Falstaff LIVING Nr. 06/2022
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
ÖSTERREICHISCHE POST AG, PZ 17Z041047 P, FÜHRICHGASSE 8, 1010 WIEN<br />
<strong>LIVING</strong><br />
NEWPORT ROCKS<br />
BEST OF LIFESTYLE<br />
IN NEUENGLAND<br />
CITY-HOTSPOT<br />
KUNST & STIL IM<br />
ROSEWOOD VIENNA<br />
6/<strong>2022</strong> WWW.FALSTAFF-<strong>LIVING</strong>.COM € 7,–<br />
TREND ALERT<br />
LICHT & STOFFE<br />
IN NEUEM LOOK<br />
NACHGEFRAGT<br />
DESIGN ALS<br />
INVESTMENT<br />
9 004524 129408<br />
<strong>06</strong><br />
INTERIOR-POWER<br />
WIE LOKALE MANUFAKTUREN & DESIGNER AKZENTE SETZEN<br />
<strong>06</strong>
BREGUET.COM
REINE DE NAPLES 8918
AKTUELLE PROJEKTE<br />
CLOUD P, FAAKER SEE<br />
THE LAKES, FAAKER SEE<br />
THE LAKES, OSSIACHER SEE<br />
Weitere Infos<br />
SEEWOHNUNGEN IN KÄRNTEN<br />
Täglich im Luxus erwachen!<br />
In den beliebtesten Seeregionen Kärntens entstehen<br />
gerade drei traumhafte Wohnanlagen für anspruchsvolle<br />
KundInnen.<br />
Das Projekt Cloud P wurde vom namhaften Architekten,<br />
Peter Pichler designt und verfügt über 20<br />
exklusive Seeresidenzen direkt am Wasser.<br />
Derzeit sind noch 8 Wohneinheiten frei, die zukünftigen<br />
EigentümerInnen können hier noch bei der Gestaltung<br />
ihres neuen Wohntraums mitwirken. Individualität<br />
und Privatsphäre gepaart mit einzigartiger<br />
Architektur lassen keinen Platz für Kompromisse:<br />
Eleganz, Luxus und Design der Extraklasse.<br />
Gerne informieren wir Sie auch über unsere weiteren<br />
Projekt und beraten Sie persönlich zu unseren aktuellen<br />
Immobilien.<br />
ATV-Immobilien GmbH<br />
Tel. +43 (0) 4248 3002<br />
office@atv-immobilien.at<br />
www.atv-immobilien.at
CHALET CENTRO – – ROMANTISCHES REFUGIUM ZUM ZUM WOHLFÜHLEN AM AM WILDEN KAISER KAISER<br />
Das Das Chalet Chalet Centro, Centro, entworfen von von den den Philicima Design Design Studios Studios in in Kitzbühel und und entwickelt<br />
von von der der Prime Prime Properties Group, Group, ist ein ist ein romantisches Refugium mit mit höchstem Wohnkomfort<br />
und und einer einer atemberaubender Aussicht Aussicht auf auf den den legendären Wilden Wilden Kaiser. Kaiser. Liebevolle Details, Details,<br />
warme warme Elemente und und Highlights für für die die ganze ganze Familie Familie machen machen das das Chalet Chalet Centro Centro zu einem zu einem<br />
alpinen alpinen Zuhause das das keine keine Wünsche offen offen lässt. lässt.<br />
Das Das Erdgeschoss erstreckt sich sich über über den den Eingangsbereich, ein ein Gästezimmer mit mit Bad Bad en-suite,<br />
sowie sowie den den großzügigen Masterbereich, von von dem dem aus aus man man das das bezaubernde Panorama des des<br />
Wilden Wilden Kaisers Kaisers in seiner seiner vollen vollen Pracht Pracht genießen kann. kann.<br />
Karin Karin Gornik, Gornik, Staatlich Staatlich geprüfte geprüfte<br />
Immobilienmaklerin<br />
Der Der offen offen gestaltete Wohn- Wohn- & & Essbereich im im Dachgeschoss des des Chalet Chalet Centro Centro bietet bietet neben neben<br />
dem dem spektakulären Ausblick viele viele Möglichkeiten zum zum Entspannen, Feiern Feiern und und Genießen.<br />
Der Der weitläufige Panoramabalkon dient dient als als Wohnraumerweiterung, die die breiten breiten Glasfronten<br />
lassen lassen sich sich vollständig öffnen öffnen und und erzeugen so ein so ein Gefühl Gefühl von von Freiheit Freiheit und und Großzügigkeit.<br />
Ein Ein gemütlicher Kamin Kamin im im „Centro“ des des Wohnbereichs mit mit eigener eigener Bibliothek, aber aber auch auch die die<br />
traditionellen Elemente und und die die offene offene Natursteinküche laden laden dazu dazu ein, ein, wertvolle Zeit Zeit mit mit<br />
Familie Familie und Freunden zu zu verbringen.<br />
Die Die eigentliche Größe Größe des des Chalets Chalets offenbart sich sich im im Untergeschoss. Zwei Zwei versteckte Lese- Lese-<br />
Höhlen Höhlen und und der der Weinkeller mit mit seiner seiner geschmackvollen Degustations-Bar ermöglichen ein ein<br />
wahrhaft erhabenes Wohnerlebnis. Eines Eines der der Gästezimmer eignet eignet sich sich perfekt perfekt für für die die ganze ganze<br />
Familie, Familie, das das Kinderzimmer mit mit seinen seinen Stockbetten aus aus Altholz Altholz ist durch ist durch das das Badezimmer<br />
mit mit der der großzügigen Eltern-Suite verbunden. Der Der moderne Wellnessbereich mit mit Sauna Sauna und und<br />
Dampfbad und und eine eine Terrasse, die die sich sich zur zur Talseite Talseite hin hin öffnet, öffnet, bieten bieten maximale Entspannung<br />
nach nach einem einem Training Training im im professionell ausgestatteten Fitnessraum des des Hauses. Hauses.
Photocredit: Jamie McGregor Smith, Anna Fichtner<br />
Photocredit: Jamie McGregor Smith, Anna Fichtner<br />
„Das „Das Chalet Chalet Centro<br />
in Reith in Reith bei bei Kitzbühel<br />
ist ist eine eine Symbiose<br />
aus aus zeitgenössischer<br />
Architektur und und liebevollen<br />
Details. Die Die wohlige<br />
Ausstrahlung ist ist in in<br />
jedem jedem Raum Raum zu zu spüren<br />
- - Gemütlichkeit triftt triftt auf auf<br />
höchsten Komfort“<br />
KONTAKT<br />
Gornik Gornik Immobilien GmbH GmbH<br />
Karin Karin Gornik Gornik<br />
+43 +43 (0)676 (0)676 5 3555 355 355<br />
www.immobilien-kitz.com
Training.<br />
Regeneration.<br />
Erfolg.<br />
SCHRAMM ORIGINS Angelique<br />
Handmade in Germany<br />
schramm-werkstaetten.com
EDITORIAL<br />
<strong>LIVING</strong><br />
MIT LIEBLINGSSTÜCKEN<br />
DIE EIGENE FEINE<br />
WOHNWELT SCHAFFEN<br />
Interieur<br />
Faszinierende Uhren gibt es nicht nur für das Handgelenk.<br />
Gerade für eine anspruchsvolle Wohnumgebung<br />
bieten sich auch hochwertige Tischuhren an. Und die<br />
müssen keineswegs alltäglich sein. Jaeger-LeCoultre<br />
fertigt das Zeit-Wunder Atmos,<br />
die Uhr die niemals aufgezogen<br />
werden muss. Und die<br />
Manufaktur L´Epee, baut eine<br />
mechanische 8-Tages Uhr in<br />
Form eines Rennwagens für den<br />
echten Automobil-Aficionado.<br />
Astrid Stüger-Hübner<br />
Es ist »draußen« wieder »stürmisch« geworden.<br />
Jetzt, wo wir gelernt haben, mit der Pandemie umzugehen<br />
und zu leben, schwappt mit der Russland-<br />
Ukraine-Krise und dem daraus resultierenden Kollaps<br />
der Energiemärkte die nächste Welle der Ungewissheit<br />
angesichts der Zukunft über uns nieder. Gas- und Strompreise<br />
steigen, eine Rezession scheint unaufhaltbar. Und<br />
was tun wir? Man kann die Welt, wie sie sich uns derzeit<br />
präsentiert, nicht ändern, aber man kann sich zumindest<br />
im eigenen Zuhause einen feinen Ort erschaffen und<br />
diesen so gemütlich wie möglich gestalten. Einen Ort des<br />
Rückzugs, der die schönen und angenehmen Dinge im<br />
Leben in den Vordergrund rückt, mögen sie auch von<br />
noch so kleiner Beschaffenheit sein. Im Moment deutet<br />
die kollektive Stimmung genau auf so einen Trend hin,<br />
der sich auf Wohnungen bezieht, die kunstvoll mit Lieblingsgegenständen<br />
gefüllt sind. Ob bei der Farbenwahl,<br />
der Anordnung von Sammelstücken, bei Kunst oder<br />
Texturen, es entspricht dem Trend, einen Wohnraum zu<br />
einer persönlichkeitsgeprägten, intimen Welt zu machen.<br />
Angelika Rosam<br />
Herausgeberin und Chefredakteurin<br />
<strong>Falstaff</strong> <strong>LIVING</strong><br />
Atmos<br />
PERSÖNLICHES IN DEN MITTELPUNKT STELLEN<br />
Foto: Rafaela Pröll<br />
Gute Gefühle vermitteln auch wir im aktuellen <strong>LIVING</strong>.<br />
Unser Bericht über die Walk-in Closets etwa, soll Sie zur<br />
Organisation Ihrer persönlichen Favoriten inspirieren.<br />
Mit einem großen Leuchten,- und Stoffe-Spezial haben<br />
wir die wichtigsten Trends aus diesem Kreativbereich<br />
inspiziert und die Highlights für ein gelungenes Home-<br />
Feeling zusammengestellt. Sollten Sie auf der Suche nach<br />
einer maßgeschneiderten Luxusimmobilie im Grünen<br />
sein, so lesen Sie unseren Bericht über Wiens Toplagen.<br />
Und unser großes Newport-Lifestyle-Feature macht Lust<br />
auf den gemütlichen Stil Neuenglands. Was wir Ihnen aber<br />
besonders ans Herz legen: unsere exklusive Fotostrecke<br />
vom neuen Luxushotel »Rosewood Vienna« ab Seite 110.<br />
Mit der Beauftragung etlicher renommierter lokaler<br />
Manufakturen hat man dort einen Design-Spot erschaffen,<br />
der die Kombination aus charmanter Wiener Kultur und<br />
internationalem Lifestyle in all seinen Facetten lebt!<br />
Herzlichst Ihre<br />
ANGELIKA ROSAM<br />
angelika.rosam@falstaff-living.com<br />
angelikarosam, falstaff.living<br />
»Authentizität ist<br />
der Bestandteil der<br />
Einbindung eines<br />
Designs in den Ortssinn.<br />
Das Ein beziehen<br />
lokaler Hersteller<br />
und Marken bringt<br />
nicht nur regionale<br />
Anerkennung,<br />
sondern auch lokale<br />
Verbundenheit.«<br />
INNENARCHITEKT ALEXANDER<br />
WATERWORTH AB SEITE 110.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
13<br />
WIEN • GRABEN 28 • 01 / 533 80 65<br />
JAEGER-LECOULTRE BOUTIQUE • WIEN<br />
LINZ KLOSTERSTRASSE • WELS SCHMIDTGASSE<br />
WWW.ZEIT.AT<br />
Time Fast
<strong>06</strong><br />
<strong>06</strong><br />
INHALT<br />
6/<strong>2022</strong><br />
32<br />
Abwechslungsreiche<br />
Landschaften, prunkvolle<br />
Bauten und jede Menge<br />
Interieur-Inspiration: eine<br />
Reise nach New England.<br />
13 EDITORIAL<br />
16 ICONS<br />
18 EXHIBITION-TIPP<br />
28 BRANCHENTELEGRAMM<br />
30 MY TASTE<br />
78 ICONOMY<br />
80 ART FIVE<br />
186 MY FAVORITE PROJECTS<br />
194 DATES TO KNOW<br />
198 BEZUGSQUELLEN<br />
199 IMPRESSUM<br />
COVER<br />
FOTO: ANGELIKA ROSAM<br />
9 004524 129408<br />
9 004524 129408<br />
ÖSTERREICHISCHE POST AG, PZ 17Z041047 P, FÜHRICHGASSE 8, 1010 WIEN<br />
6/<strong>2022</strong> WWW.FALSTAFF-<strong>LIVING</strong>.COM € 7,–<br />
<strong>LIVING</strong><br />
TREND ALERT<br />
LICHT & STOFFE<br />
IN NEUEM LOOK<br />
NACHGEFRAGT<br />
DESIGN ALS<br />
INVESTMENT<br />
NEWPORT ROCKS<br />
BEST OF LIFESTYLE<br />
IN NEUENGLAND<br />
CITY-HOTSPOT<br />
KUNST & STIL IM<br />
ROSEWOOD VIENNA<br />
INTERIOR-POWER<br />
WIE LOKALE MANUFAKTUREN & DESIGNER AKZENTE SETZEN<br />
110<br />
<strong>LIVING</strong> nimmt Sie<br />
mit einem exklusiven<br />
Fotoshooting mit<br />
in das neue »Rosewood«-<br />
Hotel in Wien.<br />
166<br />
Zu Gast bei vier österreichischen<br />
Architekt:innen, u. a. Armin Ebner (Bild).<br />
TRENDS<br />
24 DESIGNERS TO WATCH<br />
Ecken und Kanten waren gestern.<br />
Diese Kreativen arbeiten mit organischen<br />
Formen.<br />
26 EDITOR’S NOTEBOOK<br />
Die originellsten News und Highlights<br />
aus dem Design-Kosmos.<br />
32 TRADITION TRIFFT AUF<br />
PIONIERGEIST<br />
Ein Regionenporträt über New England.<br />
38 IN ALTER SOMMERFRISCHE<br />
Ein Blick hinter die Kulissen der<br />
Newporter Elite.<br />
42 ELEGANTE BEHAGLICHKEIT<br />
Der New-England-Stil für zu Hause.<br />
44 »NEUENGLAND HAT EINEN<br />
WUNDERBAREN GEMÜTLICHEN,<br />
ZUFÄLLIGEN LOOK«<br />
Diane Wilsey im <strong>LIVING</strong>-Interview.<br />
50 SHOWTIME<br />
Die aktuellen Garderobentrends.<br />
56 »VINTAGE MIT HANDSCHRIFT«<br />
Zu Gast bei Kunsthistorikerin Katharina<br />
Husslein.<br />
60 GANZ SCHÖN ORDENTLICH<br />
Praktische Ordnungshelfer, die auch<br />
noch gut aussehen!<br />
62 SCHICKE FEUER FÜR DEN HERBST<br />
Mit diesen Feuerstellen verlängern Sie<br />
die Outdoor-Tage.<br />
64 KUNSTTRIP LISSABON<br />
Mit diesen Kulturstätten lockt die<br />
portugiesische Hauptstadt<br />
LICHT UND STOFFE<br />
SPEZIAL<br />
86 WENN DAS KÜNSTLICHE<br />
LICHT ANGEHT …<br />
Was künstliche Lichtquellen können.<br />
92 LEBENSLICHTER<br />
Die neuesten Produkthighlights aus<br />
der Welt der Lampen.<br />
98 HEIMAT DES LICHTS<br />
Österreichische Leuchtenmanufakturen<br />
auf der Überholspur.<br />
102 DER STOFF, AUS DEM DIE<br />
TRÄUME SIND<br />
Diese Vorhänge, Teppiche und Möbelstoffe<br />
bringen die Natur zurück ins Wohnzimmer.<br />
DESIGN<br />
110 COOLER DESIGN-SPOT IN DER CITY<br />
Zu Besuch im neuen Wiener Luxushotel<br />
»Rosewood«.<br />
122 PATINA MIT MEHRWERT<br />
Interieur und Accessoires von<br />
Designer:innen werden immer mehr<br />
zum Investment. <strong>LIVING</strong> zeigt, wo sich<br />
Investieren lohnt.<br />
128 ÜBERFLUSS DES NOTWENDIGEN<br />
Zum hundertsten Jubiläum ist Art déco<br />
beliebter den je.<br />
132 »MEINE KOMPASSNADEL IST AUF<br />
INTUITION AUSGERICHTET«<br />
Architektin Anna Heringer im Interview.<br />
138 HOTEL CONFIDENTIAL<br />
Vom japanischen Fusion-Restaurant zur<br />
weltweit gefeierten Hotelkette – alles über<br />
die 13. »Nobu«-Dependance.<br />
Fotos: Wangkun Jia/Shutterstock, Rafaela Pröll, Lukas Ilgner, beigestellt<br />
14 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
KULINARIK<br />
142 »EIN RIEDEL-GLAS BESTICHT<br />
DURCH SEINE FUNKTION«<br />
<strong>LIVING</strong> bat den Riedel-CEO<br />
Maximilian J. Riedel zum Gespräch.<br />
146 UNTERWEGS GENIESSEN<br />
Dank dieser schönen Behältnisse wird<br />
der Lunch auch zum Augenschmaus.<br />
148 DIE WÜRZE DES LEBENS<br />
Die schönsten Aufbewahrungen für<br />
die heimlichen Helden der Küche.<br />
149 AUSWÄRTS ESSEN …<br />
Die Gastronominnen Cecilia<br />
Havmöller und Susanna Paller<br />
verraten ihre Lieblingslokale<br />
rund um den Globus.<br />
150 KULTSTÜCK<br />
Zeitlos schön: das bunte »Véga«-Glas<br />
von Baccarat.<br />
RESIDENCES<br />
154 TROTZ ALLEM: VIELFALT<br />
BEI NEUEN PROJEKTEN<br />
Wie wirken sich steigende Zinsen und<br />
Materialengpässe auf neue Wohnprojekte<br />
aus? <strong>LIVING</strong> hat nachgeforscht.<br />
160 DIE MISCHUNG MACHT’S<br />
So lassen sich zeitgenössische<br />
Architektur und historische<br />
Stadtzentren am besten vereinen.<br />
166 WO DIE ARCHITEKTUR WOHNT<br />
Vier Architekt:innen gewähren uns<br />
Einblick in ihre Wohnungen.<br />
172 STIL VOLLER LUXUS<br />
Von Hietzing nach Döbling: die neuesten<br />
Projekte an Wiens Topadressen.<br />
178 MY CITY<br />
Architekturhighlights in Genf.<br />
180 AUSSTIEG AUS GAS JA, ABER WIE?<br />
Ein Architekt, eine Bauträgerin und ein<br />
Immobilienexperte im Talk.<br />
INSPIRATION<br />
190 GEMÄLDE DER NATUR<br />
Ein Klassiker, der sich immer wieder<br />
neu erfindet. <strong>LIVING</strong> zeigt Ihnen die<br />
angesagten Marmorstücke.<br />
196 EVENT-CLIPPINGS<br />
<strong>LIVING</strong> zeigt die besten Design-<br />
Happenings der Szene.<br />
92<br />
Von Pendelleuchten über Steh- bis hin zu<br />
Tischlampen – <strong>LIVING</strong> hat für Sie die<br />
schönsten Modelle zusammengestellt.<br />
200 DESIGN-EYECATCHER<br />
IM BEAUTY-KOSMOS<br />
Kerstin Groh, Managing Director<br />
von Guerlain Austria, im Talk.<br />
Historic Rooms for Events & Holidays in Europe<br />
www.schlosszimmer.com
architektur / ICONS<br />
Foto: © Ossip Van Duivenbode<br />
16 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
SLUISHUIS, AMSTERDAM<br />
Auf einer künstlichen Insel im IJ-See in Amsterdam haben das dänische Architekturbüro<br />
BIG und die niederländischen Barcode Architects das außergewöhnliche Sluishuis-Wohngebäude<br />
geschaffen. Mittels einer Auskragung öffnet es sich zum Wasser hin und erinnert<br />
so mit seinem Design an den Bug eines Schiffes. Auf der Landseite befinden sich, in Stufen<br />
angeordnet, zahlreiche Terrassen. Um das Wasser zu reflektieren, ist die Fassade mit Aluminium<br />
verkleidet – die Terrassen als Kontrast dazu mit Holz. Eine weitere Besonderheit:<br />
die lange Treppe, an deren Ende ein öffentlicher Gemeinschaftsgarten und ein Dachgarten<br />
zum Verweilen einladen. Der Innenhof führt direkt ins Wasser – praktisch für eine sich im<br />
Erdgeschoß befindende Segelschule und ein Wassersportzentrum. Außerdem umfasst<br />
der Wohnblock einen Pier mit Liegeplätzen für 34 Hausboote und 54 Sportboote.<br />
barcodearchitects.com, big.dk<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
17
exhibition-tipp / AUSSTELLUNG<br />
Foto: © Helmut Newton Foundation<br />
18 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
WEITERE AUSSTELLUNGSTIPPS:<br />
LEOPOLD MUSEUM: »Hagenbund«. Einblicke in das Künstler:innenkollektiv<br />
Hagenbund und seine vier Jahrzehnte währende Existenz.<br />
Vom 16. 9. <strong>2022</strong> bis 6. 2. 2023, leopoldmuseum.org<br />
UNTERES BELVEDERE: »GROW«. Das Belvedere widmet einem<br />
der wichtigsten Sujets der Kunstgeschichte eine Ausstellung –<br />
dem Baum. Vom 23. 9. <strong>2022</strong> bis 8. 1. 2023, belvedere.at<br />
ALBERTINA: »BASQUIAT. Of Symbols and Signs«. Die erste<br />
große Museumsretrospektive von Jean-Michel Basquiat<br />
(1960–1988) in Österreich. Bis 8. 1. 2023, albertina.at<br />
KUNSTFORUM WIEN: »HELMUT NEWTON. LEGACY«<br />
Das Kunstforum feiert mit einer umfassenden Retrospektive (pandemiebedingt ein wenig<br />
verzögert) den 100. Geburtstag des Berliner Fotografen Helmut Newton (1920–2004).<br />
Mit circa 300 seiner Arbeiten zur Ansicht ist es ein Leichtes, in sein Vermächtnis einzutauchen.<br />
Eine Welt geprägt von kontroversen Frauenbildern – von den einen als mächtig<br />
und selbstbewusst wahrgenommen, grenzen sie für die anderen an Sexismus. Fakt ist:<br />
Newton provozierte mit seinen Bildern, testete gesellschaftlich-moralische Grenzen<br />
aus und regt damit Betrachter:innen bis heute zum Diskurs an. Neben der Aktfotografie<br />
setzte er sich vor allem mit seiner unnachahmlichen Modefotografie ein Denkmal. Die<br />
Ausstellung präsentiert neben seinen ikonischen Werken auch bisher nicht Gezeigtes<br />
und schafft so ein Gesamtbild seiner Arbeit zwischen Kunst und Kommerz.<br />
Vom 19. 10. <strong>2022</strong> bis 15. 1. 2023, kunstforumwien.at<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
19
DIE GEBAUTE<br />
LEICHTIGKEIT DES SEINS<br />
Die Architekturikone von Architekt Johannes Spalt steht zum Verkauf. Das »HAUS WITTMANN«<br />
ist ein frühes Zeugnis des Wiedererstehens einer gehobenen österreichischen Wohnkultur.<br />
Ende der 1950er-Jahre lernten<br />
Architekt Johannes Spalt und der<br />
Möbelhersteller Franz Wittmann<br />
einander kennen. Daraus resultierten<br />
eine sich wechselseitig befruchtende<br />
berufliche Zusammenarbeit und eine jahrzehntelange<br />
Freundschaft – geprägt von<br />
einer offenen Denkweise und einer konsequent<br />
modernen Formensprache, die als<br />
Modell einer leichten, unbeschwerten<br />
Wohnkultur bis heute nichts an Aktualität<br />
verloren hat.<br />
GESTERN – WERTVOLLES SCHAFFEN<br />
Spalt verbindet in dieser weltberühmten<br />
Architekturikone bürgerliche Kultiviertheit,<br />
formale Reduktion und entspannte,<br />
undogmatische Ästhetik auf einzigartige<br />
Weise – und demonstriert damit relativ<br />
früh das Wiedererstehen einer gehobenen<br />
österreichischen Wohnkultur.<br />
Seit seiner Fertigstellung 1975 thront<br />
nun oberhalb des idyllischen Ortes Etsdorf<br />
am Kamp in der Marktgemeinde Grafenegg<br />
ein weißer Baukörper, der ein rundum<br />
verglastes Obergeschoß und ein schwerelos<br />
schwebend scheinendes Schirmdach aus<br />
Kupfer trägt. Herzstück des Hauses ist<br />
ein zentraler, um ein halbes Geschoß<br />
tiefer liegender Wohnraum mit offenem<br />
Kamin, der von einer umlaufenden<br />
Galerie umschlossen und von einer großen<br />
Lichtkuppel beleuchtet wird.<br />
HEUTE – SCHÖNES BEWAHREN<br />
40 Jahre nach seiner Fertigstellung erhält<br />
das »HAUS WITTMANN« neue Besitzer:innen,<br />
die es mit sehr viel Liebe zum<br />
Detail umfassend renovieren. Damit lebt<br />
die geniale Idee des Architekten Johannes<br />
Spalt von der Leichtigkeit beim Bauen und<br />
Wohnen weiter und wird dadurch auch für<br />
zukünftige Generationen erfahrbar.<br />
Im Februar 2016 kaufen Catherine<br />
und Werner Weißmann das »HAUS<br />
WITTMANN« und lassen es bis August<br />
2017 originalgetreu und umsichtig renovieren.<br />
Im Zuge der Generalsanierung des<br />
Hauses werden sensible Rück- und Umbauten<br />
vorgenommen und die Haustechnik auf<br />
FOTOS: WERNER WEISSMANN, ROMANA FÜRNKRANZ<br />
20 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
HAUS WITTMANN<br />
Blick auf den offenen Wohnraum mit<br />
umlaufender Galerie: Mit viel Liebe zum Detail<br />
präsentiert sich das Herzstück des Hauses als<br />
formvollendetes Gesamtkunstwerk.<br />
den neuesten Stand gebracht. Die wertvollen<br />
Einrichtungsgegenstände wie auch die<br />
Originalkücheneinrichtung aus den 70er-<br />
Jahren werden erhalten, teilweise ergänzt<br />
und solcherart für die Nachwelt bewahrt.<br />
Die im Haus überall sichtbaren Stoffe<br />
des Architekten und Textildesigners Josef<br />
Frank mit seiner botanischen Formensprache<br />
harmonieren dabei vortrefflich mit<br />
Spalts undogmatischer Verbindung von<br />
Tradition und Moderne. 2018 sucht Familie<br />
Weißmann für das generalsanierte »HAUS<br />
WITTMANN« um Denkmalschutz an.<br />
Formale Reduktion und entspannte Ästhetik<br />
prägen auch die Schwimmhalle, die mit einem<br />
Edelstahlpool und einer Wandverkleidung aus<br />
Onyxmarmor aufwarten kann.<br />
MORGEN – LEICHTIGKEIT LEBEN<br />
Wie um ein offenes Atrium reihen sich die<br />
paraventartig voneinander getrennten unterschiedlichen<br />
Räume zum Kochen, Schlafen,<br />
Entspannen und Arbeiten. Die schlanken,<br />
dachtragenden Stützen sind in den Fensterpfosten<br />
verborgen, während die ausladende<br />
Stahlkonstruktion des Daches von raumbildendem,<br />
gebogenem Schiffssperrholz verdeckt<br />
wird. Mahagoniholz, Onyxmarmor,<br />
Solnhofener Kalkstein und historische<br />
Stoffentwürfe von Josef Frank prägen die<br />
Oberflächen der Innenräume.<br />
Der Dialog zur umliegenden sanft hügeligen<br />
Landschaft des Kamptales erfolgt durch<br />
große Glas- und Fensterflächen sowie mittels<br />
verschiedener Sichtachsen zu Garten und<br />
Terrasse. Ein »spalttypisches« Salettl im<br />
parkähnlichen Garten dient als willkommene<br />
Ruheoase im Freien und spiegelt den Wohnpavillon<br />
in verkleinerten Dimensionen wider.<br />
Fazit: Mit diesem Architekturjuwel hat<br />
Johannes Spalt einen außergewöhnlichen<br />
Beitrag zur Wohnhausarchitektur der Gegenwart<br />
geleistet. Architekturtheoretiker Jan<br />
Tabor spricht bei einer Besichtigung im Jahr<br />
2015 sogar von »einem der wichtigsten und<br />
interessantesten Einfamilienhäuser, die in<br />
Österreich nach 1945 gebaut wurden«.<br />
Kein Wunder also, dass das originale Architekturmodell<br />
des »HAUSES WITTMANN«<br />
in eine neue Schausammlung des Architekturzentrums<br />
Wien (Az W) dauerhaft<br />
aufgenommen wurde.<br />
INFO<br />
HAUS WITTMANN<br />
Kellergasse 6, 3492 Grafenegg<br />
Verkaufsbroschüre unter<br />
hauswittmann.at<br />
ADVERTORIAL<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
21
SEIT 1707<br />
Martha Jungwirth, Ohne Titel (Griechenland), 2007, Aquarell auf Büttenpapier, 103 x 70 cm, € 20.000 – 35.000, Auktion 30. Nov.<br />
Auktionswoche<br />
29. November – 2. Dezember<br />
Zeitgenössische Kunst<br />
Moderne, Juwelen, Uhren<br />
Palais Dorotheum, Wien<br />
+43-1-515 60-570<br />
www.dorotheum.com<br />
Hamburg | Düsseldorf | München | Mailand | Rom | Neapel | London | Brüssel | Prag | Paris | Tel Aviv
<strong>LIVING</strong><br />
TRENDS<br />
60<br />
38<br />
64<br />
IN ALTER SOMMERFRISCHE<br />
Ein Blick hinter die Kulissen der<br />
Hafenstadt Newport. (S. 38)<br />
»VINTAGE MIT HANDSCHRIFT«<br />
Zu Gast bei Kunsthistorikerin<br />
Katharina Husslein. (S. 56)<br />
GANZ SCHÖN ORDENTLICH<br />
Schicke Möbel und Accessoires<br />
für die Garderobe.<br />
(S. 60)<br />
KUNSTTRIP LISSABON<br />
Ein Wochenende in der<br />
Kunstszene Lissabons. (S. 64)<br />
Fotos: © Ricardo Oliveira Alves, Nick Mele, Chris Singer, beigestellt<br />
56
trends / PORTRÄTS<br />
Die perfekte Welle Für die »Objets Nomades« von Louis<br />
Vuitton designte das Atelier Biagetti den »Anemona«-<br />
Tisch, der in verschiedenen Ausführungen erhältlich ist.<br />
VERSPIELTES DUO<br />
»Wir hatten immer das Bedürfnis, viele<br />
Dinge gleichzeitig zu sein, und wollten nie<br />
in eine bestimmte Schublade gesteckt werden«,<br />
beschreiben Alberto Biagetti und Laura<br />
Baldassari vom Mailänder Atelier Biagetti ihre<br />
Herangehensweise an Design. So entstehen<br />
unter anderem überdimensionalen Katzen,<br />
bunte Kuckuckshäuser und leuchtende<br />
Palmen – der oftmals verspielte Touch kommt<br />
dabei nicht von ungefähr. »Wir verwenden<br />
verschiedene Tools, die oft stark mit unseren<br />
Ursprüngen verknüpft sind und auf unseren<br />
Erfahrungen aus der Kindheit aufbauen – was<br />
wir zu Hause gesehen und geatmet haben«, so<br />
die beiden. Auch wenn die Ursprünge des<br />
Teams nicht im Design liegen (Architektur<br />
bei Biagetti und Operngesang bei Baldassari),<br />
gab es in beider Leben immer schon einen<br />
stark ausgeprägten multidisziplinären Ansatz,<br />
der heute auch die Kernkompetenz des<br />
Ateliers Biagetti ausmacht. »Die Besessenheit,<br />
Ideen mit vielen Möglichkeiten zu verwirklichen,<br />
treibt uns immer wieder an, uns den<br />
unterschiedlichsten Disziplinen zu widmen!«<br />
DESIGNERS<br />
TO WATCH<br />
Wer braucht schon Ecken und Kanten, um<br />
erfolgreich zu sein? Diese Designer:innen setzen<br />
auf organische Formen mit jeder Menge Witz.<br />
TEXT AMELIE-CATHARINA BACHER<br />
Atelier Biagetti<br />
2003 gründete der Architekt und Designer<br />
Alberto Biagetti das Mailänder Atelier Biagetti.<br />
Seit 2013 arbeitet er dort mit der Künstlerin<br />
Laura Baldassari zusammen.<br />
atelierbiagetti.com<br />
Zum Schnurren »Playfulness is a Serious<br />
Business« – so beschreiben die Mailänder ihre<br />
neueste Kollektion »Pet Therapy«. Hier finden<br />
sich neben überdimensionalen Katzen auch<br />
leuchtende Palmen (Bild oben links).<br />
24 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Lara Bohinc<br />
Nach ihrer Tätigkeit bei Cartier begann die<br />
Designerin, funktionale Wohnobjekte zu schaffen,<br />
und gründete nach einer Reihe von privaten<br />
Aufträgen 2016 schließlich ihr eigenes Studio,<br />
wo sie sich dem Objekt- und Möbeldesign widmet.<br />
bohincstudio.com<br />
FEMININE WELTEN<br />
Feier der Weiblichkeit In ihrer aktuellen<br />
Sitzmöbelkollektion »Peaches« (Bild und Bild<br />
unten links) zelebriert die Designerin weibliche<br />
Formen. Durch die Kombination aus sanften<br />
Rundungen und weichen Oberflächen ist es<br />
die bisher kurvenreichste und organischste<br />
Kollektion von Bohinc.<br />
Sinn für das Schöne hatte Lara Bohinc schon<br />
immer – nur das Designen von Objekten und<br />
Möbeln kam erst später dazu. Davor war sie<br />
gefühlt eine Ewigkeit bei Cartier und erkundete<br />
dort die Welt der Skulpturen in Form<br />
von Schmuckstücken. In ihrem eigenen Studio<br />
liebt Bohinc es, mit einer Mischung aus<br />
Widersprüchen zu spielen: zwischen grafisch<br />
und doch fließend, kantig und doch feminin.<br />
Doch vor allem ihre letzte Kollektion strotzte<br />
nur so vor organischen und weiblichen<br />
Formen. »Die weibliche Form war schon<br />
immer eine Quelle der Inspiration in Kunst,<br />
Fotografie und Design, aber oft mit einem<br />
unrealistischen Blick oder als Reaktion auf<br />
die gesellschaftliche Wahrnehmung, wie<br />
der weibliche Körper aussehen ›sollte‹«, so<br />
Bohinc. »Obwohl meine bisherigen Arbeiten<br />
immer einen femininen Touch hatten, waren<br />
sie oftmals mehr geometrisch geformt. Bei<br />
der aktuellen ›Peaches‹-Kollektion, die an alle<br />
wunderbaren Formen eines Frauenkörpers<br />
erinnert, sind allerdings keine geraden Linien<br />
oder scharfen Winkel in Sicht.«<br />
Großes Gackern<br />
Die Inspiration hinter<br />
den beiden ausgefallenen<br />
»Chicken«-Vasen war die<br />
Frage: »Was war zuerst da,<br />
die Henne oder das Ei?«<br />
Fotos: © Alessandro Saletta, © R. Reid, © Bohinc Studio<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
25
editor’s notebook<br />
Lollipop-Feeling<br />
Handgefertigt in<br />
Kopenhagen, versprüht<br />
dieser »Bon Bon«-Krug<br />
von Helle Mardahl<br />
zweifellos gute Laune<br />
am Tisch. Gesehen bei<br />
matchesfashion.com<br />
Die originellsten News und Highlights<br />
aus dem Design-Kosmos – was uns<br />
gefällt, was uns bewegt und welche<br />
Objekte Kultcharakter garantieren.<br />
Kunterbunt<br />
Die »Shape Up«-Hängeleuchte<br />
für Roll & Hill ist eine<br />
facettenreiche Serie aus<br />
geometrischen Formen und<br />
Materialien. Dennoch<br />
wirkt das originelle Stück<br />
harmonisch.<br />
eu.rollandhill.com<br />
Blumenwiese<br />
Wir lieben sie, die neuen<br />
Möbel und Wohnaccessoires<br />
von Missoni<br />
Home. Der Teppich<br />
» Prugna« ist eine Investition<br />
im Badezimmer wert.<br />
missoni.com<br />
Trinkgenuss<br />
Die Idee des »Calypso«-Weingläsersets<br />
kam während des<br />
Lockdowns. Jeder genoss Wine<br />
and Dine. Schön für uns.<br />
Über pamono.at<br />
So groovy<br />
Lust auf ein wirklich verrücktes<br />
Möbelstück? Liisi Beckmann<br />
designte den »Karelia«, eine<br />
Ikone der 60er, Loungesessel<br />
nur für Mutige. zanotta.it<br />
Edel umhüllt<br />
Diptyque ist bekannt für seine<br />
Duftkerzen. Neuerdings hat<br />
man sie in schicke gelbe<br />
Lederhüllen gepackt.<br />
diptyqueparis.com<br />
Fotos: beigestellt<br />
26 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
EXKLUSIVE<br />
EIGENTUMSWOHNUNGEN<br />
im repräsentativen Ambiente eines<br />
historischen Schlossparks.<br />
www.schlossparkfreihof.at<br />
Ein Projekt von<br />
Exklusivvermarktung
trends / NEWS-TICKER<br />
+++ BRANCHEN-<br />
TELEGRAMM<br />
Was kommt? Was ist en vogue?<br />
Wer designt mit wem und warum?<br />
Ein kurzer Newsflash aus der Welt<br />
des Designs und der Architektur.<br />
+++ GINORI 1735 X LUCA NICHETTO. Die von Designer Luca Nichetto für Ginori 1735<br />
entworfene Home-Parfum-Kollektion »LCDC« (La Compagnia Di<br />
Caterina) umfasst mit »Amber Lagoon« und »Musk Road« zwei neue Duftrichtungen.<br />
Für die außergewöhnliche »LCDC«-Kollektion ließ sich Nichetto von den<br />
mexikanischen Lucha-Libre-Masken, den Illustrationen von Jean-Paul Goude<br />
und der Graffiti-Kunst inspirieren. +++<br />
+++ KLANGSPIEL. Der Sportartikelhersteller adidas zeigt, wie gut Nachhaltigkeit aussehen kann.<br />
Die »RPT-02 SOL«-Kopfhörer sind zum Teil aus recyceltem Kunststoff hergestellt<br />
und solarbetrieben. Dabei lädt nicht nur natürliches Licht die Energiespeicher auf, auch<br />
künstliches Licht verhilft zu musikalischen Genüssen. +++<br />
+++ SKULPTURALES VON ARPER. Mit »Oell« entwarf der französische Designer<br />
Jean-Marie Massaud für den italienischen Möbelhersteller Arper einen Beistelltisch der »stets griffbereit,<br />
aber nie im Weg« ist. Dank seiner dezentral platzierten Säule lässt sich die Tischplatte flexibel<br />
posi tionieren und je nach Bedarf über ein Sofa oder einen Sessel schwenken. Zur Auswahl<br />
stehen zwei Höhen und zwei unterschiedlich große Tischplatten. +++<br />
+++ ROSENTHAL X VERSACE. Schon mehrmals hat das deutsche Porzellanunternehmen<br />
Rosenthal mit dem Modehaus Versace zusammengearbeitet. Die neue Weihnachtskollektion<br />
»Medusa Amplified Golden Coin« rückt wieder einmal das ikonische Medusa-Abbild<br />
in den Fokus, dieses Mal in edlen Rot- und Goldtönen. Die Kollektion umfasst<br />
Teller, Tassen, Dessert-Etageren und sogar Baumschmuck. +++<br />
+++ KVADRAT X RAF SIMONS. In den bisherigen acht Jahren<br />
Zusammenarbeit entwarf Raf Simons, Modedesigner und Co-Kreativdirektor von<br />
Prada, vor allem Möbelstoffe für die Textilmarke Kvadrat. Höchste Zeit also für etwas<br />
Neues, dachte sich Simons und gestaltete eine moderne Aufbewahrungslösung<br />
nach Vorbild des »Shaker System«. +++<br />
Fotos: © Ginori, © Adidas, Salva López, © Rosenthal, © Kvadrat<br />
28 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
DIE ERSTE ADRESSE<br />
FÜR LUXUSIMMOBILIEN<br />
DELUXE ESTATES<br />
FOR DELUXE<br />
PERSONALITIES.<br />
livingdeluxe.com
my taste<br />
ANNA<br />
HOLZBAUER<br />
»Santal 26« von Le Labo<br />
»Duftkerzen in meinem Zuhause zu<br />
haben, ist ein absolutes Muss für mich,<br />
da Düfte die Fähigkeit haben, uns<br />
nostalgisch und ruhig zu stimmen.«<br />
ANNA HOLZBAUER<br />
Für ihren Abschluss in Innenarchitektur<br />
zog es sie nach London, wo sie auch gleich<br />
erfolgreich ihrer kreativen Leidenschaft<br />
nachging. Zu ihren ersten Projekten im<br />
Gastronomiebereich zählen der »South<br />
Kensington Club« und das »Clubino Bar &<br />
Restaurant« des »Baglioni Hotel«, später<br />
folgten Wohnprojekte in London sowie L.A.,<br />
wo sie zwei Jahre wohnte. Nach mehr als<br />
zehn Jahren Berufserfahrung gründete sie<br />
mit ihrer Businesspartnerin Liz Garber das<br />
Atelier Holzbauer in ihrer Heimatstadt Wien.<br />
Holzbauer pendelt zwischen Wien und<br />
London und zusammen mit ihrer Kollegin<br />
(die in Indonesien ansässig ist, um dort die<br />
Möbelproduktionen zu überwachen) setzt<br />
sie Projekte auf der ganzen Welt um.<br />
atelierholzbauer.com<br />
»Lounge Chair & Ottoman« von<br />
Charles und Ray Eames für Vitra<br />
»Gutes und funktionales Design<br />
kommt nie aus der Mode. Der Loungesessel<br />
repräsentiert ein klassisch zeitloses<br />
Design, peppt jedes Interieur auf<br />
und ist seit jeher beliebt.«<br />
Was lieben designaffine Menschen<br />
privat? Mit welchen Stücken<br />
umgeben sie sich, was hinterlässt<br />
Eindruck? Anna Holzbauer hat<br />
uns ihre fünf Favoriten verraten.<br />
Travertin-Esstisch<br />
»Im Einklang mit<br />
den Erdtönen des<br />
Konzepts, das wir für<br />
›Neni am Wasser‹ entwickelt<br />
haben, haben<br />
wir ein Set aus zwei<br />
Travertin-Esstischen<br />
entworfen und hergestellt.<br />
Die Adern des<br />
Musters im Stein<br />
laufen an den Seiten<br />
des Tisches wie ein<br />
Wasserfall herunter.«<br />
»Channels Rug« von Kelly Wearstler<br />
»Kelly Wearstler hat mich während meiner gesamten Karriere<br />
inspiriert. Einer ihrer Klassiker ist dieser abstrakte Teppich,<br />
dessen Muster sie mit einem Pinsel gemalt hat.«<br />
»Art of Burning<br />
Man« von Taschen<br />
»Ein Buch, das<br />
die unglaublichen<br />
Szenen dieses Kunstfestivals<br />
in der Wüste<br />
festhält und mich bei<br />
all meinen Umzügen<br />
begleitet hat.«<br />
Fotos: beigestellt<br />
30 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
trends / NEW ENGLAND<br />
TRADITION<br />
TRIFFT AUF<br />
PIONIERGEIST<br />
Neuengland gilt als Wiege der USA. Die Farbenpracht des Indian<br />
Summers und die abwechslungsreiche Landschaft mit Wäldern und<br />
Küsten zieht nicht nur Tourist:innen an. Seit Jahrhunderten trifft sich<br />
hier auch die US-Elite – nicht nur zur Sommerfrische. Ein kurzes<br />
Regionenporträt. TEXT MANFRED GRAM<br />
Foto: Wangkun Jia/Shutterstock<br />
32 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Marmorpalast<br />
Das »Marble House« in Newport gilt<br />
als erste luxuriöse Sommervilla in<br />
der weltberühmten Hafenstadt in<br />
Rhode Island. Ihm folgten weitere<br />
repräsentative Steinpaläste, erbaut<br />
von den megareichen Industriemagnaten<br />
des Gilded Age.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
33
trends / NEW ENGLAND<br />
Neuengland ist mehr als eine geografische<br />
Einheit, es ist ein Geisteszustand«,<br />
bemerkte einmal der<br />
amerikanische Journalist Michael<br />
Walsh. Wie er auf diese treffenden Worte<br />
kam? Dazu reicht ein kleiner Blick auf das<br />
Big Picture dieser Region im Nordosten<br />
der USA.<br />
Eingebettet zwischen dem Atlantik und<br />
den grünen Bergen, angrenzend an die<br />
Weltmetropole New York im Süden und die<br />
kanadische Grenze im Norden, drängeln sich<br />
hier im Nordosten der USA gleich sechs<br />
Bundesstaaten auf relativ kleiner Fläche.<br />
Diese sechs Bundesstaaten, Connecticut,<br />
Maine, Massachusetts, New Hampshire,<br />
Rhode Island und Vermont, gelten als so<br />
etwas wie die Wiege der Vereinigten Staaten<br />
und der modernen Demokratie. Hier landeten<br />
die Pilgerväter, hier wurde für Amerikas<br />
Unabhängigkeit von England gekämpft, hier<br />
finden sich Elite-Unis wie Harvard, Yale, die<br />
Verwunschen schön<br />
Diese traditionelle Steinvilla in Greenwich<br />
wurde aufgepimpt. Und zwar mit Pool und einem<br />
Gästehaus, das sich beinahe kompromisslos dem<br />
Stil des Stammhauses unterordnet.<br />
Blick aufs Wasser<br />
In New England richtet<br />
man sich seine Waterfront-<br />
Apartments, wie hier in<br />
Greenwich, gerne im Wissen<br />
um maritime Traditionen ein.<br />
Brown University oder das MIT. Die industrielle<br />
Revolution, die im Laufe des 19. Jahrhunderts<br />
die USA zur Industrienation<br />
machte, fand hier ihren Ausgang. Und nicht<br />
zuletzt emanzipierten sich Künstler:innen,<br />
Literat:innen und Architekt:innen in<br />
Neuengland erstmals von europäischen Vorbildern<br />
und legten so den Grundstein für<br />
eine eigenständige amerikanische Kultur.<br />
Neuengland war also treibende Kraft einer<br />
jungen Nation, die sich erst finden musste.<br />
Nur so viel: Als der Süden der USA noch zu<br />
Mexiko gehörte, hatte das 1636 gegründete<br />
Harvard bereits 200 Jahre auf dem Buckel.<br />
Und als jenseits der Appalachen, im Wilden<br />
Westen, die Revolver knallten und es juristisch<br />
eher archaisch zuging, war Neuengland<br />
ein stabiles, demokratisches Zentrum und<br />
stand für Wohlstand. Dafür sorgte – so die<br />
Historiker:innen-Meinung – ein Mix<br />
aus britisch-puritanischen und irisch-katholischen<br />
Einwander:innen auf der einen,<br />
Fotos: © Peter Aaron/OTTO (designed by Gary L. Brewer, Partner, Robert A.M. Stern Architects)/picturedesk.com, © Stephen Kent Johnson/OTTO (designed by Nina Farmer)/picturedesk.com,<br />
mptv / picturedesk.com, Everett Collection / picturedesk.com, Wangkun Jia/Shutterstock<br />
34 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Regatta<br />
Der Kennedy-Clan, tief verwurzelt<br />
in Neuengland, traf sich oft und<br />
gerne am Familienstammsitz auf<br />
Cape Cod – und zwar nicht nur,<br />
um Politik zu machen.<br />
Film ab<br />
In den 1970er reüssierte Robert Redford<br />
(mit Mia Farrow) in der Literaturverfilmung<br />
»The Great Gatsby«. Als Kulisse dienten<br />
Newports Prachtbauten wie »Rosecliff Mansion«.<br />
progressiver Wissenschaftskultur und klassischem<br />
Liberalismus auf der anderen Seite.<br />
KNALLBUNTES LAUB<br />
Parallel fasziniert aber die Region seit jeher<br />
durch landschaftliche Schönheit. Vor allem im<br />
Herbst fallen regelrecht Tourist:innenschwärme<br />
ein und geben sich im Indian Summer der<br />
unvergleichlichen Farbenpracht der Laubwälder<br />
hin. Diese knallig-kitschigen Blätter<br />
muss man mit eigenen Augen gesehen haben,<br />
sonst glaubt man es nämlich nicht. »Ein<br />
bittersüßes Mysterium«, nannte Schriftsteller<br />
Kurt Vonnegut dieses Spektakel.<br />
Seit Generationen wird die Landschaft gut<br />
vermarktet und beworben. Von den Wäldern<br />
Vermonts über den Mount Washington in<br />
New Hampshire bis zu den wildromantischen<br />
geschützten Küsten von Massachusetts. Hier<br />
an der Küste wollen wir nun ins Big Picture<br />
hineinzoomen.<br />
PARTY TIME<br />
Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg veränderten<br />
sich die USA, aber auch Neuengland.<br />
Neue Einwander:innen aus Europa, vor allem<br />
Ir:innen, später dann Skandinavier:innen,<br />
Italiener:innen und Deutsche, kamen im<br />
Nordosten an. Sie bildeten einen Gegenpol<br />
zum eingesessenen, vornehmen Establishment.<br />
Zusätzlich entdeckte die New Yorker High<br />
Society die Küstenorte Neuenglands für sich.<br />
Cape Cod bei Boston, die beiden Walfängerinseln<br />
Nantucket und Martha’s Vineyard,<br />
vor allem aber die Hafenstadt Newport in<br />
Rhode Island, dem kleinsten Bundesstaat der<br />
USA übrigens, wurden immer mehr zu<br />
Arenen des Hedonismus.<br />
Der typischen Architektur der Region,<br />
einem Mischmasch aus Kolonialstil, gotischem<br />
Stil, viktorianischem Stil und weißen, maritimen<br />
Holzhäusern mit Giebeldächern und<br />
Kamin in der Mitte, wurde noch eines draufgesetzt.<br />
Die Megareichen des Gilded Age,<br />
Familien mit auch heute noch klangvollen<br />
Namen wie Astor, McAllister, Belmont oder<br />
><br />
Nonplusultra<br />
Cornelius Vanderbilt II. ließ in Newport<br />
die Super-Mansion »The Breakers«<br />
bauen. Architektonisches Vorbild waren<br />
die italienischen Renaissancepaläste.<br />
Eklektik und Prunksucht at its best.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
35
trends / NEW ENGLAND<br />
><br />
Vanderbilt, ließen sich vor allem in<br />
Newport Sommerresidenzen, die mehr<br />
Schlösser denn Zweitwohnsitz waren,<br />
bauen.<br />
Das »Marble House« ist ein gutes<br />
Beispiel dafür. William Vanderbilt, Enkelsohn<br />
des legendären Eisenbahnmagnaten<br />
»Commodore« Cornelius Vanderbilt, ließ die<br />
noble, weiße Marmorhütte errichten. Der<br />
Steinpalast setzte den Startschuss, aus dem<br />
beschaulichen Newport mit seinen Holzhäusern<br />
ein opulentes Resort überdimensionierter<br />
Paläste zu machen. Auf der legendären<br />
Bellevue Avenue reihen sie sich aneinander.<br />
Auch nicht schlecht, was Williams<br />
Vanderbilts Bruder Cornelius Vanderbilt II.<br />
bauen ließ. Sein »The Breakers«, entworfen<br />
vom Stararchitekten dieser Tage, Richard<br />
Morris Hunt, ist ein gigantisches Herrenhaus.<br />
Mit seinen 70 Zimmern und der 15 Meter<br />
hohen Empfangshalle steht es italienischen<br />
Renaissancepalästen, die es imitiert, um nichts<br />
nach. Und es wurde in den Sommern ziemlich<br />
hart Party gemacht. Und zwar derart intensiv<br />
und oft, dass einem schon einmal die vernünftigen<br />
Veranstaltungsgründe ausgehen konnten.<br />
So ist überliefert, dass mitunter für ein paar<br />
Hunde und einmal sogar für einen einsamen<br />
Affen Riesenempfänge gegeben wurden.<br />
Heute sind viele dieser prunkvollen<br />
Paläste und Schauplätze amerikanischer<br />
Dekadenz Touristenattraktionen oder halten<br />
immer wieder als Filmkulissen her. Für<br />
Innenaufnahmen, wie der Ballsaal im<br />
» Marble House«, oder auch für Außen-Shootings,<br />
wie die »Rosecliff Mansion«, erbaut<br />
1909 und prominent im Kultstreifen »Der<br />
große Gatsby« inszeniert.<br />
REIF FÜR DIE INSEL<br />
Der Glamour von einst wirkt übrigens nicht<br />
nur in Newport nach, das als Segel- und<br />
Jachthauptstadt der Welt gilt. Auch auf Cape<br />
Cod und seinen vorgelagerten Inseln Martha’s<br />
Vineyard und Nantucket ist noch einiges an<br />
maritimem Glanz da. Gleich am Anfang der<br />
Halbinsel Cape Cod (Kabeljau-Kap) etwa liegt<br />
Isle of Dreams<br />
Auf Martha’s Vineyard gibt es keine<br />
Hotelketten, dafür aber sehr authentische<br />
kleine Hotels wie das »Charlotte Inn«,<br />
das außen und innen den Küsten-Style<br />
von Neuengland repräsentiert.<br />
Hyannis Port. Dort inszenierte sich auf einem<br />
großzügigen Anwesen am Meer der Kennedy-<br />
Clan – mit Segelboot, Polopferd und preppy<br />
Orlebar-Brown-Badehose.<br />
Und auf Martha’s Vineyard, wo alles noch<br />
eine Spur nobler, edler und exklusiver zugeht,<br />
haben sich erst vor ein paar Jahren die Obamas<br />
auf einem Anwesen niedergelassen. Die Insel ist<br />
weitgehend ein Idyll, eine eigene Welt, die bislang<br />
von Restaurant- und Hotelketten verschont<br />
geblieben ist. Und unter den 15.000 Einwohner:innen<br />
finden sich zahlreiche Prominente.<br />
Die Obamas sind also nicht die einzigen.<br />
Auch Oprah Winfrey, Schauspielerin Reese<br />
Witherspoon, Pop-Ikone Lady Gaga und David<br />
Letterman besitzen hier fixe Domizile.<br />
Wohl auch, um auf der Nobelinsel Meeresluft<br />
zu atmen und auf gute neuenglische Art dem<br />
Geisteszustand etwas Gutes zu tun. <<br />
Foto: © The Charlotte Inn<br />
36 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
#MolteniGroup<br />
SOFA MARTEEN— VINCENT VAN DUYSEN<br />
SESSEL ROUND D.154.5— GIO PONTI<br />
GUMPENDORFER STRASSE 16 A-1<strong>06</strong>0 WIEN T +43 / 1 / 586 23 56 QUAS.AT<br />
MOLTENI@HOME - VIRTUELLE DESIGNBERATUNG UNTER MOLTENI.IT
trends / NEW ENGLAND ADD-ON<br />
IN ALTER<br />
SOMMER-<br />
FRISCHE<br />
Was macht die Sommer in der Hafenstadt Newport<br />
eigentlich aus? Wie lebt und feiert das Establishment<br />
vier Monate lang an diesem glamourösen Ort der<br />
Sommerfrische? Und welche Rolle spiet das Interieur<br />
dabei? Ein Bildband von zwei Newport-Insider:innen<br />
zeigt es und rückt dabei Dinge ins Licht, die neu gierigen<br />
Blicken eigentlich verborgen bleiben. TEXT MANFRED GRAM<br />
Newport hat Flair. Newport hat Stil.<br />
Newport hat Tradition. Newport hat<br />
Geschichte. Vor allem aber hat<br />
Newport Anziehungskraft. In der<br />
Hafenstadt in Rhode Island versammelt sich<br />
Sommer für Sommer – und zwar seit Generationen<br />
– die amerikanische High Society, um<br />
Dinge zu tun, die man am Sommer am Meer<br />
eben so macht, wenn man zur High Society<br />
gehört. Baden und Segeln zum Beispiel. Oder<br />
Tennis (natürlich ganz in Weiß) und Golf. Und:<br />
Freundschaften und Netzwerke pflegen, die<br />
über Jahrzehnte hier gewachsen sind. Das tut<br />
man besonders in exklusiven Clubs und auf<br />
nicht weniger exklusiven Partys.<br />
Vor allem aber muss man es richtig tun. In<br />
Newport heißt das: Man geht die Dinge im<br />
Sommer entspannt an, bleibt dabei diskret,<br />
verliert allerdings keineswegs den Sinn für<br />
Ästhetik und richtiges Timing. Ein abgefucktes<br />
Band-T-Shirt aus den frühen 80er-Jahren kann<br />
genau so gut aussehen wie ein maßgeschneiderter<br />
Smoking – aber Ort und Anlass müssen halt<br />
auch passen. Etikette ist da, um gepflogen zu<br />
Chapeau<br />
Sommerhutkollektion,<br />
zusammengetragen in<br />
mehreren Jahrzehnten, stilvoll<br />
gestapelt auf der gepolsterten<br />
Sitzbank im Vorzimmer.<br />
werden. So wie man im Tuxedo nicht am<br />
Pool abhängt, wird auch nicht im Fleetwood-<br />
Mac-Shirt zur Gartenparty gegangen.<br />
INTERIEUR-LIFESTYLE<br />
Interieur-Designer Ruthie Sommers und<br />
Fotograf Nick Mele wissen das. Sie gehören<br />
zur erlesenen Newport-Gemeinde, die<br />
><br />
Fotos: Nick Mele Photography<br />
38 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Wauwau-Effekt<br />
Den Kern von Newports Interieur-<br />
Style macht ein entspannter<br />
Umgang mit Antiquitäten beim<br />
Wohnen aus. Möbel, nicht selten<br />
auch Tapete und Vorhänge, sind<br />
seit Generationen unverändert.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
39
trends / NEW ENGLAND ADD-ON<br />
Grün ist die Hoffnung<br />
In Newports Gärten wird<br />
nicht nur Badminton oder<br />
Rasentennis gespielt. Es<br />
werden auch Obst, Gemüse<br />
und Kräuter gepflanzt.<br />
><br />
etwas Europäisch-Aristokratisches hat.<br />
Mele wurde reingeboren, Sommers hat eingeheiratet.<br />
Gemeinsam hat das Duo, das sich seit<br />
Ewigkeiten kennt, den Bildband »A Newport<br />
Summer« auf die Beine gestellt. Das Besondere<br />
dabei: Bei aller Diskretion, die in Newport<br />
gepflegt wird, erhält man als Außenstehende:r<br />
durchaus einen tiefen Einblick, wie denn so<br />
eine amerikanische Sommerfrische ausschaut.<br />
Vor allem aber zeigt der Bildband auf<br />
durchaus humorig-liebevolle Weise Dinge, die<br />
man üblicherweise nie zu sehen bekommt.<br />
Verwunschene Kräuter- und Gemüsegärten,<br />
Hinterhauspools mit Blick auf den offenen<br />
Atlantik, gediegene Gartenpartys und vor<br />
allem Wohnräume. Aber nicht irgendwelche:<br />
Es sind die Wohnzimmer, Küchen und Bäder<br />
in den alten, privaten Mansions der Bellevue<br />
Avenue, der Pracht- und Hauptstraße in der<br />
Hafenstadt. Und schnell wird einem klar:<br />
Interieur ist ein wesentlicher Faktor des<br />
Newport’schen Lifestyles.<br />
Gewissermaßen lässt sich sogar von einem<br />
Interieur-Lifestyle sprechen. Und der hat seine<br />
ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Das hat<br />
Ruthie Sommers, Expertin und Insiderin,<br />
jedenfalls schnell gecheckt. Sie nennt die<br />
Art, wie sich das eingesessene Newport so<br />
einrichtet, die »Antithese von Chic«.<br />
Chinoiserie-Tapeten blättern ab, Fundamente<br />
bekommen Risse, alte Küchen aus den<br />
1940er-Jahren wurden nie wirklich erneuert<br />
und das Mobiliar, ob Sofa, Fauteuil, Lampe<br />
oder Sideboard, versprüht den Charme lang<br />
vergangener Tage. Es sind Erbstücke, die hier<br />
das Wohnen bestimmen, seit Generationen im<br />
Küchengeheimnis<br />
Nicht gerade wenig Charme<br />
versprühen die alten Küchen. Sie<br />
zu erneuern gilt im Newporter<br />
Establishment als Sakrileg.<br />
Familienbesitz sind und nach wie vor genutzt<br />
werden. Auch von den Haushunden. Und egal<br />
wie alt oder verschlissen die Dinge sind, sie<br />
werden nicht durch Neues ersetzt. Es wäre ein<br />
Sakrileg. »Alles ist von Charakter durchdrungen,<br />
der Trends trotzt und etwas anderes<br />
erreicht – eine zeitlose Unvollkommenheit«,<br />
bemerkt Ruthie Sommers in einem ihrer<br />
Essays über den unverwechselbaren Interieurmix<br />
in den Mansions, der das durch die Jahrzehnte<br />
Zusammengewürfelte groß feiert. Oder<br />
noch einmal von Sommers knapp auf den<br />
Punkt gebracht: »Das Alte und das Alterlose<br />
gehen Hand in Hand.«<br />
<<br />
EIN SOMMER WIE DAMALS<br />
UND HEUTE<br />
Interieur-Design-Star<br />
Ruthie Sommers und<br />
Topfotograf Nick Mele<br />
haben mit »A Newport<br />
Summer« einen prächtigen<br />
Bildband produziert.<br />
Ein fotografischer Liebesbrief,<br />
der tiefe Einblicke<br />
ins sommerliche Treiben<br />
und in den generationsübergreifenden,<br />
tiefenentspannten<br />
Lifestyle im<br />
legendären Hafenort gibt.<br />
Verlag: Thames & Hudson Preis: 49 Euro<br />
Meerblick<br />
Den Atlantik vor der Haustür zu<br />
haben ist zwar toll, aber zum<br />
Repräsentieren braucht es mitunter<br />
auch einen Pool. Und einen mit Meerblick<br />
hat auch nicht jede:r.<br />
Fotos: Nick Mele Photography<br />
40 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
OHLINDA BY BRETZ<br />
INTERIOR INNOVATION AWARD WINNER<br />
ALEXANDER-BRETZ-STR. 2 D-55457 GENSINGEN TEL. 0049 <strong>06</strong>727-895-0 INFO@BRETZ.DE<br />
FLAGSHIP: BRETZ STORE SALZGRIES 2 1010 WIEN TEL. 01-5851-792 BRETZ.DE
trends / NEW-ENGLAND-ACCESSOIRES<br />
Ruhezone<br />
Das »Springfield Village«-Sofa im<br />
Chesterfield-Stil von Loberon bietet<br />
jede Menge Platz zum Entspannen,<br />
ohne dabei massiv zu wirken.<br />
loberon.at<br />
ELEGANTE<br />
BEHAGLICHKEIT<br />
Ein bisschen Prunk, eine große Prise Romantik und jede Menge<br />
Behaglichkeit. Der New-England-Stil vereint gekonnt all diese<br />
Attribute. Mit der Auswahl der <strong>LIVING</strong>-Redaktion verwandeln<br />
Sie Ihr Zuhause in eine elegante Wohlfühloase.<br />
Chic<br />
Alles aus einem Guss – der<br />
»Angott Club Chair« überzeugt<br />
mit stilvoller Tweedoptik<br />
bis hin zu den Füßen.<br />
kgblnyc.com<br />
Golden Eye<br />
In den »Gaia«-Spiegel<br />
von Antonio Ciulli e<br />
Figlio wirft man immer<br />
wieder gerne<br />
einen Blick.<br />
artemest.com<br />
Fotos: beigestellt<br />
42 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Gut gepolstert<br />
Stauraum und gemütliche<br />
Sitzgelegenheit in einem – die<br />
»Arlette«-Truhe von Bizzotto.<br />
bizzotto.com<br />
Organisch geformt<br />
Egal ob für kleine Leckereien,<br />
Schlüssel oder als reine Dekoration<br />
– die »Kauai«-Servierschale<br />
erfüllt mehrere Zwecke.<br />
westwingnow.de<br />
Timeless<br />
Wahrlich zeitlos ist die »Bailey<br />
Equestrian«-Steigbügeluhr. Ein<br />
zusätzlicher Hingucker ist der<br />
Kompass auf der Rückseite.<br />
eichholtz.com<br />
Interior-Nascherei<br />
Die Tischleuchte<br />
»Pralines« von<br />
Hamptons Home<br />
wurde von süßen<br />
Versuchungen<br />
inspiriert.<br />
hamptonshome.de<br />
Zwei in einem<br />
Wunderbar wandelbar<br />
ist das »Peggy Bloom«-<br />
Kissen. Einfach umgedreht,<br />
erhält man das<br />
Blumenmuster in einer<br />
dunklen Variante.<br />
amara.com<br />
Poliert<br />
Verschnörkelt und geradlinig<br />
zugleich – der »Fly Side<br />
Table« von Bruno Zampa ist fast<br />
zu schön, um ihn zu benutzen.<br />
brunozampa.it<br />
Blumig<br />
Mit dem »Mini Flower Market<br />
Canister« von Mackenzie-<br />
Childs ist das ganze Jahr<br />
über Frühling.<br />
harrods.com<br />
Teatime<br />
Perfekt für einen entspannten<br />
Nachmittag mit einem guten<br />
Buch – im »Colmar«-Sessel<br />
lässt es sich wunderbar relaxen.<br />
home24.at<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
43
trends / INTERVIEW<br />
»NEUENGLAND HAT<br />
EINEN WUNDERBAREN<br />
GEMÜTLICHEN,<br />
ZUFÄLLIGEN LOOK«<br />
Haus mit großer Geschichte<br />
Die Astors und Vanderbilts<br />
nannten »Beaulieu House« ihr<br />
Eigen, bevor es Diplomat<br />
Wiley T. Buchanan 1961 kaufte.<br />
44 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Fotos: Douglas Friedman/Trunk Archive, Lea Suzuki/The San Francisco Chronicle via Getty Images<br />
Die beeindruckenden Newport Mansions des Gilded Age<br />
waren dazu konzipiert, mit großen Partys ihre Gäste zu<br />
unterhalten. Nach wie vor befinden sich einige von ihnen<br />
im Privatbesitz. <strong>LIVING</strong> erlebte das berühmte »Beaulieu<br />
House« in seiner glamourösen Pracht und traf seine stolze<br />
Besitzerin Diane Wilsey zum Talk über den Lifestyle einer<br />
sehr außergewöhnlichen Ära. INTERVIEW ANGELIKA ROSAM<br />
Beaulieu House« ist nicht irgendein<br />
Haus. Im Jahr 1859 für den Diplomaten<br />
Federico Barreda im Stil eines<br />
französischen Schlosses erbaut, erstrahlt<br />
es nach wie vor als eine der ältesten<br />
noch im Privatbesitz befindlichen Mansions<br />
an der geschichtsträchtigen Bellevue Avenue.<br />
Der Nimbus des Glamours, der es einst umwehte,<br />
scheint auch heute nicht verblasst. Als<br />
wäre die Zeit stehen geblieben, taucht man<br />
hier in einen Lebensstil, der vor vielen Jahren<br />
in Newport existierte. In einem Anwesen des<br />
Gilded Age, das dazu konzipiert war, namhafte<br />
Gäste auf den eleganten Partys seiner<br />
Besitzer:innen willkommen zu heißen.<br />
Auch das Grundstück von »Beaulieu« ist<br />
noch so erhalten, wie es der Landschaftsarchitekt<br />
Calvert Vaux ursprünglich angelegt<br />
hatte. Valerian Rybar, einer der teuersten<br />
Dekorateure der Welt, hatte man für das zeitlose<br />
Interieur engagiert. Und wie es das<br />
Schicksal es wollte, wurde nach namhaften<br />
Besitzern wie John Jacob Astor oder Cornelius<br />
Vanderbilt III. das berühmte Haus fast hundert<br />
Jahre später zum Wohnsitz eines weiteren<br />
Diplomaten: Wiley T. Buchanan, seines<br />
Zeichens erfolgreicher Geschäftsmann und<br />
ehemals US-Botschafter in Luxemburg und<br />
Österreich, erstand das elitäre Anwesen als<br />
Sommerresidenz für sich und seine Familie.<br />
Nach Jahrzehnten unvergesslicher Stunden,<br />
Monate, Jahre und Sommer ist »Beaulieu«<br />
zur Gänze in den Besitz der Tochter übergangen.<br />
Diane Wilsey, kurz: Dede, eine der<br />
bemerkenswertesten Frauen San Franciscos,<br />
führt die gelebten Traditionen mit Söhnen,<br />
Schwiegertöchtern, Enkeln und Freund:innen<br />
unter ihrer charmanten Führung in »Beaulieu«<br />
fort. Und sie beherrscht die Klaviatur<br />
der Atmosphäre als Gastgeberin perfekt.<br />
Bombastisch drapierte Blumenarrangements<br />
im ganzen Haus, Dinner-Einladungen,<br />
Cocktails, interessante Gesellschaften – in<br />
»Beaulieu« weiß man eben, wie die Newport-<br />
High-Society unterhalten werden will.<br />
Wilsey hätte sich aufgrund ihrer Herkunft<br />
zweifellos ausruhen können, doch ihr soziales<br />
Engagement und ihr Fleiß, der Welt etwas<br />
von ihrem privilegierten Lebensstil zurückzugeben,<br />
sollten ihr Dasein prägen. Ihre universelle<br />
Großzügigkeit für Schulen, örtliche<br />
Krankenhäuser, Kinder- und Gesundheitsorganisationen<br />
brachte ihr eine respektierliche<br />
Reputation im heimischen Kalifornien<br />
ein. Dabei hat sie ihr Talent für Kommunikation<br />
und Geschäftstüchtigkeit ihren Söhnen<br />
weitervererbt. Trevor Traina, Spross aus der<br />
Ehe mit Reeder John Traina, trat in die Fußstapfen<br />
des Großvaters und agierte in der Ära<br />
Trump als US-Botschafter in Wien. Der<br />
Bruder ist Filmproduzent.<br />
<strong>LIVING</strong> sprach mit der erfrischenden<br />
Kunstmäzenin im Frühstücksraum des<br />
» Beaulieu House« über die Einzigartigkeit<br />
Newports und darüber, warum es so wichtig<br />
ist, sich mit der jungen Generation zu<br />
umgeben, um fit und tatkräftig zu bleiben.<br />
<strong>LIVING</strong> Ihre Eltern kauften »Beaulieu House«<br />
im Jahr 1961. Davor war es im Besitz der Astors<br />
und Vanderbilts. Ein sehr historisches Anwesen.<br />
Das muss für ein junges Mädchen sehr<br />
aufregend gewesen sein …<br />
DEDE WILSEY Meine Eltern haben sich für<br />
das Interior des Hauses sehr engagiert, und es<br />
hat mir Spaß gemacht, ihnen dabei zuzusehen.<br />
Sie waren ein Jahr lang in Europa, um einzukaufen,<br />
und sie kamen mit schönen Dingen<br />
zurück. Es ist ein wunderbarer Prozess, zu<br />
sehen, wenn ein Haus Gestalt annimmt. Als<br />
ich hier ankam, gab es nur eine kleine Gruppe<br />
von Jugendlichen, aber sie waren sehr gastfreundlich<br />
und haben mich sofort aufgenommen,<br />
so dass ich mich wie zu Hause fühlte.<br />
Was macht den lässig-eleganten, aber<br />
unaufdringlichen Lebensstil der »Newport<br />
Community« aus? ><br />
Hausherrin mit Herz und Seele<br />
Im »Beaulieu House« wird nichts<br />
dem Zufall überlassen. Bis zu sieben<br />
Butler werken, um die Sommer-<br />
Mansion funktions- und Societytauglich<br />
zu machen.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
45
trends / INTERVIEW<br />
><br />
Die Gemeinschaft in Newport besteht aus<br />
mehreren Generationen von Menschen, die sich<br />
gut kennen. Diese vermischen sich sehr leicht<br />
und es ist eine angenehme Community, da man<br />
vom Großvater bis zum Enkel alle Beteiligten<br />
kennt. Auch die Gemeinsamkeiten sind hier<br />
enorm: man segelt, spielt Golf, schwimmt oder<br />
genießt die Natur.<br />
Auch das exklusive »Clubleben« hat hier eine<br />
ganz besondere Bedeutung. Ist es überhaupt möglich,<br />
hier als »Newcomer« Mitglied zu werden?<br />
Es wäre sicherlich besser, hierher zu ziehen und<br />
sich mittels eines Bekannten in die Gesellschaft<br />
einführen zu lassen. Dies ist eine sehr kleine Gemeinde,<br />
und die meisten Aktivitäten finden im<br />
Yachtclub, im Beach Club oder im »Clambake<br />
Club« statt, wo man zu Mittag und zu Abend<br />
isst. Einige Leute hier sind dennoch nicht so am<br />
Clubleben interessiert, da sie sich große Häuser<br />
gebaut haben und sich ihr Privatleben hinter<br />
dieser Kulisse abspielt. Es ist unwahrscheinlich,<br />
dass man einen von ihnen treffen wird.<br />
Die Partys, die damals gefeiert wurden, müssen<br />
genial gewesen sein. Wird heute noch in diesem<br />
Ausmaß gefeiert? Gibt es bestimmte Stilregeln,<br />
die heute noch eingehalten werden?<br />
Die Partys in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren<br />
waren absolut fabelhaft. Jeden Abend trug man<br />
Smoking und ein langes Abendkleid. Die Herrschaften<br />
traten zusammen als Ehepaar auf, dann<br />
zogen sich die Ladys mit ihresgleichen in einen<br />
Raum zurück, die Herren genossen einen<br />
Brandy und Zigarren in der Bibliothek, um<br />
dann schließlich wieder zum Dinner als Couple<br />
aufzutauchen. Dieser Brauch ist in den Hintergrund<br />
getreten. Viele der eleganten Leute sind<br />
nicht mehr unter uns, und ich denke, das ist der<br />
Hauptgrund dafür, dass sich die Art und Weise,<br />
wie man heute unterhält, verändert hat.<br />
Welche Traditionen gibt es in den »großen Häusern«<br />
von Newport bzw. welche Traditionen der<br />
Vergangenheit werden heute noch fortgeführt?<br />
Glücklicherweise sind viele der großen Häuser,<br />
die noch existieren, im Eigentum von Familien,<br />
die das Haus seit Generationen besitzen. Das<br />
gibt uns Stabilität und ein Gefühl der Einheit<br />
mit der Familie im Haus. Der Gedanke, dass<br />
meine Enkel und wahrscheinlich auch Urenkel<br />
noch in diesem Haus leben werden, wenn ich<br />
nicht mehr bin, ist für mich sehr beruhigend.<br />
Leider ist eine ganze Generation von Menschen,<br />
die hier lebten und sehr elegant waren, als ich<br />
jung war, nicht mehr hier. Das hat zu einer viel<br />
weniger formellen Atmosphäre geführt. Jetzt hat<br />
die junge Generation übernommen, das hat<br />
aber natürlich auch seinen Reiz.<br />
Das Aussehen des »Beaulieu House« wurde<br />
einem französischen Schloss nachempfunden.<br />
Noch heute hat man das Gefühl, dass hier die<br />
Zeit stehen geblieben ist. Was ist der Reiz daran?<br />
Ich denke, dass die Leute gerne in dieses<br />
Haus kommen, da es für ein Privathaus sehr<br />
einzig artig ist. Sie lieben die Förmlichkeit,<br />
auch wenn sie in ihrem eigenen Haus<br />
vielleicht nicht so leben.<br />
Gibt es Dinge, die Sie trotzdem verändert<br />
haben?<br />
Das muss ich ständig, vor allem Reparaturen,<br />
damit das Haus in Schuss bleibt. Allerdings<br />
habe ich darauf geachtet, dass alles, was ich<br />
verändere, genauso aussieht wie vorher. So<br />
bleibt die Ausstrahlung ident.<br />
Stillleben à la française<br />
Das Interieur im »Beaulieu House«<br />
ist dem eines französischen<br />
Schlosses nachempfunden. Es ist<br />
ebenso mondän wie formell.<br />
Haben Sie einen Lieblingsraum?<br />
Das ist fraglos der Frühstücksraum. Denn<br />
ich habe so viele Stunden, so viele Tage, so<br />
viele Monate, so viele Jahre damit verbracht,<br />
in diesem Raum mit Familie und Freunden<br />
zu sitzen, um Geschichten auszutauschen.<br />
Wir nutzen ihn für das Frühstück, wir<br />
nutzen ihn für kleine Mittagessen oder<br />
kleine Abendessen. Sie können sich gar<br />
nicht vorstellen, wie viele Informationen<br />
dieser Raum im Laufe der Jahrzehnte<br />
aufgesogen hat!<br />
Die palastartige Einrichtung ist in Newport in<br />
den großen, alten Villen und besonders in der<br />
Bellevue Avenue weitverbreitet. Was sind die<br />
besonderen Merkmale dieses Stils und welche<br />
Fotos: © Angelika Rosam<br />
46 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
großen Villen waren die ersten Vorbilder für<br />
diesen Stil?<br />
Es hat mit dem frühen Gilded Age, wie man es<br />
nennt, begonnen. Damals, so scheint es, wollte<br />
jeder ein Haus bauen, das größer und prächtiger<br />
war als das seines Nachbarn, und man hatte<br />
damit auch Erfolg.<br />
Das »Marble House« zum Beispiel ist ein Wahrzeichen,<br />
weil es das erste Haus war, das aus Stein<br />
gebaut wurde. Welche anderen Wahrzeichen gibt<br />
es in Newport?<br />
Tatsächlich gibt es eine Reihe von Steinhäusern<br />
wie das »Breakers«, das »Château-sur-Mer«<br />
oder das »Rosecliff«. Der Denkmalschutzverein<br />
von Newport besitzt, denke ich, elf Häuser,<br />
die für die Öffentlichkeit zugänglich sind. So<br />
hat man die Möglichkeit, eine Reihe verschiedener<br />
architektonischer Stile zu sehen, die alle<br />
zu dieser Gegend passen. Und natürlich kommen<br />
die Touristen gerne, um »The Elms« und<br />
einige der anderen Häuser zu sehen, die ich<br />
gerade erwähnt habe. Es sind wirklich schöne<br />
Häuser, aber nichts, in dem man heute leben<br />
könnte.<br />
Was macht Newport so besonders im Vergleich<br />
zu anderen amerikanischen Strandurlaubsorten?<br />
Newport ist anders, da es das Zentrum des<br />
Gilded Age an der Ostküste war.<br />
»Mein Lieblingsplatz ist der<br />
Frühstücksraum. Denn ich<br />
habe so viele Stunden, so<br />
viele Tage, so viele Jahre damit<br />
verbracht, in diesem Raum<br />
mit Familie und Freunden<br />
eine gute Zeit zu genießen.«<br />
DEDE WILSEY über ihren Lieblingsraum<br />
Wie oft im Jahr und wie lange verbringen Sie<br />
Zeit in Newport?<br />
Ich bin jedes Jahr im Juli und August hier. Am<br />
Anfang des Jahres sehe mir den Zustand des<br />
Hauses an – bis zum Sommer lasse ich alles<br />
Notwendige reparieren. Natürlich ist es auch im<br />
September wunderbar in Newport. Aber das ist<br />
eine Zeit, wo ich in San Francisco sein muss.<br />
Könnten Sie sich vorstellen, von San Francisco<br />
nach Newport zu ziehen?<br />
Nein, denn im November ist es kalt und im Mai<br />
schneit es manchmal sogar! Newport ist ein<br />
Platz für Sommerresidenzen. Es gibt hier im<br />
Winter keine kulturellen Aktivitäten, die ich<br />
wirklich mag, wie die Oper, das Ballett, die<br />
Symphonie, das Theater und einfach die Dinge,<br />
die eine große Stadt bieten könnte. Außerdem<br />
wären das Heizen des Hauses und der Stromverbrauch,<br />
wenn es um 4:30 Uhr nachmittags<br />
dunkel ist, horrend teuer und eine ziemliche<br />
Geldverschwendung.<br />
Bestimmte Teile Neuenglands sind generell<br />
bezaubernd, auch in der Innenarchitektur –<br />
was ist das Geheimnis für diesen ganz<br />
besonderen Charme?<br />
Ich finde, Neuengland hat einen wunderbaren<br />
gemütlichen, zufälligen Look. Nichts sieht zu<br />
neu aus, aber alles sieht so aus, als könnte man<br />
in einen Sessel oder ein Sofa sinken und es<br />
sehr, sehr bequem haben. Es gibt natürlich<br />
auch sehr formelle Häuser wie meines, aber<br />
»Beaulieu« hat mehrere Plätze, an denen man<br />
die Füße auf das Sofa oder den Couchtisch<br />
legen kann, ohne das Gefühl zu haben, dass<br />
man einen Fehler macht.<br />
><br />
Frühstück, bitte!<br />
Der Frühstücksraum ist der zentrale<br />
Mittelpunkt für Lunches und Dinner im<br />
Kreise der Familie. Alle Informationen, die<br />
wichtig sind, werden hier ausgetauscht.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
47
trends / INTERVIEW<br />
><br />
Sie haben eine so wunderbare positive<br />
Ausstrahlung, sind so erfrischend und eine<br />
zielorientierte Persönlichkeit. Welcher Geist<br />
treibt Sie an? Was hält Sie jung?<br />
Ich liebe es, mit Menschen aller Art zusammen<br />
zu sein, das ist wichtig für den Geist. Ich bin<br />
immer noch Vorstandsvorsitzende zweier<br />
Museen und engagiere mich aktiv in anderen<br />
Wohltätigkeitsorganisationen wie der Oper und<br />
dem Ballett, was meiner Meinung nach sehr<br />
wichtig ist, damit das Interesse erhalten bleibt<br />
und man versteht, was in der heutigen Welt vor<br />
sich geht. Selbst wenn man es nicht mag, sollte<br />
man es wissen. Es ist wichtig, stets am Ball zu<br />
bleiben und sich mit jüngeren Leuten zu umgeben,<br />
wenn man kann. Die junge Generation ist<br />
so unglaublich inspirierend für mich.<br />
Die Menschen lieben Sie auch wegen Ihrer<br />
philanthropischen Aktivitäten. Woher kommt<br />
Ihr Wunsch, etwas zurückzugeben?<br />
Mit 17 und 18 Jahren hatte ich das große Glück,<br />
sozusagen in den richtigen Stubenwagen geboren<br />
zu sein. Meine Familie war wohlhabend<br />
und sie glaubte an Philanthropie. Uns wurde<br />
immer beigebracht, dass man, wenn man das<br />
Glück hat, in der Position zu sein, in der wir<br />
Faible für Farben<br />
Üppige Blumenarrangements,<br />
farbintensives Interieur und<br />
Hunde – Dede Wilsey ist<br />
Perfektionistin und weiß, was<br />
amerikanisches Flair ausmacht.<br />
sind, den weniger Glücklichen etwas zurückgeben<br />
soll. Und ich glaube fest daran. Ich<br />
engagiere mich auch für Wohltätigkeitsorganisationen<br />
in Newport, weil dies mein<br />
Sommerhaus ist und mir die Gemeinde<br />
am Herzen liegt.<br />
In Newport gibt es ein Sprichwort: »Alle<br />
Wege führen nach Newport.« Wie denken<br />
Sie darüber?<br />
Ich denke, wenn man bestimmte Interessen<br />
hat, insbesondere Segeln, oder eine Vorliebe<br />
für alte Häuser oder die Geschichte Amerikas<br />
in seiner frühesten Zeit, dann führt der Weg<br />
tatsächlich nach Newport, da es hier so viel zu<br />
sehen gibt. Ich bin jedenfalls sehr glücklich,<br />
dass mich mein Schicksal hierher geführt hat.<br />
Und ich bin sicher, dass meine Kinder, Enkel<br />
und Urenkel und andere Generationen es<br />
genauso genießen werden wie ich.<br />
Türkise Fröhlichkeit<br />
Türkis reißt mit – spätestens<br />
dann, wenn man eine großzügige<br />
Terrasse in diese Farbe taucht.<br />
<<br />
Fotos: Lea Suzuki/The San Francisco Chronicle via Getty Images, Douglas Friedman/Trunk Archive<br />
48 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
trends / CLOSET DESIGN<br />
SHOW-<br />
TIME<br />
Architektur, Design, Mensch – das Wechselspiel ist nicht<br />
neu, aber wird heute stärker gewichtet. Das zeigt sich auch<br />
in der aktuellen Generation der Walk-in Closets. Was das<br />
mit dem Konzept von Mies van der Rohes fließendem<br />
Raum zu tun hat: <strong>LIVING</strong> tritt ein. TEXT NICOLA AFCHAR-NEGAD<br />
Die große Freiheit<br />
Walk-in-Lösung von Rimadesio<br />
mit »Zenit«-Komposition im<br />
Mittelpunkt und Covertüren aus<br />
Arena-Kunstleder im Hintergrund.<br />
rimadesio.it<br />
Foto: Rimadesio<br />
50 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Das an japanische Trennwände<br />
erinnernde Schiebepaneel gleitet<br />
lautlos und langsam zur Seite und<br />
gibt den Blick frei auf den Anziehraum.<br />
Auf Aluminiumstrukturen mit mattem<br />
Finish, sorgfältig gestreutes LED-Licht,<br />
kantenlose Schubladen und einen Glaskubus,<br />
in dem ein Haute-Couture-Kleid präsentiert<br />
wird, als wäre es Teil einer Ausstellung. Ein<br />
szenografisches Bild – eine Inszenierung,<br />
die zeigt, was heute State of the Art ist. Diese<br />
Szenen entstehen nicht etwa nur im Kopf,<br />
sie stammen aus Produktvideos, mit denen<br />
renommierte Hersteller von Schranksystemen<br />
ihre <strong>2022</strong>er-Kollektionen lancieren. Es geht<br />
dabei natürlich nicht nur um Möbelstücke,<br />
sondern um ein Lebensgefühl. Im Fall von<br />
Rimadesio ist etwa von »The Good Living« die<br />
Rede. Im Mailänder Flagship-Store des Unternehmens<br />
wurde während der Milano Design<br />
Week <strong>2022</strong> demonstriert, was damit gemeint<br />
ist. »Eine ideale Dimension des Wohnens, eine<br />
Designkonzeption, die sich einem neuen ><br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
51
trends / CLOSET DESIGN<br />
><br />
Lebensstil im Gleichgewicht zwischen<br />
Emotion, Umwelt und Nachhaltigkeit verschreibt.«<br />
Die Räume werden offener, das<br />
ist nicht neu, aber es betrifft zunehmend<br />
auch die intimeren Bereiche, zu denen der<br />
Ankleideraum zweifellos zählt. »Mein Innenarchitekturkonzept<br />
geht immer von einem<br />
Haus als offenem Ort aus, in dem Räume<br />
durch Schiebetüren verbunden sind. Nicht<br />
getrennt, verbunden!«, erklärt Giuseppe<br />
Bavuso, der seit den späten 1980er-Jahren für<br />
Rimadesio an Materialien und Techniken<br />
forscht (»Aluminium ist unsere DNA«) und<br />
designt. »Räume können ineinander übergehen<br />
oder nicht, je nachdem, was man<br />
benötigt.« Bavusos Worte erinnern an Mies<br />
van der Rohe, der das Konzept des »fließenden<br />
Raums« mitprägte, wobei genau genommen<br />
schon die griechischen Tempel reine<br />
Säulenkonstruktionen ohne definierte Wände<br />
waren. Andere Hersteller wie Boffi nehmen in<br />
ihrer aktuellen Kollektion sogar direkt Bezug<br />
auf van der Rohe und betrachten ihre modularen<br />
und höchst flexiblen Lösungen als Neuinterpretation<br />
seines modernistischen Ansatzes.<br />
Auch bei Molteni&C ist von »fluid homes« die<br />
Rede, die miteinander verknüpft sind. Im<br />
»Es gibt Menschen, die<br />
brauchen klare Strukturen,<br />
die auch langfristig fix<br />
vorhanden sein müssen.<br />
Nicht alle kommen<br />
gut mit räumlicher<br />
Veränderung zurecht.«<br />
BARBARA PERFAHL Wohnpsychologin<br />
Quasi unsichtbar<br />
Das »Ghost Wall«-System des<br />
Designers Mikal Harrsen für<br />
Cassina ist in etlichen<br />
Variationen erhältlich.<br />
cassina.com<br />
Best-Case-Szenario gehen Design und Architektur<br />
Hand in Hand, können nicht ohne einander,<br />
sind verbunden und erzeugen Verbundenheit.<br />
Für Bavuso geht es bei beiden Disziplinen<br />
um das Gleiche: den Mensch und sein<br />
Wohlbefinden in den Mittelpunkt zu stellen.<br />
Ein Walk-in-Anziehraum könne genau dabei<br />
helfen, sagt Bavuso. »Unsere Kleider, Schuhe,<br />
Taschen und Accessoires repräsentieren unsere<br />
Lebensart. Die Garderobe wird zum offenen<br />
Raum, zum Showcase unserer Persönlichkeit.«<br />
Das Design hält sich in diesem Bereich zurück,<br />
ist Supporting Act. Es ist »minimalistisch,<br />
bringt aber Wärme«, wie der Norditaliener<br />
es formuliert. Die Hauptdarsteller sind die<br />
Kleider, sie dürfen modisch sein, dürfen Farbe<br />
reinbringen, für Aufsehen sorgen. Bei den<br />
Schranksystemen geht es stattdessen um den<br />
Luxus der Reduktion und vor allem um die<br />
formidablen Details. Um die Harmonie perfekter<br />
Bewegungen, versenkbare Türen mit<br />
Push-Öffnung, Oberflächen als Stauraum,<br />
lederbezogene Kleiderstangen, kunstvolle<br />
Fotos: Luca Merli, Wolfgang Lehner, Tommaso Del Panta, Glas Italia<br />
52 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
»Mein Innenarchitekturkonzept<br />
geht immer von<br />
einem Haus als offenem Ort<br />
aus, in dem Räume durch<br />
Schiebetüren verbunden sind.<br />
Nicht getrennt, verbunden!«<br />
GIUSEPPE BAVUSO Designer für Rimadesio<br />
Dekore und charmante Lichtspiele. 260 verschiedene<br />
Oberflächen – Glas, Holz, Marmor,<br />
Textilien und synthetisches Leder – erlauben<br />
maximale Individualisierung. Nichts schreit<br />
laut »hier«, aber alles ist da, wo es sein muss.<br />
DAS IST SCHIEBUNG!<br />
Wenn so viel von der Wechselwirkung zwischen<br />
Architektur und Design, von Mensch<br />
und Umwelt, von Ein- und Ausblicken, von<br />
Privatheit und Offenheit philosophiert wird,<br />
stellt sich natürlich auch die Frage, wie das im<br />
Alltag am besten gelingt. Barbara Perfahl ist<br />
Wohnpsychologin, Buchautorin (»Wohnpsychologie<br />
für die Praxis«) und hilft Menschen<br />
dabei, im Flow zu sein. Darunter versteht sie<br />
unter anderem, mit den eigenen Räumen im<br />
Einklang zu sein, »weil sie rundherum und in<br />
jeder Hinsicht zu einem passen«. Nicht für<br />
jede:n bedeutet das, in offenen Strukturen zu<br />
wohnen, bringt Perfahl ein bisschen Realität in<br />
die Diskussion. »Es gibt Menschen, die brauchen<br />
klare Strukturen, die auch langfristig fix<br />
vorhanden sein müssen. Nicht alle kommen<br />
gut mit räumlicher Veränderung zurecht.«<br />
Die klare Trennung von Raumfunktionen –<br />
also etwa Rückzug, Kommunikation, Schlaf<br />
oder Arbeit – »ist mit Begrenzungen viel<br />
einfacher«. Die Psychologin bringt einige<br />
Argumente ein: »Kontrolle über das Ausmaß<br />
sozialer Nähe« oder »Ausleben territorialer<br />
Tendenzen«. Die gebürtige Linzerin, die ><br />
Klare Sache<br />
Das hat mit Verstauen nicht<br />
mehr viel zu tun. Modell<br />
»Prism« von Glass Italia.<br />
glasitalia.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
53
trends / CLOSET DESIGN<br />
Boutiquen-Style<br />
Das »Antibes Cabina«-System<br />
von Piero Lissoni für Boffi.<br />
Intelligente Ecklösungen,<br />
mit viel Glas.<br />
boffi.com<br />
><br />
nach 20 Jahren wieder in ihrer Heimatstadt<br />
lebt, zählt den Ankleideraum neben Bad und<br />
Schlafzimmer als persönlichen Raum auf.<br />
»Gerade diese Räume funktionieren umso<br />
besser, je mehr sie nach meinem Geschmack<br />
und meinen Bedürfnissen eingerichtet sind.«<br />
Und: »Insbesondere sehr persönliche Räume<br />
können zu Orten werden, an denen man gerne<br />
verweilt. Da geht es dann nicht mehr nur<br />
um die oberflächliche Funktion des Raums,<br />
sondern um die Beziehung, die man dazu<br />
hat.« Womit wir wieder bei der Wechselwirkung<br />
wären. Bavuso, der bereits 1992 mit<br />
Rimadesio ein Schiebetürsystem vorgestellt<br />
hat, sieht natürlich auch die Notwendigkeit<br />
von geschlossenen Türen. Aber: »Überall, wo<br />
Räume miteinander kommunizieren, sind<br />
transparente oder halbtransparente Türen die<br />
beste Lösung.« Die Dekore machen hier den<br />
besonderen Reiz aus, es gibt sie in allen<br />
Varianten. Mit vertikalen Aluminiumrippen<br />
und horizontalen Linien oder vertikalen<br />
Querstreben – um zwei beliebte Varianten<br />
»Überall, wo Räume<br />
miteinander kommunizieren,<br />
sind transparente oder<br />
halbtransparente Türen<br />
die beste Lösung.«<br />
GIUSEPPE BAVUSO Designer für Rimadesio<br />
beispielhaft ins Bewusstsein zu schieben. Und<br />
sie sind Garanten für große Momente, Door<br />
Opener für das Besondere! Man denke nur an<br />
diesen Augenblick, in dem man die Schiebetür<br />
ein Stück zur Seite gibt und das Kleid für die<br />
Gala im frei stehenden Glaskorpus erspäht –<br />
das ist Emotion, das ist Vorfreude. Eben<br />
der Showcase unserer Persönlichkeit, wie<br />
Designer Bavuso kokettiert.<br />
<<br />
Praktikabel<br />
Ein guter Mix aus Offenheit und<br />
Privatheit: das »Gliss Master«-<br />
System von Molteni&C. Die<br />
Türen sind mit Ecoskin überzogen.<br />
molteni.it<br />
Fotos: © Boffi, © Molteni<br />
54 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Der Hauptsitz der Erholung.<br />
Fürs süße Nichtstun wie geschaffen ist der von Jehs + Laub kreierte Cordia Lounge Sessel, in dem einfach alles genau so sitzt, wie man es sich<br />
wünscht: Die Rückenlehne, die sich dank Kippmechanik in die perfekte Position neigt. Die kuschligen Daunenkissen, die den Körper wie ein Kokon<br />
umhüllen. Und die feine Buchenholzschale, die alles elegant in Form hält. Wenn man sich hier nicht entspannt, wo dann?<br />
COR.DE/CORDIALOUNGE<br />
COR interlübke Studio Wien, Tuchlauben 21, 1010 Wien, cor-interluebke.at | Grünbeck Einrichtungen, Margaretenstr. 93, 1050 Wien,<br />
gruenbeck.co.at | Einrichtungshaus Schwarzott, Wienerstraße 13-21, 2500 Baden, schwarzott.at | DOSTAL Innenarchitektur, Salzburgerstraße 205,<br />
4030 Linz, dostal.at | Schiffer & Sams, Salzburger Straße 152, 4820 Bad Ischl, sams.at | Sendlhofer Design, Hellbrunner Straße 7b, 5020 Salzburg,<br />
m-sendlhofer.at | Joes Möbelboutique, Grabenweg 12, 6020 Innsbruck, joesmoebel.at | Hutle – Einrichten.Tischlerei.Innenarchitektur, Lustenauerstraße<br />
87, 6850 Dornbirn, hutle.com | Knittelfelder Einrichtungshaus & Tischlerei, Pirching 41, 8200 Gleisdorf, knittelfelder.at | Die Einrichtung,<br />
Pischeldorfer Straße 90, 9020 Klagenfurt, die-einrichtung.at
trends / WOHNSTIL<br />
»VINTAGE<br />
MIT<br />
HANDSCHRIFT«<br />
Die Kunsthistorikerin Katharina Husslein betreibt im achten<br />
Bezirk in Wien ein Antiquitätengeschäft für Modeschmuck und<br />
Glas. Aber auch privat liebt sie einen kreativen Mix aus Art déco,<br />
Flohmarktfunden und aufgemöbelten Erbstücken. Selbst ihre<br />
Kleider haben Charakter. TEXT KARIN CERNY FOTOS CHRIS SINGER<br />
Ein Problem, das alle Menschen<br />
kennen, die sich für schöne Dinge<br />
interessieren: Die eigene Wohnung<br />
ist schnell zu klein für all die Schätze,<br />
die man auf Flohmärkten, im Internet und in<br />
Auktionshäusern findet. Seit 2019 wohnt die<br />
Wienerin Katharina Husslein nun schon in<br />
einem Haus des Jugendstilarchitekten Otto<br />
Wagner im siebenten Bezirk. Und sie hat dort<br />
all jene Annehmlichkeiten und Vorteile gefunden,<br />
die für ihren Lebensstil wichtig sind.<br />
»Die Wohnung hat große Fenster, sogar die<br />
Türschnallen sind noch im Original, und sie<br />
ist viel größer, als mein Apartment davor«,<br />
schwärmt die Kunsthistorikerin.<br />
MARKANTE STOFFE<br />
Endlich haben ihre Möbel Luft zum Atmen!<br />
Das blaue Art-déco-Sofa mit tschechischer<br />
Herkunft oder eine Sitzbank, die von der<br />
Großmutter stammt. »Möbel sind für mich<br />
Objekte, von denen ich mich schwer trennen<br />
kann, weil sie oft eine persönliche Geschichte<br />
erzählen. Ich habe viele Einrichtungsgegenstände,<br />
die ich von den Eltern oder Großeltern<br />
geschenkt bekommen habe, im Laufe<br />
der Zeit neu aufgemöbelt, sie mit einem<br />
anderen, markanten Stoff überzogen.« Aber<br />
auch WMF-Lampen aus den 1930er-Jahren<br />
wurden mit farblich passendem Schirm und<br />
Kabel versehen. Aus Flohmarktfunden werden<br />
so Einzelstücke mit Charakter. »Es ist<br />
Vintage, aber mit persönlicher Handschrift«,<br />
bringt es Husslein auf den Punkt.<br />
Für Kunst im weitesten Sinn hat sich<br />
Katharina Husslein, Tochter von Agnes<br />
Husslein-Arco, Direktorin des Privatmuseums<br />
von Heidi Horten, schon immer<br />
begeistert. Sie hat nach einem Kunstgeschichtestudium<br />
in London in Auktionshäusern,<br />
Kunstversicherungen und Galerien<br />
gearbeitet. Bei der Wiener Kunstmesse<br />
viennacontemporary betreute sie die<br />
><br />
56 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Mut zur Farbe<br />
Katharina Husslein in einem Kleid<br />
von Arthur Arbesser, Schuhe<br />
von Petar Petrov, auf einem<br />
tschechischen Art-déco-Sofa.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
57
trends / WOHNSTIL<br />
Maximaler Minimalismus<br />
Helle Räume, große Fenster<br />
in der Jugendstilwohnung von<br />
Otto Wagner. Das weiße<br />
Jackett ist von Arthur Arbesser.<br />
><br />
VIP-Kontakte. Bis sich im Vorjahr eine<br />
ungeahnte Chance ergab: Susi Haneke, Ehefrau<br />
von Regisseur Michael Haneke, wollte ihr<br />
kleines, feines Secondhandgeschäft auf der<br />
Josefstädter Straße nach 40 Jahren aufgeben.<br />
Für Katharina Husslein eine gute Gelegenheit,<br />
sich ihren Traum vom eigenen Vintage-<br />
Store zu erfüllen. Und aus ihrer Leidenschaft<br />
für extravaganten Modeschmuck und<br />
Vintage-Gläser einen Beruf zu machen.<br />
WENIGER BLING-BLING<br />
»Früher oder später möchte ich dort auch<br />
Möbel verkaufen«, sagt sie. »Das Geschäft<br />
macht es mir leichter, mich von materiellen<br />
Dingen zu trennen. Ich hänge nicht mehr so<br />
an persönlichem Schmuck, wenn ich weiß,<br />
dass er einen guten Platz findet. Das ist ein<br />
befreiendes Gefühl.« Coronabedingt habe sich<br />
Liebe zum Detail<br />
Es müssen keine bekannten<br />
Marken sein: Die Perlenkleiderbügel<br />
sind das Geschenk einer Freundin.<br />
»Ich bin ein großer Fan der Entwürfe des österreichischen<br />
Modemachers Arthur Arbesser. Das sind klare, einfache<br />
Schnitte, aber mit raffinieren, humorvollen Details.«<br />
KATHARINA HUSSLEIN über ihren Modegeschmack<br />
aber auch ihr Kleidungsstil verändert, erzählt<br />
sie. »Früher war alles einen Tick zu viel,<br />
mehr Bling-Bling, vor allem, wenn es um<br />
Schmuck ging. Mittlerweile ist meine Garderobe<br />
sehr basic: weißes T-Shirt, Jeans oder<br />
Rock und dazu ein markantes Schmuckstück<br />
und meist flache Schuhe. Es ist fast eine Art<br />
von Arbeitsuniform.« Eine Einstellung, die<br />
zeitgemäß nachhaltig ist: »Ich trage meine<br />
Schuhe, bis sie kaputt sind, wenn ich mich in<br />
ihnen wohl fühle.« Im Alltag darf es bequem<br />
sein: Converse oder New-Balance-Sneakers,<br />
festes Schuhwerk von Ludwig Reiter, Vintage-<br />
Chanel-Ballerinas. Und für den besonderen<br />
Anlass: High Heels vom heimischen Designer<br />
Petar Petrov, die echte Eyecatcher sind.<br />
HUMORVOLLE DETAILS<br />
Im Kleiderschrank hängen aber auch ein<br />
YSL-Kostüm aus den 1980er-Jahren und eine<br />
hellrosa Rüschenbluse von der Großmutter,<br />
58 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
die sie zwar nicht mehr anziehen würde, aber<br />
weggeben kommt auch nicht infrage, weil zu<br />
viele persönliche Erinnerungen daran hängen.<br />
Zu basic darf der Kleidungsstil dennoch nicht<br />
sein, vor allem, wenn es um Muster geht. »Ich<br />
bin ein großer Fan der Entwürfe des österreichischen<br />
Modemachers Arthur Arbesser«,<br />
sagt Husslein, »das sind klare, einfache<br />
Schnitte, aber mit raffinieren, humorvollen<br />
Details. Mit einem gewissen Twist. Und mit<br />
tollen Prints. Ich liebe seine Blumenmuster.<br />
Wahrscheinlich auch, weil ich selbst lange ein<br />
Blumengeschäft haben wollte, in seinen<br />
Entwürfen fühle ich mich wohl.«<br />
Abgesehen davon ist Husslein aber nicht<br />
zwangsläufig auf berühmte Labels fixiert. »Ich<br />
brauche keine bekannten Marken, mir geht es<br />
um den Schnitt, das Material und das Design.«<br />
ÜBERRASCHEND KOMBINIEREN<br />
Und auch H&M habe schöne Stücke, die sich<br />
gut kombinieren lassen. »Ich habe früher mehr<br />
eingekauft, dieses Bedürfnis ist in den letzten<br />
Jahren weniger geworden. Meine Einstellung ist<br />
mittlerweile: Ich habe so viele tolle Sachen. Ich<br />
möchte sie auch wirklich tragen, sie neu und<br />
überraschend kombinieren.« So gehen Vintage-<br />
Schätze, zeitgenössische Designermode und<br />
Basics eine spannende Fusion ein, werten sich<br />
gegenseitig auf und avancieren zu Hussleins<br />
ganz persönlichen Lieblingsstücken.<br />
<<br />
Schmuckjägerin<br />
Auf ihrem Instagram-<br />
Account (@katharinahusslein)<br />
präsentiert Husslein Schätze<br />
aus ihrem Shop auf der<br />
Josefstädter Straße.<br />
Zu Hause umgibt sie sich<br />
mit Kunstwerken, zum<br />
Beispiel von Erwin Wurm.<br />
»Möbel sind für mich<br />
Objekte, von denen ich<br />
mich schwer trennen<br />
kann, weil sie meist auch<br />
eine persönliche<br />
Geschichte erzählen.«<br />
KATHARINA HUSSLEIN über Lieblingsmöbel<br />
Vintage-Charme<br />
Husslein verpasst Möbeln<br />
und Lampen durch neue<br />
Stoffe einen frischen Look.<br />
Tropical Flowers<br />
Hussleins Garderobe besteht aus<br />
Vintage-Erbstücken, ausgewählten<br />
Designerstücken, aber auch H&M-<br />
Funden. Sie liebt Blumenmuster.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
59
trends / ANKLEIDEZIMMER-ACCESSOIRES<br />
GANZ SCHÖN<br />
ORDENTLICH<br />
Kleider, Stilettos, Jewels – die Garderobe ist der Protagonist,<br />
wenn es um die Aufbewahrung von Lieblingsaccessoires geht.<br />
Damit man dabei die Übersicht behält, hat die <strong>LIVING</strong>-Redaktion<br />
für Sie ein Potpourri an praktischen Möbeln und Dekors gefunden.<br />
Marmoriert<br />
Ob als Eingangsgarderobe oder<br />
für das Outfit am nächsten Tag –<br />
der frei stehende Kleiderständer<br />
erfüllt mehrere Zwecke.<br />
de.homary.com<br />
Für Kleinigkeiten<br />
Egal ob Manschettenknöpfe,<br />
Ohrringe oder<br />
Ringe, mit der »Mises et<br />
Relances«-Ablage von<br />
Hermès geht garantiert<br />
nichts verloren.<br />
hermes.com<br />
Minimalistisch<br />
Bis aufs Nötigste sind die<br />
»Georg«-Kleiderbügel<br />
von Skagerak<br />
reduziert und versprühen<br />
damit schlichte Eleganz.<br />
connox.at<br />
Schatztruhe<br />
Im »Malle Coiffeuse«-<br />
Schminkschrank von Louis<br />
Vuitton findet alles Platz, was<br />
man zum Verschönern braucht.<br />
us.louisvuitton.com<br />
Kunststück<br />
Schöne Dinge wollen auch<br />
präsentiert werden – gut, dass<br />
der »Obu«-Schmuckständer<br />
schon beinahe selbst an ein<br />
Kunstwerk erinnert.<br />
fermliving.de<br />
Fotos: beigestellt<br />
60 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Sanfte Farben<br />
Die Schmuckbox aus Glas der<br />
dänische Marke Miss Étoile<br />
macht bereits ohne Inhalt<br />
schon einiges her.<br />
westwingnow.de<br />
Ordnungshüter<br />
Wo habe ich denn noch mal die<br />
Schals verstaut? Damit Sätze wie<br />
dieser der Vergangenheit angehören,<br />
braucht es die Organizer-Box mit<br />
Etikett von Zara Home.<br />
zarahome.com<br />
Für Pausen<br />
Die Suche nach dem passenden Outfit<br />
kann manchmal ganz schön anstrengend<br />
sein – gut, dass man sich auf der Bank<br />
von KARE kurz ausrasten kann.<br />
kare.at<br />
Dufte Sache<br />
Nicht nur wir selbst, auch unsere<br />
Kleidung soll angenehm<br />
riechen. Der Keramik-Diffusor<br />
von Diptyque verströmt Noten<br />
von Zedernholz und Lavendel.<br />
niche-beauty.com<br />
Platz für Schönheit<br />
Auf dem »Ocean«-Vanity-<br />
Table von Signorini &<br />
Coco findet man jede<br />
Menge Raum für seine<br />
Beauty-Lieblinge.<br />
artemest.com<br />
Zwei in einem<br />
»Alana« ist Kleiderständer<br />
und Spiegel in einem und<br />
somit (fast) alles, was man für<br />
das perfekte Outfit benötigt.<br />
made.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
61
trends / FEUERSTELLEN<br />
Lagerfeuerromantik<br />
Die »Zarzuela«-Feuerstelle<br />
präsentiert sich inklusive Sitzbänken,<br />
in denen das Feuerholz<br />
gelagert werden kann.<br />
glammfire.com<br />
Trotzt den Gezeiten<br />
Stimmungsvolles Feuer das<br />
ganze Jahr – der »FireCube«-<br />
Gartenkamin hält Wind und<br />
Wetter stand.<br />
evasolo.com<br />
SCHICKE FEUER<br />
FÜR DEN HERBST<br />
Die Outdoor-Tage verlängern … Egal ob die Flammen mithilfe von Holz oder Ethanol<br />
erzeugt werden, ein wohliges Gefühl entsteht mit einer Feuerstelle ganz von allein.<br />
<strong>LIVING</strong> hat für Sie die besten Modelle für frische Spätsommerabende.<br />
Schräglage<br />
Dank der besonderen Form<br />
dieser originellen Feuerschale<br />
kann man die strahlenden<br />
Funken noch besser sehen.<br />
cafiro.de<br />
Runde Sache<br />
Wer eine cleane Optik<br />
bevorzugt, wird mit der<br />
»Mangiafuoco«-Feuerstelle<br />
seine helle Freude haben.<br />
nunido.at<br />
Fotos: © McNeill Photography, beigestellt<br />
62 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Ecken und Kanten<br />
Die handgefertigte Feuerschale<br />
»Dearburne« von<br />
Garten Living überzeugt mit<br />
schlichter Eleganz.<br />
wayfair.de<br />
Aufgefächert<br />
Mit ihrem modernen Design<br />
wird »Alondra« von MADE<br />
garantiert zur Hauptattraktion<br />
im Garten.<br />
made.com<br />
Vielseitig<br />
Von oben betrachtet wirkt er<br />
geradlinig, blickt man von der Seite auf<br />
den »Fold«, erkennt man spannende<br />
»Faltungen«, die Dynamik schaffen.<br />
paloform.co.uk<br />
Praktisch<br />
Die gusseiserne Feuerschale<br />
von Ivyline kann mit dem dazugehörigen<br />
Ständer kinderleicht<br />
aufgebaut werden.<br />
amara.com<br />
Reisefieber<br />
Drinnen wie draußen lässt<br />
sich der schmale Kamin<br />
»Travelmate« aufstellen. Sein<br />
außergewöhnliches Design<br />
wurde mit dem Red Dot<br />
Award ausgezeichnet.<br />
conmoto.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
63
trends / ARTY<br />
WEEKEND<br />
KUNST-<br />
T R I P<br />
LISSABON<br />
Einst beherrschte sie die Weltmeere, doch ihre Pracht war<br />
immer von sanfter Melancholie. Lissabon, am westlichen<br />
Ende Europas, ist ein Kosmos für sich. Heute ist die Stadt<br />
internationaler denn je und lädt zum Kunstspaziergang<br />
zwischen Ozean, Parks und brandneuen Galerievierteln.<br />
TEXT MAIK NOVOTNY<br />
Foto: StockPhotosArt/Shutterstock<br />
64 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Man muss gar nicht unbedingt<br />
eine Fado-Bar in der Altstadt<br />
besuchen, um die leichte, süße<br />
Wehmut dieser Stadt zu spüren.<br />
Es hilft schon, wenn man hinaus nach Belém<br />
spaziert, am Ufer des Tejo entlang, einer<br />
der schönsten Uferspaziergänge, die man in<br />
Europa machen kann. Dort, wo sich der<br />
Fluss zum Ozean weitet, ahnt man noch das<br />
bange Warten aus früheren Jahrhunderten<br />
auf die Rückkehr der Seefahrer.<br />
Lissabon ist keine mediterrane, sondern<br />
eine atlantische Stadt. Was ihr an euphorischer<br />
Sorglosigkeit fehlt, gleicht sie durch<br />
Tiefe aus. Dieses zurückhaltende, leise Wesen<br />
hat oft dazu geführt, dass die portugiesische<br />
Hauptstadt übersehen wird. Lange ging es<br />
wirtschaftlich bergab, und noch vor zehn<br />
Jahren waren die vielen leer stehenden<br />
Häuser im Zentrum unübersehbar. Das hat<br />
sich gewandelt: Lissabon wurde entdeckt<br />
und herausgeputzt.<br />
All dies spiegelt sich in der Kunst: Museen<br />
von Sammler:innen mit großen Parks.<br />
Kulturelle Schätze aus Zeiten, in denen<br />
Portugal auf allen Weltmeeren unterwegs<br />
war. Nicht zuletzt eine höchst vitale, junge<br />
und international vernetzte Kunstszene, die<br />
sich in einer teurer werdenden Stadt oft<br />
neue Orte suchen muss, aber die sich nicht<br />
unterkriegen lässt und das Leben zwischen<br />
Hügeln und Ozean bereichert. ><br />
Großer Aufschwung<br />
Wie eine Welle hebt sich das MAAT<br />
aus der Uferpromenade am Tejo.<br />
Die Keramikfassade ist eine<br />
Hommage an die tradi tionellen<br />
portugiesischen Fliesen.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
65
trends / ARTY<br />
WEEKEND<br />
>>> FREITAG<br />
Wir starten im Westen.<br />
Wo einst die Seefahrer<br />
ihr Glück auf dem Atlantik<br />
suchten, reihen sich heute<br />
Museen am Ufer entlang.<br />
Brückenschlag<br />
Das MAAT umfasst neben dem<br />
Neubau auch ein Kraftwerk aus<br />
dem Jahr 1908. Im Hintergrund<br />
die ikonische Ponte de 25 Abril.<br />
><br />
Ein gestrandeter Wal, ein elegantes Schiff,<br />
ein expressives Aufschwingen der Uferkante?<br />
Wie immer man es interpretieren mag – das<br />
2016 eröffnete MAAT direkt am Tejo in Belém<br />
markiert auf perfekte Weise einen besonderen<br />
Ort. Das Museum für Kunst, Architektur<br />
und Technologie umfasst, passend zu seinem<br />
dynamischen Programm, sowohl ein altes<br />
Kraftwerk aus dem Jahr 1908 als auch den<br />
schimmernden Neubau in Form einer sanften<br />
Welle. Hier werden ungewöhnliche, interaktive<br />
und stets überraschende Ausstellungen<br />
geboten, die Innovation und Kunst ebenso<br />
vereinen wie Information und Sinnesflut,<br />
ergänzt durch ein umfassendes Weiterbildungsangebot.<br />
KUBISCHE SAMMLUNG<br />
Mehr kubisch als geschwungen: Das gewichtige<br />
Centro Cultural de Belém, einen kurzen<br />
»Arte Cibernética«<br />
Interaktive Werkschau<br />
der »Itaú Cultural<br />
Collection« im MAAT.<br />
»Home Suit<br />
Home«<br />
Aus »EXIST/<br />
RESIST« von<br />
Didier Fiúza<br />
Faustino.<br />
Fotos: Uslatar/Shutterstock, Isabel Brison, Herberto Smith,<br />
mauritius images/Alamy Stock Photos/Sergio Azenha, beigestellt<br />
66 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Koloniale Schätze<br />
»Stories of an<br />
Empire« im Museu<br />
do Oriente.<br />
Hort der Erinnerung<br />
Das Museu do Oriente<br />
widmet sich Portugals<br />
asiatischer Vergangenheit.<br />
Spaziergang weiter, beinhaltet die ganze Bandbreite<br />
der Kultur, aber vor allem das Museu<br />
Coleção Berardo. 2007 fand die Sammlung<br />
von José Manuel Rodrigues Berardo hier ihre<br />
Räume, und heute kann man Sternstunden<br />
des 20. Jahrhunderts miterleben, chronologisch<br />
angeordnet in klassischen White-<br />
Cube-Räumen, mit Werken von Duchamp,<br />
Mondrian und Miró bis zu Judd und Nauman.<br />
Von hier wandern wir am Tejo stadteinwärts,<br />
unter der stets atemberaubenden Ponte 25 de<br />
Abril hindurch nach Prazeres. Hier erinnert<br />
das von der gleichnamigen Stiftung gegründete<br />
Museu do Oriente an die Zeiten portugiesischer<br />
Weltumsegelungen. Eine Dauerausstellung<br />
erzählt historische Geschichten von<br />
Portugies:innen in Asien, von Japan über<br />
Macau bis Indien, mit Objekten, die bis zu<br />
5.000 Jahre alt sind. Die Wechselausstellungen<br />
stellen diese koloniale Vergangenheit in neues<br />
und teils kritisches Licht.<br />
><br />
MAAT<br />
Museum of Art, Architecture and Technology<br />
Arte Cibernética, 30. 9.–12. 12. <strong>2022</strong><br />
EXIST/RESIST, 5. 10. <strong>2022</strong>–6. 3. 2023<br />
maat.pt<br />
Close-up<br />
Szene aus der Ausstellung<br />
»Under the Skin« im<br />
Museu Berardo.<br />
MUSEU COLEÇÃO BERARDO<br />
Under the Skin, bis 6. 11. <strong>2022</strong><br />
museuberardo.pt<br />
MUSEU DO ORIENTE<br />
Stories of an Empire, bis 2. 10. <strong>2022</strong><br />
foriente.pt<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
67
trends / ARTY<br />
WEEKEND<br />
Zeitlos modern<br />
Der elegante Bau des Museu<br />
Calouste Gulbenkian stammt aus<br />
den 1960er-Jahren.<br />
Fotos: Ricardo Oliveira Alves, Bruno Lopes, beigestellt<br />
><br />
>>> SAMSTAG<br />
Das Anlegen von Gärten hat eine lange<br />
Tradition in Portugal, und es ließe sich<br />
spielend ein Wochenende in Lissabon nur<br />
mit Wandern im Grünen füllen. Einer der<br />
schönsten Parks der Stadt ist praktischerweise<br />
deckungsgleich mit einer der wichtigsten<br />
Kunstdestinationen: das Museu<br />
Calouste Gulbenkian, dessen moderner<br />
Betonbau fast im üppigen Grün versinkt. Die<br />
Schwerpunkte der Sammlung: die Antike,<br />
Persien, Mesopotamien, die Renaissance<br />
und die französische Malerei und Skulptur<br />
des 18. Jahrhunderts. Das zum Komplex<br />
gehörende Centro de Arte Moderna (CAM)<br />
wartet derzeit auf seinen Neubau und tourt<br />
solange durch verschiedene Orte der Stadt.<br />
Heute erkunden wir den hügeligen Norden Lissabons.<br />
Grüne Oasen und graue Ränder sind hier beide zum<br />
Nährboden der Kunst geworden.<br />
Innen und außen<br />
Der opulente Park<br />
ist stets präsent im<br />
Museu Gulbenkian.<br />
KUNST AUF WANDERSCHAFT<br />
Auch die jungen Galerienszene Lissabons<br />
befindet sich auf Wanderschaft, und das<br />
nicht nur freiwillig. Teure Mieten im Zentrum<br />
haben sie an die Ränder gedrängt. So<br />
68 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
ist das unscheinbare Viertel Alvalade nahe<br />
dem Flughafen heute zu einem Kunstquartier<br />
geworden. Einer der Fixpunkte<br />
hier ist die Galeria Balcony, die 2017 in<br />
einem alten Lagerhaus auf zwei Stockwerken<br />
eröffnete und heute als Schmelztiegel<br />
fungiert, wo sich die lokale und die<br />
internationale Szene trifft.<br />
Fix verankert im Stadtzentrum auf den<br />
Hügeln von Graça ist das »Artistic Research<br />
Center« namens Hangar. In diesem unabhängigen<br />
Art Space wird der Diskurs hochgehalten,<br />
und das keineswegs nur auf elitäre<br />
Art. Mit dem Mini-Hangar hat man ein Programm,<br />
das sich an Bewohner:innen und<br />
Kinder richtet, mit Workshops, die eine unbeschwert-spielerische<br />
Annäherung an die<br />
Kunst erlauben. Hier darf also gerne mitgebaut,<br />
mitgemalt und diskutiert werden.<br />
><br />
Schräger Kompass<br />
Hänger mit Humor in<br />
der Galerie Hangar.<br />
MUSEU CALOUSTE GULBENKIAN<br />
Emotions at Table, bis Dezember <strong>2022</strong><br />
gulbenkian.pt<br />
BALCONY<br />
Nuno Nunes-Ferreira, bis November <strong>2022</strong><br />
balcony.pt<br />
HANGAR<br />
Edson Chagas: Factory of Disposable Feelings,<br />
24. 9.–5. 11. <strong>2022</strong>, hangar.com.pt<br />
Fenster zur Welt<br />
Nuno Nunes in der<br />
Galeria Balcony.<br />
Kühles Konzentrat<br />
Minimalismus in der<br />
Galeria Balcony.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
69
trends / ARTY<br />
WEEKEND<br />
En passant<br />
Fotografien im Museu<br />
Nacional de Arte<br />
Contemporânea<br />
do Chiado.<br />
>>> SONNTAG<br />
Auch im historischen<br />
Zentrum hat die zeit -<br />
genössische Kunst<br />
ihren Platz. Sowohl in<br />
altehrwürdigen Mauern<br />
als auch in brandneuen<br />
Art Spaces.<br />
><br />
Entstehung, Zerstörung und Wiederaufbau:<br />
Das immer wieder von Erdbeben und<br />
Bränden heimgesuchte Lissabon ist eine Art<br />
Phönix in Stadtform. Auch eines seiner ältesten<br />
Museen ist immer wieder in neuer Form<br />
entstanden. Das nationale Museum für zeitgenössische<br />
Kunst, gegründet 1911, wurde<br />
nach dem Chiado-Feuer von 1988 als Museu<br />
do Chiado wiedereröffnet. Seine Mission ist<br />
die Gegenüberstellung der Sammlung und der<br />
Gegenwart, und es versteht sich selbst als eine<br />
Art kritischer Gralshüter der portugiesischen<br />
Kunst – staatlich abgesegnet!<br />
Zentrale Lage<br />
Das MNAC (Museu Nacional<br />
de Arte Contemporânea do<br />
Chiado) mitten im gleichnamigen<br />
Altstadtviertel.<br />
Einblicke in die Gegenwart<br />
Das MNAC ist ein Fixpunkt<br />
für portugiesische Kunst<br />
von gestern und heute.<br />
Fotos: ANTONIO AZEVEDO/FUNDAÇÃO MILLENNIUM, beigestellt<br />
70 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Saftige Slogans<br />
Plakatives in der<br />
Galeria Foco.<br />
Am Rande des Zentrums, neben dem Bahnhof<br />
Oriente am Tejo, ist die Galerie Francisco<br />
Fino angesiedelt. Gegründet 2012 als nomadische<br />
Institution, residiert sie seit 2017 in<br />
einem großen, strahlend weißen Lagerhaus,<br />
wo sie in bester portugiesischer Tradition die<br />
internationale Vernetzung und Weltoffenheit<br />
praktiziert.<br />
KUNST IM AUTOSALON<br />
Einen noch ungewöhnlicheren Ort fand die<br />
Galerie Foco für ihre Ausstellungen: einen ehemaligen<br />
Autosalon im Stadtviertel Intendente.<br />
Der Autolift zwischen den Stockwerken<br />
funktioniert immer noch und erlaubt heute<br />
Exponate von hoher Massivität. Passend, denn<br />
der Foco-Fokus liegt auf einem aufgeladenen<br />
Minimalismus, viele Ausstellungen zeigen<br />
Arbeiten mit ungewöhnlichen Materialien.<br />
Weiterer Plan der Galeristen: ein Projektraum<br />
namens Focoff. Man sieht: Manchmal können<br />
die sanften Portugies:innen auch etwas frech<br />
sein. Bis das Focoff eröffnet, spazieren wir<br />
noch weiter in den Abend hinein, über das<br />
schönste Straßenpflaster der Welt zwischen<br />
Hügeln, Ozean und Fernweh.<br />
<<br />
MUSEU NACIONAL DE ARTE CONTEMPORÂNEA<br />
(CHIADO-MUSEUM)<br />
Echoes of Nature, 7. 10. <strong>2022</strong>–29. 1. 2023<br />
museuartecontemporanea.gov.pt<br />
FRANCISCO FINO<br />
José Pedro Cortes: Patrícia, bis 15. 10. <strong>2022</strong><br />
franciscofino.com<br />
GALERIA FOCO<br />
Unconscious Fruit, bis 22. 10. <strong>2022</strong><br />
galeriafoco.com<br />
Alles auf Lager<br />
Kein White Cube, aber ein<br />
unübersehbares weißes<br />
Haus: die Galeria<br />
Francisco Fino in<br />
einem ehemaligen<br />
Lagerhaus.<br />
Stille und Sport<br />
Für seine Soloshow »Patrícia« in<br />
der Galeria Francisco Fino porträtierte<br />
der Künstler José Pedro Cortes die<br />
Leichtathletin Patrícia Mamona.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
71
trends / ARTY<br />
WEEKEND<br />
»WIR SIND NEUGIERIG<br />
UND REISEFREUDIG«<br />
Portugal ist klein, aber weltoffen und freundlich. Davon profitiert<br />
auch die Kunst in der Stadt am Rande Europas. Kuratorin Luísa<br />
Santos erklärt, wie die Kunstszene in Lissabon von der Beliebtheit<br />
der Stadt profitiert, aber auch gefährdet wird.<br />
INTERVIEW MAIK NOVOTNY<br />
<strong>LIVING</strong> Wie hat sich die Kunstszene in Lissabon<br />
in den letzten Jahren entwickelt?<br />
LUÍSA SANTOS Lissabon ist sicher internationaler<br />
geworden, das zeigt sich auch in der<br />
zeitgenössischen Kunst. Vor 20 Jahren gab es<br />
kaum internationale Student:innen, heute sehr<br />
viele, was für einen großartigen Austausch von<br />
Ideen sorgt. Auch die Museen und Galerien sind<br />
internationaler geworden, aus zwei Gründen.<br />
Zum einen haben viele junge portugiesische<br />
Künstler:innen im Ausland studiert und gearbeitet<br />
und bringen ihre Kontakte mit zurück.<br />
Zum anderen bleiben viele internationale<br />
Student:innen hier, andere kommen aus<br />
politischen oder wirtschaftlichen Gründen,<br />
weil Lissabon als sichere, leistbare Stadt mit<br />
hoher Lebensqualität gilt. Das stimmt zwar,<br />
aber mit dem Durchschnittsgehalt ist die<br />
Lebensqualität nicht leicht zu erreichen.<br />
Welche Einflüsse prägen die portugiesische Kunst<br />
im Allgemeinen? Spielen die koloniale Vergangenheit<br />
und die Verbindung nach Brasilien eine Rolle?<br />
Wie auch die Geografie ist die Kunstszene<br />
klein und marginal. Aber das führt dazu, dass<br />
Künstler:innen neugierig, reisefreudig und gastfreundlich<br />
sind. Nur manchmal paart sich diese<br />
Neugier auf widersprüchliche Art mit einer Art<br />
Angst, die vielleicht koloniale Wurzeln hat. Die<br />
koloniale Geschichte und ihre Auswirkungen<br />
werden in Portugal immer noch gerne ignoriert,<br />
da gibt es noch viel zu tun, sowohl in der Kunst<br />
als auch an den Universitäten.<br />
Neue Freiräume<br />
Ausstellung im Art Space<br />
Appleton, einer der vielen<br />
neuen Galerien im Lissabonner<br />
Stadtviertel Alvalade.<br />
Gibt es Stadtviertel, die als kulturelle Zentren<br />
gelten oder zu solchen geworden sind?<br />
Arroios, Alvalade und Marvila wurden Kulturviertel,<br />
das hat die Stadt massiv verändert.<br />
Arroios war vor 20 Jahren ein Mittelklasseviertel<br />
fern jedes Trends, heute ist es voller Coworking-<br />
Spaces und Galerien. Alvalade wurde ebenfalls<br />
zu einem Schmelztiegel der Galerien, von kommerziellen<br />
bis zu avantgardistischen. Marvila<br />
war bis zur Expo 98 eine ländliche Gegend am<br />
Rande, heute gibt es Galerien in ehemaligen<br />
Industriehallen.<br />
Bis vor wenigen Jahren gab es in Lissabon viel<br />
Leerstand, die Mieten waren billig. Inzwischen<br />
wurde die Stadt vom Immobilienmarkt entdeckt<br />
und rapide gentrifiziert. Hat das einen Einfluss<br />
auf die Kunst und ihre Freiräume?<br />
Nach der Wirtschaftskrise 2008 haben sich<br />
Lissabon und Portugal dank des Tourismus<br />
langsam erholt, aber das hat auch internationale<br />
Investor:innen angezogen, die hier ohne Kredite<br />
leicht Wohnungen kaufen konnten. Die meisten<br />
leben gar nicht hier, sondern verdienen über die<br />
Vermietung ehemaliger Familienwohnungen<br />
via Airbnb. Die Goldenen Visa zogen dann<br />
noch mehr Investment an. Dadurch wurden die<br />
Mieten für viele unbezahlbar; alte Menschen<br />
wurden aus ihrem Zuhause geworfen. Ja, das<br />
beeinflusst die Kunst sehr. Viele sind aus dem<br />
Zentrum an den Stadtrand gezogen, aber die<br />
Gentrifizierung folgt ihnen hinterher, und es<br />
gibt fast keine leistbaren Gegenden mehr. Inzwischen<br />
sind viele schon ganz aufs Land gezogen.<br />
2018 gründeten Sie mit Ana Fabíola Maurício<br />
die kleine nanogaleria. Was war die Motivation?<br />
Damals besuchte ich meinen guten Freund<br />
Miguel Palma in seinem Atelier. Er hatte ein<br />
Fenster zur Straße und ich fragte ihn, warum<br />
er hier nicht seine Werke ausstellte. Er sagte:<br />
»Mach du das doch, das könnte eine Art<br />
Nanogalerie sein.« Also tat ich genau das. Die<br />
Galerie basiert auf einer endlosen Neugier auf<br />
menschliche, kulturelle und soziale Beziehungen.<br />
Zwei Jahre lang organisierten wir Ausstellungen<br />
und Performances, seit 2020 sind<br />
wir Nomaden und machen experimentelle<br />
Buch ausstellungen namens nanoeditions.<br />
Das Format ändert sich, aber das Ziel bleibt<br />
dasselbe: die Systeme der Welt hinterfragen.<br />
Welche Museen und Galerien in Lissabon<br />
würden Sie Besucher:innen empfehlen?<br />
Oh, es gibt so viele! Das MAAT hat gute<br />
Ausstellungen, und das Atelier-Museu Júlio<br />
Pomar ist ein echtes Juwel in der Altstadt. Bei<br />
den Galerien unter anderem Cristina Guerra,<br />
Múrias Centeno, Bruno Múrias, .insofar,<br />
Filomena Soares, Quadrum, 3+1, Belo-Galsterer<br />
und Carlos Carvalho für Liebhaber:innen der<br />
Fotografie. Unter den nichtkommerziellen<br />
Orten Appleton, die Kunsthalle Lissabon und<br />
den HANGAR, der wichtige Arbeit bei der<br />
Dekolonialisierung leistet.<br />
Luísa Santos studierte in Berlin und London und war von<br />
2016 bis 2019 Assistenzprofessorin an der Universidade<br />
Católica Portuguesa. Seit 2019 forscht sie in Cultural<br />
Studies mit Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst<br />
und sozialen Systemen. Sie ist unabhängige Kuratorin,<br />
Herausgeberin mehrerer Buchreihen und seit 2018 mit<br />
Ana Fabíola Maurício Co-Direktorin der nanogaleria.<br />
Fotos: © Alfredo Brant, © Jose Pedro Carreiro, Shutterstock<br />
72 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
OBER STEINER GASSE 11<br />
1190 OBER DÖBLING<br />
EIGENTUMS-<br />
WOHNUNGEN<br />
2–5 Zimmer-<br />
Wohnungen (45–185 m 2 )<br />
mit großzügigen<br />
Freiflächen<br />
The Upper Side of Life.<br />
UPPER HILL SIDE, das Haus mit Weitblick, steht mitten im Herzen von Oberdöbling<br />
direkt am naturbelassenen Karl-Fellinger-Park. Die 59 zeitgenössischen Apartments sind<br />
klimatisiert und die Balkone, Terrassen und Gärten schaffen eine Verbindung zum grünurbanen<br />
Rundum. UPPER HILL SIDE in der Obersteinergasse 11 schwebt über den Dingen.<br />
EXKLUSIVVERTRIEB<br />
BAUTRÄGER<br />
+43 1 512 12 27 / OFFICE@PIMENT.AT<br />
WWW.UPPER-HILL-SIDE.WIEN
trends / ARTY<br />
WEEKEND<br />
TIPPS & ADRESSEN<br />
Die Möglichkeiten, in Lissabon sinnvoll seine Zeit<br />
zu verbringen, sind unendlich. Wir können gar<br />
nicht genug bekommen vom portugiesischen<br />
Lifestyle. Das beginnt bei der Kulinarik und<br />
endet – wo sonst? – beim Shopping!<br />
Traumlobby<br />
Das »Avenida Palace«<br />
macht seinem Namen<br />
alle Ehre.<br />
HOTELS<br />
FOUR SEASONS HOTEL RITZ LISBON*****<br />
Selten nutzen Hotels ihr oberstes Stockwerk so<br />
wie das »Four Seasons« in Lissabon. Joggen Sie<br />
auf dem Dach des Hauses und trainieren Sie mit<br />
Blick über die Stadt. Sämtliche Annehmlichkeiten<br />
eines Fünf-Sterne-Hotels warten danach auf Sie in<br />
den Stockwerken darunter.<br />
Rua Rodrigo da Fonseca 88, 1099-039 Lissabon<br />
T: +351 21 381-1400, fourseasons.com<br />
FAROL HOTEL*****<br />
Cascais liegt etwa 25 Kilometer westlich von<br />
Lissabon und ist der Badeort schlechthin, der mit<br />
sandigen Buchten und Meerblick verwöhnt. Das<br />
charmante »Farol Hotel« wirkt dabei fast wie ein<br />
privates Anwesen, in dem Sie die magische Atlantik-<br />
Atmosphäre wunderbar aufsaugen können.<br />
Avenida Rei Humberto II de Italia 7, 2750-800 Cascais<br />
T: +351 21 4823490, farol.com.pt<br />
HOTEL AVENIDA PALACE*****<br />
Das »Avenida Palace« liegt im Zentrum Lissabons,<br />
unweit des eleganten Künstler- und Einkaufsviertels<br />
Chiado. Der prachtvolle Bau gehört zum Kulturerbe<br />
der Stadt und versprüht den unverwechselbaren<br />
Charme eines Grandhotels mit einer mehr als<br />
100-jährigen Geschichte.<br />
Rua 1º Dezembro 123. 1200-359 Lissabon<br />
T: +351 21 3218-100, hotelavenidapalace.pt<br />
Schickes Flair<br />
Im »Farol Hotel«<br />
werden moderne Interior-<br />
Akzente gesetzt.<br />
HOTEL CASCAIS MIRAGEM*****<br />
Zurück ans offene Meer, zurück nach Cascais<br />
und ab ins »Miragem«. Der stufenartige Bau<br />
gewährt nahezu allen Gästen einen großzügigen<br />
Balkon und herrlichen Meerblick, wobei das<br />
moderne Interieur auf allen Ebenen begeistert.<br />
Avenida Marginal 8554, 2754-536 Cascais<br />
T: + 351 21 0<strong>06</strong><strong>06</strong>00, www.cascaismirage.com<br />
ALTIS GRAND HOTEL*****<br />
Im »Altis Grand Hotel« ist alles einfach etwas<br />
größer angelegt. Nur allzu verständlich deshalb,<br />
dass es bereits seit 1973 ein beliebter Austragungsort<br />
großer Veranstaltungen ist, ein echtes Business-<br />
Center mit Konferenzräumen, einem Bankettsaal<br />
und einem großartigen Rooftop-Restaurant samt<br />
Dachterrasse und Bar.<br />
Rua Castilho 11, 1269-072 Lissabon<br />
T: +351 21 31<strong>06</strong>000, altishotels.com<br />
BAIRRO ALTO HOTEL*****<br />
Im »Bairro Alto Hotel« kommt echtes Grandhotel-<br />
Feeling auf, wobei niemand Geringerer als Pritzker-<br />
Preisträger Eduardo Souto de Moura für dessen<br />
stilvolle Renovierung sorgte. Nun erstrahlt das<br />
Gebäude in neuem Glanz, ohne dem ehrwürdigen<br />
Prunk alter Tage den Rücken zu kehren.<br />
Praça Luís de Camões 2, 1200-243 Lissabon<br />
T: +351 21 3408288, bairroaltohotel.com<br />
CORPO SANTO HOTEL*****<br />
Während draußen bereits die historischen Straßenbahnen<br />
vorbeiziehen, genießen Sie im Inneren des<br />
»Corpo Santo« den pfiffigen Mix aus eleganter und<br />
modernen Innenarchitektur. Mit 75 Zimmern, davon<br />
acht Suiten, ist es genau richtig dimensioniert, um<br />
einen gemütlichen Aufenthalt zu ermöglichen.<br />
Largo do Corpo Santo 25, 1200-129 Lissabon<br />
T: +351 21 8288000, corposantohotel.com<br />
RESTAURANTS<br />
& CAFÉS<br />
100 MANEIRAS<br />
Ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern, präsentiert<br />
das Restaurant von Chef Ljubomir Stanisic nicht<br />
nur dem Namen nach 100 verschiedene Art eines<br />
Bistros. Mit täglich wechselndes Menüs aus<br />
portugiesischer und internationaler Küche dürfen Sie<br />
jederzeit kulinarische Überraschungen erwarten.<br />
Rua do Teixeira 39, 1200-459 Lissabon<br />
T: +351 910 918181, 100maneiras.com<br />
A CEVICHERIA<br />
Fast zum Greifen nah scheint die Welt am anderen<br />
Ende des großen Teichs, doch bevor wir Lissabon<br />
wieder verlassen, wollen wir hier erst einmal mit der<br />
peruanischen Küche vertraut werden. Chefkoch<br />
Francisco Martins und sein kreatives Team verwöhnen<br />
mit südamerikanischen Köstlichkeiten.<br />
Príncipe Real – Rua Dom Pedro V 129<br />
1050-046 Lissabon<br />
T: +351 21 8038815, acevicheria.pt<br />
BELCANTO<br />
Die Website des »Belcanto« mag nüchtern sein, aber<br />
das Restaurant in einem ehemaligen Kloster und die<br />
Küche von José Avillez sind es ganz sicher nicht.<br />
Zwei Michelin-Sterne sind genug der Worte, wobei<br />
sogar die Möglichkeit besteht, dem Chef selbst<br />
einmal über die Schulter zu schauen.<br />
Rua Serpa Pinto 10 A, 1200-445 Lissabon<br />
T: +351 21 342<strong>06</strong>07, belcanto.pt<br />
ALMA<br />
Historisch gelegen ist auch das »Alma«, denn im<br />
selben Gebäude war einst das Lager der Livraria<br />
Bertrand, der ältesten Buchhandlung der Welt, untergebracht.<br />
Vom Staub der Zeit befreit, werden hier<br />
heute die spannendsten Menüs gezaubert, wobei<br />
ebenfalls zwei Michelin-Sterne die Qualität anzeigen.<br />
Rua Anchieta 15, 1200-023 Lissabon<br />
T: +351 21 347<strong>06</strong>50, almalisboa.pt<br />
LOCO<br />
Ein Raum, 16 Gänge und eine einsehbare Küche –<br />
so präsentiert sich das »Loco« neben der Basílica da<br />
Estrela. Starkoch Alexandre Silva legt dabei viel<br />
Wert auf Regionalität und komponiert sein Menü<br />
stets nach der Verfügbarkeit lokaler Spezialitäten.<br />
Rua dos Navegantes 53-B, 1200-731 Lissabon<br />
T: +351 21 3951861, loco.pt<br />
THE MILL<br />
Es gibt kaum etwas Schöneres, als den ganzen<br />
Vormittag zu frühstücken, und das »The Mill« ist<br />
genau der richtige Ort dafür. Dank eigener Rösterei<br />
wird der Kaffee besonders frisch serviert, wobei hausgemachte<br />
Bagels, Sandwiches und warme Speisen<br />
den Brunch wunderbar in die Länge ziehen.<br />
Rua do Poço dos Negros 1, 1200-355 Lissabon<br />
themill.pt<br />
Fotos: © Hotel Avenida Palace, © Farol Hotel, Fabrice Demoulin, © Silk Club<br />
74 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
»Silk Club«<br />
Mit Blick auf die »Ponte<br />
de 25 Abril« schmeckt der<br />
Sundowner noch besser.<br />
EPUR<br />
Fine Dining in der fast schon intimen Atmosphäre<br />
des ersten Stockwerks eines kleinen und liebevoll<br />
renovierten Hauses im Stadtteil Chiado. Der<br />
Blick über die Stadt ist malerisch und das<br />
Überraschungsmenü des französischen Kochs<br />
Vincent Farges ist jedes Mal eine neue Freude.<br />
Largo da Academia Nacional das Belas Artes 14 R/C<br />
1200-005 Lissabon<br />
T: +351 21 3460519, epur.pt<br />
FIFTY SECONDS<br />
Stolze 150 Meter schiebt sich der Vasco-da-<br />
Gama-Turm in die Höhe und ganz oben erwartet<br />
Sie nicht nur eine famose Aussicht, sondern ein<br />
kulinarisches Highlight der Extraklasse: die Küche<br />
des spanischen Spitzenkochs Martín Berasategui,<br />
welche weitere Sinne frohlocken lässt.<br />
Cais das Naus, Lote 2.21.01, Parque das Nações<br />
1990-173 Lissabon<br />
T: +351 21 1525380, fiftysecondsexperience.com<br />
Verzaubert die Sinne<br />
Haute Cuisine meets<br />
feinstes Interior-<br />
Design im<br />
»100 Maneiras«.<br />
KAFFEEHAUS<br />
Der Name verrät es schon und genau so ist es auch –<br />
das »Kaffeehaus« ist der geglückte Versuch, die<br />
österreichische Kaffeehauskultur nach Lissabon zu<br />
verfrachten. Ob in der Zeitung schmökern und kleinen<br />
Braunen trinken oder ein Wiener Schnitzel essen: Das<br />
»Kaffeehaus« ist ein Stück Wien im Bezirk Chiado.<br />
Rua Anchieta 3, 1200-023 Lissabon<br />
T: +351 21 0956828, kaffeehaus-lisboa.com<br />
LISBOA À NOITE<br />
Zurück auf den Boden der Tatsachen und hinein in den<br />
ehrlichen Keller des »Lisboa á Noite«, dessen Gewölbe<br />
einst Pferden ein Zuhause gab und auch heute noch<br />
Wohlfühlatmosphäre kreiert. Von portugiesisch bis<br />
international – die Karte hat einiges zu bieten.<br />
Rua das Gáveas 69, 1200-2<strong>06</strong> Lissabon<br />
T: +351 21 3468557, lisboanoite.com<br />
SOLAR 31<br />
Abseits des Tourismustrubels versteckt sich das<br />
»Solar 31« fast vor uns, doch das sympathische<br />
kleine Restaurant weiß einfach viel zu gut, worauf<br />
es wirklich ankommt: nämlich auf feinste Küche!<br />
Und davon gibt es hier genug, wobei besonders<br />
Meeresfrüchte hoch im Kurs stehen.<br />
Calçada Garcia 31, 1150-169 Lissabon<br />
T: +351 21 8863374, solar31.com<br />
A TRAVESSA<br />
Wieder Kloster, anderes Flair, denn im »A Travessa«<br />
können Sie fast ganzjährig in dem zauberhaften<br />
Innenhof der Anlage aus dem 17. Jahrhundert sitzen.<br />
Aufgetischt werden neben traditionell portugiesischer<br />
Küche auch internationale Spezialitäten.<br />
Madragoa, Travessa do Convento das Bernardas 12<br />
1200-638 Lissabon<br />
T: +351 21 3940800, atravessa.com<br />
COMOBÅ<br />
Hip? Vielleicht! Zu hip? Keineswegs. Das »comobå«<br />
verfügt über das wunderbare Ambiente hoher<br />
Räume und einen leicht skandinavisch anmutenden<br />
Einrichtungsstil, der gar nicht anders kann, als gemütlich<br />
zu sein. Liebevoll dekorierte Kleinspeisen<br />
und köstlicher Kaffee runden das Paket ab.<br />
Rua de São Paulo 99, 1200-109 Lissabon<br />
comoba-lisboa.com<br />
HEIM CAFÉ<br />
Das »Heim Café« ist genau das, was man sich von<br />
einem Café wünscht: ein Ort, an dem gemütlich<br />
vom Frühstück zum Gläschen Wein übergegangen<br />
werden kann, weil die rustikal-lässige Atmosphäre<br />
samt Schanigarten zum stundenlangen Verweilen<br />
einlädt und das Essen einfach vorzüglich ist.<br />
Rua Santos-O-Velho 2 e 4, 1200-109 Lissabon<br />
T: +351 935 775833<br />
BARS & NIGHTLIFE<br />
SILK CLUB<br />
Ob Bar, Club oder Restaurant – »Silk« hat vieles<br />
zu bieten, vor allem aber eine Rooftop-Bar mit<br />
grandioser Aussicht. Wenn die Sonne hinter<br />
der »Ponte de 25 Abril«, die über den Tejo führt,<br />
verschwunden ist, gehen die Nächte hier oben<br />
erst richtig los.<br />
Edifício Espaço Chiado, Rua da Misericórdia 14<br />
1200-273 Lissabon<br />
T: +351 913 009193, silk-club.com<br />
THE DECADENTE<br />
Keineswegs dekadent, sondern genau richtig<br />
lässt es sich auch im »The Decadente« herrlich<br />
entspannt in den Abend starten. Angefangen bei<br />
köstlichen Gerichten aus der portugiesischen<br />
Küche, beschlossen bei Magaritha und Co., ist das<br />
Restaurant mit Bar ein Ort zum Verweilen.<br />
Rua São Pedro de Alcântara 81<br />
1250-238 Lissabon<br />
T: +351 911 183459, thedecadente.pt<br />
PENSÃO AMOR<br />
Bars haben für gewöhnlich immer etwas Anrüchiges,<br />
aber die »Pensão Amor« ganz besonders.<br />
In einem ehemaligen Bordell situiert, gelingt ihr<br />
dabei heute elegant der Sprung in die gepflegte<br />
Abendunterhaltung – Jazzkonzerte unter dem<br />
Kronleuchter-Himmel inklusive.<br />
Rua do Alecrim 19, 1200-292 Lissabon<br />
T: +351 21 3143399, pensaoamor.pt<br />
MONKEY MASH BAR<br />
Knallige Farben und ein Lounge-Ambiente<br />
wie in den schönsten Space-Age-Villen Kaliforniens<br />
– so präsentiert sich die »Monkey Mash<br />
Bar«, ohne dabei den Zeitgeist zu vergessen.<br />
Das Thema Nachhaltigkeit findet sich überall,<br />
auch an der begrünten Decke, die etwas<br />
Tropen-Vibes hinzugibt.<br />
Praça Alegria 66 B, 1250-004 Lissabon<br />
T: +351 21 1364241, monkeymash.pt<br />
RED FROG BAR<br />
Inmitten der »Monkey Mash Bar« befindet sich<br />
die »Red Frog Bar« – quasi eine Bar innerhalb der<br />
Bar – nach klassischem »Speakeasy«-Konzept.<br />
Wer sich Fan von Chesterfield-Sofas nennt und<br />
gerne das Flair von Zigarrenzimmern auf eine<br />
ganze Bar ausgebreitet sieht, der fühlt sich hier<br />
bestens aufgehoben.<br />
Praça da Alegria 66 B, 1250-004 Lissabon<br />
T: +351 21 5831120, redfrog.pt<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
75
trends / ARTY<br />
WEEKEND<br />
DESIGN & SHOPPING<br />
MUSEEN & GALERIEN<br />
KARE LISBOA II<br />
Kare kennen wir ja, aber den poppigen Store<br />
in Lissabon wollen wir deshalb trotzdem nicht<br />
missen! Die deutsche Brand unterhält zwar<br />
eigene Shops in München, Regensburg und Wien,<br />
aber auch jeder der über 100 Franchise-Ableger<br />
ist immer einen Besuch wert.<br />
Rua Almeida e Sousa 3, 1250-<strong>06</strong>4 Lissabon<br />
T: +351 21 0964478, kare.pt<br />
PARIS:SETE<br />
Hier weiß man einfach instinktiv, dass man gut<br />
aufgehoben ist. Der schicke Interior-Shop begeistert<br />
durch sein Händchen für moderne Klassiker<br />
und stilvolle Einrichtungsgegenstände. Mit über<br />
35 Jahren Erfahrung kann man sich getrost in die<br />
Hände der kompetenten Mitarbeiter fallen lassen.<br />
Largo Vitorino Damásio 2 C,<br />
1200-872 Lissabon<br />
T: +351 21 3933170, paris-sete.com<br />
QUARTOSALA<br />
In dem großzügigen Showroom von QuartoSala<br />
lässt es sich wunderbar schlendern, fast wie bei<br />
IKEA, nur deutlich exklusiver. In einem herrschaftlichen<br />
Altbau situiert, lassen sich dann<br />
auch gleich die perfekten Arrangements erleben.<br />
Rua de O Século 171, 1200-434 Lissabon<br />
T: +351 21 4411110, quartosala.com<br />
POPPIES<br />
Fast läuft man daran vorbei, aber dann ragen<br />
die schwarzen Markisen des Design-Stores doch<br />
etwas zu auffällig aus der alten Wand heraus<br />
und locken fast magisch an. Im Inneren warten<br />
unzählige teils handgefertigte Kleinigkeiten, die<br />
von Kinderspielzeug über Blumenvasen bis hin<br />
zu Handtaschen reichen können.<br />
Rua do Alecrim 84–86, 1200-018 Lissabon<br />
T: +351 21 3421449, poppies.pt<br />
SOMA IDEAS<br />
Ja, Ideen hat er, der hippe Designshop für<br />
Dekogegenstände und moderne Versionen von<br />
traditionellem portugiesischem Kunsthandwerk.<br />
Diese reichen von liebevoll gestalteter Keramik<br />
bis hin zu Postkarten, Postern und anderen<br />
kleinen Accessoires – ein super Geschäft für<br />
Mitbringsel und Geschenke.<br />
Rua dos Fanqueiros 98–100, 1100-232 Lissabon<br />
T: +351 965 568815<br />
Mut zur Farbe<br />
Einrichtungsideen in<br />
fetziger Umgebung im<br />
Kare-Store Lissabon.<br />
Hieronymitenkloster<br />
Weltkulturerbe und eines der<br />
bedeutendsten<br />
Bauwerke der Manuelinik.<br />
THE FEETING ROOM<br />
Wir lieben ja Concept-Stores, und obwohl The<br />
Feeting Room nicht voll und ganz auf Interior<br />
abzielt, sind wir doch entzückt von dem stylishen<br />
Design des Ladens und der bunten Auswahl von<br />
Männer- und Damenmode. Ergänzt wird das<br />
Angebot durch Home Decor, Accessoires und<br />
handgefertigten Schmuck.<br />
Calçada do Sacramento 26, 1200-203 Lissabon<br />
T: +351 21 2464700, thefeetingroom.com<br />
REAL SLOW RETAIL<br />
Problemlos lassen sich hier die Stunden verbringen,<br />
denn das bunte Angebot aus Vintage,<br />
Neuem, Slow Fashion und Interior-Accessoires ist<br />
so vielseitig, dass man kurz nach dem Betreten<br />
schon gar nicht mehr weiß, ob man etwas suchte<br />
oder einfach nur stöbern wollte. Schwer jedenfalls,<br />
ohne etwas den Laden zu verlassen.<br />
Praça do Príncipe Real 20, 1250-096 Lissabon<br />
T: +351 21 8223756<br />
LER DEVAGAR<br />
Bis unter die Decke vollgestopft mit Büchern<br />
und doch wunderbar einladend, macht die Buchhandlung<br />
große Lust, sich auf den zwei Etagen zu<br />
verlieren oder in weite Welten hinwegzusegeln, wie<br />
der beseelte Fahrradfahrer, der in der Mitte des<br />
Geschäftes hängt und irgendwohin fährt.<br />
Rua Rodrigues de Faria 103 – G 0.3<br />
1300-501 Lissabon<br />
T: +351 21 3259992, lerdevagar.com<br />
ARCHITEKTUR<br />
MUSEU DE MARINHA<br />
Das Museum ist – wie man vielleicht schon ganz<br />
richtig vermutet hat – ein Meeresmuseum, das sich<br />
im Westflügel des Mosteiro dos Jerónimos, des<br />
Hieronymitenklosters, befindet. Zu sehen sind<br />
neben historischen Gemälden Navigationsinstrumente<br />
und imposante Schiffsmodelle, wie sie seit<br />
dem 15. Jahrhundert verwendet wurden.<br />
Praça do Império, 1400-2<strong>06</strong> Lisboa<br />
T: +351 21 0977388, ccm.marinha.pt<br />
CENTRO CULTURAL DE BELÉM FOUNDATION<br />
Das Kulturzentrum von Belém ist so etwas wie<br />
der Mittelpunkt des kulturellen Hauptstadtlebens<br />
von Lissabon, befinden sich doch auf dem rund<br />
97.000 Quadratmeter großen Areal nicht nur die<br />
Kunstgalerie Museu Coleção Berardo und das<br />
Schauspielzentrum, in dem es tolle Theaterstücke<br />
und Opern zu sehen gibt, sondern auch Konferenzräume,<br />
Geschäfte und Cafés.<br />
Praça do Império, 1449-003 Lissabon<br />
T: +351 21 3612400, ccb.pt<br />
APOTHEKENMUSEUM<br />
Selbst Apotheker und Apothekerin, beschloss das<br />
Paar, auf welches die Gründung dieses Museums<br />
zurückgeht, 5.000 Jahre Apothekengeschichte in<br />
Tausenden von Artefakten und berufsbezogenen<br />
Gegenständen aufzuarbeiten. Als Besucher:in<br />
reisen Sie dabei von der Vorgeschichte bis ins späte<br />
20. Jahrhundert.<br />
Rua Marechal Saldanha 1, 1249-<strong>06</strong>9 Lissabon<br />
T: +351 21 340<strong>06</strong>88, museudafarmacia.pt<br />
MUSEU DO FADO<br />
Was der Minnegesang des Mittelalters war, ist Fado<br />
in der Geschichte Portugals. Der volkstümliche<br />
Musikstil oder auch das Vortragsgenre handelte oft<br />
von der Liebe, Sehnsüchten, vergangenen Zeiten<br />
und besseren. Im Museum wird dessen eigenwillige<br />
Geschichte nacherzählt.<br />
Largo do Chafariz de Dentro 1, 1100-139 Lissabon<br />
T: +351 21 8823470, museudofado.pt<br />
CASTELO DE SÃO JORGE<br />
Nicht ganz durch das<br />
Erbeben von 1755<br />
verschont, aber noch<br />
immer mächtig.<br />
Fotos: Ticiana Giehl/Shutterstock, Suronin/Shutterstock, beigestellt<br />
CASTELO DE SÃO JORGE<br />
Bereits im elften Jahrhundert von den Mauren<br />
erbaut, thront die Königsburg noch heute mit ihren<br />
Türmen und Wachposten über der Stadt, allerdings<br />
hat das Erdbeben von 1755 auch bei ihr deutliche<br />
Spuren hinterlassen.<br />
Castelo de São Jorge, 1100-129 Lissabon<br />
T: +351 21 8800 620, castelodesaojorge.pt<br />
MOSTEIRO DOS JERÓNIMOS<br />
Die portugiesische Variante der Spätgotik heißt<br />
Manuelinik und das Kloster der Hieronymiten ist<br />
eines der bedeutendsten Bauwerke dieser Zeit. Seit<br />
1983 zählt der weitläufige Bau samt Parkanlage<br />
zum Weltkulturerbe der UNESCO.<br />
Praça do Império, 1400-2<strong>06</strong> Lissabon<br />
T: +351 21 3620034, patrimoniocultural.gov.pt<br />
76 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Sprudelgenuss direkt aus der Armatur<br />
mit ELEMENTS Grohe Blue<br />
Die Grohe Blue ELEMENTS-Edition ermöglicht Sprudelgenuss<br />
direkt aus der Armatur. Erhältlich ist die Grohe Blue Edition<br />
in 15 ELEMENTS Badausstellungen in ganz Österreich.<br />
Kistenschleppen war gestern: Dank Grohe<br />
Blue genießen Sie köstliches gefiltertes<br />
und gekühltes Wasser direkt aus der<br />
Armatur – ganz nach Geschmack in den<br />
Varianten still, medium oder sprudelnd.<br />
Das ist nicht nur erfrischend einfach,sondern<br />
auch einfach erfrischend.<br />
Intuitive Bedienung<br />
Leitungswasser oder gefiltertes Wasser?<br />
Sie haben die Wahl! Über den Hebel an<br />
der Armatur erhalten Sie gewöhnliches<br />
Mischwasser für den täglichen Gebrauch.<br />
Per LED-Druckknopf aktivieren Sie den Filter<br />
– und wählen im Handumdrehen die<br />
gewünschte Sprudelmenge. Dank zwei<br />
voneinander getrennter Wasserführungen<br />
im Inneren der Armatur kommen Leitungswasser<br />
und gefiltertes Wasser nicht<br />
miteinander in Berührung. Raffiniert!<br />
Einfache Installation und Wartung<br />
Die Grohe Blue ELEMENTS-Edition besteht<br />
aus einer exklusiven Einhand-Armatur<br />
sowie einer Kühleinheit mit niedrigem<br />
Energieverbrauch, in der sich der Filter<br />
und die CO2-Flasche befinden. Mit nur<br />
wenigen Handgriffen kann ein Fachinstallateur<br />
das Wassersystem in der Küche<br />
installieren. Angesichts seiner kompakten<br />
Größe findet der Kühler problemlos in<br />
jeder Nische ab 40 cm Breite Platz. Auch<br />
der Austausch von Filter und CO2-Flasche<br />
ist in wenigen Sekunden erledigt.<br />
DER EINFACHSTE<br />
WEG ZUM<br />
NEUEN BAD<br />
15 ELEMENTS Badausstellungen in<br />
ganz Österreich verwirklichen Ihr<br />
Traumbad – von der Planung bis<br />
zur Montage bei Ihnen zuhause.<br />
Bei ELEMENTS erhalten Sie nicht nur<br />
die Grohe Blue Edition für den perfekten<br />
Sprudelgenuss in Ihrem Zuhause.<br />
ELEMENTS bietet Ihnen auch<br />
den einfachsten Weg zum neuen<br />
Bad. Lassen Sie sich in einer der österreichweit<br />
15 ELEMENTS Badausstellungen<br />
inspirieren.
iconomy<br />
DESIGN-ICONS<br />
UNTER 100<br />
Waffenbruder<br />
Das Schweizer Messer wurde einst<br />
für Soldaten gemacht. Heute ist es<br />
ein Welterfolg, denn es gibt immer<br />
was zu schnitzen, schneiden, sägen,<br />
schrauben, entkorken oder stochern.<br />
Produkt<br />
Schweizer Offiziersmesser<br />
Jahr: 1891/97<br />
Design: Karl Elsener<br />
Hersteller: Victorinox<br />
Preis: ab 18 Euro<br />
Eine Ikone feiert Geburtstag. Das Schweizer<br />
Messer wird 125 Jahre und fasziniert noch<br />
immer. Warum? Weil es Multifunktionalität<br />
komprimiert und dabei auch noch schön und<br />
nützlich ist. TEXT MANFRED GRAM<br />
Alltagsgegenstände wie<br />
das Schweizer Offiziersmesser<br />
braucht man<br />
eigentlich nicht wirklich<br />
zu erklären. Jeder kennt es und<br />
unter Umständen verbindet man<br />
sogar eine kleine persönliche<br />
Geschichte damit. Zum Beispiel,<br />
wann man sich das erste Mal damit<br />
so richtig schön in den Finger<br />
geschnitten hat. Nichtsdestoweniger<br />
kommt auch Interessantes zu<br />
Tage, wenn man in der Produktgeschichte<br />
wühlt. Etwa, dass der<br />
Schweizer Messerschmied Karl<br />
Elsener bereits 1891 Taschenmesser<br />
an die Schweizer Armee<br />
lieferte, die mit Klinge, Schraubenzieher,<br />
Lochstanzer und einem<br />
Dosenöffner versehen waren. Dem<br />
multifunktionalen Stück lag bereits<br />
damals ein gut durchdachtes feinmechanisches<br />
System zugrunde,<br />
das fürs Einrasten der Klinge und<br />
der Werkzeuge sorgte.<br />
Sechs Jahre später hatte Elsener<br />
dann einen Geistesblitz und veränderte<br />
das Aussehen des Messers.<br />
Er brachte rote, elegant geformte<br />
Griffschalen an. Wohl ahnend, gerade<br />
Designgeschichte geschaffen<br />
zu haben, ließ er das Offiziersmesser<br />
gleich auch noch als Handelsmarke<br />
schützen. Gut für ihn<br />
damals und gut für das Geschäft<br />
heute, denn somit kann heuer<br />
das 125-jährige Jubiläum gefeiert<br />
werden.<br />
Fertig war die Ikone aber noch<br />
immer nicht: Erst 1909 wurden –<br />
als Kopierschutz – Schweizer Kreuz<br />
und Schild auf den Griff geprägt<br />
und seit 1921 sind die Klingen aus<br />
rostfreiem Stahl gefertigt. Die<br />
Schweiz mag zwar neutral sein, ihr<br />
Armeemesser hat allerdings ab<br />
diesem Zeitpunkt die Welt erobert.<br />
Vor allem weil damals wie heute<br />
fasziniert, dass dieses Meisterwerk<br />
der Feinmechanik unzählige<br />
Funktionen auf engstem Raum<br />
verdichtet. Nur so viel: Modell<br />
»SwissChamp XLT« wartet mit<br />
73 Tools auf. Nebst Klinge, Schraubendreher<br />
und Korkenzieher ist<br />
auch so Verspieltes wie eine<br />
Pharmaspachtel oder ein Fischentschupper<br />
dabei. Braucht man das?<br />
Fix. Auch wenn dieses Multifunktionsmonstrum<br />
mit seinen sechs<br />
Zentimetern Höhe nicht mehr unbedingt<br />
in jeden Hosensack passt.<br />
Es geht aber ohnehin auch abgespeckter<br />
und etwas zielgenauer auf<br />
Kund:innen-Bedürfnisse abgestimmt.<br />
Über 100 Modelle stellt<br />
Victorinox nämlich mittlerweile<br />
her, dazu kommen auch noch<br />
zahlreiche Sondereditionen für<br />
Sammler:innen und Fans des<br />
Messers. Dass die nicht zwingend<br />
im klassischen Rot unter die Leute<br />
gebracht werden, versteht sich von<br />
selbst. Vor allem, da regelmäßig<br />
immer wieder Designer:innen und<br />
Kreativstudios gebeten werden,<br />
der Ikone, die es auch in Kultstreifen<br />
wie »Lethal Weapon« oder<br />
»Armageddon« geschafft hat,<br />
einen kontemporären Stempel<br />
aufzudrücken.<br />
KARL ELSENER<br />
eröffnete in Ibach-Schwyz 1884<br />
seine Messerschmiede und belieferte<br />
1891 erstmals die Schweizer Armee.<br />
1897 entwickelte er das Schweizer<br />
Offiziers- und Sportmesser, ließ<br />
den Begriff schützen und schuf ein<br />
flo rierendes Unternehmen, das man<br />
heute unter dem Namen Victorinox<br />
kennt und das neben Taschenmessern<br />
unter anderem auch Uhren<br />
und Reisegepäck fertigt. Fun Fact:<br />
Der Firmenname leitet sich aus<br />
dem Vornamen von Elseners Mutter<br />
Victoria und von »Inox«, dem<br />
Synonym für rostfreien Stahl, ab.<br />
Gesehen bei:<br />
victorinox.com<br />
schweizer-messer-shop.at<br />
Fotos: © Victorinox<br />
78 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Scandinavian Design House<br />
Rudolfsplatz 13a · 1010 Wien<br />
Heinrichsgasse 4 · 1010 Wien<br />
Tel. +43(0)1 533 23 62<br />
scandinavian-design-house.at<br />
Modell - Playground<br />
Modell - Ra<br />
Kampagne<br />
bis 20 % Kampagnenrabatt<br />
auf die Eilersen Modelle<br />
Baseline, Playground<br />
und Ra<br />
Mehr Info<br />
Modell - Baseline<br />
Die Designklassiker: Modelle Baseline, Playground und Ra von Eilersen<br />
jetzt mit bis 20 % Kampagnenrabatt! Das Angebot gilt nur für<br />
ausgewählte Eilersen Stoffe. Angebot gültig bis Ende Dezember <strong>2022</strong>.
art five<br />
1<br />
1. »Caribbean Sea«,<br />
Hiroshi Sugimoto, 1980<br />
»Zum Abschalten<br />
versinke ich gerne in<br />
einer der Seascapes<br />
von Hiroshi Sugimoto.«<br />
ANDREA<br />
JUNGMANN<br />
Exklusiv in <strong>LIVING</strong>:<br />
Persönlichkeiten<br />
und Kenner:innen der<br />
Kunstszene verraten<br />
ihre Must-haves fürs<br />
Zuhause. Andrea<br />
Jungmann zeigt uns<br />
ihre Design- und<br />
Kunst-Favoriten.<br />
2<br />
4<br />
3.<br />
2. Mobile für seedingart<br />
»Für eine seedingart-Benefizauktion<br />
schufen Nikolaus<br />
Gansterer und meine Kinder<br />
dieses wunderbare Mobile.«<br />
»Prediger«, Egon Schiele, 1913<br />
»Kaum ein Künstler, der wie Egon<br />
Schiele Gefühle durch expressiven<br />
Strich und Farbe ausdrückt.«<br />
4. »Maat«, Veronika Dirnhofer, 2021<br />
»Veronika Dirnhofer kenne ich seit über<br />
40 Jahren. In ihren ausdrucksstarken<br />
Arbeiten beschäftigt sie sich mit aktuellen<br />
politischen und gesellschaftlichen Themen.«<br />
5<br />
5. Coffee Table, Isamu Noguchi, 1944<br />
»Ein Klassiker, den ich durch den Tipp<br />
eines Freundes bei einem Wiener Auktionshaus<br />
vor vielen Jahren er werben konnte<br />
und immer noch liebe.«<br />
ANDREA JUNGMANN<br />
Nach einem Masterabschluss<br />
in Kunstgeschichte sowie einem<br />
Diplom in Kulturmanagement startete<br />
Andrea Jungmann 1989 bei Sotheby’s<br />
und ist heute Geschäftsführerin von<br />
Österreich, Ungarn und Polen.<br />
Fotos: Lukas Beck, akg-images/picturedesk.com, © Veronika Dirnhofer, beigestellt<br />
80 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
RUDDA<br />
Über<br />
350 Böden<br />
sofort<br />
lieferbar*<br />
AUF RUDDA-PARKETT<br />
WERDEN SIE STEHEN<br />
Außergewöhnlich wohnen mit RUDDA-Holzböden und -Innentüren:<br />
wahre »Eyecatcher« in speziell texturierten Oberflächen und Designs.<br />
FOTOS: BEIGESTELLT<br />
R<br />
UDDA ist seit über 100 Jahren<br />
Vordenker in der Branche und<br />
entwickelte unzählige Innovationen<br />
für Boden, Türen, Wand,<br />
Stufen und Decken. Trendige Holzarten,<br />
pfiffige Designs, extrem lange Haltbarkeit –<br />
dafür ist RUDDA bekannt.<br />
UNVERGLEICHLICHE AUSWAHL<br />
Hier findet man all die schönen Dinge,<br />
die man woanders vergeblich sucht. Beispielsweise<br />
lässt RUDDA die raumlangen<br />
Vier-Meter-Dielen sowie Altholzböden<br />
aufleben und interpretiert das klassische<br />
Sternparkett in modischen Varianten neu.<br />
Auf Wunsch werden Türen, Boden und<br />
Treppen aus einem »Guss« gefertigt und<br />
die meisten Produkte sind sofort lieferbar!<br />
QUALITÄT FÜR GENERATIONEN<br />
Mit über 350 Modellen findet man unzählige<br />
Böden für spezielle Anwendungsbereiche<br />
wie Küchen und Eingänge. »Durch unsere<br />
überdurchschnittlich strapazierfähigen<br />
Oberflächen verzeihen unsere Böden sogar<br />
starke Kratzer, bleiben auf Dauer schön<br />
und müssen nicht geschliffen werden«,<br />
erklärt Ing. Rudda anhand von Referenzobjekten<br />
wie dem Biohotel »Stanglwirt«.<br />
Damit spart man auf Dauer Geld und dank<br />
der »EasyCare TM by RUDDA«-Technologie<br />
sind die Böden sehr pflegeleicht.<br />
IHR BARFUSSGEFÜHL HAT VORRANG<br />
Ziehen Sie die Schuhe aus und spüren Sie<br />
die wohltuenden und speziell von RUDDA<br />
entwickelten Parkettoberflächen. Egal ob<br />
gebürstet, echt von Hand gehobelt, mit feinem<br />
Sägeschnitt, bearbeiteten Kanten oder von<br />
Hand gehackt, jede Haptik wird in unterschiedlichen<br />
Intensitäten angeboten und<br />
vermittelt Ihren Füßen ein sinnliches, warmes<br />
und entspannendes Gefühl.<br />
DIREKTVERTRIEB DURCH EIGENE<br />
SCHAURÄUME<br />
In den RUDDA-Schauräumen mit über<br />
600 Quadratmeter werden die eigenen<br />
Kollektionen hochwertig präsentiert. Auf<br />
großen Musterflächen in lebensechten<br />
Wohnräumen bekommen Besucher:innen<br />
einen Eindruck, wie Farben und Muster auf<br />
der Fläche wirken. Fachmännische<br />
Verkaufsberater:innen helfen gerne weiter,<br />
Ihren Wohntraum individuell, extravagant<br />
und zeitnah zu verwirklichen.<br />
INFO<br />
Erlebnis-Schauräume:<br />
Angyalföldstraße 101, 1210 Wien<br />
Viktoria-Weinzierl-Straße 7, 4614 Marchtrenk<br />
Mühlgasse 1–3, 3860 Heidenreichstein<br />
T: +43 50 7550<br />
rudda.at<br />
ADVERTORIAL<br />
* Aktuelle Verfügbarkeiten erfahren Sie bei Ihren RUDDA-Berater:innen.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
81
ENTDECKUNGSREISE: DESIGN<br />
Der Range Rover steht wie kein zweites Automobil für modernen Luxus und herausragendes<br />
Design. Doch was ist die Essenz von brillantem Design? Das Designerduo Michael Vasku und<br />
Andreas Klug hat sich auf Spurensuche begeben.<br />
Anfang der Siebzigerjahre kommt<br />
der Range Rover auf den Markt<br />
und macht gleich einen Abstecher<br />
in den Louvre. Aufgrund<br />
des »wegweisenden Industriedesigns« darf<br />
sich der Luxus-Geländewagen zwischen<br />
»Mona Lisa« und der Venus von Milo<br />
einreihen.<br />
Auch heute, in fünfter Generation, zählt<br />
das Fahrzeug zu den großen Auto-Ikonen<br />
des 21. Jahrhunderts: Klassische Eleganz<br />
in Symbiose mit modernem Zeitgeist.<br />
Die beiden Designer Michael Vasku und<br />
Andreas Klug, selbst bekennende Automobilliebhaber<br />
und Sammler, begeben sich<br />
mit dem Geländewagen auf eine Entdeckungsreise<br />
der besonderen Art. Im Rahmen<br />
des RANGE ROVER DESIGN DRIVE<br />
besuchen sie kreative Köpfe in Österreich,<br />
um herauszufinden, was herausragendes<br />
Design überhaupt ausmacht.<br />
RANGE ROVER DESIGN DRIVE<br />
Erste Station: Die Bootswerft Frauscher in<br />
Ohlsdorf nahe dem Traunsee. Rund<br />
70 Motorboote, Elektroboote und Yachten<br />
verlassen hier pro Jahr die Werft. Die<br />
exklusiven Boote sind international<br />
begehrt. Als österreichische Werft hat das<br />
Familienunternehmen zunächst beweisen<br />
müssen, dass es überhaupt Boote bauen<br />
kann. Stefan Frauscher, der gemeinsam mit<br />
seinem Bruder das Unternehmen führt,<br />
setzt nicht zuletzt deshalb auf individuelles,<br />
modernes Design und Handwerk. Verschiedene<br />
Designer:innen gestalten maßgeschneiderte<br />
Lösungen, jedes Modell hat seine<br />
eigene Seele, ist aber als Frauscher-Boot<br />
erkennbar. Das hat sich gelohnt: Die Designklassiker<br />
wurden mehrfach prämiert – die<br />
Frauscher-Boote gelten wegen ihrer klaren<br />
Linien als Inbegriff der Eleganz.<br />
Die nächste Station führt, eingebettet<br />
zwischen sanften Hügeln, malerischen Flussläufen<br />
und moosbewachsenen Granitformationen,<br />
nach St. Martin im Mühlviertel. Hier<br />
sitzt die Strasser Steine GmbH, der größte<br />
Natursteinverarbeiter und Hersteller hochwertiger<br />
Küchenarbeitsplatten in ganz<br />
Mitteleuropa. Geschäftsführer Johannes<br />
Artmayr gibt Einblicke in die moderne,<br />
dynamische Küche, die verschiedene Rollen<br />
erfüllen muss, sei es als Rückzugs- oder<br />
Luxusort. Farbe, Design, Lichtinstallationen<br />
sind dabei maßgebend. Küche und Auto: Es<br />
gibt viele Gemeinsamkeiten. Die exklusiven<br />
Küchen und den neuen Range Rover verbinden<br />
souveräne, starken Linien und das<br />
puristische, monolithische Design.<br />
Der letzte Stopp der RANGE ROVER<br />
DESIGN REISE führt zu Design-Star<br />
Thomas Feichtner, auch wenn der Oberösterreicher<br />
den Titel nicht besonders mag.<br />
FOTOS: BEIGESTELLT<br />
82 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
RANGE ROVER<br />
Michael Vasku (re.) im Gespräch mit Thomas<br />
Feichtner (li.). Der international erfolgreiche<br />
Produktdesigner ist seit 2018 Leiter des Instituts<br />
Industrial Design an der FH Joanneum in Graz.<br />
Feichtner beschäftigt sich intensiv mit<br />
Zukunftsfragen und damit, welche Rolle<br />
Design dabei spielen kann.<br />
DESIGN ALS ARCHITEKTUR DER DINGE<br />
Design ist für ihn in erster Linie die Liebe<br />
zu den Dingen, aber auch ein Stück Alternative.<br />
In einer globalisierten Welt, in der<br />
sich die Dinge immer mehr gleichen, schafft<br />
Design Individualität.<br />
Das spiegelt sich auch in Feichtners<br />
Kreationen wider. Klare Linien dominieren<br />
seine Werke; kein Schnickschnack, aber<br />
immer eine außergewöhnliche Besonderheit.<br />
Eindrucksvoll zeigt er damit, wie<br />
raffiniert Simplizität sein kann.<br />
Das Wesen des Designs? Es gibt viele<br />
Wege dorthin. Das haben auch Vasku und<br />
Klug auf ihrer Reise in Erfahrung gebracht.<br />
Minimalismus, klare Linien und der Verzicht<br />
auf überflüssige Details schaffen<br />
jedenfalls eine atemberaubende Formgebung.<br />
Eleganz durch Leichtigkeit, darauf<br />
setzt auch der neue Range Rover.<br />
Design schafft Emotion. In der<br />
Bootswerft Frauscher: Michael Vasku,<br />
Andreas Klug, Stefan Frauscher (v. l. n. r.).<br />
INFO<br />
Entdecken Sie den neuen RANGE ROVER unter:<br />
landrover.at<br />
Die Küche als Rückzugsund<br />
Luxusort. Johannes Artmayr<br />
(re.) im Gespräch mit dem<br />
Designerduo Klug und Vasku.<br />
ADVERTORIAL<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
83
AUSDRUCKSVOLL AUS JEDEM BLICKWINKEL<br />
Maximale Verlängerung und Definition<br />
Die neue 38°C Mascara verleiht einen Wimpernkranz in einer noch nie<br />
dagewesenen Dimension. Ihre elastische Formel verlängert jede Wimper<br />
über ihre Spitzen hinaus, trennt und taucht sie in ein tiefes, glänzendes<br />
Schwarz. Das perfekte Wimpernstyling hält den ganzen Tag über und lässt<br />
sich ganz einfach mit 38°C warmem Wasser entfernen.<br />
Virtual Make-up<br />
Scan & try<br />
sensai-cosmetics.com<br />
@sensaibeauty_germany<br />
LASH LENGTHENER 38°C
<strong>LIVING</strong><br />
LICHT UND STOFFE<br />
SPEZIAL<br />
86<br />
98<br />
WENN DAS KÜNSTLICHE<br />
LICHT ANGEHT …<br />
Was Lighting-Design alles kann.<br />
(S. 86)<br />
LEBENSLICHTER<br />
Aktuelle Lampentrends für<br />
zu Hause. (S. 92)<br />
HEIMAT DES LICHTS<br />
Ein Blick in österreichische<br />
Leuchtenmanufakturen. (S. 98)<br />
DER STOFF, AUS DEM<br />
DIE TRÄUME SIND<br />
Welche Texturen bei Vorhängen,<br />
Teppichen und Möbelstoffen<br />
angesagt sind. (S. 102)<br />
92<br />
Fotos: © USM Haller, © Wittmann, © Occhio, beigestellt<br />
102
licht und stoffe spezial / MODERNE LICHTTRENDS<br />
WENN DAS<br />
KÜNSTLICHE<br />
LICHT ANGEHT …<br />
Lighting-Design ist ein zentrales Element in jedem Wohnbereich. Bestenfalls<br />
soll es natürlich sein, dank großzügiger Fensterflächen in Szene gesetzt.<br />
Mittlerweile gibt es auch moderne Systeme, die gewünschte Lichttöne<br />
realisieren. Ob künstliche Lichtquellen aber für ein Wohlfühlerlebnis in<br />
Gebäuden sorgen können? <strong>LIVING</strong> hat mit Experten gesprochen und die<br />
neuesten Trends für die Zukunft in Erfahrung gebracht. TEXT MORITZ WEINSTOCK<br />
Heute mehr denn je versuchen Hersteller:innen<br />
und Designer:innen,<br />
möglichst warme Lichttöne zu<br />
schaffen, wie man sie aus der Natur,<br />
aber auch von klassischen Glühbirnen her<br />
kennt. Dabei stellt man sich als Konsument:in<br />
oft die Frage: Können moderne LEDs das<br />
schaffen, was wir von der guten alten Glühbirne<br />
gewohnt sind? Matthias Maringer von<br />
Lichtprojekt Aigner & Wöber GmbH meint,<br />
ja. Denn wo frühe Versionen von LED-Birnen<br />
beim Herabdimmen die Lichtfarbe gehalten<br />
haben, also nicht wärmer wurden und damit<br />
auch für kein gemütlicheres Ambiente sorgten,<br />
lassen sich die neuesten Versionen durch<br />
intelligente Systeme für jeden Tageszeitpunkt<br />
optimal einstellen. Die Idee dahinter ist so<br />
simpel wie einleuchtend: »Das Licht verändert<br />
sich in der Natur je nach Tageszeit. So wirkt es<br />
wärmer beim Sonnenaufgang bzw. -untergang<br />
und kühler um die Mittagszeit«, erklärt<br />
Maringer. Und genau diesen Effekt gilt es<br />
möglichst gut nachzu ahmen, weil Licht weitaus<br />
mehr ist als eine reine Sehhilfe! Beleuchtungssysteme<br />
gehören bei der Einrichtung zu<br />
den wichtigsten Faktoren, damit ein Wohnhaus<br />
den gewünschten Gemütlichkeitseffekt erzielt.<br />
Dabei macht es einen ganz erheblichen Unterschied,<br />
ob man selbst Hand anlegt oder Profis<br />
zu Rate zieht. »Man muss bei der Lichtplanung<br />
auf die Architektur eingehen, um diese in<br />
Szene zu setzen und die richtigen ›Flecken‹ zu<br />
betonen. Man erschafft ein Spiel aus Licht und<br />
Schatten, um eine gemütliche Atmosphäre und<br />
Stimmung zu erzeugen«, so der Experte.<br />
LICHT IN FORMVOLLENDUNG<br />
Die Planung ist die eine Sache, die Umsetzung<br />
ein weiterer Baustein. Besonders spannend<br />
wird es jedoch mit Blick auf den technologischen<br />
Fortschritt, der heute vieles ><br />
Foto: Federico Villa<br />
86 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Reinlich<br />
Die »Integralis« passt sich<br />
dem Rhythmus der Menschen<br />
an – und desinfiziert sogar die<br />
Umgebung mit ihrem Licht.<br />
artemide.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
87
licht und stoffe spezial / MODERNE LICHTTRENDS<br />
Leuchtschirm<br />
Marcel Wanders beweist mit<br />
dem »Skynest«, dass Lampe<br />
und Schirm dank LEDs auch<br />
eins sein können.<br />
flos.com<br />
Fotos: © Marcel Wanders, www.martinaigner.at, beigestellt<br />
88 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
möglich macht, was bis vor ein paar Jahren<br />
noch als undenkbar galt. So erlaubt es der Einsatz<br />
minimalistischer LED-Leuchtkörper den<br />
Designer:innen heute, völlig neue Formen und<br />
Konzepte in die Tat umzusetzen. Licht bedeutet<br />
laut Maringer längst nicht mehr Glühbirne und<br />
Lampenschirm: »Nicht nur die LEDs werden<br />
weiterentwickelt, sondern auch alle anderen<br />
Bauteile wie zum Beispiel die Vorschaltgeräte,<br />
wodurch die Formen der Leuchten immer<br />
komplexer werden. Im Hinblick auf das Design<br />
sind dadurch kaum noch Grenzen gesetzt.«<br />
Davon schwärmen auch Michael Vasku und<br />
Andreas Klug. Die beiden Lichtdesigner sind<br />
seit 2016 mit ihrem Studio Vasku & Klug das<br />
kreative Mastermind des tschechischen Lampenherstellers<br />
Preciosa Lighting und darüber<br />
hinaus in den vergangenen Jahren mit unzähligen<br />
Preisen für ihre Lichtprojekte ausgezeichnet<br />
worden – darunter der iF Design Award und<br />
der Deutsche Design Preis. »Neben dem hohen<br />
Wirkungsgrad der LED-Technologie ist die<br />
Kleinteiligkeit und Flexibilität der Leuchtmittel<br />
ein nicht zu bestreitender Vorteil bei der<br />
Gestaltung. So entwickeln wir auch eigene<br />
LED-Chips, die wir für unsere dynamisch<br />
kontrollierten Lichtinstallationen optimieren.«<br />
Doch der Schein neuester Technik trügt<br />
auch, bemerkt Andreas Klug: »Abgesehen<br />
von der großartigen und manchmal<br />
auch weniger großartigen<br />
künstlerischen Freiheit, die durch<br />
LED geschaffen wurde, hat diese<br />
Technologie aber auch ihre<br />
›Schattenseiten‹: Lichtverschmutzung,<br />
Farbwiedergabe<br />
und ihr Einfluss auf den<br />
circadianen Rhythmus sind<br />
hier Schlagworte.« Letzterer<br />
spielt bei Tieren und Menschen<br />
eine erhebliche Rolle,<br />
steuert er doch das Verhalten<br />
über 24 Stunden,<br />
beispielsweise auch den<br />
Schlaf-Wach-Rhythmus.<br />
Schöne Verbindung<br />
Das Ringen um das richtige<br />
Licht hat ein Ende, dabei<br />
tun die »Arrangements« vor<br />
allem eines: ungewöhnlich gut<br />
aussehen! flos.com<br />
»Durch LEDs hat man<br />
die Chance bekommen,<br />
Leuchten in ganz neuen<br />
Formen zu bauen. So<br />
gibt es nun Ringleuchten,<br />
LED-Linien, flexible<br />
Rohrleuchten etc.«<br />
MATTHIAS MARINGER Geschäftsführer<br />
Lichtprojekt Aigner & Wöber GmbH<br />
SMARTER ALS DER SCHALTER<br />
Gerade in Bezug auf die richtige Lichtstimmung<br />
raten die Designer deshalb<br />
manchmal auch zu nichttechnischen<br />
Lösungen wie etwa Kerzen,<br />
wenn es in der Bade wanne gemütlich<br />
sein soll. Trotzdem lässt sich<br />
nicht darüber hinwegargumentieren,<br />
dass künstliches Licht einiges<br />
kann, wovon auch Klug überzeugt<br />
ist: »Es ist ein großartiges<br />
Mittel, um Wohlbefinden und<br />
Aufmerksamkeit auf unterschwellige<br />
Weise sowohl bei Tag als auch<br />
bei Nacht zu beeinflussen. Die<br />
Möglichkeiten reichen dabei von<br />
Zonieren über das Akzentuieren<br />
von Materialien, das Dramatisieren<br />
von Oberflächen bis hin zur veränderten<br />
Raumwahrnehmung oder dem<br />
einfachen Verdrängen des Schattens aus<br />
dunklen Ecken und Kanten.«<br />
><br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
89
licht und stoffe spezial / MODERNE LICHTTRENDS<br />
Hintergründig<br />
Der Schweizer Möbelbauer<br />
USM Haller hat seinem<br />
Möbelsystem fast unsichtbare<br />
Leuchtstangen spendiert.<br />
usm.com<br />
»Auch im privaten Umfeld<br />
bietet die Steuerung von<br />
Lichtsystemen via App und<br />
Smartphone Vorteile, wie<br />
das Feinjustieren von Lichtstimmungen<br />
ohne aufwendige<br />
neue Verkabelung.«<br />
ANDREAS KLUG Kreativdirektor von Preciosa Lighting<br />
><br />
Dabei ist es besonders wichtig, sich<br />
der Aufgabe und Funktion der Räume, die<br />
beleuchtet werden sollen, bewusst zu sein.<br />
Denn »bei Tageslicht wird beispielsweise<br />
die Decke eines Restaurants mit neutraler<br />
Lichttemperatur in Szene gesetzt, während<br />
sich die Lichttemperatur aller Leuchtmittel<br />
in den Abendstunden ins warme Spektrum<br />
verschiebt, die Intensität reduziert wird und<br />
die Nutzung sich zu der einer Bar verändert«,<br />
erklärt Klug. Für genau solche Funktionen<br />
bedarf es ausgeklügelter Beleuchtungssysteme,<br />
die mit intelligenten Apps verknüpft und<br />
automatisiert werden. Der klassische Lichtschalter<br />
fällt dadurch zwar nicht ganz weg,<br />
aber er spielt bei der Atmosphärengestaltung<br />
nur noch eine untergeordnete Rolle.<br />
<<br />
Versteckspiel<br />
Moderne Beleuchtungslösungen<br />
sind nur da, wenn<br />
man sie braucht. Ansonsten<br />
sind sie nahezu unsichtbar.<br />
lichtprojekt.at<br />
Fotos: © USM Haller, David Markovic, www.martinaigner.at<br />
90 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Für eine Welt,<br />
in der ein Alltag<br />
nicht alltäglich ist.<br />
Um Welten besser wohnen<br />
Entdecken Sie<br />
zwei einzigartige<br />
Wohnwelten in Linz<br />
und Freistadt!<br />
Wohnen verändert die Welt. Natürlich nicht die große, ganze Welt „da draußen“.<br />
Aber die, die wir täglich vor Augen haben: unser Zuhause. Wir gestalten diese Umgebung<br />
für Sie. Ganzheitlich. Authentisch. Mitdenkend. Weil Einrichtung für uns eben so viel mehr<br />
ist als Einrichtung: es ist unsere Welt. Entdecken Sie mehr in unseren zwei einzigartigen<br />
Wohnwelten in Linz-Dornach und Freistadt sowie auf manzenreiter.at
licht und stoffe spezial / LAMPEN<br />
LEBENS-<br />
LICHTER<br />
Habe Sie sich eigentlich schon einmal<br />
gefragt, woher das Licht kommt? Also aus<br />
welcher Richtung? Von oben, von vorne, von<br />
hinten oder vielleicht doch von unten?<br />
Lichtdesigner:innen haben jedenfalls unzählige<br />
Antworten darauf, die uns gefallen.<br />
Theorie und Praxis<br />
Auch wenn der Urknall<br />
vermutlich nicht so aussah,<br />
trifft das Design der »Big<br />
Bang« voll ins Schwarze.<br />
foscarini.com<br />
Fotos: © Foscarini, beigestelltt<br />
92 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
PENDELLEUCHTEN<br />
Fünf auf einen Streich<br />
Je nach Bedarf können<br />
die einzelnen Elemente<br />
von »Unterlinden« in<br />
unterschiedlichen<br />
Höhen und Positionen<br />
fixiert werden.<br />
artemide.com<br />
Goldklumpen<br />
Der Traum des Goldschürfens:<br />
Nuggets in<br />
Fußballgröße. Wirklich zu<br />
haben aber nur als »Melt<br />
Chandelier« von Tom<br />
Dixon. tomdixon.net<br />
Lichtwellen<br />
Nicht dimmen, sondern<br />
drehen! Designerin Patricia<br />
Urquiola weiß einfach, dass ein<br />
guter Lampenschirm beweglich<br />
sein muss. flos.com<br />
Edler Tropfen<br />
Flaschen mit edlem Inhalt<br />
werden oft in Holzkisten<br />
verschickt. Nur folgerichtig,<br />
dass die »Orient« auch darauf<br />
baut. fritzhansen.com<br />
Glühendes Leben<br />
Der Christbaum ist der alljährliche<br />
Beweis dafür, dass Licht<br />
vieles schöner macht. Und die<br />
»Heracleum III« ist die Ganzjahreslösung.<br />
moooi.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
93
licht und stoffe spezial / LAMPEN<br />
ECHTE STEHER-<br />
QUALITÄTEN<br />
Wirklich gemütlich wird es im Wohnzimmer erst mit der<br />
richtigen Beleuchtung. Dass Stehleuchten diesem Wunsch<br />
nachkommen und auch designtechnisch punkten, darf als<br />
»Plansoll erfüllt« tituliert werden. Genießen Sie unsere Selektion!<br />
Kein Pillepalle<br />
Stehleuchten haben<br />
eine klare Daseinsberechtigung.<br />
Erst<br />
recht, wenn mundgeblasenes<br />
Kristallglas<br />
zum Einsatz kommt.<br />
moltoluce.com<br />
Gewiefter Winkel<br />
Wie gut, wenn uns der, der uns<br />
schief von der Seite anguckt,<br />
letztlich doch nur Licht<br />
spendet – und dann gleich so!<br />
occhio.de<br />
Erdtrabant<br />
Nimmt er nun ab oder nimmt<br />
er zu, der Mond? Mit der<br />
»Moonsetter« bestimmen Sie<br />
das Geschehen fast selbst.<br />
louispoulsen.com<br />
Transparenz pur<br />
Wie ein Grashalm beugt sich<br />
die »Taj« über den Schreibtisch<br />
und verhilft zu rasiermesserscharfem<br />
Denken.<br />
kartell.com<br />
Fotos: beigestellt<br />
94 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
STEHLAMPEN<br />
Drei, zwei, eins, Lift-off!<br />
Kaum mehr als eine<br />
Leuchtstoffröhre? Von<br />
wegen! Das Design der<br />
»Luminator« datiert auf<br />
das Jahr 1954 zurück –<br />
und rockt noch immer.<br />
flos.com<br />
From Moooi with Love<br />
Mit der »Construction Lamp«<br />
kann man sich ein bisschen<br />
Paris und Eifelturm-Romantik<br />
ins Haus holen.<br />
moooi.com<br />
Standfest<br />
Das Design der »Gravity«<br />
vereint Leichtigkeit und Stärke<br />
und zieht dabei dennoch die<br />
Blicke mühelos auf sich.<br />
gubi.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
95
licht und stoffe spezial / LAMPEN<br />
TISCHLAMPEN<br />
Modern abgerechnet<br />
Sie kennen sicher die<br />
klassische Bankerlampe<br />
mit grünem Schirm und<br />
Goldbeschlägen? Jean<br />
Prouvé wusste schon<br />
1930, dass deren Tage<br />
gezählt sind. vitra.com<br />
Raum-Zeit-Vergnügen<br />
Fünf Glühbirnen, gemeinsam<br />
in einen Raum<br />
gesperrt, nennt Moooi<br />
»Space Table Lamp«.<br />
Einmal angeschaltet,<br />
verstehen wir, warum.<br />
moooi.com<br />
TISCH-<br />
BEGLEITER<br />
Am Tisch kommen wir zusammen oder sind ganz<br />
für uns allein. In jedem Fall bedarf es der richtigen<br />
Lichtlösung. Ob Arbeit, Lesevergnügen oder fürs<br />
Ambiente – wir haben schicke und effektive<br />
Designobjekte für Sie zusammengestellt.<br />
Zeichentrick<br />
Muss man es dazusagen<br />
oder sehen Sie es auch?<br />
Diese Tischlampe heißt<br />
»Snoopy« und ist perfekt<br />
für den Comic-Abend.<br />
flos.com<br />
Rundumbeleuchtung<br />
Spielend lässt sich der<br />
Leuchtkranz der »Mito gioia«<br />
drehen und strahlt auf Handbefehl<br />
nach oben und unten.<br />
occhio.de<br />
Birnenschale<br />
Moderne Architektur<br />
setzt vielfach auf Glas und<br />
Beton, und der Materialmix<br />
funktioniert auch für Lampen.<br />
iittala.com<br />
Fotos: beigestellt<br />
96 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Wetscher<br />
Wohngalerien<br />
im Zillertal.<br />
Immer einen Ausflug wert.<br />
WETSCHER — Corporate-Design Basic Graphics — Version 1.0<br />
himmel. Studio für Design und Kommunikation | © Alle Rechte vorbehalten. 03.2019 | www.himmel.co.at<br />
Basic Elements<br />
Sponsorenlogos<br />
Die Wetscher Wohngalerien sind einzigartig in Österreich.<br />
Hier vereint sich internationales Spitzendesign mit Arbeiten<br />
aus den eigenen Meisterwerkstätten. Besuchen Sie uns<br />
und erleben Sie persönlich, was Wetscher heute zu einem<br />
der führenden Einrichtungshäuser in Österreich macht.<br />
Seit 1912.<br />
PLANUNG. WERKSTÄTTEN. WOHNGALERIEN.<br />
Fügen, Zillertal / Tirol • www.wetscher.com I f
licht und stoffe spezial / LICHTDESIGN AUS ÖSTERREICH<br />
Licht in reinster Form<br />
Für das Haus Meiliplatz in der Schweiz setzte PROLICHT<br />
die stabförmigen Leuchten »GHOST« in Szene. Ein Diffusor<br />
mit satinierter Oberfläche und puristischem Design.<br />
prolicht.at/de/projekte/residence-meiliplatz-emmen/<br />
98 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
HEIMAT<br />
DES LICHTS<br />
Staatspreise für Innovation, internationale Aufträge von der<br />
New Yorker Met bis zum Museum in Oslo und Kooperationen mit den<br />
weltbesten Designer:innen – österreichische Leuchtenmanufakturen<br />
sind dank Tradition und technischer Raffinesse auf der Überholspur.<br />
TEXT FLORENTINA WELLEY<br />
Fotos: © PROLICHT, © Anja Fröhlich<br />
Manche Unternehmen gibt es seit<br />
über 100 Jahren, andere erst seit<br />
einem Jahrzehnt. Gemeinsam sind<br />
den heimischen Leuchtenmanufakturen<br />
die Entwicklung innovativer Beleuchtungssysteme,<br />
ihre Affinität zu Design<br />
und Architektur und das Wissen, was das<br />
richtige Licht ist. Manche Entwürfe gehen<br />
zurück auf die Wiener Werkstätten, wie bei<br />
Lobmeyr, andere schauen weit in die Zukunft,<br />
wie Bechter Licht, Zumtobel oder<br />
PROLICHT.<br />
Das erste Produkt, die Leuchte »VERVE«<br />
der Lichtmanufaktur Bechter Licht GmbH<br />
im Bregenzerwald, wollte 2010 noch niemand<br />
produzieren. Deshalb gründete Georg<br />
Bechter kurz entschlossen eine eigene Manufaktur<br />
in Hittisau. »Bei uns hat sich das Licht<br />
aus der Architektur heraus entwickelt, wir<br />
machten immer schon Design«, erzählt er.<br />
»Aus der Leuchte ›VERVE‹ entstanden dann<br />
flächenbündige Lichtobjekte für Gipskarton<br />
und Trockenbau. Wir wollten den auffallenden<br />
Übergang, der meist da ist, wenn<br />
eine Leuchte am Plafond befestigt wird,<br />
><br />
Tiroler Know-how<br />
Walter Norz beschäftigt heute<br />
über 250 Mitarbeiter:innen aus<br />
allen Ländern im PROLICHT-<br />
Werk in Neu-Götzens. prolicht.at<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
99
licht und stoffe spezial / LICHTDESIGN AUS ÖSTERREICH<br />
><br />
verstecken und haben ihn integriert.«<br />
Für die Leuchte »CERA« wurde Bechter mit<br />
dem Staatspreis für Design ausgezeichnet.<br />
Die »CERA Pendula«-Leuchten aus handgegossenem<br />
Porzellan stellt Hermann Seiser in<br />
seiner Wiener Werkstätte her. »Heute wollen<br />
Kund:innen daheim ein brillantes Licht, das<br />
die Weingläser zum Glänzen bringt«, so<br />
Bechter. »Neu am Markt ist der ›DOT-SLIM‹,<br />
technisches Licht, das sich in minimalen Einbauhöhen<br />
integrieren lässt. Das Bewusstsein<br />
für Licht im privaten Bereich wird immer<br />
größer.« Das schwierigste Licht im Raum bleibt<br />
aber die Esstischlampe. »Früher saßen wir<br />
ums Feuer herum. Heute ist die Sehaufgabe<br />
komplexer. Das Gegenüber soll nicht ausgeleuchtet<br />
werden. Was auf den Tisch kommt,<br />
muss man auch sehen können«, erklärt Bechter<br />
die Atmosphäre, bei der man gerne beim<br />
Tisch sitzen bleibt. Ob es das richtige Licht<br />
gibt? »Ja, das Licht ist genau dann richtig,<br />
wenn es diese Sehaufgabe erfüllt.« Weitere<br />
Trends im Wohnbereich sind Spots, die Licht<br />
gezielt auf ein schönes Home-Accessoire richten,<br />
sowie Lichtsysteme, die unterschiedliche<br />
Lichtstimmungen setzen. Auch Nachhaltigkeit<br />
ist gefragt. Deshalb werden Leuchtkörper aus<br />
Werkstatt im Bregenzerwald<br />
Architekt Georg Bechter sucht<br />
gemeinsam mit seinen Mitarbeiter:innen<br />
nach architekturaffinen Lösungen<br />
in der Beleuchtungsplanung.<br />
georgbechterlicht.at<br />
Schalldämpfendes Licht<br />
Das Lichtsystem »CIELUMA«<br />
von Zumtobel im Osloer<br />
Nationalmuseum wirkt<br />
schallabsorbierend.<br />
z.lighting<br />
Fotos: Halvor Gudim/www.halvorgudim.no, © Georg Bechter Licht, © Lobmeyr<br />
Leuchte mit Staatspreis<br />
Das Leuchtensystem »CERA« von<br />
Bechter kann mit über 10.000 Varianten<br />
auf der Website individuell mittels<br />
Konfigurator zusammengestellt werden.<br />
georgbechterlicht.at<br />
100 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Luxus-Sputnik<br />
Etwa 17 Kilo wiegt diese Galaxie<br />
aus Sternen, die Lobmeyr 1966<br />
weltbekannt machte.<br />
light.lobmeyr.at<br />
Wiener Kunsthandwerk<br />
Etwa 100 bis 400 Luster werden<br />
jährlich bei Lobmeyr produziert.<br />
Hinzu kommen weitere Wohnraumleuchten<br />
sowie Reparaturen und<br />
Restaurierungen. light.lobmeyr.at<br />
dem »SYSTEM DOT 2« rückgekauft und in<br />
die Kreislaufwirtschaft integriert.<br />
Eine 17 Kilo schwere Kaskade aus explodierenden<br />
Sternen, entworfen von Hans Harald<br />
Rath 1966, ist seit ihrer Premiere bei der<br />
Eröffnung der Metropolitan Opera in New<br />
York der Renner bei J. & L. Lobmeyr. Heute ist<br />
sein Enkel Johannes Rath für die Lustermanufaktur<br />
verantwortlich. »Bis heute ist der<br />
›Metropolitan‹-Luster der unangefochtene<br />
Liebling unserer Kund:innen.« Produziert<br />
wird vorwiegend für private Häuser, etwa für<br />
Rapper Aubrey Drake Graham. Mit etwa<br />
20.000 geschliffenen Swarovski-Kristallen,<br />
86 Glühbirnen, einem Durchmesser von fast<br />
vier und einer Höhe von knapp zwei Metern<br />
krönt der »Starburst« den 13 Meter hohen<br />
»Grand Room« des Rappers in Toronto.<br />
Geordert vom kanadischen Interior-Designer<br />
Ferris Rafauli, gefertigt in 1030 Wien.<br />
In Tirol zählt PROLICHT heute zu den<br />
führenden Herstellern von architektonischen<br />
Leuchten und Beleuchtungskonzepten, gegründet<br />
1993 von Walter Norz. Seine Leuchten<br />
zeichnen sich durch uneingeschränkte Konfigurierbarkeit<br />
und randlose Integration in die<br />
Architektur aus. Auch Norz holt sich renommierte<br />
Designer:innen. Etwa Hadi Teherani,<br />
dessen Produktdesign heuer mit dem German<br />
Design Award ausgezeichnet wurde, oder Tom<br />
Dixon für die Leuchte »CODE«.<br />
Die internationalen »Circular Design Rules«<br />
testet wiederum der Vorarlberger Leuchten-<br />
hersteller Zumtobel und entwirft gemeinsam<br />
mit Designer Harald Gründl von EOOS neue<br />
Strahler der Serie »VIVO II«. Seit 1950 entwickelt<br />
das Unternehmen gemeinsam mit führenden<br />
Architekt:innen, Lichtdesigner:innen<br />
und Künstler:innen neue Produktfamilien, die<br />
vom Industrie- bis zum Kunstbereich eingesetzt<br />
werden. Etwa für das Nationalmuseum<br />
Oslo. In der Ausstellungshalle sorgt die Leuchte<br />
»CIELUMA« für künstliches Oberlicht,<br />
entwickelt im hauseigenen »Atelier of Light«,<br />
ohne dass eine abgehängte Decke eingezogen<br />
werden musste. Bei Museumsbeleuchtung gilt<br />
es, vieles zu beachten. Neben der Lichtabstimmung<br />
spielt auch die Akustik eine wichtige<br />
Rolle. Museumsbauten glänzen oftmals durch<br />
große, offene Räume mit hohen Decken.<br />
»›CIELUMA‹ hat neben lichtgebenden Eigenschaften<br />
auch eine schallabsorbierende Wirkung<br />
und schafft eine neue Qualität in der<br />
Verbindung zwischen Licht, Akustik und<br />
Raum«, so Tobias Jonk, Application Manager<br />
Art & Culture bei Zumtobel.<br />
»Seit die Pandemie uns im Griff<br />
hat, widmen sich die Menschen<br />
verstärkt der Verschönerung<br />
ihrer Wohnungen. Wir merken<br />
das auch an der Auslastung<br />
sämtlicher Baunebengewerbe<br />
und Zulieferer.«<br />
JOHANNES RATH Geschäftsführer Lobmeyr Luster<br />
<<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
101
licht und stoffe spezial / TEXTILE TRENDS<br />
Von einer wogenden Blumenwiese über ein Kaleidoskop<br />
aus Muscheln bis zur samtigen Meeresmolluske – der<br />
Trend zu biophilem Design bringt Prints auf weichen<br />
Texturen bei Vorhängen, Teppichen und Möbelstoffen –<br />
und die Natur zurück ins Wohnzimmer. TEXT FLORENTINA WELLEY<br />
Foto: © Christian Fischbacher<br />
102 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
»Filomena«<br />
Die zwei transparenten Lagen des<br />
Gewebes lassen das florale Muster<br />
im Raum schweben. Das aquarellierte<br />
Dessin ist im hauseigenen<br />
Atelier entstanden.<br />
fischbacher.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
103
licht und stoffe spezial / TEXTILE TRENDS<br />
ie schön, wenn Sonnenlicht<br />
zarte Highlights auf<br />
eine blühende Wiese<br />
zaubert, Grashalme im<br />
Wind sich hin und her wiegen und der<br />
Himmel darüber wolkenlos erscheint.<br />
Umso schöner, wenn diese Naturkulisse<br />
nicht eine Aussicht aus dem Fenster beschreibt,<br />
sondern überraschenderweise als<br />
wehende Kulisse vor dem eigenen Schlafzimmerfenster<br />
hin und her wogt. Dass ein<br />
Vorhang Stimmung machen und dazu auch<br />
von haptischer Qualität sein soll, ist ein<br />
Trend, den immer mehr Konsument:innen<br />
aufgreifen. Die neuen Heimtextilien<br />
vermitteln Geborgenheit, schwören dem<br />
Minimalismus ab und zeigen Stoffe, die<br />
mit Blumen, Naturmotiven und Prints,<br />
die Geschichten erzählen, verwebt sind.<br />
BIOPHILE LEBENSLUST<br />
Längst haben sich die Sorge um die Umwelt<br />
und die Sehnsucht nach unberührter Natur<br />
auch in den Köpfen von Interior-Designer:innen<br />
manifestiert, die sich bei ihren Entwürfen<br />
für Heimtextilien heuer besonders von der<br />
»Die Tapeten verleihen<br />
unseren Räumen eine tiefere<br />
Bedeutung, die Drucke sind<br />
visuelle Referenzen dafür,<br />
wer wir sind, sie erzählen<br />
unsere Geschichte.«<br />
DAN CATEN über die Dsquared2-Tapetenkollektion<br />
»Don’t Look Down«<br />
Das gleiche Muster des Teppichs im<br />
Perserstil kommt in der aktuellen HW-<br />
Kollektion des Labels vor und soll an<br />
die Vergänglichkeit der Natur erinnern.<br />
off---white.com<br />
Natur inspirieren ließen. Sie antworten mit<br />
»biophilem Design«, das die Liebe zum<br />
Leben zum Inhalt hat und dem Gedanken<br />
folgt, dass die Natur für das Wohlbefinden<br />
der Menschen von großer Bedeutung ist.<br />
Damit soll das Eigenheim zum Rückzugsort<br />
in die selbst geschaffene Natur werden. Und<br />
die Produzent:innen von Luxustextilien<br />
achten auf nachhaltige, oft handgefertigte<br />
Materialien, eine Kreislaufwirtschaft, die<br />
einen möglichst geringen CO 2<br />
-Footprint<br />
hinterlässt, sowie auf recyceltes und biologisch<br />
abbaubares Material. So auch Christian<br />
Fischbacher. Sein Vorhangstoff »Filomena«<br />
lässt Licht durch, ist zart und fließend und<br />
Fotos: © Off-White, © Marcel Wanders, © de Gournay<br />
104 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
»Allure«<br />
Der handgeknüpfte Seidenteppich<br />
von Marcel Wanders<br />
aus der Kollektion »Kaleido of<br />
Life« für Sahrai bezieht sich<br />
auf die Elemente Luft, Wasser<br />
und Erde. sahrai.com<br />
Fantasievögeln und seltenen Blumen der<br />
Herzöge und Herzoginnen aus dem 17. Jahrhundert<br />
anlässlich der Renovierung des<br />
Castles neu interpretieren. Ihre Designer:innen<br />
Emma Burns und Philip Hooper suchten<br />
zu den luxuriösen, handgemalten Tapeten<br />
von de Gournay passendes Interior.<br />
Das Designerduo Dean und Dan Caten hat<br />
wiederum eine erste Tapetenkollektion unter<br />
seinem Label Dsquared2 herausgebracht. In<br />
Kooperation mit dem Luxustapetenhersteller<br />
LondonArt entwickelten die Modedesigner<br />
Tapeten, die mit Motiven aus aller Welt<br />
bedruckt wurden und von kanadischen<br />
Wäldern und von mit Graffiti verzierten<br />
Blumenwiesen sprechen. »Die Tapeten verleihen<br />
unseren Räumen eine tiefere Bedeutung,<br />
die Drucke sind visuelle Referenzen dafür,<br />
wer wir sind, sie erzählen unsere Geschichte«,<br />
so Dan Caten anlässlich der Präsentation für<br />
LondonArt in Mailand.<br />
ORGANIC FEELINGS<br />
Mit Home Textiles beschäftigte sich auch<br />
Designer Virgil Abloh. Er setzte bei einem<br />
seiner letzten Entwürfe, dem Samtteppich<br />
»Don’t Look Down« im Perserstil, auf<br />
><br />
Belvoir Castle<br />
Luxustapeten mit romantischen Naturmotiven<br />
wurden schon im 17. Jahrhundert<br />
von Hand gemalt. Wie diese neuen für das<br />
Schloss Belvoir Castle von de Gournay.<br />
degournay.com<br />
zaubert unberührte Naturlandschaften vors<br />
Fenster. Die meisten Stoffe seiner Kollektion<br />
wurden aus recycelten PET-Flaschen, Meeresplastik<br />
oder Industriestoffresten gewonnen.<br />
TAPETENWECHSEL<br />
Auch Wandbekleidungskollektionen bringen<br />
mit historischen Naturmotiven aus wechselnden<br />
Jahreszeiten einen Trend aus den<br />
1990er-Jahren zurück. Cottagecore lebt auf,<br />
unterstreicht die Verbundenheit mit der<br />
Natur und kommt mit Blumentapeten,<br />
passend zu Vintage-Möbeln und Naturholz,<br />
zurück. Etwa im frisch renovierten Belvoir<br />
Castle, in dem das Ritual des Afternoon Tea<br />
erfunden wurde. Sibyl Colefax & John<br />
Fowler, eine britische Interior-Company,<br />
ließ die ursprünglichen Tapetenmotive von<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
105
licht und stoffe spezial / TEXTILE TRENDS<br />
»Metamorfosi Chromodoro«<br />
Den Sitzpuff aus Filz mit abnehmbarem<br />
Bezug von Estudio<br />
Campana für Paola Lenti gibt<br />
es in unterschiedlichen Farben.<br />
paolalenti.it<br />
><br />
einen Stoffprint, der aus der aktuellen<br />
Ready-to-wear-Runway-Kollektion von<br />
Off-White stammt und aus natürlichen<br />
Kokosschalenfasern besteht. Seine Home-4.0-<br />
Kollektion »Organic Feeling« soll an die<br />
ständige Transformation der Natur erinnern.<br />
Auch Designer Luca Nichetto, unter<br />
anderem Art-Direktor von Wittmann, stellte<br />
einen neuen Teppich in Mailand vor. Designt<br />
vom Österreicher Arthur Arbesser. »Nichetto<br />
kennt und schätzt meine grafischen Stoffe,<br />
wie ich in meiner Arbeit mit Farbe umgehe,<br />
und fragte mich, ob ich Lust hätte, exklusive<br />
Stoffe und Teppiche für Wittmann zu entwerfen«,<br />
erzählte Arbesser im <strong>LIVING</strong>-Interview.<br />
»Ich bin ein Fan des österreichischen<br />
LondonArt<br />
Die in Zusammenarbeit mit dem Luxustapetenhersteller<br />
LondonArt entwickelte<br />
Tapetenkollektion ist mit den typischen<br />
Motiven von Dsquared2 bedruckt.<br />
dsquared2.com<br />
Fotos: © Paola Lenti, © Dsquared2, © Wittmann, © Bretz<br />
1<strong>06</strong> falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Wiener Zickzack<br />
Arthur Arbesser orientierte<br />
sich bei seinem Teppich für<br />
Wittmann an den Wiener<br />
Werkstätten.<br />
wittmann.at<br />
angepasst. Interior-Designer Marcel Wanders<br />
ließ sich wiederum von den Elementen Luft,<br />
Wasser und Erde inspirieren und erweckt bei<br />
seinen handgeknüpften Seidenteppichen aus<br />
der Kollektion »Kaleido of Life« für Sahrai den<br />
Eindruck, als sähe man durch ein Kaleidoskop.<br />
Der Teppich »Allure« ist ein Mix aus magisch<br />
geformten Figuren unterschiedlicher Muscheln,<br />
Seesternen und Unterwasservegetation.<br />
Neben dem Trend zu Motiven aus der Natur<br />
zeigt sich ein weiterer: Stoffe, die performen.<br />
Samtige, haptische Oberflächen auf kurvigen<br />
Polstermöbeln zeigt Paola Lenti mit dem geschmeidigen<br />
»Metamorfosi Chromodor«, einem<br />
Sitzpuff aus Filz mit abnehmbarem Bezug. Die<br />
Designer Estudio Campana bringen eine bunte<br />
Meeresmolluske mitten ins Wohnzimmer, deren<br />
Polsterung aus recycelbarem Polyethylenschaum<br />
und recycelten Polyesterfasern besteht. Weicher<br />
Samt und florale Farbpracht zeichnen hingegen<br />
die Kollektion »Ohlinda« von Bretz aus. Das<br />
fantasievolle Storytelling des Hochlehners<br />
»Cocoa Island« erzählt vom Blaugrün des Ozeans<br />
und vom blumenreichen Garten Eden. Der<br />
Modestoff der 1970er-Jahre bringt wiederum<br />
mit Farben und Blumenprints das Gefühl von<br />
Weichheit und Botanik ins Wohnzimmer. <<br />
Traditionsunternehmens sowie der Wiener<br />
Werkstätten, deren grafische Sprache ich<br />
immer wieder in meine Arbeit miteinbeziehe.«<br />
Für das Muster auf dem Teppich »Scala«,<br />
produziert von der Mailänder Teppichfirma<br />
cc-tapis, standen die verfliesten Stiegenhäuser<br />
Wiens sowie typische Wiener Holzeinlegearbeiten<br />
Pate. Die Möbelstoffe ließ der Modedesigner<br />
für Wittmann bei der renommierten<br />
venezianischen Stofffirma Rubelli weben.<br />
Auch Tischwäsche hat Arbesser im Programm.<br />
»Wir graben für die Tablewear unsere<br />
liebsten Drucke aus sämtlichen Modekollektionen<br />
aus und wandeln sie für Tischtücher<br />
etwas um.« Dass dabei Motive aus der Natur<br />
geprintet werden, liegt im Trend. So kommen<br />
in der neuen Tableware-Kollektion Blumenmuster<br />
aus der Sommermode 2020 zum<br />
Einsatz, die Farben wurden dem Herbst<br />
»Cocoa Island«<br />
Ein Sitzpolster aus dem<br />
Garten Eden trifft auf einen<br />
Hochlehner aus Samt in der<br />
Kollektion »Ohlinda« von Bretz.<br />
bretz-austria.at<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
107
<strong>LIVING</strong><br />
DESIGN<br />
122<br />
110<br />
Fotos: Orient Express, Angelika Rosam, © Gerald von Foris, beigestellt<br />
128<br />
132<br />
COOLER DESIGNSPOT IN DER CITY<br />
Zu Gast in Wiens neuem Luxushotel<br />
»Rosewood« (S. 110)<br />
PATINA MIT MEHRWERT<br />
In welche Interieur-Stücke es sich zu<br />
investieren lohnt. (S. 122)<br />
ÜBERFLUSS DES NOTWENDIGEN<br />
100 Jahre Art déco. (S. 128)<br />
»MEINE KOMPASSNADEL IST AUF<br />
INTUITION AUSGERICHTET«<br />
Architektin Anna Heringer im Interview.<br />
(S. 132)
design / ROSEWOOD VIENNA<br />
Rooftop-Jewels<br />
Die stilvolle Bar (BIld), das Restaurant und die<br />
Brasserie wurden von der Wiener Interieur-<br />
Schmiede Kroenland entworfen. Die Samtbezüge<br />
und der Holzboden vermitteln gemütliches<br />
Ambiente mit modernem Twist. kroenland.com<br />
110 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Wien hat ein neues Luxushotel. Das »Rosewood Vienna« öffnete<br />
jüngst am Petersplatz seine Pforten – mit dem Fokus auf lokale<br />
Handwerkskunst, beeindruckende Designobjekte, jede Menge<br />
Wiener Charme und eine gelungene Gastronomie. <strong>LIVING</strong> wollte<br />
sich die Highlights für ein exklusives Fotoshooting nicht entgehen<br />
lassen und zeigt jene Räume, die Sie unbedingt besuchen sollten.<br />
TEXT ANGELIKA ROSAM<br />
FOTOS RAFAELA PRÖLL<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
111
design / ROSEWOOD VIENNA<br />
Die Lobby<br />
Modernes Ambiente trifft<br />
auf Luxus und Gemütlichkeit.<br />
Dafür sorgte der Londoner Innenarchitekt<br />
Alexander Waterworth.<br />
Lichtdesign: Serip Organic Lighting.<br />
rosewoodhotels.com/en/vienna<br />
112 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Das Atrium<br />
Weil der erste Eindruck der<br />
beste sein soll: Im Entree des<br />
Hotels strahlt ein Lichtobjekt<br />
des österreichischen Designateliers<br />
mischer'traxler Studio.<br />
ass der Wiener Petersplatz mit einer<br />
der schönsten Barockkirchen der<br />
Innenstadt zur Fußgängerzone mutiert,<br />
ist ein Gewinn auf allen Linien.<br />
Ein neuer, lebendiger Lifestyle entsteht<br />
gerade in dieser Ecke, mit neuen<br />
Restaurants, Bars und einem internationalen<br />
Luxushotel! Das »Rosewood Vienna« öffnete<br />
hier Anfang August am Petersplatz 7 als fünftes<br />
europäisches und erstes deutschsprachiges<br />
Mitglied im Portfolio der Gruppe seine Tore –<br />
fraglos ein neuer Hotspot in der City, der nun<br />
bald, verschönt vom begrünten Ambiente der<br />
Begegnungszone, Treffpunkt für die Wiener<br />
Society, Luxusreisende und Design-Aficionados<br />
werden soll.<br />
Bis zum letzten Tag der inoffiziellen Eröffnung<br />
werkte man an Details und Verbesserungen,<br />
um den Gästen Perfektion zu garantieren.<br />
Denn die Latte war hoch gesteckt und die Herausforderung<br />
enorm, die ehemalige Zentrale<br />
»Wir sind begeistert, unsere<br />
Türen für eine neue Generation<br />
von Entdecker:innen<br />
in einer der schönsten Städte<br />
der Welt zu öffnen.«<br />
ALEXANDER LAHMER Hoteldirektor »Rosewood«<br />
der Erste Group in ein strahlendes City-<br />
Juwel zu verwandeln, das den Reiz des<br />
International-Urbanen gekonnt ins<br />
Wienerische übersetzt.<br />
Im Garten Eden<br />
<strong>LIVING</strong>-Herausgeberin<br />
Angelika Rosam genießt während<br />
des Magazin-Shootings die<br />
Teatime (Dekor: Augarten)<br />
im »Salon Aurelie«. Das Herz -<br />
stück des Hotels glänzt mit<br />
der exotischen Wandmalerei<br />
der Künstlerin Marie Hartig.<br />
Blazer von Balmain<br />
über Popp & Kretschmer.<br />
PRÄDIKAT: SEHENSWERT!<br />
Rechtzeitig fertig zum Herbstbeginn, jener<br />
Zeit, in der Städtetrips bekanntlich boomen,<br />
erleben wir ein »Rosewood Vienna«, das sich<br />
sehen lassen kann. Wir nahmen den neuen<br />
Hotel-Hotspot für ein exklusives <strong>LIVING</strong>-<br />
Shooting unter die Lupe und wurden<br />
akribischer Betrachter eines Ortes, der in der<br />
Bundeshauptstadt im Hoteldesign neue<br />
><br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
113
design / ROSEWOOD VIENNA<br />
Living Room<br />
Die Hoffmann-Suite verfügt über<br />
zwei Living Rooms. Der Luster<br />
stammt von Lobmeyr. Die Bar<br />
wurde maßgefertigt. Ein Eldorado<br />
stilvoller Einrichtung.<br />
><br />
Standards setzt. Eleganz flirtet hier mit<br />
subtiler Verspieltheit und die Liebe zum<br />
Detail wird mit viel Raffinesse zelebriert.<br />
Warme, für das Auge ansprechende Farbnuancen,<br />
vorteilhaftes Licht, gelungene<br />
Kombinationen aus Stein und Holz und<br />
hochwertige Materialien schaffen jene<br />
Gemütlichkeit, die man sich von einem<br />
modernen Cityhotel in Wien erwartet. Der<br />
verantwortliche Innenarchitekt aus London<br />
gibt sich überzeugt und gleichzeitig stolz:<br />
»Mein Ansatz für das Hotel war es, ein<br />
luxuriöses Wohnumfeld zu schaffen, ein Zuhause,<br />
das unsere Interpretation der Wiener<br />
Kultur und Geschichte durch eine zeitgenössische,<br />
zeitlose Linse zeigt«, so Alexander<br />
Waterworth, der gemeinsam mit den beiden<br />
Wiener Architekturbüros A2K und BEHF die<br />
Umgestaltung des von Alois Pichl 1835 entworfenen<br />
neoklassizistischen Bankgebäudes<br />
realisierte. Das Ziel war es, eine Umgebung<br />
zu schaffen, die ein Gefühl der Zugehörigkeit<br />
vermittelt, eine gehobene Erfahrung von<br />
Vertrautheit in einer luxuriösen Welt, eine<br />
Reise der Entdeckung und Faszination.<br />
><br />
»Mit der richtigen Auswahl<br />
der Materialien, einer<br />
durchdachten Beleuchtung<br />
und interaktiven Elementen<br />
soll die Beziehung zwischen<br />
Gast und Interieur<br />
hergestellt werden.«<br />
ALEXANDER WATERWORTH Innenarchitekt<br />
Schöne Aussicht<br />
Auch die farblich interessanten<br />
Holzvertäfelungen wurden eigens<br />
angefertigt. Das freundliche<br />
Hellblau verleiht dem Raum das<br />
gewisse Etwas. Stoffe: Backhausen.<br />
114 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Bitte zu Tisch in der Hoffmann-Suite<br />
Wir haben das Esszimmer der<br />
Hoffmann-Suite nicht nur fotografiert,<br />
sondern auch als Gastgeber getestet.<br />
Eine perfekte Location, um diskrete<br />
Geschäftseinladungen abzuhalten.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
115
design / ROSEWOOD VIENNA<br />
Inspiration<br />
Eine handgefertigte, aus Messing<br />
geformte Wandleuchte von Waterworth<br />
stellt bei genauer Betrachtung<br />
Alpen-Edelweiß dar.<br />
Parisian Flair<br />
Der entzückende Balkon in der Josef-<br />
Hoffmann-Suite führt direttissimo auf<br />
den Petersplatz. Ein charmantes<br />
Detail in charismatischer Umgebung.<br />
><br />
Und nicht zuletzt eine Welt, die glamouröse<br />
Wiener Kultur atmet. Dieses Gefühl der<br />
lokalen Verbundenheit spüren wir während<br />
unserer Fotoaufnahmen in beinahe jedem<br />
Raum. Man hat aus dem Vollen geschöpft und<br />
die Besten der Besten der österreichischen<br />
Handwerkskunst engagiert. Mit verspieltem<br />
Porzellandekor aus dem Hause Augarten ist<br />
etwa der »Aurelie Tearoom« verschönert,<br />
auch die Wiener Silber Manufactur ist an<br />
Bord. J. & L. Lobmeyr versprüht mit seinen<br />
prunkvollen Lusterkreationen traditionelles<br />
Design in den schönsten Räumen des<br />
Hauses. Und Bakalowits Licht Design, eine<br />
weitere Manufaktur mit Sitz im Herzen<br />
Wiens, zeichnet für die Beleuchtungskörper<br />
im Restaurant »Neue Hoheit« inklusive<br />
Brasserie und Rooftop-Bar verantwortlich. Bei<br />
der Auswahl der Stoffe entschied man sich<br />
für Backhausen, das Badezimmer wurde<br />
nach Entwürfen der Wiener Werkstätte dekoriert<br />
und mit einer imposanten Lichtkonstruktion<br />
im Wiener Atrium setztet das<br />
mischer'traxler Studio die aufgesetzte<br />
Glaskuppel noch interessanter in Szene.<br />
EFFEKTVOLL UND MONDÄN<br />
Es geht nicht minder beeindruckend weiter,<br />
wenn man über den Fahrstuhl die charmante<br />
Lobby betritt. Uns begrüßt eine effektvolle in<br />
Gold gehaltene Deckenbeleuchtung von Serip<br />
Lighting, die sich mit den übrigen warmen<br />
Farben der Lobby matcht, sich aber dennoch<br />
harmonisch in das übrige Ambiente integriert.<br />
Wir suchen nach dem »Salon Aurelie«,<br />
dem stilistischen Herzstück und einem der<br />
Lieblingsräume von Hoteldirektor Alexander<br />
Lahmer. Dass es sich hier wohl in der Tat<br />
um einen der originellsten Räume im Haus<br />
»Authentizität ist ein<br />
Bestandteil der Einbindung<br />
eines Designs in den Ortssinn.<br />
Das Einbeziehen lokaler<br />
Hersteller und Marken<br />
bringt nicht nur regionale<br />
Anerkennung, sondern auch<br />
lokale Verbundenheit.«<br />
ALEXANDER WATERWORTH über das Konzept<br />
116 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Stilsichere Fluchten<br />
Vom Esszimmer aus<br />
erreicht man das großzügige<br />
Wohnzimmer, das in zwei Teile<br />
geteilt ist.<br />
handelt, kommt nicht von ungefähr. Die<br />
österreichische Wandmalerin Marie Hartig<br />
verwandelte den kleinen Rückzugsort in ein<br />
zauberhaftes Floristik-Universum, als würde<br />
man sich gerade den Weg durch einen botanischen<br />
Garten bahnen. »Wir wollten die<br />
Natur ins Haus holen«, schwärmt sie uns vor,<br />
»heilende Pflanzen aus aller Welt sollen<br />
unsere internationalen Gäste begrüßen.«<br />
Design-Aficionados sind hier bestens aufgehoben.<br />
Neben Lobby, stilvoll ausgeführten<br />
Meeting-Räumen oder dem »Asaya Spa«<br />
wurden von Waterworth insgesamt 99 Gästezimmer<br />
und 28 Suiten künstlerisch individuell<br />
gestaltet, das Pariser Designatelier 27 sorgte<br />
für eine kuratierte Sammlung beeindruckender<br />
Kunstwerke. Wir sind jedenfalls begeistert<br />
von den lichtdurchfluteten Zimmern,<br />
den maßgefertigten Möbeln, die das kosmopolitische<br />
Flair der Hauptstadt reflektieren.<br />
Allen voran die Präsidentensuite – das<br />
»Hoffmann House«, nach dem Architekten<br />
und Designer der Wiener Moderne, Josef<br />
Hoffmann benannt. Die Suite misst großzügige<br />
178 Quadratmeter – vom Hauptschlafzimmer,<br />
Wohnzimmer über eine Lounge und<br />
ein Esszimmer für bis zu acht Personen inklusive<br />
Küche ist alles dabei. Ein perfekter<br />
><br />
It’s all about details<br />
<strong>LIVING</strong> fragte nach: Die Möbel sind Maßanfertigungen<br />
(l.) und mit Backhausen-Stoffen<br />
drapiert. Die Suite offeriert sämtliche<br />
Accessoires für Connaisseurs (u.).<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
117
Platz, um seine Rolle als Gastgeber:in in<br />
einem Hotel zu genießen und zum privaten<br />
Lunch oder Dinner zu laden. Das Ambiente<br />
gestaltet sich wie auch sonst nach wienerischer<br />
Art und wird von den bereits erwähnten<br />
Firmen bespielt. Aber nicht nur. Im<br />
»Hoffmann House« gesellt sich zu lokaler<br />
Designprominenz ebenso internationales<br />
Flair dank großartiger Künstler:innen. Aufwendige<br />
Skulpturen wie von Aude Van Ryn,<br />
Malerei von Kristin Texeira und Victor Cadene<br />
oder Fotografien mit Blattgolddruck sorgen<br />
für farbenfrohe Details in der sonst eher<br />
ruhigen Atmosphäre. Ein Highlight neben<br />
dem gekonnt inszenierten Esszimmer, das<br />
eines unserer besten Fotos wurde: eine eigens<br />
im Jugendstil angefertigte Bar mit Walnussdesign<br />
/ ROSEWOOD VIENNA<br />
Lust auf ein heißes Bad?<br />
Dornbracht zeichnet für die<br />
Badeaccessoires verantwortlich.<br />
Weißer Hosenanzug von Balmain,<br />
gesehen bei Popp & Kretschmer.<br />
><br />
Verspielt verliebt<br />
Details als Eyecatcher:<br />
Besonders gelungen ist der<br />
kleine Schminktisch mit Blick<br />
auf die City.<br />
Blindtext<br />
Die Hit inctorit, ut est preiur?<br />
Ovitior as verrornimu scilique<br />
voluptatem es dus ilita corruntur?<br />
Qui blanis etur, non<br />
www.de<br />
118 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Opulent genial<br />
Wer möchte sich hier nicht<br />
auf die Bettruhe vorbereiten? Das<br />
Badezimmer in der Hoffmann-Suite, das<br />
nach den Kreationen der Wiener Werkstätte<br />
dekoriert wurde, ist einen Versuch wert.<br />
holz-Details inklusive Espresso maschine im<br />
Ledermantel. Hier herrscht Sinn für Ästhetik.<br />
BADEZIMMER MIT AUSBLICK<br />
Selbst ein wenig Paris schwelgt in dieser<br />
großzügigen Suite mit, die keine Wünsche<br />
offenlässt. Vom Wohnzimmer aus betreten<br />
wir einen kleinen französischen Balkon mit<br />
direktem Blick auf die Peterskirche. Charmanter<br />
kann Wien kaum präsentiert werden.<br />
Dies gilt auch für das Badezimmer, das im<br />
Stil der Wiener Werkstätte in eine ultimative<br />
Wohlfühloase verwandelt wurde. Ein<br />
stil voller Schminktisch mit Blick auf die<br />
gegenüberliegenden Stadtpalais hilft beim<br />
morgendlichen Styling. Und die Badewanne<br />
von Dornbracht lädt nicht minder angenehm<br />
und luxuriös als der opulente Badezimmerwaschtisch<br />
zum Verweilen ein.<br />
Die Laune nach einem Cocktail mit anschließendem<br />
Dinner treibt uns schließlich<br />
in den sechsten und siebenten Stock, die das<br />
Hotelrestaurant »Neue Hoheit«, die integrierte<br />
Brasserie, den »Secret Garden« mit<br />
schmucker Bestuhlung und schließlich die<br />
Rooftop-Bar präsentieren, wo wir unser Fotoshooting<br />
abschließen. Und auch bei die-<br />
><br />
Zeit für sich<br />
In jedem Badezimmer muss<br />
für die tägliche Routine genug<br />
Platz sein. Gönnen Sie sich<br />
eine kurze Auszeit im<br />
»Rosewood Vienna«.<br />
»Mit unserer Gestaltung<br />
war es unser Ziel, eine<br />
zeitlose, unverkrampfte<br />
Eleganz mit einer gewissen<br />
Verspieltheit zu erschaffen.«<br />
DESIGNSTUDIO KROENLAND über das<br />
Gastronomiedesign im Haus<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
119
design / ROSEWOOD VIENNA<br />
><br />
sen Designkreationen waren Österreicher<br />
am Werk: »Mit unserer Gestaltung war es<br />
unser Ziel, eine zeitlose Eleganz mit einer<br />
gewissen Verspieltheit zu erschaffen«, erklären<br />
die Macher des Studios Kroenland. »Wir wollten<br />
Luxus als ein Gefühl von Wärme interpretieren,<br />
die dich umarmt, sobald du einen<br />
Raum betrittst. Luxus, der durch Qualität im<br />
Detail glänzt und nicht protzt.« Diese Qualitäten<br />
verspricht als letzter Raum im Bunde auch<br />
die Rooftop-Bar. Die Ikone »Loosbar« als Vorbild<br />
genommen, in dunkles Nussholz getaucht<br />
und mit gemütlichem Mobiliar in Gelbnuancen<br />
versehen, steht hier außer Zweifel,<br />
dass dieser Platz eine beliebte Andockstation<br />
für Nachtschwärmer:innen werden sollte.<br />
<<br />
Genialer Ausblick<br />
Das Hotelrestaurant »Neue Hoheit« mit<br />
der integrierten Brasserie zu Beginn des<br />
Lokals wurde von Kroenland Design ausgestattet.<br />
Oben: die Terrasse samt »Secret Garden«.<br />
120 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Sinn für Geschmack<br />
Der Boden der Brasserie im sechsten<br />
Stockwerk fügt sich perfekt zu allen<br />
Holzdetails. Blau und Rot als Sitzmöglichkeiten<br />
verleihen den letzten Schliff.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
121
design / DESIGN ALS INVESTMENT<br />
PATINA MIT<br />
MEHRWERT<br />
Interieur und Accessoires von Designer:innen werden immer<br />
stärker als Investments entdeckt. Was gilt es zu beachten, wenn<br />
der Sessel von heute zum finanziellen Polster von morgen<br />
werden soll? <strong>LIVING</strong> hat sich umgehört.<br />
TEXT MANFRED GRAM<br />
Aspekte, die auf den ersten Blick oft<br />
nicht wahnsinnig viel miteinander<br />
zu tun haben, können gebündelt<br />
durchaus Hochspannendes<br />
ergeben. Zum Beispiel so: Kombiniert man<br />
ästhetischen Anspruch mit Sammeltrieb,<br />
erweitert dies um die Riesenkiste Nachhaltigkeit<br />
und ergänzt dann auch noch ein gewisses<br />
Wert(steigerungs)bewusstsein, ist man<br />
mittendrin in einer Welt, die in Design- und<br />
Interiorstücken mehr als nur Gegenstände<br />
zum Wohnen sieht – Design wird dann zum<br />
Investment.<br />
Das klingt vielleicht ein klein wenig<br />
ungewöhnlich, schließlich hat man es mit<br />
Gebrauchsgegenständen zu tun, die ins Leben<br />
und in den Wohnalltag üblicherweise integriert<br />
sind. Aber Designgeschichte hat schon oft<br />
gezeigt, dass es möglich ist, mit Interieur<br />
erkleckliche Sümmchen zu lukrieren. »Der<br />
Moment, wenn man sich denkt, nicht das<br />
Billigste kaufen zu wollen und dabei auch<br />
noch Geld anzulegen, ist der, bei dem viele<br />
Menschen auf Design kommen«, erzählt<br />
Askan Quittenbaum, Chef des Münchner<br />
Auktionshaus Quittenbaum, das auf Kunst<br />
und Design des 20. Jahrhunderts spezialisiert<br />
ist. Der Experte weiß zudem auch um mögliche<br />
Stolpersteine: »Jedes Investment ist spekulativ<br />
und mit Risiken verbunden. Bei Design<br />
ist es meines Erachtens auch etwas höher als<br />
bei Immobilien oder Aktien. Aber es ist auch<br />
gut angelegt, denn es verschönt ja auch etwas.«<br />
Das sieht übrigens auch Peter Lindenberg<br />
ähnlich. Der Mitgründer des Wiener Interieur-Shops<br />
Vintagerie hat sich vor allem auf<br />
Midcentury-Design spezialisiert. »Wenn das<br />
Design gut und das Stück von handwerklicher<br />
Qualität ist, dann ist jedes Designobjekt<br />
zunächst einmal eine Investition in den eigenen<br />
Stil und das persönliche Wohlbefinden«,<br />
fasst er Grundlegendes zusammen und<br />
ergänzt, für einen Sekundärmarktspezialisten<br />
nicht unlogisch: »Wenn man auf die Stücke<br />
gut aufpasst, dann kann es sich langfristig<br />
auch finanziell rechnen.«<br />
><br />
Foto: Image courtesy of Pamono & Michaela Bauer/Available at Pamono.de<br />
122 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Gute Optik<br />
Roland Rainers »Stadthallen-Stuhl«<br />
ist ein Klassiker der heimischen<br />
Designgeschichte. In den letzten<br />
zehn Jahren hat er seinen Wert<br />
nahezu verdoppelt. Ein Sessel kann<br />
schon 1.000 Euro und mehr bringen.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
123
design / DESIGN ALS INVESTMENT<br />
Unikat<br />
Die Sitzbank »Sing the Body Electric 4«<br />
vom schwedischen Künstler und Handwerker<br />
Per Brandstedt ist ein Einzelstück.<br />
Einem Sammler war sie über<br />
10.000 Euro wert.<br />
Und noch ein weiterer Aspekt kommt zum<br />
Tragen. Viele zeitgenössische Entwürfe werden<br />
lediglich in Kleinauflagen produziert. Das ist<br />
schon einmal eine gute Grundlage für Wertsteigerungen.<br />
Zudem stehen bei Sammler:innen<br />
und Investor:innen auch Prototypen und Vorserien-Exemplare<br />
hoch im Kurs. »Seltenheit,<br />
ein sehr guter Zustand, eine schöne Patina und<br />
eine gute Story hinter dem Designstück können<br />
dafür sorgen, dass in der Preissphäre einiges<br />
passieren«, erklärt Askan Quittenbaum.<br />
Insofern lässt sich sagen, dass man mit<br />
Design klassikern nicht wirklich etwas falsch<br />
machen kann. Sie sind am Markt gut eingeführt,<br />
seit Jahrzehnten bekannt und gut<br />
weiter verkäuflich. Eben auch mit Patina, die<br />
für Charakter sorgt. Außerdem werden sie von<br />
den Hersteller:innen noch nach Originalentwürfen<br />
gefertigt. Meistens, denn so manches<br />
Sofa musste man im Laufe der Jahrzehnte<br />
modifizieren – etwa bei der Sitzhöhe.<br />
RICHTIGE RIECHER<br />
Somit wären einmal die Rahmenbedingungen<br />
abgesteckt. Aber es tun sich natürlich<br />
Fragen auf. Was kommt als Investment<br />
überhaupt infrage? Welche Stücke kann<br />
man immer kaufen? Welche Rolle spielen<br />
Zeitgeist, Moden, Revivals und Trends am<br />
Markt? Was macht Design auf lange Sicht<br />
wertvoll?<br />
Mathias Harnisch, Spezialist im Design-<br />
Department im Wiener Dorotheum, analysiert<br />
pointiert: »Die tatsächliche Wertentwicklung<br />
ist in der heutigen Zeit immer<br />
kürzer währenden Trends unterworfen<br />
und so zunehmend schwerer vorhersehbar.<br />
Aber Qualität und Verarbeitung des Möbels<br />
spielen immer eine wichtige Rolle.« Seit<br />
über 25 Jahren nimmt die Sparte Design<br />
im Dorotheum eine wichtige Rolle ein.<br />
Insbesondere kontemporären Entwürfen<br />
fällt zwischen historischen Biedermeiermöbeln<br />
und Jugendstilstücken eine entscheidende<br />
Rolle zu. Warum? »Zeitgenössisches<br />
Design ist immer ein Abbild der Entwicklung<br />
und Resultat der Designgeschichte: Neue<br />
Talente und Entdeckungen drängen auf<br />
den Markt, bestehende Entwürfe werden<br />
modifiziert, Erkenntnisse aus Forschung<br />
und Technik finden in neu aufkommenden<br />
Herstellungsverfahren Anwendung.«<br />
Heiße Sache<br />
»Hot Bertaa« heißt dieser<br />
Alessi-Wasserkocher von Philippe<br />
Starck. Das Design-Opus des<br />
Franzosen wird gerade neu bewertet.<br />
Für dieses Stück legt man teuflische<br />
666 Euro hin, bei: pamono.at<br />
Neue Welle<br />
In den 1990er-Jahren<br />
machte Alessi auch<br />
schon mal Radios.<br />
Mit Philippe Starck<br />
war man da auf einer<br />
Wellenlänge. Um (relativ)<br />
günstige 145 Euro ist<br />
man dabei. pamono.at<br />
Elchtest<br />
Ikea-Designs,<br />
insbesondere aus den<br />
1970er- und 1980er-<br />
Jahren, sind kleine Überraschungspakete.<br />
Für<br />
legendäre Sofas wie die<br />
»Imapala«-Serie von<br />
Gillis Lundgren zahlen<br />
Liebhaber:innen immer<br />
wieder gerne. Allerdings<br />
keine Unsummen.<br />
Fotos: © Dorotheum, courtesy of Pamono & From Our House to Bauhaus, courtesy of Pamono & Modernism/Sophiane Allag,<br />
© Ikea, © Dorotheum, © Vitra, courtesy of Pamono & DADA Objet Trouve S.L., courtesy of Phillips<br />
124 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Bitte zu Tisch<br />
Silberner Tafelaufsatz von<br />
Josef Hoffmann. Jugendstil hat<br />
irgendwie immer Saison. Der<br />
Schätzwert dieses Exponats liegt<br />
zwischen 40.000 und 80.000 Euro.<br />
DER NAME MACHT’S<br />
Und natürlich sind es auch Namen gewisser<br />
Hersteller:innen, vor allem aber von Designer:innen,<br />
die am Sekundärmarkt ziehen.<br />
Welche? Da ist immer die Frage, welche<br />
Designepoche gerade gehypt wird. »Aktuell<br />
wird Philippe Starck wiederentdeckt. Vor<br />
allem seine Entwürfe aus den 1990er- und<br />
frühen 2000er-Jahren sind sehr gefragt«,<br />
erzählt Quittenbaum und ergänzt noch einige<br />
Investment-Blue-Chips: »Stets nachgefragt<br />
und auch gut ausgeforscht sind Objekte<br />
aus Stilepochen wir Art déco, Biedermeier<br />
und dem Barock.« Dazu gesellen sich dann<br />
auch noch »Evergreens« wie Hans Wegner,<br />
Carl Auböck, Jean Prouvé oder Charlotte<br />
Perriand, um nur einige zu nennen.<br />
Investiert man zudem zum richtigen Zeitpunkt,<br />
kann man mit Glück und langfristiger<br />
Planung durchaus schöne Beträge erzielen.<br />
»Wer etwa in den 1960er-Jahren in Frankreich<br />
Jugendstilgläser, Vasen, zum Beispiel<br />
von Émile Gallé, kaufte, konnte bereits in den<br />
1980ern damit guten Gewinn machen«, so<br />
Quittenbaum. Gegenwärtig erzielen Exponate<br />
von Gallé bei Auktionen übrigens Summen<br />
im mittleren fünfstelligen Euro-Bereich.<br />
Hoch im Kurs stehen gerade auch italienische<br />
Designer wie Ettore Sottsass, Joe<br />
Colombo oder Tobia und Afra Scarpa und –<br />
Gio Ponti: »Originalentwürfe von Ponti<br />
waren vor 15 Jahren noch einigermaßen<br />
erschwinglich, heute wandern sie gleich<br />
direkt ins Museum«, berichtet etwa Peter<br />
Lindenberg. Auch das kann also passieren.<br />
Design, das die Museumsreife erhält.<br />
<<br />
Glasklare Investition<br />
Vasen von Émile Gallé<br />
fand man (mit Glück) in<br />
den 1960er-Jahren noch<br />
auf französischen Flohmärkten.<br />
Heute sind sie<br />
ein Vermögen wert.<br />
Bankgeheimnis<br />
Seit den 1950er-Jahren ein<br />
Erfolg am (Sekundär-)Markt.<br />
Die »Cansado«-Bank von<br />
Charlotte Perriand.<br />
Alles sitzt<br />
»Fauteuil Direction« ist ein legendärer<br />
Entwurf von Jean Prouvé aus dem Jahr<br />
1951. Er wird heute noch hergestellt,<br />
gilt als Klassiker und deshalb auch<br />
als gutes Investment. vitra.com<br />
Couchgeflüster<br />
Gio Ponti ist momentan ein<br />
Topanlagetipp. Allerdings<br />
braucht man das nötige Kleingeld.<br />
Sein »Mariposa«-Sofa<br />
aus dem Jahr 1957 brachte vor<br />
zwei Jahren 252.000 Pfund.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
125
design / DESIGN ALS INVESTMENT<br />
INTERIOR AUF KURS<br />
In Designklassiker zu investieren, ist eine Möglichkeit, mehr aus seinem Interieur<br />
rauszuholen. Eine andere wäre, sich intensiv mit Aktienmärkten und dem Börsengeschehen<br />
auseinanderzusetzen. Kann gut gehen – muss aber nicht. TEXT MANFRED GRAM<br />
Zwar bergen Investitionen in Designklassiker<br />
stets die unerwünschte<br />
Möglichkeit eines Wertverlusts,<br />
aber im Großen und Ganzen ist<br />
das Risiko überschaubar. Eine Spur volatiler<br />
und riskanter wird es, wenn man ins<br />
Börsengeschehen eintaucht. Das bringen<br />
Aktienspekulationen prinzipiell schon<br />
einmal mit sich, die börsennotierten<br />
Unternehmen der Einrichtungsbranche<br />
sind da keine Ausnahme.<br />
Grob zusammengefasst fallen darunter<br />
Unternehmen, die Möbel, Interieur und<br />
andere Produkte aus der Welt des Wohnens<br />
designen, herstellen oder verkaufen. Zwar<br />
gelten diese Güter als essenzielle Alltagsgegenstände,<br />
die nicht nur Wohnbereiche<br />
abdecken, sondern sich unter anderem<br />
auch in Büros, Hotels, Restaurants oder<br />
Cafés wiederfinden – letztlich sind sie aber<br />
kein defensives Investment. Das heißt:<br />
Kursschwankungen, vor allem in Rezessionszeiten,<br />
gehören dazu. Denn im Zweifelsfall<br />
bleibt die Couch im Wohnzimmer, bis<br />
sie auseinanderfällt.<br />
Dennoch schien die Covid-Pandemie<br />
den weltweiten Möbelmarkt einigermaßen<br />
verschont zu haben. 2019 wurden laut der<br />
Statistikseite Statista 529,5 Milliarden Euro<br />
umgesetzt, 2020 waren es um 3,1 Milliarden<br />
Euro weniger, und im Vorjahr schnellte der<br />
weltweite Möbelumsatz ordentlich in die<br />
Höhe: auf 552,3 Milliarden Euro.<br />
E-COMMERCE IM BLICK<br />
Marktvolumen ist also durchaus vorhanden.<br />
Auch an der Börse. Das Finanzportal<br />
Onvista ordnet übrigens 57 internationale<br />
Konzerne und Unternehmen der Möbelbranche<br />
zu. De facto sind es aber mehr,<br />
weil die Branchenzuordnung auf der Seite<br />
nicht immer ganz stimmig ist. Der<br />
amerikanische Luxusmöbelhersteller RH<br />
scheint etwa in der Kategorie »Sonstiges«<br />
auf. Dabei hat der ehemalige Ramschladen<br />
nach Imagepolitur und Börsengang 2012<br />
stark performt. 1.500 Prozent Wertsteigerung.<br />
Börsenguru Warren Buffett kaufte<br />
übrigens 2019 1,2 Millionen Aktien.<br />
Und auch E-Commerce Händler, also<br />
Plattformen, die Interieur und Wohnaccessoires<br />
ausschließlich übers Internet<br />
vertreiben, tauchen in anderen Kategorien<br />
(zum Beispiel Internetkommerz) auf. Dabei<br />
sollte man ebendiese nicht ganz aus den<br />
Augen verlieren, plant man, zu investieren.<br />
Häufig taucht in diesem Kontext der Name<br />
des US-Unternehmens Wayfair auf, der,<br />
obgleich auch schon vor weit mehr als zehn<br />
Jahren gegründet, als guter Investmenttipp<br />
Animalisch<br />
Bär und Stier symbolisieren seit jeher<br />
das Auf und Ab an den Börsen. Bei<br />
diesem Auf und Ab machen auch<br />
börsennotierte Unternehmen aus der<br />
Interieur-Branche mit. Möbelinvestments<br />
gelten als einigermaßen sicher.<br />
gilt. Wie volatil der Markt übrigens ist,<br />
zeigen die deutschen E-Commerce-Aktien<br />
von Home24 und Westwing. Sie haben<br />
nach ihrem Börsengang beachtliche Hochs<br />
hingelegt, gut 50 Euro musste man pro<br />
Aktie hinlegen, aber diese Zeiten sind vorbei.<br />
Dennoch gelten sie als einigermaßen<br />
solide. Wie solide? Um das herauszufinden,<br />
braucht es, wie gesagt, Liebe zum Risiko,<br />
denn wie sich aktuelle Entwicklungen wie<br />
Inflation und der Krieg in der Ukraine<br />
auswirken, wird man erst mittelfristig<br />
bewerten können.<br />
Foto: Rodrigo Garrido/Shutterstock<br />
126 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
HANDMADE WITH PASSION<br />
BIELEFELDER WERKSTÄTTEN<br />
BW HANDELSPARTNER 1010 Wien - KONRAD & FINK bei Terra4Motion / 1130 Wien - HOME DESIGN by Astrid Harnisch / 1140 Wien - fischerfischer MALEREI<br />
RAUMAUSSTATTUNG / 1180 Wien - Tapezierer BRANDNER GmbH / 1190 Wien - Wohnstudio Schwab / 1220 Wien - RAUMAUSSTATTER HUTTERER die<br />
Meisterwerkstätte für schöneres Wohnen / 2540 Bad Vöslau - Winter - Die Einrichtung / 3430 Tulln - Martina Skopik Wohnen / 4020 Linz - Schantl Interiors /<br />
4<strong>06</strong>1 Pasching - Der Mayrhofer / 4522 Sierning - Singer Wohnen / 4600 Wels - See + Maschik / 4775 Taufkirchen - Auinger Ideenreich für schönes Wohnen /<br />
4852 Weyregg am Attersee - Raum2Design Irina Janssen / 5020 Salzburg - Zirngibl Stilvoll Wohnen / 5071 Wals - Wohndesign Marchl / 5136 Mattsee bei<br />
Salzburg - Leimgruber Innenraum / 5500 Bischofshofen - Toferer Innenarchitektur / 5580 Tamsweg - Mayr Wohndesign - Farben - Malerei / 5730 Mittersill<br />
- Bruno Berger Einrichtungshaus / 6020 Innsbruck - Couchzone Beer / 6330 Kufstein - Raumausstattung Rainalter / 6370 Kitzbühel - Kitzbüheler Werkstätten /<br />
6380 St. Johann in Tirol - Aufschnaiter Einrichtungshaus / 6493 Mils bei Imst - Einrichtungshaus Gitterle / 6700 Bludenz - Wohnatelier Walter / 6845 Hohenems<br />
- Clemens Märk mc² Wohnraum / 6850 Dornbirn - Hutle - Einrichten.Tischlerei.Innenarchitektur / 8010 Graz - KONRAD & FINK - stilvolle Innenarchitektur /<br />
8020 Graz - Schranzer Studio für Wohndesign / 8990 Bad Aussee - Wohnhaus Grill & Ronacher / 9400 Wolfsberg - Egger Einrichten<br />
BW-Showroom Bielefeld Potsdamer Straße 180, Tel.: +49 521 92427-0, Fax: +49 521 92427-80, bw-kontakt@jab.de<br />
BW-Showroom Berlin JAB ANSTOETZ GROUP, Knesebeckstraße 61 a, Tel.: +49 30 88677264, Fax: +49 30 88677265<br />
BW-Showroom München HOUSE OF JAB ANSTOETZ, Unterer Anger 3, Tel.: +49 89 5488360, Fax: +49 89 5503950<br />
www.bielefelder-werkstaetten.de<br />
BW Bielefelder Werkstätten is a member of the JAB ANSTOETZ Group
design / ART DÉCO<br />
Reisen mit Stil<br />
Art-déco-Glamour, neu aufgegleist:<br />
der von Dimorestudio entworfene<br />
Speisewagen des neuen Orientexpress<br />
»La Dolce Vita«, der ab 2025<br />
unterwegs sein wird.<br />
dimorestudio.eu<br />
Foto: Orient Express<br />
128 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Von den Roaring Twenties in die Twenty-Twenties: Pünktlich zu seinem hundertsten<br />
Jubiläum ist Art déco wieder zurück. Jener Stil, der Dynamik. Geometrie und<br />
schimmernde Opulenz verbindet. New Yorker Hochhäuser, Pariser Bars, Möbel,<br />
Luster und sogar ein Zug – die Renaissance ist unaufhaltbar. TEXT MAIK NOVOTNY<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
129
design / ART DÉCO<br />
m Jänner 2020 gab die US-Kongressabgeordnete<br />
Alexandria Ocasio-Cortez via<br />
Instagram bekannt, dass sie sich einen<br />
kleinen Hund angeschafft habe. Einen<br />
French Bulldog. So weit, so alltäglich. Ungewöhnlicher<br />
war der Name des neuen<br />
Haustiers: Deco. Eine Hommage, so die stets<br />
stilsichere Demokratin, an ihren bevorzugten<br />
Designstil: Art déco. Denn, so ihre Erklärung:<br />
»Er steht für Optimismus, sozialen und<br />
technischen Fortschritt und ist ein fixer<br />
Bestandteil der Architektur von New York.«<br />
NERV DER ZEIT<br />
Über die Ästhetik eines French Bulldog kann<br />
man geteilter Meinung sein – als elegant und<br />
stromlinienförmig gilt er eher nicht –, aber ansonsten<br />
kam Ocasio-Cortez mit ihrer Namenswahl<br />
genau zur rechten Zeit. Knapp vor dem<br />
hundertsten Jubiläum des Stils ist eine weltweite<br />
Renaissance des Art déco zu vermelden. Aus der<br />
Taufe gehoben wurde er 1925 bei der internationalen<br />
Ausstellung dekorativer Künste in Paris,<br />
von wo er sich in Windeseile ausbreitete. Sein<br />
Mix aus den damaligen Trends Kubismus,<br />
Ägypten, Futurismus und Konstruktivismus traf<br />
perfekt den Nerv der Zeit.<br />
Art déco war der Stil der Goldenen<br />
Zwan ziger, einer lebenslustigen Zeit von Jazz,<br />
Cocktails und Zigarettenspitzen, eines Tanzes<br />
zwischen Krisen und Katastrophen. Wem die<br />
klassische Moderne zu klinisch-spröde und<br />
der Jugendstil zu blumig-überwuchert war,<br />
der fand hier das Beste aller Welten. Klare<br />
Geo metrien, dynamische Kurven, kombiniert<br />
Ein Drink auf die Symmetrie<br />
Mondäne Eleganz: die von<br />
André Fu designte Bar<br />
im »St. Regis« Hongkong.<br />
marriott.com<br />
Glam und Geometrie<br />
Der Tea Trolley »Enzo«,<br />
entworfen von den<br />
portugiesischen<br />
Designern Jetclass.<br />
jetclass.pt<br />
Kork und Kanten<br />
Art-déco-Hocker von ALPAX mit<br />
Aluminium und Chrom.<br />
retroliving.co.uk<br />
mit edlen Materialien und vor allem Glanzeffekten:<br />
Gold, Glas, Spiegel, Chrom. Auch die<br />
Farben waren von der Dynamik der Roaring<br />
Twenties erfasst. Kein klinisches Weiß,<br />
sondern tiefes Grün, Blau oder Rosa.<br />
NEUE ZWANZIGER<br />
Den größten und nachhaltigsten Erfolg hatte<br />
der Look zweifellos in den USA, wo er nach<br />
der Weltwirtschaftskrise in einfacher und<br />
leistbarer Art massentauglich wurde. Das<br />
liegt auch daran, dass Art déco nicht nur im<br />
Design, sondern auch in der Architektur, im<br />
Film und im Grafikdesign dominierte. »Art<br />
déco war nicht die erste Stilperiode, der es<br />
gelang, alles zu dominieren, aber es gelang ihr<br />
besonders gut«, sagt Steve Knight, Präsident<br />
der Art Deco Society of Washington.<br />
Die Parallelen zu unseren Zwanzigern liegen<br />
auf der Hand: Pandemie, Krise, Unsicherheit,<br />
eine Welt im Wandel. Die Lust nach den schönen<br />
Dingen als Ausgleich. Dass Art déco seit<br />
zwei Jahren wieder im Trend ist, dürfte aber<br />
auch andere Gründe haben: eine Übersättigung<br />
an geschmackvoll-gemütlichem Hygge-<br />
Minimalismus skandinavischer Art und die<br />
Tatsache, dass sich, wie Designexpert:innen<br />
sagen, Art-déco-Elemente sehr gut mit anderen<br />
Interieurs kombinieren lassen. Man muss<br />
sich also kein komplettes Makeover leisten –<br />
gute Nachrichten, denn Art-déco-Originale<br />
aus den 1920ern und 1930ern gehen bei<br />
Sotheby’s und Christie’s für bis zu siebenstellige<br />
Summen über den Auktionstisch.<br />
Wer jedoch genügend Budget hat – so wie<br />
die Kunden Dior und Fendi – kann sich von<br />
den italienischen Designern Dimorestudio<br />
Fotos: Michael Weber, © Jetclass, Selamat Designs, © Dutchbone, © Sebastian Giraud<br />
130 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Wie im Film<br />
Luster von Selamat Design.<br />
selamatdesigns.com<br />
»Art déco war nicht die erste<br />
Stilperiode, der es gelang, alles<br />
zu dominieren, aber es gelang<br />
ihr besonders gut.«<br />
STEVE KNIGHT Präsident der<br />
Art Deco Society of Washington<br />
Am besten mit Badehaube<br />
Das Hallenbad aus dem<br />
Jahr 1929 im Pariser Hotel<br />
»Molitor«, denkmalgeschützt<br />
und sorgfältig restauriert.<br />
molitorparis.com<br />
Steampunk für<br />
den Nachttisch<br />
Die Lampe »Lily« von<br />
Dutchbone mit Messing<br />
und Mattschwarz.<br />
dutchbone.com<br />
Räume entwerfen lassen, die bis zum letzten<br />
Goldtupfer die ganze Art-déco-Pracht wieder<br />
aufleben lassen. Auch das kleine Pariser<br />
Café »Burlot« wurde von ihnen mit einem<br />
20er-Jahre-Hauch belebt: Wände in Blau<br />
und Dunkelgrün, dazu Akzente in Gold und<br />
dunklem Orange, sehr viel Palmenwedel,<br />
sowohl grafisch in den Sitzbezügen als auch<br />
in echt. Ein Traum für Agatha-Christie-Fans<br />
dürfte der Orientexpress »La Dolce Vita«<br />
werden, dessen glamourös ausgestattete<br />
Waggons ab 2025 rollen sollen.<br />
Einen besonderen Bonus haben originale<br />
Art-déco-Bauten, die heute wieder im neuen<br />
Glanz erstrahlen. 2019 kauften die Signa<br />
Holding und RFR mit dem Chrysler Building<br />
die symbolische Art-déco-Ikone Nummer<br />
eins, einige Querstraßen weiter wurde das<br />
wuchtige Bürohochhaus aus dem Jahr 1931<br />
mit der Adresse One Wall Street zu Luxusapartments<br />
umgemodelt, das Hotel »Molitor«<br />
in Paris, 1929 als Hallenbad erbaut und 1989<br />
geschlossen, ist heute ein Fünf-Sterne-Hotel,<br />
von Designer Jean-Philippe Nuel mit Respekt<br />
vor der Geschichte neu ausgestattet. Und den<br />
Pool gibt es natürlich auch noch. Manches ist<br />
eben zeitlos.<br />
<<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
131
design / MEISTER:INNEN DER ARCHITEKTUR<br />
»MEINE<br />
KOMPASSNADEL<br />
IST AUF INTUITION<br />
AUSGERICHTET«<br />
Die bayerische Architektin Anna Heringer hat mit nur 30 Jahren den renommierten<br />
Aga Khan Award gewonnen. Seit damals schlägt ihr Herz für Lehmbau, Bambushäuser<br />
und nachhaltige soziale Initiativen, mit denen Frauen in Bangladesch<br />
ermächtigt und finanziell gestärkt werden können. INTERVIEW WOJCIECH CZAJA<br />
<strong>LIVING</strong> Vor einigen Jahren haben Sie in einem<br />
Dokumentarfilm unter dem Titel »Die<br />
Zukunft ist besser als ihr Ruf« mitgewirkt.<br />
Welchen Ruf hat denn die Zukunft?<br />
ANNA HERINGER Im Moment ist die<br />
Zukunft schon noch wolkig und bedeckt,<br />
aber ich bin eine sture Optimistin und<br />
Idealistin. Den Kopf in den Sand stecken<br />
bringt nichts. Wir müssen alle Kräfte<br />
mobilisieren. Und wenn ich mir Initiativen<br />
wie etwa »Fridays for Future« anschaue, dann<br />
wird meine Hoffnung bestätigt. In dieser<br />
Generation ist verdammt viel Energie drin,<br />
da bewegt sich schon was!<br />
Seit vielen Jahren beschäftigen Sie sich mit<br />
modernen, zeitgenössischen Potenzialen des<br />
traditionellen Baustoffs Lehm. Wie kam es<br />
dazu?<br />
Nach dem Abitur war ich ein Jahr lang in<br />
Bangladesch und habe dort mit einer lokalen<br />
NGO zusammengearbeitet. Es war sehr spannend,<br />
die Welt plötzlich aus einer anderen<br />
Perspektive zu sehen. Mich hat fasziniert, wie<br />
man in Bangladesch in lokalen materiellen<br />
geschlossenen Kreisläufen denkt, wie Dörfer<br />
aus Lehm und Bambus errichtet werden, die<br />
am Ende ihres Lebenszyklus verfallen und<br />
sich wieder der Mutter Erde zurückgeben.<br />
Das ist Nachhaltigkeit!<br />
Klassische Entwicklungshilfeprojekte sind<br />
meist funktional. Schönheit spielt dabei keine<br />
Rolle.<br />
Bei der klassischen Entwicklungshilfe handelt<br />
es sich meist um reine, wenig inspirierte<br />
Ingenieurbauten. Dann hört man Sätze wie:<br />
»Wer braucht schon Schönheit, wenn es<br />
><br />
Foto: © Gerald von Foris<br />
132 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Meisterin der Nachhaltigkeit<br />
Anna Heringer hat sich schon während<br />
ihres Studiums an der Kunstuniversität<br />
Linz auf ökologische Architektur<br />
spezialisiert. Mit den Preisgeldern wie<br />
etwa aus dem hoch dotierten<br />
Aga Khan Award finanziert sie vor<br />
allem ihre Projekte in Bangladesch.<br />
anna-heringer.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
133
design / MEISTER:INNEN DER ARCHITEKTUR<br />
><br />
um das nackte Überleben geht?« Das ist<br />
für mich purer Zynismus. Auch Menschen<br />
in Armut sehnen sich nach Schönheit und<br />
Respekt – und das merkt man in Bangladesch<br />
beispielsweise bei den Möbeln, bei der<br />
Kleidung, beim Schmuck. Die Leute haben<br />
eine Leidenschaft für Gestaltung! Aus diesem<br />
Grund habe ich beschlossen, etwas verändern<br />
zu wollen und Schönheit und Funktionalität<br />
miteinander zu vereinen. Also habe ich<br />
begonnen, Architektur zu studieren.<br />
Ihre Abschlussarbeit an der Kunstuniversität<br />
Linz war die METI School in Rudrapur, die Sie<br />
kurz darauf dann auch wirklich gebaut haben.<br />
Ich war damals schon oft in Rudrapur und<br />
wusste, dass die Bevölkerung dringend eine<br />
Schule benötigt. Ich war recht nervös und<br />
wusste damals noch nicht wirklich, wie man<br />
von Österreich aus einen guten Lehmbau für<br />
Bangladesch planen und entwickeln kann.<br />
Daher habe ich mich entschieden, mich über<br />
sämtliche regionale Bauvorschriften hinwegzusetzen<br />
und mich einzig und allein auf den<br />
Hausverstand und auf mein Bauchgefühl<br />
zu verlassen. Meine Kompassnadel war<br />
ausgerichtet auf Intuition.<br />
Modellbau für die Kleinsten<br />
In der Permakultur-Community PORET in<br />
Zimbabwe entwickelte Anna Heringer in<br />
einem partizipativen Prozess mit Kindern<br />
und Pädagoginnen diesen Kindergarten.<br />
Die einzelnen Gruppenräume befinden<br />
sich dabei in igluartigen Lehmzelten.<br />
poret-zimbabwe.org<br />
2007 wurden Sie für das Projekt mit dem<br />
renommierten Aga Khan Award ausgezeichnet.<br />
Hatten Sie damit gerechnet?<br />
Überhaupt nicht! Ich hätte nicht gedacht, dass<br />
sich irgendwer dafür interessiert, was in einem<br />
abgelegenen Dorf in Bangladesch geschieht.<br />
Der Preis war eine absolute Überraschung für<br />
mich und letztendlich auch eine Bestätigung<br />
Eine Werkstatt für alle<br />
Das Anandaloy Centre und die Dipdii-Textilschneiderei<br />
in Bangladesch richten sich an<br />
Menschen mit Behinderungen. Dank der offenen<br />
Bauweise mit Bambus, Lehm und verschatteten<br />
Arkaden werden die Arbeitsräume auch ohne<br />
Klimaanlage angenehm durchlüftet.<br />
für mein Handeln. Aber: Ich war auch irgendwie<br />
schockiert – ich und Aga Khan Award!<br />
Und das im Alter von 30 Jahren! So ein<br />
mediales Echo und so eine Resonanz muss<br />
man erst einmal aushalten können.<br />
Was hat sich seitdem in Ihrer Architekturpraxis<br />
verändert?<br />
Viel. Mit dem Preisgeld des Aga Khan<br />
Awards war ich in der Lage, meine nächsten<br />
Lehmbauprojekte zu finanzieren. Das wäre<br />
ohne den Preis mit Sicherheit viel schwieriger<br />
gewesen. Der Preis hat mein Vertrauen in<br />
die Materie gestärkt, er hat mich gelehrt, dass<br />
»Im Moment ist die<br />
Zukunft schon noch<br />
wolkig und bedeckt,<br />
aber ich bin eine sture<br />
Optimistin und Idealistin.«<br />
ANNA HERINGER über ihre Sicht der Zukunft<br />
Fotos: © Kurt Hoerbst, © Stefano Mori, Julien Lanoo<br />
134 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Kreislaufwirtschaft fürs Wohnzimmer<br />
In Bangladesch gibt es heute einen Überhang an<br />
ausgebildeten Näherinnen und Schneiderinnen. Um<br />
die Arbeitskräfte effizient zu nutzen, startete Anna<br />
Heringer die Initiative Dipdii Textiles. Dabei werden<br />
alte, gebrauchte Saris für den europäischen Markt zu<br />
Pölstern, Schals und Kleidungsstücken umgenäht.<br />
dipdiitextiles.org<br />
Weil uns das seit der Kolonialzeit so eingetrichtert<br />
wurde. Und auch die Missionarstätigkeit<br />
und Entwicklungsarbeit der letzten Jahrzehnte<br />
hat dieses Bild leider nur verstärkt, denn die<br />
meisten Entwicklungshilfeprojekte werden<br />
mit industrialisierten Materialien errichtet.<br />
In der Werbung ist immer nur von Stahl, Glas<br />
und Beton die Rede – nie von Lehm. Und<br />
sogar in Bollywood wird Lehm meist nur<br />
ins Bild gerückt, wenn es darum geht, Armut<br />
oder Vergangenheit zu visualisieren.<br />
sich das alles finanziell irgendwie ausgehen<br />
wird. Bis heute ist es so, dass ich für meine<br />
Projekte verhältnismäßig oft mit Preisen<br />
ausgezeichnet werde. Die Preisgelder sind eine<br />
wichtige Einkommensquelle für mich geworden.<br />
Mein Businesskonzept baut auf diesen<br />
Preisen und Auszeichnungen auf, da ich damit<br />
das jeweils nächste Projekt finanzieren und auf<br />
Schiene bringen kann.<br />
»Mein größter Wunsch<br />
wäre es, für den Bollywood-<br />
Schauspieler Shah Rukh<br />
Khan ein Lehmhaus<br />
zu bauen.«<br />
Wie kommt man da wieder raus?<br />
Mit Bildung und Sensibilisierung. Mein<br />
größter Wunsch wäre es, für den Bollywood-<br />
Schauspieler Shah Rukh Khan ein Lehmhaus<br />
zu bauen. So ein bekanntes Testimonial<br />
würde dem Baustoff Lehm eine tolle<br />
Imagekorrektur verpassen!<br />
Auch in Österreich, Deutschland und der<br />
Schweiz kommt Lehm immer häufiger zum<br />
Einsatz. Von welchen Projekten sprechen<br />
wir da?<br />
ANNA HERINGER über Promotion von Lehmbauten ><br />
Die große Besonderheit dieses Preises ist, dass<br />
er sich an Projekte und Bauleistungen in der<br />
arabischen und islamischen Welt richtet.<br />
Nicht nur das! Als der Aga Khan Award 1977<br />
ins Leben gerufen wurde, war er der erste<br />
Preis, der Architektur, Baukultur und die<br />
sozialen Auswirkungen auf die Bevölkerung<br />
gleichermaßen berücksichtigt hat. Es geht um<br />
den Social Impact.<br />
Bleiben wir beim Thema: Im globalen Süden,<br />
aber auch bei uns in der sogenannten westlichen<br />
Welt gilt Lehm meist als Arme-Leute-Baustoff.<br />
Warum ist das so?<br />
Reiskörbe XXL<br />
Radikaler Ansatz als Alternative zu Ziegel und<br />
Beton: In Baoxi, rund 400 Kilometer südwestlich<br />
von Shanghai, baute Heringer im Rahmen<br />
der Longquan International Biennale eine<br />
Jugendherberge aus Bambus uns Lehm.<br />
chinadesigncentre.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
135
design / MEISTER:INNEN DER ARCHITEKTUR<br />
><br />
Im deutschsprachigen Raum ist die<br />
Renaissance des Baustoffs Lehm vor allem<br />
dem Vorarlberger Architekten Martin Rauch<br />
zu verdanken. Er war der Erste, der Häuser<br />
mit sichtbaren, unverputzten Stampflehmwänden<br />
gebaut hat. Wir arbeiten oft zusammen.<br />
Lehm ist oft im Wohn- und Bürobau zu<br />
finden. Ich habe auch schon ein Ayurveda-<br />
Zentrum und einen Gebärraum in Lehm<br />
gebaut. Aktuell arbeite ich mit Romstätter<br />
Architekten an einem Forumsgebäude und<br />
Internat in Traunstein. Was ich mir noch<br />
wünschen würde: Lehmbau in die Schulen<br />
reinbringen! Gemeinsam mit den Kindern<br />
eine Lehmwand verputzen und mit Reliefs<br />
gestalten. Das wäre ein schönes pädagogisches<br />
Ayurveda in Bayern<br />
Gemeinsam mit dem Vorarlberger Lehmbau -<br />
archi tekten Martin Rauch plante Anna Heringer<br />
dieses Ayurveda-Zentrum in Rosenheim. Die<br />
Konstruktion besteht aus klebstofffreiem Holz,<br />
hinzu kommen Stampflehm und gewebte<br />
Weidenzweige aus dem nahe gelegenen Fluss.<br />
rosana.de<br />
»Lehmbau ist nicht nur etwas für den ländlichen Raum.<br />
Es wäre großartig, so ein Gebäude auch mal inmitten<br />
von gläsernen Wolkenkratzern zu sehen.«<br />
ANNA HERINGER über Lehmbau in modernen Städten<br />
Projekt! Im Bereich Nahrung und Kleidung ist<br />
das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit<br />
schon in der Gesellschaft angekommen. Nun<br />
geht es um die Architektur.<br />
Eines Ihrer ungewöhnlichsten Projekte war die<br />
textile Installation unter dem Titel »This is not<br />
a shirt. This is a playground« auf der Architektur-Biennale<br />
2018 in Venedig. Seit damals vertreiben<br />
Sie eine eigene Produktlinie unter dem<br />
Namen Dipdii Textiles. Was genau ist das?<br />
Viele Frauen in Bangladesch werden im<br />
Zuge von Entwicklungshilfeprogrammen zu<br />
Näherinnen und Schneiderinnen ausgebildet.<br />
Das ist an sich toll, aber mittlerweile sind<br />
schon zu viele Frauen in diesem Beruf tätig.<br />
Das Angebot ist zu groß, die Nachfrage ist zu<br />
gering. Ich habe nun eine Initiative gestartet,<br />
bei der alte Saris und andere asiatische Kleidungsstücke<br />
für den westlichen Markt aufgepäppelt<br />
und umgenäht werden können – zu<br />
Kissen, Schals, Westen und Pullovern. Der<br />
Reinerlös fließt zur Gänze nach Bangladesch.<br />
Gibt es ein Projekt, von dem Sie träumen?<br />
Oh ja! Ich würde gerne ein Lehmhochhaus in<br />
Manhattan bauen. Lehmbau ist nicht nur<br />
etwas für den ländlichen Raum. Es wäre<br />
großartig, so ein Gebäude auch mal inmitten<br />
von gläsernen Wolkenkratzern zu sehen.<br />
<<br />
Foto: Gabrijela Obert/Gabrical<br />
136 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
weitzer-parkett.com<br />
Parkett. Perfekt.
design / HOTSPOT<br />
HOTEL CONFIDENTIAL<br />
Begonnen hat alles 1994 mit einem japanischen Fusion-<br />
Restaurant in New York, doch schnell entwickelte sich das<br />
Nobu zu einer weltweit gefeierten Kette – Hotels inklusive.<br />
In Barcelona findet sich nun die mittlerweile 13. Dependance.<br />
TEXT AMELIE-CATHARINA BACHER<br />
Abtauchen<br />
Die Badezimmer sind mit luxuriösen<br />
Stein- und Travertinplatten verkleidet und<br />
mit rahmenlosen Duschen ausgestattet. In<br />
den Suiten findet man japanische Ofuro-<br />
Badewannen. Diese Holzwannen sind<br />
gemäß der Tradition ein wenig vom<br />
restlichen Raum abgetrennt.<br />
Herzlich willkommen!<br />
Bei der Ankunft werden die Gäste in<br />
der gemütlichen Lobby mit Lounge-<br />
Area empfangen. Die beeindruckende<br />
Wendeltreppe verbindet alle<br />
öffentlichen Bereiche des Hotels<br />
inklusive Ballsaal und Tagungsräume<br />
und wird mit einem hängenden<br />
Kunstwerk in Szene gesetzt.<br />
Design<br />
Das New Yorker Designund<br />
Architekturstudio<br />
Rockwell Group verbindet<br />
hier Einflüsse aus dem<br />
japanischen Handwerk mit<br />
der Arbeit des spanischen<br />
Architekten Antoni Gaudí.<br />
Nicht die erste Zusammenarbeit<br />
mit dem Studio –<br />
mittlerweile befinden sich<br />
25 Restaurants und acht<br />
Hotels auf der Liste.<br />
Kulinarik<br />
Das »Nobu Barcelona«-<br />
Restaurant im<br />
23. Stock wartet mit<br />
Panoramablick und<br />
dem ikonischen Menü<br />
von Koch Nobuyuki<br />
»Nobu« Matsuhisa auf.<br />
Die spektakuläre<br />
Decke besteht aus<br />
Walnussplatten, die<br />
von goldigen »Adern«<br />
durchzogen sind.<br />
Zimmer<br />
In den 259 eleganten und<br />
geräumigen Gästezimmern und<br />
Suiten kombinierte Rockwell Group<br />
natürliche Materialien wie Leder und<br />
Holz mit bronzefarbenen Details.<br />
Lage<br />
Das Luxushotel befindet sich<br />
ein wenig abgeschieden von den<br />
belebten Straßen Barcelonas im<br />
charmanten Viertel Eixample – hier<br />
erlebt man pures katalanisches Flair.<br />
Zwei Welten<br />
Im »Nobu Barcelona« wurden die besten<br />
Design-Features der Restaurants<br />
mit dem architektonischen Erbe der<br />
Stadt verbunden. So trifft japanisches<br />
Kintsugi (zerbrochenes Porzellan wird<br />
mit metallischen Lacken repariert) auf<br />
bunte Mosaike à la Park Güell.<br />
Nobu Hotel Barcelona<br />
Av. Roma 2–4, 08014 Barcelona, Spanien<br />
barcelona.nobuhotels.com<br />
Fotos: © Nobu Hotel Barcelona<br />
138 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Schwarznuss<br />
Eiche weiß geölt<br />
DER WELLNESSLIEGEN-SPEZIALIST<br />
Siesta Natur<br />
LIEGE- & SITZPOSITION<br />
STUFENLOS<br />
VERSTELLBAR<br />
HOLZARTEN<br />
Buche<br />
Zirbe<br />
Eiche<br />
Weißtanne<br />
VARIANTE: SIESTA EASY<br />
FIRST CLASS HOLZ<br />
QUALITÄT AUS ÖSTERREICH<br />
I am from Austria.<br />
www.first-class-holz.at
Dein Leben.<br />
Dein Golf.<br />
Travel Assist und Side Assist<br />
Rückfahrkamera “Rear View”<br />
Winter-Paket<br />
uvm.<br />
Das Unlimited Paket<br />
für den Golf Life mit bis zu<br />
70 % Preisvorteil 1 )<br />
1) Das Unlimited Paket ist optional im Golf (Life) bestellbar und beinhaltet einen Preisvorteil gegenüber der Auswahl einzelner<br />
Sonderausstattungen. Im Paket enthaltene Ausstattungen und Preise können je nach Modellvariante bzw. Motorisierung<br />
variieren. Kraftstoffverbrauch: 0,9 – 8,4 l/100 km. Erdgasverbrauch 5,8 – 6,6 m³/100 km.<br />
Stromverbrauch 14 – 16,3 kWh/100 km. CO 2 -Emission: 21 – 191 g/km. Symbolfoto. Stand 08/<strong>2022</strong>.<br />
Jetzt bei Ihren Wiener Porsche Inter Auto Betrieben.<br />
11x in Wien. Größte Auswahl - bestes Angebot.<br />
www.porschewien.at
<strong>LIVING</strong><br />
KULINARIK<br />
142<br />
146<br />
»EIN RIEDEL-GLAS BESTICHT<br />
DURCH SEINE FUNKTION«<br />
Riedel-CEO Maximilian J. Riedel<br />
im Interview. (S. 142)<br />
UNTERWEGS GENIESSEN<br />
Die stylishsten Behältnisse für<br />
den Lunch. (S. 146)<br />
DIE WÜRZE DES LEBENS<br />
So bekommen Gewürze ihren<br />
verdienten großen Auftritt.<br />
(S. 148)<br />
AUSWÄRTS ESSEN …<br />
Die Gastronominnen Cecilia<br />
Havmöller und Susanna Paller<br />
verraten ihre Lieblingslokale<br />
rund um den Globus. (S. 149)<br />
148<br />
149<br />
Fotos: © Riedel, Vincenzo Finizola, beigestellt
kulinarik / INTERVIEW<br />
»EIN RIEDEL-<br />
GLAS BESTICHT<br />
DURCH SEINE<br />
FUNKTION«<br />
Ausgefallene Designs, neue Herstellungsverfahren und<br />
unterhaltsame Beiträge auf Social Media. Dank Maximilian J.<br />
Riedel bleibt das Familienunternehmen auch nach 266 Jahren<br />
am Puls der Zeit. <strong>LIVING</strong> bat den CEO zum Interview.<br />
INTERVIEW AMELIE-CATHARINA BACHER<br />
<strong>LIVING</strong> 2021 feierte Riedel das 265-jährige<br />
Jubiläum – wie schafft man es, nach so langer<br />
Zeit immer noch erfolgreich zu sein? Muss man<br />
sich dafür immer wieder neu erfinden?<br />
MAXIMILIAN RIEDEL Das könnte man<br />
wahrscheinlich so sagen. In meiner Familie<br />
gab es immer Visionäre, die ihrer Zeit voraus<br />
waren. Ob in Böhmen mit der Erfindung von<br />
farbigem Glas oder der Glasfaser bis herauf<br />
in unsere Zeit mit den auf die Rebsorte abgestimmten,<br />
funktionalen Gläsern. Riedel hat<br />
damit die Weinwelt und den Weingenuss<br />
fundamental beeinflusst und verändert.<br />
Weingläser ohne Stiel, schlangenförmige<br />
Dekanter – Sie sind für Ihre außergewöhnlichen<br />
Designs bekannt. Gibt es ein eigenes Kreativteam<br />
für neue Designs oder entspringen diese<br />
allein Ihrer Fantasie? Und wie lange dauert der<br />
Entwicklungsprozess eines neuen Produkts?<br />
Bei Riedel gibt es kein Kreativteam. Die Designideen<br />
stammen von Familienmitgliedern. In<br />
den letzten 40 Jahren hauptsächlich von meinem<br />
Vater Georg und mir. Die Umsetzung<br />
erarbeite ich mit meinen hochqualifizierten<br />
Glasbläsern, die zugegeben manchmal stöhnen,<br />
wenn sie meine Designs sehen. Am Ende ist es<br />
aber natürlich eine Herausforderung an ihr<br />
handwerkliches Können und ihr Ehrgeiz<br />
spornt sie an, auch komplexe oder auf den<br />
ersten Blick unmögliche Designs umzusetzen.<br />
Es ist also Teamwork. Die Dauer hängt von<br />
der Komplexität des Designs ab.<br />
Riedel bietet für jeden Wein das passende Glas –<br />
wie wichtig ist es dafür, beim Designprozess die<br />
Winzer:innen einzubeziehen?<br />
Ohne Winzer:innen geht es nicht. Sie sind<br />
für uns die schärfsten und wichtigsten<br />
Kritiker:innen, ihrem Qualitätsanspruch<br />
müssen unsere Gläser standhalten. Unser Ziel<br />
ist erreicht, wenn die Winzer:innen nicht<br />
nur zufrieden, sondern überrascht sind von<br />
der perfekten Performance unserer Gläser.<br />
Dank Ihnen ist Riedel auch in den sozialen<br />
Netzwerken sehr beliebt – warum ist das so<br />
wichtig?<br />
Ich habe sehr früh damit begonnen, schon in<br />
meiner Zeit in den USA. Die sozialen Netzwerke<br />
geben mir die Möglichkeit, unmittelbar<br />
mit meinen Kund:innen zu kommunizieren<br />
und vice versa. Social Media ist aus der<br />
heutigen Kommunikation nicht mehr wegzudenken.<br />
Ich genieße das direkte Feedback<br />
und lerne auch daraus.<br />
><br />
In elfter Generation<br />
Seit fast zehn Jahren<br />
leitet Maximilian Josef<br />
Riedel das erfolgreiche<br />
Familienunternehmen.<br />
riedel.com<br />
Foto: Lukas Ilgner<br />
142 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
6 / 22 <strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
143
kulinarik / INTERVIEW<br />
Vorreiter<br />
Das Unternehmen Riedel<br />
bewegt sich gekonnt zwischen<br />
Tradition und Moderne.<br />
266 Jahre Erfahrung und<br />
Handwerk treffen hier auf<br />
neueste Technik.<br />
><br />
Musste das Unternehmen durch die Coronapandemie<br />
umdenken? Und, falls ja, inwiefern?<br />
Die Coronapandemie hat uns – wie viele<br />
andere auch – vor viele Herausforderungen<br />
gestellt. Wir haben intern viele Abläufe verändert,<br />
um unsere Mitarbeiter:innen sowohl im<br />
Office als auch in der Manufaktur noch besser<br />
zu schützen.<br />
Was wollen die Konsument:innen nach über<br />
zwei Jahren Pandemie? Welche Art von Gläsern<br />
verkauft sich momentan besonders gut?<br />
Die Antwort überrascht wahrscheinlich:<br />
Handgefertigte Produkte erlebten in den letzten<br />
beiden Jahren einen regelrechten Höhenflug.<br />
Wir kommen mit der Produktion kaum<br />
hinterher. Wir haben daher eine Möglichkeit<br />
gesucht und mit der Serie »Riedel Veloce«<br />
gefunden, maschinell gefertigte Gläser in einer<br />
Qualität zu produzieren, die weder von der<br />
Haptik noch von der Funktion der von handgefertigten<br />
Gläsern unterlegen ist. »Riedel<br />
Veloce« ist derzeit das Beste, was maschinell<br />
gefertigt werden kann.<br />
Riedel ist sehr international – wie unterscheiden<br />
sich die Wünsche der Kund:innen weltweit?<br />
USA und Asien gehören sicherlich zu den<br />
wichtigsten Märkten, schon aufgrund ihrer<br />
geografischen Größe. Aber auch Europa ist für<br />
uns sehr wichtig. Hier wird so gut wie überall<br />
großartiger Wein produziert und aus den perfekten<br />
»Instrumenten des Trinkgenusses«, wie<br />
wir unsere Gläser gerne nennen, genossen.<br />
Wie bereits erwähnt, lancierte das Unternehmen<br />
dieses Jahr mit »Riedel Veloce« eine komplett<br />
maschinell gefertigte Serie, die sogar mit einer<br />
eigens entwickelten Maschine angefertigt wurde.<br />
Wird es in Zukunft immer mehr maschinell gefertigte<br />
Gläser geben? Und inwieweit unterscheiden<br />
diese sich von dem mundgeblasenen Pendant?<br />
»Unser Ziel ist erreicht,<br />
wenn die Winzer:innen<br />
nicht nur zufrieden, sondern<br />
überrascht sind von der<br />
perfekten Performance<br />
unserer Gläser.«<br />
MAXIMILIAN RIEDEL CEO Riedel Glas<br />
Es wird immer mehr maschinell gefertigte<br />
Gläser geben müssen, aus dem einfachen<br />
Grund, dass es keine Glasbläser:innen mehr<br />
gibt. Wir suchen seit Jahren verzweifelt nach<br />
Nachwuchs. Leider mit bescheidenem Erfolg.<br />
Maschinell gefertigten Gläsern »fehlt die<br />
Seele des Glasbläsers«, wie es mein Vater<br />
immer ausdrückte. Dafür sind maschinell<br />
gefertigte Gläser aber absolut fehlerfrei in der<br />
Funktion. Wir haben heute die Möglichkeit,<br />
maschinell gefertigte Gläser in einer Qualität<br />
zu produ zieren, dass auch in der Haptik –<br />
einem wichtigen Kriterium – kaum mehr<br />
Unter schiede bestehen.<br />
Für die Lai:innen unter uns: Woran erkennt<br />
man ein qualitativ hochwertiges Glas?<br />
Das Wichtigste vorab: Für Riedel steht immer<br />
die Funktionalität im Vordergrund. Ein<br />
hochwertiges Glas ist ein funktionales Glas.<br />
Generell gesprochen sind aber Glasbeschaffenheit,<br />
Wandstärke, kein Rollrand, keine<br />
fühl- und sichtbaren Nähte die Parameter,<br />
die ein hochwertiges Glas definieren.<br />
Egal ob Gastronomie oder Privatbereich – die<br />
außergewöhnlichen Riedel-Dekanter machen<br />
Fotos: Florian Lechner Voels, beigestellt<br />
144 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
»Riedel Veloce«<br />
Ihren Namen verdanken<br />
die Gläser dem italienischen<br />
Wort für »schnell« – in<br />
Anlehnung an die flotte<br />
Maschinentechnik.<br />
und mit der Serie »Riedel Performance« eine<br />
Möglichkeit gefunden, das Volumen des<br />
Glases zu erhöhen, ohne das Glas enorm<br />
werden zu lassen. Das besondere dieser Serie<br />
ist die Oberfläche der Glasinnenseite – sie ist<br />
in einem maschinellen Vorgang »optisch«<br />
gefertigt – das bedeutet eine Rillenstruktur,<br />
die die innere Oberfläche des Glases vergrößert,<br />
ohne die elegante Silhouette oder<br />
die Haptik des Glases zu verändern. Diese<br />
Struktur dient auch dazu, den Wein beim<br />
Schwenken zusätzlich zu belüften und dadurch<br />
die Nase zu verstärken. Ich nenne das<br />
»optic impact« – die kaum sichtbaren Rillen<br />
sind kein Designgimmick, sondern ihre<br />
Aufgabe ist es, den Wein in seiner perfekten<br />
und umfassendsten Form zu präsentieren.<br />
Der große Erfolg und vor allem auch der<br />
Zuspruch der Winzer:innen zeigen uns, dass<br />
das Glas funktioniert.<br />
Welche Trends werden uns 2023 im Glasdesign<br />
erwarten? Und werden diese auch Ihre eigenen<br />
Designs beeinflussen?<br />
Designtrends sind bei uns nicht vorrangig.<br />
Wir arbeiten aber immer an Verbesserungen<br />
und Erweiterungen. Lassen Sie sich überraschen.<br />
Die Ideen gehen uns nie aus. Design<br />
ist für uns nur ein zusätzliches Asset. Ein<br />
Riedel-Glas besticht durch seine Funktion.<br />
das Servieren zu einem regelrechten Erlebnis –<br />
was sind, abgesehen vom optischen Highlight,<br />
die Vorteile des Dekantierens? Haben die<br />
unterschiedlichen Formen eine Auswirkung<br />
auf den Geschmack oder steht hier mehr der<br />
optische Effekt im Vordergrund?<br />
Wir raten dazu, jeden Wein, ob alt oder jung,<br />
rot, weiß oder rosé, zu dekantieren. Manchmal<br />
dekantiere ich auch Champagner. Das<br />
Dekantieren gibt dem Wein das Leben<br />
zurück. Junge Weine brauchen etwas mehr<br />
Unterstützung. Für diese Weine haben wir<br />
Dekanter mit Doppeldekantierfunktion entwickelt.<br />
Der Wein wird sowohl beim Ein- als<br />
auch beim Ausschenken belüftet, und das hilft<br />
dem Wein, dadurch seine Aromenvielfalt zu<br />
zeigen. Reife Weine brauchen diesen zusätzlichen<br />
Kick nicht, für sie haben wir ebenfalls<br />
eine große Bandbreite von Dekantern<br />
kreiert. Auch bei Dekantern gilt: Die Form<br />
beeinflusst die Funktion.<br />
Auch die Gläser müssen sich dem Klimawandel<br />
anpassen – wieso und in welcher Weise?<br />
Durch die steigende Erderwärmung haben<br />
die Trauben mehr Zucker und die Weine<br />
dadurch mehr Alkohol. Die Gläser brauchen<br />
mehr Volumen, um das auszugleichen beziehungsweise<br />
dem Wein mehr Platz zu geben.<br />
Wir haben diesen Trend schon früh erkannt<br />
Vor über neun Jahren haben Sie die Riedel-<br />
Geschäftsführung übernommen? Was ist Ihr<br />
Resümee, wo wollen Sie in zehn Jahren sein?<br />
Ich kann mich bisher nicht beschweren. Wir<br />
sind sehr erfolgreich trotz dieser schwierigen<br />
Zeiten. In den letzten neun Jahren haben uns<br />
die weltpolitischen Ereignisse mehrfach vor<br />
große Herausforderungen gestellt. Ich denke<br />
an den Syrien-Konflikt, die Immigrationswelle,<br />
Corona und jetzt aktuell den Krieg in<br />
der Ukraine und die Energiekrise. Trotz all<br />
dieser Wirrnisse ist unser Business Jahr für<br />
Jahr gewachsen. Ich habe ein großartiges und<br />
sehr erfahrenes Team um mich herum, das<br />
sich selbst täglich neu herausfordert. Wir<br />
verbessern uns kontinuierlich, wenn es darum<br />
geht, die Produktion effizienter zu machen,<br />
Abläufe zu vereinfachen und dadurch zu<br />
beschleunigen, unsere Logistik ist am absolut<br />
neuesten Stand, wir haben IT-Systeme, die<br />
unter anderem die moderne Art des Retail<br />
unterstützen, und vieles mehr.<br />
Zusammengefasst: Ich bin glücklich! <<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
145
kulinarik / FOOD BOXES<br />
Fest im Griff<br />
Inspiriert von japanischen<br />
Bento-Boxen, bietet die<br />
»Food à Porter«-Lunchbox von<br />
Alessi jede Menge Platz für<br />
verschiedene Lebensmittel.<br />
connox.at<br />
Dschungelfieber<br />
Die Bento-Box von<br />
monbento überzeugt nicht<br />
nur mit coolem Design,<br />
sondern auch mit hermetisch<br />
dichten Fächern.<br />
monbento.de<br />
Nachhaltig<br />
Für alle, die bewusst auf Plastik<br />
verzichten möchten, ist die »To Go«-<br />
Kollektion von Villeroy & Boch die<br />
perfekte Alternative.<br />
villeroy-boch.at<br />
Liebe zum Detail<br />
Ob für unterwegs<br />
oder als Hausbar-<br />
Hingucker – schicker<br />
als mit den Louis-<br />
Vuitton-Strohhalmen<br />
kann man seine<br />
Getränke kaum<br />
schlürfen.<br />
us.louisvuitton.com<br />
UNTERWEGS<br />
GENIESSEN<br />
Zwei in einem<br />
Während die Suppe<br />
unten warm gehalten<br />
wird, bleiben die Croutons<br />
im oberen Teil<br />
des »Ellipse«-Lunchpots<br />
schön knackig.<br />
mepal.com<br />
Ob Kaffee, Mittagessen oder Snack – dank der passenden<br />
Behältnisse ist man immer gut versorgt. <strong>LIVING</strong> hat sich für<br />
Sie auf die Suche nach den schönsten Exemplaren begeben.<br />
Raumwunder<br />
Ausgebeulte Handtaschen waren<br />
gestern – dank des A6-Formats<br />
lässt sich die flache »memobottle«<br />
ganz leicht transportieren.<br />
memobottle.eu.com<br />
Mundgerecht<br />
Nachhaltigkeit mal zwei – das<br />
wiederverwendbare Besteck ist<br />
in dem Täschchen aus recyceltem<br />
Nylon immer mit dabei.<br />
prada.com<br />
Urlaubsfeeling<br />
Mit dem coolen Keramik-<br />
Kaffeebecher von Saint Laurent<br />
hat schlechte Laune am<br />
Morgen keine Chance.<br />
ysl.com<br />
Fotos: beigestellt<br />
146 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
STEININGER DESIGNERS<br />
Das Design der neuen STEININGER-<br />
Accessoires-Linie orientiert sich stark am<br />
konischen Küchenmodel »FOLD«.<br />
LUXURIÖSE<br />
WOHNACCESSOIRES<br />
Mit der neuen Accessoires-Linie erweitert das Luxuslabel STEININGER seine Kollektion.<br />
Vasen und Tabletts tragen die Handschrift von Chefdesigner Martin Steininger.<br />
FOTOS: BEIGESTELLT<br />
<strong>LIVING</strong> Wie gehen Sie an den Designprozess<br />
heran?<br />
MARTIN STEININGER In mir steckt ein tiefer<br />
Wunsch, Dinge zu vereinfachen – das spiegelt<br />
sich auch in meiner reduzierten Ästhetik<br />
wider. Beim Entwerfen spielen die analogen<br />
Medien im Designstudio nach wie vor eine<br />
große Rolle, Bleistiftskizzen eingeschlossen.<br />
Wichtig ist mir auch der Gedankenaustausch<br />
mit meinem Designteam, bei dem oft die<br />
Überlegungen entstehen, die einem Projekt<br />
überhaupt erst die Richtung geben.<br />
Was ist das Besondere an Möbeldesign?<br />
Spannend sind am Möbeldesign die relativ<br />
kurzen Entwicklungszeiten im Vergleich zu<br />
meinen Architekturprojekten, aber auch der<br />
eher praktische Bezug, den man zu diesen<br />
sogenannten Alltagsgegenständen hat.<br />
Wie wichtig sind Möbelstücke und<br />
Accessoires für den Wohnraum?<br />
Es zählt nicht nur die Architektur, sondern<br />
auch die Dinge, die sich darin befinden. Alle<br />
Möbelstücke sowie unsere neue »FOLD«-<br />
Accessoires-Linie sind die Abrundung für den<br />
gesamten Wohnraum. Ziel guter Gestaltung<br />
und Architektur sollte es sein, Orte entstehen<br />
zu lassen, die den Nutzer:innen dienen und<br />
ja – auch ihr Leben verschönern. Das ist der<br />
Anspruch bei allem, was wir machen!<br />
Die Vasenkollektion und die Tabletts orientieren<br />
sich stark am Küchenmodel »FOLD«.<br />
Ja, die »FOLD« als Küche folgt keinen geometrischen<br />
Grundformen, sondern hat eine<br />
ganz selbstständige Form bekommen. Da ist<br />
der Gedanke naheliegend gewesen, aus diesem<br />
Design eine Produktfamilie zu schaffen.<br />
Die Vasen und Tabletts sind aus einem Guss<br />
gefertigt. Wie gelingt das?<br />
Chefdesigner Martin Steininger und der<br />
»FOLD«-Coffee-Table.<br />
Wir benutzen eine spezielle Technologie, in<br />
der das Metall gefräst und gefaltet wird. Es<br />
wird nicht verschliffen, sondern aus einem<br />
Stück gefertigt. Auch die Dinge, die man<br />
vielleicht nicht auf den ersten Blick sieht, wie<br />
der schöne Abschluss oder der Klang, sind<br />
besonders. Wenn man die Vase abstellt, darf<br />
es nicht hölzern oder hohl klingen.<br />
Welche Rolle spielen Materialität und<br />
Funktion?<br />
Mir ist es wichtig, dass die Produktfamilie<br />
allein und gemeinsam funktioniert, auch in<br />
unterschiedlichen Materialien – etwa als<br />
Tischarrangement. Alle Accessoires verbinden<br />
sich, treten nicht in Konkurrenz zueinander<br />
und lassen sich perfekt in den Wohnraum<br />
integrieren. Vase und Tablett produzieren<br />
wir also in denselben Materialien – hier auch<br />
sechs verschiedene Materialien und drei<br />
Standardgrößen. In der Parametrik sind<br />
Vase und Tablett aber auch in jeder Größe zu<br />
produzieren. In jedem Fall merkt man, dass<br />
hier einfach Masse dahinter ist!<br />
INFO<br />
Weitere Informationen unter<br />
steiningerdesigners.com<br />
ADVERTORIAL<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
147
kulinarik / AUFBEWAHRUNG<br />
1.<br />
2.<br />
Sie verleihen jeder Speise das gewisse Etwas, und<br />
doch werden Gewürze oftmals nur lieblos verstaut.<br />
Höchste Zeit also, dass die heimlichen Helden die<br />
Bühne bekommen, die sie verdienen.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
1. Auf die Plätze … fertig, an die Gewürze! Der hübsche Akazienholzhalter für Kräuter- und Gewürzgläser verschafft Ihnen eine übersichtliche, aufgeräumte Arbeitsplatte.<br />
dille-kamille.at 2. Materialmix Die geriffelte Oberfläche der Gewürzdosen von bulthaup ermöglicht eine gute Handhabung, während das Glas den aktuellen Füllstand zeigt.<br />
Mit den verschiedenen Streu- und Schüttöffnungen gelingt selbst Hobbyköch:innen eine präzise Dosierung. shop.bulthaup.com 3. Ordnungshüter Benötigt man die Gewürze<br />
nicht im gemahlenen Zustand (wie zum Beispiel ganze Lorbeerblätter), bedarf es eines Behältnisses wie dieses von Grüne Erde. grueneerde.com 4. Griffbereit Was nutzen<br />
die teuersten Gewürze, wenn man sie nicht verwendet? Das »Gourmet«-Gewürzregal von side by side bietet die passende Bühne für Ihre Schätze, sodass man immer wieder<br />
zugreift. connox.at 5. Edel Selten waren Salz- und Pfefferstreuer so prunkvoll wie die handgefertigten »Spice Jewels« von L’Objet. harrods.com 6. Formvollendet Die<br />
mundgeblasenen Gewürzflaschen »Eden« sind nicht nur funktional, sondern auch sehr dekorativ. westwingnow.de 7. Die drei Musketiere Dank der praktischen Löffel der<br />
»Abdon«-Dosen lassen sich Gewürze optimal verteilen. sklum.com<br />
Fotos: beigestellt<br />
148 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
»Matthew Kenney ist ein Superstar in der veganen Gastroszene.<br />
Mit seiner Lifestylemarke PLANTLAB bringt er eigene Kochbücher<br />
raus, betreibt Wellness-Retreats und gibt ›plant-based‹<br />
Kochkurse. Sein Restaurant in Venice ist eine Oase des guten<br />
Geschmacks und im Garten des Lokals fühlt man sich unter den<br />
Olivenbäumen plötzlich wie mitten in der Toskana.«<br />
»Chef de<br />
Cuisine Paul Ivić<br />
ist ein Genie der<br />
modernen vegetarischen<br />
und veganen Küche. Mit<br />
seinem Zero-Waste-Konzept<br />
zeigt er auf meisterhafte<br />
Weise, wie Kreativität<br />
und Geschmack<br />
bei Gemüse<br />
funktioniert.«<br />
LOCATION / kulinarik<br />
»Plant Food + Wine«, Los Angeles, USA, plantfoodandwine.com<br />
»TIAN Restaurant«, Wien, tian-restaurant.com<br />
AUSWÄRTS ESSEN …<br />
Fotos: Veganista, © plantfoodandwine, © Ingo Pertramer, Courtesy Cafe Gratitude, © Vincenzo Finizola, beigestellt<br />
Wo trifft neuestes Design auf gemütliches Ambiente,<br />
Kunst auf kulinarisches Konzept? Die Gastronominnen<br />
Cecilia Havmöller und Susanna Paller verraten ihre<br />
Lieblingslokale und was sie auszeichnet.<br />
Essen gehen ist für uns vergleichbar<br />
mit einem Theaterstück. Ein richtig<br />
gutes Menü hat eine Dramaturgie,<br />
dabei sind die Teller die Bühne und<br />
die Zutaten die Darsteller.« Susanna Paller<br />
und Cecilia Havmöller geht es sowohl beim<br />
Kochen als auch beim Essen darum, abzuschalten<br />
und für eine Weile in eine andere<br />
Welt eintauchen zu können. Am liebsten<br />
besuchen die beiden dafür vegetarische<br />
Lokale mit veganen Alternativen. Auch<br />
wichtig für die Gastronominnen: die<br />
passende Weinbegleitung, die die Komponenten<br />
der Gerichte im Bestfall unterstreicht.<br />
»Wenn dann auch noch das Ambiente<br />
stimmt, ist es für uns ein rundum gelungener<br />
Restaurantbesuch!« Das finden wir auch!<br />
»Café Gratitude«, Los Angeles, USA, cafegratitude.com<br />
»Bei<br />
jedem Besuch<br />
in Los Angeles ist<br />
das ›Café Gratitude‹ in<br />
der Rose Avenue in Venice<br />
unsere erste Brunch-<br />
Anlaufstelle – wir sind<br />
süchtig nach dem<br />
veganen French<br />
Toast!«<br />
Susanna Paller (l.) und<br />
Cecilia Havmöller<br />
2013 gründeten die<br />
beiden Schwestern mit<br />
»Veganista« den ersten<br />
veganen Eissalon Wiens,<br />
mittlerweile erfreuen<br />
sich die Kund:innen an<br />
zwölf Filialen. 2019<br />
folgte dann »The LaLa«,<br />
ein veganes Take-away-<br />
Geschäft, welches die<br />
vegane Food-Szene in<br />
Los Angeles zum Vorbild<br />
hat. veganista.at,<br />
the-lala.com<br />
»Das<br />
kleine Lokal<br />
serviert 100 Prozent<br />
vegane chinesische<br />
Speisen und grünen<br />
Tee, der auf der eigenen<br />
Teefarm in Taiwan<br />
geerntet wird.<br />
Unbedingt vorher<br />
reservieren!«<br />
»Lao Wai«, Stockholm, Schweden, laowai.se<br />
»Linfa Milano«, Mailand, Italien, linfamilano.com<br />
»Edoardo Valsecchi hat im<br />
Linfa Milano den Garten Eden der<br />
Plant-based Cuisine geschaffen.«<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
149
kulinarik / DESIGN-KULT<br />
KULT STÜCK<br />
Farbenpracht<br />
In fünf verschiedenen<br />
Ausführungen ist das »Véga«-<br />
Glas erhältlich, von goldigem<br />
Bernstein bis hin zu festlichem<br />
Rot. baccarat.de<br />
EDEL GENIESSEN!<br />
Wenn Gläser fast zu schön<br />
sind, um daraus zu trinken,<br />
muss schon eine außergewöhnliche<br />
Handwerkskunst<br />
dahinter-stecken. Im Falle des französischen<br />
Kristallglasherstellers Baccarat ist diese mit<br />
über 250 Jahren Expertise an Besonderheit<br />
kaum zu übertreffen. 15 Jahre dauert es allein,<br />
um alle Handgriffe zu beherrschen, die bildhauerischen<br />
Möglichkeiten von Kristall auszuschöpfen.<br />
Dafür benötigt es Menschen mit<br />
Durchhaltevermögen, kein Wunder also,<br />
dass Baccarat heute die meisten »Meilleurs<br />
Ouvriers de France« (beste Handwerker<br />
Frankreichs) unter den französischen<br />
Luxusmarken beschäftigt. Damit die Gläsersammlung<br />
wie »aus einem Guss« wirkt, setzt<br />
Baccarat auf verschiedene Serien – wie »Véga«.<br />
Neben Sektbechern und Longdrinkgläsern<br />
findet man hier auch die kleinen, bunten Jewels<br />
(Bild), die dank ihrer Farbenvielfalt jeden<br />
Tisch zum Hingucker machen. Der Schaft erinnert<br />
an die bekannten Brancusi-Säulen und<br />
verleiht den Gläsern einen aufregenden Touch.<br />
Foto: © Baccarat<br />
150 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Die Revolution der Küchenarbeitsplatte:<br />
Geformt aus zerkleinertem Naturstein und<br />
recyceltem Material. Verbunden für die<br />
Ewigkeit – da immer wieder recyclebar.<br />
Mit diesem Meisterwerk lauschen Sie<br />
den Geschichten der Vergangenheit und<br />
schreiten in eine nachhaltige Zukunft.<br />
Alpinova exklusiv by STRASSER.<br />
DIE ERSTE RE-STONING<br />
KÜCHENARBEITSPLATTE<br />
WELTWEIT.<br />
www.alpinova.at
jpi.at<br />
WIR KAUFEN<br />
IHR ZINSHAUS.<br />
SIE GENIESSEN<br />
IHR LEBEN.<br />
So einfach kann es sein. Mit dem<br />
Verkauf Ihres Zinshauses beginnt<br />
ein neuer, entspannter Lebensabschnitt.<br />
Vertrauen Sie auf über 26 Jahre<br />
Erfahrung, ZinshausExpertise und<br />
Handschlagqualität. Wir machen<br />
Ihnen gerne ein unverbindliches<br />
Angebot – und Sie verwirklichen<br />
Ihre Träume.<br />
→ +43 1 596 60 20
<strong>LIVING</strong><br />
RESIDENCES<br />
160<br />
166<br />
Fotos: Hufton + Crow Photography, © CROWND Estates, © LISI SPECHT, Lukas Ilgner<br />
172<br />
172<br />
180<br />
DIE MISCHUNG MACHT’S<br />
Zeitgenössische Architektur<br />
versus historische Stadtzentren.<br />
(S. 160)<br />
WO DIE ARCHITEKTUR<br />
WOHNT<br />
Zu Gast bei vier Wiener<br />
Architekt:innen. (S. 166)<br />
STIL VOLLER LUXUS<br />
Das tut sich an den Wiener<br />
Topadressen. (S. 172)<br />
AUSSTIEG AUS GAS JA,<br />
ABER WIE?<br />
Ein Architekt, eine Bauträgerin<br />
und ein Immobilienexperte im<br />
Talk. (S. 180)
esidences / BAUTRÄGER-ROUND-UP<br />
Foto: Irene Schanda<br />
154 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
TROTZ ALLEM:<br />
VIELFALT BEI NEUEN<br />
PROJEKTEN<br />
Steigende Zinsen, hohe Inflation, Materialengpässe: Was<br />
bedeutet das für neue Wohnungsprojekte? Was machen<br />
die Bauträger und entspannt sich dadurch vielleicht sogar<br />
die absurde Preisentwicklung? TEXT HEIMO ROLLETT<br />
Paradisgasse 24 & 26<br />
Da kann nichts schiefgehen: Zwischen grünen<br />
Gräsern und Stauden stehen die vier Stadtvillen von<br />
Raiffeisen Wohnbau schon fix und bezugsfertig da.<br />
Die Wohnungsgrößen von 61 bis 138 Quadratmeter<br />
sind auffallend großzügig, die Lage in Unterdöbling<br />
fraglos top. Und wer denkt, dass sich beim Namen<br />
ein Fehler eingeschlichen hat, der irrt. Die Gasse ist<br />
nach der Komponistin und Pianistin Maria Theresia<br />
Paradis benannt. raiffeisen-wohnbau.at<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
155
esidences / BAUTRÄGER-ROUND-UP<br />
Da ging es dahin wie auf der Überholspur<br />
einer deutschen Autobahn und<br />
dann: Aus! Stopp! Baufirmen konnten<br />
keine Fixpreise mehr anbieten,<br />
Baustoffe fehlten und überhaupt ist die ganze<br />
Weltordnung durcheinander. Das brachte so<br />
manche großen gemeinnützigen Bauträger<br />
zum Ziehen der Notbremse. Sie stellten alle<br />
neuen Projekte vorerst ein.<br />
BAUFIRMEN SUCHEN AUFTRÄGE<br />
Im Unterschied zu freifinanzierten Bauträgern<br />
bewegen sich die gemeinnützigen in<br />
einem engen Korsett an Regeln, sie dürfen<br />
nicht zu risikoreich finanzieren (und keine<br />
Fixpreise bedeutet mehr Risiko). Aber selbst<br />
viele private Developer stoppten ihre neuen<br />
Projekte. Was dazu führte, dass die Baufirmen<br />
– eben noch aufgrund der Auftragslage<br />
und des Personalmangels hart über der<br />
Auslastung – mittlerweile bereits telefonisch<br />
Aufträge für das nächste Jahr akquirieren.<br />
Ihre Auftragsbücher haben noch ein paar<br />
leere Seiten. Expert:innen rechnen, dass<br />
damit zumindest die Preissteigerung bei den<br />
Baukosten ein wenig relativiert wird.<br />
Quartier Starhemberg<br />
Zwischen Hauptbahnhof, Palais Schönburg und<br />
Theresianum entwickelt die Wiener Immobilien Real<br />
Estate ein größeres Projekt. Einerseits werden Altbauwohnungen<br />
mit Terrassen auf Vordermann gebracht,<br />
andererseits neue Apartments in den Block<br />
einpflanzt, und auch Penthouse-Wohnungen mit Pool<br />
wird es geben. In der Vermarktung ist das Ganze<br />
noch nicht, dem Vernehmen nach liegt das Projekt<br />
noch bei den Behörden. quartier-starhemberg.at<br />
Bleibt ein anderes Sorgenkind, das die<br />
Bauträger aktuell belastet. Während die<br />
Erhöhung der Zinsen volkswirtschaftlich<br />
notwendig gegen die Inflation ist, tut sie den<br />
professionellen Immobilienentwickler:innen<br />
weh, und auch für fremdfinanzierende<br />
Immobilienkäufer:innen wird es teurer.<br />
Das Ganze bedeutet, dass Projekte, die gerade<br />
gebaut werden, natürlich fertiggestellt werden<br />
und danach kurzfristig etwas weniger auf<br />
den Markt kommt. Ist das schlimm? Nicht<br />
unbedingt, denn in einem überhitzten<br />
Immobilienmarkt kann es ganz heilsam sein,<br />
wenn nicht auf Teufel komm raus gebaut<br />
wird und – ganz wichtig – wenn es aufgrund<br />
der steigenden Zinsen wieder andere Alternativen<br />
zur Veranlagung gibt und nicht alle<br />
Privaten und Institutionellen in Immobilien<br />
investieren und so die Nachfrage und die<br />
Preise hoch halten.<br />
JETZT ERST RECHT!<br />
Dabei sollten wir uns doch um ganz andere<br />
Dinge kümmern! Um das Klima, die soziale<br />
Nachhaltigkeit, um mehr Grün in der Stadt<br />
und weniger Energieverbrauch. Da tun Nachrichten<br />
von Projekten, die eben doch umgesetzt<br />
werden und auch noch einen irre hohen<br />
Nachhaltigkeitsanspruch haben, richtig gut.<br />
Klimaneutral und energieautark soll das<br />
aktuelle Projekt in der Rudolf-Simon-Gasse 5<br />
in Wien-Simmering werden. 49 freifinanzierte<br />
Wohnungen entstehen hier, Gemeinschaftsgärten,<br />
Gemeinschaftsdachterrasse, 91 Fahrradabstellplätze<br />
und E-Ladestationen sind<br />
mitgeplant. Der von Riepl Kaufmann Bammer<br />
Architektur geplante Wohnbau soll einen<br />
Beitrag für eine urbane, dekarbonisierte und<br />
klimaneutrale Zukunft leisten. Umgesetzt wird<br />
das mittels Geothermie, also Tiefenbohrungen<br />
Fotos: © WI-RE Immobilienmakler GmbH, © B2C Team Realtrade Immobilien Vermittlungs GmbH, © Winegg<br />
156 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
»Neben der weitestgehend autarken<br />
Energieversorgung holen wir das Grün aus<br />
den umgebenden Parkflächen in die Anlage.«<br />
MICHAEL KLEMENT CEO Invester United Benefits<br />
Sandleitengasse 68<br />
Was für ein selbstbewusstes Auftreten! Das<br />
Flatiron Building von Hernals entsteht zwischen<br />
Kongressbad und Dornbach, also am Fuße des<br />
Wilhelminenbergs, als kompletter Neubau. Sowohl<br />
Eigennutzer:innen als auch Anleger:innen<br />
werden adressiert, zwei bis vier Zimmer umfassen<br />
die 39 Wohnungen, die mit großflächigen<br />
Ver glasungen viel Offenheit demonstrieren.<br />
Kommt bald in den Verkauf! winegg.at<br />
und Strom, der aus der hauseigenen Photovoltaikanlage<br />
kommt. »Das Projekt vereint<br />
mehrere Trends: Neben der weitestgehend<br />
autarken Energieversorgung holen wir das<br />
Grün aus den umgebenden Parkflächen in die<br />
Anlage und kreieren Räume für Begegnung<br />
und ein nachbarschaftliches Miteinander«,<br />
erklärt Michael Klement, CEO des Entwicklers<br />
Invester United Benefits.<br />
HOLZ UND MIKROKLIMA<br />
Neues, ebenso Nachhaltiges, gibt es auch bei<br />
der Quartiersentwicklung Village im Dritten.<br />
Hier entstehen bis 2026 rund 1.900 Wohneinheiten<br />
(rund 42 Prozent davon gefördert)<br />
><br />
Das Bernhard<br />
Ebenso beste innerstädtische Lage: Raumhöhen<br />
bis zu 4,1 Meter machen die Wohnungen im<br />
Altbauensemble an der Ecke Bernardgasse/<br />
Mentergasse in Wien-Neubau besonders.<br />
34 Eigentumswohnungen in zwei Häusern mit<br />
unterschiedlichsten Grundrissen entstehen<br />
hier. Zu Redaktionsschluss war noch rund ein<br />
Drittel davon nicht verkauft. dasbernard.at<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
157
esidences / BAUTRÄGER-ROUND-UP<br />
Village im Dritten<br />
Der Stadtteil Village im Dritten wird konsequent<br />
weiterentwickelt. Hier gibt es für alle den<br />
richtigen Wohnraum – von geförderten Wohnungen<br />
über Baugruppen und freifinanzierte Domizile<br />
bis zu Wohnmodellen für Alleinerziehende.<br />
Insgesamt 4.000 Bewohner:innen werden hier<br />
Platz finden. villageimdritten.at<br />
PREISE BEGINNEN ZU STAGNIEREN<br />
><br />
D<br />
er durchschnittliche<br />
Verkaufspreis von<br />
Neubauwohnungen in<br />
Wien liegt bei 5.732 Euro<br />
pro Quadratmeter.<br />
auf satten elf Hektar Entwick lungs fläche<br />
der Wiener Aspanggründe. Die Pläne für die<br />
erste Bauphase sind bereits bekannt, nun wurden<br />
die Planer:innen für vier weitere Baufelder<br />
bekannt gegeben. Gemein ist ihnen, dass alle in<br />
nachhaltiger Holzhybridbauweise errichtet<br />
werden. Dabei handelt es sich nicht um einen<br />
reinen Holzbau, die Teile, die in Beton Sinn<br />
machen, werden halt anders ausgeführt – etwa<br />
Sockel oder Erschließungskerne. In den Innenräumen<br />
aber sorgt der Baustoff Holz, zum<br />
Beispiel bei Decken, Zwischenwänden oder<br />
Stützen, für ein angenehmes Wohn- oder<br />
Arbeitsklima und ermöglicht gleichzeitig hohe<br />
Flexibilität beim Bau. Begrünte Dachterrassen<br />
und Dächer, bepflanzte Innenhöfe und teilweise<br />
begrünte Fassaden tragen zu einem<br />
verbesserten Mikroklima bei.<br />
Quelle: EXPLOREAL<br />
Auch bei anderen Baustellen geht es trotz Hindernissen<br />
fahrplangemäß dahin. Ein Sinken der<br />
Kaufpreise ist derzeit noch nicht sichtbar, die<br />
Preise stagnieren allerdings teilweise. Der durchschnittliche<br />
Verkaufspreis von Neubauwohnungen<br />
in Wien liegt bei 5.732 Euro pro Quadratmeter.<br />
In Niederösterreich, der Steiermark, dem<br />
Burgenland und in Oberösterreich liegt dieser<br />
Durchschnittswert bei rund 3.800 Euro, wie eine<br />
aktuelle Erhebung der Bauträgerdatenbank<br />
Exploreal zeigt. Darin heißt es für Wien: »Der<br />
mittlere Verkaufspreis von Eigentumswohnungen<br />
ist im Zeitraum von Juli 2021 bis Juni <strong>2022</strong><br />
im Vergleich zum vorherigen Zeitraum April<br />
2021 bis März <strong>2022</strong> gleich geblieben und liegt<br />
bei 5.732 Euro pro Quadratmeter. Der Preis von<br />
freifinanzierten Mietwohnungen hat sich im<br />
Vergleich zum Vorquartal nicht wesentlich verändert<br />
und beträgt nun 13,57 Euro pro Quadratmeter.«<br />
Mit den Exploreal-Daten lässt sich im<br />
Übrigen auch bestätigen, was Karina Schunker,<br />
Geschäftsführerin EHL Wohnen, bereits Anfang<br />
des Jahres beobachtet hatte: Der Trend geht<br />
wieder zu größeren Wohnungen mit mehr<br />
Zimmern. Corona sei Dank!<br />
<<br />
Zwei beim Kirschbaum<br />
Ländliche Entspanntheit und trotzdem Wien, genau<br />
das, was sich viele wünschen: Der Kirschbaum, an<br />
den sich die zwei Bauteile anschmiegen, steht am<br />
Rande des 14. Wiener Gemeindebezirks. Zu Fuß<br />
kommt man von hier sofort in den Wienerwald, nach<br />
Purkersdorf, ins Auhof Center und zur S-Bahn, die<br />
einen in wenigen Minuten zum Westbahnhof bringt.<br />
Die Fertigstellung ist für Ende 2023 geplant.<br />
wohnkompanie.at<br />
Fotos: Patricia Bagienski, © Die Wohnkompanie<br />
158 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
WOHNEN IN DER<br />
STEINBRUNNGASSE<br />
Naturverbunden Lebensqualität steigern<br />
Provisionsfrei<br />
direkt vom<br />
Bauträger<br />
HWB 45,90 kWh/m 2<br />
STEINBRUNNGASSE 26-30<br />
3400 Klosterneuburg | Kierling<br />
• 8 Hauseinheiten auf Eigengrund<br />
• Wohnfläche ca. 165 m 2 - 176 m 2<br />
• Separates Studio<br />
• Kontrollierte Wohnraumlüftung<br />
• Luftwärmepumpe inkl. Kühlung im Sommer<br />
• Vorbereitung für Photovoltaik und Klimatisierung<br />
• Alu-Holzfenster mit elektrischem Sonnenschutz<br />
• Fußbodenheizung<br />
• Natürliches Badebiotop<br />
• Bezugsfertig ab Herbst <strong>2022</strong><br />
T. +43 1 512 12 45<br />
office@gca.co.at<br />
www.gca.co.at
esidences / TRADITION UND MODERNE<br />
DIE MISCHUNG<br />
MACHT’S<br />
Mutig und kreativ? Gewagt oder zu viel des Guten? Zeitgenössische Architektur<br />
in historischen Stadtzentren ist immer wieder Anlass hitziger Diskussion, ein<br />
ständiger Wandlungsprozess und Dialog zwischen Alt und Neu und ein Lauf auf<br />
Messers Schneide. Denkmalschützer:innen verteidigen Altes, Architekt:innen<br />
wollen neu gestalten und weiterentwickeln. Doch was macht ein Stadtbild<br />
eigentlich besonders und wie schützenswert ist es? TEXT MORITZ WEINSTOCK<br />
Looshaus, Secession, Albertina-Flugdach,<br />
Haas-Haus, mumok – die Liste<br />
streitbarer Architektur in Wien ist<br />
lang – und ist es immer gewesen.<br />
Denn Architektur ist stets ein der Zeit und<br />
dem Zeitgeist verhaftetes Entwicklungsgebiet,<br />
eine Spielwiese, wenn man so möchte, auf der<br />
die einen nach Belieben herumtollen wollen<br />
und die anderen Regeln festlegen, damit es<br />
nicht zu bunt hergeht. Mit dem Blick auf<br />
Wiens Dächer und Fassaden staunt man<br />
dabei manchmal nicht schlecht angesichts<br />
der äußerst gewagten und eigenwilligen<br />
Dach aufbauten sowie Fassadenneugestaltungen.<br />
Ein Rooftop wie in der Falkenstraße<br />
beispielsweise sucht man in anderen historischen<br />
Städten, wie etwa München oder<br />
Salzburg, jedenfalls lange. Auch das Hotel<br />
»Topazz Lamée« sticht aus dem Zinshausensemble<br />
an der Kreuzung Rotgasse/<br />
Lichtensteg im ersten Wiener Gemeindebezirk<br />
heraus. Aber stören diese neuartigen<br />
Gebilde das Stadtbild, sind sie eine Aufwertung<br />
oder (in Bezug auf Dachaufbauten)<br />
gar ein notwendiges Übel im Sinne der<br />
Nachverdichtung? »Das kommt darauf an«,<br />
meint Birgit Knauer. Sie ist interimistische<br />
Leiterin des Forschungsbereichs Denkmalpflege<br />
und Bauen im Bestand an der TU<br />
Wien und gegen eine pauschale Ablehnungshaltung:<br />
»Es sind Einzelentscheidungen,<br />
die zu treffen sind: Handelt es sich um ein<br />
vielleicht nicht denkmalgeschütztes, aber<br />
dennoch erhaltenswertes Gebäude, handelt<br />
es sich um ein städtebaulich exponiertes<br />
Gebäude und, letztlich, welche Qualitäten<br />
zeigt der Entwurf?«<br />
Das bringt uns zum Begriff der »Schutzzone«.<br />
Laut Wiener Bauordnung gilt es, nicht<br />
nur Einzelgebäude in Betracht zu ziehen und<br />
unter Schutz zu stellen, sondern auch das<br />
Zusammenwirken vieler Gebäude einzuschätzen,<br />
»die als Einzelbauten vielleicht gar keine<br />
Denkmale sind«, erklärt die Expertin. Problematisch<br />
an der Sache sei jedoch, dass es in den<br />
vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu einer<br />
kontinuierlichen Aufweichung der Idee der<br />
Schutzzonen gekommen ist, und »zahllose<br />
fragwürdige Bewilligungen« stattfanden.<br />
Militärmuseum, Dresden<br />
Wie die Spitze eines Pfeils durchschneidet der<br />
Keil von Architekt Daniel Libeskind das Militärmuseum<br />
der Bundeswehr – und wurde damit<br />
zum »Kontrapunkt des Arsenals, der Krieg nicht<br />
anerkennt, sondern in Frage stellt.«<br />
mhmbw.de<br />
><br />
160 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Foto: Hufton + Crow Photography<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
161
esidences / TRADITION UND MODERNE<br />
Stealth Building, NYC<br />
Vorgabe der Stadt New York war es,<br />
jede Art von Dachaufbau möglichst<br />
unsichtbar zu gestalten. Die gusseiserne<br />
Fassade des historischen<br />
Gebäudes lieferte das Vorbild für<br />
diese Penthouse-Wohnung.<br />
work.ac<br />
WAS FÜHRT TOURIST:INNEN<br />
HIERHER?<br />
Wien ist eine stark vom Tourismus geprägte<br />
Stadt, die auch heute noch über einige der<br />
prachtvollsten Bauten verschiedener<br />
Epochen verfügt. Stephansdom, Staatsoper,<br />
Hofburg, Natur- und Kunsthistorisches<br />
Museum, Parlament, Rathaus – ganz zu<br />
schweigen von den sagenhaften Palais entlang<br />
der Ringstraße. Viele der rund fünf<br />
Millionen Übernachtungen im Jahr 2021<br />
sind sicherlich auch den prachtvollen Gebäuden<br />
zuzuschreiben, die Tourist:innen<br />
anlocken. In den Vor-Corona-Jahren lag der<br />
Wert übrigens im Schnitt sogar dreimal so<br />
hoch! Was ist es also, das die Menschen in<br />
die Stadt zieht, und welche Verantwortung<br />
haben Architekt:innen und Architekturbüros<br />
bei der Gestaltung öffentlicher Lebensräume?<br />
»Storytelling ist zu einem Schlüsselwort<br />
heutiger Bauaufgaben geworden. Dabei<br />
übersieht man jedoch oft, dass die Story –<br />
»Es macht auch eine Stadt aus, dass in einen historischen<br />
Stadtkern heutige, zeitgenössische, moderne Architektur<br />
hineingebaut wird. Dies muss allerdings mit einer besonderen<br />
Sorgfalt passieren und vor allem in der Auseinandersetzung<br />
mit der jeweiligen Umgebung.«<br />
MARKUS KAPLAN Experte für Städtebau, BWM Architekten<br />
die Geschichte – eigentlich in einem Gebäude<br />
schon drinsteckt. Für uns ist es wichtig,<br />
mit den Spuren zu arbeiten, mit Fehlern und<br />
Schichten der Vergangenheit, und nicht<br />
gegen sie«, erklärt Erich Bernard, Managing<br />
Partner, Gründer und Eigentümer von BWM<br />
Architekten, die unter anderem für das Hotel<br />
»Indigo« und das Hotel »Topazz« verantwortlich<br />
zeichnen. Die Besonderheit beider<br />
Baulücken war, dass sie nur sehr wenig Platz<br />
in Anspruch nahmen und folglich Raum für<br />
radikalere Konzepte ließen. Von außen ist<br />
ihre »Geschoßigkeit«, wie es Magnus Kaplan,<br />
Partner bei BWM, nennt, nicht abzulesen.<br />
Das gilt sowohl für das Hotel »Topazz«, bei<br />
dem ein »sehr kleiner Bauplatz mit einer<br />
texturartigen Fassade aus ovalen Fenstern<br />
überzogen« wurde, als auch für das Hotel<br />
»Indigo«, dessen Fassade ein feinmaschiges<br />
Netz überspannt, »das einen geometrischen<br />
Körper beschreibt, der zwischen zwei<br />
Gebäuden eingezwängt wird und aufgrund ><br />
Fotos: Bruce Damonte, Vlad Ispas/Shutterstock<br />
162 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Union of Architects, Bukarest<br />
Eines der kontroversesten<br />
Gebäude der rumänischen<br />
Hauptstadt verbindet zeitgenössische<br />
Architektur mit den Nachwehen<br />
des kommunistischen<br />
Regimes, dessen Hauptquartier<br />
einst in dem Gebäude aus dem<br />
19. Jahrhundert war.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
163
esidences / TRADITION UND MODERNE<br />
Port House, Antwerpen<br />
Niemand Geringerer als<br />
Zaha Hadid hat diesen futuristischen<br />
Neubau auf die alte Feuerwache in<br />
Antwerpen gesetzt und dem Hafen<br />
damit ein neues Gesicht gegeben.<br />
zaha-hadid.com<br />
Architektur gibt es keine Weiterentwicklung,<br />
genau wie es ohne Neuerungen in der<br />
Medizin oder in technischen Bereichen keine<br />
Weiterentwicklung gäbe«, erklärte die Behörde<br />
auf Nachfrage. Für sie sind »Interventionen«<br />
auf Gründerzeithäusern auch immer als<br />
Chance zu verstehen, »den Dialog Alt – Neu<br />
harmonisch wirken zu lassen«. Mit Blick auf<br />
Städte weltweit lässt sich genau diese Überlegung<br />
gut nachvollziehen. Überall schmückt<br />
man sich mit waghalsigen und kreativen<br />
Neuinterpretationen historischer Gebäude,<br />
beauftragt Größen der Architekturszene und<br />
gibt ihnen die Freiräume, Althergebrachtes in<br />
die Gegenwart zu transferieren. Dabei darf<br />
man jedoch eines nicht vergessen, erklärt<br />
Birgit Knauer: »Wir entscheiden heute, was<br />
wir als erhaltenswert erachten und an die<br />
kommenden Generationen vererben« – und<br />
man kann nur hoffen, dass das Thema Nachhaltigkeit<br />
in all seiner Bedeutungsvielfalt<br />
auch in Zukunft immer mitgedacht wird. <<br />
><br />
dieses Zwangs zerknitternd in den Stadtraum<br />
ausweicht«, so Kaplan.<br />
STREITBAR – UND GUT SO!<br />
So also klingt es, wenn Architekt:innen ihre<br />
Ideen beschreiben und ihr Handeln rechtfertigen,<br />
dabei ist selbstverständlich, dass<br />
jedem Gebäude und jedem Um- oder Weiterbau<br />
eine lange Planungsphase vorausgeht.<br />
Streitbarer Entwurf oder nicht ist da erst<br />
einmal unwichtig. Was zählt, ist die ausführliche<br />
Auseinandersetzung mit der Geschichte<br />
eines Ortes und – bestenfalls – die enge<br />
Zusammenarbeit mit zuständigen Behörden<br />
wie etwa der Magistratsabteilung 19 für<br />
Architektur und Stadtentwicklung der Stadt<br />
Wien sowie mit Expert:innen für Denkmalschutz<br />
und Denkmalpflege. »Eine Stadt kann<br />
als lebendiger Organismus betrachtet werden,<br />
das macht den Reiz aus. Ohne zeitgemäße<br />
Hotel »Indigo«, Wien<br />
Kleine Baulücke, großer Effekt.<br />
Die netzartige Verkleidung der<br />
Fassade des »Indigo«-Hotels ist ein<br />
gelungener Blickfang an der Rechten<br />
Wienzeile im fünften Bezirk.<br />
bwm.at<br />
Fotos: © Helene Binet, BWA Architekten/Mato Johannik<br />
164 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
WOHNEN AM<br />
RENNINGER<br />
Elegant den Überblick finden<br />
Provisionsfrei<br />
direkt vom<br />
Bauträger<br />
HWB 28,84 kWh/m2a, fGEE 0,71<br />
AM RENNINGER 10<br />
3400 Klosterneuburg<br />
• 27 Eigentumswohnungen<br />
• Wohnflächen ca. 33 m 2 - 203 m 2<br />
• Großzügige Freiflächen<br />
(Balkone, Terrassen und Eigengärten)<br />
• Hochwertige Ausstattung<br />
• Blick auf das Stift, die Auwälder und den Bisamberg<br />
• Zentrumsnah mit guter Anbindung an den<br />
öffentlichen Verkehr (S-Bahn, Bus)<br />
• Tiefgarage mit 27 PKW-Stellplätzen<br />
• Bezugsfertig ab Sommer 2023<br />
T. +43 1 512 12 45<br />
office@gca.co.at<br />
www.gca.co.at
esidences / ARCHITEKT:INNENWOHNUNGEN<br />
WO DIE<br />
ARCHITEKTUR<br />
WOHNT<br />
Nichts ist schwieriger, als für sich selbst zu<br />
designen, behaupten viele Architekt:innen.<br />
Die Ergebnisse sind dennoch beachtlich. Wir<br />
haben vier Vertreter:innen der Wiener Zunft<br />
gebeten, uns Einblick in ihr Wohnen und<br />
Gestalten zu geben. TEXT WOJCIECH CZAJA<br />
Foto: Lukas Ilgner<br />
166 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Wenn ich einen leeren Raum<br />
betrete, dann habe ich umgehend<br />
das Bedürfnis, die nackten<br />
Wände zu gestalten«, sagt<br />
Armin Ebner. »Die meisten Leute machen<br />
dies mit Farben, Tapeten oder Bildern. Ich<br />
wollte diesem Klischee entgehen, also habe<br />
ich die Wohnräume rundum mit einer<br />
Schicht aus weißen Vorhängen eingehüllt.<br />
Vorhänge sind ein weiches Material. Man<br />
fühlt sich wie in einem Kokon, wie eingebettet<br />
in etwas Weiches, in etwas Softes, in<br />
etwas Gerne-zu-Berührendes.«<br />
Und Ebners Vorhänge sind wirklich überall:<br />
im Wohnzimmer, im Schlafzimmer, auf<br />
dem Pawlatschengang, mal vor dem Fenster,<br />
mal entlang der Wand, mal als Raumteiler<br />
mitten durchs Zimmer laufend und Falten<br />
werfend. Und immer wieder blitzt zwischendurch<br />
eines der vielen Kunstwerke durch, die<br />
an der Wand hängen oder scheinbar zufällig<br />
drapiert am Sternparkett liegen und den<br />
Raum zonieren. Die Schönheit ist allgegenwärtig,<br />
und das passt irgendwie auch gut zur<br />
Geschichte des Ortes, denn in den 1980er-<br />
Jahren wurde die 350 Quadratmeter große<br />
Wohnung am Wiener Rudolfsplatz als<br />
Modellsekretariat genutzt – in der Branche<br />
eine allseits bekannte Adresse.<br />
><br />
Immer am Ball bleiben<br />
Der Wiener Architekt Armin Ebner liebt es, seine<br />
Wohnung permanent zu verändern. Erst kürzlich<br />
hat er sein Refugium am Rudolfsplatz wieder einem<br />
kleinen Refurbishment unterzogen – und Vorhänge<br />
und Kunstwerke neu in Szene gesetzt. Im Hintergrund<br />
eine Porträtfotografie von Blue Noses.<br />
behf.at<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
167
esidences / ARCHITEKT:INNENWOHNUNGEN<br />
Der Divan im Depot<br />
»Unsere Wohnung ist tendenziell<br />
ein Depot«, sagt Ebner. »Im Laufe<br />
des Lebens sammeln sich viele<br />
Dinge an. In unserem Fall sind<br />
das etwa Felle, Kunstwerke und<br />
Lampen des japanischen<br />
Designers Isamu Noguchi.<br />
Fotos: Lukas Ilgner, © LISI SPECHT<br />
><br />
»Unser Beruf bringt es mit sich, mit<br />
Konventionen und Erwartungen zu brechen<br />
und anderes auszuprobieren«, sagt Ebner,<br />
56 Jahre alt, Partner im Wiener Architekturbüro<br />
BEHF, das vor allem auf Wohnbau und<br />
Interior-Gestaltung im Bereich Hotel, Retail<br />
und Gastronomie spezialisiert ist. »Zum<br />
Bruch mit den Konventionen gehört wohl<br />
auch, dass die Möbel nicht an der Wand<br />
stehen, sondern in der Raummitte gruppiert<br />
sind. In gewisser Weise ist die Wohnung so<br />
etwas wie ein Dauerexperiment, wie ein<br />
Versuchslabor. Hier probiere ich aus, was<br />
wir unter Umständen später auch unseren<br />
Kund:innen und Auftraggeber:innen empfehlen.<br />
Ich bin, wenn man so will, ein Versuchskaninchen<br />
unserer eigenen Arbeit.«<br />
Bullauge zur Welt<br />
Im Dachgeschoß eines Gemeindebaus<br />
aus dem Roten Wien wohnt und arbeitet<br />
die Wiener Architektin Nerma Linsberger.<br />
Das runde Fenster in der Küche ist ihr<br />
liebstes Element der ganzen Wohnung.<br />
nermalinsberger.com<br />
168 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Armin Ebner genießt es, den Raum zu<br />
inszenieren – und sich selbst gleich mit<br />
dazu. Einer seiner liebsten Orte ist das<br />
Wohnzimmer mit dem Divan in der Mitte,<br />
darauf Decken und Felle, im Hintergrund<br />
eine »Akari«-Stehleuchte von Vitra, Modell<br />
»14A« des japanischen Designers Isamu<br />
Noguchi, dahinter eine Fotografie von<br />
Marina Abramović aus der Serie »The Family<br />
A.«, ein Schocker mit Maschinengewehren.<br />
Erst kürzlich haben Ebner und seine Frau<br />
Susi Hasenauer die Wohnung neu gestaltet.<br />
»Ich glaube, ich empfinde so etwas wie Lust<br />
und Sehnsucht, mich in regelmäßigen<br />
Abständen neu zu erfinden«, meint der<br />
Architekt. »Ich bin immer auf der Suche nach<br />
der richtigsten Richtigkeit. Wahrscheinlich<br />
findet man die aber eh nie, weil man ja nie<br />
weiß, wann die Richtigkeit am richtigsten ist.<br />
Doch ich bin und bleibe ein Suchender.«<br />
Veränderung ist auch das Motto bei der<br />
Wiener Weltraumarchitektin Barbara<br />
Imhof. In ihrer 80 Quadratmeter großen<br />
Gründerzeitwohnung in der Brigittenau<br />
gibt es ein Bad, das man mit einer gläsernen<br />
Klappwand verkleinern und vergrößern<br />
»Hier probiere ich aus, was wir unter Umständen später<br />
auch unseren Kund:innen und Auftraggeber:innen empfehlen.<br />
Ich bin, wenn man so will, ein Versuchskaninchen unserer<br />
eigenen Arbeit.« ARMIN EBNER über die Wohnung als Experimentierkammer<br />
Space Oddity<br />
Die Wiener Weltraumarchitektin Barbara Imhof<br />
wohnt auf 80 Quadratmetern in einem Gründerzeitbau.<br />
Der klappbare Koch-Ess-Baderaum,<br />
dessen Funktion und Größe mittels einer<br />
Glaswand verändert werden kann, ist ein<br />
Eigenentwurf.<br />
liquifer.com<br />
kann. Im Hintergrund eine Collage aus Glasmosaikfliesen,<br />
eine gepixelte Fotografie, die<br />
Buzz Aldrin bei seinen ersten Schritten am<br />
Mond zeigt. »Ich mag es nicht, dass Baden,<br />
Duschen und Zähneputzen meist ins kleinste,<br />
dunkelste Kammerl verbannt werden«, sagt<br />
Imhof. »Also haben wir uns für eine mobile<br />
Lösung entschieden, bei der die einzelnen<br />
Raumfunktionen je nach Bedarf verändert<br />
werden können. Man nutzt Synergieeffekte,<br />
spart dadurch viel Fläche ein und gönnt sich<br />
den Luxus, plötzlich in einem 40 Quadratmeter<br />
großen Badezimmer in der Badewanne<br />
zu liegen. Wo kann man das schon!«<br />
In gewisser Weise, sagt Imhof, denke sie<br />
beim Öffnen und Schließen der Glaswand<br />
><br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
169
esidences / ARCHITEKT:INNENWOHNUNGEN<br />
><br />
an den Weltraum. Auch dort, sagt die<br />
passionierte Schwerelose, müsse man auf<br />
kleinstem Raum viele Funktionen unterbringen.<br />
Und das Thema zieht sich konsequent<br />
durch: »Wie man unschwer erkennt, bin<br />
ich – nicht nur jobbedingt – ein riesengroßer<br />
Weltraum-Fan. Ich habe Weltraumspielzeug,<br />
diverse Satelliten- und Weltraumaufnahmen<br />
von der Erde und einige Fotoabzüge von<br />
den Mondmissionen der Sechziger- und<br />
Siebzigerjahre.«<br />
Sehr oft, so scheint es, zieht es Architekt:innen<br />
in den Altbau. Nerma Linsberger<br />
wohnt im Reumannhof in Margareten, einer<br />
riesigen Wohnhausanlage des Roten Wien,<br />
mit rund 450 Wohnungen, 1926 von Hubert<br />
Gessner errichtet. Das ehemalige Atelier im<br />
Dachgeschoß hat sie selbst saniert und mit<br />
hellem, weiß lasiertem Holzboden ausgelegt.<br />
Zwischen Wohn- und Schlafzimmer gibt es<br />
eine raumhohe Glaswand, verhängt mit<br />
weichen, mediterranen Vorhängen. »Weiß ist<br />
für mich ein Symbol für Weite, Ruhe, Offenheit«,<br />
sagt Linsberger. »Ich brauche diese<br />
Ruhe um mich herum, schließlich nutze ich<br />
die Wohnung auch als Atelier. Wenn man so<br />
viele Stunden an einem Ort verbringt, dann<br />
muss man sich auch einmal entspannen und<br />
ins Nichts schauen dürfen.«<br />
Und Christian Heiss, der in Wien das Atelier<br />
Heiss leitet, wohnt mit Lebensgefährtin und<br />
»Wenn man so viele Stunden<br />
an einem Ort verbringt, dann<br />
muss man sich auch einmal<br />
entspannen und ins Nichts<br />
schauen dürfen.«<br />
NERMA LINSBERGER über Ruhezonen<br />
Charme in Serie<br />
Was einst eine klassische Gründerzeitwohnung<br />
war, ist nun eine lange Enfilade mit Flügeltüren<br />
und Kunst an den Wänden: »Ein eigenartiger<br />
Grundriss mit vielen aneinandergereihten<br />
Räumen, aber in gewisser Weise macht das ja<br />
auch den Charme einer Altbauwohnung aus.«<br />
atelier-heiss.at<br />
Tochter in einer Gründerzeitwohnung, die<br />
er 2013 umgebaut hat: Wände rausgerissen,<br />
Stahlträger eingezogen, Stromleitungen<br />
erneuert, Fußbodenheizung verlegt, diverse<br />
Einbaumöbel entworfen. »Für sich selbst zu<br />
planen, also quasi Bauherr und Architekt in<br />
einer Person zu sein, ist mental stressig«, sagt<br />
Heiss, »doch ich glaube, dass man sich als<br />
Gestalter diese Fragen des Wohnens immer<br />
wieder selbst stellen muss. Zudem spürt man<br />
am eigenen Leib, was für ein Knochenjob es<br />
ist, Auftraggeber zu sein und wochen- und<br />
monatelang große Entscheidungen zu fällen.<br />
Respekt vor jedem, der das macht!« <<br />
Foto: © LISI SPECHT<br />
170 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Die rahmenlosen Schiebefenster des Schweizer Herstellers Sky-Frame gehen<br />
schwellenlos in ihre Umgebung über. Innenräume verwandeln sich so zu Aussen-<br />
räumen und ermöglichen eine einzigartige Wohnatmosphäre. SKY-FRAME.COM
esidences / LUXUSWOHNEN IN WIEN<br />
An den Wiener Topadressen für Luxuswohnen tut sich etwas. Neben dem Klassiker<br />
Döbling mischt jetzt auch das bisher etwas verschlafene Hietzing wieder mit. Hier wie<br />
dort wird neben der Aussicht vor allem die Lage im Grünen geschätzt. TEXT MAIK NOVOTNY<br />
Foto: © CROWND Estates<br />
172 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
CROWND BY CHIPPERFIELD<br />
Insgesamt 20 Apartments zwischen 30 und 300 Quadratmetern mit<br />
einem bis acht Zimmern umfasst das luxuriös-puristische Nobelprojekt<br />
aus der Feder des britischen Architekten David Chipperfield in der Hietzinger<br />
Hanselmayergasse. Sie verteilen sich auf die Garden Residences,<br />
die Chipperfield Apartments und The Penthouses mit unterschiedlichen<br />
Angeboten je nach Lebensstil. Viel Blick ins Grüne zwischen Wien und<br />
Wienerwald gibt es jedoch für alle. crowndbychipperfield.com<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
173
esidences / LUXUSWOHNEN IN WIEN<br />
Steht im Wald<br />
Mit Terrassen, Balkonen und<br />
Gärten öffnet sich das Crownd<br />
by Chipperfield auf ganzer<br />
Breite in die Natur.<br />
Die Zahl 13 war beim Wohnen in Wien<br />
schon immer eine Glückszahl. Unter<br />
der Hietzinger Postleitzahl fanden sich<br />
die Adressen des jüdisch-wienerischen<br />
Kulturbürgertums der 1920er-Jahre, die Villen<br />
von Adolf Loos und Josef Hoffmann und die<br />
Werkbundsiedlung von 1932 als Triumph der<br />
Moderne. Die moderne Noblesse durchweht<br />
den Bezirk noch immer, doch liegt er schon<br />
seit einer Weile in sanftem Dornröschenschlaf<br />
braver Gediegenheit.<br />
Das ändert sich jetzt, denn die Nummer 13<br />
wird als Ort für Luxusresidenzen wiederentdeckt.<br />
Lagen die Quadratmeterpreise bisher<br />
gut ein Drittel unter jenen in Währing und<br />
Döbling, gerät der Markt langsam in Bewegung.<br />
Dies auch dank der Pandemie: War früher die<br />
stauanfällige Verbindung ins Stadtzentrum ein<br />
Minuspunkt für potenzielle Käufer:innen,<br />
schätzt man heute gerade das Grüne und<br />
Dörfliche im Bezirk. Sehr grün gewohnt werden<br />
darf zum Beispiel an der Jagdschlossgasse.<br />
Hier entstehen in einem 15.000 Quadratmeter<br />
großen Park mit Altbaumbestand auf dem<br />
Fotos: © CROWND Estates, © 3SI Immogroup | JAMJAM, © The Gentlemen Creatives / Marion Wagner<br />
THE UNIQUE<br />
Der Name klingt einzigartig, und das ist diese Wohnanlage auch –<br />
sogar siebzehnfach. Denn genau so viele Villen umfasst das<br />
Nobelprojekt der 3SI Immogroup in Sievering. Die geradlinigen<br />
Kuben lassen in den Zwischenräumen Platz fürs Grün, jeder von<br />
ihnen bietet 300 Quadratmeter Wohnfläche, Home-Spa und Pool,<br />
und natürlich die in Döbling stets begehrte Aussicht Richtung<br />
Stadt. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant. the-unique.at<br />
174 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
FLORIETTE<br />
Blumig und freundlich klingt der Name, und grün ist auch das Grundstück,<br />
auf dem hier in der Hietzinger Jagdschlossgasse gewohnt werden<br />
darf. Ein 12.000 Quadratmeter großer privater Park mit altem Baumbestand,<br />
Hochbeeten, BBQ-Platz und Kneipp-Becken bildet den Rahmen<br />
für die drei Neubauvillen »Flora«, »Rosa« und »Camille«, die durch den<br />
sanierten Gründerzeitaltbau ergänzt werden. floriette.at<br />
früheren Areal der Schule für Gesundheitswesen<br />
drei Villen und ein Stadthaus unter dem<br />
Namen Floriette Private Park Living. Die Villen<br />
heißen »Flora«, »Rosa« und »Camille« und<br />
umfassen je 14 Wohnungen, das restaurierte<br />
Gründerzeithaus »Floriette« 21 Wohnungen.<br />
Entwickler ist Trivalue, die Architektur stammt<br />
von den Vorarlberger Präzisionshandwerkern<br />
Dietrich Untertrifaller.<br />
LANDMARK-POTENZIAL<br />
»Unser Anspruch ist es, Grundstücke mit<br />
Landmark-Potenzial zu entwickeln und Immobilienwerte<br />
von Dauer zu schaffen«, erklärt<br />
Trivalue-Geschäftsführer Markus Münzer.<br />
»In dieser traditionellen Hietzinger Gegend<br />
haben wir in den letzten Jahren eher kleinteilige<br />
Entwicklungen gesehen, in erster Linie die Parifizierung<br />
einzelner Villen«, sagt Peter Havlik,<br />
Geschäftsführer von Piment Immobilien, welche<br />
gemeinsam mit Feine Immobilien exklusiv mit<br />
dem Verkauf betraut wurde. »Es war wieder<br />
einmal Zeit, etwas mit einem umfassenderen<br />
Ansatz zu entwickeln. Das setzt ein Zeichen –<br />
hier bewegt sich wieder etwas – und wird der<br />
ganzen Gegend guttun.«<br />
><br />
Helle Heimat<br />
Luxuriös geräumiger<br />
Wohnraum im Floriette<br />
in Hietzing mit Blick<br />
ins Grüne.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
175
esidences / LUXUSWOHNEN IN WIEN<br />
PIMENT UPPER HILL SIDE<br />
Die Nachfrage nach einem Domizil in 1190 ist derzeit im In- und Ausland<br />
groß. An der Obersteinergasse werden bis Ende kommenden Jahres<br />
59 Eigentumswohnungen unter dem Namen Upper Hill Side ent stehen,<br />
mit Kunst am und im Bau als exklusivem Bonus und Blick auf den<br />
Karl-Fellinger-Park. Die dem Park zugewandte »Park Side« wurde als<br />
Hommage an barocke Sommerresidenzen gestaltet. Die Fertig stellung<br />
ist für Herbst/Winter 2023 anvisiert. upper-hill-side.wien<br />
><br />
Eine Gleichenfeier mit Panoramablick durfte<br />
im Juni auf einer Hietzinger Anhöhe gefeiert<br />
werden. Hier in der Gemeindeberggasse wächst<br />
derzeit das CUUBUUS Bellavista mit 20 Wohnungen<br />
empor, auch ein Gemeinschaftspool<br />
wird ausgehoben. »Speziell in dieser grünen<br />
Gegend war es uns wichtig, ein Projekt zu entwickeln,<br />
das sich ästhetisch in die Umgebung<br />
eingliedert. Schon am Rohbau, denke ich, sieht<br />
man, dass uns diese Herausforderung geglückt<br />
ist«, so CUUBUUS-CEO Eduard Mair.<br />
Eine neue Krone will dem 13. Bezirk das<br />
Projekt Crownd aufsetzen, jedoch keine mit<br />
Strass und Glitter besetzte, sondern eine<br />
schlichte und edle. Für die drei unterschiedlichen<br />
Villen »für drei verschiedene Lebensentwürfe«<br />
konnte der britische Architekt David<br />
Chipperfield gewonnen werden. »Die<br />
Chipperfield-Architektur macht der Minimalismus<br />
aus«, so Bettina Stubenvoll vom Wiener<br />
Partnerbüro Architekten Malek Herbst, die sich<br />
für den Briten unter anderem um die korrekte<br />
Optik der Sichtbetonfassade kümmert. Auch<br />
hier feierte man im Mai die coronabedingt<br />
Stattlich urban<br />
Gerahmte bodentiefe<br />
Fenster im Upper Hill Side<br />
bieten bildhaft schöne<br />
Blicke auf Wien.<br />
Fotos: Bridelights Photography, Imagina Visual Collaboration, © CUUBUUS Real Immobilien GmbH<br />
176 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
CUUBUUS BELLAVISTA<br />
Insgesamt 20 Wohnungen umfasst das Projekt Bellavista in der<br />
Gemeindeberggasse auf der Anhöhe über Hietzing, darunter<br />
Studiowohnungen für Singles und junge Paare und üppig dimen -<br />
sionierte Apartments mit bis zu 155 Quadratmetern. Begegnen<br />
dürfen sich alle Bellavista-Residenten dann bei der morgendlichen<br />
Schwimmrunde am Gemeinschaftspool. bellavista1130.at<br />
Über den Dächern<br />
Von den Hietzinger Hügeln<br />
geht der Blick aus dem<br />
passend benannten Bellavista<br />
weit hinein nach Wien.<br />
verspätete Gleichenfeier, der Bau selbst steht<br />
schon kurz vor der Fertigstellung.<br />
NEUE BLICKE<br />
Es tut sich also einiges unter der glücklichen<br />
Wiener Postleitzahl 1130. Doch nicht nur hier,<br />
auch im stets begehrten 1190 Döbling werden<br />
immer noch neue Lücken entdeckt und neue<br />
Blicke von den Hügeln auf die Stadt gefunden.<br />
Ein markantes Straßeneck im Herzen von<br />
Oberdöbling besetzt der wonnig benannte<br />
Neubau Bliss, auch dieser wurde von<br />
CUUBUUS entwickelt. »Unsere Kund:innen<br />
waren großteils auf der Suche nach modernen<br />
Alternativen in Döbling«, so CUUBUUS-COO<br />
Patrizia Hunter. Auch auf lokale Traditionen<br />
der noch vom kleinen Einzelhandel bestimmten<br />
Obkirchergasse wurde geachtet. Das vor<br />
Ort etablierte Papierhaus Stöger konnte im<br />
Erdgeschoss des Bliss wiedereröffnen.<br />
Ein Stück weiter Richtung Wald und Reben,<br />
am Hackenbergweg in Sievering, erfolgten<br />
dieses Jahr gleich 17 Spatenstiche für das<br />
Villenensemble The Unique, mit dem sich die<br />
Zinshausexperten der 3SI Immogroup auf dem<br />
Luxusneubausektor positionieren – mit allem<br />
1190-Zubehör wie Eigengrundstück, Home-<br />
Spa und Pool. Die Fertigstellung des Projekts<br />
ist für Juni 2023 geplant. Eine von mehreren<br />
neuen Wiener Adressen mit begehrter, Glück<br />
bringender Postleitzahl. <<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
177
my city<br />
GENF<br />
Unter den keineswegs<br />
armen Städten der<br />
Schweiz gilt es als die<br />
reichste: das mondäne<br />
Genf am gleichnamigen See.<br />
Mit über 100 internationalen<br />
Institutionen wie den Vereinten<br />
Nationen und dem Kernforschungszentrum<br />
CERN ist<br />
Genf jedoch auch eine Metropole<br />
der internationalen Politik,<br />
Diplomatie und Forschung.<br />
»Man hört hier täglich Hunderte<br />
verschiedene Sprachen auf der<br />
Straße«, sagt Architekt Jean-Paul<br />
Jaccaud, der hier seit 2004 sein<br />
Büro leitet. »Genf ist eine kleine<br />
Stadt mit außergewöhnlicher<br />
Offenheit und großer Weltverbundenheit.<br />
Kombiniert mit der<br />
dichten Bebauung sorgt das für<br />
einen sehr städtischen Charakter.<br />
Darüber hinaus hat die Stadt eine<br />
intensive Beziehung zur Natur,<br />
von den Bergen bis zum Wasser.«<br />
Die Architektur spiegelt diese<br />
kosmopolitische Dichte und<br />
Vielfalt wider und ist beeindruckend<br />
reichhaltig und überraschend<br />
für eine Stadt mit<br />
gerade 200.000 Einwohner:innen.<br />
Eine besondere Vorliebe hegt<br />
Jean-Paul Jaccaud für die Bauten<br />
der 1950er- und 1960er-Jahre,<br />
die zwar international kaum<br />
bekannt, aber – wie könnte es<br />
in der Schweiz anders sein – bis<br />
ins kleinste Detail von hoher<br />
Perfektion sind. Vor allem die<br />
räumlichen und städtischen<br />
Qualitäten faszinieren und<br />
inspirieren Jaccaud bis heute,<br />
sei es das Quartier Ensemble de<br />
Budé mit seinen großen Eingangsfoyers<br />
und Pools auf dem<br />
Dach oder das elegante Cinema<br />
Plaza. Kein Wunder, dass es<br />
gerade die Bauten jener Zeit<br />
sind, die heute noch faszinieren.<br />
Denn sie sind von einer zeitlosen<br />
Eleganz, die die Stadt heute<br />
noch prägt.<br />
»Genf ist eine<br />
kleine Stadt<br />
mit großer<br />
Weltverbundenheit.«<br />
JEAN-PAUL JACCAUD<br />
studierte Architektur in Lausanne<br />
und arbeitete bei Bernard Huet, David<br />
Chipperfield und Herzog & de Meuron,<br />
bevor er 2004 in Genf sein eigenes Büro<br />
gründete, das vor allem im Wohnbau<br />
und in der Restaurierung von Bauten der<br />
Moderne tätig ist. Von 2019 bis 2021<br />
war er Präsident der Genfer Stadtbildkommission.<br />
jaccaud-associes.ch<br />
LANDMARKS<br />
Cité du Lignon<br />
Georges Addor, Jacques<br />
Bolliger, Dominique Julliard,<br />
Louis Payot, 1963–1971<br />
»Eine einzigartig radikale Idee,<br />
die die Zeit überdauert hat.<br />
Mit einer Länge von über<br />
einem Kilometer ist dieser<br />
Riesenbau am Ufer der Rhone<br />
seit 50 Jahren ein beliebter<br />
und gut gepflegter Wohnort.«<br />
Cinema Plaza<br />
Marc-Joseph Saugey, 1952<br />
»In den 1950er-Jahren galt es<br />
mit seinen 1.250 Sitzplätzen<br />
als Filmtempel, und es hat<br />
eine der schönsten Eingangssequenzen,<br />
die ich kenne. Es<br />
wurde knapp vor dem Abriss<br />
gerettet und saniert.«<br />
Miremont le Crêt<br />
Marc-Joseph Saugey, 1953–57<br />
»Dieses Gebäude lotet auf<br />
vir tuose Art Le Corbusiers<br />
Idee der ›Immeuble-Villa‹ aus,<br />
mit Wohnungen, die um große<br />
Balkone herum gruppiert sind.<br />
Es wurde 2015 vom Büro<br />
Meier + Associés Architectes<br />
restauriert.«<br />
Intercontinental Hotel<br />
Georges Addor und Jean-<br />
Jacques Honegger, 1958–1962<br />
»Im Herzen des Internationelen<br />
Viertels gelegen, wurde das<br />
Ensemble de Budé als neues<br />
Quartier mit Wohnungen, Shopping,<br />
Freizeit und einem Hotel<br />
geplant. Die Ausblicke auf die<br />
Landschaft sind spektakulär!«<br />
Fotos: © Åsa Westerlund, Stefano Ember/Shutterstock, NoyanYalcin/Shutterstock, © yves-andre.ch, EQRoy/Shutterstock<br />
178 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Exzellenz erfordert Disziplin, gesunden Menschenverstand<br />
und Besessenheit im Detail. Und Weitblick. Das ist<br />
die Basis jedes erfolgreichen Investments. Wir wollen<br />
Qualität Ihres Wunschhauses daher nicht nur im Sinn<br />
einer rein sachlichen Definition verstanden wissen.<br />
Dann würden wir das Ergebnis als gut empfinden, bloß<br />
weil wir heute damit zufrieden sind. Verstehen Sie uns<br />
nicht falsch: Natürlich schafft Qualität die Voraussetzung<br />
dafür, dass das Notwendige zum Vergnügen wird.<br />
Ihre ganze Wirkung offenbart sie jedoch erst über Zeit.<br />
Und zwar in jeder Hinsicht. Als perfektes Umfeld heute<br />
und als stabile Wertanlage im Lauf der Zeit.<br />
Wie bei allen Klassikern.<br />
YOUR<br />
LEGACY<br />
Eine Initiative von WUNSCHHAUS<br />
www.wunschhaus.at
esidences / <strong>LIVING</strong> SALON<br />
Ein Lichtblick in der Krise<br />
Sandra Bauernfeind, Geschäfts -<br />
führerin der Heimat Österreich, der<br />
auf ökologische Projekte spezialisierte<br />
Architekt Christoph Treberspurg (M.) und<br />
Udo Weinberger vom Österreichischen<br />
Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI)<br />
diskutieren gemeinsam über die<br />
Alternativen zu Öl und Gas.<br />
180 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Ausstieg<br />
aus Gas ja,<br />
aber wie<br />
Die politisch angespannte Lage in<br />
Europa führt nicht nur zu Energieknappheit,<br />
sondern auch zu der<br />
Frage, wie wir schnellstmöglich<br />
aus den fossilen Brennstoffen<br />
aussteigen und die gebaute<br />
Umwelt auf erneuerbare<br />
Energien umrüsten können.<br />
Darüber diskutieren der Wiener<br />
Architekt Christoph Treberspurg,<br />
die Bauträgerin Sandra Bauernfeind und<br />
der Immobilienexperte Udo Weinberger.<br />
MODERATION UND TEXT WOJCIECH CZAJA<br />
FOTOS LUKAS ILGNER<br />
<strong>LIVING</strong> Die Gasspeicher in Österreich<br />
sind aktuell zu etwa 50 Prozent<br />
befüllt. Wie voll ist denn Ihr<br />
persönlicher Energiespeicher?<br />
CHRISTOPH TREBERSPURG<br />
Mir geht’s gut, ich bin guter Dinge. Weit<br />
über 90 Prozent.<br />
SANDRA BAUERNFEIND Sommer, warme<br />
Jahreszeit, schöne Erlebnisse. 98 Prozent.<br />
UDO WEINBERGER Ich komme frisch aus<br />
dem Urlaub. Ich sage 95 Prozent.<br />
Und auf welche Energieträger sind Sie in Ihrem<br />
persönlichen Alltag angewiesen?<br />
BAUERNFEIND Ich habe eine Gaszentralheizung,<br />
was im historischen Bestand in Wien<br />
leider immer noch üblich ist. Da steht uns in<br />
den nächsten Jahren wohl eine große Umrüstung<br />
bevor. Unser Bürohaus in Wien-Favoriten<br />
ist an die Fernwärme angeschlossen.<br />
TREBERSPURG In meinem Fall sind das Gas<br />
und Sonne. Ich wohne in einem kooperativen<br />
Wohnprojekt in Purkersdorf, das in den<br />
1980er-Jahren errichtet wurde. Wir haben zwar<br />
eine Gastherme, was der Entstehungszeit des<br />
Gebäudes geschuldet ist, greifen aber auch auf<br />
passive solare Energie zurück – mit großzügig<br />
verglasten Wintergärten. In den nächsten zwei<br />
Jahren wollen wir den Gasbetrieb einstellen und<br />
auf eine Wärmepumpe umrüsten. Unser Büro in<br />
Penzing in einem historischen Biedermeierhaus<br />
mit schönem Stuck an der Fassade haben wir<br />
im Inneren mit Glasschaum wärmegedämmt.<br />
Teuer, aber gut!<br />
WEINBERGER Ich wohne in einem Einfamilienhaus<br />
in Klosterneuburg und heize mit Gas.<br />
Allerdings denken wir für die Zukunft – und<br />
wohl auch für den kommenden Herbst – über<br />
einen Plan B nach. Daher werden wir unsere<br />
Holzöfen jetzt wieder reaktivieren.<br />
Bedingt durch die politische Situation und<br />
den Krieg in der Ukraine ist Energie zu einem<br />
kostbaren Gut geworden. Sehen Sie die Energieknappheit<br />
als Gefahr oder als Chance?<br />
BAUERNFEIND Ich denke, dass wir Menschen<br />
oft erst eine reale bedrohliche Situation<br />
brauchen, um aufzuwachen und uns des ><br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
181
unterschiedlichen Bauweisen und Baudichten<br />
in der Stadt und am Land bedingen auch<br />
unterschiedliche Umstiegsszenarien.<br />
TREBERSPURG Im ländlichen Raum sind<br />
Pellets eine gute Alternative, in der Großstadt<br />
jedoch kommen Pellets aufgrund der Lagerund<br />
Logistikmöglichkeiten, aber auch der<br />
Abgase und Feinstoffemissionen eher nicht<br />
infrage. Am Land wiederum ist Fernwärme<br />
eher schwierig – es sei denn, man hat eine<br />
ausreichend hohe Wohn- und Bebauungsresidences<br />
/ <strong>LIVING</strong> SALON<br />
><br />
Ausmaßes unserer Lebensweise bewusst zu<br />
werden. Der Krieg in der Ukraine und die<br />
damit verbundene Energieknappheit sind so<br />
eine Bedrohung. Aber die Engpässe gehen noch<br />
viel weiter: Seit der Coronakrise haben wir es<br />
auch mit Material- und Produktengpässen zu<br />
tun, und seit einigen Jahren wissen wir bereits,<br />
dass wir in Österreich vor allem auch einen<br />
Engpass an Handwerker:innen im Baugewerbe<br />
haben. Das alles macht die derzeitige Situation<br />
sehr, sehr akut.<br />
TREBERSPURG Seit langer Zeit schon gibt es<br />
sinnvolle Alternativen zu fossilen Brennstoffen,<br />
die sich in der Praxis bereits bewährt haben.<br />
Die Praktikerin<br />
In Salzburg hat Sandra Bauernfeind kürzlich<br />
einen Wohnbau realisiert, der ausschließlich<br />
mit der Restwärme aus dem Abwasser<br />
beheizt wird. Funktioniert gut, sagt sie.<br />
Das Problem ist die fehlende Kostenwahrheit,<br />
was die Situation sehr verzerrt, denn bedingt<br />
durch Förderungen, falsche Besteuerungen und<br />
fehlende Transparenz wird Gas oft als günstiger<br />
Rohstoff dargestellt. Durch den Krieg ist es zu<br />
einer Preiskorrektur gekommen.<br />
Wie gut ist Österreich für einen Ausstieg aus<br />
Gas gewappnet?<br />
WEINBERGER Im Neubaubereich sind wir<br />
sehr gut vorbereitet. Es hat sich sehr viel getan,<br />
und wir können auf eine gute Industrie, auf<br />
gute Architekt:innen und mittlerweile auch<br />
auf eine sensibilisierte Bauträgerschaft zurückgreifen.<br />
Das Problem liegt woanders – und<br />
zwar in der Adaptierung des Bestands. Und<br />
obwohl ich ein unverbesserlicher Optimist<br />
bin, kann ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen,<br />
wie sich ein Ausstieg aus Gas bis 2035,<br />
2040 überhaupt noch ausgehen soll.<br />
Aktuell sind in Österreich rund 600.000 Öl kessel<br />
und Gasfeuerungsanlagen in Betrieb. Das heißt,<br />
wir müssten pro Jahr 40.000 bis 50.000 dieser<br />
Systeme austauschen.<br />
WEINBERGER Und das tun wir nicht! Wir<br />
haben zwar schon mit der Umrüstung begonnen,<br />
allerdings in einem Schneckentempo.<br />
Frau Bauernfeind, Sie haben die fehlenden<br />
Handwerker:innen angesprochen. Ja, das wird<br />
echt knapp werden!<br />
BAUERNFEIND Vor allem muss man klipp<br />
und klar sagen, dass sich das auf Basis der<br />
derzeitigen Gesetze – wenn ich nur an das<br />
Mietrechtsgesetz (MRG) und das Wohnungseigentumsgesetz<br />
(WEG) denke – nicht wirklich<br />
ändern wird. Die legistische Lage ist<br />
derzeit so, dass Veränderung schwer möglich<br />
ist, weil es immer noch den Konsens einer<br />
Mehrheit oder Einstimmigkeit bedarf.<br />
Welche konkreten Alternativen gibt es denn zu<br />
Öl und Gas?<br />
WEINBERGER Da muss man stark zwischen<br />
Stadt und Land, zwischen Wien und Bundesländern<br />
unterscheiden. Was die fossilen<br />
Brennstoffe betrifft, heizt Wien vorwiegend<br />
mit Gas, am Land wird zu einem großen<br />
Teil noch mit Öl geheizt. Das und die<br />
Der Planer<br />
Architekt Christoph Treberspurg arbeitet gerade<br />
mit dem Wetterfrosch zusammen und baut in<br />
seinen Häusern automatische Heizsysteme ein,<br />
die auf meteorologischen Daten basieren.<br />
»Der Ausstieg aus Gas ist ein sehr komplexer Prozess.<br />
Es sind viele kleine Zahnrädchen, die hier ineinandergreifen.<br />
Ohne Gesetzesänderungen wird es nicht gehen.«<br />
SANDRA BAUERNFEIND Geschäftsführerin bei Heimat Österreich<br />
182 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
»Es ist wichtig, dass wir unsere Häuser in Zukunft nicht mehr<br />
als Einzelobjekte betrachten, sondern als konsumierende und<br />
produzierende Bausteine innerhalb einer Energielandschaft.«<br />
CHRISTOPH TREBERSPURG Partner bei Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH<br />
dichte und eine entsprechende lokale Infrastruktur<br />
für Biomasse-Nahwärmenetze.<br />
BAUERNFEIND Wir haben kürzlich eine<br />
bestehende Wohnhausanlage in Salzburg<br />
saniert und thermisch umstrukturiert. Da<br />
haben wir etwas sehr Spannendes gemacht:<br />
Wir haben fossile Energieträger komplett<br />
ausgespart und heizen stattdessen mit der<br />
Restwärme aus den Abwässern – ob das nun<br />
Waschbecken, Badewanne, Dusche, Waschmaschine<br />
oder Geschirrspüler ist. Funktioniert<br />
wunderbar!<br />
Und im Altbau?<br />
TREBERSPURG Ähnlich wie im Neubau<br />
kann man auch im Altbau mit Bauteilaktivierung<br />
arbeiten. Statt in die Böden oder Decken<br />
fräst man die wasserführenden Schläuche in<br />
diesem Fall jedoch in die Außenwand ein und<br />
heizt und kühlt die Bauteile auf diese Weise. Je<br />
nach Baustoff und Dicke der Außenwand ist<br />
das eine sehr schöne, sinnvolle Alternative.<br />
WEINBERGER Das prinzipielle Problem bei<br />
Bauteilaktivierung ist die Trägheit des Systems.<br />
Man braucht lange, bis sich ein Gebäude<br />
aufheizt und auch wieder abkühlt.<br />
TREBERSPURG Ja, aber da gibt es schon<br />
spannende Ansätze, um die Trägheit<br />
auszutricksen.<br />
Das heißt also, dass sich die Heizung ausschaltet,<br />
wenn es noch kalt ist, oder sich einschaltet,<br />
wenn die Sonne grad ins Zimmer scheint?<br />
TREBERSPURG Das kann passieren. Denn<br />
das System antizipiert bereits den Wetterwechsel,<br />
der erst Stunden später eintreten wird.<br />
Frau Bauernfeind, wären Ihre Mieter:innen für<br />
so eine Technologie empfänglich?<br />
BAUERNFEIND Ich bezweifle, dass das im<br />
Wohnbau heutzutage funktionieren würde.<br />
Schon ein Passivhaus scheitert oft daran, dass<br />
sich ein:e Mieter:in nicht vorschreiben lassen<br />
will, wie er oder sie sich verhalten soll –<br />
geschweige denn, dass er oder sie von einem<br />
digitalen System übersteuert wird.<br />
»Obwohl ich Optimist bin,<br />
kann ich mir ehrlich gesagt<br />
kaum vorstellen, wie sich<br />
ein Ausstieg aus Gas bis<br />
2035, 2040 überhaupt<br />
noch ausgehen soll.«<br />
UDO WEINBERGER Vorstands mitglied im<br />
Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft<br />
Praxisanwendung wirklich gut vorstellen.<br />
Im Mietwohnbau, aber auch im Eigentumsbereich<br />
wäre das durchaus eine attraktive<br />
Alternative.<br />
TREBERSPURG Insgesamt wird es wichtig<br />
sein, dass wir unsere Häuser in Zukunft nicht<br />
mehr als Einzelobjekte betrachten, sondern<br />
als konsumierende und produzierende Bausteine<br />
innerhalb einer zusammenhängenden<br />
Energielandschaft – ob das nun Geothermie,<br />
Wärmepumpe, Photovoltaik oder Solarthermie<br />
ist. Wichtig ist hier, auch die dazugehörigen<br />
Speicher mitzudenken.<br />
Welche Konzepte gibt es, um grundstücksübergreifend<br />
im Netzwerk zu agieren?<br />
TREBERSPURG Ein wichtiges Stichwort für<br />
die Zukunft werden sicher die Second-Life-<br />
Speicher sein, denn in einigen Jahren werden<br />
die Elektroautobatterien der ersten Generation<br />
nicht mehr die gewünschte Ladekapazität und<br />
Reichweite aufbringen, und dann wird man sie<br />
austauschen und aus dem Automobilkreis- ><br />
Und zwar?<br />
TREBERSPURG Wir arbeiten an einem<br />
Forschungsprojekt für prädiktive Steuerung,<br />
und zwar in Kooperation mit der Universität<br />
für Bodenkultur (IVET) in Wien. Wir erstellen<br />
einen digitalen Zwilling mit den grundlegenden<br />
Parametern des Gebäudes und füttern dieses<br />
digitale Modell mit aktuellen Wetterdaten<br />
diverser meteorologischer Stationen. Wir<br />
schauen damit bis zu zwei Tage in die Zukunft,<br />
und so wissen wir schon Stunden vor einem<br />
Wetterwechsel, wann das System die Temperatur<br />
anheben oder senken soll.<br />
WEINBERGER Klingt sensationell. Wie gut<br />
funktioniert das in der Praxis?<br />
TREBERSPURG Sehr gut! Alles, was man<br />
braucht, sind gute, zuverlässige Daten und ein<br />
kleiner »Raspberry Pi«, den man im Handel für<br />
rund 40 Euro bekommt.<br />
Was bräuchte es, damit die Heimat Österreich<br />
so eine Technologie einbaut?<br />
BAUERNFEIND Viel Information und<br />
Sensibilisierung. Wenn das gut gemacht wird,<br />
kann ich mir vorstellen, dass es bei den<br />
Bewohner:innen eine Bereitschaft dafür gibt.<br />
WEINBERGER Allein schon, wenn ich mir<br />
überlege, wie viel Zeit, Energie und Ressourcen<br />
in die Heizkostenabrechnung fließen,<br />
kann ich mir eine prädiktive Steuerung im<br />
Dialog mit meteorologischen Daten in der<br />
Der Branchenkenner<br />
Udo Weinberger hat mit dem ÖVI und dem<br />
österreichischen Klimaschutzministerium die<br />
Grundlagen für das Erneuerbare-Wärme-Gesetz<br />
erarbeitet, das demnächst in Kraft treten soll.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
183
esidences / <strong>LIVING</strong> SALON<br />
><br />
lauf ziehen. Im Haus braucht man weder<br />
eine hohe Reichweite noch eine schnelle<br />
Ladegeschwindigkeit. Alte Batterien können<br />
hier wertvolle Dienste leisten.<br />
BAUERNFEIND Gute Konzepte gibt es viele.<br />
Aber solange wir die Art und Weise der<br />
Investition, Abrechnung und Kostenabwälzung<br />
nicht überdenken, kommen wir hier<br />
nicht weiter! Denn Fakt ist: Wenn ich als<br />
Grundstückseigentümer:in eine Investition<br />
tätige, die Immobilie damit weniger Energie<br />
verbraucht und die Mieter:innen eine entsprechend<br />
geringere finanzielle Belastung bei<br />
den Heiz- und Energiekosten haben, kann<br />
ich das in die Miete nicht einkalkulieren. Der<br />
Anreiz ist enden wollend.<br />
WEINBERGER Wir müssten endlich das<br />
MRG überdenken und ein Modell schaffen,<br />
das genau solche Investitionen, die dem<br />
Klima guttun und das Portemonnaie der<br />
Mieter:innen entlasten, in der Miete<br />
entsprechend berücksichtigt.<br />
So wie etwa in Deutschland, wo es bereits die<br />
Unterscheidung in Kalt- und Warmmiete gibt?<br />
WEINBERGER Zum Beispiel! Das wäre<br />
schon mal ein wichtiger Schritt, um die<br />
Energiekosten einer Immobilie transparent<br />
zu machen.<br />
BAUERNFEIND Für uns als gemeinnütziger<br />
Bauträger spielt das keine große Rolle, denn<br />
wir sind erstens nicht gewinnorientiert und<br />
zweitens der Gemeinnützigkeit und Leistbarkeit<br />
verpflichtet. Daher ist der Einbau von<br />
nachhaltigen Energiesystemen bei uns mittlerweile<br />
Standard. Aber ich denke auch, dass<br />
gerade für den gewerblichen Wohnbau eine<br />
solche Transparenz und Berücksichtigung<br />
sehr, sehr wichtig wäre.<br />
DIE GESPRÄCHS-<br />
PARTNER:INNEN<br />
Kann man mit Förderungen nachhelfen?<br />
WEINBERGER Ja, und das halte ich prinzipiell<br />
für einen guten Weg. Das Problem in<br />
Österreich ist jedoch, dass die Förderrichtlinien<br />
in allen neun Bundesländern allzu oft<br />
verändert und mit neuen Zuckerln schmackhaft<br />
gemacht werden. Als Bauträ ger:in,<br />
Investor:in, Wohnungseigentümer:in hat<br />
man keine Investitionssicherheit und kann<br />
überhaupt nicht mehr langfristig planen.<br />
Ständige Ankündigungen neuer Förderungen<br />
bremsen die Investitionsbereitschaft!<br />
»Aufgrund von Förderungen, falschen Besteuerungen<br />
und fehlender Transparenz wird Gas oft als günstiger<br />
Rohstoff dargestellt. Durch den Ukraine-Krieg ist es zu<br />
einer Preiskorrektur gekommen.«<br />
CHRISTOPH TREBERSPURG Partner bei Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH<br />
Sandra Bauernfeind (48) studierte Raumplanung<br />
und Raumordnung an der TU Wien<br />
und arbeitete zunächst für Immofinanz,<br />
Constantia Privatbank und die Forschungsgesellschaft<br />
für Wohnen, Bauen und Planen<br />
(FGW). Lange Jahre war sie Geschäftsführerin<br />
der EHL Immobilien Management<br />
GmbH und EHL Wohnen GmbH. Seit 2021<br />
ist sie Geschäftsführerin des gemeinnützigen<br />
Bauträgers Heimat Österreich. hoe.at<br />
Christoph Treberspurg (43) studierte<br />
Architektur an der Universität für angewandte<br />
Kunst in Wien und arbeitete zunächst in<br />
diversen Architekturbüros in Wien, Frankfurt<br />
und Los Angeles. Seit 2017 ist er Partner im<br />
Büro Treberspurg & Partner Architekten ZT<br />
GmbH, das auf energie- und ressourcenschonende<br />
Projekte im Bereich Wohnen,<br />
Arbeiten und Städtebau sowie im Denkmalschutz<br />
spezialisiert ist. treberspurg.at<br />
Udo Weinberger (51) studierte Rechtswissenschaften<br />
und Facility-Management und<br />
absolvierte eine Ausbildung zum Immobilientreuhänder.<br />
Er ist geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Udo Weinberger Immobilien<br />
GmbH und seit 1999 Vorstandsmitglied<br />
im Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft<br />
(ÖVI), der Standesvertretung<br />
für Makler:innen, Verwalter:innen, Bauträger:innen<br />
und Sachverständige. ovi.at<br />
»Wir Menschen brauchen<br />
oft erst eine reale bedrohliche<br />
Situation, um aufzuwachen<br />
und uns des Ausmaßes<br />
unserer Lebensweise<br />
bewusst zu werden.«<br />
SANDRA BAUERNFEIND Geschäftsführerin<br />
bei Heimat Österreich<br />
Aktuell arbeitet das Klimaschutzministerium<br />
am Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das demnächst<br />
in Kraft treten soll. Der Österreichische<br />
Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI)<br />
war in den Prozess maßgeblich involviert.<br />
Happy mit dem Paket?<br />
WEINBERGER Ja, wir sind im Großen und<br />
Ganzen recht zufrieden. Im Detail geht uns<br />
das Gebot zu zentralen Heizanlagen zu weit,<br />
Eigentümer:innen sollten dies selbst entscheiden<br />
können. Jetzt ist nur wichtig, dass<br />
das Gesetz verabschiedet wird und in Kraft<br />
tritt. Hätte schon am 1. Jänner <strong>2022</strong> der Fall<br />
sein sollen. Höchste Eisenbahn!<br />
Wie lautet Ihre Prognose? Welche<br />
Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft?<br />
TREBERSPURG Die Gefahr, was Klima,<br />
Energie und Ressourcen betrifft, ist greifbar<br />
geworden. Ich denke, dass sich das Mindset<br />
in kürzester Zeit stark gewandelt hat. Jetzt<br />
gilt es, den Zeitpunkt zu nutzen. Das ist eine<br />
echt große Chance!<br />
BAUERNFEIND Der Ausstieg aus Gas ist<br />
ein sehr komplexer Prozess. Es sind viele<br />
kleine Zahnrädchen, die hier ineinandergreifen.<br />
Wir sind am richtigen Weg, aber<br />
ohne Gesetzesänderungen wird es nicht<br />
gehen.<br />
WEINBERGER Es braucht gute Vorbilder<br />
und gute Botschaften.<br />
Bleiben wir bei den Botschaften: Welches<br />
Gesetz wäre Ihnen am wichtigsten, wenn<br />
Sie morgen Klimakaiser:in von Österreich<br />
werden würden?<br />
BAUERNFEIND Eine Änderung des MRG<br />
und des WEG.<br />
TREBERSPURG Ich würde eine Plusenergieverordnung<br />
für Neubauten erlassen.<br />
WEINBERGER Ich würde ein Gesetz erlassen,<br />
mit dem wir die Wärme- und Energieversorgung<br />
von Gebäuden kostenmäßig<br />
komplett neu regeln.<br />
<<br />
184 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
KUNST AM BODEN<br />
DESIGN KNÜPFT AN TRADITION<br />
7. - 9. OKT <strong>2022</strong><br />
design-district.at<br />
Geba Teppich Antique Blue<br />
since 1978<br />
GEBA CARPET COMPANY<br />
8010 Graz | Österreich | Hans-Sachs-Gasse 3 | Tel +43 316 8363 83 | geba@geba.cc<br />
85540 Haar bei München | Deutschland | Hans-Stießberger Straße 2a<br />
www.geba.cc
CLOUD P/FAAKER SEE<br />
MY<br />
FAVORITE<br />
PROJECTS<br />
VILLA DEL RIO DE LA VIDA!<br />
Hier werden in wunderbarer Südund<br />
Westausrichtung moderne, über<br />
dem See schwebende Residenzen mit<br />
Nurglasfronten nach Plänen des Mailänder<br />
Star architekten Peter Pichler errichtet. Die<br />
drei Luxusvillen sind im Herbst 2023 bezugsfertig.<br />
Von allen Seeresidenzen und den großen<br />
Terrassen genießen Sie ein wunderbares Seeund<br />
Berg panorama. Ob in der Seegartenwohnung<br />
oder in den Penthäusern, Blick und<br />
Lage sind fan tastisch. Entsprechend der wohl<br />
schönsten Lage in Kärnten sind die Ansprüche<br />
an Qualität und spätere Nutzung sehr hoch.<br />
Eigener Privatstrand, Badehaus am Strand mit<br />
Sundeck, beheizter Swimmingpool, überdachte<br />
Sonnenterrasse, Garagen, energieeffiziente<br />
Heizform u. v. m. Die Wohnungen verfügen<br />
über drei bis vier Zimmer und reichen von<br />
100 bis 200 Quadratmeter. Investieren Sie gewinnbringend<br />
in diese einzigartige Wohlfühlaktie<br />
am See im Herzen von Kärnten.<br />
MAG. ALEXANDER<br />
TISCHLER<br />
ATV-Immobilien,<br />
Seeimmobilien seit 1971<br />
atv-immobilien.at<br />
Faszination Immobilien:<br />
Drei Branchenprofis erzählen<br />
in <strong>LIVING</strong>, welche Projekte<br />
ihnen in Österreich besonders<br />
am Herzen liegen.<br />
Leben wie Gott in Frankreich klingt<br />
verlockend. Jedenfalls so lange, bis<br />
man »villa del rio de la vida« am<br />
See erlebt hat, den Stein gewordenen Lebenstraum<br />
eines offenbar sehr feinsinnigen Menschen.<br />
»Der Fluss des Lebens« als Projekttitel<br />
ist natürlich nicht zufällig gewählt, fließt<br />
doch einer von drei Bächen, aus denen sich<br />
der Wörthersee in Kärnten speist, direkt<br />
durch das Grundstück. Die Architekten<br />
haben diese glückliche Fügung aufgenommen<br />
und zum zentralen Entwurfsbaustein<br />
des Projekts gemacht. Entstanden ist – in der<br />
Kunst würde man sagen – ein Sammlerstück<br />
auf 608 Quadratmetern in perfekter Ausrichtung<br />
nach Südwesten, mit fließenden<br />
Übergängen und einer Wasserfall-Bar als<br />
spektakulärem Eyecatcher. Womit der<br />
eigentliche Kern der »Marke Wunschhaus«<br />
erfüllt wurde. Träume wahr werden zu<br />
lassen, deren Wertsteigerung absehbar ist.<br />
DR. MURAT ÖZÇELIK<br />
WUNSCHHAUS Architektur<br />
und Baukunst GmbH<br />
wunschhaus.at<br />
Fotos: © ZOOMVP.AT, Anders Nilsson Photography, Georg WILKE, beigestellt<br />
186 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
KOCHGASSE<br />
Kaum etwas prägt den Charakter<br />
und Charme Wiens mehr als seine<br />
wunderbaren alten Gebäude. Eines<br />
meiner Favoriten ist dieses liebevoll<br />
renovierte Eckzinshaus in der Wiener<br />
Kochgasse im achten Bezirk; mich fasziniert,<br />
was das Haus alles erlebt hat: zwei Weltkriege,<br />
Wirtschaftskrisen und Boomjahre,<br />
Menschen kamen und gingen, jahrzehntelang<br />
war das Haus seines Fassadenstucks<br />
beraubt und strahlt jetzt, fast 130 Jahre nach<br />
der Errichtung, wieder wie damals. Das ist<br />
ein Ausdruck echter Nachhaltigkeit und der<br />
Beweis, dass sich Qualität und Wandlungsfähigkeit<br />
auf lange Sicht lohnen. In unserer<br />
schnelllebigen, oft oberflächlichen Welt ist<br />
das ein wohltuender Kontrast. Dazu kommt<br />
die unvergleichliche Lebensqualität der<br />
urbanen Lage im Herzen der Stadt, die das<br />
Objekt für mich besonders begehrenswert<br />
macht.<br />
MAG. JOHANNES ENDL,<br />
MSC MRICS<br />
ÖRAG Immobilien<br />
Vermittlung GmbH<br />
oerag.at
7. - 9. OKT <strong>2022</strong><br />
Jetzt Ticket<br />
sichern!<br />
VORZUGSTICKET AUF<br />
design-district.at/<br />
living UM € 9,–<br />
(STATT € 14,–)<br />
SICHERN!<br />
Illustration: arteffekt.at<br />
DESIGN<br />
BRAUCHT<br />
EINEN<br />
RAHMEN<br />
Wohnwelt in der Hofburg Vienna: Mehr als 250 Topmarken<br />
auf über 7.000 m 2 aus den Bereichen Living & Lifestyle.<br />
7.-9. OKT<br />
HOFBURG VIENNA<br />
design-district.at
<strong>LIVING</strong><br />
INSPIRATION<br />
194<br />
196<br />
GEMÄLDE DER NATUR<br />
Zeitloser Klassiker – die<br />
schönsten Marmorstücke.<br />
(S. 190)<br />
DATES TO KNOW<br />
Ein kurzer Überblick über die<br />
wichtigsten Ausstellungen,<br />
Messen und Events in den<br />
kommenden Wochen. (S. 194)<br />
EVENT-CLIPPING<br />
<strong>LIVING</strong> zeigt die besten Design-<br />
Happenings der Szene. (S. 196)<br />
190<br />
Fotos: © Design District, Daniel Horn, beigstellt
inspiration / MARMORIERT<br />
GEMÄLDE<br />
DER NATUR<br />
Ein Klassiker, der sich immer wieder<br />
neu erfindet: Marmor. Kein Wunder<br />
also, dass auch seine Optik mit<br />
verschiedensten Varianten spielt.<br />
1.<br />
TEXT AMELIE-CATHARINA BACHER<br />
Fotos: Simone Fiorini, beigestellt<br />
190 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
2. 3.<br />
4.<br />
5.<br />
1. Grüne Welle Marmoroptik muss immer schwarz-weiß sein? Von<br />
wegen! In sanften Farbtönen wird der Eleganz kein Abbruch getan.<br />
harlequin.sandersondesigngroup.com<br />
2. Massiv Aus natürlichen Materialien gefertigt, ist der »Truss«-Tisch<br />
von Kelly Wearstler so besonders, dass er durchaus zwischen<br />
Möbelstück und Kunst eingeordnet werden kann. kellywearstler.com<br />
3. Fels in der Brandung Den pflegeleichten »Lesley«-Couchtisch<br />
von Westwing gibt es je nach Geschmack in Marmor-, Beton- oder<br />
Travertin-Optik. westwingnow.de<br />
4. Gut in der Kurve Der Couchtisch »Gol« (Hindi für »rund«) überzeugt<br />
mit seinen außergewöhnlichen Kugeldetails, die von gedrechselten<br />
Designs des 17. Jahrhunderts inspiriert wurden. made.com<br />
5. Hochstapler Sowohl dekorativ als auch funktional ist der skulpturale<br />
»Swirl«-Kerzenhalter aus recycelten Marmorresten von Tom Dixon.<br />
tomdixon.net<br />
6. Perfect Match Antolini brachte in Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekten<br />
Alessandro La Spada seine erste Tableware-Kollektion<br />
auf den Markt. Dort trifft irischer Marmor auf Roségold. antolini.com<br />
6.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
191
inspiration / MARMORIERT<br />
7. 8.<br />
9.<br />
7. Erleuchtet Die exklusive »Milano 2015«-Leuchte<br />
von FontanaArte gibt es weltweit nur einhundert<br />
Mal. Gefertigt ist sie aus Statuario-Marmor aus<br />
Carrara, dem wertvollsten Marmor am Markt.<br />
desigano.com<br />
8. Goldig Herrlich zurückhaltend, mit einer Prise<br />
Glamour, fügt sich das »Abstract Green Marble«-<br />
Poster in jeden Wohnbereich ein. posterstore.at<br />
9. Abstrakt Der »Esplosione«-Schrank aus der<br />
»Marmo«-Kollektion von Marzia Boaglio setzt mit<br />
seinem Design dynamische Akzente und ist ein<br />
echter Eyecatcher. artemest.com<br />
10. Optische Täuschung Steinmauer, Vorhang oder<br />
doch Tapete? Bei der spektakulären »Inkiostro<br />
Bianco Marble Curtain«-Tapete von Tattahome<br />
muss man auf jeden Fall zweimal hinschauen.<br />
tattahome.com<br />
11. Nachhaltig Nicht nur optisch besonders: Für jede<br />
verkaufte »Carrara«-Tischlampe von It’s about<br />
RoMi wird ein Baum gepflanzt. amara.com<br />
10.<br />
11.<br />
Fotos: Maurizio Cavallasca, beigestellt<br />
192 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
Bezahlte Anzeige<br />
Jetzt Corona-Impfung auffrischen!<br />
Ruck Zuck.<br />
Aufgefrischt.<br />
Impfen dauert nur 1 Sekunde.<br />
Long Covid dauert Jahre.<br />
Damit du die Süße des Lebens schmeckst: Hol dir jetzt deine kostenlose<br />
Auffrischung der Corona-Schutzimpfung! Alle Infos unter impfservice.wien<br />
oder bei der Hotline 1450.<br />
impfservice.wien
inspiration / TERMINE<br />
DATES TO KNOW<br />
Was kann die Stadt? Welche Termine sollten notiert werden? Ein kurzer Überblick<br />
über die wichtigsten Ausstellungen, Messen und Events in den kommenden Wochen.<br />
1.<br />
Lake Como Design Festival <strong>2022</strong>, Como,<br />
3.<br />
17.–25. 9. <strong>2022</strong><br />
In seiner vierten Ausgabe beleuchtet das Lake Como<br />
Design Festival das Thema »Neo-nomadism«. Hierbei<br />
geht es um die Bewegung von Menschen zwischen<br />
realen und digitalen Welten in Anbetracht von Krisen<br />
wie Klimawandel und wirtschaftlichen Spaltungen.<br />
Untersucht wird, wie die ständige Bewegung von<br />
Menschen ein bestimmendes Element unserer Zeit<br />
ist, das auch Kunst, Architektur und Design beeinflusst.<br />
In wunderschöner Lage um den Comer See<br />
kann man hier Ausstellungen, Vorträge und Rahmenveranstaltungen<br />
von italienischen und internationalen<br />
Designer:innen, Architekt:innen und Künstler:innen<br />
erleben. lakecomodesignfestival.com/en<br />
5.<br />
SEPTEMBER<br />
Tallinn Architecture Biennale <strong>2022</strong>,<br />
1.<br />
Tallinn, bis 20. 11. <strong>2022</strong><br />
Die Tallinn Architecture Biennale ist das größte<br />
Architekturfestival im Baltikum und dreht sich <strong>2022</strong> in<br />
der sechsten Ausgabe um das Thema »Edible« bzw.<br />
»The Architecture of Metabolism« – dabei wird der<br />
Überbegriff Essen sowohl wortwörtlich als auch metaphorisch<br />
betrachtet, indem zum Beispiel architektonische<br />
Strategien der lokalen Produktion untersucht<br />
werden. Ziel der Biennale ist es, die Synergien zwischen<br />
estnischen und internationalen Architekt:innen sowie<br />
zwischen diesen und der Öffentlichkeit durch einen<br />
gemeinsamen Ideenaustausch zu fördern. <strong>2022</strong>.tab.ee<br />
2.<br />
Vienna Design Week <strong>2022</strong>, Wien,<br />
2.<br />
16.–25. 9. <strong>2022</strong><br />
Auch heuer bietet die Vienna Design Week einen<br />
spannenden Mix aus Ausstellungen, Workshops und<br />
Vorträgen. Unter der Leitung von Direktor Gabriel<br />
Roland stellt das größte Designfestival des Landes sowohl<br />
etablierte als auch aufstrebende lokale Talente in<br />
den Mittelpunkt. Die Design Week fokussiert sich jedes<br />
Jahr auf einen Wiener Gemeindebezirk – <strong>2022</strong> ist es<br />
Mariahilf. Es werden aber nicht nur Mariahilfer Themen<br />
beleuchtet, sondern der Bezirk wird darüber hinaus zur<br />
Bühne internationalen Designs. Ebenfalls im Fokus der<br />
Design Week: die Initiative Urban Food & Design, die<br />
sich mit lokaler Lebensmittelproduktion, -verteilung<br />
und -konsum befasst. viennadesignweek.at<br />
3.<br />
Oslo Architecture Triennale <strong>2022</strong>, Oslo,<br />
4.<br />
22. 9.–30. 10. <strong>2022</strong><br />
Die achte Osloer Architekturtriennale versucht, die<br />
Frage zu beantworten: Wie bauen wir vielfältigere,<br />
integrativere und nachhaltigere Nachbarschaften?<br />
Vom 22. September bis zum 30. Oktober erforscht die<br />
Triennale Möglichkeiten, wie man aus dem Projekt<br />
Nachbarschaft in Bezug auf Design, Architektur und<br />
Planung das meiste herausholen kann. Unter dem<br />
Überthema »Mission Neighborhood – (Re)forming<br />
Communities«, hat die Triennale u. a. Architekt:innen,<br />
Politiker:innen, Aktivist:innen und Künstler:innen eingeladen,<br />
einen Beitrag zu leisten. Im Zuge der Triennale<br />
wird das ehemalige Munch-Museum in ein »Pop-up-<br />
Nachbarschaftslabor« verwandelt. oslotriennale.no<br />
4.<br />
Forward Festival Berlin <strong>2022</strong>, Berlin,<br />
5.<br />
22.–23. 9. <strong>2022</strong><br />
Bei so einem umfangreichen Programm reicht ein Tag<br />
nicht mehr aus: Deshalb erweitert das Forward Festival<br />
Berlin dieses Mal die Veranstaltung um einen weiteren<br />
Tag. Das Programm wartet mit einigen Highlights<br />
und Größen der Branchen auf – von internationalen<br />
Schwergewichten bis hin zu Lokalmatador:innen der<br />
Kreativwirtschaft. Mehr als 30 Speaker:innen (z. B.<br />
aus den Bereichen Grafikdesign, Fotografie, 3D-Kunst<br />
oder Film) auf zwei Bühnen, exklusive Side-Events,<br />
Workshops, eine interaktive Expo-Area und vieles<br />
mehr erwarten die Besucher:innen.<br />
Kino International, Karl-Marx-Allee 33, 10178 Berlin,<br />
Deutschland, forward-festival.com/berlin/overview<br />
OKTOBER<br />
6.<br />
Designblok, Prag, 5.–9. 10. <strong>2022</strong><br />
6.<br />
Das Designblok, eines der größten Design- und<br />
Modefestivals Mitteleuropas, findet Anfang Oktober<br />
unter dem Überthema »Wald« statt. Seine Ursprünge<br />
hat das Festival bereits im Jahr 1999 und erfreut sich<br />
auch in der mittlerweile 24. Ausgabe unermüdlicher<br />
Beliebtheit. An fünf Tagen werden neue Produkte von<br />
Designer:innen und Hersteller:innen präsentiert, der<br />
Schwerpunkt liegt dabei auf tschechischem Design<br />
und Kreationen aus dem mitteleuropäischen Raum.<br />
In Anbetracht des diesjährigen Themas konzentrieren<br />
sich die Aussteller:innen auf die Verwendung von<br />
natürlichen Materialien mit dem Fokus auf traditionellem<br />
tschechischem Handwerk. designblok.cz/en<br />
Fotos: Tõnu Tunnel, © VIENNA DESIGN WEEK, © Lake Come Design Festival, Sindre Ellingsen, © YorckKinogruppe_DanielHorn, Tomas Hercog, beigestellt<br />
194 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
<strong>06</strong><br />
<strong>06</strong><br />
Mit Abschluss eines <strong>Falstaff</strong>-<strong>LIVING</strong>-Jahresabos (8 Ausgaben)<br />
sichern Sie sich jetzt einen Vorteilscode von −15 % auf Ihren<br />
gesamten Warenkorb bei Westwing und WestwingNow.<br />
Auch perfekt als Geschenk!<br />
9 004524 129408<br />
ÖSTERREICHISCHE POST AG, PZ 17Z041047 P, FÜHRICHGASSE 8, 1010 WIEN<br />
6/<strong>2022</strong> WWW.FALSTAFF-<strong>LIVING</strong>.COM € 7,–<br />
9 004524 129408<br />
<strong>LIVING</strong><br />
NEWPORT ROCKS<br />
BEST OF LIFESTYLE<br />
IN NEUENGLAND<br />
CITY-HOTSPOT<br />
KUNST & STIL IM<br />
ROSEWOOD VIENNA<br />
TREND ALERT<br />
LICHT & STOFFE<br />
IN NEUEM LOOK<br />
NACHGEFRAGT<br />
DESIGN ALS<br />
INVESTMENT<br />
INTERIOR-POWER<br />
WIE LOKALE MANUFAKTUREN & DESIGNER AKZENTE SETZEN<br />
Jetzt<br />
bestellen<br />
NUR € 39,90<br />
und Design-Deal<br />
sichern!<br />
Jetzt einfach scannen<br />
oder auf:<br />
shop.falstaff.at/fl<br />
Folgen Sie uns auch auf<br />
facebook.com/falstaff.living<br />
sowie auf<br />
instagram.com/falstaff.living
inspiration / PREVIEW<br />
EVENT-CLIPPINGS<br />
Events, Messen, Präsentationen – <strong>LIVING</strong> zeigt die besten Design-Happenings aus der Szene.<br />
DESIGN DISTRICT <strong>2022</strong><br />
Am 6. Oktober ist es wieder so weit – in der Hofburg dreht sich ein Wochenende alles um Design.<br />
Besucher:innenstrom 2021 besuchten<br />
rund 27.000 Menschen den Design<br />
District – gespannt auf dieses Jahr?<br />
Imperiale Kulisse In<br />
der Hofburg wirken<br />
die High-End-Designs<br />
besonders gut.<br />
Design zum Anfassen<br />
Bei der interaktiven<br />
Messe ist man mittendrin<br />
im Geschehen.<br />
Austausch Hier hat man die<br />
Möglichkeit, direkt mit Aussteller:innen<br />
in Kontakt zu<br />
treten und mehr zu erfahren.<br />
Reunion v. l. n. r.: Veranstalter Peter<br />
Syrch, Teppichdesigner Jan Kath,<br />
Veranstalterin Sabine Jäger und Ali<br />
Rahimi von Rahimi & Rahimi. Kath ist<br />
erstmals seit Corona wieder dabei.<br />
Dass der Design District dieses Jahr bereits seinen fünften Geburtstag<br />
feiert, zeigt, dass sich das spannende Projekt von Sabine Jäger und<br />
Peter Syrch trotz Pandemie und Krise durchgesetzt hat. 2017 setzten<br />
die beiden Geschäftspartner erstmals das Konzept einer interaktiven Messe<br />
um, die nicht nur die prunkvolle Kulisse der Hofburg nutzt, sondern mithilfe<br />
von mobilen Showrooms, Infosäulen und Co. die ganze Wiener Innenstadt<br />
einbezieht und mit der Gute-Laune-Farbe Gelb bereichert. In den teilnehmenden<br />
Showrooms finden Interessierte den diesjährigen Designguide<br />
mit allen Infos zu den Aussteller:innen, Trends und Highlights der Messe<br />
sowie spannende Designtouren durch Wien und darüber hinaus. Auf rund<br />
7.000 Quadratmetern erwarten die Besucher:innen rund 250 Marken aus<br />
den Bereichen Design, Immobilien, Automobil, Interieur, Lifestyle, Technik<br />
und Hi-Fi, Kunst und Accessoires, die nur darauf warten, entdeckt zu werden<br />
und ihre neuesten Produkthighlights zu präsentieren – vom 6. bis 9. Oktober!<br />
Fotos: ©Design District/Roland Rudolph, © Sabri Dridi, © MW-Architekturfotografie, Sophie Kirchner, beigestellt<br />
196 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
preview<br />
Erlebniswelten Liebevoll<br />
arrangierte Wohnwelten<br />
warten nur darauf, entdeckt<br />
und belebt zu werden.<br />
Designlieberhaber:innen<br />
Auch dieses Jahr trifft man<br />
Veranstalter Peter Syrch und<br />
<strong>LIVING</strong>-Herausgeberin Angelika<br />
Rosam am eigenen <strong>Falstaff</strong>-<br />
<strong>LIVING</strong>-Stand inklusive Bar.<br />
Vielfältig Ein spannender<br />
Mix aus nationalen und<br />
internationalen Marken<br />
schafft Abwechslung.<br />
Ruhezone Müde von all den Eindrücken?<br />
Wie gut, dass auch<br />
zahlreiche Bettenaussteller:innen<br />
beim Design District sind.<br />
6 / 22<br />
<strong>LIVING</strong><br />
falstaff<br />
197
ezugsquellen<br />
Zeichentrick<br />
Muss man es dazusagen<br />
oder sehen Sie es auch?<br />
Diese Tischlampe heißt<br />
»Snoopy« und ist perfekt<br />
für den Comic-Abend.<br />
flos.com<br />
A<br />
ALBERTINA albertina.at<br />
AMARA amara.com<br />
ANNA HERINGER<br />
anna-heringer.com<br />
ANTOLINI antolini.com<br />
ARTEMEST artemest.com<br />
ARTEMIDE artemide.com<br />
ATELIER BIAGETTI<br />
atelierbiagetti.com<br />
ATELIER HEISS atelier-heiss.at<br />
ATELIER HOLZBAUER<br />
atelierholzbauer.com<br />
ATV IMMOBILIEN<br />
atv-immobilien.at<br />
B<br />
BACCARAT baccarat.de<br />
BALCONY balcony.pt<br />
BARCODE ARCHITECTS<br />
barcodearchitects.com<br />
BEHF ARCHITECTS behf.at<br />
BELLAVISTA bellavista1130.at<br />
BELVEDERE belvedere.at<br />
BIG big.dk<br />
BIZZOTTO bizzotto.com<br />
BOFFI boffi.com<br />
BRETZ AUSTRIA bretz-austria.at<br />
BRUNO ZAMPA brunozampa.it<br />
BULTHAUP shop.bulthaup.com<br />
BWM ARCHITEKTEN bwm.at<br />
C<br />
CAFÉ GRATITUDE<br />
cafegratitude.com<br />
CAFIRO cafiro.de<br />
CASSINA cassina.com<br />
CHINA DESIGN CENTRE<br />
chinadesigncentre.com<br />
CHRISTIAN FISCHBACHER<br />
fischbacher.com<br />
CONNOX connox.at<br />
CONMOTO conmoto.com<br />
CROWND BY CHIPPERFIELD<br />
crowndbychipperfield.com<br />
D<br />
DAS BERNARD dasbernard.at<br />
DE GOURNAY degournay.com<br />
DESIGANO.COM desigano.com<br />
DESIGNBLOK designblok.cz/en<br />
DIE WOHNKOMPANIE<br />
wohnkompanie.at<br />
DILLE & KAMILLE dille-kamille.at<br />
DIMORESTUDIO dimorestudio.eu<br />
DIPDII TEXTILES dipdiitextiles.org<br />
DIPTYQUE diptyqueparis.com<br />
DSQUARED2 dsquared2.com<br />
DUTCHBONE dutchbone.com<br />
E<br />
EICHHOLTZ eichholtz.com<br />
EVA SOLO evasolo.com<br />
F<br />
FERM <strong>LIVING</strong> fermliving.de<br />
FLORIETTE floriette.at<br />
FLOS flos.com<br />
FORWARD FESTIVAL BERLIN<br />
forward-festival.com/berlin/overview<br />
FOSCARINI foscarini.com<br />
FRANCISCO FINO franciscofino.<br />
com<br />
FRITZ HANSEN fritzhansen.com<br />
G<br />
GALERIA FOCO galeriafoco.com<br />
GEORG BECHTER LICHT<br />
georgbechterlicht.at<br />
GLAMMFIRE glammfire.com<br />
GLAS ITALIA glasitalia.com<br />
GRÜNE ERDE grueneerde.com<br />
GUBI gubi.com<br />
GUERLAIN guerlain.com<br />
H<br />
HAMPTONS HOME hamptonshome.<br />
de<br />
HANGAR hangar.com.pt<br />
HARLEQUIN<br />
harlequin.sandersondesigngroup.com<br />
HARRODS harrods.com<br />
HEIMAT ÖSTERREICH hoe.at<br />
HERMÈS hermes.com<br />
HOMARY de.homary.com<br />
HOME24 home24.at<br />
I<br />
IITTALA iittala.com<br />
J<br />
JACCAUD + ASSOCIÉS<br />
jaccaud-associes.ch<br />
JAN KATH jan-kath.com<br />
JETCLASS jetclass.pt<br />
K<br />
KARE kare.at<br />
KARTELL kartell.com<br />
KELLY WEARSTLER<br />
kellywearstler.com<br />
KGBL kgblnyc.com<br />
KROENLAND kroenland.com<br />
KUNSTFORUM WIEN<br />
kunstforumwien.at<br />
L<br />
LAKE COMO DESIGN FESTIVAL<br />
lakecomodesignfestival.com/en<br />
LAO WAI laowai.se<br />
LARA BOHINC bohincstudio.com<br />
LEOPOLD MUSEUM<br />
leopoldmuseum.org<br />
LICHTPROJEKT lichtprojekt.at<br />
LINFA linfamilano.com<br />
LIQUIFER SYSTEMS GROUP<br />
liquifer.com<br />
LOBERON loberon.at<br />
LOBMEYR light.lobmeyr.at<br />
LOUIS POULSEN louispoulsen.com<br />
LOUIS VUITTON us.louisvuitton.com<br />
M<br />
MAAT maat.pt<br />
MADE made.com<br />
MARRIOTT marriot.com<br />
MATCHESFASHION<br />
matchesfashion.com<br />
MEMOBOTTLE memobottle.eu<br />
MEPAL mepal.com<br />
MILITÄRHISTORISCHES<br />
MUSEUM mhmbw.de<br />
MISSONI missoni.com<br />
MOLITOR molitorparis.com<br />
MOLTENI & C molteni.it<br />
MOLTO LUCE moltoluce.com<br />
MONBENTO monbento.de<br />
MOOOI moooi.com<br />
MUSEU CALOUSTE<br />
GULBENKIAN gulbenkian.pt<br />
MUSEU COLEÇÃO BERARDO<br />
museuberardo.pt<br />
MUSEU DO ORIENTE foriente.pt<br />
MUSEU NACIONAL DE ARTE<br />
CONTEMPORÂNEA<br />
museuartecontemporanea.gov.pt<br />
N<br />
NERMA LINSBERGER<br />
nermalinsberger.com<br />
NICHE-BEAUTY.COM<br />
niche-beauty.com<br />
NOBU HOTEL BARCELONA<br />
barcelona.nobuhotels.com<br />
NUNIDO nunido.at<br />
O<br />
OCCHIO occhio.de<br />
OFF-WHITE off---white.com<br />
OSLO ARCHITECTURE<br />
TRIENNALE oslotriennale.no<br />
ÖRAG oerag.at<br />
ÖVI ovi.at<br />
P<br />
PALOFORM paloform.co.uk<br />
PAMONO pamono.at<br />
PAOLA LENTI paolalenti.it<br />
PLANT FOOD + WINE<br />
plantfoodandwine.com<br />
PORET poret-zimbabwe.org<br />
POSTER STORE posterstore.at<br />
PRADA prada.com<br />
PROLICHT prolicht.at<br />
Q<br />
QUARTIER STARHEMBERG<br />
quartier-starhemberg.at<br />
R<br />
RAIFFEISEN WOHNBAU<br />
raiffeisen-wohnbau.at<br />
RETRO <strong>LIVING</strong> retroliving.co.uk<br />
RIEDEL riedel.com<br />
RIMADESIO rimadesio.it<br />
ROLL & HILL eu.rollandhill.com<br />
ROSANA rosana.de<br />
ROSEWOOD VIENNA<br />
rosewoodhotels.com/en/vienna<br />
S<br />
SAHRAI sahrai.com<br />
SAINT LAURENT ysl.com<br />
SCHWEIZER MESSER SHOP<br />
schweizer-messer-shop.at<br />
SELAMAT DESIGN<br />
selamatdesigns.com<br />
SKLUM sklum.com<br />
T<br />
TALLINN ARCHITECTURE<br />
BIENNALE <strong>2022</strong>.tab.ee<br />
TATTAHOME tattahome.com<br />
THE LALA the-lala.com<br />
THE UNIQUE the-unique.at<br />
TIAN tian-restaurant.com<br />
TOM DIXON tomdixon.net<br />
TREBERSPURG & PARTNER<br />
ARCHITEKTEN treberspurg.com<br />
U<br />
UPPER HILL SIDE<br />
upper-hill-side.wien<br />
USM usm.com<br />
V<br />
VEGANISTA veganista.at<br />
VICTORINOX victorinox.com<br />
VIENNA DESIGN WEEK<br />
viennadesignweek.at/en/<br />
VILLAGE IM DRITTEN<br />
villageimdritten.at<br />
VILLEROY & BOCH villeroy-boch.at<br />
VITRA vitra.com<br />
W<br />
WAYFAIR wayfair.de<br />
WESTWING westwingnow.de<br />
WINEGG winegg.at<br />
WITTMANN wittmann.at<br />
WORK AC work.ac<br />
WUNSCHHAUS wunschhaus.at<br />
Z<br />
ZAHA HADID ARCHITECTS<br />
zaha-hadid.com<br />
ZANOTTA zanotta.it<br />
ZARA HOME zarahome.com<br />
ZUMTOBEL GROUP z.lighting<br />
Foto: beigestellt<br />
198 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
IMPRESSUM<br />
6/<strong>2022</strong><br />
ZEITSCHRIFT FÜR INTERIEUR<br />
UND ARCHITEKTUR<br />
Die in dieser Ausgabe veröffentlichten<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Übersetzung, Nachdruck, Vervielfältigung<br />
und Speicherung in Datenverarbeitungs -<br />
anlagen nur mit ausdrücklicher Genehmigung<br />
des Verlags. Zitate aus Beiträgen dieser<br />
Ausgabe sind ausschließlich mit Angabe<br />
der Quelle gestattet.<br />
MEDIENINHABER<br />
<strong>Falstaff</strong> <strong>LIVING</strong> Verlags GmbH<br />
REDAKTIONSORT<br />
DES MEDIENINHABERS<br />
Wiesingerstraße 6/8, 1010 Wien<br />
T: +43 1 9042141<br />
F: +43 1 9042141-450<br />
hello@falstaff-living.com<br />
www.falstaff-living.com<br />
Gegenstand des Unternehmens<br />
ist die Heraus gabe, der Verlag<br />
und der Vertrieb von Zeitschriften<br />
und Druckwerken aller Art unter<br />
der Bezeichnung »<strong>Falstaff</strong> <strong>LIVING</strong>«.<br />
HERAUSGEBERIN<br />
Angelika Rosam<br />
CHEFREDAKTEURIN<br />
Angelika Rosam<br />
CHEFIN VOM DIENST<br />
Amelie-Catharina Bacher<br />
ART DIRECTOR<br />
Klaus Rauch<br />
PHOTO DIRECTOR<br />
Thomas Hopferwieser<br />
PRODUKTION/LITHO<br />
Konstantin Riemerschmid<br />
MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />
Nicola Afchar-Negad, Karin Cerny, Wojciech<br />
Czaja, Manfred Gram, Maik Novotny, Heimo<br />
Rollett, Moritz Weinstock, Florentina Welley<br />
LEKTORAT<br />
Angelika Hierzenberger-Gokesch<br />
www.korrekturleserei.at<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Angelika Rosam, Mag. Taskin Yüksel, MSc, MPA<br />
ANZEIGENKOORDINATION<br />
Christiane Ceccarelli, Magdalena Eser<br />
RECHNUNGSWESEN<br />
Sommer & Zarits Steuerberatung GmbH<br />
Robert Graf Platz 1, 7000 Eisenstadt<br />
ANZEIGEN- & PROMOTIONKONTAKT<br />
Mag. Michaela Cholewa MC Services, (Interieur,<br />
Immobilien, Auto), Kinga Mohrent (Auto, Lebensmittel,<br />
Niederösterreich), Nikolaus Peinitz (Sport,<br />
Salzburg/Tirol), Ricarda Posch-Steinacher<br />
( Lifestyle, Auto, Tourismus), Mag. Sara Zager<br />
(Kärnten/ Steiermark)<br />
anzeigen@falstaff-living.com<br />
DIRECT SALES<br />
Timotheus Lamberg (Leitung)<br />
VERTRIEB, LESER- UND ABOSERVICE<br />
Michael Bergmeister (Leitung Innendienst)<br />
Thomas Wagner (Vertriebsmanager)<br />
HERSTELLER<br />
Druckerei Berger<br />
Wiener Straße 80, 3580 Horn<br />
VERTRIEB<br />
Presse Großvertrieb Austria Trunk GmbH<br />
St. Leonharder Straße 10, 5081 Anif<br />
www.pgvaustria.at<br />
DVR-Nummer: <strong>06</strong>a9192<br />
GESELLSCHAFTER DER<br />
FALSTAFF <strong>LIVING</strong> VERLAGS GMBH<br />
<strong>Falstaff</strong> Verlags-Ges.m.b.H. (Anteil 51 %)<br />
Angelika Rosam (Anteil 39 %)<br />
Mag. Michaela Cholewa (Anteil 10 %)<br />
202122021<br />
Transparenz in ihrer schönsten Form.<br />
Für ein grenzenloses Raumerlebnis<br />
voller Licht, Luft und Atmosphäre.<br />
Seit 1886 – swissfineline.com
inspiration / DESIGN-EYECATCHER IM BEAUTY-KOSMOS<br />
»Abeille Royale Double R<br />
Advanced Serum«<br />
Zwei Formeln in einem: Das Duo<br />
wirkt als Peeling und Lifting und<br />
enthält kostbaren Honig von der<br />
bretonischen Küste.<br />
»Rouge G«<br />
Die Lipsticks in der<br />
Doppelspiegel-Hülse gibt<br />
es in vielen Designs. Die<br />
luxuriöse, hochwertige<br />
Hülse ist zudem mit einer<br />
Gravur personalisierbar.<br />
»Aqua Allegoria Forte<br />
Mandarine Basilic EdP«<br />
Zu den Bestsellern gehört »Mandarine<br />
Basilic«, ein fröhlicher Zitrusduft,<br />
den es jetzt auch als (intensive)<br />
»Forte«- Version gibt.<br />
Im Interview<br />
Kerstin Groh ist Managing<br />
Director von Guerlain Austria<br />
und bringt mit ihrem top geschulten<br />
Team den luxuriösen<br />
Charakter der Traditionsmarke<br />
in die Parfümerieregale.<br />
guerlain.com<br />
»Wir bieten höchste Qualität<br />
und Leistung im edlen Design«<br />
Die Erfindung des Lippenstifts im Jahre 1870 krönte die Marke Guerlain zum Pionier der<br />
Beauty-Welt. Wie die Luxus-Brand aber einen echten Adelstitel bekam und welche Must-haves<br />
in keiner Tasche fehlen sollten, erzählt Kerstin Groh, Managing Director von Guerlain Österreich.<br />
INTERVIEW: SERMIN KAYA<br />
<strong>LIVING</strong> Was ist die Philosophie hinter der<br />
Marke Guerlain?<br />
KERSTIN GROH Pierre-François Guerlain<br />
gründete Guerlain im Jahre 1828. Das damalige<br />
Motto des Gründers ist auch heute unser<br />
Anspruch: »Stellt gute Produkte her. Macht<br />
niemals Kompromisse bei der Qualität. Habt<br />
einfache Ideen und setzt sie gewissenhaft<br />
um.« Im Jahre 1870 erfand er den ersten<br />
Lippenstift in Stiftform. Schon 1853 war der<br />
Durchbruch gelungen: Für die Vermählung<br />
der französischen Kaiserin Eugénie (mit Napoleon<br />
III.) kreierte Pierre-François Guerlain<br />
den Duft »Eau Impériale«, dessen Flakon er<br />
mit 69 goldenen Bienen, dem Emblem des<br />
Kaiserhauses, versah. Der Erfolg des Duftes<br />
brachte ihm den Titel »offizieller Parfum-<br />
Lieferant des kaiserlichen Hofes« ein. Bei<br />
Guerlain waren Innovationen immer Begleiter<br />
der Tradition. Wir sind entschlossen, dieses<br />
Erbe zu be wahren, weiterzuentwickeln<br />
und an künftige Generationen weiterzugeben.<br />
Immer mehr Beauty-Unternehmen setzen<br />
mit hochwertigen Verpackungen neue<br />
Akzente – nach welchen Kriterien wählen<br />
Sie das Design der Verpackung aus?<br />
Die Biene ziert schon seit 1853 unsere Glasflakons.<br />
Sie findet aber auch auf den Papier-<br />
Packagings immer ihren Platz. Grund dafür<br />
ist unsere Geschichte, aber auch die aktive<br />
Arbeit am Bienenschutz. Um vom Klima<br />
abhängiges Leben zu schützen, möchten<br />
wir bis 2030 Klimaneutralität erreichen.<br />
Darum sind unsere Inhaltsstoffe oft bis zu<br />
95 Prozent natürlichen Ursprungs und viele<br />
Produkte, wie z. B. die Flakons der »Aqua<br />
Allegoria«-Serie, wiederbefüllbar.<br />
Guerlain steht für Beauty-Know-how.<br />
Was ist Ihren Kund:innen wichtig?<br />
Höchste Qualität und Leistung vereint<br />
in einem edlen Packaging – genau diesen<br />
Anspruch haben unsere Kund:innen, wenn<br />
sie in der Parfümerie Guerlain kaufen.<br />
Der kostenlose Gravur service und die<br />
pro fessionelle Beratung unserer Mitarbeiter:innen<br />
spielen dabei ebenso eine Rolle<br />
wie die Nachhaltigkeit der Pro dukte.<br />
Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs, ökologisches<br />
Design und dass die Produkte<br />
in Frankreich hergestellt sind, wird von<br />
unseren Kund:innen sehr geschätzt.<br />
Gibt es bei Guerlain das ultimative<br />
Sammelstück?<br />
»Rouge G« sollte in keiner Handtasche<br />
fehlen und ist das Sammelstück schlecht -<br />
hin. Die austauschbaren Hülsen mit<br />
Pailletten, Prints, in Kroko- oder Stoffdesign<br />
machen ihn zum wandelbaren<br />
Statement-Piece. Außerdem ist er, wie<br />
viele Produkte von uns, mit einer Gravur<br />
personalisierbar. Limited Editions, wie<br />
z. B. vom Parfum » Shalimar«, sind auch<br />
begehrt, weil sie eine Geschichte der Liebe<br />
zum Parfum erzählen.<br />
Fotos: © Foto Fayer, beigestellt<br />
200 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
inspiration / PREVIEW<br />
<strong>LIVING</strong> 7/<strong>2022</strong><br />
Was erwartet Sie in der nächsten Ausgabe von <strong>LIVING</strong>? Welche Trends erobern den Markt,<br />
welche Designer:innen sind am Puls der Zeit, und was tut sich Neues in der Immobilienbranche?<br />
Eine kleine Vorschau, worauf Sie sich im kommenden Magazin freuen können.<br />
trends<br />
Traumhaft<br />
Hotelbetten sind purer Luxus und<br />
verhelfen uns zu erholten Nächten.<br />
Gut, dass man Bettwäsche, Matratzen<br />
und Co. mittlerweile sogar schon für zu<br />
Hause nachkaufen kann. Die <strong>LIVING</strong>-<br />
Redaktion begibt sich auf die Suche<br />
nach den besten Möglichkeiten.<br />
kulinarik<br />
residences<br />
Purer Luxus<br />
Was tut sich Neues in der City?<br />
<strong>LIVING</strong> präsentiert Ihnen die<br />
aktuellsten Wohnprojekte<br />
in Wiens Topbezirken und zeigt,<br />
was diese so besonders macht.<br />
Teppich-Poet<br />
Er kombiniert klassische<br />
Elemente mit zeitgenössischem<br />
Design – Jan Kath zählt zu den<br />
international bedeutendsten<br />
Teppichdesignern. LIVINIG trifft<br />
den Maestro zum Interview.<br />
jan-kath.com<br />
design<br />
Cheers!<br />
Sie ist Mittelpunkt jeder Party<br />
und ein absolutes Must-have – die<br />
Homebar. <strong>LIVING</strong> zeigt Ihnen die<br />
schicksten Modelle von kleinen<br />
Bar-Carts bis hin zu eingebauten<br />
Schränken.<br />
<strong>LIVING</strong> 7/<strong>2022</strong><br />
erscheint am<br />
7. 10. <strong>2022</strong><br />
Fotos: © Fourseasons, © Living Deluxe, © Jan Kath, © Koket<br />
202 falstaff <strong>LIVING</strong> 6 / 22
was macht<br />
edelstahlpools<br />
so besonders?<br />
Es ist das elitäre Material, das elegante Erscheinungsbild,<br />
die lange Lebensdauer und die Nachhaltigkeit.<br />
Ausgezeichnet mit dem Oscar<br />
der Schwimmbadindustrie<br />
Vereinbaren Sie Ihren persönlichen Beratungstermin!<br />
REINE DE NAPLES 8918<br />
Polytherm GmbH | A-4675 Weibern | Pesendorf 10 | Tel. +43 7732-3811 | office@polytherm.at<br />
www.polytherm.at<br />
POOLKOMPETENZZENTRUM<br />
pools in edelstahl
9 004524 129408