BS 07-2018
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Schiffstechnik<br />
Rund 70 Interessierte und Anwender von elektromobilen Schiffsantrieben, unter ihnen Angela Zabojnik vom Wasser-Stadt-Leipzig e.V., Mitinitiatorin des<br />
Leipziger Neuseenlandes und des Anschlusses des Karl-Heine-Kanals an den Elster-Saale-Kanal (im Vordergrund), diskutierten über alternative Antriebe<br />
Foto: Knoll<br />
auf die elektrische beschäftigt sein. Aufzuhalten<br />
sei der Trend jedoch nicht. Alle<br />
hätten verstanden, bekräftigten Schaffrin<br />
und Leiner.<br />
Den Jockel (Hilfsdiesel) zur Energieaufladung<br />
der Batterien zu verwenden,<br />
verbiete sich aus Umweltgründen. Methanol<br />
empfehle sich, wo es zur Nutzung<br />
anfalle, weil zwei Drittel CO² vermieden<br />
würden. Wasserstoff sei der Kraftstoff der<br />
Zukunft, weil er die größte Energiedichte<br />
aufweise. Gelöst werden müsse allerdings<br />
das Problem der leichten Explosionsgefahr.<br />
Mit 1 l Wasserstoff könnte ein Mittelklassewagen<br />
etwa 500 km fahren ohne<br />
nachzutanken oder Akkus nachzuladen,<br />
gaben sie ein Beispiel.<br />
Elektromobilität wird kommen<br />
Auch Schaffrin und Leiner waren sich<br />
einig, dass an der Elektromobilität kein<br />
Weg mehr vorbeiführt. Verantwortungsbewusste<br />
Regierungen seien aufgefordert,<br />
die Elektromobilität zu intensivieren und<br />
zu fördern.<br />
In einem zweiten Themenblock berichtete<br />
Sven Richter, Geschäftsführer<br />
des 20 km östlich der Elbe beheimateten<br />
Falkenberger Unternehmens RiPower,<br />
dass sich seine Firma seit sieben<br />
Jahren die Herstellung alternativer Antriebe,<br />
hauptsächlich Elektro, auf die<br />
Fahnen geschrieben habe. Auch im Leipziger<br />
und Lausitzer Neuseenland habe<br />
man einige Wasserfahrzeuge auf abgasfreie<br />
Antriebe umgerüstet, so Richter.<br />
Das habe Zukunft, weil in der Breite erkannt<br />
worden ist, dass Dieseltechnik nur<br />
eine Übergangslösung zur Elektromobilität<br />
sei – der Umwelt und der Gesundheit<br />
der Menschen zuliebe.<br />
Perspektiven für Brennstoffzellen<br />
Henning Joswig von Innogy machte am<br />
Beispiel der »Innogy« deutlich, dass der<br />
Brennstoffzellenantrieb die Zukunft für<br />
alle Antriebssysteme darstellen werde,<br />
egal, ob durch die Verwendung von<br />
Wasserstoff, Methanol, Butan oder Erdgas,<br />
die Wärmeenergie werde direkt in<br />
Elektroenergie umgewandelt.<br />
Bootsbesitzer und Reeder des Neuseenlandes<br />
zeigten sich überzeugt davon,<br />
auch in Zukunft auf diese Technologien<br />
zu setzen, wenn von den zuständigen Obrigkeiten<br />
dafür auch Fördergelder zugesichert<br />
würden.<br />
Ostseestaal ist der große Macher<br />
Ingo Schillinger, Verkaufsmanager bei<br />
Ostseestaal in Stralsund, stellte nicht nur<br />
sein Unternehmen vor, das im Schiffbau<br />
wie in der Offshoretechnik und anderen<br />
schifffahrtsverbundenen Gewerken sein<br />
Metier besitzt. Es hat sich auf den Bau<br />
von mit Solarenergie betriebenen Schiffen<br />
spezialisiert, vornehmlich Fahrgastschiffe,<br />
Autofähren, Personenfähren,<br />
Seminarschiffe und selbstfahrende<br />
Wohnboote.<br />
Alle Schiffe wie Boote sind mit Solarmodulen<br />
bestückt, die ihre Energie außerhalb<br />
und während des Fahrbetriebes<br />
in Lithium-Polymer-Batterien (LPB)<br />
speichern, ansonsten die Schiffe in Fahrt<br />
betreiben oder die LPB über Nacht aus<br />
dem öffentlichen Stromnetz laden.<br />
Zehn solcher Schiffe – Boote nicht mitgerechne<br />
– seien erfolgreich im Raum<br />
Berlin, Stralsund (Weiße Flotte) und<br />
im Saarland störungsfrei unterwegs, so<br />
Schillinger. Mit farbigen Risszeichnungen<br />
dokumentierte er zudem, dass Ostseestaal<br />
den Bau von mehr als zehn weiteren<br />
Einheiten vorbereitet. Bestimmt sind<br />
sie für verschiedene in- und ausländische<br />
Reeder, beispielsweise aus Skandinavien.<br />
Es handelt sich um Solar-Fahrgastschiffe,<br />
die bis zu 300 Personen Platz bieten sowie<br />
um Fähren und Arbeitsschiffe.<br />
Der Geschäftsführer der Weiße Flotte<br />
Stralsund, Knut Schäfer, schilderte<br />
seine guten Erfahrungen mit mehreren<br />
von Ostseesaal gebauten Solarfähren,<br />
die sein Unternehmen in Berlin betreibt.<br />
Auch er ist der Ansicht, dass die Elektromobilität<br />
den Schiffsantrieb revolutionieren<br />
wird. Er woll mit seinem Unternehmen<br />
weiterhin daran teilhaben,<br />
kündigte Schäfer an.<br />
Harald Arndt, Head R&D Neptun Ship<br />
Design, Rostock, führte aus, dass auch<br />
sein Unternehmen an der Emissionsreduzierung<br />
durch Elektroantriebe für die<br />
Binnenschifffahrt gemeinsam mit der<br />
Neptun-Werft arbeite.<br />
Abschließend zeigten sich Ginnow-Merkert<br />
und Schaffrin in kurzen Schlussworten<br />
überzeugt, dass sich der Elektroantrieb<br />
von Schiffen, unabhängig ob in der Freizeit-<br />
oder der Berufsschifffahrt, über kurz<br />
oder lang durchsetzen werde. Die Bereitschaft<br />
der zahlreichen Sportschifffahrtsunternehmen<br />
im Leipziger Neuseenland, die<br />
sich ebenfalls dem Elektroantrieb zuwenden<br />
zu wollen, zeige, dass man sich auf einem<br />
guten Weg befinde.<br />
n<br />
40 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 7