BS 04-2017
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schifffahrt<br />
Seitenblick auch auf das Hinterland<br />
Bei der Nationalen Maritimen Konferenz (NMK) machte die Bundesregierung klar, dass sie<br />
voll auf das Thema »Digitalisierung« setzt. Das Hinterland und die Binnenschifffahrt<br />
wurden einbezogen – wenn auch nur am Rande<br />
Über 740 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft<br />
und Wissenschaft waren nach<br />
Hamburg zur zehnten Auflage der NMK<br />
gekommen. Bundeswirtschaftsministerin<br />
Brigitte Zypries machte gleich zu Beginn<br />
deutlich: »Die Digitalisierung ist das Zukunftsthema.<br />
Wir wollen gemeinsam daran<br />
arbeiten, die Technologieführerschaft und internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Branche<br />
zu sichern.« Uwe Beckmeyer, scheidender<br />
Maritimer Koordinator der Bundesregierung<br />
betonte, dass im Zuge der Digitalisierung zu<br />
beobachten sei, dass sich Produktions- und<br />
Dienstleistungsprozesse zunehmend vernetzen.<br />
»Wir wollen die Wirtschaft dabei unterstützen,<br />
ganze Wertschöpfungsketten zu entwickeln«,<br />
so der SPD-Politiker.<br />
Zypries’ bayrischer Kabinettskollege Alexander<br />
Dobrindt stellte ein Maßnahmenpaket<br />
zur Förderung der Hafenwirtschaft vor.<br />
Der Bundesminister für Verkehr und digitale<br />
Infrastruktur sieht die maritime Wirtschaft<br />
mit der Digitalisierung vor einer »echten<br />
Effizienzrevolution«. Jetzt gehe es darum,<br />
damit verbundene Potenziale zu nutzen. Mit<br />
einem Sonderprogramm für den Glasfaseranschluss<br />
von Häfen und Gewerbegebieten<br />
investiere das Ministerium 350 Mio.€ in die<br />
Anbindung an das Gigabit-Netz.<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel verwies<br />
auf das bereits verabschiedete Nationale<br />
Hafenkonzept als sie der Branche die<br />
Unterstützung der Regierung zusicherte.<br />
Ziel sei es, »dass die Umschlagplätze an<br />
den Binnen- und Küstengewässern ihre<br />
herausragende Position« halten.<br />
Als besonderes Zeichen wertete Beckmeyer,<br />
dass es gelungen sei, gemeinsam mit<br />
Bund, Ländern, Verbänden und Gewerkschaften<br />
eine gemeinsame Erklärung zur<br />
Digitalisierung zu verabschieden. Sie benennt<br />
Handlungsfelder und Maßnahmen,<br />
um die Branche »fit für die digitale Revolution<br />
zu machen«. Hierzu gehören der Ausbau<br />
der digitalen Infrastruktur, ein intelligenter<br />
Datentransfer in der Lieferkette und die gezielte<br />
Förderung der Digitalisierung.<br />
Digitalisierung gehöre in einigen Teilbranchen<br />
der maritimen Wirtschaft schon<br />
lange zum Alltag, wie etwa intelligente Vernetzung<br />
mit der Zulieferindustrie und mit<br />
der verladenden Wirtschaft im Hinterland,<br />
sagte Beckmeyer. Ein intelligenter Datentransfer<br />
zwischen allen am Güterverkehr<br />
Beteiligten könne die maritime Lieferkette<br />
erheblich optimieren.<br />
Auf der Konferenz startete das Wirtschaftsministerium<br />
zudem eine gemeinsame<br />
Initiative zur maritimen Energiewende<br />
mit den Verbänden VSM und VDMA. Ziel<br />
ist es, einen nationalen Dialog zu initiieren.<br />
Ein zentrales Instrument ist die intelligente<br />
Kopplung des Energie-, Verkehrs- und<br />
Industriesektors. Neben Biokraftstoffen<br />
soll Power-to-Gas- oder Power-to-Liquid-<br />
Technologien eine entscheidende Rolle<br />
zukommen. Durch eine noch wirksamere<br />
Gestaltung von Logistikketten und die<br />
umfangreiche Auswertung von Daten zum<br />
Schiffs- und Motorenbetrieb sollen weitere<br />
Effizienzpotentiale im Sinne einer Schifffahrt<br />
4.0 erschlossen werden. »Auch die<br />
See- und Binnenhäfen werden auf die Herausforderungen<br />
der Zukunft ausgerichtet.<br />
Mit intelligenten Lösungen, wie Smart Microgrids,<br />
kann die klimaverträgliche Landstromversorgung<br />
von Schiffen sichergestellt<br />
werden«, heißt es zur »Maritimen Energiewende«.<br />
Die Nutzung strombasierter Kraftstoffe<br />
soll die Bereiche Energiewirtschaft,<br />
Verkehrssektor und maritime Wirtschaft<br />
noch enger miteinander verzahnen.<br />
Der Bund will – »im Rahmen der<br />
verfügbaren Haushaltsmittel« – den Ausbau<br />
der digitalen Infrastruktur unter anderem<br />
im Rahmen des Breitbandförderprogramms<br />
fortsetzen. Davon fließen 350 Mio. € in die<br />
Erschließung von unterversorgten Gewerbe-<br />
und Industriegebieten sowie von Häfen.<br />
Politiker und Wirtschaftsverbände vereinbarten<br />
zudem, die Einrichtung eines<br />
Runden Tisches »Digitale Kommunikation<br />
in der maritimen Wirtschaft« zu prüfen.<br />
»Er wäre geeignet, eine Dialogplattform<br />
unter Einbindung der Bundesregierung<br />
gemeinsam mit Speditionen, Telekommunikationsunternehmen,<br />
Produzenten/Verladern,<br />
Operateuren im Hinterlandverkehr<br />
und den Behörden zu bieten.« MM<br />
Foto: BMWi<br />
12 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 4