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Jubiläumsmagazin 90 Jahre und weiter

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JUBILÄUM

2022

7080 100

JAHRE UND WEITER


90 JAHRE UND WEITER

THEURL, das ist ein

Lebensgefühl.

Für den Inhalt verantwortlich

Brüder Theurl GmbH, Thal-Aue 128, A-9911 Assling

www.theurl-holz.at

Satz- und Druckfehler vorbehalten.

Liebe Leserin, lieber Leser,

was vor 90 Jahren mit nur einem Mann – unserem Großvater Peter

Theurl – begann, hat sich im Laufe der Zeit und über vier Generationen

zu einer richtigen Großfamilie entwickelt. Dabei sprechen

wir nicht nur von unseren eigenen Kindern, die uns längst über den

Kopf gewachsen und bereits tatkräftig im Unternehmen involviert

sind, sondern vom gesamten TEAMTHEURL.

Im Interview wurde uns die Frage gestellt, was THEURL von

anderen Firmen abhebt – wir können mit Stolz sagen, unsere Mitarbeiter

und deren Engagement, Tatkraft und Hingabe. Wir wissen

dankbar zu schätzen, in welch glücklicher Lage wir uns befinden:

wir leben in einem friedlichen Land, inmitten einer intakten

Natur umgeben von dem herrlichen Rohstoff Holz und dürfen

unser Unternehmen hoffentlich eines Tages in ebenso stabilem

Zustand übergeben, wie wir ihn momentan genießen.

Dabei wollen wir weder rasten, noch über das Ziel hinausschießen.

Doch Innovationsgeist und die Leidenschaft für herausragende

Holzbauprodukte scheinen Teil der THEURL-DNA zu sein.

Unser Anspruch an uns selbst: aus technologischer Sicht stets

einen Schritt voraus bleiben und unsere Partner mit Spitzenqualität

und individuellem Service begeistern. Dabei wachsen? Ja, aber

stets mit Maß und Ziel.

Wohin die Reise gehen soll? Dem Holzbau gehört die Zukunft,

sowohl im ländlichen als auch im urbanen Raum. Wir liefern die

passenden Bauteile. Maßgeschneiderte High-Tech-Lösungen mit

denen wir dazu beitragen, angenehmen und nachhaltig

gedachten Wohn- und Lebensraum mitzugestalten.

Und weiter? Geerdet, naturverbunden, weltoffen – verrückt

nach Holz. All das eint das TEAMTHEURL und wie vor 90 Jahren

setzen wir bis heute auf Handschlagqualität, Zuverlässigkeit und

Ehrlichkeit – manche Dinge ändern sich eben nie …

Viel Vergnügen beim Lesen wünschen

Stefan Theurl, Hannes Theurl

3



THEURL

THEURL

Den Samen heute säen ...

Auch uns überrascht die Vielfalt, Schönheit und Eleganz unserer Holzprodukte jeden Tag aufs Neue.

Umso schöner, wenn wir Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten und Partner für unsere Leidenschaft ebenso

begeistern können.

S. 03

Fest verwurzelt - 90 Jahre

90 Jahre THEURL und kein Ende in Sicht. Im Gegenteil: die vierte Generation steht bereits in den

Startlöchern, um das innovative Familienunternehmen für Holzbaulösungen tatkräftig in die Zukunft

zu führen.

S. 06 - 25

Natürlich angestammt - Zusammenarbeit

THEURL ist, wie die Bäume selbst, fest verwurzelt in der Region. Dazu gehören auch langjährige und

verlässliche Partnerschaften mit Lieferanten, Kunden, Mitarbeitern und Freunden. Immer mit Respekt

und stets auf Augenhöhe.

S. 26 - 33

Weit verästelt - Innovativer Holzbau

Aus THEURL Brettschichtholz- und CLTPLUS-Elementen entstehen anspruchsvolle Holzbauprojekte

und gesunde Wohlfühlumgebungen zum Arbeiten, Leben und Wohnen.

S. 34 - 47

... und an morgen denken

Was die Zukunft bringt, wissen wir erst morgen. Wir gehen mit der Zeit und blicken lieber nach vorn

als zurück. Voller Neugierde, Hoffnung und Zuversicht.

S. 48 - 55

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

Themenübersicht

S. 08 - 09 Unternehmensgründer Peter Theurl

S. 10 - 11 2. Generation & Meilensteine

S. 12 - 15 Generationeninterview

S. 16 - 17 Vom Rohstoff zum Baustoff

S. 18 - 19 Holz & Hightech

S. 20 - 21 Der Holzversteher

S. 22 - 23 Unsere Kultur der Nachhaltigkeit

S. 24 Die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei

S. 25 Fakten über Holz und den Wald

fest verwurzelt

90 Jahre ...

Was 1932 mit nur einem mutigen Mann als klassisches Sägewerk begann, hat sich

kontinuierlich zu einem hochmodernen Industriepartner für den konstruktiven Holzbau

mit 380 Mitarbeitern entwickelt. Regionalität und Nachhaltigkeit spielen dabei

seit jeher eine zentrale Rolle. Bei den Fachkräften setzten wir ebenso wie beim Rohstoff

Holz auf Eigeninitiative, kurze Wege & eine gesunde Kreislaufwirtschaft.

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

Die Kraft seiner Phantasie

Peter Theurl,

Unternehmensgründer

Ausgestattet mit einer ordentlichen Portion Hausverstand und einem feinen

Gespür für den Rohstoff Holz, erschuf ein einfacher Bauernsohn 1932 aus dem

Nichts heraus das Undenkbare: die Kraft seiner Phantasie verwandelte einen

kleinen Hof in Osttirol zu einem Sägewerk. Es ist der Pioniergeist des Großvaters

Peter, der allen vier Generationen an Theurls innewohnt und bis heute als Antrieb

dient, jeden Tag noch einen Schritt weiterzugehen.

1950

Standortwechsel auf die Thaler Sonnseite.

Der

Gründervater

1932

Mit Tatkraft und Risikofreude zum Erfolg.

Großvater Peter Theurl beweist mit dem Kauf des Weilerhofs

im Osttiroler Unterassling Mut und Innovationsgeist in unsicheren

Zeiten. Der damalige Kaufpreis von 25.350 Schilling stellte für den

unternehmungslustigen Bauernsohn zur damaligen Zeit der Weltwirtschaftskrise

einen heute unvorstellbar hohen Betrag dar. Doch

Peter Theurl ist fest entschlossen. Mithilfe der zum Hof zugehörigen

Venezianersäge beginnt er erfolgreich, Schnitt- und Bauholz

für den regionalen Bedarf zu produzieren. Das benötigte Rundholz

wird in den umliegenden Wäldern zum größten Teil selbst mit Axt

und Zugsäge geschlagen und von Pferden zur Säge gezogen. Der

Jahreseinschnitt beträgt damals rund 1.000 fm.

Knapp 20 Jahre nach der Unternehmensgründung erfolgt ein

erster Standortwechsel auf die Thaler Sonnseite. Für die Venezianersäge

ist mittlerweile kein Wasser mehr verfügbar, da diese

Kapizitäten gerade für das Asslinger E-Werk ausreichen. Peter

Theurl trotzt mit diesem vorausschauenden Schritt nicht nur der

Nachkriegszeit, er legt auch ein äußerst solides Fundament für die

nachfolgenden Generationen und beweist den Söhnen eindrücklich,

wie Risikobereitschaft, Zufall und ein Quäntchen Glück zu nachhaltigem

Erfolg führen können. Durch moderne Maschinen und

mithilfe der acht Mitarbeiter kann das bisherige Einschnittvolumen

auf 13.000 bis 15.000 fm pro Jahr gesteigert werden.

1956

Export in den Süden.

Es entstehen erste Kontakte zu Holzhändlern in Italien und

erste Lieferverträge werden mit den Partnern jenseits der Alpen

abgeschlossen. Zu dieser Zeit wurde der Pferdefuhrpark noch von

Hand beladen, dann ging es für das Holz zum Thaler Bahnhof, wo

die Ware für den Export wieder mit reiner Manneskraft entladen

wurde.

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

Vorausschauende Weiterentwicklung des Unternehmens

Hans & Josef Theurl

2. Generation

1990er

Die dritte Generation.

In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gelingt

2010er

nach und nach der gezielte Ausbau des Unternehmens. Die Cousins

Hannes und Stefan Theurl steigen langsam in den väterlichen

Da geht noch mehr.

1969

Die zweite Generation.

Betrieb ein und sammeln erste Erfahrungen. Zwischen 1995 und

1999 übernimmt das Zweigestirn endgültig die Geschäftsführung

und ist bereit für den Aufbruch in ein neues Millennium der Holzverarbeitung.

Das Einschnittvolumen liegt zu diesem Zeitpunkt mit

nahezu 100.000 fm pro Jahr bei dem rund 100fachen im Vergleich

zu Großvaters Zeiten.

Das zweite Jahrzehnt des aktuellen Jahrtausends ist geprägt

von der gezielten Investition in die Zukunft. 2011 erfolgt der Umbau

des Hobelwerks und der Ausbau des Rundholzzentrums für Starkund

Schwachholz. 2014 wird eine neue Sägelinie ergänzt und das

Headquarter umgebaut.

Die Söhne Hans, Konrad und Josef übernehmen den Betrieb

vom Vater und gründen die Firma Brüder Theurl OHG. Dieser

1982

2004

2019/20

Schritt dient als Grundlage für das gesamte zukünftige Wachstum.

Infolge beginnt die zweite Generation bereits ein Jahr später, ab

Erweiterung der Produktpalette.

Installation modernster Einschnitttechnik.

CLTPLUS: Holzbau der nächsten Generation.

1970, den jetzigen Standort mitsamt Sägewerk von Grund auf zu

errichten.

1977

Weiterdenken, Neues wagen.

Die Nachfrage nach getrocknetem Qualitätsholz wächst in dieser

Zeit hingegen unablässig an. Der Bau des ersten Heizwerkes

mit vier angeschlossenen Trockenkammern garantiert THEURL

dank schnellerer Lieferzeiten und geringerer Transportkosten

einen gewaltigen Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern.

Mit dem Bau eines Hobelwerks gelingt der Einstieg in die

Holzveredelung: von nun an kann auch weiterverarbeitetes Holz

angeboten werden. Pro Jahr lassen sich zu dieser Zeit rund 10.000

m³ an Hobelware veredeln. Als ein weiterer Meilenstein erleichtert

ein neues, großzügiges Bürogebäude nicht nur die Arbeit in

der Verwaltung, der Bau dient auch als repräsentativer Unternehmenssitz.

In den kommenden Jahren soll die Installation einer

15-Etagen-Schnittholzsortierung für eine weitere Steigerung der

Effektivität sorgen. Eine neue Rundholzsortieranlage inklusive

geeichter, elektronischer Vermessung sowie eine Vierfach-Reduzierbandsäge

komplettieren den Schritt in eine neue, technologiegetriebene

Zeit. Ende der 80er Jahre erfolgt der Ankauf erster

Computeranlagen von Olivetti: der Einstieg in das Zeitalter der

Die bestehende Sägehalle wird abgerissen und durch einen

zeitgemäßen Neubau inklusive modernster Technik ersetzt.

2006

Wieder am Puls der Zeit.

Zu Beginn des Jahrtausends gewinnt das Bauen mit Holz zunehmend

an Komplexität. Das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit

und Ressourcenschonung führt zu einem tiefgreifenden

Umdenken in der Branche sowie zum Aufbau des zweiten Standortes

mit einem Brettschichtholzwerk. 2007 folgt die Installation

2019 gründen Hannes und Stefan den dritten Standort und

beginnen – bereits unterstützt durch die vierte Generation – mit

dem Aufbau eines eigenen, hochmodernen CLT-Werks in Steinfeld

und Bürogebäude.

2021/22

Hoch hinaus in Steinfeld samt preisgekröntem Bürogebäude.

Beim Bau des 22 Meter hohen, neuen Büroturms in Assling

kommt eine vertikale, durchgehende Tragkonstruktion aus BSH-

Säulen und CLTPLUS zum Einsatz.

Automatisierung ist geglückt.

eines modernen Abbundservicezentrums.

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

Hannes & Stefan Theurl

Eine gemeinsame

Vision

Hannes Theurl

Stefan Theurl

Ab wann war klar, dass ihr in

das Familienunternehmen einsteigen

möchtet?

Hannes: Wir waren dazumal

acht Kinder, sodass es

nicht unbedingt von Anfang

an klar war, ob ich einen Platz

in der Firma finden würde.

Dank dem mangelnden Interesse

der Geschwister und

trotz meiner technischen

Ausbildung bin ich dann aber

doch ins Unternehmen eingestiegen.

Letztlich ließen

sich meine Kenntnisse und

Fähigkeiten gut mit der Entwicklung

von THEURL verbinden,

ich bin regelrecht in die

Firma hineingewachsen und

kümmere mich mittlerweile

auch um die wirtschaftlichen

Belange. Nach wie vor bin ich

froh, dass ich Unternehmer

geworden bin.

diese Menge an einem Tag. An

dieser Herausforderung bin

ich also gewachsen.

Wie habt ihr die strategische

Ausrichtung von THEURL

entwickelt?

Stefan: Die Entscheidungen,

wie sich das Unternehmen

weiterentwickeln soll,

haben wir oft aus dem Bauch

heraus getroffen. Zu Beginn

wollten wir unser Sägewerk

ausbauen, um dann hochmoderne

Holzbauprodukte

fertigen zu können. Dazu kam

dann das BSH-Werk – eine

enorme Investition, die sich

bis heute auszahlt und uns als

verlässlichen und kompetenten

Partner für den Holzbau

am Markt positioniert hat. Das

neue CLT-Werk war dann der

logische nächste Schritt. Wir

können heute mit Stolz sagen,

ten gesetzt. Das war damals

der richtige Zeitpunkt und wir

sind auf den Zug aufgesprungen.

Aufgrund dessen haben

wir zuerst unser Sägewerk

technisch aufgerüstet und

2006 mit unserem BSH-Werk

einen damals völlig neuen

Weg eingeschlagen. Service

und Individualisierung statt

Massenware vom Band. Zum

Glück konnten wir kompetente

Partner finden, die unsere

Maschinen gemeinsam mit

uns entwickelt haben. Wir

waren letztlich zur richtigen

Zeit am richtigen Ort. Das gilt

auch für unser neues CLT-

Werk aus dem Jahr 2020,

bei dem wir uns wirklich

aller momentan verfügbaren

Technologien bedient haben.

Mit der hundertprozentig

auftragsbezogenen Produktion

in höchster Qualität und

unserem Servicepaket haben

– auch aus technischer Sicht.

Inbetriebnahme und Verkaufsorganisation

waren nicht

ganz leicht, dafür funktioniert

das Segment mit unseren

BSH-Produkten mittlerweile

hervorragend.

Was unterscheidet THEURL

von anderen Firmen?

Hannes: Wir haben eine

sehr gute Mannschaft und

lassen unseren Mitarbeitern

viele Freiheiten, dadurch lebt

das gesamte Team unsere

Philosophie und ist fest mit

dem Unternehmen verwachsen.

Außerdem haben wir das

Glück, dass wir uns in einer

einmaligen Region inmitten

eines hochwertigen Rohstoffs

befinden.

Was ist eure persönliche

Motivation?

Seit den 90er Jahren führen Hannes und Stefan das Familienunternehmen

THEURL. Dank gezielter und vorausschauender Investitionen in die Zukunft

konnten die Cousins das ehemalige Sägewerk zu einem holzverarbeitenden

Industrieunternehmen entwickeln.

Was waren die ersten

Aufgaben im Unternehmen?

Stefan: Ich war von Anfang

an im Verkauf tätig. Nach

dem Neubau und Ausbau

des Hobelwerks konnte die

Produktion gesteigert werden

– die Aufgabe, den Output

zu verkaufen, fiel schließlich

mir zu. Zu Beginn schien es

mir ein Ding der Unmöglichkeit,

die gewünschte Menge

von 25 bis 30 LKW-Zügen mit

Brettern pro Woche loszuwerden.

Heute verkaufen wir

dass wir drei topmoderne

Werke mit tollen Arbeitsplätzen

haben.

Wie wichtig ist die Technologie

für das Unternehmen

THEURL?

Hannes: Als ich ins

Unternehmen kam, wurde

mir schnell bewusst, dass

wir als Anbieter in unserer

Produktion einer unter vielen

waren. Um uns von der

Masse abheben zu können,

haben wir auf die neuesten

technologischen Möglichkei-

wir uns einen Namen machen

können.

Was ist euer persönlicher

Meilenstein?

Stefan: Für mich war

die Eröffnung unseres Leimbinder-Werks

2006 ein echter

Schritt heraus aus der

eigenen Komfortzone und in

Richtung Zukunft. Anstelle

der üblichen Standardware

haben wir von Anfang an auf

die individuelle Produktion

nach Maß gesetzt. Zu Beginn

eine große Herausforderung

Hannes: Die Möglichkeit,

etwas zu gestalten, bewirken

und beeinflussen zu können.

Das macht die Arbeit trotz

aller Herausforderungen und

Überraschungen sehr spannend.

Das gesamte Interview ist

auf der Website verfügbar.

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

An die Zukunft

denken

Im Interview berichten Lisa, Roland, Theresa, Daniel, Gerald und Nico von Herausforderungen

und Erfolgen, denken an die Zukunft und vergessen dabei nie, was

ihr Familienunternehmen im Kern ausmacht: das TEAMTHEURL.

Lisa, Roland, Theresa, Daniel, Gerald und Nico Theurl

Dein erster Kontakt zu

THEURL?

Lisa: Als Kind waren die

Hackschnitzel-Berge mein

liebster Spielplatz, später im

Schulpraktikum im Unternehmen

habe ich dann meine

Leidenschaft für das Material

Holz entdeckt. Nach meinem

Studium möchte ich die

technischen Möglichkeiten

des Baumaterials und meine

Vorliebe für Design verbinden.

Nico: Ich bin mit und umgeben

von Holz aufgewachsen,

habe mich von klein auf

für das Material interessiert

und auch meine ersten beruflichen

Erfahrungen in der

Firma sammeln können. Mir

scheint die Arbeit mit diesem

Naturprodukt einfach in die

Wiege gelegt.

Du und THEURL?

Lisa: Mich begeistert

THEURL aus. Wenn man dann

sieht, was alles aus Holz entstehen

kann, hat man wirklich

Freude an der Arbeit. Ich

fühle mich in Osttirol und im

Unternehmen einfach zuhause

– nicht zuletzt dank unserer

starken Familienbande.

Gerald: Die Leidenschaft,

Freude und das Know-how

meiner Kollegen begeistern

auch mich jeden Tag aufs

Neue. Die vielen Ideen und

forderung und Faszination

zugleich.

... und weiter?

Theresa: Mit Sicherheit

wird uns der Klimawandel vor

Herausforderungen stellen,

allerdings denke ich, dass

THEURL absolut zukunftsfit

ist und unser Produkt viele

Chancen bietet. Für die

kommenden Generationen

wünsche ich mir weiterhin

Lisa Theurl, 24 Jahre

Lisa studiert an der TU Graz.

Inspiration und Praxiswissen

sammelt die angehende Architektin

bei Praktika im elterlichen

Unternehmen.

Gerald Theurl, 27 Jahre

Nach seinem Studium der

Unternehmensführung und

einem Auslandsaufenthalt in

Taiwan ergriff Gerald 2018 die

Chance, die Projektleitung für

den Werksaufbau in Steinfeld

zu übernehmen.

Roland Theurl, 26 Jahre

Nach dem Studium Management

& IT ist Roland 2019 ins

Unternehmen eingestiegen und

seitdem im IT-Büro zu finden,

wo er das ERP-System für

Assling und Steinfeld betreut

und daran arbeitet, Prozesse

zu optimieren.

Nico Theurl, 21 Jahre

Der jüngste Spross der vierten

Generation arbeitet seit

seiner Matura an der HTL für

Wirtschaftsingenieure und

Holztechnik (Kuchl/Salzburg)

im Unternehmen am Rundholzplatz.

Theresa Theurl, 27 Jahre

Theresa hat ein abgeschlossenes

Bauingenieurwesen

Studium und befasst sich seit

2019 mit der Planung und Umsetzung

der firmeneigenen Gebäude.

Ihren Ausgleich findet

sie auf Reisen, in der Natur und

auf den Bergen.

Daniel Theurl, 24 Jahre

Neben seinem Studium des

Managements Internationaler

Geschäftsprozesse sammelt

Daniel bereits aktiv Erfahrung

im Familienunternehmen.

Seine Freizeit verbringt er auf

den Bergen oder dem Rennrad.

Daniel: Schon als kleines

Kind fand ich die verschiedenen

Projekte vom Vater sehr

beeindruckend und auch das

(Mit)Fahren mit den technischen

Gerätschaften hat mich

seit den jungen Jahren begeistert.

Gerald: Ich erinnere

mich noch an den Umbau der

Sägehalle 2003, das war ein

spannendes Projekt und es

gab viel zu sehen. Unser Vater

hat uns Kinder öfter mit in

die Firma genommen, aber

erst während eines Sommerpraktikums

habe ich das

Unternehmen besser kennengelernt.

die Geschichte des Unternehmens,

dass die drei Generationen

der THEURLS die

Entwicklung stetig vorangetrieben

haben und ich hoffe,

dass das auch in Zukunft so

weitergehen wird.

Roland: Ich bin mit der

Zeit und meinen Aufgaben in

das Unternehmen hineingewachsen

und weiß den Freiraum,

den ich dabei genieße,

sehr zu schätzen.

Daniel: Die Kommunikation

im Team und die Arbeit

im Unternehmen machen in

Kombination mit dem nachhaltigen

Produkt, das wir verkaufen,

für mich den Reiz von

das Engagement im Team

machen einfach Spaß.

Du und der Rohstoff Holz?

Theresa: Ein nachhaltiger

und nachwachsender Baustoff,

der ein unglaubliches

Potenzial bietet, aber auch ein

gewisses Know-how voraussetzt.

Gerade CLT und BSH

sind da echte Zukunftsprodukte.

Roland: Die Kombination

aus dem lebendigen Naturstoff

Holz, wo kein Stamm

dem anderen gleicht, und

meiner Arbeit mit harten

Fakten und nackten Zahlen

bedeutet für mich Heraus-

ein nachhaltiges und gesundes

Wachstum im Sinne des

Unternehmens und der Mitarbeiter.

Nico: Die Vielfalt an

Möglichkeiten, die uns Holz

als Naturmaterial bietet, finde

ich faszinierend. Es macht

mir Freude, unsere Produkte

in Einsatz zu sehen. Ich bin

davon überzeugt, dass wenn

wir den Rohstoff Holz wertschätzend

verwenden, jedes

Projekt ein wichtiger Schritt

in Richtung nachhaltige Zukunft

ist.

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

Vom Rohstoff

zum Baustoff

Auch wenn die Qualität und das Selbstverständnis des Familienunternehmens

THEURL auf der Tradition von Handwerk und Handschlagqualität beruhen, so spielten

Digitalisierung und zukunftsweisende Technologien stets eine tragende Rolle

bei der Entwicklung zum innovativen Industrieunternehmen.

Prozesse und Arbeitsschritte,

die früher mühsame Handarbeit

und viel Zeit erforderten,

laufen heute hochautomatisiert

und im Eiltempo ab. Unverzichtbar

für die Qualitätssicherung

bleibt dabei der Faktor Mensch.

„Geeignetes Personal zu finden

und für die Arbeit in der Produktion

im 3-Schicht- Betrieb

zu begeistern, ist eine unserer

größten Herausforderungen und

auch das Umrüsten bestehender

Anlagen auf den neuesten

Stand der Technik ist keine

kleine Aufgabe“, sagt Herbert

Fresser, Betriebsleiter des

Brettschichtholzwerks. Das Erfolgsrezept

besteht aus einem

Mix stetiger Optimierungsprozesse

und wohldurchdachter

Investitionen. Letztere betreffen

nicht nur den hochmodernen

Maschinenpark, die computergesteuerten

Abbundanlagen

und die wegweisende Architektur,

sondern auch das gesamte

TEAMTHEURL, das dazu ermuntert

wird, gemeinsam mit

dem Arbeitgeber immer noch

einen Schritt in Zukunft weiterzugehen.

Als holzverarbeitender

Betrieb trägt THEURL nicht

nur Verantwortung für den

nachhaltigen und sorgsamen

Umgang mit einem wertvollen

Naturprodukt, es ist auch seine

Aufgabe, unsere Lebenswelt

mit smarten Produktlösungen

aktiv mitzugestalten. Als Industrieunternehmen

von gestern,

heute und morgen. Und mit viel

Herz und Leidenschaft für den

Rohstoff Holz. Bereits seit 90

Jahren steht THEURL für innovative

Holzbaulösungen aus

Österreich. Dabei dreht sich

alles um den Rohstoff Holz. Die

Bäume – feinfaserige Fichten

– stammen aus heimischen

Wäldern. Die jahrzehntelange

Erfahrung, das Wissen und die

Sorgfalt der Förster garantieren

höchste Qualität. Denn nur die

kräftigsten Gehölze von gesunden,

langsam und natürlich

gewachsenen Bäumen können

den hohen Anforderungen an

Hightech- Produkte wie Brettschichtholz

oder CLTPLUS

gerecht werden. Der Betriebsleiter

des Sägewerks, Bernd

Gasser sieht die Komplexität im

Zusammenspiel vom Naturprodukt

Holz und den geforderten

Projektmengen. „Kein Stamm

ist wie der andere und es bedarf

intensiver Zusammenarbeit

und Abstimmung über alle Bereich,

um den Kundenwünschen

termingerecht nachkommen zu

können und laufend genügend

Holz zur Weiterverarbeitung zur

Verfügung zu haben.“

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

Holz &

Hightech

Viele Schritte zu den fertigen Produkten

Rundholzzentrum

Die Anlieferung und Zwischenlagerung

des Rundholzes

erfolgt traditionell am Rundholzplatz.

Hier finden mit der

Entrindung, elektronischen Vermessung

und Sortierung auch

die ersten Arbeitsschritte statt.

CLT-Werk

& Abbundservicezentrum

Die großformatigen

CLTPLUS-Massivholzbauteile

aus mindestens drei Schichten

kreuzverleimter Einschichtplat-

Sägewerk

Hobelwerk

Nachdem das vorsortierte

Schnittholz in der Trockenkammer

war, wird es zu Glattkantbrettern,

diversen Schalungen,

Schiffboden und Schnittholz

veredelt. Erst dieser Arbeitsschritt

bringt die Schönheit der

Holzmaserung zum Vorschein.

Brettschichtholzwerk

& Abbundservicezentrum

Astarme Hölzer werden

faserparallel zu Lamellen verleimt

und vierseitig gehobelt.

Es folgen die automatische

Prüfung und die Ermittlung der

Festigkeitsklasse. Der com-

ten werden mittels modernster

Abbundmaschinen zu maßgenau

vorgefertigten Wand-,

Decken- oder Dachelementen

in verschiedenen Qualitäten

verarbeitet.

Hier wird das vorsortierte

und vermessene Rundholz zu

Schnittholz weiterverarbeitet,

sortiert und für die anschlie-

putergestützte Abbund erfolgt

mittels hochmoderner CNC-Anlagen

im Abbundservicezentrum.

ßende Lagerung oder Trocknung

zu Luftstapeln zusammengetragen.

Millimetergenau und nach Maß

Ob BSH oder CLTPLUS – in den Abbundservicezentren der

Standorte entstehen mithilfe der exakten Laserbauteilvermessung

vollautomatisch hochpräzise Bauteile zum direkten Einsatz auf der

Baustelle. Dank der passenden Hard- und Software sind den Wünschen

der Kunden dabei kaum Grenzen gesetzt. Auch im Sinne der

Servicierung, Optimierung sowie Effizienzsteigerung von Bauabläu-

fen treibt THEURL die eigene Digitalisierung und Automatisierung

stetig weiter voran. Christian Wastian, Betriebsleiter CLT-Werk,

sieht in diesem Zusammenhang große Chancen:

„Die Produktionsoptimierung des Rohstoffes Holz voranzutreiben,

Abläufe zu verbessern und möglichst viel aus jedem Stamm

herauszuholen – darin sehe ich den Holzbau der Zukunft.“

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THEURL

TEAMTHEURL

Mehr Verantwortung übernehmen

Manuel Kofler,

Arbeitsvorbereitung Sägewerk

Wenn Manuel Kofler heute interne Schulungen für neue Mitarbeiter in der

Verwaltung von THEURL gibt, denkt er oft an seine eigene Anfangszeit zurück. Im

September 2014 hatte er seine Holztechniklehre im Betrieb begonnen. Drei Jahre

später, Ende 2017, schloss Manuel seine Lehre erfolgreich ab und entschied sich, im

Unternehmen zu bleiben. Nach einem halben Jahr Auszeit beim Bundesheer kehrte

er als Springer in die Produktion zurück und wechselte zwischen der Bedienung der

Anlagen und dem Fahren des Staplers hin und her.

„Am besten an meiner Arbeit

bei THEURL gefällt mir die

Abwechslung: jeder Tag ist

anders, es wird nie langweilig.

Außerdem schätze ich den Austausch

mit den Kollegen und

auch die Anlagentechnik fasziniert

mich sehr.“

Der

Holzversteher

Sein eigentlicher Wunsch: mehr Verantwortung zu übernehmen.

Als sich im November 2019 die Chance bot, die Stelle des jetzigen

Betriebsleiters Bernd Gasser in der Arbeitsvorbereitung im

Sägewerk zu übernehmen, fügte sich eins zum anderen. Ein Jahr

lang dauerte die Einschulung und auch heute noch arbeiten Bernd

und Manuel Hand in Hand. Keine leichte Aufgabe, zu koordinieren,

dass das gewünschte Holz zur richtigen Zeit geschnitten wird, damit

projektbezogen alles rundläuft und jeder Kunde termingerecht

seine bestellten Produkte bekommt. Das gehört im wahrsten Sinne

des Wortes zu Manuels täglichen Aufgaben. Dazu zählt ebenso die

Abstimmung mit den anderen Werken bzgl. der Rohmateriallieferungen

wie die Absprache mit dem Vertrieb oder die Rücksprache

mit der Logistik. Manuel steht in ständigem Kontakt mit verschiedenen

Ansprechpartnern in der Firma. Auch mit Herausforderungen,

wie kurzfristigen Änderungen, Verschiebungen, Problemen

mit Stillstand, benötigten Mengen und anderen unvorhergesehenen

Ereignissen, weiß Manuel mittlerweile souverän umzugehen.

Und dann ist da ja auch immer noch das Team. Alle für einen.

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

Unsere Kultur

der Nachhaltigkeit

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Fest verwurzelt in der Region wissen wir, welches Potenzial in unseren Bäumen steckt. Denken wir an den

Begriff „„Kultur“, so handelt es sich dabei laut Definition um die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen und

gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck der menschlichen Höherentwicklung. Dazu zählt auch

die Kultivierung unserer Naturlandschaften.

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Blickt man auf die Wälder, so reicht die Kulturgeschichte des

Menschen tief in diese hinein und ist bis heute untrennbar damit

verwoben. Schon frühe Siedler entdeckten das Potenzial von Holz

als Brenn- und Baustoff sowie Werkzeugmaterial für sich und

begannen – ohne es zu ahnen –, die Natur zu verändern: zog der

Mensch weiter, wuchsen an den gerodeten Stellen neue Pflanzen

nach und der Wald wurde dadurch in seiner Diversität letztlich bereichert.

Wenn wir also bei THEURL heute von einer Kultur der Nachhaltigkeit

sprechen, so denken wir an den Zukunftsbaustoff Holz.

Umgeben von Wäldern, deren nachhaltiger Pflege und Kultivierung

über Generationen hinweg wir unsere Lebensgrundlage verdanken,

ist es auch unser oberstes Ziel, dieses Kulturgut für die Zukunft zu

bewahren. In Zeiten des Klimawandels spielen die Bäume als CO2-

Speicher eine zunehmend tragende Rolle. Selbst als Baumaterial

bleibt die Klimabilanz von Holz über die gesamte Lebensdauer

hinweg und nach allen Verarbeitungsschritten zum Werkstoff positiv.

Bei der Produktion entsteht kein Abfall, denn jeder Span kann

im stofflichen Kreislauf wiederverwertet werden. Dazu kommen

kurze Transportwege und effiziente Verarbeitungstechnologien, die

die Emissionen niedrig halten. Insgesamt wachsen bei uns sogar

mehr Bäume nach, als die Holzbauwirtschaft benötigt. Darunter

verstehen wir im Sinne der Holzindustrie eine gelebte Kultur der

Nachhaltigkeit.

01 02 03

Regional verwurzelt

Optimal genutzt

Restlos verwertet

Unser Holz wächst hauptsächlich im

Umkreis von 100 Kilometern, stammt aus

nachhaltiger Waldwirtschaft und erfüllt die

PEFC Standards.

Dank der Schnittbildoptimierung geht

kein wertvolles Schnittholz verloren und jeder

Baumstamm wird bestmöglich genutzt.

Ob als Heizmaterial für unser Biomassekraftwerk,

als Sägemehl oder Hackschnitzel

– kein Span bleibt ungenutzt.

04 05 06

Nachhaltig gespeichert

Natürlich versorgt

Durchdacht geliefert

Bäume fungieren als wichtige CO2-

Speicher. Unsere Massivholzprodukte tun

es ihnen gleich und ersetzen zusätzlich

konventionelle Baustoffe, für deren Herstellung

fossile Energieträger verbraucht

Zur Energie- und Warmwasserversorgung

unserer Standorte nutzen wir

mit unserem Biomassekraftwerk und der

Photovoltaikanlagen sowohl die Ressource

Holz als auch die Kraft der Sonne.

Dank einer effizienten Logistik und

möglichst kurzen Transportwegen gelingt

es uns den CO2-Ausstoß zu minimieren.

werden.

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THEURL

90 JAHRE UND WEITER

Gerhard Hohenwarter

Die Zeit der kleinen

Schritte ist vorbei

Artenvielfalt

Fakten über

Holz & Wald

Der aus Villach stammende Gerhard Hohenwarter ist seit seiner Kindheit auf

den Gipfeln und in den Wäldern der Kärntner Bergwelt unterwegs. Fasziniert von

dem Phänomen Wetter arbeitet der Meteorologe und Klimatologe seit 2008 bei der

ZAMG. Seine beiden Leidenschaften vereint er in Seminaren zum Thema „Bergwetter

erleben“. Der Klimaexperte kennt sich bestens mit den Herausforderungen aus,

die der Klimawandel für die Wälder und damit die Holzwirtschaft in der Region mit

sich bringt. Er sagt: „Die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei. Jede und jeder Einzelne

wird in Zukunft die Siebenmeilenstiefel anziehen müssen, um den eigenen Konsum

radikal zu reduzieren.“ Ob Energie, Produkte, Ressourcen oder Lebensmittel – Verzicht

lautet das Gebot der Stunde.

Unglaublich Vielfältig

Rund 1.6 Millionen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten leben auf

unserer Erde. Gut zwei Drittel davon im Wald. Damit bietet kein

anderer Lebensraum eine größere Artenvielfalt. Je naturnäher

und ursprünglicher die Umgebung, desto diverser seine Bewohner.

Dabei sind dichte Laub- und Nadelwälder ebenso beliebte

Siedlungsgebiete wie Lichtungen, Waldränder, Sträucher, Moose

oder Totholz. Jedem das Seine. Und je mehr, desto besser. Denn je

artenreicher ein Wald, umso resistenter kann er gegenüber klimatischen

Einflüssen reagieren.

Gerade die Wälder sieht Hohenwarter

als besonders aussagekräftigen

Gradmesser, wie

es um unser Klima bestellt ist:

„Der Mensch hat die

Monokultur in den letzten

Jahrzehnten vorangetrieben.

Als schnell nachwachsender

und wirtschaftlich lohnender

Baum, dominiert die Fichte

mittlerweile unsere Waldgebiete.

Das Problem: der

Flachwurzler kann Herausforderungen

wie Trockenheit,

Stürmen oder Hitze nur

schwer standhalten. Das

haben Extremwettersituationen

in den vergangenen

Jahren eindrucksvoll bewiesen.“

Dazu kommen Niederschlagsmengen,

die im Winter

oftmals ungleichmäßig verteilt

niedergehen und sommerliche

Starkregen, die von

den ausgetrockneten Böden

nicht mehr abgeführt werden

können. Das Problem der

Trockenheit und schwindender

Grundwasserreservoirs

kann somit zum massiven

Problem werden. „Wenn wir

es schaffen, in Zukunft wieder

vermehrt Mischkulturen zu

etablieren und durch Verzicht

auf Kahlschlag auch eine

Durchmischung an Altersstrukturen

zu ermöglichen,

kann die zu erwartende Diversität

das gesamte System

auf lange Sicht stärken“, sieht

Hohenwarter die Lösung des

Problems. Einzig: wer heute

einen Baum pflanzt, kann nur

hoffen, dass sich dieser in

30, 40 oder 50 Jahren noch –

oder bis dahin – am Standort

wohlfühlt.

Das ganze Interview ist auf

unserer Website verfügbar.

Klimaanlage Wald

Wie ein zweiter Wald

Im Gegensatz zu vielen anderen Baustoffen und Materialien

bindet Holz bei seiner Entstehung CO2, anstelle es zu verursachen.

Daher sind unsere Wälder wertvolle Kohlenstoffspeicher, die ähnlich

einer natürlichen Klimaanlage funktionieren. Die nachhaltige

Bewirtschaftung erhöht deren Leistungsfähigkeit, denn Bäume, die

zu Bauholz verarbeitet werden, binden das enthaltene CO2 auch

weiterhin. Sie ersetzen aber auch Baumaterialien, die aus endlichen

Rohstoffen unter hohem Energieeinsatz hergestellt werden

und schaffen gleichzeitig Raum für jungen Nachwuchs.

Jahresringe

Geschichtenerzähler

Wer genau hinsieht, kann aus dem Querschnitt eines Baumstammes

jede Menge herauslesen. Dafür bedarf es keineswegs

eines Studiums der Dendrochronologie. Für jedes Jahr kommt ein

Jahresring hinzu. Dieser besteht aus einer hellen Schicht, die aus

dem starken Wachstum im Frühjahr und Sommer resultiert, sowie

einer dunkleren, dünneren Schicht, die das geringere Herbstwachstum

widerspiegelt. Wer sich also auf eine Reise in die Vergangenheit

begibt, erfährt wann und wie lange ein Baum gelebt

hat. Sowie interessante Details zum Klima oder außergewöhnlichen

Ereignissen, wie Vulkanausbrüchen und Waldbränden. Zudem

lassen sich baugeschichtliche und archäologische Rückschlüsse

ziehen.

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THEURL

ZUSAMMENARBEIT

Themenübersicht

S. 28 - 30 Der Mensch im Mittelpunkt

S. 31 Tetris by THEURL

S. 32 - 33 Der Navigator

natürlich angestammt

Zusammenarbeit

Die Digitalisierung schreitet auch bei THEURL unaufhaltsam voran. Trotz all

der technischen Neuerungen und virtuellen Kommunikationsmöglichkeiten – das

Menschliche und der direkte Kontakt sind in der Kundenbeziehung heute vielleicht

wichtiger denn je. Fax, Brief und Telefonzelle mögen von E-Mail und Videotelefonie

längst abgelöst worden sein, die gegenseitige Vertrauensbasis gründet nach wie vor

im persönlichen Austausch, stets besiegelt mit einem herzlichen Handschlag.

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THEURL

ZUSAMMENARBEIT

Der Mensch im

Mittelpunkt

Mit Blick auf die Zukunft setzt THEURL – je nach Bedarf – auf eine ausgewogene

Mischung an digitalen und analogen Kommunikationskanälen und zeigt sich,

ganz im Sinne der Unternehmensphilosophie, weltoffen und verwurzelt in der Region

zugleich. Trotz allen Fortschritts – an der Bedeutung der Nähe zum Kunden

hat sich in den vergangenen 90 Jahren nichts geändert.

Christian Wolsegger

Vertriebsleitung

„Als Industriepartner für

kleine bis großstrukturierte

Holzbauunternehmen, den

Holzhandel und die Verpackungsindustrie

ist THEURL als

regionaler Player im Umkreis

von 500 Kilometern vornehmlich

in Deutschland, Österreich,

der Schweiz und Italien tätig.

Für spezielle Projekte – wie ein

Einfamilienhaus aus CLTPLUS

Brettsperrholz in Kanada – sind

wir dennoch immer offen. Großer

Pluspunkt: die enge Zusammenarbeit

zwischen Kunden,

Logistik, Holzbautechnik-Team

und Produktionsplanung. Gerade

die Stammkunden wissen

diesen reibungslosen und unkomplizierten

Service sehr zu

schätzen.“

Gemeinsam zum Ziel

Gerade die projektbezogenen Aufträge für CLTPLUS und BSH

erfordern hinsichtlich der gewünscht hohen Qualität eine besonders

sensible Feinabstimmung aller Schnittstellen vom Kunden

über den Verkauf bis hin zum Team der Holzbautechniker und der

Produktionsplanung. Nur so kann eine weitgehend fehler- und

datenverlustfreie Zusammenarbeit gewährleistet werden. Die Herausforderungen

bestehen dabei im abteilungs- und standortübergreifenden

Arbeiten. Vorausschauende Planung und die interne

digitale Vernetzung sind hierbei das A und O. Denn die Vorlaufzeit

kann bei einigen Projekten schon einmal bis zu einem halben Jahr

und mehr betragen. Dabei gelingt es THEURL trotz industrieller

Maßstäbe individuell auf den Kunden abgestimmte Lösungen anzubieten.

Teamwork lautet die Devise.

„Im Zuge der langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit

folgte mit der Einführung von CLTPLUS der Schritt vom

Einzelunternehmen zum Arbeitgeber. Ein eigener Holzbautechniker

kümmert sich um die Anliegen der Holzbaukunden vor Ort und

gibt technische Hilfestellungen. Die zunehmende Komplexität der

Projektabwicklung und die aufwändige technische Dienstleistung

haben mir letztlich die Möglichkeit eröffnet, mich gemeinsam mit

THEURL langfristig unternehmerisch weiterzuentwickeln.“

Alfons Schwarzmann, langjähriger Vertriebspartner von THEURL

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THEURL

ZUSAMMENARBEIT

Die Märkte

Meta-was?

Neben Schnittholz und Hobelware werden bei THEURL jährlich

über 100.000 m³ Brettschichtholz produziert. Dazu kommen rund

65.000 m³ an CLTPLUS Brettsperrholz für verschiedenste Holzbauprojekte.

Die Abnehmer: rund 1.500 aktive Kunden, die von 20 Mitarbeiterinnen

und Mitarbeitern im Back Office sowie 15 Vertriebspartnern

und Verkäufern betreut werden. Deren „daily business“:

Kundenanfragen, Aufträge und Bestellungen sowie Beratungsgespräche

bestmöglich und verlässlich zu bearbeiten.

Zukunftsmusik

Wohin die Digitalisierung im Vertrieb zukünftig wohl gehen

mag, steht noch in den Sternen. Denkbar ist aber vieles: Werden

wir vielleicht schon morgen die Bauteile selbst konfigurieren

können und treffen wir uns zur Projektbesichtigung gar virtuell

auf der Baustelle? THEURL jedenfalls strebt mit einem eigenen,

individuellen Online-Portal nach mehr. Während sich die digitale

Plattform TIM (Abkürzung für THEURL Information Manager) im

Moment noch im Aufbau befindet, kommt das eigens entwickelte

digitale Tool zur Laderaumoptimierung LRO bereits standardmäßig

zum Einsatz. Mit dem Kundenportal TIM möchte man diesen

innovativen Ansatz der interaktiven Kundenkommunikation logisch

weiterführen.

In seinen Essays schreibt der amerikanische Autor Matthew

Ball über virtuelle Güter und Dienstleistungen, die bald mit der

gleichen Selbstverständlichkeit ausgetauscht werden, wie in der

physischen Welt. Noch handelt es sich hierbei um eine Nische für

Visionäre, doch Microsoft und Google basteln schon eifrig an der

Umsetzung dieser Zukunftsvision. Künstler und Designer haben

das Metaverse jedenfalls bereits als neue Spielwiese für sich erobert

– vielleicht findet also auch der Holzbau bald einen Platz in

diesem digitalen Universum ...

Metaverse bezeichnet ein fiktives Universum und beschreibt

das Konzept einer zukünftigen Ebene des Internets, das aus virtuellen

3D-Räumen besteht, die zu einem wahrgenommenen virtuellen

Universum verbunden sind. Nutzer sollen die Welten mitgestalten

und dort im erweiterten Sinne leben, lernen, arbeiten und

feiern können.

Tetris by THEURL

Die 3D Laderaumoptimierung

(kurz LRO) kommt vor

allem bei der Anlieferung der

einzelnen CLTPLUS-Bauelemente

auf die Baustelle zum

Einsatz. In der exakten Reihenfolge

der Montageabfolge und

kompakt in den LKW geschichtet,

behält der Kunde beim Entladen

den optimalen Überblick

über die einzelnen Bauteile.

Möglich macht dies eine eigens

von THEURL entwickelte Softwarelösung.

Als besonderen

Service kann der Kunde den aktuellen

Beladeplan über einen

eigenen Zugang mitverfolgen

und bei Bedarf adaptieren. Für

eine effiziente und problemlose

Abwicklung anspruchsvoller

Bauvorhaben.

Lukas Kaplenig

Projektleitung

Theurl Information Manager

„Derzeit befindet sich TIM

noch in der Entwicklungsphase,

auf lange Sicht wird mittels

Onlinezugang das Angebot der

digitalen Kundenbetreuung

rund um die Uhr Wirklichkeit.

Ob schneller Check des Auftragsstatus,

Hilfestellung in der

Projektabwicklung, Datenaustausch

oder generelle Anfrage

– the future is now!“

30

31



THEURL

TEAMTHEURL

Verlässlich zum Ziel

Thomas Persáu,

Logistiker

Was sind die größten Herausforderungen? Mit der Produkteinführung von

CLTPLUS und BSH sind auch die Anforderungen an die Logistik gewachsen.

Terminanlieferungen sind für uns mittlerweile Standard. Lenker und LKWs sind

leider Mangelware. Daher erweitern wir laufend unseren Fuhrpark. Besonders

wichtig: unser Personal. Die Fahrer müssen sich mit dem Fahrzeug, der Laderaumoptimierung

und den Produkten bestens auskennen und vertreten THEURL

als Ansprechpartner am Zielort.

„Seit Jahresbeginn nutzen wir

das Smart Logistics System von

TIMOCOM, einer europaweiten

Logistikplattform. Ein wichtiger

Schritt in Richtung zukunftsfähiger

Logistikplanung.“

Der

Navigator

Ohne Logistik keine Lieferung und Thomas Persau ist seit

mehr als 14 Jahren dafür zuständig. Gemeinsam mit seinen KollegenInnen

Hermann, Melina, Lorena und Sigrid ist er dafür zuständig,

dass jedes Jahr über 7.000 LKWs das bestellte CLTPLUS

und BSH, die Hobelware und das Schnittholz zügig und problemlos

ans Ziel bringen. Dazu kommt die Abwicklung von über 9.000 LKWs

an Restholz. Die Sicherstellung eines reibungslosen Ablaufs von

Transport, Lagerung, Bereitstellung, Beschaffung und Verteilung

der Güter basiert auf der exakten Steuerung und Kontrolle des eingespielten

Teams.

Ohne externe Unterstützung geht es allerdings nicht. Langjährige

Partnerschaften mit regional angesiedelten Frachtunternehmen

bringen den Vorteil einer möglichst optimalen Tourenplanung

inklusive Vermeidung von unnötigen Leerfahrten innerhalb des

DACH-Raums mit sich. Bei stundengenau getakteten Lieferzeitfenstern

auf den Baustellen ist eine exakte Terminierung unerlässlich.

Damit die zahlreichen Einzelbauteile aus allen drei Standorten

Tag für Tag punkt- und zielgenau am Bestimmungsort ankommen,

bedarf es einer präzise arbeitenden Maschinerie und einem verlässlichen

Team, das stets einen Schritt vorausdenkt.

32 33



THEURL

INNOVATIVER HOLZBAU

Themenübersicht

S. 36 - 37 Zurück in die Zukunft

S. 38 - 39 Forschungsgebäude FH Salzburg

S. 40 - 41 Flüsterholz

S. 42 - 43 Himmel und Hölle

S. 44 - 47 Arbeiten im lebendigen Showroom

S. 48 - 51 2032 – So arbeiten wir in Zukunft

S. 52 - 53 Die Visionärin

weit verzweigt

Innovativer

Holzbau

Als einer der ältesten und nachhaltigsten Baustoffe der Menschheitsgeschichte wird Holz bis heute mit

Tradition, Heimat und einem natürlichen Wohlfühlfaktor assoziiert. Automatisierung und Digitalisierung heben

dieses archaische Naturmaterial Jahr für Jahr auf ein höheres Level: vom groben Balken zum edlen Hightech-

Produkt, wie beispielsweise CLT. Holz – der Baustoff der Zukunft?

34 35



THEURL

Zurück in

01

Circular buildug

INNOVATIVER HOLZBAU

03

Slow architecture

die Zukunft

CIRCULAR BUILDING steht für Bauen nach dem Prinzip der

Kreislaufwirtschaft: Rückbau, Recycling, Wiederverwendung. Mit

Ablauf der Lebensspanne eines Objekts können die Bauelemente

sortenrein getrennt und wiederverwertet werden. Setzt man auf

einheimische Hölzer, hält sich der ökologische Fußabdruck zusätzlich

in Grenzen, da weite Transportwege entfallen. Das minimiert

außerdem die Kosten. Holz allein wird die Welt nicht retten. Gleichermaßen

ist die Zukunft der Baubranche ohne einen innovativen

Holzbau nicht vorstellbar. Die Vorteile liegen auf der Hand: als

nachwachsender Rohstoff ist Holz eine echte Alternative zu Beton.

Zum einen aufgrund der Einsparung von CO2, zum anderen dank

des geringeren Gewichts. In statischer Hinsicht stehen Holzkonstruktionen

denen aus Beton und Stahl heute in nichts nach, punkten

dafür aber mit einer hohen Vorfabrikation und damit einhergehenden

Zeitersparnis sowie einer gewissen Witterungsunabhängigkeit

während der Bauphase.

Bereits vor Corona waren ein ruhiger, einfacher Lebensstil,

ein gesundes Wohnumfeld und die Nähe zur Natur bzw. der Zugang

zu Grünflächen neben der Leistbarkeit von Wohnraum die

maßgeblichen Kriterien für die Definition einer hohen Wohnqualität.

In Zeiten von Lockdowns und Reisebeschränkungen haben die

eigenen vier Wände noch einmal deutlich an Bedeutung gewonnen.

Im Zusammenhang mit dem Megatrend Neo-Ökologie rücken die

Kreislaufwirtschaft, modulare Bauweisen und Möbel, nachhaltige

Baustoffe, die Region und Lebensqualität insgesamt ganz stark in

unseren täglichen Fokus. Man spricht vom „New Local“ oder „Slow

Architecture“. Kaum ein Baustoff eignet sich dafür besser als

Holz. Regional verfügbar und sortenrein verbaubar, kann CLT dazu

beitragen, alle Vorzüge des traditionellen Bauens mit Holz hochtechnisiert

und perfektioniert in die Zukunft zu tragen. Denn egal

ob Dorf, Kleinstadt oder Metropole – Holz schafft in jeder Form

ein angenehmes, warmes, natürliches und gesundes Wohnumfeld.

Wandelbar und anpassungsfähig zugleich.

Den sogenannten Megatrends kann sich heute keine Branche und kein

Individuum mehr entziehen. Sie bestimmen und lenken all unsere Lebensbereiche

– physischer wie metaphysischer Natur. Die renommierte Trend- und

Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern benennt und analysiert in ihrer

Home-Report-Serie 2022 in diesem Zusammenhang die relevanten Trends für

Wohnen, Bauen und Architektur.

02

Age of timber

„Das traditionelle Bauen wird sich ändern oder gar verschwinden

müssen“, sagt Oona Horx-Strathern. Die Holzbaubranche

muss dabei keinesfalls bange in die Zukunft blicken: die neuen

Entwicklungen machen den uralten Baustoff Holz zu einem der zukunftsträchtigsten

und leistungsstärksten Baumaterialien unserer

Zeit. Dabei darf ruhig in größeren Dimensionen gedacht werden.

Waren mehrstöckige Holzbauten vor einigen Jahren noch echte

Raritäten, entstehen mittlerweile rund um den Globus vermehrt

imposante Holzhochhäuser. Sie sind die Pioniere einer neuen Art

des Bauens, CLT ist der Protagonist. Der höchste sich derzeit in

Planung befindliche Wolkenkratzer aus Holz ist der W350 in Tokio

mit einer Höhe von 350 Metern. In unseren Breitengraden bereits

realisiert ist das HoHo in Wien. Mit seinen stattlichen 84 Metern

reicht es an den bis dato höchsten gemessenen Baum der Erde

damit aber nicht ganz heran: das Hyperion genannte Exemplar

eines Küstenmammutbaumes misst ganze 115.85 Meter und ist im

Redwood-Nationalpark in Kalifornien verwurzelt.

04

Ohne Holz wird‘s schwer

In Zeiten von Bodenmangel, steigenden Bau- und explodierenden

Mietpreisen gerade in den Ballungsräumen steht neben dem

Neubau auch die Nachverdichtung von urbanem Siedlungsraum

zur Debatte. Hier punktet Holz dank des relativ geringen Gewichts

und kurzer Bauzeiten. In einem Zeitalter der Zertifizierungen

fungieren die „Timber First“ Politik, auf den nachhaltigen Holzbau

ausgelegte Wettbewerbe und innovativ handelnde Architekten und

Hersteller zusätzlich als Katalysatoren einer Änderung unserer

Sicht auf die Bauwelt. Zukunft bedeutet in Bezug auf den Holzbau,

sich auf Altbewährtes von gestern zu stützen und dieses wertvolle

Erbe für die Generationen von morgen fit zu machen. Holz – der

Baustoff der Zukunft!

115,9 85,4 84 80 73 67,1 65 34

Hyperion

Kalifornien

Mjøstårnet

Brumunddal

Hoho

Wien

Projekt Pi

Zug

Haut

Amsterdam

Waldtraut

vom

Mühlwald

Freibur in

Breisgau

Roots

Hamburg

Skaio

Heilbronn

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THEURL

INNOVATIVER HOLZBAU

Forschungsgebäude FH Salzburg

Twin 2 Sim

Fact Box:

Projektname

Nutzung

Bauherr

Bauzeit

Twin²Sim

Fassadenprüfstand und Multifunktionslabor

FH Salzburg

04–12/2021

Das Forschungsgebäude Twin²Sim fungiert als innovative Prüfeinrichtung

für Gebäude und Fassaden an der FH Salzburg. Es dient der ganzheitlichen

Untersuchung komplexer Gebäudehüllen und Gebäudetechnik, auf deren

Grundlage die Erkenntnisse am digitalen Zwilling vertieft werden.

FH-Prof. Arch. DI Dr.

Michael Grobbauer Baukonstruktion,

angewandte Bauphysik,

Gebäudehüllen

Die hochwertige, passiv-

trie-, Industrieplus- sowie

Themen, die am Forschungs-

haustaugliche Holzbauarchitek-

Sichtqualität und 15 m³ BSH

Campus der Nachhaltigkeit

tur bedeutet nicht nur funktio-

(in Industrie- und Sichtquali-

richtungsweisende Tendenzen

nal wie baukünstlerisch eine

tät) zum Einsatz. Gerade die

aufzeigen sollen. Smart Buil-

Aufwertung des Campus Kuchl,

sondern sorgt auch für 20 zusätzliche

Arbeitsplätze.

Insgesamt kamen 165 m³

CLTPLUS-Elemente in Indus-

Kombination an unterschiedlichen

Qualitäten und verschiedenen

Plattenstärken stellte

eine große Herausforderung in

der Werkplanung dar. Wohnen

und Klimaschutz sind zentrale

ding, Holz für die Zukunft.

Michael Grobbauer ist promovierter Architekt, FH-Professor

und Leiter des Zentrums Alpines Bauen sowie Fachbereichsleiter

Gebäudehüllen an der FH Salzburg. Zu den Forschungserfahrungen

gehören u.a. Multifunktionsfassaden in Metallbauweise und

Sanierungen mit Innendämmungen und von Kastenfenstern sowie

eine Reihe von interdisziplinären Projekten im Bereich Gebäude-

hülle, Photovoltaik und Anwendung der Gebäudetechnik. Aktuell

leitet er die Entwicklung eines Holzbausystems für die urbane

Nachverdichtung am Zentrum Alpines Bauen und ist wissenschaftlicher

Leiter für das Versuchsgebäude mit Fassadenprüfstand

Twin²Sim.

38

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THEURL

INNOVATIVER HOLZBAU

Holz – Heizen und Kühlen mit Brettsperrholz

Bauteilaktivierung

bei Brettsperrholz

Sound.Wood.Austria

Flüsterholz

Ob Arbeiten oder Wohnen – ein entsprechender Schallschutz ist in einer zunehmend geräuschgeprägten

Umwelt essenziell für das eigene Wohlbefinden. Auch natürliche und nachhaltige Materialien tragen

zu einem gesunden Raumklima bei. Allerdings: je mehr Masse, desto geringer wiederum die Schallübertragung.

Hat Holz als relativ leichter Baustoff nun also doch das Nachsehen? Mitnichten. Neben einer guten

Planung ist die Verwendung der richtigen Produkte und eine sorgfältige schallentkoppelte Ausführung von

erheblicher Bedeutung.

Fact Box:

Luftschall

Ausbreitung über die Luft, z.B. durch Musik

oder Sprache

Körperschall

Schallübertragung über Bauteile von z.B. der

Wand über die Decke in eine andere Etage.

Den Beweis, dass Bauteilaktivierung

nicht nur mit Beton funktioniert, hat das

achtköpfige Forschungsteam unter der

Leitung von Thomas Schnabel im Bereich

Holzbau und Markus Leeb im Bereich Smart

Building am Campus Kuchl der FH Salzburg

mittels Modellversuchen bereits erbracht.

Die Anwendung der Holzaktivierung in einem

Tiny House soll im Laufe des Jahres weitere

konkrete Forschungsergebnisse liefern.

Das vom Land Salzburg geförderte und

in Kooperation der beiden FH-Studiengänge

„Holztechnologie und Holzwirtschaft“

sowie „Smart Building“ durchgeführte

Forschungsprojekt „aHolz“ befasst sich mit

der Möglichkeit, Häuser in Holzbauweise

mittels Bauteilaktivierung zu heizen und zu

kühlen. Dabei werden analog zur betongebundenen

Bauteilaktivierung Rohrsystem in

Decken- oder Wandelemente integriert. Bei

Brettsperrholz funktioniert das dank des

schichtweisen Aufbaus relativ problemlos.

Die Forschungsergebnisse attestieren der

Aktivierung von Massivholzbauteilen jedenfalls

großes Potenzial für die Zukunft.

Ganzheitlich Bauen

Bauwerke ganzheitlich denken und im

gleichen Zuge Bauteile smart konzipieren

– darin liegt die Zukunft des Bauens. Je

mehr Funktionen Wände und Decken vereinen,

desto effizienter lassen sich Energie

und Ressourcen einsparen. „Die Bauteilaktivierung

mit Beton ist für Nicht-Wohnbauten

bereits Stand der Technik und auch

im Wohnbau stark im Kommen. Dabei liegt

die Zukunft in ökologischen Bauweisen,

also auch im Holzbau. Daher die Frage:

warum nicht Brettsperrholz analog zum

Beton aktivieren?“, legt Leeb die Beweggründe

des Forschungsprojekts dar. Erste

digitale Modelle zeigten vielversprechende

Resultate und auch im Abgleich mit der

Realität ergaben sich gute Ergebnisse für

die Heiz- und Kühlleistung. Allerdings: in

Bezug auf die Wärmeleitfähigkeit ist Beton

dem Naturstoff Holz um ein Zwanzigfaches

überlegen. Das bedeutet eine erhöhte

Wärmezuführung, um die Bauteile aus Holz

zu aktivieren. Im Umkehrschluss ist aber

auch die Speicherkapazität um ein Vielfaches

größer, ein Vorteil. Energieeffiziente,

speicherfähige Gebäude in ökologischer

Bauweise könnten demnach zeitweise vom

Stromnetz genommen werden, um die Auslastung

zu Spitzenzeiten zu senken.

Eine weitgehende Autarkie der Gebäude

unserer Zukunft scheint greifbar,

obgleich zum jetzigen Stand noch nicht

realisierbar. Genauere Erkenntnisse erhoffen

sich Leeb und sein Team aus der Testphase

der in einem Tiny House verbauten

aktivierten Brettsperrholzelemente. Auf

diesem Gebiet ist das Forscherteam der FH

Salzburg ein absoluter Vorreiter.

Trittschall Durch Gehen wird ein Körperschall erzeugt, der

über die Decke im darunter liegenden Raum als

Luftschall war genommen wird.

Um für die Zukunft möglichst leistungsstarke und effiziente und Erfahrungswerte aus der Praxis zeigen, durch einen mehrschichtigen

Aufbau von Wänden und Decken kann auch im Holzbau

Aufbauten für Konstruktionen entwickeln zu können, erforscht die

gemeinnützige außeruniversitäre Einrichtung Holzforschung Austria

in einem laufenden Projekt gemeinsam mit der TU Graz sowie nisse des ambitionierten Forschungsprojekts sollen den Planern

ein entsprechender Schallschutz gewährleistet werden. Die Ergeb-

mehreren Industriepartnern – darunter auch THEURL – die Schalldämmung

von Decken- und Wandsystemen in Holzrahmen- und lange Sicht etwaige Unsicherheiten bei der bauakustischen Pla-

zukünftig als fundierte Datenbasis zur Verfügung stehen und auf

Holzmassivbauweise. Von besonderem Interesse: die Schallübertragung

an typischen Stoßstellen, denn die Entkoppelung bedarf

nung von Holzgebäuden reduzieren.

im Holzbau einer besonderen Detailarbeit. Bisherige Erkenntnisse

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THEURL

INNOVATIVER HOLZBAU

Das Alpin Panorama Hotel Hubertus

Himmel

und Hölle

Das Alpin Panorama Hotel Hubertus in Olang bietet seinen Gästen mitten in den

Dolomiten Ruhe und Erholung in stilvollem Ambiente. Natur und Architektur – aus

der Feder der Lokalmatadore NOA* - NETWORK OF ARCHITECTURE – fließen

dabei scheinbar nahtlos ineinander und lösen physische Grenzen zwischen Himmel

und Erde scheinbar völlig auf. Bestes Beispiel: der spektakuläre, freischwebende

Sky-Pool, die entrindeten Baumstützen in den Zimmern sowie seit Mai 2022 auch

der neue Sky Spa „„Heaven & Hell“.

Fact Box:

Projektname

Nutzung

Standort

Fertigstellung

Holzmenge

Produkte

Holzbau

Himmel & Hölle

Erweiterung Wellnesshotel mit

einem Sky SPA und Ruheraum

Olang, Südtirol

Mai 2022

ca. 160 m³

(Sky SPA und Ruheraum)

CLTPLUS Brettsperrholz

Zimmerei Mutschlechner

Der Name ist Programm.

Die zweigeschossige Wellness-

Plattform stellt die architektonische

Welt Südtirols einmal

mehr auf den Kopf. Während

die eleganten Formen der

Stahlkonstruktion zwar an die

ursprünglichen Almhütten der

Region erinnern, basiert die

konkrete Umsetzung auf einer

völlig neuen Sichtweise: über

einen filigranen Steg mit dem

neuen Ruheraum des Hotels

verbunden, hängen Bereiche

der Objekte zum Teil kopfüber

an der Plattform. Während die

obere Ebene mitsamt Whirl-

pool den Himmel repräsentiert,

geht es beim Besuch der zwei

Saunen symbolisch hinab in die

feurigheiße Hölle.

Steter Star der Szenerie

bleibt dabei die Natur der umgebenden

Gebirgswelt. Dazu

passend und in Anlehnung an

die Gestaltung des bestehenden

Strukturen setzten die

Gestalter bei den Oberflächen

auf CLTPLUS Brettsperrholz

von THEURL. Dank des hohen

Vorfertigungsgrades konnte so

auch die Bauzeit extrem kurz

gehalten werden.

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THEURL

INNOVATIVER HOLZBAU

Standort Assling

Arbeiten im

lebendigen Showroom

Der 2022 fertiggestellte Büroturm in Assling bietet den Mitarbeiterinnen und

Mitarbeitern von THEURL nicht nur ein hochwertiges, zeitgemäßes und angenehmes

Arbeitsumfeld – hier werden die Philosophie und die Essenz des Familienunternehmens

sinnlich wahrnehmbar.

Das stetige Wachstum des Industrieunternehmens im Laufe

Ausstattung sowie aktuellen technischen Ausrüstung. Der weit-

der vergangenen Jahre hatte den Neubau erforderlich gemacht.

gehende Verzicht auf tragende Innenwände ermöglichte höchste

Anstelle eines einfachen Nutzbauwerks ergriff THEURL die Chan-

Flexibilität in der Flächenaufteilung und Raumnutzung. Während

ce, einen „living Showroom“ zu konzipieren. Die firmeneigenen

sich im Erdgeschoss repräsentative, öffentliche Bereiche wie die

Produkte BSH, CLTPLUS, Hobelware und Schnittholz wurden dabei

Verkaufsabteilung und Besprechungsräume befinden, beherbergt

so gekonnt in Szene gesetzt, dass auch Besucher und Kunden auf

das erste Obergeschoss die Personalabteilung, einen Gemein-

einen Blick erkennen können, dass dem kreativen und hochtech-

schaftsraum und eine Dachterrasse. Das zweite Geschoss umfasst

nischen Einsatz des vermeintlich einfachen Baustoffes Holz kaum

Besprechungszimmer sowie die Büros der Geschäftsführung.

Grenzen gesetzt sind.

Den krönenden Abschluss bildet die oberste Ebene mit dem Peter

Die Vorgabe: einen kompakten und dennoch großzügigen Ort

Theurl Saal, einem multifunktionalen Seminarraum, von dem aus

zum Arbeiten schaffen, der zum Weiterdenken und zum gegen-

sich ein eindrucksvoller Rundblick über den gesamten Standort

seitigen Austausch auf Augenhöhe anregt. Einen architektonisch

eröffnet.

anspruchsvollen Baukörper, der die ästhetischen wie konstruktiven

Vorzüge des Baustoffs Holz herausstreicht. Und einen Raum, der

Gäste mit offenen Armen empfängt - inspirierend und bodenstän-

Leicht und transparent

dig zugleich.

Insgesamt wirkt die Architektursprache des Bauwerks ein-

Fact Box:

Nutzung

Standort

Bauzeit

Holzmenge

Produkte

Bürogebäude

Assling, Tirol

06/2021 - 01/2022

1.000 m³

800 m³ CLTPLUS, 150 m³ BSH,

50 m³ Konstruktions- und Schnittholz

mit Schalungen

Die Lösung: ein Zubau zum Bestandsbürogebäude, der sich

über 22 Meter in die Höhe streckt und auf 1.510 Quadratmetern

Bürofläche Platz für 70 neue Arbeitsplätze bietet. Das Kellergeschoss

wurde als Tiefgarage in Betonbauweise ausgeführt und

bildet das Fundament für die viergeschossige Tragstruktur der

Büroebenen, die durchwegs als reiner Holzbau umgesetzt wurden.

Stiegenhaus und Liftschacht inklusive.

Innovativ in die Zukunft

ladend und offen, wobei die Pfosten-Riegel-Aufsatzfassade für die

Verglasung und thermische Gebäudehülle aus Holz als Eyecatcher

fungiert. Innen wie außen dominiert das Naturmaterial in changierenden

Variationen: von den horizontalen Balkonbändern mit Lärchenböden

über die Sonnenschutz-Lamellen vor der raumhohen

Glasfassade bis hin zu dem naturbelassenen Fichtenholz sowie

den stilprägenden BSH-Lamellen in Silber. Ergänzt wird dieser

Look durch anthrazitfarbene Aluminiumelemente, die dem Büroturm

ein zurückhaltendes, aber elegantes und stimmiges Erscheinungsbild

verleihen. Die Grenze zwischen Natur und Innenraum

Moderne Denk- und Handlungsweisen bedürfen eines entsprechenden

Umfelds. Im Fokus der Innenraumgestaltung standen

daher ein innovatives Bürokonzept inklusive einer zeitgemäßen

scheint durch das gesamte Gebäude hinweg dank der verwendeten

entwerferischen Stilmittel zu verwischen und schafft für die Mitarbeiter

vor Ort ein aktivierendes und wohltuendes Arbeitsumfeld.

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THEURL

INNOVATIVER HOLZBAU

Ingenieurstechnische Holzbaudetails der Königsklasse

Die vertikale Lastabtragung erfolgt über CLT-Wände in Verbindung

mit freistehenden, auf Sicht belassenen BSH-Säulen, die

einer neunzigminütig Brandbeanspruchung standhalten. Dank der

durchdachten Schubkraftübertragung durch Verzahnungen der

Bauteilfugen ist das Gebäude zudem erdbebensicher. Die erfolgreiche

Umsetzung des gesamten Objekts in seiner hohen technischen

Qualität war allein aufgrund des Genauigkeitsgrads im Abbund

und Zuschnitt der einzelnen Bauteile möglich. Entstanden ist ein

lebendiger Showroom, der zum Anfassen einlädt und die gesamte

Bandbreite des Baustoffs Holz virtuos aufzeigt.

Peter Theurl Saal: ein multifunktionaler Seminarraum

Die wesentlichen Leitungsführungen

der Lüftung und

Elektroinstallation wurden am

3D-Modell in Abstimmung auf

das Tragwerk geplant.

Das Gebäude wird über

eine Fußbodenheizung mit der

im eigenen Heizwerk erzeugten

Wärme geheizt und mit Kälteenergie

aus dem Tiefbrunnen

über eine kombinierte Akustik-

Kühldecke klimatisiert.

Um den hohen Brandschutzanforderungen

trotz

Holzbauweise gerecht werden

zu können, wurden das Stiegenhaus

und der Liftschacht mit

Gipsfaserplatten verkleidet.

5x klug gemacht

01

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Der millimetergenaue Abbund

ermöglichte eine direkte Holz-Verbindungen zur Schub-

Die konzeptionellen Holz/

Montage der Fassaden-Glasprofile

auf das Brettschichtholz. Bauteilen aus CLTPLUS und

kraftübertragung zwischen den

BSH übertragen die einwirkenden

Kräfte via Bauteilkontakt

direkt auf das benachbarte

Element, sodass die Verschraubungen

größtenteils „nur“ der

Lagesicherung dienen.

Theresa Theurl

Projektleitung

Mit ihrem Eintritt in den

elterlichen Betrieb ist Theresa

Theurl mutig und entschlossen

ins kalte Wasser gesprungen.

Als sich vor zwei Jahren die

Gelegenheit bot, zuerst die Projektleitung

für den Neubau des

Bürogebäudes in Steinfeld und

anschließend des Headquarters

in Assling zu übernehmen,

stellte die angehende Bauingenieurin

ihr Studium kurzerhand

zurück, um reichlich Praxiserfahrung

zu sammeln: „Für mich

waren die Bauprojekte eine

wertvolle Erfahrung und eine

Möglichkeit, den eigenen fachlichen

Horizont zu erweitern.

Ich bin dankbar, dass mir so viel

Vertrauen entgegengebracht

wurde und ich von Anfang an

volle Verantwortung übernehmen

durfte.“

Steinkasserer Stefan

Technische Produktentwicklung

CLTPLUS

„Der Büroturm von

THEURL darf zurecht als

Benchmark und Vorzeigeobjekt

im mehrgeschossigen Holzbau

mit der höchsten Anforderungskategorie

betreffend der

Brandverhütung gelten. Ein

entsprechender Kernaspekt:

die Ausführung der Tragstruktur

inklusive Stiegenhauskern

in Holzmassivbauweise sowie

die globale Gebäudeaussteifung

mittels weniger CLT-Wandscheiben.“

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THEURL

... UND AN MORGEN DENKEN

Tristan Horx , Zukunftsforscher

2032 – SO ARBEITEN

WIR IN ZUKUNFT

Mit Blick auf die heutige Arbeitswelt lassen sich zwei große Tendenzen beobachten,

die unsere Arbeitsplätze, das Teamgefüge und die Art unserer Arbeit stark

beeinflussen werden. Zum einen gewinnen künstliche Intelligenz (KI), maschinelles

Lernen sowie eine fortschreitende Automatisierung an Bedeutung. Zum anderen

werden Unternehmen in Zukunft verstärkt auf Homeoffce und externe Arbeitskräfte

setzen. Die Arbeitswelt von heute wird es morgen so nicht mehr geben.

2032 – wie wird sich die

Arbeitswelt in den nächsten

zehn Jahren entwickeln?

rung der Lebensverhältnisse.

Aus heutiger Sicht weicht sich

ein solch getakteter Arbeitstag

zunehmend auf. Zuerst

endgültige globale Vernetzung

sozusagen. Insgesamt

stehen wir vor einem riesigen

Lernprozess. Mit Hinblick

rInnen von heute maximale

Flexibilität, Eigenverantwortung

und individuell an die

momentane Lebenssituation

Der Junior-Futurist Tristan Horx steht für die Sichtweise der jungen Trend- und

Zukunftsforschung. Seine Themen kreisen um die Generationenfrage (X/Y/Z, Millennials),

New Work, Individualisierung, Lebensstile und Megatrends. Im Rahmen

des 1998 gegründeten, renommierten Zukunftsinstituts geht der Kulturanthropologe

und Dozent für Trendforschung an der SRH Hochschule Heidelberg der Frage auf

den Grund, welche Trends unsere Gegenwart prägen und welche Rückschlüsse sich

daraus für die Zukunft von Gesellschaft und Wirtschaft ziehen lassen. Im Interview

zeichnet er als Vertreter der sogenannten Millennials einen Ausblick, wie nachkommende

Generationen aus seiner Sicht arbeiten werden.

TRISTAN HORX: Im

deutschsprachigen Kulturraum

entspricht der klassische

Achtstundentag nach

wie vor dem generationentradierten

Standard, der sich aus

dem Industriezeitalter heraus

entwickelt hat. Als eine der

ältesten Forderungen der Arbeiterbewegung

bedeutete die

Durchsetzung dieses genormten

Werktags aus damaliger

Sicht eine enorme Errungenschaft

und extreme Verbesse-

kam der Begriff der Work-Live-Balance

auf – ein Zustand,

in dem Arbeits- und Privatleben

im Einklang stehen. Da

frage ich mich unweigerlich:

lebt man während der Arbeit

nicht? Ich spreche lieber von

einem Work-Life-Blending.

Grob gesagt gewinnt die

Individualität in allen Bereichen.

Der nächste Schritt

könnten dann Workation oder

Co-Workation sein. Bei diesen

Modellen lassen sich Arbeit

und Reisen verbinden – die

auf gewisse Bereiche werden

diese Konzepte nicht auf allen

Ebenen funktionieren. Es

handelt sich aber durchaus

um einen Megatrend, der sich

hier abzeichnet.

Was sind die Anforderungen

an die Arbeitgeber der Arbeitswelt

von morgen?

TRISTAN HORX: Neben

einer sinnstiftenden und erfüllenden

Arbeit wünschen

sich die Berufseinsteige-

angepasste Arbeitszeitmodelle.

Ich sehe eine faire

Entlohnung außerdem als

große Baustelle: unbezahlte

Praktika und prekäre Arbeitsverhältnisse

führen auf lange

Sicht zu einer Aushöhlung des

Systems. Wollen Unternehmen

ihre besten Mitarbeiter-

Innen in Zukunft halten oder

gar erst gewinnen, müssen

sie sich von hierarchischen,

starren Strukturen trennen

– oder damit leben, dass die

Besten ihr Glück in der Selb-

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THEURL

... UND AN MORGEN DENKEN

ständigkeit suchen werden.

zunehmend an Bedeutung und

ein Brennglas noch verstärkt.

Wie werden wir also mit dem

Fachkräftemangel umgehen?

TRISTAN HORX: Der

stellt auch einen gewissen

Wert dar. Das ist freilich der

Tatsache zuzuschreiben, dass

die physische Arbeit im Zuge

der Technologisierung zuneh-

Im besten Fall lässt sich auf

diese Weise Zersiedelung und

Leerstand auf dem Land so

entgegenwirken. Dörfer könnten

zu richtigen Kreativ-Hubs

Arbeitgeber

in der Region

Mangel an qualifiziertem

mend an Bedeutung verliert.

werden, ausgestattet mit

Personal ist sowohl den

Körperliche Fitness ist heute

HyperSpeed WLAN, eigenen

demografischen Entwick-

kein ausschlaggebendes

Co-Working-Spaces, hippen

lungen geschuldet, als auch

der Tatsache, dass wir in der

Ausbildung stets hinterherhinken.

Die AbsolventInnen

von heute wurden sozusagen

im Gestern ausgebildet – ein

Problem unseres trägen Ausbildungssystems.

Fakt ist,

dass sich der Arbeitsmarkt

eindeutig weitaus schneller

weiterentwickelt, als wir mit

dem Bereitstellen von Fachkräften

hinterherkommen.

Das ist an und für sich kein

Problem, wenn wir bedenken,

dass unser Lernen ohnehin

lebenslang kontinuierlich

fortgeführt werden sollte. In

Kriterium mehr dafür, ob ein

Job zufriedenstellend erledigt

werden kann. Das Handwerk

wird dadurch aber nicht

aussterben. Vielmehr nimmt

uns die Automatisierung die

einfachen, repetitiven Arbeitsschritte

ab. Zur Verfeinerung

braucht es dann aber wieder

den Menschen. Das Handwerk

erfährt dadurch sozusagen

eine Aufwertung zum Kunsthandwerk.

Wo werden wir also in Zukunft

wohnen, wo arbeiten und wie

kommen wir zum Arbeitsplatz?

Cafés und selbstverwalteten

Kultureinrichtungen. Dies

funktioniert wiederum nur in

Abhängigkeit vom jeweiligen

Siedlungsraum – man vergleiche

das Inntal und Osttirol!

Das wirkt sich auch auf unsere

Mobilität aus. Während im

urbanen Umfeld öffentliche

Verkehrsmittel, Fahrrad-Trassen

oder e-Mobilität und Car-

Sharing gang und gäbe sind,

können für den ländlichen

Raum Homeoffice und Remote

Arbeitsplätze die ökologischere

Lösung darstellen. Die

Arbeitswelt der Zukunft wird

– und muss – also eindeutig

Die Anforderungen an die Beschäftigten sind heute andere

als noch vor einigen Jahren. Mehr als Körperkraft ist heute Fachkenntnis

gefragt. Schwere Handgriffe werden zugunsten geistig

anspruchsvollerer Tätigkeiten automatisiert. Gefragt sind also

nicht mehr reine Holzversteher, sondern solche, die in der Kombination

von Natur und Hightech ein ideales Arbeitsumfeld sehen.

Wie sich unsere Arbeitswelt in Zukunft entwickeln wird, wird

sich zeigen. Wir können aber bereits jetzt einen Fachkräftemangel

in den handwerklichen Berufen feststellen. Im Rahmen der Digitalisierung

ist das ein Aspekt, der zu einer vermehrten Automatisierung

der Abläufe führt. Gut möglich, dass gerade die klassischen

Lehrberufe irgendwann zu den Top-Verdienern zählen werden.

Derzeit werden rund zwanzig Lehrlinge in unterschiedlichen Berufsgruppen

ausgebildet: von Holztechnik über Elektrotechnik bis

hin zur Informationstechnologie und dem bautechnischen Zeichner.

Sogar eine Doppellehre Elektrotechnik mit Prozesstechnik wird

angeboten.

Zur THEURL-Firmenpolitik gehören zahlreiche Zusatzleistungen

für die Mitarbeiter, die das Arbeiten bei THEURL abrunden.

So konnte 2021 eine Mitarbeiterapp eingeführt werden, welche

als internes Kommunikationsmittel dient und die Mitarbeiter über

aktuelle Ereignisse rund ums Unternehmen informiert. Monatliche

Lebensmittelgutscheine, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten,

Firmenevents und eine betriebliche Gesundheitsförderung werden

dem TEAMTHEURL angeboten. Zur betrieblichen Gesundheitsförderung

zählen die Betriebsärztin sowie gesunde Jause und

frisches Obst.

diesem Sinne muss sich bei

eine weit individuellere sein,

den Unternehmen zuallererst

TRISTAN HORX: Im

als wir sie heute kennen.

eine gewisse Vertrauenskul-

Gegensatz zur Schweiz und

tur etablieren. Wie im anglo-

Deutschland, die einen Urba-

amerikanischen Raum seit

nisierungsgrad von knapp

Jahrzehnten vorgelebt: Schei-

85% bzw. 78% aufweisen,

tern muss möglich sein. Der

beträgt dieser in Österreich

Chef wird infolge zum Coach,

nur knapp 59%*1. Während

der seine MitarbeiterInnen

vor dem Shutdown noch 34%

motiviert und leitet. Wir müs-

der Befragten in Wien wohnen

sen es schaffen, uns von dem

wollten, waren es danach nur

ultimativen Kontrollzwang zu

noch 25%*2. 32% der 16- bis

befreien und Verantwortung

abzugeben. Dann kann sich

jedes Unternehmen seine

eigenen Fachkräfte formen.

Ist die Arbeitswelt von morgen

also auch eine Generationenfrage?

TRISTAN HORX: Ich würde

sagen Nein: das Generationendenken

löst sich allmählich

auf. Erfahrung gewinnt

34-Jährigen würden bei dauerhafter

Homeoffice-Möglichkeit

wiederum die Möglichkeit

in Betracht ziehen, den Wohnort

zu wechseln. Warum all

die Zahlen? Wir beobachten

das Phänomen der sogenannten

Landflucht seit einiger

Zeit. Corona hat dieses Streben

nach mehr Wohnqualität

dank Ruhe, Naturnähe, einem

gesunden Wohnumfeld und

erschwinglichen Mieten wie

Das gesamte Interview ist

auf der Website verfügbar.

Simona Tiefenbacher

Leitung Human Resources

In Bezug auf die Arbeitszeiten

werden die Unternehmen

von morgen flexibel agieren

müssen. Auch das Thema Homeoffice

wird uns erhalten bleiben.

Dennoch: das Teamgefühl,

der Spirit und das Arbeitsklima

haben gerade bei THEURL die

Arbeitswelt von gestern geprägt.

Diese Werte werden auch

in Zukunft Bestand haben und

das Familienunternehmen wei-

terhin zum attraktiven Arbeitgeber

machen. Eine besondere

Bedeutung kommt in diesem

Zusammenhang den Führungskräften

zu, die das TEAM-

THEURL Tag für Tag motivieren

und für ihre Arbeit begeistern.

Eine enorme Herausforderung,

die – gelingt es sie zu meistern

– eine Menge Chancen mit sich

bringt.“

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THEURL

TEAMTHEURL

Der Weg ist das Ziel

Elisabeth Kreuzer,

Abteilungsleitung

für Finanzen und Recht

Mit Ende des Jahres wird Elisabeth Kreuzer bereits 10 Jahre Teil des

TEAMTHEURL sein. Als junge Frau stieg die studierte Juristin als Mitarbeiterin

im Bereich Marketing, Controlling und Recht im Brettschichtholzwerk ein. Zwei

Jahre später wurde sie Assistentin der Geschäftsführung von Hannes Theurl

mit Schwerpunkt Controlling und Recht. Seit 2020 leitet sie die Abteilung für

Finanzen und Recht.

„Neben der Vielfalt meiner

Betätigungsfelder begeistert

mich bei THEURL die Vereinbarkeit

von Beruf und Familie:

wenn beidseitige Flexibilität

und ein stabiles Mitarbeiterteam

gegeben sind, ist es

möglich, auch als junge Mutter

eine anspruchsvolle Position zu

übernehmen.“

Die

Visionärin

Dass sie das Unternehmen voranbringen und den Wandel aktiv

mitgestalten möchte, ist nicht erst seit ihrem laufenden Engagement

in verschiedenen Projektteams klar. Berufsbegleitend

absolvierte Elisabeth zwei Managementstudiengänge: zuerst den

MAS (Klagenfurt), dann den MBA (Graz) mit Schwerpunkt Changemanagement.

Gemeinsam mit ihrem Team aus sieben Kolleginnen

arbeitet Elisabeth beharrlich daran, das Unternehmen THEURL fit

für die Zukunft zu machen.

In ihrem täglichen Job obliegt Elisabeth die Leitung des Finanzbereiches,

ihre Aufgabengebiete umfassen das Rechnungswesen,

Controlling und Liquiditätsmanagement. Auch alles, was

mit Genehmigungen, Behördenverfahren, Vertragsrecht und

Förderwesen zu tun hat, wandert über Elisabeths Tisch. Was auf

den ersten Blick trocken klingen mag, ist unabdingbar für ein

funktionierendes und stabiles Unternehmen. Dazu zählen auch

innovative Projekte, die die Unternehmensweiterentwicklung und

Investitionen betreffen. „Im Zuge des Erhalts der Stabilität unse-

res regional verwurzelten Unternehmens, liegen die zukünftigen

Herausforderungen darin, den Übergang für die nächste Generation

gut zu gestalten und die Unternehmensstruktur entsprechend

anzupassen. Der Klimawandel ist ein weiteres großes Thema, das

nahezu alle Bereiche vom Einkauf bis zur Produktion betrifft.“ In

ihrer Masterarbeit hat sich Elisabeth eingehend mit der Übergabe

an die 4. Generation auseinandergesetzt. Ihre Erkenntnis: „Die soziale

Komponente des Prozesses wird unterschätzt. Juristisch ist

alles zu lösen. Herausfordernd werden die zwischenmenschlichen

Faktoren. Es ist wichtig, dass die Kommunikation im gesamten

Prozess im Fokus bleibt und genügend Zeit dafür verwendet wird,

dass jeder seine Rolle finden kann.“

Mit Blick in die Zukunft gilt es für Elisabeth Kreuzer, die juristischen

und betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen

und im Sinne des TEAMTHEURL an einem Strang zu ziehen, um die

Unternehmenswerte und Firmenkultur auch für zukünftige Generationen

zu erhalten.

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THEURL

... UND AN MORGEN DENKEN

„„Zusammenhalt und

eine gemeinsame

Vision entwickeln.“

Familie Theurl

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