CONNECT Magazin 22-03
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20<strong>22</strong> / Ausgabe <strong>03</strong><br />
Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />
www.chk-de.org<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
DIE GEMEINSAME PERSPEKTIVE<br />
FÜR CHINA UND DEUTSCHLAND<br />
Sonderseiten zum 50. Jubiläum der<br />
Aufnahme diplomatischer Beziehungen<br />
zwischen China und Deutschland<br />
Mit Forschung zur Nachhaltigkeit<br />
Interview mit MA Jinru,<br />
Goldwind Technology<br />
Zusammen. Wachsen.<br />
CSR chinesischer Unternehmen<br />
in Deutschland<br />
China Day 20<strong>22</strong><br />
Das komplette Programm<br />
auf einen Blick
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Editorial<br />
1<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
am 16. September, an dem Tag, an dem diese<br />
<strong>CONNECT</strong>-Ausgabe erscheint, können wir nach<br />
zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder unsere<br />
etablierte chinesisch-deutsche Wirtschaftskonferenz<br />
China Day 20<strong>22</strong> in Präsenz durchführen.<br />
Die menschliche Begegnung, das direkte<br />
Gespräch ist durch nichts zu ersetzen, auch wenn<br />
wir in der vergangenen Zeit viele Aktivitäten und<br />
Austauschformate in den digitalen Raum verlagern<br />
konnten.<br />
Wie der China Day 20<strong>22</strong> zeigt auch die aktuelle<br />
<strong>CONNECT</strong>-Ausgabe: Die Welt braucht noch mehr<br />
Verständigung, braucht intensivere Kooper a-<br />
tionen, um die gewaltigen Zukunftsprobleme<br />
lösen zu können. Nachhaltigkeit ist kein Marketingschlagwort,<br />
sondern wird zur Überlebensfrage<br />
der Menschheit. Einige Zukunftskonzepte<br />
dafür kommen aus China, wie zum Beispiel bei der<br />
Elektromobilität, im Bereich umweltfreundlicher<br />
Technologien oder der notwendigen emissionsfreien<br />
Kreislaufwirtschaft. Mit Chinas größtem<br />
Hersteller für Windkraftanlagen Goldwind und<br />
dem E-Auto-Hersteller NIO haben wir in dieser<br />
Ausgabe zwei Unternehmen im Interview, die<br />
exemplarisch für diese Entwicklung stehen.<br />
In der Vergangenheit hat China bereits viel von<br />
deutschen Unternehmen profitiert, die vor Ort<br />
investierten. Aber auch für die deutsche Wirtschaft<br />
wurde China mehr und mehr zum Innovationstreiber.<br />
Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender<br />
der BMW Group, sagte auf dem 20<strong>22</strong> World New<br />
Energy Vehicle Congress, der vom 26. bis 28.<br />
August in Beijing stattfand: „Gemeinsam können<br />
wir nachhaltige Lösungen für die Welt entwickeln,<br />
die Wirtschaftswachstum und Wohlstand fördern.“<br />
Zipse forderte eine noch intensivere<br />
Zusammenarbeit zur Bewältigung globaler<br />
wirtschaftlicher Herausforderungen und fügte<br />
hinzu, dass sich die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit<br />
im Automobilsektor gegenseitig<br />
befruchtet habe: „Wir brauchen mehr Zusammenarbeit,<br />
nicht weniger. Dies sollte unsere<br />
Antwort auf die großen Herausforderungen sein,<br />
die derzeit die Weltwirtschaft beeinflussen.“<br />
Doch wir müssen nicht nur zusammenarbeiten,<br />
sondern auch zusammenwachsen. „Zusammen.<br />
Wachsen.“ ist deshalb auch der Titel des neuen<br />
CSR Reports, den die Chinesische Handelskammer<br />
in Deutschland (CHKD) ebenfalls im Rahmen<br />
des China Day 20<strong>22</strong> veröffentlicht. In dem<br />
Report zeigt die CHKD erstmals, wie chinesische<br />
Unternehmen in Deutschland soziale Verantwortung<br />
übernehmen und – anhand zahlreicher<br />
Beispiele – welche spezifischen Beiträge sie zum<br />
nachhaltigen Wirtschaften leisten. Der CSR<br />
Report 20<strong>22</strong> verdeutlicht: Nachhaltigkeit ist fest<br />
in den Unternehmensrichtlinien und Geschäftsmodellen<br />
chinesischer Unternehmen verankert<br />
und sie haben bereits eine Vielzahl an CSR-<br />
Maßnahmen in Deutschland durchgeführt.<br />
Dem 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />
Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />
widmet sich die CHKD nicht nur mit einem<br />
Sonder-Programm rund um den China Day 20<strong>22</strong>,<br />
bestehend aus einem Abendempfang und einem<br />
Jubiläumskonzert in der Berliner Philharmonie<br />
(auch die Kultur ist ein unverzichtbarer Teil der<br />
gegenseitigen Verständigung!), sondern auch auf<br />
acht Sonderseiten in dieser Ausgabe: In einem<br />
Jubiläums-Interview teilt der chinesische Botschafter<br />
in Deutschland, Herr WU Ken, seine Perspektiven<br />
zur chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit.<br />
Außerdem geben zwei Beiträge<br />
von interessanten Persönlichkeiten aus China und<br />
Deutschland, die seit vielen Jahren im jeweils<br />
anderen Land leben und arbeiten, wichtige Einblicke,<br />
wie die wirtschaftliche Verflechtung in den<br />
letzten Jahren vorangeschritten ist und welche<br />
persönlichen Erfolgsgeschichten sie hervorgebracht<br />
hat.<br />
Und natürlich finden Sie neben diesen Themen<br />
in dieser Ausgabe wie gewohnt zahlreiche weitere<br />
interessante Beiträge sowie Neuigkeiten<br />
rund um die chinesisch-deutsche Wirtschaft.<br />
Wir wünschen Ihnen eine nachhaltig informa tive<br />
Lektüre!<br />
Die <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />
Abb.: Getty<br />
www.chk-de.org
2<br />
Inhalt<br />
08<br />
08<br />
Titelstory<br />
Energiesicherheit durch<br />
nachhaltige Umwelttechnik<br />
04<br />
Kurzmeldungen<br />
Aktuelles rund um Ansiedlungen,<br />
Kooperationen und Investitionen<br />
11<br />
Interview<br />
04 11<br />
…<br />
… MA Jinru, Vice President<br />
& Board Secretary, Goldwind<br />
www.chk-de.org
3<br />
Kurzmeldungen<br />
04 XPeng stellt fliegendes Auto vor<br />
04 Ultimate Frisbee auf dem Vormarsch<br />
in China<br />
04 „Tragbare Klimaanlage“ zum Schutz<br />
gegen Hitzewellen<br />
04 China-Blitzlichter<br />
05 Rhenus Warehousing Solutions errichtet<br />
innovativen Logistikstandort<br />
05 Greatview Planet zur Förderung der<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
05 TÜV SÜD kooperiert mit CATARC Europe<br />
05 China Unicom expandiert in Nordeuropa<br />
05 NIO nimmt Werk für Batteriewechselstationen<br />
in Ungarn in Betrieb<br />
06 Aldi plant zahlreiche neue Märkte in<br />
China<br />
06 BASF geht mit China Investment in die<br />
nächste Phase<br />
06 Unternehmensticker<br />
07 Volkswagen Group China präsentiert<br />
Passagierdrohne<br />
24 HAPTIC – mein Weg nach China und<br />
eine chinesische Erfolgsgeschichte<br />
26 BMW in China – (m)eine Erfolgsgeschichte<br />
Services<br />
32 Zahlen – Daten – Fakten<br />
34 Neues aus dem Beraternetzwerk<br />
36 Services / Veranstaltungen<br />
Community<br />
38 Reise: Dreifaches Welt-Kulturerbe<br />
39 Kultur: KUNST AUS CHINA „So Fern –<br />
So Nah“<br />
40 Sport: #runtheskyline: Mainhattan-Feeling<br />
beim Mainova Frankfurt<br />
Marathon<br />
41 Gesundheit: Webinar: Beschäftigung<br />
internationaler Mitarbeiter in chinesischen<br />
Unternehmen<br />
44 Kommentar<br />
Titelstory<br />
Porträt<br />
40<br />
Community<br />
40<br />
Sport: #runtheskyline:<br />
Mainhattan-Feeling<br />
08 Energiesicherheit durch nachhaltige<br />
Umwelttechnik<br />
11 Interview mit MA Jinru, Vice President<br />
& Board Secretary, Goldwind Technology<br />
14 „Zusammen. Wachsen.“ CSR Report<br />
20<strong>22</strong><br />
16 Nur mit China ist Klimaschutz zu<br />
schaffen<br />
18 NIO in Europa: Blauer Himmel die<br />
Vision, Innovationen der Weg<br />
20 Nachhaltigkeit bei der Batterieproduktion<br />
29 Borussia Dortmund in China: Mit<br />
Leidenschaft nachhaltig<br />
30 Deutsche Wirtschaft profitiert von<br />
Chinas nachhaltiger Entwicklung<br />
42 China Unicom auf Kurs nach Europa<br />
XUE Wenxia, General Manager, China<br />
Unicom Europe<br />
Rubriken<br />
01 Editorial<br />
37 Impressum<br />
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Sonderseiten 50. Jubiläum<br />
<strong>22</strong> Interview WU Ken, Botschafter der VR<br />
China in Deutschland<br />
WeChat-Kanal<br />
Ausgabedatum: 16. September 20<strong>22</strong><br />
LinkedIn<br />
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4<br />
Kurzmeldungen<br />
China Trends<br />
XPeng stellt fliegendes Auto vor<br />
HE Xiaopeng, CEO und Mitbegründer des E-Auto-Herstellers XPeng<br />
Motor, gilt als einer der größten Befürworter von fliegenden<br />
Autos. In einem Video zeigte er die Inbetriebnahme des X1-Luftfahrzeugs<br />
des Unternehmens. Laut Video verwendet das Modell immer<br />
noch die Bedienlogik von herkömmlichen Autos, bestehend aus Lenkrad<br />
und Schalthebel. Dies solle Schwierigkeiten beim Erlernen des Fliegens<br />
verringern. Um abzuheben, sei in dem fliegenden Auto von XPeng zudem<br />
lediglich ein Tastendruck nötig – und das Auto hebt automatisch ab.<br />
Quelle: pandaily.com<br />
Abb.: peng<br />
Ultimate Frisbee auf dem Vormarsch in China<br />
China-Blitzlichter<br />
Abb.: daoinsights.com<br />
Ultimate Frisbee hat sich in China zum<br />
neuesten Trendsport und zur Modeerscheinung<br />
entwickelt, vor allem in<br />
Tier-1-Städten. Der Trendsport, der mit einem<br />
Frisbee gespielt wird und Elemente von Basketball<br />
und American Football enthält, kam erst-<br />
mals Ende der 1990er-Jahre durch Expats<br />
aus den USA nach China. Im vergangenen<br />
Jahr erlebte er einen Boom, da Influencer<br />
den Sport zusammen mit einem trendigen<br />
Lebensstil über Social-Media-Plattformen<br />
wie Weibo und Xiaohongshu verbreiteten.<br />
Auf Xiaohongshu stiegen die Suchanfragen<br />
zum Thema Flying Discs von 2021 bis 20<strong>22</strong><br />
um das 17-Fache, und der Sport wurde<br />
mehr als 42 Millionen Mal aufgerufen. Auch<br />
auf Weibo wurde der Hashtag #Ultimate-<br />
Frisbee über vier Millionen Mal aufgerufen.<br />
Allein im Jahr 2021 gab es landesweit etwa<br />
500.000 Spieler, die den Flugscheibensport<br />
betrieben – Tendenz exponentiell steigend.<br />
Quelle: daoinsights.com<br />
• Soziales Netzwerken auf Party Island – Byte-<br />
Dance stellt erste Metaverse-ähnliche App vor<br />
• Wachsender Markt und Folge von Lockdowns:<br />
Chinas Gen Z entdeckt Vorteile von Meditationspraktiken<br />
• Chinas erstes implantierbares künstliches<br />
Herz vor Markteinführung<br />
Abb.: daoinsights.com<br />
Abb.: daoinsights.com<br />
„Tragbare Klimaanlage“ zum Schutz gegen Hitzewellen<br />
Das Unternehmen MBO Refrigeration<br />
Equipment Co. Ltd. aus Guangzhou hat<br />
einen klimatisierten Schutzanzug entwickelt.<br />
Die „tragbare Klimaanlage“ soll die<br />
Temperatur im Anzug innerhalb von drei Minuten<br />
auf 16 Grad absenken können. Die Anzüge<br />
sollen vorrangig für medizinisches Personal,<br />
Fabrikangestellte und andere Personen, die<br />
in heißen Temperaturen arbeiten, verwendet<br />
werden. Die Bekanntgabe des Unternehmens<br />
stieß aber auch auf der chinesischen Social-<br />
Media-Plattform Weibo auf breites Interesse<br />
für den Privatgebrauch. Quelle: daoinsights.com<br />
• Bis zur Schwerelosigkeit – CAS Space aus Beijing<br />
plant kurze Weltraumreisen für Touristen<br />
• Virtuelle Menschen auf dem Vormarsch – Baidu<br />
startet digitale Avatar-Plattform „Xiling“<br />
• World Oceans Day: Xiaomi und PADI sammeln<br />
Geld zur Wiederbelebung von Korallenriffen<br />
• Beijing möchte „Benchmark-Stadt“ für die<br />
globale digitale Wirtschaft werden<br />
Quellen: daoinsights.com / chinadaily.com / german.china.org.cn / investmentplattformchina.de<br />
www.chk-de.org
Mitgliedernews<br />
Kurzmeldungen 5<br />
Rhenus Warehousing Solutions errichtet innovativen<br />
Logistikstandort<br />
TÜV Süd kooperiert mit<br />
CATARC Europe<br />
Abb.: Rhenus Group<br />
Abb.: Greatview<br />
Der Lagerlogistikspezialist Rhenus Warehousing<br />
Solutions hat den Spatenstich für<br />
eine neue Logistikimmobilie in Bönen,<br />
Nordrhein-Westfalen, direkt am Kamener Autobahnkreuz,<br />
gefeiert. Rhenus wird das Gebäude<br />
im Sommer 2023 als Multi-User-Anlage übernehmen.<br />
Auf 59.000 Quadratmetern Hallenfläche<br />
unterstützen zukunftsweisende automatisierte<br />
Lösungen die Beschäftigten in ihrer Arbeit.<br />
Quelle: Rhenus Group<br />
Greatview Planet zur Förderung der Kreislaufwirtschaft<br />
Greatview, Hersteller aseptischer Verpackungen<br />
für die Flüssignahrungsindustrie,<br />
reagiert auf die wachsende<br />
Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen<br />
für flüssige Milchprodukte und kohlensäurefreie<br />
Getränke mit der Einführung von<br />
Great view Planet. Diese Lösung soll zur Kreislaufwirtschaft<br />
beitragen, indem sie den Anteil an<br />
erneuerbaren, holzgebundenen Materialien, aus<br />
nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und ande-<br />
ren kontrollierten Quellen, in den Verpackungen<br />
erhöht. Das verwendete Verpackungsmaterial<br />
wird vorrangig aus FSC-zertifiziertem Karton<br />
hergestellt. Um das Produkt im Inneren zu<br />
schützen, werden die Kartons mit biobasierten<br />
Polymeren auf Basis von Tallöl, einem Rückstand<br />
aus dem Zellstoffherstellungsprozess,<br />
laminiert.<br />
Quelle: Greatview<br />
TÜV Süd hat die CATARC Europe Testing and<br />
Certification GmbH als qualifiziertes E-Mark-<br />
Prüflabor im Rahmen der Prüfung und Zertifizierung<br />
von Fahrzeugbeleuchtung anerkannt.<br />
CATARC ist die größte staatliche Forschungsstelle<br />
für die Automobilindustrie in China. Die E-Kennzeichnung<br />
ist aktuell das weltweit am meisten akzeptierte<br />
Zertifizierungssystem für komplette Fahrzeuge,<br />
Systeme und Komponenten. Im Rahmen der<br />
Kooperation zwischen CATARC Europe und TÜV<br />
SÜD kann nun mit nur einem Test eine CCC- und<br />
ECE-Zertifizierung erreicht werden. Die Prüfung<br />
für mehrere Märkte bedeutet nicht nur eine enorme<br />
Zeit- und Kostenersparnis, das Angebot wird<br />
zusätzlich mit umfangreichen Beratungs- und<br />
Schulungsdienstleistungen ergänzt. Quelle: TÜV SÜD<br />
China Unicom expandiert in<br />
Nordeuropa<br />
China Unicom Europe hat am 16. Mai eine<br />
neue Niederlassung in Stockholm, Schweden,<br />
eröffnet. Mit der neuen Niederlassung<br />
sollen chinesische Unternehmen in der nordischen<br />
Region und lokale Kunden mit Verbindungen zum<br />
asiatisch-pazifischen Raum mit globalen Konnektivitätsdiensten<br />
und integrierten Kommunikationsund<br />
Informationslösungen versorgt werden.<br />
Quelle: China Unicom Europe / LinkedIn<br />
Abb.: www.haier-europe.com/de<br />
NIO nimmt Werk für Batteriewechselstationen<br />
in Ungarn in Betrieb<br />
Der E-Auto-Hersteller NIO weitet seine Präsenz in Europa aus und<br />
produziert Batteriewechselstationen erstmals auch außerhalb<br />
Chinas. In Ungarn soll dazu im September ein Werk in Betrieb<br />
gehen, das neben der Produktion auch als Service-, Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
dient, wie NIO mitteilte. NIO verkauft seine Fahrzeuge<br />
aus chinesischer Produktion bereits in Norwegen und plant noch in diesem<br />
Jahr den Markteintritt in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und<br />
Dänemark. Das Werk in der Nähe von Budapest soll Batteriewechselstationen<br />
in diese Länder liefern.<br />
Quelle: wiwo.de<br />
Abb.: NIO<br />
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6<br />
Kurzmeldungen<br />
Unternehmensticker<br />
Abb.: Andrew Meredith/dpa<br />
Aldi plant zahlreiche neue Märkte in China<br />
Aldi Süd hat Expansionspläne für China.<br />
Im „Handelsblatt“-Interview sagte<br />
Roman Rasinger, Chef von Aldi-China:<br />
„China ist und bleibt einer der interessantesten<br />
Märkte in allen Bereichen, und die rasant steigende<br />
Größe der Mittelschicht führt zu einem<br />
riesigen Potenzial im Lebensmittelmarkt.“<br />
Vor drei Jahren hat Aldi die ersten eigenen Läden<br />
in Shanghai eröffnet. Nun habe der Händler so<br />
viele Erfahrungen mit dem neuen Markt gesammelt,<br />
dass er beim weiteren Ausbau Tempo<br />
machen kann, hieß es in dem Bericht. Allein in<br />
Shanghai sehe Rasinger Potenzial für eine dreistellige<br />
Zahl von Geschäften.<br />
Anders als in Deutschland macht Aldi in China<br />
einen Teil des Geschäfts über E-Commerce und<br />
Lieferdienste. Zahlen zum Umsatz in China nennt<br />
Aldi Süd nicht. Das Marktforschungsunternehmen<br />
WGSN schätzt dem Bericht zufolge jedoch,<br />
dass der Discounter schon in diesem Jahr<br />
mit seinen Läden in China einen Umsatz in Höhe<br />
von 80 Millionen US-Dollar (78,3 Millionen Euro)<br />
machen dürfte.<br />
BASF geht mit China Investment in die nächste Phase<br />
Quelle: zdf.de<br />
Gotion investiert in Deutschland und<br />
geht an Schweizer Börse – In Göttingen<br />
hat das Unternehmen ein Bosch-Werk<br />
übernommen, das nun in eine Gigafactory<br />
umgebaut wird. Das Kapital für die<br />
internationale Expansion soll unter anderem<br />
durch die Listung an der Schweizer<br />
Börse kommen, die Ende Juli vollzogen<br />
wurde.<br />
Quelle: investmentplattformchina.de<br />
Neuer E-Bike-Antriebshersteller: MIVI-<br />
CE kommt nach Europa – Dafür wurde<br />
eine Niederlassung in Nürnberg gegründet,<br />
von wo aus das Unternehmen den regionalen<br />
Marktaufbau der jungen Marke<br />
steuern möchte.<br />
Quelle: ebike-news.de<br />
OPPO wird globaler Sponsor der UEFA<br />
Champions League – Der Zweijahresvertrag,<br />
der die Spielzeiten 20<strong>22</strong>/23 und<br />
2023/24 abdeckt, umfasst Bandenwerbung,<br />
aber auch Nutzung der Technologie<br />
des Unternehmens zur Aufzeichnung des<br />
Fan-Erlebnisses.<br />
Quelle: sportsbusiness.at<br />
Am 19. Juli hat BASF die endgültige Genehmigung<br />
für den Bau des Verbundstandortprojekts<br />
in der Stadt Zhanjiang<br />
in Guangdong gegeben. Nach Ludwigshafen in<br />
Deutschland und Antwerpen in Belgien erstellt<br />
BASF dort weltweit seinen drittgrößten Verbundstandort.<br />
in Betrieb gehen. Bis 2<strong>03</strong>0 soll der gesamte Verbundstandort<br />
vollends fertiggestellt sein. Dafür<br />
will BASF bis zu 10 Milliarden Euro investieren.<br />
Quelle: investmentplattformchina.de<br />
Westron übernimmt Mehrheitsanteile an<br />
Automobilzulieferer Allgaier – Durch den<br />
neuen Partner soll das zukünftige Wachstum<br />
des durch Corona und Ukraine-Krieg<br />
in Schieflage geratenen Traditionsunternehmens<br />
gesichert und die Position am<br />
Markt weiter ausgebaut werden.<br />
Quelle: Allgaier Group<br />
Abb.: basf.com<br />
Mit dem Bau der ersten Anlage für den Verbundstandort<br />
hatte BASF 2020 auf der Leizhou-Halbinsel<br />
am Südchinesischen Meer nahe bei Zhanjiang<br />
begonnen. Die erste Anlage zur Herstellung<br />
von technischen Kunststoffen mit einer Kapazität<br />
von 60.000 Tonnen pro Jahr (jato) geht derzeit<br />
in Betrieb, eine weitere Anlage zur Herstellung<br />
von thermoplastischen Polyurethanen soll 2023<br />
Simulationssoftware von Goldwind<br />
erhält TÜV-Zertifizierung – Die selbstständig<br />
entwickelte Software bietet entscheidende<br />
Einblicke in Design und Optimierung<br />
von Windkraftanlagen und<br />
ist seit Juli von TÜV Nord zertifiziert.<br />
Quelle: Goldwind / LinkedIn<br />
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7<br />
Abb.: Volkswagen Newsroom<br />
Volkswagen Group China präsentiert Passagierdrohne<br />
Die Volkswagen Group China hat den ersten<br />
Prototyp einer elektrisch angetriebenen<br />
Passagierdrohne vorgestellt, die senkrecht<br />
startet und landet. Sie trägt den Spitznamen<br />
„Flying Tiger“, ist sie doch im Jahr des Tigers eingeführt.<br />
Bereits 2020 hat die Volkswagen Group<br />
China ein Projekt zur „vertikalen Mobilität“ ins<br />
Leben gerufen und fokussiert darin die Ausdehnung<br />
städtischen Verkehrs von der Straße in<br />
den Luftraum.<br />
Das Prototypmodell V.MO ist 11,2 m lang und besitzt<br />
eine Spannweite von 10,6 m. Für den Auftrieb<br />
sorgen acht Rotoren, für den Vortrieb zwei<br />
Rotoren. In seiner endgültigen Ausführung könnte<br />
der V.MO vier Passagiere plus Gepäck über eine<br />
Entfernung von bis zu 200 km transportieren. Bis<br />
Spätsommer 2023 soll dann ein verbesserter<br />
Prototyp weitergehende Testflüge absolvieren.<br />
Während der ersten Phase der kommerziellen Nutzung<br />
wird der V.MO voraussichtlich als Premiumprodukt<br />
für wohlhabende technikaffine Kunden<br />
in China angeboten werden, zum Beispiel im VIP-<br />
Shuttle-Betrieb. Quelle: investmentplattformchina.de<br />
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8<br />
Energiesicherheit durch<br />
nachhaltige Umwelttechnik<br />
Das Umsteuern der Wirtschaft und Gesellschaft Richtung Nachhaltigkeit wird immer drängender. Die Kosten<br />
des Klimawandels sind bei ungebremster Entwicklung auf Basis fossiler Energien bald nicht mehr zu<br />
tragen. Die Existenz der Menschheit steht auf der Kippe. Gleichzeitig wird durch Corona und den Krieg in<br />
der Ukraine der notwendige schnelle Wandel gebremst. Energiesicherheit vor Umwelt, verkündet selbst der vormalige<br />
Umweltschutz-Weltmeister Deutschland.<br />
Abb.: Ridoo, Shutterstock<br />
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Titel<br />
9<br />
Abb.: Alberto Masnovo, Shutterstock<br />
Energiesicherheit durch Nachhaltigkeit, gestaltet<br />
in globalen Forschungskooperationen<br />
und verstärkter internationaler Wirtschaftskooperation,<br />
muss jedoch die Antwort auf die<br />
aktuellen Probleme lauten. Dies kann nur als<br />
globales Projekt funktionieren. Ende des Jahrhunderts<br />
leben über 90 Prozent der Bevölkerung<br />
voraussichtlich in nichtwestlichen Ländern, in Afrika,<br />
Lateinamerika und Asien. Dort und mit diesen<br />
Menschen entscheidet sich, ob ein Umlenken<br />
gelingt. Viele Konzepte und Technologien kommen<br />
dafür in der Zwischenzeit aus China. Und<br />
Chinas ökologischer Umbau erfordert weiterhin<br />
viel Technologie aus den Industrieländern. Von<br />
dem wachsenden Markt für Umwelttechnik und<br />
Nachhaltigkeit können damit alle profitieren.<br />
Globale Entwicklungsinitiative<br />
Chatterjee erklärte, die Welt stehe heute vor tiefgreifenden,<br />
wachsenden und miteinander verknüpften<br />
Herausforderungen wie einer anhaltenden<br />
Pandemie, der Klimakrise, Konflikten,<br />
einer fragilen und ungleichmäßigen wirtschaftlichen<br />
Erholung, wachsender Inflation, Armut<br />
und Hunger sowie zunehmender Ungleichheit<br />
innerhalb und zwischen den Ländern. „Chinas<br />
verantwortungsvolle Führung in dieser kritischen<br />
Zeit ist willkommen“, fügte er hinzu.<br />
Es geht also um die nachholende Entwicklung für<br />
Länder, in denen viele Milliarden Menschen<br />
leben, bei gleichzeitiger Verbesserung der globalen<br />
Umweltbilanz. Hierbei hat China einige Vorbildfunktionen.<br />
China hat die CO 2<br />
-Emissionen des<br />
Landes pro Einheit Bruttoinlandsprodukt (BIP) im<br />
Jahr 2021 um 50,3 Prozent gegenüber 2005 gesenkt.<br />
Der Kohleanteil an Chinas Energiemix verringerte<br />
sich im vergangenen Jahr auf 56 Prozent,<br />
nachdem es 2005 noch 72,4 Prozent waren, erklärte<br />
ZHAO Yingmin, der stellvertretende Minister<br />
für Ökologie und Umwelt. Mit einer Kapazität<br />
von mehr als 300 Millionen Kilowattstunden im<br />
vergangenen Jahr ist China zudem weltweit führend<br />
bei der Stromerzeugung aus Windkraft und<br />
Photovoltaik.<br />
Wie gewinnen und nutzen wir zukünftig Energie?<br />
Wie entwickelt sich unsere Mobilität? Und wie<br />
ist dies in einer nachholenden Entwicklung zu<br />
schaffen? Der chinesische Präsident XI Jinping<br />
hatte die globale Entwicklungsinitiative Chinas<br />
in seiner Rede vor den Vereinten Nationen im<br />
September vergangenen Jahres vorgestellt. Die<br />
chinesische Initiative sei eine vielversprechende<br />
Antwort auf die Forderung nach einem Jahrzehnt<br />
des Handelns, um die Verwirklichung der Ziele<br />
für nachhaltige Entwicklung zu fördern, sagte<br />
Siddharth Chatterjee, der residierende UN-Koordinator<br />
in China, anlässlich der Vorstellung des<br />
globalen Entwicklungsberichts.<br />
Abb.: Oleksii Sidorov, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
10 Titel<br />
Nachhaltigkeit nach Plan<br />
Das Reich der Mitte entwickelt sich nicht nur in<br />
rasender Geschwindigkeit von der energieintensiven<br />
Billigproduktion zum energieeffizienten<br />
Hightech-Standort. Es verfolgt die weltweit<br />
konsequenteste und schnellste Transformationsstrategie<br />
vom alten Energieträger Kohle zu erneuerbaren<br />
Energieträgern und von der einst<br />
hohen CO 2<br />
-Emissionsintensität zu einer baldigen<br />
CO 2<br />
-Neutralität.<br />
China geht dabei vielgleisig vor, verfolgt eine<br />
komplexe Strategie, die der Komplexität der<br />
natürlichen Umwelt und der Klimakrise entspricht.<br />
Der Plan regelt dabei lediglich die Zielvorgabe<br />
und Richtung der Entwicklung und ist<br />
damit in der Umsetzung sehr flexibel. Im 14.<br />
Fünfjahresplan (2021–2025) werden neue Wälder<br />
in der Größenordnung von elf Millionen Hektar<br />
– der Fläche Südkoreas – gepflanzt und der<br />
Energiemix deutlich verändert.<br />
Städtebau und Wohnen sollen CO 2<br />
-frei werden.<br />
Ein neuer Aktionsplan der chinesischen Regierung<br />
von Juli 20<strong>22</strong> soll die Baubranche im Land<br />
umwelt- und klimafreundlicher machen. Wichtigste<br />
Punkte sind mehr Energieeinsparung,<br />
Photovoltaikmodule auf Dächern und die Entwicklung<br />
von Fertighäusern. Die meisten Ideen<br />
für ökologische Stadttransformation kann man<br />
in China realisieren, berichten internationale<br />
Planungsbüros.<br />
China investiert massiv in grüne Technologien.<br />
Das Land verfügt hier über mehr als die Hälfte<br />
der Patente und liegt dabei vor den USA, Kanada,<br />
Großbritannien und Deutschland. Die Forschungsausgaben<br />
sollen in den nächsten Jahren noch<br />
deutlich steigen. Unternehmer und Investoren<br />
sehen in dem neuen Programm des chinesischen<br />
Staatsrates für einen einheitlichen nationalen<br />
Energiemarkt und in dem Fünfjahresplan für<br />
technologische Innovation im Energiesektor<br />
durch die National Energy Administration (NEA)<br />
einen Wendepunkt.<br />
Führungskräfte des Privatsektors stellen sich eine<br />
transformierte chinesische Wirtschaft vor, in der<br />
das Internet jeden Gegenstand in einem Fahrzeug<br />
oder Lagerhaus über Blockchain-Anwendungen<br />
verfolgen kann und gleichzeitig die CO 2<br />
-Emissionen<br />
jedes Fahrzeugs über ein einheitliches nationales<br />
Netzwerk erfasst werden. Eine von der<br />
China Society for Finance and Banking veröffentlichte<br />
Studie geht davon aus, dass China die<br />
nächsten 30 Jahre den Gegenwert von 74,2 Billionen<br />
US-Dollar (487 Billionen RMB) in die Finanzierung<br />
der CO 2<br />
-Neutralität investieren wird,<br />
was dem Fünffachen der nationalen Produktion<br />
von 2020 entspricht.<br />
Ein vorgeschlagener nationaler Energiehandelsmarkt<br />
ist Teil eines übergreifenden größeren<br />
Plans zur Integration von Big Data, künstlicher<br />
Intelligenz, Blockchain, Mobilkommunikation der<br />
fünften Generation (5G), Internet der Dinge und<br />
Energiespeicherung. Vorstellbar ist ein chinesischer<br />
Energiemarkt, in dem Sensoren Daten<br />
in Echtzeit über 5G-Netze an eine zentrale<br />
CO 2<br />
-Datenbank übertragen und Emissionsrechte<br />
zwischen Hunderten von Millionen Netzwerkmitgliedern<br />
gehandelt werden.<br />
Alternative Mobilitätskonzepte<br />
Die chinesische Regierung fördert seit Jahren den<br />
Aufbau der Elektromobilität durch Absatzziele<br />
für Elektroautos, Quoten und Subventionen. Für<br />
den Individualverkehr wurde zuletzt vor allem in<br />
ostchinesischen Großstädten die Ladeinfrastruktur<br />
für Elektroautos stark ausgebaut. Um am<br />
chinesischen Markt zu bestehen, müssen alle<br />
Hersteller zunehmend auf batteriebetriebene<br />
Elektroautos, Plug-in-Hybridfahrzeuge oder auch<br />
Brennstoffzellen-Autos setzen.<br />
China arbeitet zudem am Aufbau einer Batterieproduktion<br />
für Elektroautos sowie an Batteriespeichern.<br />
Vor allem für einzelne Spezialkomponenten<br />
braucht das Land dabei noch Kooperationen<br />
mit ausländischen Partnern. Diese<br />
Komponenten werden entweder von ausländischen<br />
Partnern direkt in China produziert<br />
oder in das Land importiert.<br />
Elektromobilität ist in China jedoch in erster Linie<br />
schienengebunden. Dort ist mit über 40.000 Kilometer<br />
Streckenlänge das größte Hochge schwindigkeitsnetz<br />
der Welt entstanden. Bis 2025 soll<br />
es 50.000 Kilometer erreichen, bis 2<strong>03</strong>5 etwa<br />
70.000 Kilometer. In ganz Europa sind dies 11.000<br />
Kilometer, wobei in China die Züge weitaus<br />
schneller, bis zu 350 Stundenkilometer, fahren.<br />
Zudem haben viele Millionenstädte in wenigen<br />
Jahren riesige Metrosysteme gebaut. Manche<br />
Metro erreicht eine Geschwindigkeit von 160<br />
Stundenkilometern.<br />
Abb.: petrmalinak, Shutterstock<br />
Windenergie, Solartechnik, Elektromobilität und<br />
Anwendungen der künstlichen Intelligenz zur<br />
praktischen Verbesserung der Umweltbilanzen:<br />
Chinesische Unternehmen haben viel zu bieten<br />
und sehen sich als internationale Konzerne, die<br />
auch Umwelt- und Sozialstandards vorantreiben.<br />
Dies zeigt auch das Beispiel Goldwind, größter<br />
chinesischer Hersteller von Windkraftanlagen<br />
(siehe nächste Seiten).<br />
www.chk-de.org
Interview<br />
11<br />
Goldwind Technology ist der größte Windkraftanlagen-Hersteller<br />
Chinas und auch aus den weltweiten Top 3 nicht mehr wegzudenken.<br />
MA Jinru verantwortet den Bereich Nachhaltigkeit bei dem Konzern<br />
mit Sitz in Beijing und erklärt im <strong>CONNECT</strong>-Interview, wie Goldwind<br />
mit konsequenter Forschung wirtschaftlich erfolgreich ist und einen<br />
wichtigen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung leistet.<br />
CHKD <strong>CONNECT</strong>: Liebe Frau Ma, Goldwind<br />
konnte in jüngster Zeit seine Gewinne stark<br />
steigern, während andere Windkraftanla gen-<br />
Konzerne Probleme haben. Wie kommt das?<br />
MA Jinru: Bei Goldwind haben wir in den letzten<br />
Jahren konsequent auf effiziente Forschung und<br />
Entwicklung und Innovationen, zuverlässige<br />
Produktqualität sowie die Kompetenz, Systemlösungen<br />
für die gesamte industrielle Wertschöpfungskette<br />
bereitzustellen, gesetzt. Dadurch<br />
haben wir es geschafft, elf Jahre in Folge<br />
den ersten Platz in China und sieben Jahre in<br />
Folge einen Platz unter den Top 3 weltweit zu<br />
belegen.<br />
Vor allem unsere Kapazitäten und Fähigkeiten in<br />
den Bereichen F&E und Innovationen tragen zu<br />
unserem Erfolg bei. Durch das Aufgreifen der<br />
neuesten Technologietrends und Technologie-Roadmaps<br />
können wir kontinuierlich Plattformen<br />
für unsere verschiedenen Produkte entwickeln<br />
und diese verfeinern. Unsere Anlagenmodelle<br />
decken zahlreiche Arten von An wendungsgebieten<br />
ab, die die Marktabdeckungsrate<br />
des Unternehmens garantieren.<br />
Hinzu kommt, dass wir an unserem Qualitätsmanagement-Konzept<br />
„Windkraft als Langstreckenlauf“<br />
festhalten. Wir garantieren eine<br />
ausgezeichnete Qualität und Stabilität unser<br />
Windkraftanlagen über deren gesamten Lebenszyklus<br />
hinweg. Auch dadurch haben wir uns einen<br />
guten Ruf in der Branche erworben. Und gleichzeitig<br />
bieten wir unseren Kunden, gestützt auf<br />
fortschrittliche Technologien und Produkte sowie<br />
Interview<br />
MA JINRU<br />
Vice President & Board Secretary,<br />
Goldwind Technology<br />
der jahrelangen Erfahrung bei Entwicklung, Aufbau,<br />
Betrieb und Wartung von Windkraftanlagen,<br />
Dienstleistungen für Windparks und Gesamtlösungen<br />
für die Entwicklung von Windparks an.<br />
Damit decken wir den Bedarf in allen einzelnen<br />
Gliedern der Wertschöpfungskette der Windenergiebranche<br />
ab und genießen hohes Ansehen<br />
bei Regierungen, Kunden, Partnern und Investoren.<br />
<strong>CONNECT</strong>: In welchen anderen Hauptgeschäftsfeldern<br />
ist Goldwind neben der Herstellung von<br />
Windkraftanlagen tätig?<br />
Ma: Goldwind ist einer der ersten chinesischen<br />
Hersteller von Windkraftanlagen. Neben der Herstellung<br />
bieten wir die gerade genannten Windpark-Dienstleistungen<br />
an. Bis Ende 2021 haben<br />
wir unser Windkraftanlagengeschäft auf sechs<br />
Kontinente und mehr als 30 Länder ausgeweitet.<br />
Weltweit zählen wir eine kumulierte installierte<br />
Kapazität von mehr als 86 Gigawatt.<br />
Darüber hinaus sind wir angesichts der kritischen<br />
Lage der weltweiten Wasserressourcen und der<br />
Wasserknappheit dabei, ins Wassergeschäft zu<br />
expandieren. Hier sind wir unter anderem tätig<br />
in Bereichen der Wasserversorgung, Abwasserreinigung<br />
und Schlammbehandlung sowie der<br />
Wiederverwendung von aufbereitetem Wasser.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Welche Bedeutung haben die<br />
UN-Nachhaltigkeitsziele für Goldwind? Und<br />
wie setzen Sie diese im Unternehmen um?<br />
Ma: Für Goldwind ist es keine Frage, dass die<br />
Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung<br />
eine existenzielle Bedeutung für die Welt hat.<br />
Nach der Verkündung der Agenda 2<strong>03</strong>0 für nachhaltige<br />
Entwicklung durch die Vereinten Nationen<br />
haben wir bei Goldwind umfassend geprüft,<br />
ob unsere Geschäftstätigkeiten im Einklang mit<br />
den 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable<br />
Development Goals, kurz: SDGs) stehen und<br />
daraufhin proaktiv unsere Unternehmensmission,<br />
Geschäftsmodelle, Fachkompetenzen und Einflussbereiche<br />
auf die Nachhaltigkeitsziele abgestimmt.<br />
Diese fließen in die strategische Planung<br />
der nachhaltigen Unternehmensentwicklung<br />
ein. In Verbindung mit der realen<br />
www.chk-de.org
12 Interview<br />
Geschäftssituation entwerfen wir einen Aktionsplan<br />
für die Implementierung von Nachhaltigkeitsprojekten,<br />
um eine optimale Allokation von<br />
Ressourcen und Investitionen zu erreichen. Zudem<br />
ist Goldwind auch aus Eigeninitiative dem<br />
Global Compact der Vereinten Nationen beigetreten.<br />
Wir initiieren aktiv Austausch und<br />
Kooperation und beteiligen uns an Projekten, die<br />
die SDGs vorantreiben.<br />
Als Windkraftunternehmen nutzen wir unsere<br />
umfangreichen Geschäftserfahrungen und -vorteile,<br />
um die Technologie und Infrastruktur für<br />
die Windkraft weltweit zu fördern, die Energiewende<br />
voranzutreiben sowie den Klimawandel<br />
zu mitigieren und Adaptionsmaßnahmen zu treffen.<br />
Wir setzen außerdem auf Wissenschaft und<br />
Technologien, um erschwingliche und saubere<br />
Energie bereitzustellen. Und wir nutzen unsere<br />
Geschäftsressourcen und Erfahrungen, um Bildung,<br />
ländliche Entwicklung, nachhaltige Städte<br />
und Gemeinden und andere Zielgebiete zu<br />
unterstützen. Durch verantwortungsbewusstes<br />
Handeln wollen wir einen positiven Einfluss auf<br />
die Gesellschaft und Umwelt ausüben.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Wie wichtig ist der F&E-Geschäftsbereich<br />
für Goldwind? Und welches sind die<br />
wichtigsten F&E-Projekte für nachhaltige Zukunftstechnologien?<br />
»Wir achten auf Compliance<br />
und Nachhaltigkeit in der<br />
Lieferkette und integrieren<br />
CSR-Anforderungen wie<br />
Umweltschutz und Schutz<br />
der Arbeitsrechte in unser<br />
Lieferantenmanagement.«<br />
Ma: Goldwind betrachtet Innovation als starken<br />
Motor für die Unternehmensentwicklung und<br />
setzt seit Langem auf eine innovationsgetriebene<br />
Entwicklungsstrategie. Die F&E-Ausgaben werden<br />
dafür kontinuierlich erhöht. 2021 beliefen<br />
sie sich auf 2,237 Milliarden RMB, das entspricht<br />
4,42 Prozent der Betriebseinnahmen des Jahres.<br />
Insgesamt arbeiten 3.239 F&E-Fachkräfte bei<br />
Goldwind, was 30,04 Prozent aller Mitarbeiter<br />
ausmacht.<br />
Vor dem Hintergrund der weltweiten Pläne zur<br />
CO 2<br />
-Neutralität ist der Aufbau eines neuen<br />
Energiesystems mit neuen Energien als zentralem<br />
Bestandteil ein maßgeblicher Weg, um die Ziele<br />
zu erreichen. Rund um Grundlagentheorie, intelligente<br />
Steuerung und Kernkomponententechnologie<br />
arbeiten wir unermüdlich an technologischen<br />
Innovationen und setzen diese in der<br />
Praxis um. Aktuell entwickeln wir unter anderem<br />
eine eigene Software zur Simulation der Gesamtdynamik<br />
von Windkraftanlagen, um genauere<br />
Messungen zu Wind und Lasten zu erreichen und<br />
die Zuverlässigkeit der Konstruktion zu verbessern.<br />
Um beispielsweise eine Antriebskette<br />
mit höherer Drehmomentdichte zu konstruieren,<br />
werden die von uns entwickelten Spezialgleitlager<br />
bereits erfolgreich in Windkraftanlagen eingesetzt.<br />
Es sind solche technologischen Innovationen,<br />
die dazu beitragen, die Stromgestehungskosten<br />
der Windenergie zu reduzieren und die<br />
Windenergie zugänglicher und erschwinglicher<br />
zu machen. Goldwind forscht außerdem an nachhaltigen<br />
alternativen Materialien für Rotorblätter<br />
und sucht hier nach Lösungen für die Entwicklung<br />
und Anwendung von biologisch-abbaubaren<br />
Materialien.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Was passiert mit Ihren Windkraftanlagen,<br />
wenn sie ihre Lebensdauer überschritten<br />
haben?<br />
Ma: Wir achten grundsätzlich sehr auf das Recycling<br />
und die Wiederverwendung stillgelegter<br />
Anlagen. Dabei gehen wir nach dem 3-R-Prinzip<br />
vor: Re-use, Recycling und Reduzierung. So werden<br />
die Einzelteile der Anlagen demontiert und<br />
anhand einer Vielzahl von Verfahrensschritten<br />
recycelt und verwertet. Auch hierbei können wir<br />
uns auf unsere Fähigkeiten und Erfahrungen mit<br />
der Erforschung und Fertigung von Windkraftanlagen<br />
stützen und haben dadurch Kernkompetenzen<br />
unter anderem bei der Wertermittlung<br />
einer Anlage, der Bewertung und Beurteilung<br />
der Anlagen-Performance sowie der<br />
Instandhaltung und Wiederverwertung von<br />
einzelnen Komponenten. Um die Ressourcennutzung<br />
zu optimieren, hat Goldwind außerdem<br />
systematische Prozesse für folgende Bereiche<br />
eingeführt: Recycling von Altteilen, Logistik und<br />
Transport, Reinigung und Demontage, Technologieentwicklung,<br />
Prozessstandards sowie Erprobung<br />
und Testung bis hin zur groß angelegten<br />
Anwendung.<br />
Für Komponenten, die nicht wiederverwertet<br />
werden können, wenden wir hauptsächlich Ent-<br />
www.chk-de.org
13<br />
sorgungstechnologien für Metalle und Methoden<br />
zur Behandlung von Elektroschrott an, die den<br />
einschlägigen Gesetzen und Vorschriften sowie<br />
den Standardanforderungen gemäß der Materialzusammensetzung<br />
entsprechen. Angesichts der<br />
Herausforderung, ausgemusterte Rotorblätter zu<br />
recyceln, forschen wir zudem tatkräftig an nachhaltigen<br />
Ersatzmaterialien und arbeiten eng mit<br />
Partnern aus der Industrie zusammen, um<br />
Technologien für das Rotorblatt-Recycling und<br />
Produkte aus glasfaserverstärkten Kunststoffen<br />
zu untersuchen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Lieferkettenmanagement hat in<br />
Deutschland einen hohen Stellenwert. Goldwind<br />
legt Wert darauf, Partner auszuwählen,<br />
die Umweltstandards und Arbeitsbedingungen<br />
für ihre Mitarbeiter einhalten. Gibt es dazu veröffentlichte<br />
Berichte?<br />
Ma: Wir veröffentlichen jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht,<br />
der umfassend und systematisch<br />
unsere Aktivitäten im Bereich Corporate<br />
Social Responsibility (CSR) offenlegt. Ein wichtiger<br />
Teil des Berichts ist auch das Lieferkettenmanagement.<br />
und führen seit vielen Jahren Lieferantenbewertungen<br />
durch und haben Auszeichnungen<br />
für herausragende Partner ins Leben gerufen.<br />
Letztes Jahr haben wir die Unternehmen entlang<br />
unserer Lieferkette zur grünen Herstellung von<br />
Windkraftprodukten aufgerufen. Insgesamt<br />
unterstützen derzeit 257 Lieferanten unsere Initiative<br />
und gehen mit uns gemeinsam den Weg<br />
in die CO 2<br />
-Neutralität.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Goldwind pflegt mit Deutschland<br />
eine intensive technologische Zusammenarbeit.<br />
Wie sieht diese konkret aus?<br />
Im Jahr 2008 wurde die Goldwind Windenergy<br />
GmbH in Hamburg gegründet, die als ein Forschungs-<br />
und Entwicklungsstandort des Unternehmens<br />
fungiert. Unser Team vor Ort beschäftigt<br />
sich sowohl mit technischer Grundlagenforschung<br />
als auch mit technologischen Innovationen<br />
und deren Umsetzung. Spezialisiert sind<br />
die Kollegen auf mechanische und elektrische<br />
Milestones<br />
Übertragung, Steuerungssimulation und Stützstrukturen.<br />
Ein Bereich, in dem wir von der lokalen<br />
Industrie und der starken Forschungslandschaft<br />
in Deutschland profitieren, ist die Weiterentwicklung<br />
der Permanentmagnet-Technologie<br />
für den Direktantrieb und mittlere Geschwindigkeit.<br />
Hier werden herausragende Talente angezo<br />
gen, die das Unternehmen von technologischer<br />
Seite beim Aufbau weltweit wettbewerbsfähiger<br />
Windkraftprodukte unterstützen. Gleichzeitig ist<br />
unsere Deutschland-Niederlassung für die Lokalisierung<br />
unserer Produkte zuständig. Dazu zählt<br />
die Anpassung an europäische Standards und<br />
Normen, wie zum Beispiel die Entwicklung<br />
schallreduzierter Modelle gemäß Geräuschimmissionsschutz<br />
oder angepasste Transportlösungen<br />
für geteilte Ladungen für die Türme der<br />
Windkraftanlagen entsprechend der strengen<br />
Regularien bezüglich Größe und Gewicht.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Liebe Frau Ma, herzlichen Dank für<br />
das interessante Gespräch!<br />
Auf Grundlage der Normen zur unternehmerischen<br />
Sorgfaltspflicht und des Schutzes der<br />
Rechte und Interessen unserer Lieferanten, achten<br />
wir auf Compliance und Nachhaltigkeit in<br />
der Lieferkette und integrieren CSR-Anforderungen<br />
wie Umweltschutz und Schutz der Arbeitsrechte<br />
in unser Lieferantenmanagement. Unsere<br />
Lieferanten werden zur Einhaltung des Verhaltenskodex<br />
(Code of Conduct) für die soziale<br />
Verantwortung der Zulieferer aufgefordert. Dafür<br />
haben wir ein CSR-Bewertungssystem entwickelt<br />
MA Jinru<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Master Ingenieurwesen, Universität Jilin<br />
Master Rechtswissenschaften, Dalian Maritime University<br />
EMBA, China Europe International Business School<br />
Associate Member, Hong Kong Chartered Governance Institute<br />
MBA-Tutor, University of Chinese Academy of Sciences<br />
1990 - 2005 Ökonomin, Dalian Port Design Research Institute<br />
2005 - 2010 Board Secretary & Company Secretary, Dalian Port (PDA) Company Limited<br />
seit 2010 Vice President, Board Secretary & Company Secretary, Goldwind Technology<br />
www.chk-de.org
14 Titel<br />
Zusammen. Wachsen.<br />
CHKD veröffentlicht ersten Report über Corporate Social Responsibility (CSR)<br />
chinesischer Unternehmen in Deutschland<br />
»Chinesische Unternehmen beschäftigen in Deutschland 97.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
von denen 93 Prozent lokale Beschäftigte sind und deren Zahl sich auch in den<br />
herausfordernden Corona-Jahren erhöht hat. Dies zeigt: Chinesische Unternehmen und die<br />
deutsche Wirtschaft wachsen – und zwar zusammen. Mit dem CSR Report möchten wir<br />
den in Deutschland aktiven chinesischen Unternehmen Aufmerksamkeit schenken, die bereits<br />
einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Außerdem möchten wir<br />
weitere Unternehmen dazu ermutigen, Corporate Social Responsibility zu einem zentralen<br />
Bestandteil des Engagements auszubauen und dadurch noch stärker mit der deutschen Gesellschaft<br />
zusammenzuwachsen.«<br />
ZHENG Donglin, CHKD-Präsident<br />
Unter dem Titel „Zusammen. Wachsen.“ veröffentlichte die Chinesische Handelskammer in Deutschland<br />
(CHKD) am 15. September den CSR Report 20<strong>22</strong>. Darin zeigt die CHKD erstmals, wie chinesische<br />
Unternehmen in Deutschland soziale Verantwortung übernehmen und - anhand zahlreicher Beispiele<br />
- welche spezifischen Beiträge sie zum nachhaltigen Wirtschaften leisten. Der CSR Report 20<strong>22</strong> verdeutlicht:<br />
Nachhaltigkeit ist fest in den Unternehmensrichtlinien und Geschäftsmodellen chinesischer Unternehmen<br />
verankert und sie haben bereits eine Vielzahl an CSR-Maßnahmen in Deutschland durchgeführt.<br />
Ein Fokus der vielfältigen Aktivitäten ist das Thema ökologische Nachhaltigkeit. Weitere Bereiche, für die<br />
sich die Unternehmen aktiv einsetzen, sind unter anderem Diversity, Gleichstellung der Geschlechter, Spenden<br />
für wohltätige Zwecke, Förderung von Studenten- und Kulturförderung und Gesundheit am Arbeitsplatz.<br />
CSR Report 20<strong>22</strong><br />
Ab sofort einsehbar auf<br />
der CHKD-Homepage unter:<br />
www.chk-de.org/de/<br />
publikationen<br />
Highlights I<br />
Chinesische Unternehmen leisten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung<br />
Klimaneutralität im Güterverkehr<br />
zwischen Asien und Europa<br />
Durch den Ausbau des Schienenverkehrs können<br />
CO 2<br />
-Emissionen im Vergleich zum Luft- und Seeverkehr<br />
erheblich reduziert werden. Der Ausbau des<br />
Schienennetzes zwischen Asien und Europa durch<br />
China Railway Container Europa Logistics leistet<br />
damit einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität<br />
im Güterverkehr.<br />
www.chk-de.org
15<br />
Nachhaltige<br />
Mobilitätskonzepte<br />
NIOs Batteriewechseltechnologie und Batterie-Leasingsystem<br />
„BaaS“ bieten Lösungen,<br />
um die nachhaltige Entwicklung in<br />
Deutschland voranzutreiben (mehr Infos<br />
auf den Seiten 18–19).<br />
Highlights II<br />
CSR-Aktivitäten chinesischer Unternehmen in Deutschland<br />
Aufforstungsprojekt mit den Baumpaten Thüringen<br />
(Contemporary Amperex Technology Thuringia)<br />
Spenden von Schutzausrüstung zur Pandemiebekämpfung<br />
(CRRC ZELC)<br />
Unterstützung krebskranker Kinder in Zusammenarbeit<br />
mit Kinderplanet<br />
(Greatview Aseptic Packaging)<br />
Spende für ukrainische Flüchtlinge<br />
(Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank)<br />
Einrichtung eines Corona-Impfzentrums für Mitarbeiter,<br />
Angehörige und Menschen aus der Region<br />
(Putzmeister)<br />
„Women in Tech“-Kampagne zum internationalen<br />
Frauentag (China Telecom)<br />
Teilnahme am Unternehmenslauf in Frankfurt<br />
(China Construction Bank) >><br />
www.chk-de.org
16 Titel<br />
Nur mit China ist Klimaschutz zu schaffen<br />
Wissenschaftliche Kooperation<br />
tionieren, würden in China nicht mehr gehen.<br />
Abb.: iStock<br />
»Wir sind überzeugt, dass deutsche Wissenschaftler und Studierende<br />
Chinaerfahrung brauchen und umgekehrt Hochschulen in<br />
Deutschland chinesische Wissenschaftler und Studenten. Wir<br />
brauchen einander.«<br />
Prof. Simone Fulda, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />
Der DAAD-KIWi Policy Talk zum Thema „Gemeinsam<br />
für Klimaschutz? Perspektiven<br />
und Herausforderungen in der Forschungskooperation<br />
mit China“ am 14.6.20<strong>22</strong> griff<br />
grundsätzliche Fragen der Wissenschaftskooperation<br />
auf. Wie sind partnerschaftliche<br />
wissenschaftliche Kooperationen mit China weiter<br />
möglich? Das war die Grundfrage, die sich<br />
durch die Diskussionsveranstaltung zog. Dabei<br />
zeigte sich das Spannungsfeld von politischen<br />
Akteuren, welche dieser Zusammenarbeit zunehmend<br />
kritisch bis ablehnend gegenüberstehen,<br />
und Wissenschaftseinrichtungen, welche<br />
mit China gut kooperieren und damit auch für<br />
den eigenen Wissenschaftsbetrieb viel gewinnen.<br />
Es zeigt sich: Je mehr Chinakompetenz vorhanden<br />
ist, desto besser funktionieren diese Kooperationen.<br />
Die Kritik an China brachte Kornelia Haugg,<br />
Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF), auf den Punkt. Sie<br />
sprach sich zwar für internationale Kooperationen<br />
aus, meinte jedoch, dass man gegenüber China<br />
„klare Kante“ zeigen müsse. Im Umweltbereich<br />
gehe es China nicht um Gutmenschentum, sondern<br />
darum, Technologien aufzusaugen. Alles<br />
würde überwacht. Selbst die chinesischen<br />
Wissenschaftler und alle chinesischen Studenten<br />
in Deutschland seien in diesen Überwachungsund<br />
Absaugmechanismus eingebunden. Modelle<br />
der Kooperationen, die in anderen Ländern funk-<br />
Den Vorbehalten aus dem Ministerium standen<br />
die praktischen Erfahrungen der Hochschulen mit<br />
Chinakompetenz gegenüber. Klimaschutz sei nur<br />
mit China zu schaffen, erklärte Prof. Simone<br />
Fulda, Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität<br />
zu Kiel. Die gegenwärtigen Diskussionen<br />
und Corona sorgen jedoch für Unsicherheit. „Wir<br />
sind überzeugt, dass deutsche Wissenschaftler<br />
und Studierende Chinaerfahrung brauchen und<br />
umgekehrt Hochschulen in Deutschland chinesische<br />
Wissenschaftler und Studenten. Wir brauchen<br />
einander“, so Prof. Fulda. Die Kieler Universität<br />
arbeitet beispielsweise mit Qingdao im<br />
Bereich der Untersuchung der Auswirkungen der<br />
Ozeane auf das Klima zusammen. Anbindung an<br />
die Praxis besteht dort durch den deutsch-chinesischen<br />
Öko-Park Qingdao.<br />
Für Miranda Schreurs, Professorin für Umweltund<br />
Klimapolitik an der TU München, ist China<br />
für die Zusammenarbeit bei Umweltthemen zentral:<br />
„Wir brauchen China. Mit China wird sich<br />
entscheiden, ob wir den Klimawandel beherrschbar<br />
machen. Umweltpolitik ist ein Bereich, in dem<br />
man sich mit China gut austauschen kann, auch<br />
wenn die Beziehungen angespannt sind. Daher<br />
können diese Kooperationen auch dazu führen,<br />
die allgemeinen Beziehungen zu stärken.“ Prof.<br />
Schreurs beschreibt die praktische Zusammenarbeit<br />
in internationalen Foren mit China: „Damit<br />
kann man ziemlich viel Einfluss ausüben, beispielsweise<br />
bei der Gestaltung von Umweltgesetzen<br />
in China. Die Zusammenarbeit zwischen<br />
den Universitäten ist dabei zentral, denn die<br />
Ideen kommen aus den Universitäten.“<br />
Prof. Schreurs beschreibt auch einen wesentlichen<br />
Grund, der sicherlich eine Ursache für die<br />
ablehnende Haltung gegenüber China ist. Für<br />
viele westliche Akteure ist Kooperation auf<br />
Augenhöhe lediglich eine Phrase. China müsse<br />
von uns lernen, müsse unsere Vorgaben über-<br />
www.chk-de.org
17<br />
nehmen. Von China selbst könne man dagegen kaum lernen. „Wir müssen<br />
die Art unserer Zusammenarbeit selbstkritischer sehen. Über Jahre ging es<br />
darum, dass wir besser sind, China von uns lernt und unsere Standards<br />
gelten. Wir sind dagegen weniger offen dafür, etwas von China zu hören.<br />
China lädt jedes Jahr aus der ganzen Welt Wissenschaftler ein, die beispielsweise<br />
erklären sollen, wie Umweltschutz durch mehr Bürgerbeteiligung<br />
funktioniert. Deutschland und die EU kommen dagegen kaum auf<br />
die Idee, chinesische Wissenschaftler einzuladen und aus deren Erfahrung<br />
zu lernen.“<br />
Prof. Fulda fordert mehr und bessere Chinakompetenzen an Hochschulen<br />
als Voraussetzung für hochwertige Kooperationen. „Spitzenforschung aus<br />
China spielt eine zentrale Rolle im globalen Wissenschaftssystem. Die Kooperationen<br />
bieten Chancen, aber auch Risiken. Daher ist es wichtig, dass<br />
auch in diesen eher technischen Kooperationen Chinakompetenzen, Wissen<br />
über China vorhanden ist. Daher sind für unsere Universitäten Chinazentren<br />
so wichtig. Diese können beispielsweise im Vorfeld ausschließen, dass als<br />
Kooperationspartner eine Universität gewählt wird, die eng mit militärischen<br />
Stellen kooperiert.“ Prof. Fulda widerspricht ebenfalls einem Generalverdacht<br />
gegenüber China: „Das können, das dürfen wir nicht so pauschal<br />
sehen. Auch hier sind die Hochschulen proaktiv gefordert und sollten<br />
Rahmenbedingungen selbst gestalten. Wissenschaftler und Studenten können<br />
beispielsweise an Sommerkursen in Deutschland teilnehmen, für welche<br />
deutsche Institutionen die Rahmenbedingungen gestalten.“<br />
Prof. Frank Kemper vom Center for Wind and Earthquake Engineering der<br />
RWTH Aachen University berichtet, dass auch seine Kooperationen mit<br />
China viel für die eigenen Hochschulen brachten: „In China konnte in chinesisch-deutschen<br />
Wissenschaftlerkooperationen beispielsweise die<br />
Ingenieurausbildung verbessert werden. Aber auch wir haben viel von diesen<br />
Kooperationen. Für jemanden, der beispielsweise Bauingenieur studiert,<br />
ist es wichtig, über den Tellerrand hinauszusehen.“<br />
Projekt- und personenbezogene Zusammenarbeit<br />
»Es wird kaum jemand daran zweifeln, dass die<br />
wissenschaftliche Kooperation bei Umweltthemen<br />
verstärkt werden muss.«<br />
Ruth Schimanowski, DAAD Beijing<br />
„Es wird kaum jemand daran zweifeln, dass die wissenschaftliche Kooperation<br />
bei Umweltthemen verstärkt werden muss“, erklärte Ruth Schimanowski,<br />
Leiterin der DAAD-Außenstelle in Beijing. „Es gibt nicht nur<br />
einen Technologieabfluss nach China. Deutschland profitiert sehr, beispielsweise<br />
durch Spitzenforschung chinesischer Wissenschaftler an deutschen<br />
Hochschulen. Was können wir lernen von China? Beispielsweise die Abschaffung<br />
des Verbrennungsmotors. Diesen Umschwung hätten wir sicherlich<br />
nicht so schnell ohne den Vorreiter China gemacht.“<br />
Es tue auch nicht weh, wenn wir Forschungsergebnisse beispielsweise zum<br />
Städtebau teilen. China plane und baue große Stadtgebiete ganz im Zeichen<br />
der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes. Kooperationen mit China<br />
sollen nicht als Gefahr, sondern als Stärke einer Hochschule wahrgenommen<br />
werden. Auch der Blick auf Chinas Umweltpolitik sollte mehr differenzieren.<br />
China handele nicht nur durch Verbote, sondern viel mit Anreizen. Klimapolitik<br />
werde zusammen mit Wirtschaftsthemen gesehen. Auch da könne<br />
man von China durchaus lernen. China realisiere jede Menge Pilotprojekte<br />
und setze Erkenntnisse ganz schnell in die Anwendung um. Und von diesen<br />
Erfahrungen, diesem Wissen können wir profitieren, ist sich Frau Schimanowski<br />
sicher.<br />
Die Veranstaltung zeigte: Je besser die Chinakompetenz einer Hochschule,<br />
desto mehr setzt sie auf Kooperationen. Doch sollte diese praktische Chinakompetenz<br />
auch in der Politik mehr vorhanden sein. Eine Kooperation auf<br />
Augenhöhe erfordert es, nicht pauschal zu verurteilen, ohne sich die von<br />
der eigenen Welt sich unterscheidenden Strukturen in China genauer anzusehen.<br />
DAAD-KIWi Policy Talk „Gemeinsam für Klimaschutz? Perspektiven<br />
und Herausforderungen in der Forschungskooperation mit China“<br />
Weitere<br />
Informationen<br />
Die Veranstaltung<br />
als Video<br />
Abb.: www.youtube.com<br />
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18 Titel<br />
NIO in Europa: Blauer Himmel die Vision,<br />
Innovationen der Weg<br />
»NIO geht es zuallererst nicht darum, ein weiteres Automobilunternehmen<br />
zu gründen, sondern, einen tatsächlichen<br />
Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.«<br />
Interview<br />
ZHANG Hui<br />
Vice President, NIO Group<br />
CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Zhang, China revolutioniert<br />
gerade die Mobilität. Welchen Beitrag<br />
leistet NIO dazu?<br />
ZHANG Hui: Die Gründung von NIO basiert auf<br />
der Vision „Blue Sky Coming“. Es geht uns also<br />
zuallererst nicht darum, ein weiteres Automobil-<br />
unternehmen zu gründen, sondern, einen tatsächlichen<br />
Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Zweitens,<br />
das Geschäftsmodell von NIO besteht aus<br />
zwei Kernprinzipien: mobiles Internet und On lineto-Offline.<br />
Damit schaffen wir eine starke Verbindung<br />
zwischen NIO und unseren Nutzern. NIO<br />
möchte eine User Enterprise bilden und die intelligenten<br />
Elektroautos als Plattform nutzen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Zu Ihrem Geschäftsmodell gehören<br />
Stationen zum Batteriewechsel (Swap) und<br />
„Battery as a Service“ (BaaS). Welche Rolle<br />
spielen diese Innovationen?<br />
Zhang: Die Batteriewechseltechnologie „Swap“<br />
ist schon relativ einzigartig. Und wir freuen uns<br />
zu sehen, dass auf dem chinesischen Markt jetzt<br />
weitere Hersteller diese Technologie anbieten<br />
wollen. Mit „Battery as a Service“ (BaaS) haben<br />
wir ein innovatives Geschäftsmodell erfunden.<br />
Diese Idee ist eine radikale Innovation. Denn die<br />
Batterie ist das teuerste Teil am ganzen Fahrzeug,<br />
und dieses Teil wird bei BaaS nicht gekauft, sondern<br />
auf monatlicher Basis geleast. So wird der<br />
Anschaffungspreis niedriger und wir können den<br />
Usern einige Vorteile bieten.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Was ist daran besonders nachhaltig?<br />
Zhang: Mit BaaS schaffen wir einen sogenannten<br />
chargeable (ladebaren), swappable (wechselbaren)<br />
und upgradeable (aufrüstbaren) Service.<br />
Die Kunden müssen nicht zwangsweise große<br />
Batteriepacks kaufen, sondern sie können die<br />
Batterie – auch nur für einen kurzen Zeitraum<br />
– upgraden und je nach Bedarf austauschen. Das<br />
bedeutet, sie brauchen vielleicht kein 100-kW-<br />
Batteriepaket, sondern es reichen 75 kW. Damit<br />
wird massiv Rohmaterial eingespart, das es nicht<br />
endlos auf unserem Planeten gibt.<br />
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19<br />
»Battery as a Service<br />
(BaaS) ist eine radikale Innovation.<br />
Denn die Batterie<br />
ist das teuerste Teil am<br />
ganzen Fahrzeug, das bei<br />
BaaS nicht gekauft, sondern<br />
auf monatlicher Basis<br />
geleast wird.«<br />
<strong>CONNECT</strong>: Und wie sieht es bei Produktion und<br />
Beschaffung aus?<br />
Zhang: NIO legt großen Wert auf Nachhaltigkeit<br />
in der Produktion und in der Beschaffung, aber<br />
auch auf Innovationen und neue Materialien. In<br />
der Limousine ET7 setzen wir im Interieur zum<br />
Beispiel das Material „karuun“ ein, das aus Rattan<br />
hergestellt wird, einer Kletterpflanze, deren<br />
Kultivierung zum Erhalt der Regenwälder beiträgt.<br />
Zudem sind unsere SUVs überwiegend aus<br />
Aluminium gebaut. Entlang der gesamten Lieferkette<br />
versuchen wir, dieses Material zu recyclen,<br />
und arbeiten eng mit den Lieferanten zusammen.<br />
Bei den neuesten Fahrzeugen kommen auch recycelte<br />
PET-Flaschen zum Einsatz.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Und welche zusätzlichen Vorteile<br />
bieten die Swap-Stationen?<br />
Zhang: Die Swap-Stationen haben zudem den<br />
Vorteil, das Batterieangebot zu zentralisieren.<br />
Statt dass sich jeder Kunde einzeln neue Batterien<br />
besorgt, sammeln wir die Batterien ein und<br />
nutzen sie weiter. Im Rahmen dieses „second use“<br />
können Batterien beispielsweise als Energiespeicher<br />
genutzt werden. Und für die Kunden ist<br />
es so auch viel einfacher im täglichen Gebrauch.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Wird bei der Konstruktion der Autos<br />
auch an das Recycling der Batterien gedacht?<br />
Zhang: Ja, das Thema Kreislaufwirtschaft sind<br />
wir schon bei der Entwicklung der Batteriepakete<br />
zusammen mit unserem Partner CATL angegangen.<br />
Vor dem Eintritt in Norwegen vergangenes<br />
Jahr haben wir beispielsweise bereits<br />
einen Partner gefunden, mit dem wir eine Vereinbarung<br />
zum Batterierecycling abgeschlossen<br />
haben.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Und wie sieht es mit dem Recycling<br />
weiterer Bestandteile der NIO-Autos aus?<br />
Zhang: Wir beschäftigen uns nicht nur intensiv<br />
mit dem Recycling der Batterie, sondern zum Beispiel<br />
auch mit der Karosserie, die aus Aluminium<br />
hergestellt wird. Wir haben im letzten Jahr unter<br />
unserer Lifestyle-Brand „NIO Life“ die Sub-Brand<br />
„Blue Sky Lab“ gelauncht, für die wir Restmaterialien<br />
aus der Produktion nutzen, wie zum<br />
Beispiel Reste von Sicherheitsgurten, das Aluminium-Profil<br />
aus den Stanzen für die Karosserie<br />
oder auch Reste des „karuun“-Materials, über das<br />
ich schon gesprochen habe. „Blue Sky Lab“ arbeitet<br />
mit verschiedenen Designern zusammen und<br />
hat erst vor Kurzem eine eigene spezielle Fashionshow<br />
organisiert, die bei der Shanghai Fashion<br />
Week stattfand. Auf diesem Gebiet sind wir sehr<br />
engagiert, weil wir nie unsere Mission vergessen<br />
haben und was wir überhaupt erreichen wollen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Seit dem letzten Jahr ist NIO in Norwegen<br />
aktiv. Wie läuft es dort?<br />
Zhang: Es läuft sehr gut. Wir konnten in Norwegen<br />
das NIO-Ökosystem einführen, das fast identisch<br />
ist mit dem System in China. Es sticht heraus,<br />
dass sich schnell eine lokale Community<br />
gebildet hat. Seit Oktober letzten Jahres bis Ende<br />
Juni hatten wir mehr als 100.000 Besucher in<br />
unserem NIO House in Oslo. Das ist ein Viertel<br />
der Einwohner der Stadt.<br />
Außerdem ist das BaaS-Modell sehr gut angekommen.<br />
Wir konnten die erste Swap-Station<br />
im Januar in Betrieb nehmen und haben bis jetzt<br />
1800 Wechselvorgänge durchgeführt. Das zeigt,<br />
wie gut der Swap funktioniert. Wir sind auch sehr<br />
froh, dass die norwegischen Kunden sehr offen<br />
gegenüber neuer Technologie und neuen Brands<br />
sind. Das war auch ein Grund, warum wir uns für<br />
Norwegen als Pilotmarkt entschieden haben.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Und wann fahren die ersten NIO-<br />
Autos auf deutschen Straßen?<br />
Zhang: Ab dem vierten Quartal dieses Jahres werden<br />
NIO-Produkte und -Services in Deutschland<br />
verfügbar sein, also Autos, Batteriewechselstationen<br />
und NIO-Häuser. Wo genau, muss noch<br />
geheim bleiben. Eines ist aber sicher, das erste<br />
Auto in Deutschland wird die Limousine ET7 sein,<br />
die komplett auf der neuen Plattform läuft. Wir<br />
bringen also direkt unser bestes Produkt nach<br />
Deutschland.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Herr Zhang, herzlichen Dank für das<br />
Interview!<br />
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20 Titel<br />
Nachhaltigkeit bei der Batterieproduktion<br />
Autorin: Dr. Jennifer Lenz,<br />
Director QM Operations Europe, SVOLT Energy Technology (Europe) GmbH<br />
SVOLT konzentriert sich nicht nur darauf,<br />
immer leistungsfähigere, innovativere,<br />
effizientere und sicherere Batterien für<br />
E-Fahrzeuge und Energiespeicher zu produzieren,<br />
sondern bemüht sich gleichermaßen um nachhaltige,<br />
transparente Produktionsprozesse – von<br />
der Mine bis zum Recycling der Batteriesysteme.<br />
Sowohl die Produktion als auch die Lieferkette<br />
werden bei SVOLT nach internationalen Standards<br />
aufgesetzt und regelmäßig auditiert. Dabei<br />
legt SVOLT nicht nur großen Wert auf die Transparenz<br />
der Verfahren, die Minimierung möglicher<br />
Belastungen sowie nachhaltige Produktionsprozesse,<br />
sondern vor allem auch auf eine transparente<br />
Lieferkette bis hin zur Mine.<br />
Um den CO 2<br />
-Footprint so niedrig wie möglich zu<br />
halten, verfolgt SVOLT generell einen Local-for-Local-Ansatz.<br />
Ziel dabei ist, lokale Lieferketten<br />
aufzubauen und zu befähigen, die benötigten<br />
Materialien – soweit vorhanden –<br />
bereitzustellen. Das gilt auch für die geplante<br />
Batteriezellfabrik sowie Hochvoltspeicherfertigung<br />
im Saarland.<br />
Bereits seit der ersten Verwendung der Batterie<br />
für E-Fahrzeuge arbeitet SVOLT aktiv daran, seine<br />
Lösungen umweltfreundlicher zu machen. So verzichtet<br />
das Unternehmen bei seiner Nickel-<br />
Mangan-Batteriezelle (NMX) vollständig auf das<br />
Konfliktmineral Kobalt, das sonst zur Stabilisierung<br />
von Hochnickelbatteriezellen eingesetzt<br />
wird. Damit ist SVOLT bislang das einzige Unternehmen<br />
am Markt, dem es gelungen ist, eine<br />
Hochnickelzellchemie ohne Kobalt zur industriellen<br />
Serienreife zu bringen.<br />
Batterien für die Nutzung in E-Fahrzeugen nicht<br />
mehr leistungsfähig genug, können sie in ihrem<br />
sogenannten Second Life oft noch problemlos als<br />
stationäre Energiespeicher mehrere Jahre genutzt<br />
werden. Darüber hinaus entwickelt SVOLT<br />
derzeit ein umfassendes Recycling-Konzept mit<br />
dem Ziel, einen geschlossenen Materialkreislauf<br />
zu schaffen.<br />
Dies umfasst Produkte, die tatsächlich das Ende<br />
ihres Produktlebenszyklus erreicht haben und<br />
auch nicht mehr in Energiespeicherlösungen<br />
eingesetzt werden können, ebenso wie den im<br />
Produktionsprozess entstehenden Ausschuss. So<br />
können die Rohstoffe aus der Batterie in speziellen<br />
Verfahren zurückgewonnen werden, um die<br />
Verwendung dieser recycelten Metalle wiederum<br />
als Rohstoffe für die Batterieproduktion zu nutzen.<br />
In der Entwicklung nachhaltiger Konzepte<br />
und Lösungen für das Recycling von Batterien<br />
kooperiert SVOLT mit externen Partnern.<br />
Die Erwartungshaltung der Kunden von SVOLT<br />
ist, dass alle Branchenbeteiligten zusammenarbeiten,<br />
um den CO 2<br />
-Ausstoß entlang der gesamten<br />
Produktion und Wertschöpfungsketten<br />
von Fahrzeugen zu senken und schlussendlich<br />
CO 2<br />
-Neutralität zu erreichen. SVOLT als Batteriehersteller<br />
muss hierzu einen wesentlichen Beitrag<br />
leisten. Zudem soll durch eine Batterie-Richtlinie<br />
der Europäischen Union die Wiederverwertungsquote<br />
für Batterien schrittweise steigen. Demnach<br />
muss bei der Produktion ein bestimmter<br />
Materialanteil aus dem Recycling stammen.<br />
SVOLT wird seine Fabriken im Saarland mit 100<br />
Prozent grünem Strom betreiben. SVOLT startete<br />
vor Kurzem zudem eine Initiative, um den CO 2<br />
-<br />
Fußabdruck über den gesamten Batterielebenszyklus<br />
zu reduzieren und Anforderungen an eine<br />
nachhaltige Industrie gerecht zu werden. SVOLT<br />
hat sich hohe Ziele gesetzt, um den Ausstoß von<br />
Kohlenstoffdioxid zu begrenzen sowie klimaneutral<br />
zu werden. Dies soll mit Maßnahmen<br />
über die gesamte Lieferkette, durch Steigerungen<br />
der Energieeffizienz, den Bezug oder die eigene<br />
Erzeugung von Ökostrom, nachhaltiges Bauen<br />
sowie das Recycling von Rohstoffen erreicht werden.<br />
In Energiespeichersystemen, etwa für Energieversorger,<br />
Industrie, Handel oder Privathaushalte,<br />
kommen unter anderem bereits gebrauchte Batterien<br />
aus E-Fahrzeugen zum Einsatz. Denn sind<br />
www.chk-de.org
+49 (0)69 968 698 824 hqs-info.de@chinaunicom.cn<br />
www.chinaunicomglobal.com/eu/<br />
MAIN TOW ER, Neue Mainzer Straße 52 - 58, D-6<strong>03</strong>11<br />
Frankfurt am Main
<strong>22</strong> Sonderseiten zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />
Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />
<strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>: Sehr geehrter Herr Botschafter<br />
Wu, in diesem Jahr wird der 50.<br />
Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen<br />
zwischen China und Deutschland<br />
gefeiert. Mit welchen drei Wörtern würden Sie<br />
die bilateralen Beziehungen beschreiben?<br />
WU Ken: In den 50 Jahren seit der Aufnahme<br />
diplomatischer Beziehungen zwischen China und<br />
Deutschland haben die beiden Länder einen<br />
außergewöhnlichen Weg gemeinsam zurückgelegt,<br />
wobei sie stets an gegenseitigem Respekt<br />
sowie gegenseitigem Nutzen festgehalten und<br />
eine Geschichte der Zusammenarbeit für die gemeinsame<br />
Entwicklung und den gemeinsamen<br />
Erfolg geschrieben haben. Wenn Sie mich nach<br />
drei Wörtern fragen, um diese Beziehung zusammenzufassen,<br />
können diese meiner Meinung<br />
nach lauten: tiefgreifend, pragmatisch und umfassend.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Das müssen Sie uns dann doch<br />
etwas genauer erklären.<br />
Wu: Erstens: Das gegenseitige politische Vertrauen<br />
ist „tiefgreifend". In den letzten 50 Jahren<br />
haben die Beziehungen zwischen China und<br />
Deutschland eine enorme Entwicklung durchgemacht<br />
und haben sich von einer „Partnerschaft<br />
mit globaler Verantwortung“ zu einer<br />
„strategischen Partnerschaft" und nun zu einer<br />
„umfassenden strategischen Partnerschaft" entwickelt.<br />
Die Beziehungen haben kontinuierlich<br />
einen Schritt nach vorn gemacht. Seit der Bildung<br />
der neuen deutschen Regierung haben sich<br />
Staatspräsident XI Jinping und Premierminister<br />
LI Keqiang viermal per Video und Telefon mit<br />
Bundeskanzler Scholz ausgetauscht, um eine<br />
enge strategische Kommunikation aufrechtzuerhalten<br />
und die Richtung für eine stabile und<br />
tiefgreifende Entwicklung der bilateralen Beziehungen<br />
vorzugeben.<br />
Zweitens: Die Zusammenarbeit zum gegenseitigen<br />
Nutzen ist „pragmatisch". Das Handelsvolumen<br />
zwischen China und Deutschland, das<br />
Interview<br />
WU Ken<br />
Botschafter der VR China in Deutschland<br />
zu Beginn der diplomatischen Beziehungen<br />
weniger als 300 Millionen US-Dollar betrug,<br />
erreichte im vergangenen Jahr mehr als 230<br />
Milliarden US-Dollar und verzeichnete damit<br />
ein Rekordwachstum, und das gegen den globalen<br />
Trend. China ist seit sechs Jahren in Folge<br />
der größte Handelspartner Deutschlands, und<br />
Deutschland ist seit 47 Jahren in Folge der größte<br />
Handelspartner Chinas in Europa. Derzeit sind<br />
mehr als 7.000 deutsche Unternehmen in China<br />
investiert und mehr als 2.000 chinesische Unternehmen<br />
sind in Deutschland tätig. Dies bringt<br />
den Menschen in beiden Ländern spürbare Vorteile.<br />
Drittens: Der Austausch ist „umfassend“. China<br />
und Deutschland haben mehr als 70 Dialogmechanismen<br />
eingerichtet, darunter die Regierungskonsultationen.<br />
Es gibt 1<strong>03</strong> Provinz- und<br />
Städtepartnerschaften und zahlreiche Austauschplattformen<br />
in verschiedenen Bereichen<br />
wie Strategie, Sicherheit, Finanzen, Kultur sowie<br />
Wissenschaft und Bildung, die beiden Ländern<br />
mehr Vitalität und Kreativität verleihen. Gleichzeitig<br />
gehen die chinesisch-deutschen Beziehungen<br />
weit über die bilateralen Beziehungen<br />
hinaus, da beide Länder bei der Wahrung des<br />
Multilateralismus und des Freihandels sowie bei<br />
der Bewältigung globaler Herausforderungen<br />
wie der Corona-Pandemie und des Klimawandels<br />
eine Vielzahl von Interessen und Verantwortlichkeiten<br />
teilen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Welche Erwartungen haben Sie für<br />
die Entwicklung der chinesisch-deutschen Beziehungen<br />
und die nächsten Jahre Ihrer Amtszeit?<br />
Wu: Beide Länder, China und Deutschland, sind<br />
große und einflussreiche Länder. Angesichts<br />
eines Jahrhunderts des Wandels oder einer<br />
„Zeitenwende", wie es in Deutschland heißt, ist<br />
es umso wichtiger, dass die bilateralen Beziehungen<br />
eine stabile, konstruktive und führende<br />
Rolle einnehmen und einen wichtigen Beitrag<br />
zu Frieden und Ruhe in der Welt leisten. Staatspräsident<br />
XI Jinping hat deutlich gemacht, dass<br />
sich drei Dinge nicht ändern: nämlich Chinas<br />
grundsätzlicher Wille, die chinesisch-deutschen<br />
Beziehungen auszubauen, unser aufrichtiger<br />
Wunsch, die Zusammenarbeit mit Deutschland<br />
auszuweiten und die Zuversicht, dass man in<br />
Zukunft gemeinsam noch mehr Bedeutsames<br />
erreichen und bewegen kann. Als chinesischer<br />
Botschafter in Deutschland möchte ich mit der<br />
deutschen Seite eng zusammenarbeiten, um an<br />
den erfolgreichen Erfahrungen des gegenseitigen<br />
Respekts und des gegenseitigen Nutzens festzuhalten,<br />
den Grundgedanken des Dialogs und der<br />
Zusammenarbeit fest zu verinnerlichen und die<br />
Stabilität der chinesisch-deutschen Beziehungen<br />
zu fördern und ihre Qualität und Effizienz zu<br />
verbessern.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
ist seit jeher ein wichtiges Fundament<br />
der chinesisch-deutschen Beziehungen. Was<br />
sind Ihrer Meinung nach derzeit die größten<br />
Chancen und Herausforderungen?<br />
Wu: Die für beide Seiten vorteilhafte und für<br />
www.chk-de.org
23<br />
beide Seiten gewinnbringende wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit ist seit jeher die „Grundierung“<br />
und die Hauptströmung der chinesisch-deutschen<br />
Beziehungen. Einerseits haben alle Länder<br />
der Welt, einschließlich China und Deutschland,<br />
die gemeinsame Erwartung, die wirtschaftliche<br />
Erholung nach der Pandemie zu beschleunigen<br />
und eine bessere Welt aufzubauen. Andererseits<br />
muss man auch erkennen, dass die Weltlage in<br />
eine neue Phase der Instabilität und des Wandels<br />
eintritt, dass die wirtschaftliche Globalisierung<br />
auf einen noch nie dagewesenen Gegenwind<br />
stößt und dass irrationale Impulse zunehmen,<br />
die eine Abkopplung und Konfrontation befürworten.<br />
Angesichts der globalen Herausforderungen<br />
ist Zusammenarbeit der dringendste<br />
und einzige Weg nach vorn.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Welchen Rat haben Sie in diesen<br />
schwierigen Zeiten für deutsche Unternehmen,<br />
die in China tätig sind oder werden wollen?<br />
Welche Maßnahmen gibt es zur Unterstützung<br />
dieser Unternehmen?<br />
Wu: Ich möchte drei Vorschläge machen: Erstens:<br />
Sie sollten den Wettbewerb objektiv betrachten.<br />
Da China und Deutschland so eng zusammenarbeiten,<br />
ist es nichts Verwunderliches,<br />
dass es Wettbewerb gibt. Eine Zusammenarbeit<br />
sollte nicht aus Angst vor Konkurrenz ausgeschlossen<br />
werden. Zweitens: Sie sollten die wirtschaftliche<br />
Abhängigkeit rational betrachten.<br />
Die Abhängigkeit ist keine Einbahnstraße. Künstlich<br />
erzeugte Forderungen nach Entkopplung aus<br />
politischen Motiven oder durch politischen<br />
Druck werden nur zu mehr Instabilität und Unsicherheit<br />
führen. Drittens: Unternehmen sollten<br />
gemeinsam Verantwortung für die Aufrechterhaltung<br />
der Globalisierung und der offenen<br />
Zusammenarbeit übernehmen und ihr Wissen<br />
und ihre Stärke zur Lösung der aktuellen Probleme<br />
in der Weltwirtschaft, im internationalen<br />
Handel und bei Investitionen beitragen.<br />
China begrüßt die Ansiedlung ausländischer<br />
Unternehmen, einschließlich deutscher Unternehmen,<br />
und wir freuen uns, dass Deutschland<br />
seine führende Position als europäisches Zugpferd<br />
bei der wirtschaftlichen Zusammenarbeit<br />
mit China beibehält. Heute ist der chinesische<br />
Markt offener als zu Beginn der Reform- und<br />
Öffnungspolitik und sogar offener als vor zehn<br />
Jahren. China beschleunigt den Aufbau eines<br />
neuen Entwicklungsmodells, das allen Ländern<br />
größere Marktchancen bieten wird.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Welche Rolle kann Ihrer Meinung<br />
nach die Chinesische Handelskammer in<br />
Deutschland als Vertreter der chinesischen<br />
Wirtschaft in Deutschland spielen?<br />
Wu: In den letzten zehn Jahren haben immer<br />
mehr chinesische Unternehmen in Deutschland<br />
investiert und sich niedergelassen. Sowohl ihr<br />
Umfang als auch ihr Einfluss haben merkbar<br />
zugenommen. Sie stehen jedoch auch vor<br />
Herausforderungen in Bereichen wie Marktumfeld,<br />
Branchen- und Arbeitspolitik, Kultur und<br />
Medienlandschaft. Und sie sind vom Gegenwind<br />
bei der Globalisierung und des stärker werdenden<br />
Protektionismus betroffen. Seit ihrer Gründung<br />
hat die CHKD immer eine wichtige Rolle<br />
als Brücke gespielt, indem sie intensiv mit<br />
chinesischen Unternehmen in Deutschland in<br />
Kontakt getreten ist, die Kommunikation innerhalb<br />
der Mitgliedschaft und mit den lokalen<br />
Behörden, den Medien und weiteren Institutionen<br />
gefördert hat und ihre Vorschläge zur Verbe<br />
sserung des Geschäftsumfeldes hin zu mehr<br />
Gleichbehandlung und Fairness gegenüber<br />
chinesischen Unternehmen bei den zuständigen<br />
Stellen eingebracht hat. Dies hat nicht nur das<br />
Vertrauen der Mitgliedsunternehmen in die<br />
Kammer gestärkt, sondern ihre Arbeit erhält<br />
auch von deutscher Seite zunehmend Aufmerksamkeit.<br />
Dadurch weitet die CHKD ihren Einfluss<br />
aus und fördert aktiv die bilaterale Wirtschaftsund<br />
Handelszusammenarbeit.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Was können China und Deutschland<br />
Ihrer Meinung nach voneinander lernen?<br />
Wu: Die Zusammenarbeit zwischen China und<br />
Deutschland ist in hohem Maße komplementär.<br />
Als Beispiele sind hier zu nennen: Chinas offener<br />
Markt und Deutschlands fortschrittliche Technologie<br />
sowie die Geschwindigkeit und der Umfang<br />
der chinesischen Produktion und die Effizienz<br />
und Qualität der deutschen Produktion. Beide<br />
Seiten können voneinander lernen und sich<br />
gegenseitig helfen. Sie können die bestehenden<br />
Dialog- und Kooperationsmechanismen in vollem<br />
Umfang nutzen und den Austausch in verschiedenen<br />
Bereichen wie Klimawandel, makroökonomische<br />
Politik, Finanzstabilität, Energiesicherheit,<br />
Lebensmittelsicherheit und Industrie- und<br />
Lieferkettenstabilität verstärken. China und<br />
Deutschland können das Potenzial für eine für<br />
beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit ausschöpfen<br />
und die Zusammenarbeit in Bereichen<br />
wie fortschrittliche Fertigung, Umwelt, Handel<br />
im Dienstleistungssektor, künstliche Intelligenz<br />
und Digitalisierung ausbauen, um ein Win-<br />
Win-Ergebnis mit der Gleichung „1+1 ist mehr<br />
als 2“ zu erzielen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Sehr geehrter Herr Botschafter, vielen<br />
Dank für das Interview!<br />
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24 Sonderseiten zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />
Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />
HAPTIC – mein Weg nach China und eine<br />
chinesische Erfolgsgeschichte<br />
Autor: Dr. Thomas Walther Schmidt<br />
Key Lab for Sport Shoes Upper Materials of Fujian Province, Fujian Huafeng New Material Co., Ltd.<br />
Nylon zu funktionellen Garnen verspinnt, ist<br />
wirklich beeindruckende Hochleistungstechnologie.<br />
Wir haben viele Maschinen aus Deutschland<br />
gekauft, die hocheffizient und stabil funktionieren.<br />
Für uns beide, die Firma und mich selbst, war es<br />
am Anfang nicht ganz klar, wie wir zusammenarbeiten<br />
können und ob das alles gut geht. Mit<br />
meiner Ausbildung als Chemiker und Materialwissenschaftler<br />
war ich ein Exot bei Huafeng,<br />
als einziger Ausländer sowieso. Nur der persönliche<br />
Kontakt und das freundschaftliche Vertrauen<br />
meines Freundes und der Geschäftsführung<br />
haben mich hierher bringen können.<br />
Ich wohne und arbeite seit acht Jahren in<br />
China. In der „kleinen“ Stadt Putian in Fujian<br />
Province. Aus einer gut situierten Position in<br />
Europa heraus wollte ich plötzlich etwas Neues<br />
tun, noch einmal Spannung und Abenteuer in<br />
mein Leben bringen, etwas aufregend anderes<br />
erleben und Neues ausprobieren. Und über einen<br />
chinesischen Freund, den ich vor über 23 Jahren<br />
in Guangzhou kennengelernt habe, hat sich dann<br />
eine tolle Chance eröffnet, und ich war bereit<br />
für einen Neuanfang. Huafeng, eine chinesische<br />
Textilfirma aus Putian, hatte große Pläne zur Expansion<br />
und investierte in moderne, innovative<br />
Technologien. Mir hat Putian sofort gefallen, ein<br />
eher kleinstädtisches Umfeld, im Westen die<br />
wunderschöne Bergwelt von Fujian, im Osten die<br />
Küste mit schönen Inseln und Stränden. Und<br />
dazu ein feuchtheißes Klima, das einen die kalten<br />
Herbst- und Winterzeiten in Deutschland<br />
vergessen lässt. Und dazu so viele nette Menschen,<br />
die immer neugierig sind, einen Ausländer<br />
zu treffen und etwas über Deutschland zu erfahren.<br />
Als Deutscher genieße ich in China großen<br />
Respekt, alle kennen die deutsche Qualität<br />
und Technologie und natürlich die Autos.<br />
Irgendwie macht die Textilbranche bei Außenstehenden<br />
immer den Eindruck, keine technologiegetriebene<br />
Branche zu sein, sondern vor<br />
allem von einfachen Arbeitsplätzen und billigen<br />
Arbeitskräften am Laufen gehalten zu werden.<br />
Jeder kennt die Geschichten von Sweatshops mit<br />
miserablen Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung<br />
durch Färbereien und Ausbeutung<br />
von Arbeitskräften. Wenn man aber genau hinschaut,<br />
erkennt man sehr schnell, dass es bei<br />
modernen Betrieben ganz anders zugeht, vor<br />
allem bei den Materialherstellern. Die Maschinen,<br />
mit denen Textilien hergestellt werden, sind<br />
echte Hochtechnologie. Mit wahnsinnigen Geschwindigkeiten<br />
werden Garne in Strick-, Wirkund<br />
Webmaschinen komplex zu fertigen Textilien<br />
verarbeitet. Und auch die Garnherstellung,<br />
die synthetische Polymere wie Polyester oder<br />
Schnell haben wir Ideen entwickelt, wie ich mich<br />
am besten einbringen kann. Beschichtung und<br />
Bedruckung von Textilien für die Sportindustrie<br />
war ein perfektes Thema für mich. Und natürlich<br />
sollte alles mit umweltfreundlichen Chemikalien<br />
funktionieren, kosteneffizient sein und tauglich<br />
für die Massenproduktion. Wir reden von vielen<br />
Millionen Paar Sportschuhen, die jährlich mit<br />
unseren Textilien hergestellt werden, praktisch<br />
für alle internationalen Sportmarken der Welt.<br />
Und natürlich müssen die Funktion und die<br />
Qualität für die harten Bedingungen im Leistungssport<br />
geeignet sein. Zudem sollen auch<br />
noch tolle neue trendige Effekte den Kunden<br />
überzeugen. Nachhaltigkeit ist das große Stichwort,<br />
mit jeder neuen Technologie müssen wir<br />
umweltfreundlicher und nachhaltiger werden.<br />
Das wollen unsere direkten Kunden, die Konsumenten<br />
und auch wir selbst.<br />
Das Vorurteil, dass in China sehr viel Umweltverschmutzung<br />
in Kauf genommen wird, ist<br />
lange nicht mehr gültig. Es gibt sehr strikte Ge-<br />
www.chk-de.org
25<br />
setze zum Umweltschutz, und die chinesische<br />
Bevölkerung wird sich immer bewusster, dass<br />
Verantwortung für die Umwelt und die nächsten<br />
Generationen sehr wichtig ist. Es war also klar,<br />
dass wir mit wasserbasierenden Beschichtungen<br />
arbeiten wollen. Und da wir keine Schnittverluste<br />
erlauben wollten, haben wir uns für ein<br />
materialeffizientes additives Druckverfahren<br />
entschieden. Und Nachhaltigkeit ist noch lange<br />
nicht am Ende, ständige Weiterentwicklungen<br />
machen uns besser und besser. Zum Beispiel<br />
macht es unsere neue Bio-Beschichtung mit teilweise<br />
pflanzenbasierenden Bindemitteln in<br />
Kombination mit unseren Recycling-Garnen<br />
möglich, 230 g CO 2<br />
eq. pro Paar Schuhe einzusparen.<br />
Auch der soziale Aspekt spielt bei der<br />
Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Wir setzen<br />
zum Beispiel für unsere Effektfarben nur synthetische<br />
Micapigmente ein, da bei natürlichen<br />
bergmännisch abgebauten Mica oft bis heute<br />
noch in den Förderländern Kinderarbeit im Spiel<br />
ist und man das kaum kontrollieren kann. Glücklicherweise<br />
haben wir in nächster Nähe einen<br />
chinesischen Pigmentproduzenten, der uns hier<br />
als Lieferant unterstützt. Ein modernes Werk<br />
stellt irisierende Pigmente rein synthetisch und<br />
unter vollständig kontrollierten Bedingungen<br />
her. Gute Partnerschaften zu unseren Lieferanten<br />
bringen auch eine gesellschaftliche Weiterentwicklung.<br />
tigung von Sportschuhen zu verändern. Wir, als<br />
der Textilhersteller, konnten plötzlich praktisch<br />
fertige Schuhobermaterialien anbieten, fertige<br />
Komponenten für die Schuhproduktion. Ein bisschen<br />
wie in der Automobilindustrie, wo Lieferanten<br />
fertige Komponenten wie Türen an die<br />
Montagelinie liefern. Konnte unsere Technologie<br />
die Schuhfertigung revolutionieren?<br />
Plötzlich wurden praktisch fast keine Näharbeiten<br />
an den Obermaterialien mehr benötigt,<br />
Einsparungen in der Schuhproduktion lagen auf<br />
der Hand. Wir, als typischer Tier-2-Lieferant,<br />
konnten uns in der Fertigungstiefe weiterentwickeln.<br />
Wir haben das dann „Tier-1.5“ genannt.<br />
Statt Textilien als Rollenware an die<br />
Schuhfabriken zu verkaufen, konnten wir jetzt<br />
fertige Komponenten ausliefern. Plötzlich war<br />
uns klar: Wir brauchen einen Namen, etwas, was<br />
unsere Technologie für Produktdesigner und<br />
Sportmarken fassbar macht. Und sofort kam mir<br />
der Name „HAPTIC“ in den Sinn. In so vielen Gesprächen<br />
mit Designern in meinem vorherigen<br />
Job habe ich immer wieder die Wichtigkeit des<br />
haptischen Eindrucks eines Produktes kennengelernt.<br />
Und wir hatten eine Oberflächenbeschichtung,<br />
die wahlweise zu Soft-touchoder<br />
sandpapierartigen Oberflächen gestaltet<br />
werden konnte, und dazu 3-D-Effekte, die bei<br />
Berührung klar zu spüren sind. Die Marke HAP-<br />
TIC wurde unsere chinesische Erfolgsgeschichte.<br />
Heute kennt die ganze Sportindustrie HAPTIC.<br />
Für unsere Firma war das ein weiterer großer<br />
Schritt vom Produzenten hin zum Entwicklungspartner<br />
und zur B2B-Marke mit Identität und<br />
besonderer Qualität. Branding als Strategie zur<br />
Weiterentwicklung vom Lohnproduzenten hin<br />
zur unverwechselbaren Marke hat uns mit HAP-<br />
TIC einen besonderen Erfolg gebracht.<br />
Wir haben eine sehr spezielle 3-D-Beschichtungsformulierung<br />
entwickelt, basierend<br />
auch auf Bindemitteln von deutschen Herstellern,<br />
aber lokal in China produziert. Mit dieser<br />
Beschichtungsmasse konnten wir erstmals<br />
3-D-Design auf Textilien drucken. Und es eröffnete<br />
sich schlagartig eine neue Designfreiheit.<br />
Nicht nur Farbe drucken zu können, sondern<br />
auch 3-D-Strukturen, das war total neu. Wir<br />
waren überzeugt, dass der Markt uns diese Produkte<br />
aus den Händen reißen wird, und haben<br />
massiv in Produktionskapazität investiert. Der<br />
erste Großauftrag war bereits sichtbar, als wir<br />
plötzlich ins Grübeln kamen. Wir brauchten eine<br />
Vermarktungsstrategie. Wir wollten mehr sein<br />
als nur ein Lohnproduzent für die Sportmarken.<br />
Diese Technologie hatte das Potenzial, die Fer-<br />
Milestones<br />
Dr. Thomas Walther Schmidt<br />
• 1988-1994 Studium Chemie und Materialwissenschaften,<br />
Universität Würzburg<br />
• 1994-1998 Promotion, Universität Würzburg<br />
• 1998-1999 Postdoc Universität Durhem (England)<br />
• 1999-2001 HSE Manager, adidas-Salomon in Guangzhou<br />
(China)<br />
• 2001-2014 Forschung und Entwicklung, New Business<br />
Development, IGER Coatings in Oesterreich<br />
• 2014-heute Director Innovation & Creation, Huafeng<br />
Textile Group in Putian (China)<br />
www.chk-de.org
26 Sonderseiten zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />
Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />
BMW in China<br />
– (m)eine Erfolgsgeschichte<br />
Autorin: WU Yanyan<br />
Vice President, President, Governmental and External Affairs Region China, BMW Group<br />
Meine Beziehung zu Deutschland begann<br />
vor mehr als dreißig Jahren, als ich<br />
mich nach dem Abitur um einen Studienplatz<br />
bewarb. Mit der Reform- und Öf f-<br />
nungs politik Chinas stieg die Nachfrage nach<br />
Personen mit Fremdsprachenkenntnissen. Zu dieser<br />
Zeit war ich entschlossen, eine Fremdsprache<br />
zu erlernen, schwankte jedoch noch zwischen<br />
Deutsch und Französisch. Schließlich gab mein<br />
Vater den Ausschlag, dass ich mich für Deutsch<br />
entschied. Mein Vater war Ingenieur und bewunderte<br />
die deutsche Technik. Er war fest<br />
davon überzeugt, dass der Austausch und die<br />
Zusammenarbeit zwischen Deutschland und<br />
China im technologischen Bereich der Technik<br />
in Zukunft immer weiter zunehmen würden.<br />
Die Zulassung zum Germanistikstudium an der<br />
Beijing Foreign Studies University war schließlich<br />
ausschlaggebend für meinen weiteren Lebens<br />
weg. Das Erlernen der Sprache ebnete mir<br />
nicht nur den Weg zu Kenntnis und Verständnis<br />
der deutschen Kultur, sondern bestimmte auch<br />
meinen beruflichen Werdegang.<br />
Für viele Chinesen ist Deutschland ein „uns sehr<br />
nahes fernes Land“. Das Deutschland-Bild ist bei<br />
den meisten Chinesen von einem sehr positiven<br />
Eindruck und großem Vertrauen geprägt. Made<br />
in Germany und deutsche Qualität genießen hier<br />
hohes Ansehen. Für viele Deutsche hingegen ist<br />
China oft noch ein exotisches und fernes Land<br />
voller Geheimnisse. Und in der Tat, China ist ein<br />
riesiges und komplexes Land mit großen regionalen<br />
Unterschieden. Es ist daher auch nicht verwunderlich,<br />
dass diejenigen, die noch nie in<br />
China waren und das Land nur über einige wenige<br />
Kanäle kennen, ein undifferenziertes Bild<br />
haben.<br />
Die Automobilindustrie ist der dominierende<br />
Wirtschaftszweig in Deutschland. Ich hatte das<br />
Glück, in die deutsche Autobranche eintreten<br />
und für Mercedes-Benz und BMW arbeiten zu<br />
dürfen, und erlebte so die rasante Entwicklung<br />
deutscher Unternehmen in China und der daraus<br />
resultierenden Win-win-Situation hautnah mit.<br />
Im Jahr 2005 kam ich zu BMW China und wurde<br />
Zeugin der anfänglichen Schwierigkeiten, der<br />
rechtzeitig vorgenommenen strategischen Anpassungen<br />
und wie es dem Unternehmen gelang,<br />
die Chancen zu nutzen, die das rasante Wachstum<br />
des chinesischen Automobilmarktes bot.<br />
Als ich bei BMW anfing, gab es in der Pekinger<br />
Niederlassung nur ein paar Dutzend Mitarbeiter.<br />
Das Joint Venture BMW Brilliance Automotive<br />
Ltd. war gerade gegründet worden, hatte einige<br />
Schwierigkeiten, sich zu akklimatisieren, und sah<br />
sich vor einige Herausforderungen gestellt. Die<br />
in China produzierten Modelle verkauften sich<br />
unter anderem aufgrund von Preisgestaltung<br />
und Produktstärke nicht besonders gut. Mit<br />
Dr. Christoph Stark übernahm dann ein ausgewiesener<br />
China-Kenner die Position des Vorsitzenden<br />
und CEO der BMW China Group. Unmittelbar<br />
nach seinem Amtsantritt organisierte<br />
er mehrere Austauschtreffen, hörte sich unvoreingenommen<br />
die Meinung chinesischer Experten<br />
aller Fachrichtungen an und lokalisierte so<br />
den Kern des Problems, um anschließend an<br />
Lösungen zu arbeiten. Nach eingehenden Gesprächen<br />
und ergiebigen Diskussionen mit der<br />
Münchner Zentrale entschied sich das Unternehmen,<br />
bei den Produkten anzufangen. BMW<br />
brachte erstmals die 5er-Langversion auf den<br />
Markt, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der<br />
chinesischen Kunden. Die Einführung war ein<br />
sofortiger Erfolg.<br />
Die Geschwindigkeit und das Ausmaß des<br />
Wachstums von BMW in China sind für den Konzern<br />
beispiellos. Die Stadt Shenyang in der Provinz<br />
Liaoning hat sich zwischenzeitlich zum<br />
weltweit größten Produktionsstandort von BMW<br />
entwickelt. Seit 2010 wurden in den Standort<br />
hier über 83 Milliarden RMB investiert. Das<br />
Tiexi-Werk in Shenyang, aktuell der Standort mit<br />
dem höchsten Produktionsstandard von BMW,<br />
wurde im Juni dieses Jahres in Betrieb genommen.<br />
Beeindruckt haben mich auch das Engagement<br />
und die Hartnäckigkeit des Unternehmens im<br />
Bereich der Nachhaltigkeit und der Corporate<br />
Social Responsibility. Damit sich ein gutes Unternehmen<br />
zu einem herausragenden Unternehmen<br />
entwickeln kann, darf es sich nicht nur auf Leis-<br />
www.chk-de.org
27<br />
tung und Rentabilität konzentrieren, sondern<br />
muss auch ein echtes Interesse an sozialen Fragen<br />
zeigen und es sich zur Aufgabe machen, die<br />
soziale Entwicklung zu fördern. Seit 2007 wurden<br />
im Rahmen der BMW China Culture Journey<br />
410 immaterielle Kulturdenkmäler in 24 Provinzen<br />
und Gemeinden Chinas besucht und Projekte,<br />
die besonders geschützt werden müssen, gesponsert.<br />
Dies hat in den letzten 15 Jahren mehr<br />
als 14 Millionen Menschen dazu gebracht, sich<br />
der Weitergabe und des Schutzes des immateriellen<br />
Kulturerbes zu verschreiben.<br />
Im Jahr 2008 wurde der „BMW Warm Heart<br />
Fund“ als erster Wohltätigkeitsfonds in der Automobilindustrie<br />
gegründet, um die Katastrophenhilfe<br />
nach dem Erdbeben in Wenchuan zu unterstützen.<br />
In den folgenden zehn Jahren beteiligte<br />
sich die Stiftung an einer Reihe weiterer Wohltätigkeitsprojekte<br />
in Bereichen wie Bildung,<br />
Katastrophenhilfe und Umweltschutz. Das Motto<br />
„langfristige Entwicklung, Wirksamkeit und die<br />
Beteiligung aller“ wurde von allen Beteiligten<br />
unterstützt und begrüßt.<br />
Wandel sowie der grundlegenden Zuversicht,<br />
auch in Krisen Wege zu finden. Chinesische und<br />
deutsche Kollegen müssen oft hitzige Diskussionen<br />
über arbeitsrelevante Themen aus<br />
unterschiedlichen Blickwinkeln führen. Wenn<br />
man dann jedoch seine eigenen Ansichten vertreten<br />
hat, versetzt man sich in die Position des<br />
anderen hinein, tritt einen Schritt zurück und<br />
erzielt schließlich einen Konsens.<br />
Angesichts der vielen Herausforderungen, mit<br />
denen sich die Menschheit gemeinsam konfrontiert<br />
sieht, wie der von Tag zu Tag komplizierter<br />
werdenden internationalen Situation, Umweltverschmutzung,<br />
des Klimawandels und Covid-19<br />
ist eine verstärkte Zusammenarbeit aller Länder<br />
erforderlich. Eine gute und gesunde Entwicklung<br />
der deutsch-chinesischen Beziehungen ist entscheidend.<br />
BMW hat auch immer wieder deutlich<br />
gemacht, dass das Unternehmen als Mitglied<br />
der deutschen Wirtschaftsgemeinschaft<br />
bereit ist, eine Brücke zwischen China und<br />
Deutschland zu schlagen. Ich bin überzeugt, dass<br />
die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen<br />
Deutschland und China nach wie vor sehr vielversprechend<br />
ist.<br />
Als Absolventin der Germanistik fiel meine<br />
berufliche Laufbahn in eine Zeit der rasanten<br />
Entwicklung der deutsch-chinesischen Beziehungen.<br />
Ich hatte das große Glück, daran teilhaben<br />
zu können und die Entwicklung der Zusammenarbeit<br />
und die Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen<br />
zwischen beiden Ländern<br />
miterlebt und mitgestaltet zu haben.<br />
Von 2015 bis 2020 wurde ich in die Zentrale<br />
nach München versetzt, wo ich für die Außenbeziehungen<br />
von BMW mit der Asien-Pazifik-Region<br />
zuständig war. Während meiner fünf<br />
Jahre in München konnte ich mich mit den<br />
Arbeitsabläufen und Entscheidungsmechanismen<br />
der Zentrale vertraut machen. Außerdem<br />
konnte ich vielen meiner Kollegen eine Menge<br />
über China erzählen und mitgeben.<br />
Wenn man in einem deutschen Unternehmen<br />
arbeitet, erlebt man oft sowohl das Aufeinanderprallen<br />
zweier Kulturen und Denkweisen wie<br />
auch die Kompromissfindung. Im Gegensatz zu<br />
Deutschland befindet sich China in einem rasanten<br />
Wandel, was auch dazu führt, dass Chinesen<br />
und Deutsche sehr unterschiedliche Einstellungen<br />
zu Veränderungen haben. Während die<br />
chinesischen Kollegen die Ernsthaftigkeit,<br />
Rationalität, Strenge und den Sinn für Regelkonformität<br />
ihrer deutschen Kollegen bewundern,<br />
sind die deutschen Kollegen beeindruckt<br />
von der chinesischen Flexibilität, dem<br />
Pragmatismus, der positiven Einstellung zum<br />
Milestones<br />
WU Yanyan<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
1988-1992 Studium Germanistik und Literatur, Beijing Foreign Studies University<br />
1992-1998 Außenministerium der VR China<br />
1998-2005 Government Affairs Manager, DaimlerChrysler Northeast Asia<br />
2005-2010 Head of Government Affairs, BMW China<br />
2011-2015 Vice President, Government and Corporate Affairs, BMW China<br />
2015-2020 Head of Government and External Affairs Asia (München)<br />
2020-heute Vice President, Government and External Affairs Region China (Shanghai)<br />
www.chk-de.org
Titel<br />
29<br />
Borussia Dortmund in China:<br />
Mit Leidenschaft nachhaltig<br />
»Gemeinsam mit EVONIK haben wir 2020 das erste große<br />
Nachhaltigkeits- und CSR-Projekt in China durchgeführt.«<br />
Interview<br />
Benjamin Wahl<br />
Head of China, Borussia Dortmund<br />
CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Wahl, für den<br />
BVB ist das Engagement in China keine Eintagsfliege.<br />
Kann man bereits beim Grundkonzept<br />
der China-Projekte von Nachhaltigkeit und<br />
einer längerfristigen Strategie reden?<br />
Benjamin Wahl: Wir sind mit dem BVB 2014 mit<br />
der Eröffnung des Büros in Singapur in Asien gestartet<br />
und haben 2017 das Büro in Shanghai<br />
eröffnet. Wir sind in erster Linie hier vor Ort, um<br />
näher an der riesengroßen BVB-Anhängerschaft<br />
zu sein. 80 Millionen Chinesen kennen den BVB<br />
(Nielsen Studie 2019); fünf Millionen Fans folgen<br />
dem Club auf den chinesischen Social-Media-Kanälen.<br />
Es gibt mittlerweile 21 BVB-Fanclubs über<br />
das ganze Land verteilt. Gemeinsam mit unserem<br />
globalen Partner EVONIK haben wir 2020 das<br />
erste große Nachhaltigkeits- und CSR-Projekt in<br />
China durchgeführt. Wir haben mehrere Schulen<br />
in einer extrem abgelegenen und wirtschaftlich<br />
benachteiligten Region besucht. Wir haben für<br />
die Kinder, die größtenteils unter extrem ärmlichen<br />
Bedingungen leben, Fußball-Camps angeboten,<br />
gemeinsam mit PUMA Fußballkleidung<br />
gespendet und geplant, die sanitären Einrichtungen<br />
mit einem weiteren BVB-Partner zu<br />
modernisieren. Mit unserem fantastischen<br />
Shanghai-Fanclub, einem der ältesten im Land,<br />
haben wir im Rahmen der Sommertour 2021 Müll<br />
eingesammelt. Bei solch einer Fläche wie von<br />
Shanghai mit 26 Millionen Einwohnern ist das<br />
Volumen der gesammelten Müllmenge vermutlich<br />
marginal. Wir können jedoch als Borussia<br />
Dortmund mehrere Millionen Menschen mit<br />
unserer Reichweite in China erreichen und dies<br />
haben wir vor, während und nach dieser Nachhaltigkeitskampagne<br />
über unsere Social-Media-<br />
Kanäle getan.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Sozialverantwortung gehört zu einer<br />
guten Nachhaltigkeitsstrategie – Blindenfußball,<br />
Spenden von Fußballausrüstung und mehr.<br />
Können Sie die praktische Durchführung dieser<br />
Projekte beschreiben?<br />
Wahl: Borussia Dortmund ist einer der wenigen<br />
professionellen Fußballvereine, die seit Jahren<br />
einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Zu unserem<br />
Engagement gehört unter anderem auch die<br />
Förderung des Blindenfußballs. Das Team wurde<br />
im Jahr 2007 gegründet, trainiert regelmäßig<br />
dreimal pro Woche und ist Mitglied der Blindenfußball-Bundesliga<br />
mit sechs weiteren Mannschaften.<br />
Der erste und der letzte Spieltag werden<br />
auf öffentlichen Plätzen in Innenstädten<br />
ausgetragen. Die Mannschaft nimmt zudem an<br />
internationalen Turnieren teil.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Besondere Beziehungen bestehen<br />
zwischen Dortmund und Xi’an. Welche Rolle<br />
spielt dabei der BVB?<br />
Wahl: Dortmund und Xi’an sind Partnerstädte –<br />
20<strong>22</strong> feiern beide Seiten das 30-jährige Jubiläum.<br />
Es gibt daher einen engen Austausch zwischen<br />
den Städten, den Unis, auf wirtschaftlicher und<br />
sportlicher Ebene und somit auch mit dem BVB.<br />
Der BVB-Fanclub in Xi’an ist sehr aktiv, und wir<br />
haben bereits zahlreiche Fan-Events gemeinsam<br />
organisiert.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Haben Sie bei diesen Kooperationen<br />
auch Themen zur Nachhaltigkeit erfahren?<br />
Wahl: Unser Hauptfokus ist und bleibt das emotionale<br />
Erlebnis eines Fußballspiels mit dem BVB:<br />
die Leidenschaft, der unbedingte Wille und die<br />
Emotionen, welche die Unterstützung der Fans<br />
entfachen kann. Bei allem, was wir tun, sind wir<br />
uns unserer enorm großen Reichweite bewusst.<br />
Daher stellt der BVB immer wieder Themen wie<br />
Antirassismus, Toleranz, Nachhaltigkeit und CSR<br />
in den Vordergrund. Unser Engagement im Bereich<br />
Blindenfußball, das wir in Deutschland gestartet<br />
haben und nun nach Asien bringen, ist<br />
dabei nur ein Beispiel. Wir hoffen, Ende 20<strong>22</strong> das<br />
geplante Fußballturnier gemeinsam mit der „Chinese<br />
Association of Blind Football“ in Shanghai<br />
durchführen zu können.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Vielen Dank für das Gespräch, Herr<br />
Wahl!<br />
www.chk-de.org
30 Titel<br />
Deutsche Wirtschaft profitiert von Chinas<br />
nachhaltiger Entwicklung<br />
Abb.: 4045, Shutterstock<br />
Bei den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
zeigen sich besonders bei<br />
Umwelttechnik und nachhaltigen Produkten<br />
die Vorteile einer Synergie. Deutsche Konzerne<br />
verkaufen viel Umwelttechnik und effiziente<br />
Maschinen in China. Und Deutschland bezieht<br />
günstige Umwelttechnik wie Solaranlagen aus<br />
China und von dort kommen nicht nur modernste<br />
Elektrofahrzeuge, sondern auch effiziente<br />
Elektronik.<br />
Mehr als 70 Prozent der deutschen Unternehmen<br />
planen, ihre Investitionen in China zu erhöhen,<br />
so die AHK China. Die Verlagerung des verarbeitenden<br />
Gewerbes und der Industriekette sei<br />
ein normales wirtschaftliches Phänomen, das das<br />
Ergebnis der Globalisierung und der Marktmechanismen<br />
sei, erklärte YAO Jun, stellvertretender<br />
Direktor der Planungsabteilung des<br />
Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie.<br />
Im Zeitraum von Januar bis Mai<br />
20<strong>22</strong> stieg der tatsächliche Einsatz von ausländischem<br />
Kapital in China im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 17,3 Prozent auf 564,2 Milliarden<br />
RMB (83,54 Milliarden US-Dollar). Neben Investitionen<br />
in den Hightech-Bereich steigen insbesondere<br />
Investitionen in Umwelttechnik und<br />
nachhaltige Produktionsanlagen.<br />
Fast alle großen Automobilkonzerne der Welt<br />
bauen große Forschungs- und Entwicklungszentren<br />
in China, um die notwendige Wende zur<br />
Nachhaltigkeit zu schaffen. Nicht nur diese Entwicklungsergebnisse,<br />
sondern auch das Erfahrungswissen<br />
bei der Umsetzung neuer Konzepte<br />
und Technologien in China können die Konzerne<br />
weltweit nutzen. Fast alle großen Zulieferer<br />
haben große Produktionswerke in China, die bereits<br />
für die neue Elektromobilität fertigen. Die<br />
deutsche Schaeffler-Gruppe, ein börsennotierter<br />
Zulieferer der Automobil- und Maschinenbauindustrie,<br />
wird 300 Millionen US-Dollar in ein<br />
E-Mobilitäts- und Luftfahrtprojekt in der Stadt<br />
Taicang in der ostchinesischen Provinz Jiangsu<br />
investieren, teilte die Stadtregierung von Taicang<br />
Ende Juli 20<strong>22</strong> mit.<br />
Für deutsche Autobauer ist China der wichtigste<br />
Markt. Gut jedes dritte Fahrzeug verkaufen VW,<br />
Mercedes und BMW dort. Der neue VW-Chef<br />
Oliver Blume ist ein ausgesprochener China-Kenner.<br />
Blume hat 2001 am Institut für Fahrzeugtechnik<br />
der renommierten Tongji-Universität in<br />
Shanghai promoviert. Die Tongji ist nicht irgendeine<br />
Uni. Der Name Tongji weckt Ehrfurcht,<br />
schreibt die Zeitschrift „Capital“.<br />
Während manche Medien berichten, dass sich<br />
deutsche Firmen aus China zurückziehen, steigen<br />
jedoch die Auslandsinvestitionen besonders im<br />
Bereich Hightech und nachhaltige Produktion<br />
steil an. Chinas Chemiebranche beispielsweise<br />
hat 2021 ein Rekordjahr hinter sich. Nachhaltigkeit<br />
und Dekarbonisierung gewinnen in Chinas<br />
Chemiebranche zunehmend an Gewicht, berichtet<br />
Germany Trade & Invest. Im Januar 20<strong>22</strong><br />
vereinbarte BASF mit China BlueChemical und<br />
Wuhuan Engineering, gemeinsam CO 2<br />
-arme<br />
Technologien zur Nutzung maritimer Gasvorkommen<br />
zu entwickeln. Im Oktober 2021 hatte<br />
BASF mit 14 Partnern und Kunden in China die<br />
Allianz „Sustainability Covalence“ für CO 2<br />
-ärmere<br />
und nachhaltigere Produktion gegründet.<br />
Für die neuen Anforderungen baut BASF in Guangdong<br />
einen neuen Verbundstandort, der CO 2<br />
-<br />
frei produzieren soll und auf eine nachhaltige<br />
Kreislaufwirtschaft angelegt ist. Hergestellt werden<br />
dort unter anderem Petrochemikalien und<br />
Zwischenprodukte. Für den Bau des neuen Verbundstandorts<br />
wird BASF bis 2<strong>03</strong>0 bis zu 10 Milliarden<br />
Euro investieren. „Wir freuen uns, dass<br />
unser Großinvestitionsprojekt in China vorangeht“,<br />
sagte Dr. Martin Brudermüller, CEO bei<br />
BASF. „Dank digitaler Technologien und höchster<br />
Sicherheitsstandards wird der neue Verbundstandort<br />
eine Vorreiterrolle für eine nachhaltige<br />
Produktion einnehmen und zum Aufbau einer<br />
Kreislaufwirtschaft in China beitragen“, wird<br />
Brudermüller in der „K-Zeitung“, dem Branchenblatt<br />
für die Kunststoffindustrie, im Juni 20<strong>22</strong><br />
zitiert.<br />
Trotz aller Herausforderungen und aktuellen Krisen<br />
und Konflikte – China wird seine Position als<br />
einer der wichtigsten Investitions- und Absatzmärkte<br />
in den Post-Covid-Jahren weiter ausbauen<br />
und für die deutsche Wirtschaft auch in<br />
Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, urteilt<br />
die Wirtschaftskanzlei Rödl & Partner in ihrer<br />
aktuellen China-Analyse.<br />
www.chk-de.org
31<br />
Deutsche Batteriefabriken mit Technologie aus China<br />
Nicht nur in China profitiert die deutsche Industrie<br />
von der chinesischen Modernisierung in Richtung<br />
Nachhaltigkeit. Große deutsche Konzerne<br />
forschen und entwickeln Zukunftstechnik in<br />
China. Dort können die neuen Technologien auch<br />
schnell in praktische Produkte umgesetzt und<br />
dann in der Praxis erprobt werden. Diese Entwicklungsergebnisse<br />
nutzen internationale Konzerne<br />
zunehmend für ihr weltweites Geschäft.<br />
Besonders deutlich ist dies im Bereich Fahrzeugtechnik.<br />
Volkswagen nutzt seine Chinakompetenzen, um<br />
seine Produktion in Europa schnell auf Elektroantrieb<br />
umzustellen. VW ist nicht nur an dem<br />
chinesischen Batterieunternehmen Gotion Mehrheitsaktionär,<br />
das in Göttingen ein Batteriewerk<br />
in der vormaligen Produktionsstätte von Bosch<br />
errichtet und damit Hunderte Arbeitsplätze sichert.<br />
Der ehemalige Göttinger Bosch-Standort<br />
wird schrittweise von der bisherigen Produktion<br />
von Automobilteilen auf die Herstellung von<br />
Batterieanwendungsprodukten umgestellt, was<br />
ein schwieriger, aber vielversprechender Prozess<br />
sei, sagte LI Zhen, Vorsitzender von Gotion High-<br />
Tech, bei der Werkseröffnung im Juni dieses<br />
Jahres. Dabei gelte es, die bestehende Unternehmenskultur<br />
zu schützen, die Mitarbeiter für<br />
diesen schwierigen Prozess zu begeistern, die<br />
Entwicklung Göttingens aktiv mitzugestalten und<br />
die Produkttransformation zu beschleunigen.<br />
„Wir werden Chinas fortschrittliche Batterietechnologie<br />
mit Deutschlands fortschrittlicher<br />
Verfahrenstechnik kombinieren, um noch bessere<br />
Produkte zu schaffen und einen Beitrag zur<br />
Nachhaltigkeit der Gesellschaft und Wirtschaft<br />
zu leisten, um damit den technischen Fortschritt<br />
und die Entwicklung der neuen Energieindustrie<br />
zu fördern“, so Li.<br />
Nicht nur die deutsche Wirtschaft profitiert vom<br />
Technologietransfer von diesen chinesischen<br />
Großprojekten. Auch die Standorte in eher<br />
strukturschwachen Regionen erhalten Innovationsschübe.<br />
CATL, der größte chinesische<br />
Batteriehersteller und Innovationsführer in vielen<br />
Bereichen, baut in Arnstadt am Erfurter<br />
Kreuz seine Gigafactory. SVOLT möchte eine<br />
Batteriefabrik im saarländischen Überherrn errichten.<br />
Viele Großprojekte sind notwendig, um den gewaltigen<br />
Bedarf an Batterien, welche die Elektromobilität<br />
braucht, abzudecken. Volkswagen baut<br />
in Salzgitter eine eigene Hightech-Fabrik für<br />
Batteriezellen. Die Maschinen dafür sollen aus<br />
China kommen, meldet die FAZ. Ein Meilenstein<br />
für die Autonation Deutschland ist diese Hightech-Fabrik,<br />
berichten die Fachmedien. Zwei Milliarden<br />
Euro investiert Volkswagen, ab 2025 sollen<br />
in Salzgitter jährlich Batteriezellen mit einer<br />
Kapazität von 40 Gigawattstunden produziert<br />
werden. Genug, um damit eine Jahresproduktion<br />
von einer halben Million Elektroautos zu bestücken.<br />
Die Fabrik, die VW „Salzgiga“ getauft<br />
hat, gilt als technologisches Leuchtturmprojekt.<br />
Denn die Autoindustrie steckt in einem epo -<br />
chalen Wandel vom Verbrennungsmotor zum<br />
Elekt roantrieb, und die Batteriezelle ist die<br />
Kernkomponente für das E-Auto. Ohne die<br />
VW-Chinakompetenz wäre dieser Wandel nicht<br />
so schnell zu realisieren.<br />
BERLIN: IHR TOR NACH EUROPA<br />
Berlin bietet Ihnen optimale Bedingungen,<br />
um den europäischen Markt zu erschließen.<br />
Die deutsche Hauptstadt steht für Technologie,<br />
Kultur, Startups und gut ausgebildete<br />
Talente aus aller Welt.<br />
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32 Zahlen – Daten – Fakten<br />
Die Welt braucht nachhaltige Entwicklungskonzepte<br />
aus China<br />
Die Bedeutung von Westeuropa und Nordamerika nimmt durch die Bevölkerungsentwicklung ab. Besonders Afrika<br />
braucht nachhaltige Entwicklungskonzepte, wozu Chinas Wirtschaftsentwicklung Vorbilder liefern kann. Mit dem wirtschaftlichen<br />
Aufstieg der Volksrepublik wuchs der CO 2<br />
-Anstieg zunächst steil an. Das Umsteuern verläuft nun jedoch<br />
weitaus schneller als in den Industriestaaten.<br />
Bevölkerung in den Kontinenten in den<br />
Jahren 2021 und 2100 (in Millionen)<br />
Emissionswerte und -ziele Chinas<br />
(in Millionen Tonnen CO 2<br />
-Äquivalenten)<br />
Asien<br />
4.694,6<br />
4.674,2<br />
Nordamerika<br />
375,3<br />
448<br />
Afrika<br />
1.393,7<br />
3.924,2<br />
Lateinamerika und Karibik<br />
656,1<br />
647,4<br />
Europa<br />
745,2<br />
586,5<br />
Ozeanien<br />
44,5<br />
68,7<br />
1990<br />
2.485<br />
2000<br />
3.439<br />
2010<br />
8.617<br />
2020 (Ist)<br />
10.668<br />
2<strong>03</strong>0 (Ziel)<br />
Carbon Peak<br />
2060 (Ziel)<br />
0<br />
2020 2100 (Prognose)<br />
Quelle: statista.com<br />
Quelle: Germany Trade & Invest<br />
Chinesische E-Autos auf dem Vormarsch<br />
Auf Europas Straßen rollen bereits viele Elektrofahrzeuge aus chinesischer Produktion (Battery Electric Vehicle – BEV),<br />
meist von westlichen Marken. Dieses Jahr kommen viele neue chinesische E-Autos nach Europa. Diese bieten oft vergleichbare<br />
Qualität, wie etablierte Marken, zu günstigeren Preisen. Das belebt das Geschäft.<br />
Chinesische E-Auto-Marken, die 20<strong>22</strong> in<br />
Deutschland erhältlich sind oder ihren<br />
Einstieg planen<br />
In China produzierte und in Europa verkaufte<br />
BEVs (Gesamtjahr 2021)<br />
50%<br />
40%<br />
Aiways<br />
JAC<br />
30%<br />
NIO<br />
BYD<br />
20%<br />
Smart (Joint-Venture)<br />
Seres<br />
Ora (GWM)<br />
MG (SAIC)<br />
Xpeng<br />
Voyah (Dongfeng)<br />
Lynk & Co.<br />
10%<br />
0%<br />
TESLA<br />
DACIA<br />
MG<br />
POLESTAR<br />
BMW<br />
ALWAYS<br />
BYD<br />
XPENG<br />
MAXUS<br />
NIO<br />
DFSK<br />
HONGQI<br />
Quelle: autoscout24.de<br />
Quelle: insideevs.de<br />
www.chk-de.org
33<br />
So viel wie der Rest der Welt:<br />
Chinas Beitrag zum Ausbau von Wind- und Solarkraft<br />
2021 wurden weltweit 93,6 Gigawatt<br />
Windkraft-Kapazität neu installiert.<br />
Dabei installierte China<br />
so viel wie der Rest der Welt zusammen<br />
und fast drei Viertel der<br />
Gesamtkapazität von Deutschland.<br />
Auch bei der Photovoltaik wird<br />
der Zubau in China massiv steigen,<br />
von 306 Gigawatt im Jahr 2021 auf<br />
890,31 Gigawatt im Jahr 2<strong>03</strong>0.<br />
Gesamte weltweit neu installierte Wind-Kapazität 2021<br />
USA<br />
13,58 %<br />
Brasilien<br />
4,06 %<br />
Vietnam<br />
3,74 %<br />
Großbritannien<br />
2,78 %<br />
TOTAL<br />
93,6 Gigawatt<br />
China<br />
50,91 %<br />
Rest der Welt<br />
24,92 %<br />
Quelle: Global Wind Report 20<strong>22</strong>, Global Wind Energy Council (GWEC)<br />
Wind: Neuinstallationen und Gesamtkapazität in<br />
China und Deutschland 2021<br />
(in Gigawatt)<br />
China<br />
Deutschland<br />
Neu installierte<br />
Kapazität<br />
Onshore<br />
Offshore<br />
30,67<br />
16,9<br />
1,925<br />
0<br />
Total<br />
47,57<br />
1,925<br />
Gesamt installierte<br />
Kapazität (kumuliert)<br />
Onshore<br />
Offshore<br />
310,629<br />
27,68<br />
56,814<br />
7,728<br />
Total<br />
338,309<br />
64,542<br />
Quelle: Global Wind Report 20<strong>22</strong>, Global Wind Energy Council (GWEC)<br />
Solar: Neuinstallationen und Gesamtkapazität in<br />
China und Deutschland 2021<br />
(in Gigawatt)<br />
Neu installierte Kapazität<br />
Gesamt installierte Kapazität (kumuliert)<br />
Geplante Neuinstallationen 20<strong>22</strong><br />
China<br />
54,9<br />
306<br />
108<br />
Deutschland<br />
5,3<br />
58,73<br />
k.A.<br />
Quellen: pv-magazine.de, statista.com, german.news.cn<br />
Abb.: artjazz, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
34 Services<br />
Neues aus dem Beraternetzwerk<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammendenken<br />
Environment, Social, Governance – das<br />
Thema Nachhaltigkeit gehört zu den Megatrends<br />
und ESG ist die nächste große Transformation<br />
für Unternehmen. Die Digitalisierung<br />
ist ein Schlüsselelement, um Nachhaltigkeit zu<br />
erreichen.<br />
Die Covid-19-Pandemie verändert unsere<br />
Arbeitskultur und -bedingungen und schränkt<br />
unsere Mobilität stark ein. Die Situation hat aber<br />
auch eine positive Seite, da sie die Digitalisierung<br />
enorm vorangetrieben hat und immer mehr Firmen<br />
dazu bringt, interne Prozesse zu automatisieren.<br />
Homeoffice gewinnt immer mehr an Bedeutung.<br />
Laut der jüngsten Personalleiterbefragung durch<br />
das ifo Institut und Randstad bieten 62 Prozent<br />
der deutschen Unternehmen bei Bürotätigkeiten<br />
die Möglichkeit an, von zu Hause aus zu arbeiten.<br />
Es hängt von vielen Faktoren ab, ob das Arbeiten<br />
im Homeoffice nachhaltiger ist als an einem gewohnten<br />
Arbeitsplatz in der Firma, zum Beispiel<br />
von der Gestaltung des Arbeitsplatzes, woher der<br />
Strom stammt und wie lang die üblichen Arbeitswege<br />
ins Büro oder zu Geschäftsterminen sind.<br />
Doch grundsätzlich kann man sagen, dass das<br />
Homeoffice viele Chancen für den Klimaschutz<br />
und eine bessere Work-Life-Balance bietet.<br />
Die digitale Transformation und Remote Work<br />
bringen für Personalmanagement und HR gleichzeitig<br />
auch neue Herausforderungen:<br />
Personalverwaltung im Homeoffice: Die digitale<br />
Transformation der HR-Systeme spielt dabei eine<br />
immer wichtigere Rolle. Mit den passenden Tools<br />
lassen sich HR und Führungspersonen in der Verwaltung<br />
einer hybriden Belegschaft leichter<br />
unterstützen, zum Beispiel durch eine digitale<br />
All-in-One-Lösung mit zum Beispiel Zeiter fassung<br />
und Anwesenheitsverwaltung, Urlaubsver-<br />
waltung, Reisekostenmanagement und digitaler<br />
Personalakte.<br />
Employee Self-Service(ESS)-Tools: Mit einem<br />
ESS-Portal werden Mitarbeitenden webbasierte<br />
Anwendungsprogramme oder mobile Apps zur<br />
Verfügung gestellt, damit sie flexibel ihre personal<br />
bezogenen Daten selbst anlegen, ändern oder<br />
Genehmigungsprozesse in Gang bringen können.<br />
Gleichermaßen haben die Personalleiter mehr<br />
Zeit für die wichtigsten Aufgaben, wenn die<br />
Arbeitsbelastung der Personalabteilung durch die<br />
Delegation von Verwaltungsaufgaben verringert<br />
werden kann.<br />
Manche Arbeitnehmer nutzen die Gelegenheit,<br />
die sich durch die pandemiebedingte Ausweitung<br />
von Remote Work bietet, und verlegen ihr „Homeoffice“<br />
ins Ausland, wenn ihr Arbeitgeber dies<br />
erlaubt. Inzwischen erwägen Unternehmen diese<br />
Option als dauerhaftes attraktives Recruiting-<br />
und Retention-Instrument. Hierbei ergeben sich<br />
zahlreiche Konsequenzen und Umstellungen in<br />
den Bereichen Arbeitsrecht, Immigration, Unternehmenssteuer,<br />
Einkommensteuer, Sozialversicherung,<br />
die Unternehmen und Arbeitnehmer<br />
gemeinsam und individuell sorgfältig prüfen und<br />
gestalten sollten.<br />
TMF Group sieht wie viele andere Firmen die Corona-Krise<br />
als eine Chance. Wir verstehen, dass<br />
die digitale Transformation des Unternehmens<br />
eine fundamentale Rolle spielt. Wir haben uns<br />
dazu entschieden, noch digitaler und umweltbewusster<br />
zu agieren, und haben verschiedene<br />
Konzepte etabliert, um effektiv die Firma, aber<br />
auch die Nachhaltigkeit voranzubringen.<br />
ZHAO Zhiruo, TMF Group<br />
Abb.: Blue Planet Studio, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
35<br />
EU-Markterschließung aus Zollsicht<br />
Ansätze für importierende Unternehmen, einen effizienten Marktzugang zu etablieren<br />
Das Jahr 20<strong>22</strong> markiert mit dem 50-jährigen<br />
Bestehen der diplomatischen Beziehungen<br />
zwischen China und Deutschland<br />
ein besonderes Jubiläum. Der Aufnahme<br />
diplomatischer Beziehungen folgte ein steiler<br />
wirtschaftlicher Austausch zwischen beiden Nationen,<br />
wobei die korrespondierenden grenzüberschreitenden<br />
Warenbewegungen aus China in die<br />
EU-Staaten bzw. seit 1993 in den EU-Binnenmarkt<br />
in der Konsequenz stetig zunahmen.<br />
Die Verbringung von Waren in die EU ist dabei<br />
stets Gegenstand einer Zollbehandlung, wobei es<br />
verfahrensrechtliche Aspekte zu beachten wie<br />
auch Optimierungspotenziale zu nutzen gilt.<br />
Grundsätzlich gilt, dass alle Waren, welche in die<br />
EU verbracht werden, der betreffenden Zollstelle<br />
zu gestellen (also vorzuführen) sind. Im Anschluss<br />
daran erfolgt in der Regel die Überführung in ein<br />
Zollverfahren, was die Abgabe einer Zollanmeldung<br />
voraussetzt.<br />
Sind die betreffenden Waren dabei bereits für<br />
den EU-Binnenmarkt bestimmt, können sie per<br />
Zollanmeldung direkt in den zollrechtlich freien<br />
Verkehr überführt werden. Hierbei sind bereits<br />
einige Regelungen zu beachten, wie zum Beispiel<br />
das Erfordernis der Ansässigkeit des Zollanmelders<br />
in der EU oder bei Nichtansässigkeit<br />
des Einführers in der EU ggf. die sog. indirekte<br />
Vertretung durch einen in der EU ansässigen Zollanmelder.<br />
Optimierungspotenziale wie zum Beispiel<br />
die Nutzung vereinfachter Verfahren zur<br />
Beschleunigung der logistischen Prozesse oder<br />
ggf. die Inanspruchnahme niedrigerer Präferenzzollsätze<br />
bei der Einfuhr von Waren aus Freihandelsabkommensmärkten<br />
sollten hierbei im<br />
Vorfeld analysiert und ausgenutzt werden.<br />
Weiter können Einfuhrzölle durch Nutzung des<br />
Zolllagerverfahrens oder eines Verwahrungslagers<br />
vermieden werden, wenn Waren im Anschluss<br />
an ihr Verbringen in die EU wieder aus<br />
der EU ausgeführt werden.<br />
Ein planvolles und strukturiertes Vorgehen im<br />
Rahmen eines zollbezogenen Markterschließungskonzeptes<br />
ist daher Voraussetzung für<br />
einen erfolgreichen Markteintritt, um Rechtskonformität<br />
und Einfuhrabgabenvorteile zu gewährleisten.<br />
Michael Tomuscheit, AWB Consulting GmbH<br />
Änderungen des Nachweisgesetzes zwingen Arbeitgeber zum Handeln<br />
Zum 1. August 20<strong>22</strong> war die Europäische<br />
Arbeitsbedingungen-Richtlinie 2019/1152<br />
in den Mitgliedsstaaten umzusetzen. In<br />
Deutschland ist hiervon insbesondere das Nachweisgesetz<br />
betroffen. Dies zwingt Arbeitgeber<br />
nun zum Handeln.<br />
Bereits nach bisheriger Rechtslage verpflichtete<br />
das Nachweisgesetz jeden Arbeitgeber, die<br />
wesentlichen Bedingungen des Arbeitsvertrages<br />
(unter anderem also etwa Beginn des Arbeitsverhältnisses,<br />
Arbeitsort oder Arbeitszeit) schriftlich<br />
niederzulegen und diese den Arbeitnehmern<br />
spätestens einen Monat nach Beginn des Arbeitsverhältnisses<br />
auszuhändigen. In der Praxis wurde<br />
diese Nachweisverpflichtung meist mit Abschluss<br />
eines schriftlichen Arbeitsvertrages erfüllt, der<br />
sämtliche hiernach wesentlichen Vertragsbedingungen<br />
enthielt.<br />
Zum 1. August 20<strong>22</strong> wurden die Nachweispflichten<br />
erheblich erweitert. Künftig wird damit<br />
über weitaus mehr Vertragsbedingungen Nachweis<br />
zu erteilen sein, beispielsweise über die vereinbarte<br />
freie Wahl des Arbeitsorts, die Möglichkeit<br />
der Anordnung von Überstunden oder die<br />
Frist zur Erhebung einer Kündigungsschutzklage.<br />
Die Nachweispflichten sind nach wie vor in<br />
Schriftform, also vom Arbeitgeber eigenhändig<br />
unterschrieben, zu erfüllen.<br />
Auch die Fristen zur Erfüllung dieser Nachweispflichten<br />
verkürzen sich deutlich und sind künftig<br />
gestaffelt: Die grundlegenden Nachweispflichten<br />
müssen bis zum ersten Tag der Arbeitsleistung,<br />
weitere wichtige Nachweispflichten bis<br />
zum siebten Tag und die übrigen Nachweispflichten<br />
– wie bisher – spätestens nach einem<br />
Monat erfüllt werden.<br />
Bei Arbeitsverhältnissen, die bereits vor dem 1.<br />
August 20<strong>22</strong> bestanden haben, sind die Nachweispflichten<br />
auf Verlangen des jeweiligen<br />
Arbeitnehmers grundsätzlich binnen sieben<br />
Tagen nach Zugang der Aufforderung zu erfüllen.<br />
Erfüllt der Arbeitgeber seine Nachweispflichten<br />
nicht, nicht richtig, nicht vollständig, nicht in der<br />
vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig,<br />
begeht er eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem<br />
Bußgeld in Höhe von bis zu 2.000 Euro pro Fall<br />
geahndet wird.<br />
Allen Arbeitgebern ist daher dringend zu empfehlen,<br />
ihre (Muster-)Arbeitsverträge an die<br />
neuen gesetzlichen Erfordernisse anzupassen und<br />
so ihren Nachweispflichten nachzukommen.<br />
Martin Gliewe, Counsel, King & Wood Mallesons<br />
Abb.:zerbor - Fotolia.com<br />
www.chk-de.org
36 Services<br />
Chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit in herausfordernden Zeiten<br />
Agenda 16. September 20<strong>22</strong><br />
8:30 Einlass/Registrierung<br />
9:30 Beginn der Veranstaltung & Begrüßung<br />
► ZHENG Donglin, Präsident, Die Chinesische Handelskammer in<br />
Deutschland (CHKD)<br />
9:40 Grußworte<br />
► WU Ken, Botschafter der VR China in Deutschland<br />
► Dr. Andreas Nicolin, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz<br />
(BMWK)<br />
10:10 Eröffnungsgespräch<br />
Status Quo und Perspektiven der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />
► DUAN Wei, Hauptgeschäftsführer, Die Chinesische Handelskammer<br />
in Deutschland (CHKD)<br />
► Friedolin Strack, Abteilungsleiter Internationale Märkte, Bundesverband<br />
der Deutschen Industrie (BDI)<br />
► Dr. Volker Treier, Außenwirtschaftschef & Mitglied der Geschäftsführung,<br />
Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)<br />
Moderation: Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Partner, Berlin Global<br />
Advisors<br />
11:00 Dialog (Online)<br />
50 Jahre chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit:<br />
Eine Erfolgsgeschichte?<br />
► Jörg Wuttke, Präsident, European Union Chamber of Commerce in<br />
China<br />
► Chin. Vetreter*in (tbd)<br />
Moderation: Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Partner, Berlin Global<br />
Advisors<br />
11:40 Präsentation & Feierliche Eröffnung<br />
Sino-German International Cooperation Base for Innovative Research<br />
of Traditional Chinese Medicine and Herbal Medicine<br />
► Dr. med. Sven Schröder, Direktor, HanseMerkur Zentrums für<br />
Traditionelle Chinesische Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />
► YU Yanhong, Deputy Director, National Administration of Traditional<br />
Chinese Medicine<br />
12:00 Mittagspause<br />
13:00 Impulsvortrag<br />
► CAI Zhengxin, CEO, Preh GmbH<br />
13:10 Panel I<br />
Der entscheidende Faktor zukünftigen wirtschaftlichen Erfolgs:<br />
Innovation<br />
► CAI Zhengxin, CEO, Preh GmbH<br />
► Christian Clarus, Director Government Affairs, B. Braun SE<br />
► Harry Rogasch, Leiter Public Affairs, NIO<br />
► Laura Vantellini, Senior Vice President Sales Germany, T-Systems<br />
► XUE Wenxia, General Manager, China Unicom Europe<br />
Moderation: Dr. MA Qian, Co-Head China Desk, Clifford Chance<br />
14:30 Kaffeepause<br />
15:00 Impulsvortrag<br />
► Frank Dorssers, Vice President, Global Field Manager of Customized<br />
Services, TÜV Rheinland<br />
15:10 Panel II<br />
Die gemeinsame Perspektive: Nachhaltigkeit<br />
► Christian Boos, Head of Sustainability Engagement, SAP<br />
► QIAO Xianghua, CEO, Great Wall Motor Europe<br />
► ZHANG Zhong, Country Manager of Poland and Germany, Jingdong<br />
Development Deutschland GmbH<br />
► N.N., EEW Energy from Waste<br />
Moderation: Frank Dorssers, TÜV Rheinland<br />
16:30 Schlußworte<br />
► ZHENG Donglin, Präsident, Die Chinesische Handelskammer in<br />
Deutschland (CHKD)<br />
16:40 Präsentation<br />
► China Ningbo Export Commodities (Germany) Exhibition & Marketing<br />
Center<br />
Veranstalter<br />
in Kooperation mit<br />
Die Chinesische Handelsk ammer in Deutschland e. V.<br />
www.chk-de.org
37<br />
>> Impressum<br />
HERAUSGEBER<br />
CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />
Deutschland e. V.<br />
Sonder-Programm anlässlich des 50. Jubiläums<br />
der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen<br />
China und Deutschland<br />
CHKD Abendempfang 20<strong>22</strong> (invitation only)<br />
Die CHKD organisiert am Vorabend des China Day (Do., 15.9.)<br />
den CHKD Abendempfang, ein exklusives Gala-Dinner mit<br />
dem „Who is who“ der chinesischen Unternehmen in Deutschland<br />
sowie Vertretern aus der deutschen Wirtschaft, Politik,<br />
Verbänden und den Medien. Highlight des Abends ist die<br />
Präsentation des neuen CSR Reports der CHKD „Zusammen.<br />
Wachsen“.<br />
Jubiläumskonzert in der Berliner Philharmonie<br />
Am Abend nach dem China Day (Fr., 16.9.) lädt die CHKD zum Jubiläumskonzert anlässlich<br />
des 50. Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen in die Berliner<br />
Philharmonie ein. Die Gäste erwartet ein musikalischer Abend mit renommierten chinesischen<br />
Musikern aus den bekanntesten Konzerthäusern Europas.<br />
Veranstaltungskalender<br />
>> Termine<br />
POSTANSCHRIFT<br />
IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />
Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />
Telefon: +49 30 20 91 75 <strong>22</strong><br />
Telefax: +49 30 20 91 73 40<br />
E-Mail: info@chk-de.org<br />
WEBADRESSE<br />
www.chk-de.org<br />
Redaktion: Jannik Dennier (CvD),<br />
ZHANG Yuan, CHEN Xiaowei<br />
Telefon: +49 30 20 91 75 <strong>22</strong><br />
E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />
AUTOREN DIESER AUSGABE<br />
Jannik Dennier<br />
Eva-Simona Fischkina<br />
Valentin Hatzmann<br />
Ninette Hoy<br />
Dr. Thomas Kiefer<br />
Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />
Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />
des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />
Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />
e. V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />
Redaktion.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />
die Redaktion keine Gewähr.<br />
KONZEPT<br />
EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />
GESTALTUNG<br />
X+Y Design<br />
SEPTEMBER<br />
29. September<br />
Der Digital Markets Act – eine neue Ära für<br />
Gatekeeper im digitalen Sektor in der EU<br />
OKTOBER<br />
18. Oktober<br />
Webinar: Beschäftigung internationaler<br />
Mitarbeiter in chinesischen Unternehmen<br />
SCHLUSSREDAKTION<br />
Schlussredaktion.de GmbH<br />
DRUCK<br />
BMP Balta Media & Print e. K.<br />
Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />
Anmeldung >> Anmeldung >><br />
BILDNACHWEISE<br />
Titelbild: Oleksiy Mark, Shutterstock<br />
Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />
angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />
„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />
20<strong>22</strong> / Ausgabe <strong>03</strong> Ausgabedatum: 16. 09. 20<strong>22</strong><br />
www.chk-de.org
38<br />
Community<br />
Dreifaches Weltkulturerbe<br />
Energietechnik und Bergbau im Harz<br />
Für eine kleine, spontane Reise gibt es in<br />
Deutschland viele sehenswerte Ziele. Der<br />
Harz ist dabei nicht nur Wintersport- und<br />
Wanderparadies. Geschichte, nachhaltige<br />
Energieversorgung, aber auch die zerstörerischen<br />
Folgen der fossilen Wirtschaft sind konzentriert<br />
in Goslar und dem Nordharz zu erleben. Dort, am<br />
Schnittpunkt von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen, sind gleich drei UNESCO-Welterbestätten<br />
zu sehen: die Altstadt von Goslar, das<br />
Erzbergwerk Rammelsberg und die Oberharzer<br />
Wasserwirtschaft.<br />
Der im Jahr 979 erstmals erwähnte Bergbauort<br />
Goslar wurde etwa zur selben Zeit Sitz einer<br />
Kaiserpfalz. Das Kaiserhaus ist die größte und<br />
zugleich besterhaltene Anlage des 11. Jahrhunderts<br />
in Deutschland und gilt als größter<br />
Profanbau seiner Zeit. Einmalig ist auch der<br />
Marktplatz mit gotischem Rathaus, darin der<br />
sehenswerte Huldigungssaal. In der historischen<br />
Innenstadt sind viele altehrwürdige Gebäude mit<br />
Schnitzereien verziert. Beliebtes Fotomotiv ist<br />
das Dukatenmännchen am historischen Gildehaus<br />
Kaiserworth, das seit dem Jahre 1484 am<br />
Marktplatz steht.<br />
Goslar verdankt seinen Reichtum dem Bergbau<br />
im nahen Rammelsberg. Tausend Jahre Bergbau<br />
und Leben am Rammelsberg lassen sich bei den<br />
Führungen über und unter Tage besichtigen und<br />
geben ungewöhnliche Einblicke in das Wirken<br />
der Bergleute dort. Verschiedene Themen-Ausstellungen<br />
zeigen ein eindrucksvolles Bild der<br />
Bergbaugeschichte.<br />
Etwa zehn Kilometer südlich des Rammelsbergs<br />
liegt Clausthal-Zellerfeld mit seiner ehemaligen<br />
Bergwerksakademie, an der auch viele Studenten<br />
aus China studieren. WAN Gang, langjähriger<br />
Technologieminister Chinas, ist der Hochschule<br />
eng verbunden. Als Technische Universität Clausthal<br />
liegt jetzt ein Schwerpunkt auf Kreislaufwirtschaft<br />
und Umweltthemen. In Clausthal gibt<br />
das Oberharzer Bergwerksmuseum nicht nur Einblicke<br />
in die Bergwerksgeschichte. Energie ist ein<br />
weiterer Schwerpunkt der Ausstellung, und besonders<br />
die Oberharzer Wasserwirtschaft wird<br />
spannend vorgestellt.<br />
Die Welterbestätte Oberharzer Wasserwirtschaft<br />
besteht aus 107 historischen Teichen, Gräben und<br />
Holzleitungen mit einer Gesamtlänge von 310<br />
Kilometern und Wasserläufen mit einer Gesamtlänge<br />
von 31 Kilometern. Vor mehr als 800 Jahren<br />
legten Zisterziensermönche im Harz dieses<br />
Wasserleitsystem an, um die Wasserkraft für den<br />
Bergbau in der Region nutzbar zu machen. Ohne<br />
die intensive Nutzung von Wasserenergie hätte<br />
sich der Harz vermutlich nicht zu einer der bedeutendsten<br />
Bergbauregionen entwickeln können.<br />
Heute stehen die Anlagen der Oberharzer<br />
Wasserwirtschaft unter Denkmalschutz, werden<br />
aber teilweise noch zur Trinkwassergewinnung<br />
genutzt.<br />
Die Anlagen lassen sich auch erwandern in einer<br />
oft zauberhaften Natur – die öfter durch groteske<br />
Landschaften mit abgestorbenen Fichten<br />
unterbrochen wird. Die Auswirkungen des Klimawandels<br />
sind deutlich zu sehen. Aber aufgrund<br />
seiner Geschichte sind auch die Möglichkeiten<br />
nachhaltigen Wirtschaftens sichtbar. Der Harz ist<br />
eines der beliebtesten Wandergebiete Deutschlands.<br />
Die vielen kleinen, romantischen Orte<br />
laden ein, dem Trubel des Alltags zu entfliehen.<br />
www.rammelsberg.de<br />
www.clausthal-zellerfeld.de<br />
www.harzinfo.de<br />
Abb.: Takashi Images, Shutterstock Abb.: Stefan Sobotta<br />
Abb.: K I Photography, Shutterstock<br />
www.goslar.de<br />
Abb.: Christian Schwier, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
39<br />
Abb.: www.nordart.de / Jörg Wohlfromm<br />
KUNST AUS CHINA<br />
„So Fern – So Nah“<br />
Eine der wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer<br />
Kunst Europas etablierte sich in Büdelsdorf<br />
Die Hamburger Haupteinkaufsmeile<br />
Mönckebergstraße war im Juni für eine<br />
spektakuläre Kunstinstallation gesperrt.<br />
Die überdimensionalen Gorillas mit ihrem Blick<br />
gen Himmel sollen vor der zunehmenden Zerstörung<br />
der Natur durch das Fortschreiten der<br />
Zivilisation mahnen. „Die verblüfften Augen und<br />
das unschuldige Gesicht der Affenmenschen<br />
offenbaren den Wunsch, all das zu korrigieren<br />
und in Richtung einer besseren Zukunft zu<br />
gehen“, erklärte der chinesische Künstler LIU<br />
Ruowang. Die Gorillas werben für die NordArt,<br />
die sich im beschaulichen norddeutschen Büdelsdorf<br />
bei Rendsburg zu einer der wichtigsten<br />
Ausstellungen für zeitgenössische Kunst entwickelt<br />
hat.<br />
„Kunst aus China spielt seit Beginn der NordArt<br />
bei uns eine wichtige Rolle. So sehen Sie auch in<br />
der Mitte unseres Eröffnungsempfangs die große<br />
stählerne Lotusblüte von ZENG Chenggang, Peking,<br />
die 2010 den damals von uns zum ersten<br />
Mal verliehenen NordArt-Preis gewann“, sagte<br />
Hans-Julius Ahlmann, Gastgeber der NordArt, im<br />
Kunstwerk Carlshütte zur Ausstellungseröffnung.<br />
Im Juni zeichnete übrigens das Kieler Institut für<br />
Weltwirtschaft Ahlmann, geschäftsführender Gesellschafter<br />
der ACO-Gruppe, die auch in Shanghai<br />
ein Werk betreibt, mit dem Weltwirtschaftlichen<br />
Preis 20<strong>22</strong> aus.<br />
Auch dieses Jahr ist China wieder breit vertreten<br />
und in die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum<br />
der deutsch-chinesischen diplomatischen<br />
Beziehungen eingebunden. Ein großer Teil der<br />
riesigen Eingangshalle „C1“ ist von chinesischen<br />
Künstlern belegt. Fast hundert Werke stellen<br />
diese unter dem Motto KUNST AUS CHINA „So<br />
Fern – So Nah“ aus.<br />
Die Hoffnung ist gerade in Kriegszeiten, dass die<br />
Kunst für eine bessere Zukunft, für mehr Verständigung<br />
Wege zeigen kann. Kunst kann Dinge<br />
bewirken, welche die Politik nicht bewirken kann.<br />
So ist das Werk einer Landkarte der Ukraine des<br />
chinesischen Künstlers QIN Chong erst bei der<br />
Vorbereitung der NordArt für die Ausstellung vor<br />
Ort entstanden. Sie ist die traurige aktuelle Arbeit<br />
seiner Serie „Culture Territories“, die auf der Installation<br />
„Past-Future“ von 2002 basiert. Zuvor<br />
entstanden „Culture Territories – Afghanistan<br />
2001“, „Irak 20<strong>03</strong>“ oder „Ukraine 2014“.<br />
Jeder Krieg der Menschheit verändert die Karte<br />
eines Landes oder einer Gemeinschaft, und diese<br />
Veränderungen wirken sich direkt auf die Struktur<br />
des Landes, seine Kultur, das soziale Leben<br />
und vieles mehr aus. Mit dieser Serie thematisiert<br />
QIN Chong eine seiner künstlerischen Grundfragen<br />
– Zivilisation und Krieg – durch Darstellung<br />
geografischer Veränderungen. Die auf<br />
den ersten Blick ruhige und schöne Formensprache<br />
drückt sein hartes Urteil über die brutale<br />
Geschichte der sogenannten Entwicklung der<br />
menschlichen Zivilisation aus. Die Installation<br />
besteht aus drei Teilen: der Asche von verbranntem<br />
Papier als Symbol für die Vergangenheit,<br />
den leeren weißen Papierzylindern mit verkohlten<br />
Rändern für die Zukunft und dem Geruch<br />
von brennendem Papier und Asche.<br />
Feuer ist für QIN Chong jedoch nicht nur ein zerstörendes<br />
Element. Feuer markiert den Anfang<br />
der menschlichen Zivilisation. In Ostasien wird<br />
Papier, Opfergeld zum Gedenken an die Ahnen,<br />
verbrannt. Mit dem Verbrennen von Papier gedenkt<br />
Qin auch der Erschaffung der Zivilisation.<br />
Der Künstler fragt: Ist diese ausgebrannt?<br />
Es gibt noch viele weitere meist großformatige<br />
Bilder und Installationen zu sehen, welche jede<br />
eine eigene Geschichte erzählt. Die Liste der chinesischen<br />
Künstler ist lang. Und auch die Kunst<br />
aus anderen Ländern mit Schwerpunkten Polen<br />
und Mongolei zeigt eindrucksvolle Präsentationen,<br />
welche nur in Büdelsdorf gesehen werden<br />
können. Ein Tag reicht kaum, um sich all dieses<br />
mit Tiefgang ansehen zu können.<br />
NordArt<br />
14. Juni bis 9. Oktober 20<strong>22</strong><br />
Abb.: www.nordart.de / Jörg Wohlfromm<br />
www.chk-de.org
40 Community<br />
Abb.: Mainova Frankfurt Marathon<br />
#runtheskyline: Mainhattan-Feeling beim<br />
Mainova Frankfurt Marathon<br />
Der Kurs: schnell. Die Stimmung: fantastisch. Der Zieleinlauf: überwältigend<br />
Der Mainova Frankfurt Marathon ist ein<br />
Lauferlebnis der besonderen Art. Die flache<br />
Strecke sorgt in jedem Jahr für Bestzeiten<br />
bei Elite- und Breitensportlern. Die Durchschnittszeit<br />
aller Läufer liegt knapp unter der<br />
magischen Vierstundengrenze – das macht den<br />
ältesten City-Marathon zum schnellsten Breitensportmarathon<br />
Deutschlands. Es läuft sich prächtig<br />
durch die Hochhausschluchten der Mainmetropole.<br />
Die einzigartige Skyline der Bankenstadt<br />
begleitet die Läufer während der gesamten<br />
Strecke. Bands, Moderatoren und Musik sorgen<br />
für eine dichte Atmosphäre. Über 25.000 Athleten<br />
am Rennwochenende – davon mehr als<br />
10.000 auf der 42,195-Kilometer- Strecke – und<br />
Hunderttausende Zuschauer sorgen für Frankfurts<br />
größtes Straßenfest. Für viele ist der<br />
Mainova Frankfurt Marathon am letzten Ok -<br />
to bersonntag der große Saisonabschluss. Der<br />
Mainova Frankfurt Marathon wird die erfolgreichen<br />
Teilnehmer wieder über den roten Teppich<br />
zum Ziel in der Festhalle und zur Erfüllung<br />
ihrer Läuferträume führen.<br />
Frankfurts „Gudd Stubb“ beherbergt den wahrscheinlich<br />
stimmungsvollsten Zieleinlauf der<br />
Welt. Die Stimmung dort brodelt, wenn die Teilnehmer<br />
des Mainova Frankfurt Marathon ins Ziel<br />
spurten. Das hat schon Tradition. Beste Voraussetzungen,<br />
um die Erfolgsgeschichte der Veranstaltung<br />
fortzuschreiben. Die bewährte Philosophie<br />
des Frankfurter Renndirektors Jo Schindler,<br />
Spitzen- und Breitensportlern gleichermaßen<br />
eine Bühne zu geben, macht es möglich. In Frankfurt<br />
ist längst eine Symbiose gefunden worden,<br />
die nachhaltig trägt.<br />
Zudem grünt in Frankfurt der grünste Marathon<br />
Deutschlands. Dieses Prädikat haben sich die Organisatoren<br />
in den vergangenen Jahren mit zahlreichen<br />
innovativen Aktivitäten redlich verdient.<br />
Bereits 2014 wurde der Mainova Frankfurt Marathon<br />
von der Internationalen Vereinigung für<br />
Marathon- und Straßenläufe (AIMS) zum weltweit<br />
grünsten Marathon ausgezeichnet – das<br />
Konzept dahinter wird jährlich neu gedacht und<br />
weiterentwickelt.<br />
Weitere Infos & Anmeldung<br />
Abb.: Pavel1964, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
41<br />
Webinar: Beschäftigung internationaler<br />
Mitarbeiter in chinesischen Unternehmen<br />
Am 18. Oktober 20<strong>22</strong> organisiert die Chinesische Handelskammer in Deutschland (CHKD) gemeinsam mit ihrem Gesundheitspartner<br />
Techniker Krankenkasse (TK) das Webinar „Beschäftigung internationaler Mitarbeiter in chinesischen Unternehmen“.<br />
Die durch die Gesundheitspartnerschaft für CHKD-Mitglieder kostenlose Online-Veranstaltung richtet sich<br />
an HR-Verantwortliche chinesischer Unternehmen in Deutschland. Diese erhalten umfangreiche Informationen zum<br />
Thema internationale Beschäftigung in Deutschland sowie die Möglichkeit, sich über individuelle Fragen und unternehmensspezifische<br />
Herausforderungen mit den Referenten und anderen Teilnehmern auszutauschen.<br />
Programm/Themen<br />
I. Rekrutierung chinesischer Mitarbeiter und Beschäftigung in Deutschland<br />
1. Rekrutierung im Unternehmensverbund<br />
2. Rekrutierung direkt auf dem ausländischen Arbeitsmarkt<br />
II. Aufenthaltsrechtliche Anforderungen<br />
1. Notwendigkeit einer Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis<br />
2. Mögliche Aufenthaltstitel und Voraussetzungen sowie Hinweise zum<br />
Antragsverfahren<br />
3. Besonderheiten bei Geschäftsreisen oder kurzfristiger Rückkehr nach China<br />
(Mobiles Arbeiten)<br />
III. Steuerrechtliche Besonderheiten in Deutschland<br />
1. Entstehen der unbeschränkten Einkommenssteuerpflicht in<br />
Deutschland<br />
2. Besonderheiten bei Doppelwohnsitzsituation<br />
(späterer Familiennachzug)<br />
3. Beurteilung der Steuerklassen und Prozess der Abfrage der<br />
entsprechenden Lohnsteuerabzugsmerkmale<br />
IV. Versicherungs- und Beitrittsrechte in Deutschland<br />
1. Grundsatz des Beitrittsrechts<br />
2. Sozialversicherungssystem in Deutschland<br />
Jetzt QR-Code scannen und anmelden!<br />
3. Vorteile des SV-Abkommens mit VRC<br />
Webinar: Beschäftigung internationaler Mitarbeiter in chinesischen<br />
Unternehmen<br />
Datum: Dienstag, 18. Oktober 20<strong>22</strong><br />
Uhrzeit: 9.30–12.30 Uhr<br />
Sprache: Chinesisch/Deutsch (mit Simultanübersetzung)<br />
Mehr Infos unter www.chk-de.org/de/events<br />
V. Anmeldeprozesse in Deutschland<br />
1. Anmeldung Wohnsitz<br />
2. Anmeldung beim Finanzamt (automatisch)<br />
3. Beantragung der Mitgliedschaft bei einer Krankenkasse<br />
www.chk-de.org
42 Porträt<br />
China Unicom auf Kurs nach Europa<br />
XUE Wenxia<br />
General Manager, China Unicom Europe<br />
Das Büro von XUE Wenxia befindet sich in den oberen Etagen eines Londoner Geschäftsgebäudes<br />
am Ufer der Themse, an dessen Fenster man die Möwen im Wind vorbeifliegen sehen kann.<br />
Sie zog im März 2020 nach London, um die Position des General Managers der Europazentrale<br />
des chinesischen Telekommunikationskonzerns China Unicom zu übernehmen. Xue ist Absolventin<br />
der Beijing University of Posts and Telecommunication, die in China als „Wiege der Telekommunikationsindustrie“<br />
bekannt ist. Es war also naheliegend, dass sie bei einem der drei großen Telekommunikationsunternehmen<br />
Chinas landete. Seit dem Jahr 2000 arbeitet Xue bei China Unicom, wo sie das schrittweise<br />
Wachstum des internationalen Geschäfts des Konzerns miterlebt. Dafür ist China Unicom<br />
Global mit Hauptsitz in Hongkong verantwortlich, das weltweit über 31 Niederlassungen und mehr<br />
als 130 „Point of Presence“ (POP), also Knotenpunkte, über die das globale Kommunikationsnetz in<br />
mehr als 80 Ländern und Regionen abgedeckt wird, sowie über eine Vielzahl von Land- und Seekabelressourcen<br />
verfügt.<br />
Internationales Team aus Spitzenkräften<br />
China Unicom Europe ist neben dem europäischen<br />
Kontinent auch noch für den Nahen Osten,<br />
Afrika und Zentralasien zuständig. Doch dies bedeute<br />
nicht, dass sie von London aus ein riesiges<br />
Unternehmen führt, so Xue. Ganz im Gegenteil,<br />
ihr Unternehmen verfolge eine Strategie „mit<br />
exzellentem Spitzenpersonal“. Qualität statt<br />
Quantität also. Gegenwärtig hat Xue rund 150<br />
Mitarbeiter, die über die verschiedenen Geschäftsbereiche<br />
verteilt sind. Finanzen und das<br />
Personalwesen werden von London aus gesteuert.<br />
Der Vertrieb hingegen ist in „optimierte operative<br />
Kleineinheiten“ unterteilt, um die erforderlichen<br />
Ressourcen „in der vordersten Reihe“, wie<br />
Xue es nennt, schnell und effizient für die Erschließung<br />
der Märkte und die Betreuung der<br />
Kunden zu mobilisieren. Bei über 95 Prozent der<br />
Mitarbeiter von China Unicom Europe handele<br />
es sich um lokale Angestellte, so Xue.<br />
aus strategischer Entwicklung „top-down“ und<br />
operativer Entwicklung „bottom-up“, jeweils angepasst<br />
an die lokalen Bedingungen. Durch die<br />
Corona-Pandemie arbeiten die Mitarbeiter von<br />
China Unicom Europe seit 2020 weitestgehend<br />
von zu Hause aus. Der Effizienz des Unternehmens<br />
hat dies jedoch keinen Abbruch getan:<br />
Das Unternehmen hat in den letzten zwei Jahren<br />
zahlreiche Projekte durchgeführt und dabei ein<br />
jährliches Umsatzwachstum von über 30 Prozent<br />
erzielt. Wenn XUE Wenxia über ihr Team spricht,<br />
das sie mit ihren eigenen Händen aufgebaut hat,<br />
ist ihr Blick mit Stolz erfüllt: „Wir mögen vielleicht<br />
nicht viele Mitarbeiter haben, aber unser<br />
Wille ist umso stärker!“<br />
Angesichts der Komplexität des Geschäftsumfelds,<br />
der unterschiedlichen Gesetze und Vorschriften<br />
in den verschiedenen Ländern und der<br />
Vielfalt und Internationalität der Mitarbeiter<br />
setzt XUE Wenxia auf eine integrativere Entwicklungsstrategie.<br />
Konkret: eine Kombination<br />
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43<br />
Modernisierung und Umgestaltung der Telekommunikationsbranche<br />
XUE Wenxia und viele ihrer älteren Kollegen erinnern sich noch lebhaft<br />
daran, dass vor etwa zehn Jahren die Internetunternehmen aus dem Boden<br />
schossen und die großen Telekommunikationsbetreiber damals sehr besorgt<br />
waren. Unter starkem Druck habe sich China Unicom damals zu Reformen<br />
entschlossen, berichtet Xue. Alibaba, Tencent, DiDi und JD.com wurden Anteilseigner<br />
des Unternehmens, wodurch China Unicom das „Internet-Gen“<br />
injiziert bekommen habe. Xue sagt, ihr Unternehmen habe dies als Chance<br />
genutzt, denn es begann eine intensive und enge Zusammenarbeit mit den<br />
Tech-Playern sowie die Umwandlung ihres Konzerns von einem traditionellen<br />
„Leitungsbetreiber“ zu einem „Top-Tier-Betreiber“, indem die Bereiche<br />
5G, IoT, Cloud und Internet+ eingeführt wurden.<br />
Oberste Priorität für die Kommunikationsbranche sei es, so Xue, „alle miteinander<br />
zu vernetzen“. China Unicom gewährleiste nicht nur seinen chinesischen<br />
Kunden den Weg ins Ausland, sondern unterstütze auch internationale<br />
Kunden beim Eintritt in den chinesischen Markt. Und man arbeite<br />
aktiv mit lokalen Betreibern zusammen. „Die Beziehungen von China<br />
Unicom zu ausländischen Betreibern beruhen auf komplementären Ressourcen,<br />
Austausch und Zusammenarbeit. Dies ist besonders wichtig im<br />
Zuge der Modernisierung und Umgestaltung der Industrie, denn dadurch<br />
werde ein Ökosystem der Zusammenarbeit geschaffen, von dem alle profitieren“,<br />
sagt Xue.<br />
2019 hat China Unicom International ein Programm für internationale<br />
Partner namens „Union for Partners“ ins Leben gerufen. Die teilnehmenden<br />
Partner sollen dazu ermutigt werden, Möglichkeiten für Entwicklung, gemeinsame<br />
Nutzung von Ressourcen und technologischen Fortschritt zu<br />
erkunden. Bis heute haben sich 23 große Industriepartner dem Programm<br />
als Gründungsmitglieder angeschlossen, darunter führende europäische<br />
Telekommunikationsunternehmen wie die Deutsche Telekom, Orange, Telefónica<br />
und British Telecom. XUE Wenxia sagt dazu: „Der europäische Telekommunikationsmarkt<br />
hat große Vorteile in Bezug auf technologische Innovation,<br />
den Aufbau eines Rechtssystems und der Regulierung, den Grad<br />
der Marktliberalisierung und die Interna tiona lisierungs strate gien. Es ist<br />
besonders erwähnenswert, dass der Telekommunikationsmarkt der EU sehr<br />
offen ist und es keine ‚Prüfpflicht‘, sondern eine ‚Meldepflicht‘ gibt, die uns<br />
mehr Flexibilität und Gestaltungsfreiheit bietet.“ À propos Deutschland:<br />
Deutschland habe für China Unicom in Europa oberste Priorität, vor allem<br />
was den Aufbau von Teams, Ressourcen, den Netzausbau und die Zusammenarbeit<br />
mit Kunden angehe. Außerdem sei es ein Muss für internationale<br />
Telekommunikationsbetreiber, auf dem deutschen Markt tätig zu<br />
sein. Bis Ende 20<strong>22</strong> werde sich die Zahl der Unicom-Beschäftigten alleine<br />
in Deutschland verdoppelt haben und werde auch darüber hinaus weiter<br />
stark ansteigen, so Xue.<br />
Abb.: CHKD / Eva-Simona Fischkina<br />
Eine Leidenschaft, die Jahre überdauert<br />
Das internationale Geschäft bringt Menschen Erfahrung und Wissen. XUE<br />
Wenxia hat ihre Fußspuren in allen Teilen der Welt hinterlassen, darunter<br />
auch in Asien, Afrika und Lateinamerika. Berlin ist jedoch eine ihrer Lieblingsstädte:<br />
Im Juni dieses Jahres reiste Xue mit einem Team nach Berlin,<br />
um am internationalen Branchentreff „Europe GCCM“ teilzunehmen. Als<br />
China Unicom bei den „CC-Global Awards 20<strong>22</strong>“ für sieben Auszeichnungen<br />
nominiert wurde und die Preise „Asia Regional Operator of the Year“ und<br />
„Best Subsea Cable Operator of the Year“ gewann, wurde die deutsche<br />
Hauptstadt zu ihrem „Glücksort“. Neben ihrem vollen Terminkalender liest<br />
Xue gerne Bücher, insbesondere solche über Finanzmanagement und Unternehmensführung,<br />
die ihr wertvolle Anregungen für die Arbeit geben. Dank<br />
der auf ständiges Lernen ausgelegten Unternehmenskultur von China Unicom<br />
besuchen XUE Wenxia und ihre Kollegen auch regelmäßig Weiterbildungskurse<br />
zu den Themen Telekommunikation, Datenschutz und Sicherheit<br />
über die interne Online-Bildungsplattform des Unternehmens. Wie die<br />
besten Führungskräfte der Branche bestreitet Xue ihre Karriere mit großem<br />
Enthusiasmus: „Die Telekommunikationsbranche vereinfacht und verbessert<br />
unseren Alltag. Und ich bin froh, in dieser Branche tätig zu sein. Ich liebe<br />
meine Arbeit so sehr, dass ich sie auch nach Jahrzehnten noch von Herzen<br />
ausübe.“ Bei diesen Sätzen liegt in ihren Augen ein helles Funkeln, das Bewunderung<br />
und Anerkennung hervorruft.<br />
www.chk-de.org
44 Kommentar<br />
Neuer Realismus und Mut zur Zukunft:<br />
Die Aktualität nachhaltigen Wirtschaftens<br />
»Die beste Möglichkeit, seine<br />
Träume zu verwirklichen, ist,<br />
aufzuwachen.«<br />
Dieses alte chinesische Sprichwort ist heute<br />
nach wie vor aktuell, denn wir stehen vor<br />
Fragestellungen, die einen neuen Realismus<br />
fordern. Zu diesen grundlegenden globalen<br />
Herausforderungen zählen vor allem die Covid-19-Pandemie,<br />
zunehmende internationale<br />
Konflikte und die dramatische Zuspitzung der<br />
Klimakrise. Aber auch an anderen Stellen zeigen<br />
sich gewaltige Umwälzungen. Geopolitische Veränderungen<br />
vollziehen sich mit höchster Dynamik,<br />
globale ökonomische Kräftegleichgewichte<br />
verschieben sich weiter, Unwägbarkeiten auf den<br />
Finanzmärkten nehmen zu und die Unsicherheiten<br />
nicht nur in den international eng verwobenen<br />
Lieferketten wachsen weiter. Kurzum:<br />
Alte Gewissheiten lösen sich in atemberaubendem<br />
Tempo auf und die Weltwirtschaft befindet sich<br />
in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess. Ob<br />
es sich dabei um eine ökonomische Zeitenwende<br />
handelt, ist natürlich seriös heute noch nicht abschließend<br />
beurteilbar. Vieles deutet allerdings<br />
darauf hin, dass wir uns mitten im Umbruch in<br />
eine neue Epoche der Weltwirtschaft befinden,<br />
deren Konturen sich heute bereits klar abzeichnen.<br />
Speziell die Führungsetagen in Wirt-<br />
Dr. Frank Freimuth<br />
Langjähriger Berater der CHKD<br />
zum Thema Nachhaltigkeit<br />
schaft und Politik sind jetzt gefordert, diese Umbruchphase<br />
verantwortungsbewusst mitzugestalten.<br />
Aus gemeinsamer globaler Verantwortung<br />
gewinnen in einer multipolaren Welt<br />
deshalb die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung,<br />
zu deren Umsetzung sich ausdrücklich<br />
auch Deutschland und China bekennen, gegenwärtig<br />
einen noch höheren Stellenwert.<br />
»Auf dem weiteren Weg der glaubwürdigen Umsetzung von<br />
Nachhaltigkeitszielen können die chinesischen Unternehmen in<br />
Deutschland zu einem Motor für die erfolgreiche deutsch-chinesische<br />
wirtschaftliche Kooperation auf Augenhöhe werden.«<br />
Jannik Dennier<br />
Mitglied der Geschäftsführung,<br />
CHKD<br />
Auch Europa steht an einer Epochenschwelle.<br />
Um ein wirtschaftliches Gravitationszentrum zu<br />
bleiben, erhöht sich der Druck auf die nachhaltige<br />
Transformation der Wirtschaft. Für deren<br />
Gelingen ist vor allem eine wirkungsvolle europäische<br />
Strategie erforderlich – denkt man an<br />
Kreislaufwirtschaft, Rohstoffknappheit und Versorgung<br />
durch alternative erneuerbare Energiequellen.<br />
Durch den Ukrainekrieg rückt Europa<br />
dabei aktuell näher zusammen und wird sich u. a.<br />
auf dem Gebiet der Energie- und Rohstoffversorgung<br />
unabhängiger machen bzw. diversifizieren.<br />
Dabei muss man sich aus europäischer<br />
Sicht ehrlich eingestehen: Die Formel „Wandel<br />
durch Handel“ ist gescheitert. Um im internationalen<br />
Kontext weiterhin bestehen zu können,<br />
ist heute ein neuer Realismus notwendig.<br />
Dazu gehört es, auf der Grundlage eines gemeinsamen<br />
Wertefundaments die europäischen<br />
Interessenlagen deutlicher zu formulieren, unterschiedliche<br />
Interessenlagen anzuerkennen und<br />
die nachhaltige Transformation der Wirtschaft<br />
heraus aus dem fossilen Zeitalter wesentlich zu<br />
beschleunigen. In diesem Zusammenhang ist gerade<br />
bei unterschiedlichen ethischen Grundhaltungen<br />
der interkulturelle Dialog nach wie vor<br />
existenziell wichtig. Auch in schwierigen Situationen<br />
bieten dabei die Nachhaltigkeitsziele den<br />
richtigen Kompass. In besonderer Weise gilt dies<br />
aktuell natürlich für Frieden, Gerechtigkeit und<br />
starke Institutionen.<br />
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45<br />
Für die konkrete Umsetzung der Sustainable<br />
Development Goals spielt nachhaltiges unternehmerisches<br />
Handeln heute eine Schlüsselrolle.<br />
Dies gilt umso mehr, als die Orientierung an<br />
Nachhaltigkeitskriterien sich in vielen Branchen<br />
und auf dem Finanzmarkt bereits zu einem klaren<br />
Wettbewerbsvorteil entwickelt hat. Außerdem<br />
werden durch staatliche Regulierungen wie das<br />
Lieferkettengesetz die Weichen zunehmend in<br />
die richtige Richtung gestellt. Mit anderen Worten:<br />
Nachhaltigkeit wird zur „Licence to operate“.<br />
Dabei ist in der breiteren Öffentlichkeit noch<br />
viel zu wenig bekannt, dass sich auch immer<br />
mehr in Deutschland engagierte chinesische<br />
Unternehmen ganz bewusst zu den Nachhaltigkeitszielen<br />
bekennen und diese umsetzen. Dazu<br />
zählt u. a. die Umsetzung der Prinzipien des<br />
Global Compact, also die Orientierung an<br />
Menschenrechten und Arbeitsnormen, Umwelt<br />
und Klima oder Korruptionsprävention. Deshalb<br />
muss es aufhorchen lassen, dass sich aktuell die<br />
Berichte darüber häufen, nach denen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter angefeindet werden<br />
und sich bis in den Bekannten-, Freundesund<br />
Familienkreis dafür rechtfertigen müssen, in<br />
chinesischen Unternehmen zu arbeiten. Einem<br />
wachsenden Klima des Misstrauens muss gezielt<br />
entgegengesteuert werden. Gefordert sind Aufklärung<br />
statt Gerüchten, Offenheit statt Stigmatisierung<br />
und die Verbesserung der China-Kompetenz.<br />
Auf dem weiteren Weg der glaubwürdigen<br />
Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen<br />
können die chinesischen Unternehmen in<br />
Deutschland nämlich zu einem Motor für die<br />
erfolgreiche deutsch-chinesische wirtschaftliche<br />
Kooperation auf Augenhöhe werden. Denn auch<br />
hier gilt: „Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt<br />
die Richtung.“<br />
»Nicht der Wind, sondern das<br />
Segel bestimmt die Richtung.«<br />
In Deutschland engagierte chinesische Unternehmen,<br />
die den Global Compact bereits unterzeichnet haben:<br />
Alibaba (Germany) GmbH<br />
BOE Technology Europa GmbH<br />
Baosteel Europe GmbH<br />
China Mobile International (Germany) GmbH<br />
China Unicom (Europe) Operations Limited German Branch<br />
CHINT electrics GmbH<br />
Chint Solar Europe GmbH<br />
Fosun Management (Germany) GmbH<br />
Geely Auto Technical Deutschland<br />
Goldwind Windenergy GmbH<br />
Haier Germany GmbH<br />
Honor Technologies Germany GmbH<br />
Huawei Technologies Deutschland GmbH<br />
JA Solar GmbH<br />
Lenovo (Deutschland) GmbH<br />
Minmetals Germany GmbH<br />
NIO GmbH<br />
OROPE Germany GmbH<br />
Rianlon GmbH<br />
SALUS Controls GmbH<br />
Sanhua Automotive Europe GmbH<br />
Sinopec Europa GmbH<br />
Sinosteel Germany GmbH<br />
State Grid Corporation of China European Representative Office<br />
Suntech Deutschland GmbH<br />
Sungrow Deutschland GmbH<br />
Trip.com International Travel Germany GmbH<br />
Vivo Tech GmbH<br />
Xiaomi Technology Germany GmbH<br />
Yanfeng Europe Automotive Interior Systems Management Ltd. & Co. KG<br />
Yes Optoelectronics Europe GmbH<br />
ZTE Deutschland GmbH<br />
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