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zstv.nomos.de<br />
1 | 2024<br />
Jahrgang 22<br />
Seiten 1–36<br />
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>Stiftungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Vereinswesen</strong><br />
Recht | Steuern | Wirtschaft | Politik<br />
Begründet von<br />
Prof. Dr. Olaf Werner<br />
Herausgegeben von<br />
Prof. Dr. Christian Fischer<br />
(Geschäftsführend)<br />
Prof. Dr. Bernd Andrick<br />
Dr. Ralph Bartmuß<br />
Dr. Harald Bösch<br />
Prof. Dr. Ansgar Hense<br />
Prof. Dr. Knut Werner Lange<br />
Dr. Ulrike Liebert<br />
Prof. Dr. Karlheinz Muscheler<br />
Michael Röcken<br />
Prof. Dr. Ingo Saenger<br />
Prof. Dr. Martin Schöpflin<br />
Prof. Dr. Martin Schulte<br />
Dr. Rupert Graf Strachwitz<br />
Stefan Winheller<br />
Aus dem Inhalt<br />
Aufsatz<br />
3 Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
Manfred Orth<br />
Digitaler Zugriff:
IMPRESSUM<br />
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Stiftungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Vereinswesen</strong> (ZStV)<br />
ISSN 1869-800X<br />
SCHRIFTLEITUNG<br />
Prisca Isabella Engeser (V.i.S.d.P.)<br />
REDAKTION<br />
Anne Brehm<br />
Abbe-Institut <strong>für</strong> <strong>Stiftungs</strong>wesen<br />
Ernst-Abbe-Str. 18<br />
07743 Jena<br />
E-Mail: redaktion@abbe-institut.de<br />
www.abbe-institut.de<br />
www.zstv.nomos.de<br />
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ZStV 1 | 2024<br />
INHALT<br />
EDITORIAL<br />
Der Praxistest hat begonnen<br />
Matthias Uhl 1<br />
AUFSATZ<br />
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
Manfred Orth 3<br />
AKTUELLE RECHTSPRECHUNG<br />
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III<br />
I
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Die Einführung<br />
NO M O SPRAXIS<br />
Winkler<br />
Das neue<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht<br />
Nomos<br />
Das neue <strong>Stiftungs</strong>recht<br />
Von MinR a.D. Angelo Winkler<br />
2024, ca. 350 S., brosch., ca. 69,– €<br />
ISBN 978-3-7560-0099-9<br />
E-Book 978-3-7489-1506-5<br />
Erscheint ca. März 2024<br />
Der Einführungsband ist auf die sich <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>praxis ergebenden<br />
Fragen zu den Neuregelungen ausgerichtet. Seine kompakte <strong>und</strong> kenntnisreiche<br />
Darstellung des neuen Rechts integriert ideal die Erläuterung der<br />
Unterschiede zum alten Recht <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf die Praxis.<br />
■ Name, Sitz <strong>und</strong> Vermögen der Stiftung<br />
■ Haftungsregelungen (Gr<strong>und</strong>sätze der Business Judgement Rule auch<br />
<strong>für</strong> wirtschaftliche Fehleinschätzungen; Haftungsbeschränkung in der<br />
Satzung)<br />
■ Erleichterungen <strong>für</strong> spätere, gr<strong>und</strong>legende Satzungsänderungen<br />
■ Umwandlungsmöglichkeiten in eine Verbrauchsstiftung (Abschaffung<br />
des Verbrauchsplans).<br />
■ Erweiterte Möglichkeiten <strong>für</strong> Fusionspartner <strong>und</strong> Gesamtrechtsnachfolge/Zulegung<br />
<strong>und</strong> Zusammenlegung von Stiftungen<br />
■ (Neu)Verwendung von Umschichtungsgewinnen im Interesse der<br />
bestehenden Stiftungen<br />
■ Neues <strong>Stiftungs</strong>register<br />
II<br />
ZStV 1 | 2024
zstv.nomos.de<br />
1 | 2024<br />
Jahrgang 22<br />
Seiten 1 – 36<br />
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> <strong>Stiftungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Vereinswesen</strong><br />
Recht | Steuern | Wirtschaft | Politik<br />
Begründet von Prof. Dr. Olaf Werner<br />
Herausgeber: Prof. Dr. Christian Fischer (Geschäftsführend), Friedrich-Schiller-Universität Jena | Prof. Dr. Bernd Andrick, Vorsitzender<br />
Richter am Verwaltungsgericht a.D., Rechtsanwalt, Gelsenkirchen | Dr. Ralph Bartmuß, Rechtsanwalt <strong>und</strong> Steuerberater, Dresden | Dr.<br />
Harald Bösch, Rechtsanwalt, Bregenz/Vaduz | Prof. Dr. Ansgar Hense, Institut <strong>für</strong> Staatskirchenrecht der Diözesen Deutschlands,<br />
Bonn | Prof. Dr. Knut Werner Lange, Universität Bayreuth | Dr. Ulrike Liebert, Richterin am B<strong>und</strong>esgerichtshof, Karlsruhe | Prof. Dr.<br />
Karlheinz Muscheler, Ruhr-Universität Bochum | Michael Röcken, Rechtsanwalt, Bonn | Prof. Dr. Ingo Saenger, Westfälische Wilhelms-<br />
Universität Münster | Prof. Dr. Martin Schöpflin, LL.M., Norddeutsche Hochschule <strong>für</strong> Rechtspflege Hildesheim | Prof. Dr. Martin<br />
Schulte, Technische Universität Dresden | Dr. Rupert Graf Strachwitz, Maecenata Institut <strong>für</strong> Philanthropie <strong>und</strong> Zivilgesellschaft, Berlin<br />
| Stefan Winheller, LL.M. Tax, Rechtsanwalt, Frankfurt a. M.<br />
Schriftleitung: Prisca Isabella Engeser (V.i.S.d.P.), Jena<br />
Redaktion: Anne Brehm, Abbe-Institut <strong>für</strong> <strong>Stiftungs</strong>wesen, Ernst-Abbe-Str. 18, 07743 Jena<br />
Internet: www.zstv.nomos.de | www.abbe-institut.de<br />
Editorial<br />
Der Praxistest hat begonnen<br />
Mit dem Gesetz zur Vereinheitlichung des <strong>Stiftungs</strong>rechts vom<br />
16. Juli 2021, das zum 1. Juli 2023 in wesentlichen Teilen in Kraft<br />
getreten ist, ist das <strong>Stiftungs</strong>privatrecht gr<strong>und</strong>sätzlich abschließend<br />
<strong>und</strong> einheitlich in den §§ 80 bis 88 BGB geregelt worden (zu den<br />
damit verb<strong>und</strong>enen Erwartungen <strong>und</strong> zur Kritik s. Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform<br />
2021, 2021, Rn. 6 ff.).<br />
Obwohl schon bis dahin in der <strong>Stiftungs</strong>rechtswissenschaft streitig<br />
diskutiert wurde, wie weit die Gesetzgebungskompetenzen der B<strong>und</strong>esländer<br />
reichen, sind die LandesStiftG kompetenzrechtlich nunmehr<br />
endgültig zu bloßen Aufsichtsgesetzen „degradiert“ worden.<br />
Ihnen verbleibt danach lediglich das öffentlich-rechtliche <strong>Stiftungs</strong>recht,<br />
das heißt insbesondere die Ausgestaltung des Verfahrens <strong>für</strong><br />
die Anerkennung von Stiftungen <strong>und</strong> die Genehmigung von Satzungsänderungen,<br />
die laufende <strong>Stiftungs</strong>aufsicht mitsamt Aufsichtsmaßstab<br />
<strong>und</strong> Aufsichtsmittel sowie die Festlegung der jeweils zuständigen<br />
Behörden. Infolgedessen waren die LandesStiftG um deren<br />
ehemals stiftungsprivatrechtliche Inhalte zu bereinigen. Die dem<br />
vorliegenden ZStV-Sonderheft gewidmete Analyse des (beinahe) abgeschlossenen<br />
Reformprozesses aus der Feder von Manfred Orth<br />
zeigt, dass dies bisweilen unter Fortführung landesspezifischer Tra-<br />
ZStV 1/2024 1
Editorial<br />
ditionen <strong>und</strong> vereinzelt sogar mit neuen „Verschlimmbesserungen“<br />
geschehen ist.<br />
In der Tat pflegen die reformierten Landesgesetze weiterhin<br />
zahlreiche Eigenheiten. Beispiele gefällig? – Das Hamburgische<br />
<strong>Stiftungs</strong>gesetz kennt nach wie vor sein „Stifterprivileg“<br />
(dazu in diesem Heft Orth, Rn. 106). Wie bislang schränken<br />
einige Landesgesetze die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>für</strong> bestimmte <strong>Stiftungs</strong>typen,<br />
v.a. Familienstiftungen (neu vereinzelt sogar Verbrauchsstiftungen),<br />
ein (näher Orth, Rn. 69 ff.). Schleswig-<br />
Holstein verlangt Stiftungen, deren Gr<strong>und</strong>stockvermögen<br />
mindestens zwei Millionen Euro beträgt, neu eine Pflichtprüfung<br />
ab (vgl. Orth, Rn. 123). Und in Bayern wurden zwar folgerichtig<br />
die Genehmigungspflichten <strong>für</strong> bestimmte, als typologisch<br />
„riskant“ eingestufte Rechtsgeschäfte ersatzlos gestrichen,<br />
<strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts jedoch – kompetenziell<br />
unbedenklich – aufrechterhalten (vgl. Orth, Rn. 26).<br />
<strong>Stiftungs</strong>praktiker, die nach weiteren Blüten des Föderalismus<br />
suchen, werden nachfolgend bei Orth rasch fündig.<br />
So sehr im Fachschrifttum mit der Vereinheitlichung des <strong>Stiftungs</strong>privatrechts<br />
die Hoffnung verb<strong>und</strong>en worden ist, auch<br />
die Novellierung der <strong>Stiftungs</strong>gesetze der Länder möge sich<br />
dem Desiderat der <strong>Stiftungs</strong>praxis fügen <strong>und</strong> ein möglichst<br />
verständliches <strong>und</strong> einfaches, weil vereinheitlichtes <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsrecht<br />
bieten, so ernüchternd fällt nun das Fazit aus:<br />
Unter der Sonne der neuen §§ 80 ff. BGB gibt es auf dem<br />
Boden des Landesrechts insoweit wenig Neues. Letztlich<br />
bleibt es also beim Kompetenzgerangel <strong>und</strong> einer bisweilen<br />
deutlich divergierenden, schwer zu kontrollierenden Anerkennungs-<br />
<strong>und</strong> Genehmigungspraxis? Beim Forum shopping<br />
von Stiftern <strong>und</strong> beim Länderhopping von Stiftungen durch<br />
Verlegung des Satzungssitzes zur Erringung eines (vermeintlich)<br />
günstigen Aufsichtsrechts <strong>und</strong>/oder einer (vermeintlich)<br />
günstigen Anwendung dwesselben? Bei einer Rechtszersplitterung,<br />
in der sich der <strong>Stiftungs</strong>praktiker die jeweils anwendbaren<br />
Normen von Fall zu Fall zusammensuchen muss?<br />
Die Aufgabe ist alles andere als trivial, was nur wenige Beispiele<br />
aus dem Recht der Satzungsänderung (§ 85 BGB) zeigen:<br />
Wann genau sind die Mittel nicht mehr „ausreichend“<br />
i.S.d. § 85 Abs. 1 Satz 2 BGB <strong>für</strong> die nachhaltige Erfüllung<br />
des <strong>Stiftungs</strong>zwecks <strong>und</strong> wie konkret „absehbar“ muss die<br />
Zeit im Sinne dieser Vorschrift sein, innerhalb derer solche<br />
Mittel auch nicht hinzuerworben werden können? Welche<br />
Satzungsregelungen gehören zu den „anderen prägenden Bestimmungen“<br />
i.S.d. § 85 Abs. 2 Satz 1 BGB außerhalb der<br />
benannten Regelbeispiele im darauffolgenden Satz? Welche<br />
Fallgruppen fallen unter § 85 Abs. 3 BGB, das heißt welche<br />
konkreten Satzungsänderungen, die nicht bereits wie die Änderungen<br />
gemäß Abs. 1 f. BGB die <strong>Stiftungs</strong>verfassung prägen,<br />
„dienen“ der Zweckerfüllung? Und schließlich: Wann<br />
sind „Inhalt <strong>und</strong> Ausmaß“ von Änderungsermächtigungen<br />
des Stifters so „hinreichend bestimmt“ i.S.d. § 85 Abs. 4 BGB<br />
festgelegt, damit <strong>Stiftungs</strong>organe – womöglich Jahrzehnte<br />
nach Formulierung der Änderungsklausel – rechtssicher von<br />
ihnen Gebrauch machen können?<br />
Eine möglichst einheitliche Auslegung <strong>und</strong> Anwendung der<br />
neuen BGB-Vorschriften – stets mit dem Seitenblick <strong>für</strong> die<br />
Besonderheiten, die den Einzelfall auszeichnen – bleibt die<br />
größte Herausforderung der jüngsten Reform des <strong>Stiftungs</strong>rechts<br />
<strong>und</strong> die vornehmste Aufgabe der Landesstiftungsbehörden.<br />
Bislang ist vorgesehen, dass die Vorschriften des neuen <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts<br />
zwei Jahre nach ihrem Inkrafttreten evaluiert<br />
werden (RechtsA-Ber., BT-Drs. 19/31118, 8 zu IV.1). Es erscheint<br />
aber als eher fraglich, ob der Praxistest bis dahin<br />
schon zu belastbaren Erkenntnissen führt.<br />
Dr. Matthias Uhl<br />
Rechtsanwalt <strong>und</strong> Partner bei Peters,<br />
Schönberger & Partner, München<br />
Zu diesen Themen bietet der nachfolgende Beitrag Orths in<br />
Form einer vergleichenden Analyse der neuen landesgesetzlichen<br />
Bestimmungen Überblick <strong>und</strong> Orientierung. Und demjenigen,<br />
der diese Fragen <strong>für</strong> sich bejaht, bleibt immerhin eine<br />
Hoffnung, – die Hoffnung, dass die <strong>Stiftungs</strong>behörden der<br />
Länder das vereinheitlichte BGB-<strong>Stiftungs</strong>privatrecht in Zukunft<br />
einheitlich anwenden. Praktisch bedeutsam wird dies insbesondere<br />
bei den neuen BGB-Bestimmungen zur Auflösung<br />
<strong>und</strong> Aufhebung von Stiftungen (§§ 87 ff. BGB), zu Zu- <strong>und</strong><br />
Zusammenlegungen von Stiftungen (§§ 86 ff. BGB) sowie zu<br />
Satzungsänderungen in den §§ 85, 85a BGB, denn in all diesen<br />
Fällen geht es nicht ohne die zuständige Landesbehörde. Diese<br />
Tatbestände zu Gr<strong>und</strong>lagenänderungen machen einerseits die<br />
unterschiedlich strengen Anforderungen der „alten“ Landesgesetze<br />
vergessen. Andererseits enthalten sie eine Reihe von unbestimmten<br />
Rechtsbegriffen. Das Ziel des Gesetzgebers, das <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht<br />
im BGB (weiter) zu vereinheitlichen <strong>und</strong> bisherige<br />
Streitfragen zu klären, wird daher nur erreichbar sein,<br />
wenn diese unbestimmten Rechtsbegriffe von den Landesstiftungsbehörden<br />
einheitlich ausgelegt <strong>und</strong> angewendet werden.<br />
2<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
Manfred Orth, Rockenberg*<br />
Inhaltsübersicht<br />
I. Bereinigung der LandesStiftG nach b<strong>und</strong>esrechtlicher Rn.<br />
Vereinheitlichung des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts 1<br />
1. Notwendigkeit einer Bereinigung der LandesStiftG 1<br />
2. Verbliebene Materie <strong>und</strong> Reformansätze 3<br />
3. Neue oder geänderte LandesStiftG 7<br />
a) Die gesetzlichen Regelungen 7<br />
b) Gesetzgebungsverfahren 8<br />
c) Struktur 12<br />
4. Säumige Länder 16<br />
5. Gesetzgebungskompetenz 18<br />
6. Geltungsbereich der LandesStiftG 27<br />
a) <strong>Stiftungs</strong>arten 27<br />
b) Begriffsbestimmungen 33<br />
c) Sondervorschriften 39<br />
aa) Geltungsbereich <strong>und</strong><br />
Gesetzgebungskompetenz 39<br />
bb) Inhalte 42<br />
cc) Insbesondere Stiftungen des öffentlichen<br />
Rechts 43<br />
d) Ansässigkeit 52<br />
e) Statusklärung 53<br />
II. <strong>Stiftungs</strong>behörden 54<br />
III. <strong>Stiftungs</strong>aufsicht 59<br />
1. Rechtsgr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Bedeutung 59<br />
2. Rechtsaufsicht 64<br />
3. Einschränkung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>für</strong> Familienstiftungen<br />
u.Ä. sowie Verbrauchsstiftungen 69<br />
4. Aufsichtsmittel 80<br />
a) Strukturen 80<br />
b) Anzeige- <strong>und</strong> Genehmigungspflichten 83<br />
c) Allgemeines Unterrichtungsrecht der<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde 87<br />
d) Rechnungslegung 91<br />
aa) Gesetzgebungskompetenz 91<br />
bb) Die gesetzlichen Regelungen 97<br />
cc) Ausgestaltung der Rechnungslegung 108<br />
e) Prüfung der Rechnungslegung 109<br />
aa) Gr<strong>und</strong>sätzliche Prüfungspflicht der<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörden 109<br />
bb) „Verlagerung der Jahresrechnungsprüfung<br />
von der staatlichen auf die private Seite“? 111<br />
cc) Prüfung durch einen Abschlussprüfer oder<br />
eine andere Prüfungseinrichtung 114<br />
f) Beanstandung, Anordnung, Ersatzvornahme/<br />
Zwangsmittel 126<br />
g) Abberufung von Organmitgliedern, Bestellung<br />
von Sachwaltern oder Beauftragten 132<br />
5. Rechtschutz 136<br />
6. Gebühren <strong>und</strong> Kosten 138<br />
7. Ordnungswidrigkeiten <strong>und</strong> Bußgelder 139<br />
8. <strong>Stiftungs</strong>akte, Informationszugang, Akteneinsicht 140<br />
9. Sonderregelungen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>für</strong><br />
bestimmte <strong>Stiftungs</strong>arten <strong>und</strong> <strong>Stiftungs</strong>typen 143<br />
10. Verhältnis von <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
<strong>und</strong> Steueraufsicht 148<br />
11.Einschränkung von Gr<strong>und</strong>rechten 150<br />
IV. Publizität 151<br />
1. <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis / Vertretungsbescheinigung 151<br />
2. Bekanntmachungen 154<br />
3. <strong>Stiftungs</strong>register 155<br />
V. Inkrafttreten / Außerkrafttreten 159<br />
VI. Bewertung der Reform 162<br />
Mit der <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021 wollte der B<strong>und</strong>esgesetzgeber<br />
das <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht im BGB vereinheitlichen <strong>und</strong> abschließend<br />
regeln. Damit wurden diejenigen Bereiche des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts,<br />
die bisher in den Landesstiftungsgesetzen<br />
(LandesStiftG) geregelt waren, in das B<strong>und</strong>esrecht „hochgezogen“.<br />
Die LandesStiftG waren deshalb als Nächstes korrespondierend<br />
zu bereinigen. Dies hätte auch Gelegenheit geboten,<br />
Streitfragen im öffentlich-rechtlichen <strong>Stiftungs</strong>recht zu<br />
klären, dessen Regelungen – wo nötig oder empfehlenswert –<br />
zu verbessern <strong>und</strong> auch länderübergreifend zu vereinheitlichen<br />
– kurzum, der Reform des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts auf B<strong>und</strong>esebene<br />
eine Reform der LandesStiftG folgen zu lassen.<br />
Der B<strong>und</strong>esgesetzgeber hat das „Gesetz zur Vereinheitlichung<br />
des <strong>Stiftungs</strong>rechts“ vom 16.7.2021 erst zum 1.7.2023 in<br />
Kraft treten lassen. Mit diesem rd. zweijährigen Übergangszeitraum<br />
sollte den Stiftungen ausreichend Zeit gegeben werden,<br />
um ihre Satzungen den §§ 80 – 88 BGB-neu anzupassen,<br />
<strong>und</strong> den B<strong>und</strong>esländern, um ihre <strong>Stiftungs</strong>gesetze zu ändern.<br />
Bis zum 1.7.2023 waren die LandesStiftG aber erst in sieben<br />
B<strong>und</strong>esländern geändert. Weitere vier B<strong>und</strong>esländer haben dies<br />
bis zum Jahresende 2023 nachgeholt. In zwei B<strong>und</strong>esländern ist<br />
ein Regierungsentwurf in das Gesetzgebungsverfahren eingebracht<br />
worden <strong>und</strong> in einem weiteren B<strong>und</strong>esland liegt ein Refentenentwurf<br />
vor. Redaktion <strong>und</strong> Autor wollen mit diesem Beitrag<br />
nicht zuwarten, bis das letzte der 16 B<strong>und</strong>esländer „geliefert“<br />
hat, sondern veröffentlichen ihn mit einem Redaktionsschluss<br />
10.1.2024 unter Auswertung der elf verabschiedeten no-<br />
* Prof. Dr. Manfred Orth ist Rechtsanwalt, Steuerberater <strong>und</strong> Wirtschaftsprüfer,<br />
Honorarprofessor der Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
<strong>und</strong> Of Counsel bei Peters, Schönberger & Partner, München.<br />
ZStV 1/2024 3
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
vellierten LandesStiftG, <strong>und</strong> der drei Entwürfen von Landes-<br />
StiftG; die Regelungen der bisher untätig gebliebenen zwei Länder<br />
werden zT in eckigen Klammern erwähnt. Die mithin in fünf<br />
B<strong>und</strong>esländern noch ausstehenden endgültigen Regelungen werden<br />
in einem späteren Beitrag nachgetragen.<br />
I. Bereinigung der LandesStiftG nach<br />
b<strong>und</strong>esrechtlicher Vereinheitlichung des<br />
<strong>Stiftungs</strong>zivilrechts<br />
1. Notwendigkeit einer Bereinigung der LandesStiftG<br />
[1] Mit der <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021 1 ist das <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts<br />
in den §§ 80 – 88 BGB-neu „vereinheitlicht“ worden;<br />
es sollten außerdem „Streitfragen geklärt“ <strong>und</strong> das <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht<br />
„abschließend geregelt werden“. 2 Diese Änderungen<br />
des B<strong>und</strong>esrechts 3 sind gr<strong>und</strong>sätzlich zum 1.7.2023 in<br />
Kraft getreten, die Bestimmungen zum <strong>Stiftungs</strong>register treten<br />
jedoch erst zeitversetzt zum 1.1.2026 in Kraft. 4 Durch diese<br />
Regelungen wollte der B<strong>und</strong>esgesetzgeber seine diesbezügliche<br />
Kompetenz zur konkurrierenden Gesetzgebung auf dem<br />
„Gebiet des bürgerlichen Rechts“ (Art. 72, 74 Abs. 1 Nr. 1<br />
GG) ausschöpfen. 5 Entgegenstehende landesrechtliche Regelungen<br />
werden nichtig. 6 Die LandesStiftG waren deshalb als<br />
Nächstes korrespondierend zu bereinigen.<br />
[2] Ziel dieses Beitrags ist ein Überblick über die neuen oder<br />
geänderten LandesStiftG <strong>und</strong> deren erste Analyse.<br />
2. Verbliebene Materie <strong>und</strong> Reformansätze<br />
[3] Für die LandesStiftG verblieb nach der Vereinheitlichung<br />
des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts gr<strong>und</strong>sätzlich nur noch das öffentlichrechtliche<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht 7 , insbesondere also<br />
■ die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht im weiteren Sinne 8 , dh die staatliche<br />
Mitwirkung an der Entstehung von Stiftungen (Anerkennung)<br />
<strong>und</strong> an organschaftlichen Satzungsänderungen<br />
sowie sonstigen Gr<strong>und</strong>lagenänderungen (Genehmigungen)<br />
oder behördliche Satzungsänderungen sowie sonstige<br />
Gr<strong>und</strong>lagenänderungen, jeweils durch die Landes-<strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
(s. Rn. 54 ff.), <strong>und</strong><br />
■ die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht im engeren Sinne durch die Landes-<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörden (s. Rn. 59 ff.) mit Regelungen insbesondere<br />
des Aufsichtsmaßstabs <strong>und</strong> der Aufsichtsmittel.<br />
[4] Im <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht blieben den Ländern nur noch drei<br />
ihnen vorbehaltene Regelungsbereiche (s. Rn. 19).<br />
[5] Außer der notwendigen Bereinigung der LandesStiftG<br />
(s. Rn. 1) wurde auch deren Reform angestrebt 9 : Es sollten<br />
generell Beiträge zu der – bereits mit der Reform des B<strong>und</strong>esrechts<br />
intendierten – „Verbesserung der Rechtssicherheit“ 10<br />
<strong>und</strong> „ zur Verwaltungsvereinfachung <strong>und</strong> Entbürokratisierung<br />
sowie zur Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der<br />
1 Gesetz zur Vereinheitlichung des <strong>Stiftungs</strong>rechts <strong>und</strong> zur Änderung<br />
des Infektionsschutzgesetzes (StiftR-VereinhG) v. 16.7.2021,<br />
BGBl. I 2021, 2947.<br />
2 StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 29, Ber.RechtsA, BT-Drs.<br />
19/31118, 7.<br />
4<br />
3 [2] Schrifttum zu §§ 80 – 88 BGB neu (einschließlich Entstehung):<br />
Aufsätze: Burgard ZStV 2016, 81; Nicolai/Kuszlik ZRP 2016, 47;<br />
Weitemeyer AcP 217 (2017), 431; Winkler ZStV 2017, 165; Arnold<br />
npoR 2017, 185; Graf Strachwitz ZStV 2017, 161; Grob npoR 2017,<br />
132; Gantenbrink/Plottek ZStV 2017, 211; Neuhoff ZStV 2017, 217;<br />
Mehren DStR 2018, 1773; Gollan ErbR 2018, 202; Muscheler ZRP<br />
2018, 217; Muscheler ZEV 2019, 1; Fein/Articus npoR 2019, 49;<br />
Kroschke npoR 2019, 283; Weitemeyer ZGR 2019, 238; Burgard<br />
NPLY 2019, 71; Wachter GmbHR 2020, 356; Arnold/Burgard/Droege/Hüttemann/Jakob/Leuschner/Rawert/Roth/Schauhoff/Segna/Weitemeyer<br />
ZIP 2020 Beilage zu Heft 10, 3 (Professorenentwurf); A. Werner<br />
npoR 2020, 106; Arnold/Burgard/Jakob/Roth/Weitemeyer npoR<br />
2020, 294; Mehren/Lorenz DStR 2020, 2547; Graf Strachwitz ZStV<br />
2020, 161 u. 212; Gharsi/Krag/Heuel/Kraftsoff/Schildhorn/Stolte/<br />
Weber Stiftung&Sponsoring Rote Seiten 06.2020; Mayen ZHR 184<br />
(2020), 691; Orth ZStV 2020, 81; Orth BB 2020, 2612; Gollan/Richter<br />
npoR 2021, 29; Markworth NZG 2021, 100; Kämmerer/Rawert<br />
npoR 2021, 273; Schauer npoR 2021, 35; Orth BB 2021, 268; Orth<br />
MDR 2021, 1225 u. 1304; Hepperle npoR 2021, 42; Burgard npoR<br />
2021, 1; Burgard npoR 2021, 78; Burgard ZStV 2021, 45; Burgard<br />
GmbHR 2021, R224; Roth npoR 2021, 80; Arnold npoR 2021, 84;<br />
Gollan npoR 2021, 277; Schwalm ZEV 2021, 68; Feick/Schwalm<br />
NZG 2021, 525; Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3;<br />
Lorenz/Mehren DStR 2021, 1774; Schuck/Medinger ZEV 2021, 298;<br />
Schuck/Medinger npoR 2021, 284; Stolte BB 2021, 1026; Pruns ErbR<br />
2021, 577; Pruns ZErb 2021, 301; R. Werner ErbR 2021, 482; Holzer<br />
ZNotP 2021, 55; Uffmann ZIP 2021, 1251; Achilles npoR 2021,<br />
161 <strong>und</strong> 242; Schienke-Ohletz/Junius-Morawe BB 2021, 1886; Baßler/Stöffler/Blecher<br />
GmbHR 2021, 1125; Schauer npoR 2021, 35;<br />
Schauer npoR 2022, 54; Schauhoff/Mehren NJW 2021, 2293; Hüttemann/Rawert<br />
AcP 222 (2022), 302; Janitzki ErbR 2022, 15; Scholz<br />
npoR 2022, 50; Breyer FuS 2022, 18; Pawlytta/Pfeiffer ZErb 2022,<br />
255; Schauer ZEV 2022, 512; Uhl Ubg 2022, 551; Theuffel-Werhahn/<br />
Mühlendiek ZStV 2022, 87; Lange ZStV 2022, 167; Aumann DNotZ<br />
2022, 894; W<strong>und</strong>erlich/Hilser RiW 2022, 796; Lingelbach ZStV<br />
2023, 1; Schaub-Englert NVwZ 2023, 221 ; Burgard npoR 2023,<br />
103; Burgard GmbHR 2023, R208; Burgard ZStV 2023, 159; Schauhoff<br />
npoR 2023, 111; Spiegel npoR 2023, 113; Ch. Fischer ZStV<br />
2023, 113; Alvermann/Cremers DStR 2023, 1667; Schön in FS Henssler,<br />
2023, 1237; Weitemeyer/Steffen ZIP 2023, 1617; Lorenz/Meyers<br />
DStR 2023, 2013; Mecking ZStV 2023, 153; Burgard ZStV 2023,<br />
159; v. Thünen/Möller ZStV 2023, 170; Hüttemann/Schauhoff DB<br />
2023, 2523; Orth ZStV 2023, 193; Janitzki ErbR 2024, 2.<br />
Bücher/Kommentare: Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021, 2021;<br />
Schiffer/Pruns/Schürmann, Die Reform des <strong>Stiftungs</strong>rechts, 2022;<br />
Barzen, Das neue <strong>Stiftungs</strong>recht, 2022; Schauhoff/Mehren, <strong>Stiftungs</strong>recht<br />
nach der Reform, 2022; Burgard, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2023; Richter,<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023; Andrick/Muscheler/Uffmann, Bochumer<br />
Kommentar zum <strong>Stiftungs</strong>recht, 2023; Winkler, Das neue <strong>Stiftungs</strong>recht,<br />
2024 (in Vorber.).<br />
4 Art. 11 StiftR-VereinhG.<br />
5 StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 32 f. Zur Einschränkung<br />
bezüglich der Rechnungslegung s. Rn. 91 ff.<br />
6 Allgemein dazu BVerfG v. 14.1.2015 – 1 BvR 931/12, BVerfGE 138,<br />
261 Rn. 50: Rechtsfolge ergibt sich aus Art. 72 Abs. 1 GG selbst; aA<br />
BVerwG v. 27.11.1992 – 8 C 9/91, NVwZ 1993, 1197: Rückgriff<br />
auf Art. 31 GG erforderlich; zum Meinungsstand im Schrifttum vgl.<br />
die Nachw. bei Wollenschläger in Bonner Kommentar, GG Art. 72<br />
Rn. 216 (Stand: 08/2018).<br />
7 Zu den Gestaltungsspielräumen der Länder im vereinheitlichten <strong>Stiftungs</strong>recht<br />
Achilles npoR 2023, 185; Kämmerer (s. Fn. 27).<br />
8 Zur Differenzierung zwischen <strong>Stiftungs</strong>aufsicht iwS <strong>und</strong> ieS vgl. zB<br />
Winkler in Werner/Saenger/Fischer, Die Stiftung, 2. Aufl. 2019, § 27<br />
Rn. 24 f.; BayStiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505, 11 (zu Nr. 14); RhPf-<br />
StiftG-RefE zu § 7;<br />
9 Zur (Vorläufer-)Reform der LandesStiftG im Anschluss an die <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform<br />
2002 durch das Gesetz zur Modernisierung des<br />
<strong>Stiftungs</strong>rechts (des B<strong>und</strong>es) v. 1.9.2002 (BGBl. I 2002, 2634) s.<br />
B<strong>und</strong>esministerium der Justiz (Hrsg.), Bericht der B<strong>und</strong>-Länder-Arbeitsgruppe<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht v. 19.10.2001, 2001, insbes. S. 31 ff. u.<br />
54 ff.; Hüttemann/Rawert ZIP 2002, 2019; Backert/Carstensen ZIP<br />
2003, 284; Peiker ZSt 2003, 47 u. 79; Hüttemann ZHR 167 (2003),<br />
35; Richter ZEV 2003, 314; Richter ZSt 2004, 19; Muscheler ZSt<br />
2004, 3; Schulte/Risch ZSt 2004, 11; Richter ZEV 2005, 517; Richter/Sturm<br />
NZG 2005, 655; Schulze/Risch DVBl. 2005, 9; Arndt<br />
npoR 2010, 93; Reuter npoR 2010, 69. Weitemeyer/Franzius in<br />
Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht, 2011, Kap. 2.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
Stiftungen“ bzw. „Entschlusskraft ihrer Organe“ geleistet<br />
werden 11 <strong>und</strong> es sollten speziell in den Vorschriften über die<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht bisherige „Unklarheiten <strong>und</strong> Widersprüche<br />
aufgelöst“ bzw. „Zweifelsfragen“ geklärt <strong>und</strong> die Vorschriften<br />
geändert werden, die sich „als verbesserungswürdig erwiesen<br />
haben“ 12 , um so das Gesetz „zu aktualisieren <strong>und</strong> es<br />
rechtsklarer, verständlicher <strong>und</strong> somit anwenderfre<strong>und</strong>licher<br />
zu gestalten“ 13 .<br />
[6] Rechtstatsachen 14 : Zum 31.12.2022 gab es in Deutschland<br />
25.254 rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts,<br />
die meisten davon in Nordrhein-Westfalen (4.885), gefolgt<br />
von Bayern (4.418) <strong>und</strong> Baden-Württemberg (3.665). Nach<br />
der <strong>Stiftungs</strong>dichte geordnet, also nach dem Verhältnis von<br />
Stiftungen zu dort lebenden Menschen (Stiftungen pro<br />
100.000 Einwohner), liegen die Stadtstaaten Hamburg<br />
(80,4) <strong>und</strong> Bremen (51,1) an der Spitze, gefolgt von den Flächenstaaten<br />
Hessen (42,8), Bayern (33,5), Baden-Württemberg<br />
(32,9), Rheinland-Pfalz (32,5) <strong>und</strong> Niedersachsen<br />
(31,8). Die nächste Gruppe bilden Berlin (28,7), NRW<br />
(27,3) <strong>und</strong> Schleswig-Holstein (27,3). Zur letzten Gruppe<br />
gehören Thüringen (18,8), Saarland (18,5), Sachsen (15,7),<br />
Sachsen-Anhalt (15,7), Mecklenburg-Vorpommern (11,3)<br />
<strong>und</strong> Brandenburg (11,0). Dem entspricht der Stellenwert<br />
bzw. die praktische Bedeutung des jeweiligen Landesstiftungsrechts.<br />
Eine gewisse Korrelation ist auch beim Engagement<br />
der Länder zur rechtzeitigen Bereinigung ihrer Landes-<br />
StiftG erkennbar (s. Rn. 7 u. 16 f.) – mit Brandenburg als<br />
„Ausreißer“.<br />
3. Neue oder geänderte LandesStiftG<br />
a) Die gesetzlichen Regelungen<br />
Hessen<br />
(2)<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
(9)<br />
Niedersachsen<br />
(10)<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
(4)<br />
Rheinland-<br />
Pfalz<br />
Saarland<br />
Sachsen<br />
(11)<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
(4)<br />
Thüringen<br />
Gesetz zur Neuregelung stiftungsrechtlicher<br />
Vorschriften <strong>und</strong> zur Änderung anderer Rechtsvorschriften<br />
v. 16.2.2023 (GVBl. 2023, 90)<br />
Erstes Gesetz zur Änderung des LandesStiftGs<br />
v. 5.10.2023 (GVOBl. 2023, 734)<br />
Gesetz zur Anpassung niedersächsischer<br />
Rechtsvorschriften aus Anlass der Vereinheitlichung<br />
des <strong>Stiftungs</strong>rechts<br />
v. 11.10.2023 (GVBl. 2023, 250)<br />
<strong>Stiftungs</strong>gesetz <strong>für</strong> das Land Nordrhein-Westfalen<br />
(<strong>Stiftungs</strong>gesetz NRW – StiftG NRW)<br />
v. 30.5.2023 (GV. 2023, 340)<br />
LandesStiftG (LStiftG)<br />
(bislang nur RefE)<br />
Bislang noch kein Gesetzentwurf<br />
Gesetz zur Anpassung stiftungsrechtlicher Vorschriften<br />
v. 28.11.2023 (GVBl. 2023, 870)<br />
<strong>Stiftungs</strong>gesetz Sachsen-Anhalt (StiftG LSA)<br />
(bislang nur RegE, LT-Drs. 8/3427)<br />
Gesetz über rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen<br />
Rechts (<strong>Stiftungs</strong>gesetz – StiftG)<br />
sowie zur Änderung weiter Rechtsvorschriften<br />
v. 30.5.2023 (GVOBl. 2023, 279)<br />
Bislang noch kein Gesetzentwurf<br />
[7] Neue LandesStiftG oder Änderungsgesetze sind – wie aus<br />
der folgenden Übersicht 15 ersichtlich 16 – seit Mitte 2022 bis<br />
Ende 2023 bislang von 11 Ländern verabschiedet worden. 17<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
(7)<br />
Bayern<br />
(8)<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
(1)<br />
Bremen<br />
(3)<br />
Hamburg<br />
(6)<br />
Gesetz zur Änderung des <strong>Stiftungs</strong>gesetzes <strong>für</strong><br />
Baden-Württemberg <strong>und</strong> weiterer Vorschriften<br />
v. 30.6.2023 (GBl. 2023, 229)<br />
Gesetz zur Änderung des Bayerischen <strong>Stiftungs</strong>gesetzes<br />
v. 24.7.2023 (GVBl. 2023, 449)<br />
Gesetz zur Novellierung des Berliner <strong>Stiftungs</strong>gesetzes<br />
sowie zur Änderung der<br />
Verwaltungsgebührenordnung<br />
(bislang nur SenE, AGH-Drs. 19/1386)<br />
Gesetz zur Änderung stiftungsrechtlicher <strong>und</strong><br />
weiterer Vorschriften<br />
v. 30.6.2022 (GVBl. I 2022 Nr. 18)<br />
Gesetz zur Neufassung des Bremischen <strong>Stiftungs</strong>gesetzes<br />
<strong>und</strong> zur Änderung des Gesetzes<br />
über Vertretungsbescheinigungen<br />
v. 28.3.2023 (GBl. 2023, 325)<br />
Hamburgisches <strong>Stiftungs</strong>gesetz (HmbStiftG)<br />
v. 13.6.2023 (GVBl. 2023, 211)<br />
10 So BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 10 f. (Begründung AT I.); LSA-<br />
StiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 21 (Begründung AT).<br />
11 So StiftG NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 10 (Begründung AT); Brem-<br />
StiftG-SenE, Bürg-Drs. 20/1829, 7 (Begründung AT); RhPfStiftG-<br />
RefE Vorblatt unter B.<br />
12 So HessStiftG-RegE, LT-Drs. 20/9473, 9 (Begründung AT); ähnlich<br />
BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 10 f. (Begründung AT I.); Bay-<br />
StiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505 (Vorblatt unter B, Begründung AT);<br />
StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 18 (Begründung AT); Bbg-<br />
StiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597 (Begründung AT); NdsStiftG-RegE, LT-<br />
Drs. 19/1299, 7 (Begründung AT); LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427,<br />
20 (Begründung AT).<br />
13 So LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 20 (Begründung AT).<br />
14 Vgl. B<strong>und</strong>esverband Deutscher Stiftungen (BVDStift), Zahlen,<br />
Daten, Fakten zum deutschen <strong>Stiftungs</strong>wesen (Stand: 31.12.2022),<br />
(abrufbar unter https://www.stiftungen.org/stiftungen/zahlen-<strong>und</strong>daten.hmtl).<br />
15 In der Übersicht werden die jeweiligen Gesetzesüberschriften wiedergegeben.<br />
Kurzbezeichnungen <strong>und</strong> Abkürzungen der jeweiligen<br />
LandesStiftG enthalten nur einzelne Gesetzesüberschriften. Sie finden<br />
sich meist erst in der folgenden Artikelüberschrift. Da die dortigen<br />
Abkürzungen aber keiner einheitlichen Struktur folgen, werden<br />
in dem Beitrag im Übrigen die Abkürzungen verwendet, die im stiftungsrechtlichen<br />
Schrifttum gebräuchlich sind.<br />
16 Die zeitliche Reihenfolge der Gesetze ergibt sich aus den Klammerzusätzen<br />
unterhalb der einzelnen Länder.<br />
17 Im Titel dieses Beitrags wird die Reform gleichwohl nur dem Jahr<br />
2023 zugeordnet, weil die Bereinigung der LandesStiftG zum<br />
1.7.2023 geboten war (dazu <strong>und</strong> zur tatsächlichen Entwicklung<br />
s. Rn. 1, 16 f. u. 159 ff.).<br />
ZStV 1/2024 5
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
b) Gesetzgebungsverfahren<br />
[8] In den Gesetzgebungsverfahren hatten die jeweils späteren<br />
Gesetzentwürfe 18 die früheren Entwürfe der anderen Länder<br />
als „Anschauungsmaterial“ zur Verfügung. 19 Die Transparenz<br />
der Gesetzgebungsverfahren war in den Ländern unterschiedlich:<br />
Referentenentwürfe 20 waren nur von einigen Ländern<br />
auf ihren Beteiligungsportalen o. Ä. eingestellt worden 21 oder<br />
Interessierten auf Anfrage zur Verfügung gestellt worden.<br />
[9] Die meisten der Gesetzentwürfe stammten gewissermaßen<br />
„aus der Feder“ der obersten <strong>Stiftungs</strong>behörden der Länder. 22<br />
Denn zuständiges bzw. federführendes Ministerium <strong>für</strong> die<br />
Entwürfe war idR jeweils das Ministerium des Innern 23 , das<br />
idR zugleich als „oberste <strong>Stiftungs</strong>behörde“ fungiert. 24 Das<br />
führte naturgemäß zu einer gewissen Prägung der Entwürfe.<br />
Verbände 25 <strong>und</strong> Schrifttum 26 haben (im Vorfeld <strong>und</strong>) zu den<br />
Entwürfen Stellung genommen, die auch Gegenstand von<br />
Vorträgen auf Tagungen 27 waren. Nur vier Länder gehen in<br />
ihren Regierungsentwürfen auf die Stellungnahmen der Verbände<br />
zu den Referentenentwürfen ein. 28 In den Gesetzgebungsverfahren<br />
selbst kam es nicht mehr zu gr<strong>und</strong>legenden<br />
Änderungen durch die Landesparlamente. 29<br />
[10] Bei den Gesetzen handelt es sich meist um sog. Ablösegesetze<br />
30 . Das sind konstitutive Neufassungen der LandesStiftG,<br />
durch die Verbesserungsmöglichkeiten, insbesondere in sprachlicher<br />
<strong>und</strong> rechtssystematischer Hinsicht umfassend ausgeschöpft<br />
werden können. 31 Durch ein Ablösegesetz wird das bisherige Gesetz<br />
aufgehoben; an seine Stelle tritt ein neu geschaffenes Gesetz.<br />
32 Die jeweils gewählte Gesetzestechnik, Ablösegesetz 33 oder<br />
bloßes Änderungsgesetz 34 , ist auch ein Indiz <strong>für</strong> die Bereitschaft,<br />
Verbesserungsmöglichkeiten (Steigerung der Rechtsklarheit, Verständlichkeit<br />
<strong>und</strong> Anwenderfre<strong>und</strong>lichkeit 35 ) auszuschöpfen.<br />
[11] Die Länder haben ihre Bereinigung <strong>und</strong> Fortschreibung<br />
der <strong>Stiftungs</strong>gesetze inhaltlich leider nicht umfassend koordiniert.<br />
36 Der B<strong>und</strong>esverband Deutscher Stiftungen (BVDStift)<br />
hatte in seinen Stellungnahmen zu den Referentenentwürfen 37<br />
<strong>für</strong> „eine größere Harmonisierung zwischen den neuen LandesStiftGn“<br />
plädiert. Baden-Württemberg 38 hat darauf erwidert:<br />
„Die Länder waren im Rahmen der Erarbeitung der jeweiligen<br />
Änderungen ihrer LandesStiftG in einem regen <strong>und</strong><br />
18 Regierungsentwürfe (<strong>und</strong> Beschlussempfehlungen sowie Berichte der<br />
Ausschüsse) in zeitlicher Reihenfolge: Brandenburg, LT-Drs. 7/4597<br />
v. 1.12.2021 (Beschl.Empf. u. Ber.InnenA, LT-Drs. 7/5704<br />
v. 17.6.2022); Hessen, LT-Drs. 20/9473 v. 4.11.2022 (Beschl.Empf.<br />
u. Ber.InnenA, LT-Drs. 20/10484 v. 2.2.2023); Nordrhein-Westfalen,<br />
LT-Drs. 18/1921 v. 1.12.2022 (Beschl.Empf. u. Ber.HauptA, LT-Drs.<br />
18/4315 v. 11.5.2023); Schleswig-Holstein: LT-Drs. 20/741.<br />
v. 27.2.2023 (Beschl.Empf. u. Ber. Innen/RechtsA, LT-Drs. 20/948<br />
(neu)); Bremen, Bürg-Drs. 20/1829 v. 21.3.2023; Bayern, LT-Drs.<br />
18/28505 v. 18.4.2023 (Beschl.Empf. u. Ber.RechtsA, LT-Drs.<br />
18/29855 v. 6.7.2023); Hamburg, Bürg-Drs. 22/11643 v. 18.4.2023<br />
(Ber.RechtsA. Bürg-Drs. 22/12021 v. 24.5.2023); Mecklenburg-Vorpommern,<br />
LT-Drs. 8/2085 v. 26.4.2023 (Beschl.Empf. u. Ber.RechtsA,<br />
LT-Drs. 8/2628 v. 11.9.2023); Niedersachsen, LT-Drs. 19/1299<br />
v. 2.5.2023 (Beschl.Empf. u. Ber.InnenA, LT-Drs. 19/2476 u.<br />
19/2508 v. 4.10.2023); Baden-Württemberg, LT-Drs. 17/4737<br />
v. 9.5.2023 (Beschl.Empf. u. Ber.InnenA, LT-Drs. 17/4916<br />
v. 20.6.2023); Sachsen, LT-Drs. 7/13448 v. 16.5.2023; (Beschl.Empf.<br />
u. Ber.InnenA, LT-Drs. 7/14821 v. 27.10.2023); Sachsen-Anhalt, LT-<br />
Drs. 8/3427 v 5.12.2023. Berlin, AGH-Drs. 19/1386 v. 4.1.2024.<br />
6<br />
19 Wobei die zeitliche Reihenfolge der Regierungsentwürfe (RegE)<br />
nicht synchron verlief mit der zeitlichen Reihenfolge der Referentenentwürfe<br />
(RefE).<br />
20 Die meisten sind schlicht als „Entwürfe“ bezeichnet worden, sachlich<br />
handelte es sich um Referentenentwürfe (so ausdrücklich die<br />
Bezeichnung in Sachsen u. Sachsen-Anhalt).<br />
21 S.a. Kretschmann ZStV 2023, 80.<br />
22 Das ist aber kein Spezifikum des <strong>Stiftungs</strong>rechts. Auch die Entwürfe<br />
zB <strong>für</strong> Steuergesetze entstehen meist im B<strong>und</strong>esfinanzministerium (in<br />
Abstimmung mit den Ländern). Allerdings hat hier das sog. Strucksche<br />
Gesetz („Kein Gesetz kommt aus dem Parlament so heraus, wie<br />
es eingebracht worden ist“) eine größere Bedeutung (s.a. jüngst Piltz,<br />
Steuergesetzgebung – Ein Kampf ums Recht, 2023, passim u. S. 69 f.,<br />
78 ff. u. 122 ff. zur Bedeutung der Ministerialbürokratie).<br />
23 Vgl. BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 3; BbgStiftG-RegE, LT-Drs.<br />
7/4597, 3; HessStiftG-RegE, LT-Drs. 20/9473, 1; NdsStiftG-RegE,<br />
LT-Drs. 19/1299, 1; StiftG NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 2; RhPf-<br />
StiftG-RefE, Vorblatt unter E.; SächsStiftG-RegE, LT-Drs. 7/13448,<br />
4; SchlHStiftG-RegE, LT-Drs. 20/741, 4.<br />
24 Dazu s. Rn. 55 f.<br />
25 Vgl. insbes. B<strong>und</strong>esverband Deutscher Stiftungen (BVDStift), https://<br />
www.stiftungen.org/verband/wer-wir-sind/interessenvertretung/stellungnahmen.html<br />
(zuletzt abgerufen am 18.12.2023), mit Stellungnahmen<br />
zur anstehenden Novellierung der LandesStiftG (<strong>Stiftungs</strong>position<br />
05-2022) <strong>und</strong> zu den Gesetzentwürfen der einzelnen LandesStiftG<br />
(<strong>Stiftungs</strong>positionen 09-2022 [HessStiftG-RefE/12.9.2022], 10/2022<br />
[StiftG NRW-RefE/14.10.2022], 11/2022 [SchlHStiftG-RefE/18.11.2022],<br />
02/2023 [SächsStiftG-RefE/4.2.2023, BremStiftG-RefE/23.2.2023],<br />
03/2023 [HmbStiftG-RefE/15.3.2023, BayStiftG-RefE/30.3.2023,<br />
NdsStiftG-RefE/30.3.2023], 04-2023 [MVStiftG-RefE/3.4.2023,<br />
BWStiftG-RefE/11.4.2023], 08/2023 [StiftG Bln-RefE/11.8.2023],<br />
09-2023 [LSAStiftG-RefE/25.9.2023]; 11-2023 [RhPf-<br />
StiftG/19.11.2023]). Der BVDStift hat inzwischen auch <strong>für</strong> jedes der<br />
11 bislang verabschiedeten LandesStiftG eine „Handreichung“ mit<br />
den wichtigsten Änderungen aufbereitet, https://www.stiftungen.org/<br />
stiftungen/basiswissen-stiftungen/stiftungsgruendung/landesstiftungsgesetze.html<br />
(zuletzt abgerufen am 18.12.2023).<br />
26 Suerbaum, Die Stiftung, Jahreshefte zum <strong>Stiftungs</strong>wesen 2020, 19;<br />
Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 41 ff.; Runte ZfgK<br />
2022, 2; Stolte BB 42/2022, Die Erste Seite; Weitemeyer npoR 2023, 7;<br />
Hüttemann npoR 2023, 45; Kretschmann ZStV 2023, 80 (s.a. Rn. 91<br />
u. 108 zur Rechnungslegung).<br />
27 22. Hamburger Tage des <strong>Stiftungs</strong>- <strong>und</strong> Non-Profit-Rechts am<br />
11./12.11.2022, ua mit Vorträgen von Hüttemann, Änderungsbedürftigkeit<br />
der LandesStiftG nach dem Gesetz zur Vereinheitlichung des<br />
<strong>Stiftungs</strong>rechts; Spiegel, Rechnungslegung <strong>und</strong> Prüfung nach der <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform<br />
(Tagungsbericht von Hepperle/Steffen in npoR<br />
2023, 94); Arbeitskreis <strong>Stiftungs</strong>privatrecht beim B<strong>und</strong>esverband<br />
Deutscher Stiftungen am 20.1.2023, ua mit Vorträgen von Kämmerer,<br />
Legislative Spielräume <strong>für</strong> die Länder nach der Vereinheitlichung des<br />
<strong>Stiftungs</strong>rechts – oder: Wie abschließend sind die neuen §§ 80 ff.<br />
BGB?; A. Werner, Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse aus der Sicht der Praxis<br />
<strong>für</strong> ein sinnvolles Zusammenwirken von B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> LandesStiftGn.<br />
28 Baden-Württemberg, LT-Drs. 17/4737, 15 ff.; Berlin, AGH-Drs.<br />
19/1386, 20 ff; Hamburg, Bürg-Drs. 22/11643, 1 ff.; Sachsen-Anhalt,<br />
LT-Drs. 3427, 4 ff.<br />
29 Zu inhaltlichen Änderungen s. zB Rn. 64 Fn. 225, Rn. 97 Fn. 331.<br />
30 So ausdrücklich StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 1 (Vorblatt unter<br />
B. u. C.); BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597, 1 (Vorblatt unter B.); StiftG<br />
NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 9 (Deckblatt u. Begründung AT); Sächs-<br />
StiftG-RegE, LT-Drs. 7/13448 (Vorblatt unter B); LSAStiftG-RegE, LT-<br />
Drs. 8/3427, 21 (Begründung AT).<br />
31 S.a. LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 21 (Begründung AT): „vermeidet<br />
Lücken infolge von notwendigen Streichungen <strong>und</strong> führt zu einem<br />
übersichtlicheren Aufbau“.<br />
32 B<strong>und</strong>esministerium der Justiz (Hrsg.), Handbuch der Rechtsförmlichkeit,<br />
3. Aufl. 2022, Teil D, 2.<br />
33 StiftG Bln-SenE, BbgStiftG, BremStiftG, HmbStiftG, HessStiftG; Nds-<br />
StiftG, StiftG NRW, RhPfStiftG-RefE; SächsStiftG, LSAStiftG-RegE;<br />
SchlHStiftG.<br />
34 BWStiftG, BayStiftG, MVStiftG.<br />
35 S.o. Rn. 5.<br />
36 Da<strong>für</strong> hatten Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 41 ff.,<br />
mit dem „Modellentwurf eines LandesStiftGs“ (StiftG-ME) einen Vorschlag<br />
vorgelegt.<br />
37 BVDStift, Stellungnahmen s. Rn 9 Fn 25.<br />
38 BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 23.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
fruchtbaren Austausch. Im Hinblick auf die historisch gewachsenen<br />
landesspezifischen Eigenheiten <strong>und</strong> Strukturen im <strong>Stiftungs</strong>wesen<br />
ist eine gänzliche b<strong>und</strong>eseinheitliche Harmonisierung<br />
der LandesStiftG jedoch weder sinnvoll noch umsetzbar<br />
gewesen.“ 39 Von außen betrachtet, wird jedoch gerade „moniert,<br />
dass man sich nicht in größeren R<strong>und</strong>en zusammengetan<br />
habe, um einheitliche Regelungen zu finden“. 40 Nach Winkler<br />
41 „hätte das Verwaltungsverfahrensgesetz ein Vorbild sein<br />
können. Hier hätten sich die Länder … frühzeitig zusammengesetzt<br />
<strong>und</strong> dadurch verhindert, dass sich die Landesverwaltungsverfahrensgesetze<br />
zu weit auseinanderentwickeln“. 42<br />
c) Struktur<br />
[12] In den Gesetzestexten <strong>und</strong> den Begründungen der Entwürfe<br />
gibt es zwar Bestimmungen <strong>und</strong> Passagen, die einander<br />
entsprechen. 43 Es bleiben aber weiterhin wesentliche Unterschiede<br />
sowohl hinsichtlich der Länge der Gesetzestexte<br />
(Spanne zwischen 9 Paragraphen in Hamburg <strong>und</strong> 40 Paragraphen<br />
in Baden-Württemberg) als auch hinsichtlich der Inhalte<br />
der Regelungen. Allerdings sollte man das Paragraphenzählen<br />
nicht überbewerten, deren Zahl hängt auch von der<br />
Regelungstechnik ab, zB ob die Aufsichtsmittel in einem Paragraphen<br />
zusammengefasst oder in jeweils einzelnen Paragraphen<br />
geregelt werden (s. Rn. 82); letzteres macht diese<br />
Regelungen übersichtlicher. Inhaltlich kann man von einer<br />
„kleinen Lösung“ sprechen 44 , die sich auf den Mindestbestand<br />
an Regelungen (s. Rn. 13) beschränkt, <strong>und</strong> von einer<br />
„großen Lösung“ mit Regelungen aus dem Katalog in Rn. 14.<br />
[13] Mindestbestand der LandesStiftG sind Bestimmungen zu 45 :<br />
■ Geltungsbereich (s. Rn. 27 ff.),<br />
■ <strong>Stiftungs</strong>behörden 46 (s. Rn. 54 ff.),<br />
■ den LandesStiftGn vorbehaltenen stiftungszivilrechtlichen<br />
Regelungen (s. Rn. 19),<br />
■ <strong>Stiftungs</strong>aufsicht (s. Rn. 59 ff.),<br />
■ Aufsichtsmittel (s. Rn. 80 ff.) einschließlich Rechnungslegungspflichten<br />
der Stiftungen gegenüber den <strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
(s. Rn. 91 ff.),<br />
■ Inkrafttreten (s. Rn. 158 ff.).<br />
Inhaltlich haben die LandesStiftG aber selbst diesen Mindestbestand<br />
nicht einheitlich geregelt.<br />
[14] Hinzutreten in den LandesStiftG ggf. Bestimmungen insbesondere<br />
folgenden Inhalts:<br />
■ Begriffsbestimmungen (s. Rn. 33 ff.),<br />
■ Sondervorschriften <strong>für</strong> Familienstiftungen u.Ä. sowie<br />
Verbrauchsstiftungen (s. Rn. 69 ff.),<br />
■ Sondervorschriften <strong>für</strong> kommunale <strong>und</strong> kirchliche Stiftungen<br />
sowie Stiftungen des öffentlichen Rechts<br />
(s. Rn. 39 ff. u. 142 ff.),<br />
■ Statusklärung (s. Rn. 53),<br />
■ Verfahrens- <strong>und</strong> Formvorschriften (s. Rn 58),<br />
■ Bekanntmachungen (s. Rn. 153),<br />
■ Gebühren <strong>und</strong> Kosten (s. 138),<br />
■ Ordnungswidrigkeiten <strong>und</strong> Bußgelder (s. Rn. 139),<br />
■ <strong>Stiftungs</strong>akte, Informationszugang <strong>und</strong> Akteneinsicht<br />
(s. Rn. 140 f.),<br />
■ Einschränkung von Gr<strong>und</strong>rechten (s. 149),<br />
■ Geltung <strong>für</strong> bestehende Stiftungen (s. R. 160).<br />
[15] Nur <strong>für</strong> einen Übergangszeitraum – bis das <strong>Stiftungs</strong>register<br />
seinen Betrieb aufgenommen hat (s. Rn. 155 ff.) – gelten<br />
die Vorschriften zu den <strong>Stiftungs</strong>verzeichnissen <strong>und</strong> den<br />
Vertretungsbescheinigungen fort (s. Rn. 151 ff. u. 157 f.).<br />
4. Säumige Länder<br />
[16] Der B<strong>und</strong>esgesetzgeber hatte das Inkrafttreten des <strong>Stiftungs</strong>rechts-Vereinheitlichungsgesetzes<br />
vom 16.7.2021 um<br />
rd. zwei Jahre bis zum 1.7.2023 hinausgeschoben. Damit<br />
sollte „den Stiftungen ausreichend Zeit gegeben werden, um<br />
ihre <strong>Stiftungs</strong>satzungen anzupassen, <strong>und</strong> den Ländern, um<br />
ihre <strong>Stiftungs</strong>gesetze zu ändern.“ 47 Bis zum 30.6.2023 hatten<br />
aber nur sieben Länder neue <strong>Stiftungs</strong>gesetze verabschiedet<br />
oder ihre <strong>Stiftungs</strong>gesetze geändert (s. Rn. 7). Die übrigen<br />
neun Länder waren mithin säumig. Nach dem 1.7.2023 <strong>und</strong><br />
bis zum 31.12.2023 haben weitere 4 Länder ihre <strong>Stiftungs</strong>gesetze<br />
novelliert (s. Rn. 7). In den verbliebenen fünf Ländern<br />
gibt es in zwei Ländern einen RegE, in einem Land einen<br />
RefE (s. Rn. 7) <strong>und</strong> in zwei Ländern sind auskunftsgemäß<br />
RefE „in Arbeit“.<br />
[17] Die <strong>Stiftungs</strong>gesetze der Länder, die bis zum 30.6.2023<br />
nicht tätig geworden sind, werden am 1.7.2023 insoweit nichtig,<br />
als sie stiftungszivilrechtliche Inhalte haben, die durch die<br />
§§ 80 – 88 BGB-neu geregelt sind (s. Rn. 1). Das (temporäre)<br />
gesetzgeberische Unterlassen dieser Länder verstößt gegen den<br />
ungeschriebenen Verfassungsgr<strong>und</strong>satz der B<strong>und</strong>estreue bzw.<br />
die Pflicht des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder zu b<strong>und</strong>esfre<strong>und</strong>lichem<br />
Verhalten 48 <strong>und</strong> verursacht Rechtsunsicherheit bei den Rechtsanwendern,<br />
inwieweit jeweils eine Nichtigkeit eingetreten ist. 49<br />
39 Dazu s.a. LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 21(Begründung AT):<br />
„Hinsichtlich des Regelungsinhalts wurde auf weitgehende Kontinuität<br />
geachtet, um die <strong>Stiftungs</strong>praxis nicht durch unnötige Änderungen<br />
zu belasten.“; StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 20: „praktisch<br />
nicht zielführende Harmonisierung zwischen den neuen LandesStiftG“.<br />
40 So Kupke (Ev. Kirche Westf.) lt. Hepperle/Steffen [s. Fn. 27] npoR<br />
2023, 94 (95).<br />
41 Von 1991-2016 Referatsleiter im Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt<br />
<strong>und</strong> Mitglied der B<strong>und</strong>-Länder-Arbeitsgruppe „<strong>Stiftungs</strong>recht“.<br />
42 So lt. Hepperle/Steffen [s. Fn. 27] npoR 2023, 94 (95).<br />
43 S. zB Rn. 27 ff., 70, 83, 87 ff., 97 ff., 109 ff. 126 ff. u. 132 ff.<br />
44 So in der Anhörung zum MVStiftG-RegE (s. Ber.RechtsA v. 11.9.2023,<br />
LT-Drs. 8/2628, 4).<br />
45 Weitgehend übereinstimmend mit dem Modellentwurf eines Landes-<br />
StiftG von Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (41 ff.),<br />
dort jedoch ohne (3) <strong>und</strong> mit ausdrücklicher Erstreckung auf „Bestehende<br />
Stiftungen“ (dazu s. Rn. 161).<br />
46 Zur Ausnahme Hamburg s. Rn 54.<br />
47 So StiftR-VereinhG-RegE, BT- Drs. 19/28173, 107 (zu Art. 9 Abs. 2).<br />
Das im RegE vorgesehene Inkrafttretens-Datum 1.7.2022 ist aufgr<strong>und</strong><br />
der Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses nochmals<br />
um ein Jahr auf den 1.7.2023 hinausgeschoben worden (BT-Drs.<br />
19/30938, 6 zu Art. 11 Abs. 2, u. BT-Drs. 19/31118, 12 zu Nr. 7).<br />
48 Zu einem Verstoß sowohl durch ein Tun als auch durch ein Unterlassen<br />
ua beim Erlass von Gesetzen s. BVerfG v. 30.7.1958 – 2 BvG<br />
1/58, BVerfGE 8, 122.<br />
49 Dazu s.a. MVStiftG-RegE, LT-Drs. 8/2085, 10 (zu § 2): „erhebliche<br />
Zweifel an der Fortgeltung der .. Zuständigkeitsregelungen im LandesStiftG“<br />
bezüglich der Aufgaben, die in den §§ 80 ff. BGB-neu<br />
gr<strong>und</strong>legend neu gestaltet worden sind.<br />
ZStV 1/2024 7
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
5. Gesetzgebungskompetenz<br />
[18] Die Länder haben im Bereich der konkurrierenden Gesetzgebung<br />
die Befugnis zur Gesetzgebung, solange <strong>und</strong> soweit der B<strong>und</strong><br />
von seiner Gesetzgebungszuständigkeit nicht durch Gesetz Gebrauch<br />
gemacht hat (Art. 72 Abs. 1 GG). Das <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht<br />
mit seinen nach heutigem Verständnis öffentlich-rechtlichen Bestandteilen<br />
ist ein traditioneller Teil des „bürgerlichen Rechts“, das<br />
zu den Gegenständen der konkurrierenden Gesetzgebung gehört<br />
(Art. 74 Abs. 1 Nr. 1 GG). 50 Auf diese Bestimmung werden auch<br />
die Regelungen zum <strong>Stiftungs</strong>register als Annex zum <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht<br />
gestützt. 51 Den Ländern steht also im <strong>Stiftungs</strong>recht keine<br />
Gesetzgebungsbefugnis mehr zu, soweit der B<strong>und</strong> mit den §§ 80 –<br />
88 BGB-neu von seiner Kompetenz zur konkurrierenden Gesetzgebung<br />
Gebrauch gemacht hat (dazu s. Rn. 1) 52 <strong>und</strong> damit nach<br />
Art. 72 Abs. 1 GG eine sog. Sperrwirkung eingetreten ist. Da der<br />
B<strong>und</strong> das <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht abschließend regeln <strong>und</strong> damit seine<br />
Gesetzgebungskompetenz ausschöpfen wollte (s. Rn. 1), hatten die<br />
Länder nur noch insoweit eine Gesetzgebungskompetenz <strong>für</strong> stiftungsprivatrechtliche<br />
Regelungen, als der B<strong>und</strong> den Ländern derartige<br />
Zuständigkeiten ausdrücklich überlassen hat (s. Rn. 19) oder<br />
keinen Regelungswillen erkennen lässt 53 (s. Rn. 93).<br />
[19] Drei ausdrückliche Regelungsvorbehalte bzw. -ermächtigungen<br />
sind in den §§ 80 – 88 BGB-neu zugunsten des Landesrechts<br />
enthalten, von denen die meisten Länder – zumindest<br />
teilweise – auch Gebrauch gemacht haben 54 :<br />
■ § 83c Abs. 3 BGB-neu: Behördlich zugelassene, zeitlich<br />
begrenzte Ausnahme vom Gebot der Erhaltung des<br />
Gr<strong>und</strong>stockvermögens. 55<br />
■ § 87c Abs. 1 S. 4 BGB-neu: Bestimmung einer anderen<br />
juristischen Person des öffentlichen Rechts als Anfallberechtigte<br />
statt des Fiskus. 56<br />
■ § 88 BGB-neu 57 : Vorschriften über die kirchlichen Stiftungen,<br />
insbesondere zur Beteiligung, Zuständigkeit <strong>und</strong><br />
Anfallberechtigung der Kirchen. 58<br />
[20] Für kommunale Stiftungen existiert – anders als <strong>für</strong><br />
kirchliche Stiftungen – kein derartiger Regelungsvorbehalt.<br />
Im Gesetzgebungsverfahren ist man davon ausgegangen, dass<br />
<strong>für</strong> kommunale Stiftungen eine „Öffnungsklausel <strong>für</strong> das<br />
Landesrecht nicht erforderlich“ sei. 59<br />
[21] § 83 Abs. 1 BGB-neu, wonach die Verfassung einer Stiftung<br />
außer durch B<strong>und</strong>esrecht <strong>und</strong> das <strong>Stiftungs</strong>geschäft auch<br />
durch Landesrecht bestimmt wird, dh durch die Landes-<br />
StiftG 60 , schafft keine – über die dem Landesgesetzgeber vorbehaltenen<br />
Bereiche (s. Rn. 19) hinausgehende – Gesetzgebungsbefugnis<br />
der Länder im Bereich des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts. 61<br />
[22] Einige Bestimmungen in den neuen LandesStiftG könnten<br />
wegen fehlender Gesetzgebungskompetenz der Länder<br />
nichtig sein, weil der B<strong>und</strong> insoweit von seiner Gesetzgebungsbefugnis<br />
auf dem Gebiet des „bürgerlichen Rechts“<br />
(s. Rn. 18) Gebrauch gemacht hat, nämlich<br />
■ Verbot, die Anerkennung einer Stiftung mit Auflagen oder<br />
Bedingungen zu versehen 62 ;<br />
■ Anhörung des lebenden Stifters vor einer Satzungsänderung,<br />
Zulegung, Zusammenlegung oder Auflösung der Stiftung 63 ;<br />
8<br />
■<br />
Recht des Stifters, auf die Vorlage einer Jahresrechnung<br />
gegenüber der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht auch nach Errichtung der<br />
Stiftung noch verzichten zu können 64 ,<br />
50 StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 32 f. (Begründung AT, III.).<br />
51 StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 33 (Begründung AT, III.).<br />
Kompetenzrechtlich ablehnend Kämmerer/Rawert npoR 2020, 273,<br />
zur Führung des <strong>Stiftungs</strong>registers durch das B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Justiz.<br />
52 Dazu zB Stumpf in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023, § 2<br />
Rn. 17 ff.; Kämmerer/Rawert npoR 2020, 273 (276).<br />
53 Kämmerer (s. Fn. 27); Stumpf in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl.<br />
2023, § 2 Rn. 17; Achilles npoR 2023, 185.<br />
54 Ausnahme: Berlin; andere Länder (NRW, Sachsen-Anhalt) beschränken<br />
sich auf Regelungen zu kirchlichen Stiftungen. Dazu StiftG Bln-<br />
SenE, AGH-Drs. 19/1386, 12 (zu Art. 1) u. LSAStiftG-RegE, LT-Drs.<br />
8/3427, 20 (Begründung AT): Möglichkeit zur Regelung in der Satzung<br />
ausreichend.<br />
55 § 7 BWStiftG; § 3 BremStiftG; § 4 S. 2-4 HmbStiftG; § 4 HessStiftG; § 3<br />
NdsStiftG; § 6 Abs. 2 RhPfStiftG-RefE; [§ 6 Abs. 1 S. 1 SaarlStiftG]; § 7<br />
Abs. 1 S. 2-4 SächsStiftG; § 7 Abs. 2 SchlHStiftG. Kritisch zur Inanspruchnahme<br />
dieser Ermächtigung Weitemeyer npoR 2023, 7 (9), im Anschluss<br />
an Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (19), sowie<br />
BVDStift in seinen Stellungnahmen zu den einschlägigen LandesStiftGn<br />
(s. Fn. 25) mit Entgegnung BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 18 f.<br />
56 Art. 5 BayStiftG; § 10 BbgStiftG; § 3 BremStiftG; § 7 HmbStiftG;<br />
§ 15 HessStiftG; §§ 10 Abs. 4, 11 Abs. 5 MVStiftG; §§ 13 Abs. 4, 14<br />
Abs. 2 NdsStiftG; § 12 Abs. 5 StiftG NRW; § 10 Abs. 4 RhPfStiftG-<br />
RefE; [§§ 19 Abs. 5, 20 Abs. 3 SaarlStiftG]; § 9 SächsStiftG; § 5<br />
SchlHStiftG; [§§ 15 Abs. 3, 16 Abs. 5 ThürStiftG].<br />
57 „Die Vorschriften … bleiben unberührt“ (§ 88 Satz 1 BGB-neu) erläutert<br />
StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 80 (zu § 88), dahingehend:<br />
„Die Vorschrift stellt klar, dass nicht nur die bestehenden landesrechtlichen<br />
Vorschriften weiterhin Bestand haben, sondern die Länder<br />
auch neue Regelungen zu kirchlichen Stiftungen treffen können.“<br />
58 §§ 22 ff. BWStiftG; Art. 1 Abs. 4, 22 ff. BayStiftG; §§ 2, 9 Satz 2, 10<br />
BbgStiftG; § 12 BremStiftG; §§ 2 Abs. 3, 5 Abs. 2, 7 HmbStiftG; §§ 1<br />
Abs. 4, 13, 15 S. 1 Nr. 3 HessStiftG; § 11 MVStiftG; §§ 9 Nr. 2, 14<br />
NdsStiftG; §§ 11 f. StiftG NRW; §§ 2 Abs. 6, 10 RhPfStiftG-RefE; [§ 19<br />
SaarlStiftG]; §§ 4, 9 Nr. 2, 11 Abs. 1 Satz 1 SächsStiftG; §§ 2 Abs. 2, 11<br />
LSAStiftG-RegE; §§ 5 Abs. 1 Nr. 2, 16 SchlHStiftG; [§ 16 ThürStiftG].<br />
59 So StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 119 zu Nr. 2 (Gegenäußerung<br />
der BReg zum Vorschlag des BRat, in § 84 BGB-RegE<br />
nach Absatz 3 einen Absatz einzufügen, wonach „durch Landesrecht<br />
<strong>für</strong> kommunal verwaltete Stiftungen von den Absätzen 1 <strong>und</strong> 2 abgewichen<br />
werden kann“); <strong>und</strong> weiter: „Damit eine Stiftung als kommunale<br />
Stiftung anzusehen ist, muss in der Satzung geregelt sein,<br />
dass die Gemeinde oder ein Gemeindeorgan die Aufgaben des <strong>Stiftungs</strong>vorstands<br />
wahrnimmt, dh. dass sie Vorstandsmitglied ist. Wenn<br />
in der Satzung einer Stiftung bestimmt ist, dass das Vorstandsmitglied<br />
der Stiftung eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist, zB<br />
eine Gemeinde, dann richtet es sich nach den <strong>für</strong> die Körperschaft<br />
geltenden Vorschriften, durch welches Organ die öffentlich-rechtliche<br />
Körperschaft diese Aufgaben wahrnimmt. Das kann durch Landesrecht<br />
geregelt werden, ohne dass es hierzu der [vom B<strong>und</strong>esrat]<br />
vorgeschlagenen Ausnahmeregelung zu § 84 BGB-neu bedarf.“<br />
60 StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 52 (zu § 83 Abs. 1).<br />
61 Dazu s.a. Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021, 2021, Rz. 136.<br />
62 § 6 Abs. 1 S. 2 SächsStiftG.<br />
63 § 8 HmbStiftG. Ablehnend dazu BVDStift in seiner Stellungnahme<br />
v. 15.3.2023 (s. Fn. 25). Nach Hüttemann/Rawert AcP 222 (2022),<br />
301 (320), zulässig soweit Anhörung des Stifters der Aufklärung des<br />
„bei der Errichtung der Stiftung zum Ausdruck gekommenen Willens“<br />
(§ 82 Abs. 2 BGB-neu) dient, nicht dagegen zur Berücksichtigung<br />
des „aktuellen Willens“ des Stifters.<br />
64 § 5 Abs. 4 S. 1 HmbStiftG (s. Rn. 106: Option (1), Alt. 2). Bedenklich,<br />
da im Zuge der Reform des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts (s. Rn. 1) (auch) ein<br />
Satzungs-Änderungsrecht des noch lebenden Stifters ausdrücklich abgelehnt<br />
worden ist, weil es eine „Abkehr von dem Gr<strong>und</strong>satz“ wäre, „dass<br />
die Stiftung nach ihrer Entstehung nicht nur in ihrem Bestand, sondern<br />
auch hinsichtlich ihrer inhaltlichen Ausrichtung nicht mehr zur Disposition<br />
des Stifters steht <strong>und</strong> dass <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>organe <strong>und</strong> die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
der Wille des Stifters maßgeblich ist, der bei Errichtung der Stiftung<br />
zum Ausdruck gekommen ist“ (StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs.<br />
19/28173, 30 f., Begründung AT). Nach Hüttemann/Rawert AcP 222<br />
(2022), 301 (319 f.), ist der „aktuelle Stifterwille“ <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>verfassung<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> das Verwaltungsverfahren „bedeutungslos“.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> Satzungsänderung einer steuerbegünstigten<br />
Stiftung: Bestätigung der steuerrechtlichen Auswirkungen<br />
durch das Finanzamt 65 ,<br />
Satzungsanpassungspflicht an die §§ 80 – 88 BGB-neu <strong>für</strong><br />
bestehende Stiftungen innerhalb eines (weiteren) Übergangszeitraums<br />
bis 30.6.2024 66 ,<br />
Anzeigepflichten, die Genehmigungspflichten gleichkommen<br />
(s. Rn. 84 f.).<br />
Zu kompetenzrechtlich ebenfalls kontrovers diskutierten<br />
Aufsichtsmitteln s. Rn. 25.<br />
[23] Problematisch sind auch Bestimmungen in den neuen<br />
LandesStiftG, nach denen die Anerkennung oder die Genehmigung<br />
von Gr<strong>und</strong>lagenänderungen einer Stiftung des bürgerlichen<br />
Rechts durch die <strong>Stiftungs</strong>behörde nur „im Einvernehmen“<br />
mit einem anderen Rechtsträger erfolgen darf. 67<br />
Soweit es sich bei diesem anderen Rechtsträger um die zuständige<br />
Kirchenbehörde handelt, ist § 88 BGB-neu<br />
(s. Rn. 19) da<strong>für</strong> die Rechtsgr<strong>und</strong>lage. 68<br />
[24] Vereinzelt werden Regelungen in den §§ 80 – 88 BGBneu<br />
bzw. im StiftRG inhaltlich wiederholt, nämlich<br />
■ „Stiftungen des bürgerlichen Rechts sind Stiftungen nach<br />
den §§ 80 bis 88 BGB“ 69 .<br />
■ „Die Verwaltung des <strong>Stiftungs</strong>vermögens richtet sich nach<br />
den §§ 83b <strong>und</strong> 83c BGB“ 70 .<br />
■ „Das Gr<strong>und</strong>stockvermögen ist ungeschmälert zu erhalten“<br />
71 [§ 83c Abs. 1 S. 1 BGB-neu].<br />
■ „Die Aufsichtsbehörde soll sicherstellen, dass die Organe<br />
der Stiftung den im <strong>Stiftungs</strong>geschäft <strong>und</strong> in der <strong>Stiftungs</strong>satzung<br />
zum Ausdruck gekommenen Stifterwillen …<br />
beachten.“ 72 [§ 83 Abs. 2 BGB-neu]<br />
■ „Die Befugnis zur Vornahme notwendiger Maßnahmen<br />
bei fehlenden Organmitgliedern, …, richtet sich nach<br />
§ 84c BGB.“ 73<br />
■ „Für die Stiftungen des bürgerlichen Rechts … wird ein<br />
<strong>Stiftungs</strong>register beim B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Justiz geführt.“ 74<br />
Kompetenzrechtlich wären derartige inhaltliche Wiederholungen<br />
aber wohl nur insoweit unproblematisch, als sie <strong>für</strong><br />
die Lesbarkeit <strong>und</strong> Verständlichkeit der landesrechtlichen Bestimmungen<br />
unvermeidlich wären. 75<br />
[25] Da die Gesetzgebungskompetenz des B<strong>und</strong>es gemäß<br />
Art. 72 <strong>und</strong> Art. 74 Abs. 1 Nr. 1 GG nur <strong>für</strong> das Gebiet des<br />
“bürgerlichen Rechts“ besteht, haben die Länder gemäß<br />
Art. 70 Abs. 1 GG die Gesetzgebungskompetenz <strong>für</strong> das öffentlich-rechtliche<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht, insbesondere also <strong>für</strong> die<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht ieS (s. Rn. 3). 76 Speziell zur Gesetzgebungskompetenz<br />
<strong>für</strong> (Begriffsbestimmungen <strong>und</strong>) Sondervorschriften<br />
s. Rn. 41 <strong>und</strong> zu den kompetenzrechtlich kontrovers diskutierten<br />
Aufsichtsmitteln der Rechnungslegung s. Rn. 91 ff. <strong>und</strong><br />
der Bestellung von Beauftragten oder Sachwaltern s. Rn. 133.<br />
[26] Diese Gesetzgebungskompetenz der Länder gemäß<br />
Art. 70 Abs. 1 GG besteht auch <strong>für</strong> das Recht der Stiftungen<br />
des öffentlichen Rechts 77 (s. Rn. 43 ff.), soweit sie nicht vom<br />
B<strong>und</strong> errichtet werden 78 (s. Rn. 50). Deshalb kehren auch<br />
einzelne Regelungen, die die Länder wegen der abschließenden<br />
Regelung des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts in den §§ 80 – 88 BGBneu<br />
streichen mussten, in Bayern in den Sondervorschriften<br />
<strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts wieder. 79<br />
6. Geltungsbereich der LandesStiftG<br />
a) <strong>Stiftungs</strong>arten<br />
[27] Sämtliche LandesStiftG gelten <strong>für</strong> die rechtsfähigen Stiftungen<br />
des bürgerlichen Rechts. 80 Einzelne LandesStiftG er-<br />
65 § 4 Satz 1 BremStiftG; § 8 SächsStiftG. Dh Feststellungsbescheid iSd.<br />
§ 60a AO, der bei jeder Satzungsänderung beantragt werden kann<br />
(vgl. Leichinger in Buchner/Leichinger/Seeger/Brox, Gemeinnützigkeit<br />
im Steuerrecht, 12. Aufl. 2023, Abschn. C Rn. 224). Kritisch zu<br />
§ 4 Satz 1 BremStiftG u. § 8 SächsStiftG BVDStift in seinen einschlägigen<br />
Stellungnahmen v. 4.2.2023 u. 23.2.2023 (s. Fn. 25).<br />
66 § 17 Abs. 1 SächsStiftG. Ablehnend dazu BVDStift in seiner Stellungnahme<br />
v. 4.2.2023 (s. Fn. 25): „Satzungsanpassungspflicht verstößt<br />
gegen §§ 85, 85a BGB-neu, da der Stifterwille vorrangig zu<br />
beachten ist (§ 83 Abs. 2 BGB-neu)“.<br />
67 §§ 11 Abs. 2, 12, § 13 Abs. 1 HessStiftG.<br />
68 Dazu s.a. StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 80 (zu § 88<br />
BGB-neu).<br />
69 § 2 Abs. 2 HessStiftG.<br />
70 § 4 S. 1 HmbStiftG (dazu HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 8:<br />
„Verweis … dient der Transparenz“.<br />
71 § 7 Abs. 1 S. 1 SächsStiftG.<br />
72 § 4 Abs. 1 S. 3 MVStiftG; ähnlich § 6 Abs. 1 S. 2 LSAStiftG-RegE.<br />
Weitere Einzelheiten s. Rn. 64.<br />
73 § 12 Abs. 1 S. 2 BWStiftG.<br />
74 § 4 Abs. 1 S. 2 BWStiftG.<br />
75 Allgemein dazu: Art. 72 Abs. 1 GG steht nach BVerfG v. 29.1.1974<br />
– 2 BvN 1/69, BVerfGE 36, 342 (363 f.), Landesrecht auch dann<br />
entgegen, wenn es mit B<strong>und</strong>esrecht „inhaltlich übereinstimmt“.<br />
BVerfG v. 7.5.1974 – 2 BvL 17/73, BVerfGE 37, 191 (200), ist dem<br />
gefolgt, aber nur weil im entschiedenen Fall nicht ausgeschlossen<br />
war, in der landesrechtlichen Vorschrift „lediglich eine deklaratorische<br />
Wiedergabe der b<strong>und</strong>esrechtlichen Regelung zu erblicken“.<br />
BVerfG v. 29.3.2000 – 2 BWL 3/96, BVerfGE 102, 99 (115), hat<br />
schließlich landesrechtliche Regelungen (nur) dann als kompetenzwidrig<br />
behandelt, „wenn sie den b<strong>und</strong>esrechtlichen Bestimmungen<br />
widerstreiten oder sie nur ergänzen, ohne ihnen sachlich zu widersprechen“.<br />
BVerwG v. 17.2.2005 – 7 CN 6/04, NVwZ 2005, 695<br />
(698), folgert daraus, dass nicht „jegliche Übernahme des Textes<br />
b<strong>und</strong>esrechtlicher Normen in landesrechtliche Ausführungsvorschriften<br />
von vornherein kompetenzwidrig ist; denn es liegt auf der<br />
Hand, dass solche Wiederholungen <strong>für</strong> die Lesbarkeit <strong>und</strong> Verständlichkeit<br />
der Ausführungsbestimmungen unvermeidlich sind“. Und<br />
weiter das BVerwG: „In diesem Sinne hat der VGH festgestellt, dass<br />
es sich bei den … beanstandeten Normwiederholungen nicht um<br />
selbständig geregelte Pflichten handele, sondern nur um deklaratorische<br />
nachrichtliche Übernahmen b<strong>und</strong>esgesetzlicher Vorgaben.“<br />
Diesen vom BVerwG formulierten Gr<strong>und</strong>sätzen stimmt das jüngere<br />
Schrifttum zunehmend zu (vgl. Wollenschläger in Bonner Kommentar,<br />
GG Art. 72 Rn. 216, Stand 08/2018, mwN).<br />
76 Dazu s.a. Reuter in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht,<br />
2011, Rz. 3.13; Suerbaum, Die Stiftung, Jahreshefte zum<br />
<strong>Stiftungs</strong>wesen 2020, 19 (27).<br />
77 BayStiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505 (Vorblatt unter B.), 9 (Begründung<br />
AT) u. 12 zu Nr. 23; LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 20 (Begründung<br />
AT).<br />
78 LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 22 (zu § 1).<br />
79 Vgl. Verbot der Selbstkontrahierung (Art. 14 BayStiftG aF s. Art. 17 Bay-<br />
StiftG nF), Genehmigungsbedürftige Geschäfte (Art. 19 BayStiftG aF<br />
s. Art. 18 BayStiftG nF).<br />
80 § 1 BWStiftG; Art. 1 iVm. Art. 2 Abs. 1 BayStiftG; § 1 StiftG Bln-SenE;<br />
§ 1 BbgStiftG; § 1 BremStiftG; § 1 HmbStiftG; § 1 HessStiftG; § 1 MV-<br />
StiftG; § 1 NdsStiftG; § 1 StiftG NRW; § 1 iVm § 2 Abs. 1 RhPfStiftG-<br />
RefE; [§ 1 SaarlStiftG]; § 1 SächsStiftG; § 1 LSAStiftG-RegE; § 1 SchlH-<br />
StiftG; [§ 2 ThürStiftG]. Ebenso § 1 des StiftG-ME von Hüttemann/Rawert<br />
ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (41 f.).<br />
ZStV 1/2024 9
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
gänzen klarstellend, dass sie auch <strong>für</strong> Stiftungen gelten, <strong>für</strong> 81 § 1 Alt. 2 BbgStiftG; § 1 Alt. 2 NdsStiftG; kürzer § 1 LSAStiftG-RegE<br />
chen Rechts in einem organischen Zusammenhang stehen. 111 tungen erscheinen“).<br />
(„ihren Sitz in [LSA] … haben sollen“).<br />
die ein Antrag auf Anerkennung nach § 80 Abs. 2 BGB-neu<br />
gestellt wurde. 81<br />
82 § 11 HessStiftG; arg. § 90 BbgKVerf/BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/45497, 3.<br />
83 § 31 BWStiftG; Art. 2 Abs. 3, 20 BayStiftG; § 1 HessStiftG; § 10 MV-<br />
[28] Die Mehrzahl der LandesStiftG gilt auch <strong>für</strong> örtliche<br />
StiftG; § 13 NdsStiftG; §§ 2 Abs. 5, 9 RhPfStiftG-RefE; § 3 SächsStiftG;<br />
§ 15 SchlHStiftG.<br />
Stiftungen 82 bzw. kommunale Stiftungen 83 <strong>und</strong> kirchliche<br />
Stiftungen des bürgerlichen Rechts. 84<br />
[29] Die LandesStiftG von Baden-Württemberg 85 , Bayern 86 ,<br />
84 §§ 22 ff. BWStiftG; Art. 2 Abs. 4; 22 ff. BayStiftG; § 2 BbgStiftG; §§ 5<br />
Abs. 1 Satz 2, 12 BremStiftG; §§ 2 Abs. 3, 7 HmbStiftG; § 13 HessStiftG;<br />
§ 11 MVStiftG; § 14 NdsStiftG; § 11 f. StiftG NRW; §§ 2 Abs. 6, 10<br />
RhPfStiftG-RefE; § 4 SächsStiftG; §§ 2 Abs. 1, 11 LSAStiftG-RegE; § 16<br />
Hessen 87 , Rheinland-Pfalz 88 , Sachsen 89 , Sachsen-Anhalt 90 SchlHStiftG. Dazu kritisch Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu<br />
[<strong>und</strong> Thüringen 91 Heft 33, 3 (42 f.); Weitemeyer npoR 2023, 7 (10).<br />
] beziehen auch die rechtsfähigen Stiftungen 85 § 1 BWStiftG.<br />
des öffentlichen Rechts in ihren Geltungsbereich 92 mit ein. 86 Art. 1 iVm. Art. 2 Abs. 1 BayStiftG.<br />
Der Kritik im Schrifttum 93 hieran hat Sachsen-Anhalt 94 entgegengehalten:<br />
„Der Gr<strong>und</strong>satz der Einheit des <strong>Stiftungs</strong>-<br />
89 § 1 SächsStiftG.<br />
87 § 1 HessStiftG.<br />
88 § 1 iVm. § 2 Abs. 1, § 8 RhPfStiftG-RefE.<br />
rechts gebietet es weiterhin, Stiftungen des bürgerlichen 90 § 1 LSA StiftG-RegE.<br />
Rechts <strong>und</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts in einem einzigen<br />
Gesetz zu regeln, damit die erheblichen Gemeinsamkei-<br />
Rechts bestimmen § 19 BWStiftG; Art. 16 Abs. 1 Satz 1 BayStiftG; § 3<br />
91 [§ 2 iVm. § 3 Abs. 1 ThürStiftG].<br />
92 Hinsichtlich des auf die Stiftungen öffentlichen Rechts anzuwendenden<br />
ten, aber auch die Unterschiede <strong>für</strong> den Rechtsanwendenden<br />
so klar wie möglich erkennbar sind.“<br />
Abs. 6 HessStiftG, § 2 Abs. 3 SächsStiftG, dass die §§ 80 ff. BGB-neu<br />
bzw. enumerativ genannte Bestimmungen der §§ 80 ff. BGB-neu entsprechend<br />
gelten, ergänzt durch einzelne Spezialregelungen insbes. zur Entstehung<br />
[30] Die früher übliche regionale Unterscheidung der Landes-<br />
der Stiftung; ausführlich Art. 16-18 BayStiftG.<br />
93 Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (42); Weitemeyer<br />
StiftG zwischen einem „süddeutschen Typ“ (Einbeziehung<br />
npoR 2023, 7 f; Hüttemann npoR 2023, 45 f.<br />
auch der Stiftungen des öffentlichen Rechts) <strong>und</strong> einem 94 LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 21 (Begründung AT) u. 22 (zu § 1).<br />
„norddeutschen Typ“ (nur Stiftungen des bürgerlichen 95 Vgl. Weitemeyer/Franzius in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht,<br />
2011, Rz. 2.69, 2.114 u. 2.133).<br />
Rechts) 95 ist überholt.<br />
96 Entsprechend differenzierende Begriffsbestimmungen <strong>und</strong>/oder Sondervorschriften<br />
enthalten § 2 Abs. 5 f. RhPfStiftG-RefE; §§ 3 f. SächsStiftG;<br />
[31] In den Ländern, in denen die LandesStiftG auch <strong>für</strong> die<br />
§§ 11 f. LSAStiftG-RegE [<strong>und</strong> § 16 ThürStiftG].<br />
Stiftungen des öffentlichen Rechts gelten (s. Rn. 29), können 97 So ausdrücklich HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 6 (zu § 1); Ndsdie<br />
örtlichen bzw. kommunalen Stiftungen <strong>und</strong> die kirchlichen<br />
LT-Drs. 19/1299, 9 (zu § 1); RhPf-StiftG-RefE zu § 1.<br />
Stiftungen jeweils Stiftungen des bürgerlichen Rechts 98 Erfasst werden sollen allerdings (noch) nicht rechtsfähige Stiftungen des<br />
oder Stiftungen des öffentlichen Rechts sein. 96<br />
bürgerlichen Rechts, <strong>für</strong> die bei der zuständige <strong>Stiftungs</strong>behörde ein Antrag<br />
auf Anerkennung gestellt wurde (NdsStiftG-Ber.InnenA, LT-Drs.<br />
19/2508, 1 zu § 1). Dazu s.a. Rn. 27.<br />
[32] Sämtliche LandesStiftG gelten – wie bisher – nicht <strong>für</strong><br />
99 Art. 2 BayStiftG; §§ 2 f. BbgStiftG; § 2 HmbStiftG; § 2 HessStiftG; § 2<br />
die nicht rechtsfähigen, unselbständigen Stiftungen (Treuhandstiftungen)<br />
RhPfStiftG-RefE; §§ 2-5 SächsStiftG; § 2 LSAStiftG-RegE; [§ 3 Thüröffentlichen<br />
97 , weder des bürgerlichen Rechts noch des StiftG].<br />
Rechts. 98<br />
100 § 22 BWStiftG; § 9 Abs. 1 StiftG Bln-SenE; § 12 Abs. 1 BremStiftG; §§ 10<br />
Abs. 1, 11 Abs. 1 MVStiftG; §§ 13 Abs. 1, 14 Abs. 1 NdsStiftG; § 11<br />
StiftG NRW; [§§ 19 Abs. 1, 20 Abs. 1 SaarlStiftG]; §§ 15-17 SchlHStiftG.<br />
b) Begriffsbestimmungen<br />
101 § 2 Abs. 2 HessStiftG; § 2 Abs. 1 LSAStiftG-RegE; [§ 3 Abs. 2 Thür-<br />
[33] Die Regelungen zum Geltungsbereich werden in den<br />
LandesStiftG ergänzt durch Begriffsbestimmungen (= Legaldefinitionen)<br />
StiftG].<br />
102 § 9 Abs. 1 StiftG Bln-SenE; § 13 Abs. 1 BremStiftG; § 2 Abs. 3 Hess-<br />
StiftG; § 17 Abs. 1 SchlHStiftG.<br />
der einzelnen <strong>Stiftungs</strong>arten, sei es in gesonder-<br />
103 § 2 Abs. 1 HmbStiftG; § 2 Abs. 2 RhPfStiftG-RefE.<br />
104 § 2 Abs. 2 HmbStiftG; § 2 Abs. 3 RhPfStiftG-RefE.<br />
ten, meist mit „Begriffsbestimmungen“ überschriebenen Vorschriften<br />
105 Art. 2 Abs. 2 BayStiftG; § 2 Abs. 4 HessStiftG; § 2 Abs. 4 RhPfStiftGdiesen<br />
99 oder als Bestandteil der Sondervorschriften zu RefE; § 2 Abs. 1 SächsStiftG; § 2 Abs. 3 f. LSA StiftG-RegE; [§ 3 Abs. 3<br />
<strong>Stiftungs</strong>arten 100 . Im Einzelnen sind dies Begriffsbestimmungen<br />
der „Stiftungen des bürgerlichen Rechts“ 101 106 § 2 Abs. 5 HessStiftG. Inhaltsgleich mit kommunalen Stiftungen; daher<br />
ThürStiftG].<br />
, der umfasst deren Erörterung im Folgenden auch die örtlichen Stiftungen.<br />
„Familienstiftungen“ 102 , der „privaten Stiftungen“ 103 , der 107 Art. 2 Abs. 3 BayStiftG; § 10 Abs. 1 MVStiftG; § 13 Abs. 1 NdsStiftG;<br />
„öffentlichen Stiftungen“ 104 , der „Stiftungen des öffentlichen § 2 Abs. 5 RhPfStiftG-RefE; [§ 20 Abs. 1 SaarlStiftG]; § 3 Abs. 1 Sächs-<br />
Rechts“ 105 , der „örtlichen Stiftungen“ 106 StiftG; § 15 Abs. 1 SchlHStiftG; [§ 3 Abs. 5 ThürStiftG].<br />
bzw. der „kommunalen<br />
108 § 22 BWStiftG; Art. 2 Abs. 4 BayStiftG; § 2 Abs. 1 BbgStiftG; § 12 Brem-<br />
Stiftungen“ 107 , der „kirchlichen Stiftungen“ 108 <strong>und</strong> der<br />
„steuerbegünstigten Stiftungen“ 109 . Ua besagen diese Begriffsbestimmungen:<br />
StiftG; § 2 Abs. 3 HmbStiftG; § 2 Abs. 6 HessStiftG; § 11 Abs. 1 MV-<br />
StiftG; § 14 Abs. 1 NdsStiftG; § 11 Abs. 1 StiftG NRW; § 2 Abs. 6 RhPf-<br />
StiftG-RefE; [§ 19 Abs. 1 SaarlStiftG]; § 4 Abs. 1 SächsStiftG; § 2 Abs. 2<br />
u. 5 LSA StiftG-RegE; § 16 Abs. 1 SchlHStiftG; [§ 3 Abs. 6 ThürStiftG].<br />
109 § 3 BbgStiftG; § 4 S. 2 BremStiftG; § 5 SächsStiftG.<br />
[34] Stiftungen des bürgerlichen Rechts sind Stiftungen iSd.<br />
§§ 80 bis 88 BGB 110 110 § 2 Abs. 2 HessStiftG; § 2 Abs. 1 LSAStiftG-RegE; [§ 3 Abs. 2 Thür-<br />
(s.a. Rn. 27).<br />
StiftG].<br />
[35] Stiftungen des öffentlichen Rechts sind Stiftungen, die<br />
ausschließlich oder überwiegend öffentliche Zwecke verfolgen<br />
111 So § 2 Abs. 4 HessStiftG; ähnlich Art. 2 Abs. 2 BayStiftG (beschränkt<br />
auf Stiftungen, die „ausschließlich“ öffentliche Zwecke<br />
verfolgen); § 2 Abs. 4 LSAStiftG-RegE; § 2 Abs. 1 SächsStiftG; [§ 3<br />
<strong>und</strong> mit dem Staat, einer Gemeinde, einem Gemeindeverband Abs. 3 ThürStiftG]; außerdem § 17 BWStiftG („öffentlichen Aufgaben<br />
von besonderem Interesse dienen“); § 2 Abs. 4 RhPfStiftG-RefE<br />
oder einer sonstigen Körperschaft oder Anstalt des öffentli-<br />
(„in einer solchen Beziehung stehen, dass sie als öffentliche Einrich-<br />
10<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
Die vom Land errichteten Stiftungen des öffentlichen Rechts<br />
werden auch als „staatliche Stiftungen des öffentlichen<br />
Rechts“ bezeichnet 112 , um sie so von den übrigen Stiftungen<br />
des öffentlichen Rechts abzugrenzen.<br />
[36] Kommunale Stiftungen 113 sind Stiftungen, deren Zweck<br />
im Rahmen der jeweiligen kommunalen Aufgabe liegt, nicht<br />
wesentlich über den räumlichen Umkreis der Gebietskörperschaft<br />
hinausreicht 114 <strong>und</strong> die – so die meisten Begriffsbestimmungen<br />
115 weiter – von dieser Körperschaft verwaltet werden.<br />
116<br />
[37] Kirchliche Stiftungen 117 sind Stiftungen, die ausschließlich<br />
oder überwiegend kirchlichen Zwecken zu dienen bestimmt<br />
sind <strong>und</strong> die<br />
■ von einer Kirche errichtet worden sind,<br />
■ organisatorisch mit einer Kirche verb<strong>und</strong>en sind,<br />
■ in der <strong>Stiftungs</strong>satzung der kirchlichen Aufsicht unterstellt<br />
sind oder<br />
■ ihre Zwecke nur sinnvoll in Verbindung mit einer Kirche<br />
erfüllen können. 118<br />
[38] Zur Begriffsbestimmung von Familienstiftungen <strong>und</strong> privaten<br />
Stiftungen s. Rn 70 f.<br />
c) Sondervorschriften<br />
aa) Geltungsbereich <strong>und</strong> Gesetzgebungskompetenz<br />
[39] Den Kernbereich der LandesStiftG machen die Vorschriften<br />
<strong>für</strong> Stiftungen des bürgerlichen Rechts aus. Daneben<br />
enthalten sie Sondervorschriften<br />
■ <strong>für</strong> kommunale Stiftungen 119 <strong>und</strong>/oder kirchliche Stiftungen<br />
(<strong>und</strong> gleichgestellte Stiftungen der Religions<strong>und</strong><br />
Weltanschauungsgemeinschaften) 120 – nahezu<br />
sämtliche LandesStiftG 121 ,<br />
■ <strong>für</strong> Familienstiftungen (dazu s. Rn. 70 f.) – die meisten<br />
Landestiftungsgesetze 122 ,<br />
■ <strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts 123 – knapp die<br />
Hälfte der Landestiftungsgesetze (s. Rn. 29).<br />
[40] Einige LandesStiftG enthalten weitere Sondervorschriften<br />
zB <strong>für</strong> vom Land errichtete oder verwaltete Stiftungen 124<br />
bzw. staatlich verwaltete Stiftungen 125 , behördenverwaltete<br />
Stiftungen 126 , Stiftungen unter Verwaltung des Landeswohlfahrtsverbandes<br />
127 , Fideikommißauflösungsstiftungen. 128<br />
[41] Kompetenzrechtlich sind diese landesrechtlichen Begriffsbestimmungen<br />
<strong>und</strong> Sondervorschriften gr<strong>und</strong>sätzlich zulässig<br />
(zu Stiftungen des bürgerlichen Rechts s. aber Rn. 24): Für<br />
Stiftungen des öffentlichen Rechts haben die Länder insgesamt<br />
die Gesetzgebungskompetenz (s. Rn. 26), sofern es sich<br />
nicht um eine Stiftung des B<strong>und</strong>es handelt (s. Rn. 50). Für<br />
kirchliche Stiftungen des bürgerlichen Rechts folgt die kompe-<br />
112 § 2 Abs. 4 LSAStiftG-RegE; s.a. Rn. 49 ff.<br />
113 Zu den Sondervorschriften <strong>für</strong> örtliche bzw. kommunale Stiftungen<br />
in den LandesStiftG von 10 der 13 Flächenstaaten (Ausnahmen:<br />
BbgStiftG, StiftG NRW, LSAStiftG-RegE) s. Rn. 39. In NRW ist die<br />
örtliche Stiftung in § 100 Gemeindeordnung geregelt. In Sachsen-<br />
Anhalt wird die Verwaltung von (rechtsfähigen <strong>und</strong> nichtrechtsfähi-<br />
gen) Stiftungen in §§ 121 Abs. 1 Nr. 2, 122 Abs. 1, 125 127 Kommunalverfassungsgesetz<br />
geregelt. In Brandenburg ist die bisherige<br />
Begriffsbestimmung <strong>für</strong> (rechtsfähige) örtliche Stiftungen in § 3 Bbg-<br />
StiftG aF weggefallen (dazu BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597<br />
v. 1.12.2021, S. 3 zu AT: „Ein Erfordernis, [im BbgStiftG] Sonderregelungen<br />
<strong>für</strong> selbständige ‚örtliche‘ Stiftungen zu schaffen, gibt es<br />
nicht“). Gleichwohl gilt das BbgStiftG auch weiterhin <strong>für</strong> rechtsfähige<br />
örtliche Stiftungen (RegE-LT-Drs- 7/4597, 3 zu AT); die Verwaltung<br />
nichtrechtsfähiger Stiftungen (Treuhandstiftungen) durch eine<br />
Gemeinde regelt § 90 Kommunalverfassung; ergänzend bestimmt<br />
§ 79a Kommunalverfassung <strong>für</strong> rechtsfähige <strong>und</strong> <strong>für</strong> nichtrechtsfähige<br />
Stiftungen, unter welchen Voraussetzungen Gemeindevermögen<br />
in eine Stiftung eingebracht werden darf (RegE-LT-Drs- 7/4597,<br />
19 ff. zu Art. 3 Nr. 3 = § 79a BbgKVerf).<br />
114 So Art. 2 Abs. 3 BayStiftG; § 2 Abs. 1 SächsStiftG; ähnlich § 2<br />
Abs. 5 HessStiftG ; § 2 Abs. 5 RhPfStiftG-RefE; [§ 20 Abs. 1 Saarl-<br />
StiftG]; § 15 Abs. 1 SchlHStiftG.<br />
115 § 10 Abs. 1 Satz 1 MVStiftG; § 13 Abs. 1 NdsStiftG; § 2 Abs. 5<br />
RhPfStiftG-RefE; [§ 20 Abs. 1 SaarlStiftG]; § 3 Abs. 1 SächsStiftG;<br />
§ 15 Abs. 1 SchlHStiftG; [§ 3 Abs. 5 ThürStiftG].<br />
116 Weitere Einzelheiten dazu zB bei Uhl, ZStV 2017, 150.<br />
117 Zu deren gesonderter Regelung in den LandesStiftG mit Ausnahme<br />
des StiftG Bln-SenE s. Rn. 39.<br />
118 So § 12 Abs. 1 BremStiftG; § 14 Abs. 1 NdsStiftG; § 2 Abs. 2 LSAStiftG-RegE;<br />
ähnlich § 22 BWStiftG (nur (d) maßgebend); Art. 2<br />
Abs. 4 BayStiftG (nur (c) maßgebend); § 2 Abs. 1 BbgStiftG (nur<br />
maßgebend, ob von Kirche anerkannt); § 2 Abs. 3 HmbStiftG (nur<br />
maßgebend, ob von Kirche anerkannt); § 2 Abs. 6 HessStiftG (nur<br />
(b) u. (d) maßgebend); § 11 MVStiftG (nur (b) – (c) maßgebend);<br />
§ 12 Abs. 1 StiftG NRW (nur (a) u. (c) maßgebend); § 2 RhPfStiftG-<br />
RefE (nur „als kirchliche Stiftung errichtet oder anerkannt“); [§ 19<br />
Abs. 1 SaarlStiftG (nur (a), (b) u. (d) maßgebend)]; § 4 Abs. 1 Sächs-<br />
StiftG (nur (a) – (c) maßgebend); § 16 Abs. 1 SchlHStiftG (nur (b) –<br />
(c) maßgebend); [§ 3 Abs. 6 ThürStiftG].<br />
119 §§ 22-30 BWStiftG; Art. 20 BayStiftG; § 11 HessStiftG; § 10 MV-<br />
StiftG; § 13 NdsStiftG; § 9 RhPfStiftG-RefE; [§ 20 SaarlStiftG]; § 3<br />
Abs. 2-3 SächsStiftG; § 15 SchlHStiftG; [§§ 3 Abs. 5, 15 Thür-<br />
StiftG]. Kritisch zur Aufnahme von Sondervorschriften <strong>für</strong> kommunale<br />
Stiftungen in die LandesStiftG Weitemeyer npoR 2023 7 (10),<br />
u. BVDStift in seinen einschlägigen jüngeren Stellungnahmen zu den<br />
RefE der LandesStiftG (s. Fn. 25): „Kommunale Stiftungen, die als<br />
Stiftungen des bürgerlichen Rechts errichtet werden <strong>und</strong> kommunale<br />
Aufgaben erfüllen <strong>und</strong> von Kommunen verwaltet werden, unterfallen<br />
den §§ 80 bis 88 BGB <strong>und</strong> unterstehen der Aufsicht durch die<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörden. Da<strong>für</strong> sind keine besonderen Regelungen erforderlich.“<br />
Speziell zu den kommunalen Stiftungen des öffentlichen<br />
Rechts LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 25 (zu § 2 Abs. 4): „Einen<br />
Bedarf <strong>für</strong> kommunale Stiftungen des öffentlichen Rechts gibt es unverändert<br />
nicht. Es ist kein Fall denkbar, in dem eine im kommunalen<br />
Bereich tätige Stiftung ihre Aufgabe nicht auch in der Rechtsform<br />
der ‚gemeindlichen‘ bürgerlich-rechtlichen Stiftung erfüllen<br />
könnte. Auch macht eine ‚mittelbare Kommunalverwaltung‘ (entsprechend<br />
der mittelbaren Landesverwaltung) keinen Sinn.“ Kritisch<br />
bereits bisher Winkler in Werner/Saenger/Fischer, Die Stiftung,<br />
2. Aufl. 2019, § 27 Rn. 18 ff.: Gefahr einer Instrumentalisierung <strong>für</strong><br />
Aufgaben <strong>und</strong> Interessen der jeweiligen Kommune.<br />
120 § 31 BWStiftG; Art. 22-24 BayStiftG; § 2 BbgStiftG; § 12 Brem-<br />
StiftG; § 13 HessStiftG; § 11 MVStiftG; § 14 NdsStiftG; §§ 11-12<br />
StiftG NRW; § 10 RhPfStiftG-RefE; [§ 19 SaarlStiftG]; § 4 Abs. 2-5<br />
SächsStiftG; § 11 f. LSA StiftG-RegE; § 16 Abs. 1 SchlHStiftG; [§§ 3<br />
Abs. 6, 16 ThürStiftG]. Dazu Weitemeyer npoR 2023, 7 (10): Die<br />
Aufnahme dieser Sondervorschriften in die LandesStiftG ist „aus<br />
Gründen der Übersichtlichkeit“ vertretbar – angesichts der „Zwitterstellung“<br />
kirchlicher Stiftungen. Einzelheiten zur Rechtsstellung<br />
kirchlicher Stiftungen zB bei Achilles npoR 2021, 161 u. 242.<br />
121 Ausnahmen; StiftG Bln-SenE, HmbStiftG.<br />
122 Ausnahmen: MVStiftG, LSAStiftG-RegE, ThürStiftG.<br />
123 §§ 17-20 BWStiftG; Art. 16-18 BayStiftG; § 3 Abs. 4-6 HessStiftG;<br />
§ 8 RhPfStiftG-RefE; § 2 Abs. 2-3 SächsStiftG; §§ 7-10 LSA StiftG-<br />
RegE („staatliche Stiftungen des öffentlichen Rechts“); [§§ 3 Abs. 3,<br />
13 ThürStiftG].<br />
124 § 12 NdsStiftG.<br />
125 Art. 2 Abs. 5, 10 Abs. 1 BayStiftG.<br />
126 § 5 Abs. 3 HessStiftG; [§ 14 ThürStiftG].<br />
127 § 12 HessStiftG.<br />
128 § 32 BWStiftG.<br />
ZStV 1/2024 11
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
[48] Die Entstehung einer Stiftung des öffentlichen Rechts kann<br />
schließlich durch das <strong>Stiftungs</strong>geschäft des Stifters <strong>und</strong> die Antenzrechtliche<br />
Zulässigkeit aus § 88 BGB (s. Rn. 19), <strong>für</strong> Familienstiftungen<br />
aus dem Sachzusammenhang mit der Gesetzgebungskompetenz<br />
<strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht (s. Rn. 25). Für<br />
kommunale Stiftungen hat man eine Öffnungsklausel <strong>für</strong> das<br />
Landesrecht nicht <strong>für</strong> erforderlich erachtet (s. Rn. 20).<br />
bb) Inhalte<br />
[42] Sondervorschriften bedeutet, es sind keine abschließenden<br />
Regelungen <strong>für</strong> diese <strong>Stiftungs</strong>arten, sondern sie regeln<br />
deren Besonderheiten zB hinsichtlich der Entstehung dieser<br />
Stiftungen, der Aufsicht über diese Stiftungen <strong>und</strong> der Anfallberechtigung<br />
(s.a. Rn. 143 ff.) <strong>und</strong> verweisen im Übrigen – in<br />
unterschiedlichem Umfang – auf die <strong>für</strong> Stiftungen des bürgerlichen<br />
Rechts geltenden Vorschriften.<br />
cc) Inbesondere Stiftungen des öffentlichen Rechts<br />
(2) Gr<strong>und</strong>sätze<br />
[43] Besonderheiten gelten <strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen<br />
Rechts insbesondere <strong>für</strong> die Fragen, wer Stifter sein kann 129<br />
<strong>und</strong> wie eine Stiftung des öffentlichen Rechts entsteht. 130<br />
[44] Nach den einschlägigen sieben LandesStiftG (s. Rn. 29)<br />
gelten <strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts bis zu vier Entstehungstatbestände<br />
131 , vorbehaltlich abweichender Regelungen<br />
<strong>für</strong> kommunale <strong>und</strong> kirchliche Stiftungen:<br />
■ Entstehung durch Gesetz (s. Rn. 45),<br />
■ Entstehung aufgr<strong>und</strong> eines Gesetzes (s. Rn. 46),<br />
■ Entstehung durch einen Akt der Landesregierung (s. Rn. 47),<br />
■ Entstehung durch <strong>Stiftungs</strong>geschäft des Stifters <strong>und</strong> Anerkennung<br />
der <strong>Stiftungs</strong>behörde (s. Rn. 48).<br />
Nach zwei LandesStiftG kann eine Stiftung des öffentlichen<br />
Rechts durch „<strong>Stiftungs</strong>akt“ errichtet werden 132 , diese Begrifflichkeit<br />
führt im Schrifttum zu unterschiedlichen Zuordnungen<br />
zu den obigen vier Entstehungstatbeständen. 133<br />
[45] Die Errichtung einer Stiftung des öffentlichen Rechts<br />
durch ein Gesetz (Errichtungsgesetz) ist nach sämtlichen sieben<br />
LandesStiftG zulässig, nach zwei LandesStiftG ausschließlich<br />
134 <strong>und</strong> – neben weiteren Entstehungstatbeständen – nach<br />
den übrigen fünf LandesStiftG. 135 Außerdem ist diese Errichtungsart<br />
<strong>für</strong> sämtliche b<strong>und</strong>esunmittelbaren Stiftungen des öffentlichen<br />
Rechts vorgeschrieben (s. Rn. 50) <strong>und</strong> <strong>für</strong> landesunmittelbare<br />
Stiftungen des öffentlichen Rechts (s. Rn. 51). Das<br />
Errichtungsgesetz soll alle <strong>für</strong> die Stiftung erforderlichen Bestimmungen<br />
enthalten. Es ist in der inhaltlichen Ausgestaltung<br />
seiner einzelnen Vorschriften nicht an das LandesStiftG geb<strong>und</strong>en,<br />
weil es ihm als Spezialgesetz vorgeht. 136<br />
[46] Die Entstehung einer aufgr<strong>und</strong> eines Gesetzes errichteten<br />
Stiftung des öffentlichen Rechts richtet sich in erster Linie nach<br />
dem ermächtigenden Gesetz. In diesem sind insbesondere Regelungen<br />
zum Stifter, zu dem Vermögen <strong>und</strong> der Verwaltung<br />
sowie zur Beaufsichtigung zu treffen. Auch eine aufgr<strong>und</strong> eines<br />
Gesetzes errichtete Stiftung des öffentlichen Rechts unterliegt<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich dem LandesStiftG, soweit in dem ermächtigenden<br />
Gesetz nichts anderes bestimmt ist. 137 Diesen Entstehungs-<br />
12<br />
tatbestand nennen zwei LandesStiftG 138 ausdrücklich, nach<br />
weiteren drei LandesStiftG könnte er auch zulässig sein. 139<br />
[47] Bei der Errichtung einer Stiftung des öffentlichen Rechts<br />
durch einen „Akt der Landesregierung“ 140 soll die Errichtungsurk<strong>und</strong>e<br />
die Bestimmungen enthalten, die sonst in der Satzung<br />
festgelegt sind. Als derartiger Akt der Landesregierung kommt<br />
außer einem Kabinettsbeschluss auch ein Staatsvertrag, ein Organisationserlass<br />
oder ein Verwaltungsabkommen in Betracht. 141<br />
Diesen Entstehungstatbestand lassen drei LandesStiftG zu. 142<br />
129 2 LandesStiftG nennen das Land ausdrücklich als „Stifter oder Mitstifter“:<br />
§ 3 Abs. 3 BWStiftG (<strong>für</strong> Stiftungen des bürgerlichen Rechts<br />
<strong>und</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts); Art. 16 Abs. 1 S. 3 Bay-<br />
StiftG (<strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts). Zu Privaten als Stifter<br />
einer Stiftung des öffentlichen Rechts s. Rn. 48.<br />
130 Zur Entstehung s. Rn. 44 ff. Zur Vermögensausstattung bzw. Finanzierung<br />
s.a. § 8 Abs. 4 LSAStiftG-RegE: Eine staatliche Stiftung des<br />
öffentlichen Rechts ist „berechtigt, im Einvernehmen mit dem <strong>für</strong><br />
Finanzen zuständigen Ministerium Kredite <strong>für</strong> investive Maßnahmen<br />
aufzunehmen.“<br />
131 So die Bezeichnung in RhPfStiftG-RefE zu § 8 Abs. 1. Dazu bereits<br />
Mecking, StiftG Rheinland-Pfalz, 2006, § 10 Erl. 2, zu dem wortgleichen<br />
§ 10 RhPfStiftG aF.<br />
132 § 17 Abs. 1 BWStiftG; § 3 Abs. 5 HessStiftG.<br />
133 Bruns, StiftG Baden-Württemberg, 6. Aufl. 2010, § 17 Erl. 4, zu § 17<br />
Abs. 1 BWStiftG: „Organisationsakt der Verwaltung, der in Form eines<br />
Verwaltungsaktes, eines öffentlich-rechtlichen Vertrags oder einer rechtsgeschäftlichen<br />
Willenserklärung der Behörde ergehen kann“; Peiker,<br />
StiftG Hessen, 4. Aufl. 2009, § 2 Erl. 3, zu § 2 Abs. 2 HessStiftG aF: „Kabinettsbeschluss<br />
oder Legislativakt“; v. Campenhausen/Stumpf in Richter,<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023, § 13 Rn. 40: „Gr<strong>und</strong>sätzlich kann jede<br />
natürliche oder juristische Person des privaten oder des öffentlichen<br />
Rechts durch <strong>Stiftungs</strong>akt eine Stiftung des öffentlichen Rechts errichten.<br />
Er bildet das Gegenstück zu dem auf die Schaffung einer privatrechtlichen<br />
Stiftung gerichteten <strong>Stiftungs</strong>geschäft“. Nicht eindeutig § 46 Abs. 1<br />
SchlHVwG einerseits („Rechtsfähige Stiftungen des öffentlichen Rechts<br />
sind auf einem <strong>Stiftungs</strong>akt gegründete, aufgr<strong>und</strong> öffentlichen Rechts errichtete<br />
oder anerkannte Verwaltungseinheiten mit eigener Rechtspersönlichkeit“)<br />
<strong>und</strong> § 47 Abs. 1 SchlHVwG andererseits („Rechtsfähige Stiftungen<br />
können nur durch Gesetz oder aufgr<strong>und</strong> Gesetzes errichtet werden.<br />
Entsteht eine Stiftung nicht durch Gesetz, so ist außer dem <strong>Stiftungs</strong>akt<br />
ein Verwaltungsakt erforderlich“).<br />
134 § 2 Abs. 2 SächsStiftG; § 7 LSAStiftG-RegE (s.a. LSAStiftG-RegE,<br />
LT-Drs. 5/2651, 45: Weil nach Art. 86 Abs. 2 LSAVerf ein institutioneller<br />
Gesetzesvorbehalt [s. Rn. 50] gilt <strong>und</strong> weil ein „rechtspolitisches<br />
Signal“ gesetzt werden sollte, dass nur noch solche staatlichen<br />
Stiftungen des öffentlichen Rechts errichtet werden können, „die<br />
qualitativ <strong>und</strong> quantitativ von ganz besonderem Gewicht sind“).<br />
135 § 17 Abs. 1 BWStiftG („soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt<br />
ist“); Art. 16 Abs. 1 S. 1 BayStiftG („soweit durch Gesetz nichts abweichendes<br />
bestimmt ist“); § 8 Abs. 1 RhPfStiftG-RefE („durch Gesetz“);<br />
[§ 13 Abs. 1 ThürStiftG („durch Gesetz“);] nicht eindeutig<br />
§ 3 Abs. 5 HessStiftG (durch „<strong>Stiftungs</strong>akt“ – nach Peiker, StiftG<br />
Hessen, 4. Aufl. 2009, § 2 Erl. 3, zur gleichlautenden Vorgängervorschrift<br />
§ 2 Abs. 2 HessStiftG aF kann „<strong>Stiftungs</strong>akt“ ein „Kabinettsbeschluss<br />
oder ein Legislativakt“ sein.<br />
136 So RhPfStiftG-RefE zu § 8 Abs. 1.<br />
137 So RhPfStiftG-RefE zu § 8 Abs. 1.<br />
138 § 8 Abs. 1 RhPfStiftG-RefE; § 13 Abs. 1 ThürStiftG.<br />
139 § 17 Abs. 1 BWStiftG („soweit gesetzlich nichts anderes bestimmt<br />
ist“ – nach Bruns, StiftG Baden-Württemberg, 6. Aufl. 2010, § 17<br />
Erl. 4, u. BW-LT-Drs. 13/2622, 12 (zu § 17) = durch Gesetz oder<br />
aufgr<strong>und</strong> eines Gesetzes. Entsprechend ließe sich <strong>für</strong> Art. 16 Abs. 1<br />
BayStiftG <strong>und</strong> § 3 Abs. 5 HessStiftG argumentieren.<br />
140 So § 8 Abs. 1 RhPfStiftG-RefE.<br />
141 So RhPfStiftG-RefE zu § 8 Abs. 1.<br />
142 § 17 Abs. 1 BWStiftG; § 3 Abs. 5 HessStiftG; § 8 Abs. 1 RhPfStiftG-<br />
RefE.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
erkennung der Stiftung durch die <strong>Stiftungs</strong>behörde erfolgen.<br />
Dabei ist die Rechtstellung als Stiftung des öffentlichen Rechts<br />
mit der Anerkennung ausdrücklich festzustellen. 143 Dass dieser<br />
Verwaltungsakt – entsprechend §§ 80 Abs. 2, 82 BGB-neu – als<br />
„Anerkennung“ bezeichnet wird, wird im Schrifttum als „irreführend“<br />
kritisiert. 144 Diesen Entstehungstatbestand lassen<br />
zwei LandesStiftG zu. 145 Er ermöglicht auch die Errichtung<br />
einer Stiftung des öffentlichen Rechts durch Private. 146<br />
(2) B<strong>und</strong>esunmittelbare <strong>und</strong> landesunmittelbare Stiftungen<br />
des öffentlichen Rechts<br />
[49] Ausgehend davon, dass der Staat organisationsrechtlich<br />
keinem „numerus clausus“ der Rechtsformen nach Art privater<br />
Stifter unterliegt 147 , gelten <strong>für</strong> b<strong>und</strong>esunmittelbare <strong>und</strong><br />
landesunmittelbare Stiftungen des öffentlichen Rechts folgende<br />
Ergänzungen:<br />
[50] Für b<strong>und</strong>esunmittelbare Stiftungen des öffentlichen<br />
Rechts ergibt sich ihre verfassungsrechtliche Zulässigkeit aus<br />
Art. 86 Satz 1, 87 Abs. 3 Satz 2 GG, weil man davon ausgeht,<br />
dass die dort genannten „b<strong>und</strong>esunmittelbaren Körperschaften<br />
<strong>und</strong> Anstalten des öffentlichen Rechts“ auch b<strong>und</strong>esunmittelbare<br />
Stiftungen des öffentlichen Rechts mit umfassen. 148<br />
Allerdings hat der B<strong>und</strong> nur unter den Voraussetzungen der<br />
Art. 30, 83 ff. GG eine Verbandskompetenz zur Errichtung<br />
einer Stiftung des öffentlichen Rechts. 149 Nach B<strong>und</strong>esrecht<br />
unterliegt die Errichtung einer Stiftung des öffentlichen Rechts<br />
zudem einem – organisationsrechtlich begründeten – institutionellen<br />
Gesetzesvorbehalt 150 (Art. 87 Abs. 3 Satz 1 GG). 151<br />
§ 89 BGB regelt – in unmittelbarem Anschluss an die stiftungszivilrechtlichen<br />
Vorschriften – nur, dass <strong>für</strong> Stiftungen<br />
des öffentlichen Rechts einzelne Bestimmungen des Vereinsrecht<br />
entsprechend gelten. B<strong>und</strong>esunmittelbare Stiftungen des<br />
öffentlichen Rechts werden idR durch ein Einzelgesetz errichtet.<br />
Soweit anlässlich ihrer Errichtung keine abweichenden<br />
Regelungen erlassen worden sind, gilt <strong>für</strong> sie das Verwaltungsverfahrensgesetz<br />
des B<strong>und</strong>es (§ 1 Abs. 1 Nr. 1 VwVfG).<br />
[51] Landesunmittelbare Stiftungen des öffentlichen Rechts<br />
sind in den Landesverfassungen nur ausnahmsweise erwähnt.<br />
152 Für die Verbandskompetenz der Länder, eine Stiftung<br />
des öffentlichen Rechts zu errichten, gelten Art. 30,<br />
83 ff. BGB. Ob auch auf Länderebene generell ein institutioneller<br />
Gesetzesvorbehalt <strong>für</strong> die Errichtung einer Stiftung des<br />
öffentlichen Rechts gilt, ist nicht abschließend geklärt; 153 die<br />
meisten Landesverfassungen verlangen <strong>für</strong> die Organisation<br />
<strong>und</strong> die Regelung der Zuständigkeiten in der Landesverwaltung<br />
ausdrücklich ein Gesetz 154 , ebenso einzelne Landesorganisationsgesetze.<br />
155 Für die landesunmittelbaren Stiftungen<br />
des öffentlichen Rechts gelten entweder die einschlägigen<br />
Sondervorschriften in den LandesStiftG (s. Rn. 39) oder die<br />
speziellen Vorschriften <strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts<br />
in den Gesetzen über die Organisation der allgemeinen Landesverwaltung<br />
156 , soweit anlässlich ihrer Errichtung keine<br />
abweichenden Regelungen erlassen worden sind. Für sie gilt<br />
außerdem das Verwaltungsverfahrensgesetz des jeweiligen<br />
Landes 157 , soweit anlässlich ihrer Errichtung keine abweichenden<br />
Regelungen erlassen worden sind.<br />
d) Ansässigkeit<br />
[52] Die LandesStiftG gelten <strong>für</strong> diejenigen rechtsfähigen Stiftungen,<br />
die ihren Rechtssitz im jeweiligen B<strong>und</strong>esland<br />
143 Art. 16 Abs. 1 S. 2 BayStiftG; ähnlich § 3 Abs. 5 HessStiftG.<br />
144 So Suerbaum in Stumpf/Suerbaum/Schulte/Pauli, <strong>Stiftungs</strong>recht,<br />
3. Aufl. 2018, Teil C Rn. 403: „insofern irreführend, als es sich bei<br />
den privatrechtlichen Stiftungen um die staatliche Unbedenklichkeitsprüfung<br />
einer privatautonomen Entscheidung des Stifters handelt,<br />
während die Rechtsmacht zur Schaffung juristischer Personen<br />
des öffentlichen Rechts prinzipiell dem Staat auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
eines Sonderrechts vorbehalten ist.“ – unter Verweis auf BVerfG<br />
v. 6.11.1962 – 2 BvF 151/60, BVerfGE 15, 46 (69).<br />
145 Art. 16 Abs. 1 BayStiftG; § 3 Abs. 5 HessStiftG.<br />
146 BayVerfGH v. 5.2.1974 – Vf. 18-VII-71, BayVBl. 1974, 405 = VerwRspr<br />
1974, 64, zu Art. 3 Abs. 2 BayStiftG aF = Art. 16 Abs. 1 Bay-<br />
StiftG; Voll/Störle, Bayerisches <strong>Stiftungs</strong>gesetz, 6. Aufl. 2016, Art. 3<br />
Anm. 10; Peiker, StiftG Hessen, 4. Aufl. 2009, § 2 Erl. 3; Mecking,<br />
StiftG Rheinland-Pfalz, 2006, § 10 Erl. 2.; v. Campenhausen/Stumpf<br />
in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023, § 13 Rn. 14 u. 40; Hüttemann/Rawert<br />
in Staudinger, 2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB,<br />
Rn. 409 mwN; aA noch Ebersbach, Handbuch des deutschen <strong>Stiftungs</strong>rechts,<br />
1972, I – 13.1: „Rechtsfähige Stiftungen des öffentlichen<br />
Rechts können nur durch einen Hoheitsakt des Staates (des<br />
B<strong>und</strong>es oder eines B<strong>und</strong>eslandes) errichtet werden. Privatpersonen,<br />
Gebietskörperschaften oder sonstigen juristischen Personen des öffentlichen<br />
Rechts sind außerstande eine selbständige öffentlichrechtliche<br />
Stiftung ins Leben zu rufen. Selbst wenn sie durch Gründungsinitiative,<br />
Zwecksetzung <strong>und</strong> Vermögenszuwendung als ‚Stifter‘<br />
auftreten, bleibt die Gründungsentscheidung selbst dem Staat<br />
vorbehalten, denn der <strong>Stiftungs</strong>akt (Gesetz oder Verwaltungsakt),<br />
der die Stiftung entstehen lässt, verleiht dieser zugleich einen öffentlich-rechtlichen<br />
Status.“ Dazu s.a. oben Fn. 144.<br />
147 Hüttemann/Rawert in Staudinger, 2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB<br />
Rn. 411.<br />
148 Hüttemann/Rawert in Staudinger, 2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB<br />
Rn. 412.<br />
149 Hüttemann/Rawert in Staudinger, 2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB<br />
Rn. 413.<br />
150 Dazu allgemein Kluth in Wolff/Bachof/Stober/Kluth, Verwaltungsrecht<br />
I, 13. Aufl. 2017, § 30 Rn. 32.<br />
151 Hüttemann/Rawert in Staudinger, 2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB<br />
Rn. 414.<br />
152 Art. 55 Nr. 5 Satz 2 BayVerf; Art. 82 Abs. 3 SächsVerf.<br />
153 Bejahend <strong>für</strong> B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder Suerbaum in Stumpf/Suerbaum/<br />
Schulte/Pauli, <strong>Stiftungs</strong>recht, 3. Aufl. 2018, Teil C Rn. 398 f.;<br />
v. Campenhausen/Stumpf in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023,<br />
§ 13 Rn. 27; offen gelassen bei Hüttemann/Rawert in Staudinger,<br />
2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB Rn. 411: „Unklar“.<br />
154 Art. 77 Abs. 1 BayVerf; Art. 96 BbgVerf; Art. 70 Abs. 2 MVVerf;<br />
Art. 77 Satz 1 NRW Verf; Art. 112 SaarlVerf; Art. 83 Abs. 1 Sächs-<br />
Verf; Art. 52 Abs. 2 SchlHVerf; ähnlich Art. 70 Abs. 1 BWVerf;<br />
Art. 75 Abs. 1 Bln Verf; Art. 57 HmbVerf; Art. 86 Abs. 2 LSAVerf.<br />
155 § 15 iVm. § 13 Abs. 1 BbgLOG; § 10 Abs. 4 MVLOG; § 21 iVm.<br />
§ 18 NRW LOG; § 21 iVm. § 18 SaarlLOG; § 47 Abs. 1 SchlHVwG.<br />
156 §§ 28 ff. Bln AZG; § 15 BbgLOG; §§ 2 Abs. 3, 10 Abs. 3 f., 19<br />
MVLOG; § 21 iVm. § 18 ff. NRW LOG; § 21 iVm. § 18 ff. Saarl-<br />
LOG; §§ 46 ff. SchlHLVwG.<br />
157 § 1 Abs. 1 BWVwVfG; § 1 Abs. 1 S. 1 BayVwVfG; § 1 Abs. 1 Bbg-<br />
VwVfG; § 1 Abs. 1 BremVwVfG; § 1 Abs. 1 Nr. 2 HambVwVfG;<br />
§ 1 Abs. 1 Nr. 3 HessVwVfG; § 1 Abs. 1 MVVwVfG; § 1 Abs. 1<br />
NdsVwVfG; § 1 Abs. 1 NRW VwVfG; § 1 Abs. 1 RhPfVwVfG; § 1<br />
Abs. 1 Nr. 3 SaarlVwVfG; – jeweils <strong>für</strong> „der Aufsicht [des Landes/<br />
Freistaates oder der „..stadt“] unterstehende juristische Personen<br />
des öffentlichen Rechts“ – <strong>und</strong> § 1 SächsVwVfG; § 1 Abs. 1 LSA-<br />
VwVfG; § 1 Abs. 1 iVm. § 2 Abs. 2 SchlHVwG; § 1 Abs. 1 Nr. 3<br />
ThürVwVfG – jeweils <strong>für</strong> „der Aufsicht [des Freistaates/Landes] unterstehende<br />
Stiftungen des öffentlichen Rechts“.<br />
ZStV 1/2024 13
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
haben 158 ; allerdings fehlt in einigen LandesStiftG der ausdrückliche<br />
Zusatz „nach ihrer Satzung“. 159 Vom Rechtssitz<br />
bzw. satzungsmäßigen oder statutarischen Sitz (§ 81 Abs. 1<br />
Nr. 1 Buchst. c BGB-neu) unterscheidet § 83a BGB-neu den<br />
Verwaltungssitz der Stiftung. Beide können auseinanderfallen.<br />
160 Nur der SchlHStiftG-RegE geht auf die in der Praxis<br />
streitige Frage 161 ein, ob ein Stifter den statutarischen Sitz der<br />
Stiftung gr<strong>und</strong>sätzlich frei bestimmen darf oder ob <strong>für</strong> die<br />
Sitzwahl ein lokaler Bezug erforderlich ist: „Ein Mindestbezug<br />
des Stifters“ zum B<strong>und</strong>esland „ist obligatorisch“. 162<br />
e) Statusklärung<br />
[53] Bei Zweifeln über die Rechtsnatur einer Stiftung entscheidet<br />
darüber die <strong>Stiftungs</strong>behörde 163 oder die oberste<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde 164 (s. Rn. 55 f.) bzw. das Innenministerium<br />
165 (sog. Statusklärung in Zweifelsfällen 166 ).<br />
II.<br />
14<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
[54] Die LandesStiftG regeln mit einer Ausnahme, welche Behörde<br />
jeweils die „die zuständige Behörde des Landes“ iSd.<br />
§§ 80 Abs. 2 Satz 1, 81a BGB bzw. „die nach Landesrecht<br />
zuständige Behörde“ iSd. §§ 81 Abs. 4 Satz 1, 82b Abs. 2<br />
Nr. 1, 83c Abs. 3, 84c Abs. 1 Satz 1, 85a Abs. 1, 86b Abs. 1 u.<br />
3, 86e Abs. 1, 86f Abs. 1, 87 Abs. 3, 87a BGB-neu, §§ 2 Nr. 8,<br />
10 Abs. 2, 20 Abs. 3 StiftRG ist. 167 Einzig das HmbStiftG bestimmt<br />
nicht, welches die „zuständige Behörde“ in Hamburg<br />
ist. 168 Entsprechend der Begrifflichkeit in der Begründung des<br />
StiftR-VereinhG-RegE verwenden die meisten Landes-<br />
StiftG 169 „<strong>Stiftungs</strong>behörden“ auch als Oberbegriff. 170 Die<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde ist auch zugleich Aufsichtsbehörde, soweit<br />
gesetzlich nichts anderes bestimmt ist. 171 Aus verwaltungsorganisatorischer<br />
Sicht wird die Konzentration auf jeweils eine<br />
Landesbehörde be<strong>für</strong>wortet. 172/1 Dieses Konzept, das <strong>für</strong> größere<br />
Flächenstaaten allerdings problematisch werden könnte,<br />
haben aber nur einzelne Länder umgesetzt.<br />
[55] In Ländern mit dreistufigem Verwaltungsaufbau 172/2 unterscheiden<br />
die LandesStiftG zwischen den „obersten <strong>Stiftungs</strong>behörden“,<br />
die <strong>für</strong> allgemeine <strong>Stiftungs</strong>angelegenheiten<br />
zuständig sind, <strong>und</strong> den „<strong>Stiftungs</strong>behörden“, die insbesondere<br />
<strong>für</strong> die statusbegründenden <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>lagenändernden<br />
Entscheidungen nach den oben genannten BGB-Vorschriften<br />
sowie <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht über die einzelnen Stiftungen<br />
zuständig sind. 173 Oberste <strong>Stiftungs</strong>behörde ist <strong>für</strong> Stiftungen<br />
des bürgerlichen Rechts gr<strong>und</strong>sätzlich das jeweilige Innenministerium<br />
174 , <strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts das sachlich<br />
zuständige Ministerium oder die Landesregierung. 175<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörden <strong>für</strong> die Stiftungen des bürgerlichen Rechts<br />
sind die dem Ministerium nachgeordneten Mittelinstanzen;<br />
sachlich zuständig sind deshalb die Regierungspräsidien 176 ,<br />
die Bezirksregierungen 177 bzw. Regierung 178 , die Landesdirektion<br />
179 , die Aufsichts- <strong>und</strong> Dienstleistungsdirektion 180 , das<br />
Landesverwaltungsamt. 181 Deren örtliche Zuständigkeit bestimmt<br />
sich nach dem Rechtssitz der Stiftung (s. Rn. 52). 182<br />
Bei Interessenkollisionen o.Ä. kann die oberste <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
eine Bestimmungskompetenz haben. 183<br />
158 § 1 BWStiftG; Art. 1 BayStiftG; § 1 StiftG Bln-SenE; § 1 BbgStiftG;<br />
§ 1 HessStiftG; § 1 MVStiftG; § 1 NdsStiftG; § 1 RhPfStiftG-RefE;<br />
§ 1 LSAStiftG-RegE: „nach ihrer Satzung“.<br />
159 § 1 BremStiftG; § 1 HmbStiftG; § 1 StiftG NRW; [§ 1 SaarlStiftG];<br />
§ 1 SächsStiftG; § 1 SchlHStiftG; [§ 2 ThürStiftG]: nur „Sitz“.<br />
160 Zu den Rechtsfolgen einer Verlegung des Verwaltungssitzes ins Ausland<br />
s. § 87a Abs. 2 Nr. 3 BGB-neu <strong>und</strong> Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform<br />
2021, 2021, Rz. 173 ff. u. 779 f.. Zur „Anerkennung“ ausländischer<br />
Stiftungen mit Verwaltungssitz in Deutschland s. Schön in FS<br />
Henssler, 2023, 1238.<br />
161 Dazu zB Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021, 2021, Rz. 173<br />
mwN; Lorenz/Meyers DStR 2023, 2013 (2014 f.).<br />
162 SchlHStiftG-RegE, LT-Drs. 20/741, 22 (zu § 1). Dazu Weitemeyer<br />
npoR 2023, 7 (8): „Ein Bezug zur <strong>Stiftungs</strong>tätigkeit reicht aus“;<br />
dabei geht sie allerdings zu Unrecht von einer „Anknüpfung [des § 1<br />
SchlHStiftG-RefE] an den Verwaltungssitz der Stiftung“ aus. S.a.<br />
Barzen/S. Fritz/Leininger npoR 2024, 16 (21): Generell <strong>für</strong> „freie<br />
Wahl des Rechtssitzes“ mwN.<br />
163 § 3 StiftG Bln-SenE; § 14 HessStiftG; § 11 RhPfStiftG-RefE; § 17<br />
Abs. 3 SächsStiftG; § 15 LSAStiftG-RegE.<br />
164 Art. 25 Abs. 2 BayStiftG; § 3 StiftG NRW.<br />
165 § 11 BbgStiftG.<br />
166 Dazu zB VG Gießen v. 12.11.2013 – 8 K 818/13 GI, rkr. (Stiftung<br />
„Präsenz zu Büdingen“), becklink 1029606.<br />
167 § 5 BWStiftG; Art. 3 Abs. 1 BayStiftG; §§ 3 u. 5 Abs. 3 StiftG Bln-SenE;<br />
§ 5 Abs. 2 BbgStiftG; § 2 S. 2 BremStiftG; § 5 Abs. 2 HessStiftG; § 2<br />
MVStiftG; § 2 S. 2 NdsStiftG; § 2 Abs. 1 StiftG NRW; § 5 Abs. 1 Rh-<br />
PfStiftG-RefE; [§ 2 SaarlStiftG]; § 10 Abs. 3 S. 2 SächsStiftG; § 3<br />
Abs. 1 S. 1 LSAStiftG-RegE; § 18 Abs. 1 SchlHStiftG; [§ 4 ThürStiftG].<br />
168 Nach Weitemeyer/Franzius in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht,<br />
2011, Rz. 2.46, ist von einer Aufnahme der Behördenzuständigkeit<br />
in das HmbStiftG abgesehen worden, weil sich die<br />
Zuständigkeit aus politischen Gründen relativ häufig ändert. Nach<br />
der Zuständigkeitsanordnung des Senats ist derzeit die Justizbehörde<br />
die <strong>Stiftungs</strong>behörde.<br />
169 § 12 Abs. 3 S. 1 BWStiftG; Art. 3 Abs. 1 BayStiftG; §§ 2, 5 Brem-<br />
StiftG; § 3 HessStiftG; § 2 MVStiftG; § 2 NdsStiftG; § 2 StiftG NRW;<br />
§ 3 RhPfStiftG-RefE; § 10 SächsStiftG; § 3 LSAStiftG-RegE. Anders<br />
z.B. §§ 4, 5, 8 BbgStiftG („zuständige Behörde“ <strong>und</strong> „Rechtsaufsichtsbehörde“);<br />
§§ 3, 5, 6 HmbStiftG (nur „zuständige Behörde“).<br />
170 So HessStiftG-RefE, LT-Drs. 20/9473, 11 (zu § 3 vor Abs. 1).<br />
171 § 2 S. 2 NdsStiftG; § 3 Abs. 3 LSAStiftG-RegE (LSAStiftG-RegE, LT-<br />
Drs. 8/3427, 28 zu § 3 Abs. 3: „klarstellend“). Anders SchlHStiftG:<br />
Innenministerium = Anerkennungsbehörde (§ 2 Abs. 1) <strong>und</strong> Landräte<br />
sowie Bürgermeister kreisfreier Städte = zuständige Behörde im Übrigen<br />
+ Aufsichtsbehörde (§ 18 Abs. 1) [ <strong>und</strong> § 4 Abs. 1 ThürStiftG: Innenministerium<br />
= <strong>Stiftungs</strong>behörde, Verwaltungsamt = Aufsichtsbehörde].<br />
172/1 LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 26 f. (zu § 3 Abs. 1): „Optimal“,<br />
weil damit „Synergieeffekte in idealer Weise genutzt werden können<br />
<strong>und</strong> der stiftungsspezifische Sachverstand an einer Stelle gebündelt<br />
werden kann“.<br />
172/2 Dazu Schulte in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht,<br />
2011, Rz. 28.19 ff.<br />
173 § 3 HessStiftG; § 2 StiftG NRW; § 3 RhPfStiftG-RefE; § 10 Sächs-<br />
StiftG.<br />
174 § 8 Abs. 3 S. 2 BWStiftG; § 3 Abs. 1 HessStiftG; § 2 Abs. 2 StiftG<br />
NRW; § 3 Abs. 2 RhPfStiftG-RefE; § 10 Abs. 1 S. 2 SächsStiftG; § 3<br />
Abs. 1 S. 2 LSAStiftG-RegE; [§ 4 Abs. 1 S. 2 ThürStiftG]. In Bayern<br />
bestimmt sich die Zuständigkeit danach, in wessen Geschäftsbereich<br />
der <strong>Stiftungs</strong>zweck fällt (Art. 3 Abs. 3 BayStiftG): Ministerium <strong>für</strong><br />
Unterricht <strong>und</strong> Kultus, Ministerium <strong>für</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> Kunst <strong>und</strong><br />
im übrigen Innenministerium, letzteres ist <strong>für</strong> alle übrigen Stiftungen<br />
zuständig. In Baden-Württemberg ist das Kultusministerium <strong>für</strong><br />
kirchliche Stiftungen die <strong>Stiftungs</strong>behörde (§ 28 BWStiftG).<br />
175 § 20 Abs. 5 S. 2 BWStiftG; § 3 Abs. 1 u. 4 HessStiftG.<br />
176 § 3 BWStiftG; § 3 Abs. 2 HessStiftG.<br />
177 § 2 Abs. 1 StiftG NRW.<br />
178 Art. 3 Abs. 2 BayStiftG.<br />
179 § 10 Abs. 1 S. 1 SächsStiftG.<br />
180 § 3 Abs. 1 RhPfStiftG-RefE.<br />
181 § 3 Abs. 1 S. 1 LSAStiftG-RegE; [§ 4 Abs. 1 S. 2 ThürStiftG].<br />
182 Art. 3 Abs. 2 S. 2 BayStiftG; § 3 Abs. 2 S. 2 HessStiftG; § 2 Abs. 1<br />
S. 2 StiftG NRW.<br />
183 § 3 Abs. 4 RhPfStiftG-RefE.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
[56] In Ländern mit zweistufigem Verwaltungsaufbau 184 ist<br />
die oberste Landesbehörde gr<strong>und</strong>sätzlich die zuständige Behörde<br />
des Landes bzw. die nach Landesrecht zuständige Behörde<br />
iSd. oben genannten BGB-Vorschriften. 185 Zuständig<br />
ist deshalb gr<strong>und</strong>sätzlich das Innenministerium. 186<br />
[57] Einzelne LandesStiftG beschränken sich nicht darauf,<br />
allgemein zu regeln, welche Behörde „die zuständige Behörde<br />
des Landes“ bzw. „die nach Landesrecht zuständige Behörde“<br />
ist 187 , sondern regeln dezidiert (in einem Katalog) Einzelzuständigkeiten<br />
<strong>und</strong> Verfahren 188 , nämlich <strong>für</strong> die in den<br />
§§ 80 ff. BGB-neu vorgegebenen Aufgaben 189 :<br />
■ Anerkennung der Stiftung iSd. §§ 80 Abs. 2 BGB-neu,<br />
■ Ergänzung des <strong>Stiftungs</strong>geschäfts nach § 81 Abs. 4 BGB-neu,<br />
■ Treffen von Notmaßnahmen bei fehlenden Organmitgliedern<br />
nach § 84c BGB-neu,<br />
■ Genehmigung <strong>und</strong> Vornahme von Satzungsänderungen<br />
nach § 85a BGB-neu,<br />
■ Genehmigung <strong>und</strong> Vornahme von Zulegungen <strong>und</strong><br />
Zusammenlegungen nach §§ 86b bis 86f BGB-neu,<br />
■ Genehmigung der Auflösung einer Stiftung nach § 87<br />
Abs. 3 BGB-neu,<br />
■ Aufhebung einer Stiftung nach § 87a BGB-neu;<br />
Gesondert geregelt wird in diesen LandesStiftG die <strong>für</strong> die<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht zuständige Behörde = Aufsichtsbehörde. 190<br />
[58] Einzelne LandesStiftG bestimmen nicht nur die „zuständige<br />
Behörde“, sondern regeln auch deren Verfahren <strong>und</strong><br />
Form: § 4 StiftG NRW bestimmt, dass die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
über einen Antrag auf Anerkennung oder Genehmigung<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich innerhalb einer Frist von 6 Monaten entscheidet.<br />
191 § 5 Abs. 2 RhPfStiftG-RefE sieht vor, wem die Entscheidung<br />
über die Anerkennung der Stiftung als rechtsfähig<br />
zuzustellen ist. § 6 Abs. 1 Satz 1 SächsStiftG bestimmt, dass<br />
die Anerkennung einer Stiftung dem Antragsteller schriftlich<br />
mitzuteilen ist. Nach § 16 LSAStiftG-RegE bedürfen die Anerkennung,<br />
Satzungsänderungen, Genehmigungen, Aufsichtsmaßnahmen<br />
sowie die Aufhebung der Schriftform, ebenso<br />
nach §§ 2 Abs. 3, 3 Abs. 2, 4 Abs. 2 SchlHStiftG <strong>für</strong> Anerkennung,<br />
Satzungsänderungen, Zulegung, Zusammenlegung,<br />
Auflösung <strong>und</strong> Aufhebung. Kompetenzrechtlich (s. Rn. 25)<br />
dürften diese Verfahrensbestimmungen unbedenklich sein.<br />
Ob es auch sachlich geboten war, derartige Bestimmungen in<br />
den RhPfStiftG-RefE, das SächsStiftG <strong>und</strong> den LSAStiftG-<br />
RegE aufzunehmen, kann in Frage gestellt werden.<br />
III. <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
1. Rechtsgr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Bedeutung<br />
[59] Stiftungen unterliegen deswegen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht, weil<br />
„die Stiftung die einzige juristische Person ist, die nicht durch<br />
an ihr korporations- <strong>und</strong> vermögensrechtlich beteiligte natürliche<br />
Personen kontrolliert wird. Es besteht daher ein überwiegendes<br />
öffentliches, von der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht zu wahrendes Interesse<br />
daran, dass die <strong>Stiftungs</strong>organe ihre Handlungsfreiheit<br />
nicht entgegen dem in der <strong>Stiftungs</strong>satzung niedergelegten Willen<br />
des Stifters ausnützen.“ 192 „Diese Besonderheit ruft das Be-<br />
dürfnis hervor, die Stiftung vor ihren eigenen Organen zu schützen,<br />
<strong>und</strong> ist einer der Gründe da<strong>für</strong>, dass Stiftungen einer allgemeinen<br />
Staatsaufsicht unterworfen werden.“ 193 Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
übt daher eine „staatliche Obhutspflicht“ aus 194 ; sie<br />
übernimmt [neben dem Stifter 195 ] mit der Entstehung der Stiftung<br />
„eine besondere Mitverantwortung <strong>für</strong> die Verwirklichung<br />
des Stifterwillens“ 196 . Im Einzelnen werden der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
heute eine Schutzfunktion 197 sowie eine Kontroll-, Garantie-,<br />
Beratungs- <strong>und</strong> Förderungsfunktion zugeschrieben. 198 Es<br />
besteht die Sorge, dass ihre personelle Ausstattung den <strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
inzwischen erhebliche Schwierigkeiten bereitet,<br />
diese Aufgaben noch sachgerecht wahrzunehmen. 199<br />
184 Dazu Schulte in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht,<br />
2011, Rz. 28.24.<br />
185 Anders § 2 S. 1 NdsStiftG: Ämter <strong>für</strong> regionale Landesentwicklung;<br />
§ 18 SchlHStiftG: Zuständige Behörde ist der Landrat <strong>und</strong> der Bürgermeister<br />
in kreisfreien Städten (Abs. 1) [= 15 <strong>Stiftungs</strong>behörden!], im<br />
Übrigen hat das Innenministerium weitreichende Zuständigkeiten<br />
(Abs. 2-4 u. § 2).<br />
186 §§ 4 Abs. 1, 5 Abs. 1 S. 1 BbgStiftG; § 2 S. 1 BremStiftG (Senator <strong>für</strong><br />
Inneres); anders §§ 2 u. 5 Abs. 3 StiftG Bln-SenE (Senatsverwaltung<br />
<strong>für</strong> Justiz); § 2 S. 1 MVStiftG („<strong>für</strong> das <strong>Stiftungs</strong>wesen zuständige<br />
Ministerium“ = Justizministerium); [§ 2 SaarlStiftG].<br />
187 So aber § 2 S. 2 BremStiftG; § 2 S. 2 NdsStiftG; § 2 Abs. 1 S. 2<br />
StiftG NRW; § 5 Abs. 1 RhPfStiftG-RefE; § 10 Abs. 3 S. 2 Sächs-<br />
StiftG; § 3 Abs. 1 S. 1 LSAStiftG-RegE.<br />
188 Weitemeyer npoR 2023, 7 (8), hält diese Vorschriften <strong>für</strong> „überflüssig“,<br />
berücksichtigt dabei mE aber nicht ausreichend, dass die einschlägigen<br />
Vorschriften des BGB-neu zwar die Inhalte regeln, aber<br />
noch eine Bestimmung der „zuständigen Behörde des Landes „bzw.<br />
der „nach Landesrecht zuständigen Behörde“ erfordern.<br />
189 § 5 BWStiftG; §§ 2, 5 Abs. 3 S. 1 Nr. 1-4 StiftG Bln-SenE; § 4 Abs. 1,<br />
5 Abs. 3 Nr. 1-3, 9 BbgStiftG; §§ 3 Abs. 3, 5 Abs. 2 Nr. 1-5 Hess-<br />
StiftG; § 2 S. 1 Nr. 1-8 MVStiftG; §§ 2-4, 11 iVm. § 18 SchlHStiftG.<br />
Dazu s.a. Schaub-Englert NVwZ 2023, 221.<br />
190 § 12 Abs. 3 S. 1 BWStiftG; § 5 Abs. 3 S. 1 StiftG Bln-SenE; § 5<br />
Abs. 1 BbgStiftG; § 2 S. 1 Nr. 8 MVStiftG; § 4 Abs. 3 S. 1 Nds-<br />
StiftG; § 10 Abs. 3 S. 1 SächsStiftG; § 3 Abs. 3 LSAStiftG-RegE;<br />
§ 18 Abs. 4 iVm. §§ 9-12 SchlHStiftG.<br />
191 Generell zur Problematik einer zunehmenden Bearbeitungsdauer von<br />
Anfragen usw. der Stiftungen bei den <strong>Stiftungs</strong>behörden s. Runte ZfgK<br />
2022, 2; Hommelhoff FAZ v. 30.11.2022, 18; Hüttemann (s. Fn. 27);<br />
BVDStift in seinen Stellungnahmen zu den RefE der LandesStiftG<br />
(s. Fn. 25) mit Entgegnung BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 23;<br />
StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 24.<br />
192 BVerwG v. 22.9.1972 – VII C 27/1, BVerwGE 40, 347 (350);<br />
BVerwG v. 29.11.1990 – 7 B 155/90, NJW 1991, 713.<br />
193 BGH v. 3.3.1977 – III ZR 10/74, BGHZ 68, 142 (146).<br />
194 BGH v. 22.1.1987 – III ZR 26/85, BGHZ 99, 344 (349): s.a. OVG<br />
Münster v. 12.12.1995 – 25 B 3342/95, NVwZ-RR 1996, 425<br />
(426): „Garantiefunktion“ der staatlichen <strong>Stiftungs</strong>aufsicht im System<br />
des <strong>Stiftungs</strong>rechts.<br />
195 Zu dessen Verantwortung <strong>für</strong> eine stiftungsinterne Kontrolle <strong>und</strong><br />
Überwachung s. K. Fischer in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023,<br />
§ 8 Rn. 6.<br />
196 BVerwG v. 12.2.1998 – 3 C 55/96, BVerwGE 106,177 ((180); kritisch<br />
dazu Reuter in Hopt/Reuter, <strong>Stiftungs</strong>recht in Europa, 2001, 139<br />
(143 f.); s.a. BVerwG v. 29.11.1990 – 7 B 155/90, NJW 1991, 713.<br />
197 VGH Mannheim v. 21.6.2022 – 1 S 1865/20, NZG 2022, 1489<br />
Rn. 73.9; Art. 10 Abs. 1 BayStiftG („Zu ihrem Schutz unterstehen<br />
Stiftungen der Rechtsaufsicht des Staates“).<br />
198 So Rawert JöR 65 (2017), 179 (198 ff.); Hüttemann/Rawert in Staudinger,<br />
2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB Rn. 123 ff.; MüKoBGB/Weitemeyer,<br />
9. Aufl. 2021, § 80 Rn. 69 ff.; Andrick/Suerbaum, Stiftung<br />
<strong>und</strong> Aufsicht, 2001, § 4; K. Fischer in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl.<br />
2023, § 8 Rn. 8 ff. Aus dem Gesetzgebungsverfahren s. HessStiftG-<br />
RegE, LT-Dr. 20/9473, 12 (zu § 5); NdsStiftG-RegE, LT-Drs. 19/1299,<br />
10 f. (zu § 4); LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 34 (zu § 6).<br />
199 Vgl. Stellungnahmen des BVDStift zu den RefE der LandesStiftG<br />
(s. Fn. 25); Hüttemann <strong>und</strong> Runte lt. Hepperle/Steffen [s. Fn. 27]<br />
npoR 2023, 94 (95). S.a. Rn. 58. Fn. 191.<br />
ZStV 1/2024 15
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
[60] Die Gr<strong>und</strong>rechte gelten auch <strong>für</strong> rechtsfähige Stiftungen<br />
des privaten Rechts, soweit sie ihrem Wesen nach auf diese<br />
anwendbar sind (Art. 19 Abs. 3 GG), 200 insbesondere die allgemeine<br />
Handlungsfreiheit des Art. 2 Abs. 1 GG, der Gleichheitssatz<br />
nach Art. 3 Abs. 1 GG, die Religionsausübungsfreiheit<br />
nach Art. 4 Abs. 2 GG <strong>und</strong> die Eigentumsgarantie nach<br />
Art. 14 Abs. 1 GG. 201 Als Abwehrrechte gelten sie auch gegenüber<br />
der staatlichen <strong>Stiftungs</strong>aufsicht. Nicht gleichermaßen<br />
gesichert ist, ob sie zugleich die Bereitstellung einer bestimmten<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht (nach Art <strong>und</strong> Umfang) gewährleisten. 202<br />
[61] Die einfachgesetzlich in den LandesStiftG vorgeschriebene<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht ist eine Amtspflicht, die den mit dieser<br />
Aufgabe betrauten Beamten auch gegenüber der Stiftung<br />
selbst obliegt <strong>und</strong> deren Verletzung einen Amtshaftungsanspruch<br />
begründen kann (Art. 34 GG, § 839 BGB). 203<br />
[62] Die staatliche <strong>Stiftungs</strong>aufsicht gehört allerdings nach der<br />
Legaldefinition des § 80 Abs. 1 BGB-neu nicht zu den Wesensmerkmalen<br />
einer rechtsfähigen Stiftung des bürgerlichen<br />
Rechts. 204 Gleichwohl hat dieses öffentlich-rechtliche Merkmal<br />
inzwischen auch in § 83 Abs. 2 BGB-neu ausdrücklich<br />
Eingang in das <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht gef<strong>und</strong>en. Denn nach dieser<br />
Bestimmung „haben die zuständigen Behörden bei der Aufsicht<br />
über die Stiftung“ den Stifterwillen zu beachten. 205 Diese<br />
Pflicht gilt sowohl <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht iwS als auch <strong>für</strong><br />
die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht ieS. 206 Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht iwS kommt<br />
im b<strong>und</strong>esgesetzlichen <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht 207 in den verschiedenen<br />
Aufgabenzuweisungen an die <strong>Stiftungs</strong>behörden zum<br />
Ausdruck (s. Rn. 57). Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht ieS als laufende<br />
Kontrolle der <strong>Stiftungs</strong>verwaltung („Überwachung“ 208 ) wird<br />
in den LandesStiftG geregelt. 209 Das Tatbestandsmerkmal<br />
„bei der Aufsicht über die Stiftung“ in § 83 Abs. 2 BGB-neu<br />
ist ein Blanketttatbestand, der durch die Regelungen in den<br />
LandesStiftG ausgefüllt werden muss. Dh aus § 83 Abs. 2<br />
BGB-neu folgt nicht, dass <strong>für</strong> sämtliche Stiftungen nach Art<br />
<strong>und</strong> Umfang die gleiche <strong>Stiftungs</strong>aufsicht auszuüben wäre. 210<br />
2. Rechtsaufsicht<br />
[63] Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht hat sich auf eine Rechtsaufsicht zu<br />
beschränken. Sie darf „ihr Ermessen nicht an die Stelle des<br />
Ermessens der <strong>Stiftungs</strong>organe setzen“. 211 Einige LandesStiftG<br />
regelten dies bisher schon ausdrücklich so unter der Bezeichnung<br />
„Rechtsaufsicht“. 212 In einigen der übrigen LandesStiftG<br />
ist dies nun klarstellend so aufgenommen worden. 213 Der Begriff<br />
„Rechtsaufsicht“ fehlt weiterhin in § 9 SchlHStiftG. 214<br />
Im StiftG NRW ist die Bezeichnung „Rechtsaufsicht“ 215 ersetzt<br />
worden durch „Aufsicht iSd. § 83 Abs. 2 BGB“. 216<br />
200 BVerfG v. 11.10.1997 – 2 BvR 209/76, BVerfGE 46, 73 (83); BVerfG<br />
v. 17.2.1981 – 2 BvR 384/78, BVerfGE 57, 220 (240); BVerfG<br />
v. 4.6.1985 – 2 BvR 856/84, BVerfGE 70, 138 (160); BVerwG<br />
v. 22.9.1972 – VII C 27/1, BVerwGE 40, 347.<br />
201 Vgl. zB Andrick/Suerbaum, Stiftung <strong>und</strong> Aufsicht, 2001, § 5 Rn. 10 ff;<br />
K. Schröder DVBl. 2007, 207 (210); Rawert JöR 65 (2017), 179<br />
(202 ff.); Hüttemann/Rawert in Staudinger, 2017, Vorbem. zu<br />
§§ 80 ff. BGB Rn. 48 ff.; Stumpf u. K. Fischer in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht,<br />
2. Aufl. 2023, § 2 Rn. 52 ff. u. § 8 Rn. 40 ff.;<br />
16<br />
202 Zur parallelen Fragestellung bzgl. eines „Gr<strong>und</strong>rechts auf Stiftung“ s.<br />
BVerwG v. 24.3.2021 – 6 C 4.20, BVerwGE 172, 85 Rn. 27: Kein<br />
Zwang <strong>für</strong> den einfachen Gesetzgeber „zur Bereitstellung der bürgerlich-rechtlichen<br />
Stiftung als Rechtsinstitut“. Zu einer Bereitstellung der<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht s. Rawert JöR 65 (2017), 179 (209) <strong>und</strong> Hüttemann/<br />
Rawert in Staudinger, 2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB Rn. 137: „<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
ist stets auch Gr<strong>und</strong>rechtsgewährleistung“; aA M. Arndt<br />
npoR 2010, 93 (95): „staatliche <strong>Stiftungs</strong>aufsicht ist verfassungsrechtlich<br />
nicht geboten“; Burgard, Gestaltungsfreiheit im <strong>Stiftungs</strong>recht,<br />
2006, 211: „Verfassungsrechtlich ist der Gesetzgeber nicht gezwungen,<br />
eine <strong>Stiftungs</strong>aufsicht vorzusehen“; s.a. K. Schröder DVBl 2007, 207<br />
(212): „Den Staat, der die missbrauchsanfällige Rechtsform … zur Verfügung<br />
gestellt hat … trifft die Verpflichtung, durch entsprechende Vorkehrungen<br />
<strong>für</strong> die Verwirklichung des <strong>Stiftungs</strong>zwecks Sorge zu tragen.<br />
Die gebotene Ausgestaltung jener Aufsicht bleibt jedoch den Landesgesetzgebern<br />
vorbehalten“; Tischer, Über die Notwendigkeit strenger gesetzlicher<br />
Regelungen von Aufsicht <strong>und</strong> Kontrolle über private Stiftungen,<br />
2012, 110 f.: „Den Staat trifft eine verfassungsrechtliche Schutzpflicht.<br />
.. Bestimmte Anforderungen an die Art <strong>und</strong> das Maß des Schutzes<br />
sind dieser Schutzpflicht gr<strong>und</strong>sätzlich jedoch nicht zu entnehmen,<br />
so dass aus ihr nicht zugleich auch ein Anspruch der Stiftung auf eine<br />
bestimmte Ausgestaltung ihres Schutzes resultiert.“; Suerbaum, Die Stiftung,<br />
Jahreshefte zum <strong>Stiftungs</strong>wesen 2008, 89 (96 f.): Staatliche <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
steht nicht „unter verfassungsrechtlichem Artenschutz“.<br />
203 BGH v. 3.3.1977 – III ZR 10/74, BGHZ 68, 142 (146); BGH<br />
v. 22.1.1987 – III ZR 26/85, BGHZ 99, 344 (349); BayObLG<br />
v. 9.10.1990 – BReg. 2Z 438/89, StiftRspr. Bd. IV, 135 (140) zu Inhalt<br />
<strong>und</strong> Umfang der Prüfung der Jahresrechnung durch die <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde.<br />
204 So auch zum bisherigen Recht BGH v. 29.11.1965 – III ZR 198/63,<br />
StiftRspr. Bd. I, 138 (145) m. Anm. Leisner: „Die staatliche Aufsicht<br />
ist kein begriffsnotwendiges Merkmal der Stiftung. Das BGB enthält<br />
keine Bestimmungen über eine Staatsaufsicht, es setzt sie nur voraus.<br />
Nach dem öffentlichen Recht der einzelnen B<strong>und</strong>esländer unterstehen<br />
die Stiftungen nur idR einer Staatsaufsicht; nötig ist sie nicht in<br />
jedem Fall, was darin augenfällig wird, dass zB im Freistaat Bayern<br />
nur die öffentlichen Stiftungen der Staatsaufsicht unterliegen.“<br />
205 Auf diese Vorschrift verweist § 5 Abs. 1 StiftG NRW („Aufsicht des<br />
Landes iSd. …“).<br />
206 Dazu s. Rn. 3.<br />
207 Dazu s.a. RhPfStiftG-RefE zu § 7.<br />
208 So Andrick/Suerbaum, Stiftung <strong>und</strong> Aufsicht, 2001, § 7 Rn. 2 ff.<br />
209 S.a. BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597, 8 f. (zu § 5 vor Abs. 1); Hess-<br />
StiftG-RegE, LT-Drs. 20/9473, 12 (zu § 5 vor Abs. 1); RhPfStiftG-RefE<br />
zu § 7. Wegen § 83 Abs. 2 BGB-neu nicht zutreffend SchlHStiftG-<br />
RegE, LT-Drs. 20/741, 43 (zu § 17): Die §§ 80 ff. BGB-neu „enthalten<br />
keine Vorschriften zu den Aufgaben <strong>und</strong> zur Wahrnehmung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht“.<br />
210 Ebenso StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 18 (u. 23 f.)( zu § 9 Abs. 2):<br />
„Das BGB-neu trifft … keine Regelungen zu Umfang <strong>und</strong> Reichweite<br />
der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht; das öffentliche <strong>Stiftungs</strong>recht unterfällt mangels<br />
Gesetzgebungskompetenz des B<strong>und</strong>es vielmehr der Gesetzgebung der<br />
Länder, die daher im Rahmen der LandesStiftG auch weiterhin Regelungen<br />
zur Beschränkung von Umfang <strong>und</strong> Reichweite der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
treffen dürfen.“ Ebenso auch Achilles npoR 2023, 185 (188 f.). AA<br />
BVDStift in seinen Stellungnahmen zu den RefE der LandesStiftG<br />
(s. Fn. 25). Zur Einschränkung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht aufgr<strong>und</strong> des Stifterwillens<br />
s.a. Rn. 106 zum sog. „Hamburger Stifterprivileg“.<br />
211 BVerwG v. 22.9.1972 – VII C 27/1, BVerwGE 40, 347 (352); BGH<br />
v. 22.1.1987 – III ZR 26/85, BGHZ 99, 344 (349).<br />
212 Jetzt – zT mit Modifikationen – wiederkehrend in Art. 10 Abs. 1 Bay-<br />
StiftG; § 5 Abs. 2 StiftG Bln-SenE; § 5 Abs. 1 S. 1 BbgStiftG; § 5<br />
Abs. 1 S. 1 HmbStiftG; § 4 Abs. 1 MVStiftG; § 5 Abs. 1 StiftG NRW;<br />
§ 7 Abs. 1 RhPfStiftG-RefE; § 11 Abs.1 S. 1 SächsStiftG; § 6 Abs. 1<br />
LSAStiftG-RegE; § 9 Abs. 1 SchlHStiftG.<br />
213 § 5 Abs. 1 S. 2 BremStiftG; § 5 Abs. 1 S. 1 HessStiftG; § 4 Abs. 1 S. 1<br />
NdsStiftG. S.a. § 3 Abs. 1 des StiftG-ME von Hüttemann/Rawert ZIP<br />
2021, Beilage zu Heft 33, 3 (42 f.).<br />
214 Der Begriff „Rechtsaufsicht“ fehlt auch in § 10 SaarlStiftG <strong>und</strong> § 12<br />
ThürStiftG.<br />
215 § 6 Abs. 1 S. 1 StiftG NRW aF.<br />
216 § 5 Abs. 1 Hs. 1 StiftG NRW nF. Damit meinte man zu „verdeutlichen“,<br />
dass die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht eine reine Rechtsaufsicht ist (StiftG<br />
NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 12 zu § 5 Abs. 1). Zuvor hatte allerdings<br />
der BVDStift in seiner Stellungnahme v. 14.10.2022 (s. Fn. 25)<br />
empfohlen, die Beschränkung auf die Rechtsaufsicht in der Überschrift<br />
sowie in Abs. 1 durch die ausdrückliche Bezeichnung „Rechtsaufsicht“<br />
zum Ausdruck zu bringen, um „Klarheit“ zu schaffen.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
[64] Außerdem konkretisiert die Mehrzahl der LandesStiftG<br />
den Aufsichtsmaßstab folgendermaßen:<br />
■ Die Rechtsaufsicht „soll sicherstellen, dass die Stiftungen<br />
im Einklang mit den Gesetzen <strong>und</strong> mit der Verfassung der<br />
Stiftung verwaltet werden“ 217 , zT aber ausdrücklich<br />
beschränkt auf die BGB-Vorschriften über die rechtsfähigen<br />
Stiftungen, das LandesStiftG <strong>und</strong> die dazu erlassenen<br />
Rechtsverordnungen sowie das <strong>Stiftungs</strong>geschäft <strong>und</strong> die<br />
<strong>Stiftungs</strong>satzung“ 218 bzw. „die Rechtsvorschriften über die<br />
Stiftungen …“, 219 dh beaufsichtigt wird nicht die „Einhaltung<br />
aller Gesetze“. 220<br />
Soweit die <strong>Stiftungs</strong>behörden auch „sicherstellen“ bzw.<br />
„überwachen“ sollen, „dass die <strong>Stiftungs</strong>organe den im<br />
<strong>Stiftungs</strong>geschäft <strong>und</strong> in der <strong>Stiftungs</strong>satzung zum Ausdruck<br />
gekommenen Stifterwillen, hilfsweise den mutmaßlichen<br />
Willen des Stifters, beachten“ 221 , stellt sich die Frage,<br />
ob eine derartige landesrechtliche Regelung angesichts des<br />
§ 83 Abs. 2 BGB-neu kompetenzrechtlich noch zulässig ist<br />
(s. Rn. 24); Mecklenburg-Vorpommern 222 <strong>und</strong> Sachsen-<br />
Anhalt 223 haben ihre bisherigen Regelungen beibehalten,<br />
Niedersachsen hat eine im NdsStiftG-RegE noch enthaltene,<br />
entsprechende, aber von § 83 Abs. 2 BGB-neu abweichende<br />
Bestimmung, 224 gestrichen, weil sie „kompetenzrechtlich<br />
problematisch“ sei. 225<br />
■ Die <strong>Stiftungs</strong>behörde „überwacht die ordnungsmäßige <strong>und</strong><br />
rechtzeitige Ausstattung der Stiftung.“ 226 Sie „überprüft die<br />
Erhaltung des Gr<strong>und</strong>stockvermögens sowie die bestimmungsgemäße<br />
Verwendung seiner Erträge <strong>und</strong> zum Verbrauch<br />
bestimmter Zuwendungen.“ 227<br />
■ Die <strong>Stiftungs</strong>behörden „sollen die Stiftungen bei der Erfüllung<br />
ihrer Aufgaben verständnisvoll beraten, fördern <strong>und</strong><br />
schützen“. 228<br />
■ Die Rechtsaufsicht „soll die Entschlusskraft <strong>und</strong> Eigenverantwortung<br />
der Mitglieder der <strong>Stiftungs</strong>organe“ „nicht<br />
beeinträchtigen“ 229 , „berücksichtigen“ 230 bzw. „fördern“<br />
231 oder „stärken“ 232 . 233<br />
[65] Für die Ausübung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht gelten zudem die<br />
Gr<strong>und</strong>sätze der Verhältnismäßigkeit 234 <strong>und</strong> der Subsidiarität.<br />
235 Baden-Württemberg regelt die Subsidiarität ausdrücklich,<br />
indem es einzelne Maßnahmen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht entfallen<br />
lässt, wenn <strong>und</strong> solange eine ordnungsgemäße Überwachung<br />
der Verwaltung durch ein in der <strong>Stiftungs</strong>satzung vorgesehenes<br />
unabhängiges Kontrollorgan gewährleistet erscheint.<br />
236 In anderen LandesStiftG kommt dies allgemein zum<br />
Ausdruck, indem Maßnahmen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht nur zulässig<br />
sind, „soweit es zur ordnungsmäßigen Aufsicht erforderlich<br />
ist“. 237<br />
[66] Den Einsatz von Aufsichtsmitteln (s. Rn. 80 ff.) stellen die<br />
LandesStiftG zudem meist durch „Kann“-Bestimmungen in<br />
das pflichtgemäße Ermessen der <strong>Stiftungs</strong>behörden (sog. Opportunitätsprinzip<br />
238 ).<br />
[67] Soweit das <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsrecht „Soll“-Bestimmungen<br />
verwendet, gilt: „Eine Sollvorschrift bindet zwar in der Regel<br />
die Behörde nicht einschränkungslos, … jedoch stärker als<br />
wenn ihr Handeln in ihrem – pflichtgemäßen – Ermessen läge.<br />
Sie belässt der Behörde idR nur einen eng begrenzten Spielraum.<br />
Die Behörde darf von dem, was sie tun soll, nur abweichen,<br />
wenn ein wichtiger Gr<strong>und</strong> der vorgeschriebenen Handhabung<br />
entgegensteht, also in atypischen Fällen.“ 239<br />
[68] Verhältnismäßigkeits- <strong>und</strong> Subsidiaritätsüberlegungen<br />
sind letztlich auch ein Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> gesetzliche Einschränkungen<br />
der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht bei privatnützigen Stiftungen<br />
(s. Rn. 69 ff.) <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Verzicht auf eine Prüfung der Rechnungslegung<br />
durch die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht selbst, falls sie von<br />
einem Abschlussprüfer geprüft worden ist (s. Rn. 109 ff.).<br />
217 § 8 Abs. 1 Satz 2 BWStiftG; § 5 Abs. 1 Satz 1 HmbStiftG; § 5 Abs. 1<br />
Satz 2 HessStiftG; § 4 Abs. 1 Satz 2 NdsStiftG; inhaltlich ebenso<br />
Art. 11 Abs. 1 S. 2 BayStiftG; § 5 Abs. 1 S. 1 BremStiftG; § 4 Abs. 1<br />
S. 2 MVStiftG; [§ 10 Abs. 1 S. 1 SaarlStiftG].<br />
218 § 9 Abs. 1 SchlHStiftG; inhaltlich ebenso § 5 Abs. 1 S. 1 BbgStiftG;<br />
§ 7 Abs. 1 S. 1 RhPfStiftG-RefE.<br />
219 § 6 Abs. 1 S. 2 LSAStiftG-RegE.<br />
220 So BbgStiftG-RegE, LT-Drs.7/4597, 10 (zu § 5 Abs. 1); ebenso StiftG<br />
Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 14 (zu § 5 Abs. 1 u. 2: „keine allgemeine<br />
Rechtmäßigkeitskontrolle des Handelns der <strong>Stiftungs</strong>organ“);<br />
LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 35 (zu § 6 Abs. 1: „nicht die gesamte<br />
Rechtsordnung maßgeblich“); ebenso SchlHStiftG-RegE, LT-<br />
Drs. 20/741, 33 (zu § 9 Abs. 1).<br />
221 Für dahingehende Regelungen hat der BVDStift in seinen Stellungnahmen<br />
zu den RefE der LandesStiftG (s. Fn. 25) plädiert.<br />
222 § 4 Abs. 1 S. 3 MVStiftG aF = nF (beide ohne Anknüpfung an den<br />
mutmaßlichen Stifterwillen).<br />
223 § 6 Abs. 1 S. 2 LSAStiftG-RegE = § 10 Abs. 1 S. 2 LSAStiftG aF<br />
(ohne Anknüpfung an den mutmaßlichen Stifterwillen).<br />
224 § 4 Abs. 1 S. 1 NdsStiftG-RegE: „Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht stellt sicher,<br />
dass die Stiftungen im Einklang mit … verwaltet werden“. Ähnlich<br />
[§ 12 Abs. 1 S. 2 ThürStiftG].<br />
225 So NdsStiftG-Ber.InnenA, LT-Drs. 19/2508, 2 f. (zu § 4 Abs. 1).<br />
226 So Art. 11 Abs. 1 S. 1 BayStiftG.<br />
227 So Art. 11 Abs. 1 S. 3 BayStiftG.<br />
228 Art. 10 Abs. 2 BayStiftG – s.a. BayStiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505,<br />
11 zu Nr. 14: „<strong>für</strong>sorgende <strong>Stiftungs</strong>aufsicht“.<br />
229 § 4 Abs. 1 S. 3 NdsStiftG; § 5 Abs. 2 BremStiftG; [§ 10 Abs. 2 Saarl-<br />
StiftG].<br />
230 § 5 Abs. 1 S. 3 HessStiftG.<br />
231 § 7 Abs. 1 S. 2 RhPfStiftG-RefE; § 6 Abs. 2 LSAStiftG-RegE.<br />
232 Art. 10 Abs. 2 BayStiftG; § 5 Abs. 1 S. 3 BbgStiftG.<br />
233 Kritisch Weitemeyer npoR 2023, 7 (9): Derartige „Ergänzungen sind<br />
überflüssig“; BVDStift in seiner Stellungnahme v. 23.2.2023<br />
(s. Fn. 25): „Fragwürdig, da dem Landesgesetzgeber keine Gesetzgebungskompetenz<br />
im Bereich der Organhaftung verbleibt“.<br />
234 BVerwG v. 22.9.1972 – VII C 27/1, BVerwGE 40, 347 (350 f.);<br />
BayVGH v. 7.3.2016 – 5 ZB 15.1418, BeckRS 2016, 44301 Rn. 13;<br />
VG Sigmaringen v. 26.2.2009 – 6 K 1701/08, BeckRS 2009, 32590;<br />
s.a. HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 11 (zu § 6).<br />
235 BGH v. 14.10.1993 – III ZR 157/91, NJW 1994, 184 (186); s.a.<br />
HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 11 (zu § 6).<br />
236 § 8 Abs. 2 S. 2 BWStiftG; gegen die Kritik des BVDStift in seiner<br />
Stellungnahme v. 11.4.2023 (s. Fn. 25) an dieser Regelung BW-<br />
StiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 19 f. S.a. HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs.<br />
22/11643, 12 (zu § 6 Abs. 1); RhPfStiftG-RefE zu § 7: „Die Regelungen<br />
zur <strong>Stiftungs</strong>aufsicht müssen folglich so viel staatlichen<br />
Schutz wie nötig <strong>und</strong> so viel Autonomie <strong>und</strong> Eigenverantwortung<br />
der Stiftung wie möglich gewährleisten.“<br />
237 § 6 Abs. 1 S. 1 HmbStiftG; § 5 MVStiftG; § 9 Abs. 2 S. 1 SchlH-<br />
StiftG.<br />
238 So BayStiftG-RegE, LT-Drs. 13/2616, 7 (zu dessen Einführung in<br />
1995; s.a. Voll/Störle, Bayerisches LandesStiftG, 6. Aufl. 2016,<br />
Art. 12 Anm. 4: „Abkehr vom Legalitätsprinzip“); K. Fischer in<br />
Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023, § 8 Rn. 145; Tischer, Über die<br />
Notwendigkeit strenger gesetzlicher Regelungen von Aufsicht <strong>und</strong><br />
Kontrolle über private Stiftungen, 2012, 92 f.<br />
239 BVerwG v. 28.2.1973 – VIII C 49.72, BVerwGE 42, 26 (28) zu Soll-<br />
Vorschriften, die an eine Behörde adressiert sind.<br />
ZStV 1/2024 17
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
3. Einschränkung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>für</strong><br />
Familienstiftungen u.Ä. sowie<br />
Verbrauchsstiftungen<br />
[69] Die Mehrzahl der neuen oder geänderten LandesStiftG<br />
schränkt – wie bisher schon – die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>für</strong> bestimmte<br />
Stiftungen ein, insbesondere wegen eines fehlenden<br />
„öffentlichen Interesses“ an einer (weitergehenden) staatlichen<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht. 240<br />
[70] Übersicht über die Regelungen in den LandesStiftGn:<br />
B<strong>und</strong>esland<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
18<br />
<strong>Stiftungs</strong>zweck F<strong>und</strong>stelle u.<br />
Rechtsfolge<br />
„Stiftungen, die ausschließlich<br />
oder überwiegend dem<br />
Wohl einer oder mehrerer<br />
bestimmter Familien dienen“<br />
Stiftungen, die keine „öffentlichen<br />
Zwecke verfolgen“<br />
„Familienstiftungen“ = „Stiftungen,<br />
die <strong>Stiftungs</strong>geschäft<br />
oder Satzung ausschließlich<br />
oder überwiegend dem Wohl<br />
der Mitglieder einer oder<br />
mehrerer bestimmter Familien<br />
dienen“<br />
„nicht steuerbegünstigte Stiftungen<br />
sowie Verbrauchsstiftungen“<br />
§ 13 Abs. 2:<br />
Keine<br />
Anzeigepflicht <strong>für</strong><br />
bestimmte<br />
Rechtsgeschäfte,<br />
im Übrigen uneingeschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
Art. 10 Abs. 1:<br />
Keine<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§ 9 SenE: Nur<br />
beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§ 5 Abs. 2: Nur<br />
beschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
Bremen „Familienstiftungen“ § 13: Nur<br />
beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§§ 2 Abs. 3, 5<br />
Abs. 1 S. 4: Nur<br />
beschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
Hamburg „private Stiftungen“ = „Stiftungen,<br />
die nach ihrer Satzung<br />
überwiegend private<br />
Zwecke verfolgen, insbesondere<br />
Familienstiftungen“<br />
Hessen „Familienstiftungen“ = „Stiftungen,<br />
die nach dem <strong>Stiftungs</strong>geschäft<br />
aus-schließlich<br />
oder überwiegend dem<br />
Wohle der Mitglieder einer<br />
oder mehrerer bestimmter<br />
Familien dienen“<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
-<br />
Niedersachsen<br />
Nord-<br />
rhein-<br />
Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
„Stiftungen, die unmittelbar<br />
nur private Zwecke verfolgen<br />
<strong>und</strong> nicht von einer Behörde<br />
verwaltet werden“<br />
„Stiftungen, die ausschließlich<br />
oder überwiegend private<br />
Zwecke verfolgen“<br />
„private Stiftungen“ = „Stiftungen,<br />
die überwiegend private<br />
Zwecke verfolgen, insbesondere<br />
Familienstiftungen“<br />
§ 5 Abs. 1 S. 2:<br />
Nur beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§ 4: Keine Einschränkung<br />
der<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§ 4 Abs. 2: Nur<br />
beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§ 5 Abs. 2: Nur<br />
beschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§§ 2 Abs. 2, 7<br />
Abs. 1 S. 3 RefE:<br />
Nur beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
Saarland [„Stiftungen, die überwiegend<br />
private Zwecke verfolgen,<br />
insbesondere Familienstiftungen“]<br />
Sachsen „Stiftungen des bürgerlichen<br />
Rechts, die keine steuerbegünstigten<br />
Zwecke verfolgen“<br />
= Stiftungen, die nach den<br />
§§ 51-68 AO „ausschließlich<br />
<strong>und</strong> unmittelbar gemeinnützige,<br />
mildtätige oder kirchliche<br />
Zwecke verfolgen“<br />
Sachsen-<br />
Anhalt -<br />
§ 6 RegE: Keine<br />
Einschränkung<br />
der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§ 17: Nur<br />
beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
„Familienstiftungen“ = „Stiftungen,<br />
die nach dem <strong>Stiftungs</strong>zweck<br />
ausschließlich<br />
oder überwiegend dem<br />
Wohle der Mitglieder einer<br />
oder mehrerer bestimmter<br />
Familien dienen“- auch „soweit<br />
Familienstiftungen als<br />
Verbrauchsstiftungen errichtet<br />
oder in eine Verbrauchsstiftung<br />
umgestaltet werden“.<br />
Thüringen<br />
-<br />
[§ 10 Abs. 3 aF]:<br />
Nur beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
§ 11 Abs. 1 S. 2:<br />
Nur beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
[Keine Einschränkung<br />
der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht]<br />
[71] Tatbestandlich erfassen diese Regelungen „Familienstiftungen“<br />
241 , „private Stiftungen“ 242 , „Stiftungen, die ausschließlich<br />
oder überwiegend private Zwecke verfolgen“ 243<br />
oder „nicht steuerbegünstigte Stiftungen“ 244 bzw. „Stiftungen,<br />
die keine steuerbegünstigte Zwecke verfolgen“. 245 Als<br />
Oberbegriff gebräuchlich ist auch „privatnützige Stiftungen“<br />
246 (als aliud zu „gemeinnützigen Stiftungen“), dieser Begriff<br />
kommt aber in den Tatbeständen dieser Vorschriften<br />
nicht vor. Rechtstatsächlich sind dies vor allem Familienstif-<br />
240 Vgl. insbes. StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 18 (zu § 9 Abs. 2);<br />
BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597, 10 (zu § 5 Abs. 2); NdsStiftG-RegE,<br />
LT-Drs. 19/1299, 11 f. (zu § 4 Abs. 2); StiftG NRW-RegE, LT-<br />
Drs. 18/1921, 12 f. (zu § 5 Abs. 2); SächsStiftG-RegE, LT-Drs.<br />
7/13448, 16 (zu § 11 Abs. 1).<br />
241 § 9 StiftG Bln-SenE; §§ 2 Abs. 3, 5 Abs. 1 S. 4, 6 Abs. 1 Nr. 2 Hess-<br />
StiftG; §§ 5 Abs. 1 S. 2, 13 BremStiftG.<br />
242 §§ 5 Abs. 1 S. 2, 6 Abs. 1 S. 2 u. Abs. 2 S. 2, 9 Abs. 3 HmbStiftG;<br />
§§ 2 Abs. 2, 7 Abs. 1 S. 3 u. Abs. 2 S. 1 RhPfStiftG-RefE.<br />
243 § 5 Abs. 2 S. 1 StiftG NRW; entsprechend § 4 Abs. 2 NdsStiftG<br />
(„unmittelbar nur private Zwecke“).<br />
244 § 5 Abs. 2 BbgStiftG.<br />
245 § 11 Abs. 1 S. 2 SächsStiftG (SächsStiftG-RegE, LT-Drs. 7/13448, 16<br />
„… nach ihrer Satzung …“).<br />
246 Vgl. zB MüKoBGB/Weitemeyer, 9. Aufl. 2021, § 80 Rn. 12 u. 119.<br />
247 B<strong>und</strong>esverband Deutscher Stiftungen, Zahlen, Daten, Fakten zum<br />
deutschen <strong>Stiftungs</strong>wesen, 2021, S. 33 (abrufbar unter www.stiftungen.org/filedamin/stiftungen_org/Verband/Was_wir_tun/Publikationen/Zahlen-Daten-Fakten-des-deutschen-<strong>Stiftungs</strong>wesens.pdf;<br />
zuletzt<br />
abgerufen am 18.12.2023): 91,7 % der rechtsfähigen Stiftungen<br />
bürgerlichen Rechts verfolgen ausschließlich steuerbegünstigte<br />
Zwecke, 7,2 % ausschließlich privatnützige Zwecke <strong>und</strong> 1,1 %<br />
steuerbegünstigte <strong>und</strong> privatnützige Zwecke – n=21.753 (Stand:<br />
März 2021): „Typische Ausprägungsform der privatnützigen Stiftung<br />
ist die Familienstiftung“. Zur Diskussion etwaiger Hintergründe<br />
der zunehmenden Zahl von Familienstiftungen s. Riehm/Naumann<br />
DStR 2023, 1033 (1039 f.)<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
tungen. 247 Einzelne LandesStiftG beziehen nun auch „Verbrauchsstiftungen“<br />
248 in den Geltungsbereich dieser Regelungen<br />
ein.<br />
[72] Begründet wird die Einschränkung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
damit, dass „kein öffentliches Interesse an staatlicher Aufsicht“<br />
bestehe. Es sei „Sache des Stifters, durch Satzungsgestaltung darauf<br />
hinzuwirken, dass stiftungsinterne Kontrollgremien oder<br />
andere Mechanismen greifen, um die satzungsgemäße <strong>Stiftungs</strong>verwaltung<br />
abzusichern.“ 249 Die staatliche <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
könne „sich daher auf die Maßnahmen zur Abwehr einer<br />
Gemeinwohlgefährdung sowie zur Sicherung der Handlungsfähigkeit<br />
der <strong>Stiftungs</strong>organe <strong>und</strong> auf die Zuständigkeiten <strong>für</strong> die<br />
Genehmigungserfordernisse nach dem BGB beschränken.“ 250<br />
[73] Als Rechtsfolge bestimmen diese Regelungen 251 :<br />
■ Diese Stiftungen unterliegen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht „nur<br />
insoweit als sicherzustellen ist“,<br />
– „dass ihr Bestand <strong>und</strong> ihre Betätigung nicht den<br />
öffentlichen Interessen zuwiderlaufen“ 252 bzw.<br />
– „dass ihre Betätigung gesetzlich geschützten öffentlichen<br />
Interessen nicht zuwiderläuft“ 253 bzw.<br />
– „dass ihr Bestand gewahrt bleibt <strong>und</strong> sie sich im Einklang<br />
mit den Vorschriften des BGB über die rechtsfähigen<br />
Stiftungen sowie dieses Gesetzes <strong>und</strong> den dazu<br />
ergangenen Rechtsvorschriften betätigen“ 254 oder<br />
■ Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht „beschränkt sich auf Maßnahmen“<br />
– „zur Abwehr der Gefährdung des Gemeinwohls“ 255<br />
bzw.<br />
– „nach § 87a BGB“ (Aufhebung der Stiftung bei dauernder<br />
Nichterfüllung des <strong>Stiftungs</strong>zwecks) 256 sowie<br />
– „zur Sicherung der Handlungsfähigkeit der <strong>Stiftungs</strong>organe“<br />
257 bzw.<br />
– „auf die Überwachung der Zusammensetzung der <strong>Stiftungs</strong>organe<br />
einschließlich der Verteilung der Ämter<br />
innerhalb der Organe“ 258 bzw.<br />
– [„Bestellung fehlender Mitglieder der <strong>Stiftungs</strong>organe<br />
<strong>und</strong> eine Zweckänderung oder Aufhebung, wenn die<br />
Erfüllung des <strong>Stiftungs</strong>zwecks unmöglich geworden ist<br />
oder das Gemeinwohl gefährdet“. 259 ]<br />
[74] Diese Rechtsfolgen konkretisieren einzelne B<strong>und</strong>esländer,<br />
indem sie ausdrücklich auf bestimmte Aufsichtsmittel<br />
verzichten 260 , aber auch verschärfen 261 oder indem sie Übergangsbestimmungen<br />
vorsehen. 262<br />
[75] Entbehrlich erscheint die Regelung des § 17 Abs. 2 S. 2<br />
SchlHStiftG, wonach die eingeschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
über Familienstiftungen auch „entsprechend gilt, soweit Familienstiftungen<br />
als Verbrauchsstiftungen errichtet oder in eine<br />
Verbrauchsstiftung umgestaltet werden.“ Diese Rechtsfolge<br />
ergibt sich nämlich bereits aus § 17 Abs. 1 S. 1 SchlHStiftG,<br />
der eine eingeschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>für</strong> sämtliche Familienstiftungen<br />
vorsieht. Es ist den Gesetzesmaterialien auch<br />
nicht zu entnehmen, dass mit dem „entsprechend gilt“ eine<br />
Modifikation der Rechtsfolgen des Satzes 1 bezweckt würde.<br />
[76] Die dergestalt beschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht lässt aber<br />
die im <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht statuierten Pflichten der <strong>Stiftungs</strong>-<br />
behörden 263 zur Anerkennung einer Stiftung, zur Genehmigung<br />
oder Vornahme von Satzungsänderungen sowie von<br />
Zulegungen oder Zusammenlegung von Stiftungen <strong>und</strong> zur<br />
Genehmigung der Auflösung von Stiftungen, zum Treffen von<br />
Notmaßnahmen bei fehlenden Organmitgliedern <strong>und</strong> zur<br />
Aufhebung von Stiftungen unberührt. 264<br />
[77] Bayern verzichtet weiterhin vollständig auf eine <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
über Stiftungen, die keine „öffentlichen Zwecke“<br />
verfolgen. 265 Eine uneingeschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
248 § 5 Abs. 2 BbgStiftG; § 17 Abs. 2 Satz 2 SchlHStiftG (<strong>für</strong> Familienstiftungen<br />
= Verbrauchsstiftungen).<br />
249 BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597, 10 (zu § 5 Abs. 2); ebenso StiftG<br />
Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 18 (zu § 9 Abs. 2); ähnlich Brem-<br />
StiftG-SenE, Bürg-Drs. 20/1829, 6 zu Nr. 13: „Eine vollumfängliche<br />
staatliche Aufsicht wäre unverhältnismäßig, weil eine solche im Hinblick<br />
auf die regelmäßig vorhandene familieninterne Kontrolle<br />
durch die Destinatäre aus dem Familienkreis nicht erforderlich ist“;<br />
iE ebenso NdsStiftG-RegE, LT-Drs. 19/1299, 11 f. (zu § 4 Abs. 2).<br />
StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 24.<br />
250 BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597, 10 f. (zu § 5 Abs. 2); ähnlich StiftG<br />
NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 12 f. (zu § 5 Abs. 2); SchlHStiftG-<br />
RegE, LT-Drs. 20/741, 43 (zu § 17 Abs. 2).<br />
251 Dazu zum bisherigen Recht Schröder DVBl 2007, 207 214 f.).<br />
252 § 5 Abs. 1 S. 2 HmbStiftG; § 5 Abs. 1 S. 4 HessStiftG; § 7 Abs. 1 S. 3<br />
RhPfStiftG-RefE.<br />
253 § 13 Abs. 2 BremStiftG; § 5 Abs. 2 S. 1 StiftG NRW; § 11 Abs. 1 S. 2<br />
SächsStiftG.<br />
254 § 17 Abs. 2 S. 1 SchlHStiftG. Dem entsprach § 19 S. 2 SchlHStiftG<br />
aF, dessen Voraussetzungen Schleswig-Holsteinisches VG<br />
v. 18.12.2020 – 6 B 48/20, npoR 2021, 198 Rn. 35, m. Anm. Stallmann,<br />
<strong>für</strong> die streitige Ordnungsmäßigkeit der Besetzung des Vorstands<br />
der Jakobus-Stiftung (= eine der 3 unternehmenstragenden<br />
Familienstiftungen der ALDI-Nord-Gruppe) bejaht hat – bestätigt<br />
durch OVG Schleswig-Holstein v. 18.5.2022 – 3 MB 1/21, npoR<br />
2022, 306 Rn. 126 u. 144, m. Anm. Engel ZStV 2022, 201.<br />
255 § 5 Abs. 2 BbgStiftG.<br />
256 § 4 Abs. 2 NdsStiftG.<br />
257 § 5 Abs. 2 BbgStiftG; § 4 Abs. 2 NdsStiftG.<br />
258 § 9 Abs. 2 S. 1 StiftG Bln-SenE.<br />
259 [§ 10 Abs. 3 SaarlStiftG].<br />
260 Nach § 13 Abs. 2 BWStiftG gelten die Anzeigepflichten nicht <strong>für</strong><br />
Familienstiftungen, die aber im Übrigen uneingeschränkt der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
unterliegen. Nach § 6 Abs. 1 S. 2, Abs. 2 S. 2 Hmb-<br />
StiftG haben sich Maßnahmen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht auf das zu beschränken,<br />
was nötig ist, um den öffentlichen Interessen zuwiderlaufende<br />
Entwicklungen zu verhindern. Zu Erleichterungen bezüglich<br />
Rechnungslegung <strong>und</strong> deren Prüfung in Brandenburg, NRW, Rheinland-Pfalz<br />
<strong>und</strong> Schleswig-Holstein s. Rn. 107.<br />
261 Zur generellen Pflicht von Familienstiftungen in Sachsen, den Prüfungsbericht<br />
eines Abschlussprüfers vorzulegen s. Rn. 107.<br />
262 In Berlin gelten <strong>für</strong> vor dem 11.12.1977 genehmigte Familienstiftungen,<br />
<strong>für</strong> die damals keine beschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht galt, zusätzliche<br />
Befugnisse bzw. Pflichten der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht: (1) Abberufung<br />
von Organmitgliedern aus wichtigem Gr<strong>und</strong>, wenn „die geltende Satzung<br />
kein Aufsichtsorgan vorsieht“ (§ 9 Abs. 3 StiftG Bln-SenE) <strong>und</strong><br />
(2) Pflicht zur Prüfung der Jahresberichte, wenn „die geltende Satzung<br />
vorsieht, dass die Familienstiftung der Aufsichtsbehörde Jahresberichte<br />
zur Prüfung einzureichen hat“ (§ 9 Abs. 4 StiftG Bln-SenE).<br />
263 Zu deren Aufgabenkatalog s.a. Rn. 57.<br />
264 So ausdrücklich StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 18 (zu § 9<br />
Abs. 2), <strong>für</strong> die in §§ 84c, 85a, 86b, 87, 87a BGB-neu vorgesehenen<br />
Genehmigungspflichten <strong>und</strong> aufsichtsbehördlichen Befugnisse; § 11<br />
Abs. 1 S. 3 SächsStiftG <strong>für</strong> „Anerkennungs- <strong>und</strong> Genehmigungspflichten“;<br />
so auch BayStiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505, 11 (zu<br />
Nr. 14); SchlHStiftG-RegE, LT-Drs. 20/741, 43 (zu § 17); NdsStiftG-<br />
Ber.InnenA, LT-Drs 19/2508, 3 (zu § 4 Abs. 2); BbgStiftG-RegE, LT-<br />
Drs. 7/4597, 11 (zu § 5 Abs. 3).<br />
265 Art. 10 Abs. 1 S. 2 BayStiftG nF. Zur Rechtfertigung der bisherigen<br />
Regelung s. BGH v. 29.11.1965 – III ZR 198/63, StiftRspr. Bd. I, 138<br />
(145) m. Anm. Leisner: <strong>Stiftungs</strong>aufsicht ist in diesem Fall „nicht<br />
nötig“.<br />
ZStV 1/2024 19
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
gilt hingegen in Mecklenburg-Vorpommern 266 , Sachsen-Anhalt<br />
[<strong>und</strong> Thüringen].<br />
[78] Dass die Mehrzahl der LandesStiftG nur eine dergestalt<br />
eingeschränkte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>für</strong> die Familienstiftungen<br />
etc. vorsehen 267 , wird vom BVDStift 268 <strong>und</strong> Teilen des Schrifttums<br />
kritisiert. 269 Oftmals sind dies die gleichen Stimmen im<br />
Schrifttum, die zwar gr<strong>und</strong>sätzlich anerkennen, dass Familienstiftungen<br />
de lege lata anerkennungsfähig sind 270 , die diese<br />
gesetzgeberische Entscheidung aber als „rechtspolitisch fragwürdig“<br />
erachten. 271 Ihre Kritik an der beschränkten <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
fällt allerdings ähnlich verhalten aus: „verfassungsrechtlich<br />
fragwürdig“ 272 , „rechtspolitisch <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esrechtlich<br />
fragwürdig“ 273 bzw. „gleichsam Ausdruck einer<br />
nicht zuletzt gr<strong>und</strong>rechtlich gebotenen Ingerenzpflicht des<br />
Staates“ 274 – mit der Bedeutung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht in der<br />
höchstrichterlichen Rspr. (s. Rn. 59 ff.) setzt sich die Kritik in<br />
diesem Zusammenhang nicht auseinander. Nach einer differenzierenden<br />
Auffassung 275 dürfen die Länder ihre Aufsicht<br />
über „Privatstiftungen“ einschränken, aber nicht ganz auf sie<br />
verzichten; Mindestumfang müsse die Einhaltung der BGB-<br />
Regeln <strong>und</strong> die Verwirklichung des <strong>Stiftungs</strong>zwecks sein.<br />
[79] Die Maßgeblichkeit des Stifterwillens <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
gemäß § 83 Abs. 2 BGB-neu 276 hätte <strong>für</strong> die Landesgesetzgeber<br />
auch Veranlassung sein können, die Zulässigkeit<br />
einer eingeschränkten <strong>Stiftungs</strong>aufsicht nach dem Gr<strong>und</strong>satz<br />
„volenti non fit iniuria“ unter den Vorbehalt einer entsprechenden<br />
Bestimmung des Stifters im <strong>Stiftungs</strong>geschäft bzw. in<br />
der <strong>Stiftungs</strong>satzung zu stellen. 277 Solange die LandesStiftG<br />
aber bei der bisherigen Vorgehensweise bleiben, hat der Stifter<br />
lediglich mit der Wahl des Rechtssitzes der Stiftung<br />
(s. Rn. 52) die Dispositionsfreiheit zwischen einem Landesstiftungsrecht<br />
mit einer eingeschränkten <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
oder einem solchen mit einer uneingeschränkten <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
<strong>für</strong> privatnützige Stiftungen. 278<br />
4. Aufsichtsmittel<br />
a) Strukturen<br />
[80] Es wird unterschieden zwischen präventiven <strong>und</strong> repressiven<br />
Aufsichtsmitteln. 279 Es gelingt aber nicht durchgängig, die<br />
einzelnen Aufsichtsmittel (zB die Prüfung der Jahresabrechnung<br />
durch die <strong>Stiftungs</strong>behörde) entsprechend zuzuordnen. Als<br />
Oberbegriff ist „Aufsichtsmittel“ vorzugswürdig gegenüber<br />
„Aufsichtsmaßnahmen“, weil das auch von den Stiftungen zur<br />
Aufsicht beizutragende (s. Rn. 83 ff., 97 ff.) darin besser zum<br />
Ausdruck kommt. Der Begriff „Unterrichtung“ wird sowohl<br />
<strong>für</strong> ein Tätigwerden der Stiftung gegenüber der Aufsichtsbehörde<br />
(s. Rn. 83), als auch <strong>für</strong> eine Inanspruchnahme der Stiftung<br />
durch die Aufsichtsbehörde (s. Rn. 87 f.) gebraucht.<br />
[81] Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> die Ausübung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht sind<br />
die Informationen, die die <strong>Stiftungs</strong>behörde durch die Anzeigepflichten<br />
der Stiftungen (s. Rn. 83 ff.) <strong>und</strong> ihre Pflicht zur Vorlage<br />
der Jahresabrechnung (s. Rn. 91 ff.) erhält. Flankiert werden<br />
diese Instrumente durch das allgemeine Unterrichtungsrecht<br />
der <strong>Stiftungs</strong>behörde (s. Rn. 87 ff.), das sie präventiv aus-<br />
20<br />
üben kann oder reaktiv, um ergänzende Auskünfte zu erhalten<br />
oder sich weitere Unterlagen vorlegen zu lassen. Die besondere<br />
Bedeutung des Auskunftsrechts der <strong>Stiftungs</strong>behörde wird auch<br />
an seiner Durchsetzbarkeit durch Zwangsmittel deutlich<br />
(s. Rn. 130). Auf der Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> nach Prüfung der so erlangten<br />
Informationen entscheidet die <strong>Stiftungs</strong>behörde sodann<br />
nach pflichtgemäßem Ermessen, ob sie Maßnahmen ergreifen<br />
will. Als solche stehen ihr die Beanstandung (s. Rn. 127), die<br />
Anordnung (s. Rn. 128) sowie Zwangsmittel (s. Rn. 129 ff.) zur<br />
Verfügung. Lässt sich dadurch noch keine ordnungsgemäße Geschäftsführung<br />
der Stiftung erreichen, steht als Eskalation der<br />
Aufsichtsmittel noch eine Abberufung von Organmitgliedern<br />
266 Mecklenburg-Vorpommern hatte bereits 2006 seine bis dahin eingeschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht über Familienstiftungen (§§ 14 Abs. 2,<br />
27 MVStiftG aF) zurückgenommen (LT-Drs. 4/2047, 12: „Lockerung<br />
der Aufsicht … wird der Garantenpflicht des Staates nicht gerecht,<br />
die Umsetzung des Stifterwillens über die Aufsicht begleitend<br />
mit zu gewährleisten“); dazu s.a. Nissel ZSt 2007, 3 (4 ff.).<br />
267 Zur Rechtfertigung nach bisherigem Recht s. BGH v. 29.11.1965<br />
– III ZR 198/63, StiftRspr. Bd. I, 138 (145) m. Anm. Leisner<br />
(s. Rn. 62 in Fn. 204); zur Rechtsentwicklung s. Achilles npoR 2023,<br />
185 (186 ff.).<br />
268 BVDStift in seinen Stellungnahmen zu den RefE der einschlägigen<br />
LandesStiftG (s. Fn. 25): „unzulässig“; Entgegnung dazu durch<br />
StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 23 f.; HmbStiftG-SenE, Bürg-<br />
Drs. 22/11643, 1 f.<br />
269 Hüttemann BB 48/2023, Die Erste Seite; Weitemeyer npoR 2023, 7 (10);<br />
Runte ZfgK 2022, 2; Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33,<br />
3 (42 – zu § 1 StiftG-ME); zu den bisherigen LandesStiftG BeckOGK/<br />
Jakob/Uhl, BGB § 80 Rn. 565 (Stand: 1.7.2022); MüKoBGB/Weitemeyer,<br />
9. Aufl. 2021, § 80 Rn. 84; Hüttemann/Rawert in Staudinger, 2017,<br />
Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB Rn. 136 f.; Rawert JöR 65 (2017), 179<br />
(208 f.); Andrick/Suerbaum, StiftG NRW, 2016, § 6 Rn. 40 ff.; aA Bericht<br />
der B<strong>und</strong>-Länder-Arbeitsgruppe <strong>Stiftungs</strong>recht vom 19.10.2001<br />
(s. Fn. 9), 56 f. (unter I., III.); Richter/Gollan in Hüttemann/Richter/Weitemeyer,<br />
Landesstiftungsrecht, 2011, Rz. 30.30 ff. (30.67 f.).<br />
270 Hüttemann/Rawert in Staudinger, 2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB<br />
Rn. 265 ff., mit der Ausnahme <strong>für</strong> „faktische Selbstzweckstiftungen“<br />
(Rn. 273); MüKoBGB/Weitemeyer, 9. Aufl. 2021, § 80<br />
Rn. 186 ff. (187).<br />
271 Hüttemann/Rawert in Staudinger, 2017, Vorbem. zu §§ 80 ff. BGB<br />
Rn. 267 f.; ähnlich MüKoBGB/Weitemeyer, 9. Aufl. 2021, § 80<br />
Rn. 186 ff.; s.a. Professorenentwurf ZIP 2020, Beilage zu Heft 3, 3<br />
(„Einhegung von Familien- <strong>und</strong> Unternehmensstiftungen“); ebenso<br />
Weitemeyer NZG 2020, 569 (580).<br />
272 Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (42); Hüttemann<br />
lt. Hepperle/Steffen npoR 2023, 94 (95): „Erbsünde“; Hüttemann<br />
npoR 2023, 45; Hüttemann BB 48/2023, Die Erste Seite:<br />
„Aufsichtsexklaven“; offenbar weitergehend jetzt Weitemeyer npoR<br />
2023, 7 (10): wegen Verstoß gegen § 83c Abs. 2 BGB-neu „nach<br />
Art. 72 GG nichtig“ (nicht wiederholt in npoR 2023, 229).<br />
273 Andrick/Suerbaum, StiftG NRW, 2016, § 6 Rn. 40.<br />
274 Hüttemann BB 48/2023, Die Erste Seite.<br />
275 Kämmerer (s. Fn. 27); Achilles npoR 2023, 185 (188 f.); Lorenz/<br />
Meyers DStR 2023, 2013 (2016).<br />
276 Dazu, dass § 83 Abs. 2 BGB-neu einer Beschränkung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
nicht entgegensteht, s. Rn. 62.<br />
277 Durch einen derartigen Vorbehalt im LandesStiftG wäre dies keine<br />
unzulässige Einschränkung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht in der <strong>Stiftungs</strong>satzung<br />
(generell dazu K. Fischer in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl.<br />
2023, § 8 Rn. 19). Das sog. „Hamburger Stifterprivileg“ (§ 5 Abs. 4<br />
HmbStiftG, s. Rn. 106) ist ein Beispiel <strong>für</strong> dieses Konzept.<br />
278 Dazu HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 6 (Begründung AT) u.<br />
10 (zu § 5 Abs. 4), u. Ber.RechtsA, Bürg-Drs. 22/12021, 2 f.: „Standortfaktor“:<br />
s.a. Spiegel in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landes-<br />
StiftG, 2011, Rz. 22.51.<br />
279 Andrick/Suerbaum, Stiftung <strong>und</strong> Aufsicht, 2001, §§ 7 u. 8; Schulte<br />
in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht, 2011, Kap.<br />
29; Winkler in Werner/Saenger/Fischer, Die Stiftung, 2. Aufl. 2019,<br />
§ 27 Rn. 103 ff.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
(s. Rn. 132) <strong>und</strong> eine Bestellung von Sachwaltern oder Beauftragten<br />
zur Verfügung (s. Rn. 133 ff.).<br />
[82] Die Regelungstechnik der Aufsichtsmittel ist in den LandesStiftG<br />
unterschiedlich. Ein Teil komprimiert die Materie<br />
eher in wenigen Vorschriften, der andere Teil regelt die verschiedenen<br />
Aufsichtsmittel mehr in Einzelvorschriften. 280<br />
Einzelne LandesStiftG regeln die Materie teils als Pflichten<br />
der Stiftungen <strong>und</strong> teils als Befugnisse der Aufsichtsbehörde.<br />
281<br />
b) Anzeige- <strong>und</strong> Genehmigungspflichten<br />
[83] Die Stiftungen bzw. die Mitglieder ihres Vertretungsorgans<br />
sind nach den meisten LandesStiftG – mit Unterschieden<br />
in Einzelheiten – verpflichtet, den <strong>Stiftungs</strong>behörden folgende<br />
Angaben idR unverzüglich oder innerhalb einer Frist von<br />
einem Monat nach Eintritt der Wirksamkeit 282 anzuzeigen<br />
(„Unterrichtung“):<br />
■ Anschrift der Stiftung, 283<br />
■ Zusammensetzung ihrer Organe, 284<br />
■ die zur Vertretung Befugten nebst deren ladungsfähigen<br />
Anschriften 285 <strong>und</strong>/oder<br />
■ Änderungen dieser Angaben 286 sowie<br />
■ Änderungen, die <strong>für</strong> die Angaben im <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis<br />
von Bedeutung sind. 287<br />
Einzelne LandesStiftG 288 verzichten auf eine Verpflichtung zu<br />
Angaben, die über die <strong>für</strong> das <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis oder künftig<br />
<strong>für</strong> das <strong>Stiftungs</strong>register zu machenden Angaben hinausgehen.<br />
[84] Baden-Württemberg <strong>und</strong> Schleswig-Holstein haben weitergehende<br />
Anzeigepflichten beibehalten, nämlich <strong>für</strong><br />
Umschichtungen von <strong>Stiftungs</strong>vermögen, die <strong>für</strong> den Bestand<br />
der Stiftung bedeutsam sind <strong>und</strong> bei denen es sich nicht um<br />
Zuwächse aus der Umschichtung von Gr<strong>und</strong>stockvermögen<br />
(§ 83c Abs. 1 S. 3 BGB-neu) handelt 289 ,<br />
■ die Aufnahme von Darlehen, die Übernahme von Bürgschaften,<br />
die Veräußerung <strong>und</strong> Belastung von Gr<strong>und</strong>stückern<br />
<strong>und</strong> die Begründung sonstiger Verpflichtungen,<br />
wenn die Erfüllung der Verpflichtungen das <strong>Stiftungs</strong>vermögen<br />
besonders belasten kann 290 ,<br />
■ die Gewährung unentgeltlicher Zuwendungen, die nicht<br />
zur Erfüllung des <strong>Stiftungs</strong>zweckes vorgenommen werden<br />
sollen 291 ,<br />
■ die Annahme unentgeltlicher Zuwendungen, wenn sie mit<br />
das <strong>Stiftungs</strong>vermögen besonders belastenden Bedingungen<br />
oder Auflagen verb<strong>und</strong>en sind 292 ,<br />
■ das Eingehen von Rechtsgeschäften, die nicht zu den<br />
Rechtsgeschäften des laufenden Geschäftsbetriebs gehören<br />
293 oder solche mit Mitgliedern der <strong>Stiftungs</strong>organe 294 ,<br />
■ die Veräußerung oder wesentliche Veränderung von<br />
Sachen, die einen besonderen wissenschaftlichen,<br />
geschichtlichen oder künstlerischen Wert haben 295 .<br />
[85] Diese Maßnahmen können in diesen Ländern (erst)<br />
durchgeführt werden, wenn die <strong>Stiftungs</strong>behörde ihre Recht-<br />
mäßigkeit bestätigt 296 oder sie nicht innerhalb einer bestimmten<br />
Frist beanstandet 297 bzw. ihnen widerspricht 298 . Für eine<br />
derartige Regelung dürfte der Landesgesetzgeber allerdings<br />
keine Gesetzgebungskompetenz mehr haben, weil eine derartige<br />
Anzeigepflicht einer Genehmigungspflicht gleichkommt<br />
299 <strong>und</strong> weil genehmigungspflichtige Maßnahmen<br />
nunmehr durch die §§ 80 – 88 BGB-neu gr<strong>und</strong>sätzlich abschließend<br />
geregelt sind (s. Rn. 1 u. 23). 300<br />
280 Ausgeprägt in § 7 RhPfStiftG-RefE einerseits <strong>und</strong> §§ 9-13 BWStiftG<br />
[sowie §§ 11-16 SaarlStiftG] andererseits; im Gesamtspektrum der<br />
Regelungen liegen – zwischen diesen beiden Regelungen an seinen<br />
Rändern – die übrigen Regelungen: §§ 5, 6 HmbStiftG; §§ 7, 11<br />
SächsStiftG; §§ 6, 7 LSAStiftG-RegE; [§§ 8, 12 ThürStiftG]; §§ 6-8<br />
BbgStiftG; §§ 6-8 HessStiftG; §§ 6-9 BremStiftG; §§ 4-7 MVStiftG;<br />
§§ 6-9 StiftG NRW; Art. 11-15 BayStiftG.<br />
281 §§ 6, 8 StiftG Bln-SenE; §§ 6-8 BbgStiftG; §§ 5, 6 LSAStiftG-RegE.<br />
282 § 5 Abs. 1 LSAStiftG-RegE.<br />
283 § 9 Abs. 2 Nr. 2 BWStiftG; § 8 Abs. 1 Nr. 1 StiftG Bln-SenE; § 6<br />
Abs. 3 Nr. 1 BremStiftG; § 3 Abs. 3 HmbStiftG; § 4 Abs. 2 Nr. 1<br />
MVStiftG; § 7 Abs. 2 Nr. 1 SächsStiftG;<br />
284 § 9 Abs. 2 Nr. 1 BWStiftG (der „vertretungsberechtigten Organe“);<br />
§ 8 Abs. 1 Nr. 1 StiftG Bln-SenE („einschließlich der Verteilung der<br />
Ämter innerhalb der Organe“); § 7 Abs. 1 BbgStiftG („Mitglieder<br />
des Vertretungsorgans <strong>und</strong> der übrigen Mitglieder der mit Entscheidungsbefugnis<br />
ausgestatteten Organe“); § 6 Abs. 3 Nr. 1 Brem-<br />
StiftG; § 5 Abs. 6 HmbStiftG; § 10 Abs. 1 Nr. 1 HessStiftG; § 4<br />
Abs. 2 Nr. 1 MVStiftG; § 5 Abs. 2 S. 1 NdsStiftG ((„Vorstand <strong>und</strong><br />
besondere Vertreter“); [§ 1 Abs. 2 Nr. 2 SaarlStiftG (der „vertretungsberechtigten<br />
Organe“]; § 7 Abs. 2 Nr. 4 SächsStiftG; § 5 Abs. 1<br />
Nr. 1 LSAStiftG-RegE; § 6 Abs. 1 Nr. 1 SchlHStiftG.<br />
285 § 8 Abs. 1 Nr. 1 StiftG Bln-SenE; § 4 Abs. 2 Nr. 1 MVStiftG („Vertretungsbefugnis“);<br />
§ 7 Abs. 2 Nr. 2 f. SächsStiftG (einschließlich der<br />
„Vorsitz- <strong>und</strong> Stellvertreterfunktionen der Organe“); § 5 Abs. 1<br />
Nr. 2 LSAStiftG-RegE.<br />
286 § 9 Abs. 2 Nr.1 BWStiftG (betr. „Anschrift der Stiftung“); Art. 11<br />
Abs. 2 BayStiftG; § 8 Abs. 1 Nr. 1 StiftG Bln-SenE (jeweiligen“); § 7<br />
Abs. 1 BbgStiftG („Mitglieder des Vertretungsorgans einschließlich<br />
der Verteilung der Ämter innerhalb des Organs“); § 6 Abs. 3 Nr. 1<br />
BremStiftG („jeweilige“); § 5 Abs. 6 HmbStiftG; § 6 Abs. 1 Nr. 1<br />
HessStiftG; § 4 Abs. 2 Nr. 1 MVStiftG; § 5 Abs. 2 Satz 1 NdsStiftG;<br />
[§ 1 Abs. 2 Nr. 2 SaarlStiftG]; § 5 Abs. 1 Nr. 3 LSAStiftG-RegE; § 6<br />
Abs. 1 Nr. 1 SchlHStiftG.<br />
287 Art. 4 Abs. 2 S. 3 BayStiftG (der „Anschrift der <strong>Stiftungs</strong>verwaltung“);<br />
§ 8 Abs. 1 Nr. 1 StiftG Bln-SenE; § 14 Abs. 2 BbgStiftG<br />
(„“Anschrift der Stiftung“); § 3 Abs. 3 HmbStiftG; § 10 Abs. 2 S. 2<br />
HessStiftG; § 11 Abs. 2 S. 2 NdsStiftG („Anschrift der Stiftung“);<br />
§ 10 Abs. 2 S. 2 StiftG NRW; § 4 Abs. 3 RhPfStiftG-RefE; § 7 Abs. 4<br />
SächsStiftG; § 4 Abs. 3 LSAStiftG-RegE; [§ 5 Abs. 3 S. 1 ThürStiftG].<br />
288 StiftG NRW; RhPfStiftG-RefE; [ThürStiftG].<br />
289 § 6 Abs. 1 Nr. 2 SchlHStiftG.<br />
290 § 13 Abs. 1 Nr. 1 BWStiftG.<br />
291 § 13 Abs. 1 Nr. 3 BWStiftG; § 6 Abs. 1 Nr. 3 SchlHStiftG.<br />
292 § 13 Abs. 1 Nr. 3 BWStiftG.<br />
293 § 6 Abs. 1 Nr. 4 SchlHStiftG.<br />
294 § 13 Abs. 1 Nr. 4 BWStiftG.<br />
295 § 6 Abs. 1 Nr. 5 SchlHStiftG.<br />
296 § 13 Satz 2 BWStiftG.<br />
297 § 13 Satz 2 BWStiftG (2 Wochen).<br />
298 § 6 Abs. 2 SchlHStiftG (4 Wochen nach Zugang).<br />
299 Andrick/Suerbaum, Stiftung <strong>und</strong> Aufsicht, 2001, § 7 Rn. 24 Fn. 80.<br />
300 Dazu der BVDStift in seiner Stellungnahme v. 11.4.2023 zum BW-<br />
StiftG-RefE (s. Fn. 25): „Ob die Länder nach der Neufassung der<br />
§§ 80 ff. BGB noch dazu befugt sind, einzelne Rechtsgeschäfte einem<br />
Anzeigeerfordernis zu unterwerfen, erscheint zweifelhaft, da die der<br />
Aufsicht unterliegenden Maßnahmen der <strong>Stiftungs</strong>organe abschließend<br />
im BGB geregelt werden“; aA BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 21 f.:<br />
„Norm ist eindeutig dem <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsrecht <strong>und</strong> nicht dem <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht<br />
zuzuordnen“; s.a. Achilles npoR 2023, 185 (189). Weitemeyer<br />
npoR 2023, 7 (9), meint „… ein b<strong>und</strong>eseinheitliches Bedürfnis<br />
nach bestimmten Anzeigepflichten kann durchaus gesehen werden, um<br />
die Stiftung noch effektiver vor ihren Organen zu schützen“<br />
ZStV 1/2024 21
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
[86] Andere B<strong>und</strong>esländer haben bisherige weitergehende<br />
Anzeige- <strong>und</strong> Genehmigungspflichten (mit Ausnahme der<br />
Gr<strong>und</strong>lagenänderungen) gestrichen, um die Eigenverantwortung<br />
der Stiftungen zu stärken 301 oder um den abschließenden<br />
Regelungen des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts in den §§ 80 – 88<br />
BGB-neu Rechnung zu tragen. 302<br />
c) Allgemeines Unterrichtungsrecht der <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
[87] Das allgemeine Unterrichtungsrecht der <strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
über die Angelegenheiten der jeweiligen Stiftung 303 ist als<br />
präventives Aufsichtsmittel erforderlich, damit die <strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
ihren Überwachungspflicht nachkommen können.<br />
304 Seine Ausübung steht im pflichtgemäßen Ermessen<br />
der <strong>Stiftungs</strong>behörde („kann“). Ob zur Inanspruchnahme<br />
Veranlassung besteht, kann sich auch aus Anzeigen oder der<br />
Unterrichtung ergeben, zu denen die jeweilige Stiftung verpflichtet<br />
ist (s. Rn. 83 ff.); zur Prüfung speziell der Rechnungslegung<br />
s. Rn. 84 u. 109 ff.). Einzelne LandesStiftG regeln<br />
ausdrücklich, dass von dem Unterrichtungsrecht nur anlassbezogen<br />
305 Gebrauch gemacht werden soll: „Liegen der<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde Anhaltspunkte da<strong>für</strong> vor, dass bei der Verwaltung<br />
der Stiftung gegen ein Gesetz oder die <strong>Stiftungs</strong>verfassung<br />
verstoßen wurde, so kann ... .“ 306 Oder es wird als<br />
Zweck der Unterrichtung vorausgesetzt 307 , dass sich die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
über die Angelegenheiten der Stiftung unterrichten<br />
kann, „soweit dies zur ordnungsgemäßen Aufsicht<br />
erforderlich ist.“ 308<br />
[88] Hierzu hat die <strong>Stiftungs</strong>behörde folgende Rechte (in den<br />
LandesStiftG unterschiedlich differenziert geregelt):<br />
■ mündliche <strong>und</strong> schriftliche Berichte, Sitzungsniederschriften<br />
der <strong>Stiftungs</strong>organe, Akten <strong>und</strong> sonstige Unterlagen<br />
einsehen oder auf Kosten der Stiftung anfordern, 309<br />
■ während der üblichen Geschäftszeiten die Geschäftsräume<br />
der Stiftung <strong>und</strong> Räume in Einrichtungen der Stiftung,<br />
soweit diese nicht ausschließlich zu Wohnzwecken<br />
genutzt werden, durch eigene Bedienstete oder Beauftragte<br />
betreten <strong>und</strong> besichtigen, 310<br />
■ bei Vorliegen eines wichtigen Gr<strong>und</strong>es an Sitzungen der<br />
<strong>Stiftungs</strong>organe teilnehmen 311 <strong>und</strong><br />
■ die Geschäfts- <strong>und</strong> Kassenführung prüfen oder auf Kosten<br />
der Stiftung prüfen lassen 312 .<br />
In der Ausübung des allgemeinen Unterrichtungsrechts ist die<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde aber nicht auf den Katalog der im jeweiligen<br />
LandesStiftG genannten Unterrichtungsmittel beschränkt.<br />
313 Dies kommt in einzelnen LandesStiftG in einem<br />
„insbesondere“ zum Ausdruck, das der Aufzählung der Unterrichtungsmittel<br />
vorangestellt ist. 314<br />
[89] Das in den genannten Vorschriften geregelte allgemeine<br />
Prüfungsrecht der <strong>Stiftungs</strong>behörde bezieht sich allgemein<br />
auf die Geschäftsführung der Stiftung. Davon zu unterscheiden<br />
sind die speziellen Regelungen, die <strong>für</strong> die Prüfung der<br />
Rechnungslegung gelten (s. Rn. 109 ff.).<br />
[90] Der RhPfStiftG-RefE ist insoweit eher restriktiv: Es<br />
kennt zunächst die Pflicht der Stiftungen, die <strong>für</strong> das Stif-<br />
22<br />
tungsverzeichnis erforderlichen Angaben mitzuteilen (§ 4<br />
Abs. 2 RhPfStiftG-RefE) <strong>und</strong> die Jahresrechnung vorzulegen<br />
(§ 7 Abs. 2 Satz 1 RhPfStiftG-RefE), <strong>und</strong> sieht kein allgemeines,<br />
präventives Unterrichtungsrecht der <strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
vor, sondern nur eine Ermächtigung, ergänzende Auskünfte<br />
einzuholen <strong>und</strong> die Vorlage weiterer Unterlagen verlangen<br />
zu können, wenn der <strong>Stiftungs</strong>behörde „Anhaltspunkte<br />
vorliegen“, dass die Stiftung bei der Verwaltung der<br />
Stiftung das LandesStiftG, die §§ 80 – 88 BGB-neu nicht<br />
beachtet oder gegen die Satzung verstößt (§ 7 Abs. 4 RhPf-<br />
StiftG-RefE).<br />
d) Rechnungslegung<br />
aa) Gesetzgebungskompetenz<br />
[91] Von Teilen des Schrifttums <strong>und</strong> vom BVDStift ist bezweifelt<br />
oder bestritten worden, dass den Landesgesetzgebern<br />
noch eine Gesetzgebungskompetenz <strong>für</strong> Bestimmungen in<br />
den LandesStiftG zur Rechnungslegung der Stiftungen<br />
301 So StiftG NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 9 (zu Begründung AT); inhaltlich<br />
ebenso BayStiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505, 8 f. (Begründung AT).<br />
302 Vgl. BayStiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505, 13 (zu Nr. 24): „Genehmigungsvorbehalte<br />
wirken sich als eine in § 84 BGB nicht vorgesehene<br />
Beschränkung der Vertretungsmacht des <strong>Stiftungs</strong>vorstands aus.“<br />
303 § 9 BWStiftG; Art. 11 Abs. 3 BayStiftG; § 6 Abs. 1 StiftG Bln-SenE;<br />
§ 8 Abs. 1 BbgStiftG; § 6 Abs. 1 f. BremStiftG; § 6 Abs. 1 Hmb-<br />
StiftG; § 6 Abs. 2 HessStiftG; § 5 MVStiftG; § 6 Abs. 3 StiftG NRW;<br />
§ 7 Abs. 4 RhPfStiftG-RefE; [§ 11 SaarlStiftG]; § 11 Abs. 2 Sächs-<br />
StiftG; § 6 Abs. 3 f. LSAStiftG-RegE; § 9 Abs. 3 SchlHStiftG; [§ 12<br />
Abs. 3 ThürStiftG].<br />
304 So Andrick/Suerbaum, Stiftung <strong>und</strong> Aufsicht, 2001, § 7 Rn. 7.<br />
305 So NdsStiftG-Ber.InnenA, LT-Drs. 19/2508, 3 (zu § 5 Abs. 1).<br />
306 So § 5 Abs. 1 S. 1 NdsStiftG; ebenso oder ähnlich § 6 Abs. 1 S. 2<br />
BremStiftG („bei Vorliegen eines wichtigen Gr<strong>und</strong>es“); § 6 Abs. 3<br />
StiftG NRW; § 7 Abs. 4 RhPfStiftG-RefE.<br />
307 Dazu NdsStiftG-Ber.InnenA, LT-Drs. 19/2508, 3 (zu § 5 Abs. 1).<br />
308 § 6 Abs. 1 HmbStiftG; § 5 MVStiftG; § 5 Abs. 1 S. 1 NdsStiftG; § 9<br />
Abs. 3 S. 1 Hs. 1 SchlHStiftG.<br />
309 So § 5 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 NdsStiftG; ähnlich § 9 Abs. 1 BWStiftG;<br />
Art. 11 Abs. 3 S. 2 BayStiftG; § 6 Abs. 1 StiftG Bln-SenE; § 8 Abs. 1<br />
S. 2 BbgStiftG; § 6 Abs. 2 S. 1 f. BremStiftG; § 6 Abs. 2 S. 2 HessStiftG;<br />
§ 6 Abs. 3 StiftG NRW; § 7 Abs. 4 RhPfStiftG-RefE; [§ 11 Abs. 1 S. 2<br />
SaarlStiftG]; § 11 Abs. 2 S. 2 SächsStiftG; § 6 Abs. 3 S. 2 LSAStiftG-<br />
RegE; § 9 Abs. 3 S. 1 Hs. 2 SchlHStiftG; [§ 12 Abs. 3 S. 2 ThürStiftG].<br />
310 So § 5 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 NdsStiftG; ähnlich Art. 11 Abs. 3 S. 2 Bay-<br />
StiftG; § 6 Abs. 2 S. 2 HessStiftG; § 11 Abs. 2 S. 2 SächsStiftG; § 6<br />
Abs. 3 S. 2 LSAStiftG-RegE; § 9 Abs. 3 S. 1 Hs. 2 SchlHStiftG; [§ 12<br />
Abs. 3 S. 2 ThürStiftG].<br />
311 So nur § 6 Abs. 2 S. 3 BremStiftG. Kritisch dazu BVDStift in seiner<br />
Stellungnahme v. 23.2.2023 zum BremStiftG-RefE (s. Fn. 25): „Gefahr,<br />
dass die Rechtsaufsicht zu einer Fachaufsicht mit Zweckmäßigkeitskontrolle<br />
aufgewertet wird.“<br />
312 So § 5 Abs. 1 S. 2 Nr. 3 NdsStiftG; ähnlich § 9 Abs. 3 BWStiftG;<br />
Art. 11 Abs. 3 S. 2 BayStiftG; § 6 Abs. 1 StiftG Bln-SenE; § 6 Abs. 2<br />
S. 3 BremStiftG; § 6 Abs. 1 HmbStiftG; § 6 Abs. 2 S. 2 HessStiftG; § 5<br />
MVStiftG; § 6 Abs. 3 StiftG NRW; § 7 Abs. 4 RhPfStiftG-RefE; [§ 11<br />
Abs. 4 SaarlStiftG]; § 11 Abs. 2 S. 2 SächsStiftG; § 7 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE;<br />
§ 9 Abs. 3 S. 1 Hs. 2 u. S. 2 SchlHStiftG; [§ 12 Abs. 3 S. 2<br />
ThürStiftG]. Für die Alt. 2 (Prüfung auf Kosten der Stiftung) hat der<br />
BVDStift in seinen Stellungnahmen zu den RefE der LandesStiftG<br />
[s. Fn. 25] zu Recht das „Vorliegen eines wichtigen Gr<strong>und</strong>es“ verlangt.<br />
313 So Andrick/Suerbaum, Stiftung <strong>und</strong> Aufsicht, 2001, § 7 Rn. 7. Nach<br />
§ 6 Abs. 1 HmbStiftG kann sich die zuständige Behörde „in jeder<br />
geeigneten Weise“ über Angelegenheiten der Stiftung unterrichten.<br />
314 Art. 11 Abs. 3 S. 2 BayStiftG; § 6 Abs. 2 S. 1 BremStiftG; § 6 Abs. 2<br />
S. 2 HessStiftG; § 11 Abs. 2 S. 2 SächsStiftG; § 9 Abs. 2 S. 1 Hs. 2<br />
SchlHStiftG; [§ 12 Abs. 3 S. 2 ThürStiftG].<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
(s. Rn. 97 ff.) zusteht. Die Kritik im Schrifttum 315 konzentriert<br />
sich auf das „ob“ der Rechnungslegungsvorschriften,<br />
der BVDStift thematisiert auch das „wie“.<br />
[92] Der BVDStift 316 meint, anknüpfend an die nach einzelnen<br />
LandesStiftG erforderliche Rechnungslegung „nach den<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen ordnungsmäßiger Buchführung“ (s. Rn. 97):<br />
„Der B<strong>und</strong> hat die Rechnungslegungspflichten der <strong>Stiftungs</strong>vorstände<br />
mit der Verweisung in § 84a Abs. 1 Satz 1 BGB-neu<br />
auf das Recht der Geschäftsführung (§§ 664 bis 670 BGB)<br />
abschließend im Rahmen seiner Kompetenz nach Art. 74<br />
Nr. 1 GG geregelt. Danach sind <strong>Stiftungs</strong>vorstände zur Rechnungslegung<br />
nach den §§ 666, 259 BGB verpflichtet. Da der<br />
Landesgesetzgeber lediglich die Rechtsaufsicht über die Stiftung,<br />
nicht aber die Rechte <strong>und</strong> Pflichten der Organmitglieder<br />
ausgestalten kann, beschränkt sich die Regelungskompetenz<br />
der Länder insoweit auf eine Pflicht zur Vorlage der nach B<strong>und</strong>esrecht<br />
(§§ 84a iVm. 666, 259 BGB-neu) sowie der <strong>Stiftungs</strong>satzung<br />
zu erstellenden Rechnungslegungsunterlagen. Sie umfasst<br />
aber nicht das Recht zur Konkretisierung von BGB-<br />
Rechnungslegungsvorgaben oder die Anordnung von darüber<br />
hinaus ‚länderspezifischen‘ Buchführungspflichten.“ 317<br />
[93] Eine Sperrwirkung der §§ 80 – 88 BGB-neu <strong>für</strong> die Landesgesetzgeber<br />
wäre nach Art. 72 Abs. 1 GG (s. Rn. 18) aber<br />
nur eintreten, wenn der B<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Rechnungslegung von<br />
Stiftungen eine „erschöpfende Regelung“ getroffen 318 oder<br />
durch einen „absichtsvollen Regelungsverzicht“ unterlassen<br />
hätte. 319 Der B<strong>und</strong>esgesetzgeber hat jedoch mit den §§ 83b<br />
<strong>und</strong> 83c BGB-neu nur „einige gr<strong>und</strong>legende Bestimmungen<br />
über das <strong>Stiftungs</strong>vermögen <strong>und</strong> seine Verwaltung“ 320 treffen<br />
wollen <strong>und</strong> „bewusst davon abgesehen, die Vermögensverwaltung“<br />
der Stiftungen im BGB-neu „eingehender zu regeln“.<br />
321 Er ist damit stillschweigend auch der Empfehlung<br />
im Bericht der B<strong>und</strong>-Länder-Arbeitsgruppe „<strong>Stiftungs</strong>recht“<br />
vom 9.9.2016 322 gefolgt, die das vorhandene Instrumentarium<br />
<strong>für</strong> ausreichend <strong>und</strong> weitergehende generelle Bilanzierungs-,<br />
Prüfungs- <strong>und</strong> Veröffentlichungspflichten <strong>für</strong> zu aufwendig<br />
erachtet hatte. Deswegen bestand die Gesetzgebungskompetenz<br />
der Länder (s. Rn. 25) fort, die Vorlage einer<br />
Rechnungslegung der Stiftungen <strong>für</strong> Zwecke der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
323 <strong>und</strong> deren Prüfung zu regeln. 324 Die gegenteilige<br />
Auffassung im Schrifttum, die Regelungen im BGB seien abschließend,<br />
lässt die geschilderte Zurückhaltung des Gesetzgebers<br />
außer Acht, als Teil der <strong>Stiftungs</strong>verwaltung auch die<br />
Rechnungslegung 325 zu regeln. Der B<strong>und</strong>esgesetzgeber hat iE<br />
den Verweis auf die – nur „rudimentären Regelungen“ 326 in<br />
– §§ 259, 260 BGB (s. Rn. 94) fortbestehen lassen, die auch<br />
als „geradezu archaisch“ charakterisiert werden – im Vergleich<br />
mit den handelsrechtlichen Regelungen. 327 Aus den<br />
Gesetzesmaterialien ergeben sich auch keine Anhaltspunkte,<br />
dass die Beibehaltung dieser Regelungen ein „absichtsvolles<br />
Unterlassen“ gewesen wäre; sie erläutern lediglich, dass die<br />
direkte Verweisung in § 84a Abs. 1 S. 1 BGB-neu auf die Vorschriften<br />
des Auftragsrecht (§§ 664 – 670 BGB) <strong>und</strong> damit<br />
auch auf die §§ 259, 260 BGB die bisherige indirekte Verweisung<br />
über § 86 S. 1 BGB-alt iVm. § 27 Abs. 3 BGB ersetzt. 328<br />
[94] § 259 BGB schreibt eine Rechnung mit einer geordneten<br />
Zusammenstellung der Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben vor, § 260<br />
BGB ein Bestandsverzeichnis von Vermögensgegenständen.<br />
Es fehlen Bestimmungen, die eine jährliche Rechnungslegung<br />
<strong>und</strong> eine Bewertung der Vermögensgegenstände vorschreiben<br />
würden. 329 Daher würde eine Rechnungslegung nach §§ 259,<br />
260 BGB den Erfordernissen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht nicht genügen,<br />
weil sie ihr keine (gr<strong>und</strong>sätzlich) jährliche Prüfung ermöglichen<br />
würde, insbesondere ob das Gr<strong>und</strong>stockvermögens<br />
ungeschmälert erhalten wurde (§ 83c BGB-neu). Eine<br />
315 Spiegel npoR 2023, 113 (114): Die „Pflicht zur Rechnungslegung …<br />
ist nunmehr abschließend im BGB geregelt“. Bestimmungen in der<br />
LandesStiftG, „die die Erstellungspflicht <strong>und</strong> inhaltliche Ausgestaltung<br />
der Rechnungslegung betreffen, werden daher ab 1.7.2023<br />
durch BGB bzw. HGB verdrängt. Zulässig bleiben [nur] öffentlichrechtliche<br />
Bestimmungen zur Vorlage <strong>und</strong> Prüfung der zivilrechtlich<br />
durch Gesetz oder Satzung gebotenen Rechnungslegung im Regelungsbereich<br />
der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht, freilich beschränkt auf den Umfang<br />
der Rechtsaufsicht.“ Und weiter (Spiegel in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht,<br />
2. Aufl. 2023, § 19 Rn. 18): Ab 1.7.2023 „sind die Vorschriften<br />
der LStiftG … mangels Gesetzgebungskompetenz unwirksam“.<br />
Ähnlich Hüttemann npoR 2023, 45 (46): „… ernsthafte Zweifel, ob<br />
die LandesStiftG … eine bestimmte Ausgestaltung der Jahresrechnung<br />
oder sogar eine Pflichtprüfung <strong>für</strong> ‚große‘ Stiftungen verbindlich<br />
anordnen können.“ Achilles npoR 2023, 185 (189) bezeichnet<br />
die Annahme einer umfassend abschließenden Regelung durch den<br />
B<strong>und</strong> als „vorschnell“, die „leicht zu einem unzulässigen Übergriff<br />
in die Gesetzgebungskompetenz der Länder führt“.<br />
316 BVDStift, Stellungnahmen zu den einschlägigen RefE der Landes-<br />
StiftG v. 30.3.2023 (NdsStiftG), 3.4.2023, 11.4.2023 (s. Fn. 25).<br />
317 Entgegnung dazu in BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 20; StiftG<br />
Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 22.<br />
318 BVerfG v. 10.2.2004 – 2 BvR 834, 1588/02, BVerfGE 109, 190<br />
(230): „Maßgeblich ist, ob ein bestimmter Sachverhalt umfassend<br />
<strong>und</strong> lückenlos geregelt ist oder jedenfalls nach dem aus Gesetzesgeschichte<br />
<strong>und</strong> Materialien ablesbaren objektivierten Willen des Gesetzgebers<br />
abschließend geregelt werden sollte. Für die Frage, ob <strong>und</strong><br />
inwieweit der B<strong>und</strong> von seiner Zuständigkeit Gebrauch gemacht<br />
hat, ist in erster Linie auf das B<strong>und</strong>esgesetz selbst, sodann auf den<br />
hinter dem Gesetz stehenden Regelungszweck, ferner auf die Gesetzgebungsgeschichte<br />
<strong>und</strong> die Gesetzesmaterialien abzustellen.“<br />
319 BVerfG v. 14.1.2015 – 1 BvR 931/12, BVerfGE 138, 256 Rn. 43<br />
mwN. Dazu s.a. zB Degenhart in Sachs, GG, 9. Aufl. 2021, Art. 72<br />
Rn. 24 ff. mwN.<br />
320 StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 29 (Begründung AT, I.).<br />
321 StiftR-VereinhG-BT-RechtsA-Bericht v. 23.6.2021, BT-Drs.<br />
19/31118, 7 (Begründung AT).<br />
322 Abrufbar unter www.innenministerkonferenz.de/IMK/DE/termine/<br />
to-beschluesse/2016-11-29_30/nummer%2026%20stiftungsrecht.<br />
pdf?__blob=publicationFile&v=2 (zuletzt abgerufen am<br />
18.12.2023).<br />
323 Der RhPfStiftG-RefE regelt die Rechnungslegungspflicht der Stiftung<br />
als Abs. 1 in § 6 „Verwaltung der Stiftung“ <strong>und</strong> die Vorlagepflicht<br />
in Abs. 2 des § 7 „<strong>Stiftungs</strong>aufsicht“.<br />
324 So auch Achilles npoR 2023, 185 (189 f.); Kämmerer (s. Fn. 27).<br />
325 Dazu zB Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021, 2021, Rn. 350 ff. u.<br />
402 ff.<br />
326 So Spiegel in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023, § 19 Rn. 18 u. 43.<br />
327 So BeckOGK/Roth, § 80 Rn. 419 (Stand: 30.6.2023).<br />
328 StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 60 (zu § 84a); s.a. IDW<br />
ERS HFA 5 nF (Stand: 11.12.2023 – s. Rn. 108) Tz. 1: „Die Rechnungslegung<br />
von Stiftungen ist jedoch auch nach der Reform weder<br />
durch B<strong>und</strong>es- noch durch Landesrecht hinreichend geregelt, …“.<br />
Generell zu den Gründen <strong>für</strong> den Verzicht auf Verweisungen ins Vereinsrecht<br />
zB Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021, 2021, Rn. 10.<br />
329 S.a. IDW ERS HFA 5 nF (Stand: 11.12.2023 (s. Rn. 108) Tz. 14:<br />
„Das Gesetz enthält keine Regelung über den Turnus der Rechenschaftslegung.<br />
Regelmäßig werden diese Normen heute als Pflicht<br />
zur periodischen Rechenschaftslegung verstanden, welche jährlich<br />
erfolgen sollte.“<br />
ZStV 1/2024 23
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
Verweisung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht auf diese – „nur rudimentären“<br />
– Rechnungslegungspflichten der Stiftung wäre zudem<br />
streitanfällig. Deshalb ist es geboten, dass das <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsrecht<br />
vorschreibt, welche Mindestvoraussetzungen die<br />
Rechnungslegung einer Stiftung erfüllen muss, um eine ausreichende<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht zu ermöglichen.<br />
[95] Im Steuerrecht gelten eigenständige bzw. originäre öffentlich-rechtliche<br />
Buchführungs- <strong>und</strong> Aufzeichnungspflichten<br />
(§§ 141 ff. AO), damit die Durchführung des Besteuerungsverfahrens<br />
gewährleistet ist, ua mit eigenständigen steuerlichen<br />
Gr<strong>und</strong>sätzen ordnungsmäßiger Buchführung<br />
(§§ 145 ff. AO). Wer nach anderen Gesetzen als den Steuergesetzen<br />
Bücher <strong>und</strong> Aufzeichnungen zu führen hat, hat diese<br />
Verpflichtungen gr<strong>und</strong>sätzlich auch <strong>für</strong> die Besteuerung zu<br />
erfüllen (§ 140 AO). Diese sog. abgeleiteten Buchführungs<strong>und</strong><br />
Aufzeichnungspflichten stehen neben den originären<br />
steuerlichen Buchführungs- <strong>und</strong> Aufzeichnungspflichten. Die<br />
originären steuerlichen Buchführungs- <strong>und</strong> Aufzeichnungspflichten<br />
gelten jedoch nur subsidiär gegenüber den abgeleiteten<br />
Buchführungs- <strong>und</strong> Aufzeichnungspflichten (§ 141<br />
Abs. 1 S. 1 letzter Hs. AO). 330<br />
[96] Die Rechnungslegungspflichten in den LandesStiftG sind<br />
in ihrer Bedeutung den originären steuerrechtlichen Rechnungslegungspflichten<br />
vergleichbar. Eine ausdrückliche abgeleitete<br />
Rechnungslegungspflicht sehen die LandesStiftG nicht<br />
vor. Rechtstatsächlich zielt die von den meisten Stiftungen angestrebte<br />
Einheitsrechnungslegung (s. Rn. 108) aber in die<br />
gleiche Richtung.<br />
bb) Die gesetzlichen Regelungen<br />
[97] Nach den LandesStiftG gilt <strong>für</strong> die Rechnungslegung<br />
von Stiftungen, dass die Stiftungen – im Wesentlichen wie bisher<br />
– verpflichtet sind,<br />
■ über die laufende Verwaltung Bücher/Aufzeichnungen zu führen<br />
(teils unter ausdrücklichem Hinweis auf die anzuwendenden<br />
Gr<strong>und</strong>sätze ordnungsmäßiger Buchführung 331 ) <strong>und</strong><br />
■ nach Ablauf des Geschäftsjahres, einen Abschluss 332 mit<br />
folgenden Bestandteilen zu erstellen: Jahresabrechnung<br />
mit einer Vermögensübersicht 333 <strong>und</strong> Bericht über die<br />
Erfüllung des <strong>Stiftungs</strong>zwecks. 334 Die Terminologie ist<br />
uneinheitlich, teils wird „Jahresrechnung“ 335 oder „Rechnungsabschluss“<br />
336 statt „Jahresabrechnung“ verwendet,<br />
teils „Tätigkeitsbericht“ 337 statt „Bericht über die Erfüllung<br />
des <strong>Stiftungs</strong>zwecks“.<br />
[98] Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr, sofern in der <strong>Stiftungs</strong>satzung<br />
nichts anderes bestimmt ist. 338<br />
[99] Einzelne LandesStiftG sehen (ausdrücklich) vor, dass<br />
Stiftungen – alternativ zu einem selbst erstellten Jahresabschluss<br />
– den Prüfungsbericht eines Abschlussprüfers einreichen<br />
können. 339 Einzig in Bayern gilt außerdem (weiterhin),<br />
dass Stiftungen vor Beginn eines jeden Geschäftsjahres einen<br />
„Voranschlag“ aufstellen sollen. 340<br />
[100] Im Übrigen unterscheiden sich die LandesStiftG (weiterhin)<br />
hinsichtlich der Art der Detailregelung <strong>und</strong> der Rege-<br />
24<br />
lungsdichte. Die detailliertesten Bestimmungen trifft das <strong>Stiftungs</strong>gesetz<br />
Brandenburg:<br />
■ „Aus der Jahresabrechnung müssen sich sämtliche Einnahmen<br />
<strong>und</strong> Ausgaben der Stiftung des jeweiligen<br />
330 Vgl. zB Drüen in Tipke/Kruse, vor §§ 140-148 AO Rz. 4, 8, § 141<br />
AO Rz. 1 (Stand: 09/2020); AEAO u § 141 AO Nr. 1.<br />
331 § 9 Abs. 2 Nr. 3 S. 2 Halbs. 1 BWStiftG; § 5 Abs. 3 S. 1 HmbStiftG;<br />
§ 6 Abs. 1 S. 1 StiftG NRW; Art. 14 Abs. 1 S. 1 BayStiftG („ordnungsgemäße<br />
Buchführung“); § 7 Abs. 3 S. 1 SächsStiftG; § 7 Abs. 1<br />
SchlHStiftG. Die GoB sind gestrichen worden in § 4 Abs. 2 Nr. 2<br />
MVStiftG nF „mit Blick auf die abschließende Regelung in § 84a<br />
Abs. 1 S. 1 BGB-neu <strong>und</strong> die damit einhergehende Sperrwirkung“<br />
(MVStiftG-RegE, LT-Drs. 8/2085, 10, der damit auf die Kritik des<br />
BVDStift [s. Rn. 92] in seiner Stellungnahme v. 3.4.2023 zum RefE<br />
[s. Fn 25] reagiert); GoB ebenfalls gestrichen in § 6 Abs. 1 S. 1 StiftG<br />
NRW-RegE durch Beschl.Empf. u. Ber.HauptA, LT-Drs. 18/4315, 6<br />
u. 14). Zum Inhalt der GoB s. BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 27<br />
(zu § 9): Gemeint sind nicht die handelsrechtlichen GoB, sondern die<br />
„allgemeinen Anforderung an eine ordnungsgemäße Rechnungslegung<br />
(insbesondere Richtigkeit, Klarheit, Vollständigkeit), wie sie<br />
auch § 259 Abs. 1 BGB zugr<strong>und</strong>eliegen“; ebenso HmbStiftG-RegE,<br />
Bürg-Drs. 22/11643, 9 (zu § 5 Abs. 3).<br />
332 § 8 Abs. 1 Nr. 2 StiftG Bln-SenE u. [§ 8 Abs. 4 ThürStiftG]: „Jahresbericht“;<br />
LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 32 (zu § 5 Abs. 3):<br />
„Rechnungsabschluss“.<br />
333 OVG Lüneburg v. 20.7.2017 – 8 LA 145/16, ZStV 2018, 106 (108);<br />
ebenso VG Frankfurt v. 27.4.2004 – 7 E 3431/02(1), ZStV 2006, 83<br />
(85): “Unter einer Jahresabrechnung ist der periodische Abschluss der<br />
laufenden Buchführung zu verstehen. ‚Jahresabrechnung‘ wird dabei<br />
als Oberbegriff verstanden, der sowohl die Einnahmen- Ausgabenrechnung<br />
mit Vermögensrechnung als auch die Erstellung eines kaufmännischen<br />
Jahresabschlusses erlaubt“ (dem folgt NdsStiftG-RegE,<br />
LT-Drs. 19/1299, 13 zu § 5 Abs. 3). S.a. StiftG NRW-RegE, LT-Drs.<br />
18/1921, 13 (zu § 6 Abs. 1): „Trotz der Ähnlichkeit des Begriffs Jahresabrechnung<br />
mit dem in § 242 Abs. 3 HGB verwendeten Begriff<br />
Jahresabschluss gelten nicht die handelsrechtlichen Regelungen zur<br />
Ausgestaltung der Rechnungslegung, sondern diese hat sich an den<br />
spezifischen Zwecken der Rechnungslegung der Stiftung zu orientieren“;<br />
LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 33 (zu § 5 Abs. 3): „Eine Definition<br />
des Begriffes ‚Jahresabrechnung‘ gibt das Gesetz nicht. Die<br />
Stiftung ist letztlich frei darin, ihre Rechnungslegung nach den Gr<strong>und</strong>sätzen<br />
ordnungsmäßiger Buchführung zu gestalten.“ Nach § 12<br />
Abs. 3 S. 3 ThürStiftG kann die <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde allerdings<br />
verlangen, „dass das zuständige <strong>Stiftungs</strong>organ <strong>für</strong> zukünftige Geschäftsjahre<br />
einen Jahresabschluss nach §§ 242 bis 256 HGB erstellt,<br />
wenn dies nach Art <strong>und</strong> Umfang der Geschäftstätigkeit der Stiftung<br />
<strong>für</strong> die Ausübung der Aufsicht erforderlich erscheint.“<br />
334 § 9 Abs. 2 Nr. 3 S. 1 BWStiftG; Art. 14 Abs. 1 S. 4 BayStiftG; § 8<br />
Abs. 1 S. 1 Nr. 2 StiftG Bln-SenE; § 6 Abs. 1 S. 1 BbgStiftG (gilt nur<br />
<strong>für</strong> „steuerbegünstigte Stiftungen); § 6 Abs. 3 Nr. 2 BremStiftG; § 5<br />
Abs. 3 S. 1 HmbStiftG; § 6 Abs. 1 Nr. 2 HessStiftG; § 4 Abs. 2 Nr. 2<br />
MVStiftG; § 6 Abs. 1 S. 1 StiftG NRW; § 6 Abs. 1 RhPfStiftG-RefE;<br />
[§ 11 Abs. 2 Nr. 2 SaarlStiftG]; § 7 Abs. 3 S. 2 SächsStiftG; § 5<br />
Abs. 3 LSAStiftG-RegE; § 8 Abs. 1 SchlHStiftG; [§ 8 Abs. 4 Thür-<br />
StiftG]. So auch § 3 Abs. 2 des StiftG-ME von Hüttemann/Rawert<br />
ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (42 f.), die meinen, „mangels abweichender<br />
Festlegungen in der <strong>Stiftungs</strong>satzung hat die Rechnungslegung<br />
nach Maßgabe der §§ 84a Abs. 1 Satz 1, 666 BGB zu erfolgen“.<br />
335 § 9 Abs. 2 Nr. 2 BWStiftG; § 5 Abs. 3 HmbStiftG; §§ 6 Abs. 1, 7<br />
Abs. 2 RhPfStiftG-RefE; [§ 11 Abs. 2 Nr. 2 SaarlStiftG]; § 5 Abs. 3<br />
S. 1 LSAStiftG-RegE.<br />
336 Art. 14 Abs. 1 S. 4 BayStiftG; § 7 Abs. 3 S. 2 SächsStiftG.<br />
337 § 7 Abs. 3 S. 2 SächsStiftG.<br />
338 § 4 Abs. 2 Nr. 2 Hs. 2 MVStiftG; [§ 8 Abs. 4 S. 2 ThürStiftG].<br />
339 § 8 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 StiftG Bln-SenE; § 5 Abs. 3 S. 2 HmbStiftG; § 5<br />
Abs. 4 S. 2 NdsStiftG; § 5 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE (Einreichung<br />
zwingend); § 8 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 SchlHStiftG; [§ 8 Abs. 4 S. 3 Thür-<br />
StiftG].<br />
340 Art. 14 Abs. 1 S. 3 BayStiftG.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Geschäftsjahres sowie das Vermögen der Stiftung einschließlich<br />
der Verbindlichkeiten ergeben.“ 341<br />
„Der Bestand des Gr<strong>und</strong>stockvermögens <strong>und</strong> seine Veränderungen<br />
sind gesondert nachzuweisen.“ 342<br />
„Im Tätigkeitsbericht ist die satzungsmäßige Verwendung<br />
der Mittel der Stiftung zu erläutern“. 343<br />
„Auf Anforderung“ der <strong>Stiftungs</strong>behörde „sind Belege<br />
<strong>und</strong> sonstige Nachweise einzureichen“. 344<br />
[101] Einzelne Landesgesetzgeber „verpacken“ ihre Vorstellungen<br />
zum Vermögenserhalt (§ 83c Abs. 1 S. 1 BGB-neu:<br />
„Das Gr<strong>und</strong>stockvermögen ist ungeschmälert zu erhalten.“)<br />
in einer Nachweisvorschrift [nachfolgende kursive Hervorhebungen<br />
nicht im Original]:<br />
■ „Rechnungsabschluss, bestehend aus einen Nachweis<br />
über die wertmäßige Erhaltung des Gr<strong>und</strong>stockvermögens<br />
…“ (§ 7 Abs. 3 S. 2 SächsStiftG);<br />
■ „Die Erhaltung des Gr<strong>und</strong>stockvermögens kann gemäß<br />
dem Erhaltungskonzept der Stiftung durch den Bestand<br />
eines oder mehrerer Vermögensgegenstände oder den<br />
Erhalt des bilanziellen Kapitalbetrags nachgewiesen werden“<br />
(Art. 14 Abs. 1 S. 5 BayStiftG) 345 .<br />
[102] Diese Auslegungen des § 83c Abs. 1 S. 1 BGB-neu<br />
durch die Landesgesetzgeber sind so lange tolerabel 346 als sie<br />
den Regelungsgehalt der b<strong>und</strong>esrechtlichen Vorschrift nicht<br />
verändern: Art. 14 Abs. 1 S. 5 BayStiftG breitet lediglich das<br />
Spektrum der Auslegungsmöglichkeiten aus. § 7 Abs. 3 S. 2<br />
SächsStiftG hingegen verengt es, weil er die gegenständliche<br />
Vermögenserhaltung nicht erwähnt.<br />
[103] Statt Einzelheiten im <strong>Stiftungs</strong>gesetz selbst zu regeln 347 ,<br />
können aufgr<strong>und</strong> von Ermächtigungen durch Rechtsverordnung<br />
festgelegt werden 348 :<br />
■ „die mindestens zu erfüllenden Anforderungen einer ordnungsgemäßen<br />
Jahresabrechnung, einer Vermögensübersicht<br />
<strong>und</strong> des Berichtes über die Erfüllung des <strong>Stiftungs</strong>zwecks“<br />
(§ 8 Abs. 6 SchlHStiftG) 349 oder<br />
■ „die Mitwirkungspflichten der Stiftungen bei der Rechnungsprüfung<br />
nach Art. 14, insbesondere die vorzulegenden<br />
Nachweise <strong>und</strong> Belege“ (Art. 28 Nr. 2 BayStiftG).<br />
[104] In Berlin „müssen die Jahresberichte den Anforderungen<br />
der Aufsichtsbehörde 350 entsprechen“ (§ 8 Abs. 1. 1 Nr. S. 2<br />
StiftG Bln-SenE), die „die Ergänzung <strong>und</strong> Berichtigung von<br />
Jahresberichten verlangen kann“ (§ 6 Abs. 2 StiftG Bln-SenE).<br />
[105] Der Jahresabschluss ist der <strong>Stiftungs</strong>behörde innerhalb<br />
einer bestimmten Frist nach Ablauf des Geschäftsjahres einzureichen<br />
bzw. vorzulegen, die die LandesStiftG weiterhin<br />
unterschiedlich bemessen, nämlich von 6 bis 12 Monaten. 351<br />
Sie lassen zT auch Ausnahmen von der jährlichen Vorlagepflicht<br />
zu (allerdings besteht die Verpflichtung zur jährlichen<br />
Rechnungslegung s. Rn. 97 fort):<br />
■ <strong>Stiftungs</strong>behörde kann zulassen, dass Vorlage „in größeren<br />
als jährlichen Zeitabständen“ erfolgt (§ 9 Abs. 1 S. 2<br />
Nr. 2 S. 2 BWStiftG);<br />
■ „Im Einzelfall“ kann <strong>Stiftungs</strong>behörde „auf Antrag oder<br />
von Amts wegen Ausnahmen von der jährlichen Vorlage-<br />
■<br />
pflicht zulassen“ (§ 7 Abs. 3 S. 5 SächsStiftG) bzw. „dass<br />
die Jahresrechnungen mehrerer Jahre zusammen vorgelegt<br />
werden“ (§ 5 Abs. 3 S. 4 HmbStiftG; § 7 Abs. 2 S. 2<br />
RhPfStiftG-RefE; § 6 Abs. 4 S. 2 LSAStiftG-RegE);<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde kann „Stiftungen mit im Wesentlichen<br />
gleichbleibenden Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben gestatten,<br />
eine Jahresabrechnung über mehrere Jahre zusammengefasst<br />
einzureichen. Dieser Zeitraum soll 3 Geschäftsjahre<br />
der Stiftung nicht überschreiten“ (§ 8 Abs. 2 S. 2<br />
SchHStiftG).<br />
[106] Noch weiter gehen die folgenden Regelungen in Bayern,<br />
Bremen, Hamburg <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern 352 :<br />
■ Die <strong>Stiftungs</strong>behörde „soll <strong>für</strong> bis zu 3 Jahre von der Vorlage<br />
der Unterlagen durch die Stiftung absehen, wenn die<br />
Prüfung der Jahresrechnungen in mindestens 5 aufeinanderfolgenden<br />
Jahren keine Beanstandung ergeben hat“<br />
(Art. 14 Abs. 2 S. 4 BayStiftG). 353<br />
341 § 6 Abs. 1 S. 3 BbgStiftG; kritisch Grittern npoR 2022, 245 (255 f.),<br />
zu einer generellen Verpflichtung, auch Verbindlichkeiten in einer<br />
Vermögensübersicht erfassen zu müssen.<br />
342 § 5 Abs. 3 S. 2 LSAStiftG-RegE; ähnlich [§ 8 Abs. 4 ThürStiftG].<br />
343 § 6 Abs. 1 S. 4 BbgStiftG; ähnlich [§ 8 Abs. 4 ThürStiftG].<br />
344 § 6 Abs. 1 S. 5 BbgStiftG (s.a. BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597,<br />
11 f./VG Cottbus v. 25.8.2016 – 1 K 1444/14, ZStV 2017, 135).<br />
345 Dazu BayStiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505, 12 (zu Nr. 20): Damit<br />
„wird klargestellt, dass in Übereinstimmung mit dem neuen § 83c<br />
Abs. 1 BGB nicht nur die Art der Vermögenserhaltung im Rahmen<br />
der Vorgaben ihrer Verfassung durch das Vermögenserhaltungskonzept<br />
der Stiftung bestimmt wird, sondern ihr auch hinsichtlich der<br />
Art <strong>und</strong> Weise des Nachweises des Vermögenserhalts gegenüber der<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht gr<strong>und</strong>sätzlich ein Wahlrecht zwischen realem <strong>und</strong><br />
nominalem Kapitalerhalt zusteht“ (Kursivschreibweise nicht im Original).<br />
„Damit setzt der Landesgesetzgeber nicht nur die BGB-Novelle<br />
konsequent um, sondern nimmt auch von der bisher in Bayern<br />
herrschenden Anforderung, das Kapital real zu erhalten, Abschied“<br />
(so BVDStift, abrufbar unter www.stiftungen.org/aktuelles/newsaus-stiftungen/detail/neues-landesstiftungsgesetz-in-bayern-wahlfreiheit-zwischen-nominalem-<strong>und</strong>-realem-Kapitalerhalt-12317.<br />
html; zuletzt abgerufen am 18.12.2023). Zur Auslegung des einschlägigen<br />
§ 84c Abs. 1 Satz 2 BGB-neu s.a. Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform<br />
2021, 2021, Rz. 392 ff.<br />
346 Im Einzelnen dazu s. Rn. 18 ff. (24).<br />
347 So zB § Abs. 1 Nr. 2 HessStiftG („Vermögensübersicht unter getrennter<br />
Ausweisung der Rücklagen“).<br />
348 Gr<strong>und</strong>sätzlich zustimmend BVDStift, Stellungnahme v. 18.11.2022<br />
zum SchlHStiftG-RefE (s. Fn. 25).<br />
349 SchlHStiftG-RegE, LT-Drs. 20/741, 31 f (zu § 8 Abs. 6): Ministerverordnung<br />
statt Verordnung der Landesregierung, damit die VO „bei<br />
Bedarf schneller an Veränderungen angepasst werden kann“.<br />
350 Zum sog. „Berliner Muster“ s. Spiegel in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht,<br />
2. Aufl. 2023, § 19 Rn. 174 f.<br />
351 § 9 Abs. 2 Nr. 3 S. 1 BWStiftG (6 Mon.); Art. 14 Abs. 1 S. 4 Bay-<br />
StiftG (9 Mon.); § 8 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 StiftG Bln-SenE (6 Mon. , bei<br />
Prüfungsbericht 9 Mon.); § 6 Abs. 1 S. 1 BbgStiftG (6 Mon.); § 5<br />
Abs. 3 S. 3 HmbStiftG (6/9 Mon.); § 6 Abs. 1 Nr. 2 HessStiftG (9<br />
Mon.); § 4 Abs. 2 Nr. 2 MVStiftG (9 Mon.); § 5 Abs. 3 S. 1 Nds-<br />
StiftG (9 Mon.); § 6 Abs. 1 StiftG NRW (grds. 12 Mon.); § 7 Abs. 2<br />
RhPfStiftG-RefE (grds. 9 Mon.); [§ 11 Abs. 2 Nr. 2 SaarlStiftG (6<br />
Mon.)]; § 7 Abs. 3 S. 2 SächsStiftG (6 Mon.); §§ 5 Abs. 3 S. 1, 6<br />
Abs. 4 S. 3 LSAStiftG-RegE (grds. 12 Mon.); § 8 Abs. 1 S. 1 u.<br />
Abs. 2 SchlHStiftG (grds. 8 Mon.); [§ 8 Abs. 4 ThürStiftG (6 Mon.)].<br />
352 MVStiftG-Ber.RechtsA, LT-Drs. 8/2628, 14 u. 22, verweist auf die<br />
entsprechenden Regelungen im BayStiftG (auch <strong>für</strong> die in Rn. 110<br />
aufgeführten Regelungen).<br />
353 BayStiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505, 12 zu Nr. 20: Die Umwandlung<br />
der bisherigen Kann-Vorschrift in eine Soll-Vorschrift soll zu einer<br />
(weiteren) Entlastung der <strong>Stiftungs</strong>behörden beitragen.<br />
ZStV 1/2024 25
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
■<br />
■<br />
26<br />
Der Vorstand hat der <strong>Stiftungs</strong>behörde nur „auf deren<br />
Verlangen“ Unterlagen einzureichen (§ 6 Abs. 3 S. 1 Nr. 2<br />
BremStiftG).<br />
Der Stifter kann (1) zu Lebzeiten darauf verzichten, der<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht eine Jahresrechnung vorzulegen, oder<br />
(2) deren Vorlage dauerhaft in der Satzung abbedingen“<br />
(§ 5 Abs. 4 HmbStiftG). 354 Option (1) setzt einen „ausdrücklichen<br />
Wunsch“ des Stifters voraus, der sowohl<br />
anläßlich der <strong>Stiftungs</strong>errichtung (Alt. 1) als auch erst<br />
danach (Alt. 2) geäußert werden kann. 355 Option (1) steht<br />
nur Stiftern zur Verfügung, die natürliche Personen sind,<br />
Option (2) auch solchen, die juristischen Personen sind.<br />
Dieses sog. „Hamburger Stifterprivileg“ 356 , das aktuell<br />
bei knapp 30 % aller hamburgischen Stiftungen greift,<br />
habe sich „als wesentlicher Standortvorteil erwiesen“, mit<br />
dem „Hamburg aktiv werbe“.<br />
[107] Sonderregelungen in einzelnen LandesStiftG bestimmen,<br />
dass die Stiftungen, die nur einer eingeschränkten <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
unterliegen (s. Rn. 69 ff.), keine vollständige Rechnungslegung<br />
einzureichen haben, sondern „nur einen Bericht über<br />
die Erfüllung des <strong>Stiftungs</strong>zwecks“ 357 , oder es wird gänzlich<br />
auf eine Rechnungslegung verzichtet 358 bzw. es werden Abweichungen<br />
zugelassen 359 . Den anderen Weg geht § 7 Abs. 3 S. 4<br />
SächsStiftG, der neben einem Bericht über die Erfüllung des<br />
<strong>Stiftungs</strong>zwecks von nicht steuerbegünstigten Stiftungen den<br />
Prüfungsbericht eines Abschlussprüfers verlangt. 360<br />
cc) Ausgestaltung der Rechnungslegung<br />
[108] Die Ausgestaltung der Rechnungslegung von Stiftungen<br />
ist ein Thema, das schon lange diskutiert wird, ohne<br />
dass zwischenzeitlich ein Konsens erreicht worden wäre. 361<br />
Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong> ist die Vielgestaltigkeit der „<strong>Stiftungs</strong>landschaft“:<br />
Stiftungen unterscheiden sich insbesondere nach<br />
Größe bzw. Vermögen (<strong>Stiftungs</strong>kapital bei 63 % < 1 Mio.<br />
EUR <strong>und</strong> nur bei 8 % > 10 Mio. EUR 362 ), Funktion (zB operativ<br />
tätige Stiftungen oder Förderstiftungen) <strong>und</strong> Steuerstatus<br />
(gemeinnützige Stiftungen oder steuerpflichtige Stiftungen,<br />
insbes. Familienstiftungen). Ein weiterer Gr<strong>und</strong> sind die<br />
unterschiedlichen Aufgaben/Funktionen der Rechnungslegung<br />
(Dokumentation, Rechenschaftslegung, Information,<br />
Zahlungsbemessung, Kontrolle, Gläubigerschutz, Planung)<br />
mit unterschiedlicher Akzentuierung je nach Anforderungen<br />
des <strong>Stiftungs</strong>rechts (Zivilrecht, öffentlich-rechtliche <strong>Stiftungs</strong>aufsicht),<br />
ggf. des Handelsrechts, sowie des Steuerbzw.<br />
Gemeinnützigkeitsrechts. Angestrebt wird möglichst<br />
eine sog. Einheitsrechnungslegung, mit der die gesetzlichen<br />
Pflichten aus den Rechtsquellen <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht (§ 84a<br />
Abs. 1 S. 1 BGB-neu iVm. § 666 BGB sowie <strong>Stiftungs</strong>satzung),<br />
ggf. überlagert durch das Handelsrecht (§§ 33, 238 ff.<br />
HGB), <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsrecht (LandesStiftG) <strong>und</strong> Steuerbzw.<br />
Gemeinnützigkeitsrecht (§§ 63 Abs. 3, 140 ff. AO) erfüllt<br />
werden. Es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen,<br />
wollte man diese Diskussion hier aufgreifen <strong>und</strong> fortführen<br />
363 ; Verf. kann <strong>für</strong> sich hier nur auf frühere Beiträge<br />
364 dazu verweisen.<br />
e) Prüfung der Rechnungslegung<br />
aa) Gr<strong>und</strong>sätzliche Prüfungspflicht der <strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
[109] Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>und</strong> damit auch die Prüfung der<br />
Rechnungslegung der Stiftungen ist eine Amtspflicht (der Beamten)<br />
der <strong>Stiftungs</strong>behörden (s. Rn. 61). Dementsprechend sind<br />
die <strong>Stiftungs</strong>behörden gr<strong>und</strong>sätzlich verpflichtet, die Rechnungslegung<br />
der Stiftung (Jahresabrechnung mitsamt Vermögensübersicht<br />
<strong>und</strong> Bericht über die Erfüllung des <strong>Stiftungs</strong>zwecks)<br />
selbst zu prüfen 365 , einschließlich der Erhaltung des<br />
354 Zu diesem „Stifterprivileg“ s.a. Rn. 79 Fn. 277 f.<br />
355 Zur 2. Alternative der Option (1) s.a. Rn. 22.<br />
356 Dazu eingehend HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 10 (zu § 5<br />
Abs. 4), u. Ber.RechtsA, Bürg-Drs. 22/12021, 2 f.; Weitemeyer/Franzius<br />
in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht, 2011,<br />
Rz. 2.44 f.); mE missverständlich, soweit hierin ein „Privileg“ gesehen<br />
wird (zur Subsidiarität der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht s. Rn. 65). Kritisch<br />
zum Stifterprivileg BVDStift in seiner Stellungnahme v. 15.3.2023<br />
zum HmbStiftG-RefE (s. Fn. 25) mit Entgegnung durch HmbStiftG-<br />
SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 2 zu Nr. 2.<br />
357 § 6 Abs. 1 Nr. 2 HessStiftG (<strong>für</strong> „Familienstiftungen“).<br />
358 So §§ 5 Abs. 2 S. 2, 6 Abs. 1 Satz 2 BbgStiftG (<strong>für</strong> „nicht steuerbegünstigte<br />
Stiftungen“ <strong>und</strong> „Verbrauchsstiftungen“); § 5 Abs. 2 S. 2<br />
StiftG NRW (<strong>für</strong> „Stiftungen, die ausschließlich oder überwiegend<br />
private Zwecke verfolgen“); § 7 Abs. 2 S. 1 RhPfStiftG-RefE (<strong>für</strong><br />
„private Stiftungen“).<br />
359 § 8 Abs. 6 S. 2 SchlHStiftG (in einer RVO <strong>für</strong> „Familienstiftungen<br />
<strong>und</strong> Verbrauchsstiftungen“).<br />
360 Dies „wegen des oftmals umfangreichen Portfolios an Vermögensgegenständen<br />
nicht steuerbegünstigter Stiftungen (Wertpapiere, Kryptowährung,<br />
Immobilien, Unternehmensanteile, stiftungseigene Betriebe) …<br />
Das führt zu einer quantitativen <strong>und</strong> inhaltlichen Entlastung der <strong>Stiftungs</strong>behörde.“<br />
(SächsStiftG-RegE, LT-Drs. 7/13448, 16 (zu § 7 Abs. 3)<br />
361 Gr<strong>und</strong>legend zur Rechnungslegung von Non-Profit-Organisationen<br />
Hüttemann, Gutachten G zum 72. Deutschen Juristentag, 2018, G<br />
62 ff.; zur Rechnungslegung von Stiftungen s. den gleichnamigen IDW<br />
Rechnungslegungsstandard (IDW RS HFA 5) v. 6.12.2014, WPg Supplement<br />
2014, 117 / IDW ERS HFA 5 nF (Stand: 11.12.2023) IDWLI-<br />
FE 01.2024, 131 (auch abrufbar unter https://www.idw.de/idw/idwverlautbarungen/idw-ers-hfa-5-n-f.html,<br />
zuletzt abgerufen 20.12.2023)<br />
sowie zB Grittern npoR 2022, 245 (speziell zum Anpassungsbedarf der<br />
aF an die §§ 80 ff. BGB-neu); Spiegel in Hüttemann/Richter/Weitemeyer,<br />
Landesstiftungsrecht, 2011, Rz. 22.51; Römer/Spiegel in Richter,<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023, § 19; Berndt/Nordhoff, Rechnungslegung<br />
<strong>und</strong> Prüfung von Stiftungen, 2. Aufl. 2019 – alle mwN;<br />
362 B<strong>und</strong>esverband Deutscher Stiftungen, Zahlen, Daten, Fakten zum<br />
deutschen <strong>Stiftungs</strong>wesen, 2021, S. 17 – n=3.544, Stand: März 2021<br />
(abrufbar unter www.stiftungen.org/filedamin/stiftungen_org/Verband/Was_wir_tun/Publikationen/Zahlen-Daten-Fakten-des-deutschen-<strong>Stiftungs</strong>wesens.pdf,<br />
zuletzt abgerufen am 18.12.2023).<br />
363 Dazu Spiegel lt. Hepperle/Steffen [s. Fn. 27] npoR 2023, 94 (95);<br />
Spiegel npoR 2023, 113; Grittern npoR 2022, 245; Barzen/Wedekind<br />
NJW 2022, 3389; Barzen/Wedekind WPg 2022, 587 = ZStV<br />
2022, 127; Berndt/Gharsi-Krag/Heuel Stiftung & Sponsoring, Rote<br />
Seiten 02.2023; Becker/Kotynski/Krüger BB 2023, 2795.<br />
364 Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021, 2021, Rz. 350 ff. u. 402 ff.;<br />
Orth npoR 2016, 189; Orth in DStG Bd. 26 (2003), 177 (182 ff.); Orth<br />
in Walz (Hrsg.), Rechnungslegung <strong>und</strong> Transparenz im Dritten Sektor<br />
(2001), 27; Orth in FS Rädler (1999), 457; Orth DB 1977, 1341.<br />
365 Eine Prüfungspflicht statuieren ausdrücklich nur Art. 14 Abs. 2 S. 1<br />
BayStiftG <strong>und</strong> § 4 Abs. 3 S. 1 MVStiftG („Die <strong>Stiftungs</strong>behörde hat<br />
die Jahresrechnung zu prüfen“); s. außerdem § 6 Abs. 3 HessStiftG<br />
(„Die <strong>Stiftungs</strong>behörde prüft die Jahresabrechnung …“) <strong>und</strong> § 8<br />
Abs. 3 S. 1 StiftG Bln-SenE (Erfolgt keine Prüfung durch einen Abschlussprüfer<br />
etc., „prüft die Aufsichtsbehörde die Erhaltung des<br />
Gr<strong>und</strong>stockvermögens <strong>und</strong> die satzungsgemäße Verwendung der<br />
<strong>Stiftungs</strong>mittel in dem von ihr <strong>für</strong> erforderlich gehaltenen Umfang.“<br />
Sehr klar auch LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 37 (zu § 6 Abs. 4<br />
S. 1): „Es ist ureigene Aufgabe der Aufsichtsbehörde, die Prüfung<br />
vorzunehmen“; so auch schon zuvor der BVDStift in seinen Stellungnahmen<br />
zu den RefE der LandesStiftG v. 18.11.2022, 30.3.2023<br />
(BayStiftG), 3.4.2023, 11.4.2023, 11.8.2023, 25.9.2023 u.<br />
19.11.2023 (s. Fn. 25).<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
<strong>Stiftungs</strong>vermögens 366 <strong>und</strong> der satzungsgemäßen Verwendung<br />
der <strong>Stiftungs</strong>mittel. 367 Dies gilt auch in den neuen LandesStiftG<br />
fort 368 ; im Detail unterscheiden sich die Regelungen allerdings.<br />
369 Dies betrifft zum einen Erleichterungen (s. Rn. 110)<br />
<strong>und</strong> zum anderen die Prüfung durch einen Abschlussprüfer<br />
oder andere Prüfungseinrichtungen (s. Rn. 114 ff.).<br />
[110] Einige LandesStiftG sehen Erleichterungen bzw. Lockerungen<br />
<strong>für</strong> die Rechnungsprüfung 370 vor:<br />
■ Prüfung der Jahresrechnung „kann sich auf Stichproben<br />
beschränken, wenn aufgr<strong>und</strong> vorausgegangener Prüfungen<br />
eine umfassende Prüfung nicht erforderlich<br />
erscheint“ 371 ;<br />
■ <strong>Stiftungs</strong>behörde „kann bei Stiftungen, die jährlich im<br />
Wesentlichen gleich bleibende Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben<br />
aufweisen, die Prüfung der Jahresrechnungen <strong>für</strong> mehrere<br />
Jahre zusammenfassen“ 372 ;<br />
■ <strong>Stiftungs</strong>behörde soll <strong>für</strong> bis zu 3 Jahre von einer Prüfung<br />
der Jahresrechnungen absehen, wenn die Prüfung der Jahresrechnungen<br />
in mindestens 5 aufeinanderfolgenden Jahren<br />
keine Beanstandung ergeben hat“ 373 . Ergibt auch die<br />
anschließende Prüfung (im Jahr 4) keine Beanstandung,<br />
soll die <strong>Stiftungs</strong>behörde erneut <strong>für</strong> 3 Jahre von einer Prüfung<br />
der Jahresrechnungen absehen. 374<br />
■ Aufsichtsbehörde „kann davon absehen, die Jahresberichte<br />
jährlich zu prüfen“. 375<br />
bb) „Verlagerung der Jahresrechnungsprüfung von der<br />
staatlichen auf die private Seite“?<br />
[111] Im Gesetzgebungsverfahren ist zu Recht festgestellt<br />
worden, dass die von den Stiftungen vorzulegende „Jahresabrechnung<br />
das wichtigste Instrument der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
ist“. 376 Gleichwohl bezwecken einige neu eingefügte Regelungen,<br />
eine (weitere) „Verlagerung der Jahresrechnungsprüfung<br />
von der staatlichen auf die private Seite.“ 377<br />
[112] Damit wird eine Rechtsentwicklung fortgesetzt, die in<br />
der Entwicklung des Bayerischen <strong>Stiftungs</strong>gesetzes 378 besonders<br />
deutlich geworden ist:<br />
■ 1954: Die <strong>Stiftungs</strong>behörde hat die Jahresrechnung „zu<br />
prüfen <strong>und</strong> zu verbescheiden“. Wird die Stiftung durch<br />
einen Wirtschaftsprüfer geprüft, so „hat die <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde<br />
von einer eigenen rechnerischen Prüfung<br />
abzusehen“. 379<br />
■ 1996: Wird die Stiftung durch einen Wirtschaftsprüfer<br />
geprüft, „so muss sich die Prüfung auch auf die Erhaltung<br />
des <strong>Stiftungs</strong>vermögens <strong>und</strong> die satzungsgemäße Verwendung<br />
seines Ertrags <strong>und</strong> etwaiger Zuschüsse (<strong>Stiftungs</strong>mittel)<br />
erstrecken“. „In diesem Fall sieht die <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde<br />
von einer eigenen Prüfung ab <strong>und</strong><br />
verbescheidet die Jahresrechnung unter Würdigung des<br />
Prüfungsberichts“. 380<br />
■ 2008: „In diesem Fall [s. zu 1996] sieht die <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde<br />
von einer eigenen Prüfung der Jahresrechnung<br />
ab“ 381 , ebenso wie von einer ‚Verbescheidung‘ 382 .<br />
[113] Verfassungsrechtliche Einwände gegen die nunmehr beschlossenen<br />
(weiteren) Verlagerungen (s. Rn. 118 ff.) würden<br />
voraussichtlich nicht durchdringen (s. Rn. 60). Für Bestandsstiftungen<br />
könnte allerdings diskutiert werden, ob das Vertrauen<br />
des Stifters in Art <strong>und</strong> Umfang der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
im Zeitpunkt der <strong>Stiftungs</strong>errichtung schutzwürdig ist.<br />
cc) Prüfung durch einen Abschlussprüfer oder eine andere<br />
Prüfungseinrichtung<br />
(2) Prüfer <strong>und</strong> Prüfungsstandard<br />
366 Dazu jüngst eingehend Hüttemann/Schauhoff DB 2023, 2523.<br />
367 So ausdrücklich § 6 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE. Da die Rechnungslegung<br />
gemeinnütziger Stiftungen (§ 63 Abs. 3 AO; AEAO Nr. 1 zu<br />
§ 63 AO) <strong>und</strong> steuerpflichtiger Stiftungen (§§ 140 f. AO) auch durch<br />
die Finanzbehörden geprüft wird (§§ 85, 88, 193 AO), ist ein Verbot<br />
konkurrierender Kontrollen (Mehrfachkontrollen) diskutiert, aber<br />
wegen nicht identischer Kontrollzwecke abgelehnt worden (vgl.<br />
Schulte DÖV 1996, 497 (502)).<br />
368 Zur bisherigen Rechtslage eingehend Spiegel in Hüttemann/Richter/<br />
Weitemeyer, Landesstiftungsrecht, 2011, Rz. 22.14 ff.<br />
369 § 9 Abs. 3 BWStiftG; Art. 14 Abs. 2-4 BayStiftG; § 8 Abs. 2 f. StiftG<br />
Bln-SenE; §§ 6 Abs. 2, 8 Abs. 1 S. 3 BbgStiftG; § 6 Abs. 3 ff. Hess-<br />
StiftG; § 4 Abs. 2 Nr. 2 Satz 1 MVStiftG; arg. § 5 Abs. 4 S. 3 Nds-<br />
StiftG; § 6 Abs. 2 StiftG NRW; § 8 SchlHStiftG.<br />
370 Zur Parallele <strong>für</strong> die steuerliche Überprüfung gemeinnütziger Stiftungen<br />
s. AEAO Nr. 3 zu § 59 AO: „Die Steuerbefreiung soll spätestens<br />
alle 3 Jahre überprüft werden“.<br />
371 Art. 14 Abs. 2 S. 2 BayStiftG; § 4 Abs. 3 S. 2 MVStiftG; § 7 Abs. 2<br />
S. 3 RhPfStiftG-RefE.<br />
372 Art. 14 Abs. 2 S. 3 BayStiftG; § 6 Abs. 3 S. 2 HessStiftG; § 4 Abs. 3<br />
S. 3 MVStiftG; entsprechend § 5 Abs. 3 S. 6 HmbStiftG („in geeigneten<br />
Fällen“).<br />
373 Art. 14 Abs. 2 S. 4 BayStiftG; § 4 Abs. 3 S. 4 MVStiftG („kann“ <strong>und</strong><br />
„höchstens“ statt „soll“ <strong>und</strong> „bis zu“ = Art. 16 Abs. 2 S. 4 BayStiftG aF).<br />
374 Art. 14 Abs. 2 S. 5 BayStiftG; § 4 Abs. 3 S. 5 MVStiftG.<br />
375 § 8 Abs. 3 S. 2 StiftG Bln-SenE.<br />
376 So NdsStiftG-RegE, LT-Drs. 19/1299, 12 (zu § 5 Abs. 3); ähnlich<br />
BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 27 (zu § 11): „… <strong>für</strong> eine ordnungsgemäße<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht essentiellen Auskunfts- <strong>und</strong> Vorlagepflichten<br />
(zB Vorlage der Jahresrechnung)“.<br />
377 StiftG NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 9 (Begründung AT).<br />
378 Dazu kritisch Voll/Störle, Bayerisches <strong>Stiftungs</strong>gesetz, 6. Aufl. 2016,<br />
Art. 16 Anm. 8 mwN.<br />
379 Art. 28 Abs. 1 S. 2 u. Abs. 2 S. 2 BayStiftG v. 26.11.1954 (GVBl.<br />
1954, 301).<br />
380 Art. 25 Abs. 2 S. 2 u. Abs. 3 S. 1 f. BayStiftG idF der Bekanntmachung<br />
v. 7.3.1996 (GVBl. 1996, 126). Dazu Bay-LT-Drs. 13/2616, 7<br />
(Begründung zu Art. 28): „Um die sich aus den geltenden Bestimmungen<br />
<strong>für</strong> die Stiftungen praktisch ergebende doppelte Prüfung zu<br />
vermeiden <strong>und</strong> die <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde [von Detailprüfungen]<br />
zu entlasten, ohne den Prüfungszweck zu vernachlässigen ..“: „Die<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde verbescheidet … die Jahresrechnung ohne<br />
zusätzliche eigene Prüfung auf der Gr<strong>und</strong>lage des Prüfungsberichts“.<br />
381 Art. 16 Abs. 2 S. 1 u. Abs. 3 S. 1 u. 3 BayStiftG idF der Bekanntmachung<br />
v. 26.9.2008 (GVBl. 2008, 834). Dazu Bay-LT-Drs. 15/10528,<br />
12 (Begründung zu Art. 25): Die bisher vorgeschriebene „f<strong>und</strong>ierte<br />
Würdigung des Prüfungsberichts setzt letztlich aber doch eine eigenständige<br />
(Kontroll-)Prüfung durch die <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde voraus.<br />
Diese zusätzliche Befassung der <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde erscheint<br />
angesichts der besonderen Sachk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> beruflichen Verantwortung<br />
der die Rechnungsprüfung nach Satz 1 durchführenden<br />
Personen bzw. Institutionen nicht gerechtfertigt <strong>und</strong> soll im Rahmen<br />
der Verwaltungsvereinfachung künftig entfallen“.<br />
382 Dazu Bay-LT-Drs. 15/10972, 1 (Begründung zu Art. 25 – Änderungsantrag):<br />
„Die Streichung der Pflicht zur Verbescheidung der Jahresrechnung<br />
stellt einen Beitrag zur Entbürokratisierung dar. Beanstandet<br />
die <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde die Jahresrechnung, erhält die Stiftung<br />
Nachricht; erfolgt keine Beanstandung, kann die Stiftung eine<br />
schriftliche Bestätigung anfordern, dass Beanstandungen der Jahresabrechnung<br />
nicht vorliegen. Ein Bescheid im Rechtssinn ist unnötig“.<br />
ZStV 1/2024 27
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
[114] Die LandesStiftG sehen eine Prüfung durch Dritte vor,<br />
insbesondere durch Abschlussprüfer, dh. durch Wirtschaftsprüfer<br />
oder WP-Gesellschaften 383 bzw. vereidigte Buchprüfer.<br />
384 Es werden teilweise aber auch weitere Prüfungsberechtigungen<br />
385 ausgesprochen. Das Institut der Wirtschaftsprüfer<br />
(IDW) hat <strong>für</strong> die Prüfung von Stiftungen einen Prüfungsstandard<br />
386 entwickelt. Danach kann der Prüfungsauftrag<br />
auch erweitert werden ua auf die „Erhaltung des <strong>Stiftungs</strong>vermögens“,<br />
die „satzungsgemäße Verwendung der <strong>Stiftungs</strong>mittel“,<br />
die „Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung“ <strong>und</strong><br />
die „Einhaltung steuerrechtlicher Vorschriften der AO“. 387<br />
(2) Bedeutung einer externen Prüfung des Vermögenserhalts<br />
<strong>und</strong> der satzungsgemäßen Mittelverwendung<br />
[115] IDW PS 740 Tz. 18 lässt eine Erweiterung des Prüfungsauftrags<br />
um die „Erhaltung des <strong>Stiftungs</strong>vermögens“ 388 zu <strong>und</strong><br />
bestimmt, dass der Abschlussprüfer sich bei diesem Prüfungsgegenstand<br />
„zu überzeugen hat, ob der <strong>Stiftungs</strong>vorstand einen<br />
plausiblen Plan zur dauerhaften Erhaltung des <strong>Stiftungs</strong>vermögens<br />
verfolgt“. 389 ME ist insoweit zu differenzieren:<br />
■ Für die Prüfung des – aus Vorgaben in der <strong>Stiftungs</strong>verfassung<br />
iSd. § 83 Abs. 1 BGB-neu <strong>und</strong> aus dem Stifterwillen<br />
iSd. § 83 Abs. 2 BGB-neu abgeleiteten – Vermögenserhaltungskonzepts<br />
hat die <strong>Stiftungs</strong>behörde ua aufgr<strong>und</strong> ihres<br />
diesbezüglichen Erfahrungswissens eine größere Fachexpertise<br />
390 als der Abschlussprüfer. 391 Deshalb sollte mindestens<br />
„einmal im Leben“ der Stiftung deren Vermögenserhaltungskonzept<br />
durch die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
geprüft werden 392 , zumal nicht damit zu rechnen ist, dass<br />
die Ableitung des – dem Abschlussprüfer vom <strong>Stiftungs</strong>vorstand<br />
vorgelegten – Vermögenserhaltungskonzepts in<br />
dem Prüfungsbericht dargestellt wird <strong>und</strong> so <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
nachvollziehbar wäre.<br />
■ Für die Prüfung der Bestandserhaltung von Vermögensgegenständen<br />
(des Gr<strong>und</strong>stockvermögens) <strong>und</strong> der nominalen<br />
oder realen Kapitalerhaltung wird der Abschlussprüfer<br />
die größere Fachexpertise haben.<br />
[116] IDW PS 740 Tz. 18 lässt auch eine Erweiterung des<br />
Prüfungsauftrags um die „Satzungsgemäße Verwendung der<br />
<strong>Stiftungs</strong>mittel“ zu. Es kann davon ausgegangen werden, dass<br />
die <strong>Stiftungs</strong>behörde <strong>für</strong> die Prüfung der satzungsgemäßen<br />
Mittelverwendung keine größere Fachexpertise hätte als der<br />
Abschlussprüfer, zumal beide nicht die Zweckmäßigkeit von<br />
Entscheidungen des <strong>Stiftungs</strong>vorstands zu beurteilen haben,<br />
sondern nur deren Rechtmäßigkeit. Hinzu kommt, dass die<br />
Mittelverwendung gemeinnütziger Stiftungen einer nochmaligen<br />
<strong>und</strong> oftmals eingehenderen Überprüfung durch die Finanzbehörden<br />
unterliegt (§ 63 AO). 393<br />
(3) Freiwillige Prüfung oder Prüfung aufgr<strong>und</strong> satzungsmäßiger<br />
Verpflichtung<br />
[117] Die Prüfung durch einen Abschlussprüfer findet nach<br />
Maßgabe einer satzungsmäßigen Verpflichtung oder einer<br />
freiwilligen Beauftragung statt. Die meisten LandesStiftG 394<br />
verlangen auch in dieser Fallgruppe eine Erweiterung des<br />
Prüfungsauftrags dahingehend, dass sich die Prüfung auf die<br />
28<br />
Erhaltung des <strong>Stiftungs</strong>vermögens <strong>und</strong> die satzungsgemäße<br />
Verwendung der <strong>Stiftungs</strong>mittel erstrecken muss. Erklären<br />
lässt sich das lediglich damit, dass die <strong>Stiftungs</strong>behörde nach<br />
einigen LandesStiftG nur dann von einer eigenen Prüfung absieht<br />
395 oder absehen kann 396 bzw. soll 397 , wenn die Stiftung<br />
den erweiterten Prüfungsauftrag erteilt hat <strong>und</strong> der Abschlussprüfer<br />
einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk<br />
erteilt. 398 Andere LandesStiftG bestimmen schlicht, dass es<br />
bei Vorlage einer Prüfungsberichts keiner nochmaligen Prüfung<br />
durch die <strong>Stiftungs</strong>behörde bedarf. 399<br />
383 Art. 14 Abs. 3 S. 1 BayStiftG; § 8 Abs. 2 S. 1 StiftG Bln-SenE; § 8<br />
Abs. 2 S. 1 BbgStiftG; § 6 Abs. 4 BremStiftG; § 5 Abs. 3 S. 2 Hmb-<br />
StiftG; § 6 Abs. 4 S. 1 HessStiftG; § 5 Abs. 4 Nr. 4 NdsStiftG; § 6<br />
Abs. 2 S. 1 StiftG NRW; § 7 Abs. 3 S. 1 RhPfStiftG-RefE; § 7 Abs. 3<br />
S. 3 f. SächsStiftG; § 5 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE; § 8 Abs. 1 Nr. 2<br />
SchlHStiftG.<br />
384 Art. 14 Abs. 3 S. 1 BayStiftG; § 6 Abs. 4 BremStiftG; § 5 Abs. 3 S. 2<br />
HmbStiftG; § 5 Abs. 4 Nr. 5 NdsStiftG; § 6 Abs. 2 S. 1 StiftG NRW;<br />
§ 5 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE; § 8 Abs. 1 Nr. 2 SchlHStiftG.<br />
385 „Verwaltungseigene Stellen der staatlichen Rechnungsprüfung“<br />
(Art. 14 Abs. 3 S. 1 BayStiftG, § 7 Abs. 3 S. 3 f. SächsStiftG); „fachlich<br />
geeignete Behörde“ (§ 5 Abs. 3 S. 2 HmbStiftG) bzw. „Behörde“<br />
(§ 5 Abs. 4 Nr. 1 NdsStiftG, § 6 Abs. 2 S. 1 StiftG NRW, § 7 Abs. 3<br />
S. 1 RhPfStiftG-RefE, § 5 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE); „Prüfungsverband“<br />
(Art. 14 Abs. 3 S. 1 BayStiftG, § 5 Abs. 3 S. 2 HmbStiftG,<br />
§ 5 Abs. 4 Nr. 2 NdsStiftG, § 6 Abs. 2 S. 1 StiftG NRW, § 7 Abs. 3<br />
S. 3 f. SächsStiftG, § 5 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE, § 8 Abs. 1 Nr. 2<br />
SchlHStiftG); „Prüfungsstelle eines Sparkassen- <strong>und</strong> Giroverbands“<br />
(§ 5 Abs. 4 Nr. 3 NdsStiftG, § 6 Abs. 2 S. 1 StiftG NRW); „vergleichbare<br />
Stelle“ (§ 6 Abs. 2 S. 1 StiftG NRW); „vergleichbare Einrichtung,<br />
die eine qualitativ gleichwertige Prüfung sicherstellt“ (§ 8<br />
Abs. 1 Nr. 2 SchlHStiftG); „andere zur Erteilung eines gleichwertigen<br />
Bestätigungsvermerks befugte unabhängige Person oder Gesellschaft“<br />
(§ 6 Abs. 4 S. 1 HessStiftG, § 7 Abs. 3 S. 3 f. SächsStiftG).<br />
386 IDW Prüfungsstandard „Prüfung von Stiftungen“ (IDW PS 740)<br />
v. 25.2.2000, WPg 2000, 39 ff.<br />
387 PS 740 Tz. 18. Einzelheiten dazu bei Berndt/Nordhoff, Rechnungslegung<br />
<strong>und</strong> Prüfung von Stiftungen, 2 Aufl. 2019, Kap. F Rn. 37 ff.<br />
388 Dazu s.a. Rn. 101 zu den Nachweiserfordernissen gemäß Art. 14<br />
Abs. 1 S. 5 BayStiftG.<br />
389 Dazu s.a. Hüttemann/Schauhoff DB 2023, 2523 (2529 f.).<br />
390 Dazu generell NdsStiftG-RegE, LT-Drs. 19/1299, 14 (zu § 5 Abs. 4).<br />
391 AA BayStiftG-RegE, LT-Drs. 15/10528, 12 (s. Rn. 112 in Fn. 381),<br />
NdsStiftG-RegE, LT-Drs. 19/1299, 14 f. (zu § 5 Abs. 4) u. BWStiftG-<br />
RegE, LT-Drs. 17/4737, 26 f. (zu § 9), zur Begründung der angestrebten<br />
„Entlastung der <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörden“.<br />
392 Die Prüfung der „Lebensfähigkeitsprognose“ der Stiftung durch die<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde anlässlich deren Anerkennung (§ 82 S. 1 BGB-neu)<br />
reicht insoweit nicht aus.<br />
393 Dazu s.a. Rn. 109 u. 148.<br />
394 § 9 Abs. 4 S. 1 BWStiftG; Art. 14 Abs. 3 S. 1 BayStiftG; § 8 Abs. 2<br />
S. 3 StiftG Bln-SenE; § 6 Abs. 2 S. 1 BbgStiftG; § 5 Abs. 4 Brem-<br />
StiftG; § 6 Abs. 4 S. 1 HessStiftG; § 5 Abs. 4 S. 2 NdsStiftG; § 6<br />
Abs. 2 S. 1 StiftG NRW; § 7 Abs. 3 S. 1 RhPfStiftG-RefE; [§ 11<br />
Abs. 3 S. 1 SaarlStiftG]; § 5 Abs. 4 S. 2 LSAStiftG-RegE; § 8 Abs. 1<br />
S. 1 Nr. 2 u. S. 2 SchlHStiftG.<br />
395 Art. 14 Abs. 3 S. 3 BayStiftG; [§ 11 Abs. 3 S. 2 SaarlStiftG].<br />
396 § 5 Abs. 4 BremStiftG; § 6 Abs. 4 S. 2 HessStiftG; inhaltlich entsprechend<br />
§ 8 Abs. 2 S. 5 StiftG Bln-SenE („bedarf keiner nochmaligen<br />
Prüfung“; § 7 Abs. 3 S. 2 RhPfStiftG-RefE („bedarf es keiner eigenen<br />
Prüfung“).<br />
397 § 9 Abs. 4 S. 3 BWStiftG; § 5 Abs. 4 S. 3 NdsStiftG; § 6 Abs. 2 S. 1<br />
StiftG NRW.<br />
398 § 8 Abs. 2 S. 3-5 StiftG Bln-SenE; § 6 Abs. 4 S. 2 HessStiftG; § 8<br />
Abs. 1 S. 1 Nr. 2 u. S. 2 SchlHStiftG. § 5 Abs. 4 LSAStiftG-RegE<br />
sieht auch das Erfordernis eines erweiterten Prüfungsauftrag <strong>und</strong><br />
eines Abschlussvermerks des Prüfers vor, ohne zu bestimmen, dass<br />
die <strong>Stiftungs</strong>behörde dann von einer eigenen Prüfung absehen kann.<br />
399 § 6 Abs. 2 S. 2 BbgStiftG; § 5 Abs. 3 S. 5 HmbStiftG.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
(4) Prüfung auf Verlangen der <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
[118] Nach den meisten LandesStiftG „kann die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
verlangen“, dass eine Stiftung durch einen Abschlussprüfer mit<br />
erweitertem Prüfungsauftrag (Erhaltung des <strong>Stiftungs</strong>vermögens<br />
<strong>und</strong> satzungsgemäße Mittelverwendung) geprüft wird. 400<br />
[119] Statt derartiger tatbestandsloser Ermessenermächtigungen<br />
hätten – insbesondere <strong>für</strong> gemeinnützige Stiftungen – ermessensbindende<br />
Tatbestandsvoraussetzungen normiert werden<br />
sollen 401 , um mehr Rechtssicherheit <strong>und</strong> Verlässlichkeit<br />
<strong>für</strong> die Stiftungen zu schaffen. Denn die Prüfung durch einen<br />
Abschlussprüfer führt zu einer Mittelverwendung, die bei gemeinnützigen<br />
Stiftungen auch unter Opportunitätsgesichtspunkten<br />
zu würdigen ist: Eine Prüfung durch die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
ist wirtschaftlich gr<strong>und</strong>sätzlich vorteilhafter als die Prüfung<br />
durch einen Abschlussprüfer (s. Rn. 125), weil sie entweder<br />
kostengünstiger ist 402 oder – insbesondere bei steuerbegünstigten<br />
Stiftungen (s. Rn. 33) – sogar kostenfrei bleibt. 403<br />
[120] Vorbildlich ist die Regelung in § 8 Abs. 4 SchlHStiftG,<br />
der zufolge ein Prüfungsverlangen der <strong>Stiftungs</strong>behörde insbesondere<br />
dann berechtigt ist, „wenn Anhaltspunkte da<strong>für</strong> bestehen,<br />
dass die Stiftung ihrer Verpflichtung zur ordnungsmäßigen<br />
Buchführung, zur ungeschmälerten Erhaltung des Gr<strong>und</strong>stockvermögens<br />
oder zur satzungsgemäßen Verwendung der<br />
Nutzungen des <strong>Stiftungs</strong>vermögens oder des Vermögens der<br />
Verbrauchsstiftung oder zur satzungsgemäßen Verwirklichung<br />
des <strong>Stiftungs</strong>zwecks nicht nachkommt. Das Verlangen darf<br />
nicht lediglich zu dem Zweck geäußert werden, um der <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
die ihr obliegende Aufsicht zu erleichtern“ 404 .<br />
Auf Antrag der Stiftung kann die <strong>Stiftungs</strong>behörde von einem<br />
entsprechenden Prüfungsverlangen absehen, sofern die Prüfung<br />
„<strong>für</strong> die Stiftung eine unbillige Härte darstellt“.<br />
[121] Einzelne LandesStiftG ergänzen die Ermessensermächtigung<br />
allgemeiner:<br />
■ Nach § 7 Abs. 3 S. 3 RhPfStiftG-RefE kann die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
„im Einzelfall“ eine Prüfung verlangen. In der<br />
Begründung des RefE 405 heißt es dazu: „Dies kann insbesondere<br />
bei großen, operativ tätigen Stiftungen, solchen<br />
mit komplexen Strukturen <strong>und</strong> Beteiligungsverhältnissen<br />
oder auch bei Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung des<br />
<strong>Stiftungs</strong>vermögens angezeigt sein.“<br />
■ Nach § 6 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE kann die Aufsichtsbehörde<br />
„in besonderen Ausnahmefällen“ die Stiftung auf<br />
deren Kosten prüfen lassen. In der Begründung des RegE 406<br />
werden Tatbestände genannt, die in § 8 Abs. 4 SchlHStiftG<br />
gesetzlich geregelt worden sind: „Vermutung von Mängeln<br />
bzw. Rechtsverletzungen in den Rechnungsabschlüssen<br />
oder in der laufenden Geschäftsführung“, „Stiftung hat<br />
trotz Mahnung keinen Rechnungsabschluss vorgelegt oder<br />
ein vorgelegter Abschluss enthält nicht die notwendige<br />
Qualität <strong>und</strong> Aussagekraft“. „Mangelnde eigene Kapazitäten<br />
stellen keinen besonderen Ausnahmefall dar“. „Insbesondere<br />
kleinere Stiftungen sind zu schützen“.<br />
■ [Nach § 11 Abs. 3 S. 1 SaarlStiftG kann die Prüfung „beim<br />
Vorliegen eines wichtigen Gr<strong>und</strong>es“ verlangt werden.]<br />
[122] Rechtsfolge einer Prüfung auf Verlangen der <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
ist nach einigen der einschlägigen LandesStiftG<br />
(s. Rn. 118), dass die <strong>Stiftungs</strong>behörde von einer eigenen Prüfung<br />
„absieht“ 407 oder „absehen kann“ 408 , wiederum unter<br />
der ausdrücklichen Voraussetzung, dass der Prüfer einen (uneingeschränkten)<br />
Bestätigungsvermerk erteilt. 409<br />
(5) Größenabhänge Prüfungspflicht<br />
[123] Einzig Schleswig-Holstein hat eine Verpflichtung der<br />
Stiftungen zu einer Prüfung ihrer Rechnungslegung durch<br />
einen Abschlussprüfer mit erweitertem Prüfungsauftrag eingeführt,<br />
wenn das <strong>Stiftungs</strong>vermögen einen bestimmten<br />
Schwellenwert 410 überschreitet. § 8 Abs. 3 S. 1 SchlHStiftG<br />
400 Art. 14 Abs. 4 BayStiftG ; § 8 Abs. 2 S. 2 f. StiftG Bln-SenE; § 8<br />
Abs. 1 S. 3 BbgStiftG; § 6 Abs. 5 S. 1 f. HessStiftG; § 5 Abs. 4 S. 4<br />
NdsStiftG; § 6 Abs. 2 S. 2 StiftG NRW; § 7 Abs. 3 S. 3 RhPfStiftG-<br />
RefE; § 7 Abs. 3 S. 3 SächsStiftG; § 8 Abs. 4 SchlHStiftG; ähnlich<br />
§ 9 Abs. 3 BWStiftG u. [§ 11 Abs. 4 SaarlStiftG] ) („kann Verwaltung<br />
.. prüfen lassen“) u. § 6 Abs. 4 S. 1 LSAStiftG-RegE („kann<br />
satzungsgemäße Verwendung der <strong>Stiftungs</strong>mittel <strong>und</strong> die Erhaltung<br />
des Gr<strong>und</strong>stockvermögens .. prüfen lassen“; s.a. LT-Drs. 8/3427, 37<br />
zu § 6 Abs. 4: „“Teilprüfungen oder gesamte Prüfung“). Ausnahmen:<br />
Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen.<br />
401 Daher zu Recht kritisch BVDStift in seinen Stellungnahmen zu den<br />
RefE der einschlägigen LandesStiftG (s. Fn. 25): „anlassloses“ Prüfungsverlangen<br />
„nicht ermessensgerecht“, erforderlich ist das „Vorliegen<br />
eines wichtigen Gr<strong>und</strong>es“; dagegen BWStiftG-RegE, LT-Drs.<br />
17/4737, 20 f; StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 21 f.<br />
402 Generell zu Gebühren <strong>und</strong> Kosten s. Rn. 138. Einzelheiten bei<br />
Barzen/S. Fritz/Leininger npoR 2024, 16 (20). Für die Prüfung der<br />
Rechnungslegung einer Stiftung durch die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht gelten<br />
Gebührenrahmen (zB in Berlin 24,– - 681,– EUR [GebVerz. Tarifstelle<br />
9830 Buchst. b] u. in Sachsen-Anhalt 30,– - 1.000,– EUR [LSA<br />
AllGO Nr. 114 der Anlage Tarifstelle 2.4]) oder Zeitgebühren (zB in<br />
Bayern 58,– EUR pro St<strong>und</strong>e [Merkblatt der Regierung von Oberbayern<br />
– <strong>Stiftungs</strong>aufsicht, Hinweise zur Erstellung der Jahresrechnung,<br />
Stand: 28.4.2020, Abschn. A. II. S. 2, abrufbar unter https://<br />
www.regierung.oberbayern.bayern.de/mam/dokumente/bereich1/<br />
sg12-1/2020-04-28_rob_stiftungsaufsicht_hinweise_jahresrechnung.pdf;<br />
zuletzt abgerufen am 1812.2023]). Von der generellen<br />
Kostenbefreiung <strong>für</strong> steuerbegünstigte Stiftungen in diesen Ländern<br />
(s. Rn. 138) sind zB nach Art. 27 BayStiftG <strong>und</strong> § 2 Abs. 1 Nr. 4 Bln<br />
VwGebO die Kosten der Rechnungsprüfung ausgenommen.<br />
403 In einigen Ländern sind nur die Prüfungen steuerbegünstigter Stiftungen<br />
gebührenfrei (z.B. NdsVwKostG iVm § 1 AllGO u. Anm. zu<br />
Tarifnr. 83 der Anlage; HmbVereinGebO Nr. 2.3 [gebührenpflichtig<br />
nur Prüfung „privater Stiftungen“]. In anderen Ländern sind nur<br />
enumerativ aufgeführte Aufsichtsmaßnahmen gebührenpflichtig, zu<br />
denen die Prüfung der Rechnungslegung durch die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
nicht gehört (zB HessVwKostO-MdIS lfd. Nr. 323 der Anlage; Thür-<br />
VwKostOIM iVm. lfd. Nr. 22.9 der Anlage).<br />
404 S.a. Arndt npoR 2010, 93(98) [zustimmend Spiegel in Hüttemann/<br />
Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht, 2011, Rn. 22.25]: Berücksichtigung<br />
einer „Arbeitserleichterung“ <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>behörden wäre<br />
eine fehlerhafte Ermessensausübung, wenn das jeweilige LandesStiftG<br />
das Prüfungsverlagen in das Ermessen der <strong>Stiftungs</strong>behörde stellt.<br />
405 RhPfStiftG-RefE zu § 7 Abs. 3.<br />
406 LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 37 (zu § 6 Abs. 4).<br />
407 Art. 14 Abs. Abs. 4 S. 1 iVm. Abs. 3 S. 3 BayStiftG.<br />
408 § 6 Abs. 5 S. 3 HessStiftG; ähnlich § 8 Abs. 2 S. 5 StiftG Bln-SenE u.<br />
§ 7 Abs. 3 S. 3 iVm. S. 1 f. RhPfStiftG-RefE („bedarf es keiner nochmaligen<br />
[oder] eigenen Prüfung“).<br />
409 Art. 14 Abs. 4 S. 1 iVm. Abs. 3 BayStiftG; § 8 Abs. 2 S. 4 f. StiftG<br />
Bln-SenE; § 6 Abs. 5 S. 2 f. HessStiftG; § 8 Abs. 5 S. 1 SchlHStiftG<br />
(anders S. 2 dieser Vorschrift <strong>für</strong> die zuvor genannten Sachverhalte<br />
des § 8 Abs. 4 SchlHStiftG, weil LT-Drs. 20/741, 31 (zu § 8 Abs. 5)<br />
offenbar davon ausgeht, dass in diesen Fällen kein uneingeschränkter<br />
Bestätigungsvermerk erteilt werden könne).<br />
410 Zur entsprechenden Regelungstechnik im Handelsrecht s. §§ 267<br />
Abs. 1, 316 Abs. 1 HGB.<br />
ZStV 1/2024 29
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
[130] Zwangsmittel: Inzwischen schreibt eine Reihe von LandesStiftG<br />
vor, Anordnungen mit Zwangsmitteln zu vollstrebestimmt,<br />
dass die Stiftung der <strong>Stiftungs</strong>behörde einen testierten<br />
Prüfbericht 411 , der sich auch auf die Erhaltung des<br />
<strong>Stiftungs</strong>vermögens <strong>und</strong> die satzungsmäßige Verwendung der<br />
Nutzungen des <strong>Stiftungs</strong>vermögens sowie der Zuwendungen<br />
von Dritten zu erstrecken hat, „wenn das zu erhaltende<br />
Gr<strong>und</strong>stockvermögen mindestens 2 Mio. EUR beträgt“. 412<br />
Nach S. 2 der Vorschrift kann die zuständige <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
eine Ausnahme von dieser Vorlagepflicht zulassen, „sofern<br />
die Vorlage <strong>für</strong> die Stiftung eine unbillige Härte darstellt.“<br />
[124] Da eine derartige größenabhängige Prüfungspflicht 413<br />
aber – anders als im Handelsrecht (§§ 325 ff. HGB, § 9<br />
PublG) – nicht mit einer Offenlegungs- bzw. Publizitätspflicht<br />
verb<strong>und</strong>en ist, dient sie nur der Selbstinformation der Stiftung<br />
<strong>und</strong> der Unterrichtung der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht, deren Arbeit<br />
durch den Wegfall einer eigenen Prüfungspflicht vereinfacht<br />
wird.<br />
[125] An das Vermögen als maßgebende Größe anzuknüpfen,<br />
erscheint als sachgerecht. 414 ME sollte aber nicht auf eine Nettogröße<br />
(„zu erhaltendes Gr<strong>und</strong>stockvermögen“), sondern –<br />
ebenso wie in §§ 267 Abs. 1, 316 HGB – auf die Bruttogröße<br />
„Bilanzsumme“ abgestellt werden, weil sie der bessere Indikator<br />
<strong>für</strong> eine Prüfungsbedürftigkeit ist. Konkret könnte der<br />
Schwellenwert mit 6 Mio. EUR Bilanzsumme angesetzt werden.<br />
415 Die 2 Mio. EUR „zu erhaltendes Gr<strong>und</strong>stockvermögen“<br />
gemäß § 8 Abs. 3 S. 1 SchlHStiftG 416 als Schwellenwert<br />
werden zu Recht als zu niedrig kritisiert. 417 Die gesetzliche<br />
Härtefall-Klausel des § 8 Abs. 3 S. 2 SchlHStiftG erscheint als<br />
zwingend erforderlich, um der Vielgestaltigkeit der „<strong>Stiftungs</strong>landschaft“<br />
(s. Rn. 108) gerecht werden zu können.<br />
f) Beanstandung, Anordnung, Ersatzvornahme /<br />
Zwangsmittel<br />
[126] Zu den repressiven Aufsichtsmitteln gehören nach den<br />
LandesStiftG traditionell insbesondere die Beanstandung, die<br />
Anordnung <strong>und</strong> die Ausübung von Zwangsmitteln 418 , die alle<br />
im pflichtgemäßen Ermessen der <strong>Stiftungs</strong>behörden stehen.<br />
Die Regelungen in den einzelnen LandesStiftG sind unterschiedlich<br />
eingehend. 419<br />
[127] Die Beanstandung 420 als mildestes dieser Aufsichtsmittel<br />
ist vereinzelt erst jetzt ausdrücklich in die LandesStiftG<br />
aufgenommen worden. 421 Beanstandet werden können gesetz-<br />
oder satzungswidrige Beschlüsse <strong>und</strong> sonstige Maßnahmen<br />
der <strong>Stiftungs</strong>organe oder rechtlich gebotene Maßnahmen,<br />
die die <strong>Stiftungs</strong>organe unterlassen. Die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
kann eine Selbstkorrektur durch die Stiftung verlangen<br />
(Aufhebung oder Rückgängigmachung von Beschlüssen von<br />
sonstigen Maßnahmen). Es gilt ein Vollzugsverbot.<br />
[128] Anordnung 422 : Die <strong>Stiftungs</strong>behörde kann die Durchführung<br />
einer Maßnahme innerhalb angemessener Frist anordnen<br />
423 , wenn die Stiftung eine rechtlich gebotene Maßnahme<br />
unterlässt (u.a. einer Beanstandung nicht abhilft) oder<br />
wenn die Stiftung sonstige ihr nach Gesetz oder Verfassung<br />
obliegende Pflichten oder Aufgaben nicht erfüllt.<br />
30<br />
[129] Ersatzvornahme 424 : Kommt eine Stiftung einer Beanstandung<br />
oder Anordnung der <strong>Stiftungs</strong>behörde innerhalb<br />
angemessener Frist nicht nach, kann die <strong>Stiftungs</strong>behörde<br />
nach traditionellem <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsrecht (nach vorheriger<br />
Androhung 425 ) einen Beschluss aufheben oder die Rückgängigmachung<br />
sonstiger Maßnahmen oder die Durchführung<br />
angeordneter Maßnahmen auf Kosten der Stiftung veranlassen<br />
(Fremdkorrektur).<br />
411 Das Erfordernis eines testierten Prüfberichts ergibt sich aus § 8<br />
Abs. 5 S. 1 SchlHStiftG als Voraussetzung da<strong>für</strong>, dass es keiner nochmaligen<br />
Rechnungsprüfung durch die <strong>Stiftungs</strong>behörde bedarf, <strong>und</strong><br />
wird <strong>für</strong> erforderlich erachtet im Hinblick auf die heutigen Anforderungen,<br />
die sich aus den in vielfältiger Hinsicht unterschiedlichen<br />
Vermögenszusammensetzungen der Stiftungen ergeben: Unternehmensbeteiligungen,<br />
Immobilienvermögen, Aktienvermögen, Sachvermögen<br />
(SchlHStiftG-RegE, LT-Drs. 20/741, 28 f.).<br />
412 Kritisch dazu S. Fritz/Mecking Stiftung & Sponsoring 06/23, 36:<br />
Fraglich, ob „mit dem B<strong>und</strong>esrecht vereinbar“.<br />
413 S.a. Runte ZfgK 2022, 2, die „größenunabhängige Pflichten der Prüfung<br />
durch einen Wirtschaftsprüfer <strong>für</strong> Stiftungen“ ablehnt (Hervorhebung<br />
durch Verf.).<br />
414 Spiegel in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht,<br />
2011, Rz. 22.22, diskutiert stattdessen eine Anknüpfung an die <strong>Stiftungs</strong>erträge<br />
<strong>und</strong> nennt als Schwellenwert 500.000 EUR.<br />
415 Ebenso wie in §§ 267 Abs. 1, 316 HGB.<br />
416 Zur Begründung s. SchlHStiftG-RegE, LT-Drs. 20/741, 28 ff. (zu § 8<br />
Abs. 3).<br />
417 BVDStift in seinen Stellungnahmen v. 23.2.2023, 15.3.2023 u.<br />
30.3.2023 (BayStiftG) zu RefE der LandesStiftG (s. Fn. 25). Weitemeyer<br />
npoR 2023, 7 (9): Prüfungskosten wären im Verhältnis zu<br />
einem geschätzten Ertrag aus der Vermögensverwaltung iHv. 2<br />
Mio. EUR x 5 % = 100 KEUR unverhältnismäßig. SächsStiftG-RegE-LT-Drs.<br />
7/13448, 11 (Begründung AT) nennt als Kosten <strong>für</strong> die<br />
Prüfung der 112 nicht steuerbegünstigten Stiftungen in Sachsen geschätzte<br />
2.100 EUR bis 3.240 EUR. Zumindest diese Obergrenze<br />
dürfte b<strong>und</strong>esweit nicht repräsentativ sein, weil das Prüferhonorar<br />
bei größeren Stiftungen (s. Rn. 108) tendeziell mehr als einen vierstelligen<br />
Betrag ausmachen dürfte.<br />
418 §§ 10 f. BWStiftG; Art. 11 Abs. 4 BayStiftG; § 6 Abs. 3-5 StiftG Bln-<br />
SenE; § 8 Abs. 6 BbgStiftG; § 7 BremStiftG; § 6 Abs. 2 HmbStiftG;<br />
§ 7 HessStiftG; § 6 MVStiftG; § 6 NdsStiftG; § 7 StiftG NRW; § 11<br />
Abs. 3 f. SächsStiftG; § 6 Abs. 5-7 LSAStiftG-RegE; § 10 SchlHStiftG.<br />
419 Knapp zB Art. 11 Abs. 4 BayStiftG.<br />
420 § 10 BWStiftG; Art. 11 Abs. 4 BayStiftG; § 6 Abs. 3 StiftG Bln-SenE;<br />
§ 8 Abs. 2 BbgStiftG; § 7 Abs. 1 BremStiftG; § 6 Abs. 2 S. 1 f. Hmb-<br />
StiftG; § 7 Abs. 1 HessStiftG; § 6 Abs. 1 MVStiftG; § 6 Abs. 1 Nds-<br />
StiftG; § 7 Abs. 1 StiftG NRW; § 7 Abs. 5 S. 1 RhPfStiftG-RefE;<br />
[§ 12 SaarlStiftG]; § 11 Abs. 3 SächsStiftG; § 6 Abs. 5 LSAStiftG-<br />
RegE; § 10 SchlHStiftG; [§ 12 Abs. 4 S. 1 ThürStiftG].<br />
421 Ausführlich dazu HessStiftG-RegE, LT-Drs. 20/9473, 9 (Begründung<br />
AT) u. 13 (zu § 7 Abs. 1).<br />
422 § 11 Abs. 1 BWStiftG; § 6 Abs. 4 StiftG Bln-SenE; § 8 Abs. 3 Bbg-<br />
StiftG; § 7 Abs. 2 BremStiftG; § 6 Abs. 3 S. 5 HmbStiftG; § 7 Abs. 2<br />
HessStiftG; § 6 Abs. 2 MVStiftG;§ 6 Abs. 2 NdsStiftG; § 7 Abs. 2<br />
StiftG NRW; § 7 Abs. 5 S. 3 f. RhPfStiftG-RefE; [§ 13 Abs. 1 Saarl-<br />
StiftG]; § 6 Abs. 6 LSAStiftG-RegE; § 10 Abs. 2 SchlHStiftG; [§ 12<br />
Abs. 4 S. 4 ThürStiftG].<br />
423 Begrifflich „verlangen“ statt „anordnen“ verwenden Art. 11 Abs. 4<br />
BayStiftG; § 7 Abs. 5 S. 1 RhPfStiftG-RefE.<br />
424 § 11 Abs. 2 BWStiftG; § 7 Abs. 3 BremStiftG; § 6 Abs. 2 S. 4 Hmb-<br />
StiftG; § 6 Abs. 3 MVStiftG; § 6 Abs. 3 NdsStiftG; § 7 Abs. 5 S. 3 f.<br />
RhPfStiftG-RefE; [§ 13 Abs. 2 SaarlStiftG]; § 11 Abs. 4 SächsStiftG;<br />
[§ 12 Abs. 4 S. 3 ThürStiftG].<br />
425 So ausdrücklich nur § 6 Abs. 3 S. 1 NdsStiftG.<br />
426 Art. 15 BayStiftG; § 8 Abs. 6 BbgStiftG; § 7 Abs. 3 HessStiftG; § 7<br />
Abs. 3 StiftG NRW; § 6 Abs. 7 LSAStiftG-RegE; § 10 Abs. 3 SchlH-<br />
StiftG.<br />
427 § 11 Abs. 2 S. 2 BWStiftG; § 6 Abs. 3 NdsStiftG.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
cken. Damit wird generell 426 oder zusätzlich 427 auf die Vorschriften<br />
der Verwaltungsvollstreckungsgesetze verwiesen. 428<br />
Dies bewirkt, dass die <strong>Stiftungs</strong>behörde nicht nur – wie bisher<br />
– zu einer Ersatzvornahme 429 aufgr<strong>und</strong> eines lex specialis<br />
(LandesStiftG) berechtigt ist 430 , sondern dass ihr das gesamte<br />
Instrumentarium des Verwaltungszwangs, einschließlich<br />
Zwangsgeld, zur Verfügung steht. 431 Dies wiederum ermögliche<br />
die „Durchsetzung der <strong>für</strong> eine ordnungsgemäße <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
essentiellen Auskunftsansprüche“. 432<br />
[131] § 11 Abs. 2 Satz 2 BWStiftG („Ein Rückgriff auf die<br />
Zwangsmittel nach dem Landesverwaltungsvollstreckungsgesetz<br />
ist nicht ausgeschlossen“) will „klarstellen, dass die stiftungsrechtlichen<br />
Rechtsaufsichtsmittel nicht abschließend<br />
sind“. 433<br />
g) Abberufung von Organmitgliedern, Bestellung von<br />
Sachwaltern oder Beauftragten<br />
[132] Die LandesStiftG ermöglichen es den <strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
– im Wesentlichen wie bisher –, Mitglieder eines <strong>Stiftungs</strong>organs<br />
aus wichtigem Gr<strong>und</strong> abzuberufen oder ihnen<br />
die Ausübung ihrer Tätigkeit einstweilen zu untersagen, insbesondere<br />
wegen einer groben Pflichtverletzung oder der Unfähigkeit<br />
zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung. 434<br />
[133] Einzelne LandesStiftG sehen weiterhin als „ulltima<br />
ratio“ die Möglichkeit der <strong>Stiftungs</strong>behörde vor, einem Beauftragten<br />
oder Sachwalter die Durchführung von Beschlüssen<br />
<strong>und</strong> Anordnungen (<strong>und</strong> anderer Aufgaben der <strong>Stiftungs</strong>organe<br />
435 ) auf Kosten der Stiftung zu übertragen, falls ihre Befugnis<br />
zu Notmaßnahmen iSd. § 84c BGB-neu oder die übrigen im<br />
<strong>Stiftungs</strong>gesetz vorgesehenen Aufsichtsmittel nicht ausreichen,<br />
um eine dem Stifterwillen oder den Gesetzen entsprechende<br />
Verwaltung der Stiftung zu gewährleisten oder wiederherzustellen.<br />
436 Andere Regelungen sehen in einer derartigen Situation<br />
die Bestellung eines „vorläufigen Vertreters“ <strong>für</strong> ein Organmitglied<br />
437 bzw. die eines „anderen Mitglieds an seiner Stelle“<br />
438 durch die <strong>Stiftungs</strong>behörde vor. Ob der Landesgesetzgeber<br />
da<strong>für</strong> noch eine Gesetzgebungskompetenz hat 439<br />
(s. Rn. 18 ff.), erscheint fraglich 440 , weil § 84c BGB-neu die<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde nicht nur („insbesondere“) ermächtigt, <strong>für</strong><br />
ein fehlendes Organmitglied befristet ein neues Organmitglied<br />
zu bestellen, sondern umfassend dazu ermächtigt, „notwendige<br />
Maßnahmen zu treffen“ – „ um die Handlungsfähigkeit des<br />
Organs zu gewährleisten“. Wegen der Zielrichtung einer bloßen<br />
temporären Entmachtung der <strong>Stiftungs</strong>organe wird eine<br />
„genuin verwaltungsrechtliche Maßnahme“ („Staatskommissar“)<br />
<strong>für</strong> „subsidiär prinzipiell zulässig“ erachtet. 441 Allerdings<br />
wollte der B<strong>und</strong>esgesetzgeber mit § 84c BGB-neu eine abschließende<br />
Regelung (beim Fehlen von Vorstandsmitgliedern<br />
<strong>und</strong> anderen Organmitgliedern) treffen 442 , die weiter ist als die<br />
bisherige Verweisung des § 86 S. 1 BGB auf § 29 BGB. 443<br />
[134] Einzelne LandesStiftG sehen weiterhin auch die Möglichkeit<br />
der <strong>Stiftungs</strong>behörden vor oder haben sie neu eingeführt,<br />
<strong>für</strong> die Klärung <strong>und</strong> Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen<br />
einer Stiftung gegen Mitglieder ihrer <strong>Stiftungs</strong>organe „eine<br />
vertretungsberechtigte Person“ (= Sachverwalter <strong>für</strong> eine besondere<br />
Aufgabe) zu bestellen 444 , nicht jedoch <strong>für</strong> privatnützige<br />
Stiftungen. 445 Hessen, das bisher eine ähnliche Reglung 446 hatte,<br />
führt sie in seinem LandesStiftG nicht fort – möglicherweise,<br />
weil nunmehr die Anwendbarkeit des Verwaltungsvollstreckungsgesetzes<br />
mit der Möglichkeit der Festsetzung von<br />
Zwangsgeldern (s. Rn. 130)) die Regelung als entbehrlich erscheinen<br />
lässt. Baden-Württemberg, Bayern <strong>und</strong> Niedersachsen,<br />
schließlich, behalten inhaltlich ihre Regelungen bei, wonach die<br />
428 StiftG Bln-SenE enthält weder eine Regelung iSd. Rn. 129 noch der<br />
Rn. 130.<br />
429 So weiterhin § 11 Abs. 2 BWStiftG; § 7 Abs. 3 BremStiftG; § 6<br />
Abs. 3 MVStiftG; § 11 Abs. 4 SächsStiftG.<br />
430 Dazu bisher OVG Lüneburg v. 20.7.2017 – 8 LA 145/16, ZStV 2018,<br />
106; so auch noch § 11 Abs. 4 SächsStiftG; § 5 Abs. 3 des StiftG-ME<br />
von Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (42 f.).<br />
431 Kritisch dazu HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 11 f. (zu § 6),<br />
der auf besondere Regelungen zur Durchsetzung von Anordnungen<br />
verzichtet: „Praktische Bedeutung … wäre gering. Zudem ist ohnehin<br />
ein Rückgriff auf das allgemeine Verwaltungsvollstreckungsrecht<br />
möglich“).<br />
432 So HessStiftG-RegE, LT-Drs. 20/9473, 14 (zu § 7 Abs. 3) mit weiteren<br />
Erläuterungen zur bisherigen Regelungslücke; ebenso BWStiftG-<br />
RegE, LT-Drs. 17/4737, 27 (zu § 11) „essentielle Auskunfts- <strong>und</strong><br />
Vorlagepflichten“.<br />
433 BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 27 (zu § 11).<br />
434 § 12 Abs. 1 S. 1 u. Abs. 2 BWStiftG; Art. 12 BayStiftG (S. 2: „Sie<br />
kann … einen vorläufigen Vertreter bestellen, sofern nicht § 84c<br />
BGB anzuwenden ist“); § 6 Abs. 5 StiftG Bln-SenE; § 8 Abs. 5 Bbg-<br />
StiftG; § 8 Abs. 1 BremStiftG; § 6 Abs. 3 HmbStiftG; § 8 HessStiftG;<br />
§ 7 MVStiftG; § 7 Abs. 6 RhPfStiftG-RefE; [§ 14 Abs. 1 SaarlStiftG];<br />
§ 11 Abs. 1 SchlHStiftG; differenzierter § 7 NdsStiftG; § 8 Abs. 1 f.<br />
StiftG NRW u. § 11 Abs. 5 f. SächsStiftG; § 6 Abs. 8 LSAStiftG-RegE;<br />
[§ 12 Abs. 5 ThürStiftG]: Gestuftes Verfahren, dh. Aufforderung<br />
zur Selbstkorrektur durch Stiftung, Abberufung durch <strong>Stiftungs</strong>behörde.<br />
So auch § 6 des StiftG-ME von Hüttemann/Rawert ZIP<br />
2021, Beilage zu Heft 33, 3 (42 f.).<br />
435 § 8 Abs. 3 BremStiftG; § 8 Abs. 3 HessStiftG; [§ 16 SaarlStiftG];<br />
§ 12 SchlHStiftG.<br />
436 § 8 Abs. 3 BremStiftG; § 6 Abs. 4 HmbStiftG; § 8 Abs. 3 HessStiftG;<br />
§ 8 Abs. 3 StiftG NRW (nach OLG Hamm v. 9.6.2021 – 8 U 133/09,<br />
ZStV 2010, 183, war der entsprechende § 9 StiftG NRW aF mit höherrangigem<br />
Recht vereinbar); [§ 16 SaarlStiftG]; § 12 SchlHStiftG.<br />
437 Art. 12 S. 2 BayStiftG.<br />
438 § 16 Abs. 6 SächsStiftG.<br />
439 Bejahend BremStiftG-SenE, Bürg-Drs. 20/1829, 4 (zu Nr. 8 c); StiftG<br />
NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 16 (zu § 8 Abs. 3); HessStiftG-RegE,<br />
LT-Drs. 20/10441 (ÄndA Grüne) u. 20/10448 (BeschlEmpf. u. Ber.<br />
InnenA) (jeweils zu § 8 Abs. 3); RhPfStiftG-Ref E zu § 7 Abs. 7:<br />
„Hat eine andere Zielrichtung als § 84c BGB, wonach …. Nach<br />
Abs. 7 wird die zu bestellende Person oder Stelle nicht Teil der <strong>Stiftungs</strong>organe,<br />
sondern tritt in deren Rechtsstellung ein <strong>und</strong> ersetzt sie<br />
im Rahmen der Befugnisse vollständig.“<br />
440 Ebenso BVDStift in seinen Stellungnahmen v. 4.2.2023, 23.2.2023,<br />
15.3.2023, 30.3.2023 (BayStiftG), 3.4.2023, 19.11.2023 zu den RefE<br />
der einschlägigen LandesStiftG (s. Fn. 25); Weitemeyer npoR 2023, 7 (9).<br />
441 So Kämmerer (s. Fn. 27); iE ebenso HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs.<br />
22/11643, 13 (zu § 6 Abs. 4) u. 2 zu Nr. 3 in Entgegnung auf Kritik<br />
des BVDStift. § 8 Abs. 3 Satz 3 BremStiftG sieht insoweit vor: „Die<br />
Bestellung [eines Beauftragten] darf nicht erfolgen, um ein fehlendes<br />
Organmitglied zu ersetzen.“<br />
442 Deshalb „bleibt“ – so MVStiftG-RegE, LT-Drs. 8/2085, 10 (zu § 8)<br />
– „kein Raum <strong>für</strong> eine landesgesetzliche Regelung“, sodass § 8 MV-<br />
StiftG aF gestrichen wurde.<br />
443 StiftR-VereinhG-RegE, BT-Drs. 19/28173, 62 (zu § 84c vor Abs. 1).<br />
444 § 8 Abs. 4 S. 1 BbgStiftG; § 9 BremStiftG; § 9 StiftG NRW. Zu den<br />
Motiven da<strong>für</strong> s. BbgStiftG-RegE, LT-Drs. 7/4597, 15 (zu § 8<br />
Abs. 4); be<strong>für</strong>wortend Weitemeyer npoR 2023, 7 (9 f.); kritisch<br />
BVDStift in seiner Stellungnahme v. 23.2.2023 zum BremStiftG-RefE<br />
(s. Fn. 25).<br />
445 § 8 Abs. 4 S. 2 BbgStiftG; § 5 Abs. 2 StiftG NRW.<br />
446 § 16 HessStiftG aF.<br />
ZStV 1/2024 31
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
<strong>Stiftungs</strong>behörde im Namen der Stiftung Ansprüche gegen Mitglieder<br />
der <strong>Stiftungs</strong>organe gerichtlich geltend machen kann. 447<br />
[135] Um Stiftungen „vor einer rechtswidrigen Verwaltung<br />
effektiv zu schützen“ 448 , bestimmen einzelne LandesStiftG<br />
generell, dass Rechtsbehelfe gegen eine Abberufung von Organmitgliedern<br />
oder eine Sachwalterbestellung keine aufschiebende<br />
Wirkung haben. 449<br />
5. Rechtschutz<br />
[136] Hinsichtlich des Rechtsschutzes gegen stiftungsaufsichtsrechtliche<br />
Maßnahmen 450 bringen die LandesStiftG<br />
keine Änderung. 451 Soweit es sich bei den Maßnahmen um<br />
Verwaltungsakte handelt, kommt eine Anfechtungsklage vor<br />
den Verwaltungsgerichten (§ 42 VwGO) in Betracht. Klagebefugt<br />
ist aber gr<strong>und</strong>sätzlich nur die Stiftung selbst. 452 Gegen<br />
Maßnahmen, die keine Verwaltungsakte sind, kommt eine<br />
Feststellungsklage (43 VwGO) oder eine allgemeine Leistungsklage<br />
in Betracht.<br />
[137] In Mecklenburg-Vorpommern wurden Änderungsanträge<br />
zum MVStiftG-RegE mit dem Ziel, die Möglichkeit<br />
einer „<strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbeschwerde“ 453 in das LandesStiftG<br />
aufzunehmen 454 , gemäß der Beschlussempfehlung des Rechtsausschusses<br />
abgelehnt. In der Anhörung wurde ua thematisiert,<br />
ob dies im Landesrecht zulässig wäre oder dem B<strong>und</strong>esrecht<br />
vorbehalten sei. 455<br />
6. Gebühren <strong>und</strong> Kosten<br />
[138] Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht kann <strong>für</strong> ihre Tätigkeit gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
Gebühren erheben bzw. deren Kosten den Stiftungen auferlegen.<br />
456 Die LandesStiftG regeln dies nur partiell <strong>für</strong> einzelne<br />
Aufsichtsmittel, 457/1 die übrigen Regelungen dazu finden<br />
sich in den (allgemeinen) Gebührengesetzen/-ordnungen<br />
457/2 oder Kostengesetzen/-ordnungen der Länder. 457/3 In<br />
den meisten Ländern (Ausnahmen: Saarland <strong>und</strong> Sachsen-<br />
Anhalt) gelten vor allem <strong>für</strong> steuerbegünstigte Stiftungen<br />
(teilweise) Kostenbefreiungen. Geregelt ist dies wiederum nur<br />
vereinzelt in den LandesStiftG 458 <strong>und</strong> im übrigen in den<br />
Gebührengesetzen/-ordnungen 459/1 oder Kostengesetzen/-ordnungen<br />
459/2 Im Ergebnis unterscheiden sich die Gebühren <strong>für</strong><br />
die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht sowohl in der Höhe als auch auch in der<br />
Gebührenpflicht deutlich: Anerkennung <strong>und</strong> Genehmigungen<br />
sind durchweg gebührenpflichtlicht, übrige Aufsichtsmaßnahmen<br />
je nach enumerativer Regelung, steuerbegünstigte<br />
Stiftungen sind nach den meisten, aber nicht allen Landes-<br />
StiftG gr<strong>und</strong>sätzlich gebührenbefreit. Gebühren <strong>für</strong> die Prüfung<br />
der Rechnungslegung zB sind deshalb nicht <strong>für</strong> sämtliche<br />
Stiftungen gebührenpflichtig <strong>und</strong> selbst <strong>für</strong> steuerbegünstigte<br />
Stiftungen gelten insoweit nach einzelnen LandesStiftG<br />
Rückausnahmen von der Gebührenbefreiung (s. Rn. 119).<br />
7. Ordnungswidrigkeiten <strong>und</strong> Bußgelder<br />
[139] Einzelne LandesStiftG 460 behandeln Verstöße gegen<br />
Anzeige-, Auskunfts- <strong>und</strong> Vorlagepflichten sowie Verstöße<br />
gegen nach dem LandesStiftG ausgesprochene Verbote oder<br />
32<br />
Untersagungen als Ordnungswidrigkeiten, die von den <strong>Stiftungs</strong>behörden<br />
mit einer Geldbuße geahndet werden können.<br />
8. <strong>Stiftungs</strong>akte, Informationszugang, Akteneinsicht<br />
[140] Einzelne LandesStiftG 461 bestimmen ausdrücklich, dass<br />
von der <strong>Stiftungs</strong>behörde <strong>für</strong> jede Stiftung eine Akte zu füh-<br />
447 § 11 Abs. 3 BWStiftG; Art. 13 BayStiftG; § 8 NdsStiftG.<br />
448 So StiftG NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 16 f. (zu § 8 Abs. 4).<br />
449 § 8 Abs. 5 S. 3 BbgStiftG; § 8 Abs. 4 BremStiftG; § 7 Abs. 3 Nds-<br />
StiftG; § 8 Abs. 4 StiftG NRW; § 7 Abs. 6 S. 3 RhPfStiftG-RefE; § 11<br />
Abs. 1 S. 2 SchlHStiftG.<br />
450 Dazu zB Schulte in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht,<br />
2011, Rn. 29.48 ff.<br />
451 Gegen eine vom BVDStift in seinen Stellungnahmen zu den RefE der<br />
LandesStiftG (s. Fn. 25) geforderte „Verbesserung der Klagerechte<br />
berechtigter Dritter“ BWStiftG-RegE, LT-Drs. 17/4737, 23 (keine<br />
Gesetzgebungskompetenz der Länder).<br />
452 Zu (nicht aufgegriffenen) Vorschlägen de lege ferenda im Zuge der <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform<br />
2021, namentlich einer <strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbeschwerde,<br />
s. zB Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021, 2021, Rz. 16 mwN. De<br />
lege lata zur Ablehnung eines allgemeinen Notklagerechts <strong>Stiftungs</strong>interessierter<br />
VGH Mannheim v. 21.6.2022 – 1 S 1865/20, NZG 2022,<br />
1489 = npoR 2023, 75 m. zust. Anm. Philippi („Zeppelin-Stiftung“); zu<br />
den Voraussetzungen, unter denen eine Prozessführungsbefugnis des<br />
Aufsichts- oder Kontrollorgans <strong>für</strong> die Stiftung in einem gerichtlichen<br />
Verfahren gegen die staatliche <strong>Stiftungs</strong>aufsicht in Betracht kommen<br />
kann, s. OVG Berlin v. 1.11.2002 – 2 S 29/02, NVwZ-RR 2003, 323.<br />
453 In der Schweiz ab 1.1.2024 gesetzlich geregelt durch Art. 84 Abs. 3<br />
ZGB-neu.<br />
454 MVStiftG-Ber.RechtsA, LT-Drs. 8/2628, 23 ff.<br />
455 MVStiftG-Ber.RechtsA, LT-Drs. 8/2628, 13 u. 19.<br />
456 Einzelheiten dazu bei K. Fischer in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl.<br />
2023, § 8 Rn. 136 f.; Suerbaum in Stumpf/Suerbaum/Schulte/Pauli,<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht, 3. Aufl. 2018, Teil C Rn. 217 ff; Barzen/S. Fritz/Leininger<br />
npoR 2024, 16: Gesamtüberblick über die tatsächlich erhobenen<br />
Gebühren, Rechtsstand 15.9.2023, beschränkt auf die Gebühren<br />
<strong>für</strong> die Anerkennung <strong>und</strong> Satzungsänderungen mit zusätzlichen<br />
Hinweisen auf einzelne Spezifka der Länder.<br />
457/1 Ersatzvornahme (s. Rn. 129): § 11 Abs. 2 BWStiftG, § 7 Abs. 3 Brem-<br />
StiftG, § 6 Abs. 2 S. 4 HmbStiftG, § 6 Abs. 3 MVStiftG, § 7 Abs. 5 S.<br />
3 RhPfStiftG-RefE, § 6 Abs. 3 NdsStiftG, [§ 13 Abs. 2 SaarlStiftG], §<br />
11 Abs. 4 SächsStiftG, [§ 12 Abs. 4 S. 3 ThürStiftG] [<strong>für</strong> die übrigen<br />
LandesStiftG ergibt sich dies aus deren Verweisung auf die LandesVwVG];<br />
Bestellung von Sachwaltern oder Beauftragten (s. Rn. 133): §<br />
8 Abs. 3 BremStiftG, § 6 Abs. 4 HmbGStiftG, § 8 Abs. 3 HessStiftG,<br />
§ 8 Abs. 3 StiftG NRW, § 7 Abs. 7 RhPfStiftG- RefE, § 12 SchlH-<br />
StiftG; Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen (s. Rn. 134): §<br />
11 Abs. 2 BWStiftG, Art. 13 BayStiftG, § 9 BremStiftG, § 8 Abs. 4<br />
BbgStiftG, § 9 StiftG NRW; zur Prüfung der Geschäftsführung <strong>und</strong><br />
der Rechnungslegung s. Rn. 88 f., 119 u. 125.<br />
457/2 ZB § 4 BWLGebG iVm GebVO IM u. GebVerz IM lfd. Nr. 17 speziell<br />
zu Stiftungen; § 6 Bln GebBtrG iVm §§ 4 ff. VerwGebO u.<br />
GebVz; § 3 Abs. 1 BbgGebG iVm GebOMIK u. Gebührentarif<br />
Stelle 7.2; § 2 NRW GebG iVm AvwGebO Tarifstelle 2.2.6.2; § 2<br />
RhPfGebG iVm VwGebV lfd. Nr. 3.2 der Anlage.<br />
457/3 ZB Art. 6 BayKG iVm lfd. Nr. 3. II KVz; HessVwKostG iVm Vw-<br />
KostO-MdIS u. lfd. Nr. 32 der Anlage; § 3 NdsVwKostG iVm § 1<br />
AllGO u. Tarifnr. 83 der Anlage; § 3 LSAVwKostG iVm AllGO u.<br />
lfd. Nr. 114 der Anlage.]<br />
458 § 14 SächsStiftG („steuerbegünstigte Stiftungen“); Art. 27 BayStiftG<br />
(Stiftungen mit „überwiegend öffentlichen Zwecken“).<br />
459/1 ZB BWGebVerz IM Anm. zu lfd. Nr. 17; Bln VwGebO idF des Art.<br />
2 StiftG-ÄndG Bln-SenE iVm Anm. zu Tarifstelle 9830 des<br />
GebVerz; § 3 Abs. 1 BbgGebG iVm § 3 ABS: „ GebOMIK; Hmb-<br />
StiftVGebO iVm lfd. Nr. 2 der Anlage <strong>für</strong> „öffentliche Stiftungen“<br />
iSd § 2 Abs.2 HmbStiftG; NRW AVwGebO Ergänzung zu Tarifstelle<br />
2.2.6.2; RhPfVwGebV Anm. zu lfd. Nr. 3.2 der Anlage.<br />
459/2 ZB HessVwKostG iVm VwKostO-MdIS u. lfd. Nr. 325 der Anlage;<br />
NdsVwKostG iVm § 1 AllGO u. Anm. zu Tarifnr. 83 der Anlage.<br />
460 § 41 BWStiftG; §§ 4 Abs. 3 S. 6, 12 MVStiftG (Geldbuße bis zu<br />
3.000 EUR); § 16 SächsStiftG (Geldbuße bis zu 2.500 EUR); § 13<br />
LSAStiftG-RegE (Geldbuße bis zu 2.500 EUR).<br />
461 § 12 BbgStiftG; § 11 BremStiftG; § 12 SächsStiftG.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
ren ist, zu der alle Unterlagen des Anerkennungsverfahrens,<br />
des Satzungsänderungsverfahrens sowie der Aufsichtsführung<br />
einschließlich der behördlichen Beratung zu nehmen<br />
sind, dh <strong>für</strong> die gesamte <strong>Stiftungs</strong>aufsicht iwS. 462 Dies erscheint<br />
zunächst als Selbstverständlichkeit, erlangt aber eine<br />
eigene rechtliche Bedeutung durch Bestimmungen über Aufbewahrungsfristen<br />
(<strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>akte 10 Jahre nach Erlöschen<br />
463 , <strong>für</strong> die Unterlagen über die Jahresabrechnungsprüfung<br />
sowie zur Zusammensetzung der <strong>Stiftungs</strong>organe 30<br />
Jahre 464 ).<br />
[141] Mehrere LandesStiftG bestimmen auch ausdrücklich,<br />
dass die Unterlagen über die Anerkennung <strong>und</strong> Beaufsichtigung<br />
der einzelnen Stiftungen nicht dem allgemeinen Informationszugang<br />
nach dem jeweiligen Informationsfreiheitsgesetz<br />
unterliegen. 465 Dh Dritte <strong>und</strong> grds. auch Destinatäre 466<br />
haben nur die Einsichtsbefugnis in Register sowie Verzeichnisse<br />
<strong>und</strong> Bekanntmachungen. 467 Die <strong>Stiftungs</strong>satzung ist im<br />
<strong>Stiftungs</strong>verzeichnis idR 468 aber nicht einsehbar, im <strong>Stiftungs</strong>register<br />
kann die Einsicht in die <strong>Stiftungs</strong>satzung aufgr<strong>und</strong><br />
eines berechtigten Interesses der Stiftung oder Dritter beschränkt<br />
oder ausgeschlossen werden (§ 15 S. 2 StiftRG). In<br />
den übrigen Ländern besteht ein Informationszugang nach<br />
den Landes-IFG, <strong>für</strong> den zwar kein bereichsspezifischer Ausschluss<br />
gilt, der aber dem Vorbehalt der generellen Schutzbestimmungen<br />
entsprechend §§ 3 – 6 IFG-B<strong>und</strong> steht. 469<br />
[142] Ein Akteneinsichtsrecht besteht nur in einem anhängigen<br />
Verwaltungsverfahren <strong>und</strong> auch nur <strong>für</strong> die Beteiligten an<br />
diesem Verfahren gemäß den § 29 VwVfG-B<strong>und</strong> entsprechenden<br />
Bestimmungen der LandesVwVfG. Als „Beteiligte“ (§ 13<br />
VwVfG) anspruchsberechtigt sind deshalb grds. nur die Stiftungen<br />
selbst, vertreten durch ihr geschäftsführendes Organ,<br />
nicht dagegen ihre Destinatäre. 470 Als „Verwaltungsverfahren“<br />
sollte das gesamte Aufsichtsverfahren (s. Rn. 3. u. 59 ff.)<br />
verstanden werden <strong>und</strong> nicht nur anhängige Verfahren wegen<br />
des Einsatzes repressiver Aufsichtsmittel (s. Rn. 80). 471 Ein<br />
etwaiger (ungeschriebener) Anspruch auf ermessensfehlerfreie<br />
Entscheidung der <strong>Stiftungs</strong>behörde über die Gewährung<br />
von Akteneinsicht außerhalb eines konkreten Verwaltungsverfahrens<br />
wegen eines berechtigen Interesses des Antragstellers<br />
472 setzt voraus, dass dem keine Regelung zum Informationszugang<br />
(s. Rn. 141) entgegensteht. 473<br />
9. Sonderregelungen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>für</strong><br />
bestimmte <strong>Stiftungs</strong>arten <strong>und</strong> <strong>Stiftungs</strong>typen<br />
[143] Institutionelle Einschränkungen der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
durch die <strong>Stiftungs</strong>behörden gelten <strong>für</strong> die folgenden <strong>Stiftungs</strong>arten<br />
<strong>und</strong> <strong>Stiftungs</strong>typen 474 wegen ihrer „Staatsnähe“<br />
oder wegen ihres Kirchenbezugs. Bei ihnen wird die Aufsicht<br />
von anderen Aufsichtsbehörden wahrgenommen. Ihr Umfang<br />
kann zT auch weitergehend sein als der einer Rechtsaufsicht:<br />
[144] Stiftungen des öffentlichen Rechts (s. Rn. 35, 43 ff.) unterliegen<br />
nicht der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht durch die <strong>Stiftungs</strong>behörden,<br />
sondern der Rechtsaufsicht des Landes. 475<br />
[145] Staatlich verwaltete Stiftungen (s. Rn. 40) unterliegen<br />
nicht der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht durch die <strong>Stiftungs</strong>behörden. 476<br />
Aufsichtsbehörde ist die übergeordnete Behörde. 477 Sie übt<br />
die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht, dh. Rechtsaufsicht, aus. 478<br />
[146] Kommunale Stiftungen (s. Rn. 20, 36) unterliegen nicht<br />
der <strong>Stiftungs</strong>aufsicht durch die <strong>Stiftungs</strong>behörden, sondern<br />
der Rechtsaufsicht durch die nach den kommunalrechtlichen<br />
Vorschriften zuständige Behörde. 479<br />
[147] Kirchliche Stiftungen (s. Rn. 37) unterliegen nicht der<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht durch die <strong>Stiftungs</strong>behörden, sondern der<br />
Aufsicht durch die zuständigen Behörden der Kirche oder Religionsgemeinschaft,<br />
die nicht auf eine Rechtsaufsicht beschränkt<br />
ist. 480 Die staatliche <strong>Stiftungs</strong>aufsicht gilt nach 5<br />
LandesStiftG 481 subsidiär, wenn keine kirchlichen Aufsichtsregelungen<br />
bestehen.<br />
462 Dazu s. Rn. 3 u. 62.<br />
463 § 12 Abs. 1 S. 2 f. BbgStiftG; § 12 Abs. 1 S. 2 f. SächsStiftG; § 17<br />
LSAStiftG-RegE.<br />
464 § 12 Abs. 2 BbgStiftG; § 12 Abs. 2 SächsStiftG.<br />
465 § 3 S. 3 MVStiftG; § 5 Abs. 3 StiftG NRW; § 13 Abs. 2 S. 4 Sächs-<br />
StiftG; § 17 LSAStiftG-RegE; § 18 Abs. 6 SchlHStiftG. In NRW,<br />
Sachsen <strong>und</strong> Sachsen-Anhalt waren diese Regelungen bislang in den<br />
Informationsfreiheitsgesetzen (IFG) enthalten.<br />
466 OVG Schleswig v. 25.3.2021 – 3 LB 2/17, npoR 2021, 307 Rn. 37 ff.,<br />
m. Anm. Stallmann, zu § 15 Abs. 4 S. 2 SchlHStiftG aF [= § 18<br />
Abs. 6 SchlHStiftG nF].<br />
467 Dazu s. Rn. 150 ff.<br />
468 Ausnahmen: § 14 Abs. 4 S. 1 BbgStiftG [§ 5 Abs. 4 S. 4 ThürStiftG].<br />
Dazu Theuffel-Werhahn/Mühlendiek ZStV 2022, 87.<br />
469 K. Fischer in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023, § 8 Rn. 73.<br />
470 OVG Schleswig v. 25.3.2021 – 3 LB 2/17, npoR 2021, 307 Rn. 40 f.,<br />
m. Anm. Stallmann.<br />
471 Dazu näher Hüttemann/Rawert AcP 222 (2022), 301 (313 ff.).<br />
472 Dazu zB K. Fischer in Richter, <strong>Stiftungs</strong>recht, 2. Aufl. 2023, § 8<br />
Rn. 74.<br />
473 OVG Schleswig v. 25.3.2021 – 3 LB 2/17, npoR 2021, 307 Rn. 42 ff.,<br />
m. Anm. Stallmann.<br />
474 Zu <strong>Stiftungs</strong>arten <strong>und</strong> <strong>Stiftungs</strong>typen vgl. zB Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform<br />
2021, 2021, Rz. 36 u. 54 ff.<br />
475 § 20 BWStiftG; arg. § 8 Abs. 2 RhPfStiftG-RefE; §§ 3 Abs. 2, 8 Abs. 5<br />
LSAStiftG-RegE, LT-Drs. 8/3427, 41 f. (zu § 8 Abs. 5); abw. § 13<br />
Abs. 2 ThürStiftG: § 12 entsprechend, dh Landesverwaltungsamt.<br />
476 Art. 10 Abs. 1 BayStiftG; § 5 Abs. 3 HessStiftG; § 12 Abs. 2 Nds-<br />
StiftG.<br />
477 § 5 Abs. 3 S. 1 HessStiftG; § 12 Abs. 2 S. 1 NdsStiftG; Voll/Störle,<br />
Bayerisches <strong>Stiftungs</strong>gesetz, 6. Aufl. 2016, Art. 10 Anm. 2.<br />
478 Arg. § 5 Abs. 3 S. 2 HessStiftG; § 12 Abs. 2 S. 1 NdsStiftG. Im Bay-<br />
StiftG fehlt eine ausdrückliche Regelung; nach Voll/Störle, Bayerisches<br />
<strong>Stiftungs</strong>gesetz, 6. Aufl. 2016, Art. 10 Anm. 2, gilt: Dienstaufsicht,<br />
die weitergehend ist als die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht.<br />
479 § 31 BWStiftG; Art. 20 Abs. 3 BayStiftG; § 11 Abs. 3 HessStiftG;<br />
§ 10 Abs. 3 MVStiftG; § 13 Abs. 2 S. 3 NdsStiftG; § 9 RhPfStiftG-<br />
RefE; [§ 20 Abs. 2 S. 3 SaarlStiftG; abw. § 15 Abs. 2 ThürStiftG:<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsichtsbehörde]. Kritik an der Zuständigkeit der Kommunalaufsichtsbehörden<br />
übt Winkler in Werner/Saenger/Fischer, Die<br />
Stiftung, 2. Aufl. 2019, § 27 Rn. 18 ff.: Gefahr eines Interessenkonflikts<br />
Wohl der Kommune vs. Wohl der Stiftung.<br />
480 § 25 BWStiftG; Art. 10 Abs. 1, 23 BayStiftG; § 2 Abs. 3 BbgStiftG;<br />
§ 12 Abs. 2 BremStiftG; § 5 Abs. 2 HmbStiftG; § 13 Abs. 3 u. 5<br />
HessStiftG; § 11 Abs. 3 u. 6 MVStiftG; § 14 Abs. 2 S. 6 u. Abs. 3<br />
NdsStiftG; § 12 Abs. 3 u. 7 StiftG NRW; 10 Abs. 3 RhPfStiftG-RefE;<br />
[§ 19 Abs. 4 SaarlStiftG;] § 4 Abs. 3 S. 2 SächsStiftG; §§ 6 Abs. 1<br />
S. 1, 11 Abs. 2, 12 S. 2 LSAStiftG-RegE; [§ 16 Abs. 2 ThürStiftG].<br />
481 BWStiftG, BbgStiftG, HessStiftG, LSAStiftG-RegE, [ThürStiftG].<br />
ZStV 1/2024 33
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
10. Verhältnis von <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>und</strong><br />
Steueraufsicht<br />
[148] Die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht durch die <strong>Stiftungs</strong>behörden steht<br />
selbständig neben der Steueraufsicht durch die Finanzbehörden.<br />
482 Die B<strong>und</strong>-Länder-Arbeitsgruppe „<strong>Stiftungs</strong>recht“<br />
hatte sich in ihrem Bericht vom 9.9.2016 483 de lege ferenda<br />
mehrheitlich <strong>für</strong> einen verbesserten Informationsaustausch<br />
zwischen <strong>Stiftungs</strong>behörden <strong>und</strong> Finanzbehörden ausgesprochen.<br />
Einzig Brandenburg hat dies aufgegriffen, indem § 6<br />
Abs. 3 BbgStiftG bestimmt, dass die <strong>Stiftungs</strong>behörde „Informationen<br />
aus der Prüfung der Jahresabrechnung an das zuständige<br />
Finanzamt weiterleiten kann, soweit diese aus ihrer<br />
Sicht eine vertiefte Prüfung im Rahmen der Steuerveranlagung<br />
rechtfertigen.“ In umgekehrter Richtung steht Informationen<br />
der Finanzbehörden an die <strong>Stiftungs</strong>behörden das<br />
Steuergeheimnis (§ 30 AO) entgegen, solange kein Tatbestand<br />
einer zulässigen entsprechenden Offenbarung eingeführt<br />
wird. Für generelle Informationen über gemeinnützige Stiftungen<br />
steht den <strong>Stiftungs</strong>behörden ab 2024 das Zuwendungsempfängerregister<br />
(§ 60b AO) zur Verfügung <strong>und</strong> den<br />
Finanzbehörden <strong>für</strong> sämtliche Stiftungen bisher schon die<br />
<strong>Stiftungs</strong>verzeichnisse (s. Rn. 151 ff.) <strong>und</strong> ab 2026 das <strong>Stiftungs</strong>register<br />
(s. Rn. 155 ff.).<br />
[149] Zu „Mehrfachkontrollen“ der Rechnungslegung von<br />
Stiftungen, nämlich durch die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht <strong>und</strong> durch die<br />
Steueraufsicht, s. Rn. 109.<br />
11. Einschränkung von Gr<strong>und</strong>rechten<br />
[150] In B<strong>und</strong>esländern, deren Verfassung ein dem Art. 19<br />
Abs. 1 Satz 2 GG vergleichbares Zitiergebot kennt 484 , müssen<br />
die LandesStiftG das durch sie eingeschränkte Gr<strong>und</strong>rechte<br />
unter Angabe des Artikels nennen. Dies ist geschehen <strong>für</strong> das<br />
Gr<strong>und</strong>recht auf Schutz der personenbezogenen Daten 485 in<br />
§ 13 BbgStiftG, § 15 SächsStiftG <strong>und</strong> § 18 LSAStiftG-RegE.<br />
In <strong>Stiftungs</strong>gesetzen anderer Länder, nach deren Verfassung<br />
dieses Gr<strong>und</strong>recht 486 <strong>und</strong> das Zitiergebot 487 ebenfalls gelten,<br />
ist dies nicht geschehen. 488<br />
IV. Publizität 489<br />
1. <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis / Vertretungsbescheinigung<br />
[151] Inhaltlich im Wesentlichen beibehalten worden sind in<br />
den neuen LandesStiftG die bisherigen Regelungen 490 zu <strong>Stiftungs</strong>verzeichnissen<br />
491 <strong>und</strong> zu Vertretungsbescheinigungen<br />
492 . Letztere sind ein Ersatz <strong>für</strong> die fehlende Publizität der<br />
<strong>Stiftungs</strong>verzeichnisse. 493 Die <strong>Stiftungs</strong>verzeichnisse der B<strong>und</strong>esländer<br />
werden <strong>für</strong> die Jahre ab 2026 mit der Einführung<br />
des B<strong>und</strong>es-<strong>Stiftungs</strong>registers im Prinzip obsolet (zur Übergangsregelung<br />
s. Rn. 156). Allerdings gibt es in den Angaben,<br />
die in das <strong>Stiftungs</strong>register einzutragen werden (§ 2 StiftRG),<br />
noch eine Lücke, weil der Zweck einer Stiftung bislang nicht<br />
in das <strong>Stiftungs</strong>register einzutragen ist, aber zu den in die <strong>Stiftungs</strong>verzeichnisse<br />
eingetragenen Angaben gehört. Der Gesetzgeber<br />
sollte diese Lücke bis zum Inkrafttreten der Bestimmungen<br />
zum <strong>Stiftungs</strong>register (s. Rn. 155) schließen.<br />
34<br />
[152] Zum Außerkrafttreten der Bestimmungen zu den <strong>Stiftungs</strong>verzeichnissen<br />
<strong>und</strong> zu Vertretungsbescheinigungen aus<br />
Anlass der Einführung des <strong>Stiftungs</strong>registers s. Rn. 157 f.<br />
[153] Baden-Württemberg führt <strong>für</strong> die Stiftungen des öffentlichen<br />
Rechts bei jedem Regierungspräsidium ein <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis<br />
fort 494 , <strong>für</strong> dessen Einrichtung <strong>und</strong> Führung Einzelheiten<br />
in einer Rechtsverordnung geregelt werden können.<br />
495<br />
2. Bekanntmachungen<br />
[154] Nach einigen LandesStiftG sind die Anerkennung von<br />
Stiftungen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagenänderungen weiterhin in den<br />
Amtsblättern o.Ä. bekannt zu machen. 496 In einzelnen B<strong>und</strong>esländern<br />
gilt dies auch nach Inkrafttreten der Bestimmungen<br />
zum <strong>Stiftungs</strong>register (s. Rn. 155) fort, in anderen treten<br />
diese Bestimmungen in zeitlichem Zusammenhang damit<br />
außer Kraft. 497<br />
482 Es wird unterschieden zwischen der „allgemeinen Steueraufsicht iSd.<br />
§ 85 AO (s. BT-FinAussch-Ber. zur AO 1977, BT-Drs. 7/4292, 36 zu<br />
§ 208 AO; BFH v. 29.10.20186 – VII R 82/85, BStBl. II 1988, 359)<br />
<strong>und</strong> einer besonderen Steueraufsicht iSd. §§ 208 ff. AO sowie § 73d<br />
EStDV.<br />
483 Bericht der B<strong>und</strong>-Länder-Arbeitsgruppe „<strong>Stiftungs</strong>recht“<br />
v. 9.9.2016, S. 105 ff., (abrufbar unter www.innenministerkonferenz.de/IMK/DE/termine/to-beschluesse/2016-11-29_30/<br />
nummer%2026%20stiftungsrecht.pdf?__<br />
blob=publicationFile&v=2; zuletzt abgerufen am 18.12.2023).<br />
484 Art. 11 Abs. 1 BbgVerf; Art. 33 SächsVerf; Art. 6 Abs. 1 LSAVerf.<br />
485 Art. 5 Abs. 2 S. 3 BbgVerf; Art. 37 Abs. 1 S. 2 SächsVerf; Art. 20<br />
Abs. 1 S. 2 LSA Verf.<br />
486 So zB Art. 12a HessVerf; Art. 4 Abs. 2 Verf NRW.<br />
487 So zB Art. 63 Abs. 2 S. 1 HessVerf.<br />
488 Zur Rechtsfolge der Nichtigkeit einer gr<strong>und</strong>rechtseinschränkenden<br />
Regelung bei einem Verstoß gegen das Zitiergebot s. BVerfG<br />
v. 6.7.1999 – 2BvF 3/90, BVerfGE 101, 1 (42 f.); v. 27.7.2005 – 1<br />
BvR 668/04, BVerfGE 113, 348 (366).<br />
489 Zur Registerpublizität gemeinnütziger Körperschaften insgesamt zB<br />
Orth in Winheller/Geibel/Jachmann-Michel, Gesamtes Gemeinnützigkeitsrecht,<br />
3. Aufl. 2023, Kap. 26.<br />
490 Einzelheiten dazu zB bei Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021,<br />
2021, Rz. 267 ff.<br />
491 § 27 BWStiftG; Art. 4 BayStiftG; § 7 Abs. 1 StiftG Bln-SenE; § 14<br />
BbgStiftG; § 10 BremStiftG; § 3 HmbStiftG (nur „öffentliche Stiftungen“);<br />
§ 10 Abs. 1-3 HessStiftG; § 3 MVStiftG; § 11 NdsStiftG;<br />
§ 10 Abs. 1-3 StiftG NRW; § 4 RhPfStiftG-RefE; § 13 SächsStiftG;<br />
§ 4 LSAStiftG-RegE; § 14 SchlHStiftG.<br />
492 Art. 3 Abs. 1 BW AG BGB; § 7 Abs. 2 StiftG Bln-SenE; § 7 Abs. 2<br />
BbgStiftG; § 1 BremG über Ausstellung von Vertretungsbescheinigungen;<br />
§ 5 Abs. 5 HmbStiftG; § 10 Abs. 5 HessStiftG; § 4 Abs. 3<br />
MVStiftG; § 5 Abs. 2 Satz 2 NdsStiftG; § 10 Abs. 4 Satz 2 StiftG<br />
NRW; § 7 Abs. 8 RhPfStiftG-RefE; § 4 Abs. 4 LSAStiftG-RegE; § 9<br />
Abs. 3 SchlHStiftG.<br />
493 Rawert in Hüttemann/Richter/Weitemeyer, Landesstiftungsrecht,<br />
2011, Rz. 12.2.<br />
494 § 4 Abs. 1 S. 1 BWStiftG.<br />
495 § 4 Abs. 5 BWStiftG.<br />
496 § 16 BWStiftG; § 4 StiftG Bln-SenE; § 15 BbgStiftG; § 9 HessStiftG;<br />
§ 10 NdsStiftG; § 6 Abs. 2 SächsStiftG; § 13 SchlHStiftG.<br />
497 § 43 BWStiftG, Art. 2 Nr. 2, Art. 3 Nr. 8, Art. 6 Abs. 2 u. 3 BW-<br />
StiftG-ÄndG; Art. 6 Abs. 3 BbgStiftG-ÄndG: 31.3.2027; Art. 3<br />
Abs. 3 NdsStiftG-ÄndG; Art. 3 Nr. 2, Art. 6 Abs. 2 SächsStiftG-<br />
ÄndG: 31.12.2025.<br />
ZStV 1/2024
Reform der Landesstiftungsgesetze 2023 – Orth | Aufsatz<br />
3. <strong>Stiftungs</strong>register<br />
■ Tag nach der Verkündung im Gesetzblatt. 510<br />
[155] Das zentrale <strong>Stiftungs</strong>register wird von einer Registerbehörde<br />
des B<strong>und</strong>es, dem B<strong>und</strong>eszentralamt <strong>für</strong> Justiz, geführt<br />
werden – im Unterschied zu den bisher dezentral auf<br />
Landesebene grds. von den <strong>Stiftungs</strong>behörden geführten <strong>Stiftungs</strong>verzeichnissen<br />
(s. Rn. 150). Die Bestimmungen zum<br />
<strong>Stiftungs</strong>register (§§ 82b – 82d BGB-neu iVm §§ 1 -20 Stift-<br />
RG) 498 treten zum 1.1.2026 in Kraft (Art. 11 Abs. 1 StiftR-<br />
VereinhG). Stiftungen, die ab dem 1.1.2026 entstehen, sind<br />
nur noch im <strong>Stiftungs</strong>register einzutragen; sie erhalten auch<br />
keine Vertretungsbescheinigungen mehr. 499<br />
[156] Stiftungen, die vor dem 1.1.2026 entstanden sind <strong>und</strong><br />
noch bestehen (sog. Bestandsstiftungen), sind aufgr<strong>und</strong> einer<br />
Übergangsregelung bis spätestens 31.12.2026 zur Eintragung<br />
in das <strong>Stiftungs</strong>register anzumelden (§ 20 Abs. 1 StiftRG). Einzelne<br />
LandesStiftG bestimmen, dass ab dem Zeitpunkt ihrer<br />
Eintragung in das <strong>Stiftungs</strong>register die Bestimmungen der LandesStiftG<br />
zum <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis <strong>und</strong> zu Vertretungsbescheinigungen<br />
keine Anwendung mehr finden. 500 Die Registerbehörde<br />
setzt die <strong>Stiftungs</strong>behörde von der Eintragung in das<br />
<strong>Stiftungs</strong>register in Kenntnis (§ 10 Abs. 3 StiftRG).<br />
Soweit die neuen LandesStiftG sog. Ablösegesetzes sind<br />
(s. Rn. 10), treten die bisherigen LandesStiftG mit Ablauf des<br />
vorangegangenen Tages außer Kraft. 511<br />
[161] Die neuen Vorschriften sind auch auf die bestehenden<br />
Stiftungen anzuwenden. 512 Zum abweichenden Inkrafttreten<br />
der Bestimmungen zum <strong>Stiftungs</strong>register <strong>und</strong> zum Außerkrafttreten<br />
der Bestimmungen zu den <strong>Stiftungs</strong>verzeichnissen<br />
<strong>und</strong> zu Vertretungsbescheinigungen s. Rn. 1.<br />
VI. Bewertung der Reform<br />
[162] Die Reform der LandesStiftG wurde durch die Reform<br />
des b<strong>und</strong>esgesetzlichen <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts notwendig, die am<br />
16.7.2021 verabschiedet wurde, aber erst zum 1.7.2023 in<br />
Kraft trat, ua um den Ländern ausreichend Zeit <strong>für</strong> die Reform<br />
ihrer <strong>Stiftungs</strong>gesetze zu geben. Bis zum 1.7.2023 hatten<br />
aber nur 7 B<strong>und</strong>esländer ihre <strong>Stiftungs</strong>gesetze reformiert.<br />
Seitdem sind lediglich weitere 4 B<strong>und</strong>esländer gefolgt. Dieser<br />
Ablauf spricht <strong>für</strong> sich <strong>und</strong> ist ein Indiz <strong>für</strong> den politischen<br />
Stellenwert, den das <strong>Stiftungs</strong>recht in den säumigen B<strong>und</strong>esländern<br />
hat.<br />
498 Einzelheiten dazu zB bei Orth/Uhl, <strong>Stiftungs</strong>rechtsreform 2021,<br />
[157] Mit Ablauf dieser Übergangsfrist treten in einigen B<strong>und</strong>esländern<br />
die Bestimmungen zum <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis <strong>und</strong><br />
■ 1.11.2023, 509 Drs. 19/28173, 80 (zu Art. 2).<br />
zu Vertretungsbescheinigungen zum 31.12.2026 außer<br />
2021, Rz. 280 ff.<br />
Kraft. 501 499 § 16 S. 1 NdsStiftG; § 13 S. 1 StiftG NRW. S.a. LSAStiftG-RegE, LT-<br />
Bis zum Ablauf dieses Übergangszeitraums bestehen Drs. 8/3427, 28(zu § 4): „Die Vertretungsbescheinigungen werden<br />
die <strong>Stiftungs</strong>verzeichnisse <strong>und</strong> das <strong>Stiftungs</strong>register zwar nebeneinander<br />
durch die Registerauszüge ersetzt.“<br />
<strong>und</strong> bis dahin werden auch noch Vertretungsbe-<br />
500 § 16 S. 2 NdsStiftG; § 13 S. 2 StiftG NRW.<br />
501 § 10 Abs. 4 BremStiftG/Art. 2 iVm. Art. 4 Abs. 2 BremStiftG-ÄndG;<br />
scheinigungen erteilt. Die einzelne Stiftung kann aber nicht Art. 3 Abs. 3 NdsStiftG-ÄndG; § 14 Abs. 2 StiftG NRW; Art. 3 Nr. 3<br />
doppelt, dh sowohl im <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis als auch im <strong>Stiftungs</strong>register,<br />
geführt werden. Dies folgt aus den in Rn. 156<br />
erläuterten Bestimmungen bzw. aus expliziten Übergangsregelungen<br />
iVm. Art. 6 Abs. 3 SächsStiftG-ÄndG; § 20 Abs. 2 LSAStiftG-RegE.<br />
502 § 43 BWStiftG, Art. 2 Nr. 2, Art. 3 Nr. 7, Art. 6 Abs. 2 u. 3 BW-<br />
StiftG-ÄndG; § 13 StiftG NRW.<br />
503 Art. 5 Abs. 3 SchlHStiftG-ÄndG.<br />
502 .<br />
504 Art. 6 Abs. 3 BbgStiftG-ÄndG.<br />
505 HessStiftG-RegE, LT-Drs. 20/9473, 15 (zu § 10); RhPfStiftG-RefE zu<br />
[158] In den übrigen B<strong>und</strong>esländern treten die Bestimmungen § 4 u. § 7 Abs. 8; ähnlich HmbStiftG-SenE, Bürg-Drs. 22/11643, 6<br />
(Begründung AT), u. StiftG Bln-SenE, AGH-Drs. 19/1386, 11 (Begründung<br />
AT) u. 12 (zu § 7 Abs. 2); diesbezüglich zuversichtlich hin-<br />
zum <strong>Stiftungs</strong>verzeichnis <strong>und</strong> zu Vertretungsbescheinigungen<br />
– ohne nähere Bestimmungen zu dem Übergangszeitraum – gegen SchlHStiftG-RegE, LT-Drs. 20/741, 34 (zu § 9 Abs. 3). Baybereits<br />
zum 31.12.2025 503 oder erst am 31.3.2027 504 StiftG-RegE, LT-Drs. 18/28505 schweigt dazu.<br />
außer<br />
506 Art. 6 Abs. 1 BWStiftG-ÄndG; Art. 6 Abs. 1 S. 1 BbgStiftG-ÄndG;<br />
Kraft oder eine Regelung ist aufgeschoben worden, „weil aktuell<br />
Art. 3 Abs. 1 S. 1 BremStiftG-ÄndG; § 9 Abs. 1 S. 1 HmbStiftG;<br />
noch nicht absehbar“ sei, „ob die technischen Voraus-<br />
§ 17 Abs. 1 HessStiftG; § 14 Abs. 1 S. 1 StiftG NRW; Art. 5 Abs. 1<br />
SchlHStiftG-ÄndG.<br />
setzungen seitens des B<strong>und</strong>es tatsächlich bis zum 1.1.2026<br />
507 Art. 6 Abs. 2 BbgStiftG-ÄndG; Art. 4 Abs. 1 S. 2 BremStiftG-ÄndG;<br />
umgesetzt werden können.“ 505<br />
§ 9 Abs. 1 S. 2 HmbStiftG; § 17 Abs. 1 HessStiftG; § 14 Abs. 1 S. 2<br />
StiftG NRW; Art. 5 Abs. 2 SchlHStiftG-ÄndG.<br />
508 § 2 BayStiftG-ÄndG.<br />
V. Inkrafttreten / Außerkrafttreten<br />
509 Art. 3 Abs. 1 Nds-StiftG-ÄndG.<br />
510 Art. 3 StiftG Bln-SenE; Art. 2 MVStiftG-ÄndG v. 5.10.2023 (GOVBl.<br />
[159] Diejenigen neuen LandesStiftG bzw. Änderungsgesetze,<br />
Nr. 21/2023 v. 11.10.2023): 12.10.2023; Art. 3 Abs. 1 NdsStiftG<br />
die bis zum 30.6.2023 verkündet worden sind, treten – zeitgleich<br />
v. 11.10.2023 (GVBl. 22/2023 v. 26.10.2023): 27.10.2023; § 12<br />
mit den §§ 80 ff. BGB-neu (s. Rn. 1) – am 1.7.2023 in Abs. 1 RhPfStiftG-RefE; Art. 6 Abs. 1 SächsStiftG (GVBl. 20/2023<br />
Kraft. 506 v. 30.12.2023): 31.12.2023; § 20 Abs. 1 S. 1 LSAStiftG-RegE.<br />
Soweit die neuen LandesStiftG sog. Ablösegesetzes<br />
511 Art. 3 S. 2 StiftG Bln-ÄndG-SenE; Art. 3 Abs. 2 NdsStiftG-ÄndG;<br />
(s. Rn. 10) sind, treten die bisherigen LandesStiftG gleichzeitig<br />
§ 12 Abs. 2 RhPfStiftG-RefE; Art. 5 Abs. 1 S. 2 SächsStiftG-ÄndG;<br />
außer Kraft. 507<br />
§ 20 Abs. 1 S. 2 LSAStiftG-RegE.<br />
512 Einzelne Länder regeln das ausdrücklich: § 39 BWStiftG; § 9 Abs. 2<br />
[160] Diejenigen neuen LandesStiftG bzw. Änderungsgesetze, HmbStiftG; § 16 HessStiftG; § 15 Abs. 1 NdsStiftG; § 14 LSAStiftG-<br />
RegE; § 19 SchlHStiftG; ebenso § 7 des StiftG-ME von Hüttemann/<br />
die nach dem 30.6.2023 verkündet worden sind, haben keinen<br />
Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (42 f.)). Andere Länder haltreten,<br />
einheitlichen Zeitpunkt <strong>für</strong> das Inkrafttreten/Außerkraftten<br />
eine derartige spezielle gesetzliche Anordnung nicht <strong>für</strong> erforder-<br />
sondern regeln diesen Zeitpunkt unterschiedlich:<br />
lich (StiftG NRW-RegE, LT-Drs. 18/1921, 10 zu § 1). Zur ebenfalls<br />
■ 1.8.2023, 508<br />
klarstellenenden Parallelregelung <strong>für</strong> die Anwendung der §§ 80-88<br />
BGB-neu in Art. 229, § 59 EGBGB s.a. StiftRVereinhG-RegE, BT-<br />
ZStV 1/2024 35
Aufsatz | Orth – Reform der Landesstiftungsgesetze 2023<br />
[163] Durch die gr<strong>und</strong>sätzlich abschließende, b<strong>und</strong>esrechtliche<br />
Regelung des <strong>Stiftungs</strong>zivilrechts in den §§ 80 – 88 BGBneu<br />
ist die den Ländern verbliebene stiftungsrechtliche Materie<br />
deutlich geschrumpft. Die deswegen notwendige Bereinigung<br />
der LandesStiftG haben die Länder weitgehend vorgenommen.<br />
Einzelne mit dem B<strong>und</strong>esrecht nunmehr kollidierende<br />
Regelungen sind allerdings bestehen geblieben oder<br />
erst eingeführt worden. Denjenigen Ländern, die die Gesetzestechnik<br />
eines Ablösungsgesetzes praktiziert haben, sind idR<br />
strukturiertere LandesStiftG gelungen als den Ländern, die<br />
ihre LandesStiftG lediglich punktuell geändert haben. In einzelnen<br />
LandesStiftG sind auch inhaltliche Verbesserungen<br />
durchgeführt worden, die angestrebt waren. Im Schrifttum<br />
wird insbesondere die Beibehaltung zweier Regelungen kontrovers<br />
diskutiert, nämlich die Rechnungslegungsvorschriften<br />
der Länder trotz einer vermeintlichen Sperrwirkung durch<br />
das neue B<strong>und</strong>esrecht (s. Rn. 91 ff.) <strong>und</strong> die nur beschränkte<br />
<strong>Stiftungs</strong>aufsicht über Familienstiftungen (s. Rn. 78).<br />
sich die Gebühren <strong>für</strong> die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht nicht nur in der<br />
Höhe, sondern auch in den Gebührentatbeständen <strong>und</strong> -befreiungen.<br />
515<br />
[166] Appelle, anlässlich der notwendigen Bereinigung die<br />
Regelungen in den LandesStiftG zugleich zu vereinheitlichen,<br />
haben kein Gehör gef<strong>und</strong>en. Auch wenn die Vereinheitlichung<br />
in dem den Ländern verbliebenen öffentlich-rechtlichen<br />
<strong>Stiftungs</strong>recht nicht den gleichen Stellenwert gehabt<br />
hätte, wie im <strong>Stiftungs</strong>zivilrecht des B<strong>und</strong>es, hätte sie auch im<br />
Landesstiftungsrecht zu mehr Rechtsklarheit <strong>und</strong> Rechtssicherheit<br />
geführt. Diese Chance ist vertan worden. Rechtsanwender<br />
werden das bedauern, Stifter aber ggf. bei der Standortwahl<br />
nutzen.<br />
[164] Die Reform der LandesStiftG war kein gemeinsames,<br />
ausreichend abgestimmtes Unterfangen der Länder, sondern<br />
mehr ein getrenntes Vorgehen, bei dem die Länder zwar<br />
„nach links <strong>und</strong> rechts geschaut“ <strong>und</strong> sich auch ausgetauscht<br />
haben, oftmals aber nur die notwendigen Bereinigungen vorgenommen<br />
<strong>und</strong> ansonsten von ihnen wertgeschätzte landesspezifische<br />
stiftungsrechtliche Traditionen fortgeführt haben<br />
(s. zB Rn. 26, 84 f.), dh. der Föderalismus hat weiterhin<br />
„w<strong>und</strong>erliche Blüten getrieben“, was bisher als „Normenprovinzialismus“<br />
kritisiert worden war 513 <strong>und</strong> nunmehr auch als<br />
„Marktplatz föderaler Eitelkeiten“ kritisiert wird. 514 Unterschiede<br />
wurden auch zum Zweck des <strong>Stiftungs</strong>standort-Wettbewerbs<br />
aufrechterhalten (s. Rn. 106). Dass mehr Abstimmung<br />
den LandesStiftG „gutgetan“ hätte, wird auch daraus<br />
ersichtlich, dass die jüngeren Entwürfe meist „ausgereifter“<br />
wirken.<br />
[165] Das Ergebnis sind LandesStiftG, die sich im Umfang<br />
<strong>und</strong> in den Inhalten deutlich unterscheiden: Es gibt Gesetze,<br />
die mit bis zu 10 Paragraphen auskommen, <strong>und</strong> Gesetze, die<br />
bis zu 40 Paragraphen benötigen (s. Rn. 12 ff), zT auch deswegen,<br />
weil sie unnötigerweise Regelungen aus den §§ 80 –<br />
88 BGB-neu inhaltlich wiederholen (s. Rn. 24). Die einen<br />
LandesStiftG regeln nur das <strong>für</strong> Stiftungen notwendige <strong>und</strong><br />
überlassen nicht stiftungsspezifisches den Organisationsgesetzen,<br />
Verwaltungsverfahrensgesetzen <strong>und</strong> Verwaltungsvollstreckungsgesetzen<br />
ihrer Länder, die anderen inkorporieren<br />
deren stiftungsrelevante Inhalte in die LandesStiftG. Die<br />
einen gelten nur <strong>für</strong> Stiftungen des bürgerlichen Rechts, die<br />
anderen auch <strong>für</strong> Stiftungen des öffentlichen Rechts. Die<br />
einen haben nur Sondervorschriften zu kirchlichen Stiftungen<br />
oder Familienstiftungen, die anderen auch zu örtlichen bzw.<br />
kommunalen Stiftungen. Die einen schränken die <strong>Stiftungs</strong>aufsicht<br />
<strong>für</strong> bestimmte <strong>Stiftungs</strong>typen (insbes. Familienstiftungen)<br />
ein, die anderen kennen das nicht. Außerdem differieren<br />
auch die Aufsichtsmittel inhaltlich, zB hinsichtlich der<br />
vorzulegenden Jahresabrechnung <strong>und</strong> deren Prüfung oder der<br />
Bestellung von Sachwaltern. Und schließlich unterscheiden<br />
36<br />
513 Hüttemann/Rawert ZIP 2021, Beilage zu Heft 33, 3 (44).<br />
514 Hüttemann BB 48/2023, Die Erste Seite.<br />
515 Eine Evaluierung der geänderten LandesStiftG – vergleichbar der<br />
zwei Jahre nach Inkrafttreten vorgesehenen Evaluierung des neuen<br />
<strong>Stiftungs</strong>zivilrechts (RechtsA-Ber., BT-Drs. 19/31118, 8 zu IV.1) – ist<br />
nach den Gesetzesmaterialien zu den LandesStiftG nicht vorgesehen.<br />
ZStV 1/2024
Aktuell<br />
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STIFTUNGSRECHT/LEISTUNGEN IM ZEITLICHEN ZUSAM-<br />
MENHANG MIT SPENDEN: VORAUSSETZUNGEN FÜR UN-<br />
ENTGELTLICHKEIT<br />
Gewähren NPOs Leistungen, die im zeitlichen Zusammenhang<br />
mit der Zuwendung eines Spenders stehen, steht oft die Vermutung<br />
im Raum, dass es sich um eine Verletzung des Unentgeltlichkeitsgebots<br />
handeln könnte. Der B<strong>und</strong>esfinanzhof (BFH)<br />
hatte sich in einem Urteil vom 26.04.2023 mit dieser Problematik<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Vorstand spendet an eigene Stiftung <strong>und</strong> gewährt sich<br />
Darlehen in gleicher Höhe<br />
Der Gründer <strong>und</strong> Vorstand einer Stiftung spendete eben dieser<br />
Stiftung einen Betrag in Höhe von insgesamt 400.000 Euro in<br />
deren Vermögensstock. Da<strong>für</strong> erhielt er eine Zuwendungsbestätigung.<br />
In engem zeitlichem Zusammenhang schloss er mit der<br />
Stiftung zudem einen Darlehensvertrag über einen Betrag in<br />
Höhe von ebenfalls 400.000 Euro ab.<br />
Im Rahmen einer steuerlichen Außenprüfung beim Stifter vertrat<br />
das Finanzamt die Auffassung, die Zahlung des Stifters an<br />
die Stiftung könnte wegen des engen Zusammenhangs mit den<br />
gegenläufigen Darlehensgewährungen nicht als Spende anerkannt<br />
<strong>und</strong> als Sonderausgabe abgezogen werden.<br />
Das in erster Instanz zuständige Finanzgericht (FG) gab dem<br />
Finanzamt zunächst Recht. Der BFH hob das Urteil auf <strong>und</strong><br />
verwies es zur Klärung einiger Einzelfragen an das FG zurück.<br />
BFH: Kein Gestaltungsmissbrauch<br />
Der BFH stellt zunächst klar, dass es sich bei der vorliegenden<br />
Konstellation nicht um einen Gestaltungsmissbrauch (§ 42 AO)<br />
handele. Insofern sei auch der Abzug einer geleisteten Zahlung<br />
als Spende nicht schon deshalb ausgeschlossen, weil die gemeinnützige<br />
Einrichtung dem Zahlenden in engem zeitlichem Zusammenhang<br />
mit der Spende Leistungen gewährt. Es komme<br />
vielmehr darauf an, dass die gr<strong>und</strong>sätzlichen Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> den Spendenabzug – Freiwilligkeit <strong>und</strong> Unentgeltlichkeit –<br />
erfüllt seien. Davon sei im vorliegenden Fall jedenfalls dann<br />
auszugehen, wenn die Darlehenskonditionen fremdüblich seien.<br />
Unentgeltlichkeit: Kein Zusammenhang zwischen Spende <strong>und</strong><br />
gewährter Leistung<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> den Spendenabzug ist, dass Unentgeltlichkeit<br />
vorliegt. Das bedeutet, dass keine Gegenleistung des Spendenempfängers<br />
erfolgt <strong>und</strong> kein unmittelbarer wirtschaftlicher Zusammenhang<br />
zwischen der Spende <strong>und</strong> einer etwaigen Leistung<br />
des Empfängers besteht. Der gewährte Vorteil kann dabei aber<br />
ZStV 1 | 2024<br />
Aktuell<br />
auch nichtwirtschaftlicher Art sein. Es kommt also darauf an,<br />
ob irgendeine Art von Vorteil gewährt wird <strong>und</strong> nicht darauf,<br />
ob eine Gegenleistung im unmittelbaren Sinn eines Leistungstauschs<br />
vorliegt.<br />
Fremdvergleich: Keine Unterschiede zur Darlehensgewährung<br />
an Dritte<br />
Eine Vorteilsgewährung könnte sich hier im Wesentlichen daraus<br />
ergeben, dass die Darlehenskonditionen einem Fremdvergleich<br />
nicht standhalten. Die vorliegenden Darlehensbedingungen<br />
dürfen danach keinen Unterschied zu denen aufweisen, die<br />
beliebigen Dritten angeboten werden. Ist die Fremdüblichkeit<br />
hingegen – so wie hier – gegeben, scheidet die Einordnung als<br />
Gegenleistung aus, sodass die Spendenvoraussetzungen gegeben<br />
sind. Wann im Einzelfall Fremdüblichkeit vorliegt, ist auf Basis<br />
einer Gesamtbetrachtung des konkreten Einzelfalls zu bestimmen.<br />
Laut BFH ist es jedoch nicht entscheidend, ob einzelne<br />
Details vom Üblichen abweichen.<br />
Mittelzufluss beim Spendenempfänger – Mittelabfluss beim<br />
Spender<br />
Eine Spende setzt ferner einen Mittelzufluss beim Spendenempfänger<br />
voraus, der unmittelbar aus der Zuwendung des Spenders<br />
stammen muss. Laut BFH steht im entschiedenen Fall die<br />
sich unmittelbar an die Zuwendung anschließende Darlehensgewährung<br />
dem nicht entgegen. Maßgeblich sei, dass die Eigenmittel<br />
des Spenders durch die Spenden <strong>und</strong> die anschließende<br />
Darlehensgewährung zu Fremdmitteln geworden seien. Übertragen<br />
auf den konkreten Fall bedeute dies: Nach der Übertragung<br />
der Mittel auf die Stiftung gehört der Darlehensbetrag<br />
nicht mehr zu den eigenen Mitteln des Spenders. Es handelt sich<br />
nun um zu verzinsende <strong>und</strong> zurückzuzahlende Fremdmittel.<br />
BFH, Urteil v. 26.4.2023, X R 4/22<br />
STIFTUNGSRECHT/STEUERLICHES EINLAGEKONTO AUCH<br />
FÜR STIFTUNGEN?<br />
Die Frage, ob rechtsfähige private Stiftungen einen Anspruch<br />
auf Feststellung des Bestands ihres steuerlichen Einlagekontos<br />
haben, war seit vielen Jahren umstritten. Mit dem Urteil vom<br />
17.05.2023 hat sich nun der B<strong>und</strong>esfinanzhof (BFH) zu dieser<br />
Thematik geäußert <strong>und</strong> leider nur bedingt <strong>für</strong> mehr Klarheit<br />
gesorgt.<br />
Steuerliches Einlagenkonto bei Stiftungen<br />
Ausgangspunkt bildet § 27 KStG, der – vereinfacht ausgedrückt<br />
– vorsieht, dass Einlagen, die in eine Körperschaft seitens deren<br />
Gesellschafter erfolgen, unter gewissen Bedingungen wieder<br />
steuerfrei an den betreffenden Gesellschafter ausgeschüttet werden<br />
können. Hierzu sind sie auf einem sog. steuerlichen Einlagenkonto<br />
zu erfassen. Das ist im Ergebnis insofern konsequent,<br />
als dass die Einlage keine Steuerfolgen auslöst <strong>und</strong> dies spiegelbildlich<br />
auch bei der Rückführung der Einlage der Fall sein soll.<br />
Da Stiftungen als verselbstständigte Vermögensmassen nicht<br />
über Gesellschafter oder einen vergleichbaren Personenkreis<br />
verfügen, passte § 27 KStG indes nie so recht zur Rechtsform<br />
Stiftung.<br />
III
Aktuell<br />
Andererseits gab es – insbesondere bis zum Inkrafttreten der<br />
<strong>Stiftungs</strong>rechtsreform am 01.07.2023 – hin <strong>und</strong> wieder das Bedürfnis<br />
bei Stiftern, der „eigenen“ Familienstiftung weiteres Kapital<br />
zuzuwenden, mit dem die betreffende Stiftung flexibel<br />
agieren konnte <strong>und</strong> das deshalb nicht in das zu erhaltende<br />
Gr<strong>und</strong>stockvermögen, sondern in eine sog. Kapitalrücklage eingezahlt<br />
wurde. In Bezug auf diese Kapitalrücklage bestand naturgemäß<br />
der Wunsch, diese steuerfrei rückzahlen zu können<br />
<strong>und</strong> von daher Gebrauch von § 27 KStG machen zu dürfen.<br />
§ 27 KStG auch auf Stiftungen anwendbar?<br />
Obwohl der Wortlaut von § 27 KStG Stiftungen gerade nicht<br />
umfasst, vertrat ein Großteil der steuerjuristischen Fachliteratur<br />
bis dato die Auffassung, dass die Vorschrift auch auf Stiftungen<br />
anzuwenden sei. Begründet wurde dies unter anderem damit,<br />
dass der Gesetzgeber im Rahmen der Besteuerung von Ausschüttungen<br />
aus Stiftungen, diese wie Ausschüttungen aus einer<br />
Kapitalgesellschaft behandelt <strong>und</strong> mithin beide Rechtsformen<br />
im Zusammenhang mit Ausschüttungen steuerlich gleich zu behandeln<br />
beabsichtigt. Dem trat der BFH nun in seiner Entscheidung<br />
entgegen. Der klare Wortlaut von § 27 KStG spreche<br />
gegen eine Ausdehnung der Vorschrift auch auf Stiftungen.<br />
BFH wendet sich gegen herrschende Literaturmeinung<br />
Wenngleich die Entscheidung juristisch nachvollziehbar erscheint,<br />
ist sie insoweit bedauerlich, als der BFH es versäumt,<br />
mehr ins Detail zu gehen. So spricht der BFH zwar an, dass eine<br />
Rückzahlung von Einlagen aus der Stiftung in gewissen Fällen<br />
steuerfrei möglich sein könne, vertieft diesen Gedanken jedoch<br />
leider nicht <strong>und</strong> führt ihn im Ergebnis auch keiner f<strong>und</strong>ierten<br />
Begründung zu. Was bleibt, ist vor allem Unsicherheit.<br />
Wäre der BFH der Vorinstanz, dem FG Rheinland-Pfalz, sowie<br />
der herrschenden Literaturauffassung gefolgt, würde dies in vielen<br />
Fällen der Vereinfachung <strong>und</strong> der Rechtssicherheit dienen.<br />
Spannend bleibt nun, ob <strong>und</strong> wie sich die Finanzverwaltung in<br />
Bezug auf die Entscheidung positionieren wird.<br />
VEREINSRECHT/MINDERHEITSBEGEHREN IM VEREIN: DAS<br />
GILT ES ZU BEACHTEN!<br />
Eine Mitgliederversammlung ist einzuberufen, wenn 10% der<br />
Mitglieder dies schriftlich unter Angabe des Zweckes <strong>und</strong> der<br />
Gründe verlangen. Dieses gesetzlich in § 37 BGB geregelte Minderheitsbegehren<br />
dient zum einen dem Minderheitenschutz,<br />
indem es gewährleistet, dass die Vereinsminderheit ihr Anliegen<br />
der Mitgliederversammlung als oberstem Vereinsorgan zur Beratung<br />
<strong>und</strong> Beschlussfassung vorlegen kann. Zudem ist es auch<br />
Instrument der Vorstandskontrolle, da das Einberufungsrecht<br />
Mittel ist, der Entstehung einer Funktionärsherrschaft vorzubeugen.<br />
Wird das erforderliche Quorum erreicht, können die Mitglieder<br />
des Vereins vom Vorstand die Einberufung einer Mitgliederversammlung<br />
verlangen. Kommt der Vorstand dem nicht nach,<br />
können die betroffenen Vereinsmitglieder die Einberufung der<br />
begehrten Mitgliederversammlung gerichtlich erzwingen. Daraufhin<br />
ermächtigt das zuständige Gericht die Mitglieder zur<br />
IV<br />
Einberufung <strong>und</strong> Durchführung der Mitgliedersammlung. Das<br />
Gericht kann außerdem anordnen, wer die Mitgliedersammlung<br />
leiten soll.<br />
Tagesordnungsergänzungsrecht<br />
Das Minderheitenbegehren schließt das Recht ein, Ergänzungen<br />
der Tagesordnung zu verlangen. Da<strong>für</strong> gelten die gleichen<br />
Voraussetzungen wie <strong>für</strong> das Minderheitsbegehren.<br />
Regelungsmöglichkeiten in der Satzung<br />
Das gesetzliche Einberufungsrecht <strong>und</strong> Tagesordnungsergänzungsrecht<br />
kann nicht durch eine abweichende Satzungsregelung<br />
ausgeschlossen werden. Möglich ist es jedoch, eine von<br />
dem gesetzlichen 10-Prozent-Quorum abweichende Regelung<br />
in die Satzung zu integrieren. Dabei ist zu beachten, dass die<br />
Satzung den <strong>für</strong> die Einberufung erforderlichen Teil der Mitglieder<br />
nicht auf die Hälfte der Mitglieder oder mehr festsetzen<br />
darf. Umgekehrt ist jedoch anzumerken, dass bei Publikumsvereinen<br />
schon das Erfordernis von 10% eine große Hürde darstellt,<br />
die eine wirksame Vorstandskontrolle sehr erschweren<br />
kann, sodass über ein geringeres Quorum nachgedacht werden<br />
muss.<br />
Ehemaliges Vorstandsmitglied ficht Ermächtigung des<br />
Amtsgerichts an<br />
Gegen die gerichtliche Ermächtigung zur Einberufung <strong>und</strong> Leitung<br />
einer Mitgliederversammlung kann Beschwerde eingelegt<br />
werden. Bei Erfolg führt diese dazu, dass die durch das Gericht<br />
ausgesprochene Ermächtigung nichtig ist. Zulässig ist die Beschwerde<br />
jedoch nur, wenn sie der Vorstand als gesetzlicher Vertreter<br />
des Vereins gem. § 26 Abs. 1 Satz 2 BGB oder aber die<br />
Mitglieder des Vereins in der erforderlichen Mindestanzahl einlegen.<br />
Im einem kürzlich vom Oberlandesgericht (OLG) Brandenburg<br />
zu entscheidenden Fall hatte das Amtsgericht zwei Mitglieder<br />
ermächtigt, eine Mitgliederversammlung zur Neuwahl des Vorstandes<br />
durchzuführen. Die Mitgliederversammlung wurde entsprechend<br />
durchgeführt <strong>und</strong> ein neuer Vorstand gewählt. Ein<br />
Mitglied des bisherigen Vorstandes wollte dann im Nachhinein<br />
die Ermächtigung anfechten. Das lehnte das Registergericht ab<br />
– zu Recht, wie das OLG entschied: Den Beschluss des Registergerichts,<br />
der eine Ermächtigung ausspricht, kann nur der Verein,<br />
vertreten durch seinen Vorstand, anfechten. Da das anfechtende<br />
Mitglied aber in der betreffenden Mitgliederversammlung<br />
als Vorstand abgewählt worden war, hatte es im Nachhinein als<br />
nunmehr einfaches Mitglied kein Anfechtungsrecht.<br />
Das Gericht stellte zudem klar, dass die auf der Mitgliederversammlung<br />
gefassten Beschlüsse auch dann wirksam sind, wenn<br />
sich die Ermächtigung im Nachhinein als nichtig erweist. Der<br />
amtierende Vorstand kann also nur vor der Einberufung der<br />
Versammlung wirksam gegen die Ermächtigung vorgehen. Es<br />
steht ihm zudem frei, selbst eine Versammlung einzuberufen,<br />
weil die gerichtliche Ermächtigung das Einberufungsrecht des<br />
Vorstands nicht (zeitweilig) aufhebt.<br />
OLG Brandenburg Beschluss v. 9.6.2023 – 7 W 57/23<br />
ZStV 1 | 2024