Art Essentials Street Art (Leseprobe)
Leseprobe zum Buch: »Art Essentials: Street Art«, Autor: Simon Armstrong 176 Seiten, Paperback, Euro (D) 14.90 ISBN 978-3-03876-213-3 (Midas Collection) Street Art ist ein Phänomen, eine Bewegung der Subkultur, die sich von den dunkelsten Hinterhöfen in Großstädten bis zu den glamourösesten internationalen Kunstmessen erstreckt. Obwohl sie sich einen Platz im Kanon der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts verdient hat, werden ihre Qualifikationen sowohl vom Kunstestablishment als auch von den Künstlern selbst häufig angezweifelt – sie alle bemühen sich, möglichst authentisch zu sein. Dieses Buch untersucht, wie sich die Street Art von ihren Ursprüngen in der New Yorker Graffiti-Szene der 1970er-Jahre entwickelt hat und inzwischen viele neue Materialien, Stile und Techniken einsetzt. Die einst marginale Kunstform hat es in die Kunstgalerien und auf den Kunstmarkt geschafft und gleichzeitig Design, Mode, Werbung und visuelle Kultur stark beeinflusst. Simon Armstrong führt den Leser durch die kontroverse Geschichte dieser Kunstform, beleuchtet die wichtigsten Künstler, Kunstwerke und Methoden der Bewegung und stellt die Werke vor, die für sie charakteristisch geworden sind. Er erörtert auch ihre enge Beziehung zur Pop Art und zur digitalen Kunst und zeichnet eine mögliche Zukunft der Street Art. Dieses detailreiche und in einem ansprechenden, leicht zugänglichen Stil geschriebene Buch ist ein Muss für Liebhaber der Street Art und für alle, die gern wissen wollen, wie Kunstbewegungen allmählich zum Mainstream werden
Leseprobe zum Buch:
»Art Essentials: Street Art«,
Autor: Simon Armstrong
176 Seiten, Paperback, Euro (D) 14.90
ISBN 978-3-03876-213-3 (Midas Collection)
Street Art ist ein Phänomen, eine Bewegung der Subkultur, die sich von den dunkelsten Hinterhöfen in Großstädten bis zu den glamourösesten internationalen Kunstmessen erstreckt. Obwohl sie sich einen Platz im Kanon der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts verdient hat, werden ihre Qualifikationen sowohl vom Kunstestablishment als auch von den Künstlern selbst häufig angezweifelt – sie alle bemühen sich, möglichst authentisch zu sein. Dieses Buch untersucht, wie sich die Street Art von ihren Ursprüngen in der New Yorker Graffiti-Szene der 1970er-Jahre entwickelt hat und inzwischen viele neue Materialien, Stile und Techniken einsetzt. Die einst marginale Kunstform hat es in die Kunstgalerien und auf den Kunstmarkt geschafft und gleichzeitig Design, Mode, Werbung und visuelle Kultur stark beeinflusst.
Simon Armstrong führt den Leser durch die kontroverse Geschichte dieser Kunstform, beleuchtet die wichtigsten Künstler, Kunstwerke und Methoden der Bewegung und stellt die Werke vor, die für sie charakteristisch geworden sind. Er erörtert auch ihre enge Beziehung zur Pop Art und zur digitalen Kunst und zeichnet eine mögliche Zukunft der Street Art. Dieses detailreiche und in einem ansprechenden, leicht zugänglichen Stil geschriebene Buch ist ein Muss für Liebhaber der Street Art und für alle, die gern wissen wollen, wie Kunstbewegungen allmählich zum Mainstream werden
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ART ESSENTIALS<br />
STREET<br />
ART<br />
SIMON<br />
ARMSTRONG<br />
MIDAS
STREET<br />
ART<br />
SIMON<br />
ARMSTRONG<br />
AMY DEMPSEY
INHALT<br />
6<br />
8<br />
24<br />
40<br />
68<br />
84<br />
96<br />
110<br />
150<br />
168<br />
171<br />
172<br />
175<br />
EINFÜHRUNG<br />
VERBRECHEN WIRD KUNST<br />
HÖHLENMENSCHEN, CORNBREAD UND MEHR<br />
GLOBALE ÜBERNAHME<br />
DIE TECHNIK<br />
ORTE UND PLÄTZE<br />
DIE KULTUR VERBREITEN<br />
STILE UND SYMBOLE<br />
ÜBER DIE STRASSE HINAUS<br />
Glossar<br />
Literaturempfehlungen<br />
Index<br />
Bildnachweise<br />
5
EINFÜHRUNG<br />
Für viele Menschen, die ihren Alltag in einer Stadt verbringen,<br />
sind Graffiti und <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> »einfach da«, ebenso<br />
wie Werbung, Straßenschilder und all das andere visuelle<br />
Rauschen. Unleserliche Buchstaben, die an Wände und<br />
Straßenlaternen gekritzelt sind, erscheinen weitgehend bedeutungslos<br />
und werden – sofern sie nicht auf dem eigenen<br />
Grundstück zu finden sind – einfach übersehen. Doch gelegentlich<br />
erregt ein neues Werk unsere Aufmerksamkeit,<br />
lässt uns schmunzeln oder die Stirn runzeln und bringt uns<br />
zum Nachdenken: Wer hat das gemalt? Wie konnten sie so<br />
hoch klettern? Und wie sind sie damit durchgekommen?<br />
Solche urbanen Marginalien sind Teil einer reichhaltigen<br />
und beständigen künstlerischen Subkultur, die in der Tat<br />
jeden ansprechen kann. Diese Kunstform bietet Hoffnung<br />
6
und Inspiration und hat sich wie ein Virus über die ganze<br />
Welt verbreitet. Ihre Akteure sind süchtig und leidenschaftlich,<br />
ob sie nun mit wütenden Behörden konfrontiert<br />
sind oder nicht, und jetzt werden die Kunsthändler reich.<br />
Dieses Buch ist ein ausgezeichneter Leitfaden für die Ursprünge<br />
und die Entwicklung der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> bis zur Gegenwart.<br />
Es befasst sich mit den wichtigsten Akteuren,<br />
Methoden und Stilen und erkundet die wichtigsten Debatten,<br />
Themen und Ideen innerhalb dieser Kultur. Es versteht<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> als Ausdruck des grundlegenden menschlichen<br />
Wunsches, einen Standpunkt zu vertreten, die eigene<br />
Existenz zu beweisen, zu kreieren, zu gestalten, zu dokumentieren<br />
und zu stilisieren und, ganz einfach, mit anderen<br />
Menschen in Kontakt zu treten.<br />
7
VERBRECHEN WIRD KUNST<br />
-<br />
Es gibt ein altes Sprichwort: Graffiti ist kein Vandalismus,<br />
sondern ein wunderschönes Verbrechen.<br />
-<br />
Bando, The Chrome Angelz<br />
1986
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
10
-<br />
v e r b r e c h e n<br />
w i r d kunst<br />
-<br />
Jean-Michel Basquiat<br />
Charles the First, 1982<br />
Acryl und Öl auf<br />
Leinwand,<br />
198 x 158 cm<br />
Privatsammlung<br />
Mit Worten und Symbolen<br />
bringt Basquiat<br />
in seinem Kommentar<br />
zur Rassentrennung<br />
und Entfremdung<br />
seine inneren Ängste,<br />
Konflikte und Gedanken<br />
auf der Leinwand<br />
zum Ausdruck.<br />
»Ist das Kunst?« Diese Frage hat sowohl Graffiti als auch <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> von<br />
Anfang an begleitet. Sicherlich kann nicht jedes Graffiti als Kunst eingestuft<br />
werden. Der Begriff ist weit gefasst und wird verwendet, um jedes<br />
bisschen Schrift an einer Wand zu erfassen, von kleinen Kritzeleien auf der<br />
Toilette bis hin zu einem ganzen bemalten U-Bahn-Zug, der von einem<br />
Ende zum anderen durchgehend farbig beschriftet ist. Betrachtet man die<br />
akademische Kunstgeschichte, so bezieht sich der Begriff »Graffiti-Kunst«<br />
auf das Werk bestimmter Künstler aus dem New Yorker East Village in<br />
den 1980er-Jahren, wie Jean-Michel Basquiat (gegenüber), Keith Haring<br />
(siehe S. 50–51) und Kenny Scharf. Aber keiner dieser Maler bezeichnete<br />
sich selbst als Graffiti-Künstler, und auch die tatsächlichen Graffiti-Writer<br />
bezeichnen sich im Allgemeinen nicht als solche. Leute, die illegal taggen<br />
und malen, nennen sich in der Regel »Graf Writer«. Die Abkürzung »graf«<br />
weist zwar darauf hin, dass die Writer in einer Kultur arbeiten, die sich von<br />
den Kommentaren an den Toilettenwänden unterscheidet, setzt diese Kultur<br />
aber nicht unbedingt mit einer Kultur der Malerei gleich. Die Verwendung<br />
des Wortes »Writer« ist entscheidend – sie schreiben, sie stilisieren<br />
die Schrift; sie bezeichnen sich nicht als Maler.<br />
-<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ist ein Kind des Graffiti.<br />
-<br />
Auch <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ist ein schwammiger Begriff, und trotz ihres nominellen<br />
Anspruchs auf den Status der »Kunst« ist es oft schwierig, sie von ihren<br />
antikünstlerischen Wurzeln zu trennen: Sie widersetzt sich Regeln, stellt<br />
Kategorien in Frage und lehnt das Gesetz ab. Obwohl sich Künstler<br />
wie Jenny Holzer, Gordon Matta-Clark und Sol LeWitt selbst nie als<br />
Graffiti-Künstler bezeichnen würden, haben sie klare Verbindungen zur<br />
Graffiti-Tradition. Die <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> steht für sich selbst, mit ihren eigenen<br />
Materialien und Methoden, aber sie bleibt immer ein Kind des Graffiti.<br />
Dies gilt aus kunsthistorischer Sicht, ist aber auch ein Übergang, der sich<br />
im Lebensweg vieler einzelner Künstler erkennen lässt. <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> als Bewegung<br />
hat sich als Reaktion auf die Kriminalisierung von Graffiti und die<br />
harte Hand der Polizei entwickelt, aber sie markiert auch den Übergang<br />
vom jugendlichen Scherz zum reifen Kunstschaffen. Tagger fangen jung an<br />
und beschädigen Privateigentum. Einige bleiben mehr als ein paar Jahre<br />
dabei, aber viele ziehen sich zurück, nachdem sie sich erschöpft haben und<br />
einmal zu oft von der Polizei erwischt wurden. Es gibt viele Beispiele für<br />
weltweit bekannte Namen, von Eine bis Banksy, die sich als Steet <strong>Art</strong>ists<br />
dem Gemeinwohl verschrieben haben. Tatsächlich hilft es, sich als Graffiti-Writer<br />
einen Namen gemacht zu haben, um in der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ernst<br />
genommen zu werden.<br />
11
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
AUF DEN PUNKT<br />
Der Hauptunterschied zwischen Graffiti und <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ist die Intention: <strong>Street</strong><br />
<strong>Art</strong>ists neigen dazu, ihre Umgebung zu respektieren und zu glorifizieren, anstatt<br />
sie zu anzugreifen. Aber wie wir sehen werden, haben beide viel gemeinsam: eine<br />
Dringlichkeit und ein gewisses Maß an Anti-Establishment-Motivation. Bis zu<br />
einem gewissen Grad könnte man dies von jeder künstlerischen oder politischen<br />
Bewegung sagen, die versucht, die aktuellen Umstände oder die Ästhetik<br />
zu zerstören und durch etwas Besseres oder Zeitgemäßeres zu ersetzen. Für<br />
Benachteiligte kann das Schaffen von Kunst als Alternative schnell zu einer<br />
Obsession werden, zu einer notwendigen Handlung, die durch Erlösung und<br />
gesellschaftliche Veränderung motiviert ist. Wut, Schmerz und Protest, die in<br />
Kreativität kanalisiert werden, bringen die nachhaltigsten und wertvollsten Werke<br />
hervor. <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> und Graffiti sind gute Beispiele für dieses Phänomen. Beide<br />
sind Kunstformen, die einen ins Gefängnis bringen, die Berufsaussichten ruinieren<br />
und möglicherweise in ein frühes Grab führen können. Nur wenige gelangen<br />
zu Ruhm und Reichtum, aber die Risiken sind beträchtlich und der Aufwand<br />
immens.<br />
Außerdem handelt es ich bei der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> um die einzige Kunstbewegung,<br />
die vollständig von Kindern konzipiert wurde. Die meisten gefeierten Helden und<br />
Legenden der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> waren Teenager, als sie ihre Meisterwerke schufen.<br />
WAS IST GRAFFITI?<br />
Graffiti entsteht, wenn jemand ohne Erlaubnis eine Botschaft auf Privateigentum<br />
schreibt. Das kann ein alberner Scherz sein, ein politischer Protest, ein Gang-Zeichen,<br />
eine Unterschrift oder ein Tag. Wenn man etwas sagen und wahrgenommen<br />
werden will, muss man nicht auf einen Verleger oder einen Plattenvertrag warten,<br />
man kann es einfach an eine Wand schreiben und die Leute haben keine andere<br />
Wahl, als es zu lesen. Graffiti ist die einfachste und wichtigste Form des Self-Publishing.<br />
Hier geht es in erster Linie um die stilisierten Schriftzüge, die aus der New<br />
Yorker Bewegung und anderen Graffiti-Kulturen hervorgegangen sind und sich zu<br />
der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> entwickelt haben, die wir heute kennen. Der Graffiti-Writer befasst<br />
sich hauptsächlich mit der Signatur und dem Schriftstil. Wenn man Graffiti überhaupt<br />
als Kunst bezeichnen kann, dann ist es die Kunst der Signatur – und zwar in<br />
einem extremen Maß an Details, Stilisierung und Wiederholung.<br />
Graffiti-Writing beginnt mit einem stilisierten Schriftzug und endet mit<br />
einem Namen in leuchtend bunten, komplexen Buchstaben, die über 6 Meter<br />
hoch sind. Graffiti-Writing als die subkulturelle Form, die wir heute kennen,<br />
entstand Mitte bis Ende der 1960er-Jahre in Philadelphia, bevor es in den<br />
1970er-Jahren in New York einen phänomenalen Aufstieg erlebte und sich in<br />
den 1980er- und 1990er-Jahren weltweit durchsetzte –auch heute noch, wobei<br />
Sprühdosen in den letzten fünfzig Jahren von jeder Generation von Teenagern<br />
benutzt wurden.<br />
12
-<br />
v e r b r e c h e n<br />
w i r d kunst<br />
-<br />
Bruce Davidson<br />
Subway, 1980<br />
Fotografie<br />
New York<br />
Der Magnum-Fotograf<br />
Bruce Davidson dokumentierte<br />
zwischen 1980<br />
und 1982 die Fahrgäste<br />
der New Yorker U-Bahn<br />
in seiner Subway-Serie,<br />
in der er zahlreiche Graffiti-Tags<br />
festhielt.<br />
-<br />
Diese Kultur vereint Teilnehmer aus allen Schichten.<br />
-<br />
Zwei Personengruppen schenken Graffiti die größte Aufmerksamkeit:<br />
die Sprayer und die Behörden, die versuchen, sie zu fangen. In<br />
der Graffiti-Kultur sind Gleichaltrige und die Polizei das Publikum,<br />
dem man etwas vorspielt, niemand sonst ist wirklich wichtig. Graffiti<br />
ist daher ein egoistischer Wettbewerb, bei dem es darum geht, seine<br />
Freunde und Rivalen zu übertrumpfen und gleichzeitig die Polizei zu<br />
überlisten. Die Kultur vereint Teilnehmer aus allen Schichten: arm<br />
und reich, schwarz und weiß, und gibt zahllosen jungen Menschen<br />
Sinn, Orientierung und Hoffnung. Diese Kombination aus Risiko und<br />
Spaß führt dazu, dass das Graffiti Writing für die Akteure zu einer<br />
regelrechten Obsession wird. Ein Computerspiel aus der realen Welt<br />
mit realen Konsequenzen. Es gibt Levels, Bosse, Fortschritte, Herausforderungen<br />
und Bedrohungen, aber man spielt es auch mit seinen<br />
Freunden und hat eine Menge Spaß.<br />
Der Graffiti-Writer verlässt nie das Haus ohne einen Marker oder<br />
eine Dose - jede Oberfläche ist eine Gelegenheit. Die Tags verbreiten<br />
sich in Parks und auf Straßen, über Verkehrsnetze in der Stadt und<br />
später auf dem Land, dem Kontinent, der Welt. Es beginnt mit einem<br />
Tag auf einer Schultasche und endet für manche in einer Kunstgalerie.<br />
Sobald der Name des Graffiti-Writers bekannt ist und gesehen wird,<br />
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-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
14
-<br />
v e r b r e c h e n<br />
w i r d kunst<br />
-<br />
Shepard Fairey<br />
Obey, 1990s<br />
Sticker<br />
Der offizielle Sticker mit<br />
dem Obey-Logo wurde<br />
in Serie produziert und<br />
findet sich an Laternen<br />
überall auf der Welt.<br />
Siehe S. 61–63.<br />
wird er Teil der Folklore des Viertels. Sein mysteriöser Name, der überall<br />
auftaucht, macht ihn zu einer rätselhaften Schattengestalt, deren Leben<br />
mehr ist als nur Haus und Schule. Er hat eine neue, geheime Identität<br />
und eine <strong>Art</strong> selbständigen Beruf. Er entwickelt einen individuellen Stil,<br />
eine Ästhetik, einen Ruf. Die Kids erkennen die Tags und versuchen<br />
sich vorzustellen, wer der lokale Superheld in ihrer Mitte ist. Die Polizei<br />
verfährt genauso. Graffiti-Writer gelten unter Gleichaltrigen als »cool«,<br />
weil sie Rebellen sind: Sie stehen abseits, gehen ihren eigenen Weg, sie<br />
tun, sehen und wissen Dinge, in die wir nicht eingeweiht sind. Graffiti<br />
gibt den Kids das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.<br />
-<br />
Graffiti ist im Grunde Anti-Kunst, eine Kunstform,<br />
die aus Vandalismus entstanden ist.<br />
-<br />
Es ist ein Fehler, den ästhetischen Vorzügen von Graffiti zu viel Beachtung<br />
zu schenken, denn dabei geht es in erster Linie um Sachbeschädigung<br />
und Ablehnung von Eigentum. Graffiti ist in erster Linie eine Anti-Kunst-Bewegung,<br />
die aus dem Vandalismus eine Kunstform macht.<br />
Man kann durchaus die Kunst des Vandalismus an sich würdigen, wie<br />
man auch einen gut ausgeführten Banküberfall würdigen kann, aber die<br />
Tags oder das Werk sind weniger wichtig. Ästhetik oder Geldwert der<br />
Werke sind zweitrangig gegenüber der Tatsache, dass es bei Graffiti in<br />
erster Linie um Sachbeschädigung geht.<br />
Darüber hinaus besteht der Sinn von Graffiti im Wesentlichen<br />
darin, keinen Sinn zu haben. Der Slogan von Nike, »Just Do It«, ist<br />
ein kritisches Ethos in Graffiti und der DIY-Kultur des Hip-Hop, mit<br />
der es verbunden ist. Das Projekt Obey von Shepard Fairey (links) ist<br />
ein Beispiel für eine weltweit anerkannte Marke, die nichts außer sich<br />
selbst bedeutet. Dies ist ein grundlegender Bestandteil von Graffiti,<br />
den der Schriftsteller Norman Mailer aufgriff, als er im Mai 1974 in der<br />
Zeitschrift Esquire schrieb: »Du hast deinen Namen aufgestempelt ...<br />
nun steht dein Name über ihrem Namen, über dem des U-Bahn-Herstellers,<br />
der Verkehrsgesellschaft, der Stadtverwaltung.« Mailer war von<br />
der Idee fasziniert, dass der Name des Einzelnen im Mittelpunkt dieser<br />
Subkultur stand. Wenn Kunst die Gesellschaft widerspiegelt, was könnte<br />
in einem Zeitalter des Individualismus logischer sein als der Name des<br />
Einzelnen, der zur Kunstform erhoben wird. Was könnte erstrebenswerter<br />
sein als der Teenager, der eine weltweit anerkannte Marke wie<br />
Coca-Cola, Marlboro oder Nike sein möchte und seinen Namen überall<br />
in der Stadt plakatiert. Graffiti-Writer eifern den Vorbildern von Unternehmensmarken<br />
nach und verwandeln Signaturen in Kunst.<br />
15
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
WAS IST STREET ART?<br />
In gewisser Weise ist <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ein kommerzielles Graffiti. Der<br />
Begriff tauchte Mitte bis Ende der 1990er-Jahre auf und könnte als<br />
Kooptierung und Umbenennung von Graffiti verstanden werden, als<br />
Versuch, es gesellschaftsfähiger zu machen, es zu verkaufen. Jede<br />
Subkultur, die unabhängig vom Kapitalismus existiert, ist von Natur<br />
aus unwiderstehlich für Kapitalisten, die immer nach Möglichkeiten<br />
zur Monetarisierung, zum Handel und zum Profit suchen. Graffiti<br />
erwies sich als eine beständige Kultur. Es war also Zeit, sie zu zähmen,<br />
zu entkriminalisieren, die Anti-Establishment-Rhetorik umzudrehen<br />
und sie als moderne Dekoration zu verkaufen.<br />
Allerdings war diese Kommerzialisierung vielleicht weniger beabsichtigt<br />
als vielmehr eine Selbstverständlichkeit. Die Szene selbst<br />
veränderte und entwickelte sich aus eigenem Antrieb, indem sie neue<br />
Materialien, Techniken und Stile anwandte, vor allem als Reaktion<br />
auf die zunehmende Gefahr, erwischt und strafrechtlich verfolgt zu<br />
werden. Auch stilistisch war Graffiti in eine Sackgasse geraten. Da<br />
sich die Kunstrichtung so strikt an die in den 1970er-Jahren in New<br />
York aufgestellten Codes und Werte hielt, bestand die Gefahr, sich<br />
auf einen nostalgischen Status quo zu beschränken und nicht weiterzuentwickeln.<br />
Mit einer neuen Generation von Writern wurde ein<br />
Wandel oder zumindest eine Diversifizierung unausweichlich.<br />
Die <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> wurde durch mehrere entscheidende gesellschaftliche<br />
Veränderungen beeinflusst. Erstens hatte das Gesetz<br />
die Graffiti eingeholt. Die Strafen wurden härter. Die Polizei wurde<br />
geschult und wusste immer besser, was wo und von wem betrieben<br />
wurde. Die Sicherheitsvorkehrungen in den Stadtzentren und an den<br />
Straßen wurden verschärft, und die Videoüberwachung hatte enorme<br />
Auswirkungen. Aufkleber, Schablonen und Plakate wurden üblich,<br />
weil man sie verbreiten konnte, ohne erwischt zu werden. Banksy<br />
verwendete Schablonen, Invader seine Keramikfliesen, Shepard Fairey<br />
hatte Aufkleber, FAILE Poster und Swoon und Blek le Rat nutzten<br />
Papierschnitte. Statt mit Sprühdosen malte Miss Van mit Pinseln und<br />
Revs benutzte Farbrollen. Die Motivation für diese neuen Materialien<br />
und Methoden bestand darin, nicht erwischt oder strafrechtlich<br />
verfolgt zu werden.<br />
Zweitens wurden die Graffiti-Writer älter und wollten aus ihren<br />
bisherigen Bemühungen etwas Sinnvolleres machen. Legale Aufträge<br />
waren attraktiv, weil die illegale Arbeit so gefährlich und anstrengend<br />
war. Für all die Jahre der Hingabe und Mühe bezahlt zu werden, war<br />
verlockend. Marken und Unternehmen waren daran interessiert, mit<br />
Writern zusammenzuarbeiten, um sich als relevant und mit der Straße<br />
verbunden zu zeigen, was zu vielen Kooperationen führte.<br />
16
Banksy<br />
London, 2004<br />
Schablone und Sprühfarbe<br />
London<br />
In den frühen<br />
2000er-Jahren wuchsen<br />
die Banksy-Ratten in<br />
verschiedenen Posen<br />
und mit allen möglichen<br />
Streichen über sich<br />
hinaus. Die Implikation<br />
war, dass die etablierte<br />
Ordnung nicht das Sagen<br />
hat, sondern dass die<br />
Ratten, oder besser gesagt<br />
die Graffiti-Writer,<br />
die Straßen beherrschen.<br />
Banksy setzte diese<br />
Provokation mit dem Bild<br />
eines Affen fort und dem<br />
Zitat: »Lacht jetzt, aber<br />
eines Tages werden wir<br />
das Sagen haben.«<br />
17
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
-<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> kann gegen die kommerzielle visuelle Kommunikation<br />
protestieren …, aber sie übernimmt pauschal auch die<br />
gleichen Stile und Methoden.<br />
-<br />
Im Unterschied zu Graffiti will die <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> die breite Öffentlichkeit<br />
als Publikum gewinnen, sie ist also weniger isoliert, roh und<br />
rein maskulin. Doch die vermeintliche Kommerzialisierung und der<br />
scheinbar geringe Aufwand, der mit Aufklebern an Laternen verbunden<br />
ist, brachte ihr die Verachtung der Graffiti-Puristen ein.<br />
Sie sahen die ursprüngliche Energie und Leidenschaft von Graffiti<br />
beeinträchtigt und verwässert. In gewisser Weise war die Verwendung<br />
von Stickern statt Markern vergleichbar mit der Umstellung<br />
von Vinyl auf CD. Das Format war für die Menschen zu dieser Zeit<br />
besser, auch wenn es nicht so »echt« war.<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> gehört auf die Straße und nicht in Galerien. Sie<br />
umfasst ein viel breiteres Spektrum an Materialien, Methoden und<br />
Banksy<br />
Shoreditch, 2005<br />
Schablone und<br />
Sprühfarbe<br />
Shoreditch, London<br />
Banksy ließ einen Rinnsal<br />
weißer Farbe, die für<br />
Kokain steht, von dieser<br />
Stelle aus die Curtain<br />
Road in Shoreditch, London,<br />
und die benachbarte<br />
Straße tröpfeln.<br />
18
-<br />
v e r b r e c h e n<br />
w i r d kunst<br />
-<br />
Stilen als Graffiti und hat weniger mit Signaturen und Schriftzügen als<br />
vielmehr mit Illustration, Figuren, Porträts, Abstraktion und Design zu<br />
tun. <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ist im Grunde das, was passiert, wenn Graffiti auf die<br />
Kunstschule geht. Sie ist jedoch untrennbar mit Werbung und Branding<br />
verbunden und hebt Marketingkampagnen auf ein ganz neues<br />
Niveau. <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> kann in der Tradition des »Smash-the-System«<br />
gegen die kommerzielle visuelle Kommunikation protestieren, übernimmt<br />
aber pauschal die gleichen Stile und Methoden. Das Visuelle ist<br />
eine Sprache, die wir alle lesen und sprechen können, und eine, die wir<br />
immer besser beherrschen. Manchmal ist es nur mehr Bildrauschen,<br />
manchmal ist es erfolgreiche Kritik. So oder so, sie macht meistens<br />
Spaß und ist nicht immer ein Verbrechen.<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ist heute in aller Munde und steht im öffentlichen Raum.<br />
Die Wandmalereien werden von Touristen besucht und genauso<br />
fotografiert wie Teller mit Essen, um in den sozialen Medien gefeiert<br />
zu werden. <strong>Street</strong>-<strong>Art</strong>-Künstler sind an der Kommerzialisierung und<br />
Gentrifizierung beteiligt, ihre Werke werden bewusst in Sanierungsprojekten<br />
verwendet und positiv, hip und vor allem sicher bewertet.<br />
Die Graffiti-Tagger sind im Grunde die Hunde, die ihre Marke für<br />
andere hinterlassen, indem sie an Lichtmasten pissen. <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ist<br />
das Gegenteil: sauber, abgestimmt auf die Umgebung, ein Gebrauchsgegenstand.<br />
Die Unterscheidung ist in der neoliberalen Denkweise<br />
binär: Graffiti-Writer sind wild, kriminell und primitiv. <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>ists sind<br />
Verschönerer, Humoristen, Entertainer. Der Tagger ist ein Krimineller,<br />
aber Banksy ist cool.<br />
-<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> kann eine mächtige Form des Protests und ein wirksamer<br />
Kommunikationsweg sein.<br />
-<br />
Die Wahrheit ist allerdings komplexer. Viele <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>ists tappen in die<br />
Falle, zu bürgerlichen Entertainern zu werden, die eher Straßenkünstlern,<br />
Pantomimen und Minnesängern ähneln als irgendetwas anderem.<br />
Andere wiederum nutzen die Gelegenheit, die Straße als Leinwand zu<br />
nutzen, um zu rebellieren, zu protestieren und zu stören. Dies kommt<br />
der Geschichte der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> und der Graffiti näher, die in diesem<br />
Buch dargestellt wird. <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> kann Dekoration sein, aber auch eine<br />
machtvolle Form des Protests und der wirksamen Kommunikation.<br />
Großartige Werke vereinen dies in sich.<br />
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-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
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-<br />
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w i r d kunst<br />
-<br />
Vhils (Alexandre Farto)<br />
Scratching the Surface<br />
Projekt, 2014<br />
Relief in Putz gemeißelt,<br />
Acrylfarbe<br />
Almada (Portugal)<br />
Der portugiesische <strong>Street</strong><br />
<strong>Art</strong>ist Alexandre Farto,<br />
aka Vhils, erschafft<br />
seine Wandbilder mittels<br />
Hammer und Meißel: Aus<br />
Mauern und Hauswänden<br />
werden monumentale Reliefs.<br />
(Siehe S. 130/131).<br />
Dreph (Neequaye<br />
Dreph Dsane)<br />
Maya Ghazal, 2018<br />
Sprühfarbe<br />
Shoreditch, London<br />
Die Lebensgeschichte<br />
eines Menschen steht im<br />
Mittelpunkt von Drephs<br />
Werk. Maya Ghazals Familie<br />
floh 2014 aus Syrien.<br />
Nach einer gefährlichen<br />
Reise erreichte der Vater<br />
allein Großbritannien,<br />
wo er den Nachzug der<br />
Familie vorbereitete.<br />
-<br />
Neue Materialien und Techniken kamen hinzu, die <strong>Street</strong> <strong>Art</strong><br />
entwickelte sich zu einem Trend.<br />
-<br />
Nichts geschieht in einem Vakuum. Es gibt immer Faktoren, die eine<br />
künstlerische Aktion auslösen. Graffiti war schwierig. Das Durchhalten<br />
war harte Arbeit, es wurde immer gefährlicher, und die Szene wurde<br />
von Teenagern und ihren Egos bestimmt. Das Bemalen von Zügen<br />
im New York der 1970er-Jahre war in etwa so, wie das Bemalen<br />
von verlassenen oder heruntergekommenen Lagerhallen: Zunächst<br />
interessierte sich niemand wirklich dafür, und das ganze System war in<br />
eine finanzielle Katastrophe geraten. Unbeaufsichtigte Abstellgleise<br />
und Lagerhallen boten ein offenes Feld, das mit Farbe gefüllt werden<br />
konnte. Das war nun vorbei: Die Polizei hatte sich darauf eingestellt.<br />
Es gab Lasersensoren, Videoüberwachung, Stacheldraht, Schlösser,<br />
Alarmanlagen und harte Strafen. Graffiti wurde immer extremer. Die<br />
Sicherheit gewann die Oberhand und schreckte viele ab. Also wurden<br />
neue Ideen und Ansätze entwickelt. Neue Materialien und Techniken<br />
kamen ins Spiel, <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> entwickelte sich zu einem Trend.<br />
21
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s t r e e t art<br />
-<br />
WAS IST URBAN ART?<br />
Mit Urban <strong>Art</strong> lässt sich die dritte und letzte Phase vielleicht am besten<br />
beschreiben, in der Graffiti und <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> gebündelt, gesäubert,<br />
kommerzialisiert und gesammelt werden. Diese Form eignet sich<br />
Merkmale sowohl der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> als auch des Graffiti an, um in den<br />
Mainstream der zeitgenössischen Kunstwelt und des Kunstmarkts<br />
aufgenommen zu werden. Der Generationenaspekt der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> erklärt<br />
in gewisser Weise ihren kommerziellen Reiz. Die Urban <strong>Art</strong> spiegelt<br />
zwar Elemente von Graffiti und <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> als Kunstformen wider,<br />
stellt aber auch deren gemeinsame kunstfeindliche und antikapitalistische<br />
Qualitäten in den Vordergrund. Diese Werke sind in der Regel<br />
mobil und weniger flüchtig, sodass sie von Galerien über Museen bis<br />
hin zu privaten Sammlungen und Ausstellungen wandern können. Sie<br />
befinden sich oft in Innenräumen, auf Leinwand, in Auflagen oder<br />
Farbvarianten und sind in der Regel käuflich, oder zumindest haben<br />
22
-<br />
v e r b r e c h e n<br />
w i r d kunst<br />
-<br />
Jason REVOK<br />
Spirograph Spray-Painting<br />
R/B 1, 2017<br />
Synthetisches Polymer<br />
und Acryl-Sprühfarbe,<br />
182,9 cm Durchmesser<br />
Privatsammlung<br />
Nach 20 Jahren als<br />
Graffiti-Künstler<br />
wechselte der Kalifornier<br />
Jason REVOK 2011 zur<br />
bildenden Kunst und<br />
zur Arbeit im Studio.<br />
REVOKs Arbeit ist<br />
in vielerlei Hinsicht<br />
eine künstlerische und<br />
zunehmend abstrakte<br />
Kritik an Graffiti selbst,<br />
im Wesentlichen macht<br />
er Kunst über Graffiti.<br />
sie einen Marktwert. Sie ist jetzt offiziell »Kunst«, wenn wir die Definition<br />
von Kunst akzeptieren, zu der sich eine beträchtliche Anzahl von<br />
Kuratoren, Händlern und Institutionen durchgerungen hat.<br />
-<br />
Mit Urban <strong>Art</strong> lassen sich Werke von Graffiti-Writern beschreiben,<br />
die in einer Sammlung landen.<br />
-<br />
Für illegal arbeitende Graffiti-Künstler war es immer wichtig, ihre<br />
wahre Identität zu verbergen und gleichzeitig hart daran zu arbeiten,<br />
ihr Pseudonym bekannt zu machen. Anonymität ist hier nur ein<br />
Aspekt der kommerziellen Strategie eines Künstlers, wobei Zweideutigkeit<br />
und Mystik einen Mehrwert darstellen. Als Urban <strong>Art</strong><br />
bezeichnet man die Werke von Graffiti-Writern, die in Sammlungen<br />
landen. Doch alle diese Kategorien sind lückenhaft. Einige Künstler<br />
arbeiten weiterhin illegal auf der Straße, während sie gleichzeitig in<br />
Galerien ausstellen und ihre Leinwandarbeiten versteigern lassen.<br />
Das Yin und Yang von legaler und illegaler Arbeit, von Straßen- und<br />
Ateliermalerei ist ein ständiges Ringen, das immer nuancierter und<br />
komplexer wird. Die Tatsache, dass es nicht stillsteht, ist ein weiterer<br />
Beweis dafür, dass wir es mit einer lebendigen Kultur zu tun haben, die<br />
sich vor unseren Augen verändert und weiterentwickelt, ganz gleich,<br />
wie wir versuchen, sie in eine Schublade zu stecken und ihr einen Sinn<br />
zu geben. Künstler tauchen ein, entwickeln sich und wandern; sie<br />
gehen entweder ins Gefängnis oder auf die Biennale von Venedig. Es<br />
ist einfacher, über eine vergangene Kunstrichtung zu schreiben, die<br />
in einer festen Periode wie dem Impressionismus oder der Pop <strong>Art</strong><br />
angesiedelt ist, aber die <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> bleibt lebendig, in Bewegung, und<br />
wie der Hip-Hop kann sie nicht aufhören, wird sie nicht aufhören...<br />
WICHTIGE FAKTEN<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Graffiti ist keine Kunst, aber viele Menschen, die als Graffiti-<br />
Künstler begannen, sind heute zu zeitgenössischen Künstlern<br />
geworden.<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> nutzt die Techniken und Tricks der kommerziellen<br />
Werbung und dreht sie um, um eine unbekannte Person zu<br />
fördern und den öffentlichen Raum zurückzuerobern.<br />
Die Authentizität der Grundlagen der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ermöglicht<br />
ein weltweites Wachstum der Bewegung, macht sie aber auch<br />
anfällig für kommerzielle Ausbeutung.<br />
23
HÖHLENMENSCHEN, CORNBREAD<br />
UND MEHR<br />
-<br />
Als mir klar wurde, dass ich nur meinen Namen<br />
auf bizarre Dinge schreiben musste, wurde<br />
ich gierig nach Publicity … und die Medien<br />
empfingen mich mit offenen Armen.<br />
-<br />
Darryl »Cornbread« McCray<br />
2014
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
26
-<br />
h ö h l e n m e n s c h e n,<br />
c o r n b r e a d und mehr<br />
-<br />
Unbekannter Künstler<br />
Prähistorische<br />
Hand-Schablonen<br />
Leang Petta Kere (Noble,<br />
Heilige Höhle), Maros,<br />
Südsulawesi<br />
Diese Schablonen<br />
wurden erstellt, indem<br />
man eine Hand an die<br />
Wand drückte und dann<br />
Pigment darüber blies.<br />
Als anerkannte Bewegung entstand Graffiti in den späten 1960er-Jahren<br />
in Philadelphia und entwickelte sich in den folgenden zwei oder<br />
drei Jahrzehnten vor und dann parallel zur Entwicklung der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong><br />
in den 1990er-Jahren. Als Formen der invasiven Bildgestaltung im<br />
öffentlichen Raum haben jedoch beide offensichtliche Wurzeln in viel<br />
früheren Phänomenen. In diesem Kapitel werden die Ursprünge und<br />
Vorläufer der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> in einem globalen Kontext nachgezeichnet.<br />
HÖHLENMALEREI<br />
Seit Anbeginn der Zivilisation haben Menschen Wände bemalt, was das<br />
grundlegende Bedürfnis zeigt, Kunst zu nutzen, um unsere Umgebung<br />
zu verstehen, zu dokumentieren und auf sie zu reagieren. In den<br />
Höhlen von Lascaux im Südwesten Frankreichs sind rund 2.000 Bilder<br />
aus der Steinzeit (ca. 15.000 v. Chr.) zu sehen. Diese Kombination aus<br />
Tieren, Figuren und abstrakten Symbolen erinnert uns daran, dass sich<br />
die Wandmalerei seit Jahrhunderten nicht wesentlich verändert hat.<br />
Was sich geändert hat, ist das Privateigentum. Höhlenmalereien waren<br />
Teil einer gemeinschaftlichen Kultur und daher sanktioniert, und ihre<br />
Spuren lassen sich im Laufe der Jahrhunderte und überall auf der Welt<br />
finden. In ganz Frankreich und Spanien gibt es über 370 Höhlen, in<br />
denen noch prähistorische Wandmalereien erhalten sind. Die frühesten<br />
Handschablonen in den Maros-Höhlen in Indonesien sind mindestens<br />
35.000 Jahre alt (siehe Abbildung gegenüber).<br />
SCHRIFT AUF WÄNDEN<br />
Die römische Stadt Pompeji bietet uns die ältesten erhaltenen Beispiele<br />
dafür, dass Menschen ohne Erlaubnis auf Wände geschrieben<br />
haben. An den Wänden von Pompeji finden sich mehr als 11.000 unerbetene<br />
und nicht genehmigte Inschriften, von frühen Unterschriften<br />
wie Gaius Pumidius Diphilus, datiert auf den 3. Oktober 78 v.<br />
Chr., bis hin zu persönlichen Botschaften wie »Gesundheit für dich,<br />
Victoria, und wo immer du bist, mögest du süß niesen!« und »Pyrrhus<br />
an Chias: Es tut mir leid zu hören, dass du tot bist, leb wohl«.<br />
-<br />
Die Wände von Pompeji dienten als öffentliches Notizbuch,<br />
Werbetafel und Aushang für die Stadt.<br />
-<br />
Es gibt auch große Inschriften mit politischen Aussagen, Werbung<br />
für Gladiatorenspiele und eine Reihe von öffentlichen Bekanntma-<br />
27
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
chungen, darunter die Suche nach einem verlorenen Pferd. An den<br />
Wänden sind Transaktionen und Berechnungen im Zusammenhang<br />
mit dem Handel von Sklaven und Vieh festgehalten. Es finden sich<br />
Zitate aus der Volksliteratur wie der Aeneis, aber auch Beleidigungen,<br />
Witze und Scherze. Die Wände von Pompeji dienten als<br />
öffentliches Notizbuch, Plakatwand und Aushang für die Stadt.<br />
Dass wir diese Inschriften heute lesen können, liegt daran, dass<br />
Pompeji nach dem verheerenden Ausbruch des Vesuvs im Jahr<br />
79 n. Chr. über 1.500 Jahre lang von Vulkanasche verschüttet<br />
war. Die Stadt wurde 1748 wiederentdeckt, begraben unter einer<br />
meterdicken Asche- und Bimssteinschicht, die abgetragen wurde<br />
und eine perfekt erhaltene Stadt zum Vorschein brachte.<br />
Unbekannter Künstler<br />
Römisches Graffiti an<br />
der Wand von Asellinas<br />
Taverne, 79 n. Chr.<br />
Pompeji<br />
Die Schrift an den Wänden<br />
von Pompeji bietet<br />
einen außergewöhnlichen<br />
Einblick in das Leben der<br />
Einwohner. Diese Taverne<br />
ist mit politischen Schriften<br />
zu den Wahlen von<br />
79 n. Chr. bedeckt.<br />
PROTO-TAGGER UND FRÜHE STREET ARTISTS<br />
Joseph Kyselak war ein österreichischer Beamter, der um 1825 das<br />
österreichische Kaiserreich durchwanderte. Unterwegs ritzte er seinen<br />
Nachnamen in Gebäude und Felsen. Es heißt, dass Kaiser Franz<br />
I. von Österreich Kyselak zu sich rief und von ihm verlangte, er solle<br />
aufhören, öffentliche Gebäude und Schlösser zu beschriften. Kyselak<br />
entschuldigte sich und versprach, damit aufzuhören. Nach dem Treffen<br />
fand der Kaiser Kyselaks Namen in seinen Schreibtisch geritzt, was<br />
von der gleichen antiautoritären schelmischen <strong>Art</strong> zeugt, die heute so<br />
häufig bei <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>ists und Taggers zu finden ist (gegenüber).<br />
28
-<br />
h ö h l e n m e n s c h e n,<br />
c o r n b r e a d und mehr<br />
-<br />
Joseph Kyselak<br />
Kyselaks Signatur, 1829<br />
Schloss Veveří, nahe Brno<br />
(Tschechische Republik)<br />
Kyselaks Tag ist auch an<br />
der Schlossmauer nahe<br />
Brno zu finden.<br />
Etwa zur gleichen Zeit erkundete der Schriftsteller Victor Hugo<br />
die Notre Dame in Paris. In einer dunklen Nische in einem der<br />
Türme entdeckte er ein in die Steinmauer geritztes Wort. Die<br />
Großbuchstaben lauteten »ANAI'KH«. Er erkannte, dass es sich<br />
dabei um das griechische Wort für »Tod« handelte, und war fasziniert<br />
von der unerklärlichen und makabren Präsenz des Wortes sowie der<br />
Frage, warum es in die Wand gehackt worden war. 1830 vollendete<br />
Hugo sein Meisterwerk Der Glöckner von Notre Dame – inspiriert<br />
offenbar durch das heimliche Graffiti.<br />
GÜTERZUG-HOPPER, HOBOS UND GANGS<br />
Im Amerika des späten 19. Jahrhunderts begannen Menschen<br />
auf der Suche nach Arbeit, auf Güterzüge aufzuspringen und von<br />
Ort zu Ort durch die Staaten zu ziehen. Die Landstreicher, die am<br />
Rande der Gesellschaft lebten, tauchten in einer Stadt auf, nahmen<br />
Gelegenheitsjobs an und zogen weiter, wenn die Arbeit ausging.<br />
Mit Beginn der Depression in den späten 1930er-Jahren wurde das<br />
Aufspringen auf Güterzüge immer beliebter, vor allem bei obdachlosen<br />
Männern. In den 1940er-Jahren hatte sich unter den Zugreisenden<br />
eine kleine Subkultur mit festen Regeln und Umgangsformen<br />
entwickelt. Es entwickelte sich eine Graffiti-Bildsprache mit in<br />
Bäume und Zäune am Stadtrand geritzten Zeichen und Symbolen,<br />
die anzeigten, wo Fremde willkommen waren und wo es Arbeit gab.<br />
29
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
Die Hobos markierten auch die Waggons, um anzuzeigen, wo sie<br />
vorbeigekommen waren, und hinterließen Nachrichten, Hinweise<br />
und Warnungen für andere Tramps. Figuren wie T-Bone Slim, Jack<br />
Black, Roadhog, Smokin' Joe, Maddie Mongoose, Matokie Slaughter,<br />
Bozo Texino (ein Porträt eines Kopfes mit einem Zehn-Gallonen-Hut,<br />
der einem Unendlichkeitssymbol ähnelt), der Rambler<br />
(dessen Tag ein Martini-Glas war) und North Bank Fred gehören zu<br />
den bekanntesten. Ihr Widersacher war als »Old Bull« bekannt, die<br />
umgangssprachliche Bezeichnung für den Zugbegleiter.<br />
KÜNSTLERISCHE IMPULSE<br />
Die Geschichte von Graffiti und <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> beruht darauf, dass Fotografen<br />
davon fasziniert waren und sie dokumentierten. Der rumänische<br />
Fotograf George Brassaï ist ein gutes Beispiel dafür. Er gilt heute als<br />
einer der großen Fotografen des 20. Jahrhunderts, vor allem wegen<br />
seiner Nachtaufnahmen von Pariser Straßenszenen. Er verbrachte<br />
einen Großteil der 1930er-Jahre damit, routinemäßig durch Paris zu<br />
streifen, wo er unweigerlich auf Graffiti in Türen und auf Ziegel steinen<br />
stieß. 1934 veröffentlichte er seine ersten Studien von Graffiti-<br />
Schnitzereien, 1956 stellte er seine Pariser Graffiti-Fotografien im<br />
Museum of Modern <strong>Art</strong> in New York aus. Diese Serie erschien 1961 in<br />
Buchform unter dem einfachen Titel Graffiti mit einem Essay seines<br />
Freundes Pablo Picasso.<br />
Mike Brodie<br />
#1051 aus der Serie A<br />
Period of Juvenile Prosperity,<br />
2006–2009<br />
Foto veröffentlicht<br />
in Mike Brodie: Mike<br />
Brodie – A Period of<br />
Juvenile Prosperity (TBW<br />
Books, Oakland, and Twin<br />
Palms, Santa Fe, 2013)<br />
Der Fotograf Mike Brodie<br />
aus Florida, der in seiner<br />
Jugend mit dem Zug<br />
durch Florida fuhr, hat<br />
das moderne Wiederaufleben<br />
des Güterzugfahrens<br />
in Amerika auf Film<br />
gebannt.<br />
30
-<br />
h ö h l e n m e n s c h e n,<br />
c o r n b r e a d und mehr<br />
-<br />
Brassaï (Halász Gyula)<br />
Graffiti aus der Serie<br />
VII La Mort, 1935–50<br />
Silbergelatineabzug,<br />
139,8 x 79,8 cm<br />
Centre Georges<br />
Pompidou, Paris<br />
Von 1930 bis Mitte der<br />
1950er-Jahre trug Brassaï<br />
kleine Notizbücher bei<br />
sich, in denen er schnelle<br />
Skizzen von Graffiti<br />
anfertigte und deren<br />
Standort festhielt, um sie<br />
bei besseren Lichtverhältnissen<br />
fotografieren<br />
zu können<br />
-<br />
Brassaï betrachtete Graffiti als ursprünglichen Akt der<br />
Verunstaltung, der den Symbolen magische Eigenschaften verleiht.<br />
-<br />
Brassaïs Ideen beeinflussten andere Pariser Künstler jener Zeit, die<br />
ebenso wie Picasso von der »primitiven« Kunst und dem Kunsthandwerk<br />
von Laien und ungeschulten Künstlern fasziniert waren. Brassaï<br />
betrachtete Graffiti als ursprünglichen Akt der Verunstaltung, der<br />
den Symbolen magische Eigenschaften verleiht.<br />
Nach Brassaï waren auch Jean Dubuffet (Frankreich) sowie die<br />
katalanischen Künstler Joan Miró und Antoni Tàpies davon geprägt<br />
und trugen dazu bei, den Grundstein für die Graffiti-Kultur zu legen,<br />
die sich in den folgenden Jahrzehnten entwickeln sollte.<br />
31
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
KILROY WAS HERE<br />
Während des Zweiten Weltkriegs tauchte überall dort, wo US-Soldaten<br />
stationiert waren, der Satz »Kilroy was here« auf, in der Regel zusammen<br />
mit der Zeichnung einer glatzköpfigen Figur mit einer großen Nase (unten).<br />
Er erschien sogar auf der VIP-Toilette der Potsdamer Konferenz<br />
1945, was zu einem Wutausbruch bei Stalin führte. Es ist wahrscheinlich,<br />
dass Kilroy eine reale Person war, aber niemand ist sich ganz sicher,<br />
wer. Das Konzept wurde von zahllosen Menschen aufgegriffen, kopiert<br />
und an Wände gekritzelt, was das Kilroy-Meme zum am weitesten verbreiteten<br />
seiner Zeit machte. Es erfasst den Zweck des Graffiti-Schreibens:<br />
»Ich bin hier!« und gilt als ein frühes Beispiel für Tagging.<br />
Unbekannter Künstler<br />
Kilroy Was Here, 2004<br />
Inschrift<br />
World War II Memorial,<br />
Washington, DC<br />
Versteckt auf dem World<br />
War II Memorial in<br />
Washington, DC, sind<br />
zwei Inschriften von<br />
Kilroy Was Here. Sie erinnern<br />
an den Insider-Witz,<br />
der von den US-Soldaten<br />
während des Zweiten<br />
Weltkriegs wie ein Meme<br />
verbreitet wurde, egal wo<br />
sie sich befanden.<br />
NICHT NUR FÜR GANGS<br />
1953 wurde Darryl McCray in North Philadelphia geboren. 14 Jahre<br />
später wurde er zu Cornbread, der vielen als der erste moderne Graffiti-<br />
Künstler gilt. Um das Herz eines Mädchens aus der Gegend zu gewinnen,<br />
kritzelte McCray »Cornbread loves Cynthia« an mehrere Stellen,<br />
wo sie es am ehesten sehen konnte. Der Plan ging auf, und sie waren<br />
zusammen, bis sie wegzog. Was könnte für einen Vandalen ermutigender<br />
sein, als die Zuneigung eines Mädchens durch Graffiti zu gewinnen?<br />
-<br />
Kein Ziel war vor Cornbread sicher, nicht einmal ein Elefant im Zoo<br />
von Philadelphia oder die private 747 der Jackson 5.<br />
-<br />
32
-<br />
h ö h l e n m e n s c h e n,<br />
c o r n b r e a d und mehr<br />
-<br />
Jahrelang hatten Gangs und andere »Gruppen« Symbole, Signaturen<br />
und Bildmotive gemalt, um Territorien und Ideologien abzugrenzen,<br />
doch Cornbread war eine frühe »Persönlichkeit« des Graffiti und<br />
ein schamloser Selbstdarsteller (unten). Auf dem Höhepunkt seines<br />
Ruhms in den 1960er- und 1970er-Jahren war kein Ziel vor Cornbreads<br />
Tag sicher, nicht einmal ein Elefant im Zoo von Philadelphia<br />
oder die private 747 der Jackson 5. Cornbreads Freund Cool Earl<br />
schloss sich ihm bei seinen Aktionen in Philadelphia an, und beide<br />
verschafften sich so eine eigene Identität und einen eigenen Ruf. Die<br />
Signaturen waren sehr einfach.<br />
Nur Top Cat 126 führte den Philadelphia-Stil weiter, als er in<br />
den frühen 1970er-Jahren nach New York zog und Wände mit dem<br />
»Philly-Stil« versah, der als »Broadway Elegant« bekannt wurde. Die<br />
Philadelphia-Szene gab es schon lange, aber die Arbeit der Writer wurde<br />
nicht sofort weltweit bekannt. Es war die New Yorker Szene, die zum internationalen<br />
Exportschlager wurde und die Grundlage für alles Weitere<br />
bildete. Die Graffiti-Writer und Tagger von heute haben ihre Wurzeln in<br />
New York, doch den Kids aus Philadelphia ist es zu verdanken, dass eine<br />
weltweite Graffiti-Writing- und Tagging-Bewegung entstand.<br />
Pressefotograf<br />
Cornbread Has<br />
Retired, 1971<br />
Fotografie aus dem<br />
Philadelphia Inquirer,<br />
23. Juli 1971<br />
1971 erklärte Cornbread,<br />
er habe mit dem<br />
Schreiben von Graffiti<br />
aufgehört, indem er eine<br />
Reihe von Botschaften in<br />
Graffiti hinterließ. »Als<br />
mir klar wurde, dass ich<br />
nur meinen Namen auf<br />
bizarre Dinge schreiben<br />
musste, wurde ich gierig<br />
nach Publicity … und die<br />
Medien empfingen mich<br />
mit offenen Armen.«<br />
33
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
PERSONAL BRANDING<br />
Taki 183, ein junger Grieche namens Dimitrios aus Washington<br />
Heights im Norden Manhattans, gilt als der erste Graffiti-Writer,<br />
der in den späten 1960er- und in den 1970er-Jahren die New Yorker<br />
Graffiti-Szene begründete. Man erzählte ihm, dass ein anderer,<br />
der zwanzig Blocks entfernt in Inwood wohnte, begonnen hatte,<br />
seinen Namen und seine Straßennummer auf Wände zu schreiben:<br />
Julio 204. Taki fand das cool und begann, seinen Spitznamen (Taki)<br />
und seine Hausnummer (West 183rd <strong>Street</strong>) in der U-Bahn auf<br />
dem Weg zur High School zu hinterlassen. Als er in der New Yorker<br />
Innenstadt als Kurierfahrer zu arbeiten begann, führte ihn sein Job<br />
durch die ganze Stadt, insbesondere in die Upper East Side. Neben<br />
Briefen und Paketen trug er auch einen Marker-Stift bei sich. Schon<br />
bald war der Schriftzug »Taki 183« überall in New York zu sehen<br />
(gegenüber).<br />
-<br />
Taki war zwar nicht der erste Tagger, aber sein Tag löste<br />
unbeabsichtigt eine globale Bewegung aus.<br />
-<br />
Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Signatur von Taki 183 zu<br />
einem stilisierten Logo, einem persönlichen Markenzeichen. Der<br />
Ruhm kam 1971, als die New York Times über ihn schrieb. Hunderte<br />
von Kids in ganz New York, die auch gerne in der Zeitung gestanden<br />
hätten, sahen den <strong>Art</strong>ikel, schnappten sich schnell ihre Marker und<br />
machten mit. Taki war zwar nicht der erste Tagger, aber sein Tag in<br />
dem genannten Zeitungsartikel löste eine globale Bewegung aus,<br />
und deshalb gilt er als der wahre Pionier.<br />
IN DEN MAINSTREAM<br />
In den 1970er-Jahren, als sich Amerika im Vietnamkrieg befand<br />
und die Stadt New York von einer gewaltigen Heroinwelle überrollt<br />
wurde, herrschte eine düstere, pessimistische, ja sogar apokalyptische<br />
Stimmung. Die Bürgerrechtsbewegungen der vorherigen<br />
Jahrzehnte hatten Ungleichheit und Ungerechtigkeit keineswegs<br />
ausgerottet. Die Korruption bei der Polizei saß tief, und die Straßen<br />
gehörten nicht dem Gesetz, sondern den Gangs. Die Stadt hatte<br />
kein Geld, und die begrenzten Ressourcen führten zu Kürzungen bei<br />
Leistungen und Beihilfen. Das Verkehrssystem war völlig unterfinanziert,<br />
und Graffiti wurde nicht von Zügen oder Gleisanlagen<br />
entfernt.<br />
34
-<br />
h ö h l e n m e n s c h e n,<br />
c o r n b r e a d und mehr<br />
-<br />
Librado Romero<br />
Taki 183, IRT Seventh<br />
Avenue Line, 1971<br />
Fotografie aus der New<br />
York Times,<br />
21. Juli 1971<br />
Tagging und Graffiti wurden<br />
ab 1971 von vielen<br />
Kids praktiziert, nicht<br />
zuletzt inspiriert durch<br />
den <strong>Art</strong>ikel in der New<br />
York Times über Taki 183<br />
und seine Kollegen.<br />
Jugendliche fanden in dieser unbarmherzigen Umgebung mit<br />
wenig Hoffnung für die Zukunft. Die amerikanische Psyche wurde<br />
durch das Fernsehen, die Werbung, das Radio und die Presse<br />
geprägt, und alles vermittelte die gleiche Botschaft: Individualismus<br />
und Ruhm – jeder Niemand kann durch Entschlossenheit ein<br />
Jemand sein. So ist es nicht verwunderlich, dass einige ihre Namen<br />
an Wände schrieben, um zu zeigen, dass sie existierten. Es gab niemanden,<br />
der sie daran hinderte. In einer Stadt, die wenig Optimismus<br />
bot, wirkten der wilde Erfindungsreichtum und die pure Energie<br />
der Graffiti ansteckend. In den 1970er-Jahren beschäftigten sich<br />
einige hundert Teenager in allen New Yorker Stadtteilen mit Graffiti<br />
und bemalten Züge.<br />
-<br />
Ethnische Unterschiede wurden in der Kultur teilweise überbrückt.<br />
-<br />
Die bekanntesten Writer wurden zu Legenden auf der Straße und<br />
genossen eine gewisse lokale Berühmtheit. Ethnische Unterschiede<br />
wurden innerhalb der Kultur teilweise überbrückt; bei Graffiti trafen<br />
sich Puertoricaner, Schwarze und Weiße, hingen zusammen ab, verglichen<br />
Skizzenbücher und bemalten gemeinsam Züge. Die Polizei<br />
bemerkte dies und suchte nach Graffiti-Materialien, wenn sie eine<br />
35
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
gemischte Gruppe von Jugendlichen entdeckte. Die Graffiti-Szene<br />
war jedoch bei weitem keine multikulturelle Utopie. Es handelte sich<br />
meist um Kids mit wenig Geld und wenig Möglichkeiten. Schlägereien,<br />
Konkurrenzdenken, Rivalitäten zwischen den Gruppen, das<br />
Zerschlagen von »Spielzeug«, das Stehlen von Farbe und das gegenseitige<br />
Überschreiben der Werke gehörten ebenfalls dazu.<br />
1972 erklärte Bürgermeister John Lindsay den Graffiti zum<br />
ersten Mal den Krieg. Er beschaffte einige Mittel, um die aufkommende<br />
Subkultur zu bekämpfen. Nachdem Kosten von 1,3 Millionen<br />
Dollar aufgelaufen waren, wurde das Programm, mit dem die Züge<br />
von Tags und Graffiti befreit werden sollten, innerhalb eines Jahres<br />
wieder eingestellt. 1973 erreichte die Graffiti-Epidemie in der<br />
Stadt ein neues Ausmaß; bis zum Ende des Jahres war fast jeder<br />
U-Bahn-Wagen mit Graffiti beschmiert. Der nächste Versuch,<br />
die Züge zu säubern, wurde 1974 unternommen: Nun wurden die<br />
Waggons von außen mit einer Säure-Lösung gewaschen, doch<br />
da die Flüssigkeit so schädlich war, wurde auch diese Maßnahme<br />
abgebrochen.<br />
HIP-HOP CULTURE<br />
Von den 1970er-Jahren bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde<br />
das New Yorker Graffiti-Writing mit der Hip-Hop-Kultur verflochten<br />
und schließlich untrennbar mit ihr verbunden. Graffiti gilt als<br />
Unbekannter Fotograf<br />
Breakdancers, 1984<br />
Foto<br />
New York<br />
Kids beim Breakdance in<br />
New York in den frühen<br />
1980er-Jahren in der<br />
Graffiti Hall of Fame an<br />
der 106th <strong>Street</strong> und<br />
Park Avenue in New York<br />
City. Auf der linken Seite<br />
der Wand hinter ihnen ist<br />
ein Teil von Strictly Kings<br />
and Better von Skeme,<br />
Dez und Daze von 1982<br />
zu sehen.<br />
36
-<br />
h ö h l e n m e n s c h e n,<br />
c o r n b r e a d und mehr<br />
-<br />
eine der vier Kulturtechniken, die die Grundlage der Hip-Hop-Kultur<br />
bilden: Rappen, DJing, Breakdance und Graffiti. Der Film Fab 5<br />
Freddy and the Wild Style (1983; siehe Seite 98), brachte all diese<br />
Elemente zusammen und präsentierte sie der Welt als eine vollwertige<br />
Kultur namens Hip-Hop.<br />
Der Hip-Hop entstand aus der Kultur der Straßengangs in<br />
überwiegend schwarzen Vierteln in New York wie der Bronx. In den<br />
Anfangsjahren des Hip-Hop bildeten Graffiti den visuellen Hintergrund,<br />
der auf Flyern, Plattenhüllen, T-Shirts und Videodrehs stets<br />
präsent war. Hip-Hop wurde von Kids ohne materiellen Reichtum,<br />
aber mit viel Leidenschaft und Talent geschaffen. Beim innovativen<br />
Selbstbau-Aspekt der Kultur geht es darum, alles, was man in die<br />
Finger bekommt, wiederzuverwenden und etwas Neues daraus zu<br />
machen. Kinder ohne Instrumente bauen ihre eigenen. Sprühfarbe<br />
für Autoreparaturen wird zu einem Pinsel. Linoleum, das aus einem<br />
Müllcontainer hinter dem Teppichgeschäft geholt wurde, wird zur<br />
Tanzfläche auf der Straße. Die Kinder hatten das Gefühl, ihre eigene<br />
Zukunft selbst zu gestalten.<br />
-<br />
Hip-Hop wurde von Kids ohne materiellen Reichtum ,<br />
aber mit viel Leidenschaft und Talent geschaffen.<br />
-<br />
Die Zukunftsangst manifestiert sich in einer <strong>Art</strong> Futurismus. Roboter,<br />
Computer, Science-Fiction-Filme und Maschinen sind für die<br />
Hip-Hop-Kultur von grundlegender Bedeutung. Afrika Bambaataa<br />
ließ sich bei Planet Rock von der Ästhetik der deutschen Moderne<br />
von Kraftwerk und der digitalen Musik inspirieren. Rammellzee verkleidete<br />
sich in den 1980er-Jahren als Roboter-Samurai. Breakdancer<br />
zeigten Bodypopping und übernahmen Freeze-Frame- und Roboter-Moves,<br />
als wären sie automatisiert. DJs scratchten Platten,<br />
um stotternde, glitchige Sounds zu erzeugen, während Bands ihre<br />
Instrumente zugunsten von Drumcomputern, digitalen Keyboards<br />
und Samplern aufgaben. Hip-Hop verhieß die Zukunft.<br />
-<br />
Der Ruf von DJ Kool Herc stammte ursprünglich vom Tagging.<br />
-<br />
Im Mittelpunkt all dessen steht DJ Kool Herc, der als Erfinder des<br />
Hip-Hop gilt. Kool Hercs Ruf entstand nicht durch Hip-Hop und<br />
DJing, sondern durch Graffiti-Tagging. Herc wurde von frühen New<br />
37
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
Yorker Taggern wie Taki 183 inspiriert, was ihn dazu veranlasste,<br />
seinen eigenen Spitznamen mit Hilfe von Sprühdosen und den neu<br />
erhältlichen Markern mit Filzspitze auf die Straße zu bringen. Als<br />
seine Schwester eine Party organisierte und Herc bat, als DJ aufzulegen,<br />
strömten die Kids aus der Gegend nicht wegen der Musik<br />
zu der Party, sondern weil sie gehört hatten, dass der berühmte<br />
Graffiti-Tagger Kool Herc der Gastgeber war. Kool Herc war von<br />
der Musik fasziniert, vor allem von der Idee, mit zwei Plattenspielern<br />
die tanzbarsten Stellen einer Platte zu loopen. Die Kids aus der<br />
Gegend kamen zu der Party, um den Graffiti-Tagger zu sehen, dann<br />
hörten sie die Musik, sahen die DJs – und als sie die Party verließen,<br />
hatten sie die Geburt des Hip-Hops und die Anfänge der DJ-Kultur<br />
miterlebt.<br />
EINE NEUE DIMENSION<br />
Mitte der 1970er-Jahre hatte sich der umkämpfte Hip-Hop-Graffiti-Stil<br />
viel weiter entwickelt. Die Tags wurden farbig, und durch<br />
Schattierungen wurden sie zu zweidimensionalen »Bubble Letters«.<br />
Der Maßstab war wichtig, und die Writer malten nun riesige, vollfarbige<br />
Wandbilder auf ganze Zugwaggons. Hinzu kamen Zeichen wie<br />
Wolkenformen und Pfeilsymbole, die ein reiches neues Vokabular<br />
bildeten.<br />
-<br />
Die Leute erlebten, wie ganze Züge<br />
täglich völlig verändert wurden.<br />
-<br />
Es war zu sichtbar, um unbemerkt zu bleiben. Fotografen begannen,<br />
es zu dokumentieren, Nachrichtenberichte folgten, und der<br />
Soziologe Hugo Martinez, der zum Graffiti-Fan wurde, organisierte<br />
ein Kollektiv der besten New Yorker Graffiti-Writer, die United<br />
Graffiti <strong>Art</strong>ists, und begann, Ausstellungen in Galerien zu organisieren.<br />
Im Jahr 2002 blickte der Maler und Graffiti-Künstler Barry<br />
McGee zurück: »Es war eine unkontrollierbare Energie, die sowohl<br />
das Aussehen der [New Yorker] U-Bahn als auch die <strong>Art</strong> und Weise<br />
veränderte, wie Millionen von Menschen Oberflächen betrachteten:<br />
Sie sahen, wie die Wände ganzer Züge jeden Tag von Fremden<br />
vollständig umgestaltet wurden.«<br />
38
-<br />
h ö h l e n m e n s c h e n,<br />
c o r n b r e a d und mehr<br />
-<br />
WAS AUFSTEIGT …<br />
1977 war ein entscheidendes Jahr in der Geschichte von Hip-Hop<br />
und Graffiti. Ein Stromausfall löste in der ganzen Stadt Plünderungen<br />
und Brände aus. Die Kids zogen los und besorgten sich alles, was<br />
sie für ihre kreativen Aktivitäten brauchten: Kisten mit Sprühfarbe<br />
und elektronische Geräte wie Plattenspieler, Lautsprecher und<br />
Verstärker. All diese frisch erworbenen Utensilien beschleunigten<br />
die Hip-Hop-Bewegung, sodass Blockpartys und das Bemalen von<br />
Zügen richtig in Schwung kamen.<br />
Mitte der 1980er-Jahre hatten Graffiti-Schriftzüge im Hip-<br />
Hop-Stil die fünf Stadtbezirke erobert und tauchten in Städten in<br />
den gesamten Vereinigten Staaten auf. Ende der 1980er-Jahre war<br />
es eine globale Bewegung. 1979 kaufte der italienische Kunsthändler<br />
Claudio Bruni mehrere Leinwandarbeiten von Lee Quiñones, einem<br />
der New Yorker Graffiti-Könige. Er stellte sie in der Galleria Medusa<br />
in Rom aus, und bald darauf strömten Kunsthändler und Sammler<br />
aus aller Welt mit ihren Scheckbüchern nach New York. Graffiti war<br />
angekommen.<br />
Erst in den späten 1980er-Jahren wurden die New Yorker Züge<br />
nach einem umfangreichen Wagenwaschprogramm von Graffiti<br />
befreit. Die New Yorker Verkehrsbetriebe starteten 1984 ein<br />
fünfjähriges Programm zur Beseitigung von Graffiti in den Zügen.<br />
Ein New Yorker Graffiti-Writer hatte es zwischen 1985 und 1989<br />
nicht leicht: Überwachungsteams, Stacheldraht, Wachhunde und<br />
verstärkte Sicherheitsmaßnahmen führten zu einem Rückgang der<br />
Aktivitäten und der Writer. Bis 1989 waren alle fahrenden Waggons<br />
vollständig frei von Graffiti.<br />
WICHTIGE FAKTEN<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Wenn Taki 183 mit seinem Namen auf den New Yorker Straßen<br />
der erste Funke der Graffiti-Kultur war, dann war die Erwähnung<br />
in der New York Times die Initialzündung.<br />
York Times war das Petroleum, das das Feuer entfachte.<br />
Kool Herc war ein Tagger, der auch den Hip-Hop und die zeitgenössische<br />
DJ-Kultur erfand.<br />
Die Stromausfälle von 1977 in New York waren ein großes Geschenk<br />
für die Graffiti-Kultur, denn sie ermöglichten es, dass<br />
riesige neue Werke unentdeckt entstehen konnten.<br />
39
GLOBALE ÜBERNAHME<br />
-<br />
Wir wurden zur größten Kunstbewegung, die die Welt<br />
jemals erlebt hat. Größer als die Renaissance, größer als<br />
jede andere Kunstbewegung. Jemals. Ich bin stolz, dass ich<br />
dabei war; stolz, wie sich meine Kultur entwickelt hat!<br />
-<br />
Lady Pink<br />
2014
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
42
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g l o ba l e<br />
ü b e r n a h m e<br />
-<br />
SEEN (Richard Mirando)<br />
MTA Serie, 2009<br />
Aerosol auf Leinwand,<br />
176,4 x 78,2 cm<br />
Privatsammlung<br />
Einer der ersten Tagger<br />
aus New York, SEEN,<br />
schafft weiterhin Kunst,<br />
nimmt an Ausstellungen<br />
teil und malt, wie die<br />
Serie MTA, die Bezug auf<br />
die Zug-Writings nimmt.<br />
New York war die Stadt, in der sich Graffiti zu einer globalen kulturellen<br />
Bewegung entwickelte und in den Mainstream gelangte.<br />
Ethos, Methode und Stil wurden in den 1980er-Jahren weltweit<br />
aufgegriffen, aber wirklich etabliert hatte sich das Graffiti-Writing als<br />
Bewegung in den 1970er-Jahren in New York. Dieses Kapitel befasst<br />
sich mit einigen einflussreichen Akteuren und Institutionen der Szene<br />
sowie mit parallelen Bewegungen in anderen Teilen der Welt. Von einflussreichen<br />
Einzelpersonen bis hin zu kollektiven Bewegungen - die<br />
Einflüsse der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> sind sowohl unterschiedlich als auch vielfältig.<br />
NEW YORK KINGS …<br />
Lee Quiñones ist eine zentrale Figur in der frühen New Yorker Zugmalerei-Szene<br />
(umseitig, oben). Sein erstes Werk entstand 1974 in<br />
der U-Bahn. In den nächsten zehn Jahren gestaltete er über hundert<br />
ganze Waggons, darunter das Meisterwerk vom November 1976,<br />
das er mit seiner Graffiti-Crew, den Fabulous Five, ausführte. Um<br />
1979 lernte er Fab 5 Freddy kennen, der ihn nach Uptown New York<br />
mitnahm und ihn mit Galeristen, Musikern und bildenden Künstlern<br />
bekannt machte. Dies führte 1983 zu dem Hip-Hop-Film Wild Style<br />
(siehe S. 98-100), in dem Lee und sein Leben als Graffiti-Writer im<br />
Mittelpunkt stehen. Lee malte in den 1980er-Jahren auch Kulissen<br />
für das legendäre Rapture-Video von Blondie und Hintergründe für<br />
viele andere Filme.<br />
-<br />
Wenn es um Dreistigkeit geht, ist SEEN legendär.<br />
-<br />
Richard Mirando, alias SEEN, war ein New Yorker Train-Graffiti-Writer<br />
mit einer Vorliebe für große und fette Blockschrift (gegenüber)<br />
und bunte Cartoon-Figuren. Er malte ab 1973 bis in die<br />
1980er-Jahre hinein und wurde zu einem der bekanntesten Graffiti-Writer<br />
der Welt, quasi der »Pate« des Graffiti. Wenn es um Dreistigkeit<br />
geht, ist SEEN legendär. Im Sommer 1985 malte er seinen<br />
Namen in riesigen Blockbuchstaben auf das Hollywood-Schild in<br />
Los Angeles. Sein Tag, SEEN, ist sehr gut gewählt, denn es bringt<br />
die Mission auf den Punkt: gesehen zu werden. In den 1980er-Jahren<br />
begann er, auf Leinwand zu arbeiten, aber nach 16 Jahren Malerei<br />
hatte er das Gefühl, dass Graffiti seinen Reiz verlieren würde,<br />
und eröffnete in New York das sehr beliebte Tattoo-Studio »Tattoo<br />
SEEN«. Heute betreibt er ein Bekleidungslabel und stellt in Einzelund<br />
Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt aus.<br />
43
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
Dondi White, geboren 1961 als Donald Joseph White, ist eine<br />
Legende und einer der Pioniere der New Yorker Graffiti-Szene. Er<br />
war bekannt für seine methodische Vorbereitung: Er plante seine<br />
Werke bis ins kleinste Detail in Skizzenbüchern, bevor er sich auf<br />
den Weg zu den Zügen machte. Mitte der 1970er-Jahre taggte er<br />
entweder »Naco« oder »Dondi« als Teil der TOP (The Odd Partners)<br />
Graffiti-Crew. 1978 gründete er seine eigene Crew, CIA (Crazy<br />
Inside <strong>Art</strong>ists), zusammen mit den Writern Mare 139, Kid 56, Kel<br />
139, Doc, Duro, Rasta und Crash.<br />
Im April 1980 legte ein Streik die New Yorker U-Bahn für zwei<br />
Wochen lahm. Dies war ein Geschenk für Graffiti-Writer, die nun<br />
zu jeder Tageszeit ungestört malen konnten. Dondi schuf sein<br />
berühmtes Werk Children of the Grave, part II (oben) während des<br />
Streiks, während viele seiner Kollegen die Gelegenheit für unzählige<br />
Graffiti-Kunstwerke nutzten und 1980 in New York zu einem der<br />
wichtigsten Jahre für die Bewegung machten.<br />
Ganz oben: Lee Quiñones<br />
Hell Express, 1979<br />
Fotografie von<br />
Henry Chalfant<br />
Hell Express ist eines<br />
von Lees großflächigen<br />
Kunstwerken auf ganzen<br />
Waggons aus den späten<br />
70ern, die zahllose junge<br />
Menschen inspiriert<br />
haben, die Sprühflaschen<br />
zu zücken und mitzumachen.<br />
44
-<br />
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Oben: Dondi<br />
(Donald Joseph White)<br />
Children of the Grave,<br />
part II, 1980<br />
Fotografie von<br />
Henry Chalfant<br />
Dondis Lettering wirkt<br />
gleichzeitig weich und<br />
hart, in dieser Hinsicht<br />
überragt er die anderen<br />
Künstler.<br />
Dondi beherrschte den Wildstyle, eine hochgradig stilisierte<br />
Technik (siehe S. 82-3), aber er zog einen fetten Blockschriftstil vor,<br />
den er selbst entwickelte. Dies machte seine Züge aus der Ferne<br />
lesbar und festigte seinen Ruf. Tragischerweise starb Dondi 1998 im<br />
Alter von 37 Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung.<br />
Futura gehört zwar nicht zu den New Yorker Graffiti-Königen, aber<br />
er ist einer der größten (siehe S. 48). Seine Werke, die abstrakter sind<br />
als die seiner Zeitgenossen, sind eine Science-Fiction-Variante des<br />
Graffiti. Sie stachen als radikal und seltsam neben den traditionelleren,<br />
cartoonartigen Bubble Letterings anderer Writer hervor. Futura wurde<br />
für seine Originalität wahrgenommen und respektiert. Sein gefeiertes<br />
Gemälde The Break Train – ein ganzer Waggon aus abstrakten Formen<br />
und Farben, das 1980 entstand – setzte neue Maßstäbe und bewies,<br />
dass Graffiti viel mehr ästhetische und konzeptionelle Möglichkeiten<br />
hatte. In den 1980er- und 1990er-Jahren war Futura ein König, und<br />
sein Status wurde durch die Aufnahme in die Kultbücher Subway <strong>Art</strong><br />
(1984) und Spraycan <strong>Art</strong> (1987) besiegelt. Mitte der 1990er rückte er<br />
45
-<br />
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-<br />
wieder ins Licht der Öffentlichkeit, als er eine Reihe von Plattenhüllen<br />
für James Lavelles Plattenlabel Mo'Wax gestaltete. Futuras abstrakte<br />
Arbeiten passten perfekt zu den abgehobenen Post-Hip-Hop-Sounds<br />
von DJ Krush, DJ Shadow und UNKLE.<br />
Martha Cooper<br />
Lady Pink on Subway, 1982<br />
Fotografie<br />
New York<br />
-<br />
Lady Pink, die »First Lady of Graffiti«, gab sich ganz<br />
dem Graffiti hin, nachdem ihr Freund verhaftet wurde.<br />
-<br />
… AND QUEENS<br />
Es scheint, als hätte es in den frühen Tagen keine weiblichen Graffiti-Writer<br />
gegeben, dabei gab es viele weibliche Tagger und Writer.<br />
Barbara 62 und Eva 62 waren in den 1970ern bekannt und produktiv,<br />
aber die Writerin, die zur Ikone aufstieg und als »die First Lady of<br />
Graffiti« bekannt wurde, ist Lady Pink (gegenüber). Pink wollte schon<br />
immer als Malerin und nicht als Graffiti-Writerin bekannt sein und<br />
wandte sich schließlich der Leinwandarbeit und Ausstellungen zu.<br />
Nachdem ihr Freund 1979 verhaftet und des Landes verwiesen wurde,<br />
begann sie, seinen Namen auf Wände in der Stadt zu schreiben, um<br />
sich zu trösten. Schon bald war sie von Graffiti begeistert, malte um<br />
1980 mit verschiedenen Crews und gründete ihre eigene Mädchen-Crew,<br />
LOTA (Ladies of the <strong>Art</strong>s). Sie wählte »Pink« als ihren<br />
Namen, weil er sie als weiblich auszeichnete und ihr gefiel, was man<br />
mit den Buchstaben machen konnte. Sie fügte »Lady« hinzu, inspiriert<br />
von den kitschigen Liebesromanen, die in Europa spielten und die sie<br />
gerne las. Sie wurde oft mit Pink Lady verwechselt, einer Drogendealerin,<br />
die in den Clubs pinkfarbenes Kokain verkaufte.<br />
1983 spielte Lady Pink eine Hauptrolle in dem Film Wild Style<br />
(siehe S. 99) und arbeitete anschließend mit der Künstlerin Jenny<br />
Holzer zusammen, bevor sie 1984 ihre erste Einzelausstellung am<br />
Moore College of <strong>Art</strong> and Design in Philadelphia hatte. Heute ist<br />
Lady Pink als Atelierkünstlerin, Mentorin und Kunstpädagogin tätig.<br />
Ihre Gemälde finden sich in den Sammlungen des Whitney Museum<br />
of Modern <strong>Art</strong>, The Met (Metropolitan Museum of Fine <strong>Art</strong>) und des<br />
Brooklyn Museum in New York.<br />
Lady Pink begann in<br />
den späten 1970er- und<br />
in den 1980er-Jahren<br />
zusammen mit vielen<br />
Writern der alten Schule<br />
wie SEEN, Skeme, Kase<br />
2, Crash und Daze, auf<br />
Bahnhöfen Graffiti zu<br />
malen. Als überzeugte<br />
Writerin sind ihre Werke<br />
heute in den großen<br />
Kunsthäusern der Welt<br />
zu sehen.<br />
SPASS DABEI<br />
Als Patti Astor 1976 ins East Village in New York zog, war ihre Stammkneipe<br />
das CBGB, wo dieTalking Heads und Blondie die Hausbands waren.<br />
Sie nahm einige Schauspieljobs in Low-Budget-Independent-Fil-<br />
46
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s t r e e t art<br />
-<br />
men an, ging jede Nacht bis morgens um 4 Uhr aus, veranstaltete<br />
Partys und schließlich Kunstausstellungen in ihrer Wohnung und<br />
wurde ein bekanntes Gesicht in der Kunst- und Partyszene. Sie traf<br />
sich mit Fab 5 Freddy und lernte durch ihn zahlreiche Graffiti-Autoren<br />
und Künstler kennen.<br />
1981 eröffnete Astor mit ihrem Partner Bill Stelling eine kleine<br />
Galerie in der East 11th <strong>Street</strong>. Es war die erste Galerie im East<br />
Village. Sie fanden alle Kunstgalerien in SoHo langweilig und nannten<br />
ihre Galerie FUN Gallery (oben) – ein winziger Raum, in dem aber<br />
außergewöhnliche Ausstellungen mit Kenny Scharf, Keith Haring,<br />
Jean-Michel Basquiat, Lee Quiñones, Futura 2000 (heute Futura)<br />
und Revolt stattfanden. Sie förderte die namhaften Graffiti-Writer,<br />
die bereits Könige der Train Lines waren, wie Zephyr, Dondi und Lee,<br />
und stellte sie den wichtigsten Sammlern, Kuratoren und Kunstkritikern<br />
vor. Bei der Basquiat-Ausstellung flehte sie die Sammler<br />
geradezu an, knapp 2 m große Gemälde für 3.000 Dollar pro Stück<br />
zu kaufen. Sie lehnten ab. Die gleichen Bilder werden heute für über<br />
15 Millionen Dollar gehandelt.<br />
Anita Rosenberg<br />
Futura and Patti Astor at<br />
<strong>Art</strong> and BBQ Party, 1981<br />
Fotografie<br />
New York<br />
Futura und Patti Astor<br />
vor Futuras Wandgemälde<br />
in Astors Wohnung<br />
in der Lower East Side<br />
in der Nähe der FUN<br />
Gallery. Die FUN Gallery<br />
war eine treibende Kraft,<br />
die Graffiti und <strong>Street</strong><br />
<strong>Art</strong> einen Platz in der<br />
Kunstgeschichte, in Galerien<br />
und Sammlungen<br />
verschaffte.<br />
POP STARS<br />
Keith Haring zog 1978 aus seiner Heimatstadt in Pennsylvania nach<br />
New York. Mit 20 Jahren fand er sich umgeben von Tags und bunten<br />
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-<br />
Graffitis an Wänden und Zügen. Haring verkehrte in der alternativen<br />
Kunstszene von Downtown New York, die sich aus allen möglichen Künstlern,<br />
Graffiti-Writern, Musikern und Schauspielern zusammensetzte.<br />
Haring liebte das Zeichnen und die Illustration, und 1980 übernahm<br />
er die Graffiti-Techniken in sein eigenes Werk, als er in den New Yorker<br />
U-Bahn-Stationen schnelle Kreidezeichnungen anfertigte. Diese<br />
Zeichnungen, die zwischen 1980 und 1985 entstanden, brachten ihm<br />
Ruhm, Ausstellungen, groß angelegte öffentliche Kunstaufträge und<br />
den Status eines Kunststars ein. Schnell entwickelte er einen eigenen,<br />
sofort erkennbaren Stil mit Figuren und Symbolen aus Blasen-Cartoons<br />
(umseitig).<br />
-<br />
Harings große öffentliche Wandbilder trugen<br />
eine soziale Botschaft.<br />
-<br />
Umseitig: Keith Haring<br />
Crack is Wack, 1986<br />
Farbe über der Original-Kreidezeichnung<br />
New York<br />
Dieses Wandbild entstand<br />
als Warnung inmitten<br />
einer Crack-Epidemie<br />
in New York und wurde<br />
zunächst unabhängig und<br />
ohne Genehmigung der<br />
Stadt umgesetzt. 2007<br />
wurde dieses Wandbild<br />
mit Farbe restauriert und<br />
existiert noch immer.<br />
1986 eröffnete er den Pop Shop in SoHo, in dem er T-Shirts und Poster<br />
mit seinen Motiven verkaufte. Er malte ein schwarz-weißes Wandgemälde,<br />
das alle Flächen des Ladens bedeckte. Außerdem schuf er viele<br />
große öffentliche Wandbilder in Städten auf der ganzen Welt, die meist<br />
eine soziale Botschaft enthielten und im Auftrag von Hilfsorganisationen,<br />
Krankenhäusern und Waisenhäusern entstanden. Er leitete Kunstworkshops<br />
und nutzte seine Kunst für Kampagnen in den Bereichen<br />
Umwelt, Alphabetisierung und Gemeinnützigkeit, bis er 1990 im Alter<br />
von 31 Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung starb.<br />
In seiner kurzen, aber äußerst produktiven Karriere in den<br />
1980er-Jahren nahm er an über 100 Einzel- und Gruppenausstellungen<br />
teil und arbeitete mit Künstlern und Musikern wie Madonna, Grace<br />
Jones, Jenny Holzer, Timothy Leary, Yoko Ono und Andy Warhol zusammen.<br />
Harings Bilder zeigen universelle Themen wie Geburt und Tod, Liebe<br />
und Krieg, was sein Werk zugänglich und global machte. Seit seinem Tod<br />
waren seine Werke Gegenstand zahlreicher Ausstellungen auf der ganzen<br />
Welt, und seine Bilder findet man in mehreren großen Museen.<br />
Ein weiterer Künstler, der in den späten 1970ern und frühen<br />
1980ern von der Straße in die Galerie wechselte, war Jean-Michel Basquiat<br />
(S. 10). Er wird oft mit der New Yorker Graffiti-Szene in Verbindung<br />
gebracht, lehnte diese Einordnung jedoch strikt ab. Er betrachtete<br />
seine Arbeit als unabhängig von dieser Szene, auch wenn er einen Tag,<br />
Samo, hatte und Sprühdosen benutzte, ein Aspekt seiner New Yorker<br />
Erziehung, seines Umfelds und seiner dargestellten Erfahrungen. Es war<br />
Teil seiner Arbeit, einfach weil es überall war, genau wie Autos, Cartoons,<br />
Straßenschilder, hohe Gebäude, Polizisten und Flugzeuge.<br />
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Basquiat erlebte ein Kindheitstrauma, das sein späteres künstlerisches<br />
Schaffen offenbar geprägt hat. Als er sieben Jahre alt war und in den Straßen<br />
von East Flatbush in Brooklyn spielte, wurde er von einem Auto überfahren<br />
und lag einen Monat lang im Krankenhaus. Er hatte einen gebrochenen Arm<br />
und ihm musste die Milz entfernt werden. Während seines Krankenhausaufenthalts<br />
gab ihm seine Mutter ein Exemplar von Grays Anatomy mit, das er<br />
wie besessen las und das später seine künstlerische Arbeit beeinflussen sollte.<br />
Er benannte sogar seine Musikband Gray nach dem Buch.<br />
Schnell wurde er Teil der New Yorker Kunst- und Musikszene, pflegte<br />
eine kurze Beziehung zu Madonna und eine lange Freundschaft mit Andy<br />
Warhol. Basquiat starb mit 27 Jahren, zerstört durch seine Heroinsucht,<br />
die ihn wöchentlich 1.000 Dollar kostete..<br />
INZWISCHEN IN EUROPA …<br />
Blek le Rat, einer der ersten Graffiti-Writer in Paris und ein echter Pionier<br />
der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>, gilt allgemein als der erste, der Schablonen verwendete und<br />
diese auch für die Erstellung lebensgroßer Bildereinsetzte. Blek begann<br />
1981, Schablonen mit Ratten auf Pariser Wände zu malen, ein paar Jahre<br />
bevor der New Yorker Graffiti-Stil in Europa Fuß fasste. Er wählte Ratten<br />
als Symbol, weil er sie für »das einzige freie Tier in der Stadt« hielt. Blek<br />
interessiert sich für die Freiheit und das Mitgefühl der Menschen und nutzt<br />
die <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>, um seine Ideen auszudrücken (gegenüber). So setzte er sich<br />
für die entführte Journalistin Florence Aubenas ein, protestierte gegen den<br />
Krieg im Irak und unterstützte Obdachlose.<br />
-<br />
Blek begann, Papierschablonen einzusetzen.<br />
-<br />
Bleks Schablonen wurden immer größer und verbreiteten sich, bis er 1991<br />
wegen Graffiti verhaftet wurde. Er musste hohe Geldstrafen zahlen, was<br />
ihn jedoch nicht davon abhielt, sondern zu einer neuen Technik inspirierte.<br />
Anstatt Schablonen mit Sprühdosen zu verwenden und damit Straftaten<br />
zu begehen, begann Blek, seine Schablonen wie Plakate zu kleben. So<br />
konnte er seine Werke zwar immer noch aufhängen, aber wenn die Polizei<br />
ihn auf frischer Tat ertappte, konnte er das Werk einfach abreißen und<br />
einer Verhaftung entgehen. Diese neue Technik war ein Vorläufer der Plakat-<br />
und Stickerkunst, die bald darauf von Künstlern auf der ganzen Welt<br />
wie den Amerikanern Swoon und Logan Hicks übernommen wurde.<br />
Blek wäre vielleicht aus der Geschichte der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> verschwunden,<br />
wenn seine Methoden nicht von Banksy übernommen worden wären,<br />
der sich zu seinem Einfluss bekannte und eine neue Generation von<br />
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Blek le Rat (Xavier Prou)<br />
The Man Who Walks<br />
Through Walls, 2004<br />
Schablone<br />
Prag<br />
Blek wird oft als Erfinder<br />
der lebensgroßen<br />
Schablonen menschlicher<br />
Figuren genannt.<br />
Dazu wurde er Mitte der<br />
1980er-Jahre inspiriert,<br />
nachdem er die Arbeiten<br />
des englischen Künstlers<br />
David Hockney gesehen<br />
hatte, der lebensgroße<br />
Buntstiftzeichnungen<br />
anfertigte<br />
Schablonen künstlern hervorbrachte, die Blek le Rat etwas zu<br />
verdanken haben. Das erklärte er in einem <strong>Art</strong>ikel, der 2008 im<br />
Independent veröffentlicht wurde:<br />
Meine Schablonen sind ein Geschenk, das die Menschen in die<br />
Welt der Kunst einführt und mit einer politischen Botschaft versehen<br />
ist. Diese Bewegung ist die Demokratisierung der Kunst:<br />
Wenn die Menschen nicht in die Galerie kommen können,<br />
bringen wir die Galerie zu den Menschen!<br />
PROTESTPOSTER, PARIS<br />
1968 kam es weltweit zu einer Welle der Auflehnung gegen die<br />
Entwicklung des Westens, den Kapitalismus und die bürgerliche<br />
Gesellschaft. In Paris schlossen sich den Studenten Universitätsund<br />
Fabrikarbeiter an, was in einem einmonatigen Streik gipfelte,<br />
mit dem sie protestierten und darüber diskutierten, in welcher <strong>Art</strong><br />
von Welt sie leben wollten. Obwohl die Proteste in Paris nur einen<br />
Monat dauerten, hätten sie beinahe die Regierung gestürzt. <strong>Street</strong><br />
<strong>Art</strong> und Graffiti waren wesentliche Bestandteile des Protests und<br />
zeigten, wie wirksam visuelle Arbeit, Slogans und Grafiken die Meinung<br />
beeinflussen und Veränderungen ermöglichen können.<br />
Am 14. Mai 1968 besetzten die Studenten die Druckwerkstätten<br />
in der École des Beaux-<strong>Art</strong>s und verbrachten ihre Tage und Nächte<br />
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-<br />
damit, unermüdlich Plakate zu entwerfen und zu drucken, die sie<br />
dann in Paris verteilten und in Umlauf brachten.<br />
Sie benannten die Druckereien in Atelier Populaire (Volkswerkstatt)<br />
um. Jeder konnte Slogans und Ideen beim Atelier Populaire<br />
einreichen, und die Gruppe stimmte darüber ab, welche davon<br />
gedruckt werden sollten. Die Bewegung und ihre Slogans wurden<br />
weitgehend durch die Schriften einer Gruppe von Intellektuellen,<br />
den Situationisten, inspiriert, die mit ihren bizarren, vom Surrealismus<br />
inspirierten Interventionen auf den Straßen der Stadt<br />
die passive Ordnung des Alltags in Frage stellten. Sie gaben eine<br />
Zeitung heraus, die Situationistische Internationale. Die zentrale Figur<br />
dieser Gruppe war Guy Debord, Autor des wenige Monate vor den<br />
Protesten veröffentlichten Buches Die Gesellschaft des Spektakels<br />
(1967), das die Studentenbewegung inspirierte.<br />
Neben diesen Plakaten, die jeden Tag in ganz Paris aufgehängt<br />
waren, wurden auch Slogans an die Wände gesprüht, was sich als<br />
die einfachste und effektivste Methode erwies, mit den Bürgern zu<br />
kommunizieren, radikale Ideen zu verbreiten und ihre Unterstützung<br />
zu gewinnen. Mit dieser Selbstbaumethode wurden die offiziellen<br />
Kanäle von Radio und Zeitungen umgangen und die größtmögliche<br />
Öffentlichkeit erreicht. Marc Rohan war zu dieser Zeit vor Ort und<br />
bemerkt in seinem Buch Paris 68, dass »die Wände überall mit der<br />
überdrehten Weisheit der Zeit bedeckt waren«.<br />
Marc Riboud<br />
Die geheimen Drucker<br />
in der École des Beaux-<br />
<strong>Art</strong>s, Mai 1968<br />
Fotografie<br />
Paris<br />
In den turbulenten Tagen<br />
im Mai 1968 produzierte<br />
eine Gruppe von Künstlern,<br />
die sich Atelier Populaire<br />
nannte, Tausende<br />
von Plakaten als Waffen<br />
im Klassenkampf. Die<br />
Künstler schliefen neben<br />
der geheimen Druckmaschine<br />
des Kollektivs,<br />
die in der renommierten<br />
École des Beaux-<strong>Art</strong>s<br />
versteckt war.<br />
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-<br />
g l o ba l e<br />
ü b e r n a h m e<br />
-<br />
-<br />
Graffiti wird als Subversion der offiziellen Normen von<br />
Geschmack und Schönheit betrachtet.<br />
-<br />
Unbekannter Künstler<br />
Politisches Wandbild der<br />
Irish Republican Army<br />
(IRA)<br />
Farbe<br />
Belfast, Nordirland, 1981<br />
In den irisch-republikanischen<br />
Gebieten<br />
konzentrierten sich die<br />
Wandbilder häufig auf<br />
den irischen Hungerstreik<br />
von 1981 und<br />
seinen Streikführer und<br />
Nationalhelden Bobby<br />
Sands.<br />
Während die Plakate bemerkenswert waren und in kürzester Zeit<br />
auf der Straße erscheinen konnten, lag der unvermittelte und rohe<br />
Protest in der Sprache der Graffiti-Slogans, die überall auftauchten.<br />
Diese Slogans fügen sich ein in eine seit langem bestehende Faszination<br />
der Franzosen für Graffiti als populäre Kunstform. Zusammen<br />
mit dem, was oft als Primitive <strong>Art</strong> oder <strong>Art</strong> Brut bezeichnet wird,<br />
d. h. Kunst, die von Autodidakten oder unausgebildeten Künstlern<br />
geschaffen wird, gilt Graffiti als eine Umkehrung offizieller Normen<br />
von Geschmack und Schönheit. Diese Haltung findet sich in den<br />
Werken der Surrealisten der 1930er-Jahre, insbesondere in Brassaïs<br />
Fotoessay von 1933 über Pariser Graffiti und in dem ebenfalls 1933<br />
erschienenen Buch des Anthropologen Marcel Griaule, einer Studie<br />
über abessinische Graffiti in Äthiopien.<br />
Davor gab es bereits im 18. Jahrhundert den Bericht des Schriftstellers<br />
Nicolas-Edme Rétif über die autobiografischen Sätze, die er<br />
in die Quais entlang der Seine geritzt hat. Der Mai 1968 und das bis<br />
heute andauernde Engagement Frankreichs für Graffiti und <strong>Street</strong><br />
<strong>Art</strong> reihen sich somit ein in eine lange Tradition von Protestschriften<br />
und -gedichten gegen das Establishment in Frankreich.<br />
55
-<br />
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-<br />
GEGENPROTEST, NORDIRLAND<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> ist manchmal durch eine lokal begrenzte politische<br />
Dringlichkeit motiviert und nutzt Wände und Farbe, um eine Botschaft<br />
zu verbreiten. Das Schreiben auf Wänden hat immer noch<br />
politische Kraft, auch wenn Graffiti vereinnahmt und kommerzialisiert<br />
wurde. Das Establishment versucht, das Potenzial der <strong>Street</strong><br />
<strong>Art</strong> als radikales politisches Mittel zu kastrieren, und reduziert sie auf<br />
den dekorativen Anteil, indem es die Zeichen der Subversion zulässt,<br />
nicht aber die Schärfe. Es gibt mehrere einflussreiche Beispiele aus<br />
dem 20. Jahrhundert für <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> als Protest und Propaganda, vor<br />
allem in Nordirland zwischen 1969 und 1998.<br />
Die republikanische Bewegung in Nordirland war in zwei Fraktionen<br />
gespalten, zu denen gemäßigte Nationalisten, konservative Republikaner,<br />
die so genannten »Provos«, sowie radikale Funktionäre<br />
und die Irish Republican Socialist Party (IRSP) gehörten. Die andere<br />
Seite, die sich aus Loyalisten und Unionisten zusammensetzte,<br />
beteiligte sich ebenfalls an der Wandmalerei, doch ging es bei diesen<br />
Werken eher um die Behauptung der Macht und die Aufrechterhaltung<br />
des Status quo als um Protest.<br />
MOLOTOWMANN, NIKARAGUA<br />
Bei der nikaraguanischen Revolution von 1979 stürzten die Revolutionäre<br />
der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (SNLF)<br />
Susan Meiselas<br />
Schablone eines Sandinisten-Rebellen,<br />
der<br />
einen Molotow-Cocktail<br />
wirft, 1984<br />
Fotografie<br />
Nikaragua<br />
Dieses Foto der amerikanischen<br />
Dokumentarfotografin<br />
Susan Meiselas<br />
zeigt eine Schablone,<br />
die auf einem ihrer berühmtesten<br />
Fotos basiert.<br />
Molotow-Cocktails,<br />
improvisierte Bomben<br />
aus Flaschen, wurden von<br />
den sandinistischen Rebellen<br />
häufig eingesetzt.<br />
56
-<br />
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-<br />
die Somoza-Diktatur. Die SNLF regierte dann ein Jahrzehnt lang in<br />
Nikaragua. In dieser Zeit durften Künstler ungehindert Wände bemalen,<br />
was dazu führte, dass in dem mittelamerikanischen Land viele<br />
großformatige Wandgemälde und Schablonenarbeiten von lokalen<br />
und internationalen Künstlern entstanden. Die Arbeiten unterstützten<br />
hauptsächlich die SNLF-Regierung, was bei politischen Graffiti<br />
selten ist, allerdings war die sandinistische Regierung mit 67 % der<br />
Stimmen bei den Wahlen 1984 sehr beliebt.<br />
-<br />
Der Molotowmann, das Symbol der Revolution, tauchte in Graffiti<br />
und <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> überall in Nikaragua auf.<br />
-<br />
Am Tag vor Somozas Flucht aus Nikaragua im Juli 1979 machte die<br />
Magnum-Fotografin Susan Meiselas ein Foto von einem sandinistischen<br />
Demonstranten, der einen Molotow-Cocktail auf die Nationalgarde<br />
warf. In den folgenden Jahren wurde dieses Bild zu einem<br />
Symbol der Revolution. Der Molotowmann erschien in Graffiti und<br />
Wandmalereien im ganzen Land und wurde sogar auf T-Shirts und<br />
in der Werbung verwendet. 25 Jahre später wurde das Bild des Molotowmannes<br />
zum »offiziellen« Symbol der Revolution in Nikaragua.<br />
Als die sandinistische Regierung 1990 abgelöst wurde, wurden die<br />
meisten Wandbilder entfernt und Graffiti wurde wieder illegal.<br />
Umseitig: Ganzeer<br />
Tank vs. Bike, 2011<br />
Schablone und Farbe<br />
Kairo (Unterführung)<br />
Es war Teil einer Welle<br />
von politischen und revolutionären<br />
Graffiti auf<br />
Kairos Straßen. Dieses<br />
Wandbild zeigt einen<br />
Panzer – ein Symbol für<br />
die Militärregierung –,<br />
dessen Kanone auf einen<br />
Radfahrer gerichtet ist,<br />
der Brot auf dem Kopf<br />
trägt.<br />
AUSSER KONTROLLE, ÄGYPTEN<br />
Der Aufstand auf dem Tahrir-Platz in Kairo im Jahr 2011 wurde<br />
als »Facebook-Revolution« bezeichnet. Gruppen organisierten<br />
sich kollektiv über soziale Medien und Mobiltelefone, die sich als<br />
bemerkenswert effektives Instrument für den aktiven Protest<br />
auf der Straße erwiesen. Vor der Revolution gab es kaum Graffiti<br />
oder <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>, doch seit 2011 spielen sie eine wichtige Rolle bei<br />
Protesten und Kommunikation und werden weiterhin dafür genutzt.<br />
Repressive Regime können die Massenkommunikation kontrollieren.<br />
Sie können die Medien und das Fernsehen präventiv kontrollieren<br />
und die Nutzung von Telefonnetzen und Internet einschränken, aber<br />
sie können die Wände in den Straßen nicht ständig im Blick haben.<br />
-<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> und Graffiti geben den Unterdrückten eine Stimme und<br />
treiben Veränderungen an.<br />
-<br />
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-<br />
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-<br />
Um die Revolution zu unterdrücken, schaltete die ägyptische Regierung<br />
das Internet ab, aber die Proteste gingen weiter, wobei die Botschaften<br />
und Slogans an den Wänden als Brandbeschleuniger dienten.<br />
Bei dem Versuch, diese zu verhindern, wurden drei <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>ists,<br />
darunter Ganzeer (umseitig), am Vorabend der massiven Proteste in<br />
Kairo im Mai 2011 verhaftet. <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> und Graffiti lösen vielleicht<br />
keine Revolution aus, aber es gibt Situationen, in denen sie den Unterdrückten<br />
eine Stimme geben und Veränderungen antreiben.<br />
IN RICHTUNG MAINSTREAM<br />
In der Geschichte der Verbindungen zwischen der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> und<br />
der zeitgenössischen Kunstwelt im weiteren Sinne sind einige<br />
Schlüsselmomente zu nennen. Die drei folgenden Beispiele zeigen,<br />
wie sich die <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> von Graffiti und anderen Formen subkultureller<br />
Praktiken in den Mainstream entwickelt hat.<br />
WUNDERSCHÖNE VERLIERER<br />
In den frühen 2000er-Jahren versammelten die Künstlerkuratoren<br />
Aaron Rose und Christian Strike eine Reihe lose miteinander verbundener<br />
Künstler in den USA unter dem Gruppennamen Beautiful<br />
Losers. Im Prolog des Katalogs zu ihrer Ausstellung legten Rose und<br />
Chris Johanson<br />
Changing Before Your<br />
Very Eyes,<br />
2006–2009<br />
Acryl auf Papier,<br />
38,1 x 52,7 cm<br />
Altman Siegel, San<br />
Francisco<br />
Johanson wuchs in<br />
Kalifornien auf und<br />
begeisterte sich für die<br />
Skateboarding- und<br />
Punk-Kultur. Er begann<br />
mit dem Zeichnen von<br />
Cartoons auf Wänden<br />
und Straßenlaternen,<br />
bevor er Zines und Grafiken<br />
für Skatemarken<br />
anfertigte. In den frühen<br />
2000er-Jahren etablierte<br />
er sich als bildender<br />
Künstler und arbeitet<br />
weiterhin mit Text und<br />
Bild, wobei seine Wurzeln<br />
in der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> liegen.<br />
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-<br />
Shepard Fairey<br />
Original-Sticker, Andre<br />
the Giant Has a Posse,<br />
1989<br />
Sticker, 6,3 x 6,7 cm<br />
Überall starrten einen<br />
Andres Augen auf eine<br />
etwas verstörende,<br />
unheimliche <strong>Art</strong> an.<br />
Strike ihre Ziele dar. Sie verglichen das Beautiful Losers-Kollektiv<br />
mit früheren Kunstgruppen wie den Beatniks der späten 1950erund<br />
der Pop <strong>Art</strong>-Bewegung der 1960er-Jahre.<br />
Die Künstler von Beautiful Losers waren selbstorganisierte,<br />
kreative Amateure, die als ungeschulte Außenseiter Kunst machten.<br />
Ihre Gemeinsamkeiten waren eine »Low-Brow«-Ästhetik und<br />
die Faszination für Surfen, Skateboarding, Independent-Musik,<br />
DIY-Publishing und natürlich Graffiti (oben).<br />
Die Gesamtästhetik war eine Neuinterpretation von Graffiti durch<br />
die Generation X, weiße College-Abbrecher aus der Mittelschicht.<br />
Die meisten Mitglieder der Gruppe wurden später zu erfolgreichen<br />
Vollzeitkünstlern und Kreativen, darunter Barry McGee, Margaret<br />
Kilgallen, Phil Frost, der Fotograf Ed Templeton, Thomas Campbell,<br />
Clare E. Rojas, Chris Johanson und der Filmemacher Mike Mills.<br />
VON ANDRE ZU OBAMA<br />
Um 1989 tauchten überall in den Vereinigten Staaten kleine schwarzweiße<br />
Aufkleber mit der Aufschrift »Andre the Giant has a posse« auf.<br />
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-<br />
Shepard Fairey<br />
Obama Hope, 2008<br />
Schablone, Siebdruck und<br />
Collage auf Leinwand,<br />
121,9 x 182,9 cm<br />
Faireys weithin<br />
bekanntes Schablonenporträt,<br />
das während der<br />
Wahlkampagne 2008<br />
entstand und dazu beitrug,<br />
dass Barack Obama<br />
ins Weiße Haus einzog.<br />
Andre bezieht sich auf André Roussimoff, einen populären amerikanischen<br />
Profi-Wrestler, dessen zufällig gewähltes Bild zu einer der<br />
außergewöhnlichsten Formen von Branding und Konsum wurde.<br />
Das Design der Aufkleber war sehr einfach (unten). Sein Urheber<br />
war Shepard Fairey, ein skateboardender Designstudent von der<br />
Rhode Island School of Design, der dafür eine einfache Schablone<br />
verwendete. Es sollte absurd sein. Andre hatte keine Verbindung zu<br />
irgendetwas: Ihn zu zeichnen war einfach eine Idee.Die Reaktion war<br />
enthusiastisch. Da Andre überall auftauchte, aber völlig geheimnisvoll<br />
und unerklärt war, begannen die Leute über die Aufkleber zu sprechen,<br />
und Shepard machte einfach weiter. In den nächsten zehn Jahren produzierte<br />
er Hunderttausende von Aufklebern, verteilte sie massenweise<br />
an Freunde und verschickte sie an jeden, der sich dafür interessierte.<br />
Der Virus war geboren. Bald war jede größere amerikanische Stadt<br />
mit diesen mehrdeutigen Aufklebern übersät. Plakate und Schablonen<br />
folgten. Andres Gesicht war nun in London, Paris und Tokio zu<br />
sehen, und niemand wusste, was es zu bedeuten hatte. Fairey hatte im<br />
Alleingang eine weltbekannte Marke geschaffen, die weder ein Produkt<br />
noch irgendeinen Sinn hatte. Das passt perfekt zu den Ambitionen<br />
von Graffiti-Taggern, aber durch den Vertrieb von Aufklebern war es<br />
möglich, innerhalb weniger Monate weltweit tätig zu werden.<br />
-<br />
Fairey hatte eine weltbekannte Marke ohne Produkt<br />
oder jeglichen Sinn geschaffen.<br />
-<br />
In ähnlicher Weise schuf Fairey mit seinen »Obey The Giant«-Postern<br />
und -Aufklebern eine Marke (siehe S. 14). Es folgten T-Shirts<br />
mit der einfachen Aufschrift »Obey« (Gehorche), und die Eltern<br />
der Teenager, die sie trugen, wussten, dass es nicht darum ging,<br />
ihnen zu gehorchen. Daraus entwickelte sich schnell eine ganze<br />
Bekleidungsmarke, während sich Faireys grafisches Schaffen parallel<br />
dazu weiterentwickelte. Er verlegte sich auf großformatige Porträts<br />
und politische Statements in einem von der Russischen Revolution<br />
inspirierten grafischen Stil, eine Anspielung auf den Kommunismus<br />
und den Sozialismus, der die Erwachsenen quälte und die jüngeren<br />
Generationen begeisterte. Er lud sie dazu ein, alle Autoritäten in<br />
Frage zu stellen. Schon bald war Fairey an Kunstausstellungen und<br />
öffentlichen Kunstaufträgen auf der ganzen Welt beteiligt, die in<br />
seinem Meisterwerk gipfelten: dem Hope-Plakat für Obamas Präsidentschaftskampagne<br />
2008 (gegenüber).<br />
63
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
BANKSY<br />
Es ist unmöglich, über <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> nachzudenken, ohne Banksy zu erwähnen.<br />
Er ist der Vorreiter der <strong>Street</strong>-<strong>Art</strong>-Bewegung in Bezug auf Stil, Ton<br />
und Einfluss. Er ist so sehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt,<br />
dass er oft als erster genannt wird, wenn von Graffiti und <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> die<br />
Rede ist.<br />
Um 1999 lebte ich in einer Wohnung in Stoke Newington, Nord-London,<br />
und überall gab es Ratten: Banksy-Ratten (siehe S. 17). Sie waren auf<br />
Stromkästen, auf die Rückseite von Schildern, auf Wände, auf jede Oberfläche<br />
gesprüht. Jedes Wochenende fuhr ich mit dem Bus durch Dalston<br />
und hinunter nach Shoreditch, um in den Club in der Old <strong>Street</strong> 333 zu gehen.<br />
Wenn man draußen in der Schlange stand, blickten die Clubbesucher<br />
auf die gegenüberliegende Eisenbahnbrücke, die in ihrer ganzen Länge mit<br />
Banksys Bild der Bereitschaftspolizei geschmückt war. Um die Ecke, in der<br />
Nähe der U-Bahn-Station Old <strong>Street</strong>, war an einer Wand über einem Kebab-Laden<br />
Banksys Neuauflage von Pulp Fiction (2002) zu sehen, mit John<br />
Travolta und Samuel L. Jackson, mit Bananen statt Pistolen in der Hand.<br />
-<br />
»Die Straßen zu bemalen bedeutet, ein echter Teil der Stadt zu werden,<br />
es ist kein Zuschauersport.«<br />
-<br />
Etwa 50 Meter von Nummer 333 entfernt in der Curtain Road befand sich<br />
Banksys lebensgroße Schablone eines Polizisten, der auf den Knien hockt<br />
und eine Line Kokain schnupft (siehe S. 18). Dabei handelte es sich um eine<br />
Linie aus Farbe, die aus einer Dose gegossen wurde und sich den ganzen<br />
Weg durch eine Gasse und um die Ecke bis zur nächsten Straße zog. In der<br />
Curtain Road, die in die Rivington <strong>Street</strong> einbiegt, erstreckte sich Banksys<br />
riesiges Werk Speak Softly but Carry a Big Can of Paint über das Mauerwerk<br />
eines Brückenbogens. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich der<br />
Eingang zum Cargo, einem Nachtclub mit über tausend Besuchern pro<br />
Nacht. Banksy war nicht mehr wegzudenken, und eine ganze Generation<br />
von Clubgängern in Hoxton und Shoreditch nutzte sein Werk als Kulisse für<br />
ihre Ausschweifungen. Banksy wusste, was er tat. Er traf Shoreditch hart,<br />
als es das Epizentrum der Londoner Kunst-, Musik-, Design- und Modeszene<br />
war. Im Jahr 2002 sagte Banksy: »Die Straßen zu bemalen, bedeutet,<br />
ein echter Teil der Stadt zu werden, es ist kein Zuschauersport.«<br />
Der Erfolg der Arbeit hing von einigen Prinzipien ab, die eher mit<br />
Grafikdesign als mit Graffiti in Verbindung gebracht werden. Durch Schablonen<br />
konnten kleine Werke in Sekunden, große in wenigen Minuten<br />
geschaffen werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Arbeiten sehr sauber<br />
und ordentlich sind, mit klaren Linien und deutlicher Beschriftung. Wie-<br />
64
Banksy<br />
Dover, 2017<br />
Farbe<br />
Dover<br />
Banksys Wandbild an<br />
einer Hauswand in Dover<br />
zeigt einen Arbeiter, der<br />
einen Stern aus der EU-<br />
Flagge herausmeißelt –<br />
als Reaktion auf das<br />
Votum Großbritanniens,<br />
die Europäische Union<br />
zu verlassen. Während er<br />
einen Stern bzw. einen<br />
Mitgliedstaat entfernt,<br />
erzeugt der Arbeiter<br />
lange, dünne Risse, die<br />
das gesamte Projekt zu<br />
zerstören drohen.<br />
derkehrende Motive wie Ratten, Kinder, Affen, Polizisten und Soldaten<br />
funktionieren als Logos. Auch die Einfachheit ist wichtig: ein<br />
visuelles Wortspiel mit einer Einzelperson oder einem sarkastischen<br />
Satz. Auf den ersten Blick schmunzelt man sowohl über die Dreistigkeit<br />
als auch über den absurden Witz selbst. Banksy spielt mit<br />
politischen Aussagen, Anti-Establishment-Gags und Botschaften<br />
über Freiheit und Kapital. Eine Kombination aus Satire, Scherzen,<br />
riskanten und neuartigen Orten, einer geschickten Präsentation<br />
und dem Talent, innerhalb weniger Tage auf ein aktuelles Ereignis zu<br />
reagieren, verleiht Banksys Werken eine große Anziehungskraft für<br />
die breite Masse.<br />
Banksys Arbeiten verbreiteten sich von Brighton und London aus<br />
in andere Städte in Großbritannien und ganz Europa. Die erste Ausstellung<br />
fand 2002 in Los Angeles statt, gefolgt von einer weiteren,<br />
»Turf War«, in London im Jahr 2003. Er fing an, Drucke und kleine<br />
Broschüren von seinen Schablonen anzufertigen und eröffnete<br />
einen Shop, um sie zu verkaufen. Dies ebnete den Weg für eine<br />
Industrie, die sich mit dem Verkauf von Kunstdrucken befasste – es<br />
entstanden Ausstellungen, neue Galerien, Händler und Sammler. Er<br />
weitete seine Arbeit von Schablonen auf ortsspezifische Stunts in<br />
der ganzen Welt aus, von denen viele in seinem Film Exit Through the<br />
Gift Shop von 2010 dokumentiert sind. Seine Drucke und Gemälde<br />
65
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s t r e e t art<br />
-<br />
Banksy<br />
Palestine, 2005<br />
Schablone und<br />
Sprühfarbe<br />
West Bank, Bethlehem<br />
Banksy an der Grenzmauer<br />
zum Westjordanland<br />
in Bethlehem,<br />
2005. Banksy ist zwar<br />
der Meinung, dass diese<br />
Mauer nicht existieren<br />
sollte, hat sie aber auch<br />
als »das ultimative<br />
Urlaubsziel für Graffiti-<br />
Writer« bezeichnet.<br />
66
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g l o ba l e<br />
ü b e r n a h m e<br />
-<br />
wechselten für Hunderttausende Pfund den Besitzer und wurden<br />
mit bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts versteigert. Es<br />
folgten weitere Ausstellungen und Aktionen, darunter Dismaland in<br />
Weston-super-Mare im Jahr 2015.<br />
Im Jahr 2002 begann Banksy mit einer Serie von Schablonen-<br />
Wandbildern vom Mädchen mit Ballon, die in ganz London zu sehen<br />
waren. Diese wurden später angepasst, um 2005 gegen die israelische<br />
Grenzmauer im Westjordanland zu protestieren und 2014 die<br />
Menschen auf die Flüchtlingskrise in Syrien aufmerksam zu machen.<br />
Im Jahr 2018 wurde Banksys Originalbild von Girl with Balloon<br />
beim Auktionshaus Sotheby's in London für 1,04 Millionen Pfund<br />
versteigert. Als der Hammer fiel, um den Verkauf abzuschließen,<br />
löste ein Alarm im Inneren des Bilderrahmens aus und die Leinwand<br />
fiel durch einen in den Rahmen eingebauten Schredder, der sie<br />
zerstörte.<br />
Trotz seines kommerziellen Erfolgs schafft Banksy weiterhin<br />
politisch aufgeladene <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>. Seit 2005 malt er Wandbilder<br />
an der Grenze im Westjordanland, die Palästina von Israel trennt,<br />
um auf das, wie er es nennt, »größte Freiluftgefängnis der Welt«<br />
aufmerksam zu machen. Die <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>ists JR und Marco nutzten<br />
die Mauer, um 2007 eine illegale Fotoausstellung mit Porträts von<br />
Israelis und Palästinensern unter dem Titel »Face to Face« aufzuhängen.<br />
Sie hofften, dass die Ausstellung das Bewusstsein für die<br />
Gemeinsamkeiten beider Seiten und nicht für ihre Unterschiede<br />
schärfen würde. Den Palästinensern dient die Mauer als Leinwand<br />
für Botschaften und Bilder, die ihre täglichen Kämpfe und ihr Gefühl<br />
der Gefangenschaft zum Ausdruck bringen.<br />
WICHTIGE FAKTEN<br />
■<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Die Graffiti zogen von den Zügen und Höfen in New York in die<br />
Galerien und Clubszene der Stadt, der Crossover begann.<br />
In Europa, Lateinamerika und Ägypten wurden Wandmalereien<br />
und Kunstwerke von politischen Protestgruppen geschaffen<br />
und bildeten die Bühne, die bald von frechen Graffiti-Writern<br />
und rebellischen <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>ists besetzt wurde.<br />
Viele <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>ists arbeiten international, wie JR, Banksy,<br />
Millo und Vhils.<br />
Banksy ist der weltweit berühmteste Vertreter der <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>,<br />
aber auch einer der geheimnisvollsten: Seine wahre Identität<br />
wurde noch nie enthüllt.<br />
67
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s t r e e t art<br />
-<br />
GLOSSAR<br />
<strong>Art</strong> Brut: übersetzt so viel wie »rohe Kunst«. Ab 1945 benutzte der französische<br />
Künstler Jean Dubuffet den Begriff »art brut«, um naive und autodidaktische<br />
Kunst zu beschreiben.<br />
Fotorealistisch: Malstil, der die Präzision und Details eines Fotos nachahmt.<br />
Generation X: gilt für die Generation, die von Anfang bis Mitte der 1960erbis<br />
Anfang der 1980er-Jahre geboren wurde.<br />
Hobo-Graffiti: Seit dem 19. Jahrhundert helfen sich Wanderarbeiter –<br />
Hobos – gegenseitig, indem sie Symbole hinterlassen, die nur die Hobo-<br />
Gemeinschaft verstehen kann.<br />
Lentikulardruck: Gedrucktes Bild, das mit Lentikularlinsen hergestellt wird<br />
und bei Betrachtung aus verschiedenen Winkeln die Illusion von Tiefe oder<br />
Bewegung vermittelt.<br />
Pixação: auch pichação genannt, ist ein kantiger Stil, der erstmals in den<br />
1980ern in São Paulo aufkam, um zu protestieren und seine Wut über die<br />
Ungleichheiten auszudrücken, indem er die Stadt herabwürdigt.<br />
Pop <strong>Art</strong>: eine globale Kunstbewegung, die in den 1950er-Jahren in Amerika<br />
entstand und sich von der populären Kultur, wie Werbung und Comics,<br />
inspirieren ließ-<br />
Siebdruck: eine <strong>Art</strong> Schablonendruck, bei dem ein Sieb aus Gewebe verwendet<br />
wird, das straff über einen Rahmen gespannt ist.<br />
Situationisten: Situationisten schufen bizarre, vom Surrealismus inspirierte<br />
Interventionen in den Straßen der Stadt, die die passive Ordnung des Alltags<br />
in Frage stellten.<br />
Surrealismus: eine kulturelle Bewegung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts,<br />
die sich mit Träumen und dem Unbewussten beschäftigte.<br />
Wheatpasting: eine Technik zum Anbringen von Plakaten mit einem Leim aus<br />
aus Mehl und Wasser.<br />
Zines: nichtkommerzielle und in der Regel im Eigenverlag herausgegebene<br />
Broschüren von leidenschaftlichen Verfassern.<br />
168
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g l o s sa r<br />
-<br />
GRAFFITI-JARGON<br />
Innerhalb der Graffiti-Communities gibt es eine Tendenz zur Entwicklung einer<br />
kodierten Sprache mit Symbolen, Jargon und Slangbegriffen. Vieles davon ist<br />
einfach zweckmäßig und funktional: kürzere Namen für Stile oder Materialien,<br />
Akronyme für Crew-Namen und Abkürzungen und Spitznamen anstelle von<br />
echten Namen.<br />
Jargon und Slang haben den Vorteil, dass sie bestimmen, wer dazugehört<br />
und wer nicht. Sie schließen diejenigen ein, die in der Gruppe akzeptiert werden,<br />
während sie bewusst eine Sprachbarriere bilden, um andere auszuschließen. Abgesehen<br />
von einer typischen Teenager-Hierarchie ist die Verwendung von Jargon<br />
unter Graffiti- Crews wichtig, wenn die Außenseiter die Polizei sein könnten.<br />
Auch dies entzieht sich der Übernahme durch den Mainstream oder verzögert<br />
sie zumindest, obwohl viele Wörter und Ausdrücke aus der Hip-Hop-Kultur<br />
heute allgemein gebräuchlich sind und wegen der coolen Mystik ihrer Herkunft<br />
aufgegriffen werden.<br />
All City: Ziel eines Graffiti-Writers ist, seinen Namen überall in der Stadt zu<br />
sehen, mehr als die der anderen.<br />
B-boying/b-girling: auch Breakdance, eine gymnastische Form des <strong>Street</strong><br />
Dance. Die Bewegungen stammen aus der Selbstverteidigung gegen andere<br />
Gangs und umfassen Drehungen auf dem Kopf, den Knien und den Händen.<br />
Bite: den Stil eines anderen unverhohlen zu kopieren oder zu stehlen. Dies<br />
kann zu Spott, Übermalung, Durchstreichen von Tags und gelegentlich auch zu<br />
Gewalt führen.<br />
Black Book: Skizzenbuch eines Writers, sein ganzer Stolz. Die gängigen Exemplare<br />
hatten einen schwarzen Einband.<br />
Bomb: der Akt des Malens oder Markierens des eigenen Namens. Wie beim<br />
»Bombardement« bringt der Writer seinen Namen möglichst überall an.<br />
Bombing: hinausgehen, um Graffiti zu hinterlassen, mit der Absicht, möglichst<br />
so viele Oberflächen wie möglich zu beschmieren.<br />
Bubble Letters: Ballonbuchstaben, die in den 1970er-Jahren entwickelt und<br />
häufig für »Throw-ups« verwendet werden.<br />
Buff: Waschen, Schrubben oder Reinigen von Graffiti.<br />
Burner: ein einfaches Graffiti, das sich von allen anderen Arbeiten abhebt. Es<br />
ist anspruchsvoller als ein Throw-up und besteht aus mehreren Farben.<br />
169
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
Cap: Kappe der Sprühdose.<br />
End to end: ein Zug, der von einem Ende zum anderen bemalt ist, auch als »E to<br />
E« bezeichnet.<br />
Fill-in: ein Throw-up, bei dem der Text mit einer Farbe ausgefüllt ist.<br />
Getting up: die Aktivität, seinen Namen an Wänden anzubringen. Wird auch in<br />
der gleichen Weise wie »bombing« verwendet.<br />
Going over: die Arbeit eines anderen zu übermalen. Manchmal geschieht dies<br />
böswillig, um die Arbeit eines Rivalen oder »Toys« zu zerstören.<br />
King: jemand, dessen Arbeit die Stadt dominiert und der sich durch seinen individuellen<br />
Stil und seine Produktivität den Respekt aller verdient hat.<br />
Lay-up: ein Gleisabschnitt, auf dem die Züge abgestellt werden, wenn sie nicht in<br />
Betrieb sind.<br />
Rack: stehlen. Wird in der Regel im Zusammenhang mit dem Diebstahl von<br />
Malermaterialien und Sprühdosen aus Geschäften verwendet, wie z. B. »Farbe<br />
rauben«.<br />
Tag: Signatur des Writers.<br />
Throw-up: Größere, aufwendigere Version eines Tags.<br />
Top to bottom: ein Piece oder ein Throw-up, das sich über die gesamte Höhe<br />
eines Waggons erstreckt.<br />
Toy: Beleidigung für ungelernte Anfänger.<br />
Whole car: ein Zugwaggon, der von außen komplett bemalt worden ist.<br />
Wildstyle: gewachsene, komplexe, verschlungene Schriftzeichen.<br />
Window-down: ein Piece oder Throw-up unter dem Fenster des Waggons.<br />
Writer: Graffiti-Vandale mit Fokus auf Tags, Lettering und Styles. Wenn von den<br />
Akteuren bei Graffiti die Rede ist, wird eher das Wort »Writer« als »Künstler«<br />
verwendet, da viele der Beteiligten sich nicht als Künstler sehen und ihr Tun nicht<br />
als Kunst betrachten.<br />
170
-<br />
l e s e e m p f e h l u n g e n<br />
-<br />
LESEEMPFEHLUNGEN<br />
Brodie, Mike, Mike Brodie – A Period of Juvenile<br />
Prosperity (TBW Books, Oakland, CA,<br />
and Twin Palms, Santa Fe, NM, 2013)<br />
Brodie, Mike, Mike Brodie – Tones of Dirt<br />
and Bone (Twin Palms, Santa Fe, NM, 2014<br />
und TBW Books, Oakland, CA, 2015)<br />
Castleman, Craig, Getting Up – Subway<br />
Graffiti in New York (MIT Press, Boston,<br />
MA, 1982)<br />
Chang, Jeff, Can’t Stop Won’t Stop:<br />
A History of The Hip Hop Generation<br />
(Picador, London, 2005)<br />
Chalfant, Henry und James Prigoff Spraycan<br />
<strong>Art</strong> (Thames & Hudson, London and<br />
New York, NY, 1987)<br />
Cooper, Martha und Henry Chalfant,<br />
Subway <strong>Art</strong> (Thames & Hudson, London and<br />
New York, NY, 1984)<br />
Fekete, John, ed., Life After Postmodernism:<br />
Essays on Value and Culture (Macmillan<br />
Education, London, 1988)<br />
Ferrell, Jeff, Crimes of Style: Urban Graffiti<br />
and the Politics of Criminality (Northeastern<br />
University Press, Boston, MA, 1996)<br />
Gavin, Francesca, <strong>Street</strong> Renegades: New<br />
Underground <strong>Art</strong> (Laurence King, 2007)<br />
Kilgallen, Margaret et al., Margaret Kilgallen:<br />
In the Sweet Bye & Bye (California Institute<br />
of <strong>Art</strong>s, Los Angeles, CA, und RedCat,<br />
London, 2005)<br />
Lewisohn, Cedar, Abstract Graffiti<br />
(Merrell Press, London, 2011)<br />
Lewisohn, Cedar, <strong>Street</strong> <strong>Art</strong>: the Graffiti<br />
Revolution (Tate Publishing, London, 2008)<br />
Manaugh, Geoff, A Burglar’s Guide to the<br />
City (Farrar, Straus and Giroux, New York,<br />
NY, 2016)<br />
McGee, Barry, Barry McGee<br />
(Foundazione Prada, Milan, 2004)<br />
Nguyen, Patrick und Stuart Mackenzie,<br />
Beyond the <strong>Street</strong>: The 100 Leading Figures<br />
in Urban <strong>Art</strong> (Gestalten, Berlin, 2010)<br />
Perry, Roger, The Writing on the Wall<br />
(Elm Tree Books, London, 1976)<br />
Rose, Aaron und Christian Strike, Beautiful<br />
Losers: Contemporary <strong>Art</strong> and <strong>Street</strong> Culture<br />
(Iconoclast/DAP, New York, NY, 2005)<br />
Sandhu, Sukhdev, Night Haunts –<br />
A Journey into The London Night<br />
(Verso Books, London, 2007)<br />
Schacter, Rafael, <strong>Street</strong> To Studio<br />
(Lund Humphries, London, 2018)<br />
Waclawek, Anna, Graffiti & <strong>Street</strong> <strong>Art</strong><br />
(Thames & Hudson, London and<br />
New York, NY, 2011)<br />
Kurlansky, Mervyn und Norman<br />
Mailer, Watching My Name Go By<br />
(Praeger, New York, NY, 1974)<br />
171
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
INDEX<br />
Zahlen in kursiv gelten für<br />
Illustrationen; (Z) bezieht sich<br />
auf Zitate.<br />
Ahern, Charlie 99(Z)<br />
Ägypten 57<br />
AIDS 45, 49<br />
Akim (Spanien, *1981) 87, 144<br />
Untitled 144<br />
Akut siehe Herakut<br />
Alicante, Spanien 139<br />
Amerikanische Train-Hopper<br />
29–30<br />
<strong>Art</strong> Brut 55<br />
<strong>Art</strong> Forum 100<br />
<strong>Art</strong>ful Dodger, The (A. Dee;<br />
GB) 105<br />
Weetabix Werbekampagne<br />
104–5<br />
Asmoe (Malaysia)<br />
The Bat Cave 82<br />
Gravitecture 68<br />
Astor, Patti 46, 48, 48, 99<br />
Atelier Populaire, Paris 53<br />
Aubenas, Florence 52<br />
Azek (Frankreich): Throw-up 80<br />
Bagnoli Kingz Crew 81(Z)<br />
Bambaataa, Afrika 37<br />
Banksy (GB, *1974) 11, 16, 52,<br />
63–5, 67, 90, 117, 132,<br />
154, 163<br />
Cans Festival 159(Z), 160<br />
Dismaland 65<br />
Dover 40, 65<br />
Exit Through the Gift Shop<br />
(Film) 65<br />
Girl with Balloon 65, 67<br />
London 17, 63<br />
Palestine 66, 67<br />
Phone box and pick axe 142,<br />
142<br />
Pulp Fiction 64<br />
Shoreditch 18, 64<br />
Speak Softly but Carry<br />
a Big Can of Paint 64<br />
Barbara 62 46<br />
Barcelona 94, 95, 123<br />
Barnstormers, the siehe Ellis,<br />
David<br />
Basquiat, Jean-Michel (USA,<br />
1960–88) 11,<br />
48, 49, 52, 135, 154<br />
Charles the First 10<br />
Beat <strong>Street</strong> (Film) 100<br />
Beautiful Losers 60–61, 134<br />
Berlin 122, 144, 144, 156,<br />
156–7, 157<br />
Urban Nation Museum 153<br />
Big Dada 103<br />
Blek le Rat (Xavier Prou;<br />
Frankreich, *1951) 16, 52–3<br />
The Man Who Walks Through<br />
Walls 53<br />
Blondie 43, 46<br />
Blu (Italien) 141<br />
Big Bang Boom (Film) 141<br />
Wandbilder 156, 157, 157<br />
Bodé, Mark (USA, *1963):<br />
Bodé Characters 118<br />
Bodé, Vaughn 119, 119(Z)<br />
Cheech Wizard 119<br />
Braque, Georges 135<br />
Brassaï, George 30–31,<br />
103, 135<br />
‘From the Cave to the<br />
Factory Wall’ 55<br />
Graffiti 31<br />
Breakdancing 36, 36, 37<br />
Brodie, Mike: ‘A Period<br />
of Juvenile Prosperity<br />
#1051’ 30<br />
Bruni, Claudio 38–9<br />
BT 142(Z)<br />
Bubble Letters 79, 80, 115, 141<br />
»Buffing« 90–91<br />
Busk (GB): A piece 81<br />
Busy Bee 100<br />
C215 (Frankreich, *1973) 133<br />
Nina 133<br />
Cairo 57, 58–9<br />
Campbell, Thomas 61<br />
Candie (GB) 115<br />
Neon Bandit 115<br />
Cap 99<br />
CCTV 75, 90<br />
Celluloid Records 103<br />
Chalfant, Henry (USA, *1940)<br />
99, 103<br />
Spraycan <strong>Art</strong> (mit Prigoff)<br />
45, 101, 101, 104, 119<br />
Style Wars 99<br />
Subway <strong>Art</strong> (mit Cooper)<br />
45, 100, 100–1, 104<br />
Che 159 76<br />
Christie’s Auktionshaus 154<br />
Chrome Angelz, The (TCA)<br />
9, 119<br />
CIA (Crazy Inside <strong>Art</strong>ists) 44<br />
Clark, Gordon Matta 11<br />
Cliff 179 71<br />
Cold Crush Brothers 99<br />
Cooper, Martha (USA, *1942)<br />
103<br />
Lady Pink on Subway 47<br />
Subway <strong>Art</strong> (mit Chalfant)<br />
45, 101, 101, 104<br />
Wildstyle mural with crew 98<br />
Cornbread (Darryl McCray;<br />
USA, *1953) 25, 32–3,<br />
103<br />
Cornbread Has Retired 24,<br />
33<br />
Cost 142<br />
Costello, Craig siehe KR<br />
Crash 44, 46(Z), 99<br />
Cripta Djan (Brasilien,<br />
*1984) 70<br />
DAIM (Mirko Reisser;<br />
Deutschland, *1971) 117,<br />
117(Z)<br />
DAIMwave – wave 117<br />
Dandridge, Frank 103<br />
Davidson, Bruce (USA, *1933):<br />
Subway 13<br />
Daze 36(Z), 46(Z), 99<br />
Debord, Guy 54<br />
Society of the Spectacle 54<br />
Dee, A. siehe <strong>Art</strong>ful Dodger,<br />
The<br />
Delta (Boris Tellegen;<br />
Niederlande, *1968)<br />
87, 148<br />
Installation 149<br />
Lucy Nomad Pavilion,<br />
Deventer 148<br />
Dez 36(Z)<br />
D*Face (Dean Stockton; GB,<br />
*1978) 119, 122, 153, 154(Z)<br />
Her Royal Hideous 155<br />
Love Won’t Tear Us Apart<br />
120–21<br />
Mortuus Vivens Regina<br />
(vanilla) 155<br />
DJs 37–8, 46<br />
Doc 44<br />
Dondi (Donald Joseph White;<br />
USA, 1961–98) 43–5, 48,<br />
99, 99(Z)<br />
Children of the Grave, part II<br />
44, 44–5<br />
Donnelly, Brian siehe KAWS<br />
Downey, Brad (USA, *1980)<br />
144–5<br />
Baby Stop Sign (mit Leon<br />
Reid IV) 145<br />
Dreph (Neequaye Dreph<br />
Dsane; GB, *1973)<br />
172
-<br />
i n d e x<br />
-<br />
Bboy Prokid 96, 129, 129<br />
Maya Ghazal 21<br />
Schlagschatten 79–80, 141<br />
Dubai 146, 146<br />
Dubuffet, Jean 31, 135<br />
Duro 44<br />
École des Beaux-<strong>Art</strong>s, Paris<br />
53, 54<br />
Eine, Ben (GB, *1970) 11, 114<br />
Truth 114<br />
Twenty-First Century City 114<br />
Ellis, David (USA, *1971), und<br />
the Barnstormers 141<br />
No Condition is Permanent<br />
140<br />
Elsie 137 76<br />
Eltono (Frankreich, *1975) 137<br />
Furtive painting 137<br />
Eoin (Irland) 113<br />
Sea and Sky 113<br />
Untitled 112<br />
ESPO (Steve Powers; USA,<br />
*1968) 90–91, 140(Z)<br />
Eva 62 46<br />
Fab 5 Freddy 36, 43, 48, 97<br />
»Change The Beat« 103<br />
FAILE (Patrick McNeil, USA,<br />
*1975; Patrick Miller, USA,<br />
*1976) 16, 134<br />
Modern Living 134<br />
Fairey, Shepard (USA, *1970)<br />
16, 61<br />
Andre the Giant Has a Posse<br />
61, 61, 63<br />
Obama Hope 62, 63<br />
Obey 14, 15<br />
Projekte 153<br />
Farto, Alexandre siehe Vhils<br />
Filmprojektion 141<br />
Foxtons (Immobilien) 105–6<br />
Frost, Phil 61<br />
Fume 77(Z)<br />
Futura 2000/Futura (USA,<br />
*1955) 45–6, 48, 48,<br />
103, 148<br />
The Break Train 45<br />
Galerien 153–4<br />
Ganzeer (Ägypten, *1974) 57<br />
Tank vs. Bike 58–9<br />
Girls On Top 115(Z)<br />
Graffiti 9, 11–16, 18, 19, 21, 22,<br />
23, 30, 31, 54–5,<br />
76–7, 154, 163, 164<br />
Grandmaster Flash 99<br />
Griaule, Marcel 55<br />
Halpin, Daniel siehe Tox<br />
Haring, Keith (USA, 1958–90)<br />
11, 48–9, 154<br />
Crack is Wack 50–51<br />
Harrington, Conor 151<br />
Haze 103<br />
Helten, Guido van (Australien,<br />
*1986): Untitled 150, 165<br />
Henke, Lutz 157<br />
Herakut: Hera (Jasmin<br />
Siddiqui, Deutschland,<br />
*1981) und Akut (Falk<br />
Lehmann; Deutschland,<br />
*1977) 122<br />
My Home Might Be No<br />
Palace, But We Can Share It<br />
If You Like 122<br />
Hicks, Logan 52<br />
Hip-Hop 36–8, 77, 99, 101,<br />
103, 103, 153<br />
Hitotzuki (Kami und Sasu;<br />
Japan) 136–7<br />
Mizukagami 136<br />
Hockney, David 53(Z)<br />
Holzer, Jenny 11, 46, 49<br />
Hugo, Victor 28–9<br />
Installationen 2, 108, 117, 132,<br />
133, 135, 144, 144, 146,<br />
146–7, 148, 149<br />
Internet 106–7, 109, 141<br />
Invader (Frankreich, *1969)<br />
16, 99<br />
Making of NY 179 86, 99<br />
Irland 112, 113<br />
Iz The Wiz 99<br />
Jazz Fudge 103<br />
Jekaterinburg, Russland<br />
147, 147<br />
Jenkins, Mark (USA, *1970)<br />
143<br />
Untitled 143<br />
»jkjkj« Lettering 153<br />
Johanson, Chris (USA, *1968)<br />
61, 134<br />
Changing Before Your<br />
Very Eyes 60<br />
Jones, Grace 49<br />
Jones, Darius siehe Reid,<br />
Leon IV<br />
JR (Frankreich, *1983) 67,<br />
128, 157<br />
Picnic at the USA–Mexico<br />
Border 128, 128<br />
Kami siehe Hitotzuki<br />
Kase 2 46(Z), 83<br />
KAWS (Brian Donnelly; USA,<br />
*1974) 126<br />
Untitled (Maidenform) 127<br />
Kel 139 44<br />
Kettenreaktion, Schweiz 153–4<br />
Kid 56 44<br />
Kiew, Ukraine: Portrait (van<br />
Helten) 150, 165<br />
Kilgallen, Margaret (USA,<br />
1967–2001) 61, 134–5<br />
Main Drag 135, 135<br />
Kilroy 32<br />
Kilroy Was Here 32<br />
Kinsey, Dave: BLK/MRKT 153<br />
Kool Herc 37–8, 39<br />
Koso (Italien, *1982):<br />
A piece 81<br />
KR (Craig Costello; USA,<br />
*1971) 72–3, 73<br />
Kraftwerk 37<br />
Krink 72, 72–3<br />
Kyselak, Joseph (Tschech. Rep.,<br />
1798–1831) 28<br />
Signature 29<br />
Lady Chock 115(Z)<br />
Lady Pink (USA, *1964) 41,<br />
46, 47, 99<br />
Lavelle, James: Mo’Wax<br />
Plattenlabel 46<br />
Leary, Timothy 49<br />
Lehmann, Falk siehe Herakut<br />
Lettering 11, 12, 19, 43, 44,<br />
45, 64, 76, 79, 82, 83,<br />
105, 113–15, 117, 141, 145,<br />
148, 153, 170<br />
LeWitt, Sol 11<br />
Lindsay, Mayor John 36<br />
London 63–5, 66, 71, 77–8,<br />
115, 138<br />
Hackney 91–3<br />
Leake <strong>Street</strong> Tunnel 158–9,<br />
160<br />
Royal Opera House<br />
Hoarding 119<br />
Shoreditch 18, 153<br />
Soho: Phone box and pick<br />
axe (Banksy) 142<br />
StolenSpace Gallery 153<br />
Three Corners Adventure<br />
Playground, 81(c)<br />
Los Angeles 43, 65<br />
BLK/MARKT 153<br />
Subliminal Projects 153<br />
LOTA (Ladies of the <strong>Art</strong>s) 46<br />
Luzhi, China 164(Z)<br />
LX 138(Z)<br />
McCarthy, Alicia 134<br />
McCray, Darryl siehe<br />
Cornbread<br />
McDonalds 105<br />
McGee, Barry (USA, *1966)<br />
38, 61, 117, 126, 134, 135(Z)<br />
Houston <strong>Street</strong> and the<br />
Bowery 110, 116<br />
McNeil, Patrick siehe FAILE<br />
Madonna 49, 52<br />
Madrid 137, 138<br />
Mailer, Norman 15<br />
Manaugh, Geoff: The Burglar’s<br />
Guide to the City 87<br />
Mantovani, Leandro 70(Z)<br />
Marco 67<br />
Mare 139 44<br />
Marker-Stifte 72, 74<br />
Marrakesch Biennale, Marokko<br />
138, 138<br />
Martinez, Hugo 38<br />
Meiselas, Susan (USA, *1948):<br />
Sandinista rebel<br />
56, 57<br />
Miller, Patrick siehe FAILE<br />
Millo (Italien) 67<br />
Protection 166–7<br />
Mills, Mike 61<br />
Miró, Joan 31<br />
Miss Tic (Frankreich, *1956) 75<br />
Miss Van (Frankreich, *1973)<br />
16, 123<br />
La Symphonie des Songes<br />
123, 123, 124–5<br />
MOBSTR (GB) 91<br />
The Curious Frontier of Red<br />
91–3<br />
Mode2 (Mauritius–GB, *1967)<br />
101, 119<br />
Molotov Man 56, 57<br />
Mora, Nuria (Spanien) 138<br />
Untitled 139<br />
Motown Records 103<br />
Mo’Wax 46, 103<br />
Mozgi, Ilja (Russland) 147<br />
Noterday 152<br />
Murakami, Takashi 126<br />
MVIN (Frankreich): 100<br />
Persianas (100 Shutters)<br />
84, 94, 95<br />
Naco siehe Dondi<br />
Nara, Yoshitomo 126<br />
New York 16, 21, 33, 34–6,<br />
43–6, 48–9, 52, 83, 90,<br />
99, 101, 118, 119, 142–3<br />
CBGB 46<br />
5 Pointz 160, 161<br />
173
-<br />
s t r e e t art<br />
-<br />
Fun Gallery, East<br />
Village 48, 48(Z)<br />
Graffiti Hall of Fame 36<br />
Smack Mellon Gallery,<br />
Brooklyn 140, 141<br />
Tattoo Seen 43<br />
New York Times 34, 39, 104,<br />
109<br />
New York Transit Authority/<br />
Trains 15, 34, 35, 36, 38,<br />
39, 43, 44–5, 49, 73, 90,<br />
101, 104<br />
Nicaragua: »Molotov Man«<br />
56, 56–7<br />
Ninja Tune 103<br />
Niort, Frankreich 137<br />
Nordirland 55, 55–6<br />
Obama, Präsident Barack 114<br />
Obama Hope (Fairey)<br />
62, 63<br />
Oker 77(Z)<br />
Ono, Yoko 49<br />
OSGEMEOS (Gustavo und<br />
Otavio Pandolfo) 117,<br />
122–3<br />
Pandolfo, Gustavo und Otavio<br />
siehe OSGEMEOS<br />
Pangilinan, Manny (Wello 907)<br />
140, 141<br />
Paris 30, 31, 52, 53, 118,<br />
120–21, 130–31, 143<br />
Atelier Populaire 53–4,<br />
54(Z)<br />
École des Beaux-<strong>Art</strong>s 53,<br />
54<br />
Phase 2 83<br />
Philadelphia 27, 33, 90<br />
Moore College of <strong>Art</strong> and<br />
Design 46<br />
»Philly style« 33<br />
Picasso, Pablo 30, 135<br />
Pieces 80, 81, 101<br />
Pixação Writers/Pixadores<br />
70, 71(c), 78, 78–9<br />
Pompeji: Graffiti 27–8, 28<br />
Porträts 128–9, 132–3, 128–33<br />
Powers, Steve siehe ESPO<br />
Prähistorische Höhlenmalerei<br />
26, 27<br />
Prigoff, James, und Chalfant,<br />
Henry: Spraycan <strong>Art</strong> 45,<br />
85, 101, 103, 104, 119<br />
Primitive Kunst 55<br />
Pure Evil 153<br />
Quiñones, Lee (USA, *1960)<br />
38, 43, 48, 99<br />
Hell Express 44–5<br />
Rammellzee 37<br />
»Beat Bop« (mit K-Rob)<br />
102<br />
Rasta 44<br />
Plattencover 102, 102–3<br />
Reid, Leon IV (Darius Jones;<br />
USA,*.1979) 144–5<br />
Baby Stop Sign (mit<br />
Downey) 145<br />
Rétif, Nicolas-Edme 55<br />
Retro-Stile 134–5<br />
REVOK, Jason (USA, *1977)<br />
23(Z)<br />
Spirograph Spray-Painting<br />
R/B 1 22<br />
Revolt 48, 99, 99(Z)<br />
Revs 16, 142–3<br />
Riboud, Marc (Frankreich,<br />
1923–2016): geheimer<br />
Drucker an der École des<br />
Beaux-<strong>Art</strong>s 54<br />
Rock Steady Crew 100<br />
Rohan, Marc: Paris 68 54<br />
Rojas, Clare E. 61<br />
Römisches Graffiti 27–8, 28<br />
Romero, Librado: Taki 183<br />
. . . 35<br />
Rose, Aaron 60<br />
Rosenberg, Anita (USA):<br />
Futura and Patti Astor 48<br />
Rough, Remi (GB, *1971) 138<br />
Mural for MB6 4, 138<br />
Roussimoff, André 61, 61, 63<br />
Russia 147, 152(Z), 153<br />
St. Petersburg: <strong>Street</strong> <strong>Art</strong><br />
Museum 152, 153<br />
Samo siehe Haring, Keith<br />
San Francisco 73, 117, 118,<br />
134–5<br />
San Sebastian, Spanien 143(Z)<br />
Sands, Bobby 55(Z)<br />
São Paulo 71(Z), 78, 78–9,<br />
122–3, 153<br />
Sasu siehe Hitotzuki<br />
Scharf, Kenny 11, 48<br />
Schiller, Marc 107<br />
Wooster Collective (mit<br />
Sara Schiller) 107<br />
Scott, A. O. 99<br />
Scratchies 73<br />
SEEN (Richard Mirando; USA,<br />
*1961) 43, 46(Z), 99<br />
MTA Serie 42<br />
Shabazz, Jamel 103<br />
Sharp 99(Z)<br />
Siddiqui, Jasmin siehe Herakut<br />
Silver, Tony 99<br />
Situationisten 54–5, 143<br />
Skeme 36(Z), 46(Z), 99<br />
Slava PTK 147<br />
Slinkachu (GB, *1979) 146–7<br />
From a Great Height 146<br />
Landscape Painting 108<br />
Little People in the City 147<br />
Solo One (GB)<br />
Postaufkleber mit Tags74<br />
Somoza, Anastasio 56, 57<br />
Sotheby’s Auktionshaus<br />
67, 154<br />
Sprühdosen/Sprühfarbe 73–4,<br />
77, 80–82, 91, 112,<br />
114–18,<br />
120–21, 129, 133, 138,<br />
156–9, 161–2, 165<br />
Squerm siehe Ellis, David<br />
Stak 117<br />
Stalin, Josef 32<br />
Stallabrass, Julian 113<br />
Stay High 149 76, 83<br />
Stelling, Bill 48<br />
Schablonen 17, 52–3, 53, 56,<br />
57, 58–9, 62, 66, 74, 75,<br />
75, 95, 141<br />
prähistorisch 26<br />
Sticker 14, 61, 61, 74, 74, 87,<br />
95, 141<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> 11, 12, 16, 18–19, 22,<br />
88–9, 154, 163–4<br />
Strike, Christian 60<br />
Style Wars (Film) 99<br />
Swoon (Caledonia »Callie«<br />
Curry; USA, *1971)) 16,<br />
52, 132–3<br />
»The Canyon« (Installation-<br />
Shot) 2, 132<br />
Swimming Cities of<br />
Serenissima 133<br />
Swimming Cities of<br />
Switchback Sea 133<br />
Tagging/Tags 11, 12, 13, 15, 19,<br />
29, 30, 32, 33, 34, 37, 38,<br />
48, 49, 71, 75–9, 77, 101<br />
Taki 183 (Dimitrios; USA) 34,<br />
35, 37, 39, 76, 103, 104<br />
Talking Heads 46<br />
Tàpies, Antoni 31<br />
TCA siehe Chrome Angelz,<br />
The<br />
Teach 77(Z)<br />
Tellegen, Boris siehe Delta<br />
Templeton, Ed 61<br />
Throw-ups 79–80, 80, 95<br />
Tokyo: Store 114<br />
TOP (The Odd Partners) 44<br />
Top Cat 126 33<br />
Toulouse 123, 123, 124–5<br />
Rose Béton Festival 149<br />
Tox (Daniel Halpin; GB, *1985)<br />
71, 77–8<br />
TOX.03 77, 77<br />
Tracy 168 69, 83, 99(Z)<br />
Train-Writer 71, 77–8, 114,<br />
115(Z), 129<br />
Typografie 82, 113, 163 siehe<br />
Lettering<br />
Udmurt (Russland) 147<br />
Lorry 147, 147<br />
United Graffiti <strong>Art</strong>ists 38<br />
Urban <strong>Art</strong> 22–3<br />
Urban <strong>Art</strong> Biennale,<br />
Deutschland 153<br />
Urban Discipline Ausstellungen<br />
(2000–2002) 117<br />
Valparaíso, Chile: bemalte<br />
Wand 162<br />
Vhils (Alexandre Farto;<br />
Portugal, *1987)<br />
67, 129, 132<br />
Scratching the Surface<br />
20, 130–31<br />
Village Voice 100<br />
Völklinger Hütte,<br />
Deutschland 153<br />
Wall <strong>Street</strong> Journal 109<br />
Warhol, Andy 49, 52<br />
Wello 907 siehe Pangilinan,<br />
Manny<br />
Werbung 105, 105–6, 126, 127<br />
Wild Style (Film) 36, 43, 46, 99<br />
Wildstyle-Graffiti 82(Z), 83<br />
Wolkoff, Jerry 160<br />
Wonder, Stevie: »Down to<br />
Earth« 103<br />
Zedz 117<br />
Zephyr 48, 99, 99(Z)<br />
Zomby 77(Z)<br />
Zonk 77(Z)<br />
174
-<br />
b i l d n ac h w e is e<br />
-<br />
BILDNACHWEISE<br />
o oben u unten<br />
Cover vorn: D*Face Studios; 2 Foto Tod Seelie, m. frdl. Gen. Swoon Studio; 4 Foto Remi Rough; 8 Bild m. freundl. Gen. d. Künstlers u.<br />
Library <strong>Street</strong> Collective; 10 Foto Enrico Navarra Gallery. Foto © 2019, ADAGP Images, Paris/SCALA, Florenz. <strong>Art</strong>work © The Estate<br />
of Jean-Michel Basquiat/ADAGP, Paris and DACS, London 2019; 13 © Bruce Davidson/Magnum Photos; 14 M. freundl Gen. Shepard<br />
Fairey/obeygiant.com; 17, 18 M. freundl Gen. Control Office; 20 Foto Alexandre Farto; 21 Foto Yazzy BM; 22 Bild m. freundl. Gen.<br />
d. Künstlers u. Library <strong>Street</strong> Collective; 24 Special Collections Research Center, Temple University Libraries, Philadelphia, PA. Mit<br />
Genehmigung von Philadelphia Inquirer Copyright © 2018. All rights reserved; 26 Fadil Aziz/Alcibbum Foto/Getty Images; 28 Tony Lilley/<br />
Alamy Stock Photo; 29 ®kyselakproject. Foto Chico Klein; 30 © Mike Brodie; 31 © Estate Brassaï - RMN-Grand Palais. Foto Centre<br />
Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais/Adam Rzepka; 32 William S. Kuta/Alamy Stock Photo; 33 Special Collections<br />
Research Center, Temple University Libraries, Philadelphia, PA. Mit Genehmigung von Philadelphia Inquirer Copyright © 2018. All rights<br />
reserved; 35 © Librado Romero/New York Times/ Redux/eyevine; 36 Michael Ochs Archives/Getty Images; 40 M. freundl Gen. Pest<br />
Control Office; 42 Courtesy Graffiti Loser; 44–5 beide © Henry Chalfant/ARS, NY and DACS, London 2019; 47 © Martha Cooper;<br />
48 © Anita Rosenberg; 50–51 Keith Haring artwork © Keith Haring Foundation; 53 <strong>Art</strong>work Xavier Prou © ADAGP, Paris and DACS,<br />
London 2019. Foto Sybille Prou © ADAGP, Paris and DACS, London 2019; 54 © Marc Riboud/Magnum Photos; 55 Homer Sykes<br />
Archive/Alamy Stock Photo; 56 © Susan Meiselas/Magnum Photos; 58–9 © JoAnna Pollonais; 60M. freundl Gen. d. Künstlers Altman<br />
Siegel, San Francisco; 61, 62 M. freundl Gen. Shepard Fairey/obeygiant.com; 65, 66 M. freundl Gen. Pest Control Office; 68 Foto<br />
Asmoe; 70 Leandro Mantovani; 72–3 Courtesy Krink; 74 Solo One; 75 Miss Tic © ADAGP, Paris and DACS, London 2019; 77 Dave<br />
Stuart; 78 Patricia Monteiro/Bloomberg/Getty Images; 80 Azek © ADAGP, Paris and DACS, London 2019; 81o Simon Armstrong;<br />
81u Koso; 82 Foto Asmoe; 84 MVIN; 86 Invader © ADAGP, Paris and DACS, London 2019; 91, 92–3 MOBSTR, www.mobstr.org;<br />
94 MVIN; 96 Foto Falko one; 98 © Martha Cooper; 100, 101 M. freundl Gen. Thames & Hudson Ltd., London; 102 Publisher Tartown<br />
Record Co., New York, NY. Committee on Prints and Illustrated Books Fund, Museum of Modern <strong>Art</strong> (MoMA), New York, acc. no.<br />
854.2013.25. Foto 2019, Digitalfoto, The Museum of Modern <strong>Art</strong>, New York/Scala, Florenz. <strong>Art</strong>work © The Estate of Jean-Michel<br />
Basquiat/ADAGP, Paris and DACS, London 2019; 104–5 The <strong>Art</strong>ful Dodger; 108 Slinkachu; 110 Foto Farzad Owrang. Courtesy Ratio 3,<br />
San Francisco, CA, and Cheim & Read, New York, NY; 112 Eoin, www.artbyeoin.com; 114 Denham the Jeanmaker; 115 Photo Amy Ash;<br />
116 Foto Farzad Owrang. Courtesy Ratio 3, San Francisco and Cheim & Read, New York, NY; 117 M. freundl Gen. Privatsammlung. Foto<br />
MRpro. © Mirko Reisser (DAIM). © DACS 2019; 118 Mark Bode; 120–21 D*Face Studios; 122 Foto Herakut; 123, 124–5 Benjamin<br />
Roudet; 127 M. freundl Gen. des Künstlers; 128 JR-<strong>Art</strong>-net; 129 Foto Falko one; 130–31 Foto Alexandre Farto; 132 Foto Tod Seelie,<br />
M. freundl Gen. Swoon Studio; 133 C215 © ADAGP, Paris and DACS, London 2019; 134 FAILE; 135M. freundl Gen. The Estate of<br />
Margaret Kilgallen and Ratio 3, San Francisco, CA; 136 Hitotzuki; 137 Eltono; 138 Foto Remi Rough; 139 Foto Jordi Arques. <strong>Art</strong>work<br />
Nuria Mora © DACS 2019; 140 Foto Anthony Hamboussi; 142 M. freundl Gen. Pest Control Office; 143 Foto Mark Jenkins; 144 Foto<br />
Thomas Krüger; 145 Leon Reid IV (Darius Jones); 146 Slinkachu; 147 Udmurt; 149 Boris Tellegen; 150 Guido van Helten; 152 Ilya Mozgi;<br />
155 D*Face Studios; 156–7 Fotos Outblissed; 158–9 James French; 161 Andrew Burton/Getty Images; 162 © Matt Fox-Tucker/BA<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong>, www.buenosairesstreetart.com; 165 Guido van Helten; 166–7 <strong>Art</strong>work Millo, M. freundl Gen. des Künstlers www.millo.biz<br />
175
www.artessentials.de<br />
www.midascollection.com<br />
IMPRESSUM<br />
© 2022 Midas Collection<br />
ISBN 978-3-03876-213-3<br />
Herausgeber: Gregory C. Zäch<br />
Übersetzung: Claudia Koch<br />
Korrektorat: Kathrin Lichtenberg<br />
Layout: Ulrich Borstelmann<br />
Midas Verlag AG<br />
Dunantstrasse 3<br />
CH 8044 Zürich<br />
www.midas.ch<br />
Englische Originalausgabe:<br />
<strong>Street</strong> <strong>Art</strong> © 2019<br />
Thames & Hudson Ltd, London<br />
Text © 2019 Simon Armstrong<br />
Design by April<br />
Die deutsche Nationalbibliothek<br />
verzeichnet diese Publikation in der<br />
Deutschen Nationalbibliografie;<br />
detaillierte bibliografische Daten sind<br />
im Internet abrufbar unter:<br />
http://www.dnb.de<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
QUELLENANGABEN<br />
Front-Cover: D*Face (Dean Stockton), Love Won't Tear Us Apart, Sprühfarbe und<br />
Farbemulsion, Paris, 2017 (Detail von S. 120–21)<br />
Titelseite: Swoon,Installationsaufnahme von Swoons Retrospektive »The Canyon«, 2017<br />
(Detail von S. 132)<br />
Seite 4: Remi Rough, Wandgemälde für MB6 Marrakesch Biennale, 2016, Marrakesch<br />
(Detail von S. 138)<br />
Kapiteleinstiege: Seite 8 Jason REVOK, Detail von Obround Spirograph #1, 2018, Akryl<br />
und Synthetik-Polymer auf Leinwand, 182,9 x 294,6 cm. Privatsammlung;<br />
Seite 24 Cornbread (Darryl McCray), Cornbread Has Retired, 1971 (Detail von S. 33);<br />
Seite 40 Banksy, Dover (Detail von S. 65), 2017; Seite 68 Detail von Asmoe, Graffitecture,<br />
2018, Seremban, Malaysia; Seite 84 MVIN, 100 Persianas (100 Shutters), 2016,<br />
Barcelona (Detail von S. 94); Seite 110 Barry McGee, Houston <strong>Street</strong> and the Bowery,<br />
2010 (Detail von Seite 116); Seite 150 Guido van Helten, Untitled, 2015, Kiew (Detail von<br />
Seite 165)<br />
Zitate: Seite 9 übersetzt aus Chalfant, Henry und James Prigoff, Spraycan <strong>Art</strong> (Thames<br />
& Hudson, London and New York, NY, 1987), S.72; Seite 25 übersetzt aus Cornbread<br />
(Darryl McCray) zitiert in Sandra Shea, »The legend of Cornbread«, Philadelphia Inquirer,<br />
22. September 2014;<br />
Seite 41 übersetzt aus Lady Pink interviewed by Sacha Jenkins in Henry Chalfant und<br />
Sacha Jenkins, Training Days: The Subway <strong>Art</strong>ists Then and Now (Thames & Hudson, London<br />
and New York, NY, 2004), S.101; Seite 69 übersetzt aus Tracy 168 in Craig Castleman,<br />
Getting Up: Subway Graffiti in New York (The MIT Press, Boston, MA, 1982); Seite 85<br />
übersetzt aus Chalfant, Henry und James Prigoff, Spraycan <strong>Art</strong> (Thames & Hudson,<br />
London and New York, NY, 1987), S.8;<br />
Seite 97 übersetzt aus Fab 5 Freddy interviewed by Alex Gale in 2013, thirty years after<br />
the Wild Style movie was released: www.complex.com/pop-culture/2013/10/oral-historywild-style;<br />
Seite 111 übersetzt aus Nicholas Ganz, Graffiti World: <strong>Street</strong> <strong>Art</strong> from Five<br />
Continents (Thames & Hudson, London and New York, NY, 2009), S.91; Seite 151 Conor<br />
Harrington in Patrick Nguyen und Stuart Mackenzie (eds), Beyond the <strong>Street</strong> (Gestalten,<br />
Berlin, 2010), S.22; Seite 157 übersetzt aus Lutz Henke, »Why we painted over Berlin’s<br />
most famous graffiti«, Guardian, 19. Dezember 2014
ART ESSENTIALS<br />
-<br />
»Eine übersichtliche und ausgezeichnet<br />
recherchierte Referenz für eine wichtige<br />
Bewegung – Armstrongs Einblicke sind<br />
faszinierend.«<br />
-<br />
Remi Rough<br />
www.midas.ch | € 14.90<br />
ISBN: 978-3-03876-213-3<br />
MIDAS