09.09.2022 Aufrufe

Digital Economy

In dieser Ausgabe des "forward" Magazins legen wir den Fokus auf die „Digital Economy“ und beschäftigen uns mit den Chancen und Risken, die die digitale Transformation mit sich bringt. Die beiden Programmdirektor*innen des interdisziplinären WU Master Programms Digital Economy geben im F&A Interview einen Einblick zu den Voraussetzungen, den unterschiedlichen Spezialisierungen und praxisorientierten Research & Industry Labs des Masterstudiums.

In dieser Ausgabe des "forward" Magazins legen wir den Fokus auf die „Digital Economy“ und beschäftigen uns mit den Chancen und Risken, die die digitale Transformation mit sich bringt.

Die beiden Programmdirektor*innen des interdisziplinären WU Master Programms Digital Economy geben im F&A Interview einen Einblick zu den Voraussetzungen, den unterschiedlichen Spezialisierungen und praxisorientierten Research & Industry Labs des Masterstudiums.

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BRANCHENWANDEL | INDUSTRY TRANSFORMATION<br />

Schutz sensibler Kundendaten hat in diesem Sinne eine<br />

besonders hohe Priorität. Nicht nur müssen die Kundendaten<br />

besonders geschützt, sondern den Kundinnen und<br />

Kunden muss auch glaubhaft vermittelt werden, dass ihre<br />

Daten sicher sind“, unterstreicht Holzer.<br />

Elke Holzer rechnet mit 2 langfristigen Trends in Hinblick<br />

auf eine digitale Gesundheitsbranche: „Zum einen wird es<br />

vermehrt virtuelle Interaktionen sowie telemedizinische<br />

Angebote für Patientenkontakte geben. Zum anderen entwickelt<br />

sich eine neue Rolle für die digitale Gesundheit, die<br />

von einer Nebensächlichkeit zu einer Schlüsselkomponente<br />

sowohl im Kampf gegen COVID-19 als auch zur Aufrechterhaltung<br />

des täglichen Gesundheitsbetriebs wird.“<br />

Auch im Sektor der Banken und Finanzdienstleistungen<br />

ist die rasch voranschreitende <strong>Digital</strong>isierung mittlerweile<br />

spürbar. Dr. in Hannelore De Silva, Senior Scientist<br />

am Institute for Finance, Banking and Insurance und am<br />

Forschungsinstitut für Kryptoökonomie der WU, gibt einen<br />

Einblick in die Parameter der digitalen Transformation im<br />

Bankwesen: „Die <strong>Digital</strong>isierung verändert auch das Bankwesen<br />

ganz wesentlich. Konsumentinnen und Konsumenten<br />

schätzen es, wenn sie Überweisungen oder Zahlungen<br />

mit wenigen Klicks<br />

auf dem Handy erle-<br />

Die finanzielle<br />

Inklusion kann die<br />

Lebensbedingungen<br />

in Entwicklungsländern<br />

verbessern.<br />

digen können. Kleinanlegerinnen<br />

und<br />

Kleinanleger können<br />

verstärkt am internationalen<br />

Finanzmarkt<br />

teilnehmen<br />

und mit Aktien sowie<br />

komplexeren Produkten<br />

handeln. Doch auch Menschen, die bis jetzt vom<br />

Finanzmarkt ausgeschlossen waren, können dank <strong>Digital</strong>isierung<br />

und Handy einfacher ein Bankkonto eröffnen.<br />

Diese finanzielle Inklusion kann die ökonomischen Lebensbedingungen<br />

in Entwicklungsländern oft ganz entscheidend<br />

verbessern.“ Der digitale Wandel werde aber auch das<br />

Bankgeschäft an sich weiter maßgeblich verändern. Durch<br />

Open Banking und die große Menge an Daten, die über die<br />

Kund*innen zur Verfügung stehen, wird es möglich, ihnen<br />

ganz gezielte Angebote zu machen. Algorithmen könnten<br />

theoretisch erkennen, ob jemand gerade einen kurzfristigen<br />

Kredit brauche oder möglicherweise an einer bestimmten<br />

Veranlagung interessiert sei, weil gerade etwas angespart<br />

wurde, meint De Silva.<br />

Traditionelle Banken im Spannungsfeld zwischen<br />

persönlicher Betreuung und digitalisiertem Angebot<br />

Wie kommen traditionelle Banken mit den Ansprüchen<br />

an die neuen Technologien zurecht? De Silva betont, dass<br />

Banken ganz generell sehr strengen Vorschriften unterliegen.<br />

Traditionelle Banken hätten noch immer ein großes<br />

Filialnetz und punkteten bei persönlichen und langfristigen<br />

Kund*innenbeziehungen. Auch seien Banken eventuell<br />

aufgrund hoher Compliance-Anforderungen zurückhaltender<br />

beim Einsatz neuer Technologien. Die <strong>Digital</strong>isierung<br />

bringe auch neue Risiken mit sich, der Umgang mit großen<br />

Mengen sensibler Daten verlange Sorgfalt, so De Silva.<br />

„Für die traditionellen Banken ist es aber wichtig, trotzdem<br />

mit den Veränderungen Schritt zu halten und die<br />

Möglichkeiten und Angebote ständig zu erweitern und zu<br />

verbessern. Oft ist es vielleicht eine gute Idee, solche Ziele<br />

mit sinnvollen Kooperationen zu erreichen. So können die<br />

Reputation und der etablierte Kundenstock dieser Banken<br />

mit den Services von innovativen und flexiblen IT-Unternehmen<br />

kombiniert werden“, meint De Silva.<br />

Start-ups mit Spezialisierungen<br />

als innovative Finanzdienstleister<br />

In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass immer mehr<br />

Fintech-Unternehmen gegründet werden. Laut De Silva<br />

seien es oft junge Unternehmen, die mit wenigen Mitarbeiter*innen<br />

digitale Finanzdienstleistungen anbieten.<br />

Sie entwickelten ganz spezielle Produkte und kämen ohne<br />

Filialen aus. Solche Unternehmen seien natürlich viel flexibler<br />

und brächten auch gezielt Mitarbeiter*innen ein, die<br />

auf Artificial Intelligence, Big-Data-Analytics und Cloud-<br />

Computing spezialisiert sind. Sie stellten eine immer größer<br />

werdende Konkurrenz für traditionelle Banken dar.<br />

De Silva sieht aber auch Big-Tech-Firmen wie Apple,<br />

Amazon oder Google mehr und mehr in Konkurrenz mit<br />

bestehenden Banken treten: „Diese Big-Tech-Unternehmen<br />

ermöglichen digitale Bankdienstleistungen und Zahlungen<br />

und haben aufgrund der immensen Menge von<br />

Kundendaten einen unglaublichen Vorsprung. Dabei bilden<br />

diese Firmen oft Kooperationen mit bestehenden etablierten<br />

Banken und können dadurch neue Services und bequeme<br />

Zahlungslösungen anbieten. Auch Fintech-Unternehmen<br />

treten nicht unbedingt selbst als Bank auf, sondern gehen<br />

oft Kooperationen mit bestehenden Banken ein.“<br />

Ein Blick voraus: Der digitale Euro<br />

als Währung der Zukunft<br />

Hannelore De Silva wagt einen Blick in die Zukunft und<br />

sieht eine große Verantwortung bei der Europäischen Zentralbank<br />

(EZB): „Die Zentralbank untersucht derzeit die<br />

Möglichkeiten für einen digitalen Euro. Auch die Federal<br />

Reserve hat einen Dialog zu Zentralbankgeld gestartet, in<br />

China ist der digitale Renminbi bereits Realität. Durch das<br />

vermehrte Aufkommen von elektronischen Geldbörsen und<br />

Zahlungsmöglichkeiten via Handy und auch wegen der<br />

Verbreitung von Kryptoassets wie Bitcoin sind die Zentralbanken<br />

gefordert, mitzuhalten und das Feld der digitalen<br />

Zahlungen nicht ausschließlich privaten Firmen oder Initiativen<br />

zu überlassen. Ob der digitale Euro dann erfolgreich<br />

ist, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie sicher,<br />

intuitiv und vielseitig seine Verwendung ist.“<br />

Traditionelle Banken punkten noch immer mit persönlicher<br />

Betreuung und langfristigen Kund*innenbeziehungen. Wie kommen<br />

sie mit den Ansprüchen an die neuen Technologien zurecht?<br />

Traditional banks have always prided themselves on their personal<br />

service and long-term customer relationships. So how are they<br />

coping with the demands of new technologies?<br />

© Katharina Schiffl<br />

Advances in<br />

software, sensors<br />

and medical<br />

technology are<br />

presenting us<br />

with completely<br />

new possibilities.<br />

The COVID-19 crisis has accelerated the digital transformation.<br />

Particularly in the healthcare sector, but also<br />

in financial services, digitalization is advancing rapidly<br />

and opening up new<br />

opportunities for companies<br />

and organizations,<br />

although these are associated<br />

with certain risks. One<br />

of the research interests of<br />

Dr Elke Holzer, assistant<br />

professor at WU’s Institute<br />

for Finance, Banking and<br />

Insurance and vice president<br />

of the Österreichische<br />

Gesellschaft vom Goldenen<br />

Kreuze (ÖGGK), is<br />

health economics. She sees<br />

enormous potential benefits<br />

from the push towards digitalization: “Advances in software,<br />

sensors and medical technology are presenting us with<br />

completely new diagnostic and therapeutic possibilities. The<br />

healthcare system is being revolutionized by the digital transformation.<br />

All participants in the market for healthcare – from<br />

pharmaceutical companies to doctors’ practices, from pharmacies<br />

to patients – are affected by digitalization.”<br />

Holzer highlights the burgeoning market in digital health<br />

solutions (eHealth), which certainly has been accelerated by<br />

the COVID-19 pandemic. Goals currently being envisioned are<br />

to make digital care the new norm, to apply digital systems to<br />

break down traditional boundaries between diverse facilities<br />

and sectors, to strengthen data literacy and usability, to apply<br />

novel technologies, and to enable personalized – even gender-specific<br />

– medicine of the future.<br />

The coronavirus pandemic as a game changer:<br />

opportunities and risks<br />

Elke Holzer emphasizes how personal contact between doctors<br />

and patients changed during the crisis. Positive experiences<br />

of digital processes are fostering a long-term shift. The great<br />

opportunities of digitalization in healthcare are manifold and<br />

can bring benefits to a range of areas from research to patient<br />

care if intelligent networks of health and research data are set<br />

up. Examples include digitally-assisted workflows and database<br />

systems, the optimization of clinical research and studies,<br />

improvements in production quality, novel therapeutic<br />

approaches, diagnostic support and computer-aided therapy<br />

selection, security against drug counterfeiting, and personalized<br />

medicine.<br />

One groundbreaking digital tool, according to Holzer, is the<br />

ELGA electronic health record: “While ELGA may be the focus of<br />

heated debate, it is – together with the smartphone signature<br />

or the ‘<strong>Digital</strong>es Amt’ – a very useful tool that is envied elsewhere,<br />

for instance in Germany.” Without such a solution, it<br />

would simply be impossible to implement many improvements<br />

such as telemedical consultations and the issuing of digital<br />

prescriptions or sick notes.<br />

But the new technologies also bring major challenges, says<br />

Holzer, especially in the area of data security. Health data is<br />

a valuable asset that must be strictly protected: “If, for example,<br />

a customer orders painkillers every four months for their<br />

headaches, an online pharmacy could support this person with<br />

offers ideally suited to their needs, reminding him or her by<br />

email that it’s time for a new order. Here the top priority must<br />

be to safeguard sensitive customer data. Not only do we have to<br />

carefully protect such data, but customers must come to believe<br />

that their data is safe.”<br />

Mag. a Mag. a Dr. in Elke Holzer ist Universitätsassistentin am Institute for Finance, Banking and Insurance<br />

der WU und Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft vom Goldenen Kreuze (ÖGGK).<br />

Ihre Expertise umfasst Themen der Gesundheitsökonomie, Versicherungsbetriebslehre und<br />

Persönlichkeitskompetenzen.<br />

Dr. Elke Holzer is assistant professor at the WU’s Institute for Finance, Banking and Insurance and vice<br />

president of the Österreichische Gesellschaft vom Goldenen Kreuze (ÖGGK). She is an expert in the<br />

fields of health economics, insurance management and soft skills.<br />

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