Gesundsitzen Ausgabe 2018/2019
Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2018/2019
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BERUFSPORTRÄT<br />
Osteopathin/Osteopath<br />
Bild: adobe.stock.com<br />
Alles im Griff<br />
Bei unerklärlichen Rückenschmerzen oder plötzlich stark erhöhtem<br />
Blutdruck nach einem Auffahrunfall bekommt man in den letzten Jahren<br />
häufiger mal die Empfehlung, eine Osteopathie-Praxis aufzusuchen.<br />
Warum das ein guter Tipp sein kann und diese Behandlungsmethode<br />
zunehmend gefragt ist, erklärt die Osteopathin Ruth Plattner.<br />
<strong>Gesundsitzen</strong>: Frau Plattner, umreissen Sie doch bitte<br />
einmal kurz, was man unter Osteopathie versteht und was<br />
diese Art der Behandlung kennzeichnet.<br />
Ruth Plattner: Bei der Osteopathie handelt es sich um eine<br />
Methode der Alternativmedizin, die den Körper ganzheitlich<br />
betrachtet und sich manueller Therapien bedient. Das heisst,<br />
wir erkennen und behandeln körperliche Funktionsstörungen<br />
mit den Händen. Dabei geht es darum, sowohl die Symptome<br />
eines Leidens zu beheben als auch dessen Ursache.<br />
Das würden wohl die meisten Behandlungsmethoden<br />
für sich in Anspruch nehmen.<br />
Das stimmt, allerdings geht die Osteopathie davon aus, dass<br />
Bewegungsapparat, innere Organe und Nervensystem über<br />
verschiedene Mechanismen miteinander verbunden sind. Und<br />
dass für Störungen der Körperfunktionen Blockaden in diesen<br />
Verbindungen ursächlich sind. Diese Blockaden lösen wir<br />
mit sanften Griffen im Organ- und Weichteilbereich, aber auch<br />
durch Manipulationen der Wirbelsäule oder der Extremitätengelenke.<br />
Wir bringen den Körper wieder in Balance und<br />
aktivieren so seine Selbstheilungskräfte.<br />
Die Osteopathie geht also davon aus, dass ein Körper<br />
nur dann von sich aus gesunden kann,<br />
wenn sich die Körpersysteme im Lot befinden?<br />
Ja, deshalb stehen beim Forschen nach den Ursachen der Beschwerden<br />
auch die Strukturstörungen und daraus resultierende<br />
Fehlfunktionen im Vordergrund. Sie zu beheben, bedeutet,<br />
das ausgewogene Zusammenspiel der verschiedenen Systeme<br />
des Körpers, also von Knochen, Muskeln, Bindegewebe,<br />
Organen, Blutgefässen und Nerven, wieder zu ermöglichen.<br />
Der Zusammenhang zwischen Ursache und Symptom<br />
ist also nicht in jedem Fall ein direkter?<br />
Nicht zwingend. Man kann sich diesen Zusammenhang bildlich<br />
als eine Reihe gefallener Dominosteine vorstellen, wobei<br />
der letzte Stein für das körperliche Symptom, der erste für die<br />
Ursache steht. Dazwischen befinden sich mehr oder weniger<br />
weitere Steine, von denen ich jeden in die Hand nehmen und in<br />
seiner Position verändern muss, damit die Reihe wieder ordentlich<br />
zum Stehen kommt. So ist es auch im Körper: die eigentliche<br />
Ursache eines Problems ist an einem Ort zu lokalisieren<br />
und das Symptom taucht an einem anderen auf.<br />
Das heisst, Rückenschmerzen sind kein zweifelsfreies<br />
Indiz dafür, dass mit der Wirbelsäule<br />
oder der Rückenmuskulatur etwas nicht stimmt?<br />
Für den Klassiker Rückenschmerzen kommen tatsächlich<br />
etliche andere Ursachen in Frage. Zum Beispiel eine Störung<br />
des Darms. Er ist über verschiedene Strukturen wie u. a.<br />
den Nerven mit der unteren Lendenwirbelsäule verbunden.<br />
Besteht im Darm ein strukturelles oder funktionelles Problem<br />
wie eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder die Bildung<br />
60 Berufsporträt<br />
<strong>2018</strong> / 19 gesundsitzen