<br />
Phase, in der das Qualifikationsniveau<br />
des Bedieners einen größeren<br />
Einfluss hat als der Lehrbetrieb.<br />
Bediener, die möglicherweise kein<br />
klares Verständnis einer bestimmten<br />
Inspektionsmaschine haben,<br />
können Schwierigkeiten bekommen,<br />
optimale Inspektionsbedingungen<br />
für die zu gefertigten Produkte<br />
festzulegen, was oft zu einer<br />
schlechteren Prüfleistung führt. Auf<br />
der anderen Seite, selbst wenn ein<br />
erfahrener Bediener mit der Parametereinstellung<br />
vertrauter ist, kann<br />
die Aufgabe, ein bestimmtes Inspektionsprogramm<br />
zu debuggen, sehr<br />
zeitaufwendig sein.<br />
Mirtecs Optimales Inspektionswerkzeug<br />
(OIT) ist eine Offline-<br />
Software-Lösung, die automatisches<br />
Debuggen und Parameteroptimierung<br />
einer gegebenen Leiterplatte<br />
durch die Analyse mehrerer<br />
Inspektionsergebnisse ermöglicht.<br />
Nach der Programmerstellung<br />
mit dem Deep-Learning/Auto-<br />
Matching- und Teaching-Werkzeug<br />
3/<strong>2022</strong><br />
kann der Programmierer einfach die<br />
Leiterplatte inspizieren, prüft die<br />
Inspektionsergebnisse für jeden<br />
„Defekt“, um festzustellen, ob das<br />
betroffene Bauteil defekt ist oder<br />
nicht; die Software lernt hier mit<br />
und schlägt optimale Parameterwerte<br />
vor. Benutzer müssen sich<br />
keine Gedanken mehr über Parameterwerte<br />
machen, sie müssen nur<br />
feststellen, ob sie mit menschlichem<br />
Urteilsvermögen fehlerhaft sind. Für<br />
optimale Ergebnisse, sind gerade<br />
einmal zehn Inspektionen mit verschiedenen<br />
Leiterplatten der gleichen<br />
Serie erforderlich.<br />
Verbesserung der<br />
Inspektionsleistung durch KI<br />
Wie wir erläutert haben, wird<br />
KI-basiertes Programmieren und<br />
Debuggen effektiv die Qualität und<br />
Effizienz des Inspektionsprogramms<br />
erhöhen. Dieser Prozess hat jedoch<br />
keinen Einfluss auf die tatsächliche<br />
Leistung des AOI-Systems. Der<br />
nächste logische Schritt besteht<br />
darin, künstliche Intelligenz zu verwenden,<br />
um die Genauigkeit und<br />
Wiederholbarkeit der Inspektionsalgorithmen<br />
selbst zu maximieren.<br />
Ein gutes Beispiel dafür, wo KI<br />
zur Verbesserung eingesetzt werden<br />
kann, ist der OCR-Algorithmus<br />
(Optical Character Recognition).<br />
OCR wird verwendet, um<br />
gedruckte oder eingravierte Zeichen<br />
auf Bauteilen zu lesen und zu<br />
bestimmen, ob das richtige Bauteil<br />
an der entsprechenden Stelle in der<br />
gewünschten Orientierung platziert<br />
wurde oder nicht. OCR ist eine häufige<br />
Ursache für False-Calls, herrührend<br />
von wechselnden Schriftarten<br />
und schlecht gedruckten oder<br />
beschädigten Zeichen. Dies erhöht<br />
die Anforderungen an das AOI-System<br />
weiter. Mirtec konnte die beste<br />
Zeichenerkennungsrate durch den<br />
Einsatz von KI-basiertem Deep Learning<br />
im Vergleich zu Wettbewerbssystemen<br />
erreichen, indem Bilder<br />
von Zeichen mit zahlreichen Schriftarten,<br />
Farben und Formen kontinuierlich<br />
zur Analyse erfasst werden.<br />
Tatsächlich hat es jetzt einen<br />
Stand erreicht, bei dem die Systemsoftware<br />
in der Lage ist, Textschäden<br />
zu erkennen und Zeichen mithilfe<br />
von Mehrwinkelbeleuchtung<br />
teilweise zu rekonstruieren. Dank<br />
dieser hohen Erkennungsrate bietet<br />
die Software eine automatische<br />
Zeichenlehrfunktion. Während des<br />
Auto-Teachings extrahiert der OCR-<br />
Algorithmus automatisch den Textbereich<br />
aus dem von der Hauptkamera<br />
aufgenommenen Bild, um ein<br />
Inspektionsfenster und eine Zielzeichenfolge<br />
zu erstellen.<br />
Deep Learning wird auch auf den<br />
Algorithmus zur Fremdobjekterkennung<br />
(Foreign Object Detection,<br />
FOD) von Mirtec angewendet,<br />
der die Leiterplattenoberfläche<br />
um die Leiterbahnen herum<br />
auf Fremdmaterialien untersucht.<br />
Die Fremdkörpererkennung stellt<br />
eine weitere potenzielle Quelle für<br />
False-Calls dar, die es immer wichtiger<br />
macht, genau zu bestimmen,<br />
ob das erkannte Objekt tatsächlich<br />
ein Fremdkörper oder ein Merkmal<br />
der Leiterplatte ist, das vom Inspektionsalgorithmus<br />
ignoriert werden<br />
sollte. Die Anwendung von Deep<br />
Learning auf die FOD-Inspektion<br />
senkt die False-Call-Rate erheblich<br />
und verbessert deutlich die Fertigungsqualität.<br />
Die Fehlerklassifizierung ist ein<br />
üblicher Prozess, bei dem der Bediener<br />
jeden einzelnen Fehler, der<br />
von der AOI-Nachkontrolle angezeigt<br />
wird, beurteilt. Hier würde der<br />
Bediener feststellen, ob das fragliche<br />
Bauteil wirklich defekt oder<br />
akzeptabel ist, was bedeutet, dass<br />
ein False-Call von der AOI generiert<br />
wurde. Dieser Prozess kann<br />
auch durch den Einsatz von Deep<br />
Learning stark verbessert werden,<br />
bei dem die Systemsoftware die<br />
erfassten Fehlerklassifizierungen<br />
des Bedieners kontinuierlich speichert<br />
und mit zukünftigen Prüfergebnissen<br />
abgleicht. Dies ist ein<br />
kumulativer Prozess, der mit der<br />
Zeit immer genauer wird. Schließlich<br />
wird das System in der Lage<br />
sein, Defekte und False-Call mit<br />
hoher Genauigkeit und ohne Bedienereingriff<br />
automatisch zu klassifizieren.<br />
Das Ziel besteht darin, die<br />
Qualitätskontrolle zu standardisieren,<br />
indem Bedienereingriffe innerhalb<br />
des Fehlerklassifizierungsprozesses<br />
eliminiert werden.<br />
Fazit:<br />
Vision für die Zukunft der AOI<br />
Elektronikhersteller werden immer<br />
selektiver beim Kauf von Systemen,<br />
die ihrer Fertigung einen Mehrwert<br />
verleihen und ihnen in dieser hart<br />
umkämpften Branche einen dringend<br />
benötigten „Vorteil“ verschaffen. Es<br />
besteht kein Zweifel, dass Künstliche<br />
Intelligenz eine große Rolle bei der<br />
Maximierung der Effizienz und Rentabilität<br />
des Herstellungsprozesses<br />
spielen wird. Mirtec investiert weiterhin<br />
stark in die Entwicklung von<br />
KI-basierter Technologie, die speziell<br />
entwickelt wurde, um die Leistung<br />
und den Komfort der gesamten<br />
AOI-Maschinen von Mirtec zu<br />
verbessern, indem alle potenziell<br />
negativen Auswirkungen menschlicher<br />
Eingriffe in den Inspektionsprozess<br />
eliminiert werden. ◄<br />
Deep-Learning-basierte optische Zeichenerkennung (OCR)<br />
37
Produktion<br />
Gewusst, wie...<br />
Die wichtigsten Herausforderungen für<br />
3D-Druck-Anwender<br />
Wer seine Aufgaben in Produktentwicklung und Produktion mithilfe von 3D-Druckern lösen will, steht vor einigen<br />
Herausforderungen. Welche das sind und wie man sie bewältigen kann, lesen Sie hier.<br />
BMF – Boston Micro<br />
Fabrication<br />
www.bmf3d.de<br />
Die Palette der Herausforderungen<br />
umfasst die Auswahl<br />
des richtigen Verfahrens mit der<br />
gewünschten Genauigkeit, Auflösung<br />
und Präzision, die jeweils verfügbaren<br />
Materialien, die Wiederholbarkeit<br />
und die erforderliche Nachbearbeitung<br />
der Druckergebnisse.<br />
Schließlich soll sich das 3D-Drucksystem<br />
auf lange Sicht amortisieren.<br />
Vor der Entscheidung<br />
Bevor es zur Entscheidung für<br />
einen bestimmten 3D-Drucker<br />
kommt, müssen Konstrukteure, Fertigungsverantwortliche<br />
und Einkäufer<br />
die beste Technologie für eine<br />
bestimmte Anwendung festlegen.<br />
Die erforderlichen Recherchen können<br />
beträchtlich sein, denn für alle<br />
Anwendungen gibt es mittlerweile<br />
verschiedene Verfahren. Laut Statista<br />
sind die beliebtesten 3D-Druck-<br />
Technologien FDM (Fused Deposition<br />
Modeling), FF (Fused Filament<br />
Fabrication) und SLS (Selective<br />
Laser Sintering). Aber auch die<br />
Stereolithografie (SLA) und Varianten<br />
wie PµSL für den Mikro-3D-<br />
Druck haben ihre Vorteile, je nach<br />
Anwendung und den gewünschten<br />
Eigenschaften der fertigen Bauteile.<br />
Diese Herausforderungen gehen<br />
über Kosten und Komplexität hinaus.<br />
Wer einen 3D-Drucker anschaffen<br />
will, muss genügend 3D-Druck-Projekte<br />
haben, um eine solide Kapitalrendite<br />
(ROI) zu erzielen. Ebenso<br />
müssen Käufer über die Geschwindigkeit<br />
von 3D-Druckern und die<br />
Mengen nachdenken, bei denen<br />
andere Fertigungsverfahren kosteneffektiver<br />
werden Außerdem müssen<br />
sie 3D-Druck-Geräte auswählen,<br />
die die erforderliche Auflösung,<br />
Genauigkeit und Präzision unterstützen.<br />
Alle drei Spezifikationen sind<br />
weit verbreitet, aber die Terminologie<br />
kann missverstanden werden.<br />
Auflösung, Genauigkeit und<br />
Präzision<br />
Die Auflösung setzt sich dabei<br />
aus folgenden Kennzahlen zusammen:<br />
Da 3D-Drucker Teile in drei<br />
Dimensionen produzieren, gibt es<br />
Werte für die XY-Ebene und eine<br />
Schichthöhe oder -dicke für die Auflösung<br />
in der Z-Achse. Beide Zahlen<br />
sind wichtig, aber der XY-Wert<br />
hat eine größere Bedeutung für<br />
Druckqualität und Oberflächenbeschaffenheit.<br />
Es zählen aber nicht nur die<br />
Außenmaße eines Teils. Denn viele<br />
größere Komponenten enthalten<br />
winzige Löcher, scharfe Kanten<br />
oder stiftähnliche Vorsprünge, die<br />
ebenso gedruckt werden müssen.<br />
Die Genauigkeit ist ein weiterer<br />
Schlüsselparameter und bezieht sich<br />
auf die Fähigkeit des 3D-Druckers,<br />
die gewünschten Abmessungen zu<br />
erreichen. Stellen Sie sich ein stabförmiges<br />
Teil vor, das 10 µm lang<br />
sein muss. Ein Drucker, der ein Teil<br />
mit dieser exakten Messung herstellt,<br />
weist einen hohen Genauigkeitsgrad<br />
auf. Ein System, das<br />
ein Teil mit 11 µm druckt, ist weniger<br />
genau.<br />
Natürlich muss auch die Materialschrumpfung<br />
berücksichtigt werden.<br />
Solange ein Teil nicht den vom<br />
Benutzer geforderten Abmessungen<br />
entspricht, ist es nicht genau genug.<br />
Präzision bezieht sich darauf, wie<br />
nah Messungen desselben Gegenstands<br />
beieinander liegen. Ein klassisches<br />
Beispiel für den Unterschied<br />
38 3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
Ansicht eines Testteils<br />
zwischen Präzision und Genauigkeit<br />
liefert<br />
das Dartspiel. Die Darts sind präzise<br />
geworfen, wenn alle Darts sehr<br />
nah beieinander liegen, aber nicht<br />
genau, wenn sie dabei weit entfernt<br />
vom Schwarzen landen. Genauigkeit<br />
und Präzision sind erreicht,<br />
wenn die Pfeile nahe am Schwarzen<br />
und nahe beieinander landen.<br />
3/<strong>2022</strong><br />
Die Materialien<br />
Die meisten 3D-Drucker sind<br />
entweder für die Verarbeitung von<br />
Polymeren, Metallen, Verbundwerkstoffen,<br />
Keramik oder Glas ausgelegt.<br />
Es gibt Drucker, die mehrere<br />
Materialien verarbeiten können, wie<br />
Polymere und Keramiken; diese<br />
Geräte sind jedoch für höherwertige<br />
Anwendungen bestimmt.<br />
Bei weniger fortschrittlichen<br />
3D-Druckern kann die Auswahl an<br />
Materialien ebenfalls begrenzt sein.<br />
Einige Hersteller bieten ein offenes<br />
Materialsystem an, das auch Fremdprodukte<br />
enthält. Andere beschränken<br />
die Auswahl auf die firmeneigenen<br />
Materialien.<br />
Die Materialauswahl ist eine<br />
Herausforderung, weil nicht alle<br />
in der Produktion üblichen Stoffe<br />
auch für den 3D-Druck verfügbar<br />
sind. Das liegt zum Teil daran, dass<br />
einige Metalle und Polymere nicht<br />
so temperaturgesteuert werden<br />
können, wie die additive Fertigung<br />
es erfordert. Außerdem gilt es, die<br />
Anforderungen einer Anwendung<br />
mit den Eigenschaften des Materials<br />
in Einklang zu bringen. Die Verwendung<br />
unterschiedlicher Materialien<br />
während der Prototypenherstellung<br />
und Produktion erhöht die<br />
Komplexität zusätzlich.<br />
Gerade bei biomedizinischen<br />
Produkten gibt es Probleme mit<br />
den Materialien. So ist etwa „die<br />
begrenzte Auswahl an Materialien,<br />
die sich für die Entwicklung<br />
von Membranmodulen eignen, eine<br />
große Herausforderung“. Hinzu<br />
kommt, dass bei allen Arten von<br />
3D-Druck-Materialien die Eigenschaften<br />
für die Endanwendung<br />
nicht dieselben wie bei herkömmlichen<br />
Materialen sind. So hat beispielsweise<br />
ABS-Kunststoff, der in<br />
3D gedruckt wird, nicht die gleiche<br />
Schlagfestigkeit wie ABS-Kunststoff,<br />
der mikrobearbeitet oder im<br />
Mikrospritzgussverfahren hergestellt<br />
wird.<br />
Wiederholbarkeit<br />
Auch die Wiederholbarkeit ist eine<br />
Herausforderung für die 3D-Druck-<br />
Branche. Das liegt daran, dass die<br />
Position des Bauteils auf der Druckoberfläche<br />
die Höhe, Breite, Tiefe und<br />
das Gewicht des Endprodukts beeinflussen<br />
kann. Laut einer Studie zur<br />
Qualitätssicherung beim 3D-Druck<br />
kann dieser nicht an jedem Ort und<br />
unter allen Bedingungen Qualität<br />
gewährleisten.<br />
Diese mangelnde Wiederholbarkeit<br />
kann den Ertrag verringern<br />
und den Durchsatz verlangsamen.<br />
Besonders die Beziehung zwischen<br />
Wiederholbarkeit und Präzision entspricht<br />
nicht der Genauigkeit, die im<br />
Allgemeinen als die Nähe einer Messung<br />
zum wahren Wert beschrieben<br />
wird. Dagegen ist hochauflösender<br />
3D-Druck im Mikromaßstab möglich<br />
und beim Druck von Mikroteilen<br />
erreicht PµSL Toleranzen von<br />
+/-25 µm. Mit der PµSL-3D-Druck-<br />
Technologie von BMF kann eine<br />
spiegelähnliche Oberfläche mit einer<br />
Oberflächengüte von 0,4...0,8 µm<br />
R a erreicht werden.<br />
Ein viereckiges Säulen-Design, ausgehöhlt<br />
Nachbearbeitung<br />
Die meisten 3D-gedruckten Teile<br />
müssen in irgendeiner Form gesäubert<br />
oder nachbearbeitet werden, um<br />
Trägermaterial aus der Konstruktion<br />
zu entfernen. Außerdem müssen<br />
die Oberflächen der Teile geglättet<br />
werden, um die gewünschte Oberflächengüte<br />
zu erreichen. Hierfür<br />
können verschiedene Nachbearbeitungsmethoden<br />
eingesetzt werden.<br />
Beispiele sind Wasserstrahlen,<br />
Schleifen, chemisches Einweichen<br />
und Spülen sowie manuelle Nachbearbeitung.<br />
Sie alle verursachen<br />
jedoch zusätzliche Kosten und verlängern<br />
die Projektlaufzeit.<br />
Dem Bericht von Wohlers über<br />
den Stand der 3D-Druck-Industrie<br />
zufolge entfallen 27% der Gesamtkosten<br />
für die Herstellung eines Prototyps<br />
auf die Nachbearbeitung.<br />
Doch die Kosten sind nicht die einzige<br />
Sorge. „3D Natives“ berichtet<br />
beispielsweise, dass 52% der<br />
Befragten es für schwierig halten,<br />
eine gleichmäßige Oberflächenbeschaffenheit<br />
zu erzielen. 53% der<br />
Befragten dauern die Nachbearbeitungszyklen<br />
zu lange.<br />
Praktisch und leistungsstark<br />
Die PµSL-Technologie von Boston<br />
Micro Fabrication (BMF) ist eine<br />
neue 3D-Druck-Technologie zur<br />
Produktion von kleinen Teilen, die<br />
hohe Präzision, Auflösung und Genauigkeit<br />
bei hohen Geschwindigkeiten<br />
erfordern. Die Projektions-<br />
Mikro-Stereolithographie (PµSL),<br />
eine Form der SLA, ist weltweit die<br />
einzige Technologie, die in Bezug<br />
auf Größe, Auflösung und Toleranz<br />
dem Präzisionsspritzguss entspricht.<br />
Darüber hinaus bietet BMF<br />
eine offene Materialplattform und<br />
kooperiert mit Drittlieferanten und<br />
OEMs, um Materialien für spezifische<br />
Anwendungen bereitzustellen.<br />
Merkmale der Teile:<br />
• Lochanordnungen von 50, 100,<br />
200 und 300 µm<br />
• unterschiedliche Säulen-Designs<br />
(massiv und ausgehöhlt)<br />
• offene Kanäle unterschiedlicher<br />
Breite<br />
• Wandstärken von 10 bis 220 µm<br />
Die Aufmacherfotos zeigen<br />
50-µm-Löcher gedruckt auf dem<br />
microArch-S240-System in RG<br />
(links) und 50-µm-Löcher mit alternativem<br />
Mikrostrukturmaterial und<br />
SLA-System. ◄<br />
39
Produktion<br />
Machine Learning<br />
Lösungen für maschinelles Lernen an der Edge<br />
Training Data<br />
Model<br />
Training<br />
Trained Model<br />
Quantized &<br />
Optimized<br />
Model<br />
Autoren:<br />
Zibo Su (Bild),<br />
Product Manager Digital<br />
bei Rutronik und<br />
Daniel Fisher, Senior FAE<br />
EMEA<br />
bei Gowin Semiconductor<br />
Rutronik Elektronische<br />
Bauelemente GmbH<br />
www.rutronik.com/de<br />
Model<br />
Tensorflow Trained<br />
Model File<br />
TFLu Flatbuffers<br />
Model File<br />
Bild 1: Damit Machine Learning auf eingebetteter Hardware läuft,<br />
müssen die Modelle quantisiert und optimiert werden<br />
© Gowin Semiconductor<br />
Maschinelles Lernen direkt im<br />
Gerät kann unzählige Produkte revolutionieren,<br />
sei es durch die Kategorisierung<br />
von Objekten aus einem<br />
Bildsensor, von Gesten aus einem<br />
Beschleunigungssensor oder von<br />
Sätzen aus einem Audio-Stream.<br />
Hierfür müssen die Algorithmen<br />
jedoch auf eingebetteten Komponenten<br />
laufen. Das birgt einige Herausforderungen.<br />
Doch die lassen<br />
sich lösen.<br />
Um Lösungen auf Basis von<br />
maschinellem Lernen zu entwickeln,<br />
sind mehrere technische Disziplinen<br />
erforderlich. Die meisten Unternehmen<br />
haben allerdings nur einige<br />
davon im Haus verfügbar. Häufig<br />
werden dann Data Scientists, Ingenieure<br />
für maschinelles Lernen und<br />
Softwareentwickler eingestellt, die<br />
Modelle für maschinelles Lernen<br />
erstellen, trainieren, abstimmen<br />
und testen können. Die Krux: Diese<br />
Modelle laufen in aller Regel nicht<br />
auf eingebetteter Hardware oder<br />
mobilen Geräten. Denn die meisten<br />
Machine Learning Engineers<br />
haben noch nie Modelle auf eingebetteter<br />
Hardware eingesetzt und<br />
kennen sich mit den eingeschränkten<br />
Ressourcen nicht aus. Für den<br />
Einsatz von trainierten Modellen auf<br />
mobilen SoCs, FPGAs und Mikroprozessoren<br />
muss das Modell optimiert<br />
und quantisiert werden.<br />
Halbleiterhersteller stehen wiederum<br />
vor der Aufgabe, Produkte<br />
zu entwickeln, die neue Anforderungen<br />
an Leistung, Kosten und<br />
Formfaktor erfüllen – und das unter<br />
engen Time-to-Market-Vorgaben.<br />
Bei Schnittstellen, Ein- und Ausgängen<br />
sowie Speichernutzung ist Flexibilität<br />
gefragt, damit die Lösungen<br />
unterschiedliche Anwendungsfälle<br />
abdecken.<br />
TensorFlow Lite erleichtert<br />
Optimierung und Quantisierung<br />
Dank Googles TensorFlow Lite ist<br />
das in den letzten Jahren etwas einfacher<br />
geworden. Die Open-Source-<br />
Plattform für maschinelles Lernen<br />
enthält jetzt auch Skripte, mit denen<br />
sich Machine-Learning-Modelle in<br />
einer „Flatbuffers“-Datei (oder *.tflite)<br />
optimieren und quantisieren lassen.<br />
Dabei werden Parameter genutzt,<br />
die für eine bestimmte Einsatzumgebung<br />
konfiguriert wurden.<br />
Im Idealfall kann eine Embedded-Hardware-Lösung<br />
die Flatbuffer-Dateien<br />
aus TensorFlow direkt<br />
importieren, ohne auf proprietäre<br />
oder hardwarespezifische Optimierungstechniken<br />
außerhalb des<br />
TensorFlow-Ökosystems zurückgreifen<br />
zu müssen. Dann können<br />
Software- und Hardware-Ingenieure<br />
die quantisierte und optimierte<br />
Flatbuffer-Datei einfach auf FPGAs,<br />
SoCs und Mikrocontrollern einsetzen<br />
(Bild 1).<br />
Embedded Hardware: SoC, MCU<br />
und FPGA im Vergleich<br />
Embedded-Hardware-Plattformen<br />
verfügen nur über eingeschränkte<br />
Ressourcen, sind wenig entwicklungsfreundlich<br />
und anspruchsvoll<br />
beim Einsatz. Dafür winken<br />
als Belohnung ein geringer Stromverbrauch,<br />
niedrige Kosten und<br />
Lösungen mit geringen Abmessungen.<br />
Was bieten SoCs, Mikrocontroller<br />
und FPGAs?<br />
SoCs haben die höchste Leistung<br />
und viele gängige Schnittstellen,<br />
aber in der Regel auch den<br />
höchsten Stromverbrauch. Durch<br />
die schnittstellenspezifischen Einund<br />
Ausgänge belegen sie viel<br />
Chip fläche. Das macht sie relativ<br />
kostenintensiv.<br />
Mikrocontroller punkten mit sehr<br />
geringem Stromverbrauch und<br />
kleinem Formfaktor, dafür sind<br />
sie aber oft sehr begrenzt bei der<br />
Machine-Learning-Leistung und den<br />
Modellfähigkeiten. Modelle, die am<br />
oberen Ende des Produktportfolios<br />
angesiedelt sind, bieten meist nur<br />
spezialisierte Schnittstellen, wie<br />
Kameras oder digitale Mikrofone.<br />
FPGAs besetzten einen breiten<br />
Bereich zwischen Mikrocontrollern<br />
und SoCs. Sie sind mit einer<br />
großen Auswahl an Gehäusen und<br />
flexiblen Ein- und Ausgängen erhältlich.<br />
Damit können sie jede für eine<br />
bestimmte Anwendung benötigte<br />
Schnittstelle aufnehmen, ohne Siliziumfläche<br />
zu verschwenden. Zudem<br />
sorgen die Konfigurationsmöglichkeiten<br />
dafür, dass sich Kosten und<br />
Stromverbrauch mit der Leistung und<br />
der Integration zusätzlicher Funktionen<br />
skalieren lassen. Problematisch<br />
bei der Nutzung von FPGAs<br />
für maschinelles Lernen ist deren<br />
mangelnde Unterstützung und Integration<br />
in SDK-Plattformen wie TensorFlow<br />
Lite (Bild 2).<br />
Machine Learning FPGAs<br />
Um diese Schwachstelle zu beseitigen,<br />
stellt Gowin Semiconductor<br />
auf seiner GoAI-2.0-Plattform ein<br />
SDK zur Verfügung, das Modelle<br />
und Koeffizienten extrapoliert sowie<br />
C-Code für den in den FPGAs integrierten<br />
ARM-Cortex-M-Prozessor<br />
und Bitstream bzw. Firmware für die<br />
FPGAs generiert.<br />
Eine weitere Herausforderung<br />
besteht im großen Bedarf an Flash<br />
und RAM von Machine-Learning-<br />
Modellen. Neue hybride µSoC-<br />
40 3/<strong>2022</strong>
Produktion<br />
Camera<br />
• Parallel, MIPI CSI-2 (D-PHY or C-PHY)<br />
• LVDS, SubLVDS, HiSPi<br />
Video<br />
• HDMI, Parallel, MIPI DSI (D-PHY or C-PHY)<br />
Microphone<br />
• I2S, PWM, PDM, Analog<br />
IMU<br />
• I2C, SPI, UART<br />
FPGAs wie der Gowin GW1NSR4P<br />
erfüllen diesen, indem sie 4 - 8 MB<br />
zusätzliches PSRAM einbetten.<br />
Beim GW1NSR4P ist das speziell<br />
für den GoAI 2.0-Coprozessor<br />
zur beschleunigten<br />
Verarbeitung und<br />
Speicherung von Faltungs-<br />
und Pooling-<br />
Schichten vorgesehen.<br />
Es wird in Verbindung<br />
mit seinem Hardware<br />
Cortex-M-IP verwendet,<br />
der die Schichtparameter<br />
sowie die Modellverarbeitung<br />
und Ausgabeergebnisse<br />
steuert (Bild 3).<br />
Design-Services-<br />
Programme<br />
Viele Anbieter programmierbarer<br />
Halbleiter<br />
sorgen zudem mit<br />
Design-Services-Programmen<br />
für steilere<br />
Lernkurven bei ihren Kunden<br />
bei der Nutzung von<br />
eingebetteter Hardware<br />
für maschinelles Lernen.<br />
Das gilt auch für Gowin:<br />
Das GoAI-Design-Services-Programm<br />
unterstützt<br />
Nutzer, die eine<br />
Ein-Chip-Lösung für<br />
die Klassifizierung oder<br />
Implementierungsunterstützung<br />
von getesteten<br />
trainierten Modellen „von<br />
Machine Learning<br />
• TensorFlow Flatbuffers (*.tflite) file<br />
• Deployment SDK<br />
• Weight & Bias Coefficients<br />
• Microprocessor Model Firmware<br />
• NPU FPGA Firmware<br />
FPGA Embedded Hardware Modules<br />
• ARM Cortex-M1/M3 Microprocessor<br />
• GoAI 2.0 NPU Coprocessor<br />
• 8MB Extended PSRAM Layer Memory<br />
der Stange“ suchen, die aber nicht<br />
wissen, wie sie die Embedded Hardware<br />
ansprechen sollen. Mit derartigen<br />
Programmen unterstützen und<br />
Video<br />
• HDMI, LVDS, Parallel/MIPI DPI<br />
• MIPI DSI, CSI-2 (D-PHY or C-PHY)<br />
Peripheral<br />
• I2C, SPI, UART, I2S, PWM, PDM, GPIO<br />
Wireless<br />
• Bluetooth Low Energy<br />
Bild 2: FPGAs bieten für jede Anwendung die richtige Schnittstelle und leichte Skalierbarkeit © Gowin Semiconductor<br />
Camera,<br />
Microphone,<br />
Accelerometer<br />
GOWIN FPGA (GW1NSR4, GW2AR18, GW2A55)<br />
I2C Camera Config<br />
Input Data<br />
Buffer<br />
96x96 Bytes<br />
ARM<br />
Cortex-M1/M3<br />
GoAI 2.0 AHB<br />
Register Map<br />
&<br />
Memory<br />
Load/Unload<br />
Input buffer<br />
determines<br />
maximum size of<br />
input layer<br />
ITCM (32KB)<br />
DTCM (4KB)<br />
GoAI 2.0 Accelerator<br />
Depthwise<br />
Convolution<br />
PSRAM<br />
Arbitrator<br />
PSRAM<br />
(4-8 MB)<br />
Convolution<br />
Weight/Bias<br />
SPI Flash<br />
Controller<br />
entlasten die Anbieter die Unternehmen,<br />
so dass diese weniger Ressourcen<br />
im Bereich des embedded<br />
Machine Learnings und der Implementierung<br />
auf eingebetteter<br />
Hardware benötigen<br />
(TinyML) und sich stärker<br />
auf ihre Produktentwicklung<br />
konzentrieren<br />
können.<br />
Fazit<br />
Lokales, eingebettetes<br />
maschinelles Lernen<br />
ist aktuell ein beliebtes<br />
und ständig wachsendes<br />
Feld für viele Produktentwickler.<br />
Allerdings gibt<br />
es erhebliche Herausforderungen,<br />
da Ingenieure<br />
verschiedener Disziplinen<br />
und Fachgebiete<br />
für die Entwicklung dieser<br />
Lösungen nötig sind.<br />
Einige Anbieter von programmierbaren<br />
Halbleitern<br />
beantworten diese<br />
durch die Nutzung populärer<br />
Ökosystem-Tools<br />
für eingebettete Hardware<br />
sowie mit Geräten mit flexiblen<br />
Schnittstellen und erweiterten<br />
Speichern, neue Software-<br />
Tools und Design-Services. ◄<br />
Bild 3: Mit zusätzlichem PSRAM ermöglicht der GW1NSR4P von Gowin ein Maximum an Layer-Breite und damit eine<br />
beschleunigte Verarbeitung und Speicherung von Faltungs- und Pooling-Schichten © Gowin Semiconductor<br />
Max<br />
Pool<br />
PSRAM size<br />
determines<br />
the maximum<br />
layer width<br />
Avg<br />
Pool<br />
SPI<br />
Flash<br />
MCU memory<br />
determines the<br />
maximum number<br />
of layers<br />
Machine Learning Model<br />
3/<strong>2022</strong><br />
41
Produktion<br />
Extrusionsbasierte additive Fertigungsverfahren und Prozesse<br />
Additive Fertigung mit Silikon<br />
Additiv gefertigte Bauteile werden längst nicht mehr nur für den Prototypenbau verwendet. Auch im<br />
Vorserienbau und für Serienteile nutzt man ihr großes Potential. In diesem Artikel werden die extrusionsbasierten<br />
Verfahren und Prozesse näher dargestellt.<br />
DNS-Struktur aus Silikon – gefertigt als 3D-Druck-Bauteil in Hydrogel<br />
ViscoTec Pumpen- u.<br />
Dosiertechnik GmbH<br />
www.viscotec.de<br />
Für technisch einsetzbare Bauteile<br />
sind die Materialeigenschaften<br />
von entscheidender Relevanz. In diesem<br />
Bereich können 3D-gedruckte<br />
Bauteile nur mit konventionell gefertigten<br />
konkurrieren, wenn sie auch<br />
die gleichen mechanischen und<br />
chemischen Eigenschaften besitzen.<br />
Biokompatibilität, thermische<br />
Beständigkeit und natürlich die sehr<br />
hohe Elastizität machen Silikon für<br />
sehr viele Anwendungen unverzichtbar.<br />
Es besteht deshalb ein großes<br />
Interesse, die Vorteile der additiven<br />
Fertigung auch für den Werkstoff<br />
Silikon zu ermöglichen. Der Prozess<br />
zur additiven Verarbeitung von Silikon<br />
ist jedoch nicht trivial.<br />
Von den unterschiedlichen Ansätzen<br />
werden hier die extrusionsbasierten<br />
Verfahren und Prozesse dargestellt.<br />
Insbesondere werden verschiedene<br />
Vernetzungsmechanismen<br />
näher betrachtet – mit ihren<br />
jeweiligen Vor- und Nachteilen.<br />
3D-Druck von Silikon:<br />
extrusionsbasierte Verfahren<br />
Ein entscheidender Vorteil der<br />
extrusionsbasierten Verfahren ist<br />
die große Vielfalt an verarbeitbaren<br />
Flüssigkeiten und Pasten. Es sind<br />
damit nahezu alle Arten von Silikonen<br />
verwendbar: Von niedrig- bis<br />
hochviskos und von RTV (Raum-<br />
Temperatur-Vulkanisation) über<br />
Standard-LSR (Liquid Silicone Rubber)<br />
bis hin zu UV-vernetzenden und<br />
mit Partikeln gefüllten Silikonen.<br />
Der extrusionsbasierte Fertigungsprozess<br />
ist dem des FLM-<br />
Druckens (Fused Layer Modelling)<br />
sehr ähnlich. Mithilfe eines<br />
Dosierkopfes wird dabei ein Strang<br />
abgelegt. Aus diesem Strang wird<br />
Schicht für Schicht ein Bauteil additiv<br />
gefertigt.<br />
Hier nun werden die zweikomponentigen<br />
LSR- und RTV-Silikone<br />
behandelt. LSR-Typen benötigen<br />
zur Vernetzung thermische Energie,<br />
RTV-Silikone sind für eine Reaktion<br />
bei Raumtemperatur ausgelegt.<br />
Vernetzung von LSRs<br />
Beim Drucken von Silikon handelt<br />
es sich immer um ein flüssiges<br />
Medium. Entscheidende Prozessparameter<br />
sind deshalb die Formstabilität<br />
und das Vernetzen des Silikons.<br />
Wichtig ist auch: Erst durch<br />
die chemische Reaktion des Materials,<br />
zum Beispiel durch Polyaddition<br />
oder Polykondensation, wird<br />
die Festigkeit des fertigen Silikons<br />
erreicht.<br />
Grundsätzlich unterscheidet man<br />
für LSR-Silikone zwischen zwei Zeitpunkten<br />
der Vernetzung: Vernetzung<br />
während der Fertigung und<br />
Vernetzung im Postprozess bzw.<br />
in der Nachbereitung.<br />
Vernetzung während der<br />
Fertigung<br />
• beheizte Bauplattform<br />
Beheizbare Bauplattformen in<br />
additiven Fertigungsmaschinen<br />
sind weit verbreitet. Es ist also<br />
naheliegend, die thermische Vernetzungsenergie<br />
darüber bereitzustellen.<br />
Je nach Reaktionszeit<br />
des Silikons kann die Vernetzung<br />
auf einer beheizten Bauplattform<br />
innerhalb weniger Sekunden nach<br />
der Extrusion erfolgen.<br />
Dieses Verfahren hat jedoch einen<br />
entscheidenden Nachteil: Die Temperaturverteilung<br />
verändert sich<br />
mit der Höhe des Bauteils. Denn<br />
je weiter die Schicht von der Bauplattform<br />
entfernt ist, umso weniger<br />
thermische Energie wird zugeführt.<br />
Das bedeutet, dass ein zuverlässiger<br />
und konstanter Prozess für<br />
ein Bauteil mit zahlreichen Schichten<br />
damit sehr schwierig zu realisieren<br />
ist. Erfahrungsgemäß ist es<br />
nicht mehr sinnvoll, Bauteile die<br />
größer als zwei bis drei Zentimeter<br />
sind, mit einer beheizten Bauplattform<br />
zu fertigen.<br />
• Vernetzung jeder Schicht:<br />
Ein Wärmeeintrag auf das jeweilige<br />
Bauteil von oben – nach jeder<br />
Schicht – ermöglicht die gleichmäßige<br />
Vernetzung für eine beliebige<br />
Anzahl an Schichten. Der Wärmeeintrag<br />
erfolgt direkt während des<br />
Druckprozesses, das Bauteil ist<br />
also direkt nach dem Drucken fertig.<br />
Dafür wird eine zusätzliche Wärmequelle,<br />
wie beispielsweise eine<br />
Infrarotlampe, benötigt. Intensität<br />
und Belichtungszeit müssen auf die<br />
jeweilige Schicht angepasst sein,<br />
weshalb der ganze Fertigungsprozess<br />
aufwändiger und komplizierter<br />
wird.<br />
Vernetzung im Postprozess<br />
Ein weiterer Ansatz ist es, ein Silikon<br />
zu verwenden, das aufgrund<br />
42 3/<strong>2022</strong>
Bild 1: 3D-Druck von Silikon: Fertigungsprozess Hydrogeldruck<br />
seiner rheologischen Eigenschaften<br />
nach der Extrusion die Form<br />
behält. Das kann durch eine sehr<br />
hohe Viskosität oder eine hohe<br />
Thixotropie des Silikons oder auch<br />
durch eine Kombination aus beiden<br />
erreicht werden. Das fertige Bauteil<br />
aus LSR-Silikon wird im Nachgang,<br />
dem sogenannten Postprocessing,<br />
in einen Ofen gestellt und<br />
bei entsprechenden Temperaturen<br />
vernetzt. Durch den Wärmeeintrag<br />
darf keine Deformation im Bauteil<br />
erfolgen. In diesem Prozess werden<br />
keine zusätzlichen Geräte zur<br />
Wärmezufuhr während des Druckens<br />
benötigt.<br />
Stützmaterial<br />
Für steile Überhänge oder ein<br />
Bridging (das Schließen einer Kontur)<br />
muss eine Stützstruktur aufgebaut<br />
werden. Dieses Stützmaterial<br />
soll während des Fertigungsprozesses<br />
auf dem Silikon haften<br />
und den thermischen Bedingungen<br />
während der Vernetzung standhalten.<br />
Anschließend muss es im fertigen<br />
Bauteil leicht entfernbar sein.<br />
Es ist eine Herausforderung, das<br />
passende Stützmaterial für jedes<br />
Silikon zu finden. Und durch das<br />
Aufbauen der Stützstruktur werden<br />
zusätzliches Material und Zeit für<br />
den Fertigungsprozess benötigt.<br />
Fertigung im Hydrogel<br />
Doch es gibt ein Verfahren, mit<br />
dem Geometriefreiheit ohne das<br />
Aufbauen einer Stützstruktur möglich<br />
ist: das Fertigen in einem anderen<br />
Medium. Dazu wird das Silikon<br />
mit einer langen Nadel in einen<br />
Behälter, der mit einem „Stützmedium“<br />
gefüllt ist, dosiert. Dieses<br />
Stützmedium kann zum Beispiel<br />
ein Pulver oder Hydrogel sein. Der<br />
Prozess ist in Bild 1 dargestellt.<br />
Im ersten Schritt wird das Silikon<br />
(in Orange) in ein Stützmedium (in<br />
Blau) dosiert. Der extrudierte Strang<br />
wird von dem umgebenden Medium<br />
fixiert. Nach dem die gewünschte<br />
Struktur aufgebaut ist und das Silikon<br />
vernetzt ist, kann das Bauteil<br />
mit einer Pinzette aus dem Medium<br />
entfernt werden. Abschließend werden<br />
Reste des Stützmedium entfernt<br />
oder einfach abgewaschen.<br />
Besonders geeignet für dieses<br />
Verfahren sind RTV-Silikone,<br />
da diese bereits nach kurzer Zeit<br />
(30 bis 60 min) vernetzt sind. Das<br />
Stützmedium kann nach dem Entfernen<br />
des Bauteils erneut verwendet<br />
werden.<br />
Der größte Vorteil dieses Verfahrens:<br />
die sehr große Gestaltungsfreiheit.<br />
Man ist weder durch<br />
zu steilen Überhang noch durch<br />
Bridging eingeschränkt. Zur Veranschaulichung<br />
ist im Aufmacherbild<br />
ein Bauteil dargestellt, das beides<br />
aufweist. Dieses Bauteil wurde mit<br />
einer 0,3-mm-Nadel gedruckt. Die<br />
dünnen Verbindungen zwischen der<br />
Helix sind mit anderen Verfahren<br />
bisher nur sehr schwierig fertigbar.<br />
Nachteile dieser Technologie ist<br />
der große Einsatz an Stützmedium,<br />
das bei größeren Bauteilen notwendig<br />
ist. Und dass eine Verwendung<br />
von LSRs meist nicht sinvoll ist.<br />
Zusammenfassung:<br />
3D-Druck von Silikon<br />
Durch die große Vielfalt an unterschiedlichen<br />
extrusionsbasierten<br />
Fertigungsprozessen lassen sich<br />
nahezu alle Bauteile aus Silikon herstellen.<br />
Je nach gewünschter Geometrie<br />
und Silikontyp kann der passende<br />
Prozess definiert werden. Die<br />
Grundlage für einen erfolgreichen<br />
Fertigungsprozess ist dabei immer<br />
eine präzise und wiederholgenaue<br />
Dosierung des Silikons. Das Potential<br />
des Silikon-3D-Druckes ist bei<br />
weitem noch nicht ausgeschöpft.<br />
Insbesondere mit neuen Verfahren,<br />
wie beispielsweise dem Verwenden<br />
von Stützmedium (wie Hydrogel),<br />
eröffnen sich völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
◄<br />
Weitere Infos: www.viscotec.de/3d-druck-von-standardmaterialien/<br />
Inspektion mit NXTR<br />
fiducial mark camera<br />
◆ Prüfung der bestückten Bauteile<br />
◆ Effizientes ökonomisches Liniendesign<br />
◆ Verbesserte Rückverfolgbarkeit<br />
3/<strong>2022</strong><br />
FUJI EUROPE CORPORATION GmbH<br />
+49 (0)6107 6842-0<br />
fec_info@fuji-euro.de<br />
www.fuji-euro.de 43
Halbleiterfertigung<br />
PXI Microwave Multiplexer für den Einsatz<br />
in 5G- und Halbleiter-Tests<br />
mance maximiert sowie die Verkabelungskosten<br />
minimiert. Die<br />
Anzahl der Chassis-Steckplätze<br />
wird reduziert, da nur drei Steckplätze<br />
für eine einzelne Konfiguration<br />
erforderlich sind oder nur ein<br />
einzelner Steckplatz für die Versionen<br />
der Remote-Montage.<br />
Steven Edwards, Switching<br />
Product Manager bei Pickering<br />
Interfaces, ergänzt dazu: „Um die<br />
Zustandsüberwachung des Testsystems<br />
zu unterstützen, ist die<br />
4x-785C-Familie mit einem Schaltzyklenzähler<br />
ausgestattet. Damit<br />
können, wenn möglich, weniger<br />
genutzte Kanäle alternativ zu den<br />
stärker genutzten Pfaden gewählt<br />
werden.“ Pickering bietet auch eine<br />
Reihe hochwertiger Verbindungskabel<br />
für den Einsatz in HF-Anwendungen<br />
an. Eine dreijährige Standardgarantie<br />
deckt alle Module<br />
ab. ◄<br />
Pickering Interfaces<br />
www.pickeringtest.com<br />
Pickering Interfaces hat seine<br />
4x-785C-Reihe der SP4T- und<br />
SP6T Microwave Multiplexer um die<br />
67 GHz terminierten SP4T-/SP6T-<br />
Module erweitert, um die neusten<br />
Anforderungen im 5G- und Halbleiter-Test<br />
abzudecken. Die Module<br />
40-785C (PXI) und 42-785C (PXIe)<br />
verfügen über interne Terminierungen,<br />
die die Signalintegrität<br />
verbessern. Die Geräte sind als<br />
Panel- und Remote-Mount-Optionen<br />
erhältlich. Dies ermöglicht es,<br />
die Schalter an der für ihre Anwendung<br />
am besten geeignete Stelle<br />
zu platzieren. Remote-Mount-Optionen<br />
belegen einen einzigen Chassis-Steckplatz,<br />
können aber bis zu<br />
drei Schalter platzsparend steuern.<br />
Die Familie der 4x-785C-Familie<br />
verwendet branchenführende,<br />
mechanische Radiall Microwave<br />
Relais höchster Qualität. Die<br />
50-Ohm-Terminierung maximiert<br />
die Signalintegrität bei ungenutzten<br />
Kanälen.<br />
Remote-Montageoptionen verbinden<br />
jeden Schalter über ein<br />
1,5-m-Kabel mit dem Steuermodul<br />
und bieten Flexibilität bei der<br />
Schalterpositionierung. Dadurch<br />
wird die Länge der HF-Verbindungen<br />
reduziert und die Perfor-<br />
Die Tafeln –<br />
Deutschlands größte<br />
Lebensmittelretter<br />
Die Tafeln retten Obst,<br />
Gemüse, Backwaren und<br />
mehr – damit helfen wir<br />
Menschen und schützen das<br />
Klima. Denn Lebensmittelverschwendung<br />
schadet Gesellschaft<br />
und Umwelt gleichermaßen.<br />
Mehr Infos auf<br />
www.tafel.de<br />
helfen<br />
1,65 MIO.<br />
Bedürftigen<br />
60.000<br />
Tafel-Aktive<br />
schützen<br />
RESSOURCEN<br />
265.000 t<br />
Lebensmittel<br />
pro Jahr<br />
retten<br />
Quelle: Tafel-Umfrage 2019<br />
44 3/<strong>2022</strong>
Halbleiterfertigung<br />
Kameras nun auch in UV-empfindlichen<br />
Varianten<br />
Mit der Integration des neuen UV-empfindlichen Global Shutter CMOS Sensors IMX487 von Sony erweitert Matrix<br />
Vision die Einsatzmöglichkeiten der GigE-Vision-Kameras der mvBlueCOUGAR-Familie.<br />
Matrix Vision GmbH<br />
info@matrix-vision.de<br />
www.matrix-vision.com<br />
Bestimmte Bildverarbeitungsanwendungen,<br />
z.B. in der Halbleiterinspektion<br />
oder Müllsortierung, können<br />
durch die Verwendung des<br />
UV-Spektrums optimiert werden<br />
oder sind überhaupt nur in diesem<br />
Spektralbereich möglich. Der aus<br />
der neusten Sony Pregius S Generation<br />
(Gen4) stammende hochauflösende<br />
Sensor IMX487 mit 8,1 MPixels<br />
ist sowohl in der GigE-Kameraserie<br />
mvBlueCOUGAR-X als auch<br />
in der 10GigE Version mvBlueCOU-<br />
GAR-XT verfügbar. Die Sensoren<br />
der neusten Generation zeichnen<br />
sich sowohl durch eine hohe Bildqualität<br />
bei kleiner Pixelgröße als<br />
auch durch hohe Transferraten aus.<br />
Eine GenICam-kompatible Software-Unterstützung<br />
der Kameras<br />
gewährleistet die Kompatibilität zu<br />
bestehenden Bildverarbeitungsprogrammen<br />
und somit auch die<br />
Plattformunabhängigkeit. Erste<br />
Muster der Modelle mvBlueCOU-<br />
GAR-X (GigE) und mvBlueCOU-<br />
GAR-XT (10GigE) mit dem Sensor<br />
IMX487 sind ab sofort erhältlich.<br />
In Serie sind die Kameras ab<br />
Juli <strong>2022</strong> verfügbar.<br />
Neue Möglichkeiten<br />
Der in die Kamerafamilie mvBlue-<br />
COUGAR integrierte Sensor IMX487<br />
mit einer hohen Empfindlichkeit im<br />
UV-Bereich von 200 bis 400 nm<br />
eröffnet neue Einsatzmöglichkeiten<br />
in der industriellen Inspektion. Beispiele<br />
sind z.B. die Fehlerprüfung<br />
im Halbleiterbereich, die Erkennung<br />
unterschiedlicher transparenter<br />
Materialen in der Müllsortierung<br />
oder die Schimmelpilzerkennung<br />
bei Lebensmitteln.<br />
Backside Illumination<br />
Die verwendete Global-Shutter-<br />
Technologie mit Backside Illumination<br />
gewährleistet sowohl verzerrungsfreie<br />
Bilder bei bewegten<br />
Objekten als auch eine hohe Bildqualität<br />
durch optimale Ausnutzung<br />
der Pixelfläche. Mit einer<br />
Pixelgröße von nur 2,74 µm erreichen<br />
die Kameras eine Auflösung<br />
von 8,1 MPixel. In der GigE-Version<br />
mvBlueCOUGAR-X erreicht<br />
die Kamera bei voller Auflösung<br />
eine Bildwiederholrate von 25 fps<br />
während in der mvBlueCOUGAR-<br />
XT mit 10GigE Schnittstelle sogar<br />
147 fps möglich sind. Die Sensorgröße<br />
von nur 2/3 Zoll erlaubt die<br />
Verwendung kostengünstiger UVkompatibler<br />
Objektive.<br />
Die Kameras der mvBlueCOU-<br />
GAR-Familie sind kompatibel zu<br />
den Standards GenICam und GigE<br />
Vision. Treiber gibt es sowohl für<br />
Linux als auch für Windows. Ferner<br />
unterstützt die Kamera auch<br />
Software von Drittanbietern, die<br />
kompatibel zu GigE Vision ist. ◄<br />
Fachbücher für die Praxis<br />
Unser gesamtes Buchprogramm finden Sie unter www.beam-verlag.de<br />
3/<strong>2022</strong><br />
Digitale<br />
Oszilloskope<br />
Der Weg zum<br />
professionellen<br />
Messen<br />
Joachim Müller<br />
Format 21 x 28 cm, Broschur, 388<br />
Seiten,<br />
ISBN 978-3-88976-168-2<br />
beam-Verlag 2017, 24,95 €<br />
Ein Blick in den Inhalt zeigt, in<br />
welcher Breite das Thema behandelt<br />
wird:<br />
• Verbindung zum Messobjekt über<br />
passive und aktive Messköpfe<br />
• Das Vertikalsystem – Frontend und<br />
Analog-Digital-Converter<br />
• Das Horizontalsystem – Sampling<br />
und Akquisition<br />
• Trigger-System<br />
• Frequenzanalyse-Funktion – FFT<br />
• Praxis-Demonstationen: Untersuchung<br />
von Taktsignalen,<br />
Demonstration Aliasing, Einfluss<br />
der Tastkopfimpedanz<br />
• Einstellungen der Dezimation,<br />
Rekonstruktion, Interpolation<br />
• Die „Sünden“ beim Masseanschluss<br />
• EMV-Messung an einem Schaltnetzteil<br />
• Messung der Kanalleistung<br />
Weitere Themen für die praktischen<br />
Anwendungs-Demos sind u.a.: Abgleich<br />
passiver Tastköpfe, Demonstration<br />
der Blindzeit, Demonstration<br />
FFT, Ratgeber Spektrumdarstellung,<br />
Dezimation, Interpolation, Samplerate,<br />
Ratgeber: Gekonnt triggern.<br />
Im Anhang des Werks findet sich<br />
eine umfassende Zusammenstellung<br />
der verwendeten Formeln und<br />
Diagramme.<br />
45<br />
oder bestellen Sie über info@beam-verlag.de
Halbleiterfertigung<br />
Innovatives XYZ-Positioniersystem für die<br />
automatisierte Inspektion großer Wafers<br />
Steinmeyer Mechatronik GmbH<br />
info@steinmeyer-mechatronik.de<br />
www.steinmeyer-mechatronik.de<br />
Das XYZ-Positioniersystem zur<br />
automatisierten Inspektion hat<br />
Steinmeyer Mechatronik speziell für<br />
die Qualitätskontrolle von großen<br />
Wafers, Probecards und Leiterplatten<br />
entwickelt. Es erlaubt die<br />
Hochgeschwindigkeitspositionierung<br />
entlang zweier linearer Achsen<br />
und gewährleistet einen erhöhten<br />
Throughput.<br />
Wafers dienen als Grundplatte<br />
für elektronische Bauelemente, beispielsweise<br />
Mikrochips, und haben<br />
damit eine Schlüsselfunktionen in<br />
der Halbleiterindustrie inne. Entsprechend<br />
hoch sind die Anforderungen<br />
in der Herstellung. Der<br />
Qualitätskontrolle kommt daher<br />
eine besondere Bedeutung zu. Als<br />
internationaler Hightech-Player mit<br />
150 Jahren Erfahrung kennt Steinmeyer<br />
Mechatronik die besonderen<br />
Bedürfnisse der Branche genau<br />
und realisiert effiziente Systeme für<br />
anspruchsvolle Bedingungen. Speziell<br />
für die hochpräzise Qualitätssicherung<br />
großer Wafer, Probecards<br />
und Leiterplatten bietet der Dresdner<br />
Positionierspezialist mit dem XYZ-<br />
Positioniersystem zur automatisierten<br />
Inspektion eine leistungsstarke<br />
und wartungsarme Lösung.<br />
Qualitätssteigerungen und<br />
Verringerung der Zykluszeit<br />
Das Inspektionssystem mit Verfahrwegen<br />
bis 720 mm erlaubt die<br />
gleichzeitige Überprüfung mehrerer<br />
300-mm-Wafers oder einzelner bis<br />
700 x 700 mm großer Substrate mit<br />
Spitzengeschwindigkeiten von bis<br />
zu 1000 mm/s. Eisenlose Direktantriebe<br />
machen dieses hohe Tempo<br />
möglich. Dank der Wiederholgenauigkeit<br />
von 0,3 µm lassen sich präzise<br />
Messergebnisse und enorme<br />
Qualitätssteigerungen erzielen. Die<br />
Z-Achse wurde für Sensoren und<br />
Kamerasysteme bis 5 kg konzipiert.<br />
Die Vertikalverstellung kann dabei<br />
wahlweise fest, manuell, motorisch<br />
mit Spindel oder dynamisch mit<br />
pneumatisch entlastetem Direktantrieb<br />
für Höhenkompensation bei<br />
voll interpolierter Bewegung erfolgen.<br />
Auch die Prüflingsauflage ist<br />
applikationsspezifisch anpassbar,<br />
zur Wahl stehen geschliffene Platte,<br />
Platte mit Bohrraster und Chuck.<br />
Komplettsystem für die<br />
einfache Integration<br />
Bei dem XYZ-System handelt es<br />
sich um eine Komplettlösung inklusive<br />
Stahlgestell und Luftdämpfern,<br />
wobei letztere zusammen mit der<br />
massiven, schweren Grundplatte<br />
aus Granit eine hervorragende<br />
Entkopplung gegenüber Bodenvibrationen<br />
sicherstellen – ideal für<br />
Messungen mit µm- und sub-µm<br />
Auflösung. Befestigungsbohrungen<br />
für Gehäuseanbauten sind vorhanden.<br />
Das Inspektionssystem wird<br />
mit voll vermessener Genauigkeit<br />
sowie angepasster Verkabelung und<br />
Vakuumführung entsprechend der<br />
eingesetzten Sensorik und Waferaufnahme<br />
geliefert und lässt sich<br />
dank Portalaufbau einfach in bestehende<br />
Linienprozesse integrieren.<br />
Eine Ausführung für höchste Reinraumansprüche<br />
bis ISO1 mit interner<br />
Absaugung und Partikelfallen<br />
ist optional verfügbar.<br />
Wartungsarmer 24/7-Betrieb<br />
Die Steuerung erfolgt über einen<br />
separaten Motion-Controller für<br />
drei Achsen, der sich schnell und<br />
unkompliziert in die vorhanden<br />
Steuerungsumgebungen einbinden<br />
lässt. DLL und API zur aufwandsarmen<br />
Softwareintegration<br />
sind erhältlich, ebenso Beckhoff<br />
oder ACS. Ein flexibles Wartungskonzept<br />
garantiert darüber hinaus<br />
minimalen Aufwand bei der Instandhaltung.<br />
So können beispielsweise<br />
die Bewegungsachsen dank vorjustiertem<br />
Interface stillstandsfrei ausgewechselt<br />
werden. ◄<br />
46 3/<strong>2022</strong>
Produktionsausstattung<br />
Neue elektronische<br />
Türsteuerung<br />
IHR SYSTEMLIEFERANT FÜR<br />
DIE ELEKTRONIK-FERTIGUNG<br />
Ergonomie und ESD-Schutz<br />
für Ihre Arbeitsplätze<br />
Die Firma Unitro-Fleischmann hat eine völlig<br />
neue elektronische Türsteuerung zur Überwachung<br />
für Schleusenzugänge in Reinräumen<br />
entwickelt. Das modulare System ist von<br />
drei Türen auf derzeit zwölf Türen erweiterbar.<br />
Nur eine Tür<br />
Das System stellt sicher, dass nur jeweils eine<br />
Türe geöffnet werden kann und sämtliche anderen<br />
Schleusentüren verriegelt werden. Wenn alle<br />
Türen dann wieder geschlossen sind, wird der<br />
Zugang über eine beliebige Schleuse wieder<br />
zeitverzögert freigegeben. Die Zugangsmöglichkeit<br />
bzw. eine vorliegende Verriegelung wird<br />
an den Schleusen durch eine RGB-LED-Ampel<br />
angezeigt. Für Sonderfunktionen, wie z.B. Diskretion,<br />
hat die Steuerung freidefinierbare Eingänge,<br />
um auch kundenspezifische Lösungen<br />
zu integrieren.<br />
• Drehstühle, Hocker und Stehhilfen<br />
• Individuell verstellbar<br />
• Gewicht bis 120 kg<br />
• Infos gibt‘s hier:<br />
Eine übergeordnete Notfallschaltung<br />
Unitro-Fleischmann Störmeldesysteme<br />
info@unitro.de<br />
www.unitro.de<br />
entriegelt sämtliche Türen, um einen ungehinderten<br />
Zugang bzw. ein Verlassen des<br />
Reinraumes in Notsituationen zu ermöglichen.<br />
Erweiterungsmodule, so z.B. zur Integration<br />
einer Dekontaminationsdusche, sind in Vorbereitung.<br />
Das in Zusammenarbeit mit einem führenden<br />
Reinraum Ausrüster entwickelte System<br />
wird zukünftig in dem zunehmenden Bedarf an<br />
Reinräumen, so u.a. in der Halbleiterfertigung,<br />
der optischen Industrie, der Nahrungsmittelindustrie<br />
und insbesondere in der Chemie sowie<br />
Pharmazie, eingesetzt. ◄<br />
3/<strong>2022</strong> 47<br />
www.dpv-elektronik.de/EPAchair<br />
DPV Elektronik-Service GmbH<br />
Systeme für die Elektronik-Fertigung<br />
Herrengrundstr. 1 | 75031 Eppingen | Germany<br />
Tel: +49 (0)7262 9163-0 | Fax: +49 (0)7262 9163-90<br />
info@dpv-elektronik.de | www.dpv-elektronik.de 47
Produktionsausstattung<br />
Fertigungsinseln und Arbeitsbuchten inklusive<br />
ESD-Schutz<br />
Von der schrankgroßen Leistungselektronik bis zur filigranen Bauteilebene: Spezielle Arbeitsplatz-Anforderungen<br />
an die neue Elektronikwerkstatt gibt es bei bei Allmendinger.<br />
als Einmannbetrieb im Keller eines<br />
Wohnhauses, beschäftigt die Firma<br />
heute rund 180 Mitarbeiter. Alles,<br />
schnell, fair und aus einer Hand –<br />
unter diesem Motto bietet Allmendinger<br />
seine Dienstleistungen an. „Wir<br />
reparieren alles, was in einer CNC-<br />
Maschine zu finden ist. In unserer<br />
Abteilung sind das hauptsächlich<br />
Antriebsmodule und Steuerungen<br />
für Dreh- und Werkzeugmaschinen“,<br />
sagt Jürgen Schunn, Abteilungsleiter<br />
der Leistungselektronik<br />
bei Allmendinger.<br />
SPS-Steuerungen, Servo- und<br />
Spindelantriebe, Motoren, Antriebsund<br />
Steuerungstechnik, Versorgungsmodule,<br />
Längenmesssysteme,<br />
Winkelmesssysteme sowie<br />
Displays und Ersatz-Monitore: Die<br />
Experten von Allmendinger bieten<br />
Reparaturen, Ersatzteile und Service<br />
sowohl für aktuelle als auch für<br />
bereits vom Hersteller abgekündigte<br />
Altsysteme. Um lange Ausfallzeiten<br />
bei den Kunden zu vermeiden,<br />
lagern stets rund 40.000 verschiedene<br />
elektronische und mechanische<br />
Ersatzteile von Herstellern<br />
wie Siemens, Bosch, Indramat,<br />
Fanuc und Heidenhain auf rund<br />
50.000 Quadratmetern Lagerfläche.<br />
Maximale Verfügbarkeit ist in<br />
dieser Branche elementar.<br />
Von Ersatzteilversorgung bis<br />
Generalüberholung<br />
KRIEG GmbH & Co. KG<br />
www.krieg-online.de<br />
Die Allmendinger Elektromechanik<br />
KG mit Sitz in Bad Überkingen<br />
hat sich als Spezialist für<br />
CNC-Maschinen sowie SPS-Systemen<br />
etabliert und ist weiterhin auf<br />
starkem Expansionskurs.<br />
So wird expandiert<br />
Um den Rundum-Service für<br />
Elektronik und Mechanik für Werkzeugmaschinen<br />
sämtlicher Hersteller<br />
weiter zu optimieren, wurden<br />
mehrere Gebäude umstrukturiert<br />
und eingerichtet. Die ehemalige<br />
Maschinenhalle wurde zur Elektronikwerkstatt<br />
umgebaut – mit hellen,<br />
funktionellen Arbeitsbereichen. Um<br />
einen vollständigen ESD-Schutz zu<br />
gewährleisten, entschied sich das<br />
Unternehmen für Fertigungsinseln<br />
und Arbeitsbuchten der Experten<br />
von KRIEG.<br />
Das am Fuß der Schwäbischen<br />
Alb ansässige Familienunternehmen<br />
bedient seit mehr als 25 Jahren<br />
seine Kunden mit Reparaturen,<br />
Ersatzteillieferungen, einem eigenem<br />
Vor-Ort-Service sowie Retrofits<br />
für CNC Maschinen. Gegründet<br />
Neben der Verfügbarkeit ist Qualität<br />
ein entscheidender Erfolgsfaktor<br />
des Unternehmens. „Unser Ziel<br />
ist es, unseren Kunden stets eine<br />
gleichbleibend hohe Qualität der<br />
Reparaturen zu bieten. Um dies zu<br />
gewährleisten, verfügen wir über<br />
hoch qualifizierte Mitarbeiter und<br />
modernstes Equipment. So besitzen<br />
wir beispielsweise ein eigenes<br />
Röntgenlabor, über 100 Prüfstände<br />
und drei separate Testräume für<br />
die Durchführung der Dauertests“,<br />
48 3/<strong>2022</strong>
Produktionsausstattung<br />
erklärt Schunn. Im Zuge des starken<br />
Expansionskurses wurden in den<br />
vergangenen zwei Jahren vielfältige<br />
bauliche Veränderungen vorgenommen.<br />
Neue Gebäude wurden<br />
zugekauft, Abteilungen verlegt<br />
und vergrößert.<br />
Auch die ehemalige Maschinenhalle<br />
wurde umfunktioniert: Durch<br />
den Einzug einer Zwischendecke<br />
entstanden sowohl im Erdgeschoss<br />
als auch im ersten Stock weitläufige<br />
neue Flächen. Dort wo einst große<br />
mechanische Teile instandgesetzt<br />
wurden, hielt jetzt die neue Elektronikwerkstatt<br />
Einzug. Zur Bearbeitung<br />
großer Baugruppen, deren Handling<br />
zum Teil den Einsatz eines Gabelstaplers<br />
notwendig macht, wurden<br />
im Erdgeschoss zwei große ausladende<br />
Arbeitsbuchten eingerichtet.<br />
Im Obergeschoss wurden die Flure<br />
und zahlreichen Büroräume weitestgehend<br />
zusammengelegt. An<br />
den zehn großzügigen Arbeitsinseln<br />
in U-Anordnung entstanden<br />
insgesamt 40 neue Elektronikarbeitsplätze.<br />
3/<strong>2022</strong><br />
Viel Tischfläche an den<br />
Elektronikarbeitsplätzen<br />
„Die Aufgaben in unserer Abteilung<br />
sind vielfältig. Wir kümmern<br />
uns um Leistungselektronik in der<br />
Größe eines Kleiderschrankes bis<br />
hin zu filigraneren Arbeiten an Platinen<br />
auf Bauteilebene“, erläutert<br />
Schunn. Für die tägliche Arbeit<br />
sind Löttechnik, Lupen und Mikroskope<br />
genauso erforderlich wie ein<br />
Röntgengerät und eine Rework-Station<br />
für elektronische Bauteile. „Wir<br />
haben von Beginn an die Ausstattung<br />
von KRIEG benutzt. Das war<br />
schon so, als es anfangs gerade einmal<br />
fünf Arbeitsplätze gab. Mittlerweile<br />
haben wir mehr als 100 Plätze<br />
mit dem System von KRIEG ausgestattet<br />
und werden auch in Zukunft<br />
auf die Kompetenz und Qualität der<br />
Firma vertrauen.“<br />
Bei der Ausstattung ging es<br />
darum, ein einheitliches System<br />
einzurichten, das flexibel aufzustellen<br />
ist. Die hellgrauen Betriebsmöbel,<br />
bestehend aus Grund- und<br />
Anbautischen, sollten variabel<br />
Was bedeuten eigentlich CNS und SPS?<br />
CNC ist die gängige Abkürzung für Computerized Numerical Control<br />
und beschreibt die computergestützte Kontrolle von mehrdimensional<br />
arbeitenden Maschinen. Die Steuerung der Anlage wird direkt<br />
von einem Computersystem vorgenommen. Werkzeugmaschinen<br />
können so beispielsweise (vollautomatisch) präzise und umfangreiche<br />
Werkstücke herstellen. Sie arbeiten nahezu selbständig und<br />
ohne personellen Eingriff. CNC-Maschinen sind aus der modernen<br />
Fertigung nicht mehr wegzudenken und bilden die Grundlage für<br />
eine effiziente, automatisierte Produktion.<br />
Bei der speicherprogrammierbaren Steuerung (SPS) handelt es<br />
sich um eine Komponente, die zur Steuerung und Regelung einer<br />
Maschine oder Anlage eingesetzt wird. Das Gerät ist auf digitaler<br />
Basis programmiert und löst allmählich die fest verdrahtete, verbindungsprogrammierte<br />
Steuerung in vielen Bereichen ab. SPS sind<br />
beispielsweise in Härteprüfmaschinen, Spritzgussmaschinen oder<br />
vollautomatischen Produktionsanlagen in den unterschiedlichsten<br />
Branchen anzutreffen. Das digital arbeitende, elektronische System<br />
eignet sich für den Einsatz in industriellen Umgebungen.<br />
einsetzbar sein. Dies ermöglicht<br />
eine maximale Raumausnutzung.<br />
Schunn: „Wir wollen alles so aufbauen,<br />
wie wir es gerade brauchen<br />
– also keine fix geschweißten Tischgestelle<br />
im Standard-Maß verwenden.“<br />
Mit dem Arbeitsplatzsystem<br />
Workflex aus dem Hause KRIEG<br />
konnten verschiedene Inseln und<br />
Buchten in der bisherigen Maschinenhalle<br />
als fortlaufend angebaute<br />
Arbeitsplätzen angeordnet werden.<br />
„Bei Allmendinger wurden auf 1200<br />
Quadratmetern neue, konzeptionelle<br />
Arbeitsplätze geschaffen.<br />
Der Vorteil ist, dass man auch auf<br />
engstem Raum viel Arbeitsfläche<br />
gewinnt und dies ein einheitliches<br />
Erscheinungsbild ergibt. Das System<br />
ist also funktionell und optisch<br />
ansprechend“, sagt Frank Ockert,<br />
Gebietsverkaufsleiter bei KRIEG.<br />
Empfindliche Bauteile vor<br />
elektrostatischer Entladung<br />
schützen<br />
Eine relevante Anforderung an die<br />
Werkbänke besteht darin, die sensible<br />
Elektronik während dem Arbeitsprozess<br />
vor Schäden zu schützen.<br />
Daher wurden die Arbeitsplätze mit<br />
vollständigem ESD- Schutz ausgestattet.<br />
KRIEG bietet seinen Kunden<br />
hierfür ein spezielles Feature in<br />
Form der Electro-Static-Discharge-<br />
Ausstattung.<br />
Ockert erklärt: „Gerade im Fertigungs-<br />
und Reparaturbetrieb von<br />
empfindlichen Bauteilen und Materialien<br />
braucht es einen wirkungsvollen<br />
Schutz vor elektrischen Auf-<br />
und Entladungen sowie vor Spannungsdurchschlägen.“<br />
In einigen<br />
Betrieben, die mit elektronischen<br />
Bauteilen arbeiten, sind elektrostatische<br />
Entladungen für etwa 25%<br />
aller defekten Komponenten verantwortlich.<br />
Tischplatten aus einem leitfähigen<br />
Material, wie auch bei Allmendinger<br />
verwendet, bieten hier<br />
einen erfolgreichen Schutz. Die<br />
Produkte von KRIEG verhindern<br />
gemäß DIN EN 61340-5-1 elektrostatische<br />
Ladevorgänge.<br />
Da Allmendinger die Produkte<br />
aus dem Hause KRIEG bereits von<br />
vorherigen Ausstattungsprojekten<br />
kannte, wurden die Arbeitsplätze<br />
zügig und strukturiert zusammengestellt.<br />
„Der Kunde hatte konkrete<br />
Vorstellungen davon, was benötigt<br />
wird und wusste genau, wie er es<br />
haben möchte. Ich konnte vor Ort<br />
bei den Detaillösungen beratend<br />
mitwirken. Insgesamt war es ein<br />
reibungsloses Projekt für alle Beteiligten“,<br />
freut sich Ockert.<br />
Primäres Ziel war es, fließende<br />
Arbeitsschritte in strukturierten Bahnen<br />
zu schaffen – mit einer Möblierung,<br />
die sich ins Gesamtbild einfügt.<br />
Um ausreichend Licht an den<br />
großzügig gestalteten Arbeitsplätzen<br />
zu generieren, wurde die komplette<br />
Beleuchtung mit Tageslicht-<br />
LED-Lampen realisiert. Eine weitere<br />
Maßnahme beschreibt Schunn:<br />
„Wir haben die Tisch-Aufbauten<br />
begrenzt. Einerseits um möglichst<br />
viel Tageslicht zu empfangen und<br />
andererseits, um den Arbeitstisch<br />
optimal in seiner Fläche nutzen zu<br />
können.“ ◄<br />
49
Löt- und Verbindungstechnik<br />
Wiederlösbarer Edge Bonder<br />
Panacol-Elosol GmbH<br />
info@panacol.de<br />
www.panacol.de<br />
Panacol hat mit Structalit 5705<br />
einen neuen wiederablösbaren Edge<br />
Bonder speziell für die Unterhaltungselektronik<br />
entwickelt. Neben<br />
der Reworkability ist das Hauptmerkmal<br />
des schwarzen Klebstoffs,<br />
dass er bei Anregung mit UV-Licht<br />
gelb fluoresziert, um eine möglichst<br />
präzise Fertigung und optische Endkontrolle<br />
zu ermöglichen.<br />
Edge Bonder<br />
dienen dazu, elektronische Bauteile<br />
schnell und unkompliziert<br />
auf Leiterplatten zu fixieren und<br />
sicher zu befestigen. Dadurch<br />
können mechanische Einflüsse<br />
wie Schock, Vibration und thermische<br />
Belastungen kompensiert<br />
werden. Als konstruktive Alternative<br />
zu Underfill-Prozessen erhöhen<br />
Eckverklebungen die Stoßund<br />
Biegefestigkeit bei BGAs und<br />
weiteren Chip Packages. Speziell<br />
bei möglichen Flussmittelrückständen<br />
können Egde Bonder als Alternative<br />
zu Underfill-Klebstoffen eingesetzt<br />
werden.<br />
Structalit 5705<br />
ist ein schwarzer, thermisch härtender<br />
Epoxidharzklebstoff, der sich<br />
durch sein strukturviskoses Fließverhalten<br />
und seinen hohen Thixotropieindex<br />
auszeichnet. Diese Eigenschaften<br />
ermöglichen eine präzise<br />
Applizierung. Neben der klassischen<br />
Kontaktdosierung mittels Dispenser<br />
ist durch das Jetverhalten von<br />
Structalit 5705 auch eine kontaktlose<br />
Dosierung möglich. Der epoxidharzbasierte<br />
Edge Bonder ist halogenarm<br />
und eignet sich daher hervorragend<br />
zum Sichern von Elektronikbauteilen.<br />
Eine typische Eigenschaft<br />
von Klebstoffen auf PCBs ist die<br />
schwarze Einfärbung, die als visueller<br />
Schutz fungiert. Das optische<br />
Vermessen eines Edge Bonders<br />
ist eine gängige Methode im Fertigungsprozess<br />
der Hersteller. Aufgrund<br />
der dunklen Chips und des<br />
geringen Kontrasts zu PCBs birgt<br />
das optische Vermessen oft Schwierigkeiten,<br />
weshalb eine gelbe Fluoreszenz<br />
in den schwarzen Structalit<br />
5705 eingearbeitet wurde. Die<br />
Fluoreszenz wird bei kurzwelligem<br />
Licht, beispielsweise 365 nm, angeregt.<br />
Durch die Fluoreszenz werden<br />
die Durchführung von Endkontrollen<br />
bei Herstellern erleichtert und<br />
Fertigungsprozesse beschleunigt.<br />
Neben der Performance<br />
und optischen Inspektionsmöglichkeit<br />
bietet Structalit 5705 noch<br />
eine weitere wichtige Eigenschaft:<br />
Reworkability. Diese ermöglicht es,<br />
Produkte nach der Montage noch zu<br />
bearbeiten oder zu reparieren. Bei<br />
Herstellern elektronischer Bauteile<br />
gewinnt dieser Punkt immer mehr an<br />
Bedeutung, da die Gesetzgebung<br />
und Umweltverbände die Minimierung<br />
von Elektroschrott immer weiter<br />
vorantreiben. Ein Ansatzpunkt für<br />
nachhaltige Strategien ist die Überarbeit-<br />
und Reparierbarkeit von einzelnen<br />
Modulen auf Leiterplatten,<br />
um der Verschrottung eines kompletten<br />
Bauteils oder Moduls entgegenzuwirken.<br />
Ansatzpunkt der Reworkability<br />
Der Klebstoff Structalit 5705<br />
ermöglicht den Ansatzpunkt der<br />
Reworkability durch punktuell<br />
mechanische Lösbarkeit bei Beaufschlagung<br />
von Temperaturen oberhalb<br />
des Glasübergangsbereichs<br />
von 150 °C. Bis zu diesem Temperatur-<br />
und Einsatzbereich besticht<br />
das Epoxidharz durch seine verlässliche<br />
Haftfestigkeit und physikalischen<br />
Eigenschaften. Erst ab dieser<br />
kritischen Temperaturschwelle<br />
wird die Bearbeitbarkeit des Produktes<br />
möglich.<br />
Insbesondere die aktuelle Knappheit<br />
von Chips und allgemeiner<br />
Elektronikkomponenten im Automobil-<br />
und Consumer- Elektronikbereich<br />
verdeutlichen die Bedeutung<br />
der Wiederverwendbarkeit<br />
von Elektronikbauteilen. Die Wiederverwendung<br />
von Komponenten<br />
bietet nicht nur Vorteile für die<br />
Umwelt, sondern ist aufgrund von<br />
Engpässen in der Lieferkette auch<br />
für die Aufrechterhaltung bestehender<br />
Produktionsprozesse unerlässlich<br />
geworden.<br />
Als Weiterentwicklung<br />
des mechanisch wiederlösbaren<br />
Underfills Structalit 5751 hat Panacol<br />
sein Portfolio um den Edge Bonder<br />
Structalit 5705 erweitert. Beide<br />
Klebstoffe können nass in nass<br />
appliziert und gemeinsam miteinander<br />
in nur einem Ofenprozessschritt<br />
ausgehärtet werden. ◄<br />
50 3/<strong>2022</strong>
Löt- und Verbindungstechnik<br />
Luftgelagerter Bondkopf, neue Rüttelfeeder und<br />
neues Wafer-Handling-System<br />
Die Tresky GmbH zeigte auf der SMTconnect drei neue Optionen für ihre Die Bonder: einen neuen Präzisionsbestückungskopf,<br />
einen Rüttelfeeder und einen neuen Waferhandler.<br />
Tresky GmbH<br />
www.tresky.de<br />
Mit dem von der Tresky GmbH<br />
entwickelten luftgelagerten Bondkopf<br />
lassen sich hochsensible<br />
Bauelemente kraftvoll platzieren.<br />
Schließlich werden neuentwickelte<br />
Halbleiter-Chips aufgrund der kontinuierlichen<br />
Miniaturisierung in der<br />
Elektronikindustrie immer kleiner<br />
und dünner. Außerdem kommen<br />
neue Materialien hinzu, die zur Herstellung<br />
von Chips verwendet werden.<br />
So wurden in der Vergangenheit<br />
meist Silizium oder Germanium<br />
verwendet, um Halbleiter herzustellen.<br />
Besonders getrieben durch die<br />
Entwicklung neuer Generationen<br />
von Laser-, LED-, Dioden- oder<br />
Transistorhalbleitern, werden nun<br />
auch Materialien wie Galliumarsenid<br />
(GaAs), Galliumnitrid<br />
(GaN) oder<br />
z.B. Siliziumcarbid<br />
(SiC) eingesetzt.<br />
Einige dieser Verbindungshalbleiter<br />
wie z.B. Galliumarsenid<br />
(GaAs)<br />
haben neben den<br />
positiven elektrischen<br />
Eigenschaften<br />
den Nachteil,<br />
mechanisch nicht<br />
sehr stabil zu sein<br />
und schnell zu brechen.<br />
Das führt<br />
in der Aufbauund<br />
Verbindungstechnologie<br />
zu<br />
enormen Herausforderungen<br />
beim<br />
Chip-Bonden. Um<br />
minimale Aufsetzkräfte<br />
beim Bonden realisieren zu<br />
können, haben die Ingenieure der<br />
Tresky GmbH einen luftgelagerten<br />
Bondkopf entwickelt. Dieser ermöglicht<br />
beim Aufsetzen des Chips eine<br />
spiel- und reibungsfreie Bewegung<br />
in der Vertikalen. Das Luftlager<br />
wird durch Vakuum bzw. Druckluft<br />
in einem Schwebezustand gehalten<br />
und über ein Proportionalventil,<br />
das von Vakuum bis Atmosphärendruck<br />
arbeiten kann, gesteuert. Der<br />
Bondkopf erkennt sich verändernde<br />
Gewichte und kann somit jederzeit<br />
den Schwebezustand beibehalten.<br />
Hierdurch entsteht eine Gewichtskompensation<br />
des Bauelements.<br />
Über eine Änderung des Proportionalventil<br />
von Vakuum auf Druck<br />
kann nun eine definierte Gewichtskraft<br />
in vertikaler Richtung auf das<br />
zu platzierende Halbleiterbauteil<br />
ausgeübt werden und mit einer<br />
exakten Kraft aufgesetzt bzw. aufgenommen<br />
werden.<br />
Des Weiteren präsentierte Tresky<br />
einen neuen Rüttelfeeder. Mittels<br />
Vibrationstechnologie führt dieses<br />
universelle Zuführungssystem als<br />
Schüttgut angelieferte Bauteile dem<br />
Verarbeitungsprozess zu. Der Aufbau<br />
der Zuführung ermöglicht es,<br />
Bauteile in einem vibrierenden, kleinen<br />
offenen Container so zu positionieren,<br />
dass die Kopfkamera die<br />
einzelnen Bauteile klar und präzise<br />
erkennt. Gleichzeitig werden die<br />
Bauteile durch die Vibrationen so<br />
positioniert, dass die Bauteiloberseite<br />
nach oben zeigt. Außerdem<br />
sind 99% aller Bauteilgeometrien<br />
mit diesem Rüttelfeeder kompatibel.<br />
Je nach Bauteilmenge stehen<br />
unterschiedliche Bunkergrößen zur<br />
Verfügung. Von dort aus gelangen<br />
die Bauteile in den Vibrationscontainer.<br />
Der Feeder lässt sich leicht<br />
und ohne große Umrüstzeit in alle<br />
bestehende Die Bonding Systeme<br />
von Tresky integrieren. Ein neues<br />
Wafer-Handling-System erlaubt die<br />
präzise und zuverlässige Wafer-<br />
Zuführung. Es kann 300 mm-Wafer<br />
mit einem Maximalgewicht von bis<br />
zu 1 kg aufnehmen. Für die Aufnahme<br />
stehen Vakuum-, Kantenund<br />
kundenspezifische Endeffektoren<br />
dem Endanwender zur Verfügung.<br />
Außerdem lässt sich optional<br />
auch eine Pre-Align-Funktion<br />
integrieren. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
51
Materialien<br />
Eine neue Reihe von Maskings eingeführt<br />
Panacol-Elosol GmbH<br />
info@panacol.de<br />
www.panacol.de<br />
Panacol hat mit der Vitralit MASK-<br />
Reihe neue UV-härtende Maskingmaterialien<br />
für industrielle Prozesse<br />
entwickelt. Diese Maskingklebstoffe<br />
lassen sich leicht auftragen,<br />
in Sekundenschnelle unter<br />
UV-Licht aushärten und dann durch<br />
einfaches Abziehen oder - bei Maskings<br />
mit höherer Haftung - durch<br />
Eintauchen in heißes Wasser und<br />
Abziehen entfernen.<br />
Herstellung hochwertiger<br />
Komponenten<br />
UV-Maskingmaterial wird in der<br />
Regel bei der Herstellung hochwertiger<br />
Komponenten verwendet, bei<br />
denen Verfahren zur Oberflächenverbesserung<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Zu diesen Prozessen können<br />
Säurereinigung, Sandstrahlen<br />
oder Kugelstrahlen gehören. Bauteiloberflächen<br />
oder innere Hohlräume<br />
müssen aus Gründen der Funktionalität<br />
von diesen Prozessen isoliert<br />
werden. Maskingmaterialien<br />
werden als temporäre Beschichtungen<br />
aufgebracht, die nach der<br />
Bearbeitung wieder vom fertigen<br />
Bauteil entfernt werden. Typische<br />
Anwendungen sind die Herstellung<br />
von Turbinenbauteilen, orthopädischen<br />
Produkte oder Prothesen<br />
und andere industrielle Bauteilprozesse<br />
wie die Beschichtung<br />
von Leiterplatten und Kunststoffen.<br />
Lichthärtende<br />
Klebstofftechnologie<br />
Das UV-Maskingmaterial stammt<br />
aus der lichthärtenden Klebstofftechnologie.<br />
Die UV-lichthärtenden<br />
Maskingklebstoffe von Panacol<br />
sind lösungsmittelfrei, lassen sich<br />
leicht auftragen und innerhalb von<br />
Sekunden mit einer UV-Lichtquelle<br />
aushärten. Zur Aushärtung kann<br />
sowohl Breitspektrum-UV- oder<br />
LED-Licht mit Wellenlängen von<br />
365 oder 405 nm verwendet werden.<br />
Das unausgehärtete flüssige<br />
Masking kann durch Spritzen, Tauchen<br />
oder Sprühen auf die Bauteile<br />
aufgetragen werden. Die Maskings<br />
sind in vielen Viskositäten erhältlich,<br />
um einer Vielzahl von Bauteilkonfigurationen<br />
und Anwendungen<br />
gerecht zu werden. Sowohl die hochals<br />
auch die niedrigviskosen Maskings<br />
von Panacol lassen sich über<br />
Sprühventile leicht auf größere Flächen<br />
auftragen. Alle Vitralit MASK-<br />
Materialien bieten einen gleichmäßigen<br />
Schutz vor mechanischem<br />
Abtrag durch Strahlgut, heißen Säuren,<br />
Laugen, galvanischen Bädern<br />
und Farben. Einige Vitralit-UV-Maskingmaterialien<br />
sind in grüner Farbe<br />
erhältlich, um einen höheren Kontrast<br />
für eine bessere visuelle Prüfung<br />
zu bieten.<br />
Entfernung erfolgt durch<br />
einfaches Abziehen<br />
Die Entfernung von Panacol<br />
UV-Maskingmaterialien wie Vitralit<br />
MASK 20107 oder 20109 erfolgt<br />
durch einfaches Abziehen oder<br />
durch Eintauchen in heißes Wasser,<br />
bevor sie sich leicht abziehen<br />
lassen. Eine Auswahl von Panacol<br />
UV-Maskings, wie der neue Vitralit<br />
MASK 20116, hat eine extrem hohe<br />
Oberflächenhaftung. Diese UV Maskings<br />
lassen sich am besten durch<br />
Verbrennung entfernen. Alle UV<br />
Maskings von Panacol hinterlassen<br />
keine Oberflächenrückstände<br />
nach dem Abziehen oder nach der<br />
Verbrennung. ◄<br />
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52 3/<strong>2022</strong>
Dosiertechnik<br />
Das Risiko liegt in der Luft<br />
Moderne Akku-Produktion<br />
Was Qualität beim Vergießen und Sicherheit von Akkus miteinander zu tun haben, erklärt dieser Beitrag.<br />
Die Mobilitätswende ist eng mit<br />
der Frage verknüpft, welche Akku-<br />
Technologie nachhaltig, kosteneffizient<br />
und sicher genug ist, um sie<br />
dauerhaft für elektrische Autos,<br />
Nutzfahrzeuge oder E-Bikes bzw.<br />
2-Wheeler zu etablieren.<br />
Die Betriebssicherheit<br />
ViscoTec Pumpen- u.<br />
Dosiertechnik GmbH<br />
mail@viscotec.de<br />
www.viscotec.de<br />
einer solchen speicherbaren Batterie<br />
ist in weiten Teilen von ihrer<br />
sauberen Verarbeitung abhängig:<br />
Die einzelnen Batteriezellen müssen<br />
zum einen mit speziell dafür entwickelter<br />
Vergussmasse im Akku-<br />
Gehäuse fixiert werden. Zum anderen<br />
muss die ausgehärtete Masse<br />
absolut frei von Lufteinschlüssen<br />
und Verunreinigungen sein. Nur so<br />
kann gewährleistet werden, dass ein<br />
Akku extremen äußeren Einflüssen<br />
– ausgelöst durch z. B. Sturz oder<br />
Kollision – standhält und eventuelle<br />
Lufteinschlüsse nicht zum Brandbeschleuniger<br />
werden.<br />
Die Ingenieure der Von Roll<br />
Gruppe<br />
gingen der Frage nach, aus welchen<br />
Bestandteilen eine solche Vergussmasse<br />
bestehen muss und wie<br />
sie sich prozesssicher mischen<br />
lässt. Des Weiteren galt es zu klären,<br />
wie sich die mehrkomponentige<br />
Vergussmasse präzise in ein<br />
Batteriemodul – ein Musterbauteil<br />
– mit darin befindlichen Batteriezellen<br />
dosieren lässt. Das Ziel: Durch<br />
präzises Dosieren der richtigen<br />
Masse einen sicheren 2-Wheeler-<br />
Akku herstellen.<br />
Auf diesem Weg wollte man bei<br />
Von Roll aussagekräftige Daten<br />
darüber generieren, ob sich 1. die<br />
im Labormaßstab getestete Dosiertechnologie<br />
unkompliziert in die<br />
Serienfertigung überführen lässt<br />
und 2. der Dosierprozess auf größere<br />
Akku-Modelle übertragbar ist.<br />
Verarbeitet wurden Dolph‘s Damival<br />
13682 und Dolph‘s Damival<br />
13683, zweikomponentige Polyurethanharze,<br />
die für den Versuch<br />
im Labormaßstab aus einer Kartusche<br />
in einem Mischverhältnis von<br />
7,14:1 und 7,69:1 [vol] in ein Batterie-Dummy-Modul<br />
aus Aluminium<br />
mit Rundzellen bestückt, einzubringen<br />
waren.<br />
Nach intensivem Dialog<br />
mit den Ingenieuren bei ViscoTec<br />
entschieden sich die Entwickler bei<br />
Von Roll für den Einsatz des ViscoDuo-VM<br />
12/8, einem ventillosen<br />
2K-Dispenser, der auf der etablierten<br />
Exzenterschnecken-Technologie<br />
basiert. Passend für Von Rolls<br />
Dolph‘s Damival, dessen zwei Komponenten<br />
sich mit diesem Verfahren<br />
volumetrisch präzise dosieren<br />
und in das Gehäuse zwischen die<br />
einzelnen Zellen applizieren lassen.<br />
Um den Prozess zu vereinfachen,<br />
wurden gleichermaßen Komponenten<br />
und Medien erwärmt – Lufteinschlüsse<br />
konnten so durch die verbesserten<br />
Fließeigenschaften gänzlich<br />
vermieden werden. Nach beendeter<br />
Applikation war das korrekte<br />
Mischungsverhältnis Garant für<br />
eine optimale Aushärtung der Vergussmasse.<br />
Hier legte Von Roll vor<br />
allem Wert auf einen Dosierstopp,<br />
der Materialverschwendung sicher<br />
vermeidet und eine homogene Oberfläche<br />
der Vergussmasse in der Alu<br />
Wanne garantiert.<br />
Die Tatsache, dass Von Roll auch<br />
bei Veränderung der 2K-Medien<br />
mit den gleichen Leistungsmerkmalen<br />
rechnen kann, war ein weiteres<br />
Argument für den ViscoDuo-<br />
VM: Das Schweizer Unternehmen<br />
hat sich auf Harze spezialisiert, die<br />
branchenübergreifend überall dort<br />
zum Einsatz kommen, wo elektrische<br />
Geräte und elektronische<br />
Komponenten unter anspruchsvollen<br />
Umgebungsparametern eingesetzt<br />
werden. Das Unternehmen<br />
konzentriert sich deshalb u.a. auch<br />
auf die Entwicklung von nachhaltigen<br />
Rezepturen, mit denen sich<br />
die Lebensdauer von Bauteilen und<br />
Komponenten verlängern und deren<br />
Leistungsfähigkeit verbessern lässt.<br />
Ein weiteres Argument für die ViscoTec-Dosiertechnologie<br />
dürfte in<br />
diesem Zusammenhang auch deren<br />
Baukastenstruktur sein. Gerade mit<br />
Blick auf die Überführung in den<br />
Serienmaßstab sind lange Wartungszyklen<br />
oder einfacher Teiletausch<br />
auf Modulebene deutliche<br />
Mehrwerte.<br />
In Summe<br />
zeigt sich der 2K Dispenser ViscoDuo-VM<br />
bei Von Roll von seiner<br />
flexibelsten Seite und kann künftig<br />
durch die perfekte Dosierung optimale<br />
elektrische Isolationseigenschaften<br />
in der Akku-Produktion<br />
sicherstellen. Der nötige Brandwiderstand<br />
der hergestellten Akkus<br />
kann durch exakte Applikation der<br />
Vergussmasse ebenso sichergestellt<br />
werden, wie deren optimale<br />
thermische Leitfähigkeit. Zudem<br />
sind präzises Dosieren und Aushärten<br />
Grundlage für nachweisbar<br />
beste mechanische Eigenschaften<br />
der Harze und damit des Akkus. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
53
Qualitätssicherung<br />
AVI-System auch als Inline-Lösung erhältlich<br />
ATEcare Service<br />
GmbH & Co. KG<br />
www.atecare.de<br />
Das von Kitov und seinem deutschen<br />
Vertriebspartner ATEcare<br />
Service GmbH & Co. KG bereits auf<br />
verschiedenen Messen vorgestellt<br />
AVI-System Kitov ist nun auch als<br />
inline-fähige Lösung erhältlich. Der<br />
auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende<br />
Kitov Inline kann zur vollautomatischen<br />
intelligenten Überprüfung<br />
der Endqualität von Geräten<br />
und Gehäusen in einer Linienfertigung<br />
eingesetzt werden.<br />
Das Roboter- und Kamerasystem<br />
Kitov Inline ist identisch zum Kitov<br />
Core, der bereits von ATEcare vorgestellt<br />
wurde. Dieser ist mit einem<br />
einzelnen Drehteller ausgestattet<br />
und eignet sich ideal für die Inspektion<br />
im hohen Produkt-Mix und bei<br />
kleinen oder mittleren Volumen. Der<br />
Kitov Inline deckt nun die hochvolumige,<br />
taktzeitoptimierte Inline-<br />
Fertigung ab.<br />
Bei allen Kitov-Systemen handelt<br />
es sich um Smart-3D-Universalsysteme,<br />
die jedes Produkt effektiv<br />
inspizieren können. Durch den Einsatz<br />
fortschrittlicher 3D-Computer-<br />
Vision-Algorithmen und Künstlicher<br />
Intelligenz wie maschinelles Lernen<br />
und Deep-Learning, erreichen<br />
die Kitov-Systeme ein sehr hohes<br />
Erkennungsniveau. Sie eliminieren<br />
die mit der manuellen Inspektion<br />
verbundenen mühsamen Arbeiten<br />
und inkonsistente Ergebnisse. Die<br />
Kitov-Systeme prüfen komplexe<br />
3D-Strukturen und unterschiedlichste<br />
Materialien und berücksichtigen<br />
dabei Prüfvorschriften. Zudem<br />
ist es möglich, auch Roboter anderer<br />
Hersteller zu verbauen.<br />
Mit dem Kitov Inline lassen sich<br />
Produktprüfung auf zwei Arten<br />
durchführen. Dazu wird der Prüfling<br />
durch ein Transportband an<br />
eine definierte Stelle befördert, wo<br />
er auf dem Band liegend vom AVI-<br />
System inspiziert wird. Weil ein im<br />
Transportband integrierter Hub- und<br />
Drehmechanismus den Prüfling<br />
auch anheben kann, lassen sich<br />
auch die Unterseite und die für den<br />
Roboterarm sonst schwer erreichbaren<br />
Bereiche prüfen. „Somit können<br />
wir unseren Kunden ein taktzeitoptimierendes<br />
Inline-AVI-System<br />
anbieten, das sich unabhängig<br />
von der Geometrie des Prüflings<br />
nahtlos in bestehende Inlinefertigungskonzepte<br />
integrieren<br />
lässt. Durch eine schlechte Qualität<br />
(CoPQ) verursachte Kosten<br />
wie beispielsweise die Aufwendungen<br />
für Rücksendung (RMA)<br />
als auch durch Ausschuss und<br />
Nacharbeiten lassen sich damit<br />
erheblich reduzieren“, sagt Olaf<br />
Römer, Geschäftsführer der ATEcare<br />
Service GmbH. ◄<br />
Produktspektrum im Bereich der Röntgeninspektion<br />
ATEcare Service<br />
GmbH & Co. KG<br />
info@atercare.com<br />
www.atecare.de<br />
Als Vertriebspartner des koreanischen<br />
Maschinenherstellers SEC<br />
hat ATEcare neue Generationen weiterer<br />
2D-, 2,5D- und 3D-Röntgeninspektionssysteme<br />
im Programm.<br />
Insbesondere neu im Bereich der<br />
Qualitätsüberwachung von Fahrzeugbatterien<br />
bieten die Systeme<br />
von SEC zudem vielfältige Möglichkeiten<br />
der zuverlässigen Röntgenprüfung.<br />
„Überdies ist SEC einer der wenigen<br />
Anbieter, der die Röntgenröhren<br />
selbst entwickelt und baut“,<br />
betont Olaf Römer, Geschäftsführer<br />
der ATEcare GmbH. „Kunden<br />
steht dadurch eine unglaubliche<br />
Bandbreite an Röntgensystemen<br />
zur Verfügung, die sich gezielt auf<br />
einzelne Anwendungsaufgaben<br />
ausrichten lassen.“<br />
So sind die als Offline- und<br />
Inline-System angebotenen Röntgeninspektionssysteme<br />
der SEC-<br />
X-eye Serie mit unterschiedlichen<br />
Detektoren und Röhren ausgestattet.<br />
Die FDA- und CE- zertifizierten<br />
Systeme verfügen über bewegbare<br />
X-, Y- und Z-Achsen und werden mit<br />
unterschiedlichen Tischgrößen und<br />
Transportsystemen angeboten. Verschiedene<br />
CT-Technologien lassen<br />
sich bei Analysen einsetzen.<br />
Vollschutz-Geräte<br />
Die nach den Bestimmungen für<br />
Vollschutz-Geräte gebauten Röntgeninspektionssysteme<br />
inspizieren<br />
SMT, PCB, PKG, LED, Sensoren,<br />
BGA und QFN oder können<br />
als Nano-Focus-Systeme auch<br />
IC-Strukturen handhaben. Anhand<br />
digitaler Flatpanels detektieren<br />
sie Leiterplatten, Gehäuse oder –<br />
ganz aktuell – auch Fahrzeugbat-<br />
54 3/<strong>2022</strong>
Qualitätssicherung<br />
Innovation bei automatisierten Testsystemen<br />
trifft auf ISP-Programmierlösungen<br />
Echter Paralleltest für<br />
Nutzentest<br />
ausgebaut<br />
Digitaltest GmbH<br />
info@digitaltest.com<br />
www.digitaltest.com<br />
terien. „Gerade hier sehen wir einen<br />
Anwendungsbereich, der zukünftig<br />
vermehrt an Bedeutung gewinnen<br />
wird. Mit den von SEC schon heute<br />
angebotenen Systemen lassen sich<br />
alle Batterietypen zuverlässig einer<br />
präzisen Röntgenprüfung unterziehen“,<br />
führt Römer weiter aus. Die<br />
Systeme gibt es mit geschlossenen<br />
als auch als offenen Röntgenquellen<br />
und unterschiedlichen Leistungsparametern.<br />
Unterstützt werden die<br />
Röntgeninspektionsgeräte durch die<br />
SEC-Software x-ray inspection oder<br />
optional auch durch VG Studio. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
Digitaltest, einer der führenden<br />
Anbieter von elektronischen Testsystemen<br />
und Adaptern, setzt für<br />
seine Tests erfolgreich die FlashRunner-Serie<br />
von SMH Technologies<br />
in In-Circuit-Testanwendungen ein<br />
– schon seit vielen Jahren. Aufgrund<br />
seiner Flexibilität, seiner umfangreichen<br />
Bibliothek und seines benutzerfreundlichen<br />
Software-Wizard eignet<br />
es sich besonders für die Programmierung<br />
von Multi-PCB-Panels<br />
und komplexen Boards.<br />
Der SMH Flashrunner ist seit<br />
langem ein zuverlässiger Bestandteil<br />
der Anwendungen für In-Circuit-Tests.<br />
Neueste Programmiertechnologie<br />
ermöglicht es, mit<br />
Flashrunner 2.0 in Kombination<br />
mit einem In-Circuit-Test bis zu 16<br />
verschiedene Bauteile gleichzeitig<br />
zu programmieren. Dies macht es<br />
ideal für die Programmierung von<br />
Multi-PCB-Panels und komplexen<br />
Boards mit mehreren installierten<br />
Geräten. Eine benutzerfreundliche<br />
Bedienoberfläche ermöglicht<br />
es zudem, in kürzester Zeit<br />
ein produktionsreifes Programm<br />
zu erstellen.<br />
Auch Digitaltest unterstützt<br />
Nutzentest optimal.<br />
Durch paralleles Testen<br />
mit unserer Lambda<br />
edition können zwei<br />
oder mehr Baugruppen<br />
gleichzeitig getestet werden.<br />
So lassen sich die<br />
Taktzeiten optimieren<br />
und die Testzeit verkürzen.<br />
Ein In-Circuit- oder<br />
Funktions-Test wird von<br />
zwei oder mehr unabhängigen<br />
Testköpfen ausgeführt,<br />
was die Prüfzeit<br />
um den entsprechenden<br />
Faktor reduziert. Dies<br />
gilt für einen Mehrfachnutzen<br />
ebenso wie für<br />
mehrere Einzelprüflinge.<br />
Durch die Kombination der beiden<br />
Technologien, Lambda edition<br />
und Flashrunner 2.0, können<br />
auf Digitaltest-Testsystemen die<br />
Multi-Panel-Boards völlig unabhängig<br />
parallel getestet und programmiert<br />
werden. Das spart nicht<br />
nur Produktionszeit, sondern auch<br />
Warte-, Inspektions- und Handling-<br />
Zeiten. Auch die nahtlose Integration<br />
beider Umgebungen in Bezug<br />
auf Hard- und Software macht sie<br />
zur perfekten Lösung für Produktionssysteme.<br />
Flash Programming on the Fly<br />
Flash-Programmierung ist auch<br />
mit dem Condor Flying Probe von<br />
Digitaltest problemlos möglich. Vier<br />
bewegliche Prüfköpfe, die Flying<br />
Probes, können direkt programmiert<br />
und autonom angesteuert<br />
werden. Eine zusätzliche Adaption<br />
von unten ist nicht mehr notwendig.<br />
Dadurch werden nicht nur die Herstellungskosten<br />
der Adapter eingespart,<br />
auch die damit zwangsläufig<br />
verbundenen Bauzeiten gehören der<br />
Vergangenheit an. Der FlashRunner<br />
2.0 von SMH Technologies eignet<br />
sich damit ideal für die Integration<br />
in Digitaltest‘s Condor Flying<br />
Probe und bietet eine weitere Möglichkeit<br />
zur Qualitätsverbesserung<br />
bei gleichzeitiger Zeitersparnis. ◄<br />
55
Qualitätssicherung<br />
Neues kompaktes Digitalmikroskop<br />
für einfache Inspektionsaufgaben<br />
Kompaktes Digitalmikroskop mit kleiner Stellfläche ermöglicht eine schnelle, effiziente Inspektion und Kontrolle<br />
bei hoher Funktionalität.<br />
Vision Engineering präsentiert<br />
sein neues digitales Full-HD Mikroskop<br />
VE Cam für die unkomplizierte<br />
und schnelle Inspektion einer Vielzahl<br />
von Anwendungen. Die Qualitätskontrolle<br />
der zu betrachtenden<br />
Teile und Proben wird vereinfacht<br />
und tägliche Routineaufgaben<br />
beschleunigt.<br />
Zwei Varianten<br />
VE Cam ist in zwei Varianten mit<br />
unterschiedlichen Sichtfeldern (FOV)<br />
erhältlich. VE Cam 50 (50 mm FOV)<br />
und VE Cam 80 (80 mm FOV) bieten<br />
die Leistung, Geschwindigkeit<br />
und Effizienz der digitalen Bildgebung<br />
in einem kompakten und preisgünstigen<br />
System.<br />
Zu den erweiterten Funktionen<br />
gehören 10 vom Benutzer programmierbare<br />
Voreinstellungen, 6 Hotkeys<br />
für sofortigen One-Touch-<br />
Zugriff auf die am häufigsten verwendeten<br />
Einstellungs-Parameter<br />
und eine konfigurierbare Benutzeroberfläche,<br />
mit der die wichtigsten<br />
Benutzereinstellungen direkt<br />
auf dem Bildschirm angezeigt werden<br />
können.<br />
Homogene Ausleuchtung<br />
Eine homogene Ausleuchtung der<br />
Objekte wird durch ein integriertes<br />
8-Punkt LED-Ringlicht, das optionale<br />
Durchlicht oder ein flexibles<br />
Schwanenhals-Stablicht gewährleistet<br />
und lässt somit auch kleinste<br />
Fehler oder Manipulationen am Bildschirm<br />
erkennen. Der Einsatz von<br />
unterschiedlichsten Stativ-Varianten,<br />
vom einfachen Tischstativ bis<br />
zum weit ausragenden Gelenkarmständer<br />
komplettieren das System<br />
für die individuellen Anwendungsbereiche.<br />
Der Touch-Screen kann oben auf<br />
das Digitalmikroskop montiert<br />
werden. Dadurch verringert sich<br />
die Standfläche.<br />
Einsatzbereiche<br />
Geeignete Anwendungen befinden<br />
sich in den Bereichen: Elektronik,<br />
Maschinenbau, Präzisionsmechanik,<br />
Kunststoffe, additive Fertigung<br />
und Keramik. Insbesondere<br />
in der fertigungsnahen Umgebung,<br />
Qualitätskontrolle, Wareneingangsund<br />
Ausgangsprüfung, etc.<br />
Joachim Glaab, General Manager<br />
Vision Engineering Central Europe,<br />
kommentiert: „Die Einführung von<br />
VE Cam erweitert unser Produktsortiment<br />
um ein kompaktes, einfach<br />
zu bedienendes und preisgünstiges<br />
Digitalmikroskop, das<br />
sich auf die Bereitstellung von effizienten<br />
und genauen Inspektionsmöglichkeiten<br />
konzentriert, kombiniert<br />
mit einer Mischung aus integrierter<br />
intuitiven Menüsteuerung,<br />
hervorragender Bildqualität und einfachen<br />
Handhabung.“◄<br />
Vision Engineering Ltd.<br />
www.visioneng.de<br />
Das neue digitale Full-HD Mikroskop VE Cam eignet sich insbesondere für die schnelle und unkomplizierte<br />
Inspektion und Nacharbeit am Bildschirm in einem weiten Bereich an Industrie- und Laborapplikationen<br />
56 3/<strong>2022</strong>
Qualitätssicherung<br />
Analoge Signaturanalyse<br />
Handliche Testsysteme für Fehlersuche auf bestückten Platinen – jetzt mit bis zu 96 Kanälen<br />
HT-EUREP Messtechnik<br />
Vertriebs GmbH<br />
www.ht-eurep.de<br />
Die FADOS Testsysteme des<br />
Herstellers ProTAr-Ge, vertrieben<br />
durch HT-Eurep GmbH, stellen in<br />
der neuen Generation eine Fehlersuche<br />
über Vergleichsfunktion mit<br />
bis zu 96 Kanälen zur Verfügung.<br />
Wie auch die bisherigen FADOS<br />
Testsyteme arbeiten sie auf Basis<br />
der analogen Signaturanalyse. Zur<br />
Fehlersuche auf Leiterplatten oder<br />
in anderen elektrischen und elektronischen<br />
Schaltungen sind diese<br />
Systeme hervorragend geeignet.<br />
Die Fehlersuche erfolgt ohne Anlegen<br />
einer Versorgungsspannung am<br />
Prüfling. Dadurch werden weitere<br />
Schäden an den defekten Produkten<br />
verhindert. Selbst ohne Detailkenntnis<br />
der fehlerhaften Schaltung<br />
ist eine effektive Fehlersuche möglich.<br />
Anders als bei einem ICT mit<br />
enormem Aufwand an Programmierzeit<br />
und Adapterkosten oder<br />
einem produktspezifischen Funktionstest<br />
mit entsprechender Testeinrichtung<br />
kann mit einem FADOS-<br />
System sofort mit der Fehlersuche<br />
begonnen werden. Die handlichen<br />
Geräte benötigen lediglich einen<br />
PC mit USB-Schnittstelle für den<br />
Betrieb. Über den Tastkopf oder die<br />
MUX Anschlüsse wird eine sinusförmige<br />
Wechselspannung mit Strombegrenzung<br />
an einen Schaltungsknoten<br />
oder Testpunkt am Prüfling<br />
angelegt. Der Stromfluss in Abhängigkeit<br />
der Spannung, die sogenannte<br />
“Signatur”, wird als V/I Kennlinie<br />
auf dem PC Bildschirm dargestellt.<br />
Die Signaturen an einem Verbindungspunkt<br />
einer Schaltung können<br />
mit der Signatur einer bekannt<br />
funktionsfähigen Platine verglichen<br />
werden. Sind an dem untersuchten<br />
Schaltungsknoten unterschiedliche<br />
Bedingungen durch falsche Bauteilwerte,<br />
eine unterbrochene Leiterbahn<br />
oder einen defekten Halbleiterübergang<br />
vorhanden, wird dies in<br />
den unterschiedlichen Darstellungen<br />
der Signatur sichtbar. Der Vergleich<br />
wird auch akustisch mit einem Gutbzw.<br />
Fehlerton unterstützt.<br />
Die Funktionen umfassen:<br />
• Zweikanal Fehlererkennung durch<br />
V/I-Tester<br />
• Mit MUX Option 96 Kanäle einzeln,<br />
oder 2 x 48 Kanäle separat,<br />
oder Vergleich von 48 Kanälen<br />
zu 48 Kanälen<br />
• Fehlererkennung durch Vergleich<br />
mit gespeicherten Signaturen,<br />
auch für die MUX Kanäle<br />
• Darstellung einer Ersatzschaltung*<br />
• Anzeige von Widerstandswert,<br />
Kapazität, Dioden-Schwellspannung*<br />
• Digitales Zweikanal-PC-Oszilloskop<br />
• 0.2-25KHz Rechteck Signal Ausgang<br />
• Analoger Spannungsausgang<br />
• Programmierbares integriertes<br />
DC Netzteil*<br />
• Integrierte berührungslose Infrarot<br />
Temperaturmessung ◄<br />
CT350 Comet T - eine Klasse für sich<br />
- skalierbare Modultechnik, flexibel konfigurierbar<br />
- einheitliches Software-Paket und Bussystem<br />
=> Testerressourcen nach Bedarf, geringe Kosten<br />
Besondere Eigenschaften<br />
- Incircuit-Test, Funktionstest, AOI-Funktionen und Boundary Scan Test<br />
in einem Testsystem mit leistungsfähiger Testsequenzer-Software<br />
- sehr schnelle Inline-, Nutzen- und Multisite Tests<br />
- Mixed Signal-Tests, bis zu 1.5 GS/s digital, 5 GS/s analog<br />
- Amplitudenauflösung bis 24 Bit, Impulsmessungen<br />
- CAD-Daten-Import, Testabdeckungsanalyse, Programmgenerator<br />
- Debugging Tools, internes Digital Scope und<br />
Waveform-Generator an jedem Testpunkt<br />
- Logging- und Statistikfunktionen<br />
- flexible Datenbank- und QM-Systemschnittstelle<br />
- grafische papierlose Reparaturstation<br />
- konkurrentes Engineering für Entwicklung, Fertigung<br />
Schneller und zuverlässiger Support<br />
Automatic Test System<br />
Incircuit Test<br />
Function Test<br />
Boundary Scan Test<br />
AOI Test<br />
Stand alone - System<br />
Inline - System<br />
Customized - Solution<br />
Dr. Eschke Elektronik<br />
www.dr-eschke.de Email info@dr-eschke.de Tel. 030 56701669<br />
3/<strong>2022</strong><br />
57
Qualitätssicherung<br />
Autonome optische Inspektionslösung -<br />
einfacher und leistungsfähiger<br />
Künstliche Intelligenz mit mehr Leistungsfähigkeit ermöglicht mehr Anwendungsfälle und eine autonome<br />
Optimierung nach der Einrichtung<br />
Inspekto hat eine neue Softwareversion<br />
für sein ikonisches System<br />
INSPEKTO S70 vorgestellt,<br />
dem nach eigenen Angaben weltweit<br />
einzigen autonomen Bildverarbeitungssystem.<br />
Basierend auf<br />
dem gesammelten Kundenfeedback<br />
aus zahlreichen Praxiseinsätzen<br />
bietet das System intelligente<br />
Funktionen wie ein Empfehlungszentrum,<br />
das Anwender<br />
bei der Erstellung und Pflege von<br />
Prüfprofilen unterstützt und so im<br />
Laufe der Zeit die Benutzerfreundlichkeit,<br />
Vielseitigkeit, Prozessintegration<br />
und Genauigkeit von Inspektionen<br />
verbessert. INSPEKTO S70<br />
ermöglicht es Herstellern, sich auf<br />
eine agile Fertigung und Prozessautomatisierung<br />
zu konzentrieren,<br />
Inspekto<br />
https://inspekto.com/de/<br />
während die optimale Qualitätsprüfung<br />
autonom abläuft.<br />
Prüfprofil<br />
Bei der Einrichtung eines Bildverarbeitungssystems<br />
zur Prüfung<br />
eines neuen Produkts muss<br />
der Anwender eine Datei mit den<br />
Prüfmerkmalen erstellen. Diese<br />
wird als Prüfprofil bezeichnet.<br />
INSPEKTO S70 führt Anwender<br />
Schritt für Schritt durch die Erstellung<br />
neuer Prüfprofile, ohne dass<br />
sie über Fachkenntnisse in der<br />
industriellen Bildverarbeitung verfügen<br />
müssen, so dass der Prozess<br />
äußerst intuitiv ist. So können Hersteller<br />
unabhängig von der Qualitätsprüfung<br />
werden und sicherstellen,<br />
dass ihre eigenen Mitarbeiter die<br />
Qualitätskontrolle ihrer sich ständig<br />
verändernden Produktionslinien<br />
schnell und einfach durchführen<br />
können.<br />
Neue Profilverwaltung<br />
In der neuen Version verfügt<br />
INSPEKTO S70 über eine neue<br />
Profilverwaltung, die Anwendern<br />
hilft, Profile im Laufe der Zeit einfach<br />
zu verbessern und zu optimieren.<br />
Dabei handelt es sich um eine<br />
Reihe intelligenter Werkzeuge, die<br />
den Anwender durch die Anpassung<br />
eines Profils führen, um das<br />
gewünschte Leistungsniveau zu<br />
erreichen und sicherzustellen, dass<br />
es sich kontinuierlich an Änderungen<br />
im Produktionsprozess und in der<br />
Umgebung anpasst, wie z. B. beim<br />
Werkzeugwechsel, beim Austausch<br />
von Komponenten oder bei Veränderungen<br />
der Beleuchtung. Diese Profilverwaltung<br />
ermöglicht es Anwendern<br />
auch, frühere und neue Profile<br />
für denselben Artikel zu vergleichen,<br />
um die Prüfleistung kontinuierlich zu<br />
verbessern. Da INSPEKTO S70 für<br />
Veränderungen ausgelegt ist und<br />
sich an die Bedürfnisse der Produktionslinie<br />
anpasst, dient es als<br />
langfristige QS-Lösung, die den<br />
Hersteller über verschiedene Phasen<br />
des Produktionsprozesses hinweg<br />
begleitet.<br />
Prozess- oder<br />
umgebungsbedingte Produktionsänderungen<br />
Um eine kontinuierliche Inspektionsleistung<br />
während des gesamten<br />
Lebenszyklus eines Produkts zu<br />
gewährleisten, profitieren Anwender<br />
von autonom generierten, KIbasierten<br />
aktiven Empfehlungen zur<br />
Anpassung des Profils an prozessoder<br />
umgebungsbedingte Produktionsänderungen.<br />
Dies ist eine beispiellose<br />
Fähigkeit, die kein anderes<br />
optisches Inspektionssystem, auch<br />
kein KI-basiertes, bietet.<br />
Einstellbare Empfindlichkeit<br />
Anwender können auch die<br />
Empfindlichkeit des Systems für<br />
bestimmte Fehlerarten erhöhen<br />
oder verringern, während die Empfindlichkeit<br />
für andere, auch unvorhergesehene<br />
Fehler, unverändert<br />
bleibt. Dies kann durch selektives<br />
Hinzufügen fehlerhafter Proben zu<br />
den Profilparametern erfolgen. Das<br />
S70- System benötigt zur Einrichtung<br />
nur 20 bis 30 gute Produktproben.<br />
In der neuen Version ermöglicht<br />
es dem Anwender, dem Profil<br />
jederzeit sowohl gute als auch fehlerhafte<br />
Proben hinzuzufügen, um<br />
die Leistung genau anzupassen.<br />
Verminderte Fehlalarme<br />
Dadurch werden Fehlalarme für<br />
fehlerhafte Produkte sowie fälschlicherweise<br />
als gut eingestufte Produkte<br />
reduziert. Das Hinzufügen<br />
von Proben zum Profil erfolgt sofort<br />
und führt zu einem Profil, das für<br />
das spezifische zu produzierende<br />
Teil optimiert ist. Diese Optimierung<br />
erfordert keine zusätzliche<br />
Software oder das Eingreifen von<br />
Experten und kann bei Änderungen<br />
oder Weiter entwicklungen der Produktionslinie<br />
vorgenommen werden.<br />
Inspektionsbereiche<br />
Darüber hinaus kann der Anwender<br />
eine unbegrenzte Anzahl von<br />
Inspektionsbereichen (Regions<br />
of Interest, ROIs) innerhalb eines<br />
Prüfteils definieren und die Größe<br />
und Empfindlichkeitsschwellen für<br />
jeden einzelnen Bereich unabhängig<br />
voneinander einstellen. Auf diese<br />
Weise kann das System leicht an die<br />
Anforderungen jedes Anwendungsfalls<br />
und die Feinheiten jedes Prüfteils<br />
angepasst werden, was eine<br />
noch nie dagewesene Genauigkeit<br />
ermöglicht.<br />
Prüfen stark reflektierender<br />
Objekte<br />
Die neue Software verbessert<br />
auch die Fähigkeit des S70, stark<br />
reflektierende Objekte zu prüfen.<br />
Dies ist eine häufige Herausforderung<br />
in der industriellen Qualitätssicherung,<br />
unabhängig davon,<br />
ob das Objekt im Stillstand oder in<br />
Bewegung geprüft wird. Das System<br />
verfügt nun über eine Antireflexionstechnologie,<br />
die sowohl<br />
auf bewegte als auch auf unbewegte<br />
Objekte angewendet werden<br />
kann. ◄<br />
58 3/<strong>2022</strong>
Qualitätssicherung<br />
Testsysteme für Laserdioden<br />
Instrument Systems entwickelt flexible Lichtmesstechnik-Lösungen zur<br />
optischen Charakterisierung und Inspektion von Laserdioden in Labor und<br />
Produktion.<br />
Japanische Präzision seit 1935<br />
Hochpräzise<br />
Flying Probe<br />
Tester<br />
Instrument Systems präsentiert auf der LASER<br />
WoP <strong>2022</strong> sein umfangreiches Testportfolio für<br />
IR-Emitter und VCSEL. Neue Produktentwicklungen<br />
im Bereich der Spektralradiometer der<br />
CAS-Serie und der VTC Near-/Far-Field-Kameras<br />
bedienen den immens gewachsenen Markt<br />
der Laserdioden-Produktion für den kurzwelligen<br />
Infrarot-Bereich von 900 bis 1700 nm. Mit<br />
dem passenden LIV-Test-Equipment - zusätzlich<br />
bestehend aus Ulbricht-Kugeln, Photodioden,<br />
Source-Measure-Units (SMUs) und Temperaturreglern<br />
- können Laserdioden vollumfänglich<br />
optisch charakterisiert werden. Die Software-Applikation<br />
SpecWin Pro unterstützt bei<br />
der Charakterisierung von Laserdioden durch<br />
die Integration und präzise Synchronisierung<br />
aller Messgeräte sowie die numerische und<br />
grafische Analyse der Daten.<br />
Der LIV-Test<br />
ist eine schnelle und einfache Methode, um<br />
die wesentlichen Performance-Parameter von<br />
Laserdioden zu ermitteln. Er kombiniert zwei<br />
Messkurven in einer Grafik. Die L/I-Kurve zeigt<br />
die Abhängigkeit der optischen Lichtintensität des<br />
Lasers vom Betriebsstrom und dient zur Bestimmung<br />
von Betriebspunkt und Schwellenstrom.<br />
Die V/I-Kurve zeigt die am Laser anliegende<br />
Spannung in Abhängigkeit vom Betriebsstrom.<br />
Berechnet man hieraus die Ableitungsfunktionen,<br />
sind Anomalien (Kinks) der Laserdioden<br />
noch eindeutiger zu erkennen.<br />
Instrument Systems Optische Messtechnik<br />
GmbH<br />
www.instrumentsystems.com<br />
LIV-Testsysteme<br />
bestehen in der Regel aus Photodiode,<br />
Ulbricht-Kugeln und Source-Measure-Units<br />
(SMUs). In Kombination mit einem Spektralradiometer<br />
können zusätzlich spektrale Eigenschaften<br />
der Laserdioden wie Peak-Wellenlänge<br />
und Halbwertsbreite (FWHM) bestimmt werden.<br />
Diese Größen zeigen häufig eine Abhängigkeit<br />
vom Betriebsstrom. Das kann für ein VCSEL mit<br />
zunehmendem Betriebsstrom eine Verschiebung<br />
der Peak-Wellenlänge zu höheren Wellenlängen<br />
hin bedeuten (siehe Bild). Je nach Lasertyp<br />
und Anforderung ist weitere Messtechnik<br />
erforderlich. Mit steigender Temperatur nimmt<br />
die Effizienz von Laserdioden oft signifikant ab.<br />
Deshalb ist für Applikationen zum Beispiel im<br />
Automotive-Bereich eine temperaturabhängige<br />
Analyse relevant. Die SpecWin Pro unterstützt<br />
hierzu die Anbindung einer externen Temperatur-Einheit<br />
für Tests von 15 bis 150 °C.<br />
Gepulster Betriebsmodus<br />
Für einige Anwendungen ist auch ein gepulster<br />
Betriebsmodus der VCSEL-Arrays erforderlich.<br />
Große Unterschiede zwischen der kontinuierlichen<br />
und der gepulsten L/I-Kurve deuten<br />
auf eine schlechte Die-Befestigung oder<br />
einen Leckstrom hin und somit auf eine mindere<br />
Laser qualität. Für Messungen im Nanosekundenbereich<br />
eignet sich der Pulsed-VCSEL-<br />
Tester (PVT). Die Kamerasysteme der VTC-<br />
Serie ermög lichen eine umfassende Charakterisierung<br />
des Strahlprofils im Nah- und Fernfeld<br />
sowie der Polarisationseigenschaften. Mit dem<br />
LEDGON steht ein Benchtop-Goniometer zur<br />
Verfügung, um die Abstrahlcharakteristik von<br />
Laserdioden winkelaufgelöst zu bestimmen. ◄<br />
3/<strong>2022</strong> 59<br />
4-Draht<br />
Messungen<br />
bereits bei<br />
Pads ab<br />
Ø 28 μm!<br />
Mehr Informationen erhalten Sie hier:<br />
HIOKI EUROPE GmbH<br />
Helfmann-Park 2<br />
65760 Eschborn<br />
hioki@hioki.eu<br />
www.hioki.eu<br />
59
Qualitätssicherung<br />
Sensoren in der Produktionsline kalibrieren<br />
In situ-Kalibrierungen sorgen für wirtschaftliche und qualitätsorientierte Prozesskontrolle<br />
Die in situ-Kalibrierung stellt eine optimale Alternative zur kostenintensiven Kalibrierung im Labor dar und hilft, wiederholte<br />
Prozessvalidierung zu vermeiden<br />
Autoren:<br />
Stephan Vogel,<br />
Head of Business Development<br />
und Peter Jäger,<br />
Service Development &<br />
Calibration Operations Manager<br />
Kistler Group<br />
info@kistler.com<br />
www.kistler.com<br />
Eine moderne und<br />
wirtschaftliche Fertigung ohne<br />
Sensoren in der Linie?<br />
Mittlerweile undenkbar! Sensoren<br />
in der Produktion helfen<br />
die Qualität zu überwachen, Ausschuss<br />
zu vermeiden und bilden<br />
die Grundlage für eine lückenlose<br />
Dokumentation des Produktionsprozesses<br />
insbesondere bei<br />
sicherheitsrelevanten Teilen. Um<br />
höchsten Qualitätsstandards zu<br />
entsprechen, sind Hersteller in<br />
vielen Bereichen verpflichtet,<br />
regelmäßige Kalibrierungen<br />
durchzuführen und die Präzision<br />
der Messmittel sicherzustellen.<br />
Die in situ-Kalibrierung stellt eine<br />
optimale Alternative zur kostenintensiven<br />
Kalibrierung im Labor<br />
dar. Neben reduzierten Stillstandzeiten<br />
bietet diese Methode den<br />
Vorteil, dass sich die Messkette<br />
so ganzheitlich kalibrieren lässt<br />
– vom Sensor über die Leitungsführung<br />
der Anlage bis zu Messund<br />
Auswertegeräten.<br />
Sensoren direkt in der<br />
Produktionslinie<br />
Direkt in die Produktionslinie integrierte<br />
Sensoren erfüllen zwei wichtige<br />
Aufgaben: Zum einen überwachen<br />
sie kontinuierlich qualitätsrelevante<br />
Fertigungsschritte und<br />
gewährleisten, dass die produzierten<br />
Teile höchsten Sicherheitsansprüchen<br />
genügen. Zum anderen sammeln<br />
sie Messdaten zu qualitätsrelevanten<br />
Merkmalen in Echtzeit und<br />
legen so die Grundlage zur Erfüllung<br />
der Dokumentationspflicht, wie sie<br />
etwa für die Herstellung von Medizinprodukten<br />
und Automotive-Komponenten,<br />
gefordert wird. Die Sensoren,<br />
die in den Fertigungsanlagen<br />
verbaut sind, erfassen dazu alle qualitätsrelevanten<br />
Fertigungsparameter<br />
ohne zusätzlichen Prüfaufwand.<br />
Präzise Messmittel dank<br />
regelmäßiger Kalibrierungen<br />
Mit der Zeit können jedoch<br />
Umwelteinflüsse wie Temperatur<br />
und Luftfeuchte, aber auch Staub,<br />
Chemikalien, mechanische Abnutzung<br />
oder Alterung die Präzision<br />
der Sensoren beeinflussen. Regelmäßige<br />
Kalibrierungen decken<br />
diese Effekte auf. So können Hersteller<br />
eventuelle Abweichungen<br />
korrigieren sowie fehlerhafte Sensoren<br />
erkennen und frühzeitig austauschen,<br />
um die Sicherheit und<br />
Qualität der Produkte zu gewährleisten.<br />
Nahezu alle gängigen Normen<br />
für Qualitätsmanagementsysteme<br />
schreiben deswegen eine<br />
regelmäßige Überprüfung der verwendeten<br />
Messmittel vor.<br />
Die Normen definieren dabei aber<br />
weder den genauen Ablauf einer<br />
Kalibrierung noch, wie häufig diese<br />
durchgeführt werden muss. Die<br />
meisten fertigenden Unternehmen<br />
erstellen daher einen haus eigenen<br />
Prüfplan für ihre Messmittel und verwalten<br />
diesen vor Ort. Er legt dann<br />
unter anderem fest, wie häufig eine<br />
Überprüfung der Messmittel durchgeführt<br />
werden soll und wie diese<br />
im Detail ablaufen.<br />
60 3/<strong>2022</strong>
Qualitätssicherung<br />
Alternative zu kostenintensiver<br />
Kalibrierung im Labor<br />
Grundsätzlich stehen Herstellern<br />
zwei Kalibriermethoden zur Wahl:<br />
eine Kalibrierung im Labor oder<br />
vor Ort in der eigenen Maschine.<br />
Entscheiden sie sich für die erste<br />
Option, müssen sie zunächst das<br />
Messmittel aus der Fertigungsmaschine<br />
ausbauen und in ein<br />
eigens für Kalibrierungen akkreditiertes<br />
Labor einschicken. Solche<br />
zertifizierten Labore arbeiten nach<br />
einer internationalen Norm, die den<br />
Ablauf und die Dokumentation des<br />
Kalibrierprozesses festschreibt –<br />
Hersteller profitieren also von einem<br />
hohen Qualitätsstandard. Der Nachteil:<br />
Diese Methode ist besonders<br />
kostenintensiv, denn das Messmittel<br />
fällt für den Zeitraum der Kalibrierung<br />
aus. Sind Austauschsensoren<br />
vorhanden, steht die Anlage wenigstens<br />
während der Rüst- und Montagearbeiten<br />
still. Sind diese nicht verfügbar,<br />
fällt die Produktions anlage<br />
aus, bis das Labor den Sensor<br />
zurückschickt. Bedenkt man, dass<br />
eine Laborkalibrierung im Schnitt<br />
etwa zwei Wochen in Anspruch<br />
nimmt, ergibt sich daraus ein nicht<br />
zu unterschätzender finanzieller<br />
Nachteil für Hersteller.<br />
Die Messkette ganzheitlich<br />
kalibrieren<br />
In situ-Kalibrierungen haben im<br />
Vergleich dazu den Vorteil, dass<br />
Montage- und Rüstzeiten sowie<br />
Transportzeiten wegfallen. Die<br />
Anlage steht nur für die Dauer<br />
der Kalibrierung still. Im Vergleich<br />
zur Laborkalibrierung eine signifikante<br />
Zeit- und Kostenersparnis.<br />
Dadurch, dass die Sensoren während<br />
der in situ-Kalibrierungen in<br />
der Anlage bleiben, können Hersteller<br />
zudem die gesamte Messkette<br />
– also vom Sensor über die in<br />
der Anlage verbaute Leitungsführung<br />
bis zum Mess- und Auswertegerät<br />
kalibrieren. Messunsicherheiten,<br />
die von einzelnen Komponenten<br />
entlang der Messkette verursacht<br />
werden, lassen sich dadurch<br />
berücksichtigen.<br />
Voraussetzungen für in situ-<br />
Kalibrierungen im Vorfeld<br />
prüfen<br />
Bauartbedingt lassen sich in situ-<br />
Kalibrierungen allerdings nicht auf<br />
jeder Anlage durchführen. Nicht<br />
jede Maschine ist in der Lage, die<br />
zur Kalibrierung benötigten Kräfte<br />
aufzubringen und lange genug zu<br />
halten, um aussagekräftige Messdaten<br />
zu generieren. Auch ob sich<br />
die benötigten Lastpunkte mit der<br />
Maschine und der integrierten Software<br />
anfahren lassen, ist vorab zu<br />
prüfen. Zudem ist die in situ-Kalibrierung<br />
eine Platzfrage: Reicht<br />
der Platz, um einen Referenzsensor<br />
zusammen mit einem Adapter<br />
zu platzieren?<br />
Und lässt die verwendete Messdatenverwaltung<br />
die Integration<br />
eines Kalibrierprozesses zu?<br />
Experten unterstützen<br />
Anbieter von in situ-Kalibrierungen,<br />
wie etwa der Messtechnik-Experte<br />
Kistler, können dabei<br />
helfen, diese Fragen zu beantworten.<br />
Geschulte Service-Mitarbeiter<br />
begleiten und beraten Hersteller<br />
dabei entlang des gesamten<br />
Prozesses. Im ersten Schritt prüfen<br />
sie die Machbarkeit einer Kalibrierung<br />
vor Ort. Sind die Voraussetzungen<br />
gegeben, stehen die<br />
Experten auch bei der weiteren<br />
Vorbereitung zur Seite. Gemeinsam<br />
mit dem Hersteller definieren<br />
sie den idealen Kalibrierprozess<br />
und prüfen, ob zusätzliches Equipment,<br />
wie zum Beispiel ein Adapter<br />
für den Referenzsensor, nötig<br />
ist. Checklisten für die Anwender<br />
begleiten den Prozess und dienen<br />
zusätzlich als Prozessdokumentation.<br />
So gehen Effizienz, Sicherheit,<br />
Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />
bei der Kalibrierung von Sensoren<br />
in der Produktionslinie Hand<br />
in Hand. ◄<br />
Geschulte Service-Mitarbeiter von Kistler begleiten und beraten entlang des gesamten Kalibrierprozesses und führen die in situ-Kalibrierung<br />
gemäß Kundenwunsch fachgerecht an Kundenstandorten durch<br />
3/<strong>2022</strong><br />
61
Qualitätssicherung<br />
Kognitives Assistenzsystem in der Endkontrolle<br />
Der Schlaue Klaus unterstützt die NIRA KSV GmbH.<br />
100% Prüfung und damit absolute<br />
Sicherheit in der Qualitätskontrolle.<br />
Was für Unternehmen in der manuellen<br />
Fertigung wie der Heilige Gral<br />
klingt, ist mit dem Schlauen Klaus<br />
längst machbar. Das kognitive Assistenzsystem<br />
der Optimum datamanagement<br />
solutions GmbH prüft im<br />
Montageprozess zuverlässig Bauteile<br />
und -gruppen auf Fehler – und<br />
zwar in Echtzeit. Jetzt auch bei der<br />
NIRA KSV GmbH.<br />
Hochwertige<br />
Kunststoffprodukte<br />
Komplexere Produkte erfordern<br />
engere Kontrollsysteme<br />
Die Werker bei NIRA fertigen<br />
heute nicht mehr nur einfache<br />
Spritzgussteile, sondern komplexe<br />
Baugruppen mit unterschiedlichen<br />
Komponenten. Auch die Fertigungsprozesse<br />
sind inzwischen deutlich<br />
umfangreicher und erfordern weit<br />
mehr Wissen im Umgang mit den<br />
verschiedenen Maschinen, Werkzeugen<br />
und Einzelteilen. Dadurch<br />
erhöht sich allerdings spürbar die<br />
Fehleranfälligkeit. Zudem werden<br />
mehr Varianten produziert, wodurch<br />
die Anforderungen an einzelne Mitarbeiter<br />
weiter steigen. Denn jede<br />
der Änderungen erfordert eine neue<br />
Aufnahme in das System. Das macht<br />
eine ständige Neuausrichtung und<br />
Anpassung bestehender Kontrollsysteme<br />
erforderlich. Die zunehmende<br />
Komplexität dieser Aufgaben verlangt<br />
neue Methoden der Kontrolle.<br />
Verbesserte Prüfsysteme<br />
Der Schlaue Klaus ist bei NIRA<br />
KSV kein Unbekannter. Bereits seit<br />
über einem Jahr wird das Assistenzsystem<br />
in der Qualitätskontrolle eingesetzt<br />
und führt dort Stichprobenprüfungen<br />
durch. Nun folgte der<br />
nächste Schritt: 100% Prüfung in<br />
der Montage von Automotive-Baugruppen.<br />
So arbeitet der Schlaue Klaus in<br />
der Qualitätssicherung<br />
„Der Schlaue Klaus überprüft,<br />
bestätigt, dokumentiert und übernimmt<br />
die komplette Verantwortung<br />
für die Qualität“, erklärt Joanna Wilgosiewicz-Beginska,<br />
die bei NIRA<br />
für die Qualitätskontrolle verantwortlich<br />
ist. Alle gefertigten Bauteile<br />
werden einer eingehenden<br />
Kontrolle unterzogen.<br />
Der Schlaue Klaus unterstützt<br />
kamerabasiert. Der Mitarbeiter in<br />
der Linie hält lediglich das Werkstück<br />
unter die Kamera des intelligenten<br />
Assistenten. Befindet sich<br />
eine Baugruppe im Sichtfeld, wird<br />
automatisch geprüft. In Echtzeit<br />
erhält der Mitarbeiter ein Feedback,<br />
ob das Produkt in Ordnung ist oder<br />
Optimum datamanagement<br />
solutions GmbH<br />
www.optimum-gmbh.de<br />
Das Unternehmen mit Hauptsitz<br />
im italienischen Villongo in der Provinz<br />
Bergamo produziert am deutschen<br />
Standort in Mühlacker – nordwestlich<br />
von Stuttgart, hochwertige<br />
Kunststoffprodukte für die Elektrowerkzeug-<br />
und die Automobilindustrie.<br />
Und das mit großem Erfolg,<br />
wie zahlreiche zufriedene Kundenstimmen<br />
belegen.<br />
Damit das so bleibt, ist ständige<br />
Weiterentwicklung ein Muss. Ausweitung<br />
der Produktionskapazitäten<br />
und eine größere Variantenvielfalt<br />
bei möglichst geringen Kosten sind<br />
nötig, um am Markt bestehen zu<br />
können und erfolgreich zu bleiben.<br />
62 3/<strong>2022</strong>
Qualitätssicherung<br />
Neue Etiketten mit überschrittenen Temperaturgrenzwerten<br />
Sicherheitsregeln in industriellen<br />
Anlagen verlangen vermehrt<br />
nach einer beweiskräftigen Aufzeichnung<br />
der je an Oberflächen<br />
von Komponenten eingewirkten<br />
maximalen Temperaturbelastungen.<br />
Frühzeitig festgestellte<br />
Temperaturspitzenwerte erlauben<br />
eine rechtzeitige, also zukünftige<br />
Kosten einsparende, präventive<br />
Intervention. Man denke etwa<br />
an durch Staubablagerungen an<br />
luftgekühlten Wärmetauschern<br />
bewirkte Übertemperaturen an<br />
Anlagenteilen und deren dadurch<br />
bedingte reduzierte Lebenserwartung.<br />
Eine 1-Euro-Investition<br />
in ein JumboCelsi-Temperaturetikett<br />
kann zig-tausendfache Einsparungen<br />
auslösen.<br />
Celsi-Etiketten sind selbstklebend<br />
und innerhalb weniger<br />
Sekunden auf sauberen Oberflächen<br />
aufgebracht. Im Bildbeispiel<br />
wurden je ein Celsi Jumbo mit 93<br />
°C Schwelle auf dem Elektromotor<br />
und auf dem angeflanschtem<br />
Getriebe platziert. Das auf dem<br />
E-Motor sitzende 93 °C Jumbo-<br />
Celsi wurde in der Vergangenheit<br />
auf mindestens dessen Ansprechtemperatur<br />
93 °C erwärmt und<br />
ist daher nicht umkehrbar von<br />
ursprünglich Weiss in ein permanentes<br />
Schwarz gekippt.<br />
Das auf dem Getriebe befindliche<br />
93 °C JumboCelsi ist nach wie<br />
vor in seiner ursprünglichen weissen<br />
Farbe verblieben, also beweiskräftig<br />
hat die dortige Oberflächentemperatur<br />
in der Vergangenheit<br />
nie die 93 °C Schwelle erreicht.<br />
Was für eine im Falle einer<br />
Garantienahme für Lieferant und<br />
Kunden klare und zufriedenstellende<br />
Aussage! Keine entfremdende<br />
Diskussion. Der E-Motor<br />
hatte Gründe, um heiß zu werden,<br />
das Wieso ist dann Sache<br />
technische Nachprüfung.<br />
Jumbo-CelsiDot gibt es in 40<br />
verschiedenen Temperaturwerten<br />
zwischen 40 und 260 ºC. Celsi s<br />
gibt es auch als MinCelsi s mit 5<br />
x 12 mm und besonders sparsam<br />
auf Rollen zu jeweils 1000 Stück.<br />
Leseranfragen erhalten gratis ein<br />
Muster-Kit diverser Temperaturen<br />
und Formen.<br />
Dipl.-Ing. Ernest Spirig<br />
celsi@spirig.com<br />
www.spirig.com<br />
nicht und kann entsprechend darauf<br />
reagieren.<br />
Einbindung des kognitiven<br />
Assistenzsystems in die<br />
Fertigung<br />
Um zusätzliche Daten zu übermitteln<br />
oder Dokumente für die Rückverfolgbarkeit<br />
zu erstellen, lassen<br />
sich an den Schlauen Klaus Systeme<br />
wie Drucker oder Werkzeuge<br />
anschließen. Diese Möglichkeit nutzt<br />
auch NIRA: „Nach erfolgreicher Prüfung<br />
bekommen wir ein Chargenetikett,<br />
durch das wir nachweisen<br />
können, dass jede einzelne Baugruppe<br />
überprüft wurde.“ Der Vorgang<br />
läuft voll automatisiert ab. Ist<br />
die Prüfung erfolgreich, erstellt der<br />
Schlaue Klaus das Etikett, welches<br />
direkt auf das Werkstück aufgeklebt<br />
werden kann. So sehen Kunden wie<br />
Kollegen auf einen Blick, dass alle<br />
Bauteile korrekt zusammengesetzt<br />
sind und sich bedenkenlos weiterverarbeiten<br />
lassen.<br />
Auch im Umgang mit neu einzulernenden<br />
Bauteilen überzeugt der<br />
intelligente Kollege. Der Schlaue<br />
Klaus lernt visuell. Die Komponenten<br />
müssen ihm nur vorgelegt werden.<br />
Komplexe Datenbanken und<br />
Einlernvorgänge mit Programmiersprachen<br />
entfallen.<br />
Mehr Verlässlichkeit, weniger<br />
Fehler und kein Stress<br />
Kognitive Assistenzsysteme<br />
sparen Kosten, verschlanken Prozesse<br />
und reduzieren den Stress.<br />
Der Schlaue Klaus sorgt mit seiner<br />
Kontrolle in Echtzeit, leichter<br />
Bedienbarkeit und dem einfachen<br />
Einlernen neuer Komponenten<br />
dafür, dass die Qualitätskontrolle<br />
effizienter und sicherer<br />
ist als jemals zuvor.<br />
Davon ist auch Joanna Wilgosiewicz-Beginska<br />
überzeugt: „Die<br />
Abläufe in unserer Firma sind wirtschaftlicher<br />
und die Mitarbeiter werden<br />
entlastet.“ Ihnen gibt der digitale<br />
Kollege die Hilfe, die sie benötigen,<br />
um trotz größerer Anforderungen<br />
ihren Arbeitstag erfolgreich und<br />
entspannt zu gestalten. ◄<br />
3/<strong>2022</strong><br />
63
Qualitätssicherung<br />
Neues Design für innovative Testsysteme für<br />
Halbleiter und Luftfahrtelektronik<br />
Die SET GmbH launcht ein neues Corporate Design. So erfindet sich das Traditionsunternehmen neu.<br />
Auf der neuen Website im responsiven Design tauchen die Module der<br />
Bildmarke als strukturierende Elemente wieder auf und unterstützen<br />
die intuitive Userführung. Die Hauptfarben steht für die beiden Kernbereich:<br />
Dunkelblau für die Luftfahrt und Dunkelgrün für Leistungshalbleiter.<br />
Video-Inhalte geben der Seite zusätzliche Dynamik<br />
SET GmbH<br />
www.smart-e-tech.de<br />
Die SET GmbH verpasst ihrer Traditionsmarke<br />
ein Makeover und folgt<br />
mit einer grundlegenden Modernisierung<br />
konsequent der in 2021 vorgestellten<br />
neuen Unternehmensstrategie.<br />
Mit neuem Logo, Corporate<br />
Design und Unternehmens-Website<br />
wird nun auch visuell der Grundstein<br />
für die Vision von Gründer und<br />
Geschäftsführer Frank Heidemann<br />
gelegt: Global Player und internationaler<br />
Marktführer im Bereich innovativer<br />
Testsysteme zu werden.<br />
„Vision 2026“<br />
Im April 2021 hat die SET ihre<br />
„Vision 2026“ für das traditionsreiche<br />
Unternehmen vorgestellt. Der<br />
Anspruch: Als Marktführer innovativer<br />
Testsysteme weltweit die Entwicklung<br />
von nachhaltiger Mobilität<br />
für sich selbst und die kommenden<br />
Generationen beschleunigen. Ihre<br />
ambitionierten Ziele will die SET in<br />
den nächsten Jahren mit einer klaren<br />
Fokussierung auf weitere Innovationen<br />
erreichen. Insbesondere<br />
durch globales Wachstum im Luftfahrt-<br />
und Halbleiter-Testing. Dazu<br />
gehört auch die Gründung neuer<br />
Standorte in Frankreich, Großbritannien,<br />
USA und vor allem Asien,<br />
wo sich der Halbleitermarkt besonders<br />
stark entwickelt.<br />
Das Wachstum soll dabei nicht nur<br />
eigenen Interessen dienen. Es geht<br />
auch um gesellschaftliche Verantwortung.<br />
Frank Heidemann ist der<br />
Ansicht, dass Technologien die Welt<br />
auch immer besser machen sollten<br />
und der Gesellschaft etwas zurückgeben.<br />
Das reicht vom sicheren Fliegen<br />
bis zur CO 2 -Reduktion durch<br />
effiziente Halbleiter.<br />
Alle Zeichen auf Zukunft<br />
Ambitionierte Ziele brauchen ein<br />
entsprechendes Selbstbewusstsein.<br />
Das soll sich nun auch in einem<br />
neuen Markenauftritt manifestieren<br />
und die Identität des Unternehmens<br />
für Kunden aber auch für die eigenen<br />
Mitarbeiter schärfen.<br />
„Die SET GmbH steht seit je her<br />
für technische Evolution, getrieben<br />
durch visionäre Ideen und Flexibilität.<br />
Das beweisen wir durch unsere Innovationen<br />
in Produkten und Lösungen<br />
immer wieder aufs Neue. Aber auch<br />
unser Unternehmen entwickelt sich<br />
ständig weiter, ohne dabei unsere<br />
Kernwerte aus den Augen zu verlieren.<br />
Diesen Anspruch wollen wir mit<br />
dem neuen Markenauftritt nun auch<br />
visuell nach außen tragen und ich<br />
finde, das ist uns sehr gut gelungen“,<br />
freut sich Frank Heidemann über den<br />
neuen Look der SET.<br />
Die Herausforderung dabei: die<br />
am Markt etablierte Marke eines<br />
der führenden Anbieter von Testsystemen<br />
für die Luftfahrt- und Leistungshalbleiter-Branche<br />
in Grundzügen<br />
zu erhalten und gleichzeitig<br />
geschickt zu modernisieren. Zusätzlich<br />
soll der Relaunch eine klare visuelle<br />
Struktur für die drei definierten<br />
Kernfelder der SET herausarbeiten:<br />
Luftfahrt, Halbleiter und Expertise.<br />
Die visuelle Identität schärfen<br />
durch klare Strukturen<br />
Die Antwort:<br />
Das Redesign greift diese Kompetenzbausteine<br />
als visuellen Dreiklang<br />
in Logo und Corporate Design<br />
auf. Die Struktur wird insbesondere<br />
auf der neuen Website deutlich.<br />
Das einheitliche Farbraster und<br />
die kubischen Formen des neuen<br />
Logos werden hier, wie auch in der<br />
weiteren Geschäftsausstattung, konsequent<br />
durchdekliniert und führen<br />
den User intuitiv durch Navigation<br />
und Inhalte. Eine präzise Ikonografie<br />
schafft zusätzliche Orientierung<br />
und setzt die drei Kernfelder der<br />
SET immer wieder deutlich in den<br />
Fokus. Als Hommage an das alte<br />
Corporate Design wurde der dunkle<br />
Blauton als DNA- und Signature-<br />
Farbe erhalten und geschickt durch<br />
die Erweiterung der Farbpalette<br />
um frische Grüntöne modernisiert.<br />
Zum 20-jährigen Jubiläum formulierte<br />
Frank Heidemann eine<br />
klare Vision für die SET: „Gemeinsam<br />
wollen wir eine neue Ära in<br />
Design, Entwicklung und Wartung<br />
von Testsystemen im Bereich Luftund<br />
Raumfahrt einläuten“.<br />
Mit dem Launch des neuen Corporate<br />
Designs wird nun auch visuell<br />
der Grundstein für die nächste<br />
Erfolgsstufe gelegt. ◄<br />
SET treibt mit ihrer<br />
Forschungs- und<br />
Entwicklungsabteilung<br />
neue Testverfahren im<br />
Bereich Luftfahrt und<br />
Leistungshalbleiter<br />
an vorderster Front<br />
voran. SET trägt mit<br />
ihren innovativen<br />
Testplattformen<br />
dazu bei, elektrische<br />
Produkte und Fahrzeuge<br />
der Zukunft sicherer und<br />
zuverlässiger zu machen<br />
64 3/<strong>2022</strong>
Qualitätssicherung<br />
Elektronische DC-Hochleistungslast<br />
Die Geräte der ITECH-IT8400-<br />
Serie sind elektronische DC-Hochleistungslasten.<br />
Sie sind wahlweise<br />
mit einer Spannung von 600 oder<br />
1200 V erhältlich und unterstützen<br />
Master-Slave-Parallelschaltungen<br />
mit Leistungen von 6 bis 600 kW<br />
(eine Ladung der doppelten Leistung<br />
ist möglich). Die DC-Lasten<br />
der IT8400-Serie verfügen über<br />
drei Stromrücklesebereiche mit<br />
einer Auflösung von 40 µA, sie<br />
haben eine sehr schnelle Schleifenreaktion,<br />
unterstützen bis zu<br />
Meilhaus Electronic GmbH<br />
www.meilhaus.com<br />
3/<strong>2022</strong><br />
acht Arbeitsmodi und lassen sich<br />
in ihrer Stromanstiegs- bzw. Stromabfallgeschwindigkeit<br />
einstellen.<br />
Nicht zuletzt machen umfassende<br />
Schutzfunktionen die Geräte der<br />
IT8400-Serie zur idealen Lösung<br />
für die Prüfung von Brennstoffzellen,<br />
Leistungsbatterien, DC-Ladesäulen,<br />
BOC, Leistungselektronik,<br />
Solaranlagen, Hochspannungskomponenten<br />
in Kraftfahrzeugen,<br />
DC-DC, Motoren etc.<br />
Die elektronischen DC-Lasten<br />
der ITECH-IT8400-Serie sind<br />
Hochleistungsgeräte für die Prüfung<br />
von Komponenten aus den<br />
Bereichen Automobilelektronik,<br />
Elektrofahrzeuge, Batterie, Halbleiter/ICs.<br />
Die Geräte arbeiten hochpräzise<br />
und messen in drei Strombereichen<br />
von 1,5 bis 15.000 A).<br />
Die Eingangsüberleistung<br />
und die Ladezeit hängen von der<br />
Temperatur der elektronischen Last<br />
ab. Unter 30 °C unterstützen die<br />
Geräte das Laden mit doppelter Leistung<br />
innerhalb von 3 s und eignen<br />
sich damit für sofortige Entladetests<br />
von Motoren und Batterien mit hoher<br />
Leistung (so kann beispielsweise der<br />
Start eines Gleichstrommotors, die<br />
transiente Überlast einiger Stromversorgungen<br />
oder auch die sofortige<br />
Entladung einer Hochleistungsbatterie<br />
oder Brennstoffzelle simuliert<br />
werden).<br />
Die DC-Hochleistungslasten<br />
IT8400<br />
unterstützen den programmierbaren<br />
dynamischen Belastungsmodus<br />
mit 25 kHz und die minimale<br />
Stromanstiegs- und -abfallzeit<br />
beträgt 15 µs. Die dynamische<br />
Prüfung ist ein notwendiger Test für<br />
Netzteile und mit der schrittweisen<br />
Änderung des Laststroms lässt sich<br />
sicherstellen, dass das Netzteil stabil<br />
arbeitet. Die Geräte IT8400 eignen<br />
sich gut für die Prüfung des<br />
Einschwingverhaltens von Schaltnetzteilen<br />
und für die dynamische<br />
Entladeprüfung von Batterien, da<br />
sie eine kontinuierliche Änderung<br />
des Laststroms und damit eine minimale<br />
Verzerrung der Stromwellenform<br />
ermöglichen. Die Serie IT8400<br />
bietet acht verschiedene Arbeitsmodi<br />
wie (CC, CV, CR,<br />
CP, CV+CC, CV+CR,<br />
CR+CC, CP+CC). Der<br />
CP-Modus wird häufig<br />
für den USV-Batterietest<br />
verwendet und<br />
simuliert die Stromänderung<br />
bei abnehmender<br />
Batteriespannung.<br />
Er kann auch verwendet<br />
werden, um die<br />
Eigenschaften der Eingänge<br />
von DC-DC-<br />
Wandlern und Wechselrichtern<br />
zu simulieren.<br />
Der CV+CC-<br />
Modus lässt sich auf<br />
die Lastsimulationsbatterie<br />
anwenden, um<br />
die Ladestation oder<br />
das Autoladegerät zu<br />
testen. Der CR+CC-<br />
Modus wird häufig<br />
zur Prüfung der Spannungsbegrenzung,<br />
der<br />
Strombegrenzungseigenschaften,<br />
der Konstantspannungsgenauigkeit<br />
und der Konstantstromgenauigkeit<br />
von<br />
Onboard-Ladegeräten verwendet.<br />
Die Geräte der IT8400-Serie sind<br />
vollständig geschützt:<br />
OVP, UVP, OCP, OPP, OTP,<br />
Stromschwingungsschutz, Strombegrenzung,<br />
Leistungsbegrenzung,<br />
Rückwärtsalarm usw. Sie sind mit<br />
einer Speicherfunktion zur Speicherung<br />
der Abschaltung, Aufzeichnung<br />
von bis zu 100 Gruppen von Daten<br />
ausgestattet und verfügen über integrierte<br />
CAN-LAN/Ethernet-, GPIB-,<br />
USB-, RS232- und Analog-Schnittstellen.<br />
◄<br />
CelsiStrip ®<br />
Thermoetikette registriert<br />
Maximalwerte durch<br />
Dauerschwärzung<br />
Diverse Bereiche von<br />
+40 bis +260°C<br />
GRATIS Musterset von celsi@spirig.com<br />
Kostenloser Versand DE/AT ab Bestellwert<br />
EUR 200 (verzollt, exkl. MwSt)<br />
www.spirig.com<br />
65
Qualitätssicherung<br />
3D-MXI-System für den universellen<br />
Röntgeneinsatz<br />
Die Viscom AG setzt ihre Erfolgsgeschichte im Bereich der manuellen und automatisierten Röntgeninspektion<br />
(3D-MXI) mit einem neuen hochwertigen System fort<br />
Die X8011-III bietet wie die Vorgängerin<br />
X8011-II PCB höchste<br />
Flexibilität bei den Prüfaufgaben,<br />
extrem hohe Auflösungen sowie<br />
eine brillante und sehr detail reiche<br />
Bildqualität.<br />
Das Design der X8011-III<br />
Das neue 3D-MXI-System X8011-III gliedert sich in die Designsprache<br />
der neuesten 3D-AXI-Systeme von Viscom ein<br />
Die Heat Map gibt am System<br />
oder als Bestandteil eines<br />
automatischen Prüfreports<br />
detaillierten Aufschluss über die<br />
Strahlungsdosis<br />
mit dem großen, weiß leuchtenden<br />
„V“ ähnelt bewusst der Außenerscheinung<br />
der iX7059er Systeme,<br />
die Viscom für höchste Anforderungen<br />
in der Inline-Röntgeninspektion<br />
(3D-AXI) entwickelt hat. Damit<br />
spiegelt das komplett überarbeitete<br />
Gehäuse Eigenschaften wider, die<br />
bei den manuellen Röntgensystemen<br />
von Viscom als besonderer<br />
Vorteil bekannt sind. Sie können<br />
genauso wie die Prüftore in der Fertigungslinie<br />
eigenständig vollautomatische<br />
Qualitätskontrollen durchführen.<br />
Umfangreiche Analysefunktionen<br />
und eine intuitive Bedienung<br />
ermöglichen eine schnelle, einfache<br />
und präzise Inspektion und liefern<br />
den Systemnutzern sehr wertvolle<br />
Informationen zur Produktqualität.<br />
3D-AXI und 3D-MXI von<br />
Viscom sind heute insbesondere<br />
im Hinblick auf die Automatiksoftware<br />
mehr als jemals zuvor „aus<br />
einem Guss“.<br />
Einfach erlernbar<br />
Die Bedienung der X8011-III ist<br />
einfach erlernbar und besonders<br />
intuitiv. Um z. B. THTs zu prüfen oder<br />
Voids in Flächenlötungen genauestens<br />
zu ermitteln, können die Analyseparameter<br />
schnell und flexibel im<br />
laufenden Betrieb ausgewählt und<br />
Viscom AG<br />
www.viscom.com<br />
Am Verifikationsplatz vVerify von Viscom können zur Prozessoptimierung 3D-MXI-Prüfergebnisse mit denen<br />
aus anderen Prüftoren verglichen werden<br />
66 3/<strong>2022</strong>
Qualitätssicherung<br />
Individuelle 3D-Röntgeninspektion<br />
Nicht funktionsfähige Komponenten<br />
und Baugruppen treten<br />
auch heute noch auf. Und das nicht<br />
nur bei Fehlerraten gegen Null bei<br />
durchsatzstarken SMT-Fertigungsprozessen,<br />
sondern auch bei kleineren<br />
Losgrößen, beim Lotpastenauftrag,<br />
bei Designfehlern, schlecht<br />
lötbaren Oberflächen und auch verstärkt<br />
bei Themen wie Leiterplattenqualität,<br />
Anbindung, Porenbewertung,<br />
Benetzung der Exposed<br />
Pads oder Solderballing – oder<br />
wie bei dem speziellen Fall eines<br />
in der Mitte gebrochenen MLCC-<br />
Kondensators. MLCC-Kondensatoren<br />
bestehen aus spröder Keramik.<br />
Diese bricht daher leicht bei<br />
mechanischer Verformung. Das<br />
Fehlerbild kann häufig beim Nutzentrennen<br />
auftreten, wenn keramische<br />
Bauteile zu nah am Rand<br />
platziert sind und eben durch die<br />
mechanische Beanspruchung<br />
brechen.<br />
Bei der Kraus Hardware sind<br />
heute praktisch alle optischen und<br />
elektrischen Tests verfügbar. In diesem<br />
Kondensatorfall wurde eine<br />
3D-Röntgenanalyse (CT, Computertomographie)<br />
erstellt. Wobei in<br />
der Elektronikproduktion und Analyse<br />
am häufigsten die 2D-Röntgenuntersuchung<br />
zum Tragen<br />
kommt. Eine zerstörende Untersuchung<br />
wie Schliffbildanalyse<br />
wäre hier auch möglich gewesen.<br />
Grundsätzlich gibt es bei Kraus<br />
in solchen spezifischen Fällen<br />
keine Standardabläufe, sondern<br />
ausschließlich die individuelle Analyse<br />
mit der hauseigenen Xylon-<br />
Cheetah-Röntgenanlage. Die<br />
Anlage arbeitet mit einem hochauflösenden<br />
Flächendedektor mit<br />
einer Auflösung und Darstellung<br />
Oben: 3D-Analyse<br />
einer Chrimpverbindung,<br />
Ansicht aus drei<br />
Perspektiven, rechts:<br />
Gebrochene Kerko<br />
bis zu 0,3 µm und einer<br />
3000-fachen Vergrößerung.<br />
Sie liefert brillante<br />
Bilder und sichert dabei<br />
eine zerstörungsfreie und schonende<br />
Werkstoffprüfung. Während<br />
der Computertomographie<br />
wurde der Kondensator um 360°<br />
im Röntgenstrahl gedreht, aus hunderten<br />
von 2D-Bildern wurde ein<br />
Volumenmodell errechnet, welches<br />
die Komplexität des Keramikkondensators<br />
komplett abbildete und<br />
der Riss im Bauteil deutlich sichtbar<br />
wurde.<br />
„Prinzipiell stehen wir mit unseren<br />
geschulten Mitarbeitern den Kunden<br />
mit Rat und Tat zur Seite<br />
und suchen nach Ursache und<br />
Lösungsmöglichkeiten, natürlich<br />
auch für alle anderen Probleme<br />
und technischen Herausforderungen<br />
die an uns herangetragen<br />
werden“, wie der geschäftsführende<br />
Gesellschafter Andreas<br />
Kraus herausstellt.<br />
Kraus Hardware GmbH<br />
www.kraus-hw.de<br />
angepasst werden. Zur Erstellung<br />
des Prüfplans für eine automatische<br />
Röntgeninspektion hat man<br />
auf dem System übersichtlich die<br />
passenden Tools zur Hand. Verhindern<br />
etwa Abschattungen störender<br />
Bauteile ein optimales Bild ergebnis,<br />
können zur besseren Lokalisierung<br />
von Fehlern 3D-Rekon struktionen<br />
mit Hilfe der Computertomografie<br />
realisiert werden. Die hierfür<br />
bereitstehenden Möglichkeiten sind<br />
Bestandteil der Software XVR von<br />
Viscom. Einzelne Schichten des<br />
durchstrahlten Objekts liefern zerstörungsfrei<br />
eine hohe Erkenntnis<br />
darüber, ob ein Fertigungsfehler tatsächlich<br />
vorliegt oder nicht.<br />
3/<strong>2022</strong><br />
Smart vernetzt<br />
Die X8011-III kann mit Inspektionssystemen<br />
von Viscom, die in<br />
die Fertigungslinie integriert sind,<br />
in vielerlei Hinsicht smart vernetzt<br />
werden. Auch in diesem Zusammenhang<br />
zeigt sich also deutlich<br />
die Überschneidung von MXI- und<br />
AXI-Eigenschaften. Prüfdaten aus<br />
der Lotpasteninspektion (3D-SPI)<br />
und den Post-Reflow-Systemen<br />
(3D-AOI und 3D-AXI) lassen sich<br />
an einem Verifikationsplatz mit den<br />
sehr detailreichen 3D-MXI-Ergebnissen<br />
vergleichen, um z. B. die exakte<br />
Ursache wiederkehrender Fehler zu<br />
ermitteln. Das manuelle Röntgensystem<br />
liest den Prüfplan aus der<br />
Fertigungslinie aus, um automatisch<br />
nur die Positionen auf einer<br />
Baugruppe anzufahren, die tatsächlich<br />
verifiziert werden sollen. Damit<br />
trägt das Röntgensystem X8011-<br />
III im Fertigungsprozess als neuer<br />
Teamplayer nachhaltig und ergebnisorientiert<br />
zur Kosten optimierung,<br />
Prozesssicherheit und Steigerung<br />
der Produktqualität bei.<br />
Aufschlussreiche<br />
Dokumentation<br />
Hierzu gehört auch eine rundum<br />
aufschlussreiche Dokumentation.<br />
Wo früher praktisch nur die Röntgenbilder<br />
zur Verfügung standen,<br />
werden heute automatisch professionelle<br />
Reports mit Ergebnis- und<br />
Systemdaten generiert. Ein sehr<br />
praktischer Bestandteil solcher<br />
Berichte ist z. B. die Strahlendosisinformation<br />
(Heat Map). Auf Basis<br />
der Röntgenprüfung bekommt der<br />
Systembediener einen Überblick<br />
zu den entsprechenden Werten<br />
und zusätzlich eine visuelle Darstellung<br />
inklusive Farbskala angezeigt.<br />
Auf dieser Basis lassen sich<br />
im Rahmen der Röntgenprüfung entsprechende<br />
Grenzwerte und Warnstufen<br />
einstellen. Damit bietet die<br />
X8011-III die Möglichkeit, strahlensensible<br />
Bauteile gezielt schonend<br />
zu prüfen. ◄<br />
67
Qualitätssicherung<br />
Neue Generation von Klimaprüfschränken<br />
Weiss Technik hat seine Klimaprüfschränke der Serie ClimeEvent umfassend überarbeitet.<br />
Das neue Schienensystem ermöglicht die Kombination herkömmlicher<br />
Einlegegitter mit Auszugsschienen<br />
Weiss Technik GmbH<br />
www.weiss-technik.com<br />
Verbessert wurden viele Aspekte<br />
von Prüftechnik, Handhabung und<br />
Design. Dabei flossen in großem<br />
Umfang Erfahrungen der Anwender<br />
in die Weiterentwicklung ein.<br />
Die neue Generation<br />
der ClimeEvent-Klimaprüfschränke<br />
hat Weiss Technik konsequent<br />
auf die Bedürfnisse der<br />
Anwender ausgerichtet. Dafür wurde<br />
das Kundenfeedback aus Laboren,<br />
Entwicklungs- und Qualitätssicherungsabteilungen<br />
ausgewertet und<br />
in die Entwicklung eingebracht. Das<br />
Ergebnis sind zahlreiche Verbesserungen,<br />
die den Prüfalltag noch einfacher<br />
und angenehmer machen.<br />
Dazu gehört das von 7 auf 10<br />
Zoll vergrößerte Bedienpanel. Es<br />
verfügt über einen neuen, schnelleren<br />
Prozessor und lässt sich nach<br />
Gebrauch sicher in die Gerätefront<br />
einklappen. Für die Seitenwand sind<br />
optional zwei praktische Ablagenpakete<br />
erhältlich. Prüf-Equipment wie<br />
Notebook oder Datenlogger lässt<br />
sich dort gut aufgeräumt platzieren.<br />
Eine nützliche Option erfährt die<br />
Frontscheibe: Sie verdunkelt sich<br />
auf Knopfdruck durch einen elektrochromen<br />
Effekt. Das ist von Vorteil<br />
für Labore, die Geheimhaltungsvereinbarungen<br />
zu erfüllen haben.<br />
Die Prüfraum-Seitenwände<br />
sind nun mit einem Schienensystem<br />
mit Lochmuster ausgestattet.<br />
Das ermöglicht die Kombination herkömmlicher<br />
Einlegegitter mit Auszugsschienen.<br />
In die Schienen sind<br />
zudem Schrauben mit Innengewinde<br />
integriert, die die Montage von Prüfaufbauten<br />
vereinfachen und eine<br />
flexible Basis für Sonderkonstruktionen<br />
bildet.<br />
An der Decke angebrachte LED-<br />
Leuchten gewährleisten sehr gute<br />
Lichtverhältnisse, nicht nur bei der<br />
Beobachtung des Prüfguts, sondern<br />
auch schon bei der Vorbereitung<br />
der Prüfung. Im Vergleich zu<br />
den vorher verwendeten Halogenleuchten<br />
bringen die LEDs zudem<br />
weniger Wärme ein. Ebenfalls neu<br />
ist die LED-Statusleiste in der Tür.<br />
Der Betriebszustand des Prüfschranks<br />
ist damit schon von weitem<br />
erkennbar.<br />
Die neuen ClimeEvent-<br />
Prüfschränke<br />
zeigen sich auch prüftechnisch<br />
grundlegend überarbeitet.<br />
Unter anderem verfügt das Wasser-Management<br />
nun über einen<br />
27 l großen Vorratstank. Dessen<br />
restlicher Inhalt wird im Bedienpanel<br />
angezeigt und macht dadurch<br />
das Nachfüllen planbar. Auch das<br />
Wasserbad zur Be- und Entfeuchtung<br />
ist nun größer. Dadurch ist die<br />
Befeuchtungsleistung so erhöht,<br />
dass auch anspruchsvolle Tests wie<br />
die Betauungs- und Klimaprüfung<br />
K-15 des Automobil-Teststandards<br />
LV 124 ohne zusätzliche Befeuchtung<br />
möglich sind.<br />
Ein neuer Regelalgorithmus<br />
verbessert den Prüfablauf ebenfalls.<br />
Die Absolutfeuchteregelung<br />
sorgt für eine verbesserte Regelgenauigkeit,<br />
besonders bei hohen<br />
Taupunkten. Sie reduziert thermodynamisch<br />
bedingte Abweichungen<br />
bei Klimawechseln, verringert<br />
die Einschwingamplituden der<br />
Feuchtewerte und bewirkt schnellere<br />
Feuchteänderungen. Dadurch<br />
werden die Prüfbedingungen nun<br />
auf einem ganz neuen Präzisionsniveau<br />
reproduzierbar.<br />
Die ersten Ausführungen mit<br />
einem Prüfraumvolumen von 180 bis<br />
600 l und Temperaturänderungsraten<br />
von 3 und 5 K/min sind bereits<br />
erhältlich. Größere Varianten und<br />
solche mit höheren Temperaturänderungsraten<br />
folgen sukzessive ◄<br />
Das Bedienpanel wurde auf 10 Zoll vergrößert und lässt sich nach<br />
Gebrauch in die Gerätefront einklappen<br />
Die neue LED-Statusleiste in der Tür zeigt schon von weitem den<br />
Betriebszustand des Prüfschranks (alle Bilder: Weiss Technik GmbH)<br />
68 3/<strong>2022</strong>
Dienstleistung<br />
Verguss als Rundumschutz<br />
Verfahrens oder Materials kann sich negativ auf die<br />
Produktzuverlässigkeit auswirken.<br />
Extrem klimatische Belastungen<br />
Speziell für Anwendungen, bei denen die elektronischen<br />
Komponenten extremen klimatischen Belastungen<br />
ausgesetzt sind, bietet InnoCoat den vollständigen<br />
oder partiellen Verguss an. Bei dieser Beschichtungsart<br />
werden in Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />
die physikalischen Rahmenbedingungen, wie Ausdehnungskoeffizient<br />
oder die optimalen Materialien, definiert.<br />
Umfang des Angebots<br />
Innocoat GmbH<br />
www.innocoat.de<br />
Innocoat in Nürnberg bietet Verguss, auch selektiv,<br />
für Baugruppen. Hintergrund: Um die Funktion einer<br />
Baugruppe auch unter rauen Bedingungen zu sichern,<br />
gibt es inzwischen zahlreiche Technologien, die sich<br />
in ihrer Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit unterscheiden.<br />
Welches Verfahren für die jeweilige Anwendung<br />
geeignet ist, muss bereits in der Entwicklung- bzw.<br />
Konstruktionsphase wohl durchdacht und gewählt<br />
werden. Eine Fehlentscheidung bei der Auswahl des<br />
InnoCoat bietet neben der Beschichtung mit Lacken<br />
für den Vergussprozess an:<br />
• Entwicklung und Herstellung von Vergussgehäusen,<br />
angepasst an die geometrischen Anforderungen<br />
• partieller Verguss nach der Dam&Fill-Methode<br />
• gehäuseloser Verguss mittels flexibler Formen<br />
• Chip-Verguss und BGA-Underfilling<br />
Je nach Anforderung werden Polyurethane, Epoxidharz-Systeme,<br />
Silikone oder Silikon-Gele eingesetzt. ◄<br />
Premium E²MS Solution Supplier<br />
Made in Germany<br />
geräte, Nutzfahrzeuge, Gasmesstechnik,<br />
Heizung und Sanitär, Industrieelektronik<br />
sowie Automotive.<br />
Letzteres in Großserien<br />
mittels vollautomatischen Fertigungs-,<br />
Montage- und Prüfanlagen.<br />
Zum Produktportfolio zählen<br />
auch Tastaturen und Eingabesysteme.<br />
RAWE entwickelt kundenspezifische<br />
HMI’s von der kostengünstigen<br />
Folientastatur bis hin zu<br />
komplexen Touch-Display Anwendungen.<br />
Neben der Produktentwicklung<br />
übernimmt RAWE auch<br />
die Rolle als Fertigungsdienstleister<br />
für Systeme, die kundenseitig<br />
konstruiert werden.<br />
RAWE Verwaltungsgebäude am Ortsrand von Weiler<br />
Die RAWE Electronic GmbH ist<br />
Systemdienstleister der Elektronikbranche<br />
mit Sitz in Weiler im<br />
Allgäu. Mit 300 Mitarbeitern werden<br />
elektronische Baugruppen und<br />
Systeme für namhafte Unternehmen<br />
aus unterschiedlichen Industriebereichen<br />
entwickelt und produziert.<br />
RAWE fertigt für die Branchen<br />
Profiküchentechnik und Haus-<br />
RAWE optimiert laufend die Fertigungsprozesse.<br />
So können z.B.<br />
Kunststoffgehäuse seit Beginn<br />
des Jahres mittels Ultraschallschweiss<br />
technik gefügt werden.<br />
Elektronik wird dadurch feuchteund<br />
staubdicht in Gehäuse<br />
montiert<br />
Die RAWE Electronic GmbH ist<br />
Teil der Demmel Gruppe mit Sitz<br />
in Scheidegg im Allgäu und weltweit<br />
über 1.400 Mitarbeitern und<br />
Tochtergesellschaften in Deutschland,<br />
Schweiz, USA, China und<br />
Singapur.<br />
NEU: Ultraschallschweissen<br />
RAWE Electronic GmbH • Bregenzer Straße 43 • 88171 Weiler-Simmerberg • Telefon 08387/398-0 • info@rawe.de • www.rawe.de<br />
3/<strong>2022</strong><br />
69
Dienstleistung<br />
23 Dienstleister aus sieben Ländern<br />
Netzwerk für nachhaltige Fertigung und<br />
Entwicklung<br />
„Finden statt suchen!“ heißt das Motto eines neuen Netzwerks, das derzeit 23 Dienstleister zählt.<br />
robologs Planungsgesellschaft<br />
mbH<br />
mehrwert@lötknecht.de<br />
www.lötknecht.de<br />
Die Firmegruppe Lötknecht, ein<br />
Zusammenschluss hochspezialisierter<br />
Entwicklungs- und Fertigungsdienstleister,<br />
dreht den aufwändigen<br />
Suchprozess nach dem optimal<br />
passenden Dienstleister einfach<br />
um: Der zentrale Ansprechpartner<br />
des Netzwerks kennt die Spezialisierungen<br />
der 23 Netzwerkpartner<br />
genau und findet innerhalb von<br />
Minuten den perfekten Match. Für<br />
Kunden ist der Service völlig kostenfrei<br />
und überzeugend einfach, weil<br />
keine überflüssigen Prozessschritte<br />
entstehen: Verträge, Warenströme<br />
und Zahlungen laufen direkt zwischen<br />
den Unternehmen.<br />
Problem und Lösung<br />
Einkäufer sind derzeit nicht zu<br />
beneiden: Eine Krise jagt die nächste.<br />
Teilmengen und Nacharbeit<br />
bringen Zeitpläne ins Wanken und<br />
etablierte Zulieferer an ihre Grenzen,<br />
weil die Logistik kaum mehr<br />
beherrschbar ist. Entsprechend<br />
wenden Einkäufer einen großen<br />
Teil ihrer Zeit dafür auf, kurzfristig<br />
den passenden Dienstleister<br />
für eine Spezialaufgabe<br />
zu finden.<br />
Einfach „googeln“ sei<br />
keine Option, denn die<br />
tatsächliche Spezialisierung<br />
der Unternehmen sei<br />
auf den Web-Seiten häufig<br />
nicht erkennbar, so die<br />
weit verbreitete Erfahrung.<br />
Der angefragte Kabelfertiger<br />
kann genau der richtige<br />
für Micro-HF-Kabel<br />
sein – oder eben auch<br />
nicht. Nicht selten müssen<br />
bis zu zehn Unternehmen<br />
kontaktiert werden, um<br />
den passenden Dienstleister<br />
zu finden. Und dann<br />
ist nicht gesagt, dass dieser<br />
gerade Kapazitäten frei<br />
hat. Ein mühsamer, zeitfressender<br />
Prozess.<br />
Wertvolle Zeit, die man<br />
an anderer Stelle viel<br />
gewinnbringender einsetzen<br />
könnte. Daher dreht der<br />
Lötknecht die klassische Lieferantensuche<br />
einfach um. Der zentrale<br />
Ansprechpartner des Netzwerks<br />
kennt die Spezialisierungen und<br />
Möglichkeiten der Partner genau.<br />
Innerhalb von Minuten findet er<br />
den optimal passenden Dienstleister<br />
für die aktuelle Herausforderung<br />
und stellt den direkten Kontakt<br />
zwischen den Unternehmen<br />
her. Alle weiteren Verhandlungen,<br />
Lieferungen, Zahlungen etc. laufen<br />
völlig am Lötknecht vorbei. Das ist<br />
Strategie, denn niemand braucht in<br />
diesen Tagen noch zusätzliche Prozessschritte.<br />
Ergebnis: Herausforderung<br />
in Minuten geschmeidig abgeräumt.<br />
Und das für die suchenden<br />
Unternehmen völlig risikolos, unverbindlich<br />
und kostenfrei.<br />
Abdeckung vieler Bereiche<br />
Aktuell versteht sich der Lötknecht<br />
auf Metall- und Kunststoffverarbeitung,<br />
Elektronikfertigung,<br />
Kabelkonfektion, Gerätebau, aber<br />
auch Konstruktion und Werkzeugbau.<br />
Das Netzwerk ist mit den 23<br />
Partnern nicht abgeschlossen – fast<br />
jede Woche stoßen neue, hochspezialisierte<br />
Dienstleister dazu. Die<br />
meisten davon sind über Google<br />
schwer zu suchen – aber über den<br />
Lötknecht leicht zu finden.<br />
Einige Kunden nutzen mittlerweile<br />
das Wissen und die Erfahrung<br />
des Lötknechts, um ihre Bauteile<br />
fertigungsgerecht zu optimieren.<br />
Damit gelingt eine zumindest<br />
kostenneutrale Rückverlagerung<br />
aus Niedriglohnländern, weiß Paul<br />
Keiler, einer der Netzwerkkoordinatoren:<br />
„Wir sehen immer wieder,<br />
dass die Fertigung teuer konstruierte<br />
Bauteile später aus Kostengründen<br />
verlagert wird. Die aufwändige<br />
Logistik und alles andere wird<br />
in Kauf genommen, weil die Unternehmen<br />
oft nicht wissen, wie man<br />
das Bauteil mit wenig Aufwand so<br />
umkonstruiert, dass es sich in der<br />
Nachbarschaft günstig fertigen lässt.<br />
Hier zu unterstützen, sehen wir als<br />
eine unserer Aufgaben an. Viele<br />
Kunden nehmen das dankbar an.“<br />
Der Lötknecht übernimmt für<br />
seine Partner Marketing und Vertrieb<br />
– bis hin zur Organisation von<br />
Gemeinschaftsständen auf internationalen<br />
Messen, wie etwa der embedded<br />
world, der productronica<br />
oder der compamed.<br />
Übrigens:<br />
Lötknecht ist ein Markenname der<br />
robologs Planungsgesellschaft mbH.<br />
Die Idee dazu hatten die drei Gründer<br />
schon zu ihrer gemeinsamen<br />
Zeit in der technischen Wirtschaftsförderung<br />
– damals aber war die Zeit<br />
dafür noch nicht reif. Das änderte<br />
sich mit den Grenzschließungen und<br />
den komplexer werdenden Logistikketten<br />
nach Asien durch die Pandemie<br />
schlagartig. Von den Erfahrungen<br />
und Optimierungen der vergangenen<br />
beiden Jahre profitieren<br />
in den aktuellen Zeiten der Materialknappheit<br />
und der nur 24 Stunden<br />
gültigen Angebote alle Unternehmen.<br />
◄<br />
70 3/<strong>2022</strong>
Dienstleistung<br />
SMT-Linie wird um<br />
Bestückautomaten mit Zubehör<br />
und Software erweitert<br />
Der EMS-Dienstleister<br />
MTP aus<br />
Nürnberg investiert<br />
in seine SMT-Abteilung.<br />
Das Unternehmen<br />
hat einen<br />
zusätzlichen Siplace-SX2-Bestückautomaten<br />
von<br />
ASM in Betrieb<br />
genommen, die<br />
Software der Linie<br />
auf den neusten<br />
Stand gebracht und<br />
die Siplace SiCluster<br />
Software zur<br />
Rüstoptimierung<br />
eingeführt. Darüber<br />
hinaus hat MTP<br />
ein komplettes Paket zusätzlicher<br />
Feeder und Feederwägen sowie<br />
einen Belader des Herstellers Asys<br />
beschafft. Ziel der Investitionen im<br />
Gesamtvolumen von rund 400.000<br />
Euro ist es, Leistung und Qualität<br />
in der SMT-Fertigung sowie die<br />
Wettbewerbsfähigkeit als EMS-<br />
Anbieter weiter zu erhöhen.<br />
EMS für Industrie-Elektronik in<br />
100er und 1000er Stückzahlen<br />
MTP ist als EMS-Anbieter vor<br />
allem für die Schwesterunternehmen<br />
innerhalb der GMC-Instruments<br />
Gruppe mit Sitz in Nürnberg,<br />
Schwaben und Großbritannien<br />
tätig. Zu diesen Kunden<br />
gehören Gossen Metrawatt, Gossen<br />
Foto- und Lichtmesstechnik,<br />
Kurth Electronic, GMC-I Service<br />
und GMC-I ProSys. Durch Investitionen,<br />
dienstleistungsorientierte<br />
Prozesse und EMS-erfahrenes<br />
Personal spricht MTP zunehmend<br />
Kunden außerhalb der Unternehmensgruppe<br />
an. „Das aktuelle<br />
SMT-Linien-Upgrade erhöht<br />
Bestückleistung und Fertigungsqualität“,<br />
erklärt Dr. Markus Diehl,<br />
der vor einem Jahr als Geschäftsführer<br />
vom EMS-Anbieter Vierling<br />
zu MTP gewechselt ist. „MTP hat<br />
das Potential, im EMS-Marktsegment<br />
hochwertiger Industrie-Elektronik<br />
in 100er und 1000er Stückzahlen<br />
eine wichtige Rolle zu spielen.“<br />
Weitere Investitionen sind in<br />
Planung und stehen für <strong>2022</strong> und<br />
2023 an.<br />
Erste Aufträge bis zu 50%<br />
schneller<br />
MTP verfügt über zwei SMT-<br />
Linien. Bisher bestand die umgebaute<br />
Linie aus einem Ersa-Drucker,<br />
zwei Siplace-SX1-Bestückautomaten<br />
und einem Rehm<br />
Reflow-Ofen. MTP hat die Linie<br />
um eine Siplace-SX2-Maschine<br />
mit Siplace-MultiStar- und Siplace-TwinStar-Bestückköpfen,<br />
um<br />
ein komplettes Set zusätzlicher<br />
Feeder und Feeder-Wägen sowie<br />
einen neuen Asys-Belader erweitert.<br />
„Wir haben die Linie vor dem<br />
Ofen aufgetrennt und auseinandergezogen,<br />
die SX2 als neue Linienend-Maschine<br />
integriert und den<br />
WPC (Waffle Pack Changer) von<br />
der zweiten SX1 auf die SX2 umgebaut“,<br />
erklärt Diehl. Der TwinStar-<br />
Bestückkopf und die SiCluster Software<br />
sind MTP besonders wichtig.<br />
Der Twinhead kann Bauteile bis 55<br />
mm Höhe bestücken, die SiCluster<br />
Software ermöglicht Familienrüstungen<br />
mit fest eingerichteten<br />
Bestücktischen. „Bereits bei den<br />
ersten Testlosen waren wir auf<br />
Anhieb um bis zu 50% schneller“,<br />
sagt Diehl.<br />
Reibungsloser Linienumbau<br />
dank Support von ASM<br />
Beim Linienumbau Anfang April<br />
konnten sich die Mitarbeiter von<br />
MTP und die Techniker von ASM<br />
ganz auf die Integration der Siplace<br />
SX2 und den Umbau des<br />
WPC konzentrieren. Das Update<br />
der Liniensoftware und die Installation<br />
der SiCluster-Software hatten<br />
MTP und ASM bereits im<br />
Januar auf separaten Rechnern<br />
vorbereitet.<br />
Den neuen Asys Belader hatte<br />
MTP ebenfalls bereits im Januar<br />
integriert. „Am Freitag in der Frühschicht<br />
haben wir die Linie heruntergefahren,<br />
am Dienstag zur Spätschicht<br />
liefen bereits wieder die<br />
ersten Baugruppen“, berichtet<br />
Andreas Vetter, Teamleiter SMT<br />
bei MTP. „Dies hat aufgrund einer<br />
sauberen Planung und vor allem<br />
des hervorragenden Supports<br />
von ASM funktioniert.“ Die Techniker<br />
von ASM haben zunächst<br />
die SX2 integriert und den WPC<br />
umgebaut. Im Anschluss standen<br />
sie einige Tage zur Verfügung, um<br />
kleine Anlaufschwierigkeiten zu<br />
beheben und das SMT-Team an<br />
der neuen Maschine zu schulen.<br />
MTP Messtechnik<br />
Produktions GmbH<br />
www.mtp-manufacturing.com<br />
3/<strong>2022</strong><br />
71
Komponenten<br />
Bewegung statt Stillstand<br />
Floating-Solutions für Leiterplattenklemmen<br />
und Stiftleisten<br />
Wecos schwimmende Kontaktelemente richten sich durch natürliche Kohäsion selbst aus.<br />
Weco Contact GmbH<br />
www.wecoconnectors.com<br />
Die Surface-Mounted-Technologie<br />
bietet neben vielen Vorteilen<br />
auch einige Risiken. Grund dafür:<br />
Die Verbindung ist nur noch über<br />
den Lötpunkt elektrisch und mechanisch<br />
verbunden. Somit kann jeder<br />
Fehler, insbesondere auch bei<br />
geringster Verunreinigung der Platine,<br />
zu schlechter Verbindung und<br />
instabiler mechanischer Haftung<br />
des Bauteils führen. Insbesondere<br />
bei großen Bauteilen mit hoher Polzahl<br />
können diese Probleme häufiger<br />
auftreten. Die Weco Contact<br />
GmbH, Hersteller von Verbindungselementen<br />
für die Bereiche Elektronik<br />
und Elektrotechnik, hat deswegen<br />
ihre Forschungsarbeit intensiviert<br />
und die Floating-Elements-<br />
Technologie entwickelt.<br />
Schwimmende Bauteile<br />
Die Bauteile haben durch die Nutzung<br />
der neuen Technologie die<br />
Eigenschaft, sich der Oberfläche<br />
und deren mechanischer Verformung<br />
bei Temperaturunterschieden<br />
und bei unterschiedlichen Schmelzpunkten<br />
der Lötpaste anzupassen.<br />
Durch die Beweglichkeit der einzelnen,<br />
meist innenliegenden, metallischen<br />
Komponenten können die<br />
Bauteile solche Ungenauigkeiten<br />
ausgleichen und kompensieren.<br />
Die Kontaktelemente sind, je<br />
nach Bauart, innerhalb der definierten<br />
Toleranzgrenzen in alle<br />
Richtungen freibeweglich und setzen<br />
zuverlässig auf der Leiterplattenoberfläche<br />
beziehungsweise der<br />
Lötstelle auf. „Auf diese Weise wird<br />
eine hundertprozentige Koplanarität<br />
bei den SMD-Bauelementen<br />
erzielt. Die Größe der Bauteile oder<br />
die Polzahl haben keinen Einfluss<br />
mehr auf das Endergebnis“, erklärt<br />
Detlef Fritsch, Geschäftsführer der<br />
Weco Contact GmbH.<br />
Ausführungen im<br />
3,5-mm-Raster<br />
Aktuell stehen bei Weco Ausführungen<br />
im 3,5- und 5-mm-Raster zur<br />
Verfügung. Die Weco-Anschlussklemme<br />
930-D-SMD-DS im Raster<br />
von 3,5 mm beispielsweise ist für<br />
einen Leiterquerschnitt von 1 mm²<br />
geeignet. Der Klemmkörper befindet<br />
sich beweglich im Gehäuse. Eine<br />
Besonderheit bei dieser Variante ist,<br />
dass keine seitlichen Lötflansche zur<br />
Vergrößerung der Lötoberfläche notwendig<br />
sind. Dennoch bietet bereits<br />
die zweipolige Ausführung eine Platinenabreisskraft<br />
von über 100 N.<br />
Bauteile mit 5-mm-Raster und<br />
koplanare Verbindungen<br />
Auch Bauteile mit einem Raster<br />
von 5 mm stehen mittlerweile in<br />
SMD-Technik zur Verfügung. Dazu<br />
gehört die Leiterplattenklemme<br />
140-A-126-SMD von Weco. Bei<br />
dieser Klemme ist der Klemmbügel<br />
mit Lötfahne aus einem Stück hergestellt<br />
und fest im Gehäuse integriert.<br />
Die Lötfahnen, die nach dem<br />
Reflowlöten eine koplanare Verbindung<br />
erzeugen, werden parallel<br />
zur Leiterplatte ausgerichtet. Die<br />
Gehäuse haben zwei seitliche Befestigungsflansche,<br />
in denen sich Lötelemente<br />
befinden, die in vertikaler<br />
Richtung geringfügig beweglich sind.<br />
Das ermöglicht einerseits den Ausgleich<br />
von Höhenunterschieden, die<br />
sich ergeben können, wenn die Lötpaste<br />
ungleichmäßig auf die Leiterplatte<br />
aufgebracht wird und andererseits<br />
das vollständige Auffangen<br />
der seitlichen Scherkräfte. Dadurch<br />
vermeidet man wirkungsvoll Stress<br />
an den elektrischen Lötkontakten.<br />
Sichere mechanische Fixierung<br />
Die optimale Anpassung an die<br />
Lötpastendicke gewährleistet bei<br />
dieser Version eine sichere mechanische<br />
Fixierung auf der Leiterplatte,<br />
was bei Prüfvorgängen mit der gängigen<br />
Zahl von sechs Polen verifiziert<br />
worden ist. Demnach hält die<br />
Leiterplattenklemme Abreißkräften<br />
von bis zu 320 Newton stand.<br />
Zusätzliche Bohrungen, durchkontaktierte<br />
Lötverbindungen oder Verschraubungen<br />
sind nicht notwendig.<br />
Selbstausrichtung durch<br />
natürliche Kohäsion<br />
Auch das Raster wird durch die<br />
beweglichen Lötelemente nicht verändert.<br />
„Das Stichwort heißt hier<br />
Kohäsion“, erklärt Detlef Fritsch.<br />
„Dies bedeutet, dass ein aufschmelzendes<br />
Lötpad immer bestrebt ist,<br />
ein aufzulötendes Element, hier<br />
beispielsweise einen Floating Pin,<br />
durch die Oberflächenspannung in<br />
den optimalen also kraftlosesten<br />
Zustand zu positionieren.“ Durch<br />
die oben beschriebene Technik, die<br />
den Pin nicht starr in dem Gehäuse<br />
fixiert, kann das Floating Element<br />
diesem physikalischen Prinzip folgen.<br />
◄<br />
72 3/<strong>2022</strong>
Verpacken/Kennzeichnen/Identifizieren<br />
Mehr Sicherheit bei Lagerung und Transport<br />
ESD-sichere Zwischenlagen und Trenneinsätze<br />
Erhebliche Schäden können durch elektrostatische Aufladung entstehen. Mit Zwischenlagen und sogenannten<br />
Gefachen lässt sich dies verhindern.<br />
Beschädigungen von Baugruppen<br />
durch elektrostatische Entladungen<br />
verursachen in der Elektronikindustrie<br />
jedes Jahr erhebliche Schäden.<br />
Geschädigte Baugruppen fallen vorzeitig<br />
aus und generieren oft hohe<br />
Service-Aufwendungen. Insbesondere<br />
bei Transport und Lagerung<br />
sind die oft noch nicht durch ein<br />
Gehäuse geschützten Baugruppen<br />
Gefahren durch mechanische und<br />
durch ESD verursachte Beschädigungen<br />
ausgesetzt.<br />
DPV Elektronik-Service<br />
GmbH<br />
info@dpv-elektronik.de<br />
www.dpv-elektronik.de<br />
3/<strong>2022</strong><br />
Sicher lagern und versenden<br />
Transporte finden oft außerhalb<br />
der ESD-Sicherheitszonen<br />
(EPA) statt. Der Einsatz von ESDgerechten<br />
Lager- und Verpackungssystemen<br />
wie ESD-Behälter, leitfähige<br />
Trenneinsätze und Zwischenlagen<br />
ermöglicht den sicheren Transport<br />
und Lagerung von ESD-gefährdeten<br />
Baugruppen auch außerhalb<br />
von ESD-Schutzzonen.<br />
Individuell und schnell<br />
Mit der Eigenmarke EPAstore hat<br />
die DPV Elektronik-Service GmbH<br />
hat inzwischen über 400 verschiedene<br />
Standardlösungen für Eurobehälter<br />
entwickelt. Mit dem flexiblen<br />
und automatisierten Fertigungssystem<br />
kann DPV neben Standards<br />
auch Individuallösungen in kürzester<br />
Zeit liefern. So können alle<br />
Trenneinsätze und Zwischenlagen<br />
schnell und flexibel auf die jeweiligen<br />
Bedürfnisse des Kunden angepasst<br />
und selbst in Kleinmengen<br />
effizient und kostengünstig gefertigt<br />
werden. Zwischenlagen und<br />
Stegwände können auf Wunsch<br />
auch mit einem Kundenlogo versehen<br />
werden.<br />
Perfekt zugeschnitten<br />
Um den Anforderungen an effiziente<br />
und ökonomische Verpackungslösungen<br />
gerecht zu werden, können<br />
alle Elemente mit beliebigen<br />
Sicht- und Greifaussparungen für<br />
ein schnelles und leichtes Handling<br />
gefertigt werden. Bereits die<br />
Standardprodukte bieten hierfür<br />
jeweils fünf verschiedene Varianten.<br />
Damit sind über 400 Standardausführungen<br />
sofort ab Lager erhältlich.<br />
Durch das flexible Fertigungssystem<br />
lassen sich alle Zuschnitte<br />
einfach und schnell an kundenspezifische<br />
Anwendungen anpassen.<br />
Selbst nicht genormte Behälter<br />
lassen sich so leicht mit passenden<br />
Gefachen bestücken. Auf Wunsch<br />
können die Trennelemente problemlos<br />
vorkonfektioniert werden.<br />
So erhalten Kunden ihre maßgeschneiderten<br />
Gefache direkt einsatzbereit.<br />
Bewährte Materialien<br />
Neben der ESD-Sicherheit liegt<br />
das Augenmerk bei DPV auch auf<br />
dem Schutz vor mechanischen<br />
Beschädigungen bei der Lagerung<br />
und dem Transport.<br />
Um alle Erwartungen an Stabilität<br />
und ein geringes Verpackungsgewicht<br />
abdecken zu können,<br />
setzt DPV bei der Herstellung<br />
auf bewährte Materialien, die sich<br />
sowohl für senkrechte Trennstege<br />
als auch für waagerechte Zwischenlagen<br />
eignen.<br />
Das gewichtsparende Hohlkammermaterial<br />
aus extrudiertem<br />
Polypropylen (PP) ist elektrostatisch<br />
volumenleitfähig, besitzt<br />
eine hohe Abriebfestigkeit und ist<br />
aufgrund seiner Kammerstruktur<br />
sowohl stabil als auch leicht. Ein<br />
belastbares Vollmaterial aus Polystyrol<br />
(PS) punktet mit seiner verlässlichen<br />
Stabilität und ist ebenfalls<br />
sehr abriebfest und volumenleitfähig.<br />
Verlangen Aufbewahrung und<br />
Versand eine besonders stoßdämpfende<br />
Ausführung, ist ein weicher<br />
Schaumstoff aus Polyethylen (PE)<br />
die erste Wahl. Darüber hinaus hat<br />
er ein geringes Gewicht, ist abriebfest,<br />
korrosionsfrei und elektrostatisch<br />
leitfähig.<br />
Schnell und einfach zum<br />
Wunschprodukt<br />
Um seinen Kunden die Bestellung<br />
ihrer individuellen Wunschprodukte<br />
einfach und schnell zu ermöglichen,<br />
hat DPV auf ihrer neuen Website<br />
einen besonders userfreundlichen<br />
Online-Konfigurator implementiert.<br />
So können sich die Kunden unter<br />
www.dpv-elektronik.de/KonZ ihre<br />
individuellen Zwischenlagen einfach<br />
konfigurieren oder unter www.dpvelektronik.de/KonG<br />
die gewünschten<br />
Trenneinsätze (Gefache) zusammenstellen.<br />
◄<br />
73
Software<br />
MES in der Leiterplattenbestückung<br />
Effiziente Elektronikfertigung<br />
Um die Elektronikfertigung optimal zu unterstützen, muss ein Manufacturing Execution System (MES) neben<br />
gängigen Standardaufgaben auch die Besonderheiten der Leiterplattenbestückung berücksichtigen.<br />
Kommunikation direkt mit den Bestückungsautomaten<br />
© MPDV, Adobe Stock, industrieblick<br />
Neben der Leiterplattenbestückung deckt eine MES auch andere<br />
Fertigungsprozesse ab – z.B. die Montage © Adobe Stock, industrieblick<br />
Die Elektronikindustrie hat besondere<br />
Anforderungen an die Fertigungs-IT.<br />
Dazu gehören neben der<br />
Integration hochtechnisierter Anlagen<br />
auch ein hohes Datenaufkommen<br />
sowie komplexe Datenverarbeitungsprozesse.<br />
Effiziente Fertigungs-IT<br />
Manufacturing-Execution-Systeme<br />
unterstützen Produktionsbetriebe<br />
durch das Erfassen und Auswerten<br />
fertigungsrelevanter Daten.<br />
Durch die vertikale Integration bilden<br />
sie die Brücke zwischen der zeitkritischen<br />
Fertigung und dem langfristig<br />
planenden ERP-System. Der<br />
Austausch zwischen Produktionsebene<br />
und MES muss in Echtzeit<br />
erfolgen, um sowohl eingesetztes<br />
Material als auch den aktuellen<br />
Maschinenstatus oder weitere Ressourcen<br />
wie Werkzeuge und Hilfsmittel<br />
stets aktuell im Blick zu behalten.<br />
Die horizontale Integration sorgt<br />
für eine schnittstellenfreie Verbindung<br />
aller IT-Anwendungen in der<br />
Fertigung. Im Gegensatz zu Insellösungen,<br />
die aufwendig miteinander<br />
verknüpft werden müssen, bietet<br />
ein integriertes oder plattformbasiertes<br />
MES alles in einem: Die<br />
zentrale Datenhaltung ermöglicht<br />
eine beliebige Korrelation der Daten<br />
und einen ganzheitlichen Blick auf<br />
die Produktion.<br />
Grundsätzlich können MES in<br />
nahezu jeder Branche eingesetzt<br />
werden. Dies ist von Vorteil, da beispielsweise<br />
die Leiterplattenbestückung<br />
zwar ein zentraler Prozess<br />
in der Elektronikfertigung ist, oft<br />
aber nicht ohne Zusammenspiel<br />
mit anderen Fertigungsschritten<br />
(z.B. Spritzguss oder Metallverarbeitung)<br />
betrachtet werden kann.<br />
Daher ist der Einsatz eines branchenübergreifenden<br />
MES-Systems<br />
dem einer Nischenlösung vorzuziehen.<br />
Nur so ist eine ganzheitlichen<br />
Fertigungsplanung und -steuerung<br />
möglich.<br />
Elektronikfertigung mit Fokus<br />
auf PCB-Bestückung<br />
In der Elektronikfertigung muss<br />
eine MES-Lösung mit spezifischen<br />
Herausforderungen umgehen können.<br />
Die Leiterplattenbestückung ist<br />
dadurch charakterisiert, dass viele<br />
Bauteile unterschiedlicher Hersteller<br />
automatisiert in hoher Geschwindigkeit<br />
(oftmals mehr als 100.000 Bauteile<br />
je Stunde) auf einer Leiterplatte<br />
bestückt werden. Dabei ist mit einem<br />
hohen Datenaufkommen zu rechnen,<br />
da für jedes Bauteil der Einbauplatz<br />
und weitere für die Rückverfolgbarkeit<br />
(Traceability) relevante<br />
Daten erfasst werden. Zudem ist<br />
die Materialbestandsführung aufwendig,<br />
da elektronische Bauteile<br />
teilweise dynamischen Verfallzeiten<br />
(Moisture Sensitivity Level –<br />
kurz MSL) unterliegen.<br />
Durch die diffusionsoffene Bauweise<br />
der Bauelemente reagieren<br />
MPDV Mikrolab GmbH<br />
www.mpdv.com/de/<br />
Grafische Losverfolgung: Hier ist auf einen Blick erkennbar, auf welchen Leiterplatten Bauteile einer<br />
bestimmten Charge verbaut wurden<br />
74 3/<strong>2022</strong>
Software<br />
MES Hydra visualisiert Kennzahlen – auch über die Prozesse der Elektronikfertigung hinaus<br />
sie empfindlich auf Feuchtigkeit,<br />
was beim Verarbeiten berücksichtigt<br />
werden muss. Der MSL gibt an, in<br />
welchem Zeitraum das Bauteil nach<br />
Öffnung der luftdichten Verpackung<br />
verbaut werden muss. Dies ist mit<br />
enormem Planungs- und Überwachungsaufwand<br />
verbunden – schließlich<br />
sollen die Verwurfskosten möglichst<br />
niedrig sein. Ohne softwareseitige<br />
Unterstützung ist eine effiziente<br />
Leiterplattenbestückung somit<br />
fast nicht möglich. Zudem haben bisher<br />
nur wenige Nischenanbieter die<br />
Anbindung von Bestückungsautomaten<br />
an MES realisiert.<br />
Sowohl für die Abbildung der<br />
dynamischen Verfallzeiten als auch<br />
in Hinblick auf die Bestückung der<br />
Kommissionierwägen bis hin zur<br />
Rückverfolgbarkeit ist die Identifikation,<br />
Verwaltung und Auswertung<br />
von Material in der Elektronikindustrie<br />
ein entscheidender Faktor. Ein<br />
integrierte MES-Lösung kombiniert<br />
daher idealerwiese übergreifende<br />
Standard-Funktionen und Anforderungen<br />
der Elektronikbranche,<br />
um die Prozesse in der Leiterplattenbestückung<br />
optimal unterstützen<br />
zu können.<br />
3/<strong>2022</strong><br />
Rüstvorbereitung mit<br />
Kommissionierwägen<br />
Zur Optimierung von Rüstzeiten<br />
kommen in der Elektronikfertigung<br />
sogenannte Kommissionierwägen<br />
zum Einsatz. Für deren Nutzung ist<br />
zum einen die Bestandverwaltung<br />
mit den dynamischen Verfallzeiten<br />
der Bauteile (MSL) und zum anderen<br />
deren Korrelation zu den Aufträgen<br />
wichtig. Je nach Auftragsvorrat<br />
wird unterschiedliches Einsatzmaterial<br />
benötigt. Ein MES ermöglicht,<br />
die Verfügbarkeit des benötigten<br />
Materials über die Bestandsverwaltung<br />
zu prüfen und daraufhin<br />
geeignetes Material für die Kommissionierung<br />
freizugeben.<br />
Anbindung an<br />
Bestückungsautomaten<br />
Ein zentrale Aufgabe, der ein<br />
MES in der Leiterplattenbestückung<br />
begegnet, ist die Anbindung von<br />
Bestückungsautomaten. Über eine<br />
leistungsfähige Schnittstelle muss<br />
das MES die im Automaten generierten<br />
Daten auslesen und zur weiteren<br />
Verarbeitung im MES aufbereiten.<br />
Am Beispiel der Rückverfolgbarkeit<br />
wird deutlich, welche Informationsprozesse<br />
ineinander greifen:<br />
Kommissionierwägen werden<br />
mit Bauteilrollen bestückt, der Verbrauch<br />
und die Zuordnung des Einsatzmaterials<br />
zum Einbauplatz wird<br />
im Bestückungsautomaten geregelt.<br />
Die Charge der Rolle und die<br />
Zuordnung zum Auftrag sind dem<br />
MES bekannt, die eindeutige Zuordnung<br />
des einzelnen Bauteils erfolgt<br />
erst mit Hilfe der ausgelesenen<br />
Daten aus dem Bestückungsautomat.<br />
Letztendlich stellt das MES<br />
die Rückverfolgbarkeit der einzelnen<br />
Bauelemente sicher, da hier alle<br />
relevanten Daten in einem System<br />
zusammenlaufen.<br />
Erfassung von Prozessdaten<br />
Das MES muss außerdem in der<br />
Lage sein, Prozessdaten zu überwachen.<br />
Dabei sind unter anderem<br />
der Feuchtigkeitsgehalt der<br />
Luft oder die Temperatur innerhalb<br />
des Bestückungsautomaten<br />
wichtige Parameter. Durch die<br />
Überwachung im MES können<br />
Bauelemente, die ungünstigen<br />
Umgebungsbedingungen ausgesetzt<br />
waren, rechtzeitig aussortiert<br />
bzw. die Bestückung abgebrochen<br />
werden (Prozessverriegelung).<br />
Auch in einem nachgelagerten<br />
Prozessschritt kann beispielsweise<br />
in einem Reflow-Lötofen die<br />
Praxisbeispiel<br />
In einem Referenzprojekt zur<br />
Anbindung von SIPLACE-SMD-<br />
Bestückungslinien lieferte MPDV<br />
bereits 2012 den Beleg dafür,<br />
dass auch eine branchenübergreifende<br />
MES-Lösung wie Hydra<br />
den Anforderungen der Elektronikfertigung<br />
gewachsen sein kann.<br />
Die Umsetzung einer Schnittstelle<br />
zu den Bestückungsautomaten<br />
war der Auftakt zu einer mehrstufigen<br />
Einführung des MES<br />
für den kompletten Herstellungsprozess<br />
von Elektronikprodukten<br />
(Flachbaugruppen und Gerätemontage).<br />
Um den wachsenden<br />
gesetzlichen Anforderungen an<br />
die Rückverfolgbarkeit gerecht<br />
zu werden und dabei die eigenen<br />
Fertigungsprozesse zu optimieren,<br />
entschied man sich 2013<br />
für Hydra. Damit wurde eine einheitliche<br />
Plattform zur Steuerung<br />
Temperatur überwacht werden, um<br />
sicherzustellen, dass die Bauelemente<br />
beim Löten nicht durch zu<br />
hohe Temperaturen beschädigt werden.<br />
Zudem leidet die Qualität der<br />
Lötstellen bei übermäßigen Temperaturschwankungen.<br />
Durch die<br />
Überwachung der Prozessdaten<br />
wird sichergestellt, dass die Bauelemente<br />
einwandfrei verarbeitet<br />
werden. Das reduziert sowohl den<br />
Ausschuss als auch die Kosten und<br />
erhält somit den Qualitätsstandard.<br />
Fazit<br />
Die Elektronikbranche braucht<br />
die ausgewogene Kombination:<br />
ein Standard-MES mit speziell auf<br />
die Elektronikindustrie abgestimmten<br />
Funktionalitäten. Eine Schnittstelle<br />
zu Bestückungsautomaten<br />
stellt sicher, dass die während des<br />
Bestückvorgangs entstandenen<br />
Daten vom MES ausgelesen und<br />
dort weiterverwendet werden können.<br />
Damit sind Auswertungen korreliert<br />
zu Materialverbrauch nach Auftrag<br />
oder je Maschine erst durchführbar.<br />
Dadurch wird die Umsetzung<br />
spezieller Anforderungen wie<br />
MSL, die Verwaltung von Kommissionierwägen<br />
und die Rückverfolgbarkeit<br />
der Bauelemente ermöglicht.<br />
Nur so kann eine effiziente Leiterplattenbestückung<br />
sichergestellt<br />
werden. ◄<br />
und Überwachung der kompletten<br />
Wertschöpfungskette vom Wareneingang<br />
bis zum fertigen Produkt<br />
implementiert. Dabei werden alle<br />
erfassten Daten (Aufträge, Materialchargen,<br />
Qualitätsentscheide,<br />
Prozessparameter, uvm.) in einer<br />
zentralen Datenbank abgelegt, für<br />
Auswertungen bereitgestellt und<br />
archiviert. Ein Beleg für das hohe<br />
Datenaufkommen ist, dass eine<br />
einzelne SMD-Linie oftmals bis<br />
zu 60.000 Bauteile pro Stunde<br />
bestückt. Mittlerweile nutzt der<br />
Hydra-Anwender ein breites<br />
Spektrum an Hydra-Funktionen<br />
zur Herstellung seiner Elektronikprodukte.<br />
Neben der Erfassung<br />
von Material- und Maschinendaten<br />
sowie der Planung setzt<br />
der Hersteller auch Funktionen<br />
zur fertigungsbegleitenden Qualitätsprüfung<br />
der Leiterplatten ein.<br />
75
Speicherprogrammierung<br />
Mikrocontroller sicher programmieren<br />
Data I/O, Avnet Silica und NXP ermöglichen ihren Kunden die sichere Programmierung der LPC55S6x-Mikrocontroller-Familie<br />
von NXP mit dem SentriX Product Creator.<br />
Die Programmierplattform SentriX<br />
unterstützt hardware-basierte<br />
Sicherheit für IoT-Edge-Bausteine<br />
für den Massenmarkt und ermöglicht<br />
OEMs den Schutz zukunftsweisender<br />
Geschäftsmodelle und<br />
Lieferketten.<br />
Data I/O GmbH<br />
www.data-io.de<br />
Entwurf massenmarkttauglicher<br />
IoT-Edge-Bausteine<br />
Die Data I/O Corporation, NXP<br />
Semiconductors und Avnet Silica<br />
kooperieren, um die Arm-Cortex-<br />
M33-basierten Mikrocontroller der<br />
LPC55S6x-Serie von NXP mit der<br />
sicheren Programmierplattform<br />
SentriX von Data I/O zu provisionieren.<br />
Die Zusammenarbeit ermöglicht<br />
es Originalgeräteherstellern<br />
(OEMs) massenmarkttaugliche<br />
IoT-Edge-Bausteine zu entwerfen,<br />
dessen IoT-Sicherheit standardisiert<br />
mit dem Software Tool SentriX<br />
Product CreatorTM von Data<br />
I/O implementiert wird.<br />
Hintergrund<br />
Industrie-OEMs setzen vernetzte<br />
IoT-Bausteine für Edge-Computing-Anwendungen<br />
ein, um neue<br />
Geschäftsmodelle zu entwickeln.<br />
Gleichzeitig wird die IoT-Sicherheit<br />
immer wichtiger, um Software, Services<br />
und geistiges Eigentum (IP) zu<br />
schützen, die innerhalb dieser neuen<br />
Geschäftsfelder verknüpft sind. Die<br />
Entwicklung von IoT-Produkten mit<br />
hardwarebasierter Sicherheit bietet<br />
den zuverlässigsten Schutz.<br />
In der Vergangenheit waren die<br />
Definition und Implementierung von<br />
IoT-Bausteinen in der Massenproduktion<br />
komplex und erforderten<br />
unterschiedliche Tools und Prozesse.<br />
Das Tool SentriX Product Creator<br />
vereinfacht die IoT-Sicherheit,<br />
indem es vorkonfigurierte Sicherheitsprofile<br />
für die gängigsten IoT-<br />
Anwendungsfälle wie Geräteidentität,<br />
Cloud-Onboarding, sicheres<br />
Booten, Firmware- Verschlüsselung,<br />
gegenseitige Authentifizierung und<br />
vieles mehr bereitstellt.<br />
Vorkonfigurierte Profile<br />
Die vorkonfigurierten Profile des<br />
SentriX Product Creator stellen die<br />
gängigsten Sicherheitsfunktionen<br />
der LPC55S6x-MCU-Serie in einer<br />
benutzerfreundlichen Oberfläche<br />
dar, wodurch OEM-Entwicklungskosten<br />
und -zeit minimiert und Hindernisse<br />
bei der Massenproduktion<br />
beseitigt werden.<br />
Die OEM-seitige Produktdefinition<br />
für Bausteinsicherheit und Geheimnisse<br />
werden für die Bausteinprovisionierung<br />
an eine sichere Programmiereinrichtung<br />
übertragen.<br />
Die Kombination aus der SentriX-Plattform<br />
von Data I/O, der<br />
LPC55S6x MCU-Serie von NXP und<br />
dem Security Provisioning Service<br />
von Avnet Silica bietet hardwarebasierte<br />
Sicherheit, die flexibel und<br />
skalierbar für den Massenmarkt ist.<br />
Statements<br />
„Da der Markt für kostengünstige<br />
IoT-Edge-Bausteine wächst, benötigen<br />
OEMs einen vereinfachten Prozess<br />
zur Definition und Implementierung<br />
von hardwarebasierten Sicherheitsdefinitionen<br />
in Produkten während<br />
der Fertigung. Wir freuen uns<br />
über die Zusammenarbeit mit NXP,<br />
um die LPC55S6x MCU-Serie auf<br />
der SentriX-Plattform zu unterstützen“,<br />
sagt Michael Tidwell, Vice President<br />
of Marketing and Business<br />
Development der Data I/O Corporation.<br />
und fährt fort: „Die SentriX-Sicherheitsplattform<br />
ermöglicht<br />
es OEMs, auf einfache Weise<br />
Sicherheitsprofile zu definieren und<br />
LPC55S6x-MCUs auf Chipebene zu<br />
provisionieren, bevor die Bausteine<br />
an die Fertigungslinie für die Montage<br />
geliefert werden. Da die SentriX-Plattform<br />
eine große Anzahl von<br />
Sicherheitsanwendungen unterstützt<br />
und skalierbar ist, ist sie sowohl für<br />
OEMs mit geringem Volumen verfügbar,<br />
als auch kosteneffizient in<br />
der Massenproduktion einsetzbar.“<br />
„Die LPC55S6x-MCU-Familie, die<br />
Teil der EdgeVerseTM-Computing-<br />
Plattform von NXP ist, wurde entwickelt,<br />
um Massenmarkt-Edge-<br />
Anwendungen in IoT-, Industrie- und<br />
Verbrauchermärkten zu betreiben“,<br />
sagt Cristiano Castello, Senior Director<br />
Product Innovation für MCUs,<br />
Edge Processing, bei NXP Semiconductors.<br />
„Unsere Zusammenarbeit<br />
mit Data I/O und Avnet Silica<br />
ermöglicht es unseren Kunden, die<br />
umfangreichen Sicherheitsfunktionen<br />
der LPC55S6x MCU-Serie zu<br />
nutzen. Der SentriX Product Creator<br />
ermöglicht es unseren OEM-<br />
Kunden, hardwarebasierte Sicherheit<br />
einfacher zu definieren und in<br />
ihre Produkte für die Massenproduktion<br />
zu integrieren.“<br />
„Wir freuen uns über die Zusammenarbeit<br />
mit Data I/O, um die<br />
Unterstützung für die LPC55S6x<br />
MCU- Serie im Avnet Silica Provisioning<br />
Service einzuführen“, so<br />
Romain Tesniere, BDM Solution<br />
Sales - Connectivity & Security bei<br />
76 3/<strong>2022</strong>
Speicherprogrammierung<br />
Device Lifecycle Management für MCUs<br />
Segger hat in Zusammenarbeit<br />
mit Renesas den Funktionsumfang<br />
der professionellen Flasher<br />
In-Circuit-Programmiergeräte<br />
weiter ausgebaut. Zusätzlich zur<br />
Hochgeschwindigkeits-Programmierung<br />
von Renesas RA4- und<br />
RA6-Mikrocontrollern mit Arm<br />
Cortex-M33 Cores bietet Segger<br />
nun auch das Device Lifecycle<br />
Management (DLM) und die<br />
Trustzone-Partitionierung für die<br />
Massenproduktion.<br />
Besitzer eines aktuellen Flasher<br />
können die neueste Software<br />
ganz einfach über www.<br />
segger.com herunterladen, um<br />
diese neuen Funktionen zu<br />
erhalten. Es gibt keine Lizenzoder<br />
sonstige Kosten und keine<br />
versteckten Gebühren.<br />
Die Segger-Lösung lässt sich<br />
nahtlos in einen standardisierten<br />
Produktions-Workflow integrieren.<br />
Dafür sind keine Tools von Drittanbietern<br />
erforderlich. Einmal konfiguriert,<br />
kann der Segger Flasher im<br />
Standalone-Modus bedient werden.<br />
„Wir freuen uns, dass Segger<br />
weiterhin exzellenten Support für<br />
die Geräte der RA-Familie von<br />
Renesas bietet“, sagt Bernd Westhoff,<br />
Renesas‘ Marketing Director<br />
RA Family MCU. „Mit dem erstmaligen<br />
Support von Arm Trust-<br />
Zone und unserem Device Lifecycle<br />
Management (DLM) hat Segger<br />
einmal mehr seine Kompetenz<br />
unter Beweis gestellt.“<br />
„Ein möglichst breites Spektrum<br />
an Geräten mit all ihren speziellen<br />
Eigenschaften zu unterstützen, ist<br />
und war schon immer Teil unserer<br />
Flasher-Produktstrategie“, sagt<br />
Ivo Geilenbrügge, Geschäftsführer<br />
von Segger. „Das Thema Embedded<br />
Security bleibt auch für<br />
Segger ein aktuelles Fokusthema.<br />
Die Unterstützung der neuesten<br />
Sicherheitsfunktionen der Renesas<br />
RA-Geräte war daher ein weiterer<br />
wichtiger Schritt auf diesem<br />
Gebiet für uns. Wir freuen uns,<br />
dass dies in enger Zusammenarbeit<br />
mit Renesas sehr gut umgesetzt<br />
werden konnte.“<br />
Segger Flasher sind professionelle<br />
In-Circuit-Programmiergeräte,<br />
die speziell für den Einsatz<br />
im Kundendienst, für die Programmierung<br />
von Prototypen und für die<br />
Serienfertigung entwickelt wurden.<br />
Sie werden zur Programmierung<br />
von nicht-flüchtigen Speichern in<br />
Mikrocontrollern und Systemson-Chip<br />
(SoCs) sowie von QSPI<br />
Flashes eingesetzt. Diese Flasher<br />
können über einen PC oder<br />
im Standalone-Modus betrieben,<br />
über USB und/oder Ethernet angeschlossen<br />
und plattformübergreifend<br />
für Linux, macOS und Windows<br />
verwendet werden.<br />
Seggers Flasher-In-Circuit-<br />
Programmiergeräte sind schnell,<br />
robust, zuverlässig und einfach<br />
zu bedienen.<br />
Die Cortex-M33-basierten Bausteine<br />
der Renesas RA4- und<br />
RA6-MCU-Familien bauen auf<br />
den Sicherheitsmerkmalen der<br />
Trustzone-M-Funktionalität von<br />
Arm auf, um zusätzliche Ebenen<br />
der Embedded-Sicherheit zu bieten.<br />
Das DLM definiert die verschiedenen<br />
Lebensphasen eines<br />
Bausteins und steuert die Fähigkeiten<br />
der Debug-Schnittstelle<br />
sowie der seriellen Schnittstelle<br />
im Boot-Modus. Zur Produktionszeit<br />
kann der DLM-Status so konfiguriert<br />
werden, dass der Zugriff<br />
auf den Debug- und/oder Boot-<br />
Modus gesperrt wird, um das System<br />
und die darin enthaltene Software<br />
zu schützen.<br />
Segger Microcontroller GmbH<br />
www.segger.com<br />
Avnet Silica. „Unsere Kunden nutzen<br />
die Sicherheitsfunktionen der<br />
LPC55S6x MCU, um mit unseren<br />
sicheren Elektronikfertigungsdiensten<br />
Ihre Einnahmen zu schützen<br />
und die Integrität der Lieferkette<br />
zu gewährleisten. Der SentriX Product<br />
Creator vereinfacht den Prozess<br />
der Definition von Sicherheitsanwendungsfällen<br />
und rationalisiert<br />
den Provisionierungsprozess vom<br />
Design bis zur Produktion.“<br />
Security Deployment<br />
as-a-Service<br />
SentriX bringt Sicherheit in die<br />
globale Lieferkette elektronischer<br />
Geräte und schützt das geistige<br />
Eigentum von IoT-Geräten von der<br />
Entwicklung bis zur Anwendung.<br />
Die sichere Programmierumgebung<br />
SentriX von Data I/O verschlüsselt<br />
3/<strong>2022</strong><br />
programmierbare Bausteine sowohl<br />
für Prototyping-Anwendungen in<br />
kleinen Stückzahlen als auch für<br />
die Massenproduktion. SentriX integriert<br />
eine zu FIPS 140-2 Level 3<br />
konforme HSM in ein automatisiertes<br />
Programmiersystem, dass die<br />
Programmierung von Sicherheitsmechanismen<br />
in ICs und Mikrocontrollern<br />
ermöglicht.<br />
Der SentriX Product Creator ist<br />
die Software Tool Suite, mit der<br />
OEMs, Halbleiterhersteller und Programmier-Centers<br />
Sicherheitsanforderungen<br />
definieren und diese<br />
gemeinsam auf der SentriX Programmiereinheit<br />
bereitstellen.<br />
Das SentriX Product Creator<br />
Tool bietet OEMs zwei flexible Programmiervarianten:<br />
Eine vollständig<br />
anpassbare und individuell einstellbare<br />
Variante und SentriX GO, bei<br />
der vorkonfigurierte Sicherheitsprofile<br />
für die gängigsten Anwendungsfälle<br />
Zeit und Aufwand sparen.<br />
Die mit dem SentriX Product<br />
Creator Tool erstellten Profildefinitionen<br />
werden zur sicheren Programmierung<br />
auf die SentriX-Plattform<br />
übertragen. Das kostengünstige<br />
As-a-Service-Modell ermöglicht<br />
OEMs sichere Bausteine für eine<br />
Muster- bis hin zur Massenproduktion<br />
bereitzustellen. ◄<br />
77
EMV<br />
Bitte nicht stören:<br />
EMV – Kenngrößen und Messung<br />
Bild 1: Grobschema Netzteil ohne PFC Klasse A<br />
Autoren:<br />
Frank Cubasch,<br />
Heidrun Seelen<br />
Magic Power Technology<br />
GmbH<br />
www.mgpower.de<br />
Teil 2: Power Factor &<br />
Immissionen<br />
EMV-Emissionen kann man auch<br />
im Zusammenhang mit dem Power<br />
Factor und dem Flicker betrachten.<br />
Ebenso soll hier die Beeinflussung<br />
des Netzteils durch externe Störungen<br />
erläutert werden (Immissionen).<br />
Die Elektromagnetische Verträglichkeit,<br />
kurz EMV, ist ein wichtiges<br />
Thema für jedes elektrische System.<br />
Es darf einerseits die Umgebung<br />
nicht unzulässig beeinflussen<br />
und muss andererseits in diesen<br />
bestimmten Umgebungsbedingungen<br />
fehlerfrei arbeiten.<br />
Obwohl die Netzrückwirkungen,<br />
gekennzeichnet durch den Power<br />
Factor, und der Flicker typischerweise<br />
als Immissionen gesehen<br />
werden, kategorisieren wir sie im<br />
Bereich Emissionen. Denn sie stören<br />
andere Geräte (z.B. Flicker die<br />
Beleuchtungseinrichtungen).<br />
PFC und Flicker<br />
PFC steht für Power Factor Correction<br />
oder Power Factor Compensation.<br />
Die Messung der PFC wird<br />
oftmals auch mit dem Stromflusswinkel<br />
(cos phi) verglichen. Dabei<br />
geht die Anforderung der EN61000-<br />
3-2 jedoch deutlich weiter. Bei einem<br />
Aufbau ohne PFC-Stufe wie in Bild<br />
1 erfolgt nur dann ein Stromfluss<br />
von der Netzseite, wenn die aktuelle<br />
Spannung am Ladeelko kleiner<br />
als die aktuelle Ist-Spannung<br />
des Netzes ist.<br />
Da der Ladeelko aber auch Netzeinbrüche<br />
ausgleichen muss, wird<br />
er in der Regel recht groß ausgeführt.<br />
Dadurch wird wiederum der<br />
Stromflusswinkel, also die Zeit, in<br />
welcher Strom von der Netzseite<br />
fließt, klein. Dies führt zu einer<br />
Belastung des Stromnetzes. Im folgenden<br />
Beispiel (s. Bild 2) beträgt<br />
der Stromflusswinkel nur etwa 1 ms/<br />
Halbwelle. Es wurde ein Netzteil mit<br />
150 W Eingangsleistung ohne weitere<br />
Beschaltung vermessen. Das<br />
Limit der Klasse A ist hier bereits<br />
mit 31% ausgeschöpft.<br />
Es bieten sich aktive oder passive<br />
PFC-Lösungen an. Während die<br />
passive PFC Lösung darin besteht,<br />
eine recht große Induktivität in Reihe<br />
einzubringen, ist die aktive Lösung<br />
ein zusätzlicher galvanisch nicht<br />
getrennter DC/DC-Wandler. Er<br />
wird so angesteuert, dass er eine<br />
(nahezu) sinusförmige Stromaufnahme,<br />
ähnlich einem Widerstand,<br />
zulässt. Neuere Designs berücksichtigen<br />
i.d.R. nur aktive PFC-Stufen.<br />
Siehe hierzu Bild 3.<br />
Typischerweise wird die PFC-<br />
Stufe so ausgelegt, dass sich eine<br />
Zwischenkreisspannung von konstant<br />
370...380 V DC ergibt, unabhängig<br />
von der Netzspannung. Dies<br />
erlaubt, dass der folgende restliche<br />
Teil der Schaltung, also FET und<br />
Übertrager, auf nur eine Betriebsspannung<br />
hin ausgelegt werden<br />
müssen.<br />
Zur Vermessung eines Netzteils<br />
mit aktiver PFC (Klasse D) s. Bild<br />
4. Diese Messung wurde mit der<br />
gleichen genormten Eingangsleistung<br />
durchgeführt. Während in der<br />
Messung ohne PFC A der Spitzenstrom<br />
bei 4 A liegt, entspricht der<br />
Stromverlauf bei einem Netzteil mit<br />
aktiver PFC nahezu dem mit einer<br />
ohmschen Widerstandslast. Der<br />
Spitzenwert bleibt mit knapp 1 A<br />
peak deutlich unter dem der Variante<br />
ohne PFC.<br />
Auswirkungen<br />
Wie wirkt sich nun ein entsprechendes<br />
Netzteil ohne PFC auf<br />
andere Verbraucher aus oder verursacht<br />
Netzrückwirkungen? Vereinfacht<br />
kann man das Phänomen<br />
mit einem Schwimmer vergleichen,<br />
der im Meer gegen die<br />
Bild 2: Vermessung eines Netzteils ohne aktive PFC (Klasse A)<br />
78 3/<strong>2022</strong>
EMV<br />
Bild 3: Grobschema Netzteil mit PFC<br />
3/<strong>2022</strong><br />
Strömung anschwimmt. Die Meereswellen<br />
stellen hierbei die 50 Hz<br />
Netzschwingung dar. Durch den<br />
Schwimmvorgang werden auf die<br />
Wellen jedoch kleine Wellen aufmoduliert.<br />
Bei einem einzelnen<br />
Schwimmer fallen diese nicht ins<br />
Gewicht. In Palma de Mallorca in<br />
der Ferienzeit werden die Wellen<br />
jedoch durch viel mehr Schwimmer<br />
verstärkt und letztendlich zur<br />
Verformung der Basiswellen führen.<br />
Im übertragenen Sinne müsste<br />
hier eine PFC Anwendung finden.<br />
Die der PFC zugrundeliegende<br />
Norm ist die EN61000-3-2. Sie<br />
umfasst einen Leistungsbereich von<br />
75 bis 1000 W (Klasse D nur 600 W).<br />
Dies bedeutet, dass Anwendungen<br />
mit
Software<br />
50 Jahre CAD – und immer noch 2D-Zeichnungen<br />
im Fertigungs- und Prüfprozess?<br />
In diesem Artikel gehen die Autoren der Frage nach, warum die wesentlichen Produktspezifikationen oft immer<br />
noch in 2D-Zeichnungen gefasst werden.<br />
Modellgenerierung im CAD: Jedes Konstruktionselement wird von einem Satz interner Parameter gesteuert,<br />
wie Art und Anzahl der Primitive, Übergangsbedingungen und Maßzahlen<br />
Digitalisierung ist eines der meistdiskutierten<br />
Themen unserer Zeit.<br />
In der fertigenden Industrie ist sie<br />
Schlüssel und Maßstab für den<br />
Stand europäischer Unternehmen<br />
als relevanter Technologiestandort<br />
in einer sich rasant ändernden<br />
Welt. Das digitale Abbild eines Produkts<br />
muss rechtzeitig und eindeutig<br />
verschiedenen Systemen entlang<br />
der Wertschöpfungskette verfügbar<br />
gemacht werden. Die wesentlichen<br />
Produktspezifikationen sind<br />
jedoch immer noch in 2D-Zeichnungen<br />
gefasst. Warum ist das so?<br />
Grundlegend<br />
für die Beschreibung der Entwicklung<br />
der technischen Sprache<br />
und im späteren Zeitverlauf der<br />
CAD-Systeme ist der Begriff des<br />
Modells. Im eigentlichen Wortsinn<br />
meint „Modell“ das Abbild der phy-<br />
Die Autoren:<br />
M. Eng. Marcel Eilhoff<br />
Assistent der Geschäftsführung<br />
Prof. Dr.-Ing. Gottfried Hartke,<br />
Geschäftsführer<br />
ELIAS GmbH<br />
www.elias-gmbh.de<br />
sikalisch vorhandenen Wirklichkeit.<br />
Schon die menschliche Vorstellung<br />
arbeitet mit Modellen. Komplexe<br />
Informationen werden idealisiert,<br />
einfach zu beschreibende Elemente<br />
rücken an die Stelle schwierig<br />
zu beschreibender Phänomene.<br />
Unwichtige Informationen werden<br />
herausgefiltert, um die relevanten<br />
Informationen speichern und weiterverarbeiten<br />
zu können.<br />
Mithilfe dieser pragmatischen<br />
Herangehensweise kann ein<br />
unvollkommenes Gebilde zum Beispiel<br />
als Würfel mit rechtwinkligen<br />
Ecken, Kanten und ebenen Flächen<br />
erkannt werden. Die Verwendungsmöglichkeiten,<br />
mit anderen Worten<br />
die Funktionen des Objekts, werden<br />
ersichtlich und können weiter<br />
durchdacht werden.<br />
Die Wirklichkeit<br />
ist ein dreidimensionaler Raum. In<br />
der menschlichen Vorstellung abgebildet<br />
werden kann die Wirklichkeit im<br />
Zuge der Idealisierung jedoch auch<br />
mit ein- und zweidimensionalen Mitteln:<br />
Der Würfel kann als Quadrat in<br />
der Ebene symbolisiert werden (2D);<br />
durch Extrusion in eine Richtung mit<br />
einem gewissen Maß (1D) ergibt es<br />
einen Würfel. Vor allem für die Abbildung<br />
eines Modells außerhalb der<br />
Vorstellung ist eine dimensionsreduzierte,<br />
symbolische Beschreibung<br />
essenziell. Hier bedient sich<br />
der Mensch verschiedener Methoden,<br />
um Informationen extern speichern<br />
und weitergeben zu können.<br />
Informationen<br />
können in Worten, beziehungsweise<br />
in Textform, oder auch grafisch<br />
symbolisiert werden. In der<br />
stückgutfertigenden Industrie hat<br />
sich eine eigene Symbolsprache entwickelt.<br />
Die aus den Naturwissenschaften,<br />
hauptsächlich Mathematik<br />
und Physik, abgeleitete Beschreibung<br />
von Werkstücken ist international<br />
weitgehend vereinheitlicht.<br />
Die funktionalen Anforderungen<br />
an ein Produkt resultieren in geometrischen<br />
und nicht- geometrischen<br />
Anforderungen. Dieses zentrale<br />
Ordnungskriterium spiegelt sich<br />
bereits im Namen des internationalen<br />
Normensystems ISO GPS<br />
wider, welches die Sprache definiert:<br />
Geometric Product Specification<br />
Geometrische Eigenschaften sind<br />
bestens geeignet, um grafisch dargestellt<br />
zu werden. Grundformen,<br />
wie Punkte, Linien und kreisförmige<br />
Bögen, werden durch Operationen<br />
zu komplexeren Geometrien<br />
zusammengesetzt; abstrakte<br />
grafische Symbole, zum Beispiel<br />
das Durchmesserzeichen, verdeutlichen<br />
Interpretationsvorschriften;<br />
Zahlenwerte ermöglichen Größenvergleiche.<br />
Nicht-geometrische Eigenschaften,<br />
wie Werkstoffeigenschaften,<br />
Erzeugungs- und Prüfvorgaben<br />
oder technische und gesetzliche<br />
Rahmenbedingungen, werden<br />
dagegen meist textgebunden<br />
angegeben.<br />
Mit der Bindung an den Informationsträger<br />
Papier hat sich eine Sprache<br />
entwickelt, mit der Informationen<br />
im Zweidimensionalen abgebildet<br />
werden können. Die Regeln<br />
zur Informationsablage und -entnahme<br />
geben wie eine Grammatik<br />
die Struktur vor und ermöglichen<br />
einen gemeinsamen Zugang für<br />
mehrere Beteiligte.<br />
Der Übergang ins<br />
Computerzeitalter<br />
liegt lange zurück. Mit der elektronischen<br />
Informationstechnologie<br />
wurde die Sprache zunächst digital<br />
nachgebildet. Die Datenablage ist<br />
hierbei nun getrennt von der Darstellung.<br />
Daten werden binär verarbeitet<br />
und erst in der Schnittstelle<br />
zum Anwender, der Anzeige, in eine<br />
menschenlesbare Form gebracht.<br />
Mit der fortschreitenden Entwicklung<br />
der Computertechnologie ist<br />
auch die direkte dreidimensionale<br />
Darstellung zugänglich geworden.<br />
Eine bewegte Animation gibt dem<br />
Anwender einen dreidimensionalen<br />
Eindruck. Geometrische Information<br />
ist nun nicht mehr als starre Projektion<br />
in eine vorausgewählte Anzahl<br />
von Ansichten begrenzt, sondern<br />
der Betrachter kann die Projektionsrichtung<br />
jederzeit selbst bestimmen,<br />
ganz so, als hätte er das reale<br />
Objekt vor sich.<br />
3D-Funktionen wurden zunächst<br />
dem Konstrukteur im CAD-System<br />
zugänglich gemacht. Dort, wo der<br />
80 3/<strong>2022</strong>
Software<br />
Bild 1: 1) Zeichnungseintragungen als Anmerkungen am 3D-Modell, 2) Darstellung der Ansichten auf der<br />
klassischen 2D-Zeichnung, 3) Werkstückinformationen mittels UDFs strukturiert und zugänglich gemacht<br />
Großteil der Produktkosten festgelegt<br />
wird, erhöht der unmittelbar<br />
dreidimensionale Zugang zu den<br />
Daten die Entwicklungssicherheit<br />
und verkürzt die Entwicklungszeit.<br />
Die fortbestehende Notwendigkeit,<br />
die dreidimensionalen Daten als<br />
zweidimensionales Ergebnis, der<br />
technischen Zeichnung, zu exportieren,<br />
hat diese Systeme und Arbeitsweisen<br />
geprägt: das Ableiten der<br />
2D-Zeichnung aus dem 3D-Modell<br />
wurde zum Standard.<br />
Mit der Zeit haben bessere technische<br />
Ausstattung und Fachkenntnis<br />
entlang der restlichen Wertschöpfungskette<br />
den Zugang zu<br />
den dreidimensionalen Daten vereinfacht.<br />
Somit wird zu Recht die Frage<br />
gestellt: Wenn doch die Informationen<br />
im dreidimensionalen Datensatz<br />
angelegt werden, warum sollte man<br />
die dreidimensionalen Daten nicht<br />
direkt weiterverwenden, anstatt ihre<br />
zweidimensionalen Ableitungen?<br />
Der Austausch von 3D-Daten<br />
gelingt jedoch meist nur mit verlustbehafteter<br />
Konvertierung.<br />
Neu ist die Frage nicht. Schon<br />
1980 wurde mit dem IGES-Format<br />
ein noch heute verwendetes,<br />
nicht-proprietäres Datenaustauschformat<br />
etabliert, mit dem die Produktdaten,<br />
geometrische, wie auch<br />
nicht geometrische, zwischen Computersystemen<br />
ausgetauscht werden<br />
können [2, 15]. Doch warum<br />
3/<strong>2022</strong><br />
werden 2D-Zeichnungen auch<br />
nach 40 Jahren noch weitgehend<br />
als das führende Dokument in der<br />
technischen Produktspezifikation<br />
angesehen?<br />
Ein Erklärungsansatz<br />
kann auf Basis der Zugänglichkeit<br />
der Daten formuliert werden. Kernkompetenz<br />
der Entwickler von CAD-<br />
Systemen ist das Erzeugen geometrischer<br />
Modelle. In welcher Weise<br />
die CAD-Funktionen den Anwender<br />
durch den Erstellungsprozess führen,<br />
wie sie die Daten speichern,<br />
ist zwar aufgrund einer begrenzten<br />
Anzahl genutzter CAD-Kerne<br />
und technologischer Grundlagen in<br />
Teilen ähnlich, aber nicht eins-zueins<br />
austauschbar. Für einen vollen<br />
Zugang zu den nativen Daten erfordert<br />
es die ursprüngliche Umgebung.<br />
Bei Konvertierungen, zum Beispiel<br />
in standardisierte Austauschformate,<br />
sind Informationsverluste<br />
stets unvermeidlich, muss doch<br />
ein gemeinsamer Nenner gefunden<br />
werden.<br />
Ein Beispiel ist die Konstruktionshistorie.<br />
In der mechanischen Technik<br />
werden zumeist einfache Regelgeometrien<br />
miteinander kombiniert,<br />
um das spätere Werkstück zu formen.<br />
Die Aufmachergrafik zeigt<br />
an einem einfachen Beispiel, wie<br />
ein Quader mit Bohrung auf diese<br />
Weise eindeutig beschrieben werden<br />
kann.<br />
Konstruktionselemente<br />
stellen wertvolle Strukturierungselemente<br />
dar, sind mit ihnen doch<br />
Funktionen des Produkts, Fertigungs-<br />
und Prüfabsichten verknüpft.<br />
Die Bohrung muss bestimmte Eigenschaften<br />
aufweisen, um ihre Funktion<br />
erfüllen zu können, zum Beispiel<br />
als Teil eines Presspassverbands.<br />
Aus den Anforderungen ergeben<br />
sich Einschränkungen für die Fertigung,<br />
um aus den Funktionen abgeleitete<br />
Maßhaltigkeit, Formgenauigkeit<br />
und Oberflächengüte einzuhalten.<br />
Diese Parameter müssen wiederum<br />
bei der Wahl der Prüfverfahren<br />
berücksichtigt werden.<br />
Das CAD-System stellt für jeden<br />
Typ von Konstruktionselement vorgefertigte<br />
Erzeugungsfunktionen<br />
zur Verfügung: Skizzierebenen,<br />
Eingaben für Maße, Bedingungen<br />
und weitere Parameter werden<br />
dem Anwender situationsabhängig<br />
präsentiert. Geprägt wurde in<br />
dem Zusammenhang der Begriff<br />
der benutzerdefinierten Konstruktionselemente,<br />
der User Defined<br />
Features (UDF) [13]. Die Modelldaten<br />
werden schließlich parametrisiert<br />
in einem proprietären Format<br />
gespeichert.<br />
Die lange Zeit fehlende Notwendigkeit<br />
zum Datenaustausch<br />
zwischen CAD-Systemen hat den<br />
Systemherstellern eine weitreichende<br />
Freiheit bei der Gestaltung<br />
der Erzeugungsfunktionen gelassen.<br />
Die Konstruktionshistorien sind nur<br />
eingeschränkt in Austauschformate<br />
zu integrieren. Der kleinste gemeinsame<br />
Nenner bei der Geometriebeschreibung<br />
ist das resultierende<br />
Ergebnis aus der Kombination der<br />
Volumenelemente: das Oberflächenbeziehungsweise<br />
Berandungsflächenmodell<br />
[1, 12]. Tabelle 1 zeigt<br />
eine Auswahl von Datenformaten<br />
zum systemneutralen Austausch<br />
von Produktdaten.<br />
Mit dem geometrischen Modell<br />
verknüpfte nicht geometrische<br />
Informationen, mit dem 2003 aufgekommenen<br />
Begriff Product nongeometric<br />
Manufacturing Information<br />
(PMI) bezeichnet, werden dem<br />
geometrischen Modell global parametrisiert<br />
beigefügt und als Anmerkungen<br />
mit den 3D-Geometrien verbunden<br />
[1, 10, 11].<br />
Anmerkungen<br />
bilden 2D-Zeichnungseintragungen<br />
nach. Um nicht die Übersicht<br />
in einer Wolke von Eintragungen<br />
um das 3D-Objekt zu verlieren,<br />
werden Ansichten mit definierten<br />
Projektionen und gegebenenfalls<br />
Schnitten definiert, siehe<br />
Bild 1. Die Anmerkungen werden<br />
auf zur Ansicht parallelen Ebenen<br />
platziert.<br />
Der Betrachter wählt zwischen<br />
den Ansichten und bekommt die<br />
zugehörigen Elemente präsentiert,<br />
wie in der klassischen 2D-Zeichnung,<br />
nur dass der Blick nicht von<br />
Ansicht zu Ansicht wandert, sondern<br />
die Ansichten aktiv ausgewählt werden.<br />
Auf dem Zeichnungsblatt frei, in<br />
Tabellen und dem Schriftfeld geordnet<br />
platzierte Eintragungen werden<br />
separat dargestellt, zum Beispiel in<br />
Form von Parameterbäumen. Ordnete<br />
man die Ansichten und Parameter<br />
auf einem Blatt an, erhielte<br />
man wieder eine technische Zeichnung,<br />
siehe Bild 3.<br />
Fazit: Eine Zukunft ohne die<br />
klassische Zeichnung?<br />
Ist der Wunsch nach Ablösung<br />
der 2D-Zeichnung, dem virtuellen<br />
Blatt Papier, nun zielführend mit dem<br />
Vorschlag beantwortet, klassische<br />
Zeichnungseintragungen dynamisch<br />
im 3D-Raum darzustellen? Oder<br />
geht es vielmehr darum, die Einschränkungen<br />
der bisherigen Produktdokumentation<br />
in ihrer Gesamtheit<br />
zu hinterfragen?<br />
81
Software<br />
Bezeichnung Einführung Organisation Geometriebeschreibung*<br />
IGES – Initial Graphics Exchange Specification 1980 ANSI – American National Standards Institute BR<br />
DXF – Drawing Interchange File Format 1982 Autodesk, Inc. BR/T<br />
STL – Stereolithography File Format 1988 3D Systems, Inc. T<br />
ACIS 1989 Dassault Systèmes SE BR/T<br />
PARASOLID 1989 Siemens AG BR/T<br />
STEP – Standard for the Exchange of Product 1994 International Organization for Standardization; PDES, Inc. BR/T<br />
3D PDF – 3D-Portable Document Format 2004 3D PDF Consortium, Inc. T<br />
JT – Jupiter Tessellation 2007 International Organization for Standardization; Siemens<br />
PLM Software, Inc.<br />
QIF – Quality Information Framework 2013 DMSC – Digital Metrology Standards Consortium, Inc. BR/T<br />
Tabelle 1: 3D-CAD-Austauschformate, Auswahl aus [2, 15]. * BR = Boundary Representation, (mathematisch präzises) Berandungsflächenmodell,<br />
T = Tesselation, durch Facettierung angenäherte Oberflächenbeschreibung<br />
BR/T<br />
Die gelebte industrielle Praxis<br />
sieht so aus, dass Spezifikationen<br />
aus nicht oder begrenzt maschinenlesbaren<br />
Dokumenten, wie technischen<br />
Zeichnungen und mitgeltenden<br />
Unterlagen, unter Einsatz<br />
menschlicher Interpretationsarbeit<br />
und maschineller Konvertierungen<br />
in Arbeits- und Prüfpläne, Bearbeitungs-<br />
und Messprogramme überführt<br />
werden. Das ist arbeitsintensiv<br />
und<br />
fehleranfällig. Spätestens bei einer<br />
nachträglichen Spezifikationsänderung<br />
werden die Nachteile besonders<br />
deutlich.<br />
Entwicklungsprozesse ließen<br />
sich tiefgreifend automatisieren,<br />
wenn die Einzelheiten des spezifizierten<br />
Produkts zentral und allen<br />
Prozessbeteiligten direkt verfügbar<br />
gemacht würden, wenn Fertigungsund<br />
Prüfprozesse ihre Zielgrößen<br />
direkt ableiten könnten. Ein Berechtigungsmanagement<br />
zur Beschränkung<br />
von Sichtbarkeit und Bearbeitbarkeit<br />
auch von Teilmengen der<br />
Daten sei hier selbstverständlich<br />
mitgemeint.<br />
Eine mögliche Grundstruktur für<br />
eine geeignete Form der Datenspeicherung<br />
ist die angeführte konstruktionselementbasierte<br />
Beschreibung<br />
des Produkts. Vorgefasste und von<br />
Anwendern angepasste Konstruktionselemente<br />
bilden sinnvolle Bausteine,<br />
um die Funktionsträger und<br />
daraus abgeleitete Prozessschritte<br />
bereitzustellen.<br />
Die in der Konstruktion erarbeiteten<br />
Daten müssen dafür verlustfrei<br />
allen Beteiligten entlang der<br />
Wertschöpfungskette, das heißt<br />
über Kunden-Lieferantengrenzen<br />
und damit CAD/CAx-Systemen hinweg,<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
Das beinhaltet neben einem<br />
gemeinsamen Datenstandard auch<br />
Anpassungen in den Anwendungen<br />
und neue Arbeitsweisen.<br />
Bereits 1973 wurde von Joseph<br />
Harrington unter dem Schlagwort<br />
Computer Integrated Manufacturing<br />
(CIM) das Konzept für eine<br />
ganzheitlich integrierte Informationsverarbeitung<br />
in fertigenden<br />
Unternehmen vorgestellt. Heutige<br />
Systeme sind hingegen mehr eine<br />
bunte Mischung aus eigenständig<br />
arbeitenden Teilsystemen. Speziallösungen<br />
überbrücken inkompatible<br />
Schnittstellen, der Mensch<br />
scheint manchmal weniger Unterstützter<br />
als Unterstützer des Systems<br />
zu sein. Eine Transformation<br />
von der 2D- hin zur 3D-Dokumentation<br />
kann und muss deshalb in den<br />
Grundstrukturen beginnen. Ein in<br />
den Unternehmensprozessen und<br />
Lieferketten fest verankertes Dokumentationsmittel,<br />
wie die technische<br />
Zeichnung, kann nur auf einer soliden<br />
Basis unter Zugewinn von Verständlichkeit,<br />
Einheitlichkeit und Integrierbarkeit<br />
abgelöst werden. Alle<br />
Beteiligten sind gefordert, mit dem<br />
Ziel des größten gemeinsamen Nutzens,<br />
an einem Strang zu ziehen.<br />
Quellen<br />
[1] Bijnes, J.; Cheshire, D.: The<br />
Current State of Model Based Definition.<br />
In: Computer-Aided Design<br />
& Applications, CAD Solutions,<br />
LLC (www.cadanda.com), Aurora,<br />
Illinois, USA 2018.<br />
[2] Nguyen, J.; Capvidia<br />
(Houston, Texas, USA): Top 8 Neutral<br />
3D CAD File Formats. www.<br />
capvidia.com/blog/top-neutral-<br />
3d-cad-file-formats (abgerufen am<br />
19.9.2021, 11:06 Uhr).<br />
[3] DIN EN ISO 17450-1:2012-<br />
04, Geometrische Produktspezifikation<br />
(GPS) – Grundlagen – Teil<br />
1: Modell für die geometrische Spezifikation<br />
und Prüfung (ISO 17450-<br />
1:2011); Deutsche Fassung EN ISO<br />
17450-1:2011.<br />
[4] DIN EN ISO 10209:2021-11,<br />
Technische Produktdokumentation<br />
– Vokabular – Begriffe für technische<br />
Zeichnungen, Produktdefinition<br />
und verwandte Dokumentation<br />
(ISO 10209:2012); Dreisprachige<br />
Fassung EN ISO 10209:2012.<br />
[5] Feeney, A. B.; Frechette, S.<br />
P.; Srinivasan, V.: A Portrait of an<br />
ISO STEP Tolerancing Standard<br />
as an Enabler of Smart Manufacturing<br />
Systems. In: Journal of Computing<br />
and Information Science in<br />
Engineering, New York City, New<br />
York, USA 2015.<br />
[6] Garland, N.; Glithro, R.; Wade,<br />
R.: The Challenges Facing Education<br />
in Engineering Drawing Practice.<br />
In: 19th International Conference<br />
on Engineering & Product<br />
Design Education, Oslo, Norwegen<br />
2017.<br />
[7] Golan, S.: New Software Technology<br />
: Advances the Practicality<br />
of Quality 4.0. In: Quality Magazine,<br />
Troy, Michigan, USA 2010.<br />
[8] Urbas, U.; Vrabi, R.;<br />
Vukašinovi, N.: Displaying Product<br />
Manufacturing Information<br />
in Augmented Reality for Inspection.<br />
In: 52th CIRP Conference on<br />
Manufacturing Systems, Ljubljana,<br />
Slovenien 2019.<br />
[9] Weper, S.: Analysis and Implementation<br />
of Product Manufacturing<br />
Information at TAMK. Bachelor’s<br />
thesis, Tampere University of<br />
Applied Sciences, Tampere, Finnland<br />
2019.<br />
[10] Xiao, J. u. a.: Geometric<br />
Models and Standards for Additive<br />
Manufacturing : A Preliminary<br />
Survey. Virtual Concept 2016 major<br />
trends in product design, Bordeaux,<br />
Frankreich 2016.<br />
[11] Zhou, Q.; Fan, Q.: MBD Driven<br />
Digital Product Collaborative<br />
Definition Technology. In: Third International<br />
Conference on Intelligent<br />
Networks and Intelligent Systems<br />
Intelligent Networks and Intelligent<br />
Systems (ICINIS), Shenyang, Liaoning,<br />
China 2010.<br />
[12] Stjepandic, J.; Thel, M.:<br />
Datenaustausch: Form-Features<br />
und Parametrik. In: CAD-CAM<br />
Report, WEKA Business Medien,<br />
Darmstadt 2003.<br />
[13] Banzhaf, K.; Imkamp, D.:<br />
Prüfplanung mit Konstruktionselementen:<br />
Automatisch von der Konstruktion<br />
zum Messablauf und Prüfergebnis.<br />
In: Koordinatenmesstechnik<br />
2010 : Technologien für eine wirtschaftliche<br />
Produktion. VDI-Verlag,<br />
Düsseldorf 2010.<br />
[14] Nagel, R.; Braithwaite,<br />
W.; Kennicott, P.: Initial Graphics<br />
Exchange Specification IGES Version<br />
1.0. The National Bureau of<br />
Standards, Washington, D.C. 1980.<br />
[15] Munzel, J.: 3D-CAD-Modelle<br />
und deren Implementierung in<br />
Kundendokumentationen – Nutzen<br />
und Verwendungsmöglichkeiten<br />
im Bereich des Anlagen- und<br />
Maschinenbaus (KMU). Universität<br />
Rostock, Rostock 2015.<br />
[16] Wu, C.; Fan, Y; Xiao, D.: Computer<br />
Integrated Manufacturing. In:<br />
Handbook of Industrial Engineering:<br />
Technology and Operations<br />
Management. 3. Auflage John<br />
Wiley & Sons Chichester, Vereinigtes<br />
Königreich 2001. ◄<br />
82 3/<strong>2022</strong>
ESD-Schulungen, Audits<br />
und Zertifizierungen<br />
BJZ bietet umfassende Online- oder Präsenzschulungen an, die von<br />
qualifiziertem Personal durchgeführt werden.<br />
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ESD Grundlagenschulung nach DIN EN 61340-5-1<br />
Schulung zur ESD-Verantwortlichen Person gemäß DIN EN 61340-5-1<br />
ESD-Koordinator-Qualifizierungsseminar nach DIN EN 61340-5-1<br />
Auffrischungsschulung für ESD-Koordinator oder ESD-Verantwortlicher<br />
Sonderschulung<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.bjz.de sowie in unserem neuen Katalog<br />
BJZ<br />
GmbH & Co. KG<br />
Berwanger Str. 29 • D-75031 Eppingen/Richen<br />
Telefon: +49 -7262-1064-0<br />
Fax: +49 -7262-1063<br />
E-Mail: info@bjz.de<br />
Web: www.bjz.de
GLOBAL<br />
SERVICES<br />
FOR WAFER<br />
LEVEL<br />
PACKAGING<br />
www.pactech.de<br />
sales@pactech.de<br />
Electroless Plating<br />
• NiAu for Low Cost Bumping<br />
• High Reliability NiPdAu<br />
• Cu & Au Wire Bonding<br />
Electroplating<br />
• Wafer Level Redistribution<br />
• Cu Pillars<br />
• NiFe for MEMS<br />
Solder Ball<br />
Bumping<br />
• 4”-12” Wafers<br />
• BGA-like devices<br />
• 3D-Applications<br />
Solder Rework &<br />
Reballing<br />
• for CSP, BGA, LGA, CLCC,<br />
PCB, MEMS etc.<br />
• No Tooling Required<br />
Wafer Backend<br />
Processing<br />
• Backend Metallization<br />
• Thinning & Dicing<br />
• Tape & Reel