BS 08-2020
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Binnenschifffahrt
08
2020
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK
SCHIFFFAHRT
Weniger Schäden,
größere Herausforderungen 10
TECHNIK
Green Deal
muss realistisch sein 22
HÄFEN
Heilbronn –
Region mit Potenzial 36
ISSN 0939191-6
08
9 770939 191001
August 2020 | 75. Jahrgang
ISSN 0939-1916 | C 4397 D | € 10,50
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EDItorIAl
Generalvertretung
Krischan Förster
Chefredakteur
Corona, Krise,
Konsolidierung
Über die Binnenschifffahrt rollt derzeit
eine Konsolidierungswelle hinweg, die
das Machtgefüge gravierend verschiebt:
Die HGK verleibt sich Imperial Shipping
ein, rhenus übernimmt die Binnenreederei,
Contargo baut mit einer
Übernahme die Präsenz im Fahrtgebiet
Benelux weiter aus, in den Niederlanden
schluckt die größte Genossenschaft
NPrC die kleinere Aqua Navis.
Die Gründe für diese Fusionen mögen
sich im Detail unterscheiden, ein
Ziel aber eint die neu entstehenden
Schwergewichte der Branche zweifelsfrei:
Die Expansion vergrößert Marktanteile
und Fahrtgebiete. Und damit
wächst, idealerweise, auch die wirtschaftliche
Potenz.
Mit Blick auf die jüngere Entwicklung
der Binnenschifffahrt ergeben
diese Konsolidierungsbemühungen
durchaus Sinn. Die allgegenwärtige
Coronakrise kann zwar kaum als Auslöser
herhalten. Denn als die Pandemie
ausbrach, wurde längst verhandelt. Bei
Imperial und der polnischen ot logistics
war es vielmehr die Unlust der vorherigen
Eigner, weiter Binnenschiffe zu
betreiben. Und bei NPrC und Contargo
lassen sich die Übernahmen eher
mit einer strategischen Ausweitung
des Einflussgebietes begründen.
Und doch ist es am Ende in allen
Fällen eine reaktion auf eine latent
krisenhafte Situation im Gewerbe, das
seit Jahren und trotz seiner unbestrittenen
Vorzüge im Vergleich der Verkehrsträger
nicht etwa Marktanteile
gewinnt, sondern eher stagniert oder
sogar verliert. Die Auswirkungen der
ständig wiederkehrenden Wetterkapriolen
mit dem historischen Niedrigwasser
von 2018 und auch der aktuellen
trockenperiode sind da nur ein,
wenn auch nicht geringer Faktor.
Die stark segmentierte Binnenschifffahrt
droht gegen die weitaus größere
und finanzstärkere Konkurrenz von
lkw und Bahn, letztere auch noch vom
Staat großzügig alimentiert, weiter ins
Hintertreffen zu geraten. In immer stärker
vernetzten transportketten greifen
immer ausgefeiltere logistikkonzepte,
die oft mit Hilfe von neuen, digitalen
Anwendungen aufgezogen werden.
Die unter einem immensen Investitionsstau
und vielfach mangelnder politischer
Unterstützung leidende Binnenschifffahrt
kann allen Anstrengungen
zum trotz (noch) nicht in ausreichendem
Maße mithalten. Weitere Einbußen
sind zudem durch rückläufige Mengen
bei wichtigen transportgütern wie Kohle
oder Mineralöl vorprogrammiert.
Die Coronakrise hat die Situation
noch einmal in doppelter Weise verschärft
– zum einen durch die gravierenden
wirtschaftlichen Folgen, zum
anderen, weil sie zum Handeln und zu
einer Neuausrichtung zwingt – oder
eben zur Konsolidierung. Durch die Fusionen
werden Unternehmensverbünde
geschaffen, die sich künftig mit deutlich
mehr Marktmacht, Finanzkraft und
Innovationsdrang ins Wettbewerbsgetümmel
stürzen können. Und die dank
ihrer Größe und Systembedeutung auch
politisch nicht ignoriert werden können
– wenn sie denn, möglichst gemeinsam,
ihre Stimme erheben.
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
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INHAlt 08 2020
8
20
3 EDITORIAL
3 – Corona, Krise, Konsolidierung
5 PERSONALIEN
6 NACHRICHTEN
8 SCHIFFFAHRT
8 – Interview mit Marcel lohbeck | VBW | BÖB:
»Wir wollen noch viel bewegen«
10 – Allianz Esa: Weniger Schäden,
größere Herausforderungen
12 – VSV: Umfassender Versicherungsschutz gefragt
16 – Sächsische Dampfschiffahrt noch zu retten?
17 – NPrC übernimmt Aqua Navis
18 SEEHÄFEN | SHORTSEA
20 SCHIFFSTECHNIK
20 – Solarenergie: Scheubner erneut
technologie-Vorreiter
22 – Umweltschutz: Green Deal muss realistisch sein
26 – Grünes label für Binnenschiffe?
27 – »Philipskercke II« für die Zukunft gerüstet
28 – Neuigkeiten aus der Personenschifffahrt
30 – Voith mit neuer E-lösung
31 – Schottel: Mittelgroße ruderpropeller
erweitern Portfolio
32 – Binnenwerften spüren Krise kaum
34 WASSERSTRASSEN | HÄFEN
34 – Stuttgart: »Wir werden nicht
in die Krise reinsparen«
36 – Heilbronn – eine region mit Potenzial
37 – Neckarhafen Plochingen: Das Schiff bleibt
der wichtigste Verkehrsträger – Bahn holt auf
38 – Kübler: Flexibilität ist trumpf
40 – Neska bündelt Dienstleistungen am Neckar
41 – Karlsruhe sieht Krise auch als Chance
42 – Schleuse: Neubau in Gleesen kommt voran
44 – Niedrigwasser setzt Elbe und oder zu
48 BUYER’S GUIDE
53 JOBBÖRSE
53 – Ausbildungsjahr bei NPorts beginnt
54 HTG-INFO
60 RECHT
66 BDS
60 – CMNI, Zuständigkeit und Beweislast
67 IMPRESSUM
Herausgeberverbände der Zeitschrift
Binnenschifffahrt
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK
Verein für europäische
Binnenschifffahrt und
Wasserstraßen e.V.
Hafentechnische
Gesellschaft e.V.
4
Binnenschifffahrt 08 | 2020
PErSoNAlIEN
◼ KOMBIVERKEHR: Hermann Lanfer
ist zum Vorsitzenden des Verwaltungsrats
von Kombiverkehr
gewählt
worden. Er folgt
Gudrun Winner-
Athens, die das Amt
seit 2002 inne hatte,
in diesem Jahr aber
nicht mehr kandidierte.
lanfer ist bereits seit 2014 Mitglied
des Verwaltungsrats bei dem Frankfurter
operateur, der über 170 Zugabfahrten
mit mehr als 15.000 Verbindungen
pro Nacht durch Europa anbietet.
◼ HEMPEL: Katarina Lindström hat
mit Wirkung zum 1. August ihre Arbeit
als Executive
Vice Präsident und
Chief operating officer
(Coo) beim dänischen
Farben- und
Coatingspezialisten
aufgenommen.
Die ehemalige Volvo-Managerin
soll eine »zentrale rolle
bei der Umsetzung der Strategie von
Hempel spielen«, teilten die Dänen mit.
lindström wird die strategische Agenda
in den Bereichen operative Exzellenz, Innovation
und Nachhaltigkeit leiten.
◼ RHEINCARGO: Peter Jacobs, der
seit oktober 2019 den Unternehmensbereich
Werks- und
Industriebahnen
bei rheinCargo leitet,
hat mit Wirkung
zum 1. Juli Prokura
erhalten. Der logistikdienstleister
führt
hier unter anderem
rangierdienste und Infrastrukturbetrieb
für die Kokerei Prosper des Stahl-Weltmarktführers
ArcelorMittal in Bottrop
durch und übernimmt den rangier- und
Verladebetrieb für die Shell-tanklager in
ludwigshafen und Flörsheim.
Personalie des Monats: HGK Shipping startet mit Doppelspitze
◼ HGK SHIPPING: Steffen Bauer (r.) und
Walter Steinig führen als CEo beziehungsweise
CFo gemeinsam die Geschäfte des
neuen Unternehmens HGK Shipping, das
mit Wirkung zum 1. August in die HGK-
Gruppe integriert worden ist. Mit Beginn des Monats hat die Häfen und Güterverkehr
Köln AG (HGK) die Übernahme von Imperial logistics International
auch formell vollzogen und alle Binnenschifffahrtsaktivitäten übernommen.
Mehr als 300 Einheiten zählt die Imperial-Flotte. Bei dem spektakulären Geschäft
überweist die HGK rund 200 Mio. € an Imperial logistics International,
den bisherigen Eigner, und übernimmt bestehende Schulden. Man sei
ohne Einschränkungen in alle bestehenden Vertragsverhältnisse der Gesellschaften
in dem bisher als »Shipping Group« firmierenden Unternehmensverbund
eingetreten, heißt es aus Köln. Bauer und Steinig bildeten zuvor bereits
das Management der »Shipping Group«. Durch die Übernahme stoßen
insgesamt etwa 900 Mitarbeiter zur HGK-Gruppe hinzu, in der nun mehr als
2.500 Personen beschäftigt sind. Die Integration der HGK Shipping nimmt
die HGK zum Anlass, den Markenauftritt der Unternehmensgruppe neu zu
positionieren. Ab sofort tritt das Unternehmen unter der Bezeichnung »HGK
Integrated logistic Group« auf und erhält ein neues logo. Drei leuchtend rote
Balken sollen die kombinierten leistungen der Gruppe auf den Verkehrsträgern
Schiene, Wasserstraße und Straße symbolisieren. Mit der Akquisition der
HGK Shipping rundet die HGK-Gruppe nach eigenen Angaben ihr Portfolio
für trimodale Güterverkehre ab. Wie kaum ein anderes Unternehmen könne
man künftig für die großen Industrien entlang der rheinschiene nachhaltig,
effzient und vor allem zuverlässig transport- und logistikdienstleistungen
sicherstellen. »Unser Ziel ist, die logistischen Angebote unserer Unternehmensbereiche
auf Schiene und Wasserstraße auszubauen und noch enger zu
verzahnen. Wir übernehmen nicht nur eines der größten Binnenschifffahrtsunternehmen
in Europa, sondern auch das Know-how für wachsende Märkte,
die für die Industrie in unserer region von großer Bedeutung sind, beispielsweise
im Gas- und Chemiesegment«, sagt Uwe Wedig, Vorsitzender des
Vorstandes der HGK.
Binnenschifffahrt 08 | 2020
5
NACHrICHtEN
BÄRWALDER SEE
Betreiber für Fahrgast- und Ausflugsschifffahrt gesucht
Die Gemeinde Boxberg in der oberlausitz
(o.l.) sucht einen gewerblichen
Dienstleister, der gemäß den Planungen
des Strategiekonzepts »tourismus Bärwalder
See 2025« auf Grundlage der vorliegenden
wasserrechtlichen Genehmigungen
eine Fahrgast- beziehungsweise
Ausflugsschifffahrt auf dem Bärwalder
Fahrgastschiffanleger und
Wasserliegeplätze am (Heimat-) Hafen
Klitten am Bärwalder See
See dauerhaft gewährleistet.
Im Klittener und Boxberger Uferbereich
wurden in Projektträgerschaft der
lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft
bereits Voraussetzungen
für eine erweiterte Schifffahrt
geschaffen. Errichtet wurden dort
jeweils eine Anlanderampe (Heimathafen
Klitten), diverse Anschlüsse zur
Elektroenergie- und trinkwasserversorgung,
zur Schmutzwasserentsorgung
sowie der Beleuchtung. Zukünftig
geplant seien weiterhin eine Anlanderampe
im Uferbereich Uhyst und eine
Helling-Anlage, heißt es. Das moderne,
umweltfreundliche und barrierefreie
Fahrgast- beziehungsweise Ausflugsschiff
könnte neben rundfahrten
auch einen linienverkehr – zunächst
zwischen den Uferbereichen Boxberg/
o.l. und Klitten (Heimathafen) beziehungsweise
später auch Uhyst anbieten.
Der transport von Fahrrädern und
Ähnlichem sollte idealerweise möglich
sein. Weitere Informationen gibt es unter
www.baerwalder-see.eu/de/aktuelles/
aktuelle-meldungen.html.
n
© lMBV/ Peter radke
RH2INE
EU fördert wasserstoffetriebene Binnenschiffe
Das Joint Venture rH2INE (rhine Hydrogen
Integration Network of Excellence),
das sich mit der Einführung
wasserstoffetriebener Binnenschiffe
zwischen rotterdam und Genua beschäftigt,
darf sich über einen Zuschuss
der Europäischen Kommission in Höhe
von 0,5 Mio. € freuen.
Das Joint Venture setzt sich aus etwa
20 Partnern zusammen, zu denen Behörden
sowie private Unternehmen zählen,
welche die Nutzung von Wasserstoff
ermöglichen. Die niederländische Provinz
Zuid-Holland (Südholland), das
Bundesland Nordrhein-Westfalen, die
Häfen rotterdam und Duisburg und
das Unternehmen rheinCargo hatten
einen entsprechenden Antrag gestellt.
Sie selbst tragen ebenfalls 0,5 Mio. € zur
Forschung bei.
Ziel von rH2INE ist es, bis zum Jahr
2024 mindestens zehn wasserstoffetriebene
Schiffe im rhein-Alpenkorridor,
der Hauptfrachtroute zwischen rotterdam
und Köln, einzusetzen. Drei Wasserstoff-tankstellen
seien diesbezüglich
erforderlich, heißt es. Später müsse diese
Zahl aber erweitert werden, damit
der Gütertransport bis nach Genua mit
Wasserstoff erfolgen könne.
n
HAMBURG
Elektrifizierung für Alsterdampfer
Schrittweise will Hamburg im Projekt »E-Mobilität auf der
Alster« Boote und Schiffe auf umweltfreundliche Antriebe wie
Elektromotoren umstellen. Die schiffare Alster und ihre Nebengewässer
im Herzen der Stadt sind als Wassersport- und Erholungsgebiet
von großer Bedeutung. Die Einheiten sind jedoch
noch vielfach mit Verbrennungsmotoren unterwegs. Das soll
sich mittelfristig ändern, denn die bisher mit Verbrennungsmotoren
ausgestatteten Schiffe, Alsterdampfer, Begleit- oder regattaboote
sollen künftig mit E-Motoren laufen. Diese Umstellung
soll für Vereine auch gefördert werden, die Umweltbehörde stellt
bis zu 1 Mio. € zur Verfügung. »Bis 2030 sollen keine Boote und
Schiffe mit Verbrennungsmotor mehr auf der Alster unterwegs
sein«, sagt Umweltsenator Jens Kerstan.
n
6
Binnenschifffahrt 08 | 2020
NACHrICHtEN
FLANDERN
Häfen arbeiten an digitaler Meldeplattform
Belgische und niederländische Häfen
wollen das Meldesystem für das Befahren
der Flüsse in Flandern vereinfachen.
Gemeinsam wird derzeit die Meldeplattform
SWINg erarbeitet, die im kommenden
Jahr funktionsfähig sein soll.
Ab 2021 müssen Schiffer und Binnenschifffahrtsunternehmen
innerhalb Flanderns
und auf der Westerschelde ihre reise-,
Fracht- und Schiffsdaten dann nur
noch ein einziges Mal melden, und das
digital. Die Meldeplattform SWINg sei
ein wichtiger Meilenstein in der Digitalisierung
der Binnenschifffahrt und trage
zu Effzienz und Sicherheit bei, sagt lydia
Peeters, Flämische Ministerin für Mobilität
und öffentliche Arbeiten. Mit dieser
Kooperation und Initiative gehörten die
Kettenpartner in Sachen Digitalisierung
zu den Vorreitern in Europa.
Die digitale Meldung soll ab dem 1. Januar
2021 für Schiffe verpflichtend sein,
Die Westerschelde wird von Seeund
Binnenschiffen befahren
die Gefahrgut befördern. Kurz danach
soll diese Vorschrift auch verbindlich für
andere Einheiten gelten.
An der Entwicklung der Plattform sind
die Flämische Wasserstraßennetz AG, die
Häfen Port of Antwerp, Port of ostend,
Port of Zeebrugge und North Sea Port sowie
die Agentur für maritime Dienstleistungen
und die Küste und das Common
Nautical Management (CNM) beteiligt.
Derzeit müssen Schiffer und Binnenschifffahrtsunternehmen
allen Behörden,
die sie auf ihrer route passieren, (dieselben)
reise-, Fracht- und Schiffsdaten melden,
teilweise geschehe dies schon digital,
manchmal auch per UKW-Funk. n
© Wägener
VERKEHRSSEKTOR
Milliardenförderung aus Brüssel
Die Europäische Union investiert über ihr »CEF«-Programm in
wichtige Verkehrsvorhaben. Die EU unterstützt die wirtschaftliche
Erholung in allen Mitgliedstaaten mit Investitionen in Höhe
von fast 2,2 Mrd. € in 140 Projekte. Deutschland ist an 19 von ihnen
beteiligt und erhält rund 190 Mio. € aus Brüssel. Die geförderten
Vorhaben reichen von der Binnenschifffahrt über multimodale
Verbindungen bis hin zu alternativen Kraftstoffen. Unter
anderem werden der Bau und Betrieb eines multimodalen lNGterminals
im Seehafen rostock und der Ausbau der zentralen
ostseeverkehrsverbindung Helsinki–lübeck unterstützt. rund
2,75 Mio. € fließen in das Projekt »logport VI« von duisport,
wo auf dem Areal einer ehemaligen Papiermühle in Duisburg-
Walsum ein Binnenschifferminal entstehen soll. Damit soll der
transport von rund 50.000 Container aufs Wasser ermöglicht
werden. Ein weiteres Projekt: der Aufbau von Wasserstoff-tankstellen
in rotterdam, Duisburg und Neuss/Düsseldorf/Köln.
Dem Binnenschiffverkehr werde durch die Schaffung von
mehr Kapazitäten und besserer multimodaler Verbindungen
zum Straßen- und Schienennetz Auftrieb verliehen, so die EU.
Im Seeverkehr liegt der Schwerpunkt auf dem Bereich des Kurzstreckenseeverkehrs
unter Nutzung alternativer Energieträger
und der Einrichtung landseitiger Stromversorgung in Häfen.
Priorität haben Vorhaben zur Verbesserung des Schienenverkehrs,
einschließlich grenzüberschreitender Verbindungen
und der Anbindung von Häfen und Flughäfen, heißt es.
Der Übergang zu umweltfreundlichen Kraftstoffen im Verkehr
wird mit fast 142 Mio. € gefördert (19 Vorhaben). Viele
Projekte umfassen den Umbau von Schiffen, um den Antrieb
mit Flüssigerdgas (lNG) zu ermöglichen, sowie den Bau der
entsprechenden Infrastruktur in den Häfen.
n
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SCHIFFSELEKTRIK
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Elektroinstallaonen und Montage für Schiffsneubauten,
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
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SCHIFFFAHrt
»Wir wollen noch viel bewegen«
rund 100 tage ist Marcel lohbeck jetzt als Doppel-Geschäftsführer für den VBW und den
BÖB im Amt. Beide Verbände wollen künftig enger zusammenrücken, viele der geplanten
Aktivitäten waren und sind allerdings von der Coronakrise überschattet
Herr Lohbeck, seit dem 1. Juli führen
Sie alleinverantwortlich die beiden Verbände
als Geschäftsführer. Wie war der
Start in diese neue Doppelaufgabe?
Marcel Lohbeck: Eigentlich sehr gut.
Die beiden Geschäftsstellen und auch die
Führungsgremien waren in der Vergangenheit
schon sehr eng in Kontakt, das hat
es mir leicht gemacht. Und bis Ende Juni
stand mir ja auch rainer Schäfer als kommissarischer
Geschäftsführer des BÖB
zur Seite. Aber durch Corona war der
Start natürlich sehr viel holpriger, als das
unter normalen Umständen der Fall gewesen
wäre. Und das Krisenmanagement
hat andere Themen zunächst verdrängt.
Marcel Lohbeck,
Geschäftsführer von VBW und BÖB
© VBW
Wie schlimm triff denn die Coronakrise
ihre Verbandsmitglieder?
Lohbeck: Das muss man differenziert
sehen, je nachdem welche Mitgliedergruppe
wir betrachten. Im VBW sind ja
auch Binnenschifffahrts- und Industrieunternehmen
organisiert. Insgesamt leiden
natürlich alle unter dem erheblichen
rückgang der Produktion und den damit
verbundenen sinkenden Umschlagsmengen.
Die Binnenhäfen sind bisher
ganz gut durch die Krise gekommen.
Ich befürchte aber, dass sich das wirkliche
Ausmaß der Krise erst im Herbst
zeigen wird.
Zwei Verbände, eine Geschäftsstelle in
Duisburg, eine in Berlin. Sie mittendrin.
Wie teilen Sie Ihre Zeit und Arbeit
jetzt ein?
Lohbeck: Ich hoffe, gerecht. In der regel
bin ich drei tage in Berlin beim BÖB,
montags und freitags in Duisburg. Aber
das darf man nicht so streng getrennt
voneinander sehen. Beide Standorte und
auch die Mitarbeiter einschließlich mir
arbeiten jetzt für beide Verbände. Das ist
ja genau das Ziel, dass wir zusammenrücken
und gemeinsam agieren.
Sie haben zwei kleine Kinder. Ihre Familie
akzeptiert, dass Sie jetzt oft in Berlin sind?
Lohbeck: Natürlich haben wir das im
Vorfeld besprochen, das ist vielleicht der
einzige kleine Wermutstropfen bei dieser
neuen Konstellation. Aber die Aufgabe
ist spannend und reizvoll, wir haben
gemeinsam viel vor, insofern werden wir
uns damit arrangieren.
Wie lautet denn genau Ihr Auftrag? Wie
sollen VBW und BÖB praktisch zusammenrücken?
Lohbeck: rein organisatorisch beginnt
das mit meiner Person als Geschäftsführer.
Dazu kommen die beiden Geschäftsstellen
und die Mitarbeiter. Wichtiger
sind aber die Themen und Inhalte,
die wir gemeinsam bewegen wollen und
vermutlich auch besser bewegen werden
als früher. Gleichzeitig sollen aber beide
Verbände deutlich sichtbar und erkennbar
bleiben. Unser Motto lautet schließlich
»Stärken stärken«, beide Seiten sollen
das Beste in die gemeinsame Arbeit
einbringen.
8
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFFAHrt
© Förster
Was steht konkret auf der Agenda?
Lohbeck: Die Coronakrise ist natürlich
im Moment das beherrschende Thema,
weil unsere Mitglieder mit den Folgen zu
kämpfen haben und auch die Verbandsarbeit
erheblich unter den Einschränkungen
gelitten hat. Also werden wir das Konjunkturprogramm
im Auge behalten und
wie unsere Mitglieder davon profitieren
könnten. Aber auch jetzt und nach Corona
bleiben die Themen akut, die schon
vorher im Fokus standen: die Verstärkung
der Investitionen in die Infrastruktur, die
ökologische transformation des Sektors
und die Digitalisierung von logistik und
Infrastruktur, um nur einige zu nennen.
Schon im Herbst stehen hier Weichenstellungen
an. Die Stakeholder-Beteiligung
beim Masterplan Binnenschifffahrt geht
weiter und auch über die Zukunft des Nationalen
Hafenkonzeptes wird sicherlich
gesprochen werden.
Ebenso auf der tagesordnung stehen
die neue Förderrichtlinie für den Kombinierten
Verkehr, die gerade für die Häfen
enorm wichtig ist und die Novelle
der Förderrichtlinie zur Modernisierung
von Binnenschiffen. Dazu kommen unsere
internen Aufgaben. Im Herbst werden
wir den Mitgliederversammlungen ein
ausführliches Konzept zur vertieften Kooperation
zur Abstimmung unterbreiten.
Daneben gibt es natürlich Themen, die
jeder der Partner weiter für sich bearbeitet.
Welche wären das denn?
Lohbeck: Der BÖB bleibt die Interessenvertretung
der deutschen Binnenhäfen
und ist damit zuständig, wenn es
zum Beispiel um das Spannungsfeld zwischen
Wohnen am Wasser und logistikflächen,
das lobbying für Infrastrukturmittel
oder Bahnpolitik geht.
Der VBW wird sich mit seinen Experten
und Ausschüssen weiterhin mit
Themen wie Schiffstechnik oder übergeordneten
Fragen der Entwicklung
des Gesamtsystems Wasserstraße im
europäischen Kontext beschäftigen.
Dazu zählen beispielsweise die Anpassung
des Systems an den Klimawandel
oder die Harmonisierung des transportrechts.
Viel zu tun also …?
Lohbeck: Absolut. Aber ich freue mich
darauf, weil wir Einiges gestalten können.
Es ist oft die Rede davon, dass das
System Wasserstraße, die Binnenhäfen
und die Binnenschifffahrt zu wenig
Lobby im politischen Berlin haben,
auch weil es mehrere Verbände gibt. Ist
die Kooperation von BÖB und VBW
eine mögliche Antwort darauf?
Lohbeck: Wir setzen natürlich darauf,
dass wir vereint mehr Schlagkraft entwickeln
können, indem wir mehr Akteure
und mehr Expertise bündeln.
Und dann folgen weitere Zusammenschlüsse
mit weiteren relevanten Interessensvertretungen?
Lohbeck: Jetzt werden wir erst einmal
sehen, dass wir BÖB und VBW gut zusammenbringen.
Anderes steht nicht
auf der Agenda. Aber wir werden weiter,
wie in all den Vorjahren eingeübt,
auf der Fachebene mit anderen Verbänden
wie dem BDB, dem DSlV, dem
VDV und dem VSM zusammenarbeiten.
Themenbezogen haben wir immer
schon Allianzen gebildet. Was die fernere
Zukunft bringen könnte, wird man
sehen.
Wann wird man den neuen Verbund von
BÖB und VBW erstmals öffentlich erleben
können?
Lohbeck: Aufgrund der bestehenden
Corona-Einschränkungen ist erst einmal
nichts geplant. Unsere Mitgliederversammlungen
werden ohne öffentlichen
teil stattfinden. 2020 wird es auch
den traditionellen Parlamentarischen
Abend der Parlamentsgruppe Binnenschifffahrt
nicht geben, sondern erst
wieder 2021. Unsere Ausschüsse und
Gremien tagen inzwischen auch wieder
in Präsenzsitzungen. Aber auf der
Messe Stl sind wir wieder am Verbändestand
vertreten. Hoffen wir, dass sie
stattfinden kann.
Interview: Krischan Förster
Binnenschifffahrt 08 | 2020
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SCHIFFFAHrt
Weniger Schäden, größere
Herausforderungen
Coronakrise, lockdown, Home offce und
eine notleidende Branche. Auch für eine
Versicherung wie die Allianz Esa wird
das Jahr 2020 herausfordernd
Von Krischan Förster
10
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFFAHrt
In den vergangenen Jahren war es die
ständig steigende Zahl von Großschäden,
die den Versicherern Sorgenfalten
auf der Stirn bescherten. Und im vergangenen
Jahr kam die zum 1. Juli 2019 in
Kraft getretene Verdopplung der Haftungsobergrenzen
bei Sachschäden hinzu.
Noch gravierender wirkt sich die Erhöhung
der Höchsthaftungssummen bei
Passagierschäden aus. Statt einem zuvor
auf 15 Mio. € gedeckeltem Betrag steht ein
Versicherer seither bei einem Schiff mit
500 Passagieren allein für mögliche Personenschäden
mit 60 Mio. € im risiko.
In diesem Jahr ist es nun die Coronakrise.
Die Kreuzfahrt- und Fahrgastschifffahrt
kamen für viele Wochen zum
Erliegen. Weniger Verkehr auf dem Fluss,
weniger Schäden. So einfach scheint auf
den ersten Blick die rechnung. Bei näherer
Betrachtung ist die Formel etwas
komplizierter.
Kollisionen mit Brücken oder Schleusen,
Motor- oder Propellerschäden oder
Grundberührungen gehören zu den häufigsten
Schadensursachen. Damit kennt
man sich auch bei der Allianz Esa, dem
Spezialversicherer für die Binnenschifffahrt,
bestens aus. Je mehr Havarien,
umso höher die Schadenaufwendungen.
So war es in den vergangenen Jahren. Mit
dem Boom der Flusskreuzfahrt war es auf
den deutschen Wasserstraßen eng geworden.
Und die Zahl der Havarien und
Schadensummen stieg. Nun aber ruhte
der Betrieb bei vielen Unternehmen.
»Wir hatten im bisherigen Jahresverlauf
etwas weniger Schäden als 2019«, sagt
Denis Holtkamp von der Allianz Esa.
Gleichzeitig aber muss das gesamte Gewerbe
verkraften, deutlich weniger (Güterschifffahrt)
oder über eine lange Zeit
gar keine Einnahmen (Kreuzfahrt) mehr
verbuchen zu können. Die wirtschaftlichen
Folgen dürften noch Monate zu
Denis Holtkamp
© Allianz Esa
spüren sein. »Darauf haben wir selbstverständlich
reagiert«, sagt Holtkamp.
In vielen Einzelgesprächen haben wir
gemeinsam mit unseren Vermittlern und
Kunden individuelle und partnerschaftliche
lösungen gefunden.«
Dennoch ist für den führenden Versicherer
für die Binnenschifffahrt 2020 ein
Jahr mit besonderen Herausforderungen.
Die Mitarbeiter arbeiten seit Monaten
im Home offce. Wegen des lockdowns
entfielen die sonst üblichen persönlichen
treffen mit den Kunden, stattdessen
nutzte man telefon- und Videokonferenzen,
»jetzt erst kommt es langsam wieder
zu persönlichen Begegnungen« berichtet
Holtkamp. Er freut sich darüber, »auch
in der Branche wird das persönliche
Gespräch geschätzt.« Jetzt nimmt Holtkamp
pro Woche wieder rund 2.000 km
auf den tacho.
Die Ursachen vieler Schäden aber bleibt
auch in der Krise gleich. Seit Jahren ist es
der Mensch, der in erster linie für Havarien
und teure Schäden sorgt. In 75%
aller Schadenfälle ist der Faktor Mensch
die entscheidende Ursache So bezeugen
es auch immer wieder Institutionen wie
die IVr. Eine bestmögliche Prävention
war und bleibt daher ein wichtiges Anliegen
der Allianz Esa.
Gut qualifizierte Besatzungen, die mit
dem revier und der eingesetzten technik
vertraut seien, könnten einen Großteil
der Schäden verhindern. Dazu kommen
geeignete technische Hilfsmittel,
zum Beispiel Kollisionswarngeräte, die
längst zur Verfügung stehen, aber auch
wegen der Investitionskosten nicht ausreichend
eingesetzt werden.
Aus Sicht der Allianz Esa bleiben die
Behörden wie die SuK gefordert, mit
entsprechenden Vorschriften die Sicherheitsanforderungen
zu erhöhen. Aus
Sicht eines Versicherers können präventive
Maßnahmen oder auch der Einbau
neuer Motoren soweit es geht, über Prämienrabatte
zwar unterstützt werden.
Die Verantwortung liege aber letztlich
bei den Schiffseignern. Doch diese hätten
es momentan sehr schwer.
Die Allianz Esa sieht sich trotz allen
akuten Krisenerscheinungen als führender
Versicherer für die Binnenschifffahrt
aber weiter auf gutem Kurs und solide aufgestellt.
»Wir sind überzeugt davon, dass
unsere Expertise und Nähe zu unseren
Kunden der entscheidende Faktor für dauerhaften
Erfolg ist«, so Holtkamp. Zum Angebot
gehören vor allem und gerade während
der Coronakrise die bestmögliche
Beratung und Betreuung der Kunden einschließlich
einer professionellen Begleitung
im Schadenfall. Marktchancen sieht Holtkamp
vor allem bei Fahrgastschiffen, »in
diesen Bereich wollen wir weiter wachsen
und sind mit unserem speziell für die Fahrgastschifffahrt
entwickelten Deckungskonzepten
bestens aufgestellt.« Außerdem wird
weiter an der Effzienz gearbeitet. Systeme
und Software werden ständig modernisiert
und weiterentwickelt, um das Angebotsverfahren,
die Policierung und die Schadenabwicklung
noch schneller und unkomplizierter
zu machen.
n
Seit 23 Jahren Allianz Esa
Die Allianz Esa, der transport- und Schiffsversicherer der Allianz
Deutschland, gehört mit einem Prämienvolumen von rund
170 Mio. € unter den top Fünf der Branche, im reinen Firmenkundengeschäft
im deutschen Markt sogar die Nummer 1. rund
170 Mitarbeiter sind an acht Standorten im gesamten Bundesgebiet
aktiv. Die heutige Allianz Esa war 1997 als Esa EuroShip
Assekuradeurgesellschaft von Walter Szabados gegründet
worden. Bereits im Gründungsjahr betrug das verwaltete Prämienvolumen
1,1 Mio. €. Nachdem bis zum Jahr 2001 die Geschäftstätigkeit
der Allianz Esa auf Wassersportversicherungen
erweitert wurde und das Prämienvolumen auf 10,5 Mio. € gestiegen
war, beteiligte sich der Allianz-Konzern als Gesellschafter
am Spezialversicherer und übertrug zwei Jahre später die
Produktgebereigenschaft und das komplette Management des
Wassersportgeschäfts auf die Esa. 2005 folgte das Binnenschifffahrtsgeschäft.
Um den Verbund von Esa und Allianz deutlich
zu machen, kam es im Jahr 2014 zur Umfirmierung der Esa in
Allianz Esa und zur Schaffung eines neuen logos.
Binnenschifffahrt 08 | 2020
11
SCHIFFFAHrt
Schäden an Steuerhäusern können
durch Brückenanfahrungen entstehen
Umfassender Versicherungsschutz gefragt
© Polizei Duisburg
Durch den verstärkten Einsatz technischer Geräte steigt mitunter auch die
Versicherungssumme. Die Schäden gehen zwar weiter zurück, wenn aber ein
Schadensfall gemeldet wird, sind meist hohe Geldbeträge im Spiel
Von Thomas Wägener
Die Anzahl der bei der Vereinigten
Schiffs-Versicherung (VSV) versicherten
Fahrzeuge ist in den vergangenen
zehn Jahren nahezu konstant geblieben.
»Wir sind weiterhin mit einem Marktanteil
von 30% bei den Gütermotorschiffen
stark auf dem deutschen Markt vertreten«,
sagt Detlef Kohlmeier, Vorstandsvorsitzender
der VSV. Bei den tagesausflugsschiffen
habe man diesbezüglich die
Position sogar noch leicht ausbauen können,
sodass etwa 1/3 der deutschen Schiffe
bei der VSV versichert ist. »Verschweigen
will ich aber auch nicht, dass die Anzahl
der trockengüterschiffe in den vergangen
zehn Jahren um rund 15% gesunken
ist, während die Flotte der Fahrgastschiffe
um 6% angewachsen ist«, so Kohlmeier.
In absoluten Zahlen verzeichne die VSV
bei den Gütermotoschiffen also leichte
rückgänge, während man sich bei den
Fahrgastschiffen »über beständige Zuwächse«
freuen könne.
Eine Sondersituation nehmen die
tankschiffe ein, aufgrund der Umstellung
von Ein- auf Doppelhülle. Viele der
Kunden hätten diesen Wechsel, teils aus
Alters- oder finanziellen Gründen, nicht
vollzogen, berichtet Kohlmeier. Dafür
seien allerdings die durchschnittlichen
Versicherungswerte der einzelnen objekte
in diesem Segment deutlich angestiegen.
Insgesamt sei der Markt stabil.
Insbesondere der Wunsch nach einem
umfassenderen Versicherungsschutz sei
zuletzt gestiegen. Während in früheren
Jahren die Kasko/Haftpflicht- und Effektenversicherung
zumeist als ausreichend
angesehen wurde, sei eine Maschinenversicherung
heute nahezu selbstverständlich.
Auch andere risiken wie Ausfall
(loss of hire), Elektronik und Autokran
gehörten mittlerweile fast schon zum
Standard, so die VSV.
Das habe dazu geführt, dass die Anzahl
der Verträge in den letzten Jahren
kontinuierlich auf aktuell mehr als
2.200 gestiegen sei. Das Versicherungspaket
wird auf jedes Mitglied individuell
abgestimmt. »Nicht jedes Produkt,
das wir anbieten, ist im Einzelfall für
den Kunden unbedingt notwendig. Hier
kommt es ganz wesentlich auf die finanzielle
Situation des Partikuliers oder aber
zum Beispiel von Drittinteressen, wie einer
finanzierenden Bank, an. Unser Vorteil
als Verein auf Gegenseitigkeit ist,
dass wir ausschließlich im Interesse des
Mitglieds arbeiten können und nicht die
Gewinnerwartungen irgendwelcher Aktionäre
erfüllen müssen«, sagt der VSV-
Vorstandschef.
In diesem Zusammenhang habe sich
auch das seit Jahrzehnten bewährte Prinzip
der Betreuung vor ort bewährt. Mit
Büros in Hannover sowie Wörth am
Main und Duisburg sei man jederzeit in
der lage, schnell beim Kunden zu sein.
Das Neukundengeschäft basiert nahezu
ausschließlich auf Empfehlungen eigener
Mitglieder. Dadurch könne man mit
deutlich niedrigeren Verwaltungskosten
als die Mitbewerber kalkulieren.
Zahl der Schäden geht zurück
Die Anzahl der gemeldeten Schäden sei in
den vergangenen zehn Jahren trotz gestiegenen
Vertragszahlen deutlich rückläufig,
berichtet Kohlmeier. Diese tendenz
habe sich auch im laufenden Jahr bestätigt.
Im Gegensatz dazu hätten sich aber
die durchschnittlichen Kosten je Schadenfall
seit 2009 um rund 40% erhöht.
Auch für das laufende Geschäftsjahr
rechnet die VSV mit weiterhin steigenden
Schadenaufwendungen. Kollisionen
zwischen Schiffen, mit Schleusen toren,
aber auch abgefahrene Steuerhäuser und
Motorenschäden verursachten oftmals
Kosten im fünf- bis sechsstelligem Bereich
und zählten daher zur Kategorie der
Großschäden. leider sei dieser trend unverändert.
12
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFFAHrt
Detlef Kohlmeier,
Vorstandsvorsitzender der VSV
© VSV
Deutschlands ältester und
größter Versicherungsspezialist
der Binnenschifffahrt.
Eine große rolle spielt der VSV zufolge
die tatsache, dass es immer weniger reparaturbetriebe
gibt, diese oftmals sehr
gut ausgelastet sind und entsprechend
wenig Verhandlungsspielraum bei den
Preisen vorhanden ist. Die steigenden
lohnkosten in den vergangenen Jahren
hätten ein Übriges getan. Nicht zuletzt
führe aber auch die technische Entwicklung
in der Binnenschifffahrt, die auch zu
höheren Versicherungssummen beigetragen
habe, zu gestiegenen Kosten im Schadensfall.
Beispielhaft sei hier die Ausrüstung
der Steuerhäuser zu nennen: radar,
Funk, PC, um nur einige technische Geräte
aufzuzählen, aber auch die bauliche
Ausstattung, wie zum Beispiel die Mehrfachverglasung.
»Alu anstelle von Holz
führt im Versicherungsfall zu höheren
Aufwendungen«, sagt Kohlmeier.
Die Art der Schäden hat sich nur wenig
verändert, sie reicht von Defekten an
der Antriebsanlage, über Kollisionen bis
hin zu Bränden, wobei Propellerschäden
nach Angaben der VSV noch immer das
häufigste risiko darstellen.
Für den Versicherungsexperten spielen
Ausbildung und Erfahrung auch im Hinblick
auf die Schadenentwicklung nach
wie vor eine wichtige rolle. Hinzu kommen
oftmals sprachliche Probleme, die
gefährliche Situationen im Schiffsverkehr
hervorrufen können. »Wir würden uns
wünschen, dass sich die Personalsituation
auf den Schiffen verbessert. Doch die
realität sieht anders aus«, so Kohlmeier.
Der Beruf des Binnenschiffers sei für viele,
aus unterschiedlichen Gründen, derzeit
nicht so attraktiv, wie er sein müsste,
um über entsprechenden Nachwuchs zu
verfügen. Mit Hilfe einiger guter Projekte
würden die Verbände aber bereits an einer
Verbesserung der Situation arbeiten.
Während früher oftmals lange Frostperioden
die Schifffahrt zum Erliegen
brachten und auch Hochwasser teilweise
den Schiffsverkehr stoppten, musste das
Gewerbe in der jüngeren Vergangenheit
vermehrt mit Niedrigwassersituationen
kämpfen. Die VSV habe auf diese außergewöhnlichen
lagen immer schnell und
aus eigener Verantwortung mit Stillliegegutschriften
oder anderen Maßnahmen
und Hilfen reagiert, sagt Kohlmeier.
Als aktuelles Beispiel nennt er die
existenzbedrohende Situation der Fahrgastschifffahrt
durch die Corona-Pandemie.
Gleich nach dem lockdown im
März habe man sich überlegt, wie man
die Mitglieder unterstützen könnte. Für
viele sollte die Saison nach der Winterpause
gerade erst starten, die letzten Einnahmen
wurden teilweise im oktober erzielt.
»Wir haben daraufhin bereits am
24. März allen Kunden mitgeteilt, dass
wir die Beiträge bis auf weiteres stunden
werden. Gleichzeitig haben wir Stillliegegutschriften
gewährt, dass heißt Beiträge
reduziert – das alles aus eigenem Antrieb«,
so Kohlmeier. Auch würden noch
allen Betrieben die Beiträge gestundet.
Mit einer Art Pandemieversicherung
rechnet der Versicherungsexperte unterdessen
nicht. Als Grund führt er an,
dass die finanziellen risiken und Wahrscheinlichkeiten,
mit denen alle Versicherer
weltweit Beiträge kalkulierten, derzeit
nicht überschaubar seien. Auch will die
VSV das Versicherungsangebot, Stand
heute, nicht ausweiten. »Wir betreiben das
Geschäft der Schiffsversicherung seit über
165 Jahren. Die risiken für die Schifffahrt
wie Kollisionen, Naturgewalten, Brände
etc. waren damals wie heute die gleichen.
Verändert haben sich eher die rechtlichen
Bedingungen, sprich Haftungsvorschriften
und Haftungssummen usw. Auf diesen
fortlaufenden Prozess haben wir in
der Vergangenheit immer rechtzeitig
und oftmals schon im Vorfeld reagiert,
zum Beispiel durch unsere Mitarbeit in
den entsprechenden Gremien der Interessenverbände.
Daran wird sich auch in
Zukunft nichts ändern«, sagt Kohlmeier.
Steigendes Risiko
Nicht zuletzt wegen stetig steigender Umweltanforderungen
steht die Schifffahrt
von umfassenden Veränderungen – insbesondere
im Antriebsbereich. Darauf habe
man sich als Versicherer eingestellt. Seien
es die neuen Motorengenerationen mit Abgasnachbehandlung
oder elektrische Antriebe
bei neuen Fahrgastschiffen. »Versicherungsschutz
können wir in jedem Fall
bieten«, betont der VSV-Vorstandsvorsitzende.
Einen rabatt für besonders umweltfreundliche
Antriebe wolle man aus
Gleichbehandlungsgründen jedoch nicht
einräumen. Denn: Mit den neuen techniken
seien gegebenenfalls auch größere Gefahren
für Mensch und Umwelt verbunden.
Auch höhere Versicherungssummen
durch die aufwändigere technik müssten
demnach in die Beitragskalkulation einfließen.
»Versicherung bedeutet immer die
Verteilung der risiken auf alle und zwar in
einem fairen Verhältnis. Boni oder Ähnliches
sollten, wenn es politischer Wille ist,
dann auf dieser Schiene gewährt werden«,
sagt Kohlmeier.
Die VSV hat nach eigenen Angaben
in den vergangenen zehn Jahren über
2,5 Mio. € an ihre Mitglieder ausgeschüttet.
Auch in diesem Jahr könnten
sich die Kunden über eine um 3% reduzierte
Beitragsrechnung freuen, kündigt
Kohlmeier an.
n
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
13
SCHIFFFAHrt
v.l.: Cok Vinke (Contargo), Carsten Borchers
(Barge Line Today), Marcel Hulsker (Contargo)
ÜBERNAHME VON BARGE LINE TODAY
Contargo baut Präsenz im Fahrtgebiet Benelux aus
Contargo baut seine Binnenschiffaktivitäten
in Benelux weiter aus. Zum 1. September
wird die niederländische Barge
line today übernommen. Der »Asset
Deal« umfasst sowohl die Mitarbeiter
als auch die Kundenbeziehungen.
Barge line today gilt als ein etablierter
Anbieter von Binnenschiffransporten in
der region der ArA-Häfen (Antwerpen,
rotterdam, Amsterdam). »Die Übernahme
ermöglicht uns eine interessante Erweiterung
unseres Dienstleistungsportfolios,
speziell in der region rotterdam«,
sagt Marcel Hulsker, Co-Geschäftsführer
bei Contargo.
Zum Portfolio von Barge line today
zählen tägliche Interterminal-liniendienste
in rotterdam sowie weitere Verbindungen
in der region wie zum Beispiel
von und nach Dordrecht und Moerdijk.
© Contargo
Barge line today arbeitet ebenso wie
Contargo mit Partikulieren und Charterverträgen
und disponiert Schiffe mit
ladekapazitäten bis zu 500 tEU beziehungsweise
5.000 t pro Schiff.
Die Aktivitäten von Barge line today
werden nach der Integration bei Contargo
mit den schon bestehenden Binnenschiffsaktivitäten
in Benelux unter dem Handelsnamen
transbox zusammengeführt. Der
bisherige Geschäftsführer Carsten Borchers
leitet künftig die Sparte in Belgien
sowie Contargo Network Service.
Mit einem Jahrestransportvolumen
von 2,1 Mio. tEU gehört Contargo zu
den großen Container-logistik-Netzwerken
in Europa und integriert den
Boxverkehr zwischen den Westhäfen,
den deutschen Nordseehäfen und dem
europäischen Hinterland. Das Unternehmen
verfügt in Deutschland, Frankreich
und der Schweiz über 24 Containerterminals.
Zudem betreibt es eigene
Schiffs- und Bahnlinien. Die 1.205 Mitarbeiter
erwirtschafteten im Jahr 2019 einen
Umsatz von 525 Mio. €. KF
KAUFVERTRAG UNTERZEICHNET
Rhenus bekommt die Deutsche Binnenreederei
Nach der Freigabe des Bundeskartellamtes
hat rhenus nun final den Kaufvertrag
zur Übernahme der Mehrheitsanteile
an der Deutschen Binnenreederei
unterzeichnet. Über den Kaufpreis sei
Stillschweigen vereinbart worden. Dem
Vernehmen nach ist die Übernahme aber
geradezu ein Schnäppchen. Nicht einmal
20 Mio. € werden demnach aus Duisburg
an den bisherigen Eigner, die polnische
ot logistics, für die Mehrheit der Anteile
sowie die Schiffe überwiesen. Zum
Vergleich: Für die Imperial-Flotte muss
die HGK rund 176 Mio. € plus
Schulden zahlen. Der Kaufvertrag
zwischen rhenus, der ot
logistics sowie Carl robert
Eckelmann sei jetzt unterzeichnet
worden, heißt es. ot und
Eckelmann hielten gemeinsam
97,2% an der reederei.
Die Deutsche Binnenreederei
mit Büros in Berlin und Hamburg
ist vor allem auf den ostdeutschen
Wasserstraßen sowie
in Polen aktiv. Schwerpunkte
liegen im Containerverkehr sowie dem
transport von trockenem Massengut und
Schwergut. Das 1949 gegründete Unternehmen
disponiert mehr als 700 Schiffseinheiten
mit einer Gesamttragfähigkeit
von rund 400.000 tdw. Bei rhenus liegt
der Schwerpunkt dagegen auf dem rhein.
»Die Deutsche Binnenreederei verspricht
eine hervorragende Ergänzung
unserer aktuellen Aktivitäten«, sagt Thomas
Maaßen, Sprecher der Geschäftsleitung
der rhenus transport. Mit der Übernahme
werde die Präsenz insbesondere im
ostdeutschen Kanalnetz sowie in Polen,
aber auch in den Benelux-Staaten, Frankreich
und entlang der Donau verstärk. Zudem
passen die Containergeschäfte sehr
gut zu den Aktivitäten der Contargo und
der NWl Norddeutsche Wasserweg logistik.
Die ot logistics will sich den Angaben
zufolge auf die Entwicklung der Hafenaktivitäten
und der speditionellen Dienstleistungen
konzentrieren. Zudem sei der
Verkauf eine wichtige Etappe bei der Umsetzung
des Sanierungsplans, um die Verschuldung
deutlich zu reduzieren,
sagt Konrad Hernik, CEo
von ot logistics.
Zuvor hatte das Bundeskartellamt
die geplante Übernahme
freigegeben. trotz einer
starken Marktposition
der Beteiligten gebe es weder
im Bereich des Binnenschifftransports
noch bei den nachgelagerten
logistikmärkten wettbewerbliche
Bedenken, hieß es
seitens der Behörde. KF
© DBr
14
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFFAHrt
TRANSPORTBERICHT
Corona und saisonale Effekte erschweren Binnenschifffahrt
Binnenschiffe sind derzeit als transportmittel
insgesamt nur wenig gefragt.
Das geht aus den »Marktbeobachtungen
Güterverkehr« hervor,
die das Bundesamt für Güterverkehr
(BAG) wöchentlich veröffentlicht.
Demnach bleibt die transportnachfrage
in der Binnenschifffahrt
weiter hinter dem Vorjahresniveau
zurück. Grund dafür seien hohe Imund
Exportrückgänge, die insbesondere
den Seehafen-Hinterlandverkehr
belasten würden. Nach Aussage
befragter Unternehmen beeinflussten
derzeit neben der Corona-Pandemie
saisonale Effekte die transportnachfrage
über die Wasserstraßen.
Aufgrund von Produktionseinschränkungen
vieler Auftraggeber
während der Sommerferien bestünden
für die Binnenschifffahrt während
dieser Zeit regelmäßig weniger
transportaufträge. Einige Unternehmen
nähmen ihre Binnenschiffe
daher aus der Fahrt und nutzten
die Zeit für Wartungs- und reparaturzwecke.
Vor allem in der trockengüterschifffahrt
sei die Nachfrage schwach, so
das BAG. Aufgrund anstehender revisionen
und des geringeren Stromverbrauchs
in den Sommermonaten
benötigten viele Kraftwerke weniger
Importkohle. Die geringere Nachfrage
nach Stahl durch die Automotivindustrie
führe ebenfalls zu Mengen- und
Aufragsdefiziten.
Kohle gehört zu den Gütern, die häufig per
Binnenschiff transportiert werden
© Wägener
Befragte von Unternehmen der tankerbranche
berichten ebenso mehrheitlich
von einer Auftragslage auf niedrigem
Niveau. Als Gründe werden der
Einbruch des linienflugverkehrs (Kerosin)
und die geringere Nachfrage
nach Fahrzeugkraftstoffen im Individualverkehr
genannt. Angesichts vergleichsweise
niedriger Preise in den
vergangenen Monaten sei bei der Bevorratung
privater Haushalte und anderer
Verbrauchsstellen mit Heizöl zudem
zwischenzeitlich eine deutliche
Sättigung eingetreten.
In der Containerschifffahrt geht es
unterdessen wieder leicht aufwärts.
In der Folge seien einige Schiffe, die
zuvor mangels Nachfrage auf der Suche
nach ladung in andere Wasserstraßengebiete
ausgewichen seien,
wieder ins rheingebiet zurückgekehrt
und beförderten dort überwiegend
Container. Nach Informationen
des Hafens Antwerpen wurden
zuletzt deutlich mehr pharmazeutische
Produkte und Artikel des E-
Commerce umgeschlagen.
Der BAG-Umfrage zufolge besteht
weiterhin ein hoher Überhang
an Schiffsraum. Dies gelte insbesondere
für die trockengüterschifffahrt.
Einigen Binnenschiffen fehle
die Kontinuität bei der Anschlussladung,
mit entsprechenden Folgen
für die Dauer von Warte- und liegezeiten.
Der Wettbewerbs- und Preisdruck
bleibe damit hoch.
Nach Einschätzung von Marktteilnehmern
seien Insolvenzen in der Binnenschifffahrt
damit weiterhin nicht
auszuschließen, wobei kleinere reedereien
und Partikulierunternehmen eher
betroffen sein dürften als mittlere und
größere Unternehmen. Entlastungen für
die liquiditätslage resultierten weiterhin
aus den vergleichsweise niedrigen Preisen
für Gasöl.
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
15
SCHIFFFAHrt
Der Personendampfer »Stadt Wehlen« der SDG, gebaut 1879 auf der Werft Blasewitz, ist das älteste Dampfschiff der Dresdener Flotte
© Michael Hillmann
Sächsische Dampfschiffahrt noch zu retten?
Die Niedrigwasserjahre 2018 und 2019 haben die Sächsische Dampfschifffahrt (SDG) tief
in die Verlustzone gebracht. Anfang Juni vermeldete das Unternehmen schließlich die
Zahlungsunfähigkeit. Diverse Spendenaufrufe sollen nun zum Erhalt der Schiffe beitragen
Von Christian Knoll
Die neun Dampfschiffe und die beiden
Salonschiffe »August der Starke« und
»Gräfin Cosel« durften nicht mehr fahren.
Ein 1-Mio.-€-Kredit zur Überbrückung
war nicht verfügbar. Am 3. Juni musste die
SDG Insolvenz anmelden. Sie versucht, das
in Eigenregie zu meistern. Aber die Aussichten
stehen vorerst nicht gut.
Dresdens oberbürgermeister Dirk
Hilpert hatte vorgeschlagen, die Flotte
der SDG in den »Verkehrsverbund
oberelbe« einzugliedern, deren Betrieb
der Freistaat Sachsen finanzieren würde
wie bei der »Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft«.
In der Voraussicht, was auf die SDG
zukommen könnte, hatte sich im vorigen
Jahr der neue Verein »Weiße Flotte Dresden
– Freunde der Sächsischen Dampfschiffahrt«
gegründet und am 13. Juli einen
dringenden Hilferuf mit folgendem
Wortlaut veröffentlicht: »Wir rufen alle
Dresdner, Sachsen sowie Sympathisanten
aus der ganzen Welt dazu auf, durch
direkte Spenden oder unterstützende Aktionen
unmittelbar zu helfen, damit nachhaltige
lösungen herbeigeführt und tragbare
Konzepte erarbeitet werden können,
um unsere Dampferflotte zu retten!
Wir bitten die verantwortlichen Funktionsträger
des Freistaates Sachsen, der
landeshauptstadt Dresden und aller übrigen
Gemeinden im historischen Fahrtgebiet
darum, sich politisch klar für den Erhalt
der Weißen Flotte zu positionieren!«
Schiffe prägen den Tourismus
Auch die 1984 als Verein gegründete
»Fachgruppe Elbeschifffahrt Dresden«
hat sich am 20. Juli mit einer Petition für
Spenden auf einer Unterschriftenliste
an die Öffentlichkeit gewandt, in der es
heißt: »Neun betriebsbereite Dampfschiffe
sollen für die Zukunft der Elbeschifffahrt
in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben«,
erklärt der Vorsitzende lars Funke.
»Diese einzigartige Flotte sichert den täglichen
Einsatz der Dampfer auf den linien
von der Sächsischen Weinstraße über
Dresden bis in die Sächsisch-Böhmische
Schweiz hinein. Hochqualifizierte Mitarbeiter,
vom Schiffsführer bis zum Dampfmaschinisten,
dazu Fachkräfte auf der
Werft laubegast, garantieren einen reibungslosen
Erhalt der Schiff und werden
auch weiterhin dringend benötigt.«
Darüber hinaus verweist die Fachgruppe
Elbeschiffahrt auf die erforderliche Einbettung
der Sächsischen Dampfschifffahrt
in die tourismusangebote des Freistaates.
»Wir fordern daher eine klare Positionierung
der politisch Verantwortlichen für
den Erhalt der Flotte«, so lars Funke.
Diese Fachgruppe hatte sich 1984 eigentlich
deshalb gegründet, weil sie texte
und Fotos über die Geschichte der oberelbeschifffahrt
sammeln und erhalten wollte.
Als sie aber im selben Jahr erfuhr, dass
der Dampfer »Diesbar« verschrottet werden
sollte, kämpfte sie dafür, ihn unter
Denkmalschutz zu stellen und damit vor
der Verschrottung zu retten. Er besitzt
als Unikat die Kurbelwelle eines früheren
Schiffes mit der Aufschrift: »Gebaut
1853 Krupp bei Essen«. Die Fachgruppe
hatte sich damals gegen zahlreiche Widerstände
von obrigkeiten durchgesetzt, was
in der damaligen DDr politisch nicht einfach
war. Ein opfer musste sie aber bringen,
nämlich geschlossen dem von der
SED gelenkten Kulturbund der DDr beitreten.
Doch die »Diesbar« war den Fachgruppenmitgliedern
den Preis wert.
Auch der Gesellschafter der SDG und
Autor, Michael Hillmann, rief die Öffentlichkeit
auf, sich an dem Spendenaufruf
zu beteiligen. Er hat ein Crowdfunding-
Projekt mit dem Spendenziel 100.000 €
gestartet, um auf diese Weise die Beteiligung
des Fördervereins Weiße Flotte
Dresden an der Bewerbung um die Nachfolge
der SDG zu unterstützen. Bis zum
20. August kann man sich über die Plattform
»Startnext« unter www.startnext.
com/erhalt-der-dresdener-dampferfl als
Spender registrieren.
n
16
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFFAHrt
NPRC übernimmt Aqua Navis
Die größte Binnenschiffsgenossenschaft der Niederlande schluckt die
kleinere Aqua Navis. Fahrtgebiet und Marktanteile sollen wachsen
Die NPrC, die heute schon
120 Mitglieder zählt,
übernimmt das Befrachtungsunternehmen
Aqua Navis. Man
hoff auf Synergieeffekte und
eine größere transportsicherheit,
vor allem aber werde die
eigene Marktposition auf dem
rhein-Schelde-Korridor zwischen
rotterdam, Gent und
Paris gestärkt, heißt es.
In Folge der Coronakrise
und einer stagnierenden Wirtschaft
sei das Frachtvolumen
zurückgegangen, der Wettbewerb
innerhalb der europäischen
Binnenschifffahrt habe
daher noch an Schärfe gewonnen.
In diesem unsicheren
Markt gebe es nur zwei Möglichkeiten:
konkurrieren oder
kooperieren. letzteres sei bei
der NPrC seit ihrer Gründung
1935 ein teil der DNA.
Die ersten Gespräche zwischen
NPrC und Aqua Navis
hätten schon lange vor dem
Ausbruch von Covid-19 stattgefunden,
berichtet jetzt Femke
Brenninkmeijer, die neue Geschäftsführerin
der NPrC. Gerade
in einer Krise müsse man
überlegen, wie man die transportsicherheit
und Auftragslage
in einem möglichst großen
Fahrgebiet verbessern könne.
»Der ladungsmix der beiden
Genossenschaften passt
gut zusammen. Das schaff
Synergieeffekte sowohl für
uns als auch für die Kunden«,
sagt Henk Schipper, Chef von
Aqua Navis. Der Zusammenschluss
von NPrC und Aqua
Navis schaffe auch mehr Möglichkeiten,
Themen wie Digitalisierung
und Nachhaltigkeit
gemeinsam anzugehen.
v.l.: Henk Schipper, Stephanie Langius (beide Aqua Navis),
Femke Brenninkmeijer, Arno Treur (beide NPRC)
NPrC transportiert jährlich
12 Mio. t trockenladung
auf den europäischen Binnengewässern.
Mit einem Umsatz
von 90 Mio. € ist es das größte
niederländische Binnenschifffahrtsunternehmen.
Aqua Navis befördert rund
700.000 t im Jahr, hauptsächlich
auf niederländischen, belgischen
und französischen
Gewässern. Der Umsatz beläuft
sich auf etwa 5 Mio. €.
Darüber hinaus wickelt Aqua
Navis die Befrachtung für die
Genossenschaft ElV (European
logistics transport Cooperative)
ab.
KF
© NPrC
Binnenschifffahrt 08 | 2020
17
SEEHÄFEN | SHortSEA
HAMBURG/BRAUNSCHWEIG
Zusammenarbeit vereinbart
Die »Hanse« liegt am Container Terminal Altenwerder (CTA) in Hamburg
Die Hamburger Hafen und logistik AG
(HHlA) und die Hafenbetriebsgesellschaft
Braunschweig gehen eine strategische
Partnerschaft ein. Ziel sind mehr
Container auf Binnenschiffen. Als größter
Eisenbahnhafen Europas sei vor allem
der schienengebundene Hinterlandverkehr
eine der Stärken des Hamburger Hafens,
heißt es. Auf kurzen Strecken könne
dieser Wettbewerbsvorteil jedoch häufig
nicht genutzt werden. So ist die Distanz
zwischen Hamburg und Braunschweig
mit rund 180 km zu kurz für die Bahn.
Das Binnenschiff ist auf dieser Strecke
jedoch eine attraktive Alternative zum
lkw-transport. Die transitzeit über die
Wasserstraße beträgt rund 24 Stunden.
»Hamburg und Braunschweig sind über
die Elbe, den Elbe-Seitenkanal und den
Mittellandkanal hervorragend miteinander
verbunden«, sagt HHlA-Betriebsvorstand
Jens Hansen. Im vergangenen Jahr
seien 70.000 tEU über die Wasserstraße
zwischen Hamburg und Braunschweig
bewegt und annähernd 40.000 lkw-Fahrten
eingespart worden. Um weiteres Volumen
auf den umweltfreundlichen Verkehrsträger
Binnenschiff zu verlagern,
wollen die Häfen in Hamburg und Braunschweig
neue transportkonzepte für die
verlandende Wirtschaft entwickeln. Aktuell
gibt es laut dem Braunschweiger Hafenchef
Jens Hohls wöchentlich sieben
Binnenschiffsabfahrten zwischen Hamburg
und Braunschweig. Um zuverlässige
Verkehre garantieren zu können, sei die
strategische Partnerschaft mit der HHlA
bedeutsam. Es handelt sich um die erste
Kopperation dieser Art, die die HHlA
mit einem Binnenhafen eingeht. Weitere
sollen folgen, kündigt deren Vorstand
Hansen an.
n
© HHlA
NORD-OSTSEE-KANAL
Befahrensabgabe wird bis Jahresende gestrichen
Der Tanker »Selandia Swan«
in der Schleuse Brunsbüttel
© Wägener
Der Haushaltsausschuss des Bundestags
hat entschieden, auf die Befahrensabgabe
für den Nord-ostsee-Kanal (NoK)
zu verzichten. Bis zum 31. Dezember soll
sie ausgesetzt werden. Dadurch wird die
Schifffahrt um rund 10 Mio. € entlastet.
Alexander Geisler, Geschäftsführer
des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler
(ZVDS), begrüßt den Schritt
»außerordentlich«. Gemeinsam mit der
Initiative Kiel Canal und anderen Partnern
aus der maritimen Industrie haben
wir in den letzten Wochen intensiv
für den Verzicht der Befahrensabgabe
zur Unterstützung des Kanals sowie der
Schifffahrt geworben. Gleichzeitig betonte
er: »Nun gilt es diesen wichtigen
Schritt zügig umzusetzen, damit möglichst
viele Schiffe davon profitieren können
und wieder den Kanal nutzen.«
laut Geisler stagnieren die Gütermenge,
die mit Schiffen im Shortsea-Bereich
transportiert wird, in den letzten 15 Jahren
– auch wegen der vergleichsweise
ungünstigen Kostenstruktur gegenüber
anderen Verkehrsträgern. Dies sei
auch der Grund, »warum der vollständige
Verzicht auf die Befahrensabgabe –
wie auf den Binnenwasserstraßen – unser
mittelfristiges Ziel bleibt.«
Etliche reeder schicken ihre Schiffe
inzwischen auf den Umweg über das
dänische Skagen, weil die zusätzlichen
Kraftstoffosten nicht ins Gewicht fallen,
so das Argument. So sparen sie die
Gebühren für die Kanalpassage, die von
der Schiffsgröße abhängen.
n
TFG TRANSFRACHT
Bremen wird in
Netz aufgenommen
Ab dem 7. September integriert tFG
transfracht den Standort Bremen in
das AlbatrosExpress-Netzwerk, das
22 terminals umfasst. Erstmalig werden
damit transporte im Seehafenhinterlandverkehr
zwischen Bremen und
Österreich sowie der Schweiz angeboten.
Somit gibt es künftig insgesamt
etwa 100 transporte im containerisierten
Seehafenhinterlandverkehr in
die DACH-region (Deutschland, Österreich,
Schweiz, Ungarn). Die Bahnverkehre
von und nach Bremen erfolgen
in einer Partnerschaft mit dem
Unternehmen roland Umschlag, das
die Verantwortung für die Umschlagund
logistiktätigkeiten übernimmt.
Durch den AlbatrosExpress verbindet
tFG transfracht nach eigenen Angaben
täglich die Häfen Hamburg, Bremerhaven,
Wilhelmshaven, Koper (Slowenien)
und rotterdam (Niederlande)
mit über 15.000 orten in Deutschland,
Österreich und der Schweiz. n
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
Unsere Häfen.
Ihre Zukunft.
www.nports.de
SCHIFFStECHNIK
Seit Juli ist das Wissenschaftsschiff wieder unterwegs –
und erzeugt nun seinen eigenen Strom
Scheubner erneut Technologie-Vorreiter
Der erfahrene Schiffsführer hat einmal mehr der Umwelt rechnung getragen und
seinen Frachter »Jenny« mit Solarzellen versehen. Schon bei der Einführung des biologisch
abbaubaren Kraftstoffs Gtl vor vier Jahren leistete er Pionierarbeit
Von Thomas Wägener
Die Idee, einen weiteren wichtigen
Beitrag für die Umwelt zu leisten,
kam ihm vor etwa einem Jahr, berichtet
Albrecht Scheubner, der Schiffsführer der
»Jenny« – auch bekannt unter dem Namen
»MS Wissenschaft« – im Gespräch
mit der »Binnenschifffahrt«. Schon im
Privathaushalt bezieht Scheubner Strom
über eine Photovoltaikanlage. Diese Art
der sauberen Energiegewinnung müsse
doch auch auf dem Schiff möglich sein,
überlegte er und so wurde sein Vorhaben
mit der Zeit immer konkreter.
Während der Corona-bedingten
Zwangspause, als er im März nach nur
einer Station den Auftrag als »Musikfrachter«
abbrechen musste, sah er dann
die passende Gelegenheit gekommen, seine
Überlegungen in die tat umzusetzen.
Dies geschah am Winterliegeplatz seines
Schiffes.
Im Ergebnis sind nun 108 Solarzellen
mit einer leistung von je 325 W an
Deck der »Jenny« und auf dem Veranstaltungszelt
installiert. Insgesamt decken
die Panele eine Fläche von 180 m2 ab.
Die Anlage, die eine Höchstleistung von
35 kWp (Kilowatt-Peak) erzeugt, stammt
von Suntec Energiesysteme mit Sitz in
Albrecht Scheubner,
Schiffsführer der »Jenny«
Wolkshausen, etwa 20 km südlich von
Würzburg.
Normalerweise würde die Installation
etwa eine Arbeitswoche dauern, sagt
Scheubner. »Aber wir hatten ja keinen
Zeitdruck, denn wir konnten wegen der
Coronakrise ja ohnehin nicht fahren«. So
verging dann fast ein Monat, bis alles für
die umweltfreundliche Art der Energiegewinnung
an Bord aufgebaut und angebracht
war.
Seit Mai ist die inklusive des Aufbaus
rund 100.000 € teure Anlage in Betrieb.
Das System sei im rahmen der Initiative
zur nachhaltigen Modernisierung von
Binnenschiffen des Bundesministeriums
für Verkehr und digitale Infrastruktur
(BMVI) förderfähig, berichtet Scheubner,
der schon jetzt begeistert davon ist: »Das
ist die sinnvollste Investition, die ich in
den vergangenen Jahren getätigt habe.«
Die Anlage umfasst auch einen Speicher
mit 36 kW leistung. Für Scheubner
eine tolle Sache, denn so wird auch
über Nacht auf umweltschonende Art für
Energie an Bord gesorgt.
Seit der Installation der Solaranlage
sei der Stromgenerator praktisch nur
zwei oder drei Stunden gelaufen, sagt der
erfahrene Schiffsführer, der gewissermaßen
nun sein eigener Energielieferant ist.
Strom ist ständig verfügbar
Annähernd 100% des Stroms, der an
Bord benötigt wird, wird jetzt aus Solarenergie
erzeugt. Theoretisch könne auch
die Ankerwinde auf diese Weise betrieben
werden. »Aber die nutzen wir ja eher
selten«, schmunzelt Scheubner.
Sollte der aus der Sonnenenergie gewonnene
Strom einmal nicht ausreichen,
springt automatisch der Stromgenerator
an, der dann die benötigte Energie lie-
20
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFStECHNIK
© Albrecht Scheubner
fert und gleichzeitig den Speicher wieder
auflädt. Nach einer halben Stunde
sei der Stromspeicher bereits wieder zur
Hälfte gefüllt, nach einer guten Stunde
dann vollständig. 24 Stunden lang stünden
nun 230 V und 400 V zur Verfügung.
»Wir brauchen den Stromgenerator also
praktisch kaum noch laufen lassen«, sagt
Scheubner.
Sonst sei das herkömmliche Stromaggregat
von 6 bis 22 Uhr am Netz gewesen.
Dieses habe pro Stunde etwa 8 l
verbraucht. »Da kommt über das Jahr gesehen
einiges zusammen«, so der Schiffsführer.
Ferner habe er früher alle paar
Jahre ein neues Aggregat benötigt, also
regelmäßig zusätzliche Kosten für Neuanschaffungen
gehabt.
»Wir können uns mit unserem Schiff
jetzt hinlegen wo wir wollen und stören
niemanden durch Generatorengeräusche
oder ähnliches«, sagt Scheubner. Auch
landstrom müsse er nun nicht mehr beziehen.
Für den Schiffsführer eine willkommene
Erleichterung, denn jede
landstromanlage sei unterschiedlich.
Probleme gebe es praktisch überall, berichtet
er über seine Erfahrungen.
Besonders begeistert Scheubner, dass
von der Umstellung von Solarenergie
auf Generatorbetrieb praktisch nichts
zu spüren sei. Das geschehe völlig unterbrechungsfrei.
»Das licht zuckt nicht
einmal, auch die Computer fahren nicht
runter.« Man könne also nicht sagen,
wie die Energie gerade erzeugt werde.
Früher sei der Strom immer kurz weggewesen,
sobald die Energiequelle gewechselt
wurde.
108 Solarzellen sind an Bord installiert
Überschüssige Energie
Nun hat Scheubner teilweise sogar zu
viel Strom. Daher überlegt er, die überschüssige
Energie in Wasserstoff umzuwandeln.
Dies sei erst einmal eine Idee.
Konkret habe er sich damit noch nicht
befasst.
Scheubner sieht durchaus in der Schifffahrt
Potenzial für Sonnenenergie, vor allem
im Bereich der Personenschifffahrt.
Einige erfolgreiche Projekte gibt es diesbezüglich
bereits. Als Beispiel nennt er
das Seminarschiff in Berlin. Doch das
ist nicht mehr das einzige Projekt in der
Bundeshauptstadt. Vor wenigen Wochen
hat die SolarCircleline ihre beiden
bei der Kiebitzberg-Schiffswerft gebauten
Solarschiffe »SunCat120« und »Sun-
Cat121« in Betrieb genommen. Mit ostseestaal
setzt ein ganzes Unternehmen
bereits seit längerem auf die Herstellung
solarbetriebener Schiffe und auch in den
Niederlanden gibt es inzwischen finanzielle
Unterstützung für derlei technologie
an Bord.
Eher skeptisch ist Scheuber hingegen,
ob sich diese technologie in der Berufsschifffahrt
durchsetzen wird. Es werde
sich vermutlich nicht rechnen, da dort
im Allgemeinen nicht so viel Energie
benötigt werde. Bisher sei ihm nur bekannt,
dass ein paar Schiffsführer ein
oder zwei Solarpanele installiert hätten,
etwa auf dem Dach des Steuerhauses.
Aber in der Größenordnung wie er
es nun vorgenommen habe, »gibt es das
bisher sicherlich nicht.«
Ausstellung zur Bioökonomie
Seit Juli hat sich Scheubner, der bei seinen
Fahrten mit der »Jenny« in der regel seine
Frau Karin dabei hat, auf die nächsten
Aufträge vorbereitet. Die aktuelle Ausstellung
an Bord läuft unter dem Thema
Bioökonomie. Sie hat Ende Juli im westfälischen
Münster begonnen, macht im
Sommer und Frühherbst Station in ausgewählten
Städten an rhein, Main und
Donau und soll Mitte oktober in Straubing
enden. Die Zahl der Besucher ist
aufgrund von Corona derzeit begrenzt.
Maximal dürfen aktuell nur 35 Personen
gleichzeitig die Ausstellung besuchen.
Früher waren 200 bis 300 Personen zur
selben Zeit dabei, sagt Scheubner.
Seit 2002 ist er bereits im Dienst der
Wissenschaft unterwegs. Das Interesse
sei ungebrochen. Pro Jahr zählt er
zwischen 80.000 und 100.000 Gäste an
Bord. Seit 2002 haben nach seinen Angaben
schon mehr als 1,6 Mio. Interessierte
die verschiedenen Ausstellungen
besucht.
n
Binnenschifffahrt 08 | 2020
21
SCHIFFStECHNIK
Tobias Pieffers (r.) im Gespräch mit Dominic Schrijer
Motorenspezialist
Peter Snijders
Green Deal muss realistisch sein
Aus dem »Scheepsmotoren Event 2020« ist wegen der Coronapandemie ein auf drei tage
verteiltes Webinar geworden. trotz Corona-Beschränkungen konnte so eine Übersicht über
den Stand der Dinge bei Motoren geben werden
© Garrelmann
Von Hermann Garrelmann
Erst vor wenigen Wochen war Dirk van
der Meulen, langjähriger Chefredakteur
der Zeitung Schuttevaer, in den ruhestand
gegangen. Für das Webinar Mitte
Juni wurde er reaktiviert, um gemeinsam
mit tobias Pieffers, redakteur von Schuttevaer,
die Moderation des »Scheepsmotoren
Events 2020« zu übernehmen. Ursprünglich
war die Veranstaltung im März
von Schuttevaer und SWZ, beides maritime
Fachorgane in den Niederlanden, als
kleiner Kongress mit Ausstellung geplant
gewesen.
Mit Gesprächspartnern im virtuellen
Studio und weiteren Experten, die online
zugeschaltet wurden, konnten sich
die mehr als 100 teilnehmer umfassend
über aktuelle Entwicklungen der Motorenwelt
informieren. Fragen zum »Green
Deal«, den die niederländische regierung
mit der Binnenschifffahrt vereinbart hat,
Aspekte von Emissionsminderungen im
Bestand und bei neuen Motoren sowie
Entwicklungen bei den Kraftstoffen standen
dabei im Mittelpunkt.
Die Auftaktfrage, wie Akteure in der
Binnenschifffahrt die Bemühungen um
mehr »vergroening« sehen, überraschte
mit ihren Antworten nicht. Mehr als 91%
der Befragten sahen das als Chance, der
rest als Verpflichtung oder gar Bedrohung.
Selbst wenn die Antworten nicht
repräsentativ sind, geben sie doch ein Signal
an die gesamte Branche.
Die kommenden Jahre der niederländischen
Binnenschifffahrt dürften von dem
mit dem Staat vereinbarten »Green Deal«
geprägt sein. In dieser Vereinbarung, die
Dominic Schrijer als Vorsitzender von
BlN-Schuttevaer vorstellte, geht es um
signifikante Emissionsreduzierungen.
Demnach sollen die Co2-Emissionen bis
2030 um 40 bis 50% gesenkt werden. Die
No x - und Partikelemissionen sollen bis
2035 um 35 bis 50% reduziert werden.
Bis 2050 soll die Binnenschifffahrt klimaneutral
sein.
Schrijer betonte, dazu müsse es die
passenden Finanzierungen geben. Erforderlich
sei zudem eine Einbeziehung
der Verlader und Befrachter. Mit welchen
technologien die Ziele des Green Deal erreicht
werden sollen, ist offen.
Die Binnenschifffahrt »grüner« zu machen,
wird viel Geld kosten«, ist sich ruud
Verbeek, Senior technical Consultant bei
tNo, sicher. Verbeek betrachtete die Eigenschaften
verschiedener Kraftstoffe
und Energieträger. ob ein »alternativer«
Kraftstoff eine praktikable option sei,
hänge nicht nur von der Wirtschaftlichkeit
ab, sondern auch von den Umweltauswirkungen,
der praktischen Anwendung
und der Sicherheit.
Alles in allem könne man mit ziemlicher
Sicherheit sagen, dass ein Wechsel
zu einem anderen Kraftstoff nicht billig
sei. Zusätzliche Kosten dafür könnten
jedoch aus einem europäischen Engagement
bezahlt werden. Ein großer teil der
Kosten sei dann auf den gesamten Dieselpool
umzulegen. Für den Straßenverkehr
sei dies bereits der Fall, für die Binnenschifffahrt
jedoch noch nicht. Nach der
richtlinie über erneuerbare Energien seien
die Ölgesellschaften verpflichtet, eine
bestimmte Menge Biokraftstoff zu liefern.
»Alle neuen, alternativen Kraftstoffe
könnten unter eine solche Verpflichtung
fallen«, sagt Verbeek.
Er fügte hinzu, dass sich das niederländische
Ministerium für Infrastruktur
und Wasserwirtschaft bereits damit befasse.
Es sollte jedoch eine europäische
lösung geben, um gleiche Wettbewerbsbedingungen
in den verschiedenen europäischen
ländern zu gewährleisten.
Engpass für Biokraftstoffe?
Verbeek erwartet, dass es ab 2030 einen
Mangel an Biokraftstoffen geben wird,
da »auch andere Industrien wie die Chemiebranche
Biomasse als ressource nutzen
wollen.« Man stehe daher vor der
großen Herausforderung, alle Sektoren
ausreichend mit Biokraftstoffen zu versorgen.
»Deshalb müssen wir zu E-Kraftstoffen
oder synthetischen Kraftstoffen
übergehen. Dies wird jedoch Jahrzehnte
dauern, denn sie werden eine enorme Kapazität
aufbauen müssen«, klärt Verbeek.
»Die Klimaziele der Motorenhersteller
ändern sich durch die Korona-Krise
nicht, sie verzögern sich«, war das Mantra
von Michel Voorwinde, dem Direktor
des Verbandes der Importeure von Verbrennungsmotoren
(VIV).
Die Einführung der Stufe V gehe weiter.
Die Übergangsregelung laufe nächstes
Jahr aus, so Voorwinde, der die Entwicklungen
im Zusammenhang mit der
22
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFStECHNIK
Schiffsführer
Riemer Kingma
Auf der Werft Concordia Damen werden auch Neubauten
hergestellt, die den neusten Bestimmungen entsprechen
Zertifizierung der Stufe V erörterte. Unter
560 kW seien bereits verschiedene
Motoren der Stufe V verfügbar. In den
meisten Fällen handele es sich um marinisierte
Industrie- oder lkw-Motoren.
oft aber seien schwerere Motoren nötig.
»Um hier voranzukommen, arbeitet
Caterpillar an der Zertifizierung seiner
Motoren nach Stufe V. Koedood treibt
die Zertifizierung von Mitsubishi-Motoren
voran. In Belgien ist ABC dabei, die
Zertifizierung der Stufe V abzuschließen«,
skizzierte Voorwinde den Entwicklungsstand.
»Aber es endet nicht mit Phase
V«, warnte er.
Stufe V biete eine lösung für Feinstaub
und No x , aber nicht für Co2. »Wenn
man fossilen Brennstoff in einen Verbrennungsmotor
gibt, wird Co2 freigesetzt.
Da müssen wir etwas anderes finden,
dann brauchen wir einen anderen
Brennstoff«, heiße die Erkenntnis.
längerfristig sei der Umstieg auf synthetische
Kraftstoffe eine option. Sie
führten der Atmosphäre kein Co2 zu
und würden mit Hilfe von Elektrizität aus
Co2 und Wasserstoff hergestellt. Kurzfristig,
so sein Plazet, seien pflanzliche
Brennstoffe, insbesondere HVo (hydrierte
Pflanzenöle), eine Möglichkeit. Die
könnten bis zu 50% mit Gasöl gemischt
werden. Diese Mischung entspreche nahezu
den E590-Spezifikationen und werde
von jedem Motor akzeptiert.
Wenn die Produktion von synthetischem
Kraftstoff und grünem Wasserstoff
in Betrieb gehe, könne man darauf umsteigen.
Die Idee sei, dann Methanol und/
oder DME als Brennstoff zu verwenden.
Beide können, mit geringfügigen Modifikationen
bei den derzeitigen Dieselmotoren,
verwendet werden. »Dann kann der
Schiffsführer seinen Dieselmotor behalten
und mit einem Motor der Stufe V alle
Klimaziele und Umweltstandards erfüllen«,
so der Motoren-Spezialist.
Elektroantrieb und Wasserstoff seien
in vielen Fällen keine gute Alternative
für die Schifffahrt. Methanol gelte derzeit
noch als gefährlicher Kraftstoff und
müsse daher in doppelwandigen tanks
gelagert werden. Aber ein Binnenschifffahrtsunternehmen
arbeite daran und
betreibe einen Motor mit Methanol.
Wasserstoffasierte Lösungen
Ein Durchbruch, lNG mit einem weiteren
Schritt zu Bio-lNG zu entwickeln,
sei in der Binnenschifffahrt nicht mehr
zu erwarten. lNG werde sich in der Seeschifffahrt
weiter durchsetzen, wo es direkt
von Schiff zu Schiff gebunkert werden
könne. In der Binnenschifffahrt seien
die Kosten für eine lNG-Anlage zu hoch,
der Preisunterschied zum Dieselöl zu gering.
Die Binnenschifffahrt scheine bereit
für lösungen auf Wasserstoff-Basis.
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Welcher Stand der technik sich erreichen
lässt, machte Sebastian van der
Meer, Direktor von Sendo Shipping,
deutlich. Der von Concordia Damen gebaute
Sendo liner basiert auf einem modularen
System. »Niedriger Kraftstoffverbrauch
in Kombination mit einer
leicht anpassbaren modularen Struktur
machen diese elektrisch angetriebenen
Schiffe zukunftssicher«, so van der Meer:
»Wasserstoff, Batterien, Generatoren, alles
ist möglich.«
Die »Sendo Mare« (122,75 m x 14,20 m,
5.120 t) ist mit zwei 600 kW-Generatoren
ausgestattet, was einem Drittel der
durchschnittlichen installierten leistung
von Schiffen dieser Größe entspricht.
»Wir haben diesen Entwurf und
das Konzept von Anfang an überprüft
und sind vom Prinzip ausgegangen, was
nicht da ist, muss man nicht nachhaltiger
machen und verbraucht keine Ener-
Binnenschifffahrt 08 | 2020
23
SCHIFFStECHNIK
© Schuttevaer
Kostenvergleich verschiedener Energieträger
gie«, so der Firmenchef. Dies führe zu
Energieeinsparungen von 35 bis 40% pro
tonnenkilometer. Darüber hinaus spiele
die verbesserte rumpfform in Kombination
mit den auf elektrischen Antrieb
und Entwurfsgeschwindigkeit optimierten
Propellern eine wichtige rolle. »Der
Co2-Fußabdruck erfüllt somit bereits die
Ziele für die Zeit nach 2030«, konstatiert
van der Meer. Ein eingebautes Ballastsystem
ermögliche es, mit der »Sendo Mare«
mit vier Containerlagen über den Amsterdam-rijn-Kanal
zu fahren. In 14 Ballasttanks
könnten 1.800 m³ Wasser untergebracht
werden.
Der Entwurfsprozess habe drei Jahre
gedauert, herausgekommen sei ein teures
Schiff, so van de Meer. Aber wenn
man den geringen Kraftstoffverbrauch,
die lange lebensdauer, die langfristige
Zusammenarbeit mit den Kunden und
den rabatt auf die Hafengebühren (ca.
10.000 € pro Jahr) betrachte, werde daraus
ein realisierbares Konzept.
Dieses eigne sich auch für den oberlauf
von Flüssen. »Vielleicht müssen Sie
dann stärkere Elektromotoren nehmen,
aber mit dem modularen Konzept ist das
kein Problem. Und selbst mit der derzeitigen
Konfiguration kommen wir bei
starker Gegenströmung gut voran, zudem
ist das Schiff für Niedrigwasser geeignet«,
so der Entwickler.
riemer und Géke Kingma haben im
vergangenen Jahr ihren Koppelverband
»Maranta/Maranta 2« (172 x 11,40 m,
5.000 t) mit neuen 3512E Caterpillars mit
SCr-Katalysatoren und rußfiltern von
Fischer Abgastechnik ausgestattet. Auf
dem Webinar teilte Kingma seine Erfahrungen
mit den neuen Stufe-V-kompatiblen
Motoren per Videoschalte von seinem
Schiff aus mit.
Die von Dolderman installierten EPA
tier IV-zertifizierten Motoren ersetzten
zwei CCr 0-Motoren von Caterpillar
desselben typs, die 120.000 Betriebsstunden
auf dem Zähler hatten
und noch immer liefen. »Wir sind mit
den neuen Motoren zufrieden. Wir sind
jetzt 3.500 Stunden mit ihnen gefahren,
der Auspuff ist innen noch völlig sauber«,
sagte Kingma. Wenn genügend
Harnstoff im Urea-tank vorhanden
sei, funktioniere es gut. Nach 4.000 bis
5.000 Stunden müssten die Harnstoffblöcke
einmal gereinigt werden, der Abgasgegendruck
liege immer noch weit
innerhalb der Vorgaben. Während in
den Niederlanden Harnstoff leicht zu bekommen
sei, gebe es in Deutschland bislang
nur eine Bunkerstation, die Harnstoff
verkaufe und manchmal müsse
man 1.000 km fahren um ihn zu besorgen,
klagte der Binnenschiffer.
obwohl die CCr-2-Motoren wesentlich
billiger gewesen wären, hätten sich die
Kingmas für Stufe V-kompatible Motoren
entschieden. »Ich denke, man muss vorausschauen
und saubere techniken wählen,
sobald es möglich ist«, so Kingma.
Die Kingmas haben das repowering
vollkommen selbst finanziert, ohne Zuschüsse
oder Subventionen. Auch die
Verlader oder Befrachter für die sie fahren,
würden für den saubereren transport
nichts extra zahlen. »Wir sind in
dieser Hinsicht auf dem falschen Markt.
Wir fahren Kohle und Getreide, und in
diesem Bereich geht die Arbeit an den
billigsten Anbieter«, klagt der Schiffer
ein wenig.
Für das repowering hätten sie sich
auch nach elektrischen Antrieben umgesehen.
Das sei aber keine wirkliche option
gewesen. »Das führte zu noch höheren
Kosten. Elektrisch oder diesel-elektrisch
ist schön für Schiffe, die eine feste route
fahren, aber für längere Strecken bergauf
mit hohem Gasölverbrauch ist es keine
option. Dann ist unsere lösung die sauberste
mögliche technologie«, ist Kingma
überzeugt.
Ein Minuspunkt sei allenfalls die lange
Dauer des repowerings gewesen. Aus den
geplanten acht Wochen seien 14 geworden.
»Das war ein rückschlag. Wir waren
das erste Schiff, das die neuen Caterpillars
installierte, und dann noch mit rußfiltern.
Aber wir haben uns gut geschlagen«,
so sein Fazit. Man habe die eigenen
Verluste hingenommen, ebenso wie die
Installateure, die ebenfalls Mehrkosten
auf sich genommen hätten, jeder für seinen
teil. »Alle haben eine Menge daraus
gelernt«, bekannte Kingma.
In weiteren Präsentationen ging es um
die Herausforderungen der Stage-V-Zertifizierung,
die insofern nicht mehr als
unüberwindbare Hürde angesehen wird.
Stenn Hertgers von NPS Diesel erläuterte,
wie die Marinisierung von lkw-Motoren
erfolgt und welcher Erfolg bei der
Verwendung in Binnenschiffen daraus
resultierte.
Zusammenfassend zeigt sich derzeit
eine äußerst vielfältige Situation in der
Entwicklung. Klare tendenzen sind weder
in der Entwicklung der Motorentechnik
mit den Nachbehandlungssystemen
noch in der Verwendung alternativer
Kraftstoffe erkennbar. Insofern bleibt,
die Entwicklungen abzuwarten. n
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
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SCHIFFStECHNIK
Grünes Label für Binnenschiffe?
Khaled tachi vom EICB in den Niederlanden gilt als Experte für die »Vergrünung«
in der Binnenschifffahrt. Auf dem Motorenevent 2020 stellte er ein neues grünes label vor,
als Zeichen für die Umweltfreundlichkeit eines Schiffes
Von Hermann Garrelmann
Mit einer Neuerung wandte sich
Khaled tachi, Direktor des EICB
(Expertise- en Innovatie Centrum Binnenvaart)
an die Zuhörer des Webinars
Motorenevent 2020. tachi warb für ein
label, das den Verladern und der Öffentlichkeit
auf einen Blick die Umweltleistung
eines Binnenschiffes verdeutlicht
und stellte die Eckdaten dazu vor. Vorbild
sind ähnliche labels, wie sie bei Waschmaschinen,
lampen, Autos oder Kühlschränken
längst eingeführt sind.
Das label werde auf den verschiedenen
Emissionen der Schiffsmotoren basieren.
Unterschieden wird zwischen treibhausgasemissionen
(Co2) und gesundheitsschädlichen
Emissionen (No x , Feinstaub).
Für die treibhausgasemissionen
kann das label von A bis D laufen, ergänzt
beispielsweise durch eine Zahl von
1 bis 5 für die anderen schädlichen Emissionen.
Zum Beispiel erhält jeder, der mit
Biokraftstoff mit einem Motor der Stufe
V fährt, ein A1-label, während jeder,
der mit einer alten, rauchenden Zweitakt-
GM unterwegs ist, ein D5-label erhält.
»Das Kennzeichnungssystem ist teil
des Green Deal«, lässt tachi wissen. Noch
sei das Konzept niederländisch, aber es
werde auch auf europäischer Ebene präsentiert
werden. Da es in der Binnenschifffahrt
keine Kraftstoffsteuer gebe,
seien steuerliche Anreize für umweltfreundlichen
Kraftstoff zur Erlangung
des A1-labels nicht möglich. tachi sieht
jedoch Möglichkeiten, einen Fonds zur
Unterstützung eines solchen Energiewandels
einzurichten, mit Beiträgen der
Europäischen Kommission und der einzelnen
Mitgliedsstaaten, auch aus den
Niederlanden.
Aus der reihe der Webinar-teilnehmer,
die sich per Chat-Funktion einbringen
konnten, wurde gefragt, ob beispielsweise
auch niederohmige ruder,
effzientere Propeller und Düsen, optimierte
Heckschiffe oder sonstige kraftstoffsparende
Einrichtungen für das
grüne label angerechnet würden. tachis
Antwort: »Wenn die Einsparungen groß
genug sind, wird das sicherlich einen Effekt
haben.«
Darüber hinaus lobte er das Konzept
des jüngst vorgestellten ZESPack-Systems
Khaled Tachi erläutert das Label-System
von Zero Emission Services (ZES), mit
dem austauschbare Batteriebehälter gemietet
werden können. Dies ermögliche,
den Energiebedarf der Binnenschifffahrt
mit dem Energiebedarf an anderer Stelle
zu kombinieren. Ein wichtiger Vorteil sei,
dass das risiko und die Investitionskosten
nicht allein beim Binnenschifffahrtsunternehmer
liegen würden. Bezeichnend
sei, dass sich mit Wärtsilä auch ein
Dieselmotorenhersteller im Bereich Batterien
und Elektroantrieb engagiere.
tachi betonte, dass mehr Nachhaltigkeit
die Attraktivität der Binnenschifffahrt
erheblich steigere. »Der Energiewandel
ist daher eine Chance für die
Binnenschifffahrt, auch wenn jetzt zunächst
die Auswirkungen von Corona
spürbar werden.«
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© Garrelmann
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFStECHNIK
»Philipskercke II« für
die Zukunft gerüstet
Bei der Konstruktion des Frachters
»Philipskercke II« ist von Beginn an ein
Schwerpunkt auf den ökologischen
Fußabdruck gelegt worden. Das Schiff
fährt mit Motoren der EU-Stufe V,
rußpartikelfiltern und SCr-Katalysatoren
DER UMWELT ZULIEBE:
* *
EMISSIONEN REDUZIEREN
Neubauten haben gegenüber Bestandsschiffen den großen
Vorteil, dass schon vor dm Bau geplant werden kann, welchen
Platz die einzusetzende technik benötigt. Davon profitiert
auch der Frachter »Philipskercke II«, bei dessen Entwurf bereits
der Fokus auf die Senkung des ökologischen Fußabdrucks je
tonnenkilometer gelegt worden ist.
Der Kasko des Binnenschiffs der Familie Faasse entstand auf
der Werft Konstal im polnischen Wroclaw. Die Endausrüstung des
86 m langen und 11,50 m breiten Frachters mit einem Fassungsvermögen
von 3.250 t erfolgte 2019 bei Zeeland Maritieme Services
in Wemeldinge, Niederlande.
Um die Emissionen zu reduzieren, wurden die Schiffsmotoren
an die EU Stage V angepasst. Hinter jedem der beiden D16-MH-
Hauptmotoren von Volvo Penta und dem Bugstrahlrudermotor
baute Fischer Abgastechnik ein modulares System ein, bestehend
aus einem rußfilter und einem SCr-Katalysator. Während die
Filter dem Unternehmen zufolge den Ausstoß von rußpartikeln
um bis zu 99% reduzieren, vermindern die SCr-Katalysatoren
die Stickstoff-Emissionen (No x ) um bis zu 98%. Die modulare
Bauweise habe es ermöglicht, die Anlage nachträglich mit einem
Brenner auszurüsten, um einen störungsfreien Betrieb sicherzustellen.
Damit nahm man auch die No x -Emissionen in Angriff
und reagierte auf die aktuelle Stickstoffproblematik. Dank den
nachhaltigen lösungen transportiere die Familie Faasse auf umweltfreundliche
Weise Baustoffe mit geringem Kraftstoffverbrauch
und reduziere dadurch den Co2-Ausstoß, so das Unternehmen.
Nach Auskunft von Fischer sind weitere Anlagen auf einer Serie
von Schiffen in Betrieb oder kommen 2020 noch zum Einsatz.
Der Firmensitz der Fischer-Gruppe befindet sich in Emsdetten,
im Münsterland. Im Juni dieses Jahres hatte das Unternehmen
dort seinen Neubau bezogen, der mehr Platz für neue Entwicklungen,
Prüfstandbereiche und Filterservice bietet. Fischer verfügt
über eine eigene Konstruktions-, CFD- und FEM-Abteilung. Jedes
Brenner-, E-Power- und SrC-System wird vorab auf dem teststand
aufgebaut und vor der Auslieferung umfangreich geprüft.
Die EU-Stage-V-ready und IMo-tier-III-Systeme werden im
eigenen Haus für Motoren von 19 bis 10.000 kW kundenspezifisch
entwickelt. Das Produkt- und leistungsportfolio des Unternehmens,
das in ochsenhausen einen Montageservice eingerichtet
hat, umfasst neben rußpartikelfiltern und Katalysatoren
auch Thermomanagementsysteme sowie das im eigenen Hause
entwickelte Brennersystem HeliosFFB für Motorengrößen bis
1.000 kW. Ein E-Power-System sowie DeNo x -Entstickungssysteme
zählen ebenfalls zum Angebotsspektrum.
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
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SCHIFFStECHNIK
TWERENBOLD REISE GRUPPE
Elftes Excellence-Schiff nimmt Fahrt auf
© reisebüro Mittelthurgau
Die teamco-Werft in Heusden in den
Niederlanden hat den Flusskreuzer »Excellence
Empress« seinem Eigner Karim
twerenbold aus Aargau, Schweiz,
übergeben. Die erste reise führt über
die Donau.
Wegen der Coronapandemie hatte
sich die Ablieferung um etwa einen
Monat verzögert. Grund war in erster
linie, dass die Werft wegen der geltenden
Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen
die Anzahl ihrer Mitarbeiter und
Schiffauer reduzieren musste.
Die 135 m lange Einheit ist der neueste
Flusskreuzer des reisebüros Mittelthurgau,
das zum Badener Familienunternehmen
twerenbold reisen gehört.
Der Kasko entstand auf einer Werft in
Serbien. Für den Innenausbau wurde
der Flusskreuzer mit Hilfe eines anderen
Schiffes nach Heusden überführt.
Anfang Juli konnte das elfte Schiff
der Excellence-reihe schließlich seinem
Eigner übergeben werden. »Die Empress
ist hinsichtlich layout und technik
eine Excellence 2.0«, sagt Karim
twerenbold, der Präsident des Verwaltungsrats
der twerenbold reise Gruppe.
Der Neubau gilt als der erste seiner
Art, der mit einem »Clean Air technology
System« ausgestattet ist. Durch die
auf dem Schiff eingebaute technik der
Firma Xeamos sollen die lärmemissionen
zurückgehen und bis zu 90% weniger
Feinstaub ausgestoßen werden.
Auch die Stickstoffemission soll um
75% reduziert werden.
Weitere Maßnahmen zum Umweltschutz
sind geplant. Bis 2021 soll das
Verbrauchsplastik im Passagierbereich
um 90% reduziert werden, des weiteren
sei ein Konzept zum Food Waste
auf den Weg gebracht worden, heißt
es. PEt-Flaschen würden durch Stahltrinkflaschen
ersetzt, Einweg-Shampooflaschen
sollen wiederauffüllbaren
Behältern weichen.
Mit dem Schiff will der Eigner auch
jüngeres Publikum anziehen. Dazu soll
eine Sushi-Bar an Bord ebenso beitragen
wie eine lounge neben dem Pool
und eine Außen-BBQ-Küche. Eine
Weinbar gehört ebenfalls zur Ausstattung.
Das À-la-carte-restaurant im
Heckbereich ist durch viel Farbe und
licht charakterisiert.
Die erste reise der »Excellence Empress«
führte nach Budapest. Künftig
wird das revier des Neubaus die Donau
bis zum Schwarzen Meer sein. Getauft ist
der Flusskreuzer freilich noch nicht. Dabei
hätten die Feierlichkeiten sehr gut zum
125-Jährigen Firmenjubiläum gepasst,
dass in diesem Jahr bei der twerenbold
Gruppe ansteht.
ob die taufe der »Excellence Empress«
im gewohnten rahmen am Heimathafen
in Basel nachgeholt werde, sei
derzeit noch unklar, so Stephan Frei,
Geschäftsleiter des reisebüros Mittelthurgau.
n
NICKO CRUISES
Flottenzuwachs auf dem Douro
Der 2017 in Dienst gestellte Flusskreuzer
»Douro Serenity« verstärkt ab 2021 die
Flotte von nicko cruises. An 36 terminen
soll das Schiff durch das Dourotal in Portugal
bis zur spanischen Grenze fahren.
An ausgewählten terminen sei ein Anschlussprogramm
nach Galizien buchbar,
heißt es.
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Das Flusskreuzfahrtschiff ist 80 m
lang, 11 m breit und bietet 126 Gästen
Platz, um die sich 30 Crewmitglieder
kümmern. Die 63 Kabinen an Bord
haben unterschiedliche Kategorien und
verteilen sich auf drei Decks. Sie sind 12,
14 und 19 m2 groß. Zusätzlich stehen zwei
je 29 m2 große Junior-Suiten im oberdeck
zur Verfügung.
Zur Bordausstattung gehört neben einem
restauran, einer Bar und einer
lounge auch ein Fitness- und Spa-Bereich.
Auf dem Sonnendeck steht den Gästen ein
Pool zur Verfügung. Haupt und oberdeck
sind über einen Fahrtstul erreichbar.
»Flussreisen auf dem Douro erfreuen
sich großer Beliebtheit«, sagt Guido laukamp,
Geschäftsführer von nicko Cruises
Schiffsreisen. Umso schöner sei es,
dass sich das Schiffsportfolio zusätzlich
zu dem klassischen »Douro Cruiser« im
kommenden Jahr um die »Douro Serenity«
erweitern lasse.
n
28
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFStECHNIK
WIEN/BRATISLAVA
Twin City Liner seit August wieder in Betrieb
Nach über drei Monaten Pause wegen der
Coronapandemie ist der twin City liner
seit August auf die Donau zurückgekehrt
und wird dort wieder auf seiner Stammstrecke
zwischen Wien und Bratislava
eingesetzt.
Vorerst verbindet der Katamaran
dreimal wöchentlich die Hauptstadt
Österreichs mit der der Slowakei. »Wir
freuen uns sehr, ab August wieder Bratislava
ansteuern zu dürfen. Damit auch
unsere PassagierInnen diesen freudigen
Anlass mit uns feiern können, machen
wir mit dem ›red ticket‹, dem ›treue
Bonus‹ und dem ›Super-Freitag‹ das
reisen mit dem twin City liner jetzt
noch günstiger. Für Familien haben wir
noch ein ganz besonderes Zuckerl parat,
denn bis zu zwei Kinder in Begleitung
eines Erwachsenen reisen in der Saison
2020 kostenlos mit dem neuen Schiff«,
© Eva Ketely
so Wien Holding Geschäftsführer Kurt
Gollowitzer.
Der neue twin City liner wurde
2019 in Dienst gestellt. Das Schiff bietet
250 Sitzplätze und pendelt in der Saison
2020 bis zu drei Mal wöchentlich zwischen
Wien und Bratislava. An Bord des
neuen Schnellkatamarans kann die Captains
lounge am oberdeck, die über komfortable
Bestuhlung und fix installierte
tische verfügt, erstmals über eine innenliegende
Verbindung erreicht werden. Auf
beiden Decks gibt es moderne Aufladestationen
für elektronische Geräte sowie
kostenloses WlAN. Zwölf Fahrradabstellplätze
mit kostenloser Auflademöglichkeit
für E-Bikes stehen zur Verfügung.
Betreiberin des Schiffes ist Central
Danube. Das Unternehmen wurde
2003 mit dem Ziel gegründet, nachhaltige
Infrastrukturprojekte von öffentlicher
Bedeutung in der Centrope region
zu initiieren und zu entwickeln. An der
Gesellschaft sind die Wien Holding und
die raiffeisenlandesbank NÖ-Wien mit
jeweils 50% beteiligt. Die Umsetzung von
grenzüberschreitenden Projekten wurde
mit dem twin City liner begonnen. Dieser
habe sich mittlerweile zum Vorzeigeprojekt
für das Zusammenwachsen der
regionen entwickelt, heißt es. n
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
29
SCHIFFStECHNIK
Voith mit neuer E-Lösung
Voith turbo als teil der Voith Group ist bekannt für innovative Antriebstechnik.
Nun hat das Unternehmen ein neues und smartes Produkt vorgestellt: den elektrischen
Voith Schneider Propeller (eVSP)
Von Hermann Garrelmann
Mit der Zusammenführung eines
Permanentmagnetmotors mit dem
Propeller, getriebelos in einem Gehäuse,
haben die Ingenieure von Voith einen
weiteren Schritt zur kontinuierliche Elektrifizierung
der Antriebstechnologien im
Schiffau gemacht. Damit, so Voith, bediene
man den steigenden Bedarf nach
ressourcen schonender und energieeffzienter
Mobilität und auf Zukunft gerichtete
Mobilitätskonzepte.
Das neue Antriebssystem kombiniert
die technologie des VSP
mit dem über ein Jahrzehnt
entwickelten elektrischen
Know-How des
Voith Inline Thruster
(VIt). Als resultat
weist der
neue eVSP nicht
nur einen hohen
Wirkungsgrad auf.
Durch strikte reduzierung
der Komplexität und
den so möglichen vollständigen
Verzicht auf ein Getriebe
erzielt Voith gleich mehrere
Vorteile. Der im Propeller
integrierte permanentmagneterregte
Synchronmotor verringert
nicht nur den Platzbedarf.
Zugleich wird der
Wartungsaufwand reduziert
mit dem Effekt, dass auch die
Folgekosten sinken. Angenehmer
Nebeneffekt: das eingesparte
Getriebe kann keine Geräusche
mehr verursachen.
»Mit dem elektrischen Voith
Schneider Propeller steuern
wir einen wichtigen Schritt zur
Elektrifizierung des Antriebsstranges
in Marineanwendungen
und damit zu einer noch
mehr die ressourcen schonenden
Schifffahrt bei«, sagt Dirk
Jürgens, Vice President in der
Forschung & Entwicklung für
Marineanwendungen bei Voith.
»Der neue eVSP wurde hierzu für alle
an der Mobilitätswende beteiligten Applikationen
entwickelt, beispielsweise
offshore-Versorgungsschiffe, Schlepper
oder Fähren.«
Den Schiffauern und -betreibern
bietet der eVSP auch insofern neue Zukunftssicherheit,
das man bei der Wahl
der Stromerzeugung (Energiequelle) flexibel
ist.
Durch den Verzicht auf ein separates
Getriebe ergibt sich ein weiterer Vorteil:
Es gibt keine Verluste durch Zahnräder
Querschnitt des eVSP
oder lagerpunkte. Der so mögliche stufenlose
Betrieb führt zur nahezu verlustfreien
Umsetzung der vorhandenen
elektrischen Abriebsleistung. Diese kann
zudem dynamisch gesteuert werden. Ein
Pluspunkt, wenn es um DP-Anwendungen
geht. Der eVSP ist frei von Vorgaben
durch Wellenstränge und kann daher flexibler
im Antriebssystem platziert werden.
Beim Dynamischen Positionieren
(DP) spielt die neue elektrische Variante
des VSP dem Hersteller zufolge einen
weiteren Vorteil aus: weil er sehr schnell
auch gegen störende Wind-, Wellen-und
Strömungskräfte wirke, komme er mit
weniger Kraftstoffverbrauch aus.
Schon bisher der VSP-Antrieb
prädestiniert für Schiffe, die auf
DP setzten. Nachweislich
schaffen es Einheiten
mit VSP, die für offshore-Wind
konzipiert
wurden, auch
bei Wellenhöhen
von 4,5m die Sollposition
präzise zu halten.
Außerdem seit
der VSP als einziger
Propeller der Welt
bekannt dafür, die
rollbewegung der
Schiffe signifikant
reduzieren zu können
und so Komfort
und Sicherheit
an Bord deutlich zu
steigern, heißt es. Diese
markanten Vorteile böte auch
der neue eVSP.
Der schon bisher bekannt
hohe Wirkungsgrad von Voith
Schneider Propellern wurde
auch beim eVSP erzielt. In Modell-Vergleichsversuchen
mit
Schraubenpropellern in Düse
erzielte der eVSP dem Hersteller
zufolge einen Vorteil von bis
zu 15% im transit.
In der offshore-Arbeit gelten
sehr schnelles Anfahren und
Verlassen der Windturbinen eben-
© Voith
30
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFStECHNIK
so wie ein sicherer und zügiger transit
im Windpark als kritische Faktoren für
einen reibungslosen Betrieb. Voith erklärt:
»Vergleichende Berechnungen haben
gezeigt, dass ein VSP angetriebenes
Schiff bei deutlich höheren Wellenhöhen
noch sicher manövrieren kann und
dem Betreiber damit einen ökonomischen
Vorteil bietet. Aufgrund der sehr
schnellen und akkuraten Schubverstellung
kann der VSP die rollbewegungen
des Schiffes um bis zu 70 % reduzieren,
bei fahrendem und auch bei stehendem
Schiff am Windrad.«
Die Summe aller Vorteile hat schon
kurz nach der Vorstellung des eVSP
die norwegische reederei Østensjø
überzeugt. Sie erteile Voith den Auftrag
über acht elektrische VSP für vier
neue offshore-Service-Schiffe. Das von
Voith versprochene akkurate DP sowie
die höchste Manövrierperformance
gaben dabei den Ausschlag. Die vollelektrische
Ausführung des VSP unterstützt
die reederei auch bei der Erreichung
ihrer Emissionsziele. Die vier
Schiffe werden in Spanien bei Gondan
Shipbuilding gebaut. Die gut 80 m langen
Versorger, die bis 2022 gebaut sein
sollen und die mit einem Batterie-Hybridsystem
ausgestattet sind, sind bereits
gerüstet für den Einsatz von Co2-neutraler
Wasserstoffechnologie.
Projekt auf dem Rhein
Aktuell läuft nach Angaben von Voith
auch ein Projekt für Schubschiffe auf
dem rhein. »Das ist allerdings voraussichtlich
erst Ende August spruchreif«,
kündigt Philip Bäuerle, Market Communication
Manager der Voith Group,
weitere order des neuen eVSP an.
Das Portfolio von Voith turbo ist
jüngst ergänzt worden. Durch den mehrheitlichen
Erwerb der österreichischen
Elin Motoren, eines weltweit agierenden
Unternehmens für elektrische Motoren
und Generatoren für Industrieanwendungen,
will man die Position von Voith
turbo als technologieunabhängiger
lieferant von Antriebssystemen weiter
stärken. »Wie auf unserer Bilanzpressekonferenz
im Dezember angekündigt,
bauen wir unser Kerngeschäft im Bereich
Nachhaltigkeit, Dekarbonisierung
und Digitalisierung konsequent aus. Die
Elektrifizierung des Antriebsstrangs [...]
spielt hierbei eine zentrale rolle, sagt
toralf Haag, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung.
n
SCHOTTEL
Mittelgroße Ruderpropeller erweitern Portfolio
Schottel präsentiert neue mittelgroße
ruderpropeller. Die M-Serie
umfasst mehrere Größen, die
den leistungsbereich von 400 bis
1.000 kW abdecken. Dank des modularen
Systems sei die perfekte
Anpassung an jedes
Schiffsdesign gewährleistet,
so der Hersteller aus
Spay am rhein. Die ersten
Einheiten der M-Serie wurden
bereits ausgeliefert.
Mit der M-Serie will
Schottel den neuen Herausforderungen
auf dem internationalen
Schifffahrtsmarkt, wie etwa verschobenen
Motorleistungsklassen,
aktualisierten Eisklasseregeln
und der steigenden Zahl elektrisch
oder hybrid betriebener Schiffe
begegnen. Die Azimutantriebe
vereinten modernste technologien
aus den Bereichen Maschinenbau,
Hydrodynamik und Digitalisierung
und seien entsprechend
den gängigen Motorleistungsklassen
in drei Größen erhältlich: 210
(640 kW), 240 (850 kW) und 270
(1.000 kW). Alle Ausführungen
sind mit einer Stirnradsteuerung
ausgestattet.
Die M-Serie böte die passende
lösung für alle Schiffstypen und Anwendungen
mit verschiedenen optionen
für Antriebsquellen und Krafteingänge,
sagt der Hersteller. Die
Azimutmodule sind erhältlich für
Z-Antriebe, l-Antriebe und ZY-Hybridantriebe,
daher seien sie für den
Anschluss an horizontale Elektromotoren,
vertikale Elektromotoren oder
eine Kombination aus Direktantrieb
und horizontalem Elektromotor geeignet.
Dadurch seien die Produkte
der M-Serie auch mit Hybridlösungen
– wie Schottel Sydrive – kompatibel.
Dank zwei Standard-Einbauvarianten
lässt sich die M-Serie laut Schottel
in diverse Schiffsdesigns integrieren.
Neben der Standardvariante mit
variabel ausführbarer Propellerarmlänge
wird ebenfalls eine kompakte
Version mit kurzer Propellerarmlänge
angeboten. Diese platzsparenden
Einbauvarianten (lC für l-Antriebe,
ZC für Z-Antriebe) sollen die Designfreiheit
und neue Möglichkeiten für
den Einsatz von Azimutantrieben in
© Schottel
Schottel SPR 210
verschiedensten Schiffstypen eröffnen
– besonders dann, wenn der Platz im
Maschinenraum begrenzt sei. Sowohl
die Standard- als auch die Kompaktvariante
können verschraubt, verschweißt
oder elastisch gelagert installiert
werden.
Zwei Propulsionsmodule sollen dafür
sorgen, dass die M-Serie in zahlreichen
Betriebsprofilen eingesetzt
werden kann. Die ersten Antriebe der
neuen M-Serie seien vor kurzem ausgeliefert
worden und sollen bald in
Betrieb genommen werden, so Schottel.
Bestimmt sind sie unter anderem
für zwei Fähren, die für Norled in der
türkei gebaut werden.
Beide Fähren sind für den Einsatz
zwischen den Finnøy-Verbindungen
in Südwestnorwegen vorgesehen. Jedes
der neuen 74 m langen Schiffe
bietet Platz für bis zu 199 Passagiere
und Besatzungsmitglieder und
kann 60 Autos transportieren. Die
Auslieferung ist für das erste Quartal
2021 geplant. RD
Binnenschifffahrt 08 | 2020
31
SCHIFFStECHNIK
Auf der Helling der Schiffswerft
Hermann Barthel können Einheiten
bis zu 80 m Länge geslipt werden
Binnenwerften spüren Krise kaum
© Knoll
Im Gegensatz zu den Seeschiffwerften in Mecklenburg-Vorpommern, die durchweg in
Kurzarbeit getreten sind und gegenwärtig nicht produzieren, geht es den Binnenwerften
und ihren Dienstleistern im osten Deutschlands deutlich besser
Von Christian Knoll
Abgesehen von wenigen Ausnahmen
sind die Binnenwerften von Elbe bis
oder fast alle bis zum Jahresende mit
Aufträgen ausgelastet. »Ein teil unserer
tangermünder Belegschaft stellt in Bremen
das Fischereiaufsichtsschiff ›Neptun‹
fertig, das wir wegen des im April
einsetzenden Niedrigwassers schnell zu
Wasser lassen mussten, damit wir das
Schiff noch übers Kanalgebiet nach Bremen
bringen konnten. Hier in tangermünde
bauen wir das Schwimmgreiferschiff
›Wesergrun‹ fertig, das wir im
oktober vorigen Jahres auf Kiel legten«,
berichtet olaf Deter, Geschäftsführer
Schiffswerft 5 | 39317 Elbe-Parey OT Derben | +49 (0) 39349 / 9459 - 0
Schiffswerft Bolle
Schiffsneubau Reparaturen Wartung
www.Schiffswerft-Bolle.de
der SEt-Werften. In Genthin, sagt Deter,
gebe es durch die günstige lage der Werft
am Elbe-Havel-Kanal ein hohes reparaturaufkommen,
weshalb einige Kollegen
aus tangermünde dort arbeiten. Ebenso
seien die leiharbeiter, die in Genthin
beschäftigt sind, bisher nicht von Kurzarbeit
betroffen, und es habe auch keine
Entlassungen gegeben. Für neue Aufträge
habe man Angebote auf Ausschreibungen
abgegeben.
Schiffau im Jerichower Land läuft
info@Schiffswerft-Bolle.de
Der landkreis Jerichower land (Kreisstadt
Burg bei Magdeburg) beherbergt
die Schiffswerften SEt Genthin, Schiffswerft
Hermann Barthel an der Elbe und
die Schiffswerft Bolle am Pareyer Verbindungskanal
sowie als Dienstleister in
roßdorf bei Genthin die Industrieelektronik
und -automation (IEA).
Alle drei Werften und auch die IEA
sind private Ausgliederungen aus den
ehemaligen Deutschen Binnenwerften,
Werft Genthin, und haben sich erfolgreich
in der Marktwirtschaft etabliert.
»Wir haben Vollbeschäftigung. Das
Hauptaugenmerk gehört der ›Elektra‹,
dem ersten wasserstoffetriebenen
Schubschiff, das im kommenden Jahr in
Dienst gehen wird«, sagt Hermann Barthel,
Chef der gleichnamigen Schiffswerft.
Seine weiteren Aufträge sind als Neubauten
ein trainingsboot für die Deutsche
Gesellschaft zur rettung Schiffrüchiger
(DGzrS) an der ostsee und ein
Boot für die Wasserschutzpolizei Sachsen-Anhalt.
Sein Nachbar ist die Schiffswerft Bolle.
Geschäftsführer Mario Bolle berichtet
davon, dass das Arbeits- und Aufsichtsschiff
»Emmerich« kurz vor der Abnahme
steht und dann die Überführungsfahrt
in die gleichnamige Stadt richtung
rhein antreten soll.
Ein weiterer Elektro-Katamaran befindet
sich im Bau. Es ist ein Prototyp der
»Bella Bohemia« (siehe BS 12/19, S. 36-
37), die in Prag so gut angenommen wurde,
dass der Kunde »Prague Boots« einen
weiteren, aber größeren Elektro-Katamaran
beauftragt hat.
32
Binnenschifffahrt 08 | 2020
SCHIFFStECHNIK
»Zu Corona-Zeiten haben wir keine
Kurzarbeit angemeldet und arbeiten unsere
Aufträge ab, fiebern aber natürlich
mit unseren Kunden und Partnern mit
und versuchen sie auf allen uns möglichen
Wegen zu unterstützen«, so Bolle. »Es befinden
sich einige Aufträge im Vorlauf, so
dass wir positiv in die Zukunft schauen.«
Darüber hinaus sei die neue Schiffauhalle
kurz vor der Fertigstellung, Mitte August
soll die Produktion dort beginnen.
Die Halle ist voll isoliert und beheizbar.
Die Kiebitzberg Schiffswerft in Havelberg
hatte nach den beiden Solarschiffen
für die Berliner Stern und Kreisschiffahrt
ein ähnliches für eine österreichische reederei
begonnen, dessen Bau wegen Covid-19
aber eingestellt werden musste, da
die Schiffe der reederei stillgelegt worden
waren und keine Einnahmen mehr
brachten. Werftchef Andreas lewerken
bleibt aber weiter optimistisch, hat er
doch den Auftrag erhalten, die Elbfähre
von Sandau für 0,5 Mio. € einer Grundsanierung
und Neumotorisierung zu unterziehen.
Außerdem liegt das Fahrgastschiff
»Poseidon« eines privaten reeders
an der Werft, das ebenfalls eine Auffrischung
bekommt. Mit diesen Aufträgen
werde er über das Jahr kommen und derweilen
neue einwerben.
Die Hegemann-Werft in Berlin-
Spandau hat ein auskömmliches reparaturgeschäft
und ist selbst damit
beschäftigt, ihre Werft auf das künftige
Umbau- und Modernisierungsprogramm
für die Elektrifizierung der Sternund-Kreis-Flotte
herzurichten.
Die Werft Malz am oder-Havel-Kanal
bei oranienburg hat sich hauptsächlich
auf die Modernisierung und den dafür
erforderlichen Umbau von Arbeits- und
Behördenschiffen spezialisiert.
»Wir sind mit öffentlichen Aufträgen
von Wasser- und Schifffahrtsämtern
erstmal bis zum Jahresende ausgelastet
und beteiligen uns an deren Ausschreibungen,
so Werft-Geschäftsführer ralf
loerke. »Wir rechnen auch damit, dass
wir einige Partikuliere über den Winter
bekommen, die reparaturen ausführen
lassen.« Sorge bereite ihm aber, dass
vermutlich – im Vergleich zu vorherigen
Wintern – weniger Fahrgastschiffe kommen
werden. loerke begründet dies mit
der verkürzten Saison, da die Schiffe lange
Zeit wegen der Coronapandemie nicht
fahren durften. Deshalb seien kaum reparaturen
zu erwarten. Kurzarbeit habe
er bisher nicht anmelden müssen. Er
hoff, »dass wir es auch künftig nicht nötig
haben werden, wenn die öffentliche
Hand uns mit Aufträgen unterstützt.«
NOW liefert Schwimmgreifer ab
Die Neue oderwerft (NoW) in Eisenhüttenstadt
hat in der 30. Kalenderwoche ein
Schwimmgreiferschiff für die Weser fertiggestellt
und es mit einem Schubboot
der Wasserbaufirma Kulle aus Eisenhüttenstadt
zur Weser bringen lassen. Auch
bei NoW gibt es nach Auskunft von
Werftchefin Elke ruchatz keine Kurzarbeit,
weil die Aufträge bis über den Jahreswechsel
reichen. Dazu gehören eine
Klappschute für das WSA lauenburg und
eine weitere Bauhütte. Für die Vorbereitung
auf einen eventuellen Eisbruch auf
der oder im Winter sind die oder-Eisbrecher
»Hohensaaten«, »Usedom« und
»Kietz« bereits auf der Werft und werden
winterbereit gemacht. Auf reparaturen
an anderen Schiffen sei man ebenfalls
gut eingerichtet, heißt es.
Auch Dienstleister sind ausgelastet
Wichtige Dienstleister für die ostdeutschen
Werften sind im Bereich der
Schiffselektrik und –elektronik Engel und
Meier, Mohrs und Hoppe (beide in Berlin)
und die bereits erwähnte IEA in roßdorf
bei Genthin. E+M-Geschäftsführer
Uwe Borchert verrät, dass sein Unternehmen
zu Anfang der Coronakrise Umsatzeinbußen
gehabt habe. Weil aber immer
noch genügend Arbeit anfalle, habe auch
er keine verkürzten Arbeitszeiten anmelden
müssen. obendrein erhole sich langsam
die Konjunktur wieder. Es seien aber
Überstunden abgebaut worden.
Auch der Service laufe inzwischen wieder
besser. Man merke eine Erholung in
der Branche. Borchert hoff, dass es weiter
aufwärts geht. Ähnlich sieht das auch
die Firma Mohrs und Hoppe. Ihre Auftragslage
ist gut, aber man sieht einen
Auftragsrückgang bei der Fahrgastschifffahrt,
weil die Schiffe stillliegen.
Ähnlich wie E+M hatte auch die IEA
anfänglich einen Umsatzeinbruch, weil
ZF-Getriebe seine Brandenburger Niederlassung
zu Beginn der Coronakrise
geschlossen hatte und IEA als deren
Dienstleister keine Aufträge mehr hatte.
Geschäftsführer Andreas Plancke sagt,
dass man sich bereits aus der Kurzarbeit
durch Fördermittel befreit habe und alles
wieder aufwärts gehe. Hilfreich sei
auch, dass er bei den Werften Bolle, Barthel
und Kiebitzberg eine gesicherte Auftragslage
habe.
n
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
33
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
» Wir werden nicht in die Krise reinsparen«
Niedrigwasser, Aufholjagd, dann Corona: Der Stuttgarter Hafen erlebte zuletzt ein
Wechselbad der Gefühle. Doch entmutigen lässt man sich nicht, Investitionen
werden wie geplant umgesetzt, sagt Hafenchef Carsten Strähle
Von Krischan Förster
Der Hafen wurde zur Opernbühne
© Hafen Stuttgart
34
Binnenschifffahrt 08 | 2020
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
Der Hafen in Stuttgart hat sich mit den
lockerungen in der Coronakrise zur
opernbühne gemausert. Auf dem Wasser
brachten Musiker des Staatstheaters auf
Pontons und Schleppern die operetten
»Die Blume von Hawaii« und »trouble
in Haiti« zur Aufführung, die 99 zugelassenen
Zuschauer folgten der Vorstellung
auf Holzpaletten unter dem Dach einer
lagerhalle. Die jeweils drei Vorstellungen
waren ausverkauft, das sonst oft am
rande der öffentlichen Wahrnehmung
liegende Hafengelände wurde zur großen
Bühne. »Das war für uns eine ganz
neue, aber schöne Erfahrung«, sagt Hafenchef
Carsten Strähle.
So wurde aus der Not, eine tugend, für
die Staatsoper ebenso wie für den kommunalen
Hafen. Denn die Coronakrise hat
natürlich auch um Baden-Württembergs
landeshauptstadt keinen Bogen gemacht.
Der Hafen in Stuttgart ist unumstritten
die führende trimodale Verladeplattform
für die Metropolregion und profitierte
bislang von den starken Industriekunden
im ländle, vor allem von der Automobilindustrie.
Seit mehr als zehn Jahren
betreibt Daimler sein zentrales Versandlager
auf dem Areal. Etwa ein Drittel der
aus den Mercedes-Werken eintreffenden
Motoren, Getriebe und Achsen werden
per Binnenschiff und Bahn in die Seehäfen
rotterdam, Antwerpen oder Bremerhaven
transportiert.
»Gerade in diesem Bereich haben wir
starke Verluste«, räumt Stähle ein. Mercedes
hat erst dieser tage eine Verkürzung
der Arbeitszeit verkündet, die üblichen
Absatzmärkte hatten und haben unter
der Coronakrise geschwächelt – mit Folgen
für den Umschlag im Hafen.
Das Jahr 2019 war überaus erfolgreich
war mit einer geglückten Aufholjagd
nach den Niedrigwasser-Einbrüchen des
Vorjahres. Es gab einen rekorderlös in
Höhe von 6,5 Mio. € und einen erstarkten
Schiffsumschlag. Knapp 1,2 Mio. t an
Gütern gingen aufs Binnenschiff, das war
eine Steigerung um satte 56% gegenüber
2018. Durch die Coronakrise aber zeigt
die tendenz wieder abwärts.
Zwar konnte die angekündigte Kürzung
der Betriebszeiten an den Neckarschleusen
verhindert werden, Einschränkungen
gab es nur nachts. Im
Containerumschlag an den zwei terminals
gibt es bislang einen schmerzhaften
rückgang von -30% gegenüber dem Vorjahr,
auf alle Güterarten bezogen waren
es -14%. Aufs Gesamtjahr hochgerechnet,
würde das über die Kaikanten auf
Schiffe verladene Volumen wieder unter
die Marke von 1 Mio. t rutschen, bei
der Bahn wären bei Einbußen von bislang
-10% die zuletzt erzielten 2 Mio. t im
Jahresumschlag nicht mehr zu schaffen.
»Wir hoffen noch auf starke Monate
während des verbleibenden Jahresverlaufs«,
sagt Strähle. Die Frage sei, wann die
und wie stark die Konjunktur wieder ansteigt.
Vor allem dürfe es keinen zweiten
flächendeckenden lockdown geben. Entmutigen
lässt er sich nicht. »Wir werden
nicht in die Krise reinsparen«, sagt Stuttgarts
Hafenchef Carsten Strähle. Zwischen
1 Mio. € und 2 Mio. € investiert die
kommunale Gesellschaft, die ihre wesentlichen
Einnahmen aus Vermietung und
Verpachtung sowie aus dem Betrieb der
Hafenbahn bezieht, jedes Jahr in die Wartung
und Erneuerung der Infrastruktur.
In diesem Jahr ist das Geld vornehmlich
für einen durchgehend zwei- bis dreigleisigen
Ausbau der Schienen entlang der
Kaianlagen für 740 m lange Ganzzüge
vorgesehen. Für 2020 sind 1,5 Mio. € geplant.
»Daran halten wir fest«, so Strähle.
Auch das 2015 von DP World übernommene
Containerterminal wird weiter nach
Plan ausgebaut. rund 10.000 m2 an Fläche
kommen hinzu, um den Umschlag in den
kommenden Jahren möglich zu steigern.
Insgesamt haben sich im rund 100 ha
großen Hafengebiet mehr als 50 Unternehmen
niedergelassen, die insgesamt
rund 3.000 Mitarbeiter beschäftigen. Andere
Maßnahmen zur Krisenabwehr wie
eine Stundung der Mieten und Pachten
seien bislang nicht nötig gewesen, berichtet
Strähle. Die Hafenverwaltung selbst
hat wie viele andere auch das »mobile Arbeiten«
ausgebaut. »Damit haben wir aber
schon lange vor Corona angefangen«, so
der Hafenchef. Auch um Studenten und
Auszubildende kümmert man sich weiter,
um die Möglichkeiten einer trimodalen
logistik an den Nachwuchs zu vermitteln.
Weil Besuche im Hafen nicht möglich waren,
geschah vorübergehend vieles »virtuell«
in Form von online-Vorträgen. »Auch
das war sehr erfolgreich.«
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
35
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
Heilbronn – eine Region mit Potenzial
Seit April gibt es eine regelmäßige Zugverbindung zwischen Heilbronn und den deutschen
Seehäfen. Die region ist durch viele Industriebetriebe gekennzeichnet, für die sich dadurch
neue Möglichkeiten ergeben
Das Kombi terminal Heilbronn
(KtHN) ist eine trimodale Umschlaganlage
für Container. Eigentümer
der 22.000 m2 großen Einrichtung mit
Platz für rund 1.500 Boxen ist die Heilbronner
Versorgungs GmbH (HNVG).
Pächter ist die KtHN, an der jeweils zu
33,3% die Unternehmen W. Wüst, Karl
Schmidt Spedition und Container Depot
Nürnberg (CDN), eine tochter der
IGS logistics Group aus Hamburg, beteiligt
sind.
Mitte April wurde eine neue Zugverbindung
von IGS Intermodal Container
logistics zwischen den Seehäfen
Hamburg und Bremerhaven und dem
KtHN eingerichtet. Dreimal pro Woche
verkehren die Züge seither in einer
Art Dreiecksverbindung. Zweimal
wöchentlich fahren sie aus den Seehäfen
nach einem kurzen Zwischenstop
via Schweinfurt nach Heilbronn und
zurück, einmal ist Aschaffenburg die
Zwischenstation. An beiden Standorten
betreibt IGS gemeinsam mit Partnern
eigene terminals. Pro Fahrt und
richtung können bis zu 100 tEU befördert
werden. Bei entsprechender Nachfrage
könne die Frequenz erhöht werden,
so der Betreiber.
Die Waren in den Seehäfen werden in
Hamburg gebündelt. »Durch die Dreiecksverbindungen
verknüpfen wir Import-
mit Export-regionen, so dass zum
Beispiel leercontainer aus diesen importstarken
regionen günstig per Zug
nach Heilbronn repositioniert werden
können«, sagt Harald rotter, Geschäftsführer
von IGS Intermodal und
des KtHN.
Der Großraum Heilbronn bietet seiner
Ansicht nach eine Menge Potenzial,
denn dort haben sich viele Industrieunternehmen
angesiedelt, die
teilweise Weltmarktführer in ihrem
Gebiet sind. rotter spricht von jährlich
bis zu 60.000 tEU, die aus der region
an dem terminal des Neckar-Hafens
umgeschlagen werden könnten. Der
Großteil davon (etwa zwei Drittel) sei
Exportware.
Auch Heilbronns Erster Bürgermeister
Martin Diepgen unterstreicht die Möglichkeiten
der region: »Das trimodale
KtHN ist ein wichtiger Baustein für
den Heilbronner Hafen, der als logistikdrehscheibe
das wirtschaftliche rückgrat
der region Heilbronn-Franken ist.
Ich bin überzeugt, dass das KtHN in Zukunft
noch mehr an Bedeutung gewinnen
wird.«
Bessere Planbarkeit für Kunden
Ein Reachstacker belädt einen Containerzug
Durch die neue Zugverbindung nach
Hamburg und Bremerhaven erhalten
Unternehmen aus dem Großraum Heilbronn
eine Alternative, ihre Waren in die
größten deutschen Seehäfen zu transportieren.
Die Verkehrsinfrastruktur in der
wirtschaftsstarken Metropolregion Stuttgart
gilt seit langem als nahezu ausgelastet.
Häufige Staus auf Autobahnen und
Bundestraßen sind die Folge. Dies erschwere
die Planbarkeit von Güterverkehren,
sagt rotter.
Vertreter aus logistik, Industrie und
Handel hätten auch deshalb zusätzliche
Intermodalkapazitäten gefordert. Dies sei
durch die neue Zugverbindung nun gewährleistet.
rotter sieht darin auch eine wichtige
Ergänzung zum Binnenschiff. Vor allem
das Jahr 2018 habe gezeigt, welche Versorgungsengpässe
entstehen können,
wenn aufgrund von Niedrigwasser Binnenschiffe
über einen längeren Zeitraum
nicht mehr verkehren könnten.
Der logistik-Experte schlägt daher
eine Kombination aus Bahn und Binnenschiff
vor, so dass beispielsweise der eine
teil der Stahlbehälter auf dem Wasserweg
und der übrige teil über die Schiene
befördert wird.
»Das Binnenschiff ist und bleibt entlang
der rhein-/Neckar-Schiene sicher
das rückgrat des Containertransports«,
schätzt er. »Während des Niedrigwassers
2018 waren aber diejenigen Unternehmen
wesentlich besser aufgestellt,
die ihre logistik von vornherein auf Binnenschiff
und Bahn ausgerichtet hatten.«
Zusätzlich zu der Entlastung der Straße
würden durch die neue Bahnverbindung
auch die Schadstoffemissionen reduziert.
Ein Thema, das für die Metropolregion
Stuttgart seit langem von besonderer Bedeutung
sei.
Neben einem marktgerechten und zuverlässigen
Zugangebot seien für die Kunden
vor allem leercontainer-Services und
truckingangebote am Standort von entscheidender
Bedeutung, berichtet rotter.
Gemeinsam mit den Mitanteilseignern
des KtHN hat man das leistungsportfolio
dort bedarfsgerecht ausgeweitet. Zukünftig
wird das Serviceangebot des ter-
© IGS Intermodal
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
minals, der Containerumschlag und die
Zwischenabstellung von Vollcontainern
vor allem durch leerdepotservices, reparaturen,
Containerwäsche und alle sonstigen
leistungen rund um den leer-Container
ergänzt. Des Weiteren übernimmt
KtHN, das über drei Gleise mit längen
von je 170 m verfügt, das trucking der
Container auf der ersten und letzten Meile.
Hierzu stehen ihr unter anderem die mit
GPS-Systemen ausgestatteten Chassis der
Muttergesellschaft CDN zur Verfügung.
Lagermöglichkeiten sind gefragt
Zudem betont rotter, dass es für einige
Unternehmen immer wichtiger wird,
ihre Waren im Hafen lagern zu können.
»Für vier tage inklusive des Eingangstages
müssen Kunden, die unsere neue
Zugverbindung nutzen, deshalb keine
lagergebühr bezahlen«, sagt der logistikexperte.
Dieses Angebot käme bei den
Kunden gut an, gerade jetzt, da coronabedingt
viele läger voll seien.
Eher weniger wird aktuell die Möglichkeit
des Binnenschiffumschlags im
KtHN genutzt. Neben einem Hafenmobilkran
von Konecranes Gottwald für bis
zu 100 t schwere Güter, stehen dort zwei
reachstacker von Kalmar bereit. Gerade
in Corona-Zeiten würden viele Kunden
zögern, ihre transporte zu verlagern, sagt
rotter, der dennoch hoff, dass das Binnenschiff
in Heilbronn künftig ähnlich
stark nachgefragt werden wird, wie die
neue Zugverbindung.
TWG
NECKARHAFEN PLOCHINGEN
Das Schiff bleibt der wichtigste Verkehrsträger, Bahn holt auf
Im vergangenen Jahr sind etwa 1,4 Mio.t
Güter im Neckarhafen Plochingen umgeschlagen
worden. Mit 460.000 t hat
das Binnenschiff einen hohen Stellenwert.
Im ersten Halbjahr dieses Jahres
wurden 240.000 t Güter über die
Wasserstraße transportiert. »ohne
den Kohleumschlag bewegen wird uns
nach den ersten sechs Monaten etwa auf
Vorjahresniveau«, sagt Gerhard Straub,
Geschäftsführer des Neckarhafens Plochingen.
Was Corona betreffe, sei man
bisher »mit einem blauen Auge« davon
gekommen. »Das liegt sicher auch daran,
dass wir keinen Containerumschlag
in unserem Hafen haben«, so Straub.
Allerdings sei der Kerosinhandel stark
eingebrochen. Etwa die Hälfte der benötigten
Menge bezieht der Flughafen
Stuttgart über den Hafen Plochingen.
Wegen der Corona-Pandemie sei die
Nachfrage hier fast komplett zum Erliegen
gekommen. Überdies hätten drei
Firmen im Hafen Kurzarbeit angemeldet,
jedoch in recht geringem Ausmaß,
wie Straub ergänzt.
Negativ habe sich vielmehr die vorgezogene
Schifffahrtssperre auf dem Neckar
bemerkbar gemacht, in der jährlich Instandsetzungen
an den Schleusen durchgeführt
werden. Normalerweise geschieht
dies in den Sommermonaten, wegen wichtiger
reparaturen gab es sie dieses Mal
schon im Februar. Dies habe alleine rund
22.000 t Güter im Schiffumschlag gekostet,
sagt Straub.
Der Hafenchef erwartet in diesem Jahr
ein ähnliches Umschlagniveau wie 2019.
Die bedeutendsten Güter für den Hafen
Plochingen seien Schrott und Baustoffe
(insbesondere Erde und Sand). Das Binnenschiff
werde bis zum Jahresende sicher
wieder an Bedeutung gewinnen,
meint Straub und rechnet mit 450.000 bis
500.000 t, die 2020 über die Wasserstraße
befördert werden könnten. Der Gütertransport
per Bahn sei nicht minder
wichtig. 2019 wurden über die Schiene
im Neckarhafen etwa 400.000 t Güter bewegt.
In diesem Jahr würden vier Weichen
erneuert, auch Pläne für den Bau zusätzlicher
Gleise lägen bereits vor, verrät
der Manager.
TWG
Verkehrsdrehscheibe und das Tor
zum Rhein und den Seehäfen
Neckarhafen Plochingen GmbH
Am Nordseekai 35 | 73207 Plochingen
Tel. 0 71 53 - 6 13 15-0
Fax 0 71 53 - 6 13 15-22
E-Mail info@neckarhafen-plochingen.de
Internet www.neckarhafen-plochingen.de
© Neckarhafen Plochingen
Binnenschifffahrt 08 | 2020
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WASSErStrASSEN | HÄ FEN
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Flexibilität
ist Trumpf
Die Spedition Kübler betreibt in
Mannheim ein Schwergutzentrum.
Ein breites Güterportfolio soll das
Unternehmen vor Krisen absichern
Gerade diese Diversifizierung wirkt sich für das
Unternehmen positiv aus – insbesondere in Zeiten,
in denen das Geschäft schwierig ist. Noch aber,
sagt Thorge Clever, Projektmanager bei Kübler, sei
die Coronakrise nicht zu spüren. Als Grund nennt er
die besondere Warenzusammensetzung im Schwergutzentrum
(SGZ), wodurch es bisher keine Auswirkungen
auf die Auslastung der Anlage gebe.
Clever meint aber, das sich das spätestens in einem
Jahr ändern könnte, weil Kreuzfahrtanbieter massiv
von der Krise betroffen seien. Denn es sind gerade
Maschinen für diese luxusliner, die einen nicht
unerheblichen teil der Großmotorenlogistik ausmachen.
Einer der Hauptkunden ist MAN Energy Solutions.
Der Hersteller liefert seine Komponenten in
der regel per Bahn von Augsburg nach Mannheim.
Bei Kübler werden die Motoren, die neben
Kreuzfahrtschiffen auch für große Handelsschiffe
bestimmt sind, in der lager- und Montagehalle
zusammengesetzt und anschließend über den
Wasserweg per Binnenschiff weitertransportiert.
Zielorte sind insbesondere die Häfen der ArA-region
(Antwerpen, rotterdam, Amsterdam), von
wo aus sie nach Übersee weiterverschiff werden.
© Spedition Kübler
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
Auf der Freilagerfläche werden Teile für
Windkraftanlagen umgeschlagen
Gerade für solche schweren Maschinen
wie Seeschiffmotoren hat Kübler im
Herbst 2018 durch die Installation eines
500-t-Zweiträgerbrückenkran von Brunnhuber
Krane einen Meilenstein gesetzt.
Nirgendwo sonst gebe es einen so leistungsstarken
stationären Hafenkran, der
zudem trimodal arbeitee und die Montage-
und lagerhalle bediene, heißt es.
Nach einem Start von »0 auf 100« direkt
nach der Inbetriebnahme seien stetig
Umsatzsteigerungen festzustellen, sagt
Clever. Weitere Branchen seien inzwischen
auf die Möglichkeiten aufmerksam
geworden und interessierten sich für lösungen
am und auf den Wasserstraßen.
Auch die Montagemöglichkeiten werden
immer mehr von anderen Branchen
genutzt. Neben MAN Energy Solutions
nehmen diese Gegebenheiten weitere
namhafte Unternehmen wie Siemens,
General Electric und Hitachi war. Diesen
und anderen Kunden bietet Kübler
darüber hinaus die Möglichkeit, Sozialräume,
Büros und teilelager anzumieten.
»Das SGZ steht grundsätzlich jedermann
neutral zur Verfügung«, betont
Clever. Willkommen seien alle Versender,
Spediteure und reedereien.
Als weiteren Vorteil können die Nutzer
des insgesamt 120.000 m2 großen
SGZ auch auf das Know-how im Straßentransportbereich
der Spedition zurückgreifen.
Die Schwerlast-route von
der Autobahn zum terminal ist bereits
für besondere längen und Breiten ausgebaut.
Sollte trotzdem einmal Streckenprüfungen
und transportorganisationen
auf dem Weg von und zum terminal benötigt
werden, führt Kübler diese für alle
Speditionen und transporteure aus.
Zusätzliche Kapazitäten geschaffen
Kürzlich wurde die Kapazität an Hallen-
und Freilagerfläche durch den Ankauf
einer Nachbarimmobilie nochmals
erweitert. Hier soll demnächst ein weiteres
lager für ölhaltige Schwerstücke entstehen,
da das vorhandene öldichte lager
für transformatoren bald an seine Grenze
stößt. transformatoren seien für die Energieversorgung
unerlässlich und so verstehe
es sich, dass bei Störungen schnell auf
reservestücke zurückgegriffen werden
müsse. Diese seien mit tausenden litern
Öl gefüllt und bedürften besonderer lagerbedingungen
hinsichtlich Umweltund
Gewässerschutz, sagt Clever.
Neben Großmotoren werden auch andere
Schwergüter bei Kübler umgeschlagen,
wie etwa Komponenten für Windenergieanlagen.
Durch den Mix von
Schwerlastkranen, schnellen Mobilkranen
und leichten Umschlagkranen sowie
den verschiedenen Freilagerflächen, lagerhallen,
Montagehallen und dem Speziallager
könne man schnell und flexibel
auf jeden Kundenwunsch eingehen.
Auch Kontrollen, Montagen und Verpackungen
werden mit übernommen. Sogar
die langzeitanmietung ganzer Hallenschiffe
sei möglich.
»Insgesamt lebt unser SGZ von seiner
Flexibilität«, unterstreicht Clever. Der Umschlag
und die lagerung von Breakbulk
jeglicher Art sei an der tagesordnung und
sorge für die regelmäßige Befrachtung der
Binnenschiffe zu den ArA-Häfen.
Auch wenn sich die Coronakrise gewissermaßen
mit Verspätung auf das
Geschäftsfeld der marinen Großmotoren
auswirken sollte, ergäben sich im Gegenzug
durch die Umstellung auf erneuerbare
Energie wieder Potenziale beim
Bau von fossil betriebenen reservekraftwerken,
so der Manager. Und auch Übertragungsstationen,
die helfen, den Strom
der offshoreanlagen von Nord nach Süd
zu transportieren, würden Schwerlastlogistik
benötigen. Deshalb sei ihm vor der
Zukunft nicht bange.
TWG
Binnenschifffahrt 08 | 2020
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WASSErStrASSEN | HÄ FEN
Neska bündelt Dienstleistungen am Neckar
Das Duisburger Schifffahrts- und Speditionskontor neska errichtet in ladenburg
am Neckar ein neues lager- und Distributionszentrum. Der Spatenstich für den Bau
ist kürzlich erfolgt
Statt wie bisher an sechs verschiedenen
Standorten im rhein-Neckar-Gebiet
werden die Dienstleistungen
der neska künftig in ladenburg in
drei neu gebauten Hallen auf insgesamt
rund 50.000 m2 gebündelt. Das Brownfield
liegt direkt am Neckar und gehörte
bis dato einem Hersteller von reinigungsprodukten
und Haushaltswaren.
teile der bestehenden Industrie- und
Chemieanlagen würden in das neue
Nutzungskonzept einbezogen und weiterverwendet,
heißt es. Im Vorfeld waren
zunächst umfangreiche Abbrucharbeiten
vonnöten. Anschließend fiel der
Startschuss für die Bauarbeiten auf dem
Gelände.
Der logistikdiensleister neska will
die Immobile nutzen, um dort ein lager-
und Distributionszentrum für seine
Kunden in der region zu errichten.
Der Mietvertrag wurde bereits im März
gezeichnet. Panattoni, ein Projektentwickler
für Industrie- und logistikimmobilien,
erreichte damit die Vollvermietung
der Immobilie noch vor dem
Baubeginn Ende Juni.
Die logistikfläche wird etwa 54.000 m2
betragen und eine Höhe von 10 m UKB
(Unterkante Binder) bieten, dazu kommen
rund 3.000 m2 Bürofläche, sowie
152 Pkw- und 24 lkw-Stellplätze. Neska
zufolge wird in der Immobilie ein modernes
regallager integriert, welches mit
teilautomatisierten Schmalgangstaplern
betrieben wird. Um eine möglichst
nachhaltige Energieversorgung zu garantieren,
wird auf dem Dach des Gebäudes
eine Photovoltaik-Anlage installiert.
Neska lagert und transportiert als logistikpartner
für Industrie und Handel
die Güter der regionalen Industrie. Dazu
gehören auch chemische Produkte und
wassergefährdete Stoffe wie etwa Desinfektionsmittel
oder Farbstoffe. Daher
werden in der neuen logistikimmobilie
in ladenburg die Bestimmungen zum
Umgang mit wassergefährdenden Stoffen
der Wassergefährdungsklasse 3 umgesetzt.
Für neska stelle der Standort einen
erheblichen Vorteil für das bundesweite
Das Lager- und Distributionszentrum
in Lauenburg hat eine
Größe von rund 54.000 m2
Netzwerk von terminals und Niederlassungen
dar, da er eine optimale Anbindung
für lkw, Bahn und Schiff böte, so
Panattoni.
Mit der Fertigstellung des neuen lager-
und Distributionszentrums in ladenburg
wird im dritten Quartal des
kommenden Jahres gerechnet. Für die
Vermarktung war das Maklerhaus Colliers
International zuständig. Der Mieter
neska wurde vom Unternehmen
Baumüller & Co. bei der Anmietung
beraten.«
BASF-Tochter wird Kunde
Auch der erste Kunde steht bereits fest. Es
handelt sich um Colors & Effects (C&E),
eine tochter von BASF, die auf das weltweite
Pigmentgeschäft fokussiert ist.
20.000 m2 der Fläche seien für dieses Unternehmen
reserviert, heißt es. Der Kontrakt
hat eine laufzeit von sieben Jahren.
Neska und Panattoni hatten bereits
2017 bei einem revitalisierungsprojekt
im Düsseldorfer Hafen zusammengearbeitet.
RD
WASSERSTRASSENVERWALTUNG
Amt für Neckarausbau wird umbenannt
Das Amt für Neckarausbau Heidelberg führt seit August den Namen »Wasserstraßen-Neubauamt
(WNA) Heidelberg«. Es ist zuständig für die Ertüchtigung der Bundeswasserstraße
Neckar für Schiffe bis zu einer länge von 135 m und einer Breite
von 11,45 m. Wegen zu kleiner Schleusenkammern kann der Neckar bisher nur von
Einheiten mit einer maximalen länge von 105 m befahren werden. Deshalb werden
unter anderem die Schleusen entlang des Flusses der reihe nach ausgebaut. Über
90 Mitarbeiter sind im WNA Heidelberg tätig. Sie kümmern sich je nach der jeweiligen
Bauaufgabe um die technische Planung, die Ausschreibung und die Vergabe von
leistungen, die vertragliche Abwicklung bis hin zur Abrechnung. Neben der Durchführung
eigener Planungen spiele die Vergabe von Planungsleistungen an Ingenieurbüros
eine immer größere rolle, heißt es. Nach Fertigstellung der Bauwerke werden
diese in die Verwaltung des örtlich zuständigen WSA Neckar übergeben. n
© neska
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
© rolf Kempf
Karlsruhe sieht Krise auch als Chance
»Jammern gilt nicht«, lautet das Motto im Hafen Karlsruhe in der Coronakrise.
Vielmehr geht der Blick der ansässigen Unternehmen nach vorne, denn sie verstehen die
gegenwärtige Situation auch als Möglichkeit, bestehende Strukturen zu verändern
Für die Unternehmen im Karlsruher
rheinhafen ist – wie für viele Firmen
im Umfeld anderer Hafenstandorte
– ein funktionierender Güterverkehr unverzichtbar.
Gänzlich reibungslos funktionieren
die lieferketten in diesen Zeiten
jedoch nicht immer, hinzu kommt eine
gesunkene Auftragslage, von der manch
ein logistikunternehmen, Zulieferer
oder das produzierende Gewerbe betroffen
sind. laut einer Umfrage des Bundesverbandes
Güterkraftverkehr logistik
und Entsorgung (BGl) und des Bundesverbands
Spedition und logistik (DSlV)
haben sämtliche Sparten beträchtliche
Umsatzrückgänge erlitten.
Auch im rheinhafengebiet berichten
die Unternehmen teils von erheblichen
Einschränkungen und zurückgehenden
Umsätzen auf bis zu 30 % des Vorjahresumsatzes
im Vergleichszeitraum.
»Dadurch, dass ein teil der Automobilproduktion
mit ihren komplexen
Wertschöpfungsketten zurückgefahren
wurde, gibt es auch Auswirkungen im
Bereich der Stahl- und Chemieindustrie«,
sagt Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin
der Karlsruher Versorgungs-,
Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH)
– Geschäftsbereich rheinhäfen. Es sei
eine rückläufige Mengenentwicklung
bei Kohle, Erz und chemischen Grundstoffen
zu erkennen, die sowohl die tankals
auch die trockenschifffahrt betreffe.
Doch nicht alle Unternehmen im Hafen
haben mit einer sinkenden Nachfrage
zu kämpfen. Während der Automotive-
und Stahlsektor Umschlagrückgänge
verzeichne, seien andere Branchen wie die
Bauwirtschaft bisher nahezu von der Krise
verschont geblieben, berichtet Mineralix,
das recycling- und Entsorgungszentrum,
das 2010 im Karlsruher rheinhafen
eröffet wurde. Auch bei der mineralischen
rohstoffversorgung für die Betonindustrie
oder für den Straßenbau könne man
auf eine stabile lage blicken. Die recyclingbranche
arbeite in eingeschränktem
Umfang weiter, bestätigt die Eisenlegierungen
Handelsgesellschaft.
Es sei in der jetzigen Situation schwierig,
Prognosen über die nächsten Monate
abzugeben, so rhenus Port logistics
rhein Neckar. Das Unternehmen betont,
wie wichtig ein enger Austausch mit Auftraggebern
sei, um Dienstleistungen jederzeit
an die jeweilige Situation und ein
Wiederhochfahren der Aktivitäten anpassen
zu können.
Die Krise verändere nicht nur die Auftragslage,
sondern Partnerschaften und
Beziehungen zu Kunden. Deshalb seien
adäquate Maßnahmen gefordert, betonen
die Badener. Einige davon beträfen natürlich
alle Hafenunternehmen, etwa strengere
Sicherheits- und Hygienemaßnahmen.
Flexiblere Arbeitszeiten für Eltern seien
auch möglich. Zusätzlich würden die Unternehmen
ihre tätigkeiten verstärkt im
Home-offce ausführen, sofern das möglich
sei. Für viele Firmen habe der Erhalt
von Arbeitsplätzen oberste Priorität.
Zuversicht gepaart mit Skepsis
Beim Blick in die Zukunft betont der Geschäftsführer
von Salzgitter Mannesmann
Stahlservice, Michael van der Vlist, dass
Flexibilität in diesen Zeiten angesagt und
wie wichtig eine gute It-Infrastruktur für
moderne Unternehmen sei. Man könne es
daher kaum erwarten, dass das angekündigte
Glasfaser-Netz nun auch bald im
rheinhafen zur Verfügung stehen werde.
Bei allen Aktivitäten schwingt neben
verhaltenem optimismus eine gewisse
Unsicherheit mit. Man könne nicht beurteilen,
wie stark die Pandemie das rheinhafengebiet
wirtschaftlich beeinträchtigen
werde, man sehe aber auch Chancen in der
Krise. Die logistikwelt benötige zurzeit
außergewöhnliche lösungen, die auch in
Zukunft eine rolle spielen könnten.
Mehr einheimische Zulieferer?
»Die derzeitige Krise führt uns die Anfälligkeit
unserer globalisierten, arbeitsteiligen
Wirtschaft vor Augen. Das wird zur
Folge haben, dass manche Industriezweige
künftig mehr auf einheimische Zulieferer
setzen und ihre lagerkapazitäten
vor ort erhöhen. Davon können wiederum
die Binnenhäfen profitieren«, meint
Erb-Korn.
Die Hoffnung, gestärkt aus der Krise
hervorzugehen, sei deutlich zu spüren.
Bei vielen Unternehmen sei der Wunsch
nach einer rückkehr zur Normalität bemerkbar.
oder wie Andreas Baumeister,
Geschäftsführer von Baumeister Schweisstechnik,
betont: »Die ersten lichter am
Ende des tunnels sind erkennbar.«
Schlechte Nachrichten gibt es hingegen
für Freunde des HafenKulturFestes. Die
für Juni geplante Veranstaltung werde es
erst 2021 wieder geben, so die Badener. Das
Fahrgastschiff »Karlsruhe« ist derweil seit
dem 17. Juni mit einem eingeschränkten
Fahrplan wieder unterwegs. RD
Binnenschifffahrt 08 | 2020
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WASSErStrASSEN | HÄ FEN
Neubau in Gleesen
kommt voran
Gleesen ist die erste von
fünf neuen Schleusen, die
auf der Nordstrecke des
Dortmund-Ems-Kanals
(DEK) errichtet werden.
trotz Corona sind die
Arbeiten im Plan, so dass
das Bauwerk wie vorgesehen
2023 in Betrieb gehen soll
Baumaßnahmen am Dortmund-Ems-Kanal (DEK)
Der Neubau der Schleuse Gleesen ist teil des Projekts »Neue Schleusen DEK-
Nord«. Dieses sieht vor, dass die teils über 100 Jahre alten Bauwerke in Gleesen,
Hesselte, rodde, Venhaus und Bevergern entlang der Nordstrecke des DEK
durch neue, größere und moderne Schleusen ersetzt werden. träger des Projekts
ist das WNA Datteln. Mit dem Ersatz der alten Schleusen soll der DEK für die
Binnenschifffahrt zukunftssicher gemacht werden. Die neuen Schleusen ermöglichen
die Durchfahrt für übergroße Großmotorschiffe (135 m x 11,45 m).
© WNA Datteln
Seit dem Frühjahr 2016 laufen die Arbeiten
am Schleusenstandort Gleesen,
Hauptauftragnehmer der Maßnahme
mit einem Gesamtvolumen von rund
98,97 Mio. € ist Johann Bunte Bauunternehmung
mit Sitz in Papenburg.
Wie das Wasserstraßen-Neubauamt
(WNA) Datteln mitteilt, das den Auftrag
an die Emsländer vergeben hat, kommen
die Arbeiten vor ort trotz Corona gut voran.
Die Uferspundwand auf der Südseite
ist bereits fertiggestellt, derzeit laufen
im Unteren Vorhafen die Arbeiten an den
neuen Uferspundwand auf der Nordseite
sowie Umbauarbeiten an der kleinen
Schleuse, die dauerhaft als Baudenkmal
erhalten bleibt. Im oberen Vorhafen hat
sich auch schon einiges getan, dort wurde
auf der Nordseite der neue Kanalseitendamm
mit der neuen Uferspundwand
hergestellt.
Des Weiteren wurde die Alte Fahrt im
ober- und Unterwasser mit Boden verfüllt.
Am späteren Standort der neuen
Schleuse ist bereits eine große Baugrube
zu sehen. Derzeit ist sie noch mit Wasser
gefüllt. Von der Wasseroberfläche aus
würden rund 1.000 Anker in den Untergrund
gebohrt, die später die Baugrubensohle
vor dem Auftrieb sichern sollen,
wenn das Wasser abgepumpt und in
die Baugrube gelenzt wird, so das WNA
Datteln.
Aktuell reinigen taucher die Baugrubensohle.
Dies sei eine Maßnahme zur
Vorbereitung der Unterwasserbetonsohle,
die Anfang August hergestellt werden
soll. Zeitgleich erfolgt die Herrichtung
der Baustelle für den eigentlichen
Stahlbetonbau des Schleusenbauwerks.
So wurden durch das lingener Unternehmen
liesen zwei transportbetonmischwerke
auf der Baustelle aufgebaut.
Die Mitarbeiter der Firma Bunte bereiten
zurzeit die Schalung für das Schleusenbauwerk
vor. Weitere Arbeiten finden im
unteren Vorhafen statt.
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
Wenig Folgen durch Corona
Wie überall im Bundesgebiet mussten
aufgrund der Corona-Krise auch an der
Baustelle in Gleesen die üblichen Pandemiepläne
erstellt werden. Für die Arbeiter
gilt es, die obligatorischen Abstands-
und Hygieneregeln einzuhalten.
Anstelle von Baubesprechungen vor ort
würden telefon- und Videokonferenzen
durchgeführt. Dennoch geben sich die
Projektbeteiligten zuversichtlich, da die
Baustelle bisher »ohne große Probleme
weitergeführt« werden konnte, wie es
heißt.
Wesentliche leistungen des aktuellen
Bauauftrages sind die Betonarbeiten
für die Baugrube und das neue Schleusenbauwerk.
Insgesamt müssen demnach
rund 50.000 m³ Beton eingebaut
werden. Da das Baufeld relativ beengt
sei, habe das WNA Datteln ursprünglich
die lieferung und den Einbau von
transportbeton ausgeschrieben. Man
hatte damit gerechnet, dass insgesamt
mehr als 6.000 transportbetonfahrten
erforderlich werden würden. In Spitzenzeiten
wurde mit bis zu 15 Fahrzeugen
pro Stunde kalkuliert. Hierfür wurden in
Gleesen bereits im Vorfeld teile der öffentlichen
Straßen ertüchtigt.
Dennoch sei der transport des Betons
auf der Straße zur Baustelle eine aufwendige
Angelegenheit, die aufgrund der langen
Fahrwege für Mensch und Umwelt
eine erhebliche Belastung darstelle.
Beton wird auf Baustelle hergestellt
Seitens der Firma Bunte wurde deshalb
zusammen mit dem Betonlieferanten
liesen aus lingen ein Konzept
entwickelt, das vorsieht, den Beton direkt
auf der Baustelle zu mischen. Dies
sei bei Projekten für die Binnenschifffahrt
im Allgemeinen zwar eher unüblich,
wie Björn Kranz sagt, der bei Bunte
Projektleiter für den Schleusenneubau
ist. In diesem Fall habe sich das aber angeboten,
weil der Weg vom Betonwerk bis
zur Baustelle relativ lang sei. Die Vorteile
der kurzen Wege zwischen Mischwerk
und Einbaustelle und die deutlich geringere
Belastung der Anwohner durch lkwtransporte
seien insgesamt größer als die
Nachteile, die im Wesentlichen die Kosten
für das Mischwerk betreffen.
Sand und Kies kommen per Schiff
Der Sand und Kies, die für die Herstellung
des Betons benötigt werden, werden
über den DEK mit Binnenschiffen der
Firma Bergschneider über Weser, Mittellandkanal
und DEK angeliefert und
somit so umweltschonend wie möglich
zu Baustelle gebracht. laut Kranz werden
etwa 90.000 t Kies und Sand über
die Wasserstraße befördert. Die Binnenschiffe,
die im Einsatz sind, haben Fassungsvermögen
zwischen rund 1.000 und
1.400 t. Der Zement und die Zusatzstoffe
wie Basaltmehl kommen per Silo-lkw.
Bereits im Sommer vergangenen Jahres
konnte sich das Konzept bewähren. Zur
Herstellung des Baugrubenverbaus wurden
die ersten etwa 12.000 m³ Beton mit einem
»kleinen« transportablen Mischwerk
direkt auf der Schleuseninsel hergestellt.
Für die Errichtung des Schleusenbauwerks
reicht die leistung dieses Mischwerks jedoch
nicht aus. Daher wurde jüngst eine
zusätzliche, größere Anlage des Herstellers
SBM aus Österreich nach Gleesen geliefert
und praktisch direkt neben der Baugrube
aufgebaut. Die neue Anlage hat eine leistung
von maximal 160 m³ Beton je Stunde
- genug um das Schleusenbauwerk sicher
in der bauvertraglich vorgegebenen Zeit
herstellen zu können, wie es heißt.
Die Unterwasserbetonsohle der Baugrube
wird in zwei Abschnitten hergestellt.
technologisch bedingt müssten
beide Abschnitte als monolithische Körper
ohne Fugen gebaut werden. Insgesamt
werden rund 7.000 m³ Beton benötigt.
Mit einer Einbauleistung von etwa
80 m³ pro Stunde müsse auf der Baustelle
fast 90 Stunden ohne Pause betoniert
werden. Somit seien auch Arbeiten
während der Nacht erforderlich.
Durchgeführt werden sie ausschließlich
werktags. Innerhalb der Baustelle
sind transportbetonfahrzeuge im Einsatz.
Eingebaut wird der Beton mit Betonpumpen.
Nach dem Aushärten des
Betons kann die Baugrube gelenzt werden.
Anschließend wird mit dem Bau
der neuen Schleuse begonnen. TWG
Münster
EXPERTISE
IM SCHLEUSENBAU
Minden
Bolzum
Feudenheim
Binnenschifffahrt 08 | 2020
Gleesen
JOHANN BUNTE
Bauunternehmung
GmbH & Co. KG
Niederlassung IWB
Ingenieur-, Wasserund
Brückenbau
Von-Röntgen-Straße 8
48683 Ahaus
Tel. (02561) 43 429 31-0
www.johann-bunte.de
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
Der Frachter »Miwa« unbeladen auf dem Weg zum Hafen Roßlau,
um dort Schleusentore für Papenburg an Bord zu nehmen
© Theo Grötschel jun.
Niedrigwasser setzt Elbe und Oder zu
Von April bis Juni war auf Elbe und oder kaum Schifffahrt möglich. Das Niedrigwasser
ist in diesem Jahr einen Monat früher eingetreten als in den Jahren zuvor. Grund war die
zu geringe Schneelage in den Mittelgebirgen von tschechien und Sachsen
Von Christian Knoll
Fast drei Monate lang fuhr kaum ein
Frachter auf der Elbe. Der Grund: der
Fluss führte zu wenig Wasser. Fahrgastschiffe
waren wegen der Corona-Pandemie
gar gänzlich verschwunden.
Als jedoch ab Mitte Juni regenfälle in
den Mittelgebirgen einsetzten, kam auch
schnell die Schifffahrt auf der Elbe wieder
in Gang. Die Sächsischen Binnenhäfen
(SBo) nutzten die Situation und verluden
im Dresdner Hafen zahlreiche Schwergüter,
die bereits vorgelagert waren. Den
Anfang machte ein 123-tonnen-transformator
aus Norwegen, der per Binnenschiff
von Hamburg nach Dresden
kam und mit dem SBo-Schwerlastkran
lr 1600/2 entladen wurde. Es folgten
vier Motoren mit einem Gesamtgewicht
von 354 t und ein Generator mit 156 t,
die allesamt per Binnenschiff richtung
Hamburg gebracht wurden. Die Schiffstransporte
realisierte die SBo mit ihrem
Kooperationspartner DBr (Deutsche
Binnenreederei) im rahmen des liniendienstes
Elbe Project Cargo line (EPCl).
Den lkw-Vor- und Nachlauf zum und
vom Alberthafen Dresden übernahm
ebenfalls ein SBo-Kooperationspartner:
die Kahl Schwerlast GmbH.
»Diese transporte zeigen einmal mehr,
wie wichtig die Wasserstraße Elbe für
den Maschinen- und Anlagenbau ist«,
erklärt SBo-Geschäftsführer Heiko loroff.
»Nach den zwei extremen Niedrigwasserjahren
2018 und 2019 können wir
nun auch im Sommer den guten Elbpegel
nutzen, um Großverladungen zuverlässig
und problemlos an ihr Ziel zu bringen.«
Auch die Schwerlastumschläge im Hafen
Aken zogen schnell wieder an.
Im Dresdner Alberthafen
werden Schwergüter verladen
© Mandy Hofmann
Allerdings war die Phase der Schiffbarkeit
des Flusses nur von kurzer Dauer.
Sie erreichte am Pegel Magdeburg-
Strombrücke am 5. Juli mit 2,05 m ihren
Höchststand und sank bis zum 10. Juli
bereits wieder auf 1,30 m ab. Das bedeutete
für Magdeburg, dass man die
Stromstecke noch mit bis zu 1,90 m
hätte befahren können. Die Zeit reichte
aber nicht dafür, dass die Schifffahrt
wieder durchgängig auf der Elbe fahren
konnte oder wollte, weil die tauchtiefenstrecke
4 (Elstermündung bis Saalemündung
– Ekm 199 bis 291 – gegenüber
den tauchtiefenstrecken 5 und 6
(Saalemündung bis Niegripp (Ekm 344)
etwa 60 cm weniger tauchtiefe als in
Magdeburg aufweist.
Havarie bei Niedrigwasser
Am 15. Juli zeigte der Pegel der Magdeburger
Strombrücke nur noch 93 cm
an, was etwa einer tauchtiefe von 1,50 m
nach der bisherigen Annahme entsprechen
würde. Dass dies nicht immer
stimmen muss, zeigt eine Havarie
des Motorschiffes »Wima«, ein typ
Johann Walker (85 x 9,50 x 2,50 m, bis
1.500 t) am Magdeburger Herrenkrugfelsen
(Ekm 329,90). Der Frachter hatte
im Hafen roßlau, vier Schleusentoren
übernommen, die auf der roßlauer
Schiffswerft für Papenburg gefertigt
44
Binnenschifffahrt 08 | 2020
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
worden waren (2x 40 t und 2x 18 t, je
7,50 m breit). Mit 1,30 m tiefgang fuhr
das Schiff am tag darauf die Elbe talwärts.
In Magdeburg gibt es drei kurze
Felsenstrecken: den Domfelsen, den
Strombrückenfelsen und den Herrenkrugfelsen.
Alle drei Felsen sind sie östlichsten
Ausläufer des Harzes. Sie verengen
durch ihre lage bei Niedrigwasser
die Fahrrinne, wodurch eine starke Strömung
auftritt.
Mitten in der Fahrrinne über den Herrenkrugfelsen
kam es bei der »Wima« zu
einer Grundberührung mit leckage. Die
offzielle tauchtiefe war für 1,60 m freigegeben.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt
(WSA) Magdeburg stufte sie
sofort auf 1,20 m zurück. Das leck befand
sich an einer Stelle im Bereich unter
dem Maschinenraum, an der es von innen
nicht abgedrempelt werden konnte.
Deshalb lief das Schiff in den Magdeburger
Hansehafen ein. Dort konnte ein aus
Duisburg angeforderter taucher das leck
unter dem Schiffsboden durch eine Stahlplatte
und einen Bolzen verschließen.
Es wird vermutet, dass die Strömung
der Elbe einen Felsbrocken vor sich hergetrieben
hatte, der sich in einer Mulde
des Felsens festgesetzt haben könnte.
In tschechien würden solche treibenden
Felsbrocken nach den Frühjahrshochwässern
zwischen Usti n.l. (Aussig) und
Decin (tetschen) durch wasserdichte
Bergungspanzer mit breiten Schilden aus
der Fahrrinne geschoben, heißt es.
Ab Mitte Juli war die Schifffahrt auf
der Elbe also erneut fast nicht mehr
möglich. Wie lange, kann niemand sagen.
Aber alle regeln haben häufig auch
Ausnahmen. Am 18. Juli fuhr der Schubverband
»rio II« der Evropská Vodní
Doprava - Sped S.r.o. (EVD) zu tal von
lovosice mit 1.000 t Dünger bei 1,10 m
tiefgang nach Algermissen in Niedersachsen.
Drei tage später wurde bei Baro-lagerhaus
am Mitellandkanal bei
Bülstringen mit 550 t die ladung komplettiert,
sodass die »rio II« nach Auskunft
von EVD-Geschäftsführer lukas
Hradsky voll abgeladen fahren konnte.
Auch auf der Oder kaum Schifffahrt
© Theo Grötschel jun.
Auf der oder findet die Schifffahrt offziell
seit zwei Jahren nur noch im Staubereich
zwischen Malczice (Maltsch) bis
Kozle (Kosel) und dem Gleiwitzer Kanal
für regionale Frachtverkehre und Fahrgastschifffahrt
statt. Ausnahmen bestimmen
aber auch hier die regel. Ähnlich
wie bei der Elbe hat auch die oder
von Mitte Juni bis Mitte Juli ausreichend
Wasser für die Schiffarkeit geführt.
In Kozle gibt es (immer noch) zwei
Schiffswerften, eine polnische und eine
niederländische. Die polnische Werft
habe über den Winter zwei Eisbrecher
für den Eisaufbruch der Weichsel gebaut,
weil dort die Winter trotz Klimawandels
immer noch wesentlich kälter
seien als in Deutschland, teilt Witold
Szablowski mit, der die Szenerie in der
region bestens kennt. Sie waren selbstfahrend
von Kosel bis zum polnischen
Küstrin unterwegs, dann auf der Warthe
bis Bydgoszcz (Bromberg), auf dem
Bromberger Kanal und schließlich weiter
auf der Weichsel nach Wlozlawek,
wo sie stationiert sind.
In etwa derselben Zeit sind große teile
von zwei tunnelbohrmaschinen per
Schiff auf einem überbreiten Schubleichter
von zwei nebeneinander gekoppelten
Schubschiffen von Stettin auf der oder
bis Maltsch, unterhalb von Breslau, gefahren
worden. Dort wurden sie auf
Schwerlast-lkw verladen und bis nach
lodz transportiert. Mit Hilfe der tunnelbormaschinen
soll die Eisenbahnstrecke
von lodz bis Warschau auf europäisches
Niveau ausgebaut werden.
Stausee schützt vor Hochwasser
Nach Auskunft des oder-Havel-Fördervereins
ist das erste große polnische Vorhaben
für ein besseres Wassermanagement
für die oder fertiggestellt worden:
»Mit der Inbetriebnahme des raciborz-
Dolny-Stausees an der oberen oder beweist
die republik Polen, dass sie den
Hochwasserschutz ernst nimmt. Vizeministerin
Anna Moskwa vom Ministerium
für Maritime Wirtschaft und Binnenschifffahrt
sowie der Präsident von
Wody Polskie, Przemyslaw Daca, gaben
Wehr und Staubecken frei. Die Maßnahme
erfolgte mit Unterstützung der
Weltbank, die seit 1997 Polen bei den
Aktivitäten für einen besseren Hochwasserschutz
zur Seite steht.
Das Staubecken hat eine Größe von
26,3 km2 und eine Kapazität von zunächst
185 Mio. m³. Zwei Dörfer mussten
verlegt werden. Geplant ist, schon
bald das trockenreservoir auf ein Nassreservoir
umzustellen, um dann damit
ein aktives Wassermanagement in niederschlagsarmen
Zeiten für die oder betreiben
zu können«, heißt es.
Der EVD-Schubverband »Rio II« mit 1,10 m Tiefgang und
1.000 t Dünger von Lovosice auf dem Weg nach Algermissen (Niedersachsen)
Meinungen gehen auseinander
Zwischen dem oderverein und den sogenannten
Umweltschützern des BUND für
die polnischen Absichten des Ausbaues
der oder gibt es weiter kein gemeinsames
Übereinkommen. trotz eines Gespräches
zwischen der Vereinsführung und
den Umweltschützern waren die Grünen
nicht bereit, ihre Positionen zum oderausbau
zu verändern.
Der Vorsitzende des odervereins,
Gerhard ostwald, dazu: »Die Gegensätze
zeigen, dass die Grünen und die Naturschutzvertreter
wie der BUND an den
althergebrachten Auffassungen festhalten,
dass so viel Natur wie möglich unangetastet
erhalten bleiben soll. Aus unserer
Sicht wäre es höchste Zeit, dass die
Umweltschützer angesichts der drohenden
Klimaveränderungen ihre Haltung
ändern und Maßnahmen, die ein Wassermanagement
für landwirtschaft und
Natur ermöglichen, aktiv angehen.«
Soweit sei man nach dem ersten treffen
zwar noch nicht, immerhin sei aber vereinbart
worden, den Dialog fortzusetzen
– möglicherweise auch in einem größeren
rahmen mit Fachleuten.
n
Binnenschifffahrt 08 | 2020
45
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
DONAU
Spatenstich für »sanften« Ausbau
Mit dem obligatorischen Spatenstich
hat der »sanfte« Donauausbau zwischen
Straubing und Deggendorf begonnen. Er
umfasst die Strecke zwischen Straubing
und Vilshofen. Die Ziele: Zum einen sollen
die Schifffahrtsverhältnisse, zum anderen
der Hochwasserschutz verbessert
werden. Die Kosten liegen den Angaben
zufolge bei 600 Mio. €. Das gesamte Bauprojekt
schlägt in den kommenden zehn
Jahren sogar mit 1,4 Mrd. € zu Buche.
Zum Spatenstich waren Bayerns Ministerpräsident
Markus Söder (CSU),
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer
(CSU) sowie mehrere Minister und
Politiker aus der region angereist. Der
Großteil des Geldes wird dem Hochwasserschutz
zu Gute kommen. Aber auch
die Schiffarkeit der Donau soll verbessert
werden.
Mit dem Projekt wurde die Wiges
(Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft,
früher rhein-Main-Donau) beauftragt.
Sie plant eine Vertiefung der
Schifffahrtsroute, um die zu geringe Abladetiefe
und beengte Fahrrinnenverhältnisse
zu verbessern.
n
AUTOMATISIERUNG
Bund fördert Testfelder
Das Bundesministerium für Verkehr
und digitale Infrastruktur (BMVI) unterstützt
die Einrichtung von testfeldern
auf den Bundeswasserstraßen, um
© Wägener
die Automatisierung und Vernetzung
in der Schifffahrt voranzutreiben. Insgesamt
23 Mio. € werden dafür bereitgestellt.
Mit dem »Förderprogramm für Investitionen
zur Entwicklung von Digitalen
testfeldern an Bundeswasserstraßen«
soll der Industrie die Erprobung von
Systemen für eine automatisierte Navigation
ermöglicht werden.
»Wir bringen die Digitalisierung aufs
Wasser – mit tests unter realen Verkehrsbedingungen
und optimaler Ausnutzung
der vorhandenen Infrastruktur.
Denn Automatisierung verbessert
Umschlag- und Schleusungsprozesse,
erhöht die Verlässlichkeit der logistikkette
und macht so die Binnenschifffahrt
im Wettbewerb der Verkehrsträger
attraktiver, sagt Enak Ferlemann,
Parlamentarischer Staatssekretär beim
BMVI.
Zu dem Förderprogramm gehören
auch Versuche zur effzienteren Nutzung
der Fahrrinne bei extremen Niedrigwasserabflüssen
und die Möglichkeit,
den Einsatz kleinerer Schiffe wieder attraktiver
zu machen. Hier profitieren
insbesondere innerstädtische Verkehre
und Nebenwasserstraßen.
Die Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen
(BAV) in Aurich
nimmt als Projektträger Förderanträge
entgegen.
n
DUISPORT
Investition im Hafen Triest
Duisport, der Betreiber des Duisburger
Hafens, hat ein Auge auf den Hafen triest,
Italien, geworfen. Ziel ist die sogenannte
»Interporto die trieste« (Interporto), eine
Gesellschaft im Hafenverbund triest.
Wie duisport mitteilt, bereitet man aktuell
gemeinsam mit der Hafenbehörde
von triest und der lokalen Finanz-Holding
Friulia eine Investition im Hinterland
des norditalienischen Seehafens vor.
Interporto betreibt drei logistikeinrichtungen
in und um triest, alle mit sehr
guten Gleisanschlüssen sowie in Summe
knapp 1 Mio. m2 Grundfläche und rund
130.000 m2 lagerflächen, wie es heißt.
Die aktuellen Verhandlungen basieren
auf der seit Sommer 2017 bestehenden
strategischen Zusammenarbeit zwischen
duisport und der Hafenbehörde
triest. Duisport-CEo Erich Staake hat
das Potenzial des norditalienischen Hafens
bereits vor Jahren erkannt und die
gemeinsame Entwicklung von logistischen
Dienstleistungen forciert. »Dies
ist eine sinnvolle Erweiterung unseres
internationalen Netzwerks. Insbesondere
für unsere Kunden die im Warentransport
ihre Schwerpunkte im europäischen
raum setzen«, so Staake über das
Vorhaben.
Die angebotenen Dienstleistungen umfassen
neben der Zollabwicklung insbesondere
auch die Erstellung intermodaler
und logistischer Konzepte sowie die
gezielte Flächenentwicklung im Hafengebiet
von triest, dem größten Seehafen des
oberen Adriatischen Meeres. Der Standort
gilt als wichtiges maritimes tor für
Zentral- und osteuropa und hat sich über
die vergangenen Jahre zu einem wichtigen
europäischen logistik-Knotenpunkt
entwickelt. Überdies ist triest über die
maritime Seidenstraße in die Belt and
road-Initiative eingebunden.
Die Investition in triest sei ein weiterer
Beweis für die internationale relevanz
und Anerkennung des Duisburger
logistik-Know-Hows. Man stelle dabei
nicht nur die Erfahrung bei der Entwicklung
logistischer Flächen zur Verfügung,
sondern schaffe über die logistische Verbindung
der beiden Standorte auch einen
attraktiven Mehrwert für das gesamte
duisport-Netzwerk, so die Duisburger.
Im Hafen triest wurden 2019 rund
62 Mio.t Güter umgeschlagen. Im europäischen
Vergleich liegen die Italiener
damit auf rang neun. Im Bahnverkehr
sei man mit 10.000 Zügen die Nummer
eins des landes.
n
46
Binnenschifffahrt 08 | 2020
WASSErStrASSEN | HÄ FEN
HAVEL-ODER-WASSERSTRASSE
Ausbau im Plan
Wie das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt
(WSA) Eberswalde mitteilt,
verläuft der Ausbau der HoW in der
Scheitelhaltung von Finowfurt richtung
Niederfinow planmäßig. Das Bauvorhaben
los E2/F2 an der HoW schließt
eine 7,3 km lange lücke zwischen zwei
bereits fertiggestellten Abschnitten der
Dichtungsstrecke.
Der Wasserspiegel im Kanal liege höher
als das umgebende Gelände. Insgesamt
stünden dann 14,5 km ausgebauter
Kanal zur Verfügung. Die Aktivitäten
sind auf drei Bauabschnitte verteilt:
• zwischen Steinfurter Brücke in Finowfurt
und Mäckerseebrücke in
Höhe lichterfelde rund 3,2 km lang,
hiervon auf der Südseite bereits 2,3 km
fertiggestellt, während auf der Nordseite
derzeit die Dammverbreiterung
läuft,
• sowie etwa 1 km östlich der Straßenbrücke
Pechteich bei Marienwerder bis
zur Kaiserwegbrücke
• und zwischen Kaiserweg- und Steinfurter
Brücke.
Mit Schwimmbaggern werde der alte
Kanaldamm abgetragen beziehungsweise
neu profiliert und die Kanalsohle um
rund 1 m vertieft. Anschließend wird
eine neue tondichtung mittels 4 x 4 m
großer, 20 cm dicker tonplatten eingebaut.
Diese tonschicht wird durch eine
Auflage aus Geotextil und 60 cm Wasserbausteinen
geschützt. Die Sohle werde
ebenfalls gedichtet, heißt es.
Zur Sicherung geschützter tier- und
Pflanzenarten wird eine ökologische Baubegleitung
durchgeführt. Neben Zauneidechsen
werden unter anderem Waldameisen
auf geeignete Standorte umgesiedelt.
Beeinträchtigungen für die Anlieger durch
die Bauarbeiten würden vermieden werden,
da diese auf Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses
und der gesetzlichen
regelungen überwacht und möglichst minimiert
werden. Seit April 2019 arbeitet die
Firma Strabag Wasserbau aus Hamburg
an der Verbreiterung und Vertiefung des
Kanals. Das WSA Eberswalde investiert
im Auftrag des Bundes rund 65 Mio. € in
die Baumaßnahme. Mit der Planung zum
Ausbau eines noch fehlenden reststücks
des Kanals von etwa 800 m vor dem neuen
Schiffshebewerk (Anschluss oberer Vorhafen)
soll voraussichtlich Ende 2020 begonnen
werden.
ck
© WSA Eberswalde
WUSTERWITZ
Instandsetzung der 2. Schleuse beginnt
Das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA)
Magdeburg hat die Arbeitsgemeinschaft
(ArGE) der Firmen Heitkamp-Ingenieurund
Kraftwerksbau, Bauer Spezialtiefbau
und Johann Bunte Bauunternehmung beauftragt,
die Instandsetzung der schadhaften
Betonflächen an der 2. Schleuse
Wusterwitz durchzuführen sowie die restlichen
notwendigen Arbeiten für eine Inbetriebnahme
der Schleuse zu erledigen.
»Die Arbeiten beginnen mit dem Wiederaufbau
der Baustelleneinrichtung und
der Erneuerung der Steuerungs-und Elektrotechnik
in den kommenden Wochen«,
sagt WNA-leiter Burkhard Knuth. Grund
für das Instandsetzungserfordernis seien
die Ende 2013 festgestellten Mängel in der
Betonqualität der neu gebauten Schleuse.
Es werde angestrebt, die 2. Schleuse Wusterwitz
2022 in Betrieb zu nehmen.
Aufgrund der Mängel in der Betonqualität
des Bauwerkes haben sich Auftragnehmer
und Auftraggeber auf die
Durchführung eines selbstständigen Beweisverfahrens
verständigt. Ein entsprechendes
Verfahren wurde 2015 beim
landgericht Bonn beantragt und seitens
des Gerichts im Jahr 2016 ein Gutachten in
Auftrag gegeben. Seit September 2019 liegt
dieses nun vor. Aktuell werde es durch die
Parteien bewertet und Ergänzungsfragen
erarbeitet, heißt es. Das Gutachten stellt
den Schadensumfang und die Schadensursache
dar und enthält einen Sanierungsvorschlag.
Die Dauer dieses Verfahrens sei
derzeit noch nicht abzusehen.
Über die Verantwortlichkeiten für die
festgestellten Schäden könne erst nach
Abschluss des selbstständigen Beweisverfahrens
entschieden werden, heißt
es weiter. Ziel der Wasserstraßen- und
Schifffahrtsverwaltung (WSV) sei es,
den Nutzern der Wasserstraße die durchgängige
Verbindung mit 2,80 m abgeladenen
Güterschiffen beziehungsweise
großen Schubverbänden im rahmen des
Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr.
17 zwischen Magdeburg und Brandenburg
möglichst zeitnah und noch vor Abschluss
der gerichtlichen Klärungen zur
Verfügung zu stellen.
ck
Bereits im Jahr 2013 wurden Mängel an der 2. Schleuse Wusterwitz
festgestellt, die eine Instandsetzung erforderlich machen
Die alte Schleuse Wusterwitz ist weiter in Betrieb. Hier liegen die
»Heinrich Burmester« und dahinter ein Flusskreuzfahrtschiff in der Kammer
© Knoll
Binnenschifffahrt 08 | 2020
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
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52
Binnenschifffahrt 08 | 2020
JoBBÖrSE
Ausbildungsjahr bei NPorts beginnt
Insgesamt 19 junge Frauen und Männer haben im August ihre Ausbildung
bei der Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) begonnen. Sie sind auf fünf
Niederlassungen verteilt
Industriemechaniker/in, Kauffrau/-mann für Büromanagement
oder Elektroniker/in – dies sind nur einige Beispiele der Ausbildungsberufe,
die in den Häfen in Niedersachsen erlernt werden
können. Den 19 Auszubildenden, die im August angefangen haben,
könne man mit über 30 Jahren Ausbildungserfahrung einen
fundierten Karrierestart bieten, so NPorts. Das Thema Ausbildung
hat nach eigenen Angaben einen großen Stellenwert für die Hafengesellschaft.
»Wir bieten den rahmen, damit sich die jungen
Menschen fachlich und persönlich bestmöglich weiterentwickeln
können«, erklärt Holger Banik, Geschäftsführer von NPorts sowie
der JadeWeserPort realisierungsgesellschaft. Bei guten leistungen
ergäbe sich für die Auszubildenden die Möglichkeit, für drei
beziehungsweise sechs Monate übernommen zu werden, heißt es.
Speziell für alle neuen Auszubildenden wird der »Azubi-tag«
in der Hafenzentrale in oldenburg angeboten. Im rahmen dieser
Veranstaltung können die Auszubildenden sich untereinander
und das Unternehmen besser kennenlernen. Aufgrund
der aktuellen Corona-Maßnahmen werde der Azubi-tag erst im
Frühjahr 2021 stattfinden. Bis dahin werden die Auszubildenden
von der jeweiligen NPorts-Niederlassung gebührend willkommen
geheißen.
Emden ist der Standort, in dem die meisten Azubis in diesem
Jahr beginnen. Drei zukünftige Industriemechaniker, zwei
Elektroniker und eine Kauffrau für Bürokommunikation verstärken
dort das NPorts-team.
Eine regelrechte Ausbildungswerkstatt befindet sich in Brake.
Mehrere Werkbänke, zwei labore und ein eigener Unterrichtsraum
stehen dort zur Verfügung. Auch dort würden sechs junge
Männer künftig zusammen mit den anderen zwölf Auszubildenden
einen Großteil ihrer Ausbildung verbringen, so NPorts. Zwei
von ihnen starten ihre Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik
und vier zum Industriemechaniker für Instandhaltung.
In Cuxhaven bietet das Unternehmen erstmalig die Ausbildung
für Immobilienkaufleute an. Neben Gewerbeansiedlungen
und Vermietungen aller Art sei das Spezialgebiet das Erbbaurecht.
»Die Immobilienabteilung leistet wichtige Arbeit, um
den Hafenstandort Cuxhaven weiterzuentwickeln«, betont Jörg
Drescher, Abteilungsleiter für Personal und Administration bei
NPorts in Cuxhaven. Alle drei Jahre soll die Ausbildung nun ausgeschrieben
werden. Die Ausbildungen zum Metallbauer/in oder
Elektroniker/in seien hingegen jedes Jahr zu besetzt.
Drei Auszubildende fangen in Norddeich ihre Ausbildung
zum Industriemechaniker an, eine Auszubildende für für den
Beruf Kauffrau für Büromanagement startet in Wilhelmshaven.
Durch hafentypische Abteilungen wie die Hafenaufsicht, wird
neben kaufmännischen und administrativen Wissen auch nautisches
Wissen vermittelt. Die Ausbildung böte viel Abwechslung,
lasse aber auch raum für die persönliche Entwicklung.
So könne beispielsweise innerhalb der Ausbildung ein thematischer
Schwerpunkt gesetzt werden, berichtet Juliana Waschewski,
die ihre Ausbildung in Wilhelmshaven in diesem Jahr erfolgreich
abgeschlossen hat.
RD
Auszubildende der Fachrichtung Elektronik
für Betriebstechnik in Norddeich
Beim Hessischen
Bereitschaftspolizeipräsidium
Wasserschutzpolizeiabteilung
ist am Dienstort Gernsheim – vorbehaltlich noch durchzuführender
Personalmaßnahmen – zum 01.01.2021 eine unbefristete
Stelle als
Schiffsführer/in auf Polizeibooten (w/m/d)
zu besetzen.
Die vollständige Ausschreibung mit näheren Informationen
zum Anforderungsprofil sowie weiteren Informationen
zum Auswahlverfahren finden Sie auf der Homepage unter
www.polizei.hessen.de (Menüpunkt Aktuelles > Stellenangebote).
Bitte senden Sie Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen
bis zum 10.09.2020 (Eingang in der Behörde) vorzugsweise
per E-Mail an: Bewerbung.HBPP@polizei.hessen.de oder
postalisch an: Hessisches Bereitschaftspolizeipräsidium,
Sachgebiet V 33 / Bewerbungen, Wiesbadener Straße 99,
55252 Mainz-Kastel.
Bei Fachfragen steht Ihnen Frau Rückeshäuser
(Tel. 06134/ 602-3033) gerne zur Verfügung.
Bei Fragen zum Auswahlverfahren können Sie sich
an Frau Macholl (Tel. 06134/ 602-4332) wenden.
© NPorts
Binnenschifffahrt 08 | 2020
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HTG Kongress 2021
01.–03.09.2021 in Düsseldorf
Veranstaltungen 2020
10.09. Forum HTG
12.10. Working Group Junge HTG
05.11. Forum HTG
12.11. Kaimauer-Workshop
Hamburg
26.11. Workshop der Jungen HTG
Hamburg
10.12. Workshop Korrosionsschutz
Hamburg
Weitere interessante Veranstaltungen (wie
z. B. PIANC, BfG, BAW) welche die Aufgabenfelder
der HTG berühren, finden Sie auf
unserer Internetseite unter
www.htg-online.de/veranstaltungen
i
Auslobung Förderpreise 2021
Die Hafentechnische Gesellschaft e.V. vergibt in
zweijährigem turnus unterschiedliche Förderpreise.
Auch für 2021 werden folgende Förderpreise
ausgeschrieben:
• HtG Förderpreise
• Förderpreis für Innovation der
Werner Möbius-Stiftung
• Förderpreis der Victor rizkallah-Stiftung.
Mit diesen öffentlichen Anerkennungen werden
zum einen herausragende leistungen von Studierenden
und des wissenschaftlichen Nachwuchses
ausgezeichnet, zum anderen werden innovative
und umsetzbare Ideen erfahrener Fachleute auf
den Fachgebieten der Hafentechnischen Gesellschaft
e.V. gewürdigt.
Die Preisverleihung findet auf dem HtG Kongress
vom 1. – 3. September 2021 in Düsseldorf statt.
Einreichungsfrist ist der 31.03.2021
Die Ausschreibungstexte und alle nötigen Informationen
zu den teilnahme bedingungen finden
Sie unter :
www.htg-online.de »Förderpreise«.
HTG Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: MDir Reinhard Klingen,
service@htg-online.de Geschäfts führung: Dipl.-Ing. oec. Michael Ströh, Tel. 040/428 47-52 66, michael.stroeh@htg-online.de
Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Tel. 040/428 47-21 78, service@htg-online.de
54
Binnenschifffahrt 08 | 2020
Forum HTG
10. 09. 2020
Schaffung einer Landfläche Äußerer Veringkanal
Onlineveranstaltung am 10.09.2020 um 18:00 Uhr
Anmeldung
seit 1. August
Aufgrund des bestehenden Bedarfs an nutzbaren landflächen innerhalb des Hamburger
Hafengebietes sollte der östliche teilabschnitt des “Äußeren Veringkanals”
(ÄVK) verfüllt werden. Durch langjährige industrielle Nutzung auf den anliegenden
Flächen des Kanals, verbunden mit Kriegseinwirkungen, wurden die vorhandenen Weichsedimente
(Schlick) in der Kanalsohle stark kontaminiert (u.a. mit Mineralöl, PAK, BtEX und Chlorbenzolen usw.).
Eine Überschüttung des Sediments (Schlick) wäre mit Auspressungen von stark schadstoffelastetem
Porenwasser und nachfolgenden Konsolidationsvorgängen einhergegangen. Daher wurden die Weichschichten,
die an der Kanalsohle anstehen, durch eine Verfestigung mit einer Massenstabilisierung vorbereitet.
Die Methode der Massenstabilisierung kommt seit den 90er Jahren weltweit zur Anwendung.
In Deutschland stellt diese Maßnahme die erste Anwendung dar.
Der zu stabilisierende Baugrund in der Kanalsohle hat eine Fläche von etwa 6.500 m2. Der Bereich oberhalb
der Stabilisierung bis zur Geländeoberkante soll mit Sand verfüllt werden, um gemeinsam mit den
randbereichen eine nutzbare Fläche von etwa 10.000 m2 zu schaffen.
Zielstellung
Zielstellung war zum einen die Schaffung von nutzbaren landflächen innerhalb des Hamburger Hafens.
Zum anderen sollten die infolge von Industrie- und Kriegseinwirkungen schadstoffelasteten Bereiche
gesichert werden.
Ergebnis
Mittels der gewählten Methode konnten die sehr weichen, stark setzungsempfindlichen Böden und zugleich
wenig tragfähigen und stark kontaminierten Böden unter Einhaltung des Budgets und der Bauzeit
stabilisiert und damit sehr schnell (innerhalb eines tages) belastet, sprich überschüttet, werden. Die
erzielten Festigkeiten übertreffen die Minimalwerte der Planung. Die Fläche konnte anschließend bis
zur Geländeoberkante aufgeschüttet und zur Hafennutzung vorbereitet werden.
referenten an diesem Abend sind
• Ralf von Pein,
Hamburg Port Authority, Realisierungsträger und Bauoberleitung
• Moana Delle,
Ramboll Deutschland GmbH, Planung und örtliche Bauüberwachung
Der Zugang zur Veranstaltung erfolgt per Outlook-Einladung. Bitte stellen Sie sicher, dass Sie
die Konferenzsoftware MS Teams nutzen können.
Anmeldemodalitäten
Die angegebenen Preise gelten bei onlineanmeldung. Bei schriftlicher Anmeldung über die HtG Geschäftsstelle wird eine
Bearbeitungsgebühr von 10,00 € berechnet. Jede Anmeldung gilt als verbindlich. Schriftliche Abmeldungen sind kostenfrei möglich
bis zum Datum des Anmeldeschlusses. Danach wird die Gebühr vollständig fällig. Jeder teilnehmer erhält nach Anmeldung
eine rechnung die gleichzeitig Anmeldebestätigung ist. Zahlungsfrist und Bankverbindung entnehmen Sie Ihrer rechnung.
Bitte melden Sie sich rechtzeitig an. Bei Erreichen der maximalen teilnehmerzahl schließt das Anmeldeportal automatisch. Für
HtG-Jungmitglieder kann eine Förderung aus dem Spendenfonds Goedhart erfolgen. Das Antragsformular kann über die HtG
Geschäftsstelle angefordert werden. Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Telefon: 040/428 47-21 78, E-Mail: service@htg-online.de
Binnenschifffahrt 08 | 2020
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HTG Workshop
12. 11. 2020
Kaimauer-Workshop
Hotel Hafen Hamburg (Elbkuppelsaal),
Seewartenstr. 9, 20459 Hamburg
Wie auch bei voran gegangenen Veranstaltungen
hat der Fachausschuss Uferein
fassungen ein interessantes Pro gramm
zusammengestellt: In vier Vortragsblöcken
erwarten Sie folgende Themen:
Programm
• Planung
• Ausführung
• Betrieb
• zukünftige Entwicklungen von
Kaimauerbauwerken
Highlight der Veranstaltung ist die
Vorstellung der aktualisierten Empfehlungen
des Fachausschusses Ufereinfassungen
(EAU 2020). Im rahmen
des Workshops werden die wesentlichen
Neuerungen der EAU 2020 präsentiert.
Im Anschluss können sie vor ort zu einem
vergünstigten Preis erworben werden.
Abschließend wird es ein gemeinsames
After-Work-Meeting geben, das die
Möglichkeit zum fachlichen Austausch
eröffnet.
ab 08:30
Registrierung und Begrüßungskaffee
09:00 Aus dem Uferausschuss
Begrüßung
EAU 2020 – Neue Struktur und neue Kapitel
Neuaufstellung des Kapitel 8
09:30 Block 1: Planung von Kaimauern
Vertikale tragfähigkeit
Kaimauerbau in UK am Beispiel des Hafens Dover
Zukünftige Berechnungsmethoden von Kaimauern
Kaimauerbau in Israel
Chancen und risiken bei Wasserbauprojekten in Polen
10:45 Kaffeepause
11:15 Block 2: Ausführung von Kaimauern
Hafenbau in Bremen / Bremerhaven
Hafenbau in rotterdam
Case study: construction of a new quay wall in
Kanaaldok B2 at the Port of Antwerp
12:45 Mittagspause
14:00 Block 3: Betrieb von Kaimauern
Bauwerksinspektion, Neuordnung Kapitel 13
Planung, Bau und Betrieb von landstromanlagen
Probebelastungen an Pollern
Prof. Jürgen Grabe, TU HH
Prof. Jürgen Grabe, TU HH
Hans-Uwe Kalle, ArcelorMittal
Chairman: Dr. Hartmut Tworuschka
Frank Feindt, Hamburg Port Authority
Dr. Peter Ruland, Ramboll Deutschland
Paul Vogel, TU HH
Dr. Ulrich Jäppelt, WTM Engineers GmbH
Sebastian Höhmann, F+Z Baugesellschaft
Chairman: Frank Feindt
bremenports GmbH & Co.KG
Port of Rotterdam
Maxime Van Beveren, Port of Antwerp
Chairman: Torsten Retzlaff
Gabriele Peschken, BMVI
Thorben Nahnsen, Fichtner Water & Transportation
GmbH
und Tobias Günzl, Inros Lackner SE
Dieter Roller, Hamburg Port Authority
und Martin Clausen, Aug. Prien Bauunternehmung
15:30 Kaffeepause
Instandsetzung mit Süllkästen
16:00 Block 4: Zukünftige Entwicklungen
Digitalisierung im Bauwesen - Mehrwerte durch
Künstliche Intelligenz
Die EAU als lehrbuch - Erfahrungen eines Jungingenieurs“
PIANC - internationales Netzwerk für die wassergebundene
Verkehrsinfrastruktur
Schlußwort
17:15–18:30 After-Work-Meeting
Dr. David Osthoff, Aug. Prien Bauunternehmung
Chairman: Karlheinz Pröpping
Prof. Andreas Dengel, DFKI
Jonas Hente, Junge HTG
Gabriele Peschken, BMVI
Prof. Jürgen Grabe, TU HH
Anmeldung ab 02.09. unter https://www.htg-online.de/Veranstaltungen oder über Ihren persönlichen HtG-Portalzugang.
Kostenbeitrag: HtG Mitglieder: 120,- €; HtG Nichtmitglieder: 180,- €
Anmeldeschluss: 09.11.2020
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
HTG-Fachausschüsse und Arbeitskreise –
Jahresberichte 2019
Fachausschuss für Korrosionsfragen
Berichtszeitraum: 01.01.2019 bis
31.12.2019, Vorsitzender: M.Sc. /
Dipl.-Ing. Oliver Heins,
Kontaktadresse: c/o EnBW Energie
Baden-Württemberg AG,
Fischertwiete 1, 20095 Hamburg, Tel.:
040 533268-149, Fax: 040 533268-200,
E-Mail: o.heins@enbw.com
1. Zielsetzung
Wie in den letzten Jahren lag der Schwerpunkt
des Fachausschusses für Korrosionsfragen
(FA Kor) der HtG auch im
Berichtsjahr 2019 auf dem Gebiet des
Korrosionsschutzes und der Bauwerkserhaltung.
Im Fokus standen der fachliche
Austausch, Diskussionen zu neuen
Entwicklungen und Erörterungen
aktueller Bauverfahren zwischen den
Ausschussmitgliedern sowie der Wissenstransfer
über verschiedenste Aktivitäten,
Veröffentlichungen und Veranstaltungen:
• Publikationen und Vorträge zum Korrosionsschutz
von Stahl(wasser)bauwerken
im Binnen- und Meerwasserbereich,
im Besonderen von
offshore-Windenergieanlagen
(oWEA)
• Aktualisierung der HtG-Handbücher
zum Korrosionsschutz im Wasserbau
• Durchführung und Mitorganisation
von Korrosionsschutzveranstaltungen
• Meinungsbildung und aktive teilnahme
zur Überarbeitung von regelwerken
zum Korrosionsschutz
2. Arbeitsgruppe
Der Fachausschuss setzte sich im Berichtsjahr
2019 aus 11 Mitgliedern und
drei Gästen zusammen. Durch die breitgestreuten
Fachkompetenzen der Mitarbeiter
können die zur Bearbeitung
vorgesehenen Themen weitestgehend
selbstständig erledigt werden.
3.1 Sitzungen und Ergebnisse
Im Berichtsjahr hat der FA Kor wiederum
zwei Arbeitssitzungen abgehalten.
Die erste Sitzung im Mai 2019 wurde
in Wilhelmshaven beim WSA Weser-
Jade-Nordsee durchgeführt. Die zweite
Sitzung fand im November im Vorlauf
zum HtG FA Kor Workshop in Hamburg
statt.
In den Sitzungen wurde sich vor allem
zu Neuigkeiten, aktuellen FuE-Projekten,
Standards und Normen aber auch
zu Arbeitsinhalten wie der Aktualisierung
der FA Kor Handbücher, Vor- und
Nachbereitung der FA Kor Workshops
als auch anderer Ausschussbeteiligungen
ausgetauscht. Intensiv diskutiert
wurde u.a. die Norm DIN EN ISo 8501-
3, welche auch international eine hohe
Bedeutung hat, und deren Interpretationsschwierigkeiten
bei der Anwendung
in der Praxis in Bezug auf die notwendigen
Anforderungen bezüglich der definierten
oberflächenvorbereitungsgrade
P2 bzw. P3. Um für die nötige Klarstellung
zu sorgen, haben sich Mitglieder
des FA Kor bei den verantwortlichen
Normenausschüssen vorgestellt und um
Mitarbeit gebeten. Mit der richtigen Bestimmung
des Salzgehaltes auf gestrahlten
oberflächen und deren zulässigen
Grenzwerten wurde sich ebenfalls fachlich
auseinandergesetzt. Einige Mitglieder
des FA Kor sind dazu bereits in verschiedenen
Ausschüssen beteiligt, um
eine technisch sinnvolle zukünftige regelung
zu formulieren. Weiterhin wurden
die zurückliegenden und geplanten
Aktivitäten bezüglich der Überarbeitung
der FA Kor Handbücher, Kathodischer
Korrosionsschutz im Wasserbau
und Korrosionsschutz durch organische
Beschichtungen für Stahl im Wasserbau,
vorgestellt und besprochen. Diese
können weiterhin in der derzeit aktuellen
Fassung auf www.htg-online.
de heruntergeladen werden. Des Weiteren
war die Themenvorbereitung des im
November 2019 stattfindenden HtG FA
Kor Workshops ein wesentlicher tagesordnungspunkt
der Sitzungen. Im Anschluss
an die Sitzung im Mai konnte der
FA Kor bei einer Führung im rahmen
von Instandsetzungsmaßnahmen eines
großen Schleusentores der Seeschleuse
Wilhelmshaven einen Eindruck von
dem Stand der Korrosionsschutzarbeiten
gewinnen.
Der HtG FA Kor Workshop „Korrosionsschutz
für Meerwasserbauwerke“
fand wiederholt im Elbkuppelsaal
des Hotels Hafen Hamburg statt
und erfuhr einen achtbaren Wiederhall
und bestätigt damit seine über
die Jahre etablierte Stellung als eine
der bedeutendsten Veranstaltungen
im deutschsprachigen raum im Bereich
des schweren Korrosionsschutzes
im Wasserbau (s. Bericht in HAN-
SA, Ausgabe Juni 2019).
leider musste Herr Dr. Christoph
Bosch als Experte für Stahlwerkstoffe
den Fachausschuss aus beruflichen
Gründen verlassen. Der FA Kor bedauert
diesen Verlust sehr. Die Suche
nach einer adäquaten Ersatzpersonalie
aus dem Werkstoffsektor wurde bereits
aufgenommen.
Stark korrodierter Stahlträger
mit abgängiger Beschichtung
Binnenschifffahrt 08 | 2020
57
3.2 Veranstaltungen und
Zusammenarbeit
Die 18. tagung „Korrosionsschutz in der
Maritimen technik“ im Januar 2019 in
Hamburg wurde vom FA Kor mitorganisiert
(siehe tagungsband 2019; StG,
GfKorr, DNV Gl, HtG).
Mitglieder des FA Kors sind in den verschiedenen
wichtigen nationalen und internationalen
Gremien (DIN/ISo, BVK/
BASt, lackverband, VGB, fkks, DVS,
WAB, NACE, DANCorr und weitere)
für die Weiterentwicklung des schweren
Korrosionsschutzes aktiv tätig und wesentlich
bei der Mitarbeit und der Entscheidungsfindung
eingebettet.
3.3 Ausblick
Der FA Kor wird sich auch im Jahr
2020 zu zwei Arbeitssitzungen treffen.
Wesentliche Punkte werden weiterhin die
Überarbeitung des „Beschichtungshandbuches“
als Schwerpunktthema, wie auch
die Vorbereitung des Workshops „Korrosionsschutz
für Meerwasserbauwerke“
zum Inhalt haben. Verbunden mit dem
neunten Workshop des FA Kor (Hamburg,
10. Dez. 2020), findet eine zweite
Ausschusssitzung statt.
Auch im Jahr 2020 werden Mitarbeiter
des FA Kor an der Fortschreibung
des VGB-/BAW-Standards S-021 zum
Thema Korrosionsschutz von offshore-
Windenergieanlagen beteiligt sein. Zuletzt
sind die überarbeiteten teile 1 bis
4 veröffentlicht worden. Ferner wird
der Standard noch um den teil 5 (reparatur)
sowie den teil 6 (Thermisches
Spritzen) erweitert. Hierbei bringt
der FA Kor sein fundiertes theoretisches
als auch praktisches Wissen mit
ein, um einen anwendbaren Standard
zu erstellen, der zum Ziele hat, die geplanten
Schutzdauern mit minimalen
Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten
während der Betriebsphase zu erreichen.
Die Überarbeitung der beiden Handbücher
des FAKor wird in 2020 fortgeführt
(s. oben, Abschnitt 3.1).
4. Veröffentlichungen
Vorträge zum HtG Workshop 2019 sind
auf der Internetseite des FA Kor (www.
htg-online.de/Fachausschüsse/ Korrosionsfragen/Veröffentlichungen)
einzusehen.
Ferner wird auf die jeweiligen tagungsbände,
in den FA Kor-Mitarbeiter
mitwirkten, verwiesen.
Hamburg, 11. Juni 2020
gez. oliver Heins / Mario Hörnig
Fachausschuss Consulting
Vorsitzender: Dipl.-Ing. Uwe lemcke,
Kontaktadresse: INroS lACKNEr SE,
rosa-luxemburg-Straße 16, 18055 rostock,
tel.: 0381 4567-870, Fax: 0381 4567-
899, E-Mail: uwe.lemcke@inros-lackner.
de, Internet: www.inros-lackner.de
1. Zielsetzung
1.1 Der Fachausschuss versteht sich
primär als Gesprächs- und Diskussionskreis,
der sich regelmäßig mit wesentlichen
das Thema „Consulting“ betreffenden
Anliegen im Gesamtinteresse
der HtG-Mitglieder befasst.
Die Zusammensetzung des Fachausschusses
mit Mitgliedern aus der Wasser-
und Schifffahrtsverwaltung, von
Hochschulen und Universitäten, der öffentlichen
Hafenverwaltung, dem Bundesministerium
für Verkehr und digitale
Infrastruktur (BMVI) und aus
Consultingunternehmen, ermöglicht
insbesondere zu übergreifenden Themen
interessante Diskussionen und komplexe
lösungsansätze. Wegen seiner bereichsübergreifenden
Zusammensetzung
verfolgt der Ausschuss nicht die Interessen
einer Standesorganisation, eines bestimmten
Berufszweiges oder von Verbänden.
1.2 Der Fachausschuss befasst sich vorrangig
mit folgenden Themen:
• Änderungen im Dienstleistungsbedarf
im In- und Ausland
• Fragen des Verhältnisses AG / Consultant
• Anforderungen und Förderungen des
Nachwuchses für das Consultingwesen
• Herausragende Consultingleistungen
• Öffentliche Auftragsvergabe
2. Angaben zum Ausschuss
Dem Fachausschuss gehören zurzeit
23 Mitglieder an.
Im Betrachtungszeitraum wurde als neues
Mitglied aufgenommen:
• Herr Dipl.-Ing. Guido Kaschel, lübeck
Port Authority (lPA)
Mit Gaststatus gehören aus dem Kreis der
„Jungen HtG“ Frau Emken und Herr
Prof. Dr. Albers zum Ausschuss.
3. Ergebnisse der Ausschussarbeit
3.1 Sitzungen des Fachausschusses
Im Jahr 2019 fanden 2 Ausschusssitzungen
und 1 Sitzung der Arbeitsgruppe
„Vorbereitung FAC-Workshop“ statt:
09.04.2019, HPA, Baubüro Neue Bahnbrücke
Kattwyk, Hamburg
Wesentlicher Inhalt:
• Baustellenbesichtigung und Vorstellung
Projekt: „Bahnbrücke Kattwyk“
• Impulsvortrag „Darf es ein bisschen Innovation
sein?“ durch Frau Mathias
und Herrn Jost (HPA)
• Auswertung FAC-Workshop „BIM –
vom Einzelkämpfer zum Mannschaftssport“
• Vorstellung und Diskussion des durch
den FAC erarbeiteten Positionspapiers,
zum Thema: „HoAI Mindest- und
Höchstsätze europarechtswidrig – lösungsvorschläge
aus Sicht der Praxis“
• Positionierung zur HtG-Initiative
„runder tisch Auftraggeber / Auftragnehmer“
08.10.2019, Baustellenbüro U5, Berlin
Wesentlicher Inhalt:
• Projektvorstellung und Baustellenbesichtigung
U5
• Bericht zum FAC Positionspapier –
Versendung, reaktionen
• Erfahrungsaustausch zu Vergabeverfahren
öffentlicher Hand
• Vorbereitung FAC-Workshop „Wer billig
plant, baut teuer – Vergabe von Consultingleistungen“
3.2 Arbeitsergebnisse
Erarbeitung und Versendung eines Positionspapiers
unter der Überschrift „EuGH
kippt Preisregelungen der HoAIPreisstatt
Qualitätswettbewerb – ein Pyrrhussieg
für den Verbraucher“. Dieses Papier
wurde an die relevanten Bundesministerien,
Bundestagsabgeordnete sowie auch
Bundesingenieurkammer und dem Verband
der Beratenden Ingenieure versandt.
Vorbereitung des FAC-Workshops mit einer
Arbeitsgruppe. Geplant ist der FAC-
Workshop am 28.04.2020, Handwerkskammer
Hamburg, Thema: „Wer billig
plant, baut teuerVergabe von Consultingleistungen“
3.3 Weiteres Arbeitsprogramm
Vorbereitung und Durchführung FAC-
Workshop am 28.04.2020.
Weiterverfolgung FAC-Positionspapier,
mit der Hauptzielsetzung mehr leistungs-
als Preiswettbewerb bei der Vergabe
von Consultingleisten
Umsetzung der BIM-Arbeitsmethode im
Wasser- und Hafenbau
Weiterverfolgung von neuen Ansätzen
in der Vertragsgestaltung bei der Umsetzung
von Bauprojekten.
Uwe lemcke
Fachausschussvorsitzender
58
Binnenschifffahrt 08 | 2020
peking
Die ganze Geschichte
Hardcover
mit Schutzumschlag
24 x 28 cm I 160 Seiten
zahlr. Farb- und S/W-Fotos
€ 29,95
ISBN 978-3-7822-
1310-3
Die Viermastbark Peking ist einer der letzten der schnellen Frachtsegler, die bewundernd
Flying-P-Liner genannt wurden. Nachdem ihr Schicksal schon besiegelt schien, konnte sie gerettet
werden. Wie es dazu kam, erzählt Matthias Gretzschel, indem er die Geschichte des Schiffes nachzeichnet.
Der spannende Text wird von zahlreichen historischen und aktuellen Bildern begleitet.
koehler-books.de
ECHt
CMNI, Zuständigkeit
und Beweislast
»Revidirte Rheinschifffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK
Wer einen Ladungsschaden nach Artikel 16 CMNI reklamiert, trägt die Beweislast dafür, dass sich die Qualität des Produktes während
des Obhutszeitraumes verändert hat. Dazu gehört gegebenenfalls auch die Darlegung, welche Ursache bei einer reinen olfaktorischen
Veränderung des Produktes gewirkt hat. Für deliktische Ansprüche muss substantiiert dargelegt werden, welche unerlaubte
Handlung der Frachtführer vorgenommen haben soll, die pauschale Behauptung, er habe ein für den Transport nicht oder nicht
ausreichend gereinigtes Transportmittel zur Verfügung gestellt, reicht dafür nicht aus.
Nimmt der Empfänger die Ladung ohne Kommentar oder Vorbehalt entgegen, dann führt dies nach Artikel 23 I CMNI zu der Vermutung,
dass die Ladung im selben Zustand abgeliefert wurde, in dem sie zur Beförderung übergeben worden war.
Wird beim Beladen im Schiff eine unauffällige Produktprobe gezogen und weist eine Probe aus den Landtanks nach dem Löschen
einen Fremdgeruch auf, so reicht dies für den Nachweis einer Produktveränderung im Obhutszeitraum nicht aus, jedenfalls wenn
die Landtanks vor dem Löschen nicht nachweislich vollständig leer und sauber gewesen waren.
Gibt ein durch den Absender beauftragter Surveyor die Schiffstanks, die mit Wasser gereinigt worden waren, frei und erklärt, dass
sie leer, sauber, trocken und geruchlos und damit ladetauglich sind, dann trägt der Absender die volle Darlegungs- und Beweislast
für die Behauptung, dass ein Fehlverhalten des Frachtführers, zum Beispiel eine Waschung mit nicht sauberem Wasser die Ursache
für die Geruchsveränderung gesetzt hat. Behauptet der Absender, zum Waschen müsse Trinkwasser verwendet werden, dann trägt
er auch dafür die Beweislast, wenn dies im Vertrag nicht ausdrücklich vereinbart war.
Hat der Frachtführer falsche Informationen zu den Vorladungen abgegeben, dann führt dies nur dann zu einer Haftung des Frachtführers,
wenn der Absender nachweist, dass das tatsächlich als Vorladung transportierte Produkt den Schaden verursacht haben kann.
Für einen internationalen Transport von den Niederlanden nach Belgien zwischen einem belgischen Absender und einem niederländischen
Frachtführer ist eine Gerichtsstandsvereinbarung zu den Gerichten der Niederlande nach Brüssel I Verordnung zulässig.
Das zuständige niederländische Gericht ist dabei nicht nur für den Streit zwischen dem Absender und seinem Vertragspartner
(dem Frachtführer), sondern gemäß Artikel 8 I der Brüssel I Verordnung auch für den im gleichen Verfahren rechtshängigen Direktanspruch
nach Artikel 4 I CMNI gegen den ausführenden Frachtführer zuständig.
Haben sowohl der Vertragspartner des Absenders als auch der ausführende Frachtführer ihren Sitz in den Niederlanden und geht
der Transport von den Niederlanden nach Belgien, dann gilt im Verhältnis zum belgischen Absender ergänzend zum CMNI nach
Artikel 29 I das niederländische Recht.
Nach Artikel 10:162 BW gilt für Rechte aus dem Konnossement das Recht des Löschhafens, im vorliegenden Fall Belgiens.
Urteil der Rechtbank Rotterdam, Az.:
C/10/577157 / HA ZA 19-609, vom 8. April
2020, rechtskräftig.
2. Der Sachverhalt
2.1. C. verarbeitet und handelt mit – unter
anderem – (Speise-)Ölen.
2.2. B ist Eigentümer des TMS »Samar«.
2.3. Am 20. April 2018 wurde zwischen
C. NL, C. und C. Belgien einerseits und I
andererseits ein Barging Agreement geschlossen,
auf dessen Grundlage I Tank
Barge Services an C. leistete. Startdatum
des Barging Agreement ist der 1. November
2017. Artikel 24 mit dem Titel »Barging
(pre) conditions« des Barging Agreement
enthält – unter anderem – die
folgenden Bedingungen:
»The performing barge is »Food Grade«
(under Fediol specifications) for food
products / Feed Grade for feed products
Barge should be able to carry drinking
water quality water for the washing progress«
2.4. Am oder ungefähr am 18. März
2018 hat C. NL I. im Rahmen des genannten
Barging Agreement für den Transport
von Massengut 1.203,261 Mt refined sunflower
seed oil (nachfolgend auch: die Ladung),
vom Amerikahaven in Amsterdam
zu C. Belgien in Izegem, Belgien, angedient.
2.5. Für diesen Transport hat I. das TMS
»Samar« gechartert. Das von I. ausgestellte
Konnossement lautet an Order
C. NL. Das Konnossement wurde vom
Schiffsführer des TMS »Samar« unterzeichnet.
I. hat an C. NL als drei letzte Vorladungen
des TMS »Samar« folgende Ladungen
gemeldet: palmkernel oil, groundnut
oil und crude rapeseed oil.
2.6. Nach Eintreffen des TMS »Samar« im
Verladehafen in Amsterdam wurde das
Schiff vom Verlader S. Rotterdam B.V.
(nachfolgend S.) zum Laden genehmigt.
2.7. Vor dem Laden wurden der Ladung
Proben entnommen, die S. für gut befunden
hat. Das Laden begann am 18. März
2018 und endete am 19. März 2018 am
späten Vormittag.
2.8. Am 20. März 2018 ist das TMS »Samar«
bei C. Belgien eingetroffen. Danach
wurde den Schiffstanks oder einem
Schiffsstank von TMS »Samar« eine Probe
entnommen, die zum Löschen für gut
befunden wurde. Die Ladung wurde von
dem TMS »Samar« in die Landtanks 601,
606 und 617 ungeschlagen.
2.9. Am Morgen des 23. März 2018 hat ein
Mitarbeiter von C. Belgien beim »Bottelen«
einen ungewöhnlichen Geruch bemerkt.
Daraufhin hat C. Herrn A, Marine
Surveyor bei EVH Surveys International
B.V. (nachfolgend EVH) als Sachverständigen
und I Herrn D. von V. hinzugezogen.
Die Versicherung des B. hat E. zur Untersuchung
der Ursache des ungewöhnlichen
Geruchs hinzugezogen.
3. Der Rechtsstreit
3.1 C. beantragt, das Gericht möge I und B.
gesamtschuldnerisch, das heißt, dass mit
der Zahlung eines Betrags der einen Partei
die andere Partei von der Zahlungspflicht
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
(Sammlung Seite 2671)
ECHt
dieses Betrags befreit wird, zumindest I,
zumindest B. in einem vorläufig vollstreckbaren
Urteil verurteilen, an C. gegen ordnungsgemäße
Quittung zu zahlen:
• 330.438,23 €‚ zuzüglich gesetzlicher
Zinssatz ab dem Datum der Klageschrift
bis zum Zeitpunkt der vollständigen
Bezahlung;
• 22.591,50 € für die Kosten zur Feststellung
des Schadens und der Haftung,
zuzüglich gesetzlicher Zinssatz ab dem
Datum der Klageschrift bis zum Zeitpunkt
der vollständigen Bezahlung;
• 3.427,19 € für außergerichtliche Inkassokosten,
zuzüglich gesetzlicher Zinssatz
ab dem Datum der Klageschrift bis
zum Zeitpunkt der vollständigen Bezahlung;
• zumindest hilfsweise:
• 86.744,12 €‚ zuzüglich gesetzlicher
Zinssatz ab dem Datum der Klageschrift
bis zum Zeitpunkt der vollständigen
Bezahlung, zuzüglich der genannten
Sachverständigenkosten und
außergerichtlichen Kosten;
• dies alles mit der Verurteilung der Beklagten,
zumindest eines oder mehrerer
von ihnen, zur Zahlung der Kosten
des Verfahrens sowie der Folgekosten.
3.2 I und B verteidigen sich und weisen
die Klage von C. und deren Forderungen
wegen Unzulässigkeit zurück, zumindest
weisen sie diese Forderungen zurück und
beantragen, dass C. – in einem vorläufig
vollstreckbaren Urteil – zur Zahlung der
Kosten des Verfahrens verurteilt wird.
3.3 Auf das Vorbringen der Parteien wird,
sofern relevant, im Folgenden näher eingegangen.
4. Die Beurteilung
Zuständigkeit und anwendbares Recht
4.1. Es handelt sich hier um einen internationalen
Rechtsstreit, da C. Belgien ihren
Sitz in Belgien hat, die übrigen Parteien
ihren Sitz in den Niederlanden haben und
es sich um einen grenzüberschreitenden
Transport per Binnenschiff von den Niederlanden
nach Belgien handelt. Deswegen
wird das Gericht zunächst seine Zuständigkeit
und das anwendbare Recht
prüfen.
4.2. In Bezug auf die Zuständigkeitsfrage
findet die Verordnung (EU) Nr.
1215/2012 des Europäischen Parlaments
und des Rates vom 22. Dezember
2012 über die gerichtliche Zuständigkeit
und die Anerkennung und Vollstreckung
von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen
(Neufassung) (nachfolgend Brüssel-I-Verordnung)
Anwendung, da die
Klageschrift nach dem Inkrafttreten der
Verordnung (10. Januar 2015) zugestellt
wurde und es sich um eine Zivil- und Handelssache
im Sinne der Verordnung handelt.
Gemäß Artikel 25 der Brüssel-I-Verordnung
ist dieses Gericht befugt, den
Rechtsstreit zwischen C. und I zu beurteilen,
da die Parteien in ihrem Barging Agreement
eine gültige Gerichtsstandklausel
für dieses Gericht vereinbart haben. Gemäß
Artikel 8 Absatz 1 der Brüssel-I-Verordnung
ist dieses Gericht ebenfalls für
den Rechtsstreit zwischen C. und B befugt,
da die Forderungen, die C. gegen I und
gegen B. erhebt, so eng miteinander verknüpft
sind, dass eine geordnete Rechtspflege
eine gleichzeitige Verhandlung und
Beurteilung dieser Forderungen erfordert.
4.3. Sofern C. ihre Klage auf den Frachtvertrag
begründet, gilt Folgendes. Da
es sich um einen grenzüberschreitenden
Transport per Binnenschiff von den
Niederlanden nach Belgien handelt und
mindestens eine der Parteien ihren Sitz
in einem Land hat, das beim Budapester
Übereinkommen über den Vertrag zur
Güterbeförderung in der Binnenschifffahrt
vom 22. Juni 2001 (nachfolgend
CMNI) Partei ist und der betreffende
Transport nach dem Datum des Inkrafttretens
des CNMI in den Niederlanden
erfolgt ist, findet gemäß Artikel 2 CMNI
das CNMI Anwendung. Auf die Beziehung
zwischen C. und I findet gemäß Artikel
29 Absatz 1 CMNI ergänzend niederländisches
Recht Anwendung, da diese
Parteien in ihrem Barging Agreement
eine Rechtswahl für das niederländische
Recht getroffen haben. Auf die Beziehung
zwischen C. und B findet gemäß Artikel
29 Absatz 2 CMNI ergänzend ebenfalls
niederländisches Recht Anwendung, da
der Frachtvertrag mit den Niederlanden
im Sinne von Artikel 29 Absatz 3 CNMI die
engsten Verbindungen aufweist.
Die Parteien sind sich im Übrigen einig,
dass auf ihr Rechtsverhältnis das CNMI
rechtlich zwingend und das niederländische
Recht ergänzend Anwendung findet.
4.4. Sofern C. Rechte aus dem Konnossement
ausübt, findet gemäß Artikel
10:162 BW auf die Frage, wer die sich aus
dem Konnossement ergebenden Rechte
ausüben kann, belgisches Recht (das
Recht des Löschhafens) Anwendung.
Anspruchsberechtigung
4.5. B hat vorgebracht, C. sei nicht anspruchsberechtigt,
da unklar sei, wer
recht- und regelmäßig Inhaber des Konnossements
war, wer das Konnossement
vorgelegt und die Lieferung der Ladung
gefordert hat. B hat bestritten, dass C.
nach belgischem Recht aktiv legitimiert
sei.
4.6. Dem hat C. NL entgegengesetzt, dass
sie auch nach belgischem Recht als recht-
und regelmäßige Inhaberin des Konnossements
anspruchsberechtigt sei, da C.
NL als Ladungsbeteiligte auf dem Konnossement
an Order genannt war. Um
Einwendungen gegen die Anspruchsberechtigung
zuvorzukommen, hat auch C.
Belgien (der belgische Adressat) Klage
erhoben.
4.7. Das Gericht erwägt Folgendes. C. NL
hat dargelegt, dass und warum sie als
recht- und regelmäßige Inhaberin des
Konnossements anspruchsberechtigt ist
und dass die Klage nur aus dem Grund
auch von C. Belgien erhoben wurde,
um Einwänden gegen die Anspruchsberechtigung
zuvorzukommen. B hat dieses
Vorbringen von C. nicht bestritten. Das
Gericht ist daher der Meinung, dass B angesichts
der Erläuterungen von C. seine
Verteidigung nicht ausreichend begründet
hat, sodass diese nicht erfolgreich ist.
Haftung
4.8. Die Parteien haben beantragt, das
Gericht möge zuerst über die Haftung
von I und B urteilen, sodass sich das Gericht
nunmehr darauf beschränkt.
Die Standpunkte der Parteien
4.9. C. begründet ihre Klage auf Artikel
16 Absatz 1 CMNI. C. führt an, dass B.
aufgrund von Artikel 8:461 BW neben I
als Frachtführer auf dem Konnossement
angesehen wird, da der Schiffsführer des
TMS »Samar« das Konnossement unterzeichnet
hat. C. führt an, die Ladung sei
in gutem Zustand angeliefert und am Ziel
beschädigt angekommen (,‚gut hinein,
schlecht heraus«). Diesbezüglich hat C.
angeführt, dass vor Beginn der Beladung
des TMS »Samar« einige Proben entnommen
worden waren, die laut Aussage des
Sachverständigen A den guten Zustand
beim Einladen bewiesen. Bevor das Verladen
vom Schiff in den Landtank ganz
abgeschlossen war, wurde noch eine
Probe entnommen. Hinterher stellte sich
heraus, dass diese Probe kontaminiert
war. Der Sachverständige A folgert daraus,
dass der ‹offspec›-Geruch auf das
TMS »Samar« zurückzuführen sei.
C. führt an, dass I die in Artikel 24 des
Barging Agreement aufgeführten Bedingungen
sowie die europäischen Rechtsvorschriften
verletzt habe. I habe C. zur
Vorladung falsch informiert. Die tatsächlich
beförderte Vorladung erfülle nicht
die in Artikel 24 des Barging Agreement
gestellte Bedingung »food grade«.
Zudem hafteten I und B aus unerlaubter
Handlung, indem sie für den Transport
ein nicht oder nicht ausreichend gereinigtes
Transportmittel zur Verfügung
gestellt und die dadurch kontaminierte
(Sammlung Seite 2672)
Binnenschifffahrt 08 | 2020
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ECHt
Ladung in die Tanks ausgeladen hätten.
Dadurch seien auch andere als nur die
transportierten Güter beschädigt worden.
Dies sei kein Folgeschaden, sondern
ein reiner »Cargofoor-Schaden«.
4.10. I hat substantiiert bestritten, dass
die Ladung zwischen dem Zeitpunkt der
Entgegennahme und dem Zeitpunkt der
Ablieferung beschädigt worden sei und
dass der später im Tank 617 an dem Produkt
festgestellte ungewöhnliche Geruch
durch das Löschen aus dem TMS »Samar«
verursacht worden sei.
Dem Barging Agreement zufolge liegt die
Verpflichtung zum Löschen bei C.. Die
Übergabe der Ladung ist am 20. und 21.
März 2018 an Bord des Schiffes erfolgt.
Die Ladung wurde nach der Analyse (einschließlich
Geruchstest) der daraus entnommenen
Proben für gut befunden. Die
Ladung wurde aus dem TMS »Samar«
in die Landtanks 601, 606 und 617 umgeschlagen.
In allen drei Landtanks befand
sich bereits ein Produkt. Die Ladung
wurde aus dem TMS »Samar« zu
dem bereits in den Landtanks vorhandenen
Produkt hinzufügt (wonach das Produkt
in allen Landtanks vermischt wurde).
Beim Löschen wurde die Ladung aus allen
Schiffstanks des TMS »Samar« gleichzeitig
umgeschlagen. Sowohl die Löschleitungen
als auch die Nachlenzleitungen
des Schiffes waren von Anfang an geöffnet.
Am Ende des Entladevorgangs wurde
der letzte Rest der Ladung (höchstens
6000 Liter) mithilfe der Nachlenzleitung
aus den Schiffstanks des TMS »Samar«
gepumpt. C. hat die Ladung ohne Kommentare
oder Vorbehalte angenommen.
Diese Annahme führt aufgrund Artikel
23 Absatz 1 CMNI zu der Vermutung, dass
der Frachtführer die Ladung in demselben
Zustand abgeliefert hat, in dem sie zur Beförderung
übergeben worden war. Sachverständige
haben festgestellt, dass die
Probe vom 21. März 2018 von Landtank
617 (nach Umschlag der Ladung aus dem
TMS »Samar« dorthin) durchaus einen
ungewöhnlichen Geruch aufwies, jedoch
wies EVH zurecht darauf hin, dass diese
Probe damals (am 21. März 2018) von C.
für gut befunden worden war. Es besteht
daher eine unerklärliche Inkonsistenz zwischen
den Untersuchungsergebnissen
dieser Probe am 21. März 2018 (von C.:
kein ungewöhnlicher Geruch festgestellt)
und am 12. April 2018 (von den jeweiligen
Sachverständigen: sehr wohl ein ungewöhnlicher
Geruch festgestellt). I führt
an, dass das Löschen durch und auf Gefahr
von C. erfolgte. Das Löschen nicht in
die vertragliche Verantwortung von I, sodass
I für eventuellen, beim Löschen oder
durch das Löschen verursachten Schaden
nicht haftbar gemacht werden kann. Sofern
erforderlich beruft I sich auf den Haftungsausschlussgrund
von Artikel 18 Absatz
1 b CMNI (Löschen der Güter durch
den Empfänger oder namens des Empfängers)
und auf den in Artikel 18.10 des Barging
Agreement für anwendbar erklärte
Artikel 10.7 ihrer Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Des Weiteren beruft sich
I, sofern erforderlich, auf die Haftungsausschlussgründe
von Artikel 18 Absatz
1 Buchstabe a CMNI und Artikel 9.13 Buchstabe
a des Barging Agreement (Handlungen
oder Unterlassungen von C.).
Hilfsweise beruft sich I auf Höhere Gewalt
im Sinne von Artikel 16 Absatz
1 CMNI. Hilfshilfsweise führt I an, dass
ein Großteil der Ladung in demselben
Zustand abgeliefert worden sei, in dem
sie zum Transport in Empfang genommen
worden war und – laut Hypothese
des Sachverständigen A – nur die letzte,
beim strippen, gelöschte Ladung –
höchstens 6.000 Liter – von einem ungewöhnlichen
Geruch befallen worden sei.
Für diesen Teil beruft I sich auf die Haftungsbeschränkung
von Artikel 20 Absatz
1 CMNI in Höhe von 2 Rechnungseinheiten
pro Liter.
I bestreitet, dass das Schiff nicht oder
nicht ausreichend gereinigt gewesen
und dass die Ladung dadurch kontaminiert
worden sei.
Hilfshilfshilfsweise beruft sich I auf die
eigene Schuld von C., da sie unterlassen
habe, eine effektive Empfangskontrolle
(Zugangskontrolle) durchzuführen.
I bestreitet den Umfang des angeführten
Schadens.
4.11. B hat substantiiert bestritten, dass
die Ladung an Bord des TMS »Samar«
kontaminiert wurde. C habe die Ladung
ohne jegliche Vorbehalte angenommen.
Außerdem habe C. Belgien der Ladung
sogar Proben entnommen und ausdrücklich
für gut befunden. B beruft sich
auf die Vermutung in Artikel 23 Absatz
1 CMNI. B kann sich aufgrund von Artikel
9.7 des Barging Agreement (Himalaya-Klausel)
auf die Bestimmungen dieses
Vertrags berufen. C. sei aufgrund von
Artikel 9.12 des Barging Agreement verpflichtet,
das Schiff auf eigene Gefahr zu
löschen. Die Ladung war also im Sinne
von Artikel 10 Absatz 2 CMNI an Bord des
TMS »Samar« abgeliefert worden, als das
Schiff löschbereit war. Zum Zeitpunkt der
vorgetragenen Geruchskontamination,
beim »Strippen«, war die Ladung bereits
abgeliefert worden. Artikel 9.12 des Barging
Agreement besagt, dass die Handlungen,
die die Bemannung des Schiffs
beim Löschen vornimmt, »on behalf of
C., the shipper or consignee« erfolgen.
Hilfsweise beruft sich B auf die Beschränkung
seiner Haftung aufgrund von Artikel
20 CMNI (2 Rechnungseinheiten pro Kilogramm).
Für Schaden, der entstanden ist,
nachdem die Ladung aus dem TMS »Samar«
verladen war, sei B nicht haftbar. C.
habe nicht angeführt, welche Handlungen
und/oder welches Unterlassen von B
als unerlaubte Handlung angesehen werden
könnte. Des Weiteren bestreitet B den
Umfang des angeführten Schadens.
Haftung im Rahmen des Frachtvertrags
4.12. Nicht streitig ist zwischen den Parteien,
dass I und B als Frachtführer verpflichtet
waren, die Ladung in demselben
Zustand in Izegem, Belgien, abzuliefern,
in dem sie ihnen in Amsterdam zum Beförderung
übergeben worden war. Gemäß
Artikel 16 Absatz 1 CMNI haftet der
Frachtführer für Schäden aufgrund von
Beschädigungen der Güter, die zwischen
dem Zeitpunkt der Entgegennahme zum
Transport und dem Zeitpunkt ihrer Ablieferung
aufgetreten sind, mit Ausnahme
von Höherer Gewalt.
Aus den Haftungsbedingungen des
CMNI geht hervor, dass die Darlegungspflicht
und – bei substantiiertem Bestreiten
– die Beweislast der Tatsachen und
Umstände, aus denen hervorgeht, dass
der Schaden während des Haftungszeitraums
des Frachtführers entstanden ist,
bei C. ruht.
4.13. C. hat zur Substantiierung der unter
4.9 angeführten Argumente einen
Bericht von EVH vom 1. Oktober 2018
(nachfolgend der EVH-Bericht) und ein
Addendum zum EVH-Bericht vom 15.
Mai 2019 (nachfolgend das Addendum)
vorgelegt. Vor der Verhandlung wurde
ein zweites Addendum zum EVH-Bericht
vom 14. Januar 2020 (nachfolgend Addendum
II) vorgelegt. Zur Substantiierung
der Ausführungen, die Ladung sei
beschädigt an ihrem Ziel angekommen,
beruft sich C. auf das folgende Summary
im Addendum:
»From the above it is clear that the subject
oil was loaded in sound condition
and the off odor was caused during the
transport. lt may very well be that personnel
of C. in Izegem missed the deviating
smell when taking a sample from
one tank only. The sample taken from
tank 617 allegedly ‘after discharge’ was
in fact taken one hour prior to completion,
which confirms that a contaminated
quantity of oil was discharged from the
barge in the final stage of discharge. The
oil in shore tanks that had been received
earlier (tanks 601 and 606) was found to
be in sound condition.«
C. führt in der Klageschrift zur Ursache
des Schadens an:
(5. 15 des EVH-Berichts) »lt cannot be
ruled out that the deviating smell of the
last oil discharged originates from the
62
Binnenschifffahrt 08 | 2020
(Sammlung Seite 2673)
ECHt
stripping System of the barge. Also, during
tank cleaning the stripping system is
used to drain the tanks. Washing water
on board the TMS »Samar« was found to
be dirty, blind and foul smelling.
(5. 1 des Addendums) »Tank washing
was done with washing water that was
on board of the barge since beginning
March 2018 and obviously was used already
many times. Upon inspection of
the slop tanks it was ascertained that the
water was ‘blind’, greyish ans very foul
smelling. The washing water was allegedly
loaded as ‘potable’ water but obviously
did no longer meet that description.«
In der Verhandlung wurde namens C. angeführt,
dass aus der Traceability-Untersuchung
von C. und der Probe vom TMS
»Samar« hervorgehe, dass der Kontaminant
aus dem TMS »Samar« stamme
und wahrscheinlich durch schmutziges
Waschwasser verursacht worden sei.
4.14. I beruft sich auf den Bericht von V.
vom 11. Januar 2019 B. auf den Bericht
von E. vom 20. November 2018.
4.15. Aus den (EVH-, V.- und E.-)Berichten
sowie den angeführten und nicht (ausreichend)
bestrittenen Tatsachen und Umständen
und den insofern nicht (ausreichend)
bestrittenen Beweisstücken, auf
die man sich berufen hat, leitet das Gericht
bei der Beladung und der Löschung
des TMS »Samar« folgenden Hergang ab.
4.16. Das TMS »Samar« traf am 18. März
2018 um 14:30 Uhr im Amerikahaven an
der Ladestelle von C. in Amsterdam ein.
Die Schiffstanks von TMS »Samar« wurden
vor der Beladung von einem von C.
verpflichteten Inspektor von S. geprüft.
Der Inspektor hat in dem Loadcompartment
Inspection Report angegeben, dass
die Schiffstanks mit Wasser gereinigt
worden waren, dass sie leer, sauber, trocken
und geruchlos waren und dass die
Ladetanks zum Laden für gut befunden
worden waren. Daraufhin wurden die
sechs Ladetanks des TMS »Samar« am
18. und 19. März 2018 (in der Reihenfolge:
5C, 3C, 2C, 4C, 1C und 6C) Laden. Beim
Laden wurden von allen Ladetanks running
samples genommen und nachdem
das Laden abgeschlossen war, wurden
die Ladetanks versiegelt.
4.17. Das TMS »Samar« traf am 20. März
2018 um 17:00 Uhr bei C. Belgien in Izegem
ein. Daraufhin hat C. Belgien der Ladung
Proben entnommen und diese analysiert.
Über die Entnahme der Proben nach Ankunft
eines Schiffes schreibt A (oben auf
Seite 5 des EVH-Berichts) Folgendes:
»Procedure is that upon arrival of a
barge, samples are taken from the barge
tanks and a composite made. That composite
sample is subsequently analyzed
and when results are acceptable, the oil
is discharged. The barges use their own
pumps and hoses. The discharge hose is
inspected in Amsterdam for loading and
sealed. ( ... )«
Fest steht, dass im Gegensatz zu dem,
was dieses Verfahren vorschreibt, von
den Proben aus den Ladetanks keine
Mischprobe erstellt wurde, sondern nur
einem der Ladetanks des TMS »Samar«
eine Probe entnommen wurde (dem
Schiffsführer zufolge dem Ladetank
C5 oder C6). Diese Probe wurde untersucht
und für gut befunden.
Nachdem die Proben für gut befunden
worden waren, hat C. Belgien den Auftrag
erteilt, das TMS »Samar« zu löschen.
Das Löschen begann um 18:00 Uhr. Beim
Löschen wurde von Anfang an gleichzeitig
über die 6«(Zoll) und 2«(Zoll) Leitungen
des TMS »Samar« aus allen sechs
Ladetanks des TMS »Samar« gelöscht.
Aus der Tabelle auf Seite 5 des EVH-Berichts
geht hervor, dass 367.250 m³ in den
Landtank 606 verladen wurden, dann am
21. März 2018 379.911 m³ in den Landtank
601 und 442.562 m³ in den Landtank 617.
Um 10:59 Uhr war die Verladung abgeschlossen.
Aus der Tabelle geht hervor,
dass alle drei Landtanks bereits vor dem
Löschen mit dem Produkt gefüllt waren:
7.782 m³ im Landtank 606, 8.428 m³ im
Landtank 606 und 249.424 m³ im Landtank
617.
4.18. Namens C. wurde in der Verhandlung
ausgesagt, dass die vor dem Löschen
genommenen Proben ins Labor
gehen, wo eine visuelle Prüfung stattfindet
und an den Proben gerochen wird.
Wird die Probe für gut befunden, dann
wird die Genehmigung zum Löschen erteilt.
4.19. Nach dem Verladen wurde aus
dem Landtank 606 eine Probe entnommen.
Dabei wurde kein ungewöhnlicher
Geruch festgestellt. Nachdem der
ungewöhnliche Geruch am 23. März
2018 festgestellt worden war, wurde
dem Landtank 601 eine Probe entnommen.
Dabei wurde kein ungewöhnlicher
Geruch festgestellt. Auch die Probe, die
vor dem Löschen dem Ladetank des TMS
»Samar« entnommen worden war, war
‹bland› (neutral).
4.20. A führt unter retained samples (Seite
8 EVH-Bericht) an, dass die folgenden
Proben verfügbar waren:
• Landtank 617 14/3 end of filling –
• Landtank 617 21/3 end of filling –
TMS »Samar« 20/3 Ankunft
TMS »Samar« 20/3 nach der Beladung
Landtank 617 23/3 nach der Feststellung
4.21. C. stützt ihr Vorbringen, der Geruchsschaden
sei während des Transports
entstanden, auf die gemeinsame
Geruchs-Expertise (parties nosed the
samples) der folgenden Proben:
• eine Probe aus dem Landtank 617 nach
Eingang der vorherigen Ladung Sonnenblumenöl
aus einem anderen Tankmotorschiff
am 14. März 2018, kein ungewöhnlicher
Geruch (bland);
• eine Probe entnommen beim Laden
des TMS »Samar« in Amsterdam am
19. März 2018, kein ungewöhnlicher
Geruch;
• eine von S. für gut befundene first foot
Probe aus den Ladetanks von TMS
»Samar«;
• eine vor der Verladung aus dem TMS
»Samar« am 20. März 2018 dem Ladetank
5C oder 6C entnommene Probe,
anfangs kein ungewöhnlicher Geruch.
An dieser Probe haben die gemeinsamen
Sachverständigen am 12. April
2018 gerochen. Dabei wurde ein ungewöhnlicher
Geruch festgestellt. Der
Sachverständige A führt (in Addendum
II) an, was vom Sachverständigen D. in
der Verhandlung substantiiert bestritten
wurde, dass nachdem man das Öl
auf seine Veranlassung hin auf 40 Grad
Celsius erhitzt hatte, ein sehr schwacher
ungewöhnlicher Geruch festgestellt
worden war;
• eine aus dem Landtank 606 nach Verladung
am 20. März 2018 entnommene
Probe, kein ungewöhnlicher Geruch
• eine dem Landtank 617 nach Verladung
am 20. März 2018 entnommene Probe.
Diese Probe wurde von C. Belgien anfangs
für gut befunden, bei einem erneuten
Test am 12. April 2018 wies diese
Probe jedoch einen ungewöhnlichen
Geruch auf.
• eine dem Landtank 617 after discovery
(nachdem beim bottelen ein ungewöhnlicher
Geruch festgestellt worden
war) am 23. März 2018 entnommene
Probe; ungewöhnlicher Geruch festgestellt;
• eine dem Landtank 601 after discovery
am 23. März 2018 entnommene Probe,
kein ungewöhnlicher Geruch festgestellt.
Laut C. ist das Waschwasser des TMS
»Samar«, mit dem die Ladetanks sauber
gemacht wurden und das beim Verladen
über die Nachlenzleitungen mit abgelaufen
sein soll, die Ursache für den Geruchsschaden.
Dies würde auch erklären,
warum der ungewöhnliche Geruch nur im
Landtank 617 festgestellt wurde, so C., da
die Nachlenzleitungen erst am Ende des
Verladevorgangs geöffnet worden seien
und so das Waschwasser in den letzten
Landtank gelangen konnte. Eine weitere
Möglichkeit wäre eine mikrobiologische
(Sammlung Seite 2674)
Binnenschifffahrt 08 | 2020
63
ECHt
Verunreinigung an Bord des Schiffes,
weswegen der ungewöhnliche Geruch
erst später festgestellt wurde.
4.22. I und B haben bestritten, dass der Geruchsschaden
an Bord des TMS »Samar«
verursacht wurde. Diesbezüglich haben
sie angeführt, dass die Ladung in gutem
Zustand in das Schiff hinein und auch in
gutem Zustand wieder herausgekommen
sei. Die Ladung wurde in die Landtanks
601, 607 und 617 verladen und nur das
Öl in Tank 617 war, wie sich im Nachhinein
herausstellte, mit einem ungewöhnlichen
Geruch behaftet. Hätte die Ursache
an Bord des Schiffes gelegen, dann hätte
auch das Öl in den übrigen Landtanks
einen ungewöhnlichen Geruch haben
müssen. Darüber hinaus kann die Ursache
nicht am Waschwasser gelegen haben,
dass mit dem Öffnen der Nachlenzleitungen
mit abgelaufen sein soll, da die
Nachlenzleitungen während der gesamten
Verladezeit geöffnet waren und aus dem
Bottom Sample vom Landtank 617 hervorgeht,
dass kein Wasser beim Öl war. Außerdem
wurde – durch Essensor – nicht
festgestellt, dass der ungewöhnliche Geruch
mit dem Geruch des Waschwassers
übereinstimmte. Zudem haben I und B bestritten,
dass die Probe, die vor dem Löschen
dem TMS »Samar« entnommen
wurde, in Anwesenheit der gemeinsamen
Sachverständigen erwärmt und erneut getestet
worden sei, da der Sachverständige
von V. ausgesagt hat, bei einem derartigen
Test nicht anwesend gewesen zu sein.
Darüber hinaus wurde keine Kontamination,
d.h. Vermischung des Sonnenblumenöls
mit irgendeiner anderen
Substanz festgestellt, so dass eine mikrobiologische
Verunreinigung an Bord
des TMS »Samar«, so die weitere Argumentation
von I und B, ausgeschlossen
werden könne. Hätte es eine mikrobiologische
Verunreinigung gegeben, dann
ließe sich nicht eindeutig sagen, wo diese
entstanden sein könnte, wobei sich
nicht ausschließen lasse, dass sie beim
Löschen des TMS »Samar« bei C. Belgien
entstanden sein könnte.
4.23. Das Gericht erwägt Folgendes. Fest
steht, dass die jeweiligen Sachverständigen
an der Probe, die dem Ladetank 5C
oder 6C des TMS »Samar« vor dem Löschen
entnommen worden war, gerochen
und gemeinsam festgestellt haben, dass
diese keinen Geruchsfehler hatte (Seite
14 EVH-Bericht). A hat in der Verhandlung
zu dieser Probe ausgesagt, dass sie
nicht versiegelt gewesen und bereits einige
Male gebraucht worden sei, A hat auf
entsprechende Nachfrage hin ausgesagt,
dass er sich die Tatsache, dass nur in dem
Landtank 617 und nicht in den Landtanks
601 und 606 ein Geruchsschaden festgestellt
worden war, nur so erklären könne,
dass sich die Verunreinigung nach der Probeentnahme
aus dem Landtank 617 (laut
A um 10:00 Uhr und laut D. um 10:52 Uhr)
und vor Beendigung der Entladung (um
10:59 Uhr) ereignet haben müsste.
C. hat angeführt, die Ursache des Geruchsschadens
habe an Bord des TMS
»Samar« gelegen. I und B haben dies substantiiert
bestritten. (Der Sachverständige
von) C. hat zur Ursache des Geruchsschadens
Hypothesen aufgestellt, die von
(dem Sachverständigen von) I und B widerlegt
wurden. Unter Berücksichtigung
der unter 4.16 bis 4.19 aufgeführten Ausführungen
und den substantiierten Bestreitungen
von I und B hat C. ihren Vortrag,
der Geruchsschaden sei während
des Transports entstanden (und I und B
hätten die Ladung nicht in dem Zustand,
in dem sie sie erhalten haben, abgeliefert),
nicht ausreichend substantiiert vorgebracht.
Der Beweis ist daher nicht geführt.
Verletzung des Barging Agreement
4.24. Außerdem hat C. angeführt, I habe
aufgrund der falschen Informationen zur
Vorladung (palmkernel oil) und entgegen
der Bestimmungen des Barging Agreement
ein nicht-Lebensmittel Produkt
als Vorladung transportiert, nämlich split
paim fatty acid distillate, welches das Barging
Agreement verletzt habe. Auch liege
eine Vertragsverletzung vor, so C., weil die
Ladetanks des Schiffs nicht mit sauberem
Waschwasser gewaschen worden seien.
4.25. Das Gericht erwägt Folgendes.
Was den Vortrag von C. betrifft, I habe
den Frachtvertrag verletzt, indem I falsche
Informationen zur Vorladung mitgeteilt
hatte, kann dieses Vorbringen C.
nicht von Nutzen sein, da jetzt fest steht
(siehe Seite 14 oben EVH-Bericht), dass
split palm fatty acid distillate für C. eine
akzeptable Vorladung ist und dass diese
Vorladung nicht den angeführten Geruchsschaden
verursacht hat. Dasselbe
gilt für das Vorbringen, I habe den Frachtvertrag
verletzt, indem das TMS »Samar«
nicht mit sauberem Wasser gewaschen
sein soll. Es wurde nicht festgestellt, dass
diese Unterlassung den vorgebrachten
Geruchsschaden verursacht hat. Darüber
hinaus hat C. nicht erläutert, ob und
warum sich aus dem Vertrag eine Verpflichtung
zur Säuberung der Ladetanks
mit sauberem Trinkwasser ergibt.
Unerlaubte Handlung
4.26. Schließlich hat C. angeführt, I und
B hafteten aus unerlaubter Handlung, indem
sie für den Transport ein nicht oder
unzureichend gereinigtes Transportmittel
zur Verfügung stellten, wodurch verunreinigte
Ladung in die Landtanks von
C. Belgien verladen wurde, wodurch die
in diesen Landtanks gelagerten Güter beschädigt
worden seien.
4.27. Auch diese Grundlage kann nicht
zur Stattgabe der Klage führen. C. hat in
diesem Zusammenhang – auch unter Berücksichtigung
der obigen Erwägungen
– nicht ausreichend dargelegt, dass die
Ursache des vorgebrachten Geruchsschadens
an Bord des TMS »Samar« gelegen
hat. C. hat – unter anderem – nicht
näher erläutert, woraus die unerlaubte
Handlung, die sie I und/oder B vorwirft,
besteht.
4.28. Daraus folgt, dass die Klage von
C. zurückgewiesen wird. Einer durch C.
vorgenommenen Klageerweiterung wird
nicht stattgegeben.
4.29. Als unterlegene Partei wird C. zur
Zahlung der Verfahrenskosten verurteilt
Die Kosten auf Seiten von sowohl I als
B sind veranschlagt auf: Gerichtsgebühren
4.030,00 €, Rechtsanwaltshonorar
4.804,00 € (2,0 Punkte x 2.402,00 € Tarif)
Insgesamt 8.834,00 €
4.30. Der vom B beantragten Verurteilung
zur Zahlung der Folgekosten kann
im Rahmen dieses Verfahrens nur dann
stattgegeben werden, sofern die Kosten
zu diesem Zeitpunkt veranschlagt werden
können. Daher sind die Folgekosten
von der in der Entscheidung genannten
Partei zu tragen.
5. Die Entscheidung
Das Gericht
5.1. weist die Klage zurück,
5.2. verurteilt C. zur Zahlung der Verfahrenskosten
von I und von B, seitens I sowie
seitens B. bis zum heutigen Tag veranschlagt
auf 8.834,00 €‚
5.3. verurteilt C. zur Zahlung der nach diesem
Urteil auf der Seite der B. entstehende
Kosten, veranschlagt auf 157,00 C. Rechtsanwaltshonorar,
zuzüglich, sollte C. nicht
innerhalb von 14 Tagen nach der Bekanntgabe
des Urteils gezahlt haben und sollte
daraufhin eine Zustellung des Urteils erfolgen,
82,00 € Rechtsanwaltshonorar und
die Kosten für die Zustellung des Urteils,
5.4. erklärt dieses Urteil in Bezug auf die
Verurteilungen für vorläufig vollstreckbar.
Anmerkung der Redaktion:
Im nächsten Heft folgt anlässlich der vorstehend
widergegebenen Entscheidung
ein Beitrag zu Ladungsschäden bei Tankschiffstransporten
im Lichte des CMNI
und CDNI.
64
Binnenschifffahrt 08 | 2020
(Sammlung Seite 2675)
BDS
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746-377 | Fax -569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de
Richtlinie Berufsqualifikationen: Fragen um die neuen Regelungen ab 2022
In den letzten Wochen sind beim BDS
mehrfach Fragen eingegangen zu den
Veränderungen, die mit der Umsetzung
der richtlinie Berufsqualifikationen auf
die Binnenschifffahrt zukommen werden.
Der Januar 2022 rückt näher, so dass
jeder sich beizeiten darüber informieren
sollte, was sich ändern wird. Zum teil
sind offensichtlich bereits Missverständnisse
entstanden und in Umlauf geraten,
die so nicht stehenbleiben sollen.
Das Wichtigste vorab: Niemand, der eine
Qualifikation erworben hat, soll schlechter
gestellt werden, als heute. Und man muss
auch keine neue Patentprüfung ablegen.
Die richtlinie regelt die Voraussetzungen
der Erteilung und Anerkennung
von Berufsqualifikationen in der Binnenschifffahrt.
Sie gilt für alle Mitglieder einer
Decksmannschaft sowie für Sachkundige
für die Fahrgastschifffahrt und
Sachkundige für Flüssiggas, die auf den
Wasserstraßen der EU, einschließlich des
rheins, arbeiten. Sie alle brauchen künftig
ein Unionsbefähigungszeugnis.
Darüber hinaus verlangt die richtlinie
vom Schiffsführer zusätzlich besondere
Berechtigungen für
• das Befahren von Binnenwasserstraßenabschnitten
mit besonderen risiken,
• das Befahren von Binnenwasserstraßen
mit maritimem Charakter,
• das Führen von Fahrzeugen unter radar,
• das Führen von Schiffen, die mit Flüssiggas
betrieben werden,
• das Fahren in Großverbänden (Produkt
aus Gesamtlänge und Gesamtbreite
des geschobenen Fahrzeugs
7.000 m2 oder mehr)
Was wird aus gültigen Qualifikationen?
Patente (A,B und rheinpatent) sowie die
im Schifferdienstbuch eingetragenen Qualifikationen
bleiben noch bis 2032 gültig.
Das heißt, bis zum Ablauf des Übergangszeitraumes
2032 können diese Qualifikationen
auf den Binnenwasserstraßen verwendet
werden, für die sie bis zum 17.
Januar 2022 (Umsetzungszeitraum) gelten.
Nach Ablauf des Übergangszeitraums
muss die entsprechende Qualifikation
nicht neu erworben werden. Es muss aber
ein Unionsbefähigungszeugnis (rechtzeitig)
beantragt werden, das dann anstelle
des bisherigen Patents die Qualifikation
nachweist. Das gleiche gilt für die Eintragungen
im Schifferdienstbuch als Matrose,
Bootsmann und Steuermann.
Das beantragte neue Zeugnis muss
den Anforderungen des alten ähneln
oder darunter liegen. Die richtlinie sieht
ausdrücklich vor, dass die Mitgliedstaaten
zuvor erworbene Berechtigungen soweit
wie möglich schützen, wozu auch die
oben genannten besonderen Berechtigungen
gehören. Wenn das Patent also zum
Beispiel die Berechtigung zum Befahren
von Wasserstraßen mit maritimem Charakter
sowie von Strecken mit besonderen
risiken (Streckenpatent) umfasste, dann
werden anstelle dessen ein Unionsbefähigungszeugnis
und die entsprechenden besonderen
Befähigungen ausgestellt, deren
Voraussetzungen erfüllt sind.
Eine Sonderregelung gibt es bei Fähren,
hier gilt die Übergangsfrist für die
Befähigungszeugnisse bis Januar 2042.
Allerdings hat der heutige Fährführerschein
keine genaue Entsprechung in der
richtlinie, so dass geklärt werden muss,
wie sicherzustellen ist, dass der Inhaber
auch nach 2042 weiter als Fährführer tätig
sein kann.
Erwerb des Unionsschiffsführerpatents
Anders, als bisher in Deutschland üblich,
kann das Patent nach dem 17. Januar
2022 nicht mehr nur mit einer theoretischen
Prüfung erworben werden, sondern
es muss zusätzlich eine praktische
Prüfung auf einem Schiff oder an einem
Simulator abgelegt werden. In der regel
wird es der Simulator sein.
Die praktische Prüfung wird aus zwei
teilen bestehen – der reiseplanung und
der reisedurchführung. Der teil reiseplanung
enthält 40 Elemente, die ihrer Bedeutung
entsprechend in zwei Kategorien unterteilt
sind. Aus jeder Kategorie werden
zehn Elemente ausgewählt und abgeprüft.
Der teil reisedurchführung enthält zwölf
Elemente, die alle abzuprüfen sind.
Ab Januar 2022 wird eine Patentprüfung
ohne praktische Prüfung nicht
mehr möglich sein. Da die Prüfung insgesamt
einiges an Anforderungen aufweist,
sollte man sich bei Bedarf rechtzeitig
um eine Vorbereitung kümmern.
Eine wichtige Änderung ist beim Matrosen
erfolgt. Ein Erwerb dieser Qualifikation
ausschließlich über Fahrzeit ist ab
2022 nicht mehr möglich. Das heißt, dass
derjenige, der jetzt Fahrzeit für die Qualifikation
Matrose sammelt, diese bis Ende
2021 abgeleistet und eingetragen haben
muss, um noch die Qualifikation Matrose
ohne Prüfung erwerben zu können. Wer
keine Prüfung ablegt, bleibt Decksmann.
Die Anforderungen an die praktische
Prüfung sind zur Zeit noch in Arbeit.
Die Kompetenzen, über die ein Matrose
verfügen muss, sind aber aus den Befähigungsstandards
für die Betriebsebene
ersichtlich. Die Qualifikationen Bootsmann
und Steuermann können – nach
der Matrosenprüfung – auch weiterhin
über Fahrzeit erworben werden.
Berufsausbildung Binnenschiffer
Die Ausbildung zum Binnenschiffer/Binnenschifferin
wird zunächst weitergeführt,
soll aber den neuen Anforderungen
angepasst werden. In der Juli-Ausgabe dieses
Magazins haben wir an gleicher Stelle
über die Vorschläge zur Neuordnung der
Berufsausbildung berichtet. Dieses Verfahren
steht aber erst ganz am Anfang.
Die richtlinie Berufsqualifikationen
(EU) 2017/2397 vom 12. Dezember
2017 findet man bei EUr-lex. Die Standards
für die praktische Prüfung zum
Schiffsführer, sämtliche Befähigungsstandards
und weitere Standards wie
zum Beispiel für die medizinische tauglichkeit
sind in der delegierten richtlinie
(EU) 2020/12 vom 02. August 2019 aufgeführt,
ebenfalls bei EUr-lex.
Alle bereits durch CESNI beschlossenen
Standards (auch die, die noch nicht
in einer delegierten richtlinie stehen)
findet man unter www.cesni.eu unter ES
QIN 2019. Auf der Webseite der GDWS
gibt es einen Flyer zur richtlinie.
66
Binnenschifffahrt 08 | 2020
IMPrESSUM
Fortführung der
Binnenschiffahrt
und Wasserstraßen
Zeitsch rift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang
Die Binnenschifffahrt ist offzielles Organ und Mitteilungsblatt für:
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg
Deutscher Fähr-Verband, rüdesheim
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, rotterdam
Hafentechnische Gesellschaft e.V., Hamburg
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg
Moselkommission, trier
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg
Zentralkommission für die rheinschifffahrt, Straßburg
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers
BrAUEr Maschinentechnik AG ....................................... 23
E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH ........... 33
Fischer Abgastechnik GmbH & Co. KG ............................... 27
Hafen Stuttgart GmbH (HSG) .......................................... 35
HCC Hessisches Competence Center ................................. 53
Internationales Maritimes Museum Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Johann Bunte Bauunternehmung GmbH & Co. ..................... 43
Kadlec & Brödlin GmbH ................................................. 7
MArtIN Systems GmbH ............................................... 29
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG .......................... 25, 59, U4
Messe Kalkar, Kernwasser Wunderland Freizeitpark GmbH ...... 65
Neckarhafen Plochingen GmbH ....................................... 37
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG ................................ 19
Podszuck GmbH ........................................................ U2
ralf teichmann GmbH .................................................. 38
rheinCargo GmbH & Co. KG .......................................... 15
Schiffswerft Bolle GmbH Derben ...................................... 32
Schottel GmbH ........................................................ titel
schwarz technik Gesellschaft für Kommunikation
und Navigation mbH ..................................................... 3
Spedition Kübler GmbH ................................................. 39
VSV Vereinigte Schiffs-Versicherung V.a.G. ......................... 13
Werft Malz GmbH ........................................................ 6
Wessels GmbH ............................................................ 28
Wittig GmbH .............................................................. 5
Das Anzeigenverzeichnis dient der leserorientierung.
Es ist kein Bestandteil des An zeigen auftrags. Der Verlag übernimmt keine Gewähr
für richtigkeit und Vollständigkeit.
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Binnenschifffahrt
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK
Herausgeber
Prof. Peter tamm †
Heinz-Josef Joeris (Präsident), Verein für europäische
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,
reinhard Klingen (1. Vorsitzender),
Hafentechnische Gesellschaft e.V.,
Geschäftsführung
Peter tamm, Thomas Bantle
Redaktion
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)
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redakteur: Thomas Wägener (tWG)
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Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)
Christian Knoll (ck, Berlin, ostdeutschland)
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)
Josef Müller (jom, Österreich)
rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, recht)
Redaktionsbeirat
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,
Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;
Marcel lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und
Wasserstraßen e.V., Duisburg;
reinhard Klingen, 1. Vorsitzender der Hafentechnischen
Gesellschaft e.V., Hamburg;
rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen
Binnenschiffahrt e.V.;
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik
und transport systeme e.V. Duisburg (DSt), Duisburg.
Redaktionsvorbehalt
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vorbehalten. Kein teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm
oder ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert werden.
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Binnenschifffahrt 08 | 2020
67
.................................................................
DIE GANZE WELT DER SCHIFFFAHRT
NEU
........................................
ISBN 978-3-7822-1319-6
........................................
ISBN 978-3-7822-1076-8
......................................
ISBN 978-3-7822-1372-1
Die maritime Welt zwischen zwei Buchdeckeln –
auch in diesem Jahr bietet Köhlers FlottenKalender
wieder ein Kaleidoskop historischer und aktueller
Themen aus der zivilen und der militärischen
Schifffahrt.
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ISBN 978-3-7822-1090-4
Aus dem Inhalt:
• Chinas Seidenstraße • Pläne für die Arktis
• Im Offshore-Geschäft geht es immer noch größer
• Von der Moskwa an die Newa
• Harte Strafen an Bord • Seenotfall »Helga Bolten«
• Canaris »Geistersegler« • K.u.K.-Marine fotografiert
• 225 Jahre Meyer Werft • Chinas Seemacht
• Fregattenklasse F122 • Binnenminensuchboote
• Die Glocke der »Leipzig«
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ISBN 978-3-7822-1316-5
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ISBN 978-3-7822-1252-6
AUTO • FOTOGRAFIE • GENUSS • GESCHICHTE • HAMBURG • KALENDER • KREUZFAHRT • KUNST • MUSIK • REISE • SCHIFFFAHRT • TECHNIK
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