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BS 07-2020

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Binnenschifffahrt<br />

<strong>07</strong><br />

<strong>2020</strong><br />

DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />

SCHIFFFAHRT<br />

»Suncat 120« –<br />

der Name ist Programm 8<br />

TECHNIK<br />

Volles Licht,<br />

geringe Kosten 22<br />

HÄFEN<br />

Schwergewichtige Rolle für<br />

das Binnenschiff 38<br />

ISSN 0939191-6<br />

<strong>07</strong><br />

9 770939 191001<br />

Juli <strong>2020</strong> | 75. Jahrgang<br />

ISSN 0939-1916 | C 4397 D | € 10,50<br />

www.binnenschifffahrt-online.de<br />

Titel 1/1 in


Marine<br />

DIE KÖNIGLICHE IDYLLE<br />

BEWAHREN – MIT<br />

SHELL GTL FUEL MARINE<br />

Im malerischen Allgäu liegt Deutschlands größter Stausee –<br />

der Forggensee. Mehr als 100.000 Fahrgäste jährlich<br />

genießen das Angebot der Forggensee-Schifffahrt nahe<br />

des weltberühmten Schlosses Neuschwanstein.<br />

Um den Umweltschutz und die Besucherzufriedenheit zu verbessern,<br />

wurden die Personenschiffe jetzt auf Shell GTL Fuel Marine<br />

umgestellt: Ein hochreiner Dieselkraftstoff auf Erdgasbasis,<br />

der neben Laufruhe und reduzierter Geruchs- und Abgasentwicklung<br />

auch eine bessere biologische Abbaubarkeit<br />

bietet. Der technische Betriebsleiter Dirk Schranz erzählt:<br />

„Immer wieder kommt die Frage von den Fahrgästen, ob<br />

unsere Schiffe nun elektrisch angetrieben werden. Der Effekt<br />

ist erstaunlich. Es ist kaum spürbar, dass es sich um Dieselverbrennungsmotoren<br />

handelt.” Auch der Wartungsaufwand<br />

und der Verschleiß der Schiffsmotoren wurden reduziert.<br />

Möchten Sie diese Vorteile auch für Ihr Unternehmen nutzen?<br />

Mehr über Shell GTL Fuel Marine erfahren Sie auf unserer<br />

Website shell.de/gtl oder senden Sie uns eine<br />

Mail: fuels-anfragen-de@shell.com,<br />

Telefon: +49 40 80 90 80 5 25.


EDITorIal<br />

Krischan Förster<br />

Chefredakteur<br />

Raus aus dem Krisenmodus<br />

auf den Flüssen sind wieder Flusskreuzer<br />

und Fahrgastschiffe zu sehen.<br />

Es sind die ersten, noch zaghaften Versuche,<br />

nach einer langen Zwangspause<br />

und einer bislang ausgefallenen Saison<br />

zu einer gewissen Normalität zurückzukehren.<br />

Der nahezu flächendeckend<br />

ausgerufene ausnahmezustand mit<br />

lockdown und Home offce ist (vorerst)<br />

beendet.<br />

Ist die Krise damit vorbei? Vermutlich<br />

nicht, noch lange nicht. Niemand<br />

kann mit Bestimmtheit sagen, wie<br />

sich die Pandemie weiter entwickelt,<br />

ob noch eine zweite oder sogar eine<br />

dritte Welle droht. Insofern ist diese<br />

Corona krise nicht ausgestanden, die<br />

heute schon eine weitaus schlimmere<br />

ist als jene nach der lehman-Pleite<br />

von 2008.<br />

Deutschlands Krisenmanagement<br />

gilt weltweit als vorbildlich, sowohl in<br />

Bezug auf die Eindämmung der Infektionen<br />

als auch auf staatliche Hilfsprogramme.<br />

Eine Summe von rund einer<br />

halbe Billion Euro, die der Bund zur<br />

Verfügung gestellt hat, ist bislang beispiellos.<br />

aber wird das reichen? Das<br />

hängt davon ab, wie lange und wie<br />

schwer diese Krise anhalten wird. Viele<br />

hätten jetzt gern die berühmte Glaskugel<br />

für einen Blick in die Zukunft.<br />

ohne sie bleiben alle Vorhersagen<br />

spekulativ, paart sich kaum belastbares<br />

Wissen mit der Hoffnung auf ein<br />

baldiges Verschwinden des Covid-19-<br />

Virus.<br />

Was bleibt also darüber hinaus?<br />

Das land – Politik, Wirtschaft und jeder<br />

Einzelne – muss wohl oder übel,<br />

irgendwann und irgendwie aus dem<br />

Krisenmodus kommen. Die Welt, wie<br />

wir alle sie kannten, mit all den über<br />

Jahrzehnte vertraut gewordenen Gewohnheiten,<br />

regularien und vermeintlichen<br />

Gesetzmäßigkeiten, ist vielleicht<br />

für immer verloren. Es kommt jetzt darauf<br />

an, nicht nur die akute (finanzielle)<br />

Not zu meistern, sondern den Blick<br />

wieder nach vorn zu richten.<br />

Es gilt, einen womöglich unabwendbaren<br />

Wandel nicht nur zu bewältigen,<br />

sondern auch aktiv und mutig zu gestalten.<br />

Dazu gehören nach den absolut<br />

notwendigen Krisenhilfen demnächst<br />

auch strategische Konzepte, wie Investitionen<br />

des Staates ebenso wie die<br />

der Unternehmen zukunftsfähig und<br />

nachhaltig eingesetzt werden und wie<br />

aus dieser in jeder Hinsicht verheerenden<br />

Krise auch Chancen genutzt werden<br />

können.<br />

Der Klimaschutz steht dabei ebenso<br />

auf der agenda wie die Digitalisierung,<br />

nachhaltiges Wirtschaften genau<br />

so wie ein Neudenken vieler Produktions-<br />

und logistikprozesse oder die<br />

Veränderung der arbeitswelt. Dieser<br />

Weg wird kein einfacher sein, und er<br />

bleibt überschattet von vielen Unwägbarkeiten.<br />

Doch er ist alternativlos.<br />

Viel Spaß beim lesen wünscht<br />

Aktuelle Informationen unter www.binnenschifffahrt-online.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

3


INHalT <strong>07</strong> <strong>2020</strong><br />

8<br />

22<br />

3 EDITORIAL<br />

3 – raus aus dem Krisenmodus<br />

30 JOBBÖRSE<br />

30 – Besatzungsregelungen werden überarbeitet<br />

5 PERSONALIEN<br />

6 NACHRICHTEN<br />

8 SCHIFFFAHRT<br />

8 – »Suncat 120« – der Name ist Programm<br />

11 – lNG-Fähre schwimmt auf dem Bodensee<br />

13 – Plantours tauft die »lady Diletta«<br />

14 – NPrC –85 Jahre Kontinuität auf dem Wasser<br />

16 – Erst ferngesteuert, dann selbstfahrend<br />

18 SCHIFFSTECHNIK<br />

18 – argonics –Immer in der Spur<br />

20 – lED –ihr Einsatz macht sich bezahlt<br />

22 – Volles licht, geringe Kosten<br />

24 – »Maranta« schont die Umwelt<br />

25 – Entgasungsverbot soll ausgeweitet werden<br />

26 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

26 – Bremen schaff mehr landstromanschlüsse<br />

27 – Erste Schritte zur Co2-reduzierung<br />

28 – rotterdam plant autonome Transporte<br />

29 – antwerpen will abfertigung beschleunigen<br />

32 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

32 – HGK legt rekordergebnis vor<br />

35 – Duisburgs Energiekonzept als Vorbild?<br />

36 – Wasserstraßen digital gespiegelt<br />

38 – Schwergewichtige rolle für das Binnenschiff<br />

40 – online-Plattform wird erweitert<br />

41 – C-Port wird zur Innovationsplattform<br />

42 – Neue lagermöglichkeiten für Holzpellets<br />

43 – Pläne zum oder-ausbau ernten Kritik<br />

44 – Elbschifffahrtstag: Hoffnung für die Elbe?<br />

46 – »Die EaU ist Standardwerk im Wasserbau«<br />

48 BUYER’S GUIDE<br />

53 HTG-INFO<br />

56 RECHT<br />

58 BDS<br />

56 – Binnenfrachtvertrag, Seefrachtvertrag und<br />

Multimodaltransport<br />

59 IMPRESSUM<br />

Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />

Binnenschifffahrt<br />

DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />

Verein für europäische<br />

Binnenschifffahrt und<br />

Wasserstraßen e.V.<br />

Hafentechnische<br />

Gesellschaft e.V.<br />

Titelfoto © Wägener<br />

4<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


PErSoNalIEN<br />

■ VOLVO PENTA: Heléne Mellquist<br />

ist zur Präsidentin der maritimen<br />

Sparte Volvo Pentas<br />

und zum neuen Mitglied<br />

im Management<br />

der gesamten<br />

Volvo-Gruppe ernannt<br />

worden. Sie ersetzt<br />

Björn Ingemanson,<br />

»der nach einer<br />

langen und erfolgreichen Karriere in den<br />

ruhestand gehen wird«, wie das Unternehmen<br />

mitteilt. Mellquist war zuletzt<br />

Präsidentin der Europa-abteilung von<br />

Volvo Trucks, ihre Karriere bei der Volvo-Gruppe<br />

begann sie 1988.<br />

■ EVOS: Ulfert Cornelius hat mit Wirkung<br />

zum 1. Juli die Geschäftsführung<br />

von Evos Hamburg,<br />

einem Tanklager<br />

für Mineralöl -und<br />

Chemieprodukte im<br />

Hamburger Hafen<br />

übernommen. Der<br />

52-Jährige ersetzt Jos<br />

Steeman einige Monate<br />

nachdem das Tanklager einen neuen<br />

Eigner bekommen hat. Cornelius blickt<br />

auf 20 Jahre Erfahrung im Tanklagergeschäft<br />

zurück. Seit dem Jahr 2000 war<br />

er bei oiltanking Deutschland aktiv, seit<br />

2011 als Geschäftsführer.<br />

■ FPS: Milinko Godjevac schließt sich<br />

als Senior Integration advisor dem<br />

Unternehmen Future<br />

Proof Shipping<br />

(FPS) in rotterdam<br />

an. In seiner neuen<br />

rolle soll sich Godjevac<br />

auf alle technischen<br />

aspekte im<br />

Zusammenhang mit<br />

der Systemintegration von Batterie- und<br />

Wasserstoffantriebskomponenten konzentrieren<br />

und externe Parteien beraten,<br />

wie eine echte Null-Emissions-Schifffahrt<br />

erreicht werden kann.<br />

Personalie des Monats: Hendrik Stöhr wird Geschäftsführer bei Deymann<br />

■ DEYMANN: Hendrik Stöhr (l.) ist mit Wirkung zum 1. Juli <strong>2020</strong> zum neuen<br />

Geschäftsführer der reederei Deymann ernannt worden. Der bisherige Prokurist<br />

der Harener reederei ist bereits seit zwölf Jahren bei dem Unternehmen beschäftigt.<br />

Durch seine jahrelange Expertise und die langjährige Betriebszugehörigkeit<br />

erfülle Hendrik Stöhr die idealen Voraussetzungen, um die Position der<br />

Geschäftsführung zu übernehmen, teilte die Harener reederei mit. »Hendrik<br />

Stöhr hat durch seinen kontinuierlichen Einsatz einen großen Beitrag zum Erfolg<br />

unseres Unternehmens beigetragen«, sagt Eigentümer und Geschäftsführer<br />

Martin Deymann. Stöhr ist somit zweiter Mann im Management.<br />

■ DMZ: Claus Brandt ist neuer Geschäftsführer<br />

des Deutschen Maritimen<br />

Zentrums<br />

(DMZ). Er folgt auf<br />

Wolfgang Sichermann,<br />

der Ende<br />

März überraschend<br />

angekündigt hatte,<br />

seinen Posten aus<br />

persönlichen Gründen<br />

abzugeben. als langjähriger Partner<br />

und leiter des Maritimen Kompetenzzentrums<br />

bei PricewaterhouseCoopers<br />

verfüge Brandt über eine tiefgreifende<br />

Kenntnis der unterschiedlichen Teilbranchen<br />

der maritimen Wirtschaft<br />

und wisse zudem um die anforderungen<br />

und arbeitsweisen der öffentlichen<br />

Hand, so das DMZ, das Sichermann seit<br />

april 2018 geleitet hatte.<br />

■ SPC: Markus Nölke hat als Geschäfftsführer<br />

des ShortseaShipping Inland<br />

Waterway Promotion<br />

Center (spc) turnusmäßig<br />

am 1. Juni<br />

die Präsidentschaft<br />

im European Shortsea<br />

Network (ESN)<br />

übernommen. Damit<br />

wird die Tradition<br />

fortgesetzt, die Präsidentschaft im<br />

ESN analog zur EU-ratspräsidentschaft<br />

zu vergeben. Nach Kroatien<br />

wird Deutschland das ESN bis zum<br />

31. Dezember <strong>2020</strong> vertreten und danach<br />

die Präsidentschaft an das portugiesische<br />

spc übergeben. Das ESN<br />

ist die europäische Dachorganisation<br />

der europäischen Shortsea Promotion<br />

Center.<br />

Binnenschifffahrt 06 | <strong>2020</strong><br />

5


NaCHrICHTEN<br />

GEBAUT BEI VAHALI<br />

Phoenix tauft neues Flusskreuzfahrtschiff »Andrea«<br />

Der Flusskreuzfahrtanbieter Phoenix reisen<br />

hat sein neues Schiff auf den Namen<br />

»andrea« getauft. Der Neubau ist bereits<br />

auf rhein und Mosel unterwegs.<br />

In einer kleinen feierlichen Zeremonie<br />

wurde am 30. Juni der neueste Flussflottenzugang<br />

für Phoenix reisen in Bonn in<br />

Dienst gestellt.<br />

Die »andrea« wurde bei Vahali in den<br />

Niederlanden im auftrag der renommierten<br />

reederei rijfers gebaut. Sie hat<br />

eine länge von 135 m. auf vier Decks<br />

sind komfortable Kabinen, zum Großteil<br />

mit französischem Balkon, zwei restaurants,<br />

eine Panoramalounge und ein<br />

weitläufiges Sonnendeck mit Pool untergebracht.<br />

Schon fast Tradition sind mittlerweile<br />

bei Phoenix reisen Schiffsnamen mit dem<br />

anfangsbuchstaben »a«. Getauft wurde<br />

das Schiff von andrea lejckova-rijfers,<br />

die Gattin des reeders, den christlichen<br />

Der Phoenix-Neuzugang »Andrea«<br />

Seefahrersegen erhielt die »andrea« von<br />

Pfarrer raimund Blanke.<br />

»In den besonderen Zeiten aufgrund der<br />

behördlichen Coronavorgaben zeigte sich<br />

wieder einmal mehr, wie gut Phoenix reisen<br />

das familiäre und überschaubare Miteinander<br />

beherrscht, dabei aber alle nötigen<br />

Sicherheits- und Hygienevorkehrungen<br />

berücksichtigt«, so das Unternehmen. Die<br />

Phoenix-reisen mit der neuen »andrea«<br />

finden während der verbleibenden Saison<br />

in diesem Jahr auf rhein und Mosel statt.■<br />

© Phoenix<br />

ANDERNACH<br />

Verzicht auf nächtlichen Schüttgutumschlag<br />

Einige anreiner des Hafens andernach<br />

fühlen sich seit geraumer Zeit durch lärmemissionen<br />

belästigt. Vor allem Bürger<br />

aus der benachbarten Stadt Neuwied aus<br />

den ortsteilen Feldkirchen und Irlich<br />

fühlen sich durch die lärm, den die Güterverladung<br />

verursacht, gestört.<br />

ausgelöst durch die Genehmigung zur<br />

Errichtung einer zweiten Containerbrücke<br />

im rheinhafen andernach, wurden,<br />

parallel zur Klage der Stadt Neuwied gegen<br />

eben diese Genehmigung der Struktur-<br />

und Genehmigungsdirektion Nord<br />

(SGD), in den vergangenen Wochen intensive<br />

Verhandlungen zwischen Vertretern<br />

der Stadt Neuwied und den Verantwortlichen<br />

der Stadtwerke geführt. als<br />

Ergebnis verpflichten sich die Stadtwerke<br />

andernach freiwillig in der regel auf<br />

geräuschintensive Schüttgutverladung in<br />

den Nachtstunden zu verzichten. Darüber<br />

hinaus installiert der Hafenbetreiber weitere<br />

technische Einrichtungen zur lärmreduzierung<br />

an Siloanlagen und Verladefahrzeugen.<br />

Schließlich etablieren die<br />

Stadtwerke zudem organisatorische Maßnahmen,<br />

die dazu beitragen sollen, unterschiedliche<br />

Geräuschemissionen zu<br />

verhindern, zu bestimmten Zeiten zu vermeiden<br />

und Geräuschspitzen zu mildern.<br />

Im Gegenzug zieht die Stadt Neuwied die<br />

Klage gegen die Genehmigung der Containerbrücke<br />

zurück.<br />

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6<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


NaCHrICHTEN<br />

INNOVATIONSPREIS<br />

Fraunhofer IGP zeichnet Ostseestaal aus<br />

ostseestaal darf sich über eine weitere<br />

auszeichnung freuen. Das Fraunhofer<br />

IGP hat dem Unternehmen aus Stralsund<br />

den Zukunfts- und Innovationspreis für<br />

das Projekt HakU zur automatisierung<br />

eines Produktionsprozesses verliehen.<br />

Das Fraunhofer IGP arbeitet seit<br />

2016 mit der Firma ostseestaal und der<br />

Universität rostock im Projekt zur Entwicklung<br />

eines Handhabungssystems für<br />

die automatisierte kaltplastische Umformung<br />

(HakU) zusammen.<br />

»Die Firma ostseestaal will und braucht<br />

eine automatikpresse! Zur Sicherung der<br />

Zukunft unseres Kerngeschäfts ist die automatikpresse<br />

ein wesentliches Ziel«, sagt<br />

Projektleiter Harry Schellhorn von ostseestaal.<br />

Der abschluss des Projektes HakU ist<br />

ein erster Schritt zur Entwicklung des automatisierbaren<br />

Handhabungssystems. Man<br />

habe es geschaff, eine maßgeschneiderte<br />

Produktionsanlage für die Umformung<br />

v. l.: Harry Schellhorn und Maximilian Müller nehmen den Preis von<br />

Tobias Handreg und Pascal Froitzheim entgegen<br />

von zweiachsig gekrümmten Blechen zu<br />

entwickeln, die in der kommenden Erprobungsphase<br />

auf Herz und Nieren überprüft<br />

werden könne, fügt Pascal Froitzheim, Projektleiter<br />

vom Fraunhofer IGP, hinzu. Der<br />

Energieverbrauch sinke, da Produktionsschritte<br />

entfielen und effektiver gefertigt<br />

werden könne.<br />

Für ostseestaal ist es nicht die erste<br />

auszeichnung. Im Jahr 2018 bekam das<br />

Unternehmen den Solarpreis für die Mosel-Fähre.<br />

■<br />

© Fraunhofer IGP<br />

SAARLÄNDISCHE HÄFEN<br />

Güterumschlag geht zurück<br />

Die Häfen an Saar und Mosel im Saarland haben 2019 rund<br />

3 Mio.t Güter umgeschlagen. Im Vergleich zu 2018 entspricht<br />

dies einem rückgang um 12%. Nach auskunft der IHK des<br />

Saarlandes in Saarbrücken ist neben der schwachen Industriekonjunktur<br />

vor allem das monatelange Niedrigwasser auf dem<br />

rhein die Hauptursache. Schiffe konnten entweder gar nicht<br />

oder nur mit reduzierter ladung fahren. Dies habe vor allem<br />

den Transport von Massengütern für die saarländische Wirtschaft<br />

beinträchtigt, so die IHK. Dieser sei um mehr als ein<br />

Viertel im Vergleich zu 2018 eingebrochen. Dagegen hätte der<br />

weniger gewichtskritische Versand leicht zulegen können. ■<br />

BINNENSCHIFFTRANSPORTE<br />

Stagnation bis 2023 droht<br />

Die Gütermengen, die mit Binnenschiffen transportiert werden,<br />

stagnieren. Und es sieht danach aus, als ob das so bleiben<br />

wird. Das geht aus der Mittelfristprognose im Winter<br />

2019/20 für die Jahre <strong>2020</strong> bis 2023 hervor, die im auftrag des<br />

Bundesverkehrsministeriums (BMVI) erstellt wurde und deren<br />

Ergebnisse nun im Bundestag präsentiert wurden. Demnach<br />

rechnet die regierung mit einem rückgang beim Steinkohleabsatz.<br />

Daraus folgt, dass auch die Kohletransporte auf<br />

den Bundeswasserstraßen zurückgehen werden. Bei der Beförderung<br />

von Baustoffen erwartet die regierung hingegen ein<br />

Wachstum – etwa in der selben Höhe wie den rückgang der<br />

Kohletransporte, wie es heißt.Bei der Beförderung von Containern<br />

wird ebenfalls Potenzial gesehen.<br />

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Kadlec & Brödlin GmbH<br />

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Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

7


SCHIFFFaHrT<br />

© Knoll<br />

»Suncat 120« – der Name ist Programm<br />

Die deutsche Hauptstadt wird auch auf dem Wasser grüner. Berlins Wirtschaftssenatorin<br />

ramona Pop (Die Grünen) hat die als erstes reines Solarfahrgastschiff geltende<br />

»Suncat 120« getauft<br />

Von Christian Knoll<br />

Das bei der Kiebitzberg-Schiffswerft<br />

gefertigte Solarfahrgastschiff ist das<br />

erste von zwei Schwestern. Ursprünglich<br />

sollte es zusammen mit der baugleichen<br />

»Suncat 121« im april getauft werden, wegen<br />

der Corona-Pandemie verzögerte sich<br />

das Vorhaben jedoch auf Mitte Juni. Weil<br />

sich das zweite Schiff noch bei der Bauwerft<br />

in Havelberg befand, hat zunächst<br />

nur der Prototyp offziell seinen Namen<br />

erhalten. auftraggeber und Schiffseigner<br />

der beiden Neubauten ist die SolarCircleline<br />

(SCl), Betreiber die Stern und Kreis<br />

Schifffahrt Berlin.<br />

Die »Suncat 120« und ihre baugleiche<br />

Schwester »Suncat 121«, die kurz nach<br />

der Taufe des ersten Schiffes nach Berlin<br />

überführt worden ist, wurden von<br />

Schiffstechnik Buchloh entworfen. Sie<br />

sind je 36,50 m lang, 7 m breit, haben<br />

einen Tiefgang von 0,86 m und eine Seitenhöhe<br />

von 1,50 m. Diese limitierten<br />

ausmaße seien durchaus eine Herausforderung<br />

gewesen, berichtet Kai Buchloh,<br />

Geschäftsführer von Schiffstechnik<br />

Buchloh. auch auf die optik habe der<br />

auftraggeber großen Wert gelegt. Darüber<br />

hinaus galt es, die rümpfe »schlank«<br />

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8<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SCHIFFFaHrT<br />

v.l.: Andre Meyer (GLS Bank), Andreas Lewerken (Kiebitzberg Schiffswerft), Louise Ahrens (SolarCircle-<br />

Line), Florian Lewerken (Kiebitzsberg Schiffswerft), Andreas Behrens und Tim Schultze (SolarCircleLine)<br />

zu halten, um den Widerstand im Wasser<br />

möglichst gering zu halten.<br />

Beide Fahrgastschiffe sind komplett<br />

solarbetrieben, aus aluminium gefertigt<br />

und mit vielen Fenstern ausgestattet.<br />

Dies wirke sich positiv auf das Gewicht<br />

aus, sagt Buchloh, denn insgesamt sei<br />

vergleichsweise wenig aluminium verbaut<br />

worden. Der Steuerstand befindet<br />

sich im Bug-Bereich, am Heck ist eine<br />

Bar mit dahinter liegendem Sanitärtrakt<br />

eingebaut.<br />

180 Personen sind pro Einheit dieser<br />

Serie zugelassen, die künftig auf sechs erweitert<br />

werden soll. Die Schiffe sind rund<br />

um die aufbauten komplett begehbar,<br />

seitlich sind sie mit überdachten Sitzsofas<br />

bestückt. Der Salon ist durchgehend<br />

vom Steuerstand bis zur Bar benutzbar<br />

und kann je nach Fahrgastanzahl betischt<br />

und bestuhlt werden. Dem Eigner<br />

war eine vielfältige Nutzbarkeit wichtig,<br />

sagt Buchloh, etwa um Veranstaltungen<br />

an Bord durchzuführen.<br />

auf dem neuen Schiff und seinem<br />

Nachfolger sind je 48 Solarmodule mit<br />

72 m² Solarfläche angebracht. Die Vortriebsleistung<br />

beträgt 2 x 45 kW. Der aufwand<br />

an Elektrik und Elektronik gilt bei<br />

diesen Schiffen als außerordentlich hoch.<br />

Die Kiebitzberg-Schiffswerft hatte diesen<br />

auftrag an die rossdorfer Firma IEa vergeben,<br />

die ihn in bewährter Qualität ausgeführt<br />

habe, wie andreas lewerken, Geschäftsführer<br />

der Kiebitzberg-Schiffwerft,<br />

bestätigt. Batterien und antriebe sind in<br />

den beiden rümpfen untergebracht, die<br />

Schiffe fahren geräuschlos.<br />

Die »Suncat 120« wird im liniendienst<br />

in der Berliner Innenstadt verkehren,<br />

während die »Suncat 121«, die vermutlich<br />

im august getauft werden wird, künftig<br />

im Berliner raum für Charter und Eventfahrten<br />

eingesetzt werden soll.<br />

Berlins Wirtschaftssenatorin ramona<br />

Pop führte die Taufe der »Suncat 120«<br />

durch. »Der SolarCircleline und der Kiebitzberg-Schiffswerft<br />

ist es gelungen, zwei<br />

innovative Schiffe nach Berlin zu bringen.<br />

Ich freue mich, dass unsere Förderung<br />

dazu beiträgt, dass BerlinerInnen und<br />

Gäste zukünftig Berlin auf dem Wasser<br />

voll elektrisch und emissionsfrei entdecken<br />

können. Unser Tourismuskonzept<br />

baut auf Klimaneutralität und Nachhaltigkeit«,<br />

so Pop.<br />

»Unser neues Schiff ist ein Quantensprung<br />

für das Berliner Klima auf dem<br />

Wasser. aber unsere Version geht weiter<br />

und wir wollen dazu beitragen, dass<br />

Schifffahrt auch ohne fossile Energieträger<br />

möglich ist«, sagte SCl-Geschäftsführer<br />

Tim Schultze, der sich bei der<br />

Wirtschaftssenatorin für die großzügige<br />

Förderung durch das land Berlin bedankte.<br />

ohne diese Unterstützung hätte<br />

das Vorhaben nicht realisiert werden können.<br />

Gleichzeitig dankte Schultze auch der<br />

Kiebitzberg-Schiffswerft für das moderne<br />

Design des Neubaus außen wie innen und<br />

die durchgängige Verwendung klimaneutraler<br />

Werkstoffe. Der Schiffskörper und<br />

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Wir danken für die gute<br />

Zusammenarbeit mit der<br />

Kiebitzberg Schiffswerft und<br />

der Solar Circle Line.<br />

Schiffstechnik Buchloh<br />

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die aufbauten sind aus aluminium gefertigt,<br />

hinzu kommen reisschalenplatten<br />

in Weiß für die Innenverkleidung und<br />

künstliches Teakholz für die Fußböden.<br />

Wirtschaftssenatorin Pop zeigte sich<br />

begeistert: »Mit diesem attraktiven und<br />

klimaneutralen Schiff wird Berlin auch<br />

auf dem Wasser grüner. Und wir, der<br />

Senat, unterstützen solche Projekte gern<br />

mit Fördermitteln. Für Gesamtberlin und<br />

seine Verkehrsträger haben wir 1 Mrd. €<br />

in unseren Haushalt eingestellt, die wir<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

9


SCHIFFFaHrT<br />

3 Fragen an …<br />

John De Roche,<br />

Direktor Innovation und<br />

Entwicklung beim<br />

Batterie-Hersteller aentron<br />

»Die Batterien halten einen Betriebstag, ohne zu laden«<br />

Auf den Solarschiffen ist erstmals der neue Ruderpropeller<br />

KRP 75 von Kräutler verbaut, der mit Akkus aus Ihrem Hause<br />

betrieben wird. Worauf lag ihr Fokus bei der Entwicklung<br />

der Batterien?<br />

John De Roche: Die Sicherheit hat oberste Priorität. Unsere<br />

lösung, die auf lithium-Ionen-Technik basiert, ist von der<br />

Zentralstelle Schiffsuntersuchungskommission/ Schiffseichamt<br />

(ZSUK) abgenommen worden. Darüber hinaus sind wir<br />

einer der wenigen Hersteller, die Energiespeichersysteme mit<br />

DNV-Gl-Zertifizierung anbieten. Dies ist eine grundlegende<br />

Voraussetzung dafür, dass sie in der Berufsschifffahrt und damit<br />

auch in Fahrgastschiffen eingesetzt werden dürfen. Brandschutz<br />

ist ein wesentlicher Faktor, deshalb befinden sich die<br />

Batterien in einem Metallgehäuse. Ein weiterer Fokus lag auf<br />

der Skalierbarkeit, denn die Batterien sorgen nicht nur für den<br />

antrieb-, sondern mit ihnen wird auch das Bordnetz betrieben.<br />

Folglich müssen sie eine gewisse leistung gewährleisten.<br />

Was waren die Herausforderungen, mit denen Sie bei den<br />

Solarschiffen konfrontiert waren?<br />

De Roche: Insgesamt gibt es nur wenig Erfahrung auf diesem<br />

Gebiet, eine enge abstimmung mit Kräutler sowie mit dem<br />

Unternehmen iea, das für die Elektronik zuständig ist, war<br />

deshalb von entscheidender Bedeutung. Das hat sehr gut funktioniert.<br />

Neben der Vorgabe, dass die Schiffe keinerlei Co2 verursachen,<br />

war der SolarCircleline wichtig, dass sie zwölf bis<br />

14 Stunden fahren können, ohne dass die Batterien aufgeladen<br />

werden müssen. Verbaut wurden HV-Speichersysteme auf Basis<br />

von 10kWh-Modulen, die durch eigene Energiecontroller<br />

gesteuert werden. Damit wird eine getrennte redundante lösung<br />

für Bord und antriebsenergiespeicher realisiert. Die Batterie-Module<br />

sind mit der PV-Schnittstelle ebenso kompatibel<br />

wie mit externen Stromquellen, dies war eine entscheidende<br />

Voraussetzung für den Einsatz in den neuen Solarschiffen.<br />

Eine langlebigkeit der Batterien wurde ebenfalls gewünscht<br />

wie die Fähigkeit, sie zu überholen, wenn ihre lebensdauer<br />

erreicht ist.<br />

Wo sehen Sie künftig Einsatzmöglichkeiten für Batterien in<br />

der Schifffahrt? Gibt es schon weitere maritime Projekte, in<br />

die Sie involviert sind?<br />

De Roche: Einige Eigner zögern derzeit noch, Schiffe mit<br />

Elektroantrieben auszustatten, aber das wird kommen. Immer<br />

mehr Kommunen wollen, dass Schiffe emissionsfrei sind.<br />

Diesel-antriebe, insbesondere in großen Städten wie Berlin,<br />

werden somit mehr und mehr verschwinden. auf Seen halte<br />

ich reine Elektroantriebe für sinnvoll, auf Flüssen werden<br />

sich wohl Hybrid-Systeme durchsetzen. Wir haben aktuell drei<br />

Projekte in aussicht, die sich hauptsächlich auf den Tourismus<br />

beziehen.<br />

Interview: Thomas Wägener<br />

© aentron<br />

Über die SolarCircleLine<br />

Die SolarCircleline ist ein Tochterunternehmen der seit<br />

20 Jahren auf Solarschifffahrt spezialisierten SolarWater-<br />

World aG. Sie ist angetreten, die Berliner Fahrgastschifffahrt<br />

gemeinsam mit der Stern und Kreis Schifffahrt in eine<br />

umweltfreundlichere Zukunft zu führen. Das Mutterunternehmen<br />

SolarWaterWorld aG besitzt bereits mit der »Solon«<br />

und der »Suncat 46« zwei moderne Solarfahrgastschiffe.<br />

Die liegeplätze beider Unternehmen sind der Standort<br />

der Stern und Kreis Schifffahrt und der Berliner osthafen.<br />

ausschließlich für den Umweltschutz verwenden werden«, kündigte<br />

sie an. Die Fahrgastschifffahrt sei wichtig für den Tourismus<br />

in Berlin. »aber die Diesel der alten Schiffe verpesten nun<br />

mal die Stadt.«<br />

Beide neuen Solarschiffe, die insgesamt 4,5 Mio.€ kosten, hat<br />

der Senat mit 900.000 € gefördert. Und Pop hatte zugesagt, dass<br />

der Senat diese Förderung fortsetzen werde.<br />

»Wir freuen uns, dass wir die ausschreibung für die beiden<br />

Schiffe gewonnen haben und werden uns weiter für den Solarschiffau<br />

im gehobenen Segment engagieren. Wir besitzen erfahrene<br />

und gut ausgebildete Möbel- und Schiffauer und haben,<br />

trotz Corona-Krise, gerade einen neuen Konstrukteur eingestellt.<br />

Gegenwärtig arbeiten wir an der Konstruktion für ein ebenfalls<br />

solargetriebenes Saunaschiff, ebenfalls im gehobenen Segment«,<br />

sagte Werftchef lewerken.<br />

In Berlin gibt es bereits fünf solarbetriebene Fähren sowie ein<br />

solarbetriebenes Seminarschiff, das mit dem umweltschonenden<br />

Kraftstoff GTl betrieben wird, falls die Sonne nicht scheint. Dies<br />

habe sich bewährt, wie zu hören ist.<br />

auch die Häfen leisten ihren Beitrag zur Umweltschonung.<br />

Beispielsweise sind alle beweglichen Geräte im BEHala Westhafen<br />

vollständig elektrobetrieben, dazu zählen Krane, Brücken,<br />

Hafenloks und Verteiler-lkw.<br />

Die Stern und Kreis Schifffahrt investiert 100 Mio. €, um ihren<br />

gesamten Schiffspark klimaneutral herzurichten. Für dieses<br />

Vorhaben rüstet die Hegemann-Werft in Berlin-Spandau großzügig<br />

um.<br />

■<br />

Die Sitzgelegenheiten im Innenraum lassen sich beliebig umstellen<br />

© Kiebitzberg Schiffswerft<br />

10<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SCHIFFFaHrT<br />

LNG-Fähre schwimmt auf dem Bodensee<br />

Der mit Gas betriebene Neubau der Stadtwerke Konstanz ist im rohbau fertig und wird<br />

jetzt ausgerüstet. ab Winter soll das Schiff mit seiner Technik und Umweltfreundlichkeit<br />

neue Maßstäbe setzen<br />

Das Schiff wurde von der Werft in Fußach/Österreich<br />

nach Staad, ihren künftigen Heimathafen,<br />

geschleppt. »Wir hoffen nun auf einen zügigen Fortschritt<br />

beim Einbau der ganzen Technik und beim<br />

Endausbau. Das sehr umweltfreundliche Schiff soll ab<br />

kommendem Winter auf der Verbindung Konstanz-<br />

Meersburg eingesetzt werden und die Kapazitäten noch<br />

einmal deutlich erhöhen«, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer<br />

Dr. Norbert reuter.<br />

am Bodensee gibt es keine Werft mehr, die ein solch<br />

großes Schiff bauen könnte. Daher waren die Stahlsektionen<br />

der neuen Fähre in der Hamburger Werft Pella<br />

Sietas gefertigt und danach über land in die Werft der<br />

Vorarlberg lines in Fußach transportiert worden. Dort<br />

wurde das Schiff zusammengesetzt.<br />

Der Innenausbau erfolgt jetzt im Fährehafen in Staad.<br />

Unter anderem werden die Motoren und die gesamte<br />

Technik eingesetzt. Die Stadtwerke gehen davon aus,<br />

dass diese arbeiten bis November abgeschlossen sind.<br />

Dann beginnen die Probefahrten, bei denen auch alle<br />

Sicherheitssysteme und die Motoren im Betrieb getestet<br />

werden. Die Mannschaften werden im Herbst geschult.<br />

Falls alles nach Plan läuft, soll die Fähre noch diesen<br />

Winter ihren Dienst aufnehmen. Die neue Fähre ersetzt<br />

die deutlich kleinere »Fontainebleau«. »Ich freue mich,<br />

dass es mit dem Bau der neuen Fähre zügig vorwärts geht.<br />

Mit ihrer innovativen Technik setzt sie europaweit Maßstäbe<br />

in der Binnenschifffahrt. Wir alle können stolz auf<br />

dieses neue Flaggschiff sein«, so oberbürgermeister Uli<br />

Burchardt, der aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke.<br />

Die Fähre ist auf mehr als 60 Pkw und 700 Passagiere<br />

ausgelegt. Sie wird der jüngsten Fähre in der derzeitigen<br />

Flotte gleichen, dem Fährschiff »lodi«. Einziger<br />

markanter Unterschied: Der Neubau wird einen rund<br />

8 m hohen Mast haben. Da die Fähre mit verflüssigtem<br />

Erdgas (lNG) betrieben wird, ist dieser Ventilationsmast<br />

Teil der Sicherheitsausstattung.<br />

Das Schiff kostet rund 18,7 Mio. €. Das Bundesverkehrsministerium<br />

(BMVI) fördert die technologiebedingten<br />

Mehrkosten für den umweltfreundlichen antrieb<br />

mit mehr als 1 Mio. €.<br />

RD<br />

Im Heimathafen angekommen …<br />

© Stadtwerke Konstanz<br />

© Stadtwerke Konstanz<br />

Klausdorfer Weg 163 | 24148 Kiel | Germany<br />

Tel. +49 (0) 431 6 6111-0 | Fax -28<br />

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<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

11


SCHIFFFaHrT<br />

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Bilingual German / English<br />

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and Rescue Service at 150<br />

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Bilingual German / English<br />

T (D) 19,90 • ISBN 978-3-7822-1203-8<br />

Raoul Fiebig I<br />

Frank Heine I Frank Lose<br />

THE GREAT PASSENGER SHIPS<br />

OF THE WORLD<br />

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English language edition<br />

T (D) 19,95 • ISBN 978-3-7822-1245-8<br />

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North Sea Emergency<br />

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Jürgen Friesch I Uwe Hollenbach<br />

Peter Neumann I Christian Ostersehlte<br />

HSVA@100<br />

A century of pivotal research,<br />

innovation and progress for the<br />

maritime industry<br />

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Hardcover • 30 x 22 cm • 176 pages<br />

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T (D) 29,90 • ISBN 978-3-87700-135-6<br />

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12<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

koehler-books.de<br />

A Company of the<br />

Group


SCHIFFFaHrT<br />

© Plantours / oliver asmussen<br />

Plantours tauft die »Lady Diletta«<br />

Erste Ausfahrt auf dem Rhein<br />

als erstes deutsches Flussschiff verfügt der von TeamCo gelieferte Neubau über<br />

Einzelkabinen. Nach der Corona-Pause schickt Plantours die gesamte Flotte wieder los<br />

Gelungene Taufe in Düsseldorf: Der Bremer reiseveranstalter<br />

Plantours Kreuzfahrten startet mit dem eigenen Neubau<br />

»lady Diletta« in die Saison. Das 4-Sterne-Plus-Schiff bietet eine<br />

Neuheit auf dem deutschen Markt: Spezielle Einzelkabinen sollen<br />

laut Geschäftsführer oliver Steuber »der stetig wachsenden<br />

Nachfrage von alleinreisenden gerecht werden.« Ebenfalls neu<br />

und auf Flussschiffen eine rarität: Die Suiten haben echte Balkone<br />

mit Tisch und Stühlen.<br />

Plantours, seit 30 Jahren von Bremen aus am Markt, zählt zur<br />

italienischen Unternehmensgruppe ligabue. Die »lady Diletta«<br />

ist das erste eigene Schiff in der Flotte und wurde auf der holländischen<br />

Werft TeamCo gebaut. Dieser auftrag gilt als möglicher<br />

auftakt einer ganzen Neubauserie. »Die seit Jahren sehr guten<br />

Buchungszahlen für das Hochseeschiff »Hamburg« und für die<br />

Flussreisen lassen uns voller Zuversicht für die Zukunft planen«,<br />

sagt ligabue-Vorstandschef Inti ligabue. »Der Neubau<br />

ist ein strategisches Investment, das unsere Marktposition<br />

festigt und als Basis für weitere Planungen dient.«<br />

Der neue Cruiser verfügt auf 135 m länge über<br />

92 Kabinen auf zweieinhalb Decks und französische<br />

Balkone für insgesamt 173 Passagiere.<br />

Parallel zum Start des neuen Flussschiffs hat<br />

Plantours auch das Hochseeschiff »Hamburg« bei<br />

Blohm+Voss modernisieren lassen. Neben dem Einbau<br />

von elektrisch absenkbaren Panoramafenstern in<br />

zahlreichen Kabinen haben auch die öffentlichen räume<br />

ein völlig neues und modernes ambiente erhalten.<br />

»Das sind für uns sehr positive Signale. Trotz der<br />

schwierigen Zeit konnten wir alle Planungen wie<br />

erhoff umsetzen«, sagt Plantours-Geschäftsführer<br />

oliver Steuber. auch die quälend lange Zwangspause<br />

wegen der Corona-Pandemie ist endlich vorbei.<br />

Parallel zur Taufe der »lady Diletta« nimmt die<br />

gesamte Flussflotte von Plantours wieder Fahrt auf:<br />

Das Boutiqueschiff »Sans Souci« hat mit 50 »überaus zufriedenen<br />

Gästen« die erste Kreuzfahrt ab Berlin bis Kiel unternommen,<br />

berichtet Kapitän Peter Grunewald. auch die »Elegant lady« und<br />

»rousse Prestige« haben die leinen wieder losgeworfen. Demnächst<br />

legt auch die »Hamburg« erstmals wieder ab. Der Bremer<br />

Veranstalter setzt nach eigenen angaben konsequent erhöhte<br />

Hygienestandards und die strikten Vorgaben zur Covid 19-Eindämmung<br />

um.<br />

Bis in das Jahr 2022 reicht das neu veröffentlichte Flussprogramm<br />

mit insgesamt 133 reisen auf vier Schiffen. Das angebot<br />

reicht von Kurzreisen in der adventszeit über 15-tägige routen<br />

auf der Donau bis zum Schwarzen Meer bis zu ganz neuen Fahrtgebieten:<br />

So fährt die »Sans Souci« auf Kanälen nach Brüssel, zur<br />

Kieler Woche oder von amsterdam bis Berlin.<br />

RD<br />

Industriestraße 10<br />

D-49733 Haren/Ems<br />

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Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

13


SCHIFFFaHrT<br />

85 Jahre Kontinuität auf dem Wasser<br />

1935 aus der Not gegründet, ist die Nederlandse Particuliere rijnvaart-Centrale<br />

(NPrC) heute ein unverzichtbarer Bestandteil der lieferketten entlang der europäischen<br />

Wasserstraßen. Unter neuer Führung will die Genossenschaft weiter wachsen<br />

Die Nederlandse Particuliere rijnvaart-Centrale<br />

(NPrC), die größte<br />

Genossenschaft in der niederländischen<br />

Binnenschifffahrt, wird 85 Jahre alt. Sie<br />

ist ein gewichtiger akteur in der Binnenschifffahrt:<br />

Die zweitgrößte Genossenschaft<br />

Europas transportiert mit mehr<br />

als 200 Schiffen jährlich 13 Mio. t an Gütern.<br />

Unter einen neuen Führung soll die<br />

NPrC auch in den kommenden Jahren<br />

ihre Erfolgskurs fortsetzen.<br />

als Nachfolgerin des scheidenden Geschäftsführers<br />

Stefan Meeusen hat Femke<br />

Brenninkmeijer zum 1. Juni als neue CEo<br />

das ruder übernommen. Sie war zuvor<br />

leiterin des Bereichs Energie, Cargo und<br />

offshore im amsterdamer Hafen. »Sie ist<br />

genau die richtige, um die NPrC durch<br />

die schwierige Zeit nach der Corona-Krise<br />

zu führen«, sagte aufsichtsratschef Frank<br />

Ex. Das angebot soll auch künftig von<br />

Kontinuität und Verlässlichkeit geprägt<br />

sein. Denn das bedeute arbeitsplatzsicherheit<br />

für die Partikuliere und Versorgungssicherheit<br />

für die Kunden.<br />

Brenninkmeijer sieht nach eigenen angaben<br />

aber auch gute Chancen für die NPrC<br />

Auf Kurs bleiben.<br />

in Märkten, auf denen bislang noch nicht<br />

so stark das augenmerk liege.<br />

Als Experten für das Schifffahrtsgeschäft<br />

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Die neue NPRC-Chefin Femke<br />

Brenninkmeijer hisst die<br />

Jubiläumsflagge an Bord der »Mergus«<br />

von Mariëtte und Teun Buitendijk<br />

In den vergangenen zehn Jahren hat<br />

der NPrC weiter an Dynamik gewonnen,<br />

heißt es. In diesem Zeitraum sei die<br />

transportierte Menge von knapp 5 Mio. t<br />

im Jahr 2010 auf zuletzt 13 Mio. t (2019)<br />

gestiegen. auf dieses Wachstum von<br />

160% sei man sehr stolz.<br />

Mehr als tausend Schiffe haben in der<br />

sich wandelnden Welt der Binnenschifffahrt<br />

die typische orangefarbene Flagge<br />

mit einem weißen Balken geführt, die jeder<br />

Binnenschiffer schon aus weiter Ferne<br />

erkennt. Nicht zufällig, aber sehr symbolisch<br />

hisste die neue Chefin Brenninkmeijer<br />

die Jubiläumsflagge daher an Bord der<br />

»Mergus«, ihre Besitzer Teun & Mariëtte<br />

Buitendijk sind bereits seit 1974 Mitglied<br />

der Genossenschaft.<br />

Ökologisierung der Lieferkette<br />

Die NPrC hat sich das Thema Ökologie<br />

auf die Fahnen geschrieben, gemeinsam<br />

mit den Mitgliedern wolle man Innovationen<br />

im Transport und bei der<br />

Technik an Bord einführen, erklärt<br />

© NPrC<br />

14<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SCHIFFFaHrT<br />

© NPrC<br />

Brenninkmeijer. »Unsere Genossenschaft<br />

ist dafür bestens geeignet.« Gemeinsam<br />

mit den Kunden wolle man nachhaltige<br />

und umweltfreundliche Geschäftsmodelle<br />

entwickeln. Dies sei in der Vergangenheit<br />

mit der Installation von Katalysatoren<br />

und Partikelfiltern bereits geschehen.<br />

Das NPrC-Mitglied Harm lenten werde<br />

demnächst gemeinsam mit dem Kunden<br />

Nouryon ein wasserstoffetriebenes<br />

Schiff in Fahrt setzen. »Damit rückt<br />

eine emissionsfreie Binnenschifffahrt in<br />

reichweite, auch darauf sind wir sehr<br />

stolz«, so Brenninkmeijer.<br />

In eine digitale Zukunft<br />

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Digitalisierung<br />

aller Prozesse. Spielte vor<br />

30 Jahren noch der UKW-Funk noch die<br />

entscheidende rolle, sei inzwischen die<br />

NPrC-app das Herzstück des operativen<br />

Betriebs. Partikuliere und ihre logistikkunden<br />

tauschen darüber alle wichtigen<br />

Transportdaten aus. Das angebot soll ausgebaut<br />

werden. »Durch mehr Informationen<br />

in Echtzeit können die lieferketten<br />

verlässlicher und effzienter gesteuert werden«,<br />

so die NPrC-Chefin.<br />

■<br />

Im Jubiläumsjahr hat die NPRC eine<br />

spezielle Website ins Netz gestellt: Mehr<br />

unter togetherwecandosomuchmore.nl<br />

INLAND<br />

NAVIGATION<br />

Projects<br />

Port Logistics<br />

Intermodal<br />

Short Sea<br />

Shipping & Forwarding<br />

Haeger & Schmidt Logistics GmbH | Vinckeweg 22 | 47119 Duisburg<br />

T +49 203 8003-0 | info@haegerundschmidt.com | www.haegerundschmidt.com<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

15


SCHIFFFaHrT<br />

Erst ferngesteuert, dann selbstfahrend<br />

Verstopfte Straßen, freie Wasserwege: In einem neuen Verbundprojekt sollen Systeme für<br />

ferngesteuerte Binnenschiffe entwickelt werden. aus dem Bundeswirtschaftsministerium<br />

kommt dafür eine Millionen-Förderung für das DST und die Universität Duisburg-Essen<br />

Koordiniert wird das neue Verbundprojekt<br />

»FernBin« vom Entwicklungszentrum<br />

für Schiffstechnik und<br />

Transportsysteme e.V. (DST). Von den<br />

6 Mio. € an Fördermitteln aus dem Bundeswirtschaftsministerium<br />

geht knapp<br />

die Hälfte an DST und die Universtität<br />

Duisburg-Essen (UDE).<br />

an dem Projekt sind außerdem die<br />

rWTH aachen, die Bundesanstalt für<br />

Wasserbau (BaW), Unternehmen aus<br />

Stuttgart sowie Partner aus der Binnenschifffahrt<br />

beteiligt.<br />

Eine Fernsteuerung von Frachtschiffen<br />

bis hin zum automatisierten Fahren ist<br />

nicht nur innovativ, sondern auch deutlich<br />

attraktiver für die Schiffsführenden.<br />

Sie stehen nicht mehr direkt an Bord, sondern<br />

an einem Fernsteuerstand an land –<br />

und hätten so einen festen arbeitsplatz in<br />

Wohnortnähe. Unterstützt durch assistenzsysteme,<br />

wie zum Beispiel Bahnregler<br />

und Kollisionswarnsystem, ließe sich sogar<br />

mehr als ein Schiff gleichzeitig steuern.<br />

Der Vorteil: Für die reeder sinken<br />

die Kosten und die Effzienz des Schiffes<br />

steigt. »Damit kann die Wettbewerbsund<br />

Zukunftsfähigkeit in der Binnenschifffahrt<br />

substanziell verbessert werden«,<br />

sagt Professor Bettar el Moctar,<br />

Experte für Schiffs- und offshoretechnik<br />

und DST-Direktor.<br />

Neues Versuchszentrum<br />

Das alles wird ab sofort in Duisburg erforscht.<br />

Dafür wird gerade am DST das<br />

Versuchs- und leitungszentrum autonome<br />

Binnenschiffe »VelaBi« fertiggestellt.<br />

Hier werden die drei beteiligten<br />

lehrstühle der UDE einen Steuerstand<br />

konzipieren, der Schnittstellen zu einem<br />

realen Testschiff hat, das den Forschenden<br />

von einer reederei zwischen den Einsätzen<br />

auf den Binnenwasserstraßen zur<br />

Verfügung gestellt wird.<br />

»Damit die einzelnen Komponenten<br />

gefahrlos entwickelt und ausprobiert<br />

werden und später auch die Schiffsführer<br />

unfallfrei trainieren können, wird es<br />

einen digitalen Zwilling dieses Testschiffes<br />

geben«, erklärt Mechatronik-Professor<br />

Dieter Schramm.<br />

Die assistenzsysteme müssen das<br />

Fahrverhalten aller Verkehrsteilnehmer<br />

präzise vorhersagen und berechnen, ob<br />

sich diese in ausreichendem abstand<br />

zueinander sowie zu festen Bauwerken<br />

bewegen. Hierfür entwickeln die UDE-<br />

Wissenschaftler mathematische Modelle<br />

und statistische Verfahren.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt im Vorhaben:<br />

die maximal verlässliche Mensch-Maschine-Interaktion.<br />

»Eine ferngesteuerte<br />

Schiffsführung muss eine permanente<br />

Kontrolle haben. alle Handlungsabläufe<br />

in normalen wie in Notfallsituationen<br />

müssen maschinell unterstützt werden.<br />

Das werden wir am virtuellen wie am realen<br />

Schiff umsetzen«, sagt der Steuerungsund<br />

regelungsexperte Prof. Dirk Söffer.<br />

Testlauf auf Dortmund-Ems-Kanal<br />

In zweieinhalb Jahren soll es zu einem<br />

echten Testlauf auf dem Wasser mit geschulten<br />

Schiffsführern kommen. Die<br />

Felderprobung findet in einem Testfeld<br />

zwischen dem Hafen Dortmund und der<br />

Schleuse Waltrop statt. Zuvor muss allerdings<br />

eine ausreichende Mobilfunkabdeckung<br />

aufgebaut werden.<br />

am DST läuft noch bis 2022 parallel das<br />

Forschungsvorhaben »autoBin« mit dem<br />

Ziel, ein autonom fahrendes Binnenschiff<br />

zu entwickeln. In disem Fall kommt das<br />

Geld vom Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung (EFrE) sowie vom land<br />

Nordrhein-Westfalen. am DST wird eine<br />

Steuerung entwickelt, die das Schiff nicht<br />

nur automatisch ab- und anlegen lässt,<br />

sondern auch jegliche Kollision mit anderen<br />

Fahrzeugen, dem Ufer und Bauwerken<br />

vermeiden und dabei alle gegebenen Verkehrsregeln<br />

einhalten kann.<br />

Das assistenzsystem lernt dabei auf<br />

Basis neuronaler Netze zunächst durch<br />

maschinelles lernen am Simulator weitestgehend<br />

selbstständig das Führen eines<br />

Schiffes. Um die Darstellung der Teststrecke<br />

so genau wie möglich abbilden<br />

zu können, wird direkt zu Projektbeginn<br />

ein Schiff mit entsprechender Sensorik<br />

ausgestattet. Dies dient zuerst der Validierung<br />

der simulierten Sensordaten beim<br />

maschinellen lernen sowie der Simulation<br />

von Sondersituationen. Dieselben<br />

Sensoren werden später für den Betrieb<br />

der Steuerung an Bord verwendet.<br />

Sobald in der Simulation im Fahrsimulator<br />

eine zufriedenstellende Zuverlässigkeit<br />

erreicht wird, erfolgt die Erprobung<br />

mit dem realen Schiff. Hierbei<br />

wird zunächst jedes Einzelsystem separat<br />

erprobt und im anschluss sukzessive<br />

der Grad des autonomen Fahrens erhöht.<br />

Eine Übernahme durch einen menschlichen<br />

Schiffsführer ist jederzeit möglich.<br />

Hierzu wird eine geeignete Mensch-Maschine-Schnittstelle<br />

entwickelt, die dem<br />

Schiffsführer das beabsichtigte Schiffsverhalten<br />

sowie das erkannte Verhalten<br />

anderer objekte gleichzeitig anzeigt. RD<br />

© Fotolia<br />

16<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SCHIFFFaHrT<br />

ENTWURF FÜR EINE NEUE MOTORENFÖRDERUNG<br />

Energieberater für die Binnenschifffahrt<br />

Das Deutsche Maritime Zentrum (DMZ) hat die Ergebnisse<br />

einer neuen Studie vorgelegt, die als Grundlage für ein neues<br />

Motorenförderprogramm für die Binnenschifffahrt und erstmals<br />

auch für die Küstenschifffahrt dienen soll. Planco Consulting<br />

hat in dem richtlinienentwurf ökonomisch und ökologisch<br />

wirksame anreize aufgelistet.<br />

Bezogen auf die Binnenschifffahrt werden in der Planco-Studie<br />

vornehmlich aspekte aufgegriffen, die schon in der aktuellen<br />

Motorenförderung für Binnenschiffe enthalten sind. Darunter<br />

fallen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffzienz durch<br />

eine optimierung des Hinterschiffs oder eine optimierung der<br />

Propelleranlage. auch der Einbau schadstoffarmer NrE- oder<br />

lkw-Motoren soll erfasst werden.<br />

Dies ist bereits in der richtlinie für <strong>2020</strong> geschehen, allerdings<br />

mit Einschränkungen: Gefördert werden derzeit nur Motoren,<br />

die mindestens einen der für sie gültigen Grenzwerte um<br />

5% unterschreiten. Maßstab sollte hier aber die Unterschreitung<br />

der Grenzwerte aus der NrMM-richtlinie (Non road<br />

Mobile Machinery) der EU für Motoren der Klassen IWP und<br />

IWa sein.<br />

auch Telematiksysteme sollen in die noch durch die EU zu<br />

notifizierende richtlinie aufgenommen werden, heißt es in dem<br />

Planco-Papier. Den sie könnten zu einer Senkung des Kraftstoffverbrauchs<br />

beitragen. auch Wärmetauscher könnten in das Programm<br />

aufgenommen werden, wenn die abwärme der Motoren<br />

beispielsweise zum Heizen der Wohnräume und zur Heißwasserbereitstellung<br />

genutzt wird. Neu ist der Vorschlag, eine Förderung<br />

von Energieberatung geben sollte. Das Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Energie (BMWi) stellt derzeit keine Zuschüsse für<br />

die Schifffahrt bereit, da es keine anerkannten Energieberater gibt.<br />

Damit Küstenschiffe förderfähig sind, sollten sie zur gewerbsmäßigen<br />

Beförderung von Gütern oder Personen im Seeverkehr<br />

eingesetzt oder zu diesem Zweck gewerbsmäßig vermietet<br />

werden. Ferner zählen dazu Kabelleger-, Nassbagger- und<br />

Schleppschiffe, die im Eigentum des Seeschifffahrtsunternehmens<br />

sind oder diesem aufgrund von leasing- oder Bareboat-<br />

Charterverträgen überlassen werden. Hinsichtlich der Flagge<br />

kommt das deutsche Schiffsregister infrage, aber auch eine<br />

EU-Flagge oder die Flagge Islands, liechtensteins, Norwegens<br />

oder der Schweiz.<br />

■<br />

1 MRD. € FÜR MARITIME WIRTSCHAFT<br />

Hilfe aus dem Konjunkturpaket<br />

Im Konjunkturprogramm der Bundesregierung finden<br />

sich neben vielen allgemeinen Stimuli zur Wiederbelebung<br />

der Wirtschaft und zur Unterstützung von<br />

Unternehmen einige gezielte Maßnahmen. Für viele<br />

der Eckpunkte fehlen noch klare ausführungsbestimmungen.<br />

Ebenfalls unklar ist, wie die Maßnahmen<br />

zwischen den verschiedenen Ministerien koordiniert<br />

werden sollen. Insgesamt sind für die maritime Wirtschaft<br />

1 Mrd. € zusätzlich vorgesehen, die auf die Jahre<br />

<strong>2020</strong> und 2021 verteilt werden sollen:<br />

• 554 Mio. € für das Bundesverkehrsministerium<br />

• 191 Mio. € für das Bundesinnenministerium und das<br />

Bundesfinanzministerium für neuer Behördenschiffe<br />

• 255 Mio. € für das Bundeswirtschaftsministerium.<br />

Demnach soll das Bundesverkehrsministerium den<br />

größten anteil erhalten:<br />

• 235 Mio. € für Investitionen in die Bundeswasserstraßeninfrastruktur<br />

im Haushalt 2021<br />

• 100 Mio. € für neue Behördenschiffe<br />

• 135 Mio. € für die Förderprogramme Binnen- und<br />

Küstenschiffe für drei Jahre (ab 2021, zusätzlich zu den<br />

bislang geplanten 21 Mio. € für beide Programme, also<br />

zusammen dann 156 Mio. € für drei Jahre)<br />

• 72 Mio. € für die beiden Förderprogramme Digitale<br />

Testfelder in Häfen und an Wasserstraßen (ab 2021)<br />

• 5 Mio. € zusätzlich für das Förderprogramm Hafentechnologien<br />

IHaTEC<br />

• 5 Mio. € für das Deutsche Maritime Zentrum (DMZ)<br />

Die Mittel für das BMWi dienen im Wesentlichen der<br />

Förderung des Baus von lNG-Betankungsschiffen für<br />

den Bereich See. allerdings sind 36 Mio. € der Förderung<br />

von landstrom vorbehalten.<br />

■<br />

DTG. Leistung entscheidet.<br />

DIE KRAFT DER GEMEINSCHAFT<br />

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Telefax +49 2 03 | 8 00 04 43 | E–Mail duisburg@dtg-eg.de | www.dtg-eg.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

17


SCHIFFSTECHNIK<br />

Jede Probefahrt mit Produkten von Argonics<br />

wird fachgerecht dokumentiert.<br />

© argonics<br />

Immer in der Spur<br />

Innovationen in der Binnenschifffahrt zielen auf weniger Emissionen und eine bessere<br />

Performance beim antrieb ab. Wichtig werden auch automatisierung und Navigation<br />

Von Hermann Garrelmann<br />

Dem Kurs der »Geoffrey Chaucer«, einem Kreuzfahrtschiff der<br />

reederei Scylla, war auf der Testfahrt Mitte Mai nicht anzusehen,<br />

dass es auf langen Strecken wie von Geisterhand gesteuert<br />

wurde. Von Hardinxveld-Giessendam zum Hollands Diep wurden<br />

intensive Tests durchgeführt, um die Praxistauglichkeit neuer Entwicklungen<br />

der Firma argonics zu prüfen.<br />

Unter Einsatz des argoTrackPilot und einer entsprechenden<br />

Erweiterung unternahm man eine automatische Folgefahrt eines<br />

vorausfahrenden Schiffes mit definiertem abstand. Gefahren wurde<br />

der Kurs einer eigenen leitlinie, alternativ auch einer linie, die aus<br />

den Positionen des Vordermanns generiert wurde. Der abstand<br />

zum vorausfahrenden Schiff kann frei gewählt werden und lässt<br />

sich über eine längsregelung konstant halten. Dabei zeigte sich,<br />

dass die Kombination aus dem TrackPilot und alphaFuelControl<br />

schon jetzt hervorragend funktioniert. Der Einsatz dieser Kombinationen<br />

mit der aufgabe, eine automatische Verfolgung von<br />

aIS-Zielen zu ermöglichen, ist ein weiterer Schritt hin zu einem<br />

einsatzfähigen Platooning-System.<br />

Dass der argoTrackPilot auch auf längeren und windungsreichen<br />

Strecken eingesetzt werden kann, zeigte sich auch auf einer<br />

Probefahrt mit dem 135 m langen Schiff »Providence« auf der Mosel.<br />

Bei einer auf 74 % der Strecke eingesetzten softwarebasierten<br />

Schiffsführung ergab sich eine Streckenabweichung von maximal<br />

1,4 m. Schiffsführer Heuvelman konnte seine Begeisterung kaum<br />

verbergen: Keine Kurve sei zu verrückt für den Track Pilot. Die<br />

beste Erfindung seit Jahren!<br />

Ein weiteres von argonics entwickeltes Modul, mit dem der<br />

Fahrhebel im Steuerstand ein haptisches Feedback bekommt, hat<br />

alexander lutz bereits im vergangenen Jahr auf der Maritime<br />

Industry in Gorinchem vorgestellt. Vorausgesetzt, man hat den<br />

argoTrackPilot an Bord eingesetzt, wird mit der Ergänzung um<br />

den HapticTiller der Fahrhebel adäquat zum gerade gefahrenen<br />

Kurs bewegt.<br />

Will der Kapitän selbst eingreifen, um eine Kurskorrektur vorzunehmen,<br />

kann er den Tillerhebel einfach überstimmen, indem<br />

er eine kleine Widerstandskraft überwindet und ihn in die gewünschte<br />

Position bewegt. Nach der manuellen Übernahme lässt<br />

er den Tiller wieder los, der sich sodann wieder in die Position<br />

begibt, die nötig ist, um die vorgegebene Sollbahn zu fahren. Der<br />

TrackPilot wird dabei nicht ausgeschaltet.<br />

Mit einem weiteren Modus kann die zu fahrende Sollbahn nach<br />

Backbord oder Steuerbord durch Drehen des Tillers versetzt werden.<br />

Die maximale Verschiebung des Kurses kann auf einen Sicherheitskorridor<br />

beschränkt werden, der durch Fahrwassergrenzen oder<br />

auch von Bauwerken wie Brückenpfeilern markiert wird.<br />

Noch in arbeit ist der argoSafetyPilot als Erweiterung zum Track-<br />

Pilot. Dabei geht es um eine automatische Kollisions vermeidung. In<br />

Kooperation mit dem Unternehmen in–innovative navigation will<br />

Geschäftsführer alexander lutz Ende dieses Jahres mit dem Vorha-<br />

Über ArgoTrackPilot<br />

Statt eines Bedienpults mit Knöpfen und einem separaten<br />

Touchpanel wie bei argoTrackPilot wird bei alphariver-<br />

TrackPilot ein Touchpanel mit integriertem Joystick<br />

eingesetzt. Das System ist in der lage, ein Binnenschiff<br />

unabhängig von äußeren Einflüssen wie Wind und Strömung<br />

und unabhängig von Sichtbedingungen auf einer<br />

linie, der so genannten leitlinie, zu halten. Der Kapitän<br />

kann durch Betätigung der Knöpfe beziehungsweise des<br />

Joysticks einen Querversatz zur leitlinie einstellen, um<br />

anderen Schiffen auszuweichen oder andere Schiffe zu<br />

überholen. argoTrackPilot ist kompatibel zu allen verfügbaren<br />

autopiloten und zu den ECDIS Systemen von<br />

Tresco Engineering, Periskal sowie in–innovative navigation<br />

und damit zu weit über 90% der eingesetzten<br />

Kartensysteme. Es wurden bereits 100 Systeme gebaut,<br />

von denen über 70 schon installiert sind und sich im<br />

aktiven Einsatz befinden. argoTrackPilot wird auf fast<br />

allen europäischen Flüssen von unterschiedlichsten<br />

Schiffen eingesetzt. Die abweichungen zur leitlinie sind<br />

auch bei engen Kurven wie auf der Mosel gleichbleibend<br />

gering. Die Standardabweichung beträgt ca. 1,5–2,5 m.<br />

18<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

ben beginnen. Die Zusammenführung der radarobjekt-Verfolgung<br />

mit Daten aus dem aIS von in-innovative navigation erlaubt eine<br />

genaue Bestimmung von Position, lage und Geschwindigkeit anderer<br />

objekte auf einem Fluss oder Kanal.<br />

Typische Fahrrouten in Kombination mit dem abgleich des dynamischen<br />

Zustands anderer Verkehrsteilnehmer ermöglichen<br />

den angaben zufolge eine zuverlässige Vorhersage von Position<br />

und lage. Ergänzt um das Wissen über das eigene Schiff werden<br />

mögliche Begegnungsbereiche berechnet. auf der Basis dieser<br />

Pfadplanung ermittelt ein algorithmus kollisionsfreie Sollbahnen,<br />

denen der argoTrackPilot automatisch folgt. Ziel ist es, dass der<br />

argoSafetyPilot andere Schiffe eigenständig umfahren und somit<br />

die Sicherheit deutlich erhöhen kann.<br />

Die Erfahrungen mit dem argoTrackPilot (alphatron vertreibt<br />

das System unter dem Namen alphariverTrackPilot) als erstem<br />

System zur automatischen Führung von Binnenschiffen entlang<br />

von leitlinien sind positiv. Die liste der Einheiten mit Nutzung<br />

des TrackPilot reicht von Containerschiffen mit 110 m länge über<br />

Kabinenschiffe mit 135 m länge bis hin zu über 180 m langen und<br />

mehr als 22 m breiten Koppelverbänden. Die Fahrtreviere dieser<br />

Schiffe erstrecken sich von den Kanälen in den Niederlanden über<br />

rhein, Main, Main-Donau-Kanal bis zur unteren Donau und lassen<br />

eine bis zu 90-prozentige programmbasierte Fahrt zu.<br />

»Der argoTrackPilot hat sich dabei als äußerst robustes assistenzsystem<br />

erwiesen, das unabhängig von Beladungszustand, Wind,<br />

Wetter und Sichtverhältnissen gleichbleibend geringe<br />

abweichungen von der Sollbahn liefert«, sagt lutz. Mit<br />

dem argoTrackPilot seien bereits mehr als 100.000 h<br />

automatischer Fahrt erfolgt. Das entspricht knapp<br />

20 Jahren an Fahrtzeit eines Kapitäns ohne Urlaub«,<br />

rechnet lutz mit einem augenzwinkern zusammen.<br />

Neu und noch in der Entwicklung ist eine lösung,<br />

mit dem eine elektronisch gestützte Kolonnenfahrt<br />

von Schiffen ermöglicht will. Ein bemanntes Schiff<br />

führt einen Konvoi weiterer Frachter mit reduzierter<br />

Besatzung. Die Einheiten stehen mit Hilfe geeigneter<br />

Kommunikationsmittel in ständiger Verbindung.<br />

aufgabe von argonics ist es dabei, das regelsystem<br />

zur automatischen Fahrt auf einer vorgegebenen Bahn<br />

sowie zur Beibehaltung eines definierten abstands<br />

zum vorderen Schiff zu entwickeln.<br />

Ein weiteres bei argonics laufendes Vorhaben mit<br />

dem Titel SciPPPer (»SChleusenassIstenzsystem basierend<br />

auf PPP (Precise Point Positioning) und VDES für<br />

die Binnenschifffahrt«) dient der Entwicklung eines<br />

Systems zur automatischen Schleusenfahrt von Binnenschiffen.<br />

Dafür wird eine Pfad- und Trajektorienplanung<br />

für Position und Nordrichtung durchgeführt.<br />

relativsensoren wie lIDar (light Detection and ranging)<br />

sowie hochgenaue GNSS-Sensoren bestimmen<br />

bei der anschließenden hochgenau geregelten Ein- und<br />

ausfahrt die Position und lage relativ zur Schleuse beziehungsweise<br />

absolut bis auf wenige Zentimeter und<br />

Zehntel Grad. Erfolgreiche eigene Tests habe es bereits<br />

am Schiffsführungssimulator der BaW (Bundesanstalt<br />

für Wasserbau) in Karlsruhe gegeben, heißt es.<br />

auf Basis der Forschungsarbeiten aus SciPPPer<br />

entwickelt argonics zudem assistenzsysteme zum<br />

virtuellen ankern (argoanchor), zur automatisierten<br />

ausrichtung des Schiffes (argoHeadingPilot),<br />

zur regelung von Position und lage des Schiffes<br />

(argoPositionPilot) sowie zur automatisierten Schleusenfahrt<br />

(argolockPilot).<br />

Novimar<br />

Das akronym NoVIMar steht für das EU-Projekt »NoVel Iwt<br />

and Maritime transport concepts«. Im Mittelpunkt der Untersuchungen<br />

steht das Platooning auf Wasserstraßen, auch Kolonnenfahrt<br />

genannt oder auch Vessel Train (VT).<br />

Das erste Schiff wird herkömmlich durch einen Schiffsführer<br />

gefahren. Die nachfolgenden Einheiten sind elektronisch über Sensoren<br />

gekoppelt und fahren mit geregelter Drehzahl der antriebe<br />

sowie adaptierter ruderlage ihre Position im Verband. Dieses Konzept<br />

wird sowohl für Seeverkehre als auch für die Küstenschifffahrt<br />

und die Binnenschifffahrt entwickelt und erprobt. Sofern durch<br />

diese Technik die Personalstärke reduziert werden kann oder mit<br />

Besatzung wie bisher länger gefahren werden darf, sind deutliche<br />

wirtschaftliche Vorteile zu erwarten. Vor allem kleinere Schiffe mit<br />

anteilsmäßig höheren Personalkosten könnten davon profitieren<br />

und ihre Position im Wettbewerb stärken.<br />

Das mit 22 Partnern aus neun ländern besetzte Konsortium<br />

untersucht in NoVIMar mehrere wirtschaftliche, vor allem aber<br />

technische Themen. langfristig kann, so die Erwartungshaltung,<br />

das Vorhaben einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer<br />

autonomen Schifffahrt liefern.<br />

■<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

19


SCHIFFSTECHNIK<br />

LEDs – ihr Einsatz macht sich bezahlt<br />

Bei schlechten Sichtverhältnissen sind hochwertige leuchten auf Schiffen und Booten<br />

gefordert, um die Sicherheit an Bord zu gewährleisten. Hier kommt es auf eine starke<br />

leuchtkraft, eine robuste Bauweise und eine lange lebensdauer an<br />

Bereits seit 100 Jahren entwickelt und produziert das inhabergeführte<br />

Familienunternehmen Karl DoSE langlebige und<br />

widerstandsfähige Produkte und sorgt so für die sichere Versorgung<br />

mit Elektrizität und licht auf hoher See.<br />

Gegründet 1920 am Hamburger Fischmarkt mit direktem Hafenblick<br />

als Handwerksbetrieb für Elektroinstallationen, spezialisierte<br />

sich das Unternehmen im Verlauf seiner Entwicklung immer<br />

mehr auf die Produktion von leuchten. Im Jahr 1962 erfolgte<br />

der Umzug in den im Försterweg in Hamburg-Stellingen neu erbauten<br />

Firmensitz, wo das Unternehmen noch heute ansässig ist.<br />

Hier wurden zahlreiche hochwertige und innovative Produkte<br />

entwickelt, wie ab 1995 die Mehrfach-Kühlcontainersteckdose.<br />

Diese wurde seitdem immer wieder optimiert und viele Zehntausende<br />

Male ausgeliefert. Die Eigenfertigung einer kompletten<br />

Serie von Suchscheinwerfern im Jahr 2005 führte zu einer signifikanten<br />

Erweiterung des Produktportfolios. Die Umstellung<br />

auf lED erfolgte bei Strahlern bereits seit 2006, bei den Suchscheinwerfern<br />

sukzessive seit 2009. In diesem Jahr feiert Karl<br />

DoSE das 100-jährige Firmenjubiläum und setzt sich das Ziel,<br />

auch künftig den maritimen Markt mit leistungsstarken und sicheren<br />

Produkten sowohl für die Binnen- als auch Seeschifffahrt<br />

zu versorgen. Dabei soll die Kundenorientierung durch maßgeschneiderte<br />

Dienstleistungen weiter gestärkt werden.<br />

Die Umstellung auf lED erfolgte insbesondere wegen der langen<br />

lebensdauer gegenüber anderen leuchtmitten. Eine weitere<br />

wichtige Eigenschaft ist der geringe Energieverbrauch mit der<br />

Kennzahl lumen pro Watt. Moderne lED können hohe Werte<br />

von 100 lumen/W und mehr erreichen. Unter laborbedingungen<br />

wurden schon 300 lumen/W erzielt. Selbst die Entsorgung gilt als<br />

umweltverträglich. Im Vergleich zu Energiesparlampen entfällt<br />

der Quecksilberanteil, daher können lEDs als Elektroschrott<br />

abgegeben und müssen nicht als Sondermüll deklariert werden.<br />

Daher bescheinigte die Stiftung Warentest solchen leuchtmitteln<br />

bereits vor einem Jahr eine positive Ökobilanz.<br />

Im Gegensatz zu leuchtstoffröhren sind lEDs nicht auf eine<br />

bestimmte Form angewiesen und können somit flexibel eingesetzt<br />

werden. Gerade für den retrofit-Bereich eignet sich diese Technologie<br />

daher als alternativer energiesparender lichtabgeber, für den<br />

nicht die ganze leuchte ausgetauscht werden muss. Ein weiterer<br />

Vorteil ist, dass die Wärmeentwicklung bei lEDs im Vergleich<br />

zu anderen leuchtmitteln relativ gering ausfällt.<br />

Zusätzlich haben EU-Vorgaben dafür gesorgt, dass klassische<br />

leuchtmittel durch die lEDs verdrängt werden. So sollen nicht<br />

nur die ineffzienten Glühlampen, sondern stufenweise auch<br />

Quecksilberdampf-Hochdruckentladungslampen und Natriumdampf-Hochdrucklampen<br />

ausrangiert werden. Für den regulären<br />

20<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Mehr Infos unter www.karl-dose.de<br />

oder persönlich auf der Messe STL vom<br />

29.–30. September in Kalkar<br />

LEDs von KARL DOSE auf der »A-Rosa Mia«<br />

© Karl DoSE<br />

anwender bleibt die größte Hürde der Preis. Dennoch rechnet sich<br />

angesichts steigender Energiekosten eine lED, heißt es bei DoSE.<br />

LED-Technologie von KARL DOSE<br />

Dose hat nach eigenen angaben früh auf lED-Technologie gesetzt<br />

sich dadurch als ein »Pionier« in diesem Bereich der Schifffahrt<br />

positioniert. Das Produktportfolio umfasst unter anderem die<br />

Suchscheinwerferfamilien VIrGo und SCorPIUS sowie die<br />

Strahlerfamilien aUrIGa und CEBErUS.<br />

lEDs werden mittlerweile auf fast allen Schiffstypen eingesetzt.<br />

anwendungsbereiche sind sowohl Feuerwehrschiffe wie die<br />

»Branddirektor Westphal« als auch Fahrgastschiffe, zum Beispiel<br />

auf dem Chiemsee, Königssee und Bodensee, wie auch Flusskreuzfahrtschiffe<br />

wie die »a-rosa Mia«. Sogar Schleusen wie in<br />

Fankel und Zeltingen werden mit modernen lEDs ausgeleuchtet.<br />

aUrIGa-Strahler verfügen über ein korrosionsbeständiges<br />

Edelstahlgehäuse in einer besonders robusten Bauweise. als<br />

Besonderheit kommt hinzu, dass die leuchte dimmbar ist. Die<br />

Suchscheinwerfer der VIrGo-Familie besitzen eine reichweite<br />

von mehr als 5 km und werden mit effzienten lEDs von Cree<br />

ausgestattet. In der weiterentwickelten Version kann das licht<br />

zudem fokussiert werden – eine Besonderheit auf dem Markt.<br />

Bei dem Suchscheinwerfer SCorPIUS und dem Strahler CEBErUS<br />

handelt es sich um »schlanke« Produktfamilien, die speziell<br />

für die anforderungen der Binnenschifffahrt entwickelt wurden.<br />

Doch nicht nur in neuen DoSE-Produkten ist der Einsatz von<br />

lEDs möglich. Das Unternehmen bietet auch retrofit-Kits an, mit<br />

denen veraltete leuchtmittel bequem ausgetauscht werden kann.<br />

Das Produktportfolio reicht von Schiffsbeleuchtung, Strahlern<br />

und Suchscheinwerfern über Container-Steckdosen bis hin<br />

zu elektrischem Installationsmaterial und ist auf die besonderen<br />

anforderungen von Schifffahrt, Marine und explosionsgefährdeten<br />

Bereichen ausgerichtet. Neben einem umfangreichen Standardprogramm<br />

liefert Karl DoSE auf Kundenwunsch auch<br />

maßgeschneiderte lösungen.<br />

RD<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

21


SCHIFFSTECHNIK<br />

Alt gegen neu: Moderne LEDs sind deutlich kompakter und noch sparsamer<br />

Volles Licht, geringe Kosten<br />

Mit lED-Navigationslichtern lassen sich gegenüber herkömmlichen leuchten<br />

bis zu 90 % an Energie sparen. Der Hersteller K2W lights hat verschiedene Versionen<br />

für alle Einsatzzwecke im angebot, auch für die Binnenschifffahrt<br />

Über einen Mangel an arbeit kann<br />

sich Thomas Kühn nicht beklagen,<br />

auch in Corona-Zeiten nicht. Der Geschäftsführer<br />

des leuchten-Herstellers<br />

K2W lights hat ein volles auftragsbuch.<br />

auf Seeschiffen erfolgreich getestet,<br />

sind lED-Navigationslichter auch in der<br />

Binnenschifffahrt auf dem Vormarsch.<br />

Bereits seit 2008 liefert K2W qualitativ<br />

hochwertige Produkte »Made in Germany«.<br />

Die lösungen des Jenaer Unternehmens<br />

gehören nicht nur zu den sparsamsten<br />

auf dem Weltmarkt, sondern auch zu<br />

den robustesten und langlebigsten.<br />

Die Bauteile stammen von externen<br />

Zuliefer-Betrieben, aus asien, hauptsächlich<br />

Japan, ebenso wie von Unternehmen<br />

aus der region. Bestückt und montiert<br />

aber werden die K2lights-leuchten in<br />

der eigenen Werkstatt in Jena. rund<br />

2.000 Stück werden pro Jahr ausgeliefert.<br />

»Preislich sind wir nicht die günstigsten,<br />

aber wir haben das beste Produkt am<br />

Markt«, sagt Kühn selbstbewusst.<br />

K2W lights wurde von Kühn 2008 gegründet<br />

und ging aus einem Ingenieurbüro<br />

hervor, das in der Nachfolge des örtlichen<br />

Grundig-Werkes entstanden war.<br />

In den anfangsjahren konzentrierte sich<br />

Firmengründer Thomas Kühn<br />

das Unternehmen auf die Entwicklung<br />

und Konstruktion von Beleuchtungstechnik<br />

auf Grundlage von lED-arrays<br />

für unterschiedliche technische anwendungen<br />

und Industriebereiche.<br />

Navigationslichter für Schiffe gibt es<br />

bereits seit 2006 im Portfolio, damals<br />

gab es die weltweit erste Zulassung für<br />

lED-leuchten im maritimen Bereich.<br />

Zunächst waren sie für die Sportschifffahrt<br />

im angebot, wurden in den folgenden<br />

Jahren für den Einsatz in der<br />

Berufsschifffahrt weiterentwickelt. Seither<br />

steigt der Umsatz, die Zahl der Mitarbeiter<br />

hat sich verdoppelt.<br />

Mit lED lässt sich der Energieverbrauch<br />

erheblich um 85%-90% senken.<br />

So reduziert die Zweifarbenlaterne von<br />

K2W lights den Bedarf 25 W auf 1,2 W.<br />

Die leuchten sind nicht nur klein, sondern<br />

faktisch wartungsfrei. Das austauschen<br />

der Glühlampen gehört der<br />

Vergangenheit an, da die modernen<br />

leuchtmittel aufgrund des fehlenden<br />

Glühfadens resistent gegenüber Erschütterungen<br />

sind.<br />

Gleichzeitig liegt die reichweite auf<br />

einem identischen Niveau wie frühere<br />

lösungen. Ein weiterer Vorteil ist laut<br />

Geschäftsführer Kühn der modulare<br />

aufbau, »dadurch können wir sehr flexibel<br />

auf Kundenwünsche eingehen, das<br />

bietet kein anderer Hersteller an.«<br />

Die lampenkörper bestehen aus seewasserfestem<br />

aluminium und hochwertigem<br />

Borositglas sowie Edelstahlschrauben<br />

(V4a). Neben der »Standard«-ausführung<br />

sind kann auch eine Version aus<br />

Bronze geliefert werden, gerade bei höheren<br />

ansprüchen an das aussehen, etwa<br />

auf Yachten. Sie sind zudem korrosions-<br />

22<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

© K2W lights<br />

Auf vielen Hafenschiffen sind Leuchten von K2W Lights installiert<br />

LED-<br />

Navigationslichter<br />

Tel. 03641/9283044<br />

mail@k2wlights.de<br />

www.k2wlights.com<br />

beständiger als jene aus aluminium. Mit<br />

nur 64 mm im Durchmesser sind sie äußerst<br />

kompakt und platzsparend.<br />

alle leuchten stehen zudem als Doppellaternen<br />

für Schiffe von mehr als 50 m<br />

länge zur Verfügung. So sind auch größere<br />

Boote oder Schiffe bei schlechter<br />

Sicht in ihrer vollen Dimension jederzeit<br />

auszumachen. Für explosionsgefährdete<br />

Bereiche sind zudem Sonderausführungen<br />

lieferbar.<br />

Für den Einsatz in der Berufsschifffahrt<br />

mussten die leuchten »lichttechnisch«<br />

nachgebessert werden, berichtet Kühn.<br />

In den anfängen wurde mit lED-lichtern<br />

die geforderte reichweite von 3 sm<br />

noch nicht erreicht. Vor rund fünf Jahren<br />

aber war das Problem gelöst. Inzwischen<br />

sind etliche Schlepper, Hafenfähren und<br />

lotsenboote, aber auch Containerschiffe<br />

und Tanker mit den Produkten von K2W<br />

lights unterwegs. Beliefert werden auch<br />

Werften und ausrüster.<br />

Jüngstes Geschäftsfeld ist die Binnenschifffahrt.<br />

»Das ist ein nicht ganz einfacher<br />

Markt«, räumt Kühn ein. aufgrund<br />

der langen Fahrenszeit der Schiffe und<br />

wenigen Neubauten muss die Nachfrage<br />

noch wachsen. Der Chef aber ist optimistisch,<br />

auch in diesem Bereich zulegen zu<br />

können: »Die Vorteile von lED machen<br />

sich auch auf Binnenschiffen bezahlt.« In<br />

den kommenden drei bis vier Jahren will<br />

er daher den Umsatz verdoppeln.<br />

lED-leuchtmittel nutzen leuchtdioden<br />

(light-emitting diodes – lED), ihre<br />

Nutzungsdauer wird mit mehr als 100.000 h<br />

angegeben. Zum Vergleich: Kon ventio<br />

nelle Glühlampen schaffen nur etwa<br />

1.000 Stunden. außerdem benötigen<br />

lED-lampen bei gleicher Helligkeit weniger<br />

elektrische leistung, erzielen also<br />

eine höhere Energieeffzienz. Trotz des<br />

oft höheren anschaffungspreises sind<br />

lED-leuchten aufgrund der geringeren<br />

Betriebskosten wirtschaftlicher als andere<br />

lösungen.<br />

KF<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

23


SCHIFFSTECHNIK<br />

»Maranta« schont die Umwelt<br />

Um die schärferen Umweltbestimmungen zu erfüllen, ist eine entsprechende<br />

Technologie gefragt. Beispielgebend ist der Einbau von IMo-III-Dieselmotoren<br />

mit Fischer lT-HD-rußfilter mit DoC-X-Beschichtung auf dem Schubschiff »Maranta«<br />

Auf dem 5.000 t fassenden Schubschiff<br />

»Maranta« von Maranta Shipping<br />

sind zwei neue Caterpillar 3512E Dieselmotoren<br />

mit je 1.000 kW antriebsleistung<br />

verbaut. Die Motoren erfüllen dank der<br />

oEM-SCr-anlage die IMo-III-Emissionsgrenzwerte.<br />

Es sei die erste Installation<br />

dieser art auf einem Binnenschiff,<br />

heißt es.<br />

Um die zukünftigen EU-Stufe-V-Emissionsgrenzwerte<br />

zu unterschreiten, entschied<br />

sich Eigner riemer Kingma dem<br />

CEM (Caterpillar Emission Module) einen<br />

rußfilter von Fischer abgastechnik<br />

aus Emsdetten nachzuschalten. Da die<br />

Motoren mit den originalen SCr-Systemen<br />

des Herstellers zertifiziert sind,<br />

mussten rußfilter installiert werden, die<br />

für den Betrieb hinter Entstickungsanlagen<br />

geeignet sind. Nach Überprüfung<br />

der zu erwartenden rohemissionen und<br />

Temperaturprofile haben man sich dazu<br />

entschieden, die alt bewährten lT-HDrußfilter<br />

einzusetzen, so Fischer.<br />

Zur Unterstützung der passiven regeneration<br />

kommt die spezielle DoC-<br />

X-Beschichtung zum Einsatz. Damit sei<br />

die passive regeneration hinter den SCr-<br />

Systemen möglich. Da diese Konstellation<br />

als rein passiv arbeitendes System<br />

zuvor noch nie über einen längeren Betriebszeitraum<br />

getestet worden sei, habe<br />

man die beiden rußfiltersysteme mit automatisch<br />

öffnenden Bypässen ausgerüstet<br />

und die Möglichkeit zur Nachrüstung<br />

des Fischer-Vollstrombrenners vom Typ<br />

HeliosFFB integriert.<br />

Nach dem von den Ingenieuren bei<br />

Fischer abgastechnik erwarteten, störungsfreien,<br />

rein passiven Betrieb, läuft<br />

seit über einem Jahr der regelbetrieb in<br />

der Binnenschifffahrt. Damit stehe einem<br />

weiteren Einsatz dieser Technik<br />

auch in der Küsten- und Seeschifffahrt<br />

nichts im Wege, so das Unternehmen aus<br />

dem Münsterland.<br />

Aus Wärme wird Strom<br />

Wenn riemer Kingma von einem »grünen<br />

Schiff« spricht, meint er nicht nur<br />

emissionsarm, sondern auch effzient.<br />

Um die Effzienz der »Maranta« und der<br />

antriebsmotoren zu steigern, wurde ein<br />

E-Pack von orcan installiert. Das System<br />

wird mit der abwärme der beiden Hauptantriebe<br />

betrieben. Dazu führt man die<br />

Energie aus dem Kühlkreislauf- und<br />

dem abgassystem dem E-Pack zu. Hier<br />

wird unter anwendung des orC-Verfahrens<br />

(organic rankine Cycle) Wärme zu<br />

Strom umgewandelt. Über Wärmetauscher<br />

kommt es zur Dampferzeugung,<br />

der eine Gasturbine mit angekoppeltem<br />

Generator antreibt und elektrische Energie<br />

von bis zu 100 kW zur Verfügung<br />

stellt. anschließend wird der Dampf wieder<br />

kondensiert und steht so im geschlossenen<br />

Prozess wieder zur Verfügung.<br />

Fischer abgastechnik sieht in diesem<br />

System folgende Vorteile für Mensch,<br />

Umwelt und Maschine:<br />

– Eigene Stromversorgung während der<br />

Fahrt<br />

– Weniger Kraftstoffverbrauch – ressourceneinsparung<br />

– Verschleißvorbeugung der Motoren<br />

– optimale ausnutzung der erzeugten<br />

Energie (Effzienz durch geschlossenen<br />

Kreislauf)<br />

als Partner des Münchener Unternehmens<br />

orcan und Spezialist im Bereich der<br />

abgastechnik haben die Emsdettener die<br />

Integration der abgaswärmetauscher auf<br />

der »Maranta« übernommen. So konnten<br />

die systemrelevanten Komponenten<br />

bestens aufeinander abgestimmt und geliefert<br />

werden.<br />

Dieses Projekt zeige wirkungsvoll, dass<br />

man seegängige IMo-III- oder marinisierte<br />

CCr II und EU-Stufe-V-Binnenschiffsdiesel<br />

mit abgasnachbehandlungsund<br />

Effizienzsteigerungstechnologien<br />

nachrüsten und gleichzeitig die Binnen-,<br />

Küsten- und Seeschifffahrt grüner machen<br />

könne, so Fischer.<br />

RD<br />

Der Schubverband »Maranta« ist mit<br />

umweltfreundlicher Technologie ausgerüstet<br />

© Fischer abgastechnik<br />

24<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Der Test der Anlage für Verarbeitung von Restdämpfen wurde in Vlissingen durchgeführt<br />

Entgasungsverbot soll ausgeweitet werden<br />

Das bereits für einige Provinzen geltende Entgasungsverbot in den Niederlanden<br />

soll künftig landesweit eingeführt werden. Nun werden anlagen getestet, um die<br />

Dampfrückstände bestmöglich beseitigen zu können<br />

© North Sea Port<br />

Die Industrie hat in den vergangenen<br />

Jahren durch die Einführung des<br />

»engagierten und kompatiblen« Fahrens<br />

von Tankschiffen, bei dem die Notwendigkeit<br />

der Entgasung entfällt, bereits<br />

eine deutliche reduzierung der Emissionen<br />

erreicht. Dies allein genüge jedoch<br />

nicht, um eine vollständige Entgasung zu<br />

vermeiden, sagen die Niederländer.<br />

luxemburg hatte anfang Februar als<br />

erster europäischer Staat die Urkunde<br />

zur ratifizierung der Änderungen<br />

des CDNI (Übereinkommen über die<br />

Sammlung, abgabe und annahme von<br />

abfällen in der rhein- und Binnenschifffahrt)<br />

hinterlegt und damit den<br />

ersten Schritt zum Entgasen von Binnenschiffen<br />

getan.<br />

Entgasung teilweise verboten<br />

Weil die Entgasung eines Schiffes während<br />

der Fahrt auf Binnenwasserstraßen<br />

schlecht für die luftqualität, für die<br />

Gesundheit der anwohner und für die<br />

Menschen ist, die mit diesen Stoffen arbeiten,<br />

haben die Provinzen Zeeland,<br />

Noord-Brabant, Zuid-Holland, Utrecht,<br />

Noord-Holland, Gelderland und Flevoland<br />

in den Niederlanden bereits im<br />

Jahr 2015 Verbote für die Entgasung von<br />

Benzol und benzolhaltigen Stoffen eingeführt.<br />

In diesem Jahr sollen die restriktionen<br />

nun schrittweise zu einem nationalen<br />

Verbot ausgeweitet werden. Im<br />

Ergebnis sollen dadurch die Emissionen<br />

dieser schädlichen Stoffe um 98% reduzieren<br />

werden, heißt es.<br />

Suche nach geeigneter Anlage<br />

Um die Einführung des nationalen Verbots<br />

zu erleichtern, sei es wichtig, eine<br />

Infrastruktur aufzubauen, die aus innovativen<br />

anlagen bestehe, die in der lage<br />

seien, die dampfförmigen ladungsrückstände<br />

zu verarbeiten oder wiederzuverwenden,<br />

bekräftigen die Niederländer.<br />

In Vlissingen ist deshalb jüngst eine<br />

Dampfverarbeitungsanlage getestet worden.<br />

Damit sollen Binnentanker die restdämpfe<br />

kontrollieren und verarbeiten.<br />

Ziel des Tests sei es, mit Hilfe innovativer<br />

Technologien eine saubere luft entlang<br />

der Wasserstraßen zu schaffen, so North<br />

Sea Port, auf dessen Gebiet die ersten<br />

Tests durchgeführt worden sind. Weitere<br />

Versuche in rotterdam und amsterdam<br />

sollen folgen. Dabei werden verschiedene<br />

anlagentypen unter die lupe genommen.<br />

Eine unabhängige Stelle, die die Messungen<br />

durchführt, soll herausfinden, welche<br />

anlagen die strengsten anforderungen<br />

erfüllen und wo noch Verbesserungsbedarf<br />

besteht.<br />

Der niederländisch-belgische Hafenverbund<br />

zeigte sich zufrieden mit dem<br />

Testverlauf. Die Geräte und Funktionen<br />

seien während des gesamten Verfahrens<br />

überwacht worden.<br />

Die Ergebnisse der Versuche werden<br />

von der Task Force »Entgasung während<br />

der Fahrt« ausgewertet, die dann den<br />

zuständigen niederländischen Minister<br />

beim weiteren aufbau der Infrastruktur<br />

beraten soll. Die Task Force war 2018 eingerichtet<br />

worden, mit dem Ziel, die reibungslose<br />

Umsetzung des nationalen<br />

Verbots sicherzustellen.<br />

Der Test in der Provinz Zeeland, zu<br />

der die region Vlissingen gehört, wird<br />

von Shell Chemicals Europe unterstützt.<br />

GreenPoint Maritime Services liefert die<br />

Dampfverarbeitungsanlage, die bei den<br />

Erprobungen eingesetzt wird.<br />

Das Gelände in Vlissingen wurde von<br />

North Sea Port als Teil seines Ziels zur<br />

Verfügung gestellt, einen nachhaltigeren<br />

Hafen zu schaffen. Die Provinz Zeeland<br />

unterstützt das Projekt und hat derzeit<br />

auch den Vorsitz der nationalen Task<br />

Force »Entgasung während der Fahrt«<br />

inne. Seit diesem Jahr wird sie von Dick<br />

van der Velde geleitet, einem Mitglied<br />

der Exekutive der Provinz Zeeland. Ihr<br />

gehören Vertreter der Zentralregierung,<br />

der Provinzen, der Häfen, der Verlader,<br />

der Spediteure, der lagerfirmen und der<br />

Dampfverarbeitungsunternehmen an.<br />

Der Hafenverbund North Sea Port<br />

wurde Ende 2017 gegründet. Er umfasst<br />

die Standorte Vlissingen, Borssele und<br />

Terneuzen inklusive Sluiskil in den Niederlanden<br />

sowie den belgischen Hafen<br />

Gent.<br />

TWG<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

25


SEEHÄFEN | SHorTSEa<br />

Im Bremer Industriehafen sollen Binnenschiffe mit Strom vom Land aus versorgt werden<br />

Bremen schaff mehr Landstromanschlüsse<br />

In den Weser-Häfen werden zwei zusätzliche anschlüsse für Binnenschiffe installiert.<br />

Dazu kommen sechs anlagen für Seeschiffe. Investition: 32,4 Mio. €<br />

© bremenports<br />

NDiesen Beschluss hat jetzt der Bremer<br />

Senat gefasst. Die Investition<br />

teilen sich land und Bund. »Die Schaffung<br />

von landstromanlagen ist ein<br />

wichtiger Baustein auf dem Weg zum<br />

grünen, klimaneutralen Hafen«, sagt die<br />

zuständige Wirtschaftssenatorin Claudia<br />

Schilling. Der Strom soll daher zu<br />

100% aus erneuerbaren Energien erzeugt<br />

werden.<br />

Bisher lag der Fokus bei der landstrombereitstellung<br />

im Bereich der Hafen-<br />

und Service-Schifffahrt. Im rahmen<br />

des neuen Investitionsprogramms<br />

werden zwei anschlüsse für die Binnenschifffahrt<br />

innerhalb des Bremer Industriehafens<br />

geschaffen, so dass dann alle<br />

relevanten anlegestellen für die Flussschiffer<br />

ausgerüstet sind.<br />

Bis Ende 2023 sollen zudem im stadtbremischen<br />

Überseehafen zwei landstromanlagen<br />

für Seeschiffe im Bereich des<br />

Containerumschlags, eine im Bereich<br />

des roro-Umschlags und eine im Umfeld<br />

des Kreuzfahrtterminals entstehen.<br />

Im Fischereihafen kommen drei anlagen<br />

für Behördenschiffe und eine für die Forschungsschifffahrt<br />

hinzu.<br />

Die Schaffung von landstromanlagen<br />

für die Seeschifffahrt sei ein weiterer<br />

Schritt und ein wichtiger Baustein<br />

auf dem Weg zum grünen, klimaneutralen<br />

Hafen. Die landstrombereitstellung<br />

für die ortsfesten anlagen solle deshalb<br />

auch zu 100% aus erneuerbaren Energien<br />

erfolgen, bekräftigt Schilling.<br />

»Diese politische Zielstellung steht im<br />

Einklang mit dem ‚Green Deal‘ der Europäischen<br />

Union und ist in gleicher Weise<br />

auch Gegenstand des aktuellen Koalitionsvertrages<br />

und des Klimaschutzprogramms<br />

auf Bundesebene«, ergänzt die<br />

Wirtschaftssenatorin.<br />

Bereits im Herbst 2019 hatte sie gemeinsam<br />

mit den weiteren vier norddeutschen<br />

ländern und dem Bund eine<br />

absichtserklärung über die Verbesserung<br />

der rahmenbedingungen für die<br />

Nutzung von landstrom in den Häfen<br />

unterzeichnet. »Ich freue mich sehr, dass<br />

aus einer absichtserklärung jetzt auch<br />

konkrete Maßnahmen folgen und wir<br />

in den bremischen Häfen keinen kleinen<br />

Schritt machen, sondern gleich mit<br />

einen richtig großen vorangehen«, sagt<br />

Schilling.<br />

»Auch Reeder müssen mitmachen«<br />

Gleichzeitig nahm sie aber auch die reeder<br />

in die Pflicht, ihre Schiffe insgesamt<br />

umweltfreundlicher zu gestalten und zu<br />

betreiben. Dazu gehöre es, zügig möglichst<br />

viele Frachter entsprechend umzurüsten,<br />

beziehungsweise Neubauten<br />

mit den notwendigen Vorrichtungen für<br />

eine Nutzung von landstrom in auftrag<br />

zu geben.<br />

Eine saubere Schifffahrt gelinge nur<br />

im Schulterschluss aller Beteiligten.<br />

Je mehr Häfen landstromanlagen zur<br />

Nutzung zur Verfügung stellten, umso<br />

wirtschaftlicher werde es auch für die<br />

reedereien ihre Schiffe entsprechend<br />

umrüsten zu lassen, so Schilling. Noch<br />

wichtiger aber sei es, dass die Branche<br />

insgesamt mehr anstrengungen hin zu<br />

einer emissionsfreien Schifffahrt unternehme.<br />

»Schiffe verbringen die meiste Zeit auf<br />

See und da ist es nur konsequent, dass neben<br />

den Maßnahmen in den Häfen, nun<br />

vermehrt auf neue emissionsarme, beziehungsweise<br />

-freie antriebe gesetzt wird«,<br />

erläuter die Wirtschaftssenatorin. RD<br />

26<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SEEHÄFEN | SHorTSEa<br />

© North Sea Port<br />

Die Unternehmen im North Sea Port wollen künftig weniger Schadstoffe ausstoßen<br />

Erste Schritte zur CO2-Reduzierung<br />

Ein Konsortium aus belgischen und niederländischen Unternehmen hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, die Schadstoffemissionen im North Sea Port deutlich zu senken<br />

Das Konsortium mit dem Namen<br />

Smart Delta resources (SDr) besteht<br />

aus dem Hafenverbund North Sea<br />

Port, den Unternehmen arcelorMittal,<br />

Dow Benelux, PZEM, Yara und Zeeland<br />

refinery sowie den Infrastrukturpartnern<br />

Gasunie und Fluxys. Sie wollen das<br />

anfallende Co2 auffangen und anschließend<br />

wiederverwenden oder unterirdisch<br />

lagern.<br />

Die abscheidung und Wiederverwendung<br />

oder Speicherung von Co2 (Carbon<br />

Capture & Utilisation/Storage, kurz<br />

CCUS) habe das Potenzial, die Co2-<br />

Emissionen im Gebiet des North Sea<br />

Ports um bis zu 30% jährlich zu reduzieren,<br />

heißt es. Das wären rund 6,5 Mio.t<br />

Co2 pro Jahr.<br />

Vor diesem Hintergrund hat das Konsortium<br />

das Projekt Carbon Connect<br />

Delta ins leben gerufen, das nach einer<br />

Machbarkeitsstudie über CCUS im Jahr<br />

2025 beginnen soll.<br />

In der Studie sollen alle aspekte von<br />

CCUS untersucht werden: die technischen,<br />

wirtschaftlichen und rechtlichen,<br />

die erforderliche Infrastruktur für den<br />

Transport von Co2 per Pipeline oder<br />

Schiff, die Finanzierungsmöglichkeiten,<br />

die kommerzielle Durchführbarkeit und<br />

die Genehmigungsverfahren. Das Konsortium<br />

geht davon aus, dass die Machbarkeitsstudie<br />

bis Ende dieses Jahres abgeschlossen<br />

sein wird. Danach soll die<br />

Umsetzung vorbereitet werden.<br />

Gemeinsam verfügen die Partner über<br />

ein breites Netzwerk und das erforderliche<br />

Wissen und Know-how, um das<br />

Projekt Carbon Connect Delta zum Erfolg<br />

zu führen. Da das Konsortium branchenübergreifend<br />

(Chemie, Petrochemie<br />

und Stahl) sowie mit den zuständigen<br />

regierungsbehörden in beiden ländern<br />

zusammenarbeite, würden einzigartige<br />

Synergien und Möglichkeiten für eine<br />

nachhaltige Wirtschaft entstehen, sind<br />

die Partner überzeugt.<br />

Ziel des Konsortiums ist es nach eigenen<br />

angaben, bereits 2023 1 Mio.t<br />

Co2 jährlich abzufangen und bis 2030 auf<br />

6,5 Mio.t pro Jahr zu erhöhen, was einer<br />

der Co2-Emissionen in Höhe von 30%<br />

in der region Scheldt-Delta entsprechen<br />

würde.<br />

Dementsprechend soll das Projekt<br />

Carbon Connect Delta einen wichtigen<br />

Beitrag zu den Pariser Klimazielen und<br />

dem jüngeren europäischen Green Deal<br />

leisten. CCUS ist eines der Instrumente,<br />

die SDr nutzen will, um bis 2050 eine<br />

klimaneutrale Industrie in der Scheldt-<br />

Delta-region zu erreichen.<br />

Das Konsortium, unterstützt von Impuls<br />

Zeeland, der Provinz Zeeland und<br />

der Provinz ostflandern, arbeitet auch<br />

an anderen Entwicklungspfaden, wie<br />

z.B. nachhaltiger Wasserstoff (Wasserstoff-Delta),<br />

restwärme, Elektrifizierung<br />

und recycling. SDr hat bereits<br />

Schritte unternommen, um die Co2-<br />

Emissionen erheblich zu reduzieren.<br />

anfang 2018 wurde ein Fahrplan verabschiedet,<br />

der es dem Industriecluster<br />

ermöglichen soll, die Pariser Klimaziele<br />

zu erreichen. In den vergangenen Jahren<br />

wurden verschiedene Studien über die<br />

erforderliche Energieinfrastruktur abgeschlossen.<br />

Eine Wasserstoffverbindung<br />

zwischen Dow in Terneuzen und Yara<br />

in Sluiskil wurde bereits gebaut. Darüber<br />

hinaus seien die innovativen Projekte<br />

Steel2Chemicals (Dow Terneuzen) und<br />

Carbon2Value (arcelorMittal Gent) weit<br />

fortgeschritten, heißt es.<br />

RD<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

27


SEEHÄFEN | SHorTSEa<br />

Rotterdam plant autonome Transporte<br />

auf der Container Exchange route (CEr) sollen künftig autonome Transportfahrzeuge<br />

rollen. Die ausschreibung wurde jetzt gestartet. Für ein weiteres Großprojekt wurde<br />

unterdessen der nächste Meilenstein gesetzt<br />

Bei der CEr handelt es sich um eine<br />

interne Eisenbahnverbindung, an<br />

die sämtliche Containerterminals auf<br />

der Maasvlakte angeschlossen sind. Darüber<br />

soll künftig der austausch der Boxen<br />

zwischen den Umschlageinrichtungen erfolgen.<br />

auch leere Containerdepots, das<br />

rijksinspectieterminal, Distributionszentren<br />

und andere Unternehmen sollen<br />

künftig Container über diese Strecke<br />

austauschen.<br />

Die Idee: Zwischen den angeschlossenen<br />

Terminals auf der Maasvlakte sollen<br />

die Verkehrsmittel völlig autonom fahren.<br />

Sobald eines die CEr verlässt und auf ein<br />

Terminalgelände gelangt, soll das lenken<br />

von einem Fahrer übernommen oder die<br />

Fahrt autonom fortgesetzt werden. Das<br />

könnten die einzelnen Unternehmen zum<br />

Beispiel je nach Unternehmenskonzept<br />

entscheiden. Man habe diesen ansatz<br />

gewählt, da hybrider autonomer Verkehr<br />

zu einem möglichst effzienten wechselseitigen<br />

Containertransport beitrage und<br />

Umschlagbetriebe zugleich Wahlfreiheit<br />

hinsichtlich der zeitlichen Planung der<br />

Transportart im eigenen Terminal böte,<br />

so der Hafenbetrieb rotterdam. operator<br />

für die CEr soll das Tochterunternehmen<br />

PortShuttle werden, das damit für die<br />

Verlauf der Container Exchange Route<br />

Fahrtenplanung, Verwaltung und rechnungsstellung<br />

zuständig wäre.<br />

Nach der Veröffentlichung der ausschreibung<br />

auf der Website Tenderned<br />

können Interessenten ihr angebot dem<br />

Hafenbetrieb rotterdam zur Beurteilung<br />

vorlegen. Möglichst im 1. Quartal<br />

2021 will der Hafenbetrieb dann eine<br />

auswahl treffen.<br />

Die CEr soll nach angaben der Niederländer<br />

im 1. Quartal 2021 fertiggestellt<br />

sein und nach einer Erprobungsphase<br />

Ende des 4. Quartals 2021 kommerziell<br />

in Betrieb genommen werden.<br />

Mit dem austausch von Containern<br />

über die CEr versprechen sich die Niederländer<br />

weniger Staus in der Umgebung<br />

der Terminals und geringere Kosten. Darüber<br />

hinaus soll dadurch die Geschwindigkeit<br />

erhöht werden. außerdem soll die<br />

Verbindung den Verwaltungsaufwand, z.<br />

B. bei den Zolldokumenten reduzieren.<br />

»Eine gut funktionierende CEr mit einem<br />

konkurrenzfähigen Transportpreis<br />

ermöglicht eine effzientere abfertigung<br />

von Containern; dies führt zu mehr ladung<br />

für den rotterdamer Hafen und<br />

somit zu einer größeren Zahl von arbeitsplätzen<br />

an den Terminals«, so der<br />

Hafenbetrieb rotterdam.<br />

© Hafenbetrieb rotterdam<br />

Bisher erfolgt der austausch der Container<br />

zwischen den Terminals neben dem<br />

lkw auch vorzugsweise per Binnenschiff.<br />

Theemsweg-Trasse nimmt Form an<br />

Seit einigen Jahren treiben die rotterdamer<br />

auch den Gütertransport ins Hinterland<br />

per Eisenbahn voran. Vorbild ist<br />

der Hamburger Hafen, der sich als größter<br />

Eisenbahnhafen Europas seit Jahren<br />

einen Namen macht.<br />

Kürzlich wurde in rotterdam ein weiterer<br />

Meilenstein für die rund 4 km lange<br />

Theemsweg-Trasse erreicht, durch die<br />

die Problematik an der Calandbrücke bei<br />

rozenburg gelöst werden soll. Diese Stahlhubbrücke<br />

für den Bahn- und Straßenverkehr<br />

ist das Bindeglied in der Betuweroute<br />

zum europäischen Hinterland. Für die Seeschifffahrt<br />

ist die Hubbrücke die Zufahrt<br />

zum Brittanniëhaven. Weil sie jedoch zunehmend<br />

ein Hindernis für die Schifffahrt<br />

darstellt, soll sie in den kommenden Jahren<br />

ersetzt werden. Deshalb wird die Eisenbahnstrecke<br />

nun an der Calandbrücke<br />

vorbeigeführt. auf die autostraße, die über<br />

die Brücke führt, kann im Prinzip schon<br />

jetzt verzichtet werden, da der Tomassen-<br />

Tunnel genutzt werden kann.<br />

Zwei Stahlbogenbrücken der Theemsweg-Trasse<br />

konnten in den vergangenen<br />

Wochen an ihre vorgesehenen Plätze positioniert<br />

werden – ein Meilenstein für das<br />

rund 300 Mio. € teure Projekt, das der Hafenbetrieb<br />

rotterdam koordiniert und realisiert<br />

in Zusammenarbeit mit Prorail und<br />

dem niederländischen Ministerium für<br />

Infrastruktur und Wasserwirtschaft realisiert.<br />

SaVe, ein Konsortium der Bauunternehmen<br />

Besix, Dura Vermeer, Mobilis,<br />

Hollandia en Iemants, baut im auftrag des<br />

Hafenbetriebs den Unterbau der Trasse.<br />

»aufgrund der Zunahme des Bahnverkehrs<br />

und des Seeschifffahrtverkehrs von und<br />

zum Brittanniëhaven prognostiziert der<br />

Hafenbetrieb einen Kapazitätsengpass für<br />

den Bahnverkehr. Durch die anlegung der<br />

Theemsweg-Trasse wird dieser Engpass behoben«,<br />

so ronald Paul, Coo des Hafenbetriebs<br />

rotterdam.<br />

TWG<br />

28<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


SEEHÄFEN | SHorTSEa<br />

© Wägener<br />

Antwerpen will Abfertigung beschleunigen<br />

Der Hafen antwerpen entwickelt eine app, durch die die abläufe in der Binnenschifffahrt<br />

effzienter werden sollen. Es geht es um elektronische Voranmeldungen für Schleusungen<br />

und die Visualisierung freier liegeplätze<br />

Ziel sei es, eine reibungslosere Durchfahrt<br />

durch den Hafen sowie eine effizientere<br />

Binnenschifffahrt zu erreichen,<br />

so die Belgier. Sobald der Schiffsführer<br />

oder -eigner von einer Fahrt zum Hafen<br />

antwerpen Kenntnis erhält, kann er sie<br />

direkt in das System einbuchen. Dadurch<br />

würde man einen schnelleren Überblick<br />

über die Schleusenpläne erhalten, so der<br />

Hafen antwerpen. anschließend würde<br />

das aIS-System die ankunft im Hafengebiet<br />

registrieren. Das an- und ablegen<br />

sowie die auswahl einer Schleuse erfolgten<br />

direkt über die app. Darin gebe es<br />

eine anschauliche Übersicht über alle<br />

verfügbaren Schleusen sowie deren anfangs-<br />

und Endzeiten, sagen die Belgier.<br />

auf dieser Grundlage könne der Schiffsführer<br />

die für ihn am besten geeignete<br />

Schleuse auswählen.<br />

Informationen über Seeschiffe<br />

Darüber hinaus können Schiffsführer<br />

die voraussichtlichen ankunfts- und<br />

abfahrtszeiten von Seeschiffen einsehen<br />

und erfahren, gleiches gilt für Informationen<br />

welche vorübergehenden liegeplätze<br />

(Wartepositionen) genutzt werden können,<br />

während man auf eine Schleusung,<br />

ladevorgänge oder andere aktivitäten<br />

wartet.<br />

Schiffsführer und reeder müssten die<br />

app nur einmalig installieren. Dank der<br />

Übernahme der login-Daten von anderen<br />

Plattformen würde zudem sichergestellt,<br />

dass die Schiffsführer dieselben<br />

Informationen nicht mehrmals übermitteln<br />

müssten, heißt es. Die app zeigt<br />

BICS- und Erinot-Meldungen in einem<br />

Fahrt-Konzept. Daten müssten nur noch<br />

vervollständigt oder im Falle von Änderungen<br />

angepasst werden.<br />

Die app ist Teil des Gesamtprojekts<br />

»Sicherer und reibungsloser Verkehr im<br />

Hafen«. Neben Initiativen für einen digitalen<br />

Wandel wie dieser überarbeiten<br />

die Belgier auch Schifffahrtsorganisation,<br />

-planung und -durchführung.<br />

Um die app zu testen, sucht der Hafen<br />

antwerpen Binnenschiffer und reedereien<br />

mit täglich einer Schleusendurchfahrt<br />

im Hafen.<br />

Schubleichter in Echtzeit verfolgen<br />

Um künftig nicht nur über Binnenschiffbewegungen<br />

informiert zu sein, hat der<br />

Hafen antwerpen zusammen mit dem<br />

niederländisch-belgischen Hafenverbund<br />

North Sea Port einen Tracker für<br />

Schubleichter eingeführt. Dadurch sei<br />

es künftig möglich, Schubleichter und<br />

Schubverbände in Echtzeit zu orten. anders<br />

als bei Binnen- und Schubschiffen<br />

war es bisher nicht möglich, die Position<br />

von Schubleichtern zu verfolgen, da sie<br />

keine eigene Stromversorgung und somit<br />

kein aIS (automatic Identification System)<br />

haben.<br />

Die digital übermittelte Zusammenstellung<br />

der Schubverbände entspreche<br />

nicht immer dertatsächlichen, wie es<br />

heißt. Dadurch gehe viel Zeit an den<br />

Schleusen verloren. Die Tracker würden<br />

nun die korrekten Informationen übermitteln,<br />

was zu einer zuverlässigeren<br />

Schleusenplanung beitrage.<br />

Der Umschlag im Hafen antwerpen<br />

wächst seit Jahren kontinuierlich. Im<br />

vergangenen Jahr wurden 238 Mio.t Güter<br />

umgeschlagen. Für den größten belgischen<br />

Seehafen bedeutet das bereits im<br />

siebten Jahr in Folge einen rekordwert.<br />

Beim Umschlag von Containern ist man<br />

hinter rotterdam mit großem Vorsprung<br />

die Nummer zwei in Europa. Im zurückliegenden<br />

Jahr wurden im antwerpener<br />

Hafen insgesamt 11,87 Mio. TEU umgeschlagen.<br />

(+6,9%). Dadurch seien die<br />

Marktanteile von 27,5% auf 28,2% gestiegen,<br />

so die Belgier.<br />

Weil mit weiterem Wachstum gerechnet<br />

wird, sollen Kapazitäten für zusätzliche<br />

rund 7Mio. TEU geschaffen werden.<br />

Deshalb ist anfang des Jahres das Projekt<br />

ECa (Extra Container Capacity antwerp)<br />

gestartet worden. Geplant sind demnach<br />

ein zweites tideunabhängiges Hafenbecken<br />

für den Containerumschlag, die Schaffung<br />

zusätzlicher logistikflächen, weitere Terminalkapazitäten<br />

durch den ausbau bestehender<br />

anlagen und den Neubau von<br />

Umschlagplätzen sowie zusätzliche liegeplätze<br />

für Containerbinnenschiffe. TWG<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

29


JoBBÖrSE<br />

Jobbörse<br />

Besatzungsregelungen werden überarbeitet<br />

Die Rheinschifffahrtspersonal-Verordnung hat seit Jahrzehnten Bestand. Aufgrund<br />

von stetigen technischen Entwicklungen der Binnenschiffe gilt sie mittlerweile jedoch<br />

als überholt<br />

Für das Befahren des rheins richtet<br />

sich die Zahl der vorgeschriebenen<br />

Besatzung nach der Schiffslänge. Die<br />

ausstattung des Schiffes findet hier keine<br />

Berücksichtigung, wenngleich sie einen<br />

starken Einfluss auf die Navigation der<br />

Einheiten hat.<br />

Im Januar ist die sogenannte Ta-<br />

SCS (Towards a Sustainable Crewing<br />

System)-Studie abgeschlossen worden,<br />

die von der Europäischen Kommission<br />

in auftrag gegeben worden war. Ziel der<br />

Erhebung war es herauszufinden, welche<br />

aufgaben an Bord einen Binnenschiffes<br />

zu verrichten sind und wie stark die Besatzungsmitglieder<br />

durch die jeweiligen<br />

aufgaben beansprucht werden.<br />

anhand der Ergebnisse der Studie soll<br />

nun eine neue Besatzungsverordnung<br />

entwickelt werden. Die Bestimmung der<br />

Mindestbesatzung soll zwar auch weiterhin<br />

über die altbewährten Besatzungstabellen<br />

erfolgen, nur die Schiffslänge<br />

Die Abteilung IV – Verkehr – der Senatsverwaltung für Umwelt,<br />

Verkehr und Klimaschutz sucht ab sofort eine/-n<br />

Oberregierungsrätin / Oberregierungsrat<br />

– Besoldungsgruppe A14 bzw.<br />

Tarifbeschäftigte / Tarifbeschäftigter<br />

(m/w/d) – Entgeltgruppe 14 TV-L<br />

Das Aufgabengebiet umfasst Sachgebietsleitung für „Ministerielle<br />

Angelegenheiten/Schifffahrt und Häfen“.<br />

Die ausführliche Stellenausschreibung mit Angabe der Anforderungen,<br />

des Anforderungsprofils und sonstigen Hinweisen finden<br />

Sie im Internet unter<br />

https://www.berlin.de/karriereportal/stellen/jobportal/Oberregie<br />

rungsraetinOberregierungsrat-bzw-Tarifbeschaeftig-de-j13273.html<br />

Bitte bewerben Sie sich bis zum 31.<strong>07</strong>.<strong>2020</strong> ausschließlich online<br />

im Karriereportal unter der o. g. Ausschreibung.<br />

Die technische Ausstattung eines Schiffes soll künftig<br />

bei der Festlegung der Besatzungsstärke eine Rolle spielen<br />

dafür in Betracht zu ziehen, genügt aber<br />

wohl künftig nicht mehr, wie sich in den<br />

verschiedenen Gremien abzeichnet.<br />

Vielmehr sollen die Tabellen flexibler<br />

gestaltet werden und wesentlich mehr<br />

Faktoren einbeziehen. Insbesondere die<br />

vorhandene technische ausstattung solle<br />

mehr berücksichtigt werden, so der<br />

Bundesverband der deutschen Binnenschifffahrt<br />

(BDB). Eine hochwertige<br />

technische ausstattung könne zu dem<br />

Ergebnis führen, dass die Mindestbesatzung<br />

reduziert werden könnte, ohne<br />

die erforderliche Sicherheit zu beeinträchtigen.<br />

Die EU-richtlinie 2397/2017 über die<br />

anerkennung von Berufsqualifikationen<br />

in der Binnenschifffahrt muss bis<br />

zum 17. Januar 2022 in nationales recht<br />

umgesetzt werden, so die Vorgabe. Die<br />

mache eine Neuordnung der ausbildung<br />

zum Binnenschiffer erforderlich, sagt der<br />

BDB. Derzeit dauert die ausbildung drei<br />

Jahre, nach erfolgreichem abschluss ist<br />

man qualifizierter Binnenschiffer. Die<br />

EU-richtlinie hingegen ermöglicht eine<br />

zweijährige ausbildung zu der nautischen<br />

Qualifikation »Matrose«, nach drei<br />

Jahren erhält man dann die nautische<br />

Qualifikation »Schiffsführer«.<br />

aktuell werden Vorschläge über die<br />

anpassung der Besatzungsverordnung<br />

diskutiert. Ein arbeitgeberseitiger Vorschlag,<br />

der zwei duale ausbildungsberufe<br />

im Bereich der Binnenschifffahrt vorsieht,<br />

wurde nach BDB-angaben positiv<br />

aufgefasst. Demnach würde man nach<br />

erfolgreicher dreijähriger ausbildung<br />

mit dem Berufsabschluss »Steuermann«<br />

und nach dreieinhalb-jähriger ausbild<br />

mit der Berufsbezeichnung »Schiffsführer«<br />

enden.<br />

RD<br />

© Wägener<br />

30<br />

Binnenschifffahrt 06 | <strong>2020</strong>


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Binnenschifffahrt 06 | <strong>2020</strong><br />

31


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

HGK legt Rekordergebnis vor<br />

Mit 10,3 Mio. € hat die Häfen und Güterverkehr Köln aG im vergangenen Jahr ein<br />

rekordergebnis erzielt. Der Gewinn stieg damit um 2,5 Mio. € gegenüber 2018<br />

Der Umsatz der HGK belief sich auf 75,4 Mio. € (Vorjahr:<br />

69,8 Mio. €), der der gesamten HGK-Gruppe inklusive Töchter<br />

und Beteiligungen wie Neska-Gruppe, HTaG oder rheinCargo<br />

232 Mio. € (Vorjahr: 243,1 Mio. €). »Wir freuen uns sehr, erstmals<br />

in der Geschichte der Häfen und Güterverkehr Köln aG<br />

einen zweistelligen Millionen-Gewinn ausweisen zu können«,<br />

so Vorstandschef Uwe Wedig.<br />

In der Bilanz fand ein besonderes Ereignis Niederschlag: Nach<br />

der politischen Entscheidung des rates der Stadt Köln, den geplanten<br />

ausbau des Hafens Köln-Godorf endgültig zu stoppen,<br />

musste die HGK bereits angefallene Kosten für Planung und aufwendungen<br />

abschreiben. Genannt wurde eine Investitionssumme<br />

von 8 Mio. €. Nach rechtlicher Prüfung hat die Stadt Köln der<br />

HGK diese aufwendungen ersetzt.<br />

Nicht nur die HGK selbst, sondern auch die Tochter- und Beteiligungsunternehmen<br />

konnten sich in einem weiterhin schwierigen<br />

Marktumfeld gut behaupten und haben damit zum Ergebnis<br />

beigetragen, heißt es.<br />

Die trimodale Neska hat im Bereich des konventionellen Umschlags<br />

und beim Gütertransport rund 7,2 Mio. t bewegt (Vorjahr:<br />

7,8 Mio. t). Bei der HTaG (Häfen und Transport aG) gab es<br />

dagegen einen leichten rückgang von 11 auf 10,1 Mio. t.<br />

Der logistikdienstleister rhein-Cargo, ein Joint Venture der<br />

HGK mit den Neuss Düsseldorfer Häfen (NDH) erlitt in den sieben<br />

rheinhäfen ebenfalls leichte Einbußen, der Umschlag sank<br />

von 25,4 Mio. t auf 24,3 Mio. t. auf der Schiene wurden 22 Mio. t<br />

transportiert (Vorjahr: 18,8 Mio. t). Insgesamt fielen bei der<br />

rheinCargo mit 46,3 Mio. t deutlich mehr Güter an als im Vorjahr<br />

(44,2 Mio. t).<br />

Gerade die Binnenschiffsaktivitäten der HGK sollen durch die<br />

Übernahme der Imperial-Flotte einen gewaltigen Schub erhalten.<br />

Die mit rund 200 Mio € taxierte Übernahme, die eigentlich bis<br />

zum 30. Juni abgeschlossen sein sollte, wurde aber in buchstäblich<br />

letzter Sekunde vom landesministerium für Heimat, Kommunales,<br />

Bauen und Gleichstellung als oberste Kommunalaufsicht gestoppt.<br />

Begründung: Wegen fehlender Unterlagen könnten einige<br />

juristische Fragen nicht abschließend geklärt werden.<br />

Die Verhandlungen zwischen der HGK, der Stadt Köln und der<br />

Bezirksregierung hielten bei redaktionsschluss dieser ausgabe<br />

noch an. Die HGK hatte sich in einem Bieterverfahren gegen andere<br />

Kaufinteressenten durchgesetzt.<br />

■<br />

© rheinCargo<br />

NEUSS TRIMODAL<br />

Neuss-Düsseldorfer Häfen verkaufen Terminalbeteiligung<br />

Die Neuss-Düsseldorfer Häfen ziehen sich als Gesellschafter bei<br />

der Neuss Trimodal GmbH zurück. Die anteile werden von den<br />

bisherigen Partnern übernommen.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr<br />

(Kombiverkehr) hält künftig 70% der anteile, die restlichen 30%<br />

liegen bei ambrogio. »Mit dem Verkauf ebnen wir den Weg, die<br />

weitere Entwicklung des Terminals in die Hände der operativ tätigen<br />

Spezialisten für den Intermodalverkehr zu legen«, erklärte<br />

NDH-Geschäftsführer Sascha odermatt.<br />

Nach dem Übergang des operativen Geschäfts der NDH auf die<br />

Beteiligungsgesellschaft rheinCargo sei der Verkauf der Neuss-<br />

Trimodal-anteile ein weiterer Schritt einer strategischen Neuausrichtung.<br />

als Grundstückseigentümer bleibe man den Gesellschaftern<br />

natürlich auch künftig verbunden, heißt es.<br />

Die Neuss-Düsseldorfer Häfen entstanden im Jahr 2003 durch<br />

den Zusammenschluss der bis dahin eigenständig agierenden<br />

rheinhäfen Neuss und Düsseldorf. Das Terminal Neuss Trimodal<br />

besteht seit 2004. auf einer Fläche von rund 88.000 m² werden<br />

hier jährlich bis zu 250.000 ladeeinheiten umgeschlagen.<br />

Ein Großteil der Mengen kommt aus den West-häfen Zeebrügge,<br />

antwerpen und rotterdam. Ergänzt werden die Containermengen<br />

durch Kontinentalverkehre von und nach Wien,<br />

Wels und Graz (Österreich), Budapest (Ungarn), Gallarate (Italien),<br />

Hefei (China) und einer hochfrequenten Containerverbindung<br />

nach Frenkendorf/Basel (Schweiz). »Durch die neue Struktur<br />

können wir über unsere operativ tätigen Gesellschafter auch<br />

Geschäft generieren, eine aus unserer Sicht ideale Konstellation«,<br />

berichten die beiden Geschäftsführer der Neuss Trimodal, Karsten<br />

Scheidhauer und Daniel Jähn.<br />

Um national und international wettbewerbsfähig zu sein haben,<br />

die Neuss-Düsseldorfer Häfen in den letzten Jahren rund<br />

22 Mio. € in den ausbau der Infrastruktur ihrer Containerterminals<br />

investiert. Seit 1990 beträgt die durchschnittliche jährliche<br />

Wachstumsrate etwa 10%, teilten die NDH mit. ■<br />

32<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


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Als vier Schweden Anfang der 70er-Jahre<br />

ihre Initialen zusammenlegten, konnte niemand<br />

ahnen, dass der neue Name zum Inbegriff<br />

feinster Popkultur werden würde. Ein<br />

gutes Jahrzehnt lang dominierten ABBA<br />

die Charts, die Discos und unzählige Parties.<br />

Nach der Trennung des Quartetts war die<br />

Erfolgsgeschichte jedoch keineswegs beendet.<br />

Befeuert vom Musical und dem Film<br />

Mamma mia, begeistert die Musik von ABBA<br />

heute wieder Millionen Fans. • ABBA – Alle<br />

Songs und ihre Geschichten zeichnet die<br />

faszinierende Geschichte der Ausnahmeband<br />

Song für Song nach, von preisgekrönten<br />

Platin-Hits bis hin zu weniger bekannten<br />

Songs. Komplettiert wird diese Zeitreise<br />

durch viele, teils bisher unbekannte Fotos.<br />

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34<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

koehler-books.de


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

Duisburgs Energiekonzept als Vorbild?<br />

Der Hafen Duisburg erstellt in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-,<br />

Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT ein Konzept für eine effziente Energienutzung<br />

und -versorgung. Nun wird die Übertragbarkeit auf andere Häfen geprüft<br />

Ein Jahr nach dem Start des Projektes<br />

haben die Partner eine Metastudie<br />

durchgeführt, um herauszufinden, inwiefern<br />

das Konzept auf andere Häfen<br />

übertragbar ist. Im Zentrum stehen Kategorisierung<br />

und Typologisierung von<br />

Binnenhäfen.<br />

»Gleich zu Beginn des Projektes haben<br />

wir festgestellt, dass es keine eindeutige<br />

und für uns zielführende Definition von<br />

Binnenhäfen gibt«, erklärt anna Grevé,<br />

leiterin der abteilung Elektrochemische<br />

Energiespeicher am Fraunhofer UM-<br />

SICHT. Häfen seien vielmehr besondere<br />

Stadtquartiere mit eigenen energetischen<br />

anforderungen.<br />

Deshalb wurde ein spezielles Indikatorensystem<br />

entwickelt, das Binnenhäfen in<br />

ihren verschiedenen ausprägungen charakterisiert.<br />

auf der einen Seite umfasst<br />

es die wirtschaftliche Bedeutung (Hafenfläche,<br />

Warenumschlag, Verkehrsanbindung),<br />

die Struktur (bauliche Elemente,<br />

Unternehmenslandschaft) und die Quartiersanbindung<br />

(Wohnbaufläche, Bevölkerung,<br />

Gewerbe- und Industriefläche).<br />

auf der anderen Seite schließt es Faktoren<br />

wie Sektorkopplung und Stromerzeugung<br />

aus erneuerbaren Energien ein: Es gelte<br />

unter anderem zu prüfen, wie die Netzinfrastruktur<br />

aussehe, ob vor ort bereits<br />

Power-to-X-Technologien existierten und<br />

ob der Bau von Windkraft- oder Photovoltaik-anlagen<br />

zielführend wäre.<br />

auf dieser Basis haben die Projektpartner<br />

zehn Kategorien erstellt, die folgende<br />

Merkmale berücksichtigen: wasserseitiger<br />

Warenumschlag (groß oder klein; die<br />

Grenze liegt bei 3 Mio. t), Umschlagmöglichkeiten<br />

(bimodal oder trimodal) und<br />

Quartiersanbindung (Gewerbe/Industrie,<br />

Gewerbe-/Industrie-affn, Wohnbau-affin,<br />

Mischform).<br />

In Deutschland am stärksten vertreten<br />

seien Häfen mit der Kombination »klein,<br />

trimodal, Mischform« (27), gefolgt von<br />

»klein, trimodal, Wohnbau-affn« (14)<br />

sowie »groß, trimodal, Mischform« (12),<br />

heißt es.<br />

Ergänzend unterscheiden die Projektpartner<br />

zwischen zwei Hafentypen.<br />

Duisburg will energieeffzienter werden. Können andere Häfen das Modell übernehmen?<br />

Während der Handelshafen durch eine<br />

gemischte lagerstruktur, verschiedene<br />

Umschlaggüter und eine heterogene Unternehmenslandschaft<br />

gekennzeichnet<br />

ist, umfasst der spezialisierte Hafen wenige<br />

lagertypen und Umschlaggüter sowie<br />

eine homogene Unternehmenslandschaft.<br />

Sieben weitere Häfen im Fokus<br />

anhand dieser Einordnungen haben die<br />

Projektpartner neben Duisburg sieben<br />

weitere Häfen für eine bereits laufende<br />

Detail analyse ausgewählt. Sie umfasst<br />

unter anderem die Erhebung von lastgängen<br />

sowie Interviews mit den akteuren<br />

vor ort – von Unternehmen über<br />

Energieversorger und Netzbetreiber bis<br />

zu den anwohnern, so alexander Garbar,<br />

Manager Sustainability und Projektmanager<br />

Unternehmensentwicklung bei<br />

der Duisburger Hafen aG. »Dabei fragen<br />

wir zum Beispiel nach der aktuellen Situation,<br />

den Bedarfen und der Kooperationsbereitschaft.«<br />

auch die weiteren arbeitspakete stehen<br />

bereits fest. Dazu zählen die Vorauswahl<br />

und Charakterisierung von Power-to-<br />

X- und Energieversorgungstechnologien<br />

für den Duisburger Hafen ebenso wie die<br />

Entwicklung erster Zukunftsszenarien.<br />

Mit konkreten Ergebnissen rechnen Grevé<br />

und Garbar zum Ende dieses Jahres.<br />

Über das Projekt »enerPort«<br />

Im rahmen von »enerPort« entsteht ein<br />

Gesamtkonzept zur Energienutzung<br />

und -versorgung für den Duisburger<br />

Hafen in Bezug auf Herausforderungen<br />

der Energiewende. Das Besondere: Bisher<br />

konzentrieren sich aktivitäten zur<br />

Steigerung von Effzienz und Nutzung<br />

erneuerbarer Energien in Häfen auf den<br />

Bereich der logistik und den Einsatz<br />

biobasierter Kraftstoffe. Mit Blick auf die<br />

Energiewende seien Binnenhäfen aber vor<br />

allem auch interessante Stadtgebiete mit<br />

einem eigenen anforderungsprofil und<br />

großem Entwicklungspotenzial. Die<br />

Projektpartner verfolgen deshalb einen<br />

cross-industriellen ansatz zur Sektorenkopplung<br />

von Energiewirtschaft mit den<br />

Bereichen Wohnen, Gewerbe, Industrie,<br />

logistik und Verkehr.<br />

Das Projekt »enerPort« wird im rahmen<br />

von »EnEff:Hafen« vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

gefördert. RD<br />

© duisport<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

35


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

©<br />

Wasserstraßen digital gespiegelt<br />

Gewässerkundliche Messungen sollen auomatisiert werden. Eine vierdimensionale<br />

abbildung der Bundeswasserstraßen soll die Grundlage für zahlreiche weiterführende<br />

Prozesse zur Digitalisierung der Schifffahrt bieten<br />

Auf nationaler und europäischer Ebene<br />

werden derzeit Masterpläne erarbeitet<br />

und umgesetzt, die sich mit der digitalen<br />

Transformation der Binnenschifffahrt<br />

zur künftigen Mobilität beschäftigen: intelligenter<br />

als bisher, automatisiert, vernetzt,<br />

effzient, umweltfreundlich.<br />

Die Maßnahmen erstrecken sich über<br />

die gesamte Bandbreite von den fortzuschreibenden<br />

anforderungen an eine digitale<br />

und teilweise virtuelle Wasserstraßeninfrastruktur,<br />

über die Unterstützung<br />

der Navigation, den (teil-)automatisierten<br />

Betrieb von Binnenschiffen, bis hin zur Digitalisierung<br />

des Verkehrs- und Transportmanagements<br />

mit seinen logistikketten.<br />

Dabei fallen Stichworte wie virtuelle<br />

Schifffahrtszeichen, assistenzsysteme<br />

oder synchro-modale Binnenschifffahrt.<br />

Die digitale abbildung der Wasserstraßen<br />

bildet das Fundament dieser Transformation.<br />

Digitalisierung und Big Data<br />

analysis führen unmittelbar dazu, Prozesse<br />

weitestgehend automatisiert ablaufen<br />

zu lassen.<br />

Schlagartig rückte die Bedeutung der<br />

Wasserstandsvorhersage und aktueller<br />

Tiefeninformationen für die Versorgungssicherheit<br />

während der rheinniedrigwassersituationen<br />

2018 und 2019 ins Bewusstsein<br />

von Bevölkerung und Industrie. Dies<br />

führte anfang Juli vergangnene Jahres zur<br />

Unterzeichnung des »aktionsplans Niedrigwasser<br />

rhein« durch Bundesverkehrsminister<br />

andreas Scheuer und Vertreter<br />

der Industrie.<br />

Im auftrag des Bundesverkehrsministeriums<br />

erarbeitet die Bundesanstalt für<br />

Gewässerkunde (BfG) in diesem Zusammenhang<br />

gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut<br />

für optronik, Systemtechnik<br />

und Bildauswertung einen Maßnahmenplan<br />

zur automatisierung gewässerkundlicher<br />

Messungen.<br />

außerdem sind die Generaldirektion<br />

Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS),<br />

die Bundesanstalt für Wasserbau (BaW)<br />

und das Bundesamt für Seeschifffahrt<br />

und Hydrographie (<strong>BS</strong>H) beteiligt. Damit<br />

reiht sich der Maßnahmenplan nahtlos<br />

in den Masterplan Binnenschifffahrt<br />

vom Mai 2019 ein, indem er insbesondere<br />

die Bereitstellung fachlich und raumzeitlich<br />

höherwertiger Messdaten als Basis für<br />

zu erwartende optimierte Befahrbarkeitsprognosen<br />

forciert.<br />

Mit dem Begriff »Messen« sind synonym<br />

die gesamten Mess- und Modellierungsprozesse<br />

der quantitativen Gewässerkunde<br />

in diesem Maßnahmenplan angesprochen.<br />

langfristiges Ziel ist die Erstellung<br />

eines digitalen Zwillings der Bundeswasserstraßen<br />

(BWaStr-Zwilling).<br />

Dieser basiert auf Messungen von Tiefeninformationen<br />

im remotebetrieb, der<br />

Modellierung von Wasserständen und<br />

36<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

© BfG<br />

Wassertiefen, Fließgeschwindigkeiten<br />

und -richtungen (Strömungen), morphodynamischen<br />

Sohlprozessen (Geschiebetransport,<br />

Sedimentverlagerungen), Gelände-<br />

und Gewässersohltopographien<br />

und deren Veränderungen sowie des Verkehrsaufkommens.<br />

Ein digitaler BWaStr-Zwilling soll über<br />

den aktuellen Zustand einer realen Wasserstraßenrelation<br />

hinaus auch die digitale<br />

Chronologie der Einflussgrößen der<br />

quantitativen Gewässerkunde liefern.<br />

Die vierdimensionale abbildung der<br />

Bundeswasserstraßen bietet die<br />

Grundlage für zahlreiche weiterführende<br />

Prozesse zur Digitalisierung<br />

der Schifffahrt.<br />

letztlich wird es neben der Schifffahrt<br />

selbst zahlreiche Nutznießer dieses integrierten<br />

Datenbestandes geben, da digitalisierten<br />

Management- und ausführungsaufgaben<br />

eine völlig neue Grundlage zur<br />

Verfügung gestellt wird.<br />

Perspektivisch ermöglicht der digitale<br />

BWaStr-Zwilling ein optimiertes und effzientes<br />

Unterhaltungs-, Betriebs- und ausbaumanagement<br />

der Wasserstraßen. auch<br />

komplexe analysen zur Gewässerentwicklung<br />

und deren auswirkungen oder zum<br />

Einfluss externer Faktoren wie anthropogener<br />

Klimaänderungen werden umfassend<br />

möglich sein.<br />

Eine zusätzliche Herausforderung besteht<br />

darin, den aktuellen Fokus von Messverfahren<br />

der quantitativen Gewässerkunde<br />

für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung<br />

ressourcenschonend zu erweitern.<br />

Beispielsweise bedeutet dies für die<br />

Gewässervermessung die Entwicklung<br />

vom aktuellen Schwerpunkt der Verkehrssicherung<br />

hin zu einem kontinuierlichen<br />

Bathymetrie-Service. Dies kann aber nur<br />

gelingen, wenn der automatisierungsgrad<br />

der aktuellen Mess- und auswerteprozesse<br />

deutlich erhöht und bestmöglich durch<br />

Modelle ergänzt wird.<br />

autoren: Dr.-Ing. Thomas Artz (BfG)<br />

Herbert Brockmann (BfG)<br />

Hendrik Hampe (BMVI)<br />

Dr. Dieter Willersinn (Fraunhofer-<br />

Institut für Optronik, Systemtechnik<br />

und Bildauswertung)<br />

Der Umgang mit dem<br />

Element Wasser braucht<br />

keine Wunder – sondern<br />

Know-how, Kreativität<br />

und Erfahrung.<br />

Wir können nicht<br />

übers Wasser gehen.<br />

Aber erstklassig<br />

damit umgehen.<br />

Innerhalb des Hülskens-Firmenverbandes<br />

ist Hülskens Wasserbau der Experte für<br />

wasserbauliche Herausforderungen. Mit<br />

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realisieren wir selbst anspruchsvolle<br />

Großprojekte im Wasser- und Hafenbau.<br />

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Wunder also, das Hülskens Wasserbau zu den<br />

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Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

37


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

Schwergewichtige Rolle für das Binnenschiff<br />

GEKa Maschinenhandel betreibt ein Schwerlastterminal im Hafen Mannheim, das<br />

trimodal angebunden und speditionsunabhängig ist. Bei einem Großteil der Verladungen<br />

ist das Binnenschiff involviert<br />

Von Thomas Wägener<br />

Das Verladen und die lagerung schwerer Güter ist das Kerngeschäft<br />

von GEKa Maschinenhandel (GEKa) in Mannheim.<br />

Das Unternehmen, das seinen Hauptfirmensitz in der Nähe von<br />

Hamburg hat, verfügt im rheinauhafen über das GEKa Schwergut-Terminal,<br />

in dem bis zu 165 t schwere lasten bewegt werden<br />

können. Eine 37,50 m x 94 m große Halle steht dort ebenso zur<br />

Verfügung wie eine Traverse, die bis zu 140 t bewegen kann. Sie<br />

stammt von der Firma MS Müller & Schmoranzer aus Sande<br />

bei Wilhelmshaven und wurde individuell angefertigt. Dasselbe<br />

Unternehmen hat vor drei Jahren auch den Kran von 150 t auf<br />

165 t aufgerüstet. Damit lassen sich nun auch lokomotiven von<br />

Siemens und Schiffsmotoren von MaN bewegen, deren Endmontage<br />

in der Halle erfolgt. Dies seien sowohl vom Einzel- als auch<br />

© GEKa Maschinenhandel<br />

in Bezug auf das Gesamtgewicht die bisher größten Projekte, die<br />

auf dem Schwerlastterminal verladen worden sind, so GEKa.<br />

Die 2017 angeschaffe Traverse sei für Schwergutverladungen sehr<br />

praktisch, weil man damit senkrecht anschlagen könne, so dass beispielsweise<br />

Kisten zwischen den Schlingen nicht zerdrückt werden,<br />

beschreibt Gerwin Klaus, der für das GEKa Schwergut-Terminal<br />

in Mannheim zuständig und an der Geschäftsführung beteiligt ist.<br />

Die Hubhöhe sei deutlich geringer im Vergleich zu Hafenkranen.<br />

Einige Schwerlastspediteure zählen zu den regelmäßigen Kunden,<br />

gleiches gilt für reedereien. Vertraglich festgelegt sei dies<br />

aber nicht, denn »wir sind ein speditionsunabhängiges Verladeterminal«,<br />

wie Klaus betont. anfragen für den Umschlag kommen<br />

von Schwerlastspeditionen, in der Branche wird noch immer hart<br />

um jeden auftrag gekämpft. Daher müsse man den Kunden die<br />

für sie passenden leistungen anbieten, sagt der Schwergutspezialist<br />

und meint damit insbesondere einen sicheren und zuverlässigen<br />

ladungs- und Einlagerungsbetrieb.<br />

Binnenschiff ist häufig involviert<br />

Der an- und abtransport über die Wasserstraße hat für das Unternehmen<br />

in Mannheim eine herausragende Bedeutung. » Etwa die<br />

Hälfte der Hallenfläche ist für Tätigkeiten vorgesehen, die in Verbindung<br />

mit der Binnenschifffahrt stehen, darunter fallen Zwischenlagerung,<br />

Montage, Vorverschiffung und Einlagerung« sagt Klaus.<br />

Die meisten Umschläge sind mit dem Transport über die Wasserstraße<br />

verbunden, der Manager spricht von etwa 90%. »In der<br />

regel kommen die Güter mit dem lkw an und werden mit dem<br />

Binnenschiff weitertransportiert oder umgekehrt«, berichtet er.<br />

Häufig seien Seehäfen wie antwerpen und rotterdam die Bestimmungsorte.<br />

anlieferungen der Schwerlasten mit der Bahn sind<br />

hingegen eher selten. Das hängt damit zusammen, dass viele der<br />

Güter für den Schienentransport zu breit sind.<br />

Im Jahr 2003 hatte GEKa Maschinenhandel das etwa<br />

30.000 m² große Gelände in Mannheim erworben, das anfangs ausschließlich<br />

als lagerstandort diente. Inzwischen sind große Teile<br />

davon vermietet. Der Standort war zuvor ein Produktionsbetrieb<br />

für die chemische Industrie. Johann Stahl Kessel- und apparatebau<br />

fertigte hier beispielsweise große Destillationskolonnen aus Metall.<br />

Schon damals wurden dort also große Teile produziert. Davon profitiert<br />

GEKa bis heute, denn das Grundstück ist mit Betonplatten<br />

befestigt, also für Schwerlastverkehre geeignet. Zudem lässt sich<br />

das Hallentor auf 20 m in der Breite öffnen, auch dies erleichtert<br />

die lkw-Verkehre.<br />

Ursprünglich hat das Unternehmen, das in diesem Jahr seinen<br />

30. Geburtstag feiert, gebrauchte Industriepressen verladen. Die<br />

ausweitung des Geschäfts auf Schwergüter aller art habe sich aber<br />

bisher als Erfolg erwiesen. Während beim Umschlag noch ausreichend<br />

Kapazitäten bestehen, sind bei der Einlagerung die Grenzen<br />

inzwischen fast erreicht. Insgesamt sind noch etwa 5.000 m² ausbaufläche<br />

verfügbar, berichtet Klaus.<br />

38<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

Trimodal im Quadrat<br />

Die Schnittstelle zwischen Wasser, Straße und Schiene in der<br />

Quadratestadt Mannheim.<br />

Staatliche Rhein-Neckar-<br />

Hafengesellschaft Mannheim mbH<br />

www.hafen-mannheim.de<br />

HafenMannheim<br />

weltweit für die Region<br />

»Binnenschiffe sind gegenüber Lkw im Vorteil«<br />

Der Schwergutexperte sieht das Potenzial dieses Geschäfts lange<br />

noch nicht ausgeschöpft. »Schwerlasten mit Binnenschiffen zu<br />

verladen, schaff wesentlich weniger Probleme, als sie mit dem<br />

lkw zu transportieren«, meint er. In der Schifffahrt gebe es keine<br />

Schwierigkeiten mit Genehmigungen, auch müsse keine route<br />

aufwändig geplant werden. »Wenn die ladung im Schiff ist, kann<br />

die Fahrt sofort beginnen.« Ganz im Gegensatz zu lkw-Transporten,<br />

denn hier sei es zunehmend aufwändig, diese genehmigt<br />

zu bekommen und vor allem passende routen zu finden. Viele<br />

Brücken seien marode und nicht mehr für Schwerlastverkehre<br />

passierbar. Weiträumige Umwege sind die Folge, teilweise über<br />

mehrere hundert Kilometer, wie Klaus sagt. Ferner müssen solche<br />

Transporte von der Polizei begleitet werden und dürfen nur nachts<br />

erfolgen. Deshalb stuft Klaus die Beförderung schwerer lasten<br />

über die Wasserstraße insgesamt als planungssicherer ein. allerdings<br />

sei die Straße in der regel kostengünstiger, denn hier gebe<br />

es einen Umladevorgang weniger. Dies sei einer der Hauptgründe,<br />

weshalb viele Unternehmen den lkw vorzögen. »Die Kosten eines<br />

Gesamttransports zum Seehafen sind zwar oft günstiger, wenn<br />

die Ware für den Gesamtweg auf dem lkw verbleibt. Je größer<br />

aber Höhe, Breite und Gewicht sind, desto eher lohnt sich der<br />

Umschlag aufs Binnenschiff«, so Klaus.<br />

■<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

39


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

Online-Plattform wird erweitert<br />

Durch das Projekt »rPIS 4.0« soll die Kooperation von neun Häfen am oberrhein vertieft<br />

werden. anfangs ging es nur um Containerverkehre, nun wird die Plattform auf Bulk-<br />

Verkehre ausgeweitet<br />

Seit dem Jahr 2012 kooperieren die neun<br />

oberrheinhäfen in der Dreiländer-region,<br />

die ein zentrales Bindeglied im TEN-<br />

T-Kernnetz darstellt. Dies sind die Häfen<br />

Basel, Weil am rhein, Mulhouse, Colmar/<br />

Neuf-Brisach, Strasbourg, Kehl, Karlsruhe,<br />

ludwigshafen (rhein) und Mannheim.<br />

ausgehend von den Empfehlungen<br />

der Gutachten eines ersten Vorhabens<br />

« Upper rhine, a connected corridor »<br />

(2012-2014), das zum Ziel hatte, Prioritäten<br />

für Investitionen oder Kooperationsvorhaben<br />

der Hafengruppierung zu<br />

bestimmen, haben die Häfen in einem<br />

zweiten Projekt »Pilot Implementation<br />

of an ICT Upper rhine Traffc information<br />

Platform« (2015-2018) die Plattform<br />

rPIS zur optimierung des Managements<br />

von Containerverkehren auf dem<br />

rhein entwickelt und vorangetrieben.<br />

Schon zu Beginn dieses Jahres gab es die<br />

Idee, die Plattform um Verkehrssegmente<br />

und Nutzergruppen zu erweitern. Im<br />

april wurde schließlich eine Befragung<br />

von akteuren der Binnenschifffahrt am<br />

oberrhein aus dem Bereich Schütt- und<br />

Stückgut durchgeführt. anhand dieser<br />

Erhebung konnte ein Katalog von anforderungen<br />

an ein neues Modul für Bulk-<br />

Verkehre erarbeitet werden. Insgesamt elf<br />

Unternehmen hätten ihr Interesse bis jetzt<br />

bekundet, sich in die Entwicklung dieses<br />

Ein Tanker an der Pier in Ludwigshafen<br />

Moduls aktiv einzubringen, so die Projektverantwortlichen.<br />

Gerade am aktuellen<br />

Bespiel Corona habe sich wieder gezeigt,<br />

wie wichtig digitale Dienste und Prozesse<br />

seien, heißt es im neuen rPIS-Newsletter.<br />

Das System konnte demnach »durchgängig<br />

und ohne jeglichen Einfluss« während<br />

des Corona-Shutdowns den operativen Betrieb<br />

der Stakeholder erleichtern.<br />

»Wir nehmen die Umstände der herausfordernden<br />

Zeiten sehr ernst und werden<br />

nun verstärkt auch das Thema der neuen<br />

digitalen Dienste für rPIS angehen. Damit<br />

beabsichtigen wir das angebot für die<br />

verschiedenen akteure noch weiter auszubauen<br />

und somit eine möglichst reibungslose,<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

der Binnenhäfen zu fördern«, heißt es.<br />

Seit Kurzem ist auch der Duisburger<br />

Hafen mit im Boot. Zwischen den<br />

rheinhäfen und europas größtem Binnenhafen<br />

soll wird eine langfristige<br />

Partnerschaft angestrebt. Ziel der Projektbeteiligten<br />

sei es, die Entwicklung<br />

von Verkehrsträgern sowie Informationsströmen<br />

weiter nutzbringend auszubauen.<br />

rPIS sei dabei künftig ein wichtiger<br />

Baustein in der duisport-Strategie<br />

zum aufbau eines umfassenden Hafenkommunikationssystems.<br />

RD<br />

© Selzer<br />

Stauvermeider ...<br />

Mit ca. 25 Millionen Tonnen Schiffsumschlag pro<br />

Jahr, das sind umgerechnet rund 1,5 Millionen nicht<br />

gefahrene Lkw!<br />

Neben der Entlastung des Straßenverkehrs leisten wir<br />

damit einen erheb lichen Beitrag zum Umweltschutz.<br />

Häfen Rheinland-Pfalz stehen für<br />

- ca. 55.000 Arbeitsplätze<br />

- 65% Exportquote<br />

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40<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

C-Port wird zur Innovationsplattform<br />

Der c-Port am Küstenkanal entwickelt sich immer mehr zu einer Hochburg für innovative<br />

Technologien. Dort sollen eine Biomethananlage, eine Transformationsanlage und eine<br />

Pilotanlage für aktiv- und Pflanzenkohle entstehen<br />

Bei der geplanten Biomethananlage<br />

und der Transformationsanlage für<br />

Schweinegülle in dem Industrie- und Gewerbegebiet<br />

am Küstenkanal können die<br />

akteure auf die Unterstützung der niedersächsischen<br />

landesregierung zählen.<br />

Der stellvertretende Ministerpräsident<br />

und Wirtschaftsminister Bernd althusmann<br />

(CDU) befürwortet die Umsetzung<br />

beider Projekte im landkreis Cloppenburg.<br />

»Das, was dort geplant ist, sind zukunftweisende<br />

Technologien, die optimal<br />

in die gesamte lNG-Strategie des landes<br />

Niedersachsens passen. Sie bieten neue<br />

lösungen für Herausforderungen in der<br />

landwirtschaft und wirtschaftlich sinnvolle<br />

Möglichkeiten für neue klimaschonende<br />

Kraftstoffe, so althusmann.<br />

Die Vorhaben der Investoren revis<br />

bioenergy und Kaskum wurden jedoch<br />

zuletzt von einigen Bürgern kritisch gesehen.<br />

althusmann informierte sich daher<br />

gründlich über das Vorhaben und die<br />

Technologieverfahren. Sein Fazit: »Mit<br />

den geplanten neuen Technologien ist das<br />

möglich, was Politik und Bürger wollen:<br />

weniger Belastungen des Grundwassers in<br />

der region und grüne, ökologische Kraftstoffe,<br />

die fast keinen Feinstaub verursachen<br />

und Co2-neutral sind.«<br />

althusmann betonte, dass die geplanten<br />

Vorhaben zeigten, dass die Schaffung<br />

eines Industriegebiets mit Binnenhafen<br />

am Küstenkanal vor vielen Jahren der<br />

richtige Schritt gewesen sei. Er sei sicher,<br />

dass auch der durch den Bund geplante<br />

ausbau des Küstenkanals weitere ansiedlungen<br />

nach sich ziehen werde. »als<br />

landesregierung und ich als Minister<br />

werden sie dabei weiterhin sehr aktiv<br />

unterstützen.«<br />

althusmann hoff, dass in den kommenden<br />

Monaten die intensiven Prüfungen aller<br />

Details und Projektbestandteile der Investoren<br />

durch behördliche Fachleute und<br />

Gutachter die Voraussetzungen schaffen<br />

würden, damit die anlagen dann gebaut<br />

und Produkte erzeugt werden könnten, die<br />

bundesweit eine Vorreiterrolle in der Energiewende<br />

einnähmen und Niedersachsen<br />

bestens zu Gesicht stünden.<br />

Pilotanlage für Pflanzenkohle<br />

So könnte die Biomethananlage aussehen<br />

(hier ein Foto aus Gommern, Sachsen-Anhalt)<br />

auch die Firma Bioreformer aus lähden<br />

im Emsland hat den c-Port für ein<br />

innovatives Projekt auserkoren. Das<br />

Unternehmen will dort eine Pilotanlage<br />

aufbauen, die aktiv- und Pflanzenkohle<br />

aus organischen Substanzen produziert.<br />

Mit dieser Umwandlung sei auch eine reduktion<br />

von Co2-Emissionen in großem<br />

Umfang verbunden, heißt es.<br />

Wie Bioreformer und c-Port mitteilen,<br />

ist bereits eine mobile Halle aufgestellt<br />

worden. Noch steht aber nicht fest, wann<br />

der Testbetrieb beginnen wird. Vorgesehen<br />

sei, zum Start etwa zwei lkw-ladungen<br />

organische Substanzen pro Woche zu<br />

verarbeiten. Dabei handelt es sich nach<br />

angaben von Bioreformer um zahlreiche<br />

Materialien vom Waldrestholz über<br />

Straßenbegleitgrün, Sägemehl, Späne, Einstreu,<br />

Kakaoschalen, Klärschlamm bis hin<br />

zu altbrot und gebrauchter aktivkohle.<br />

»Wir freuen uns nun, dass wir bald unsere<br />

innovative Technik mit komplexen<br />

Trocknungsprozessen und gezielter Produktforschung<br />

am Küstenkanal ausprobieren<br />

zu können«, sagt andreas Tiemann,<br />

einer der Geschäftsführer von Bioreformer.<br />

In der mobilen Halle auf einer angemieteten<br />

Fläche würden aktuell Maschinen<br />

angeliefert und gelagert. Sobald dann<br />

grünes licht vom Gewerbeaufsichtsamt in<br />

oldenburg vorliege, wolle man die anlage<br />

aufbauen und den Probebetrieb beginnen.<br />

Nach erfolgreichem Testbetrieb könne sich<br />

Bioreformer perspektivisch vorstellen,<br />

ein Grundstück am c-Port zu kaufen. Es<br />

sei aber zu früh, derzeit in dieser Hinsicht<br />

die nächsten Schritte zu gehen.<br />

arno Djuren, Geschäftsführer des c-<br />

Port, würde sich freuen, wenn eine ansiedlung<br />

des neuartigen Verfahrens am<br />

Küstenkanal erfolgen würde. allerdings<br />

sei das im Moment noch Zukunftsmusik.<br />

»Wir haben das Interesse von Bioreformer<br />

an einem Grundstück im Verbandsausschuss<br />

besprochen und einer ansiedlung<br />

unter klar festgelegten Bedingungen<br />

zugestimmt. Wir werden sehen, was sich<br />

nach einem erfolgreichen Testbetrieb umsetzen<br />

lässt«, sagt Djuren.<br />

RD<br />

© revis bioenergy<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

41


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

Neue Lagermöglichkeiten für Holzpellets<br />

Der Energieversorger Maier Korduletsch hat sein neues Silolager für Holzpellets im<br />

bayernhafen Passau offziell in Betrieb genommen. Das lager soll trimodal versorgt werden<br />

© MeierKorduletsch<br />

Die drei jeweils 30m hohen Silotürme<br />

bieten zusammen Platz für 4.500t<br />

Holzpellets. Das Investitionsvolumen für<br />

die gesamte anlage beträgt rund 1,9Mio. €.<br />

Sei man 2005 noch belächelt worden, gebe<br />

ihnen der heutige Erfolg eindeutig recht, so<br />

Geschäftsführer Johann Berger über die<br />

Entwicklung des Pelletgeschäfts. Inzwischen<br />

setzten viele Haushalte, aber auch<br />

Großverbraucher und Unternehmen auf<br />

den nachwachsenden Energieträger.<br />

Mit den Silolagern können zukünftige<br />

Nachfrage- und Produktionsschwankungen<br />

ausgeglichen und das Geschäft mit<br />

dem Energieträger Pellets weiter ausgebaut<br />

werden. Eine Verladehalle inklusive<br />

Fahrzeugwaage und modernster Technik<br />

runden den neuen lagerstandort für Pellets<br />

ab.<br />

Die lage im bayernhafen Passau soll<br />

eine trimodale Versorgung und somit<br />

umweltfreundlichere Transporte ermöglichen.<br />

Mit dem neuen Pelletslager<br />

möchte Maier Korduletsch einen Beitrag<br />

zur Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit<br />

leisten.<br />

Der bayernhafen Passau verknüpft die<br />

verschiedenen Verkehrsträger miteinander.<br />

Deshalb würden sich Unternehmen<br />

dafür entscheiden, Bahn und Binnenschiff<br />

auf der langstrecke als alternative zum<br />

lkw einzusetzen. »Wir bündeln Gütervolumina<br />

und verknüpfen Verkehrsträger«,<br />

sagt bayernhafen-Geschäftsführer Joachim<br />

Zimmermann. Damit sei man die<br />

Schlüsselstelle der Verkehrsverlagerung.<br />

Umschlag entwickelt sich positiv<br />

Im Geschäftsjahr 2019 wurden im bayernhafen<br />

Passau insgesamt mehr als<br />

351.000 t Güter per Binnenschiff und<br />

Eisenbahn umgeschlagen. Im Vergleich<br />

zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von<br />

6%. Großen anteil daran hatte die Schiene,<br />

die um 37,8% gegenüber dem Vorjahr<br />

zulegen konnte. Die meisten Güter (rund<br />

300.000 t) werden aber per Binnenschiff<br />

bewegt. Hier verbesserte sich der Wert<br />

gegenüber 2018 um 1,9%.<br />

auch in das Jahr <strong>2020</strong> ist der Hafen<br />

Passau erfolgreich gestartet. Neben regensburg<br />

konnte er als einziger Standort<br />

an der bayerischen Donau beim Umschlag<br />

im ersten Quartal zulegen. Nach angaben<br />

des Bayerischen landesamtes für Statistik<br />

gingen von Januar bis März rund 49.500 t<br />

Güter über die Kaikanten – ein Zuwachs<br />

um 11,2% gegenüber dem ersten Quartal<br />

2019.<br />

In diesem Jahr will die bayernhafen-<br />

Gruppe nach eigenen angaben rund<br />

3 Mio. € in den Hafen Passau investieren.<br />

Das Geld sei für über mehrere Jahre<br />

laufende Projekte vorgesehen, heißt<br />

es. Bereits 2019 flossen 1,5 Mio. € in den<br />

Standort. Mit dem Geld wurde unter anderem<br />

die liegeplatzinfrastruktur für<br />

Flusskreuzfahrtschiffe am Standort Passau-racklau<br />

ausgebaut. Seither stehen<br />

dort insgesamt vier liegeplätze zur Verfügung.<br />

In den kommenden Jahren soll das<br />

Platzangebot noch weiter erhöht werden.<br />

Im vergangenen Jahr machten insgesamt<br />

299 Flusskreuzfahrtschiffe im bayernhafen<br />

Passau fest, 266 davon in racklau.<br />

Gegenüber 2018 entspricht das einem<br />

Plus von 17,7%.<br />

TWG<br />

42<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

Pläne zum Oder-Ausbau ernten Kritik<br />

Seit mehreren Jahren will Polen die oder für Schiffe der WS-Klasse IV ausbauen. Neben dem<br />

NaBU kritisieren nun auch die Grünen in Brandenburg das Vorhaben als umweltschädlich<br />

Von Christian Knoll<br />

Über das ansinnen Polens, die oder auszubauen, wird kontrovers<br />

diskutiert. Während die Europäische Union keine<br />

Einwände dagegen hat und es durch die Weltbank fördert, sieht<br />

der BUND darin eine Schädigung der Umwelt und bekommt<br />

nun auch Unterstützung des ausschusses für landwirtschaft,<br />

Umwelt und Klimaschutz des Brandenburger landtages. In der<br />

ausschuss-Sitzung vom 3. Juni hat der leiter des Nationalparks<br />

Unteres odertal, Dirk Treichel, seine Befürchtungen vorgetragen:<br />

aus Sicht der Nationalparkverwaltung seien die polnischen Pläne<br />

nicht mit der Wasserrahmenrichtlinie und den Naturschutzrichtlinien<br />

der Europäischen Union vereinbar. Die Einwände der<br />

Nationalparkverwaltung gegen den ausbau seien »von polnischer<br />

Seite komplett weggeräumt« worden.<br />

Im März sei nach polnischem recht ein Umweltbescheid erteilt<br />

worden, nach dem schon in diesem Jahr eine Genehmigung für<br />

ausbauarbeiten im Bereich Slubice, gegenüber von Frankfurt/<br />

oder gelegen, erteilt werde. Das solle hydrologische Veränderungen<br />

nach sich ziehen, die sich unmittelbar auf den Nationalpark<br />

auswirken würden, soll Treichel gesagt haben.<br />

Der oder-Havel-Verein hat auf die Diskussion im landtag reagiert<br />

und kritisiert, dass nur die Nationalparkverwaltung zu der<br />

Sitzung eingeladen gewesen sei. Vertreter anderer organisationen<br />

von deutscher und auch polnischer Seite konnten daher an der<br />

ausschuss-Sitzung nicht teilnehmen.<br />

Die ausschuss-Mitglieder gingen so weit, so der Vorsitzende<br />

des odervereins, Gerhard ostwald, in einem antragsentwurf den<br />

Ministerpräsidenten des landes Brandenburg, Dietmar Woidke,<br />

in seiner Funktion als Polenbeauftragten der Bundesregierung<br />

aufzufordern, gegen das Vorhaben in Warschau zu intervenieren.<br />

Diese Passage sei dann auf Drängen der CDU-Vertreter<br />

aber gestrichen worden. Der oderverein habe sich trotzdem an<br />

Woidke als Polenbeauftragten gewandt und auf<br />

die Hintergründe des Verfahrens verwiesen, die<br />

im ausschuss offensichtlich nicht zur Sprache<br />

gekommen waren.<br />

ostwald benennt die Fakten: »Erstens: Das<br />

gesamte Vorhaben ist seit mindestens eineinhalb<br />

Jahren bekannt. Zweitens: Das polnische<br />

Ministerium für maritime Wirtschaft und<br />

Binnenschifffahrt hat im Jahr 2019 ein grenzüberschreitendes<br />

Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren<br />

eingeleitet, das alle aspekte<br />

einer oder-Modernisierung aufgegriffen und<br />

untersucht hat. Im Ergebnis sind keine grundlegenden<br />

Verfahrensfehler festzustellen. Dem ist<br />

auch die Weltbank als wesentlicher Geldgeber<br />

der Maßnahmen in ihrer Stellungnahme gefolgt.<br />

Drittens: Die polnischen Pläne für die oder-Verbesserungen<br />

sind Teil des Deutsch-Polnischen<br />

regierungsabkommens vom 27. april 2015 und<br />

bewegen sich in den dort enthaltenen Vorgaben zum Hochwasserschutz.«<br />

Selbst der brandenburgische Umweltminister axel Vogel habe<br />

bereits eingeräumt, dass man schlechte Karten habe, um gegen<br />

das Vorhaben vorzugehen. Theoretisch könnte Brandenburg bei<br />

der EU gegen die polnischen Pläne klagen, jedoch hat der Bund<br />

zu verstehen gegeben, dass er dies nicht unterstützen würde.<br />

»Wir meinen«, so ostwald, »dass eine Intervention, gar eine<br />

Klage, die schlechtesten aller Mittel wären, um unterschiedliche<br />

Positionen zu erörtern und beizulegen.<br />

Schließlich hat die Zusammenarbeit Brandenburgs mit der republik<br />

Polen Verfassungsrang. Dessen sollte man sich erinnern,<br />

wenn man mit Vertretern jenseits der oder in Kontakt treten<br />

möchte. Nachbarn, die sich mit Klagen überziehen, sind keine<br />

guten Nachbarn.«<br />

Die Bundestagsfraktion der Grünen habe in einer Kleinen anfrage<br />

(Drucksache 19/19427 v. 28.05.<strong>2020</strong>) die polnischen Pläne<br />

zum anlass genommen, bei der Bundesregierung nachzufragen,<br />

inwieweit die deutsche Seite einbezogen gewesen sei und welche<br />

Maßnahmen sie selbst unternehmen werde.<br />

»Die Kleine anfrage wird sehr sachlich und objektiv beantwortet.<br />

Soweit erkennbar, unterstützt die antwort der Bundesregierung<br />

unsere auffassung, dass es keine Verfahrensfehler gibt«, so ostwald.<br />

»leider halten die Grünen und die Naturschutzverteter wie der<br />

BUND an den althergebrachten auffassungen fest, dass so viel<br />

Natur wie möglich unangetastet erhalten bleiben soll. aus unserer<br />

Sicht wäre es höchste Zeit, dass auch die Umweltschützer angesichts<br />

der drohenden Klimaveränderungen ihre Haltung ändern<br />

und Maßnahmen, die ein Wassermanagement für landwirtschaft<br />

und Natur ermöglichen, aktiv angehen. Selbst die landwirtschaft<br />

hat erkannt, dass wir das Wasser, das wir haben, so lange wie möglich<br />

festhalten müssen. Dazu sollten wir geeignete Maßnahmen<br />

entwickeln«, bekräftige ostwald.<br />

■<br />

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Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

43


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

© Knoll<br />

Elbschifffahrtstag: Hoffnung für die Elbe?<br />

auch wenn die Umsetzung des Gesamtkonzeptes Elbe vorangeht, steht die Schifffahrt<br />

nach Meinung von Experten vor großen Herausforderungen. Grund sind drohende<br />

Niedrigwasserlagen in den kommenden Jahren<br />

Von Christian Knoll<br />

Der diesjährige Elbschifffahrtstag konnte<br />

wegen der Corona-Krise nur als<br />

Videokonferenz stattfinden. auf der Teilnehmerliste<br />

fand sich außer der reederei Ed<br />

line keine andere Schifffahrtslinie mehr,<br />

keine Werften und an Häfen nur die SBo<br />

(Sächsische Binnenhäfen oberelbe) und die<br />

UHH (Umschlgs- und Handelsgesellschaft)<br />

Haldensleben. Dabei hatte sich die organisation<br />

Hafen Hamburg Marketing (HHM)<br />

große Mühe gegeben, ein anspruchsvolles<br />

Programm auf die Beine zu stellen.<br />

Der abteilungsleiter Binnenschifffahrt<br />

der Generaldirektion Wasserstraßen und<br />

Schifffahrt (GDWS), Norbert Salomon,<br />

sagte, dass sich das Gesamtkonzept Elbe<br />

(GKE) bereits in einer Phase befinde, die<br />

man als den Beginn der Umsetzung dieses<br />

Programmes bezeichnen könne. Das Bundesministerium<br />

für Verkehr und digitale<br />

Infrastruktur (BMVI) und die GDWS<br />

setzten alles daran, die Schifffahrt der Elbe<br />

zu ertüchtigen und die Sohlenerosion zu<br />

mindern.<br />

Enno Nilson von der Bundessanstalt<br />

für Gewässerkunde schätzte für die vergangenen<br />

zehn Jahre ein, dass die Niedrigwasserentwicklung<br />

im Elbegebiet ein<br />

solch bedrohliches Maß angenommen<br />

habe, dass die Schifffahrt künftig während<br />

eines Jahres womöglich länger als<br />

sechs Monate lang nicht möglich seien<br />

könnte. Da auch die zunehmende Flutung<br />

und renaturierung stillgelegter Tagebaue<br />

in den mitteldeutschen und brandenburgischen<br />

Braunkohlerevieren der Elbe<br />

weiteres Wasser entziehen würden, müsse<br />

man damit rechnen, dass auf 30 Jahre<br />

und bis 2100, der Wassermangel für die<br />

Elbeschifffahrt weiter zunehmen werde.<br />

Thomas Gabriel, in der GDWS verantwortlich<br />

für die realisierung des GKE, berichtete,<br />

dass die Stellenbesetzung in den<br />

Ämtern an der Elbe planmäßig verlaufe.<br />

Im vorigen Jahr habe eine Bereisung der<br />

sogenannten Elbe-reststrecke zwischen<br />

Dömitz und Hitzacker stattgefunden, welche<br />

die ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie<br />

in eigener Zuständigkeit zur Folge<br />

haben werde. Hier arbeite die Wasserstraßen-<br />

und Schifffahrtsverwaltung (WSV)<br />

eng mit den angrenzenden Bundesländern<br />

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44<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

zusammen. Für die Erosionsstrecke bei<br />

Klöden, vor und nach Ekm 187, wurde im<br />

Februar dieses Jahres eine Kooperationsmaßnahme<br />

ausgearbeitet und beschlossen,<br />

auf welche Weise die Erosion der Flusssohle<br />

hier eingedämmt werden solle.<br />

Kritik an Sichtweitenbeschluss<br />

Der Vorsitzende der Elbe-allianz, Stefan<br />

Kunze, verwies auf den Umstand, dass der<br />

Klimawandel dazu geführt habe, dass das<br />

Niedrigwasser – wegen der zu geringen<br />

Schneelast des vergangenen Winters auf<br />

den Mittelgebirgen – die Schifffahrt auf<br />

der Elbe bereits im april zum Stehen gebracht<br />

habe. Gleichzeitig forderte er, die<br />

Verfügung der GDWS für einen 250 m<br />

weiten Sichtschatten vor den Schub- und<br />

Koppelverbänden aufzuheben. Diese<br />

müssten jetzt mit Vorspannschleppern<br />

fahren, was die Transportkosten immens<br />

erhöhen würde. Diese Entscheidung habe<br />

mit dazu beigetragen, dass die größte<br />

tschechische reederei, die CSPl, und die<br />

Deutsche Binnenreederei (DBr) insolvent<br />

geworden seien. Die CSPl ist bereits an<br />

die rhenus Partnership verkauft worden.<br />

Die DBr stehe noch zum Verkauf an dasselbe<br />

Unternehmen. Das wäre eventuell<br />

alles nicht erforderlich gewesen, wenn<br />

man auf radar und Kameras vertrauen<br />

würde, so Kunze.<br />

auch SBo-Geschäftsführer Heiko loroff<br />

kritisierte das Verhalten des BMVI<br />

in Bezug auf den 250-m-Sichtweitenbeschluss.<br />

»obwohl alle Schiffe mit radar<br />

ausgerüstet sind und die Schiffer sich<br />

auch Bugkameras leisten können, wurde<br />

ein Beschluss gefasst, der nicht nur nicht<br />

der Sicherheit dient, sondern die Schifffahrt<br />

auf der Elbe in den ruin treibt, wenn<br />

er nicht aufgehoben wird.« Vorspannschlepper<br />

würden die Transportkosten<br />

so stark erhöhen, dass die Schiffer nicht<br />

mehr rentabel fahren könnten. Jedes Jahr<br />

würden die deutschen Häfen der SBo,<br />

wie es die Häfen Torgau und roßlau bewiesen,<br />

und die sächsisch-tschechischen<br />

Binnenhäfen weiter modernisiert und<br />

mit leistungsstärkerer Umschlagtechnik<br />

nachhaltig ausgestattet. Wenn keine<br />

Schifffahrt fahren könne, seien auch die<br />

getätigten Investitionen in die Hafenumschlagstechnik<br />

hinausgeschmissenes<br />

Geld, so loroff.<br />

Digitalisierung hat Priorität<br />

SBO-Geschäftsführer<br />

Heiko Loroff<br />

Der leiter des WSa Magdeburg, Tjark<br />

Hildebrandt, führte für sein amt aus,<br />

dass es das Hauptaugenmerk darauf lege,<br />

die regelunterhaltung und die Digitalisierung<br />

der Elbe voranzubringen. Seine<br />

Tauchtiefenstrecken fünf (Saalhorn) bis<br />

acht Dömitz (Mündung Müritz-Elbe-<br />

Wasserstraße) würden die Schifffahrtsbedingungen<br />

die meiste Zeit des Jahres<br />

so hergeben, wie im GKE vereinbart,<br />

160 cm Wassertiefe und 140 cm Tauchtiefe,<br />

was aber leider nicht zum Tragen<br />

kommen könne, weil die Tauchtiefenstrecken<br />

davor und danach das<br />

nicht hergäben. Sein amt betreue rund<br />

3.000 Buhnen und 65 km Deckwerke.<br />

alle Pflegearbeiten würden vom Wasser<br />

aus, also mit eigener Technik vorgenommen.<br />

Wolfgang Meissner aus Halle/Saale<br />

monierte unterdessen, dass der Hafen<br />

Halle für eine zweistellige Millionensumme<br />

ausgebaut worden war, ohne als<br />

Hafen funktionieren zu können, weil der<br />

Saale-Seiten-Kanal von einem Verkehrswegeplan<br />

zum anderen in den »weiteren<br />

Bedarf« geschoben worden sei und nun<br />

seine Hafentätigkeit bis auf Bahnverladungen<br />

von Containern eingestellt habe.<br />

Dabei würde es im Saalegebiet nachgewiesenermaßen<br />

ein binnenschifffahrtaffnes<br />

Güterangebot von 2 bis 3 Mio.t geben, was<br />

der Saaleverein nach mehreren Umfragen<br />

in den Vorjahren nachgewiesen habe. ■<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

45


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

»Die EAU ist Standardwerk im Wasserbau«<br />

Im Interview erläutert Jürgen Grabe, Vorsitzender des gemeinsamen arbeitsausschusses<br />

»Ufereinfassungen« der Hafentechnischen Gesellschaft (HTG) und der Deutschen Gesellschaft<br />

für Geotechnik (DGGT), die Neuerungen des kommenden Empfehlungswerkes<br />

Was macht der Arbeitsausschuss »Ufereinfassungen«?<br />

Warum ist Ihre Arbeit<br />

so wichtig?<br />

Jürgen Grabe: Unsere mehr als<br />

20 Mitglieder sind akteure in<br />

Bauindustrie, Ingenieurbüros,<br />

Häfen, Bundesanstalten und<br />

Universitäten. Insgesamt also<br />

eine breite Gruppe aus der<br />

Nordrange, denn auch die<br />

Häfen antwerpen und rotterdam<br />

zählen dazu. Gemeinsam<br />

geben wir regeln und Empfehlungen<br />

für die Ufereinfassungen<br />

heraus, die in Binnen- und<br />

Seehäfen sowie an Wasserstraßen<br />

anwendung finden. Die Empfehlungen<br />

werden von der EU notifiziert<br />

und von der Wasserstraßen- und<br />

Schifffahrtsverwaltung (WSV) als regelwerk<br />

eingeführt. Unsere Empfehlungen<br />

werden beispielsweise auch bei Streitfällen<br />

vor Gericht zu rate gezogen.<br />

Was ist die Empfehlung des Arbeitsausschusses<br />

»Ufereinfassungen« (EAU)?<br />

Grabe: Bei der EaU handelt sich um ein<br />

rund 600 Seiten umfassendes Werk. Unser<br />

ausschuss triff sich drei bis viermal pro<br />

Jahr und diskutiert den Stand der Technik<br />

und Forschung. Die Ergebnisse fließen<br />

in die EaU ein. alles was zwischen den<br />

ausgaben passiert, wird ebenfalls publiziert<br />

und in gleicher Weise zur Diskussion<br />

gestellt. Pro Jahr veröffentlichen wir ein<br />

bis zwei technische Jahresberichte. In den<br />

ersten sechs Monaten sind die Entwürfe<br />

offen für Kritik, bei der nächsten Sitzung<br />

werden sie dann beschlossen oder<br />

abgeändert.<br />

Jürgen Grabe ist seit 2009 Vorsitzender<br />

des gemeinsamen arbeitsausschusses<br />

und seit 2016 stellvertretender<br />

Vorsitzender der DGGT.<br />

Seit 1998 leitet der Bau ingenieur<br />

das Institut für Geotechnik und<br />

Baubetrieb an der Technischen<br />

Universität Hamburg (TUHH)<br />

und gehört zudem zahlreichen<br />

Verbänden im Bereich Technologietransfer<br />

an.<br />

Was sind die Grundlagen dieser Empfehlungen?<br />

Grabe: alles basiert auf wissenschaftlichen<br />

und praktischen Erkenntnissen,<br />

das reicht von Studien und Forschungsarbeiten<br />

über Promotionen und Publikationen<br />

bis hin zu Versuchen in Unternehmen<br />

und Universitäten. auch die<br />

Hafenunternehmen führen Versuche<br />

durch, als Beispiel ist hier eine Untersuchung<br />

zum Thema Pollerzug zu nennen,<br />

die bei der Hamburg Port authority<br />

(HPa) gelaufen ist.<br />

Wann kommt die neue EAU­Fassung<br />

raus? Ist auch eine Online­Veröffentlichung<br />

geplant?<br />

Grabe: Die neueste Fassung der EaU in<br />

deutscher Sprache erscheint im November,<br />

einige Monate später folgt die englische.<br />

Zum Jahresende soll ein Pdf-Dokument<br />

zur Verfügung stehen sowie ein<br />

sogenanntes Epub, das zum Beispiel auf<br />

Kindle-Geräten gelesen werden kann.<br />

2021 ist dann eine online-Version mit regelmäßigen<br />

Updates angedacht.<br />

Was ist neu in der aktuellen Fassung<br />

der EAU?<br />

Grabe: Wir haben die EaU neu strukturiert<br />

und inhaltlich gestrafft,<br />

Dopplungen und Widersprüche<br />

wurden beseitigt. Die sonst üblichen<br />

Empfehlungsnummern fallen<br />

weg. als neues Kapitel ist das<br />

Thema offshore-Basishäfen hinzugekommen.<br />

Hier geht es unter<br />

anderem darum, auf welche<br />

Kriterien bei der Planung geachtet<br />

werden sollte. Neu aufgenommen<br />

wurde auch die vertikale<br />

Tragfähigkeit von Trägern von<br />

Pfählen, insbesondere die der kombinierten<br />

Spundwände. Ebenfalls neu<br />

sind Empfehlungen zu roro-anlegern<br />

und –anlegebrücken sowie zum Pollerzug.<br />

aktualisiert und überarbeitet wurden<br />

die Themen Schiffsgrößen und Unterhaltung.<br />

© TUHH<br />

Welche Bedeutung hat die EAU für<br />

Deutschland, Europa und die ganze<br />

Welt?<br />

Grabe: Wenn man Ufereinfassungen<br />

plant und den Betrieb bestmöglich organisieren<br />

möchte, ist die EaU ein wichtiges<br />

Werk, in dem man viele notwendige<br />

Informationen findet, beispielsweise Bemessungswerte<br />

und lasten für Bauteile.<br />

Mit der EaU wird man schon im Studium<br />

konfrontiert. Wenn man beruflich in<br />

die richtung Hafen- oder Küstenwasserbau<br />

gehen möchte, kommt man um dieses<br />

Standardwerk also nicht herum. Jeder Ingenieur,<br />

der in Deutschland tätig ist, zieht<br />

die EaU zu rate. Da die Niederlande und<br />

Belgien mit verschiedenen Häfen beteiligt<br />

sind, werden unsere Empfehlungen auch<br />

in diesen ländern angewendet. auch eine<br />

englische Fassung ist verfügbar, die auf<br />

der ganzen Welt genutzt wird. Während<br />

die EaU hierzulande durch die Wasserstraßen-<br />

und Schifffahrtsämter als regelwerk<br />

eingeführt wird, wird sie in den<br />

anderen ländern als wesentliches technisches<br />

Empfehlungswerk angesehen. Insgesamt<br />

ist die Tragweite also sehr hoch.<br />

letztlich ist aber nach wie vor der Ingeni-<br />

46<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


WaSSErSTraSSEN | HÄ FEN<br />

eur für sein Handeln verantwortlich und<br />

in der Prüfpflicht.<br />

Einige Ufereinfassungen wie Spundwände<br />

bestehen schon viele Jahre und müssen<br />

ersetzt werden. Welche Rolle spielen Tidenhub,<br />

höhere Stabilität wegen Suprastruktur<br />

(schwere Krane) und natürlich<br />

auch die wachsenden Schiffsgrößen und<br />

die damit verbundenen höheren Windlasten<br />

in den Empfehlungen?<br />

Grabe: Die anforderungen an die Häfen<br />

verändern sich stetig, deshalb müssen<br />

diese Themen ständig aktualisiert<br />

werden.<br />

Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung<br />

in der EAU?<br />

Grabe: Von jedem Bauwerk wird heutzutage<br />

zunehmend ein digitales Modell,<br />

das sogenannte BIM (Building Information<br />

Modeling) angefertigt und in einer<br />

Cloud abgelegt, so dass es jedem Ingenieur<br />

zur Verfügung steht. Der Vorteil:<br />

Wenn dort etwas geändert wird, bekommen<br />

das alle mit. Es können also mehrere<br />

Personen gleichzeitig daran arbeiten und<br />

bleiben immer auf dem neuesten Stand.<br />

Innerhalb unseres ausschusses haben wir<br />

überlegt, ein eigenes Kapitel zum BIM zu<br />

machen, uns letztlich aber dagegen entschieden,<br />

da es sich um eine arbeitsmethode<br />

handelt. Die eigentlichen Inhalte<br />

bleiben daher unverändert.<br />

Welche Themen werden Ihrer Meinung<br />

nach in der EAU in Zukunft an Bedeutung<br />

gewinnen?<br />

Grabe: Meines Erachtens wird auf der<br />

Erhaltung der Bauwerke künftig ein<br />

noch stärkerer Fokus gelegt werden. Das<br />

schließt das Monitoring von Kaimauern<br />

ein. Es gilt, den Zustand zu überprüfen<br />

und erforderlichenfalls ein Sanierungskonzept<br />

zu entwerfen. Hierfür sehe ich<br />

einen verstärkten Bedarf an Forschung<br />

und Entwicklung. Der Einsatz von Drohnen<br />

kann hierbei unterstützen.<br />

Seit vielen Jahren gibt es einen Workshop,<br />

in dem das Thema Ufereinfassungen<br />

behandelt wird. Warum macht es<br />

Sinn, dort hinzukommen?<br />

Grabe: Der sogenannte Kaimauer-Workshop,<br />

der alle zwei bis drei Jahre stattfindet,<br />

hat eine lange Tradition. Dort kommen<br />

alle akteure zusammen, die mit<br />

diesem Thema zu tun haben. Wichtig ist<br />

neben dem fachlichen austausch der Network-Gedanke.<br />

In Vorträgen wird über<br />

Erfahrungen bei verschiedenen internationalen<br />

Projekten berichtet und es werden<br />

Forschungsergebnisse präsentiert. auch<br />

Neuentwicklungen werden thematisiert.<br />

Im rahmen des Workshops, der im November<br />

stattfindet, soll auch die neue<br />

EaU präsentiert werden, über die natürlich<br />

auch diskutiert werden wird. Der<br />

Kaimauer-Workshop wird immer sehr<br />

Der kommende Kaimauer-Workshop<br />

der Hafentechnischen Gesellschaft<br />

(HTG) ist für den 12. November<br />

in Hamburg geplant. Die<br />

Veranstaltung gliedert sich in die<br />

vier Themenblöcke Planung, ausführung,<br />

Betrieb sowie zukünftige<br />

Entwicklungen von Kaimauerbauwerken.<br />

Einer der Höhepunkte in<br />

diesem Jahr ist die Präsentation der<br />

aktualisierten Empfehlungen des<br />

Fachausschusses »Ufereinfassungen«<br />

(EaU <strong>2020</strong>) inklusive der<br />

Vorstellung der wesentlichen<br />

Neuerungen. Die HTG rechnet mit<br />

150 bis 200 Teilnehmern. Informationen<br />

zur anmeldung gibt es<br />

demnächst auf der Webseite www.<br />

htg-online.de und auf den »HTG-<br />

Seiten« in der Binnenschifffahrt.<br />

gut angenommen. Häfen der gesamten<br />

Nordrange sind ebenso vertreten wie Firmen,<br />

die sich mit Hafen- und Wasserbau<br />

beschäftigen. Ingenieurbüros und Universitäten<br />

zählen ebenfalls zum Teilnehmerkreis,<br />

gleiches gilt für Hafenbehörden,<br />

Bundesanstalten und Wasserstraßen- und<br />

Schifffahrtsämter.<br />

Interview: Thomas Wägener<br />

Über den Arbeitsausschuss »Ufereinfassungenen«<br />

Der arbeitsausschuss »Ufereinfassungen«<br />

ist ein gemeinsamer Fachausschuss<br />

der Hafentechnischen Gesellschaft<br />

(HTG) und der Deutschen<br />

Gesellschaft für Geotechnik (DGGT).<br />

Zielsetzung der ausschussarbeit ist die<br />

Fortschreibung der bisher herausgegebenen<br />

Empfehlungen zur Planung,<br />

zum Bau und zur Unterhaltung von<br />

Ufereinfassungen im See- und Hafenbau,<br />

in Binnenhäfen und an Wasserstraßen.<br />

Diese werden in einem<br />

Buch »Empfehlungen des Fachausschusses<br />

Ufereinfassungen (EaU)«<br />

aufgeführt, das regelmäßig überarbeitet<br />

wird. Dabei werden neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse, Erfahrungen aus der<br />

Praxis sowie geänderte Normen berücksichtigt<br />

und gegebenenfalls in weiteren<br />

Empfehlungen dokumentiert. Im kommenden<br />

November erscheint die 12. auflage.<br />

Die Zusammensetzung des EaUausschusses<br />

orientiert sich an dem vom<br />

Deutschen Institut für Normung (DIN)<br />

fixierten Grundsatz der angemessenen<br />

Vertretung aller interessierten Kreise beziehungsweise<br />

des vorhandenen Sachverstandes.<br />

© HTG<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

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Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


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Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

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52<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


HTG Kongress 2021<br />

01.–03.09.2021 in Düsseldorf<br />

Veranstaltungen <strong>2020</strong><br />

10.09. Forum HTG<br />

12.10. Working Group Junge HTG<br />

05.11. Forum HTG<br />

12.11. Kaimauer-Workshop<br />

Hamburg<br />

26.11. Workshop der Jungen HTG<br />

Hamburg<br />

10.12. Workshop Korrosionsschutz<br />

Hamburg<br />

Weitere interessante Veranstaltungen (wie<br />

z. B. PIANC, BfG, BAW) welche die Aufgabenfelder<br />

der HTG berühren, finden Sie auf<br />

unserer Internetseite unter<br />

www.htg­online.de/veranstaltungen<br />

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HTG Kongress 2021<br />

Abstracteinreichung<br />

Wir freuen uns, dass Sie sich mit einem Beitrag am HTG<br />

Kongress 2021 in Düsseldorf beteiligen möchten. Die Details<br />

zur Einreichung finden Sie untenstehend. Darüber<br />

hinaus möchten wir Sie an dieser Stelle herzlich bitten,<br />

auch Ihre Mitarbeiter, Kollegen oder andere Interessierte<br />

anzuregen, Kongressbeiträge einzusenden.<br />

Ganz besonders erwünscht sind auch Zusendungen aus<br />

der Bauindustrie. Berichten Sie über ein erfolgreiches Bauvorhaben<br />

und wie Sie die Herausforderungen gemeistert<br />

haben. Kommen Sie in direkten Kontakt mit Zulieferern,<br />

Kollegen und auftraggebern.<br />

Grundsätzlich sind ALLE Themen zur Einreichung zugelassen.<br />

Wir bitten aber darum, bei der Themenauswahl<br />

auf deren relevanz für die fachliche Grundausrichtung<br />

der HTG zu achten.<br />

Details zur Einreichung finden Sie auf unserer Homepage<br />

unter:<br />

www.htg­online.de/veranstaltungen/<br />

abstracteinreichung­htg­kongress­2021/<br />

Anmeldemodalitäten<br />

Die angegebenen Preise gelten bei onlineanmeldung. Bei schriftlicher anmeldung über die HTG Geschäftsstelle wird eine<br />

Bearbeitungsgebühr von 10,00 € berechnet. Jede anmeldung gilt als verbindlich. Schriftliche abmeldungen sind kostenfrei möglich<br />

bis zum Datum des anmeldeschlusses. Danach wird die Gebühr vollständig fällig. Jeder Teilnehmer erhält nach anmeldung<br />

eine rechnung die gleichzeitig anmeldebestätigung ist. Zahlungsfrist und Bankverbindung entnehmen Sie Ihrer rechnung.<br />

Bitte melden Sie sich rechtzeitig an. Bei Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl schließt das anmeldeportal automatisch. Für<br />

HTG-Jungmitglieder kann eine Förderung aus dem Spendenfonds Goedhart erfolgen. Das antragsformular kann über die HTG<br />

Geschäftsstelle angefordert werden. Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Telefon: 040/428 47-21 78, E-Mail: service@htg-online.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

53


SAVE THE DATE: 29.11. <strong>2020</strong> – 8. Workshop der Jungen HTG<br />

»Nicht lang schnacken, Job anpacken«, WÄlDErHaUS Hamburg-Wilhelmsburg<br />

Die Vernetzung junger Nachwuchsmitglieder<br />

mit erfahrenen Mitgliedern aktiv<br />

zu unterstützen, ist eines der wichtigsten<br />

Ziele der Jungen HTG. Der Workshop<br />

soll allen Teilnehmern eine Kommunikationsmöglichkeit<br />

zwischen Nachwuchsingenieuren,<br />

Firmen, Ingenieurbüros,<br />

Wissenschaft und öffentlichen Verwaltungen<br />

bieten und die Gelegenheit geben,<br />

Kontakte zu knüpfen. Der interessante<br />

Mix aus jüngeren und erfahrenen<br />

Vortragenden zum Thema „Nicht lang<br />

schnacken, Job anpacken“ soll den fachlichen<br />

austausch fördern.<br />

Der Workshop setzt sich aus folgenden<br />

Blöcken zusammen:<br />

1. Podiumsdiskussion mit jungen<br />

Inge nieuren und Erfahrungsbericht<br />

Im ersten Themenblock werden Jungingenieure<br />

und -ingenieurinnen aus<br />

den Bereichen Ingenieurbüro, Behörde,<br />

Hochschule und Baufirma von ihrem<br />

Einstieg in den Beruf berichten und<br />

darstellen, warum sie den eingeschlagenen<br />

Weg gewählt haben. Dabei sollen auf dem<br />

Podium wie auch im Publikum, verschiedene<br />

persönliche Wünsche und anforderungen<br />

an den Beruf diskutiert werden. Die<br />

Diskussion wird durch Herrn ralf Stenzel<br />

(WTM Engineers GmbH) moderiert.<br />

abgeschlossen wird der erste Themenblock<br />

mit einem Vortrag von Herrn Dennis<br />

Bormann (Ørsted Wind Power) über<br />

seinen persönlichen Werdegang während<br />

der ersten Berufsjahre im Bereich Projektmanagement.<br />

2. Postersession mit Jobbörse<br />

Im zweiten Themenblock werden im rahmen<br />

einer Postersession verschiedene Poster<br />

zur auswahl stehen. anhand der Poster<br />

werden Jungingenieure und -ingenieurinnen<br />

in kurzen Vorträgen die unterschiedlichen<br />

Berufsfelder eines Bauingenieurs im<br />

Wasserbau und Spezialtiefbau vorstellen.<br />

anhand der eigenen Erfahrungen aus den<br />

ersten Berufsjahren werden die aufgaben<br />

aus Bauleitung und Bauüberwachung, Planung<br />

und Projektsteuerung sowie in Forschung<br />

an Universitäten und Behörden<br />

vorgestellt.<br />

Nach der Postersession folgt eine „Jobbörse“,<br />

in der aktuelle Stellenangebote,<br />

Praktika oder mögliche abschlussarbeiten<br />

ausgehängt werden können,, um mit<br />

potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

3. Podiumsdiskussion mit erfahrenen<br />

Ingenieuren<br />

Die abschließende Podiumsdiskussion im<br />

dritten Themenblock mit berufserfahrenen<br />

Ingenieurinnen und Ingenieuren setzt<br />

sich mit den Dos & Don’ts in Vorstellungsgesprächen<br />

sowie Gehaltsverhandlungen,<br />

Tipps für die Bewerbung und den Konzepten<br />

von Unternehmen zur Integration<br />

und ausbildung junger Ingenieure auseinander.<br />

Durch die Diskussionsrunde moderiert<br />

Frau Stefanie Kolbaum (Hamburg<br />

Port authority aör).<br />

Zum abschluss des Workshops gibt es die<br />

Möglichkeit, bei Bier und Brezeln mit den<br />

Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen<br />

und den Tag gemeinsam ausklingen<br />

zu lassen.<br />

Fachbesichtigung<br />

am Vortag des Workshops (Mittwoch,<br />

den 25.11.<strong>2020</strong>) wird eine Fachexkursion<br />

in Hamburg angeboten. ab ca. 13.00 Uhr<br />

geht es mit einer Barkasse auf „Technische<br />

Hafenrundfahrt“: Neben allgemeinen<br />

Informationen und Geschichten aus<br />

dem Hamburger Hafen wird der Fokus<br />

auf die technischen Herausforderungen<br />

bei den in Planung und Bau befindlichen<br />

Infrastrukturprojekten im Hamburger<br />

Hafen gelegt. Begleitet wird die Fahrt<br />

von Herrn Daniel Jahn (Hamburg Port<br />

authority aör).<br />

Begrüßungsabend<br />

Im anschluss an die Fachbesichtigung<br />

wird es einen Come-Together-abend geben.<br />

Sie haben dort wie immer die Möglichkeit,<br />

mit werdenden und jungen Ingenieuren<br />

in Kontakt zu kommen und<br />

Erfahrung mit frischen Ideen zu spiegeln.<br />

Das Come-Together findet im restaurant<br />

„rheinischer Hafen“ (Stadthausbrücke 1–3,<br />

20355 Hamburg) auf Selbstzahler-Basis<br />

statt. Bitte vermerken Sie Ihre Teilnahme<br />

bei der anmeldung.<br />

regelmäßig aktualisierte Informationen<br />

zum Programm sowie zu den genauen Zeiten<br />

und orten finden Sie in den kommenden<br />

ausgaben und unter www.htg-online.de. Für<br />

rückfragen wenden Sie sich gern auch an<br />

unser Postfach: Junge.HTG@htg-online.de<br />

ANMELDUNG<br />

Um eine anmeldung über das Internetportal<br />

der HTG (https://www.htg-online.de/<br />

veranstaltungen/) wird bis zum 24.11.<strong>2020</strong><br />

gebeten. Das anmeldeportal wird demnächst<br />

freigeschaltet.<br />

Bei Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl,<br />

spätestens am 24.11.<strong>2020</strong>, schließt das<br />

online-Portal.<br />

Jede anmeldung gilt als verbindlich. Nur<br />

im Falle einer nicht mehr möglichen an-<br />

HTG Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: MDir Reinhard Klingen,<br />

service@htg-online.de Geschäfts führung: Dipl.-Ing. oec. Michael Ströh, Tel. 040/428 47-52 66, michael.stroeh@htg-online.de<br />

Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Tel. 040/428 47-21 78, service@htg-online.de<br />

54<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


nahme der anmeldung erfolgt eine Benachrichtigung.<br />

ansonsten wird keine anmeldebestätigung<br />

ausgestellt.<br />

Seitens der Universitäten ist eine Sammelanmeldung<br />

an Junge.HTG@htg-online.de<br />

möglich.<br />

Kostenbeitrag bei online-anmeldung:<br />

• 10,00 € für HTG-Jungmitglieder<br />

• 30,00 € für Studierende (Nicht-Mitglieder)<br />

• 65,00 € Mitglieder<br />

• 80,00 € Nicht-Mitglieder<br />

Bei anmeldung über die HTG-Geschäftsstelle<br />

fallen 10,00 € Bearbeitungsgebühr an.<br />

ABMELDUNG<br />

abmeldungen sind bis zum 20.11.<strong>2020</strong> gegen<br />

Erstattung der Gebühr möglich. Bei<br />

späterer abmeldung wird die Gebühr vollständig<br />

fällig.<br />

ANREISE FÜR STUDIERENDE<br />

Um die anreise nach Hamburg für Studierende<br />

zu erleichtern, stellt die HTG einen<br />

Bus mit Fahrt über aachen–Bielefeld–<br />

Hannover–Hamburg zur Verfügung. Die<br />

anreise erfolgt am 25.11.<strong>2020</strong> mit abfahrt<br />

in aachen um ca. 6.30 Uhr, so dass<br />

die Fachbesichtigung um ca. 13.00 Uhr<br />

in Hamburg erreicht wird. Die rückfahrt<br />

startet unmittelbar nach Ende des Workshops<br />

am 26.11.<strong>2020</strong> gegen ca. 17.00 Uhr<br />

auf derselben route.<br />

Die Teilnahme an der Busanreise ist für<br />

Studierende kostenlos und bei der anmeldung<br />

anzugeben. Die Kapazität ist auf<br />

50 Personen begrenzt. Die Belegung erfolgt<br />

nach dem Prinzip „first come, first served“.<br />

Die HTG behält sich vor, das angebot der<br />

kostenlosen Busanreise für Studierende bei<br />

nicht ausreichender Nachfrage zurückzuziehen.<br />

Insbesondere für Studierende werden außerdem<br />

Vorschläge für Übernachtungsmöglichkeiten<br />

in der Nähe zum Veranstaltungsort<br />

demnächst unter www.htg-online.de<br />

veröffentlicht.<br />

GOEDHART-FÖRDERUNG<br />

Für HTG-Mitglieder, die derzeit studieren<br />

oder sich anderweitig in einer ausbildung<br />

befinden (Jungmitglieder), erfolgt eine<br />

Förderung der Teilnahme aus dem Spendenfonds<br />

Goedhart (www.htg-online.de/<br />

leistungen/foerderungen/foerderungen-juengerer-mitglieder).<br />

Die anmeldung ist erst<br />

wirksam, wenn der HTG eine schriftliche<br />

anmeldung über das Internetportal der<br />

HTG, ein Nachweis über die ausbildung<br />

sowie, sofern Sie bisher kein HTG-Mitglied<br />

sind, die Beitrittserklärung vorliegt.<br />

Die HTG gewährt Jungmitgliedern auf<br />

Nachweis einen Zuschuss bis zu 70 % der<br />

anfallenden reise- und Übernachtungskosten<br />

2. Klasse. Teilnehmer, die neu in<br />

die HTG eintreten und die oben genannten<br />

Bedingungen erfüllen, erhalten einen<br />

Zuschuss von 100%.<br />

ACHTUNG<br />

Studenten, die sich aufgrund der Vergünstigungen<br />

für eine HTG-Mitgliedschaft entscheiden,<br />

beantragen zunächst ihre Mitgliedschaft<br />

über das Mitgliederportal,<br />

bevor sie sich für die Veranstaltung anmelden.<br />

Seitens der HTG-Geschäftsstelle<br />

erfolgt eine Mitteilung an sie, sobald die<br />

Mitgliedschaft aktiviert worden ist. Dann<br />

kann eine anmeldung für diese Veranstaltung<br />

als Jungmitglied erfolgen.<br />

8. Workshop der Jungen HTG<br />

Werden Sie<br />

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Leistungen<br />

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Visualisierung Ihres Firmenlogos (in Farbe)<br />

• auf dem Einladungsflyer<br />

• auf der Workshop-Website<br />

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Bei Interesse lassen wir Ihnen gern ausführliche Informationen zum Sponsoring sowie zu den<br />

Veranstaltungsdetails zukommen. Zur Buchung der Pakete oder bei rückfragen kontaktieren<br />

Sie uns bitte unter: Junge.HTG@htg-online.de<br />

Weitere fortlaufend aktualisierte Informationen finden Sie auch unter: https://www.htg-online.<br />

de/junge-htg/htg-workshop/<br />

Wir würden uns freuen, Sie auf dem Workshop willkommen zu heißen und Sie bei der Kontaktaufnahme<br />

mit werdenden Ingenieurinnen und Ingenieuren unterstützen zu können.<br />

Ihre Junge HTG<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

55


ECHT<br />

Binnenfrachtvertrag,<br />

Seefrachtvertrag und<br />

Multimodaltransport<br />

»Revidirte Rheinschifffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />

Unterbreitet der Frachtführer/Verfrachter dem Absender/Befrachter für einen Transport mit unterschiedlichen Transportmitteln nicht,<br />

wie erbeten, ein einheitliches Angebot für die Gesamtstrecke, sondern separate Angebote für die Binnenstrecke und die Seestrecke<br />

und werden diese Angebote vom Absender/Befrachter angenommen, dann handelt es sich im Zweifelsfall nicht um einen echten Durchfrachtvertrag<br />

oder Multimodalvertrag, sondern um einen Binnenschiffsfrachtvertrag und einen separaten Seeschiffsfrachtvertrag.<br />

Wird im Seefrachtvertrag vereinbart »fios exl. lsd«, dann stellt dies klar, dass der Befrachter für das Laden und Stauen der Güter<br />

im Seeschiff verantwortlich ist und zwar einschließlich lashing securing und dunning, also einschließlich der Ladungssicherung.<br />

Behauptet der Befrachter, mit dieser Klausel sei lediglich die Kostenpflicht geregelt, dann trägt er dafür die Beweislast.<br />

Eine wirksame Gerichtsstandsvereinbarung im Sinne des Artikels 25 I Satz 3 a EuGVVO kann auch durch elektronische Übermittlung<br />

der Vereinbarung kommen, wenn eine dauerhafte Aufzeichnung der Vereinbarung möglich ist.<br />

Urteil des Landgerichts Würzburg, Az.:<br />

11 HK O 1968/18, vom 20. September 2019,<br />

rechtskräftig.<br />

Endurteil<br />

Die Klage wird abgewiesen.<br />

Tatbestand<br />

Die Klägerin zu 1. ist alleiniger Ladungsversicherer<br />

der Klägerin zu 2. und nimmt<br />

die Beklagte aus übergegangenem und<br />

abgetretenem Recht der Klägerin zu 2.<br />

auf Schadenersatz in Anspruch. Die Beklagte<br />

hat als Frachtführer im Auftrag der<br />

Klägerin zu 2. die Beförderung von Gut<br />

übernommen, das auf der Seeteilstrecke<br />

beschädigt worden ist. Die Klägerin zu 2.<br />

macht gegen die Beklagte aus Bereicherung<br />

Ansprüche wegen zu viel gezahlter<br />

Kosten geltend.<br />

Die Klägerin zu 2. hatte bei der Beklagten<br />

die Verschiffung einer Partie von insgesamt<br />

7 größeren Konstruktionsteilen<br />

mit einem Gewicht von 156,30 Tonnen<br />

von Novi Sad, Serbien, nach Bremen in<br />

Auftrag gegeben. Ausgangspunkt der<br />

Vertragsverhandlungen war die Anfrage<br />

der Klägerin zu 2. bei der Beklagten mit<br />

Nachricht vom 11. Juli 2017. Hier bat die<br />

Klägerin zu 2. die Beklagte um Angebote<br />

für den Transport einer bestimmten<br />

Partie per Schiff. Ausdrücklich ist dort<br />

als Ladeort Novi Sad und als Entladeort<br />

Bremen angegeben. Die Beklagte antwortete<br />

mit Schreiben vom 23. bzw. 30.<br />

August 2017. Die Beförderung hat die<br />

Streithelferin für die Beklagte durchgeführt<br />

Das Gut wurde in Novi Sad auf ein<br />

Binnenschiff verladen, nach Rotterdam<br />

befördert und dort entladen. Am 20. Oktober<br />

2017 erfolgte dann die Weiterverladung<br />

auf das Seeschiff »Wilson Dale«<br />

zur Beförderung nach Bremen. Entsprechend<br />

den getroffenen Vereinbarungen<br />

hat die Beklagte dann mit der Klägerin<br />

zu 2. abgerechnet. Unter dem Datum des<br />

26. September 2017 wurden der Klägerin<br />

zu 2. »pauschal« EUR 41.000,00 für die<br />

erste, Teilstrecke von Novi Sad nach Rotterdam<br />

in Rechnung gestellt. Am Tage<br />

der Verladung des Gutes in Rotterdam,<br />

am 20. Oktober 2017, stellte die Beklagte<br />

der Klägerin zu 2. auch den zweiten Teilbetrag<br />

von »pauschal« EUR 47:000,00 in<br />

Rechnung. Beide Beträge wurden von<br />

der Klägerin zu 2. bezahlt. Nachdem<br />

das MV »Wilson Dale« am 23. Oktober<br />

2017 in Bremen eingetroffen war, zeigte<br />

sich, dass das Gut im Laufe der Seebeförderung<br />

beschädigt worden war. Die<br />

streitgegenständlichen Schäden sind darauf<br />

zurückzuführen, dass die transportierten<br />

Konstruktionsteile im Seeschiff<br />

»Wilson Dale« nicht ordnungsgemäß<br />

(beförderungssicher) gestaut (gelasht)<br />

waren.<br />

Die Klägerinnen sind der Ansicht, dass<br />

der Abschluss des multimodalen Frachtvertrages<br />

mit der Bestätigung der Klägerin<br />

zu 2. vom 1. September 2017 erfolgt<br />

sei. In diesem Dokument sei die von der<br />

Beklagten vorgegebene Aufteilung der<br />

Fracht nach Teilstrecken aufgenommen<br />

worden. Die im Hinblick auf die Seeteilstrecke<br />

angebotene Teilfracht habe unter<br />

den Vorbehalten »fios excl. lsd netto« sowie<br />

»excl. Lsdw« gestanden (im Folgenden:<br />

der LSD-Vorbehalt die Abkürzung<br />

LSD steht für »lashed stowed dunnaged«;<br />

»fios« (free in and out stowed«).<br />

Die Klägerin zu 2. habe eine einheitliche<br />

Beförderung von Novi Sad nach Bremen<br />

angefragt. Die Aufteilung des Angebots<br />

in zwei Dokumente, eines für jede Teilstrecke,<br />

könne an der Einheitlichkeit der<br />

Gesamtbeförderung nichts ändern. Die<br />

Klägerin zu 2. habe die Beförderung über<br />

die beiden Teilstrecken wie angeboten<br />

bestellt, allerdings, wie die Abkürzung<br />

»PAU« bestätige, zu jeweils pauschal<br />

EUR 41.000,00 für die Binnenschiffs-Teilstrecke<br />

und pauschal EUR 47.000,00 für<br />

die Seeteilstrecke. Der LSD-Vorbehalt,<br />

den die Beklagte noch in dem Angebot<br />

im Hinblick auf die Seestrecke gemacht<br />

habe, sei daher von der Klägerin zu 2.<br />

nicht mit angenommen worden. Hiergegen<br />

habe sich die Beklagte nicht gewandt.<br />

Die Schadenshöhe an der Ladung betrage<br />

insgesamt EUR 40.403,94. Da zwischen<br />

der Beklagten und der Klägerin zu 2. eine<br />

multimodale Beförderung von Novi Sad<br />

nach Bremen vereinbart worden sei,<br />

sei der Umschlag zwischen den beiden<br />

Teilstrecken, inklusive der Sicherung der<br />

Ladung auf dem Seeschiff, ausschließlich<br />

Sache der Beklagten gewesen.<br />

Die Klägerinnen beantragen, die Beklagte<br />

zu verurteilen, 1. an die Klägerin zu 1.<br />

EUR 40.433,94 zzgl. Zinsen in Höhe von<br />

5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz<br />

seit dem 23. Oktober 2017 sowie 2. an die<br />

Klägerin zu 2. EUR 4.900 zzgl. Zinsen in<br />

Höhe von 5 Prozentpunkten über dem<br />

Basiszinssatz seit dem 16. November<br />

2017 zu zahlen.<br />

Die Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen<br />

…<br />

Die Beklagte ist der Ansicht, dass die<br />

Stauung der Ladung auf dem Seeschiff<br />

von der Klägerin Ziffer 2 als Befrachter<br />

geschuldet gewesen sei. Im Übrigen sei<br />

im Transportvertrag ausdrücklich vereinbart<br />

und klargestellt, dass das lashing<br />

nicht vom Verfrachter (der Beklagten)<br />

übernommen wird (fios exl. isd). Entgegen<br />

der Ansicht der Klägerinnen sei kein<br />

einheitlicher multimodaler Frachtvertrag,<br />

sondern zwei unabhängige Transportverträge<br />

zu unterschiedlichen Konditionen<br />

und unterschiedlichen Zeitpunkten geschlossen<br />

worden. Im streitgegenständlichen<br />

Binnenschiffsfrachtvertrag bestä-<br />

56<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

(Sammlung Seite 2669)


ECHT<br />

tige der Absender, dass er kein Gefahrgut<br />

verlädt und dass er das Schiff nach dem<br />

Löschen vollständig von Ladungsresten<br />

zu befreien, also leerzustellen hat. Im<br />

Seeschiffsfrachtvertrag sei vereinbart<br />

fios, also free-in-and-out-stowed, also<br />

Laden und Löschen durch den Befrachter,<br />

also die Klägerin zu 2. Die Streithelferin<br />

schließt sich den Argumenten der<br />

Beklagten an …<br />

Eine Beweisaufnahme erfolgte nicht.<br />

Die Streithelferin ist mit Schriftsatz vom<br />

26.02.2019 auf Seiten der Beklagten dem<br />

Rechtsstreit beigetreten. Hinsichtlich der<br />

Einzelheiten des Parteivor-bringens wird<br />

im Übrigen auf die gewechselten Schriftsätze<br />

verwiesen.<br />

Aus den Entscheidungsgründen<br />

Klage ist unbegründet …<br />

Entgegen der Ansicht der Klägerinnen ist<br />

kein einheitlicher multimodaler Frachtvertrag,<br />

sondern sind zwei unabhängige<br />

Transportverträge geschlossen worden<br />

und die Beklagte war für die Sicherung<br />

der Ladung auf dem Seeschiff nicht verantwortlich.<br />

1. Die internationale, sachliche und<br />

örtliche Zuständigkeit des Gerichts ist<br />

gegeben. Die Beklagte hat in ihren Angeboten<br />

den Gerichtsstand Würzburg<br />

angegeben und die Klägerin zu 2 hat<br />

diese Angebote angenommen. Auf den<br />

vorliegenden Rechtsstreit ist die Brüssel-la-Verordnung<br />

anwendbar. Eine<br />

schriftliche Vereinbarung im Sinne des<br />

Art. 25 Abs. 1 Satz 3 Buchst. a) 1. Fall<br />

Brüssel-la-VO liegt grundsätzlich nur<br />

dann vor, wenn beide Parteien ihren Willen<br />

schriftlich kundgetan haben, wobei<br />

dies – abweichend von § 126 Abs. 2 BGB –<br />

auch in getrennten Schriftstücken erfolgen<br />

kann, sofern aus ihnen die inhaltliche<br />

Übereinstimmung beider Erklärungen<br />

hinreichend deutlich hervorgeht (vgl.<br />

BGH, Urteil vom 22. Februar 2001 – IX<br />

ZR 19/00, NJW 2001, 131, juris Rn. 8).<br />

Elektronische Übermittlungen, die eine<br />

dauerhafte Aufzeichnung der Vereinbarung<br />

ermöglichen, sind der Schriftform<br />

gleichgestellt, vgl. Art. 25 Abs. 2 Brüssella-VO<br />

(BGH RdTW 2019, 100).<br />

2. Die Klägerin zu 1 ist aktivlegitimiert.<br />

Soweit der Versicherungsnehmerin (Klägerin<br />

zu 2) der Ersatzanspruch gegen<br />

die Beklagte zugestanden hat, ist dieser<br />

Anspruch nach § 86 Abs. 1 Satz 1 WG in<br />

Höhe des von der Klägerin regulierten<br />

Schadens auf diese übergegangen. Im<br />

Übrigen steht der Klägerin der Anspruch<br />

aus abgetretenem Recht zu.<br />

3. Es liegt kein einheitlicher multimodaler<br />

Frachtvertrag vor, in dessen Rahmen die<br />

Beklagte die Ladungssicherung auf dem<br />

Seeschiff »Wilson Dale« geschuldet hat.<br />

Auch im Übrigen oblag die Ladungssicherung<br />

der Klägerin zu 2.<br />

Im Einzelnen:<br />

a. Wird die Beförderung des Gutes auf<br />

Grund eines einheitlichen Frachtvertrags<br />

mit verschiedenartigen Beförderungsmitteln<br />

durchgeführt (Multimodaltransport)<br />

und wären, wenn über jeden Teil der<br />

Beförderung mit jeweils einem Beförderungsmittel<br />

(Teilstrecke) zwischen den<br />

Vertragsparteien ein gesonderter Vertrag<br />

abgeschlossen worden wäre, mindestens<br />

zwei dieser Verträge verschiedenen<br />

Rechtsvorschriften unterworfen, so<br />

sind auf den Vertrag nach § 452 S. 1 HGB<br />

die Vorschriften der §§ 4<strong>07</strong> bis 450 HGB<br />

anzuwenden, soweit die folgenden besonderen<br />

Vorschriften oder anzuwendende<br />

internationale Übereinkommen<br />

nichts anderes bestimmen. Dies gilt nach<br />

§ 452 S. 2 HGB auch dann, wenn – wie im<br />

Streitfall – ein Teil der Beförderung über<br />

See durchgeführt wird.<br />

b. Die Frage aber, ob ein echter Durchfrachtvertrag<br />

oder Multimodalvertrag<br />

geschlossen wurde ist durch Auslegung<br />

der Vertragserklärungen zu ermitteln. Ein<br />

Multimodalvertrag ist gegeben, wenn<br />

eine Person die Beförderung des Gutes in<br />

der Weise verspricht, dass sie das Gut am<br />

Abgangsort übernimmt und an der Ablieferungsstelle<br />

an den Empfänger übergibt.<br />

Wird hingegen jeder Transportabschnitt<br />

durch einen eigenen, selbstständigen<br />

Frachtvertrag geregelt, handelt es sich<br />

um eine sog. gebrochene« oder »segmentierte«<br />

Beförderung. Ebenfalls kein<br />

einheitlicher Frachtvertrag liegt vor, wenn<br />

sich der Frachtführer nur zur Beförderung<br />

über eine Teilstrecke und sich im Übrigen<br />

verpflichtet, für die nachfolgenden<br />

Testrecken durch Einschaltung weiterer<br />

Frachtführer die Beförderung des Gutes<br />

im Namen des Absenders oder im eigenen<br />

Namen auf Rechnung des Absenders<br />

zu besorgen (§ 453). Im Fall eines<br />

Selbsteintritts (§ 458) findet § 452 nur<br />

dann Anwendung, wenn der Spediteur<br />

die Beförderung auf mindestens zwei<br />

Teilstrecken mit verschiedenartigen\<br />

eigenen Beförderungsmitteln (echter<br />

Selbsteintritt) erbringt oder zu erbringen<br />

verspricht. Ausreichend ist daher für die<br />

Verweisung des § 458 auf 452, wenn der<br />

Selbsteintritt auch die Umschlagstätigkeit<br />

auf das nachfolgende Transportmittel<br />

miterfasst. Erfasst der Selbsteintritt<br />

nicht die Umschlagstätigkeit oder werden<br />

diese nicht in den auf Rechnung des Spediteurs<br />

über die Sammelladung geschlossenen<br />

Frachtvertrag einbezogen; fehlt es<br />

an einem einheitlichen durchgehenden<br />

Frachtvertrag (vgl. für das Vorstehende:<br />

Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn/Reuschle,<br />

3. Aufl. 2015, HGB § 452 Rn. 14).<br />

c. Zwar kann aus Sicht der Klägerin zu<br />

2 unterstellt werden, dass sie eine einheitliche<br />

Beförderung durch die Beklagte<br />

von Novi Sad nach Bremen anstrebte.<br />

Jedoch hat die Beklagte schon mit den<br />

Auftragsbestätigungen vom 23.08 und<br />

20.08.2017 nicht wie von der Klägerin angefragt<br />

ein einheitliches Angebot für die<br />

Gesamtstrecke vorgelegt, sondern eines<br />

für die Binnenstrecke und ein weiteres für<br />

die Seestrecke. Letzteres enthielt unter<br />

Nr. 6 den Vorbehalt »fios excl. lsd«. Diese<br />

Angebote der Beklagte hat die Klägerin<br />

nicht wie vorgetragen mit der Bestellung<br />

vom 01.09.2017 (Anlage K 3) angenommen,<br />

sondern vielmehr mit der … Bestellung<br />

vom 01.09.2017. Nur diese ist von der<br />

Klägerin zu 2 unterzeichnet und enthält<br />

im Gegensatz zur Anlage K3 gerade keine<br />

Abweichungen. Damit hat die Klägerin zu<br />

2 am 01.09.2017 ohne Abweichungen die<br />

Angebote der Beklagten angenommen.<br />

d. Die Sicherung der Ladung an Bord des<br />

Seeschiffes war gegenüber der Klägerin<br />

zu 2 nicht von der Beklagten geschuldet.<br />

Nach der Vereinbarung war die Klausel<br />

fios«, die besagt, dass der Befrachter u.<br />

a. auch für das Laden und Stauen der Güter<br />

verantwortlich ist, einbezogen. Zudem<br />

wurde ausdrücklich vereinbart, dass das<br />

»lsd« – lashing, securing dunning – gerade<br />

nicht durch die Schiffsbesatzung<br />

erfolgen sollte, weil »lsd« gerade ausgenommen<br />

worden war (excl. lsd«). Damit<br />

wurde die »fios-Klausel« nicht dahingehend<br />

eingeschränkt, dass das Sichern<br />

der Ladung nicht durch den Befrachter<br />

erfolgen sollte (LG, Hamburg RdTW 2016,<br />

422). Die Klausel kann auch nicht nur dahingehend<br />

einschränkend verstanden<br />

werden, dass damit die Parteien lediglich<br />

die Kosten der Lade- und Stautätigkeit<br />

regeln wollten, aber nicht die Überbürdung<br />

der jeweiligen Verantwortlichkeit.<br />

Derartiges ist zwar möglich. Dafür findet<br />

sich aber kein Anhaltspunkt in der<br />

Vereinbarung. Ob die Beklagte dann im<br />

Rahmen des Pauschalpreises intern diese<br />

Kosten tatsächlich übernommen hat, ist<br />

indiziell ebenfalls nicht ausschlaggebend,<br />

um ihr auch die Verantwortung für diese<br />

haftungsrelevanten Bereiche zu überantworten.<br />

Ein Auswahlverschulden<br />

hinsichtlich der tatsächlich handelnden<br />

Stauer ist nicht dargetan.<br />

e. Daher haftet die Beklagte nicht für die<br />

durch unzureichende Ladungssicherung<br />

verursachten Schäden am Ladungsgut.<br />

4. Da die Sicherung der Ladung an Bord<br />

des Seeschiffes gegenüber der Klägerin<br />

zu 2 nicht von der Beklagten geschuldet<br />

war, sondern die Klägerin zu 2 nach der<br />

Vereinbarung (Klausel »fios«) auch für das<br />

Laden und Stauender Güter verantwortlich<br />

war, besteht gegenüber der Beklagten<br />

auch kein Rückzahlungsanspruch in<br />

Höhe der 4.900 €. Vielmehr waren diese<br />

Kosten nicht durch die Pauschalfracht gedeckt,<br />

sondern die Leistungen entweder<br />

selbst zu erbringen oder zu beauftragen<br />

bzw.; wie hier gesondert zu vergüten …<br />

(Sammlung Seite 2670)<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

57


BDS<br />

Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />

Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden<br />

Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz<br />

Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />

August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746-377 | Fax -569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />

Konjunkturpaket stellt Mittel für Innovationsförderung zur Verfügung<br />

Gemeinsam mit den Verbänden hatte das<br />

BMVI den Entwurf einer »richtlinie zur<br />

Förderung der nachhaltigen Modernisierung<br />

von Binnenschiffen« erarbeitet und<br />

diesen bis april <strong>2020</strong> ressort abgestimmt.<br />

anschließend wurde der richtlinienentwurf<br />

der EU-Kommission zur Notifizierung<br />

zugeleitet, weil die richtlinie eine<br />

beihilferelevante Maßnahme darstellt, die<br />

bei der EU-Kommission förmlich angemeldet<br />

und von dieser genehmigt werden muss.<br />

Sollte keine Genehmigung erfolgen, wird<br />

das aktuelle Förderprogramm zur nachhaltigen<br />

Modernisierung von Binnenschiffen<br />

weiter gelten. Sofern eine Genehmigung<br />

erteilt wird, wird nicht nur der Katalog der<br />

förderfähigen Maßnahmen erweitert, sondern<br />

auch die Fördersätze deutlich erhöht.<br />

Neu wären zum Beispiel Maßnahmen<br />

zur optimierung von im Einsatz befindlichen<br />

Binnenschiffen für eine größere<br />

Einsatzfähigkeit bei Niedrigwasser. Hierzu<br />

können Maßnahmen am Hinterschiff und<br />

am Vorderschiff zählen wie Ersatz oder<br />

optimierung, bei denen die Zuwendung<br />

bis zu 80% der förderfähigen Investitionsausgaben<br />

betragen könnte.<br />

Der gleiche Fördersatz würde gelten<br />

für die ausrüstung mit Brennstoffzellenanlagen<br />

zur Versorgung des elektrischen<br />

Schiffantriebs und die ausrüstung von<br />

Binnenschiffen mit einem rein elektrischen<br />

antriebssystem sowohl bei Neubauten als<br />

auch bei bereits im Einsatz befindlichen<br />

Binnenschiffen.<br />

Bei den übrigen Fördermaßnahmen<br />

hängt die Zuwendung von der Größe des<br />

Unternehmens ab, das heißt 60% für große<br />

Unternehmen, 70% für mittlere Unternehmen<br />

und 80% für kleine Unternehmen.<br />

Das sind zum einen Maßnahmen zur reduzierung<br />

der luftschadstoffemissionen,<br />

das heißt ausrüstung und austausch bestehender<br />

Motoren durch emissionsärmere<br />

Motoren, die den Vorgaben der NrMM-<br />

Verordnung entsprechen (keine Übergangsmotoren)<br />

und je nach Motorenklasse<br />

die dortigen Werte für No x und zum Teil<br />

PM (Feinstaub) zu einem jeweils festgelegten<br />

Wert unterschreiten. Für Motoren der<br />

Klassen IWP oder IWa von 130 bis 300 kW<br />

wären dies 10% für No x und 40% bei PM,<br />

für Motoren der Klassen IWP oder IWa<br />

mit einer leistung ab 300 kW 10% bei No x .<br />

Ferner sollen gefördert beispielsweise<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Hydrodynamik<br />

oder propulsionsverbessernde<br />

Maßnahmen gefördert werden, ebenso<br />

wie Maßnahmen zur Digitalisierung und<br />

automatisierung, wenn sie zur Verbesserung<br />

der Sicherheit und der Minderung der<br />

Schadstoff- und Treibhausgasemissionen<br />

führen, die ausrüstung mit Motoren, die<br />

mit regenerativen alternativen Kraftstoffen<br />

betrieben werden, mit gaselektrischen und<br />

Hybridantrieben oder die Nachrüstung mit<br />

Emissionsminderungseinrichtungen.<br />

Die finanzielle ausstattung des Programms<br />

wurde im Konjunkturpaket vorgesehen,<br />

wo in Punkt 35 k ausgeführt wird,<br />

dass neben der Bahn auch die Schifffahrt<br />

als klimafreundliches Verkehrsmittel gestärkt,<br />

modernisiert und digitalisiert werden<br />

soll. Dazu gehöre auch die vom Bund<br />

in der Schifffahrt etablierte Innovationsförderung.<br />

Einschließlich der bislang geplanten<br />

Mittel könnten danach für die Binnen-<br />

und Küstenschifffahrt insgesamt<br />

156 Mio. € für die Jahre 2021 bis 2023 zu<br />

Verfügung stehen. Davon sind nach bisherigem<br />

Stand 2/3 für das Binnenschifffahrtsprogramm<br />

vorgesehen. Das Programm<br />

wäre also den Fördersätzen<br />

entsprechend gut ausgestattet.<br />

Die realisierung hängt also jetzt von der<br />

Genehmigung der EU-Kommission ab. Sofern<br />

es genehmigt wird, bekommt die Binnenschifffahrt<br />

ein Innovationsprogramm,<br />

mit dem man richtig etwas anfangen kann.<br />

Neuordnung der Ausbildung beantragt<br />

Gemeinsam haben das Kuratorium der<br />

Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung<br />

(KWB) und der DGB beim Bundeswirtschaftsministerium<br />

die Neuordnung der<br />

ausbildung in der Binnenschifffahrt beantragt.<br />

Vorangegangen waren über zwei<br />

Jahre intensiver Diskussionen und Beratungen<br />

von Vertretern der Binnenschifffahrtsverbände<br />

BDS und BDB, des KWB,<br />

des DIHK und der Niederrheinischen IHK,<br />

der GDWS, des SBK, des DGB und verdi.<br />

Das KWB mit Sitz in Bonn koordiniert<br />

auf arbeitgeberseite alle Neuordnungsvorgänge<br />

innerhalb der Wirtschaft sowie<br />

gegenüber Ministerien und Gewerkschaften.<br />

In einem Neuordnungsverfahren gilt<br />

das sogenannte Konsensprinzip, das heißt<br />

vor der Einleitung des Verfahrens ist Einvernehmen<br />

von Wirtschaft und Gewerkschaften<br />

über die Eckdaten herzustellen.<br />

Für das Verfahren beim Bundesinstitut<br />

für Berufsbildung (BIBB) benennen beide<br />

Sozialpartner Sachverständige und jeweils<br />

einen Federführer. auch der BDS wird beteiligt<br />

sein.<br />

Hintergrund der angestrebten Neuordnung<br />

ist vor allem die EU-richtlinie<br />

2017/2397 über die anerkennung von Berufsqualifikationen<br />

aber auch der grundsätzliche<br />

Wunsch, die ausbildung in der<br />

Binnenschifffahrt nach langen Jahren einer<br />

Überarbeitung zu unterziehen. Der ausbildungsmarkt<br />

wird nicht einfacher, der<br />

Fachkräftemangel ist groß, die ausbildung<br />

muss für junge leute passgenauer und attraktiver<br />

gemacht werden.<br />

auch wenn es eine Weile gedauert hat, das<br />

Einvernehmen zwischen den Gewerkschaften<br />

und den Binnenschifffahrtsverbänden<br />

auf der arbeitgeberseite herzustellen, wurde<br />

am Ende ein für alle überzeugendes Konzept<br />

gefunden, das bei seiner realisierung<br />

die ausbildung in der Binnenschifffahrt<br />

zukunftsfähig machen wird.<br />

Vorgeschlagen werden zwei selbständige<br />

ausbildungsberufe. Eine ausbildung, die<br />

wie heute drei Jahre dauert, und zur Qualifikation<br />

Steuermann/Steuerfrau führt. Das<br />

ist dann ein Jahr schneller, als man diese<br />

Qualifikation bisher erwerben kann und<br />

auch ein Jahr schneller, als künftig über<br />

Fahrzeit.<br />

Eine zweite ausbildung soll in dreieinhalb<br />

Jahren direkt zur Qualifikation<br />

Schiffsführer/Schiffsführerin führen. Damit<br />

gäbe es erstmals einen anerkannten<br />

Berufsabschluss Schiffsführer im dualen<br />

System. Heute ist das Patent eine Fahrerlaubnis,<br />

aber kein Berufsabschluss. Das ist<br />

nicht angemessen.<br />

Nach zwei Jahren ausbildung, die die<br />

in der richtlinie vorgeschriebenen Kompetenzen<br />

zum Matrosen vermittelt, soll in<br />

beiden ausbildungsgängen eine gemeinsame<br />

sogenante gestreckte abschlussprüfung<br />

stattfinden. Da die ausbildung<br />

zum Schiffsführer/Schiffsführerin einen<br />

deutlich höheren Qualifikationsbedarf<br />

hat, wird in der Folge ein Wechsel in die<br />

Schiffsführerausbildung nicht mehr möglich<br />

sein. Natürlich kann aber auch in<br />

Zukunft mit dem abschluss Steuermann<br />

eine Patentprüfung nach weiterer Fahrzeit<br />

abgelegt werden.<br />

Über den Gang des Neuordnungsverfahren<br />

werden wir berichten.<br />

58<br />

Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong>


IMPrESSUM<br />

Fortführung der<br />

Binnenschiffahrt<br />

und Wasserstraßen<br />

Zeitsch rift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />

(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />

Die Binnenschifffahrt ist offzielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />

Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />

Deutscher Fähr-Verband, rüdesheim<br />

Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />

Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, rotterdam<br />

Hafentechnische Gesellschaft e.V., Hamburg<br />

Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />

Moselkommission, Trier<br />

Permanent International association of Navigation Congresses (PIaNC)<br />

Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />

Zentralkommission für die rheinschifffahrt, Straßburg<br />

Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />

allianz Esa EuroShip GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

argonics GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19<br />

Bank für Schiffahrt (BfS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />

BraUEr Maschinentechnik aG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Currenta GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31<br />

DTG Deutsche Transportgenossenschaft Binnenschifffahrt eG . . . . . .17<br />

E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Häfen rheinland-Pfalz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />

Haeger & Schmidt International GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Hegemann GmbH – Werft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44<br />

IEa Industrieelektronik und autonmation GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37<br />

k2wlights . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23<br />

Kadlec & Brödlin GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Kappis Nautic . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Maximilian Verlag GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12, 33, 34<br />

Messe Kalkar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U4<br />

Podszuck GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11<br />

Sächsische Binnenhäfen oberelbe GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45<br />

Schiffstechnik Buchloh GmbH & Co. KG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Schiffswerft Hermann Barthel GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin . . . . . . . . .30<br />

Shell Deutschland oil GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U2<br />

Staatliche rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim mbH . . . . . . . . .39<br />

Werft Malz GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

Wessels GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13<br />

Wittig GmbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

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Binnenschifffahrt<br />

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Binnenschiffahrt e.V.;<br />

Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />

und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />

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Binnenschifffahrt <strong>07</strong> | <strong>2020</strong><br />

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