»feine adressen – finest« – Edition Stuttgart I/2022
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24 a | finest special<br />
»Aus drei mach eins«<br />
Anlässlich des 70-jährigen Landesjubiläums blickt <strong>»feine</strong> <strong>adressen</strong> <strong>–</strong> <strong>finest«</strong><br />
auf das Gründungsjahr 1952 zurück<br />
»<br />
Es ist 12 Uhr 30 Minuten […] Mit dieser Erklärung<br />
[…] sind die Länder Baden, Württemberg-Baden und<br />
Württemberg-Hohenzollern zu einem Bundesland vereinigt«,<br />
so Reinhold Maier, zukünftiger Ministerpräsident<br />
des zweitjüngsten deutschen Bundeslandes, anlässlich der<br />
Vereinigung am 25. April 1952. Der DVP-Politiker siegte<br />
mit 64 zu 50 Stimmen über<br />
den Christdemokraten Gebhard<br />
Müller und gründete die erste<br />
Landesregierung aus DVP (später<br />
FDP), SPD und BHE. Zu diesem<br />
Zeitpunkt war das neue Bundesland<br />
im Südwesten der Bundesrepublik<br />
noch namenlos, später sollte es<br />
»Baden-Württemberg« heißen.<br />
Ein Anbeginn mit Tumulten, denn<br />
Maier, der bisher einzige FDP-<br />
Ministerpräsident der bundesdeutschen<br />
Geschichte, forcierte brachial<br />
die Vereinigung, die vor allem im<br />
katholischen Südbaden als »schwäbische<br />
Annexion« gefürchtet wurde.<br />
Im Gegensatz hierzu befürwortete<br />
die CDU sowohl auf Landes- als<br />
auch auf Bundesebene ein gemäßigteres<br />
Vorgehen, auch um die<br />
beginnende Westintegration des<br />
jungen westdeutschen Staates nicht<br />
grundlos aufs Spiel zu setzen. Doch<br />
rückblickend kann gesagt werden,<br />
dass die Entscheidung am 25. April<br />
grundrichtig war <strong>–</strong> es galt nicht, zwei<br />
sich fremde Völker in einen Staat zu<br />
pferchen, sondern zwei nachbarschaftliche<br />
Kulturbereiche aufeinander<br />
abzustimmen. Die Grenzen der<br />
drei Nachkriegsländer waren ohne<br />
Rücksicht auf lokale Faktoren gezogen<br />
wurden und trennten Badener<br />
und Württemberger voneinander.<br />
Ein Zusammenwachsen war also<br />
kein Zwang von außen, sondern<br />
ein natürlicher Prozess von innen<br />
heraus, denn die Bevölkerung<br />
lehnte in großen Teilen die<br />
Dreiländerregelung der Franzosen und US-Amerikaner ab.<br />
Die Bevölkerung war sich einig, eine neue Lösung musste<br />
her. Doch es tat sich ein neues Problem auf <strong>–</strong> wer sollte<br />
führen? 1946 beschloss die Verfassungsgebende Versammlung<br />
Württemberg-Badens (Hauptstadt: <strong>Stuttgart</strong>) die Möglichkeit<br />
des Zusammenschlusses in der Landesverfassung. Hiergegen<br />
© Fotos: Staatsministerium Baden-Württemberg<br />
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