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atw - International Journal for Nuclear Power | 05.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 5 ı September<br />

Expositionssituation) gelte und jeweils auch Dosisgrenzwerte,<br />

Dosisrichtwerte und Referenzwerte<br />

umfasse. Zu bedenken bei einer solchen Änderung<br />

ist allerdings, dass sie eine erneute Prüfung und<br />

Klärung von Dosisgrenz werten, -richtwerten und<br />

Referenzwerten er<strong>for</strong>dern würde.<br />

Als weitere mögliche Felder, die einer Überprüfung<br />

unterzogen werden sollten, nennt die ICRP in<br />

ihrem Papier:<br />

p Klassifizierung von Strahlenwirkungen<br />

(mit speziellem Fokus auf Gewebereaktionen),<br />

p Neu<strong>for</strong>mulierung des Schadensbegriffs<br />

(der möglicherweise auch nicht krebsbedingte<br />

Krankheiten umfassen sollte),<br />

p Zusammenhang zwischen Schädigung<br />

und effektiver Dosis (einschließlich der Unterscheidung<br />

von Schädigung bei Männern und<br />

Frauen und unter Berücksichtigung des Alters),<br />

p individuelle Unterschiede bei<br />

Reaktionen auf eine Strahleneinwirkung<br />

sowie<br />

p Strahlenwirkungen und<br />

-risiken für Lebewesen der<br />

unbewohnten Umwelt (soll<br />

der Schutz der unbewohnten Umwelt in das<br />

Strahlenschutzsystem einbezogen werden und<br />

sollen die<br />

3 Kategorien „medizinische Exposition“,<br />

„berufliche Exposition“ und „Exposition der<br />

Öffentlichkeit“ um eine vierte Kategorie<br />

„non-human biota“ ergänzt werden?<br />

p das Austarieren des Schutzes von Menschen<br />

und Umwelt,<br />

p schrittweise Verbesserungen der grundlegenden<br />

Prinzipien der Rechtfertigung<br />

und Optimierung.<br />

Ferner regt die ICRP an zu prüfen,<br />

p wie eine Klarstellung der 2007 eingeführten<br />

Expositionssituationen aussehen könnte,<br />

p an welchen Stellen im Strahlenschutz es<br />

hilfreich wäre, die ethische Basis des Strahlenschutzes<br />

mit in die Betrachtung einzubeziehen,<br />

p wie die Wichtigkeit der Kommunikation<br />

im Strahlenschutz und die Einbeziehung<br />

Betroffener besser reflektiert werden könnte<br />

und<br />

p wie die Beratung zur allgemeinen und beruflichen<br />

Bildung verbessert werden könnte.<br />

Als Zeitrahmen für die Diskussion sieht die ICRP<br />

die nächsten 6–7 Jahre vor.<br />

lud die ICRP am 19. und 20. Oktober 2021 zu<br />

einem digitalen Workshop ein. In über 60<br />

Beiträgen nahmen Teilnehmer aus aller Welt und<br />

von den unterschiedlichsten Institutionen wie<br />

z. B. IAEO, IRPA, HERCA (Heads of European<br />

Radiation Protection Competent Authorities) und<br />

NEA (<strong>Nuclear</strong> Energy Agency), aber auch Einzelpersonen<br />

zu den Revisionsvorschlägen der ICRP<br />

Stellung. Die internationalen Organisationen<br />

haben in der Regel spezielle Arbeitsgruppen eingerichtet,<br />

die die Überarbeitung der ICRP-Empfehlungen<br />

von 2007 aktiv begleiten sollen.<br />

Neben dem digitalen Workshop bot die <strong>International</strong><br />

Organization <strong>for</strong> Medical Physics (IOMP) in<br />

Zusammenarbeit mit der ICRP am 20. April 2022<br />

ein Webinar zum Thema „Are radiation risks<br />

below mGy <strong>for</strong> example through recurrent CT<br />

procedures of real concern <strong>for</strong> radiological protection?“<br />

an, bei dem Prof.<br />

„Als Zeitrahmen für die<br />

Diskussion sieht die ICRP die<br />

nächsten 6–7 Jahre vor.“<br />

Werner Rühm/ Uni.<br />

München und amtierender<br />

ICRP-Präsident;<br />

Dominique Laurier/<br />

Institut de Radioprotection<br />

et de Sûreté Nucléaire, Frankreich; Prof.<br />

Richard Wake<strong>for</strong>d/ Uni. Manchester, GB und Dr.<br />

Roger Coates/ ehemals BNFL und langjähriger<br />

Vize-Präsident und Präsident der IRPA zum Krebsrisiko<br />

bei niedrigen Strahlendosen referierten.<br />

Die Beiträge zeigen, dass der Re<strong>for</strong>mbedarf im<br />

Hinblick auf das Strahlenschutzsystem bisher<br />

recht unterschiedlich bewertet wird. Die Bandbreite<br />

der Auffassungen und Vorschläge reicht<br />

sozusagen von der reinen Lehre des Strahlenschutzes<br />

bis zu der Forderung nach einer Vereinfachung,<br />

besseren Verständlichkeit und einer<br />

deutlich situationsangepassteren und praktischeren<br />

Ausrichtung des Strahlenschutzsystems.<br />

Ein besonders strittiges Thema, das daher auch<br />

größeren Raum in der Diskussion einnimmt, ist<br />

die – immer wiederkehrende – Frage nach der<br />

Richtigkeit der LNT-Hypothese bzw. die Frage<br />

nach dem Risiko kleiner Strahlendosen. Manche<br />

Stimmen, zu denen auch Rühm, Laurier und<br />

Wake<strong>for</strong>d gehören, verweisen auf neueste Studien<br />

über die Wirkung kleiner Strahlendosen, wonach<br />

ein strahlungsbasiertes Krebsrisiko bei Dosen von<br />

mehreren 100 mGy bei längerer Exposition beobachtet<br />

wurde und es auch zunehmend Beweise für<br />

ein strahlungsbasiertes Krebsrisiko bei Dosen<br />

unter 100 mGy gibt.<br />

SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 37<br />

II. Diskussion des ICRP-Papiers<br />

Als „Aufschlag“ gemeinsamer Fachdiskussionen<br />

Von Seiten der Praxis, insbesondere der medizinischen<br />

Praxis, wird dagegen kritisiert, dass das<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

Strahlenschutz: Quo vadis? ı Ulrike Feldmann

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