BS 10-2017
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Schifffahrt<br />
BDB fordert »Masterplan Binnenschifffahrt«<br />
Um eine positive Entwicklung der Branche zu erreichen, regt der Bundesverband der<br />
Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) umfangreiche Maßnahmen an den Wasserstraßen an<br />
Mit gezielten Ausbaumaßnahmen im<br />
Wasserstraßennetz und entlastenden<br />
Maßnahmen bei der Modernisierung<br />
der Flotte könnten der Marktanteil der<br />
Binnenschifffahrt gesteigert und die Ökobilanz<br />
des Güterverkehrs in Deutschland<br />
entscheidend verbessert werden, heißt es<br />
in einem Diskussionspapier.<br />
Bis zum Jahr 2030 ist nach vorliegenden<br />
Prognosen in Deutschland von einer<br />
erheblichen Zunahme des Güterverkehrs<br />
um rund 40% im Vergleich zu 20<strong>10</strong> auszugehen.<br />
Die Verkehrsverflechtungsprognose<br />
des BMVI beziffert den Zuwachs<br />
zwischen 20<strong>10</strong> und 2030 in der Binnenschifffahrt<br />
auf 23%. Aus Sicht des BDB<br />
könne allein die Binnenschifffahrt auf<br />
ökologisch behutsame Weise und ohne<br />
weitere Flächenzerschneidung ihre Infrastruktur<br />
erweitern und so ihr vorhandenes<br />
Potenzial entfalten.<br />
Die Binnenschifffahrt sei wegen ihrer<br />
guten Umweltbilanz geradezu prädestiniert<br />
für eine größere Bedeutung im<br />
Güterverkehr: Bei CO2, dem »Klimakillergas<br />
Nr. 1«, verursacht der Lkw (<strong>10</strong>1g/<br />
tkm) knapp 226% mehr Emissionen als<br />
das Binnenschiff (31g/tkm). Der Energieverbrauch<br />
des Lkw (1,4 Megajoule pro<br />
tkm) liegt im tonnenkilometrischen Vergleich<br />
um das 3,5-fache über dem des Binnenschiffes<br />
(0,44 MJ/tkm)und der Ausstoß<br />
von Kohlenmonoxyd liegt beim Lkw um<br />
mehr als das 1,5-fache über dem des Binnenschiffes.<br />
Im Bereich der flüchtigen Kohlenwasserstoffe<br />
liegt der Ausstoß des Lkw<br />
um knapp 29% höher.<br />
Trotz dieser Systemvorteile habe sich<br />
die Binnenschifffahrt längst nicht so dynamisch<br />
entwickelt wie der gesamte Verkehrssektor.<br />
Im Modal Split sei der Anteil<br />
der Binnenschifffahrt sogar leicht rückläufig.<br />
Er liegt – wie auch bei der Güterbahn<br />
– beim Transportaufkommen im einstelligen<br />
Prozentbereich, während der Anteil<br />
der Straße mittlerweile 84 % beträgt.<br />
Zudem verzeichneten in Deutschland,<br />
der zweitgrößten Binnenschifffahrtsnation<br />
Europas, nur noch wenige Unternehmen<br />
spürbares Wachstum und gerade noch<br />
positive Ergebnisse. »Die deutsche Branche<br />
droht den Anschluss an die Entwicklung in<br />
Europa zu verlieren,«, so der BDB.<br />
Probleme bei der Infrastruktur<br />
Eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung<br />
sei die im Vergleich zu den<br />
Wettbewerbern stark vernachlässigte Infrastruktur.<br />
Über Jahrzehnte reichten die<br />
im Bundeshaushalt eingestellten Mittel<br />
nicht einmal aus, um auch nur den Erhalt<br />
der Flüsse und Kanäle zu finanzieren.<br />
Dringend notwendige Ausbaumaßnahmen<br />
zur Steigerung der Leistungsfähigkeit<br />
konnten unter diesen Voraussetzungen<br />
gar nicht oder nur in unzumutbar<br />
langen Realisierungszeiträumen erfolgen,<br />
kritisiert der BDB.<br />
Zeugnisse der Versäumnisse der Vergangenheit<br />
sind mehrere Tage andauernde<br />
Staus mit Dutzenden von Binnenschiffen<br />
vor defekten Schleusen<br />
und Hebewerken, für heutige Schiffsabmessungen<br />
zu kurze Schleusenkammern<br />
und zu geringe Fahrrinnentiefen<br />
in den Flüssen. Die damit einher gehende<br />
abnehmende Planbarkeit und Verlässlichkeit<br />
des Schiffsverkehrs sorgen<br />
für steigende Skepsis bei der verladenden<br />
Wirtschaft und der Industrie. Hinzu<br />
kommt der seit Jahren bestehende<br />
Wettbewerbsdruck gegenüber einer vergleichsweise<br />
modernen Flotte aus den<br />
westlichen Nachbarländern, der sich insbesondere<br />
im stark frequentierten Rheinstromgebiet<br />
bemerkbar macht.<br />
Unter den zwingend nötigen Maßnahmen<br />
listet der BDB auf:<br />
• zeitgerecht ausgebaute Wasserstraßen<br />
in Bezug auf das 1<strong>10</strong>-Meter-Schiff als<br />
Basis für einen wirtschaftlich effzienten<br />
und zuverlässigen Binnenschiffstransport<br />
• eine fortschreitende Digitalisierung<br />
der Wasserstraße, z.B. in Form von<br />
Schleusenautomatisierungen, und eine<br />
nutzerorientierte digitale Infrastruktur<br />
(»Hot spots«).<br />
M<br />
14 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. <strong>10</strong>