BS 01-2021
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<strong>01</strong><br />
<strong>2021</strong><br />
SCHIFFFAHRT<br />
Was wünschen sich die<br />
Verbände von <strong>2021</strong>? 8<br />
ISSN 0939191-6<br />
RÜCKBLICK<br />
TECHNIK<br />
<strong>01</strong><br />
Die Schlagzeilen aus<br />
EST-Floattech setzt auf<br />
9 770939 1910<strong>01</strong><br />
zwölf Monaten 12 den deutschen Markt 34<br />
Januar <strong>2021</strong> | 76. Jahrgang<br />
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in der Trocken-, Gas- und Chemietankschifffahrt mit rund<br />
1000 Mitarbeitern. Als HGK-Gruppe kombinieren wir durch<br />
moderne Konzepte die Verkehrsträger Schiene, Wasserwege<br />
und Straße zu nachhaltigen Transportketten und sind einer der<br />
führenden Akteure im intermodalen Güterverkehr. Mit einem<br />
Flottenbestand von über 300 eigenen und gecharterten Binnenschiffen<br />
befördern wir pro Jahr etwa 35 Mio. Tonnen Fracht.<br />
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EDITORIAL<br />
Hamburgs<br />
maritimes Herz<br />
Krischan Förster<br />
Chefredakteur<br />
Nur Mut, trotz Corona!<br />
Üblicherweise sind die ersten Tage eines<br />
neuen Jahres eine Zeit, in der Pläne geschmiedet<br />
und neue Ziele ins Auge gefasst<br />
werden. Im Privaten wie auch im<br />
Geschäftlichen. <strong>2021</strong> hat dagegen angefangen,<br />
wie das 2020 zu Ende ging –<br />
ganz im Banne und unter der Geißel<br />
von Covid-19. Eigentlich ist es sogar<br />
noch schlimmer geworden, weil der vor<br />
dem Jahreswechsel verordnete Lockdown<br />
über die Feiertage die Infektionsund<br />
Todeszahlen kaum verringern<br />
konnte und sich das tückische Virus inzwischen<br />
als Mutation verbreitet – mit<br />
bislang noch ungewissem Ausgang.<br />
Wie unheilvolle dunkle Sturmwolken<br />
ziehen bereits neue Schreckensszena -<br />
rien am Horizont auf. Mühsam hatte<br />
sich das Binnenschifffahrtsgewerbe im<br />
vergangenen Jahr den praxisfernen Corona-Vorschriften<br />
entzogen, nun könnte<br />
im Zuge der anhaltenden Krise eine<br />
neuerliche Verschärfung der Reise-<br />
Regeln ins Haus stehen.<br />
Nicht auszudenken, was es angesichts<br />
von täglich 600 Schiffen allein im grenzüberschreitenden<br />
Rhein-Verkehr bedeuten<br />
würde, wenn die Besatzungen<br />
bei der Einreise unter Quarantäne gestellt<br />
würde. Und wieder wird vor und<br />
hinter den Kulissen hektisch korrespondiert<br />
und verhandelt …<br />
Die Eindämmung der Corona-Be -<br />
drohung und die schnellstmögliche Bewältigung<br />
der Krise bleiben zweifellos<br />
die wichtigste Herausforderung, auch in<br />
diesem Jahr. Dem muss sich alles andere<br />
unterordnen. Für viele Unternehmen in<br />
der Passagierschifffahrt, denen mindestens<br />
ein weiterer verpatzter Saisonstart,<br />
wenn nicht Schlimmeres droht, geht es<br />
längst um die nackte Existenz. Sie stehen<br />
zwar weniger im öffentlichen Fokus als<br />
die großen Industriefelder von Automobil<br />
bis Stahl, brauchen aber gleichermaßen<br />
wirksame Hilfen fürs Überleben.<br />
Der Kampf gegen Corona bedeutet<br />
aber nicht, dass andere Themen vertagt<br />
oder vernachlässigt werden dürfen. Welche<br />
Erwartungen und Forderungen die<br />
wichtigen Verbände und Interessens -<br />
vertretun gen aus dem System Wasserstraße<br />
an die Po li tik bei Bund und Ländern<br />
haben, können Sie in dieser Ausgabe<br />
ab Seite 8 nachlesen. Das Spektrum<br />
reicht von einem ausreichenden Investitionsetat<br />
über eine neue Motorenförderung<br />
bis hin zur Digitalisierung<br />
von logistischen Prozessen.<br />
Es gibt ein Leben während und auch<br />
nach Corona. Vieles ist trotz – oder gerade<br />
wegen – den harten wirtschaft -<br />
lichen Rah men bedingungen in Bewegung.<br />
Aber es braucht Mut und Zuversicht.<br />
Schon 2020 waren die Schlagzeilen<br />
nicht nur von der Pandemie geprägt.<br />
Für alle, die diese in jeder Hinsicht ungewöhnlichen<br />
zwölf Monate des vergangenen<br />
Jahres noch einmal Revue<br />
passieren lassen wollen, ist unsere große<br />
Übersicht über die meistgelesenen<br />
Nach richten ab Seite 12 eine spannende<br />
Lektüre.<br />
Bleibt zu hoffen, dass der Rückblick auf<br />
<strong>2021</strong> rundum positiver ausfällt und Corona<br />
dann als überwunden gelten kann.<br />
Bleiben Sie bis dahin vor allem gesund!<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
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INHALT <strong>01</strong> <strong>2021</strong><br />
<strong>01</strong> Inhalt <strong>2021</strong><br />
Jahresrückblick<strong>BS</strong>Titel<br />
08<br />
Zwölf Monate<br />
in Schlagzeilen<br />
12<br />
3 EDITORIAL<br />
3 – Nur Mut, trotz Corona<br />
5 PERSONALIEN<br />
6 NACHRICHTEN<br />
26 SCHIFFSTECHNIK<br />
26 – »Argonon« testet Retrofit für Stage V<br />
28 – Ohne Rudergänger durch den Hafen<br />
29 – SET lässt Bagger-Neubau vom Stapelt<br />
30 – Wasserstoff rückt in den Fokus<br />
32 – abriebfeste Beschichtung gegen den Rost<br />
34 – EST-Floattech setzt auf deutschen Markt<br />
Der große Jahresrückblick – was wurde gelesen?<br />
8 SCHIFFFAHRT<br />
Ausblick auf <strong>2021</strong> aus Sicht der Verbände<br />
8 –Nachhaltigkeit wird zum dominierenden Thema<br />
Jens Schwanen, Geschäftsführer<br />
Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
e.V.<br />
9 – Die Häfen haben ihre Systemrelevanz bewiesen<br />
Joachim Zimmermann, Präsident<br />
Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen e.V.<br />
10 – Schifferbörse appelliert an die Politik: Macht<br />
schneller!<br />
Frank Wittig, Vorstand<br />
Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V.<br />
11 – Die Binnenschifffahrt benötigt Förderung!<br />
Patricia Erb-Korn, Präsidentin<br />
Verein für europäische Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
12 JAHRESRÜCKBLICK<br />
38 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
36 – Mehr Geld für die Infrastruktur<br />
38 – Zwischen Rückstand und Wandel<br />
40 – alles nach Plan in Osnabrück<br />
42 – Batteriefabrik kam per Schiff aus China<br />
44 – Fake-News gegen den Oderausbau?<br />
46 HTG-INFO<br />
54 BUYER’S GUIDE<br />
60 RECHT<br />
60 – Schiffsführung und Alkohol<br />
61 – adhäsionsverfahren bei Schiffshavarien<br />
62 BDS<br />
63 IMPRESSUM<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
Hafentechnische<br />
Gesellschaft e.V.<br />
4 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
1
Personalien<br />
PERSONALIEN<br />
◼ VSV: Alexander Kohlmeier und<br />
Frank Rode verstärken die Vereinigte<br />
Schiffs-Versicherung<br />
(VSV) am Unternehmenssitz<br />
in<br />
Hannover. Kohlmeier<br />
wird sich als<br />
Vorstandsassistent<br />
unter anderem um<br />
die Projektsteuerung<br />
kümmern. Frank Rode folgt als<br />
Sachverständiger Frank Hellbach, der<br />
zum Ende des Jahres 2020 in den Ruhestand<br />
gewechselt ist. Rode kommt von<br />
der Niedersächsische Verfrachtungsgesellschaft<br />
mbH (NVG/Imperial).<br />
◼ KOMBIVERKEHR: Alexander<br />
Ochs ist in die Geschäftsführung bei<br />
Kombiverkehr eingetreten.<br />
Der 47-Jährige<br />
gehört neben<br />
Armin Riedl und<br />
Robert Breuhahn<br />
zum Führungstrio.<br />
Er wird zu einem<br />
späteren Zeitpunkt<br />
die Nachfolge von Breuhahn antreten.<br />
Ochs kommt von der bayernhafen<br />
Gruppe, wo er bis Ende 2020 als Prokurist<br />
und Mitglied der Gruppengeschäftsführung<br />
tätig war.<br />
◼ HAFEN ROTTERDAM: Nynke<br />
Dalstra ist zum Aufsichtsratsmitglied<br />
des Hafenbetriebs<br />
Rotterdam bestellt<br />
worden. Ihre Amtszeit<br />
läuft vier Jahre<br />
bis Dezember 2024.<br />
Bis zum vergangenen<br />
Jahr war Dalstra<br />
CFO bei Royal<br />
Haskoning DHV, davor bei AkzoNobel<br />
und Nucletron beschäftigt. Mit der Berufung<br />
Dalstras besteht der Aufsichtsrat<br />
des Hafenbetriebs Rotterdam wieder<br />
aus fünf Mitgliedern.<br />
Personalie des Monats: HGK beruft Führungsduo für Dry Shipping<br />
◼ HGK DRY SHIPPING: Andreas Lemme (HGK, Foto<br />
oben li.) und Joachim Holstein (HTAG, re.) verantworten<br />
künftig als Führungsduo die Trockenschifffahrt innerhalb<br />
der Kölner HGK-Gruppe. Die Aktivitäten von HGK<br />
Dry Shipping (ehemals Imperial) und der HTAG – Häfen<br />
und Transport AG werden unter einem Dach zusammengeführt.<br />
Holstein lässt sein Mandat als Vorstandsmitglied<br />
der HTAG zum 30. April auslaufen. Volker Seefeldt (1)wird<br />
das auf Massen- und Schüttgüter spezialisierte Geschäft<br />
der HTAG künftig bis auf weiteres als alleiniger Vorstand<br />
führen. Gleichzeitig hat Wolfgang Nowak (2) sein Mandat<br />
als Geschäftsführer der HGK Dry Shipping niedergelegt<br />
und übernimmt neben seiner Tätigkeit als Bereichsleiter<br />
Commercial bei der HGK Shipping weitere Aufgaben<br />
innerhalb der HGK-Gruppe. Steffen Bauer (3) bleibt als<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung sowohl der HGK Shipping<br />
als auch der HGK Dry Shipping weiter gesamtverantwortlich.<br />
Er sieht durch die Neuaufstellung der Trockenschifffahrt<br />
große Perspektiven: »Durch die Bündelung<br />
der Kompetenzen und der Flottenkapazitäten können wir<br />
für unsere Kunden die Versorgungssicherheit in der Binnenschifffahrt<br />
erhöhen und unsere Angebote ausbauen.«<br />
Personelle Veränderungen gibt es auch bei neska: In der<br />
HGK-Beteiligung, die ab März als Geschäftsbereich »HGK<br />
Logistics and Intermodal« am Markt auftritt, war bereits<br />
Ende November Markus Krämer neu in die Geschäftsführung<br />
gemeinsam mit Jan Zeese und Stefan Hütten (4) berufen<br />
worden. Krämer kümmert sich vornehmlich um die<br />
Integration und den Ausbau der neska-Aktivitäten in der<br />
HGK Integrated Logistics Group. Er behält zudem die Leitung<br />
des Beteiligungsmanagements bei der HGK AG.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
15
NACHRICHTEN<br />
HAFEN DUISBURG<br />
Maersk baut Verteilzentrum auf Logistikareal »logport VI«<br />
Die Containerreederei Maersk, Nummer<br />
1 in der Branche, plant den Bau eines<br />
Distributionszentrums im Duisburger<br />
Hafen. Der Schritt gehört zur Unternehmensstrategie,<br />
weltweit integrierte<br />
Logistiklösungen anzubieten.<br />
Die neue Halle soll zügig geplant und<br />
fertiggestellt werden. Insgesamt wird Maersk<br />
eine über 100.000 m2 große Fläche<br />
auf dem Areal »logport VI« übernehmen.<br />
Die Vertragsverhandlung hierzu befindet<br />
sich nach Angaben von duisport in der finalen<br />
Phase. Die Ansiedlung sei mit über<br />
350 neuen Arbeitsplätzen verbunden,<br />
heißt es.<br />
»Unsere Kunden brauchen mehr als<br />
die reine Transportdienstleistung von<br />
Hafen zu Hafen«, sagt Jens-Ole Krenzien,<br />
Vice President North West Continent Region<br />
bei Maersk. Indem sie über die gesamte<br />
Transportkette von Tür zu Tür begleitet<br />
würden, schaffen man echten<br />
Maersk will eine 100.000 m2 große Fläche auf dem Logistikareal »logport VI« übernehmen<br />
Mehrwert und reduziere die Komplexität<br />
der Supply Chains.<br />
Auf dem knapp 43 ha großen Gelände,<br />
das über eine 500 m lange Kaimauer verfügt,<br />
soll ein trimodaler Logistikstandort<br />
inklusive eines Containerterminals entstehen.<br />
Der Standort in Walsum gilt nach<br />
»logport I« in Duisburg-Rheinhausen als<br />
zweitgrößtes Projekt der Duisburger Hafen<br />
AG in den vergangenen 20 Jahren. n<br />
© duisport<br />
HOYER MARINE<br />
Einstieg ins Schwerölgeschäft<br />
Das im internationalen Bunkergeschäft tätige Unternehmen Hoyer<br />
Marine bietet seit Jahresbeginn auch Schweröl an. Mit der gecharterten<br />
Doppelhüllen-Barge »Njord« werden künftig Seeschiffe zwischen<br />
Hamburg, Cuxhaven und Kiel mit den unterschiedlichsten<br />
Schweröl-Qualitäten beliefert, teilt Hoyer mit. Nach dem Rückbau<br />
der eigenen Bunkerstation in Brunsbüttel, ist das Unternehmen ab<br />
sofort auch wieder im Nord-Ostsee-Kanal (NOK) präsent und bietet<br />
nach vorübergehender Abstinenz wieder Kraftstoffe für die Seeschifffahrt<br />
in Brunsbüttel ex Anlage an. Die Hoyer Unternehmensgruppe<br />
gilt als einer der größten familiengeführten und konzernunabhängigen<br />
Mineralöl- und Energielieferanten Deutschlands. n<br />
BENELUX<br />
Park-Line Aqua sorgt für Landstrom<br />
Park-Line Aqua mit Sitz in Amsterdam hat einen Großauftrag erhalten.<br />
Das Unternehmen liefert das einheitliche Landstromsystem für<br />
die Binnenschifffahrt und Flusskreuzer in Rotterdam, den niederländisch-belgischen<br />
Hafenverbund North Sea Port, den Drechtstädten,<br />
den Hafenbetrieb Antwerpen und die flämischen Wasserstraßen. Die<br />
Amsterdamer haben sich in der europaweiten Ausschreibung durchgesetzt<br />
und von Hafenbetrieb Rotterdam in Namen all dieser »Landstromparteien«<br />
den Zuschlag erhalten. Ein einheitliches Landstromsystem<br />
sei der Benutzerfreundlichkeit zuträglich und fördere die<br />
Nutzung von Landstrom, um stilliegende Schiffe mit umweltschonend<br />
gewonnenen Strom zu versorgen, heißt es.<br />
n<br />
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6 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
NACHRICHTEN<br />
MAIN<br />
Unitank darf Kraftstofflager in Raunheim erweitern<br />
Das Hamburger Unternehmen Unitank<br />
hat die Erlaubnis für die Erweiterung seines<br />
Tanklagers in Raunheim am Main erhalten.<br />
Während des lange anhaltenden<br />
Niedrigwassers 2<strong>01</strong>8 war es zu Versorgungsengpässen<br />
gekommen. Durch<br />
die Kapazitätssteigerung soll dem künftig<br />
vorgebeugt werden.<br />
So darf das Unternehmen sein derzeit<br />
26 ha großes Tanklager am Binnenhafen<br />
Raunheim in der Nähe des Frankfurter<br />
Flughafens um drei Tanks mit einem Fassungsvermögen<br />
von je 40.000 m2 erweitern,<br />
um zusätzliches Benzin aufzubewahren.<br />
Die Erlaubnis dazu erteilte das<br />
Regierungspräsidium Darmstadt als zuständige<br />
Genehmigungsbehörde. Die<br />
Tanklager Raunheim GmbH hatte den<br />
entsprechenden Antrag im Dezember<br />
2<strong>01</strong>9 gestellt. Einwendungen habe es<br />
nicht gegeben, heißt es von Seiten des<br />
Unternehmens.<br />
Das Tanklager von Unitank in Raunheim erhält drei zusätzliche Tanks<br />
Derzeit hat das Lager eine Kapazität von<br />
180.000 m3 für Benzin, Diesel, Heizöl und<br />
Flugzeugtreibstoff. Der Kraftstoff wird mit<br />
Binnenschiffen, Tankwagen und via Pipeline<br />
ausgeliefert, mit der unter anderem<br />
der Frankfurter Flughafen bedient wird.<br />
Wegen der Hitzeperiode war es im<br />
Sommer 2<strong>01</strong>8 an Tankstellen zu Versorgungsengpässen<br />
gekommen. Weil es<br />
damals nicht genügend Tanks zur Lagerung<br />
gegeben habe, sei der Neubau ausgeschrieben<br />
worden, heißt es. n<br />
© Unitank<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
7
SCHIFFFAHRT<br />
Nachhaltigkeit in der Binnenschifffahrt<br />
wird zum dominierenden Thema<br />
Auch die Schifffahrt blieb 2020 von den Auswirkungen der<br />
Coronavirus-Pandemie nicht verschont. Die Fahrgastschifffahrt<br />
ist durch die monatelangen Verbote, den Beruf auszuüben,<br />
in die schwerste wirtschaftliche Krise der Nachkriegszeit geraten.<br />
Der BDB setzt sich vehement dafür ein, den entstandenen<br />
Schaden wenigstens teilweise zu ersetzen, z.B. durch den Ausgleich<br />
von entstandenen Vorhaltungs- und Vorleistungskosten.<br />
Leider misst die Regierung im Verkehrssektor mit zweierlei<br />
Maß: Was dem Omnibusgewerbe und voraussichtlich der Luftverkehrswirtschaft<br />
bereitwillig gewährt wird, bleibt der Fahrgastschifffahrt<br />
bis dato versagt. Der BDB wird hier weiterbohren,<br />
denn eines ist schon jetzt klar: Zum Saisonbeginn im<br />
März <strong>2021</strong> werden Abstandsregelungen und darauf basierende,<br />
reduzierte Fahrgastzahlen das Gewerbe weiterhin massiv belasten.<br />
In der Güterschifffahrt verlief das Jahr uneinheitlich. Hier trafen<br />
im Frühjahr 2020 die Auswirkungen der Pandemie auf eine<br />
insgesamt bereits deutlich abgekühlte Konjunktur. Das hat insbesondere<br />
in der Großschifffahrt auf dem Rhein Mengenrückgänge<br />
im Massengut von ca. 30 % zur Folge gehabt, z.B. bei Kohle,<br />
Baustoffen und Eisenerz. Offizielle Statistiken liegen noch<br />
nicht vor. Über Verluste in dieser Größenordnung klagt auch die<br />
Güterbahn, die im Wettbewerb gegenüber der Schifffahrt zunehmend<br />
aggressiv auftritt.<br />
Diese insgesamt schwierige Marktlage trifft auf eine wachsende<br />
Bereitschaft in der Politik, die Nachhaltigkeit der Binnenschifffahrt<br />
weiter zu verbessern. So entwickelt die ZKR eine Art<br />
Fahrplan, wie die Schifffahrt bis 2050 etappenweise weitgehend<br />
emissionsfrei gestellt werden kann. Der europäische Green Deal<br />
setzt große Hoffnungen in die Binnenschifffahrt, die die Straße<br />
entlasten und deutlich mehr Güter transportieren soll. Gute<br />
Fortschritte finden auf nationaler Ebene statt: Der »Masterplan<br />
Binnenschifffahrt« wird konsequent umgesetzt. Ein neues Flottenmodernisierungsprogramm<br />
soll technologieoffen angelegt<br />
sein und deutlich höhere Fördersätze für die Aus- und Umrüstung<br />
des Schiffes mit neuen Motoren u.ä. bieten. Wasserstoff,<br />
Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe sind in der Erprobung.<br />
Alternative Antriebe und Innovationen im Schiffbau sollen<br />
helfen, die Schifffahrt noch umweltschonender zu machen.<br />
Forschungseinrichtungen wie etwa dem in Duisburg ansässigen<br />
DST, mit dem der BDB kooperiert, kommt eine Schlüsselfunktion<br />
zu.<br />
Die Umsetzung des Masterplans dauert allerdings sehr lange.<br />
So wartet das Gewerbe dringend auf die Ergebnisse der Studie<br />
zu »flachgehenden« Binnenschiffen und zum tatsächlichen Bedarf<br />
kleineren Schiffsraums, mit dem neue Märkte erschlossen<br />
werden könnten. Die werden erst im Oktober <strong>2021</strong> vorliegen, also<br />
nach der Bundestagswahl. Auch für die erbetene Öffnung der<br />
44-t-Regelung für den Massenguttransport im Vor- und Nachlauf<br />
der Binnenhäfen lässt das BMVI erst ein Gutachten schreiben.<br />
»Einfach machen und die erwarteten Auswirkungen nach<br />
ein paar Jahren evaluieren«, lautete der pragmatische Gegenvorschlag<br />
des BDB, der leider kein Gehör in Berlin fand. Deutlich<br />
früher werden Ergebnisse der Arbeitsgruppe erwartet, die sich<br />
mit Maßnahmen zur stärkeren Verlagerung von großvolumigem<br />
und schwerem Stückgut auf die Wasserstraßen befasst. Andreas<br />
Scheuer sollte den Empfehlungen der AG seines Hauses dann<br />
Beachtung schenken.<br />
<strong>2021</strong> ist Bundestagswahl. Der BDB wird sich erneut dafür einsetzen,<br />
dass die künftige Regierung nicht nur die Potenziale der<br />
Schiene fördert, sondern auch dem System Wasserstraße die erforderliche<br />
Unterstützung zukommen lässt: Ohne staatliche Förderung<br />
geht es nicht! Brüssel setzt dabei die Leitplanken. Zu<br />
hoffen ist, dass die Wettbewerbsbehörde der EU-Kommission<br />
nach über acht Monaten Prüfzeit möglichst bald das neue Programm<br />
zur Modernisierung der Flotte genehmigt. Dann kann<br />
der »große Wurf« für die Binnenschifffahrt, von dem der Bundesverkehrsminister<br />
2<strong>01</strong>9 in Berlin gesprochen hat, in <strong>2021</strong> endlich<br />
starten.<br />
Jens Schwanen<br />
Geschäftsführer<br />
Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB)<br />
8 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Die Häfen haben ihre<br />
Systemrelevanz bewiesen<br />
Niemand hätte wohl zu Jahresanfang 2020 geahnt, dass die<br />
Welt es ab März mit einer welt-weiten Pandemie zu tun bekommt,<br />
die uns auch noch weit in das Jahr <strong>2021</strong> hinein beschäftigen<br />
wird. In allen gesellschaftlichen Bereichen ist das Leben<br />
im Ausnahmezustand ein gutes Stück Gewohnheit geworden.<br />
Das Eintreffen der ersten Impfstoffe lässt uns auf eine langsame<br />
Normalisierung hoffen.<br />
Die Binnenhafenwirtschaft hat auf die Krise robust reagiert<br />
und ist bislang durch diese sehr glimpflich hindurchgesteuert.<br />
Die Häfen haben ihre Systemrelevanz bewiesen. Denn trotz der<br />
großen Herausforderungen, vor die Corona die Verantwortlichen<br />
in den Häfen hinsichtlich Organisation von Prozessen<br />
und Personal gestellt hat, konnte die Logistik hafenseitig jederzeit<br />
sichergestellt werden.<br />
Insgesamt haben sich aber in einigen Bereichen Engpasssituationen<br />
ergeben, was die Verletzlichkeit globaler logistischer<br />
Ketten aufzeigt. Diese könnte künftig durch eine stärkere Nutzung<br />
von Puffern und eine stärkere Vorratshaltung verringert<br />
werden. Binnenhäfen bieten sich hierfür als attraktive Standorte<br />
an.<br />
Natürlich war Corona auch das bestimmende Thema für die<br />
Arbeit des BÖB. Ob bei der Erstellung des Konjunkturprogramms<br />
oder der Abwehr praxisferner Quarantäneregelungen<br />
für den Güterverkehr hat sich gezeigt, wie wichtig eine starke<br />
Branchenvertretung ist.<br />
In vielen Sektoren wirkt Corona wie ein Brennglas und zeigt<br />
uns schmerzlich auf, wo Herausforderungen und Probleme bestehen.<br />
Viele Themen sind daher jetzt akut, die auch schon vorher<br />
im Fokus standen: Die Verstärkung der Investitionen in die<br />
Infrastruktur, die ökologische Transformation des Sektors und<br />
die Digitalisierung von Logistik und Infrastruktur bewegen uns<br />
nach wie vor.<br />
Die Prioritäten und Forderungen des Bundesverbandes Öffentlicher<br />
Binnenhäfen für <strong>2021</strong> dürften daher nicht überraschen.<br />
Angesichts eines drohenden strukturellen Defizits im Etat für<br />
die Bundeswasserstraßen, wird sich der BÖB für eine auskömmliche<br />
finanzielle und personelle Ausstattung der Wasserstraßenverwaltung<br />
im Bundeshaushalt 2022 einsetzen.<br />
Ein weiteres Schlüsselthema im neuen Jahr wird die Novelle<br />
der Förderrichtlinie für den Kombinierten Verkehr sein. Bereits<br />
Ende vergangenen Jahres hat der BÖB in einem gemeinsa-men<br />
Papier mit dem VDV, der SGKV und dem BDB Vorschläge zur<br />
Verbesserung der KV-Förderrichtlinie unterbreitet.<br />
Mit Bedauern hat der BÖB zur Kenntnis genommen, dass die<br />
EU-Kommission die seit einigen Jahren existierende, erfolgreiche<br />
Förderung von Hafenbahnen im Rahmen des Schienengü-terfernverkehrsförderungsgesetzes<br />
(SGFFG) vorläufig gekippt<br />
und Nachbesserungen am Gesetz eingefordert hat. Der<br />
BÖB setzt sich dafür ein, dass diese Nachbesserung noch in dieser<br />
Legislaturperiode erfolgt und die Förderfähigkeit wiederhergestellt<br />
wird. Gleichzeitig fordert der BÖB die Politik auf, die<br />
Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen, die eine<br />
Ausweitung der Förderung auf Neu- und Ausbauprojekte vorsieht.<br />
Analog zur SGFFG-Förderung setzt sich der BÖB für die Einrichtung<br />
eines Bund-Länder-Förderprogramms für Ufersanierungen<br />
in Binnenhäfen ein. Die Sanierung der Wasserstraßen<br />
darf nicht an der Hafeneinfahrt enden. Hier müssen Schiene<br />
und Wasserstraße fördertechnisch gleichgestellt werden.<br />
BÖB und VBW haben aus dem Masterplan heraus die Aufgabe<br />
übernommen, einen Stakeholder-Dialog zur Digitalisierung<br />
von Binnenschifffahrt, Häfen und Wasserstraßen zu initiieren.<br />
Der BÖB erwartet seitens des BMVI eine bestmögliche<br />
Unterstützung dieses Dialogs, damit dieser zu belastbaren Ergebnissen<br />
kommt.<br />
Joachim Zimmermann<br />
Präsident<br />
Verband Öffentlicher Binnenhäfen e.V. (BÖB)<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
9
SCHIFFFAHRT<br />
Schifferbörse appelliert an die Politik:<br />
Macht schneller!<br />
Das Jahr 2020 war für die Binnenschifffahrt kein einfaches<br />
Jahr. Durch die COVID-19-Pandemie, aber auch durch das<br />
anhaltende Niedrigwasser bis in den November hinein, verzeichnete<br />
die Branche einen Mengenrückgang von etwa 10 %.<br />
Die Flusskreuzfahrtbranche musste das Jahr nahezu komplett<br />
abschreiben. Wann der Tourismus wieder anläuft, ist unklar.<br />
Zusätzlich belasten Kohleausstieg und Energiewende den Massengutbereich.<br />
Was wird aus Sicht der Schifferbörse <strong>2021</strong> wichtig?<br />
Im Bundestagswahljahr gehört die Instandhaltung der Infrastruktur<br />
ganz oben auf die Agenda. Und das darf von den<br />
wahlkämpfenden Politikern nicht als Thema der Nahmobilität<br />
auf der Straße umgedeutet werden.<br />
Um die Corona-Delle schnell zu überwinden, ist die Wirtschaft<br />
auf funktionierende Straßen, Schienen und Wasserwege angewiesen.<br />
Wie groß der Nachholbedarf ist, zeigen die Schleusen im<br />
westdeutschen Kanalnetz. Hier kann man der Politik nur zurufen:<br />
Macht schneller! Eine Fertigstellung nicht vor 2038 kommt<br />
zu spät, um heute Investitionen in den Industriestandort zu holen.<br />
Positiv ist die Entwicklung von Innovationen für das System<br />
Wasserstraße, besonders im Bereich Smart and Green Shipping.<br />
Im letzten Jahr eröffnete das Versuchs- und Leitungszentrum autonome<br />
Binnenschifffahrt (VeLABi) am Entwicklungszentrum<br />
für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) in Duisburg. Die<br />
innovativen Projekte aus dem Testfeld Rhein-Ruhr rund um autonome<br />
und automatisierte Binnenschifffahrt schaffen Perspektiven<br />
für die Zukunft. Diese müssen weiter vorangetrieben und gefördert<br />
werden.<br />
Hier freuen wir uns auf die Unterstützung der parlamentarischen<br />
Gruppe Binnenschifffahrt, die sich im vergangenen<br />
Jahr im Landtag NRW gegründet hat. Als Schifferbörse<br />
zu Duisburg-Ruhrort unterstützen wir diese Ansätze.<br />
Außerdem werden wir noch intensiver dafür werben, Binnenschifffahrt<br />
zum Schulthema zu machen. Nur wer die Potenziale<br />
des Verkehrsträgers richtig kennt, kann diese auch nutzen. Für<br />
die Zukunft der Binnenschifffahrt ist es wichtig, dass künftige<br />
Fach- und Führungskräfte für die Vorteile und Chancen der Binnenschifffahrt<br />
frühzeitig sensibilisiert werden.<br />
Daher setzt sich die Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e. V.<br />
mit der jährlich stattfindenden Lehrgangsreihe Quinwalo (Qualification<br />
Inland Waterway Logistics), die speziell für Speditionsund<br />
Logistikkaufleute in Ausbildung entwickelt wurde, schon seit<br />
Jahren für das System Was-serstraße ein.<br />
Ergänzend dazu steht seit letztem Jahr ein kostenfreies Lehrmittelpaket<br />
zur Wasserstraße Rhein zur Verfügung (www.<br />
quinwalo.de). Es behandelt die Binnenschifffahrt im Allgemeinen,<br />
enthält aber auch geographische und wirtschaftsgeographische<br />
Informationen.<br />
Frank Wittig<br />
Vorstand<br />
Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V.<br />
10 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Die Binnenschifffahrt benötigt<br />
dringend Förderung!<br />
Seit Frühjahr <strong>2021</strong> hält das Coronavirus die Welt in Atem. Es<br />
verwundert nicht, dass der Lockdown und die nachfolgende<br />
Unsicherheit dazu geführt haben, dass auch die Arbeit des VBW<br />
von der weltweiten Corona-Pandemie nicht unberührt blieb.<br />
Viele Ehrenamtliche in den im VBW organisierten Unternehmen<br />
und Institutionen waren in der ersten Jahreshälfte stark<br />
durch Krisenmanagement in ihren hauptamtlichen Tätigkeiten<br />
gebunden. Dadurch konnten viele geplante Veranstaltungen<br />
nicht stattfinden. Auch das seit 2<strong>01</strong>2 etablierte Bankett musste<br />
abgesagt werden.<br />
In der zweiten Jahreshälfte konnten viele Ausschüsse und Arbeitsgruppen<br />
zumindest virtuell wieder tagen und die Erfüllung<br />
des Arbeitsprogramms aufgenommen werden. Die meisten Projekte<br />
werden, wenn auch mit Verzögerung, fortgeführt.<br />
Gleichzeitig arbeiteten VBW und BÖB mit Hochdruck an der<br />
Vertiefung ihrer im Mai 2020 geschlossenen Kooperation. Nach<br />
der Etablierung einer gemeinsamen Geschäftsführung wurden<br />
erste Weichenstellungen zur Vernetzung der Ausschussarbeit<br />
vorgenommen. Diese Arbeiten werden <strong>2021</strong> weitergehen.<br />
Fortgeführt werden konnten auch die Arbeiten zur Umsetzung<br />
des Masterplans Binnenschifffahrt. Der VBW wirkte an<br />
der Erstellung des Masterplans mit und ist seit Sommer 2<strong>01</strong>9 im<br />
Beirat vertreten.<br />
Der VBW hat gemeinsam mit dem BÖB die Federführung<br />
einzelner Projekte übernommen. Gemeinsam mit dem BÖB<br />
wird der VBW <strong>2021</strong> einen Dialog zwischen Wirtschaft und Verwaltung<br />
zur Digitalisierung von Binnenschifffahrt, Häfen und<br />
Wasserstraßen initiieren. Ziel dieses Dialogs ist die Erstellung einer<br />
Roadmap für die Digitalisierung des Systems Wasserstraße.<br />
Parallel wird der VBW das BMVI und die GDWS <strong>2021</strong> als offizieller<br />
Partner bei der Erstellung eines europäischen Masterplans<br />
für die Digitalisierung des Systems Wasserstraße unterstützen,<br />
der gemeinsam mit den BENELUX-Staaten, Frankreich<br />
und Österreich bis 2022 erarbeitet werden soll.<br />
Darüber hinaus hat sich der VBW an einem Förderantrag für<br />
ein Projekt zum automatisierten Fahren in der Region Berlin-<br />
Brandenburg beteiligt. Ziel dieses Projektes ist es, mit kleineren<br />
automatisierten Einheiten neue Güterströme auf die Wasserstraße<br />
zu ziehen.<br />
Mit Spannung blicken wir nach Brüssel, wo die neue Förderrichtlinie<br />
zur Modernisierung der Binnenschifffahrt, an der der<br />
VBW mitgewirkt hat, der EU-Kommission seit Sommer 2020<br />
zur Notifizierung vorliegt.<br />
Aus VBW-Sicht ist es völlig unverständlich, warum dieser<br />
Prozess nicht längst abgeschlossen ist. Die krisengebeutelte Binnenschifffahrt<br />
benötigt diese Förderung dringend, um die ökologische<br />
Transformation der Flotte voranzustreben. Wenn Brüssel<br />
seine grünen Ambitionen ernst nimmt, sollte die Kommission<br />
das Anliegen des BMVI unterstützen und dafür werben,<br />
dass es in den Nachbarstaaten Nachah-mer findet.<br />
Bereits im Frühjahr <strong>2021</strong> wird der VBW dem Markt eine fachliche<br />
Orientierung zu alternativen Kraftstoffen für die Binnenschifffahrt<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Ebenso interessant für Entscheider dürften die für den gleichen<br />
Zeitraum avisierten Ergebnisse der VBW-Arbeitsgruppe<br />
zur Stärkung der Klimaresilienz von Wasser-straßen sein.<br />
Wir werden sehen, wie sich Corona in <strong>2021</strong> weiterentwickelt<br />
und auf dieses ambiti-onierte Arbeitsprogramm auswirken wird.<br />
Mit dem Eintreffen der ersten zugelassenen Impfstoffe sind<br />
wir jedoch zuversicht-lich, dass sich die Corona-Lage nach einem<br />
harten Winter ab dem Frühjahr lang-sam entspannen wird<br />
und auch das VBW-Vereinsleben schrittweise zu einer neuen<br />
Normalität zurückkehren wird.<br />
Patricia Erb-Korn<br />
Präsidentin<br />
Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen (VBW)<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
11
Zwölf Monate<br />
12 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
in Schlagzeilen<br />
Der große Jahresrückblick – was wurde gelesen?<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
13
JANUAR ’20<br />
Hülskens übernimmt Loh Schifffahrt<br />
Zum 1. Januar kauft Hülskens Wasserbau (Wesel) die Loh Schifffahrtsgesellschaft<br />
aus Trechtingshausen samt Flotte. Neben den zwei Schubbooten<br />
werden auch die schwimmenden Geräte wie Ponten, Schuten,<br />
Wahrschauflösse und so weiter sowie das Personal übernommen. Die bisherigen<br />
Tätigkeiten im Wasserbau werden von Hülskens Wasserbau weiterbetrieben<br />
und sollen ausgebaut werden, teilte das Unternehmen mit.<br />
Das sogenannte Vorspanngeschäft sowie der Havariedienst im Mittelrheintal<br />
wird unverändert von der neu gegründeten Vorspann Loh GmbH<br />
fortgeführt.<br />
Bayern kauft RMD<br />
Der Freistaat Bayern übernimmt das in<br />
den Bereichen Wasserstraßenbau und<br />
Hochwasserschutz tätige Unternehmen<br />
Rhein-Main-Donau (RMD) Wasserstraßen.<br />
Der symbolische Kaufpreis beträgt<br />
1 €.<br />
Helten an die Spitze<br />
Jürgen Helten wird neuer Geschäftsführer<br />
der Luxport-Gruppe. Der 57-jährige<br />
Kaufmann war zuvor bei verschiedenen<br />
Logistikunternehmen in leitender<br />
Funktion tätig, darunter bei der<br />
Imperial Shipping Group.<br />
Rheinland-Pfalz legt zu<br />
In den Binnenhäfen in Rheinland-Pfalz<br />
steigt der Umschlag. 17,7 Mio. t wurden<br />
von Januar bis September 2<strong>01</strong>9 umgeschlagen,<br />
ein Plus von 8,3 % gegenüber<br />
dem Vorjahr.<br />
Neue Schleuse startklar<br />
Im belgischen Harelbeke am Fluss Lys<br />
werden die Modernisierungsarbeiten an<br />
und um den Wehrschleusenkomplex beendet.<br />
Die Infrastrukturarbeiten sind Teil<br />
des Gesamtprojekts Seine-Schelde.<br />
BfS steigert Kredite<br />
Die Bank für Schiffahrt (BfS) baut ihr<br />
Kreditportfolio 2<strong>01</strong>9 auf 290Mio. € weiter<br />
aus. Das sind 38 Mio. € mehr als im<br />
Vorjahr. Sowohl die See- als auch die<br />
Binnenschifffahrt sorgen für ein Plus bei<br />
Kreditvergaben und beim Portfolio-<br />
Zuwachs.<br />
Neue Ämter öffnen Tore<br />
Aus den bisherigen Wasserstraßen- und<br />
Schifffahrtsämtern Meppen und Emden<br />
geht das neue WSA Ems-Nordsee hervor.<br />
Auch das neue WSA Rhein geht in Betrieb.<br />
Kunde für logport IV<br />
Dem Duisburger Hafen gelingt es, den<br />
Logistiker DSV für das Areal logport-IV<br />
zu gewinnen. Das Unternehmen baut<br />
dort ein großes Distributionscenter.<br />
Kleine Schiffe gewünscht<br />
Das Projekt »log4NRW« von DeltaPort<br />
Niederrheinhäfen soll mit den Erkenntnissen<br />
aus dem Forschungsprojekt »DeCon-<br />
Trans – Innovative Konzepte für einen dezentralen<br />
Containertransport« kombiniert<br />
werden. Die Idee: kleinere Schiffe.<br />
Schiffstypen für RPIS<br />
Die neun grenzüberschreitenden Häfen am<br />
Oberrhein wollen die internetbasierte Verkehrsmanagementplattform<br />
RPIS (Rhein-<br />
Ports-Informationssystem) erweitern und<br />
zusätzliche Schiffstypen wie Massengutschiffe<br />
und Flusskreuzer aufnehmen.<br />
Patent im Studium<br />
Die Seefahrtschule Cuxhaven führt ein berufsbegleitendes<br />
»Winterstudium« ein.<br />
Nach vier Semestern gibt es das Zeugnis als<br />
Nautischer oder Technischer Wachoffizier.<br />
Transporte brechen ein<br />
An der an der Süderelbe gelegenen Schleuse<br />
Geesthacht geht die Anzahl der Binnenschiffe<br />
von 14.182 Einheiten im Jahr 2<strong>01</strong>8<br />
auf 12.774 zurück. Das Güteraufkommen<br />
sinkt von 8,55 Mio. t auf 7,45 Mio. t.<br />
Steuermann stirbt<br />
Der Schiffsführer eines tschechischen<br />
Binnenschiffes wird in Dörverden von<br />
der Polizei festgenommen. Er steht im<br />
Verdacht, seinen Steuermann getötet zu<br />
haben. Aufgrund des Verletzungsmusters<br />
nimmt die Polizei die Ermittlungen<br />
auf.<br />
14 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
RheinCargo startet Massengut-Taxi<br />
Der Hafenbetreiber RheinCargo bietet in Neuss-Düsseldorf nun Hafenumfuhren<br />
per »Massengut-Taxi« an. Das im Doppelhafen Neuss-Düsseldorf<br />
stationierte Schiff »Poseidon« (1.000 m3) transportiert Waren innerhalb<br />
der Häfen, die bislang ausschließlich per Lkw verteilt wurden. So sollen<br />
bis zu 5.000 Lkw-Fahrten eingespart werden. Partner bei dem neuen<br />
Service ist die EWT Schiffahrtsgesellschaft aus Duisburg. Die »Poseidon«<br />
soll vornehmlich trockene Massengüter wie Baustoffe und Agrarprodukte<br />
transportieren, aber auch Projektladung oder Schwergut kommen für das<br />
»Taxi« in Frage.<br />
FEBRUAR ’20<br />
Umschlag geht zurück<br />
Der Duisburger Hafenbetreiber duisport<br />
verbucht einen Rückgang beim Güterumschlag<br />
2<strong>01</strong>9 von 65,3 Mio. t auf ca.<br />
61,1 Mio. t – 6 % weniger als im Vorjahr.<br />
Order von »Viva One«<br />
Viva Cruises gibt den ersten eigenen<br />
Flusskreuzer in Aufrag. Die »Viva One«<br />
wird auf der Werft Initium im niederländischen<br />
Hardinxveld gebaut und soll im<br />
Juni <strong>2021</strong> in Fahrt gehen.<br />
BDB bekommt Zuwachs<br />
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
(BDB) findet in der Lambers<br />
Reederei ein neues Mitglied. Das<br />
Unternehmen hat seinen Sitz in Spelle.<br />
Treibgut schädigt Fähre<br />
Die Rheinfähre »Fritz Middelanis«, die<br />
zwischen Köln-Langel und Leverkusen-<br />
Hitdorf verkehrt, geht vorübergehend außer<br />
Betrieb. Grund ist das viele Treibgut<br />
im Rhein, das auch einen Schaden an<br />
dem Schiff verursacht hat. Betreiber ist<br />
die Häfen und Güterverkehr Köln AG<br />
(HGK).<br />
Deymann stärkt Team<br />
Deymann Tankrode Logistics kann in<br />
Thorbjörn Andrulat und Maximilian<br />
Richter zwei neue Mitarbeiter für die Befrachtungstätigkeiten<br />
gewinnen. Sie sollen<br />
die Lücke schließen, die das Ausscheiden<br />
Carsten Wünnings Ende Mai hinterlässt.<br />
Vorbereitung für Brücke<br />
Die Holzungsarbeiten zur Baufeldfreimachung<br />
für den Ersatzneubau der<br />
Tegeler Brücke über den Berlin-Spandau<br />
Schifffahrtskanal beginnen. Den Auftrag<br />
erteilte das WNA Berlin.<br />
Volle verstärkt Allianz<br />
Stefan Volle ist seit 1. Januar 2020 neues<br />
Mitglied in der Geschäftsführung der Allianz<br />
Esa. Er übernimmt den Bereich der<br />
technischen Versicherungenen.<br />
Tanker rammt Brücke<br />
Ein unbeladener Tanker kollidiert mit<br />
dem mittleren Bogen der Straßenbrücke<br />
Schweich an der Mosel. Das Steuerhaus<br />
wird stark beschädigt, verletzt wird niemand.<br />
Flusssohle wird stabiler<br />
Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />
(WSV) und das Bundesland<br />
Sachsen-Anhalt wollen durch das<br />
»Pilotprojekt Klöden« eine weitere<br />
Erosion der Flusssohle der Elbe zwischen<br />
der Ortschaft Prettin und der<br />
Mündung der Schwarzen Elster verhindern.<br />
Schiffe werden »grün«<br />
Der Energieversorger Eon, der Hafen<br />
Rotterdam und die Niederrheinhäfen<br />
von DeltaPort wollen Schiffe künftig mit<br />
»grüner« Energie versorgen.<br />
Unfall auf dem Rhein<br />
Auf dem Rhein bei Biebesheim kollidiert<br />
ein Tankmotorschiff mit einem Trockengüterschiff.<br />
Beide Schiffe werden im<br />
Bugbereich stark beschädigt, das Gütermotorschiff<br />
droht gar zu sinken.<br />
Sturm stört Abfertigung<br />
Wegen eines Sturmtiefs arbeiten die Umschlaganlagen<br />
in Rotterdam und Antwerpen<br />
mehrere Tage nur eingeschränkt. Es<br />
kommt zu massiven Verzögerungen.<br />
Seit über 110 Jahren im Dienst der Binnenschifffahrt:<br />
• Docks<br />
• Schlosserei<br />
• Dreherei<br />
• Ankerbau<br />
• Schweißboot<br />
Wir wünschen<br />
ein gesundes und<br />
erfolgreiches Jahr<br />
<strong>2021</strong>!<br />
HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH<br />
47053 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstraße 47 | Tel. +49 (0) 203 61024 | Fax +49 (0) 203 61846 | E-Mail: harbisch@ha-du.de | www.ha-du.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
15
MÄRZ ’20<br />
Wegen Corona – Viking<br />
stoppt Flusskreuzfahrten<br />
Die Reederei Viking River Cruises reagiert als<br />
erste auf das neuartige Coronavirus und setzt<br />
alle Flusskreuzfahrten aus. Immer mehr Häfen<br />
würden vorübergehend für Kreuzfahrtschiffe<br />
geschlossen. Gleiches sei bei Sehenswürdigkeiten<br />
und Museen zu beobachten, so<br />
die offizielle Begründung. Einige Länder hatten<br />
darüber hinaus bereits Beschränkungen<br />
für öffentliche Versammlungen und Besucher<br />
eingeführt. Nach und nach ziehen im Zuge<br />
der Entwicklung der Pandemie immer mehr<br />
Kreuzfahrtreedereien und Anbieter von<br />
Rundfahrten nach, sodass die Personenschifffahrt<br />
in Europa für viele Wochen stillsteht.<br />
Colcrete-von Essen<br />
muss in die Insolvenz<br />
Das Spezialwasserbau-Unternehmen Colcretevon<br />
Essen aus Rastede hat beim Amtsgericht<br />
Oldenburg ein Verfahren zur Sanierung in Eigenverwaltung<br />
beantragt. Grund sind Liquiditätsprobleme<br />
im Zuge massiver Schwierigkeiten<br />
bei der Abwicklung eines Großprojekts<br />
in Schottland. Geschäftsführer Christoph von<br />
Harling führt das Unternehmen fort. Die Geschäftsführung<br />
wurde zudem durch Bertram<br />
C. Liebler als CRO (Chief Restructuring Officer)<br />
verstärkt. Steffen Schneider und Justus von<br />
Buchwaldt, Partner der Restrukturierungskanzlei<br />
BBL Bernsau Brockdorff, unterstützen<br />
das Team.<br />
Brandbrief an Scheuer<br />
Die Europäische Vereinigung der Binnenschiffer<br />
(EVdB) bemängelt in einem Brief<br />
an Bundesverkehrsminister Andreas<br />
Scheuer die mangelnde Wertschätzung<br />
für das Gewerbe und fordert mehr Unterstützung<br />
ein – insbesondere während der<br />
Corona-Krise. Es sei gerade die Binnenschifffahrt,<br />
die dafür sorge, dass Energiezentralen,<br />
Tanklager und Speditionen<br />
ausreichend versorgt würden.<br />
Vier Neptun-Neubauten<br />
Die Neptun Werft hat vier weitere Flusskreuzfahrtschiffe<br />
an Viking River Cruises<br />
abgeliefert. Zwei Neubauten sind für die<br />
französische Seine, zwei andere für den<br />
Rhein bestimmt. Erstmals wird ein batteriegestütztes<br />
Energiekonzept an Bord installiert.<br />
Onnen-Lübben zu Mosolf<br />
Zwei Jahre nach ihrem Abschied von Seaports<br />
of Niedersachsen kehrt Inke Onnen-Lübben<br />
in die maritime Branche zurück<br />
und heuert beim Automobil-<br />
Logistiker Mosolf an. Dort übernimmt sie<br />
die Leitung der Niederlassung in Wil -<br />
helms haven und verantwortet künftig das<br />
gesamte Produktportfolio der Gruppe.<br />
Neuer Hafen geplant<br />
Der Staatsrat der Niederlande gibt seine<br />
Zustimmung zum neuen Überna -<br />
chtungshafen Spijk bei Lobith. Es soll 50<br />
neue Liegeplätze für Schiffe mit einer<br />
ma xi malen Länge von 135 m geben. Der<br />
bestehende Übernachtungshafen in<br />
Tuindorp wird ebenfalls modernisiert.<br />
Eventschiff schwimmt<br />
Auf der niederländischen Werft De Hoop<br />
ist die »RheinGalaxie«, das neue Eventschiff<br />
für die Reederei Köln-Düsseldorfer,<br />
zu Wasser gelassen worden. 85 m lang,<br />
14 m breit bei einem Tiefgang von nur<br />
1,20 m – das wird das neue Flaggschiff des<br />
Unternehmens. Die »RheinGalaxie« folgt<br />
auf den letzten Neubau aus dem Jahr 2<strong>01</strong>1,<br />
die »Rhein Fantasie«. Der Neubau bietet<br />
Platz für bis zu 1.000 Passagiere.<br />
Personalmangel droht<br />
Die wegen des Coronavirus-Ausbruchs<br />
verhängten Restriktionen stellen die Binnenschiffahrt<br />
vor wachsende Probleme.<br />
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
(BDB) fordert Krisenmaßnahmen.<br />
Zunehmende Probleme bereiten<br />
dem Gewerbe die strengen Einreise- und<br />
Quarantänebestimmungen für nautisches<br />
Personal in einigen der europäischen<br />
Nachbarländer wie Tschechien, Ungarn,<br />
Polen oder in der Slowakei.<br />
Weniger Schleusen-Zeit<br />
Wegen der Coronavirus-Krise werden<br />
die Betriebszeiten der Schleusen eingeschränkt,<br />
das Personal wird in einem<br />
»Kernnetz« konzentriert. Durch krankheitsbedingte<br />
Personalausfälle werde es<br />
zunehmend schwieriger, das Netz der<br />
Bundeswasserstraßen betriebsfähig zu<br />
halten, heißt es zur Begründung bei der<br />
Wasserstraßenverwaltung des Bundes.<br />
Besonders davon betroffen sind Nachtschleusungen.<br />
Kollision mit Brücke<br />
Auf dem Dortmund-Ems-Kanal (DEK)<br />
fährt ein Gütermotorschiff gegen die Lüdinghauser<br />
Bundesbahn-Brücke. Bei dem<br />
Crash fährt sich das Schiff sein Steuerhaus<br />
ab. Es gibt keine Verletzten.<br />
16 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
»Die größten ihrer Art« –<br />
neue Gastanker für Ineos<br />
Die größten Butangastanker ihrer Art fahren<br />
künftig für Ineos auf dem Rhein. Drei von vier<br />
Neubauten wurden in Dienst gestellt. Sie liefern<br />
künftig Butangas aus dem ARA-Raum<br />
(Antwerpen-Rotterdam-Amsterdam) an die<br />
Cracker-Anlage von Ineos in Köln. Die Tanker<br />
wurden in Zusammenarbeit mit Imperial Gas<br />
Barging bestellt und gebaut. Sie haben die dreifache<br />
Kapazität gegenüber typischen Gastankern<br />
und wurden, erstmals, vollständig nach<br />
dem neuen ADN-2<strong>01</strong>9-Gastanker-Standard<br />
gefertigt. Gebaut wurden die Schiffe von zwei<br />
niederländischen Werften: von Teamco in<br />
Heusden und Veka in Werkendam.<br />
Marcel Lohbeck führt<br />
künftig VBW und BÖB<br />
Der Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen<br />
(BÖB) hat nach dem tragischen Tod von Boris<br />
Kluge mit Marcel Lohbeck einen neuen Geschäftsführer<br />
gefunden. Lohbeck ist und bleibt<br />
parallel auch Geschäftsführer des Vereins für<br />
europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen<br />
(VBW). Beide Verbände teilen sich<br />
künftig nicht nur den Geschäftsführer, sondern<br />
auch die Geschäftsstellen in Berlin und<br />
Duisburg. Zusätzlich soll die thematische Zusammenarbeit<br />
verstärkt werden »ohne dass es<br />
dabei Interessenskonflikte gebe«. VBW und<br />
BÖB bleiben rechtlich selbstständig.<br />
APRIL ’20<br />
Osnabrück baut im Hafen<br />
Bis Sommer <strong>2021</strong> soll für 29 Mio. € ein<br />
neues Containerterminal für den Kombinierten<br />
Verkehr in Osnabrück entstehen.<br />
Die geplante Anlage ist ein Gemeinschaftprojekt<br />
der Osnabrücker und<br />
Dortmunder Stadtwerke. Künftig sollen<br />
bis zu 150.000 Ladeeinheiten pro Jahr<br />
von der Straße auf die Schiene umgeschlagen<br />
werden.<br />
Bund fördert Landstrom<br />
Die Bundesregierung startet das neue<br />
Förderprogramm »BordstromTech«, mit<br />
dem der Einsatz von Bordstromsystemen<br />
sowie mobile Landstromsysteme<br />
unterstützt werden soll. Der<br />
Bund bietet dafür Investitionszuschüsse.<br />
Der »Zuwendungshöchstbetrag« für<br />
Seehäfen liegt bei 5 Mio. € und für Binnenhäfen<br />
bei 2 Mio. €.<br />
Künstliche Intelligenz<br />
In Berlin ist das Forschungsprojekt »Select«<br />
aufgelegt worden. Federführend ist<br />
der Fachbereich Logistik der TU Berlin.<br />
Weitere Partner kommen aus der Schifffahrt<br />
(Deutsche Binnenreederei, Imperial<br />
Shipping und Modal 3) sowie aus der<br />
Hafenwirtschaft (Behala, duisport). Ziel<br />
ist es, durch Künstliche Intelligenz (KI)<br />
Transportprozesse zu optimieren.<br />
Wachstum in Hamburg<br />
Der Transport von Containern per Binnenschiff<br />
vom und zum Hamburger Hafen<br />
nimmt an Fahrt auf. Entgegen dem<br />
deutschlandweiten Trend mit einem<br />
Rückgang von 4,1 %, konnte im Jahr 2<strong>01</strong>9<br />
der Hamburger Hafen mit 145.078 TEU<br />
einen Zuwachs von 13 % verzeichnen.<br />
Elbe-Pegel unter 1 m<br />
Wie schon in den vergangenen Jahren<br />
deutete sich an der Elbe erneut eine Periode<br />
mit niedrigen Pegelständen mit Einschränkungen<br />
für die Schifffahrt an. Im<br />
Bereich Magdeburg sank der Wasserstand<br />
unter 1m.<br />
Berliner Reeder in Not<br />
In einem offenen Brief fordern die Berliner<br />
Fahrgastreedereien mehr staatliche<br />
Hilfe zur Bewältigung der Corona-<br />
Krise. Das sonst bunte Treiben auf Berlins<br />
Wasserstraßen ist komplett zum Erliegen<br />
gekommen. Ohne staatliche Hilfen<br />
fürchten viele Unternehmen das<br />
wirtschaftliche Aus. »Wir haben keine<br />
Handbreit Wasser mehr unter dem<br />
Kiel«, heißt es.<br />
Brennstoffzelle an Bord<br />
In einer neuen Studie wurden Einsatzmöglichkeiten<br />
der Brennstoffzelle auf<br />
Binnenschiffen untersucht. Unter welchen<br />
technischen und wirtschaftlichen<br />
Voraussetzungen und in welchen Marktsegmenten<br />
können strombasierte Kraftstoffe<br />
in der Binnenschifffahrt sinnvoll<br />
eingesetzt werden? Ergebnis: Letztlich<br />
kommt es auf den Einzelfall an.<br />
Den Haag gibt Millionen<br />
Das niederländische Kabinett stellt bis<br />
2030 im Zuge eines Klimapakets<br />
79 Mio. € für die umweltfreundliche<br />
Nachrüstung von Binnenschiffen bereit.<br />
Das von der Regierung in Den Haag aufgelegte<br />
Programm fördert Nachrüstungen<br />
von Bestandsmotoren, um den<br />
Ausstoß von Stickoxiden (NOx) zu reduzieren.<br />
Zuschüsse gibt es für den Einbau<br />
von SCR-Katalysatoren.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
17
MAI ’20<br />
HGK kauft Flotte von<br />
Imperial Logistics<br />
Die in Südafrika börsennotierte Imperial Logistics<br />
Limited (IPL) verkauft ihre europä -<br />
ischen Binnenschifffahrtsaktivitäten (ShiPping<br />
Group) an die Häfen und Güterverkehr<br />
Köln AG (HGK). Das Geschäft in Paraguay<br />
ist nicht Teil der Vereinbarung, soll aber<br />
ebenfalls verkauft werden. Der Kaufpreis<br />
wird mit 176 Mio. € bei einer Unternehmensbewertung<br />
von 225 Mio. € angegeben. Imperial<br />
betrieb zuletzt mit über 900 Mitarbeitern<br />
rund 400 Schiffe (eigene und Partikulierschiffe)<br />
und transportierte 45 Mio. t an Ladung –<br />
gut ein Viertel des gesamten Transport volu -<br />
mens aller Binnenschiffe in Deutschland.<br />
Arkon und Wilson<br />
gründen Shortsea-Riesen<br />
Dem europäischen Shortsea-Markt steht eine<br />
Neuordnung bevor. Arkon Shipping aus Haren<br />
und Wilson aus Norwegen legen ihre Flotten<br />
zusammen. Im Rahmen der notwendigen Konsolidierung<br />
des europäischen Kurzstreckenseeverkehrsmarktes«<br />
habe man eine Vereinbarung<br />
unterzeichnet, teilte der bislang schon als<br />
Marktführer geltende Carrier Wilson mit. So<br />
soll der »größte Akteur des Kurzstreckenseeverkehrs<br />
in Europa« gebildet werden. Konkret<br />
bedeutet die Ankündigung, dass Wilson etwa<br />
20 Bulker langfristig von Arkon Shipping leasen<br />
wird. Dazu sollen auch die Neubauten der<br />
»Hanse Eco«-Serie gehören.<br />
Multinaut verkauft<br />
Nach dem Verkauf der Binnenschifffsflotte an die HGK trennt<br />
sich Imperial auch von der österreichischen Multinaut. Die<br />
90%-Beteiligung geht an Geschäftsführer Peter Jedlicka. Damit<br />
ist dieser künftig wieder alleiniger Eigentümer. 2008 hatte er 90%<br />
seiner Anteile an Imperial veräußert und war geschäftsführender<br />
Gesellschafter geblieben.<br />
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Rhenus greift nach DBR<br />
Rhenus PartnerShip will alle Anteile und die Flotte der DBR vom<br />
bisherigen Eigner OT Logistics aus Polen übernehmen. Beim Bundeskartellamt<br />
läuft der Genehmigungsantrag. Der Kaufpreis für<br />
die OT-Anteile (81,08 %) und die schwimmenden »Assets« soll den<br />
Angaben zufolge bei insgesamt 19,6 Mio. € liegen.<br />
Nordfrost in Herne<br />
Der Kühlspezialist hat in Herne ein neues Tiefkühlzentrum mit<br />
70.000 Palettenstellplätzen – unterteilt in einen konventionellen<br />
und einen automatisierten Teil mit Hochregallager und Kommissionierung<br />
– in Betrieb genommen.<br />
HHLA+BLG+Eurokai?<br />
Unter den Auswirkungen der Coronakrise gehen die Hamburger<br />
HHLA und die Joint Venture-Partner bei Eurogate, die BLG Logistics<br />
(Bremen) und Eurokai (Hamburg), aufeinander zu. In aller<br />
Stille wird über eine mögliche Fusion des Containergeschäfts in<br />
Deutschland verhandelt. Grund sind erhebliche Einbußen im Umschlag<br />
und ein wachsender Rückstand gegenüber den Westhäfen.<br />
SMM rein digital<br />
Nach langem Ringen fällt die Entscheidung: Die maritime Leitmesse<br />
SMM findet im Februar <strong>2021</strong> aufgrund der Corona-<br />
Pandemie als eine rein digitale Veranstaltung statt. Das Hamburger<br />
Groß-Event war von September auf Februar verschoben worden<br />
und zunächst als hybrides Format geplant.<br />
18 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Jungfernfahrt für<br />
»Nijmegen Max«<br />
Das mit Elektromotoren ausgestattete Containerschiff<br />
»Nijmegen Max« ist bei einem<br />
offiziellen Testlauf in Haringvliet, Niederlande,<br />
geprüft und zugelassen worden. Kurze<br />
Zeit später wurden bereits die ersten Boxen<br />
an Bord genommen. Initiator der rund<br />
4,5 Mio. € teuren Einheit ist der Terminalbetreiber<br />
BCTN gemeinsam mit Nedcargo<br />
und Concordia Damen Shipyards. Der Neubau<br />
ist 110 m lang und kann bis zu 222 Container<br />
in vier Lagen aufnehmen. Das Schiff<br />
wird im täglichen Verkehr zwischen den Terminals<br />
von BCTN und den Seehäfen Rotterdam<br />
und Antwerpen eingesetzt.<br />
Schiffbau bekommt<br />
1 Mrd. € Krisenhilfe<br />
Die Regierungsparteien haben Krisenhilfen im<br />
Gesamtwert von 130 Mrd. € für die kommenden<br />
zwei Jahre beschlossen. Mit insgesamt<br />
1 Md. € sollen Projekte im Schiffbau gefördert<br />
werden, die 2020 und <strong>2021</strong> begonnen werden.<br />
Darunter fallen die Innovationsförderung des<br />
Bundes, das Maritime Forschungsprogramm<br />
oder das Förderprogramm Landstrom. Neu im<br />
Programm sind ein Förderprogramm für<br />
LNG-Bunkerschiffe, ein Flottenerneuerungsprogramm<br />
für Behördenschiffe und ein Sofort-<br />
Programm »Saubere Schiffe«. Details der Umsetzung<br />
lassen die beteiligten Bundesminis -<br />
terien zunächst noch offen.<br />
JUNI ’20<br />
RheinCargo übernimmt<br />
RheinCargo regelt künftig den Rangierund<br />
Verladebetrieb für die Tanklager von<br />
Shell in Flörsheim und Ludwigshafen. Im<br />
vergangenen Jahr hatte der Logistikdienstleister<br />
den neuen Geschäftsbereich<br />
»Werks- und Industriebahnen« gegründet.<br />
Diese Sparte habe sich binnen<br />
kürzester Zeit etabliert, heißt es. Jüngstes<br />
Beispiel ist die Kooperation mit Shell.<br />
Plantours tauft Neubau<br />
Der Bremer Veranstalter Plantours<br />
Kreuz fahrten erhält mit der 135 m langen<br />
»Lady Diletta« sein erstes eigenes Schiff.<br />
Das neue Kreuzfahrtschiff wurde auf der<br />
holländischen Werft Teamco gebaut.<br />
Künftig soll es im Vier-Sterne-Plus-<br />
Segment auf dem Rhein fahren.<br />
Ballin gibt Führung ab<br />
Künftig bilden Ralf Plieninger und Michael<br />
Rummel die Geschäftsleitung von<br />
Torqeedo. Der Gründer und bisherige<br />
Geschäftsführer Christoph Ballin wird<br />
im Beirat mit Frank Hiller, CEO der Torqeedo-Mutter<br />
Deutz, die Firma beraten.<br />
Mit Sonne über Spree<br />
Die SolarCircleLine hat ihr erstes solarelektrisch<br />
betriebenes Fahrgastschiff in<br />
Dienst gestellt. Es ist das erste von zwei geplanten<br />
Schiffen dieses innovativen Bautyps,<br />
das von der Kiebitzberg Schiffswerft<br />
an die Reederei übergeben wurde.<br />
HGK erzielt Rekord<br />
Mit 10,3 Mio. € hat die Häfen und Güterverkehr<br />
Köln AG im vergangenen Jahr ein<br />
Rekordergebnis erzielt. Der Gewinn stieg<br />
um 2,5 Mio. € gegenüber 2<strong>01</strong>8. Der Umsatz<br />
der HGK belief sich auf 75,4 Mio. €<br />
(69,8 Mio. €), der der gesamten HGK-<br />
Gruppe inklusive Töchter und Beteiligungen<br />
auf 232 Mio. € (243,1 Mio. €).<br />
DHL-Züge nach China<br />
DHL, der Logistikanbieter der Deutschen<br />
Post DHL Group, setzt künftig auf Zugverbindungen<br />
nach Asien. Ende Mai<br />
wurden die ersten beiden Ganzzüge auf<br />
der Neuen Seidenstraße eingesetzt. Eine<br />
der neuen Verbindungen startet vom<br />
KTL-Terminal am BASF-Standort Ludwigshafen<br />
und führt über Polen, Weißrussland,<br />
Russland und Kasachstan zum<br />
Bestimmungsterminal in Xian.<br />
NL verbieten Entgasung<br />
Im niederländischen Vlissingen ist die<br />
Erprobung einer Dampfverarbeitungsanlage<br />
erfolgt. Damit sollen Binnentanker<br />
Restdämpfe kontrollieren und<br />
verarbeiten, denn das derzeit regional<br />
geltende Entgasungsverbot soll künftig<br />
im gesamten Land gelten.<br />
Bohmte ohne Container<br />
Das Vorhaben, in Bohmte am Mittellandkanal<br />
einen Containerhafen zu bauen,<br />
droht zu platzen. Die Gemeinde will sich<br />
nicht länger an den Plänen beteiligen.<br />
Stattdessen soll die Fläche als Industrieund<br />
Gewerbegebiet ausgewiesen werden.<br />
Dampferflotte insolvent<br />
Die Sächsische Dampfschiffahrt muss in<br />
die Insolvenz. Grund ist in der Corona-<br />
Krise die Zahlungsunfähigkeit des Traditionsunternehmens,<br />
nachdem ein in Aussicht<br />
gestelltes Darlehen des Landes nicht<br />
ausgezahlt wurde.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
19
JULI ’20<br />
Rhenus zeichnet Vertrag<br />
für Binnenreederei DBR<br />
Nach der Freigabe des Bundeskartellamtes<br />
hat Rhenus final den Kaufvertrag zur Übernahme<br />
der Mehrheitsanteile an der Deutschen<br />
Binnenreederei unterzeichnet. Die<br />
1949 gegründete DBR disponiert mehr als<br />
700 Schiffseinheiten mit einer Gesamttragfähigkeit<br />
von rund 400.000 t. Ein Kaufpreis<br />
wird von den Vertragsparteien nicht genannt.<br />
Dem Vernehmen nach überweist Rhenus<br />
nicht einmal 20 Mio. € an den bisherigen Eigner,<br />
die polnische OT Logistics, für Anteile<br />
und Schiffe. Zum Vergleich: Für die Imperial-<br />
Flotte muss die HGK 176 Mio. € plus Schulden<br />
zahlen.<br />
LNG-Fähre für den<br />
Bodensee im Wasser<br />
Die von der Werft Pella Sietas für die Stadtwerke<br />
Konstanz konstruierte Passagier- und Autofähre<br />
mit Gasmotoren und LNGals Kraftstoff<br />
schwimmt erstmals im Wasser. Die Großsektionen<br />
waren in Hamburg vorgefertigt und<br />
per Lkw an den Bodensee transportiert worden.<br />
In Konstanz erfolgen nun die Endausrüstung<br />
und der Einbau der LNG-Technik.<br />
Die neue Fähre mit einer Kapazität von rund<br />
60 Pkw und 700 Passagieren soll nach Fertigstellung<br />
bis Ende des Jahres und einem anschließenden<br />
Testbetrieb künftig auf der Verbindung<br />
Konstanz-Staad-Meersburg eingesetzt<br />
werden.<br />
Phoenix tauft »Andrea«<br />
Der Flusskreuzfahrtanbieter Phoenix<br />
Reisen tauft sein neuestes Schiff auf den<br />
Namen »Andrea«. Es ist auf Rhein und<br />
Mosel unterwegs. Die »Andrea« wurde<br />
bei Vahali in den Niederlanden im Auftrag<br />
der renommierten Reederei Rijfers<br />
gebaut. Sie hat eine Länge von 135 m und<br />
vier Decks für die Passagierkabinen.<br />
NPRC findet Partner<br />
Die NPRC, die größte Binnenschiffs -<br />
genossenschaft der Niederlande, arbeitet<br />
künftig mit dem Befrachtungsbüro Aqua<br />
Navis zusammen. Fahrtgebiet und Marktanteile<br />
sollen wachsen. Die NPRC, die 120<br />
Mitglieder zählt, hofft auf Synergieeffekte<br />
und eine größere Transportsicherheit, vor<br />
allem soll die Marktposition auf dem<br />
Rhein-Schelde-Korridor zwischen Rotterdam,<br />
Gent und Paris gestärkt werden.<br />
Mängel an der Schleuse<br />
Das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA)<br />
Magdeburg vergibt den Auftrag für die<br />
Instandsetzung der 2. Schleuse Wusterwitz.<br />
Die Wiederinbetriebnahme wird im<br />
Jahr 2022 angestrebt. Grund sind die Ende<br />
2<strong>01</strong>3 festgestellten Mängel in der Betonqualität<br />
der Schleuse.<br />
Energieberater gesucht<br />
In einer Studie im Auftrag des Deutschen<br />
Maritimen Zentrums (DMZ) zur Förderung<br />
einer nachhaltigen Modernisierung<br />
von Küsten- und Binnenschiffen<br />
werden mögliche Anreize genannt. Empfohlen<br />
wird der Einsatz von anerkannten<br />
Energieberatern, um die Effizienz im<br />
Schiffsbetrieb zu erhöhen.<br />
NOK-Abgabe gestrichen<br />
10 Mio. € Entlastung: Der Haushaltsausschuss<br />
des Bundestags hat entschieden, auf<br />
die Befahrensabgabe im Nord-Ostsee-<br />
Kanal (NOK) im laufenden Jahr zu verzichten.<br />
Grund ist der corona-bedingte<br />
Rückgang des Verkehrsaufkommens. Die<br />
Regelung wird später auf <strong>2021</strong> ausgeweitet.<br />
neska baut aus<br />
Das Duisburger Schifffahrts- und Speditionskontor<br />
neska errichtet in Ladenburg am<br />
Neckar ein neues Lager- und Distributionszentrum.<br />
Statt wie bisher an sechs verschiedenen<br />
Standorten im Rhein-Neckar-Gebiet<br />
werden die Dienstleistungen der neska<br />
künftig in drei neu en Hallen auf insgesamt<br />
rund 50.000 m2 gebündelt.<br />
Contargo expandiert<br />
Contargo baut seine Binnenschiffsaktivi -<br />
täten in Benelux aus. Zum 1. September<br />
wird die niederländische Barge Line<br />
Today übernommen. Der »Asset Deal«<br />
umfasst sowohl die Mitarbeiter als auch<br />
die Kundenbeziehungen. Barge Line<br />
Today ist ein etablierter Anbieter von Binnenschiffstransporten<br />
in der Region der<br />
ARA-Häfen. Zum Portfolio zählen dabei<br />
tägliche Interterminal-Liniendienste in<br />
Rotterdam sowie Verbindungen von und<br />
nach Dordrecht und Moerdijk.<br />
Mehr mit dem Schiff<br />
Die Hamburger HHLA und die Hafenbetriebsgesellschaft<br />
Braunschweig haben<br />
eine strategische Partnerschaft vereinbart.<br />
Auf der kurzen Distanz zwischen den beiden<br />
Städten von rund 180 km soll der<br />
Transportanteil des Binnenschiffs mit neuen<br />
Logistikkonzepten ausgebaut werden.<br />
Die Transitzeit über die Wasserstraßen beträgt<br />
lediglich rund 24 Stunden.<br />
20 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
HGK Shipping geht<br />
formell an den Start<br />
Die Häfen und Güterverkehr Köln (AG) vollzieht<br />
formell die Übernahme der Imperial Logistics<br />
International zum 1. August. Alle Vertragsverhältnisse<br />
werden fortgeführt. Zuletzt<br />
hat auch Ministeriums für Heimat, Kommunales,<br />
Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
als Aufsichtsbehörde der Bezirksregierungen,<br />
die Vorbehalte zurückgezogen<br />
und dem Kauf zugestimmt. Die neue<br />
Einheit wird innerhalb der HGK-Gruppe unter<br />
dem Namen »HGK Shipping« etabliert. Geführt<br />
wird sie vom bisherigen Management mit<br />
Steffen Bauer (re.) und Walter Steinig als Geschäftsführer.<br />
Amadeus River Cruises<br />
tauft »Amadeus Imperial«<br />
Der Kreuzfahrtveranstalter hat mit der »Amadeus<br />
Imperial« seinen jüngsten Neubau getauft.<br />
Die Jungfernfahrt führte nach Basel.<br />
Taufpatin im Amsterdam war die Amadeus-<br />
Mitbegründerin Martina Lüftner. Die »Amadeus<br />
Imperial« wird auf Donau, Rhein und<br />
Main sowie auf den niederländischen und belgischen<br />
Wasserstraßen unterwegs sein. Sie ist<br />
bereits das 15. Flussschiff in der Amadeus-<br />
Flotte. Der Neubau bietet Platz für maximal<br />
168 Passagiere. Zum Zeitpunkt der Taufe sind<br />
wegen des Einreiseverbots für US-Bürger allerdings<br />
nur sechs Schiffe für das österreichische<br />
Unternehmen unterwegs.<br />
AUGUST ’20<br />
A-Rosa-Neubau verspätet sich<br />
Wegen Unterbrechungen der Lieferketten wird das neue E-Motion-Ship<br />
von A-Rosa Flussschiff rund zehn Monate später fertig<br />
als geplant. Die Reederei geht nun davon aus, das der Neubau erst<br />
im März 2022 abgeliefert werden wird. Das E-Motion-Ship, das<br />
mit Batterien betrieben wird, wird auf der Severnav Werft in Rumänien<br />
hergestellt. Dort hat der Bau begonnen, in der Coronakrise<br />
können jedoch nicht alle Teile planmäßig geliefert werden..<br />
Aus für van Rens<br />
Der in Duisburg-Ruhrort ansässige Schiffsausrüster van Rens gibt<br />
seine Geschäftstätigkeit aufgegeben. Das Unternehmen war insgesamt<br />
mehr als 34 Jahre in Duisburg als Schiffs- und Yachtausrüster<br />
aktiv.<br />
Bund fördert Testfelder<br />
Das Bundesverkehrsministerium unterstützt die Einrichtung von<br />
Testfeldern auf den Bundeswasserstraßen, um die Automatisierung<br />
und Vernetzung in der Schifffahrt voranzutreiben.<br />
Insgesamt 23 Mio. € werden dafür bereitgestellt. Zum Förderprogramm<br />
gehören auch Versuche zur effizienteren Nutzung der<br />
Fahrrinne bei extremen Niedrigwasserabflüssen und die Möglichkeit,<br />
den Einsatz kleinerer Schiffe wieder attraktiver zu machen.<br />
Verlässliche Prognosen<br />
Forscher des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für<br />
Polar- und Meeresforschung (AWI) haben eine Methode für<br />
Langzeit-Wasserstandsprognosen ent wickelt. Das Berechnungsmodell<br />
des AWI verwendet globale Meeres- und Klimadaten und<br />
macht Vorhersagen bereits drei Monate im Voraus möglich.<br />
Vodafone sorgt für 5G<br />
Mehr Bandbreite und weniger Funklöcher: Vodafone hat mit dem<br />
5G-Ausbau entlang der Bundeswasserstraßen begonnen. Die ersten<br />
180 5G-Antennen an 64 Standorten wurden aktiviert, rund<br />
1.000 weitere Antennen an mehr als 300 Standorten sind geplant.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
21
SEPTEMBER ’20<br />
Reederei Deymann tauft<br />
neuen Koppelverband<br />
Die Reederei Deymann hat in Haren ihren<br />
neuen Koppelverband »Reinhold Deymann«<br />
in kleinem Kreis getauft. Künftig fährt er mit<br />
Kohle von Rotterdam nach Schmehausen.<br />
Durch die spezielle Bauweise hat der Verband<br />
15% mehr Tragfähigkeit als vergleichbare Typen.<br />
Gekoppelt kommen die beiden Einheiten<br />
auf eine Länge von 172 m (2 x 86 m)<br />
bei einer Breite von 9,60 m. Bauwerft war<br />
Concordia Damen. Die Kaskos der beiden<br />
Schiffsteile waren Mitte April aus China angekommen.<br />
Finanziert wurden die beiden<br />
Einheiten von der Ostfriesische Volksbank in<br />
Haren in Kooperation mit der DZ Bank.<br />
Innovationspreis der<br />
Allianz für Schramm<br />
Die Schramm Group stellt ein neues, aus dem<br />
Kunststoff HD-PE gebautes Festmacherboot in<br />
Dienst. Dafür gibt’s in diesem Jahr den zum<br />
achten Mal von der Allianz Esa gestifteten »Innovationspreis<br />
Binnenschifffahrt«. HD-PE<br />
könnte künftig auch in der Binnenschifffahrt<br />
zur Anwendung kommen, etwa bei flachgehenden<br />
Arbeitspontons oder auch bei größeren<br />
Leichtern oder Schiffen. Die Verwendung<br />
von Kunststoff könnte daher eine technische<br />
Lösung für die immer häufigeren Niedrigwasserperioden<br />
an Rhein, Donau, Elbe und<br />
Oder werden, würdigt die Jury in ihrer Laudatio<br />
auf den Preisträger.<br />
ThyssenKrupp bestellt<br />
Im Zuge der Flotten-Modernisierung ersetzt<br />
die thyssenkrupp Steel Europe AG<br />
zwei ihrer Rhein-Schubboote durch moderne,<br />
diesel-elektrisch betriebene Schiffe.<br />
Die Neubauten erhalten jeweils zwei<br />
Voith Schneider Propeller (VSP) vom<br />
Typ 18R5 EC/150–1 mit einer Antriebsleistung<br />
von je 780 kW. Der Bau beider<br />
Schiffe erfolgt bei der niederländischen<br />
Werft Barkmeijer Shipyards B.V.<br />
Alarm an der Donau<br />
Die Wasserstände an der Donau fallen<br />
auf ein dramatisch niedriges Niveau. Besonders<br />
betroffen ist der Flussabschnitt<br />
zwischen Regensburg und Passau. Mit<br />
2,40 m am Pegel Pfelling ist der historische<br />
Tiefststand von 2,28 m von August<br />
2<strong>01</strong>8 fast erreicht.<br />
Doppelt abgeliefert<br />
Die Neptun Werft in Rostock-Warne -<br />
münde liefert zwei weitere Flusskreuzer<br />
für ihren langjährigen Kunden, die US-<br />
Reederei Viking River Cruises, ab. Sie orientieren<br />
sich eng am Design der bekannten<br />
Longship-Serie, sind aber mit 125 m<br />
Länge etwas kleiner. Die »Viking Skaga«<br />
und »Viking Fjorgyn« sind für die französische<br />
Seine konzipiert und fahren bis ins<br />
Pariser Stadtzentrum.<br />
Offensive der Bahn<br />
Strategiewechsel bei DB Cargo, Tochter<br />
der Deutschen Bahn. Das Unternehmen<br />
will zum Anbieter kompletter Logistikketten<br />
werden, kündigt Güterverkehrs-<br />
Vorstand Sigrid Nikutta neun Monate<br />
nach ihrem Amtsantritt an. 25 Mio. Lkw-<br />
Fahrten will sie pro Jahr von der Straße<br />
auf die Schiene holen.<br />
Strafe für Triton-Chefin<br />
Die ehemalige Chefin der Triton-Werft ist<br />
vor dem Amtsgericht Duisburg zu einer<br />
Bewährungsstrafe verurteilt worden. Sie<br />
hat den Vorwurf der Schwarzarbeit eingeräumt.<br />
Petronella. J., die langjährige Eignerin<br />
und Chefin des Duisburger Tradtitionsbetriebes,<br />
soll zwischen 2<strong>01</strong>3 und 2<strong>01</strong>5<br />
Arbeiter aus Bulgarien und Rumänien<br />
schwarz entlohnt haben und 460.000 € an<br />
Sozialabgaben gespart haben.<br />
Neuer Chef in Kehl<br />
Volker Molz übernimmt zum 1. Januar<br />
<strong>2021</strong> die Geschäftsführung der Hafenverwaltung<br />
Kehl. Er kommt von Rhenus Port<br />
Logistics. Er tritt der die Nachfolge von<br />
Uwe Köhn an, der zum Jahreswechsel von<br />
Kehl nach Mannheim wechselt und dort<br />
Hafendirektor Roland Hörner beerbt.<br />
Schiff für Til Schweiger<br />
Der Schauspieler Til Schweiger geht aufs<br />
Wasser: Das 66 m lange Personenschiff<br />
»Barefoot Boat« der Donauschifffahrt<br />
Wurm & Noé erreicht nach seinem Umbau<br />
bei der Erlenbacher Werft den Zielort<br />
Passau an der Donau. Fahrten mit 330<br />
Fahrgästen sind künftig geplant.<br />
Dampfer gerettet<br />
Die Schweizer United Rivers AG von<br />
Robert Straubhaar übernimmt die Sächsische<br />
Dampfschiffahrt (SDS). Diese war<br />
nach zwei Niedrigwasser-Perioden in<br />
die roten Zahlen und im Juni in die Insolvenz<br />
gerutscht. Die Flotte von neun<br />
historischen Raddampfern ist damit gerettet.<br />
22 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
HGK Shipping baut<br />
Shortsea-Flotte aus<br />
Mit dem Küstenmotorschiff »Amadeus Titanium«<br />
baut die HGK Shipping ihre Shortsea-<br />
Flotte aus. Der Tanker fährt künftig ausschließlich<br />
für den Chemiehersteller Covestro.<br />
Im Rahmen eines mehrjährigen Vertrags<br />
wurde der ehemalige Dry Bul Coaster<br />
an die spezifischen Anforderungen des Chemieherstellers<br />
angepasst. Ausgestattet mit<br />
vier Spezialtanks kann die »Amadeus Titanium«<br />
rund 2.000 t Salzsäure oder Natronlauge<br />
transportieren. Die Tochterunternehmen der<br />
HGK Shipping Group sind bereits seit mehr<br />
als 80 Jahren für den Chemiekonzern Covestro<br />
tätig.<br />
Spatenstich an Schleusen<br />
in Rodde und Venhaus<br />
Mit dem obligatorischen Spatenstich beginnt<br />
die Erneuerung der Schleusen Venhaus und<br />
Rodde am Dortmund-Ems-Kanal. Der Bund<br />
investiert bis 2023 insgesamt 630 Mio. € in das<br />
Gesamtprojekt. Der DEK soll künftig durchgängig<br />
von modernen Großmotor güter schif -<br />
fen von bis zu 135 m Länge befahren werden.<br />
Mit dem Ersatzneubau der Schleusen in Rodde<br />
und Venhaus werden die Voraussetzungen dafür<br />
geschaffen. Die Schleuse Gleesen befindet<br />
sich bereits im Bau, in Bevergern und Hesselte<br />
steht der Ersatzneubau unmittelbar bevor. Jetzt<br />
kommen die zwei Bauwerke an der Nordstrecke<br />
hinzu.<br />
OKTOBER ’20<br />
Motoren für Stufe V<br />
ScanDiesel stellt die bereits im Vorjahr<br />
angekündigten marinisierten Scania-<br />
Motoren ins Regal, die alle Grenzwerte<br />
nach NRMM erfüllen. Die TÜV-abgenommenen<br />
NRE-Antriebsmotoren für<br />
die gewerbliche Binnenschifffahrt haben<br />
ein Leistungsspektrum von 202–522 kW.<br />
Andere Hersteller folgen sukzessive.<br />
100 Jahre für Götz<br />
Die Reederei Ludwig & Jakob Götz mit Sitz<br />
in Germersheim wird 100 Jahre alt. Das<br />
einstige Familienunternehmen, das mit<br />
der Steinschifffahrt begann, später auch an<br />
einem Bauunternehmen und einer Werft<br />
beteiligt war, ist heute Teil des Hafenbetreibers<br />
DP World und betreibt vier Gütermotorschiffe<br />
und zwei Schubleichter.<br />
BDB warnt vor Chaos<br />
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
(BDB) schlägt Alarm: Die<br />
neuen Corona-Regeln drohen die Schifffahrt<br />
auszubremsen. Entgegen allen warnenden<br />
Hinweise wird auch der Güterverkehr<br />
in die neue Musterverordnung<br />
für den Coronaschutz einbezogen. Nur<br />
bei Aufenthalten von weniger als 72 Stunden<br />
und bei Einhaltung angemessener<br />
Schutz- und Hygienekonzepte sind die<br />
Beschäftigten im grenzüberschreitenden<br />
Güterverkehr von der Quarantänepflicht<br />
befreit. Erst später bessern einzelne Bundesländer<br />
nach.<br />
Maxi Terminal in Hamm<br />
Das Meppener Unternehmen Lanfer Logistik<br />
beginnt in Hamm am Datteln-<br />
Hamm-Kanal mit dem Bau eines neuen<br />
Containerterminals. Die trimodal ausgelegte<br />
Umschlagstelle »Maxi Terminal«<br />
entsteht auf einem 10 ha großen Areal am<br />
zweitgrößten Kanalhafen Deutschlands.<br />
Zuschuss für Hersteller<br />
Die Niederlande fördern die Entwicklung<br />
nachhaltiger Motoren für die Binnenschifffahrt<br />
mit 1,5 Mio. €. Im Rahmen des<br />
neuen Programms können Hersteller und<br />
Entwickler einen Beitrag von bis zu<br />
250.000 € für ihr Projekt erhalten. Im ersten<br />
Jahr standen 500.000 € zur Verfügung,<br />
<strong>2021</strong> sind es 1 Mio. €.<br />
1.600 km nach Berlin<br />
Die im Hafen Deggendorf ansässige Firma<br />
Streicher verlädt Komponenten einer<br />
Stahlbrücke auf das Binnenschiff »Bandolino«<br />
der Würzburger MSG. Anschließend<br />
geht es über knapp 1.600 km und 14 Tage<br />
lang quer durch Deutschland bis nach Berlin.<br />
Um das Schwergewicht (190 t) über die<br />
Straße zu transportieren, wären sieben<br />
Schwertransporte nötig gewesen.<br />
Seminarschiff mit Solar<br />
Die Berliner Firma Seminarschiff, die zuletzt<br />
mit dem Neubau der klimaneutralen<br />
»Orca ten Broke« für Aufsehen gesorgt<br />
hatte, vergrößert mit der »John Franklin«<br />
ihre Flotte. Der Dieselmotor wird gegen<br />
einen E-Antrieb mit Brennstoffzelle und<br />
Solaranlage ausgetauscht.<br />
Neue Spitze bei DP World<br />
Jens Langer (41) ist neuer CEO für DP<br />
World in Deutschland. Toon Pauwels<br />
(41) wird COO Inland & Intermodal. Der<br />
bisherige CEO Martin Neese verlässt das<br />
Unternehmen nach drei Jahren auf eigenen<br />
Wunsch.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
23
NOVEMBER ’20<br />
40 Binnentanker für die<br />
Rheinflotte von Shell<br />
US-Investoren um den Fondsverwalter J.P.<br />
Morgan haben insgesamt 40 Binnen-Doppel -<br />
hüllentanker bei Concordia Damen für den<br />
Einsatz im Rheingebiet bestellt. Die neue<br />
Flotte wird von Shell gechartert und von der<br />
niederländischen VT Group bereedert. Das<br />
Crewing übernimmt der Hamburger Spezialist<br />
Marlow Navigation. Die 110 m langen<br />
Doppelhüllentanker sollen mit Gasmotoren<br />
(LNG) angetrieben werden und bei einer<br />
Tragfähigkeit von 2.800 t mit einem deutlich<br />
verringerten Tiefgang von 3,25 m auskommen.<br />
In die acht Tanks passen gut<br />
3.000m3 an Mineralölprodukten.<br />
Berlin gibt mehr Geld für<br />
Binnenschiffer-Ausbildung<br />
Berlin verlängert die erhöhten Ausbildungsbeihilfen<br />
für die Binnenschiffahrt. 1,8 Mio. € zusätzlich<br />
gibt es dafür im Bundeshaushalt für<br />
<strong>2021</strong>. Statt wie früher 30.000 € gibt es 65.000 €<br />
sowie eine Ausweitung der freiwilligen Weiterbildung<br />
für Binnenschiffer. Die Ausbildungsbeihilfe<br />
beträgt maximal 50% der gesamten<br />
Kosten für die Dauer der 36-monatigen Lehre.<br />
Flankiert wird das ganze mit einer Ausbildungsinitiative<br />
der Binnenschifffahrtsverbände,<br />
heißt es. Insgesamt erhält die maritime<br />
Wirtschaft zusätzlich 61 Mio. €, unter anderem<br />
für alternative Schiffe und Kraftstoffe, Lotsen<br />
und den Hamburger Hafen.<br />
Taucherglocke fehlt noch<br />
Nach dem erfolgreichen Stapellauf in<br />
der niederländischen Damen Shipyard<br />
geht es mit dem Bau des neuen Taucherglockenschiffs<br />
für den Rhein voran.<br />
Noch vor Jahresende sind abschließende<br />
Tests geplant. Im ersten Quartal des<br />
kommenden Jahres wird dann die Taucherglocke<br />
geliefert, die Arbeiten in bis<br />
zu 10 m Wassertiefe ermöglicht. Das<br />
Schiff wird <strong>2021</strong> die »Carl Straat« ablösen.<br />
Stahlinsel wird zum Hub<br />
Haeger & Schmidt investiert auf der<br />
Stahlinsel in Duisburg in einen multifunktionalen<br />
Hub. Das Areal wird um<br />
7.200 m2 auf 58.000 m2 erweitert. Planung<br />
und Baudurchführung liegen in<br />
den bewährten Händen von duisport, die<br />
Fertigstellung ist für <strong>2021</strong> geplant.<br />
Corona-Regel gekippt<br />
Nach Baden-Württemberg kippt auch<br />
das Land Bayern die Quarantäne-<br />
Regelung für das Transportgewerbe. Binnenschiffer,<br />
die sich zuvor 72 Stunden<br />
lang in einem Risikogebiet aufgehalten<br />
haben, müssen bei der Einreise bzw. beim<br />
Passieren der Grenze doch keinen negativen<br />
Corona-Test vorweisen. Ursprünglich<br />
war nach einem gemeinsamen Beschluss<br />
von Bund und Ländern verpflichtend<br />
ein Testergebnis oder aber eine<br />
zehntägige Quarantäne vorgesehen.<br />
Mehr Geld für Azubis<br />
Berlin verlängert die erhöhten Ausbildungsbeihilfen<br />
für die Binnenschiffahrt.<br />
1,8 Mio. € zusätzlich gibt es dafür<br />
im Bundeshaushalt für <strong>2021</strong>. Die Ausbildungsbeihilfe<br />
beträgt 65.000 €, maximal<br />
50% der Kosten für die Dauer der<br />
36-monatigen Lehre.<br />
DB Cargo investiert<br />
DB Cargo, die Gütersparte der Deutschen<br />
Bahn, hat mit dem Stahlhersteller<br />
ArcelorMittal einen Zehn-Jahres-Vertrag<br />
für die Versorgung des Hochofens<br />
Eisenhüttenstadt geschlossen. Für den<br />
Transport von Erz, Koks und Kalkstein<br />
will die Güterbahn bis Sommer nächsten<br />
Jahres 352 multifunktionale Doppelwagen<br />
mit insgesamt 1.408 Spezialcontainern<br />
beschaffen. DB Cargo lässt zudem<br />
zwei teilautomatisierte Entladeanlagen<br />
errichten.<br />
Neubau für 13,5 Mio. €<br />
13,5 Mio. € teuer wird der Neubau des<br />
neuen Forschungsschiffes »Ludwig<br />
Prandtl II« des Helmholtz-Zentrums Geesthacht<br />
– Zentrum für Material- und<br />
Küstenforschung (HZG). Vorgesehen ist<br />
ein dieselelektrischer Antrieb mit Brennstoffzelle<br />
und Wasserstoff als Energieträger.<br />
In einem öffentlichen Vergabeverfahren<br />
wird jetzt ein Planungsbüro<br />
gesucht, erst danach erfolgt die Auftragsvergabe.<br />
E-Schiffe für <strong>BS</strong>B<br />
Die Bodensee-Schiffsbetriebe (<strong>BS</strong>B) wollen<br />
zwei elektrisch betriebene Passagierschiffe<br />
bauen lassen. Auch die Bestandsflotte<br />
soll auf umweltschonende Antriebe<br />
umgestellt werden. Das erste<br />
Schiff soll im Sommer 2022 in Betrieb<br />
gehen, so die <strong>BS</strong>B. Die zweite Einheit<br />
könnte 2025 folgen. Die E-Schiffe sollen<br />
im Dreiecksverkehr zwischen Uhldingen,<br />
der Insel Mainau und Meersburg<br />
eingesetzt werden.<br />
24 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
duisport sucht<br />
Nachfolger für Staake<br />
Es sind große Fußstapfen, die Erich Staake hinterlassen<br />
wird. Doch der Ruhestand des einflussreichen<br />
Hafenchefs naht – duisport sucht<br />
bereits einen Nachfolger. Zum 1. Dezember<br />
<strong>2021</strong> soll die Stelle neu besetzt werden. Gesellschafter<br />
des Duisburger Hafens sind zu zwei<br />
Dritteln das Land Nordrhein-Westfalen und zu<br />
einem Drittel die Stadt Duisburg. Staake ist seit<br />
1998 Vorstandschef bei duisport und wird Ende<br />
<strong>2021</strong> mit dann 68 Jahren und nach fast einem<br />
Vierteljahrhundert an der Spitzes von Europas<br />
größtem Binnenhafen in den Ruhestand<br />
gehen. Er gilt als »Modernisierer der Binnenhafenlogistik«.<br />
Masterplan für die<br />
Freizeitschifffahrt<br />
Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) will<br />
im April den »Masterplan Freizeitschifffahrt«<br />
veröffentlichen. Gesetzescharakter bekommt<br />
er nicht, wie es heißt. Die Inhalte seien also<br />
nicht einklagbar und die Zuweisung von finanziellen<br />
Mitteln bleibe unverbindlich. Die Änderung<br />
des Wasserstraßengesetzes sieht die<br />
Gleich stellung von Berufsschifffahrt und Freizeitschifffahrt<br />
vor. Eine interministerielle Arbeitsgruppe<br />
mit dem Umwelt- und dem Wirtschaftsministerium<br />
soll weitere Einzelheiten<br />
erarbeiten. Auch die Interesse und Belange von<br />
Vereinen und Verbänden sollen darin aufgenommen<br />
werden.<br />
DEZEMBER ’20<br />
Neue Stellen bewilligt<br />
Der Deutsche Bundestag hat im Zuge der<br />
Haushaltsberatungen für den Verkehrsetat<br />
<strong>2021</strong> 114 neue Stellen für die Wasserstraßen-<br />
und Schifffahrtsverwaltung bewilligt.<br />
Mehr als die Hälfte der Stellen<br />
werden in den Bereichen Netzsicherheit,<br />
Schleusen und Brücken bewilligt. Im ursprünglichen<br />
Regierungsentwurf waren<br />
nur rund 80 Stellen vorgesehen.<br />
Fallende Pegel am Rhein<br />
Am Rhein schränkt erneut Niedrigwasser<br />
die Schifffahrt ein. Nach mehreren trockenen<br />
Monaten lag der Pegel in Emmerich<br />
kurz vor der Grenze zu den Niederlanden<br />
bei 76 cm (mittleres Niedrigwasser 94 cm),<br />
in Duisburg-Ruhrort bei 236 cm knapp unter<br />
dem mittleren Niedrigwasser.<br />
Chaos abgewendet<br />
Das befürchtete Chaos klart auf: Insgesamt<br />
elf Bundesländer lockern ihre<br />
Quarantänebestimmungen für Binnenschiffer<br />
und gewähren vollständige Freizügigkeit<br />
für das Personal im Transportwesen.<br />
Ursprünglich waren nach einem<br />
gemeinsamen Beschluss von Bund<br />
und Ländern verpflichtend ein Testergebnis<br />
oder aber eine zehntägige Quarantäne<br />
bei der Einreise aus einem Risikogebiet<br />
vorgesehen.<br />
Tamsen baut Zollboote<br />
Tamsen Maritim aus Rostock baut zwei<br />
neue Watt-taugliche Streifenboote für<br />
den Zoll. Die Werft setzte sich in einem<br />
Teilnahmewettbewerb durch. Bei nur<br />
1,20 m Tiefgang können die Einsatzboote<br />
auf mehr als 20 kn beschleunigt werden.<br />
Über den Auftragswert wurde Stillschweigen<br />
vereinbart.<br />
Mehr Güter aufs Wasser<br />
In den Niederlanden wird eine Reihe von<br />
Förderprojekten zur Stärkung der Binnenschifffahrt<br />
angekündigt. Zuvor waren<br />
265 Mio. € für Schleusen und Brücken<br />
eingeplant. Künftig gibt es weitere<br />
500 Mio. € zusätzlich. Neu ist auch ein<br />
Anreizsystem, dass mit 40 Mio. € die Verlagerung<br />
von Gütern von der Straße auf<br />
die Binnenschifffahrt und die Einrichtung<br />
von Bargelinien-Diensten fördern soll. So<br />
sollen täglich mindestens 1.000 Lkw von<br />
der Straße geholt werden.<br />
Einheitliche Bußgelder<br />
Die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt<br />
(ZKR) und die Moselkommision<br />
regen einheitliche Bußgelder auf den beiden<br />
Flüssen an. Durch eine einheitliche<br />
Auflistung der zu verhängenden Bußgelder<br />
bei Zuwiderhandlungen gegen die auf dem<br />
Rhein und auf der Mosel geltenden Polizeiverordnungen<br />
sollen die Sicherheit und<br />
Leichtigkeit der Schifffahrt erhöht werden.<br />
Warnung vor Unfällen<br />
Um auf die Unfall-Gefahren beim Festmachen<br />
von Binnenschiffen aufmerksam<br />
zu machen, lässt die BG Verkehr deutschlandweit<br />
an 30 Standorten im Bereich von<br />
Schleusen und Häfen Plakate aufhängen.<br />
Der Slogan lautet »Sicher – fest!«.<br />
Niederlande investieren<br />
Während in Deutschland über die Mittel<br />
diskutiert wird, die zur Stärkung der Binnenschifffahrt<br />
zur Verfügung stehen, legen<br />
die Niederlande mit einer Reihe von<br />
Förderprojekten die finanzielle Basis für<br />
die zukünftige Entwicklung. Mit weiteren<br />
500 Mio. € soll der Ist-Zustand der Infrastruktur<br />
verbessert werden.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
25
SCHIFFSTECHNIK<br />
Auf dem Tanker »Argonon« von Deen Shipping werden mit einem Retrofit-Set Stage-V-Werte erreicht<br />
© Deen Shipping<br />
»Argonon« testet Retrofit für Stage V<br />
Schon einmal stand der Tanker »Argonon« von Deen Shipping im Fokus. Nun macht er<br />
mit einer Neuheit erneut von sich reden – der »reaktiv gesteuerten Kompressionszündung«.<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Als der Binnentanker »Argonon« im<br />
Jahr 2<strong>01</strong>1 zum ersten Mal die Blicke<br />
der Fachwelt auf sich zog, ging es um das<br />
Antriebskonzept. »LNG« war das Stichwort,<br />
denn der 110 m lange Tanker war<br />
das erste mit verflüssigtem Erdgas (LNG)<br />
angetriebene Binnenschiff Europas. Die<br />
beiden verbauten Hauptmotoren Caterpillar<br />
3512 liefen auf einer Mischung von<br />
80 % LNG mit 20 % Diesel.<br />
Nun kommt von ArenaRed, einem Anbieter<br />
von »verbrennungsdruckbasierten<br />
Motormanagementsystemen«, die Kunde,<br />
man habe auf der »Argonon« das<br />
nach eigenen Angaben weltweit erste<br />
kommerzielle RCCI-Retrofit (Reactivity<br />
Controlled Compression Ignition) eingebaut<br />
und erfolgreich getestet.<br />
Der gemeinsam mit dem Motorenspe -<br />
zialisten Dolderman in Dordrecht ent -<br />
wickelte Multi-Fuel-Nachrüstsatz könne<br />
die Emissionen von Binnenschiffsmotoren<br />
ohne Katalysator oder Partikelfilter<br />
auf die Stufe V-Niveau bringen<br />
und gleichzeitig den Kraftstoffverbrauch<br />
und die CO2-Emissionen deutlich reduzieren.<br />
Dieses anspruchsvolle Ziel könne auf<br />
99 % der Dieselmotoren angewandt werden<br />
die danach mit LNG, Ethanol, Methanol,<br />
LPG, Biokraftstoffen, Benzin,<br />
Wasserstoff oder einer Mischung von<br />
Kraftstoffen und mit 1 % Gasöl betrieben<br />
werden. Letzteres werde benötigt, um mit<br />
einer Piloteinspritzung für die Kompressionszündung<br />
zu sorgen.<br />
Das Nachrüst-Kit besteht aus einem<br />
Einlasskanal, dem CPBC-Steuergerät<br />
und dem Einspritzkopf sowie einem Softwarepaket.<br />
Dieses Paket sorge, so Arena-<br />
Red, für ein »fortschrittliches Motormanagementsystem«,<br />
das mit Hilfe eines<br />
Sensors den Verbrennungsdruck messe<br />
und die Verbrennung reguliere (Combustion<br />
Pressure Based Control, CPBC).<br />
Paul Nooijen, CEO von ArenaRed, beschreibt<br />
das Konzept der Reactivity Controlled<br />
Compression Ignition (RCCI) als<br />
eine Hybridlösung zwischen der Otto -<br />
motor-Funken zündung für Benzin- und<br />
Gasmotoren und der robusten starken<br />
Diesel-Kompressionszündung.<br />
Der 1 %-ige (Bio-)Diesel, der zur Zündung<br />
des Kraftstoff/Luft-Gemisches benötigt<br />
wird, wird 100 Grad vor Erreichen<br />
des oberen Totpunktes (BDP) in das homogene<br />
Kraftstoff/Luft-Hauptgemisch<br />
eingespritzt. Der Diesel entzündet sich<br />
nicht sofort, sondern verdampft und vermischt<br />
sich auf molekularer Ebene mit<br />
dem Hauptbrennstoff. Erst 2 Grad vor<br />
dem BDP entzündet sich der Diesel aus<br />
der Gasphase. Das ergibt 1000 bis 5000<br />
Ansatzpunkte für die Verbrennung. So<br />
sei eine extrem starke, schnelle und effiziente<br />
Zündung gewährleistet, also ohne<br />
Verbrennung aus der flüssigen Phase mit<br />
Tröpfchen, wie man sie bei herkömmlichen<br />
Dieselmotoren sehe. Das ver-<br />
26 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Systemdarstellung der reaktiv gesteuerten Kompressionszündung<br />
hindere die Bildung von NOx und Ruß<br />
und sorge für viel Leistung.<br />
Infolgedessen sei der Kraftstoffverbrauch<br />
mit dem RCCI-System rund 10 %<br />
niedriger als bei reinem Diesel. Mit diesem<br />
Verfahren würden die Stufe V und<br />
Euro 6 ohne SCR-Katalysator und Partikelfilter<br />
erreicht. Dies sei ein großer<br />
Vorteil für die Binnenschifffahrt, aber<br />
auch für den Straßentransport.<br />
Die Kraftstoffeinsparungen seien zum<br />
Teil auch auf den besseren Zeitpunkt der<br />
Zündung zurückzuführen: »Beim traditionellen<br />
Dual-Fuel-Motor werden 90 %<br />
des Kraftstoffs erst 90 Grad nach dem<br />
BDP verbrannt, in unserem Fall sind es<br />
bereits 20 Grad nach dem BDP. Es besteht<br />
also auch ein großer Unterschied in der<br />
Dauer der Verbrennung«, heißt es.<br />
Hinzu komme, dass so bei der Verbrennung<br />
keine Infrarotstrahlung entstehe.<br />
Diese Strahlung erwärme den Kolben,<br />
den Zylinderkopf, die Zylinderwand<br />
und das Schmieröl an der Zylinderwand<br />
von herkömmlichen Dual-Fuel- und Dieselmotoren.<br />
»Bei uns verschwindet diese<br />
Wärme während des Arbeitshubes in der<br />
Expansionskraft«, schreibt ArenaRed.<br />
Der erste derart entwickelte Nachrüstsatz<br />
wurde zunächst an einem der beiden<br />
Caterpillar 3512-Motoren der »Argonon«<br />
installiert und getestet. Der jetzt<br />
»DoCat 3512 AR« (Dolderman/Cater -<br />
pillar/ArenaRed) genannte Motor läuft<br />
im Nachrüstmodus zu 99 % mit LNG<br />
und 1 % mit Gasöl. Vor der Nachrüstung<br />
lief er auf etwa 81 % auf LNG und 19 %<br />
auf Gasöl. Der zweite Motor der »Argonon«<br />
blieb zunächst unverändert.<br />
Während der Tests erfolgten Messungen<br />
durch KW3, ein zertifiziertes Unternehmen.<br />
Danach blieb auch der Methanschlupf<br />
mit knapp 3 g/kWh deutlich unter<br />
dem Standard der Stufe V (6 g/kWh).<br />
Sobald die Lösung zertifiziert sei, will<br />
Glenn Deen, der Eigner der »Argonon«,<br />
auch den zweiten Motor nachrüsten.<br />
»Mit diesem Nachrüstsatz ist es uns gelungen,<br />
einen Motor so aufzurüsten, dass<br />
er die neuen Stage-V-Emissionsanforderungen<br />
erfüllt. Eine hervorragende<br />
Lösung, sowohl technisch als auch kommerziell,<br />
um bestehende und neue Dieselmotoren<br />
strukturell nachhaltig zu machen«,<br />
wird Jaap Been, technischer Leiter<br />
bei Dolderman, zitiert. Der Motor sei sauberer<br />
(weniger Methanschlupf, NOx und<br />
Ruß), leiser und effizienter. Und das ohne<br />
Partikelfilter, SCR (selektive katalytische<br />
Reduktion) und Harnstoff. Derzeit arbeitet<br />
Lloyd’s Register an der Zertifizierung,<br />
die zur Typenzulassung des Do-<br />
Cat 3500 AR führen soll.<br />
Die RCCI-Verbrennungsstrategie wurde<br />
im Labor des Engine Research Center<br />
an der University of Wisconsin Madison<br />
unter der Leitung von Professor Rolf D.<br />
Reitz entwickelt. ArenaRed war jedoch<br />
das erste Unternehmen, dem es gelang,<br />
hochfeste, hitzebeständige Sensoren sowie<br />
den notwendigen CPBC-Chip und<br />
die Software zu entwickeln und zu produzieren.<br />
Das Pilotprojekt auf der »Argonon«<br />
wurde als KMU-Innovationsprojekt<br />
geführt und von der Connecting Europe<br />
Facility (CEF) der EU mitfinanziert.<br />
Über die Kosten dieser Nachrüstung sind<br />
keine Angaben bekannt.<br />
n<br />
© ArenaRed<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
27
SCHIFFSTECHNIK<br />
Auf der »Gamma« wurde der autonome Betrieb erprobt<br />
Ohne Rudergänger durch den Hafen<br />
Ausgestattet mit der entsprechenden Technologie fährt das Binnenschiff »Gamma«<br />
halb-autonom über die verkehrsreichsten Kanäle und durch den Hafen von Antwerpen.<br />
Der Steuermann bleibt zur Sicherheit an Bord. Von Hermann Garrelmann<br />
© Garrelmann<br />
Die Binnenschifffahrtsunternehmen<br />
Gitra und De Grave-Antverpia haben<br />
ein Binnenschiff auf halbautonomes<br />
Fahren programmiert. Der Pulvertanker<br />
»Gamma« konnte jüngst ohne Steuermann<br />
am Ruder eine Ladung Mineralien<br />
durch die verkehrsreichsten flämischen<br />
Kanäle transportieren und<br />
durchquerte dabei auch den Hafen von<br />
Antwerpen.<br />
Aus dem Büro heraus wird die Fahrt des Pulvertankers überwacht<br />
Hauptanteilseigner der Grave-Antverpia<br />
ist die HGK Shipping Group. Für<br />
diesen Test wurde die »Gamma«, ein Binnenschiff<br />
von Gitra, mit Technologie der<br />
Firma Seafar ausgestattet. Nun fährt es<br />
halbautomatisch, also ohne Steuermann<br />
am Ruder. Ein Kapitän ist dennoch immer<br />
an Bord. Er übernimmt bei unvorhergesehenen<br />
Situationen die Kontrolle. »Im Moment<br />
schreiben die Regeln für autonome<br />
Schiffe noch vor, dass der Kapitän physisch<br />
an Bord bleiben muss«, sagt Erik<br />
Pauwels, Geschäftsführer der Gitra.<br />
Das Schiff transportiert Mineralien<br />
von Sibelco in Dessel über den Kanal Bocholt-Herentals<br />
nach Tisselt. Über den<br />
Seekanal Brüssel-Schelde geht es nach<br />
Eternit in Kapelle-op-den-Bos. Das<br />
Schiff kann auch den Hafen von Antwerpen<br />
durchqueren, viel befahrene<br />
Wasserstraßen wie den Albertkanal nutzen<br />
und auf Gezeitenflüssen fahren. Damit<br />
sei das Schiff eine Weltneuheit, sagen<br />
die Initiatoren.<br />
Dem Projekt ging ein umfangreiches<br />
Versuchs- und Genehmigungsverfahren<br />
voraus, berichten die Akteure. Die zuständige<br />
Behörde hatte zuvor die Erlaubnis<br />
für Probefahrten erteilt, für die<br />
Durchfahrt des Hafens von Antwerpen<br />
gab es kürzlich grünes Licht.<br />
»Die Technologie der automatisierten<br />
Navigation wird dem Transport auf kleinen<br />
Wasserstraßen eine neue Dynamik<br />
verleihen«, sagt Geert Van Overloop, Geschäftsführer<br />
von De Grave-Antverpia.<br />
»Das System von Seafar kann zu neuen<br />
Investitionen in den Schiffsraum führen,<br />
weil es die Effizienz erhöht.« Es könne<br />
auch auf bestehenden Schiffen angewendet<br />
werden, heißt es.<br />
n<br />
28 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
SET lässt Bagger-Neubau vom Stapel<br />
Bei der SET in Tangermünde ist ein neuer, seegängiger Schwimmgreifer für das<br />
Revier Weser-Jade-Nordsee vom Stapel gelaufen. Der Neubau soll künftig auf der Weser<br />
und im küstennahen Bereich der Nordsee eingesetzt werden. Von Christian Knoll<br />
Wegen der Einschränkungen durch<br />
die anhaltende Corona-Pandemie<br />
fand der Stapellauf des jüngsten SET-<br />
Neubaus unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />
statt. Betreiber des neuen<br />
Schwimmgreifers wird das Wasserstraßen-<br />
und Schifffahrtsamt (WSA) Weser-Jade-Nordsee<br />
in Bremen. Noch trägt<br />
das Schiff, die künftige »Wesergrund«,<br />
seine Arbeitsbezeichnung, weil es mit einem<br />
Liebherr-Hydraulik bag ger vom Typ<br />
R956 V Litronic ausge stat tet ist.Das neue<br />
Schiff trägt die Bau-Nr. 203. Gezählt wird<br />
seit 1990, was zeigt, dass die Werft über<br />
die Jahre immer wieder Aufträge ergattern<br />
konnte, zudem hat sich das zur Rönner-Gruppe<br />
gehörende Unternehmen eine<br />
guten Namen im Bereich von Schiffsreparaturen<br />
erworben. So hatte sie sich<br />
auch bei diesem Neubau in einem Bieterverfahren<br />
der Fachstelle Maschinenwesen<br />
Nord durchgesetzt.<br />
Das neue Schiff soll im küstennahen<br />
Bereich der Nordsee, auf der Weser sowie<br />
deren Nebenflüssen und Schifffahrtskanälen<br />
zum Einsatz kommen. Zum Anforderungsprofil<br />
gehört auch, dass das<br />
Fahrzeug revierbedingt uneingeschränkt<br />
selbst in flachen Gewässern fahren kann.<br />
Das Schiff hat eine Länge über alles von<br />
47,05 m, eine Breite über alles von<br />
10,50 m und einen Tiefgang von 1,30 m.<br />
Die Fixpunkthöhe beträgt 4,80 m. Die<br />
Geschwindigkeit in Alleinfahrt wird mit<br />
maximal 16 km/h, mit Schubleichter im<br />
Verband mit 13 km/h angegeben.<br />
Die elektrische Energie für das DC-<br />
Antriebs- sowie Bordnetzsystem liefern<br />
drei Generatoren vom Typ Scania mit variablen<br />
Drehzahlen. Die Ruderpropeller<br />
von Hydro Amor vom Typ 3400HD mit<br />
einer Leistung von jeweils 323 kW bei<br />
735 Umdrehungen pro Minute werden<br />
über eine elektrisch angetriebene Hydraulikpumpe<br />
mit der benötigten Leistung<br />
versorgt. Das Schiff besitzt außerdem<br />
ein Bugstrahlruder SPJ 57 RD von<br />
Schottel mit einer Leistung von 220 kW.<br />
Weiterhin gibt es drei Kammern für<br />
die Besatzung, zwei WC- und Duschräume<br />
inklusive Umkleidekabinen,<br />
eine großzügige Messe sowie eine geräumige<br />
Deckswerkstatt mit der notwendigen<br />
Ausrüstung.<br />
SET gehört seit Februar 2007 zur Unternehmensgruppe<br />
von Heinrich Rönner.<br />
Der erste Neubau war das Flusskreuzfahrtschiff<br />
»Scenic Emerald«. Im<br />
vergangenen Jahr wurde mit Bau-Nr. 204<br />
das Fischereiaufsichtsschiff »Neptun« erfolgreich<br />
übergeben. Somit hat die SET<br />
in den vergangenen 13 Jahren mehr als<br />
33 Schiffe unterschiedlichster Typen an<br />
beiden Werftstandorten in Tangermünde<br />
und Genthin erfolgreich gebaut und<br />
übergeben.<br />
n<br />
© Fabian Karbe<br />
Die künftige »Wesergrund« wurde bei SET aus der Schiffbau-Halle gefahren, abgeslipt und anschließend an die Ausrüstungspier verholt<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
29
SCHIFFSTECHNIK<br />
Wasserstoff rückt in den Fokus<br />
Future Proof Shipping rüstet einen Containerfrachter auf eine Antrieb mit Wasserstoff und<br />
Brennstoffzelle um. Auch andere Akteure setzen zunehmend auf diese umweltschonende<br />
Technologie, wie diverse Beispiele zeigen. Von Thomas Wägener<br />
Future Proof Shipping (FPS) will insgesamt<br />
sechs Binnenschiffe, zwei<br />
Shortsea-Einheiten und zwei Hochseeschiffe<br />
für den Antrieb mit Wasserstoff<br />
umrüsten. Das kündigte Milinko Godjevac,<br />
Senior Integration Advisor, kürzlich<br />
bei einer virtuellen Konferenz an.<br />
Das erste Schiff, das diese innovative<br />
Technologie erhält, ist die »MSC Maas«.<br />
Bei diesem Vorhaben habe sein Team das<br />
Design bereits fertiggestellt, eine Hazid-<br />
Studie, bei der Gefahren ermittelt werden,<br />
durchgeführt und die gesetzlichen<br />
Genehmigungen abgeschlossen, verriet<br />
Godjevac. Lloyd’s Register werde das<br />
Schiff klassifizieren.<br />
Das Wasserstoffbetankungskonzept für<br />
den 110 m langen und 11,45 m breiten<br />
Frachter sei so gewählt worden, dass das<br />
Schiff eine Rundreise von etwa 400 km entlang<br />
des Rheinsystems aus unternehmen<br />
kann. FPS habe sich für komprimierten<br />
Wasserstoff entschieden, weil sich dieser<br />
leicht in zwei Containern speichern lasse.<br />
Akzeptanz für Wasserstoff steigt<br />
© FPS<br />
Die »MSC Maas« wird umgerüstet, um künftig umweltfreundlicher zu fahren<br />
Die Umrüstung der »MSC Maas« umfasst<br />
den Ausbau des Verbrennungsmotors und<br />
die Bord-Installation des Antriebssystems<br />
mit Brennstoffzellen (825 kW), Batterien<br />
(504 kWh), einem Elektromotor und einem<br />
Wasserstoffspeicher. Partner bei diesem<br />
Projekt sind die Holland Shipyards<br />
Group und das BCTN Network of Container<br />
Terminals. Unterstützt wird die Umsetzung<br />
mit Mitteln aus dem Interreg<br />
North Sea Region Programme, vom Hafen<br />
Rotterdam und dem Rijksdienst voor Ondernemend<br />
Nederland.<br />
Nach der erfolgreichen Umrüstung<br />
und der Inbetriebnahme, die im zweiten<br />
Halbjahr geplant ist, wird das Schiff zwischen<br />
den Niederlanden und Belgien verkehren.<br />
Durch die Verwendung von<br />
»grünem« Wasserstoff anstelle von MGO<br />
sollen die Emissionen um etwa 2.000 t<br />
CO2 pro Jahr reduziert werden.<br />
Hyon, ein Gemeinschaftsunter -<br />
nehmen von Nel, Hexagon Composites<br />
und Power Cell, arbeitet nach eigenen<br />
Angaben an einer wachsenden Zahl<br />
30 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Projekten<br />
mit dem Ziel einer emissionsfreien<br />
Schifffahrt.<br />
Eines davon wird als ZEFF (Zero Emission<br />
Fast Ferry) bezeichnet, bei dem es<br />
um eine emissionsfreie Schnellfähre geht.<br />
Der Antrieb erfolgt mit Wasserstoff betriebenen<br />
Brennstoffzellen sowie mit<br />
Batterien. Das Schiff soll pro Passagierkilometer<br />
etwa 45% weniger Energie verbrauchen<br />
als derzeitige Einheiten. Es<br />
kann in unterschiedlichen Größen gebaut<br />
werden, sodass die Kapazität zwischen<br />
100 bis 300 Passagieren variiert.<br />
Hyon ist der Lieferant der Ausrüstung<br />
für das Wasserstoff-Druckspeichersystem<br />
und das Brennstoffzellensystem,<br />
weitere Partner sind Selfa Arctic (Werft),<br />
Norled (Fährbetreiber), LMG Marin<br />
(Schiffskonstrukteur) und Servogear<br />
(Lieferant der Antriebsausrüstung). Das<br />
Projekt wird mit Mitteln aus dem norwegischen<br />
Pilot-E-Programm 2<strong>01</strong>9 gefördert,<br />
einer Zusammenarbeit zwischen<br />
dem norwegischen Research Council, Innovation<br />
Norway und Enova.<br />
Emissionsfreier SeaShuttle<br />
Ein weiteres Vorhaben trägt den Namen,<br />
SeaShuttle. Hierbei handelt es sich um<br />
zwei emissionsfreie vollelektrische Küstencontainerschiffe<br />
mit automatisiertem<br />
Frachtumschlag, die Polen mit Häfen der<br />
schwedischen Westküste und dem Oslofjord<br />
verbinden sollen. Die Neubauten<br />
werden mit modernen Wasserstoff-<br />
Brennstoffzellen angetrieben, im Hybridmodus<br />
kommt auch der Diesel-Elektround<br />
Batteriebetrieb zum Einsatz.<br />
Neben Hyon ist das Logistikunternehmen<br />
Samskip, der Logistikberater<br />
FlowChange, der Technologiekonzern<br />
Kongsberg Maritime und Massterly, ein<br />
Unternehmen von Kongsberg Maritime/<br />
Wilhelmsen, das autonome Schiffslösungen<br />
entwickelt, beteiligt.<br />
Hyon-Geschäftsführer Tomas Tronstad<br />
deutete darüber hinaus weitere Projekte<br />
an, darunter die Entwicklung eines<br />
Frachtschiffes für den Transport von<br />
Baumaterialien von Westnorwegen nach<br />
Ostnorwegen und von Getreide in umgekehrter<br />
Richtung.<br />
HeidelbergCement und Felleskjøpet<br />
Agri wollen in dem skandinavischen Land<br />
ein nachhaltiges Transportsystem ohne<br />
Emissionen von Treibhausgasen aufbauen,<br />
in dessen Kern der neue Frachter<br />
steht. Die Ladungsbasis soll eine annähernde<br />
Vollbeschäftigung des Schiffes bei<br />
wöchentlichen Rundfahrten ermöglichen,<br />
zudem soll der Frachter während des Betriebs<br />
keine Treibhausgase ausstoßen.<br />
Das Pilotprojekt wurde im Zeitraum<br />
2<strong>01</strong>9 bis 2020 durchgeführt, die Verantwortlichen<br />
waren die beiden Frachteigner.<br />
Weitere Mitwirkende waren<br />
ABB, Enchandia, Flowchange, Gasnor,<br />
Grieg Star, Hordaland Fylkeskommune,<br />
Hyon, Kongsberg Maritime, Kystverket,<br />
Kystrederiene (Roslagen Shipping und<br />
K. Sætre & Sønner), Sjøfartsdirektoratet,<br />
Sintef, Vard und<br />
die Klassifikationsgesellschaft<br />
DNV GL als Koordinator.<br />
Dem Vernehmen nach<br />
sind noch 18 Unternehmen<br />
im Rennen, um dieses<br />
Schiff zu liefern. Die Frist<br />
zur Abgabe der Angebote endete<br />
am 10. Januar <strong>2021</strong>. Danach<br />
wolle man sich sechs Wochen Zeit<br />
nehmen, um die Vorschläge zu bewerten<br />
und anschließend dem Sieger<br />
ein Vertragsangebot unterbreiten, sagt<br />
Lars Erik Marcussen, Chartering Manager,<br />
HeidelbergCement North Europe.<br />
Das Unternehmen und Felleskjøpet<br />
Agri hatten sich im vergangenen Sommer<br />
darauf verständigt, einen Seeverkehrsvertrag<br />
mit einer Laufzeit von<br />
bis zu 20 Jahren mit dem Akteur abzuschließen,<br />
der einen solchen emissionsfreien<br />
Massengutfrachter bereitstellen<br />
kann. Wie genau das Schiff betrieben<br />
werden wird, steht demnach also<br />
noch nicht fest.<br />
Tronstad will mit seinem Unternehmen<br />
die Bunkerung von komprimiertem Wasserstoff<br />
für den Schiffsverkehr entwickeln.<br />
Das sei das noch fehlende Stück.<br />
Die Infrastruktur von Hyon könne 3 t<br />
Die Küstencontainerschiffe werden als SeaShuttle bezeichnet<br />
Wasserstoff pro Stunde von 380 bar vor<br />
Ort auf 250 bar an Bord bunkern.<br />
Mit mehr Bunkeranlagen und staatlichen<br />
Anreizen sollte es weitere Entwicklungen<br />
von wasserstoffbetriebenen Schiffen<br />
geben, sagte derweil NCE-Maritime-<br />
CleanTech-Projektleiter Tore Boge. Er sieht<br />
für Wasserstoff in der Schifffahrt großes<br />
Potenzial, sofern Anreize geschaffen würden,<br />
»mit der Unterstützung von Regierungen<br />
und internationaler Zusammenarbeit,<br />
damit Wasserstoff auf globaler Ebene<br />
verfügbar ist.«<br />
Das Schlüsselelement sei<br />
die Verfügbarkeit von Energiequellen.<br />
Boge rechnet<br />
damit, dass es im Jahr 2022<br />
rund 80 Schiffe mit Energiespeichersystemen<br />
geben<br />
wird. »Bei den Batterien waren<br />
die Netze vorhanden, sie<br />
waren nur nicht an die Ladepunkte<br />
angeschlossen, und es gibt<br />
wirtschaftliche Vorteile für die Eigentümer«,<br />
nennt er wichtige Faktoren.<br />
Im Gegensatz dazu habe es bei der Einführung<br />
von LNG wesentlich länger gedauert,<br />
da die Infrastruktur nicht ausreichend<br />
zu Verfügung gestanden habe.<br />
Die Industrie sollte zusammenarbeiten,<br />
um die Akzeptanz von Wasserstoff<br />
durch Investitionen in Bunkersysteme<br />
zu erhöhen, so Boge weiter.<br />
Christian Pho Duc, Geschäftsführer<br />
von Smartenergy Invest für Wasserstoffprojekte,<br />
geht unterdessen davon aus,<br />
dass flüssige Wasserstoffträger, insbesondere<br />
Ammoniak, für die langfristige<br />
Einführung der emissionsfreien<br />
Schifffahrt erforderlich sein werden. Die<br />
Einführung von »grünem« Wasserstoff<br />
und »grünem« Ammoniak werde schrittweise<br />
erfolgen, ist er überzeugt. n<br />
©Samskip<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
31
SCHIFFSTECHNIK<br />
Abriebfeste Beschichtung gegen den Rost<br />
Korrosionsschutz in der Schifffahrt ist ein Thema, seitdem Rümpfe aus Stahl statt aus<br />
Holz gebaut werden. Mit dem bewährten Produkt »Intershield 300« wirbt der Hersteller<br />
AkzoNobel um Kunden in der See- und Binnenschifffahrt<br />
»Intershield 300« wird an Bord aufgetragen, ein richtiger Korrosionsschutz kann Werte sichern<br />
Ungeschützter Stahl korrodiert, wenn<br />
er atmosphärischer Umgebung und<br />
der Gegenwart von Wasser ausgesetzt<br />
wird. Der in der Atemluft enthaltene Sauerstoff<br />
dient als Grundlage für einen chemischen<br />
Prozess, genannt Oxidation.<br />
Dieser zersetzt den Stahl langsam, aber<br />
dennoch kontinuierlich in Eisenoxid.<br />
Dieses ist in den meisten Fällen unerwünscht,<br />
werden doch Gebäudestrukturen<br />
geschwächt, Fahrzeuge<br />
unsicher (»durchgerostet«), und auch<br />
Binnenschiffe müssten vorzeitig zum Abwracker,<br />
würde ihr Baumaterial – der<br />
Stahl – nicht dauerhaft, oft jahrzehntelang,<br />
gegen Korrosion geschützt.<br />
Im Corona-Krisenjahr 2020 haben viele<br />
Wirtschaftszweige unter den Folgen der<br />
Pandemie gelitten beziehungsweise leiden<br />
noch immer. Auch die nationale und internationale<br />
Schifffahrt ist überproportional<br />
betroffen. In Teilbereichen wie der<br />
Passagier- und Kreuzfahrtschifffahrt, fehlen<br />
signifikante Umsatzerlöse, so dass die<br />
Kosten für die Instandhaltung nicht aufgebracht<br />
werden können, und damit auch<br />
der Korrosionsschutz der Schiffe leidet.<br />
Dies zu vermeiden, müsse ein erklärtes<br />
Ziel sein, sagen Beschichtungsspezialisten.<br />
Die Marke International des Herstellers<br />
aus dem Hause AkzoNobel hat eine technisch<br />
ausgereifte Produktpalette für den<br />
Schutz von Stahluntergründen im Neubau-<br />
und Instandhaltungsbereich entwickelt,<br />
die in einem breiten Spektrum<br />
aggressiver Umgebungen und in verschiedensten<br />
industriellen und maritimen Bereichen<br />
zur Anwendung kommen.<br />
Am Beispiel einer Epoxydbeschichtung<br />
der Marke International soll im Folgenden<br />
näher betrachtet werden, wie ein wirkungsvoller<br />
Korrosionsschutz aussehen<br />
kann. Denn: Ein intakter Korrosionsschutz<br />
heißt Werte erhalten.<br />
Wenn in der Industrie oder im maritimen<br />
Sektor, wie etwa in der Binnenschifffahrt,<br />
Hochleistungs-Korrosionsschutzbeschichtungsstoffe<br />
benötigt werden,<br />
verweist AkzoNobel auf Jahrzehnte<br />
lange Erfahrung und Knowhow. Das Unternehmen<br />
mit Sitz in den Niederlanden<br />
gilt weltweit als einer der führender Hersteller<br />
von Farben und Lacken und als ein<br />
bedeutender Produzent von Spezialchemikalien.<br />
Das Produkt »Intershield 300«<br />
wurde 1988 eingeführt und ist als wirksamer<br />
Korrosionsschutz in Industrie und<br />
Schifffahrt weltweit anerkannt.<br />
Die Intershield 300-Formel basiert auf<br />
einer fortschrittlichen aluminiumpigmentierten<br />
Epoxy-Technologie (mehr als<br />
9 % Aluminiumgehalt), sie böte auch unter<br />
den rauesten Bedingungen einen exzellenten<br />
abriebfesten Korrosionsschutz<br />
für Stahlflächen, heißt es.<br />
Als heller Reinepoxid kann »Intershield<br />
300« bei niedrigen Temperaturen<br />
verarbeitet werden und ist in den Farbtönen<br />
ENA300-Bronze und ENA3<strong>01</strong>-Aluminium<br />
verfügbar. Die Verarbeitung ist<br />
mit Airless Spritzen, Pinsel und Rolle<br />
möglich.<br />
© AkzoNobel<br />
32 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Log<br />
SCHIFFSTECHNIK<br />
Der Festkörperanteil beträgt 60 % ±2 %<br />
(ISO 3233:1998). Eine 125 µm Trockenschichtdicke<br />
(208 µm Nassschichtdicke)<br />
wird empfohlen, 100 – 200 µm Trockenschichtdicke<br />
(167 – 333 µm Nassschichtdicke)<br />
können je nach Endverwendung<br />
vorgeschrieben werden. Die theoretische<br />
Ergiebigkeit beträgt 4,8 m2/l bei 125 µm<br />
Trockenschichtdicke, ein entsprechender<br />
Verlustfaktor sei zu berücksichtigen.<br />
Es handelt sich nach Angaben von AkzoNobel<br />
um eine universelle Grundierung,<br />
die auf mechanisch vorbereitete<br />
Shopprimer-Oberflächen sowie auf entsprechende<br />
Stahloberflächen appliziert<br />
werden kann und für den Einsatz mit<br />
kontrolliertem Kathodenschutz geeignet<br />
ist. Das Produkt könne sowohl für Neubauten<br />
als auch für Wartungsarbeiten<br />
verwendet werden, heißt es.<br />
Wichtig sei eine Untergrundvorbehandlung,<br />
betont der Hersteller. Alle zu<br />
beschichtenden Oberflächen sollten sauber,<br />
trocken und frei von jeglicher Kontamination<br />
sein. Entsprechend müssten<br />
sie mit Hochdruckfrischwasser oder<br />
Frischwasser gewaschen und Öl, Fett, lösliche<br />
Verunreinigungen gemäß SSPC-SP1<br />
Lösemittelreinigung entfernt werden.<br />
Neubauten: Bei Neubauten müssten<br />
zudem Schweißspritzer, wo nötig, entfernt<br />
sowie Schweißnähte und scharfe<br />
Kanten oder Beschädigungen geglättet<br />
werden (Strahlen gemäß Standard Sa2½<br />
(ISO 85<strong>01</strong>–1:2007) oder Schleifen gemäß<br />
Pt3 (JSRA SPSS:1984).<br />
Zertifizierungen<br />
• Lebensmittelkontakt – Transport<br />
von Getreide (NOHH)<br />
• Tankbeschichtung – B1 Klassifizierung<br />
von Ballasttankbeschichtungen<br />
(DNV/Marintek<br />
getestet)<br />
• Tankbeschichtung – NORSOK<br />
M-5<strong>01</strong>, Rev 3, System 7 (Marintek)<br />
• Schwerentflammbarkeit –<br />
Rauch und Toxizität<br />
(Exova Warringtonfire)<br />
• Schwerentflammbarkeit – Oberflächenverbreitung<br />
von Flammen<br />
(Exova Warringtonfire)<br />
• Schwerentflammbarkeit – gemäß<br />
Schiffsausrüstungsrichtlinie<br />
• Trinkwasser – Beförderung von<br />
Trinkwasser (TÜV, Singapore)<br />
(<strong>BS</strong>6920:2000)<br />
• Eine Trinkwasserzertifizierung,<br />
die von externen Unternehmen<br />
durchgeführt wird, ist von der<br />
Formulierung und/oder vom<br />
Fertigungsort abhängig<br />
Der intakte und geprüfte Shop Primer<br />
muss sauber, trocken und frei von löslichen<br />
Salzen und anderen Verunreinigungen<br />
sein. Ungeprüfte Shop Primer müssen<br />
komplett gestrahlt werden, gemäß<br />
Sa2½ (ISO 85<strong>01</strong>–1:2007). In einigen Ausnahmen<br />
kann ein Strahlwaschen gemäß<br />
der International Paint-Richtlinie (z. B.<br />
AS2 oder AS3) akzeptiert werden.<br />
Grundinstandsetzung: Strahlen gemäß<br />
Standard Sa2 (ISO 85<strong>01</strong>–1:2007)<br />
oder gemäß International Paint Hydroblasting<br />
Standard, HB2M. Falls Oxidation<br />
zwischen Strahlreinigung und Applikation<br />
von »Intershield 300« auftritt,<br />
sollte die Oberfläche erneut auf den spezifizierten<br />
optischen Standard strahlgereinigt<br />
werden. Höchstdruckwaschen ist<br />
nur für den Unterwasserbereich sowie<br />
das Oberwerk empfohlen.<br />
Das Produkt kann auf vorbereiteten<br />
Oberflächen gemäß International Paint<br />
Slurry Blasting Standard SB2 mit Flugrost<br />
nicht schlimmer als SB2M appliziert werden.<br />
Slurry blasting wird nur für den Unterwasserbereich<br />
sowie das Oberwerk<br />
empfohlen. Beim Reinigungsstrahlen aufgetretene<br />
Oberflächenfehler seien auszuschleifen,<br />
zu verfüllen oder auf fachgerechte<br />
Art zu behandeln, heißt es.<br />
Neben Epoxyd-Beschichtungen hat<br />
AkzoNobel viele weitere fortschrittliche<br />
Beschichtungen im Produktportfolio.<br />
Dazu gehören Haftgrundierungen,<br />
Zinkphosphate, Hochleistungsbeschich -<br />
tungen für Laderäume, Tankinnenbeschichtungen,<br />
Hochleistungs-Antifoulings<br />
mit reinem Kupfer-Acrylat oder Silyl<br />
Meth-Acrylat Technologie für den<br />
Schutz vor Bewuchs. Foul Release-<br />
Beschichtungen bieten den Angaben zufolge<br />
zudem Kraftstoffeinsparungen auf<br />
höchstem Niveau.<br />
n<br />
Anstriche- und Beschichtungsstoffe<br />
Ihr Experte für die Binnenschifffahrt in Deutschland und Europa:<br />
Anstriche- Marc Cordes, und Tel.: Beschichtungsstoffe<br />
040 / 72003-126,<br />
E-Mail: marc.cordes@akzonobel.com<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
33<br />
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SCHIFFSTECHNIK<br />
© EST-Floattech<br />
Die neue Fähre »Dusternbrook« für die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) von Holland Shipyards wird rein-elektrisch angetrieben<br />
EST-Floattech setzt auf deutschen Markt<br />
Seit 2009 entwickelt das niederländische Unternehmen intelligente Energiespeichersysteme<br />
und zählt sich zu den Top-3-Anbietern im weltweiten Markt. Das Schubschiff »Elektra« mit<br />
Brennstoffzelle ist eines der ersten Projekte für die Binnenschifffahrt<br />
Bevor das EST-Floattech begann, Batterien<br />
zu liefern, agierte das Unternehmen<br />
als Systemintegrator auf dem<br />
Marinemarkt. Im Laufe der Jahre hat sich<br />
der Betrieb mit Hauptsitz in Hoofddorp<br />
als Anbieter von Energiespeichersystemen<br />
(ESS) auf dem Markt positioniert<br />
und gehört nach eigenen Angaben<br />
zu den Top 3 im maritimen Bereich.<br />
Weltweit wurden bereits Fähren, Pa -<br />
trouil len boote, Fischfarmen, Superyachten<br />
und Passagierschiffe mit Energiespeichersystemen<br />
ausgestattet. In den<br />
vergangenen Jahren sei die Nachfrage für<br />
Projekte in Deutschland gestiegen. Deshalb<br />
habe sich EST-Floattech entschieden,<br />
eine eigene Niederlassung in<br />
Deutschland zu gründen.<br />
Das wichtigste Kapital sei der Service<br />
vor Ort und die Unterstützung der Kunden<br />
während des gesamten Projekts,<br />
heißt es beim Unternehmen. Die Komplexität<br />
der Projekte nehme zu, die<br />
schnelle Interaktion durch die in<br />
Deutschland ansässige Projekt- und<br />
Vertriebsunterstützung sei entscheidend<br />
für den Erfolg. »Lokale Präsenz<br />
ist der Schlüssel im ESS-Geschäft«,<br />
sagt Hans Visser, COO/CFO bei EST-<br />
Floattech.<br />
Man müsse sich auf die Energie -<br />
speicherung verlassen können, insbesondere<br />
auf See und bei der Beförderung<br />
von Passagieren. »Dann ist Sicherheit<br />
das oberste Gebot«, so Visser.<br />
Einen Durchbruch in der ESS-Technologie<br />
sei in Deutschland durch die<br />
Technische Universität Berlin (TU Berlin)<br />
mit dem Start des »Elektra«-Projekts<br />
initiiert worden. Ziel beim Bau des weltweit<br />
ersten mit einer Brennstoffzelle ausgerüsteten<br />
Schubbootes für die Berliner<br />
Behala sei die praxisnahe Erforschung<br />
der Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff<br />
in der Schifffahrt.<br />
Auf der Schiffswerft Hermann Barthel<br />
in Derben an der Elbe entsteht gerade<br />
diese Weltneuheit, die Ende des ersten<br />
Quartals fertiggestellt sein soll. Das<br />
Schubboot soll zwischen Berlin und<br />
Hamburg zum Einsatz kommen und in<br />
der Lage sein, einen mit 1.400 t beladenen<br />
Leichter zu schieben.<br />
EST-Floattech liefert dafür die passenden<br />
Energiespeichersysteme mit einer<br />
Kapazität von insgesamt 2,5 MWh. Das<br />
System sei bereits vollendet und vom<br />
Produktionsstandort im niederländischen<br />
Hoofddorp nach Derben gebracht<br />
worden. In den kommenden Jahren<br />
wird EST-Floattech nach eigenen Angaben<br />
das Forschungsteam unterstützen.<br />
Ein weiteres Projekt zielt auf die Einführung<br />
von austauschbaren Batteriecontainern<br />
ab. Dabei handle es sich um eine niederländische<br />
Initiative für die Binnenschifffahrt,<br />
um den Umstieg auf eine emissionsfreie<br />
Schifffahrt in Gang zu setzen.<br />
Die Idee dahinter ist es, dass Schiffsführer<br />
die Energie-Container an einer<br />
der Wechsel- und Ladestationen schnell<br />
und unkompliziert austauschen können.<br />
Durch die flexible Bereitstellung von Batterien<br />
muss das Schiff nicht auf das Aufladen<br />
warten und kann den Hafen verlassen,<br />
sobald der Container getauscht wurde.<br />
Das spart Zeit und Kosten, heißt es.<br />
»Wir sehen es als unsere Aufgabe an,<br />
kompakte, sichere und hochenergetische<br />
Batterielösungen zu liefern«, sagt EST-<br />
Floattech-Chef Visser.<br />
Daher stehe man als ESS-Partner dem<br />
Binnenschifffahrtssektor in Deutschland<br />
zur Verfügung und sei bereit, Partnerschaften<br />
mit Werften einzugehen. »Wir<br />
legen großen Wert auf langfristige Beziehungen«,<br />
sagt Diederick Stam, Gründer<br />
und Technischer Direktor bei dem niederländischen<br />
Unternehmen. »Und die Zukunft<br />
ist vielversprechend!« RD<br />
34 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
HYBRIDE UND ELEKTRISCHE LÖSUNGEN<br />
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sales@est-floattech.com
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Blick aus der Vogelperspektive auf das Areal der Neuss-Düsseldorfer Häfen<br />
© NDH<br />
Mehr Geld für die Infrastruktur<br />
Nach der Trennung von der Terminalbeteiligung wollen sich die Neuss-Düsseldorfer Häfen<br />
vor allem auf ihre Rolle als Dienstleister für die Anlieger konzentrieren. Für Reisholz läuft<br />
eine Machbarkeitsstudie für die künftige Nutzung der Industriebrache. Von Krischan Förster<br />
In den Neuss-Düsseldorfer Häfen wurden<br />
im vergangenen Jahr einige Weichen<br />
neu gestellt. Zum einen hat sich die<br />
Hafengesellschaft von ihrer Beteiligung<br />
am Neuss Trimodal Terminal getrennt<br />
und die Anteile werden von den bisherigen<br />
Partnern verkauft. Gleichzeitig soll<br />
die Infrastruktur im Hafen ausgebaut<br />
werden. Für mehr und bessere Gleise gibt<br />
es Geld vom Land Nordrhein-Westfalen.<br />
Für 373.000 €, das sind 75 % der Gesamtkosten,<br />
werden Schienen im Doppelhafen<br />
erneuert. »Damit können dringend<br />
erforderliche Ersatzinvestitionen<br />
umgesetzt werden«, sagt Sascha Odermatt,<br />
Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer<br />
Häfen (NDH). Ein weiteres Vorhaben<br />
ist ein »Brückenschlag« zum Containerterminal<br />
am Neusser Hafenbecken 5,<br />
um für effizientere Abläufe zu sorgen.<br />
Ziel sei es, durch die Anbindung der<br />
Umschlaganlagen an den Bahnhof Hessentor<br />
den Anteil von Bahn und Binnenschiff<br />
am Modal Split weiter zu erhöhen<br />
und die Zahl der Lkw im Hafen- und<br />
Stadtgebiet zu verringern. »Mit dem Ausbau<br />
unserer Eisenbahninfrastruktur wollen<br />
wir zur Verkehrswende beitragen«,<br />
sagt Odermatt. »Unsere Fachleute prüfen<br />
gerade mögliche Lösungen auf ihre technische<br />
und wirtschaftliche Machbarkeit.«<br />
Dazu gehört nach den Worten des Hafenchefs<br />
aber auch politische Unterstützung<br />
und eine finanzielle Förderung.<br />
Denn die erwartete Investition eines hohen<br />
zweistelligen Millionenbetrages<br />
»können wir aus eigener Kraft nicht allein<br />
stemmen.«<br />
»Unser Ziel ist es, den Kunden<br />
das Geschäft im Hafen<br />
bestmöglich zu erleichtern«<br />
NDH-Chef Sascha Odermatt<br />
Seit Mai 2<strong>01</strong>8 steht Odermatt nach seiner<br />
erfolgreichen Zeit in Krefeld an der<br />
Spitze der NDH. Er folgte auf den langjährigen<br />
Geschäftsführer Rainer Schäfer.<br />
Trotz Corona hat die Hafengesellschaft<br />
im vergangenen Jahr mit »stabilen Ergebnissen<br />
nach Plan« abgeschlossen, sagt<br />
Odermatt. »Aber wir haben natürlich,<br />
wie alle anderen auch, die Auswirkungen<br />
der Pandemie zu spüren bekommen, vor<br />
allem im operativen Geschäft.« Das betrifft<br />
in erster Linie die 50 %-Beteiligung<br />
an RheinCargo, dem Hafenverbund mit<br />
der Kölner HGK für insgesamt sieben<br />
Rheinhäfen. »In einigen Gütergruppen<br />
gab es deutliche Einbußen.«<br />
Bei der künftigen Ausrichtung werden<br />
die NDH deshalb noch stärker auf ihre<br />
Rolle als Infrastruktur-Gesellschaft ausgerichtet.<br />
Die 30 %-Beteiligung am Neuss<br />
Trimodal Terminal wurde deshalb an die<br />
vorherigen Partner Kombiverkehr (70 %<br />
der Anteile) und Ambrogio verkauft.<br />
»Die weitere Entwicklung des Terminals<br />
liegt jetzt in den Händen der Spezialisten«,<br />
erklärt Odermatt. Als Grundstückseigentümer<br />
und Dienstleister bleibe man<br />
den Gesellschaftern natürlich verbunden.<br />
»Unsere Aufgabe ist es, den Kunden das<br />
Geschäft im Hafen bestmöglich zu erleichtern«,<br />
sagt Odermatt.<br />
Auf einer Fläche von rund 88.000 m2<br />
werden am Terminal jährlich bis zu<br />
250.000 Ladeeinheiten umgeschlagen.<br />
Ein Großteil der Mengen kommt aus den<br />
Westhäfen Zeebrügge, Antwerpen und<br />
Rotterdam. Ergänzt werden die Containermengen<br />
durch Kontinentalverkehre<br />
von und nach Wien, Wels und Graz (Österreich),<br />
Budapest (Ungarn), Gallarate<br />
(Italien), Hefei (China) und einer hochfrequenten<br />
Containerverbindung nach<br />
Frenkendorf/Basel (Schweiz).<br />
Um national und international wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben, haben die<br />
Neuss-Düsseldorfer Häfen nach eigenen<br />
Angaben in den letzten Jahren rund<br />
36<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Neuss-Düsseldorfer Häfen (NDH)<br />
Die Neuss-Düsseldorfer Häfen (NDH) entstanden im<br />
Jahr 2003 durch den Zusammenschluss der bis dahin<br />
eigenständig agierenden Rheinhäfen Neuss (gebaut 1835)<br />
und Düsseldorf (eröffnet 1896) zum damals drittgrößten<br />
Binnenhafen in Deutschland. An der Hafengesellschaft in<br />
Krefeld sind die NDH mit 49 % beteiligt. Die übrigen 51 %<br />
hält die Stadt Krefeld.<br />
Sascha Odermatt, Geschäftsführer NDH<br />
Zusammen mit der Häfen und Güterverkehr Köln AG<br />
(HGK) wurde im August 2<strong>01</strong>2 RheinCargo mit Sitz in<br />
Neuss als Joint Venture für das operative Geschäft in den<br />
Häfen des Verbunds in Köln (Godorf, Deutz, Niehl I und<br />
Niehl II), in Neuss und in Düsseldorf sowie für die<br />
Bahnsparte gegründet. Der Gesamtumschlag bei Rhein-<br />
Cargo lag zuletzt bei 46,3 Mio. t (2<strong>01</strong>9).<br />
22 Mio. € in den Ausbau der Infra struk -<br />
tur ihrer Containerterminals investiert.<br />
Der Lohn war eine durchschnittliche<br />
jährliche Wachstumsrate von etwa 10 %<br />
seit 1990. Selbst in Corona-Zeiten gab es<br />
einen Zuwachs von 6,5 %, auch dank der<br />
wöchentlich vier Züge aus China. Die<br />
NDH haben sich damit – neben Duisburg<br />
und Köln – zu einem der bedeutenden<br />
Umschlagplätze für den Gütertransport<br />
mit dem Reich der Mitte entwickelt.<br />
Das aktuell größte Investitionsvorhaben<br />
stemmt derzeit einer der Hafen-<br />
Anlieger. Die Plange-Mühle baut einen<br />
neuen Siloturm für 25.000 t, um die Lagerkapazitäten<br />
zu verdoppeln. Mit fast<br />
80 m Höhe wird es sogar das höchste Gebäude<br />
der Stadt und ein weithin sichtbarer<br />
Blickfang. Insgesamt investiert das<br />
Unternehmen den Angaben zufolge in<br />
den nächsten Jahren einen zweistelligen<br />
Millionenbetrag am Standort.<br />
Ein früheres Mega-Projekt, der Ausbau<br />
des Hafens in Reisholz zu einem neuen.<br />
großen Containerterminal, wurde dage -<br />
gen aufgegeben. »Es wird nicht gebraucht«,<br />
sagt Odermatt. Stattdessen hat<br />
die städtische Entwicklungsgesellschaft<br />
aktuell eine Machbarkeitsstudie in Auftrag<br />
gegeben, wie die Industriebrache anderweitig<br />
genutzt werden könnte. Denn<br />
die Flächen der Stadthäfen sind nahezu<br />
ausgeschöpft, für weitere Aktivitäten<br />
wird Platz gebraucht. Reisholz könnte also<br />
künftig eher den Flächenbedarf für regionale<br />
Logistikangebote abdecken. Die<br />
Ergebnisse der Studie sollen im ersten<br />
Quartal des laufenden Jahres präsentiert<br />
werden. »Dann werden wir sehen, wie es<br />
weitergehen kann«, sagt Odermatt.<br />
Der Hafenchef weiß, dass jede denkbare<br />
wirtschaftliche Entwicklung von Industrie-<br />
und Gewerbeflächen ein potenzielles<br />
Konfliktpotenzial zu möglichen<br />
städtebaulichen Vorhaben haben könnte.<br />
»Da müssen wir aufpassen, dass es nicht<br />
zu Restriktionen kommt, die uns künftig<br />
behindern könnten.« In der Aufklärung<br />
der Öffentlichkeit über den Hafen und<br />
die Bedürfnisse der Anlieger sieht er als<br />
eine wichtige Aufgabe an. Als eine gute<br />
Chance, sich mehr zur Stadt zu öffnen,<br />
sieht er dabei den Personensteiger am<br />
Hafenbecken 1, der 2022 fertig sein soll.<br />
Auch sein altes Wirkungsfeld, den Hafen<br />
Krefeld, behält er von Amts wegen im<br />
Blick. die NDH sind im benachbarten<br />
Rheinhafen schließlich Gesellschafter.<br />
Auch stromabwärts gibt es Ausbaupläne.<br />
so soll mit dem TrailerPort eine neue<br />
Umschlaganlage für den Kombinierten<br />
Verkehr (KV) mit vier Halbgleisen und<br />
einer großen Krananlage neben dem bestehenden<br />
Containerterminal entstehen -<br />
unter Beteiligung von duisport. Geplante<br />
Investition: rund 20 Mio. €.<br />
Bedenken, mit einem direkten Wettbewerber<br />
an der Rheinschiene zusammenzuarbeiten,<br />
hat Odermatt nicht.<br />
»Da, wo es gemeinsame Interessen gibt,<br />
haben wir in der Vergangenheit gut miteinander<br />
kooperiert und werden das<br />
auch in Zukunft tun«, sagt der Neuss-<br />
Düsseldorfer Hafenchef.<br />
n<br />
Die Grafik zeigt den geplanten »Brückenschlag« zwischen Regionalbahnhof und Containerterminal<br />
© NDH<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
37
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Zwischen Rückstand und Wandel<br />
Die westdeutschen Kanäle sind unverzichtbar im Netz der deutschen Wasserstraßen.<br />
Zwischen Rhein und Mittellandkanal bis zum Dortmund-Ems-Kanal stellen sie wichtige<br />
Verbindungen dar und erschließen das nördliche Ruhrgebiet. Von Hermann Garrelmann<br />
© Garrelmann<br />
Arbeitsbeschaffung am Kanal: Die Festmacherdienste sorgen für neue Arbeitsplätze<br />
Seit Anfang Dezember sind die »Westdeutschen<br />
Kanäle« namensgebend für die<br />
Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter in Duisburg<br />
und Rheine und gleichzeitig der Kern der<br />
dortigen Aktivitäten. Zum Zuständigkeitsbereich<br />
des neu geformten Amtes zählen<br />
300 km Kanal- und 50 km Flussstrecke zwischen<br />
dem Rhein und dem Emsland. An diesen<br />
Strecken liegen insgesamt 630 Bauwerke, darunter<br />
230 Brücken, 140 Düker, mehr als 40<br />
Schleusenkammern und mehr als ein Dutzend<br />
Pumpwerke. Auch die Fernsteuerzentrale Wasserversorgung<br />
in Datteln und das Kompetenzzentrum<br />
für das Taucherwesen in Hörstel<br />
sind zu betreuen. Dafür stehen rund 800<br />
Mitarbeiter zur Verfügung.<br />
An Aufgaben mangelt es an Dortmund-Ems-<br />
Kanal (DEK), Rhein-Herne-Kanal, Datteln-<br />
Hamm-Kanal und Wesel-Datteln-Kanal<br />
(WDK) nicht. In den kommenden Jahren werden<br />
mehr als 1,7 Mrd. € investiert. Das Spektrum<br />
der Tätigkeiten könnte größer nicht sein.<br />
Die an einer Reihe von Schleusen eingesetzten<br />
manuellen Festmacherdienste sollen<br />
nicht ewig gebucht werden, also müssen wieder<br />
geeignete Festmacher in Form von belastbaren<br />
Pollern eingebaut werden. Dem stehen Stichworte<br />
wie »autonomes Fahren« gegenüber,<br />
auch hierfür müssen an ausgewählten Strecken<br />
die Voraussetzungen geschaffen werden. Dabei<br />
sind tadellos funktionierende und verlässliche<br />
Wasserstraßen essenziell, vor allem, wenn die<br />
jüngst von der EU bekräftigte Erhöhung des<br />
Transportanteils auf dem Wasser Wirklichkeit<br />
werden soll.<br />
Immer wieder müssen auch Planungen<br />
fortgeschrieben werden, die mangels Personals<br />
oder mangels verfügbarer Gelder ins<br />
Rutschen kommen. So geschehen vor einigen<br />
Monaten im Bereich der Stadtstrecke Münster<br />
des DEK.<br />
Der zuständige Projektleiter musste vor dem<br />
Planungsausschuss der Stadt Münster erneut<br />
den Zeitplan für die Projekte auf 2027 ausdehnen.<br />
Beim Baubeginn 2<strong>01</strong>2 war noch von<br />
zehn Jahren die Rede. Bislang sind aber erst<br />
zwei von acht Brücken fertig.<br />
Besser läuft es beim Neubau der Schleusen<br />
auf der DEK-Nordstrecke. Als im Oktober Verkehrsminister<br />
Andreas Scheuer beim doppelten<br />
Spatenstich in Rodde (in NRW) und Venhaus<br />
zum symbolischen Akt schritt, hörte er von drei<br />
38 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
weiteren Schleusen, an denen bereits gearbeitet<br />
wird. Bis 2033 sollen 630 Mio. €<br />
investiert werden und der DEK für Schiffe<br />
mit bis zu 135 m Länge befahrbar sein.<br />
Verhaltene Freude kam im Herbst auch<br />
beim Hafenchef Uwe Büscher in Dortmund<br />
auf. Die Kunde darüber, dass die<br />
Schleuse in Henrichenburg neue Tore bekommt,<br />
die alten saniert und Resevertore<br />
vorgehalten werden, sorgte für etwas Entspannung.<br />
Denn so braucht es keine Vollsperrung<br />
von bis zu neun Monaten, wenn<br />
nach einer Havarie ein neues Schleusentor<br />
her muss. Nach wie vor aber fordern<br />
die Dortmunder eine zweite Schleusenkammer<br />
sowie die Sanierung und die Erhöhung<br />
von zu niedrigen Kanalbrücken.<br />
Zusätzliche Schleuse gefordert<br />
Was Sperrungen bedeuten, wissen Hafenchef<br />
Büscher und die Betriebe vor Ort<br />
genau. Wegen anstehender Arbeiten in<br />
Henrichenburg war ihr Hafen 2<strong>01</strong>9 an 65<br />
Tagen nicht erreichbar. Sechs Jahre zuvor<br />
hatten Reparaturen und Streiks sogar an<br />
109 Tagen den Dortmunder Hafen abgeschnitten.<br />
Dass die in diesem Jahr erforderliche<br />
42-tägige Vollsperrung rechtzeitig<br />
angekündigt wurde, ist auch ein Erfolg<br />
einer permanenten Anmahnung von<br />
Planungssicherheit.<br />
Derweil könnte es auf den Kanälen<br />
schon bald etwas ruhiger zugehen. Nach<br />
dem nicht ganz überraschenden »Aus«<br />
der Kohlekraftwerke in Ibbenbüren und<br />
Hamm zum 1. Januar verringern sich die<br />
Transportvolumina auf den Kanälen erheblich.<br />
Während die RWE als Kraftwerksbetreiber<br />
für die Stilllegung der beiden<br />
Anlagen, die zusammen eine Nettoleistung<br />
von insgesamt 1.560 MW haben,<br />
216 Mio. € erhält, bleibt den Kohleschiffern<br />
nur, sich nach alternativen Aufträgen<br />
umzusehen. Zwar braucht das<br />
neue Uniper-Kraftwerk »Datteln 4« täglich<br />
bis zu 8.000 t Kohle, die aus Rotterdam<br />
angeliefert werden müssen, dies<br />
aber kann den Wegfall von Hamm und<br />
Ibbenbüren nicht kompensieren.<br />
Müssten die Binnenschiffer auf andere<br />
Güter oder Strecken ausweichen, werden<br />
sie kaum noch von den Verbesserungen<br />
profitieren, die für den WDK vorgesehen<br />
sind. Die geplanten Grundinstandsetzungen<br />
der Schleusen Friedrichsfeld, Hünxe,<br />
Dorsten, Flaesheim, Ahsen und Datteln<br />
dürften der sehnlichst erwarteten Betriebssicherheit<br />
dienen. Die letzte einjährige<br />
Bauphase für die Schleuse Flaesheim<br />
soll 2024 beginnen.<br />
Welche Wertigkeiten die Kanäle in der<br />
Logistik darstellen, zeigen die zuletzt genannten<br />
Transportzahlen. Über den<br />
WDK werden immerhin jährlich rund<br />
20 Mio. t Güter transportiert, insbesondere<br />
Kies, Sand, Kohle oder Packschnitzel.<br />
Wichtig ist diese künstlich angelegte<br />
Wasserstraße auch für die Chemieindustrie.<br />
Der DEK trägt jährlich etwa 17 Mio. t,<br />
auf dem Rhein-Herne-Kanal werden rund<br />
14 Mio. t befördert. Der Mittellandkanal,<br />
der unmittelbar anschließt, zählt mit rund<br />
21 Mio. t ebenfalls zu den Hauptstrecken<br />
im deutschen Wasserstraßennetz.<br />
Wenn, wie im Jahr 2<strong>01</strong>9 erfolgt, Störungen<br />
und Schäden an den Wasserstraßen<br />
auftreten, geraten nicht nur<br />
Standorte wie der Chemiepark Marl logistisch<br />
unter Druck. Auch das Straßennetz<br />
wird dann schnell überlastet. n<br />
Nicht immer ist so viel Platz im Vorhafen der Schleuse Friedrichsfelde<br />
Nicht unbedingt Vertrauen erweckend:<br />
Stoßbalken in der Schleuse Dorsten<br />
Am Tropf der Kanäle: Der Hafen Dortmund spürt deutlich, wenn es im Kanalnetz Störungen gibt<br />
© Garrelmann<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
39
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Das neue KV-Terminal im Osnabrücker Hafen soll im Sommer in Betrieb gehen<br />
© Hafen Osnabrück<br />
Alles nach Plan in Osnabrück<br />
Im Hafen Osnabrück schreitet der Bau des 29 Mio. € teuren Containerterminals trotz der<br />
Corona-Pandemie voran. In Kürze soll die Auswahl der Betreibergesellschaft abgeschlossen<br />
werden, die den Umschlag von jährlich bis zu 150.000 Ladeeinheiten organisieren soll<br />
Die Umschlaganlage für den kombinierten<br />
Ladeverkehr von der Straße<br />
auf die Schiene, die gemeinsam von<br />
den Stadtwerken Osnabrück und Dortmund<br />
realisiert wird, soll im Sommer fertiggestellt<br />
sein und in Betrieb gehen.<br />
»Natürlich hat uns die Corona-<br />
Pandemie einige zusätzliche Herausforderungen<br />
beschert, aber wir können<br />
mit dem bisherigen Bauverlauf insgesamt<br />
sehr zufrieden sein«, sagt Kristina Rummeld,<br />
Geschäftsführerin der Terminalbesitzgesellschaft<br />
Osnabrück (TBOS) als<br />
Bauherrin der Anlage.<br />
Im April des 2020 waren die Arbeiten<br />
auf der insgesamt rund 9,5 ha großen Fläche<br />
eines ehemaligen Kasernengeländes<br />
gestartet worden. Mittlerweile sind auf der<br />
Umschlagfläche die sogenannten Kranbahnbalken<br />
– die Fahrbahnen für die beiden<br />
künftigen Portalkrane – auf der gesamten<br />
Länge von 710 m betoniert worden.<br />
Die Montage der Kranbahnschienen<br />
wurde ebenfalls abgeschlossen. Auch auf<br />
der kleineren Nebenfläche kämen die Arbeiten<br />
für den Bau der weiteren, nicht<br />
kranbaren Umschlaggleise mit einer Länge<br />
von jeweils 290 m gut voran, heißt es.<br />
Portalkrane auf dem Weg<br />
Im ersten Viertel des Jahres soll der Aufbau<br />
der beiden Portalkrane beginnen.<br />
»Das wird sicherlich ein spektakuläres<br />
Schauspiel, das viele Interessierte anziehen<br />
wird«, ist der TBOS-Co-Ge -<br />
schäftsführer Guido Giesen überzeugt.<br />
Beide Portalkrane werden jeweils rund<br />
50 m Breite und mehr als 40 m Höhe messen<br />
– und mit diesen Dimensionen das<br />
künftige Osnabrücker Stadtbild prägen.<br />
Auf rund 29 Mio. € beläuft sich die Investition<br />
in das neue Terminal. Das Bundesverkehrsministerium<br />
fördert die KV-<br />
Anlage (kombinierter Ladeverkehr) mit<br />
einer Summe in Höhe von 22 Mio. €.<br />
Hinter der TBOS als Bauherrin stehen<br />
die Dortmunder Stadtwerke DSW21 mit<br />
einem Anteil von 49 %, die Stadtwerke<br />
Osnabrück mit 25 % sowie Osnabrücker<br />
Spediteure mit 26 %.<br />
Bis zu 150.000 Ladeeinheiten pro Jahr<br />
sollen künftig von der Straße auf die Schiene<br />
umgeschlagen werden. Für den Terminalbetrieb<br />
hat die TBOS ein Auswahlverfahren<br />
gestartet. Die finalen Verhandlungen<br />
über die Zusammensetzung der<br />
neuen Betreibergesellschaft Containerterminal<br />
Osnabrück (CTO) sollen in Kürze<br />
abgeschlossen sein. Die CTO wird nach<br />
Fertigstellung den Betrieb aufnehmen.<br />
Die TBOS-Gesellschafter versprechen<br />
sich aufgrund zunehmender Güterströme<br />
viel von dem neuen Terminal. »Die Ladeverkehre<br />
über die neue Anlage auf die<br />
Schiene zu verlagern, ist für den starken<br />
Logistikstandort Osnabrück ein enormer<br />
Gewinn«, sagt Stephan Rolfes, Vorstand<br />
der Osnabrücker Stadtwerke. TWG<br />
40 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
RE-AUDITIERUNG ERFOLGREICH<br />
NPorts als familienfreundlich anerkannt<br />
Niedersachsen Ports (NPorts) hat erneut<br />
das Zertifikat »Familienfreundlicher Arbeitgeber«<br />
erhalten. »Das bestätigt uns,<br />
die richtigen Maßnahmen erfolgreich<br />
umgesetzt zu haben«, erklärt Holger Banik,<br />
Geschäftsführer bei NPorts und bei<br />
der JadeWeserPort Realisierungs GmbH.<br />
Im Rahmen der Re-Auditierung durch<br />
»berufundfamilie Service GmbH« wurden<br />
die Angebote zur Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie begutachtet. Zusätzlich<br />
wurden die künftigen Ziele einer<br />
familienbewussten Personalpolitik gemeinsam<br />
mit Geschäftsführung, Beschäftigten,<br />
Betriebsrat, Gleichstellungsbeauftragter<br />
und Führungskräften für die<br />
kommenden drei Jahre definiert.<br />
Die Flexibilisierung von Arbeitsbedingungen<br />
sei ein Kernstück der Entwicklung,<br />
heißt es bei NPorts: Flexible<br />
Teilzeitmodelle, Telearbeit für Beschäftigte,<br />
der Leitfaden Elternzeit und<br />
eine familienbewusste Urlaubsplanung<br />
sowie Vertretungsregelungen seien als<br />
Maßnahmen in den vergangenen drei<br />
Jahren ausgebaut und etabliert worden.<br />
So gebe es Gesprächsangebote und Informationen<br />
wie regelmäßige Mitarbeitergespräche<br />
oder das »Beruf und Familie<br />
Portal« im Intranet der Hafen-<br />
Infrastrukturgesellschaft, berichtet Sabine<br />
Nitschke, Personalleiterin von NPorts.<br />
Rücksicht und Toleranz in den Teams seien<br />
weitere Voraussetzungen, um gemeinsam<br />
Lösungen zu finden.<br />
Für die kommenden drei Jahre bis zum<br />
nächsten Audit hat Niedersachsen Ports<br />
weitere Maßnahmen in den Katalog aufgenommen.<br />
So sollen unter anderem<br />
weitere Angebote zur Flexibilisierung des<br />
Arbeitsortes und der Arbeitszeitgestaltung<br />
ausgeweitet werden.<br />
NPorts ist Eigentümer und Betreiber<br />
von fünf Seehäfen, sieben Inselversorgungshäfen<br />
und drei Regionalhäfen<br />
an der deutschen Nordseeküste. n<br />
HAFEN ROTTERDAM<br />
Gebührenbremse für<br />
Schiffe wird verlängert<br />
Die bestehende dreijährige Vereinbarung<br />
zwischen dem Hafenbetrieb Rotterdam<br />
und den von Deltalinqs und VRC vertretenen<br />
Marktpartnern zur Erhöhung<br />
der Hafengebühren wird um ein Jahr verlängert.<br />
Wie schon in den Vorjahren erhöhen<br />
sich die Entgelte <strong>2021</strong> um 1 %.<br />
Die Regelung gilt für See- und Binnenschiffe.<br />
In Zeiten von Corona setzt der<br />
Hafenbetrieb zudem spezifische Maßnahmen<br />
aus der Vereinbarung fort, etwa<br />
Transshipment-Ermäßigungen für umzuladende<br />
Container zu gewähren. Im<br />
kommenden Jahr soll erneut über eine<br />
mehrjährige Festlegung der Gebührenentwicklung<br />
für die Zeit nach <strong>2021</strong> beraten<br />
werden.<br />
Die Preise gelten für die Seehäfen von<br />
Rotterdam, Schiedam, Vlaardingen,<br />
Maas sluis, Dordrecht, Papendrecht,<br />
Zwijn drecht und Moerdijk. n<br />
Unsere Häfen.<br />
Ihre Zukunft.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
41
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Batteriefabrik kam per Schiff aus China<br />
Die Best Logistics in Szczecin hat den Transport der kompletten Maschineneinrichtung<br />
einer neuen Batteriefabrik nach Prusice (Prausnitz) nördlich von Wrocław (Breslau) in<br />
einer konzertierten Aktion durchgeführt<br />
Insgesamt 24 große Module der Anlage<br />
kamen als Projektladung an Bord des<br />
polnischen Schwergutschiffs »Władysław<br />
Orkan« vom Zhangjiagang Guotai-Hua -<br />
rong Chemical am Südufer des Jangtse-<br />
Unterlaufs nach Sczcecin. Ein Straßenoder<br />
Bahntransport von Stettin nach<br />
Prusice schied auf Grund der Höhe der<br />
Module aus.<br />
Denn die Kolli hatten bei einer Länge<br />
von 18 bis 22 m, einer Breite von 4 bis<br />
4,5 m und einer Höhe von 4,5 bis 4,85 m<br />
ein Gewicht von 40 bis 50 t. Best Logistics<br />
wurde daher beauftragt, den Transport<br />
per Binnenschiff bis nach Malczyce zu organisieren.<br />
Umgeschlagen wurde an der<br />
dortigen Werft. Die 60 km lange Strecke<br />
nach Prusice war ohne Brückendurchfahrten<br />
über Land zu bewerkstelligen. Die<br />
Umladungen aller Kollis mit den Kranen<br />
des Schwergutschiffs in insge samt neun<br />
Binnenmotorschiffe und Schubverbände<br />
fanden Ende November statt.<br />
Der Wasserstand von rund 1,20 m Tiefe<br />
war für die beladenen Schiffe ausreichend,<br />
da die Herbstniederschläge das<br />
Niedrigwasser der Monate zuvor ausgeglichen<br />
hatten. Andernfalls hätte das<br />
WSA Wrocław als Leitbehörde für die<br />
Region zwischen Weichsel und Oder, vergleichbar<br />
mit der deutschen GDWS, aus<br />
dem Staubecken bei Racibórz nahe der<br />
polnisch-tschechischen Grenze Wasser<br />
Verladung der Kollis im Hafen von Malczyce<br />
zuführen können. Die Entfernung vom<br />
Stettiner Hafen bis Malczyce über 431 km<br />
war in vier bis fünf Tagen zu schaffen.<br />
Der Umschlag der Kollis in Malczyce erfolgte<br />
wiederum mit mobilen Schwerlastkranen<br />
auf Tieflader für den weiteren<br />
Transport über die Straße.<br />
Best-Logistics-Geschäftsführer Andreas<br />
Häfner hatte nach seinem Facharbeiterabschluss<br />
als Verkehrskaufmann<br />
in Warschau Verkehrsökonomie studiert<br />
und mit einem Diplom erfolgreich abgeschlossen.<br />
Damals koordinierte er für die<br />
Deutschen Binnenreederei (DBR) die<br />
Zusammenarbeit mit der polnischen<br />
Binnenschifffahrt, der Zegluga, mit Betrieben<br />
in Wrocław, Sczczecin und Bydgoszcz.<br />
Nach der Wende in der DDR heuerte<br />
er bei Haeger & Schmidt an und baute<br />
die Spedition Best Logistics in Stettin<br />
auf. Sie hat auf dem mitteleuropäischen<br />
Binnenschifffahrtsmarkt eine beachtenswerte<br />
Marktposition bei Schwerlastverkehren<br />
und Projektladungen erreicht. ck<br />
© Janusz Fafara<br />
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Unbenannt-1 1<br />
13.07.2<strong>01</strong>1 14:57:44 Uhr<br />
42 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
BERLIN UND BRANDENBURG<br />
Ein Fünftel weniger Güter auf den Wasserstraßen<br />
Auf den Binnenwasserstraßen und in den<br />
Häfen Berlins sind im 3. Quartal 2020<br />
insgesamt nur noch 396.372 t Güter befördert<br />
worden. Das ist gegenüber dem<br />
Vorjahresquartal ein Einbruch von<br />
20,5 % oder 1<strong>01</strong>.981 t.<br />
Der Rückgang geht maßgeblich auf die<br />
Güterabteilungen »Kohle, rohes Erdöl<br />
und Erdgas« (-55,8 % beziehungsweise<br />
-106.094 t) und »Sekundärrohstoffe und<br />
Abfälle« (-25,2 % oder -17.722 t) zurück.<br />
Der Anstieg um +15,8 % (+29.703 t) bei<br />
»Erze, Steine und Erden« und »Sonstigen<br />
Mineralerzeugnissen« konnte das nicht<br />
ausgleichen, zeigt aber, dass der Bauboom<br />
in Berlin anhält.<br />
Hinter »Sonstig« verbergen sich<br />
hauptsächlich die von Siemens und<br />
Bosch gefertigten Turbinen und Generatoren,<br />
die bei der Behala für Übersee verladen<br />
und per Schiff auf den Weg gebracht<br />
werden.<br />
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Während es in den beiden ersten Quartalen,<br />
anders als in Berlin, in Brandenburg<br />
eine positive Entwicklung gab, hat<br />
sich der Trend im 3. Quartal umgekehrt.<br />
Insgesamt wurden 592.108 t befördert<br />
– ein Rückgang um 10,8 % beziehungsweise<br />
-71.580 t. Einbußen gab es vor allem<br />
im Segment »Erze, Steine und Erden«<br />
(-43,4 % / -55.348 t) und »Metalle und<br />
Metallerzeugnisse« (-43,6 % / -45.584 t),<br />
während bei »Landwirtschaftlichen Erzeugnissen«<br />
und »Sekundärrohstoffen,<br />
Abfällen« ein Anstieg vermeldet wurde<br />
(+11,9 % / +37.433 t). ck<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
43
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Das deutsche Partikulierschiff »Island« mit einer Projektladung unterhalb der Schleuse Malczyce (Maltsch)<br />
Fake-News gegen den Oderausbau?<br />
Der geplante Oder-Ausbau wird von Korruptionsvorwürfen gegen prominente Namen<br />
überschattet. Angeblich wurden Fördergelder zweckentfremdet eingesetzt. In der hitzigen<br />
Debatte gerät allerdings einiges durcheinander, schreibt Christian Knoll<br />
© Janusz Fafara<br />
Der auf polnischer Seite geplante Ausbau<br />
der Oder bleibt in den Schlagzeilen.<br />
Zuletzt kamen Vorwürfe ins Spiel,<br />
wonach Fördergelder, die allein dem Umweltschutz<br />
dienen sollten, stattdessen an<br />
Firmen geflossen sein sollen. Dabei fiel<br />
auch der Namen des bekannten SPD-<br />
Politikers Matthias Platzeck, der nach<br />
seinem Rücktritt als Ministerpräsident<br />
Brandenburgs seit 2<strong>01</strong>5 an der Spitze des<br />
Aufsichtsrats bei der Papierfabrik Leipa<br />
in Schwedt steht.<br />
Platzeck nannte die Vorwürfe »absurd«,<br />
und auch die Anti-Korruptionsorganisation<br />
Trans parency International<br />
schwächte nur einen Tag nach Veröffentlichung<br />
im Berliner Blätterwald die von<br />
ihr selbst erhobenen Vorwürfe wieder<br />
deutlich ab. Auffällig ist, dass in der hitzigen<br />
Debatte um das Für und Wider gerade<br />
bei den Gegnern eines Flussausbaus<br />
einiges durcheinander gerät.<br />
Polen plant Ausbaumaßnahmen, um<br />
die Oder durchgängig schiffbar zu machen.<br />
Dafür soll ein Teil abschnitt in Richtung<br />
Stettin ausgebaggert werden. Außerdem<br />
geht es um einen wirksamen Einsatz<br />
von Eisbrechern im Winter. Handfeste<br />
wirtschaftliche Interessen gibt es<br />
aber auch auf deutscher Seite, konkret in<br />
Schwedt. Die Papierfabrik würde gern<br />
Küstenmotorschiffe in Richtung Ostsee<br />
und weiter nach Skandinavien und Großbritannien<br />
einsetzen.<br />
Leipa liegt allerdings direkt an der Hohensaaten-Friedrichsthaler<br />
Wasserstraße<br />
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44 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
(HoFrieWa), die ab Hohensaaten bis zur<br />
Klützer Querfahrt parallel zur Ost-Oder<br />
verläuft. Für effektivere Transporte des in<br />
Schwedt hergestellten Zeitungspapiers<br />
wäre also vielmehr eine Vertiefung der<br />
HoFrieWa und der Klützer Querfahrt für<br />
seegängige Binnenschiffe nötig – diese<br />
Vorhaben hätten mit den Plänen für die<br />
Oder nichts zu tun, heißt es.<br />
Mit großem Erstaunen reagierte daher<br />
der Oderverein auf die neu in die Debatte<br />
eingebrachten Argumente. »Offenbar<br />
geht es erneut darum, die Pläne Polens<br />
für den winterlichen Eisbrechereinsatz zu<br />
diskreditieren«, schreibt der Vereinsvorsitzende<br />
Gerhard Ostwald. Es zeige sich,<br />
dass »sich niemand wirklich mit den<br />
Ausbaudetails auseinandersetzt.«<br />
Der Oderausbau sei keinesfalls ein umstrittenes<br />
Projekt, sondern mit einem<br />
deutsch-polnischen Regierungsabkom -<br />
men vom 27. April 2<strong>01</strong>5 beschlossen<br />
worden. Von einer Verbesserung der<br />
Fahrverhältnisse profitiere nicht nur Leipa,<br />
sondern die gesamte Wirtschaft im<br />
Hinterland der Häfen Stettin/Swine -<br />
münde. Über das Schiffshebewerk Niederfinow<br />
sei die HoFriWa mit Berlin und<br />
darüber hinaus mit dem Kanalnetz bis<br />
ins Ruhrgebiet und den Rheinmündungshäfen<br />
verbunden. Andere Vorwürfe,<br />
wonach der Naturschutz an der<br />
Oder zu kurz komme, müssten im Rahmen<br />
eines noch zu schaffenden Wassermanagements<br />
diskutiert werden.<br />
Ungeachtet der anhaltenden Debatte in<br />
Deutschland macht das Ausbauprojekt in<br />
Polen weiter Fortschritte. Anfang Dezember<br />
hat das Staatsunternehmen Wody<br />
Polskie eine Ko-Finanzierungsvereinbarung<br />
für »Modernisierungsarbeiten an<br />
der Grenzoder zur Gewährleistung des<br />
Fahrrinnentiefe in cm<br />
Die deutsche Wasserstraßenverwaltung<br />
hat die Tauchtiefen<br />
der Schifffahrt für die Oder freigeben,<br />
so dass der Schiffsführer<br />
selbst, anhand der Tageswasserstände,<br />
seine Abladetiefe (und<br />
damit die mögliche Ladung)<br />
bestimmen kann.<br />
Auf polnischer Seite wird für die<br />
Oder zur Zeit noch eine teilstreckenbezogene,<br />
sogenannte,<br />
Transittiefe (Eintauchtiefe des<br />
Schiffes) bekannt gegeben, die<br />
von den Schiffsführern eingehalten<br />
werden muss.<br />
Die Strecke Hohensaaten-<br />
Widuchowa wurde dabei, entsprechend<br />
nebenstehender Abbildung<br />
in drei Teilstrecken (4a,<br />
4b, 4c) unterteilt.<br />
Die unten stehende Abbildung<br />
zeigt die Fahrrinnentiefen (Monatsmindestwerte)<br />
für die Strecke<br />
4c (Schwedt - Widuchowa)<br />
im Zeitraum <strong>01</strong>/00 bis 11/02.<br />
Dabei wird klar, dass eine Abladetiefe<br />
von > 3,20 m in diesem<br />
Streckenabschnitt nicht gewährleistet<br />
ist.<br />
Fahrrinnentiefe in cm für die Grenzoder<br />
Strecke 4c (Schwedt Od km 697,0 - Widuchowa Od km 704,1)<br />
Monatsmindestwerte der Jahresreihe <strong>01</strong>/2000 - 11/2002<br />
Fehltiefe zur Fahrrinnentiefe von > 4,50 m<br />
Jan 00<br />
Feb 00<br />
Mrz 00<br />
Apr 00<br />
Mai 00<br />
Jun 00<br />
Jul 00<br />
Aug 00<br />
Sep 00<br />
Okt 00<br />
Nov 00<br />
Dez 00<br />
Jan <strong>01</strong><br />
Feb <strong>01</strong><br />
Mrz <strong>01</strong><br />
Apr <strong>01</strong><br />
Mai <strong>01</strong><br />
Jun <strong>01</strong><br />
Jul <strong>01</strong><br />
Aug <strong>01</strong><br />
Sep <strong>01</strong><br />
Okt <strong>01</strong><br />
Nov <strong>01</strong><br />
Dez <strong>01</strong><br />
Jan 02<br />
Feb 02<br />
Mrz 02<br />
Apr 02<br />
Mai 02<br />
Jun 02<br />
Jul 02<br />
Aug 02<br />
Sep 02<br />
Okt 02<br />
Nov 02<br />
Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde 11.04.03, Seite 5 von 7<br />
16225 Eberswalde Auskunft erteilt:<br />
Schneidemühlenweg 21 Rolf Dietrich (03334 / 276 – 300)<br />
Eisbrechens im Winter – Abschnitte 1, 2<br />
0<br />
und 4« unterzeichnet.<br />
50<br />
Durch 100 die Investition werde das Sicherheitsniveau<br />
150<br />
in der Region deutlich<br />
200<br />
erhöht, sagte der stellvertretende Infrastrukturminister<br />
300<br />
Polens, Marek Gró-<br />
250<br />
barczyk. 350 Die Gesamtkosten liegen bei<br />
400<br />
rund 104 Mio. € (470 Mio. Zloty). Im<br />
450<br />
Rahmen der Ko-Finanzierung kommen<br />
knapp 47 Mio. € (212 Mio. Zloty) von der<br />
EU, der Rest der Mittel von der Weltbank.<br />
Im Rahmen des Bauvorhabens sollen<br />
116 http://www.wsa-eberswalde.de Buhnen wiederhergestellt werden.<br />
Ziel sei es, an der Grenzoder an 240 Tagen<br />
im Jahr eine Mindesttauchtiefe von<br />
1,80 m zur Verfügung zu stellen.<br />
Die polnische Seite argumentiert mit<br />
einem verbesserten Hochwasserschutz.<br />
Das Bauprogramm sieht eine Einengung<br />
und Vertiefung des Flussbettes vor, um eine<br />
konstante Wassertiefe und eine höhere<br />
Fließgeschwindigkeit zu erreichen.<br />
Die Oder ist Teil der Transeuro pä -<br />
ischen Verkehrsnetze (TEN-T), die nach<br />
dem Willen der EU ausgebaut werden<br />
sollen und für die gerade ein Überprüfungs-<br />
und Überarbeitungsverfahren<br />
läuft. Die sogenannte Visegrád-Gruppe<br />
(V4), zu der Polen, Tschechien, die Slowakei<br />
und Ungarn gehören, verfolgt neben<br />
der transkontinentalen Straßenverbindung<br />
Via Carpatia (von Klaipeda<br />
nach Thessaloniki) auch den Bau des Donau-Oder-Elbe-Kanals<br />
und den Bau von<br />
Hochgeschwindigkeitsstrecken für die<br />
Bahn, die die Hauptstädte der V4-Länder<br />
verbinden sollen. »Das TEN-T-Netz enthält<br />
die maßgebliche Verkehrsinfrastruktur<br />
von Schiene, Binnenwasserstraße,<br />
Straße, Seewasserstraße und für den<br />
Luftverkehr sowie für den multimodalen<br />
Verkehr«, sagte Polens Infrastruktur-<br />
Minister Andrzej Adamczyk jüngst nach<br />
einer gemeinsamen Videokonferenz.<br />
Nachdem das Land Brandenburg auf<br />
deutscher Seite bereits Widerspruch gegen<br />
die Ausbaupläne beim Regional di rek tor<br />
für Umweltschutz in Stettin eingelegt und<br />
dabei auf die Gefahren für die Umwelt<br />
verwiesen hatte, warnten zuletzt auch<br />
Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für<br />
Gewässerökologie und Binnenfischerei<br />
(IGB) vor den Folgen eines Ausbaus. Die<br />
Oder sei einer der letzten großen, relativ<br />
naturnahen Flüsse Europas, heißt es in einem<br />
Brief an die Politik. Die Forscher sehen<br />
ein erhöhtes Risiko von Hochwasserschäden,<br />
weil es zu schnelleren und steileren<br />
Hochwasserwellen kommen könnte.<br />
Auch Dürreperioden würden aufgrund<br />
von Sohlerosion und sinkender Grundwasserspiegel<br />
begünstigt.<br />
n<br />
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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
45
HTG Kongress <strong>2021</strong><br />
<strong>01</strong>.–03.09.<strong>2021</strong> in Düsseldorf<br />
Veranstaltungen <strong>2021</strong><br />
26.<strong>01</strong>. WorkingGroup Junge HTG<br />
11.02. Forum HTG »Möglichkeiten<br />
der naturnäheren Ufergestaltung<br />
in Hafenbereichen«<br />
17.03. WorkingGroup Junge HTG<br />
22.04. Workshop Junge HTG<br />
06.05. Forum Wissenschaft<br />
31.05. WorkingGroup Junge HTG<br />
10.06. Forum HTG<br />
22.07. WorkingGroup Junge HTG<br />
<strong>01</strong>.–<br />
03.09. HTG Kongress<br />
21.09. WorkingGroup Junge HTG<br />
30.09. Forum HTG<br />
20.10. Workshop Consulting<br />
04.11. Forum HTG<br />
10.11. WorkingGroup Junge HTG<br />
02.12. Workshop Korrosionsschutz<br />
18.11. Kaimauerworkshop<br />
09.12. Weihnachtsmarkt Junge HTG<br />
Anmeldungen unter:<br />
www.htg-online.de/veranstaltungen<br />
i<br />
Neujahrsgrüße der HTG<br />
Wie Sie vermutlich schon aus früheren<br />
Veröffentlichungen der Hansa erfahren haben,<br />
muss der beinahe schon traditionelle Neujahrsempfang<br />
der HTG im Internationalen Maritimen<br />
Museum in Hamburg <strong>2021</strong> coronabedingt leider<br />
ausfallen. Natürlich wollen wir das neue Jahr aber<br />
nicht einläuten, ohne Sie persönlich zu begrüßen.<br />
Wir freuen uns daher sehr,<br />
dass Herr Norbert Brackmann, MdB und<br />
Koordinator für die maritime Wirtschaft<br />
der Bundesregierung, und unser Vorsitzender,<br />
Herr MDir Reinhard Klingen,<br />
die Neujahrsgrüße der HTG für Sie digital in Form<br />
einer Videobotschaft verfasst haben.<br />
Sie finden die Neujahrsgrüße<br />
auf unserer Website unter<br />
www.htg-online.de.<br />
Mit den besten Wünschen<br />
für ein Jahr <strong>2021</strong>,<br />
das uns hoffentlich eine Rückkehr<br />
in die Normalität erlauben wird.<br />
Ihr<br />
Michael Ströh<br />
Geschäftsführer<br />
HTG Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: MDir Reinhard Klingen,<br />
service@htg-online.de Geschäfts führung: Dipl.-Ing. oec. Michael Ströh, Tel. 040/428 47-52 66, michael.stroeh@htg-online.de<br />
Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Tel. 040/428 47-21 78, service@htg-online.de<br />
64 46 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Wechsel im Vorsitz des Fachausschusses Nassbaggertechnik der HTG<br />
Nach 16 Jahren engagierter und erfolgreicher Arbeit<br />
als Vorsitzender des Fachausschusses Nassbaggertechnik<br />
verabschiedete sich Dipl.-Ing. Klaus Waßmuth<br />
am 11. November 2020 aus diesem Amt.<br />
Der Fachausschuss Nassbaggertechnik versteht seinen<br />
Arbeitsschwerpunkt in der Beobachtung des<br />
nationalen sowie des internationalen Marktes der<br />
Nassbaggerei. Hierzu gehört: Die Entwicklung der<br />
Nassbaggergerätetechnik, Baggerverfahren, Anforderungen<br />
an die Nassbaggertechnik im Offshorebereich,<br />
Ausschreibungen, Vertragsgestaltung und<br />
Abrechnungsfragen und Aufmaßverfahren. Der<br />
Ausschuss führt zu allgemein interessanten Diskussionsthemen<br />
regelmäßig Workshops durch. Weiterhin<br />
ist der Ausschuss offen für Fragestellungen von<br />
Dritten, die durch die Mitglieder des Fachausschusses<br />
bearbeitet werden können.<br />
Dipl.-Ing. Klaus Waßmuth<br />
Dipl.-Ing. Jan Paulsen<br />
2004 hatte Waßmuth in leitender Funktion bei der<br />
Heinrich Hirdes GmbH den Vorsitz im Fachausschuss<br />
übernommen. Mit seinem Wissen und seiner<br />
Erfahrung gestaltete Waßmuth die Arbeit im Ausschuss<br />
aktiv mit. »Ich verabschiede mich mit einem<br />
lachenden und einem weinenden Auge«, so Waßmuth,<br />
der <strong>2021</strong> in den Ruhestand geht.<br />
Waßmuths Nachfolger ist seit dem 12.11.2020 Dipl.-<br />
Ing. Jan Paulsen, Geschäftsführer der Heinrich<br />
Hirdes GmbH. Die HTG gewinnt mit Paulsen einen<br />
kompetenten Vorsitzenden, der eine ausgewiesene<br />
Expertise in Fragen der Nassbaggertechnik<br />
besitzt.<br />
HTG Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: MDir Reinhard Klingen,<br />
service@htg-online.de Geschäfts führung: Dipl.-Ing. oec. Michael Ströh, Tel. 040/428 47-52 66, michael.stroeh@htg-online.de<br />
Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Tel. 040/428 47-21 78, service@htg-online.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
47 65
Aussteller- und Sponsoreninformationen zum HTG Kongress <strong>2021</strong><br />
Wie auch in den letzten Jahren wird parallel zum Kongress eine<br />
Fachausstellung ausgerichtet, die den rund 500 Teilnehmern als<br />
Informationszentrum, Marktplatz und Plattform für den fachlichen<br />
Austausch dienen soll.<br />
Was ist neu?<br />
Im Gegensatz zu den Vorjahren haben wir den Stellenwert der<br />
Ausstellung noch weiter erhöht. So integrieren wir die Fachausstellung<br />
erstmals in den Begrüßungsabend und den Kongressabend.<br />
Begrüßen Sie nicht nur am Abend vor Kongressbeginn<br />
die Teilnehmer auf Ihrem Stand, sondern seien Sie auch am<br />
Kongressabend mit Ihren Leistungen präsent. Wir bieten Ihnen<br />
dabei wie immer die Möglichkeit, sich zusätzlich Speisen und<br />
Getränke an den Stand liefern zu lassen. Zudem geben wir Ihnen<br />
gerne die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Programm<br />
von Ihrem Wettbewerb abzuheben. Überraschen Sie uns mit Ihren<br />
Ideen! Oder möchten Sie vielleicht als Sponsor für Getränke<br />
oder Speisen im Mittelpunkt eines Abends stehen? Kein Problem,<br />
sprechen Sie uns einfach an.<br />
Zusätzlich bieten sich Ihnen an den beiden Kongresstagen viele<br />
weitere Gelegenheiten, um mit Teilnehmern und Kollegen ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
Das modern ausgestattete Hotel Maritim am Düsseldorfer Flughafen<br />
bietet Ihnen alles, was Sie als Aussteller benötigen. So wird<br />
Ihnen u.a. eine großzügig gestaltete Ausstellungsfläche zur Verfügung<br />
stehen. Die geplante direkte Anbindung an das Foyer und<br />
der Aufbau von Speisen und Getränken im Ausstellungsbereich<br />
erlauben Ihnen einen permanenten Kontakt zu Ihren (potenziellen)<br />
Kunden.<br />
Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihr Unternehmen und Ihre Neuentwicklungen<br />
einem fachkundigen Publikum zu präsentieren und<br />
beteiligen Sie sich aktiv als Aussteller oder Sponsor.<br />
Die Interplan Congress Meeting & Event Management AG ist<br />
der Veranstalter der Fachausstellung und wurde von uns mit der<br />
Organisation und Durchführung des Kongresses beauftragt.<br />
Durch Interplan werden Ihnen zahlreiche Möglichkeiten geboten,<br />
Ihren Ausstellungsauftritt zu optimieren und zu einer rundum<br />
erfolgreichen Veranstaltung werden zu lassen.<br />
Kontakt und Buchung:<br />
Lydia Finster<br />
Tel. +49 (0)40 32 50 92 43<br />
l.finster@interplan.de<br />
Interplan Congress, Meeting & Event<br />
Management AG<br />
66 48 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Dynamische Belastung von Kranen<br />
Bericht B25 | Ausschuss für Hafenumschlagtechnik, AHU<br />
Hafentechnische Gesellschaft e. V., HTG<br />
Verfasser aus dem HTG-Fachausschuss<br />
für Hafenumschlagtechnik (AHU) :<br />
Dipl.-Ing. Uwe Pietryga (Projektleiter)<br />
Dipl.-Ing. Reiner Arndt<br />
Dipl.-Ing. Jörg Dzierbicki<br />
Dipl.-Ing. Gerwin Eilers<br />
Dipl.-Ing. Jens Fahrbach<br />
Dipl.-Ing. Bernd Nowoczyn<br />
Dipl.-Ing. Horst Richter<br />
Dipl.-Ing. Siebelt Siuts<br />
Dipl.-Ing. Holger Strohbach<br />
Weitere Mitglieder des HTG-Fachausschusses<br />
für Hafenumschlagtechnik<br />
(AHU) zum Zeitpunkt der Berichtfertigstellung<br />
Dr.-Ing. Jürgen Grießhaber<br />
Dipl.-Ing. Timo Gryzan<br />
Dipl.-Ing. Jörg Lange<br />
Dipl.-Ing. Sven Lüßen<br />
Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Mehrkens<br />
Dipl.-Ing. Frank Rupp<br />
Dipl.-Ing. Antonio Schmidt<br />
Dipl.-Ing. Martin Schubring<br />
Dipl.-Ing. Uwe Streb<br />
Herausgegeben im November 2020<br />
Ansprechpartner ist der HTG-Fachausschuss<br />
für Hafenumschlagtechnik (AHU)<br />
unter:<br />
https://www.htg-online.de/fachausschuesse/hafenumschlagtechnik/<br />
mitglieder-kontakt/<br />
Der Bericht ist online abrufbar unter:<br />
https://www.htg-online.de/fachausschuesse/hafenumschlagtechnik/<br />
ver oeffentlichungen/das-blaue-buch/<br />
Bitte beachten Sie die »Hinweise zur<br />
Nutzung der Berichte und Empfehlungen«<br />
unter B0 am Anfang des »Blauen<br />
Buches«.<br />
Inhalt<br />
1 Einleitung<br />
2 Normativer Ist-Stand<br />
3 Auslegung<br />
4 Auswirkungen auf den Kran<br />
4.1 Dynamische Beanspruchung<br />
4.2 Betriebsfestigkeit<br />
4.3 Regelmäßige Kontrollen des Stahlbaus<br />
und Reparaturmaßnahmen<br />
5 Aufzählung und Beurteilung möglicher<br />
Ursachen<br />
5.1 Betriebsbedingte Einflüsse<br />
5.2 Abweichungen in der Kranschiene<br />
und Katzschiene<br />
5.3 Pufferstoß<br />
5.4 Erdbeben<br />
5.5 Störfall-Abschaltungen<br />
5.6 Durch Wind angeregte Schwingungen<br />
5.7 Dynamische Belastung beim Seetransport<br />
5.8 Überlagerung von dynamischen<br />
Kräften<br />
5.9 Elektronische Pendeldämpfung<br />
5.10 Snag Load<br />
5.11 Beanspruchungen durch Prüfungen<br />
6 Wechselwirkung der Antriebstechnik<br />
mit dem Krantragwerk<br />
7 Zusammenfassung<br />
ANHANG Praktisches Beispiel von<br />
Spannungsmessungen am Krantragwerk<br />
1 Einleitung<br />
Es werden zunehmend Schäden in der<br />
Stahlkonstruktion von Container-/ Portalkranen,<br />
nachfolgend Krane genannt,<br />
festgestellt. Diese Schäden können bei<br />
nicht rechtzeitiger Erkennung und Beseitigung<br />
zu einem Bruch im Krantragwerk<br />
führen.<br />
Heutige Krane haben üblicherweise höhere<br />
Traglasten, größere Abmessungen<br />
und höhere Geschwindigkeiten / Beschleunigungen<br />
als vergleichbare Krane<br />
in der Vergangenheit. Bei vorgegebenen<br />
Kranbahn- und Bodenbelastungen und<br />
weiterhin begrenzter Fahrwerksbreite<br />
führt dies zwangsläufig zu gewichtsoptimierten<br />
Konstruktionen mit einer höheren<br />
Auslastung der Tragwerke und verändertem<br />
Schwingungsverhalten.<br />
Nachteilig auf die Lebensdauer wirken<br />
sich hierbei auch die auf den Kran wirkenden<br />
erhöhten dynamischen Belastungen<br />
aus. Dabei können in bestimmten<br />
Bereichen der Konstruktion, z.B.<br />
bei Bolzenverbindungen oder Rohranschlüssen,<br />
Betriebsfestigkeitsprobleme<br />
auftreten. Bauteilversagen bis zu einem<br />
Kollaps des Krantragwerks können die<br />
Folge sein.<br />
Dieser Bericht beschreibt die auftretenden<br />
dynamischen Belastungen. Er gibt<br />
den Betreibern und Herstellern Hinweise<br />
zur Beurteilung der Einflüsse auf die<br />
Betriebsfestigkeit.<br />
Die Betrachtungen werden für Container-/<br />
Portalkrane durchgeführt. Die Ansätze<br />
sind aber auch auf andere Krantypen<br />
übertragbar.<br />
2 Normativer Ist-Stand<br />
Entsprechend aller in der Praxis für<br />
Konstruktion, Berechnung und Bau<br />
von Kranen Verwendung findenden<br />
Krannormen, z.B. die DIN 15<strong>01</strong>8, FEM<br />
1.0<strong>01</strong>, DIN EN 130<strong>01</strong>, DIN EN 15<strong>01</strong>1,<br />
<strong>BS</strong> 2576, <strong>BS</strong> 5400-10, ist für die Krantragwerke<br />
auch der Nachweis der ausreichenden<br />
Betriebsfestigkeit erforderlich.<br />
Für diese Nachweise sind die Spannungsschwingweiten<br />
und die Anzahl der Spannungsspiele<br />
relevant. Diese ergeben zusammen<br />
das Spannungskollektiv.<br />
Die Anzahl der normativ berücksichtigten<br />
Spannungsspiele hängt von der Anzahl<br />
der Arbeitsspiele 1 ab.<br />
Die Anzahl der Spannungsspiele kann<br />
für bestimmte Bauteile von der Anzahl<br />
der Lastspiele 2 abweichen.<br />
Die gültigen Konstruktions- und Berechnungsnormen<br />
berücksichtigen diesen<br />
Umstand im Allgemeinen nur unbestimmt.<br />
DIN 15<strong>01</strong>8 weist im Kapitel 7.4.1 allgemein<br />
darauf hin, dass die Anzahl der<br />
Spannungsspiele für eine Tragwerkskomponente<br />
gleich der Anzahl der Lastspiele<br />
oder höher sein kann. Ein konkreter Zusammenhang<br />
zwischen Last- / Arbeitsspiel<br />
und Spannungsspiel wird jedoch<br />
nicht dargestellt.<br />
»7.4.1 Begriffe<br />
»… Die gesamte Anzahl N der Spannungsspiele<br />
kann je nach Kranart für ein Bauteil<br />
gleich der Zahl der Lastspiele oder der<br />
Arbeitsspiele oder ein Vielfaches davon<br />
sein.«<br />
1 Der Begriff Arbeitsspiele ist normativ definiert.<br />
2 Der Begriff Lastspiele ist normativ definiert.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
49 67
DIN EN 15<strong>01</strong>1 stellt einen indirekten<br />
Zusammenhang zwischen der Anzahl<br />
der Spannungsspiele und der Anzahl<br />
der Lastspiele mit dem Verweis auf<br />
die ISO 22986 »Krane- Festigkeit- Brücken-<br />
und Portalkrane« und den darin<br />
empfohlenen Eigenfrequenzen für die<br />
Krantragwerke her. Aber auch hier wird<br />
kein konkreter Zusammenhang zwischen<br />
Last- / Arbeitsspiel und Spannungsspiel<br />
dargestellt.<br />
»5.2.2.6 Schwingungsfrequenzen von<br />
Kranträgern<br />
Empfohlene Eigenfrequenzen von Tragwerksschwingungen<br />
sind in ISO 22986 enthalten.<br />
Im Falle von niedrigeren Frequenzen<br />
muss die Auswirkung der zusätzlichen<br />
Ermüdung in der Konstruktion und der<br />
Laststeuerung berücksichtigt werden.<br />
Eine Minimierung der Amplitude und<br />
Dauer der Schwingungen, z. B. durch stufenlose<br />
Steuerungen, muss auch berücksichtigt<br />
werden.«<br />
Ein einheitlicher Zusammenhang zwischen<br />
den Lastspielen des Kranes und den<br />
Spannungsspielen eines Bauteiles besteht<br />
nicht und kann daher aus den gültigen<br />
Normen auch nicht direkt entnommen<br />
werden. Es ist Aufgabe des Kranherstellers<br />
bei bekannter Anzahl der Lastspiele<br />
die korrekte Anzahl der Spannungsspiele<br />
für bestimmte Baugruppen bzw. Bauteile<br />
zu bestimmen.<br />
Die Bestimmung eines genauen Spannungskollektivs<br />
ist derzeit nur durch<br />
aufwändige rechnerische Simulation<br />
oder experimentelle Untersuchungen<br />
an Prototypen möglich und wird daher<br />
nur in Ausnahmefällen für sinnvoll erachtet.<br />
3 Auslegung<br />
Der Betreiber gibt mit seiner Anfragespezifikation<br />
die Arbeitsspiele über die<br />
geplante Lebensdauer vor. Der Kranhersteller<br />
ermittelt daraus die Anzahl der<br />
Spannungsspiele als Grundlage für die<br />
Auslegung und Dimensionierung des<br />
Krantragwerkes.<br />
Die Spannungen in den Bauteilen werden<br />
aus den um die Lastfaktoren erhöhten<br />
Lasten berechnet. Die Lastfaktoren<br />
können den Normen entnommen bzw.<br />
daraus ermittelt werden.<br />
Tatsächlich vorhandene Spannungen<br />
können durch Messungen an der Stahlkonstruktion<br />
oder durch Anwendung der<br />
Finite-Elemente-Methode (FEM) ermittelt<br />
werden. Aufgrund des messtechnischen<br />
und rechnerischen Aufwandes sind<br />
Lebensphase<br />
Spezifikation<br />
Konstruktion<br />
Fertigung<br />
Inbetriebnahme<br />
und Optimierung<br />
Betrieb<br />
diese lokal begrenzt und nur im Einzelfall<br />
sinnvoll.<br />
Messungen, z.B. in den Diagonalen, zeigen,<br />
dass teilweise deutlich größere Spannungen<br />
auftreten können, als in der Berechnung<br />
ermittelt wurden.<br />
Wenn solche Erkenntnisse vorliegen, sind<br />
die Lastfaktoren für die Auslegung des<br />
Kranes anzupassen.<br />
4 Auswirkungen auf den Kran<br />
Beeinflussende Faktoren der dynamischen Beanspruchungen<br />
Festlegung der Lastspiele über die geplante Lebensdauer<br />
Festlegung des zugehörigen Lastkollektivs<br />
Dimensionierung der betroffenen Bauteile unter Berücksichtigung der sich ergebenden<br />
Beanspruchungen<br />
Berücksichtigung der Kerbwirkungen<br />
Ausführung der Lasteinleitungspunkte<br />
Vermeidung von Steifigkeitssprüngen<br />
Gewählte Materialqualität<br />
Sicherung der Schweißqualität<br />
Einhaltung der Konstruktionsanforderung<br />
Einstellung der konstruktiv vorgesehenen Beschleunigungs- und Bremszeiten<br />
Verrundung der Beschleunigungskurven<br />
Unterdrückung von Resonanzanregungen<br />
Bedienung<br />
Tabelle 1: Mögliche beeinflussende Faktoren der Beanspruchungen<br />
während der unterschiedlichen Lebensphasen<br />
Jede Kraftänderung führt zu einer dynamischen<br />
Beanspruchung in der Kranstruktur<br />
und hat damit Einfluss auf die<br />
Lebensdauer.<br />
Für Krananlagen im Betrieb sind gesetzlich<br />
vorgeschriebene Prüfungen<br />
und Wartungen einzuhalten. Zu diesen<br />
gehören auch die vom Hersteller<br />
vorgegebenen Kontrollen des Krantragwerkes.<br />
Diese Kontrollen werden in der<br />
Regel als Sichtprüfung, die sich auf die<br />
dynamisch beanspruchten Bauteile mit<br />
hoher Kerbwirkung beschränken kann,<br />
durchgeführt.<br />
4.1 Dynamische Beanspruchung<br />
Für die Ermittlung der dynamischen Beanspruchung<br />
des Krantragwerks ist auch<br />
das Schwingungsverhalten des Kranes zu<br />
berücksichtigen.<br />
Das Schwingungsverhalten wird bestimmt<br />
durch die Eigenfrequenzen, die<br />
Dämpfungseigenschaft der Krankonstruktion<br />
und die Anregung der Kranstruktur.<br />
Die Anregung erfolgt hauptsächlich<br />
durch die Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge<br />
der angetriebenen Komponenten<br />
des Kranes und der Lastbewegung,<br />
sowie durch äußere Kräfte wie z.B.<br />
Wind.<br />
Eine Beeinflussung der dynamischen Beanspruchungen<br />
ist in jeder Lebensphase<br />
des Kranes möglich durch: (siehe Tab.1)<br />
Die Einhaltung der beeinflussenden<br />
Faktoren ist im laufenden Betrieb regelmäßig<br />
zu überwachen. Dazu gehören<br />
z.B.:<br />
• Kontrolle der tragenden Schweißverbindungen<br />
• Kontrolle aller tragenden Bolzen- und<br />
Schraubverbindungen<br />
• Kontrolle der Ausrichtung der Schienenstöße<br />
• Überprüfung der Einhaltung der<br />
vorgesehenen Beschleunigungs- und<br />
Bremskurven<br />
• Überprüfung der Wirksamkeit der<br />
Lastbegrenzungseinrichtungen<br />
4.2 Betriebsfestigkeit<br />
In Folge von Betriebsfestigkeitsproblemen<br />
bei Krantragwerken können Risse<br />
auftreten.<br />
Diese entstehen durch:<br />
• Fehler im Material einzelner Bauteile,<br />
z.B. fehlerhafte Gefügestruktur<br />
• Fehlerhafte Schweißnähte<br />
• Falsche Dimensionierung und Gestaltung<br />
in der Konstruktion, siehe Tabelle<br />
1<br />
• Äußere Einflüsse, wie das häufige Auftreten<br />
von normalerweise nicht ermüdungsrelevanten<br />
Überlasten z.B. Snag<br />
Load<br />
• Fehler bei der Fertigung, siehe Tabelle<br />
1<br />
• Verschleiß und Korrosion im Stahlbau<br />
68 50 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
4.3 Regelmäßige Kontrollen des<br />
Stahlbaus und Reparaturmaßnahmen<br />
Die regelmäßigen Sichtprüfungen sind<br />
durch geschultes Fachpersonal und bei<br />
den mindestens jährlich durchzuführenden<br />
wiederkehrenden Prüfungen, gemäß<br />
§14 bzw. Anhang 3 / Abschnitt 1 der<br />
Betriebssicherheitsverordnung und der<br />
Unfallverhütungsvorschrift DGUV Vorschrift<br />
52 – Krane -, durch zur Prüfung<br />
befähigte Personen oder Prüfsachverständige<br />
durchzuführen. Dabei können<br />
an den bruchkritischen Stahlbauteilen<br />
Schadstellen, z.B. Roststellen oder Farbabplatzungen,<br />
als Hinweise auf mögliche<br />
Risse identifiziert werden. Im Zweifelsfall<br />
sind weitergehende zerstörungsfreie Prüfungen<br />
zu veranlassen.<br />
Es empfiehlt sich, insbesondere hinsichtlich<br />
der teilweise komplexen Stahlbau-<br />
Strukturen von Containerkranen und<br />
anderen Großkranen, von den Berufsgenossenschaften<br />
anerkannte Kran-Sachverständige<br />
oder Prüfsachverständige<br />
gem. Betriebssicherheitsverordnung mit<br />
den regelmäßigen Prüfungen der Krane<br />
zu beauftragen.<br />
Wird beispielsweise ein Riss festgestellt,<br />
so kann der Sachverständige beurteilen,<br />
ob dieser Riss als kritisch oder unkritisch<br />
einzuschätzen ist. Risse in dynamisch<br />
hochbelasteten tragenden Stahlbauelementen<br />
sind nahezu immer als kritisch<br />
anzusehen.<br />
Daraus ergeben sich weitere Maßnahmen<br />
wie z.B. die Kontaktaufnahme zum Hersteller,<br />
um geeignete Reparaturmaßnahmen<br />
abzuklären und einen Weiterbetrieb<br />
zu ermöglichen.<br />
Eine Rissbeseitigung muss durch eine<br />
hierfür qualifizierte Fachfirma, welche<br />
die entsprechenden Eignungsnachweise<br />
vorweisen kann, durchgeführt werden.<br />
Bei Feststellung eines Risses wird folgende<br />
Vorgehensweise als sinnvoll erachtet:<br />
• Riss-Einschätzung-kritisch / unkritisch<br />
• Maßnahmen festlegen<br />
• Im Zweifel Hersteller oder andere<br />
Fachleute einbinden<br />
• Ggf. konstruktive Änderungen vornehmen<br />
• Rissbeseitigung durch qualifizierten<br />
Fachbetrieb durchführen lassen<br />
• Instandsetzungsbericht der durchgeführten<br />
Maßnahme dem Kranprüfbuch<br />
beifügen<br />
• Prüfung des Kranes gem. DGUV Vorschrift<br />
52 – Krane - § 25 »Prüfung vor<br />
der ersten Inbetriebnahme und nach<br />
wesentlichen Änderungen« (Instandsetzung)<br />
durch einen Kran-Sachverständigen<br />
veranlassen und den Prüfbericht<br />
dem Kranprüfbuch hinzufügen<br />
Im Folgenden werden einige wesentliche<br />
Ursachen für dynamische<br />
Beanspruchungen beschrieben.<br />
5 Aufzählung und Beurteilung<br />
möglicher Ursachen<br />
5.1 Betriebsbedingte Einflüsse<br />
Ein ruckartiges Anheben und Absetzen<br />
oder Verhaken / Verkanten der Last führt<br />
zu einer plötzlichen Kraftänderung im<br />
Krantragwerk. Auch diese kann Schwingungen<br />
anregen.<br />
Die Stoßwirkungen durch das Anheben<br />
und Absetzen der Last sind in den Krannormen<br />
durch den Hublastbeiwert berücksichtigt.<br />
Durch geeignete Maßnahmen kann das<br />
Betriebsverhalten und damit die Belastung<br />
beeinflusst werden. Dazu gehören<br />
z.B.:<br />
• Geregelte Antriebe<br />
• Restsenkautomatik<br />
• Feinpositionierungseinrichtungen<br />
• Schlaffseilerkennung<br />
• Gefederte Hubwerkselemente<br />
5.2 Abweichungen in der Kranschiene<br />
und Katzschiene<br />
Ein Versatz im Stoß der Kranschiene<br />
oder der Katzschiene, z.B. am Auslegerdrehpunkt<br />
bei Containerkranen, führt<br />
zu zusätzlichen dynamischen Belastungen<br />
des Kranes.<br />
In den Krannormen sind diese dynamischen<br />
Belastungen in den Ermüdungsbetrachtungen<br />
berücksichtigt.<br />
Weitere Hinweise sind z.B. im HTG-<br />
AHU Bericht B8 »Beziehungen zwischen<br />
Kranbahn und Kransystem« zu finden.<br />
5.3 Pufferstoß<br />
Durch einen Pufferstoß können trotz der<br />
Energieaufnahme kurzzeitig sehr hohe<br />
horizontale Beschleunigungen und damit<br />
dynamische Belastungen auf das gesamte<br />
Krantragwerk wirken. Aufgrund des<br />
seltenen Auftretens bei bestimmungsgemäßer<br />
Arbeitsweise hat der Pufferstoß jedoch<br />
keinen nennenswerten Einfluss auf<br />
die Lebensdauer des Kranes.<br />
5.4 Erdbeben<br />
Bei einem Erdbeben wirken hohe horizontale<br />
und vertikale Beschleunigungen<br />
und damit dynamische Belastungen auf<br />
das gesamte Krantragwerk.<br />
Diese Belastungen können während eines<br />
Erdbebens mehrfach und aus undefinierter<br />
Richtung auftreten. Ein Tragwerksversagen<br />
durch Überschreitung<br />
von Grenzwerten ist möglich.<br />
Nach einem Erdbeben wird eine Kontrolle<br />
des Krantragwerkes, wie in Abschnitt<br />
4.3 beschrieben, empfohlen.<br />
Erdbeben haben in der Regel aufgrund<br />
der geringen Häufigkeit keinen nennenswerten<br />
Einfluss auf die theoretische Lebensdauer<br />
des Kranes.<br />
Sollte der Kran in einem durch Erdbeben<br />
gefährdeten Gebiet eingesetzt werden,<br />
muss der<br />
Betreiber die dafür gültigen Vorschriften<br />
bei der Bestellung bekanntgeben.<br />
5.5 Störfall-Abschaltungen<br />
Bei Störungen wie Not-Aus, Not-Halt,<br />
Überlast, Überdrehzahl, Snag Load werden<br />
alle translatorischen und rotatorischen<br />
Bewegungen deutlich schneller abgebremst<br />
als im normalen Betrieb.<br />
Die sich daraus ergebenden Bremskräfte<br />
können einen Einfluss auf die Lebensdauer<br />
des Kranes haben.<br />
5.6 Durch Wind angeregte<br />
Schwingungen<br />
Schlanke turmartige Bauwerke können<br />
durch Windeinwirkungen zu Schwingungen,<br />
insbesondere zu wirbelinduzierten<br />
Schwingungen quer zur Windrichtung,<br />
angeregt werden. Diese Phänomene<br />
können auch bei Großkomponenten<br />
des Krantragwerkes auftreten, die aus<br />
Rundrohren gefertigt sind.<br />
Treten Querschwingungen auf, sind zwar<br />
die Beanspruchungen der beeinflussten<br />
Tragwerkskomponenten verhältnismäßig<br />
gering, jedoch unterliegen sie im<br />
Laufe der Lebensdauer einer großen Anzahl<br />
an Lastwechseln. Das führt in der<br />
Konsequenz zu einer wesentlich höheren<br />
Anzahl von Schwingungen. Das Ende der<br />
theoretischen Lebensdauer wird somit<br />
früher erreicht.<br />
Querschwingungen können durch helixförmige<br />
Windabweiser (Scruton-Wendel),<br />
d.h. spiralförmig um die Konstruktionsrohre<br />
montierte Profile, reduziert<br />
oder ganz vermieden werden.<br />
Ergänzend können Ermüdungsnachweise<br />
für diesen Fall geführt werden. Die Krannormen<br />
berücksichtigen diesen Nachweis<br />
nicht.<br />
5.7 Dynamische Belastung beim<br />
Seetransport<br />
Beim Seetransport des kompletten Kranes<br />
können, trotz fachgerechter Ver-<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
51 69
laschung, dynamische Belastungen in<br />
Längs- und Querachse des Kranes auftreten,<br />
vorrangig durch den Wellengang.<br />
Angebrachte Schwingungssensoren können<br />
diese Belastung erfassen, so dass im<br />
Nachgang geprüft werden kann, ob beim<br />
Transport die angenommenen Werte eingehalten<br />
wurden.<br />
5.8 Überlagerung von dynamischen<br />
Kräften<br />
Ein besonderes Augenmerk ist auf die<br />
Überlagerung von Kräften zu legen, also<br />
auf den Fall, wenn die nächste Anregung<br />
in der Abklingphase der vorherigen erfolgt.<br />
Die Schwingungen in den Bauteilen der<br />
Stahlkonstruktion, welche durch ihre<br />
Bauteilform, Abmessungen und Werkstoffdicken<br />
bestimmte Eigenfrequenzen<br />
aufweisen, werden durch Einleitung von<br />
dynamischen Kräften aus Kranfahren,<br />
Katzfahren und Hubbewegungen angeregt.<br />
Zusätzlich können auftretende<br />
Windkräfte solche Schwingungen anregen.<br />
Die Amplituden, d.h. die maximalen<br />
Auslenkungen der Schwingweiten, ergeben<br />
sich aus der Größe der anregenden<br />
Kräfte. Die Dauer der Schwingung ergibt<br />
sich aus den Dämpfungseigenschaften<br />
der Bauteile.<br />
Wirken nach der Anregung einer<br />
Schwingung zusätzliche Kräfte aus einer<br />
weiteren Bewegung auf die betroffenen<br />
Bauteile ein, so kann es, je nach augenblicklicher<br />
Schwingungsamplitude,<br />
zu einer Überlagerung der Schwingungen<br />
kommen. Dies ist z.B. gegeben, wenn<br />
die erste Schwingung durch die Katzfahrt<br />
angeregt wird und durch die Beschleunigung<br />
des Hubwerkes weitere Kräfte einwirken.<br />
Die Spitzenwerte der resultierenden Amplituden<br />
und somit auch die auf die Bauteile<br />
wirkenden Kräfte können erheblich<br />
größer sein als bei der Anregung durch<br />
eine einzelne Bewegung.<br />
Wird dieser Sachverhalt bei der konstruktiven<br />
Auslegung des Kranes nicht<br />
hinreichend berücksichtigt, kann es zu<br />
einer signifikanten Verringerung der Gesamtlebensdauer<br />
der betroffenen Bauteile<br />
und des Kranes führen.<br />
5.9 Elektronische Pendeldämpfung<br />
Die Pendeldämpfung wirkt üblicherweise<br />
über die Antriebssteuerung.<br />
Ziel ist es, das Lastpendeln zu minimieren,<br />
um eine Erhöhung der Umschlagsleistung<br />
zu erreichen. Hierbei setzen die<br />
Hersteller der elektronischen Systeme<br />
unterschiedliche Regelalgorithmen ein.<br />
Je nach System / Hersteller können kurzzeitig<br />
höhere Beschleunigungskräfte auftreten.<br />
5.10 Snag Load<br />
Der Snag Load Fall, d.h. das schlagartige<br />
Verhaken / Verkanten der Last oder des<br />
Lastaufnahmemittels in der Hubbewegung<br />
ist eine extreme Belastung des Kranes<br />
im Betrieb. Der Snag Load Fall ist ein<br />
spezifisches Problem der Containerkrane.<br />
Durch eine Snag Load Schutzeinrichtung<br />
kann die Auswirkung auf das Krantragwerk<br />
begrenzt werden.<br />
Der Snag Load Fall hat in der Regel aufgrund<br />
der geringen Häufigkeit keinen<br />
nennenswerten Einfluss auf die theoretische<br />
Lebensdauer der Krane.<br />
5.11 Beanspruchungen durch<br />
Prüfungen<br />
Die auftretenden Beanspruchungen<br />
durch die Abnahme und die wiederkehrenden<br />
Prüfungen 3 sind wegen ihrer<br />
geringen Häufigkeit hinsichtlich der<br />
Lebensdauer des Krantragwerkes vernachlässigbar.<br />
6 Wechselwirkung der<br />
Antriebstechnik 4 mit dem<br />
Krantragwerk<br />
Die Abstimmung zwischen den verantwortlichen<br />
Planungsbereichen 5 , d.h. Maschinenbau,<br />
Stahlbau und Elektrotechnik,<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung,<br />
um die Einflüsse der dynamischen Belastung<br />
auf das Krantragwerk zu berücksichtigen<br />
und ggf. zu minimieren.<br />
Normativ gibt es derzeit für diese Aufgabe<br />
keine expliziten Vorgaben.<br />
Die Kriterien, die abgestimmt werden,<br />
sind entweder vom Hersteller mit den<br />
Planungsbereichen festzulegen oder werden<br />
in Zusammenarbeit mit dem Betreiber<br />
gemeinsam vereinbart.<br />
Die Einhaltung der bei der maschinenbau-<br />
/ stahlbautechnischen Auslegung zu<br />
3 Die Beanspruchungen sind gemäß der Maschinenrichtlinie<br />
§ 4.1.2.3 definiert. Hierbei sind die statischen<br />
und dynamischen Festigkeitsfaktoren anzuwenden.<br />
Die Prüfungen erfolgen üblicherweise bei<br />
Nenngeschwindigkeiten. Bei überlagertem Betrieb<br />
wird der ungünstigste Fall angewendet.<br />
4 Zur Antriebstechnik gehören Elektrotechnik, Maschinenbau<br />
und Hydraulik<br />
5 Planungsbereiche sind üblicherweise verschiedene<br />
Organisationseinheiten des Herstellers. Jedoch sind<br />
auch Vertragskonstellationen bekannt, z.B. Konsortium,<br />
bei denen die genannten Planungsbereiche bei<br />
unterschiedlichen Herstellern angesiedelt sind.<br />
Grunde gelegten Werte wie Drehmomente,<br />
Geschwindigkeiten und Brems-/ Beschleunigungszeiten<br />
ist durch den Hersteller<br />
sicher zu stellen.<br />
Dies gilt insbesondere auch bei Störungen,<br />
die zu einem schnellen Abbremsen<br />
oder zu einer schnellen Entlastung führen,<br />
z.B. Not-Halt. Diese lösen zusätzliche<br />
dynamische Wechsellasten aus. Die<br />
dabei auftretenden Kräfte sind auf Grund<br />
der steileren Bremsrampen größer, siehe<br />
auch Kapitel 5.1 und 5.5.<br />
Im Entstehungsprozess konkretisierte<br />
oder geänderte Auslegungen sind zwingend<br />
abzustimmen, damit diese in der<br />
Dimensionierung und Parametrierung<br />
der Antriebe berücksichtigt werden.<br />
Bei betreiberseitig gewünschten Optimierungen<br />
im Fahrverhalten ist vor Umsetzung<br />
immer die Einhaltung der oben<br />
beschriebenen Vorgaben zu prüfen. Können<br />
diese Vorgaben nicht eingehalten<br />
werden, bedarf es vorab einer Klärung<br />
mit dem maschinenbau- und stahlbautechnisch<br />
Verantwortlichen.<br />
Im Rahmen der Wartung sollte die Einhaltung<br />
der vorgesehenen Beschleunigungs-<br />
und Bremskurven regelmäßig geprüft<br />
und dokumentiert werden.<br />
Alle Beteiligten sollten dabei stets berücksichtigen,<br />
dass durch neue Antriebsund<br />
Regelverfahren in der Elektrotechnik<br />
und Kransteuerung ggf. Annahmen,<br />
die der statischen Berechnung zugrunde<br />
liegen, beeinflusst werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Die dynamischen Belastungen, die auf<br />
das Krantragwerk des Container-/ Portalkranes<br />
wirken, können zu unerwarteten<br />
und vorzeitigen Schäden und bei nicht<br />
rechtzeitigem Erkennen und Beseitigen<br />
zu einem Bruch im Krantragwerk führen.<br />
Die Ursachen dieser Schädigung sind<br />
vielfältig und die Möglichkeiten zur Reduzierung<br />
dieser Belastungen hängen von<br />
verschiedenen Faktoren ab, die praktisch<br />
jede Lebensphase des Kranes betreffen.<br />
Mit der Kenntnis dieser Zusammenhänge<br />
ist es den Herstellern und Betreibern<br />
von Kranen möglich, die Auswirkungen<br />
gravierender Betriebsfestigkeitsprobleme<br />
im Krantragwerk als Folge von dynamischen<br />
Belastungen besser einzuschätzen.<br />
Die im Bericht enthaltenen Hinweise geben<br />
den Betreibern von Kranen und den<br />
Erstellern von Spezifikationen sowie allen<br />
Kran-Interessierten die Möglichkeit,<br />
diese Problematik angemessen zu berücksichtigen.<br />
70 52 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong>
Die einzelnen Fälle sind weitgehend auf<br />
ihre Auswirkungen hin betrachtet worden<br />
und geben damit die Einschätzungen<br />
des Arbeitskreises wieder.<br />
Im Anhang wird ein Verfahren zur Beobachtung<br />
an Bestandskranen vorgestellt.<br />
ANHANG Praktisches Beispiel<br />
von Spannungsmessungen am<br />
Krantragwerk<br />
Bild 1: Acht Messorte mit insgesamt 46 Dehnmessstreifen (DMS) und acht Temperatursensoren<br />
Zur Überwachung von üblicherweise<br />
auffälligen Stellen des Krantragwerkes<br />
einer Containerbrücke wurde eine Rissüberwachung<br />
installiert.<br />
Gewählt wurden die Anschlüsse der Zugbänder<br />
an die Ausleger bzw. an den Pylonen<br />
entsprechend Bild 1.<br />
In diesem Beispiel sind die Zugbänder<br />
an ihren Enden geschlitzt und auf<br />
die Knotenbleche aufgesteckt, siehe<br />
Bild 2 und Bild 3. Die Anschlüsse sind<br />
im Auslauf der Knotenbleche stark rissgefährdet.<br />
In diesem Bereich wurden die Zugbänder<br />
beidseitig der Knotenbleche<br />
mit Dehnmessstreifen versehen. Deren<br />
Messdaten werden über Licht wellen<br />
leiter (LWL) zentral erfasst und<br />
anschließend drahtlos an eine Datenbank<br />
übertragen. Auf diese Art kann<br />
via Fernüberwachung eine Veränderung<br />
der Messwerte registriert werden,<br />
deren Ursache die Entstehung von Rissen<br />
sein kann. Außerdem ist es möglich,<br />
das Spannungskollektiv zu ermitteln.<br />
Unter der Annahme, dass der Kran während<br />
seiner Lebensdauer annähernd gleiche<br />
Belastungen erfährt, kann so die<br />
Restlebensdauer für den beobachteten<br />
Bereich ermittelt werden.<br />
Zur Verifizierung der Messergebnisse<br />
empfehlen sich Referenzmessungen für<br />
definierte Lasten und Katz- bzw. Kranfahrten<br />
mit und ohne Last. Die gemessenen<br />
Spannungswerte können dann<br />
mit den Ergebnissen aus der statischen<br />
Berechnung der Kranstruktur abgeglichen<br />
werden.<br />
Bild 2: Einführung Knotenblech in die Rohrkonstruktion<br />
bei einem Zugband.<br />
Bild 3: Zugband mit Knotenblech<br />
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Auch ein Rudergänger, der nicht zugleich verantwortlicher Schiffsführer ist, kann Fahrzeugführer im Sinne des § 316 I und II StGB sein.<br />
Das Tatbestandsmerkmal, Führen eines Fahrzeuges, kann nur eigenhändig verwirklicht werden, maßgeblich ist, wer die Verantwortung<br />
für die Bewegung des Fahrzeuges hat und dieses mit Blick auf den Bewegungsvorgang faktisch betätigt.<br />
Die Vorstellung des Rudergängers, mit Fahrzeugführer im Sinne des § 316 I StGB sei nur der verantwortliche Schiffsführer gemeint,<br />
ist ein vermeidbarer Verbotsirrtum und kann daher die Tat nicht entschuldigen.<br />
Urteil des Schiffahrtsobergerichtes Karlsruhe vom 9. November 2020, Az.: Ns Rv 22 Ss 311/20<br />
Die Berufung des Angeklagten gegen<br />
das Urteil des Amtsgerichts – Schifffahrtsgericht<br />
– Mannheim vom 2. März<br />
2020 wird als unbegründet verworfen.<br />
Der Angeklagte trägt die Kosten des Berufungsverfahrens.<br />
Angewandte Vorschriften: §§ 316 Abs.<br />
1 und 2, 40 StGB<br />
Aus den Gründen:<br />
Der Angeklagte wurde durch Urteil des<br />
Amtsgerichts – Schifffahrtsgericht –<br />
Mannheim vom 2.3.2020 wegen fahrlässiger<br />
Trunkenheit im Verkehr zu einer<br />
Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je<br />
100 € verurteilt. Hiergegen legte er form-<br />
und fristgemäß Berufung mit dem Ziel<br />
eines Freispruchs ein.<br />
Das Rechtsmittel blieb ohne Erfolg.<br />
… III. Der Angeklagte ist … Inhaber des<br />
Sportbootführerscheins und Eigentümer<br />
des motorisierten Sportboots‚ amtliches<br />
Schiffskennzeichen XY mit Liegeplatz<br />
beim BC Lampertheim. Am Abend<br />
des 16.8.2<strong>01</strong>9 fuhren der Angeklagte und<br />
sein Begleiter, der Zeuge A vom Restaurant<br />
beim MCP Kiefweiher zurück nach<br />
Lampertheim, wobei der Angeklagte das<br />
Sportboot steuerte und den Gashebel betätigte,<br />
obwohl er – wie er hätte erkennen<br />
können und müssen – aufgrund des vorangegangenen<br />
Alkoholkonsums fahruntüchtig<br />
war.<br />
Gegen 20.55 Uhr sollte das Sportboot<br />
von den Zeugen PHM B und PK C von<br />
der Wasserschutz-polizei Mannheim wegen<br />
angesichts der einbrechenden Dämmerung<br />
erforderlicher, am Sportboot jedoch<br />
fehlender Beleuchtung kontrolliert<br />
werden. Der Angeklagte rangierte das<br />
Sportboot entsprechend der Aufforderung<br />
durch den Zeugen PHM B längsseits<br />
an das Polizeiboot, während der Zeuge A<br />
die Leinen für das Anlegemanöver bereitlegte<br />
und diese am Polizeiboot festmachte.<br />
Da die Polizeibeamten beim Angeklagten<br />
Alkoholgeruch feststellten, forderten<br />
sie ihn auf, ihnen zur nahegelegenen Wasserschutzpolizeistation<br />
zu folgen. Die am<br />
16.8.2<strong>01</strong>9 um 22.00 Uhr entnommene Blutprobe<br />
ergab eine BAK von 1,26 % …<br />
Der Angeklagte legte dar, er sei mit seinem<br />
langjährigen Bekannten, dem Zeugen A am<br />
frühen Abend des 16.8.2020 mit seinem<br />
Sportboot, amtliches Schiffskennzeichen<br />
XY vom Liegeplatz beim BC Lampertheim<br />
zum MCP Kiefweiher gefahren. Im dortigen<br />
Restaurant hätten sie gegessen und Alkohol<br />
getrunken, wobei vereinbart gewesen<br />
sei, dass der A, der ebenso wie er selbst<br />
im Besitz eines Sportbootführerscheins<br />
sei, keinen oder nur wenig Alkohol trinken<br />
werde. Jedenfalls habe er das Boot – trotz<br />
seines Alkoholkonsums – auf der gesamten<br />
Fahrt gesteuert, gelenkt und den Gashebel<br />
betätigt. Allerdings hätten er und der<br />
Zeuge A vor Fahrtantritt vereinbart, dass<br />
dieser als Schiffsführer fungiere. Sie hätten<br />
beide gedacht, es genüge, wenn sich an<br />
Bord eine nüchterne, fahrtüchtige Person<br />
befinde, auch wenn eine alkoholisierte Person<br />
– vorliegend er selbst – das Boot fahre.<br />
Der Zeuge A habe auch den sog. Quickstopp<br />
am Arm gehabt, durch den der Motor<br />
des Bootes beispielsweise bei Mann über<br />
Bord sofort ausge-schaltet werde …<br />
Diese Einlassung des Angeklagten wurde<br />
in weiten Teilen vom Zeugen A bestätigt …<br />
Auch die Zeugen PHM B und die PK C,<br />
die die Kontrolle am 16.8.2<strong>01</strong>9 gegen<br />
20.55 Uhr durchgeführt haben, bestätigten<br />
glaubhaft, dass der Angeklagte bereits<br />
zu dem Zeitpunkt, als ihnen das unbeleuchtete<br />
Boot in einer Entfernung von<br />
ca. 50 – 100 m aufgefallen sei, am Steuer<br />
gesessen sei, der Zeuge A die Leinen fertiggemacht<br />
habe, der Angeklagte das Anlegemanöver<br />
am Polizeiboot durchgeführt<br />
und dabei Steuerrad und Gashebel betätigt<br />
habe …<br />
Nach alldem war der Senat von dem oben<br />
festgestellten Sachverhalt unter Ziffer III.<br />
überzeugt. Sowohl der Angeklagte als<br />
auch die Zeugen, PHM B und PK C gaben<br />
übereinstimmend an, dass der Angeklagte<br />
das Boot bei der Annäherung an das Polizeiboot<br />
und nach der Kontrolle in den Hafen<br />
gesteuert und den Gashebel betätigt<br />
und das Anlegemanöver am Polizeiboot<br />
sowie am Steiger vor der Polizeidienststelle<br />
selbständig durchgeführt habe.<br />
Soweit der Angeklagte in Übereinstimmung<br />
mit dem Zeugen A allerdings behauptet<br />
hat, man habe vor der Abfahrt<br />
beim MCP Kiefweiher vereinbart, dass<br />
zwar er das Boot lenken und steuern, der<br />
Zeuge aber als Schiffsführer fungieren<br />
solle, konnte der Senat dem keinen Glauben<br />
schenken ...<br />
Der Angeklagte hat somit fahrlässig im<br />
Verkehr ein Fahrzeug geführt, obwohl er<br />
infolge des Genusses alkoholischer Getränke<br />
nicht in der Lage war, das Fahrzeug<br />
sicher zu führen.<br />
Es handelt sich um ein Vergehen der fahrlässigen<br />
Trunkenheit im Verkehr, strafbar<br />
gem. § 316 Abs. 1 und 2 StGB.<br />
Ein Fahrzeug – hierunter fällt auch ein<br />
Sportboot – führt, wer es unter bestimmungsgemäßer<br />
Anwendung der<br />
Antriebskräfte unter eigener Allein-<br />
oder Mitverantwortung in Bewegung<br />
setzt, es unter Handhabung seiner<br />
technischen Vorrichtungen während der<br />
Fahrbewegung lenkt und sich hierbei aller<br />
wesentlichen Einrichtungen des Fahrzeugs<br />
bedient, die für dessen Fortbewegung<br />
bestimmt sind. Maßgeblich ist, wer die<br />
Verantwortung für die Bewegung des<br />
Fahrzeugs hat und diese mit Blick auf<br />
den Bewegungsvorgang faktisch betätigt<br />
(Fischer, StGB, 67. Aufl., Rdn. 4 zu § 315 a<br />
und Rdn. 3 a zu § 315c; BeckOK-Kudlich,<br />
StGB, Stand 1.5.2020, Rdn. 10 zu § 315c;<br />
Schönke/Schröder-Hecker, StGB, 30. Aufl.,<br />
Rdn. 19 zu § 316; LK-König, StGB, 12. Aufl.,<br />
Rdn. 6ff. zu § 315a; BGHSt 35, 390 und 59,<br />
311). Dies war vorliegend der Angeklagte,<br />
der das Boot unter seiner Verantwortung<br />
eigenhändig – nicht nur von Kiefweiher<br />
in Richtung Lampertheim bis zur<br />
Kontrolle, sondern auch danach bis in den<br />
Mühlauhafen – gesteuert und den Gashebel<br />
bedient hat. Der Angeklagte war<br />
nach Überzeugung des Senats auch der<br />
Schiffsführer, weil er den Zeugen A angewiesen<br />
hat, die Leinen fertig zu machen<br />
(nach seinen eigenen Angaben ein typisches<br />
Kommando eines Schiffsführers)<br />
und sich gegenüber den kontrollierenden<br />
Polizeibeamten als Schiffsführer bezeichnet<br />
hat.<br />
Selbst wenn der Angeklagte – wie von<br />
ihm eingewendet – lediglich der Rudergänger<br />
gem. § 1.09 RheinSchPV gewesen<br />
wäre, würde dies nichts an seiner<br />
strafrechtlichen Verantwortung gem.<br />
§316 StGB ändern. Das Merkmal des Führens<br />
eines Fahrzeugs kann nur eigenhändig<br />
verwirklicht werden (Fischer, a.a.O.,<br />
Rdn. 2 zu §315c; BeckOK, a.a.O., Rdn.<br />
11 zu § 315c; Schönke/Schröder, a.a.O.,<br />
Rdn. 20 zu §316; LK-König, a.a.O., Rdn.<br />
7 zu § 315a). Auch der Rudergänger verwirklicht<br />
das Merkmal des Führens eines<br />
Fahrzeugs in vollem Umfang, so dass er<br />
als Täter anzusehen ist. Ob es sich dabei<br />
um eine nautisch erfahrene oder unerfahrene<br />
Person handelt und inwieweit sie<br />
1<br />
60 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
(Sammlung Seite 2688)
Recht RECHT<br />
weisungsgebunden tätig wird, kann keine<br />
Rolle spielen (LK-König, a.a.O., Rdn. 9 zu<br />
§ 315a). Nach dem Willen des Gesetzgebers<br />
soll § 316 StGB der abstrakten Gefahr<br />
entgegenwirken, die dem Verkehr daraus<br />
erwächst, dass der Fahrzeugführer<br />
sein Fahrzeug nicht zu beherrschen vermag<br />
(BGHSt 35, 390). Der Zeuge A hat vorliegend<br />
– im Gegensatz zum Angeklagten<br />
– weder die Lenk- noch Antriebsvorrichtungen<br />
des Sportbootes bedient und es<br />
somit auch nicht geführt.<br />
Auch der Einwand des Angeklagten, der<br />
Zeuge A habe ihn einmal auf einen im<br />
Wasser schwimmenden Ast hingewiesen<br />
und ihm geraten, er solle diesen umfahren,<br />
ändert nichts an der eigenhändigen<br />
Führung des Sportboots durch den Angeklagten,<br />
denn auch dieses Ausweichmanöver<br />
wurde von ihm in eigener Verantwortung<br />
durchgeführt.<br />
Aufgrund seiner Alkoholisierung war der<br />
Angeklagte nicht mehr in der Lage, das<br />
Sportboot sicher zu führen.<br />
Der Senat ist – unter Aufgabe seiner früheren<br />
Rechtsprechung (Senat, Justiz 20<strong>01</strong>,<br />
221) – in Übereinstimmung mit der mittlerweile<br />
in Rechtsprechung und Literatur<br />
überwiegend vertretenen Meinung<br />
der Auffassung, dass der für das Führen<br />
von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr<br />
allgemein anerkannte Grenzwert<br />
von 1,1 ‰ für eine alkoholbedingte<br />
absolute Fahruntüchtigkeit auch für die<br />
motorisierte Schiffahrt anzuwenden ist<br />
(Schifffahrtsobergericht<br />
Brandenburg,<br />
VRS 115, 302; Schönke/Schröder-Hecker,<br />
a.a.O., Rdn. 3 zu § 315a; LK-König, StGB,<br />
12. Aufl., Rdn. 14 zu § 315a; Leipold/Tsambikakis/Zöller-Krumm,<br />
Anwaltskommentar<br />
StGB, 3. Aufl., Rdn. 6 zu § 315a).<br />
Aufgrund verkehrsmedizinischer Untersuchungen<br />
(Kaatsch, Blutalkohol 2006, 192)<br />
zur alkoholbedingten Fahrtuntüchtigkeit hat<br />
sich neuerdings mit Recht die Auffassung<br />
durchgesetzt, dass die Anforderungen,<br />
die an die Konzentrations-, Navigations-<br />
und Reaktionsfähigkeit eines Schiffsführers<br />
gestellt werden müssen, nicht anders<br />
zu beurteilen sind als beim Kraftfahrzeugverkehr<br />
(Escherich, Blutalkohol 2006, 207).<br />
Auch wenn im Schiffsverkehr in der Regel<br />
deutlich niedrigere Geschwindigkeiten<br />
vorherrschen werden, werden vom Schiffsführer<br />
eine hohe individuelle Reaktionsfähigkeit<br />
und ein hohes Maß an planender<br />
Vorausschau und Konzentrationsfähigkeit<br />
verlangt: Er muss wegen der langsameren<br />
Reaktion des Schiffes auf eingeleitete Manöver<br />
erheblich weiter voraus denken, unterschiedliche<br />
Strömungsverhältnisse beachten<br />
und darüber hinaus umfangreiches<br />
Regelwissen verarbeiten (AG Rostock, NZV<br />
1996, 124 mit Anmerkung Reichart),<br />
Bei der Strafzumessung war der Strafrahmen<br />
des § 316 Abs. 1 StGB zugrunde zu<br />
legen, der Geldstrafe oder Freiheitsstrafe<br />
bis zu einem Jahr vorsieht.<br />
Zunächst hat der Senat geprüft, ob sich der<br />
Angeklagte in einem unvermeidbaren Verbotsirrtum<br />
i.S.v. § 17 Satz 1 StGB befunden<br />
hat, weil er rechtsirrig der Auffassung war,<br />
sich nicht strafbar zu machen, wenn eine<br />
andere, nüchterne und ebenfalls im Besitz<br />
eines Sportbootführerscheins befindliche<br />
Person an Bord war, oder ob es sich um<br />
einen vermeidbaren Verbotsirrtum i. S. v.<br />
§ 17 Satz 2 StGB gehandelt hat, aufgrund<br />
dessen ggf. eine Strafrahmenverschiebung<br />
gem. § 49 Abs. 1 StGB zu erfolgen hat.<br />
Nach Auffassung des Senats handelte es<br />
sich vorliegend lediglich allenfalls um einen<br />
vermeidbaren Verbotsirrtum. Sein<br />
Vorhaben hätte dem Angeklagten zum<br />
Zeitpunkt der Tat unter Berücksichtigung<br />
seiner Fähigkeiten und Kenntnisse Anlass<br />
geben müssen, über dessen mögliche<br />
Rechtswidrigkeit nachzudenken oder<br />
sich zu erkundigen. Vermeidbar ist der<br />
Verbotsirrtum, wenn sich der Täter – wie<br />
vorliegend – nicht informiert hat (Fischer,<br />
a.a.O., Rdn. 7 f. zu § 17) …<br />
Mitgeteilt durch Rechtsanwalt<br />
Martin Hoffmann, Mannheim<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Die vorliegende Entscheidung ist nicht<br />
nur für die Sportbootschifffahrt, sondern<br />
auch für die gewerbliche Schifffahrt von<br />
Interesse. Sehr häufig führt auch auf gewerblichen<br />
Schiffen ein Rudergänger das<br />
Ruder, der nicht zugleich verantwortlicher<br />
Schiffsführer ist. Der Rudergänger muss<br />
auch nicht Inhaber eines Patentes sein,<br />
sondern lediglich älter als 16 Jahre und<br />
geeignet zur Bedienung des Ruders. Die<br />
Auslegung des Begriffs „Führen eines<br />
Fahrzeuges“ im Sinne des § 316 StGB<br />
durch das Schiffahrtsobergericht Karlsruhe<br />
führt deshalb zu einem begrifflichen<br />
Widerspruch zwischen der RheinSchPV<br />
und dem StGB: „unter der Führung einer<br />
hierfür geeigneten Person“ im Sinne des<br />
§1.02 RheinSchPV wird nur der Schiffsführer<br />
verstanden und nicht etwa der<br />
Rudergänger im Sinne des §1.09 Rhein-<br />
SchPV. Während also ein einfaches Besatzungsmitglied<br />
sich nicht nach §316 StGB<br />
strafbar machen kann, wenn es alkoholisiert<br />
ist, kann dies ein Rudergänger nach<br />
Auffassung des Schiffahrtsobergerichtes<br />
sehr wohl, auch wenn er nicht Schiffsführer<br />
ist.<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />
Frankfurt am Main<br />
Adhäsionsverfahren bei Schiffshavarien<br />
Im Adhäsionsverfahren sind Widerklage und Streitverkündung/Nebenintervention unzulässig. Das Adhäsionsverfahren ermöglicht<br />
eine vereinfachte Durchsetzung von vermögensrechtlichen Ansprüchen lediglich im Verhältnis Opfer und Täter. § 472 a StPO ist lex<br />
specialis gegenüber § 1<strong>01</strong> ZPO.<br />
Beschluss des Schiffahrtsgerichtes Mannheim vom 16. Dezember 2020, Az.: 50 DS 404 Js 41974/19 <strong>BS</strong>ch<br />
… hat das Amtsgericht Mannheim durch<br />
die Präsidentin des Amtsgerichts … am<br />
16. Dezember 2020 beschlossen:<br />
Der Antrag der Nebenintervenientin auf<br />
Feststellung, dass die durch die Nebenintervention<br />
verursachten Kosten durch<br />
die Adhäsionsklägerin zu tragen sind,<br />
wird zurückgewiesen.<br />
Gründe:<br />
In der Sitzung vom 12.10.2020 ist der Nebenintervenientin<br />
durch Übergabe eines<br />
Schriftsatzes des Verteidigers vom<br />
09.10.2020 der Streit verkündet worden.<br />
Diese ist auf Seiten des Angeklagten<br />
beigetreten. Mit Schriftsatz vom<br />
15.10.2020 beantragt sie, ihre Kosten der<br />
Adhäsionsklägerin aufzuerlegen.<br />
Der Antrag war zurückzuweisen, da eine<br />
Streitverkündung und somit auch eine<br />
Nebenintervention in einem Strafverfahren<br />
auch bei einer anhängigen Adhäsionsklage<br />
ebenso wie eine Widerklage<br />
nicht zulässig ist. Das Adhäsionsverfahren<br />
eröffnet dem Verletzten die Möglichkeit,<br />
seine aus der Straftat erwachsenden<br />
vermögensrechtlichen Ansprüche<br />
auf verhältnismäßig einfachem Weg bereits<br />
im Strafverfahren durchzusetzen.<br />
Damit wird dem Verletzten die Schadenswiedergutmachung<br />
vereinfacht und der<br />
vom Gesetzgeber bezweckte Opferschutz<br />
verwirklicht. Daraus folgt, dass in einem<br />
Strafverfahren, in dem zusätzlich vermögensrechtliche<br />
Ansprüche zu klären sind,<br />
die ansonsten in einem Zivilverfahren<br />
geltend zu machen wären, diese ausschließlich<br />
das Verhältnis zwischen Opfer<br />
und Täter betreffen können, nicht jedoch<br />
Dritte wie hier die Ausrüsterin des<br />
TMS Alukard. Demzufolge findet auch<br />
§1<strong>01</strong> ZPO keine Anwendung, auf die die<br />
Nebenintervenientin abstellt. Ohnehin ist<br />
§472 a StPO lex specialis.<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Siehe dazu in gleicher Sache auch Beschluss<br />
vom 12. Oktober 2020, ZfB 2020,<br />
Sammlung Seite 2680 mit Anmerkung.<br />
Mit dem vorstehend wiedergegebenen<br />
Beschluss hat das Schiffahrtsgericht<br />
Mannheim entschieden, dass bei einer<br />
Adhäsionsklage der Interessenten des<br />
geschädigten Schiffes einer Begegnungshavarie<br />
gegen den angeklagten Schiffsführer<br />
des anderen havariebeteiligten<br />
Schiffes eine Streitverkündung an den<br />
Ausrüster unzulässig ist und deshalb der<br />
dem Streit beigetretene Ausrüster keinen<br />
Kostenerstattungsanspruch gegen<br />
den unterliegenden Teil des Adhäsionsklageverfahrens<br />
hat.<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />
Frankfurt am Main<br />
(Sammlung Seite 2689)<br />
61 2<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2021</strong><br />
2
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746-377 | Fax -569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Schwieriges Jahr für die Binnenschifffahrt – herausfordernd für Verbandsarbeit<br />
Verkehr in Europa auf Zukunftskurs<br />
Ein schwieriges Jahr geht zu Ende. Sicher sikogebiet oder aber im jeweiligen Bundesland<br />
oder gar generell in Deutschland<br />
gibt es Branchen, für die die Lage weitaus<br />
Sacharbeit geht weiter<br />
bedrohlicher Im Dezember ist hat als für die die EU-Kommission<br />
Binnenschifffahrt.<br />
ihren Plan Ausgenommen für eine nachhaltige natürlich und die Fahrgastligente<br />
und Mobilität Flusskreuzschifffahrt, vorgelegt, der die mit die<br />
intel-<br />
voller Grundlage Wucht für getroffen den ökologischen wurde. Auch und für digitalen<br />
zweite Umbruch Halbjahr im weist EU-Verkehrssystem<br />
die ZKR einen<br />
das<br />
Umsatzrückgang werden soll. »Angesichts von -72% des aus. hohen Anteils<br />
Für des die Verkehrssektors deutschen Güterschifffahrt kann das EU- beziffert<br />
Ziel einer der Bericht Verringerung den Rückgang der im Treibhausgasemissionen<br />
Quartal im Vergleich um mindestens zum 55 %<br />
zweiten<br />
Vorjahres bis 2030 und mit der -9%, Klimaneutralität wobei dies bis<br />
nach 2050 Gütersegmenten nur erreicht werden, und Regionen<br />
ehrgeizigere durchaus Maßnahmen unterschiedlich ergriffen ist. wer-<br />
wenn sofort<br />
bezog, In einem war zusätzlichen zum Teil unterschiedlich Aktionsplan, der geregelt<br />
für die – kommenden oder völlig unklar. vier Jahre insgesamt<br />
82 Nach konkrete vielen Maßnahmen Gesprächen auflistet, und einem stellt<br />
gemeinsamen Maßnahme 26 Schreiben darauf ab, im von ersten BÖB, Quartal<br />
<strong>2021</strong> BDS die an Initiative die Regierungschefs »NAIADES aller III«<br />
BDB<br />
und<br />
Bundesländer (Navigation an wurden Inland einige Waterway Verordnungen<br />
and wenigstens Development soweit in Europe) angepasst, zu dass starten. die<br />
Action<br />
Binnenschifffahrt Hier geht es um die damit Erneuerung leben kann. der Binnenschiffsflotten<br />
und die Verbesserung<br />
des Zugangs zu Finanzmitteln.<br />
Zwei Ein Probleme ungewöhnliches werden Jahr dabei mit unterschieden.<br />
Zum Herausforderungen einen, dass in Bezug geht zu auf Ende.<br />
ungewöhnlichen<br />
Die europäischen Sacharbeit Grünen sowohl Deals auf internationaler<br />
nennt als auch die Kommissiones auf nationaler Ebene als ihre hat trotz Auf-<br />
zu erreichen,<br />
allen gabe, Einschränkungen initiativ zu werden. auch Mit einem per Video Aktionsplan<br />
<strong>2021</strong>–2027 Auch wenn will dies sie mehr natürlich also<br />
funktioniert.<br />
nicht mehr mit Verkehr persönlichen auf Binnenwasserstraßen<br />
Gesprächen und<br />
Sitzungen verlagern, verglichen indem die werden Infrastruktur kann, ging und<br />
es die erstaunlich Schifffahrt gut. zukunftsfähig Natürlich hat gemacht es hier<br />
und werden da Verzögerungen und die Binnenschifffahrt gegeben, manche mit<br />
Unterstützung Projekte der wurden Digitalisierung etwas aufgeschoben,<br />
aber Mobilität in den von wirklich Personen wichti-<br />
und<br />
in die<br />
multimodale<br />
Gütern gen integriert Fragen wird. sind wir weitergekommen.<br />
soll schrittweise die Umstellung<br />
Ferner<br />
Auch den, um wenn die nicht Abhängigkeit alles auf die von Pan-fossiledemie<br />
Brennstoffen zurückzuführen verringern. ist, hof-<br />
Der Erfolg<br />
Videodas<br />
Transportvolumen<br />
und Telefonkonferenzen<br />
das Potenzial<br />
an Stelle<br />
der<br />
von<br />
auf emissionsfreie Dazu gehören Binnenschiffe zum Beispiel durch die<br />
persönlichen<br />
Binnenschifffahrt<br />
Gespräche oder<br />
im Vergleich<br />
Präsenzveranstaltungen.<br />
zu anderen<br />
Verkehrsträgern nicht ausgeschöpft und Energiepolitik Besatzungsregelung erfolgen, oder um die der Res-<br />
im<br />
eine koordinierte Erarbeitung Verkehrs-, einer Europäischen Umweltfen<br />
des wir, europäischen dass sie sich ›Grünen im Laufe Deals‹ des hängt<br />
kommenden davon ab, dass Jahres wir für eindämmen<br />
Verkehtssystem<br />
Wir<br />
wird,<br />
alle hoffen,<br />
und zum<br />
dass<br />
anderen,<br />
dies im Laufe<br />
dass<br />
des<br />
der<br />
Jahres<br />
Fortschritt<br />
<strong>2021</strong><br />
sourcen Rahmen der Energie- der Richtlinie und Verkehrsakteure<br />
im Hinblick lifikationen auf eine erforderlichen nachhaltige Ener-<br />
Stan-<br />
Berufsqua-<br />
lässt sorgen, und das die als europäische Ganzes nachhaltig Wirtschaft<br />
ist«,<br />
wieder<br />
bei Innovation<br />
anders werden<br />
und alternativen<br />
wird!<br />
hieß es wieder damals. wachsen kann.<br />
Wir Treibstoffen möchten uns begrenzt bei allen ist. Verantwortlichen giewende dards. zu bündeln. Die immer hervorragend<br />
Auch Zur Umsetzung in der Verbandsarbeit der Ziele werden war zehn sehr Als herzlich Ursachen für die für gute den Zusammenarbeit<br />
unzureichenden<br />
organisierten Video-Sitzungen<br />
in Schlüsselbereiche diesem Jahr vieles mit anders. insgesamt Der 14 Etappenzielen<br />
hat im genannt. Herbst Hierzu auf seine gehören Mit-<br />
unter Shift nennt und die wünschen vorgelegte allseits Roadmap ein eine<br />
gleichen Rhythmus und Umfang<br />
Anteil in dieser der Binnenschifffahrt schwierigen Zeit bedanken am Modal<br />
der CESNI-Gremien fanden im<br />
Verursacherprinzip ungeeignet<br />
BDS<br />
gliederversammlung anderem die Förderung verzichtet, der Nutzung<br />
um emissionsfreier unsere Mitglieder Fahrzeuge und uns und selbebarer<br />
nicht und unnötigen CO2-armer Risiken Kraftstoffe aus-<br />
sowie<br />
erneuerzusetzen.<br />
der Ausbau Viel der Arbeit dazu kam erforderlichen hinzu, Infrastruktur<br />
unzureichende frohes Weihnachtsfest Qualität der und Infrastruktur<br />
alles Gute,<br />
und vor allem der Gesundheit, dazu gehörigen für das Dienstleistungen,<br />
eine unzureichende digitale Inte-<br />
Neue Jahr!<br />
gration der Binnenschifffahrt in synchro-<br />
Dies soll statt, vor wie allem sie durch für dieses finanzielle Jahr auch Anreize<br />
geschehen, als Präsenzveranstaltung die die Internalisierung geplant<br />
externer waren. Kosten Daher betreffen ist die könnten sogenannte durch<br />
Umsetzung Roadmap des Verursacher- für eine europäische und Nut-<br />
Be-<br />
im ersten (Leitinitiative Halbjahr zunächst 1), die Ökologi-<br />
die Remodale<br />
Lieferketten, fehlende Anreize satzungsordnung, zerprinzips. In diesem auf Zusammenhang<br />
der Grundlage<br />
um<br />
Positives und neue Erfahrungen<br />
gelungen sierung des für Güterverkehrs den Grenzübertritt (Leitinitiative in den zur Verkehrsverlagerung, einen Mangel des warnt TASCS-Projektes die gemeinsame die möglichen Stellungnahme Wege<br />
verschiedenen 4) oder die Stärkung europäischen des Binnenmarktes Staaten zu<br />
erfassen, (Leitinitiative wobei 8), die wozu Vorschriften zum Beispiel ständig<br />
Zugang wechselten. zu Finanzmitteln Das Green für Lane KMU, Verfah-<br />
In-<br />
der<br />
Es an gut gab qualifizierten aber auch Positives Arbeitskräften zu berichten. sowie<br />
Die fragmentierte GDWS hat Regierungsstrukturen seit Beginn der Pandemie<br />
den Binnenschifffahrtssektor.<br />
eine regelmäßige Telefonkonferenz<br />
für<br />
darlegen von EBU soll, und nicht ESO, mehr die die weit »NAIADES von ihrer<br />
Fertigstellung III«-Initiative entfernt. ansonsten Bei begrüßt, diesem Thema davor,<br />
konnte dass solche das Gewerbe Instrumente bisher in seine der Binnenschifffahrt<br />
Vorstellungerevestitionen<br />
der EU in und die die Verkehrsinfrastruktur<br />
Formulare der ZKR mit den Verbänden eingerichtet, in der<br />
sehr zu gut umgekehrten einbringen. Effekten füh-<br />
brachten und die Modernisierung mit Zeit mehr der Verlässlichkeitbestände<br />
gehören.<br />
informiert wurde, notwendige Maßnahsatzungsordnung<br />
Zum einen, weil in die unserem externen Platform Effekte<br />
Fahrzeug-<br />
über Corona-bedingte Einschränkungen ren Im könnten. Januar 2020 fand zum Thema Be-<br />
Fehlende Innovationen<br />
In Leitinitiative 4 wird hervorgehoben, men Die Ursachen mit den Verbänden für mangelnden erörtert Fortschritt und immer<br />
Committee der Binnenschifffahrt die für dieses sehr Jahr gering letzte sind, Prä-<br />
sieht Hilfe die und Kommission Unterstützung in der angeboten Alterssenzveranstaltung<br />
zum anderen, weil jüngste in Form Studien eines zur Brain-<br />
Fi-<br />
dass der europäische Grüne Deal fordert,<br />
Unnötiger Wirrwarr<br />
einen wesentlichen Teil der 75% Inlandsfracht,<br />
wurden. struktur der Ziel Flotte, war stets, in kleinen trotz Lockdown Unternehmen,<br />
storming nanzierung mit der Gewerbevertretern Energiewende hin zu statt. einer<br />
November die derzeit brach auf dann der Straße mit den befördert Einrei-<br />
Im<br />
se- wird, und auf Quarantänebestimmungen Schiene und Binnenwasserstraßen<br />
das Chaos zu verlagern. aus. Wären Als Etappenziel sie konsequent wird<br />
wieder<br />
umgesetzt hierzu vorgegeben, worden, wäre dass ein der großer Binnenschiffsverkehr<br />
Binnenschiffstransporte und der Kurzstreckensee-<br />
zum Erlie-<br />
Teil<br />
der<br />
gen verkehr gekommen. im Vergleich Mit zu wenigen 2<strong>01</strong>5 bis Ausnahmen<br />
25 % und hielten bis 2050 sich um die 50 Bundesländer % zunehmen sol-<br />
an<br />
2030 um<br />
die len. sogenannte Dazu seien für Muster-Verordnung die Binnenschifffahrt des<br />
Bundes, Maßnahmen die jenseits erforderlich, Realität um das im Gütertransporgenutzte<br />
Potenzial war. Zunächst auf nachhaltige sollte es Weise nur<br />
un-<br />
bei zu weniger nutzen, als sowohl 72 Stunden entlang eine der Freistellung<br />
V-Korridore von Test als und auch Quarantäne in Innenstädten geben. Ob auf<br />
TENsich<br />
der letzten dies aber Meile auf der den Stadtlogistik. Aufenthalt im Ri-<br />
Quarantäneregelungen die durch frühere und einen die weitge-<br />
augenstormingnanzierung<br />
und<br />
hend blickliche uneingeschränkten Krise wirtschaftlich Verkehr geschädigt auf den<br />
Wasserstraßen sind, in den Schwierigkeiten zu gewährleisten. des Abgesehebes,<br />
von sich einigen selbst zu Behinderungen, organisieren und wie bran-<br />
etwa<br />
Gewer-<br />
durch chenweite verdi-Streiks, Lösungen ist zu dies finden gelungen. sowie in<br />
fehlenden Auch die Investitionen Parlamentarische in innovative Gruppe<br />
Binnenschifffahrt Technologien. Außerdem organisierte fehle die ein Treffegemessener<br />
mit Vertretern Rechtsrahmen, der Verbände um und Anreize des<br />
an-<br />
BMVI für Innovationen per Video, und wir hatten Investitionen stets das in Gefühl,<br />
Flottenerneuerung dass wir mit unseren und emissionsarme<br />
Anliegen bei<br />
die<br />
den Technologien Parlamentariern zu schaffen. und im Ministerium<br />
Um ein das offenes Funktionieren Ohr gefunden des haben. Binnenmarktes<br />
Allen ein zu erleichtern herzliches Danke! und die Ziele des<br />
emissionsfreien anderen internen Binnenschifffahrt Besprechungen zu<br />
Alle<br />
wurden dem Schluss dann kommen, ebenfalls dass zu Verursacherprinzipien<br />
Das in Gleiche der Binnenschifffahrt galt für die Sitzungen auf-<br />
Videokonferenzen.<br />
des grund Sozialen der Struktur Dialoges, des die Sektors bestehenden und der<br />
Unterarbeitsgruppen Reihe der beteiligten Parteien der Sozialpartner, nicht praktikabel<br />
alle sind. anderen Zudem Komitees könnte der das europäi-<br />
Ver-<br />
für<br />
schen ursacherprinzip Platform oder zu einer die regelmäßigen<br />
umgekehrten<br />
Sitzungen Verkehrsverlagerung der ESO. führen. Zwangsläufig gewöhnt<br />
man sich langsam daran.<br />
Wer Trotzdem die Mitteilung hoffen der wir, Kommission dass es im Laufe<br />
des oder nächsten die NAIADES Jahres II wieder Roadmap möglich nachlesen sein<br />
wird, möchte, sich findet persönlich die Links zu auf treffen. der Homepa-<br />
Denn irgendwas<br />
des BDS. fehlt dann doch!<br />
62 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> 12 | 2020 <strong>2021</strong><br />
1
Impressum<br />
IMPRESSUM<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitsch rift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V., Hamburg<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
Best Logistik Sp. z o.o. ...................................................... 42<br />
BRAuer Maschinentechnik AG. ...........................................6<br />
E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH ............. 45<br />
EST-Floattech B.V.. ......................................................... 35<br />
FS Schiffstechnik . ...........................................................19<br />
Haeger & Schmidt Logistics GmbH. .......................................7<br />
Hegemann GmbH – Werft. ................................................44<br />
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH. ..................................15<br />
HGK Shipping .............................................................Titel<br />
INTERNATIONAL Farbenwerke GmbH. ................................33<br />
Internationales Maritimes Museum Hamburg ...........................3<br />
Josef Braun GmbH & Co. KG. ..............................................21<br />
Kadlec & Brödlin .......................................................... 43<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG 1 .........................U2, 59, U4<br />
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG. ...................................41<br />
Podszuck GmbH. ........................................................... 43<br />
Reederei Jaegers GmbH & Co. KG. ........................................14<br />
Schiffswerft Hermann Barthel GmbH. ................................... 45<br />
Werft Malz GmbH. ...........................................................6<br />
Wessels GmbH ..............................................................44<br />
Wittig GmbH. .................................................................5<br />
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Binnenschifffahrt<br />
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Prof. Peter Tamm †<br />
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Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Reinhard Klingen (1. Vorsitzender),<br />
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Geschäftsführung<br />
Peter Tamm, Thomas Bantle<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />
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Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-210 | f_selzer@hansa-online.de<br />
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Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
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Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
Reinhard Klingen, 1. Vorsitzender der Hafentechnischen<br />
Gesellschaft e.V., Hamburg;<br />
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Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V.;<br />
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