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CONNECT Magazin 22-03

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20<strong>22</strong> / Ausgabe <strong>03</strong><br />

Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

www.chk-de.org<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

DIE GEMEINSAME PERSPEKTIVE<br />

FÜR CHINA UND DEUTSCHLAND<br />

Sonderseiten zum 50. Jubiläum der<br />

Aufnahme diplomatischer Beziehungen<br />

zwischen China und Deutschland<br />

Mit Forschung zur Nachhaltigkeit<br />

Interview mit MA Jinru,<br />

Goldwind Technology<br />

Zusammen. Wachsen.<br />

CSR chinesischer Unternehmen<br />

in Deutschland<br />

China Day 20<strong>22</strong><br />

Das komplette Programm<br />

auf einen Blick


Made in Germany<br />

Die Techniker bietet Ihren internationalen<br />

Fachkräften einen exklusiven Welcome-Service.<br />

Wir sorgen für einen Auftakt nach Maß – mit deutscher Gründlichkeit<br />

und Qualität. Zum Beispiel mit englischsprachiger Beratung,<br />

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Editorial<br />

1<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

am 16. September, an dem Tag, an dem diese<br />

<strong>CONNECT</strong>-Ausgabe erscheint, können wir nach<br />

zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder unsere<br />

etablierte chinesisch-deutsche Wirtschaftskonferenz<br />

China Day 20<strong>22</strong> in Präsenz durchführen.<br />

Die menschliche Begegnung, das direkte<br />

Gespräch ist durch nichts zu ersetzen, auch wenn<br />

wir in der vergangenen Zeit viele Aktivitäten und<br />

Austauschformate in den digitalen Raum verlagern<br />

konnten.<br />

Wie der China Day 20<strong>22</strong> zeigt auch die aktuelle<br />

<strong>CONNECT</strong>-Ausgabe: Die Welt braucht noch mehr<br />

Verständigung, braucht intensivere Kooper a-<br />

tionen, um die gewaltigen Zukunftsprobleme<br />

lösen zu können. Nachhaltigkeit ist kein Marketingschlagwort,<br />

sondern wird zur Überlebensfrage<br />

der Menschheit. Einige Zukunftskonzepte<br />

dafür kommen aus China, wie zum Beispiel bei der<br />

Elektromobilität, im Bereich umweltfreundlicher<br />

Technologien oder der notwendigen emissionsfreien<br />

Kreislaufwirtschaft. Mit Chinas größtem<br />

Hersteller für Windkraftanlagen Goldwind und<br />

dem E-Auto-Hersteller NIO haben wir in dieser<br />

Ausgabe zwei Unternehmen im Interview, die<br />

exemplarisch für diese Entwicklung stehen.<br />

In der Vergangenheit hat China bereits viel von<br />

deutschen Unternehmen profitiert, die vor Ort<br />

investierten. Aber auch für die deutsche Wirtschaft<br />

wurde China mehr und mehr zum Innovationstreiber.<br />

Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender<br />

der BMW Group, sagte auf dem 20<strong>22</strong> World New<br />

Energy Vehicle Congress, der vom 26. bis 28.<br />

August in Beijing stattfand: „Gemeinsam können<br />

wir nachhaltige Lösungen für die Welt entwickeln,<br />

die Wirtschaftswachstum und Wohlstand fördern.“<br />

Zipse forderte eine noch intensivere<br />

Zusammenarbeit zur Bewältigung globaler<br />

wirtschaftlicher Herausforderungen und fügte<br />

hinzu, dass sich die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit<br />

im Automobilsektor gegenseitig<br />

befruchtet habe: „Wir brauchen mehr Zusammenarbeit,<br />

nicht weniger. Dies sollte unsere<br />

Antwort auf die großen Herausforderungen sein,<br />

die derzeit die Weltwirtschaft beeinflussen.“<br />

Doch wir müssen nicht nur zusammenarbeiten,<br />

sondern auch zusammenwachsen. „Zusammen.<br />

Wachsen.“ ist deshalb auch der Titel des neuen<br />

CSR Reports, den die Chinesische Handelskammer<br />

in Deutschland (CHKD) ebenfalls im Rahmen<br />

des China Day 20<strong>22</strong> veröffentlicht. In dem<br />

Report zeigt die CHKD erstmals, wie chinesische<br />

Unternehmen in Deutschland soziale Verantwortung<br />

übernehmen und – anhand zahlreicher<br />

Beispiele – welche spezifischen Beiträge sie zum<br />

nachhaltigen Wirtschaften leisten. Der CSR<br />

Report 20<strong>22</strong> verdeutlicht: Nachhaltigkeit ist fest<br />

in den Unternehmensrichtlinien und Geschäftsmodellen<br />

chinesischer Unternehmen verankert<br />

und sie haben bereits eine Vielzahl an CSR-<br />

Maßnahmen in Deutschland durchgeführt.<br />

Dem 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />

Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />

widmet sich die CHKD nicht nur mit einem<br />

Sonder-Programm rund um den China Day 20<strong>22</strong>,<br />

bestehend aus einem Abendempfang und einem<br />

Jubiläumskonzert in der Berliner Philharmonie<br />

(auch die Kultur ist ein unverzichtbarer Teil der<br />

gegenseitigen Verständigung!), sondern auch auf<br />

acht Sonderseiten in dieser Ausgabe: In einem<br />

Jubiläums-Interview teilt der chinesische Botschafter<br />

in Deutschland, Herr WU Ken, seine Perspektiven<br />

zur chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit.<br />

Außerdem geben zwei Beiträge<br />

von interessanten Persönlichkeiten aus China und<br />

Deutschland, die seit vielen Jahren im jeweils<br />

anderen Land leben und arbeiten, wichtige Einblicke,<br />

wie die wirtschaftliche Verflechtung in den<br />

letzten Jahren vorangeschritten ist und welche<br />

persönlichen Erfolgsgeschichten sie hervorgebracht<br />

hat.<br />

Und natürlich finden Sie neben diesen Themen<br />

in dieser Ausgabe wie gewohnt zahlreiche weitere<br />

interessante Beiträge sowie Neuigkeiten<br />

rund um die chinesisch-deutsche Wirtschaft.<br />

Wir wünschen Ihnen eine nachhaltig informa tive<br />

Lektüre!<br />

Die <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />

Abb.: Getty<br />

www.chk-de.org


2<br />

Inhalt<br />

08<br />

08<br />

Titelstory<br />

Energiesicherheit durch<br />

nachhaltige Umwelttechnik<br />

04<br />

Kurzmeldungen<br />

Aktuelles rund um Ansiedlungen,<br />

Kooperationen und Investitionen<br />

11<br />

Interview<br />

04 11<br />

…<br />

… MA Jinru, Vice President<br />

& Board Secretary, Goldwind<br />

www.chk-de.org


3<br />

Kurzmeldungen<br />

04 XPeng stellt fliegendes Auto vor<br />

04 Ultimate Frisbee auf dem Vormarsch<br />

in China<br />

04 „Tragbare Klimaanlage“ zum Schutz<br />

gegen Hitzewellen<br />

04 China-Blitzlichter<br />

05 Rhenus Warehousing Solutions errichtet<br />

innovativen Logistikstandort<br />

05 Greatview Planet zur Förderung der<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

05 TÜV SÜD kooperiert mit CATARC Europe<br />

05 China Unicom expandiert in Nordeuropa<br />

05 NIO nimmt Werk für Batteriewechselstationen<br />

in Ungarn in Betrieb<br />

06 Aldi plant zahlreiche neue Märkte in<br />

China<br />

06 BASF geht mit China Investment in die<br />

nächste Phase<br />

06 Unternehmensticker<br />

07 Volkswagen Group China präsentiert<br />

Passagierdrohne<br />

24 HAPTIC – mein Weg nach China und<br />

eine chinesische Erfolgsgeschichte<br />

26 BMW in China – (m)eine Erfolgsgeschichte<br />

Services<br />

32 Zahlen – Daten – Fakten<br />

34 Neues aus dem Beraternetzwerk<br />

36 Services / Veranstaltungen<br />

Community<br />

38 Reise: Dreifaches Welt-Kulturerbe<br />

39 Kultur: KUNST AUS CHINA „So Fern –<br />

So Nah“<br />

40 Sport: #runtheskyline: Mainhattan-Feeling<br />

beim Mainova Frankfurt<br />

Marathon<br />

41 Gesundheit: Webinar: Beschäftigung<br />

internationaler Mitarbeiter in chinesischen<br />

Unternehmen<br />

44 Kommentar<br />

Titelstory<br />

Porträt<br />

40<br />

Community<br />

40<br />

Sport: #runtheskyline:<br />

Mainhattan-Feeling<br />

08 Energiesicherheit durch nachhaltige<br />

Umwelttechnik<br />

11 Interview mit MA Jinru, Vice President<br />

& Board Secretary, Goldwind Technology<br />

14 „Zusammen. Wachsen.“ CSR Report<br />

20<strong>22</strong><br />

16 Nur mit China ist Klimaschutz zu<br />

schaffen<br />

18 NIO in Europa: Blauer Himmel die<br />

Vision, Innovationen der Weg<br />

20 Nachhaltigkeit bei der Batterieproduktion<br />

29 Borussia Dortmund in China: Mit<br />

Leidenschaft nachhaltig<br />

30 Deutsche Wirtschaft profitiert von<br />

Chinas nachhaltiger Entwicklung<br />

42 China Unicom auf Kurs nach Europa<br />

XUE Wenxia, General Manager, China<br />

Unicom Europe<br />

Rubriken<br />

01 Editorial<br />

37 Impressum<br />

Besuchen Sie unsere neue Homepage<br />

www.chk-de.org!<br />

Folgen Sie uns für weitere Informationen<br />

Sonderseiten 50. Jubiläum<br />

<strong>22</strong> Interview WU Ken, Botschafter der VR<br />

China in Deutschland<br />

WeChat-Kanal<br />

Ausgabedatum: 16. September 20<strong>22</strong><br />

LinkedIn<br />

www.chk-de.org


4<br />

Kurzmeldungen<br />

China Trends<br />

XPeng stellt fliegendes Auto vor<br />

HE Xiaopeng, CEO und Mitbegründer des E-Auto-Herstellers XPeng<br />

Motor, gilt als einer der größten Befürworter von fliegenden<br />

Autos. In einem Video zeigte er die Inbetriebnahme des X1-Luftfahrzeugs<br />

des Unternehmens. Laut Video verwendet das Modell immer<br />

noch die Bedienlogik von herkömmlichen Autos, bestehend aus Lenkrad<br />

und Schalthebel. Dies solle Schwierigkeiten beim Erlernen des Fliegens<br />

verringern. Um abzuheben, sei in dem fliegenden Auto von XPeng zudem<br />

lediglich ein Tastendruck nötig – und das Auto hebt automatisch ab.<br />

Quelle: pandaily.com<br />

Abb.: peng<br />

Ultimate Frisbee auf dem Vormarsch in China<br />

China-Blitzlichter<br />

Abb.: daoinsights.com<br />

Ultimate Frisbee hat sich in China zum<br />

neuesten Trendsport und zur Modeerscheinung<br />

entwickelt, vor allem in<br />

Tier-1-Städten. Der Trendsport, der mit einem<br />

Frisbee gespielt wird und Elemente von Basketball<br />

und American Football enthält, kam erst-<br />

mals Ende der 1990er-Jahre durch Expats<br />

aus den USA nach China. Im vergangenen<br />

Jahr erlebte er einen Boom, da Influencer<br />

den Sport zusammen mit einem trendigen<br />

Lebensstil über Social-Media-Plattformen<br />

wie Weibo und Xiaohongshu verbreiteten.<br />

Auf Xiaohongshu stiegen die Suchanfragen<br />

zum Thema Flying Discs von 2021 bis 20<strong>22</strong><br />

um das 17-Fache, und der Sport wurde<br />

mehr als 42 Millionen Mal aufgerufen. Auch<br />

auf Weibo wurde der Hashtag #Ultimate-<br />

Frisbee über vier Millionen Mal aufgerufen.<br />

Allein im Jahr 2021 gab es landesweit etwa<br />

500.000 Spieler, die den Flugscheibensport<br />

betrieben – Tendenz exponentiell steigend.<br />

Quelle: daoinsights.com<br />

• Soziales Netzwerken auf Party Island – Byte-<br />

Dance stellt erste Metaverse-ähnliche App vor<br />

• Wachsender Markt und Folge von Lockdowns:<br />

Chinas Gen Z entdeckt Vorteile von Meditationspraktiken<br />

• Chinas erstes implantierbares künstliches<br />

Herz vor Markteinführung<br />

Abb.: daoinsights.com<br />

Abb.: daoinsights.com<br />

„Tragbare Klimaanlage“ zum Schutz gegen Hitzewellen<br />

Das Unternehmen MBO Refrigeration<br />

Equipment Co. Ltd. aus Guangzhou hat<br />

einen klimatisierten Schutzanzug entwickelt.<br />

Die „tragbare Klimaanlage“ soll die<br />

Temperatur im Anzug innerhalb von drei Minuten<br />

auf 16 Grad absenken können. Die Anzüge<br />

sollen vorrangig für medizinisches Personal,<br />

Fabrikangestellte und andere Personen, die<br />

in heißen Temperaturen arbeiten, verwendet<br />

werden. Die Bekanntgabe des Unternehmens<br />

stieß aber auch auf der chinesischen Social-<br />

Media-Plattform Weibo auf breites Interesse<br />

für den Privatgebrauch. Quelle: daoinsights.com<br />

• Bis zur Schwerelosigkeit – CAS Space aus Beijing<br />

plant kurze Weltraumreisen für Touristen<br />

• Virtuelle Menschen auf dem Vormarsch – Baidu<br />

startet digitale Avatar-Plattform „Xiling“<br />

• World Oceans Day: Xiaomi und PADI sammeln<br />

Geld zur Wiederbelebung von Korallenriffen<br />

• Beijing möchte „Benchmark-Stadt“ für die<br />

globale digitale Wirtschaft werden<br />

Quellen: daoinsights.com / chinadaily.com / german.china.org.cn / investmentplattformchina.de<br />

www.chk-de.org


Mitgliedernews<br />

Kurzmeldungen 5<br />

Rhenus Warehousing Solutions errichtet innovativen<br />

Logistikstandort<br />

TÜV Süd kooperiert mit<br />

CATARC Europe<br />

Abb.: Rhenus Group<br />

Abb.: Greatview<br />

Der Lagerlogistikspezialist Rhenus Warehousing<br />

Solutions hat den Spatenstich für<br />

eine neue Logistikimmobilie in Bönen,<br />

Nordrhein-Westfalen, direkt am Kamener Autobahnkreuz,<br />

gefeiert. Rhenus wird das Gebäude<br />

im Sommer 2023 als Multi-User-Anlage übernehmen.<br />

Auf 59.000 Quadratmetern Hallenfläche<br />

unterstützen zukunftsweisende automatisierte<br />

Lösungen die Beschäftigten in ihrer Arbeit.<br />

Quelle: Rhenus Group<br />

Greatview Planet zur Förderung der Kreislaufwirtschaft<br />

Greatview, Hersteller aseptischer Verpackungen<br />

für die Flüssignahrungsindustrie,<br />

reagiert auf die wachsende<br />

Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen<br />

für flüssige Milchprodukte und kohlensäurefreie<br />

Getränke mit der Einführung von<br />

Great view Planet. Diese Lösung soll zur Kreislaufwirtschaft<br />

beitragen, indem sie den Anteil an<br />

erneuerbaren, holzgebundenen Materialien, aus<br />

nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und ande-<br />

ren kontrollierten Quellen, in den Verpackungen<br />

erhöht. Das verwendete Verpackungsmaterial<br />

wird vorrangig aus FSC-zertifiziertem Karton<br />

hergestellt. Um das Produkt im Inneren zu<br />

schützen, werden die Kartons mit biobasierten<br />

Polymeren auf Basis von Tallöl, einem Rückstand<br />

aus dem Zellstoffherstellungsprozess,<br />

laminiert.<br />

Quelle: Greatview<br />

TÜV Süd hat die CATARC Europe Testing and<br />

Certification GmbH als qualifiziertes E-Mark-<br />

Prüflabor im Rahmen der Prüfung und Zertifizierung<br />

von Fahrzeugbeleuchtung anerkannt.<br />

CATARC ist die größte staatliche Forschungsstelle<br />

für die Automobilindustrie in China. Die E-Kennzeichnung<br />

ist aktuell das weltweit am meisten akzeptierte<br />

Zertifizierungssystem für komplette Fahrzeuge,<br />

Systeme und Komponenten. Im Rahmen der<br />

Kooperation zwischen CATARC Europe und TÜV<br />

SÜD kann nun mit nur einem Test eine CCC- und<br />

ECE-Zertifizierung erreicht werden. Die Prüfung<br />

für mehrere Märkte bedeutet nicht nur eine enorme<br />

Zeit- und Kostenersparnis, das Angebot wird<br />

zusätzlich mit umfangreichen Beratungs- und<br />

Schulungsdienstleistungen ergänzt. Quelle: TÜV SÜD<br />

China Unicom expandiert in<br />

Nordeuropa<br />

China Unicom Europe hat am 16. Mai eine<br />

neue Niederlassung in Stockholm, Schweden,<br />

eröffnet. Mit der neuen Niederlassung<br />

sollen chinesische Unternehmen in der nordischen<br />

Region und lokale Kunden mit Verbindungen zum<br />

asiatisch-pazifischen Raum mit globalen Konnektivitätsdiensten<br />

und integrierten Kommunikationsund<br />

Informationslösungen versorgt werden.<br />

Quelle: China Unicom Europe / LinkedIn<br />

Abb.: www.haier-europe.com/de<br />

NIO nimmt Werk für Batteriewechselstationen<br />

in Ungarn in Betrieb<br />

Der E-Auto-Hersteller NIO weitet seine Präsenz in Europa aus und<br />

produziert Batteriewechselstationen erstmals auch außerhalb<br />

Chinas. In Ungarn soll dazu im September ein Werk in Betrieb<br />

gehen, das neben der Produktion auch als Service-, Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

dient, wie NIO mitteilte. NIO verkauft seine Fahrzeuge<br />

aus chinesischer Produktion bereits in Norwegen und plant noch in diesem<br />

Jahr den Markteintritt in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und<br />

Dänemark. Das Werk in der Nähe von Budapest soll Batteriewechselstationen<br />

in diese Länder liefern.<br />

Quelle: wiwo.de<br />

Abb.: NIO<br />

www.chk-de.org


6<br />

Kurzmeldungen<br />

Unternehmensticker<br />

Abb.: Andrew Meredith/dpa<br />

Aldi plant zahlreiche neue Märkte in China<br />

Aldi Süd hat Expansionspläne für China.<br />

Im „Handelsblatt“-Interview sagte<br />

Roman Rasinger, Chef von Aldi-China:<br />

„China ist und bleibt einer der interessantesten<br />

Märkte in allen Bereichen, und die rasant steigende<br />

Größe der Mittelschicht führt zu einem<br />

riesigen Potenzial im Lebensmittelmarkt.“<br />

Vor drei Jahren hat Aldi die ersten eigenen Läden<br />

in Shanghai eröffnet. Nun habe der Händler so<br />

viele Erfahrungen mit dem neuen Markt gesammelt,<br />

dass er beim weiteren Ausbau Tempo<br />

machen kann, hieß es in dem Bericht. Allein in<br />

Shanghai sehe Rasinger Potenzial für eine dreistellige<br />

Zahl von Geschäften.<br />

Anders als in Deutschland macht Aldi in China<br />

einen Teil des Geschäfts über E-Commerce und<br />

Lieferdienste. Zahlen zum Umsatz in China nennt<br />

Aldi Süd nicht. Das Marktforschungsunternehmen<br />

WGSN schätzt dem Bericht zufolge jedoch,<br />

dass der Discounter schon in diesem Jahr<br />

mit seinen Läden in China einen Umsatz in Höhe<br />

von 80 Millionen US-Dollar (78,3 Millionen Euro)<br />

machen dürfte.<br />

BASF geht mit China Investment in die nächste Phase<br />

Quelle: zdf.de<br />

Gotion investiert in Deutschland und<br />

geht an Schweizer Börse – In Göttingen<br />

hat das Unternehmen ein Bosch-Werk<br />

übernommen, das nun in eine Gigafactory<br />

umgebaut wird. Das Kapital für die<br />

internationale Expansion soll unter anderem<br />

durch die Listung an der Schweizer<br />

Börse kommen, die Ende Juli vollzogen<br />

wurde.<br />

Quelle: investmentplattformchina.de<br />

Neuer E-Bike-Antriebshersteller: MIVI-<br />

CE kommt nach Europa – Dafür wurde<br />

eine Niederlassung in Nürnberg gegründet,<br />

von wo aus das Unternehmen den regionalen<br />

Marktaufbau der jungen Marke<br />

steuern möchte.<br />

Quelle: ebike-news.de<br />

OPPO wird globaler Sponsor der UEFA<br />

Champions League – Der Zweijahresvertrag,<br />

der die Spielzeiten 20<strong>22</strong>/23 und<br />

2023/24 abdeckt, umfasst Bandenwerbung,<br />

aber auch Nutzung der Technologie<br />

des Unternehmens zur Aufzeichnung des<br />

Fan-Erlebnisses.<br />

Quelle: sportsbusiness.at<br />

Am 19. Juli hat BASF die endgültige Genehmigung<br />

für den Bau des Verbundstandortprojekts<br />

in der Stadt Zhanjiang<br />

in Guangdong gegeben. Nach Ludwigshafen in<br />

Deutschland und Antwerpen in Belgien erstellt<br />

BASF dort weltweit seinen drittgrößten Verbundstandort.<br />

in Betrieb gehen. Bis 2<strong>03</strong>0 soll der gesamte Verbundstandort<br />

vollends fertiggestellt sein. Dafür<br />

will BASF bis zu 10 Milliarden Euro investieren.<br />

Quelle: investmentplattformchina.de<br />

Westron übernimmt Mehrheitsanteile an<br />

Automobilzulieferer Allgaier – Durch den<br />

neuen Partner soll das zukünftige Wachstum<br />

des durch Corona und Ukraine-Krieg<br />

in Schieflage geratenen Traditionsunternehmens<br />

gesichert und die Position am<br />

Markt weiter ausgebaut werden.<br />

Quelle: Allgaier Group<br />

Abb.: basf.com<br />

Mit dem Bau der ersten Anlage für den Verbundstandort<br />

hatte BASF 2020 auf der Leizhou-Halbinsel<br />

am Südchinesischen Meer nahe bei Zhanjiang<br />

begonnen. Die erste Anlage zur Herstellung<br />

von technischen Kunststoffen mit einer Kapazität<br />

von 60.000 Tonnen pro Jahr (jato) geht derzeit<br />

in Betrieb, eine weitere Anlage zur Herstellung<br />

von thermoplastischen Polyurethanen soll 2023<br />

Simulationssoftware von Goldwind<br />

erhält TÜV-Zertifizierung – Die selbstständig<br />

entwickelte Software bietet entscheidende<br />

Einblicke in Design und Optimierung<br />

von Windkraftanlagen und<br />

ist seit Juli von TÜV Nord zertifiziert.<br />

Quelle: Goldwind / LinkedIn<br />

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7<br />

Abb.: Volkswagen Newsroom<br />

Volkswagen Group China präsentiert Passagierdrohne<br />

Die Volkswagen Group China hat den ersten<br />

Prototyp einer elektrisch angetriebenen<br />

Passagierdrohne vorgestellt, die senkrecht<br />

startet und landet. Sie trägt den Spitznamen<br />

„Flying Tiger“, ist sie doch im Jahr des Tigers eingeführt.<br />

Bereits 2020 hat die Volkswagen Group<br />

China ein Projekt zur „vertikalen Mobilität“ ins<br />

Leben gerufen und fokussiert darin die Ausdehnung<br />

städtischen Verkehrs von der Straße in<br />

den Luftraum.<br />

Das Prototypmodell V.MO ist 11,2 m lang und besitzt<br />

eine Spannweite von 10,6 m. Für den Auftrieb<br />

sorgen acht Rotoren, für den Vortrieb zwei<br />

Rotoren. In seiner endgültigen Ausführung könnte<br />

der V.MO vier Passagiere plus Gepäck über eine<br />

Entfernung von bis zu 200 km transportieren. Bis<br />

Spätsommer 2023 soll dann ein verbesserter<br />

Prototyp weitergehende Testflüge absolvieren.<br />

Während der ersten Phase der kommerziellen Nutzung<br />

wird der V.MO voraussichtlich als Premiumprodukt<br />

für wohlhabende technikaffine Kunden<br />

in China angeboten werden, zum Beispiel im VIP-<br />

Shuttle-Betrieb. Quelle: investmentplattformchina.de<br />

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8<br />

Energiesicherheit durch<br />

nachhaltige Umwelttechnik<br />

Das Umsteuern der Wirtschaft und Gesellschaft Richtung Nachhaltigkeit wird immer drängender. Die Kosten<br />

des Klimawandels sind bei ungebremster Entwicklung auf Basis fossiler Energien bald nicht mehr zu<br />

tragen. Die Existenz der Menschheit steht auf der Kippe. Gleichzeitig wird durch Corona und den Krieg in<br />

der Ukraine der notwendige schnelle Wandel gebremst. Energiesicherheit vor Umwelt, verkündet selbst der vormalige<br />

Umweltschutz-Weltmeister Deutschland.<br />

Abb.: Ridoo, Shutterstock<br />

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Titel<br />

9<br />

Abb.: Alberto Masnovo, Shutterstock<br />

Energiesicherheit durch Nachhaltigkeit, gestaltet<br />

in globalen Forschungskooperationen<br />

und verstärkter internationaler Wirtschaftskooperation,<br />

muss jedoch die Antwort auf die<br />

aktuellen Probleme lauten. Dies kann nur als<br />

globales Projekt funktionieren. Ende des Jahrhunderts<br />

leben über 90 Prozent der Bevölkerung<br />

voraussichtlich in nichtwestlichen Ländern, in Afrika,<br />

Lateinamerika und Asien. Dort und mit diesen<br />

Menschen entscheidet sich, ob ein Umlenken<br />

gelingt. Viele Konzepte und Technologien kommen<br />

dafür in der Zwischenzeit aus China. Und<br />

Chinas ökologischer Umbau erfordert weiterhin<br />

viel Technologie aus den Industrieländern. Von<br />

dem wachsenden Markt für Umwelttechnik und<br />

Nachhaltigkeit können damit alle profitieren.<br />

Globale Entwicklungsinitiative<br />

Chatterjee erklärte, die Welt stehe heute vor tiefgreifenden,<br />

wachsenden und miteinander verknüpften<br />

Herausforderungen wie einer anhaltenden<br />

Pandemie, der Klimakrise, Konflikten,<br />

einer fragilen und ungleichmäßigen wirtschaftlichen<br />

Erholung, wachsender Inflation, Armut<br />

und Hunger sowie zunehmender Ungleichheit<br />

innerhalb und zwischen den Ländern. „Chinas<br />

verantwortungsvolle Führung in dieser kritischen<br />

Zeit ist willkommen“, fügte er hinzu.<br />

Es geht also um die nachholende Entwicklung für<br />

Länder, in denen viele Milliarden Menschen<br />

leben, bei gleichzeitiger Verbesserung der globalen<br />

Umweltbilanz. Hierbei hat China einige Vorbildfunktionen.<br />

China hat die CO 2<br />

-Emissionen des<br />

Landes pro Einheit Bruttoinlandsprodukt (BIP) im<br />

Jahr 2021 um 50,3 Prozent gegenüber 2005 gesenkt.<br />

Der Kohleanteil an Chinas Energiemix verringerte<br />

sich im vergangenen Jahr auf 56 Prozent,<br />

nachdem es 2005 noch 72,4 Prozent waren, erklärte<br />

ZHAO Yingmin, der stellvertretende Minister<br />

für Ökologie und Umwelt. Mit einer Kapazität<br />

von mehr als 300 Millionen Kilowattstunden im<br />

vergangenen Jahr ist China zudem weltweit führend<br />

bei der Stromerzeugung aus Windkraft und<br />

Photovoltaik.<br />

Wie gewinnen und nutzen wir zukünftig Energie?<br />

Wie entwickelt sich unsere Mobilität? Und wie<br />

ist dies in einer nachholenden Entwicklung zu<br />

schaffen? Der chinesische Präsident XI Jinping<br />

hatte die globale Entwicklungsinitiative Chinas<br />

in seiner Rede vor den Vereinten Nationen im<br />

September vergangenen Jahres vorgestellt. Die<br />

chinesische Initiative sei eine vielversprechende<br />

Antwort auf die Forderung nach einem Jahrzehnt<br />

des Handelns, um die Verwirklichung der Ziele<br />

für nachhaltige Entwicklung zu fördern, sagte<br />

Siddharth Chatterjee, der residierende UN-Koordinator<br />

in China, anlässlich der Vorstellung des<br />

globalen Entwicklungsberichts.<br />

Abb.: Oleksii Sidorov, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


10 Titel<br />

Nachhaltigkeit nach Plan<br />

Das Reich der Mitte entwickelt sich nicht nur in<br />

rasender Geschwindigkeit von der energieintensiven<br />

Billigproduktion zum energieeffizienten<br />

Hightech-Standort. Es verfolgt die weltweit<br />

konsequenteste und schnellste Transformationsstrategie<br />

vom alten Energieträger Kohle zu erneuerbaren<br />

Energieträgern und von der einst<br />

hohen CO 2<br />

-Emissionsintensität zu einer baldigen<br />

CO 2<br />

-Neutralität.<br />

China geht dabei vielgleisig vor, verfolgt eine<br />

komplexe Strategie, die der Komplexität der<br />

natürlichen Umwelt und der Klimakrise entspricht.<br />

Der Plan regelt dabei lediglich die Zielvorgabe<br />

und Richtung der Entwicklung und ist<br />

damit in der Umsetzung sehr flexibel. Im 14.<br />

Fünfjahresplan (2021–2025) werden neue Wälder<br />

in der Größenordnung von elf Millionen Hektar<br />

– der Fläche Südkoreas – gepflanzt und der<br />

Energiemix deutlich verändert.<br />

Städtebau und Wohnen sollen CO 2<br />

-frei werden.<br />

Ein neuer Aktionsplan der chinesischen Regierung<br />

von Juli 20<strong>22</strong> soll die Baubranche im Land<br />

umwelt- und klimafreundlicher machen. Wichtigste<br />

Punkte sind mehr Energieeinsparung,<br />

Photovoltaikmodule auf Dächern und die Entwicklung<br />

von Fertighäusern. Die meisten Ideen<br />

für ökologische Stadttransformation kann man<br />

in China realisieren, berichten internationale<br />

Planungsbüros.<br />

China investiert massiv in grüne Technologien.<br />

Das Land verfügt hier über mehr als die Hälfte<br />

der Patente und liegt dabei vor den USA, Kanada,<br />

Großbritannien und Deutschland. Die Forschungsausgaben<br />

sollen in den nächsten Jahren noch<br />

deutlich steigen. Unternehmer und Investoren<br />

sehen in dem neuen Programm des chinesischen<br />

Staatsrates für einen einheitlichen nationalen<br />

Energiemarkt und in dem Fünfjahresplan für<br />

technologische Innovation im Energiesektor<br />

durch die National Energy Administration (NEA)<br />

einen Wendepunkt.<br />

Führungskräfte des Privatsektors stellen sich eine<br />

transformierte chinesische Wirtschaft vor, in der<br />

das Internet jeden Gegenstand in einem Fahrzeug<br />

oder Lagerhaus über Blockchain-Anwendungen<br />

verfolgen kann und gleichzeitig die CO 2<br />

-Emissionen<br />

jedes Fahrzeugs über ein einheitliches nationales<br />

Netzwerk erfasst werden. Eine von der<br />

China Society for Finance and Banking veröffentlichte<br />

Studie geht davon aus, dass China die<br />

nächsten 30 Jahre den Gegenwert von 74,2 Billionen<br />

US-Dollar (487 Billionen RMB) in die Finanzierung<br />

der CO 2<br />

-Neutralität investieren wird,<br />

was dem Fünffachen der nationalen Produktion<br />

von 2020 entspricht.<br />

Ein vorgeschlagener nationaler Energiehandelsmarkt<br />

ist Teil eines übergreifenden größeren<br />

Plans zur Integration von Big Data, künstlicher<br />

Intelligenz, Blockchain, Mobilkommunikation der<br />

fünften Generation (5G), Internet der Dinge und<br />

Energiespeicherung. Vorstellbar ist ein chinesischer<br />

Energiemarkt, in dem Sensoren Daten<br />

in Echtzeit über 5G-Netze an eine zentrale<br />

CO 2<br />

-Datenbank übertragen und Emissionsrechte<br />

zwischen Hunderten von Millionen Netzwerkmitgliedern<br />

gehandelt werden.<br />

Alternative Mobilitätskonzepte<br />

Die chinesische Regierung fördert seit Jahren den<br />

Aufbau der Elektromobilität durch Absatzziele<br />

für Elektroautos, Quoten und Subventionen. Für<br />

den Individualverkehr wurde zuletzt vor allem in<br />

ostchinesischen Großstädten die Ladeinfrastruktur<br />

für Elektroautos stark ausgebaut. Um am<br />

chinesischen Markt zu bestehen, müssen alle<br />

Hersteller zunehmend auf batteriebetriebene<br />

Elektroautos, Plug-in-Hybridfahrzeuge oder auch<br />

Brennstoffzellen-Autos setzen.<br />

China arbeitet zudem am Aufbau einer Batterieproduktion<br />

für Elektroautos sowie an Batteriespeichern.<br />

Vor allem für einzelne Spezialkomponenten<br />

braucht das Land dabei noch Kooperationen<br />

mit ausländischen Partnern. Diese<br />

Komponenten werden entweder von ausländischen<br />

Partnern direkt in China produziert<br />

oder in das Land importiert.<br />

Elektromobilität ist in China jedoch in erster Linie<br />

schienengebunden. Dort ist mit über 40.000 Kilometer<br />

Streckenlänge das größte Hochge schwindigkeitsnetz<br />

der Welt entstanden. Bis 2025 soll<br />

es 50.000 Kilometer erreichen, bis 2<strong>03</strong>5 etwa<br />

70.000 Kilometer. In ganz Europa sind dies 11.000<br />

Kilometer, wobei in China die Züge weitaus<br />

schneller, bis zu 350 Stundenkilometer, fahren.<br />

Zudem haben viele Millionenstädte in wenigen<br />

Jahren riesige Metrosysteme gebaut. Manche<br />

Metro erreicht eine Geschwindigkeit von 160<br />

Stundenkilometern.<br />

Abb.: petrmalinak, Shutterstock<br />

Windenergie, Solartechnik, Elektromobilität und<br />

Anwendungen der künstlichen Intelligenz zur<br />

praktischen Verbesserung der Umweltbilanzen:<br />

Chinesische Unternehmen haben viel zu bieten<br />

und sehen sich als internationale Konzerne, die<br />

auch Umwelt- und Sozialstandards vorantreiben.<br />

Dies zeigt auch das Beispiel Goldwind, größter<br />

chinesischer Hersteller von Windkraftanlagen<br />

(siehe nächste Seiten).<br />

www.chk-de.org


Interview<br />

11<br />

Goldwind Technology ist der größte Windkraftanlagen-Hersteller<br />

Chinas und auch aus den weltweiten Top 3 nicht mehr wegzudenken.<br />

MA Jinru verantwortet den Bereich Nachhaltigkeit bei dem Konzern<br />

mit Sitz in Beijing und erklärt im <strong>CONNECT</strong>-Interview, wie Goldwind<br />

mit konsequenter Forschung wirtschaftlich erfolgreich ist und einen<br />

wichtigen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung leistet.<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Liebe Frau Ma, Goldwind<br />

konnte in jüngster Zeit seine Gewinne stark<br />

steigern, während andere Windkraftanla gen-<br />

Konzerne Probleme haben. Wie kommt das?<br />

MA Jinru: Bei Goldwind haben wir in den letzten<br />

Jahren konsequent auf effiziente Forschung und<br />

Entwicklung und Innovationen, zuverlässige<br />

Produktqualität sowie die Kompetenz, Systemlösungen<br />

für die gesamte industrielle Wertschöpfungskette<br />

bereitzustellen, gesetzt. Dadurch<br />

haben wir es geschafft, elf Jahre in Folge<br />

den ersten Platz in China und sieben Jahre in<br />

Folge einen Platz unter den Top 3 weltweit zu<br />

belegen.<br />

Vor allem unsere Kapazitäten und Fähigkeiten in<br />

den Bereichen F&E und Innovationen tragen zu<br />

unserem Erfolg bei. Durch das Aufgreifen der<br />

neuesten Technologietrends und Technologie-Roadmaps<br />

können wir kontinuierlich Plattformen<br />

für unsere verschiedenen Produkte entwickeln<br />

und diese verfeinern. Unsere Anlagenmodelle<br />

decken zahlreiche Arten von An wendungsgebieten<br />

ab, die die Marktabdeckungsrate<br />

des Unternehmens garantieren.<br />

Hinzu kommt, dass wir an unserem Qualitätsmanagement-Konzept<br />

„Windkraft als Langstreckenlauf“<br />

festhalten. Wir garantieren eine<br />

ausgezeichnete Qualität und Stabilität unser<br />

Windkraftanlagen über deren gesamten Lebenszyklus<br />

hinweg. Auch dadurch haben wir uns einen<br />

guten Ruf in der Branche erworben. Und gleichzeitig<br />

bieten wir unseren Kunden, gestützt auf<br />

fortschrittliche Technologien und Produkte sowie<br />

Interview<br />

MA JINRU<br />

Vice President & Board Secretary,<br />

Goldwind Technology<br />

der jahrelangen Erfahrung bei Entwicklung, Aufbau,<br />

Betrieb und Wartung von Windkraftanlagen,<br />

Dienstleistungen für Windparks und Gesamtlösungen<br />

für die Entwicklung von Windparks an.<br />

Damit decken wir den Bedarf in allen einzelnen<br />

Gliedern der Wertschöpfungskette der Windenergiebranche<br />

ab und genießen hohes Ansehen<br />

bei Regierungen, Kunden, Partnern und Investoren.<br />

<strong>CONNECT</strong>: In welchen anderen Hauptgeschäftsfeldern<br />

ist Goldwind neben der Herstellung von<br />

Windkraftanlagen tätig?<br />

Ma: Goldwind ist einer der ersten chinesischen<br />

Hersteller von Windkraftanlagen. Neben der Herstellung<br />

bieten wir die gerade genannten Windpark-Dienstleistungen<br />

an. Bis Ende 2021 haben<br />

wir unser Windkraftanlagengeschäft auf sechs<br />

Kontinente und mehr als 30 Länder ausgeweitet.<br />

Weltweit zählen wir eine kumulierte installierte<br />

Kapazität von mehr als 86 Gigawatt.<br />

Darüber hinaus sind wir angesichts der kritischen<br />

Lage der weltweiten Wasserressourcen und der<br />

Wasserknappheit dabei, ins Wassergeschäft zu<br />

expandieren. Hier sind wir unter anderem tätig<br />

in Bereichen der Wasserversorgung, Abwasserreinigung<br />

und Schlammbehandlung sowie der<br />

Wiederverwendung von aufbereitetem Wasser.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche Bedeutung haben die<br />

UN-Nachhaltigkeitsziele für Goldwind? Und<br />

wie setzen Sie diese im Unternehmen um?<br />

Ma: Für Goldwind ist es keine Frage, dass die<br />

Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung<br />

eine existenzielle Bedeutung für die Welt hat.<br />

Nach der Verkündung der Agenda 2<strong>03</strong>0 für nachhaltige<br />

Entwicklung durch die Vereinten Nationen<br />

haben wir bei Goldwind umfassend geprüft,<br />

ob unsere Geschäftstätigkeiten im Einklang mit<br />

den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable<br />

Development Goals, kurz: SDGs) stehen und<br />

daraufhin proaktiv unsere Unternehmensmission,<br />

Geschäftsmodelle, Fachkompetenzen und Einflussbereiche<br />

auf die Nachhaltigkeitsziele abgestimmt.<br />

Diese fließen in die strategische Planung<br />

der nachhaltigen Unternehmensentwicklung<br />

ein. In Verbindung mit der realen<br />

www.chk-de.org


12 Interview<br />

Geschäftssituation entwerfen wir einen Aktionsplan<br />

für die Implementierung von Nachhaltigkeitsprojekten,<br />

um eine optimale Allokation von<br />

Ressourcen und Investitionen zu erreichen. Zudem<br />

ist Goldwind auch aus Eigeninitiative dem<br />

Global Compact der Vereinten Nationen beigetreten.<br />

Wir initiieren aktiv Austausch und<br />

Kooperation und beteiligen uns an Projekten, die<br />

die SDGs vorantreiben.<br />

Als Windkraftunternehmen nutzen wir unsere<br />

umfangreichen Geschäftserfahrungen und -vorteile,<br />

um die Technologie und Infrastruktur für<br />

die Windkraft weltweit zu fördern, die Energiewende<br />

voranzutreiben sowie den Klimawandel<br />

zu mitigieren und Adaptionsmaßnahmen zu treffen.<br />

Wir setzen außerdem auf Wissenschaft und<br />

Technologien, um erschwingliche und saubere<br />

Energie bereitzustellen. Und wir nutzen unsere<br />

Geschäftsressourcen und Erfahrungen, um Bildung,<br />

ländliche Entwicklung, nachhaltige Städte<br />

und Gemeinden und andere Zielgebiete zu<br />

unterstützen. Durch verantwortungsbewusstes<br />

Handeln wollen wir einen positiven Einfluss auf<br />

die Gesellschaft und Umwelt ausüben.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wie wichtig ist der F&E-Geschäftsbereich<br />

für Goldwind? Und welches sind die<br />

wichtigsten F&E-Projekte für nachhaltige Zukunftstechnologien?<br />

»Wir achten auf Compliance<br />

und Nachhaltigkeit in der<br />

Lieferkette und integrieren<br />

CSR-Anforderungen wie<br />

Umweltschutz und Schutz<br />

der Arbeitsrechte in unser<br />

Lieferantenmanagement.«<br />

Ma: Goldwind betrachtet Innovation als starken<br />

Motor für die Unternehmensentwicklung und<br />

setzt seit Langem auf eine innovationsgetriebene<br />

Entwicklungsstrategie. Die F&E-Ausgaben werden<br />

dafür kontinuierlich erhöht. 2021 beliefen<br />

sie sich auf 2,237 Milliarden RMB, das entspricht<br />

4,42 Prozent der Betriebseinnahmen des Jahres.<br />

Insgesamt arbeiten 3.239 F&E-Fachkräfte bei<br />

Goldwind, was 30,04 Prozent aller Mitarbeiter<br />

ausmacht.<br />

Vor dem Hintergrund der weltweiten Pläne zur<br />

CO 2<br />

-Neutralität ist der Aufbau eines neuen<br />

Energiesystems mit neuen Energien als zentralem<br />

Bestandteil ein maßgeblicher Weg, um die Ziele<br />

zu erreichen. Rund um Grundlagentheorie, intelligente<br />

Steuerung und Kernkomponententechnologie<br />

arbeiten wir unermüdlich an technologischen<br />

Innovationen und setzen diese in der<br />

Praxis um. Aktuell entwickeln wir unter anderem<br />

eine eigene Software zur Simulation der Gesamtdynamik<br />

von Windkraftanlagen, um genauere<br />

Messungen zu Wind und Lasten zu erreichen und<br />

die Zuverlässigkeit der Konstruktion zu verbessern.<br />

Um beispielsweise eine Antriebskette<br />

mit höherer Drehmomentdichte zu konstruieren,<br />

werden die von uns entwickelten Spezialgleitlager<br />

bereits erfolgreich in Windkraftanlagen eingesetzt.<br />

Es sind solche technologischen Innovationen,<br />

die dazu beitragen, die Stromgestehungskosten<br />

der Windenergie zu reduzieren und die<br />

Windenergie zugänglicher und erschwinglicher<br />

zu machen. Goldwind forscht außerdem an nachhaltigen<br />

alternativen Materialien für Rotorblätter<br />

und sucht hier nach Lösungen für die Entwicklung<br />

und Anwendung von biologisch-abbaubaren<br />

Materialien.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Was passiert mit Ihren Windkraftanlagen,<br />

wenn sie ihre Lebensdauer überschritten<br />

haben?<br />

Ma: Wir achten grundsätzlich sehr auf das Recycling<br />

und die Wiederverwendung stillgelegter<br />

Anlagen. Dabei gehen wir nach dem 3-R-Prinzip<br />

vor: Re-use, Recycling und Reduzierung. So werden<br />

die Einzelteile der Anlagen demontiert und<br />

anhand einer Vielzahl von Verfahrensschritten<br />

recycelt und verwertet. Auch hierbei können wir<br />

uns auf unsere Fähigkeiten und Erfahrungen mit<br />

der Erforschung und Fertigung von Windkraftanlagen<br />

stützen und haben dadurch Kernkompetenzen<br />

unter anderem bei der Wertermittlung<br />

einer Anlage, der Bewertung und Beurteilung<br />

der Anlagen-Performance sowie der<br />

Instandhaltung und Wiederverwertung von<br />

einzelnen Komponenten. Um die Ressourcennutzung<br />

zu optimieren, hat Goldwind außerdem<br />

systematische Prozesse für folgende Bereiche<br />

eingeführt: Recycling von Altteilen, Logistik und<br />

Transport, Reinigung und Demontage, Technologieentwicklung,<br />

Prozessstandards sowie Erprobung<br />

und Testung bis hin zur groß angelegten<br />

Anwendung.<br />

Für Komponenten, die nicht wiederverwertet<br />

werden können, wenden wir hauptsächlich Ent-<br />

www.chk-de.org


13<br />

sorgungstechnologien für Metalle und Methoden<br />

zur Behandlung von Elektroschrott an, die den<br />

einschlägigen Gesetzen und Vorschriften sowie<br />

den Standardanforderungen gemäß der Materialzusammensetzung<br />

entsprechen. Angesichts der<br />

Herausforderung, ausgemusterte Rotorblätter zu<br />

recyceln, forschen wir zudem tatkräftig an nachhaltigen<br />

Ersatzmaterialien und arbeiten eng mit<br />

Partnern aus der Industrie zusammen, um<br />

Technologien für das Rotorblatt-Recycling und<br />

Produkte aus glasfaserverstärkten Kunststoffen<br />

zu untersuchen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Lieferkettenmanagement hat in<br />

Deutschland einen hohen Stellenwert. Goldwind<br />

legt Wert darauf, Partner auszuwählen,<br />

die Umweltstandards und Arbeitsbedingungen<br />

für ihre Mitarbeiter einhalten. Gibt es dazu veröffentlichte<br />

Berichte?<br />

Ma: Wir veröffentlichen jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht,<br />

der umfassend und systematisch<br />

unsere Aktivitäten im Bereich Corporate<br />

Social Responsibility (CSR) offenlegt. Ein wichtiger<br />

Teil des Berichts ist auch das Lieferkettenmanagement.<br />

und führen seit vielen Jahren Lieferantenbewertungen<br />

durch und haben Auszeichnungen<br />

für herausragende Partner ins Leben gerufen.<br />

Letztes Jahr haben wir die Unternehmen entlang<br />

unserer Lieferkette zur grünen Herstellung von<br />

Windkraftprodukten aufgerufen. Insgesamt<br />

unterstützen derzeit 257 Lieferanten unsere Initiative<br />

und gehen mit uns gemeinsam den Weg<br />

in die CO 2<br />

-Neutralität.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Goldwind pflegt mit Deutschland<br />

eine intensive technologische Zusammenarbeit.<br />

Wie sieht diese konkret aus?<br />

Im Jahr 2008 wurde die Goldwind Windenergy<br />

GmbH in Hamburg gegründet, die als ein Forschungs-<br />

und Entwicklungsstandort des Unternehmens<br />

fungiert. Unser Team vor Ort beschäftigt<br />

sich sowohl mit technischer Grundlagenforschung<br />

als auch mit technologischen Innovationen<br />

und deren Umsetzung. Spezialisiert sind<br />

die Kollegen auf mechanische und elektrische<br />

Milestones<br />

Übertragung, Steuerungssimulation und Stützstrukturen.<br />

Ein Bereich, in dem wir von der lokalen<br />

Industrie und der starken Forschungslandschaft<br />

in Deutschland profitieren, ist die Weiterentwicklung<br />

der Permanentmagnet-Technologie<br />

für den Direktantrieb und mittlere Geschwindigkeit.<br />

Hier werden herausragende Talente angezo<br />

gen, die das Unternehmen von technologischer<br />

Seite beim Aufbau weltweit wettbewerbsfähiger<br />

Windkraftprodukte unterstützen. Gleichzeitig ist<br />

unsere Deutschland-Niederlassung für die Lokalisierung<br />

unserer Produkte zuständig. Dazu zählt<br />

die Anpassung an europäische Standards und<br />

Normen, wie zum Beispiel die Entwicklung<br />

schallreduzierter Modelle gemäß Geräuschimmissionsschutz<br />

oder angepasste Transportlösungen<br />

für geteilte Ladungen für die Türme der<br />

Windkraftanlagen entsprechend der strengen<br />

Regularien bezüglich Größe und Gewicht.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Liebe Frau Ma, herzlichen Dank für<br />

das interessante Gespräch!<br />

Auf Grundlage der Normen zur unternehmerischen<br />

Sorgfaltspflicht und des Schutzes der<br />

Rechte und Interessen unserer Lieferanten, achten<br />

wir auf Compliance und Nachhaltigkeit in<br />

der Lieferkette und integrieren CSR-Anforderungen<br />

wie Umweltschutz und Schutz der Arbeitsrechte<br />

in unser Lieferantenmanagement. Unsere<br />

Lieferanten werden zur Einhaltung des Verhaltenskodex<br />

(Code of Conduct) für die soziale<br />

Verantwortung der Zulieferer aufgefordert. Dafür<br />

haben wir ein CSR-Bewertungssystem entwickelt<br />

MA Jinru<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Master Ingenieurwesen, Universität Jilin<br />

Master Rechtswissenschaften, Dalian Maritime University<br />

EMBA, China Europe International Business School<br />

Associate Member, Hong Kong Chartered Governance Institute<br />

MBA-Tutor, University of Chinese Academy of Sciences<br />

1990 - 2005 Ökonomin, Dalian Port Design Research Institute<br />

2005 - 2010 Board Secretary & Company Secretary, Dalian Port (PDA) Company Limited<br />

seit 2010 Vice President, Board Secretary & Company Secretary, Goldwind Technology<br />

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14 Titel<br />

Zusammen. Wachsen.<br />

CHKD veröffentlicht ersten Report über Corporate Social Responsibility (CSR)<br />

chinesischer Unternehmen in Deutschland<br />

»Chinesische Unternehmen beschäftigen in Deutschland 97.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

von denen 93 Prozent lokale Beschäftigte sind und deren Zahl sich auch in den<br />

herausfordernden Corona-Jahren erhöht hat. Dies zeigt: Chinesische Unternehmen und die<br />

deutsche Wirtschaft wachsen – und zwar zusammen. Mit dem CSR Report möchten wir<br />

den in Deutschland aktiven chinesischen Unternehmen Aufmerksamkeit schenken, die bereits<br />

einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Außerdem möchten wir<br />

weitere Unternehmen dazu ermutigen, Corporate Social Responsibility zu einem zentralen<br />

Bestandteil des Engagements auszubauen und dadurch noch stärker mit der deutschen Gesellschaft<br />

zusammenzuwachsen.«<br />

ZHENG Donglin, CHKD-Präsident<br />

Unter dem Titel „Zusammen. Wachsen.“ veröffentlichte die Chinesische Handelskammer in Deutschland<br />

(CHKD) am 15. September den CSR Report 20<strong>22</strong>. Darin zeigt die CHKD erstmals, wie chinesische<br />

Unternehmen in Deutschland soziale Verantwortung übernehmen und - anhand zahlreicher Beispiele<br />

- welche spezifischen Beiträge sie zum nachhaltigen Wirtschaften leisten. Der CSR Report 20<strong>22</strong> verdeutlicht:<br />

Nachhaltigkeit ist fest in den Unternehmensrichtlinien und Geschäftsmodellen chinesischer Unternehmen<br />

verankert und sie haben bereits eine Vielzahl an CSR-Maßnahmen in Deutschland durchgeführt.<br />

Ein Fokus der vielfältigen Aktivitäten ist das Thema ökologische Nachhaltigkeit. Weitere Bereiche, für die<br />

sich die Unternehmen aktiv einsetzen, sind unter anderem Diversity, Gleichstellung der Geschlechter, Spenden<br />

für wohltätige Zwecke, Förderung von Studenten- und Kulturförderung und Gesundheit am Arbeitsplatz.<br />

CSR Report 20<strong>22</strong><br />

Ab sofort einsehbar auf<br />

der CHKD-Homepage unter:<br />

www.chk-de.org/de/<br />

publikationen<br />

Highlights I<br />

Chinesische Unternehmen leisten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung<br />

Klimaneutralität im Güterverkehr<br />

zwischen Asien und Europa<br />

Durch den Ausbau des Schienenverkehrs können<br />

CO 2<br />

-Emissionen im Vergleich zum Luft- und Seeverkehr<br />

erheblich reduziert werden. Der Ausbau des<br />

Schienennetzes zwischen Asien und Europa durch<br />

China Railway Container Europa Logistics leistet<br />

damit einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität<br />

im Güterverkehr.<br />

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15<br />

Nachhaltige<br />

Mobilitätskonzepte<br />

NIOs Batteriewechseltechnologie und Batterie-Leasingsystem<br />

„BaaS“ bieten Lösungen,<br />

um die nachhaltige Entwicklung in<br />

Deutschland voranzutreiben (mehr Infos<br />

auf den Seiten 18–19).<br />

Highlights II<br />

CSR-Aktivitäten chinesischer Unternehmen in Deutschland<br />

Aufforstungsprojekt mit den Baumpaten Thüringen<br />

(Contemporary Amperex Technology Thuringia)<br />

Spenden von Schutzausrüstung zur Pandemiebekämpfung<br />

(CRRC ZELC)<br />

Unterstützung krebskranker Kinder in Zusammenarbeit<br />

mit Kinderplanet<br />

(Greatview Aseptic Packaging)<br />

Spende für ukrainische Flüchtlinge<br />

(Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank)<br />

Einrichtung eines Corona-Impfzentrums für Mitarbeiter,<br />

Angehörige und Menschen aus der Region<br />

(Putzmeister)<br />

„Women in Tech“-Kampagne zum internationalen<br />

Frauentag (China Telecom)<br />

Teilnahme am Unternehmenslauf in Frankfurt<br />

(China Construction Bank) >><br />

www.chk-de.org


16 Titel<br />

Nur mit China ist Klimaschutz zu schaffen<br />

Wissenschaftliche Kooperation<br />

tionieren, würden in China nicht mehr gehen.<br />

Abb.: iStock<br />

»Wir sind überzeugt, dass deutsche Wissenschaftler und Studierende<br />

Chinaerfahrung brauchen und umgekehrt Hochschulen in<br />

Deutschland chinesische Wissenschaftler und Studenten. Wir<br />

brauchen einander.«<br />

Prof. Simone Fulda, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

Der DAAD-KIWi Policy Talk zum Thema „Gemeinsam<br />

für Klimaschutz? Perspektiven<br />

und Herausforderungen in der Forschungskooperation<br />

mit China“ am 14.6.20<strong>22</strong> griff<br />

grundsätzliche Fragen der Wissenschaftskooperation<br />

auf. Wie sind partnerschaftliche<br />

wissenschaftliche Kooperationen mit China weiter<br />

möglich? Das war die Grundfrage, die sich<br />

durch die Diskussionsveranstaltung zog. Dabei<br />

zeigte sich das Spannungsfeld von politischen<br />

Akteuren, welche dieser Zusammenarbeit zunehmend<br />

kritisch bis ablehnend gegenüberstehen,<br />

und Wissenschaftseinrichtungen, welche<br />

mit China gut kooperieren und damit auch für<br />

den eigenen Wissenschaftsbetrieb viel gewinnen.<br />

Es zeigt sich: Je mehr Chinakompetenz vorhanden<br />

ist, desto besser funktionieren diese Kooperationen.<br />

Die Kritik an China brachte Kornelia Haugg,<br />

Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF), auf den Punkt. Sie<br />

sprach sich zwar für internationale Kooperationen<br />

aus, meinte jedoch, dass man gegenüber China<br />

„klare Kante“ zeigen müsse. Im Umweltbereich<br />

gehe es China nicht um Gutmenschentum, sondern<br />

darum, Technologien aufzusaugen. Alles<br />

würde überwacht. Selbst die chinesischen<br />

Wissenschaftler und alle chinesischen Studenten<br />

in Deutschland seien in diesen Überwachungsund<br />

Absaugmechanismus eingebunden. Modelle<br />

der Kooperationen, die in anderen Ländern funk-<br />

Den Vorbehalten aus dem Ministerium standen<br />

die praktischen Erfahrungen der Hochschulen mit<br />

Chinakompetenz gegenüber. Klimaschutz sei nur<br />

mit China zu schaffen, erklärte Prof. Simone<br />

Fulda, Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität<br />

zu Kiel. Die gegenwärtigen Diskussionen<br />

und Corona sorgen jedoch für Unsicherheit. „Wir<br />

sind überzeugt, dass deutsche Wissenschaftler<br />

und Studierende Chinaerfahrung brauchen und<br />

umgekehrt Hochschulen in Deutschland chinesische<br />

Wissenschaftler und Studenten. Wir brauchen<br />

einander“, so Prof. Fulda. Die Kieler Universität<br />

arbeitet beispielsweise mit Qingdao im<br />

Bereich der Untersuchung der Auswirkungen der<br />

Ozeane auf das Klima zusammen. Anbindung an<br />

die Praxis besteht dort durch den deutsch-chinesischen<br />

Öko-Park Qingdao.<br />

Für Miranda Schreurs, Professorin für Umweltund<br />

Klimapolitik an der TU München, ist China<br />

für die Zusammenarbeit bei Umweltthemen zentral:<br />

„Wir brauchen China. Mit China wird sich<br />

entscheiden, ob wir den Klimawandel beherrschbar<br />

machen. Umweltpolitik ist ein Bereich, in dem<br />

man sich mit China gut austauschen kann, auch<br />

wenn die Beziehungen angespannt sind. Daher<br />

können diese Kooperationen auch dazu führen,<br />

die allgemeinen Beziehungen zu stärken.“ Prof.<br />

Schreurs beschreibt die praktische Zusammenarbeit<br />

in internationalen Foren mit China: „Damit<br />

kann man ziemlich viel Einfluss ausüben, beispielsweise<br />

bei der Gestaltung von Umweltgesetzen<br />

in China. Die Zusammenarbeit zwischen<br />

den Universitäten ist dabei zentral, denn die<br />

Ideen kommen aus den Universitäten.“<br />

Prof. Schreurs beschreibt auch einen wesentlichen<br />

Grund, der sicherlich eine Ursache für die<br />

ablehnende Haltung gegenüber China ist. Für<br />

viele westliche Akteure ist Kooperation auf<br />

Augenhöhe lediglich eine Phrase. China müsse<br />

von uns lernen, müsse unsere Vorgaben über-<br />

www.chk-de.org


17<br />

nehmen. Von China selbst könne man dagegen kaum lernen. „Wir müssen<br />

die Art unserer Zusammenarbeit selbstkritischer sehen. Über Jahre ging es<br />

darum, dass wir besser sind, China von uns lernt und unsere Standards<br />

gelten. Wir sind dagegen weniger offen dafür, etwas von China zu hören.<br />

China lädt jedes Jahr aus der ganzen Welt Wissenschaftler ein, die beispielsweise<br />

erklären sollen, wie Umweltschutz durch mehr Bürgerbeteiligung<br />

funktioniert. Deutschland und die EU kommen dagegen kaum auf<br />

die Idee, chinesische Wissenschaftler einzuladen und aus deren Erfahrung<br />

zu lernen.“<br />

Prof. Fulda fordert mehr und bessere Chinakompetenzen an Hochschulen<br />

als Voraussetzung für hochwertige Kooperationen. „Spitzenforschung aus<br />

China spielt eine zentrale Rolle im globalen Wissenschaftssystem. Die Kooperationen<br />

bieten Chancen, aber auch Risiken. Daher ist es wichtig, dass<br />

auch in diesen eher technischen Kooperationen Chinakompetenzen, Wissen<br />

über China vorhanden ist. Daher sind für unsere Universitäten Chinazentren<br />

so wichtig. Diese können beispielsweise im Vorfeld ausschließen, dass als<br />

Kooperationspartner eine Universität gewählt wird, die eng mit militärischen<br />

Stellen kooperiert.“ Prof. Fulda widerspricht ebenfalls einem Generalverdacht<br />

gegenüber China: „Das können, das dürfen wir nicht so pauschal<br />

sehen. Auch hier sind die Hochschulen proaktiv gefordert und sollten<br />

Rahmenbedingungen selbst gestalten. Wissenschaftler und Studenten können<br />

beispielsweise an Sommerkursen in Deutschland teilnehmen, für welche<br />

deutsche Institutionen die Rahmenbedingungen gestalten.“<br />

Prof. Frank Kemper vom Center for Wind and Earthquake Engineering der<br />

RWTH Aachen University berichtet, dass auch seine Kooperationen mit<br />

China viel für die eigenen Hochschulen brachten: „In China konnte in chinesisch-deutschen<br />

Wissenschaftlerkooperationen beispielsweise die<br />

Ingenieurausbildung verbessert werden. Aber auch wir haben viel von diesen<br />

Kooperationen. Für jemanden, der beispielsweise Bauingenieur studiert,<br />

ist es wichtig, über den Tellerrand hinauszusehen.“<br />

Projekt- und personenbezogene Zusammenarbeit<br />

»Es wird kaum jemand daran zweifeln, dass die<br />

wissenschaftliche Kooperation bei Umweltthemen<br />

verstärkt werden muss.«<br />

Ruth Schimanowski, DAAD Beijing<br />

„Es wird kaum jemand daran zweifeln, dass die wissenschaftliche Kooperation<br />

bei Umweltthemen verstärkt werden muss“, erklärte Ruth Schimanowski,<br />

Leiterin der DAAD-Außenstelle in Beijing. „Es gibt nicht nur<br />

einen Technologieabfluss nach China. Deutschland profitiert sehr, beispielsweise<br />

durch Spitzenforschung chinesischer Wissenschaftler an deutschen<br />

Hochschulen. Was können wir lernen von China? Beispielsweise die Abschaffung<br />

des Verbrennungsmotors. Diesen Umschwung hätten wir sicherlich<br />

nicht so schnell ohne den Vorreiter China gemacht.“<br />

Es tue auch nicht weh, wenn wir Forschungsergebnisse beispielsweise zum<br />

Städtebau teilen. China plane und baue große Stadtgebiete ganz im Zeichen<br />

der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Kooperationen mit China<br />

sollen nicht als Gefahr, sondern als Stärke einer Hochschule wahrgenommen<br />

werden. Auch der Blick auf Chinas Umweltpolitik sollte mehr differenzieren.<br />

China handele nicht nur durch Verbote, sondern viel mit Anreizen. Klimapolitik<br />

werde zusammen mit Wirtschaftsthemen gesehen. Auch da könne<br />

man von China durchaus lernen. China realisiere jede Menge Pilotprojekte<br />

und setze Erkenntnisse ganz schnell in die Anwendung um. Und von diesen<br />

Erfahrungen, diesem Wissen können wir profitieren, ist sich Frau Schimanowski<br />

sicher.<br />

Die Veranstaltung zeigte: Je besser die Chinakompetenz einer Hochschule,<br />

desto mehr setzt sie auf Kooperationen. Doch sollte diese praktische Chinakompetenz<br />

auch in der Politik mehr vorhanden sein. Eine Kooperation auf<br />

Augenhöhe erfordert es, nicht pauschal zu verurteilen, ohne sich die von<br />

der eigenen Welt sich unterscheidenden Strukturen in China genauer anzusehen.<br />

DAAD-KIWi Policy Talk „Gemeinsam für Klimaschutz? Perspektiven<br />

und Herausforderungen in der Forschungskooperation mit China“<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

Die Veranstaltung<br />

als Video<br />

Abb.: www.youtube.com<br />

www.chk-de.org


18 Titel<br />

NIO in Europa: Blauer Himmel die Vision,<br />

Innovationen der Weg<br />

»NIO geht es zuallererst nicht darum, ein weiteres Automobilunternehmen<br />

zu gründen, sondern, einen tatsächlichen<br />

Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.«<br />

Interview<br />

ZHANG Hui<br />

Vice President, NIO Group<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Zhang, China revolutioniert<br />

gerade die Mobilität. Welchen Beitrag<br />

leistet NIO dazu?<br />

ZHANG Hui: Die Gründung von NIO basiert auf<br />

der Vision „Blue Sky Coming“. Es geht uns also<br />

zuallererst nicht darum, ein weiteres Automobil-<br />

unternehmen zu gründen, sondern, einen tatsächlichen<br />

Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Zweitens,<br />

das Geschäftsmodell von NIO besteht aus<br />

zwei Kernprinzipien: mobiles Internet und On lineto-Offline.<br />

Damit schaffen wir eine starke Verbindung<br />

zwischen NIO und unseren Nutzern. NIO<br />

möchte eine User Enterprise bilden und die intelligenten<br />

Elektroautos als Plattform nutzen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Zu Ihrem Geschäftsmodell gehören<br />

Stationen zum Batteriewechsel (Swap) und<br />

„Battery as a Service“ (BaaS). Welche Rolle<br />

spielen diese Innovationen?<br />

Zhang: Die Batteriewechseltechnologie „Swap“<br />

ist schon relativ einzigartig. Und wir freuen uns<br />

zu sehen, dass auf dem chinesischen Markt jetzt<br />

weitere Hersteller diese Technologie anbieten<br />

wollen. Mit „Battery as a Service“ (BaaS) haben<br />

wir ein innovatives Geschäftsmodell erfunden.<br />

Diese Idee ist eine radikale Innovation. Denn die<br />

Batterie ist das teuerste Teil am ganzen Fahrzeug,<br />

und dieses Teil wird bei BaaS nicht gekauft, sondern<br />

auf monatlicher Basis geleast. So wird der<br />

Anschaffungspreis niedriger und wir können den<br />

Usern einige Vorteile bieten.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Was ist daran besonders nachhaltig?<br />

Zhang: Mit BaaS schaffen wir einen sogenannten<br />

chargeable (ladebaren), swappable (wechselbaren)<br />

und upgradeable (aufrüstbaren) Service.<br />

Die Kunden müssen nicht zwangsweise große<br />

Batteriepacks kaufen, sondern sie können die<br />

Batterie – auch nur für einen kurzen Zeitraum<br />

– upgraden und je nach Bedarf austauschen. Das<br />

bedeutet, sie brauchen vielleicht kein 100-kW-<br />

Batteriepaket, sondern es reichen 75 kW. Damit<br />

wird massiv Rohmaterial eingespart, das es nicht<br />

endlos auf unserem Planeten gibt.<br />

www.chk-de.org


19<br />

»Battery as a Service<br />

(BaaS) ist eine radikale Innovation.<br />

Denn die Batterie<br />

ist das teuerste Teil am<br />

ganzen Fahrzeug, das bei<br />

BaaS nicht gekauft, sondern<br />

auf monatlicher Basis<br />

geleast wird.«<br />

<strong>CONNECT</strong>: Und wie sieht es bei Produktion und<br />

Beschaffung aus?<br />

Zhang: NIO legt großen Wert auf Nachhaltigkeit<br />

in der Produktion und in der Beschaffung, aber<br />

auch auf Innovationen und neue Materialien. In<br />

der Limousine ET7 setzen wir im Interieur zum<br />

Beispiel das Material „karuun“ ein, das aus Rattan<br />

hergestellt wird, einer Kletterpflanze, deren<br />

Kultivierung zum Erhalt der Regenwälder beiträgt.<br />

Zudem sind unsere SUVs überwiegend aus<br />

Aluminium gebaut. Entlang der gesamten Lieferkette<br />

versuchen wir, dieses Material zu recyclen,<br />

und arbeiten eng mit den Lieferanten zusammen.<br />

Bei den neuesten Fahrzeugen kommen auch recycelte<br />

PET-Flaschen zum Einsatz.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Und welche zusätzlichen Vorteile<br />

bieten die Swap-Stationen?<br />

Zhang: Die Swap-Stationen haben zudem den<br />

Vorteil, das Batterieangebot zu zentralisieren.<br />

Statt dass sich jeder Kunde einzeln neue Batterien<br />

besorgt, sammeln wir die Batterien ein und<br />

nutzen sie weiter. Im Rahmen dieses „second use“<br />

können Batterien beispielsweise als Energiespeicher<br />

genutzt werden. Und für die Kunden ist<br />

es so auch viel einfacher im täglichen Gebrauch.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Wird bei der Konstruktion der Autos<br />

auch an das Recycling der Batterien gedacht?<br />

Zhang: Ja, das Thema Kreislaufwirtschaft sind<br />

wir schon bei der Entwicklung der Batteriepakete<br />

zusammen mit unserem Partner CATL angegangen.<br />

Vor dem Eintritt in Norwegen vergangenes<br />

Jahr haben wir beispielsweise bereits<br />

einen Partner gefunden, mit dem wir eine Vereinbarung<br />

zum Batterierecycling abgeschlossen<br />

haben.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Und wie sieht es mit dem Recycling<br />

weiterer Bestandteile der NIO-Autos aus?<br />

Zhang: Wir beschäftigen uns nicht nur intensiv<br />

mit dem Recycling der Batterie, sondern zum Beispiel<br />

auch mit der Karosserie, die aus Aluminium<br />

hergestellt wird. Wir haben im letzten Jahr unter<br />

unserer Lifestyle-Brand „NIO Life“ die Sub-Brand<br />

„Blue Sky Lab“ gelauncht, für die wir Restmaterialien<br />

aus der Produktion nutzen, wie zum<br />

Beispiel Reste von Sicherheitsgurten, das Aluminium-Profil<br />

aus den Stanzen für die Karosserie<br />

oder auch Reste des „karuun“-Materials, über das<br />

ich schon gesprochen habe. „Blue Sky Lab“ arbeitet<br />

mit verschiedenen Designern zusammen und<br />

hat erst vor Kurzem eine eigene spezielle Fashionshow<br />

organisiert, die bei der Shanghai Fashion<br />

Week stattfand. Auf diesem Gebiet sind wir sehr<br />

engagiert, weil wir nie unsere Mission vergessen<br />

haben und was wir überhaupt erreichen wollen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Seit dem letzten Jahr ist NIO in Norwegen<br />

aktiv. Wie läuft es dort?<br />

Zhang: Es läuft sehr gut. Wir konnten in Norwegen<br />

das NIO-Ökosystem einführen, das fast identisch<br />

ist mit dem System in China. Es sticht heraus,<br />

dass sich schnell eine lokale Community<br />

gebildet hat. Seit Oktober letzten Jahres bis Ende<br />

Juni hatten wir mehr als 100.000 Besucher in<br />

unserem NIO House in Oslo. Das ist ein Viertel<br />

der Einwohner der Stadt.<br />

Außerdem ist das BaaS-Modell sehr gut angekommen.<br />

Wir konnten die erste Swap-Station<br />

im Januar in Betrieb nehmen und haben bis jetzt<br />

1800 Wechselvorgänge durchgeführt. Das zeigt,<br />

wie gut der Swap funktioniert. Wir sind auch sehr<br />

froh, dass die norwegischen Kunden sehr offen<br />

gegenüber neuer Technologie und neuen Brands<br />

sind. Das war auch ein Grund, warum wir uns für<br />

Norwegen als Pilotmarkt entschieden haben.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Und wann fahren die ersten NIO-<br />

Autos auf deutschen Straßen?<br />

Zhang: Ab dem vierten Quartal dieses Jahres werden<br />

NIO-Produkte und -Services in Deutschland<br />

verfügbar sein, also Autos, Batteriewechselstationen<br />

und NIO-Häuser. Wo genau, muss noch<br />

geheim bleiben. Eines ist aber sicher, das erste<br />

Auto in Deutschland wird die Limousine ET7 sein,<br />

die komplett auf der neuen Plattform läuft. Wir<br />

bringen also direkt unser bestes Produkt nach<br />

Deutschland.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Herr Zhang, herzlichen Dank für das<br />

Interview!<br />

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20 Titel<br />

Nachhaltigkeit bei der Batterieproduktion<br />

Autorin: Dr. Jennifer Lenz,<br />

Director QM Operations Europe, SVOLT Energy Technology (Europe) GmbH<br />

SVOLT konzentriert sich nicht nur darauf,<br />

immer leistungsfähigere, innovativere,<br />

effizientere und sicherere Batterien für<br />

E-Fahrzeuge und Energiespeicher zu produzieren,<br />

sondern bemüht sich gleichermaßen um nachhaltige,<br />

transparente Produktionsprozesse – von<br />

der Mine bis zum Recycling der Batteriesysteme.<br />

Sowohl die Produktion als auch die Lieferkette<br />

werden bei SVOLT nach internationalen Standards<br />

aufgesetzt und regelmäßig auditiert. Dabei<br />

legt SVOLT nicht nur großen Wert auf die Transparenz<br />

der Verfahren, die Minimierung möglicher<br />

Belastungen sowie nachhaltige Produktionsprozesse,<br />

sondern vor allem auch auf eine transparente<br />

Lieferkette bis hin zur Mine.<br />

Um den CO 2<br />

-Footprint so niedrig wie möglich zu<br />

halten, verfolgt SVOLT generell einen Local-for-Local-Ansatz.<br />

Ziel dabei ist, lokale Lieferketten<br />

aufzubauen und zu befähigen, die benötigten<br />

Materialien – soweit vorhanden –<br />

bereitzustellen. Das gilt auch für die geplante<br />

Batteriezellfabrik sowie Hochvoltspeicherfertigung<br />

im Saarland.<br />

Bereits seit der ersten Verwendung der Batterie<br />

für E-Fahrzeuge arbeitet SVOLT aktiv daran, seine<br />

Lösungen umweltfreundlicher zu machen. So verzichtet<br />

das Unternehmen bei seiner Nickel-<br />

Mangan-Batteriezelle (NMX) vollständig auf das<br />

Konfliktmineral Kobalt, das sonst zur Stabilisierung<br />

von Hochnickelbatteriezellen eingesetzt<br />

wird. Damit ist SVOLT bislang das einzige Unternehmen<br />

am Markt, dem es gelungen ist, eine<br />

Hochnickelzellchemie ohne Kobalt zur industriellen<br />

Serienreife zu bringen.<br />

Batterien für die Nutzung in E-Fahrzeugen nicht<br />

mehr leistungsfähig genug, können sie in ihrem<br />

sogenannten Second Life oft noch problemlos als<br />

stationäre Energiespeicher mehrere Jahre genutzt<br />

werden. Darüber hinaus entwickelt SVOLT<br />

derzeit ein umfassendes Recycling-Konzept mit<br />

dem Ziel, einen geschlossenen Materialkreislauf<br />

zu schaffen.<br />

Dies umfasst Produkte, die tatsächlich das Ende<br />

ihres Produktlebenszyklus erreicht haben und<br />

auch nicht mehr in Energiespeicherlösungen<br />

eingesetzt werden können, ebenso wie den im<br />

Produktionsprozess entstehenden Ausschuss. So<br />

können die Rohstoffe aus der Batterie in speziellen<br />

Verfahren zurückgewonnen werden, um die<br />

Verwendung dieser recycelten Metalle wiederum<br />

als Rohstoffe für die Batterieproduktion zu nutzen.<br />

In der Entwicklung nachhaltiger Konzepte<br />

und Lösungen für das Recycling von Batterien<br />

kooperiert SVOLT mit externen Partnern.<br />

Die Erwartungshaltung der Kunden von SVOLT<br />

ist, dass alle Branchenbeteiligten zusammenarbeiten,<br />

um den CO 2<br />

-Ausstoß entlang der gesamten<br />

Produktion und Wertschöpfungsketten<br />

von Fahrzeugen zu senken und schlussendlich<br />

CO 2<br />

-Neutralität zu erreichen. SVOLT als Batteriehersteller<br />

muss hierzu einen wesentlichen Beitrag<br />

leisten. Zudem soll durch eine Batterie-Richtlinie<br />

der Europäischen Union die Wiederverwertungsquote<br />

für Batterien schrittweise steigen. Demnach<br />

muss bei der Produktion ein bestimmter<br />

Materialanteil aus dem Recycling stammen.<br />

SVOLT wird seine Fabriken im Saarland mit 100<br />

Prozent grünem Strom betreiben. SVOLT startete<br />

vor Kurzem zudem eine Initiative, um den CO 2<br />

-<br />

Fußabdruck über den gesamten Batterielebenszyklus<br />

zu reduzieren und Anforderungen an eine<br />

nachhaltige Industrie gerecht zu werden. SVOLT<br />

hat sich hohe Ziele gesetzt, um den Ausstoß von<br />

Kohlenstoffdioxid zu begrenzen sowie klimaneutral<br />

zu werden. Dies soll mit Maßnahmen<br />

über die gesamte Lieferkette, durch Steigerungen<br />

der Energieeffizienz, den Bezug oder die eigene<br />

Erzeugung von Ökostrom, nachhaltiges Bauen<br />

sowie das Recycling von Rohstoffen erreicht werden.<br />

In Energiespeichersystemen, etwa für Energieversorger,<br />

Industrie, Handel oder Privathaushalte,<br />

kommen unter anderem bereits gebrauchte Batterien<br />

aus E-Fahrzeugen zum Einsatz. Denn sind<br />

www.chk-de.org


+49 (0)69 968 698 824 hqs-info.de@chinaunicom.cn<br />

www.chinaunicomglobal.com/eu/<br />

MAIN TOW ER, Neue Mainzer Straße 52 - 58, D-6<strong>03</strong>11<br />

Frankfurt am Main


<strong>22</strong> Sonderseiten zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />

Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />

<strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>: Sehr geehrter Herr Botschafter<br />

Wu, in diesem Jahr wird der 50.<br />

Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen<br />

zwischen China und Deutschland<br />

gefeiert. Mit welchen drei Wörtern würden Sie<br />

die bilateralen Beziehungen beschreiben?<br />

WU Ken: In den 50 Jahren seit der Aufnahme<br />

diplomatischer Beziehungen zwischen China und<br />

Deutschland haben die beiden Länder einen<br />

außergewöhnlichen Weg gemeinsam zurückgelegt,<br />

wobei sie stets an gegenseitigem Respekt<br />

sowie gegenseitigem Nutzen festgehalten und<br />

eine Geschichte der Zusammenarbeit für die gemeinsame<br />

Entwicklung und den gemeinsamen<br />

Erfolg geschrieben haben. Wenn Sie mich nach<br />

drei Wörtern fragen, um diese Beziehung zusammenzufassen,<br />

können diese meiner Meinung<br />

nach lauten: tiefgreifend, pragmatisch und umfassend.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Das müssen Sie uns dann doch<br />

etwas genauer erklären.<br />

Wu: Erstens: Das gegenseitige politische Vertrauen<br />

ist „tiefgreifend". In den letzten 50 Jahren<br />

haben die Beziehungen zwischen China und<br />

Deutschland eine enorme Entwicklung durchgemacht<br />

und haben sich von einer „Partnerschaft<br />

mit globaler Verantwortung“ zu einer<br />

„strategischen Partnerschaft" und nun zu einer<br />

„umfassenden strategischen Partnerschaft" entwickelt.<br />

Die Beziehungen haben kontinuierlich<br />

einen Schritt nach vorn gemacht. Seit der Bildung<br />

der neuen deutschen Regierung haben sich<br />

Staatspräsident XI Jinping und Premierminister<br />

LI Keqiang viermal per Video und Telefon mit<br />

Bundeskanzler Scholz ausgetauscht, um eine<br />

enge strategische Kommunikation aufrechtzuerhalten<br />

und die Richtung für eine stabile und<br />

tiefgreifende Entwicklung der bilateralen Beziehungen<br />

vorzugeben.<br />

Zweitens: Die Zusammenarbeit zum gegenseitigen<br />

Nutzen ist „pragmatisch". Das Handelsvolumen<br />

zwischen China und Deutschland, das<br />

Interview<br />

WU Ken<br />

Botschafter der VR China in Deutschland<br />

zu Beginn der diplomatischen Beziehungen<br />

weniger als 300 Millionen US-Dollar betrug,<br />

erreichte im vergangenen Jahr mehr als 230<br />

Milliarden US-Dollar und verzeichnete damit<br />

ein Rekordwachstum, und das gegen den globalen<br />

Trend. China ist seit sechs Jahren in Folge<br />

der größte Handelspartner Deutschlands, und<br />

Deutschland ist seit 47 Jahren in Folge der größte<br />

Handelspartner Chinas in Europa. Derzeit sind<br />

mehr als 7.000 deutsche Unternehmen in China<br />

investiert und mehr als 2.000 chinesische Unternehmen<br />

sind in Deutschland tätig. Dies bringt<br />

den Menschen in beiden Ländern spürbare Vorteile.<br />

Drittens: Der Austausch ist „umfassend“. China<br />

und Deutschland haben mehr als 70 Dialogmechanismen<br />

eingerichtet, darunter die Regierungskonsultationen.<br />

Es gibt 1<strong>03</strong> Provinz- und<br />

Städtepartnerschaften und zahlreiche Austauschplattformen<br />

in verschiedenen Bereichen<br />

wie Strategie, Sicherheit, Finanzen, Kultur sowie<br />

Wissenschaft und Bildung, die beiden Ländern<br />

mehr Vitalität und Kreativität verleihen. Gleichzeitig<br />

gehen die chinesisch-deutschen Beziehungen<br />

weit über die bilateralen Beziehungen<br />

hinaus, da beide Länder bei der Wahrung des<br />

Multilateralismus und des Freihandels sowie bei<br />

der Bewältigung globaler Herausforderungen<br />

wie der Corona-Pandemie und des Klimawandels<br />

eine Vielzahl von Interessen und Verantwortlichkeiten<br />

teilen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche Erwartungen haben Sie für<br />

die Entwicklung der chinesisch-deutschen Beziehungen<br />

und die nächsten Jahre Ihrer Amtszeit?<br />

Wu: Beide Länder, China und Deutschland, sind<br />

große und einflussreiche Länder. Angesichts<br />

eines Jahrhunderts des Wandels oder einer<br />

„Zeitenwende", wie es in Deutschland heißt, ist<br />

es umso wichtiger, dass die bilateralen Beziehungen<br />

eine stabile, konstruktive und führende<br />

Rolle einnehmen und einen wichtigen Beitrag<br />

zu Frieden und Ruhe in der Welt leisten. Staatspräsident<br />

XI Jinping hat deutlich gemacht, dass<br />

sich drei Dinge nicht ändern: nämlich Chinas<br />

grundsätzlicher Wille, die chinesisch-deutschen<br />

Beziehungen auszubauen, unser aufrichtiger<br />

Wunsch, die Zusammenarbeit mit Deutschland<br />

auszuweiten und die Zuversicht, dass man in<br />

Zukunft gemeinsam noch mehr Bedeutsames<br />

erreichen und bewegen kann. Als chinesischer<br />

Botschafter in Deutschland möchte ich mit der<br />

deutschen Seite eng zusammenarbeiten, um an<br />

den erfolgreichen Erfahrungen des gegenseitigen<br />

Respekts und des gegenseitigen Nutzens festzuhalten,<br />

den Grundgedanken des Dialogs und der<br />

Zusammenarbeit fest zu verinnerlichen und die<br />

Stabilität der chinesisch-deutschen Beziehungen<br />

zu fördern und ihre Qualität und Effizienz zu<br />

verbessern.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

ist seit jeher ein wichtiges Fundament<br />

der chinesisch-deutschen Beziehungen. Was<br />

sind Ihrer Meinung nach derzeit die größten<br />

Chancen und Herausforderungen?<br />

Wu: Die für beide Seiten vorteilhafte und für<br />

www.chk-de.org


23<br />

beide Seiten gewinnbringende wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit ist seit jeher die „Grundierung“<br />

und die Hauptströmung der chinesisch-deutschen<br />

Beziehungen. Einerseits haben alle Länder<br />

der Welt, einschließlich China und Deutschland,<br />

die gemeinsame Erwartung, die wirtschaftliche<br />

Erholung nach der Pandemie zu beschleunigen<br />

und eine bessere Welt aufzubauen. Andererseits<br />

muss man auch erkennen, dass die Weltlage in<br />

eine neue Phase der Instabilität und des Wandels<br />

eintritt, dass die wirtschaftliche Globalisierung<br />

auf einen noch nie dagewesenen Gegenwind<br />

stößt und dass irrationale Impulse zunehmen,<br />

die eine Abkopplung und Konfrontation befürworten.<br />

Angesichts der globalen Herausforderungen<br />

ist Zusammenarbeit der dringendste<br />

und einzige Weg nach vorn.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welchen Rat haben Sie in diesen<br />

schwierigen Zeiten für deutsche Unternehmen,<br />

die in China tätig sind oder werden wollen?<br />

Welche Maßnahmen gibt es zur Unterstützung<br />

dieser Unternehmen?<br />

Wu: Ich möchte drei Vorschläge machen: Erstens:<br />

Sie sollten den Wettbewerb objektiv betrachten.<br />

Da China und Deutschland so eng zusammenarbeiten,<br />

ist es nichts Verwunderliches,<br />

dass es Wettbewerb gibt. Eine Zusammenarbeit<br />

sollte nicht aus Angst vor Konkurrenz ausgeschlossen<br />

werden. Zweitens: Sie sollten die wirtschaftliche<br />

Abhängigkeit rational betrachten.<br />

Die Abhängigkeit ist keine Einbahnstraße. Künstlich<br />

erzeugte Forderungen nach Entkopplung aus<br />

politischen Motiven oder durch politischen<br />

Druck werden nur zu mehr Instabilität und Unsicherheit<br />

führen. Drittens: Unternehmen sollten<br />

gemeinsam Verantwortung für die Aufrechterhaltung<br />

der Globalisierung und der offenen<br />

Zusammenarbeit übernehmen und ihr Wissen<br />

und ihre Stärke zur Lösung der aktuellen Probleme<br />

in der Weltwirtschaft, im internationalen<br />

Handel und bei Investitionen beitragen.<br />

China begrüßt die Ansiedlung ausländischer<br />

Unternehmen, einschließlich deutscher Unternehmen,<br />

und wir freuen uns, dass Deutschland<br />

seine führende Position als europäisches Zugpferd<br />

bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />

mit China beibehält. Heute ist der chinesische<br />

Markt offener als zu Beginn der Reform- und<br />

Öffnungspolitik und sogar offener als vor zehn<br />

Jahren. China beschleunigt den Aufbau eines<br />

neuen Entwicklungsmodells, das allen Ländern<br />

größere Marktchancen bieten wird.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Welche Rolle kann Ihrer Meinung<br />

nach die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland als Vertreter der chinesischen<br />

Wirtschaft in Deutschland spielen?<br />

Wu: In den letzten zehn Jahren haben immer<br />

mehr chinesische Unternehmen in Deutschland<br />

investiert und sich niedergelassen. Sowohl ihr<br />

Umfang als auch ihr Einfluss haben merkbar<br />

zugenommen. Sie stehen jedoch auch vor<br />

Herausforderungen in Bereichen wie Marktumfeld,<br />

Branchen- und Arbeitspolitik, Kultur und<br />

Medienlandschaft. Und sie sind vom Gegenwind<br />

bei der Globalisierung und des stärker werdenden<br />

Protektionismus betroffen. Seit ihrer Gründung<br />

hat die CHKD immer eine wichtige Rolle<br />

als Brücke gespielt, indem sie intensiv mit<br />

chinesischen Unternehmen in Deutschland in<br />

Kontakt getreten ist, die Kommunikation innerhalb<br />

der Mitgliedschaft und mit den lokalen<br />

Behörden, den Medien und weiteren Institutionen<br />

gefördert hat und ihre Vorschläge zur Verbe<br />

sserung des Geschäftsumfeldes hin zu mehr<br />

Gleichbehandlung und Fairness gegenüber<br />

chinesischen Unternehmen bei den zuständigen<br />

Stellen eingebracht hat. Dies hat nicht nur das<br />

Vertrauen der Mitgliedsunternehmen in die<br />

Kammer gestärkt, sondern ihre Arbeit erhält<br />

auch von deutscher Seite zunehmend Aufmerksamkeit.<br />

Dadurch weitet die CHKD ihren Einfluss<br />

aus und fördert aktiv die bilaterale Wirtschaftsund<br />

Handelszusammenarbeit.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Was können China und Deutschland<br />

Ihrer Meinung nach voneinander lernen?<br />

Wu: Die Zusammenarbeit zwischen China und<br />

Deutschland ist in hohem Maße komplementär.<br />

Als Beispiele sind hier zu nennen: Chinas offener<br />

Markt und Deutschlands fortschrittliche Technologie<br />

sowie die Geschwindigkeit und der Umfang<br />

der chinesischen Produktion und die Effizienz<br />

und Qualität der deutschen Produktion. Beide<br />

Seiten können voneinander lernen und sich<br />

gegenseitig helfen. Sie können die bestehenden<br />

Dialog- und Kooperationsmechanismen in vollem<br />

Umfang nutzen und den Austausch in verschiedenen<br />

Bereichen wie Klimawandel, makroökonomische<br />

Politik, Finanzstabilität, Energiesicherheit,<br />

Lebensmittelsicherheit und Industrie- und<br />

Lieferkettenstabilität verstärken. China und<br />

Deutschland können das Potenzial für eine für<br />

beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit ausschöpfen<br />

und die Zusammenarbeit in Bereichen<br />

wie fortschrittliche Fertigung, Umwelt, Handel<br />

im Dienstleistungssektor, künstliche Intelligenz<br />

und Digitalisierung ausbauen, um ein Win-<br />

Win-Ergebnis mit der Gleichung „1+1 ist mehr<br />

als 2“ zu erzielen.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Sehr geehrter Herr Botschafter, vielen<br />

Dank für das Interview!<br />

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24 Sonderseiten zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />

Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />

HAPTIC – mein Weg nach China und eine<br />

chinesische Erfolgsgeschichte<br />

Autor: Dr. Thomas Walther Schmidt<br />

Key Lab for Sport Shoes Upper Materials of Fujian Province, Fujian Huafeng New Material Co., Ltd.<br />

Nylon zu funktionellen Garnen verspinnt, ist<br />

wirklich beeindruckende Hochleistungstechnologie.<br />

Wir haben viele Maschinen aus Deutschland<br />

gekauft, die hocheffizient und stabil funktionieren.<br />

Für uns beide, die Firma und mich selbst, war es<br />

am Anfang nicht ganz klar, wie wir zusammenarbeiten<br />

können und ob das alles gut geht. Mit<br />

meiner Ausbildung als Chemiker und Materialwissenschaftler<br />

war ich ein Exot bei Huafeng,<br />

als einziger Ausländer sowieso. Nur der persönliche<br />

Kontakt und das freundschaftliche Vertrauen<br />

meines Freundes und der Geschäftsführung<br />

haben mich hierher bringen können.<br />

Ich wohne und arbeite seit acht Jahren in<br />

China. In der „kleinen“ Stadt Putian in Fujian<br />

Province. Aus einer gut situierten Position in<br />

Europa heraus wollte ich plötzlich etwas Neues<br />

tun, noch einmal Spannung und Abenteuer in<br />

mein Leben bringen, etwas aufregend anderes<br />

erleben und Neues ausprobieren. Und über einen<br />

chinesischen Freund, den ich vor über 23 Jahren<br />

in Guangzhou kennengelernt habe, hat sich dann<br />

eine tolle Chance eröffnet, und ich war bereit<br />

für einen Neuanfang. Huafeng, eine chinesische<br />

Textilfirma aus Putian, hatte große Pläne zur Expansion<br />

und investierte in moderne, innovative<br />

Technologien. Mir hat Putian sofort gefallen, ein<br />

eher kleinstädtisches Umfeld, im Westen die<br />

wunderschöne Bergwelt von Fujian, im Osten die<br />

Küste mit schönen Inseln und Stränden. Und<br />

dazu ein feuchtheißes Klima, das einen die kalten<br />

Herbst- und Winterzeiten in Deutschland<br />

vergessen lässt. Und dazu so viele nette Menschen,<br />

die immer neugierig sind, einen Ausländer<br />

zu treffen und etwas über Deutschland zu erfahren.<br />

Als Deutscher genieße ich in China großen<br />

Respekt, alle kennen die deutsche Qualität<br />

und Technologie und natürlich die Autos.<br />

Irgendwie macht die Textilbranche bei Außenstehenden<br />

immer den Eindruck, keine technologiegetriebene<br />

Branche zu sein, sondern vor<br />

allem von einfachen Arbeitsplätzen und billigen<br />

Arbeitskräften am Laufen gehalten zu werden.<br />

Jeder kennt die Geschichten von Sweatshops mit<br />

miserablen Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung<br />

durch Färbereien und Ausbeutung<br />

von Arbeitskräften. Wenn man aber genau hinschaut,<br />

erkennt man sehr schnell, dass es bei<br />

modernen Betrieben ganz anders zugeht, vor<br />

allem bei den Materialherstellern. Die Maschinen,<br />

mit denen Textilien hergestellt werden, sind<br />

echte Hochtechnologie. Mit wahnsinnigen Geschwindigkeiten<br />

werden Garne in Strick-, Wirkund<br />

Webmaschinen komplex zu fertigen Textilien<br />

verarbeitet. Und auch die Garnherstellung,<br />

die synthetische Polymere wie Polyester oder<br />

Schnell haben wir Ideen entwickelt, wie ich mich<br />

am besten einbringen kann. Beschichtung und<br />

Bedruckung von Textilien für die Sportindustrie<br />

war ein perfektes Thema für mich. Und natürlich<br />

sollte alles mit umweltfreundlichen Chemikalien<br />

funktionieren, kosteneffizient sein und tauglich<br />

für die Massenproduktion. Wir reden von vielen<br />

Millionen Paar Sportschuhen, die jährlich mit<br />

unseren Textilien hergestellt werden, praktisch<br />

für alle internationalen Sportmarken der Welt.<br />

Und natürlich müssen die Funktion und die<br />

Qualität für die harten Bedingungen im Leistungssport<br />

geeignet sein. Zudem sollen auch<br />

noch tolle neue trendige Effekte den Kunden<br />

überzeugen. Nachhaltigkeit ist das große Stichwort,<br />

mit jeder neuen Technologie müssen wir<br />

umweltfreundlicher und nachhaltiger werden.<br />

Das wollen unsere direkten Kunden, die Konsumenten<br />

und auch wir selbst.<br />

Das Vorurteil, dass in China sehr viel Umweltverschmutzung<br />

in Kauf genommen wird, ist<br />

lange nicht mehr gültig. Es gibt sehr strikte Ge-<br />

www.chk-de.org


25<br />

setze zum Umweltschutz, und die chinesische<br />

Bevölkerung wird sich immer bewusster, dass<br />

Verantwortung für die Umwelt und die nächsten<br />

Generationen sehr wichtig ist. Es war also klar,<br />

dass wir mit wasserbasierenden Beschichtungen<br />

arbeiten wollen. Und da wir keine Schnittverluste<br />

erlauben wollten, haben wir uns für ein<br />

materialeffizientes additives Druckverfahren<br />

entschieden. Und Nachhaltigkeit ist noch lange<br />

nicht am Ende, ständige Weiterentwicklungen<br />

machen uns besser und besser. Zum Beispiel<br />

macht es unsere neue Bio-Beschichtung mit teilweise<br />

pflanzenbasierenden Bindemitteln in<br />

Kombination mit unseren Recycling-Garnen<br />

möglich, 230 g CO 2<br />

eq. pro Paar Schuhe einzusparen.<br />

Auch der soziale Aspekt spielt bei der<br />

Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Wir setzen<br />

zum Beispiel für unsere Effektfarben nur synthetische<br />

Micapigmente ein, da bei natürlichen<br />

bergmännisch abgebauten Mica oft bis heute<br />

noch in den Förderländern Kinderarbeit im Spiel<br />

ist und man das kaum kontrollieren kann. Glücklicherweise<br />

haben wir in nächster Nähe einen<br />

chinesischen Pigmentproduzenten, der uns hier<br />

als Lieferant unterstützt. Ein modernes Werk<br />

stellt irisierende Pigmente rein synthetisch und<br />

unter vollständig kontrollierten Bedingungen<br />

her. Gute Partnerschaften zu unseren Lieferanten<br />

bringen auch eine gesellschaftliche Weiterentwicklung.<br />

tigung von Sportschuhen zu verändern. Wir, als<br />

der Textilhersteller, konnten plötzlich praktisch<br />

fertige Schuhobermaterialien anbieten, fertige<br />

Komponenten für die Schuhproduktion. Ein bisschen<br />

wie in der Automobilindustrie, wo Lieferanten<br />

fertige Komponenten wie Türen an die<br />

Montagelinie liefern. Konnte unsere Technologie<br />

die Schuhfertigung revolutionieren?<br />

Plötzlich wurden praktisch fast keine Näharbeiten<br />

an den Obermaterialien mehr benötigt,<br />

Einsparungen in der Schuhproduktion lagen auf<br />

der Hand. Wir, als typischer Tier-2-Lieferant,<br />

konnten uns in der Fertigungstiefe weiterentwickeln.<br />

Wir haben das dann „Tier-1.5“ genannt.<br />

Statt Textilien als Rollenware an die<br />

Schuhfabriken zu verkaufen, konnten wir jetzt<br />

fertige Komponenten ausliefern. Plötzlich war<br />

uns klar: Wir brauchen einen Namen, etwas, was<br />

unsere Technologie für Produktdesigner und<br />

Sportmarken fassbar macht. Und sofort kam mir<br />

der Name „HAPTIC“ in den Sinn. In so vielen Gesprächen<br />

mit Designern in meinem vorherigen<br />

Job habe ich immer wieder die Wichtigkeit des<br />

haptischen Eindrucks eines Produktes kennengelernt.<br />

Und wir hatten eine Oberflächenbeschichtung,<br />

die wahlweise zu Soft-touchoder<br />

sandpapierartigen Oberflächen gestaltet<br />

werden konnte, und dazu 3-D-Effekte, die bei<br />

Berührung klar zu spüren sind. Die Marke HAP-<br />

TIC wurde unsere chinesische Erfolgsgeschichte.<br />

Heute kennt die ganze Sportindustrie HAPTIC.<br />

Für unsere Firma war das ein weiterer großer<br />

Schritt vom Produzenten hin zum Entwicklungspartner<br />

und zur B2B-Marke mit Identität und<br />

besonderer Qualität. Branding als Strategie zur<br />

Weiterentwicklung vom Lohnproduzenten hin<br />

zur unverwechselbaren Marke hat uns mit HAP-<br />

TIC einen besonderen Erfolg gebracht.<br />

Wir haben eine sehr spezielle 3-D-Beschichtungsformulierung<br />

entwickelt, basierend<br />

auch auf Bindemitteln von deutschen Herstellern,<br />

aber lokal in China produziert. Mit dieser<br />

Beschichtungsmasse konnten wir erstmals<br />

3-D-Design auf Textilien drucken. Und es eröffnete<br />

sich schlagartig eine neue Designfreiheit.<br />

Nicht nur Farbe drucken zu können, sondern<br />

auch 3-D-Strukturen, das war total neu. Wir<br />

waren überzeugt, dass der Markt uns diese Produkte<br />

aus den Händen reißen wird, und haben<br />

massiv in Produktionskapazität investiert. Der<br />

erste Großauftrag war bereits sichtbar, als wir<br />

plötzlich ins Grübeln kamen. Wir brauchten eine<br />

Vermarktungsstrategie. Wir wollten mehr sein<br />

als nur ein Lohnproduzent für die Sportmarken.<br />

Diese Technologie hatte das Potenzial, die Fer-<br />

Milestones<br />

Dr. Thomas Walther Schmidt<br />

• 1988-1994 Studium Chemie und Materialwissenschaften,<br />

Universität Würzburg<br />

• 1994-1998 Promotion, Universität Würzburg<br />

• 1998-1999 Postdoc Universität Durhem (England)<br />

• 1999-2001 HSE Manager, adidas-Salomon in Guangzhou<br />

(China)<br />

• 2001-2014 Forschung und Entwicklung, New Business<br />

Development, IGER Coatings in Oesterreich<br />

• 2014-heute Director Innovation & Creation, Huafeng<br />

Textile Group in Putian (China)<br />

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26 Sonderseiten zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />

Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />

BMW in China<br />

– (m)eine Erfolgsgeschichte<br />

Autorin: WU Yanyan<br />

Vice President, President, Governmental and External Affairs Region China, BMW Group<br />

Meine Beziehung zu Deutschland begann<br />

vor mehr als dreißig Jahren, als ich<br />

mich nach dem Abitur um einen Studienplatz<br />

bewarb. Mit der Reform- und Öf f-<br />

nungs politik Chinas stieg die Nachfrage nach<br />

Personen mit Fremdsprachenkenntnissen. Zu dieser<br />

Zeit war ich entschlossen, eine Fremdsprache<br />

zu erlernen, schwankte jedoch noch zwischen<br />

Deutsch und Französisch. Schließlich gab mein<br />

Vater den Ausschlag, dass ich mich für Deutsch<br />

entschied. Mein Vater war Ingenieur und bewunderte<br />

die deutsche Technik. Er war fest<br />

davon überzeugt, dass der Austausch und die<br />

Zusammenarbeit zwischen Deutschland und<br />

China im technologischen Bereich der Technik<br />

in Zukunft immer weiter zunehmen würden.<br />

Die Zulassung zum Germanistikstudium an der<br />

Beijing Foreign Studies University war schließlich<br />

ausschlaggebend für meinen weiteren Lebens<br />

weg. Das Erlernen der Sprache ebnete mir<br />

nicht nur den Weg zu Kenntnis und Verständnis<br />

der deutschen Kultur, sondern bestimmte auch<br />

meinen beruflichen Werdegang.<br />

Für viele Chinesen ist Deutschland ein „uns sehr<br />

nahes fernes Land“. Das Deutschland-Bild ist bei<br />

den meisten Chinesen von einem sehr positiven<br />

Eindruck und großem Vertrauen geprägt. Made<br />

in Germany und deutsche Qualität genießen hier<br />

hohes Ansehen. Für viele Deutsche hingegen ist<br />

China oft noch ein exotisches und fernes Land<br />

voller Geheimnisse. Und in der Tat, China ist ein<br />

riesiges und komplexes Land mit großen regionalen<br />

Unterschieden. Es ist daher auch nicht verwunderlich,<br />

dass diejenigen, die noch nie in<br />

China waren und das Land nur über einige wenige<br />

Kanäle kennen, ein undifferenziertes Bild<br />

haben.<br />

Die Automobilindustrie ist der dominierende<br />

Wirtschaftszweig in Deutschland. Ich hatte das<br />

Glück, in die deutsche Autobranche eintreten<br />

und für Mercedes-Benz und BMW arbeiten zu<br />

dürfen, und erlebte so die rasante Entwicklung<br />

deutscher Unternehmen in China und der daraus<br />

resultierenden Win-win-Situation hautnah mit.<br />

Im Jahr 2005 kam ich zu BMW China und wurde<br />

Zeugin der anfänglichen Schwierigkeiten, der<br />

rechtzeitig vorgenommenen strategischen Anpassungen<br />

und wie es dem Unternehmen gelang,<br />

die Chancen zu nutzen, die das rasante Wachstum<br />

des chinesischen Automobilmarktes bot.<br />

Als ich bei BMW anfing, gab es in der Pekinger<br />

Niederlassung nur ein paar Dutzend Mitarbeiter.<br />

Das Joint Venture BMW Brilliance Automotive<br />

Ltd. war gerade gegründet worden, hatte einige<br />

Schwierigkeiten, sich zu akklimatisieren, und sah<br />

sich vor einige Herausforderungen gestellt. Die<br />

in China produzierten Modelle verkauften sich<br />

unter anderem aufgrund von Preisgestaltung<br />

und Produktstärke nicht besonders gut. Mit<br />

Dr. Christoph Stark übernahm dann ein ausgewiesener<br />

China-Kenner die Position des Vorsitzenden<br />

und CEO der BMW China Group. Unmittelbar<br />

nach seinem Amtsantritt organisierte<br />

er mehrere Austauschtreffen, hörte sich unvoreingenommen<br />

die Meinung chinesischer Experten<br />

aller Fachrichtungen an und lokalisierte so<br />

den Kern des Problems, um anschließend an<br />

Lösungen zu arbeiten. Nach eingehenden Gesprächen<br />

und ergiebigen Diskussionen mit der<br />

Münchner Zentrale entschied sich das Unternehmen,<br />

bei den Produkten anzufangen. BMW<br />

brachte erstmals die 5er-Langversion auf den<br />

Markt, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der<br />

chinesischen Kunden. Die Einführung war ein<br />

sofortiger Erfolg.<br />

Die Geschwindigkeit und das Ausmaß des<br />

Wachstums von BMW in China sind für den Konzern<br />

beispiellos. Die Stadt Shenyang in der Provinz<br />

Liaoning hat sich zwischenzeitlich zum<br />

weltweit größten Produktionsstandort von BMW<br />

entwickelt. Seit 2010 wurden in den Standort<br />

hier über 83 Milliarden RMB investiert. Das<br />

Tiexi-Werk in Shenyang, aktuell der Standort mit<br />

dem höchsten Produktionsstandard von BMW,<br />

wurde im Juni dieses Jahres in Betrieb genommen.<br />

Beeindruckt haben mich auch das Engagement<br />

und die Hartnäckigkeit des Unternehmens im<br />

Bereich der Nachhaltigkeit und der Corporate<br />

Social Responsibility. Damit sich ein gutes Unternehmen<br />

zu einem herausragenden Unternehmen<br />

entwickeln kann, darf es sich nicht nur auf Leis-<br />

www.chk-de.org


27<br />

tung und Rentabilität konzentrieren, sondern<br />

muss auch ein echtes Interesse an sozialen Fragen<br />

zeigen und es sich zur Aufgabe machen, die<br />

soziale Entwicklung zu fördern. Seit 2007 wurden<br />

im Rahmen der BMW China Culture Journey<br />

410 immaterielle Kulturdenkmäler in 24 Provinzen<br />

und Gemeinden Chinas besucht und Projekte,<br />

die besonders geschützt werden müssen, gesponsert.<br />

Dies hat in den letzten 15 Jahren mehr<br />

als 14 Millionen Menschen dazu gebracht, sich<br />

der Weitergabe und des Schutzes des immateriellen<br />

Kulturerbes zu verschreiben.<br />

Im Jahr 2008 wurde der „BMW Warm Heart<br />

Fund“ als erster Wohltätigkeitsfonds in der Automobilindustrie<br />

gegründet, um die Katastrophenhilfe<br />

nach dem Erdbeben in Wenchuan zu unterstützen.<br />

In den folgenden zehn Jahren beteiligte<br />

sich die Stiftung an einer Reihe weiterer Wohltätigkeitsprojekte<br />

in Bereichen wie Bildung,<br />

Katastrophenhilfe und Umweltschutz. Das Motto<br />

„langfristige Entwicklung, Wirksamkeit und die<br />

Beteiligung aller“ wurde von allen Beteiligten<br />

unterstützt und begrüßt.<br />

Wandel sowie der grundlegenden Zuversicht,<br />

auch in Krisen Wege zu finden. Chinesische und<br />

deutsche Kollegen müssen oft hitzige Diskussionen<br />

über arbeitsrelevante Themen aus<br />

unterschiedlichen Blickwinkeln führen. Wenn<br />

man dann jedoch seine eigenen Ansichten vertreten<br />

hat, versetzt man sich in die Position des<br />

anderen hinein, tritt einen Schritt zurück und<br />

erzielt schließlich einen Konsens.<br />

Angesichts der vielen Herausforderungen, mit<br />

denen sich die Menschheit gemeinsam konfrontiert<br />

sieht, wie der von Tag zu Tag komplizierter<br />

werdenden internationalen Situation, Umweltverschmutzung,<br />

des Klimawandels und Covid-19<br />

ist eine verstärkte Zusammenarbeit aller Länder<br />

erforderlich. Eine gute und gesunde Entwicklung<br />

der deutsch-chinesischen Beziehungen ist entscheidend.<br />

BMW hat auch immer wieder deutlich<br />

gemacht, dass das Unternehmen als Mitglied<br />

der deutschen Wirtschaftsgemeinschaft<br />

bereit ist, eine Brücke zwischen China und<br />

Deutschland zu schlagen. Ich bin überzeugt, dass<br />

die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen<br />

Deutschland und China nach wie vor sehr vielversprechend<br />

ist.<br />

Als Absolventin der Germanistik fiel meine<br />

berufliche Laufbahn in eine Zeit der rasanten<br />

Entwicklung der deutsch-chinesischen Beziehungen.<br />

Ich hatte das große Glück, daran teilhaben<br />

zu können und die Entwicklung der Zusammenarbeit<br />

und die Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen<br />

zwischen beiden Ländern<br />

miterlebt und mitgestaltet zu haben.<br />

Von 2015 bis 2020 wurde ich in die Zentrale<br />

nach München versetzt, wo ich für die Außenbeziehungen<br />

von BMW mit der Asien-Pazifik-Region<br />

zuständig war. Während meiner fünf<br />

Jahre in München konnte ich mich mit den<br />

Arbeitsabläufen und Entscheidungsmechanismen<br />

der Zentrale vertraut machen. Außerdem<br />

konnte ich vielen meiner Kollegen eine Menge<br />

über China erzählen und mitgeben.<br />

Wenn man in einem deutschen Unternehmen<br />

arbeitet, erlebt man oft sowohl das Aufeinanderprallen<br />

zweier Kulturen und Denkweisen wie<br />

auch die Kompromissfindung. Im Gegensatz zu<br />

Deutschland befindet sich China in einem rasanten<br />

Wandel, was auch dazu führt, dass Chinesen<br />

und Deutsche sehr unterschiedliche Einstellungen<br />

zu Veränderungen haben. Während die<br />

chinesischen Kollegen die Ernsthaftigkeit,<br />

Rationalität, Strenge und den Sinn für Regelkonformität<br />

ihrer deutschen Kollegen bewundern,<br />

sind die deutschen Kollegen beeindruckt<br />

von der chinesischen Flexibilität, dem<br />

Pragmatismus, der positiven Einstellung zum<br />

Milestones<br />

WU Yanyan<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

1988-1992 Studium Germanistik und Literatur, Beijing Foreign Studies University<br />

1992-1998 Außenministerium der VR China<br />

1998-2005 Government Affairs Manager, DaimlerChrysler Northeast Asia<br />

2005-2010 Head of Government Affairs, BMW China<br />

2011-2015 Vice President, Government and Corporate Affairs, BMW China<br />

2015-2020 Head of Government and External Affairs Asia (München)<br />

2020-heute Vice President, Government and External Affairs Region China (Shanghai)<br />

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Titel<br />

29<br />

Borussia Dortmund in China:<br />

Mit Leidenschaft nachhaltig<br />

»Gemeinsam mit EVONIK haben wir 2020 das erste große<br />

Nachhaltigkeits- und CSR-Projekt in China durchgeführt.«<br />

Interview<br />

Benjamin Wahl<br />

Head of China, Borussia Dortmund<br />

CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Wahl, für den<br />

BVB ist das Engagement in China keine Eintagsfliege.<br />

Kann man bereits beim Grundkonzept<br />

der China-Projekte von Nachhaltigkeit und<br />

einer längerfristigen Strategie reden?<br />

Benjamin Wahl: Wir sind mit dem BVB 2014 mit<br />

der Eröffnung des Büros in Singapur in Asien gestartet<br />

und haben 2017 das Büro in Shanghai<br />

eröffnet. Wir sind in erster Linie hier vor Ort, um<br />

näher an der riesengroßen BVB-Anhängerschaft<br />

zu sein. 80 Millionen Chinesen kennen den BVB<br />

(Nielsen Studie 2019); fünf Millionen Fans folgen<br />

dem Club auf den chinesischen Social-Media-Kanälen.<br />

Es gibt mittlerweile 21 BVB-Fanclubs über<br />

das ganze Land verteilt. Gemeinsam mit unserem<br />

globalen Partner EVONIK haben wir 2020 das<br />

erste große Nachhaltigkeits- und CSR-Projekt in<br />

China durchgeführt. Wir haben mehrere Schulen<br />

in einer extrem abgelegenen und wirtschaftlich<br />

benachteiligten Region besucht. Wir haben für<br />

die Kinder, die größtenteils unter extrem ärmlichen<br />

Bedingungen leben, Fußball-Camps angeboten,<br />

gemeinsam mit PUMA Fußballkleidung<br />

gespendet und geplant, die sanitären Einrichtungen<br />

mit einem weiteren BVB-Partner zu<br />

modernisieren. Mit unserem fantastischen<br />

Shanghai-Fanclub, einem der ältesten im Land,<br />

haben wir im Rahmen der Sommertour 2021 Müll<br />

eingesammelt. Bei solch einer Fläche wie von<br />

Shanghai mit 26 Millionen Einwohnern ist das<br />

Volumen der gesammelten Müllmenge vermutlich<br />

marginal. Wir können jedoch als Borussia<br />

Dortmund mehrere Millionen Menschen mit<br />

unserer Reichweite in China erreichen und dies<br />

haben wir vor, während und nach dieser Nachhaltigkeitskampagne<br />

über unsere Social-Media-<br />

Kanäle getan.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Sozialverantwortung gehört zu einer<br />

guten Nachhaltigkeitsstrategie – Blindenfußball,<br />

Spenden von Fußballausrüstung und mehr.<br />

Können Sie die praktische Durchführung dieser<br />

Projekte beschreiben?<br />

Wahl: Borussia Dortmund ist einer der wenigen<br />

professionellen Fußballvereine, die seit Jahren<br />

einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Zu unserem<br />

Engagement gehört unter anderem auch die<br />

Förderung des Blindenfußballs. Das Team wurde<br />

im Jahr 2007 gegründet, trainiert regelmäßig<br />

dreimal pro Woche und ist Mitglied der Blindenfußball-Bundesliga<br />

mit sechs weiteren Mannschaften.<br />

Der erste und der letzte Spieltag werden<br />

auf öffentlichen Plätzen in Innenstädten<br />

ausgetragen. Die Mannschaft nimmt zudem an<br />

internationalen Turnieren teil.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Besondere Beziehungen bestehen<br />

zwischen Dortmund und Xi’an. Welche Rolle<br />

spielt dabei der BVB?<br />

Wahl: Dortmund und Xi’an sind Partnerstädte –<br />

20<strong>22</strong> feiern beide Seiten das 30-jährige Jubiläum.<br />

Es gibt daher einen engen Austausch zwischen<br />

den Städten, den Unis, auf wirtschaftlicher und<br />

sportlicher Ebene und somit auch mit dem BVB.<br />

Der BVB-Fanclub in Xi’an ist sehr aktiv, und wir<br />

haben bereits zahlreiche Fan-Events gemeinsam<br />

organisiert.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Haben Sie bei diesen Kooperationen<br />

auch Themen zur Nachhaltigkeit erfahren?<br />

Wahl: Unser Hauptfokus ist und bleibt das emotionale<br />

Erlebnis eines Fußballspiels mit dem BVB:<br />

die Leidenschaft, der unbedingte Wille und die<br />

Emotionen, welche die Unterstützung der Fans<br />

entfachen kann. Bei allem, was wir tun, sind wir<br />

uns unserer enorm großen Reichweite bewusst.<br />

Daher stellt der BVB immer wieder Themen wie<br />

Antirassismus, Toleranz, Nachhaltigkeit und CSR<br />

in den Vordergrund. Unser Engagement im Bereich<br />

Blindenfußball, das wir in Deutschland gestartet<br />

haben und nun nach Asien bringen, ist<br />

dabei nur ein Beispiel. Wir hoffen, Ende 20<strong>22</strong> das<br />

geplante Fußballturnier gemeinsam mit der „Chinese<br />

Association of Blind Football“ in Shanghai<br />

durchführen zu können.<br />

<strong>CONNECT</strong>: Vielen Dank für das Gespräch, Herr<br />

Wahl!<br />

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30 Titel<br />

Deutsche Wirtschaft profitiert von Chinas<br />

nachhaltiger Entwicklung<br />

Abb.: 4045, Shutterstock<br />

Bei den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

zeigen sich besonders bei<br />

Umwelttechnik und nachhaltigen Produkten<br />

die Vorteile einer Synergie. Deutsche Konzerne<br />

verkaufen viel Umwelttechnik und effiziente<br />

Maschinen in China. Und Deutschland bezieht<br />

günstige Umwelttechnik wie Solaranlagen aus<br />

China und von dort kommen nicht nur modernste<br />

Elektrofahrzeuge, sondern auch effiziente<br />

Elektronik.<br />

Mehr als 70 Prozent der deutschen Unternehmen<br />

planen, ihre Investitionen in China zu erhöhen,<br />

so die AHK China. Die Verlagerung des verarbeitenden<br />

Gewerbes und der Industriekette sei<br />

ein normales wirtschaftliches Phänomen, das das<br />

Ergebnis der Globalisierung und der Marktmechanismen<br />

sei, erklärte YAO Jun, stellvertretender<br />

Direktor der Planungsabteilung des<br />

Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie.<br />

Im Zeitraum von Januar bis Mai<br />

20<strong>22</strong> stieg der tatsächliche Einsatz von ausländischem<br />

Kapital in China im Vergleich zum<br />

Vorjahr um 17,3 Prozent auf 564,2 Milliarden<br />

RMB (83,54 Milliarden US-Dollar). Neben Investitionen<br />

in den Hightech-Bereich steigen insbesondere<br />

Investitionen in Umwelttechnik und<br />

nachhaltige Produktionsanlagen.<br />

Fast alle großen Automobilkonzerne der Welt<br />

bauen große Forschungs- und Entwicklungszentren<br />

in China, um die notwendige Wende zur<br />

Nachhaltigkeit zu schaffen. Nicht nur diese Entwicklungsergebnisse,<br />

sondern auch das Erfahrungswissen<br />

bei der Umsetzung neuer Konzepte<br />

und Technologien in China können die Konzerne<br />

weltweit nutzen. Fast alle großen Zulieferer<br />

haben große Produktionswerke in China, die bereits<br />

für die neue Elektromobilität fertigen. Die<br />

deutsche Schaeffler-Gruppe, ein börsennotierter<br />

Zulieferer der Automobil- und Maschinenbauindustrie,<br />

wird 300 Millionen US-Dollar in ein<br />

E-Mobilitäts- und Luftfahrtprojekt in der Stadt<br />

Taicang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu<br />

investieren, teilte die Stadtregierung von Taicang<br />

Ende Juli 20<strong>22</strong> mit.<br />

Für deutsche Autobauer ist China der wichtigste<br />

Markt. Gut jedes dritte Fahrzeug verkaufen VW,<br />

Mercedes und BMW dort. Der neue VW-Chef<br />

Oliver Blume ist ein ausgesprochener China-Kenner.<br />

Blume hat 2001 am Institut für Fahrzeugtechnik<br />

der renommierten Tongji-Universität in<br />

Shanghai promoviert. Die Tongji ist nicht irgendeine<br />

Uni. Der Name Tongji weckt Ehrfurcht,<br />

schreibt die Zeitschrift „Capital“.<br />

Während manche Medien berichten, dass sich<br />

deutsche Firmen aus China zurückziehen, steigen<br />

jedoch die Auslandsinvestitionen besonders im<br />

Bereich Hightech und nachhaltige Produktion<br />

steil an. Chinas Chemiebranche beispielsweise<br />

hat 2021 ein Rekordjahr hinter sich. Nachhaltigkeit<br />

und Dekarbonisierung gewinnen in Chinas<br />

Chemiebranche zunehmend an Gewicht, berichtet<br />

Germany Trade & Invest. Im Januar 20<strong>22</strong><br />

vereinbarte BASF mit China BlueChemical und<br />

Wuhuan Engineering, gemeinsam CO 2<br />

-arme<br />

Technologien zur Nutzung maritimer Gasvorkommen<br />

zu entwickeln. Im Oktober 2021 hatte<br />

BASF mit 14 Partnern und Kunden in China die<br />

Allianz „Sustainability Covalence“ für CO 2<br />

-ärmere<br />

und nachhaltigere Produktion gegründet.<br />

Für die neuen Anforderungen baut BASF in Guangdong<br />

einen neuen Verbundstandort, der CO 2<br />

-<br />

frei produzieren soll und auf eine nachhaltige<br />

Kreislaufwirtschaft angelegt ist. Hergestellt werden<br />

dort unter anderem Petrochemikalien und<br />

Zwischenprodukte. Für den Bau des neuen Verbundstandorts<br />

wird BASF bis 2<strong>03</strong>0 bis zu 10 Milliarden<br />

Euro investieren. „Wir freuen uns, dass<br />

unser Großinvestitionsprojekt in China vorangeht“,<br />

sagte Dr. Martin Brudermüller, CEO bei<br />

BASF. „Dank digitaler Technologien und höchster<br />

Sicherheitsstandards wird der neue Verbundstandort<br />

eine Vorreiterrolle für eine nachhaltige<br />

Produktion einnehmen und zum Aufbau einer<br />

Kreislaufwirtschaft in China beitragen“, wird<br />

Brudermüller in der „K-Zeitung“, dem Branchenblatt<br />

für die Kunststoffindustrie, im Juni 20<strong>22</strong><br />

zitiert.<br />

Trotz aller Herausforderungen und aktuellen Krisen<br />

und Konflikte – China wird seine Position als<br />

einer der wichtigsten Investitions- und Absatzmärkte<br />

in den Post-Covid-Jahren weiter ausbauen<br />

und für die deutsche Wirtschaft auch in<br />

Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, urteilt<br />

die Wirtschaftskanzlei Rödl & Partner in ihrer<br />

aktuellen China-Analyse.<br />

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31<br />

Deutsche Batteriefabriken mit Technologie aus China<br />

Nicht nur in China profitiert die deutsche Industrie<br />

von der chinesischen Modernisierung in Richtung<br />

Nachhaltigkeit. Große deutsche Konzerne<br />

forschen und entwickeln Zukunftstechnik in<br />

China. Dort können die neuen Technologien auch<br />

schnell in praktische Produkte umgesetzt und<br />

dann in der Praxis erprobt werden. Diese Entwicklungsergebnisse<br />

nutzen internationale Konzerne<br />

zunehmend für ihr weltweites Geschäft.<br />

Besonders deutlich ist dies im Bereich Fahrzeugtechnik.<br />

Volkswagen nutzt seine Chinakompetenzen, um<br />

seine Produktion in Europa schnell auf Elektroantrieb<br />

umzustellen. VW ist nicht nur an dem<br />

chinesischen Batterieunternehmen Gotion Mehrheitsaktionär,<br />

das in Göttingen ein Batteriewerk<br />

in der vormaligen Produktionsstätte von Bosch<br />

errichtet und damit Hunderte Arbeitsplätze sichert.<br />

Der ehemalige Göttinger Bosch-Standort<br />

wird schrittweise von der bisherigen Produktion<br />

von Automobilteilen auf die Herstellung von<br />

Batterieanwendungsprodukten umgestellt, was<br />

ein schwieriger, aber vielversprechender Prozess<br />

sei, sagte LI Zhen, Vorsitzender von Gotion High-<br />

Tech, bei der Werkseröffnung im Juni dieses<br />

Jahres. Dabei gelte es, die bestehende Unternehmenskultur<br />

zu schützen, die Mitarbeiter für<br />

diesen schwierigen Prozess zu begeistern, die<br />

Entwicklung Göttingens aktiv mitzugestalten und<br />

die Produkttransformation zu beschleunigen.<br />

„Wir werden Chinas fortschrittliche Batterietechnologie<br />

mit Deutschlands fortschrittlicher<br />

Verfahrenstechnik kombinieren, um noch bessere<br />

Produkte zu schaffen und einen Beitrag zur<br />

Nachhaltigkeit der Gesellschaft und Wirtschaft<br />

zu leisten, um damit den technischen Fortschritt<br />

und die Entwicklung der neuen Energieindustrie<br />

zu fördern“, so Li.<br />

Nicht nur die deutsche Wirtschaft profitiert vom<br />

Technologietransfer von diesen chinesischen<br />

Großprojekten. Auch die Standorte in eher<br />

strukturschwachen Regionen erhalten Innovationsschübe.<br />

CATL, der größte chinesische<br />

Batteriehersteller und Innovationsführer in vielen<br />

Bereichen, baut in Arnstadt am Erfurter<br />

Kreuz seine Gigafactory. SVOLT möchte eine<br />

Batteriefabrik im saarländischen Überherrn errichten.<br />

Viele Großprojekte sind notwendig, um den gewaltigen<br />

Bedarf an Batterien, welche die Elektromobilität<br />

braucht, abzudecken. Volkswagen baut<br />

in Salzgitter eine eigene Hightech-Fabrik für<br />

Batteriezellen. Die Maschinen dafür sollen aus<br />

China kommen, meldet die FAZ. Ein Meilenstein<br />

für die Autonation Deutschland ist diese Hightech-Fabrik,<br />

berichten die Fachmedien. Zwei Milliarden<br />

Euro investiert Volkswagen, ab 2025 sollen<br />

in Salzgitter jährlich Batteriezellen mit einer<br />

Kapazität von 40 Gigawattstunden produziert<br />

werden. Genug, um damit eine Jahresproduktion<br />

von einer halben Million Elektroautos zu bestücken.<br />

Die Fabrik, die VW „Salzgiga“ getauft<br />

hat, gilt als technologisches Leuchtturmprojekt.<br />

Denn die Autoindustrie steckt in einem epo -<br />

chalen Wandel vom Verbrennungsmotor zum<br />

Elekt roantrieb, und die Batteriezelle ist die<br />

Kernkomponente für das E-Auto. Ohne die<br />

VW-Chinakompetenz wäre dieser Wandel nicht<br />

so schnell zu realisieren.<br />

BERLIN: IHR TOR NACH EUROPA<br />

Berlin bietet Ihnen optimale Bedingungen,<br />

um den europäischen Markt zu erschließen.<br />

Die deutsche Hauptstadt steht für Technologie,<br />

Kultur, Startups und gut ausgebildete<br />

Talente aus aller Welt.<br />

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32 Zahlen – Daten – Fakten<br />

Die Welt braucht nachhaltige Entwicklungskonzepte<br />

aus China<br />

Die Bedeutung von Westeuropa und Nordamerika nimmt durch die Bevölkerungsentwicklung ab. Besonders Afrika<br />

braucht nachhaltige Entwicklungskonzepte, wozu Chinas Wirtschaftsentwicklung Vorbilder liefern kann. Mit dem wirtschaftlichen<br />

Aufstieg der Volksrepublik wuchs der CO 2<br />

-Anstieg zunächst steil an. Das Umsteuern verläuft nun jedoch<br />

weitaus schneller als in den Industriestaaten.<br />

Bevölkerung in den Kontinenten in den<br />

Jahren 2021 und 2100 (in Millionen)<br />

Emissionswerte und -ziele Chinas<br />

(in Millionen Tonnen CO 2<br />

-Äquivalenten)<br />

Asien<br />

4.694,6<br />

4.674,2<br />

Nordamerika<br />

375,3<br />

448<br />

Afrika<br />

1.393,7<br />

3.924,2<br />

Lateinamerika und Karibik<br />

656,1<br />

647,4<br />

Europa<br />

745,2<br />

586,5<br />

Ozeanien<br />

44,5<br />

68,7<br />

1990<br />

2.485<br />

2000<br />

3.439<br />

2010<br />

8.617<br />

2020 (Ist)<br />

10.668<br />

2<strong>03</strong>0 (Ziel)<br />

Carbon Peak<br />

2060 (Ziel)<br />

0<br />

2020 2100 (Prognose)<br />

Quelle: statista.com<br />

Quelle: Germany Trade & Invest<br />

Chinesische E-Autos auf dem Vormarsch<br />

Auf Europas Straßen rollen bereits viele Elektrofahrzeuge aus chinesischer Produktion (Battery Electric Vehicle – BEV),<br />

meist von westlichen Marken. Dieses Jahr kommen viele neue chinesische E-Autos nach Europa. Diese bieten oft vergleichbare<br />

Qualität, wie etablierte Marken, zu günstigeren Preisen. Das belebt das Geschäft.<br />

Chinesische E-Auto-Marken, die 20<strong>22</strong> in<br />

Deutschland erhältlich sind oder ihren<br />

Einstieg planen<br />

In China produzierte und in Europa verkaufte<br />

BEVs (Gesamtjahr 2021)<br />

50%<br />

40%<br />

Aiways<br />

JAC<br />

30%<br />

NIO<br />

BYD<br />

20%<br />

Smart (Joint-Venture)<br />

Seres<br />

Ora (GWM)<br />

MG (SAIC)<br />

Xpeng<br />

Voyah (Dongfeng)<br />

Lynk & Co.<br />

10%<br />

0%<br />

TESLA<br />

DACIA<br />

MG<br />

POLESTAR<br />

BMW<br />

ALWAYS<br />

BYD<br />

XPENG<br />

MAXUS<br />

NIO<br />

DFSK<br />

HONGQI<br />

Quelle: autoscout24.de<br />

Quelle: insideevs.de<br />

www.chk-de.org


33<br />

So viel wie der Rest der Welt:<br />

Chinas Beitrag zum Ausbau von Wind- und Solarkraft<br />

2021 wurden weltweit 93,6 Gigawatt<br />

Windkraft-Kapazität neu installiert.<br />

Dabei installierte China<br />

so viel wie der Rest der Welt zusammen<br />

und fast drei Viertel der<br />

Gesamtkapazität von Deutschland.<br />

Auch bei der Photovoltaik wird<br />

der Zubau in China massiv steigen,<br />

von 306 Gigawatt im Jahr 2021 auf<br />

890,31 Gigawatt im Jahr 2<strong>03</strong>0.<br />

Gesamte weltweit neu installierte Wind-Kapazität 2021<br />

USA<br />

13,58 %<br />

Brasilien<br />

4,06 %<br />

Vietnam<br />

3,74 %<br />

Großbritannien<br />

2,78 %<br />

TOTAL<br />

93,6 Gigawatt<br />

China<br />

50,91 %<br />

Rest der Welt<br />

24,92 %<br />

Quelle: Global Wind Report 20<strong>22</strong>, Global Wind Energy Council (GWEC)<br />

Wind: Neuinstallationen und Gesamtkapazität in<br />

China und Deutschland 2021<br />

(in Gigawatt)<br />

China<br />

Deutschland<br />

Neu installierte<br />

Kapazität<br />

Onshore<br />

Offshore<br />

30,67<br />

16,9<br />

1,925<br />

0<br />

Total<br />

47,57<br />

1,925<br />

Gesamt installierte<br />

Kapazität (kumuliert)<br />

Onshore<br />

Offshore<br />

310,629<br />

27,68<br />

56,814<br />

7,728<br />

Total<br />

338,309<br />

64,542<br />

Quelle: Global Wind Report 20<strong>22</strong>, Global Wind Energy Council (GWEC)<br />

Solar: Neuinstallationen und Gesamtkapazität in<br />

China und Deutschland 2021<br />

(in Gigawatt)<br />

Neu installierte Kapazität<br />

Gesamt installierte Kapazität (kumuliert)<br />

Geplante Neuinstallationen 20<strong>22</strong><br />

China<br />

54,9<br />

306<br />

108<br />

Deutschland<br />

5,3<br />

58,73<br />

k.A.<br />

Quellen: pv-magazine.de, statista.com, german.news.cn<br />

Abb.: artjazz, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


34 Services<br />

Neues aus dem Beraternetzwerk<br />

Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammendenken<br />

Environment, Social, Governance – das<br />

Thema Nachhaltigkeit gehört zu den Megatrends<br />

und ESG ist die nächste große Transformation<br />

für Unternehmen. Die Digitalisierung<br />

ist ein Schlüsselelement, um Nachhaltigkeit zu<br />

erreichen.<br />

Die Covid-19-Pandemie verändert unsere<br />

Arbeitskultur und -bedingungen und schränkt<br />

unsere Mobilität stark ein. Die Situation hat aber<br />

auch eine positive Seite, da sie die Digitalisierung<br />

enorm vorangetrieben hat und immer mehr Firmen<br />

dazu bringt, interne Prozesse zu automatisieren.<br />

Homeoffice gewinnt immer mehr an Bedeutung.<br />

Laut der jüngsten Personalleiterbefragung durch<br />

das ifo Institut und Randstad bieten 62 Prozent<br />

der deutschen Unternehmen bei Bürotätigkeiten<br />

die Möglichkeit an, von zu Hause aus zu arbeiten.<br />

Es hängt von vielen Faktoren ab, ob das Arbeiten<br />

im Homeoffice nachhaltiger ist als an einem gewohnten<br />

Arbeitsplatz in der Firma, zum Beispiel<br />

von der Gestaltung des Arbeitsplatzes, woher der<br />

Strom stammt und wie lang die üblichen Arbeitswege<br />

ins Büro oder zu Geschäftsterminen sind.<br />

Doch grundsätzlich kann man sagen, dass das<br />

Homeoffice viele Chancen für den Klimaschutz<br />

und eine bessere Work-Life-Balance bietet.<br />

Die digitale Transformation und Remote Work<br />

bringen für Personalmanagement und HR gleichzeitig<br />

auch neue Herausforderungen:<br />

Personalverwaltung im Homeoffice: Die digitale<br />

Transformation der HR-Systeme spielt dabei eine<br />

immer wichtigere Rolle. Mit den passenden Tools<br />

lassen sich HR und Führungspersonen in der Verwaltung<br />

einer hybriden Belegschaft leichter<br />

unterstützen, zum Beispiel durch eine digitale<br />

All-in-One-Lösung mit zum Beispiel Zeiter fassung<br />

und Anwesenheitsverwaltung, Urlaubsver-<br />

waltung, Reisekostenmanagement und digitaler<br />

Personalakte.<br />

Employee Self-Service(ESS)-Tools: Mit einem<br />

ESS-Portal werden Mitarbeitenden webbasierte<br />

Anwendungsprogramme oder mobile Apps zur<br />

Verfügung gestellt, damit sie flexibel ihre personal<br />

bezogenen Daten selbst anlegen, ändern oder<br />

Genehmigungsprozesse in Gang bringen können.<br />

Gleichermaßen haben die Personalleiter mehr<br />

Zeit für die wichtigsten Aufgaben, wenn die<br />

Arbeitsbelastung der Personalabteilung durch die<br />

Delegation von Verwaltungsaufgaben verringert<br />

werden kann.<br />

Manche Arbeitnehmer nutzen die Gelegenheit,<br />

die sich durch die pandemiebedingte Ausweitung<br />

von Remote Work bietet, und verlegen ihr „Homeoffice“<br />

ins Ausland, wenn ihr Arbeitgeber dies<br />

erlaubt. Inzwischen erwägen Unternehmen diese<br />

Option als dauerhaftes attraktives Recruiting-<br />

und Retention-Instrument. Hierbei ergeben sich<br />

zahlreiche Konsequenzen und Umstellungen in<br />

den Bereichen Arbeitsrecht, Immigration, Unternehmenssteuer,<br />

Einkommensteuer, Sozialversicherung,<br />

die Unternehmen und Arbeitnehmer<br />

gemeinsam und individuell sorgfältig prüfen und<br />

gestalten sollten.<br />

TMF Group sieht wie viele andere Firmen die Corona-Krise<br />

als eine Chance. Wir verstehen, dass<br />

die digitale Transformation des Unternehmens<br />

eine fundamentale Rolle spielt. Wir haben uns<br />

dazu entschieden, noch digitaler und umweltbewusster<br />

zu agieren, und haben verschiedene<br />

Konzepte etabliert, um effektiv die Firma, aber<br />

auch die Nachhaltigkeit voranzubringen.<br />

ZHAO Zhiruo, TMF Group<br />

Abb.: Blue Planet Studio, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


35<br />

EU-Markterschließung aus Zollsicht<br />

Ansätze für importierende Unternehmen, einen effizienten Marktzugang zu etablieren<br />

Das Jahr 20<strong>22</strong> markiert mit dem 50-jährigen<br />

Bestehen der diplomatischen Beziehungen<br />

zwischen China und Deutschland<br />

ein besonderes Jubiläum. Der Aufnahme<br />

diplomatischer Beziehungen folgte ein steiler<br />

wirtschaftlicher Austausch zwischen beiden Nationen,<br />

wobei die korrespondierenden grenzüberschreitenden<br />

Warenbewegungen aus China in die<br />

EU-Staaten bzw. seit 1993 in den EU-Binnenmarkt<br />

in der Konsequenz stetig zunahmen.<br />

Die Verbringung von Waren in die EU ist dabei<br />

stets Gegenstand einer Zollbehandlung, wobei es<br />

verfahrensrechtliche Aspekte zu beachten wie<br />

auch Optimierungspotenziale zu nutzen gilt.<br />

Grundsätzlich gilt, dass alle Waren, welche in die<br />

EU verbracht werden, der betreffenden Zollstelle<br />

zu gestellen (also vorzuführen) sind. Im Anschluss<br />

daran erfolgt in der Regel die Überführung in ein<br />

Zollverfahren, was die Abgabe einer Zollanmeldung<br />

voraussetzt.<br />

Sind die betreffenden Waren dabei bereits für<br />

den EU-Binnenmarkt bestimmt, können sie per<br />

Zollanmeldung direkt in den zollrechtlich freien<br />

Verkehr überführt werden. Hierbei sind bereits<br />

einige Regelungen zu beachten, wie zum Beispiel<br />

das Erfordernis der Ansässigkeit des Zollanmelders<br />

in der EU oder bei Nichtansässigkeit<br />

des Einführers in der EU ggf. die sog. indirekte<br />

Vertretung durch einen in der EU ansässigen Zollanmelder.<br />

Optimierungspotenziale wie zum Beispiel<br />

die Nutzung vereinfachter Verfahren zur<br />

Beschleunigung der logistischen Prozesse oder<br />

ggf. die Inanspruchnahme niedrigerer Präferenzzollsätze<br />

bei der Einfuhr von Waren aus Freihandelsabkommensmärkten<br />

sollten hierbei im<br />

Vorfeld analysiert und ausgenutzt werden.<br />

Weiter können Einfuhrzölle durch Nutzung des<br />

Zolllagerverfahrens oder eines Verwahrungslagers<br />

vermieden werden, wenn Waren im Anschluss<br />

an ihr Verbringen in die EU wieder aus<br />

der EU ausgeführt werden.<br />

Ein planvolles und strukturiertes Vorgehen im<br />

Rahmen eines zollbezogenen Markterschließungskonzeptes<br />

ist daher Voraussetzung für<br />

einen erfolgreichen Markteintritt, um Rechtskonformität<br />

und Einfuhrabgabenvorteile zu gewährleisten.<br />

Michael Tomuscheit, AWB Consulting GmbH<br />

Änderungen des Nachweisgesetzes zwingen Arbeitgeber zum Handeln<br />

Zum 1. August 20<strong>22</strong> war die Europäische<br />

Arbeitsbedingungen-Richtlinie 2019/1152<br />

in den Mitgliedsstaaten umzusetzen. In<br />

Deutschland ist hiervon insbesondere das Nachweisgesetz<br />

betroffen. Dies zwingt Arbeitgeber<br />

nun zum Handeln.<br />

Bereits nach bisheriger Rechtslage verpflichtete<br />

das Nachweisgesetz jeden Arbeitgeber, die<br />

wesentlichen Bedingungen des Arbeitsvertrages<br />

(unter anderem also etwa Beginn des Arbeitsverhältnisses,<br />

Arbeitsort oder Arbeitszeit) schriftlich<br />

niederzulegen und diese den Arbeitnehmern<br />

spätestens einen Monat nach Beginn des Arbeitsverhältnisses<br />

auszuhändigen. In der Praxis wurde<br />

diese Nachweisverpflichtung meist mit Abschluss<br />

eines schriftlichen Arbeitsvertrages erfüllt, der<br />

sämtliche hiernach wesentlichen Vertragsbedingungen<br />

enthielt.<br />

Zum 1. August 20<strong>22</strong> wurden die Nachweispflichten<br />

erheblich erweitert. Künftig wird damit<br />

über weitaus mehr Vertragsbedingungen Nachweis<br />

zu erteilen sein, beispielsweise über die vereinbarte<br />

freie Wahl des Arbeitsorts, die Möglichkeit<br />

der Anordnung von Überstunden oder die<br />

Frist zur Erhebung einer Kündigungsschutzklage.<br />

Die Nachweispflichten sind nach wie vor in<br />

Schriftform, also vom Arbeitgeber eigenhändig<br />

unterschrieben, zu erfüllen.<br />

Auch die Fristen zur Erfüllung dieser Nachweispflichten<br />

verkürzen sich deutlich und sind künftig<br />

gestaffelt: Die grundlegenden Nachweispflichten<br />

müssen bis zum ersten Tag der Arbeitsleistung,<br />

weitere wichtige Nachweispflichten bis<br />

zum siebten Tag und die übrigen Nachweispflichten<br />

– wie bisher – spätestens nach einem<br />

Monat erfüllt werden.<br />

Bei Arbeitsverhältnissen, die bereits vor dem 1.<br />

August 20<strong>22</strong> bestanden haben, sind die Nachweispflichten<br />

auf Verlangen des jeweiligen<br />

Arbeitnehmers grundsätzlich binnen sieben<br />

Tagen nach Zugang der Aufforderung zu erfüllen.<br />

Erfüllt der Arbeitgeber seine Nachweispflichten<br />

nicht, nicht richtig, nicht vollständig, nicht in der<br />

vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig,<br />

begeht er eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem<br />

Bußgeld in Höhe von bis zu 2.000 Euro pro Fall<br />

geahndet wird.<br />

Allen Arbeitgebern ist daher dringend zu empfehlen,<br />

ihre (Muster-)Arbeitsverträge an die<br />

neuen gesetzlichen Erfordernisse anzupassen und<br />

so ihren Nachweispflichten nachzukommen.<br />

Martin Gliewe, Counsel, King & Wood Mallesons<br />

Abb.:zerbor - Fotolia.com<br />

www.chk-de.org


36 Services<br />

Chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit in herausfordernden Zeiten<br />

Agenda 16. September 20<strong>22</strong><br />

8:30 Einlass/Registrierung<br />

9:30 Beginn der Veranstaltung & Begrüßung<br />

► ZHENG Donglin, Präsident, Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland (CHKD)<br />

9:40 Grußworte<br />

► WU Ken, Botschafter der VR China in Deutschland<br />

► Dr. Andreas Nicolin, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz<br />

(BMWK)<br />

10:10 Eröffnungsgespräch<br />

Status Quo und Perspektiven der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />

► DUAN Wei, Hauptgeschäftsführer, Die Chinesische Handelskammer<br />

in Deutschland (CHKD)<br />

► Friedolin Strack, Abteilungsleiter Internationale Märkte, Bundesverband<br />

der Deutschen Industrie (BDI)<br />

► Dr. Volker Treier, Außenwirtschaftschef & Mitglied der Geschäftsführung,<br />

Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)<br />

Moderation: Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Partner, Berlin Global<br />

Advisors<br />

11:00 Dialog (Online)<br />

50 Jahre chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit:<br />

Eine Erfolgsgeschichte?<br />

► Jörg Wuttke, Präsident, European Union Chamber of Commerce in<br />

China<br />

► Chin. Vetreter*in (tbd)<br />

Moderation: Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Partner, Berlin Global<br />

Advisors<br />

11:40 Präsentation & Feierliche Eröffnung<br />

Sino-German International Cooperation Base for Innovative Research<br />

of Traditional Chinese Medicine and Herbal Medicine<br />

► Dr. med. Sven Schröder, Direktor, HanseMerkur Zentrums für<br />

Traditionelle Chinesische Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

► YU Yanhong, Deputy Director, National Administration of Traditional<br />

Chinese Medicine<br />

12:00 Mittagspause<br />

13:00 Impulsvortrag<br />

► CAI Zhengxin, CEO, Preh GmbH<br />

13:10 Panel I<br />

Der entscheidende Faktor zukünftigen wirtschaftlichen Erfolgs:<br />

Innovation<br />

► CAI Zhengxin, CEO, Preh GmbH<br />

► Christian Clarus, Director Government Affairs, B. Braun SE<br />

► Harry Rogasch, Leiter Public Affairs, NIO<br />

► Laura Vantellini, Senior Vice President Sales Germany, T-Systems<br />

► XUE Wenxia, General Manager, China Unicom Europe<br />

Moderation: Dr. MA Qian, Co-Head China Desk, Clifford Chance<br />

14:30 Kaffeepause<br />

15:00 Impulsvortrag<br />

► Frank Dorssers, Vice President, Global Field Manager of Customized<br />

Services, TÜV Rheinland<br />

15:10 Panel II<br />

Die gemeinsame Perspektive: Nachhaltigkeit<br />

► Christian Boos, Head of Sustainability Engagement, SAP<br />

► QIAO Xianghua, CEO, Great Wall Motor Europe<br />

► ZHANG Zhong, Country Manager of Poland and Germany, Jingdong<br />

Development Deutschland GmbH<br />

► N.N., EEW Energy from Waste<br />

Moderation: Frank Dorssers, TÜV Rheinland<br />

16:30 Schlußworte<br />

► ZHENG Donglin, Präsident, Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland (CHKD)<br />

16:40 Präsentation<br />

► China Ningbo Export Commodities (Germany) Exhibition & Marketing<br />

Center<br />

Veranstalter<br />

in Kooperation mit<br />

Die Chinesische Handelsk ammer in Deutschland e. V.<br />

www.chk-de.org


37<br />

>> Impressum<br />

HERAUSGEBER<br />

CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland e. V.<br />

Sonder-Programm anlässlich des 50. Jubiläums<br />

der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen<br />

China und Deutschland<br />

CHKD Abendempfang 20<strong>22</strong> (invitation only)<br />

Die CHKD organisiert am Vorabend des China Day (Do., 15.9.)<br />

den CHKD Abendempfang, ein exklusives Gala-Dinner mit<br />

dem „Who is who“ der chinesischen Unternehmen in Deutschland<br />

sowie Vertretern aus der deutschen Wirtschaft, Politik,<br />

Verbänden und den Medien. Highlight des Abends ist die<br />

Präsentation des neuen CSR Reports der CHKD „Zusammen.<br />

Wachsen“.<br />

Jubiläumskonzert in der Berliner Philharmonie<br />

Am Abend nach dem China Day (Fr., 16.9.) lädt die CHKD zum Jubiläumskonzert anlässlich<br />

des 50. Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen in die Berliner<br />

Philharmonie ein. Die Gäste erwartet ein musikalischer Abend mit renommierten chinesischen<br />

Musikern aus den bekanntesten Konzerthäusern Europas.<br />

Veranstaltungskalender<br />

>> Termine<br />

POSTANSCHRIFT<br />

IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />

Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />

Telefon: +49 30 20 91 75 <strong>22</strong><br />

Telefax: +49 30 20 91 73 40<br />

E-Mail: info@chk-de.org<br />

WEBADRESSE<br />

www.chk-de.org<br />

Redaktion: Jannik Dennier (CvD),<br />

ZHANG Yuan, CHEN Xiaowei<br />

Telefon: +49 30 20 91 75 <strong>22</strong><br />

E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE<br />

Jannik Dennier<br />

Eva-Simona Fischkina<br />

Valentin Hatzmann<br />

Ninette Hoy<br />

Dr. Thomas Kiefer<br />

Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />

Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />

Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

e. V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />

die Redaktion keine Gewähr.<br />

KONZEPT<br />

EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />

GESTALTUNG<br />

X+Y Design<br />

SEPTEMBER<br />

29. September<br />

Der Digital Markets Act – eine neue Ära für<br />

Gatekeeper im digitalen Sektor in der EU<br />

OKTOBER<br />

18. Oktober<br />

Webinar: Beschäftigung internationaler<br />

Mitarbeiter in chinesischen Unternehmen<br />

SCHLUSSREDAKTION<br />

Schlussredaktion.de GmbH<br />

DRUCK<br />

BMP Balta Media & Print e. K.<br />

Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />

Anmeldung >> Anmeldung >><br />

BILDNACHWEISE<br />

Titelbild: Oleksiy Mark, Shutterstock<br />

Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />

angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />

„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />

20<strong>22</strong> / Ausgabe <strong>03</strong> Ausgabedatum: 16. 09. 20<strong>22</strong><br />

www.chk-de.org


38<br />

Community<br />

Dreifaches Weltkulturerbe<br />

Energietechnik und Bergbau im Harz<br />

Für eine kleine, spontane Reise gibt es in<br />

Deutschland viele sehenswerte Ziele. Der<br />

Harz ist dabei nicht nur Wintersport- und<br />

Wanderparadies. Geschichte, nachhaltige<br />

Energieversorgung, aber auch die zerstörerischen<br />

Folgen der fossilen Wirtschaft sind konzentriert<br />

in Goslar und dem Nordharz zu erleben. Dort, am<br />

Schnittpunkt von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen, sind gleich drei UNESCO-Welterbestätten<br />

zu sehen: die Altstadt von Goslar, das<br />

Erzbergwerk Rammelsberg und die Oberharzer<br />

Wasserwirtschaft.<br />

Der im Jahr 979 erstmals erwähnte Bergbauort<br />

Goslar wurde etwa zur selben Zeit Sitz einer<br />

Kaiserpfalz. Das Kaiserhaus ist die größte und<br />

zugleich besterhaltene Anlage des 11. Jahrhunderts<br />

in Deutschland und gilt als größter<br />

Profanbau seiner Zeit. Einmalig ist auch der<br />

Marktplatz mit gotischem Rathaus, darin der<br />

sehenswerte Huldigungssaal. In der historischen<br />

Innenstadt sind viele altehrwürdige Gebäude mit<br />

Schnitzereien verziert. Beliebtes Fotomotiv ist<br />

das Dukatenmännchen am historischen Gildehaus<br />

Kaiserworth, das seit dem Jahre 1484 am<br />

Marktplatz steht.<br />

Goslar verdankt seinen Reichtum dem Bergbau<br />

im nahen Rammelsberg. Tausend Jahre Bergbau<br />

und Leben am Rammelsberg lassen sich bei den<br />

Führungen über und unter Tage besichtigen und<br />

geben ungewöhnliche Einblicke in das Wirken<br />

der Bergleute dort. Verschiedene Themen-Ausstellungen<br />

zeigen ein eindrucksvolles Bild der<br />

Bergbaugeschichte.<br />

Etwa zehn Kilometer südlich des Rammelsbergs<br />

liegt Clausthal-Zellerfeld mit seiner ehemaligen<br />

Bergwerksakademie, an der auch viele Studenten<br />

aus China studieren. WAN Gang, langjähriger<br />

Technologieminister Chinas, ist der Hochschule<br />

eng verbunden. Als Technische Universität Clausthal<br />

liegt jetzt ein Schwerpunkt auf Kreislaufwirtschaft<br />

und Umweltthemen. In Clausthal gibt<br />

das Oberharzer Bergwerksmuseum nicht nur Einblicke<br />

in die Bergwerksgeschichte. Energie ist ein<br />

weiterer Schwerpunkt der Ausstellung, und besonders<br />

die Oberharzer Wasserwirtschaft wird<br />

spannend vorgestellt.<br />

Die Welterbestätte Oberharzer Wasserwirtschaft<br />

besteht aus 107 historischen Teichen, Gräben und<br />

Holzleitungen mit einer Gesamtlänge von 310<br />

Kilometern und Wasserläufen mit einer Gesamtlänge<br />

von 31 Kilometern. Vor mehr als 800 Jahren<br />

legten Zisterziensermönche im Harz dieses<br />

Wasserleitsystem an, um die Wasserkraft für den<br />

Bergbau in der Region nutzbar zu machen. Ohne<br />

die intensive Nutzung von Wasserenergie hätte<br />

sich der Harz vermutlich nicht zu einer der bedeutendsten<br />

Bergbauregionen entwickeln können.<br />

Heute stehen die Anlagen der Oberharzer<br />

Wasserwirtschaft unter Denkmalschutz, werden<br />

aber teilweise noch zur Trinkwassergewinnung<br />

genutzt.<br />

Die Anlagen lassen sich auch erwandern in einer<br />

oft zauberhaften Natur – die öfter durch groteske<br />

Landschaften mit abgestorbenen Fichten<br />

unterbrochen wird. Die Auswirkungen des Klimawandels<br />

sind deutlich zu sehen. Aber aufgrund<br />

seiner Geschichte sind auch die Möglichkeiten<br />

nachhaltigen Wirtschaftens sichtbar. Der Harz ist<br />

eines der beliebtesten Wandergebiete Deutschlands.<br />

Die vielen kleinen, romantischen Orte<br />

laden ein, dem Trubel des Alltags zu entfliehen.<br />

www.rammelsberg.de<br />

www.clausthal-zellerfeld.de<br />

www.harzinfo.de<br />

Abb.: Takashi Images, Shutterstock Abb.: Stefan Sobotta<br />

Abb.: K I Photography, Shutterstock<br />

www.goslar.de<br />

Abb.: Christian Schwier, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


39<br />

Abb.: www.nordart.de / Jörg Wohlfromm<br />

KUNST AUS CHINA<br />

„So Fern – So Nah“<br />

Eine der wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer<br />

Kunst Europas etablierte sich in Büdelsdorf<br />

Die Hamburger Haupteinkaufsmeile<br />

Mönckebergstraße war im Juni für eine<br />

spektakuläre Kunstinstallation gesperrt.<br />

Die überdimensionalen Gorillas mit ihrem Blick<br />

gen Himmel sollen vor der zunehmenden Zerstörung<br />

der Natur durch das Fortschreiten der<br />

Zivilisation mahnen. „Die verblüfften Augen und<br />

das unschuldige Gesicht der Affenmenschen<br />

offenbaren den Wunsch, all das zu korrigieren<br />

und in Richtung einer besseren Zukunft zu<br />

gehen“, erklärte der chinesische Künstler LIU<br />

Ruowang. Die Gorillas werben für die NordArt,<br />

die sich im beschaulichen norddeutschen Büdelsdorf<br />

bei Rendsburg zu einer der wichtigsten<br />

Ausstellungen für zeitgenössische Kunst entwickelt<br />

hat.<br />

„Kunst aus China spielt seit Beginn der NordArt<br />

bei uns eine wichtige Rolle. So sehen Sie auch in<br />

der Mitte unseres Eröffnungsempfangs die große<br />

stählerne Lotusblüte von ZENG Chenggang, Peking,<br />

die 2010 den damals von uns zum ersten<br />

Mal verliehenen NordArt-Preis gewann“, sagte<br />

Hans-Julius Ahlmann, Gastgeber der NordArt, im<br />

Kunstwerk Carlshütte zur Ausstellungseröffnung.<br />

Im Juni zeichnete übrigens das Kieler Institut für<br />

Weltwirtschaft Ahlmann, geschäftsführender Gesellschafter<br />

der ACO-Gruppe, die auch in Shanghai<br />

ein Werk betreibt, mit dem Weltwirtschaftlichen<br />

Preis 20<strong>22</strong> aus.<br />

Auch dieses Jahr ist China wieder breit vertreten<br />

und in die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum<br />

der deutsch-chinesischen diplomatischen<br />

Beziehungen eingebunden. Ein großer Teil der<br />

riesigen Eingangshalle „C1“ ist von chinesischen<br />

Künstlern belegt. Fast hundert Werke stellen<br />

diese unter dem Motto KUNST AUS CHINA „So<br />

Fern – So Nah“ aus.<br />

Die Hoffnung ist gerade in Kriegszeiten, dass die<br />

Kunst für eine bessere Zukunft, für mehr Verständigung<br />

Wege zeigen kann. Kunst kann Dinge<br />

bewirken, welche die Politik nicht bewirken kann.<br />

So ist das Werk einer Landkarte der Ukraine des<br />

chinesischen Künstlers QIN Chong erst bei der<br />

Vorbereitung der NordArt für die Ausstellung vor<br />

Ort entstanden. Sie ist die traurige aktuelle Arbeit<br />

seiner Serie „Culture Territories“, die auf der Installation<br />

„Past-Future“ von 2002 basiert. Zuvor<br />

entstanden „Culture Territories – Afghanistan<br />

2001“, „Irak 20<strong>03</strong>“ oder „Ukraine 2014“.<br />

Jeder Krieg der Menschheit verändert die Karte<br />

eines Landes oder einer Gemeinschaft, und diese<br />

Veränderungen wirken sich direkt auf die Struktur<br />

des Landes, seine Kultur, das soziale Leben<br />

und vieles mehr aus. Mit dieser Serie thematisiert<br />

QIN Chong eine seiner künstlerischen Grundfragen<br />

– Zivilisation und Krieg – durch Darstellung<br />

geografischer Veränderungen. Die auf<br />

den ersten Blick ruhige und schöne Formensprache<br />

drückt sein hartes Urteil über die brutale<br />

Geschichte der sogenannten Entwicklung der<br />

menschlichen Zivilisation aus. Die Installation<br />

besteht aus drei Teilen: der Asche von verbranntem<br />

Papier als Symbol für die Vergangenheit,<br />

den leeren weißen Papierzylindern mit verkohlten<br />

Rändern für die Zukunft und dem Geruch<br />

von brennendem Papier und Asche.<br />

Feuer ist für QIN Chong jedoch nicht nur ein zerstörendes<br />

Element. Feuer markiert den Anfang<br />

der menschlichen Zivilisation. In Ostasien wird<br />

Papier, Opfergeld zum Gedenken an die Ahnen,<br />

verbrannt. Mit dem Verbrennen von Papier gedenkt<br />

Qin auch der Erschaffung der Zivilisation.<br />

Der Künstler fragt: Ist diese ausgebrannt?<br />

Es gibt noch viele weitere meist großformatige<br />

Bilder und Installationen zu sehen, welche jede<br />

eine eigene Geschichte erzählt. Die Liste der chinesischen<br />

Künstler ist lang. Und auch die Kunst<br />

aus anderen Ländern mit Schwerpunkten Polen<br />

und Mongolei zeigt eindrucksvolle Präsentationen,<br />

welche nur in Büdelsdorf gesehen werden<br />

können. Ein Tag reicht kaum, um sich all dieses<br />

mit Tiefgang ansehen zu können.<br />

NordArt<br />

14. Juni bis 9. Oktober 20<strong>22</strong><br />

Abb.: www.nordart.de / Jörg Wohlfromm<br />

www.chk-de.org


40 Community<br />

Abb.: Mainova Frankfurt Marathon<br />

#runtheskyline: Mainhattan-Feeling beim<br />

Mainova Frankfurt Marathon<br />

Der Kurs: schnell. Die Stimmung: fantastisch. Der Zieleinlauf: überwältigend<br />

Der Mainova Frankfurt Marathon ist ein<br />

Lauferlebnis der besonderen Art. Die flache<br />

Strecke sorgt in jedem Jahr für Bestzeiten<br />

bei Elite- und Breitensportlern. Die Durchschnittszeit<br />

aller Läufer liegt knapp unter der<br />

magischen Vierstundengrenze – das macht den<br />

ältesten City-Marathon zum schnellsten Breitensportmarathon<br />

Deutschlands. Es läuft sich prächtig<br />

durch die Hochhausschluchten der Mainmetropole.<br />

Die einzigartige Skyline der Bankenstadt<br />

begleitet die Läufer während der gesamten<br />

Strecke. Bands, Moderatoren und Musik sorgen<br />

für eine dichte Atmosphäre. Über 25.000 Athleten<br />

am Rennwochenende – davon mehr als<br />

10.000 auf der 42,195-Kilometer- Strecke – und<br />

Hunderttausende Zuschauer sorgen für Frankfurts<br />

größtes Straßenfest. Für viele ist der<br />

Mainova Frankfurt Marathon am letzten Ok -<br />

to bersonntag der große Saisonabschluss. Der<br />

Mainova Frankfurt Marathon wird die erfolgreichen<br />

Teilnehmer wieder über den roten Teppich<br />

zum Ziel in der Festhalle und zur Erfüllung<br />

ihrer Läuferträume führen.<br />

Frankfurts „Gudd Stubb“ beherbergt den wahrscheinlich<br />

stimmungsvollsten Zieleinlauf der<br />

Welt. Die Stimmung dort brodelt, wenn die Teilnehmer<br />

des Mainova Frankfurt Marathon ins Ziel<br />

spurten. Das hat schon Tradition. Beste Voraussetzungen,<br />

um die Erfolgsgeschichte der Veranstaltung<br />

fortzuschreiben. Die bewährte Philosophie<br />

des Frankfurter Renndirektors Jo Schindler,<br />

Spitzen- und Breitensportlern gleichermaßen<br />

eine Bühne zu geben, macht es möglich. In Frankfurt<br />

ist längst eine Symbiose gefunden worden,<br />

die nachhaltig trägt.<br />

Zudem grünt in Frankfurt der grünste Marathon<br />

Deutschlands. Dieses Prädikat haben sich die Organisatoren<br />

in den vergangenen Jahren mit zahlreichen<br />

innovativen Aktivitäten redlich verdient.<br />

Bereits 2014 wurde der Mainova Frankfurt Marathon<br />

von der Internationalen Vereinigung für<br />

Marathon- und Straßenläufe (AIMS) zum weltweit<br />

grünsten Marathon ausgezeichnet – das<br />

Konzept dahinter wird jährlich neu gedacht und<br />

weiterentwickelt.<br />

Weitere Infos & Anmeldung<br />

Abb.: Pavel1964, Shutterstock<br />

www.chk-de.org


41<br />

Webinar: Beschäftigung internationaler<br />

Mitarbeiter in chinesischen Unternehmen<br />

Am 18. Oktober 20<strong>22</strong> organisiert die Chinesische Handelskammer in Deutschland (CHKD) gemeinsam mit ihrem Gesundheitspartner<br />

Techniker Krankenkasse (TK) das Webinar „Beschäftigung internationaler Mitarbeiter in chinesischen Unternehmen“.<br />

Die durch die Gesundheitspartnerschaft für CHKD-Mitglieder kostenlose Online-Veranstaltung richtet sich<br />

an HR-Verantwortliche chinesischer Unternehmen in Deutschland. Diese erhalten umfangreiche Informationen zum<br />

Thema internationale Beschäftigung in Deutschland sowie die Möglichkeit, sich über individuelle Fragen und unternehmensspezifische<br />

Herausforderungen mit den Referenten und anderen Teilnehmern auszutauschen.<br />

Programm/Themen<br />

I. Rekrutierung chinesischer Mitarbeiter und Beschäftigung in Deutschland<br />

1. Rekrutierung im Unternehmensverbund<br />

2. Rekrutierung direkt auf dem ausländischen Arbeitsmarkt<br />

II. Aufenthaltsrechtliche Anforderungen<br />

1. Notwendigkeit einer Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis<br />

2. Mögliche Aufenthaltstitel und Voraussetzungen sowie Hinweise zum<br />

Antragsverfahren<br />

3. Besonderheiten bei Geschäftsreisen oder kurzfristiger Rückkehr nach China<br />

(Mobiles Arbeiten)<br />

III. Steuerrechtliche Besonderheiten in Deutschland<br />

1. Entstehen der unbeschränkten Einkommenssteuerpflicht in<br />

Deutschland<br />

2. Besonderheiten bei Doppelwohnsitzsituation<br />

(späterer Familiennachzug)<br />

3. Beurteilung der Steuerklassen und Prozess der Abfrage der<br />

entsprechenden Lohnsteuerabzugsmerkmale<br />

IV. Versicherungs- und Beitrittsrechte in Deutschland<br />

1. Grundsatz des Beitrittsrechts<br />

2. Sozialversicherungssystem in Deutschland<br />

Jetzt QR-Code scannen und anmelden!<br />

3. Vorteile des SV-Abkommens mit VRC<br />

Webinar: Beschäftigung internationaler Mitarbeiter in chinesischen<br />

Unternehmen<br />

Datum: Dienstag, 18. Oktober 20<strong>22</strong><br />

Uhrzeit: 9.30–12.30 Uhr<br />

Sprache: Chinesisch/Deutsch (mit Simultanübersetzung)<br />

Mehr Infos unter www.chk-de.org/de/events<br />

V. Anmeldeprozesse in Deutschland<br />

1. Anmeldung Wohnsitz<br />

2. Anmeldung beim Finanzamt (automatisch)<br />

3. Beantragung der Mitgliedschaft bei einer Krankenkasse<br />

www.chk-de.org


42 Porträt<br />

China Unicom auf Kurs nach Europa<br />

XUE Wenxia<br />

General Manager, China Unicom Europe<br />

Das Büro von XUE Wenxia befindet sich in den oberen Etagen eines Londoner Geschäftsgebäudes<br />

am Ufer der Themse, an dessen Fenster man die Möwen im Wind vorbeifliegen sehen kann.<br />

Sie zog im März 2020 nach London, um die Position des General Managers der Europazentrale<br />

des chinesischen Telekommunikationskonzerns China Unicom zu übernehmen. Xue ist Absolventin<br />

der Beijing University of Posts and Telecommunication, die in China als „Wiege der Telekommunikationsindustrie“<br />

bekannt ist. Es war also naheliegend, dass sie bei einem der drei großen Telekommunikationsunternehmen<br />

Chinas landete. Seit dem Jahr 2000 arbeitet Xue bei China Unicom, wo sie das schrittweise<br />

Wachstum des internationalen Geschäfts des Konzerns miterlebt. Dafür ist China Unicom<br />

Global mit Hauptsitz in Hongkong verantwortlich, das weltweit über 31 Niederlassungen und mehr<br />

als 130 „Point of Presence“ (POP), also Knotenpunkte, über die das globale Kommunikationsnetz in<br />

mehr als 80 Ländern und Regionen abgedeckt wird, sowie über eine Vielzahl von Land- und Seekabelressourcen<br />

verfügt.<br />

Internationales Team aus Spitzenkräften<br />

China Unicom Europe ist neben dem europäischen<br />

Kontinent auch noch für den Nahen Osten,<br />

Afrika und Zentralasien zuständig. Doch dies bedeute<br />

nicht, dass sie von London aus ein riesiges<br />

Unternehmen führt, so Xue. Ganz im Gegenteil,<br />

ihr Unternehmen verfolge eine Strategie „mit<br />

exzellentem Spitzenpersonal“. Qualität statt<br />

Quantität also. Gegenwärtig hat Xue rund 150<br />

Mitarbeiter, die über die verschiedenen Geschäftsbereiche<br />

verteilt sind. Finanzen und das<br />

Personalwesen werden von London aus gesteuert.<br />

Der Vertrieb hingegen ist in „optimierte operative<br />

Kleineinheiten“ unterteilt, um die erforderlichen<br />

Ressourcen „in der vordersten Reihe“, wie<br />

Xue es nennt, schnell und effizient für die Erschließung<br />

der Märkte und die Betreuung der<br />

Kunden zu mobilisieren. Bei über 95 Prozent der<br />

Mitarbeiter von China Unicom Europe handele<br />

es sich um lokale Angestellte, so Xue.<br />

aus strategischer Entwicklung „top-down“ und<br />

operativer Entwicklung „bottom-up“, jeweils angepasst<br />

an die lokalen Bedingungen. Durch die<br />

Corona-Pandemie arbeiten die Mitarbeiter von<br />

China Unicom Europe seit 2020 weitestgehend<br />

von zu Hause aus. Der Effizienz des Unternehmens<br />

hat dies jedoch keinen Abbruch getan:<br />

Das Unternehmen hat in den letzten zwei Jahren<br />

zahlreiche Projekte durchgeführt und dabei ein<br />

jährliches Umsatzwachstum von über 30 Prozent<br />

erzielt. Wenn XUE Wenxia über ihr Team spricht,<br />

das sie mit ihren eigenen Händen aufgebaut hat,<br />

ist ihr Blick mit Stolz erfüllt: „Wir mögen vielleicht<br />

nicht viele Mitarbeiter haben, aber unser<br />

Wille ist umso stärker!“<br />

Angesichts der Komplexität des Geschäftsumfelds,<br />

der unterschiedlichen Gesetze und Vorschriften<br />

in den verschiedenen Ländern und der<br />

Vielfalt und Internationalität der Mitarbeiter<br />

setzt XUE Wenxia auf eine integrativere Entwicklungsstrategie.<br />

Konkret: eine Kombination<br />

www.chk-de.org


43<br />

Modernisierung und Umgestaltung der Telekommunikationsbranche<br />

XUE Wenxia und viele ihrer älteren Kollegen erinnern sich noch lebhaft<br />

daran, dass vor etwa zehn Jahren die Internetunternehmen aus dem Boden<br />

schossen und die großen Telekommunikationsbetreiber damals sehr besorgt<br />

waren. Unter starkem Druck habe sich China Unicom damals zu Reformen<br />

entschlossen, berichtet Xue. Alibaba, Tencent, DiDi und JD.com wurden Anteilseigner<br />

des Unternehmens, wodurch China Unicom das „Internet-Gen“<br />

injiziert bekommen habe. Xue sagt, ihr Unternehmen habe dies als Chance<br />

genutzt, denn es begann eine intensive und enge Zusammenarbeit mit den<br />

Tech-Playern sowie die Umwandlung ihres Konzerns von einem traditionellen<br />

„Leitungsbetreiber“ zu einem „Top-Tier-Betreiber“, indem die Bereiche<br />

5G, IoT, Cloud und Internet+ eingeführt wurden.<br />

Oberste Priorität für die Kommunikationsbranche sei es, so Xue, „alle miteinander<br />

zu vernetzen“. China Unicom gewährleiste nicht nur seinen chinesischen<br />

Kunden den Weg ins Ausland, sondern unterstütze auch internationale<br />

Kunden beim Eintritt in den chinesischen Markt. Und man arbeite<br />

aktiv mit lokalen Betreibern zusammen. „Die Beziehungen von China<br />

Unicom zu ausländischen Betreibern beruhen auf komplementären Ressourcen,<br />

Austausch und Zusammenarbeit. Dies ist besonders wichtig im<br />

Zuge der Modernisierung und Umgestaltung der Industrie, denn dadurch<br />

werde ein Ökosystem der Zusammenarbeit geschaffen, von dem alle profitieren“,<br />

sagt Xue.<br />

2019 hat China Unicom International ein Programm für internationale<br />

Partner namens „Union for Partners“ ins Leben gerufen. Die teilnehmenden<br />

Partner sollen dazu ermutigt werden, Möglichkeiten für Entwicklung, gemeinsame<br />

Nutzung von Ressourcen und technologischen Fortschritt zu<br />

erkunden. Bis heute haben sich 23 große Industriepartner dem Programm<br />

als Gründungsmitglieder angeschlossen, darunter führende europäische<br />

Telekommunikationsunternehmen wie die Deutsche Telekom, Orange, Telefónica<br />

und British Telecom. XUE Wenxia sagt dazu: „Der europäische Telekommunikationsmarkt<br />

hat große Vorteile in Bezug auf technologische Innovation,<br />

den Aufbau eines Rechtssystems und der Regulierung, den Grad<br />

der Marktliberalisierung und die Interna tiona lisierungs strate gien. Es ist<br />

besonders erwähnenswert, dass der Telekommunikationsmarkt der EU sehr<br />

offen ist und es keine ‚Prüfpflicht‘, sondern eine ‚Meldepflicht‘ gibt, die uns<br />

mehr Flexibilität und Gestaltungsfreiheit bietet.“ À propos Deutschland:<br />

Deutschland habe für China Unicom in Europa oberste Priorität, vor allem<br />

was den Aufbau von Teams, Ressourcen, den Netzausbau und die Zusammenarbeit<br />

mit Kunden angehe. Außerdem sei es ein Muss für internationale<br />

Telekommunikationsbetreiber, auf dem deutschen Markt tätig zu<br />

sein. Bis Ende 20<strong>22</strong> werde sich die Zahl der Unicom-Beschäftigten alleine<br />

in Deutschland verdoppelt haben und werde auch darüber hinaus weiter<br />

stark ansteigen, so Xue.<br />

Abb.: CHKD / Eva-Simona Fischkina<br />

Eine Leidenschaft, die Jahre überdauert<br />

Das internationale Geschäft bringt Menschen Erfahrung und Wissen. XUE<br />

Wenxia hat ihre Fußspuren in allen Teilen der Welt hinterlassen, darunter<br />

auch in Asien, Afrika und Lateinamerika. Berlin ist jedoch eine ihrer Lieblingsstädte:<br />

Im Juni dieses Jahres reiste Xue mit einem Team nach Berlin,<br />

um am internationalen Branchentreff „Europe GCCM“ teilzunehmen. Als<br />

China Unicom bei den „CC-Global Awards 20<strong>22</strong>“ für sieben Auszeichnungen<br />

nominiert wurde und die Preise „Asia Regional Operator of the Year“ und<br />

„Best Subsea Cable Operator of the Year“ gewann, wurde die deutsche<br />

Hauptstadt zu ihrem „Glücksort“. Neben ihrem vollen Terminkalender liest<br />

Xue gerne Bücher, insbesondere solche über Finanzmanagement und Unternehmensführung,<br />

die ihr wertvolle Anregungen für die Arbeit geben. Dank<br />

der auf ständiges Lernen ausgelegten Unternehmenskultur von China Unicom<br />

besuchen XUE Wenxia und ihre Kollegen auch regelmäßig Weiterbildungskurse<br />

zu den Themen Telekommunikation, Datenschutz und Sicherheit<br />

über die interne Online-Bildungsplattform des Unternehmens. Wie die<br />

besten Führungskräfte der Branche bestreitet Xue ihre Karriere mit großem<br />

Enthusiasmus: „Die Telekommunikationsbranche vereinfacht und verbessert<br />

unseren Alltag. Und ich bin froh, in dieser Branche tätig zu sein. Ich liebe<br />

meine Arbeit so sehr, dass ich sie auch nach Jahrzehnten noch von Herzen<br />

ausübe.“ Bei diesen Sätzen liegt in ihren Augen ein helles Funkeln, das Bewunderung<br />

und Anerkennung hervorruft.<br />

www.chk-de.org


44 Kommentar<br />

Neuer Realismus und Mut zur Zukunft:<br />

Die Aktualität nachhaltigen Wirtschaftens<br />

»Die beste Möglichkeit, seine<br />

Träume zu verwirklichen, ist,<br />

aufzuwachen.«<br />

Dieses alte chinesische Sprichwort ist heute<br />

nach wie vor aktuell, denn wir stehen vor<br />

Fragestellungen, die einen neuen Realismus<br />

fordern. Zu diesen grundlegenden globalen<br />

Herausforderungen zählen vor allem die Covid-19-Pandemie,<br />

zunehmende internationale<br />

Konflikte und die dramatische Zuspitzung der<br />

Klimakrise. Aber auch an anderen Stellen zeigen<br />

sich gewaltige Umwälzungen. Geopolitische Veränderungen<br />

vollziehen sich mit höchster Dynamik,<br />

globale ökonomische Kräftegleichgewichte<br />

verschieben sich weiter, Unwägbarkeiten auf den<br />

Finanzmärkten nehmen zu und die Unsicherheiten<br />

nicht nur in den international eng verwobenen<br />

Lieferketten wachsen weiter. Kurzum:<br />

Alte Gewissheiten lösen sich in atemberaubendem<br />

Tempo auf und die Weltwirtschaft befindet sich<br />

in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess. Ob<br />

es sich dabei um eine ökonomische Zeitenwende<br />

handelt, ist natürlich seriös heute noch nicht abschließend<br />

beurteilbar. Vieles deutet allerdings<br />

darauf hin, dass wir uns mitten im Umbruch in<br />

eine neue Epoche der Weltwirtschaft befinden,<br />

deren Konturen sich heute bereits klar abzeichnen.<br />

Speziell die Führungsetagen in Wirt-<br />

Dr. Frank Freimuth<br />

Langjähriger Berater der CHKD<br />

zum Thema Nachhaltigkeit<br />

schaft und Politik sind jetzt gefordert, diese Umbruchphase<br />

verantwortungsbewusst mitzugestalten.<br />

Aus gemeinsamer globaler Verantwortung<br />

gewinnen in einer multipolaren Welt<br />

deshalb die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung,<br />

zu deren Umsetzung sich ausdrücklich<br />

auch Deutschland und China bekennen, gegenwärtig<br />

einen noch höheren Stellenwert.<br />

»Auf dem weiteren Weg der glaubwürdigen Umsetzung von<br />

Nachhaltigkeitszielen können die chinesischen Unternehmen in<br />

Deutschland zu einem Motor für die erfolgreiche deutsch-chinesische<br />

wirtschaftliche Kooperation auf Augenhöhe werden.«<br />

Jannik Dennier<br />

Mitglied der Geschäftsführung,<br />

CHKD<br />

Auch Europa steht an einer Epochenschwelle.<br />

Um ein wirtschaftliches Gravitationszentrum zu<br />

bleiben, erhöht sich der Druck auf die nachhaltige<br />

Transformation der Wirtschaft. Für deren<br />

Gelingen ist vor allem eine wirkungsvolle europäische<br />

Strategie erforderlich – denkt man an<br />

Kreislaufwirtschaft, Rohstoffknappheit und Versorgung<br />

durch alternative erneuerbare Energiequellen.<br />

Durch den Ukrainekrieg rückt Europa<br />

dabei aktuell näher zusammen und wird sich u. a.<br />

auf dem Gebiet der Energie- und Rohstoffversorgung<br />

unabhängiger machen bzw. diversifizieren.<br />

Dabei muss man sich aus europäischer<br />

Sicht ehrlich eingestehen: Die Formel „Wandel<br />

durch Handel“ ist gescheitert. Um im internationalen<br />

Kontext weiterhin bestehen zu können,<br />

ist heute ein neuer Realismus notwendig.<br />

Dazu gehört es, auf der Grundlage eines gemeinsamen<br />

Wertefundaments die europäischen<br />

Interessenlagen deutlicher zu formulieren, unterschiedliche<br />

Interessenlagen anzuerkennen und<br />

die nachhaltige Transformation der Wirtschaft<br />

heraus aus dem fossilen Zeitalter wesentlich zu<br />

beschleunigen. In diesem Zusammenhang ist gerade<br />

bei unterschiedlichen ethischen Grundhaltungen<br />

der interkulturelle Dialog nach wie vor<br />

existenziell wichtig. Auch in schwierigen Situationen<br />

bieten dabei die Nachhaltigkeitsziele den<br />

richtigen Kompass. In besonderer Weise gilt dies<br />

aktuell natürlich für Frieden, Gerechtigkeit und<br />

starke Institutionen.<br />

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45<br />

Für die konkrete Umsetzung der Sustainable<br />

Development Goals spielt nachhaltiges unternehmerisches<br />

Handeln heute eine Schlüsselrolle.<br />

Dies gilt umso mehr, als die Orientierung an<br />

Nachhaltigkeitskriterien sich in vielen Branchen<br />

und auf dem Finanzmarkt bereits zu einem klaren<br />

Wettbewerbsvorteil entwickelt hat. Außerdem<br />

werden durch staatliche Regulierungen wie das<br />

Lieferkettengesetz die Weichen zunehmend in<br />

die richtige Richtung gestellt. Mit anderen Worten:<br />

Nachhaltigkeit wird zur „Licence to operate“.<br />

Dabei ist in der breiteren Öffentlichkeit noch<br />

viel zu wenig bekannt, dass sich auch immer<br />

mehr in Deutschland engagierte chinesische<br />

Unternehmen ganz bewusst zu den Nachhaltigkeitszielen<br />

bekennen und diese umsetzen. Dazu<br />

zählt u. a. die Umsetzung der Prinzipien des<br />

Global Compact, also die Orientierung an<br />

Menschenrechten und Arbeitsnormen, Umwelt<br />

und Klima oder Korruptionsprävention. Deshalb<br />

muss es aufhorchen lassen, dass sich aktuell die<br />

Berichte darüber häufen, nach denen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter angefeindet werden<br />

und sich bis in den Bekannten-, Freundesund<br />

Familienkreis dafür rechtfertigen müssen, in<br />

chinesischen Unternehmen zu arbeiten. Einem<br />

wachsenden Klima des Misstrauens muss gezielt<br />

entgegengesteuert werden. Gefordert sind Aufklärung<br />

statt Gerüchten, Offenheit statt Stigmatisierung<br />

und die Verbesserung der China-Kompetenz.<br />

Auf dem weiteren Weg der glaubwürdigen<br />

Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen<br />

können die chinesischen Unternehmen in<br />

Deutschland nämlich zu einem Motor für die<br />

erfolgreiche deutsch-chinesische wirtschaftliche<br />

Kooperation auf Augenhöhe werden. Denn auch<br />

hier gilt: „Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt<br />

die Richtung.“<br />

»Nicht der Wind, sondern das<br />

Segel bestimmt die Richtung.«<br />

In Deutschland engagierte chinesische Unternehmen,<br />

die den Global Compact bereits unterzeichnet haben:<br />

Alibaba (Germany) GmbH<br />

BOE Technology Europa GmbH<br />

Baosteel Europe GmbH<br />

China Mobile International (Germany) GmbH<br />

China Unicom (Europe) Operations Limited German Branch<br />

CHINT electrics GmbH<br />

Chint Solar Europe GmbH<br />

Fosun Management (Germany) GmbH<br />

Geely Auto Technical Deutschland<br />

Goldwind Windenergy GmbH<br />

Haier Germany GmbH<br />

Honor Technologies Germany GmbH<br />

Huawei Technologies Deutschland GmbH<br />

JA Solar GmbH<br />

Lenovo (Deutschland) GmbH<br />

Minmetals Germany GmbH<br />

NIO GmbH<br />

OROPE Germany GmbH<br />

Rianlon GmbH<br />

SALUS Controls GmbH<br />

Sanhua Automotive Europe GmbH<br />

Sinopec Europa GmbH<br />

Sinosteel Germany GmbH<br />

State Grid Corporation of China European Representative Office<br />

Suntech Deutschland GmbH<br />

Sungrow Deutschland GmbH<br />

Trip.com International Travel Germany GmbH<br />

Vivo Tech GmbH<br />

Xiaomi Technology Germany GmbH<br />

Yanfeng Europe Automotive Interior Systems Management Ltd. & Co. KG<br />

Yes Optoelectronics Europe GmbH<br />

ZTE Deutschland GmbH<br />

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